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Predigt Weihbischof Anton Leichtfried - Emmaus

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Seite 1/2Christus schafft es,dass das Herz wieder lebendig zu schlagen beginnt!<strong>Predigt</strong> von <strong>Weihbischof</strong> Dr. <strong>Anton</strong> <strong>Leichtfried</strong> anlässlich 30 Jahre <strong>Emmaus</strong>gemeinschaft =Pfarrkirche St. Pölten – Maria Lourdes am 18. 12. 2012zum Evangelium von den Jüngern, die auf dem Weg nach <strong>Emmaus</strong> dem Auferstandenen begegnen (Lk 24, 13-25)Schwestern und Brüder in Christus!Zum dreißigjährigen Jubiläum von <strong>Emmaus</strong> darf natürlich das Evangelium von den <strong>Emmaus</strong>jüngern nicht fehlen. Da gehörtdas richtig dazu.Zuerst waren sie so müde und haben nur noch an den Abend gedacht, ans Schlafengehen: „Bleib bei uns, denn es ist schon Abendgeworden!“ - Und sie waren ganz zerschlagen. Und auf einmal springen sie mitten in der Nacht nochmal auf und laufen zurücknach Jerusalem. Was ist da jetzt inzwischen geschehen? Das ist eine völlige Veränderung der Situation. Was war da dazwischen?Wir wissen es. Wir haben es schon so oft gehört. Und wir müssen es und dürfen es immer wieder hören. Und es nicht vergessen,und es immer wieder neu realisieren und begreifen: Was dazwischen war, ist die Begegnung mit dem auferstandenen Christus.Und er macht das nicht im Schnellverfahren, in Bruchteilen von Sekunden, sondern der geht mit denen – ich weiß nicht wie langes war, aber doch stundenlang - in die verkehrte Richtung. Nicht, weil Jesus sagt: „Es ist eh egal, wie ihr geht, wohin ihr geht.“Sondern weil er denen nahe sein möchte. So lange, bis sie es glauben und begreifen können, dass er lebendig ist, dass er lebt!Die beiden Jünger sind völlig am Sand, sind zerstört, ihre Hoffnungen haben sich zerschlagen. Sie wissen nicht, wie es weitergeht, sie sind blamiert. Wie sollen sie das zu Hause erzählen, bei ihren Familien? Sie haben auf das falsche Pferd gesetzt. Jetztist es öffentlich, jetzt wissen es alle: Das mit dem Jesus, das war Phantasie, war falscher Idealismus, war Illusion. Jetzt ist esöffentlich: Das kann kein Guter gewesen sein. Welches Ende der genommen hat, wissen jetzt alle. Es ist vorbei. So lange, soviel Zeit, so viel Kraft, so viel Leben investiert, und jetzt müssen sie heimgehen! Das zu Hause erklären wird nicht leicht sein!Auf diesem Weg gesellt sich Jesus dazu. Wie gesagt, er geht so lange mit ihnen mit, in die verkehrte Richtung, bissie es glauben können: Ja, dieser Jesus ist lebendig, er lebt. Und dann bekommen sie eine solche Kraft, dass sie, die vorherzerschlagen waren, nichts mehr wissen wollten, zurücklaufen - in der Nacht - nach Jerusalem. Und dann überschlagensich dort auch noch einmal die Ereignisse. Denn sie wollen und müssen unbedingt erzählen, was sie erlebt haben.Aber sie sind nicht die Ersten. Es wollen auch die anderen erzählen, was sie erlebt haben. Es überschlagen sich dieEreignisse: Was die Jünger alle erlebt haben: Wie sie erfahren haben und begreifen können, dass Jesus lebendig ist und lebt.Ich meine, dass es ein sehr gutes Evangelium ist, zum Jubiläum der <strong>Emmaus</strong>gemeinschaft. Ihr in der <strong>Emmaus</strong>gemeinschaft,ihr begleitet Menschen, wo die meisten sagen: Da gibt es nicht viel Hoffnung. Mit denen die meisten im Normalfallgar nicht viel Kontakt haben möchten, wo man sich eher ferne hält. Wie soll es da weitergehen mit denen?


Seite 2/2Ein Ausspruch von dir, lieber Charly (Anm.: <strong>Weihbischof</strong> <strong>Anton</strong> <strong>Leichtfried</strong> wendet sich an <strong>Emmaus</strong>-Gründer und GeschäftsführerKarl Rottenschlager), ich kann mich noch erinnern: „Für uns gibt es keinen hoffnungslosen Fall.“ Und dich hat dann einJournalist gefragt: „Wie können sie solch einen Satz sagen? Wo nehmen sie die Begründung her?“ – Deine Antwort, das ist mirnoch in Erinnerung: Für uns gibt es keinen hoffnungslosen Fall, weil es für Gott keinen hoffnungslosen Fall gibt.Das ist eure Überzeugung, unsere Überzeugung: Auch wenn wir die Hoffnung vielleicht gar nicht sehen, keine Perspektive.Aber für Gott gibt es für jeden Menschen eine Perspektive, gibt es Hoffnung. Und ich meine, es ist auch eure Überzeugung:Ihr begleitet Menschen, die es schwer haben, wo es dunkel ist, wo es Abend wird, die zerschlagen sind, aus der Gewissheitund der Überzeugung heraus: Wenn wir mit diesen Menschen mitgehen, sind wir nicht die ersten. Sondern: Einer geht immerschon mit diesen Menschen mit: Und das ist Christus.Manchmal dürfen wir Menschen mithelfen, dass solche Menschen wieder eine Perspektive bekommen. Aber im Letzten istes Gott, ist es Christus, der es schafft, dass bei dem Leiden nocheinmal das Herz wieder zu brennen beginnt. Brannte nichtunser Herz, als er mit uns mitgegangen ist und uns den Sinn der Heiligen Schrift erklärt hat? Das können wir nicht so einfachmachen. Aber wir können Menschen begleiten in der Gewissheit, dass Christus mit diesen Menschen unterwegs ist und dasser es schafft, dass deren Herz, das vielleicht völlig zerschnitten, verblutet, verhärtet, versteinert ist – dass Christus es schafft,dass das Herz wieder zu brennen beginnt, wieder lebendig zu schlagen beginnt.Als Christen haben wir die große Hoffnung nicht, weil wir so gut sind, weil wir so g´scheit sind, sondern weil Christus mit unsmitgeht und der es immer wieder schaffen kann, unser Herz, unser Leben zum Brennen zu bringen und eine neue Energie zugeben, dass wir Dinge tun, wo wir eine halbe Stunde, einen halben Tag, ein halbes Jahr, zwanzig Jahre vorher gesagt haben:Das gibt es nicht, das geht nicht. Christus kann das in unserem Leben machen.So möchte ich heute beim Jubiläum von <strong>Emmaus</strong> und beim Evangelium von den <strong>Emmaus</strong>jüngern nochmal Dank sagenfür euren Dienst über 30 Jahre: Den vielen Emmäusen, die ihr so viele Menschen begleitet habt und ihnen wieder neueHoffnung gegeben und das ist unglaublich. Ich darf ja hie und da, wenn ich Seminaristen zum Praktikum in die <strong>Emmaus</strong>gemeinschaftschicke dann auch wieder wieder etwas teilhaben, teilnehmen an euren Projekten, wie ihr Menschen begleitet.Und da beginnt auch immer mein Herz zu brennen, wenn ich das erleben darf. Ich möchte heute beim Jubiläumsgottesdienst30 Jahre <strong>Emmaus</strong> mit dem Evangelium von den <strong>Emmaus</strong>jüngern noch einmal unseren Blick auf Christus richten,von dem unsere Hoffnung ausgeht. Und ich möchte das mit einem Text tun, der überschrieben ist „Jesus, du bist anders“:Jesus, du bist andersDu stelltest dich zur Ehebrecherin, als sich alle von ihr distanzierten.Du kehrtest bei dem Zolleinnehmer ein, als sich alle über ihn empörten.Du riefst die Kinder zu dir, als alle sie wegschicken wollten.Du vergabst dem Petrus, als er sich selbst verdammte.Du lobtest die opfernde Witwe, als sie von allen übersehen wurde.Du versprachst dem Schächer das Himmelreich, als alle ihm die Hölle wünschten.Du riefst Paulus in die Nachfolge, als alle ihn als Verfolger fürchteten.Du flohst vor dem Ruhm, als alle dich zum König machen wollten.Du liebtest die Armen, als nur die Reichen etwas galten.Du heiltest Kranke, als sie von allen aufgegeben waren.Du hast geschwiegen, als alle dich verklagten, verspotteten und auspeitschten.Du starbst allein am Kreuz, als alle daheim ihr Pascha feierten.Du nahmst die Schuld auf dich, als alle ihre Hände in Unschuld wuschen.Du erstandest vom Tod, als alle meinten, nun sei es zu Ende.Jesus, du bist anders.Jesus, ich danke dir, dass du anders bist.

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