Nachrichten - Werbegemeinschaft Geismar-Treuenhagen
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Haben Sie schon gehört… von Cornelia Hüsing<br />
Eine nicht ganz unbekannte Dame des öffentlichen Lebens – nennen wir sie „Betty“<br />
– musste unlängst die unschöne Erfahrung machen, dass der Mehrheit der Bevölkerung<br />
nichts mehr Freude bereitet, als zu lästern und Gerüchte nicht nur in die Welt<br />
zu setzen sondern diese auch genüsslich, ob privat oder medial, zu diskutieren und<br />
zu verbreiten. Ein Freizeit-Spaß für jedermann. Schon Oscar Wilde, der irische<br />
Skandal-Autor, der bekannt für satirische Gesellschaftskomödien und anrüchige<br />
Romane war, ließ einst verlauten: „Meine eigenen Angelegenheiten langweilen mich<br />
immer zu Tode; ich bevorzuge die anderer Menschen.“ 1 Natürlich liefert nicht jeder<br />
eine so anbetungswürdige Steilvorlage wie oben genannte „Betty“, aber es steht ja<br />
auch nicht jeder im Licht der Öffentlichkeit.<br />
Mit dem Lästern, Klatschen und Tratschen ist es wie mit dem Konsum von unterirdisch<br />
schlechten TV-Formaten, dem Bohren in der Nase und dem Nicht-Trennen<br />
von Müll. Kaum jemand gäbe gerne und freiwillig derlei Missetaten zu, obwohl<br />
(nahezu) jeder sie praktisch täglich begeht, manchmal sogar ohne es zu merken, weil<br />
man sich nämlich schon so sehr daran gewöhnt hat. Wer hat sich nicht schon mal<br />
mit anderen Kollegen über den schlecht sitzenden Anzug des Chefs lustig gemacht?<br />
Oder über die mangelhaften Einpark-Fähigkeiten eines weiblichen Nachbarn? Sobald<br />
man seinen vermeintlich harmlosen Spott mit anderen teilt, ist das übrigens<br />
Lästern. Und auch Gerüchte erfreuen sich bei weiten Teilen der Bevölkerung größter<br />
Beliebtheit. Wer würde denn nicht die Ohren spitzen, wenn Kollege, Bekannter oder<br />
Nachbar ein Gespräch mit den Worten „Hast du schon gehört…?“ eröffnet? Wäre<br />
nicht „Nein, erzähl mal!“ (beinahe) jedermanns Antwort? Das mediale Zeitalter hat<br />
die Grenze zwischen natürlicher menschlicher Neugier und sensationslüsternem<br />
Voyeurismus mittlerweile so aufgeweicht, dass man das eine vom anderen kaum<br />
noch unterscheiden kann. Und ob Informationen wahr sind oder nicht, interessiert<br />
auch niemanden mehr, solange sie entweder das eine oder das andere befriedigen.<br />
Selbst wenn man nicht im Licht der Öffentlichkeit steht, ist man dank Twitter, Facebook,<br />
Google und scharfzüngigen Kollegen, Bekannten oder Nachbarn vor übler<br />
Nachrede nicht wirklich sicher.<br />
Falls Sie also jemals das Objekt solcher Gerüchte und Lästereien werden, gibt es<br />
zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Nummer eins: Machen Sie’s wie „Betty“.<br />
Schreiben Sie ein Buch darüber, wie gemein die anderen Sie in den letzten Jahren<br />
behandelt haben, hacken Sie literarisch auf ihrem Partner herum, vergessen Sie nicht<br />
die Paar-Therapie zu thematisieren und dementieren Sie grundsätzlich alle Gerüchte.<br />
Anderseits ist diese Idee vielleicht doch nicht so gut, denn John B. Priestley, ein<br />
englischer Autor, Journalist und Literaturkritiker hat nämlich mal gesagt: „Unter<br />
einem Dementi versteht man in der Diplomatie die verneinende Bestätigung einer<br />
Nachricht, die bisher lediglich ein Gerücht gewesen ist.“ 2 Oder wählen Sie Möglichkeit<br />
zwei: Pellen Sie sich ein Ei drauf, reichen Sie keine Klage ein und bewahren<br />
sie die Contenance. Für „Betty“ kommt dieser Rat zu spät, aber nicht für Sie.<br />
1 http://www.quotez.net/german/oscar_wilde.htm<br />
2 http://natune.net/zitate/autor/John%20B.%20Priestley<br />
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