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NEF-EXPRESS - Nürnberger Eisenbahnfreunde eV

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1/2008 33. Jahrgang Preis: 2,50 Euro<br />

Nummer 129<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong><br />

Das Magazin der <strong>Nürnberger</strong> <strong>Eisenbahnfreunde</strong> e. V.<br />

Mehrtagesfahrt in den Harz<br />

Exkursion zur „Lok-Welt“ nach Freilassing<br />

Die NE 81-Triebwagen


Bernhard Mrugalla war am 14. November 2007 mit Frau Antje in Gestalt von 189 065 beschäftigt,<br />

die nicht nur mit dem „Holland-Latz“, sondern auch mit landestypischen Motiven beklebt ist.<br />

Was man uns „door de bloem“ – wie wir Holländer sagen – mitteilen will, bleibt aber offen.<br />

Am 8. Dezember 2007 machten sich 218 400 und eine Schwestermaschine im Allgäu nützlich.<br />

Michael Mrugalla lichtete sie vor dem EuroCity 194 zwischen Türkheim und Mindelheim ab.


Streik? Na, und? ...<br />

... dachte ich mir an den kritischen Tagen. Als Vielfahrer reagiert man da ja recht<br />

entspannt und das war gut so, denn die Bahn hatte einen exzellenten Ersatzfahrplan<br />

auf die Beine gestellt. Wenn man nicht gerade mit dem IC fahren wollte,<br />

mit dem ICE war man auf den Fernstrecken als Kunde König. Pünktlich und<br />

leer waren die Züge, eine tolle logistische Leistung. Danke!<br />

von Christoph Kretschmer<br />

Weniger Dankbarkeit überkommt mich, wenn ich an den Transrapid denke. Ich überlege natürlich,<br />

ob ich hier objektiv bin, denn nur knapp hundert Meter von meinem Eisenbahnkeller<br />

entfernt soll die geplante unterirdische Trasse verlaufen. Meine H0er haben sich schon zu Streikmaßnahmen<br />

entschlossen. Sie befürchten, durch die massive Konkurrenz des Transrapids in<br />

unmittelbarer Nähe nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. Seit einigen Wochen bewegt sich in<br />

meiner Märklinwelt nichts mehr. Selbst das Gespräch von Margret Sukale und Manfred Schell<br />

auf meinem Sofa vor angeschaltetem Fernseher brachte nichts. Bis Redaktionsschluss wurde<br />

kein Ergebnis erzielt und es ist zu befürchten, dass erstmals an Weihnachten der Modellbahnbetrieb<br />

ruht. Aber ich verstehe die GdMbm (Gewerkschaft der Modellbahnmännchen). Auf<br />

jeden Fall macht es Sinn, das Thema auf breiter Basis zu diskutieren und so ist zu hoffen, dass<br />

ein Volksentscheid ermöglicht wird und ganz Bayern entscheidet, ob die enormen Gelder für<br />

einen Solitär angelegt werden, oder die breite Bevölkerung die Notwendigkeit, die 37,4 km zum<br />

Münchner Flughafen in 9.30 Minuten zu erreichen, wirklich als lebensnotwendig erachtet.<br />

Au weia, hoffentlich bin ich da bei manchen Fortschrittsbesessenen nicht ins Fettnäpfchen<br />

getreten. Apropos „weia“. Was ist denn in die Zugbegleiter im ICE gefahren, dauernd sagen sie<br />

„weia“. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Wenn ich nach Hamburg fahre, heißt es „weia“<br />

Würzburg, Fulda, Göttingen. Wenn ich zurückfahre, „weia“ Hannover, Göttingen …<br />

Bei meinen Streifzügen durch die Republik fiel mir eine originelle Idee der Kunsthalle Bremen<br />

auf. Um den Bezug der Reisen der Malerin Paula Modersohn-Becker aus Worpswede nach<br />

Paris herzustellen, lieh man sich kurzerhand einen Wagen aus, stellte ihn vor die Kunsthalle und<br />

verkaufte aus ihm heraus die Eintrittskarten für „Paula in Paris“. Natürlich verwies man in den<br />

die Ausstellung begleitenden Unterlagen auf die Museumseisenbahn und riet zu einem Besuch.<br />

Meine Lieblingsstadt Paris zu besuchen, muss man mir nicht raten, nun wird es mir richtig<br />

leicht gemacht. Seit 9. Dezember 2007 geht es richtig schnell. So ist es kein Problem, an einem<br />

Tag mal hin- und zurückzufahren, 6.20 Uhr ab München, um 21.40 Uhr bin ich zu den Tagesthemen<br />

rechtzeitig zurück. Von 12.34 Uhr bis 15.24 Uhr bleibt genügend Zeit für einen kurzen<br />

Stadtbummel. Da wird sich meine Frau am Heiligen Abend über meinen Ausflug freuen, denn<br />

die vier Stationen mit der M7 zum Boulevard Haussmann mit seinen Prachtkaufhäusern sind<br />

nur ein Katzensprung. Allein die Weihnachtsbeleuchtung ist schon die Reise wert, bei LaFayette<br />

hat man eine zweite Fassade mit Tausenden von Lichtern vor die Fassade gesetzt, bei Printemps<br />

blitzen in der Kuppel endlos viele Lämpchen in den Himmel. Auf dem Rückweg dann zu den<br />

besten und größten Plattenläden, der Fnac und Virgin auf den Champs Elysées. Paris in der<br />

Adventszeit, schon mal fürs nächste Jahr notieren!<br />

Kommen Sie gut ins neue Jahr, mit uns zu vielen Eisenbahnzielen und bleiben Sie gesund!<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 3


Inhalt<br />

Zwischen zwei Zügen<br />

3 Streik? Na und? ...<br />

Vereinsmeier<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

6 Schienenverkehr und Kultur im Harzer Hexenland<br />

18 Zur Lokwelt Freilassing<br />

22 Sämling 290 und die „Weinschleifenbahn“<br />

Tickettour<br />

Aktuelles<br />

Hintergründiges<br />

Globetrotter<br />

Fahrplan<br />

4<br />

5 Aus dem Vereinsleben<br />

32 Man musste immer kleinere Brötchen backen<br />

35 Noch schnell eine<br />

Nebenbahn in Sachsen-Anhalt<br />

37 Auf der RegioTram in Kassel<br />

40 Wieder eine Winterfahrt ins Erzgebirge<br />

26 Die S-Bahn nach Forchheim<br />

44 Die Triebwagen vom Typ NE 81<br />

50 Ein Blick nach Spanien<br />

30 Veranstaltungskalender<br />

Für die Ausgabe 129 steht die 151 022 als<br />

„Nummerngirl“ bereit. Manch einer wird sich<br />

zunächst vielleicht wundern, welchen Bezug diese Lok<br />

zur Ausgabe 129 hat. Nun – das ist gar nicht so<br />

schwer: Zieht man von der Baureihenbezeichnung<br />

die Ordnungsnummer ab, erhält man genau die Zahl<br />

129.<br />

Bernhard Mrugalla drückte am 21. August 2006<br />

um 16.55 Uhr auf den Auslöser und lichtete die<br />

Lok vor dem CSQ 60136 in Nürnberg Rbf ab.<br />

Und weil ich so lange gesucht habe und es in letzter<br />

Zeit so wenige „Nummerngirls“ gab, hier eine Zugabe:<br />

Michael Mrugalla fotografierte 218 347 am<br />

4. Oktober 2003 im Hamburger Hauptbahnhof.<br />

Und was die Lok mit der Ausgabe 129 zu tun hat,<br />

können Sie jetzt selbst ausrechnen.<br />

Titelbild: Der letzte „alte ALEX“ steht am 8. Dezember 2007 in Immenstadt bereit.<br />

Das Feuerwerk, mit dem Ihnen die Redaktion ein frohes Jahr 2008 wünscht,<br />

ist eine „Spende“ von Sina Graf, das Bild stammt von Michael Mrugalla.<br />

Rücktitel: Am 17. Dezember 1980 war die Welt noch in Ordnung. Die noch recht<br />

junge 120 004 war mit einem Nahverkehrszug von Nürnberg nach Ansbach<br />

unterwegs. Bernhard Mrugalla fotografierte in Heilsbronn.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Aus dem Vereinsleben:<br />

Vereinsjubiläen:<br />

35 Jahre:<br />

223 Zöllner Bernd 01/73<br />

224 Möckel<br />

30 Jahre:<br />

Gert Ulrich 01/73<br />

255 Schöttl<br />

25 Jahre:<br />

Georg 01/78<br />

279 Werner Max 01/83<br />

280 Freudenberger Jörg 02/83<br />

279 Freunde der<br />

Nünberg-Fürther Straßenbahn<br />

20 Jahre:<br />

03/83<br />

307 Kleeberg<br />

15 Jahre:<br />

Gerhard 01/88<br />

334 Eckert Dietrich 01/93<br />

336 Fraunhofer<br />

10 Jahre:<br />

Leonhard 02/93<br />

370 Unger Richard 01/98<br />

372 Hetschl<br />

5 Jahre:<br />

Margaretha 02/98<br />

402 Scharley Orlando 01/03<br />

Der <strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> ist die Vereinszeitschrift der <strong>Nürnberger</strong> <strong>Eisenbahnfreunde</strong> e. V.<br />

Geschäftsstelle: Walter-Flex-Straße 179, 90453 Nürnberg, Tel 09 11 / 63 60 02<br />

Internet: www.nef-online.de<br />

E-Mail: nef@nef-online.de<br />

Konten: Postbank Nürnberg Konto 0094 061 855 (BLZ 760 100 85)<br />

Sonderkonto für<br />

Veranstaltungen: Postbank Nürnberg Konto 0133 165 853 (BLZ 760 100 85)<br />

Redaktion: Michael Mrugalla, Sudetendeutsche Straße 16, 91560 Heilsbronn (verantwortlich)<br />

Gerhard Klug, Görlitzer Straße 8, 91058 Erlangen<br />

Druck: KDD Kompetenzzentrum Digital-Druck GmbH, Nürnberg<br />

Auflage: 200 Exemplare<br />

Erscheinungsweise: Januar, April, Juli, Oktober<br />

Preis: Einzelheft: 2,50 Euro. Für Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen<br />

Vereinsmeier, Impressum<br />

Jahreshauptversammlung 2008<br />

Die Jahreshauptversammlung im Jahr 2008<br />

findet am 16. Februar statt. Diesmal stehen<br />

wieder Wahlen auf der Tagesordnung.<br />

Terminplanung Exkursionen 2008<br />

Nachstehend informieren wir Sie über die<br />

im Jahre 2008 vorgesehenen <strong>NEF</strong> -Exkursionen,<br />

damit Sie Ihre persönliche Terminplanung<br />

vornehmen können:<br />

29. März 2008: Ziel noch in Planung<br />

26. April 2008: Ziel noch in Planung<br />

14. Juni 2008: Ziel noch in Planung<br />

26. Juli 2008: Waggonfest in Stein<br />

18. September 2008 - Mehrtagesfahrt, voraus-<br />

22. September 2008: sichtlich in die Schweiz<br />

25. Oktober 2008: Ziel noch in Planung<br />

22. November 2008: Gesellige Halbtagesfahrt<br />

Änderungen der Termine sind evtl. möglich.<br />

Die Ziele der einzelnen Exkursionen werden<br />

Ihnen voraussichtlich Mitte Januar 2008<br />

mitgeteilt.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 5


<strong>NEF</strong> on tour<br />

Schienenverkehr und Kultur im Harzer Hexenland<br />

Gut 14 Jahre nach der ersten Mehrtagesfahrt in den Harz lud unser Reiseleiter,<br />

Kurt Müller, vom 20. September 2007 bis 24. September 2007 erneut zu einer<br />

Studienreise in diese Region. Jörg Freudenberger, Bernhard Fechner, Georg<br />

Oßwald, Matthias Köhler und Ulrich Montfort berichten auf den folgenden<br />

Seiten von dieser Exkursion.<br />

Donnerstag, 20. September:<br />

6<br />

von Jörg Freudenberger<br />

Am vorletzten Donnerstag im September<br />

2007 trafen sich am Vormittag rund<br />

30 Eisenbahnfreude zur bevorstehenden Exkursion<br />

335 in der Osthalle des <strong>Nürnberger</strong><br />

Hauptbahnhofs. Die Gruppe bestieg den<br />

ICE 882 nach Kassel-Wilhelmshöhe, der an<br />

diesem Tag von 401 055 gefahren wurde.<br />

Von dort befuhren wir die Halle-Kasseler<br />

Eisenbahn in der Gegenrichtung bis Nordhausen.<br />

Nach der Ankunft in Nordhausen, der Geburtsstadt<br />

von Lothar de Maizière, dem letztenMinister-<br />

präsidenten der DDR, liefen wir einfach<br />

quer über den Bahnhofsplatz in die<br />

Bahnhofsstraße, um dort durch die zweite<br />

oder dritte Tür auf der rechten Seite in unser<br />

Hotel zu gehen.<br />

Nordhausen liegt am Flüsschen Zorge in<br />

Thüringen und war bis 1802 eine freie<br />

Reichsstadt. Heute ist Nordhausen Kreisstadt<br />

des gleichnamigen Landkreises.<br />

Um 15.00 Uhr trafen wir uns dann wieder<br />

an der Straßenbahnhaltestelle Bahnhofsplatz,<br />

um im Bistrotriebwagen Nummer 59<br />

das kleine, aber feine Straßenbahnnetz von<br />

Nordhausen zu erkunden.<br />

Nordhausen hat nur zwei<br />

Linien mit einer<br />

Bernhard Mrugalla lichtete auf dem Bahnhofsvorplatz zwei „Combino“ der Stadtwerke Nordhausen ab.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Die Stadt Nordhausen:<br />

Nordhausen liegt auf 185 m ü. NN und war<br />

bis 1802 neben Mühlhausen eine von zwei<br />

freien Reichsstädten in Thüringen.<br />

Das bedeutendste Bauwerk Nordhausens ist der Nordhäuser<br />

Dom Zum Heiligen Kreuz aus der romanisch-gotischen<br />

Zeit. Bekannt ist die Stadt auch für ihre<br />

Spirituosenherstellung (z. B. Nordhäuser Doppelkorn).<br />

Die Stadtfläche von Nordhausen beträgt 89,32 km², die<br />

Einwohnerzahl 43.350.<br />

Nordhausen wurde am 13. Mai 927 in einer Schenkungsurkunde<br />

Heinrichs I. an seine Frau Mathilde<br />

erstmals urkundlich erwähnt. Eine frühere Siedlung lässt<br />

sich jedoch schon bis ins Jahr 785 nachweisen, als die<br />

fränkische Siedlung „Nordhausen“ am Frauenberg entsandt.<br />

Etwa zwischen 908 und 912 erbaute Heinrich I.<br />

die Burg Nordhausen.<br />

1220 wurde Nordhausen von Kaiser Friedrich II. zur<br />

Freien Reichsstadt erhoben, 1430 trat Nordhausen der<br />

Hanse bei.<br />

1507 wurde die Produktion von Branntwein in der<br />

Stadt erstmalig urkundlich erwähnt; der so genannte<br />

Streckenlänge von insgesamt 6,6 Kilometern.<br />

Wolfgang Schneck verglich die Verhältnisse<br />

in Nordhausen mit dem deutlich größeren<br />

Solingen und wunderte sich, dass in dem kleinen<br />

Städtchen Nordhausen die Straßenbahn<br />

werktags im Zehn-Minuten-Takt fährt.<br />

Im Bistro-Wagen konnten wir<br />

uns Getränke und kleine Leckereien<br />

kaufen. Die Reiseleitung<br />

spendierte jedem Mitreisenden<br />

eine Tasse Kaffee und ein<br />

Stückchen Kuchen. Etwa die<br />

Hälfte unserer Gruppe musste<br />

allerdings beweisen, dass sie im<br />

Stehen Kaffee trinken kann.<br />

In die Rundfahrt war eine kleine<br />

Besichtigung des Betriebshofs<br />

eingebaut, dort konnten der in<br />

Wismar gebaute Wagen 23 und<br />

weitere, teils historische<br />

Straßenbahnwagen besichtigt<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Nordhäuser Korn brachte die Stadt im Mittelalter zu Reichtum.<br />

In Spitzenzeiten gab es über 100 Brennereien in<br />

der Stadt. Auch Kautabak wurde damals in Nordhausen<br />

produziert.<br />

1866 erhielt Nordhausen Anschluss an die Eisenbahn<br />

aus Halle (Saale), die Fortsetzung nach Heiligenstadt und<br />

Kassel wurde ein Jahr später eröffnet.<br />

Von 1937 bis 1945 befand sich bei Nordhausen das<br />

Rüstungszentrum und ab August 1943 das Konzentrationslager<br />

Dora-Mittelbau, in welchem nach dem Angriff<br />

auf Peenemünde die Produktion der sogenannten<br />

Vergeltungswaffen, vor allem der neuen V2, aber auch<br />

der älteren V1, stattfand.<br />

Am 3. und 4. April 1945 wurde die Stadt durch britische<br />

Luftangriffe zu drei Vierteln zerstört, wobei etwa<br />

8.800 Menschen ums Leben kamen, weitere 20.000<br />

wurden obdachlos.<br />

Die kriegszerstörte Innenstadt von Nordhausen wurde<br />

in den 1950er/60er Jahren wieder neu aufgebaut.<br />

Nach Auflösung der Länder in der 1949 gegründeten<br />

DDR gehörte die Stadt von 1952 bis zur<br />

Neukonstituierung Thüringens als Bundesland 1990 zum<br />

Bezirk Erfurt.<br />

werden. Anschließend brachte uns unser<br />

Leiter dann zum Bahnhofsplatz zurück.<br />

Es war dann noch etwas Zeit zum Bummeln<br />

oder Einkaufen, bevor wir uns dann<br />

im Café Wien zum Abendessen trafen.<br />

Dieter Scholz fotografierte für uns den Wagen 59 der Stadtwerke Nordhausen,<br />

der sich seinen Strom inzwischen als „Schienen-Bistro“ verdient.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 7


<strong>NEF</strong> on tour<br />

von Bernhard Fechner<br />

Freitag, 21. September:<br />

Der Tag begann um 8.15 Uhr mit einer Stadtführung<br />

in Nordhausen in zwei Gruppen.<br />

Unsere Gruppe startete am Bahnhof, wo<br />

1866 die ersten Züge aus Halle(Saale) in<br />

Nordhausen hielten. Die Verbindung in<br />

Richtung Kassel folgte ein Jahr später.<br />

Nordhausen wurde 927 erstmals in einer<br />

Urkunde erwähnt und entwickelte sich bis<br />

1220 zur Freien Reichsstadt. 1430 wurde die<br />

Stadt Mitglied des Hansebundes, was dem<br />

wirtschaftlichen Wohlergehen zugute kam.<br />

Seit 1507 ist der bekannte „Nordhäuser<br />

Korn“ urkundlich und wird somit in diesem<br />

Jahr 500 Jahre alt.<br />

1899 fuhr der erste Zug auf der<br />

Schmalspurstrecke mit 1.000 mm Spurweite<br />

auf den Brocken. Noch Anfang April 1945<br />

wurde Nordhausen massiv bombardiert, es<br />

gab fast 9.000 Tote und die gesamte<br />

historische<br />

8<br />

Nordhausen und der Maschinenbau:<br />

Von der „Montania AG“ in Nordhausen,<br />

vormals „Gerlach & König“, werden seit<br />

1907 Verbrennungsmotorlokomotiven gebaut. Im Jahr<br />

1912 wird die Montania von der Maschinenbau-Firma<br />

Orenstein & Koppel übernommen und in „Orenstein &<br />

Koppel AG – Nordhausen“ umbenannt. Bis 1935 werden<br />

hier 5.299 Lokomotiven hergestellt, bis zur letzten<br />

Lieferung 1942 insgesamt 9.371 Stück, darunter<br />

vermutlich auch die DR-Dampflokomotiven-Baureihe<br />

50 und die Kriegslokomotive BR 52. Im Januar 1942<br />

wird der Lokomotivbau einschließlich 421 bereits begonnener<br />

Lokomotiven nach Prag verlagert. Nach<br />

Kriegsende wird der Lokomotivbau in Nordhausen nicht<br />

wieder aufgenommen.<br />

Während der Ära der DDR wurden im „VEB Schwermaschinenbau<br />

NOBAS Nordhausen“ unter anderem<br />

Bagger hergestellt. Der Betrieb wurde in den neunziger<br />

Jahren von der GP Günter Papenburg AG übernommen<br />

und firmiert als deren Betriebsteil Nordhausen.<br />

Es werden hauptsächlich Motorgrader, Komponenten<br />

für Baumaschinen sowie Seilbagger hergestellt.<br />

Ebenfalls wurden zu DDR-Zeiten im VEB IFA Motorenwerke<br />

Nordhausen LKW-Motoren für die LKW W 50<br />

und L 60 gebaut. Nach der Privatisierung konnte sich<br />

der Betrieb noch bis 1996 halten und ist seitdem insolvent.<br />

Altstadt wurde zerstört. Die zu DDR-<br />

Zeiten im „Plattenstil“ gebauten Wohnanlagen<br />

erfuhren nach der Wende eine<br />

recht ansehnliche Neugestaltung<br />

und<br />

Der Zug HSB 8920 aus Nordhausen wurde von 99 7242 nach Drei Annen Hohne gebracht. Dort setzte sich die<br />

Schwesterlok 99 7245 an das andere Zugende und zog ihn weiter zum Brocken. Dieter Scholz beobachtete das Treiben.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


auch die Thüringische Landesgartenschau in<br />

2004 brachte Mittel zur Verschönerung in<br />

die Stadt.<br />

Der Brocken war während der SED-Periode<br />

als militärisches Sperrgebiet absolut tabu<br />

und von russischen Streitkräften als „Horchposten“<br />

nach Westen sehr geschätzt. Er war,<br />

wie die Harzer sagten, „der höchste Berg der<br />

Welt, denn keiner kommt bis rauf“. Leider<br />

hält auch im Harzer Land der Trend zur Abwanderung<br />

an, so dass Nordhausen heute<br />

noch ungefähr 43.000 Einwohner hat.<br />

Um 10.14 Uhr startete der planmäßige<br />

Dampfzug mit Lok 99 7242 bei herrlichem<br />

Spätsommerwetter zur Brockenfahrt.<br />

Unterwegs gab es neben Erfrischungen im<br />

Büfettwagen bei Zugkreuzungen in Ilfeld,<br />

Eisfelder Talmühle, Drei Annen Hohne (plus<br />

Wasserfassen) und Schierke genügend<br />

Fotografiermotive, vorausgesetzt, die vielen<br />

Menschen ließen einen guten Schnappschuss<br />

zu. Um 13.31 Uhr wurde das Brockenplateau<br />

erreicht.<br />

Der Aufenthalt auf dem<br />

Brocken konnte in-<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

dividuell gestaltet werden und zur Rückfahrt<br />

nach Nordhausen standen jedem Teilnehmer<br />

drei Züge unterschiedlicher Gattung zur Verfügung.<br />

Der Dampfzug startete bereits um<br />

14.38 Uhr und gelangte um 17.40 Uhr nach<br />

Nordhausen. Die späte Variante verließ den<br />

Brocken 16.08 Uhr als Dampfzug, fuhr ab<br />

Drei Annen Hohne als Dieseltriebwagen und<br />

kam um 19.10 Uhr in Nordhausen an.<br />

Die „Zwischenlösung“ fuhr um 15.26 Uhr<br />

mit Zuglok 99 7239 bis Schierke. Dort wurde<br />

dann der bekannte „Schierker Feuerstein“<br />

verkostet und Lok 99 7245 brachte uns<br />

16.47 Uhr rechtzeitig nach Drei Annen Hohne,<br />

von wo der bereits erwähnte Triebwagen<br />

187 016 ab 17.05 Uhr gemütlich in Richtung<br />

Nordhausen tuckerte.<br />

An der Station Tiefenbachmühle wurde<br />

dem Triebwagenführer von einem dort grillenden<br />

Kollegen eine Bratwurst gereicht.<br />

Noch ein Fahrzeugwechsel<br />

in Eisfelder<br />

Talmühle, und<br />

der Triebwagen<br />

187 017 brachte<br />

uns zurück zum<br />

Abendessen ins<br />

Cafe Wien.<br />

Am Brocken war viel geboten. Da war es nur gut, dass der Aufenthalt individuell gestaltet werden konnte. Dieter Scholz<br />

zum Beispiel nutzte die Gelegenheit und lichtete einen Sonderzug mit NWE T3 und einem „Beiwagen“ ab.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 9


<strong>NEF</strong> on tour<br />

von Georg Oßwald<br />

Samstag, 22. September:<br />

Unsere Fahrt beginnt wie am Vortag am<br />

Bahnhof Nordhausen Nord, aber nicht am<br />

Bahnsteig, sondern am Bahnhofsplatz an der<br />

Straßenbahnhaltestelle. Für das kurze Stück,<br />

das sie vom Bahnhof bis zur Haltestelle und<br />

zurück fahren, sind die Triebwagen der HSB<br />

„nach BO Strab zugelassen“.<br />

Wie wir einer Anschrift des in Richtung<br />

Hasselfelde vorderen Triebwagens entnehmen<br />

können, ist gerade heute der letzte Tag<br />

seiner verlängerten Untersuchungsfrist.<br />

Bei strahlender Morgensonne besteigt<br />

unsere Gruppe den vorderen der beiden<br />

Halberstädter Triebwagen (Baujahr 1999),<br />

der Zug bringt uns auf der gleichen<br />

Strecke wie gestern<br />

zum Bahnhof Eisfelder<br />

Talmühle, unserTriebwagen<br />

fährt<br />

wei-<br />

10<br />

ter nach Stiege auf der erst 1905 eröffneten<br />

Strecke, die ihren Bau dem Umstand verdankt,<br />

dass die Bevölkerung des damals<br />

braunschweigischen Hasselfelde wirtschaftlich<br />

mehr nach dem preußischen Nordhausen<br />

als dem anhaltischen Harzgerode orientiert<br />

war. Weiter geht die Fahrt nach<br />

Hasselfelde, dem Endpunkt der Strecke, und<br />

gleich wieder zurück über Stiege nach<br />

Alexisbad.<br />

In Stiege wird der wegen einer Zugkreuzung<br />

nötige Aufenthalt zu einer Fahrt<br />

durch die dort seit 1983 vorhandene Wendeschleife<br />

benützt.<br />

Von Alexisbad aus bringt uns der selbe<br />

Triebwagen hinauf nach Harzgerode und<br />

nach einer ca. einer halbstündigen Pause<br />

zurück nach<br />

Alexisbad.<br />

In Stiege bot sich die Gelegenheit, den Prototyp-Neubautriebwagen 185 015 neben einem „Serienfahrzeug“ in Gestalt von<br />

187 019 abzulichten. Bernhard Mrugalla war zur rechten Zeit am rechten Ort.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Die Triebfahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB)<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Nummer Achsfolge Fabriknummer Leistung Bemerkung/Herkunft<br />

99 5901 B’Bn4vt Jung 1897/258 270 PSi ex DR, NWE 11<br />

99 5902 B’Bn4vt Jung 1897/261 270 PSi ex DR, NWE 12<br />

99 5903 B’Bn4vt Jung 1898/345 270 PSi ex DR, NWE 13, abgestellt<br />

99 5906 B’Bn4vt MBG 1918/2052 230 PSi ex DR, NWE 41<br />

99 6001 1‘C1‘h2 Krupp 1939/1875 540 PSi ex DR, NWE 21<br />

99 6101 Ch2t Henschel 1914/12879 380 PSi ex DR, NWE 6, Leihgabe an IG HSB<br />

99 6102 Cn2t Henschel 1914/12880 300 PSi ex DR, NWE 7, Leihgabe an FKS<br />

99 222 1‘E’h2t Schwartzkopf 1931/9921 750 PSi ex DR 99 7222<br />

99 7231 1‘E’h2t LKM 1954/134008 700 PSi ex DR, abgestellt<br />

99 7232 1‘E’h2t LKM 1954/134009 700 PSi ex DR<br />

99 7233 1‘E’h2t LKM 1954/134010 700 PSi ex DR, abgestellt<br />

99 7234 1‘E’h2t LKM 1954/134011 700 PSi ex DR<br />

99 7235 1‘E’h2t LKM 1954/134012 700 PSi ex DR<br />

99 7236 1‘E’h2t LKM 1955/134013 700 PSi ex DR<br />

99 7237 1‘E’h2t LKM 1955/134014 700 PSi ex DR<br />

99 7238 1‘E’h2t LKM 1955/134015 700 PSi ex DR<br />

99 7239 1‘E’h2t LKM 1955/134016 700 PSi ex DR<br />

99 7240 1‘E’h2t LKM 1955/134017 700 PSi ex DR<br />

99 7241 1‘E’h2t LKM 1955/134018 700 PSi ex DR<br />

99 7242 1‘E’h2t LKM 1955/134019 700 PSi ex DR<br />

99 7243 1‘E’h2t LKM 1955/134020 700 PSi ex DR<br />

99 7244 1‘E’h2t LKM 1955/134021 700 PSi ex DR, abgestellt<br />

99 7245 1‘E’h2t LKM 1955/134022 700 PSi ex DR<br />

99 7246 1‘E’h2t LKM 1955/134023 700 PSi ex DR, abgestellt<br />

99 7247 1‘E’h2t LKM 1956/134024 700 PSi ex DR, abgestellt, Leihgabe an FKS<br />

199 005 C LKM 1964/250352 75 kW ex DR, abgestellt, Leihgabe an IG HSB<br />

199 006 C LKM 1964/250353 75 kW ex DR, abgestellt, Leihgabe an IG HSB<br />

199 010 B BMAG 1934/10224 59 kW ex DR 100 325, abgestellt, Leihgabe an FKS<br />

199 011 B Jung 1935/5668 59 kW ex DR 100 639<br />

199 012 B BMAG 1934/10164 59 kW ex DR 100 213, abgestellt<br />

199 301 C LKM 1966/263001 147 kW ex DR, abgestellt<br />

199 861 C’C’ LEW 1976/15379 883 kW ex DR 110 861, modernisiert<br />

199 871 C’C’ LEW 1976/15389 883 kW ex DR 110 871, modernisiert<br />

199 872 C’C’ LEW 1976/15390 883 kW ex DR 110 872, modernisiert<br />

199 874 C’C’ LEW 1976/15392 883 kW ex DR 110 874, modernisiert<br />

199 877 C’C’ LEW 1978/16371 883 kW ex DR 110 877, abgestellt<br />

199 892 C’C’ LEW 1978/16386 883 kW ex DR 110 892<br />

GHE T1 1A Dessau 1933/3046 125 PS ex DR 187 001, GHE<br />

NWE T3<br />

187 011<br />

Bo’Bo’<br />

B’2'<br />

Wismar/BBC 1940 328 PS<br />

Talbot 1955/97519 von Matthias Köhler 210 PS<br />

ex DR 187 025, NWE<br />

ex Langeoog T1<br />

187 012 B’B’ Fuchs 1955/9107 2x 210 PS ex Langeoog T3<br />

187 013 B’2' Talbot 1955/97520 210 PS ex Langeoog T4<br />

187 015 B’2' Wittenberge 1996 330 PS -<br />

187 016 B’2' Halberstadt 1999/01/1999 328 PS -<br />

187 017 B’2' Halberstadt 1999/02/1999 328 PS -<br />

187 018 B’2' Halberstadt 1999/03/1999 328 PS -<br />

187 019 B’2' Halberstadt 1999/04/1999 328 PS -<br />

Dort besteigen wir den mit der Malletlok<br />

99 5906 bespannten Zug nach Quedlinburg.<br />

Dieser fährt zunächst im Selketal hinab<br />

nach Mägdesprung und dann über das<br />

Ramberg-Massiv mit Steigungen bzw.<br />

Gefällen bis zu 1:25 nach Gernrode (bis 2006<br />

Anfangs- bzw. Endpunkt der Selketalbahn).<br />

Schließlich erreichen wir über die von 2005<br />

bis 2006 von Normal- auf Meterspur<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 11


<strong>NEF</strong> on tour<br />

umgespurte ehemalige DB-Strecke den<br />

neuen Endpunkt Quedlinburg.<br />

Am Bahnhofsvorplatz beginnt unsere<br />

Stadtrundfahrt mit einer aus Zugmaschine<br />

und Anhängern bestehenden, äußerlich einem<br />

Eisenbahnzug nachgebildeten<br />

Touristenbahn, wie es sie in vielen Städten<br />

gibt. Bei der Fahrt ist allzu deutlich zu spüren,<br />

dass eine Fahrt auf Schienen viel angenehmer<br />

ist als auf dem holperigen Kopfsteinpflaster<br />

der historischen Altstadt von<br />

Quedlinburg. Die Fahrt endet am Marktplatz<br />

und jeder kann individuell zu Fuß zum Bahnhof<br />

zurückkehren.<br />

Die Malletlok 99 5906 bringt unseren Zug<br />

nach Alexisbad zurück und wir steigen in<br />

einen Omnibus um, der uns nach Eisfelder<br />

Talmühle bringen sollte, weil eine Fahrt mit<br />

dem nächsten fahrplanmäßigen Zug uns zu<br />

spät nach Nordhausen gebracht hätte und<br />

für eine Sonderfahrt kein Triebwagen verfügbar<br />

war.<br />

Sonntag, 23. September:<br />

12<br />

von Matthias Köhler<br />

Ebenso wie am Sonnabend bestiegen wir bei<br />

genauso schönem Spätsommerwetter den<br />

Triebwagen in Richtung Eisfelder Talmühle.<br />

Allerdings drängten wir uns heute in den<br />

vorderen der beiden Triebwagen, um bis<br />

Wernigerode durchfahren zu können. Nach<br />

einem längeren Kreuzungshalt in Eisfelder<br />

Talmühle gab es eine außerplanmäßige Kreuzung<br />

mit dem Triebwagen 187 012 in Benneckenstein,<br />

die unserer Bahn bis Drei<br />

Annen Hohne eine leichte Verspätung einbrachte.<br />

Von Drei Annen Hohne in 534 m<br />

Höhe ging es in gemütlicher Fahrt talwärts<br />

ins 234 m tief gelegene Wernigerode.<br />

Unser Reiseleiter Kurt Müller disponiert<br />

aber spontan um und läßt den Bus nach Stiege<br />

fahren. Dort erreichen wir tatsächlich<br />

(wenn auch knapp) den Triebwagen der HSB<br />

(diesmal den „Wittenberger“, 187 015 von<br />

1996), mit dem wir statt um 19.40 Uhr schon<br />

um 19.10 Uhr in Nordhausen ankommen.<br />

Unser Abendessen können wir, weil der Wirt<br />

per Handy verständigt wurde, auch schon<br />

eine halbe Stunde früher als geplant einnehmen.<br />

Für die Fahrt mit der Bahn von Stiege nach<br />

Alexisbad haben wir am Vormittag 50 Minuten<br />

gebraucht, die Fahrzeit des Omnibusses<br />

von Alexisbad nach Stiege betrug gerade<br />

die Hälfte, nämlich 25 Minuten. Dies<br />

zeigt eindrucksvoll, wie weit moderner Strassenverkehr<br />

dem traditionellen Schienenverkehr<br />

vor allem bei relativ kurzen Beförderungsstrecken<br />

überlegen ist. Wen wundert<br />

es deshalb, dass sich die Bahn immer mehr<br />

aus der Bedienung der Fläche zurückzieht?<br />

Kurz nach dem Betriebsbahnhof Drängetal<br />

folgte der einzige Tunnel der HSB, der<br />

70 m lange Thumkuhlenkopftunnel durch<br />

den Hornfelsen. Immer weiter talwärts erreichten<br />

wir nach zwei engen Schleifen die<br />

Talsohle im Wernigeröder Stadtteil Hasserode.<br />

Die Bierbrauerei gleichen Namens wurde<br />

allerdings inzwischen ins neue Gewerbegebiet<br />

verlagert. Weiter ging es hier ähnlich<br />

einer Überlandstraßenbahn durch Vorgärten<br />

und neben romantischen Wegen zur berühmten<br />

Straßenkreuzung am Westerntor.<br />

Hier fuhren wir mit unserem Triebwagen<br />

quer über die ampelgesicherte Kreuzung unmittelbar<br />

vor dem spätmittelalterlichen Stadttor.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Im Bahnhof Wernigerode<br />

Westerntor trennten sich die<br />

Wege der <strong>NEF</strong>ler: Zum einen<br />

gab es für die erste Gruppe eine<br />

Besichtigung der HSB-Fahrzeugwerkstatt<br />

(Bericht hierzu auf Seite<br />

14). Die zweite Gruppe scharte<br />

sich um eine Stadtführerin, die<br />

uns in einer Stunde die schönsten<br />

Ecken und Plätze der „bunten<br />

Stadt am Harz“ zeigte.<br />

Dabei erhielten wir gleichzeitig<br />

einen kurzen Überblick über<br />

die Stadtgeschichte. An vorbildlich<br />

restaurierten Fachwerkhäusern<br />

vorbei spazierten wir über die Ringund<br />

die Heidestraße zum Marktplatz mit<br />

dem neugotischen Wohltäterbrunnen und<br />

dem allseits bekannten reich verzierten Rathaus.<br />

Durch die Klintgasse kamen wir am<br />

„Schiefen Haus“ vorbei zur Kirche<br />

St. Sylvestri am Oberpfarrkirchhof. Hier<br />

weilte dereinst Geheimrat Goethe anno 1777<br />

bei einer seiner Harzreisen, die ihn auch auf<br />

den Brocken geführt hatte. Beim Gang zurück<br />

zum Ausgangspunkt am Westerntor<br />

hatten wir einen herrlichen Blick hinauf zum<br />

Schloss, das hoch über der Stadt thront.<br />

Anschließend fuhren wir mit einem<br />

Dampfzug der HSB die letzten tausend Meter<br />

zum Bahnhof Wernigerode.<br />

Mit einem Triebwagen des Harz-Elbe-Express<br />

(HEX) gelangten wir in nicht einmal<br />

20 Minuten über den einst bedeutenden<br />

Kreuzungsbahnhof Heudeber-Danstedt in<br />

die alte Bischofsstadt Halberstadt. Hier warteten<br />

wir vor dem Bahnhof auf die Ankunft<br />

des Straßenbahnsondertriebwagens Nr. 36<br />

der Reihe „Gotha“, Baujahr 1956. Für unse-<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Monika Mrugalla hatte sich der Gruppe „Stadtführung“ angeschlossen. Dabei<br />

bot sich die Möglichkeit für dieses Foto der Altstadt.<br />

re große Gruppe war dieses Fahrzeug entschieden<br />

zu klein.<br />

Wir befuhren dennoch das gesamte Streckennetz<br />

von gerade einmal 10,5 km. Auf<br />

Meterspur ging es in rascher Fahrt zunächst<br />

durch die Altstadt, die Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges zu 80% zerstört wurde. Über ein<br />

erstes eingleisiges Streckenstück erreichten<br />

wir den nördlichen Endpunkt der Linie 1<br />

„Friedhof“, an dem wir über ein Gleisdreieck,<br />

das gleichzeitig als Depoteinfahrt<br />

dient, wendeten. Über eine Gleisverbindung<br />

in der Dominikanerstraße ging es durch die<br />

Altstadt mit vorbildlich restaurierten Fachwerkhäusern<br />

zur Vogtei und weiter über eine<br />

in den 1990er Jahren gebaute eingleisige Verlängerungsstrecke<br />

zum neuesten Endpunkt<br />

der Halberstädter Straßenbahn am Sargstedter<br />

Weg. Nach dem obligatorischen,<br />

Fotohalt fuhren wir durch die Altstadt, den<br />

Dom halb umrundend, am Holzmarkt vorbei<br />

auf dem südwestlichen Linienast Richtung<br />

Klus am Fuße der Spiegelberge. Auf der<br />

Rückfahrt zum Hauptbahnhof machten wir<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 13


<strong>NEF</strong> on tour<br />

noch einen Fotohalt an der niveaugleichen<br />

Kreuzung mit der DB-Strecke nach Blankenburg<br />

am Harz. Am Bahnhof hatten wir<br />

schließlich Zeit und Gelegenheit für eine<br />

Pause, bevor wir mit einem HEX den Ostharz<br />

im Uhrzeigersinn halb umrundeten.<br />

In Sandersleben (Anhalt) kamen wir, nachdem<br />

wir die „Kanonenbahn“ Berlin –<br />

Wetzlar – Metz bei der Einfahrt gekreuzt hatten,<br />

auf der Ostseite des Inselbahnhofs an.<br />

Auf der Westseite warteten wir dann auf den<br />

RE Magdeburg – Erfurt, den wir allerdings<br />

nur bis Sangerhausen benutzten. Dabei kamen<br />

wir schon mal an Hettstedt und Klostermansfeld<br />

vorbei, die wir am Montag noch<br />

näher kennen lernen sollten. Zwischen dem<br />

„Trennungsbahnhof“ Blankenheim, wo wir<br />

Besichtigung der Werkstatt<br />

Nach der Zugfahrt Nordhausen – Wernigerode<br />

Westerntor teilte sich die Reisege-<br />

14<br />

von Bernhard Fechner<br />

uns in die Strecke von Halle (Saale) her einfädelten,<br />

und dem Bahnhof Blankenheim<br />

fuhren wir durch den 875 m langen Blankenheimer<br />

Tunnel unter dem Hornburger Sattel.<br />

Ein letztes Mal mussten wir schließlich<br />

in Sangerhausen umsteigen. Mit einem RE<br />

Halle – Kassel durchquerten wir in der letzten<br />

halben Stunde unserer Tagestour die<br />

„Goldene Aue“, eine breite, fruchtbare Niederung<br />

zwischen Harz und Kyffhäuser.<br />

Dieser Bergrücken ist ja bekannt für seine<br />

Kalksteinhöhlen (Barbarossahöhle) und das<br />

weithin sichtbare, 1896 errichtete Kyffhäuserdenkmal<br />

mit den Figuren Barbarossa<br />

und Wilhelm I. So erreichten wir den Ausgangspunkt<br />

unserer Ostharzrundreise Nordhausen<br />

in schönstem Abendsonnenschein.<br />

sellschaft – wie schon erwähnt – in zwei<br />

Gruppen, eine zur Stadtführung, die zweite<br />

Gruppe aus acht <strong>Eisenbahnfreunde</strong>n infor-<br />

Dieter Scholz hatte beim Rundgang durch die HSB-Werkstatt seine Kamera dabei und machte unter anderem dieses Bild.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


mierte sich in der zentralen Werkstatt der<br />

HSB. Hier wird das gesamte Wagenmaterial<br />

gewartet und soweit möglich instandgesetzt.<br />

40 der 250 Beschäftigten der HSB arbeiten<br />

hier. Der Fuhrpark umfasst die Baujahre<br />

1897 bis 2006 und hat rund 1,1 Millionen<br />

Fahrgäste pro Jahr, davon ca. 900.000<br />

Brockenreisende, zu transportieren und die<br />

Strecke in Ordnung zu halten.<br />

Neuester Erwerb ist eine moderne Schneeschleuder<br />

Schweizer Fertigung, die leider im<br />

letzten Winter mangels Schnee nicht zum<br />

Einsatz kam. Von den 25 fahrbereiten<br />

Dampflokomotiven stammen 17 aus der sog.<br />

„Neubauserie“ der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts.<br />

Dampftraktion findet primär auf der Strecke<br />

Wernigerode – Brocken und auf dem<br />

Abschnitt von und nach Quedlinburg statt.<br />

Montag, 24. September:<br />

Als wäre Feiertag, konnte man auch diesen<br />

wieder strahlenden Morgen geruhsam<br />

angehen. Nach letzten<br />

Fotos von der Dachgalerie des<br />

Hotels ging´s über den<br />

Bahnhofsplatz zum Gleis 1 des<br />

DB-Bahnhofs, wo uns um<br />

9.38 Uhr ein RE der Linie Kassel<br />

– Halle mit einer 143er aufnahm.<br />

In Sangerhausen bereits<br />

hieß es umsteigen in einen 642<br />

der RE-Linie Erfurt –<br />

Magdeburg.<br />

Hinter dem Blankenheimer Tunnel<br />

galt das Interesse den Resten<br />

der früher zweigleisigen, kreu-<br />

von Ulrich Montfort<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Die Werkstatt selbst hat drei Hebeanlagen<br />

zu je max. 80 Tonnen Traglast und Deckenkrane<br />

zu zwei Mal neun Tonnen Hebelast.<br />

Zu sehen waren der Motorentausch bei einer<br />

der sechs noch in Dienst stehenden umgebauten<br />

Normalspur-Dieselloks („Harzkamele“)<br />

sowie eine Dampflok ohne Zylinder<br />

und Rauchkammer-Innenleben. Schöne<br />

Eindrücke, die man nicht alle Tage hat. Auch<br />

den Triebwagen 187 019 mit Fristablauf<br />

22. September 2007 sahen wir in der Halle.<br />

Ihn hatten wir bereits am Freitag im Planbetrieb<br />

„entdeckt“ und uns gefragt, ob man<br />

bei HSB wohl auf die Fristen achtet? Nun,<br />

offensichtlich ist das so.<br />

Zu Fuß oder mit einem Dampfzug gelangte<br />

man zum Bahnhof Wernigerode, von wo<br />

aus die wieder vereinte Gruppe zur Straßenbahnsonderfahrt<br />

nach Halberstadt fuhr.<br />

zungsfreien Ausfädelung der Magdeburger<br />

aus der nach Halle führenden Strecke. Rasch<br />

war Klostermansfeld erreicht, wir verließen<br />

Georg Oßwald war mit seiner Kamera zur Stelle und lichtete für uns die<br />

zerlegte Lok 7 Kreisbahn Mansfelder Land GmbH ab.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 15


<strong>NEF</strong> on tour<br />

den Zug und konnten das Gepäck in dem<br />

vom Verein Mansfelder Bergwerksbahn hervorragend<br />

bis in die feinsten Details restaurierten<br />

Bahnhofsgebäude einstellen.<br />

Nun ging´s zu den nahe gelegenen, einigen<br />

Teilnehmern noch von 1993 bekannten<br />

Anlagen der Mansfelder Lok- und Waggonbau<br />

Bahnwerkstatt GmbH (MaLoWa). Hier<br />

genossen wir eine halbstündige Führung<br />

durch Werkshallen und Freigelände des sehr<br />

rührigen Unternehmens. Von den zahlreichen<br />

Lok- und Wagentypen, die – vom unansehnlichen<br />

Arbeitsvorrat bis zum mustergültig<br />

aufgearbeiteten Schmuckstück – in allen<br />

Stadien zu sehen waren, sei – weil im<br />

Nürnberg der 1960er-Jahre wohlbekannt –<br />

ein VT 60 (jetzt wieder VT 137 396) nebst<br />

Steuerwagen VS 145 137 genannt, die einem<br />

Osnabrücker Verein gehören.<br />

16<br />

Es folgte eine Fahrt mit einem Planzug der<br />

„Wipperliese“ nach Wippra im Unterharz.<br />

Diese 1920 eröffnete, 20 Kilometer lange<br />

Stichbahn wird im Auftrag der DB von der<br />

„Kreisbahn Mansfelder Land GmbH“ mit<br />

modernisierten Esslinger Triebwagen der<br />

„jungen Generation“ betrieben. Unseren<br />

Zug bildete VT 407, Baujahr 1961, der früher<br />

als VT 104 bei der Frankfurt-Königsteiner<br />

Eisenbahn diente; das mit Außen-<br />

Schwingtüren ausgestattete, in blau-grau gehaltene<br />

Fahrzeug trägt an den Stirnseiten das<br />

DB-Logo und die Buchstaben KML, seitlich<br />

den Namen „Wipperliese“.<br />

Die Strecke führt hinter Klostermansfeld<br />

auf einem beachtlichen, stählernen Viadukt<br />

18 Meter hoch über das Mansfelder Tal.<br />

Ungebremste Vegetation hindert leider öfter<br />

den Blick auf die hübsche Landschaft. So<br />

war vor und nach dem einzigen<br />

Tunnel der Strecke die<br />

Rammelburg kaum auszumachen.<br />

Der<br />

Endbahn-<br />

Im Bahnhof Klostermansfeld lichtete Jörg Freuenberger den VT 407 der Kreisbahn Mansfelder Land GmbH ab, mit dem<br />

die <strong>NEF</strong>-Reisegruppe später die Strecke nach Wippra bereiste.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


hof Wippra weist nur noch einen Gleisstumpf<br />

auf, der – wie heute leider oft zu finden<br />

– weit vor dem Empfangsgebäude endet.<br />

(Zum Ärger der Fotografen hielt der Zug<br />

auch noch 50 Meter vor dem Prellbock!)<br />

In Klostermansfeld zurück, strebten wir<br />

dem auf der Nordseite des Bahnhofsgebäudes<br />

im Schmalspurbereich wartenden<br />

Dampf-Sonderzug P 246 der Mansfelder<br />

Bergwerksbahn zu. Am Bahnsteig ist der<br />

Stationsname „Benndorf“ angeschrieben,<br />

der zu einem südlich der Hauptbahn gelegenen<br />

Ortsteil gehört. Mit der Museumsbahn<br />

Benndorf – Hettstedt betreibt der Verein<br />

MBB ein elf Kilometer langes Reststück<br />

des ehemals ausgedehnten 750-mm-Werksbahnnetzes<br />

des Kupferschieferbergbaus im<br />

Mansfelder Revier. Unseren Zug aus drei<br />

vierachsigen Sitz- und einem ebensolchen<br />

Dienstwagen bespannte die D-h2-Tenderlok<br />

11 (O&K 1939); sie zog ihn kräftig arbeitend,<br />

vorbei an einigen der typischen<br />

vegetationsfeindlichen Schieferabraumhalden,<br />

ohne Fotohalt zu dem oberhalb des<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Ortes Hettstedt gelegenen betrieblichen<br />

Endpunkt. Unterwegs gab der Vereinsvorsitzende<br />

ausführliche Informationen, zwei<br />

muntere Mitarbeiterinnen sorgten für Flüssiges.<br />

Nachdem die Lok an einer im Gefälle<br />

liegenden Weiche mittels Abrollen der<br />

Wagengarnitur umgesetzt hatte, ging es ein<br />

kurzes Stück zurück zur Mittagspause an der<br />

Haltestelle „Eduardschacht“. Eintopf und<br />

Würstchen, im Zuge mitgeführt, waren<br />

inzwischen heiß und wurden mit Appetit<br />

vertilgt. Bei der weiteren Rückfahrt gab es<br />

am Sierslebener Dreieck, wo 1993 ein legendäres<br />

Grill-Picknick stattgefunden hatte,<br />

noch einen Fotohalt, dann war Benndorf<br />

wieder erreicht und damit zugleich der DB-<br />

Bahnhof Klostermansfeld.<br />

Der Rest ist rasch erzählt. Nach Abholung<br />

des Gepäcks brachte uns ein 642er-RE nach<br />

Sangerhausen, von dort ein Wendezug-RE<br />

nach Kassel-Wilhelmshöhe. Mit der Fahrt im<br />

ICE 883 nach Nürnberg endete die erste und<br />

letzte Mehrtagesexkursion des Jahres zu<br />

wohl allseitiger Zufriedenheit.<br />

Zum Abschluss noch ein Foto vom Dampfzug der Mansfelder Bergwerksbahn, aufgenommen von Dieter Scholz.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 17


<strong>NEF</strong> on tour<br />

Zur Lokwelt Freilassing<br />

Die vorletzte <strong>NEF</strong>-Exkursion des Jahres 2007 führte 18 Teilnehmer am 20. Oktober<br />

zur Lokwelt nach Freilassing. 13 dieser <strong>Eisenbahnfreunde</strong> begannen bereits<br />

um 7.10 Uhr in Nürnberg ihre Fahrt mit dem RE 4035, den die 101 090 pünktlich<br />

bis vor die Einfahrt am Münchner Hauptbahnhof zog, dort aber wegen des angeblich<br />

belegten Gleises etwa fünf Minuten warten musste.<br />

Bis zur Abfahrt der RB 30011 mit der<br />

111 031 nach Traunstein hatte man reichlich<br />

Zeit, währenddessen auch die fünf treuen<br />

Mitfahrer aus dem Münchner Raum zu uns<br />

stießen.<br />

Normalerweise fährt diese ReginalBahn bis<br />

Salzburg, aber kurz vor Freilassing wurde das<br />

südliche Gleis durchgearbeitet und deshalb<br />

herrschte zwischen Teisendorf und<br />

Freilassing eingleisiger Verkehr. Alle RBs<br />

entfielen und wurden durch Busse ersetzt,<br />

aber auch die ICs konnten zuschlagfrei benutzt<br />

werden.<br />

Wir <strong>Eisenbahnfreunde</strong> ließen uns diese<br />

Gelegenheit nicht entgehen und fuhren ab<br />

18<br />

von Werner Schüssel<br />

In der Eisenbahnerstadt Freilassing hat 144 502 auch abseits des Museums<br />

bis in die Gegenwart überlebt. Michael Mrugalla fotografierte das Denkmal.<br />

Traunstein im IC 2293, geschoben von der<br />

101 048. Mit ein paar Minuten Verspätung<br />

traf man in Freilassing ein.<br />

Jetzt war es Mittag, somit Essenszeit. In<br />

einem Sonderbus der Firma Hogger wurde<br />

das Hotel Restaurant Oedhof angesteuert,<br />

wo flugs das Mittagessen serviert wurde. Es<br />

gab Kraftbrühe mit Maultaschen und Zürcher<br />

Rahmgeschnetzeltes mit Röstinchen<br />

und Salat. Das Essen war bald verzehrt, so<br />

konnte man sich zu Fuß auf den Weg zur<br />

Lokwelt Freilassing machen. In fünf Minuten<br />

war man am Ort.<br />

Die Lokwelt Freilassing ist ein Eisenbahnmuseum,<br />

das gemeinsam von der Stadt<br />

Freilassing und dem Deutschen<br />

Museum in München betrieben<br />

wird. Es ist im ehemaligen<br />

Bw Freilassing untergebracht,<br />

welches bis 1905 errichtet und<br />

1994 geschlossen worden ist.<br />

2003 erwarb die Stadt Freilassing<br />

die Anlagen und sanierte sie musterhaft.<br />

Der Ringlokschuppen<br />

erhielt ein neues Dach, wobei die<br />

alten senkrechten Holzstützen im<br />

Inneren weiterhin Verwendung<br />

fanden. Die Tore sind neu, die<br />

Fenster im alten Stil, erhielten<br />

aber innen eine zusätzliche Ganzglasscheibe<br />

zur Isolierung. Es ste-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


hen Garderobenschränke zur Verfügung mit<br />

Schlüsseln ohne Pfand. Auch die Toiletten<br />

sind bestens gepflegt. Der Verein „Freunde<br />

des historischen Lokschuppens 1905“ unterstützt<br />

das Vorhaben tatkräftig.<br />

In diesem Zusammenhang ist interessant,<br />

warum die meisten Lokschuppen hölzerne<br />

Dächer hatten, die sich doch leicht entzünden<br />

konnten, siehe den Ringlokschuppen des<br />

DB-Museums Nürnberg. Ein Grund ist sicher<br />

der Preis, ein wichtiger anderer war aber,<br />

dass es fast keine Alternative gab: Die Rauchgase<br />

der Loks sind chemisch recht aggresiv,<br />

sie greifen eiserne Träger schneller an als hölzerne,<br />

auch Beton war nicht so widerstandsfähig<br />

und damals für Träger noch schwierig<br />

zu verarbeiten.<br />

17 der 20 Schuppenstände sind mit Fahrzeugen<br />

besetzt, an einem Stand wird ein Film<br />

über die Errichtung des Museums gezeigt.<br />

Die Fahrzeuge wurden im April 2006 vom<br />

Deutschen Museum in München nach<br />

Freilassing überführt, weil sie an der<br />

Theresienwiese nicht mehr untergebracht<br />

werden konnten.<br />

An Dampflokomotiven fand<br />

man die Schnellzuglok B IX<br />

„1000“ von Maffei vor, ebenso<br />

die Zahnradlok III Nr. 719 von<br />

der Schafbergbahn die Zahnradlok<br />

Z 3. Die elektrische Traktion<br />

war vertreten durch die<br />

Güterzuglok De 2/2, die<br />

Oberammergauer Lok LAG 1,<br />

die E 16 07, die E 44 051 unter<br />

der DR-Nummer 244 051, die<br />

103 167 und einen Ursprungszug<br />

der Wendelsteinbahn.<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Von den Dieselfahrzeugen<br />

ist die<br />

V 140 001 hervorzuheben,<br />

die erste Großdiesellok<br />

weltweit, die<br />

sich in der Praxis bewährte,<br />

und als Stammmutter<br />

aller hydraulischen<br />

Großloks gilt.<br />

Beeindruckend ist<br />

auch die Antriebsanlage<br />

einer V 160,<br />

vom Dieselmotor<br />

über das Voith-Getriebe<br />

und den Gelenkwellen zu den Achsantrieben.<br />

Daneben finden sich kleinere Exponate<br />

wie eine Feldbahnlok, ein Magnetschwebefahrzeug<br />

von MBB, einige Eisenbahnabteile,<br />

Radsätze eines ICEs und eine Kropfachse<br />

einer S 3/6, ein schönes Zeugnis deutscher<br />

Schmiedearbeit. Dazu waren alte Stellwerke<br />

und Gleisbaumaschinen zu sehen. Es handelt<br />

sich also um einen Ableger eines<br />

Eines der Exponate ist die Lok 1 der Wendelsteinbahn samt einem Wagen.<br />

Unser Werner Schüssel dokomentierte dies mit seiner Kamera.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 19


<strong>NEF</strong> on tour<br />

20<br />

Exponate in der Lokwelt Freilassing:<br />

- Schnellzuglok Gattung BIX „1000“ Maffei<br />

- Zahnraddampflokomotive III Nr. 719<br />

- Zahnraddampflokomotive Z3 - Schafbergbahn<br />

- Wendelsteinbahn<br />

- Elektrische Güterzuglokomotive De 2/2<br />

- Elektrische Lokalbahnlokomotive LAG 1 [E 69 01]<br />

- Elektrische Schnellzuglokomotive E 16 07<br />

- Elektrische Lokomotive E 44 [244 051]<br />

- Elektrische Schnellzuglokomotive 103 167<br />

- Diesellokomotive V 140 001<br />

- Feldbahndiesellokomotive mit Lore<br />

- Magnetschwebefahrzeug mit Linearmotorantrieb<br />

- Antriebsanlage einer Diesellok V 160<br />

- Treibachse einer S 3/6 Schnellzuglokomotive<br />

- Räder des ICE<br />

- Gleisbauexponate<br />

- Stellwerk vom Bahnhof Polling<br />

- Mechanisches Stellwerk<br />

- Signalsteg vom Bahnhof Spaichingen<br />

- Modell des Bahnbetriebswerks Freilassing<br />

- Modelleisenbahn<br />

Die Sammlung wird noch erweitert.<br />

Verkehrsmuseums, das auch Fahrzeuge aus<br />

der Schweiz und aus Österreich beherbergt<br />

im Gegensatz zum DB-Museum in<br />

Nürnberg.<br />

Allzu groß ist die Sammlung nicht. Wenn<br />

man nicht gerade besonders an der Eisenbahn<br />

interessiert ist wie wir, lohnt sich eine<br />

weite Anfahrt nicht. Sie empfiehlt sich aber<br />

besonders für Touristen auch mit Kindern<br />

aus der Gegend, vor allem an Schlechtwettertagen,<br />

und für Schulklassen aus der Umgebung.<br />

Nach einem kurzen Fußweg über einen<br />

Fußgängersteg mit einem Überblick über den<br />

ganzen Bahnhof war man im Freilassinger<br />

Bahnhof. Auch für die Rückfahrt waren die<br />

ICs freigegeben, sogar bis Rosenheim, was<br />

uns sehr zusagte. Wir nutzten den IC 2292,<br />

gezogen von der 101 103. Da wir dadurch<br />

Zeit gespart hatten, wählten wir nicht den<br />

kürzesten Weg nach München, sondern den<br />

über Holzkirchen, welchen wir auch bei unserer<br />

Tickettour zum Alpenrand im August<br />

auserkoren hatten. Der 425 052 fuhr als<br />

RB 30250 nach Holzkirchen, wo nun abweichend<br />

zum August mit einem Zug der Bayerischen<br />

Oberlandbahn GmbH (BOB), dem<br />

BOB 86806, weitergefahren wurde.<br />

Die BOB betreibt den Verkehr nach<br />

Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell mit<br />

„Integral“-Triebwagen aus Jenbach, die am<br />

Anfang recht viele technische Probleme bereiteten,<br />

jetzt aber zuverlässig laufen. Ab<br />

München fahren drei oder vier Triebwagen<br />

bis Holzkirchen gemeinsam, dort erfolgt die<br />

Flügelung zum Schliersee oder Tegernsee,<br />

in Schaftlach eine weitere. Der vierte Wagen<br />

dient zur Verstärkung, denn an schönen Wochenenden<br />

sind die Züge oft überfüllt. Bei<br />

unserer Rückfahrt rollte zuerst der VT 101<br />

herein, in den wir einstiegen, kurz darauf<br />

kuppelten die drei anderen VT 105 + 109 +<br />

106 an. Im Gegensatz zur S-Bahn benutzt<br />

die BOB ab Deisenhofen die historische<br />

Strecke zum Hauptbahnhof über die<br />

Großhesseloher Brücke. Bis Solln hält der<br />

Zug nicht, bis kurz vor der großen Brücke<br />

fuhr er 140 km/h.<br />

Das Fahrzeug selbst ist für 160 km/h zugelassen,<br />

die zweiachsigen Wagenteile, an<br />

denen die Mittelteile hängen, liefen bemerkenswert<br />

ruhig. Wie einer unserer Teilnehmer<br />

berichtete, wurde bei einer Besichtigung<br />

des BOB-Bw in Lenggries erklärt, dass die<br />

„Integral“ sich zwar inzwischen sehr gut bewähren,<br />

ein Nachbau in Lizenz aber nicht in<br />

Frage käme, da sie im Vergleich zu den Triebwagen<br />

anderer Hersteller zu teuer wären und<br />

damit keine Ausschreibung mehr gewonnen<br />

werden könne.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


An der Donnersbergerbrücke verließ der<br />

Zug die S-Bahngleise und rollte pünktlich in<br />

den Starnberger Flügel des Münchner<br />

Hauptbahnhofs ein. Schnell konnte noch ein<br />

kleiner Imbiss besorgt werden, ehe man sich<br />

zum Bahnsteig begab, um die Einfahrt des<br />

„München-Nürnberg-Express“ abzuwarten,<br />

damit man noch einen Sitzplatz ergattern<br />

konnte. Nach pünktlicher Ankunft füllte sich<br />

der RE 4050, geschoben von der 101 056,<br />

schnell, etliche später erschienene Reisende<br />

mussten sich mit Stehplätzen begnügen.<br />

Pünktlich fand auch die Abfahrt statt,<br />

allerdings trödelte der Zug immer wieder vor<br />

Signalen, als ob ein Zug vor uns wäre. In<br />

Dachau schließlich rollte der Zug auf das<br />

Überholgleis und stand. Es kam die Durchsage,<br />

dass sich Personen auf dem Gleis befänden<br />

und die Weiterfahrt sich um unbestimmte<br />

Zeit verzögere. Wir standen gut eine<br />

halbe Stunde, dann besetzte der um<br />

19.17 Uhr in München abgefahrene EN 482<br />

„Hans Christian Andersen“ nach<br />

Kopenhagen das Durchfahrgleis. Auch er<br />

Einen Blick in den Schuppen ermöglicht ein Pressefoto der Lokwelt Freilassing.<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

musste natürlich warten, bis er nach 50 Minuten<br />

endlich weiter fahren durfte. Nun kamen<br />

wir aber immer noch nicht weiter, denn<br />

es hatte nochmals ein höherwertiger Zug, der<br />

ICE 522 nach Dortmund, Vorfahrt, der<br />

München um 19.51 Uhr verlassen hatte. Der<br />

ICE 1500, in München ab 19.32 Uhr, der<br />

uns planmäßig in Ingolstadt hätte überholen<br />

sollen, erschien dagegen nicht, er ist vermutlich<br />

umgeleitet worden.<br />

Erst nach einer Stunde durften auch wir<br />

weiter, durch den Wegfall der Überholung<br />

in Ingolstadt verringerte sich die Verspätung<br />

auf 50 Minuten, mit der wir in Nürnberg<br />

ankamen. Für uns war das kein Problem, aber<br />

andere Reisende wollten noch weiter und<br />

hatten ernsthafte Schwierigkeiten, denn<br />

schon in Ingolstadt sollten sich Reisende<br />

nach Regensburg am Servicepoint melden.<br />

Die Rückkehr unserer Garnitur nach München<br />

verzögerte sich natürlich auch, aber da<br />

es der letzte Umlauf des Tages war, pflanzte<br />

sich deren Verspätung nicht mehr weiter fort.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 21


<strong>NEF</strong> on tour<br />

Sämling 290 und die „Weinschleifenbahn“<br />

Für den 24. November 2007 hatte Kurt Müller mal wieder zu einer „Weinfahrt“<br />

eingeladen und mehr als 50 Teilnehmer waren seinem Ruf gefolgt. Ziel des<br />

geselligen Ausfluges war diesmal Astheim, ein Ortsteil von Volkach.<br />

Bis dort hin fährt seit September 2003 die im März 2001 gegründete „Betriebsgesellschaft<br />

Mainschleifenbahn“ auf der ehemaligen Strecke Seligenstadt –<br />

Volkach, die im Jahr 1994 eigentlich hätte abgebaut werden sollen.<br />

22<br />

von Michael Mrugalla<br />

Zu „humaner“ Zeit, genauer gesagt um<br />

12.40 Uhr, startete die <strong>NEF</strong>-Reisegruppe mit<br />

dem RE 4786 in Nürnberg Hbf Richtung<br />

Schweinfurt, der von 146 242 dorthin geschoben.<br />

Die Stadt, die gerade versucht, sich mit<br />

dem Slogan „Wir haben mehr auf Lager“<br />

ein neues Image zu geben, wurde pünktlich<br />

um fünf vor zwei erreicht. 19 Minuten später<br />

ging es mit der RegionalBahn 34582 wei-<br />

ter in Richtung<br />

Würzburg. In<br />

Seli-genstadt<br />

ver-ließen wir<br />

diesen Zug<br />

und begaben<br />

uns zum Bahnsteig<br />

der Mainscheifenbahn.<br />

Am Horizont konnten wir schon den<br />

Schienenbus 796 702 ausmachen, der alsbald<br />

Man könnte meinen, der Zug rollte von Untereisenheim nach Prosselsheim. Michael Mrugalla war beim Fotohalt zur Stelle.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


mit mehreren Begrüßungspfiffen an den<br />

Bahnsteig der Mainschleifenbahn in Seligenstadt<br />

rollte. Eine Verbindung zur Hauptbahn<br />

gibt es seit 1998 nicht mehr. Allerdings plant<br />

man seitens der Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn<br />

offenbar für die nähere Zukunft,<br />

wieder eine Weiche einzubauen.<br />

Die 54 Reiseteilnehmer drängten sich in<br />

den Schienenbus. Dann startete die Sonderfahrt<br />

als Zug Sto 101 in Richtung Astheim.<br />

Unterwegs standen zahlreiche Fotohalte auf<br />

dem Programm, die von der Fahrzeugbesatzung<br />

hervorragend organisiert wurden.<br />

In Prosselsheim, dem „Betriebsmittelpunkt“<br />

der Mainschleifenbahn, gab es neben<br />

einigen Nebenfahrzeugen und dem<br />

Steuerwagen zum Schienenbus (996 726)<br />

auch eine Hand voll „Mainschleifenbahner“<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

zu sehen, die mit dem Unterhalt der Gerätschaften<br />

und der Strecke beschäftigt waren.<br />

Dank zahlreicher weiterer Scheinanfahrten<br />

und Fotohalte kamen die Film- und Fotofreunde<br />

trotz der schwierigen Lichtverhältnisse<br />

auf ihre Kosten.<br />

Dann rollte der „rote Brummer“ an den<br />

Bahnsteig in Astheim. Dies ist die gegenwärtige<br />

Endstation der Mainschleifenbahn. Die<br />

noch vorhandene Brücke über den Main darf<br />

inzwischen nicht mehr von Schienenfahrzeugen<br />

befahren werden. Somit ist auch der<br />

Bahnhof Volkach nicht mehr auf dem Schienenweg<br />

zu erreichen.<br />

Für die <strong>NEF</strong>ler stand nun ein kurzer Fußmarsch<br />

zum Weingut von Johannes Büttner<br />

an, wo man uns schon zu einer Weinprobe<br />

Auch zwischen Astheim und Untereisenheim gab es eine Scheinanfahrt. Foto: Bernhard Mrugalla<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 23


<strong>NEF</strong> on tour<br />

und einer „Häckerbrotzeit“ erwartete.<br />

Insgesamt standen am Abend sieben verschiedene<br />

Weine zum Verkosten an. Doch<br />

ehe wir uns den Trauben widmen, noch ein<br />

paar Worte zum Weingut:<br />

Die Familie Büttner betreibt hier bereits<br />

in der dritten Generation Weinbau und verköstigt<br />

zudem im Gasthaus „Zum Löwen“<br />

die Gäste.<br />

Winzermeister Johannes Büttner baut an<br />

der Mainschleife auf insgesamt rund fünfeinhalb<br />

Hektar Ertragsfläche in den Lagen<br />

Astheimer Karthäuser, Sommeracher Katzenkopf,<br />

Volkacher Ratsherr und Stammheimer<br />

Eselsberg die Weinsorten Silvaner,<br />

Müller-Thurgau, Kerner und Bachus an. Seit<br />

1997 runden außerdem die roten Domina-,<br />

Dornfelder-, Regent- und Schwarzriesling-<br />

Trauben das Sortiment ab. Zusätzlich wird<br />

Die letzten Meter Richtung Astheim wurden über die Schulter des Triebwagenführers in Augenschein genommen.<br />

24<br />

Wein von etwa einem weiteren Hektar Weinfläche<br />

zugekauft und vermarktet.<br />

Büttner füllt seinen Wein inzwischen in<br />

Schraubverschluss-Flaschen ab. Dies begründete<br />

er einerseits damit, dass immer<br />

weniger Kork auf dem Markt zur Verfügung<br />

steht, andererseits ist der Wein damit auch<br />

besser vor Umwelteinflüssen geschützt als<br />

beispielsweise bei Kunstkork.<br />

Und gelernt haben die <strong>NEF</strong>ler natürlich<br />

auch etwas: Bacchus ist die Kreuzung aus<br />

den Rebsorten Silvaner und Riesling (hier<br />

entsteht der Sämling 290) mit der Rebsorte<br />

Müller-Thurgau.<br />

Außerdem wissen wir jetzt, dass ein Trauben-Vollernter<br />

in 20 Minuten die gleiche Fläche<br />

aberntet wie zehn Frauen in vier Stunden.<br />

Eine Minute Vollernter-Einsatz kostet<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


etwa 6,80 Euro, wohingegen die Frauen<br />

jeweils einen Stundenlohn von etwa 7,50 Euro<br />

haben.<br />

Nun aber endlich zu den den Weinen. Folgende<br />

Tropfen wurden den <strong>Eisenbahnfreunde</strong>n<br />

serviert:<br />

1. 2006er Müller-Thurgau Kabinett,<br />

Astheimer Karthäuser<br />

2. 2006er Silvaner Kabinett trocken,<br />

Stammheimer Eselsberg<br />

3. 2006er Riesling Kabinett,<br />

Sommeracher Katzenkopf<br />

4. 2006er Bacchus Kabinett halbtrocken,<br />

Astheimer Karthäuser<br />

5. 2006er Rotling,<br />

Astheimer Karthäuser<br />

6. 2005er Domina halbtrocken,<br />

Astheimer Karthäuser<br />

und zu guter Letzt:<br />

7. 2006er Bacchus Spätlese<br />

Sommeracher Katzenkopf<br />

<strong>NEF</strong> on tour<br />

Danach ging alles recht schnell. Mit dem<br />

Linienbus fuhren wir nach Kitzingen, um<br />

von dort aus mit der RegionalBahn 35091<br />

zurück in die Heimat zu kommen.<br />

Hier bot die Bahn dann noch einmal das<br />

volle Programm. Mit einer unterwegs angesammelten<br />

Verspätung von fast einer halben<br />

Stunde erreichten wir wieder Nürnberg.<br />

Auch wenn der eine oder andere dann<br />

nicht mehr ganz so klar aus den Augen<br />

schaute, ging damit wieder eine rundum gelungene<br />

Tour zuende.<br />

Die „feucht-fröhliche“ Runde ließ sich in entspannter Atmosphäre die Weine schmecken. Fotos (2): Michael Mrugalla<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 25


Aktuelles<br />

Die S-Bahn nach Forchheim<br />

Für die Lokalveranstaltung am 28. September 2007 konnte Rainer Gubitz von<br />

der DB Projektbau gewonnen werden, um über die S 4 nach Forchheim zu<br />

referieren. Erfreulicherweise stieß der Vortrag auf reges Interesse, <strong>NEF</strong>-Mitglieder<br />

und viele Gäste füllten den großen Nebenraum im Vereinslokal weitgehend.<br />

An Hand dieses Vortrags sowie aus der Einsichtnahme der ausgelegten Planfeststellungsbeschlüsse<br />

in Nürnberg vor einigen Jahren und in Fürth im August<br />

dieses Jahres und des im Internet eingestellten Beschlusses aus Erlangen soll<br />

aus dem Gedächtnis über die Planungen der S 4 berichtet werden.<br />

In Nürnberg beginnt die S 4 am DB-Museum,<br />

wo sie von der S 3 abzweigt und unten<br />

südlich am S-Bahnhof Steinbühl hält. Dazu<br />

muss das nördliche Lok-Gleis zum Werk<br />

Gostenhof aufgelassen werden. Bis Fürth<br />

benutzt dann die S-Bahn das jetzige Gleis<br />

Nürnberg-Fürth, die nördliche Kante des<br />

Bahnsteigs Rothenburger Straße kann dazu<br />

verwendet werden. Wie dabei das südliche<br />

Lokgleis gekreuzt wird, war aus den Plänen<br />

nicht zu entnehmen, diese begannen erst<br />

26<br />

von Werner Schüssel<br />

kurz vor der Schwabacher Straße, vermutlich<br />

fährt die S-Bahn auf einer Brücke über<br />

das Lokgleis, was nicht zu schwierig ist, da<br />

die S-Bahn bis zu 4 % Steigung bewältigt.<br />

Das Lokgleis wird dann über den im August<br />

neu eingesetzten Überbau die Schwabacher<br />

Straße queren.<br />

Die künftigen drei Ferngleise aus Nürnberg<br />

liegen dann südlich der S-Bahn, aus<br />

Nürnberg werden sie wie bisher herausge-<br />

Zwischen Vach und Eltersdorf, hier eine Aufnahme vom 7. Juni 2007 von Michael Mrugalla, wird sich einiges ändern.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


führt, aber das sogenannte Bamberger und<br />

das Würzburger Gleis, die sich in Höhe der<br />

alten Signalmeisterei vereinigen, laufen getrennt<br />

bis Fürth, das südlichste Gleis mündet<br />

unverändert in Nürnberg ein.<br />

Nachdem aber ein Lokgleis nicht genügt,<br />

wird ein zweites Gleis durch die nicht benutzte<br />

Öffnung zwischen der Fürther und<br />

der Ansbacher Linie durch die Treuchtlinger<br />

Strecke geführt. Diese Öffnung war vor über<br />

100 Jahren für ein Gleis zum alten Kanalhafen<br />

vorgesehen, das aber nie verwirklicht<br />

worden ist.<br />

Das neue Gleis läuft über das Gelände der<br />

früheren Signalmeisterei und vereinigt sich<br />

dann mit dem Gleis vom Rangierbahnhof,<br />

welches südlich von Sandreuth die Treuchtlinger<br />

Strecke überquert und hinter der Müllverbrennung<br />

entlang im Zwischengeschoss<br />

an der Schwabacher Straße die Fürther Linie<br />

unterquert und jetzt zum Containerbahnhof<br />

und zum Bw führt.<br />

Die Brücke über dieses Gleis ist für die<br />

zwei südlichen Gleise der Fürther Strecke<br />

weitgehend fertig. Sie weist ein wesentlich<br />

größeres Profil als der alte Durchlass auf. Das<br />

ist notwendig, weil das Lokgleis natürlich<br />

elektrifiziert werden muss, aber nicht nur<br />

dieses: Es wird auch das Gleis vom Rangierbahnhof<br />

her elektrifiziert, nicht für die<br />

Containerzüge, denn die werden künftig den<br />

Hafen ansteuern, sondern für Güterzüge<br />

Richtung Bamberg. Da der Fürther Bahnhof<br />

fast keine freien Trassen mehr für Güterzüge<br />

hat, denkt man daran. Güterzuge<br />

über Sandreuth und über das neue Lokgleis<br />

kurz vor dem Bw höhengleich über das S-<br />

Bahngleis auf das danebenliegende Fern-<br />

Aktuelles<br />

bahngleis laufen zu lassen, sodass sie in Fürth<br />

nichts mehr kreuzen müssen.<br />

Aus dem Bw wird ohnehin eine Weichenverbindung<br />

zu allen vier Gleisen führen wie<br />

bisher zu den zwei vorhandenen. Die Brücken<br />

für die beiden neuen Gleise nach Fürth<br />

über die Schwabacher und Rothenburger<br />

Straße und über das neue Lokgleis sind fertig<br />

oder gut im Baufortschritt, weshalb bis<br />

Ende 2008 der Verkehr zweigleisig über diese<br />

Brücken rollen kann. Dann wird der nördliche<br />

Teil der Brücken an der Schwabacher<br />

Straße neu gebaut.<br />

Im weiteren Verlauf kommen die neuen<br />

Gleise zwischen Frankenschnellweg und bisheriger<br />

Bahn, in Doos sind jetzt schon vier<br />

Gleise vorhanden, über den Frankenschnellweg<br />

wird links und rechts der jetzigen Brücke<br />

je ein Gleis hinzukommen.<br />

Kurz vor dem Fürther Hauptbahnhof<br />

wird die S-Bahn zweigleisig, der jetzige Hausbahnsteig<br />

mit Treppen und Dach wird abgebrochen<br />

und an seiner Stelle ein Gleis und<br />

ein Mittenbahnsteig errichtet, dieses Gleis<br />

dient der S 4 nach Erlangen, das jetzige<br />

Gleis 1 der S 4 nach Nürnberg. Die Fernzüge<br />

von und nach Bamberg benutzen dann<br />

Gleis 2 und 3. Wo die Markt Erlbacher Züge<br />

abfahren werden, wurde nicht erwähnt.<br />

Die folgende Brücke über die Schwabacher<br />

Straße in Fürth wird völlig neu gebaut<br />

mit zwei Fahrbahnen je Fahrtrichtung und<br />

Rad- und Fußwegen, Durchfahrtshöhe<br />

4,50 m, damit endlich der Bahnübergang an<br />

der Ottostraße (in Fürth, nicht in Nürnberg,<br />

wo in der Ottostraße ein anderer Verkehr<br />

herrscht) aufgelassen werden kann. Die<br />

Fotostelle mit dem Stellwerk verschwindet<br />

dann hinter Schallschutzwänden.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 27


Aktuelles<br />

Die anschließende Siebenfelderbrücke<br />

über die Rednitz darf wegen des Denkmalschutzes<br />

nicht verbreitert werden. Es müssen<br />

daher auch die großen Fahrleitungsmasten<br />

stehen bleiben, weil für Einzelmasten<br />

die Gleisabstände zu gering sind. Die S-Bahn<br />

erhält nördlich davon eine zweigleisige Brücke.<br />

Die weiteren Bahnbrücken können verbreitert<br />

werden, die Straßenbrücken müssen<br />

neu gebaut werden bis auf die der Würzburger<br />

Straße, die schon jetzt Raum genug<br />

für zwei weitere Gleise bietet.<br />

Die Haltestelle Unterfarrnbach heißt dann<br />

Fürth-Klinikum und erhält einen Mittelbahnsteig.<br />

Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren<br />

Gründen hat die Bahn hier bereits<br />

in früheren Zeiten eine breite Trasse angekauft,<br />

sodass fast kein Privatgrund erworben<br />

werden muss. Nach etwa einem Kilometer<br />

wird die S-Bahn eingleisig und überquert auf<br />

einer neuen Brücke die Regnitz, um dann<br />

geradeaus weiter in das Gewerbegebiet zu<br />

laufen, während die alte Bahn nach Norden<br />

zum Bahnhof Vach abbiegt.<br />

An der Stadelner Straße entsteht eine Haltestelle,<br />

dann wird der Frankenschnellweg<br />

auf einer Brücke mit steilen Rampen überquert,<br />

und nach dem Abbiegen nach Norden<br />

kommt die Haltestelle Fürth-Steinach.<br />

Nun schwenkt die Strecke wieder etwas nach<br />

Westen und wird wieder zweigleisig, denn<br />

nun mündet hier (vielleicht) einmal die<br />

Güterzugstrecke direkt vom Großmarkt<br />

kommend ein. Leider habe ich darüber keine<br />

Detailpläne gesehen.<br />

Parallel zum Frankenschnellweg läuft sie<br />

an seiner östlichen Seite entlang und überquert<br />

die alte Strecke nördlich von Vach.<br />

28<br />

Zwischen Großgründlach und Eltersdorf<br />

kommen nun die neue Strecke von Südwest<br />

und die alte von Südost kreuzungsfrei zusammen.<br />

Das Gleis Erlangen-Fürth der alten<br />

Strecke steigt auf einer Rampe an und<br />

überquert die beiden S-Bahngleise, im weiteren<br />

Verlauf bleibt die S-Bahn in der Mitte<br />

und erhält jeweils Mittelbahnsteige, hier gibt<br />

es aber auch Weichenverbindungen zwischen<br />

Fern- und S-Bahn.<br />

Diese Aufteilung soll bis Forchheim fortgeführt<br />

werden. Das hat auch den Vorteil,<br />

dass die in Erlangen oder Forchheim endenden<br />

S-Bahnzüge zwischen den Fernbahngleisen<br />

wenden können. Andernfalls<br />

müssten sie diese irgendwie kreuzen. In Erlangen<br />

wird der jetzige mittlere Bahnsteig der<br />

für die S-Bahn.<br />

Der Burgbergtunnel erhält östlich eine<br />

zweite Röhre, durch die S- und Fernbahn<br />

nach Norden fahren, im alten nach Süden.<br />

In Forchheim endet die S-Bahn ebenfalls in<br />

der Mitte, die Bahn aus Ebermannstadt erhält<br />

wieder ein eigenes Gleis in den Ostteil<br />

des Bahnhofs.<br />

Nun reicht der VGN vermutlich bald bis<br />

Bamberg, deshalb hegt man die Absicht, die<br />

S-Bahnzüge in einem verdünnten Takt bis<br />

Bamberg fahren zu lassen. Da für den Ausbau<br />

zwischen Forchheim und Bamberg noch<br />

keine Mittel zur Verfügung stehen, sollen<br />

dort die Bahnsteige nur provisorisch auf<br />

76 cm erhöht werden. In Bamberg hat man<br />

zufälligerweise beim Umbau vor einigen Jahren<br />

einen Bahnsteig so angelegt, dass er ideal<br />

für die S-Bahn nutzbar ist.<br />

Bis Ebensfeld wird der klassische Oberbau<br />

mit UIC-60-Schienen auf Beton-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


schwellen eingebaut, passend bis 230 km/h,<br />

die NBS bis Erfurt erhält eine feste Fahrbahn<br />

für 250 km/h.<br />

Abschließend etwas zum Betrieb: Bis Erlangen<br />

soll in der HVZ im 20-Minuten-Takt<br />

gefahren werden, bis Forchheim im 20/40-<br />

Minuten-Takt und bis Bamberg stündlich.<br />

Die Güterzüge sollen auf den S-Bahngleisen<br />

verkehren, deshalb erhalten die Bahnsteige<br />

eine Höhe von 76 cm, nicht 96 cm<br />

wie auf der S 2 und S 3. Gelegentliche Lademaßüberschreitungen<br />

können auf den Ferngleisen<br />

abgewickelt werden, die meisten<br />

Überschreitungen beziehen sich ohnehin auf<br />

die Eckhöhe und nicht auf den Radbereich.<br />

Als Fahrzeuge sollen Triebwagen vom Typ<br />

„Talent 2“ von Bombardier eingesetzt.<br />

Am 2. Oktober 2007 hat die DB-AG<br />

hierfür 42 vierteilige Triebwagen für 170 Mil-<br />

Aktuelles<br />

lionen Euro bestellt, die bis Dezember 2010<br />

abgeliefert werden sollen.<br />

Der Übergang südlich des Bahnhofs Vach<br />

wird aufgelassen, die Straßen werden umgelegt.<br />

Unklar ist noch, ob der Bahnübergang<br />

am Nordkopf des Bahnhofs Vach beseitigt<br />

wird. Die Stadt Fürth schätzt dessen Schranken<br />

als Pförtner, um hier einen Durchgangsverkehr<br />

zu verhindern. Wenn man so etwas<br />

hört, wird man die Befürchtung nicht los,<br />

dass nach Fertigstellung der NBS Ebensfeld-<br />

Halle dieser Bahnübergang der einzige zwischen<br />

München und Berlin sein wird.<br />

Mindestens 30 % der Aktenordner gehen<br />

auf die Umweltverträglichkeit und Ausgleichsmaßnahmen<br />

ein. Schon aus Zeitgründen<br />

musste ich diese Aspekte übergehen,<br />

was ich aber auch nicht als besonderen<br />

Verlust betrachte. Dafür kann man sich an<br />

andere Interessengruppen wenden.<br />

So wie diese Design-Studie von Bombardier sollen die künftigen <strong>Nürnberger</strong> S-Bahn-Züge vom Typ „Talent 2“ aussehen.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 29


Fahrplan<br />

Salonwagen:<br />

Wörnitzstraße 82 (Bahnhofsvorplatz Bf Nürnberg-Stein). Sie erreichen uns mit der Bahn (Kursbuchstrecke<br />

891.7) bis Bahnhof Nürnberg-Stein (im Stundentakt) oder mit der U-Bahnlinie 2 bis Station<br />

Röthenbach und weiter mit der Buslinie 69 bis Haltestelle Sinbronner Straße. Aus Fürth empfehlen wir,<br />

die Buslinie 67 bis zur Haltestelle Großkraftwerk zu benutzen.<br />

Vereinslokal:<br />

Wirtshaus zum TSV Falkenheim, Germersheimer Straße 86, 90469 Nürnberg. Endstation der<br />

Straßenbahnlinie 8 (Worzeldorfer Straße), von dort fünf Minuten Fußweg.<br />

30<br />

Fahrplan der <strong>Nürnberger</strong> <strong>Eisenbahnfreunde</strong> e. V.<br />

Januar:<br />

4. Fr 18.30 Salonwagen Auftakt ins neue Jahr.<br />

11. Fr 18.30 Salonwagen Mal wieder zu den <strong>Eisenbahnfreunde</strong>n nach Stein.<br />

18. Fr 18.30 Salonwagen Wir haben für Sie eingeheizt.<br />

25. Fr 20.00 Vereinslokal <strong>NEF</strong>-Quiz 2008: Vorjahressieger Rainer Müller prüft<br />

das Wissen der <strong>Eisenbahnfreunde</strong>.<br />

Februar:<br />

1. Fr 18.30 Salonwagen „Helau“ und „Alaaf“ im Salonwagen .<br />

8. Fr 18.30 Salonwagen Treffen im „Waggon“.<br />

15. Fr 18.30 Salonwagen Tür und Tor stehen für Sie offen.<br />

16. Sa Jahreshauptversammlung 2008:<br />

Das Vormittagsprogramm ist noch in Arbeit.<br />

Nachmittags: Jahreshauptversammlung mit Wahlen<br />

im historischen Straßenbahndepot St. Peter.<br />

22. Fr 18.30 Salonwagen Rein in die gute Stube!<br />

29. Fr 20.00 Vereinslokal Der weiße Fleck: Mitglieder zeigen Kurzvorträge.<br />

März:<br />

7. Fr 18.30 Salonwagen Freunde treffen.<br />

14. Fr 18.30 Salonwagen Fachsimpeln im Salonwagen.<br />

28. Fr 20.00 Vereinslokal Werner Schüssel zeigt Bilder von Exkursionen von vor<br />

etwa 15 Jahren.<br />

Vorschau:<br />

April 2008:<br />

25. Fr 20.00 Vereinslokal Ulrich Montfort zeigt Bilder aus seiner Sammlung.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Fahrplan<br />

Fahrplan der<br />

Freunde der Nürnberg - Fürther Straßenbahn e. V.<br />

Treffpunkt: „Historisches Straßenbahn-Depot St. Peter“, Schloßstraße 1, 90478 Nürnberg.<br />

Haltestelle Peterskirche der Straßenbahnlinie 6 und der Buslinie 36.<br />

11.01. Fr 19.30 Jahresrückblick 2007: Johannes Scharf lässt die Ereignisse des<br />

vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren<br />

Fahrplan des<br />

Modelleisenbahnclub Nürnberg e. V.<br />

Treffpunkt : Bahnhofsgebäude des Haltepunktes Nürnberg-Neusündersbühl.<br />

02.01. Mi 19.30 Fahrabend Kommen Sie rein und spielen Sie mit!<br />

07.01. Mo 19.30 Fahrabend Ein bisschen heile Welt im Maßstab 1:87.<br />

16.01. Mi 19.30 Bilderabend Ralf Münchberger: Digital-Bilder Rückschau für 2007.<br />

30.01. Mi 19.30 Vortrag Thomas Weber:<br />

Mechanische Zulassungsversuche von Schienenfahrzeugen.<br />

04.02. Mo 19.30 Fahrabend Modellbahn in der Epoche V.<br />

11.02. Mo 19.30 Fahrabend Drinnen spielen, was man draußen sieht.<br />

13.02. Mi 19.30 Bilderabend Erich Simon: DB und DR Anfang der 90ier Jahre.<br />

02.03. So Exkursion Mit dem Bayernticket zum Eisenbahnmuseum Weiden.<br />

03.03. Mo 19.30 Fahrabend Fahrspaß auf der MEC-Anlage.<br />

17.03. Mo 19.30 Fahrabend Kommen Sie und staunen Sie!<br />

19.03. Mi 19.30 Bilderabend Robert Luff:<br />

DB in den 1980iger und letzte Einsätze Altbauelloks.<br />

25.03. Di 19.30 Fahrabend Heute Abend geht es rund!<br />

An den übrigen Montagen wird zwar nicht gefahren, aber Sie sind jeweils ab 19.30 Uhr herzlich willkommen.<br />

Bei den Fahrabenden können eigene H0 Gleichstromfahrzeuge mitgebracht werden.<br />

Fahrplan der<br />

Fränkischen Museumseisenbahn e. V.<br />

Betriebsgelände: Klingenhofstr. 70, 90411 Nürnberg<br />

Geschäftsstelle: Klingenhofstr. 70, 90411 Nürnberg<br />

Telefon und Fax: 09 11/ 5 10 96 38<br />

Fahrplan der Zirndorfer Eisenbahn Freunde e. V.<br />

Geschäftstelle: Tel.: 09 11 / 60 35 31, Fax: 09 11 / 9 60 27 02.<br />

Die Zirndorfer <strong>Eisenbahnfreunde</strong> treffen sich jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat in ihrem<br />

Vereinsheim in der Homburger Str. 1 in 90513 Zirndorf.<br />

Der <strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 2/2008 erscheint voraussichtlich am 28. März 2008<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 31


Tickettour<br />

Man musste immer kleinere Brötchen backen<br />

Ursprünglich war schon im Frühjahr eine SWT-Fahrt zu den AVG-Strecken<br />

Bruchsal – Menzingen und Bruchsal – Odenheim vorgesehen. Diese wurde<br />

aber zu Gunsten der Reise nach Prag in den Herbst verschoben. Als Kurt Müller<br />

Mitte September die Einladung für diese Fahrt erstellte, plante er noch, auf der<br />

Hinfahrt auch die Madonnenlandbahn Miltenberg – Amorbach – Seckach zu<br />

bereisen. Aber wenige Tage vor dem Reisetag 6. Oktober 2007 stellte sich heraus,<br />

dass die Erneuerung dieser Strecke nicht rechtzeitig abgeschlossen werden<br />

konnte und dort immer noch Schienenersatzverkehr herrschte.<br />

Um das „Eisenbahnbrötchen“ nicht so sehr<br />

zu verkleinern, wurde vorgeschlagen, statt<br />

von Würzburg nach Lauda über Miltenberg<br />

nach Seckach zu fahren und den Weg über<br />

Frankfurt, Mainz, Worms und Mannheim zu<br />

wählen – auch interessante Strecken. Daher<br />

wurde die geplante Abfahrt um 6.07 Uhr mit<br />

dem RE 34600 nach Würzburg beibehalten.<br />

Allerdings wurde der Zug von der 111 226<br />

erst kurz vor der Abfahrt am Bahnsteig<br />

beigestellt, aber mit der Abfahrt wurde es<br />

zunächst nichts.<br />

Am Tag zuvor hatte der von der GDL ausgerufene<br />

Streik stattgefunden und wegen des<br />

Notfahrplans waren die Zugumläufe durcheinander<br />

geraten. In Würzburg wurden weitere<br />

Wagen benötigt. Deshalb wurden an<br />

unseren Zug noch fünf Umbausilberlinge<br />

angehängt. Das ging noch einigermaßen<br />

schnell vonstatten, aber die Bremsprobe dauerte<br />

ewig. Schließlich erhielten wir nach dreißig<br />

Minuten die Ausfahrt zeitgleich mit dem<br />

ICE 926 nach Dortmund. Wir durften zuerst<br />

auf das Gleis nach Fürth, der ICE folgte im<br />

Blockabstand, aber nur bis Fürth. Natürlich<br />

wurden wir hier von ihm überholt und setzten<br />

noch ein paar Minuten zu. Mit dem langen<br />

Zug konnte die 111er bis Würzburg<br />

nichts hereinholen.<br />

32<br />

von Werner Schüssel<br />

Der Übergang zum Anschlusszug nach<br />

Frankfurt betrug planmäßig 15 Minuten, und<br />

obwohl der Zugbegleiter anrief, wartete der<br />

Zug keine 20 Minuten auf uns. Auch unser<br />

Zug aus Nürnberg wurde sehnlichst erwartet.<br />

Zahlreiche junge Leute wollten mit ihm<br />

nach Nürnberg und weiter zum Oktoberfest.<br />

Ob sie den RE nach München über die NBS<br />

noch erreicht haben, ist sehr fraglich.<br />

Wir backten nun unser „Brötchen“ etwas<br />

kleiner und beschlossen, mit dem nächsten<br />

RE eine Stunde später nach Frankfurt zu<br />

fahren und Mainz auszulassen. Am Zugzielanzeiger<br />

war nun zu lesen, dass dieser Zug<br />

25 Minuten später aus Frankfurt käme. Das<br />

wäre zu verkraften gewesen. Bald erhöhte<br />

sich aber diese Zahl auf 45, da wäre es in<br />

Frankfurt schon kritischer geworden. Es<br />

dauerte nicht lange, bis gemeldet wurde, dass<br />

der Zug ganz ausfiel.<br />

Nun wurde das „Brötchen“ nochmals verkleinert,<br />

indem man versuchte, den nächsten<br />

Zug nach Lauda zu nehmen. Leider waren<br />

nicht alle zehn Teilnehmer beieinander<br />

geblieben und bis man beisammen war, war<br />

der Zug weg. Jetzt wurde das „Brötchen“<br />

weiter abgespeckt, aber glücklicherweise zum<br />

letzten Mal. Es wurde der Zug eine Stunde<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


später nach Lauda und Osterburken gewählt,<br />

der auch pünktlich fuhr. Vorher konnte man<br />

noch etwas für die Kultur tun, etwa den<br />

Würzburger Dom besuchen, in dem zwei<br />

Mädchen mit einer Band Lieder für einen<br />

Gottesdienst probten. Einige der Mitfahrer<br />

blieben am Bahnhof zurück, um die Zeit für<br />

Fotos zu nutzen. Leider stand man wie üblich<br />

meistens am falschen Gleis, wenn sich<br />

Interessantes bot.<br />

Der RE 4959 ist bis Osterburken ein echter<br />

RE, er hält dazwischen nur in Lauda, für<br />

80 km brauchte seine 143 105 nur 56 Minuten.<br />

In Osterburken wartete am Gleis 1<br />

bereits die S-Bahn nach Heidelberg, der<br />

425 215 verkehrte als S 6120 über Heidelberg<br />

und Mannheim mehr als 200 km bis<br />

Homburg an der Saar. Die ganze S 1 in einem<br />

Stück abzufahren, würde selbst eingefleischten<br />

<strong>Eisenbahnfreunde</strong>n keinen Spaß<br />

machen. Der Triebwagen war recht gut besetzt,<br />

auch an den Unterwegshalten stiegen<br />

Leute ein- und aus, die S 1 befriedigt<br />

durchaus einen Verkehrsbedarf.<br />

Um 11.44 Uhr hielt man in Seckach, von<br />

nun an war man wieder genau im Plan der<br />

alten Einladung. Durch das sonnenbeschienene<br />

Neckartal erreichte man<br />

Heidelberg, dank der Spurtstärke des 425ers<br />

wurden die 84 km mit 25 (!) Zwischenhalten<br />

in 87 Minuten zurückgelegt.<br />

Von Heidelberg bis Bruchsal wurde die S 3<br />

des Rhein-Neckar-Raums benützt. Der<br />

425 221 als S 6345 fuhr etwas später ab, da<br />

er einen verspäteten IC vorlassen musste. Für<br />

51 km benötigte die S 3 45 Minuten bei 12<br />

Zwischenhalten, sie erfreute sich reger Inanspruchnahme.<br />

Tickettour<br />

Hier stand zuerst die Bahn nach Menzingen<br />

auf dem Programm. Die beiden<br />

AVG-Triebwagen 882 + 896, letzterer mit<br />

Panorama-Mittelteil, rollten knapp vor Abfahrt<br />

an den Abschnitt 1b des Hausbahnsteigs,<br />

denn dieser Abschnitt hat eine<br />

niedrige Einstiegshöhe passend für die AVG-<br />

Wagen. Pünktlich ging es als S 85153 auf<br />

der S 32 weiter, zunächst parallel zur Linie<br />

aus Heidelberg, bald das Verbindungsgleis<br />

zur NBS nach Stuttgart kreuzend, auf welchem<br />

ein IC unsere Vorbeifahrt abwarten<br />

musste, bis zur Einfahrt in Ubstadt.<br />

Wegen einer Signalstörung gab es hier eine<br />

kleine Verzögerung. Nun bog die Bahn nach<br />

Osten ab in das Kraichtal, wo sie sowohl<br />

durch Ortschaften mit aufgelockerter Bebauung<br />

wie auch durch landwirtschaftlich genutztes<br />

Gebiet rollte. Neben Streuobstwiesen<br />

fielen viele Kleingärten auf mit sparsam<br />

errichteten Gartenhäuschen aus ein paar<br />

Latten mit Plastikfolienverkleidung. Böse<br />

Zungen würden diese Anlagen als schlampig<br />

bezeichnen.<br />

In Menzingen standen weitere AVG-Triebwagen,<br />

die an Wochenenden nicht gebraucht<br />

werden, darunter der Wagen 920. Das ist der<br />

450 004 der DB. Nach dem Personalwechsel,<br />

bei dem der freundliche Triebfahrzeugführer<br />

durch eine ebenso freundliche Führerin abgelöst<br />

worden war, kehrte man als S 85078<br />

nach Bruchsal zurück.<br />

Jetzt folgte der andere Ast dieser AVG-<br />

Strecken, die Katzbachbahn nach Odenheim.<br />

Während der Menzinger Ast 20 km<br />

lang ist, sind es nach Odenheim nur 15 km,<br />

immer von Bruchsal aus gemessen, wobei<br />

der 4,5 km lange Stamm bis Ubstadt beiden<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 33


Tickettour<br />

Ästen gemeinsam ist. Hier kam der Triebwagen<br />

819 als S 85081 auf der S 31 zum<br />

Einsatz, dieses Fahrzeug gehört der DB unter<br />

der Nummer 450 003. Wegen des geringeren<br />

Fahrgastaufkommens genügte ein<br />

Fahrzeug. In Odenheim konnte man in einem<br />

Fußweg noch die einstige Weiterführung<br />

nach Hilsbach erkennen. Als<br />

S 85086 fuhr man bald nach Bruchsal zurück.<br />

Beide Strecken gehörten einst der<br />

SWEG, ab 1994 der AVG, die sie bis 1998<br />

mit Bahnstrom elektrifizierte.<br />

In Bruchsal wartete man am Gleis 4 auf<br />

den RE 19513 nach Stuttgart. Ehe dieser<br />

kam, rollte auf dem Gleis 5, einem Güterzuggleis<br />

ohne Bahnsteig, eine 115er mit einem<br />

langen Sonderzug aus DB-Autozug- und<br />

Privatliegewagen ein. Er schien ohne Leben<br />

wie das Schiff des Fliegenden Holländers zu<br />

sein. Schließlich öffneten sich doch ein paar<br />

Fenster und einige junge Leute schauten<br />

heraus. Sie fragten uns, wo sie nun seien, etwa<br />

in Bayern.<br />

In Odenheim stellte sich der bei der AVG als Wagen 819 geführte 450 003<br />

der DB unserem Fotoreporter Werner Schüssel.<br />

34<br />

Wir klärten sie auf, dass hier Baden-<br />

Württemberg sei, und fragten nach ihrem<br />

Woher und Wohin. Sie wären auf einer<br />

Pilgerfahrt gewesen und vor einem Tag in<br />

Rom aufgebrochen und wollten nach Köln,<br />

den Papst hätten sie gesehen.<br />

Offensichtlich waren es Pilger und keine<br />

<strong>Eisenbahnfreunde</strong>, sie jammerten über die<br />

lange Fahrt in den Liegewagen und wollten<br />

wissen, wie lange es noch bis Köln dauere.<br />

Wir klärten sie über die verschiedenen Wege<br />

nach Köln (nicht nach Rom!) auf und schätzten<br />

die Fahrzeiten, hatten aber den Eindruck,<br />

dass ihnen unsere Auskünfte nicht besonders<br />

hilfreich waren.<br />

Pünktlich kam die 146 208 mit ihrem RE<br />

und brachte uns auf der kurvenreichen Strecke<br />

über Mühlacker nach Stuttgart. Eine<br />

Stunde Aufenthalt hier wusste jeder auf seine<br />

Weise zu nutzen, ehe man sich im<br />

RE 19959 mit der 111 164 traf, um endgültig<br />

heimzufahren.<br />

In Bad Cannstatt füllte sich der<br />

Zug beträchtlich mit Fußballfans,<br />

die sich nicht ausfallend benahmen,<br />

obwohl Stuttgart gegen<br />

Hannover 0:2 verloren hatte. In<br />

Waiblingen sprang bei der Abfahrt<br />

das Signal wieder auf Rot.<br />

Es dauerte etwas, bis diese Fehlfunktion<br />

geklärt war. Wegen<br />

zweier längerer Zwischenhalte,<br />

die der Fahrplan vorsah, war diese<br />

Verspätung bis Crailsheim<br />

längst wieder aufgeholt. Pünktlich<br />

erreichte man dann den<br />

Start- und Zielpunkt unserer Reise<br />

– Nürnberg.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


So begnügten sich die zehn Teilnehmer mit<br />

der Nebenbahn von Berga-Kelbra nach<br />

Stolberg im Harz. Die Anfahrt konnte deshalb<br />

auch zu etwas späterer Stunde beginnen,<br />

zunächst um 7.06 Uhr mit dem nur aus<br />

dem 612 482 bestehenden IRE 3083 über<br />

Bayreuth nach Hof, dann mit den beiden<br />

642 062 + 642 003 als RE 4012 über die<br />

Bummelstrecke Mehltheuer – Gera und<br />

dann flott weiter bis Leipzig. Zur Weiterfahrt<br />

nach Halle wählten wir den Zug S 6128 der<br />

S 10 nach Halle, dessen hier unnötig schnelle<br />

160 km/h-Dostos von der 143 354 geschoben<br />

wurden.<br />

Nach einem für einen Imbiss ausreichenden<br />

Aufenthalt in Halle folgte das letzte<br />

Stück bis Berga-Kelbra im RE 26068 nach<br />

Kassel mit der 143 108. Kurz vor der Wende<br />

war von der DR begonnen worden, diese<br />

Strecke zu elektrifizieren, 1993 war man damit<br />

fertig. Gleichzeitig wurde auch der Oberbau<br />

erneuert. Weitgehend verlegte man die<br />

bewährten B 70-Schwellen mit UIC 60-<br />

Schienen. Man sollte deshalb ein rasches<br />

Vorwärtskommen erwarten, aber weit gefehlt.<br />

Heute kann die Strecke als Beispiel dienen,<br />

wie man etwas in kurzer Zeit verkom-<br />

Tickettour<br />

Noch schnell eine Nebenbahn in Sachsen-Anhalt<br />

In Sachsen-Anhalt soll im Dezember 2007 auf vier Nebenbahnen der Personenverkehr<br />

eingestellt werden. Das war Anlass für uns <strong>Eisenbahnfreunde</strong>, sich<br />

diese Strecken nochmals anzusehen. Zwei davon, die von Köthen nach Artern<br />

und die von Wittenberg nach Bad Schmiedeberg, hatten bereits am 21. Juli 2007<br />

auf dem Programm gestanden, nun sollten am 27. Oktober die beiden anderen<br />

folgen, die von Teuchern nach Naumburg und die von Berga-Kelbra nach Stolberg<br />

im Harz. Leider war es aber wegen eines Schienenersatzverkehrs zwischen<br />

Merseburg und Naumburg fahrplantechnisch nicht möglich, die erste der genannten<br />

Strecken zu erreichen, was wir verschmerzen konnten, weil wir sie<br />

bereits im August 2002 besucht hatten.<br />

von Werner Schüssel<br />

men lassen kann. Zwar gibt es nach DB-<br />

Maßstäben keine Langsamfahrstellen, d. h.<br />

solche, die im LA-Heft erscheinen, dafür sind<br />

aber lange Abschnitte auf 50 km/h oder<br />

70 km/h beschränkt, nur kurze Stücke erlauben<br />

atemberaubende 100 km/h.<br />

Ein Durcharbeiten der Gleise würde genügen<br />

und sich auch betrieblich lohnen, begegneten<br />

uns doch hier die meisten Güterzüge<br />

des Tages. Für 80 km benötigte der RE<br />

75 Minuten bei drei Zwischenhalten, das sind<br />

dürftige 64 km/h Reisegeschwindigkeit.<br />

Trotz allem kam man pünktlich in Berga-<br />

Kelbra an, weil die DB-AG die langsamen<br />

Streckenstücke in den Fahrplan schon eingerechnet<br />

hat. Der Bahnhof selbst liegt am<br />

Ortsteil Berga, während Kelbra ein Ort 5 km<br />

südlich vom Bahnhof ist. Berga-Kelbra hat<br />

einen Keilbahnhof, die Keilspitze zeigt nach<br />

Osten. Die Hauptstrecke nach Kassel liegt<br />

auf dem südlichen Ast, auf dem nördlichen<br />

die nach Stolberg. Der RB 26342 stand schon<br />

bereit. Es war der 672 920, ein zweiachsiger<br />

Triebwagen, wie sie auch die Burgenlandbahn<br />

einsetzt. Allerdings ist der 672 920 zusammen<br />

mit seinem Bruder 672 919 ein Pro-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 35


Tickettour<br />

totyp, er hat im Gegensatz zu denen bei der<br />

Burgenlandbahn keine BSI-Kupplung, sondern<br />

normale Schraubenkupplung, ebenso<br />

fehlt das WC. Beide Fahrzeuge wurden vom<br />

Hersteller DWA aus Bautzen der DB fast<br />

zum Nulltarif überlassen.<br />

Neben unserer Gruppe hatten nur ein paar<br />

Leute das Fahrzeug aufgesucht, als es sich<br />

auf den 15 km langen Weg nach Stolberg<br />

machte. Auf verhältnismäßig gutem Gleis<br />

waren bis auf einen Bahnübergang flotte<br />

60 km/h möglich. Nach dem Haltepunkt<br />

Uftrungen erreichte man den einzigen<br />

Zwischenbahnhof Rottleberode Süd am<br />

Rande des Harzes, einen reinen Güterbahnhof.<br />

Zur allgemeinen Überraschung waren<br />

dessen Gütergleise sehr gut besetzt. Rechts<br />

stand ein langer Zug mit Rs-Wagen, die mit<br />

Holz beladen wurden, links zwei Ganzzüge<br />

aus Eas-Wagen, die offenbar REA-Gips<br />

(REA = Rauchgasentschwefelungsanlage)<br />

zum nahegelegenen Knauf-Werk gebracht<br />

hatten, auf dessen Werksgleisen weitere Wagons<br />

zu sehen waren. Bis hierher dürfte der<br />

Bestand die Strecke gesichert sein.<br />

Nun verlief die Bahn in einem enger werdenden<br />

Tal des Südharzes bis zum Endpunkt<br />

Stolberg im Harz. (Es gibt noch ein weiteres<br />

Stolberg im Rheinland vor Aachen, während<br />

das Stollberg in Sachsen südlich von<br />

Chemnitz mit „ll“ geschrieben wird.) Der<br />

Bahnhof von Stolberg hat nur noch ein Gleis<br />

mit einem Seitenbahnsteig neuester Bauart.<br />

Das Empfangsgebäude beherbergt eine<br />

Gaststätte asiatischen Zuschnitts. Nachdem<br />

der Triebwagen sich geleert hatte, fuhr ihn<br />

der Triebfahtzeugführer noch an des Ende<br />

des Bahnsteigs, um ihn dort an das Stromnetz<br />

anzuschließen. In der kälteren Jahres-<br />

36<br />

zeit würde sich sonst die Batterie durch den<br />

Heizungsbetrieb in einer halben Stunde entladen<br />

haben.<br />

Wir hatten Zeit, die Ortsmitte zu besuchen.<br />

In der Hauptstraße dorthin stehen fast<br />

nur Fachwerkhäuser, die, wie es sich für einen<br />

touristisch genutzten Ort gehört, (bis<br />

auf ein einziges) bestens gepflegt waren.<br />

Auch der Markt ist sauber herausgeputzt.<br />

Über dem Ort thront ein großes<br />

Renaissanceschloss, errichtet auf einer früheren<br />

Burganlage.<br />

Mit Mühe gelang es, in einem Cafe noch<br />

einen Platz zu ergattern, der Kuchen war<br />

vorzüglich. Das hat sich offenbar herumgesprochen,<br />

denn die DB setzt von Mai bis<br />

Oktober an Feiertagen einen direkten RE<br />

von Leipzig über Halle nach Stolberg und<br />

zurück ein und an Samstagen einen aus<br />

Magdeburg und zurück. Wer nicht ins Café<br />

gegangen war, umlagerte einen Kiosk am<br />

Bahnhof.<br />

Natürlich fand die Rückfahrt mit dem<br />

selben Fahrzeug und dem selben Fahrzeugführer<br />

unter der Zugnummer RB 26345 statt.<br />

Für den Fall, dass der Betrieb im Dezember<br />

endgültig eingestellt werden wird, möchte<br />

der Fahrzeugführer im Bereich Erfurt seinem<br />

Beruf nachgehen, wie er uns sagte. Bei<br />

der Durchfahrt durch den Güterbahnhof<br />

Rottleberode wartete auf dem einzigen freien<br />

Nebengleis ein 642er, der die Touristen<br />

in Stolberg wieder abholte, um sie nach<br />

Magdeburg zurückzubringen.<br />

Von Berga-Kelbra brachte uns der<br />

RE 26070 mit der 143 850 eine Station weiter<br />

bis Nordhausen, wo der RE 16113 nach<br />

Erfurt am Gleis 3 bereitstand. Dieser<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


642 028 rollte bis Wolkramshausen weiter<br />

auf der Bahn nach Kassel, konnte dann aber<br />

auf der ebenfalls nach der Wende überarbeiteten<br />

Strecke nach Erfurt, eingleisig und<br />

nicht elektrifiziert, recht gut vorwärts kommen,<br />

diese Strecke ist gepflegt.<br />

Noch bei Tageslicht lief man<br />

auf eines der neuen Stumpfgleise<br />

an der Ostseite des Erfurter<br />

Hauptbahnhofs ein und konnte<br />

sich den Baufortschritt im Bahnhof<br />

ansehen: Die Nordseite mit<br />

vier durchgehenden Gleisen,<br />

davon zwei an Bahnsteigkanten,<br />

und den folgenden je zwei<br />

Stumpfgleisen östlich und westlich<br />

ist fertiggestellt, auf der Südseite<br />

ist alles abgeräumt.<br />

Die Fortsetzung des Fußgängerzugangs<br />

in der Mitte der<br />

Bahnsteige ist ausgebaggert, es<br />

entsteht offenbar auch ein südlicher Ausgang,<br />

allerdings muss dazu die Gera überbrückt<br />

werden, sonst fällt man ins Wasser.<br />

Der nördliche Teil der Überführung über die<br />

Bahnhofstraße ist schon länger fertig, im<br />

südlichen Teil sind die Fundamente für die<br />

Widerlager betoniert. Auch von den südlichen<br />

Auflagern für die Hallenträger war<br />

Auf der RegioTram in Kassel<br />

Nun sind die vorgesehenen Ausbaumaßnahmen<br />

beendet, für uns 20 Interessenten<br />

Tickettour<br />

schon etwas zu sehen. Insgesamt scheint<br />

man im Plan zu sein.<br />

Zur Heimfahrt fehlten noch drei REs. Bis<br />

Saalfeld fuhr der 642 021 als RE 19143 und<br />

bis Lichtenfels der 612 051 als RE 3493. Der<br />

In Stolberg stand der 672 920 als RegionalBahn 26345 bereit. Da ließ es<br />

sich unser Werner Schüssel nicht nehmen, ein Bild davon zu machen.<br />

letzte, der RE 4985 mit der 146 228, war bis<br />

Baiersdorf pünktlich, dann musste er wegen<br />

Bauarbeiten auf das linke Gleis und die entstandene<br />

Verzögerung konnte er nicht mehr<br />

einholen, da die vorauslaufende RB ihn ausbremste.<br />

Ärgerlich war es aber für niemanden<br />

von uns, keiner versäumte seinen Anschluss.<br />

Schon im Oktober 2001 besuchten wir mit dem SWT die Kasseler Straßenbahn,<br />

denn damals hatte der Vorlaufbetrieb mit geliehenen Saarbrückner Fahrzeugen<br />

auf DB-Strecken begonnen. Auch der wiedereröffnete Betrieb auf der Waldkappler<br />

Bahn bis Helsa hatte unser Interesse gefunden, wir berichteten im Heft 1 des<br />

<strong>NEF</strong>-Express 2002 darüber.<br />

von Werner Schüssel<br />

Anlass, sich nach fast genau sechs Jahren am<br />

10. Oktober 2007 erneut dort umzusehen.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 37


Tickettour<br />

Für die Anfahrt wählte man die kürzeste<br />

Strecke über Würzburg und Fulda, und obwohl<br />

der GdL-Streik erst in der Nacht zu<br />

Ende gegangen war, gab es diesmal keine<br />

Probleme. Um 7.06 Uhr ging es im RE 34602<br />

mit der 111 212 nach Würzburg und weiter<br />

im RB 34776 mit der 111 219 ausnahmsweise<br />

wegen Bauarbeiten in Schlüchtern gleich<br />

nach Fulda. Hier musste man auf den<br />

Cantus 31764 nach Bad Hersfeld etwas warten,<br />

zwischenzeitlich stieß auch ein Frankfurter<br />

Eisenbahnfreund zu uns. Wie erinnerlich,<br />

war bei unserer Fahrt im August auf<br />

der Mitte-Deutschland-Verbindung dieser<br />

Zug übervoll, diesmal warteten deutlich weniger<br />

Fahrgäste auf den Triebwagen.<br />

Trotz widriger Lichtverhältnisse scheute Werner Schüssel keine Kosten und<br />

Mühen und drückte für uns auf den Auslöser, als der RBK 712 einlief.<br />

Mit geringer Verspätung rollte der Triebwagen<br />

unmittelbar vor der Abfahrt herein,<br />

leider war es aber nur der dreiteilige<br />

427 003 + 827 003 + 427 503, der<br />

Ordnungsnummer nach der Hamburger<br />

Hochbahn gehörend. Schnell war der Wagen<br />

wieder sehr gut gefüllt. Als alte Fahrfüchse<br />

nutzten wir ihn auch nur wieder bis<br />

38<br />

Bad Hersfeld, um dort in den 427 002 +<br />

827 002 + 427 502 umzusteigen, der als<br />

CAN 31918 nach Kassel Hbf lief.<br />

Hier führte nun ein kurzer Weg zu den<br />

am 18. August eröffneten Stadtbahnbahnsteigen.<br />

Diese liegen etwas tiefer als die<br />

DB-Bahnsteige auf der Rampe in den<br />

Stadtbahntunnel, wofür ein DB-Bahnsteig<br />

geopfert wurde, was verkehrlich leicht zu<br />

verschmerzen war. Für beide Richtungen<br />

steht je ein Bahnsteig mit einem Gleis zur<br />

Verfügung, zwischen den Bahnsteigen liegt<br />

ein drittes Gleis zur freizügigen Verwendung.<br />

Pünktlich kam der Triebwagen 712 der<br />

Regionalbahn Kassel RBK auf der Regionallinie<br />

RT3 aus dem 49 km entfernten<br />

Warburg, nachdem er noch<br />

vor dem Bahnsteig die Systemwechselstelle<br />

passiert hatte. Nun<br />

ging es im Tunnel unter dem<br />

Empfangsgebäude und dem<br />

Bahnhofsvorplatz hindurch, an<br />

der nächsten Haltestelle war man<br />

wieder oben. Der westliche Teil<br />

des Tunnels unter den Empfangsgebäude<br />

ist neu, der östliche<br />

Teil ist der Rest des Tunnels,<br />

der früher aus nördlicher Richtung<br />

unter dem Bahnhofsplatz<br />

verlaufen ist und wegen seines<br />

Zustands deutschlandweit in Verruf<br />

geraten war.<br />

Davon sieht man nichts mehr, es ist alles<br />

sauber. Zwei Stationen weiter erreichte man<br />

den Stern, den zentralen Umsteigeplatz in<br />

der Stadtmitte. Auch wir wechselten hier die<br />

Bahn, weil wir hier die 20 Minuten Umsteigezeit<br />

für einen schnellen Mittagshappen in der<br />

Fußgängerzone nutzen konnten.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Die Weiterfahrt erfolgte in einem Wagen<br />

der Trambahnlinie 4, im Triebwagen 601 der<br />

KVG, nach Hessisch Lichtenau im Lossetal.<br />

Bereits 2001 hatten wir diese Linie bis zum<br />

damaligen Endpunkt Helsa befahren. Seit Januar<br />

2006 wurde auf dem alten DB-Gleis<br />

diese Strecke um neun Kilometer bis<br />

Hessisch Lichtenau verlängert, d. h. mit<br />

750 V Gleichstrom elektrifiziert, die Gleise<br />

erneuert und an den Bahnsteigen sechs-<br />

Schienen-Gleise eingebaut. Die Fahrleitung<br />

hängt an Peiner Stahlmasten, die einen wesentlich<br />

stärkeren Eindruck hinterlassen als<br />

die windigen „Stecken“ der AVG bei<br />

Öhringen oder die der DB bei Speyer. Man<br />

hat hier wohl schon an die künftigen Stürme<br />

infolge der Klimaveränderung gedacht.<br />

Nach der Station „Im Tal“ in Hessisch<br />

Lichtenau verläßt die Straßenbahn die DB-<br />

Strecke und fährt im Straßenplanum bis zur<br />

Endkehre Bürgerhaus. Die Fahrt vom Kasseler<br />

Stern bis hierher, geschätzt 30 km, dauerte<br />

etwa 50 Minuten, der Wagen war gut<br />

besetzt, allerdings besteht am Wochenende<br />

nur Stundentakt. Erwähnenswert sind die<br />

Begegnung mit Exoten: Während vor sechs<br />

Jahren bei Kaufungen Kamele auf einer<br />

Wiese weideten, stand man nun am Bürgerhaus<br />

zehn Meter vor zwei echten Tigern,<br />

zum Glück im stabilen Käfig eines Wanderzirkus.<br />

Bis zur Rückfahrt in 20 Minuten soll noch<br />

etwas über die Fahrzeuge gesagt werden. Auf<br />

den auch von der DB befahrenen Strecken<br />

kommen 28 Zweisystem-Fahrzeuge des<br />

Alstom-Typs „Regio Citadis“ zum Einsatz,<br />

Bauart 8xGelZRNfT, hergestellt in Salzgitter<br />

bei LHB. Die Wagen 701 bis 718, DB-<br />

Nummern 452 001 bis 452 018, sind für DB-<br />

Tickettour<br />

Wechselstrom und Straßenbahn-Gleichstrom<br />

ausgelegt, die Wagen 751 bis 760, DB-<br />

Nummern 689 001 bis 689 010 können unter<br />

Gleichstrom und mit Hilfe eines Dieselmotors<br />

auf nicht elektrifizierten Strecken<br />

fahren, sie bedienen vor allem die Nebenbahn<br />

nach Wolfhagen. Diese 28 Wagen gehören<br />

der RBK, die wiederum der KVG und<br />

der HLB gehört.<br />

Auf der Lossetalbahn und innerhalb Kassels<br />

verkehren zudem reine Gleichstromfahrzeuge<br />

des Typs Flexity Classic von<br />

Bombardier, sie tragen die Nummern ab 601,<br />

davon sind 28 Stück im Einsatz. Auf der<br />

Lossetalbahn fahren zusätzlich unter der<br />

Woche zwei Paare Expresszüge, die nicht die<br />

Schleife durch Kaufungen bedienen, sondern<br />

auf der alten nicht elektrifizierten DB-<br />

Strecke geradeaus an Kaufungen vorbeifahren,<br />

was natürlich nur mit den Wagen der<br />

Nummern 751 bis 760 möglich ist. Aus dieser<br />

Serie bekamen wir kein Exemplar zu<br />

Gesicht.<br />

Die Rückfahrt führte uns diesmal nur bis<br />

zum Hallenbad Ost in Kassel, denn bereits<br />

hier stiegen wir in einen Wagen der Regionallinie<br />

RT5 um, in den Wagen 707, dessen Ziel<br />

Melsungen war, unser Ziel war aber nur<br />

Kassel-Wilhelmshöhe, das der Wagen durch<br />

den Tunnel über die DB-Strecke erreichte.<br />

Der nun eingeplante RE 4113 nach<br />

Friedberg in Hessen erhielt vor Marburg<br />

wegen einer Baustelle Verspätung, aber seine<br />

111 192 konnte so viel gutmachen, dass<br />

wir in Friedberg den Triebwagen 509 104 mit<br />

der Zugnummer HLB 83927, einen Triebwagen<br />

vom Typ GTW 2/6, leicht erreichten.<br />

Fast pünktlich ging es von Hanau im<br />

RE 4627, vorn die 112 175 und hinten die<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 39


Tickettour<br />

112 171 nach Würzburg, wo man nur quer<br />

über den Bahnsteig zum RB 35091 zu gehen<br />

hatte, zum selben Wagenmaterial wie am<br />

Vormittag. Wegen einer Baustelle musste<br />

dieser RB von Dettelbach bis Kitzingen links<br />

Wieder eine Winterfahrt ins Erzgebirge<br />

Die SWT-Gemeinde war zwar schon oft im Erzgebirge, aber dank der vor 150 Jahren<br />

in Sachsen blühenden Industrie gibt es im Erzgebirge immer noch ein dichtes<br />

Eisenbahnnetz, sodass es unserem Kurt Müller nochmals gelang, für den<br />

1. Dezember 2007 eine SWT-Tour auf einer von drei Strecken auszumachen,<br />

die höchstens vor Jahren im Rahmen eines anderen Programms befahren worden<br />

waren.<br />

40<br />

von Werner Schüssel<br />

15 Teilnehmer machten sich auf den Weg,<br />

um über Chemnitz nach Olbernhau und<br />

Marienberg zu reisen.<br />

Der Start war in Nürnberg um 7.06 Uhr<br />

im IRE 3083, in dem einige jüngere Reisende<br />

auf dem Fußboden Platz nehmen mussten,<br />

so voll war er, zumal es sich um den<br />

allein fahrenden 612 486 handelte. Bis<br />

Bayreuth war er noch pünktlich, dann trödelte<br />

er recht, laut Durchsage war die Neigetechnik<br />

ausgeschaltet. Auch DB-Regio wusste<br />

natürlich, dass dieser Triebzug bis Dresden<br />

keinesfalls ausreichen würde, und kuppelte<br />

deshalb in Hof noch den 612 479 an.<br />

Vor Plauen hatte sich die Verspätung auf<br />

20 Minuten erhöht, zudem mussten wir am<br />

Einfahrsignal warten, da erst der Gegenzug<br />

aus dem Bahnhof herauskam. An beiden<br />

Enden des Bahnhofs liegt wegen dessen<br />

Umbaus nur je ein behelfsmäßiges Gleis,<br />

über das alle Ein- und Ausfahrten abgewickelt<br />

werden müssen, im Bahnhof stehen<br />

auch nur zwei Bahnsteigkanten zur Verfügung.<br />

Während des Wartens ließ der Trieb-<br />

fahren, aber die paar Minuten Verzögerung<br />

holte der Zug bis Nürnberg auf, er kam hier<br />

so pünktlich an, dass sogar drei Mitfahrer<br />

den eine Minute später abfahrenden RE nach<br />

Weiden bzw. Bayreuth noch erreichten.<br />

fahrzeugführer die 612er hin- und herwackeln.<br />

Vermutlich hatte die Neigetechnik<br />

zunächst Probleme gemacht. Nun konnte<br />

sich der Zug aber offenbar wieder neigen,<br />

denn bis Chemnitz ging es nun endlich sehr<br />

schnell voran, abgesehen auf dem nicht ausgebauten<br />

Stück zwischen St. Egidien und<br />

Hohenstein-Ernstthal. In letzterem Bahnhof<br />

wird augenblicklich das Empfangsgebäude<br />

abgerissen, um einem Busbahnhof Platz zu<br />

machen.<br />

In Chemnitz stiegen wir aus, was recht<br />

angenehm war, denn hier füllte sich der Zug<br />

beträchtlich mit Fußballfans, die zu einem<br />

Spiel Dresden gegen Chemnitz reisten, nicht<br />

ohne Begleitung durch die Bundespolizei. Da<br />

zu unserem Ziel Olbernhau an Wochenenden<br />

Zweistundentakt besteht, hatten wir in<br />

Chemnitz reichlich Zeit, bei leichtem<br />

Nieselregen kurz in das Zentrum von<br />

Chemnitz zu gehen, in welchem, wen<br />

wundert‘s, ein Weihnachtsmarkt stattfand.<br />

Ein paar Schritte weiter gelangte man zum<br />

Gunzenhauser-Museum in der ehemaligen<br />

Stadtsparkasse, in dem die Sammlung mit<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


2.300 Kunstwerken aus Deutschland des<br />

20. Jahrhunderts, die der Münchner Galerist<br />

Gunzenhauser zusammengetragen hat, ausgestellt<br />

wird. Die Eröffnung sollte gerade an<br />

diesem Tag stattfinden im Beisein<br />

von Bundespräsident Köhler.<br />

Wie man sieht, fand sich außer<br />

uns auch andere Prominenz in<br />

Chemnitz ein. Man sah davon<br />

jedoch noch nichts, lediglich zwei<br />

einsame Polizisten vertrieben<br />

sich vor dem Haus die Zeit.<br />

Um Mittag ging es nun weiter<br />

in der RB 30865, im 642 237 der<br />

Erzgebirgsbahn, zunächst auf<br />

der Hauptstrecke nach Dresden<br />

bis Flöha. Beim ehemaligen Rangierbahnhof<br />

Hilbersdorf wird<br />

seit einigen Jahren der Damm der<br />

Hauptstrecke saniert in der Form, dass bei<br />

eingleisigem Betrieb zuerst die eine Seite,<br />

dann die andere des Damms abgetragen und<br />

mit neuem Material aufgefüllt wird. Das alte<br />

Material war zu lehmhaltig und wurde deshalb<br />

bei stärkerem Regen rutschig.<br />

In Flöha zweigt rechts die Bahn nach<br />

Annaberg-Buchholz und weiter nach<br />

Komotau ab, links biegt die Linie nach<br />

Olbernhau und Marienberg ab. Ursprünglich<br />

hatte Flöha offenbar einen Keilbahnhof,<br />

die Strecke nach Olbernhau zweigte damals<br />

vor dem Bahnhof nach links ab. Das muss<br />

sich aber schon vor über 100 Jahren geändert<br />

haben, nur einige Trassierungselemente<br />

lassen darauf schließen. Die Bahn senkte sich<br />

nun in das Tal der Flöha.<br />

Die Flöha entspringt in Tschechien westlich<br />

des Dorfes Nove Mesto, durch welches<br />

wir vor einiger Zeit anlässlich der Fahrt nach<br />

Tickettour<br />

Moldava gefahren sind, die Quellen der Freiberger<br />

Mulde und der Weißeritz sind auch<br />

nur einen Kilometer davon entfernt. Bei<br />

Deutschgeorgensthal kommt sie nach Sach-<br />

Auch am 1. Dezember 2007 war Werner Schüssel mit den „Tickettouren“<br />

unterwegs. Er lichtete für uns den 624 231 in Hetzdorf ab.<br />

sen und fließt an Neuhausen, Olbernhau und<br />

Pockau vorbei bis zum Ort Flöha, wo sie in<br />

die Zschopau mündet. Diese wiederum<br />

mündet westlich Döbeln in die Freiberger<br />

Mulde, die sich ihrerseits zwischen Colditz<br />

und Großbothen mit der Zwickauer Mulde<br />

zur Mulde vereinigt. Letztere mündet dann<br />

bei Dessau in die Elbe, und wo die hinfließt,<br />

ist bekannt. Beim Hochwasser 2002 richtete<br />

auch die Flöha erhebliche Schäden an.<br />

Zurück zum Gleis: Die Strecke nach<br />

Olbernhau und die Stichstrecke nach<br />

Marienberg sind in den letzten Jahren grundlegend<br />

saniert worden. Von ein paar Bahnübergängen<br />

abgesehen, die aber ausnahmsweise<br />

kaum stören, da sie nahe an Haltestellen<br />

liegen, gibt es keine Langsamfahrstelle.<br />

Der Triebwagen fuhr bis zu 80 km/h, das<br />

ist das Maximum, das hier bei den vielen<br />

Kurven möglich scheint ohne Neigetechnik.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 41


Tickettour<br />

Die Kilometrierung endet in Flöha bei<br />

km 57,9 und Marienberg liegt bei km 18,9.<br />

Der km 0,0 ist der Grenzpunkt zu Tschechien<br />

südlich Reitzenhain, weiter lief einst<br />

die Strecke bis Nova Ves, wo sie die Linie<br />

Komotau – Weipert erreichte, auch von einer<br />

früheren SWT-Tour bekannt.<br />

Die am 24. Mai 1874, am selben Tag wie<br />

die Marienberger Strecke eröffnete Strecke<br />

nach Olbernhau beginnt ihre Kilometrierung<br />

in Pockau-Lengefeld, der jetzige Endpunkt<br />

Olbernhau-Grünthal hat km 12,9. Die Gleise<br />

liegen noch bis zum früheren Ende Neuhausen<br />

am km 22,1, sind aber ziemlich verfallen<br />

und gesperrt, obwohl dieser Rest noch<br />

nicht entwidmet ist. Ob von der Nebenbahn<br />

nach Deutschneudorf noch etwas vorhanden<br />

ist, konnte wegen Zeitmangels nicht<br />

ausgemacht werden.<br />

Wir fuhren mit unserem Zug auf der heute<br />

verkehrlich bedeutenderen Verbindung<br />

Flöha – Pockau-Lengefeld – Olbernhau-<br />

Grünthal. Der Wagen war außer uns auch<br />

von anderen Fahrgästen besetzt, der Zweistundentakt<br />

am Wochenende entspricht offenbar<br />

dem Bedarf, werktags gibt es sogar<br />

Stundentakt. In Hetzdorf warteten wir auf<br />

die Kreuzung mit dem Gegenzug, der auch<br />

bald durch den Hetzdorfer Viadukt herangerollt<br />

kam. Dieser Viadukt für die Hauptbahn<br />

nach Dresden war am 23. September<br />

1868 eröffnet worden und diente bis zum<br />

12. Mai 1992, nachdem 1986 noch vor der<br />

Wende beschlossen worden war, den<br />

inzwischen stark geschädigten Viadukt durch<br />

zwei Betonbrücken in gerader Linie zu ersetzen.<br />

Die alte Brücke ist 43 m hoch und<br />

328 m lang, die vier großen und 13 kleinen<br />

Bögen bilden einen Bogen mit einem Radius<br />

von 572 m.<br />

42<br />

Auch ein Sonderzug kreuzte unseren Lauf,<br />

er führte zwei Speisewagen, mehrere DR-<br />

Vierachser verschiedener Serien und den<br />

historischen Zweiachser der Windbergbahn<br />

mit sich, als Loks waren je eine ex-DR-212er<br />

an beiden Enden eingesetzt.<br />

Die Rückfahrt im selben Triebwagen unter<br />

der Nummer RB 30868 hätte schon in<br />

Pockau-Lengefeld enden können, aber da<br />

dieser Bahnhof weder eisenbahn- noch<br />

gaststättenmäßig etwas versprach, fuhren wir<br />

im warmen Wagen lieber weiter zurück bis<br />

Hohenfichte, um von dort wieder mit dem<br />

Gegenzug nach Pockau-Lengefeld zurückzukehren.<br />

Drei Fans riskierten sogar die<br />

Fahrt bis zum Kreuzungsbahnhof Hetzdorf<br />

zurück, denn die Kreuzung fand nicht nach<br />

Schweizer Art statt, sondern es musste erst<br />

eine Zuglaufmeldung durchgegeben werden,<br />

sodass zum Wagenwechsel in den 642 231,<br />

RB 30871, ausreichend Zeit war. Dadurch<br />

konnte man den Viadukt und die Widerlager<br />

der Schmalspurbahnbrücke nach Großwallersdorf<br />

dreimal sehen, beim vierten Mal<br />

war es leider schon dunkel.<br />

In Pockau-Lengfeld wurde nun in die<br />

RB 30897 umgestiegen, die an diesem Tag<br />

für die vier Zugpaare nach Marienberg eingesetzt<br />

war. Am Wochenende sind für den<br />

Ausflugsverkehr vier Paare eingeplant, unter<br />

der Woche verkehrt nur ein einziges Paar<br />

am Morgen, vor allem für den Schülerverkehr<br />

zum Gymnasium in Marienberg, das<br />

1992 mit 1.300 Schülern eröffnet worden ist.<br />

Durch das enge Tal der Pockau schlängelte<br />

sich der Zug in 18 Minuten die 12 km nach<br />

Marienberg. Bei der Erbauung hat man wohl<br />

einen stärkeren Verkehr erhofft, denn die<br />

Widerlager der Brücken sind für zwei Glei-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


se vorgesehen, die Trasse selbst aber nur für<br />

ein Gleis. An einem Bahnübergang musste<br />

der Zug anhalten, weil sich die Schranke<br />

nicht schloss, auch auf der Rückfahrt nicht.<br />

In Marienberg führte ein kleiner Anstieg<br />

aus dem Tal zu dem höher gelegenen Kern<br />

des Bergmannstädtchens. Auf dem quadratischen<br />

Marktplatz war gerade ein Weihnachtsmarkt<br />

eröffnet worden, wie sie es in<br />

der Adventszeit zu Hunderten in Deutschland<br />

gibt. Auch eine kleine elektrische<br />

Kindereisenbahn drehte hier ihre Runden,<br />

die Stromzuführung erfolgte wie bei der allerersten<br />

E-Lok von Siemens über die beiden<br />

Schienen. Die Farbe der Anschlusskabel entsprach<br />

auch nicht den Vorschriften, die Phase<br />

war zwar schwarz, aber die Rückleitung<br />

gelbgrün statt wie korrekt blau. Die Kinder<br />

störten sich nicht daran.<br />

Man hatte auch genügend Zeit, sich in den<br />

gemütlichen Gaststätten des Ortes aufzuwärmen,<br />

denn schon auf der Hinfahrt hatte<br />

Kurt Müller auf zwei Möglichkeiten der<br />

Rückfahrt hingewiesen: Entweder nach erstem<br />

Plan bereits nach 20 Minuten wieder von<br />

Marienberg weg, in Nürnberg um 22.10 Uhr<br />

an, oder 2 Stunden und 20 Minuten später<br />

ab und dann in Nürnberg um 22.49 Uhr an.<br />

Die Mehrheit entschied sich für die spätere<br />

Abfahrt, einigen war es gleich und einer war<br />

aus gutem Grund dagegen, weil er noch einen<br />

Anschluss brauchte. Schließlich konnte<br />

man auch für diesen Teilnehmer eine Sicherung<br />

seines Anschlusses ermitteln, wie sich<br />

später herausstellte, sogar zu seinem Vorteil.<br />

Die Rückfahrt nach Pockau begann also<br />

mit der späteren RB 30998, in der außer uns<br />

nur der Fahrer war, verständlich, denn für<br />

Tickettour<br />

Wanderer war es jahres- und tageszeitlich zu<br />

spät und für Skifahrer lag noch zu wenig<br />

Schnee. Bis Chemnitz fuhr dann wieder der<br />

642 237 als RB 30878, wo sich nun die ursprüngliche<br />

Wartezeit zum Glück um eine<br />

Stunde auf nur noch eine halbe verringert<br />

hatte. Bald kam aber die Durchsage, dass<br />

unser IRE 3094 aus Dresden 10 Minuten<br />

Verspätung habe, aber dabei blieb es auch.<br />

Von einem Mitreisenden erfuhr man, dass<br />

in Dresden der Zug erst zur Abfahrtszeit<br />

bereit gestellt worden und vor seiner Abfahrt<br />

ihm auch noch ein ICE in die Quere gekommen<br />

war. Unser Lokführer ließ die 642 482 +<br />

642 489 aber laufen, sodass man in Hof nur<br />

noch zwei Minuten zu spät war.<br />

Jetzt verzögerte sich aber die Abfahrt<br />

wieder, weil am Südkopf des Hofer Bahnhofs<br />

eine Weiche ausgewechselt wurde und<br />

unser Zug bis Oberkotzau links fahren musste.<br />

Bis Bayreuth, wo drei Mitfahrer ausstiegen,<br />

um mit einem nachfolgenden Zug zu<br />

Unterwegsbahnhöfen zu gelangen, war<br />

wieder etwas eingeholt. Nun ging es flott<br />

voran, von der LA nach Schnabelwaid abgesehen,<br />

bis der Zug kurz vor Pegnitz erheblich<br />

abbremste, um in das Ausweichgleis abzubiegen.<br />

Mit den erlaubten 40 km/h fuhr<br />

er durch den Bahnhof, und was stand auf<br />

dem Durchfahrgleis?<br />

Ein Zug aus zwei 610ern, genau der Zug,<br />

den wir ursprünglich benützt hätten. Dessen<br />

Reisende standen am Bahnsteig und<br />

schauten uns mit langen Gesichtern nach.<br />

Entweder hatte er aus irgendwelchen Gründen<br />

so viel Verspätung, dass er unseren IRE<br />

vorlassen musste, oder er war defekt. So<br />

waren wir mit dem späteren Zug früher in<br />

Nürnberg, mit dem früheren wäre es dann<br />

später geworden.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 43


Hintergründiges<br />

Die Triebwagen vom Typ NE 81<br />

In den 1970er Jahren standen einige „Privatbahnen“ vor dem Problem eines<br />

chronisch überalterten Triebwagenbestands. Ein neuer Triebwagen musste also<br />

her. Daher entstand auf Basis von verschiedenen Bauteilen aus der Bus- und<br />

LKW-Fertigung ein neu entwickelter, vierachsiger Triebwagen, der schließlich<br />

insbesondere im süddeutschen Raum seine Abnehmer fand.<br />

44<br />

von Michael Mrugalla<br />

Es war eine schwierige Frage für zahlreiche<br />

Bahnunternehmen, wie es künftig mit der<br />

Eisenbahn weitergeht. Einstellung oder<br />

Chance auf Neubeginn?<br />

Leider verfügten die kleinen Unternehmen<br />

alle nicht über ein entsprechendes Budget,<br />

um große Sprünge zu machen. Daher war<br />

der Ideenreichtum der Ingenieure gefragt.<br />

Im Gegensatz zur Bundesbahn hatte man<br />

auch andere Anforderungen an ein entsprechendes<br />

Neubaufahrzeug.<br />

Geschichte:<br />

Die „Nicht bundeseigenen Eisenbahnen“<br />

(NE) suchten eher nach einer „eierlegenden<br />

Wollmilchsau“. Auf Basis dieser Anforderungen<br />

entwickelte dieFirma Orenstein und<br />

Koppel (O&K) einen leistungsfähigen, vierachsigen<br />

Dieseltriebwagen, zu dem auch ein<br />

Mittelwagen und ein Steuerwagen angeboten<br />

wurde.<br />

Allerdings beschloss man bei O&K noch<br />

vor der Fertigstellung des ersten Fahrzeuges<br />

das Ende der Schienenfahrzeugfertigung im<br />

eigenen Haus. So wurde die Produktion bei<br />

der Firma Waggon-Union in Berlin fortgesetzt.<br />

Im Gegensatz zur DB-Baureihe 627 sollte<br />

die Privatbahn-Variante auch in der Lage<br />

sein, als Schlepptriebwagen eingesetzt zu<br />

werden. Eine Anhängelast bis zu 400 t im<br />

Güterverkehr war eine der Anforderungen<br />

an das Fahrzeug im Lastenheft. Weiterhin<br />

sollten auch Beiwagen und Steuerwagen zu<br />

dem Triebwagen angeboten werden, mit<br />

Technische Daten:*<br />

1. Baujahr: 1981<br />

Achsfolge: B‘B‘<br />

Länge über Puffer: 23.894 mm<br />

Wagenbreite: 2.830 mm<br />

Radsatzabstand: 2.200 mm<br />

Drehzapfenabstand: 15.100 mm<br />

Leistung: 2 x 200 kW<br />

Gewicht: 39 (46) t<br />

Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h<br />

*Abweichungen je nach Kundenwunsch möglich<br />

denen die Züge dann je nach Verkehrslage<br />

ergänzt werden können.<br />

Die ersten Fahrzeuge wurden zur KVG,<br />

der RBG, der WEG und zur SWEG ausgeliefert,<br />

die allesamt an der Entwicklung der<br />

Fahrzeuge mitgewirkt hatten. Mit der ersten<br />

Lieferserie wurden elf Triebwagen und ein<br />

Steuerwagen ausgeliefert, die sich schnell im<br />

Betrieb bewährten.<br />

Im Jahr 1985 wurde eine zweite Serie dieser<br />

Baureihe aufgelegt, mit der die Regentalbahn<br />

und die SWEG den Bestand erweiterten.<br />

Dabei wurden auch die ersten und<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


einzigen Beiwagen geliefert, die sich im Bestand<br />

der SWEG finden. Bei den Fahrzeuge<br />

ab der zweiten Serie wurden nicht mehr die<br />

O&K-Drehgestelle verwendet, sondern<br />

Drehgestelle von Waggon Union.<br />

Die einzelnen Fahrzeuge unterscheiden<br />

sich je nach Kundenwunsch auch in der<br />

Ausstattung. So verfügen zum Beispiel einige<br />

Fahrzeuge über eine Toilette.<br />

Im Jahr 1993 gab es erneut Bedarf an vierachsigen<br />

Schlepptriebwagen. Somit wurde<br />

für die KVG, die HzL, die BOB und die<br />

WEG eine weitere Serie von acht Triebwagen<br />

und zwei Steuerwagen aufgelegt. Die<br />

Fahrzeuge unterscheiden sich von ihren<br />

Vorgängern auf den ersten Blick durch die<br />

runden (statt eckigen) Spitzenlichter. Zudem<br />

ist bei diesen Fahrzeugen die Zugzielanzeige<br />

oberhalb der Frontscheibe angebracht (nicht<br />

in dieser wie bei den Serien 1 und 2).<br />

Die letzte Serie wurde dann im Jahr 1994<br />

ausgeliefert. Die Fahrzeuge wurden nun unter<br />

ABB-Regie gefertigt, weil die Fahrzeugfertigung<br />

von der Waggon Union inzwischen<br />

mit der Produktion von ABB Henschel verschmolzen<br />

worden war.<br />

Empfänger der letzten Serie von insgesamt<br />

vier Triebwagen und zwei Steuerwagen waren<br />

der ZVVW und die BOB. Damit waren<br />

insgesamt 43 NE 81-Fahrzeuge gebaut worden,<br />

wovon 26 als Trieb-, 14 als Steuer- und<br />

drei als Beiwagen ausgeführt wurden.<br />

Technik:<br />

Jedes Drehgestell der Triebwagen wird von<br />

einem Dieselmotor mit rund 200 kW angetrieben.<br />

Die verwendeten Motoren entstammen<br />

der LKW- bzw. Bus-Produktion von<br />

MAN. In den späteren Serien fanden um<br />

Hintergründiges<br />

etwa 50 kW stärkere Motoren Verwendung.<br />

Die Motoren sind hängend unter dem<br />

Fahrgastraum angebracht. Über ein<br />

Flüssigkeitsgetriebe wird die Traktionsleistung<br />

hydrodynamisch übertragen.<br />

Dank der eingebauten Vielfachsteuerung<br />

können auch mehrere Fahrzeuge gemeinsam<br />

im Zugverband betrieben werden. Im<br />

Nachhinein wurde die Steuerung soweit<br />

modifiziert, dass auch mit anderen Bestandsfahrzeugen<br />

bzw. neu gelieferten Fahrzeugen<br />

ein Mehrfachtraktionsbetrieb möglich ist.<br />

Auch die Ausrüstung mit einer Funkfernsteuerung<br />

war vorgesehen. Bei der<br />

Regentalbahn wurde diese Option von 1985<br />

bis 1994 im VT 02 genutzt.<br />

Einsatzgebiete:<br />

AVG:<br />

Als die AVG im Mai 1994 die von Bruchsal<br />

ausgehenden Nebenbahnen nach Menzingen<br />

und Odenheim von der SWEG übernahm,<br />

waren im „Paket“ auch einige NE 81-<br />

Fahrzeuge enthalten. Bis zur Elektrifizierung<br />

der beiden Strecken setzte die AVG die Fahrzeuge<br />

im AVG-Farbkleid lackiert dort im<br />

Nahverkehr ein. Die Triebwagen 453 und<br />

454 wurden bei einem Frontalzusammenstoß<br />

im Juni 1998 schwer beschädigt. Deshalb<br />

wurden sie ausgeschlachtet und verschrottet.<br />

Die Bei- und Steuerwagen wurden später<br />

an die SWEG und die WEG abgegeben.<br />

BOB:<br />

Die neu gegründete BOB bestellte 1993<br />

zunächst zwei NE 81, die – dunkelblau lackiert<br />

– fortan zwischen Friedrichshafen und<br />

Ravensburg Dienst taten.1994 wurde ein<br />

weiterer Triebwagen beschafft. Durch eine<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 45


Hintergründiges<br />

1. Serie:<br />

1 WU 1981/30895 1981 SWEG VT 120<br />

2 WU 1981/30896 1981 SWEG VT 121<br />

3 WU 1981/30897 1981 SWEG VT 122<br />

4 WU 1981/30898 1981 SWEG VT 123<br />

1994 AVG VT 453<br />

1998 Totalschaden<br />

1999 WEG Ersatzteilspender<br />

2003 ++<br />

5 WU 1981/30899 1981 SWEG VT 124<br />

1994 AVG VT 454<br />

1998 Totalschaden<br />

1999 ++<br />

6 WU 1981/30900 1981 SWEG VT 125<br />

7 WU 1981/30901 1981 WEG VT 410<br />

8 WU 1981/30902 1981 WEG VT 411<br />

2003 vermietet an NOB<br />

9 WU 1981/30903 1981 KVG VT 80 „Spessart“<br />

2006 SBE VT 43<br />

10 WU 1981/30904 1981 KVG VT 81 „Kahltal“<br />

2006 vermietet an WFB<br />

11 WU 1981/30905 1981 RBG VT 02<br />

12 WU 1981/30906 1981 WEG VS 220<br />

2. Serie:<br />

13 WU 1985/33624 1985 RBG VS 29<br />

14 WU 1985/33625 1985 RBG VS 30<br />

15 WU 1985/33626 1985 RBG VT 08<br />

16 WU 1985/33627 1985 KVG VS 183<br />

2006 vermietet an WFB<br />

17 WU 1985/33628 1985 KVG VS 184<br />

2006 vermietet an WFB<br />

18 WU 1985/33629 1985 SWEG VS 200<br />

1994 AVG VS 470<br />

2002 SWEG VS 200<br />

19 WU 1985/33630 1985 SWEG VS 201<br />

1994 AVG VS 471<br />

2004 WEG VS 471<br />

2005 WEG VS 201<br />

20 WU 1985/33631 1985 SWEG VS 202<br />

21 WU 1985/33632 1985 SWEG VS 203, geplant als VB<br />

2006 Brandschaden<br />

2006 ++<br />

22 WU 1985/33633 1985 SWEG VS 204, geplant als VB<br />

46<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


23 WU 1985/33634 1985 SWEG VB 240<br />

24 WU 1985/33635 1985 SWEG VB 241<br />

1994 AVG VB 477<br />

2004 WEG VB 477<br />

2005 WEG VB 241<br />

25 WU 1985/33636 1985 SWEG VB 242<br />

26 WU 1985/33637 1985 SWEG VT 126<br />

27 WU 1985/33638 1985 SWEG VT 127<br />

3. Serie:<br />

28 WU 1993/36099 1993 KVG VT 82<br />

2006 vermietet an WFB<br />

29 WU 1993/36100 1993 HzL VT 41<br />

30 WU 1993/36101 1993 HzL VT 42<br />

31 WU 1993/36102 1993 HzL VT 43<br />

32 WU 1993/36103 1993 HzL VS 16<br />

33 WU 1993/36104 1993 WEG VT 412<br />

34 WU 1993/36105 1993 WEG VT 413<br />

35 WU 1993/36106 1993 WEG VS 250<br />

36 WU 1993/36107 1993 BOB VT 60<br />

2006 HzL VT 60<br />

37 WU 1993/36108 1993 BOB VT 61<br />

2006 HzL VT 61<br />

4. Serie:<br />

38 ABB 1994/36234 1994 ZVVW VT 420<br />

2001 WEG VT 420<br />

39 ABB 1994/36235 1994 ZVVW VT 421<br />

40 ABB 1994/36236 1994 ZVVW VT 422<br />

41 ABB 1994/36237 1994 ZVVW VS 425<br />

42 ABB 1994/36238 1994 ZVVW VS 426<br />

43 ABB 1994/36239 1994 BOB VT 62<br />

2006 HzL VT 62<br />

Betreiber:<br />

AVG: Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG)<br />

BOB: Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH & Co. KG (BOB)<br />

HzL: Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL)<br />

KVG: Kahlgrund-Verkehrs-Gesellschaft mbH (KVG)<br />

NOB: Nord Ostsee Bahn GmbH (NOB)<br />

RBG: Regental Bahnbetriebs GmbH (RBG)<br />

SBE: Sächsisch-Böhmische Eisenbahngesellschaft mbH (SBE)<br />

SWEG: Südwestdeutsche Verkehrs-AG (SWEG)<br />

WEG: Württembergische Eisenbahngesellschaft mbH (WEG)<br />

WFB: WestFrankenBahn (WFB) [DB Regio Tochtergesellschaft]<br />

ZVVW: Zweckverband Verkehrsverband Wieslauftalbahn (ZVVW)<br />

Hintergründiges<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 47


Hintergründiges<br />

Ausweitung der Verkehre wurden weitere<br />

Fahrzeuge nötig, die in Gestalt von<br />

RegioShuttle-Triebwagen zur BOB kamen.<br />

2005 schließlich wurde eine „Flottenbereinigung“<br />

durchgeführt, bei der weitere<br />

RegioShuttle beschafft wurden. Die freigesetzten<br />

NE 81 gingen an die HzL über.<br />

HzL:<br />

Die HzL beschaffte 1993 drei NE 81-Triebwagen<br />

und einen Steuerwagen zur Verjüngung<br />

des Fahrzeugbestands.<br />

Die Fahrzeuge kommen vor allem auf der<br />

HzL-Stammstrecke zwischen Hechingen<br />

und Sigmaringen zum Einsatz, während die<br />

drei von der BOB übernommenen Triebwa-<br />

gen vornehmlich für den Einsatz beim<br />

„Seehäsle“ verwendet werden.<br />

48<br />

KVG:<br />

Die drei Triebwagen und die beiden Steuerwagen<br />

der KVG wurden im Dezember 2006<br />

arbeitslos, da die Bedienung der Kahlgrundbahn<br />

an die Hessische Landesbahn überging.<br />

Der nach einem Unfall beschädigte VT 80<br />

wurde an die SBE verkauft, VT 81 und der<br />

deutlich jüngere VT 82 sowie die beiden<br />

vorhandenen Steuerwagen wurden längerfristig<br />

an die DB-Tochter WestFrankenBahn<br />

vermietet. Dort dienen die Fahrzeuge –<br />

inzwischen verkehrsrot lackiert – als<br />

Betriebsreserve, die normalerweise im Bahnhof<br />

Aschaffenburg hinterstellt ist.<br />

NOB:<br />

Auch die NOB setzt seit geraumer Zeit einen<br />

NE 81 ein. Zwischen Niebüll und<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Tonder kommt planmäßig der von der WEG<br />

gemietete VT 411 zum Einsatz. Zuvor war<br />

der Triebwagen für einige Wochen leihweise<br />

auf der Insel Rügen zwischen Bergen und<br />

Lauterbach für die OME im Einsatz.<br />

RBG:<br />

Die Regentalbahn hat zwei Trieb- und zwei<br />

Steuerwagen im Bestand, die von Lam aus<br />

im Schülerverkehr eingesetzt werden und<br />

sonst als Reservefahrzeuge dienen.<br />

SBE:<br />

Die SBE führt alsVT 43 seit 2006 den ehemaligen<br />

VT 80 der KVG im Bestand.<br />

SWEG:<br />

Die SWEG war an der Entwicklung des<br />

NE 81 maßgeblich beteiligt. Drei Triebwagen<br />

wurden dem Bw Waibstadt zugeteilt.<br />

VT 123 und 124 waren auf den Nebenbahnen<br />

um Bruchsal zuhause und gingen 1994<br />

in den Bestand der AVG über. VT 125 läuft<br />

bis heute zwischen Achern und Ottenhöfen,<br />

während VT 126 und VT 127 am Kaiserstuhl<br />

stationiert sind.<br />

WEG:<br />

Die WEG setzt ihre NE 81 – abgesehen vom<br />

VT 411, der an die NOB vermietet ist – alle<br />

zwischen Korntal und Weissach ein.<br />

WFB:<br />

Die WFB setzt vier NE 81 der KVG ein.<br />

ZVVW:<br />

Hintergründiges<br />

Der ZVVW hat vier NE 81 – zwei Triebund<br />

zwei Steuerwagen – im Bestand, die zwischen<br />

Schorndorf und Rudersberg zum Einsatz<br />

kommen.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 49<br />

Fotos: Bernhard Mrugalla, Michael Mrugalla, Rainer Müller


Globetrotter<br />

Ein Blick nach Spanien<br />

Spanien umfasst 505.992 km 2 Staatsgebiet, davon entfallen 12.851 km 2 auf Inseln<br />

im Mittelmeer und Atlantik. Auch auf Mallorca und Teneriffa gibt es Schienenverkehr.<br />

Auf den Balearen leben ca. 710.000 Einwohner. Teneriffa, 2.352 km 2<br />

groß, hat ca. 730.000 Einwohner. Insgesamt hat Spanien ca. 40 Millionen Einwohner.<br />

Zum Vergleich: Die BRD hat 357.022 km 2 Staatsgebiet und ca. 82 Millionen<br />

Einwohner.<br />

Das spanische Eisenbahnnetz umfasste 1980<br />

ca. 13.542 km Strecken, die DDR hatte<br />

107.431 km 2 und 16.150 km Bahnstrecken.<br />

Mittlerweile gibt es weder die DDR noch das<br />

Netz in alter Größe. Diese 13.542 km Breitspurstrecken<br />

mussten für ein Land mit<br />

493.141 km 2 ohne Inseln reichen. Das Netz<br />

wurde bis in die sechziger Jahre durch<br />

Schmalspurbahnen ergänzt. Alles, was nicht<br />

1.668 mm Spurweite hatte, galt als<br />

Schmalspurbahn. Bereits in den fünfziger<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts begann die<br />

Einstellungswelle für diese Bahnen. Auch<br />

Breitspurstrecken der RENFE wurden noch<br />

bis in die achtziger Jahre eingestellt. Heute<br />

gibt es kaum noch eine Stadt in Spanien mit<br />

Straßenbahn. Die wurden alle eingestellt.<br />

Übrig blieb nur die Touristentram in Barcelona<br />

mit 1,2 km Länge von der Endstation<br />

der Tibidabo Bahnlinie zur Talstation der<br />

Standseilbahn. Diese gibt es bis heute.<br />

Allerdings verkehren meist Busse, um die 100<br />

Jahre alten Triebwagen zu schonen. Die<br />

zweite Straßenbahn überlebte auf Mallorca<br />

und fährt auch heute noch von Soller zum<br />

Hafen.<br />

Spanien verfügt trotz aller Stilllegungen<br />

immer noch über das größte zusammenhängende<br />

Schmalspurnetz Europas. Man kann<br />

auf Meterspur von Hendaye, der französi-<br />

50<br />

von Wolfgang Walper<br />

schen Grenzstadt, über San Sebastian,<br />

Bilbao, Santander, Gijon bis El Ferrol fahren,<br />

zum Geburtsort des Caudillo General<br />

Franco. Inzwischen wurden sogar stillgelegte<br />

Strecken wiedereröffnet, so die 335 km<br />

lange frühere La Robla-Privatbahn durch das<br />

Kantabrische Gebirge, beginnend in Bilbao<br />

zur Bahnstrecke Oviedo - Leon.<br />

2003 wurde die Zahnradbahn zum Kloster<br />

Montserrat wieder in Betrieb genommen.<br />

Dafür gibt es zwar keine vernünftigen Gründe,<br />

aber Geld aus Brüssel. Die erste Bahnstrecke<br />

führte vom Bahnhof Monistrol<br />

RENFE talwärts nach Monistrol, hatte dort<br />

Anschluss an die Schmalspurbahn der damaligen<br />

FC Catalanes und führte dann<br />

bergwärts zum Kloster. Die RENFE befährt<br />

die Strecke heute mit Doppelstockzügen,<br />

aber es gibt keinen Anschluss an die Zahnradbahn.<br />

Die heute der Region Catalanien gehörende<br />

Schmalspurbahn fährt stündlich mit dreiteiligen,<br />

klimatisierten Zügen bis Manresa.<br />

Seit 1928 hat die Schmalspurbahn Anschluss<br />

an eine Seilbahn von Bleichert zum Kloster,<br />

die heute noch im Originalzustand verkehrt.<br />

Die Zahnradbahn verkehrt alle 20 Minuten<br />

bis Monistrol-Parkhaus, einmal je Stunde<br />

zum Bahnhof der Schmalspurbahn. Am<br />

Kloster gibt es einen Großparkplatz, dessen<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Einnahmen das Kloster bekommt. Dieser<br />

hat über eine Panoramastraße Anschluss an<br />

die Autobahn Barcelona - Llerida. Nur an<br />

wenigen Feiertagen reicht dieser Parkplatz<br />

nicht. Deshalb wurde die Zahnradbahn wiederaufgebaut<br />

und in Monistrol ein riesiges<br />

Parkhaus für Pkw und ein großer Busparkplatz<br />

angelegt. Die Zahnradbahn ist nur<br />

gut besetzt, wenn sie Anschluss an die Züge<br />

von und nach Barcelona hat. Das wiederum<br />

ist für die Fahrgäste ein Drama, da die<br />

Schmalspurbahn dem nicht Rechnung trägt<br />

und nur Doppel-Triebwagen einsetzt. Ab<br />

Monistrol gibt es nur noch Stehplätze. Nachdem<br />

man Geld aus Brüssel bekommen hatte,<br />

konnte man sich den Luxus leisten, für<br />

einige Feiertage im Jahr eine Zahnradbahn<br />

zu bauen.<br />

In Bayern gibt es einen Spruch, mit der<br />

vollen Hose ist leicht stinken. Spanien kann<br />

mit 6 Milliarden Euro aus der Brüsseler Kasse<br />

vieles verwirklichen, was auch in Deutschland<br />

dringend gebaut werden müsste, aber<br />

mangels Masse unterbleibt. Ziemlich unbemerkt<br />

von der deutschen Öffentlichkeit und<br />

auch von unseren „Fachzeitschriften Eisenbahn“<br />

hat Spanien seinen Stadtverkehr modernisiert.<br />

Jede Stadt, die auf sich hält, führte<br />

die Straßenbahn wieder ein, Madrid wird<br />

nach den derzeitigen Ausbauplänen bald das<br />

größte U-Bahnnetz in Europa haben. Selbst<br />

Palma de Mallorca konnte dieses Jahr eine<br />

U-Bahn eröffnen, auch wenn man beim Bau<br />

nicht mit monsunartigen Regenfällen gerechnet<br />

hatte, was zur vorübergehenden Einstellung<br />

führte.<br />

Die Stadt Santa Cruz auf der Insel<br />

Teneriffa bekam 2007 eine 12,3 km lange<br />

Straßenbahn, Barcelona hat mittlerweile fünf<br />

Globetrotter<br />

Straßenbahnlinien, die ein großes U-Bahnnetz<br />

ergänzen. Madrid konnte drei Linien mit<br />

27,8 km eröffnen. Teils verkehren diese in<br />

Tunnels, ansonsten auf eigenem Bahnkörper<br />

mit Vorrangschaltung an den Ampeln.<br />

In Paria, einer Schlafvorstadt von Madrid,<br />

konnte eine neun Kilometer lange Straßenbahn<br />

eröffnet werden. Sevilla konnte 2007<br />

zwei Straßenbahnstrecken eröffnen, zwei<br />

weitere sind geplant.<br />

Im Oktober 2006 wurde eine Straßenbahn<br />

in Velez-Malaga eröffnet. Sie verbindet die<br />

Stadt mit dem Badeort Torre del Mar, ist<br />

4,76 km lang und zum Teil eingleisig. Eine<br />

Verlängerung um 1,3 km ist im Bau. Die Straßenbahn<br />

soll noch bis zum 17 km entfernten<br />

Badeort Rincon de la Victoria verlängert<br />

werden und dort an die U-Bahn L3 der Metro<br />

von Malaga Anschluß erhalten. Die Eröffnung<br />

ist für 2011 geplant. Die Minitram<br />

verfügt derzeit nur über drei Triebwagen.<br />

2009 will man in Malaga zwei U-Bahnstrecken<br />

eröffnen.<br />

Auch in Valencia gibt es wieder eine Straßenbahn,<br />

weitere Linien sind im Bau. Ferner<br />

gibt es eine echte U-Bahn in 1.000 mm-<br />

Spur mit drei Linien, in deren Netz vier Vorortlinien<br />

integriert sind. Da diese in 1.000<br />

mm gebaut worden waren, war es naheliegend,<br />

diese Spurweite beizubehalten, da Normalspur<br />

weder bei der Wagengröße noch bei<br />

der Reisegeschwindigkeit Vorteile bietet.<br />

Wagenbreite 2,55 m, v max = 80 km/h, ein<br />

Dreiwagenzug kann 350 Fahrgäste befördern,<br />

Sechswagenzüge sind möglich, da die<br />

Bahnsteige für 96 m ausgelegt sind. 18 km<br />

sind die U-Bahnstrecken lang, eine weitere<br />

Linie ist im Bau nach Grao, das auch von<br />

der Straßenbahn auf anderer Strecke bedient<br />

wird. Dazu kommen noch die Überlands-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 51


Globetrotter<br />

trecken, die von U-Bahnwagen befahren<br />

werden. Wenn man die 2.550 mm breiten<br />

Fahrzeuge sieht, kann man sich fragen, warum<br />

in Stuttgart umgespurt wurde.<br />

Auch Bilbao hat eine U-Bahn, ebenfalls in<br />

Meterspur, entstanden aus Vorortbahnen<br />

dieser Spurweite. Die Züge stehen auf den<br />

zwei meterspurigen U-Bahnen den normalspurigen<br />

weder in Geschwindigkeit noch in<br />

Kapazität nach. Bilbao hat eine neue Straßenbahn<br />

bekommen, die auf 1.000 mm-Spur<br />

fährt. In Vitoria, Baskenland, wurde dieses<br />

Bei Sitges fotografierte Wolfgang Walper im Oktober 2006 einen umspurbaren<br />

Zweisystem-Triebwagen.<br />

Jahr mit dem Bau einer 1.000-mm-Spur-<br />

Tram begonnen, deren erste 7,8 km lange<br />

Strecke bereits 2008 in Betrieb gehen soll.<br />

Eine Straßenbahn gibt es auch in Alicante<br />

wieder. Die Straßenbahnen werden weiter<br />

ausgebaut, so in Valencia, Barcelona, Bilbao<br />

und Alicante, dort wird die Schmalspurbahn<br />

nach Denia mit in das Netz einbezogen.<br />

Bezeichnend ist, dass in allen vier spanischen<br />

U-Bahnstädten neue Straßenbahnlinien gebaut<br />

wurden, deren Strecken noch weiter<br />

ausgebaut werden, auch in Madrid. Dafür<br />

52<br />

stellt man in Deutschland immer noch<br />

Straßenbahnlinien auf den billigeren Bus um.<br />

Ehrlicherweise muss man feststellen, dass<br />

die neuen Straßenbahnstrecken mit dem alten<br />

Bild dieses Verkehrsmittels nichts zu tun<br />

haben. Wie in Frankreich gehen auch generelle<br />

Vorrangschaltung an den Ampeln und<br />

eigener Bahnkörper auf Kosten des Individualverkehrs.<br />

Hier mag die Erkenntnis gelten,<br />

dass man in den völlig verstopften Straßen<br />

keinen vernünftigen ÖPNV betreiben<br />

kann. Das ist der positive Teil der EU-Mittel,<br />

die nach Spanien fließen. Bemerkenswert<br />

sind die kurzen<br />

Bauzeiten. Bei uns läuft noch das<br />

Genehmigungsverfahren, in Spanien<br />

wird schon eröffnet. Ein<br />

Grund sind dabei die gesicherten<br />

Finanzierungen.<br />

Bis 1992 war das spanische Eisenbahnnetz,<br />

das die Staatsbahn<br />

RENFE betrieb, einheitlich in<br />

der Spurweite von 1.668 mm angelegt<br />

mit einer Ausnahme, die<br />

in 1.000 mm angelegte Strecke<br />

von Cercedilla nach Los Cotos.<br />

Die Strecke erschließt ein Naherholungsgebiet<br />

für die Madrilenen in der<br />

Sierra Guadarama.<br />

1992 wurde die erste LAV (Lineas Alta<br />

Velocidad) in Spanien zwischen Madrid und<br />

Sevilla eröffnet. Sevilla war 1992 Stadt der<br />

Weltausstellung. Die LAV wurde in Normalspur<br />

1.435 mm gebaut. Von Georg<br />

Kreisler, einem Wiener Liedermacher, gibt<br />

es ein Lied über den Staatsbeamten, in dem<br />

auch Politiker ihr Fett wegbekommen, unter<br />

anderem mit dem Refrain, „es weiß doch<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


jedes Kind, dass Politiker die größten Arschlöcher<br />

sind“. Wer letztendlich für das Chaos<br />

auf Spaniens Schienen verantwortlich ist,<br />

kann man als Ausländer, der das Für und<br />

Wider für diese Spurweite in der Presse nicht<br />

verfolgen konnte, nicht beurteilen. Vermutlich<br />

waren es Politiker in Spanien und der<br />

EU, die ja von einem Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

von Lissabon nach Warschau und weiter<br />

fabulieren.<br />

Im Gegensatz zur BRD schwimmt Spanien<br />

im Geld für neue Bahnbauten. Einerseits<br />

wird für alle Bauvorhaben Geld aus Brüssel<br />

beigesteuert, andererseits hat Spanien keine<br />

Ausgaben für Autobahnen, da diese privat<br />

finanziert und gebaut werden. Auch wenn<br />

die 6 Milliarden Euro aus Brüssel nicht nur<br />

für die Schiene gedacht sind, mit solchen<br />

Zuschüssen aus dem Geld anderer Länder<br />

kann man vieles finanzieren und hat die eigenen<br />

Mittel für anderes frei. Spanien will<br />

bis 2020 249 Milliarden Euro in die Bahn<br />

investieren, davon 109 Milliarden in das bestehende<br />

Netz. Wenn wie geplant gebaut<br />

wird, soll es bis dahin dann 9.000 km<br />

Neubaustrecken in Normalspur geben.<br />

2008 wird Spanien mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

in Betrieb haben<br />

als Frankreich. 574 km Madrid – Sevilla,<br />

651 km Madrid – Barcelona sowie<br />

Cordoba – Malaga 155 km, dazu kommen<br />

noch einige Stichstrecken nach Toledo, Jean<br />

und Huesca. Bemerkenswert an diesen<br />

Neubaustrecken ist die Tatsache, dass die<br />

Normalspur dem Land mehr Nachteile als<br />

Vorteile bringt. Das größere spanische Profil<br />

muss dem europäischen Profil weichen,<br />

und auf Breitspur konnte man früher auf<br />

den Bergstrecken höhere Geschwindigkeiten<br />

fahren.<br />

Globetrotter<br />

Wie gut die in den fünfziger Jahren trassierten<br />

Breitspurstrecken wirklich sind, ersieht<br />

man daran, daß die Sierra-Culebra-Linie<br />

Zamora – Orense in Breitspur für<br />

350 km/h ausgebaut wird. Allerdings ist die<br />

LAV von Madrid aus mit dem 28 km langen<br />

Tunnel unter der Sierra Guadarama Normalspur.<br />

Vermutlich wird man in Medina del<br />

Campo umspuren. Für den innerspanischen<br />

Verkehr sind fast alle neuen Züge, Talgos<br />

und deren Loks sowie Triebwagen, umspurbar<br />

beschafft worden. Der Güterverkehr bei<br />

der RENFE soll bei einem Marktanteil von<br />

3% bis 4% liegen, das heißt, die Neubaustrecken<br />

dienen in erster Linie dem Personenverkehr.<br />

Der Rumsfeld der Deutschen Bahn,<br />

Mehdorn, hat sich erfolgreich bemüht, den<br />

Güterverkehr von der Schiene auf die Straße<br />

zu verlagern. Von einst 450 Millionen<br />

Tonnen sind der Bahn heute noch 317 Millionen<br />

Tonnen geblieben, per Lkw werden<br />

über drei Milliarden Tonnen Güter auf der<br />

Straße befördert. Der Global Player DB verfügt<br />

über 24.000 Lkw. Es besteht kein Anlass,<br />

mit dem Finger auf die RENFE zu zeigen,<br />

auch wenn deren Güterverkehrsmanager<br />

genauso uninteressiert an mehr<br />

Fracht auf der Schiene sind. Der Eindruck<br />

ist sicher nicht falsch, dass die Politik im Interesse<br />

der Lkw-Hersteller und der Primitivarbeitsplätze<br />

für Lkw-Fahrer, die wegfallen<br />

könnten, an mehr Gütertransport auf der<br />

Schiene nicht interessiert ist. Da wird sich<br />

Spanien von der BRD nicht unterscheiden.<br />

Die oben erwähnte Linie Zamora –<br />

Orense zählt zu den tunnelreichsten<br />

Europas. Von insgesamt 182 km verlaufen<br />

78 km in Tunnels, da die Berge alle quer zur<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 53


Globetrotter<br />

Bahnlinie verlaufen. Die Strecke wird eingleisig<br />

betrieben, ist aber für Doppelspur<br />

trassiert. Zur Zeit wird elektrifiziert, auf<br />

Doppelspur ausgebaut und für 350 km/h<br />

hergerichtet. Fast fertig ist die Neubaustrecke<br />

Barcelona – Col de Perthus – Perpignan.<br />

Zwar baut die SNCF notgedrungen eine<br />

Neubaustrecke vom Col de Perthus nach<br />

Perpignan, aber zwischen Perpignan und<br />

Nimes bleibt es bei der bisherigen Strecke.<br />

Ein acht Kilometer langer Tunnel unter dem<br />

Col de Perthus ist im Bau.<br />

Damit stellt sich letztlich die Frage, was<br />

diese Neubaustrecke im Verkehr mit Frankreich<br />

für einen Nutzen hat. Ein Blick auf<br />

die Landkarte ist ernüchternd. Die 30 Millionen<br />

Touristen, die jährlich an Spaniens<br />

Mittelmeerstränden ihren Hautkrebs füttern,<br />

werden auch weiterhin mit dem Billigflieger<br />

anreisen. Eine Bahnfahrt von Deutschland<br />

252 053 rauschte mit einem Talgo im aktuellen Farbkleid aus Barcelona<br />

kommend an unserem Wolfgang Walper vorbei.<br />

2. Klasse nach Spanien kostet mehr als<br />

14 Tage „all inclusive“ mit Flug, von der Zeit<br />

gar nicht zu reden. Das DB-Kursbuch führt<br />

keine Zugverbindungen über Paris hinaus<br />

54<br />

auf und direkte Züge wie noch vor 25 Jahren<br />

sind längst eingestellt, auch wenn man<br />

in der Regel an der spanischen Grenze umsteigen<br />

musste, da nur Talgos umgespurt<br />

wurden. Der TEE Catalan-Talgo Genf –<br />

Barcelona ist längst den Billigfliegern zum<br />

Opfer gefallen, in der ganzen EU gibt es<br />

keine reinen 1. Klasse-Züge mehr.<br />

Zwischen Spanien und Frankreich gibt es<br />

vier Grenzübergänge auf der Schiene, drei<br />

sind derzeit in Betrieb. Ein Übergang ist<br />

Port Bou – Cerbere. Grenzüberschreitend<br />

verkehrt ein Schlafwagentalgo über<br />

Toulouse, da der Talgo über Nimes nicht<br />

fahren kann, weil er auf der TGV-Strecke<br />

nicht zugelassen ist. Toulouse – Paris wurde<br />

für den Le Capitol für 200 km/h ausgebaut.<br />

Ferner gibt es noch zwei Talgos Barcelona –<br />

Montpellier, wovon ein Zugpaar von und<br />

nach Paris keinen direkten Anschluss hat. Die<br />

TGV von Paris enden in<br />

Perpignan. Zwischen Perpignan<br />

und Cerbere verkehren außer einigen<br />

Urlauberexpresszügen nur<br />

im Sommer zur Bedienung der<br />

Badeorte die TER-Züge des<br />

Nahverkehrs. Auf der spanischen<br />

Seite wird Port Bou nur von Zügen<br />

des Nahverkehrs bedient, die<br />

alle zwei Stunden verkehren und<br />

an jedem Bahnhof halten. Die<br />

schnellen Catalan-Express-Triebwagen<br />

enden in Figueras<br />

ebenfalls alle zwei Stunden, sodass<br />

man von Figueras jede Stunde<br />

nach Barcelona fahren kann.<br />

Damit liegt der Schluss nahe, dass kaum<br />

jemand mit der Bahn von Frankreich via<br />

Port Bou nach Barcelona fährt.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Politisch sind die Verhältnisse eher nicht<br />

freundschaftlich. Man öffnet bei spanischen<br />

Lkws in Frankreich schon mal die Ventile<br />

und lässt den Wein auf die Straße laufen.<br />

Man ärgert sich auch, dass spanisches Obst<br />

und Gemüse in Frankreich billiger angeboten<br />

wird als in Spanien. Aber zu Portugal<br />

hat Spanien ein eher brüderliches Verhältnis,<br />

von der Mentalität her sind Portugiesen<br />

und Spanier sehr verschieden. Wenn die neue<br />

Strecke über den Col de Perthus fertig ist,<br />

verkürzt sich die Fahrzeit Barcelona –<br />

Perpignan von ca. drei Stunden auf 50 Minuten.<br />

Die Frage ist, ob sich jemals genügend<br />

Fahrgäste für einen kostendeckenden<br />

Betrieb finden lassen.<br />

Güterverkehr könnte für eine bessere<br />

Auslastung sorgen. Die Obst- und Gemüseanbaugebiete<br />

um Almeria erfordern große<br />

Umwege auf der Schiene, die Autobahn läuft<br />

an der Küste und die Orangen aus Valencia<br />

werden auch auf dem Lkw bleiben. Almeria<br />

wie Valencia haben nur Breitspur und es<br />

muss umgespurt werden, an dem heutigen<br />

Zustand würde sich nichts ändern. Vielleicht<br />

transportiert man Pkw vom Fabrikationsort<br />

Zaragossa dann per Normalspur in die Staaten<br />

der EU. Wenn man wollte, könnte man<br />

heute schon Obst und Gemüse per Kühlcontainer<br />

transportieren, diese wären in Minuten<br />

von Breitspur auf Normalspur umgeladen.<br />

Von Barcelona aus gibt es eine Bahnstrecke<br />

nach Toulouse. Barcelona liegt zwei<br />

Meter über NN, der Scheitelpunkt auf spanischer<br />

Seite liegt bei 1.468 m ü. NN. An<br />

der Strecke liegt Ribas de Freser, Ausgangspunkt<br />

der zweiten Zahnradbahn Spaniens.<br />

Ziel ist der Wallfahrtsort Nuria. Die Bahn<br />

wurde 1929 eröffnet und von Anfang an<br />

Globetrotter<br />

elektrisch betrieben. Ribas liegt 902 m ü. NN,<br />

Nuria 2.000 m. Die Strecke ist 7.100 m lang,<br />

davon 5.400 m mit Zahnstange. Beim Depot<br />

wurde ein kleines Museum mit<br />

Orginalfahrzeugen der Bahn eingerichtet,<br />

darunter auch mit einer beim Bau verwendeten<br />

Dampflok der Zahnradbahn zum<br />

Montserrat. Ausgestellt ist ein Salonwagen<br />

für den Bischoff von Urgel, zu dessen Bistum<br />

Nuria gehört. Der fromme Mann musste<br />

nicht zusammen mit seinen Schäfchen im<br />

gleichen Wagen sitzen, es reichte, wenn diese<br />

reichlich spendeten.<br />

In Puigcerda enden die etwa stündlich verkehrenden<br />

Züge aus Barcelona. Früh und<br />

abends fährt die RENFE zum Bahnhof La<br />

Tour de Carol nach Frankreich. Dieser Bahnhof<br />

ist Endpunkt der Züge von Toulouse,<br />

1.435 mm, der Pyrenäen-Metro, 1.000 mm,<br />

und der RENFE mit 1.668 mm. Nach<br />

Toulouse verkehren sechs Züge pro Tag, was<br />

für Frankreich in der Provinz viel ist. Diese<br />

Bahnstrecke beginnt in La Tour de Carol,<br />

1.232 m ü. NN und steigt auf 1.560 m zum<br />

Puymoren-Tunnel, dem höchstgelegenen<br />

Normalspurpunkt in Frankreich. Die<br />

Pyrenäen-Metro erreicht mit 1.592 m ü. NN<br />

Frankreichs höchsten Pass, der von einer<br />

reinen Adhäsionsbahn befahren wird, die<br />

Bahn wird mit Stromschiene betrieben.<br />

Der dritte Übergang Spanien – Frankreich<br />

ist derzeit außer Betrieb, da der liebe Gott<br />

auf französischer Seite einen kleinen Erdrutsch<br />

geschickt hat, Anlass, gleich die Bahn<br />

stillzulegen. Diese war auf französischer<br />

Seite bereits komplett eingestellt, sie war seit<br />

1928 elektrisch betrieben worden. Sie beginnt<br />

in Pau, 177 m ü. NN, steigt mit 4,3% zum<br />

Somport-Scheiteltunnel auf 1.067 m Höhe,<br />

7.875 m lang, und endet im spanischen<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 55


Globetrotter<br />

Grenzbahnhof Canfranc. Seit auch in Frankreich<br />

der Nahverkehr in die Verantwortung<br />

der Regionen gegeben wurde, fahren Züge<br />

wieder von Pau nach Oleron-St. Marie, 220<br />

m ü. NN. Das Department Pau möchte die<br />

Bahn wieder in Betrieb nehmen, die Regierung<br />

in Paris will das mit allen Mitteln verhindern.<br />

Auf spanischer Seite gibt es eine<br />

Die 269 278 ist eine Lok, die in Mitsubishi fertigte. Wolfgang Walper fotografierte<br />

sie vor einem der seltenen Güterzüge.<br />

LAV von Madrid bis Huesca.<br />

Die Strecke Zaragossa – Huesca, 83 km,<br />

zweigt in Tardiente von der Neubaustrecke<br />

Llerida - Barcelona ab. Bis Tardiente gibt es<br />

noch eine Breitspurstrecke ebenfalls nach<br />

Huesca. Ab Tardiente liegt auf der LAV<br />

Dreischienengleis, eingleisig, mit 25 kV<br />

50 Hz elektrifiziert. Die RENFE möchte<br />

nun die Strecke nach Canfranc von Huesca<br />

aus auf Normalspur umbauen und elektrifizieren.<br />

Derzeit fahren Breitspur-Dieseltriebwagen<br />

von Zaragossa nach Canfranc. Die<br />

Regierung in Paris kann das zwar nicht verhindern,<br />

aber Paris versucht mit allen Mitteln,<br />

die Reparatur der französischen Strecke<br />

zu hintertreiben. Wie schon erwähnt,<br />

56<br />

brüderliche Verhältnisse. Dabei wäre die<br />

Strecke über den Somport-Pass die kürzeste<br />

Verbindung Paris – Madrid, auch wenn<br />

800 Höhenmeter zu überwinden sind.<br />

Der vierte Grenzübergang ist im Baskenland<br />

Irun – Hendaye. Genutzt wird er derzeit<br />

von einem Schlafwagentalgo. Ganzjährig gibt<br />

es drei TGV Paris – Cerbere. Der<br />

Talgo fährt ebenfalls über<br />

Toulouse nach Paris, da er nicht<br />

über TGV-Strecken fahren darf.<br />

Daneben gibt es noch einen<br />

Talgo Madrid – Zaragossa –<br />

Irun über die Neubaustrecke und<br />

muss deshalb in Zaragossa umgespurt<br />

werden.<br />

Diese Verbindung ist schneller<br />

als die erst ca. 1950 fertiggestellte<br />

Strecke über Burgos, Aranda de<br />

Duero – Madrid. Diese ist in<br />

Doppelspur trassiert, eingleisig<br />

und ohne Fahrdraht. Vor Eröffnung<br />

der Neubaustrecke Madrid – Zaragossa<br />

fuhren die Talgos mit Krauss-Maffei-Dieselloks<br />

über diese Strecke. Die zweigleisige elektrische<br />

Strecke macht einen Umweg über<br />

Valladolid. Aranda de Duero war einmal ein<br />

Bahnknoten, man konnte von Zaragossa<br />

über Soria nach Valladolid fahren, längst eingestellt.<br />

Diese Neubaustrecke wurde wie<br />

auch die Linie Zamora – Orense erst in den<br />

fünfziger Jahren fertig, Grund war der Bürgerkrieg.<br />

Die geplanten Neu- und Ausbaustrecken<br />

sind in einem Anhang aufgeführt. Bemerkenswert<br />

ist die LAV Oviedo – Leon, die<br />

2010 eröffnet werden soll. Die 125 km lange<br />

Strecke, deren wichtigstes Bauwerk der<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


25 km lange Pajares-Tunnel ist, ersetzt eine<br />

Gebirgsbahn, die wohl die interessanteste<br />

Spaniens ist. Ob sie nach Eröffnung der LAV<br />

weiter betrieben wird, ist mir nicht bekannt.<br />

Sie beginnt in Leon, 822 m ü. NN, und führt<br />

über La Robla, Endpunkt der schon erwähnten<br />

Schmalspurbahn von Bilbao, in 952 m<br />

Höhe nach Busdongo in 1.246 m Höhe. Im<br />

Scheiteltunnel, Länge 3.070 m, wird der<br />

höchste Punkt mit 1.270 m erreicht. Dann<br />

geht es abwärts nach Gijon auf 2 m Meereshöhe.<br />

Nach Ausfahrt aus dem Tunnel sieht<br />

man 700 m tiefer das Flusstal des Rio Pajares.<br />

Die Bergstrecke endet in Pola de Lena, 363 m<br />

ü. NN nach Durchfahren von 71 Tunnels<br />

mit 25,6 km Länge. Maximale Steigung ist<br />

2,1%. Die Strecke wurde bereits 1924 mit<br />

3.000 V Gleichstrom zwischen Ujo, 250 m<br />

ü. NN, und Busdongo elektrifiziert. Grund<br />

war, dass Personal und Fahrgäste bei Dampfbetrieb<br />

Rauchvergiftungen erlitten hatten,<br />

zudem war die eingleisige Strecke wenig leistungsfähig.<br />

Heute findet man auf dieser Strecke<br />

die fotogenste RENFE-Lok, die ab 1982<br />

nach Mitsubishi Lizenz gebaute Reihe 251,<br />

Achsfolge Bo’Bo’Bo’mit 4.650 kW und umschaltbarem<br />

Getriebe für 100 und<br />

160 km/h.<br />

Zwischen Madrid und Lissabon gibt es<br />

derzeit ein einziges Zugpaar, einen Schlafwagen-Talgo<br />

über Salamanca und Vilar<br />

Formoso, dem Grenzbahnhof. Die Strecke<br />

der CP ist elektrifiziert, die Fahrzeit ca. zehn<br />

Stunden. Bis 2010 soll eine LAV Madrid –<br />

Badajoz – Lissabon in Normalspur in Betrieb<br />

gehen, 623 km lang, und die Fahrzeit<br />

auf zwei Stunden 45 Minuten verkürzen.<br />

Woher die Fahrgäste für diese Verbindung<br />

kommen sollen, darüber hat wohl kein Politiker<br />

nachgedacht.<br />

Globetrotter<br />

Spanien, einst einheitlich 1.668 mm Breitspur,<br />

zerfällt nun in ein Eisenbahnnetz mit<br />

zwei Spurweiten. Innerspanische Züge müssen<br />

ständig umgespurt werden, im Verkehr<br />

mit Frankreich gibt es nur wenige Züge, da<br />

die Fahrgäste längst auf das billigere Flugzeug<br />

umgestiegen sind. Ein Güterverkehr<br />

über die LAV-Normalspurstrecken bedeutet<br />

ebenfalls Umspuren, mit etwas Pech gleich<br />

mehrfach. Ein Vergleich für diesen Blödsinn<br />

wäre, wenn Frankreich seine TGV Strecken<br />

in Breitspur gebaut hätte. Ob es gelingt, Fahrgäste<br />

vom Flugzeug auf die Schiene zurückzuholen,<br />

ist zweifelhaft. Die Bahn ist im spanischen<br />

Fernverkehr sehr teuer. Das liegt<br />

daran, dass die Zuschläge für die schnellen<br />

Züge fast so hoch sind wie die Fahrpreise.<br />

Dass die Neubaustrecken jemals kostendeckend<br />

betrieben werden können, ist so unwahrscheinlich<br />

wie bei der Deutschen Bahn.<br />

Für die Neubaustrecke München –<br />

Nürnberg verkündete die Bahn stolz einen<br />

Fahrgastzuwachs von 20%, bei Baukosten<br />

von drei Milliarden Euro eine wahrlich dürftige<br />

Rendite, die bestenfalls im Promillebereich<br />

liegt.<br />

Die RENFE verkündete stolz, seit die<br />

AVE Züge Madrid – Barcelona verkehren,<br />

die bis 2008 noch in Llerida umgespurt werden<br />

müssen, hätten die Fahrgastzahlen um<br />

16% zugenommen. In den ersten sechs Monaten<br />

2007 wurden 598.300 Fahrgäste befördert.<br />

Nachgerechnet sind das je Richtung<br />

1.640 Fahrgäste bzw. 3.280 am Tag. Die neue<br />

Bahn nach Lhasa in Tibet bringt es mit drei<br />

Zugpaaren auf täglich 4.110 Fahrgäste. Es<br />

mag ja sein, dass die Züge in Spanien besser<br />

besetzt aussehen, da man bis auf den neuen<br />

Talgo mit dem Spitznamen Ente fast nur<br />

Triebwagen ähnlich der BR 605 der DB be-<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008 57


Globetrotter<br />

schafft hat, für das Unternehmen Mehdorn<br />

so unwirtschaftlich, dass heute noch ein Teil<br />

der Züge abgestellt ist. Bei der RENFE führen<br />

diese vierteiligen Triebwagen zwei Wagen<br />

Preferente (1. Kl.) und zwei Wagen<br />

Tourista (2. Kl.), es gibt auch zwei- und dreiteilige<br />

Dieseltriebwagen mit Neigetechnik,<br />

umspurbar.<br />

Was den Betrachter dieses Aufschwungs<br />

so verwundert, ist die Tatsache, dass bisher<br />

kaum Züge auf den zur Modernisierung bzw.<br />

Neubau vorgesehenen Strecken fuhren. Auf<br />

der Strecke Zamora – Orense gab es gerade<br />

mal ein Talgozugpaar und einen Nachtzug.<br />

Als ich die Strecke befuhr, war es ein TER<br />

mit zwei Einheiten, jeweils ein Wagen 1. Kl.<br />

und ein Wagen 2. Kl., der TER wurde in<br />

Orense getrennt, ein Triebwagen fuhr nach<br />

Vigo, der andere nach La Coruna. Auf den<br />

meisten Strecken fuhr ein Talgo in der Regel<br />

um die Mittagszeit in Madrid ab, ebenso<br />

Mit einem Sonderzug der IGE verlässt 41 018 vor den Augen von Ralf Münchberger am 9. Dezember 2007 den Bahnhof<br />

Hersbruck r.d.P. Die Vorstandschaft und die Redaktion wünscht Ihnen frohe Feiertage und ein glückliches neues Jahr.<br />

58<br />

in der Gegenrichtung, und dann gab es noch<br />

einen billigen Express für das ärmere Volk,<br />

der nachts fuhr. Noch Anfang der achtziger<br />

Jahre war das selbst auf der Strecke Madrid<br />

– Sevilla so. Diese war im Gebirge eingleisig,<br />

es kamen drei Talgos am Nachmittag<br />

am Fotostandpunkt vorbei. Einer fuhr<br />

Sevilla – Huelva, der andere nach Malaga und<br />

der dritte wurde in Moreda geteilt nach<br />

Almeria und Granada. Bei einem späteren<br />

Besuch gab es dann noch einen Morgenschnellzug<br />

mit Lok und Wagen zwischen<br />

Sevilla und Madrid. Zwischen Valencia und<br />

Madrid über Cuenca gab es einen Talgo am<br />

Nachmittag, auch diese Strecke steht zum<br />

Ausbau an. Am besten befahren war noch<br />

Barcelona – Madrid. Bleibt zu hoffen, dass<br />

die RENFE zukünftig einen höheren Zuwachs<br />

an Fahrgästen erzielen kann. Seit kurzem<br />

verfügt sie auch über Triebwagen auf<br />

der Basis des IC 3, dort als BR S103 bezeichnet.<br />

<strong>NEF</strong>-<strong>EXPRESS</strong> 1/2008


Seit dem Fahrplanwechsel Geschichte: Ralf Münchberger fotografierte am 22. September 2007<br />

den EuroCity 25, gezogen von 1116 024 und geschoben von 1116 016 in Fürth (Bay).<br />

Gezeichnet von den Strapazen des harten Alltags verdient sich ES 64 U2 026 derzeit ihre<br />

Ampere bei DB Schenker (das ist das Unternehmen, das vor Kurzem noch „Railion“ hieß).<br />

Bernhard Mrugalla fotografierte die Maschine am 13. Oktober 2007 in Gablingen.

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