13.07.2015 Aufrufe

J? - USP

J? - USP

J? - USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

vi7—£ ßu HSeccäo de Eifcaoernacäo IFac. de MedkinadaUniv. de S, PauloDEDALUS - Acervo - FM51^ R-10700059732


VGMJOADE OE MEDlCtNAuiaLiOTEOA


v. LANGEK-TOLDTLEHRBUCH DER SYSTEMATISCHEN UND TOPOGRAPHISCHENANATOMIE.^J£ De %^;,Mi -js-,.,.:,, j^..;^ ^ ir " i ** fs ()l»S^>*6»p "*- V«**^


CARL v. LANGER 5Di?LEHRBUCHDERJSYSTEMATISCHEN UND TOPOGRAPHISCHENANATOMIEFÜNFTE VERBESSERTE AUFLAGEBEARBEITET VONDR. C. TOLDTO. Ö. PROFESSOR DER ANATOMIE AN DER K. K. UNIVERSITÄT IN WIENMIT 3 LITHOGRAPHIRTEN TAFEIN UND 6 HOLZSCHNITTENWIEN UND LEIPZIG.WILHELM BRAUMÜLLERK. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER1893.


% /J?>il*~ yjfnA/ ,Sf*.ALLE EECHTE VORBEHALTEN.DRUCK VON FRIEDRICH JASPER IN WIEN.


Vorwort zur 4. Auflage.Die vielen Vorzüge des v. Langer'schen Lehrbuches sind vonden Fachgenossen so allgemein anerkannt, class die Neuauflage desselbenkaum einer besonderen Begründung oder Rechtfertigung bedarf.Durch stärkere Betonung der entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkteund durch mannigfache Veränderungen an den in das histologischeGebiet streifenden Darstellungen glaube ich den Fortschritten der anatomischenWissenschaft und den Bedürfnissen der Studirenden gerechtgeworden zu sein.Einzelne Abtheilungen, namentlichjene über die Darmgekröseund Netze und über die Centralorgane des Nervensystems, sind vollständigumgearbeitet worden. Allenthalben vorgenommene stylistischeAenderungendürften dazu beitragen, die Auffassung des Inhaltes zuerleichtern.Die Beifügung einer kleinen Anzahl von Abbildungen, vorwiegendzur Erläuterung entwicklungsgeschichtlicher Vorgänge bestimmt, schienmir unerlässlich.Herrn Professor W. Hisdanke ich verbindlichst für die freundlicheErlaubniss zur Benützung einiger seiner vortrefflichen Constructionsbilder.Ebenso bin ich der Verlagshandlung für die Bereitwilligkeit undSorgfalt, mit welcher sie diese Zuthat zu dem Buche in Ausführunggebracht hat, zu Dank verpflichtet.Wien, zu Ostern 1890.C Toldt.


INHALT.SeiteEinleitung » •Die elementaren Baumittel des Körpers . 2Allgemeine Gestaltung des menschlichen Körpers 6Allgemeine Entwicklungsverhältnisse des Körpers 10I. Abschnitt.Das Skelet.Bedeutung und Gliederung des Skeletes 16Formen der Knochen 18Bau der Knochen . 19Verbindungen der Knochen 21Gelenkbau und Gelenkbewegung 23Arten der Gelenke . . 27Combination der Gelenke 29Entstehung der Gelenke 30A. Rumpfskelet.Üebersicht 31Wirbel 33Rippen und Brustbein 38Hüftbein . 41Verbindungen der Rumpfknochen . 44Wirbelsäule (Gestalt, Beweglichkeit) 48Brustkorb 52Becken 55B. Kopfskelet.Üebersicht (Hirnschale, Gesicht) 59Hinterhauptgrupp e 61Mittelhauptgruppe 67Vorderhauptgruppe 72Gesichtsknochen . 75Nähte des Kopf-Skeletes 82Höhlen des Kopfes 85Skeletbau des Kopfes 90Schädelformen . . . . . 92Embryonale Grundlage des Kopf-Skeletes 94Kiefergelenk 95Kopfgelenke 97C. Skelet der oberen Gliedmassen.Schultergürtel 99Oberarm-Skelet 101.Unterarmkochen 102


VIIIInhalt.Skelet der Hand }°7Verbindungen des Schultergürtelsj-jiSchultergelenk . . . . . r^Verbindung der Unterarmknochenjr£Ellbogengelekzz~\Handgelenk||QFingergelenke .rrSSkeletbau der oberen GliedmassenliyD. Skelet der unteren Gliedmässen.Schenkelbein . . ^Unterschenkelknochenj**Skelet des FussesJ^>Hüftgelenk12oKniegelenk133Verbindung ö der Fibula mit der TibiaGelenke am Fusse .140141Skeletbau der unteren Gliedmassen 147Skelet als Ganzes 150IL Abschnitt.Skeletmusculatur.Bau der Muskeln . . 153Beziehungen des Muskels zum Skelete 155Anordnung der Musculatur 160A. Rumpfmusculatur.Halsmuskeln . 163Gruppirung der Halsmuskeln . 167Brustmuskeln 170Bauchmuskeln . . 173Gruppirung der Musculatur in den Rumpf Wandungen 178Leistencanal . . . . 180Zwerchfell, Musculus quadratus lumborum 183Rückenmuskeln . . . 186Gruppirung der Rückenmusculatur 193Wirkung der Rumpfmuskeln 194B. Muskeln des Kopfes,Muskeln des Schädeldaches .. 199Gesichtsmuskeln . 201Kiefermuskeln . 206C. Musculatur der oberen Extremität.Schultermuskeln . 207Muskeln des. Oberarmes 208Muskeln des Unterarmes 210Muskeln der Hand . 216Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität 221Wirkung der Muskeln der oberen Extremität 227D. Musculatur der unteren Extremität..Hüftmuskeln . . 230Muskeln des Oberschenkels 232Muskeln des Unterschenkels 236Muskeln des Fusses . . . . 241Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität 245Seite


Inhalt.SchenkelcanalWirkung der Muskeln der unteren ExtremitätIII. Abschnitt.Eingeweide.ÜebersichtAllgemeines über Schleimhäute und DrüsenA. Eingeweide des Kopfes und HalsÜebersicht, EntwicklungsgeschichtlichesNasenhöhleMundhöhle und der Schlundkopf mit der SpeiseröhreZungeZähneDrüsen der MundhöhleB. Respirationsapparat.ÜebersichtLuftröhreKehlkopfLungenSchilddrüse und ThymusC. Darmcanal und seine Anhänge.ÜebersichtDarmcanalBau der DarmschleimhautLeberPancreasMilzDarmgekröse und NetzeD. Harnapparat.Nieren .NebennierenHarnblaseE. Geschlechtsapparat.Üebersicht, EntwicklungHodenMännliche Harnröhre und ihre DrüsenPenisEierstockUterus und seine AnhängeDer schwangere UterusWeibliche Scham (Urethra)MilchdrüseF. Topographie der Eingeweide.AufgabeTopographie der HalseingeweideBrusthöhle, Brustfell und HerzbeutelTopographie der LungenBauchhöhleBauchfellTopographie der Bauchorgane


XInhalt,Retroperitonealraum • 396Beckenhöhle . 398Muskeln im Beckenausgänge 399Fascien des Beckenausganges 403Gegend des Beckenausganges. Perineum40bTopographie der Beckeneingeweide 408IV Abschnitt.Gefäss-System.Kreislauf des Blutes 419Allgemeine Verhältnisse der Gefässe 421I. Blutgefäss-System.Bau und Entwicklung der Blutgefässe 427A. Herz.Bau und Entwicklung des Herzens 433Räume und Wände des Herzens 440Structurverhältnisse des Herzens 445Klappen an den Kammerostien 446B. Arterien.Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung 450Directe Astfolge der Aorta . 455Astfolge der Carotis communis 461Astfolge der Arteria subclavia 468Astfolge der Arteria hypogastrica 479Astfolge der Arteria femoralis 481C. Venen.Allgemeine Anordnung . 488Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung 489System der Rumpf- und Wirbelvenen 496Venen des Halses und Kopfes 499Gebiet der Vena subclavia . 503Gebiet der Vena iliaca communis 506Pfortader 508D. Blutgefäss-Capillaren.Form und Anordnung derselben 510E. Embryonaler Kreislaufapparat.Anatomische Verhältnisse des Placentarkreislaufes 511II. Lymphgefäss-System.Lymphgefässe und Lymphknoten 515Lymphgefässstämme . . . 5^3Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile 520V Abschnitt.Nervensystem.Üebersicht • 524Baumittel des Nervensystems . 59gNerven (Ursprung, Vertheilung und Endigung derselben) 527Ganglien 582Seite


Inhalt.XIA. Centralorgane des Nervensystems.Eintheilung und Entwicklung - 534I. Rückenmark.Aeussere Form desselben und Anordnung der Substanzen 537Wurzeln der Spinalnerven 539Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes 541Segmente und Leitungssysteme des Rückenmarkes 546Hüllen und Gefässe des Rückenmarkes 549IL Gehirn.Eintheilung und Entwicklung 552Gehirnbasis . 555Zergliederung des Gehirns 557Aeussere Ansicht des Grosshirns 560Bau der Grosshirn-Hemisphären 567Zwischenhirn und Mittelhirn 574Hinterhirn und Nachhirn . 578Kerne und Wurzeln der Hirnnerven 586Ueber den feinen Bau des Gehirns 592Leitungssysteme des Gehirns 600Gehirnhäute 603Gefässe des Gehirns 607Topographisches über das Gehirn 613B. Vertheilung der cerebro-spinalen Nerven.I. Rückenmarksnerven.Gruppirung und Vertheilung 614Dorsale Aeste der Spinalnerven 616Ventrale Aeste der Spinalnerven 617Nerven aus dem Plexus brachialis 622Nerven aus dem Plexus lumbosacralis 627JIL Gehirnnerven.Gruppirung und Vertheilung 632Nervus trigeminus . . . 635Motorische Gehirnnerven des Trigeminusgebietes 643Cerebrale Eingeweidenerven mit dem Beinerven 646C. Sympathisches Nervensystem.Allgemeine Verhältnisse desselben 652Grenzstrang desselben 653Geflechte desselben 657Topographische Üebersicht über die Gefässe und die cerebro-spinalenNerven.Topographie des Kopfes 660Topographie des Halses 662Topographie des Herzens 666Die obere Brustapertur und der obere Theil des Mittelfellraumes 668Der hintere Mittelfellraum 671Topographie der oberen Gliedmassen 673Topographie der unteren Gliedmassen 677Topographie der motorischen Punkte 680VI. Abschnitt.Sinnesapparate.Allgemeine Charakteristik derselben 683SeiteJ 3 V **fWUW* « MÖMCMA <strong>USP</strong> «iianOT £ O *


XIIInhalt.A. Sehapparat.Bestandtheile .Aeussere Augenhaut 689Mittlere Augenhaut 692Innere Augenhaut 698Inhalt des Augapfels 701Anordnung der Theile im Innern des Augapfels 704Muskeln des Augapfels 706Thränenorgane 708Augenlider und Bindehaut 710Topographie des Sehapparates 714B. Gehörapparat.Bestandtheile desselben 717Nachträgliches über das Schläfenbein 718I. Das innere Ohr.Knöchernes Labyrinth 721Häutiges Labyrinth 725IL Das Mittelohr.Trommelhöhle und Ohrtrompete 730Trommelfell und Gehörknöchelchen 733III. Das äussere Ohr.Aeusserer Gehörgang und Ohrmuschel 738C. Geruchsorgan.Die Riechschleimhaut 741D. Geschmacksorgan.Gebiet der Geschmacksnerven 742E. Tastapparat.Aeussere LIaut 744Haare und Nägel 747Gefässe und Nerven der Haut 749Topographie der äusseren Haut 752Seite684Satzberichtigungen 756Namen- und Sachregister 757


Einleitung,Die Aufgabe der Anatomie besteht in der Untersuchung und Beschreibungder Gestaltung und der Zusammensetzung des menschlichenKörpers. Derselbe baut sich nämlich aus einer Reihe von verschiedenartiggeformten und zu verschiedener Thätigkeit befähigten Organenauf, eieren räumliche Anordnung ihn gestaltet, und deren Zusammenwirkener seine Erhaltung und sein Leistungsvermögen verdankt.Die Anatomie muss allerdings auch die functionelle Gliederung desOrganismus berücksichtigen, kann aber doch nicht eigentlich die Besprechungder Functionen in ihren Bereich einbeziehen, sondern nur dannauf Verrichtungen von Organen 'hinweisen, wenn sich dieselben unmittelbaraus den Formverhältnissen erklären lassen. Sie ist daher wesentlichFormenlehre (Morphologie)] sie untersucht und beschreibt Form, Lage,Verbindung der einzelnen Organe und zerlegt dieselben unter Berücksichtigungder Fügung ihrer feineren Bestandtheile bis zu den letzten,nur mit Hilfe des Mikroskopes erkennbaren elementaren Baumitteln. iDies alles aber geschieht mit steter Beziehung auf das Ganze, weil esnur auf diese Weise möglich wird, an den Formen das Wesentliche zuerkennen und an dem Aufbau der Theile und des Ganzen das Gesetzmassigeverständlich zu machen.Vollends erklärlich werden die Formen des Ganzen und der Theileerst dann, wenn man auch ihre schrittweise Ausbildung kennen gelernthat, wenn man nämlich alle jene Umgestaltungen in strenger Folge aneinander zu reihen vermag, welche die Frucht und ihre Theile währendihrer Entwicklung, vom ersten Keime angefangen bis zur Geburt, undvon da an während des Wachsens bis zur vollen Reife der Formenerfahren haben. Nachdem man aber die Beziehungen zwischen Menschund Thierwelt durchblicken gelernt, seitdem man die mannigfache, oftbis ins Einzelne gehende Uebereinstimmung zwischen dem Körper desMenschen und dem der Thiere — zunächst der Wirbelthiere — als denAusfluss einer auf Grund gemeinsamer Abstammung bestehenden Verwandtschafterkannt hat, ist die vergleichende Betrachtung der Entwicklungund des Baues der verschiedenen Organismen zu einer reichenQuelle neuer Erkenntniss, ja zur wissenschaftlichen Grundlage der Anatomiegeworden.Demgemäss begreift die Anatomie in sich: die Beschreibung destechnischen Vorgehens bei der Zerlegung des Körpers und der Präparationder Theile -— die Zergliederungskunde; dann die systematischev. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 1


2 Einleitung.Betrachtung und Beschreibung der einzelnen Organe, wie sich dieselbennach Form, Lage und Fügung darbieten — die descriptive und topographischeAnatomie; ferner die Untersuchung der Organe hinsichtlichihrer Elementartheile und ihres feineren Aufbaues — die Gewebelehre(Histologie)] ferner die Lehre von der Entstehung, der Heranbildung unddemWachsthum des Körpers und seiner Theile — die Entwicklungsgeschichte;ferner die vergleichende Untersuchung des menschlichenund thierischen Körpers — die vergleichende Anatomie; endlichdie Beschreibung der äusseren Körperformen und deren Aufbau — dieplastische Anatomie.Das vorliegende Lehrbuch behandelt allerdings nur die systematischeund topographische Anatomie, doch war es nothwendig, den einzelnenCapiteln kurze histologische und entwicklungsgeschichtliche Erläuterungeneinzuflechten.Da die Organe gruppenweise abgehandelt werden sollen, und dasich diese Gruppirung theils auf die Gleichartigkeit der Bestandtheile,theils auf die, Zusammengehörigkeit der Organe nach ihrer Verrichtungstützt, so mag zur Einleitung eine Üebersicht über die Baumittel undüber die allgemeinsten Verhältnisse des Gesammtaufbaues des Körpers,mit Rücksicht auf die Lebensverrichtungen seiner Theile, vorausgeschicktwerden.Die elementaren Banmittel des Körpers.Man pflegt sie im Allgemeinen in zwei Gruppen: Zellen undZwischensubstanzen zu theilen.An der Zelle unterscheidet man den Zellkörper (Zellleib) undden Zellkern (Nucleus). Der erstere gibt der Zelle die äussere Form,und besteht wesentlich aus einem zu selbständiger Lebensthätigkeitbefähigten eiweissreichen Stoffe von bestimmter Structur — dem Zellstoff(Protoplasma). Der Zellkern befindet sich im Innern des Zellkörpers,und erscheint als ein scharf umgrenztes, kugelförmiges oder abgeplattetes,oder auch in die Länge gestrecktes Gebilde, in welchem man gewöhnlichein oder auch mehrere, durch stärkeres Lichtbrechungsvermögen unddurch scharfe Begrenzung auffallende Kügelchen — die Kernkörperchen(Nucleoli) erkennen kann. Als dritter, aber nicht wesentlicher und demnachhäufig fehlender Bestandteil der Zelle erscheint ein äusserst zartes,durchsichtiges Häutchen, welches die äussere Oberfläche des Zellkörpersbekleidet und Zellhülle (Zellhaut, Zellmembran) genannt wird.Im Einzelnen zeigen die Zellen, welche bei dem Aufbau der verschiedenenKörpertheile verwendet sind, mancherlei Unterschiede, sowohlnach Form und Grösse, als hinsichtlich der physikalischen und chemischenBeschaffenheit ihrer Bestandtheile, v,wornach man mehrere Formen undArten von Zellen unterscheiden kann. Es gibt kugelförmige, würfelförmige,vieleckige, platte, cylindrische, kegelförmige, spindelförmigeZellen, und endlich solche mit mehr oder weniger unregelmässiger Gestaltwobei der Zellkörper in grössere oder kleinere, zum Theil sich verzweigendeFortsätze auslauft — verästigte oder sternförmige Zellen. Zellenvon sehr langgestreckter Form pflegt man als Fasern zu bezeichnen z. BMuskelfasern.


Einleitung. 3Zu diesen Formverschiedenheiten gesellen sich gewisse Eigentümlichkeitenhinsichtlich der inneren Fügung, der Dichte, Festigkeit undchemischen Zusammensetzung des Zellstoffes, sowie mancherlei Abweichungenin der Form und sonstigen Beschaffenheit des Zellkernes.Insoferne nun die Zellen, welche für bestimmte Körperantheilewesentlich und eigenthümlich sind, in ihren Eigenschaften völlig oderdoch nahezu unter sich übereinstimmen, werden sie nach den entsprechendenKörperbestandtheilen benannt, z. B. Knorpelzellen, Epithelzellen, Drüsenzellen,Leberzellen, Nerven- oder Ganglienzellen u. s. w.Die Eigenart solcher Zellen steht in unmittelbarem Zusammenhangmit den anatomischen Eigenschaften und mit der besonderen physiologischenLeistung der einzelnen Körperbestandtheile und hat sich imLaufe der Entwicklung und des Wachsthums des Körpers ganz allmäligaus einer ursprünglichen — indifferenten Zellenform, nämlich derjenigen,welche die allererste Anlage des Körpers herstellt, herausgebildet.Dem entsprechend ist die Bedeutung der Zellen für den Thierkörpereinerseits in anatomischer, andererseits in physiologischer Richtung insAuge zu fassen: In anatomischer Beziehung einmal, insoferne sie alswesentliche Bestandtheile in den Aufbau der Körpertheile eingehen undder Masse nach einen bald mehr bald weniger hervorragenden Bestandtheilderselben ausmachen — sohin auch auf die verschiedenen anatomischenEigenschaften der Körperbestandtheile einen bestimmenden Einflussnehmen; dann aber, weil sie bei der Entwicklung und bei dem Wachsthümdes Körpers und seiner Theile, indem sie sich durch fortgesetzteTheilung vielfach vermehren und sich gesetzmässig gruppiren, die alierwesentlichsteRolle spielen.In physiologischer Hinsicht kommt den Zellen eine ausgezeichneteWichtigkeit zu, weil sie vermöge ihrer Befähigung zu selbständigenLebensäusserungen die hauptsächlichsten Träger der Lebensverrichtungensind. Die besonderen Leistungen, welche sie innerhalb der einzelnenKörpertheile zu verrichten im Stande sind, müssen als Ausfiuss einereigenartigen Beschaffenheit ihrer Bestandtheile, sowie bestimmter Beziehungenzu ihrer Umgebung angesehen werden. Als Ergebnisse dieserlebendigen Thätigkeit erscheinen unter Anderem in gewissen Zellen besondersunterscheidbare Bestandtheile des Zellkörpers, wie Fett, geformteoder gelöste Farbstoffe u. s. w. Zellen, welche grössere Mengen von Fettoder von körnigem oder krystallinischem Farbstoff enthalten, werdendemnach als Fettzellen, beziehungsweise Pigmentzellen bezeichnet.Eine zweite Gruppe von elementaren Baumitteln stellen dieZwischensubstanzen (Intercellularsubstanzen) dar. Sie erscheinenallenthalben zwischen den zelligen Elementen, da in grösserer, dort ingeringerer Massenentfaltung, und in verschiedener Form und Anordreiid-In formlosem Zustande treten sie unter der Bezeichnung Kittsubst&ndet,als Bindemittel von Zellen auf, wobei sie sich wie der Mörtel zwelcheden Bausteinen verhalten und demnach an Masse gegenüber denendenvöllig zurücktreten. In anderen Fällen kommen die Zwischensub sind,in Gestalt dünner, durchsichtiger Häutchen vor, indem sie für eine fassen,zusammengehöriger zelliger Elementartheile eine gemeinsame Hülle1*


4 Einleitung.oder solche gegenüber anderweitigen Theilen überhaupt abgrenzen. Indieser Form erscheinen sie als Membranae propriaö der Drüsen, als.Grundmembranen der Epithelien, oder als Glashäute an verschiedenenOrten, z. B. die Linsenkapsel.Die hervorragendste Rolle aber ist den Zwischensubstanzen in gewissenKörperbestandtheilen, welche man als Bindesubstanzen (Bindesubstanzgewebe)zusammenzufassen pflegt, zugewiesen. Zu diesengehören vornehmlich: die Knochen, die Knorpel, das faserige (fibrilläre)Bindegewebe und das, Gallertgewebe. Ihnen ist gemeinschaftlich, dassbei ihrem Aufbau die Zwischensubstanzen gegenüber den Zellen anMasse weitaus vorwiegen, dass demnach auch ihre Form und ihre physikalischenEigenschaften wesentlich von den Eigenschaften und von derArt der Zusammenfügung der Zwischensubstanzen bedingt werden. Diedabei betheiligten Zwischensubstanzen werden deshalb wohl auch als•Grundsubstanzen der betreffenden Theile bezeichnet.Als der wichtigste und am meisten verbreitete Formbestandtheildieser Grundsubstanzen sind die Fibrillen zu nennen, welche in Gestaltvon unmessbar feinen, biegsamen, aber wenig elastischen Fädchen erscheinen,deren Substanz bei längerem Kochen Leim gibt. In dem gewöhnlichenfaserigen Bindegewebe sind die Fibrillen derart geordnet,dass eine Anzahl derselben durch eine besondere Kittsubstanz zu dünnerenoder dickeren Bündeln (Bindegewebsbündel) vereinigt werden. Diesestellen, in verschiedener Zahl und Dichtigkeit zusammengefügt, dasfibrilläre oder faserige Bindegewebe her. Aus demselben könnensich dann, bei paralleler Anordnung der Bindegewebsbündel derbere oderweichere Stränge (Sehnen), Bänder (Gelenksbänder) oder Platten (Fascien,Aponeurosen) formen, oder wenn sich die Bindegewebsbündel filz- odermattenartig durchflechten, die verschiedenst gestalteten Bildungen zusammensetzen.Als hierher gehörige Beispiele sind die Schleimhäute,die Lederhaut, die serösen Häute, die Beinhaut u. s. w. zu nennen. Diesebis zu einem gewissen Grade selbständigen Bildungen (geformtesBindegewebe) werden unter sich oder mit anderen benachbartenTheilen dadurch verbunden, dass sich zwischen ihnen Bindegewebsbündelin mehr oder weniger lockerer, unregelmässiger Anordnung hinziehen(formloses Bindegewebe). Hiedurch wird der Zusammenhang, aberauch die gegenseitige Verschiebbarkeit angrenzender Theile bedingt.Endlich findet sich das fibrilläre Bindegewebe auch im Innern der verschiedenstenKörpertheile, in verhältnissmässig geringer Meno-e, jedochin gesetzmässiger Gestaltung, als Bindemittel für anderartige Elementartheileoder für gewisse Gruppen von solchen, z. B. in den Muskeln, inden Drüsen (interstitielles Bindegewebe).Aus dieser verschiedenartigen und allenthalben verbreiteten Verwendungergibt sich die hohe Wichtigkeit des faserigen Bindegewebesförml en Aufbau des Körpers.ZellenVber auch im Knochen und im Knorpel nehmen die leimwobeilenFibrillen wesentlichen Antheil an der Bildung der Grundzweigerz,doch sind sie hier durch festere, verkittende Massen, welchevon seichen durch ihren reichen Gehalt an erdigen Salzen besondersMuskebichnet sind, zu einem derberen, dichteren, widerstandsfähigeren


Einleitung.Gefüge,; verbunden. Daher rühren jene physikalischen Eigenschaft*Knochens und des Knorpels, welche dieselben zur Herstellung stütGerüste für den Körper und seine Theile in ausgezeichneterbefähigen.In den Gebilden der Bindesubstanzen finden sich ganz gewcnoch Zwischensubstanzen anderer Art in wechselnder Menge eingeund zwar in Form von verzweigten, zu gröberen oder feineren ]verbundenen Fasern, oder auch von dünnen, durchlöcherten Fwelche durch einen hohen Grad von Elasticität und Federkraft,durch starkes Lichtbrechungsvermögen ausgezeichnet sind uncüberdies durch ihr chemisches Verhalten von den leimgebenden Fiunterscheiden. Man pflegt sie als elastische Fasern, elastPlatten zu bezeichnen. Bindegewebstheile oder auch Knorpel, in wsie in besonders grosser Menge vorkommen, zeigen einen gellFarbenton.Zellen und Zwischensubstanzen sind in den verschiedenen Kantheilen in gesetzmässiger Anordnung zusammengefügt, und cldieser Fügung wird als das Gewebe eines Körpertheiles [Textuizeichnet. Man hat aber den Ausdruck Gewebe auch in anderemnämlich sachlich, gebraucht, indem man ihn auf »das Gewebte


8 Einleitung.Haut sehr ähnlich verhält und Schleimhaut (Tunica mucosa) genanntwird. Dieser ist von aussen eine aus Muskelfasern zusammengesetzteSchichte (Tunica muscularis) angelagert, und den Abschluss an der Peripheriedes Rohres bildet eine Bindegewebsschichte, welche, wenn siemit der Nachbarschaft in continuirlicher Verbindung steht, äussereFaserhaut, wenn sie aber eine freie, geglättete Oberfläche besitzt, alsseröse Haut [Tunica serosa) bezeichnet wird. In Folge der Einlagerungeiner Muskelschichte in die Wand des Darmkanals erlangt dieser dieFähigkeit der activen Bewegung, vermöge welcher ihm nicht nur Veränderungenseines Calibers behufs Fortbewegung des Inhaltes, sondernunter Umständen auch Veränderungen des Ortes ermöglicht werden.Die Schleimhaut des Darmkanales geht an der Ein- und Ausgangsöffnungdes letzteren unmittelbar in die äussere Haut über. Beidezeigen insoferne eine gewisse Uebereinstimmung, als sie eine bindegewebigeGrundlage besitzen — also den Bindegewebshäuten zuzuzählensind — und an ihrer freien Oberfläche ein aus eigenartigen Zellen(Epithelzellen) zusammengesetztes Deckhäutchen tragen, welches beiden Schleimhäuten als Epithel, bei der äusseren Haut als Epidermisbezeichnet wird. Im Weiteren stimmt die Schleimhaut des Darmkanalsmit der äusseren Haut noch insofern überein, als beide in ihrer bindegewebigenGrundlage zahlreiche mikroskopisch kleine Absonderungs-Organe (Drtischen) eingelagert enthalten.Die zu dem Verdauungs-Apparat gehörigen Anhangsorgane, dieSpeicheldrüsen und die Leber, erscheinen für das freie Auge alscompacte, wohlumgrenzte Massen einer weichen Substanz, für welchevon altersher der Name Parenchym gebräuchlich ist; demgemäss pflegtman solche Organe im Gegensatz zu den röhrenförmigen als parenchymatösezu bezeichnen. Mit Rücksicht auf ihren feineren Bau undauf ihre Fähigkeit, gewisse mit specifischen Bestandtheilen beladeneFlüssigkeiten (Secrete) zu erzeugen und auszuscheiden, gehören sie indie Reihe der absondernden (secernirenden) Organe, welche man imallgemeinen als Drüsen zusammenfasst. Die von ihnen geliefertenSecrete gelangen durch sogenannte Ausführungsgänge in die Lichtungdes Darmkanals.Dem Athmungs-Apparat ist die Aufgabe zugewiesen, den Austauschvon Gasen zwischen dem kreisenden Blute und der atmosphärischenLuft zu vermitteln. Er begreift in sich die in dem Brustraumenthaltenen Lungen und das zuführende Luftrohr (Trachea), von dessenunterem Ende aus Verzweigungen in die Lungen treten und an dessenoberes Ende als Nebenapparat das Stimmorgan, der Kehlkopf, angesetztist. Als Zugang zu diesem von aussen her dienen die Nasenhöhle,und die Mundhöhle. Die Athmungs-Organe stellen so von dem Anfangsstückdes Darmkanals abgezweigte Theile dar — eine Thatsache, welchein der Entwicklungsgeschichte begründet ist. Dem entsprechend wirdauch die Wandung des Luftrohres bis in seine feinen Verzweigungenin den Lungen zunächst von einer Schleimhaut gebildet, welche incontinuirlichem Zusammenhange mit der des Darmkanals steht.Durch den Harn-Apparat werden gewisse Stoffe, welche entwederaus der Nahrung in das Blut gelangt, oder aber durch den Stoffwechselin dem Körper selbst gebildet worden sind, ausgeschieden und aus dem


Einleitung. 9Körper entfernt. Er setzt sich daher zusammen aus einem paarigen,parenchymatösen, den Harn absondernden Organe, den Nieren, und ausableitenden, röhrenförmigen Organen, in welche als zeitweiliger Behälterdes Harnes die Harnblase eingeschaltet ist.Der Geschlechts-Apparat ist entsprechend der den getrenntenGeschlechtern zukommenden verschiedenen Verrichtung ein männlicheroder ein weiblicher. In beiden besorgt zuvörderst eine paarige Drüse(Hoden—-Eierstock) die Bereitung und Ausstossung des Geschlechts-Productes (Samenfäden — Ei), welches dann durch ein System vonableitenden Kanälen ausgeführt wird.Ein bestimmter Antheil der letzteren erscheint bei dem weiblichenGeschlechts-Apparat zu einem besonderen Organ (Gebärmutter, Uterus)umgestaltet, welches dem befruchteten Ei eine geeignete Stätte zurweiteren Ausbildung zum Embryo (Foetus) gewährt, aber vermögeseiner mächtigen Musculatur auch im Stande ist, den zur Reife gelangtenFoetus auszustossen.Harn- und Geschlechts-Apparat münden gemeinschaftlich an derOberfläche des Leibes und bekunden schon dadurch eine gewisse Zusammengehörigkeitin der Entwicklung und eine Selbständigkeit gegenüberdem Verdauungs-Apparate; doch ist hervorzuheben, dass dieseSelbständigkeit ursprünglich keine durchgreifende ist, indem auf einerfrühen Entwicklungsstufe des Embryo die Oeffhung des Harn- undGeschlechts-Apparates mit der Afteröffnung zusammenfällt (Cloake); dieTrennung beider beruht auf einem secundären Vorgang.Binnenräume des Körpers. Man pflegt gewöhnlich auch das Herzmit den unmittelbar aus-, und eintretenden grossen. Blutgefässen denEingeweiden zuzurechnen, mit Rücksicht auf seine Lage im Brustraum.Seiner anatomisch-physiologischen Bedeutung nach ist es aber die Centralstelleund die treibende Kraft für das alle Theile des Körpers durch-.setzende Röhren-System, in welchem das Blut in ununterbrochenemKreisen die Organe durchrieselt (Blutgefäss-System). Im•. Gegensatzezu den wahren Eingeweideröhren hat das Blutgefäss-System, sowie dasihm anhängende System der Lymphgefässe keinerlei Oeffnung an derOberfläche des Leibes, ist also völlig in sich abgeschlossen und zähltin dieser Hinsicht zu den sogenannten Binnenhöhlen des Körpers. Zudiesen gehören ausserdem die Gelenkräume an den Gliederungsstellendes Skeletes, ferner verschiedene Spalt- und Lückenbildungen im Bindegewebe(Schleimbeutel, Sehnenscheiden) und weiterhin die Räumezwischen den Umhüllungshäuten des Gehirnes und des Rückenmarkes.Auch die serösen Räume, d. h. die die Eingeweide aufnehmendenRäume des Rumpfes, insoferne sie. mit freien, geglätteten Innenflächenversehen sind, werden hierher gerechnet.Hinsichtlich ihrer Volums-Verhältnisse passen sich die genanntenBinnenräume ihrem Inhalte an. Sie erscheinen als einfache Spalträume,deren Wände sich gegenseitig berühren, wenn sie nichts als verschwindendkleine Mengen von Flüssigkeit enthalten (Gelenkräume, Schleimbeutel),können aber in dem Falle, als die letztere an Menge zunimmt,in erheblichem Masse ausgeweitet werden. Sind die Wände dieser Räumemit Muskeln ausgestattet, wie bei den Blutgefässen, bei den Eingeweide-


10 Einleitung.räumen,, so sind sie im Stande, durch active Bewegung mechanisch aufden Inhalt zu wirken.Auch die Wandungen der Binnenräume des Körpers tragen anihrer freien Innenfläche grösstentheils ein zartes, aus Zellen zusammengesetztesDeckhäutchen, doch sind diese Zellen ihrem Wesen und ihrerAbstammung nach von den Epithelzellen verschieden und werden Endothelzellengenannt; die von ihnen gebildeten Deckhäutchen heissendemnach Endothelien. Nur die serösen Höhlen machen hievon eineAusnahme, da ihre zellige Bekleidung der Entwicklung zufolge denEpithelien zugerechnet werden muss.Allgemeine Entwicklnngsverhältnisse des Körpers.Der Bau des Körpers, seine Formen und das gegenseitige Verhältnissseiner Theile sind das Ergebniss der Entwicklung, einerseitsder Entwicklung des Einzelwesens aus dem Ei (Ontogenie), andererseitsder Entwicklung der Art und Gattung aus einer langen Reihe vonunvollkommeneren Vorstufen (Phylogenie, Stammesgeschichte).So wie sich das Einzelwesen aus einem sehr einfach gebauten Keimherausbildet, indem aus diesem die Anlagen der einzelnen Theile undOrgane allmälig hervortreten und sich mehr und mehr nach einer bestimmtenRichtung hin vervollkommnen, ebenso haben sich die Eigenthümlichkeitender Gattung in nach Jahrtausenden zu zählenden Zeiträumenaus einfacheren, unvollkommeren Zuständen nach und nachhervorgebildet. Insoferne als es möglich ist, diese unvollkommenerenZustände, welche sich in der Thierreihe in verschiedenen Stufen nochvorfinden, mit der weiter fortgeschrittenen Organisation des Menschenin vergleichenden Zusammenhang zu bringen, ergibt sich eine grosseZahl von Gesichtspunkten, welche für die wissenschaftliche Beurtheilungder letzteren von grösstem Belang sind. Im Verein mit den ontogenetischenThatsachen beleuchten und erklären sie die sonst vielfach unverständlichenund höchst verwickelten Form- und Bauverhältnisse desmenschlichen Körpers.Ueber die allerersten Vorgänge bei der Ontogenie des menschlichenKörpers fehlen bis jetzt unmittelbare Beobachtungen. Man istdaher darauf angewiesen, sich an die bezüglichen Ermittlungen anSäugethieren zu halten, welche aller Wahrscheinlichkeit nach auch fürden Menschen Geltung haben.Den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Körpers bildet dasEi, eine in der weiblichen Geschlechtsdrüse (Eierstock) zur Ausbildunggelangte Zelle besonderer Art. Der Anstoss und die Einleitung zu denEntwicklungsvorgängen im Ei wird durch die Befruchtung gegeben.Diese besteht darin, dass die geformten Producte der männlichen Geschlechtsdrüsen(Samenfäden, Spermatozoon), welche mit dem Samenin die weiblichen Geschlechtstheile gelangt sind, in das aus dem Eierstockgetretene reife Ei eindringen, sich in demselben auflösen, und sounter bestimmten, hier nicht weiter zu erörternden Erscheinungen eineVermengung der Substanz der Samenfäden mit gewissen Theilen der Eizellezu Stande kommt. Ist dies geschehen, so zerfällt die Eizelle unter


Einleitung. 11allmäliger Vermehrung ihrer Substanz durch fortgesetzte Theilungzunächst in zwei, dann in vier, acht, sechzehn und sofort in zahlreichekleinere Zellen, welche vorerst von einer gemeinsamen Hülle, derursprünglichen, von dem Theilungsvorgang unberührt gebliebenen Zellhautdes Eies, welche den Namen Zonapellucida führt, umschlossen werden.Dieser Vorgang ist unter dem Namen der Furchung des Eies bekanntund die einzelnen so entstandenen Zellen führen die BezeichnungFurchungszellen (Furchungskugeln). Diese letzteren sind anfangsalle von gleichmässiger, rundlicher Form; gegen das Ende der Furchungaber nehmen die an der Oberfläche der ganzen Zellenmasse gelegenenFurchungszellen eine eckige Gestalt an und bilden so gegenüber denübrigen eine besondere umhüllende Schichte.Ein grosser Theil der im Inneren des gefurchten Eies gelegenenrundlichen Zellen gelangt alsbald zur Auflösung und dient weiterhin alsNährmateriale für die erhalten gebliebenen Zellen. Das ganze Gebildehat sich in ein kleines, mit Flüssigkeit (Dotterflüssigkeit) gefülltesBläschen von ellipsoidischer Gestalt (Keimblase) umgewandelt, dessenWand durch die erwähnte oberflächliche Schichte der vieleckigen Zellenund durch die Zona pellucida gebildet wird.Nur ein verhältnissmässig geringer Theil der Innenzellen ist erhaltengeblieben und haftet nun an einer kleinen umschriebenen Stelle deroberflächlichen Zellenschichte von innen an. .Diese Zellen, anfangs zu einem Klümpchen geballt, ordnen sichbald der Fläche nach zu zwei deutlich gesonderten Lagen, welche alsKeimblätter bezeichnet werden. Sie stellen die ersten Anlagen desembryonalen Leibes dar. Die Zellen der äusseren Lage schliessen sichder oberflächlichen Schichte der eckigen Zellen an und bilden mit dieservereint das äussere Keimblatt (Epiblast, Ectoderm), welches somitdas ganze Ei rings umschliesst. Die innere Zellenlage, das innereKeimblatt (Hypoblast, Entoderm) ist anfangs auf eine kleine Stellebeschränkt, wächst aber unter fortwährender Zellenvermehrung allmäligder ganzen Wand der Keimblase entlang, so dass diese schliesslichdurchwegs zweischichtig wird. Während dies geschieht, ist die Ausgangsstelledieser Zellenwucherung an der Oberfläche der Keimblase als einkleines, weisses, anfangs kreisrundes, später etwas in die Länge gestrecktesFeld (Area embryonalis, Embryonalfleck) erkennbar.An diesem erscheint bald darauf ein heller, etwas erhabener Streif(Primitivstreif), in dessen Bereich die Zellen des Epiblast eine walzenförmigeGestalt annehmen, sich reichlich vermehren und schliesslich zueiner wulstförmigen Verdickung der betreffenden Stelle führen.Von dieser aus entwickelt sich, durch reichlichere Vermehrung derZellen des Primitivstreifs, vielleicht auch unter Mitbetheiligung desHypoblast eine dritte, zwischen den beiden ursprünglichen Keimblätternfortwuchernde Zellenlage: das mittlere Keimblatt (Mesoblast,Mesoderm).Von den einzelnen Vorgängen bei der Bildung und Ausgestaltungder Keimblätter ist noch keineswegs Alles völlig klargestellt, und esbestehen insbesondere hinsichtlich der Art der Entstehung des mittlerenKeimblattes verschiedene, von einander mehr oder minder erheblich abweichendeAnschauungen. Mag man aber in dieser Beziehung der einen


12 Einleitung.oder anderen Ansicht beipflichten, -so viel steht fest, dass die ausder Furchung des befruchteten Eies hervorgegangenen Furchungszellenunter sich zunächst völlig gleichartig und gleichwerthig sind, währendihre unmittelbaren Abkömmlinge im Verlaufe und in Folge ihrer Gruppirungzu den Keimblättern verschiedenartige Eigenschaften und Fähigkeitenerwerben, vermöge welcher die Zellen der einzelnen Keimblätterin den Stand gesetzt werden, bestimmte elementare Baumittel und durchdiese bestimmte Antheile des Leibes zu bilden.Im allgemeinen möge darüber Folgendes hervorgehoben werden:Von den Elementen des mittleren Keimblattes stammen zunächst alleFormen der sogenannten Bindesubstanzen, mögen sie in selbständigenBildungen (Knorpel, Knochen, Bindegewebshäute, Bänder) auftreten, oderals interstitielles Bindegewebe anderartige Elementartheile umschliessen,oder als formloses Bindegewebe benachbarte Körpertheile verbinden;ferner die Endothelien, das adenoide Gewebe und das Fettgewebe, sowiedie geformten Bestandtheile des Blutes und der Lymphe (farblose undgefärbte Blutzellen, Lymphzellen), endlich die glatten und die quergestreiftenMuskelfasern.Aber auch gewisse epitheliale Bildungen sind von dem mittlerenKeimblatte abzuleiten und zwar die Epithelien und die Drüsenzellen imBereiche der Harn- und Geschlechtswerkzeuge und das Epithel der diegrossen Körperhöhlen bekleidenden Membranen (des Bauchfelles, desBrustfelles und des Herzbeutels).Von dem äusseren und inneren Keimblatte stammen die epithelialenDeckhäutchen für die äussere Oberfläche des Leibes und für dieSchleimhäute des Athmungs- und Verdauungs-Apparates, sowie nichtminder die Anlagen jener Drüsen, welche von diesen Deckhäutchen aussich bilden. Jene Elemente der Deckhäutchen, aus welchen die Drüsenzellenhervorgehen, senken sich in die unterliegenden mesodermalenSchichten ein, erhalten aber insoferne ihren Zusammenhang mit derLeibesoberfläche, als sie die Wandungen mikroskopisch kleiner Hohlräume(der Drüsenlichtungen) formen, welche entweder unmittelbar oderdurch besondere ausführende Gänge an der Oberfläche der äusserenHaut, beziehungsweise einer Schleimhaut ausmünden.Die mesodermalen Elemente, welche sich in der Umgebung derDrüsenanlagen befinden, formen dann das stützende und umhüllendeBindegewebe und die Blutgefässe der Drüsen.So entstehen die kleinen Drüschen, welche in grosser Zahl in deräusseren Haut und in vielen Schleimhäuten eingelagert sind, aber auchjene drüsigen Organe, welche zu grösserem Umfang heranwachsen undeine gewisse anatomische Selbständigkeit erlangen.Im Einzelnen liefert das innere Keimblatt die Epithelien desDarmkanales und der Athmungswerkzeuge, die in den Wandungen dieserOrgane gelegenen Schleimdrüschen, die Labdrüsen, die Brunner'schenDrüsen und die Lieberkühn'schen Drüsen, ferner die Drüsenzellender Leber und der Speicheldrüsen und der Schilddrüse.Aus dem äusseren Keimblatte geht die Epidermis-Lage deräusseren Haut hervor, die Schweiss- und Talgdrüsen und die Drüsenzellender Milchdrüsen, sowie auch die epidermoidalen Anhänge deräusseren Haut (Haare und Nägel). Eine hervorragende Bedeutung erhält


Einleitung. 13das äussere Keimblatt überdies dadurch, dass es mit seinem Axentheiledem Nervensystem, und zwar zuvörders! den centralen Theilen desselben(Gehirn und Rückenmark), sowie gewissen Bestandtheilen der Sinneswerkzeugeden Ursprung gibt.Aus den Keimblättern gestaltet sich alsbald ein Gebilde, welchesdie Leibesformen mehr und mehr hervortreten und erkennen lässt unddie ersten Anlagen der verschiedenen Organe enthält. Man bezeichnetdasselbe als Embryo. Die weitere Ausbildung der Leibestheile erfolgtdann unter allmäliger Zunahme ihres Volumens, theils durch fortgesetzteVermehrung ihrer Elementartheile, theils durch Vergrösserung und Umgestaltungder letzteren. Dabei erfahren die einzelnen Organe gesetzmässigeVeränderungen nicht nur hinsichtlich ihrer äusseren Formenund -ihrer verhältnissmässigen Ausmasse, sondern auch hinsichtlich ihresinneren Aufbaues. Die Summe dieser Veränderungen fällt in den Begriffdes Wachsthums. Dieses führt also zur fortschreitenden Ausgestaltung dereinzelnen Leibestheile nach bestimmter Richtung und dadurch zu erhöhterLeistungsfähigkeit derselben. Die Individualität prägt sich mehr undmehr aus.Aber nicht alle zur Entwicklung gelangten Organ-Anlagen erfreuensich einer solchen stetigen Vervollkommnung; manche von ihnen fallender Rückbildung und dem Schwunde anheim, in dem Masse, als sie fürden Organismus entbehrlich oder durch entsprechendere ersetzt werden(Urniere, Thymus).Auf verschiedenen Stufen der individuellen Entwicklung und desWachsthums begegnen wir allenthalben Formen und Zuständen desLeibes und der einzelnen Theile desselben, w r elche nur als vorübergehende,als Uebergänge zu vollkommeneren Einrichtungen erscheinen,aber bei verschiedenen Vertretern der Thierreihe sich noch als bleibendeerhalten haben. Es liegen darüber so vielfache Untersuchungen undErfahrungen vor, dass wir mit aller Berechtigung annehmen dürfen, eshabe sich der Bau des Menschen innerhalb langer Zeiträume aus einerniederen Organisations-Stufe herausgebildet, indem er durch diese oderdurch ähnliche Uebergangsformen hindurch zu seinem gegenwärtigenZustande gelangt ist.Wir dürfen also die individuelle Entwicklung des Menschen mitRecht als ein Abbild, als eine »abgekürzte Wiederholung« seiner Stammesgeschichtebetrachten.Als solche verläuft sie in ganz gesetzmässigen Bahnen. Nun kommtes aber nicht gar selten vor, dass an einem sonst wohlgebildeten menschlichenKörper irgend ein Theil eine gesetzwidrige Erscheinung (Abnormität,Varietät) hinsichtlich der Form, Anordnung oder Verbindungu. dgl. aufweist. In manchen Fällen gelingt es dann nachzuweisen, dassdiese bleibende gesetzwidrige Erscheinung einem Zustande entspricht,welcher in der gesetzmässigen individuellen Entwicklung als ein vorübergehender,als eine Durchgangsstufe enthalten ist, oder dass sie sich auseinem solchen nach einer Richtung hin ausgebildet hat, welche gesetzmässignicht dem Menschen, wohl aber gewissen Thiergattungen zukommt.Ja es kommt vor, dass solche Varietäten in der normalen Ontogeniedes Menschen keine Grundlage haben, aber mit Zuständen überein-


14 Einleitung.stimmen, oder auf solche zurückgeführt werden können, welche sich beigewissen Thieren gesetzmässig vorfinden.Die letzteren Fälle betrachtet man als eine unter uns unbekanntenUmständen auftretende Wiederholung von Zuständen, welche der menschlicheOrganismus in seiner phylogenetischen Entwicklung einstmalsdurchgemacht hat, welche aber in der jetzigen individuellen Entwicklungentbehrlich geworden und daher ausgefallen sind (Rückschlag, Atavismus).Alle diese Fälle sind uns aber wichtige Belege für die Variabilitätder Leibesorganisation und für den inneren Zusammenhang der Formenin der ganzen Thierreihe.Um für die gegenseitige Lage der einzelnen Theile des menschlichenKörpers einheitliche Bezeichnungen zu besitzen, ist man übereingekommen,,die aufrechte Körperhaltung als die Normalstellurig zubetrachten, wobei die unteren Gliedmassen sich geradegestreckt nebendie verlängerte Rumpfaxe stellen und die Arme dieser parallel geradeherabhängen.Eine durch die Mitte des Leibes senkrecht von vorne nach hintengelegte Ebene bezeichnet man als Medianebene (Symmetrieebene);sie theilt den Leib in zwei seitliche, symmetrische Hälften. Was indieser Ebene gelegen ist, bezeichnet man als median, was gegen dieseEbene hin gelegen ist, als medial (medianwärfs), was von dieser abgewendetist, als lateral. Ebenen, welche man der Stirnfläche parallel,.also quer von einer Seite zur anderen und senkrecht durch den Leibgelegt denkt, heissen Frontalebenen. Was vor einer solchen liegt,,heisst vorne (ventral, bauchwärts), was hinter einer solchen liegt,,hinten (dorsal, rückenwärts). In demselben Sinne bezeichnet manRichtungen, welche der Symmetrieebene oder der Frontalebene undihren Parallelen entsprechen, als sagittale, beziehungsweise alsfrontale.Mit Beziehung auf die Horizontalebenen sind die Bezeichnungenoben (kopfwärts, proximal) und unten (distal) in Gebrauch. Füreinzelne Körpertheile (Hand, Fuss, Augapfel) pflegt man besondereorientirende Bezeichnungen zu verwenden.Nach altem gerechtfertigten Gebrauche wird die Anatomie infolgenden Abschnitten abgehandelt.Der erste Abschnitt handelt von dem Skelete, welches mit Rücksichtauf seine doppelten Beziehungen, zur Leibesform nämlich und zurBewegung, besprochen werden soll. Er begreift in sich die Lehre vonden Knochen (Osteologie) und den skeletbildenden Knorpeln fernervon den Bandmitteln der einzelnen Skeletstücke [Syndesmologie) unddie Lehre von den Gelenken [Arthrologie).Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Musculatur desSkeletes, als activem Bewegungs-Apparat des Leibes und mit Bezug aufdie Körpergestalt (Myologie im engeren Sinne). Jene Muskeln, welcheanderen Apparaten als Hilfs-Apparate beigegeben sind bleiben da unberücksichtigt.


Einleitung. 15Der dritte Abschnitt ist den Eingeweiden gewidmet und besprichtden Verdauungs-Apparat, den Athmungs-Apparat, den Harn- und.Geschlechts-Apparat, deren Hilfs-Apparate und die räumlich an sieangeschlossenen Drüsen und Muskeln [Splanchnologie).Im vierten Abschnitte wird das Gefässsystem mit seinen beidenHauptabschnitten, dem Blutgefäss-System und dem Lymphgefäss-System, beschrieben [Angiologie).Der fünfte Abschnitt enthält die Lehre von dem Nervensystem,welches sich in die Centralorgane (Gehirn und Rückenmark), in dievon diesen ausgehenden peripheren Nerven und in das sympathischeNervensystem gliedert [Neurologie).Den sechsten Abschnitt bildet die Lehre von den Sinnes-Apparaten[Aesthesiologie).* •" < ? v ~-3


I. Abschnitt.DAS SKELET.Bedeutung und Gliederung des Skeletes.Das Skelet ist in zweifacher Beziehung von Bedeutung:1. Als Gerüst, welches sämmtliche Weichtheile trägt. Als solchesbedingt es wesentlich die Gestaltung des Leibes und die Lagerungsverhältnisseder Weichtheile.2. Als Bewegungs-Apparat. Das Skelet ist ein organisch gegliederterComplex einfacher Maschinen, deren sich die Muskeln bedienen,um die räumlichen Beziehungen der Glieder zu einander zu verändernund dadurch wirksam in die Aussenwelt einzugreifen. Da das Skeletselbst das unmittelbare Object der Bewegung ist, so stellt es den passivenAntheil des Bewegungs-Apparates dar, im Gegensatze zu der Musculatur,dem activen Bewegungs-Apparate. Beide vereint ergänzen sich zu einemder vollkommensten Stütz- und Bewegungs-Mechanismen.Die Gliederung des ganzen Körpers ergibt auch die Abschnittedes Skeletes; man unterscheidet: das Rumpf-, das Kopf- und dasGliedmas sen-Skelet.Das Rumpf-Skelet besteht aus der Wirbelsäule und den Rippenmit dem Brustbein; das Kopf-Skelet wird von den Theilstücken derHirnkapsel und den Gesichtsknochen gebildet, und das Skelet derGliedmassen zerfällt sowohl an den Armen, als auch an den Beinenin vier Un^erabtheilungen; an den oberen Gliedmassen: in das Skeletder Schulter, des Oberarms, des Vorderarms und der Hand; anden unteren Gliedmassen: in das Skelet der Hüfte, des Oberschenkels,des Unterschenkels und des Fusses. — Da die erstenAbschnitte des Gliedmassen-Skeletes reifartig den Rumpf umklammern,werden sie auch als Gürtel bezeichnet. Der obere, der Schultergürtel,wird von den Schulterblättern und den Schlüsselbeinen dargestellt;er ist aber nur lose, daher leicht beweglich an den Rumpfangeschlossen, während der untere, der Beckengürtel, welcher vonden Hüftknochen gebildet wird, eine feste Verbindung mit einem Theileder Wirbelsäule, dem Kreuzbein, eingeht und so einen eigenen Behälterfür Eingeweide, nämlich das Becken, darstellt.Die meisten Theilstücke des Skeletes bestehen beim Erwachsenenaus Knochensubstanz; das Knorpelgewebe liefert indieser Lebensperiode nichts weiter als zu einigen Knochen Ergänzungs-


Bedeutung und Gliederung des Skeletes. 17stücke und für die Gelenkflächen die glatten Ueberzugs-Lamellen. Dieerste Anlage des Skeletes beim Embryo ist aber fast durchgehendknorpelig. Die Knochensubstanz ist daher kein ursprüngliches Gewebe,sondern bereits das Product eines neuen Entwicklungs-Processes, denman Verknöcherung nennt. Man darf aber diesen Process nicht inder Art auffassen, als ob. das Knorpelgewebe, etwa durch Aufnahmevon Kalksalzen, unmittelbar in Knochensubstanz überginge, es ist vielmehrnachgewiesen, dass die gesammte knorpelige Skelet-Anlage desEmpryo nur eine vorübergehende ist und dass sie der bleibendenknöchernen Formation vollständig den Platz räumt. Das knorpeligeSkelet schwindet also allmälig bis auf einige Reste, und an seine Stelletritt zunächst eine dem Bindegewebe verwandte Substanz, welcheosteoplastische Substanz genannt wird; diese vermittelt die Bildungder Knochensubstanz. Nur einzelne Knochen gehen, ohne knorpeligpräformirtgewesen zu sein, direct aus einer bindegewebigen Grundlagehervor, z. B. die Knochen des Schädeldaches.Die Bildung von Knochensubstanz auf knorpeliger Grundlage erfolgt,theils im Innern des vorgebildeten Knorpels (intracartilaginös,,enchondral), theils an der Oberfläche desselben durch Vermittlung derKnorpelhaut, beziehentlich der Knochenhaut (perichondral, periostal).Im ersteren Falle wird die Verknöcherung durch Einlagerung von Kalksalzenin die Knorpel-Grundsubstanz eingeleitet, in Folge deren derKnorpel an der betreffenden Stelle weiss und undurchsichtig erscheint(Verkalkungspunkt). Nach kürzerer oder längerer Zeit schwindet derverkalkte Knorpel, und in die so entstandenen Lücken dringt die osteoplastischeSubstanz vor und bewirkt die Verknöcherung im Innern desKnorpels, zunächst an der Stelle des früheren Verkalkungspunktes.Der Verknöcherungs-Process beginnt demnach immer an einzelnenumschriebenen Stellen, den sogenannten Verknöcherungspunkten, und schreitet von da aus allmälig weiter fort. MancheKnochen haben nur einen Verknöcherungspunkt; die meisten gehen aberaus mehreren hervor und bestehen daher vor beendigter Ausbildungaus mehreren Stücken, welche durch knorpelige Lamellen (Epiphysen-Fugenknorpel), die Reste der primitiven knorpeligen Anlage, zusammengehaltenwerden. Manchmal sind diese Stücke einander an Masse annäherndgleich, meistens besitzen aber die Endstücke, oder auch ganzuntergeordnete Knochentheile, z. B. kleinere Fortsätze oder Randmassen,besondere Verknöcherungspunkte. In diesem Falle wird das zuerst verknöcherndeHauptstück Diaphyse genannt und das untergeordnete, späterverknöchernde Stück, als Epiphyse bezeichnet. Die Verknöcherungspunkteder Diaphysen treten der grossen Mehrzahl nach sehr früh undannähernd gleichzeitig auf, jene der Epiphysen dagegen ohne Ausnahmebedeutend später, selbst erst mehrere Jahre nach dem Beginneder Verknöcherung im Hauptstücke. Haben endlich alle Theilstücke ihrevollständige Ausbildung erreicht, so treten sie zur definitiven Knochenformzusammen, d. h. sie verschmelzen unter Verknöcherung des Fugenknorpelsmiteinander. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass die Verschmelzungder Theilstücke im Innern bereits im Gange sein kann,wenn an der AussOnfläche, namentlich trockener Knochen, die Epiphysen-Fuge v. noch Lan ger-Toldt. ganz oder Anatomie. theilweise 5. Aufl. sichtbar ist.2


Bau der Knochen. 19Verschiedene Ansätze und Auftreibungen in der Form von Fortsätzenund Leisten, Einschnitte und Ausbuchtungen u. s. w. modificirenund compliciren die einfache Grundgestalt der Knochen.Sind solche Fortsätze nicht aus selbstständigen Verknöcherungspunktenhervorgegangen, sondern unmittelbar aus dem Grundstückeherausgewachsen, also von Anfang an mit dem letzteren in continuirlicherVerbindung gestanden, so nennt man sie Apophysen (im Gegensatzezu den Epiphysen).Zur genaueren Bezeichnung einzelner bemerkenswerther Vorkommnisse sindnoch folgende Ausdrücke gebräuchlich. Eine kugelige. Auftreibung an einemKnochenende wird Kopf, Caput, und die darunter befindliche Einschnürung Hals,Collum, genannt. Unregelmässige Formationen nennt manKnorren (Condyk), Höcker(Tubera), Stachel (Spinae), Leisten, Kämme (Cristae), Gruben (Foveae). Die freien,durch eine Knorpelschichte geglätteten Berührungsflächen, die Kennzeichen gelenkigerVerbindungen, werdenGelenkflächen (Facies articulares s. glenoidales) genannt.Je nach der Form dieser Flächen und der sie tragenden Knochenstücke unterscheidetman Gelenkpfannen, Gelenkrollen, Gelenkköpfe u. s. w. Gewisse Bezeichnungensind den Beziehungen von Skelettheilen entnommen. Mit dem NamenPlanum musculare bezeichnet man die an der Oberfläche der Knochen befindlichenLagerstätten der Muskelbäuche; die Leitfurche dient zur Aufnahme von Sehnenund wird durch Bandmassen zu einem vollständigen Kanäle abgeschlossen; Lineaaspera, Spina muscularu, Tuberxulum musculare sind rauhe Linien oder Höcker, welcheAnsatzstellen von Muskeln bezeichnen. Sind solche Fortsätze grösser, -so heissensie PTOCPSSVS musculares, in der Nähe von Kugelgelenken aber Rollhügel (Trochanteres).Sesambeine oder Gelenkbeine sind knöcherne, meistens kleine Einlagerungenin Sehnen. Processus trochleares nennt man mehr oder weniger hakenförmiggekrümmte Fortsätze, durch welche Muskelsehnen von ihrer kürzesten Verlaufslinieabgelenkt werden. Den Verlauf oder Durchtritt von Gefässen und Nervenzeigen Gefässfurchen, Gefäss- und Nervenkanäle an.Bau der Knochen.Das Knochengewebe lässt sich in dünne Lamellen zerlegen,zwischen welchen in kleinen Abständen länglich-linsenförmige, mitallseitig ausstrahlenden Fortsätzen versehene Hohlräume, die sogenanntenKnochen körperchen eingeschaltet sind. Diese letzteren enthalten diesogenannten Knochenzellen. Aus den Lamellen setzen sich Blättchenoder Balken zusammen, welche in verschiedener Weise angeordnetsind: bald im engsten Anschluss an einander, bald in lockerer, netzartigerFügung. Man unterscheidet daher ein compactes und ein schwammigesKnochengewebe.Das compacte Gewebe, Suhstantia compaeta, bildet die oberflächlicheSchichte sämmtlicher Knochen. Sie erscheint als eine dünneBegrenzungs-Lamelle an allen kurzen Knochen und an den Endstücken derRöhrenknochen, kommt aber massiger ausgebildet indenDiaphysen langerKnochen, dann an den Enden scharfer Fortsätze, an scharf aufgeworfenenKanten und in den Wandungen fester Knochenkapseln vor. Sie entstehtstets durch perichondrale, beziehungsweise periostale Ossification.Das schwammige Gewebe, Suhstantia spongiosa, tritt ganz in dasInnere der Knochen zurück. Es besitzt in den kurzen Knochen, in denaufgequollenen Enden langer Knochen, in den verdickten Randmassenbreiter Knochen und zwischen den compacten Tafeln breiter Schädelknochenein schwammähnliches Gefüge. Durch theilweisen Schwund2*


20 Bau der Knochen.der netzförmig verbundenen Blätter und Balken werden die Lücken imInnern grösserer Knochen umfänglicher und erweitern sich in denMittelstücken der langen Knochen zu einem umfänglichen cylinderförmigenRaum (Markhöhle). Die Blättchen und Bälkchen der spongiösenSubstanz sind aber nichts weniger als regellos angeordnet; vielmehrzeigt es sich bei genauerer Untersuchung, dass sich in ihrerAnordnung eine jedem einzelnen Knochen eigenthümliche, nach seinerForm und Verwendung wechselnde Architektur ausspricht, daraufhinzielend, durch die Vielheit der in einander eingreifenden Blättchenund Bälkchen den Knochen gegen Druck- und Zugwirkungen zufestigen. Das schwammige Knochengewebe leitet seinen Ursprung theilsvon intracartilaginöser Ossification, theils von gesetzmässigen Resorptionsvorgängenin der umgebenden compacten Substanz her.Die im Inneren der Knochen befindlichen kleineren und grösserenHohlräume sind mit dem Knochenmark, Medulla ossium, ausgefüllt, nämlichmit einem von Fettzellen mehr oder weniger durchsetzten Gewebe,welches in der spongiösen Substanz, entsprechend den kleineren Lücken inKlümpchen zertheilt ist, sich aber in den Markhöhlen der langen Knochenzu einer grösseren zusammenhängenden Masse ansammelt. Die spongiöseSubstanz ist überdies mit vielen, darunter grossen Blutgefässen, insbesondereVenen durchsetzt, während sich in der compacten Substanz ein feinesRöhrennetz vorfindet, in welchem kein Mark, sondern nur feine Blutgefässeenthalten sind; es sind dies die sogenannten Ha versischenKanälchen. Nur in einigen Knochen des Kopfes finden sich grössereund kleinere Hohlräume, welche sich durch die Nasenhöhle nach aussenöffnen und atmosphärische Luft enthalten. Diese Schädelknochen werdendeshalb als pneumatische Knochen zu bezeichnen sein.Die Markräume, sowie die luftführenden Hohlräume der Knochenentstehen und vergrössern sich durch Schwund (Resorption) von Knochensubstanz,einem während des Wachsthums Weitverbreiteten Vorgang,welchem auch vielfach die feinere Modellirung der Oberfläche der Knochenzuzuschreiben ist. Die typische Form der Knochen stellt sich so dar, alsdas Ergebniss einer gesetzmässigen Combination von Neubildung undResorption von Knochensubstanz.Von diesen Resorptionsvorgängen an den wachsenden Knochen istwohl zu unterscheiden der Altersschwund der Knochen. Dieser stelltsich als eine Theilerscheinung des Alters-Marasmus, der sogenanntensenilen Involution der Gewebe und Organe des Körpers dar. Er trittgewöhnlich erst im höheren Greisenalter auf und erstreckt sich mehroder weniger auf alle Theile des Skeletes. Die Knochen werden leichterschlanker und dünner, auch spröder und brüchiger; ihre Hohlräume'sowohl die Markhöhlen als wie die pneumatischen Räume, weiten sichaus, die Wände der letzteren werden dünn und durchscheinend stellenweisesogar durchbrochen. Gewisse Antheile des Skeletes, an welchensich der Altersschwund erfahrungsgemäss in besonders hohem Massegeltend macht, z. B. das Gesichtsskelet, in weiterer Folge auch dieHirnkapsel, erleiden in Folge dessen ganz eigenartige Veränderungender Form.Alle Theilstücke des Skeletes, die Knochen und die sie ergänzendenKnorpelstücke, besitzen eine bindegewebige Hülle, welche sie bis an die


Verbindungen der Knochen. 21Gelenkflächen vollständig bekleidet. Diese Membran wird Bein haut,beziehungsweise Knorpelhaut, Periosteum, Perichondrium genannt. DieBeinhaut ist die Nährmutter des Knochens und die Bildnerin seiner Rindenschichten;sie entsendet durch die an der Oberfläche des Knochens befindlichenLücken feinere und grössere Gefässe in alle seine Kanäle undMarkräume. Je poröser und je jünger ein Knochen ist, desto dicker istim Allgemeinen sein Periost und desto inniger haftet es an seiner Oberfläche.Verlust des Periosts bringt den Knochen zum Absterben (Nekrose);es kann aber andererseits ein abgelöstes Stück der Beinhaut auch neueKnochensubstanz ansetzen.Verbindungen der Knochen.Die Knochen reihen sich mit ihren Rändern oder Endflächen aneinanderund werden dann durch verschiedene, dem Knorpel- oderBindegewebe entnommene Bandmittel festgehalten. Die Beschaffenheitdieser Verbindungen ist sehr verschieden, dem entsprechend auch ihremechanische Leistung. — Knochen, welche zu einem unveränderlichenGanzen zusammentreten, werden im vollen Umfange ihrer Berührungsränderoder -Flächen mit einander vereinigt, während die Knochen dergegliederten Skelet-Abschnitte sich mit freien Flächen blos berühren undnur an den Rändern dieser Flächen von Bandmitteln umgeben werden.Auf diesen Verhältnissen beruht die Eintheilung der Verbindungen incontinuirliche und discontinuirliche. Erstere nennt man Fugen,Synarthroses, letztere Gelenke, Diarthroses.Die Synarthrosis kommt als Epiphysen-Fuge, als Naht und alsSymphyse vor.Die Epiphysen-Fuge ist die vorübergehende Verbindung der ausmehreren Verknöcherungspunkten hervorgegangenen Theilstücke einesKnochens untereinander; sie wird durch den Epiphysen-Fugenknorpel alsBindemittel zusammengehalten, stellt daher eine wahre ßynchondrosedar und ist ein Zeichen des unvollendeten "Wachsthums. Ihre Lage kannauch nach eingetretener Synostose an einer compacten Knochen-Lamelleerkannt werden, die aus dem Epiphysen-Fugenknorpel hervorgegangen ist.Die Naht vereinigt unter Vermittlung einer sehr dünnen bindegewebigenZwischenschichte die gezackten Ränder der Schädelknochen,und hat für den Knochenwuchs, anfangs wenigstens, dieselbe Bedeutung,wie die Epiphysen-Fuge. Wie über diese, so lässt sich auch über dieNahtfuge das Periost continuirlich fortlaufend verfolgen; es geht zwaran den Fugen eine festere Verbindung mit den Knochen ein, wäre aberals Bindemittel offenbar unzureichend, die Festigkeit des Verbandes zuerhalten, wenn sie nicht bereits durch das Eingreifen der Randzackengesichert wäre.Die Symphyse findet sich allemal da vor, wo spongiöse Knochenmit breiten Flächen aneinander treten. Als Bindemittel, welche dieBerührungsflächen ihrer ganzen Breite nach einnehmen, sind Bandscheiben,Fihrocartilagines, verwendet; diese bestehen an ihrer Peripherieaus einem derben, geschichteten Bindegewebe, im Innern aber aus einemweichen Kerne, welcher häufig zerklüftet und dadurch die Entstehungeiner Höhle veranlasst. Da durch diese Höhle die Continuität der Ver-


22 Verbindungen der Knochen.bindung unterbrochen wird, und alle diese Fugen wegen der grösserenDicke der Bandscheibe schon einige Beweglichkeit zulassen, so bildensie den Uebergang zu den gelenkigen Verbindungen und wurden deshalbals Halb gel enke, Hemidiarthroses, beschrieben.Die anatomischen Charaktere eines Gelenkes, Diarthrosis s. Articulatio,sind: die piscontinuität der_Verbindung, ferner die Berührung derKnochen mit freien, geglätteten Gelenkflächen und die .Verlegung jlesBindemittels an die Peripherie der Berührungsflächen; dadurch kommtehr Hohlraum zu Stande, die Gelenkhöhle, in welche die das Gelenkbildenden Knochenantheile aufgenommen sind.Die Abglättung der freien Gelenk flächen wird durch einen Knorpel-Überzug, den Gelenkknorpel, und nur ausnahmsweise durch eineBindegewebsschichte hergestellt. Wenn auch die Form der Gelenkflächenzunächst von der Gestaltung des Knochens bedingt wird, so hängt dochdie feinere Ausführung derselben von dem Gelenkknorpel ab, der dienoch bestehenden kleinen Unebenheiten der Knochenfläche ausgleicht.Anlangend die Form der Gelenkflächen unterscheidet man ebene undverschieden gekrümmte, coijvexe und concave Flächen. ,ConcaveGelenkflächen werden nichtjselten durch ringförmige, aus derbem Bindegewebeoder Faserknorpel bestehende Aufsätze, Labra glenoidalia, erweitert"und vertieft.Der an die Peripherie verlegte Bänd-Apparat wird zu einer, dieGelenkhöhle hermetisch abschliessenden Gelenkkapsel. Die äusserenSchichten dieser Kapsel [Capsula fibrosa,fibröse Kapsel) bestehen ausfestgefügtem Bindegewebe, dessen Faserbündef bald in parallelen, baldin gekreuzten Zügen von Knochen zu Knochen verlaufen, und an derAnsatzstelle mit der Beinhaut sich verweben. Die inneren, gefässreichenSchichten der Kapsel sind lockerer gewebt, besitzen an ihrer freienFläche einen aus abgeplatteten Zellen bestehenden Endothelialüberzug,treten von der Ansatzstelle der fibrösen Kapsel auf den in der Kapseleingeschlossenen Theil des Knochens über und bekleiden die der Gelenkhöhlezugewendeten Flächen desselben bis an den Rand des Gelenk^knorpels. Diese mehr lockeren Lagen werden unter dem Namen derMembrana synovialis, Synovialhaut, beschrieben; sie sind unbedingt derwesentlichere Theil der gesammten Gelenkskapsel, weil sie zunächst denAbschluss der Gelenkhöhle bewirken und weil die fibröse Kapsel anmanchen Gelenken, wenigstens stellenweise, gänzlich fehlt, oder nur durchsehnige Ausbreitungen der benachbarten Muskeln ersetzt wird. — Ander inneren Oberfläche tragen die Synovialhäute fast in allen Gelenken,besonders am Rande der Gelenkflächen, kleine, sehr gefässreiche Fortsätze,Plicae synoviales, welche an ihrem Rande mit mikroskopisch kleinen,gefässhaltigen Anhängen, denSynovialzotten, besetzt sind. In grösserenGelenken bilden sie auch grössere, mit Fettgewebe gefüllte Vorsprüngeund Falten, welche Plicae adiposae genannt werden.An vielen Gelenken ist die fibröse Kapsel stellenweise durch dichtere,von dem einen Knochen zu dem anderen ziehende Bindegewebszügeverdickt welche als Verstärkungsbänder beschrieben werden; ananderen Gelenken ist die fibröse Kapsel im Ganzen oder stellenweisesehr dünn, manchmal sogar lückenhaft, in welchem letzteren Falle sichdurch die Lucken derselben sackartige Buchten der inneren synovialen


Gelenkbau und Gelenkbewegung. 23Schichte unter die benachbarten Muskelsehnen erstrecken, welche alsSynovialtaschen oder Schleimbeutel, Bursae synoviales s. mucosae,bezeichnet werden.Als Inhalt und Secret der Gelenkkapseln ist die Synovia zubetrachten, eine nur in geringen Mengen angesammelte zähe, hyalineFlüssigkeit, durch welche die sich berührenden Gelenkflächen schlüpfrigerhalten werden.In manchen Gelenken sind zwischen die freien, einander gegenübergestellten Knochenflächen bindegewebige Scheiben eingeschaltet, welchean der Kapselwand befestigt, den Gelenkraum vollständig oder unvollständigin Abtheilungen spalten. Man nennt diese Scheiben Zwischengelenksbänder,Fibrocartilagines s. Menisci interarticulares. Sie finden sichimmer dort, wo die einander zugewendeten Gelenkflächen nur in einzelnenStrecken oder überhaupt nicht congruent sind.In der Regel sind die einander zugewendeten Gelenkflächen congruent,und der Contact ist bis zur vollen Vernichtung des Gelenkraumeshergestellt. Nur in einigen Gelenken ist der Contact auf kleinereAbschnitte der Gelenkflächen beschränkt. Dennoch wird auch in diesenGelenken, deren Flächen sich nicht allseitig berühren, der Contactwenigstens mittelbar dadurch herbeigeführt, dass Bandscheiben, mitunterauch Fettlappen und die Synovia, den durch die theilweise Incongruenzentstandenen Zwischenraum erfüllen. Die Gelenkhöhle ist aber unter allenUmständen hermetisch abgeschlossen, in Folge dessen der Luftdruck•nicht unwesentlich dazu beitragen kann, den Contact im Gelenke zuerhalten; im Verein mit den faserigen Bindemitteln und den um dasGelenk verschränkten Muskeln sichert er vollständig die Festigkeit dergelenkigen Knochenverbindung.Noch wäre einer besonderen Art der Knochenverbindung zu gedenken,nämlich der Syndesmosen. Es sind dies Verbindungen zweiernoder mehrerer Knochen, welche blos durch bindegewebige Strängeoder Membranen, Bänder, Ligamenta, hergestellt werden. Nur in seltenenFällen treten diese Verbindungen selbstständig auf; meistens dienensie nur zum Schutze anderer, hauptsächlich beweglicher Knochenverbindungen.Einzelne Bänder zeichnen sich durch ihren Reichthum an elastischemGewebe aus, besitzen dann eine gelbliche Färbung und werden zumUnterschiede von den sehnigen oder fibrösen Bändern, elastischeoder gelbe Bänder, Ligamenta flava,genannt.Die knorpeligen Bandmittel des Skeletes sind ganz, gefäss- und nervenlos,.Die bindegewebigen, namentlich die elastischen Band-Apparate besitzen nur wenigeGefässe, wogegen sich die Synovialhäute durch ihren grossen Gefässreichthum auszeichnen.Ihre Capillaren bilden ein ziemlich dichter Flächennetz, welches mit demEndothel bis an den Rand der Gelenkknorpel sich fortsetzt, dort aber, wie in denfreien Synovialfalten, mit Schlingen endigt. Auch Nerven kommen in den Faserbändernund Gelenkkapseln vor; grössere Mengen derselben enthalten ebenfalls nurdie Synovialhäute.Gelenkbau und Gelenkbewegüng.Jede Linie, welche an der Peripherie des Gelenkes oder an Durchschnittendesselben die Discontinuität des Skeletes anzeigt, soll als


24 Gelenkbau und Gelenkbewegung.Gelenklinie bezeichnet werden; sie ist der Ausdruck des linearen Contactesin der gegebenen Ansichts- oder Durchschnittsfläche.Der bestehende Contact der Gelenkflächen bringt es als nothwendigeFolge mit sich, dass die Gelenkflächen nicht anders als gleitend eineüber die andere wegschreiten können, und dass die Richtung, in welcherdie Flächen aufeinander schleifen, ganz streng von ihrer Form abhängigist. Die Art der Bewegung und die Gestaltung der Gelenkflächen bedingeneinander gegenseitig, so dass einerseits aus der Form der Fläche die Artder Beweglichkeit, und umgekehrt aus der möglichen Bewegung die Formder Fläche abgeleitet werden kann.Nur unter Voraussetzung vollständig ebener Gelenkflächen wäreein paralleles Fortschreiten, eine blosse Verschiebung der Knochenmöglich, wie dies auch an den Gelenken mit beschränktem Bewegungsumfang,z. B zwischen manchen kurzen Knochen, stattfindet. Bewegungendagegen, die in grösserem Umfange ausführbar sind, bedingen immereine Winkelstellung der beiden miteinander articulirenden Skeletstücke;sie sind daher Drehungsbewegungen, die um Axen oder Punktevorgenommen werden. Sollen gleitende Flächen Drehbewegungen bedingen,so müssen sie sich offenbar, wenigstens annähernd, mit Kreisenconstruiren lassen, und die tragenden Gelenkkörper müssen Rollen,Trochleae, oder Kugeln bilden, deren Axen oder Mittelpunkte zugleichdie Drehungsaxen oder Drehungspunkte der Gelenke sind. Die eine Rolleoder einen Kopf deckende concave Fläche des anderen Knochens stellt,als congruenter Abdruck der convexen Fläche, einen Halbring oderEinschnitt, Incisura glenoidalis, oder eine Pfanne, Gavitas glenoidalis, dar.Geht man näher in die Sache ein, so findet man, dass es nebstden ebenen und reinen Umdrehuhgs-Flächen noch eine dritte Flächenformgibt, welche ein congruentes Schleifen zulässt, und dies ist die Schraubenfläche.Ergebnisse wiederholter Untersuchungen haben dargethan, dass auchdiese Flächenform beim Aufbau der Gelenke in Anwendung gekommenist, ja dass streng genommen alle Rollen eigentlich Schraubenspindelndarstellen; die Ablenkung der Windung ist aber beim Menschen so gering,dass man sie für gewöhnlich füglich ausser Acht lassen kann. Ein ganzausgezeichnetes Schraubengelenk ist das Sprunggelenk des Pferdes. —Nur eine Gelenkfläche im menschlichen Körper lässt sich auch nichtannäherungsweise auf die Kreisform zurückführen, nämlich die Gelenkflächedes medialen Schenkelcondylus, an welcher man ohneweiters dieZunahme des Krümmungsradius in der Richtung von hinten nach vornewahrnehmen kann. Manche Gelenkflächen lassen sich, weil sie zu kleinsind, nur schwer deuten, bei anderen begnügt man sich, ihre Form nachder Aehnlickeit mit bekannten Gegenständen zu bezeichnen. So werdenz. B. als sattelförmig solche Gelenkflächen bezeichnet,* welche nacheiner Richtung eine convexe und nach einer anderen, zu der ersterenannähernd senkrechten Richtung eine concave Krümmung zeigen.Bei manchen Gelenken treten zwei, selbst mehrere Knochen zurBildung eines Gelenkkörpers zusammen. Ist die Beweglichkeit dieserKnochenstücke gegen einander eine geringe, so kann von der immerhinmöglichen Veränderlichkeit des ganzen Gelenkkörpers abgesehen werdenistsie dagegen grösser, so hat man es mit mehreren Bewegungsformenund in Folge dessen auch mit mehreren, zu einem anatomischen Ganzen


Gelenkbau und Gelenkbewegung. 25vereinigten Gelenken zu thun. Manchmal können auch die Bandscheibenals besondere Gelenkkörper, z. B. als Pfannen, dienen.Der Begrenzungsrand einer Durchschnittsfläche, welche durch die Axe einerRolle oder durch den Mittelpunkt einer Kugel gelegt wird, ist die Erzeugungslinieder Gelenkfläche. Ist die Gelenkfläche eine Umdrehungsfläche, so liesse siesich im ganzen Umfange erzeugen, wenn man diese Durchschnittslinie mit ihremAbstände von der Axe als Radius umdrehen würde. — Jene Linien, welche einzelnePunkte, z. B. der concaven Gelenkfläche, gleitend auf der convexen beschreiben,nennt man Ganglinien; sie zeigen die Bewegungsrichtung an, und lassen sichunmittelbar zur Charakteristik der Formen der Gelenkflächen verwerthen. Denndenkt man sich, dass statt des einzelnen Punktes eine ganze, nach der Erzeugungsliniegeordnete Reihe solcher Punkte im Sinne ihrer Ganglinien fortschreitet, somuss eine Fläche zu Stande kommen, welche mit der Gelenkfläche congruent ist.Die Ganglinien sind daher Führungslinien; sie werden an UmdrehungskörpernKreise, an Schraubenflächen Schraubenlinien darstellen.Die Erläuterung folgender auf die Bewegungsverhältnisse bezüglicherBezeichnungen geschieht unter der Voraussetzung eines Drehgelenkesals typischer Gelenkform:Excursionsbogen wird der Kreisbogen genannt, den jeder einzelne'Punkt des bewegten Knochens um die Gelenkaxe beschreibt. Die Ebenedes Excursionsbogens, welche zugleich senkrecht auf der Drehungsaxesteht, nennt man die Excursions fläche, und jenen Winkel, den derRadius des Excursionsbogens in zwei aufeinanderfolgenden Lagenbegrenzt, den Excursionswinkel. Da bei demselben Excursionswinkel,mit dem Abstände des beweglichen Punktes von der Drehungsaxe, aneinem langen Knochen oder langen Gliede die Länge des Excursionsbogenszunimmt, so kann nur der Excursionswinkel, nicht der Bogen,das richtige Mass einer ausgeführten Bewegung abgeben.Der grösste Umfang der in einem Gelenke ausführbaren Excursionwird die Excursions- oder Spielweite genannt; sie ist zunächst vondem Grössenverhältnisse der beiden Gelenkflächen abhängig. Je kleinerdie Differenz in der Grösse der convexen und concaven Fläche, destokleiner ist die Spielweite des Gliedes. Es liegt in der Natur der Sache,dass es stets die convexen Gelenkkörper sind, deren Grösse jene derconcaven überwiegt. Angenommen, es hätte eine Rolle einen Umfangvon 270° und die zugehörige Hohlrolle 180°, so wird die Excursionsweitedes Gelenkes 90° betragen.Die Grenze der Excursionsweite ist nur in seltenen Fällen abhängigvon der Berührung der Ränder der Gelenkflächen, weil die Bindemittelder meisten Gelenke, seien es Kapsel oder besondere Bänder, schonfrüher gespannt werden, und den Fortgang der Bewegung hemmen. DerVersuch, einen Knochen mit Gewalt bis über die Grenze der normalenExcursionsweite fortzubewegen, hebt den Contact der Gelenkflächen auf,und führt schliesslich zur Verrenkung, d. h. er schafft neue, normwidrigeDrehungspunkte.Da alle Gelenkkörper nicht in vollem Kreisumfange ausgeführt sind,sondern nur Bruchtheile von Rollen, Kegeln, Kugeln u. s. w. darstellen,so kann sich auch der Excursionsbogen nicht voll zum Kreise abschliessen,und der bewegte Punkt kann diesen Bogen nur wechselnd, im Hin undHer, durchschreiten. Von der Richtung dieser Bogen, von der Zahl


26 Gelenkbau und Gelenkbewegung.derselben, die ein und derselbe bewegliche Punkt beschreiben kann,und von dem Umfange derselben hängt der Bewegungs-Modus derGelenke ab.> Folgende Ausdrücke werden allgemein angewendet, um die Richtungen" der Bewegung im Hin und Her und die daraus entstehendenGliederlagen genauer zu bezeichnen:Eine Bewegung, welche die Glieder winkelig gegen einander lagert,und dadurch ganze Leibestheile abknickt, heisst Beugung, Flexio; diegegengerichtete, welche die Leibesabschnitte in die Gerade bringt, dieganzen Gliedmassen also verlängert, Streckung, Extensio. Ist die Abknickungder Glieder nach mehreren Seiten zulässig, so wird die Flexionsrichtungbesonders bezeichnet, entweder nach den Hauptebenen desLeibes oder nach Körpergegenden; es gibt daher eine sagittale undfrontale Flexion, eine Ante- und Retroflexion, eine Dorsal- und Palmarflexion,eine Radial- und Ulnarflexion. .— Die Bewegung, durch welcheArme und Beine oder ihre Theile. der Leibesaxe genähert werden, nenntman Zuziehung, Adductio, die entgegengesetzte, welche sie von derLeibesaxe seitlich entfernt, Abziehung, Abductio. — Wo es sich umDrehungen innerhalb der einzelnen Leibesabschnitte handelt, durchwelche die Glieder nicht verkürzt oder verlängert werden, wird anunpaarigen Gelenken die Drehungsrichtung durch den Zusatz nachrechts oder links näher bezeichnet; an paarigen Gelenken wird diegegen die Leibesmitte gerichtete Drehung Pronation, die entgegengesetzteSupination genannt. -— Die resultirenden Grenzlagen werden mit denselbenNamen bezeichnet; von ihnen aus ist natürlich nur eine rückgängigeBewegung möglich, während, wenn man die Mittellage alsAusgangslage wählt, die Bewegung beiderseits, vor oder rückschreitend,angetreten werden kann.Die Discontinuitäts- oder Contactlinien des Skeletes, nämlichdie Begrenzüngslinien der Knochen, dürferi mit den Gliederungslinienund Gliederungspunkten der Gelenke nicht verwechselt werden. AnLinearschemen, die man zum Behufe der Erläuterung der Gelenkbewegungenentwirft, sind beide zwar identisch, sie können aber in derWirklichkeit, wegen der räumlichen Ausdehnung der Knochen, niezusammenfallen. Die Gliederungslinien und Gliederungspunkte sindnämlich immer nur die Drehungsaxen und Drehungspunkte der Gelenke,und befinden sich daher stets innerhalb der convexen Gelenkkörper,während die Grenze des Knochens um die ganze Länge des Radiusder Rolle oder des Kopfes weiter hinausgeschoben ist. Handelt es sichdaher darum, die Grenzen der einzelnen Körperabschnitte zubestimmen, z. B. behufs Angaben über die Längenverhältnisse derGlieder, so müssten, strenge genommen, die Abstände der Gelenkaxenund Drehungspunkte, aber nicht die Längen der Knochen, gemessenwerden. Die wahre Länge des Oberarmes würde also bestimmt werdendurch die Entfernung des Mittelpunktes des Oberarmkopfes von derMitte der Axe der Ellbogenrolle.Handelt es sich um die Auffindung der Gelenklinien, z. B.behufs der Absetzung eines Gliedes (Exarticulation), so dürfen sie niean dem äusserlich wahrnehmbaren Knickungswinkel zweier abgebogenerKnochen gesucht werden, sondern stets in der Continuität jenes Leibes-


Arten der Gelenke. 27abschnittes, welcher die concave Gelenkfläche trägt, in der Regel alsoweiter unten, seltener weiter oben.Ueber die Gelenkkapseln lässt sich im Allgemeinen sagen, dasssie an concaven Gelenkkörpern dicht am Rande der Gelenkfläche, anconvexen Gelenkkörpern aber in grösserem Abstände davon sich anheften,ferner dass die Länge der Kapselfasern eines Gelenkes von der Grösseseines Bewegungsumfanges abhängt. Der Wechsel der Bewegung bringtes mit sich, dass die Kapsel nur partienweise und abwechselnd gespanntoder erschlafft werden kann; eine gleichzeitige Spannung sämmtlicherKapselfasern ist unmöglich. Dagegen ist leicht ersichtlich, dass bei derMittellage, welche als Ausgangslage den Antritt von Bewegungen nachbeiden Seiten hin gestattet, gleichzeitig die meisten, unter Umständensogar alle Theile der Kapsel gänzlich erschlafft sein können. Wird einGelenk von der Mittellage ausgehend nach einer Richtung hin bewegt,so wird die Kapsel in ihren der Bewegungsrichtung gegenüberliegendenAntheilen mehr und mehr gespannt, in den der Bewegungsrichtung zugewendetenAntheilen aber erschlafft und in Falten gelegt. — Um dengefalteten Theil der Kapsel vor Einklemmungen zu schützen, entsendendie Muskeln Bündel dahin und ziehen mittelst dieser die Falten aus demBereiche der klemmenden Knochenränder.Kommen besondere Verstärkungsbänder vor, so sind sie immeran den am wenigsten beweglichen Punkten des convexen Gelenkkörpers,also nahe an den Endpunkten der Axen desselben angeheftet, denn beidiesem Ansätze können sie durch ihre Spannung die normale Excursionsweiteam wenigsten beeinträchtigen, jedoch wesentlich zur Sicherungdes Contactes beitragen.Die besten Uebersichten über die Formverhältnisse und die räumliche Ausdehnungder Kapsel verschafft man sich durch Injection der Gelenkräume miterstarrenden Massen oder durch Präparation an Durchschnitten gefrorener Objecte.Arten der Gelenke.Nach der Form der Gelenkkörper und nach dem Modus der Beweglichkeitunterscheidet man mehrere Arten von Gelenken.1. Die einfachste Form ist das Charniergelenk (Winkelgelenk,Gynglimus). Es wird von zwei Gelenkkörpern gebildet, von denen dereine in der Regel eine gekehlte Rolle, der andere, der die Hohlrollerepräsentirt, einen die Convexrolle einschliessenden concaven Ausschnittdarstellt. Die Axe der Rolle ist zugleich die Drehungsaxe des Gelenkesund liegt mehr oder weniger quer auf der Längenrichtung der einzelnenKörpertheile. Der Bewegungs-Modus der Charniergelenke besteht inBeugung und Streckung, die entweder nur nach einer oder nach zweiSeiten hin ausführbar sind, in Folge dessen die Glieder nur nach eineroder nach zwei Seiten in Winkeln abgebogen werden können. Die einzelnenPunkte des bewegten Knochens können nur linear hin und herin Kreisbogen verkehren, welche mit Rücksicht auf die Normalstellungdes Leibes in senkrechten Excursionsebenen liegen. Die Kapsel istbeiderseits in der Bewegungsrichtung langfaserig, an den Seiten dagegen,entsprechend den Endpunkten der Drehungsaxe, kurzfaserig, und verdicktsich da zu den sogenannten Seitenbändern (Ligamenta lateralia). Die


28 Arten der Gelenke.abwechselnde Spannung der Kapselfasern setzt der Bewegung ihreGrenzen. Ausnahmsweise federn einige dieser Gelenke.Die Kehlung der convexen Gelenkrolle, d. h. die Einfurchung derselben etwain ihrer Mitte und senkrecht zu ihrer Axe bringt den Nutzen mit sich, dass neibestehendem Contact die seitliche Verschiebung der Gelenkkörper in der Richtungihrer Axe verhindert wird, da der Kehlfurche der convexen Rolle eine leistenförmigeErhebung der concaven Rolle entspricht.2. Das Radgelenk, Articulatio trochoidea, ist im Wesentlichen derselbeMechanismus und unterscheidet sich von dem Charniere nur dadurch, dassdie Drehungsaxe nicht quer, sondern der Länge nach in die Leibestheilegelegt ist. Der convexe Gelenkkörper, in den die Drehungsaxe fällt, bildetein Köpfchen, Capitulum, oder einen Zapfen, Processus odontoideus, mit rundumlaufendercylindrischer Gelenkfiäche oder dem Abschnitt einer solchen,und ruht in einem Zapfenlager, das durch concave Knocheneinschnittegebildet und durch Bandmassen zu einem vollständigen Ringe abgeschlossenwird. Das Radgelenk gestattet ebenfalls nur einen linearenVerkehr, aber in mehr horizontalen Excursionsebenen. Das Hin und Herder Bewegung wird Drehung nach links und rechts oder Pronationund Supination genannt. Die Kapsel ist immer ein weiter, schlafferSack, und die Bänder heften sich entweder in schiefer oder in axialerRichtung an dem axentragenden Knochen an; ein axial angeheftetes Bandheisst Spitzenband (Ligamentum apicis).3. Die Arthrodie, auch freies Gelenk genannt. Der Typus einessolchen ist das Kugelgelenk. Die zwei an der Bildung eines Kugelgelenkesbetheiligten Gelenkkörper tragen Abschnitte von Kugelflächen,die meistens in schiefer Richtung dem Knochenschaft aufgesetzt sind.Die Bewegung geschieht um den Mittelpunkt der kugeligen Gelenkflächen,welcher in dem convexen Gelenkkörper liegt. Da sich durch diesenPunkt unzählig viele Linien als Axen legen lassen und jede momentan zurDrehungsaxe werden kann, so wird jeder Punkt des bewegten Knochenshin und her in unzählig vielen, nach allen Richtungen gelagerten Excursionsbogen,somit in einer Kugelfläche verkehren, und innerhalb dieserFläche jede beliebige Linie, die sich überhaupt auf einer hohlen Kugelflächezeichnen lässt, beschreiben können. Gliedmassen pendeln nachallen Richtungen und umschreiben, wenn sie in den Grenzlagen herumgeführtwerden, einen Kegelmantel, dessen Spitze der Mittelpunkt derGelenkfläche, und dessen Basis die kugelige Verkehrsfläche ihres Endpunktesist. Im Gegensatze zu den Charnier- und Radgelenken gestattendaher die Arthrodien bereits einen Flächenverkehr. Die Kapseln derKugelgelenke sind auf allen Seiten langfaserig, um nach keiner Richtung dieExcursion zu hemmen; die Folge davon ist, dass sie in der Mittellage,wo kein Theil der Kapsel zur Spannung gelangt, den Contact zusichern nicht im Stande sind. Dringt nämlich Luft in die Höhle einesKugelgelenkes ein, so können die Knochen ganz von einander abgehobenwerden. Die Bewegung wird theils durch Spannung, theils durch Torsiongewisser Kapselantheile gehemmt.Arthrodischer Bewegungsmodus kann auch durch Combination vonGelenken erzielt werden. (Vergl. S. 30.)


Combination der Gelenke. 294. Jene Gelenke, deren Gelenkflächen sich auch nicht annäherndals Kreisformation betrachten lassen, können erst im speciellen Theilenäher beschrieben werden.5. Unter straffen Gelenken, Amphiarthrosen, versteht man solche,deren Excursionsumfang ein geringer ist. Sie besitzen meistens zwei ebeneGelenkflächen, deren Dimensionen nur wenig verschieden sind, undKapseln, deren kurze Fasern nahe am Rande der Gelenkfläche angeheftetsind. Solche Gelenke, bei welchen demnach nur eine beschränkteBewegung in der Richtung der ebenen Gelenkfläche möglichist, nennt man Schiebegelenke.Combination der Gelenke.Die Gelenke bedingen Lage- und Längenänderungen der einzelnenLeibesabschnitte und machen es dadurch möglich, die Wirksamkeit derGlieder Objecten zuzuwenden, die verschieden im Räume um den Leibsich befinden.Jedes einzelne Gelenk weist, je nach seinem Bewegungs-Modus, demEndpunkte des bewegten Gliedes ein bestimmtes Verkehrs-Terrain an.Beim Ginglymus und Radgelenk ist das Terrain ein lineares, bei einerArthrodie aber erweitert es sich schon zu dem Flächenabschnitte einerKugelfläche, in welcher jede Verkehrslinie eingeschlagen werden kann,die sich überhaupt auf einer Kugelfläche verzeichnen lässt. Soll aberein Leibestheil in allen Raumrichtungen verkehren können, so ist einemehrfache Gliederung nothwendig; es muss offenbar eine Extremität,damit ihr Endglied auch in das Innere jenes Kugelraumes eindringenkönne, dessen Peripherie mit der gestreckten Extremität umfasst wird,mehrfach gegliedert sein.Es ist von vorne herein ersichtlich, dass ein ganz freier Verkehrfür das Endglied eines Leibestheiles um so besser erreichbar ist, jegrösser die Zahl der Gelenke in der gegebenen Länge desselben ist, je mehrdie Axen sämmtlicher Gelenke sich nach allen Raumrichtungen kehrenund je grösser sich der Excursionsumfang der einzelnen Gelenke gestaltet.Um diesen Verkehr zu verwirklichen, müssen daher mehrereGelenke zu bestimmten, je nach der beabsichtigten Bewegung wechselndenCombinationen zusammentreten, welche natürlich wieder um so zahlreicherund mannigfaltiger sind, je mehr Gelenke in die Gesammtbewegungeinbezogen werden.Es ist nicht nothwendig, dass alle in eine Combination eintretenden Gelenkesich stets in der gleichen Richtung in Bewegung setzen; es kommt im Gegentheilesehr oft vor, dass sich die einzelnen Gelenke sogar in entgegengesetztenRichtungen drehen, und zwar gleichzeitig. Soll z. B. mit einem Stift eine geradeLinie gegen den Zeichner beschrieben werden, so muss bei gesteiftem Handgelenkeder Ellbogen nach vorne, und das Schultergelenk wie ein Charnier nach hintengebeugt werden. Die zwei Gelenke bewegen sich daher nach entgegengesetztenRichtungen; denn mit jedem einzelnen Gelenke können nur Kreisbögen beschriebenwerden, deren Ablenkung aus der Geraden nur durch einen anderen, aber nachder entgegengesetzten Richtung ausgreifenden Bogen getilgt, comp.ensirt werdenkann. Begreiflich ist es aber auch, dass je nach dem Grade der Compensation alleZwischenformen von der bogenförmigen Linie bis zur Geraden gezeichnet werdenkönnen. Versuche mit zwei an ihren Enden durch eine Angel mit einander verbundenenStäbchen, deren eines am anderen Ende drehbar auf einer Unterlagebefestigt wird, können das Gesagte ganz anschaulich machen.


30 Entstehung der Gelenke.Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass bereits zwei Charniere in eine Combinationeintreten können, mit Hilfe welcher esmiöglich ist, die verschiedenartigstenLinien auf eine Ebene zu verzeichnen; insolange aber die beiden Charniereparallel gelagert sind, ist der Verkehr für. das Endglied immer nur in einer einzigen,und zwar in der senkrecht zu den Axen gelegenen Ebene möglich. Bekommendie Axen eine gekreuzte Lage, so kann das Endglied schon auf einer Hohlflächeverkehren; ist aber das Grundgelenk eine Arthrodie, so ergibt dieses, mit einerCharniere combinirt, schon einen Verkehr im Räume. Man kann die Faust allenthalbenin den Raum legen, welchen der gestreckte und in der Schuller circumducirtcArm umfasst. Sollte aber ein Verkehr im Räume nur mittelst Charniergelenkcnhergestellt werden, also mittelst einer Einrichtung, wie sie sich z. B. anden Beinen der Crustaceen findet, dann müssen schon mehrere Charniere zusammengreifen,und es müssen deren Axen insgesammt gegen einander ins Kreuz eingestelltsein.Werden zwei Gelenke durch längere Zwischenglieder auseinandergehalten, so besitzt jedes seine eigene Gelenkkapsel und bildet anatomischein besonderes Gelenk. Wenn aber zwei oder mehrere Gelenke nurdurch kurze Zwischenglieder von einander geschieden werden, so dassdie Beweglichkeit scheinbar nur von einem Gelenke bedingt wird, wennüberdies eine gemeinschaftliche Kapsel sämmtliche dabei betheiligteGelenkkörper in sich eihschliesst, so entsteht ein combinirtes Gelenk.Das Zwischenglied muss nicht immer Knochen sein, es kann auch durcheine Bandscheibe vertreten werden, deren Schmiegsamkeit selbst Ungenauigkeitenin der Gelenkanlage zu begleichen vermag. Die im menschlichenKörper vorhandenen combinirten Gelenke bestehen zumeist ausCharnieren, deren Axen sich kreuzen; in manchen, z. B. im Handgelenke,sind die Axen so eng zusammengelegt, dass sie sich durchkreuzen,woraus eine arthrodienartige Beweglichkeit resultirt, ähnlich derBeweglichkeit jener mechanischen Vorrichtungen, in welchen manBoussolenaufhängt, um es denselben zu ermöglichen, trotz der Schwankungen derSchiffe sich bleibend im Horizonte zu erhalten.Eine besondere Form des combinirten Gelenkes ist der Trochoginglymus,bei welchem sich mit der Hauptbewegung — der Streckungund Beugung — eine Drehbewegung gesetzmässig assoeiirt.Entstehung der Gelenke.Die Knorpel, welche sich als Vorläufer der Knochen sehr frühzeitigentwickeln (für die Wirbelsäule schon in der vierten, für dieGliedmassen von der sechsten Woche des embryonalen Lebens an),stehen an ihren Enden ursprünglich durch embryonales Bindegewebe,und zwar durch den Rest des Mesodermgewebes, aus welchem sie entstandensind, in continuirlicher (synarthrodischer) Verbindung. In vielenFällen, namentlich dort, wo sich benachbarte Knorpel breiten, ebenenFlächen zuwenden, erhält sich diese Form der Verbindung und gestaltetsich unter Massenzunahme und Verdichtung des embryonalen Bindemittelszur Symphyse; das Bindemittel selbst wird zur Bandscheibe.An anderen Orten, und zwar dort, wo sich mit dem Wachsthum desKnorpels alsbald die typischen Krümmungen der Endflächen zu bildenbeginnen, wird das ursprüngliche Bindemittel ganz oder theilweise aufgebraucht,indem der Knorpel auf Kosten desselben wächst. So tretendann die Endstücke der Knorpel mit freien Flächen in unmittelbare


Das Rumpf-Skelet. — Üebersicht. 31Berührung, es entsteht zwischen ihnen eine geschlossene Spalte, dieGelenkhöhle, und die Verbindung wird zur Diarthrose. So weitdie einander zugewendeten Flächen benachbarter Knorpel sich unmittelbarberühren, sind sie natürlich congruent, und so weit erstreckt sich zunächstder Gelenkraum. Bildet sich eine vollständige Congruenz derGelenkflächen heraus, so bleibt das Bindemittel nur an den Rändernder Gelenkflächen erhalten und wird dort zur Gelenkkapsel. Sehrbald aber greift die freie Fläche an dem convexen Gelenkkörper überden Bereich des Contactes hinaus auf die Seitenfläche des Knorpels über,so dass schon frühzeitig ein erheblicher Unterschied in dem Umfangeder beiden Gelenkflächen hervortritt und der convexe Gelenkkörper inden Gelenkraum hineinragend erscheint.In jenen Gelenken, in welchen die Endflächen der Knorpel nichtcongruent werden, erhält sich zwischen den letzteren ein Antheil desursprünglichen Bindemittels und gestaltet sich zu den Zwischengelenksbändern(Menisci interarticulares) um, wobei er mit den peripherenTheilen des Bindemittels, aus welchen die Kapsel entsteht, in continuirlichemZusammenhang bleibt.Die weitere Ausgestaltung der Gelenke, die feinere Modellirungder Gelenkflächen, die Bildung der Verstärkungsbänder in der Kapselerfolgt dann im Verlaufe des embryonalen Wachsthums, offenbar untereinem gewissen Einfluss des Muskelzuges. Die Gestalt der Gelenkflächenist daher im Knorpel vollständig vorgebildet, und bei der Verknöcherungder Epiphysen wächst die Knochensubstanz in die vorgebildete Formhinein. Eine dünne Schichte des Knorpels erhält sich unverknöchert alsUeberzug der Gelenkkörper.A. Das Rumpf-Skelet.Üebersicht.Das Rumpf-Skelet lässt sich in 32—33 mehr oder weniger vollkommenausgebildete Segmente (Metameren) zerlegen, deren jedes ausfünf Stücken zusammengesetzt ist, nämlich aus einem unpaarigen Mittelsttick und aus vier Spangen, welche paarweise dorsal und ventral.an das Mittelstück angesetzt sind und auch untereinander reifartigzusammentreten. Jedes Segment stellt daher einen Doppelreif dar, wovonder kleinere dorsale Reif das Rückenmark, der bei weitem grössere ventrale•die Eingeweide umgreift. Die dorsalen Spangen werden daher auch alsNeuralspangen, die ventralen als Visceralspangen bezeichnet.Diese Segmente sind aber nur in der Brustgegend in allen ihrenTheilen vollzählig und vollkommen ausgebildet, indem in allen anderen.Abschnitten des Rumpfes die Visceralspangen verkümmern und sich nurals verschieden gestaltete Reste erhalten; anders die Neuralspangen,welche sich erst am caudalen Rümpfende verlieren, wo aber auch die.Mittelstücke verkümmern, derart, dass schliesslich die letzten Skelet-Segmente nur mehr durch kleine, rundliche Knöchelchen, die Reste der.Mittelstücke, vertreten werden.Die voll ausgebildeten Visceralspangen der Brustgegend bleiben«durch das ganze Leben lose und stellen jene selbstständigen TheilstückeFAGULDAÜt DE''MEOICINA U3P lSBISLIOTEOA I


32 Das Rumpf-Skelet. — Üebersicht.des Rumpfskeletes dar, welche als Rippen, Gostae, bekannt sind. DieNeuralspangen eines jeden Segmentes, welche bei Neugeborenen zwarauch noch lose sind, vereinigen sich später, in den ersten Lebensjahren,mit dem Mittelstücke zu jenem Knochen, welcher als Wirbel, Vertebra,bezeichnet wird; dieser setzt sich somit mindestens aus drei Stuckenzusammen: dem unpaarigen Mittelstück, welches dann als Wirbelkor per,Corpus vertebrae, bezeichnet wird, und den beiden Neuralspangen, welchevereinigt den Wirbelbogen, Arcus vertebrae, darstellen. In allen jenen Abschnittendes Rumpfes, welchen keine freien Rippen zukommen, sind dieRudimente der letzteren mit dem Wirbel vereinigt.Indem sich Wirbel an W r irbel reiht, kommt jenes Axengebilde desRumpfes zu Stande, welches als Wirbelsäule, Columna vertebralis, bezeichnetwird; sie enthält den von den Wirbelbögen abgeschlossenenRückgratkanal, Canalis vertebralis, in welchen das Rückenmark aufgenommenist. Indem die zwölf Rippenpaare sich als Visceralspangenan die Brustwirbelsäule anschliessen und vorne das unpaarige Brustbein,Stemum, zwischen sich aufnehmen, kommt der Brustkorb,Thorax, zu Stande. Der geräumige Eingeweideraum wird allerdings auchnoch am caudalen Rumpfende vom Skelete umrahmt; dies geschiehtaber nicht mehr durch Skeletstücke, welche den typischen Rumpfsegmentenangehören, sondern durch Knochen, welche eigentlich schon Bestandtheileder unteren Gliedmassen darstellen, und zwar durch die Hüftbeine,Ossa coxae. Dieselben schliessen sich nämlich an den Kreuzantheilder Wirbelsäule an und bilden, indem sie vorne auch untereinanderzusammentreten, das Becken, Pelvis, den untersten Abschnitt des Eingeweideraumes.Ehe sich das bleibende segmentirte Rumpfskelet bildet, erscheinen in denersten Entwicklungsstufen des Thierleibes andere Bildungen, welche gewissermassenals Vorläufer der Wirbelsäule zu betrachten sind. An der ventralen Seite der sehrfrüh auftretenden Anlage des centralen Nervensystems bildet sich zunächst in derMittelebene der Rumpfanlage ein aus eigentümlichen Zellen zusammengesetzterStrang (Rückensaite, Chorda dorsalis), welcher sich auch noch in das Bereichder Kopfanlage hinein erstreckt und sich als primitives Axengebilde des Leibesdarstellt. In den seitlich von der Rückensaite gelegenen Theilen des mittleren Keimblattesgrenzen sich dann paarweise und der Reihe nach geordnete Segmente —die Urwirbel — ab, welche grösstentheils das Materiale für den Aufbau der mesodermatischenAntheile der Rumpfwandungen liefern. In ihnen kommt eine primitiveMetamerie der Rumpfwand .zum Ausdruck, welche jedoch keineswegs mit derbleibenden übereinstimmt, da die Reihe der Urwirbel nicht vollkommen der Reiheder bleibenden Wirbel entspricht. Die Gewebsmassen der beiderseitigen Urwirbelumwachsen ringsum die Chorda dorsalis und vereinigen sich in der Mittelebenevor und hinter der Rückenmarksanlage, sowie auch der Reihe nach von dem Kopfbis an das hintere Leibesende zu einer gemeinschaftlichen, nicht segmentirtenzelligen Hülle für die Rückenmarksanlage, welche man als häutige Wirbelsäulebezeichnet hat.Sie schliesst ventral in der Mittelebene die Chorda dorsalis in sich und wirdseitlich von der Reihe der aus dem Rückenmarke tretenden Nervenpaare durchbrochen.In ihr entsteht alsbald eine Reihe von Knorpelherden, und zwar je einerzwischen zwei Paaren der austretenden Rückenmarksnerven. Sie treten zuerst in derUmgebung der Rückensaite auf, greifen aber bald seitlich um das Rückenmarkherum und schliessen später an der dorsalen Seite des letzteren zusammen, so dassdieses von einer fortlaufenden Reihe von Knorpelreifen, den knorpeligen Anlagender Wirbel, umgeben ist. Dieselben erscheinen ventral, dort wo sie die


Die Wirbel. 33Rückensaite umschliessen, massiger als in ihren seitlichen Theilen, und lassen soschon das Bereich des späteren Körper- und Bogenantheiles der Wirbel erkennen.Aus den zwischen den knorpeligen Wirbelanlagen befindlichen Theilen derhäutigen Wirbelsäule entsteht das Bandmaterial der Wirbelsäule, während die demRückenmark selbst nächstliegenden Schichten derselben sich zu den Rückenmarkhäutengestalten.Die Gliederung der bleibenden Wirbelsäule ist demnach zunächst von der Reiheder Rückenmarksnerven abhängig. Die Chorda dorsalis ist in keiner Weise an derBildung der Wirbel selbst betheiligt. Sie schwindet vielmehr im Bereiche derletzteren vollständig und hinterlässt nur in den zwischen den Wirbeln befindlichenBandscheiben ihre Spuren.Die Verknöcherung eines Wirbels wird gesetzmässig dadurch eingeleitet,dass in der einheitlichen knorpeligen Anlage desselben drei Verkalkungspunkteerscheinen, und zwar einer in der Mitte des Körperantheiles und je einer schonfrüher in den seitlichen Theilen des Wirbelbogens. Von jedem dieser Verkalkungspunktegeht dann ein eigener, selbstständiger Verknöcherungsherd aus, so dass der Wirbelwährend einer gewissen Periode des Wachsthums aus drei durch Knorpel verbundenenKnochenstücken besteht.Die Rippen sind zunächst durch eine Reihe von losen Knorpelstreifen vorgebildet,welche sich an die entsprechenden Wirbel anlehnen. Ihre Verknöcherungbeginnt früher als die der Wirbel, und zwar ist bemerkenswert!!, dass an ihnenzuerst eine perichondrale Knochenrinde auftritt und erst nachher die enchondrafeVerkalkung und Verknöcherung beginnt.Die Wirbel.Von den 32 bis 33 Wirbeln entfallen 7 auf den Ha Istheil derWirbelsäule (Vertebrae cervicales, Halswirbel), 12 auf den Brusttheil[Vertebrae thoracales, Brustwirbel), 5 auf den Lendentheil [Vertebraelumbales, Lendenwirbel); den Beckentheil bilden 5 Kreuzwirbel,Vertebrae sacrales, und 3 bis 4 Steisswirbel, Vertebrae caudales. J )Nebst dem Körper und dem Bogen besitzen die meisten Wirbel nochFortsätze, die theils eine gelenkige Verbindung mit den benachbartenWirbeln vermitteln, theils den Muskeln Ansatzpunkte und Hebelarmedarbieten.An einem vollkommen ausgebildeten Wirbel unterscheidet mandaher:1. Den Wirbelkörper, Corpus vertebrae. Dieser besteht in seinemInneren^ ganz-aus.-, spongiöser Substanz, besitzt zwei Endflächen, eineobere und eine untere, als Verbindungsflächen mit dem benachbartenoberen und unteren Wirbel/ dann_eine vordere quer gewölbte Fläche,die_der Visceralhöhle zugewendet ist, und eine hintere, quer gehöhlteFläche, "welche die vordere Wand des Neuralrohres darstellt. An denSeiten der Körper aller Brustwirbel befinden sich kleine, überknorpelteGrübchen, welche die gelenkige Verbindung mit den Rippen vermitteln undFoveae costales genannt werden. An den meisten Brustwirbeln zerfallendiese letzteren in zwei Antheile, von welchen der für die zugehörigeRippe bestimmte nahe der oberen Endfläche des Wirbelkörpers, der mitder nächst unteren Rippe in Berührung tretende Antheil aber nahe derunteren Endfläche des Wirbelkörpers sich befindet (Foveae costalessuperiores und inferiores). Die Mehrzahl der Brustwirbel verbindet sichdemnach mit zwei Rippen"Die Grösse des Körpers* wächst von obenx ) Syn. Vertebrae coccygeae.v. Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl.


34 Die Wirbelnach unten bis zum letzten Lendenwirbel und nimmt erst im Beckentheilewieder'ab. Die Lenden- und oberen Kreuzwirbel besitzen daherdie grösste'n Körper.,.,; - rgi2. Den Wirbelbogen, Arcus vertebrae. Dieser bildet mit dem Körperdas Wirb eil och, Foramen vertebrale, und besteht aus" zwei, .noch beimNeugeborenen geschiedenen und plattenförmigen Schenkeln, die seitlichaus der hinteren Fläche des Körpers mit je einem abgerundeten Grundstück,dem Bogenhals, Collum arcus, heraustreten. Q^jimd untexjed^rnBogenhals befindet sich ein Einschnitt, Incisura vertebralis superior undinferio^ der "untere Einschnitt ist stets der grössere; sie begrenzen die zwischenden aneinander gereihten Wirbeln befindlichen ZwischenWirbellöcher,Foramina intervertebralia, die Austrittsöffnungen für die Rück.enmarksnerven.lJ"""*"• 3. Die Gelenkfortsätze, Processus articulares. Jeder Wirbel besitztzwei Paar solcher Fortsätze, obere und untere, die in auf- und absteigenderRichtung von dem Bogen unmittelbar hinter dem. Bogenhalsabgehen. Sie sind-mit verschieden gestalteten Gelenkflächen versehen,von denen die oberen dorsal oderjnedial, die unteren ventral oder lateral^gewendet sind. "*4. Die zwei Querfortsätze, Processus transversi. Diese Fortsätzetreten zwischen den Gelenkfortsätzen aus dem Bogen hervor und nehmenbald eine* frontale, bald eine etwas nach hinten ablenkende Richtungan. Sje_ sind nicht^jmrJMuskelfortsätze, sondern zunächst Stützen derRippen; als solche.gelangen sie nur an den oberen zehn Brustwirbejazur typischen Ausbildung und besitzen dann eme nach vorne gewendetekleine Gelenkfläche^ Fovea costalis transversalis. Am 11. Brustwirbel istzwar auch ein deutlich ausgebildeter Querfortsatz vorhanden, doch ohneeine Fovea costalis; am 12. Brustwirbel aber ist der Querfortsätz^durch zwei (auch drei) Höckerchen vertreten, von denen das eine hinterder "oberen Gelenkfläche hervorragt,*" Processus mainillaris, das ändere nachunten ^ und etwas**^ lateral gerichtet ist, Processus accessorius. — An denLendenwirbeln findet sich ein langer, quer abgehender, von vorne nachhinten abgeplatteter Querfortsatz, welcher aber nicht mehr dem Qüerfortsatzeeines Brustwirbels entspricht, sondern einem mit dem Wirbelbogenverschmolzenen Rippenrudiment entspricht und deshalb auch als Processuscostariüs ') bezeichnet worden ist. Der eigentliche Querfortsatz ist auch,jedoch nur als Processus mamillaris und Processus accessorius angedeutet;der erstere ist mit dem oberen Gelenkfortsatz verschmolzen.5. Den Dornfortsatz, Processus spinosus. Qieser unpaarige Muskelfqrtsatzsitzt hinten auf der Mitte des Bogens und bildet sich erst in denKinderjanren nach Vereinigung der beiden Schenkel des Bogens aus.Zu den genannten typischen Bestandtheilen der Wirbel kommennoch Rudimente von Visceralspangen hinzu. — In der Hal.sgegeridnehmen diese Skeletstückchen die Gestalt von kurzen Stäbchenan, Und verbinden "sich an einem Ende mit dem Wirbelkörper, amanderen mit dem Querfortsatze. Der ganze aus der Seite der Halswirbelaustretende Anhang/den man gewohnter Weise auch mit dem NamenQuerfortsatz bezeichnet, besteht daher aus zwed Elementen, einem') Syn. Processus lateralis.


Die Wirbel. 35vorderen, dem Rippenrudimente, und einem hinteren, dem eigentlichenQuerfortptzey~beM^beschreibt" mäh "als Schenkel des jQuerfoT*tsatzes,nennt ihre geschiedenen Enden Tuberculum anterius und posterius,und das Loch neben dem Körper, welches sie auseinanderhält, Foramen transversarium;eine an der oberen Fläche der ganzen Fortsätze befindliche Rinnenimmt die aus den Zwischenwirbellöchern austretenden Spinalnerven auf.Dass der Querfortsatz der Lendenwirbel ein Rippenrudiment darstellt,ist zwar wahrscheinlich, aber noch nicht ganz sicher erwiesen;der gelegentliche Ersatz desselben durch eine articulirende rudimentäreRippe spricht für diese Annahme; auch findet er sich an dem Wirbelgerade da angesetzt, wohin die Reihe der Rippenansätze an denBrustwirbeln ausläuft. — An den Kreuzwirbeln kommen noch in denKinderjahren, aus selbstständigen Verknöcherungspunkten hervorgegangeneTheilstücke vor, welche erst später mit den verdickten Querfortsätzenverwachsen und ganz zweifellos Rippenelementen entsprechen.Der erste Halswirbel wird als Träger des Kopfes Atlas, derzweite als Träger der Drehungsaxe des Kopfes Fpistropheus genannt.Beide Wirbel zeichnen sich durch eine eigenthümliche Gestalt aus,welche dadurch zu Stande kommt, dass ein dem Körper des erstenHalswirbels entsprechender Knochenkern nicht mit diesem, sondern mitdem Körper des zweiten Halswirbels verschmilzt und an diesem einennach oben austretenden Fortsatz, Zahn, Bens epistrophei, 1 ) darstellt. Stattdes Körpers besitzt der erste Halswirbel nur einen vorderen Bogen,Arcus* anterior, welcher die stark verdickten Seitentheile, Partes lateralesAtlantis, 2 ) dk^ Träger der Gelenkflächen, vorne mit einander verbindetund an seiner nach hinten gerichteten Fläche eine überknorpelte Stelle,Fovea dentis, trägt, die mit dem Zahn des zweiten Halswirbels articülirt.In der Mitte seiner vorderen Fläche trägt dieser Bogen ein kleinesHöckerchen, Tuberculum anticum atlantis, während der hintere Bogen desAtlas, Arcus posterior, anstatt des ; Dornfortsatzes eine flache Rauhigkeit,Tuberculum poßticum atlantis, besitzt. ; Die oberen Gelenkflächen deszweiten und die beiden Flächenpaare des ersten Wirbels sind zum Unterschiedevon den übrigen Halswirbeln gerade nach oben und nach untengerichtet. Die oberen Gelenkflächen des Atlas sind länglich, stark gehöhltund gegen einander nach vorne convefgent. An ihrem hinteren Ende ragtein kleines Höckerchen vor, welches die vordere Begrenzung einer baldtieferen, bald seichteren, schräg über die obere Fläche des hinterenBogens nach einwärts ziehenden Furche bildet. Diese hat, weil sie die•Arteria vertebralis gegen das grosse Hinterhauptloch hinleitet, den, Namen Sulcus arteriae vertebralis erhalten. Sie ist nicht selten durch Erhöhungund Verschmelzung ihrer Ränder in ein Loch umgewandelt.Ein stark ausspringender Querfortsatz und der Mangel eines Dornfortsatzessind weitere Eigenthümlichkeiten des ersten Halswirbels.Die Hals-, Brust- und Lendenwirbel werden auch wahre Wirbel,Vertebrae verae, genannt, zum Unterschiede von den Beckenwirbeln,welche als fälsche W r irbel, Vertebrae spuriae, bezeichnet werden, undzwar deshalb, weil die ersten fünf Beckenwirbel, die Kreuzwirbel, ob-1 ) Syn. Processus odontoideus.2 ) Syn. Massae laterales.3*


36 Die Wirbel.gleich sie die typische Wirbelform im Wesentlichen noch beibehalten,zu einem Knochen, dem Kreuzbein, sich vereinigen und die vier Endwirbel,die Steisswirbel, durch Verkümmerung des Bogens und derFortsätze die typische Wirbelform ganz ablegen und im letzten Segmentesogar bis auf ein rundliches Knöchelchen, den Rest des Wirbelkörpers,verkümmern.Wie die wahren Wirbel von oben nach unten anwachsen, sonehmen die falschen Wirbel nach unten, und zwar sehr rasch, an Grösseab. Dadurch bekommt das Kreuzbein, Os sacrum, eine keilförmige, zugleich"nach der Fläche gebogene Gestalt. An seiner "concaven vorderenFlache bezeichnen in der Mitte vier quere Linien "die Vereinigungsstellender fünf Wirbelkörper; an der convexen, rauhen hinteren Fläche erhebensich zwei paarige und eine unpaarige Längsleiste, Christas sacraleslaterales und Grista sacralis media, welche aus den Reihen der verschmolzenenGelenk- und Dornfortsätze hervorgegangen sind. Der ersteund der letzte Wirbelkörper besitzen, wie jeder andere Wirbel, je einefreie Endfläche; der erste trägt überdies noch ein Paar aufsteigender Gelenkfortsätzemit schief nach hinten gerichteten Gelenkflächen, ß&t„letzte aber nur griff eiförmige Fortsätze ohne Gelenkflächen, die sogenanntenKreuzbeinhörher, Cornua sacralia. Die_ vereinigten fünf Wirbelringeschliessen den Canalis sacralis ab, der sich unten mit einem spaltförmigenHiatus canalis sacralis öffnet. Verkümmern an den unteren Kreuzwirbelndie Bogenstücke und kommen sie nicht zur Vereinigung, so bleibt derKanal oft in grösserer Ausdehnung nach hinten offen. Indem sieh dieden Visceralspangen, nämlich den Rippen entsprechenden Elemente unddie Querfortsätze der oberen zwei bis drei Kreuzwirbel beträchtlich ver-;dicken und untereinander vollends vereinigen, entstehen die soge-inannten Massae laterales, x ) mächtige Auftreibungen, welche die Verbindungmit den Hüftbeinen übernehmen und zu diesem Zwecke beiderseits miteiner bis zum dritten Wirbel reichenden Gelenkfläche, Facies auricularis,versehen sind. Entsprechend den vier Zwischenwirbellöchern führen inden unpaarigen Kreüzbeinkanal auf jeder Seite zwei Seitenkanäle, Von;denen der eine an der vorderen Fläche des Kreuzbeines neben denvereinigten Körpern, der andere an der hinteren Fläche, neben denvereinigten Gelenkfortsätzen, mündet. Die Mündungen dieser Kanäleheissen Foramina sacralia anteriora und posteriora.Von den vier, manchmal verschmolzenen, St ei ss wirb ein, die zusammendas Steissbein, Os coccygis, darstellen, besitzt nur der ersteAndeutungen oberer Gelenkfortsätze, die sogenannten Cornua coccygea.Rudimente eines Processus transversus sind dagegen noch am zweitenselten auch am dritten Steisswirbel wahrnehmbar,Diagnostik. Das charakteristische Kennzeichen der Halswirbel ist dasForamen transversarium, jenes der Brustwirbel die Foveae costales an denKörpern; der Mangel beider charakterisiert, die. Lendenwirbel. Sind die falschenWirbel noch geschieden, so zeichnen sich die Kreuz wir bei durch die massig aufgetriebenenSeitenstücke, die Steisswirbel durch das Fehlen der Bögen und die nurrudimentären Fortsätze aus.Jede dieser Wirbelformen besitzt noch gewisse andere EigenthümlichkeitenDie Halswirbel haben vom 3. bis 6. querlängliche, wenig "gewölbte, im Verhältnis^J ) Syn. Partes laterales.


Die WirbeL 37zum Umfange der Bögen niedrige Körper mit sattelförmigen ^Endflächen, von denena1§~oberen_quer7" die unteren sägittal getrOh1t"snTd." FerneFTbesitzen die Halswirbelein annähernd dreieckig geformtes, verhältnissmässig grosses Wirbelloch, kurze, amEnjleJgespaltene Dqrnfortsätze, kreisrunde, ebene, schief nach hinten abdachende Gelenkflächenund kurze, "oben rinnenförmig ausgehöhlte, mit zwei Höckern endigendeQuerfortsätze. Der 1. und 2. Halswirbel zeichnen sich durch ihre eigentümlicheGestalt, derJL_ß3ixdh~sejnen langen, ungespaltenen Dornfortsatz (Vertebra prominens)und dadürcTTaus, dass das Rippenelement des Querfortsatzes ohne ein Tuberculumanticum zu bilden endigt. Dies hat zur Folge, dass das stärker ausgebildete Tuberculumanticum des 6. Halswirbels ober dem Querfortsatz, des 7. Wirbels hervorragtund unter den Weichtheilen leicht tastbar wird; wegen der Nachbarschaft zurArteria carotis communis wird dieses Höckerchen auch als Tuberculum carotieum bezeichnet.Entwickelt sich das Rippenrudiment des 7. Halswirbels zu einer vollständigenRippe, was gelegentlich der Fall ist, dann ist auch der Körper diesesWirbels mit einer Fovea costaHs versehen.Die Wirbel aus der Mitte des Bruststückes der Wirbelsäule (z. B. der 6.)besitzen verhältnissmässig höhere Körper mit stumpf ^dreieckigen Endflächen undjederseits am Rande beider Endflächen, im~T5änzen also -vier Foveae costales;ferner ein kreisrundes, kleines Wirbelloch, eine tiefe ^Tncisurä vertebralis^"Inferior,langerTimteF^I^^ Tange^ steil'abwärts gericTJ^te7~dreikalTHge^T?pmfortsätze und" "frontal gestellte, ebene GeTenk-Mc^n3n_ji£aJ£E0.cessus articulares.Die Lendenwirbel haben' massige Körper mit querovalen Endflächen, dreieckigeWirbellöcher, einen starken^RörTiOTtä^^Iplatt gedrückten Dorn, und sagittaf"gesteJhej. .gekrümmte ArticuIatjOTsflächen an den Gelenkfortsätzen. Die oberenGelenkflächen sind medl^rg^wendet_iind concav, die unteren lateral gerichtetTund"convex. Die oberen GelenTsiorTsäTze, welche"'in grösserem Abstände von einander""stehen" als die unteren und diese letzteren seitlich umgreifen, werden deshalb auchals Processus articulares excipientes, die unteren als excepti bezeichnet.Der* Ueber gang der einen in die andere Wirbelform geschieht nicht plötzlich,sondern allmälig, und zwar in der Brustgegend; dies erklärt, warum die oberenzwei Brustwirbel noch die allgemeine Form der Halswirbel besitzen und die letztenbereits Merkmale der Lendenwirbel annehmen. Die seitliche Abflachung der mittlerenBrustwirbelkörper verliert sich erst am 8.; der 9. und 10. Wirbelkörper ist bereitsbeinahe kreisrund. Der.. 10 1 Virustwir heikörper hat nur am Rande der oberen Endflächeeine Fovea costalis; am 11. und 12. rückt diese tiefer, fast_bis in die Mittedes Körpers herab und sogar nach hinten bis auf den BogenscKehkel. £>££_ Querfortsatzdes 10. Brustwirbels besitzt in der Regel noch eine JFovea costalis, der des117 Wirbels nicht mehr, und am 12. Wirbel ist der Querfortsatz schon in zweiHöckerchen, die Processus mamillares und accessorii, aufgelöst. Der_l2. Brustwirbelist in der Regel der Uebergangswirbel, indem seine oberen (^enkTlächen nochel)en_und frontal gestellt sind, die unteren aber*Tereits fn_ Gestalt und Lage jenen,aer Lendenwirbel"gleicljen. Manchmal ist schon der 11. Brustwirbel der Uebergangswlrb'eT,dann besitzt der 12. Brustwirbel oben und unten lendenwirbelartig geformteGelenkfortsätze.Unter den Lendenwirbeln zeichnet sich der letzte durch die Keilformseines Körpers, durch die ebenen, schief nach vorn gerichteten unteren Gelenkflächenund durch die dicken, zapfenförmigen, nach hinten und oben geneigtenProcessus transversi aus.^Entwicklung. Alle wahren Wirbel, mit Ausnahme des 1. und 2. Halswirbels,lassen sich beimNeugeorenen in drei Stücke zerlegen, in den Körper undin die zwei Schenkel des Bogens. Der 1. Halswirbel besteht zunächst nur aus zweiStücken und am 2. bildet der noch geschiedene eZahn in viertes Stück - Der Dornfortsatzfehlt noch an allen Wirbeln, auch haben die Gelenkeflächen der Lendenwirbelnoch nicht ihre charakteristische Form und Stellung angenommen; siehaben Aehnlichkeit mit jenen der Halswirbel.Die Synostose der Bogenstücke untereinander beginnt schon bald nach derGeburt, nur an den oberen Halswirbeln und an dem letzten Lendenwirbel erhältsich eine Knorpelfuge .zwischen ihnen bis in das 2. Lebensjahr und selbst nochdarüber hinaus. Etwas später, im 3. Lebensjahre, verschmelzen die Bogenstücke mitdem Körper, doch erhalten sich Reste der Knorpelfugen an der vorderen (lateralen)Seite bis zum 5. Lebensjahre und noch länger. Der Zahn des Epistropheus ver-*


38 Die Rippen und das Brustbein.einigt sich im 5. Lebensjahre mit dem Körper. Die zwei zuerst entstandenen symmetrischenKnochenkerne des Atlas liefern jederseits die hintere Bogenhälfte, denQuer- und Gelenkfortsatz. In der knorpeligen Anlage des vorderen Bogens erscheintim ersten oder zweiten Lebensjahre ein medianer, manchmal auch ein paarigerKnochenkern, der gewöhnlich im 8. oder 9. Lebensjahre, in einzelnen Fällen schonfrüher, mit den Seitentheilen verschmilzt. In einzelnen Fällen schalten sich zwischendem Kern des vorderen Bogens und den Seitentheilen jederseits noch ein oder zweiaccessorische Knochenkerne ein, so dass dann der Atlas aus 5 oder 7 Theilstückenentsteht. Vom 12. Lebensjahre an entstehen an den Endflächen der Wirbelkörperringförmige, dem Rande der Endflächen entlang laufende Epiphysenstreiferi,welche sich bis gegen das 20. Lebensjahr lose erhalten. Das Rippenrudiment istam Querfortsatze des 7. Halswirbels noch im 5. Embryonalmonat lose. Um das17. bis 19. Lebensjahr findet man an den Enden der Querfortsätze und der Dornfortsätzeaccessorische Epiphysenkerne, welche das Wachsthum dieser Theile zum,Abschluss bringen. Aehnliches kommt an den oberen Gelenkfortsätzen der Lendenwirbelvor.Die Kreuzwirbel entstehen, wie die wahren Wirbel, zuerst aus drei Verknöcherungspunkten,zu denen sich . noch vor der Geburt am 1. und 2. Wirbeleigene, die Rippen vertretende Knochenkerne gesellen. Aus diesen bildet sich dervorwiegende Antheil der Massae laterales, insbesondere auch die Facies auricularis,.Die Vereinigung der Bogenstücke mit den Körpern beginnt am Ende des 2. Lebens-.jahres, wird aber erst im 4.—5. Jahre am 1. Wirbel vollständig. Die Synostosirungder Kreuzwirbel untereinander beginnt erst im 11.—12. Lebensjahre; die Fugenzwischen den Körpern erhalten sich am längsten.Varietäten. Offene Fugen zwischen der Bögenwurzel und dem Wirbelkörpersind auch am Erwachsenen an Lenden- und Kreuz wirbeln beobachtet worden.Asymmetrische Verschmelzung der beiden Hälften kommt an den Hals- und Kreuz-,wirbeln vor. Asymmetrische überzählige Schaltstücke können Verkrümmungen derWirbelsäule bedingen. Vermehrung der Wirbel in einzelnen Abtheilungen aufKosten der anderen Abschnitte betrifft wohl nur die Brust- und Lendenwirbelsäule.Wenn nämlich der 1. Lendenwirbel ein freies Rippenrudiment besitzt, so bekommter die Bedeutung eines Brustwirbels, und wenn eine verkürzte letzte Rippe mit dem,12. Brustwirbel verwächst, so wird dieser zu einem Lendenwirbel. Vermehrung derKreuzwirbel durch Aufnahme eines Steisswirbels ist nicht selten. Die gleichfallsnicht seltene Assimilation des letzten Lendenwirbels mit dem Kreuzbein geschiehtbald vollständig, bald asymmetrisch.Lange, Jchmale Jjrfiuzb£ine_jind .durchgehends männliche.Caudäle Anhänge sind bereits wiederholt beobachtet worden, doch istdie Frage noch immer unerledigt, ob dieselben wirkliche, wenn auch verkümmerteFortsetzungen der Wirbelsäule waren und als atavistische Bildungen gedeutetwerden können.)Die Rippen und das Brustbein.Die zwölf Rippen, Gostae, umgürten wie Reife den Brustkorb undziehen von der Wirbelsäule in schiefer Richtung zum Brustbein herab.Es treten aber nur die sieben oberen bis an diesen Knochen heran und'gehen mit ihm eine directe Verbindung ein; sie bilden daher vollständige,"auch nach vorne abgeschlossene Reife und bekamen deshalbden Namen wahre Rippen, Gostae sternales. 1 ) Im Gegensatze zudiesen werden die fünf unteren Rippen, welche mit ihrem Ende dasBrustbein nicht erreichen und daher keine vollständigen Ringe darstellen,falsche Rippen, Gostae liberae, 2 ) genannt. Drei derselben, die8., 9. und 10., verbinden sich wenigstens mittelbar mit dem Brustbeindadurch,, dass sie ihre vorderen Enden an die nächst oberen Rippenanlagern; die letzten zwei, die 11. und 12., gehen aber auch diese Verl) Syn. Costae verae.2 ) Syn. Costae spuriae. :


Die Rippen und das Brustbein. 39bindung nicht ein, liegen frei in den Fleischmässen der Rumpfwand undwerden als fliegende Rippen, Gostae fluctuantes,unterschieden.Die • Verbindung der Rippen mit der Wirbelsäule^ geschieht inkleinen Gelen^e^.alJjdjBEfig W irEelanfheile die Foveae costales der zwölfBrustwirbel zu betrachten sind. Jede Rippe wird von dem ihr der Reihenach entsprechenden Wirbel getragen, und zwar ohne Ausnahme vomKörper; die zehn oberen Rippen berühren aber mit ihrem hinteren Endeauch den Körper des nächst obenliegenden Wirbels und lehnen sichüberdies an den Querförtsatz des ihnen zukommenden Wirbels an. Die 'zwei letzten Rippen werden aber nur von dem entsprechenden Wirbelgetragen, und zwar nicht mehr oben, dicht bei der Endfläche desKörpers, sondern tiefer an der Seitenfläche des Bogens. So kommt es,dass die neun oberen Brustwirbel an ihrem Körper sowohl oben'.alsauch unten Gelenkfacetten haben, dass der 10. nur oben eine Facettebesitzt, der 11. und 12. aber nur an der Seite; ferner, dass alle'Querfortsätzeder oberen zehn Brustwirbel mit Gelenkflächen versehen sind,nicht aber die des 11. und 12. Wirbels.Der bei weitem grössere Antheil jeder Rippe besteht allerdingsaus Knochen, der vordere, etwa ein Drittel der gesammten Länge betragendeAntheil aber wird von Knorpel beigestellt, weshalb manRippenknochen und Rippenknorpel unterscheiden muss.Das hintere, demRippenknochen angehörige Ende bezeichnet manals Capüulüm; dasselbe besitzt eine Gelenkfläche, welche an jenen'Rippen,die""sich an zwei Wirbelkörper anschliessen (also von der 2. bis zur 10.)durch eine hortzoritälfi. Leiste, Crista capituli, in zwei Facetten, getheiltwlr^7~|n~einiger Entfernung^ vorn. Capitulum befindet sich" das Tuberculumcostae. clesse!T"kTeme"~LTelenkfläche in die FoveöT^costäTts^ des Querforfösatzes eingreift. Das zwischen Köpfchen und Höckerchen befindliche, an.deiT oberen Rippen eTwas' m verschmälerte_ Stück heisst Collum costae, undder Rest der knöcherner^Rippe führt den Namen Corpus costae. Der KörperisT an seiner äusseren, convexen Fläche in einiger Entfernung vom TubercüTummit einer Rauhigkeit versehen, die man Angidus cosiäTfiQimt, unddie der Ausdruck eines Muskelansatzes und einer schärferen Abnickungder Fläche ist. Sein oberer Rand ist stumpf und geht an den mittlerenRippen in eine schärfere Leiste des Halses über; sein unterer Rand,der in der Gegend des Angulus als Leiste beginnt, begrenzt eine nachinnen offene Gefässfurche, Sulcus costae, die sich meistens bis nahe andas vordere Ende des Rippenknochens verfolgen lässt. — Die kegelförmigeGestalt des Thorax bringt es mit sich, dass die Länge, wenigstens derWahren Rippen, von oben nach unten zunimmt, die Krümmung dagegenvon oben nach unten abnimmt. Die Krümmung ist aber keinekreisförmige, sondern entspricht einer mit stetig nach vorne wachsendenRadien beschriebenen Curve. Symmetrisch gepaart treten daher die Rippenin die Umrisse eines Kartenherzes zusammen, dessen Gestalt an jedemQuerschnitte des Thorax nachweisbar ist. Nebst dieser Krümmung in derHorizontalen besitzt jede Rippe noch eine Krümmung in der Verticalen,die an der 1. Rippe blos als eine Aufknickung des Halses auftritt, anden mittleren Rippen aber mit der horizontalen Krümmung vereint,regelmässige symmetrische Schraubenwindungen mit spiraliger Grundliniedarstellt.


40,. Die Rippen und das Brustbein.Die Rippenknorpel, Cartilagines costales, sind beiderseits stumpfgerandet, als Fortsetzungen der Rippenknochen nach der Fläche gebogenund von der 3. angefangen, auch nach dem Rande mehr oder wenigerscharf nach aufwärts geknickt. Ihre Länge wächst für die wahrenRippen von oben nach unten um ein Bedeutendes, sowohl absolut alsauch im Verhältniss zu dem zugehörigen Rippenknochen. Die Knorpelder sechs unteren wahren Rippen tragen an ihrem Ende zum Behufeder gelenkigen Verbindung mit dem Sternum geglättete Flächen; jeneder falschen Rippen aber endigen mit einer stumpfen Spitze.Die Rippen werden orientirt: nach ihrem Capitulum, nach der Leiste unddem Sulcus am unteren Rande und nach der Windung; rechtsseitige Rippen sindlinksläufig, linksseitige rechtsläufig gewunden. Kurze, stark gebogene Rippen sinddie obersten, kurze, -flache Rippen die untersten; die mittleren Rippen, die 6., 7.,8., sind die längsten und kehren die Flächen ihrer Körper gerade nach innen undaussen. Die 1. Rippe ist kurz, stark gekrümmt, besitzt einen dünnen, nach obenscharf abgeknickten Hals und breite horizontale Flächen; die mit einer Rauhigkeit,Tuberculum scaleni, versehene Fläche ist die obere; eine breite aber seichte, hinterdiesem Tuberculum quer gelegene Furche, Sulcus subclaviae, kennzeichnet den Verlaufder Arteria subclavia. Die 2. Rippe ist stark gekrümmt, schon erheblich länger alsdie erste, aber im Vergleich zu den mittleren Rippen noch immer kurz; sie istsicher zu erkennen an einer breiten rauhen Erhabenheit in der Mitte ihrer schiefnach oben gerichteten lateralen Fläche, der Ansatzstelle einer Zacke des Musculusserratus anticus. Die oberen drei bis vier Rippen unterscheiden sich durch ihreneingeschnürten Hals, den kleineren Radius ihrer Krümmung und durch den Angulus,der nicht weit vom Tuberculum liegt, an der 1. sogar mit dem Tuberculum verschmilzt;sie kehren ihre äusseren Flächen mehr oder weniger nach oben. — Die letztenRippen sind ebenfalls kurz, aber nach grösserem Radius gekrümmt; an der 11. und12. fehlt das Tuberculum und die Crista Capituli und an der 12. auch der Angulus.Vermehrung der Rippen durch Abgliederung des Rippenelementes am7. Hals- oder 1. Lendenwirbel ist nicht sehr selten. Die Halsrippe kann entwedernur ein geschiedenes, dem Collum costae entsprechendes Rippenrudiment vorstellenoder auch einen Körper besitzen. In diesem Falle kann sie mit einerfreien Spitze endigen oder mit dem Körper der ersten Rippe verschmelzen, oderauch bis zum Sternum reichen und einen überzähligen Intercostalraum erzeugen.Als ziemlich seltene Bildungsabweichung finden sich Defecte an der ersten wahrenRippe. Spaltungen der Rippen mit doppeltem Ansätze am Sternum, oder, nachdemsich- die Schenkel wieder vereinigt haben, mit einfachem Sternalansatze, kommenam häufigsten an der 3. und 4. linken Rippe vor. Acht wahre Rippen sind keineSeltenheit.Das Capitulum und Tuberculum besitzen bis in das 10. Lebensjahrnoch eine knorpelige Auflage, innerhalb welcher sich dann ein Epiphysenkernentwickelt, welcher sich erst nach dem 18. Lebensjahre mit derRippe vereinigt.Das von vorne nach hinten breit gedrückte Brustbein, Sternum,zerfällt in der Regel auch in reiferen Jahren in drei durch ein derbfaserigesBindemittel vereinigte Stücke. Da man den ganzen Knochenmit einem römischen Schwert vergleicht, so nennt man das obere,breite Stück Handhabe, ManuBrium, das lange Mittel stück Corpus, undden unteren, schmalen, zum Theil knorpeligen Ansatz Schwertfortsatz,Processus xiphoideus. Der Seitenrand vermittelt die Verbindungendes Knochens. Ganz oben am Manubrium übernehmen zwei überknorpelteEinschnitte, Incisurae claviculares, die Verbindung mit- demSchlüsselbein, und unter diesen befindet sich eine Reihe von siebenGrübchen, Incisurae costales, in welche die Knorpel der wahren Rippeneingreifen. Das erste Grübchen, welches zum Unterschiede von den


Das Hüftbein. 41anderen länglich und nicht überknorpelt ist, sitzt unmittelbar unter derGelenkfläche für das Schlüsselbein, das zweite an der Verbindung derHandhabe mit dem Körper, das vierte ungefähr in der Mitte des Körpers,und das sechste mit dem siebenten am unteren Ende desselben. — DerAusschnitt in der Mitte des oberen Randes der Handhabe heisst Incisurajugularis. Die hintere Fläche des ganzen Knochens ist glatt und quergehöhlt. Der Schwertfortsatz ist gewöhnlich nur in seinem oberen,schmäleren Theile verknöchert; der untere, zu einer dünnen Platte ausgebreiteteknorpelige Antheil endet, frei in die Magengrube vorragend,entweder einfach abgerundet oder durch einen mittleren Einschnittin zwei Fortsätze getheilt.Das Brustbein entwickelt sich aus einer grösseren, individuell verschiedenenZahl von Knochenkernen, von welchen einer oder zwei der Handhabe, vier bisneun dem Körper und einer dem Schwertfortsatze entsprechen. Der erste von denselbenentsteht in der Handhabe gegen das Ende des 6. Embryonalmonates, derletzte in dem Schwertfortsatze, mitunter schon in der letzten Zeit des Fötallebens,gewöhnlich aber erst im früheren oder späteren'Kindesalter. NichtVereinigungmehrerer Verknöcherungspunkte des Brustbeinkörpers bedingt ein aus mehrerenverschieden gruppirten Stücken bestehendes Corpus sterni, auch fontanellartigeOeffnungen. Als grosse Seltenheit kommt eine mediane Spalte im Brustbeine vor,Fissura sterni congenita, welche der ursprünglich paarigen Knorpelanlage desselben"entspricht.Ossa suprastemalia nennt man ein paar von etwa erbsengrossen Knöchelchen,welche mitunter an dem oberen Rande des Manubrium sterni gefunden werden,und mit diesem entweder durch Syndesmose verbunden oder auch vollkommenverschmolzen sein können. Sie entsprechen den oberen Enden der paarigen Knorpelanlage,in welchen ausnahmsweise besondere Verknöcherungspunkte entstehen undsich selbstständig erhalten können. Am Schwertfortsatze finden sich manchmal beiKindern kleine knorpelige Rippenrudimente. Bei manchen Personen ist das Brustbeinan der Verbindungsstelle zwischen Handhabe und Körper mehr oder wenigerin einem nach hinten offenen Winkel abgeknickt; dieser, als Angulus stemalis (Ludovici)bezeichnet, gilt als Merkmal einer krankhaften Gestaltung des Brustkorbes. AlsFolgezustand einer im kindlichen Alter abgelaufenen Knochenerkrankung ist auchdie mitunter zu beobachtende, mehr oder weniger tiefe Einbiegung des Corpussterni anzusehen, welche gewöhnlich mit auffallender Kürze des letzteren vergesellschaftetist.Das Hüftbein.Die beiden ganz unregelmässig geformten Hüftbeine, Ossa coxae,vereinigen sich vorne in der sogenannten Schoossfuge mit einanderund begrenzen, indem sie hinten das Kreuzbein zwischen sich aufnehmen,die untere Abtheilung des Eihgeweideraumes, nämlich dasBecken, Pelvis. Als Grundlange des ganzen Knochens kann jener Theildesselben betrachtet werden, welcher, mit einer Leiste nach innen vortretend,eigentlich den Rahmen des Beckens darstellt; er mag als Grundringbezeichnet werden; er ist auch deshalb von Bedeutung, weilaussen an ihm die Gelenkpfannen, Acetabula, zur Aufnahme der Ober-Schenkelköpfe angebracht sind; er stellt daher eigentlich den Basaltheildes Rumpfskeletes dar, mittelst dessen das letztere auf den Schenkelbeinenruht. An seinem hinteren oberen Ende ist dieser Grundring zueiner windschief gebogenen Platte ausgeweitet, mittelst welcher er indie feste Verbindung mit dem Kreuzbein eingeht; da, wo die Gelenkpfannesitzt, entsendet der Grundring nach hinten und unten einen


42 Das Hüftbein.dicken Fortsatz, welcher hakenförmig nach vorn umgebogen und dünnergeworden, sich vorne an der Schoossfuge wieder mit ihm vereinigt.Durch diesen Fortsatz und das »vordere Ende des Beckenringes wirdeine grosse Knochenlücke eingerahmt, die Foramen obturatum genannt wird.Bis ungefähr zum sechzehnten Lebensjahre geht vom Grunde derPfanne eine dreistrahligeTtnorpelfuge aus, welche mit einem "oberenSchenkel den"* Beckenreif theilt, mit dem zweiten nach unten m dasForamen obturatum ausläuft und mit dem dritten oder hinteren Strahlden absteigenden Theil des hakejiiöXffiigen^l ortsatzes vom Grundringea^TostTnDa auch der vordere Rahmen des Foramen obturatum durcheine Fuge getheilt ist, so lässt sich das jlüftbem^^vpxjg^r_J/^j^nilmigdes Wachsthums in drei Stücke zerlegen, welche bis dahin- nur durchdas knorpelige Bindemittel der 1 ugen zusammengehalten werden. DasFreite Stück ober der Pfanne heisst Darmbein, Os ilium, 1 ) das untere.hakenförmig' gebogene, "welches die hintere rPeripherie des Foramen"obturatum bildet,. Sitz nein," Os ischii, und das vordere Ende des Ringes,welches*" vereint mit einem Theile des J aufsteigenden Schenkels deshakenförmigen Fortsatzes die vordere Peripherie des Foramen obturatumbegrenzt, Schambein, Ospubis. Jene Antheile; der drei KnochenTwelcheAbschnitte der Gelenkpfanne tragelnT^^sen Körper, die' ScEenkel deswinkelig "geknickten^cnan^eins'*un^.^^k§Js. s AestX"TuiQr jEe.,. AuftreibungenJunten ""am Darmbein und an den Knickungswinkeln desSchambeins A und Sitzbeins Knorren. Die Spuren der bestandenen Fugeriwerden zum. Theil durch rauhe Linien oder Höcker bezeichnet. DieAnwuchsstelle des Darm- und Schambeins liegt ober dem Acetabulumund ist an einer flachen, rauhen ^Erhabenheit, Eminentia iliopectinea, 2 )auch später noch erkennbar.Das Darmbein ist gegen die Bauchhöhle flach-grubig vertieft,Fossa iliaca, gegen..dsiSLKEfiuJßem^^.'mit einer ühebehen,"^charf begrenztenüberknorpelten Gelenkfläche, Facies auricularis, versehen, und hinter«dieser" als Tuberositas ossis ilium aufgequollen und rauh. Sein obererfreier.Rand, Grista, ist S-förmig gesMifTgfn, kehrt die„Conca.vität derJL°Xderen. grösseren Krümmung. medlaMmd^ endigt vorne und hintenmileinem Höckerchen,, dem varderm.S^ßs&SLm^MmSM^Ss^obßrQTLDarmbeinstachel, Spina anterior superior und Spina posterior superior.Der vordere, steil abfallende und leicht gehöhlte Rand trägt nahe ander Pfanne ein zweites Höckerchen, Spina anterior inferior, undder hintere, horizontale, ebenfalls mit einem Höcker, Spina posteriorinferior, versehene Rand bildet mit einem scharfen Fortsatze am Körperdes Sitzbeins, dem Sitzbeinstachel, Spina ischiadica, 3 ) einen Ausschnitt,welcher als Incisura ischiadica major bezeichnet wird. An der äusserenFläcJifiLdes. Darmbeins sind meistens zwei gebogene "rauhe" Linien Bemerkbar;die eine geht von der Spina anterior superioFgegen die""Mitte derIncisura ischiadica major, die andere, viel kürzere, von der Spina posteriorinferior zum Kamme. Diese Linien bezeichnen die Grenzen der Ansatz-"J Syn. Os ilei. P2 ) Syn. Tuberculum iliopectineum s. iliopubicum.3 ) Syn. Spina ossis ischii.


Das Hüftbein. 43flächen der drei Gesässmuskeln und heissen deshalb Linea glutaea anteriorund posterior. 1 ) Eine dicke, mehr gestreckt verlaufende rauhe Linie,Linea glutaea inferior, findet sich nahe, dem oberen Rande der Gelenkpfanne;sie hält die Richtung gegen den Sitzbeinstachel ein und deutetdie untere Grenze des Ansatzfeldes für den Musculus glutaeus minimusan.Das Sitzbein qmllt__andem Knickmigswm^ seinemKörper und seinem '^ansteigenden Aste~^ueinem starken Knorren,Tuber ischiadicum, auf, welcher mit der Spina ischiadica den kleinenHüftauss'chnitt, Incisura ischiadica minor, begrenzt.Auch das Schambein ist am Vereinigungspunkte seiner Aestezu einer Tuberositas ossis pubis aufgetrieben und trägt eine dem Knochender anderen Seite zugewendete ovale, rauhe Fläche, an welcher sich dasfaserknorpelige Bindemittel der Schoossfuge anheftet. JDie nach innenvortretende Leiste des Grundringes, Linea terminalis, ^JsJ^am ; oberenSchamheinaste, Ramus .superior ossis pubis,' 1 ) zu einem scharfen Ran,de,dem Schambeinkamm,»Pecten ossis pubis, 3 ) aufgeworfen und endigt ander Tuberositas ossis pubis,! mit einem rauhen Höcker, dem Tuberculumpubicum. Der untere Ast des Schambeines, Ramus inferior,*) setzt sich inden aufsteigenden Ast des Sitzbeines fort und bildet mit diesem denmedialen Antheil des Rahmens für das Foramen obturatum. Mit dementsprechenden Aste der anderen Seite begrenzt er den Angulus pubicus. 3 )Das Acetabulum besitzt an seiner unteren Peripherie einen Einschnitt,Incisura acetabuli; ^Jjiese führtzu einer centralen, nicht überteörpeltenGrube im Pfannengrunde, zu dem Recessus acetabuli. Bei nor;malej^Stel^ Hüftknochens ist die Incisura^ der Jaejst..gel£g.e.DeTheil der Pfanne.""Der Ümriss"' des Foramen obturatum besitzt zwei Ausgangspunkte;er beginnt nämlich mehr oder__weniger jrtumpfrandig an der Incisuraacetabuli undHTauft entlang den Aesten des Schambeines als scharfeLeiste, CristaTöbturatoria, fort, um an der hinteren Seite des oberenSchambeinastes zu endigen. Dadurch entsteht an der unteren Flächedes Schambeinkörpers ein schief nach vorne und medial verlaufenderSulcus obturatorius.]Die Veiknöcherung der knorpelig vorgebildeten Hüftbeine beginnt in der,11."Woche des embryonalen Lebens im Darmbeinantheile, oberhalb der Pfanne undan der Incisura ischiadica major. Ein zweiter selbstständiger Knochenherd erscheintdann mit Beginn des 5. Embryonalmonates im Körper des Sitzbeines und der drittegegen das Ende des 6. Monates im Schambein, oberhalb des medialen Winkels desForamen obturatum. Indem sich diese Knochenherde nach und nach in dem vorgebildetenKnorpel mehr und mehr ausbreiten, rücken sie in der Gelenkpfanneimmer näher an einander und werden hier durch den schon früher erwähnten dreistrahligenFugenknorpel verbunden. Vom 12. Lebensjahre an verkalkt und verknöchertauch dieser, so dass sich zwischen den Körpern der drei Theilstücke desHüftbeines eine den Berührungsflächen derselben entsprechend geformte Knochenplatteausbildet (Os acetabuli). Sie ist am dicksten an den vortretenden Rändern, ganzdünn und theilweise unterbrochen im Inneren der Fuge. Sie erstreckt sich aber1 ) Syn. Linea'glutaea inferior und superior.2 ) Syn. Ramus horizontalis ossis pubis.3 ) Crista pectinea s. pubica.4 ) Syn? Ramus descendens ossis pubis.5 ) Syn. Angulus • subpubicus.


44 Verbindungen der Rumpfknochen.auch über das Bereich der Fuge hinaus, entlang dem Pfannenrande fort, der zumTheil durch sie gebildet wird, überdies aber auch oben an die Spina anteriorinferior des Darmbeines, deren Epiphyse sie zugleich darstellt. Die knöcherne Verschmelzungdieses Fugenknochens mit den angrenzenden Theilstücken des Hüftbeineserfolgt um das 16. Lebensjahr. Am Kamme des Darmbeines und am Tuberischiadicum sitzt vor vollendetem Wachsthum je eine Epiphyse; die erstere hat dieForm einer Spange, die letztere die einer Scheibe. Sie erscheinen im 15. bis 16. undverschmelzen erst nach dem 20. Lebensjahre vollständig mit den entsprechendenGrundstücken.Verbindungen der Rumpfknochen.1. Banclapparate an der Wirbelsäule. Die Verbindung jezweier wahrer Wirbel untereinander geschieht: a) durch dieLigamenta intervertebralia, welche als weiche, elastische Scheiben zwischen.die_ Endflächen der WirbelkoTpeT^nicht nur derenVerband vermitteln, sondern auch"" eih^TSeües Element zum Aufbau derWirbelsäule liefern; b) durch_den gelenkigen Verband an den Gelenkfortsätzen;c) durch Bänder, ^w^lcheals Ligamenta intercruraliaje zwei Bogen, und d) durch Faserstränge,_welche_jn. der Brust- undLendengegend besonders kräftig ausgebildet, als Ligamenta interspinaliaje^ zwei" Dornfortsätze mit einander verbinden. Nebst diesem besonderenBälKlapparafe , besitzfclie Wirbelsäule noch einen allgemeinen, der sichüber die ganze Länge des von den Körpern gebildeten Axenschaftesausdehnt; diese Bänder werden als Ligamenta longitudinalia beschrieben.Die Bandscheiben, Ligamenta intervertebralia, x ) bestehen aus einempej^phejj£ehen r^jie^gestreift darstellt und als Annulus fibrosus bezeichnet wird; dann auseinem"^hlralen^TheTle, der weich und nachgiebig ist, aus Resten derGhordär"döfsälTs h^rvorgeFtTlihd"G~älTertkern, Nucleus pulposus, genanntwird. Dieser weiche Kern wird an Längsdurchschnitten durch dieSpannung, unter welcher die Wirbelsäule steht, über die Schnittflächehinausgedrängt und quillt im Wasser bis auf das Doppelte seinesursprünglichen Umfanges auf. Vom siebenten Lebensjahre angefangenfindet man, wie es scheint constant, im Innern der Bandscheiben eineHöhle, deren Wände von dem gelockerten und flockig zerfallenen Gewebedes Nucleus pulposus gebildet werden. Die Wände der Höhle berühren sichaber, so dass der Hohlraum an Durchschnitten nur als feine Spalte zurAnsicht kommt. Die Streifung des Faserringes entsteht nicht durch denWechsel verschiedener Gewebe, sondern ist nur der Ausdruck der verschiedenenAnordnung der geschichteten Faserzüge, welche überwiegendin schiefen, sich gegenseitig überkreuzenden Richtungen von Wirbel zuWirbel gehen, theils aber auch eine mehr kreisförmige Anordnungzeigen oder in langen Spiralen verlaufen.Das Gewebe des Annulus fibrosus besteht aus derben, zu sehnenglänzendenStreifen vereinigten Bindegewebsbündeln mit eingestreutenelastischen Fasern, der Nucleus pulposus aus einer gallertartigen Grundsubstanz,in welcher sich spärliche, Knorpelzellen finden. An der Grenzedes Nucleus pulposus gehen beide Gewebsformen allmälig in einander'•) Syn. Fibrocartilagines intervertebrales.


Verbindungen der Rumpfknöchen. 45über. Die ganze Scheibe hängt mit einer dünnen epiphysären Schichtehyalinen Knorpels zusammen, welche die Endflächen der Wirbelkörperbekleidet, und die Bildungsstätte des neuen Knochenänwuchses derWirbelkörper ist.Betrachtet man die Verbindung als ein Halbgelenk, Eemidiarthrosis, sorepäsentiren die beiden durch die Höhle geschiedenen Hälften der Bandscheibe dieGelenkknorpel der zwei Endflächen der Wirbelkörper und der Annulus fibrosus dieCapsula fibrosa des Gelenkes. Nucleus und Höhle liegen nicht genau central, sonderndem hinteren Rande näher, in welcher Richtung auch die Höhle manchmal Fortsetzungenentsendet. In der Halsgegend ist die Höhle doppelt und in die Nähe desaufgeworfenen Seitenrandes der oberen Endfläche der Wirbelkörper verlegt. Nurder peripherische Theil des Annulus fibrosusenthält Blutgefässe.Die Kapseln an den Gelenkfortsätzen sind durch unregelmässigeFaserzüge verstärkt. Zwischen den Dornfortsätzen kommenmanchmal in der Lendengegend accessorische Gelenke vor.Die Ligamenta intercruralia bestehen aus Faserzügen, die von demunteren Rand und von der vorderen Fläche des höheren Wirbelbogenszum oberen Rande und zur hinteren Fläche des nächst unteren Wirbelbogensverlaufen. Sie schliessen den Wirbelkanal bis auf die Foraminaintervertebralia vollständig ab und bilden aussen eine mediane Leisteoder einen Strang, der die Wurzeln je zweier Dornfortsätze mit einanderverbindet. Sie bestehen vorwiegend aus elastischem Gewebe, dem sie diegelbe Färbung und den Namen Ligamenta flava verdanken. Aus denRandbündeln, welche je zwei benachbarte Dornfortsätze mit einanderverbinden, Ligamenta interspinalia, geht in der Nackengegend das Ligamentumnuchae hervor, eine beim Menschen nur schwach ausgebildeteMembran, welche sich, nach oben immer breiter werdend, bis zumHinterkopf erstreckt.Die gemeinschaftlichen langen Bänder sind aus verwebten /Faserzügen zusammengesetzt, die theils schon an den nächstgelegenenWirbeln sich anheften, theils zu weiter entfernten gehen, über die Concavitätender Wirbelkörper brückenförmig hinwegsetzen und mit denBandscheiben innig verschmelzen. Das vordere, Ligamentum longitudinaleanticum, rejcht vom Tuberculum anticum atlantis bis auf die vordereKreuzbeinfläche, ...wo es mit dem Periost verschmilzt, das hintere, Ligamentumlongitudinale posticum, vom zweiten Halswirbel, bis in den Kreuzbeinkanal,wo es in die harte Rückenmarkshaut übergeht.Die Körper der Kreuzwirbel verwachsen nur mit ihren Randtheilenmit einander, daher im Innern der Fuge noch im höherenAlter eine knorpelige Zwischenschichte nachweisbar ist. Die Bandscheibezwischen dem letzten Kreuz- und dem ersten ; Steisswirbel besitzt ebenfallseine kleine Höhle. Ein aus gekreuzten Fasersträngen bestehenderBandapparat, Ligamenta sacrococcygea antico, und postica, besorgt dieVertun düng d^r_Steisswirbel mit dem letzten Kreuzwirbel, deckt" vornedie ConcavitätTdes~Steissbeins und schliesst hinten den Hiatus sacralisab. Die Ligamenta sacrococcygea lateralia vereinigen die Rudimente derBögen und der Fortsätze der Steisswirbel mit einander und mit denKreuzbeinhörnern.


46 Verbindungen der Rumpfknochen.2. Bandapparate der Rippen. Diese beziehen sich auf die Gelenkeder Rippenköpfchen, aut^die Gelenke der Rippenhöcker,auf die Verbindung der Rippenhälse mit den Querfortsätzenund auf die Verbindung mit dem Brustbein.An der Bildung der Articulatio capituli costae betheiligt sich dieFovea costalis des Wirbelkörpers und die Gelenkfläche des Capitulumcostae, in der Mehrzahl der Fälle auch die Zwischenwirbelscheibe, weildie Fovea costalis nur am 11. und 12. Wirbel abgeschlossen, wie manzu sagen pflegt, ganz ist, an den übrigen Rippen aber, über die Bandscheibeweg, bis auf den unteren Rand des nächst oberen Wirbels sichausdehnt. Die Foveae costales und die Gelenkflächen des Capitulumzerfallen daher in zwei Facetten oder Hälften, und da die Cfista capitulimit der Bandscheibe durch ein Band, Ligamentum capituli interarticulare,verbunden ist, so wird auch die Gelenkhöhle in zwei Räumegeschieden. Das genannte Band ist aber nicht eine selbstständige Bildung,sondern ein seitlicher., an die Crista capituli sich anheftender Fortsatz desLigamentum intervertebrale. Die Verstärkungsbänder dieses Gelenkes,Ligamenta costovertebralia radiata, strajüejo^ächerförinjg^. von den JRipjpenköpfchen_aufdie vordere Fläche der Wirbelkörper aus; ähnliche, jedochschwächere Bänder befinden sich auch an der hinteren Seite .des Gelenkes.Die Articulatio costotransversalis ist an ihrer hinteren Seite durchein queres, kräftiges Ligamentum tuberculi costae gesichert; auch ver-.bindet ein horizontales, aus kurzen Bündeln bestehendes Ligamentumcolli costae den^T^pjienhals mit dem^Querfortsatz. Diese Bänder vereinigen :das hintere Rlppenende mit jenem""*Querfortsatze, welcher den Rippenhöckerstützt; neben ihnen bestehen aber in den Zwischenrippenräumennoch einige schiefe Ligamenta costotransversaria, welche jejden Rippenhals_mit dem nächst oberen Querfortsatze verbinden^ das grösste dieserBänder ist von vorne sichtbar."*""Zwischen ihm und dem Wirbelkörper,ist der Rückgratkanal durch das Foramen intervertebrale zug-änglich. Inder Lendengegend wird das Ligamentum costotransversarium zu einemLigamentum lumbocostale, welches von dem Processus transversus des1. Lendenwirbels zum unteren Rande der letzteren Rippe ausstrahlt.Die folgenden, diesem Bande entsprechenden Bündel verbinden je zweiProcessus transversi der Lendenwirbel miteinander.Die Verbindung der vorderen Rippenenden mit dem Brustbeinist von der zweiten Rippe an in der Regel gelenkig. In derArticulatio costosternalis der zweiten Rippe findet sich auch ein Ligamentuminterarticulare, welches das Rippenende mit der zwischen Manubriumund Corpus sterni eingeschalteten Bandscheibe verbindet unddie Gelenkhöhle in zwei Etagen theüt. An den übrigen Verbindungen.ist die Gelenkhöhle nur einfach, sie kann aber auch fehlen, in welchemFalle dann der Verband durch kurze, straffe Faserbündel vermitteltwird. Die stark aufgebogenen Knorpelstücke der 6. und 7. Rippe bildenstets mit einander ein Gelenk. Die Verbindung des ersten Rippenknorpelsmit dem Manubrium sterni ist in der Regel «eine continuirlicheindem sich der erstere unmittelbar, ohne besonderes Bindemittel, anden leicht vertieften Seitenrand des letzteren anfügt; nur in äusserstseltenen lallen findet sich auch hier eine gelenkige Verbindung^ Diedrei bis vier oberen falschen Rippen, welche mit ihren Enden das


Verbindungen der Rumpfknochen. 47Brustbein nicht mehr erreichen, legen die stumpf spitzigen Enden ihrerKnorpel stufenweise aneinander und stellen, durch'kurze Bänder untereinanderund mit dem Knorpel der 7. Rippe verbunden, an jeder Seiteden unteren Abschluss des Brustkorbes her, welcher als Rippenbogenbezeichnet wird. Beide diese Bogen treten unter dem Sternum winkeligzusammen und begrenzen in dieser Weise die sogenannte Magengrube,auch Angulus praecordialis genannt.3. Die drei Brustbeinstücke werden, wie die Wirbelkörper,-durch Faserscheiben vereinigt. Starke, glänzenTTe^ä^erzuge7"welche'vonden_^ip^nendelT^uf3eig^^Iä"chen' "ctes" Brustbeins ausstrahlen, IJigämentacoruscantia, sichern die V^rbmduhg^'der Rippen mit dem Sternumund vereinigen sich mit dem Periost zu einer derben, das Brustbeinrings umhüllenden Membran, Membrana sterni.4. Die Verbindungen der Hüftbeine beziehen sich auf dieVerbindung mit dem Kreuzbeine, die ein wahres Gelenk vorstellt,und auf den Verband in der Schoossgegend. .In der Articulatio iliosacralis sind alle Bestandtheile eines Gelenkes.nachgewiesen worden: der hyaline Knorpelüberzug an den ohrförmigenunebenen Berührungsflächen beider Knochen, eine den Verschluss derGelenkhöhle vermittelnde Kapsel und eine gefässhaltige, mit kleinenZotten versehene Synovialhaut. Die Verbindung wird gesichert durcheinen kräftigen Bandapparat, Apparatus ligamentosus iliosacralis, welchervorne nur aus wenigen queren Bündeln besteht, hinten dagegen eine dicht verfilzteFasermasse darstellt, die fast den ganzen Raum zwischen den vorspringendenKnorren des Darmbeins und der Crista sacralis lateralis ausfüllt; indie Lücken desselben ist lockeres Bindegewebe Und Fettgewebe eingelagert.Die Schoossfuge, Symphysis ossium pubis, zeigt im Wesentlichendenselben Bau, wie der'Verband der Wirbelkörper untereinander undist vermittelt durch eine Bandscheibe, welche zwischen die Berührungsflächentter beiden^^h^mbeine eingeschaltet ist. Peripherisch zeigt einsagittaler Durchschnitt ebenfalls jene concentrische Streifung, welche derAusdruck der Faserzüge ist, die von einem zum anderen Knochen schiefund quer verlaufen. Die queren Bündel häufen sich, als Verstärkungsbänder,besonders vor und unter der Verbindung, und verschmelzenmit dem Periost. Die Faserbündel in dem Winkel unter der Schoossfuge,im Angulus pubicus, führen den Namen Ligamentum arcuatum pubis. Einhorizontaler Durchschnitt der SymphyseHzelgfi71i ass die^a^eririasse'keilförmiggestaltet und mit der/Kante nach dem Beckenraume, mit derBasis nach vorne gerichtet /ist. Die Faserscheibe quillt in der letztenZeit der Schwangerschaft auf; in Folge dessen wird der Verband in derSchoossfuge nicht unbeträchtlich gelockert.Häufig findet sich in der Bandscheibe eine sagittal gerichtete, mehroder weniger ünregelmässige Spalte.Folgende Bandapparate sind theils als Haftbänder der Becken--knochen, theils als membranöse Ergänzungsstücke der Beckenwandungenanzusehen: ^Das Ligamentum iliolumbale, \y^lches_vom Processus_transversus des5. Lendenwirbels gegen den Darmbeinkamm und über die vordere Seite desKreuzdarmbeingeTenEes"ausstrahlt. Das Ligamentum tuberososacrum, welches-vom T^ultärTschiadicum zum Kreuzbein und zu der Spina posterior superior


48 Die Wirbelsäule.des Darmbeins schief aufsteigend, und fächerförmig ausgebreitet gespanntist. Das Ligamentum spinososacrum, welches beinahe quer vom Sitzbeinstachelzum Rande des Kreuzbeines geht. Die zwei letzteren Bänderkreuzen sich; das Ligamentum spinososacrum ist von dem Beckenraume,das Ligamentum tuberososacrum vom Gesäss aus zu übersehen; ihreRänder verschmelzen mit den Fascien dieser Gegend. Durch diese Bänderwerden die Hüftbeinausschnitte in Hüftbeinlöcher, ein Foramen ischiadicummajus und ein Foramen ischiadicum minus, umgestaltet. Eine Membran,Membrana obturans, füllt das Foramen obturatum aus; da aber der Randder Oeffnung nicht in sich zurücklauft, so entsteht am Sulcus obturatorius,ein Canalis obturatorius.Die Wirbelsäule.Bei der anatomischen Betrachtung der Wirbelsäule sind drei Beziehungenderselben zu berücksichtigen, da sie nicht nur die gegliederteAxe des Rumpfes, sondern auch das Aufnahmsorgan des Rückenmarkesist und zugleich einen wandbildenden Skelettheil der Visceralhöhlenabgibt. Mit Rücksicht auf diese drei Verrichtungen soll Form und Beweglichkeitder Wirbelsäule untersucht werden.Gestalt. Man muss an der Wirbelsäule zwei Abschnitte unterscheiden,einen oberen und einen unteren; die Grenze bildet ein nachvorn ausspringender, ziemlich scharfer Knickungswinkel, welcher an derVereinigungsstelle des letzten Lendenwirbels mit dem Kreuzbein zuStande kommt und mit dem Namen Promontorium bezeichnet wird.Der obere, gegliederte Theil, aus 24 wahren Wirbeln und 22 Bandscheibenbestehend, verjüngt sich allmälig von unten nach oben, undzwar hauptsächlich in seinen Körpern; der untere oder Beckentheilnimmt dagegen nach unten, und zwar in allen seinen Theilen so raschab, dass er im 9. Wirbel, dem letzten Steisswirbel, zu einem kaummehr als erbsengrossen, rundlichen Knöchelchen reducirt ist.Die ganze Säule ist in der Sagittalebene zweimal S-förmig gebogen,indem die in der Brustgegend nach vorn concave Krümmung in derHals- und Lendengegend durch Gegenkrümmungen derart wieder ausgeglichenwird, dass bei der aufrechten Normalstellung eine vom Zahndes Epistropheus ausgehende senkrechte Linie den vorderen Umriss derWirbelsäule dreimal schneidet, und zwar zwischen dem 7. Halswirbelund dem 1. Brustwirbel, dann zwischen dem 12. Brustwirbel und dem1. Lendenwirbel, und endlich am Promontorium, zwischen dem 5. Lendenwirbelund dem 1. Kreuzwirbel. In der Brust- und Kreuzgegend fälltdiese Senkrechte vor die Wirbelsäule, in der Lendengegend und in derHalsgegend in die Substanz der Wirbelkörper. Die Wirbelsäule wendetdaher die Concavitäten ihrer Krümmungen in jenen Abschnitten desRumpfes nach vorne, in welchen die Wandungen der Visceralhöhlenganz vom Skelete umrahmt werden, nämlich in der Brust- und Beckengegend.Die grösste Vertiefung der Brustkrümmung fällt auf den 5. und6. Brustwirbel, und der Scheitel der Lendenkrümmung trifft den4. Lendenwirbel; hier greift also die Wirbelsäule sogar weiter in dieVisceralhöhle ein als am Halse. „ Die Krümmung der Wirbelsäule istjedoch nicht unveränderlich, sie variirt mit den Individualitäten und


Die Wirbelsäule. 49den Körperhaltungen und nimmt ihre für die Menschenspecies socharakteristische Form erst in dem Momente an, wo das Kind anfängt,den Leib aufrecht zu tragen und Gehversuche zu machen. Beim Neugeborenenist die Wirbelsäule in der Brustgegend kaum gebogen,und in der unteren Hals- und Lendengegend sind nur leichte Biegungenwahrnehmbar.Die Krümmung der Wirbelsäule ist zugleich Ergebnis« des Wachsthumsindem die Elemente der Säule während der Vergrösserung auch eine keilförmigeGestalt gewinnen; doch ist diese weder den Wirbelkörpern noch den Bandscheibenausschliesslich eigen, trifft bald diese, bald jene mehr, ist überhaupt bei der grossenZahl der Glieder an dem einzelnen derselben nicht auffällig; nur da, wo auf kurzenStrecken scharfe Biegungen vorkommen, ist sie deutlich bemerkbar, z. B. am letztenLendenwirbel, dessen Keilform sehr wesentlich auf die Krümmung der WirbelsäuleEinfluss nimmt, und zwar so, dass, je mehr keilförmig dieser Wirbel ist, die Krümmungen,insbesondere des Lendentheiles, um so stärker heraustreten. Sonst ist esnur die Summe der kleinen Höhenunterschiede an den einzelnen Segmenten, welchedie Krümmung ergibt. Neben der sagittalen Krümmung kommen meistens auchseitliche Ablenkungen an der Wirbelsäule vor; die nach rechts in der Brustgegendist die. gewöhnlichste und schon an der Ablenkung in der Reihe der vorspringendenDornfortsätze zu erkennen.Denkt man sich, was annähernd der Fall sein dürfte, die vorhin erwähnteSenkrechte als Sehwerlinie, so ist ersichtlich, dass die vom Rumpfe belastete Wirbelsäulesich bei aufrechter Stellung stärker krümmen und etwas an Höhe verlierenmuss, dagegen im Liegen, vermöge ihrer Elasticität, die durch den Bau bedingtenatürliche Gestalt und Länge wieder erreichen wird. Der Höhenunterschied desganzen Körpers beträgt nach .längerer Ruhe etwa ü - ö Cm.Aus der Gestaltung der einzelnen, die Wirbelsäule zusammensetzendenTheile und aus der Spannung der Bandapparate und derMusculatur ergibt sich eine Form, welche man als Gl eich gewicht s-figür bezeichnen kann, in welche die Wirbelsäule immer wieder zurückzukehrensucht, wenn sie, z. B. durch Muskelzug, in eine andere Formgebracht worden ist.Der Rückgratcanal, Canalis vertebralis, 1 ) ist oben im Umfange desForamen occipitale magnum an die Schädelhöhle angesetzt, und endigtunten am Hiatus sacralis. Mit Hilfe der Bandmassen, welche die Zwischenräumeje zweier Wirbel ausfüllen, namentlich der Ligamenta flava undder Membranen am Kreuzbein, werden seine Wandungen vervollständigt;die Foramina intervertebralia vermitteln den Ein- und Austritt der Gefässeund Nerven des Rückenmarkes.Form und Umfang des Rückgratkanales sind in den einzelnen Abtheilungender Wirbelsäule verschieden. In der oberen Halsgegend istsein Umfang am grössten, am 5. Halswirbel nimmt er schon etwasab, wird aber am 7. wieder weiter und verengert sich abermals sehrstark in der Mitte der Brustgegend; im letzten Lendensegmente erweiterter sich neuerdings, um sich endlich im Kreuzbeine rasch zu verengen.Sein Querschnitt ist in der Halsgegend dreiseitig, in der Mitte derBrustgegend beinahe kreisrund, in der Lendengegend wieder dreiseitig,und in der unteren Kreuzgegencl schmal bohnenförmig. Die Foraminaintervertebralia sind längs-oval, in der Halsgegend grösser als in derBrustgegend, in der Lendengegend wieder grösser als in der Halsgegend.l ) Syn. Canalis medullae spinalis.v. Lan ger-Toldt, Anatomie. 5. Aufl.


50Die Wirbelsäule.In der Halsgegend münden sie in die Furche des Querfortsatzes desnächst unteren Wirbels; in der Brustgegend dagegen leiten sie dieNerven vor dem Ligamentum costotransversarium in die Zwischen*rippenräume und hinter diesem Bande, an der lateralen Seite des Gelenkfortsatzes,zur Rückenfläche der Wirbelsäule. Der ersteren Communicationlentsprechen die vorderen, der letzteren die hinteren Kreuzbeinlöcher.Die Zahl sämmtlicher Zwischenwirbellöcher ist auf jeder Seite, mitEinschluss der Lücke zwischen dem Kopf und dem Atlas und der vierKreuzbeinöffnungen, 29. Von diesen rechnet man die oberen 8 zumHalstheile, die nächsten 12 zum Brusttheile, die 5 folgenden zumLendentheile; das Foramen intervertebrale zwischen dem 7. Hals- und1. Brustwirbel wird daher noch in den Halstheil, das zwischen dem12. Brust- und 1. Lendenwirbel in den Brusttheil, und das zwischen,dem 5. Lenden- und 1. Kreuzwirbel in den Lendentheil einbezogen.Durch die Reihenfolge der rück- und seitwärts vorspringendenWirbelfortsätze und der Rippen entstehen an der hinteren Seite der 1Wirbelsäule furchen förmige Räume, Sulci dorsales, die zur Unterbringungder tiefen Rückenmusculatur dienen.In Betreff der Orientirung nach den dem Getäste zugänglichen Dornfort-JSätzen ist zu bemerken, dass der nahezu horizontale Dornfortsatz der Vertebraprominens und des ersten Brustwirbels nur wenig tiefer als die Faserscheibe'zwischen dem betreffenden und dem nächst unteren Wirbel steht, dass die Spitze!des Dornfortsatzes des 5. bis zum 7. Brustwirbel erst der nächsten Fuge entspricht,;;daher um einen Wirbelkörper tiefer liegt, und dass zwischen dem Dornfortsatz des.8. und SJ. Brustwirbels die Fuge des 9. und 10. Wirbelkörpers zu finden ist. In der'Lendengegend weist der untere Endpunkt des Domes genau auf die ihm. entsprechende •Fuge hin. Die Mitte der Foramina intervertebralia liegt überall etwas höher als dieentsprechende Fuge.Da der Querfortsatz des 7. Halswirbels kein Tuberculum anticum besitzt, so*schliesst das vordere Höckerchen am Querfortsatze des 6. Wirbels die Reihe dieser!:Höckerchen ab und bildet einen Vorsprung, das Tuberculum caroticum. Der in derTiefe des Halses operirende Chirurg kann sich dieses Höckerchens als Orientirungs-Ipunkt bedienen.Beweglichkeit der Wirbelsäule. Der feste, durch elastische Bändervermittelte Verband der Wirbel unter einander und die Zunahme derDimensionen von oben nach unten sichern der Wirbelsäule als Axen-sgebilde des Rumpfes allerdings einen gewissen Grad von Stabilität;dennoch aber ist ihre Form und Lage naturgemäss eine labile, schöndurch geringe Muskelzüge veränderliche; denn trotz des festen Verbandesje zweier Wirbel unter, einander besitzt jede dieser Verbindungen einengewissen Grad von Beweglichkeit, welcher den einzelnen Elementenzwar nur geringe Excursionen erlaubt, der ganzen gegliederten Säuleaber durch die Summirung dieser kleinen Excursionen auffallende Formveränderungengestattet, und dem der Säule oben angefügten Kopf einengrösseren Verkehrsraum zugänglich macht. Die Bedingungen dieserBeweglichkeit sind: Der Bau der Bandscheiben in dem Axenschafteund die gelenkigen Verbindungen an den Gelenkfortsätzen.Betreffs der Bandscheiben ist ersichtlich, dass, während derAnnulus fibrosus den festen Verband je zweier Wirbelkörper der hauptsächlichstenTräger der Leibeslast, vermittelt und daher die Stabilitätder ganzen Säule sichert, der Nucleus pulposus zwischen die Wirbel


Die Wirbelsäule. 51wie ein elastisches Kissen eingeschoben ist. Durch die Nachgiebigkeitund Verschiebbarkeit des letzteren bekommt der auflagernde Wirbel einelabile Lage und das Vermögen, kleine Schwankungen zu machen undsich daher auf die eine oder andere Seite zu neigen. Die Festigkeit desVerbandes leidet dabei keineswegs, weil der peripherische Antheil desAnnulus fibrosus auf einer Seite noch straffer gespannt wird, auf der anderenSeite aber, ohne an Spannung zu verlieren, durch den ausweichendenNucleus herausgedrängt wird. Es ist begreiflich, dass je breiter und jeebener die Basalflächen der Wirbelkörper sind, desto höher die Bandscheibensein müssen, wenn noch einige Beweglichkeit möglich sein soll.Betreffend die Wirbelgelenke darf nicht übersehen werden, dassdieselben mit der Intervertebral-Fuge an dem Körper eigenlich nur zueiner gelenkigen Verbindung zusammentreten und daher jede Bewegungnur unter Betheiligung aller drei Verbindungen vollzogen werden kann.Da nun die Fuge zwischen den Körpern wegen des weichen Nucleusjedem Wirbel eine allerseits ausgreifende Neigung gestattet, so ist klar,dass die Richtung der Bewegung eigentlich nur von der Einrichtungder Gelenke an den Gelenkfortsätzen, von der Gestaltung und der Richtungder Gelenkflächen abhängig ist. Auf die Grösse der Bewegungnehmen allerdings die Bandscheiben einen sehr massgebenden Einfluss;denn je höher eine Bandscheibe ist, desto grösser ist die Beweglichkeitzwischen je zwei Wirbeln; daraus folgt weiter, dass je grösser die Anzahlund die Höhen-Summen aller Bandscheiben in einem Abschnitte derWirbelsäule ist, desto grösser, im Allgemeinen genommen, auch seineBeweglichkeit sein kann.Prüft man nun die Beweglichkeit der ganzen Wirbelsäule nachder Richtung der ausführbaren Bewegungen, so kann man eineBiegung in der sagittalen Ebene, nach vorn und hinten, dann eine inder frontalen Ebene, nach rechts und links, und ausser den reinenBiegungen auch noch eine Drehung [Torsion) unterscheiden.Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Bewegungen der ganzenSäule zeigt es sich aber, dass die drei Abschnitte der Wirbelsäule ausder aufrechten (Gleichgewichts-) Lage nicht in gleichem Masse nach allenden bezeichneten Richtungen beweglich sind. Man kann sich alsbald aucham Lebenden überzeugen: a) dass nur das Bruststück einen grösserenAusschlag in der frontalen Richtung, also genau seitwärts gestattet;b) dass sich das Hals- und Lendenstück am meisten nach hinten undnur wenig nach vorn biegen lässt; c) dass die seitliche Abbiegung desHalsstückes stets mit einer Drehung seiner vorderen Fläche nach derSeite der Beugung einhergeht; d) dass sich die Lendenwirbelsäule kaumnach der Seite krümmen lässt; e) dass endlich eine Torsion (von derDrehung im obersten Halsgelenke abgesehen) hauptsächlich nur an derunteren Grenze des Bruststückes vorgenommen werden kann.Diese Verschiedenheiten lassen sich aus Folgendem erklären:Das Vermögen des Bruststückes, sich in der Frontalen leicht undbeträchtlich abbiegen zu lassen, beruht auf der ebenen Gestaltung undfrontal-senkrechten Stellung der Gelenkflächen an den Gelenkfortsätzenund wird unterstützt durch die vielen Abgliederungen zwischen zwölfWirbeln. Die Beschränkung der Dorsalflexion ist veranlasst zu einemTheile durch die frontale Einstellung der Gelenkfortsätze, dann aber auch4*


52 •Der Brustkorb.durch die steile Richtung und den dichteren Anschluss der langenDornfortsätze. — Das grössere Mass der Dorsalflexion im Halsstückeerklärt sich aus der schief nach hinten abdachenden Lage der gleichfallsebenen Gelenkflächen, auch wieder unterstützt durch die mehrfacheSegmentirung der Halswirbelsäule. Da sich aber die so schief gelagertenGelenkflächen bei jedem Versuche einer grösseren Anteflexion voneinanderalsbald abheben müssten, begreift sich die Beschränkung dieserBewegung. Allerdings gestatten die Gelenkflächen in beständigem Gleitenauf einander auch eine seitliche Neigung, doch nicht ohne eine Wendung»des ganzen Wirbelsäulenstückes auf die Seite der Neigung. Diesistdadurch zu erklären, dass bei dieser Neigung die eine Wirbelhälfte,!nämlich die auf Seiten der Neigung befindliche, herabrutscht, die andere"aber hinaufgleitet, und daher wegen der Schieflage der Gelenkflächen 1 ;»die erstere etwas nach hinten, die letztere zugleich etwas nach vorneverschoben wird. Aus der Summe dieser gleichsinnigen Verschiebungender sechs unteren Halswirbel aneinander ergibt sich die Drehung. —Bei Flexionen des Lendenstückes gleiten die senkrecht sagittal gestelltenund einander umfassenden Gelenkflächen ebenfalls im Contactemit einander; sie werden bei der Dorsalfiexion enger zusammen-;geschoben, bei der Anteflexion aber auseinander gezerrt. Dass aber reineRotationen im Lendenstücke fast unausführbar sind, erklärt sich gleichfallsaus der Form und Fügung der Gelenkflächen. — Die Möglichkeitder reinen Rotation zwischen den unteren Brustwirbeln beruht darauf,dass die betreffenden Gelenkflächen zwar noch senkrecht gestellt sind,sich aber bereits lateral wenden und dadurch in die Peripherie einesKreises zu liegen kommen. Die daselbst bereits bedeutendere Höhe derBandscheiben unterstützt diese Rotation, gleichwie diesem Umständeauch das Lendenstück seine grössere Biegsamkeit verdankt.Da die Biegsamkeit der drei Abschnitte der Wirbelsäule eine verschiedeneist, sowohl nach Mass als auch nach Richtung der Bewegung, so kann die resultirendeGestalt der im Ganzen gebeugten Wirbelsäule kein ebenmässigefBogen sein; es müssen sich vielmehr an den beweglicheren Stellen Knickungswinkelbilden. Diese fallen bei der Dorsalflexion in der Halsgegend auf den 4. und;5. Wirbel, in der Lendengegend auf den 3. und 4. Wirbel; bei den Lateralflexionenam Halse in den 6. und 7. Wirbel, im Bruststücke gleichfalls auf den 6. und7. Wirbel. Die Torsion macht sich aber am meisten an der Grenze zwischen Brustund Lende kennbar.Die Biegsamkeit der ganzen Lendenwirbelsäule bedingt zunächst nur dieNeigungen des Rumpfes über dem Beckenringe; die Biegungen der ganzen Säulebedingen aber Aenderungen in der Gestaltung des Rumpfes, gleich wie die Torsionen.Die grosse Biegsamkeit des Halsstückes kommt ausschliesslich dem Bewegungsumfängedes Kopfes zu Gute. Die Fortsätze der Wirbel und selbst die Rippen bietenden angreifenden Muskeln zahlreiche Hebelarme dar, wodurch die schon für dieErhaltung des Gleichgewichtes des Rumpfes nicht geringe Arbeitsleistung wesentlicherleichtert wird.Der Brustkorb.Gestalt. Man kann sich den Brustkorb, Thorax, als einen nachunten kegelförmig sich ausweitenden Behälter vorstellen, dessen Seiten:wände stärker ausgebogen sind als wie die vordere Wand, und dessenhintere Wand sich jederseits von der Wirbelsäule nach vorne ein-


.Der Brustkorb. 53rollt und diese umklammert, so dass die Umrisse horizontaler Durchschnittedes gesammten Brustkorbes eine Kartenherzform bekommen.Diese Form des Querschnittes ist schon in der Krümmung der einzelnenRippen vorgebildet, welche, wie vorhin beschrieben, hinten mehrgebogen sind als vorne, wo sie im Zusammentreten mit dem Sternumeine nahezu ebene Fläche [Planum sternale) darstellen. — Von vorneher betrachtet, begrenzt sich der Thorax keineswegs mit geradlinigen,sondern mit gekrümmten, nach oben einbiegenden Seitencontouren,in Folge deren er sich daselbst mit allenthalben gewölbten Wändenabschliesst. Der Grund hiefür ist in der nach oben abnehmenden Längeund zunehmenden Krümmung der Rippen zu suchen. — Wegen derunzureichenden" Länge des Sternums ist die vordere Brustwand beiweitem kürzer als die von der Wirbelsäule dargestellte hintere Wand;der Angulus praecordialis stellt sich als ein Ausschnitt der ersteren dar;seine Umrandung begrenzt vorne die untere Brust-Apertur.Die Rippen liegen nicht horizontal, sondern umgürten den Brustkorbin symmetrischen, mehr und mehr nach unten ablenkenden Schraubentouren,woraus sich die Schiefläge der oberen Brust-Apertur, fernerdie Breitenzunahme der Zwischenrippenräume, Spatia intercostalia,bis gegen die vorderen Enden der Rippenknochen hin, und endlich derUmstand erklärt, dass in einen horizontalen Umkreis : des Thorax, jetiefer derselbe gelegt wird, desto mehr Rippendurchschnitte fallen, inder Hohe des 7. Brustwirbels sogar fünf Rippen. Aus der Schieflage derRippen erklärt sich auch die beschriebene Abknickung ihrer Knorpel;denn das vordere Ende des 5. Rippenknochens reicht schon so tiefherab, dass es fast in gleichem Niveau mit dem unteren Ende des Brustbeinkörperszu liegen kommt. Sollen sich daher die Knorpel dieser undder folgenden zwei wahren Rippen noch an das Brustbein anschliessen,so müssen sich ihre Knorpel aufbiegen, und zwar in einem immer mehrsich verschärfenden Winkel. Begreiflich ist es auch, dass sich die Knorpel,von dem der 5. Rippe angefangen, am Sternalansatze immer mehr zusammendrängenmüssen, und dass sich in Folge dessen die betreffendenZwischenrippenräume gegen das Brustbein zu wieder verengen.Der Brustkorb eines Neugeborenen ist vorne stärker gewölbt, dagegennach der Quere mehr verengt als der des Erwachsenen, auch ist seineobere Apertur nicht so stark geneigt. W^achsthumsverhältnisse und die mitden Versuchen des aufrechten Stehens sich ausbildenden Krümmungender Wirbelsäule führen nach und nach die beschriebenen, dem Erwachsenenzukommenden Formen des Brustkorbes herbei.Zur Orientirung in der Topik der Brustwandungen dürften folgendeAngaben genügen. Die Incisura jugularis sterni liegt im Niveau des Dornfortsatzesdes 2. Brustwirbels; das unterste Ende des Corpus sterni liegt in der Ebene,welche hinten den Dornfortsatz des 8. Brustwirbels, seitlich die Mitte der 7. Rippeschneidet. Das untere Ende der 11. Rippe liegt in gleicher Höhe mit dem Körperdes 3, Lendenwirbels. Der letzte Brustwirbelkörper entspricht dem vorderen Endedes 7. Rippenknochens. Diese Masse sind der Leiche eines an Typhus verstorbenenjungen Mannes entnommen und beziehen sich natürlicherweise nur auf dieExspirations-Gestalt des Thorax.Die Gestalt des Thorax ist an gefrorenen Leichen am besten zu ermitteln;Durchschnitte geben gute Uebersichten. Es ist einsichtlich, dass die Stellung derRippen, überhaupt die ganze Gestaltung des Brustkorbes je nach der Wegsamkeit


54 Der Brustkorb.der Lunge eine verschiedene sein müsse, und selbst durch die Lagerung der Leiche,gerade so wie die Wirbelsäule, verändert werden könne.Beweglichkeit. Auf den rhythmischen Bewegungen des Brustkorbesberuht die Ventilation der Lungen; sie bedingen die Erweiterung desRaumes, wodurch die Luft in die Lungen eingesogen wird [Inspiratio) unddie Verengerung, wodurch die eingesogene Luft wieder herausgepresstwird [Exspiratio). Veranlasst wird dieser Vorgang durch die Bewegungender Rippen und der ganzen Brustwände.Da die einzelnen Rippen (mit Ausnahme der 11. und 12-) anzwei Punkten an den Wirbeln haften, nämlich mit dem Capitulum unddem Tuberculum, so kann sich jede Rippe nur um eine Axe drehen,welche diese Punkte berührt, also in auf- und niedergehenden Bögen.Wegen der Schieflage der Rippen werden aber ihre vorderen Endennicht nur gehoben, sondern auch von der Wirbelsäule entfernt, beziehungsweiseihr wieder genähert, woraus sich schon die Erweiterung"und Verengerung des Thorax in sagittaler Richtung erklärt. Da aber dieQuerfortsätze der Wirbel nach hinten geneigt sind und in Folge dessen diebeiden Rippenaxen (die rechte und die linke) nach vorn convergiren,so bekommen die Excursionsbogen eine seitwärts abgewendete Richtung;die Folge davon ist, dass die beiderseitigen Rippen mit ihren vorderen'Enden auch auseinander zu treten suchen, woraus die Erweiterung, beziehungsweiseVerengerung des Thorax in frontaler Richtung resultirt,'Da die Neigung der Querfortsätze nach hinten in dem unteren Abschnittedes Brustkorbes allmälig zunimmt, so müssen die unterenRippen auch eine stärkere Ablenkung nach der Seite erfahren als wie dieoberen. Im Ganzen genommen besteht also die inspiratorische Bewegungder Rippen darin, dass sie sich erheben und sich mitihren Enden vorne von einander und von der Wirbelsäuleentfernen. — Da die Grösse der Ortsveränderungen der verschiedenen 1Theile einer Rippe mit dem Abstände derselben von der Drehungsaxezunimmt, so sind die respiratorischen Excursionen der Rippenund der ganzen Thoraxwand hinten kaum bemerkbar, an derSeite schon grösser, vorne aber am meisten auffällig. Auchistes klar, dass mit der Länge der Rippe, also von oben nach unten,der Umfang dieser Bewegung zunimmt.Diese Bewegungen macht natürlich das Brustbein mit; dasselbewird also im Augenblicke der Inspiration gehoben und von der Wirbelsäuleentfernt; da aber die Rippen nach unten zu länger werden, wirddas Brustbein unten mehr als oben aufgehoben und bekommt dadurchauf der Höhe der Inspiration eine stärkere Schieflage.Es fragt sich nun ferner, ob sich die Enden der Rippenknochenwirklich von dem Brustbein entfernen und dadurch das Planum sternaleverbreitern können. Bei tiefen Einathmungen, also bei grösserem Rippenhube,ist dies auch thatsächlich der Fall, und die Möglichkeit dafürergibt sich aus den Abknickungen der Knorpel; denn diese werden beijedem grösseren Rippenhube gestreckt und mit ihren aufsteigendenStücken von dem Rande des Brustbeines abgehoben, was begreiflichemweise Compensationsbewegungen in den Sterno-Costalgelenken mit sichbringt. Diese Veränderungen betreffen natürlich nur die Knorpel der


Das Becken. 55letzten wahren Rippen, deren stärkere Biegung gerade durch die grössereExcursionsfähigkeit der Enden der unteren, der längsten wahren Rippenbedingt wird.Die beschriebenen Rippenbewegungen sind aber nicht ausschliesslichdas Ergebniss ihrer Verschiebungen in den zwei Wirbelgelenken, weildie Axen der zu einem Reife sich abschliessenden Rippen nicht zusammenfallen,sich vielmehr vor der Wirbelsäule durchkreuzen, undzwar wegen des nach unten zunehmenden Zurückweichens der Querfortsätzein immer spitzigeren Winkeln. Die Bewegung dieser Gelenkewird daher Compensationsbewegungen in den anderen Verbindungen,in den Sterno-Costalgelenken, ja selbst eine Gestaltänderung der Rippehervorrufen. Die Rippe wird bei der Inspirationsbewegung torquirt. DieMuskelthätigkeit, welche die Brustwand hebt, wird somit auch dieElasticität der Rippen zu überwinden haben, mit welcher die Rippeihre Normalgestalt zu erhalten bestrebt ist.Wie die einzelnen Rippen, so verhalten sich bei den Athembewegungenauch die ganzen Wände des Brustkorbes; bei jeder Inspirationwerden die beiden Rippenbögen gehoben und von einander entfernt,und dadurch wird der Angulus praecordialis erweitert. Vergrösserungund Verkleinerung dieses Winkels ist eine die tieferen Respirationsbewegungenconstant begleitende Erscheinung, ganz im Einklänge mitVerbreiterung und Verschmälerung des Planum sternale.Es erhebt sich noch die Frage, wie sich bei den Respirationsbewegungendie einzelnen Rippen zu einander verhalten. Die unmittelbareBeobachtung lehrt, dass sich die Abstände .der Rippenknochenbei dem normalen Athmungsvorgang kaum merkbar ändern; nur an denunteren wahren Rippen ist eine kleine Verschiebung bemerkbar, offenbarveranlasst durch die Streckung der stark abgebogenen Knorpel. Eineauffälligere Vergrösserung dürften nur die letzten Zwischenrippenräumeerfahren. Dass bei tiefem Einathmen sich die Wirbelsäule streckt, istleicht nachweisbar; die aufrechte Körperhaltung lässt daher auch einegrössere Erweiterung des Brustkorbes zu. Das grösste Mass der Erweiterunggewinnt der Thorax im sagittalen Durchmesser. — Wie esscheint, ist die Exspirationsform des Thorax die Gleichgewichtsform, zuwelcher derselbe immer wieder zurückzukehren sucht, wenn die Zugkräfteder Inspirations-Musculatur nicht mehr wirksam sind. Die vollkommeneElasticität der Rippen ist also an und für sich schon einExspirations-Moment.Bei den vielen auf den Respirations-Mechanismus Einfluss nehmendenUmständen unterliegt der besprochene Vorgang einer nur schwer zuüberblickenden Anzahl von Modificationen.Das Becken.Gestalt. Als Becken bezeichnet man das von den beiden Hüftknochen,dem Kreuz- und Steissbein, nebst den die Wand ergänzendenBändern dargestellte Gehäuse. Man hat dasselbe in ein grosses undkleines eingetheilt, als deren Grenze die am Grundring des Hüftbeinesfortlaufende Linea terminalis angenommen wurde. Da aber das grosseBecken eigentlich nur eine Abtheilung der Bauchhöhle ist, so wird unterFÄCULDAOF 0€ MEOlCtMA OSFm I a L I O TjE^O A


56 Das Becken.der Bezeichnung Becken ohne näher bestimmenden Zusatz immer nurdas kleine Becken verstanden. Dieses hat die Gestalt einer kurzen,bald mehr cylindrischen, bald mehr conischen Röhre, deren hintere vomKreuz- und Steissbein gebildete längste Wand nach vorn concav ist.Die geometrische, im Sinne dieser Krümmung um die Schoossfuge g©,bogene Axe des Beckenraumes wird die Führungslinie des Beckens,;!Axis pelvis, genannt. Die von der Linea terminalis der Hüftbeine und von 'dem Basaltheil des Kreuzbeines begrenzte Ebene wird als Beckeneingang,und der median-sagittale Durchmesser derselben, von dem oberen Randeder Symphysis ossium pubis zum Promontorium, als Conjugata bezeichnet.Die Sitzknorren und die Steissbeinspitze begrenzen mit dem Ligamentumtuberososacrum den Beckenausgang; dieser ist wegen der Nachgiebigkeitder in denselben eingerahmten Weichtheile und wegen derBeweglichkeit des Steissbeins nach Form und Umfang veränderlich. ;Eine durch die beiden Tubera des Sitzbeines und durch die Steissbeinspitzegelegte Ebene convergirt mit der Ebene des Beckeneingangesnach vorn. Die Vereinigung der beiden unteren Schambeinäste geschiehtunter der Symphyse in einem Winkel, der Angulus pubicus genannt wirdund eigentlich einen Ausschnitt in der vorderen Wand darstellt, aberzur Erweiterung des Beckenausganges herbeigezogen ist.Unter den Durchmessern des Beckeneinganges ist bei beidenGeschlechtern der Querdurchmesser der grösste; darauf folgt derschräge, von der Kreuzdarmbein-Verbindung zur Eminentia iliopectineälgezogene Durchmesser, dann die Conjugata; im Beckenraum ist dergerade, von der Mitte der Schoossfuge zur Mitte des Kreuzbeinesgehende, der grösste, und im Beckenausgange ist der vom unteren 1Rande der Schoossfuge zur Steissbeinspitze gezogene gerade Durchmesser-\nicht nur der grösste, sondern auch seiner Erweiterungsfähigkeit wegender günstigste für den Durchgang der Kindestheile. Da die Geburtshelferdie Conjugata an der lebenden Person nicht bemessen können, benützensie dafür das Mass, welches den Abstand des Promontorium vomScheitel des Angulus pubicus angibt. Dieser Durchmesser wird alsDiagonal-Conjugata bezeichnet. Er ist um 10 bis 14 Mm. grösserals die Conjugata.Als mittlere Masse für die wichtigsten Beckendurchmesser könnenfolgende gelten:'HWeib MannIm Beckeneingang: Conjugata 113 Mm. 105 Mm. ;Querdurchmesser 135 » 127 »Schräger Durchmesser 124 » 120 »Im Beckenraume: Gerader Durchmesser 126 » 114 »Querdurchmesser 120 » 109 »Im Beckenausgang: Gerader Durchmesser 90—110Mm. 75—95Mm.Querdurchmesser 110 Mm. 82 Mm.Der Umfang des Beckeneinganges misst beim W 7 eibe im Mittel430 Mm., beim Manne 390 Mm.Die wahre Lage des Beckens bei aufrechter Haltung des Leibesist noch nicht lange gekannt. Man dachte sich früher das Becken so inden Rumpf eingetragen, dass der Beckeneingang beinahe mit dem Hori-


Das Becken. 57zonte parallel zu liegen käme. Dies ist aber nicht der Fall; man weissjetzt, dass die Ebene des Beckeneinganges, und daher auch die Conjugata,sich zu dem Horizonte in einem beiläufig 60° betragenden, nachhinten offenen Winkel einstellt, so dass die Steissbeinspitze so ziemlichbis zur Höhe des oberen Randes der Schoossfuge gehoben erscheint.In der Regel kommen auch die vorderen oberen Darmbeinstachel mitder Schoossfuge in eine verticale Ebene zu liegen. Am Präparate lässtsich die richtige Neigung des Beckens dadurch herstellen, dass man dieIncisura acetabuli als tiefstliegenden Punkt der Pfanne einstellt.Die Beckenneigung hat erst der Geburtshelfer Nägele ermittelt, indem eran vielen Frauen mittelst Senkeln den Abstand des unteren Randes der Schoossfugeund der Steissbeinspitze vom Boden gemessen und darnach in Todesfällen dieBecken orientirt hat. Jetzt benützt man Durchschnitte von gefrorenen Leichen,woran man den Neigungswinkel direct zu messen im Stande ist. Auf diese Weisekonnte man sich auch überzeugen, dass die Grösse des Neigungswinkels individuellvariirt und auch nach der Stellung des Körpers sich verändert.Die Beckenneigung ist nur eine Compensation der Krümmungender Wirbelsäule, und ist wie diese durch den aufrechten Stand, dieOrthoskelie, bedingt; sie tritt daher erst in der Zeit auf, wo das Kindanfängt gehen zu lernen, ohne jedoch sogleich jenes Mass zu erreichen,das beim Erwachsenen bemerkbar wird.Es ist ja eine Grundbedingung des aufrechten Standes, dass der Beckenring,auf dessen hinterer Peripherie vermöge des Ansatzes der Wirbelsäule hauptsächlichdie Schwere des Oberkörpers lastet, so gestellt werde, dass der Unterstützungspunktdes Rumpfes über die Unterstützungspunkte des Beckens, d. h. über jene Linie zuliegen komme, welche beide Pfannenmittelpunkte mit einander verbindet. Es musstedaher der hintere Umfang des Beckenringes gleichsam um die Pfannenlinie nachvorne gedreht werden. Diese Drehung des Beckens bedingt in weiterer Folge dieKrümmungen der Wirbelsäule, und zwar zunächst eine nach hinten, wodurch dieLendenkrümmung zu Stande kommt, darauf, um auch den Kopf über die Unterstützungsliniedes Beckens zu bringen, im Bruststücke nach vorne und im Halsstückenach hinten,Die Beckenneigung ;nimmt auf die Umrisse des Leibes directen Einfluss; dennje mehr das Becken geneigt wird, desto mehr wird einerseits das Kreuzbein gehobenund andererseits die Spina anterior superior nach vorne und abwärts gebracht. DerRumpf wird bei derselben Höhe der einzelnen Skelettheile verlängert, und indemsich der Raum zwischen dem Darmbeinstachel und der unteren Brust-Apertur vergrössertund die Bauchwand über den Hüftbeinkämmen einsinkt, bekommt er diesogenannte Taille; diese ist daher eine directe Folge der Beckenneigung und lässtauch einen Rückschluss auf die Grösse derselben zu.Als Basis des Rumpfes muss der Beckenring eine grosse Tragfähigkeitbesitzen, welche einerseits im Bau der Knochen, andererseits in den Verbindungenbegründet ist. Die Verdickungen und Leisten des Darmbeins, so weit dasselbe dasobere, die Last tragende Gewölbe bildet, die Stärke des in den Grundring der Hüftknocheneingeschobenen 1. und 2. Kreuzwirbels, die Verdickung der Schambeinean der Schoossfuge und die Leisten am oberen Aste, ferner der Wulst an der oberenPfannenperipherie, das alles zusammen sind eben so viele Verstärkungen des Beckenringeszu dem Zwecke, die Tragfähigkeit desselben zu vergrössern; sie werdendaher bei den Säugethieren umsomehr vermisst, je weniger überhaupt auf sie alsTräger die Leibeslast fällt.Der mechanische Werth der Kreuzdarmbein-Verbindungist ebenfalls erst in neuerer Zeit, nachdem man die wahre Lage des


58 Das Becken.Beckens kennen gelernt hatte, erkannt worden. Man dachte sich früherdas Kreuzbein als Keil so in die Fuge eingeschoben, dass es, mit derBasis nach oben und mit der Spitze nach unten gerichtet, zwischen deneinerseits an den Schenkeln und andererseits in der Symphyse fixirtenHüftbeinen eingezwängt werde. Gibt man aber dem Becken seine natürlichegeneigte Lage, so fällt die Schwerlinie des Körpers nicht in das untereschmale Kreuzbeinende, sondern zieht von dem Promontorium derartnach unten, dass sie die Verbindungslinie der beiden Pfannenmittelpunktein der Sagittalebene durchkreuzt. Da die dorsale Fläche desKreuzbeins schmäler ist, als die der Beckenhöhle zugewendete (ventrale),so kann der Knochen nicht wie der Schlussstein eines Gewölbes durchAuflagerung auf die Seitenwände in seiner Lage erhalten werden,sondern muss vielmehr vor dem Abgleiten in die Beckenhöhle bewahrtwerden; dies geschieht durch den an seiner dorsalen Fläche befindlichenmächtigen Bandapparat [Apparatus ligamentosus iliosacralis), welcherihn und die auf ihm liegende Last des Oberkörpers, an die Darmbeineaufgehängt, zu tragen hat. Die Last des Leibes treibt daher die Darm-"beine keineswegs auseinander, sie zieht sie vielmer straffer zusammen,Dabei bewähren sich auch das Ligamentum tuberososacrum und spinososacrumals wahre Haftbänder. Es stellt sich nämlich das Kreuzbein, andie ohrförmigen Flächen der Hüftbeine eingelenkt, als ein Hebel dar,dessen oberes, die Wirbelsäule aufnehmendes Ende den kürzerenHebelarm, der freie Theil des Knochens aber mit dem Steissbeinden längeren Hebelarm vorstellt. In dem Masse also, als die Leibeslastdas Promontorium herabzudrücken trachtet, müsste der freie Theil des'Kreuzbeins nach oben weichen; daran hindern ihn aber die beidenam Sitzbein fixirten Bänder, welchen daher nicht nur die Bedeutungals Ergänzungsstücke der Beckenwand, sondern ein sehr wesentlichermechanischer Werth zuzuschreiben ist.In sich kaum veränderlich, besitzt das Becken als Ganzes dochieinen ansehnlichen Grad von Beweglichkeit: zuerst gegen die Beine,bestehend in Drehungen im Hüftgelenke, dann in Neigungen gegen dieWirbelsäule, welche offenbar nur durch Biegungen im Lendentheile unddurch Torsionen im unteren Brusttheile der Wirbelsäule ermöglicht^werden. Als Bewegungsobject bietet es in seinen verdickten Antheilen|den Muskeln günstige Hebelarme zum Angriffe dar, welche man sich'wie Radspangen um das Acetabulum geordnet denken kann. Eine dieserSpangen stellt den Grundreif dar, in der Linie von der Schoossfugezum hinteren Darmbeinhöcker, eine zweite die Verdickungen des Hüftbeinesin der Linie vom vorderen oberen Stachel des Darmbeins zum Sitzhöcker.Die Geschlechts-Verschiedenheiten des Beckens beruhen zunächstauf den Unterschieden in der Weite und Länse. — Das weiblicheBecken ist nämlich im Verhältniss zu seiner Länge weiter,während das männliche Becken enger, auch länger ist und sich nachunten zu mehr verengt, also sich der Kegelform nähert. — Als Kennzeicheneines weiblichen Beckens lassen sich angeben: querelliptischeForm des Beckeneinganges mit flacher Rundung seines vorderen Um-:risses, wenig hervorragendem Promontorium und relativ beträchtlicherBreite des Kreuzbeins; grösserer Abstand der beiden Sitzknorren und inFolge dessen ein weiter, kreisbogenförmiger Angulus pubicus; niedrige,


Das Kopf-Skelet. — Üebersicht. 59flache und stark nach aussen geneigte Darmbeine. Das männlicheBecken besitzt steiler aufgerichtete Darmbeine, einen kartenherzförmigenEingang, nach unten convergirende Seitenwände, daher kürzeren Abstandder Sitzhöcker und auffallend kleineren Angulus pubicus.Einseitige oder bilaterale Assimilation des letzten Lendenwirbels oder Synostder Kreuzdarmbeinfuge während des noch fortschreitenden Wachsthums haben aufdie Form des Beckens grossen Einfluss. Einseitige Verwachsungen veranlassenAsymmetrien des Beckens, welche in allen Theilen, insbesondere aber in der Formdes Beckeneinganges zum Ausdruck kommen.B. Das Kopf-Skelet.Üebersicht.Das Skelet des Kopfes, der Schädel, Cranium, setzt sich auszweierlei Antheilen zusammen: 1. den Bestandtheilen der Hirnschale,Cranium cerebrale, und 2. dem Gerüste des Antlitzes, Craniumviscerale. Die ersteren stellen eine Höhle dar, Cavum cranii, zur Aufnahmedes Gehirnes, und schliessen sich an jene Theile des Rumpf-Skeletes an, welche das dorsale oder Nervenrohr bilden; sie sind alsoeine in der Form abweichende Fortsetzung der Wirbelsäule und begrenzenden Neuralraum des Kopfes. Das Gerüst des Antlitzes bestehtaus grösseren, das Kiefergerüst darstellenden Knochen, und einigendünnen, platten, die Nasenhöhle begrenzenden Knöchelchen, welchedurch ihren Anschluss an den Oberkiefer sich gleichsam als Ergänzungsstückedes letzteren darstellen. Dieser Antheil bildet die Grundlage fürdie Visceralräume des Kopfes. — Einzelne Bestandtheile des Schädelssind aber dem Rumpf-Skelete ganz fremd, nämlich Knochen, welcheals Träger von Sinneswerkzeugen dienen, und deshalb als Sinnesknochenbezeichnet werden können.An dem Hirnantheil des Schädels unterscheidet man zuerst: dasSchädeldach, Galvaria, und den Schädelgrund, Basis cranii; dieGrenze dieser Abtheilungen bezeichnet jene rauhe Linie am Hinterkopfe,welche der oberflächlichen Nackenmusculatur zum Ansätze dient. Fernerunterscheidet man den Stirntheil, den Scheiteltheil und den Hinterhaupttheil.Die etwas vertieften, von einer rauhen, gewöhnlich doppeltenhalbkreisförmigen Linie, Linea temporalis inferior und superior, nach obenbegrenzten Seitenflächen werden Schläfenflächen, Plana temporalia,genannt.Das Schädeldach ist aussen ganz glatt, die Basis aber mit vielenFortsätzen und Oeffnungen versehen. Die Fortsätze sind theils Muskelfortsätze,theils Stützen des Kiefergerüstes, theils auch Träger von Gelenkflächen.Die bedeutendsten derselben sind: neben dem Hinterhauptlocheder überknorpelte Gelenkhöcker, Condylus occipitaiis,^) dann ander Seite des Hinterhauptes der Warzenfortsatz, Processus mastoideus;in der Schläfegegend der horizontale Jochfortsatz, Processus zygomaticus;dann medial vom Warzenfortsatz der schlanke Griffelfort-!) Syn. Processus condyloideus.


60 Das Kopf-Skelet. — Üebersicht,satz, Processus stiloideus, und in einigem Abstände vor dem Hinterhauptlocheein durch die hinteren Oeffnungen der Nasenhöhle geschiedenesPaar von gerade absteigenden Fortsätzen, Processus pterygoidei. Nebstdem grossenHinterhauptloche, Foramen occipitale magnum, wäre vorläufigaus der grossen Zahl von Oeffnungen hervorzuheben: derzwischen dem Warzen- und Jochfortsatze befindliche^ Zugang zum Gehörwerkzeuge,der äussere Gehörgang, Meatus acusticus exiernus. x ) Vordiesem befindet sich die Grube zur Aufnahme des Köpfchens desUnterkiefers, Fossa mandibularis. — An der inneren Oberfläche derHirnschale sind die Lappenbildungen und Furchungen 'des Gehirnestheilweise durch Leisten, Cristae, und grössere Gruben, beziehungsweisedurch seichte Eindrücke, lmpressiones digitatae, welche von erhabenenbogenförmigen Linien, Juga cerebralia, umrahmt werden, angezeigt. Seichteschmale, baumförmig verzweigte Furchen, Sulci arteriosi, deuten denVerlauf von Arterienverzweigungen, breite Rinnen, Sulci venosi, dieLage grösserer Venenräume an, und zahlreiche Oeffnungen bezeichnendie Ein- und Austrittsstellen von Gefässen und Nerven.Der Schädelgrund zerfällt innen in drei grosse Gruben, welchewie Stufen auf einander folgen. Sie werden durch vier convergirende, schief,ins Kreuz gestellte Leisten begrenzt, deren Durchkreuzungspunkt etwasvor die Mitte der Schädelbasis auf eine Erhöhung (Türkensattel,Sella turcica) fällt, welche selbst wieder eine Grube, Sattelgrübe, Fossahypophyseos, 2 ) besitzt, und die mittlere Schädelgrube in zwei symmetrischeHälften theilt. Die vorderen Leisten heissen 'Cristae sphenoidules undendigen vor der Sattelgrube mit je einem stumpfen Höcker, Processusclinoideus anticus. Die hinteren Leisten heissen Cristae petrosae?) Einhinter der Sattelgrube aufsteigendes Knochenblatt führt den NamenSattellehne, Dorsum sellae; seine vortretenden Ecken sind die Processusclinoidei postici, und seine hintere Fläche setzt sich in eine schief nachunten geneigte, bis zu dem vorderen Umfang des grossen Hinterhauptlochesreichende Abdachung, Clivus, fort.In der Mitte der vorderen Schädelgrube befindet sich die Siebplatte,Lamina cribrosa, mit einer medianen Leiste, dem Hahnenkamme,Crista galli. Die seitlichen Aufbiegungen des Bodens dieser Grube sinddie Scheitel der gewölbten oberen Augenhöhlenwände. Die ebene Flächehinter der Siebplatte heisst Planum sphenoidale, und ihr hinterer RandLimbus sphenoidalis. Die seitlichen Vertiefungen der mittleren Grubeentsprechen der Schläfegegend. Die hintere Schädelgrube wird hintendurch eine quere, breite Rinne, Sulcus transversus, von dem oberenSchädelraume, und seitlich durch die Cristae petrosae von der mittleren 1Schädelgrube abgegrenzt; ihre vordere Wand. ist der Clivus, und aufihrem Boden befindet sich das Foramen occipitale magnum, welches Idurch einen erhobenen Wall zu einem kurzen trichterförmigen Canaleumgestaltet ist.Durch Längs- und Querfugen zerfällt die Hirnschale theilsinpaarige, theils m unpaarige Theilstücke, die nach den Hauptabtheilungendes Hirnschädels m drei Gruppen vereinigt werden können.*) Syn. Meatus auditorius externus.2 ) Syn. Fossa sellae.3 ) Syn. Cristae pyramidum.


Die Hinterhauptgrüppe. 611. Die Hinterhauptgruppe, bestehend aus dem unpaarigenHinterhauptbein, Os occipitale, an welches sich die paarigen Schläfenbeine,Ossa temporalia, mit ihrer Pyramide, der Trägerin des Gehörwerkzeuges,anschliessen;2. die Mittelhäuptgruppe, bestehend aus dem unpaarigen, indie Schädelbasis eingeschalteten Keilbein, Os sphenoidale, und den beidenScheitelbeinen, Ossa parietalia;3. die Vorclerhauptgruppe, bestehend aus dem Stirnbein, Osfrontale, und dem Siebbein, Os ethmoidale, welches als Träger der Vertheilungender Geruchsnerven den zweiten Sinnesknochen darstellt.Die meisten Knochen der jlirnsdiale werden aus zwei compactenPlatten, Lamina externa und interna, zusammengesetzt, und schliesserTeineschwammige Substanz, die Diploe, ein. Einzelne derselben smcT äTDer"pneumatisch, cT h. sie besitzen luftführencTe^ohlräumeT dieTsich gegendie Visceralräume öffnen. Die Beinhaut, welche die äussere Oberflächeder Schädelknochen bekleidet, wird als Pericranium WezeicYmet~Den Gesichtsantheil des Kopf-Skeletes stellt hauptsächlich dasKiefergerüst dar, dessen Bestandtheile die Mundhöhle und dieNasenhöhle begrenzen. Die Nasenhöhle öffnet sich im Gesichte mitder Apertüra piriformis, im Schlundraume zwischen den Processuspterygoidei mit den Choanen; sie ist durch eine Scheidewand, Septumnasi, in zwei symmetrische Abtheilungen gebracht, von der Mundhöhleaber* durch den harten Gaumen, Palatum durum, geschieden.Das ganze Kiefergerüst wird Von drei Pfeilern gegen die vordere Abtheilungder Schädelbasis gestützt; den mittleren Pfeiler stellt das Gerüstder äusseren Nase dar, die beiden seitlichen sind jene Knochen,welche die Grundlage der Wangengegend bilden, die Jochbeine. Dieconischen Hohlräume zwischen diesen drei Pfeilern sind die Augenhöhlen,Orbitae. Durch den Anschluss des Jochfortsatzes des Schläfenbeinesan das Jochbein entsteht die Jochbrücke, Pons zygomaticus, einehorizontale Stütze des Kiefergerüstes, zugleich die laterale Begrenzungder Schläfengrube.Schädel- und Gesichtsknochen werden durch Nähte mit einanderverbunden; nur die Verbindung des Unterkiefers vermittelt ein Gelenk.Bei der Beschreibung der einzelnen Kopfknochen sind zunächst ihreFlächen zu beachten, welche sich an der Construction der einzelnen Höhlen betheiligen,dann die Ränder, welche die Verbindungen vermitteln, die Oeffnungenund Canäle als Leiter von Gefässen und Nerven, die Fortsätze als Stützen undMuskelansätze. Einzelne Schädelknochen besitzen, zufolge ihrer Entstehung ausmehreren Theilstücken, vor dem vollendeten Wachsthum Knorpelfugen, welchebei der Beschreibung benützt werden, um die Knochen, in mehrere Unterabtheilungengetheilt, übersichtlicher darstellen zu können. Es ist unerlässlich, den Knochen beimStudium stets die der aufrechten Körperhaltung entsprechende Normallage zu gebenund bei jedem einzelnen Knochen die Beziehungen zum Ganzen ins Auge zu fassen.Die Hinterhauptgruppe.Das Hinterhauptbein, Os occipitale, bildet mit der hinteren Wandder Pyramiden die hintere Schädelgrube; eine schief gegen den Türkensattelgerichtete Spalte, Fissura petrooccipitalis,_trennt beide Knochen;der~~im Bereiche dieser Spalte befindliche Venen- und Nervencanal^


62 Die Hinterhauptgruppe.Foramen jugulare, wird durch einen am Rande des Hinterhauptbeinesbefindlichen Einschnitt, Incisura jugularis, gebildet.Das Hinterhauptbein besitzt noch die Grundgestalt eines Wirbels,dessen Wirbelloch das Foramen occipitale magnum repräsentirt. BeimNeugeborenen ist es durch zwei paarige, quere Knorpelfugen in vierStücke getheilt. Ein Paar dieser Fugen, Synchondrosis intraoccipitalis anterior,fällt an den vorderen Umfang des Hinterhauptloches und entsprichtden Wirbelfugen zwischen Körper und Bogen; das zweite Paar,Synchondrosis intraoccipitalis posterior, fällt in die hintere Peripherie desForamen occipitale und entspricht der medianen Fuge zwischen denhinteren Enden der Bogen, zwischen welche sich an den Wirbeln derDornfortsatz, hier die Schuppe anschliesst.Das vordere, unpaarige Stück, dem Körper eines Wirbels entsprechend,heisst Grundstück, Pars basilaris; es bildet mit der Sattellehneden Clivus; an seine Seitenränder lehnen sich die Pyramiden an.Die Endfläche des Grundstückes ist rauh und bildet mit dem Keilbeinedie Synchondrosis sphenooccipitalis. _Nach der völligen, knöchernen Verschmelzung^des Hinterhauptbeines mit dem ''Keilbein, welche zwischendem 16. und 18. Lebensjahre zu erfolgen pflegt, ist die Grenze beiderKnochen kaum_ angedeutet. __ Ein an der unteren Fläche bemerkbaresHöckerchen führt den Namen Tuberculum pharyngeum. Neben und etwashinter ihm befinden sich zwei seichte Gruben, in welchen sich derMusculus longus capitis anheftet. Eine längs des Seitenrandes des ClivuszumTöFämen"jh"güläre fortlaufende seichte Furche führt die BezeichnungSidcus petrosus inferior.Die paarigen Seitenstücke, Partes laterales, tragen unten die schiefnach vorne conyergirenden, elliptisch umrandeten Gelenkhöcker, Condylioccipitales, und w^rdejiHlellTälFli^^genannt. Die seitlichaus diesen Stücken heraustretenden, stumpfen Höcker sind die Processusju§ulares, die Einschnitte vor diesen die Incisurae jugulares. An deroberen Fläche befindet sich in der Gegend der bestandenen Synchondrosisintraoccipitalis anterior ein stumpfer Höcker, Tuberculum/jugulare) *Das hintere unpaarige Stück, die Hinterhauptschuppe, Squamaoccipitalis, bildet eine ungleich vierseitige Platte mit winkelig nach oben;zusammentretenden Seitenrändern, welche in Verbindung mit den Scheitelbeinendie Sutura lambdoidea darstellen und deshalb als Margo lambdoideusbezeichnet werden. An der Innenfläche sind zwei breite, insKreuz gelegte, doch zumeist asymmetrisch angeordnete Venenfurchenwahrnehmbar, an deren Durchkreuzung sich die Protuberantia occipitalisinterna erhebt. Die absteigende Furche kommt vom oberen, scharfenWinkel der Schuppe; die horizontale, welche bereits als Sulcus transversusbezeichnet worden ist, tritt an den Seitenecken der Schuppe auf dasSchläfenbein über und setzt sich weiterhin als Sulcus sigmoideus fort.Unter diesem Namen kommt sie, weil sie in das Foramen jugulareeingeht, wieder auf die Pars lateralis des Hinterhauptbeins zurück,und macht um den Processus jugularis eine scharfe Endwindung. Hiermündet_ in den Sulcus sigmoideus _ein hinsichtlich seiner Weite sehrvariabler Canal, welcher hinter dem Condylus occipitalis nach aussen


Die Hinterhauptgruppe. 63führt, Canalis condyloideus.') Er fehlt sehr häufig auf einer oder aufbeiden Seiten. Der untere Theil des Seitenrandes der Schuppe erzeugtmit dem Warzentheil des Schläfenbeins die Sutura occipitomastoidea,in welcher gewöhnlich das Foramen mastoideum liegt. Diese äussereOeffnung eines venösen Canales zeigt übrigens zahlreiche individuelleVerschiedenheiten. Bald einfach, bald doppelt oder dreifach, gross oderklein, kann sie auch in einiger Entfernung von der genannten Nahtentweder im Warzentheil des Schläfenbeines oder in der Schuppe desHinterhauptbeines liegen.Bis zur Querfurche bildet die Schuppe die hintere Schädelgrube,von da an nach oben wird sie Bestandtheil der Calvaria. Aussen ist dieGrenze des oberen und_ unteren Stückes durch eine quere, Taühe Muskellinie,Linea nuchae superior, angezeigt, w r elche die beiden Seitenwinkelder~Schuppe verbindet. Eine zweite unter dieser liegende rauhe Linieheisst Linea nuchae inferior. Jfa_ der JMitte der oberen befindet sich dieProtuberantia occipitalis externa; diese liegt in der Regel etwas höher alsdie Durchkreuzungsstelle der beiden inneren Venenfurchen. Eine dritte,kürzere, bogenförmige, in .vielen Fällen ganz undeutlich ausgeprägteLinie, welche sich oberhalb der Linea nuchae superior befindet, heisstLinea nuökae suprema. Von. der Protuberantia occipitalis externa ziehtsich eine mediane, bald mehr bald weniger ausgeprägte Leiste, Cristaoccipitalis externa, die Lineae nuchae verbindend, zum grossen Hinterhauptlochherab.In der : -Wand des Hinterhauptloches, ungefähr der Mitte des Condylusentsprechend, beginnt ein kurzer constanter Canal, der sich aussenvor dem Condylus öffnet und, weil er den Nervus hypogiossus leitet,als Canalis hypoglossi 2 ] bezeichnet wird.In seltenen Fällen besitzt die Schuppe ober der Linea nuchae superior.eineQuernaht, Sutura occipitalis transversa, deren seitliche Enden beim Neugeborenenconstant durch ziemlich tief eingreifende Spalten, Suturae mendosae, angedeutet sind,welche sich bis in das X. und 4. Jahr, mitunter auch noch länger erhalten. Das oberedreieckige Stück entspricht dem bei manchen Säugethieren constant vorkommendenOs interparietale. — Unter dem Processus jugularis, der gelegentlich pneumatisch ist,• kommt manchmal ein Processus paramastoideus vor, welcher mit dem Querfortsatzedes 1. Halswirbels articuliren kann. — Durch stärkere Erhebung der Linea nuchaesuperior bildet sich in einzelnen Fällen ein stark erhabener, mit der Protuberantiaoccipitalis externa zusammenfliessender Querwulst, welcher als Torus occipitalis bezeichnetwird. — Eine Theilung der Incisura jugularis durch einen kleinen Fortsatz,Processus intrajugularis, ist nicht selten.Die knöcherne Vereinigung derGelenktheile mit der Schuppe beginnt in der Regelschon gegen das Ende des ersten Lebensjahres und ist um die Mitte des zweiten vollendet;in Ausnahmsfällen erfolgt sie jedoch erst im dritten oder vierten Lebensjahr.Die Vereinigung der Seitentheile mit dem Grundstück fällt regelmässig in dassechste Lebensjahr. —. Nachdem sich das Hinterhauptbein gegen das Ende derWachsthumsperiode mit dem Keilbein vereinigt hat, wird der aus der Vereinigungbeider hervorgegangene Knochen als Grundbein, Os basilare, bezeichnet.Das Schläfenbein, Os temporale, ist als Sinnesknochen zwischendas Keilbein und Hinterhauptbein eingeschaltet; sein Grundstück, -diePyramide, Pyramm, auch Felsentheil des Schläfenbeins, Pars petrosa') Syn. Foramen condyloideum posticum.Ä ) Syn. Foramen condyloideum anticum.


64 Die Hinterhauptgruppe.genannt, enthält nämlich die an die Endausbreitungen des Hörnervengeknüpften Apparate. Das schmale Ende, die Spitze, der annähernddreiseitigen Pyramide ist gegen den Türkensattel, die Basis lateral und,nach hinten gerichtet; "die obere Kante bildet „die Grista petrosa,die vordere (obere) Fläche einen Theil der Wand der mittleren, unddie hintere Fläche mit dem Hinterhauptbeine die Wand der hinterenSchädelgrube. Jkn_de.r„vorderen Flächender Pyramide findet sich nahe derSpitze eine seichte Vertiefung, Impressio trigemini,') jdie Lagerstätte desWurzelganglions des Nervus trigeminus. Der mit der Incisura jugularisdes Hinterhauptbeines das Foramen jugulare begrenzende Ausschnittweitet sich an der unteren Pyramidenfläche zu eher bald grösseren,Bald kleineren, glattwandigen Grübe," Fossa jugularis^ "aus. 'An der äusserenOberfläche* der Basis befindet sich der Pj^cessu^jnastmd^m, welcher sichunten von der Umgebung durch eine_jiefe Furche, Incisura mastoidea,scheidet. Die an den Processus mastoideus hinten angesetzte dicke Platte,die sogenannte Pars mastoidea des Schläfenbeines, wird von einem oberenund hinteren Rande begrenzt und erzeugt mit dem Hinterhauptbein dieSutura occipitomastoidea und mit dem Scheitelbein die Sutura parietomastoidea.Aus der unteren Fläche der Pyramide, vor dem Warzenfortsatze,tritt schief nach vorne absteigend der an jugendlichen Schädelnnoch nicht vollständig ausgebildete Processus stiloideus* heraus, der abernicht eine unmittelbare Fortsetzung der Knochensubstanz der Pyramide,sondern einen ihr ursprünglich fremden, in sie nur eingeschobenen Stift;darstellt und demgemäss an seiner Abgangsstelle von der Knochenmassedes Felsenbeines hülsenförmig umrahmt. wird.An ihrer Basis vereinigt sich die Pyramide mit ..einem annäherndhalbkreisförmig umschriebenen Stücke der Seitenwand der Hirnkapsel,welches als Scliuppe des Schläfenbeines, Pars^s^uarnosa, beschrieben.wird; diese begrenzt mit dem ojberen Rande der Pars" mastoidea eineneinspringenden Winkel, Licisj^^arieta^ in den sich der hintere Winkeldes^Scheitelbeins einfalzt. J3ie Schuppe selbst begrenzt sich nach obenmit einem^zugeschärften, mehr oder wehig-er bog-enförmis- e-ekrümmtenRande, durch dessen Anlagerung an das Scheitelbein die 'Schuppennaht,Sutura squamosa, zu Stande kommt. In dem winkeligen Zwischenraum,welchen die sagittal gestellte Schuppe mit der schief lagernden Pyramidenach vorne bildet, findet sich die Trommelhöhle, Cavum 'tympaniDieser Hohlraum ist von aussen durch den äusseren Gehörgang,Meatus^acusticus exlernus, zugänglich und wird nach oben durch einI^nochenblatt verschlossen, welches horizontal aus der Pyramide ingleicher Flucht mit ihrer vorderen Fläche gegen die Schuppe heraus-^wächst und Tegmenjtympard^ heisst. Dieses letztere legi, sich mit seinemLateralen Rande an das nach innen abgebogene Ende der Schuppe anund begrenzt so mit dieser eine Spalte, Fissura petrososguamosa, welchean vielen Schädeln hur mehr in Spuren nachweisbar oder völlig verschwundenist. Vor„ der Trommelhöhle erzeugt die Pyramide mit derSchuppe einen einspringenden Winkel, der einen ausspringenden Winkeldes grossen Keilbeinflügels aufnimmt und den Zugang zu einem durchjein vorspringendes Knochenplättchen gewöhnlich unvollständig in zwef] ) Syn. Fossa Meckelii.


Die Hinterhauptgruppe. 65Etagen getheilten Canale, • Oojm^wwiMgcj^o^ar«««, enthält. Die. untere"Etage dieses Canales ist der latenfleTiJntheil der Ohrtrompete,"Semicanalis^^£_^^2£^j^^-Ö?2§LüJE.1^.63 Semicanalis tensoris tympani, niinintTTTen_T.E.omme^nipanrier, den Musculus t^"sor^lynipanTpih sich auf.Vor dem Gehörgange befindet sich aussen die Grube für das UnterkieferSppfelien,Fossa mandibularis; die vordere Äbtheilung dieser letzterenenthält die überknorpelte Gelenkfläche, Facies articularis, bestehend auseiner Grube, Foveaji^^icularis^ jjjid aus einem vor dieser.quer gelagertenHöcker, Tu^e^u^n^rticula^. Der an der Basis der Schuppe entstehendehorizontale Jochfortsatz, Pro&iSß^^zygQmaßwus^.wurzelt theils im Tuberculumarticulare, theils in einer Leiste, welche ober dem Meatus acusticusexternus hinzieht: er begrenzt daher mit seinen beiden, fast rechtwinkeligauseinander gehenden Wurzeln die Nische, welche . zur Aufnahme desvUnterkieferköpfchens dient.Beim Neugeborenen lässt sich die Schuppe von der Pyramide ab 1lösen. Die Spuren der bestandenen Fugen sind noch beim Erwachsenennachweisbar, und zwar an der lateralen Fläche des Warzenfortsatzesi,wo in seltenen Fällen eine wohlausgeprägte, senkrecht herablaufendeNaht, Sutura squamosomastoidea, häufig aber einzelne Reste derselben zufinden sind, und oben am Rande des Tegmen tympani; die letztere Fugeist die Fissura petrososquamosa.Der beim Erwachsenen als Knoehencanal entwickelte äussere Gehörgangist bis gegen das Ende der Foetalperiode nur als ein leicht ablösbarer,an seinem oberen Umfang nicht völlig geschlosser Ring, Annulus tympanicus, vorgebildet. Derselbe trägt entlang.seiner concaven Seite emelsenrntejaber scharf begrenzte Furche, welche, weil sie die Haftlinie des Trommelfellesbildet, den Namen Sulcus membranae tympani erhalten hat. Siebezeichnet auch noch an Erwachsenen genau die Grenze zwischen demäusseren Gehörgang und der Trommelhöhle. Indem sich später immermehr Knochenmasse aussen an diesen Ring anlagert, entsteht eine eingerollteKnochenplatte, welche sich hinten an den Processus mastoideus,oben an die Schuppe anlagert. Die hintere Wand des ausgebildetenGehörganges wird daher noch theilweise vom Processus mastoideusbeigestellt, und nur die vordere und untere von dieser Knochenplattegebildet. Da dieser Antheil des Schläfenknochens als selbständigesKnochenstück entsteht, so wird er auch als Pars tympanica des Schläfenbeinsbeschrieben. Die Fuge zwischen der Schuppe und der Parstympanica bleibt lebenslänglich offen und wird Fissura tympanosquamosagenannt. Sie grenzt in der Fossa mandibularis den vorderen, überknorpeltenTheil derselben von dem hinteren nicht überknorpelten scharf ab.Im Schläfenbeine befinden sich_mehrere bemerkenswerthe GefässundNerven'canäle:1. Der Canalis cqroticus;er beginnt mit ejner_ runden oder ovalenOeffnung vor dem Processus stiloideus an der unteren Fläche der Pyramideund mündet, nachdem er sich im Winkel nach vorne umgebogen,an der Spitze der Pyramide; zwei enge, an dem Winkel aus der lateralenWand des Canales iibgehonde^jCanalicidi caro^otympanid führen in dieTrommelhöhle.2. Der Meatus acusj^us^ntenvu^ an der hinteren Pyramidenfläche;er dringt in scliieferRichtung in den Knochen ein und endigt mit einemv. Lanfrer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 5


66 Die Hinterhaupt gruppe.etwas erweiterten Grunde, an welchem man oben eine grössere Oeffnungbemerkt. Diese führt3. in den Canalis facialis. ') Dieser Canal leitet den Nervus facialisund zieht zuerst entlang dervorderen Pyramidenfläche gerade nach aussen,geht dann ziemlich scharTgekhickt nach hinten, längs der lateralen"" derTrommelhöhle "zugewendeten Pyrämidenfläche bis zum Warzenfortsatze,beugt dann bogenförmig nach abwärts um und__endigt an der unterenPyramidenfläche mit einer kleinen runden Oeffnung, die wegen ihrerLage zwischen dem Warzen- und Griffelfortsatz Foramen stilomastoideumgenannt wird. An der ersten Knickung, dem sogenannten Knie, besitztder Canal eine Nebenöffnung, Hiatus Canalis facialis, die in eine an dervorderen Pyramidenfläche befindliche Furche, Semicanalis Nervi Vidiani,führt. Von dem absteigenden Theile des Canales geht ein feines 1 Öeifencanälchen,Canaliculus chordae, ab, welches an der hinteren Wand derTrommelhöhle ausmündet.4. In dem Bereiche der Fossa mgularis befinden sich die feinenOeffnungen zweier Neryencanälchen, und zwar zeigt sich am vorderen Umfange,zwischen der Fossa jugularis und dem Eingange in den carotischenCanal, am Grunde .eines seichten, manchmal kaum angedeutetenGrübchens, Fossula petrosa^ der Zugang zu dem Canaliculus tympanicus,welcher in die Trommelhöhle leitet; dann ungefam^mlclex,Mitte derFossa jugularis^selbst der kleine Eingang in den Canaliculus mastoideus,welcher den Canalis facialis durchsetzt und dicht nlnter dem äusserenGehörgange, zwischen der Pars tympanica und dem Warzenfortsatz, inder Fissura tvmpanicomastoidea ausmündet.5. _Zwei andere kleine Oeffnungen sind die Ausgänge, von engenCanälchen, welche in das Innere des. Gehörlabyrinthes führen, von den_sogenannten Wasserleitungen des Labyrinthes. Die Oeffnung des einen,^des-Aquaeductus Cc^hleae^efmdet sich an der unteren Fläche der Pyramide,in einem trichterförmigen Grübchen, welches gerade unterhalb desinneren Gehörganges, nahe^derMnteren.Kan.te_d.er Pyramide und einwärtsvon der Fossa jugularis liegt. Die Oeffnung des anderen, des Aquaeductusvß^^hd^Joefmdet sich an der hinteren Pyramidenfläche, lateral vorT^aerMündung des inneren Gehörganges in einer meistens von einem feinen*!K^Pci^Äblättchen gedeckten Spalte. Diese letztere ist nicht zu verwechselnmit einer spalten- oder grubenförmigen Einsenkung, welchesich an der hinteren Fläche der Pyramide, ganz nahe dem oberen Randederselben in sehr variabler Ausbildung vorfindet; sie liegt einwärts voneiner gewöhnlich deutlieh ausgeprägten höckerförmigen Erhabenheit,"*^m^/m^aK^a^-welche dem oberen Bogengang des Gehörlabyrinthesilentsprt^h^ima^rägt noch bei neugeborenen Kindern als tiefe Grube mitblindem Ende unter diesen Bogengang hinein. Daher ihr Name Fossasubarcuata. Ihr Vorkommen hängt mit dem Verknöcherungsvorgäno^ ander^yrlonTde zusammen, im übrigen ist sie bedeutungslos.6. Auch Gefässfurchen befinden sich am Schläfenknochen: arterielle,ramificirte an der inneren Fläche der Schuppe; venöse vondenen eine, der ^^^ß^^^-^^^^J 1der Crista petrosa und/') Syn. Canalis Falloppii (häufig fälschlich Falloppiae geschrieben).


Die Mittelhauptgruppe. 67eine an der medialen Fläche der Pars mastoidea liegt. Letztere ist dieschon oben erwähnte Fortsetzung des Sy^cus^Jjra^s3^sus des Hinterhauptbeins,der obere, grössere Antheil des Sulcus sigmoideus. In ihn öffnetsich das nach aussen führende Fc^mej^msjcddßijmL^Das Schläfenbein gehört zu den pneumatischen Schädelknochen. DerProcessus mastoideus enthält nämlich ein aus feinen Knochenblättchengebildetes Gerüst, dessen grössere oder kleinere Lücken, Cellulae mastoideäe,nur zu einem Theile Knochenmark enthalten; die Mehrzahl derselbenist vielmehr luftführend und mündet mittelst eines grösseren, vonder hinteren Wand der Trommelhöhle aus zugänglichen gemeinschaftlichenVorraumes, Antrum, zunächst in die Trommelhöhle und durch Vermittlungdieser und der Tuba Eustachii in die Rachenhöhle.Betreffend die Beschreibung der lateralen, von der Schuppe bedeckten Flächeder Pyramide, welche die mediale Wand der Trommelhöhle darstellt, und dieserletzteren selbst, sei auf die Lehre von den Smnes-Organen verwiesen.Manchmal kommt an der Wurzel des Processus zygomaticus eine kleine,selten grössere Oeffnung vor, welche in die Fissura petrososquamosa führt undden Weg bezeichnet, auf welchem während der ersten embryonalen Lebens-Periodendie Hauptvene des Schädels nach aussen gelangt. Erst später geschieht dies durchdas Foramen jugulare, weshalb jenes Loch Foramen jugulare spurium genannt wurde.Die knöcherne Vereinigung der drei selbständig entstandenen Theilstücke desSchläfenbeins erfolgt am Ende der Foetalperiode, und zwar verwächst gewöhnlichder Annulus tympanicus zuerst mit der Schuppe, dann bald darauf mit der Pyramideund fast gleichzeitig diese letztere mit der Schuppe. Der Griffelfortsatz ist imEmbryo und noch während des ersten Lebensjahres als knorpeliger Stift vorgebildetund von einem Antheil des zweiten Kiemenbogens abzuleiten. Die Verknöcherungdieses im Felsenbein verborgenen Grundstückes erfolgt gewöhnlich gegen das Endedes ersten Lebensjahres. Der frei vorragende Theil entsteht erst nach vollendetemWachsthum durch theilweise Verknöcherung eines zum Zungenbein ziehendenBandes, Ligamentum stilohyoideum, in variabler Ausdehnung. Die Verschmelzung dieses,mitunter aus mehreren selbständigen Ossificationsherden hervorgegangenen Theilesmit dem Grundstück erfolgt gewöhnlich erst im späteren Lebensalter. Der Processusmastoideus entwickelt sich von der Mitte des 1. Lebensjahres an, wächstwährend des Kindesalters sehr langsam und kommt erst zur Zeit der Pubertät zustärkerer Ausbildung.*Die Mittelhauptgruppe.Das Keilbein, Os sphenoidale, enthält gewisse Bestandtheile, welcheWirbelkörpern entsprechen. Ein Mediandurchschnitt durch die Schädelbasiseines Foetus aus den letzten Schwangerschaftsmonaten zeigt nämlichzwei Knorpelfugen, deren hintere die Grenze zwischen Keilbein undHinterhauptbein bezeichnet, die vordere aber das Mittelstück, denKörper, des Keilbeins hinter dem Limbus sphenoidalis in eine vordereund hintere Hälfte spaltet. Die erstere Fuge, die Synchondrosis sphenooccipitalis,verschwindet spätestens in dem 18. Lebensjahre. Die zweite,die Synchondrosis intersphenoidalis, verstreicht beim Menschen gewöhnlichschon kurz vor der Zeit der Gebürtsreife oder in den ersten Lebensmonaten;da sie aber bei mehreren Säugethieren durch lange Zeit besteht undselbst beim Menschen, freilich nur in äusserst seltenen Fällen, ausdauert,so dürfte sich die Eintheilung des Knochens in ein vorderes undhinteres Keilbein auch beim Menschen hinreichend rechtfertigen.Das hintere Keilbein gehört der mittleren, das vordere der vorderenSchädelgrube an.5*


68 Die Mittelhauptgruppe.Jeder der beiden Keilbeinkörper trägt ein Paar flügeiförmiger,Anhänge, Alae, welche an der Bildung des Schädelgrundes, der seitlichenSchädelwand und der Augenhöhle Antheil nehmen. Die vorderen^zugleich oberen Flügel,, aus dejn vorderen Keilbeinkörper austretend,!heissen Äugenhöhlenflügel, Alae orbitales/) ihr hinterer, freier Randbildet die Cristae sphenoidales des Schädelgrundes; die hinterengrösseren Flügel wurzeln in dem hinteren Keilbeinkörper und heissenSchläfenflügel, Alae temporales. 2 ) Die Spalte, welche beide Flügel von.einander trennt, wird Fissura orbitalis superior genannt und führt in dieAugenhöhle. Die unten an der Schädelbasis sichtbaren, von der Wurzeldes grossen Flügels senkrecht nach unten, .absteigenden Fortsätze sinddie bereits erwähnten Processus pterygoidei. 3 )""An der oberen Fläche des . hinteren Keilbeinkörpers befindetsich der Türkensattel mit der Sattellehne und den Processus clinoideipostici/) Der Höcker vor der Sattelgrube wird Sattelknopf, Tuber-'culum sellae, genannt. JDie hintere Mäche der Sattellehne bildet mit demBasilartheil des Os occipitale den Clivus..Die Spitze der Pyramide trittbis an den Clivus heran, wird aber von dem Türkensattel durch einegrössere Oeffnung geschieden, welche Foramen lacerum genannt wird.An der Seite der Sattelgrube befindet sich eine seichte Furche, Sulcuscaroticus, in welche sich die Arteria carotis interna einbettet, und welchedurch ein seitlich vortretendes Knochenleistchen, Lingula carotica, vertieftwird. An der unteren rauhen Fläche des Körpers erhebt sich inder Mehrzahl der Fälle eine median sagittale, kielförmig vortretende;Leiste, welche, nach vorne an Höhe zunehmend, in einen stachelförmigenFortsatz übergeht und als solcher die untere Fläche des Keilbeinkörpersüberragt; dieser führt den Namen Rostrum sphenoidale und dient zur Anlagerungdes Pflugscharbeins. Seitlich wird die untere Fläche von abgebogenenFortsätzen der Processus pterygoidei,. den Processus alares, überdeckt.Der Schläfen flu gel des Keilbeins wird von einer schief nachoben und vorne aufgebogenen, spitzig endigenden Platte gebildet, welchemittelst eines verschmälerten Wurzelstückes, Pedunculus alae temporalis,an der Seitenfläche des hinteren Keilbeinkörpers haftet; seine äusserePlatte faltet sich und bekommt dadurch eine verticale, nach vorn undlateral ausspringende Leiste, welche sich mit ihrem vorderen, scharfenRande an das Jochbein anlagert und deshalb Grista zygomatica genanntwird. Durch diese Leiste wird die äussere Fläche des Flügels in zwei'Abtheilungen getheilt: in eine vordere, ungefähr vierseitig begrenzte,:welche mit dem Jochbeine die laterale Augenhöhlenwand darstellt, und ineine laterale, welche den Grund der Schläfengrube bildet. Im Ganzen besitztdaher der Schläfenflügel drei Flächen: eine Schädelhöhlen fläche,Facies cerebralis, eine Augenhöhlenfläche, Facies orbitalis, und eineSchläfenfläche, Facies temporalis. _Die_ letztere ist scharfwinkeliggeknickt und trägt_ an der Knickungsstelle eine horizontale Leiste,die Grista temporalis. Der obere, steil aufgerichtete Antheil dieseriFläche begrenzt die obere Schläfengrube, der untere horizontale dieJ ) Syn. Alae parvae s. minores.2 ) Syn. Alae magnae s. majores.3 ) Syn. Alae descendentes s. palatinae.4 ) Syn. Processus inclinati postici.


Die Mittelhauptgruppe. 69untere Schläfengrube. Vorne und ober der Grista zygomatica verbindetsich der grosse Flügel" mittelst eines zackigen, breiten Randes, Margöfrontalis, mit dem Stirnbein und am oberen Ende mit dem vorderenWinkel des Scheitelbeins. Am hinteren Rande des grossen Flügels befindetsich ein ausspringender Winkel Spina angularis, welcher in den einspringendenAngulus petrososquamgsus eingepasst ist und den Rand ineine längere laterale und kürzere mediale Hälfte theilt; der _ lateralegeschweifte Rand bildet mit der Schläfenbeinschuppe die Sutura sphenosquamosaund der mediale kürzere Rand mit der Pyramide die Fissurasphenopetrosa; diese geht unmittelbar in das Foramen lacerum über. Ander Wurzel dieses Flügels befindet sich das Foramen rotundum, weiterhinten das etwas grössere Foramen ovale und in der Spina angularis daskleine Foramen spinosum; die erstere Öffnung führt in die Fossa pterygopalatina,die zwei letzteren führen zur Schädelbasis, in die Fossa infratemporalis.Nicht constant ist ein Canälchen an der Seite der Lingula,welches ebenfalls nach aussen führt und Canaliculus innominatus genanntwird.An den Processus pterygoidei sind zwei .Bestandtheile zu unterscheiden;nämlich eine laterale, breite, nach unten abgerundete Platte,und eine stärkere, jedoch schmälere, mediale Platte. Die laterale Platteist eine unmittelbare Fortsetzung des Schläfenflügels, mit dessen Faciestemporalis sie die Unterschläfengrube begrenzt; _die mediale Plattewurzelt dagegen an der unteren Seite des Körpers und deckt ihn theil-: weise mit einem freien horizontalen, medial gerichteten Auswüchse,/ dem Processus vaginalis] dieser erzeugt mit dem Körper beiderseits einCanälchen, Canaliculus basipharyngeus, welches sich vorne gewöhnlich ander oberen Wand der Nasenhöhle, medial neben dem Foramen sphenopalatinum,manchmal aber lateral von diesem, in der Fossa pterygopalatinaöffnet.. Durch die Vereinigung der beiden Platten des Processuspterygoideus entsteht vorne eine stumpfe Kante, die nach oben breiterwird und als Facies sphenomaxillaris die hintere Wand der Fossapterygopalatina darstellt. In dieser kleinen Fläche liegt der vordereAusgang eines längs dem Keilbeinkörper, gewissermassen zwischen denbeiden Wurzeln des Processus pterygoideus horizontal nach hinten undmit dem der anderen Seite etwas divergent verlaufenden Canales, desCanalis Vidianus; er öffnet sich hinten unter dem Sulcus caroticus indas Foramen lacerum^ Von der vorderen Oeffnung dieses Canales ziehtlängs der stumpfen vorderen Kante des Processus pterygoideus derSulcus pterygopalatinus nach abwärts, welcher in einen durch die Anlagerungdes Gaumenbeines "lüTdenlDberkiefer gebildeten Canal, Canalispalatinus descendens, übergeht. Zwischen den beiden nach hinten divergirendenPlatten befindet sicKäie'Fossa pterygoidea; indem aber die"Platten ganz unten ihren Zusammenhang aufgeben, bildet sich ein'winkeliger Spalt, die Incisura pterygoidea, welche einen dicken FortsatzJ des Gaumenbeins aufnimmt_Das freie^ untere Ende der medialen Plattelauft in ein nach aussen abgebogenes Häkchen, Hamulus pterygoideus, aus.Der Körper des vorderen Keilbeins trägt nach oben dasPlanum sphenoidale, dessen hinteren Rand der Limbus sphenoidalis bildet.Der Körper_ des ausgewachsenen Keilbeines enthält einen Hohlraum,das Antrum sphenoidale: dieser wird durch eine Scheidewand, meist


70 - Die Mittelhauptgruppe.asymmetrisch, in^zwei Abtheilungen geschieden und communicirt mitder„. Nasenhöhle. Der nach vorne leistenartig vortretende Rand derScheidewand des Antrum geht unten in das Rostrum sphenoidale über. .Der Verschluss der Keilbeinhöhlen an der vorderen und zum Theilauch an der unteren Seite geschieht durch dünne, schalige Knochenblättchen,die Chonchae sphenoidales. 1 ) Dieselben entwickeln sich schonwährend der Foetalperiode, und zwar unabhängig von dem Keilbeinaus dem hinteren Endtheile der primitiven knorpeligen Anlage desNasengerüstes, verwachsen aber später —zwischen dem 3. und 8. Lebensjahre— einerseits mit dem Keilbein, andererseits mit dem Siebbein.Daher rührt die normale continuirliche Verbindung der beiden letzterenKnochen an dem ausgebildeten Schädel. Die Conchae sphenoidales besitzennahe ihrem oberen Ende eine rundliche Oeffnung, d&s Foramen< sphenoidale, mittelst dessen das Antrum sphenoidale in den hintersten:obersten Theil der Nasenhöhle ausmündet.Die Augenhöhlenflügel gehen seitlich in scharfe Spitzen aus,vereinigen sich nicht selten mit den Schläfenflügeln und schliessen dadurchdie Fissura orbitalis superior ganz ab. Ihre hinteren, leicht concavenRänder bilden als Cristae sphenoidales _die Grenzen der vorderenjmd mittleren Schädelgrube und endigen vor der Sattelgrube mit den geneigten Höckern, Processus clinoidei antici. Die oberen Flächen ergänzenden Boden der vorderen Schädelgrube. Die Alae^ln^italeä haften mitzwei Wurzeln an dem vorderen Keilbeinkörper; die obere Wurzelgeht ohne scharfe Grenze aus dem Planum sphenoidale hervor, dieuntere stärkere aus der Seite des Körpers; zwischen beiden liegt dasForamen opticum, eigentlich ein kurzer Canal, der schief lateral gerichtetin die Augenhöhle leitet; eine quere, vor dem Tuberculum sellae gelegene,beiderseits in das Foramen opticum auslaufende Furche ist derSulcus opticus.Die kleinen, sowie die grossen Flügel entstehen aus besonderen Verknöcherungspunkten.Die ersteren verschmelzen mit dem vorderen Keilbeinkörperschon um den 6. bis 7. Monat des embryonalen Lebens, die letzteren mit demhinteren Keilbeinkörper kurz vor oder nach der Geburt. Aus dem grossen Flügelwächst in Gestalt eines kurzen Fortsatzes die laterale Platte des absteigendenFlügels hervor; die mediale Platte des letzteren entwickelt sich hingegen unabhängig'davon aus häutiger Grundlage und vereinigt sich mit der lateralen Platte im 7. Monatedes embryonalen Lebens.Die erste Entstehung der Conchae sphenoidales fällt in den 9. oder 10. Foetalmonat.Um diese Zeit erscheinen sie als Belegknochen an der symmetrischen blinden.Aussackung, welche sich an dem hinteren Ende der primitiven knorpeligen Nasenkapselgebildet hat. Sie stellen, wenn sie einmal eine gewisse Ausbildung erlangthaben, d. i. im 1. bis 3. Lebensjahre, ganz selbständige Knöchelchen dar, in Gestalteines muschelförmig eingebogenen, nach hinten spitz auslaufenden Gehäuses, welches ldie erwähnte Aussackung der Nasenkapsel rings umgibt und sich nur nach vornein die Nasenhöhle öffnet. Durch Resorption der Knochensubstanz schwinden dannvon dem 3. Lebensjahre an allmälig die obere und die seitlichen Wände dieses Gehäusesund es bleibt nur die vordere und untere Wand desselben übrig. So reducirtverwachsen dann die beiden Knöchelchen gewöhnlich zuerst mit der hinterenFläche des Siebbeins, und erst später, gegen das 8. Lebensjahr, auch mit dem Keilbeinkörper.An diesem letzteren bilden sie daher die vordere Wand und einenansehnlichen Theil der unteren W T and, an welcher letzteren auch noch der aus-') Syn. Ossicula Bertini s. Cornua sphenoidalia.


Die Mittelhauptgruppe. 71gewachsene Knochen ihre Contouren zwischen dem Rostrum und den Wurzeln derProcessus pterygoidei deutlich erkennen lässt. Die ursprüngliche vordere Oeffnungder Conchae sphenoidales bleibt als Foramen sphenoidale zurück. Im weiteren Verlaufedes Wachsthums weitet sich dann die Keilbeinhöhle durch allmälige Resorptionder spongiösen Substanz des Keilbeinkörpers mehr und mehr aus. Mannigfacheindividuelle Abweichungen in dem geschilderten typischen Entwicklungsgang führenzu den verschiedenen, häufig vorkommenden Varianten in der Form der Keilbeinhöhle.Am vorderen Ende des Sulcus caroticus kommen nicht selten kleine Höckerchenvor, die Processus clinoidei medii, welche sich mit den Processus clinoidei anticigelegentlich auf einer oder auf beiden Seiten durch eine Knochenbrücke verbindenund eine anomale Durchgangspforte für die Carotis interna darstellen. Manchmalverwachsen sie auch mit den Processus clinoidei postici und bilden eine die Sattelgrubeseitlich begrenzende Barre. Eine Knochenbrücke zwischen der Spina angularisund der aussergewöhnlich verbreiterten Platte des Processus pterygoideuserzeugt eine ungewöhnliche, jedoch nicht seltene Oeffnung, Foramen pterygoangulare.Das Scheitelbein, Os parietale, ist ein von vier zackigen Rändernbegrenzter schalenförmiger Knochen, der beinahe ganz der Calvariaangehört, deren mediane sagittale Naht, Pfeilnaht, durch das Zusammentretender beiden Knochen unter einander dargestellt wird.Durch ihre Anfügung an das Stirnbein bilden die Scheitelbeine dieKranznaht und mit dem Hinterhauptbein die Lambdanaht; untenaber fügen sie sich nicht nur an den Schuppen- und Warzentheil desSchläfenbeins, sondern mittelst eines stark vortretenden Winkels, Angulussphenoidalis, auch an den grossen Flügel des Keilbeins, jedoch mitsehr wechselnden Antheilen. Die Bezeichnung der einzelnen Ränder istzum Theil von den an sie angrenzenden Knochen hergenommen: Margofrontalis, occipitalis,'zürn Thefl~voh TSTähten, welche sie bilden helfen:Margo sagittalis, squamosus. Der ietztere, welcher sich an die Schuppedes. Schläfenbeins anfügt und mit dieser die Sutura squamosa herstellt,ist in der Weise zugeschärft, dass die innere compacte Platte hier umein Beträchtliches länger ist als die äussere und so allein den freienRand bildet. Da an der Schuppe des Schläfenbeins das entgegengesetzteVerhältniss zwischen den compacten Platten besteht, d. h. die äussereviel länger ist als die innere, legen sich die beiden Knochen schuppenförmigüber einander. An der lateralen Fläche begrenzt die bogenförmigerauhe Linie, Linea temporalis inferior, das Planum temporale, oberhalbderen sich, mehr oder weniger deutlich, eine zweite bogenförmigeLinie, Linea temporalis superior, kennzeichnet. Die Lage der ursprünglichenVerknöcherungspunkte ist ungefähr in der Mitte, an einer schärferenAusbiegung der Knochenfläche, dem Scheitelhöcker, Tuber parietale, erkennbar.Eine neben dem hinteren Drittheile des sagittalen Randes, jedochnicht constant, vorkommende Oeffnung, Foramen parietale, führt in die sagittaleVenenfurche, Sulcus sagittalis, welche innen längs der Pfeilnaht zursenkrechten Furche des Hinterhauptbeins fortlauft. Die an der Schädelhöhlenflächedes Scheitelbeins sichtbaren arteriellen Furchen heissen Sulcimeningei; eine von ihnen verlauft entlang dem vorderen Rande des Knochens,die anderen, baumförmig verzweigt, vom unteren Rande aus in derRichtung nach hinten und oben. Ihr gemeinschaftlicher Ausgangspunktist das Foramen spinosum des Keilbeines, durch welches die sich inihnen verzweigende Arterie die Schädelhöhle betritt. Nicht selten ist derAnfangstheil der vordersten Furche von Knochensubstanz überbrückt


72 Die Vorderhauptgruppe.Und so eine Strecke weit zu einem Canal umgewandelt. — Auf denhistatf^ yM??. e iiJWinkeI des Scheitelbeines, Angulus mastoideus, erstrecktsich der vorderste Antheil des Sulcus. transyersus^ des Hinterhauptbeins,welcher an der Sutura parietomastoidea in d_en Sulcus sigmoideusumbiegt.Die Vorderhauptgruppe.Das Stirnbein, Os frontale, ist der vordere, durch die Kranznahtabgegrenzte Abschnitt der Schädelkapsel. _Es zerfällt in zwei Antheile,^iL_.ä§i 1 _6n_einer, der Schuppentheil, die Grundlage der Stirne bildet,jdej^andere, der Augenhöhlentheil,__einerseits das Dach der Orbitae,andererseits mit dem vorderen Körper und den kleinen Flügeln desJCeilbeins den Boden der vorderen Schädelgrube darstellt.Die symmetrischen Hälften des Schuppentheiles, Pars squamosa,des Stirnbeines sind beim Neugeborenen geschieden, verschmelzen abernoch vor dem Ende des ersten Lebensjahres zu einer Schale, an dereninnerer Fläche eine medianeJLeiste, Cnsto frontalis, nach hinten zieht. 5Diese Leiste spaltet sich gewöhnlich in zwei Schenkel und bildet soeine Furche, welche zuerst in die median sagittale Venenfurche der.Scheitelbeine und mittelst dieser in die senkrechte Furche.des Hinterhauptbeinsübergeht. An der vorderen Fläche der Schuppe findet mandie massig vortretenden symmetrischen Stirnhöcker, Tubera frontalia,an den Seiten das vordere Ende der Linea temporalis inferior und von dieserumgrenzt einen kleinen Antheil des Planum temporale. Der hintere Rand,Margo coronalis, verbindet sich oben mit den Scheitelbeinen in der Kranznaht,Sutura coronalis, und unten mit dem grossen JKeilbeinflügel inder Sutura sphenofrontalis. Wenn die Hälften der Stirnbeinschuppe in der*Mittellinie nicht mit einander verwachsen, so entsteht als Fortsetzungder Pfeilnaht des Schädeldaches die Stirnnaht, Sutura frontalis.Die nach oben ausgewölbten Augenhöhlentheile, Partes orbitales,werden durchweinen nach hinten offenen, medianen Ausschnitt, dieIncisura ethmoidalis, aus einander gehalten, vereinigen sich aber mit derSchuppe beiderseits in einer scharf nach vorne austretenden Kante,welche dlejober^ejBe^enz^ Augenhöhleneinganges darstellt, Margolsupraorbitalis. An dem lateralen Ende dieser bogenförmigen Kante befindetsich der starke, dem Jochbein angepasste Processus zygomaticus;-welcher den Stützpunkt für den äusseren Pfeiler des Kiefergerüstes bildet.An diesem Fortsatze befindet sich aussen das gemeinschaftliche Anfangsstückder Lineae temporales, und_an seiner medialen Fläche die Grubezur Aufnahme.„der .Thränendrüse, die Fossa glandulae lacrymalis. Derliintere Rand der Partes orbitales verbindet sich mit den Augenhöhlenflügelndes Keilbeins, wodurch das Dach der Orbita und der Bodender_: vorderen Schädelgrube ergänzt wird, andererseits aber auch mit•dem Schläfenflügel des Keilbeins, wodurch, die Fissura orbitalis superiorlateral ihren vollständigen Abschluss erhält.Auch der Stirnknochen ist pneumatisch; er enthält das mehrfachgebuchtete Antrum frontale, welches durch ein schnabelartig als Spinanasalis superior nach aussen vortretendes Septum in zwei gewöhnlichasymmetrische Hälften geschieden wird. Die Mündungen dieser Höhlen


Die Vorderhauptgruppe. 73liegen an der Seite der Spina, vor der Incisura ethmoidalis und führenin die Nasenhöhle; Sind die Stirnhöhlen stark ausgebildet, so entstehenober den Augenhöhlenrändern längliche, in Bogen aufsteigende Wülste,die Augenbrauenbogen, Arcus superciliares; 1 ) diese begrenzen dannober der Nasenwurzel eine mediane flache Vertiefung, welche Glabellagenannt wird.An der Incisura ethmoidalis, in welche die Lamina cribrosa des Siebbeinseingefasst ist, treten die beiden die Augenhöhlentheile des' Stirnbeinszusammensetzenden Knochenplatten aus einander, indem die untere, derAugenhöhle zugewendete Platte nicht bis zur Incisura heranreicht, sondernin einigem Abstand von derselben nach unten abgebogen endet, währenddie obere, der Schädelhöhle zugewendete Platte mit ihrem freien medialenRand allein die Incisur begrenzt. So entsteht daselbst mit Hilfe quererDissepimente eine Reihe kleiner Grübchen, die' man Foveolae ethmoidalesnennt - Da der > mittlere, zwischen den oberen ^u^enhöhienr^derngelegene Theil des Stirnbeins in Gestalt eines kurzen Fortsatzes, andessen scharfzackigen Rand sich die Bestandtheile des äusseren Nasengerüstesanfügen, vorragt, so wird er auch alsNasentheil des Stirnbeins,Pars, nasalis, beschrieben. Wo der Augenhöhlenrand in den Nasentheilüberzugehen beginnt, besitzt er einen kleinen Ausschnitt, Incisura supraorbitalis,der nicht selten in ein Loch, Foramen supraorbitale, umgewandeltwird. Einwärts von_ diesem findet.sich an dem vordersten Antheil desvAugenhöhlendaches ein seichtesGrübchen^ Fovea trochlearis,m welchemmanchmal ein kleines spitzes Höclverchen, / Tuberculum trochleare, zu bemerkenist.Die erste Anlage des Stirnbeines- erscheint als Belegknochen an dem oberen..Augenhöhlenrande zwischen der 7.. und 8. Woche des embryonalen Lebens. Vonda aus breitet sich die Verknöcherung ziemlich rasch nach allen Seiten hin aus.Um die -Mitte des 1. Lebensjahres beginnt die Vereinigung der bis dahin getrenntenHälften in der Mittellinie und schreitet langsam von unten nach oben fort. Dieerste Andeutung des Antrum frontale erscheint gegen das Ende des 1. Lebensjahres,in Gestalt einer seichten Bucht zwischen den am vorderen Ende der Incisuraethmoidalis auseinander weichenden Tafeln der Pars orbitalis. Die Ausweitung dieserBucht geht langsam vor sich, so dass sie im 6. Lebensjahre kaum mehr als die Grösseeiner Erbse erreicht hat. Die beiderseitigen Stirnhöhlen liegen um diese Zeit noch weitauseinander und zwar in jenem Theile des Stirnbeines, der, gegen die Orbitagewendet, sich oberhalb des Thränenbeines befindet. Die laterale"Wand der Stirnhöhlenist daher der Augenhöhle zugewendet. Bedeutendere Fortschritte macht die'Ausbildung der Stirnhöhlen erst von dem 11. bis 12. Lebensjahre an, indem siezuerst mehr nach vorne und gegen einander rücken, dann aber sich lateral überdie Augenhöhlenränder hin und nach hinten in die Partes orbitales des Stirnbeinesausbreiten.Das Siebbein, Os ethmoidale, ist als Sinnesknochen und Theilstückder Nasenkapsel mit seiner oberen Wand in die Incisura ethmoidalisdes Stirnbeins eingefügt und kommt so zwischen die beiden Augenhphlenzu liegen; während es so einerseits die vordere Schädelgrubegegen die Nasenhöhle abschliesst,,gibt es andererseits der'Augenhöhle ihremediale Wand und betheiligt sich hauptsächlich an der ConstructionHer Wand der Nasenhöhle.1 ) Syn. Tubera supraorbitalia.


74 Die Vorderhauptgruppe.Es besteht aus dem in zwei symmetrische Hälften getheiltenLabyrinthe, welche^ oben durch die Siebplatte, Lamina cribrosa, verbundensind und sich lateral, gegen die Augenhöhle mittelst einerdünnen vierseitigen Platte, der sogenannten Papier platte, Laminapapyracea, abschliessen. Das Siebbein-Labyrinth besteht aus einer grösserenZah.Lweiterer...und engere?7rundlicher, luftführender Räume, Cellulaeethmoidales, welche durch ein System dünner Knochenplättchen begrenztwerden, aber allenthalben unter einander zusammenhängen. Man unterscheidetim Allgemeinen vordere, mittlere und hintere Cellulae ethmoidales;jedoch ist ihre Anordnung, Vertheilung und Grösse sehr beträchtlichenindividuellen Schwankungen unterworfen. _Ein& der mittlerenZellen ist ganz gewöhnlich durch besondere Grösse ausgezeichnet underzeugt einen in den mittleren Nasengang vorspringenden rundlichenWulst; man nennt sie Bulla ethmoidalis. Da die Siebplatte und diePapierplatte oben nicht zusammentreten, so bleibt das Labyrinth nachoben beiderseits offen und wird erst durch den Anschluss an dieFoveolae ethmoidales des Stirnbeines geschlossen. Diese legen sichnämlich wie Deckel auf die Labyrinthöffnungen, wobei sich der Randder Siebplatte jederseits mit der Schädelhöhlenplatte, der Rand der Laminapapyracea mit der Augenhöhlenplatte der Pars orbitalis verbindet. DasSiebbein-Labyrinth communicirt somit durch diese Zellenräume mit denStirnbeinhöhlen, welche gewissermassen als die ersten, stark ausgeweitetenCellulae ethmoidales betrachtet werden können. Gegen JlieNasenhöhle geschieht die Abgrenzung des_Labyrinthes durch zweirauhe, gewölbte Platten, die man Siebbeinmuscheln, Goncha ethmoidalis, superior und inferior, nennti; diese sind mit ihrem unteren freienRande gegen das Labyrinth eingerollt und werden durch eine schiefnach hinten absteigende Spalte aus einander gehalten. Dieser spaltenförmigeZwischenraum wird oberer Nasengang, Meatus narium superior,"genannt. Nach hinten legen sich die Labyrinthe an den Keilbeinkörperan und communiciren daselbst mit dem Antrum sphenoidale.Lateral von der unteren Siebbeinmuschel befindet sich ein vorn^vorderen Antheile des Labyrinthes abzweigendes, schräg nach hintenund unten abgebogenes Knochenblatt, Processus uncinatus, das sich an^n__ Hiat^s der Kieferhöhle lagert. Es erzeugt m;t der obeTlimd"" hinterihm vortretenden Bulla ethmoidalis eine schräg nach vorne und obengegen die Mündung der Stirnhöhle leitende Rinne, Infundibulum, welche *durch eine nach oben und hinten concave Spalte, Hiatus semilunaris, vondem mittleren Nasengang aus zugänglich ist In der hinteren Ecke desInfundibulum befindet sich der Zugang zum Antrum maxillare in deroberen Ecke desselben der Zugang zu dem Antrum frontale. (Diese Verhältnissemüssen an einem sagittal halbirten Schädel, im Nothfalle aneiner Siebbeinhälfte, nach Abtragung der unteren Siebbeinmuschel besichtigtwerden.)Die obere Abtheilung der knöchernen Nasenscheidewand wird imBereiche des Siebbeines von einer in der Medianebene lieo-enden senkrechtenPlatte, Lamina perpendicularis, gebildet, die am oberen Randemit der Siebplätte verschmilzt, mit dem hinteren Rande an das" Septumller KeilbeinhÖhlen und mit dem vorderen Rande an das Septum derStirnhöhlen sich anlegt. Als__Fortsetzung der Lamma" perpendicularis


Die Gesichtsknochen. (Dtritt an der Schädelhöhlenfläche der Siebplatte der Hahnenkamm,Grista galli, heraus, der an seinem vorderen Ende gewöhnlich zweikleine flügelartig alistretehde Fortsätze, Processus alares, trägt, mittelstderen^F sich neben der Crista frontalis an das Stirnbein anlagert. DasNiveau der Siebplatte liegt tiefer als das Planum sphenoidale und wirdim Mannesalter hinten von einer kleinen Platte gedeckt, die meistensmit dem Keilbein verwächst. Die Siebplatte ist deshalb im Mannesalterkürzer als in der Knabenzeit.In den Nahtfugen zwischen dem Stirn : und Siebbein befinden sichmehrere Canäle: vorne an der Crista galli das Foramen caecum, welchesan kindlichen Schädeln aus der Schädelhöhle in die Nasenhöhle führt, anaüsgewäcnsehen Schädeln aber nur menr eine trichterförmige, gegendie Nasenhöhle blind abgeschlossene Vertiefung bildet; .dann in..derNaht zwischen der Lamina papyracea und dem Augenhöhlentheile desStirnbeins die beiden Foramina ethmoidalia, anticum und posticum. Dasanticum führt zunächst in die Schädelhöhle, das posticum direct in dieNasenhöhle.Eftne dritte, kleine Siebbeinmuschel, Concha suprema, oberhalbder oberen Siebbeinmuschel, gehört nicht zu den Seltenheiten.Die Verknöcherung des knorpelig vorgebildeten Siebbeines beginnt im Bereicheder Papierplatte schon im 6., im Bereiche des Labyrinthes im 7. und 8. Monatdes Embryonallebens und am Schlüsse desselben auch in der Lamina cribrosa. AmNeugeborenen sind die beiden Labyrinthe noch nicht vereinigt; erst nach der gegenEnde des 1. Lebensjahres auftretenden Verknöcherung des Hahnenkammes und desobersten Antheiles der Lamina perpendicularis vollzieht sich durch Verschmelzungdieser mit der Siebplatte die Vereinigung der beiden Knochenhälften. Die Ossificationder Lamina perpendicularis schreitet sehr langsam nach unten fort, so dassihr unterer Rand nicht vor dem 4. bis 5. Lebensjahre das Niveau des freien Randesder unteren Siebbeinmuscheln erreicht.Die Gesichtsknoefaen.Der Oberkiefer, Maxilla, die eigentliche Skelet-Grundlage desObergesichtes, steht mit allen Gesichtsknochen in Verbindung und betheiligtsich an der Construction aller im Gesichtsantheile des Kopfesvorkommenden Höhlen. Auch ist er pneumatisch,_ indem er einen marklosenHohlraum, das Antrum maxillare, x ) einschliesst.Das Hauptstück des Knochens, der Körper, begrenzt sich nachvorne mit einem fast senkrecht absteigenden, nach hinten umgebogenenWandblatte, Welches gleichsam gefaltet, einen seitwärts austretenden,mit einer_ dreieckigen rauhen Endfläche begrenzten Fortsatz, Processuszygomaticus, aufwirft und durch diesen so getheilt wird, dass an ihmeine vordere oder Gesichtsfläche und eine hintere oder Schläferiflächeunterschieden werden kann. Die Gesichtsfläche ist zumeist eingesunken,Fossa canina, die Schläfenfläche dagegen zu einem nachhinten vortretenden Wulst, Tuber maxillare, aufgetrieben. Ein an demmedialen Rande des vorderen Wandblattes befmdlicher~Äusschnitt,Incisura nasaiis, bildet einen Theil der seitlichen Begrenzung der vorderenNasen Öffnung, Apertur a piriformis, und eine darunter befindliche, ausgeboo-eneEcke stellt die Spina nasaiis anterior inferior dar. Die mediale') Syn. Antrum Highmori.


76 Die Gesichtsknochen.fast sagittale Wand des Oberkieferkörpers begrenzt lateral die Nasen- shöhle; in ihrer Mitte befindet sich der weit offene Zugang zu demAntrum maxillare, Hiatus antri maxillaris. — Die obere Wand bildet;den Boden der Augenhöhle, Planum orbitale, welcher dreieckig ist undlateral abdacht. Der vordere stumpfe Rand dieser Fläche bildet mit dem jJochbein den Margo infraorbitalis, der hintere, gleichfalls stumpfe Randbegrenzt mit der Augenhöhlenfläche des Keilbeins die Fissura orbitalisinferior,"'und der mediale verbindet' sich in einer sagittal verlaufendenNaht mit dem unteren Jlande der Papierplätte des Siebbeins. Ungefährüber die Mitte der .Augenhöhlenfläche verlauft eine sagittale Rinne, diesich nach vorne immer mehr vertieft und sich dann zu einem Canale,Canalis infraorbitalis, abschliesst, welcher an der Gesichtsfläche mit einergrösseren Oeffnung, Foramen infraorbitale, mjmdet. In den Wänden desKieferkörpers befinden sich verzweigte, unter einander zusammenhängendeCanälchen, welche streckenweise als offene Rinnen verlaufen und derZahnreihe und der Diploe Gefässe und Nerven zuleiten; es sind dies.die Canaliculi alveolares. Man unterscheidet hintere, welche mit einem oder §zwei kleinen Löchelchen, Foramina alveolaria posteriora, hinten an dem;'Tuber beginnen und ein vorderes, welches aus der unteren Wand des;Canalis infraorbitalis abzweigt.Eine kleine aus dem Foramen infraorbitale durch den unteren Augenhöhlenrandund durch die Decke des Canalis infraorbitalis nach hinten ziehende Naht,-fSutura infraorbitalis, fehlt nur selten; sie zeigt, dass der Canal aus einer ursprünglichoffenen Rinne hervorgegangen ist.Der vordere Abschnitt der Gesichtswand reicht als Stirnfortsatz,Processus frontalis,^) bis zum Nasentheile des Stirnbeinslünauf und bildetmit jden_Nasenbeinen das Gerüst der äusseren Nase. Die Nasenhöhlenfiächedieses Fortsatzes besitzt dort, w 7 o sie sich von der Nasenhöhlenflächedes Körpers abzuheben beginnt, eine horizontale, rauhe Linie,Crista turbinalis, zum Ansätze der unteren Nasenmüscheljind nahe demoberen Ende des Fortsatzes eine ähnliche, aber weniger constante Linie,Crista ethmoidalis, auf welche sich die mittlere Nasenmuschel (untere' Siebbeinmuschel) erstreckt.Der hintere scharfe Rand des_ Stirnfortsatzes, Margo, lacrymalis,begrenzt mit der Nasenfläche des Körpers und mit einer seitlich andem Fortsatze vortretenden Leiste, Crista lacrymalis anterior ,eine tiefe,senkrecht absteigende Furche, Sulcus lacrymalis, welche durch Anlagerung.der Nasenmuschel und des Thränenbeins zum Thränen-Nasenkanal.abgeschlossen wird. Ein unregelmässig begrenzter Ausschnitt zwischen!dem Stirnfortsatz jmd der Aygenhöhlenfläche des Oberkiefers nimmt.,das Thränenbein auf und heisst deshalb Incisura lacrymalis. Indem der, Margo infraorbitalis an der Gesichtsfläche des Nasenfortsatzes mit einerstumpfen Leiste endigt, begrenzt er mit dem Thränenbein die Thränensackgrube,Fossa sacci lacrymalis.An die mediale Wand des Oberkieferkörpers ist in der Höhe des 1unteren Nasenstachels der horizotale Gaumenfortsatz, Processus pala-1 ) Syn. Processus nasaiis.


Die Gesichtsknochen. ( (tinus x ), angesetzt; er stellt eine oben und unten concave Platte dar, welcheaber kürzer ist als der Oberkieferkörper und daher mit ihm ganzhinten einen beinahe rechtwinkeligen Einschnitt bildet, welcher durch dasGaumenbein ausgefüllt wird. Die untere, der Mundhöhle zugekehrte Flächedes Gaumenfortsatzes ist rauh und so gebogen, dass er sich mit dem deranderen Seite zu einem Gewölbe, dem harten Gaumen, Palatum durum,ergänzt; seine obere oder Nasenfläche ist dagegen glatt und median zueiner Leiste aufgebogen, die mit der der_anderen Seite die Crista nasaiiszur Aufnahme des Septum nasi erzeugt. Durch die Vereinigung der beidenGaumenplatten entsteht die sagittale Gaumennaht, Sutura palatinamediana.Der unten vorragende Fortsatz des Oberkiefers, der sogenannteZahnfächertheil, Pars alveolaris, trägt die Zähne; er besitzt nämlich zurAufnahme der Zahnwurzeln conische Grübchen, welche einzeln, oder zuzwei bis drei gruppirt, die Zahnwurzelfächer, Aloeoli dentales, darstellen.Radiäre, von der Gesichts- zur Gaumenwand ziehende Septascheiden diese Zahnfächer von einander. Beide Zahnfächerränder vereinigensich zu einem elliptisch oder parabolisch gekrümmten und nachhinten geöffneten Bogen, dem Zahnfächerrand, Lirnbus alveolaris^Die an der Gesichtswand vorspringenden Wölbungen der Zahnfächerwändewerden Juga alveolaria genannt. Verlust der Zähne bedingt Schwunddes ganzen Zahnfächertheils, derart, dass dann die Gesichtsfläche sichvon der Gaumenfläche nur durch eine stumpfe Kante scheidet.In der sagittalen Gaumennaht, unmittelbar hinter den vorderenZähnen, befindet sich das vordere Gaumenloch, Foramen incisivum.Dieses führt in einen aufsteigenden Kanal, der sich spaltet und in derNasenhöhle beiderseits nebenjier Crista mit getrennten Ausgängen mündet.Dieser Kanal führt den Namen Ganalis incisivus.An vielen, namentlich jüngeren Schädeln, constant bei kindlichen, zieht vondem Foramen incisivum quer gegen das Fach des Eckzahnes eine Nahtfurche, dievordere quere Gaumennaht, Sutura incisiva. Sie weist auf eine bei Säugethierenconstante Spaltung des Oberkiefers in zwei Theile hin, nämlich in einen vorderen,welcher die Schneidezähne, Dentes incisivi, trägt, und einen hinteren, der vom Eckzahnan das übrige Gebiss aufnimmt. Das vordere Knochenstück ist unter demNamen Zwischenkiefer, Os incisivum,' 1 ) bekannt. Morphologisch muss auch beimMenschen ein Zwischenkieferbein unterschieden werden, obwohl es schon beim Beginneder Verknöcherung mit dem eigentlichen Oberkiefer verwächst.Der Oberkiefer gehört zu den nicht knorpelig vorgebildeten Knochen. Er entwickeltsich als Belegknochen im Anschluss an die primitive Nasenkapsel, und zwarursprünglich in mehreren (6—7) selbständigen Knochenherden, welche indess umden 4. Embryonalmonat bereits mit einander vereinigt sind. Spuren der ehemaligenSelbständigkeit einzelner Theile sind die erwähnte Sutura incisiva und die Suturainfraorbitalis, welche sich manchmal bis über die Wachsthumsperiode hinaus erhalten.Die Anlage der Zahnfächer erfolgt zuerst, und zwar schon im 5. Embryonalmonat,.im Bereich der Schneidezähne und schreitet nach Massgabe der Entwicklung undAusbildung der hinteren Zähne allmälig fort. Demgemäss bildet sich die Alveoledes letzten Mahlzahnes erst während des Durchbruches desselben, also nach dem18. Lebensjahre vollständig aus. Da sich noch nach dem erfolgten Durchbruch desWeisheitszahnes an die hintere Wand der Alveole desselben eine beträchtlicheMensye von Knochensubstanz ansetzt, so vollendet sich die Ausbildung des Zahnfächertheilsund mit diesem auch des Tuber maxillare nicht vor dem 24. bis.26. Lebensjahre.*) Syn. Lamina palatina.a ) Syn. Os intermaxillare.


78 Die Gesichtsknochen.Das Antrum maxillare entwickelt sich schon im 5. Embryonalmonat aufGrund einer Aussackung der lateralen Wand der primitiven knorpeligen Nasen-Jkapsei und stellt zur Zeit der Geburt schon eine ansehnliche Nische dar. Ihreweitere Ausdehnung geht Hand in Hand mit dem Wachsthum des Kieferkörpers.|Das Gaumenbein, Os palatinum, ergänzt den harten Gaumen und 1legt sich überdies an den hinteren Antheil der Nasenfläche des Ober-1kieferkörpers an. Es besteht demgemäss aus zwei unter rechtem Winkel jan einander stossenden Knochenplatten.Die dünne senkrechte Platte, Pars perpendicularis, bedeckt denhinter dem Hiatus der Kieferhöhle befindlichen rauhen Theil der Nasenflachedes Oberkiefers und verstopft mit einem an ihrem vorderen »Rande austretenden Nasenfortsatze, Processus nasaiis, theilweise denHiatus. Vorne mit dem Oberkiefer vereinigt, hinten an den absteigendenFlügel des Keilbeins angelehnt, schliesst sie die im Grunde der unteren jSchläfengrube befindliche Fossa pterygopalatina gegen die Nasenhöhle ab. >Die mediale^latte Fläche der senkrechten^Platte isJLjßiLeipjCTjiorizon-;taJgrrtHsSTTt^^Nasenmuschel und_nufeiner höher oben gelegenen, z\irAnTügung t der unteren^ Siebbeinmuscheldienenden Leiste, Crista ethmoidalis, ausgestattet. Ihre laterale Flächeträgt"eine nach unten sich stark vertiefende Rinne, Sulcus palatimis^welche mir^emer~^nteprechenden am Oberkiefer den absteigenden*'Gaumencanal, Canalispalatinus descendens, bildet. Die unteren Mündungen jdieses Canales Jbefinden sich hinten am harten Gaumen und werden alsForamina palatina posteriora T5ezln^hlTet. Das obere Ende der senkrechten jPlatte reicht bis zur Augenhöhlenfläche des Oberkiefers^ hinauf und ver- »wlTsfanHigrmlttelst eines nach Grösse undForm variablen Fortsatzes, Pro^icessus orbitalis, an dieser Fläche und an der Papierplatte des Siebbeins die 1Augenhöhlenwände. Eine mehr oder weniger aufgeblähte halbkugelförmigeGrube dieses Fortsatzes communicirt mit dem Labyrinthe des Siebbeins.Hinter diesem Fortsatze erhebt sich ein verschieden geformtes Blättchen,';;welches^sich an die untere Fläche des Keilbeinkörpers anlegt und deshalb JPröcessus~sphenoidalis genannt wird. Eine feine Rinne an der unteren Flächexdes Keilbeinkörpers wird durch diesen Fortsatz zu einem sagittal ver-1laufenden Canälchen abgeschlossen, Canaliculus pharyngeus, dessen vordere|Mündung sich an der oberen Wand der Nasenhöhle, einwärts von demForamen sphenopalatinum, oder auch in der Fossa pterygopalatinalbefindet. JEs^Jeitet den Nervus pharyngeus des IL Trigeminusastes. Der. \zwischen beiden Fortsätzen befindliche Ausschnitt, Incisura sphenopalatina,wird durch die Anlagerung des Keilbeinkörpers zu einem Foramensph^iöpälätinüm umgestaltet, welches aus _ der Nasenhöhle in die JFossa,pterygopalatina lertetTDie dicke, vierseitig begrenzte horizontale Platte, Pars horizontalis^bjddetmit den Gaumenplatten des Oberkiefers die hintere, immerbestehende quere Gaumennaht, Sutura palatina transversa. Im lateralenEnde dieser Naht befindet sich das grösste der hinteren Gaumenlöcher. Mitihrem medialen, breiten, nach oben aufgeworfenen Rand grenzen Tue"beiderseitigen horizontalen Platten des Gaumenbeins in der Mittelliniean einander und ergänzen so die mediane Gaumennaht, sowie die_. Cristanasaiis. JDie hinteren, gewöhnlich leicht concaven Ränder begrenzen den


Die Gesichtsknochen. 79unteren Umfang der Choanen und bilden, in der Mittellinie zusammentretend,einen vorspringenden Stachel, die Spina nasaiis posterior.An derJVerbindungsstelle der senkrechten und der horizontalenPlatte springt nach hinten ein zackiger, zugespitzter Fortsatz, Processuspyramidalis, vor, der sich in den Einschnitt des Processus pterygoideusdes Keilbeins einlagert und diesen vollständig ausfüllt."Von "dem Canalis palatinus descendens zweigen sich mehrere kleineNebencanälchen ab, von welchen ein es ^ sich in den unteren Nasengangöffnet, zwei andere, Canales palatini posteriores, die Wurzel des ProcessuspyramidalisTdurchsetzen und an der unteren Seite dieses letzterenmittelst kleiner Oeffnungen, Foramina palatina minora, ausmünden. ImGegensatz zu diesen hat man das oben erwähnte "grosse Foramenpalatinum posticum auch als Foramen palatinum majus bezeichnet.Das Gaumenbein entsteht als Belegknochen der Nasenschleimhaut gegen dasEnde des 3. Foetalmonates aus einem für beide Platten gemeinschaftlichen Verknöcherungsherd,in welchem auch schon frühzeitig der Processus pyramidalis ausgeprägtist. Während der Foetalperiode ist es durch die relative Kürze der senkrechtenPlatte, durch eine in spitzem Winkel geneigte Stellung derselben zurhorizontalen Platte und durch verhältnissmässig starke Ausbildung des Processuspyramidalis ausgezeichnet. Erst mit der Höhenzunahme des Oberkieferkörpers wächstauch die senkrechte Platte stärker in die Höhe, bis etwa um das 12. Lebensjahrdas bleibende Grössenverhältniss beider Platten annähernd hergestellt ist.Zur Ergänzung der Wandungen der Nasenhöhle dienen nochfolgende Knochen:Das Thränenbein, Os lacrymale, eine dünne, rechteckige Knochenplatte,welche in die Incisura lacrymähV des Oberkiefers eingeschaltetist und mit der Papierplatte das Labyrinth des Siebbeins gegen dieAugenhöhle abschliesst.Das Knöchelchen hat an der Augenhöhlenfläche vorne eine Furche,Sulcus lacrymalis^~\Neiche nach hinten von einer Leiste, Crista lacrymalis{posterior), begrenzt wird. Indem sich das untere, hakenförmig gekrümmte, Ende dieser Leiste, Hamulus lacrymalis, an den vorderen. Rand des Sulcuslacrymalis des' Oberkiefers, d. i. an die Crista lacrymalis anterior, undder vordere Rand des Thränenbeins an den Margo lacrymalis des Stirnfortsatzesanlagert, entsteht die Thränensackgrube, das obere, offeneEnde des Ganalis nasolacrymalis.Eine Nahtfurche an der Gesichtsfläche des Stirnfortsatzes vom Oberkieferdeutet auf das Vorkommen eines zweiten, vorderen Thränenbeins. Ein fehlendesThränenbein wird durch Fortsätze benachbarter Knochen ersetzt.Das Muschelbein, Concha nasaiis inferior, 1 ) ist eine muldenförmiggebogeneKnochenplatte, die an der concaven, lateralen Fläche miteinem hakenförmig umgeschlagenen Fortsatze, Processus maxiUaris, 2 i anden unteren Rand des Hiatus der Kieferhöhle aufgehängt ist; sie verengtden Zugang zu dieser Höhle von unten her und schliesst miteinem kleinen, aufsteigenden, zugespitzten Fortsatze, Processus lacrymalis,den theilweise noch offenen Canalis nasolacrymalis gegen die Nasenhöhleab. Hinter diesem stets vorhandenen Fortsatze befindet sich sehr häufig') Syn. Os turbinale.2 ) Syn. Processus uncinatus.


80 Die Gesichtsknochen.ein zweiter, welcher sich an das untere Ende des Processus uncinatusdes Siebbeins anlagert und deshalb Processus ethmoidalis genannt wird.Das hintere spitzige Ende . des Muschelbeins legt sich an die Cristaturbinalis der senkrechten Platte des Gaumenbeins und das vorderestumpfe Ende an die Crista turbinalis des. Stirnfortsatzes des Ober-'kiefers an.Das Pflugscharbein, Vomer, :bildet_mitjlerJLamina perpendicularisdes Siebbeins das knöcherne Septum. nasi;;. es besteht aus zwei Lamellen,die oben, flügeiförmig von einander abstehend, die Alae vornerisbilden. Diese leg : en jsich an den Keilbeinkörper an und nehmen dasRostrum sphenoidale zwischen sich auf. Sein freier hinterer Rand scheidetdie Choänen, der untere verbindet sich am Boden der Nasenhöle mitder Crista nasaiis, und der vordere zu einem Theile mit der senksenkrechtenSiebbeinplatte, zu einem anderen Theile mit dem knorpeligenAntheil der Nasenscheidewand, Cartilago quadrangularis.__Mit der unterenFläche des Keilbeinkörpers bilden die Alae vömeris jederseits einCanälchen, Canaliculus" vomer ob asilaris, welches in sagittaler Richtungnach vorne durch das Pflugscharbein verläuft und sich an demselben *in die Nasenhöhle öffnet. Es leitet einen Zweig der Arteria pharyngeaascendens zur Schleimhaut der Nasenscheidewand.Eigentlich besteht der Knochen aus zwei Lamellen, welche noch lange genug-;Reste der primordialen knorpeligen Nasenscheidewand zwischen sich bergen.Die Nasenbeine, Ossa nasalia, ergänzen das Gerüst der; äusseren]Nase und begrenzen mit dem Nasenausschnitte der Gesichtswand desOberkiefers die Apertura piriformis nasi. Das obere dicke Ende, dieserKnochen vereinigt sich mit dem Nasentheile des Stirnbeins zm: Sutura nasofrontalis.Der; laterale, ah~den Stirnfoftsatz des Oberkiefers angelegte Randist dünn und beträchtlich länger als der mediale; der letztere verbreitertsich nach oben zu einer schmalen rauhen Fläche, durch deren Verbindung,mit dem Knochen der anderen Seite die Sutura internasalis entsteht.Das Jochbein, Os zygomaticum, bildet dieJmöcherne Grundlage derJWangengegend und zugleich den lateralen "und elnen~l3eträchtlichenAntheil des unteren Äugenhöhlenrandes; es besteht aus einer festenGesichts- oder Wangenplatte, deren hintere Fläche.? Facies temporalis,der Fossa temporalis zugewendet ist, während dielaterale Fläche,Facies molaris, ober und hinter dem Processus zygomaticus des Ober-Mefers die seitliche Ausladung des Gesichtes bildet. An dem concavenAugenhöhlenrande dieser Platte sitzt eine nach hinten hervorragende"Leiste, Processus sphenofrontalis, die"sich hinten mit der Augenhöhlenflächedes grossen Keilbeinflügels, oben mit dem Jochfortsatze des Stirnbeinsverbindet und die Örbita seitlich gegen die Schläfengrube abschliesst. Ausdem hinteren Rande der Gesichtsplatte entwickelt sich unter einem Ausschnitteder Schläfenfortsatz, Processus temporalis, der mit dem ihmentgegenkommenden Jochfortsatze des Os temporale die Jochbrücke,Pons zygomaticus, darstellt. Durch seine Einfügung zwischen den Oberkieferund das Stirnbein bildet das Jochbein einen jener Pfeiler mittelstwelcher sich das Gesichtsskelet an die Hirnschale stützt.An der Augenhöhlenfläche des Jochbeins befinden sich eine oderzwei kleine Oeffnungen, die in zwei Canäle führen; der eine, Canaliculus


Die Gesichtsknochen. 81zygomaticofaeialis, mündet an der Gesichtsfläche, der andere, Canaliculuszygomaticotemporalis'im der Schlafenfläche/Theilung des Jochbeines durch eine Naht in einen oberen und unteren Antheilist eine sehr selten vorkommende Varietät.Mit Ausnahme des Pflugscharbeines, welches sich aus zwei symmetrischenHälften zusammensetzt, gehen alle letztgenannten Gesichtsknochen aus je einem einzigenVerknöcherungsherde hervor, und zwar haben alle die Eigenschaft von Belegknochenund bilden sich schon während des fötalen Lebens. Die Verknöcherungbeginnt für das Thränenbein gegen Ende des 4. Monates, für das Muschelbein zuEnde des 7. Monates, für das Pflugscharbein zu Anfang des 4. Monates, für dieNasenbeine am Ende des 3. und für die Jochbeine am Anfang des 3. Monates.Der Unterkiefer, Mandibula, bestehtaus zwei symmetrischen, beimNeugeborenen noch getrennten Hälften, die vorne in einem Winkel,Angulus mentalis, zusammentreten; die Anwuchsstelle ist hinten aneinem rauhen Höckerchen, Spina mentalis, und vorne an einer longitudinalenLeiste kenntlich. Letztere wird nach unten breiter, bildet dieProtuberantia mentalis, und"~ endigt am ~ unteren Rande des Knochensbeiderseits in einem Höckerchen, dem Tuberculum mentale. Das Mittelstückist der sogenannte Körper; er besteht aus einer schief gegen dieMittelebene geneigten massiven Wand und trägt an seinem oberen, nachkleineren Radien gekrümmten Rande den Zahnfächertheil, Parsalveolaris mandibulae.Hinten sind an den Körper die Aeste, Rami mandibulae, angesetzt,deren Hinterer Rand mit dem unteren Rande des Körpers einen stumpfenWinkel, Angulus mandibulae, bildet. Die Aeste sind schief lateral abgebogen,so dass der quere Abstand ihrer obeYehEhden grösser ist, alsder Abstand der Winkel von einander. Eine Bucht am oberen Endedes Astes, Incisura mandibulae, scheidet zwei Fortsätze von einander;der hintere Fortsatz ist der mit einem quer-länglichen Gelenkköpfchen,Capitulum, versehene Processus condyloia&us^ der; vordere,., der Processuscoronoideus, die Ansatzstelle des Schläfenmuskels. Der vordere Rand desProcessus coronoideus geht als Leiste, Linea obliqua, auf die Gesichtsflächedes Körpers über und begrenzt mit dem hinteren Ende des Zahnfächerbogenseine breite, seichte Furche, welche auch bei geschlossenenKiefern die Mundhöhle von aussen zugänglich macht.Die mediale Grenze dieser Furche wird durch eine mehr oderweniger vorspringende Leiste, Crista buccinatdria, bezeichnet, welchevon der medialen Fläche des Processus coronoideus zum medialenRande des Zahnfaches für den letzten Mahlzahn zieht.Im Innern des Unterkiefers befindet sich ein Canal, Canalis mandibulae;dieser beginnt an der medialen Fläche des Astes mit dem Foramenmandibulare und endigt an der Gesichtsfläche des Körpers unter den Backenzähnenmit dem Foramen mentale^. Ein scharfrandiges Blättchen, Lingula,deckt das Foramen jmandibulare. An diesem beginnt eine Gefäss- undNervenfurche, Sulcus mylohyoideus, welche über die mediale Fläche desKörpers schief nach vorne und unten verlauft. Ober dieser Furchebefindet sich noch eine Muskellinie, Linea mylohyoidea, die sich vomletzten Mahlzahne bis zur Spina mentalis verfolgen lässt.Die Verknöcherung des Unterkiefers beginnt schon in der 7. Woche desEmbryonallebens. Er entsteht als Belegknochen an der lateralen Seite des Meckel'schenv. Langer-Toi dt. Anatomie. 5. Aufl. 6


82 Die Nähte des Kopf-Skeletes.Knorpels, in Gestalt eines dünnen Plättchens, welches der lateralen Platte desKnochens die Grundlage gibt. In der 11. Woche fügt sich daran ein zweites, ander oberen Seite des Meckel'schen Knorpels entstehendes Plättchen, als die Anlageder lingualen Platte des Körpers. Beide Plättchen formen mit einander eine nachoben offene Rinne, in welcher bald die Zahnanlagen auftreten und diesen entsprechenddie Bildung der Zahnfächer, ähnlich wie im Oberkiefer, erfolgt. DasWachsthum der Kieferanlage erfolgt durch Apposition periostaler Knochenschichten>neben welchen schon sehr früh Resorptionserscheinungen im Inneren der Zahnrinneeine wesentliche Rolle spielen. Der Processus condyloideus bildet sich aufGrund eines vorgebildeten Knorpels, aber immer im continuirlichen Zusammenhangmit dem Körper. — Die Verschmelzung der beiden Kieferhälften kommt inden ersten Lebensmonaten zu Stande, und zwar unter Vermittlung eines oder zweierin der Bindesubstanz der Fuge auftretender accessorischer Knochenkerne, auswelchen letzteren die Protuberantia mentalis abzuleiten ist.Das Zungenbein, Os hyoideum, ist eigentlich ein Eingeweideknochen,der nur durch ein Band mit dem Schädel in Verbindung steht; es istnämlich der Träger des Kehlkopfes und der Stützknochen der Zungeund des Schlundes. Der Knochen besitzt eine Hufeisenform; sein unpaariges,hinten concaves Mittelstück heisst Körper, Basis, und derpaarige, mit einer rundlichen Auftreibung endigende Seitentheil, grossesHörn, Comu majus. Die bewegliche Verbindung des grossen Hornes mitdem Körper wird durch eine Knorpelfuge vermittelt, an welcher obenein kleines, kegelförmiges Knöchelchen, das kleine Hörn, Comu minus^eingelenkt ist. Das paarige Ligamentum stylohyoideum vereinigt das kleineHörn mit dem Processus styloideus des Schläfenknochens.Das Zungenbein entsteht aus 5 Verknöcherungspunkten, welche sich in derknorpelig vorgebildeten Anlage so vertheilen, dass einer auf den Körper und jeeiner auf die Hörner entfällt. Die Ossification beginnt gewöhnlich in den letztenWochen der Fötalperiode oder in den ersten Wochen nach der Geburt, im Bereichedes Körpers und der grossen Hörner. Erst gegen das Ende der Wachsthumsperiod'everknöchert das kleine Hörn. Nach dem 40. Lebensjahr, sehr selten früher, erfolgtdie knöcherne Verschmelzung der grossen Hörner mit dem Körper.Die Nähte des Kopf-Skeletes.Mit Ausnahme des Unterkiefers sind alle Kopfknochen unbeweglichmit einander verbunden, und zwar durch Nähte (Suturae).Die Naht kommt dadurch zu Stande, dass der eine Knochenrand mitgrösseren oder kleineren Zacken in entsprechende Ausschnitte des anderenKnochenrandes eingreift; eine in die Fuge eingetragene dünne Binde-;gewebsschichte, Nahtsubstanz genannt, sichert den innigen Contact.Je länger die Nahtzacken, desto fester die Verbindung; sind die Zacken amfreien Ende breiter, verkehrt keilförmig, oder mit Nebenzacken versehen, so wirdeine solche Naht nur mit Bruch dieser Zacken zu trennen sein. An der Schädelhohlenseitesind die Nähte weniger gezackt als an der äusseren. Stellenweise, wosich die Knochen mit breiten Rändern berühren, z. B. in der Naht zwischen demStirnbein und dem Nasenbein, dann in der Pfeilnaht, liegen kleine lose Stifte,welche quer durch die Naht gelegt und in Grübchen der dicken Knochenrändereingekeilt sind. Wo schärfere Ränder über einander geschoben sind, wie in derSutura sphenofrontalis, drängen sich manchmal kleine Zapfen des einen Knochensdurch Oeffnungen des anderen Knochens hindurch [Diatripesis mit falschen Nahtknochen).Einfache Anlagerung von ungezackten Knochenrändern, unter Vermittlungeiner geringen Menge von Nahtsubstanz, nennt man Harmonie. Dazu pflegt mandie Mehrzahl der Verbindungen unter den Gesichtsknochen zu rechnen.


Die Nähte des Kopf-Skeletes. 83Nicht immer steht die Nahtfuge senkrecht auf der Knochenfläche, häufigauch schief. In diesem Falle haben beide Knochenplatten eine ungleiche Län


84 Die Nähte des Kopf-Skeletes.des erwachsenen Schädels eine andere werden müsse, als die des kindlichen,wozu noch der Umstand kömmt, dass die breiten Knochenplattenwährend des Wachsthums sich immer flacher gestalten, in Folge dessenihre Tubera mitunter gänzlich verstreichen,Da die einzelnen Knochen der Schädelkapsel aus bestimmten Verknöcherungspunktenhervorgehen und durch peripherischen Knochenansatzsich vergrössern, so haben sie ursprünglich kreisrunde oder ovaleBegrenzungen ohne Ecken und können sich daher nicht allenthalbenberühren; dadurch werden den Rändern und Ecken entsprechendeLücken bedingt, welche nur durch fibröse Membranen verschlossenwerden. Diese weichen Stellen des Schädeldaches sind es, welche manmit dem Namen Fontanellen, Fonticuli, bezeichnet und deren Umrisse,jenach der Zahl der sie begrenzenden Knochen, sehr verschieden sind.Bei jüngeren Embryonen klaffen begreiflicherweise alle Nähte desSchädeldaches, bei reifen Kindern aber sind die platten Knochen schonso weit ausgebildet, dass sie nur den späteren Winkeln entsprechendabgerundet sind, und sich nur mehr einzelne, von einander geschiedeneLücken erhalten haben. — In geburtshilflicher Beziehung sind besonderszwei dieser J^ntanellen benierkenswerth: die kleine, zur Zeit ..der" Geburtsreifeschon sehr eingeengte Hinterhaupts-Fontanelle, Fonticulusoccipitalis^) Welche" am Scheitel vor dem abgerundeten Winkel derHinterhauptschuppe liegt, und die viel grössere Stirn-Fontanelle,Fonticulus frontalis. 2 ) die in der Mitte der Kranznaht durch die beidenScheitelbeine und die noch getrennten Hälften des Stirnbeins erzeugtwird. Sie besteht am längsten von allen, bis in die erste Hälfte des2._Lebensjahres. Die Fontanelle in der Warzennaht, die Warzen-Fontanelle,Fonticulus mastoideus, 3 ) und die Fontanelle an der Spitze desgrossen Keilbeinflügels, die Keilbein-Fontanelle, Fonticulus sphenoidalis,*) verstreichen in der Regel schon bald nach der Geburt.Dieselbe Bedeutung für das Wachsthum des Schädels besitzenauch die Fugen innerhalb der einzelnen Schädelknochen; sie verschmelzenaber noch während der Wachsthumsperiode.Im höheren Alter verknöchern „die meisten Nähte des Schädeldaches(senile Synostose). In der Regel ist die. Pfeilnaht die erste, welcheverstreicht, und zwar zuerst in dem mehr geradrandigen, hinteren Antheile.Dieser Vorgang beginnt schon zwischen dem 30. und 40. Lebensjahre.Bald darauf verknöchert gewöhnlich der untere Antheil derKranznaht Und die Sutura sphenofrontalis; erst später folgen die übrigenNähte. Eine Stirnnaht erhält sich meistens länger als alle anderen Nähte,Es kommt aber auch vor, dass einzelne oder mehrere Nähte schonvor vollendetem Wachsthum, selbst schon im frühen Kindesalter zurVerschmelzung kommen [praemature Synostose). Am häufigsten wirddavon wohl die Sutura occipitomastoidea, dann die Kranznaht ganz oderin einzelnen Theilen, ferner die Nähte am Pterion, die Pfeilnaht, Schuppennahtu. s. w. betroffen. Die prämature Synostose unterscheidet sich vonder senilen dadurch, dass sie zuerst an einer ganz umschriebenen StelleJ ) Syn. Fonticulus triangularis.2 ) Syn. Fonticulus quadrangularis.3 ) Syn. Fonticulus temporalis posterior.4 ) Syn. Fonticulus temporalis anterior.


Höhlen des Kopfes. 85einer Naht auftritt, sofort die ganze Dicke derselben durchgreift undvon da ununterbrochen nach beiden Seiten fortschreitet, so dass jedeSpur der Naht, mit Ausnahme etwa eines Endstückes verschwindet; demgegenübertritt die senile Synostose stets an verschiedenen Punkteneiner Naht gleichzeitig auf, so dass zwischen diesen intacte Stellen bleiben;sie schreitet sehr langsam fort und lässt meistentheils noch da und dortSpuren der Naht zurück; stets breitet sie sich mehr und rascher anderGehirnseite der Naht aus.Prämature Synostose bedingt abweichende Grössen- und Formverhältnissedes Schädels und der einzelnen Knochen; sie beeinträchtigtnämlich die vollständige Ausbildung der Knochen, und zwar stets insenkrechter Richtung zu der synostotischen Naht, und in Folge dessenauch die normgemässe Ausweitung des Schädelraumes. Wenn nur einzelneNähte verstreichen, so kann sich die Hirnkapsel doch noch ausweiten,.aber nach anderen Richtungen; es kann die Verengerung einer Schädelgegenddurch Erweiterungen in einer anderen Region sogar so ausgeglichenwerden, dass der Schädel seinen normalen Rauminhalt ganzerreicht; wegen des ungleichmässigen Wuchses leidet aber immer dieForm. Die Missbildungen, die unter diesen Verhältnissen zu Standekommen, sind mitunter sehr auffallend und meistens so charakteristisch,dass man alsbald die synostotische Naht bezeichnen kann.Frühzeitige Synostose der Pfeilnaht macht den Schädel lang, kahnförmig,Scaphocephalk; Verschmelzungen der Sutura sphenoparietalis geben ihm hinter derStirne eine sattelförmige Einschnürung, Clinocephalie. Synostose der Quernähtebedingt Verkürzung, die der Lambdanaht, insbesondere Oxycephalie, mit steil aufgethüpmtemStirnbein. Einseitige Synostosen führen zu Asymmetrien. — Trotzdemsind nicht alle Verbildungen des Schädels blos auf Nahtverschmelzungen zurückzuführen,da genug unregelmässig geformte Schädel bekannt sind, an welchen sichalle Nähte offen erhalten haben; auch sind Fälle von Nanocephalie (Zwergwuchs desSchädels) ohne Nahtverwachsungen bekannt.Als Nahtvarietäten wären zu verzeichnen: Theilung des Scheitelbeins durcheine horizontale Naht, Quertheilung der Hinterhauptschuppe {Os interparietale). VielenVarietäten unterliegt die Anordnung der Nähte vorne in der Schläfengrube, amPterion, wo vier Knochen zusammentreten. Ein gelegentlich vorkommender Fall istder, wo das Scheitelbein nicht an den Keilbeinflügel heran reicht, und in Folgedessen die Schläfenschuppe- sich mittelst eines Fortsatzes, Processus frontalis, directmit dem Stirnbein verbindet. Doch bedingt diese Anordnung keine Schläfenenge.Auch die Gesichtsknochen sind sowohl unter sich als auchmit der Hirnschale durch Nähte verbunden, doch sind die Nahtzackenbei der Mehrzahl der Gesichtsnähte klein und spärlich [Harmonie). Esversteht sich von selbst, dass diese Nähte den Knochenwuchs ebensofördern wie die Schädelnähte, und dass sie eine den Formen undWachsthumseinrichtungen entsprechende Anordnung besitzen; sie verknöchernaber seltener und erhalten sich meistens bis in das höhere Alter.Höhlen des Kopfes.1. Die Schädelhöhle. Die Lage der Leisten an der Schädelbasislässt sich von aussen annähernd durch zwei Linien bezeichnen, die vonder Basis des Warzenfortsatzes der einen Seite hinter den Jochfortsatzdes Stirnbeins der anderen Seite gezogen werden; sie kreuzen sich also


86 Höhlen des Kopfes.in der Sattelgrube. Diese liegt in einer frontalen Ebene^ die hinter denWurzeln der Processus pterygoidei und durch den hinteren Antheil derJochbrücken gelegt wird. Eine bei horizontaler Lage des harten.Gaumens durch die Mitte der äusseren Gehörgänge gelegte frontaleEbene schneidet die Condyli vor ihrer Mitte und das Foramen occipitale)magnum nahe an seinem vorderen Rande; eine durch das untere Ende:;der Jochfortsätze des Stirnbeins gehende frontale Ebene trifft noch denHahnenkamm. Die Gestaltung des Schädelgrundes ist bereits auf S. 60beschrieben worden.Gefäss- und Nervenöffnungen in der Wand der Hirnschale:o) Arterielle. Die grosse Gehirnarterie, Arteria carotis interna, tritt durch den.Canalis carotieus der Pyramide in die mittlere Schädelgrube ein; in dieser nimmt.sie neben dem Keilbeinkörper den Sulcus carotieus auf und leitet sie bis an diemediale Seite des Processus clinoideus anticus, wo die Arteria ophthalmica von ihrabzweigt, um durch das Foramen opticum in die,Augenhöhle zu gelangen. — Ein,zweiter paariger Arterienstamm, die Art. vertebralis, gelangt durch das Foramen occipitalemagnum in die hintere Schädelgrube, wo sich beide Stämme zur unpaarigenArteria basilaris vereinigen; die letztere lagert auf dem Clivus. Durch das Foramenspinosum des Schläfenflügels tritt die Arteria meningea media für die harte Hirnhaut\in den .Schädelraum ein; der Verlauf dieses Gefässes ist durch die baumförmig.^verzweigten Sulci meningei an der Schuppe des Schläfenbeins und an demScheitelbein vorgezeichnet. Feine Oeffnungen in diesen Furchen "bezeichnen den.Weg ihrer Rami perforantes, welche in den Knochen, aber auch zur Schädelober--.;fläche dringen.b) Venöse. Die Vena jugularis interna, der Hauptcanal für das abströmendevenöse Blut der Schädelhöhle beginnt am Foramen jugulare in der Fissura petrooccipitalis;die breiten Furchen an der inneren Seite der Calvaria und der Schädel-:basis bezeichnen den Verlauf der zuleitenden Venenräume, der Sinus durae matris. :Einer derselben, der Sintis sagittalis superior, gräbt sich in die Furche ein, welchelängs dem Schädeldache vom Foramen caecum bis zur Protuberantia occipitalisinterna verlauft; er wird von dem Sinus transversus aufgenommen, dessen Bett vonder Querfurche der Hinterhauptschuppe über den Angulus mastoideus des Scheitelbeins,und, als Sulcus sigmoideus, über den Warzentheil des Schläfenbeins, dann überden Processus jugularis des Hinterhauptbeins hinweg in das Foramen jugulare verfolgtwerden kann. Die Augenhöhlen-Venen gehen auch in die Schädelhöhle, *und zwar durch die Fissura orbitalis superior in einen venösen Behälter, der indem Sulcus carotieus lagert, die Carotis durchtreten lässt und Sinus cavernosusheisst. Der Sulcus petrosus inferior leitet den Blutstrom aus diesem Sinus zumForamen jugulare. Der Sulcus petrosus superior an der Crista petrosa enthälteinenVerbindungscanal des Sinus cavernosus mit dem Sinus transversusjNebst dem Foramen jugulare, welches in der Mehrzahl der Fälle rechtsgrösser ist als links, werden auch die kleineren Oeffnungen von Venen-,ästen zum Durchtritt benützt und vermitteln somit Verbindungen der inneren mitden äusseren Venen. Jene dieser anastomotischen Venen, für welche besondere!grössere Oeffnungen in der Hirnschale bestehen, wie das Foramen condyloidewmäparietale, mastoideum, werden Emissaria genannt; diejenigen von ihnen, welche vollaussen zugänglich sind, wie die beiden letztgenannten, sind praktisch, z. B. behufsdirecter Blutentleerungen aus der Schädelhöhle, wichtig.c) Zum Durchtritte von Nerven, mit welchen stets kleine Arterien und Venenstämmchenverlaufen, dienen folgende Oeffnungen: In der vorderen Schädelgrube:;leitet die Lamina cribrosa die Bündel des Olfactorius, das Foramen opticum den Nervus-'opticus. In der mittleren Grube dient die Fissura orbitalis superior den Nerven*des Bewegungs-Apparates des Augapfels nebst dem 1. Aste des Trigeminus, dasForamen rotundum dem zweiten, und das Foramen ovale dem dritten Trio-eminus-Asteszum Durchtritt. In der hinteren Schädelgrube ist der Meatus acusticus iMernJder Leitcanal für den Nervus acusticus mit dem Facialis, dessen weiteren Verlaufder Canalis facialis der Pyramide vorschreibt, und das Foramen jugulare für den Glossopharyngeus,Vagus sammt dem Beinnerven. Der Canalis hypoglossi dient zum Durchtrittdes Zungenfleischnerven. Im Foramen jugulare sind' daher zwei Abtheilungen


Holden des Kopfes. 87zu unterscheiden, eine hintere grössere zum Durchtritt der Vena jugularis, undeine vordere kleinere zum Durchtritt der genannten drei Nerven nebst der Vene, dieim Sulcus petrosus inferior absteigt; ein kleiner Zahn des Randes an der Incisurajugularis ossis occipitalis (Processus intrajugularis) bezeichnet die Grenze. Durch dasForamen ethmoidale anticum und durch den Hiatus canalis facialis verlaufen kleineNervenzweige, welche den Gebilden der Schädelhöhle fremd sind und nach kurzemVerlaufe wieder austreten. Im Foramen occipitale magnum geht das Gehirn in dasRückenmark über.2. Die Nasenhöhle_wird an drei Seiten von den Oberkieferbeinen undihren Ergänzungsknochen, den Gaumenbeinen, begrenzt. Der Körper desKiefers bildet nämlich im Verein mit der senkrechten Platte des Gaumenbeinsund dem angrenzenden Processus pterygoideus den unteren Theil derSeitenwand, der Nasenfortsatz mit den Nasenbeinen erzeugt die unvollständigevordere Wand, das Gerüst der äusseren Nase, und durch den Zusammentrittder Gaumenplatten der Kiefer- und Gaumenbeine entsteht derharte Gaumen, dessen obere Seite den Boden der Nasenhöhle darstellt.Dieser liegt bei gerader Haltung des Kopfes mit horizontal eingestellter Blickebenein der Regel auch in der Horizontalebene. Nach ob enjwird die Nasenhöhlegegen die Schädel- und Augenhöhle durch das Siebbein und denKeilbeinkörper verschlossen, wobei die Lamina cribrosa das Dach und"die Papierplatte mitTctem Thränenbein "olm"oBeren^T^darstellt. Der Körper des Keilbeins ist mit seiner vorderen und unterenFläche von oben und hinten in den Nasenraum eingeschoben und bildetober den Choanen einen Absatz, wodurch, gleichwie auch durch dienach oben gerichtete Convergenz der beiden nur wenig ausgebogenenSeitenwände, der obere Umfang der Nasenhöhle bedeutend eingeengtwird; -die obere Wand ist daher die kleinste, sie ist nur so lang, alsdie Siebplatte und nur so breit als der Abstand der beiden Papierplatten.Da die Siebplatte meistens mit dem harten Gaumen nach hinten etwasconvergirt, so erreicht der Nasenraum seine grösste Höhe vorne in einerLinie, welche senkrecht vom Foramen caecum auf den harten Gaumenfällt. Der grösste sagittale Durchmesser entspricht der Mitte der Aperturapiriformis, deren untere Begrenzung etwas höher liegt als die Ebenedes harten Gaumens.Das__knöcherne Septum nasi bestellt aus der senkrechten Siebbeinplatteund dem Vomer, hält selten -genau die Mitte ein, und istmeistens nach links ausgebogen. Nach vorne wird es durch eine vierseitigeKnorpelplatte, Cartilago quadrängularisj^verYollständigt, die in dennach vorne offenen Winkel eingeschaltet ist, welchen der Vomer mit7ter~senkrechten Platte darstellt. Die Scheidewände der Antra frontaliaund sphenoidalia können als Fortsetzungen der Nasenscheidewand angesehenwerden.. Der hintere Rand des Vomer scheidet den hinterenAusgang der Nasenhöhle in die symmetrischen Choanen. Diese werdenausserdem begrenzt: lateral durch die Processus pterygoidei, unten durchden hinteren Rand der horizontalen Platte des Gaumenbeins und obendurch den Körper des Keilbeins mit den Alae vomeris und den Processusalares.An den Seitenwänden der Nasenhöhle haften drei Nasenmuscheln:die zwei oberen sind Bestandtheile des Siebbeins, die untereist ein selbstständiger Knochen; als Stützknochen der Nasenschleimhaut


88 Höhlen des Kopfes.tragen sie zur Vergrösserung der functionirenden Oberfläche bei. IhreZwischenräume heissen Nasengänge, Meatus nasi. Die Richtung desunteren, zwischen dem Boden der Nasenhöhle und der unteren Nasenmuschelbefindlichen Nasenganges ist rein sagittal und horizontal; sein hinteres Endeentspricht der unteren Hälfte der Choane. Der obere Näsengang ist derkürzeste, engste und unzugänglichste, er liegt ganz nach hinten und besitzteine schief gegen das obere Ende der Choane absteigende Richtung. Dermittlere, zwischen der unteren Siebbeinmuschel und der unteren Nasenmuschelgelegene Nasengang ist der geräumigste,, sein vorderes Endeentspricht der oberen Abtheilüng der äusseren Nase und reicht bis anden Zugang zu dem Antrum frontale hinauf. Wegen der convergirendehRichtung der ihn begrenzenden Muscheln ist sein hinterer Antheil bedeutendniedriger als der vordere. Sein hinteres Ende entspricht nahezuder oberen Hälfte der Choane. Die hinteren Enden der Muscheln liegenannähernd vertical übereinander. Die hintere obere Ecke des Nasenraumes,^zwischen der vorderen Fläche des Keilbeinkörpers ; und derjiinteren Fläche der oberen Siebbeinmuschel gelegen, heisst Recessussphenoethmoidalis;die_enge Spalte zwischen dem oberen Theile der Scheidewandund den Siebbeinmuscheln wird als Fissura olfactoria bezeichnet.Von den pneumatischen Räumen in den benachbarten Knochen(Nebenhöhlen der Nase genannt) mündet das Antrum_ sphenoidalebeiderseits ober und hinter der oberen Nasenmuschel in den^Recessussphenoethmoidalis, dasj^ntrum frontale und maxillare in den mittlerenNasengang, und zwar in das Infundibulum (vergl. S. 74). Von den Zellendes Siebbein-Labyrinthes öffnen sich die hinteren in den oberen Nasengang,die vorderen und mittleren in das Infundibulum.Die Communicationen der Nasenhöhle mit der Schädelhöhle werdenhergestellt durch das Foramen caecum (nur im Kindesalter) und durch die Sieblöcherdes Siebbeins, mit der Augenhöhle durch die Foramina ethmoidalia, von.welchen aber das vordere nur auf einem Umweg durch" die Schädelhöhle in den'Nasenraum leitet, und durch den Thränen-Nasencanal, mit der Mundhöhle durchdie Canales incisivi, und mit der Fossa pterygopalatina durch das Foramensphenopala-tinum. welches unmittelbar ober dem hinteren Ende der mittleren Nasenmuschel,an dem Winkel zwischen der unteren und vorderen Fläche des Keilbeinkörpersliegt.3. Die Augenhöhlen, Orbitae, sind conische Räume, welche sichgegen die Schä^elhöhle L durch die Augenhöhlentheile des Stirnbeins; und diekleinen Keilbeinflügel, gegen die Nasenhöhle durch, die PapierpTatte desSiebbeins und das Thränenbein, gegen die Schläfen durch das Jochbein unddie Augenhöhlenfläche des grossen Keilbeinflügels abgrenzen; ihren Bodenbilden die Augenhöhlenflächen des Oberkieferkörpers mit den sie hintenergänzenden Processus orbitales des Gaumenbeins, und vorne auch das.Jochbein. Der Querdurchmesser des Siebbeins ergibt den Abstand beider 1Augenhöhlen von einander. Die obere, die mediale und die untere Wandvereinigen sich zu einer continuirlichen und etwas windschief gebotenenFläche, welche gegen die laterale Wand oben durch die Fissura orbitalis'superior, unten durch die Fissura orbitalis inferior scharf abgesetzt istDie untere Wand ist schief lateral und nach vorne abdachend^ die oberequer und sagittal gewölbt, und die beiden medialen, annähernd sagittalen 1


Höhlen des Kopfes. 89Wände fallen etwas schräg in die Oberkieferflächen ab. Die beidenlateralen Wände convergiren gegen die Sattelgrube. Das Foramenopticum fällt in die Spitze des Kegels und zugleich in die Continuitätder oberen Wand.Der_Ein^.ang^jier_ Augenhöhlen ist allseitig vom massiven Knochenumrahmt; der Margo supraorbitalis wird blos vom JStimbein„und .derMargo infraorbitalis vom_Oberkiefer mit .einem etwas wechselnden Antheiledes Jochbeins gebildet. An der Nasenseite geht der untere Randdes Augenhöhleneinganges nicht direct in den oberen über; beide weichenvielmehr hier auseinander, indem der erstere in die Crista lacrymalisanterior, der letztere gegen die Leiste des Thränenbeines auslauft. Siefassen so die Thränensackgrube zwischen sich. Die Ebenen beider Eingängeconvergiren gegen den Nasenrücken. Der Umfang des Augenhöhlenrandesist kleiner als der des zunächst angrenzenden Theiles derHöhle, die sich besonders nach oben und im Jochfortsatze des Stirnbeins,hier insbesondere zu der Thränendrüsengrube ausweitet; der Margosupraorbitalis und infraorbitalis sind also aufgeworfen, der Art, dassInstrumente, die den entsprechenden Wänden entlang geführt werdensollen, zunächst den Rand, umgehen müssten.Die Communicationen mit der Sehädelhöhle_sjtellen das.Foranien opticumund die Fissura orbitalis superior, dann. a^s_Foramen_^hmojdaie anticum Jier. DasFpramen ethmoidale posticum führt in die Nasenhöhle, die Fissura.^orbitalisinferior in dieÜnterschläfengrube und in deren Anhang, die Fossa pFerygopäl^tma;der Canalis infraorbitalis mit dem Foramen infraorbitale, das Foramenoder die Incisura supraorbitalis, und der inconstante Canaliculus zygomaticofacialisleiten zur Gesichts fläche. JDer Canaliculus zygomaticotemporalis. öffnet sich inder Schläfengrube.Ganz vorne an der Nasenwand der Orbita befindet sich dieThränensackgrube; sie communicirt durch den Thränen-Nasencänal,Canalis nasolacrymalis, rftit der Nasenhöhle und wird vjDn demoberen Theil des Sulcus lacrymalis des Stirnfortsatzes des Oberkiefersund von der Furche des Thränenbeins erzeugt. Der Thränen-NasencanalisfTän der Nasenwand des Oberkiefers durch die untere Abtheilung desSulcus lacrymalis des Oberkiefers vorgebildet und wird medial durchdas unterste Stück des Thränenbeins und durch die Anlagerung desProcessus lacrymalis der unteren Nasenmuschel abgeschlossen. DerCanal befindet sich daher an der lateralen Seite der unteren Nasen"muschel und mündet demgemäss erst in den unteren Nasengang. SeinVerlauf ist kein genau senkrechter, da beide Canäle im Absteigen sichleicht nach rückwärts neigen und zugleich etwas divergiren.4. Die Mundhöhle ist unter allen die am wenigsten vom Skeletbegrenzte Sinnes- und Visceralhöhle; sie besitzt nur die von den Bögender Zahnreihen und den .Zahnfächertheilen der Kiefer gebildeten Seitenwände,und eine vom Gaumengewölbe dargestellte obere Wand, inwelcher sich vorne das Foramen incisivum, die gemeinschaftlicheMündung beider Canales incisivi, und hinten jederseits die Foraminapalatina posteriora [majus und minora), die_Mündungen des Canalis palatinusdescendens, befinden. Ganz gewöhnlich findet sich an dem hartenGaumen, im Bereiche des hinteren Abschnittes der Gaumenplatte desOberkiefers und der horizontalen Platte des Gaumenbeines, ein median-


90 Skeletbau des Kopfes.sagittaler, mehr oder weniger stark vortretender, nach hinten sichzuspitzender Wulst, Torus palatinus. Neben ihm zeigen sich jederseits;?zwei flache, bald mehr, bald weniger ausgeprägte Furchen, Sulci palatinijderen Ausgangspunkt das Foramen palatinum majus ist. Die hintere derselbenbiegt neben dem Torus nach hinten gegen den Rand des hartenGaumens ab, die vordere, nach vorne verlaufend, wird nicht selten durchein scharfes Knochenleistchen, Spina palatina, in zwei Zweigfurchen,;eine mediale und laterale abgetheilt. Diese Furchen deuten die Wege?an, auf welchen die aus dem Canalis palatinus descendens austretenden!Nerven- und Arterienzweige zu ihren Vertheilungsgebieten gelangen.5. Die Schläfengrube. Ihre obere Abtheilung ist nach aussen nichtgeschlossen; sie bildet, als Planum temporale, das Lager des Musculustemporalis,. uncT~bek6mmt erst durch den Stirnfortsatz des Jochbeins unddurch die Jochbrücke nach vorn^ und_ aussen eine unvollständige Begrenzung.An der Crista temporalis -des Schläfenflügels vom Keilbem"-geHtsj e beinahe rechtwinkelig in die Unterschläfengrube,Fossa infratemporalis,*) über. Die Wandungen dieser Abtheilung liefertdie Schläfenfläche des Oberkiefers, das Jochbein und der Processuspterygoideus""'des Keilbeins. Lateral wird sie unvollständig durch denAst des Unterkiefers abgeschlossen, die obere Wand bildet der Schläfenflügeldes Keilbeins mit seinem horizontal gestellten Abschnitt. An denhinteren Rand dieses letzteren schliesst sich eine Furche an, welcheals Lagerstätte des knorpeligen Theiles der Ohrtrompete von Wichtigkeitist und Sulcus tubae genannt wird. Sie liegt unter der Fissura sphenö-!petrosa, beginnt hinter der Spina angularis, an dem Rande des Semicanalistubae, und erscheint als eine Einsenkung, welche von dem;vorderen Rand der Pyramide und von dem hinteren Rand des Schläfenfiügelsbegrenzt wird. Ihr mediales, abgeflachtes Ende lauft an. derhinteren Seite des Processus pterygoideus aus, wo ihre untere Grenzemanchmal an beiden Platten durch einen stachelförmigen Fortsatz, Spinatubae, angezeigt ist.6. Die Flügelgaumengrube, Fossa pterygopalatina. An der medialenWand der Unterschläfengrube befindet sich, zwischen dem Oberkieferund dem absteigenden Keilbeinflügel, eine fast senkrecht absteigendeSpalte, Fissura pterygomaxillaris, welche in die zwar enge, aber wegender Vertheilung des 2. Trigeminus-Astes sehr bemerkenswerthe Flügelgaumengrubeführt. Diese wird medial gegen die Nasenhöhle durchdie senkrechte Platte des Gaumenbeins abgeschlossen._Sle. communicirtmit der Schädelnöhle durch das Foramen rotundum und empfängt durch"dasselbe den 2. Ast des Trigeminus. Ausgänge aus dieser Grube' und zugleichPassagen für Zweige dieses Nervenstammes sind: hinten der CanalisViclianus, medial das zwischen den Fortsätzen der senkrechten Plattedes Gaumenbeins gelegene Foramen sphenopalatinum, .jaach vorne dieFissura orbitalis inferior und nach unten der Canalis palatinus descendens.Skeletbau des Kopfes.Die Theilstücke der Hirnschale sind so zusammengefügt, dassdie drei unpaarigen Knochen, das Stirnbein, Keilbein und Hinterhaupt-J ) Syn. Fossa pterygoidea externa s. pterygomaxillaris.


Skeletbau des Kopfes. 91bein, einen sagittalen Bogen darstellen, der von unten die Hirnkapselschliesst, während die paarigen, nämlich das Scheitel- und Schläfenbein,einen Querbogen erzeugen, welcher frontal über das Schädeldach wegin die Lücke des unteren Bogens sich einkeilt. Der Grundtheil desHinterhauptbeins und der Körper des Keilbeins bilden gleichsam dieSchlusssteine beider Wölbungen.So fest auch manche Nahtverbindung sein mag, so ist das Schädelgehäusedoch schon in seinem Verbände gelockert, und bietet derferneren Zerlegung, wenigstens bei jugendlichen Personen, keine besonderenSchwierigkeiten dar, wenn nur ein Knochen, sei es welcherimmer, ausgelöst worden ist. Der Bau der Hirnkapsel lässt sich nämlichnicht auf die Construction solcher Gewölbe beziehen, welche die Stützenausser ihren Wandungen haben, weil die Bedingungen der Festigkeitdes ganzen Baues in der Kapsel selbst liegen, daher jeder Bestandtheilf der Wandung von der Nachbarschaft eingeklemmt erhalten werden muss.Auch die Vertheilung der Knochensubstanz ist so getroffen,dass durch sie der Kapsel die grösstmögliche Resistenz zukommt, ohnedas Gewicht derselben unnützer Weise zu vergrössern. Die Schädelwandungensind nämlich nicht überall gleich dick; da wo die Kapseläusserlich durch Weichtheile gedeckt und geschützt ist, sind dieWandungen sehr dünn, so am Hinterhaupte im Bereiche der hinterenSchädelgrube neben der Crista, dann in der Schläfengegend und inder vorderen Schäclelgrube ober der Augen- und Nasenhöhle. An diesenStellen fehlt die.Diploe gänzlich. Die dicksten Wandungen trifft mandaher nur an dem unbeschützten Schädeldach und an den Stützpunktender Schädelbasis. Dass die leichtere Brüchigkeit der inneren Knochenplattebei stumpf wirkenden Gewalten nicht einer grösseren Sprödigkeitder Substanz, sondern einer wegen der stärkeren Krümmung bedeutenderenGestaltsveränderung zuzuschreiben ist, kann als sichergestellt betrachtetwerden.Auch am Gesichtstheil des Schädels sind es nicht die EinzelVerbindungen je zweier Knochen, denen das Ganze seine Festigkeitverdankt; es ist dies vielmehr das gegenseitige Eingreifen sämmtlicherTheilstücke in einander. Die Verbindungen sind auch da nicht zu lösen,bevor nicht durch gewaltsames Herausheben eines Knochens die Ketteder Verbindungen unterbrochen ist. In dieser Beziehung ist das Jochbeinder wichtigste Knochen, denn es bildet das Schlussstück des Ganzen.Das Jochbein ist nämlich die mächtigste Stütze des Obergesichtes gegenden Schädel und schliesst durch seine Verbindung mit dem Schläfenbeinzugleich im Horizonte einen Bogen, die Jochbrücke, ab, dessen Widerstanddie beiden Oberkiefer in der medianen, sonst leicht trennbarenGaumennaht im innigsten Contacte erhält und eine Diastase oder Verschiebungderselben verhindert.Wie am Hirnschädel durch die Fügung und die Vertheilung derSubstanzen für den festen Zusammenhalt der Hirnkapsel, so ist aucham Kiefergerüst dafür Sorge getragen, dass das Poch- und Mahlwerk,als welches das Kiefergerüst im Wesentlichen fungirt, hinreichendfest gestützt, und dass der nach oben wirkende Druck auf möglichstviele Punkte des Hirnschädels vertheilt werde. Hier ist die Gewölbe-Construction in Anwendung gekommen: denn jeder Punkt des Zahn-


92 Schädelformen.fächergerüstes liegt auf dem Scheitel eines Knochenbogens, dessenFundamente am Stirnbein und Schläfenbein ruhen. An diesen vorderenAbschnitt des Hirnschädels heften sich nur Eingeweide- und Kaumuskelnan, während sich am hinteren Abschnitte desselben nur solcheMuskeln ansetzen, welche die Bewegungen des ganzen Kopfes leiten.Der Unterkiefer bildet einen durchaus massiven, einarmigenWinkelhebel, dessen Stützen die beiden Gelenkhöcker abgeben. DieWinkel und die Kronenfortsätze sind die Angriffspunkte seiner Musculatur.Der Zahnbogen muss um so fester geformt sein, als er, weit vom Unterstützungspunkteentfernt, der zu überwindenden Last Widerstand zuleisten hat. Die Aeste sind lateral abgebogen, schon um dem SchlündeRaum zu geben.Schädelformen.Die Gestalt des Schädels ist so complicirt und in der feineren!Plastik von so vielen Bedingungen (Entwicklung des Schädelinhalts,Wachsthumsverhältnisse der Knochen, Entwicklung des Kau-Apparates)abhängig, dass sich weder für die Grundform noch für die Abweichungenvon derselben bisher einfache Bezeichnungen auffinden Hessen. Man musssich noch immer damit begnügen, die Schädelform mit Rücksicht auf dieAbstände bestimmter, als wesentlich angenommener Punkte, Lineae craniometricae,zu charakterisiren. Je sicherer die Charakteristik sein soll,desto mehr ist man genöthigt in die Einzelheiten einzugehen, ohnejedoch versichert zu sein, immer gerade die massgebenden Verhältnissehervorgehoben zu haben. Naturgetreue Zeichnungen wird man dahernie entbehren können.Die Form der Hirnschale ist in vielen Fällen ein Oval, dessengrössere Breite dem Hinterhaupte zukommt. Der Grund für den Abfallder Querdimensionen gegen die Stirne dürfte darin liegen, dass dieNaht des stark quer gebogenen Stirnbeins während oder bald nachdem ersten Lebensjahre verstreicht.Die ovale Form geht aber häufig genug einerseits in die gerundete^;andererseits in die mehr längliche über. Nach dem Verhältnisse, inwelches sich der grösste sagittale und frontale Durchmesser zu einanderstellen, unterscheidet man Lang- und Kurzköpfe, dolichokephaieund brachykephale Cranien, nebst einer Mittelform, welche man alsMesokephalie bezeichnet. — Den ziffermässigen Ausdruck für dasVerhalten der Längen- zur Breiten-Dimension gibt der Längen-Breiten-Index, welcher anzeigt, wie viele Theile des Breitenmasses auf 100 Theileder Länge entfallen.An schönen Ovalformen stellt sich der mediane Durchschnitts-Contour desCranium, vom Clivus angefangen über das Hinterhaupt bis an die Tubera des'Stirnbeins fortlaufend, als eine fast regelmässige Curve mit stetig zunehmendemRadius dar, und daraufhin lässt sich der hintere Abschnitt des Schädels als einmuschelförmiges Gehäuse betrachten, welches den Gesichtsantheil des Kopfeilüberwölbt. Allerdings liegt die Grundlage dieser Gestaltung hauptsächlich im Hinter-


Schädelformen. 93als leptoprosope, mit verhältnissmässig hohem (eigentlich schmalem]Gesicht, und chamaeprosope Cranien, mit niederem Gesicht, unterscheiden,trotz der zahlreichen Modificationen in den Proportionen dereinzelnen Abschnitte. — Sehr wesentlich für die Gesichtsbildung ist dieStellung des Kiefergerüstes, je nachdem dasselbe nämlich weniger odermehr über die Stirne vortritt. Daraufhin unterscheidet man orthognatheund prognathe Cranien. Doch muss hervorgehoben werden, dass diePrognathie mitunter nur auf einer beträchtlicheren Neigung des Zahnfächertheilesdes Zwischenkiefers beruht [alveolare Prognathie). Das Massder Prognathie ergibt sich aus dem Winkel, welchen eine von der Stirnezu dem Zahnfächerrand in der Mittelebene gezogene Linie mit einerzweiten bildet, welche von dem letzteren Punkte zur Ohröffnung gezogenwird. Es ist dies der sogenannte Camper'sche Gesichtswinkel. Einanderer Ausdruck für den Grad der Neigung des Obergesiohtes gegenden Horizont ist durch den Profilwinkel gegeben; das ist jener Winkel,welchen die Profillinie mit der Horizontalebene des Schädels bildet.Als Profillinie wird jene Linie bezeichnet, welche man sich von der, Stirnnasenbeinnaht in der Mittelebene zu dem am meisten vorspringendenPunkte des Zahnfächerfortsatzes des Oberkiefers gezogen denkt. DieDeutsche Horizontalebene wird nach der sogenannten FrankfurterVerständigung durch zwei gerade Linien bestimmt, welchebeiderseits den tiefsten Punkt des unteren Augenhöhlenrandes mit demoberen Rande des knöchernen äusseren Gehörganges verbinden. Beträgtdie Neigung der Profillinie gegen diese Horizontalebene weniger als83°, so wird der Schädel als prognath (schiefzähnig) bezeichnet; beieinem Profilwinkel zwischen 83° und 90° nennt man den Schädelorthognath (geradezähnig), und bei einem Profilwinkel von 91° unddarüber hyperorthognath.Die Geschlechtsverschiedenheiten des Schädels sind schwerdefmirbar; nur ganz im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der weiblicheSchädel im Ganzen kleiner ist als der männliche, und dass am weiblichenSchädel auch der Gesichtsantheil im Verhältniss zum Hirnantheil kleinerist als am männlichen Schädel. Neigung zur Dolichokephalie und eineleichte Abplattung am Scheitel des Schädeldaches werden auch als Merkmaleweiblicher Cranien angegeben.Die Altersverschiedenheiten in der Gestaltung des Schädelssind dagegen zahlreich und auffällig genug; dies zeigt sich schon indem Verhältniss, in welches sich Hirn- und Gesichtsantheil des Schädelszu einander stellen; denn je jünger das Cranium ist, desto mehr überwiegtder Hirnschädel über den Gesichtsschädel. Auch am Hirnschädel istdas Missverhältniss auffällig, indem beim Neugeborenen das Schädeldachweitaus über die Basis ausladet. Als besondere Merkmale kindlicherSchädel können noch verzeichnet werden: grosse Prominenz der Tubera,meist stark ausladendes Hinterhaupt, die Anwesenheit der Fontanellen,der Trommelfellring als Vertreter des Paukenthei.l.es_. vom Schläfenbein,Fehlen des Processus mastoideus und die Zerlegung mehrerer Knochenin_Theilstücke; ferner Jrn Gesichtej die breite, glatte Stirn, die grössereEntfaltung der Augengegend, dagegen die geringe Ausbildung der Kiefer,welche erst mit dem Zahndurchbruche mehr zu wachsen beginnen.


94 Embryonale Grundlage des Kopf-SkeletesEmbryonale Grundlage des Kopf-Skeletes.Die Ausbildung des Kopf-Skeletes vollzieht sich auf GrundlagezweierGebilde: aus einer theilweise knorpeligen Kapsel, dem sogenanntenPrimordialcranium, welches sich unmittelbar an die Wirbel- 1säule reiht, und aus mehreren, ebenfalls knorpeligen Stäbchen, den sogenanntenVisceral- oder Kiemenspangen, welche sich an dasprimordiale Cranium in ähnlicher Weise anschliessen, wie die Rippenan die Wirbelsäule. Diese beiden Knorpelgebilde entsprechen aber nichtgenau den unterschiedenen beiden Abschnitten des ausgebildeten Kopf-Skeletes, nämlich den Schädel- und Gesichtsknochen, weil sich unterden Gesichtsknochen auch Theilstücke finden, welche noch aus dem,,Primordialcranium hervorgehen.An dem Primordialcranium, welches allerdings zunächst bestimmt iist, das Gehirn und die Sinnesorgane zu beherbergen, lassen sich schontursprünglich zwei Abschnitte unterscheiden; der eine stellt die Grundlageder eigentlichen Hirnkapsel dar und kann deshalb als der cerebraleTheil bezeichnet werden; der zweite schliesst sich an denselbenvorne zwischen den zwei die Augen aufnehmenden Einsenkungen an undbildet die Grundlage des Nasengerüstes, kann somit als primitive Nasenkapselbezeichnet werden.1. Der cerebrale Theil des Primordialcraniums wird beimMenschen nur im Bereich der Schädelbasis knorpelig; und zwar ent- ;spricht dieser korpelige Antheil der hinteren und mittleren Schädel-,grübe, begreift also nur die Grundlage für das Hinterhauptbein, Felsenbeinund Keilbein in sich. In diesen Theil geht auch die Chorda dorsalis]ein, so dass man denselben mit seinen dreifach gegliederten Segmenten' 4(Grundtheil des Hinterhauptbeins und die beiden Keilbeinkörper) als,Fortsetzung der Wirbelsäule betrachten kann. Von dem Hinterkopfe^und zwar etwa von der Sutura mendosa angefangen, also nach oben]und vorne, wird das Primordialcranium nur durch eine Membran gebildet,und daher als der häutige Antheil desselben bezeichnet. Daraus ergibtsich, dass nur die genannten Knochen an der Schädelbasis aus einerknorpeligen Anlage hervorgehen, indess die Knochen des Schädeldacheseine membranöse Grundlage haben. Man nennt die letzteren mit Rücksichtauf diese Art der Entstehung Belegknochen. Die Reste dieses,membranösen Abschlussmittels finden sich noch am Kopfe des Neugeborenenals Fontanell-Membranen erhalten.2. Die knorpelige primitive Nasenkapsel gibt die Grundlagenab für alle lamellösen, die Nasenhöhle begrenzenden Knochen undKnorpel, also mit Einschluss des Siebbeins. Sie bilden sich aber nicht intracartilaginös,sondern lagern sich als Belegknochen an den vorgebildetenKnorpel an. Reste der knorpeligen Nasenkapsel finden sich noch beimErwachsenen in den das äussere Nasengerüst ergänzenden Knorpelstückenund noch lange genug auch zwischen den beiden knöchernenLamellen, aus welchen das Pflugscharbein besteht.In so lange beim Embryo der Visceralraum des Kopfes noch nichtabgetheilt ist, sind seine Seitenwände durch Spalten, die sogenanntenKiemenspalten, in mehrere bogenförmige Segmente,' welche & Kiemenbögengenannt werden, geschieden; innerhalb dieser entwickeln sich


Das Kiefergelenk. 95theilweise ebenfalls knorpelige Gebilde, in Form von dünnen, stäbchenförmigenSpangen, den Kiemenspangen. Auf Grundlage der Kiemenbögenbildet sich der eigentliche viscerale Antheil des Kopf-Skeletes,und zwar das Kiefergerüst als Belegknochen, das Zungenbein hingegennebst einigen kleineren in den Gehör-Apparat eingehenden Knöchelchen,den Gehörknöchelchen, und dem Wurzelstück des Processus stiloideusdurch intracartilaginöse Verknöcherung.Dem Entwicklungsgang entsprechend müsste man daher die Knochendes Schädels in folgende Gruppen bringen:1. Knochen, welche aus dem knorpeligen, neuralen Antheildes Primordialcraniums durch intracartilaginöse Verknöcherunghervorgehen; dahin gehören: das Hinterhauptbein bis ungefähr zurSutura mendosa, dann das Keilbein und die Pyramide des Schläfenbeins;2. Knochen des Schädeldaches, welche nur eine membranöseGrundlage haben, also als Belegknochen an dem häutigenTheil des Primordialcraniums entstehen, nämlich: derobere Theil der Hinterhauptschuppe, dann die Scheitelbeine mit denSchläfenbeinschuppen und das Stirnbein;3. Knochen, welche im Anschluss an die Nasenkapsel desPrimordialcraniums als Belegknochen entstehen, nämlich dasSiebbein mit den Conchae sphenoidales, das Thränenbein, die Nasenbeine,die Muscheln, das Pflugscharbein, das Gaumenbein und die medialePlatte des Processus pterygoideus; endlich4. Knochen, welche sich auf Grundlage der Kiemenbögenbilden, nämlich: der Oberkiefer mit den Jochbeinen, der Unterkiefer unddas Zungenbein; dazu die Gehörknöchelchen mit dem Griffelfortsatz desSchläfenbeins,, welcher letztere aus der Trommelhöhle zwischen Pyramideund Paukenblatt hervorragt und ein Abkömmling einer knorpeligenKiemenspange ist.Das Kiefergelenk.Der Unterkiefer bildet an dem Schädel zwei symmetrische Gelenke,deren Bewegungen gleichzeitig in Anspruch genommen werden.Die zur Darstellung des Gelenkes beitragenden Bestandtheile sind: dieFossa articularis und das Tuberculum articulare als Bestandtheile der Faciesarticularis des Schläfenbeins, ferner das Capitulum mandibulae und einMeniscus interarticularis.Die Grube, in welcher der Gelenkkopf bei geschlossenem Munderuht, die Fossa mandibularis, ist eine halbconische, bis an den Winkel desgrossen Keilbeinflügels reichende Vertiefung, die zum Theile von derSchuppe, zum Theile von der Paukenplatte des Schläfenbeins hergestelltund daher durch die Fissura tympanosquamosa in zwei Abschnitte geschiedenwird. Die Grube ist jedoch nicht in ihrem ganzen Umfange, sondernnur vorne geglättet, so dass die Fissura tympanosquamosa die hintereGrenze der eigentlichen Gelenkflächen und speciell der Fossa articularisbezeichnet. Der vor der Grube lagernde, unregelmässige, walzenförmigeGelenkhöcker ist dagegen ganz in das Gelenk einbezogen; er ist mitunterfrontal, meistens aber schief, mit dem der anderen Seite nachhinten convergirend angebracht. — Auch das Gelenkköpfchen des


96 Das Kiefergelenk.Unterkiefers ist quer länglich, jedoch nur selten regelmässig walzenförmig,meistens von Vorne nach hinten abgeplattet und immer inschiefer Richtung so auf den Unterkieferast aufgesetzt, dass sich dieAxen beider in einem nach vorne offenen, aber sehr variablen Winkel.kreuzen. — Der Ueberzug aller Gelenkstücke besteht in diesem Gelenkeausnahmsweise nicht aus Knorpel, sondern aus dicht verfilztemBindegewebe. — Die als dritter Bestandtheil in Betracht kommendeBandscheibe stellt eine biconcave Scheibe dar, die oben den Gelenkhöcker,unten das Gelenkköpfchen aufnimmt und mit beiden Knochenin Verbindung gebracht ist: locker mit dem Schläfenbeine vor demGelenkhöcker und vor der Fissura tympanosquamosa durch zwei aus ihrenRändern austretende sagittale Faserfächer, fester aber mit den axialenEnden des Unterkieferköpfchens durch ähnliche, aber herabgebogene,seitlich angebrachte kurze Bändchen. Sie kann daher im Sinne dersagittalen Krümmungen ihre Lage sowohl gegen das Tuberculum articulare,als auch gegen das Gelenkköpfchen ändern. Durch ihre Verbindungmit der Gelenkkapsel, welche sich beiderseits an den Rändernder geglätteten Flächen anheftet, wird der Gelenkraum in zwei Abtheilungengetheilt. — Das Gelenk besitzt nur lateral ein selbständigesVerstärkungsband, das Ligamentum laterale, welches von der Wurzel desJochfortsatzes zum Halse des Unterkiefers absteigt.Die Beweglichkeit des Unterkiefers beruht auf gleichzeitigen Bewegungenbeider Gelenke und gestattet nach drei Raumrichtungen Excursionen.Der Unterkiefer lässt sich nämlich 1. um seine Gelenkköpfchenvon oben nach unten und umgekehrt drehen, wobei sich sein Körpervon dem Oberkiefer entfernt, oder ihm anschliesst; 2. in vollem Anschlüssean den Oberkiefer in der Richtung von vorne nach hintenrein sagittal, oder 3. in schiefer Richtung nach den Seiten verschieben.Jeder Punkt desselben hat daher einen Verkehr im Räume, dessen Umfangin dem Masse abnimmt, als sich der- Unterkiefer vom Oberkieferentfernt; das heisst, mit dem Wachsen des Abstandes beider Kiefer voneinander wird die Vor- und Seitenbewegung immer mehr eingeschränkt.Zur Erläuterung des Vorganges diene Folgendes: Die Bandscheibe trenntals Zwischenglied das Gelenk auf jeder Seite in zwei Charniere; die Bewegung desoberen Gelenkes besteht in einer Drehung der Bandscheibe um das Tuberculumarticulare des Schläfenbeins und die des unteren in einer Drehung des Unterkieferköpfchensinnerhalb der Bandscheibe, als Pfanne. So lange beide Kiefer an einanderangeschlossen gehalten werden, liegt die Bandscheibe und der in ihr enthalteneCondylus hinter dem Tuberculum, in der Gelenkgrube des Schläfenbeins; wird aberder Unterkiefer gesenkt, so gleitet der Condylus sammt der an ihm fest haftendenBandscheibe auf das Tuberculum, was Jedermann an sich selbst durch Auflegen desFingers an das Gelenk constatiren kann. Entsprechend dem Bau des Gelenkes istdies daher eine Doppelbewegung, nämlich eine Drehung des Unterkiefers innerhalbder Bandscheibe nach unten, wodurch sich der Mund öffnet, und eine Drehung desUnterkieferköpfchens mit der Bandscheibe um das Tuberculum nach vorne in Folgederen das Unterkieferköpfchen nach vorne gleitet und auf das Tuberculum zu stehenkommt. Beide Bewegungen werden beim Oeffnen des Mundes rechts und linksgleichzeitig ausgeführt, und erfolgen rückläufig beim Schliessen des Mundes In demMomente also, wo der Unterkiefer mit Kraft an den Oberkiefer herangezogen wird,gleitet er auch in die Pfanne zurück, drückt also beim Kauen nicht nur auf denBissen, sondern schneidet auch in ihn ein. Es ist dies eine Einrichtung wie sie anden amerikanischen Scheeren (Rebscheeren) angebracht ist, deren Scheerenblättersich nicht nur drehen, sondern auch an einander verschieben.


Die Kopfgelenke. 97Wird der Unterkiefer im Anschluss an den Oberkiefer nach vorne verschoben,so rutscht gleichfalls der Condylus mit der Bandscheibe auf das Tuberculum articulare;die Bandscheibe macht also auch in diesem Falle die Drehung um das Tuberculum,es bleibt aber (wenigstens zum grössten Theil) die Drehung des Unterkiefersinnerhalb der Bandscheibe aus. Auch in diesem Falle geschieht die Bewegung beiderseitsgleichzeitig und gleichmässig. Wird aber der Kiefer nicht gerade nach vorne,sondern nur nach einer Seite verschoben, so bewegt sich das Gelenk nur auf einerSeite, und zwar auf jener, welche von der Richtung des Seitenschubes abliegt,während auf der Seite, wohin der Kiefer verschoben wird, der Condylus sammt derBandscheibe in der Gelenkgrube liegen bleibt. Aus dem Wechsel in der Richtungder Verschiebungen ergeben sich die Kaubewegungen.Der ganze Kau-Mechanismus beruht daher auf einer Combination von zweisymmetrischen Gelenken, deren jedes in ein oberes und in ein unteres zerlegt ist.Die oberen Gelenke veranlassen die horizontalen Verschiebungen des Unterkiefers,die unteren das Abheben desselben, d. h. das Oeffnen des Mundes. Sollte daher derMund geöffnet werden, nachdem der Kiefer bereits nach vorne verschoben ist, sobraucht der Knochen nur seine Drehung auf der Bandscheibe nachzuholen. Sollaber das Oeffnen des Mundes wie üblich vorgenommen werden, nämlich aus derRuhelage des Kiefers, wobei er sich sammt der Bandscheibe noch innerhalb derSchläfenpfanne befindet, dann muss Vorschub und Senkung, also die Bewegungsowohl im oberen, wie auch im unteren Gelenk, gleichzeitig ausgeführt werden. Sowird es verständlich, dass der Unterkiefer bei ganz geöffnetem Munde weder vorwärtsnoch seitwärts verschoben werden kann, weil er ja beim Oeffnen des Mundesbereits jederseits auf das Tuberculum vorgetreten ist und somit kein Spielraumfür Verschiebungen vorhanden bleibt. So kommt es auch, dass man den Unterkieferbei geöffnetem Munde trotz seiner freien Beweglichkeit ganz fest einstellen kann,wenn man ihn nur daran hindert, sich wieder an den Oberkiefer anzuschliessen.Die Kopfgelenke.Die Stellung des Kopfes ist nicht nur von den Gelenken abhängig,welche das Hinterhaupt mit dem Atlas bildet, sondern auch von denGelenken innerhalb der Halswirbelsäule. Als eigentliche Kopfgelenkewerden aber nur folgende zwei beschrieben:1. das obere Gelenk zwischen Hinterhauptbein und Atlas, und 2. dasuntere Gelenk zwischen Atlas und Epistropheus. Jedes besteht auszwei symmetrischen, anatomisch geschiedenen Hälften, die aber nur gemeinschaftlichin Gang gebracht werden können und daher zu einemGelenke vereinigt werden müssen. Da beide Gelenke nahe genug beisammenliegen und eine Gelenk-Combination darstellen, so lässt sichder gesammte Apparat auch namentlich als gemeinschaftlichesKopfgelenk zusammenfassen.Die Bestandtheile des oberen Gelenkes sind die beiden Gelenkhöckerdes Hinterhauptbeins und die oberen Gelenkflächen des Atlas.Die ersteren besitzen, wenn sie regelmässig ausgebildet sind, einenelliptischen Umriss, convergiren mit ihren längeren Durchmessern nachvorne und lassen sich sehr wahrscheinlich zu einem Gelenkkörper vereinigen,dessen Grundgestalt ein Ellipsoid sein dürfte. Die oberen concavenGelenkflächen des Atlas sind der Abklatsch dieses Gelenkkopfes.An der Bildung der unteren Gelenke betheiligen sich die zweiunteren Gelenkflächen des Atlas, die zwei oberen Gelenkflächen des Epistropheus,dann der Zahn desselben mit seiner Gleitfiäche und die dieser entsprechendeFovea dentis am vorderen Bogen des Atlas. Die drei Gelenkstückedes Epistropheus bilden den convexen Gelenkkörper, die desAtlas den concaven. Die Gelenkflächen des Epistropheus lassen sichnämlich auf die Peripherie eines kegelartigen Körpers auftragen, dessenv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 7


98 Die Kopfgelenke.verticale Axe durch den Zahn gelegt ist; seine zwei seitlichen Flächenfallen schräg lateral ab, sind aber auch nach vorne und hinten abgedacht,daher an sagittalen Durchschnitten convex; durch die frontalenFirste lassen sie sich in vier Facetten zerlegen. Fasst man aber die einanderdiagonal gegenüber liegenden Facetten je paarweise zusammen,so ergänzt sich jedes Paar zu einem Schraubengange. Ausgehend vonden frontalen Firsten der Epistropheus-Flächen, fallen die beiden Schrauben?gänge in entgegengesetzten Richtungen ab, etwa so, wie zwei Binden,welche von den Schultern über die Brust hinweg, die eine von derrechten Schulter nach links, die andere von der linken Schulter nachrechts, gewickelt worden sind. Es stellt daher die vordere linke Facettemit der hinteren rechten den rechten Schraubengang dar, und dievordere rechte mit der hinteren linken Facette den gegengerichtetenlinken Gang. Die unteren Gelenkflächen des Atlas sind ebenfalls kreisförmigbegrenzt und in sagittaler Richtung convex; sie zerfallen daherebenfalls in vier Facetten, welche je paarweise die Abschnitte der Epistropheus-Gängedecken.In der Mittellage stehen nur die beiden frontalen Firste mit einanderinContact, und die Gelenkflächen begrenzen vorne und hinten je einen meniscoidalen,mit Synovia gefüllten Zwischenraum. Wenn aber das Gesicht gewendet ist, sobesteht Oongruenz der Flächen, und zwar deckt bei der Drehung nach rechtsdie hintere linke Facette des Atlas die entsprechende vordere Facette des Epistropheus,und die vordere rechte Facette des Atlas das rechte hintere Flächenstückdes Epistropheus.Der Band-Apparat besteht aus folgenden Theilen:1. Das Ligamentum transversum, eine 3—4 Mm. hohe, dichte Fasermasse,welche über die hintere Fläche des Zahnfortsatzes gelegt ist, ankleinen Höckerchen der Gelenktheile des Atlas sich anheftet und mitder Fovea dentis des Atlas die Ringpfanne zur Aufnahme des Zahnesdarstellt. Es entsendet von seiner Mitte nach oben gegen die Mitte der vorderenPeripherie des Hinterhauptloches und nach unten gegen die hintereFläche des Epistropheus-Körpers je einen Fortsatz, wodurch zwei sichkreuzende Schenkel entstehen, die dem Bande den Namen Ligamentumcruciatum verschafft haben. Der obere Schenkel ist länger und deckt diehintere Fläche des Zahnes.2. Die Ligamenta alaria sind zwei starke, kurze Stränge, die beiderseitsvom oberen Ende des Zahnes durch den Ring des Atlas hindurchin divergirender Richtung zu der medialen Fläche der Condyli occipitalesaufsteigen. Mit Umgehung des ersten Halswirbels vereinigen diese Bänderdaher den Epistropheus mit dem Hinterhauptbein. Ein Spitzenband, Ligamentumapicis dentis, vervollständigt diesen Verband. In diesem Bändchenfinden sich noch einige Zeit nach der Geburt Reste der Chorda dorsalis.3. Eine Membrana ligamentosa deckt den besprochenen Band-Apparatgegen den Wirbelkanal und reicht vom Körper des Epistropheus biszum Clivus hinauf.4. Die Gelenkkapseln der vier anatomisch geschiedenen Gelenkabtheilungenhaben stellenweise kurze Verstärkungsbänder. Die Kapseldes Zahngelenkes ist eine sehr schlaffe Synovialhaut.5. Die Räume zwischen dem Hinterhauptbein und den beidenBögen des Atlas werden durch die Membrana obturans anterior und posterior


Skelet der oberen Gliedmassen. — Der Schultergürtel. 99verschlossen; diese Membranen entsprechen den Zwischenbogenbändernder anderen Wirbel. Die hintere Membrana obturans wird, von der Arteriavertebralis gerade hinter der oberen Gelenkfläche des Atlas durchbohrt.Die Formen der Gelenkflächen ergeben in den beiden Gelenkenfolgenden Bewegungs-Modus: Im oberen Gelenke geschieht eine kleineNickbewegung um eine frontale, vor dem Processus mastoideus heraustretendeAxe. Im unteren Gelenke dreht sich der Kopf mit demAtlas um eine verticale Axe, nach jeder Seite in einem Winkel vonetwa 40°, im Ganzen daher zwischen 80 bis 90°. Wegen der Schraubenformder Gelenkflächen findet auch eine kleine Verschiebung längs derverticalen Axe statt, welche ungefähr 2 Mm. beträgt und veranlasst,dass die Gesammthöhe des Körpers bei der Drehung zur Seite etwasabnimmt. Da die Ligamenta alaria vom 2. Halswirbel zum Hinterhauptbeinziehen, so bilden sie einen beide Gelenke verknüpfenden Bandapparatund hemmen nicht nur die Drehbewegung, sondern auch dieNick- und Seitenbewegung. Bei der Nick- und Seitenbewegung werdendie Ligamenta alaria direct, bei der Drehung durch Torsion gespannt.Möglicherweise ist die Schraubenform der Flächen eine Folge der Torsiondieser Bänder. Das Ligamentum transversum nimmt keinen Einflussauf die Excursionsweite der Gelenke.Die horizontale Axe des oberen und die verticale Axe des unteren Gelenkesdurchkreuzen sich unterhalb der Ebene des Foramen occipitale magnum, so dassdurch die Combination der beiden Gelenke für den Schädel eine Art Arthrodie zuStande kommt, welche, mit der Excursionsfähigkeit der Halswirbelsäule combinirt,dem Kopf eine vollkommen freie Beweglichkeit sichert. Diese Arthrodie bietet aber,verglichen mit den Kugelgelenken, den Vortheil grösserer Festigkeit des Verbandesund grösserer Stabilität. Die Stabilitäts-Lage ist stets an den grössten Umfangdes Gontactes^ gebunden. Deshalb ist es im oberen Gelenke die Mittellage, im unterenGelenke eine der extremen Lagen (Wendung nach rechts oder links), welche demruhig gehaltenen Kopfe unbewusst gegeben wird; denn der Kopf sucht vermögeseiner Schwere im unteren Gelenke an den abschüssigen Epistropheus-Flächen herabzugleiten.— Während es innerhalb der Wirbelsäule hauptsächlich die Wirbelkörpersind, auf welchen die Last der aufgelegten Leibesmasse ruht, ist der Zahnfortsatz,als Träger der Drehungsaxe, vollkommen entlastet.C. Skelet der oberen Grliedmassen.Der Schultergürtel.Der Schultergürtel besteht aus den Schulterblättern und denSchlüsselbeinen.Das. Schulterblatt, Scapula.^) Das Grundstück desselben ist einerechtwinkelig dreiseitige Platte, deren lateraler, besonders verdickterund längster Rand, Margo axillaris, am oberen Winkel die flach-eiförmigeGelenkpfanne, Cavitas glenoidalis, für den Oberarm trägt. Unmittelbarunter dieser letzteren befindet sich eine immer deutlich ausgeprägterauhe Erhabenheit, Tuberositas infraglenoidalis, an welcher der lange Kopfdes Musculus triceps brachii seinen Ursprung nimmt. Der zweite Rand,Margo vertebralis, ist gegen die Wirbelsäule, und der dritte, der kürzeste,Margo superior, nach oben gekehrt; letzterer bildet mit dem Margo vertebralisden etwas gestutzten rechten Winkel der dreiseitigen Grundplatte;] ) Syn. Omoplata.7'


100 Der Schultergürtel.der untere, verdickte, schärfere Winkel wird Angulus inferior genannt, diebeiden oberen Winkel als Angulus medialis und lateralis unterschieden. .Die Einschnürung des Knochens hinter der Pfanne bildet den Hals,Collum scapulae. Der ober der Pfanne wurzelnde, hakenförmig nach vorne;!gebogene Fortsatz ist der Rabenschnabelfortsatz, Processus coracoideus;der dicht an ihm befindliche Einschnitt des oberen Ranoles wirdals Incisura scapulae, und die an der hinteren Fläche liegende horizontaleLeiste als Schult er gräte, Spina scapulae, bezeichnet. Letztere wirdhinter der Gelenkfläche frei, biegt sich als Fortsatz mit gewundenen jFlächen über die Pfanne hinaus, und bekommt dann den Namen Grätenecke,Acromion; eine kleine, an dem medialen Rand derselben befindlicheGelenkfläche dient zur Verbindung mit der Clavicula. Die grübigvertiefte, mit drei rauhen, gegen die Gelenkpfanne convergirenden; erhabenenLinien, Lineae musculares, versehene Vorderfläche der Scapulaheisst auch Fossa subscapularis; die an der Hinterfläche ober und unterder Spina liegenden Gruben werden als Fossa supraspinata und infraspinatabezeichnet. Die Gruben sind Muskelfelder, und die Rauhigkeitefan den Rändern und Fortsätzen Ansatzstellen von Muskelsehnen undBändern. Das Schulterblatt hat somit auch die Bedeutung eines Muskelknochens.In der Fossa supraspinata kommt stets ein grösseres ErnährungsHTcTTvöEIn der knorpelig vorgebildeten embryonalen Anlage des Schulterblattes entwickeltsich zunächst das Grundstück sammt der Spina aus einem einheitlichenKnochenherde. Um die Mitte des 1. Lebensjahres entsteht dann ein epiphysärer'Knochenkern für den Processus coracoideus, und zwischen dem 14. und 17. Lebensjahreein solcher für das Acromion. Die Gelenkpfanne setzt sich, abgesehenvonmancherlei vorkommenden Varianten, typisch aus drei Antheilen zusammen. Der untere,bei weitem grösste Antheil gehört dem Grundstücke an, wird aber durch eine zwischejdem 15. und 18. Lebensjahre nachweisbare Epiphysenplatte ergänzt. Für den oberen,zugespitzten Antheil der Pfanne bildet ein um das 11. Lebensjahr entstehender,selbstständiger Knochenkern (Os infracoracoideum) die Grundlage, und an diesenschliesstsich, den obersten Theil des vorderen Pfannenrandes bildend, mit einem schmalenunbeständigen Antheil die Epiphyse des Processus coracoideus an. So kommtes,dass zwischen dem 15. und 17. Lebensjahre in dem obersten Theil der Pfanneeinedreistrahlige Knorpelfuge,-ähnlich wie an der Pfanne des Hüftbeines, sichtbarwird,deren vorderer Schenkel dort den vorderen Pfannenrand trifft, wo sich an demletzteren noch im ausgewachsenen Zustande ein seichter Einschnitt (Incisura acetabuli)erkennen lässt. Um das 17. Lebensjahr verschwindet diese Fuge, undssvarso, dass sich das Os infracoracoideum zunächst entweder mit der EpiphysentiMdes unteren Pfannenabschnittes vereinigt, oder aber früher mit dem RabenschiMfortsatze verschmilzt. In letzterem Falle kann man in dem gegebenen ZeitpunldfflGelenkfläche durch eine einfache, wagrechte, gegen den erwähnten Einschnittauslautende Knorpelfuge in einen oberen kleineren und in einen unteren grösseren!sAntheil abgetheilt sehen.Die Epiphyse des Acromion wächst um das 19. bis 21 Lebensiahr an kiaber in nicht allzu seltenen Fällen zeitlebens getrennt bleiben — Die Verknöchefdes Schulterblattes kommt zum Abschluss durch' das Auftreten von arcpssorisciEpiphysen an der Spitze und an der medialen Seite der Basis des Ftehprmrhnifortsatzes, sowie an dem Angulus inferior. Die beiden ersteren bestehP* vwi«Xn16. und 18., die letztere um das W. bis 24. Lebensjahrueste nen zwischenDer Processus coracoideus, mit Einschluss des Ös infracoracoirW istdelScham- und Sitzbein, der ganze übrige Theil des SohulterlÄfd^bäflDas Schlüsselbein, Clavicula, ist ein sanft S-förmio. : r^Wen«langer Knochen; zwischen Arm und Brust eingekeilt, wird^es zumV«


Das Oberarm-Skelet. 101mittlungsgliede der Contiguität des Skeletes. Man unterscheidet an ihmein dem Brustbein zugewendetes Stück, Extremitas sternalis, welches anseinem Ende verdickt und mit einer sattelförmigen Gelenkfläche versehenist, und ein dem Acromion zugewendetes Stück, Extremitas acromialis,welches horizontal abgeplattet und mit einer kleinen Gelenkfacetteausgestattet ist. Die mit grösserem Radius ausgeführte Brustkrümmungkehrt ihre Convexität nach vorn, die schärfere Acromia 1-krümmung dagegen nach hinten. Die obere Fläche des Knochens istziemlich glatt, die untere Fläche dagegen mit mehr oder weniger starkausgeprägten Rauhigkeiten versehen. Eine derselben, Tuberositas costalis,befindet sich am Sternalende ober dem Knorpel der 1. Rippe, eineandere, Tuberositas coracoidea, ober dem Processus coracoideus desSchulterblattes, da, wo die Krümmungen in einander übergehen. Zwischendiesen Rauhigkeiten lässt sich eine seichte, aber breite Furche inschiefer, lateral absteigender Richtung verfolgen, welche die grossenGefässe und Nerven in die Achselhöhle leitet. In dieser Furche liegenzwei kleine Ernährungslöcher.Das Schlüsselbein zeigt nebst dem Unterkiefer unter allen Knochen des menschlichenKörpers am frühesten, schon in der 7. Woche des Embryonallebens, dieersten Spuren der Verknöcherung, und zwar auf Grundlage einer vorgebildetenknorpeligen Anlage, welche sich vor allen anderen durch besonderen Zellenreichthumauszeichnet. Schon am Ende des 3. Embryonalmonates ist der Knochen in allenseinen wesentlichen Theilen gebildet. Das Brustbeinende wird in den letzten JahrenVor dem vollendeten Wachsthum durch eine Epiphyse ergänzt.Das Oberarm-Skelet.Das Oberarmbein, Humerus, 1 ) ist ein langer röhrenförmiger Knochen,der an seinem oberen Ende den kugelig gekrümmten Gelenkkopf desSchultergelenkes, Caput humeri, und an seinem unteren, mehr abgeplatteten"Snde die convexen Gelenkflächen des Ellbogengelenkes trägt. Der Knochent&% somit der Träger der Drehungsaxen beider Gelenke.Der Gelenkkopf sitzt schief auf dem Mittelstück; seine Axe bildetWt dem letzteren einen gegen den Rumpf offenen Winkel von etwa""30°. Durch eine furchenartige Einschnürung, Collum anatomicum, wirdJZ von- zwei rauhen Höckern geschieden, von denen der kleinere,fuberculum minus, nach vorn, der grössere, mit drei flachen EindrückenIfersehene, Tuberculummajus, lateral gerichtet ist. Rauhe, aus den HöckernIpraustretende Kanten, Grista tuberculi majoris und minoris, begrenzen'orne eine zwischen den Höckern absteigende Längsfurche, den Sulcusgiertubercularis. — Von den Chirurgen wird die Bezeichnung Kopf aufjas ganze verdickte obere Endstück des Humerus übertragen, weshalbsaan die ziemlich deutlich ausgeprägte Uebergangsstelle desselben in%s Mittelstück als Collum chirurgicum zu bezeichnen pflegt.Der Gelenkkörper am unteren Ende des Knochens besteht ulnara is einer sagittal gekehlten, Rolle, Trochlea, und radial ^äus emenrleinen, vorn ausgesetzten Kugelsegmente, Capitulum. 1 ) Oberhalb "HcF*) Syn. Os brachii.2 ) Syn. Eminentia capitata.


102 Die Unterarmknochen.Rolle befindet sich sowohl an xler Streckseite als an der Beugeseite eineGrube; die erstere ist die bei weitem tiefere und wird, weil sie zurAufnahme des Olecranon der Ulna bestimmt ist, als Fossa olecrani [ )bezeichnet. An der Beugeseite bemerkt man unmittelbar ober denGelenkkörpern zwei Grübchen, das eine ober der Rolle, Fossä coronoidea, 2 )zur Aufnahme des Processus coronoideus bestimmt, das andere kleinere,ober dem Capitulum, Fossa radialis, dem Köpfchen des Radius entsprechend.Das Mittelstück des Knochens geht nach unten beiderseits mitvorspringenden Lelgten, Grista radialis und ulnaris, irf Höckerchen üEer,welche axJaT*an den Enden der Rolle__sitzen und Epicondylus lateralis*)\mdTmddialis 4 ]r^enaniit werden. Der laterale Epicondylus ist kleiner, dermediale grösser. Die Höcker und Leisten an den Enden des Knochens,sowie auch die ober der Mitte des Schaftes befindliche Rauhigkeit,Tuberositas deltoidea, sind bemerkenswerthe Ansatzstellen der Musculatur.Ein unter ^dieser Rauhigkeit über die vordere Fläche schief zur RollealisteigeiiiK^radialen, schärferenJLeistejdfimKrwcEe^^diejLängehaxe gewundenen Schaftes.Ein grösseres Ernährungsloch liegt in der Mitte der Röhre, meistensan der dem Rumpfe zugewendeten Seite.Die Verknöcherung des knorpelig vorgebildeten Humerus beginnt, wie die dermeisten langen Röhrenknochen, in der 8. Woche des embryonalen Lebens, in derMitte der Diaphyse. Zur Zeit der Geburtsreife sind die beiden Endstücke gewöhnlichnoch knorpelig; jedoch entsteht während der drei ersten Lebensmonate (in Aüsnahmsfällenkurz vor der Geburtsreife) schon ein epiphysärer Knochenkern in demKopf, im zweiten Lebensjahre ein solcher im Tuberculum majus, und gegen dasEnde des dritten Lebensjahres ein dritter im Tuberculum minus. Heranwachsendverschmelzen die beiden letzteren im 4. Lebensjahre unter sich, und im 5. bis 6. Jahremit dem Epiphysenkern des Kopfes, so dass das proximale Ende des Humerus vondieser Zeit an eine einzige gemeinschaftliche Epiphyse trägt, welche den ganzenKopf und die beiden Tubercula in sich schliesst. Ihre Verschmelzung mit der Diaphysefällt in das 20. bis 22. Lebenjahr.An dem distalen Ende des Humerus bildet sich in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahresein Epiphysenkern in dem Capitulum, welcher sich im 5. Lebensjahre bis indas Gebiet der Trochlea ausbreitet. In dieser selbst erscheint im 9. bis 10. Lebensjahreein neuer Knochenkern, welcher im 14. Lebensjahre mit dem vorgenanntenverschmilzt. Die so entstandene gemeinschaftliche distale Epiphyse kommt im 15. bis17. Lebensjahre zur Verschmelzung mit der Diaphyse. Accessorische Epiphysen,bilden sich überdies um das 5. bis 6. Lebensjahr in dem Epicondylus medialis und;im 12. oder 13. Jahre in dem Epicondylus lateralis. Die letztere verschmilzt bald mitder Epiphyse des Capitulum, die erstere erhält sich hingegen bis in das 18. Lebensjahrselbstständig.Voii Varietäten ist der nicht selten vorkommende Processus supracondyloideuspraktisch wichtig und in vergleichend anatomischer Hinsicht bemerkenswerth; erliegt ober dem Epicondylus medialis, vor der medialen Leiste des Schaftes, und darfnicht mit pathologischen Auswüchsen verwechselt werden.Die Unterarmknochen.Die zwei schlanken, annähernd dreikantigen Unterarmknochen be-=rühren sich nur an ihren Enden und bilden miteinander den Rahmen*) Syn. Fossa supratrochlearis posterior.2 ) Syn. Fossa supratrochlearis anterior.3 ) Syn. Epicondylus radialis.4 ) Syn. Epicondylus ulnaris.


Die Unterarmknochen. 103einer länglichen Lücke, Spatium interosseum, welche die etwas ausgebogenenMittelstücke mit scharfen .Leisten, Crista interossea radialisund ulnaris, begrenzen. Jeder der beiden Knochen ist an einem seinerEndstücke .kantig aufgetrieben, am anderen mit einem scheibenförmigenAnsätze, Capitulum,. versehen; dieses letztere greift mit seinem Rande ineine kleine concave Gelenkfläche des anderen Knochens ein und gestaltetdie Verbindung zu einem Drehgelenke. An der Construction des Ellbogen-und Handgelenkes betheiligen sich die TJnterarmknochen nurmit concaven Endflächen.Das Ellbogenbein, Ulna, liegt an der Kleinfingerseite des Vorderarmesund kehrt das dicke Ende nach oben, das Capitulum nach unten.Der ansehnliche, ungefähr halbkreisförmige Ausschnitt am oberen Ende,die Fossa semilunaris, 1 ) umgreift die Trochlea humeri und wird von zweiFortsätzen begrenzt, von denen der hintere Olccranon, 2 ) der vordereProcessus coronoideus genannt wird. An dernvprderen Fortsätze befindetsich radial die kleine Gelenkfläche für das~Capitulum radii, Incisuraradialis ulnae, 3 ) und nach vorne die rauhe Ansatzstelle einer starkenMuskelsehne, Tuberositas ulnae. Das Capitulum, des distalen Endes istnicht in vollem Kreisumfange ausgebildet, indem sich an seine Kleinfingerseiteein stumpfer Stift, Processus stiloideus, anschliesst.Die Armspindel, Radius, trägt das in voIlemUmfange eines Kreisesausgebildete Capitulum an ihrem proximalen Ende. Dieses jräg±__anseiner freien Fläche ein flaches Grübchen zur Anfügung „des—CapitulumlimTäerTn0m7jnS~seinem ganzen Umfange eine cylindrischeUIelenkfläche,Circumferentiä~äHiclIläris'radii, zur gelenkigen Verbindung mit derUlna und dem Ringbande. Unter dem Capitulum ist der Badius halsartigeingeschnürt und am Ueberjan^^in den dreikantigen Schaft mit einemrauhen MuskelTTöcTse^^ radii, versehen. Das dicke distaleEnde besitzt ulnar die Incisura ulnaris radii 4 ) zur Aufnahme des Capitulumulnae, ander Grossfingerseite_einen dreikantigen, distal vortretendenFoTtsafiLTProcessus stiloideus, und dorsal mehrere, durch rauheHöckerchen geschiedene Leitfurchen für Sehnen. Die Palmarseite _jstconcavund glatt. Die .dreieckige, der Handwurzel zugewendete, überknorpelteEndfläche ist durch eine niedrige Leiste in zwei Facettengeschieden. ' ~~~Das Ernährungsloch befindet sich an beiden Knochen ober der Mitte desSchaftes in dessen Palmarfläche.Die Diaphysen der beiden Vorderarmknochen erhalten ihren Verknöcherungspunktgleichzeitig mit dem Humerus in der 8. Embryonalwoche. In dem 2. Lebensjahreentsteht ein Epiphysenkern an dem distalen Ende und im 4. Jahre in demKöpfchen des Radius. Im 5. Jahre erscheint ein solcher in dem Köpfchen der Ulna.Von dem proximalen Ende der Ulna entsteht der grösste Antheil aus der Diaphyse,nur für die Spitze des Olecranon erscheint um das 12. Lebensjahr einEpiphysenkern. Die Epiphyse des proximalen Endes verschmilzt an beiden Vorderarmknochenum das 16., die des distalen Endes erst im 19. Lebensjahre mit der Diaphyse.*) Syn. Fossa s. Incisura sigmoidea.2 ) Syn. Processus anconaeus.3 ) Syn. Sinus lunatus ulnae.4 ) Syn. Sinus lunatus radii.


104 Das Skelet der Ejand.Das Skelet der Hand.Die Handwurzel, Carpus, wird' aus acht Handwurzelknochen,Ossa carpi } zusammengesetzt, welche in zwei Querreihen geordnetsind. Die proximale Reihe bildet einen Bogen, mit dessen Convexitätsie sich an die Unterarmknochen anschliesst; an der entgegengesetztenSeite aber ist nicht blos die Concavität des Bogens geglättet, sondernauch das radiale Ende desselben, so dass die distale Knochenreiheulnar in die Concavität der proximalen Reihe einen Kopf einlagert, radialaber eine Pfanne darstellt, Welche zur Aufnahme des radialen Endesder proximalen Reihe dient. Der Mittelhand wendet die distale Reiheeine mehrfach gebrochene Gelenkfläche zu, welche die dicht aneinander lagernden Mittelhandknochen des 2. bis 5. Fingers trägt. DerMittelhandknochen des Daumens ist aus der Reihe der vier anderenabgehoben und nimmt einen Knochen der distalen Reihe der Handwurzelknochenmit einer sattelförmigen Gelenkiläche ganz für sich inAnspruch. Die Gelenklinie eines Flächendurchschnittes der Handwurzelist daher zwischen den Unterarmknochen und der proximalenReihe der Handwurzelknochen ein einfacher Bogen, zwischen der proximalenund distalen Reihe ein liegendes S, und zwischen der Handwurzelund der Mittelhand ulnar eine Zickzacklinie und für den Daumenein kleines selbstständiges BogensCgment. Die gesammte Handwurzel istdorsal quer gewölbt, palmar quer gehöhlt. Die Enden der beiden Reihentreten palmar als Eminentiae carpi heraus und vertiefen die palmareHöhlung, welche als Sulcus carpi bezeichnet wird. — Die dorsalenund palmaren Flächen der einzelnen Knochen sind rauh, die proximalen iund distalen geglättet, ebenso auch die seitlichen Berührungsflächen.Die proximale Reihe zerfällt von der Radial- zur Ulnarseitegezählt: in das Kahnbein, Os naviculare}) in das Mondbein, Oslunatum, 2 ) in das Pyramidenbein, Os pyramidale, 3 ) und in das Erbsenbein,Os pisiforme.Die distale Reihe besteht, in derselben Ordnung gezählt, ausdem grossen vielwinkeligen Bein, Os multangulum majus, A ) aus demkleinen vielwinkeligen Bein, Os multangulum minus, 5 ) aus dem Kopfbein, Os capitatum,®) und aus dem Hackenbein, Os hamatum?)Das Erbsenbein ist kein eigentlicher Handwurzelknochen, sondernein Sesambein des Musculus flexor carpi ulnaris; es articulirt nur palmarmit dem Pyramidenbein, liegt daher ausser der Reihe der drei proximalenHandwurzelknochen und veranlasst die Bildung der Eminentia carpiulnaris superior. Den Gelenkkopf des oberen Gelenkes bilden das Kahnbeinund das Mondbein, und mit einem sehr variablen Antheil auchdas Pyramidenbein. Das radiale Ende des Kahnbeines erzeugt palmardie Eminentia carpi radialis superior, und zugleich den Gelenkkopf, welchenJ ) Syn. Os scaphoideum s. radiale.2 ) Syn. Os intermedium.3 ) Syn. Os triquetrum s. ulnare4 ) Syn. Os trapezium s. Os carpale I.5 ) Syn. Os trapezoideum s. Os carpale II.6 ) Syn. Os carpale III.7 ) Syn.'Os uncinatum s. Os carpale IV.


Da$ Skelet der Hand. 105»die von dem grossen und kleinen vielwinkeligen Bein gebildete Pfanneaufnimmt. Zum Kopfe der distalen Reihe, der in die Pfanne der proximalenReihe eingreift, vereinigen sich das Kopfbein nnd das Hackenbein. ZurEminenta carpi ulnaris inferior gestaltet sich ein hackenförmiger Fortsatzdes Hackenbeins, Processus uncinatus, und zur Eminentia carpi radialis inferiorein Höcker des grossen vielwinkeligen Beins. Den Daumen trägt die;sattelförmige Gelenkfläche des letztgenannten Knochens, den Zeigefingerdas kleine vielwinkelige'Bein, den Mittelfinger das Kopfbein, und den,Ring- mit dem kleinen Finger das Hackenbein.Die Formen der einzelnen Knochen sind allerdings charakteristischgenug, um sie ohneweiters erkennen und unterscheiden zu können;verstehen lernt man aber die Formen erst dann, wenn man die Knöchelchenauch in ihrem natürlichen Verbände betrachtet.Von den Knochen der proximalen Reihe ist zunächst bemerkenswerth, dassihre proximalen Gelenkflächen auf die dorsale Seite umbiegen, in Folge dessen insbesondeream Kahn- und Mondbein die rauhe dorsale Fläche viel kleiner wird alsdie palmare Fläche. Das Kahnbein wendet eine grosse convexe, rundliche Fläched^n]L^adin^mui_enie zweite convexe," annähernd" dreiseitige Gelenkfläche, die sichgegen djnj^lniarerrHöcker (Eminentia carpi radialis juperior). fortsetzt, denjDeidenvielwinkeligen Beinen zu.«Dorsal zleht^_sich zwischen, diesen beiden Flächen eineschTnäle~räühe~Furche hin. Seine grosse concave Fläche kehrt das Kahnbem~,schiefum'äTTctem Köpfbein zu,"'während' eine schmale ulnare Randfläche zur Verbindungmit dem MorKfbein bestimmt ist. Das Mondbein besitzt eirmjgpsse convexe Flächezu^Vfiriindung mit dem Radius, und^djeser gegejmher eme längliche^ tiefgehSMteFläche für den Kopf des Kopfbeins. Von seinen ebenen Seitenflächen ist die grosseredgnä~P^^rniöjeribein, die kleinere dehTTtahnbeir^'zugewJ^Cet. TDie rauhe, convexepalmare Flache ist viel grösser als die dorsale. Das"P"yramidenb"eih ist, abgesehen'von seiner Form7'dm , ch eine palmarej^annähernd kreisrunde, ebene Gelelikflächezur VerbTMung'Tmit dem _Erbsenbein ausgezeichnet. Seine grösste. wjndschieTgebogene Gelenkfläche kehrt es schräg radial dem HackenTJenTzu, eine kleinere,annähernd""vrerseitige dem Mondbein. Die Spitze ist ulnar gerichtet. Das~Erbsenbeiri,ein^ ru^h^f^sJCnöcheichen ~besitzT nur eine einzige, annähernd ebene GelenkflächefüT das :J^ramkijmbein.Das grosse vielwinkelige Bein Ist leicht an seiner grossen, stets wohlausgeprägten, distal unjd_ schief radial gewerTa^ten"^äTtielMche für den Mittelhandknochendes" Daumens zu erTTenhen. Sejne zweitgros^te^Teicht concave Gelenkfläche•ist zur Verbindung mit dem kleinen vTelwinkeligen B^embestimmt und daher ulnargerichtet; an diese schliesst sich proximal die concave Verbindungsfläche für dasKahnbein jand distal in stumpfem Winkel eine jkleine Berührungstläche mit dem2."MTttelhandknöchen an. Zur Qrientirung kann insbesondere eine an der rauhenlpaTihareh Seite b^TindTrche^e^ti die Basis des 2i "^ittelhänüklrochehsauslaufendeSehnenfur^h*e""]Tür den Muse, nexor carpi radialis)" dienen, an deren radialen Seitesich ein stärkereslHöck^cKen, die,^Eminentia carpi radialis inferior, erhebt. Das^kleine vielwinkelige BeinTesItzjLzunächst eine grosse, leicht convexe Gelenkfläche,welche radial _g^gendas grosse vielwinkelige Bein gerichtet ist. An dieseschliesst sich in spitzem. \vTnTTeT"eihe kleinere concave Fläche für das Kahnbeinund der letzteren gegenüber die abgeknickte, von der dorsalen gegen die palmare'Seite- leicht concaye_3efü^rüngsfläcHe für den~2. Mittelhandknochen ah. „ Dieseletztere grenzt ülhar~ ifi stumpfem Winkel an die ebene oder schwach concaveGelenkfläche für daiTKopfbein. Die rauhe .dorsale Fläche ist viel"" breiter als die^palmare; ihr radialer "Rand bildet einen langen convexen Bögen, welcher dem grossenvielwinkeligen Bein und der radialen Zacke an der Basis des"2. Mfßelhandknochgnszugewendet ist. Das Kopfbein lagert sich mit seinepT gerundeten proximalen Ende,dern^opf^ in die Höhlung des Kahn- und Mondbeins ein und verbindet "sich anseiner* entgegen gesetzten, annähernd ebenen Gelenkfläche Lmur~tter~ Basis des3. Mittemandk'nocneriir Die ulnare, ziemlich ebene Seite tragt die'nichf selten in zweiAbscTinltte~getheiIte Berührungsfläche mit dem Hackenbein ;^ die radiale Seite ist


106 Das Skelet der Hand.gew^hnljch_jm^n_und höckerig und besitzt eine oder zwei variabel.geformteGdenEHäghen_für das^kTeine vielwinliellge^Äih. Die rauhe dorsale Fläche ist breitund" ilacH7~dle. palmare schmäler un d c6nvex^£ewulstet. Das Hackenbein ist vorallem durchsejrn3n_üalmaren, platten "und rämaTetwas gehöhlten Fortsatz und danndurch die"~dlstal^7ihr zwei Facetten gefhente""Terbindungsfläche für den 4. undö.'lpttelhandlnochen ausgezeichnet. Radial trägtesdieannähernd ebeneGelenkfläche,fnr^Has^Kopfbein und^proximal eine^schräg* ulnäT^ericnTefe" längliche und winds^EgT^^ngene"Fläche lüFdäs PyramidenbelnTAn^emer^proximalen Kante tritt esmit demna^ndlyerrrinBerührung.Zwischen den beiden Reihen der Handwurzelknochen findet sich in seltenenFällen noch ein kleines Knöchelchen, das Os centrale carpi, vor. Dasselbe ist als einursprünglich wesentlicher Bestand theil der Handwurzel anzusehen, welcher im Verlaufeder phylogenetischen Entwicklung des Menschen ausgefallen ist. In der erstenknorpeligen Anlage der Handwurzel noch nachweisbar, verschwindet es sehr bald> >entweder durch Rückbildung oder durch Verschmelzung mit dem Os naviculare,dessen palmarer Höcker ihm wahrscheinlich entspricht. Bei manchen Thieren erhältes sich zeitlebens.Die Verknöcherung der knorpeligen Vorläufer der Handwurzelknochen beginntzu verschiedenen, nicht selten etwas abweichenden Zeitpunkten. Als Regel kanngelten, dass die Verknöcherung des Kopf beines und des Hackenbeines um die Mittedes 1. Lebensjahres, die des Pyramidenbeines im 3., des Mondbeines im 4. und deskleinen vielwinkeligen Beines zu Anfang des 5. Lebensjahres beginnt. Gegen Endedes 5. Jahres erscheint ein (anfangs doppelter) Knochenkern im Kahnbein, im6. oder 7. Jahre im grossen vielwinkeligen Bein, und zwischen dem 10. und11.-Lebensjahre im Erbsenbeine. Epiphysen kommen den Handwurzelknochen nicht zu.Die Mittelhand, Metacarpus, ist aus 5 Mittelhandknochen, Ossa metacarpalia,zusammengesetzt. Das proximale Endstück der Mittelhandknochen^heisst Basis; es_trägt anöden - vier ^dreigliedrigen J^u^ern" zur Verbindungmit den Handwurzelknochen, eine ~ode7r~ mehrere" meistenseM^J^Iink|a^tferi und, seitlich,Anlageflächen für.dlÜb^achbartenMJ^l^ndknochen. Nur_die Basis des Mittelhandknochens des Daumenshat keine überknorpelten SeTtenTfächen, sondern blos'eine sattelförmigeEndfläche. ÄhTdTstalen Ende tragen alle Mittelhandknochen ein Köpfchen,Capitulum, mit "seitlichen rauhen Grübchen. Die Mittelstücke der Mittel-'handknocherTHer vier dreigliederigen Finger sind palmar der Länge nachgebogen^und kantig "zugeschärft Die dorsale Seite zeigt eine gegeif dasKöpfchen" sich vereiternde Fläche. Der Mittelhandknochen des Daumensist der kürzeste, "die anderen nehmen ulnar stufenweise an Länge ab.In der Kapsel des Metacarpo-Phalangealgelenkes des Daumens befinden isich palmar zwei kleine Sesambeinchen.An dem Mittelhandknochen des Daumens ist der Sattel nicht symmetrisch;'er fällt ulnar steiler ab und wendet den grösseren Abschnitt seinersagittalen Concavität der Radialseite zu. Der Mittelhandknochen des Zeigefingersist ander Basis"winkelig eingeschnitten; die höhere Zacke mit der grösseren Schlifffläche liegt ulnar. Der des Mittelfingers M&n^al_jchief_^XäÄial TOrsprißgendenZapfen versehen. Der funTTeTlittelTilimdknochen besitztulnar keine seitliche "GeTenkfläche, sondern einen rauhen Höcker, Tuberositas^^tarsalis quinti. Der vierte Mittelhandknochen lässt sich an dem Mangel obigerpositiver Charaktere, dann „an ^^.eLjsgdklen und^siöer ulnaren Seitenfacette erkennen.Die ulnar abnehjn^KöTnrT&SS gewährt ebenfalls vergleichsweise Erkennungs.zeichen für die einzelnen Mittelhandknochen.Die Fingerknochen, Phalanges. Unter ihnen besitzt der Grund 1 *knochen, Phalanx proximalis, aller Finger proximal ein einfaches Gelenk-Grübchen, distal eine Rolle mit axialen Bandgrübchen. Der Mittelg"


Verbindungen des Schultergürtels. 107knochen, Phalanx media, welcher ajnJDamn^Doppelgrübche^ distal eine~llölle; der Endknochen, Phalanx distalis,ist proximal" ebenfalls mit einem Doppelgrübchen versehen, am distalenEnde aber breitgedrückt und mit einem rauhen Saume ausgestattet.Die gleichmässig quere Wölbung des verhältnissmässig breiten Mittelstückesan der dorsalen Seite und die breite von zwei rauhen scharfenKanten begrenzte palmare Fläche desselben kennzeichnen, abgesehenvon der beträchtlicheren Länge, die Grund- und Mittelknochen derFinger gegenüber den entsprechenden Knochen der Zehen. Die Phalangendes Mittelfingers sind die längsten, die des Daumens sind an ihrerrelativen Breite erkennbar.Die Knochen der Mittelhand und der Finger gehen aus je einem Mittelstückund einer Epiphyse hervor. Die letztere bildet bei den Mittelhandknochen dasKöpfchen und ;bei den Phalangen den proximalen Gelenkkörper. Eine Ausnahmebesteht diesbezüglich für den Mittelhandknochen des Daumens, welcher, sowieeine Phalanx, die Epiphyse an der Basis trägt. Die Mittelstücke der Mittelhandknochenverknöchern von der 10. Embryonalwoche an, zuerst der des 2. und3. Fingers, zuletzt der des Daumens. Die Epiphysenkerne erscheinen gegen Ende des2. oder zu Anfang des 3. Lebensjahres und verschmelzen im 17. oder 18. Jahremit dem Mittelstück. — Die Mittelstücke der Fingerknochen beginnen von der 10.bis 14. Woche des Embryonallebens zu verknöchern,, und zwar zuerst die derPhalanx proximalis und distalis, etwas später erst die der Phalanx media, wobei derZeigefinger den Anfang, der kleine Finger den Schluss macht. Die Epiphysen derproximalen Endstücke entstehen und verschmelzen um dieselbe Zeit, wie die derMittelhandknochen.Verbindungen des Schultergürtels.Die Clavicula verbindet sich mit der Scapula an zweiStellen, und zwar gelenkig an ihrem Acromialende mit der kleinenGelenkfläche ah der Grätenecke, und durch Syndesmose mit dem Processuscoracoideus. *~""Die Articulatio acromio-clavicularis wird durchJkleine, ebene Gelenkflächender beiden Knochen erzeugt und durch derbe, besonders obensehr verdickte T'aserz^e^^gesichert. Der glatte Ueberzug der Gelenkflachenbesteht aus einer bindegewebigen Substanz, die mehr oderminder zahlreiche Knorpelzellen und elastische Fasern einschliesst. DieGelenklinie hat eine annähernd sagittale Richtung.In der Syndesmosis coraco-clavicularis verbindet sich das Wurzelstückdes Processus coracoideus mit der Clavicula, und zwar an jenerStelle, wo dieselbe in die laterale kleinere Krümmung übergeht undsich mit dem Processus coracoideus kreuzt. Das die Verbindung vermittelnde,an der Tuberositas coracoidea sich festheftende Ligamentumcoracoclaviculare hat eine rhomboidale Gestalt, sein medialer Rand istoben entsprechend der Krümmung der Clavicula etwas umgeschlagenund verdickt. — Als eigenes Band des Schulterblattes ist noch das vondem Rabenschnabelfortsatz zu der Grätenecke hingespannte Ligamentumcoracoacromiale erwähnenswerth; es bildet mit den beiden Fortsätzen,an denen es befestigt ist, ein Dach für das Schultergelenk. — DasLigamentum transversum scapulae ist nur eine das Skelet ergänzendefibröse Brücke über die Incisura scapulae.


108 Das Schultergelenk.Die Verbindungen des Schultergürtels mit dem Rumpfevermittelt die Clavicula, und zwar auf zweifache Weise, nämlich durchSyndesmose mit dem Knorpel der ersten Rippe, welche ein rautenförmiges,von der Tuberositas costalis des Schlüsselbeines ausgehendes Band, dasLigamentum costoclaviculare herstellt, und durch Diarthrose am Sternum,innerhalb der Incisura clavicularis. — Die Gelenkflächen der Articulatiosternoclavicularis sind weder congruent noch überhaupt in ihren Formenconstant; manchmal sind sie mehr geebnet, manchmal unregelmässigsattelförmig. Ein eingeschobener faserknorpeliger Meniscus gleicht die.Incongruenzen aus und spaltet das Gelenk in zwei Abtheilungen. Er istoben an der Clavicula, unten am Sternum und an der 1. Rippe befestigt.Das ganze Gelenk wird durch feste Fasermassen geschützt, die vorneund hinten vom Sternum zur Clavicula gehen. Nur unten am Rippenknorpel,der ebenfalls zur Bildung der Pfanne beiträgt, ist die Kapselganz locker. — Das über die Incisura jugularis sterni brückenförmigvon einer Clavicula. zur anderen gehende Band, Ligamentum interclaviculare,hemmt die arthrodienartige Beweglichkeit dieses Gelenkesin der Richtung nach unten, und das Ligamentum costoclaviculare in derRichtung nach oben und vorne.Da der Schultergürtel nur am Sternalende der Clavicula mit demRumpfe verbunden ist, so wird seine Beweglichkeit zunächst vondiesem Gelenke abhängen, und jede Linie, die von irgend einem Punktedes Gürtels durch das Sterno-Claviculargelenk gezogen wird, könntemomentan die Bewegungsaxe abgeben. Da aber beide Knochen durchdie Musculatur an den Thorax angedrückt gehalten werden, so könnenoffenbar nur jene Bewegungsrichtungen bevorzugt sein, welche demKnochen ein Gleiten auf der Brustwand gestatten. Die gewöhnlichstenund umfangreichsten dieser Bewegungen des Schultergürtels',sind das sogenannte Heben und Senken der Schulter, dann das VorundZurückstauen derselben; im ersten Falle geschient die Bewegungum eine annähernd horizontale Axe, die durch das Sterno-Claviculargelenkund durch den medialen Winkel der Scapula geht, im zweitenFalle um eine ungefähr verticale Axe. Trotz des nicht bedeutendenExcursionsumfanges des Gelenkes werden doch die Excursionsbogendes Schulterblattes, namentlich des Angulus inferior und des Acromion,schon deshalb nicht klein sein, weil sie nahezu mit derganzen Länge der Clavicula als Radius beschrieben werden. Da dieClavicula und Scapula an ungleich geformten Wänden verschobenwerden, so müssen sie sich bei jeder Bewegung des Schultergürtels auchgegen einander bewegen. Diese compensatorischen Bewegungen innerhalbdes Schultergürtels vermittelt das Acromio-Claviculargelenk, dessenSchutz-Apparat zunächst die Syndesmosis coracoclavicularis ist. Nutselten sind die Bewegungen des Schultergürtels selbstständig, meistenssind sie nur Folgebewegungen, die sich den Excursionen der Armebeigesellen und dieselben erweitern.Das Schultergelenk.Bestandtheile desselben. Die Gelenkpfanne igt. eine seichteeiförmig begrenzte Vertiefung in der Knochenmasse des laterakm SchulW-


Das Schultergelenk. 109blattwinkels; ihr oberes Ende ist etwas gegen die Fossa subscapularisgeneigt, so dass der längere Durchmesser schief auf den Achselhöhlenranddes Schulterblattes zu stehen kommt. Dem Rande der knöchernenPf an n p i st.Pii j\ faserknorpeliger .Saum, Labrum glenoiäate, "aufgesetzt;dieser erweitert den Lhnfahg" der Gelenkfläche, schreitet brückenförmigüber die vordere Einsendung'der Cavitas glenoidalis hinweg und vereinigtsich oben mit der Ursprungssehne des Musculus biceps.Der Kopf des Oberarmbeins steht schief auf dem Mittelstück.EJI^JLiöiß» .welche durch den Scheitelpunkt_imjl^ilen_. K^mmungs-Mj^telpimkl der Gelenkfläche geht, ist die Axe_ seines Halses und kreuztsich mit der Dyaphyse in einem Winkel von etwa 130—140 D ~DeT~Gelenkkopfist kein reines Kugelsegment; er ist in der sagittälen Richtungetwas schmäler als in der frontalen, seine Gestalt ist daher mehr ellipsoidischals sphärisch. Der Umfang desselben beträgt in der Schnittrichtungdes Tuberculum majus etwa 140°; das Centrum dieser Durchschnitts-Curvefällt etwas unter die Mitte des Tuberculum minus. DerUmfang der Gelenkfläche des Kopfes verhält sich zu dem der Pfannein der Richtung des längeren Durchmessers etwa wie 2:1, im kürzerenDurchmesser wie 3:1. Die Excursionsweite beträgt daher in der ersterenRichtung etwa 60°, in der letzteren etwa 90°.Die Kapsel heftet sich am Schulterblatte in engem Anschluss andas Labrum an, dessen ofrere Hälfte sarrmit dem Ursprünge der Sehnedes Biceps in dasTnnere des Gelenkes fällt. Ihre Ansatzlinie kehrt aberrilchT in sich zurück, sie lenkt vielmehr, von hinten kommend, aufden Processus coracoideus ab, in Folge dessen sich die Gelenkhöhlevorne unter diesem Fortsatze öffnet. Diese Oeffnung führt in eine hinterdem Musculus subscapularis befindliche Synovialtasche, Bursa synovialissubscapularis. Am Humerus heftet sich die Kapsel „gerade ausserhalbder die Gelenkfläche umkreisenden Furche (Collum anatomicuro) an,v reicht also mit ihrer Ansatzlinie bis an die "BelHelinrurjeTclilaTnUidemsie aber den Sulcus intertubercularis überbrückt, bildet sie daselbst eine^zweite kleine_JCücke, durch welche die Sehne des Musculus bicepsbrachii aus der Gelenkhöhle hervorkommt.Um dem Humerus allerseits ausgreifende Excursionen zu ermöglichen,besteht die Kapsel allenthalben aus hinreichend langen Fasernund stellTHscTmT einen sehr schlaffen'Sack dar,' weshalb es am Präparate,nachdem Luft in das Gelenk eingedrungen ist, möglich wird, denGelenkkopf bis auf etwa 15 Cm. yon der Pfanne abzuheben. Insolangeaber die Gelenkhöhle geschlossen und der Contact beider Gelenkkörpererhalten ist, ist sie nach der Lage des Humerus bald da, bald dortgespannt und an den entgegengesetzten Seiten entsprechend erschlafft.Es gibt aber eine Gelenklage, bei welcher alle Kapselantheile erschlafftsind; diesi ist die Mittellage, wenn nämlich der Humerus in halber Abductionund halber ^jrteflexlon gehalten wird.In Folge dieser Beschaffenheit kann die Kapsel den Contact imGelenke nicht sichern, wie beispielsweise die Seitenbänder bei einemCharniere; es kann dies nur der Luftdruck und die Spannung der umgebendenMuskeln bewirken. Und doch gibt es eine Lage, wo thatsächlichdie Kapsel es ist, welche den Humerus in der Pfanne zu erhaltenvermag. Es ist dies die verticale Lage desselben, weil bei dieser die


110 Das Schultergelenk.oberen Antheile der Kapsel straff gespannt sind, dieselben nämlich,welche durch Bündel, die am Processus coracoideus ihren Ansatz haben,verstärkt sind. Wegen dieses Verhaltens werden die bezeichneten Verstärkungsbündelauch als Ligamentum Suspensorium humeri bezeichnet.Es ist selbstverständlich, dass die synoviale Schichte der Gelenkkapsel denGelenkraum auch an der Ausgangsöffnung für die Sehne des Biceps hermetisch abschliesst,und dass die Sehne im Innern des Gelenkes auch einen Ueberzug vondieser Schichte bekommt. Derselbe gestaltet sich manchmal zu einer gekrösartigenFalte, welche die Sehne mit der Kapselwand vereinigt.Hinsichtlich der Beweglichkeit des Gelenkes darf nicht übersehen werden,dass die die Gelenkfläche der Scapula überragenden Fortsätze und das Ligamentumcoracoacromiale mit der Gelenkfläche einen grösseren pfannenartigen Raum darstellen,welcher das ganze obere Endstück des Humerus (Caput humeri im Sinneder Chirurgen) nach Art einer Gelenkpfanne aufnimmt. Auch ist zu berücksichtigen,dass die Kapsel fast allenthalben von Muskeln umlagert ist, und von den Sehnenderselben Fasern eingeflochten bekommt; nur die mediale untere Seite ist muskelfreiund dünn. Bemerkenswerth ist ferner ein Schleimbeutel, welcher sich unterdem Ligamentum coracoacromiale befindet und die Verschiebung des ganzen oberenEndstückes des Humerus erleichtert.Beweglichkeit des Schultergelenkes. Da^_^chujlergelenk ist eineArthrodie mit allen „einer solchen zukommenden Eigenschaften; es gestattetdem Humerus, gleichwie auch dem gesteiften Arm, nach allenRichtungen auszugreifen, Ad- und Abduetionsbewegungen, Ante- undRetroflexionen auszuführen, sich auch um die eigene Axe zu drehen undCircumductionsbewegungen im Umfange eines Kegels vorzunehmen.Wählt man die senkrechte Lage als Ausgangslage für die Excursionendes Armes, so geht die frontale Excursion und die Pendelung in sagittalerRichtung nicht über 90° hinaus, und der Umfang der Rotationbeträgt kaum 90°. An den Bewegungen, die der Arm darüber hinaus;^macht, ist der Schultergürtel betheiligt.Es versteht sich von selbst, dass bei diesen Bewegungen die verschiedenenBezirke der Gelenkkapsel abwechselnd gespannt und erschlafft werden. Bei einigenBewegungen wird die Kapsel aber auch torquirt, kommt also schon früher zurSpannung und hemmt in Folge dessen die Bewegung noch früher, als dies der Fallwäre, wenn alle Theile der Kapsel gerade weg gespannt worden wären. Dies istz. B. der Fall, wenn der bisher ruhig am Rumpfe herabhängende Arm in frontalerRichtung abgehoben wird; er kann da nicht so hoch (ohne Betheiligung des Schulter-,gürteis) gehoben werden, als dann, wenn man ihn in schief nach vorne gehenderRichtung erhebt. Dies erklärt sich aus Folgendem: Es ist nämlich die Pfanne nichtgenau lateral gerichtet, sondern auch etwas nach vorne; wird daher der Arm rein•frontal abgehoben, so dreht sich der Oberarmkopf in der Richtung der Pfannenränder,also in schiefer Richtung auf die Faserung der Kapsel, welche dadurch notwendigerweiseeine Torsion erfährt und früher schon zur Spannung kommen:muss. Will man daher den Arm um volle 90° rein lateral heben, so muss mandurch eine gleichzeitig oder nachträglich vollzogene Drehung des Armes um sichselbst die Torsion der Kapsel beheben; der Arm muss sich dabei so drehen, dassder mediale Epicondyl, welcher am ruhig herabhängenden Arme nach hinten berichtetist, nun nach vorne zu liegen kommt.Zur Orientirung über die Länge des Oberarmknochens kann man allerdings'die hintere, leicht tastbare Ecke des Acromion benützen, weil dieselbe ziemlich'*genau in gleicher Höhe mit dem Scheitel des Oberarmkopfes liegt; doch trifft dies'nur bei vertical adducirtem Arme zu, denn durch die Abduction verliert das Masszum Epicondylus lateralis mindestens 2 bis 3 Cm.


Verbindung der Unterarmknochen.Verbindung der Unterarmknochen. H-Radius und Ulna sind untereinander durch Syndesmose undDiarthrose vereinigt.Die Syndesmose vermittelt die Membrana interossea mit der Chordaobliqua. Diese Membran ist an die Crista interossea der beiden Vorderarmknochenbefestigt, verstopft das Spatium interosseüm und bestehtäiis _ zwei _ Schichten, dejren Fasei^sicTTlIiagonal kreuzen. In der Mitte'desRaumes" sind jene Fasern sehr reichlich vertreten^welche vom Radiuszur Ulna schief absteigen; oben dagegen überwiegen solche Fasern,welche von der Ulna gegen den Radius nach abwärts ziehen. Der obere,mitunter Jajespnders verdickte Theil, der Membran führt den NamenChorda obliqua; er. ist am Radius unter der Tuberositas befestigt, undsteigt jschief gegen die Tuberositas ulnae herauf.Die Diarthrose, ein typisches Radgelenk, wird dadurch hergestellt,dass sich die Circumferentra" articularis des Capitulum radii in dieIncisura radialis ulnae, und das Köpfchen der Ulna in die Incisuraulnaris radii einbettet. So kommt ein Drehgelenk zu Stande, dasin zwei anatomisch geschiedene Gelenke, in ein ~ oberes ~mid in einunteres, Articulatio radioulnaris superior und inferior zerfällt.Den Verband in der Articulatio radioulnaris superior vermittelt dasLigamentum annulare, ein breites, derbes Band, welches die Circumferentiaarticularis des Radius umgreift, an den Enden der Incisuraradialis ulnae beiderseits befestigt ist, und die ringförmige Pfanne fürden rotirenden Radius^ ergänzt. — In der Articulatio radioulnaris inferioreentsendet der untere Rand der Incisura ulnaris radii eine dreieckigeFaserknorpelscheibe, Ligamentum triquetrum, deren Spitze an der unterenEpiphyse der Ulna in einem Grübchen, radial vom Processus stiloideusangeheftet ist. Diese Bandscheibe bildet zugleich mit der Incisura ulnarisradii die Gelenkpfanne für das Köpfchen der Ulna und scheidet dieUlna von der ersten Reihe der Handwurzelknochen. Beide Gelenke sindausserdem noch mit einer dünnen schlaffen Kapsel, Membrana sacciformis,versehen, welche in einigem Abstand von dem entsprechenden Köpfchensehr locker und leicht verschiebbar an dem Knochen haftet.Da das obere Ende des Radius auch mit dem Humerus in Contact steht, sovereinigt sich das obere Radio-Ulnargelenk mit dem Ellbogengelenk zu einem zusammengesetztenGelenke, in welchem zwei von einander ganz unabhängige Bewegungsweisenmöglich sind. Bekommt das Ligamentum triquetrum eine Oeffnung,so vereinigt sich das untere Gelenk mit dem Handgelenke, ohne jedoch in den Gangdes letzteren einzugreifen. —"**Bei der Rotations-Bewegung in den zwei Radio-Ulnargelenken istin der Regel der Radius der bewegliche Knochen; ihm folgt die Hand.Es gehört viel Uebung dazu, die Hand unbeweglich zu halten und dieUlna mit dem Humerus in dem Schultergelenk und in dem Radio-Ulnargelenkezu rotiren.Das Hin und Wider der Rotation wird Pronation genannt, wenndie Bewegung gegen die Leibesmitte gerichtet ist, und Supination,wenn der Radius lateral gedreht wird. Die Axe dieser Bewegung gehtdurch die Mittelpunkte der Köpfchen beider Vorderarmknochen und musisj


12 Das Ellbogengeliik.da das Capitulum humeri, dem sich das Köpfchen des Radius anp,eine Kugelist, auch durch dessen Centrum gehen. RücksichtlichSpatium interosseum hat die Axe daher eine diagonale Richtung un,kreuzt sich mit der Richtungslinie des Unterarmes. Da die Axe untenausser dem Radius liegt, so bildet dessen Schaft mit ihr einen Winkel,in welchem er sie bei der Drehbewegung umkreist; der Radius lauft alsoin dem Mantel eines Kegels; oben dreht er sich um den Mittelpunktseines Köpfchens, unten aber um das Capitulum ulnae. Der Umfangder Rotation beträgt beinahe 180°, so dass die Hand, welche demRadius als ihrem Träger folgt, bei ruhigem Oberarme ganz gewendetwerden kann. Die Su^injliim_jglrd begrenzt durch die Spannung derChorda obliqua und die Prpnation durch die auf der Palmarseite zwischenRadius und Ulna gelagerten Weichtheile und durch die Fasern derKapsel. ~T3as Ligamentum triquetrum macht mit dem Radius die Excursionmit, und da seine Spitze an der Ulna befestigt ist, so erfährt esan dieser eine kleine Torsion.Da es im Radio-Ulnargelenke nur eine naturgemäss vorgezeichnete Drehungsaxegibt, so kann bei fixirtemOberarm typisch nur der Radius das beweglicheObject abgeben. Wenn sich aber trotzdem gelegentlich mit dem Radius auch dieUlna, und zwar in entgegengesetzter Richtung dreht, so ist diese Drehungkeine. typische, oder gar für den Ablauf der Bewegung nothwendige,weil sie nur durch Incongruenzen in der Articulatio brachioulnaris und brachioradialisbedingt wird; zudem schliessen sich an die Rotations-Bewegungen des Radiusnur zu leicht kleine Beuge- und Streckbewegungen im Ellbogengelenke, sogarRotations-Bewegungen im Schultergelenke an.Bei -senkrecht herabhängendem „Arme bekommt die Axe des Radgelenkeseine radial etwas ablenkende Richtung, in Folge deren sich dersupinirte Radius derart schief einstellt, dass die Hand vollends aus derSchwerlinie des Armes abweicht, auch etwas gehoben wird, und, ihrerSchwere folgend, von selbst in die Pronation zurückzukehren sucht. DieSupinationslage der Hand ist deshalb eine labile und kann nur durchMuskelwirkung festgehalten werden, während die Pronationslage einestabile ist und stets angenommen wird, wenn die Musculatur ausserThätigkeit gesetzt ist. Die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse der beidenVorderarmknochen ändern sich durch die Rotation sehr wesentlich, wasauch auf die Lage der Weichtheile von Einfluss ist. Während nämlichder Radius in der Supination parallel zur Ulna gestellt ist, kreuzen sichdie Knochen in der vollen Pronationslage.Das Ellbogengelenk.Bestandtheile. Von Seite des Oberarmes betheiligt sich bei derBildungjles Ellbogengelenkes die Trochlea. und das Capitulum humeri.""Die Trochlea ist ein Segment einer gekehlten Rolle, dessenUmfang sich in der Richtung der sagittalen Kehlrinne bis auf 320°erweitert. Ulnar hat sie einen höheren Rand als radial; sie ist keinreiner Umdrehungskörper, sondern ein Segment eines Schraubenganges,und ihre Gelenkfläche ist eine Schraubenfiäche,~ die. am rechten Armnach links, am lmken nach rechts_gewunden ist. Der Ascensions-Winkelder Windung betragt aber nie mehr als 15°. Die Ganglinien, welche


Das Ellbogengelenk. 113man auf die Gelenkfläche zeichnet, laufen daher nicht in sich zurück,sondern weichen nach einem Umgange etwa 2 Mm. breit von einanderab. Das Capitulum humeri ist ein Kugelsegment; es ist der vorderenFlächender Rolle radial so Jangesetzt, dass sein Mittelpunkt^in die Axedev Trochlea fällt. Die Axe ist daher eine gemeinsame; ihre Lage entsprichtradial fast der Jlitte~cTes Epicondylus, ulnar j,ber der Wurzel desselben.Die Fossa semilunaris ulnae "bildet ^enn3n__conCaven~*Gelenkkörperder_jmJ3imie_der_co^in die Kehlfurche derselben einen stumpfen~sagittalen"First einpasst.Der Umfang ihrer sagittalen Krümmung beträgt etwas weniger als 180"-ihr Knorpelüberzug geht ununterbrochen auf die Incisura radialis über'DassdieibeMörmjg^ des Radius ist mit seiner grubigvertieften Endfläche an das Capitulum humeri angepasst und greift mit"seiner KanteTn jene Rinne ein, welche diese Erhabenheit von derRolle des Humerus scheidet.Dig_Verjbinjung der drei Knochen im Ellbogengelenke besorgenfolgende Verstärkungsbände~r der KapseE Das bereits lirwlmnteLigamentum annulare, welches das Kopfchen des Radius in der Incisuraradialis.ulnae festhält, und die zwei Seitenbänder, Ligamenta lateralia.Die Seitenbänder sind fächerförmig ausstrahlende Fas^rbfinrlAlderen centrale Ausgangspunkte die Endpunkte der gemeinschaftlichenDrehungsaxe, nämlich die Epicondylen und deren Umgebungen sind.Das Ligamentum laterale ulnare ist an der J&urzel des Epicondylus medialisund das Ligamentum laterale radiale an den Rauhigkeiten neben demC jJPi£ I i um hum eri befestigt. Die Basis des ulnaren Fächers heftet sichanTTTande" der Fossa semilunaris ulnae an, und die Basis des radialenBandes vereinigt sich mit dem Ligamentum annulare radii, doch sodass die Fasern theils in das Ringband selbst eingehen, theils auseinanderweichen und sich gruppenweise am vorderen und hinteren Endeder Incisura radialis ulnae anheften. Wegen des axialen Ansatzes derbeitenbänder bleiben immer wenigstens einzelne Antheile derselbengespannt, und sichern dadurch bei allen Lagen des Gelenkes den Contactder Knochen.Die gemeinschaftliche Kapsel umgreift nicht nur alle Gelenk-1 lachen, sondern_auch die ober derselben befindlichen Gruben, gleichwieauch die Spitzen des Processus coronoideus" und des Olecranon. Diebeiden Seitenbänder und das Ringband sind eigentlich nur Verstärkungender Kapsel; sie sind'kurzfaserig, um" den Knochenverband bei aflenLagen des Gelenkes zu sichern, während die vordere jmd hintere Kapselwandaus langen Fasern zusammengesetzt ist, um den" Beuge- undStreckbewegungen "hinreichenden Spielraum zu geben. Die Membrana"sacciformis radii ist blos eine Ausstülpung der synovialen Kapselschichte.Bewegungs-Modus. Das mit dem Radio-Ulnargelenk vereinigte Ellbogengelenkhat einen zweifachen Bewegungs-Modus: 1. die Flexions-Bewegung und 2. die Rotations-Bewegung.v iP ie Flexionsbewe g' u ng wird um die gemeinschaftliche Axe derlr ° c i le ?: und des Capitulum numerf ausgeführt, Der_Radius betheüigtsiclwm diesen Bewegungen ganz unabhängig von seiner Rotation,"die er bei jeder Flexionslage ausführen kann; er folgt .nur den Bewegungender Ulna, welche vermöge ihres Baues und der Ansatzverv.Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 8


114 Das Handgelenk.hältnisse der Kapsel jener Knochen des Vorderarmes ist, der zunächstden Gang des Charniergelenkes vorzeichnet. Die Excursion des Gelenkesgeschieht nur in einer Ebene, hin und wider als Beü^ülngundStreckung, und zwar nur nach eiher~Richtung. Die Dorsalffexion fehlt.Die Excursions-Grösse ist beiläufig auf 140° anzuschlagen. Die Hemmungwird nicht_erst durch das Anstemmen des Olecranon an die^Wand der'FpjJsajDlecrani, sondern schon durch die Spannung der Bänder eingeleitet.Den Umfan^der^Beiigung beschränken auch die WelöTitlieile,welche sich in den Knickungswinkel des Gelenkes einschalten. Einschlaffer Bandapparat und Durchbruch der Fossa olecrani in die Fossacoronoidea können ausnahmsweise die Streckung bis zu einer kleinenDorsal-Flexion erweitern.Da die Trochlea mit ihrer Axe nicht senkrecht auf den Schaftdes Humerus angesetzt ist, sondern schiefwinkelig, nämlich medial undnach unten um etwa 15—20° geneigt, so wird der Vorderarm sowohlin der Beuge- als auch in der Strecklage aus der Richtung des Oberarmesabgelenkt, so zwar, dass der gebeugte Vorderarm die Hand niedem Schultergelenke gegenüber bringen, sondern sie immer nur auf dieBrust legen kann, gleichwie andererseits der gestreckte Vorderarm sichzu dem Oberarm in einem lateral offenen, stumpfen Winkel einstellt,welcher Winkel aber nur dann wahrnehmbar ist, wenn sich der Radiusund die Hand in der Supinationslage befinden.Die Lage der äusserlich (durch die Haut) zugänglichen Kno.chenvorsprüngeändert sich mit der Einstellung des Gelenkes. Während nämlich bei gestrecktemGelenke und senkrecht herabhängendem Humerus das Olecranon in gleicher Höhe mitden Epicondylen und hinter ihnen eingestellt ist, rückt es durch die Beugung vorund unter sie; es beschreibt nämlich bei der Bewegung einen Kreisbogen, dessenCentrum nahezu der Epicondylus lateralis ist.Die Gelenklinie befindet sich etwa 1-5 Cm. unter der die Epicondylen verbindendenLinie, und beiläufig in der Höhe des unteren Endes der Ellbogengrube;sie. ist durch die obere jener Hautfalten angezeigt, die sich bei der Beugung desEllbogengelenkes zu bilden pflegen. Vorn ist sie ziemlich regelmässig, hintenaber durch das vorragende Olecranon nach oben ausgebuchfet. Am leichtestenöffnet man das Gelenk durch einen Einschnitt in das Ligamentum laterale radialerober dem Köpfchen des Radius.Das Handgelenk.Mit dem Namen Handgelenk bezeichnet man die Combinationjener gelenkigen Verbindungen, welche die"einzelnen Ilandwurzelknqchenunter sich und mit dein Vorderarm-Skelete eingehen, Betra^hteXmafiiwie dies auch die ßewegungsverhältnisse rechtfertigen, je jsirie. Querreiheder Handwurzelknochen als einen, Gelenkkörper, so kann man"anaVerJlandwurzel-.zweLHairotgelenke unterscheiden, nämlich: das obereHandgelenk, Articulatio radiocarpalis, und das untere Hangelenk,Articulatio intercarpea. Da die Reihe der Mittelhandknochen, vom Zeigebiszum kleinen Finger, mit ihren basalen Gelenkflächen in den Raumder gemeinschaftlichen Kapsel des unteren Handgelenkes einbezogensind, so wird auch die Reihe der Gelenke zwischen den Knochen derHandwurzel und der Mittelhand, Articulationes carpometacarpeae noch zudem Handgelenke gerechnet, obgleich deren Beweglichkeit nicht mehr als


Das Handgelenk. 115eine kleine Formveränderung der Hand bedingen kann. Nur zwei Knochensind durch besondere Kapseln mit dem Ganzen vereinigt, nämlich: dasErbsenbein am Pyramidenbein und der Mittelhandknochen des Daumensam grossen vielwinkeligen Bein. Von den kleinen Formveränderungender zusammengesetzten Gelenkkörper, welche die zum Theil ganzstraffen, zum Theil mehr gelockerten Amphiarthrosen in ihrem Innernbedingen, kann man bei der Betrachtung der Handbewegung füglichabsehen.Bestandtheile des Handgelenkes. Von den unteren Enden derVorderarmknochen betheiligt sich an der Bildung des obejrenJHandgelenkesunmittelbar nur der Radius mit seiner Endfläche und dasdiese Fläche ergänzende Ligamentum triquetrum. Beide zusammenbilden die in querer und sagittaTer'"Richtung seicht gehöhlte, Pfannedes oberen Handgelenkes, welche im Bereiche der Endfläche des Radiusdurch eine schief sagittal vorspringende Leiste, und an der Basis desLigamentum triquetrum durch eine Furche in drei kleinere Feldergetheilt ist. Die unteren, nur theilweise verdeckten Enden der beidenVorderarmknochen bilden die zwei Knöchel, Malleoli Der Malleolusradialis ist der radial vorspringende Rand des Processus stiloideusradii, der Malleolus ulnaris ist der dorsal vorragende Processus stiloideusulnae.Indie von den Vorderarmknochen und dem Ligamentum triquejfrumgebildele^Pfa^^nne fugen_.si.ch, zur Darstellung des oberen Gelenkes,die zu einem" convexen Gelenkkörper vereinigten jdrei Knochen derprbximaleh~TteThe ein: das Kahnbein, Mondbein lind Pyramidenbein,welches Ietztere~manchmal allerdings nur mit einem geringen Antheilseiner oberen Fläche an das Ligamentum triquetrum heranreicht. ZurDarstellung des unteren Gelenkes liefert die proximale KnochenrelEe"ulnar eine Concavität dargestellt durch das Zusammentreten aller dreiKnochen, urmradial eine Convexität dargestellt blos von dem radialenEnde des KahnfJeins. Zur Herstellung Erstellung der deFCöngruenz Cong] in diesem Gelenkeliefert die distale Knochehreihe ulnar einen convexen Gelenkkörper,dargestellt von Hacken- und Kopfbein, und radial eine pfannenärtigeVertiefungJ^lveTIche den "konvexen Theil des Kannbeins au^imrat undvon den beidenvTelwinkeligen Beinen zusanm^g^eTzr"wird. Gleichwiesich ö^"'TlälnlwufzelkhÖchen reihenweise nebeneinander ordnen, soauch die Mittelhandknochen, deren Basen im Zusammentreten mit' denKnochen der distalen Reihe die dritte, die Hand quer theilende Discontinuitätherstellen.Den Verband der reihenweise verbundenen Knochen vermittelnkurze, theils dorsal, theils palmar, theils auch interstitiell gelegeneändchen.Der Verband der Hand mit dem Vorderarm wird durch starkeBänder hergestellt, Ligamenta radiocarpalia, welche fast ausnahmslosvom Radius aßgenen, und zwar deshalb, weil der Radius der eigentlicheTräger der Hand ist. Sie finden sich dorsal und palmar und heften ihreBündel sowohl an der proximalen als auch an der distalen Reihe der Handwurzelknochenan. Das dorsale Band wird, als Ligamentum rhomboideum,das in zwei_Theile zerte^jgi^jpalma.re als Ligamentum rectum und obliquumbezeichnet Die palmaren Bänder sind die bei weitem stärkeren, ihre8*


116 Das Handgelenk.Bündel sind so dicht angeordnet, dass sie die Concavität der Handwurzelvollends glätten. Zum Verbände mit der Ulna dient nur einschwaches Bandbündel; dagegen wird die ganze Hajnj^iu:zel_^er_Querenacjrinsfchj^hun^ein jnächtiges, an_den^ Emmentiae_carpihaKe^esJ^und_brück^Sri[i.ig^ über" Hen Sulcus _carpi hinweg „ gespanntesBand J _ > das Ligamentum carpi transversum; dasselbe schliesst denCanldis~~mrp~r ab, in welchem das zur Palma manus ziehende Sehnenpacketbei seinem Uebergange über die Handwurzel festgehalten wird.Auch die beiden Reihen der Handwurzelknochen sind durch auf- undabsteigende stärkere Bändchen, Verstärkungsbündel der Kapsel, miteinanderverknüpft, jedoch nur stellenweise. Die Mittelhandknochen dervier dreigliedrigen Finger sind dagegen allenthalben straff an die betreffendenKnochen der Handwurzel der distalen Reihe und untereinanderbefestigt.Trotz der zwei im Handgelenke inbegriffenen grösseren Gelenkbildungenund trotz der zahlreichen, zwischen den einzelnen reihenweisegeordneten Knochen bestehenden Discontinuitäten, lässt sich sagen, dassfür alle diese gelenkigen Verbindungen eine gemeinsame Kapsel besteht,deren Gelenkhöhle allerdings in viele Abtheilungen getheilt ist.welche aber doch alle, wenigstens sehr häufig, durch die Gelenkspaltenzwischen den einzelnen Knochen miteinander communiciren. Nur dagErbsenbeingelenk und das Grundgejenk des Daumens ^besitzen eigeneKapseln.Die Beweglichkeit der Hand beruht ausschliesslich auf dem ohejffiiund unteren Handgelenke, ~~^^ihrerGelenlllorperTnur einfache Charniere darstellen. Im Zusammenwirkenbeider lassen sich mit der Hand folgende Bewegungen ausführen: DieHand lässt sich aus ihrer geraden Haltung (Strecklage) gegen den Vorderarmsowohl nach ihren Flächen, als auch nach ihren Rändern abbiegen,palmar um etwa 60—70°, dorsal um etwa 45°, ulnar nur um etwa35—40°, und radial am wenigsten. In der Combination der FlächenündRandbewegungen lässt sich die Hand auch im Kreise herumführen((^ircumductio). Eine reine Rotations-Bewegung ist zwar ausgeschlossen,im Ganzen lässt sich aber die Beweglichkeit der Hand doch als einearthrodienartige bezeichnen. Es ist dies also ein Bewegungs-Modus,welcher, wie auf Seite 30 gezeigt worden ist, durch Combination zweierganz nahe beisammen liegender Charniere zu Stande kommen kann,vorausgesetzt, dass sich die Axen derselben durchkreuzen. Diese Anordnungder Axen findet"" sich auch thatsächlich im Handgelenke vor.Dasselbe stellt somit einen Apparat dar, wie ihn z. B. die Mechanikeran einer Schiffsboussole anbringen, um es derselben trotz aller Schwankungendes Schiffes zu ermöglichen, stets eine horizontale Lage einzuhalten.Die grosse Volubilität, welche die Handbewegungen so sehr auszeichnet,beruht aber doch wieder nicht ausschliesslich auf dem eigentlichenHandgelenke, sondern wird erst durch Herbeiziehen des imVorderarme gelegenen Radgelenkes erreicht, wodurch insbesondere dieSpielweite der Circumduction erweitert und der Hand im Zusammenwirkenbeider Gelenke der volle Verkehrsraum einer Arthrodie geboten wird.Aus der Querlage, welche die beiden Reihen der Handwurzelknochen einnehmen,ist schon zu ersehen, dass die Palmar- und Dorsal-Flexion die typischen


Das Handgelenk. 117Bewegungen sind; es ergibt sich dies auch aus dem Umstände, dass die Randbewegungenalsbald gänzlich eingestellt sind, wenn die Hand vollends in die PalmaroderDorsal-Flexion gebracht ist. Das was sich dabei noch als Randbewegungdarstellt, ist eben nichts anderes, als eine Rotation des Radius in den Vorderarmgelenken.Die Zulässigkeit der Randbewegungen aus der Strecklage erklärt sich aus der Lageder beiden Charniergelenksaxen. Dieselben sind nämlich schief und gegen einanderins Kreuz gelegt. Die Axe des oberen Gelenkes nimmt die Richtung aus demProcessus stiloideus radii in das Erbsenbein, und die~d^snThTeren Gelenkes ausdem palmar liegenden Höcker des Kahnbeins zur_Rückenfläche„des Hackenbeins;beide kreuzen sich daher im Kopie des KöpThems.Diese Lage der Axen bringt es mit sich", dass bei Vornahme einer Flächen-Flexion in einem der beiden Charniergelenke die Hand immer zugleich schiefnach einem Rande ablenken, also zugleich eine Rand-Flexion machen muss. UnterBerücksichtigung der beschriebenen Axenlagen ergibt sich über die AblenkungsrichtungenFolgendes:Bei der Palmar-Flexion weicht die Hand im oberen Gelenke radial ab,im unteren Gelenke dagegen ulnar; bei der Dorsal-Flexion erfolgen die Ablenkungenselbstverständlich nach den entgegengesetzten Richtungen, nämlich imoberen Gelenke ulnar, im unteren dagegen radial.Denkt man sich nun beide Gelenke gleichzeitig in Gang gesetzt, und zwarvorerst in gleichem Sinne, z. B. also palmar, so müssen, sich die beiden nachentgegengesetzten Richtungen strebenden seitlichen Ablenkungen gegenseitig tilgen;man wird mit der Hand eine reine Palmar-Flexion ausführen können. Dasselbeist auch dann der Fall, wenn beide Gelenke dorsal gebeugt werden, woraus sichfür .die Hand auch eine reine Dorsal-Flexion ergibt.Denkt man sich aber beide Gelenke zwar gleichzeitig, aber nicht gleichsinnig,sondern das eine palmar und das andere dorsal gebeugt, so werden sich die seitlichenAblenkungen, weil jetzt in beiden Gelenken nach derselben Seite gerichtet,statt sich gegenseitig zu tilgen, vielmehr summiren, und daraus ergeben sich dieRand Flexionen. Näher bestimmt, setzt sich die Radial Flexion aus einerPalmar-Flexion im oberen Gelenke und aus einer Dorsal-Flexion im unteren Gelenkezusammen;'dagegen besteht die Ulnar-Flexion aus einer Dorsal-Flexion imoberen Gelenke und aus einer Palmar-Flexion im unteren Gelenke. Die Randbeugungensind daher nur Anschlussbewegungen an die Flächenbeugungen; darausergibt sich, dass in voller Palmar- oder Dorsal-Beugung die Randbewegungen derHand ausgeschlossen sind.Um das Spiel der Gelenke bei den Rand-Excursionen deutlich zu übersehen,lege map eine Hand, deren Gelenke mit möglichster Schonung des Bandapparatesam Rücken freigelegt sind, mit der Palma auf eine ebene Unterlage. Je nachdemman sie ulnar oder radial beugt, führt die proximale Reihe der Mittelhandknochenwie ein Meniscus Flexionsbewegungen auf und ab nach der Fläche aus. . »Bei der Dorsal-Flexion werden das Erbsenbein und der Höcker des Kahnbeinsin der Richtung des Vorderarmes eingestellt, bei der Palmar-Flexion abertreten sie dicht an die Palmarseite der Vorderarmknochen heran. Dadurch gewinntder Vorderarm bei der Dorsal-Flexion auf der palmaren Seite scheinbar an Länge.Von den Ampinaxtbrosen der vier Carpo-Metacarpalgelenkeder dreigliedrigjeri_Finger sind die des zweiten und dritten Fingers sostraf^Jdä^s^hre Beweglichkeit gleich Null angenommen werden kann;die des vlertelTiTrrdr fünften Fingers gestatten dagegen beide zusammenund jede einzeln nach allen Richtungen deutlich wahrnehmbare Excursionen,die aber nur auf die Gestaltung der Hand, namentlich der Vola,Bezug nehmen. Die Hand kann dabei bald mehr gehöhlt und schmal,bald mehr abgeflacht und breiter gemacht werden. Der kleine Fingerwiederholt in kleinerem Massstabe die Bewegungen des Daumens.Das Grundgelenk des Daumens wird von den verkehrt sattelförmigenFläQJb^n..-iieÄgTjassen vielwinkeligen Beines und des Os metacalpaTe"pollicisgebildet Eine ziemlich.s^KlafIe_jdhiiime^Capsel verbindetbeule Knochen, nur an derTSeiten treten etwas stärkere Faserbündel auf.


118 Die Fingergelenke.Beweglichkeit des Daumens. Man unterscheidet eine Adductionund Abduction, je nachdem der Daumen dem Zeigefingergenähert oder von ihm entfernt wird, ferner eine Bewegung palmar, denanderen Fingern gegenüber, welche Gegenstellung [Oppositio) genanntwird. Die arthrodischen Bewegungen des Daumens sind nur Combinationender genannten Bewegungsweisen. Das Daumengelenk ist ein sogenanntesSattelgelenk. Bei der Zu-und Abziehung gleitet der Mittelhandknochendes Daumens nach der Richtung der Concavität der Gelenkfläche desgrossen vielwinkeligen Beines; bei cler Gegenstellung aber schleift erin cler Richtung ihrer Convexität, und da die Fläche des Os multangulummajus schief gegen den Zeigefinger aufsteigt, so stellt sich die Oppositionals eine Kegelbewegung des Daumens um den Zeigefinger dar. DerDaumen kann nie vollständig in die Ebene der anderen Mittelhandknochengebracht werden; er hat immer eine etwas palmare Lage. JILhäl^LAäducJiojag^und halber Oppositionslage bildet et mit dem ÜbrigenTheile der Mittelhand die Wand jder gleichmässig gehöhlten Vola manusunTETjeTindet sich** in voller Congruenz mit... der Gelenkfläche des OsmmtangTu^uTh~TM]Tis: Diese Lage ist daher auch seine Stabilitätslage, indie er immer wieder zurückzukehren sucht.Die Fingergelenke.Die Metacarpo-Phalangealgelenke werden von den Köpfchen der/Mittelhandknochen und von dej^rubigen^, Gelenkflächen^jä^üfia^Xarjiadakhochen der Finger dargestellt. Die ersteren sind eigentlich nur Segmentevon Köpfchen, indem sie beiderseits geradrandig begrenzt werden, alsomehr einer Rolle gleichen. Diese ist aber nur palmar so breit, wie dasGrübchen der Phalanx proximalis, so dass sich beide Knochen nur in derBeugelage vollends decken; die halbe Beugelage ist daher auch die'Stabilitätslage, in welche das Grundglied des Fingers bei ruhiger Haltung':der Hand immer wieder zurückkehrt.Die Kapsel ist dorsal dünn und schlaff, an den Seiten aber^durch^starke Ligamenta la^aTtä^verstärkt, welche in den seitlichen Grübchender Capitula haften. Auch palmar ist die Kapsel schlaff und dünn, daaber, wo sie sich an die Phalanx proximalis anheftet, wird sie durch derbequere Faserzüge verdichtet und verdickt und bildet daselbst die sogenanntenSehnenrollen, welche bei dem Versuche einer Dorsal-Flexion;heraufgezogen werden, in Folge dessen sich der dünne Antheil der Kapsel)straff über die Köpfchen spannt. Da alle vier Sehnenrollen durch quere,die Interdigitalräume überbrückende Ligamenta capitulorum untereinanderverbunden sind, so ergibt sich daraus ein gemeinschaftlicher,sämmtliche Mittelhandknochen der dreigliedrigen Finger verknüpfenderBandapparat.Der Form der Köpfchen entsprechend, werden in diesen Gelenken!Ginglymus-Bewegungen gemacht, mit grösserer Palmar-Flexion, abernur geringer Dorsal-Flexion; ist jedoch die Phalanx in die Streckläge gebracht,so lassen sich auch Seitenbewegungen ausführen, welche aber;:alsbald wieder sistirt werden, sowie die Phalanx in die Palmarbeuge einrückt.Die gebeugten Finger sind immer eng aneinander angeschlossenund nur die gestreckten lassen sich von einander abheben.


Skeletbau der oberen Gliedmassen. 119Die Ursache dieses eigentümlichen Bewegüngsmodus liegt in den Seitenbändern,zunächst ab^r _ TfI^äM : ~Gestaltung deTnEtopfchen der Mi'ftelhandknochen.Befindet sich nämlich das faunilffiiexfdes Fingers__auf Jem_pahnaxen breiterenTheTTfi fies r-apltulüTn7"*SQ7sind die SeitgnMfider straff gespannt und verlunHirn"'tedeSeitenbew§gung; rückfliber die "Phalanx in die '^ti^efeiaggj^^nä^ch aÜT^^ischmalen dorsiLJ^nJrh^rü^s^Ig^dieJBänTier und'ges^tatten.weil das GelenLjMu^Uäa^^^f lan J $g - ?% Wp-g^ggguflg. — •Darin liegt auch der Grund, warum man die gestreckteTlmalanxvmicleinKopfchendes Mittelhandknochens (unter einem knackenden Geräusche) abziehen kann, nichtaber die gebeugte.Das Gelenk des Daumens hat ein viel breiteres, gewöhnlich auch stark abgeflachtesKöpfchen und ist auch mehr auf reine Ginglymus-Bewegungen angewiesen.Die Gelenklinie aller Metacarpo-Phalangealgelenke ist quer und wird vondem dorsalen Rande der Pfanne angezeigt. Bei der Palmar-Flexion ist sie tief unterdem Scheitel des als Knöchel vorragenden Köpfchens gelegen und dorsal leichtzugänglich. Die Trennung eines Seitenbandes öffnet sogleich das ganze Gelenk.Palmar ist die Gelenklinie beiläufig durch eine Faltungsfurche der Haut (die Lineamensalis der Chiromanten) angedeutet, welche etwas gebogen vom Ulnar- zumRadialrande der Hohlhand zieht.Die Phalangealgelenke. Diese Gelenke werden durch eine in derGangrichtung gekehlte Rolle der proximalen Phalanx gebildet, in welcherdie mit zwei Grübchen versehene proximale Endfläche der nächstfolgendenPhalanx gleitet. Die Rolle wird auch in diesen Gelenken nach derPalmarseite breiter, und nur ein Drittheil derselben wird von der concavenFläche gedeckt. Sehr starke Seitenbänder, die aus den seitlichenGrübchen der Rolle zum Rande der concaven Fläche ausstrahlen,sichern den Verband und den straffen Charniergang des Gelenkes. Inder Regel ist in diesen Gelenken nur die Palmar-Flexion, selten aucheine leichte Dorsal-Flexion gestattet Die queren Gelenklinien^ liegenbei gebogenem Gelenke unter dem Knöchel, also unter* dem dorsalenKnickungswinkel der Glieder.Skeletbau der oberen Gliedmassen.Da die Brustglieder durch die Orthoskelie, den aufrechten Standund Gang des Menschen vollkommen entlastet sind, geniessen sie einenhohen Grad von Beweglichkeit, dahin gerichtet, der Hand den grösstmöglichenSpielraum zu verschaffen, in diesem auf die verschiedensteWeise zu verkehren und allen Objecten, welche die Armlänge überhauptzu erreichen erlaubt, ihre Wirksamkeit zuzuwenden. Diese Beweglichkeitverdanken die Brustglieder der Lage. ihrer Gelenksaxen, dem Excursions-Umfange und der Excursions-Richtung ihrer Gelenke, sowie auch denProportionen ihrer Gliedlängen. Das Endglied der Extremität, die Hand,»das gegliederte Gebilde«, gestaltet sich in Folge dessen zu einem bevorzugtenTast-Apparat, und wird ebenso geschickt zum Ergreifen und Festhaltenverwendet, wie es als Instrument befähigt ist, die verschiedenstenManipulationen auszuführen.Gliederung der oberen Extremität. Die Continuitäts- oderRichtungslinie des Armes beginnt am Mittelpunkte des Oberarmkopfes,beiläufig in der Höhe des Tuberculum minus, schneidet die Mitte derTrochlea und geht von da durch den Kopf des Os capitatum und denMittelfinger hindurch. Am Oberarm ist die Continuitätslinie ziemlich diegeometrische Axe des Knochens, am Unterarm fällt sie aber zwischen


120 Skeletbau der oberen Gliedmassen.den Radius und die Ulna. Da das Os capitatum je nach der Einstellungdes Radius, des Trägers der Hand, seine Lage ändert, so wird die Continuitätsliniedes Armes nur dann eine gerade sein, wenn das Ellbogengelenkbis auf 180° gestreckt und der Radius zugleich pronirt istIhre drei durch die Drehungsaxen des Ellbogen- und Handgelenkesabbiegbaren Abtheilungen: der Oberarm bis zur Axe des Ellbogengelenkes,der Unterarm von da bis zum Centrum des Os capitatum und die Handbis zur Spitze des Mittelfingers verhalten sich in ihren Längen zu einanderetwa wie 12:10:7, und die vier Glieder des Mittelfingers (vom Centrumdes Kopfbeins) etwa wie 8:5:3:2. Da sich Oberarm, Unterarm undHand in den Axen der Gelenke abgliedern und der Humerus den Angelpunktder Schulter und die Axe des Ellbogengelenkes einschliesst, so ister länger, als sich der Oberarm äusserlich abgliedert; dagegen sind dieUnterarmknochen (Radius) kürzer, als sich äusserlich der Unterarmdarstellt, weil sie weder die Ellbogen- noch die Handgelenksaxe einschliessen.Die fünf Mittelhandknochen erzeugen mit der Handwurzel diegrubig vertiefte Hohlhand, Vola manus; dabei kommen die Köpfchender vier ungleich langen ulnaren Ossa metacarpalia in einen Kreisbogen zuliegen, dessen Centrum beiläufig die Eminentia carpi radialis inferior abgibt.Die Finger können theils zur Vergrösserung der hohlen Vola beitragen,theils mit ihr eine geebnete Fläche, den Handteller, Palma manus,bilden. Die Hand vermag daher die verschiedensten Formen anzunehmenund sich allen Objecten, die sie betastet und umfasst, eng anzuschmiegen.Wegen der ungleichen Länge der Finger- und der Gegenstellung desDaumens lassen sich auch gerundete Objecte allseitig und mit Kraftumklammern. Jeder Finger kann auch einzeln verwendet werden, und,mit dem ihm gegenüber gestellten Daumen gepaart, Objecte ergreifen.Die Länge der einzelnen Finger "ist kleinen Varianten unterworfen. DerMittelfinger ist stets der längste; der Daumen reicht meistens bis zur Mitte desGrundgliedes des Zeigefingers, der kleine bis zum zweiten Phalangealgelenke desRingfingers. Der Zeigefinger ist gewöhnlich kürzer als der Ringfinger, doch gibtes auch Individuen, die nahezu gleich lange Zeige- und Ringfinger haben.Gelenkigkeit der Arme und der Hand. Abgesehen von derRotations-Axe des Radius liegt der Gliederung der Arme ein ganzesSystem von Queraxen zu Grunde, welche sich in allen Raumrichtungenüberkreuzen und durchkreuzen und daher auch den Bewegungen Excursions-Ebenennach allen Richtungen des Raumes anweisen.In dem combinirten Gelenke an der Handwurzel liegen die Axennahe genug beisammen, um der'Hand annäherungsweise arthrodischeBewegungen zu gestatten. In dem Capitulum humeri kreuzen sich abermals,und zwar rechtwinkelig, zwei Axen, wodurch schon dem EndgliedeeinVerkehr im Räume zukommt, so dass an dem dreifach quer abgegliederten 'Arme, mit Emschluss des Schultergelenkes, fast dreimal arthrodische * ;Bewegungsweisen möglich sind. Alle drei Arthrodien kommen der Hand, 1dem Endgliede, zu Gute.Die Hand befindet sich daher am Ende eines zweigliedrigen Hebels,;!der nach Art zweier Seiten eines Parallelogramm-Pantographen in sich ?eingebogen und zur doppelten Länge eines seiner Seitentheile ausgestreckt' "i


Skeletbau der oberen Gliedmassen. 121werden kann; sie lässt sich daher auch in das Innere jener Verkehrs-Sphäre bringen, welche der steife Arm im Schultergelenk umschreibt,lässt sich innerhalb dieser Sphäre vermöge ihres Rotations-Vermögensund vermöge der Bewegungen im Handgelenke jeder Ebene anschmiegen,und kann deshalb jedem innerhalb dieser Sphäre befindlichen Objecteihre Wirksamkeit zuwenden.Während die Excursion eines einzelnen Gelenkes Punkten des beweglichenGliedes hur Kreissegmente zu beschreiben gestattet, ist es durch dieGliederung der Arme möglich, wie bei einem allerwärts drehbaren Pantographen,durch gleichzeitige, gleich- oder gegengerichtete Excursionenzweier oder mehrerer Gelenke jede Linie und jede continuirliche Linearcomplexionin diesem Räume, also in allen Ebenen desselben zu verzeichnen.Um eine gerade Linie oder einen geschlossenen Kreis mit demEndgliede der Extremität beschreiben zu können, müssen sich also dieBewegungen mindestens zweier Gelenke combiniren, deren ablenkendeExcursionen sich je nach der Intention summiren oder tilgen. Nur einTheil jenes Raumes, den die Excursion des Schultergelenkes mit demArme umschreibt, ist der Hand nicht zugänglich; es ist dies beiläufigder Raum, den der 1 Unterarm als Radius von dem Ellbogengelenke ausumschreibt. Das Ellbogengelenk, den Vorderarm und mehr als zweiDrittheile des Oberarmes können Mir mit der Hand der betreffendenSeite nicht berühren. Dagegen kann die Hand den durch das Schultergelenkumschriebenen Kegelraum in dem ganzen Umfange der Excursiondes Ellbogengelenkes nach der Leibesmitte überschreiten,, so dass sichdie Verkehrsräume beider Hände vor dem Leibe durchdringen und wirin die vortheilhafte Lage kommen, einem Objecte die Arbeit beiderHände zuwenden zu können. Der Leib ist ferner in den Verkehrsraumder Hände derart eingeschoben, dass wir jeden Punkt des Rumpfesund Kopfes, und nach Verkürzung der Beine, auch jeden Punkt dieserbetasten können.Wie die Hand als Ganzes in dem Räume, dessen Centrum dasSchultergelenk ist, so kann die Spitze eines jeden Fingers in dem engerenRäume, dessen Centrum das Handgelenk ist, frei verkehren und in jederEbene beliebige Linien verzeichnen. Die Finger besitzen also in kleineremMassstabe, nämlich bei kleinerem Radius, dieselbe Leistungsfähigkeit inBetreff der Bewegung, welche die ganze Hand als Endglied des Armesgeniesst Wie die beiden Hände in der Symmetrie-Ebene des Leibes sichgegenüber gebracht werden können, um grössere Objecte zu fassen, sovermag auch der Daumen, dessen Verkehrsraum jeden der vier anderenFinger durchdringt, einem jeden derselben gegenüber gestellt zu werden,um mit ihm gepaart Objecte zu erfassen und diese innerhalb seinesengeren Verkehrsraumes nach allen Richtungen zu bringen. Er schliesstmit dem betreffenden Finger auch ein verschiebbares Parallelogramm, indessen Diagonalen die Verkehrslinien des erfassten Objectes fallen.Da die Bewegungen jedes einzelnen Gelenkes der Extremität ganzunabhängig von den anderen vorgenommen werden können, so kann diezur Ausführung bestimmter Aufgaben nöthige Gelenk-Combination aufverschiedene Weisen zu Stande kommen. Die gleichzeitige Betheiligungverschiedener Gelenke erfordert aber in cler Regel entgegengesetzte Bewegungs-Excursionen.


122 Skelet der unteren Gliedmassen.Beim Schreiben benützen wir zumeist nur die Fingergelenke; dieselbenSchriftzüge lassen sich aber auch bei rauhenden Fingergelenken, mit Benützung desHand-, Ellbogen- und Schultergelenkes ausführen, bald in grösserem, bald in kleineremMassstabe. Das, was man Dexterität nennt, beruht meistens nur auf einer zweckmässigenVerwendung der Gelenke. Wer z. B. ein anatomisches oder chirurgischesInstrument mit voller Faust anpackt, beraubt sich selbst der Wirksamkeit der Fingergelenke,und muss nun auch die feinere Führung desselben dem Hand-, EllbogenundSchultergelenke überlassen.Der gegenstellbare Daumen, die ganz freie Combination aller Gelenkeuntereinander, und die Möglichkeit, mit der Hand bei ruhendemEllbogen- und Schultergelenke, wenn auch im kleineren Räume, allseitigzu verkehren, dies sind die besonderen Eigenschaften der menschlichenHand. Auch ist bei vielen Säugethieren die Combination der Gelenkein Folge der Anordnung der Musculatur einem gewissen Zwange unterworfen,so dass ein Gelenk nicht ohne ein anderes in Gang gebrachtwerden kann.Der Schultergürtel erweitert in doppelter Beziehung die Beweglichkeitder Hand: erstens, indem er selbst beweglich, seine Beweglichkeit zuder des ganzen Armes hinzuthut, und zweitens dadurch, dass er dasSchultergelenk frei über die Seite des Rumpfes hinausdrängt und denExcursionen des ganzen Armes grösseren Spielraum verschafft. Die Abductiondes Schultergelenkes wird ja durch Erheben der Schulter ummehrere Grade erweitert.Bei quadrupeden Säugethieren, deren Vorderbeine nur als Stützen in Verwendungstehen, ist der Abstand beider Schultergelenke ein geringer; erst bei jenen,welche ihre vorderen Gliedmassen anderweitig als Greif-, Grab- Qder Flugorganebenützeny entfernen sich die Schultergelenke von einander, und zwar durch Einkeilungeiner wahren Clavicula, welche als Strebepfeiler wirkt und die Schulternach aussen und aufwärts hält. Bei aufrechtem Stande hat die Schulter auch beimMenschen das Bestreben, nach unten und vorne herabzusinken, woran sie jedochdurch die Clavicula gehindert wird; erleidet diese einen Bruch, so gleitet die Schulterwirklich über den nach vorne abschüssigen Thorax herab.D. Skelet der unteren Grliedmassen.Das Schenkelbein, Femur, ist, wie der Humerus, der Träger derAxen seines oberen und unteren Gelenkes. Der an seinem proximalenEnde befindliche Gelenkkopf, Caput femoris, gliedert sich vom Schafte!durch einen langen Hals, Collum femoris- } ab und ist durch das rauhe Ansatzgrübcheneines Bandes, TJmbo, x ) ausgezeichnet. Die beiden Muskelhöckersind hier viel grösser als am Humerus und heissen Rollhöcker, Trochanteres.Der grosse, Trochanter major, steht lateral und ist hinten gegen denHals_grubig vertieft, Fossa trochanterica; der kleine, Trochanter minor,'istnach hinten und medial gerichtet. Beide werden vorne durch eine rauheLrnleJT^meör interirochanterica anterior, und hinten durch eine stumpfe"Leiste, Linea intertochanterica posterior, mit einander verbunden. Die Axe.des Halses ist in einem nicht constanten, jedoch kaum mehr als 130°betragenden Winkel an den Schaft so angesetzt, dass der Trochantermajor das obere Ende des Schaftes bildet. Der Hals selbst ist von') Syn. Fossa capitis.


Skelet der unteren Gliedmassen. 123vorne nach hinten abgeplattet, unten mit einer schief aufsteigendenKante als Tragleiste versehen, und bald mehr bald weniger nach vorneabgebogen.Der Ansatzwinkel des Halses an den Schaft bedingt keinen Geschlechtsunterschied,da auch am männlichen Femur der Hals eine beinahe horizontale Lage annehmenkann, wie beim Weibe.Das distale Ende des Schenkelbeins ist zu einem breiten Piedestalau^e^u^llen^_welches hinten durch „einen tief eingreifenden rauhen Einschnitt,vorne durch eine seichte, geglättete Furche in zwei sagittalgewölbte und nach unten überknorpelte Knorren, \ Condylus medialis undlateralis, getheilt wird. Der hintere, der Kniekehle zugekehrte Einschnittist die Fossa intercondyloidea;') sie geht in die breite rauhe Hinterflächeder Diaphyse über, welche Planum popliteum genannt wird; die untereGrenze des Planum popliteum ist eine rauhe, beide Condylen verbindendeLinie, Linea -intercondyloidea. 2 ) Der vordere überknorpelte Einschnittnimmt die Kniescheibe auf und.heis^jSei^^'''WctigF"^afe^ang;" 3 r er "bildeteine gekehlte, asymmetriiche Rolle, mit einer_ lateralen grösseren uhcteiner'~rnediaien kleineren Facette; seinTSörpelüberzug ist beiderseitsdurch seichte Furchen von dem Ueberzuge der Condylen geschieden.Die Seitenflächen der Condylen sind rauh, etwas gewölbt und mit kleinenHöckerchen, Epicondyli, versehen. Die beiden Condyj.en_ sind leicht „voneinander zu unterscheiden, indem die Gelenkfläche des medialen Condylesallenthalben ..gleich, breit^ und gegen die Fossa intercondyloidea eingebogen_ist, der laterale Condyl dagegen sich von hinten nach vorne verbreitertund lateral mit einer breiten Furche für die Sehne des Kniekehlenmuskelsausgestattet ist."Der lange Schaft des Knochens hat oben einen mehr gerundeten,.unten einen von vorne nach hinten breit gedrückten Querschnitt, undan seiner hinteren Seite eing^.rauhe, Linie,, Linea aspera, welche oben'getheilt gegen die~]5eiaen' Trochanteren auslauft, unten aber, das Planumpopliteum begrenzend, in die beiden Epicondylen übergeht. Die lateraleLefze der rauhen Linie erhebt sich unterhalb „des grossen Trochanterszu "eTner rauhen Leiste, 'Tuberositas glutaealis, welche, wenn sie zu einemerhabenen Höcker geworden ist, Trochanter tertius genannt wird. Innerhalbder Mitte der rauhen Linie finden sich ein bis zwei grössere Ernährungslöcher.Bei der aufrechten Haltung convergiren beide Schenkelbeinenach unten, und stehen daher schief auf den unteren Flächen der Condylen,welche genau in die Horizontale zu liegen kommen.Die Architektur.des Knochens wird in einem der folgenden Abschnittegewürdigt.In der knorpeligen Anlage des Oberschenkelknochens, und zwar etwas oberder Mitte derselben, erscheint in der 8. Embryonalwoche der erste Verknöcherungspunkt,aus welchem als Diaphyse das Mittelstück mit Einschluss des Halses hervorgeht.Um die Mitte des 9. Embryonalmonates entsteht in dem distalen Ende einEpiphysenkern, welcher zur Zeit der Geburt gewöhnlich eine ellipsoidische Gestaltangenommen hat und in dem frontalen, längeren Durchmesser im Mittel etwa 5 Mm.] ) Syn. Incisura poplitea s. intercondyloidea.2 ) Syn. Linea poplitea.3 ) Syn. Incisura patellaris.


124 Die Unterschenkelknochen.misst. Aus ihm gehen die beiden Condylen hervor. Um die Mitte des ersten Lebensjahrestritt ein Knochenkern in dem Kopfe, im 3. oder 4. Jahre in dem Trochantermajor, und erst im 10. Lebensjahre ein solcher im Trochanter minor auf. Alle dieseEpiphysen erhalten sich selbstständig, bis sie, jede für sich, um das 17. Lebensjahrmit der Diaphyse verschmelzen. Die distale Epiphyse verwächst erst etwa im19. Lebensjahre.Die Unterschenkelknochen.Auch die beiden Unterschenkelknochen begrenzen ein Interstitiuminterosseum, dem sie ^schärfere Kanten zum_Ansatze der Membrana interosseazuwenden. MiTThr^m - unteren EnderTsind sie durch Syndesmoseverbunden und stellen eine Gabel dar, deren Zinken, welche Knöchel,Malleoli, genannt werden, den obersten Fusswurzelknochen zwischen sichaufnehmen; die Verbindung mit dem Oberschenkel im Knie vermitteltaber nur einer der beiden Knochen.Das Schienbein, Tibia. Dieser starke, dicke Knochen verbreitertsich als unmittelbare Stütze des Schenkelknochens an seinem oberenEnde zu zwei seitlich ausladenden Knorren, Condylus tibiae medialis undlateralis., Auf diesen Knorren befinden^ sich_Jrorizontale, tellerförmigeGel^nkfläcKn^Vön[3e^en die_m^di_ale längsoval contourirt und nach beidenRichtungen etwas ausgehöhlt ist, die laterale aber eine mehr ebene, dreieckige"GeTehTfffäch'e darstellt. Mit ihren gegen einander aufgebogenen.Ecken bilden diese Flächen^ die"" in zwei Höckercheh, Tuberculum intercondyloideummediale und laterale auslaufende Eminentia intercondyloidea, welchein den Ausschnitt des Schenkelbeins hineinragt,i__die rauften Grübchen vorund liinter~dlesen snnjil jdie.Fos~sula intercondyloidea anterior und posterior.ÄmTRände desT lateralen Condyles befindet sich die nach unten und hintengewendete Facies fibularis zur Aufnahme" des oberen Wad r elü5eln^na r es""Der mitunter genau dreiseitig prismatische Schaft de_s_Schienbeinskehrt seine scFärfsTe Kante, 'Crista tibiae, nach vorne, und eine meistensrauhe Fläche nach hinten. Auf^dem oberen Ende der Crista sitzt einrauher Höcker, die Tuberositas tibiae. f ) An dem oberen, breiten Theile.der „hinteren Fläche befindet sich die. Linea poplitea, 2 j eine rauhe Muskellinie,die von der Facies fibularis' schief gegen den stumpfen medialenRand herabzieht. Unter dieser Oni^Jbeginnt^ein schief in derf KnochenJeindringender grosseT^rnährüngskanal. Am untereh,"""vierseitig begrenztenEnde des Knochens verstreicht die vordere Kante des Schaftes,indem sich die laterale Fläche desselben nach vorne wendet; _dafüL.entsteht lateral einejrauhe^Jkantige Erhabenheit, unterhalb welcher sich,injler fhmsura fibularis, das Wadenbein ähschliesst." Medial ist der breite,kürze Knöchelfortsatz,~~MäT[e^IuT~^nedialis, angesetzt, der mit Terunteren Endfläche der Tibia und mit dem unteren Endstück des Wadenbeinsdie Hohlrolle für das Sprungbein bildet. An der hinteren Seiteträgt dieser Knöchel eine Sehnenfurche. //,• ^V, , /^// -UL^L- ^4*Sehr häufig ist der Knochenschaft so sehr abgeplattet (Platyknemie), dass seineSeitenflächen hinten stark gerundet in einander übergehen und vorne in einer sehrscharfen Crista zusammentreffen.j ) Syn. Tuberositas patellaris.2 ) Syn. Linea obliqua.


Das Skelet des Fusses. 125Der Knochenkern für die Diaphyse des Schienbeins erscheint in der 8. Wochedes embryonalen Lebens, um einige Tage später als der entsprechende des Femur.Für die proximale Epiphyse, welche beide Knorren in sich schliesst, entsteht einKnochenkern nicht selten schon im 10. Embryonalmonate, häufiger jedoch erst in denersten Monaten nach der Geburt. Von dem 11, bis 13. Jahre an entwickelt dieseEpiphyse nach vorne und unten einen schmalen Fortsatz, aus welchem die Tuberositastibiae hervorgeht. Die distale Epiphyse erhält ihren Knochenkern zu Anfangdes 2. Lebensjahres; sie verschmilzt um das 17. Lebensjahr, die proximale "Epiphyseerst im 19. Jahre.Die Kniescheibe, Patella, ist in die starke Sehne des Kniestreckersaufgenommen und ist daher ein Sesamknochen, dessen breite Basis nachoben und dessen Spitze, Apex, nach unten gerichtet ist Sie ist in dieasymmetrisch geformte Facies patellaris des Femur eingelagert unddeshalb an ihrer hinteren Fläche mit zwei ungleich grossen Gelenkfacettenversehen; die laterale Facette_JsJjiämlich grösser als die mediale^Die Verknöcherung der Kniescheibe beginnt in dem 3. oder 4. Lebensjahrmit dem Auftreten mehrerer zerstreuter Knochenherde, welche jedoch sehr balduntereinander verschmelzen.Das Wadenbein, Fibula.^) Das obere, verdickte Emistück desselbenwird als Köpfchen, Capitulum, be^ejcjmet^und jder ^nach "oben undhinten vorspringende Höcker desselben als Tuberculum "fibulae. An der°^§ESlLIMlI^l3MI^^P^c^1® ns befindet sich die schief medial und etwasnach vorne gerichtete> Gelenkfläche zur Verbindung mit der Tibia. Derschmale Schaft ist dreikantig und seine schärfste Kante ist dem Interstitiuminterosseum zugewendet. Das untere ebenfalls verdickte Endebildet derf*Malleolus lateralis und betheiligt sich mit einer medialem.Gelenkfläche an der Construction der Hohlrolle für das Sprungbein.Hinter dieser Gelenkfläche liegt eine rauhe Bandgrube, Sulcus malleolaris.Das untere Ende" des"Schaftes sieht wie gewunden aus, indem daslaterale Muskeifeld allmälig nach hinten ablenkt und an der hinterenFläche des Knöchels in eine Sehnenfurche übergeht.Das Skelet des Unterschenkels ist dem des Unterarmes homolog, und zwarentspricht die Tibia dem Radius, die Fibula der Ulna.Die Verknöcherung der Diaphyse des Wadenbeins beginnt zu Ende der8. Embryonalwoche. Die distale Epiphyse (der Malleolus lateralis) erhält ihrenKnochenkern in der ersten Hälfte des 2. Lebensjahres, die proximale Epiphyse (dasKöpfchen) erst im 4. Lebensjahre. Die erstere verschmilzt um das 17., die letztereim 19. Lebensjahre mit der Diaphyse.Das Skelet des Fusses.Die Fusswurzel, Tarsus, setzt sich aus sieben Fusswurzelknochen, Ossatarsi, der Mittelf VLSS,Metatarsus, aus fünf Mittelfussknochen, Ossa metatarsalia,zusammen. Sie sind in ähnlicher Weise wie die Handwurzel- und dieMittelhandknochen gruppirt, lassen sich aber leichter überblicken, wennman sie in zwei Längsreihen bringt Die laterale R^ün^enjdig-t mit zweiMiiteifussknochen, die mediale_ mit drei. Am vorderen THeiie^desMittelfusses liegen beide "Reihen nebeneinander, am hinteren Theileaber übereinander, so dass der erste Fusswurzelknochen der medialen] ) Syn.--Perone.


126 Das Skelet des Fusses.Reihe, das Sprungbein, auf den ersten Knochen der lateralen Reihe, auidas Fersenbein, zu liegen kommt und ausschliesslich die gelenkige Verbindungmit dem Unterschenkel übernimmt, , .Die mediale Reihe der Fusswurzelknochen enthält von hintennach vorne gerechnet: das Sprungbein, Talus,^) das Kahnbein,. Ösnaviculare, 2 ) und die drei Keilbeine, Ossa cuneiformia, welche sich ineiner Querreihe hinten an das Kahnbein anlagern und nach vorne jeeinen Mittelfussknochen tragen.Die laterale Reihe besteht aus .dem Fersenbein, Calcaneus,Und .aus dem Würfelbein, Qs ouboideum, welches letztere sich mit dem• 4. und 5. Mittelfussknochen verbindet* Das Sprungbein besitzt oben die sagittal convexe Gelenkrolle mitzwei f seitlichen überknorpelten Flächen für die Knöchel, Facies malleolaris^lateralis und medialis;, von diesen ist die laterale^ grösser und dreiseitig,; die mediale dagegen kleiner und sichelförmig, längs dem Rande derRolle" gebogen. Der medial, ablenkende, dem Grosszehenrande des Fussesnäher gestellte Kopf, Caput tali, hebt sich durch eine halsartige Einschnürung,Collum tali, von der Rolle ab und vermittelt die Verbindungmit dem Kahnbein. Die Contactflächen für das Fersenbein liegen ander unteren Fläche des Knochens und bestehen aus einer gehöhltentlelenkfläehe gerade unter der Rolle, und aus einer kleineren, mehrflachen, jrofhe am Kopf. Die Furche zwischen den unteren "Gelenkflächen,Sulcus tali, bildet mit dem Fersenbein eine von der lateralen,Seite des Fussrückens zugängliche Grube, welche Sinus tarsi genanntwird, und dient Bändern zum Ansätze. An dem hinteren Ende jderRolle, springt ein rauher Fortsatz wor, Processus posterior, welcher gewöhnlichlateral und medial mit einem Höckerchen, Tuberculum mediale,und laterale endigt. Das mediale Höckerchen begrenzt eine^ Leitfurche.jfür die Sehne, des Flexor hallucis.Das Fersenbein bildet mit seiner hinteren rauhenJlälftes_den,Fersenhöcker, Tuber calcanei, und trägt an seiner vorderen Hälfte dieGelenkflächen, und zwar auf einem stufenförmigen Absätze eine grössereconvexe für die untere Fläche des Sprungbeinkörpers, ^dann medial aneinem Vorsprunge des Knochens, dem Sustentaeulum tali, eine..JüeinerefuFden Kopf des Sprungbeins, und vorne eine windschief gebogene»Endfläche für das Würfeibein. An Hen Seitenflächen befinden sich LehVfurchen für dehnen; an dex.^medialem gehöhlten Fläche eine' breite,seichte Furche für den Musc^dem Sustentaeulumtali, "an der lateralen, ziemlicn' elenOn Fläche eine oder auch" zwei, 'nichtimmer deutlich ausgebildete Furchen, deren Begrenzung in manchenFällen durch einen stumpfen, mehr oder weniger vortretenden rauhen.Fortsatz, Processus trochlearis, gebildet wird, für die Sehnen der" Musculiperonaei- Die rauhe Fläche des Knochens vor der oberen Gelenkflächebildet die untere Wand des Sinus tarsi.Das Kahnbein ist nur vorne v und hinten mit Gelenkflächen versehen; die hintere Fläche ist dem Kopfe des Sprungbeins* angepassV dahercöhcav, die vordere ist in drei Facetten getheilt, welche die drei Keil-*) Syn. Astragalus.2 ) Syn. Os scaphöideum.


Das Skelet des Fusses. 127beine aufnehmen. Am_ Grosszehenrande des Fusses bildet das Kahnbeineinen stumpfen Höcker, Tuberositas ossis navicularis./ /^, e j)t^" „£ / :/ s jDie"drei Keilbeine führen wegen ihrer Gestalt mit Recht diesenNamen^._Sie werd^n m y(m_^er medialen zur lateralen .Seite gezählt. Daserste ist das "grösste, das zweite" das kleinste;, das"erste ] ) kehrt dieSchneide dem Fussrücken zu, das zweite 2 )> und das dritte 0 ) aber'"gegen die Sohle. Die hinteren Gelenkflächen, aller sind dem Kahnbeine,die vorderen den "drei ersten Mittelfussknochen gegenüber gestellt. Daserste Keilbein nimmt von hinten nach vorne an Höhe zu und trägtvorne eine grosse, jiierenförmigö Gelenkfläche zur Verbindung mit demMittelfussknochen ae¥ grossen z^ehe. Seine rauhe, plantare Fläche istwulstförmig gerundet Das zweite Keilbein besitzt^ eine annähernd"quadratische dorsale Fläche und trägt beiderseits kleine Gelenkfläehenzur-Verbindung mit dem ersten und dritten. Das dritte Keilbein'«ist ander medialen Seite cohcav und mit zwei kleinen Berührungsflächen,einer hinteren für "das zweite Keilbein und einer vorderen „für den| zweiten •Mittelfussknochen, ausgestattet; an. seiner 'lateralen Seite besitztes mir eine grössere Cöntactfläche filr das WürfelbernTTJIe dorsale Flächehat die Form emes Rechteckes, dessen längere SSeitenränder eine "kleine, vlateral gerichtete Abknickung erkennen lassen.Das Würfelbein ist lateral schmäler und hat da einen Einschnitt^der in eine für den Musculus peronaeus longus" Bestimmte Sehnenfjjrchejlerunteren Fläche: übergeht; medial ist es breiter„jLmjd^-jniteirier Cöntactfläche für das dritte Keilbein versehen; nacli..hinten trägtes_die Gelenkfläche für das Fersenbein, und, nach vorne zwei Gelenkfacetfenfür den vierten und fünften Mittelfussknochen.Die Knochen der vorderen Reihe sind deü Knochen der. distalen Reihe derHandwurzel homolog und sind daher entsprechend-wie. diese, vom Os cuneiforme I.zumOs cuboideum gezählt, auch alsOs tarsale primum, secundumu. s.w. bezeichnet worden.Das Fersenbein mit dem Sprungbein ist der proximalen Reihe der Handwurzelhomolog, und zwar entspricht der grössere, vordere^ Antheil des Fersenbeins demPyramidenbein, der Höcker des Fersenbeins dem Erbsenbein. — Das Sprungbeinentspricht seinem weitaus grössten Antheile nach, dem Kahnbein der .Handwurzel;nur das laterale Höckerchen an: dem Processus posterior ist dem Mondbein derHandwurzel homolog. Dieses Hockerchen erscheint in nicht allzu seltenen Fällenvon dem Sprungbein abgelöst, als selbstständiges Knöchelchen, welches als solchesden Namen Os trigonum erhalten hat. Es ist mit dem Sprungbein durch straffesBindegewebe, mit dem Fersenbein aber gelenkig verbunden, und stellt jenes Stückdes Sprungbeines dar, an welchem sich das" Ligamentum fibulare tali posticum anheftet.Das Kahnbein der Fusswurzel besitzt sein Homologon in dem Os centralecarpi, welches sich allerdings beim Menschen nur in seltenen Ausnahmsfällen alsselbstständiges Knöchelchen erhält., • ' . * • - • *Das hintere Ende der Mittelfussknochen, Ossa metatarsalia, wirdBasis, das vordere, sagittal gewölbte Ende Köpfchen genannt. Diehinteren Gelenkflächen der Basis, mit denen sicn. die Mittelfussknochender vier dreigliedrigen Zehen an die Fusswurzelknochen reihen, sindeben, jedoch nicht genau senkrecht zur Längsaxe der Knochen ein-*) Syn. Os entocuneiforme. / ,„ „-•- ,., ,,.2 ) Syn. Os- mesocuneiforme. (y^-t- r -' -3 ) Syn. Os ektocuneiforme.


128 Das ^Hüftgelenk.gestellt, sondern der Anfügungslinie des Mittelfusses an die Fusswurzelentsprechend, lateral abschüssig. An dem 2. und 3. Mittelfussknochenzeigen diese Flächen einen dreiseitigen, an dem 4. und 5. einen rundlichenUmriss. Die seitljcjien Gelenkflächen an der Basis, mittelstwelcher sich die Mittelfussknochen untereinandersind ebenfaWeben,an den einander zugewendeten Seiten des 2. und 3. doppelf,an den übrigen einfach. Der fünfte Mjttelfujpk^nochen besitzt lateral^der erste plantar einen starken, vorspringenden Höcker, Tuberositas.Der zweite Mittelfussknochen istjier längste, der erste kurz und sehrdick. An den"~schmalen, seitlich abgeplatteten Köpfchen belrMeiT sichbeiderseits Rauhigkeiten und Grübchen zu Bandansätzen; das Köpfchendes ersten ist plantar durch eine stumpfe Leiste_m„zwei Halbrojjejigetheilt welche die Gangflächen für zwei kleine Sesambeine bilden.DTe Diaphysen besitzen dorsal eine Leiste, welche die seitlichen Muskelfeidervon einander scheidet.Die Knochen der Zehen, Phalanges digitorum pedis, smd^kürzer,und in der Mitte viel schmäler als die entsprechenden Knochen derHänd;"~~sie werden, so wie diese, als Phalanx proximalis" media'"unddistalis unterschieden. Ihre endständigen Gelenkflächen zeigen analogeFormverhältnisse wie die Knochen der Finger. Die Phalanx distalis,besonders die der fünften Zehe, verkümmert nicht selten und verwächstmit der Phalanx media.Alle Knochen der Fusswurzel entstehen aus je einem einzigen Verknöcherungspunkt.Das Fersenbein, das Sprungbein und nicht selten auch das Würfelbein,erhalten ihre Knochenkerne schon in der Embryonalperiode, das erstere zuAnfang des 7. Monates, das zweite gewöhnlich um die Mitte des 7. oder zu.Anfang des 8. Monates, das letztere gegen Ende des 10. Monates oder in dem erstenMonat nach der Geburt. Von den Keilbeinen verknöchert zuerst das dritte im Beginndes 2. Lebensjahres, dann das erste zu Anfang des 3. Jahres und das zweitejgegen das Ende des 3. Jahres. Zu Anfang des 4. Jahres erscheint dann der Knochenkerndes KahnBeines. Das Fersenbein erhält im 8. oder 9. Lebensjahre noch einenepiphysären Knochenkern an dem Höcker, welcher theilweise schon im 14. oder15. Jahre, vollends aber erst im 17. bis 18. zu verschmelzen pflegt.Die Knochen des Mittelfusses und der Zehen verhalten sich hinsichtlich ihrerEntwicklung ganz analog den entsprechenden Knochen der Hand. Die Diaphysen|der Mittelfussknochen verknöchern zu Ende des dritten Embryonalmonates; siebilden auch das Basalende dieser Knochen, während das Capitulum sich aus einemim 3. oder 4. Lebensjahre entstehenden Epiphysenkern entwickelt. Eine Ausnahmemacht auch hier der Mittelfussknochen der grossen Zehe, an welchem sich, wie beiden Phalangen, das distale Endstück aus der Diaphyse, das proximale aus einenfselbstständigen Epiphysenkern entwickelt. Die Diaphysen der Grundknochen derZehen verknöchern gegen das Ende des 4. und in der 1. Hälfte des 5. Embryonalmonates,die der Endknochen schon früher, fast gleichzeitig mit dem Auftretender Knochenkerne in den Diaphysen der Mittelfussknochen, die der Mittelknochenhingegen erst vom 8. Embryonalmonate an. Die Epiphysenkerne für die proximalenEndstücke erscheinen an allen Phalangen in der zweiten Hälfte des 3. Lebensjahresund verschmelzen, sowie die Epiphysen der Mittelfussknochen, gleichzeitig!im 17. Lebensjahr.Das Hüftgelenk.Bestandtheile. An der Bildung des Hüftgelenkes nehmen Antheikdie Pfanne des Hüftbeins und der Schenkelkopf.


Das Hüftgelfenk. 129Die Pfanne stellt eine halbkugelige Hohlfläche dar, welche abererst durch den Hinzutritt des Knorpelüberzuges und eines bindegewebigen,den Pfannenrand umkreisenden Reifes, Labrum glenoidale, ') vollendsausgestaltet wird. Der Knorpelüberzug gleicht die Unregelmässigkeit derFläche aus, und durch den Reif, welcher auch die Incisura acetabuliüberbrückt, bekommt die Pfanne erst die gehörige Tiefe. Da die Fossaacetabuli nur mit Synovialhaut bekleidet ist, so beschränkt sich der Contactder Pfanne mit dem Femur auf die diese Grube halbmondförmig umgreifendeGelenkfläche; die Grube aber gestaltet sich zu einer Nischefür das intracapsuläre Ligamentum teres.Der Umriss des knöchernen Pfannenrandes liegt nicht in einer Ebene; erbildet vielmehr ausser der tiefen Incisura acetabuli noch zwei seichtere Buchten,welche den bestandenen Fugen zwischen den Theilstücken des Hüftknochens entsprechen.Die eine dieser Buchten liegt vorne zwischen der Eminentia iliopectineaund der Spina ilium anterior inferior, die zweite nach hinten," dem Foramen ischiadicummajus gegenüber. Zwischen den Buchten treten die aufgequollenen Körperder Theilstücke des Hüftbeins als drei stumpfe Erhabenheiten heraus. DieAntheile, welche die drei Theilstücke des Hüftknochens zum Aufbau der Pfannenwandliefern, sind ungleich. Das obere grösste Stück der Pfanne, welches auchden grössten Theil der Gelenkfläche trägt, entfällt auf das Darmbein, das kleinsteauf das Schambein, welches nur einen ganz kleinen Theil der geglätteten Flächezunächst der Incisura acetabuli bildet. Eine oder zwei grössere Gefässöffnungen*führen aus der rauhen Grube in die Substanz des Schambeins.Der Kopf des Schenkelbeins besitzt im Umfange einer Halbkugeleine Gelenkfläche, deren Scheitel ungefähr in die Richtung des Halsesfällt, und deren Knorpelüberzug gegen den mehrfach gebuchteten Randsich verdünnt. Der Umbo liegt unter dem Scheitel; in seiner Grube setztsich das Ligamentum teres an, welches mit einem Theile seiner Bindegewebsfasernunmittelbar in den hyalinen Knorpelüberzug der Gelenkflächeübergeht. Eine oder auch mehrere Gefässöffnungen führen durchden Umbo in die Substanz des Kopfes; nur in seltenen Fällen fehlendiese Oeffnungen ganz. Der Hals, der theilweise in die Gelenkhöhlemit einbezogen ist, hat an jener StellT^dTenkleinsten Durchmesser, anwelcher die Gelenkfläche des Kopfes sich zur Kugel ergänzen würde;von da an wird er mächtiger, verliert aber seine Rundung und wirft ffzwei Leisten auf, eine obere, die sich mit dem oberen Ende der Lineaintertrochanterica anterior vereinigt, und eine untere, die oben bemerkteTragleiste, welche hinten in den Trochanter minor übergeht. Der ganzeHals ist schief nach vorne abgebogen, und bildet daher nicht nur mitdem Schaft des Knochens einen mehr oder weniger stumpfen Winkel,sondern überkreuzt sich auch mit der Axe der Condylen in einem medialund nach hinten offenen, spitzen Winkel. Liegt der Schenkelknochen mitseiner hinteren Fläche auf einer ebenen Tischplatte, so hebt sich derKopf immer mehr oder weniger von der Unterlage ab.Das Ligamentum teres ist nicht eine einfache Synovial-Duplicatur,sondern enthält ausser lockerem Bindegewebe und zahlreichen Blutgefässenauch derbe Faserstränge, welche ausserhalb des Pfannenraumes,am Scham- und Sitzbein haften und durch die Incisura acetabuli, unter') Syn. Limbus cartilagineus.v. Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl. 9IIILIOTEOA i


130 Das Hüftgelenk.dem sie überbrückenden Labrum glenoidale hinweg, in die GelenkhoeUeintreten, um sich am Umbo des Femur anzuheften.Durch die Incisura acetabuli treten in das Innere des Bandes zahlreiche Gefässeein, von denen einzelne in den Körper des Schambeins, andere durch Oeffnungenim Umbo in die Epiphyse des Schenkelkopfes gelangen. Die oberflächlichenCapillären des Synovial-Ueberzuges bilden da, wo das Bindegewebe des Bandes inden Knorpelüberzug des Kopfes übergeht, feine Schlingen. Bei Neugeborenen hatLanger die in den Schenkelkopf eintretenden grösseren Gefässe nie vermisst,und selbst beim Erwachsenen wiederholt injicirt. Grössere oder kleinere, seltenfehlende Oeffnungen im Umbo deuten darauf hin, dass die Gefässverbindung alsRegel anzusehen ist. Auch das Labrum ist theilweise gefässhaltig. Befindet sich derKopf in der Pfanne, so ist das Ligamentum teres gefaltet und in die Fossa acetabulieingelagert. , ;Die Kapsel bildet einen an der Pfanne cylindrischen, am Schenke]etwas abgeplatteten~SacE7 "der weit genug, ist, um nebst der Pfanne unddem Schenkelkopfe^auoh einen Theil des Halses in sich aufzunehmen.Sie heftet^sich am_Hüftbein- ausserhalb des Labrum glenoidale- am-,Pfannenrande an, am Schenkel aber erst in grösserer Entfernung vonder Gelenkfläche. Ihre Ansatzlinie umkreist also an der Pfanne dasLabrum und lässt dessen feinen Saum frei in die Gelenkhöhle vortreten);am Halse zieht sie an der Linea intertrochanterica anterior hinauf, biegtin einem scharfen Winkel nach hinten um, wendet sich dann gegenden Trochanter minor und erreicht in einigem Abstände von diesem dieTragleiste. Die Ansatzlinie ist daher schief um den Hals herumgelegt,so dass die vordere Fläche und die obere Leiste des Halses beinaheganz, die hintere Fläche aber, mit der Tragleiste, nur theilweise in denKapselraum aufgenommen ist. Die Fossa trochanterica, welche alsAnsatzstelle kräftiger Muskeln zugänglich bleiben musste, liegt ausserhalbder Kapsel. Von den Epiphysen ist nur die des Kopfes ganz inden Gelenkraum eingeschoben; sie steht aber immer noch mit derKapsel und ihren Gefässen in Verbindung, weil die Synovialhaut auchden Schenkelhals bekleidet und auf diesem Wege Blutgefässe bis zurEpiphysen-Fuge und bis zum Rande der Gelenkfläche leitet.Die Wandungen der Kapsel sind ungleich fest und dick. Sie bestehen'ln'lleT'lSnme^^Schichten,nehmen dagegen von dem Pfannenrande, insbesondere vorne, so mächtigeFasermassen in sich auf, dass diese als besondere Verstärkung^bander beschrieben werden konnten. Diese Bänder entstehen alle anden Körpern cler drei Theilstücke des Hüftbeins, also an drei ziemlichgleichmässig über den Pfannenrand vertheilten Punkten, endigen ; aber.alle theils vorne an der Linea intertrochanterica anterior, theils an denbeiden Trochanteren. Das stärkste dieser Bänder, welches Ligamentumiliofemorale i) genannt Wird," entspringt "Sri" Osirium', unter und hinterherSpina anterior inferior, und heftet sich längs der ganzen Linea injätrochantericaanterior an. Von jenen Faserbündeln, welche vonTScnamundSitzbein zur Kapsel gehen, heften sich die ersteren, längs der unterenSeite des Schenkelhalses absteigend, am kleinen Trochanter an, dieletzteren, indem sie über die hintere Fläche des Halses wegziehen am.*) Syn. Ligamentum superius s. Bertini.


Das Hüftgelenk. 131grossen Trochanter. Alle diese Längsfäsern umgeben untereinandergekreuzt das Gelenk und werden durch Fasern gebunden, welche, ohneAnsätze am Knochen aufzusuchen, eine um die engste Stelle desHalses herumgelegte, gegen die Fossa trochanterica scharf gerandeteSchleife darstellen. Diese letztere wird als Zona orbicularis bezeichnet.Zwischen den Ansatzstellen der stärkeren Fasermassen befinden sich,den bestandenen Knorpelfugen und den Buchten des knöchernen Pfannenrandesentsprechend, die dünneren Antheile der Kapsel. Eine dieserStellen, die vordere, die unter der Eminentia iliopectinea liegt, kommtsehr häufig zum Durchbruch und vermittelt dann eine Communicationdes ausserhalb der Pfanne befindlichen Kapselraumes mit der Bursamucosa subiliaca, die sich unter dem Musculus iliopsoas befindet.Bei der Mittellage des Gelenkes ist die ganze Kapsel vollständigerschlafft, kann also den Contact im Gelenke nur indirect, nämlichdurch den hermetischen Abschluss der Gelenkhöhle erhalten. Wenn mandaher Luft in die Pfanne eintreten lässt, so kann man den Gelenkkopfauch ohne Verletzung der Kapsel bis auf 2 Cm. aus der Pfanne herausheben.Da Injectionen des Gelenkes alle Kapselantheile gleichmassigspannen, so nöthigen sie demselben eine der Mittellage parallele*Lageauf. In Folge der eigenthümlichen Anordnung der Bindegewebszüge inder Gelenkkapsel, welche, untereinander sich kreuzend, das Gelenk umgebenund mit anderen sich verflechten, erscheint die Kapsel in vollerSpannung geradezu um den Schenkelhals gewunden, und wenn auchnur Theile der Kapsel unversehrt erhalten bleiben, insbesondere dasLigamentum iliofemorale, vermögen sie in gespanntem Zustande denSchenkelkopf in der Pfanne vollständig festzuhalten.An dem Hüftgelenke haben die Gebrüder Weber zuerst den Einfluss desLuftdruckes auf die Gelenke dargethan und gezeigt, dass er daselbst vermögedes grossen Umfanges der Pfanne im Stande ist, dem ganzen Gewichte des Beinsdas Gleichgewicht zu halten, das Bein also zu entlasten. Es ist begreiflich, dass"dadurch die Bewegungen desselben wesentlich gefördert werden, weil es unter.diesen Verhältnissen, selbst ohne Zuthun der Muskeln, einem Pendel gleich zuschwingen vermag.Den Einfluss der Kapsel, namentlich des Ligamentum iliofemorale, auf dieStabilität des Gelenkes beweist der folgende Versuch:Wenn man an einem Gelenkpräparate die hintere Kapselwand entfernt unddurch Anbohren der Pfanne den Einflus des Luftdruckes beseitigt, so erhält sich.der Schenkelkopf des aufgehängten Beines so lange in der Pfanne, als wenigstensein Theil des Ligamentum iliofemorale unversehrt geblieben ist; er wird sogar beifortgesetzten Streckversuchen durch die Torsion des Bandes noch mehr in die.Pfanne hineingedrängt. Bringt man aber das Band zur Erschlaffung, indem manden Schenkel in der Hüfte beugt, so weicht der Kopf sogleich aus der Pfanne.Lässt man darauf das Bein fallen, so sucht es sich yermöge seiner Schwere zustrecken, und der Kopf tritt, wenn er sich nicht am Pfannenrande anstemmt, vonselbst wieder in die Nische zurück. Bei gestreckter Hüfte erhält daher das Ligamentumiliofemorale den Contact und bildet zugleich ein Aufhängeband desSchenkels.Beweglichkeit des Hüftgelenkes. Das Hüftgelenk ist, wie dasSchultergelenk, ein Kugelgelenk, also eine Arthrodie, mit dem Centrumder Gelenkfläche als Drehungspunkt.Da der Oberschenkel am Trochanter major im Winkel abgeknicktist, so bezeichnet jene Linie, welche von dem Drehungspunkte des Ge-9*


132Das Hüftgelenk.lenkes durch die Fossa intercondyloidea gezogen wird, den Excursions-Radius, mit welchem der circumducirte Schenkel einen Kegelmantel umschreiben,nach allen Richtungen durch die imaginäre Axe dieses Kegelspendeln und in jeder Einstellung innerhalb dieses Kegelraumes Rotations-,Bewegungen ausführen kann; die Basis dieses Excursions-Kegels ist nachvorne, unten und lateral gerichtet. Ist der Schenkel in der Axe diesesKegels eingestellt, so befindet er sich in der Mittellage, wobei derScheitel seines Kopfes dem tiefsten Punkte der Pfanne gegenüber steht,er selbst, massig abducirt und lateral rotirt, in halbe Beugelage gebrachtist, und die Kapsel in allen ihren Theilen erschlafft ist. — Beisteifaufrechter Körperhaltung aber sind schon alle Kapselfasern um denSchenkelhals geschlungen, und das Gelenk ist in die extreme Strecklagegebracht und kann nicht weiter retroflectirt werden; das Hüftgelenkist daher schon ohne Muskelhilfe Vollständig gesteift. Jene Bewegung,durch welche das Bein bei aufrechter Körperhaltung nachhinten gehoben wird, ist daher keine Hyperextension (oder Retroflexion)des betreffenden Gelenkes, sondern eine Beugebewegung des Rumpfesnach vorne, und zwar im Hüftgelenke des Standbeins.Wählt man daher die extreme Strecklage für die Bewegungen desBeines als Ausgangspunkt, so sind nur folgende Excursionen möglich:Eine Abduction von etwa 45°, eine Flexion nach vorne von etwa130°, endlich eine kleine Rotation medial und lateral, zusammen ineinem Winkel von ungefähr 40—50°. Wählt man dagegen die Mittellageals Ausgangslage, so lassen sich die Ab- und Adductions-Bewegungenbis auf etwa 90° erweitern; deshalb kann man in halber Beugestellungder Hüfte oder sitzend die Beine kreuzen und die Knie stärker aneinanderpressen, als in der Strecklage. Dies ist aus dem Grunde möglich,weil in halber Beugelage (Mittellage) kein Theil der Kapsel torquirtist.So genommen ist daher der Excursions-Umfang des Hüftgelenkes nichtwesentlich verschieden von jenem des Schultergelenkes; die Länge desallseitig verschmälerten Halses und die Nachgiebigkeit des Labrum glenoidaleersetzen nämlich grösstentheils jenen Theil des Bewegungsumfanges,welchen die grössere Tiefe der Pfanne dem Hüftgelenke genommen hat.Das gefässreiche Ligamentum teres dürfte mit der Zähigkeit seinerFasern wohl kaum wesentlich in den Gang des Gelenkes eingreifen.Die Lage des Drehungspunktes lässt sich durch den Kreuzungspunkt folgenderLinien annähernd bestimmen: a) durch die Linie von der Spina ilium anteriorsuperior zu dem Knickungswinkel des Tuber ischiadicum, und b) durch eine Linievon der Eminentia iliopectinea zu der Spina ilium posterior superior. Da diesePunkte dem Getaste zugänglich sind, so kann man sich auch an lebenden Personenungefähr eine Vorstellung von der Lage des Drehungspunktes machen. — Da derDrehungspunkt auch der natürliche Abgliederungspunkt des Schenkels von derHüfte ist, und an den Arzt oft genug die Notwendigkeit herantritt, die Länge desOberschenkelknochens zu messen, so kann, weil der Punkt wegen seiner Tieflageim Fleische nicht zugänglich ist, die Messung nur indirect vorgenommen werden.Zu diesem Behufe ist vorgeschlagen worden, den Abstand des Kniepunktes nichtnur von der Spina ilium anterior superior, sondern auch von dem Tuberischiadicum,und den Abstand der beiden letzteren Punkte von einander zu messen. Unterder Voraussetzung, dass das Centrum der Pfanne oder des Schenkelkopfes in derMitte zwischen dem oberen Dorn und dem Sitzknorren liegt, zeichnet man mitHilfeder drei Linien ein Dreieck und findet in der Linie, welche den Kniepunkt mit derMitte der Dorn-Sitzbemlmie verbindet, die wahre Länge des Oberschenkels. - Die


Das Kniegelenk. 133Schenkellänge nach Abständen des Kniepunktes blos von einem oder dem anderentastbaren Höcker des Hüftknochens zu bestimmen, ist schon deshalb unzulässig,weil die Abstände je nach den' Gelenklagen sich ändern. Misst man z. B. dieSchenkellänge mittelst einer Linie, die von der Spina ilium anterior superiorzu dem Condylus geht, so wird man sie in der Strecklage des Gelenkes um mehrereCentimeter grösser finden als in der Beugelage. Selbst in jenen Fällen, wo es sichnur. um vergleichende Masse zwischen rechts und links handelt, bleiben die Schwierigkeitendieselben, weil es bei Erkrankungen des einen Gelenkes oft nicht möglichist, dem gesunden Bein in der Hüfte dieselbe Stellung zu geben, die das kranke hat.Schon deshalb, noch mehr aber wegen der Beurtheiiung pathologischer Fälle(Dislocationen), ist es nicht unwichtig, Kenntniss zu nehmen von den unter normalenVerhältnissen durch die Gelenkbewegungen bedingten Lageänderungen sowohlder inneren Theile des Gelenkes als auch der aussen vortretenden Knochenhöcker.Versuche ergaben in Betreff der inneren Theile Folgendes:In der Strecklage und bei hinreichender Beckenneigung ist die Incisuraacetabuli der tiefste Punkt der Pfanne; der Umbo des Kopfes steht am oberstenEnde der nicht überknorpelten Pfannennische. Oben tritt ein beträchtlicher Antheilder Gelenkfläche des Kopfes über das Labrum glenoidale mach aussen hervor, untendagegen ist der Rand der Gelenkfläche ganz in die Pfanne geschoben und deruntere Pfannenrand schmiegt sich dem Halse an. Bei voller Beugelage stösst dieTragleiste des Kopfes vorne an das Labrum und ein grosser Theil der Gelenkflächedes. Kopfes ragt hinten aus der Pfanne heraus. Nur in der Mittellage, wenn derScheitel des Kopfes dem Scheitel der Pfanne (im Bereiche der Fossa acetabuli)gegenüber steht, ist das Labrum glenoidale gerade dem Umfange der Gelenkflächedes Kopfes angepasst. — Beide grossen Trochanteren haben den grössten Abstandvon einander, wenn die Hälse frontal eingestellt sind. Dies ist dann der Fall, wenndie Zehen, bei vollem Anschlüsse der medialen Fussränder an einander, geradenach vorne gerichtet sind; bilden aber bei gestreckten Hüft- und Kniegelenken diemedialen Fussränder einen rechten, nach vorne offenen Winkel, dann convergirendie Axen beider Schenkelhälse nach vorne. Diese Rotationen des ganzen Beineshaben aber auch grossen Einfluss auf die Beckenneigung. Sind die Fussspitzen nachvorne gerichtet, so hat das Becken seine geringste Neigung, werden sie aber nachaussen oder nach innen gewendet, so wird das Becken bei aufrechter Körperhaltungin die grösstmögliche Neigung gebracht. Dasselbe ist auch der Fall, wenn diegestreckten Beine gespreizt werden.Das Kniegelenk.Die wesentlichsten Skeletbestandtheile des Kniegelenkes sind dieKnorren des Oberschenkels und die Condylen des Schienbeins.Die Kniescheibe greift nicht wesentlich in den Gang des Gelenkesein, da sie nur der Sesamknochen der Strecksehne ist, und auch dasWadenbein betheiligt sich nur insofern am Aufbau des Kniegelenkes,als sein oberes Ende Bändern zum Ansätze dient.Die gemeinsame Gelenkfläche am unteren Ende des Oberschenkelsumgreift, hufeisenförmig gebogen, die Fossa intercondyloidea,und zwar so, dass ihre seitlichen Schenkel die eigentlichen Condylus-Flächen, das Mittelstück aber die Facies patellaris darstellt; seichte in dasvordere Ende der Fossa intercondyloidea convergirende Furchen zerlegensie in ihre drei Abschnitte. — Die Gelenkflächen beider Schenke 1-Condylen sind in sagittaler und frontaler Richtung convex; die sagittaleKrümmung ergibt abeF keinen kreisförmigen Durchschnittsrand, sonderneine Spirallinie, deren Radien stetig von hinten nach vorne wachsen.Die Gelenkfläche des medialen Condyles ist mit parallelen, gegen dieFossa intercondyloidea concaven Rändern bis an die Patellarfläche fortgeführt,also allenthalben gleich breit, und um die Fossa intercondyloideagebogen, während die Fläche des lateralen Condyles nach vorne immer


134 Das Kniegelenk.breiter wird und gegen die Fossa intercondyloidea. mit einem mehr.geraden Rande begrenzt ist. Der mediale Condyl ist daher nichtnur im Sinne der Flexion, sondern auch im Sinne der Rotationgekrümmt, während der laterale Condyl nur eine Flexion*Krümmung besitzt. Betrachtet man die Condylen vorläufig als Bestandtheileeiner Rolle, so müsste ihre gemeinschaftliche Axe ungefähr durchdie beiden Epicondyli gezogen werden. Die wahre Grundgestalt derselbenist aber die zweier Kegel, deren Spitzen in die Kreuzbänder auslaufenund deren Axen sich in der Fossa intercondyloidea kreuzen.An der Facies patelläris ist die laterale Leiste höher als diemediale; ihre Kehlfurche ist sagittal gestellt und geht in die Fossaintercondyloidea über. Die ihr entsprechende hintere Fläche der Patellaträgt daher eine mittlere sagittale, stumpfe Leiste und zwei seitliche^ungleich grosse Facetten, deren Krümmung nur insoweit mit jener derFlächen am Schenkel übereinstimmt, als die horizontalen DurchsChnittsliniencongruent sind. In sagittaler Richtung besteht aber keine Con?gruenz, so dass die Patella nur in sehr beschränktem Contacte auf ihrerRolle gleiten kann.Von den Gelenk flächen der Tibia ist die medialejängsoyalUjQcUtellerförmig gehöhlt, die laterale dagegen in sagittaler Richtungmehr eben, oder nur wenig convex;"seitlich sind beide im Sinne.derrotatorischen Bewegung bogenförmig begrenzt."— Nur jene' Antheileder Tibialflächen, welche die Höckerchen der Eminentia intercondyloideazunächst umgeben, sind den entsprechenden Antheilen der Oberschenkel;Condylen vollständig congruent. Den Zwischenraum längs den Rändernerfüllen dagegen zwei meniscoidale, aus derbem Bindegewebe bestehendeBandscheiben, Menisci interarticulares, die als neue Elemente in denGelenkbau eintreten. Sie sind ebenfalls ungleich gestaltet. Der medialeMeniscus ist offener und heftet sich mit seinem vorderen dünnenEnde ganz vorne am Rande der Gelenkfläche, mit seinem stärkerenhinteren Ende in einem Ausschnitte der Gelenkfläche, hinter demmedialen Höckerchen der Eminentia intercondyloidea an. Der lateraleMeniscus ist dagegen stärker gebogen, umkreist nahezu die ganzeGelenkfläche des entsprechenden Condylus tibiae und ist mit seinenEnden unmittelbar vor und hinter dem lateralen Höckerchen der* Emi*nentia intercondyloidea befestigt. Bei den Bewegungen des Kniegelenkesgleiten die Bandscheiben mit den Condylen, wobei der lateralen, derenAnsatzpunkte näher beisammen liegen, ein grösserer Spielraum überlassenist als der medialen. Beide Menisci sind entlang ihrem peripherendickeren Rande mit der Gelenkkapsel verwachsen. Da die letztere.an der medialen Seite in Folge der Einwebung eines mächtigen VerStärkungsbandes, des medialen Seitenbandes, sehr dick und straffist,an der lateralen Seite aber dünn und verschiebbar, so ergibt sich dar*aus ein weiteres Moment für die grössere Beweglichkeit des lateralenMeniscus. In cler Verbindungslinie der Kapsel mit dem lateralen Meniscusbesteht oberhalb des Tibiofibulargelenkes eine bemerkenswerthe Lückefür den Durchtritt der Sehne des Muse, popliteus.Den Bandapparat des Kniegelenkes bilden zwei innere und«zwei äussere Bänder. Die inneren liegen in der Fossa intercondyloideaund werden, weil sie sich gegenseitig überkreuzen, auch Kreuzbänder,


Das Kniegelenk.^35Ligamenta cruciata, genannt; man_unterscheidet ein vorderes und einninteresjCreuzband. Die äusseren Bänder liegen an den Seiten desUelenkes und heissen deshalb Seitenbänder, Ligamenta lateralia; manunterscheictet_em mediales und ein laterales Seitenband.Das vordere Kreuzband ist am hinteren^Ende des lateralenScnenkelcondyles längs dem der Fossa intercondyloidea zugewendetenRande seiner Gelenkfläche, und unten auf und vor dem medialenHockerchen der Eminentia intercondyloidea befestigt. Die Fasern desBandes lagern sich derart übereinander, dass jene, welche am Schenkelganz hinten entstehen, an der Tibia ganz vorne endigen. Das hintereKreuzband befestigt sich oben ganz vorne in der Fossa intercondyloideaam Rande der Gelenkfläche' des medialen ^Schenkelcondyls und untenzwischen den hinteren Enden der beiden Gelenkflächen der Tibia DieRichtung der ganzen Bänder und ihrer Bündel wechselt mit der Einstellungdes Gelenkes.Das laterale Seitenband ist ein von der Gelenkkapselganz unabhängiger spulrunder Strang, der am lateralen Epicondylusober der Furche für den Musculus popliteus entsteht und mit gewundenenFaserbundeln zum oberen Ende cler Fibula herabgeht. Zwischen seinemunteren Ende und der Gelenkkapsel bleibt ein beträchtlicher Zwischenraum,in welchen sich nebst der Sehne des Muse, popliteus auch eineAussackung der Synoviälhaut des Gelenkes erstreckt. — Das medialeSeitenband hat eigentlich keine scharfen Grenzen, da es mit der Ge-* e^kapsel auf .ias^nniggte verwebt ist. Nimmt man aber eine vondem Epicondyl absteigende senkrechte Linie als vordere Grenze desselbenan und trägt hinten die Kapsel von den vorspringenden Condylenab so erhält man eine geschichtete Fasermasse von dreiseitigerGestalt, deren oberer und unterer Winkel die Enden des Bandes bezeichnenund deren hinterer Winkel mit dem medialen Meniscus verschmilzt'Die oberflächlichen Schichten gehen weit unter die Tuberositas tibiaeherab und heften sich theils an der vorderen Fläche, theils an dermedialen Kante der Tibia an; die tiefen Schichten aber sind kürzerund entweder an dem Meniscus oder an dem Rande der Gelenkflächeder Tibia befestigt; sie kreuzen sich mit den oberflächlichen Fasern.Die Kapsel de^Kmegelenkesjinterscheidet sich von allen anderenSi^nkkapseln durcTTillregrosse Ausdehnung und dadurch, dass ihreäusseren derben Schichten hauptsächlich ein ErzeugmsFdeFumlieglmclenMuskejn^sind. An der_ vorderen Seite ist es nämlich die^apbneurotischsich ausbreitende Sehne des Musculus quadrieeps femoris, welche denäusseren Fäserbeleg liefert, und an der hinteren Seite sind es die Sehnenausbreitungendes Popliteus, des Semimembranosus und des Gastroknemius,welche die äussere Faserschichte cler Gelenkkapsel darstellen.Die Sehne des Musculus quadrieeps femoris spaltet sich an der Kniescheibein drei grössere Züge. Der mittlere geht als eine 4—5 Mm. dicke Bandmasse, Ligamentumpatellae proprium, zu der Tuberositas tibiae. Der mediale Zug geht von demmittleren durch lockeres Bindegewebe geschieden und mit ihm divergi'rend vondem Rande der Patella zu dem unteren Ansätze des medialen Seitenbändesmit dem er sich an der Tibia befestigt. Der laterale Zug haftet an derLeiste, die von der Tuberositas tibia zum Condylus lateralis tibiae zieht und istdurch quere Fasern mit jenem verstärkten Stücke der Schenkel Fascie verschmolzen,welches sich theils an dieser Leiste, theils am Capitulum fibulae anheftet


136 Das Kniegelenk.Die sehnige Ausbreitung dieses Muskels bildet also mit der Fascie und mit derPatella eine Kappe, welche das Knie an seiner vorderen Seite bis an die Seitenbänderbedeckt. Wird diese Kappe abgehoben, so erscheint die Synovialschichte derKapsel, welche beiderseits' noch durch dünne, von der Patella zu den Condylengehende Fasern, die sogenannten Seitenbänder der Kniescheibe, Ligamentum,patellae mediale und laterale, verstärkt wird.An der hinteren Wand gleitet die verdickte, manchmal mit einem Sesambeineversehene Sehne des lateralen Gastroknemius-Kopfes unmittelbar auf derGelenkfläche des Condylus; sie entsendet diagonale Faserzüge, das Ligamentumpopliteum, zur Sehne des Musculus semimembranosus, woran sich noch andere, meistgekreuzte Züge anschliessen. Dünne Fasermassen verstopfen die Lücken zwischendiesen Bändern und den Gelenkbändern, und lockeres, mit Fettgewebe erfülltesBindegewebe verbindet sie mit dem Ligamentum cruciatum posterius. Grössere,deutlich umschriebene Oeffnungen in dem Fasergeflechte dienen zum Durchgangeder Blutgefässe, welche zu den Kreuzbändern und zu den Knochen gehören.Die Ansatzlinie der inneren, synovialen Kapselschichten zieht amOberschenkel vorne in grösserem Abstände von dem oberen Randeder gemeinschaftlichen Gelenkfläche von einer zur anderen Seite, gehtseitlich dann zum Ansätze der Seitenbänder herab, kreuzt dabei dieEpiphysenfuge und tritt hinten nahe an die Ränder der Knorrenflächenheran; an der Tibia ist der Ansatz allseitig bis an die Gelenkflächenvorgeschoben und befindet sich ober der Epiphysenfuge. Die Synovialkapselüberkleidet vorne die Kreuzbänder, auch das mediale Seitenband,die Sehne des Musculus popliteus und die Sehnenausbreitung desMusculus quadrieeps femoris. Ober der Patella bildet sie, wenn dasGelenk gestreckt ist, eine Aussackung, die als Kuppel der Kapsel beschriebenwird, und communicirt da mit einer grösseren Bursa synovialissubcruralis, so dass sich der Gelenkraum etwa 4 Cm. über die in Strecklagebefindliche Patella ausdehnt. Unter der Patella verlässt aber die Kapseldie Sehne des Musculus quadrieeps und tritt in der Gestalt zweier dickerFalten, Plicae synoviales patellares,^) auf die vorderen Enden der Bandscheibenüber. Diese mit Fettgewebe erfüllten Duplicaturen haben dieBestimmung, die zwischen der Sehnenausbreitung des Quadrieeps undden Knochen bestehende Kluft auszufüllen; mittelst eines zur Fossaintercondyloidea femoris gehenden Bändchens, Ligamentum mueosum,;werden sie an den Oberschenkel befestigt. Zahlreiche kleine Synovialzottenfindet man an den Ansatzpunkten der Bänder und im Umkreiseder Patella.Diese in den Gelenkraum eintretenden Bänder und Synovial-Duplicaturen bildenunvollkommene Scheidewände und theilen die Gelenkhöhle in mehrere Räume, diezwar miteinander communiciren, aber wegen des bestehenden Contactes dennocheimgermassen geschieden erhalten werden. Eine sagittale Scheidewand bildendieLigamenta cruciata, welche namentlich dann das Gelenk in eine laterale und medialeHälfte theilen, wenn das Ligamentum mueosum sehr breit ist und mit dem vorderenLigamentum cruciatum verschmilzt. Eine horizontale Scheidewand bilden die Plicaesynoviales patellares; sie scheiden das Patellargelenk von den Knorrengelenken ab.Eme Theilung der seitlichen Räume kommt überdies durch die Menisci interarticulareszu Stande, deren convexer Rand an der Kapsel angewachsen ist.Mit der Gelenkhöhle communiciren mehrere benachbarte Synovialtaschen,die man gewöhnlich als Ausstülpungen der Synovialhaut des Kniegelenkes betrachtet.Die grösste ist die erwähnte Bursa synovialis subcruralis, welche hinter der Sehne desMusculus quadrieeps liegt, und sich in der Regel durch ein grösseres Loch indie*) Syn. Ligamenta alaria.


Das Kniegelenk. 137Kuppel der Gelenkkapsel öffnet. Nur selten ist sie ein in sich geschlossener, einfacheroder durch Septa getheilter Balg.Eine zweite Ausstülpung der Synovialhaut ist die Bursa synovialis poplitea; ihrZugang befindet sich ober dem lateralen Meniscus und wird durch die oben erwähnteOeffnung zwischen dem lateralen Meniscus und der mit der Sehne des Musculuspopliteus verwachsenen Gelenkkapsel gebildet. Die Tasche selbst breitet sich zwischendem Musculus popliteus und der hinteren Fläche der Tibia aus und communicirt nichtselten mit der'Articulatio tibiofibularis. Die Bursa synovialis semimembranosi buchtetsich unter dem Ansatz der gleichnamigen Muskelsehne und des medialen Kopfesdes Gastroknemius. Völlig abgeschlossen ist ein Schleimbeutel, welcher sich zwischendem Ligamentum patellae proprium und dem oberhalb der Tuberositas tibiae gelegenenAntheil der vorderen Schienbeinfläche befindet, Bursa mucosa subpatellaris,ebenso wie ein anderer, der häufig zwischen der vorderen Fläche der Kniescheibeund der Haut vorkommt, Bursa mucosa praepatellaris. Der letztere ist manchmal sehrgross und in mehrere Fächer getheilt.Die Kapsel des Kniegelenkes ist ungefähr wie die Kapsel des Ellbogengelenkesangeordnet; sie besitzt eine vordere und hintere langfaserige,s^laffe^an den Seiten dagegen eine kurzfaserige, straffe Wand. Sieunterscheidet sich nur darin von der Kapsel eines Ginglymus, dass nurihre hintere Wand mit der Beugung und Streckung abwechselnd gespanntund erschlafft wird, ihre vordere Wand aber auch in der Strecklagegrösstentheils gespannt bleibt, und zwar da, wo sie von derSehnenausbreitung des Streckmuskels dargestellt ist. Der einzige veränderlicheTheil ist hier die synoviale Kuppel, welche eigentlich einedurch die Streckung des Gelenkes entstandene Falte der vorderen Kapselwanddarstellt; sie ist daher auch nur durch lockeres Bindegewebe andie vordere Schenkelfläche angelöthet, und wird während der Beugungthatsächlich vom Knochen abgehoben. So kommt es, dass, während dieKuppel bei der Strecklage über den oberen Patellarrand heraufreicht,sie sich bei gebeugtem Knie direct vom oberen Rande der Patellarflächedes Femur über die Condylen herüberschlägt. Eine mehrgleichmässige Erschlaffung der Kapsel an der vorderen und hinterenSeite zugleich, bringt nur die halbgebeugte, die Mittel läge, mit sich. DieInjection der Gelenkhöhle veranlasst dagegen eine gleichmässige Spannungaller Kapselfasern, nöthigt aber zugleich dem Gelenke die halbgebeugteLage auf.Dass auch auf dem Kniegelenke der Luftdruck lastet, lässt sich durch Versuchedarthun. So lange das Gelenk unversehrt ist, kann die Patella auch beierschlaffter Musculatur nur gleitend an den Condylen verschoben werden; sie lässtsich aber von ihnen abheben, wenn Luft z. B. durch eine Bohröffnung, durch diePatella in die Gelenkhöhle eingedrungen ist, oder wenn sich Flüssigkeiten in derGelenkhöhle angesammelt haben. Aus der Einwirkung des Luftdruckes erklärensich auch die bei eröffnetem Gelenke eintretenden Saugwirkungen, welche durchdie Bewegungen veranlasst werden. Indem sich die Sehne des Streckmuskels (Ligamentumpatellae proprium) bald in den Einschnitt zwischen den Schenkel-Condyleneinlagert (bei der Beugung), bald brückenförmig über die Kluft zwischen SchenkelundSchienbein-Condylen hinwegspannt (bei der Streckung), so wird dadurch abwechselnddie Gelenkhöhle verengt und erweitert, und in weiterer Folge im erstenFalle allenfalls vorhandener Inhalt hinausgedrängt, im zweiten Falle aber Luftdurch die Bohröffnung eingesogen.Beweglichkeit des Kniegelenkes. Das Kniegelenk ist ein Trochoginglymus.Die in ihm ausführbaren Bewegungen bestehen in Flexions-Bewegungen mit einem nur nach hinten gerichteten Beugewinkel,


138 Das Kniegelenk.welcher etwa 160° beträgt, dann in Rotations-Bewegungen in einemUmfange von beiläufig 40°,und zwar als Supination, bei welcher dieFussspifzen. lateral geführt werden, und als Pronation, bei welcher dieZehen medial gewendet werden. Beide Bewegungsarten sind so von einanderabhängig, dass jede Beugung mit einer Py.Qnatipn^ü^^ima. eingeleitetund jede "Streckung mit einer Supination vollendet wirtl. Danerkommt es, dass"*reine Flexionen nur in den Mittellagen "ausführbar sind,während reine Rotationen im Hin und Her alsbald nach begonnenerBeugung gemacht werden können.Wenn man die Anlage und Leistung der Gelenkbändervollends begreifen will, muss man vor Allem berücksichtigen, dass dieCondylen des Oberschenkels auf fast ebene Gelenkflächen der Tibia aufgesetztsind, und dass cler Bandapparat zunächst die Aufgabe hat, dasAbgleiten derselben zu verhindern. Er ist es daher vorzugsweise, welcherden Verband der Knochen sichert und ihn bei allen Lagen des Gelenkesbewahren muss. Um dies zu können, ist er so angeordnet, dass immerwenigstens einige Bänder gespannt bleiben. — Werden die Bändervorerst paarweise nach ihrer Wirkung auf das ganze Gelenk untersucht,soHergibT^lch, das rl i e Re i t e n b ärTrf e r vorzugswei seJjKermTiurigibälKl^rder Streckung"und der damit einhergehenden Supination__sJnd. DieseWirkung" hängt mit cler Spiralform der Schenkelcondylen zusammen, 1welche sich während der Streckung des Knies mit immer höherwerdenden Antheilen auf die tibiale Gelenkfläche einstellen, so dass derAbstand zwischen den Ansatzpunkten eines jeden Seitenbandes stetigzunimmt. Hingegen werden die Bänder bei der Beugung erschlafft,weil sich die Condylen des Oberschenkels mehr und mehr mit ihrennach kürzeren Radien gekrümmten Antheilen auf die Tibia stellen undso die Ansatzpunkte eines jeden Seitenbandes immer näher an einanderrücken. Das Mass dieser Erschlaffung bestimmt das Mass der momentan ;zulässigen Rotation.—Die Kreuzbänder sind so über einander gelegt,dass sie sich während einer Supinations-Bewegung abrollen; sie könnendaher nur Hemmungsbänder für die Pronation sein. Da sich dieselbenaber an den Schenkelcondylen fächerförmig ansetzen, so müssen ihrelinear-sagittalen Ansätze durch die Flexions-Bewegungen so auf und niedergedreht werden, dass bald die vorderen, bald die hinteren Fasern derselbeneinen grösseren Grad von Spannung erfahren. Aus diesem Umstände erklärtes sich, dass die Kreuzbänder auch auf die Flexions-Bewegungen ihren Einflussüben, und es zeigt sich, dass das vordere Band seinen höchsten Gradder Spannung bei der mit Pronation combinirten Beugung bekommt, dashintere dagegen abwechselnd mit seinen vorderen Fasern die Beugung, mit;seinen hinteren Fasern die Streckung hemmt. Sie haben wohl immer dasBestreben, sich vertical und parallel zu richten (wie bei der Supination),können sich aber so lange nicht gänzlich von einander abwickeln, solange die Seitenbänder unversehrt sind. Diese sind aber eigentlich auchnur in halber Beugelage mit einander parallel, und bekommen alsbaldeine gekreuzte Lage, wenn das Knie zur vollen Streckung oder Beugunggeführt wird, wodurch auch sie zu Hemmungsbändern der Rotationwerden. Da also thatsächlich immer mindestens ein Theil des Bandapparatesgespannt bleibt, so können es wieder nur die Bänder sein, welcheauch den Umfang der Bewegungen im Knie regeln; die Erfahrung zeigt


Das Kniegelenk. 139auch, dass durch Erschlaffung derselben nicht nur ein gewisser Gradvon Anteflexion über die Streeklage hinaus ermöglicht, sondern auch dieSupination, nämlich die Auswärtsdrehung der Fussenden, erweitert wird.Alle Bewegungen im Kniegelenke veranlassen sehr beachtenswertheVeränderungen in der Gestalt des Knies, welche deshalb so deutlichhervortreten, weil das Gelenk vorne nur membranöse Bedeckungenbesitzt, durch welche hindurch alle die; im Innern vor sich gehendenVerschiebungen der Knochentheile deutlich' wahrnehmbar werden.Die auffälligsten Veränderungen sind Folgen^ der Verschiebungen der Patella,welche lh~^ller_ Strecklage so hoch gehoben ist, "dass sie. nur mit ihrem unterenEnde die PMeUarrinne"berührt; in voller Beugelage" sinkt sie hingegen tief in dieFossa intercondyloidea ein. Daher kommt es, dass' sich das vollständig gebeugteKnie gerundet darstellt. Am schärfsten drängt sich die Patella in halber Beugelagehervor, wo sie sich gerade auf die Patellarrolle legt.Auch die Rotatiöns-Bewegungen sind von Einfluss auf die Formen des Knies,deshalb, weil sich bei ihnen die,Tuberositas tibiae, der Ansatz der Strecksehne,-unter den Schenkelcondylen seitlich verschiebt. Dieselbe befindet sich nämlich nurbei der Mittellage gerade unter der Patellarrinne, in Folge dessen die gahze Sehnesich in gerader Richtung über das Knie spannt; wie es aber zur Streckung und derdamit verbundenen Schluss-Supination kommt, weicht die Tuberositas tibiae lateralab, in Folge dessen das Stück der Strecksehne, unterhalb der Patella (Ligamentumpatellae proprium) auch eine schief nach aussen ablenkende Richtung* bekommt, unddie ganze Sehne an'der Patella winkelig geknickt erscheint.Die Rotations-Bewegungen nehmen auch Einfluss auf die Einstellung- desganzen Unterschenkels gegen den Oberschenkel. Man kann'sich'leicht überzeugen,dass sich der Unterschenkel nur dann genau in die Richtung des Oberschenkelseinstellt, wenn sich das Knie in halber Beugelage befindet, sofort aber in einemnach aussen offenen Winkel vom Schenkel abgeht, sobald das Knie gestreckt wird,und umsomehr aus der geraden Richtung des Schenkels ablenkt, je weiterdas Knie gestreckt worden ist. Die sogenannte Knreenge, Genu valgum, ist nichtsanderes, als eine Hyperextension mit weiter fortgeschrittener Supination, in Folgewelcher die Zehen sehr stark nach auswärts gedreht werden. Den Gegensatz zuzu diesem Zustande bildet die sogenannte Knie weite, Genu varum, welche dasKniegelenk nie bis zur vollen Streckung und Supination gelangen lässt. Es isteinsichtlich, dass, wenn auch anfangs der Grund dieser Deformitäten nur im Bandapparatelag, später jedenfalls auch Gestaltveränderungen der Gelenkflächen hinzukommenmüssen.Durch die Einschaltung verschiebbarer Bandscheiben in den Mechanismuswird das Kniegelenk allerdings in mehrere einfache Gelenkezerlegt, so dass die Rotation zwischen den Bandscheiben und der Tibia,und die Flexion zwischen dem Femur und den Bandscheiben vollzogen wirdiDas Kniegelenk ist daher eine Combination mehrerer einfacher Gelenke,Betrachtet man aber den Gang des Gelenkes genauer, so findet man,dass diese zwangsweise Zerlegung der Bewegung nur in der lateralenKniehälfte vorkommt, wo sich thatsächlich bei jedem Versuche einerGingiymus-Bewegung der laterale Schenkel-Condyl flexorisch in der Bandscheibedreht, und diese mit ihm gleichzeitig sich rotatorisch auf derTibia verschiebt. Ganz anders verhält es sich aber im Bereiche dermedialen Kniehälfte. Es wurde bereits hervorgehoben, dass der medialeSchenkel-Condyl wesentlich anders geformt ist, als der laterale, dass er^was besonders bemerkenswerth ist gegen die Fossa intercondyloideaabgebogen, d. h. auch im Sinne der Rotation gekrümmt ist. So wirdes ihm möglich, die beiden Bewegungen (Flexion und Rotation) einheitlichzu vollziehen, ohne Hinzuthun der Bandscheibe, welche, wenn


140 Verbindung der Fibula mit der Tibia.er längs seinen Begrenzungsrändern fortgeführt wird, ruht und sich nurals Ergänzungsstück der Gelenkfläche der Tibia verhält. Die Bewegungwird daher in diesem Falle nicht zerlegt, und da es gerade diese Bewegungist, welche bei zwangsloser Flexions-Bewegung des Knies ausgeführtwird, so kann der mediale Condyl mit Recht als der eigentlichden Bewegungs-Modus bestimmende Gelenkkörper bezeichnet werden.Erst dann, wenn das Knie blos gebeugt wird, ohne gleichzeitig zu rotiren,dann allerdings muss auch die mediale Bandscheibe compensatorisch dieRotations-Bewegung übernehmen, gleichwie auch in dem Falle, wenndas bereits gebeugte Knie rotirt wird.Zur Erklärung, warum die Rotation als ein constantes Element in denBewegungs-Modus des Knies aufgenommen ist, d. h. warum Beugung und Streckungnicht ohne Rotation vor sich gehen kann, diene Folgendes: Die beiden Condylenlassen sich keineswegs als eine einheitliche Rolle mit gemeinschaftlicher Axezusammenfassen, wie etwa die Rolle im Ellbogengelenke; es hat vielmehr jederCondyl seine eigene Axe, deren Lage oben durch den Ansatz des Seitenbandes,unten durch den des Kreuzbandes bezeichnet ist; die Axen liegen daher schief,sich gegenseitig kreuzend. Dadurch wären den Condylen eigentlich schiefe, bei derBeugung gegen einander geneigte Bewegungsrichtungen angewiesen, mit einersagittalen, der flexorischen, und einer horizontalen, der rotatorischen Componente.Da aber beide Condylen einen einheitlichen Gelenkkörper darstellen, so kann dieFlexion nicht ohne eine compensatorische Rotation der Bandscheiben ausgeführtwerden. Es wird also die Bewegung zerlegt, indem der laterale Condyl auf der Bandscheibeflexorisch und diese auf der Tibia rotatorisch gleitet.Verbindung der Fibula mit der Tibia.Das Wadenbein befindet sich zwar an seinem oberen und unterenEnde mit der Tibia in Contact, es kommt aber nur am oberen Endezur Bildung eines wahren Gelenkes, unten nur zu einer Syndesmose.Die Articulatio tibiofibularis liegt an der hinteren Seite des lateralenCondylesjler Tibia und wird von den schief gestellten, beinahe ebenenund" entweder kreisförmig oder dreiseitig begrenzten Gelenkflächen derbeiden Knochen geMcletJEinederbe Kapsel mit einem vorderen Verstärkungsbandesichert" clieV'erbindüng. •^^^•^^•^^^^•^Tue Syndesmosis tibiofibularis am unteren Ende kommt dadurch,zu_Stande, dass.der Theil der Fibula, welcher sich unmittelbar über'derjaejenkfläclie %. den Talus befindet, in die nicht überknorpelteNische der Incisura fibularis der Tibia aufgenommen und darin durchvordere und hintere Ligamenta tibiofibularia, die von der Tibia in schrägerRichtung zum lateralen Knöchel absteigen, festgehalten wird. Da dieseBänder an der Erzeugung der Hohlrolle zur Aufnahme des SprungbeinsAntheil nehmen, und überdies eine Synovialtasche der Kapsel des Sprunggelenkeszwischen beiden Knochen eingelagert ist, so tritt diese Verbindungin nähere Beziehung zu dem Sprunggelenke. Die amphiarthrodischenBewegungen, welche der Fibula gestattet sind, werden durchdie Bewegungen des Sprunggelenkes als Folgebewegungen ausgelöst.Die Membrana interossea verbindet die Mittelstücke der Tibia undFibula mit einander und verstopft das Interstitium interosseum; sie bestehtunten aus sehr starken Faserbündeln und besitzt oben, unter.!denTibia-Knorren, eine grössere Oeffnung zum Durchtritt von Gefässen.


Die Gelenke am Fusse. 141Die Gelenke am Fusse.Die gelenkigen Verbindungen, welche die einzelnen Fusswurzelknochenunter sich und mit den Unterschenkel- und Mittelfussknocheneingehen, werden durch einen gemeinschaftlichen Band- und Muskel-Apparat so miteinander vereinigt, dass kaum eines dieser Gelenkevollständig unabhängig von den anderen in Gang gebracht werdenkann. Einige derselben vermitteln die Bewegungen des Fusses gegenden Unterschenkel, andere nehmen blos auf die Gestaltung des FussesEinfluss. Die ersteren liegen im oberen Bereich der Fusswurzel undwerden zusammen mit dem Namen Sprunggelenk bezeichnet; dieanderen liegen am Vorderfusse und werden von den vorderen Fusswurzelknochenund den Mittelfussknochen dargestellt. Anatomisch unterscheidetman folgende Einzelgelenke:1. Das Gelenk zwischen UntersjQkenkel und Sprungbeip, Articulatiotalocruralis, clas obere Sprunggelenk.2. Das Gelenk des Sprungbeins mit dem Fersenbein und Kahnbein,Articulatio talo-calcaneo-navicularis. Dieses Gelenk besteht also eigentlichaus zwei Gelenken: aus einer Articulatio talo-calcanea und aus einer Arti-'culatio talonavicularis. Beide vereint werden auch als unteres Sprunggelenkbezeichnet.3. Das Gelenk des Fersenbeins mit dem Würfelbein, Articulatiocalcaneocüboidea~I)a, sich in diesem Gelenke und in der ""Articulatiotalonavicularis der Vorderfuss vom Hinterfuss quer absetzt, so habendie Chirurgen diese zwei Gelenke zu einem zusammengefasst, undnennen es Chopart'sches Gelenk. In seltenen Fällen berührt dasFersenbein auch dasKahhbein, wodurch die Continuität desChopart'schenGelenkes unterbrochen wird.Am Vorderfusse befinden sich noch:4. Die Amphiarthrosen der vorderen Fusswurzelknochen,des Kahnbeins, der Keilbeine und des Würfelbeins unter einander.5. Die amphiarthrodischen Verbindungen der Mittelfussknochenmit der Fusswurzel, Articulationes tarso-metatarsales, und6. Die Gelenke der Mittelfussknochen mit den Grundknochen derZehen, Articulationes metatarso-phalangeales, und die Gelenke zwischen denPhalangen, Articulationes phalangeales.1. Das obere Sprunggelenk. Den convexen Gelenkkörper bildetdie Rolle des Sprungbeins, deren obere, in sagittalerlTiclitung etwasgekehlte Fläche durch zwei schiefe, nach hinten convergirende Rändervon den s^tlicJoen Knöchelflächen abgegfehzT wird. Die Rolle ist dahervorne breiter alsjiinten und bildet ein im Sinne der lateralen Malleolarflächeausgehobenes Segment einer lateral um wenige Grade ablenkendenSchraubenspindel. Die mediale Knöchelfläche hat die Gestalt einer Sichel,welche die Spitze nach hinten richtet, die laterale Seitenfläche hingegendie Form elh^s~TJreieckes, dessen schärfe, etwas ausgebogene Eckenach unten sieht. Der mediale Rand cler oberen Rollenfläche ist stumpf,der laterale nur in der Mitte scharf, vorne und hinten aber durch dreieckigeFacetten abgekantet, an welche sich die Ligamenta tibiofibulariaanpassen.


142 Die Gelenke am Fusse.Die Hohlrolle besteht aus der in der sagittalen Richtung concaven^ebenfalls von convergirendeh Seitenrändern begrenzten Endfläche derTibia und_aus den Gölejokflächen der KnöcJhel, wozu noglL d]e_ Ligamentatibiofibularia kommen, welche die Lücken zwischen der Tibiaund Fibula ansfüHen. Ihr Umfang ist in sagittaler Richtung ungefährum ein Drittheil kjeiner, als der Umfang der convexen Rolle. Da sichan ihrer Bildung zwei' beweglich mit einander vereinigte Knochenbetheiligen, so muss ihre Form manche Veränderungen erleiden, welcheauf den Contact und die Stabilität des Gelenkes von* Einfluss sind.Rücken! die Unterschenkelknochen auf den hinteren schmäleren Theil derSprungbeinrolle, so schmiegt sich der Wadenbeinknöchel ganz der Tibiaan; rücken sie dagegen nach vorne, so klemmt sich 4er breitere Theilder Sprungbeinrolle zwischen die Knöchel ein und hebt den lateralenKnöchel hinten von der Tibia ab. Im ersten Falle werden die Ligamentatibiofibularia erschlafft und die Stabilität des Gelenkes wird vermindert;im zweiten Falle nimmt mit der Spannung der Bänder die Stabilitätdes Gelenkes zu.Die Kapsel des oberen Spjnnggejenkes heftet sich vorne jynd"*hinten, in einigem Abstände von den ..Gelenkflächen,..., am Sprungbeinean, clann "an den Rändern_der Knöchel und der Ligamenta tibiofibularia,endlich"an~~deh TKandern der Gelenkfräche der Tibia, deren vordererstumpfer Rand noch in den Gelenkraum aufgenommen.ist. Eine feine•Spalte vermittelt die Communication der Gelenkkapsel mit der Synovialtaschezwischen dem Schien- und Wadenbein^ Fetthaltige Plicae synovialeserfüllen den variablen Raum des Gelenkes.Das__oberj^ Sprunggelenk besitzt daher den Bau eines Charniet:gelenkes mit einer Queraxe, welche lateral durch die Spitze der Malleolarflächedes Talus und etwas ober der Spitze des.Knöchels medial unterdem Rande"der Knöchelfläche durch ein constantes Gefässloch hindurchgeht.», Die Dorsal-Flexion löst, indem sich der vordere • Röllentheilzwischen den Knöcheln einklemmt, ohne besonderen Muskel-Apparatkleine Mitbewegungen der Fibula.aus.2. Das untere Sprunggelenk besteht aus zwei anatomisch geschiedenenGelenken, nämlich:ita) aus der Articulatio talocalcanea (hinteres Sprunggelenk) und*fb) aus der Articulatio talonavicularis (vorderes Sprünggelenk).0*') Das erste dieserj}elenke .wird von der concaven unteren Fläche •am Körper des Sprungbeins und von xler convexen oberen, Fläche amKörper des Fersenbeins gebildet. Die_Flächen sind congruent und lassensich annähernd als Ausschnitte eines Tegels auffassen, "dessen Axe, inschiefer Richtung aufsteigend, gegen den Kopf des Sprungbeins gerichtetist. Die^ljbstetäjiclige Kapsel dieses Gelenkes ist ziemlich-nahe an den'JÖ^^der^elenkflächen_. befestigt, geht hinter dem Sustentaeulumtali durch den Sinus tarsi gegen den lateralen Knöchel und tritt da sonahe an die Kapsel des oberen Gelenkes heran, dass es gelegentlich zueiner Communication der beiden Gelenkhöhlen kommt.tt,\ Das zweite Gelenk wird von. der convexen Gelenkfläche desSprungbeinkopfes und von einer Pfanne dargestellt, welche aus der concäveii


Die Gelenke am Fusse. 143Fläche des Kahnbeins und aus einer Facette des Fersenbeins besteht,welche ^ich auf del^l^usEehtaculum "FallHefindet^ Bahdmassen, die vomSustentaeulum zum Höck"er des Kabnbeins ziehen, ergänzen diese Pfanne.Die Ansatzlinie der Kapsel , folgt ziemlich genau den^ Rändern derGelenkflächen" und weicht nur oben am Kopfe etwas weiter von ihnenarTT Die Kapsel 'besteht an den Seiten aus längeren Faserzügen, besitztaber an dem als Höcker vortretenden oberen Randpunkte des Kopfes,dem Aüstrittspunkte der Axe, sehr straffe; direct zum Kahhbein gespannteFaserzüge, Ligamentum talonaviculare dorsale.3. Die Jjelenkjlächen der Articulatio calcaneocuboidea haben eineUngefähr, .aaltelförmige_.GegteTt undTeine nahezu dreiseitige Begrenzung;der medial gerichtete Winkel am Cuboideum besitzt einen zapfenförmigenVorsprung, welcher am Calcaneus in eine Furche eingepasst ist unddie Axe für kleine Drehbewegungen abgibt. Die Kapsel ist in sich geschlossenund besitzt plantare Verstärkungsbänder. :l _^ HUHU ,m . _ ..„^^


144 Die Gelenke am Fusse.4. und 5. Die Amphiarthrosen im Bereiche des Vorder fusseserzeugen mit ebenen oder doch Wenig gekrümmten Flächen eine Anzahlvon durch straffe Kapseln begrenzten Gelenksräumen, welche theilsin sich geschlossen sind, theils mit den benachbarten communiciren. Diekurzen, meist sehr starken und sehnig glänzenden besonderenBänderzum Schutze dieser Gelenke finden sich theils dorsal, wo sie Verstärkungender Kapseln vorstellen, theils in den Zwischenräumen derKnochen, soweit diese sich nicht gelenkig berühren, und endlich plantar,wo sie am ^stärksten ausgebildet...sind. In der Tiefe ^erHScTffe" befindetsich nämlich ein Gitterwerk von quer- und längslaufenden kurzenSträngen, die bald über eine, bald über mehrere Gelenksverbindungenwegschreiten.Nebst den erwähnten besonderen Bändern einzelner Gelenke odereinzelner Gruppen von Gelenkverbindungen besitzt der Fuss noch einenallgemeinen Bandapparat, dessen Aufgabe es ist, den Vorderfussmit dem Hinterfusse zu vereinigen und das Gewölbe des Fusses, nochmehr als dies schon durch die Einzelverbindun^en geschehen ist, zusichern. Dieser Bandapparat befindet sich in der Fusssohle und bestehtaus mächtigen Bändermassen, die vom Fersenbein entspringen, am Kahnbein,Würfelbein und an den Basen der Mittelfussknochen endigen.Das Ligamentum calcaneonaviculare plantare geht vom Sustentaeulum tali zumunteren Rande der Gelenkflächen des Kahnbeins und ergänzt die Pfanne für denKopf des Sprungbeins. Das Ligamentum calcaneocuboideum besteht aus tieferen Faserzügen,welche vom Rande der vorderen Gelenkfläche des Fersenbeins zur unteren•'•;•Fläche des Würfelbeins ziehen und aus oberflächlicheren Faserbündeln, welche incompacter Masse nahe am Fersenhöcker entstehen, sich in ihrem Zuge nach|vorne fächerförmig vertheilen und bis an die Basen der vier kleineren Mittelfussknochenreichen, wo sie die Leitfurche des Peronaeus longus zu einem Canaleabschliessen. Dieser letztere Antheil wird auch besonders als Ligamentum plantarelongum bezeichnet.In dem Chopart'schen Gelenke befindet sich nebst den dorsalen und plantarenBändern noch ein interstitielles Band, das Ligamentum calcaneonaviculare interosseum.'Es entsteht am Fersenbein zwischen der Gelenkfacette für das Caput tali und derFläche für das Würfelbein und heftet sich am Kahnbein lateral neben seiner concavenGelenkfläche an. Es bildet die verstärkte laterale Wand der Articulatio talonavicularis.Die Chirurgen nennen dieses Band den Schlüssel des Chopart'schenGelenkes, weil dieses nur nach Durchtrennung des genannten Bandes vollständigeröffnet werden kann.. Die besprochenen Gelenkverbindungen ergeben folgende, in operativerHinsichTjwichtige transversale Gelenklinien: a) Die"~des obereS-•Sprünggelenkes; sie ist nur zerlegbar nach Durchschneidung derSeitenbänder, oder nach Abtragung der Knöchel, b) Die Chopart'scheGelenklinie; die Lage dieser Linie bezeichnet bei gestrecktem Fusseam Fussrücken der vorspringende obere Aliheil des Talus-Kopfes, amGrosszehenrande des Fusses die Tuberositas ossis navicularis, und inder Articulatio calcaneo-cuboidea der Höcker des fünften Mittelfiiss^knochens, der etwa 1-5 Cm. vor derselben liegt, c) Die quere Gelenk-"linie zwischen dem Kahnbein und den drei Keilbeinen; sie ist nichtdurchgängig, weil sie durch das Würfelbein gegen den Kleinzehenranddes Fusses abgesperrt wird, d) Die tarso-metatarsale Gelenklinie,das Lisfranc'sche Gelenk; sie hat einen schiefen, im Bogen lateralund nach hinten abgelenkten Verlauf und wird durch die Basis des


Die Gelenke am Fusse. 145zweiten Mittelfussknochens unterbrochen, dessen hintere Gelenklinie3—4 Mm. weit in die Fusswurzel zurückgesetzt ist. Ihre Lage ist amlateralen Fussrande durch den Höcker des fünften Mittelfussknochensunmittelbar gekennzeichnet.Die Beweglichkeit des Fusses beruht ausschliesslich auf den beidenSprunggelenken, durch deren Einrichtung es ihm möglich ist, im Ganzeneine Flexions-Bewegung im Umfange von nahezu 90° auszuführen.Dabei kann er bald in die Richtung des Unterschenkels gebracht, gestreckt,bald so eingestellt, gebeugt, werden, dass seine Rückenflächemit dem Unterschenkel einen mehr oder weniger offenen Winkelbildet. Eine Stellung mit nach rückwärts offenem Winkel ist unmöglich.Zum Unterschied vom Handgelenke besitzt daher das Sprunggelenknur das Vermögen einer Dorsal-Flexion, nicht aber einerPlantar-Flexion.Ausser diesen Bewegungen wird gewöhnlich noch eine Supinationund eine Pronation unterschieden. Man kann allerdings die Fusssohleetwas wenden, es ist dies aber keine Rotation, überhaupt kein selbstständigerBewegungs-Modus, sondern nur eine Anschlussbewegung andie Flexions-Bewegung, indem sich die Fusssohle zwangsweise medialwendet (Supination), wenn der Fuss vollständig gestreckt wird undallemal wieder in die Ausgangslage zurückkehrt (Pronation), wenn derFuss dorsal gebeugt wird. Der Grund davon liegt einzig und allein imunteren Sprunggelenke, welches zwar, wie das obere, ein Charniergelenkist, aber nicht wie dieses eine rein transversal gerichtete, sonderneine schiefe Axe hat; diese geht vom Ansätze des Ligamentum talonavicularedorsale aus durch den Kopf des Talus und den Körper desI^raelibeins^uTicr zielt ungefähr dahin, wo sich das Ligamentum fibularecalcaneuman dem Fersenbein^lmheftet. Wird also der Fuss nur""imoberen Sprunggelenke bewegt, so kann seine Sohlenfläche allerdings inverschiedenen Winkeln gegen den Horizont eingestellt, jedoch nichtgewendet werden. Wird aber zur Vervollständigung der Streckung auchdas untere Sprunggelenk herbeigezogen, so bewegt sich der Vorderfuss ineiner schief medial ablenkenden Richtung; in Folge dessen wird die Sohlegegen die Medianebene eingestellt, der Kleinzehenrand wird gesenkt undder Grosszehenrand gehoben; alsbald aber wird der Grosszehenrandwieder gesenkt, sowie der Fuss in die Beugestellung einrückt. Die sogenannteSupination ist daher nichts anderes, als eine nach schieferRichtung erfolgende Streckung des unteren Gelenkes, und die Pronationeine Beugung desselben. Beide können allein oder auch in Combinationmit Beugung und Streckung des oberen Gelenkes ausgeführt werden,gleichwie auch das obere Gelenk für sich allein, unabhängig von demunteren, bewegt werden kann.Lässt man daher das obere Gelenk allein spielen, so kann dieStreckung ohne Wendung der Sohle gemacht werden, die Spielweite beträgtdann aber viel weniger; soll sie aber vollends ausgenützt werden,dann muss auch das untere Gelenk herangezogen werden, und dannbekommt der Fuss im Zusammenwirken beider Gelenke allemal die beschriebeneWendung. Es kann aber auch das untere Gelenk allein, ohnedas obere, verwendet werden; dies geschieht jedoch nur gelegentlich,wenn der Fuss das Object der Bewegung abgibt, in der Regel aber dann,v. Langer-Toldt. Anatomie, 5. Aufl. 10FÄCÜLOAÖe OE* MEOJBNA ÖS JJLL* id o X E0A \


146 Die Gelenke am Fusse.wenn er auf dem Boden ruhend belastet ist, nämlich bei aufrechtemStande und zu dem Zwecke, um die Schwankungen, welche der Körpernach einer oder der anderen Seite macht, zu corrigiren; ganz instinctivwerden diese Bewegungen zur Herstellung der Gleichgewichtslage vorgenommen.Da das untere Sprunggelenk sich in der Continuität der Fusswurzel befindet,so veranlassen seine Excursionen nicht blos Lage-, sondern auch Gestaltveränderungendes Fusses. Seine Streckung (die Supination) knickt ihn im Chopart'schenGelenke und höhlt die Sohle. Dabei tritt am Fussrücken der obere Antheil desTalus-Kopfes stärker hervor, woraus neue Anhaltspunkte für die Erkennung derLage dieser Gelenklinie zu gewinnen sind.Die Bänder des Sprunggelenkes gerathen in den extremen Lagenbeider Gelenke so ziemlich alle in Spannung; blos an den Seitenbändernerschlaffen abwechselnd bald die vorderen, bald die hinterenBündel, je nachdem das Gelenk in der Beuge- oder Strecklage eingestelltist. Die längeren Faserzüge in der Fusssohle sind für alle GelenkeHemmungsbänder, und werden insgesammt schon durch die Belastungdes Fusses gespannt. Die Bänder im Sinus tarsi sind besondereHemmungsbänder des unteren Gelenkes. In der Mittellage, wenn dieFusssohle ungefähr rechtwinkelig gegen den Unterschenkel eingestelltund der Fuss nicht belastet ist, sind die meisten Sohlenbändererschlafft.Die Beweglichkeit innerhalb des vorderen Theiles derFusswurzel ist nicht gross; sie bedingt in keinem Falle sichtliche Veränderungender Lage, und nimmt nur auf die Form des Fusses Einfluss.In den Tarso-Metatarsalgelenken nimmt die amphiarthrodische Beweglichkeitvon der grossen zur kleinen Zehe zu; in Folge dessen könnensich die zwei letzten Mittelfussknochen, deren Gelenkflächen schief medialund rückwärts gerichtet sind, von den übrigen Mittelfussknochen mitihren Köpfchen bemerkbar entfernen und dadurch die Tragfläche desFusses vergrössern.6. Die Metatarso-Phalangealgelenke und die Phalangealgelenkesind nach demselben Princip gebaut, welches an der Hand durchgeführtist. Durch die Einschaltung der Sesambeine in die untere Wand der;Kapsel des ersten Metatarso-Phalangealgelenkes erleidet diesesGelenk eine Modification. Indem sich nämlich die Knöchelchen in dieFurchen an der unteren Seite des Capitulum dieses Mittelfussknochenseinlagern und dessen Leiste zwischen sich aufnehmen, bilden sie eineHohlrolle, in der das Capitulum festgehalten und ausschliesslich insagittaler Richtung zu gleiten genöthigt wird.Die Phalangealgelenke gehen oft, insbesondere an der kleinenz £k®i-J^rscheinlich in Folge des Druckes der Fussbekledung~"durchSynostose der Phalangen zu Grunde. Die Beweglichkeit der Zehenist auch im Grundgelenke eine hauptsächlich auf Beugung und Streckung,beschränkte. Bei der Mittellage sind die Zehen so eingestellt dass"die Grundphalanx dorsal aufgerichtet und die Mittelphalanx im Winkelplantarvon ihr abgebogen ist. Der Vorderfuss berührt daher nur mitden Köpfchen der Mittelfussknochen mit den zweiten Phalangealo-elenkenund mit cler Endphalanx den Boden.


Skeletbau der unteren Gliedmassen. 147Skeletbau der unteren Gliedmassen.Die unteren Gliedmassen dienen als Stützen und Bewegungs-Organe; ihre Aufgabe besteht darin, den Oberkörper in wechselnderHöhe zu tragen, ihn durch kräftig ausgeführte Streckungen fortzuschieben,sogar vom Platze wegzuschnellen. Dieser Bestimmung gemäss zeichnensie sich durch einen hohen Grad von Tragfähigkeit und durch eine imEinklänge damit geregelte Gliederung aus.Die Festigkeit und Tragfähigkeit des Skeletes beruht auf derEigenartigkeit im Bau und in der Fügung der Knochen, nicht minderaber auch auf der Gestaltung des Endgliedes, des Fusses.Anlangend den Knochenbau kommen vorerst die Oberschenkelunddie Schienbeine in Betracht, welche bei aufrechter Körperhaltungdie symmetrisch vertheilte Last aufnehmen und sie, vertical parallelenDrucklinien entlang, von den Schenkelköpfen auf die Rollen der Sprungbeineübertragen. Entsprechend der Grösse der ihnen aufgebürdetenLast sind sie dicker als alle anderen Röhrenknochen, und überdies anihren langen Schäften durch austretende Leisten verstärkt. Dennoch abersind nur die Schienbeine ihrer ganzen Länge nach in die Drucklinieneingeordnet, nicht aber die Oberschenkelknochen, deren Schaft so schiefgestellt ist, dass der die Last unmittelbar aufnehmende Schenkelkopfganz frei zu liegen kommt und eine besondere Unterstützung bekommenmusste. Diese gibt ihm vorerst die Kante an der unteren Seite desHalses (Tragleiste), welche sich als Fortsetzung der compacten medialenRöhrenwand darstellt, dann eine eigenartige Architektur seiner spongiösenSubstanz. Während nämlich in den Condylen und in den Endstückender vertical eingestellten Tibia die Knochenblättchen, den Drucklinien entsprechend, fast parallel neben einander aufgerichtet angeordnetsind und in dieser Anordnung durch quergelegte Bälkchen zusammengehaltenwerden, biegen sie im Schenkelhalse, ausgehend von der lateralenRöhrenwand des Schaftes, in den Schenkelkopf ab und werdenvon einem zweiten System von Bälkchen durchsetzt, welches, von dermedialen Wand und von cler Tragleiste abgehend, in den grossenTrochanter ablenkt. Während die ersteren den Schenkelkopf stützen,hängen ihn die letzteren an das obere Schaftende auf. Nach Druck- undZugwirkungen geordnet, stellt sich somit die Architektur des Halsesund Kopfes des Oberschenkelknochens ganz nach denselben Grundsätzenausgeführt dar, welche an den neuartigen Krahnen in Anwendung gekommensind. Die Fibula kommt als Träger der Leibeslast gar nichtin Betracht, schon deshalb nicht, weil der Oberschenkel an ihr keineStütze findet und sie sich nur seitlich an die Rolle des Sprungbeinsanschliesst; sie hat daher nur die Bestimmung, Muskeln Ansätze darzubieten.Auch in Betreff der Fügung kennzeichnet sich das Skelet derunteren Extremität als ein zur Orthoskelie vollkommen geeigneter Apparat,indem sich alle beim Gelenkbau verwendeten Hohlflächen ganz oderannähernd horizontal zur Schwerlinie lagern, insbesondere die der Tibia,aber auch der vom Darmbein beigestellte obere Antheil der Hüftpfanne,welcher hinreichend gross ist und weit genug mit seinem freien Randeausladet. Schon in diesem Umstände liegt eine Gewähr für die Stabilität10*


148 Skeletbau der unteren Gliedmassen.der unteren Gliedmassen bei der aufrechten Haltung des Körpers. Dazukommt aber noch weiter die amphiarthrodische Verbindung des Hüftknochensmit der Wirbelsäule, ferner der Umstand, dass nur ein Unterschenkelknochendie Last vom Oberschenkel aufnimmt und sie unmittelbarauf den Fuss überträgt, und dass auch der Fuss wieder nurmit einem Knochen, dem Sprungbein, die Verbindung herstellt. Ingleicher Weise versichern auch die eigenthümlich angeordneten Band- ;,apparate die Stabilität der Verbindungen; man denke da an dieFixirung.des Hüftgelenkes in der Strecklage durch die Anspannung der Hüftgelenkkapsel,dann auch an die Verstärkung des Bandapparates durchidie ins Innere des Kniegelenkes eingeschalteten Kreuzbänder und an dieSpannung der Seitenbänder in der Strecklage dieses Gelenkes.Alle diese Verhältnisse zusammengenommen begründen schon sehrwichtige Unterschiede im Bau der unteren und oberen Gliedmassen. Esist jedoch hervorzuheben, dass die unmittelbare Anfügung der Hüftknochenan das Kreuzbein, also an einen Theil der Wirbelsäule, vomStandpunkte der Morphologie nur scheinbar einen tiefgreifenden Unterschiedgegenüber dem Anschluss des Schultergürtels an die ventralenKnochen des Rumpfes begründet. Denn jene Antheile des Kreuzbeines,welche jederseits die Facies auricularis tragen, stellen ihrer Entwicklungnach Elemente des Kreuzbeines dar, welche den typischen Bestandteilender Wirbel völlig fremd sind, da sie sich aus besonderen, denRippen äquivalenten Verknöcherungspunkten herausgebildet haben./(Vergl. S. 38). Es schliessen sich daher die Hüftbeine an Antheile desKreuzbeines an, welchen entwicklungsgeschichtlich die Bedeutung vonRippenrudimenten zukommt.Der wesentlichste Unterschied zwischen den oberen und unterenGliedmassen liegt in der Gestaltung des Endgliedes. Der Fuss unterscheidetsich zunächst dadurch von der Hand, dass die grosse Zehein der Reihe der vier dreigliedrigen eingestellt und nicht frei wieder Daumen, sondern nur amphiarthrodisch beweglich ist, ferner durchdie Lagerung und die Dimensionen der Fusswurzel. Während nämlichdie Handwurzel nur ein Bindeglied zwischen Hand und Vorderarmabgibt, sind die Fusswurzelknochen direct mit dem Körpergewichtbeladen, daher auch in grösseren Massen ausgeführt, derart, dass dieFusswurzel beinahe die halbe Länge des ganzen Fusses einnimmt. Mitden Mittelfussknochen in straffe Verbindung gebracht, stellen siezusammen ein Gewölbe dar, welches sich aber medial öffnet, daher eineArt Nischengewölbe ist. Die grössten Fusswurzelknochen: Fersenbein,Sprungbein, Kahnbein und das erste Keilbein überwölben mit demebenfalls sehr dicken ersten Mittelfussknochen den Zugang zu der hohlen.Sohle, bilden somit den Grundbogen des Gewölbes, dessen Scheitel dasSprungbein darstellt. Da dieser Knochen, welcher allein die Verbindungmit dem Unterschenkel vermittelt, nicht mitten auf das Gewölbe, sondernan den medialen Rand desselben und nach hinten verlegt ist, so kannsich das Körpergewicht nicht gleichmässig auf alle Fusspunkte desGewölbes vertheilen, und es ist klar, dass den grössten Antheil derLast das nahe gelegene Fersenbein, den kleinsten Antheil dagegen derMittelfussknochen der kleinen Zehe trägt.


Skeletbau der unteren Gliedmassen. 149Die Versicherung des Fussgewölbes liegt zunächst in den Bändernund in anderen Weichtheilen der Sohle, welche das Gewölbe an seinerHohlseite der Quere und der Länge nach durchziehen und so den Horizontalschubverhindern. Es ist klar, dass der Fuss erst dann seinenstrammen Halt bekommt, wenn diese Bandmittel vollends gespannt sind,wenn der Fuss belastet ist. Da der Talus beweglich und geradezu andem medialen Fussrand überhängend angebracht ist, bedarf er einerbesonderen Fixirung, welche ihm ausser den ein- und zweigelenkigenSeitenbändern des Sprunggelenkes noch der Bandapparat im Sinus tarsidarbietet.Die Zehen nehmen an der Bildung des Fussgewölbes keinen Antheil;sie besitzen auch keine Tragfähigkeit, sie sind vielmehr elastischgespannte Spangen, welche, als solche an den Boden sich stemmend,bei der Balancirung des Körpers in aufrechter Körperhaltung, nochmehr aber bei dem sogenannten Zehenstande in Anspruch genommenwerden.Die Beweglichkeit der unteren Gliedmassen ist, verglichenmit jener der oberen, eine beträchtlich eingeschränkte; es entgeht ihnenvollends jener Theil des Verkehrsvermögens, welcher den Armen durchdie Bewegungen des Schultergürtels zukommt. Dagegen können wirwieder den Verkehr eines Beines dadurch erweitern, dass wir die Bewegungen,welche es in seinem eigenen Hüftgelenke ausgeführt hat,mittelst des Beckens auf das andere Hüftgelenk übertragen.Wir können beispielsweise das Bein in der gleichseitigen Hüfthälftenicht rückwärts heben, wohl aber dann, wenn sich das Beckenim anderen Hüftgelenke neigt; wir können bei diesem Vorgehen sogarein Bein in weitem Bogen um das andere herumführen. Selbstverständlichkann es diese weit ausgreifenden Bewegungen nur dann ausführen,wenn es unbelastet ist. Belastet kann es in allen Gelenken nur gebeugtund gestreckt werden, allerdings in grossen Winkeln, wobei ihm zumeistdie Sagittale als Bewegungsrichtung angewiesen ist, und sich die Axenaller drei Gelenke parallel zu einander einzustellen pflegen. Dass dasHüftgelenk zumeist, insbesondere beim Gange, trotz seines arthrodischangelegten Baues doch als ein Ginglymus ausgenützt wird, zeigt dieBeobachtung der Bewegung und der Umstand, dass der Schenkelhalsoben nicht selten walzenartig geglättet ist. Auch bei der Summirung clerBewegungsmöglichkeiten aller Gelenke ergibt sich für das Endglied beiweitem nicht jener Umfang des Verkehres, dessen sich die Hand erfreut.Alle Einrichtungen zielen also dahin ab, das Bein, sei es gesteift, seies gebeugt, tragfähig zu machen. Im gestreckten Zustande sind nahezualle Bänder gespannt und verhindern jede Seitenbewegung; erst imgebeugten Zustande, z. B. in der Hockstellung, werden die Gelenke,selbst das Knie, beweglicher; dann aber haben die Bänder nur dieAufgabe, das Abgleiten cler Knochen von einander zu verhindern, undder Musculatur allein fällt nun die Aufgabe zu, die Gelenke in denangenommenen Lagen zu erhalten und die Last des Körpers um dieSchwerlinie zu balanciren.Hinsichtlich der Formen ist bemerkenswerth, dass Ober- undl nterschenkel, nach den Abständen der drei Gelenke gemessen, mitkaum beachtenswerthen Differenzen stets gleich lang sind, selbst schon


150 Das Skelet als Ganzes.beim Neugeborenen. Beachtenswert!! ist auch das winkelige Zusammentreffendes Femur und der Tibia am gestreckten Kniegelenke, woraus:sich die natürliche Anlage zur Knieenge erklärt.Das Skelet als Ganzes.An einem der aufrechten Körperhaltung entsprechend geheftetenSkelete treten, trotz der vielfachen Unterbrechungen des Contours undtrotz des lückenhaften Abschlusses der Leibeshöhlen, die äusseren Formendes ganzen Körpers, allerdings in einfachster Weise zu Tage, so zwar,dass auf Grund der Höhen- und Breitenmasse des Skeletes und seiner iTheile. ein vollständiges architektonisches Schema des ganzen Aufbaues ientworfen werden kann. Die Lehre von den Proportionen desmenschlichen Körpers lässt sich kaum anders richtiger, als auf dieGliederung und die Massverhältnisse des Skeletes gründen. Es ist hiernicht am Platze, die nach Alter, Geschlecht und Individualität so vielfach;variirenden Proportionen zu besprechen, doch sei die Bemerkung gemacht,dass man sich bei derartigen Untersuchungen fester Messpunkteversichern müsse, und dass als solche nur die Angelpunkte der Gelenkedienen können, weil nur die Abstände dieser bei allen Körperhaltungenunveränderlich sind. Dies betrifft nicht blos die Längen- (Höhen-) Masse,sondern auch die grundlegenden Breitenmasse des Körpers, welchesichaus den Abständen der Schulter- und Hüftgelenke ergeben.Gleichwie im Skelete die äusseren Formen vorgezeichnet sind,solassen sich an ihm auch die statischen Verhältnisse erörtern;auf diese mag hier in aller Kürze Bezug genommen werden, und zwarvor Allem in Berücksichtigung der symmetrisch aufrechten Normalstellungdes Körpers, wobei sich die Figur in voller Höhe entfaltet,sich auch die Massenvertheilung am leichtesten überblicken lässt, unddeutlich nachgewiesen werden kann, wie ein Theil den anderenträgtund stützt, und in welcher Weise sich das Ganze auf dem Piedestakwelches ihm die beiden Sohlen darbieten, äquilibrirt. Dabei machen wirdie Voraussetzung, dass die Steifung der Gelenke bei dem geringstenAufwand von Muskelkräften, hauptsächlich also von den Bandapparaten,jhergestellt wird. Zur Orientirung dient dabei die durch den Schwerpunkt!•des Körpers gehende Verticale, welche bei dieser Haltung mitteijwischen die beiden Sohlen fällt.Nach neuesten Ermittlungen liegt der Gesammtschwerpunkt des!Leibes bei der symmetrischen, aufrechten Normalhaltung in der Mitte»ebene, gerade unter dem Promontorium, und zwar 47 Cm. ober eineijLinie, welche die Mittelpunkte beider Schenkelköpfe verbindet. DielSchwerlinie des Leibes fällt in dem Bereiche des Rumpfes mit der aufSeite 48 näher bezeichneten Senkrechten zusammen, schneidet die Verlbindungslinie der Hüftgelenkmittelpunkte in cler Medianebene und gehlweiterhin durch die Mitte einer Linie, welche die Mittelpunkte delbeiden oberen Sprunggelenke miteinander verbindet. Da die Sprung!gelenke bei horizontaler Einstellung des Fusses sowohl beuge- allstreckwärts beweglich sind, so kann trotz allem die aufrechte Körperlhaltung keine absolut stabile sein; es müssen dabei immer wenn aflfnur geringfügige äquilibrirende Bewegungen vorgenommen werdet


Das Skelet als Ganzes. 151wobei auch die Zehenmuskeln mitwirken. Begreiflich ist aber, dass,wenn die Füsse mit auswärts gewendeten Zehen eingestellt und dadurchdie Axen der beiden oberen Sprunggelenke ins Kreuz gerichtet werden,die Stabilität der Haltung immer noch grösser ist, als dann, wenn dieFüsse parallel mit vorgerichteten Zehen auf dem Boden ruhen. Um dieStabilität zu vergrössern, ziehen wir daher die asymmetrische Haltungvor, indem wir das ganze Gewicht des Körpers auf ein Bein, auf dasStandbein, werfen und das andere entlasten. Dieses, das sogenannteSpielbein, benützen wir nur zur Aequilibrlrung, allerdings um derErmüdung vorzubeugen, im steten Wechsel der Beine, so dass bald dasrechte, bald das linke als Standbein oder Spielbein in Verwendungkommt.Es ist klar, dass, sobald sich die einzelnen Körpertheile andersgegen einander ordnen, auch der Schwerpunkt sich verschiebt, so zwar,dass er sogar ausserhalb des Körpers zu liegen kommen kann, z. B. beistarker Vorneigung des Rumpfes und sehr überhängendem Kopfe. Umdie Lage des gemeinsamen Schwerpunktes für jede Haltung zu bestimmen,bedarf es besonderer Constructionen, welche nur unter Berücksichtigungder Schwerpunkte der einzelnen Körperabschnitte ausgeführtwerden können. Unter allen Umständen muss aber die Schwerlinie indas Innere der durch die stützenden Organe umschriebenen Bodenflächefallen. Diese Unterstützungsfläche ist durch den Flächenraum gegeben,welcher durch die Kleinzehenränder der Füsse und durch die zweiLinien umschrieben wird, welche einerseits die Fussspitzen, andererseits'die Fersenränder miteinander verbinden. Je näher die Schwerlinie andie Umrisse dieser, nach der Körperhaltung in ihrer Form stetswechselnden Unterstützungsfläche fällt und je höher der Schwerpunktliegt, umso labiler ist die Haltung. Am grössten ist die Stabilität undSicherheit der Haltung im Allgemeinen dann, wenn die Schwerliniedurch die Mitte der Unterstützungsfläche geht. Dies trifft aber bei derangenommenen Normalhaltung keineswegs zu, denn bei ihr fällt dieSchwerlinie auf einen Punkt, welcher sich ziemlich nahe dem hinterenRande der Unterstützungsfläche befindet. Berücksichtigt man überdiesdie immerhin kleine Bodenfläche, welche die Fusssohlen bei aufrechtemStande begrenzen, dann die Hochlage des Schwerpunktes,endlich die Massenentfaltung des Oberkörpers, so lässt sich die aufrechte,freie Haltung immer nur als eine mehr oder weniger labile bezeichnen,dennoch aber insoferne als eine günstige, weil dadurch der ganzeiKörper beweglicher wird.i| f Um in aller Kürze auch auf die Beweglichkeit des Skeleteshinzuweisen, sei hervorgehoben, dass dieselbe theils nur Formverjnderungdes Körpers, theils Handlung veranlasst, welche letzterevieder theils in Manipulation, theils in Locomotion bestehen kann.Allerdings muss von vornherein zugegeben werden, dass Formvernderungenan und für sich kaum je beabsichtigt werden, und dass,i der Regel wenigstens, alle die Neigungen und Wendungen desjiörpersund alle die verschiedenen Gliederhaltungen immer auf beimmteActionen zu beziehen sind. Unter diesen Gesichtspunkt gefasst,estalten sie sich, wenn auf dem Platze vorgenommen und zeitweilig


152 Das Skelet als Ganzes.festgehalten, zu Andeutungen von Handlungen, zu ausdrucksvollenHaltungen, Attitüden.Als Locomotion kommen hauptsächlich Gang, Lauf und Sprungin Betracht, welche Bewegungen alle auf einem durch abwechselndeoder gleichzeitige Streckung der Beine ausgeführten Fortschieben oderFortschnellen des Körpers beruhen. Gang und Lauf unterscheiden sichim Wesentlichen von einander darin, dass bei ersterem der Oberkörperunter allen Umständen von einem oder gar von beiden Beinen unterstütztbleibt, während beim Laufen ein Moment eintritt, während dessender kraftvoll vorgeschnellte Körper frei schwebt. Der Sprung ist geradezueine Wurfbewegung.


II. Abschnitt.DIE SKELET-MüSCüLATÜE.Bau der Muskeln.Die Muskelsubstanz (das Fleisch) lässt sich in mikroskopischfeine Fasern, Muskelfasern, zerlegen, welche in paralleler Anordnungdurch Bindegewebe zu Bündeln vereinigt werden. Diese geben demMuskel schon für das freie Auge das faserige Aussehen. Die Muskelbündelsetzen sich zu Strängen und kleineren oder grösseren Lappenzusammen. Die Fasern der Skeletmuskeln, des Herzens und einiger Abschnitteder Eingeweide zeichnen sich, unter dem Mikroskope besehen,durch eine zierliche Querstreifung aus, zum Unterschiede von jenen Muskelfasern,welche an die vegetativen Organe angeschlossen sind und eineQuerstreifung nicht erkennen lassen. Die Fasern der ersten Art sindeigentlich Röhrchen, dargestellt von einer hyalinen Membran (Sarcolemma)mit der quergestreiften contractilen Substanz als Inhalt; die Fasern derzweiten Art sind bald kürzere, bald längere Zellen, welche sich durcheinen in ihnem Innern enthaltenen stäbchenförmigen Kern auszeichnen.Nach Vorkommen und Bau unterscheidet man daher zwei Arten vonMuskeln: animale, welche aus quergestreiften Muskelfasernbestehen und vorwaltend zum Skelet in Beziehung treten, und vegetative,welche sich aus glatten Muskelfasern zusammensetzen und inden Wandungen der Eingeweide enthalten sind.Beide Arten von Muskeln besitzen ein unter den Einfluss desNervensystems gestelltes Verkürzungs-Vermögen (Contractilität), wodurches ihnen (wenigstens den animalen) möglich wird, sich sogar mehrals bis zur Hälfte ihrer ursprünglichen Länge zu verkürzen. Ausserdemsind sie in hohem Grade elastisch, so dass sie nach Dehnungen alsbaldwieder ihre gewöhnliche Länge gewinnen.Auf der Contractilität beruht die Befähigung der animalen Muskeln,sich activ an der Bewegung des Skeletes zu betheiligen. Indem sie sichnämlich mit ihren Enden an Knochen anheften und über Gelenkehinüberspannen, ziehen sie im Augenblicke ihrer Contraction die Knochenan einander heran, bringen auf diese Weise die Gelenke in Gang undsind bei kräftiger Contraction im Stande, sogar sehr beträchtlicheWiderstände zu überwinden. Jede einzelne Muskelfaser stellt sonachein Kraftelement dar, so dass ihre Menge, beziehungsweise der Querschnitteines Muskels, bei sonst gleichen Umständen, als Kraftmass der


154 Bau der Muskeln.Wirkung eines Muskels betrachtet werden kann. Die Länge einesMuskels hat auf das Kraftmass gar keinen Einfluss, sie beeinflusst nurinsoferne seine Leistung, als sie die Grösse der Annäherung seiner Ansätzebestimmt; denn je länger ein Muskel, desto grösser ist die Quote seinerVerkürzung.Das Bindegewebe, welches die einzelnen Muskelfasern, sowie diefeineren und gröberen Bündel derselben umschliesst und verbindet (intramusculäresBindegewebe, Perimysia), ist nicht nur für den Aufbauder Musculatur als solcher, sondern auch für ihre Verbindung mitden Knochen von grosser Bedeutung. In vielen Fällen erhält dasintra-"[musculare Bindegewebe eine unmittelbare Fortsetzung über das eine oder ;über beide Enden des Fleischkörpers hinaus und gestaltet sich durch*dichte und regelmässige Zusammenfügung der Bindegewebsbündel, je'nach der Form des Muskels, entweder zu einem derben Strang (Sehne,Tendo), oder zu einer derben sehnigen Platte (Aponeurosis). Diesepflanzt sich dann nach kürzerem oder längerem Verlaufe an einergewöhnlich scharf umschriebenen Stelle in das Periost des Knochensein, indem sich die bindegewebigen Elemente beider auf das innigstedurchflechten. So wird die Sehne befähigt, die Zugkraft des sich zusammenziehendenMuskels passiv auf die beweglichen Knochen zu übertragen.Häufig setzt sich die Sehne oder Aponeurose nicht scharf gegenden Fleischkörper ab, sondern dringt, entweder in mehrfache Bündelaufgelöst in das Innere des Fleischkörpers ein, oder sie überzieht dieOberfläche desselben eine grössere oder kleinere Strecke weit als derber,häufiger Belag (Sehnenspiegel). Dadurch wird eine grössere Berührungsflächedes Fleischkörpers mit der Sehne erzielt, aber auch bedingt, dass:die einzelnen Muskelfasern und Muskelbündel in verschiedener Höheihren Anfang und ihr Ende finden können. In anderen Fällen geht dasintramusculäre Bindegewebe an dem einen oder dem anderen Ende desFleischkörpers, ohne eine Sehne zu bilden, in das Periost *ein, so das%;,der Fleischkörper sich unmittelbar aus dem letzteren erhebt (fleischigerUrsprung oder Ansatz eines Muskels). In solchen Fällen haftet derMuskel gewöhnlich auf eine grössere Strecke hin dem Knochen, d. h.dem Periost an. Eine andere Reihe von Muskeln ist nur mit dem einenEnde an einen Knochen geheftet und geht mit dem anderen Ende indie äussere Haut, oder in eine Fascie, oder in eine Gelenkkapsel, oderendlich in die Wandung eines Eingeweides über.Ein in sich geschlossener, grösserer oder kleinerer Complex vonMuskelfasern mit den dazu gehörigen Perimysien und Sehnen stellt einenEinzelmuskel dar. Die Gestaltung eines solchen kann sehr verschiedensein, wie auch sein Verhältniss zur Sehne. Ordnen sich nämlichdie Fleischbündel allenthalben um eine strangartige Endsehne, so bekömmtder Muskel eine spindelförmige Gestalt; ordnen sich dieFleischbündel bilateral an die Sehne, so gibt dies einen zweifiedrigenMuskel, M. bipinnatus; reihen sie sich aber blos einseitig an, so wird'der Muskel als halbgefiederter, M. semipinnatus, bezeichnet; findetsich endlich der Fleischkörper durch eine spulrunde Sehne getheilt, sowird der Muskel als zweibäuchiger, M. biventer, benannt. In andererWeise können lange, bandförmige Muskeln durch Einlagerung eines odermehrerer, quer oder schief verlaufender sehniger Streifen (Inscriptiones


Beziehungen des Muskels zum Skelete. 155tendineae) mehr oder weniger vollständig in eine Anzahl von Abschnittengetheilt werden. Dem Sprachgebrauche gemäss bezeichnet man dascentrale (proximale) Ende eines Muskels als Kopf, Caput, worauf hinman, wenn die Ursprünge getheilt sind, zwei-, drei-, selbst vierköpfigeMuskeln, M. biceps, triceps, quadrieeps, unterscheidet; fliessen dagegenmehrere Muskeln an ihrem Ursprünge zusammen, so gibt dies einCaput commune.Da der lebende Muskel, sei es vermöge seiner activen Contraction,sei es blos vermöge seiner Elasticität, stets gespannt ist, so muss ersich immer in die kürzeste Verlaufslinie ordnen, welche je nachder Lage seiner Ansatzpunkte bald die gerade gestreckte ist, bald aberauch eine Schraubenlinie sein kann (wie z. B. bei dem M. sartorius).Wenn aber ein Muskel ausserhalb dieser durch den kleinsten Abstandseiner Ansatzpunkte vorgezeichneten Linie verlauft, so muss er noch aneinem dritten Punkte fixirtsein, und zwar zumeist an seiner Sehne, welchedurch Bandschlingen, Retinacula tendinum, oder durch Sehnenrollenan der Umbeugungsstelle festgehalten, oder geradezu in eine eigene vonsehnigem Gewebe dargestellte Scheide, Vagina tendinis, aufgenommenwird. Mitunter werden die Sehnen durch Knochenhäkchen, manchmalganze Muskeln durch gewulstete Knochenränder aus ihrem geradlinigenVerlaufe abgelenkt. Allenthalben da, wo Sehnen oder ganze Muskelnüner harte Unterlagen hinweg gespannt sind, müssen sich durch Glättungder einander zugewendeten Flächen förmliche Sehnengelenke ausbilden,welche mit Synovialhäuten ausgekleidet sind, und deshalb als Synovialtaschen,Bursae synoviales, oder Schleimbeutel, Bursae mucosae, bezeichnetwerden.Jeder Muskel ist mit Gefässen und Nerven ausgestattet. Dieersteren vertheilen sich, in netzförmig geordnete Capillaren aufgelöst,zwischen den Muskelbündeln und Muskelfasern, die Nerven abertreten, nachdem sie sich im Muskel selbst vielfach zertheilt und ineinzelne Nervenfasern aufgelöst haben, mittelst dieser letzteren mit denMuskelfasern in unmittelbare Verbindung. Die Stelle, wo cler Muskelseinen Nerven aufnimmt, dürfte wohl als sein geometrischer Mittelpunktzu bezeichnen sein.Eine an dem Muskelgewebe eigenthümlich vorkommende Erscheinung istdie der Todtenstarre. Der absterbende Muskel verliert nämlich einige Zeit nachdem Tode seine Weichheit, wird starrer und weniger ausdehnbar und beharrtdurch kürzere oder längere Zeit in dem Zustande, in welchem er sich unmittelbarvor dem Tode befunden hat. So lange die Todtenstarre anhält, verharren die Gliederunbeweglich in jener Lage, welche sie vor_ dem -Tpde, inne hatten.Beziehungen des Muskels zum Skelete.1. Der Muskel führt als activer Theil des Bewegungs-Apparatesalle jene Bewegungen aus, deren Modus durch die Fügung des Skeletesund durch die Mechanik der Gelenke von vorneherein gegeben ist.\ ermöge seiner Contractilität wirkt er zunächst mit Zugkräften aufdas Skelet, dessen Stücke sich dabei als starre, in ihrer Form unveränderlicheKörper verhalten. Nur wenige Knochen, wie die Rippen,scheinen durch Muskelwirkung auch geringfügige, momentane Ver-


156 Beziehungen des Muskels zum Skelete.änderungen ihrer Gestalt zu erleiden und mit ihren elastischen Kräftendem Muskelzuge entgegen zu wirken. Nur einzelne Knochen sind, wiebekannt, einfach verschiebbar, z. B. das Zungenbein; die meisten sinddurch Gelenke miteinander verbunden, und daher nur um Axen oderiPunkte drehbar. Indem die Muskelthätigkeit diese Drehungen ausführt,wird der Knochen zum Hebel. Diesen benützt der Muskel, um derSchwere der Glieder, des ganzen Leibes und den aufgelegten Lastendas Gleichgewicht zu halten und durch gewaltsame Verkürzung oderVerlängerung der Leibestheile bald ziehend, bald drückend auf die Umgebungeinzuwirken. Da der Muskel in der kürzesten Linie gespanntist,so wird es ihm möglich, sofort mit dem Eintritte der Verkürzung seineWirkung auf das Skelet zu üben.2. Die Anatomie hat nicht das Mass der wirkenden Kräfte zuuntersuchen, ihre Aufgabe ist es nur, die Richtung der Muskelkräfte zubestimmen. Auf das mechanische Moment kann sie daher nur insoferne-Rücksicht nehmen, als dieses von der Anordnung der Musculatur abhängt.Sie hat in dieser Beziehung die Abstände der Befestigungspunktevon den Drehungsaxen der Gelenke, die Richtung der Resultirenden desEinzelmuskels mit Bezug auf die Knochen- und Gelenksaxe und dessen:Ansatzwinkel anzugeben. Die letzteren beiden Verhältnisse variiren abermit der gegebenen Stellung, müssten daher für jede einzelne Lage aucheinzeln bestimmt werden. Nur jene Muskeln, welche ein Kugelgelerikbewegen und sich an der Kugelfläche anheften, z. B. am Augapfel,scheinen, weil sie über die Gelenkkörper wie über Rollen hinwegschreiten,ausnahmsweise einen constanten Insertionswinkel zu haben. Durch Aufquellungender Knochenenden, Einlagerungen von Knochen- und Knorpelkernenin die Sehnen (Sesamknochen, Sesamknorpel), endlich durchderbe, sehnige Auflagerungen auf die Knochen (Sehnenrollen) wirdcler Einpflanzungswinkel solcher Muskeln, welche sich unmittelbar anden Knochenschaft anschmiegen, vergrössert.3. Das Verhältniss, in welchem der Muskelansatz zu dem Angriffspunkteder zu überwindenden Last und zu der Drehungsaxe des zu bewegendenGelenkes steht, bestimmt die Art des Hebels, mit welchemder Muskel arbeitet. Die Knochen dienen als ein- und zweiarmige,als Last- und Geschwindigkeitshebel. Die Geschwindigkeitshebelfinden eine häufigere Verwendung, weil sich viele Muskeln ganz nahe;an den Gelenken anheften; sie scheinen insofern für den Organismusvortheilhafter zu sein, als eine geringe Verkürzung des Muskels schonhinreicht, einen grösseren Ausschlagswinkel für die Excursion zu erzielen.Es ist übrigens von vorneherein einsichtlich, dass durch Uebertragungder Last von einem auf den anderen Knochen die Hebelverhältnissefür dasselbe Gelenk und für denselben Muskel sich sehr verschiedengestalten können.4. So leicht es bei einem Ginglymus-Gelenke ist, schon nach derLage des Muskels die Richtung seines Drehungsbestrebens zu defmiren,so schwer wird es in Fällen, wenn die momentanen Drehungsaxeneines Gelenkes, wie an den Arthrodien, veränderlich sind. Wirdaber die Frage nach der Thätigkeit eines Muskels umgekehrt, nämlichso gestellt, dass angegeben werden soll, welcher Einzelmuskel oderwelche Summe von Muskeln sich bei einer eben vollführten Bewegung


Beziehungen des Muskels zum Skelete. 157betheiligt hat, dann gestaltet sich die Sache noch schwieriger, und mankommt schliesslich zu cler Ueberzeugung, dass eine und dieselbe Bewegungoft durch verschiedene Muskelcombinationen zu Stande gebrachtwerden konnte. Um zu entscheiden, welche von diesen Combinationenunter den günstigsten physiologischen Verhältnissen zum Ziele führte,voraussichtlich also die thätige gewesen ist, dazu fehlen wohl meistenssichere Anhaltspunkte.5. Berücksichtigt man die Lagerungsverhältnisse der Muskeln undderen Faserverlauf, so ersieht man, dass keineswegs ihre Gesammtkraftals Drehungsbestreben allein ausgenützt wird. Die Zerlegung cler angenommenenKraftgrösse des Muskels nach den Regeln des Kräfteparallelogramms,welches in einer senkrecht auf die Drehungsaxe gelegtenEbene errichtet wird, ergibt vielmehr, dass nur jene Componente alsDrehungsbestreben wirksam sein kann, welche senkrecht zur Axe desGelenkes aufgerichtet ist, dass aber jene, welche mit dem Knochenschaftparallel liegt, die Knochen im Gelenke gegen einander drängt, und eineVerschiebung derselben anstrebt. Während man einerseits annehmenmuss, dass der Bandapparat in Anspruch genommen wird, um dieseVerschiebung, welche cler einzelne Muskel anstrebt, zu verhindern, istes andererseits nicht schwer darzuthun, dass gerade wegen dieser zweitenComponente auch die Musculatur wesentlich dazu beiträgt, den Gelenkverbandzu sichern. Dies wird sofort begreiflich, wenn man bedenkt,dass das Gelenk nach allen Excursions-Richtungen von Muskeln überlagertist, und dass diese nicht blos in Bezug auf das Drehungsbestreben,sondern auch in Bezug auf die Verschiebung einanderdas Gleichgewicht zu halten vermögen. Die Einlagerung aller Knochenin die stets gespannten Muskelmassen bringt es ferner mit sich, dassdas ganze Skelet den Wirkungen nicht unbedeutender Druckkräfte ausgesetztist.Ob die in der Osteologie besprochenen Muskelfelder an den Knochen ebennur Folgen dieses Druckes sind, oder ob sie, von vorneherein gegeben, die Lagerungdes Muskels bestimmen, darüber wurde doch, wie es scheint, ganz ohne Noth discutirt,denn beide bedingen sich gegenseitig so, dass das Wegfallen des einen aufden Gang der Formbildung des anderen Einfluss nehmen muss, wie dies für dieKnochen experimentell durch Abtragung der Muskeln nachgewiesen wurde.6. Bei der Verkürzung eines Muskels ist natürlich beiden gelenkigverbundenen Skeletstücken die Möglichkeit gegeben, sich drehend umdie Gelenksaxe zu bewegen: es kann sich bald dieser, bald jener Knochen,bald können sich beide gleichzeitig drehen. Deshalb müssen Widerständegegeben sein, um an dem einen die Bewegung zu hindern, w^ennblos der andere in Bewegung gebracht werden soll. Dieser Widerstandkann von dem Muskelsysteme selbst ausgehen, und zwar durch Spannungeines oder mehrerer Muskeln, die dem eigentlich bewegenden eingegengerichtetes Drehungsbestreben entgegensetzen. Muskeln, die momentanzu Gunsten der eben beabsichtigten Bewegung diese Rolle übernehmen,werden als Fixatoren bezeichnet. Dem zufolge ist es leichteinsichtlich, dass es kaum Fälle geben dürfte, in welchen ein einzigerMuskel, ohne Betheiligung anderer Muskeln, Bewegungen hervorzurufenim Stande wäre.


158 Beziehungen des Muskels zum Skelete.Wenn die Anatomie vom »Ursprung« und »Ansatz«, vom »Anfang« und»Ende« eines Muskels spricht, so sind diese Bezeichnungen eigentlich ganz unberechtigt;doch liegt ihnen die Vorstellung zu Grunde, dass das distale Skeletstückdas beweglichere, also dasjenige ist, dem sich die Thätigkeit eines Muskels zunächst zuwendet.Für die Muskeln der Gliedmassen ist diese Meinung in den meisten Fällen,die richtige, doch ist sie es- nicht immer, und kann bestimmt nicht für alle Muskelnigelten. ••— Auf diese Vorstellung hin gründen sich auch solche Angaben überMuskel Wirkung, welche sich auf Gliederbewegungen beziehen, z. B. der Musculusbrachialis internus beugt den Vorderarm gegen den Oberarm. Derselbe Muskel kannaber unter gegebenen Verhältnissen ebensogut den Oberarm gegen den fixirtenVorderarm beugen. Es ist daher viel allgemeiner und richtiger, die Wirkung desMuskels nach dem Erfolge im Gelenke zu bezeichnen und zu sagen, der Brachialis;internus beuge das Ellbogengelenk.7. In den besprochenen Fällen wurde vorausgesetzt, dass derMuskel nur über ein Gelenk gespannt ist, und dass er daher nur umeine Axe oder um einen Mittelpunkt Drehbewegungen veranlassen könne.Diese Muskeln, welche als eingelenkige bezeichnet werden, sind aberin der Minderzahl; es gibt viel mehr Muskeln, welche auf zwei undselbst auf mehrere Gelenke Einfluss nehmen, und daher zwei oder mehrgelenkigeMuskeln genannt werden können.Dem ersten Anscheine nach haben einzelne Gelenke keine besonderen eingelenkigenMuskeln. Beispiele solcher Gelenke wären das obere Sprunggelenk unddas obere Handgelenk, und zwar aus dem Grunde, weil sich kein einziger Muskel;am Sprungbein und an den drei Handwurzelknochen der proximalen Reihe anheftet.Nichtsdestoweniger besitzen diese beispielsweise genannten Gelenke dennoch nebstden mehrgelenkigen auch ihre eingelenkigen Muskeln. Es ist nämlich die Einrichtunggetroffen, dass einige der Muskeln, welche über beide Sprung- und Handgelenkewegschreiten, knapp an der Axe des einen und entfernter von der Axe desanderen' Gelenkes vorbeiziehen, in Bezug auf das eine Gelenk daher ein geringesoder gar keines,, in Bezug auf das andere dagegen ein grösseres Drehungsbestrebenäussern können.8. Den meisten Gelenken des menschlichen Körpers sind für jedeExcursions-Richtung mehrere Muskeln, ein- und mehrgelenkige, zugewiesen,welche man rücksichtlich des einzelnen Gelenkes Synergisten nennt, zumUnterschiede von den Antagonisten, welche einzeln oder gruppenweisedie entgegengerichtete Bewegung veranlassen. Das mechanische Verhältnissder synergistischen Muskeln eines und desselben Gelenkes ist aber inder Regel nicht gleich, weil der eine näher, der andere, oft um dieganze Länge des zwischenliegenden Knochens, entfernter von derDrehungsaxe des betreffenden Gelenkes befestigt ist, so dass der eineMuskel an einem Last-, der andere an einem Geschwindigkeitshebelarbeitet; z. B. cler Brachialis internus und Biceps brachii einerseits, derBrachioradialis und andere Vorderarmmuskeln andererseits als Flexoren,!des Ellbogengelenkes.; vWie der grössere Kraftaufwand, den der nahe Ansatz der Muskeln an denDrehungsaxen veranlasst, durch den Vortheil einer kleinen, auch für grössereExcursionen genügenden Verkürzung, aufgewogen wird, so lässt sich auchdieVerwendung einer grösseren Anzahl von Muskeln zu einem und demselben Zwecke,das Princip der Synergie, einfach als Vortheil begründen. Es scheint allerdings,dass viele Bewegungen durch einen einfacher ausgeführten Mechanismus vielleichtselbst durch einen Muskel allein ausgeführt werden könnten; es lässt sich aber dagegenmit Sicherheit behaupten, dass, wenn die Arbeit auf mehrere Muskeln vertheiltwird, die Anstrengung der einzelnen Muskeln kleiner ist, und dass die Ermüdungnicht so rasch eintreten kann, als wenn dieselbe Arbeit einem einzigen Muskelübertragen worden wäre. ~ to


Beziehungen des Muskels zum Skelete. 159Wenn ein mehrgelenkiger Muskel für ein Gelenk ein Beuger ist,so muss er es nicht nothwendig auch für das andere sein, es ist vielmehr,abgesehen von den Finger- und Zehenmuskeln, die Regel, dass,wenn Muskeln über zwei Gelenke wegschreiten, sie in den beiden Gelenkendie entgegengesetzte Wirkung veranlassen, auch gleichzeitighervorrufen können. Als Beispiel diene der Musculus gastroknemius, dereinerseits das Kniegelenk beugt, andererseits das Sprunggelenk streckt.Dieser Umstand ist für den freien Verkehr der Gliedmassen deshalbvon grösster Wichtigkeit, weil es gerade die zwei- und mehrgelenkigenMuskeln sind, welche zunächst die Combinationen, und durchgleichzeitige gegengerichtete Excursionen zweier Gelenke auch die Compensationender Gelenkbewegungen bedingen. Je mehr aber zweigelenkigeMuskeln z. B. an einer Extremität vorkommen, desto abhängiger werdendie Bewegungen der Gelenke von einander. Denn durch den Zwang derCombinationen, welchen die zweigelenkigen Muskeln herbeiführen, könneneinzelne Gelenke sogar verhindert werden, augenblicklich ihren vollständigenBewegungsumfang auszunützen. Wir können, um ein Beispielzu geben, bei stark nach vorn gebeugter Hüfte das Kniegelenk nichtmehr vollständig strecken. Den Vortheilen gegenüber, welche die zweiundmehrgelenkige Musculatur bringt, kann man daher entgegenhalten,dass ganz unabhängige Einzelbewegungen nur von der eingelenkigenMusculatur eingeleitet werden können, und dass ein ganz freier Verkehrdes Endgliedes einer Extremität nur dann vollständig gewahrt bleibt,wenn alle oder wenigstens die meisten Gelenke nebst zweigelenkigenauch eingelenkige Muskeln besitzen. Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache,dass die Anzahl und Stärke der zwei- und mehrgelenkigenMuskeln bei den Quadrupeden grösser ist als beim Menschen.9. Es ist klar, dass nur jene Muskeln, deren Resultirende dieDrehungsaxe rechtwinklig kreuzt, die grösste Componente ihremDrehungsbestreben zuwenden. Es gibt aber nur wenige solche Muskeln.Die meisten, selbst die eingelenkigen Muskeln ziehen schief über dieGelenke hinweg, und legen sich bei der constanten elastischen Spannungund bei dem beständigen Streben, sich mit ihren Fasern in den kürzestenLinien um die Röhrenknochen zu lagern, nicht selten in Schraubentouren,die man schon an dem Brachialis internus, am Obturator externus,noch deutlicher aber an schlanken Muskeln wahrnehmen kann. DieWindung kann mit dem Wechsel in der Stellung der Glieder bald zu-,bald abnehmen, wie z. B. am Obturator externus.Geht ein Muskel in schiefer Richtung über zwei Gelenke, derenAxen sich kreuzen, so ergeben sich aus der Zerlegung seiner ResultirendenComponenten, welche darauf hinweisen, dass der Muskel aufbeide Gelenke zu wirken vermag. Der schief über den Ellbogen wegschreitendeMusculus pronator teres ist deshalb nicht blos ein Dreheram Ginglymus des Ellbogengelenkes, sondern auch ein Dreher desRadius. Je nachdem nun die eine oder die andere der Componentengrösser ist, wird die eine Bewegung als Hauptwirkung, die andereals Nebenwirkung des Muskels bezeichnet; so kann es auch kommen,dass sich zwei, ein zusammengesetztes Gelenk kreuzende Muskeln zueinander bald als Synergisten, bald als Antagonisten verhalten. So istz.B. der Biceps brachii in Bezug auf den Ginglymus des Ellbogengelenkes


160 Anordnung der Musculatur.ein Synergist des Pronator teres, mit Bezug auf das Radgelenk desUnterarmes aber ein Antagonist desselben. Offenbar gewinnt dabei dieFreiheit und Mannigfaltigkeit der Bewegung, aber die Üebersicht überdie Einzelwirkungen der Muskeln wird dadurch sehr erschwert.10. Der active Zustand eines Muskels offenbart sich nicht immerdadurch, dass die Ansatzpunkte desselben einander genähert werden. Esgibt zahlreiche Fälle, wo die nicht minder energische Bethätigung einesMuskels nichts weiter als Spannungen beabsichtigt, welche auf verschiedeneWeisen ins Gleichgewicht gebracht werden. Beispiele dieserVerwendung des Muskels liefern schon die momentan als Fixatorenthätigen Muskeln; es scheint aber, dass sich gerade in dieser Wirkungsweisedie Thätigkeit vieler Skeletmuskeln concentrirt. Dahin gehörenohne Zweifel die Muskeln in den Wandungen der Rumpfhöhlen. Ohneeine Bewegung am Skelet zu veranlassen, beherrschen diese Muskelndie Gestalt und Ausdehnung der Räume, üben einen Druck auf denInhalt derselben aus und adaptiren schon vermöge ihrer Elasticität dieschmiegsame Wand dem nach Form und Masse veränderlichen Inhalt.11. Rücksichtlich der Plastik des Leibes kommen nicht blos dietodten Muskelmassen in Frage, sondern auch die durch die Contractiondes lebenden Muskels bedingten Veränderungen derselben. Die Attitüdelässt sich nöthigenfalls selbst an der Leiche studiren, aber das feinere,Relief, die Modellirung der Oberfläche des Leibes, wie sie die Spannungund Wulstung des contrahirten Muskels ergibt, kann nur am lebendenModelle ersichtlich gemacht werden. Muskelgruppen an bildlichen Darstellungendes menschlichen Körpers hervortreten zu sehen, derenWirkung mit der Attitüde in Widerspruch stehen, macht selbst auf denLaien den Eindruck des Fehlerhaften.12. Nachdem es Duchenne gelungen ist, durch Localisirung desInductionsstromes den Einzelmuskel zur Contraction zu bringen, wurdees möglich, die Wirkung jedes einzelnen Muskels am Lebenden oder soebenVerstorbenen zu untersuchen. Er ging dabei so vor, dass er dieElektroden entweder dort aufsetzte, wo der Nerv liegt, bevor erinseinen Muskel eintritt, extramusculäre Reizung, oder dass ersieunmittelbar auf den Muskelbauch wirken Hess, in der Voraussetzung,eine grössere oder kleinere Anzahl der Nervenfasern zu treffen, welchevon dem Nervenstamme ausgehend, sich schon innerhalb des Fleischesvertheilt hatten, intramusculäre Reizung. Je oberflächlicher derNerv liegt, desto sicherer ist begreiflicherweise der Erfolg. DieserMethode verdankt man bereits eine Reihe sehr interessanter Ergehnisse,namentlich in Betreff der Wirkungen der Gesichts- und Handmuskeln.Anordnung der Musculatur.Die Lageverhältnisse der Muskeln sind zunächst von dem Mechanismusder Einzelgelenke und von der Art der Combination derselben,dann von dem typischen Bau des Leibes abhängig; sie lassen sich daher;;theils mechanisch, theils morphologisch begründen.Hinsichtlich der Gelenke lassen sich die Muskeln je nach ihrerBeziehung zu den Hauptaxen in synergistische und antagonistische


Anordnung der Musculatur. 161Gruppen scheiden. Die Zahl und Lage dieser Gruppen ist von dem Mechanismusdes Gelenkes abhängig. Gelenken mit einerDrehungsaxe sindnur zwei Muskelgruppen zugewiesen, je eine für das Hin und Her derExcursion. Beide Gruppen stellen sich zu einander in ein antagonistischesVerhältniss und legen ihre Resultirenden mehr oder weniger genau in dieentsprechende Excursionsebene. An Ginglymus-Gelenken scheiden sichdaher die Muskeln nur in eine Beuger- und in eine Streckergruppe,und an den Radgelenken in Pronatoren und Supinatoren. Pronatorenund Supinatoren sind aber überall weniger scharf von einandergeschieden, als Beuger und Strecker, schon aus dem Grunde, weil dieDrehungsaxen in die Richtung der Glieder gelegt sind, denen gemässsich wenigstens die langen Muskeln zu ordnen pflegen. Die Rotatorenvereinigen sich in der Mehrzahl der Fälle mit den Streckern und Beugern,und zwar gewöhnlich so, dass sich die Pronatoren an die Beuger, dieSupinatoren an die Strecker anschmiegen, oder gar mit ihnen zusammenfallen.Arthrodien, seien sie reine Kugelgelenke oder Combinationenmehrerer nahe beisammen liegender Gelenke, wie z. B. das Kopfgelenk,erfordern viele Muskeln und eine derartige Anordnung derselben, dasssie das Gelenk allseitig umgeben. Rücken die Ansatzpunkte an einemEnde nahe zusammen, so vereinigen sich die Muskeln zu einem Kegel, dessenAxe der bewegliche Skelettheil vorstellt. Unter allen Umständen sindes die eingelenkigen Muskeln, welche tiefer, dem Skelete näher liegen,und die zwei- und mehrgelenkigen jene, welche der Oberfläche zunächstzu finden sind.Die so ziemlich allgemein durchgeführte Ansatzweise der Muskelnan den Gelenkenden der Knochen bedingt vielfach eine Ueberkreuzungder Muskelköpfe an den Gelenken, in Folge welcher diese in ein musculösesStrickwerk zu liegen .kommen, und nicht wenig an Haltbarkeitgewinnen. Die Verschränkung der Muskeln ist ein Gesetz, welchesan den Extremitäten kaum eine Ausnahme erleidet. Durch die Verschränkungder Muskeln an den Gelenken und durch die Gruppirungderselben in synergisch thätige Massen werden Lücken, Gruben undFurchen erzeugt, welche die Leitrinnen für die Gefässe und Nervenabgeben. Wie das Skelet die Musculatur, so bedingt die Gruppirung derMuskeln die Anordnung des Gefäss- und Nervensystems. Es scheintdeshalb viel natürlicher, die Lagerung cler Gefässe und Nerven von denLücken der Muskelmassen abhängig darzustellen, als diese Gebilde anden Rand eines Einzelmuskels zu knüpfen.Jeder Muskel besitzt eine aus Bindegewebe bestehende Hülle, Perimysiumexternum, welche mit dem intramusculären Bindegewebe inZusammenhang steht. Ausserdem sind die Muskelgruppen und die Muskelmassenganzer Leibestheile noch in eigene, aus derberem Bindegewebebestehende Hüllen, Muskelbinden, Fasciae, eingeschlossen, welche man,im Gegensatze zu der über den ganzen Körper sich hinziehenden Fasciasuperficialis (S. 7), im allgemeinen Fasciae propriae nennt und je nachder KörpergegencI näher bezeichnet, z. B. Fascia colli, Fascia antibrachiiu. s. w. Sie sind einerseits mit der Fascia superficialis, undzwar zumeist durch lockeres, stellenweise aber durch sehr straffes Bindegewebeverbunden, andererseits hängen sie mit dem Perimysium externumder Muskeln zusammen. Mit dem letzteren vereinigen sie sich nichtv. Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl. 11


162 Anordnung der Musculatur.selten so innig, dass eine Abgrenzung beider nicht möglich ist; es hängtdaher oftmals ganz von der Willkür oder von dem Herkommen,. wohlauch von der praktischen Wichtigkeit ab, ob man die Bindegewebshülleeines Muskels als Fascia oder als Perimysium externum bezeichnet.Häufig spannen sich die Fasciae propriae'über grössere Zwischenräumevon einem Muskel auf einen anderen oder auf einen Knochen hin, oderaber sie senden Scheidewände, Septa intermuscularia*) in die Tiefe, bisan die Knochen, wodurch Fächer zu Stande kommen, in welche dieMuskeln einzeln oder gruppenweise eingelagert sind. Man kann annehmen,dass jede synergistische Muskelgruppe ein besonderes Fach für sich inAnspruch nimmt, und von anderen Muskelgruppen durch Septa intermusculariageschieden wird. Da es immer die Muskelgruppen sind,welche die Leitfurchen der Gefässe und Nerven begrenzen, so wird esbegreiflich, warum gerade diese durch die Fascien gebildeten Scheidewändeso häufig Gefässe und Nerven in sich aufnehmen und sichdeshalb als sichere Leiter bei der Aufsuchung der Gefässe und Nervenverwerthen lassen.Morphologisch lässt sich die Skelet-Musculatur, entsprechenddemGrundplane für den Aufbau des Körpers (S. 6), in drei grosse:Gruppenbringen. Die beiden ersten gehören dem Rumpfe an, erstreckensich aber in analoger Weise auch auf den Kopf. Die eine dieser beidenGruppen schliesst sich an das Skelet des Neuralrohres und ist demnach,die dorsale Musculatur des Rumpfes und des Kopfes; die andere schliesstsich an das Skelet des Eingeweideraumes, und ist daher die ventraleMusculatur des Rumpfes und des Kopfes Sowohl die dorsalen als wiedie ventralen Muskeln sind paarig und symmetrisch angelegt und lassen,wenigstens zum Theile, eine deutliche metamere Anordnung erkennen.Die dritte Gruppe ist die Musculatur der Gliedmassen. So wie dieseselbst sich ursprünglich als secundäre Auswüchse aus der Wand desEingeweideraumes herausgebildet haben, so ist auch ihre Musculatur ausder ventralen Rumpfmusculatur abzuleiten. Sie zeigt mit dieser nochvielfach örtliche und functionelle Beziehungen. Eine segmentale Anordnungist an ihr in keiner Weise zu erkennen.Topographisch werden die Muskeln nach den einzelnen Skeletabschnitten,die sie umlagern, eingetheilt und daher als Kopf-, Rumpf-Muskeln u. s. w. bezeichnet.Nach den Beziehungen zu den Gelenken werden sie alsSchulter-, Hüftgelenk-Muskeln ü. s. w. unterschieden. Als besondere Gruppestellen sich die Schultergürtel- und Rumpfarmmuskeln dar, vondenen die ersteren den Schultergürtel fixiren und bewegen, die letzterenmit Umgehung des Schultergürtels direct vom Rumpfe auf den Humerusüberspringen.In Betreff der Vertheilung der Gesammtmusculatur auf die einzelnenLeibestheile haben Ed. Weber's Untersuchungen ergeben, dassvon der Gesammtheit der 23637 Gramm Fleisch auf den Kopf und denRumpf 3-891 Gramm, auf die obere Extremität 6'630 Gramm und aufdie untere Extremität 13116 Gramm kommen. In Procenten gestaltetJ ): Syn. Ligamenta intermuscularia.


Die Halsmuskeln.sich das Verhältniss wie 16:28:56. Man sieht also, dass die Extremitaten-Musculaturbeiläufig das sechsfache der Rumpf- und Kopf-MusculaturDeträgt.A. Die Rumpfmusculatur.Die Halsmuskeln.Auf dem nicht sehr ausgedehnten Gebiete des Halses begegnen sichMuskeln deren Beziehungen zum Skelet um so mannigfaltiger sind alssie, an die Grenze zwischen Brust und Kopf verlegt, eine Uebemano-smusculaturdarstellen; es schichten sich daselbst auf- und absteigendeMuskeln, narnhch Kopf- und Schultergürtelmuskeln, dazu kommenMuskeln, welche mit dem Zungenbeine, dem Stützknochen der Halsemgeweidein Verbindung treten, also wahre Eingeweidemuskelndann segmentale Muskeln der Wirbelsäule, endlich eine oberflächlicheMuskellage, als Repräsentant der bei Thieren viel weiter verbreitetenHautmus culatur.Der Hautmuskel des Halses, Platysma*) bildet eine vorn und hintengeradrandig begrenzte dünne Schichte, deren schiefe, vom Unterkieferrandeüber die Clavicula absteigende Fasern sich im subcutanen BindeggS23*>!jder_oberenJ^^Sein hinterer Rand ziehtvom Anphi^..m^dümlaa^u^m dder vordere Rand „vom Kinn zum SternOzClaviculargelenk herab; beideMuskeln divergiren daher nach abwärts und lassen ober der Incisurajugularis sterni ein inMa«flfia-Dißifißk frei, dessen Spitze nach obengerichtet ist. Die Faserbündel gehen unten in das subcutane Bindegewebeüber und endigen oben theils am Unterkieferrande, theils, wie spätergenauer beschrieben werden soll, in der Haut des Gesichtes.Der Kopfnicker, Musculus sternocleidomastoideus. Er stellt einenlangen Fleischkörper dar, dessen annähernd parallele Ränder in schieferRichtung über die Seitenfläche des Halses, vom Processus mastoideusgegen das Sterno-Claviculargelenk, herabziehen. Bei genauerer Untersuchungergibt sich, dass der Muskel aus zwei Antheilen besteht: auseinem oberflächlichen, der am Sternum sehnig entspringt und sichfächerförmig gegen den Processus mastoideus ausbreitet, ferner aus einemtiefen welcher fleischig am ^te^aJe^A ,w r^}, haftet; nach obenschmaler wird und hinter dem Warzenfortsatze sehnig endigt. AmSterno-Claviculargelenke treten beide Portionen auseinander und begrenzeneine mit lockerem Bindegewebe erfüllte, schief aufsteigendeSpalte. Wenn sich die Ansatzlinie des Schlüsselbeinantheiles lateral verlängert,so rückt der Kopfnicker mit seinem Fleische bis an einen denNacken deckenden breiten Rückenmuskel, den Musculus trapezius, heran.Man kann den Sternocleidomastoideus als Kopfmuskel verzeichnen, obgleicher auch sämmtliche innerhalb der Halswirbelsäule befindlichenGelenke beherrscht.Der Kopfnicker bedeckt theilweise eine Reihe von Muskeln, welcheden Uebergang cler ventralen Rumpfmusculatur auf den Kopf darstellt.Dazu gehört der zweibäuchige Muskel, welcher an den Unterkiefer') Syn. Muse, subeutaneus colli, s. Platysma myoides.11*163


164 Die Halsmuskeln.angeschlossen ist, dann die Gruppe der Zungenbeinmuskeln, welcheinsgesammt vom Zungenbeine abgehen und einerseits zum Unterkieferund zur Schädelbasis aufsteigen, andererseits zur Umrandung der oberenBrust-Apertur und zum Schulterblatte absteigen, sich daher zu zweiTrichtern vereinigen, deren Basen einerseits dem Kopf, andererseits derBrust zugewendet sind. An die oberen Zungenbeinmuskeln schliessen sichdie Zungenmuskeln an, die aber bereits in dem von hier aus zugänglichgewordenen Mundhöhlenraum liegen.Der zweibäuchige Unterkiefermuskel, Musculus digastricus,*) entspringtan der Incisura mastoidea, zieht bogenförmig nach vorne zumJ^nnwinkeTj^einem vorderen undeinem hinteren, welche durch eine mittlere, spulrunde Sehne auseinandergehalten werden. Die Sehne ist mittelst einer Aponeurose anden Zungenbeinkörper angeheftet und überbrückt mit dem hinteren Bauchedie hinter dem Zungenbein nach oben aufsteigenden Gefässe.Zu den oberen Zungenbeinmuskeln gehören:Der Griffelzungenbeinmuskel, Musculus stilohyoideus. Dieser Muskelliegt neben dem hinteren Bauche des Musculus digastricus undbildet einen spulrunden, schief nach vorne absteigenden Fleischkörper,welcher sich .oben, am^^teßfijay^^^sfjjfiidaus,. und unten an jener._Apjh*neurose befestigt, welche die Sehne des Digastricus mit dem Zungenbeineverbindet. Manchmal ist der Muskel gespalten und umfasst dieSehne des Digastricus.Nach Entfernung des vorderen Bauches des Digastricus kommt derzweite Zungenbeinmuskel, der breite Unterkieferzungenbeinmuskel,Musculus mylohyoideus, zum Vorschein. Die Fasern dieses unpaarigenMuskels ziehen beiderseits von der Linea mvlotivoidea des Unterkiefersschief nach vorne zum ^ungenD^^linie herab, welche von dem Zungenbein zum Kinn aufsteigt und dievorderen Fasern des Muskels innerhalb des Kinnwinkels zu queren,bogenförmigen Schleifen vereinigt. Der Muskel schliesst bis an den Abgangdes Unterkieferastes die Mundhöhle gegen den Hals ab, wird deshalbDiaphragma oris genannt und nimmt in seine obere concave Fläche denZungenkörper auf.Ober diesem Muskel, also bereits im Mundhöhlenraume, befindetsich der dritte Zungenbeinmuskel, der Kinnzungenbeinmuskel, Musculusgeniohyoideus. JEr^gehkauf kiir/ieste.mj^.aga.jan, dßr ,S,pj]ja^ftaaUliszum Zungenkörper herab. Neben ihm findet man diedrei Zungenmuskeln, nämlich den mit fächerförmig ausgebreitetenFasern von der Spina mentalis zum Zungenrücken gehenden Musculusgenioglossus, dann den mit parallelen Fasern vom Zungenbeinhorne aufsteigendenMusculus hyoglossus, endlich den spindelförmigen, an den Musculusstilohyoideus angelegten und am Griffelfortsatz entstehenden Musculusstiloglossus..An die hintere Fläche des Musculus stiloglossus schliesst sich derähnlich geformte Musculus stilopharyngeus an. Er entspringt ober demersteren von dem_Gr]ffelfortsatz, strebt schief ein- und ~ abwärts- derSeitenwand des Rachens zu, in welche sich der grösste Antheil seinerJ ) Syn. Musculus biventer mandibulae.


Die Halsmuskeln. 165Faserbündel einsenkt. Ein kleinerer Antheil setzt sich am oberen Randdes Schildknorpels fest. Häufig ist der Muskel seiner ganzen Längenach in zwei Portionen getheilt.Zu den unteren Zungenbeinmuskeln, die sämmtlich riemenförmigsind, werden gerechnet:Der Musculus sternohyoideus. Dieser Muskel kommt von der hinterenFläche der Handhabe des Brustbeines, sowie auch von dem Gelenkendeder Clavicula und geht neben der Mitte des Halses zur hinteren Flächedes Zungenbeinkörpers. Hinter ihm liegt ein ähnlicher Muskel, der dieselbenAnsatzpunkte hat, aber durch eine mittlere Ansatzlinie am Schildknorpeldes Kehlkopfes in zwei Hälften getheilt ist: in eine untere,längere, die man Musculus sternothyreoideus nennt, und in eine obere,kürzere, die Musculus thyreohyoideus genannt wird. Eine gelegentlich inder Mitte des Musculus sternohyoideus befindliche Inscriptio tendineatheilt auch diesen Muskel in zwei Abschnitte. — Der dritte dieserMuskeln, der Musculus omohyoideus, wird in der Mitte seines Verlaufesdurch eine längere Sehne vollständig in zwei Bäuche gespalten. Derobere Bauch, der annähernd senkrecht über den Hals hinaufzieht, heftetsich am Zungenbeinkörper an, und der untere, der in beinahe quererRichtung hinter dem unteren Ende des Kopfnickers wegschreitet, suchtseinen Ansatz am Schulterblatte neben der Incisura scapulae. Die Sehneüberbrückt unten die Halsgefässe, verschmilzt mit dem tiefen Blatte derFascia colli und geht mittelst verstärkter Bündel dieser Fascie eineVerbindung mit der Sternalhälfte der Clavicula ein. — An dem Zungenbeinansatzeder genannten drei Muskeln liegt ein Schleimbeutel.Wenn man das Schlüsselbein im Sterno-Claviculargelenke auslöstund zurückschlägt, so kommen an der Seite des Halses drei Muskelnzum Vorschein, welche aufsteigend die zwei oberen Rippen mit denQuerfortsätzen der Halswirbel verbinden und in das System der dieRumpfwände ergänzenden Muskeln einbezogen werden können. Es sinddies die Rippenhalter, Musculi scaleni. 1 ) Nach der Lage unterscheidetman einen Scalenus anticus, medius und posticus. — Der Scalenus anticusiiisjEii:ij±^i^h^uj3ien...an die obere Fläche^-d^s^EOJ^ran^^ndes des erstenRipp&nJaka©h^.s~&is an das Tuberculum scaleni und geht nach obenin drei bis vier sehnige Bündel"*über, welche'" sich mit Umgehung des7. Halswirbels an den vorderen Höckern der Querfortsätze^EeW6., 5. und4. Halswirbels anheften. Seine vordere Fläche wird von dem Nervusphrenicus gekreuzt. — Der Scalenus medius ist der grösste; er findetebenfalls bereits an der L Ripperjseinen.Ansatz r _ aber erst in einigemAbstände hinter dem vorderen Scalenus, und schickt von da zu denhinteren Höckern der Querförtsätze sämmtlfcne^^sehnige"Zacke. Durch die Vertheilung der Ansatzzacken dieser zwei Scaleni aufdie vorderen und hinteren Höcker der Querfortsätze, und durch den geschiedenenAnsatz der Bäuche an der 1. Rippe, kommt zwischen demScalenus anticus und medius eine längliche, aufsteigende Spalte zu Stande,in deren obere Hälfte die unteren Foramina intervertebralia der Hals-') Scalenus von cxaXiqvos, ungleich; daher sollten diese Muskeln in sinngemässerUebersetzung insgesammt der ungleich dreiseitige Halsmuskel heissen.


166 Die Halsmuskeln.Wirbelsäule fallen und deren untere Hälfte von aussen in den Brustraumführt. Diese Spalte soll hintere Scalenus-Lücke genannt werden,zum Unterschiede von einer vorderen, welche ober dem 1. Rippenknorpel,hinter dem Sferno-Claviculargelenke und hinter dem unterenAnsätze des Kopfnickers, also vor dem Scalenus anticus sich befindet.— Der Scalenus posticus lässt sich von dem medius nur durch den An--^te-^eiöes»^^^seine Zackensteigen zu den drei unteren Halswirbel-Querfortsätzen empor.Variable in dieser Gegend vorkommende Muskelbündel werden alsScaleni accessorii beschrieben.Die zwei hinteren Scaleni werden von dem Schulterblattheber,Musculus levator scapulae, bedeckt. Dieser Muskel ist ein Schultergürtelmuskel; er«.heftet. säel^^iU-^v iar,. u ftter#ix. Halswirbel-Querfortsätze an und tritt mit seinem Bauche äffden oberen, inneren Winkel der Scapula.Unmittelbar an der vorderen Fläche der Wirbelsäule liegen folgende,erst nach Beseitigung der Eingeweide vollständig darstellbare Muskeln:Der lange Halsmuskel, Musculus longus colli. Er reicht mit seinemsehnigen unteren Ende bis an den Körper. dps 3 Brpsfwkb^l^.,h Aranund zerfällt zunächst in zwei nach oben divergirende Antheile. Dermediale Antheil zieht gerade aufwärts bis zum Körperdfis,, ^^Halswir^ISjnimmt während seines Zuges von den Körpern der zwei^ ersten BrustWirbel, sowie auch von einigen unteren Halswirbeln Faserbündel auf,und gibt dafür etliche an die Körper der oberen Halswirbel ab. Derlaterale Antheil überbrückt den Querfortsatz des 7. Halswirbels und heftetsich am Querfortsatze des 6. und 5. Halswirbels anj^ er bekommt aber,von den Querfortsätzen der .-U-nter.en,-JHalEwirbeL neue .Zuzüge, w-elche,convergirend mit den Fasern des medialen Antheiles, bis an den Körperdes 2. Halswirbels reichen. Der ganze Muskel ist daher dreiseitig begrenzt.Um alle seine Ansätze blosszulegen, müssen die oberflächlicher liegendenFleischbündel entfernt werden.Der lange Kopfmuskel, Musculus longus capitis*) Dieser liegt ander lateralen Seite des langen Halsmuskels,Jüaftet oben fleischig an~*d£Ba*r~Gri ind Stücks,. ^es^Hku^Grübchen nebendem Tuberculum pharyngeum und setzt sich unten mit sehnigenZacken an die vorderen Höoker der Querfortsätze des 3. bis .6. Hals-,wirbeis an.Nach Beseitigung dieser zwei Muskeln erscheinen zwischen denvorderen omcLhinteren Höckern der Querfortsätze je zweier Halswirbelkurze, dünne Muskelbündel,"*" welche " Zwisehenquerfortsatzmuskeln,Musculi intertransversar^ und,postici genannt werden. Die_ hinterensind die eigentlichen Intertransversarii, die vorderen entsprechen denIntercostales. Der erste Intertransversarius, zwischen dem t Atlas_UQd demProeessus,jjj^]&rJ£,dejä..]^auch gerader seitliche*Kopfmuskel, Musculus rectus capitis lateralis, genannt.Hinter dem Longus capitis befindet sich noc# ein kleiner Muskelder die Pars lateralis Atlantis mit dem Grundstücke des Hinterhauptx ) Syn. Musculus rectus capitis anticus major.


Die Gruppirung der Halsmuskeln. 167beines verbindet und gerader vorderer Kopfmuskel, Musculus rectuscapitis anticus,*) heisst.Die Gruppirung der Halsmuskeln.Nur wenige der besprochenen Muskeln schmiegen sich unmittelbardem Skelete an; es sind dies blos jene Muskeln, welche sich vorneauf die Wirbelsäule lagern; die meisten anderen aber legen sich wieBrücken über die Halseingew r eide und begrenzen somit jenen Raum,welchen man als Visceralhöhle des Halses bezeichnen kann. Anderekleinere Räume leiten Gefässe und Nerven zum Kopfe und zu denGliedmassen.Der leichteren Üebersicht wegen theilt man den Hals in mehrereBezirke. Eine Linie, welche dem vorderen Rande des Kopfnickersfolgt, scheidet eine unpaarige Regio mediana colli von der paarigen Regiolateralis. Da beide Bezirke eine dreieckige Begrenzung besitzen, sowerden sie auch als Trigonum colli medium und laterale beschrieben; dieBasis des mittleren Dreieckes bildet der Unterkieferrand, die Basis des seitlichendas Schlüsselbein. Im mittleren Bezirke liegt ober dem alsProminentia laryngea austretenden Kehlkopf das Zungenbein, durch welchesdieser Bezirk wieder in zwei Unterabtheilungen zerlegt wird: in dieRegio suprahyoidea und die Regio infrahyoidea. In der unteren Spitze derletzteren sinkt die Haut grubig ein, und es entsteht dadurch dieDrosselgrube, Fossa jugularis. Der seitliche vertiefte Antheil der Regiosuprahyoidea wird Fossa submaxillaris genannt. Unter ihr, und durch dieSehne des Musculus digastricus von ihr abgegrenzt, befindet sich eineähnliche Einsenkung neben dem grossen Hörn des Zungenbeins, dasTrigonum caroticum 2 ) und eine zweite hinter dem Kieferaste, die Fossa'retromandibularis. Die Grube an der Basis des seitlichen Halsdreieckeswird Fossa supraclavicularis genannt.Wenn man, wie dies gewöhnlich geschieht, die Grenze des Halsesgegen den Nacken in eine Linie versetzt, welche vom Processus mastoideuszu der Schulterhöhe gezogen wird, so fällt ein bisher noch nichtbeschriebener Muskel des Nackens, der Musculus trapezius, zum Theil nochin den Bereich des Halses. Indem sich dieser Muskel mit seinen Rändernnach vorne umschlägt und an den Kopfnicker reiht, bildet er mitdiesem einen kegelförmigen Mantel, gross genug, um die seitlichenHalsdreiecke zu bedecken. In dem Mantel befinden sich aber zwei Unterbrechungen:die grössere liegt ober der Clavicula, entspricht der Fossasupraclavicularis und wird vom Trapezius und von dem hinteren Randedes Kopfnickers begrenzt; die kleinere liegt ober dem Sterno-Claviculargelenke-und entspricht der Spalte zwischen dem Clavicular- und demSternalantheil des Kopfnickers. Der Hohlraum dieses Mantels bleibt nachvorn in der ganzen Ausdehnung der Regio mediana colli offen, undnimmt durch diese Oeffnung den an der Schädelbasis aufgehängtenSchlund.trichter auf. Das Zungenbein, der Stützknochen des Schlundes,kommt mit dem Kehlkopf gerade in den Eingang des Mantels zu liegen1 ) Syn. Musculus rectus capitis anticus minor.2 ) Syn. Fossa s. Fovea carotica.


168 Die Gruppirung der Halsmuskeln.und bildet dort den Ausgangspunkt der zweiten Muskellage, nämlichder Zungenbeinmuskeln, deren Aufgabe es ist, den äusseren Muskelkegelnach vorn zum Abschluss zu bringen und in erster Lage dieVisceralhöhle des Halses abzugrenzen. Dies geschieht in der Weise,dass die Zungenbeinmuskeln mit divergirenden Fasern nach oben zumUnterkiefer und nach unten zur Sterno-Clavicularlinie ziehen, und zuzwei von einander abgewendeten, halbkegelförmigen Hüllen zusammentreten.Die unteren Zungenbeinmuskeln schalten sich noch, grösstentheilsin den äusseren Muskelmantel ein, indess die oberen, den Boden derMundhöhle bildend, sich in den Bogen des Unterkiefers einfügen und sichnur dann in den Hals als Theil desselben einbezogen darstellen, wennder Kopf in den Nacken gebeugt w r orden ist. Ausser dem Kehlkopf istfür die Plastik des Halses das wichtigste Gebilde der Kopfnicker, welcher,bei allen Bewegungen des Kopfes vorschnellend, mit seinem vorderenRande unten die Fossa jugularis, oben das Trigonum caroticum undseine Fortsetzung, die Fossa retromandibularis, begrenzt. Die dritte Muskelgruppe,die der Scaleni, gibt der Visceralhöhle ober dem Schlüsselbein,entsprechend der Lücke im oberflächlichen Muskelmantel, die seitlicheBegrenzung, gestattet jedoch durch die seitwärts sich öffnenden Spaltenden Uebertritt der Gefässe in die Fossa supraclavicularis.Die unpaarigen Eingeweide und die an ihrer Seite aufwärts ziehendenGefässe des Kopfes bekommen, dem Besprochenen zufolge, sogleichbei ihrem Austritte aus dem Brustraume zwei Muskelhüllen und werdenseitlich vom Kopfnicker und darunter vom Omohyoideus und seinerAponeurose bedeckt. Da aber die Ränder des äusseren Mantels vornenicht zusammengreifen, so verlieren die Eingeweide in der Fossa jugularisdiese Hülle und werden da nur von den Zungenbeinmuskeln bekleidet.Am Zungenbein, wo diese zweite Muskellage ganz an die Oberflächetritt, ist die Muskelhülle durchgehends einfach, und in der Nähedes Kieferwinkels, wo der hintere Rand des Mylohyoideus nach vorneund der Kopfnicker nach hinten ablenkt, bildet sich sogar eine dasTrigonum caroticum fortsetzende Lücke zwischen beiden Muskeln, durchwelche sich ein Theil der Aeste, in welche die Kopfgefässe am Zungenbeinzerfallen, an die Oberfläche durcharbeitet. Es bleibt somit oberdem Zungenbein nur ein Muskel zurück, der sämmtliche Gefässe undEingeweide überbrückt; es ist dies der Musculus digastricus mit seinerSehne und dem ihm beigegebenen Stilohyoideus. Um in die Visceralhöhledes Halses, ohne Muskeln zu verletzen, einzudringen, gibt es dahernur folgende Wege: die Spalte zwischen den geschiedenen Antheilendes Kopfnickers ober dem Sterno-Claviculargelenke, dann die medianeSpalte zwischen den zwei Brust-Zungenbeinmuskeln in der Fossa jugularis,;endlich die Lücke zwischen den Zungenbeinmuskeln und dem Kopfnickerin dem Trigonum caroticum.Die Fossa supraclavicularis enthält Nerven und Gefässe; die ersterentreten in sie aus den Zwischenwirbellöchern durch den oberen Bezirkder hinteren Scalenus-Lücke, die letzteren unmittelbar ober der 1. Rippe,und zwar die Arteria subclavia durch die hintere Scalenus-Lücke, dieVena subclavia durch die vordere Lücke. Indem die genannten Gebildeunter der Clavicula wegschreiten, gelangen sie in die Achselhöhle. DenZugang in die Grube bezeichnet von aussen die Fossa supraclavicularis.


Die Gruppirung der Halsmuskeln. 169Schliesslich muss noch eines Grübchens gedacht werden, welchesder Musculus digastricus an der unteren Fläche des Mylohyoideus mitdem Unterkiefer begrenzt, es ist dies die Fossa submaxillaris, in welchesich die Unterkiefer-Speicheldrüse einbettet.Fascia colli. Es ist kaum möglich, ohne sich in Widersprüche zuverwickeln, diese so vielfach in Blätter getheilte Muskelbinde als einzusammenhängendes Ganzes darzustellen, und es dürfte daher genügen,nur auf jene Verhältnisse hinzuweisen, deren Kenntniss unumgänglichnothwendig ist und deren präparatorische Darstellung jederzeit ohneirgend eine Schwierigkeit gelingt. Die zwei besprochenen Muskelmäntelbesitzen, jeder für sich, eine besondere, dünnhäutige, fibröse Hülle, dieman als oberflächliches und tiefes Blatt der Halsfascie, Laminasuperficialis und Lamina profunda fasciae colli, unterscheidet. Eine drittefibröse Lamelle, Fascia praevertebralis, bekleidet die Wirbelsäule sammtden sie bedeckenden Muskeln. Da wo die Muskellagen unterbrochensind, treten die aufeinander geschichteten l'ascienblätter zusammen,oder senden einander Dissepimente zu, und bilden dadurch für alle denHals entlang ziehenden Gebilde: Muskeln, Gefässe und Eingeweide,röhrenförmige Kapseln. Während sich das oberflächliche Blatt cler Halsfasciemit den oberflächlichen Fascienblättern des Kopfes, des Nackens undder Brust verbindet, geht das tiefe Blatt, sowie die Fascia prävertebralisin die fibrösenUeberzüge der Visceralhöhlen des Kopfes und der Brustüber, und beide vermitteln dadurch die Communication cler genanntenHöhlen mit dem Halsraume. An der oberen und unteren Grenze desHalses heften sich beide Fascienblätter an die denselben abschliessendenKnochen an.Folgt man nun der Lamina superficialis und profunda der Halsfascieauf ihrem Zuge von hinten nach vorne, so findet man, dass sieober dem Schlüsselbeine noch geschieden sind, indem das oberflächlicheBlatt an der vorderen, das tiefe Blatt an der hinteren Flächedes Schlüsselbeines festgeheftet ist. Man überzeugt sich ferner leichtdavon, dass sich die Lamina profunda mit der Aponeurose des Omohyoideusverbindet, und dass beide Blätter mit einander einen Zwischenraumerzeugen, welcher als Vorraum der Fossa supraclavicularis zubetrachten ist. Kleine Gefässe und Nerven liegen in diesem Räume undgehen vor dem Trapezius in die Fossa supraspinata scapulae. Wollte mandaher bis in den Grund der Fossa supraclavicularis eindringen, etwa zudem Zwecke, um die Schlüsselbein-Arterie aufzusuchen, so müsste man beideFascienblätter, die Lamina superficialis und profunda, schlitzen. In dieserGegend wird man auch eine kleine Lücke im oberflächlichen Blatteder Fascie wahrnehmen, welche dazu dient, der grossen oberflächlichenHalsvene (Vena jugularis externa) den Uebertritt zur Vena subclavia zugestatten. — Am hinteren Rande des Kopfnickers vereinigen sich beideBlätter miteinander, treten aber sogleich wieder auseinander, umdiesen Muskel in eine Kapsel zu fassen. Die mediale Wand dieserKapsel, also die Lamina profunda, bildet den Ausgangspunkt einesDissepimentes, welches, in die Tiefe tretend, mit der Vagina vasorumder aufsteigenden Kopfgefässe und mit cler Fascia praevertebralis sichverbindet und dadurch den Visceralraum des Halses vollständig zumAbschluss bringt. Der Zugang zu den Gefässen und Eingeweiclen ist


170 Die Brustmuskeln.daher in dieser Gegend allsogleich geöffnet, wenn man, nach Beseitigungdes Kopfnickers, das hintere (beziehungsweise mediale) Blatt seinerScheide durchtrennt.Zu den verschiedenen Abschnitten der Regio mediana colli zeigtdie Fascia colli nicht durchwegs dasselbe Verhalten. Am Zungenbeinund am Kehlkopf lässt sich nur ein einziges Blatt der Halsfascie darstellen;erst an den Basen der beiden durch die Zungenbeinmuskelngebildeten Kegel spaltet sie sich wieder in zwei Blätter. In der Fossasubmaxillar is schmiegt sich nämlich das tiefe Blatt der Halsfascie, von derSehne des Musculus digastricus aufwärts, der unteren Fläche des Musculusmylohyoideus an, bedeckt dieselbe vollständig und heftet sichoben an cler Linea mylohyoidea des Unterkiefers fest, während das oberflächlicheBlatt sich von der Sehne des Musculus digastricus geradewegszum unteren Rand des Unterkiefers hinspannt. Beide Blätter stellen somit einem Theile cler medialen Seite des Unterkiefers ein Fach her, inwelchem die Unterkieferdrüse mit Gefässeh und mit einem kleinenNerven eingeschlossen ist.Ober der Handhabe des Brustblattes, also in der Fossa jugularis,kann man ebenfalls zwei Blätter der Fascia colli darstellen;die einfache Fascie, welche die unteren Zungenbeinmuskeln in derGegend des Kehlkopfes bekleidet, spaltet sich nämlich im Absteigen inein tiefes Blatt, welches, den genannten Muskeln folgend, sich ah diehintere Fläche des Brustbeins und der Sterno-Claviculargelenke heftet,.und in ein oberflächliches Blatt, welches sich an die vordere Flächedes Brustbeins begibt und dort mit der vorderen Bekleidung des Sternocleidomastoideuszusammenhängt. Beide Blätter begrenzen so ober derIncisura jugularis sterni einen kleinen Raum, Spatium interaponeuroiicunßsuprastemale, in dem sich Venen befinden und cler, gleichsam als Vorraum,wieder durchschritten werden muss, um von da aus an dieEingeweide zu gelangen. Hat man in dieser Gegend die Laminaprofunda gespalten, so kann man ohne weiteres Hinderniss denEingeweiden entlang hinter dem Brustbein in die Brusthöhle eindringen.Geht man in dem Trigonum caroticum am vorderen Randedes Kopfnickers in die Tiefe, so stösst man zuerst auf die Gefässe,dann auf die Eingeweide, und wird an diesen entlang nach aufwärtsbis an die Schädelbasis vordringen können.Den Kehlkopf deckt daher eine einfache Fascie, welche man sich aus zweimiteinander vereinigten Blättern bestehend vorzustellen pflegt. Um in der Fossajugularis an die Luftröhre zu kommen, muss man zwei Fascien-Blätter spalten;um die Halsgefasse durch die Lücke des Kopfnickers zu erreichen, muss manebenfalls zwei Blätter durch trennen, während in dem Trigonum caroticum, wo dieBlätter bereits miteinander vereinigt sind, nur ein einziges Fascien-Blatt zu durchtrennenist. Die Aufsuchung der Vasa subclavia in der Fossa supraclaviculariserfordert wieder die Spaltung zweier Lamellen der Halsfascie.Die Brustmuskeln.Zu den Brustmuskeln rechnet man jene, welche als ventraleRumpfmuskeln die Wand der Brusthöhle ergänzen, und jene, welchetheils in einfacher, theils in doppelter Schichte auf der vorderen Brustwandlagern. Die letzteren sind theils Schultergürtelmuskeln,welche vom Rumpfe zu den Bestandtheilen des Schultergürtels gehen


Die Brustmuskeln. 171theils Rumpfarmmuskeln, welche von der Brustwand, überhauptvom Rumpf-Skelete, mit Umgehung des Schultergürtels zum Oberarmziehen.Der oberflächlichste ist der grosse Brustmuskel, Musculus pectoralismajor, ein breiter Rumpfarmmuskel, dessen Bündel in einer bogenförmigenLinie.vnn rier Stern alhfilftf^r»^von den Knorpeln aller wahren Rippen entspringen und sich an derCrista tuberculi majoris humeri mittelst einer bandartig breiten Sehneanheften. Zu den von der 7. Rippe schief aufsteigenden Fasern geselltsich noch ein von der Scheide des geraden Bauchmuskels entstehendesBündel. Man unterscheidet daher am Pectoralis major eine Pars clavicularis,eine Pars sternocostalis und eine Pars abdominalis. — Die grosseMasse des Fleisches würde an der Crista tuberculi nicht die nöthigeLänge der Haftlinie finden, wenn nicht die breite Sehne in eine nachoben und hinten umbiegende Falte gelegt wäre, so dass die absteigendenFasern der Pars clavicularis in das vordere Blatt der Sehne, die vonUnten aufsteigenden Bündel der Pars sternocostalis und der Pars abdominalisdagegen in das hintere Sehnenblatt übergehen. Beim Uebergangin die Sehne müssen sich daher die Bündel schichten und wechselweisekreuzen, wodurch der Muskel an seinem unteren Rande eine bogenförmigeBegrenzung und die von ihm dargestellte, frei austretendeAchsel falte eine leichte Biegung bekommt.Am Körper des Brustbeines treten die Bündel der beiden Muskeln nichtselten zusammen. — Nicht sehr selten findet man neben dem Sternum und vordem grossen Brustmuskel einen oder zwei gerade absteigende Muskeln, die sogenanntenMusculi stemales, welche sich auf verschiedene Weise mit dem Sternum,mit den Rippen, selbst mit dem Sternocleidomastoideus verbinden.Um die Rippenansätze des Brustmuskels zur Ansicht zu bekommen, muss derMuskel mitten im Fleische durchschnitten und zurückgeschlagen werden. Dadurchwird auch der nächst tiefer liegende Muskel freigelegt.Der kleine Brustmuskel, Musculus pectoralis minor, ist ein Schultergürtelmuskel;seine fleischigen Zacken ziehen von der 3., 4. Und 5. Rippeconvergirend und in schief aufsteigender Richtung zum/Processus coracoideus..,...Der Unterschlüsselbeinmuskel, Musculus subclavius, ist halbgefiedertund liegt in derselben Schichte, unmittelbar unter cler Clavicula, vomPectoralis minor durch eine breite Spalte geschieden und in eine fibröseScheide eingekapselt. Dieser Muskel ist ebenfalls ein Schultergürtelmuskel;seiruV j^u^ganaen,Jttiidst«Ä@!^i»iClavicula ^w^A^erelnlge» -«©h^in*"efner randständigen Sehne, welchesich an der ersten Rippe, beim Uebergange des Knochens in den Knorpel,ansetzt.Hat man die Präparation dieser Muskeln beendigt, so säge mandas Mittelstück der Clavicula heraus, bringe die Schulter zurückund entferne die Achselgefässe und Nerven. Nach Beendigung dieserArbeit benutze man die Gelegenheit, den unteren Ansatz des Omohyoideusund «der Scaleni zu besehen und schreite dann zur Darstellung desvorderen sägeförmigen Muskels, Musculus serratus anticus. Er istebenfalls ein Schultergürtelmuskel; er deckt die ganze Seiten wand desBrustkorbes und, heftet, sich einerseits mjJLn&un^^^


172 Die Brustmuskeln.an den acht oder neun oberen Rippen, andererseits am Spinalrandeund am unteren Winkel der Scapula an. Die oberste Zacke entspringtvon der 1. und 2. Rippe, dann von einem diese Rippen verbindendenSehnenbogen und tritt an den obersten Antheil des Schulterblattrandes.Die zweite Zacke ist kürzer, inserirt sich am unteren Rande der 2., unddie dritte am unteren Rande der 3. Rippe; beide Zacken breiten sichfächerförmig aus und besetzen mit ihren Bündeln mehr als zwei Dritttheiledes medialen,Schulterblattrandes, so dass sich alle die folgenden,die von den äusseren Rippenflächen mehr oder weniger schief aufsteigendankommen, an dem-Angulus scapulae inferior zusammendrängen müssen.Die Ursprungslinie der Costalzacken" bildet einen Bogen, der von derMitte der ersten Rippe ausgeht und in beinähe cohsläntem Abstände vonden Verbindungsstellen der Rippenknochen mit den Knorpeln nachunten und hinten ablenkt. Die unteren fünf bis sechs Zacken interferirenmit den Zacken des äusseren schiefen Bauchmuskels.Unter dem Serratus liegt die nackte Brustwand. Diese soll nunbesichtigt werden, wobei man die Lage und Länge der Rippen, die Ausdehnungder Intercostalräume und die innerhalb derselben die Brustwandergänzenden Muskeln zu beachten hat.Die Zwischenrippenmuskeln, Musculi intercostales. Jeden Intercostalraumschliessen zwei Muskelschichten ab, die man als Intercostalesinterni und externi von einander unterscheidet. Die beiden Schichten^sind fast gleich lang, aber jede für sich kürzer als der betreffende,Intercostalraum; trotzdem füllen beide zusammen denselben ganz aus,weil sie gegen einander verschoben sind: die äussere Schichte nachhinten, die innere nach vorne. Die äusseren Zwischenrippenmuskelnbeginnen am, Tuberculum costae und endigen vorne bereits an jenerStelle, wo der Pectoralis minor und der Obliquus abdominis externus;entspringen, und bestehen aus Faserbündeln, welche schief von hintenund oben nach vorne und unten absteigen. Die inneren Zwischen^rippenmuskeln treten vorne bis ans Sternum heran,, reichen aber hintennur bis an die Rippenwinkel und bestehen aus Faserbündeln, die schiefnach vorne aufsteigen. Die Intercostalräume besitzen daher nur in derMitte eine doppelte Muskellage und werden vorne nur von den inneren,hinten nur von den äusseren Zwischenrippenmuskeln verstopft. — Diemangelnde Schichte ist durch sehnig glänzende Bindegewebszügejersetzt, welche ziemlich dieselbe Richtung wie die Muskeln, die sievertreten, einhalten. Wegen Aufknickung der Rippenknorpel änderndie Intercostales interni vorne ihre Faserrichtung. In den zwei letztennach vorne offenen Intercostalräumen schliessen sich die inneren Zwischenrippenmuskelnunmittelbar an die Faserung des Obliquus abdominisinternus an.An der Innenwand des Thorax findet man eine die Rippen deckendeMuskellage, welche aus zwei Reihen von Bündeln besteht: einer hinterenund einer vorderen. Die Bündel der hinteren Reihe, die man Musculisubcostales nennt, haben mit den inneren Zwischenrippenmuskelndie gleiche Faserrichtung; sie überspringen aber stets eine Rippe undkommen gewöhnlich nur an der unteren Hälfte des Thorax vor. DieBündel der vorderen Reihe beschreibt man unter dem Namen Musculustriangularis sterni; sie bestehen aus Fasern, die vom Processus xiphoideus


Die Bauchmuskeln. 173und vom Corpus sterni schief nach oben zu den Abknickungen des 6. bis3. Rippenknorpels aufsteigen. Beide Reihen haben auch den gemeinschaftlichenNamen Musculus transversus thoracis bekommen. Ein an dieHalsfascie angeschlossener inconstanter Transversus colli ist die Fortsetzungdieser Muskelschicht. — JDjeJteste_Bi_ndegewebslage L we_lche_deninneren serösen Ueberzug des Brustkorbes, das Brustfell, an die besprochenenBestandtheile der Brustwand heftet und mit den MuskelzackerTin VerlTindulig steht, \vird~Falscia endöthoracica genannt.Die Bauchmuskeln.Die vordere, theils musculöse, theils aponeurotische Wand derBauchhöhle besteht aus zwei symmetrischen trapezoidalen Platten, derensehnige Antheile sich in der sogenannten weissen Bauchlinie, Lineaalba, verweben; ungefähr in der Mitte derselben liegt der Nabelring,Annulus umbilicalis. Die Knorpel der unteren Rippen, die Querfortsätzeder Lendenwirbel, die vordere Abtheilung des Darmbeinkammesund die Gegend der Schamfuge bilden den Rahmen, an dem sich dieRänder der musculösen Bauchwand fortlaufend anheften. Nur untenverlassen die Platten die knöcherne Umrandung, springen direct vomvorderen oberen Darmbeinstachel auf das Tuberculum pubicum überund bekommen in Folge dessen, dem Leistenbuge entsprechend, einenfreien Rand, welcher durch eigene fibröse Faserbündel verstärkt, das sogenannte,Leistenband, Ligamentum inguinale,*) darstellt und den Ausschnittzwischen Darm- und Schambein überbrückt. Da sich die Ansatzliniedieses Bandes vom Tuberculum pubicum noch eine Strecke weitauf den Schambeinkamm lateral fortsetzt, so kommt ein kleiner Faserfächerzu Stande, der den scharfen Ansatzwinkel des Leistenbandesabrundet und einem Theile der Schenkelfascie als Ausgangspunkt dient;auch dieser Fächer wird herkömmlich als selbstständiges Gebilde betrachtetund als solches Ligamentum Gimbernati genannt.In dem Seitentheile der Bauchwand liegen drei breite Muskeln,deren Faserbündel theils quer, theils in diagonaler Richtung auf- oderabsteigend verlaufen. Neben cler Linea alba trifft man aber nur eineMuskellage, die aus steilen, annähernd parallel absteigenden Fasernbesteht und von den Aponeurosen cler seitlichen Muskeln eingekapseltwird. Diese Kapsel, die Scheide des geraden Bauchmuskels, Vaginamusculi recti abdominis, soll in der Mitte des Muskels der Länge nachgespalten und zurückgeschlagen werden, wobei lineare Verwachsungenderselben mit dem Muskel vorsichtig getrennt werden müssen. Man thutam besten, die Präparation vorläufig nur auf einer Seite vorzunehmenund die andere Körperseite für die Untersuchung des Verhältnisses derseitlichen Aponeurosen zu dieser Scheide aufzusparen. Der auf diese Weisedargestellte Muskel ist:Der gerade Bauchmuskel, Musculus rectus abdominis. Er entstehtam Brustkorbe neben dem Schwertfortsatze mit drei Zacken an denKnorpeln„ der letzten drei wahren Rippen, wobei die mediale Zackedie 7., die laterale, breiteste die 5. Rippe auJsuclrt._JEr^ tritt unten mit') Syn. Ligamentum Pouparti.


174 Die Bauchmuskeln.etwas convergirenden Fasern an das Tuber des Schambeins, welcheser mittelst einer kurzen Endsehne bis an das Tuberculum^ pubicumbesetzt. Drei bis_vier quere Sehnenstreifen, Inscriptiones tendineae, vondenen nur eine unter dem Nabel" liegt, unterbrechen vollständig oderunvollständig den Fleischbauch des Muskels und heften ihn zugleich andie vordere Wand seiner Scheide an. Der Muskel besteht daher nuraus kürzeren Bündeln, von denen die mittleren beiderseits an einerInscriptio tendinea und mittelst dieser nur an der Scheide befestigtsind. Jene Bündel aber, die sich nicht schon an der nächsten Inscriptiotendinea anheften, ziehen hinter derselben weiter fort, drängen sichdann zwischen den anderen Fasern nach vorne zu und bedingen dadurchdas geflechtartige Gefüge, welches an der hinteren Fläche des Muskelssichtbar ist.Eine häufig fehlende Zugabe dieses Muskels ist der Musculus pyramidalis,dessen Fleischbündel 4W-4©£«i3dajaAjii^^entstehen und convergirend in die Linea alba aufsteigen.Die Scheide des geraden Bauchmuskels besteht aus zweiBlättern, welche an den Rändern des Muskels zusammentreten. Dasvordere Blatt deckt die ganze Länge des Muskels und hat daher dieselbenAnsätze wie dieser; das hintere Blatt dagegen reicht nur bisetwa in die Mitte zwischen Nabel und Symphyse herab, wo es miteinem mehr oder weniger deutlich hervortretenden, etwas gebuchtetenQuerrande, der Linea Douglasii endigt. Von hier an bis zur Symphysewirdjler^ Muskel^ gegen den Bauchraum nur von einer dünnen Fascieund von dem serösen Bauchfell bekleidet.Wird der Rectus zurückgeschlagen, so findet man, dass die Linea Douglasiimit dem Schambein und dem lateralen Rande der Vagina musculi recti eine verschiedengrosse Lücke begrenzt, und dass man durch diese vor dem Peritoneumunmittelbar bis an die vordere Harnblasen wand gelangen kann. Retzius hat dieseLücke deshalb die Blasenpforte, und den Raum zwischen dem Muskel und dein,Peritoneum das C'avum praeperitoneale genannt. Am lateralen Rande der Blasenpfortetritt hinter dem Leistenbande die Arteria epigastrica in diesen Raum ein und ver*theilt sich in der Fleischmasse des Rectus. Manchmal rückt die Linea Douglasii soweit herab, dass die Scheide des Rectus auch hinten bis auf die kleine Oeffnungzum Durchtritte der Arterie vervollständigt wird. Bei Weibern, die geboren haben,,ist das sehr häufig der Fall. — Auch das vordere Blatt der Scheide des Rectusbesitzt eine dünne Stelle, und zwar entsprechend der 9. und 10. Rippe, wo man bei.der Präparation des Muskels yon hinten her eine Wiederholung der Linea Douglasiinachweisen kann.Der äussere schiefe Bauchmuskel, Musculus obliquus abdominisexternus,*) ist _der oberflächlichste unter den breiten Bauchmuskeln;jerheftet sich oben an der äusseren Fläche der Knochen aller falschen undzweie? „oder drei er wahrer Rippen, also von der.. 5. -oder,-6. bis zur 12.herab, mit jüeben oder acht Zacken an, von denen die oberen zwischendie Zacken desi Serräticus "anticus,"die"unteren drei zwischen die Zackendes Latissimus dorsi eingreifen. Wo diese Faserbündel entspringen,endigen die Intercostales externi. Eine accessorische Zacke, von derFascia lumbodorsalis ist nicht constant. Sämmtliche 'Faserbündel vereinigensich zu einer Muskelplatte, welche hinten durch die letzte.') Syn. Musculus oblique descendens.


Die Bauchmuskeln. 175senkrecht zum Darmbeinkamme absteigende fleischige Zacke begrenztwird, nach vorn aber in eine Aponeurose übergeht und sich mittelstdieser unten am Leistenbande bis zum Tuberculum pubicum und amSchambein-Knorren bis zur Symphyse anheftet. Als Bestandtheil desvorderen Blattes der Scheide des Musculus rectus geht diese Aponeurosevorne in die Linea alba über, wo sie sich mit der Aponeurose desMuskels der anderen Seite verwebt. Die Grenzlinie sämmtlicherFleischfasern beginnt an der Spina ilium anterior superior, geht vonda zuerst horizontal gegen die Mitte, biegt darauf in einigem Abständevon dem Rectus nach aufwärts um und laufte dicht an dem lateralenRande desselben bis zu dem Knorpel der 5. Rippe hinauf. Das unteredreieckige Stück der Bauchwand, welches von einer die beiden Darmbeinstachelverbindenden Linie begrenzt wird, enthält daher in dieserSchicht nur sehnige, keine fleischigen Fasern. Die obersten horizontalenFleischfaserbündel, sind die kürzesten, die an der 10. und11. Rippe entstehenden und nach unten schief absteigenden Bündeldie längsten.Die sehnigen Bündel der Aponeurose verlaufen in cler Richtungder Fleischfasern, oben mehr horizontal, unten ziemlich schief zur Symphyseabsteigend, herab. Die oberen kürzeren Antheile der Aponeuroseverweben sich mit anderen Aponeurosen im vorderen Blatte der Rectus-Scheide. Die unteren längeren bilden gerade ober dem Tuberculumpubicum durch Divergenz ihrer Bündel eine schief-dreiseitige Lücke,durch welche beim Manne der Samenstrang, beim Weibe das rundeMutterband aus der Bauchhöhle heraustritt. Diese Lücke heisst Leistenring,Annulus inguinalis cutaneus;^) die sie begrenzenden Abschnitte derAponeurose werden als Schenkel des Leistenringes, Crura annuliinguinalis, bezeichnet. Der untere (laterale) Schenkel des Ringes, Grusinferius, verschmilzt seiner ganzen Breite nach mit dem Ligamentuminguinale und erreicht mit ihm das Tuberculum pubicum, wodurch ersowohl mit der Fascie des Oberschenkels als auch mit dem GimbernatschenBande in Verbindung gebracht wird. Der schmale obere (mediale)Schenkel, Grus superius* heftet sich als Theil der Scheide des Rectusam Schambeinknorren an und entsendet oberflächliche Bündel oberder Symphyse auf die andere Seite. Zerstreute Sehnenbündel, Fibraecollaterales, kreuzen, vom Leistenbande ausgehend und schief zur Mitteaufsteigend, oberflächlich, die Sehnenbündel cler Aponeurose des Obliquusexternus, verbinden im Divergenzwinkel die beiden Schenkel des Leistenringes,runden diesen nach oben ab,, und werden, so weit sie die Lückezwischen den Schenkeln bedecken, Fibrae intercrurales genannt. Die Umgrenzungdes Leistenringes wird an der unteren und medialen Seitedesselben durch einen schräg nach oben und medial aufsteigendenFaserzug, Crus medium, vervollständigt, welcher der Fascia transversalisangehört, (vergl. S. 180) und daher tiefer als die beiden erstgenanntenSchenkel des Leistenringes gelegen ist.Um zu den tieferen Muskelschichten zu gelangen, ohne die Ansatzverhältnissedes Obliquus externus zu zerstören, führe man, medial vom Tuberculum pubicumbeginnend, in der Richtung der Fasern gegen die 10.. Rippe durch die Aponeurose*) Syn. Annulus inguinalis.


176 Die Bauchmuskeln.und das Fleisch des äusseren schiefen Bauchmuskels einen Schnitt und kreuze ihnmit einem zweiten, der vom Hüftbeinkamme ausgehend quer durch das Fleischnach oben und vorn gegen den unteren Rand des Pectoralis major geführt wird;die so dargestellten Lappen werden von dem Obliquus internus vorsichtig abpräparirtund zurückgeschlagen. Der untere laterale Lappen enthält den Leistenring und sollauch von hinten besehen werden, um die tieferen Ansätze der beiden Schenkel desRinges genauer kennen zu lernen. An dem medialen Lappen ist die Linie zu sehen,in welcher die Aponeurose des äusseren schiefen Muskels in die Rectus-Scheide eingeht;sie beginnt oben schon am lateralen Rande des Rectus, tritt auf die vordereFläche desselben, kreuzt sich, der Mitte immer näher tretend, mit dem Muskel undfällt erst unten in die Linea alba. Das unterste Stück der vorderen Scheide desRectus besteht daher aus zwei ganz geschiedenen Blättern.Der innere schiefe Bauchmuskel, Musculus obliquus internus?)bildet eine Platte, die an ihrem hinteren Rande mit der Kapsel derlangen Rückenmuskeln verbunden ist, sich mit ihrem unteren Randeam Darmbeinkamme, von dessen Mitte bis zum vorderen oberen Stachel,dann am Leistenbande vom Stachel bis zur Mitte des Bandes anheftet 1und von dieser Ursprungslinie aus ihre Fleischfasern nach oben undvorne entsendet. Die hinten am Darmbeinkamme entspringenden Fleisch-}bündel gehen in schiefer Richtung aufwärts zu den drei letzten Rippen,-die übrigen gehen von der 9. Rippe, nämlich von jener Stelle angefangen,wo der gerade Bauchmuskel den Rippenbogen kreuzt, in eineAponeurose über. .Diese theilt sich allsogleich in zwei Blätter, inein vorderes und hinteres, und stellt mit diesen Blättern die Grundlageder Scheide des Rectus dar. Das hintere Blatt ist kürzer, reicht untennur bis zur Linea Douglasii, schickt nach oben zur 8. und 7. Rippeschief aufsteigende Fasern und geht mit dem Reste der Fasern hinterdem Rectus vorbei in die Linea alba über. Das vordere Blatt zweigtvon dem tiefen Blatte erst an der 9. Rippe ab, bildet mit seinen nachoben gerichteten freien Rande neben dieser Rippe, in dem vorderen Blatteder Rectus-Scheide, eine Wiederholung der Linea Douglasii und vereinigtsich von da an bis zur Symphyse vor dem Rectus mit derAponeurose des Obliquus externus.Die Grenzlinie des fleischigen Muskelantheiles hat einen -bogenförmigenVerlauf und geht, unregelmässig geschweift, von der Spitzeder 10. Rippe zu dem Tuberculum pubicum herab. Jene Faserbündeldie unmittelbar hinter der Spina am Darmbein entstehen und sich ancler 10. Rippe anheften, sind die längsten; sie haben eine schief nachvorne aufsteigende Richtung und legen sich unmittelbar an die vorderstenFaserbündel der in den zwei letzten, offenen Intercostalräumeiibefindlichen Intercostales interni an. Die 11. Rippe entsendet manchmalin das Fleisch des Muskels eine Inscriptio tendinea, welche meistens,gleichsam als Fortsetzung der Rippe, ein dünnes Knorpelstäbchen enthält.Die am Leistenbande entstehenden Faserbündel sind die kürzesten;sie gehen theils quer, theils schief nach abwärts und vereinigen sichunterhalb der Linea Douglasii mit dem vorderen Blatte der Rectus-Scheide. Die untersten Bündel sind nur locker mit einander verbunden;einzelne derselben, durch ihre blasse Färbung ausgezeichnet, treten anden Samenstrang und verlaufen in der bindegewebigen Hülle desselben,"Tunica vaginalis communis, bis in den Bereich des Hodens herab, wo') Syn. Musculus oblique ascendens.


Die Bauchmuskeln. 177•sie sich netzförmig miteinander verbinden und mit fächerförmig ausgebreitetenSehnenbündeln in der genannten Bindegewebshülle endigen.Diese Faserbündel verschaffen dem Samenstrange eine unvollständigeMuskelhülle, welche Aufhängemuskel des Hodens, Musculus cremaster,genannt wird.Die Bündel des Cremaster sind wegen ihrer blassen Färbung bei der gewöhnlichenPräparationsmethode häufig nur bei ihrem Abgang von dem Obliquus internus.als Muskeisubstanz erkennbar. Die Form und die Entstehung des Cremaster kannman sich in der Art versinnlichen, dass man annimmt, der Hode. dränge und buchte.auf seinem Wege aus der Bauchhöhle in den Hodensack einen Theil der ihm im"Wege liegenden Muskelbündel heraus.Um zu der dritten Bauchmuskel-Schichte zu gelangen, führe man in einigerEntfernung von der Spina anterior superior einen Schnitt quer zur Faserrichtungnach oben und man wird bald die Verzweigungen der Arteria circumflexa iliumtreffen, in deren Niveau sich der Obliquus internus vom folgenden Muskel scheidet.Nur die am Leistenbande entstehenden Fasern lassen sich schwer von den tieferen.Schichten isoliren.Der quere Bauchmuskel, Musculus transversus abdominis, haftet mitseinen *• ausschliesslich quer verlaufenden Fleischbündeln oben an clerinneren Fläche der unteren, den Rippenbogen darstellenden Rippen; dieselbentreten in der Mitte zwischen der letzten Rippe und dem Darmbeinkammedurch ein Sehnenblatt mit der Fascia lumbodorsalis in Verbindungund gehen unten von der vorderen Hälfte des Darmbeinkammesund von der lateralen Hälfte des Leistenbandes ab. _Der vordere^ Rand


178 Gruppirung der Musculatur in den Rumpfwandungen.hinteren Blatte wahrnehmen. Ein horizontaler Durchschnitt, welcher in der anggebenen Höhe durch die ganze gefrorene, oder sonst irgendwie erhärtete vordereBauchwand geführt wird, leistet ähnlichen Dienst.Gruppirung der Musculatur in den Rumpfwandungen.Wenn man von den Schultergürtelmuskeln und den Rumpfarmmuskelnabsieht, so kann man die Brust- und Bauchmuskeln, welchesich an dem Aufbau der Wandungen der Rumpfhöhlen betheiligen, alsGanzes auffassen und sagen, dass ihre Theile in symmetrisch ab- undaufsteigenden Schraubentouren die Brust- und Bauchhöhle gemeinschaftlichumziehen. Der Unterschied der beiden Abtheilungen liegteben nur darin, dass die Faserbündel der ventralen Rumpfmuskeln imBereiche des Thorax durch die eingeschalteten Rippen in Segmente ,getheilt sind, während in der Bauchgegend eine solche Segmentirungnicht durchgeführt ist. Man wird ohneweiters schon an der Faserrichtungerkennen, dass die Intercostales externi Wiederholungen desObliquus externus sind, dass die Intercostales interni den Brusttheildes Obliquus internus darstellen, und dass der Transversus thoracic;offenbar nichts anderes ist, als eine Fortsetzung des Transversus abdominis.Andeutungen einer Segmentirung sind übrigens auch in derBauchgegend durch die Inscriptiones tendineae des Rectus und Obliquus,internus gegeben. Die Scaleni lassen sich ebenfalls in dieses Muskel-.*system einbeziehen und als die oberen Enden der oberflächlichenMuskellage betrachten. Der freilich nur selten vorkommende Musculus+.stemalis bildet am Thorax die Fortsetzung des» Sternocleidomastoideusund reiht ihn an den Zug des Rectus.Die Rumpfwandmuskeln werden oben am Thorax von den Rumpfarmmuskelnund von den Schultergürtelmuskeln überlagert und drängensich erst weiter unten, vollständig aber erst am Bauche an die Oberfläche,wo sie in gut sichtbarer Plastik hervortreten. Ganz deutlichausgeprägt ist bei musculösen aber nicht fettleibigen Männern derRectus mit seinen sehnigen Unterbrechungen und die gezackte Ansatz-. ;linie des Obliquus externus. Der hintere Rand dieses schiefen Muskelsbleibt in der Regel unsichtbar, da er meistens noch vom Latissimusdorsi bedeckt wird; manchmal aber kann man nach Abtragung derHaut ober der Mitte des Darmbeinkammes zwischen den Rändern derletztgenannten zwei Muskeln ein kleines Dreieck finden, aus welchem :der Obliquus internus hervorblickt. Dieses Dreieck ist als TrigonumMPetiti bekannt. Ein ähnliches aponeurotisches Dreieck findet sich an der' 1Innenfläche cler Bauchwand neben dem Quadrates lumborum, und wirdvon diesem Muskel und der hinteren Fleischlinie des Transversusbegrenzt.Die Schichtungsverhältnisse der Bauchmuskeln werden ganz erklärlich.wenn man bedenkt, dass der Rectus oben die Rippen überlagert, unten aber ersthinter den Ansätzen des Leistenbandes am Schambein befestigt ist Da nun derTransversus oben von der hinteren Fläche der Rippen, daher tiefer als der Rectus,entsteht, unten aber an das Leistenband, somit oberflächlicher als der Rectus angeheftetist, so ist er genöthigt, mit seiner vorderen Fleischlinie den Rand desRectus zu umgreifen, um seine unteren Fasern, die er nicht mehr zum hinteren'Blatte der Scheide des Rectus bringen kann, an das vordere Blatt derselben abzu-


Gruppirung der Musculatur in den Rumpfwandungen. 179*eben. Da wo die Linea Spigelii nach vorne ablenkt, befindet sich die TJnea Douglasii— Die Wiederholung dieser Linie oben in dem vorderen Blatte der Scheide desRectus beruht auf einem ähnlichen Verhältniss. Denn es überlagert der Rectus anler 7. und 8. Rippe auch die oberen Ansätze des Obliquus internus, weshalb dieser.etztere Muskel erst von der 9. Rippe angefangen seine Sehnenfasern zum vorderenBlatte der Scheide des Rectus absenden kann.Die Fascien der Brust- und Bauchmuskeln entsprechen derSchichtung derselben. In cler Brustgegend wird zunächst, abgesehenvon der Fascia superficialis, eine Fascia pectoralis mit zwei Blättern beschrieben.Das oberflächliche Blatt derselben ist mit dem Perimysiumexternum des grossen Brustmuskels untrennbar verschmolzen und vereinigtsich an dem Rande desselben mit den Bandmassen an der vorderenFläche des Brustbeines und mit der Beinhaut an der vorderenFläche des Schlüsselbeines. An dem letzteren schliesst sie sich demoberflächlichen Blatte der Fascia colli an. Von dem lateralen Randedes Pectoralis major spannt sie sich über den Sulcus deltoideopectoralisund über das Mohrenheim'sche Dreieck hinweg, indem sie sich in denden Deltamuskel bekleidenden Antheil der Fascia brachii fortsetzt, undgeht andererseits in das oberflächliche Blatt der Fascia axillaris über.Beim Weibe wird die Brustdrüse durch das oberflächliche Blatt derFascia pectoralis von dem Fleische des grossen Brustmuskels getrennt.Ist ein Musculus sternalis vorhanden, so liegt er ganz oberflächlich, mitseinem eigenen Perimysium zwischen dem oberflächlichen Blatte clerFascia pectoralis und der Fascia superficialis eingebettet.Das tiefe Blatt der Fascia pectoralis wird nach Abtragung desgrossen Brustmuskels sichtbar; es haftet oben an der unteren Flächedes Schlüsselbeins, bildet hier eine derbe Kapsel um den Musculussubclavius und spannt sich von da auf den Processus coracoideus desSchulterblattes herüber. Dieser letztere Antheil, wegen seiner Dicke undStraffheit besonders ausgezeichnet, und wegen seiner Lage vor den indie Achselhöhle ziehenden grossen Nerven und Gefässen wichtig, hatden Namen Fascia coracoclavicularis erhalten.Nach abwärts hin hüllt das nun wieder dünn gewordene tiefeFascienblatt deh Pectoralis minor ein und verbindet sich weiterhin mitder Achsel-Fascie und mit dem die grossen Nerven und Gefässe clerAchselhöhle umschliessenden Bindegewebe.In der Bauchgegend fallen die Schichten der Fascia propriamit den äusseren Perimysien der einzelnen Muskeln zusammen.Die dem Brust- und Bauchraume zugewendete Fläche der Musculitransversi besitzt eine bindegewebige Bekleidung, welche Fascia transversalisgenannt wird. Sie zerfällt in zwei Abtheilungen, die man alsFascia endothoracica und Fascia endogastrica von einander unterscheidenkann; erstere grenzt an den serösen Ueberzug der Brusthöhle, diePleura, letztere an die seröse Bauchhaut, das Peritoneum; beide sindnur theilweise derber und lösen sich grösstentheils in dem lockeren,subserösen Bindegewebe auf.Die Fascia endogastrica, also der Bauchtheil der Fascia transversalis,lasst sich als derbes Häutchen nur in der unteren Bauchg-eg-end darstellen.Sie steht da mit dem nach hinten umgeschlagenen Leistenbandein Verbindung und erzeugt mit demselben und mit der Aponeurose12*


180 Der Leistencanal.des Obliquus externus, welche sich an der vorderen Lefze des Bandesanheftet, eine Rinne, welche direct zum Leistenring führt. In dieserRinne liegen die unteren Fleischfasern des Obliquus internus und Transversussammt dem Samenstrange. Folgt man dem Samenstrange rückläufiggegen die Bauchhöhle, so wird man finden, dass er die Fasciaendogastrica durchbohrt. Die Durchtrittsstelle ist aber nicht eine vonscharfen Rändern umschriebene Oeffnung, und zwar aus dem Grundenicht, weil sich die Fascie auf den durchtretenden Samenstrang fortsetztund ihn auf seinem Wege in den Hodensack als Hülle begleitet. Löstman aber die Fortsetzung der Fascie auf den Samenstrang von derUmschlagstelle aus ab, so tritt in der Fascie ein scharfer Rand hervor,der ober dem Leistenbande den Samenstrang lateral und von untenumkreist. Diesen Rand nennt man Plica falciformis; die mehr künstlichdargestellte, als thatsächlich bestehende Lücke für den durchtretendenSamenstrang ist der Bauchring des Leistenkanales, Annulus inguinalisabdominalis.^) An der lateralen Hälfte des Leistenbandes verbindet sichdie Fascia endogastrica mit der Fascia iliaca, der Hülle des Musculusiliacus; an der medialen Hälfte des Leistenbandes aber tritt sie mit jenemBindegewebe in Verbindung, welches die hinter dem Bande austretenden.Schenkelgefässe als Vagina pasorum begleitet.Als ein kleiner aber besonders verstärkter * Antheil der Fasciatransversalis ist endlich noch ein sehniger Faserzug zu erwähnen,welcher an dem medialen Ende der von dem Leistenbande gebildetenRinne von der hinteren Wand dieser letzteren ausgeht und sich schiefnach oben, zur Scheide des Musculus rectus begibt. Dieser Faserzugwird an der unteren und medialen Umrandung des Leistenringes nachAbhebung des auf ihm liegenden Samenstranges sichtbar und wirdwegen seiner Beziehung zu dem Leistenring als Crus medium 2 ) des-'selben bezeichnet. Er steht bei seinem Abgang von dem Leistenbandemit der vorderen Fläche des Gimbernat'schen Bandes in straffer Verbindungund wurde deshalb auch als ein nach vorne und oben umgeschlagenerTheil dieses letzteren aufgefasst.Zur Orientirung bezüglich der Gefässe in dieser Gegend diene dem Anfängerzur Kenntniss, dass die Arteria epigastrica inferior ein Zweig der aus der Bauch*höhle austretenden Schenkelarterie ist und von dieser gerade am Leistenbandeabgegeben wird. Eine zweite an derselben Stelle entstehende Arterie ist die Arteriacircumflexa ilium; diese liegt in der Rinne zwischen dem Leistenbande und derFascia iliaca und sendet ihre Endäste zwischen dem Obliquus internus und Transversusab. Die Blutgefässe des Samenstranges verlaufen an der musculösen Begrenzungdes Beckeneinganges nach oben und der spulrunde härte Ausführungsgangdes Hodens, das Vas deferens, zieht medial nach unten ins Becken herab.Der Leistencanal.Leistencanal, Canalis inguinalis, nennt man jenen Weg zwischenden Schichten der Bauchwand, der beim Manne den Samenstrang, - beimWeibe das runde Mutterband leitet. Seine Entstehung verdankt er demUmstände, dass sich die Geschlechtsdrüse nicht an ihrer bleibendenLagerstätte, sondern in der Bauchhöhle ausbildet.*) Syn. Annulus abdominalis.2 ) Syn. Ligamentum Collesii s. Lig. Gimbernati reflexum.


Der Leistencanal. 181Bei männlichen Früchten verlässt der Ho de kurz vor der Geburtdie Bauchhöhle und wandert durch den Leistencanal in den Hodensackaus. Seine Blutgefässe und sein Ausführungsgang, das Vas deferens,folgen ihm, indem sie entsprechend in die Länge wachsen, dahin undbilden den wesentlichsten Inhalt eines Stranges, an dem der Hode wiean einem Stiele hängt. Dieser wird als Samenstrang, Funiculus spermaticus,bezeichnet. Bevor dieser Descensus testiculi eingeleitet ist, schicktdas seröse Bauchfell eine röhrenförmige Aussackung durch den Bauchring,welche entlang der vom Leistenbande dargestellten Rinne durchden Leistenring nach aussen bis in den Hodensack gelangt. Diese unterdem Namen Processus vaginalis peritonei bekannte Röhre leitet den Hodenin den Hodensack und gibt ihm schliesslich jene Hülle, welche mandie eigene Scheidenhaut des Hodens, Tunica vaginalispropria, nennt.Sie bekleidet aber nur den Hoden, nicht den Samenstrang, so dassdieser neben der serösen Röhre, blos durch Bindegewebe an die Umgebungderselben gelöthet, durch die Bauchwand zieht. Die erste Hülledes in den Hodensack gekommenen Hodens öffnet sich daher ursprünglichin die Bauchhöhle, und diese Communication besteht noch beim Neugeborenen.Aber schon in den ersten Lebensmonaten schnürt sich dieScheidenhaut allmälig von dem Peritoneum ab und gestaltet sich zueiner selbstständigen serösen Blase. Ist dieser Abschnürungsprocessbeendigt, so findet man im Peritoneum an der Abgangsstelle desProcessus vaginalis, also in der Gegend des Bauchringes, eine Narbe,mitunter aber auch, wenn sich- ein Stückchen der Röhre erhaltenhat, ein Grübchen. Ein solcher Processus vaginalis kommt auch beiweiblichen Früchten vor, verkümmert aber in der Regel gänzlich undsehr bald.So lange der Processus vaginalis offen ist, besteht daher thatsächlichin der Bauch wand ein wegsamer Ganal, dessen Wand durch das ausgestülpteBauchfell "gebildet wird und an dessen lateraler Seite derSamenstrang herabgeht. Nach der Obliteration des Processus vaginalisdurchsetzt nur der Samenstrang, aber kein Canal die Bauchwand.Dennoch aber können abnormerweise Eingeweide, indem sie eineneue Aussackung des Bauchfells vor sich hertreiben, geleitetvom Samenstrange, die Bauchhöhle verlassen und auf diese Weiseeinen neuen Canal eröffnen. Mit Rücksicht auf die Möglichkeit einersolchen Erkrankung, die man Bruch, Hernia, nennt, spricht man voneinem Leistencanale auch in Hinsicht auf den normalen Zustand; erbesteht aber in der That als Canal erst dann wieder, w^enn sichbereits die Eingeweide durch die Bauchwand Bahn gebrochen haben.Unter ganz normalen Verhältnissen muss man daher den BegriffLeistencanal nur auf jenen nicht einmal selbstständig begrenzten Raumbeschränken, den cler Samenstrang einnimmt, und die Beschreibungdes Leistencanales kann nichts anderes als eine Wiederholung desbereits Besprochenen sein, jedoch mit Rücksicht auf die Lage desSamenstränges und auf die Möglichkeit eines abnormen Austrittes clerEingeweide.Aus dem oben beschriebenen Verlaufe des Samenstranges ergibtsich, das die Grundlage des Leistencanales nichts anderes ist, als jenebereits auf S. 180 beschriebene Rinne, welche durch die Verbindung des


182 Der Leistencanal.Leistenbandes einerseits mit der Fascia transversalis^ andererseitsmitder Aponeurose des Obliquus externus erzeugt wird. Da der Samenstrangdie Muskelschichten der Bauclrwand der Reihe nach in schiefabsteigender Richtung durchsetzt, so kann auch die vordere und diehintere Wand des Leistencanales nicht allenthalben von denselbenSchichten dargestellt werden. In dem lateralen Antheil des Leistencanaleswird die hintere Wan^^urch die Fascia transversalis, dievordere Wand durch den.Musculus obliquus internus gebildet. In demmedialen Antheile aber, wo der Samenstrang den Musculus obliquus internusbereits durchsetzt hat, erscheint dieser letztere als hintere Wand und dieAponeurose des Obliquus externus als die vordere Wand des Leistencanales.Der Musculus transversus kommt dabei kaum in Betracht, weilseine Fleischbündel in dieser Gegend gewöhnlich nur ganz vereinzeltund von denen das Obliquus internus nicht mehr scharf zu sondernsind. Eine eigentliche obere Wand hat cler Leistencanal nicht, sie wirdnur unvollständig von den quer über den Samenstrang weggelegten.Fleischbündeln des Obliquus internus und Transversus beigestellt. DieEingangs Öffnung des Canals kann offenbar nur der Bauchringjnder Fascia transversalis, und die Ausgangsöffnung nur der Leistenringin der Aponeurose des Obliquus externus sein. Hinsichtlich derBegrenzung und Beschaffenheit dieser Oeffnungen kann auf S. 175 und 180verwiesen werden.Aus der Lage dieser Lücken ergibt sich von selbst die Richtung vund aus dem Abstände derselben von einander die Länge des Leistencanales.Der Bauchring liegt beim Erwachsenen etwa 1*8 Cm. ober derMitte des Leistenbandes und der Leistenring unmittelbar ober demTuberculum pubicum. Der letztere ist dem Getaste zugänglich, zwarnicht direct durch die auf ihm lagernde und mit Fett gepolsterte Haut,sondern durch die dünne fettlose Haut des Hodensackes, welche mitdemFinger eingestülpt wird. Da der Bauchring etwas höher liegt als derLeistenring, so erhält der Canal auch in der frontalen Ebene eine schiefe,und zwar medial absteigende Richtung, w r elche mit cler des Leistenbandeslateral ein wenig divergirt. Aus dem Abstände beider Ringe"ergibt sich für den Canal eine Länge von etwa 4 Cm.Wenn auch weder der Leistenring noch der Bauchring wirklicheLücken in der Bauchwand darstellen, so sind sie jedenfalls diejenigenStellen derselben, welche die mindeste Widerstandsfähigkeit besitzenund deshalb Eingeweiden am leichtesten den Austritt aus der Bauchhöhlegestatten. Meistens benützen die Eingeweide zuerst den Bauchringals Bruchpforte und müssen daher, wie der Samenstrang, durch denganzen Leistencanal hindurchgehen und im Fortschreiten auch den Leisten- \ring durchziehen; die dadurch gebildete Geschwulst nimmt vom Leistencanaldie schief medial absteigende Richtung an und wird deshalbHernia obliqua genannt. Mitunter buchten aber die Eingeweide das Peritoneumdirect durch den Leistenring heraus, ohne den ganzen Canalzu durchlaufen und treten daher senkrecht durch die Bauchwandheraus; daraus ergibt sich eine Hernia directa. Wie es scheint entstehenHerniae obliquae am leichtesten bei jenen Individuen, deren Processus vaginalisnicht vollständig verkümmert ist, und die daher am Bauchringe statteiner Narbe ein in den Leistencanal eingesenktes Grübchen besitzen.


Das Zwerchfell und der Musculus quadratus lumborum. 183Die Arteria epigastrica kreuzt auf ihrem Zuge in die Rectus-Scheidedie hintere Wand des Leistencanales. Gewöhnlich hebt sie an dieserStelle das Peritoneum zu einer an der hinteren Fläche der Bauchwandmehr oder weniger vorspringenden Falte auf, neben welcher sich jederseitseine seichte Grube, die Fovea inguinalis medialis und lateralis befindet.Die erstere entspricht dem Leistenring, die letztere dem Bauchringdes Leistencanales. An der ersteren entsteht die Bruchpforte der Herniadirecta, an der letzteren die der Hernia obliqua. JDa die Arteria epigastricazwischen den beiden Foveae inguinales aufsteigt, so wird mansie bei einer Hernia obliqua an der medialen Seite des Bruchhalses, beieiner Hernia directa aber an der lateralen Seite desselben finden.Das Zwerchfell und der Musculus quadratuslumborum.Das Zwerchfell, Diaphragma, bildet die musculöse, kuppeiförmignach oben gewölbte SclnBideAvand zwischen der Brust- und Bauchhöhle.Es besteht aus einem peripheren fleischigen Antheile, dessen ungleichlange Faserbündel sich an der Umrandung der unteren Brust-Aperturanheften und aus einem mittleren sehnigen Antheile, welcher durchdie Verstrickung der aus den Fleischbündeln hervorgehenden Sehnenfasernerzeugt wird. Der sehnige Theil, Centrum tendineum, wird durchdrei Einkerbungen in einen mittleren und zwei seitliche Lappen getheilt,und cler fleischige nach den Skeletstücken, an welche sich seineZacken anheften, in eine Pars lumbalis, Pars costalis und Pars sternaliseingetheilt.Nachdem man die Präparation der Musculatur an der vorderen Bauch wandbeendigt hat, schreite man zur Präparation des Zwerchfells und des an der hinterenBauchwand zwischen dem Darmbein und der letzten Rippe befindlichen Musculus'\ uadratus lumborum. Bei der dazu nothwendigen Eventration wird die Speiseröhreicht am Magen unterbunden und durchgeschnitten; die Aorta wird ganz erhaltenund das obere Stück der Hohlvene aus der Leber herauspräparirt; die Nieren sollenebenfalls geschont und in Verbindung mit der Aorta und der Hohlvene zurückgelassenwerden. Man muss alle Vorsicht anwenden, um das Zwerchfell bei derReinigung seiner Flächen nicht zu verletzen; es würde dies Lufteintritt in dieBrusthöhle veranlassen und dem Zwerchfelle die Spannung benehmen, in welcheres durch den auf seiner unteren Fläche lastenden Luftdruck erhalten wird. — Hatman bereits eine Üebersicht über die Gestalt des Zwerchfells gewonnen, so löseman das Brustbein mit den Rippenknorpeln von den Rippenknochen ab und spalteden Muskel beiderseits an der 10. Rippe bis zum sehnigen Theile, wodurch mandie sonst schwer zugänglichen Rippenansätze sichtbar? macht. — Um das Zwerchfellals Scheidewand auch in seinen Beziehungen zu den Eingeweiden der Brust- undBauchhöhle kennen zu lernen, ist es vortheilhaft, an einer zweiten Leiche, mitSchonung des vom den Rippenknorpeln und von dem unteren Sternalende gebildetenRahmens, die Rippenknochen und das Mittelstück des Sternums ganz zu entfernenund dem Zwerchfell durch ein an den Rahmen befestigtes elastisches Stäbchen diegehörige Spannung zu geben.Drei grosse Oeffnungen und mehrere kleine Spalten im Zwerchfellevermitteln den Uebergang der Gebilde aus einer in die andereRumpf höhle. Unmittelbar an der Wirbelsäule, in der Höhe des 12. Brust-^d.rböls„un,d..des.L..Lendenwirbels, befindet sich ein länglich ovaler Schlitz,der Hiatus aorticus, welchen die Aorta benützt, um aus der Brust- indie Bauchhöhle zu kommen; hinter der Aorta geht der Stamm des


184 Das Zwerchfell und der Musculus quadratus lumborum.Lymphgefässsystems der unteren Körperhälfte, der Ductus thoracicus,in die Brusthöhle. Eine zweite ober dem Hiatus aorticus liegende ebenSfalls längliche Oeffnung dient der Speiseröhre und den sie begleitendenzwei Nervi vagi zum Durchtritt; sie heisst Hiatus oesophageus. Diese beidengenannten 0effnungen.J.iegen im-fleischig^n- Theile- des Zwerchfells. Imsehnigen Theile befindet sich noch eine dritte grössere, aber abgerundeteOeffnung, Foramen venae cavae;') sie dient zum Durchtritte desunteren Hohlvenenstammes, liegt mehr rechts, ungefähr in der Höhedes 8. Brustwirbels, hinter der Kerbe zwischen dem rechten und mittlerenSehnenlappen. Indem die sehnigen Zwerchfellfasern in die "Wand derHohlvene eingehen, gestaltet sich die Oeffnung zu einem in die Brusthöhlesich öffnenden Trichter. — Kleinere symmetrische Oeffnungen anden Seiten der Lendenwirbelkörper dienen zum Durchtritte der Wurzelnder Vena azygos und hemiazygos, sowie der Grenzstränge und einigerZweige des sympathischen Nervensystems.Der Lendentheil, Pars lumbalis, nimmt seinen Ursprungjnittelstpaariger Zacken, welche den Namen Schenkel des Zwerchfells führenDie der Leibesmitte nächste Zacke, der mediale Zwerchfellschenkel,ist die längste; sie entsteht,sehnig von der vorderen Fläche des,2. und3. Lendenwirbelkörpers., rechts in der Regel um einen Wirbel tiefer,und verbindet sich durch einen in der Tiefe verborgenen Sehnenbogenmit der Zacke der anderen Seite, wodurch der unpaarige Aortenschlitzzu Stande, kommt. Die nächstfolgende seitliche_Zacke, der mittlereZwerchfellschenkel, ist kürzer; sie entsteht ebenfalls sehnig, baldhöher, bald tiefer an der Seite des 2. Lendenwirbelkörpers und begrenztmit dem medialen Schenkel einen kleinen paarigen Schlitz zum Durch--tritte des Nervus splanchnicus. Der laterale Zwerchfellschenkelentspringt breit aus einem Sehnenbogen, welcher von dem Körper zudem Processus transversus das 2. Lendenwirbels und zur letzten Rippegespannt ist, somit das obere Ende des Musculus psoas und des Musculusquadratus lumborum überbrückt. — Die so entstandenen Fleischbündelziehen neben der Aorta, längs der Wirbelsäule steil nach obenund gehen, fächerförmig ausgebreitet, rechts und links in den hinterenRand der seitlichen Lappen des Centrum tendineum, und zwischendem Hiatus Oesophagus und dem Foramen venae cavae in den mittlerenLappen desselben über. Ober dem Aortenschlitz kreuzen sich einigedieser Bündel, wobei aber eine grössere Menge derselben von linksnach rechts, als von rechts nach links übertritt. Nach geschehenerKreuzung weichen die noch immer fleischigen Bündel neuerdings auseinanderund bilden, indem sie den Oesophagus umgreifen, den Hiatusoesophageus.Je nach der Ausbildung der letzten Rippe sind die lateralen Zwerchfellschenkelverschieden gestaltet; bald reichen sie nur über den Psoas, bald auch überden Quadratus lumborum, bis nahe an die Spitze der letzt vorspringenden 12. oder11. Rippe, an welcher die Pars costalis beginnt. — Die sehnigen Ursprünge dermedialen Schenkel ziehen brückenförmig über die Concavitäten der Lendenwirbelkörperhinweg und lassen hinter sich die Vasa lumbalia zur Seite durchtreten.*) Syn. Hiatus pro vena cava s. Foramen quadrilaterum.


Das Zwerchfell und der Musculus quadratus lumborum. 185Der Rippentheil, Pars costalis, iDesteht aus^ Zacken,_deren Reihevon der Spitze der letzten_ Rippe bis zum 7. Rippenknorpel verfolgtwerden kann, den Rand des Brustbeines aber nicht erreicht. Vonder 7. bis zur 9. Rippe entstehen die Zacken blos von den Rippenknorpelnund drängen sich in die Zwischenräume der Ursprungszackendes Transversus abdominis; von der 10. Rippe angefangen heften aberbeide, sowohl das Zwerchfell, als auch der Transversus, ihre Fleischbündelan Sehnenbrücken, welche je zwei Rippen miteinander verbinden.Dadurch werden beide Muskeln miteinander in Verbindung gebrachtund nur durch diese Brücken, die als Inscriptiones tendineae zu betrachtensind, in ähnlicher Weise auseinander gehalten, wie der Obliquus abdominisinternus und die letzten Intercostales interni. Der Uebergang derFleischbündel des Rippentheiles in den seitlichen und vorderen Randdes Centrum tendineum geschieht vorne in mehr horizontalen, hintenin mehr steil aufgerichten Bögen. Die mittleren Zacken enthalten dielängsten Fleischfaserbündel. — Zwischen dem Lenden- und Rippentheilverbleibt stets eine fleischlose Lücke, die bald grösser bald kleiner ist,und innerhalb welcher der Abschluss der Brust- und Bauchhöhle nurdurch die membranösen Bekleidungen des Zwerchfelles hergestellt wird.Der Brustbeintheil, Pars sternalis, des Zwerchfells Jtasteht nuraus zwei kleinen und ganz kurzen symmetrischen Bündeln, welche amProcessus xiphoideus sterni : und _an der_, Aponeurose des tVansyersushaften. Die Bündel nehmen median den Schwertfortsatz zwischen sichund begrenzen beiderseits mit der obersten Rippenzacke eine Lücke, dienur von Membranen Verschlossen wird.Im _ Ganzen stellt das Zwerchfell ein quer-ovales^ Gewölbe'dar,dessen Kuppel der vorderen Brustwand näher liegt als der hinteren,und rechts etwas weiter hinaufreicht als links. Die Wände sind ungleichlang und verschieden gebogen: die hintere ijstc^zi£Eäliß!L_steil aufgerichtet, die vordere ist die kürzeste und in einenganz flachen, beinahe horizontalen Bogen gelegt. Die Concavität desZwerchfells ist daher im Ganzen nicht gerade nach unten, sondern zugleichnach vorne gerichtet; daher kommt es, dass die Fleischfaserbündelin ungleichen Winkeln von der Wand des Thorax abgehen, und dassdiese Winkel von hinten nach vorne wachsen; auch ist es klar, dassdiese Winkel allenthalben kleiner werden, wenn das Zwerchfell in denBrustkorb gedrängt wird, so dass bei einem sehr hohen Stande desselbensich die Rippenzacken sogar ganz an die Innenfläche des Brustkorbesanlegen.Bei der Ansicht des Zwerchfells von oben findet man, dass nur diefleischigen Seitentheile desselben mit ganz freien Flächen die symmetrischenLungenräume begrenzen, und dass der mittlere sehnige Lappenund kleine Theile der Seitenlappen mit der Basis des Herzbeutels verbundensind. Die Scheidung dieser drei Räume wird durch zwei längsden Sternalrändern herabziehende Platten der serösen Haut des Brustraumes,der Pleura, bewirkt, welche sich an der oberen Zwerchfellflächeanheften und Mittelfellplatten genannt werden.Der Musculus quadratus lumborum bildet ein Viereck, das obena JL cne l etzt hervorragende Rippe, unten an den Kamm des Darmbeinsund medianwärts an dieJPr_ocessus transversijder Lendenwirbel angeheftet


186 Die Rückenmuskeln.ist. Seine Fleischfasern liegen in zwei Schichten übereinander und sindmehrfach durchfiochten; einige von ihnen steigen von den Processustransversi schief zur Rippe hinauf, andere gehen von denselben Ausgangspunktenzum Darmbein- herab, und eine dritte Folge derselben ziehtvon der Rippe gerade abwärts zum Darmbein. Gegen den Bauchraumist cler Muskel von einer Fascie bekleidet, die oben mit jenem Sehnenbogensich begrenzt, von welchem die lateralen Zwerchfellschenkelentstehen; mit seiner hinteren Fläche schmiegt er sich an die Fascialumbodorsalis, nämlich an die Kapsel der langen Rückenmuskeln an.Die Rückenmuskeln.Zu den Rückenmuskeln rechnet man mit Ausschluss der Hüftmuskelndie gesammte an der Kehrseite des Rumpfes befindliche Musculatur.Dieselbe enthält in den oberflächlichen Schichten breiteFleischlagen, welche die Bewegungen des Schultergürtels und der Armeleiten, in den tiefen Schichten aber theils lange, gerade aufsteigendeMuskeln, theils kurze, diagonal gelegte Bündel, die zu einem längs derganzen freien Wirbelsäule fortlaufenden Muskelcomplexe zusammentretenund nicht nur die Wirbelsäule und den Schädel, sondern auch dieRippen beherrschen. Die tiefen Muskeln sind in die Sulci dorsales aufgenommenund darin durch die in der Lendengegend besonders starkeFascia lumbodorsalis eingeschlossen.Bei der Präparation der Rückenmuskeln geht man am besten so vor, dassman zuerst einen Längsschnitt über die Reihe der Dornfortsätze führt und diesenmit einem Hautschnitte kreuzt, der längs der Spina scapulae bis zum Aoromioaireicht. Bei der Abtragung der Hautlappen muss man darauf achten, dass die manchmalsehr dünnhäutigen Aponeurosen unversehrt erhalten bleiben, was nicht schwer gelingenwird, wenn man stets zuerst den fleischigenMuskelantheil blosslegt.In der ersten Schichte liegt der Trapezius und der Latissimusdorsi.Der Kapuzenmuskel,Musculus trapezius,^) ist ein Schultergürtelmuskel.Seine beiden symmetrischen Hälften bilden eine annähernd rhombischeFigur, deren längere mediane Diagonale längs der Reihe der Dornfortsätzevon der Protuberantia occipitalis externa bis zum 12. Brustwirbel^reicht, und deren Seitenränder ungleichmässig gegen die Schulter convergiren;der untere Seitenrand zieht nämlich schief zur Mitte der.Schultergräte hinauf, während der obere Seitenrand sich nach vorneumbiegt und dem Sulcus deltoideopectoralis gegenüber den Acromialtheilcler Clavicula erreicht. Beide Hälften sind in der Mitte, vom Dornfortsatzedes 4. Halswirbels bis zum 2. Brustwirbel, aponeurotisch, wodurchdie Vertebra prominens in ein Sehnenfeld zu liegen kommt.Die mediane Ansatzlinie, in der sich beide Hälften vereinigen,reicht vom 12. Brustwirbel bis zum Hinterhaupte, und lenkt da auf dieLinea nuchae superior, manchmal bis an den Processus mastoideus abund bringt dadurch die äussersten Fleischfasern bis an den Sterno?cleidomastoideus heran. — Die laterale Ansatzlinie fällt auf den!) Syn. Musculus cucullaris.


Die Rückenmuskeln. 187Schultergürtel; sie zieht sich längs dem Acromialtheile der Clavicula aufdie Spina scapulae und längs dieser bis an den medialen Rand desSchulterblattes, wo sie aber wieder auf den unteren Rand der Spinaablenkt und an diesem bis zum Ursprünge des Deltoideus fortlauft. Dievom 12. bis zum 4. Brustwirbel entstehenden Fasern heften sich untenan der Spina scapulae an und haben daher eine schief aufsteigendeRichtung; die vom 4. Brust- bis etwa zum 4. Halswirbel entstehendenFasern heften sich am oberen Rande der Spina scapulae an und ziehendaher annähernd quer; die übrigen, besonders die vom Hinterhauptekommenden Fleischbündel, nehmen aber einen schief abwärts und nachvorne gerichteten Verlauf; diejenigen Fleischbündel, welche hier denRand des Muskels bilden, schlingen sich um den Seitentheil des Halsesherum und endigen vorne an dem Acromialtheil der Clavicula. An derGrenze der vorderen Hals- und der Nackenfläche überkreuzen sich dieBündel in ähnlicher Weise in einer concaven Linie, wie die Fasern desPectoralis major an der Achselfalte.Mit dem Sternocleidomastoideus, von welchem ihn eine breite Spalte scheidet,bildet der Trapezius die Begrenzung des seitlichen Halsdreieckes. Durch Verlängerungder Ansatzlinien der beiden Muskeln gegen einander bekommt der Hals mitunterober der Clavicula eine geschlossene Muskelhülle; in diesem Falle heften sich dieüberzähligen Faserbündel an einem über die Clavicula gespannten Sehnenbogenan, unter dem die Nervi supraclaviculares auf die Brust treten.Der breiteste Rückenmuskel, Musculus latissimus dorsi, ist einRumpfarmmuskel. Er bildet eine dreiseitig begrenzte Muskelplatte,Welche sich mit ihren schief lateral und nach oben aufsteigendenRändern über die Seiten wand des Brustkorbes windet und bis an dasobere Ende des Humerus reicht; er schliesst die Achselgrube nachhinten ab und wirft mit seinem unteren Rande die hintere Achselfalteauf. An der Spitze der Dreiecks befindet sich seine breite Sehne,welche die convergirenden Fleischfasern aufnimmt und sich, dem Pectoralismajor gegenüber, an der Crista tuberculi minoris humeri ansetzt.Die Basis des Dreiecks wird von cler Ansatzlinie der Fleischfaserngebildet, welche vom Dornfortsatz des 7. oder 8. Brustwirbels schief"absteigend auf die Mitte des Darmbeinkammes zielt, so dass beideMuskeln mit diesen Linien ein medianes, dreieckiges, oben vom Trapeziustheilweise noch bedecktes sehniges Feld begrenzen. Nur dieoberen Faserbündel lassen sich bis zu den Dornfortsätzen verfolgen, dieunteren aber gehen aus cler Fascia lumbodorsalis hervor. Nebst diesenbezieht der Muskel noch drei bis vier fleischige Zacken von den letztenRippen, welche zwischen die unteren Zacken des Obliquus abdominisexternus eingreifen, und einige Bündel vom hintersten Theile des Darmbeinkammes.In der Nähe der Endsehne überkreuzen sich die lateralen,nach oben convergirenden Fleischbündel, so dass der von den Rippenentspringende Antheil zum vorderen wird und, mit dem oberen Sehnenendeverknüpft, bis an das Tuberculum minus reicht. — Ein an derhinteren Fläche des Angulus scapulae inferior entstehender eingelenkigerKopf wird als besonderer Muskel unter dem Namen Musculus teresmajor beschrieben. Eine Verbindung der gemeinschaftlichen Sehne mitcler Sehne des Triceps brachii ist constant.


188 Die Rückenmuskeln.Nicht selten lenken die von den Rippen kommenden Bündel von der Hauptsehne ab und heften sich an dem freien Rande der Oberarmfascie, an dem soge ;nannten Achselbogen an; sie überbrücken dann das aus der Achselhöhle zun:Oberarm herablaufende Gefäss- und Nervenbündel. Seltener bildet sich einbesonderes kurzes Muskelbündel aus, welches an der Sehne des Latissimus entspring!und quer über die Gefässe und Nerven zu der Sehne des Pectoralis major zieht.Nachdem man den Trapezius und Latissimus mitten im Fleische durchschnittenund die Hälften gegen die Ansätze zurückpräparirt hat, findet man denrautenförmigen Muskel, Musculus rhomboideus. Er ist ein Schultergürtelmuskelund wird von dem Trapezius bedeckt. Seine Fasern ziehenparallel geordnet von der Reihe der Dornfortsätze schief lateral undnach unten zum medialen Rande der Scapula herab; seine mediane Ansatzliniereicht vom Dornfortsatz des 6. Halswirbels bis zum 4. Brustwirbel.Gewöhnlich ist der Muskel in zwei ungleich grosse Hälften getheilt[Musculus rhomboideus major und minor), indem zwischen dem oberen, von denHalswirbeln entspringenden, und dem unteren grösseren, von den Brüstwirbeldornenentspringenden Antheil eine durchgreifende Spalte besteht.Der Aufheber des Schulterblattes, Musculus levator scapulae, ebenfallsein Schultergürtelmuskel, heftet sich neben dem vorgenannten andem medialen Winkel des Schulterblattes an. Er enspringt mit getrenntenZacken von den hinteren Höckern der Querfortsätze der vierobersten Halswirbel und gelangt, an der Seite des Halses herabsteigend,;an seinen Schulterblattansatz.Der hintere obere sägeförmige Muskel, Musculus serratus posticussuperior, wird von dem Musculus rhomboideus bedeckt. Er entspringtaponeurotisch von den Dornfortsätzen der zwei letzten Hals- und zweiersten Brustwirbel und heftet sich mit vier fleischigen Zacken an der2. bis 5. Rippe neben dem Angulus costae an. Er ist ein Heber derRippen; sein Antagonist ist der vom Musculus latissimus dorsi bedecktehintere untere sägeförmige Muskel, Musculus serratus posticusinferior. Die Ansatzlinie dieses Muskels befindet sich mit der zu ihrparallelen des Latissimus ebenfalls in der Fascia lumbodorsalis; seinFleisch vertheilt sich in drei Zacken, welche die drei unteren Rippenzum Ansätze wählen. Die oberste Zacke ist die breiteste und ihreFasern liegen, wegen der schräg absteigenden Richtung der 10. Rippe,nahezu horizontal; die unteren zwei Zacken sind schmäler und habeneine schief lateral aufsteigende Richtung.Der Bauschmuskel, Musculus splenius, erscheint nach Abtragungdes Trapezius als eine Fleischlage, deren Faserbündel schief lateral zumHinterhaupt aufsteigen. Die Ursprungslinie des Muskels geht längs der Reiheder Dornfortsätze und dem Nackenbande vom 5. Brust- bis zum 3. Halswirbel;die Endlinie aber verlauft über die Linea nuchae superior biszum Processus mastoideus und springt dann auf die hinteren Höckerder Querfortsätze der drei oberen Halswirbel über. Dadurch zerfällt derMuskel in zwei Antheile, die man als Splenius capitis und Spleniuscervicis beschreibt.Um bei der Untersuchung der tieferen Musculatur nicht gehindertzu sein, trage man die Rumpfansätze der bis jetzt besprochenen Rückenmuskelnab; man überblickt danndie Fascia lumbodorsalis. Dieselbe heftet sich einerseits an denDornfortsätzen der Brust-, Lenden- und Kreuzwirbel, andererseits an


Die Rückenmuskeln. 189den Rippen, an den Querfortsätzen der Lendenwirbel und an derTuberositas ossis ilium an; sie bildet mit dem Skelete ein Rohr, in welchesdie folgende Musculatur der Lenden- und Rückengegend aufgenommen ist.Die hintere Wand des Rohres, welche von den Dornfortsätzenzu den Rippen und zu der Tuberositas ossis ilium zieht und seitlichdem Latissimus dorsi, dem Serratus posticus inferior und dem Obliquusabdominis internus zum Ansätze dient, wird auch als oberflächlichesBlatt der Fascia lumbodorsalis bezeichnet, während das tiefe Blattder vorderen, von den Processus transversi der Lendenwirbel, zum Theilauch noch von der 12. Rippe und von dem Darmbeinkamm abgehendenWand des gedachten Rohres entspricht. An der vorderen Seite destiefen Blattes liegt der Quadratus lumborum.In der Lendengegend ist das oberflächliche Blatt der Fascie sehrderb und bietet selbst den tiefen Muskeln Ansätze; es verdünnt sichaber nach oben fortschreitend immer mehr, bis es an dem Serratusposticus superior zu einer ganz durchsichtigen Membran wird, welchesich zwischen dem Splenius und dem Trapezius in lockeres Bindegewebeauflöst. Dieses Fascienblatt soll der Länge nach gespalten undbeiderseits zurückgeschlagen werden.Die jetzt vorliegende tiefe Musculatur zeichnet sich durch ihre Segmentirungaus. Sie besteht nämlich nur aus einzelnen Muskelköpfen oder Zacken, welcheimmer nur zwei Stücke des Rumpf-Skeletes mit einander verbinden und sich zufortlaufenden Reihen ordnen. Die einzelnen Segmente haben aber eine verschiedeneLänge und eine verschiedene Richtung. — Mit Rücksicht auf die Länge gibt esSegmente, welche bereits zwei benachbarte Wirbel aneinander knüpfen und andere,welche mit Umgehung eines oder mehrerer Wirbel erst am dritten, manchmal erstam siebenten endigen. Im ersteren Falle treten sie zwar zu einer Reihe zusammen,bleiben aber doch so weit von einander geschieden, dass es nicht zur Bildung einesgemeinschaftlichen Müskelkörpers kommt; im letzteren Falle können sie nicht alleinzu einem Muskelkörper vereinigt werden, sondern sogar einen gemeinschaftlichenAusgangspunkt erhalten. So kommt es zur Bildung der langen Rückenmuskeln.Streicht nun ein solcher Muskel mit parallel aufsteigenden Fasern über grössereStrecken des Rückens hinweg, so muss er, um sich nicht schon vor seinem Endedurch allmälige Abgabe seiner Bündel vollständig zu erschöpfen, nach kurzem Verlaufeneue Ursprungszacken aufnehmen, die sich zunächst an den gemeinschaftlichenBauch anlegen und später wieder von ihm abtreten. — Nach der Richtung unterscheidetman gerade, parallel mit der Rumpfaxe aufsteigende Muskeln, und schiefe,mit medial oder lateral ablenkenden Bündeln. Aus gleichartigen Antheilen bestehendeund zu einem gemeinschaftlichen Muskelkörper verschmolzene Reihen werden alsMuskelindividuen beschrieben und mit einem gemeinschaftlichen Namen bezeichnet;dagegen werden geschiedene homologe Bündel als Reihen von Einzelmuskelnbetrachtet. — Je kürzer die Bündel, desto tiefer, dem Skelete näher, liegen sie.Die Skelettheile, welche dieser segmentalen Rückenmusculatur zum Ansätzedienen, sind: am Rumpfe die Dornfortsätze, die Querfortsätze der Wirbel und dieRippen; — am Kopfe das Hinterhaupt- und das Schläfenbein und am Becken dasKreuzbein und die Tuberositas ossis ilium. Hat ein Muskel in der Brustgegend die•Querfortsätze zum Ansatz gewählt, so wird er sich in der Lendengegend an denHöckern der oberen Gelenkfortsätze und in der Halsgegend an den hinteren Höckernder oberen Querfortsätze anheften; Die Rippenzacken suchen in den Lenden dieQuerfortsätze, am Halse die vorderen Höcker der Querfortsätze auf.Verschmelzungen der einzelnen Bäuche und variable Ausdehnungen derReihen erschweren die Präparation dieser Musculatur.In der Kapsel der Fascia lumbodorsalis findet man in der Lendengegendeinen gemeinsamen grösseren Fleischkörper, welcher die Grubezwischen dem Kreuzbein und der Tuberositas des Darmbeins vollkommen


190 Die Rückenmuskeln.ausfüllt und neben der Reihe der Dornfortsätze bis zum Halse aufsteigendsich bald in zwei Muskeln scheidet. Der laterale dieserMuskeln ist der Musculus iliocostalis, der mediale der Musculus longissimusdorsi; beide zusammen werden als gemeinsamer Rückgratstrecker,Musculus sacrospinalis,*) beschrieben.Der Darmbein-Rippenmuskel, Musculus iliocostalis, bezieht seineGrundmasse vom Darmbein hinter dem Buge des Kammes und reichtbis an die Querfortsätze des 5. und 4. Halswirbels. Seine Elementesuchen typisch die Rippen auf und heften sich in der Brustgegendan die Anguli costarum, und zwar fleischig an die 12. und 11., sehnigan die oberen zehn Rippen, und in der Halsgegend als Iliocostaliscervicis 2 ) an die Querfortsätze an. Die Fleischmasse des gemeinschaftlichenKopfes reicht aber nur zur Abgabe der sieben ersten Zacken aus,weshalb der Muskel von den zehn unteren Rippen noch accessorischeBündel aufnimmt, die aber bereits wieder an der nächst dritten odervierten Rippe abgehen. Um diese accessorischen, neu hinzutretendenBündel zur Ansicht zu bekommen, muss man den Muskel vom Longis*simus dorsi ablösen.Der längste Rückenmuskel, Musculus longissimus dorsi, besteht zumgrössten Theil aus der tiefen Fleischlage des Sacrospinalis, entsteht vomKreuz- und Darmbein und erstreckt sich ebenfalls bis auf den Hals,sogar bis zum Processus mastoideus. Er entbündelt sich in zwei Reihenvon Ansatzzacken in laterale, welche die Rippen und deren Aequivalenteaufsuchen, und in mediale, welche sich an den Querfortsätzen?anheften. Neben den Dornfortsätzen steht der Muskel mit dem;Musculus spinalis in Verbindung. Als Ersatz für die im Aufsteigenabgegebenen Fleischtheile nimmt auch er wieder accessorischeBündel auf, und zwar von den Querfortsätzen, jedoch hauptsächlicherst in der oberen Brust- und unteren Halsgegend. Der grössere Theilder accessorischen Brustbündel geht in den Halstheil des Muskels über,welcher den Namen Longissimus cervicis 3 ) führt. Die accessorischen Halsbündelaber schliessen sich jenem Antheil des Muskels an, welcher sicham Processus mastoideus festheftet; dieser wird als Longissimus capitis*)bezeichnet.Um mit der Präparation weiter fortschreiten zu können, müssen diese beiderMuskeln vorsichtig, Ansatz für Ansatz, abgelöst werden, wobei besonders in derLendengegend darauf zu achten ist, dass man nicht zu tief eindringe; es müssen.daher zuerst die Insertionen der Sehnen von den Dornfortsätzen abgelöst, daraufdie Fleischmassen lateral zurückgedrängt und allmälig aus der Kapsel der Fascialumbodorsalis ausgeschält werden.Der Dornmuskel, Musculus spinalis, besteht aus Fleischbündeln,welche in der Rücken- und Nackengegend neben der Reihe der Dornfortsätzeaufsteigen und mit Umgehung zweier oder mehrerer Wirbelje zwei Dornfortsätze miteinander verbinden. Die in der Rückengegend.! ) Syn. Musculus erector trunci.2 ) Syn. Musculus cervicalis ascendens.3 ) Syn. Musculus transversalis cervicis.4 ) Syn. Musculus trachelomastoideus.


Die Rückenmuskeln. 191befindliche Abtheilung, der Spinalis dorsi, bezieht selbstständige sehnigeBündel vom Dornfortsatz des 12., 11. und 10. Brustwirbels, dann Zackenvon dem Fleischkörper des Longissimus dorsi, und schickt ihre Ansatzsehnenmit Umgehung des 9. Brustwirbels zu den Dornfortsätzen des 8.bis 1. Brustwirbels hinauf. Die Wiederholung des Muskels am Nacken rcler Spinalis cervicis, ist inconstant und auf einen oder zwei spulrunde dünneMuskelbäuche beschränkt, die zwischen dem 6. und 2. Halswirbel liegen.Musculi levatores costarum. Der Iliocostalis bedeckt in der Brustgegendeine Reihe von kleinen Muskeln, welche hinter den Querfortsatzgelenkender Rippen liegen und sich ohne scharfe Grenze an dieMusculi intercostales lateral anschliessen. Man unterscheidet lange undkurze. Die zwölf Musculi levatores costarum breves entstehen von denQuerfortsätzen des 7. Hals- und des 1. bis 11. Brustwirbels und heftensich am oberen Rande cler nächst unteren Rippen zwischen Tuberculumund Angulus an. Die drei bis vier Musculi levatores costarum longi nehmenvon den Querfortsätzen des 7. bis 10. Brustwirbels ihre Ursprünge, bedeckendie kurzen und inseriren sich am lateralen Rande derselben, aber erstan der zweitnächsten Rippe.Ueber die ganze Länge der Wirbelsäule erstreckt sich eine Reiheschiefer, von den Querfortsätzen zu den Dornfortsätzen ansteigender undgrösstentheils vom Longissimus dorsi bedeckter Muskelbündel, welcheunmittelbar auf den Wirbelbogen lagern und die Rinne zwischen denDornfortsätzen und den Querfortsätzen ausfüllen. Diese Musculatur wirdunter dem gemeinsamen NamenQuerfortsatz-Dornmuskel, Musculus transversospinalis, zusammengefaßt.Sie lässt sich in drei aus verschieden langen Antheilen bestehendeSchichten theilen. In der tiefsten Schichte liegen nur solcheBündel, welche zwei benachbarte Wirbel miteinander verbinden oderhöchstens zum zweitnächsten Wirbel hinaufgehen; diese nennt manMusculi rotatores. Diese werden von Bündeln bedeckt, welche zwei oderdrei Wirbel überspringen, enger zusammentreten und einen bis nachoben reichenden Muskelkörper darstellen, der Musculus multifidus genanntwird. Dieser wird endlich in der Brust- und Nackengegend von Bündelnbedeckt, welche über vier bis sechs Wirbel gespannt sind; diese setzenden Musculus semispinalis zusammen.Der Halbdornmuskel, Musculus semispinalis, wird unten durcheine Linie begrenzt, welche von dem Querfortsatze des 10. zu demDornfortsatze des 4. Brustwirbels geht, und oben durch eine Linie,,welche von dem Querfortsatze des 1. Brustwirbels zum Dornfortsatzdes zweiten Halswirbels ansteigt. Er besteht aus parallelen Bündeln,welche sich an den zwischenliegenden Wirbeln anheften und je fünfbis sechs Wirbel überspringen. Die zu den Dornfortsätzen der Brustwirbelziehenden Bündel bilden den Semispinalis dorsi, die in das Bereichcler Halswirbel aufsteigenden Bündel den Semispinalis cervicis^Das weitaus stärkste seiner Bündel heftet der letztere an den Dornfortsatzdes 2. Halswirbels an.Der Musculus semispinalis cervicis wird grösstentheils von einerMuskelplatte bedeckt, w r elche sich am Hinterkopfe anheftet, aber nochin das System des Semispinalis einbezogen, daher als Theil desselbenbetrachtet und Semispinalis capitis genannt wird. Sie besteht aus zwei.


192 Die Rückenmuskeln.nebeneinander liegenden, mehr oder weniger miteinander verschmolzenenAntheilen. Der mediale Antheil ') entsteht an den Querfortsätzender oberen Rückenwirbel, vom 2. bis zum 6., und gehtsteil,.von einer Sehne unterbrochen, zum Hinterkopfe; der laterale Antheil 2 )nimmt seinen Ursprung an den Querfortsätzen, vom 5. Brust- bis etwazum 5. Halswirbel, vereinigt sich oben mit dem medialen Antheil undheftet sich am Hinterkopfe unter der Linea nuchae superior an.Die Ursprünge beider Antheile werden an den Querfortsätzen von demMusculus longissimus capitis bedeckt.Wird der Musculus semispinalis entfernt, so ist auch das obere Endedes vielgespaltenen Rückenmuskels, Musculus multifidus, freigelegt.;Derselbe reicht in der Querfortsatzlinie von dem falschen Gelenkfortsatzedes Kreuzbeins bis zum Querfortsatze des 4. Halswirbels und inder Linie der Dornfortsätze vom letzten Lendenwirbel bis zum zweitenHalswirbel. Er besteht aus sehnig durchflochtenen Bündeln, die mehrere,bald zwei, bald drei Wirbel überbrücken. Das Lendenstück des Muskelsbesitzt die grösste, das Bruststück die kleinste Fleischmasse.Die Drehmuskeln der Wirbel, Rotatores, kommen nur in derBrustgegend vor und haben in der Mitte der Brustwirbelsäule, woder Dornfortsatz des nächst oberen Wirbels bis unter den Querfortsatzdes nächst unteren Wirbels herabtritt, einen beinahe quereifFaserverlauf.Nun folgen zwei Reihen von Muskeln, eine zwischen den Dornfortsätzenund eine zwischen den Querfortsätzen, welche die Zwischen'/räume je zweier Wirbel ausfüllen.Die Zwischendornmuskeln, Musculi interspinales, verbinden je zweiDornfortsätze miteinander; sie sind in der Nacken und Lendengegendpaarig, fehlen aber in der mittleren Brustgegend.Die ebenfalls paarigen Zwischenquerfortsatzmuskeln, Musculi,intertrunsversarii, finden sich in cler Halsgegend (S. 166) und in derLendengegend. In cler letzteren verbinden sie je zwei Processus transversi{als Wiederholung der Intercostales) und je zwei benachbarte Tubercula ;mammillaria.Zwischen dem Hinterkopfe und den zwei ersten Halswirbelnliegt noch eine Gruppe von kurzen, aber kräftigen paarigen Muskeln,;;welche als Modificationen der besprochenen Muskeln aufgefasst werdenkönnen, aber zunächst nur auf die Bewegungen der zwei oberen GelenkeEinfluss nehmen.Es sind dies die geraden und die schiefen hinteren Kopfmuskeln.Der Musculus rectus capitis posticus major geht vom Dornfortsatz des2. Halswirbels etwas schief, und der Musculus rectus capitis posticus minorvom Tuberculum posticum atlantis steil nach oben zur Linea nuchaeinferior des Hinterhauptbeines. Der erstere kann als ein Spinalis, der letztere {als ein Interspinalis betrachtet werden.Die Musculi obliqui capitis haben eine entgegengesetzt diagonaleRichtung. Der Obliquus capitis superior geht vom Querfortsatze des 1. Halswirbelsschief zum Hinterkopfe hinauf, wo er sich ober dem Rectusx ) Musculus biventer genannt.2 ) Musculus complexus genannt.


Gruppirung der Rückenmusculatur. 193major anheftet; der Obliquus caritis inferior zieht von dem gleichenUrsprung schief zum Dornfortsatz des 2. Halswirbels herab. Die beidenObliqui und der Rectus major begrenzen daher jederseits einen dreieckigenRaum, welcher den Bogen des 1. Halswirbels einrahmt und indessen Tiefe die Arteria vertebralis sichtbar wird.Der Musculus rectus capitis lateralis wurde bereits als Schlusssegmentder Reihe der Musculi intertransversarii erwähnt.Zwischen dem letzten Kreuz- und dem ersten Steisswirbel liegtan der Seite des Ligamentum sacrococcygeum anticum der nicht seltenfehlende Musculus sacrococcygeus anticus, 1 ) an der Rückenseite dieserGegend der noch seltener vorhandene Sacrococcygeus posticus. 2 )Gruppirung der Rückenmusculatur.Der Thorax wird am Rücken von Muskeln aller Kategorienüberlagert. Es sind sowohl die breiten, ganz oberflächlich lagerndenSchultergürtelmuskeln mit dem Rumpfarmmuskel, als auch die eigenenMuskeln des Thorax, die Serrati und Levatores costarum, vertreten; esfinden sich daselbst auch die tiefen Wirbelmuskeln, gerade und schiefe,lange und kurze.Im Nacken wird die Gruppe der Schultergürtelmuskeln durchden Trapezius und Levator scapulae vertreten; darauf folgen Wirbelmuskeln,zuerst der Splenius mit seinen schief lateral aufsteigenden,dann der Semispinalis capitis mit seinen schief medial aufsteigendenBündeln. Zwischen' den letztgenannten zwei Lagen finden sich dieHals- und Kopftheile des Iliocostalis und Longissimus dorsi, und ganzin der Tiefe die Fortsetzungen der eigentlichen Rückgratmuskeln unddie Modificationen derselben, die kleinen Kopfmuskeln.In der Lendengegend fehlen nicht nur die zu den Extremitätenziehenden Muskellagen, sondern auch die ventralen Rumpfmuskeln, sodass die dorsalen Rumpfmuskeln als zw r ei starke Wülste neben denDornfortsätzen unmittelbar an die Oberfläche gelangen. Gleichwiesich die eigentlichen Rückgratmuskeln vom Becken, als der Basisder Wirbelsäule, nach oben allmälig verjüngen, so quillt in entgegengesetzterRichtung die Nackenmusculatur von unten nach oben, undzwar schon deshalb auf, weil sie den breiten Hinterkopf trichterförmigumfasst.Die Rückenseite des Rumpfes wird in ihren Hauptumrissen stellenweisemehr durch das Skelet, stellenweise mehr durch Muskeln geformt. Die Flächenkrümmungbekommt sie von der Wirbelsäule und die grösste Breite in der Brustgegendverdankt sie den bis hinter die Spitzen der Dornfortsätze zurückgekrümmtenRippen und dem Schultergürtel. Nur da, wo die Wirbelsäule allein die Grundlagedes Rumpfes bildet, sind es hauptsächlich die Muskeln, welche die Umrisse formen.Im Nacken führt der Trapezius, der sich wie ein Mantel vom Schultergürtel über-die Wirbelsäule und über die tiefe Nackenmusculatur herumlegt, den Seitencontourvom Kopf bis zur Schulterhöhe; in den Lenden ergeben die in die Taille eingesunkenenBauchmuskeln den Umriss. Den Uebergang des Rückens zu den oberenGliedmassen vermittelt noch der Latissimus dorsi, der mit dem Trapezius über dieSchulter zieht und den Kegel der Schultermuskeln nach hinten abschliesst.J ) Syn. Musculus curvator coccygis.2 ) Syn. Musculus extensor coccygis.v. Lanprer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 13


194 Wirkung der Rumpfmuökeln.Die Modellirung der Rückehfläche wird aber beinahe ganz von Muskelnbesorgt, da nur die Dornfortsätze vom 7. Halswirbel ab ' und die Spinae scapulare«unmittelbar unter die Haut austreten. Alle anderen Skelettheile sind vollständig vonMuskeln überlagert, so dass sich bei kräftigen Männern nur noch der sehr beweglicheAngulus scapulae inferior bemerkbar machen kann. Es erheben sich zwar,nurwenige ganz geschiedene Muskelwülste, wie solche die Nackenmuskeln und dieFleischbäuche des Sacrospinalis erzeugen, weil der grösste Theil des Rückens nurvon breiten Fleischlagen bedeckt wird. Dennoch aber ist die Rückenfläche nicht soeinförmig, als es den Anschein hat, ja sie zeigt sogar ein sehr lebhaftes Muskelspiel,und man wird den Grund davon alsogleich einsehen, wenn man bedenkt, dass fastkein grösserer Körpertheil seine Stellung verschieben und niemals eine Körperhaltungwesentlich verändert -werden kann, ohne dass die Umrisse des Rückens geändertund die Plastik seiner Fläche umgeprägt würden. Es können weder die Aequilibrirungsbewegungender Wirbelsäule, noch die Bewegungen des Kopfes undder oberen Gliedmassen ausgeführt werden, ohne dass wenigstens Theile der Musculaturdes Rückens in Thätigkeit gesetzt werden. Es gibt daher kaum eine zweiteGegend des Leibes, die eine so reiche, wenn auch manchmal nur ganz feine Plastikhervortreten liesse.Da die Gefässe und Nerven des Rückens in kleine, den einzelnenRumpf Segmenten entsprechende Gruppen vertheilt sind, so beanspruchenfeie keine besonderen Leitfurchen. Sie treten durch eine Reihe kleinerLücken zwischen den Quer- und Gelenkfortsätzen zunächst zu dentiefen Schichten und senden darauf ganz kleine Zweige reihenweisezwischen den Wirbelsäulemuskeln an die Oberfläche. Dies geschieht inder Brust- und Lendengegend längs den Rändern des Sacrospinalis,während in cler Nackengegend die Schichte unter dem Semispinaliscapitis der wichtigste Radiationsort derselben ist. Von grösserer Bedeutungist das Dreieck unter dem Hinterkopfe, welches die Obliquicapitis mit dem Rectus major begrenzen; es entspricht der Lückezwischen dem Atlas und Hinterhauptbein, und enthält nebst kleinerenNerven einen grösseren Arterienstamm, der sich um die Gelenkfortsätzedes Atlas windet: die Arteria vertebralis.Von den Fascien des Rückens wurde die Fascia lumbodorsalisbereits besprochen (S. 188). Im Bereiche des Nackens findet sich dieFascia nuchae, deren oberflächliches Blatt den Trapezius bedeckt,sich am Hinterkopfe in dem von der Linea nuchae superior und supremäbegrenzten Felde an den Knochen heftet und seitlich in das oberflächlicheBlatt der Fascia colli übergeht.Als tiefes Blatt der Fascia nuchae wird einerseits die Fortsetzungdes oberflächlichen Blattes der Fascia lumbodorsalis, welche sichzwischen dem Musculus trapezius und dem Splenius befindet, anderer-;seits die bindegewebige Lamelle, welche sich zwischen den Semispinaliscapitis und den Semispinalis cervicis einschaltet, bezeichnet"iWirkung der Rumpfmuskeln.Scheidet man den Einfluss der Schultergürtel- und Rumpfarmmuskelnaus, so ergeben sich für die Musculatur des Rumpfes dreiBeziehungen: zu der Wirbelsäule, zum Kopf und zu den Eingeweidehöhlendes Rumpfes.Betrachtet man zunächst die Wirbelsäule als Angriffsobject,. sofällt auf, dass sie trotz ihrer Befähigung, sich nach allen Richtungen zubewegen, dennoch nicht allseitig von Muskeln umgeben ist, und dass die


Wirkung der Rumpfmuskeln. 195meisten eigentlichen Muskeln der Wirbelsäule unter so ungünstigen Verhältnissenangebracht sind, dass sie nur den elastischen Apparat zuvervollständigen scheinen, welcher die Gleichgewichtsfigur der Wirbelsäulebedingt. Dafür erstreckt sich aber auch die Wirkung solcherMuskeln auf die Wirbelsäule, welche an den Rippen oder am Kopfangreifen, deren Wirkung um so energischer ist, weil sie mit langenHebelarmen arbeiten. Man kann zu dieser Kategorie hauptsächlich dievorne in der Rumpfwand liegenden geraden Muskelzüge rechnen, vondenen beispielsweise der Rectus abdominis, die Wirbelsäule im Lendensegmenteund der Kopfnicker im Halssegmente beugt. Allen zusammenist das Aequiliber der Wirbelsäule übertragen. Die Mitwirkung derBauchmuskeln beweisen pathologische Fälle; sind dieselben nämlich gelähmt,so kann der Körper nur durch eine übermässige Retroflexion imLendenstück- der Wirbelsäule aufrecht getragen werden, die so gross ist,dass sich der Rücken im rechten Winkel vom Kreuzbein abknickt unddie obere Becken-Apertur sich senkrecht einstellt. — Die gleichzeitige Betheiligungmehrerer Wirbelfugen an den Gesammtbewegungen der Wirbelsäuleerklärt es, warum die meisten Muskeln der Wirbelsäule übergrössere Strecken wegschreiten und dadurch zu mehrgelenkigen Muskelnwerden, gleich wie sich wieder aus dem Uebergewichte der vorderenRumpf hälfte die grössere Fleischmenge der dorsalen Muskeln cler Wirbelsäuleerklärt.In Betreff der Musculatur des Kopfes ist hervorzuheben, dass,gleichwie die Arthrodie des Kopfes durch Combination zweier Gelenkezu Stande kommt, sie auch hauptsächlich Combinationen von Muskelnfür sich in Anspruch nimmt, und dass beinahe alle diese Muskeln, umbeiden Gelenken Componenten zuwenden zu können, eine schiefe Verlaufsrichtungnehmen. Die Mehrzahl derselben ist aber zugleich übergrössere Strecken der Wirbelsäule weggelegt und beherrscht somit auchdie Halsgelenke. Diese mussten herbeigezogen werden, um dem Kopfe,der nur im Rotationsgelenke eine grössere Excursionsfähigkeit besitzt,auch eine grössere flexorische Beweglichkeit zu verschaffen. Diese letztereist wieder so vertheilt, dass die grössere Dorsalflexion den oberen, dieausgiebigere Nickbewegung aber den unteren Halsgelenken übertragenwurde. Hieraus erklären sich mehrere auf die Anordnug der Muskelnbezügliche Verhältnisse. Man findet nämlich, dass diese Muskeln ihrerotatorische Componente hauptsächlich dem Kopfgelenke, die flexorischeaber den Halsgelenken zuwenden; ferner, dass speciell die Nackenmuskeln,welche die Nackenbeugungen ausführen, in grösserem Abständevon den oberen Halsgelenken vorbeiziehen und hinten an der Ausladungdes Hinterkopfes sich anheften, während dagegen die vorderen Halsmuskelndie Axen der unteren Halsgelenke in grösserem Abständekreuzen und sich ganz vorne am Thorax anheften. Damit steht fernerim Einklang, dass die aus diagonal geordneten Fasern bestehendenNackenmuskeln ihre längsten Bündel immer in einer Schichte als Rotatoren,in der anderen Schichte als Flexoren verwenden. So erweist sich derSplenius hauptsächlich als Dreher des Kopfes, weil sich seine längstenBündel am Seitentheile des Kopfes anheften, während in cler nächstenSchichte der Semispinalis capitis die Dorsalflexion des Kopfes bewirkt,da er seine längsten Fasern an die hintere Fläche des Kopfes absendet.13*


196 Wirkung der Rumpfmuskeln.Dabei versteht es sich von selbst, dass vermöge der symmetrischeAnordnung der Faserbündel in jeder Schichte entgegengesetzte Drehung*bestreben auftreten und dass sich stets die eine Hälfte der einen Schichtmit der anderen Hälfte der zweiten Schichte zu demselben Drehung:-effecte combinirt. ;Belege für das soeben Besprochene liefert zunächst der Sternocleidomastoideus. Dieser Muskel kann vermöge seines Ansatzes ganz nahe bei denAustrittspunkte der Flexionsaxe des oberen Gelenkes, in diesem nur unter. Umständen, wenn der Kopf bereits stark nach hinten oder nach vorne geneigt ist, eimkleine Flexion ^veranlassen; zufolge aber seiner Anheftung ganz vorne an de:Brust-Apertur, also in weitem Abstände von den unteren Halsgelenken, kamer, gepaart mit dem Muskel der anderen Seite, die unteren Halswirbel abbiegen uncdadurch dem Kopfe eine grössere Neigung nach vorne geben. Vermöge seines Ansatzes an der Seite des Kopfes ist er aber der mächtigste Rotator desselbenin:unteren Kopfgelenke und steht in dieser Eigenschaft dem Muskel der anderen Seiteals Antagonist gegenüber; der rechte dreht das Gesicht nach links, der linke nachrechts. Kräftige Contractionen eines Kopfnickers leiten eine Combinationsbewegungein, bestehend in einer Drehung und Neigung des Kopfes, doch so,dass die Flexion z. B. nach links, die Drehung aber nach rechts stattfindet. —Weitere Belege liefern, wie früher gezeigt, der Splenius und der Semispinaliscapitis, deren Fasern in entgegengesetzt diagonalen Richtungen zum Kopf aufsteigen.Es ist aber ganz klar, dass auch der Semispinalis capitis Drehbewegungenveranlassen kann, weil auch seine Ansatzstelle am Kopfe ziemlich weit von derDrehungsaxe absteht; er dreht jedoch den Kopf nicht wie der Splenius auf dieselbe,sondern auf die entgegengesetzte Seite. Alle drei beispielsweise genannten Muskelnsind daher Beuger und Dreher und können, auf verschiedene Weise gepaart, baldzusammenwirken, bald aber auch als Antagonisten sich verhalten.Das Aequiliber des Kopfes ist sämmtlichen Kopfmuskeln,: aberauch den eigentlichen Halsmuskeln übertragen. Es versteht sich vonselbst,, dass dabei nicht allein die Nickbewegungen, sondern auch dieRotationsbewegungen äquilibrirt werden müssen, weil der Kopf, schonseiner Schwere wegen, das Bestreben hat, stets über die abschüssigenEpistropheus-Flächen abzugleiten. Da die Schwerlinie des aufgerichtetenKopfes ebenfalls vor dem Atlantooccipital-Gelenke und vor den unterenHalsgelenken vorbeigeht, so sind es auch da wieder die hinter der,Wirbelsäule liegenden Muskeln, welchen das Erhalten des Kopfes inder aufrechten Stellung zunächst anvertraut ist.Der Einfluss der Rumpfmuskeln auf die Eingeweide beschränktsich am Halse auf die Verschiebungen des Schlund- und Kehlkopfes-in der Richtung von oben nach unten, Bewegungen, welche beimSchlingen, Sprechen und Singen vorkommen und vorzugsweise von denZungenbeinmuskeln ausgeführt werden. Erwähnenswerth ist, dass dazuimmer die beiderseitigen Muskeln herangezogen werden; eine einseitigeBethätigung dieser Muskeln scheint überhaupt ganz überflüssig zu sein.Ferner ist bemerkenswerth, dass diese Muskeln nur dann die Eingeweidezu heben im Stande sind, wenn der Unterkiefer, der ihnen oben dieAnsatzpunkte darbietet, an den Oberkiefer angedrückt gehalten wird.Der Grund davon dürfte darin liegen, dass die Muskeln die zu demActe nothwendige Spannung erst unter dieser Bedingung erlangen.Schlingversuche misslingen bei offenem Munde.Hinsichtlich der in den Wandungen der Brust- und Bauchhöhlegelegenen Muskeln ist hervorzuheben, dass dieselben allerdings


Wirkung der Rumpfmuskeln. 197vorerst als Motoren des Skeletes in Betracht kommen; sie könnennämlich, wenn beiderseits wirksam, Brust und Hüfte aneinander heranziehen,bei einseitiger Bethätigung aber die Drehungen des Rumpfesüber dem Becken veranlassen, oder die seitliche Abbiegung des Rumpfesbewirken. Bei den Rotationen kommt ihnen die diagonale Richtungihrer Fasern in gleicher Weise zu Gute, wie die entsprechende Anordnungder Nackenmuskeln bei Drehungen des Kopfes. Es bedarf nureines Hinweises, um einzusehen, dass z. B. bei Drehungen des Rumpfesnach rechts der linke Obliquus externus und wahrscheinlich auch dieIntercostales externi dieser Seite mit dem rechten Obliquus internusund den entsprechenden Intercostalmuskeln zu gemeinsamer Wirkungzusammentreten.Trotzdem muss ausdrücklich betont werden, dass sich die Wirkungendieser Muskeln weder stets, noch vorzugsweise den Skeletstückenzuwenden, dass sich vielmehr der Einfluss, welchensie auf Gestalt und Umfang derWlsceralhöhlen nehmen, vorallen anderen Wirkungen geltend macht; dies erfordert derWechsel der Attitüde und die fortwährende Veränderung des Rauminhaltesdieser Höhlen. Nur contractile Wände sind im Stande, sichunter diesen Verhältnissen stets dem Inhalt anzupassen. D esshalb mussman auch in den Muskeln der Rumpfwände eine beständige, demGrade nach veränderliche Spannung voraussetzen, die aber dem Bewusstseingänzlich entrückt ist. Die Muskeln können daher auchnicht früher auf das Skelet wirken, bevor sie nicht den durchdie angedeuteten Verhältnisse gebotenen Spannungsgrad erreichthaben. Von diesem Gesichtspunkte aus lassen sich manche Verhältnissedieser Muskeln deuten, welche nicht verständlich wären, wennman ihre Wirkung auf das Skelet in die erste Reihe stellen würde.Auch bezüglich der Spannung der Rumpfwände stellt sich dieUeberkreuzung der Fleischfasern in den drei Schichten der Bauch- undZwischenrippenmuskeln (letztere mit Einschluss der Subcostales) als vortheilhaftdar, weil es gerade bei dieser Anordnung der Faserbündel amleichtesten möglich ist, dass trotz Neigungen und Drehungen desRumpfes und trotz dem damit verbundenen Wechsel in den Dimensionender Eingeweideräume die Wandungen eine gleichmässige Spannungbehalten können. — Von diesem Gesichtspunkte aus lassen sich auchdie in den verschiedenen Schichten vorhandenen Verschiedenheiten inden Längen der Fleischfasern deuten. Besonders instructiv ist in dieserBeziehung der Transversus, dessen Fleischbündel proportional mitcler Ausdehnungsfähigkeit cler Bauchwand gegen das Niveau des Nabels,wo die Nachgiebigkeit der Bauchwand am grössten ist, an Längezunehmen.Auch die Recti abdominis können nicht ausschliesslich als dasSkelet bewegende Muskeln betrachtet werden; sie geben, gleichwie diebreiten Muskeln, der Bauchwand den nöthigen Grad von Spannung. Siesind ja eingelagert in die fleischlose, stark ausdehnbare Lücke zwischenden breiten Bauchmuskeln, zudem mittelst ihrer Inscriptiones tendineaegerade am Nabel, also da, wo sich die Bauchwand am meisten ausdehnt,mit den sehnigen Scheiden verwachsen, wodurch bewirkt wird,dass sie bei Ausdehnung der Bauchhöhle nicht so bald auseinander treten,


198 Wirkung der Rumpfmuskeln.vielmehr noch lange als Klemme wirksam bleiben und die Nabelregionbeschützen. Werden sie aber endlich, z. B. bei sehr grosser Ausdehnungder Bauchhöhle, auseinander gedrängt, so umschreiben sie eine beiderseitshalbmondförmig begrenzte Lücke, ähnlich derjenigen, welche ingrösserem Massstabe die Lineae Spigelii einschliessen. Die Segmentirungdes Muskels bringt aber auch den Vortheil, dass er die Bauchwand nicht nurim Ganzen, sondern auch in einzelnen Theilen ihrem Inhalte anpassenkann. Er kann daher selbst die concav eingezogene Bauchwand spannenund sucht erst dann, wenn er, als Skeletmuskel wirkend, Brust undBecken einander nähert, seiner ganzen Länge nach in die Sehne seinerKrümmung abzuschnellen.In Betreff der Zwischenrippenmuskeln dürfte es kaum zweifelhaftsein, dass sie bei seitlichen Neigungen des Rumpfes mitwirken,indem sie die Rippen einander nähern; nicht sichergestellt ist aber ihreRolle bei den Athmungsbewegüngen. Nach Einigen sollen nur die Intercostalesexterni als Heber der Rippen wirken, also als Inspiratoren, währenddie Intercostales interni nur bei der Exspiration betheiligt wären; nachAnderen sollen aber beide Schichten als Rippenheber fungiren. Nunistes aber noch gar nicht sichergestellt, vielmehr sehr zweifelhaft, ob sichdie Dimension der von den Knochen dargestellten Zwischenrippenräumebei der Respiration verändert; eines ist aber sicher, dass die Muskelnvermöge ihrer beständigen Spannung so gut als möglich sowohl demDrucke von innen her auf die weichen Abschnitte der Brustwände, alsauch dem von aussen her auf ihnen lastenden Luftdrucke das Gleichgewichtzu halten bestimmt sind. Diese sogenannte, tonische Wirkungder Zwischenrippenmuskeln lässt sich schon aus dem Umstände erweisen,dass auch in den Theilungswinkeln gespaltener Rippen, sogar in ganzumrahmten Fenstern derselben, fleischige Bedeckungen, also Zwischenrippenmuskelnvorhanden sind, wo sie ganz gewiss keine Annäherungder Rippenstücke aneinander veranlassen können.Wegen des beständigen Wechsels der Spannung, den einerseits dieErweiterung und Verengerung des Brustkorbes, andererseits die Füllungder Baucheingeweide veranlasst, unterliegt auch das Zwerchfell beträchtlichenSchwankungen; es wird bald nach oben, bald nach unten gedrängt,je nachdem im Bauch- oder Brustraume die Spannung überwiegt. DiesenSpannungen gegenüber kann sich das Zwerchfell als Muskel auf verschiedeneWeise verhalten; es kann nämlich entweder den durch andereMechanismen bedingten Spannungen das Gleichgewicht halten, oder selbstthätigeinen Wechsel der Spannung hervorrufen. — In Bezug auf dieEingeweide der Bauchhöhle passt es sich zunächst, wie die Bauchmuskeln,dem Umfange und der Form derselben an; es kann sie aberauch im Vereine mit den gleichzeitig wirsamen Bauchmuskeln unterstärkeren Druck setzen, ein Act, den man mit dem Namen Bauchpressebezeichnet. — Viel complicirter ist die Beziehung des Zwerchfelles zuden Eingeweiden der Brusthöhle; es tritt da dem Complexe von Muskelnbei, welcher den Mechanismus der Athmung beherrscht. Die Muskelnzu bezeichnen, welche den Brustraum verengern, hat keine Schwierigkeiten;die Bauchmuskeln allein vermögen dies, sowohl dadurch, dasssie die Rippen herabziehen, als auch dadurch, dass sie die Baucheingeweidein den Brustraum drängen. Viel weniger klar aber liegen die


Muskeln des Schädeldaches. 199Verhältnisse in Betreff cler Inspiratoren. Es kann zwar nicht bezweifeltwerden, dass das Zwerchfell ein Inspirationsmuskel ist, weil es durchseine Contraction den Thoraxraum im Längendurchmesser vergrössert; es istaber kaum möglich mit Sicherheit alle jene Muskeln zu nennen, welcheden Thorax durch Erheben der Rippen erweitern. Abgesehen von demimmer noch unaufgeklärten Verhalten der Intercostalmuskeln Hessen sichvielleicht in die Reihe der Inspiratoren noch die Scaleni aufnehmen,dann der Serratus posticus superior, vielleicht selbst die Levatorescostarum; aber gegen die directe inspiratorische Wirksamkeit der Rumpfarmmuskelnund der an den Rippen befestigten Schultergürtelmuskelnlässt sich Manches einwenden.Hinsichtlich der Wirkung des Zwerchfelles als Inspirationsmuskel müssenzwei Modificationen der Respiration auseinander gehalten werden, nämlichdie sogenannte liespiratio thoracica und die Itespiratio abdominalis; bei der ersterenmacht sich der respiratorische Rhythmus hauptsächlich durch die Fluctuationen ander Brustwand, bei der letzteren an der Bauchwand bemerkbar. Bei der ersterenwird nämlich die inspiratorische Erweiterung des Brustraumes durch Erhebung derRippenwände bewirkt; sie erfordert daher die Bethätigung des Zwerchfelles hauptsächlichnur zu dem Zwecke, um die Baucheingeweide zurückzuhalten, welchedurch den auf der Bauchwand stets lastenden Luftdruck in den disponiblen Brustraumgedrängt würden. Bei der letzteren erfolgt die Vergrösserung der Brusthöhlehauptsächlich dadurch, dass das Zwerchfell seine Kuppel abflacht und dieBaucheingeweide nach abwärts verschiebt. Im ersteren Falle spannt sich daher dasZwerchfell ohne Ortsveränderung, im zweiten führt es den sogenannten Descensusaus.In Bezug auf diesen Descensus diaphragmatis ist man zu der Ansicht gekommen,dass er kein gleichmässiger sein kann. Bei einer gleichmässigen Senkung desZwerchfelles müsste gerade die Kuppel, welche einem weniger erweiterungsfähigenOrgane, dem Herzen nämlich, gegenüberliegt, die grössten Excursionen machen,woran sie aber schon durch die Mittelfellplatten der Pleura gehindert wird, welchegerade in ihre obere Fläche eingehen. Offenbar sind es daher nur die den Lungenräumengegenüberliegenden Costaltheile des Zwerchfelles, welche die grössteExcursionsfähigkeit besitzen; sie enthalten auch die längsten Fleischfaserbündelund können sich deshalb auch am meisten verkürzen. Der Descensus des Zwerchfellesbesteht daher in der Abflachnng der Costaltheile, die zugleich von derRippen wand abgehoben, nach unten und vorne gebracht werden.Bei den besprochenen Respirations-Bewegungen wurde vorausgesetzt, dassdie Rippenursprünge des Zwerchfelles die fixen Punkte desselben abgeben. Wenndagegen die Baucheingeweide fixirt sind, so kann das Zwerchfell seine Wirkungauch auf die Rippen übertragen. Der Complex der Baucheingeweide bildet indiesem Falle gleichsam eine Rolle, über welche die unteren Rippen hinaufgezogenwerden.Die topograpischen Verhältnisse des Zwerchfelles sind in der Eingeweidelehreeinzusehen.B. Die Muskeln des Kopfes.Muskeln des Schädeldaches.Mit Ausschluss der Eingeweidemuskeln und der Muskeln in derAugenhöhle werden folgende drei Muskelcomplexe speciell als Kopfmuskelnbeschrieben. 1. Die Muskeln des Schädeldaches, 2. dieGesichtsmuskeln und 3. die Kaumuskeln, zu welchen letzteren nurjene Muskeln des Kiefergelenkes gerechnet werden, welche sich mitbeiden Enden an Kopfknochen inseriren.


200 Muskeln des Schädeldaches.Die Muskeln an dem Schädeldache kann man als einen einheitlichenMuskel betrachten und denselben als Sehnenhaubenmuskel,Musculus epicranius, bezeichnen. Sie bilden nämlich eine dünne Fleischlage,deren Faserbündel in zwei Abtheilungen, vorne und rückwärts, anden Grenzen des Schädeldaches entstehen, und in eine die Calvariabedeckende derbe Faserhaut, die Sehnenhaube des Schädels, Galeaaponeurotica, übergeben. Diese Membran, welche die gemeinschaftlicheSehne des Epicranius vorstellt, ist mit der Kopfhaut sehr fest, mit derBeinhaut dagegen lockerer verbunden und kann daher, dem Zuge derMuskelbündel folgend, mit der Kopfhaut verschoben werden. In derSchläfengegend verliert sie aber ihr derbes Gefüge und die feste Verbindungmit der Haut, so dass die letztere hier auch bei gespannter Galealeicht gefaltet werden kann.Am leichtesten ist der Epicranius darstellbar, wenn die Präparation am Hintehaupte begonnen wird.Die vordere Abtheilung des Epicranius, Musculus frontalis, entstehtmit zwei schlanken Zacken am Stirnbein, von welchen eine amNasenrücken und eine im medialen Augenwinkel haftet, dann mit einerdritten breiten Augenbrauenzacke an der Haut der Braue. Alle dieseAntheile treten zu einer Muskelplatte zusammen und gehen in einernach oben convexen Grenzlinie grösstentheils in die Galea über; nureinige Bündel der Nasen- und Augenwinkelzacke endigen bereits früheran der Glabella und am medialen Ende der Augenbraue in der Haut.Von der Nasenzacke erstrecken sich einige Bündel nach unten in dieAponeurose des Nasenrückens und vereinigen sich dadurch mit demMusculus nasaiis; diese Bündel werden als Musculus procerus*) beschrieben.Die hintere Abtheilung des Epicranius, Musculus occipitalis, entstehtvom Os occipitale an der oberen Nackenlinie und geht nach obenmit einer bogenförmigen Grenzlinie ganz in die Galea über.An den Epicranius schliesst sich die Gruppe der Ohrmuschel-Muskeln an; sie besteht: aus dem Musculus auricularis superior 2 ), dessenFasern von der Galea aponeurotica entspringen und convergirend nachunten zur Schädelfläche des oberen Endes der Ohrmuschel herabziehen,aus dem Musculus auricularis posterior, 3 ) dessen stärkere Bündel vomWarzenfortsatz in horizontaler Richtung nach vorne zur Schädelflächeder Ohrmuschel gehen, und endlich aus dem Musculus auricularis anterior*)welcher von der Fascia temporalis seinen Ursprung nimmt und nachrückwärts zum oberen Antheil der Ohrmuschel zieht. Alle drei Ohrmuschel-:muskeln sind beim Menschen nur in sehr geringem Masse ausgebildetund müssen in Anbetracht ihrer zum Theil sehr beträchtlichen Ausbreitungbei Thieren als rudimentäre Muskeln angesehen werden.3 ) Syn. Musculus pyramidalis nasi.2 j Syn. Musculus attollens auriculae.3 ) Syn. Musculus retrahens auriculae.4 ) Syn. Musculus' attrahens auriculae.


Die Gesichtsmuskeln. 201Die Gesichtsmuskeln.Alle Gesichtsmuskeln entstehen am Skelet und endigen mit aufgelöstenFasern in dem bindegewebigen Gerüste der Haut. Sie sinddaher Hautmuskeln, und ihre Wirkung besteht zunächst darin, dieGesichtshaut zu verschieben und in Falten zu legen. Da sie abergruppenweise um die Mundspalte, um die Nasenlöcher und um dieLidspalten geordnet sind, so veranlassen sie an diesen Oeffnungengewisse Formveränderungen und treten dadurch in nähere Beziehungenzu den Functionen der Sinneswerkzeuge, zu der Respiration,zur Lautbildung und zur Speisenaufnahme. Endlich bedingen sieim Verein mit dem Stirnmuskel und mit dem Hautmuskel des Halsesdie Miene, weshalb man sie auch die mimischen Gesichtsmuskelnnennt.Die meisten Gesichtsmuskeln bestehen aus mehr oder wenigercompact beisammen liegenden und meistens schichtenweise geordnetenBündeln, welche theils sphincterartig die Gesichtsöffnungen umgeben,theils von diesen Oeffnungen ausgehend radienförmig auseinandertreten; manche von ihnen, beispielsweise der Schliessmuskel der Mundspalte,gehen über die Mitte hinweg und kreuzen sich mit den ihnen entgegenkommendenFaserbündeln der entsprechenden Muskeln der anderenSeite. Indem sich beim Uebergange der Fleischbündel in das bindegewebigeGerüst der Lederhaut die Elementartheile cler Muskeln undder Haut nach allen Richtungen kreuzen und durchflechten und überdiesin das Maschenwerk kleine Gruppen von Fettzellen aufgenommen sind,entsteht eine lockere, gelblich schimmernde Grenzschichte, die wedervon cler Haut, noch von dem Muskel leicht abgetragen werden kann;sie findet sich namentlich in den Lippen und am Kinn. Wo die Muskelfasernnicht in die Haut eingehen, findet sich unter der festen Lederhauteine Schichte von lockerem Bindegewebe, welche stellenweise, wiein den Backen, grössere Mengen von Fettgewebe aufnehmen, stellenweiseaber auch, wie in den Lidern und an der Nase, anscheinendganz fettlos bleiben kann. Da, wo die Muskeln grössere Hautflächenbeherrschen, lässt sich die Haut über dem contrahirten Muskel nichtfalten; wo sich die Muskelfasern reihenförmig inseriren, finden sichlineare Einziehungen, endlich da, wo nur einzelne Bündel in die Hautübergehen, kleine Grübchen. Diese Furchen und Grübchen sind constant,verstreichen nie und treten um so schärfer hervor, je mehr Fettgeweberingsum angesammelt ist. Eine solche Furche ist die Linea nasolabialis,die vom Nasenflügel zum Mundwinkel zieht, eine andere die Lineamentolabialis, die vom Mundwinkel aus den Kinnwulst umgreift. Grübchenfinden sich in cler Mitte der Oberlippe, am Mundwinkel, am Kinn undan der Backe. — Von diesen Einziehungen müssen die Knickungsfurchender Haut unterschieden werden, welche dieselbe Bedeutunghaben wie die Furchen an den Gelenken; sie sind zuerst durch blosseFaltungen cler Lederhaut veranlasst und verstreichen im jugendlichenAlter, wo die Haut noch ihre volle Spannkraft besitzt, alsbald wieder;im Alter aber und nach Abmagerungen, wenn die Haut ihre Elasticitätverloren hat, legt sich die Lederhaut bleibend in Runzeln zusammen,welche sich gleichfalls den Muskelzügen entsprechend ordnen.


202 Die Gesichtsmuskeln.Man unterscheidet Muskeln der Augenlider, Muskeln der äusserenNase und Muskeln der Lippen.Die Präparation derselben wird am besten mit einem Hautschnitte begönnen,der vom lateralen Rande der Orbita über den Unterkieferwinkel herabgeht;der Hautlappen darf aber nicht weiter als bis an die Linea nasolabialis und mentolabialisabgehoben werden.Der Schliessmuskel der Lider, Musculus orbicularis oculi, bedecktden Eingang der Augenhöhle vollständig und greift mit einzelnenBündeln in die Stirn- und Wangengegend aus. Jener Theil des Muskels,.welcher in den Lidern liegt, wird als Pars palpebralis *), und jener,welcher den Orbitalrand umkreist, als Pars orbitalis*) beschrieben. — DerLidantheil des Muskels besteht aus blassen Schleifen, welche in beiden,Lidern von dem einen zum anderen Augenwinkel bogenförmig über denvortretenden Augapfel gelegt sind. Die Ausgangspunkte beider Schleifenliegen im medialen Augenwinkel und der Uebergang derselben in einandergeschieht am lateralen Augenwinkel, unmittelbar an demselben,in sehr spitzigen, weiter aussen in mehr stumpfen Winkeln oder Bögenund wird mitunter durch eine Inscriptio tendinea vermittelt, welche dieFasern auch an die Haut heftet. Der Ursprung am medialen Augenwinkelist ein doppelter. Ein Theil der Fasern, die Lidbandportion,entsteht oberflächlich oben und unten an dem inneren Lidbändchen,Ligamentum palpebrale intemum, welches von der Crista lacrimalis amNasenfortsatz des Oberkiefers entspringt, quer über den Thränensaekwegzieht und in zw 7 ei Schenkel getheilt in den Rand des oberen unddes unteren Lides übergeht. Ein anderer Theil der Fasern, die Thränenkammportion,welcher als besonderer dritter Antheil des Orbicularisoculi die Bezeichnung Pars lacrymalis 3 ) erhalten hat, nimmt in der Tiefe,an der Leiste des Thränenbeins seinen Ursprung.Die Pars orbitalis des Musculus orbicularis hat ihren Ausgangspunktebenfalls im medialen Augenwinkel. Ein Theil ihrer Fleischbündel gehtvom Lidbande ab; die meisten kommen aber vom Knochen, und zwardie unteren von der Crista lacrymalis des Oberkiefers, die oberen vonder Glabella und von dem Orbitalrande des Stirnbeins bis zur Incisurasupraorbitalis; diese letzteren, ganz in der Tiefe liegenden und in dieHaut der Braue gehenden Bündel sind es, welche man als Corrugatorsupercilii bezeichnet hat. Einige Faserbündel lösen sich am lateralenUmfange der Orbita von dem ganzen Muskel ab, ziehen schief medianwärtsherab und verlieren sich in der Haut des Sulcus nasolabialis. —Der untere Rand des Orbicularis oculi bedeckt denviereckigen Muskel der Oberlippe, Musculus quadratus labii superioris.Die Ansatzlinie dieser Muskelplatte liegt am Augenhöhlenrande des Oberkiefersund reicht vom Nasenfortsatz bis an das Wangenbein, wo eineisolirte Zacke derselben, Caput zygomaticum,*) ihren Ursprung nimmt.Die mehr oder weniger geschiedenen Ursprungsportionen am unterenAugenhöhlenrande und am Nasenfortsatz des Oberkiefers werden als*) Syn. Musculus orbicularis palpebrarum.2 ) Syn. Musculus orbicularis orbitae.s ) Syn. Horner'scher Muskel.4 ) Syn. Musculus zygomaticus minor.


Die Gesichtsmuskeln. 203Caput infrawbitale y ) und als Caput angulare 2 ) bezeichnet. Alle drei Köpfegehen an der Linea nasolabialis in die Haut des Nasenflügels und clerOberlippe über.Der Jochbeinmuskel, Musculus zygomaticus, 3 ) liegt in derselbenSchichte. Er besteht aus einem dicken Bündel lebhaft rother, parallelerFasern, welche noch weiter nach aussen am Jochbein entspringen undschief zum Mundwinkel herabgehen.Der Lachmuskel, Musculus risorius, bildet einen zarten Faserfächer,dessen Basis an der Fascia parotideomasseterica in der Gegend des Kieferasteshaftet und dessen Spitze an den Mundwinkel tritt. Auchdas Platysma schiebt seine hinteren Faserbündel über den Masseterbis in die Backen hinauf, wo sie am Backengrübchen und am Mundwinkelendigen; seine vorderen Antheile aber endigen am Unterkieferrandeoder gehen in die Fasern des Quadratus labii inferioris über. Dieseletztere Portion wird bedeckt von demdreieckigen Gesichtsmuskel, Musculus triangularis. Dieser Muskelbildet, wie sein Name sagft, ein Dreieck; seine Basis haftet am Unterkieferrande,wo die Bündel die Faserung der vorderen Portion desPlatysma durchsetzen, seine Spitze am Mundwinkel, wo einige Bündelin den Zygomaticus ablenken. Der vordere Rand des Dreieckes befindetsich genau in der Linea mentolabialis und umgreift also den Kinnwulst.In einzelnen Fällen, und zwar gewöhnlich bei sehr kräftig entwickelterMusculatur, zweigt von der medialen Grenze der Ursprungslinie dieses Muskels amKieferrande eine grössere oder kleinere Anzahl von Fleischbündeln ab, um unterdem Kinn weg mit ähnlichen der anderen Seite zu einem quer über die Mittellinieverlaufenden Muskelkörper zusammen zu treten, für welchen der Name Musculustransversus menti gebräuchlich ist.Der Eckzahnmuskel, Musculus caninus, 4 ) liegt hinter dem Quadratuslabii superioris. Er ist vierseitig begrenzt und entspringt in der Fossacanina des Oberkiefers, unter dem Foramen infraorbitale; sein unteresEnde befindet sich in der Haut am Mundwinkel. Zwischen ihm unddem Quadratus labii superioris findet man, von Fettgewebe umgeben,das reiche Geflecht des Nervus infraorbitalis und die gleichnamigenGefässe.Der viereckige Muskel der Unterlippe, Musculus quadratus labiiinferioris 5 (, kommt nach Abtragung des Triangularis zum Vorschein.Er ist zum grössten Theile eine Fortsetzung cler vorderen Portion desPlatysma und nimmt nur mit einem kleinen Theile seiner FasernUrsprünge am Unterkieferrande. Alle seine Fasern gehen von der Lineamentolabialis angefangen in die Haut der Unterlippe und des Kinnwulstes.Er bedeckt das Kinnloch und die aus demselben austretendenGefässe und Nerven.*) Syn. Musculus levator labii superioris proprius.2 ) Syn. Musculus levator labii superioris alaeque nasi.3 ) Syn. Musculus zygomaticus major.4 ) Syn. Musculus levator anguli oris.5 ) Syn. Musculus quadratus menti s. depressor labii inferioris.


204 Die Gesichtsmuskeln.Als Kinnmuskel, Musculus mentalis*), wird jener Muskel bezeichnet,welcher jederseits von den vorderen Rändern des Quadratus labii inferiorisund des Triangularis begrenzt wird. Er entsteht symmetrisch auf beidenSeiten der Protuberantia mentalis und endigt in der Haut des Kinnwulstes.Nur ein Theil seiner Faserbündel bleibt seiner Seite treu, dergrössere Theil aber, namentlich die tiefen, überschreitet die Mitte underzeugt mit den entgegenkommenden Faserbündeln der anderen Seiteeine dem Knochen zugewendete, senkrecht absteigende Reihe vonUeberkreuzungen, hinter welchen sich ein dichtes, mit vielen elastischenFasern durchsetztes Fettpolster befindet. Will man die oberflächlichenFaserzüge darstellen, so muss man die Haut ober dem Kinnwulst querspalten und nach unten abtragen; will man aber die Ueberkreuzungenzur Ansicht bekommen, so muss man das ganze Kinnfleisch vomKnochen ablösen und die Präparation von rückwärts und unten hervornehmen.Der Backenmuskel, Musculus buccinator, erscheint, nachdem manalle radiären, von der Mundspalte ausgehenden Muskeln vom Skeletabgelöst und gegen den Mund zurückgelegt hat. Er bildet eine dieMundhöhle seitlich abschliessende fleischige Wand, die in der Gegendder Mahlzähne oben und unten an den Alveolarrändern der Kiefer haftet,mit den mittleren Faserbündeln aber auch aus der hinteren Wand desSchlundkopfes hervorgeht. Ein Theil der letzteren entspringt auch vonder Tuberositas maxillaris, von dem unteren Rande der lateralen Plattedes Processus pterygoideus, von dem Hamulus pterygoideus undvon der Crista buccinatoria des Unterkiefers. Im Zuge nach vorne kreuztsich ein Theil der Fasern; einige endigen, noch ehe sie den Mundwinkelerreichen, an der Schleimhaut, andere in dem Faserwerke des Mundwinkels,die meisten aber gehen in die Lippen über. Gegenüber dem zweitenoberen Mahlzahne wird der Muskel vom Ausführungsgange der Ohrspeicheldrüsedurchbohrt.Der Nasenmuskel, Musculus nasaiis, ist ein Faserfächer, dessenSpitze an dem Iugum alveolare des oberen Eckzahnes haftet, und dessenBasis sich auf dem Nasenrücken mittelst einer Aponeurose mit demMuskel der anderen Seite vereinigt. Beide zusammen bilden daher eineüber die knorpelige Nase gelegte Zwinge, die sich nach oben mittelstdes bereits früher erwähnten Musculus procerus (vergl. S. 200) auchmit dem .Stirnmuskel verbindet. Eine mediale Abtheilung des Muskelsgeht zu dem Knorpel des Nasenflügels.Der Kreismuskel des Mundes, Musculus orbicularis oris, bestehtaus queren, in die Richtung der Mundspalte gelegten Faserbündeln,welche zu einem kleinen Theile aus dem Buccinator abkommen, zum grösstenTheile aber in vier Packeten an der äusseren Wand cler Zahnfächerfür die vier Eckzähne entspringen. Alle Fasern endigen in dem Hautgewebeder Lippen, die kürzeren auf der Seite des Ursprunges, dielängeren auf der anderen Seite, nachdem sie sich in der Mitte derLippen mit den entgegenkommenden Fasern gekreuzt haben. Ein Zusammenfliessender beiderseitigen Faserbündel kommt nicht vor, ebenso-') Syn. Musculus levator menti.


Die Gesichtsmuskeln. 205wenig auch am Mundwinkel ein Uebergang von Fasernbündeln auseiner in die andere Lippe. Wegen des Ueberganges der Fasern indie Lederhaut lässt sich der Muskel von vorne her nicht rein darstellen;man muss, um Einsicht in seinen Bau zu bekommen, diePräparation von rückwärts her vornehmen und, nachdem man die Ursprüngebesehen hat, die Schleimhaut ablösen. Da zeigt der Muskel eineganz glatte Fläche, stellt sich aber als ein Flechtwerk dar, weil sichalle Faserbündel, um an die Lederhaut zu gelangen, alsbald wieder indie Tiefe begeben.Die vier compacten an den Alveolen der Eckzähne haftenden Ursprungspackete,die man auch durch die Mundspalte präpariren kann,stellen die sogenannten Musculi incisivi dar; sie reihen sich oben an denNasalis, unten an den Mentalis an, so dass demnach der Orbicularis mitden genannten zwei Muskeln und mit dem Buccinator über dem Kiefergerüsteine nur durch die Mundspalte nach aussen geöffnete Tasche abschliesst.An der Grenze zwischen dem Nasalis und Orbicularis geheneinige Fleischbündel zur Nasenscheidewand^, und diese bilden den Musculusdepressor septi narium.Eine deutliche zusammenhängende Fascie ist im Bereiche dermimischen Gesichtsmuskeln nur am Buccinator darstellbar; sie erstrecktsich an der medialen Seite des Kieferastes nach hinten bis auf dieSchlundwand und wird deshalb Fascia buccopharyngea genannt.Auf der das Kiefergerüst einschliessenden Tasche, zwischen ihr und denradiären oberflächlichen Mundmuskeln, liegen die Verzweigungen der Gefässe undNerven. Die grössten Gefässe sind die Arteria maxillaris externa und die Vena facialisanterior; beide gehen vor dem Masseter über den Unterkieferrand, die letztere ingerader Richtung zum inneren Augenwinkel, die erstere am Mundwinkel vorbei,wo sie in einen von den verstrickten Muskelfaserbündeln erzeugten Canal zuliegen kommt.Wenn man die Wirkungen der Gesichtsmuskeln auf die einfachstenVerhältnisse bezieht, so bestehen sie in erster Linie darin,die Haut des Gesichtes zu verschieben, zu falten und zu furchen, und-zwar in Richtungen, welche den Faserverlauf in rechten Winkelnkreuzen. Es werden somit die queren Furchen an der Stirne vomFrontalis, die Querfurchen an der Nasenwurzel vom Procerus, diesenkrecht absteigenden Furchen an der Glabella vom Corrugator supercilii,der Sulcus nasolabialis von der oberflächlichen radiären Lage,von dem Quadratus labii superioris, vom Zygomaticus und vom Buccinatorhervorgerufen. —• In weiterer Folge beherrschen die Gesichtsmuskelndie Form und den Umfang cler Gesichtsöffnungen, die Zugängezu Auge, Nase und Mund. — In dritter Reihe endlich beziehtsich die Wirkung der Gesichtsmuskeln auf den Gesammtausdruck desAntlitzes.Man darf jedoch nicht glauben, dass der Ausdruck des Gesichtes ganz alleinauf Muskelwirkung zu beziehen ist, man muss vielmehr dabei noch andere Bedingungenin Rechnung bringen: das Skelet, die Beschaffenheit der Haut, nichtminder auch die unter der Haut angesammelten Fettmassen; von aUen diesen Umständenzusammen hängt die Configuration des Gesichtes im Ganzen und in seinenTheilen ab. Man könnte diese Bedingungen die stabilen, unveränderlichen nennen,-zum. Unterschiede von den durch die Wirkung der Muskeln bedingten veränder-


206 Die Kiefermuskeln.liehen Bedingungen, auf welchen eigentlich erst die Miene beruht. Doch hängtdiese letztere wieder nicht allein von dem Muskelspiele ab, sondern sehr wesenk'lieh auch vom Auge, von dessen Glanz und Bewegungen.Die Kiefermuskeln.Die Gruppe der Kiefer- oder Kaumuskeln besteht aus vierkräftigen Muskelpaaren, von denen zwei an der lateralen und zwei ander medialen Oberfläche des Unterkieferastes befestigt sind. Der ober- ;flächlichste ist:1. Der Kaumuskel, Musculus masseter, eine annähernd vierseitigbegrenzte Fleischmasse, die oben an der Jochbrücke, unten an clerlateralen Fläche des Kieferastes bis zum Kieferwinkel haftet. Er lässtsich in zwei Schichten zerlegen, deren Faserbündel sich schief überkreuzen.Die schief nach hinten absteigenden Faserbündel, die ani Jochbeinsehnig entspringen und unten am Kieferwinkel sich fleischig anheften,liegen in der oberflächlichen Schichte. Die senkrecht oderschief nach vorne absteigenden Faserbündel bilden die tiefe Schichte;sie entstehen fleischig an cler Jochbrücke und endigen unten an derMitte des Astes sehnig. Der vor dem Kiefergelenke absteigende tiefeFaserantheil wird von den oberflächlichen Faserbündeln nicht bedeckt.2. Der Schläfenmuskel, Musculus temporalis, ist ein fächerförmiger,auf dem Planum temporale liegender Muskel, der oben durch die Lineatemporalis inferior begrenzt wird und mit seinem schmalen sehnigen/Ende unter der Jochbrücke zu dem Processus coronoideus des Unterkiefersgeht. Eine starke Fascie, Fascia temporalis, welche sich an derJochbrücke und zwischen den beiden Lineae temporales anheftet, kapseltdas Fleisch des Muskels ein. Hinter dem Stirnfortsatze des Jochbeinsspaltet sich die Fascie in zwei Blätter, die durch ein Venengeflecht 'und durch Fettgewebe von einander geschieden sind. Die Darstellung desMuskels erfordert die Abtragung der Fascie im Zusammenhange mit derJochbrücke und dem Masseter. Dabei beachte man accessorische Faserbündel,welche der Muskel von der medialen Oberfläche der Fascie undvon der Jochbrücke bezieht.3. Den äusseren Flügelmuskel, Musculus pterygoideus externus, erreichtman, wenn man den Processus coronoideus abstemmt und sammtdem Musculus temporalis nach oben umlegt. Er entsteht in der Unterschläfengrube,und zwar mit einer grösseren Portion an der lateralen Plattedes Processus pterygoideus, dann mit einer kleineren an der unterenFläche des grossen Keilbeinflügels; seine Faserbündel heften sichgrösstentheils am Gelenkfortsatze des Unterkiefers, dicht unter derGelenkfläche, einige wenige auch am vorderen Rande des Meniscusinterarticularis an. Die Resultirende aller Faserbündel ist daher annäherndhorizontal, schief lateral und nach hinten gerichtet, und trifftungefähr senkrecht die Axe des Capitulum. Beide Muskeln divergirennach hinten.4. Der innere Flügelmuskel, Musculus pterygoideus internus, hat 'annähernd dieselbe Form und Faserrichtung, wie der Masseter; er nimmtin der Fossa pterygoidea von beiden Platten des Processus pterygoideus;;seinen Ursprung und endigt an der medialen Fläche des Kieferwinkels.


Die Schultermuskeln. 207Soll der Muskel von aussen dargestellt werden, so muss mit dem Kieferasteauch der Pterygoideus externus entfernt werden: die Präparationist aber viel leichter, wenn man sie an einem median durchschnittenenKopfe von innen ausführt.Die beiden Nervenstränge, welche man zwischen den zwei Flügelmuskelnfindet, sind der Nervus lingualis und der Nervus mandibularis des Trigeminus; derletztere geht mit Gefässzweigen in den Kieferkanal.Der Masseter wird hinten theilweise von Läppchen der Ohrspeicheldrüsebedeckt und von ihrem Ausführungsgange in seiner oberenHälfte gekreuzt. Zahlreiche Zweige des Nervus facialis liegen zwischendem Muskel und der diesen letzteren und die Drüse gemeinschaftlichbekleidenden Fascia pdrotideomasseterica.Die besprochenen Muskeln besorgen mit den Zungenbeinmuskelndfe Kaubewegungen des Kiefers. Der Masseter, der Temporalis undder Pterygoideus internus heben den Kiefer und pressen die untereZahnreihe an die obere. Als ihre Antagonisten erscheinen nur dieZungenbeinmuskeln und das Platysma. Der Pterygoideus externus hatkeine senkrechte Componente, sondern zieht den Kiefer mit dem Meniscusin der Horizontalebene nach vorne, betheiligt sich daher nur bei denMahlbewegungen des Unterkiefers, insbesondere dann, wenn der gehobeneKiefer nach vorne oder seitwärts verschoben werden soll. Bei symmetrischemVorschübe betheiligen sich offenbar beide Pterygoidei externi,,bei lateralem aber nur einer. Die Verschiebungen des Kiefers nachhinten besorgen dagegen die Heber, weil sie auch eine nach hintenstrebende Componente haben.G. Musculatur der oberen Extremität.Die Schultermuskeln.Die Gruppe cler Schultermuskeln besteht durchgehends aus eingelenkigenMuskeln von denen die meisten in den Gruben des Schulterblattesuntergebracht sind und an den Höckern des Oberarmkopfes sichmit derben Sehnen anheften; diese letzteren sind mehr oder wenigerfest mit der Kapsel des Schultergelenkes verbunden. Nur der oberflächlichegeht beinahe bis zur Mitte des Humerus herab. Es ist diesder folgende:Der Deltamuskel, Musculus deltoideus, ist eine dicke, vorn undhinten gerädrandigTeg-renzte Fleis^nlrnasse," die mit dem Pectoralis majorund dem Latissimus; dorsi den äusseren Muskelkegel der Schulter darstellt.8fiAnftj3ihfii^.Ansateder Clavicula über das Acromion und die Spina scapulae.l)is auf dieFäscia mfraspinata; seine mit Sehnenstreifen durchflochtenen Fleisch-TuncTel concentriren sich, theils höher, theils tiefer endigend, in einemkurzsehnigen Ansätze an cler Rauhigkeit ober der Mitte des Humerus.Der vordere Rand des halbkegelförmig umgebogenen Muskels tritt dichtan den Musculus pectoralis major heran und vereinigt sich mit der Sehne-1


208 Die Muskeln des Oberarmes.desselben. Zwischen ihm und dem Tuberculum majus liegt ein beträchtlicherSchleimbeutel.~^I)ie£lII2^Musculus subscapularis^ liegt in derFossa subscapularis* und bildet einen der Grube entsprechend geformtenFächer, dessen Basis längs dem medialen Rande der Scapula und dessen•Spitze sehnig"am Tuberculum minus humeri befestigt ist. Der Muskelbesteht aus zweierlei [Läppchen^ aus solchen, die sehnig an den Leistender vorderen Schulterblattfläche entstehen, und -aus solchen, .die Inden dazwischen- liegenden Gruben...fleiscMg^-ihren Ursprung.. nehmen.In der Nähe des Gelenkes schichten sich die Läppchen, wobei dieIn den Gruben entstandenen in die Tiefe gelangen und, in~ einer•starken Sehne vereinigt, unmittelbar vor dem Pfannenrand wegsehreiten.Hinter dieser Sehne befindet sich ein grosser, mit der Höhle des Schultergelenkes-communicirender Schleimbeutel, Bursa synovialis subscapularis.{Vergl. S. 109.)Der Obergrätenmuskel, Musculus supraspinatus, entsteht bis zurIncisura scapulae fleischig an den Wänden der Fossa supraspinatajmdmit einzelnen oberflächlichen Bündeln an cler die Grube abschliessenden^Fascie. Die starke, in der Tiefe liegende Endsehne geht unter demLigamentum coracoacromiale zum oberen Ende des Tuberculum majus_humeri.Der Untergrätenmuskel, Musculus infraspinatus, entspringt ebenfallsan den Wänden seiner Lagerstätte, der Fos^ajuafraspinata, und ander die Grube abschliessenden Fascie; seine convergirenden Bündeldrängen sich an der mittleren Facette des Tuberculum majus humerizusammen.Der kleine runde Armmuskel, Musculus tems^ minor, liegt undentsteht mit seinen Fleischfasern längs dem lateralenöchulterblattrandeund sendet seine Sehne an das untere Ende des Tuberculum majushumeri.Er äst oft schwer von dem Infraspinatus zu trennen.Der grosse runde Armmuskel, Musculus teres' major, entsteht an-dem unteren Winkel der Scapula und an der Fascia infraspinata undheftet sich, mit der Sehne desj^atissimus dorsi vereinigt, an.. der_CristatuberculLmmoris humeri an. Er bildet den eingelenkigen Scapularkopfdes Latissimus und bedeckt den Schulterblattansatz des Teres minor.Zwischen beiden runden Muskeln zieht die Sehne des langen Kopfesdes Triceps brachii herab.Ueberzählige Muskelbündel kommen in der Schultergegend nichtselten vor.Die Muskeln des Oberarmes.Die Musculatur des Oberarmes besteht aus langen Muskeln; derenFaserbündel den Knochen entlang gelegt sind; sie .ist in zwei Gruppengeschieden, in eine vordere oder Beugergruppe und eine hintereo der Streckergruppe. Zwei Fortsetzungen cler Fascie, Septa intermuscularia,die längs den Cristae humeri zu den Epicondylen herablaufen,bilden Scheidewände zwischen den beiden Muskelgruppen und bieten denMuskeln zugleich Ansatzpunkte. Die Präparation erfordert die Abtragungcler Haut bis unter das Ellbogengelenk.


Die Muskeln des Oberarmes. 209Zur Beugergruppe gehören folgende drei Muskeln:Der zweiköpfige Armmuskel, Musculus biceps brachii. Derselbeheftet sich mit zwei Köpfen am Schulterblatte und mit einer gemeinschaftlichenEndsehne an der Tuberositas radii an. Der eine Kopf, Caputlongum, entsteht innerhalb der Schultergelenkkapsel mit einer langengehne^jdie mit dem Labrum vereinigt ist und am oberen Ende derPfanne haftet. Sie verlässt durch dep. Sulcus intertubercularis den Gelenkraumund wird bald darauf fleischig. Der zweite Kopf, Caputbreve, haftet fleischig am Ende des Processus „coracoideus. Der in derMitte des Oberarmes durch den Zusammenfluss der beiden Köpfe entstandeneFleischbauch entwickelt eine plattrunde, starke Endsehne,die sich in die Tiefe der Ellbogengrube begibt; unter ihrem Ansätzean der Tuberositas radii findet sich ein Schleimbeutel. Vom Ulnarrandeder Endsehne geht eine aponeurotische Abzweigung gleichsam alszweiter Ansatz zur Fascie des Vorderarmes; sie .wird Lacertus fibrosus *)genannt.Der Hackenmuskel, Musculus coracobrachialis. Er entsteht mit demkurzen Kopfe: des Biceps vereinigt am Processus coracoideus und endigtan der oberen Hälfte des Oberarmknochens, ober dem Anfange dermedialen Leiste des Humerus. Längere Bündel desselben vereinigen sichmit einem Faserstrange,, der von dem Tuberculum minus humeri zu denunteren Ansatzstellen des Muskels, gelegentlich selbst bis zum Septumintermusculare mediale herabzieht. Der Bauch wird von dem Nervusrwusculocutaneus durchbohrt; an seinem medialen Rande findet sich derStramm der Arteria brachialis, welche sich später an den Biceps anschliesst,sowie mehrere Nervenstränge.*Der innere Armmuskel, Musculus brachialis internus, beginnt unterdem Ansätze des Deltoideus mit zwei Zacken, die noch einzelne Fleischbündelvon den Septa intermuscularia beziehen; er geht über die untereHälfte des Humerus und über die Beugeseite des Ellbogengelenkesherab, um sich an der Rauhigkeit unter dem Processus coronoideusulnae anzuheften. Da, wo er das Gelenk kreuzt, schickt er einige Bündelzur Kapsel.Die Beugergruppe der Oberarmmuskeln besteht daher aus zwei eingelenkigenMuskeln, dem Coracobrachialis für das Schultergelenk und dem Brachialis internus fürdas Ellbogengelenk; dann aus einem dreigelenkigen Muskel, dem Biceps brachii, dermit dem Coracobrachialis vereint auf das Schultergelenk wirkt, mit dem Brachialisinternus aber als Beuger auf das Ellbogengelenk, und durch seinen Ansatz am Radiusauch auf das Radio-Ulnargelenk, und zwar im Sinne der Supination Einflussnimmt. Der Brachialis internus ist überdies auch ein Spanner der Gelenkkapsel.Vermehrung der Köpfe des Biceps durch selbstständig am Oberarmknochenentspringende und eine Strecke weit isolirt verlaufende Fleischbündel ist die amhäufigsten vorkommende Varietät innerhalb der Beugergruppe.Die Streckergruppe, besteht nur aus einem Muskel,dem dreiköpfigen Armmuskel, Musculus triceps brachii. Dieser wirdvon drei oben getrennten Fleischköpfen dargestellt, die unten zu einergemeinschaftlichen Sehne zusammentreten. Zwei dieser Köpfe, das') Syn. Aponeurosis bicipitis.v. Langer-Toi dt. Anatomie. 5. Aufl. 14


210 Die Muskeln des Unterarmes.Caput mediale *) und das Caput laterale, 2 ) sind eingelenkig und nehmenbereits am Oberarm ihren Ursprung, der dritte hingegen, das Caputlongum, % ) ist zweigelenkig und heftet sich unter der Pfanne am Gelenkrandeder Scapula an. Das Caput laterale "besteht aus" längeren Faser-,bündeln, die mit ihren Insertionen bis an das Tuberculum majus humerihinaufreichen; das Caput mediale hingegen setzt sich aus kürzerenFn,s£0±iinjdeJn^Mammen, die an der ganzen„lünterenJEläch.e._des- Oberarmknochensund an der radialen Leiste entstehen, aber das Tuberculumminus nicht erreichen. Zwischen diesen Köpfen liegt der Nervus radialis.Das Caput longum zieht zwischen dem Teres major und minor herab,setzt sich mit der Sehne des Latissimus dorsi in Verbindung undbildet, nachdem es sich zwischen die beiden anderen Köpfe eingeschoben,und mit ihnen sich vereinigt hat, an der Streckseite des Ellbogengelenkesdie Grundlage der gemeinschaftlichen Endsehne, die sich amOlecranon ansetzt.Gleichsam als Fortsetzung des lateralen Kopfes reiht sich an dessenFleisch ein kleiner, fächerförmiger Muskelkörper an, welcher schon imBereiche des Unterarmes, zwischen dem Epicondylus lateralis humeriund dem oberen Ende der Ulna liegt und von einer membranösenFortsetzung der Sehne des Triceps eingekapselt wird. Es ist dies dereingelenkige Ellbogenmuskel, Musculus anconaeus,*) dessen Faserbündelvom Epicondylus lateralis divergirend zum lateralen Rande des Olecranonund zu der lateralen Kante der Ulna ziehen.Die Muskeln des Unterarmes.Nach der Lage lassen sich die Muskeln des Unterarmes in dreiAbtheilungen bringen: in Muskeln der Palmarseite, der Radialseiteund der Dorsalseite. Jede dieser Abtheilungen besteht ausmehreren Gruppen, deren Einzelmuskeln den Vorderarm entlanggelegt sind. Nur zwei dieser Muskeln endigen bereits an der oberenHälfte des Radius, andere zwei erst an der unteren Hälfte desselben; 1die meisten aber ziehen über das Handgelenk herab, um an der Mittelhandoder an den Fingergliedern ihre Insertionspunkte aufzusuchen. :Alle drei Abtheilungen bilden einen um den Vorderarm gelegten Mantel,der nur hinten durch die austretende Kante der Ulna und. unten durchdie Knöchel unterbrochen wird; diese insbesondere scheiden die palmare^Abtheilung von der dorsalen. Hält man daran fest, dass das Erbsenbeinkein eigentlicher Handwurzelknochen ist, so findet man, dass die proximaleReihe der Handwurzelknochen keinem einzigen dieser Muskelneinen Ansatz darbietet. — Behufs der Präparation dieser Muskelnwird die Haut vorläufig nur bis an die Mittelhand abgetragen; von derFascie müssen jene Theile geschont und erhalten werden, von welchenMuskelbündel entspringen und welche sich daher nicht glatt von denMuskeln ablösen lassen.') Syn. Musculus anconaeus medialis.~) Syn. Musculus anconaeus lateralis.a ) Syn. Musculus anconaeus longus.4 ) Syn. Musculus anconaeus quartus.


Die Muskeln des Unterarmes. 211Muskeln der Palmarseite des Unterarmes.Diese Muskeln sind in vier Schichten gebracht und überlagernbeide Vorderarmknochen sammt der Membrana interossea; sie verlegenaber in den zwei ersten Schichten ihre Ursprünge bis auf den Humeruszurück und bedecken daher auch das Ellbogengelenk. In der erstenSchichte befinden sich Muskeln, die nebst dem Ellbogengelenk auchdas Radio-Ulnargelenk und das Handgelenk im Sinne der Pronation undFlexion beherrschen; in der zweiten und dritten Lage kommen dieFingerbeuge? vor, welche man als Gruppe der Fingermuskeln zusammenfassenkann; endlich in cler vierten Schichte ein Muskel, dersich nur auf das Radio-Ulnargelenk bezieht. Mit Ausnahme Äiesesletzteren Muskels, dessen Fasern quer gelegt sind, senden alle ihreSehnen in mehr oder weniger divergirender Richtung nach abwärtsund sind durchgehends zwei- oder mehrgelenkige Muskeln.Die oberflächlichen Muskeln gehen aus einem Caput communehervor, welches am Epicondylus medialis humeri und seiner Umgebungentspringt und sich noch ober der Mitte des Vorderarmes in vier Bäuchespaltet. Diese sind:Der runde Drehmuskel, Musculus pronator teres. *) Er geht in schieferRichtung nach abwärts, kreuzt die Flexions- und Rotationsaxe des Ellbogengelenkesund heftet sich sehnig an dielaterale. Fläche,desJEiadius rungefähr in der Mitte des Vorderarmes, an. Sein oberer Ansatz ziehtsich^an demjäeptum intermusculare mediale des Oberarmes eine Strecke3Kßit. hinauf und kann abnormerweise ziemlich breit werden, inwelchem Falle er von dem Nervus medianus durchbohrt wird. Zwischenihm und dem Biceps liegt die Arteria brachialis. Sein nächsterNachbar ist:Der radiale Handbeuger, Musculus flexor carpi radialis . 2 ) Die Sehnedieses Muskels wird erst unter der Mitte des Vorderarmes frei undgelangt in der durch Bandmassen zu einem Canal abgeschlossenenLeitfurche des grossen vielwinkligen Beines an die Basis cles.Qs meta--carpale des Zeigefingers.Der lange Hohlhandmuskel, Musculus palmaris longus. Dieser sehroft fehlende Muskel schickt seine fächerförmig ausgebreitete Sehne zudem Ligamentum carpi transversum und zur Aponeurosis palmaris.Der ulnare Handbeuger, Musculus flexor carpi ulnaris. 3 ) Der Fleischkörperdieses Muskels besteht aus langen und kurzen Faserbündeln. Dielangten.FauS_e_r.bLUn.de 1 entstehen als Bestandtheile des Caput communemit zs-ej, durch einem Spalt geschiedenen Zacken am Epicondylusmedialis humeri und am Olecranon und bilden einen Fleischbauch, derdurch einen Sehnenstreifen vom Palmaris longus abgegrenzt wird. Diekurzen Faserbündel nehmen an cler hinteren Kante der Ulna ihrenUrsprung und vereinigen sich fortlaufend mit der plattrunden Sehne,welche als Fortsetzung der langen Faserbündel nach abwärts zieht; amHandgelenke nimmt sie das Erbsenbein als Sesambein in sich auf und') Syn. Musculus teres antibrachii.2 ) Syn. Musculus radialis internus.3 ) Syn. Musculus ulnaris internus.14*i


212 Die Muskeln des Unterarmes.endigt, in zwei Schenkel getheilt, am Hacken des Hackenbeines und an derBasis des 5. Mittelhandknochens. Die Spalte zwischen den geschiedenenoberen Ursprungsköpfen "benützt der Nervus ulnaris zum Durchtritt, uman die Sehne zu kommen, die er darauf mit der gleichnamigen Arterieüber das Handgelenk begleitet.Die Gruppe der Fingermuskeln besteht aus zwei gemeinschaftlichen,aufeinander geschichteten Beugern der dreigliedrigen. Fingerund aus einem besonderen Daumenbeuger.Der oberflächliche Fingerbeuger, Musculus flexor digitorum sublimis,^entwickelt -sich aus .^em.J2apuU.jCOjimxune-,.„nimmt dann während seinesVerlaufes neue Fleischbündel von der Mitte des Radius auf [Caputradiale) jünd spaltet sich in der Mitte des Unterarmes in vier rundeSehnen, welche unter dem queren Handwurzelbande zu den vier dreigliedrigenFingern herabgehen. Jede dieser Sehnen besitzt an der Grundphalanx_.einen Schlitz und endigt an der Basis der Mittelphalanx. Mankann den Muskel in zwei Portionen theilen, in eine oberflächlicheund eine tiefe; die oberflächliche entsendet in der Regel die Sehnedes -Mittel-._ ,und JRingfingers, die tiefe jene des Zeige- und kleinen(»Fingers. Mit dem Fleischbündel. des.Mfteifingers_vereinigt sich constanEdas Caput, radiale; dieses bildet mit dem am Epicondylus medialis[haftenden Kopfe eine Lücke, welche den Nervus medianus in die Tiefedes Vorderarmes leitet.>i .! wDer tiefe Fingerbeuger, Musculus flexor digitorum profundus, besitzteinen Fleischbauch, dessen Faserbündel„die.^Ulna und die Membranainterossea, von dem Ansätze des Brachialis internus angefangen bis zumunteren Drittel des Vorderarmes, besetzen. Seine vier Sehnen, die erst.in der Nähe des Handgelenkes ganz frei werden, gehen zur Basis derEndpiLalangen; drei derselben, nämlich die des Mittel-, Ring-und kleinenFingers, entwickeln sich aus einem compacten Fleischkörper, und dievierte, nämlich jene des Zeigefingers, geht aus einem Fleischbündelhervor, welches sich bereits weiter oben isolirt. Neben diesem Muskelliegt, bedeckt von dem Caput radiale des oberflächlichen Fingerbeugers:Der lange Daumenbeuger, Musculus flexor pollicis longus, dessenFleischtheile sowohl am Körper des^R^iü_L a l s auch an der Membrana,Interossea ..entspringen und dessen Sehne sich an der Endphalanx des.Daumens ansetzt. Nicht selten nimmt der Bauch dieses Muskels hochIpben aus dem von dem Epicondylus medialis entspringenden Kopfe des^oberflächlichen Fingerbeugers ein rundes Fleischbündel auf.In der vierten Schichte kommt nur ein Muskel vor; es ist dies:.Der viereckige Drehmuskel, Musculus pronator quadratus ; s ) dieFleischfaserbündel desselben gehen quer und parallel von der Ulna zum,Radius und bedecken das untere Radio-Ulnargelen¥T~Von den palmaren Vorderarmmuskeln ist nur der Pronator quadratus.eingelenkig, als Dreher des Radius im Sinne der Pronation, die anderen sindzwei--oder mehrgelenkig. Von den Fingermuskeln, die sämmtlich auch auf das Handgelenkwirken, nimmt der Flexor digitorum sublimis ebenfalls flexorischauf dasEllbogengelenk Einfluss. Der Pronator teres ist Beuger des Ellbogengelenkes und.Pronator des Radio-Ulnargelenkes. Der Flexor carpi ulnaris, der Flexor carpi) Syn. Musculus quadratus antibrachij.


Die Muskeln des Unterarmes. 213radialis und der Palmaris longus wirken gemeinschaftlich auf das Hand- undEllbogengelenk im Sinne der Palmar-Flexion; die beiden letzteren nehmen auch ander Rotation des Radius, je nach ihrer Richtung zur Drehungsaxe, grösseren odergeringeren Antheil im Sinne der Pronation.Muskeln der Radialseite des Unterarmes.Die radiale Gruppe der Unterarmmuskeln besteht aus vier aufeinandergeschichteten Einzelmuskeln, welche an der Crista radialisdes unteren Drittels des Oberarmes, dann an dem Epicondylus lateralisentstehen und theils am Radius," theils an der Mittelhand endigen. Siedecken oben die laterale Hälfte des Brachialis internus und hüllen denRadius ein.Der oberflächlichste ist der Armspeichenmuskel, Musculus brachioradialis.')Sein oberer Ansatz' geht längs der Crista humeri radialis unddem Se^jtum intermusculare laterale bis zu dem Ursprung"cTes r ' lateraTen"Kopfes des Triceps brachii hinauf, wo ihn der Nervus radialis trifftund bis unter die Vorderarmmitte begleitet. Die bandartige Sehne entwickeltsich erst unter der Mitte des Vorderarmes, wird von den schiefüber den Radius wegschreitenden dorsalen Daumenmuskeln überkreuztund inserirt sich fächerförmig ausgebreitet am Processus stiloideusradii. Unter -dem Ellbogengelenke tritt auch die Arteria radialisah denUlnarrand des Muskels und begleitet ihn bis zum Handgelenke.Der lange radiale Handstrecker, Musculus extenspr carpi radialislongus, 2 ) nimmt noch ober dem Epicondylus von der Crista radialishumeri seinen Ursprung und sendet seine Sehne an die Basis desOs metacarpale indicis.Der kurze radiale Handstrecker, Musculus extensor carpi radialisbrevis, 3 ) beginnt, mit dem vorigen verbunden, erst am Epicondylus^/Ifrteralis humeri, bezieht auch einige Faserbündel von der Gelenkkapselund endigt an der Basis des Os metacarpale des Mittelfingers. Dorsal istsein Bauch frei, und wircUvön" dem Extensor digitorum communis durcheinen Sehnenstreifeh geschieden. Die Sehnen dieses und des vorgenanntenMuskels gehen am unteren Ende des Radius durch einengemeinschaftlichen Leitcanal hindurch.w&^aL ß er Gegendreher, Musculus supinator, 4 ) schlingt seine am EpicondyluslaÄerafis, "an der Gelenkkapsel und an der Ulna entstandenen Faserbündelin schief nach vorne absteigender Richtung um den Radiusund heftet sie ober und unter der Tuberositas radii an. •—• Hier treffensie die in ganz "gleicher Richtung um den Radius gewundene Sehnedes Biceps brachii. Der Muskelbauch wird von dem Ramus profundusnervt radialis thiTchbohrt."* Da derBrachioradialis und der Supinator bereits am Vorderarm endigen,so können sie nur am Ellbogengelenke angreifen; während aber der erstere vorzugsweiseein Beuger dieses Gelenkes ist und sich unter minder günstigen Verhältnissenauch an der Supination betheiligt, wirkt der letztere nur als Supinator.Die beiden JExtensores carpi radiales sind reine Handgelenkmuskeln.') Syn. Musculus supinator longus.2 ) Syn. Musculus radialis externus longus.3 ) Syn. Musculus radialis externus brevis.4 ) Syn. Musculus supinator brevis s. M. brachioradialis brevis.


214 Die Muskeln des Dnterarmes.Muskeln der Dorsalfläche des Unterarmes.Diese Muskellage enthält nur einen, den radialen Muskeln entsprechendenHandgelenkmuskel, nämlich den Extensor carpi ulnaris,welcher, in einer besonderen Scheide der Fascia antibrachii eingekapselt,längs der Ulna herabzieht und für sich eine Gruppe, die ulnareMuskelgruppe, repräsentirt. Die übrigen sind durchgehends Fingermuskeln.Diese lassen sich sowohl nach der Lage ihrer Köpfe alsauch nach der Vertheilung ihrer Sehrren in zwei Schichten bringen.Die eine Schichte liegt ganz oberflächlich, schliesst sich an denExtensor carpi ulnaris an und enthält ebenfalls nur einen Muskel,nämlich den gemeinschaftlichen Fingerstrecker, dessen Sehnenzu den vier dreigliedrigen Fingern gelangen.. Die zweite, tiefe-Schichtebesteht dagegen aus vier Muskeln, deren Köpfe unter dem gemeinschaftlichenStrecker zu einem Caput commune zusammentreten und alsbesondere Fingermuskeln isolirte Sehnen zum Zeigefinger undDaumen schicken; es muss aber sogleich gesagt werden, dass nur zweidieser Muskeln bis herab vom gemeinschaftlichen Strecker bedeckt;bleiben, während die anderen zwei, welche radial liegen, unter derMitte des Vorderarmes an die Oberfläche treten. Dieses Muskelpaarüberkreuzt im weiteren Laufe zum Daumen die Sehnen der radialenMuskelgruppe. — Die Sehnen aller dorsalen Vorderarmmuskeln, mitEinschluss jener der radialen Muskelgruppe, ziehen über die Streckseitedes Handgelenkes in Leitcanälen herab-, welche einerseits von denLeitfurchen an den unteren Enden des Radius und der Ulna, andererseitsvon einem diese Furchen gemeinschaftlich überbrückenden querenBande, dem Ligamentum carpi dorsale gebildet werden.Der die ulnare Muskelgruppe darstellende ulnare Handstrecker,Musculus extensor carpi ulnaris, *) bezieht sein Fleisch von dem Epicondyluslateralis humeri, von der Fascie, von der Gelenkkapsel und von" derhinteren Kante der^lna; er bettet seine Sehne neben dem Processusstiloideus in die Leitfurche auf dem Rücken des unteren Endes derUlna ein und endigt am Höcker der Basis des Os metacarpale quintum.Die oberflächliche Schichte der Fingermuskeln wird gebildetvom gemeinschaftlichen Fingerstrecker, Musculus extensor digitorumcommunis. Dieser Muskel verbindet sich mit dem Extensor carpi radialisbrevis zu einem Caput commune, welches am Epicondylus humeri lateralis,an der Gelenkkapsel und an der Fascie haftet; er zerfällt unter derMitte des Vorderarmes in drei schlanke Bäuche, und reicht mit seinen^vier Sehnen, welche gemeinschaftlich durch einen grösseren LeitcanaTjhindurchtreten, über den Handrücken bis an die Endglieder der yterdreigliedrigen Finger. Die Sehnen des Ring- und kleinen Fingers gehenaus einem gemeinschaftlichen Bauche hervor. — Eine fünfte Sehne entwickeltsich aus einem kleinen Fleischkörper, ^welcher sich am Ulnarrandedes Muskels isolirt, und welcher als der eigene Strecker des fünftenFingers, Extensor digiti quintiproprius, beschrieben wird. Diese Sehne istfür den kleinen Finger bestimmt und zieht stets durch einen besonderen'*) Syn. Musculus ulnaris externus.


BTeTRJsTTeln des Unterarmes. 215Leitcanal des dorsalen Bandes herab, manchmal in Gesellschaft mit dervierten Sehne des gemeinschaftlichen Fingerstreckers.Das Caput commune der tiefen Fingermuskeln liegt zwischendem Extensor carpi radialis brevis und dem Anconaeus und haftet ander Dorsalfläche der Ulna sowie auch am Zwischenknochenbande. Inder Mitte des Unterarmes zerfällt es in zwei Muskelpaare, in ein ulnaresund ein radiales.Das ulnare Paar besteht aus dem eigenen Strecker des Zeigefingers,Musculus extensor indicis proprius, *) dessen Sehne mit den Sehnen"^des gemeinschaftlichen Streckers in demselben Leitcanale liegt und an P^das Endglied des Zeigefingers geht; dann aus dem langen Daumen-^-Strecker, Musculus extensor pollicis longus, dessen Sehne in einem be- |j|sonderen Leitcanal schief über die Insertionen der Extensores carpi -"'radiales zum Daumen zieht.2-f )Das radiale Paar besteht aus dem kurzen Daumenstrecker,Musculus extensor pollicis brevis, und aus dem langen Abzieher desDaumens, Musculus abductor pollicisMongus. Beide umschlingen nochfleischig die Extensores carpi radiahpKund ziehen durch eine am Pro-ySjfcessus stiloideus radii befindliche gemeinschaftliche Scheide über das fHandgelenk. Der Extensor geht dann bis zur.Grundphalanx des Daumens..und der Abductor endigt, oft in mehrere Bündel zertheilt, an der Basisdes Os metacarpale pollicis.Die Beuger und Strecker der Finger sind, was Ansatz, Theilung der Bäuche und-Abgabe der Sehnen betrifft, manchen, jedoch nur unwesentlichen Verschiedenheitenunterworfen. Fehlen der vierten Sehne des gemeinschaftlichen Streckers, Verdopplungder Sehne des eigenen Streckers des fünften Fingers, Vermehrung der besonderenStrecker durch einen Mittelfingerstrecker sind die gewöhnlichsten.Der Extensor carpi ulnaris ist ein Handgelenkmuskel; die Fingermuskelnbeherrschen sowohl die Finger als auch die Handgelenke. Wegen ihres schiefenVerlaufes nehmen die drei Da g umenmuskeln auch noch Einfluss auf die Rotationdes Radius im Sinne der Supination.Das Handrückenband, Ligamentum carpi dorsale, ist eine nurwillkürlich begrenzte Abtheilung der durch schiefe, ulnar abfallendeFasermassen verstärkten Fascia antibrachii, die insoferne besondershervorgehoben zu werden verdient, als sie die dorsalen Leitfurchendes- Radius und der Ulna zu Canälen umgestaltet und dadurchden Sehnen eine bestimmte Verlaufsrichtung anweist. Jeder dieserCanäle wird von einer besonderen Synovialhaut ausgekleidet, welchedie.Sehnen der Fingerstrecker manchmal bis zur Mitte des Metacarpusbegleitet.In dem ersten Leitcanale liegen die Sehnen des Abductor longus undExtensor brevis pollicis; er befindet sich am Rande des Processus stiloideus radii,dessen Leitfurche von der Sehne des Brachioradialis bekleidet wird, und hat einenschief palmar gerichteten Verlauf. Der zweite Leitcanal liegt dorsal am Processusstiloideus radii, ist durch eine niedrige Leiste des Knochens in zwei Abtheilungen,jedoch nur unvollkommen geschieden und enthält die Sehnen der Extensorescarpi radiales. Der dritte lauft schief lateral und schliesst die Sehne desExtensor pollicis longus ein. Wird der Daumen gestreckt und von den übrigen*) Syn. Musculus indicator.


216 Die Muskeln deTc '*I'ä'IlTH"Fingern abgezogen, so sinkt die Haut zwischen den beiden Daumenstreckern grubigein und es bildet sich die sogenannte Foveola radialis, in deren Tiefe der Puls derArteria radialis zu fühlen ist. Diese Arterie geht nämlich unter den Sehnen überdas grosse vielwinkelige B,ein zu dem Interstitium metacarpeum primum. Der vierteCanal ist der grösste; er wird radial durch einen grösseren Höcker des Radiusbegrenzt und leitet die vier Sehnen des Extensor digitorum communis und dieSehne des Extensor indicis proprius. Der fünfte Canal entspricht der Gelenklinie desunteren Radio-Ulnargelenkes und enthält den Extensor digiti quinti poprius. Dersechste liegt zwischen dem Capitulum und dem Processus stiloideus ulnae undenthält die Sehne des Extensor carpi ulnaris.Die Muskeln der Hand.An der Hand werden zweierlei Muskeln Gegenstand der Untersuchung,nämlich die eigentlichen Handmuskeln, welche mit beidenEnden am Skelete der Hand adhäriren, und die Endstücke der meistenUnterarmmuskeln. Alles Fleisch, welches im Bereiche der Hand vorkommt,gehört ohne Ausnahme zu den eigentlichen Handmuskeln undist theils in den Räumen zwischen den Mittelhandknochen untergebracht,wo es auf die Gestaltung" der Hand keinen Einfluss nimmt, theils, undzwar in grösseren Mengen, um die Mistelhandknochen der randständigenFinger gelegt; hier bildet es zwei Wülste, einen grösseren am Daumen,den Ballen, Thenar, und einen kleineren am kleinen Finger, denGegenballen, Antithenar.*) Ballen und Gegenballen begrenzen palmar;die Grube der Hohlhand, die Vola manus, deren Grund von der starken,fächerförmig gestalteten Aponeurosis palmaris bekleidet wird.An der Dorsalfläche der Handbefinden sich nur aujmalmiäwjäise eigentliche Handmuskeln; essind dies der Musculus extensor digiti medii proprius und der Musculusextensor indicis proprius anomalus, deren Fleischfasern von den Sehnendes Extensor communis bedeckt an dem Ligamentum carpi dorsaleentstehen und mit den Sehnen des gemeinschaftlichen Streckers verschmelzen.Beide sind dem normalen, gemeinschaftlichen kurzen Zehenstreckeranalog.Abgesehen von diesen regelwidrigen Muskeln, finden sich auf _demHandrücken einzig und allein die sehnigen Fortsetzungen der dorsalenVorderarmmuskeln, und zwar nebst den Sehnen der Extensores carpiradiales und des Extensor carpi ulnaris, die bereits hoch oben endigen^die Sehnen der Fingerstrecker.Die Sehnen des gemeinschaftlichen Fingerstreckers nehmensogleich, nachdem sie den Leitcanal unter dem queren Handrückenbandeverlassen haben, eine Bandform an, spalten sich gewöhnlich inmehrere Bündel, in welche die Sehnen des eigenen Streckers deskleinen und des Zeigefingers eintreten, und ^begeben sich in cliver^girender Richtung über die als Handknöchel vortretenden Capitüla... derMittelhandknochen auf den Rücken der Grundphalangen der vier dreigliedrigenFinger. Bevor sie das Grundgelenk erreichen, \verden sie*) Syn. Hypothenar.


'fffe^Muskeln der Handl'217!insgesammt durch eine dünne Aponeurose miteinander zu einem Fächerverbunden und überdies, den drei Interstitia metacarpalia entsprechend,durch schiefe Abzweigungen oder durch quere Bänder vereinigt. An denGrundphalangen angelangt, nehmen sie beiderseits von den unten zubeschreibenden Zwischenknochenmuskeln und von den Musculi lumbricalesdünne Sehnenbündel in sich auf, welche ober den die Sehnenrollender Flexoren verbindenden Ligamenta capitulorum (S.3tl8) ausder Hohlhand anlangen, und gestalten sich dadurch zu einer dreieckigenStreck Aponeurose, deren Basis als Kappe über dasKöpfchen des entsprechenden Mittelhandknochens gelegt und derenSpitze dem ersten Interphalangealgelenke zugewendet ist. An diesemGelenke spaltet sich die Aponeurose in drei Schenkel. Der mittlereSchenkel endigt an der Basis der Mittelphalanx, die beiden seitlichenaber heften sich,, nachdem sie sich wieder vereinigt haben, an die Basisder Endphalanx; einen tieferen Ansatz nimmt die noch ungetheilte Aponeurosean der Basis der Grundphalanx. In Folge dessen beherrschen dieSehnen des gemeinschaftlichen Fingerstreckers alle drei Gelenke einesFingers. Die in den Rand der Aponeurose eingehenden Zwischenknochenmuskelnund die Musculi lumbricales greifen das zweite unddritte Fingergelenk ebenfalls im Sinne der Streckung an, wirken abervermittelst ihrer Verbindung mit der Dorsal-Aponeurose auch kräftig;auf das Grundgelenk, jedoch vermöge ihres Verlaufes an der Palmar- 1seite der Capitula der Mittelhandknochen und demgemäss an der Beugeseiteder Gelenke im entgegengesetzten Sinne; sie bedingen daher einePalmar-Flexion desselben.Die Sehnen der beiden Daumenstrecker verhalten sieb in ähnlicherWeise; sie vereinigen sich nämlich an dem Metacarpo-Phalangejalgelenkeebenfalls miteinander, nehmen Sehnenbündel der Muskeln desBallens auf und bilden daher eine ähnliche Aponeurose, die aber ungeteiltam Nagelglied endigt.An der Palmarfläche der Handfindet man zunächst unter der Haut eine Binclegew'ebsplatte, Aponeurosispalmaris,*) deren"Darstellung' am sichersten gelingt, wenn man : _dieJHaut_in der Richtung des Mittelfingers _spaltet und darauf die Lappen Vorgichtiggegen die Ilandränder ablöst. In der Vola ist diese Membran sehrderb und mfaeTeinen Faserfächer, dessen Spitze'zwischen dem Ballen undGegenballen mit der Sehne des Palmaris longus zusammenhängt, unddessen Basis sich an den Beugefalten mit der Haut verbindet und dann,in vier Zipfel gespalten, sich in den Sehnenrollen der vier dreigliedrigenFinger verliert. Quere Bündel vereinigen an den Köpfchen der Mittelhandknochendiese vier Zipfel miteinander und überbrücken die Interstitiametacarpalia. An dem Ballen und Gegenballen aber wird dieMembran sehr dünn,Jerhält" das Aussehen einer gewöhnlichen Fascieund * nimmt Jauf dem. Antithenar eine Reihe quer paralleler Muskelbündelauf, die man als Musculus palmaris brevis beschreibt. DieserMuskel, der ein wahrer Hautmuskel ist, haftet mit seinen blassen Faser-*) Syn. Fascia palmaris.


218 Die Muskeln der^ffSffl^f""bündeln am Ligamentum carpi transversum und geht am Ulnarrande?der Hand in die Haut über. Er dient offenbar zunächst zum Schutzeder Arteria und des Nervus ulnaris, welche von ihm bedeckt werden.Er ist es, der die Einziehungen der Haut am Kleinfingerrande der Handveranlasst.Nach Beseitigung der Aponeurosis palmaris trifft man in der Voladie Sehnen der langen Fingerbeuger. Diese treten mit dem Nervusmedianus durch den grossen Leitcanal, den das quere Handwurzelbandmit den Knochen der Handwurzel abschliesst, in die Vola und ziehenlängs der Mittelhandknochen zur Palmarfläche der Finger, wo sie, inenge Leitcanale eingeschlossen, ihren Lauf bis an die zwei letztenFingerglieder fortsetzen. — In der Vola manus bekomnaen die(Sehnen 1des Flexor digitorum profundus an ihrer Radialseite einen Zuwachs durchdie Spulmuskeln. Musculi lumbricales; es sind diesjvierjkleine, schlankeMuskelchen, welche in den Lücken zwischen diesen^ehnen liegen, baldan der ihnen entsprechenden Sehne einköpfig, bald an zwei benachbartenSehnen zweiköpfig entspringen, am Ende cler Metacarpalräume in dünneSehnen übergehen und diese an der Radialseite der vier Grundgelenkezur Rücken-Aponeurose der Strecksehnen entsenden, wo sie auf diebereits beschriebene Weise endigen. "Die Leitcanale, welche an den Fingern die Sehnen der beidengemeinschaftlichen Fingerbeuger beherbergen, stellen gegliederte Röhrenvor, deren Grundlage die Palmarfläche der Phalangen mit den palmarenVerdickungen der Gelenkkapseln bilden, und deren Abschluss durch diesogenannten Scheidenbänder, Ligamenta vaginalia, zu Stande kommt.Diese bestehen im Bereiche der Phalangen aus derben, queren undcompact beisammen liegenden Fasermassen, im Bereiche der Gelenkeaber aus zarten, schiefen und ins Kreuz gelegten Bündelchen. —• Sowohlim CarpalCanale als auch in den Scheiden an den Fingern werden dieSehnen durch synoviale Ueberzüge glatt gehalten, welche auch dieWände der Canäle bekleiden und sich in der Vola, wo die Sehnenfrei liegen, zu dünnwandigen Schläuchen umgestalten, welche alsAusbuchtungen cler Synovialscheiden des Carpalcanales erscheinen undeinige Sehnen bis an die Fingercanäle, mit denen sie in Communicationtreten, begleiten.Die Ausbildung dieser Synovialscheiden und deren Communicationen variirenmannigfach. In der Mehrzahl der Fälle befinden sich im Carpalcanale zweiBeutel: ein kleinerer für die Beugesehne des Daumens und ein grössererfürdie acht Sehnen der gemeinschaftlichen Fingerbeuger. Der erste begleitet sehroftdie Sehne bis an die Endphalanx, endigt aber manchmal bereits am Grundgelenke,wo ihn ein Septum von der Sehnenscheide des Fingers abschnürt. Der grosseBeutel begleitet mit röhrenförmigen Ausbuchtungen die Sehnen des 2., 3. und4. Fingers gewöhnlich nur bis zur Mitte des Mittelhandknochens, die des kleinenFingers aber bis an das Metacarpo-Phalangealgelenk, wo sehr oft eine Communicationmit der Sehnenscheide am Finger zu Stande kommt. Communicationen derFingerscheiden mit den Sehnenscheiden der Mittelhand werden daher, wennsievorkommen, am häufigsten am Daumen und am kleinen Finger gefunden.Die in den Sehnenscheiden befindlichen Endstücke der Fingerbeugerverhalten sich auf folgende Weise: die Sehne des oberflächlichenBeugers spaltet sich, an der Grundphalanx angelangt, in zwei,


Die Muskeln der Hand. 219bandartige Schenkel und umgreift mit ihnen, indem sie in die Tiefetreten, die Sehne des tiefliegenden Beugers, wodurch diese an dieOberfläche kommt und ihren Lauf bis an die Basis der Enclphalanxfortsetzen kann. Am ersten Phalangealgelenke vereinigen sich die tieferHegenden Schenkel des oberflächlichen Beugers wieder miteinander,indem sie ihre Faserbündel kreuzweise austauschen (Chiasma tendinum),uncT endigen bereits an der Basis der Mittelphalanx. Der tiefliegendeBeuger durchbohrt daher, um über das Ziel des Oberflächen Beugershinaus zu kommen, dessen Sehne, und wurde deshalb früher auchFlexor perforans genannt, zum Unterschiede von dem oberflächlichen,den man Flexorperforatus nannte. Die Sehne des Daumenbeugers gehtungetheilt bis zur Endphalanx.Gekrös- oder bandartige, blutgefässhaltige Falten, die man Vinculatendinum nennt, bringen die Sehnen mit dem knöchernen Antheilder Röhrenwand in Verbindung. An der Grundphalanx sind siegekrösartig und versorgen die zwei Schenkel des oberflächlichenBeugers, und durch dessen Schlitz sich fortsetzend auch die Sehne destiefliegenden Beugers mit Blutgefässen; an der Mittelphalanx nehmen siedie Bandform an und gehen zum Endstücke der Sehne des tiefliegendenBeugers.Folgendes möglichst vereinfachte Schema dürfte genügen, umeinen Begriff zu geben von der Anordnung der eigentlichen Handmuskeln.Ausser den besprochenen Beugern und Streckern besitzt jederFinger auf beiden Seiten einen Muskel, der sich an der Basis derGrundphalanx anheftet und auf das Grundgelenk im Sinne der Randbewegungwirkt, wobei jene Bewegung, welche die Finger aneinanderheranbringt, Adduction, die gegengerichtete Abduction genanntwird. Von diesen zehn Muskeln sind acht paarweise in den vierZwischenknochenräumen der Mittelhand untergebracht und werden deshalbZwischenknochenmuskeln, Musculi interossei, genannt. Die übrigenzwei liegen randständig, beherrschen den Daumen und den kleinenFinger im Sinne der AbductionunJU-heissen deshalb der eine kurzerAbzieher des Daumens, Abductor pollicis brevis, der andere Abzieherdes fünften Fingers, Abductor digiti quinti. Alle diese zehn im Wesentlichengleich angeordneten Muskeln senden kleine Sehnenbündel, dieradialen gemeinschaftlich mit den Lumbricales, auf den Fingerrücken zu derStreckaponeurose und können deshalb, wie die Lumbricales, das Grundgelenkbeugen und auf die beiden Interphalangealgelenke im Sinne der Streckungwirken. — Die Musculi interossei entstehen ein- oder zweiköpfig an denzwei je einen Metacarpalraum begrenzenden Mittelhandknochen, dierandständigen Abductoren des Daumens und kleinen Fingers hingegen,welche im Ballen und Gegenballen liegen, an den Handwurzelknochen.Nur einer dieser Muskeln weicht von dem Typus ab; es ist dies derzum Daumen gehende Interosseus, welcher mit seinem Ansätze theilweiseüber den Mittelhandknochen des Zeigefingers hinweg bis auf denMittelhandknochen des Mittelfingers hinausrückt und deshalb auch besondersals Musculus adductor pollicis beschrieben wird.An diese zehn Muskeln reihen sich noch zwei randständige Muskeln,welche an der Handwurzel ihren Ursprung nehmen und bereits an der


220 Die Muskeln der Hand.freien Kante des ersten und fünften Mittelhandknochens endigen; siebeherrschen daher nur die Carpo-Metacarpalgelenke des Daumens undkleinen Fingers und werden als Gegensteller des Daumens, Musculus•opponens pollicis, und Gegensteller des fünften Fingers, Musculus opponensdigiti quinti, beschrieben; ihre Aufgabe besteht darin, den Mittel-,handknochen des Daumens und den gleichfalls etwas beweglichen.Mittelhandknochen des kleinen Fingers palmar herabzuziehen und•dadurch die Hand zu höhlen.Der Daumen und der kleine Finger unterscheiden sich dahervon den drei mittelständigen Fingern durch den Besitz eines Opponens;der Daumen aber unterscheidet sich von dem kleinen Finger zunächstnur durch die stärkere Entwicklung seiner Einzelmuskeln und danndurch den modificirten, bis auf den Mittelfinger ausgedehnten Ursprung:seines Interosseus, des Adductor pollicis. Im Ballen und Gegenballenbefinden sich keine specifisch verschiedenen, sondern insgesammt nurtypische Muskeln; die Form dieser Erhabenheiten kommt dadurch zuStande, dass die Ursprünge der sie bildenden Muskeln am Handwurzelbandenäher zusammenrücken.Als besondere Muskeln des Ballens und Gegenballens werden noch ein Flexorpollicis. brevis...und ein Flexor. digiti quinti „genannt. Sie können indessen füglichden Ad- und Abductoren zugezählt werden, da theils-ihre Ursprünge; theils ihreAnsätze mit denen der Ab- und Adductoren vereinigt sind, und ihre Wirkungsmomentevon denen dieser letzteren sich kaum wesentlich unterscheiden. Besonderekurze Flexoren sind übrigens gar nicht nothwendig, weil die typischen Interossei•ohnedies auch beugend auf das Grundgelenk wirken.An den genannten Einzelmuskeln ergeben sich folgende Insertionsverhältnisse:Im Thenar findet man zunächst unter den....Fasele den Musculus.aihäw^,pollicis. breyis. Dieser entsteht mit einer randständigen oberflächlichen Portionam queren Handwurzelband und an dem Bandapparat des Handgelenkes inder Gegend des Höckers des Kahnbeins, dann mit einer tiefen Portion-(alsFlexor pollicis brevis bezeichnet) bis zur Mitte der Handwurzel am vorderen Randdes Ligamentum carpi transversum und theilweise noch von dem Bandapparat ander Basis des 2. Mittelhandknochens. Er geht mit convergirenden Fasern zumlateralen Sesambein und zur Basis „der Grundphalanx des Daumens. Das Sehnenbündel,welches er zur Streck-Aponeurose entsendet, zweigt von "der oberflächlichenPortion ab. — Vereinigt mit der tiefen Portion nimmt der Musculus opponens poUicuseinen Ursprung an dem queren Handwurzelband .und an dem Höcker des Osmultangülum ihäjüs. Die Faserbündel desselben ziehen, einen Fächer-bildend, zurfreien Kante des Metacarpale pollicis und werden vollständig von den Köpfen desAbductor pollicis brevis bedeckt.Im Anthithenar liegt ganz oberflächlich der Musculus abductor digiti quinti.Dieser Muskel besteht aus zwei Köpfen, von welchen der grössere, randständige andem Erbsenbein, an dem Ligamentum pisometacarpeum und an dem ulnaren Endedes Ligamentum carpi dorsale entspringt und sich theils an der ulnaren Seite derBasis der Grundphalanx festheftet, theils in die Streckaponeürose des fünften Fingersübergeht. Der kürzere und schlankere, mehr in den Handteller hereingerückte Kopt(als Flexor digiti quinti brevis bezeichnet) nimmt seinen Ursprung an dem Hackendes Hackenbeines, wo er nicht selten mit dem Musculus opponens vereinigt ist, undheftet sich mehr oder weniger mit dem randständigen Kopf verschmolzen an derBasis der Grundphalanx des ö. Fingers an. Zwischen den beiden Ursprungsköpfenfindet sich eine längliche Spalte, durch welche der Ramus profundus des Nervusulnaris und ein Zweig der Arteria ulnaris in die Tiefe der Hohlhand dringen. Vondem Abductor zum grossen Theil bedeckt ist der Musculus opponens digiti quinti. Dieserentspringt von dem Hacken des Hackenbeines und von dem Ligamentum carpitransversum und heftet sich an der randstähdigen Kante des 5. Mittelhandknochensder ganzen Länge derselben nach an.


Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität. 221Die acht Musculi interossei lassen sich in zwei Gruppen bringen. Vier haftendorsal mit zwei Köpfen an zwei benachbarten Mittelhandknochen, verstopfen daherdorsal den entsprechenden Metacarpalraum und sind nur mit einem kleinerenTheile ihrer Fleischbündel auch palmar sichtbar; diese nennt man Interosseidorsales.^) Die vier anderen sind nur palmar sichtbar, entstehen, mit Ausnahme des,ersten, des Interosseus pollicis, einköpfig von jenem Mittelhandknochen, dessenFläche sie bedecken, und quellen neben den dorsalen mit ihrem Fleische aus demMetacarpalraume heraus; diese sind die Interossei palmares.' 1 ) Von den Interosseidorsales treten die zwei in den mittleren Metacarpalräumen gelegenen an denMittelfinger, und die zwei in den beiden seitlichen Räumen befindlichen je eineran die von dem Mittelfinger abgewendete Seite des Ring- und Zeigefingers. DieInterossei palmares begeben sich auf der dem Mittelfinger zugewendeten Seitezum Daumen und Zeigefinger einerseits, zum Ring- und kleinen Finger andererseits.— Der Mittelfinger besitzt daher keinen Interosseus palmaris, dagegen zweidorsales, der Daumen und der kleine Finger keinen Interosseus dorsalis, statt.dieses aber jeder einen besonderen Abductor; der Zeige- und Ringfinger nehmenje einen Interosseus dorsalis und einen palmaris für sich in Anspruch. — Alle-Interossei palmares sind Adductoren mit Bezug auf die durch den Mittelfingergelegte Theilungsebene der Hand; die Interossei dorsales sind Abductoren;.beide nehmen wegen ihrer Verbindung mit der Streck-Aponeurose auch Antheil ander Beugung des Grundgelenkes und an der Streckung der beiden Phalangealgelenke.Der modificirte Interosseus palmaris primus, gewöhnlich Zuzieher des Daumens,.Adductor pollicis, genannt, entspringt mit einem kleineren Kopfe von dem Basaltheiledes Os metacarpale pollicis und von dem Bandapparate an der Basis des,2. und 3. Mittelhandknochens und mit einem grösseren Kopfe der ganzen Längenach am Mittelhandknochen des Mittelfingers, und heftet sich am ulnaren Sesambeinsowie auch an der Ulnarseite der Grundphalanx des Daumens an. Der grössereKop"f überbrückt den ersten und zweiten Metacarpalraum und bedeckt palmar diein diesen Räumen befindlichen Interossei; der kleinere Kopf ist gewöhnlich mit.dem. tiefen Kopf de.s Abductor pollicis brevis am Ursprung verschmolzen. In Betreffdes Interosseus dorsalis primus ist noch zu bemerken, dass zwischen seinen zweiKöpfen die Arteria radialis von dem Handrücken in die Vola dringt und dass ermit seinem Daumenkopfe auch das Carpo-Metacarpalgelenk des Daumens zu bewegenim Stande ist.Schliesslich soll noch das Endstück der Sehne des Musculus flexorcarpiradialis dargestellt werden; man findet es in einem besonderen,von dem gemeinschaftlichen Carpalcanale abgeschiedenen Leitrohre,dessen Grundlage die Leitfurche des Os multangulum majus bildet. DieSehne endigt fächerförmig ausgebreitet an cler Basis des Mittelhandknochensdes Zeigefingers.Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität.1. In der Schultergegend treffen sich zwei grosse Abtheilungender Skeletmusculatur: die Schultergürtelmuskeln und die Schultergelenkmuskeln.Wo die oberflächlichen Lagen der ersteren am Schultergürtel endigen, da nehmen die oberflächlichen Muskeln der zweitenAbtheilung, die Deltoidei, ihren Ursprung und treten mit den Rumpfmuskelnzu einem ähnlichen kegelförmigen Mantel für das Schultergelenkzusammen, wie ihn der Trapezius mit dem Sternocleidomastoideus fürden Hals darstellt. Die Clavicula, das Acromion und die Spina scapulaebilden die gemeinschaftliche Basis und die Grenze dieser beiden Kegel.') Syn. Musculi interossei externi.2 ) Syn. Musculi interossei interni.


222 Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität.Der obere Kegel vermittelt den Uebergang der Umrisse des Halses indie der Schulter und der untere Kegel den Uebergang der Rumpfflächenin den Oberarm. Unter dem Ansätze des Pectoralis major und Latissimusdorsi löst sich der Arm vom Rumpfe ab. Vom Skelete treten dahernur die Clavicula mit der Spina scapulae an die Oberfläche und das'Ende der letzteren, das Acromion, ist es, welches den Scheitelpunktder Schulterregion, den Summus humerus, darstellt.Das Relief cler Schulter bildet cler Deltoideus; indem er mit seinerAnsatzlinie cler Clavicula folgt, entsteht vorne, der Concavität des Acromialenclesdieses Knochens entsprechend, eine seichte Vertiefung, welchedie Wölbung des Brustkorbes von der Wölbung der Schulter scheidet.In dieser Vertiefung ist hoch oben das Ende des Processus coracoideuszu fühlen; ihrer ganzen Länge nach zieht eine seichte Muskelrinneherab, welche von den anstossenden Rändern des Deltoideus und desPectoralis major begrenzt wird. Es ist dies der Sulcus deltoideopectoralis,dessen oberes, etwas erweitertes und durch das Schlüsselbein abgeschlossenesEnde als Mohrenheim'sches Dreieck bezeichnet wird.Im Innern dieses Muskelkegels befindet sich die Achselhöhle; siekommt dadurch zu Stande, dass das Schultergelenk durch den Reif desSchultergürtels vom Brustkorbe abgehoben wird, und dass in Folge dessenzwischen dem Gelenke und cler seitlichen Brustwand ein grössererZwischenraum verbleibt. Die Wände dieses Raumes bilden: hinten dieScapula mit__dem Subscapularis und Latissimus dorsi, lateral «derHumerus mit seinen gerade aufsteigenden Muskeln, Biceps und Coracobracriläris,medialjlje Brüstwancl mit demJäejniatus^Sicu^^^Jn_ersterJLa^^dexJ^clo^minor.Den Zugang zur Achselhöhle bildet jener Canal, der unter derClavicula zwischen dem Musculus subclavius und cler Brustwandabsteigt; er vermittelt die Communication der Achselhöhle mit der Fossasupraclavicularis an der Seite des Halses. Der Ausgang der Achselhöhlebefindet sich zwischen den als Achselfalten austretenden Ränderndes Pectoralis major und des Latissimus dorsi. An der hinteren Wandbegrenzt der Latissimus dorsi mit dem Teres major einerseits und derSchulterblattrand mit dem Teres minor andererseits eine Spalte, welchedurch den längs absteigenden langen Kopf des Triceps brachii in zweiLücken getheilt wird. Die grössere derselben, die laterale Achsellücke,ist jene, welche sich an den Humerus anschliesst und den langenKopf des Triceps an ihrer medialen Seite hat; die kleinere, die medialeAchsellücke, wird lateral von dem langen Kopfe des Triceps, medialvon dem Teres minor begrenzt; beide werden von Gefässen und Nervenzum Uebertritt auf die hintere Seite der Schultergegend benützt.Die Form und die Ausdehnung der Achselhöhle sind wegen derBeweglichkeit des Schultergürtels und des Schultergelenkes veränderlich;es kann nämlich der Scheitelpunkt derselben, der in der Ebene derClavicula liegt, weiter hinauf oder herab rücken; es kann ferner derRaum bald eine kegelförmige bald eine kahnförmige Gestalt annehmen,ersteres bei angezogenem, letzteres bei abgehobenem Arme.Der Inhalt der Achselhöhle, die Gefässe und Nerven, welche ausder Fossa supraclavicularis eintreten und auf den Oberarm fortziehen, istvon zwei Seiten her zugänglich: unten bei aufgehobenem Arme durch


Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität. 223den Ausgang und oben durch die vordere Wand. Es bildet nämlich derPectoralis minor mit dem Subclavius eine ansehnliche Lücke, welcheschief lateral zum Processus coracoideus aufsteigt; sie ist durch dasMohrenheim'sche Dreieck hindurch zu erreichen und kann durch dieAbtragung des Schlüsselbeinantheiles des Pectoralis major leichter zugänglichgemacht werden.Nebst den Fascien, welche die Muskeln einzeln in den Schulterblattgrubeneinschliessen und sich mit der Gelenkkapsel verbinden[Fascia supraspinata, infraspinata und subscapularis), und nebst der in dieFascia brachii auslaufenden Fascie des Deltoideus ist hier noch dieFascia axillaris zu erwähnen. An ihr werden zwei Blätter unterschieden.Das oberflächliche Blatt ist zwischen den freien Rändern des Pectoralismajor und des Latissimus dorsi ausgespannt und vermittelt soden Abschluss der Achselhöhle nach unten. Vorne hängt es mitdem oberflächlichen Blatt der Fascia pectoralis, hinten mit demoberflächlichen Blatt der Fascia nuchae und lateral mit der Fasciabrachii zusammen. Indem dieses Fascienblatt mit der Haut zwischenden Achselfalten einsinkt, entsteht jene Vertiefung, welche als Achselgrubebekannt ist. Hier treten in das lockere Gefüge dieses Fascienblattesquere Faserzüge ein, welche sich mit den Sehnen des Latissimusdorsi und des Pectoralis major vereinigen und das Gefäss- und Nervenpacketüberbrücken. C. Langer nannte diesen Faserzug den Achselbogen.Das tiefe Blatt der Fascia axillaris ist eine Fortsetzung derFascia coracoclavicularis; es gibt den grossen. Blutgefässen eine lockereUmhüllung und geht weiterhin in die Fascia brachii über.2. Die Musculatur des Oberarmes erzeugt zwei längliche Wülste,welche, im Sinne der Flexionsbewegung des Ellbogens geordnet, beugeundstreckwärts austreten. Der Beugerwulst, auch Eminentia bicipitalisgenannt, enthält den Biceps mit dem Brachialis internus und derStreckerwulst die drei Köpfe des Triceps. An der lateralen Seite undnach hinten rücken die Wülste ganz nahe zusammen, wodurch dieFläche des Oberarmes eine beinahe walzenförmige Abrundung bekommt,welche erst in der Nähe des Ellbogengelenkes wieder einer Abplattungweicht. An der medialen Seite bleiben beide Wülste geschieden undbegrenzen eine Abplattung, welche sich oben in die laterale Wandcler Achselgrube fortsetzt, unten aber sich immer mehr nach vornewendet. Dem Umstände, dass die Rinne zwischen den beiden Muskelndes Beugerwulstes eine Leitfurche für wichtige Gefässe und Nervenabgibt, verdankt sie ihre besondere Beachtung und Benennung; manheisst sie nach dem angrenzenden Muskel Sulcus bicipitalis und unterscheidetsie durch den Zusatz medialis von einer kaum deutlich ausgebildetenRinne am lateralen Rande des Biceps, die unmittelbar in den Sulcusdeltoideopectoralis übergeht und Sulcus bicipitalis lateralis genannt wird.Die Fascie des Oberarmes, Fascia brachii, haftet oben an derL'rsprungslinie des Deltoideus, bekleidet diesen Muskel, hängt mit derFascia infraspinata und mit der Fascia axillaris zusammen und stehtweiterhin mit der Sehne des Latissimus dorsi in Verbindung; in derAchselgrube wird sie durch einen den Sulcus bicipitalis medialis überbrückendenSehnenbogen verstärkt. Mittelst cler beiden starken Scheidewände,welche sie zu den Oberarmleisten als Septa intermuscularia ent-, m i '3 i. > O T £f-i A j


224 Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität.sendet, erzeugt sie für die Beuger- und Streckergruppe je eine Kapsel.Im unteren Drittel des Oberarmes wird die Fascie an zwei Orten vonjsubcutanen Venen und Nerven durchbohrt; eine oder zwei dieser Oeffnungenliegen ober dem Ansätze des Pronator teres, eine kleinerebefindet sich etwa 5 Cm. ober dem Epicondylus lateralis.3. In der Ellbogengegend treten palmar drei Muskelwülste aneinander,deren einer von der Eminentia bicipitalis* der zweite von derGruppe der radialen Vorderarmmuskeln und der dritte von dem Caput,commune der oberflächlichen palmaren Vorderarmmuskeln gebildet wird.Indem sich der Beugerwulst, insbesondere der Brachialis internus,zwischen die zwei nach oben divergirenden Vorderarmgruppen einkeilyentstehen zwei nach unten convergirende Furchen. Diese Furchen,"welche man mit dem Namen Sulcus cubitalis ulnaris und Sulcus cubitalisradialis bezeichnet, vereinigen sich an der Beugeseite des Ellbogengelenkesmit den beiden Sulci bicipitales in einem Grübchen, welchessich längs der Sehne des Biceps vertieft und E IIb o gen grübe, Fossa cubiti,genannt wird. Alle diese Räume sind wegen ihres Inhaltes, welchen Gefässeund "Nerven abgeben, von grosser Wichtigkeit. An der Streckseitewird das Relief hauptsächlich von den austretenden Knochenfortsätzengebildet;es sind dies das Olecranon mit der hinteren Kante der Ulna unddie zwei Epicondyli. Kein dorsaler Unterarmmuskel greift eigentlich;über die Linie der Epicondyli auf den Oberarm zurück, und dieGelenklinie wird da nur von dem Anconaeus gekreuzt, dessen Fleischsich hinter dem Köpfchen des Radius wulstet. Die Knochenfurchezwischen dem Epicondylus medialis und dem Olecranon beherbergt denStamm des Nervus ulnaris. Unter dem Epicondylus lateralis sind noch dieKöpfe der radialen Muskelgruppe sichtbar, und unter dem Epicondylusmedialis begleitet der Kopf des Musculus flexor carpi ulnaris eine Streckeweit die hintere Kante der Ulna.Die Fascie der Ellbogengegend, Fascia cubiti, tritt dorsal mit derSehne des Triceps in Verbindung, sendet palmar zarte Dissepimentein die Sulci cubitales und wird hier durch den Lacertus fibrosusdes Biceps verstärkt, welcher in schiefer Richtung über den Sulcuscubitalis ulnaris wegschreitet. In der Fossa cubiti besitzt die Fascie einegrössere und eine kleinere Oeffnung; die erstere benützt eine Vene,die zweite ein Hautnerve zum Durchtritt.4. Der Unterarm verdankt seine annähernd kegelförmigen Umrissedem Umstände, dass sämmtliche Muskeln, indem sie allmälig in Sehnenübergehen, sich nach abwärts verjüngen. Die dorsal austretende Kanteder Ulna unterbricht die Continuität des Muskelbeleges, und die untenhervorragenden Knöchel grenzen eine palmare und eine dorsale Gegenddes Unterarmes deutlich ab. Der Schieflage der Axe des Radio-Umargelenkesist es zuzuschreiben, dass die platt conische Gestalt dessupinirten Vorderarmes in die gerundet conische übergeht, wenn derRadius pronirt wird, und er seine Muskelhülle über die Palmarflächeder Ulna schiebt.Die gruppenweise angeordneten Muskeln des Unterarmes begrenzenan der Palmarseite zwei Leitfurchen für Gefässe und Nerven. IhrerLage wegen, längs der radialen und ulnaren Seite, soll die eine dieser;Furchen als Sulcus antibrachii radialis, die andere als Sulcus antibrachii


226 Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität.IHjf ulnaris von einander, und die ersteren auch von den radialenSfütlteln, je durch ein Fasciendissepiment geschieden. Gleichwie aber dieseScheidewände erst in der unteren Hälfte des Vorderarmes ihre volleConsistenz und Selbstständigkeit erlangen, so treten auch jene kurzenScheidewände, welche an dem Handrückenbande die Sehnenpackete insechs Bündel zerlegen, erst unmittelbar vor dem Eintritte der Sehnenin die Leitcanale auf. Eine grössere bemerkenswerthe Oeffnung befindetsich neben dem Dorsalrande der Sehne des Brachioradialis fürden Hautast des Nervus radialis.5. Die Hand. Die wesentlichsten Bedingungen für die Gestaltungderselben beruhen auf dem Skelet; von Seite der Musculatur sind esnur die eigentlichen Handmuskeln, und unter diesen wieder nur dierandständigen Fleischmassen, welche als Thenar und Antithenarentschiedener eingreifen. Die Muskeln des Unterarmes, die sich nur mitihren sehnigen Enden an dem Aufbau der Hand betheiligen, bleiben, nachdemsie an dem Handgelenk vorbei gekommen sind, nur dorsal an derOberfläche sichtbar, wo sich der Sehnenfächer der Fingerstrecker einigermassenabhebt; die übrigen verbergen sich in der Tiefe der Hohl-'hand. Einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Umrisse der Handnimmt auch die Haut dadurch, dass noch ein Stück, nahezu die Hälfte,der Grundphalanx, in die gemeinschaftliche Hautbedeckung der Palmaeinbezogen ist, und dass in Folge dessen die Finger, bis zu den Interdigitalfaltengemessen, um die entsprechende Quote verkürzt sind.'Das.feinere Relief der Oberfläche liegt an der Palmarseite ganz in derziemlich derben Haut, und wird von jenen Furchen begrenzt, welchein die Knickungswinkel der Gelenke fallen und deshalb für die Auf-' suchung der Gelenklinien nicht ohne Interesse sind. So zeigt die quere,am Kleinfingerrande beginnende Furche der Mittelhand, Linea mensalis,mit der ähnlichen am Zeigefingerrande entstehenden Linea cephalica dieReihe der Metacarpo-Phalangealgelenke an; die von der Handwurzellängs absteigende Linea fortunae bezeichnet mit der den Ballen begrenzendenLinea vitalis die Insertionen des Adductor pollicis. DieKnickungsfurchen an den ersten Interphalangealgelenken entsprechengenau den Contactlinien dieser Gelenke.Zu den Gefäss- und Nervenräumen in der Hand gehören vor allemdie Metacarpalcanäle. Es sind dies die Räume in der Palma zwischenje zwei Sehnenpaaren der langen Fingerbeuger, welche dorsal durchdie Interossei, palmar durch die Aponeurosis palmaris verschlossenwerden und gegen die drei Interdigitalräume auslaufen. L)ie Wege,welche zu diesen Canälen führen, gehen palmar theils zwischendem queren Handwurzelbande und der Haut (Nervus ulnaris, Arteriaulnaris), theils durch den grossen Carpalcanal (Nervus medianus),und dorsal durch jene Lücke zwischen den Köpfen des Interosseusdorsalis primus, welche die Arteria radialis aus der Foveola radialis inEmpfang nimmt.Nebst der derben Aponeurosis palmaris, welche in der Vola manusdas oberflächliche Blatt der Fascie vertritt und jederseits in dieFascienbekleidung des Ballens und Gegenballens übergeht, besteht nochein tiefes, zartes Fascienblatt unter den Sehnen der Fingerbeuger,Welches unmittelbar die Interossei bekleidet. Die Fascie des Hand-


Gruppirung der Muskeln der oberen Extremität. 225ulnaris bezeichnet werden. — Die radiale Leitfurche wird von derradialen Muskelgruppe und von der oberflächlichen palmaren Gruppebegrenzt; sie beginnt in der Fossa cubiti, kreuzt den radialen Ansatzdes Pronator teres und langt, dem Brachioradialis folgend, unten amHandgelenke an, wo sie dorsal ablenkend in die Foveola radiaUsi über-,geht, in jenes Grübchen nämlich, welches die 'Sehnen des Extensorpollicis longus und des Extensor pollicis brevis darstellen. Die Furcheist ihrer ganzen Länge nach offen und nur von der Fascie bedeckt. -Die ulnare Leitfurche ist hingegen nicht durchwegs offen, dennsiewird von zwei Muskeln, dem Flexor carpi ulnaris und dem Flexordigitorum sublimis begrenzt, welche, aus einem Caput commune entstehend,die Furche oben abschliessen und erst in der Mitte des Vorderarmesauseinander treten. Da wo das Caput commune endigt, geht dieFurche längs einer oberflächlich angezeigten sehnigen Linie in einenCanal über, der unter dem Bauche des Flexor digitorum sublimis fortziehtund unter dem Pronator teres mittelst einer scharf umschriebenenOeffnung in die Fossa cubiti mündet. Dieser Canal, der die Gefässeaus der Ellbogengrube in den Sulcus antibrachii ulnaris leitet, verdientden Namen Canalis cubitalis. In ihn öffnet sich jene Lücke, welche vonden Ursprungsköpfen des Flexor carpi ulnaris hinter dem Epifcoiicfylusmedialis erzeugt wird, und durch welche der Nervus ulnaris an dieGefässe gelangt; er enthält ferner den Ausgangspunkt für jene zweiGefäss- und Nervenbahnen, welche durch die Lücke zwischen demFlexor pollicis und dem Flexor digitorum profundus in die Tiefe zurMembrana interossea leiten. Jene Gebilde, welche auf diesem "Wegezur Dorsalfläche des Vorderarmes gelangen, benützen überdies dieLücke in der Membrana interossea neben der Tuberositas radii zumDurchtritte.Die Fascie des Unterarmes, Fascia antibrachii, ist der ganzen Längenach an die dorsal austretende Kante der Ulna angeheftet; sie geht palmarzwischen dem queren Handwurzelbande und der Haut in die Fascia palmaris'über und verdichtet sich dorsal ober dem Handgelenke zu dem Ligamentum.carpi dorsale. Auf der Palmarseite bildet sie drei Kapseln, eine radialefür die gleichnamige Muskelgruppe, eine ulnare für den Flexor carpiulnaris und eine mittlere, welche nebst den langen Fingerbeugernnoch den Palmaris longus und den Flexor carpi radialis enthält, derenWege an dem Handgelenk vorbei jedoch vollständig von jenen derFingerbeuger geschieden werden. Dies geschieht durch ein tiefesFascienblatt, welches sich zwischen die zwei oberflächlichen undtiefen Muskeln einschaltet und am oberen Rande des queren Handwurzelbandesbefestigt ist. Durch dieses Blatt werden die Fingerbeugerin den grossen Carpalcanal geleitet und die oberflächlichen Muskeln mitdem Flexor carpi ulnaris zur Vola manus gewiesen. Den Uebertritt derArteria ulnaris aus der Kapsel der Fingerbeuger zur volaren Fläche desBandes vermittelt eine neben der Sehne des Flexor carpi ulnaris gelegeneOeffnung in dem tiefen Blatte.An der Dorsalfläche des Unterarmes befinden sich mit Einschlussdes Faches für die radiale Muskelgruppe vier Muskelfächer. Es werdennämlich sowohl die schief über den Radius gehenden Daumenmuskeln,als auch die längs absteigenden langen Fingerstrecker und der Extensorv. Lange r-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 15


Wirkung der Muskeln der oberen Extremität. 227rückens steht mit dem Sehnenfächer der Fingerstrecker in Verbindung.Zwischen je zwei Köpfchen der Mittelhandknochen sind Schleimbeutelaufgefunden worden.Wirkung der Muskeln der oberen Extremität.Um die Wirkungsweise dieser Musculatur besser überblicken zukönnen, sollen die Muskeln nach ihren Beziehungen zu dem Schultergürtel,zum Arme und zur Hand in drei Abtheilungen geschiedenbesprochen werden.Muskeln des Schulter gürteis. Zu den reinen Schultergürtelmuskelngehören der Trapezius, Levator scapulae, Rhomboideus,Serratus anticus, Pectoralis minor und Subclavius; sie gehen direct vomRumpf zum Schultergürtel, sind grösstentheils breite Muskeln, und ersehensich hauptsächlich die Scapula als Ansatzort aus. Unterstützungfinden diese Muskeln in den Rumpfarmmuskeln, welche mit Umgehungdes Schultergürtels zum Arme ziehen; diese sind die Sternocostalantheiledes Pectoralis major und der Latissimus dorsi. Die ersteAufgabe dieser Muskeln besteht darin, den Schultergürtel festzustellenund dadurch dem Arm eine Stütze und den Armmuskeln Fixirungspunktezu verschaffen. Indem sie einzeln oder gruppenweise wirken undden Schultergürtel bewegen, können sie in die Combinationen der Armmuskelneintreten, und mit diesen den Bewegungsumfang des Armeserweitern. Bemerkenswerth ist es und für die Wirkungsweise der einzelnenMuskeln charakteristisch, dass alle einen schiefen Verlauf nehmen,sowohl in Bezug auf die Knochenränder, die sie zum Ansätze auswählen,als auch in Bezug auf die Orientirungsebenen des Leibes. Eine Folgedavon ist, dass keine Excursion des Schultergürtels, wenn sie einegerade, parallel zu einer Hauptebene des Körpers fortschreitende werdensoll, von einem Muskel allein ausgeführt werden kann, und dass dieDrehungen der Scapula, welche jeder einzeln wirkende Muskel nothwendigerweisehervorruft, durch die Betheiligung anderer Muskelncompensirt werden müssen.kDie klarsten Belege für die Wirkungsweise der Schultergürtelmuskeln lieferndie Erscheinungen der Lähmung derselben; denn diese ändert die Normallage desGürtels, benimmt den Armen ihre Stützen und beschränkt deren Bewegungsumfang.So bedingt z. B. Lähmung des Trapezius zunächst ein Herabgleiten der Schulternach vorne, in Folge dessen die Brust eingesunken erscheint; überdies wird dermediale Rand der Scapula nach hinten vom Thorax abgehoben und mit dem deranderen Seite nach unten convergirend eingestellt. Dabei wird einerseits durch denZug des Levator scapulae, andererseits durch das Gewicht des Armes die Scapulaum eine Axe gedreht, die etwa durch die Mitte des Knochens geht, und es kannwegen des Mangels des Zuges, den die horizontalen Bündel des Trapezius auf denmedialen Rand ausüben, dieser nicht mehr an den Rücken angepresst gehalten werden.Auch die Lähmung des Serratus anticus legt das Schultergelenk tiefer, wodurch derAchselrand der Scapula sogar in eine horizontale Lage gebracht und dem unteren"\\inkel eine flügelartig abgehobene Stellung gegeben werden kann. Es ist leichteinzusehen, dass sich unter diesen Verhältnissen der Bewegungsumfang desSchultergelenkes nicht mehr vollständig ausnützen lässt, und zwar aus dem Grunde,weil der Arm, obgleich er dicht am Rumpfe liegt, sich im Schultergelenke bereitsin voller Abductionslage befindet, die ihn, wenn die Scapula die Normallage i?i* hätte,in einem grösseren Winkel vom Rumpfe entfernt halten würde. Hieraus erklärt


228 Wirkung der Muskeln der oberen Extremität.es sich auch, dass man bei solchen Lähmungen dem Arme momentan den vollenBewegungsumfang des Schultergelenkes wieder verschaffen kann, wenn man dasSchulterblatt mit den Händen oder mittelst eines Verbandes in seiner Normallagefixirt.Die Muskeln der Arme mit Einschluss der Schultermuskeln undder Rumpfarmmuskeln beherrschen vier Gelenke: das Schultergelenk,das Beugegelenk des Ellbogens, das Rotationsgelenk des Radius unddas Handgelenk. Wie die Gliederung des Armes, so bezieht sich auchdie Wirksamkeit dieser Muskeln zum grössten Theile auf das Endglied,die Hand; ihre Aufgabe ist es, die Hand innerhalb des durch die Längeder Extremität abgesteckten Verkehrsraumes in verschiedenen Bahnenzu führen und zu lagern. Dies ist nur dann möglich, wenn einerseitsder selbstständige und ungehinderte Gebrauch jedes einzelnen Gelenkes,andererseits die volle Freiheit der Combination aller Gelenke untersich gewahrt bleibt. Dazu aber ist die vorhandene Musculatur vollständigbefähigt, und sie kann alle Gangweisen, welche ihr derGelenkbau zu Gebote stellt, einleiten. Denn jedes Gelenk hat mehrereSynergisten, von denen einer oder der andere auch auf andere Gelenkeübergreift und dieselben zu gemeinsamer Bewegung bald indiesem, bald in jenem Sinne heranziehen kann; dazu kommt, dassjedes Gelenk ausser eingelenkigen Muskeln auch mit zweigelenkigenausgestattet ist, welche die beiden Gelenke auch wieder bald in demselben,bald in antagonistischem Sinne bewegen können. Alle dieseVerhältnisse lassen sich leicht durch Beispiele darlegen. So wird jedeEinzelbewegung und jede Bewegungs - Combination möglich, und sokönnen wir die Hand in eine kaum übersehbare Menge von Bahnenleiten, und sie einem und demselben Ziele auf verschiedenen Wegenentgegenführen. Die zweckentsprechende Auswahl dieser Bahnen lehrtuns die Uebung.In Betreff der Wirkungsweise der Schulter- und Oberarmmuskeln sowohl imEinzelgebrauche als auch in der Combination dürfte es kaum nöthig sein, ausführlichereMittheilungen zu machen; nur bezüglich der eigentlichen Handgelenkmuskeln,nämlich der Extensores und Flexores carpi, dürfte sich der Hinweis: aufdas Folgende rechtfertigen.Da die ulnaren und radialen Handgelenksmuskeln nach Flächen gepaart vertheiltsind, da beiderlei Muskeln beide Handwurzelgelenke überschreiten und dabeide Gelenke sowohl bei der Palmar- als auch bei der Dorsalflexion in gleichemSinne bewegt werden, so erklärt sich ohneweiters die Wirkung dieser Muskeln,,hinsichtlich der Flächenbeugung. Das Zusammenwirken des Extensor carpi ulnarismit den beiden Extensores carpi radiales erzielt eine reine Dorsalflexion, währenddie gleichzeitige Contraction des Flexor carpi ulnaris und des Flexor carpi radialiseine reine Palmarflexion zur Folge hat. Anders verhält es sich mit den Rand-'bewegungen. Nachdem dieselben, wie auf S. 116 erörtert worden ist, nur dadurchzu Stande kommen, dass die beiden Gelenke zwar gleichzeitig, jedoch in entgegengesetztemSinne in Anspruch genommen werden, so entsteht die Frage, warumz. B. bei der Ulnarfiexion, bei welcher das obere Gelenk dorsal, das untere Gelenkaber palmar gebeugt wird, der eine der ulnaren Handgelenksmuskeln nur auf dasobere, der andere auf das untere Handwurzelgelenk wirkt, obgleich beide dieseMuskeln über beide Gelenke sich erstrecken. Diese Eigenthümlichkeit' findet inFolgendem ihre Erklärung.Die Axen der beiden Handwurzelgelenke sind bekanntlich schief und gegen;einander ins Kreuz gelegt. Da nun die Axe des oberen Gelenkes vom Processus'stiloideus radii in das Erbsenbein zu ziehen ist, so streicht die Sehne des Flexor;


Wirkung der Muskeln der oberen Extremität. 229carpi ulnaris, welche mit dem Erbsenbein in Verbindung steht, unmittelbar an derAxe dieses Gelenkes vorbei, kann also wegen Mangels eines Hebelarmes auf dasselbekaum einen Einfluss nehmen; wohl aber der Extensor carpi ulnaris, welcherschon in grösserer Entfernung von der Axe über das Gelenk wegzieht. Die beidenMuskeln halten sich also, nicht das Gleichgewicht, es überwiegt der Extensor undbringt das Gelenk in Dorsalflexion. Umgekehrt verhalten sich aber die beidenMuskeln in Betreff des unteren Gelenkes, dessen Axe aus dem Höcker des Kahnbeinszum Rücken des Hackenbeins gelangt. Da der Extensor carpi ulnaris dichtam Hackenbein verlauft, so kann er auf dieses Gelenk nicht wirken, wohl aber derFlexor carpi ulnaris, dessen Sehne durch das Erbsenbein vom Hackenbein abgehobenist. Während also im Zusammenwirken beider ulnaren Handgelenksmuskelnder dorsale nur im oberen Gelenke eine Dorsalflexion veranlasst,ruft der palmare Muskel nur im unteren Gelenke eine Palmarflexionhervor, also zwei Bewegungen, welche sich zur Ulnarflexion der Handsnmmiren.Ganz in derselben Weise sind auch die radialen Muskeln angelegt, und zwarinsbesondere derart, dass die zwei Extensores carpi radiales nur auf dasuntere Gelenk, der Flexor carpi radialis aber nur auf das obere Gelenkwirkt. Aus dem Zusammenwirken beider ergibt sich die Radialflexion, welche sichaus der gleichzeitigen Palmarflexion des oberen Gelenkes und der Dorsalflexion desunteren Gelenkes ergibt.Muskeln der Finger. Obgleich jedem Finger und jedem Fingergliedeeine wirksame Musculatur zugewiesen ist, so sind wir doch nichtim Stande, alle Finger und alle Fingerglieder gleich frei und unabhängigvon einander zu verwenden; dies gilt insbesondere von denvier dreigliedrigen Fingern, deren Strecksehnen sich bekanntlich aufdem Handrücken miteinander verbinden und deren Beugesehnen ausgemeinschaftlichen Fleischkörpern hervorgehen. So kommt es, dass, wennnur ein Finger ganz gestreckt oder gebeugt gehalten wird, die anderendrei nicht vollends gebeugt oder gestreckt werden können. Das Unvermögen,die gebeugten Finger auseinander zu halten, erklärt sich zumTheile aus dem Mechanismus der Metacarpo-Phalangealgelenke, zumTheile aber auch aus dem Zusammenlaufen der Beugesehnen in demCarpalcanal. Der immer noch beweglichere unter diesen Fingern ist clerZeigefinger, und zwar deshalb, weil er einen eigenen Streckmuskel besitzt.Der am wenigsten selbstständig verwendbare ist der Ringfinger, schon deshalb,weil er durch seine Strecksehne eng an seine Nachbarn gekettet ist.Gleichwie die Bewegungen der einzelnen Finger abhängig sind vonder Haltung der anderen Finger, so sind auch die Bewegungen allervon der Haltung der Hand im Handwurzelgelenke abhängig. Eine vollständigeBeugung der Finger ist nur bei dorsal flectirter Hand möglich;die Faust öffnet sich alsbald, sowie die Hand in starke Palmarflexiongeführt wird. Der Grund dieser Erscheinung liegt darin, dass die Fingerbeugernur dann ihre volle Spannung erreichen, wenn sie durch denpalmar austretenden Beugewinkel des Handgelenkes aus cler geradenVerlaufsrichtung abgelenkt werden; wenn dagegen die Fingerstreckerüber den dorsal austretenden Winkel gespannt werden, sind dieFlexoren nicht mehr im Stande, die Grundphalanx in voller Beugelagezu erhalten. Gleichwie die Beuger an der palmar flectirten Hand ihrenEinfluss auf die Grundphalanx einbüssen, so verlieren die Strecker beidorsal flectirter Hand ihre Macht auf die Mittel- und Endphalanx,welche bei dieser Haltung der Hand immer noch leicht zu beugensind. Beuger und Strecker sind also nur bedingungsweise, nämlich bei


230 Die Hüftrmiskeln.einer mittleren Haltung der Hand, wirkliche Antagonisten. Zwischen siehinein sind als combinatorische Muskeln die Musculi lumbricales unddie Interossei eingeschoben, welche vermöge ihrer Verbindung mit derAponeurose der Strecksehne gleichzeitig als Beuger des Grundgelenkesund als Strecker der beiden Interphalangealgelenke wirken, also Fingerbewegungenausführen können, welche ganz unabhängig sind von derHaltung der Hand.Der einzige vollkommen frei bewegliche Finger ist der Daumen;dies begründet einerseits der Bau seines Grundgelenkes, andererseits dieihm ganz eigenthümliche Musculatur, welche überdies durch ihre Fleischmengesich auszeichnet und dadurch den Daumen kräftigt.D. Musculatur der unteren Extremität.Die Hüftmuskeln.Die Hüftmuskeln bedecken in zwei ungleich grossen Abtheilungendie inneren und äusseren Beckenwände. Mit Ausnahme eines einzigen,dessen Ursprünge bis auf die Wirbelsäule vorgeschoben sind, sind alleeingelenkig und, benützen ohne Ausnahme die beiden Trochanteren ; undderen Umgebung zum Ansätze. Jene, w r elche an der Darmbeingrube undan der Seitenfläche der Lendenwirbelkörper lagern, verlassen hinterdem Leistenbande den Raum, und gehen zum Trochanter minor; jeneaber, welche an der Innenfläche des Beckens entstehen, treten durchdie Hüftlöcher aus demselben heraus, und endigen * im Vereine mit denäusseren am Trochanter major.- Die Präparation dieser Muskeln soll womöglich an einem Präparate vorgenommenwerden, an welchem noch das zwölfte Brustsegment haftet, um auch denPsoas ganz überblicken zu können, und um Gelegenheit zu haben, auch denQuadratus lumborum (S. 185) zu betrachten.Zum Trochanter minor geht nur ein Muskel; es ist dies:Der zweiköpfige Darmbeinlendenmuskel, Musculus >iliopsoas. Erfüllt mit einem kürzeren, breiteren Kopf die Fossa iliaca des Darmbeinsaus und schmiegt sich mit dem längeren, schlanken Kopf derLendenwirbelsäule an; beide Köpfe werden von einer dünnen Fascie,der Fascia iliaca, bedeckt. Der kürzere, eingelenkige Kopf, Darmbeinmuskel,Museulus^jilmßu&r^^die. innere DarmheinfiäcJ^sammt dem Darmbeinkamme zum Ursprünge und bildet einen Fächer,dessen Faserbündel sich neben der Spina anterior inferior des Darmbeinesconcentriren. Der längere, mehrgelenkige Kopf, grosser Lendenmuskel,Musculus psoas major, genannt, bezieht seine Fasern von denKörpern,und..von.den.Processus transversi der Lendenwirbel, sowie auchvon sehnigen Bündeln, welche die Concavitäten der Wirbelkörper überbrücken,und zieht längs der Linea terminalis des Beckens nach abwärts-;zum Ligamentum inguinale. Hier treten beide Köpfe zusammen und gehenvor_jdem Hüftgelenk weg zum Trochanter minor. Dem Gelenke wendetder Muskel eine breite sehnige Fläche zu, welche von der Kapsel durcheinen ansehnlichen, manchmal mit der Gelenkhöhle communicirendenSchleimbeutel, Bursa muscosa subiliaca, geschieden wird. — Ein kleineraccessorischer Muskelbauch, welcher den Psoas bedeckt und am


Die Hüftmuskeln. 231Schambein sich mit der Fascia iliaca vereinigt, wird kleiner Lendenmuskel,Psoas minor, genannt; er fehlt sehr häufig. — In die Furchezwischen dem Psoas und dem Iliacus bettet sich der Nervus femoralis ein.Der Complex jener Muskeln, welche zum Trochanter majorgehen, besteht aus sämmtlichen äusseren und aus einem Theil derinneren Hüftmuskeln und bildet jene Muskelwölbung, welche manGesässbacken, Notes, nennt. Den grössten Antheil an der Bildungdieser Wölbungen nehmen drei mächtig ausgebildete aufeinander geschichteteFleischmassen, welche man insbesondere alsGesässmuskelnbezeichnet; sie bedecken die kleineren äusseren, sowie auch die Endstückeder inneren, aus dem Becken austretenden Muskelkörper. Diegemeinsame Hülle dieser Gegend, die Hüftfascie, Fascia •glutaealis, ist aufdem grössten Gesässmuskel sehr dünn, wird aber an dem vorderenRande desselben um so stärker und tritt auch mit Muskeln dieserGegend in Verbindung. Dieser Theil der Hüftfascie setzt sich unmittelbarin einen besonders verstärkten Antheil der Fascia lata des Oberschenkelsfort ; welcher sich über die laterale Fläche dieses letzteren von dem Darmbeinkammbis zum lateralen Schienbeincondyl verfolgen lässt und denNamen Tractus iliotibialis fascia latae erhalten hat. Dieser muss dahernicht nur bei der Präparation der Hüftmuskeln, sondern auch bei derPräparation der Oberschenkelmuskeln als ein etwa 4—5 Cm. breitesBand erhalten werden.Der grosse Gesässmuskel, Musculus glutaeus maximus, bildet einevierseitig begrenzte. Fleischmasse, deren Faserbündel in parallelen Zügenschief lateral-^Qn-jiex^J^Trochanter major absteigenund dort in einer 'beinahe senkrecht gestellten Linie in eine starkeAponeurose übergehen. Er beziehl seine Faserbündel von dpr Tu^^r^^tr 3 «^os^ ilium | wo pr das kleine Feld.hinter der Linea^glutaea posterior"kesefzj^, dann von dem Ligamentum tuberososacrum, endlich von denzwei-_ersten__Steisswirbeln. Seine Aponeurose schlägt sich über denTrochanter major hinüber, ohne jedoch an ihm festzuhalten, und setztsich unmittelbar in den Tractus iliotibialis der Fascia lata fort. Nur mitihren unteren Antheilen findet sie einen directen Ansatz am Oberschenkelknochen,und zwa&*-an**4ei^ Am oberenRand verwächst der Muskel mit dem derben Antheil der Hüftfascieund bekommt auch von da einige Zuwüchse an Fleisch. Der unterefreie Rand bildet die auch äusserlich wahrnehmbare Gesässfalte. Erstdann, wenn der Muskel quer im Fleische getheilt wird, und wenn seineHälften umgelegt werden, um die übrigen Muskeln dieser Gegend darzustellen,kommen seine tiefen Ansätze zum Vorschein, und man wirdauch einen grossen Schleimbeutel finden, der zwischen dem Trochanterund der Aponeurose eingelagert ist.Der mittlere Gesässmuskel, Musculus glutaeus medius, dessen vordererAntheil von dem grossen Gesässmuskel nicht bedeckt wird,dagegen eine derbe Faserhülle besitzt, nimmt mit seinen fleischigenUrsprüngen das. ganze Felcl zwischen der Linea glutaea,posterior undanterior an der äusseren Darmheinfläche ein und heftet sich mit seineretwas platten Sehne oben und aussen auf dem Trochanter major an.Der vordere Rand des Muskels zieht steil von der Spina -anteriorsuperior ilium zum Scheitel des Trochanter, der hintere schief von der


232 Muskeln des Oberschenkels.Spina posterior ebendahin, und der obere Rand ist an dem Darmbeinkammangeheftet; der Muskel ist daher dreiseitig begrenzt. Wird er von seinemDarmbeinansatze gelöst und über den Trochanter gelegt, so erscheint:Der kleine Gesässmuskel, Musculus glutaeus minimus. Es ist dieseine fächerförmige Fleischmasse, die an jdem_ von der Linea glutaeaanterior umschriebenen Felde der äusseren Darmbeinfläche« bis an dieLinea_gljjytaßa_inferior herab haftet und ihre aus convergirenden Fasernbestehende starke Sehne an den Scheitel des Trochanter major entsendet.— An den unteren Rand dieses Muskels schmiegt slch'^uTinnerer Beckenmuskel an. Es ist dies:Der birnförmige Muskel, Musculus piriformis. Dieser bezieht seineJEaserm-Von der L vorderen Fläche des Kreuzbeins, neben und zwischenden drei oberem Kreuzbeinlöchern, verlässt durch das Foramen ischiadicummajus die Beckenhöhle und heftet seine schmale aber starkeSehne in der Fossa trochanterica an. An seinem unteren Rande liegt:Der innere Verstopfungsmuskel, Musculus obturator internus. DieFleischfaserbündel dieses Muskels haftenz3£L~ħl inneren Fläche derMeinjn^jna^oMRahmens, lasseh jedoch denCanalis obturatorius frei, treten dann convergirend zusammen und durchdas Foramen ischiadicum minus nach aussen, wobei sie über dengeglätteten Rand der Incisura ischiadica minor, ein Sehnengelenk darstellend,weggleiten. Die Sehne des Muskels haftet in der Fossa tro-_chanterica; mit ihr vereinigen" sich zwei kleine Muskelkörper, ~dieMusculi ^mnelli, von welchen der obere an der Spina ischiadica, deruntere an dem Tuber ischiadicum entsteht.Auf der vorderen Fläche des Piriformis treten mehrere Nervensträngezum Stamme des grossen Nervus ischiadicus zusammen, welcherunter dem Piriformis aus der Beckenhöhle austritt und hinter derSehne des Obturator internus hinWeg zum Schenkel herabzieht. — Anden Obturator internus reiht sich:Der viereckige Schenkelmuskel, Musculus quadratus femoris^ dessenparallele Faserbündel in querer Richtung vomTuber ischiadicum zurLinea intertrqch||ntertca posterior gehen. Er beae*clflr^ab^AeUsseren Verstopfungsmuskels, Musculus obturator externus.Dieser Muskel entsteht an der vorderen Fläche des Beckens vom oberenund medialen Umfange des Foramen obturatum und schlingt seineconvergirenden Faserbündel um die untere Peripherie des Schenkelhalses;die Sehne gelangt in Folge dessen auf die hintere Seite desSchenkelhalses und heftet sich in der Fossa trochanterica an.Muskeln des Oberschenkels.Diese Muskeln bedecken ringsum den Oberschenkelknochen derart,dass nur der Trochanter major und die beiden Condylen bis unter dieHaut austreten; auch diese Muskeln werden allseitig von der festenFascie des Oberschenkels, der Fascia lata, bekleidet, welche, wie dieFascia brachii, ober den Condylen zwei Scheidewände, Septa intermuscularia,an den Schaft des Knochens sendet und dadurch die Fleischmassenin zwei Abtheilungen, in eine vordere und eine hintere zerlegt. DieAnordnung unterscheidet sich aber dadurch von der am Oberarm, dass


Muskeln des Oberschenkels. 233zu der Gruppe der Strecker noch eine oberflächliche Muskellagehinzutritt, welche in die Fascie eingebettet ist, und endlich dassalle die vorderen Muskeln von der hinteren Gruppe, den Beugern,durch eine vierte, mediale Muskelmasse, die sogenannten Adductoren,geschieden werden.Die vordere^^oi^e^lä-rrhliche Gruppe besteht—ararzwei Muskeln,welche^alyffelmünschaf^ilium benützen, in besomfere^Hiei^^divergirend abwärts ziehen. Der eine ist:Der Spanner der Schenkelfascie, Musculus tensor fasciae latae. Erschmiegt sich an^^den^^KO^oiton"~an" gehtsteil vor dem Trochanter herab und endigt unter diesem letzteren,indem er in den Tractus iliotibialis der Fascia lata übergeht. Einsehniges Faserbündel, welches vom unteren Ende des Muskels abspringt,vereinigt ihn, mit der Sehne des Glutaeus maximus> und bildet mit,dieser um den Trochanter eine Schleife. — Der zweite ist:Der Schneidermuskel, Musculus sartorius, der längste Muskel desmenschlichen Körpers. Er schlingt sich medial absteigend um denOberschenkel, überkreuzt dabei die tiefer liegenden Muskeln, tritt anden medialen Schenkelcondyl, wo er an die Fascie des Unterschenkelsein Sehnenbündel absendet, und endigt mit einer fächerförmig sichvertheilenden Sehne an der Tuberositas tibiae. ^Die Strecl\ej^fTf)p.e~"wrrd' nur von einem Muskel dargestellt,der al)Br^auT^lEem--eingelenkigen und einem, zweigelenkigen Kopfebesteht. Man nennt ihnden vierköpfigen Schenkelmuskel, Musculus quadrieeps femoris. *)Der zugänglichste, ganz oberflächlich liegende Kopf desselben istder zweigelenkige gerade Schenkelmuskel, Musculus rectus femoris. 2 )Er nimmt an der Spina anterior inferior ilium, sowie auch an demLabrum der Pfanne seinen Ursprung, zieht in gerader Richtung überden "Scnehkel herab, nimmt in seine Endsehne die Patella auf undendigt an ...der Tuberositas tibiae. — Die drei eingelenkigen Köpfeschliessen den Knochenschaft ganz in sich ein, lassen nur die Lineaaspera und das Planum popliteum frei, reichen oben bis an die Lineaintertrochanterica und vereinigen ihre Faserbündel an der vorderenFläche des Kniegelenkes mit der Sehne des Rectus femoris, mit denKnorren der Tibia und mit der Gelenkkapsel (S. 135). Die Vertheilungihres Fleisches ist aber asymmetrisch, so dass im Ganzen lateral mehrFleisch auf dem Knochen lagert als medial; es gehen jedoch die Fleischfaserbündellateral nicht so tief herab als medial, in Folge dessen an diemediale Seite der Patella mehr Fleisch zu liegen kommt als an die laterale.— Der starke laterale Kopf, Vastus lateralis, besteht aus längeren, geradeabsteigenden_Faserbündeln, die vom ^.Trochanter major "•n-aeh-airwärtsziehen," dann aus kürzeren schiefen t^serh, die an der Linea asperaund an dem Septum intermusculare laterale ihren Ursprung nehmen.-*- Der mittlere von den eingelenkigen Köpfen, Musculus femoralis 3 ) ge-J ) Syn. Musculus extensor cruris quadrieeps.•) Syn. Musculus rectus cruris.3 ) Syn. Vastus medius s. Musculus cruralis.


234 Muskeln des Oberschenkels.nannt, besteht durchgehends aus langen, von der Linea intertrochantericaianterior, an, dem Knochen ...entlang gelegten ~Fä^eTn7 die sich'TuTeTT vomVastus lateralis leicht isoliren lassen, unten dagegen mit ihm sich verbinden.Einige tiefe Bündel dieses Kopfes isoliren sich von der gemeinschaftlichenMuskelmasse und heften sich an der Synovialkapseldes Kniegelenkes an; sie haben die Bedeutung eines Tensor capsulaeund werden als Spanner der Kniegelenkskapsel, Musculi articularesgenu, *) beschrieben. — Der mediale Kopf, Vastus medialis, lässt seine"kurzen, an der Linea aspera und an dem Septum intermusculare medialeentstandenen Faserbündel seiner ganzen Länge nach inTteir"mefetei*Rand des mittleren Kopfes eintreten, von welchem er überhaupt nur inseinen obersten Antheilen deutlich gesondert ist. — Um die tiefen Bündeldes Musculus femoralis zu Gesicht zu bekommen, muss der Vastus medialisvon seinem Ansätze getrennt und zurückgelegt werden.Die Adductorengruppe lässt sich in vier eingelenkige, am Ur : ,sprunge"geschiedene MTTskelköpfe "auflösen, welche im Umkreise desObturator externus an dem Rahmen des Foramen obturatum entstehenund mit ihren schief lateral absteigenden Fasern zur medialen Lefzeder Linea aspera femoris herab ziehen. Die gesammte Fleischmasse derAdductorengruppe bildet gleichsam einen Keil, der sich zwischen dieStrecker- und Beugergruppe einlagert, nach unten aber in einen gemeinschaftlichenSehnenstrang auslauft, welcher sich an den Epicondylusmedialis anheftet. Längs der. Ansatzlinie an der Linea aspera finden!sich zwischen den sehnigen Enden der Einzelmuskeln dieser Gruppe^mehrere Oeffnungen, deren grösste (Adductorenschlitz genannt)^sich ober dem unteren Drittel des Schenkels befindet und die Arteriafemoralis mit der gleichnamigen Vene durchtreten lässt.Der obere, kleinste unter den Adductoren wird als Kammmuskel,Musculus pectineus, beschrieben; er bildet ein Viereck, dessen obererRand„an.jieinJ^ei&^^unterer Rand an der zumTrochanter minor aufsteigenden Lefze der Linea aspera haftet. SeineFaserbündel convergiren mit jenen des Iliopsoas. — Der lange Zuzieher,Adductor longus, liegt medial neben dem vorigen und bildet einen Fächer,dessen schmales oberes Ende unter dem Tuberculum pubicum amKnorren des Schambeines haftet und dessen breites u^tere^Ende aifder Linea aspera bis unter die Mitte des Femur herabreicht. Seineplatte Sehne ist durch sehr derbes Bindegewebe mit dem Vastusmedialis fest verbunden und muss sorgfältig von dem letzteren abgelöstwerden, wenn man ihren Ansatz am Knochen sehen will. — Der kurze"Zuzieher, Adductor brevis, schickt seine _am unteren Schambeinasteentstandenen Faserbündel in divergirenden~Richtern^Drittel der Linea aspera. — Der grosse Zuzieher, Adductor magnus, istder stärkste und der am meisten nach hinten gelegene unter den Adductoren;e^,^eziejit_ sejne Fleischfaserbündel von beiden Aesten desSitzbeins und heftet sie "der ganzen Linea aspera entlang am Femuran. Seine hinteren, am Tuber ischiadicum entstehenden Fasern sind dielängsten; sie ziehen steiL-abwärls, und gehen in jenen starken Sehne.nstrangüber, der sich an dem Epicondylus medialiTThserirt, ohne1 ) Syn. Musculi subcrurales.


Muskeln des Oberschenkels. 235jedoch die Verbindung mit dem Schaft des Femur vollends aufzugeben;denn von ihm geht das Septum intermusculare mediale ab, welches sichan der medialen Lefze der Linea aspera anheftet. Auch von dem Adductorlongus lauft ein kleiner Antheil in diese Adductorensehne aus.Zur Adductorengruppe kann man noch den schlanken Schenkelmuskel,Musculus gracilis, rechnen, einen langen, zweigelenkigen, ancler medialen Schenkelfläche absteigenden Muskel, der sich oben bandartignfifoen der Symphysis ossium pubis ansetzt, unter dem Knie einestrangförmige Sehne bildet und mit dieser, vom Sartorius bedeckt, ancleiLTuberositas tibiae endigt.Die drei eingelenkigen Köpfe des Quadrieeps femoris sind nur Strecker desKniegelenkes, der zweigelenkige Rectus femoris hingegen ist zugleich ein Beugerdes Hüftgelenkes. Die Adductoren sind eingelenkige- Hüftgelenkmuskeln. DerGracilis beherrscht mit dem ebenfalls zweigelenkigen Sartorius die Hüfte unddas Knie, beide wirken aber hauptsächlich auf das Kniegelenk, und zwar als Pronatoren.Der Tensor fasciae latae gehört zunächst dem Hüftgelenke an, wirktaber wegen seiner Verbindung mit der Fascia lata als Strecker auch auf dasKniegelenk.JDie Beug^jig-rnfipe an der hinteren Seite des Oberschenkelsbesteht aus drei schlanken Muskeln, _deren_ gemeinschaftlichen .Ausgangspunktdas Tuber ischiadicum vorstellt. Es sind dies:"Der ZweiköpfigeSchehkelmuskel, Musculus biceps femoris. Dieserwurzelt mit einem langen Kopfe, vereint mit dem Semitendinqsus,am Sitzknorren, nimmt in der unteren Hälfte^IeT^^enkels u, von^lerlateralen Lefze der Linea aspera und von dem Septum intermuscularelaterale einefT'kurzen Köpf auf und begibt sich, schief die Schenkelnaselb^_Ausg^ngspunkte sein Fleisch, geht hinter-' dem Gracilis an demKniegelenk vorbei und heftet sich mit seiner anfangs spulrunden,später fächerförmig ausgebreiteten Sehne unter der Tuberositas. tibiaean der Cristae tibiae an. Sein Fleischbauch besitzt ungefähr in .derMitte seiner Länge eine schräg verlaufende Inscriptio tendinea. Da wodie Endsehne' sich um die Tibia schlingt, befindet sich ein ausgedehnter'Schleimbeutel.Der Sehnenfächer, zu welchem die Endstücke des Gracilis, Sartoriusund Semitendinosus an der Tibia zusammentreten, wird als Pesmserinus beschrieben.Der halbhäutige Muskel, Musculus semimembranosus, geht nachoben in eine bandartige, nach unten in eine kurze strangförmige Sehneüber"; 'ole^etztere setzt sich an den Condylus medialis tibiae an. DerFleischkörper des Muskels besteht aus verhältnissmässig kurzen Bündeln,welche die beiden randständig sich entwickelnden Sehnen- miteinandervereinigen. Zwischen seiner Endsehne und dem medialen Kopf desGastroknemius befindet sich ein Schleimbeutel, welcher mit der Höhledes Kniegelenkes zusammenhängt (vergl. S. 137).Mit Ausnahme des kurzen Kopfes des Biceps sind alle drei Muskelnz^eigelenkig; sie ziehen streckwärts über das Hüftgelenk und beugewärts über das


236 Muskeln des Unterschenkels.Knie. Der'Semitendinosus wirkt, gleich wie der Sartorius und Gracilis, hauptsächlichals Pronator des Kniegelenkes.Noch vor Beendigung der Präparation der Oberschenkelmuskeln versäumeman nicht, den Obturator externus und die Musculi articulares genu näherzu besehen.Muskeln des Unterschenkels.Die Muskeln des Unter schenkeis lassen sich in drei Abtheilungenscheiden, von denen die hintere wieder in_zwei_Gruppen zerfällt. ImGanzen sind daher die Muskeln in vier Gruppen geordnet, welche soeng aneinander geschlossen sind, dass sie den Schaft des Wadenbeinesvollständig überlagern und vom Schafte des Schienbeins nur diemediale Fläche .frei unter die Haut vortreten lassen. Die 1. Gruppeliegt, vorne auf der Membrana interossea, zwischen_dem Schienbeinund Wadenbein; die 2. bedeckt das Wadenbein; die 3. ist die oberflächlnmeMusculatur der Wade, uncl_die 4. erfüllt an der hinterenSeite cler Jtfembrana interossea den Zwischenknochenraum. Die Fasciedes Unterschenkels, Fascia cruris, hüllt mit einem oberflächlichenBlatte die g^sammte Musculatur des Unterschenkels ein^mclverschmilzt;an cleFm^iaTen Fläche des Schienbeins mit den! Perioste. Scheidewände,welche von diesem Blatte ausgehen und sich am Wadenbein anheften,Septum intermusculare anterius und posterius, halten die drei oberflächlichenGruppen auseinander; ein tiefes Fascienblatt scheidet diejWadenmuskeln von der tiefen hinteren Muskelgruppe. — Bei derPräparation soll vorn und oben jener Theil der Fascia cruris, derden Muskeln Ansätze darbietet, dann eine untere, verstärkte Partie derselben,welche ober den Knöcheln das Ligamentum transversum cruris,und am Sprunggelenke das Ligamentum cruciatum bildet, geschont werden.Die vordere Muskelgruppe besteht^ aus vier nebeneinanderliegehaen~JMüsk~eln7^vel^^erst unter dem Kniegelenkentstehen"" und vor dem Sprunggelenk vorbeiziehen; zwei derselbenbewegen blos das Sprunggelenk, zwei andere _ dieses und die Zehen-"gelenke."Zunächst an der Tibia liegt der vordere Schienbeinmuskel, Musculustibialis anticus. Sein Fleischbauch entsteht sowohl an der Tibiaals. auch, an der, Membrana interossea, bezieht auch von der Fascieeinige Bündel und geht unter der Mitte des Unterschenkels in eine*plattrunde Sehne über, die längs der Crista tibiae, neben dem medialenKnöchel vorbei, an den Grosszehenrand des Fusses gelangt und sicharLclem .ersten Keilbein, sowie auch an der Basis des Os metatarsalehallucis ansetzl. Lateral von ihm liegt:Der lange Zehenstrecker, Musculus extensor digitorum longus. Dieserbildet zuerst einen schmalen, aus langen Bündeln bestehenden Fleischbauch,der bis an den lateralen Knorren der Tibia hinaufreicht unddaselbst durch Bündel verstärkt wird, welche ah der Fascie ihren Ursprungnehmen. In der unteren Hälfte des Unterschenkels gestaltet ersich zu einem halbgefiederten Muskel, indem seine aus den langenFaserbündeln hervorgegangene Sehne noch eine Reihe kurzer Fleischbündelv Q&~«d£rJ^aufnimmt.Die vier bandartigen SehnenTwekuie^^vier drei-


Muskeln des Unterschenkels. 237gliedrigen Zehen sendet, gehen aus der Hauptsehne durch Theilunghervor.Eine Zugabe' dieses Muskels ist der dritte Wadenbeinmuskel,Musculus peronaeus tertius, eine halbgefiedert geordnete Reihe von Fleischbündeln,deren Sehne sich an der Basis des Os. metatarsale digiti quintianheftet.""Der vierte dieser Muskeln ist der lange Grosszehenstrecker,Musculus extensor hallucis longus. Er ist ebenfalls ein halbgefiederterMuskel, dessen kurze Fleisiuibündel unter_.dem oberen Drittel der FibulaIHMU&U *der._Me«ibrana interossea reihenweise ^entstehen, und dessenSehne zwischen dem Tibialis anticus und "dem Extensor digitorum longusan die Oberfläche tritt, um über den Fussrücken zur grossen Zehe zugelangen. Neben diesem Muskel liegt die Arteria tibialis_jantica undder Nervus peronaeus profundus.Der Tibialis und der Peronaeus tertius sind Beuger des Sprunggelenkes,und greifen dieses Gelenk gemeinschaftlich mit den Zehenstreckern an.An der Dorsalseite des Sprunggelenkes werden die Sehnen clergenannten Muskeln durch zwei Bänder festgehalten, welche theils blosseVerdickungen der Fascie **sind, theils aus besonderen Fasermassen bestehen,und für die^ejnzejnen Sehnen durch Dissepimente geschiedeneLeitcanale herrichten. Das obere Band, Ligamentum transversum cruris,liegt ober den Knöcheln' und geht quer von der Crista tibiae zurvorderen Kante des Wadenbeins. Das Kreuzband, Ligamentum cruciatum,ist gerade über das Sprunggelenk gelegt und besteht aus zwei, nichtimmer vollständigen Schenkeln, welche sich an der lateralen Seite desKopfes^ des "Sprungbeins in schiefen Winkeln kreuzen. Dieses BandkbTIaet drei mit Synovialhäuten ausgekleidete Leitcanale.Der eine Schenkel des Kreuzbandes geht von der Wurzel des Schienbeinknöchelszum Kleinzehenrande des Fusses an die Articulatio ealcaneocuboidea;der "zweite beginnt "am ersten Keilbein, von wo aus er schief nach, oben zumWadenbeinknöchel zieht. Darunter befinden sich drei Leitcanale, von denen dererste .die Sehne des Tibialis anticus, der zweite_die,Sehne des Extensorjiallucis,der dritte die~S~eEnen des Extensor digitorum longus"mit der"Sehheä r esT , eronaeustertius.einschliesst. Der letztere dieser CanäleTbennctef sich am Kreuzungspunkt derSchenkel des Kreuzbandes, von wo aus eine besonders starke bandartige Fasermasseschief lateral in den" Sinus tarsi abgeht. Vereint mit" dem lateralen, gleichfallsVerdickten Antheil des Kreuzbandes bildet diese Fasermasse eine Bandschleife umdie Sehnen des Extensor digitorum longus, durch welche diese Sehnen lateral fixirtwerden. Losgelöst vom medialen Antheil des. Kreuzbandes stellt das Gebilde dasSchleuderband, Ligamentum fundiforme, *) dar.Die Synovialsäckchen, welche die durchtretenden Sehnen umkleiden,schicken zu diesen gekrösartige Falten, und begleiten sie bis auf den Fussrücken.Die Scheide des Peronaeus tertius endigt bereits an der Fusswurzel, jene desExtensor hallucis erst am Metatarsus,' die des Extensor digitorum longus etwasunterhalb des Sprunggelenkes. Zwischen dem Ligamentum fundiforme und demKopf des Talus befindet sich ebenfalls ein kleiner Schleimbeutel.Die Gruppe der Wadenbeinmuskeln bedeckt die oberen zweiDritttheile der Fibula und besteht aus zwei"T!fuskeln, deren Sehnen[unter 1 ) dem Syn. Wadenbeinknöchel Fundä Retzii. ablenken und von dort aus neben dem


238 Muskeln des Unterschenkels.Ligamentum fibulare-calcaneumvorbei an den Kleinzehenrand des Vorderfusseskommen. Sie beherrschen daher beide Sprunggelenke.Der oberflächlichere dieser Muskeln heisst der lange Wadenbeinmuskel,Musculus peronaeus longus, der tiefer liegende der kurzeWadenbeinmuskel, Musculus peronaeus brevis; der erstere haftet mifseinem Fleische an . der...oberen, Hälfte des Wadenbeins, der letzterean der janterenjfälfte desselben. Ihre Sehnen werden Mnter dem Wadenbeinknöchelin der "bekannten Leitfurche durch eine Verdickung derFascie, das Betinaculum peronaeorum superius^ festgehalten, gelangen dann,Bereits divergirend, an die laterale Fläche des Fersenbeins, wo sie sichan den inconstanten Rollhöcker dieses Knochens anschmiegen, undwerden dort durch neue Bandmassen, das Betinaculum peronaeorum inferius,umschlossen. Nun scheiden sich die Sehnen vollständig; jene desPeronaeus brevis geht an die Tuberositas ossis metatarsalis quinti undreicht gewöhnlich mit einer abzweigenden" dünnen Sehne~~ijrs~~aT^Ttiekleine Zehe. Die Sehne des Peronaeus longus tritt in die Leitfurc^edes Os cuboideum ein und gelangt dadurch in die Tiefe der Sohle, bisan den Grosszehenrand des Fusses, wo sie sich am ersten Keilbein und ander Tuberositas metatarsalis hallucis anheftet.' Die gemeinscrmffehefee»Sehnenscheide theilt sich am Fersenbein in zwei Buchten und begleitetnoch eine Strecke weit die geschiedenen Sehnen.In der Kapsel der Wadenbeinmuskeln kommt manchmal ein dritter,kleinerer Muskel vor, der ober dem Knöchel entsteht und am Fersenbein endigt/Häufig zweigt von der Sehne des Peronaeus brevis ein Sehnenbündel ab, welchesals Strecksehne zur kleinen Zehe geht.Die Gruppe der Wadenmuskeln besteht aus drei geschiedenenkräftigen-Muskelköpfeh, "einem""tiefen und zwei oberflächlichen, derenFleischkörper bereits in der halben Höhe des Unterschenkels zusammentretenund sich mittelst einer gemeinschaftlichen Sehne an dem Fersenhöckeranheften. Der Uebergang in die Sehne geschieht ziemlich rasch,und der Fleischkörper setzt sich deshalb oberflächlich so scharf von derSehne ab, dass die Grenzen jener Erhabenheit, die er an der hinterenFläche des Unterschenkels erzeugt und die man Wade nennt,^schonäusserlich erkennbar werden. Die ganze Gruppe hat man auclr unterdem Namen dreiköpfiger Wadenmuskel, Musculus triceps surae, be^schrieben, und die gemeinschaftliche starke Sehne hat den NamenAchilles-Sehne, Tendo, Achillis, erhalten. Die zwei oberflächlichenKöpfe entstehen bereits am Oberschenkel, sind daher zw-eigelenkig undwerden zusammen als ZwilTingswadenmuskel, Musculus gastrocnenm^bezeichnet. Der tiefe Kopf nimmt dagegen erst an den Knochen desUnterschenkels seinen Ursprung, ist ,Aäh£L nur eingelenkig und heisstSchollenmuskel, Musculus soleus.Die zwei Köpfe des Musculus gastrocnemius entstehen sehnig durchflochten_ an „.der hinteren Jejte der Condylen des Oberschenkels oberder Gelenkfläche; der .mediale "breitet sich auch bis auf das Planumpopliteum aus, und beide beziehen überdies einige Faserbündel von derGelenkskapsel. In der Mitte der Wade breit geworden, treten sie nachArt eines doppelt gefiederten Muskels zusammen und gehen in der


Muskeln des Unterschenkels.halben Höhe des Unterschenkels in die oberflächlichen Schichten derAchilles-Sehne über. Die Ursprünge grenzen sich auf beiden Seitengegen ~ttfe Sehnen der Oberschenkelmmskeln durch Schleimbeutel ab.— Was dem lateralen Kopf gegenüber dem grösseren medialen anMasse abgeht, ersetzt ein kleiner accessorischer Muskel, der Sohlenmuskel,Musculus plantaris, dessen spindelförmiger * Bauch oben amlateralen Condyl und „an der Kapsel haftet und bereits an der Gelenkliniedes Kniees in eine lange dünne Sehne über^^.-.DieseSeha*6"lagert sich vor den Köpfen des Gastroknemius ein, kreü^fT*stefindtritt an dem medialen Rande der Achilles-Sehne an die Oberfläche; siegeht bald isolirt, bald mit der Achilles-Sehne vereinigt bis zum Fersenhöckerherab.Der Musculus soleus besitzt einen längsovalen, platten Fleischkörper,dessen oberflächliche, längs absteigende Bündel von der Linea popliteatibiae, vom Capitulum fibulae, und von einem, den ZwichenknochenraumüberDrucf'enden Faserbande abstammen und nach unten in dietiefen' Schichten der Achilles-Sehne übergehen. Nebst diesen langenFasern treten noch kürzere Fasern in den Fleischkörper ein. Diese,,liegen an der vorderen Fläche des Muskels, nehmen am Way K * e T ÖM ' nund-Schienbein ihren Ursprung und vereinigen sich, ire * nenigeordnet, mit einem medianen Sehnenstreifen, welchen die den . ^ ^ss "Sehne nach aufwärts in den Fleischkörper entsendet. Vor de" /f ^P 1SC "Bündel, welches von der Linea poplitea tibiae zum Capitu en tiallt, undüber den Zwischenknochenraum gespannt ist, befindet sich ^syrnraemschlücke, welche von der Arteria poplitea benützt wird, u? ^e®^ . 0INervus tibialis zu der tiefen Muskelgruppe zu gelangen.Lie feome em^Die Achilles-Sehne wird erst ungefähr 3 Cm. ober c? lagert sichhöcker vollständig muskelfrei. Sie bildet im Ganzen einen bai st^n^; 1 .§ , ® n 'Strang, der sich im Absteigen immer mehr verschmälert und ^n"-hildeiunmittelbar ober dem Fersenbein aber sich wieder ausbreitet und 5.hwulsteFächer verdünnt. Diese Form verdankt die Sehne dem Umstai* 5 mea ißlissich ihre convergirenden Fasern noch obei} dem Ansätze am Fekreuzen und sich in Folge dessen an der JQreuzungsstelle in Vireicheren Lagen übereinander schichten. DasTachertoiTixI fc *-5Jr ^Vösdeckt den Scheitel des überknorpelten Fersenhöckers und heftet sichre!an der unteren Hälfte der hinteren Fläche des Knochens an. Zwischendem Sehnenfächer und dem Fersenbein befindet sich»* ein ansehnlicherSchleimbeutel.An diese Muskelgruppe reiht sich der Kniekehlenmuskel, Musculuspopliteus. Man muss, um ihn ganz überblicken zu können, dielaterale Wand der Kniegelenkkapsel, jedoch mit Schonung des Seitenbandes,abtragen. Sein Fleisch liegt und haftet an jenem Felde unterdem medialen Knorren der Tibia, welches die Linea poplitea tibiaenach' unteTT begrenzt. Die schief hinter "dem "lateralen Knorren derTibia aufsteigenden Faserbündel treten theils mit der Gelenkkapsel,theils mit einem spulrunden Sehnenstrang in Verbindung, der sich indie Furche am lateralen Knorren des Oberschenkelknochens einbettet,und am vorderen Ende derselben, einwärts von dem lateralen Seiten 2bände anheftet. Unter der Sehne liegt ein mit dem Kniegelenk commurnicirender Schleimbeutel. (Vergl. S. 137.)m


24^Muskeln des t Unterschenkels.Der Triceps surae streckt beide Sprunggelenke und beugt mit seinen zwefcgelenkigen Köpfen • auch das Kniegelenk. Der Popliteus lässt sich zwar denBeugemuskeln des Kniegelenkes anreihen, sein grösseres Drehungsbestreben wendetsich aber der Rotation zu, und zwar im Sinne der Pronation, womit bekanntlichdie Flexion eingeleitet wird.Die Gruppe der tiefen hinteren Unterschenkelmji^keln bestehtaus dre-LFleischkörJfern, deren Sehnen hinter dem SprunggelenlTlumieg-"'^teLtJJ^^weiteren Verlaufe derart miteinander kreuzen,das|cue ,Ä tateralen' schliesslich an den Grosszeherirand des Fusses zuliegen kommen- Zunächst an der Fibula liegt nämlich der Beugerder^ grossen Zehe, neben diesem, an dem Zwischenknochenbande,der hintere Schienbeinmuskel, und erst unmittelbar an der Tibiacler Beuger der dreigliedrigen Zehen. Die beiden letzterenkreuzen sich bereits ober dem Schienbeinknöchel, die Beuger aber erstin der Sohle..*. Der lange Zehenbeuger, Musculus flexor digitorum longus, bedeckt mitseinem Fleische die Tibia von der; Linea.obliqua bis nahe ~zum Knöchel.•^ ^Jauptmasse"desselben"*entspringtober der Mitte des Knochens undder 1UH


Muskeln des Fusses. 241und dem langen Zehenbeuger nimmt die Arteria tibialis postica mitdem gleichnamigen Nerven ihren Lauf zur Sohle.Der Tibialis posticus ist ein Strecker des Sprunggelenkes; die beidenFlexoren beugen die Zehen und strecken das Sprunggelenk.Muskeln des Fusses.Auch am Fusse muss man, wie an der Hand, zweierlei Muskelnunterscheiden: die eigentlichen Füssmuskeln, deren Anfang und Endesich an Fussknochen inserirt, Und die Endstücke der Unterschenkelmuskeln.Die Anordnung der» Füssmuskeln stimmt insofern mit derGruppirung der Handmuskeln überein, als die bei weitem grössereFleischmenge in die Sohle verwiesen ist und nur ein kleiner Antheilderselben den Fussrücken einnimmt. Es gibt aber dennoch sehr wesentlicheUnterschiede. Diese bestehen darin, dass der dem Flexor digitorumsublimis der oberen Extremität entsprechende Muskel zu einem Fussmuskelwird und ganz in die Sohle herabrückt, dass ferner die denBesonderen Streckern der Finger entsprechenden Muskeln sich zu einemzweiten allgemeinen Zehenstrecker umgestalten, der auf den Fussrückenzu liegen kommt, dass endlich aus der Reihe der typischenkurzen Zehenmuskeln der Opponens der grossen Zehe ganz entfällt, unddie Interossei sich statt symmetrisch um die Mittelzehe, asymmetrischum die zweite Zehe gruppiren. — Durch die Umgestaltung des Flexordigitorum sublimis zu einem, Fussmuskel bekommt auch die Sohle einevon der Form des Handtellers sehr abweichende Gestalt; es lagert sichnämlich das Fleisch dieses Muskels zwischen die zwei randständigen,dem Thenar und Antithenar analogen Muskelwölbungen ein und bildetsomit eine dritte, mittlere Erhabenheit. Diese drei Fleischwülstewerden Eminentiae plantares genannt und als Eminentia plantaris medialis,media und lateralis unterschieden.Auf dem Fussrückenliegt unter den Sehnen der Unterschenkelmuskeln der kurze Zehenatreckeiyitea*i&««usaa^^Er„.entsteht_ hinter derArticulatio .cjdcaneocüboidea am Fersenbein, dann amjateralen Schenkeldes Ligamentum cruciatum und am Bandapparät des Sirius tarsi. Erspaltet" sich bald in zwei Bäuche; der mediale Bauch sendet seineSehne zur Grundphalanx des Hallux, und wird auch Extensor hallucisbrevis genannt; der laterale oder der Extensor digitorum brevis im engerenSinne, gibt seine drei Sehnen an die 2., 3. und 4. Zehe ab. Die letzterenerhalten sich ziemlich in der Richtung der Fussaxe, während dermediale Bauch den Fuss und die auf dem Skelete liegende Arteria dorsalispedis schief überkreuzt.Die vier Sehnen des Extensor digitorum longus w 7 erden ebenfallsvermittelst einer dünnhäutigen Fascie, und die Sehnen der 2. 3. und4. Zehe überdies durch kräftige Sehnenbündel zu einem Fächer vereinigt,der sich, wie an der Hand, in vier Schenkel spaltet und ebenv.Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 1°


242 Muskeln des Fusses.falls auf dem Rücken der Grundphalangen aller dreigliedrigen Zehendreieckige Streck-Aponeurosen erzeugt. Diese Aponeurosen nehmen amGrundgelenke die Sehnen des kurzen Streckers, dann die sehnigen Beigabenvon den Musculi lumbricales und von den Zwischenknochenmuskelnauf und spalten sich, wie an der Hand, in drei Zipfel, derenmittlerer an der Basis der Mittelphalanx endigt, und deren zwei äusserebis zur Endphalanx weiter fortgehen. Den Ersatz für die vierte Sehnedes kurzen Streckers liefert der kleinen Zehe entweder der Peronaeusbrevis oder der Peronaeus tertius; in Folge dessen wird jede Zehe mitzwei Strecksehnen versorgt. — Ganz auf dieselbe Weise verhält sichdie Sehne des Extensor hallucis longus; sie unterscheidet sich nur darinvon der Sehne des Daumenstreckers, dass sie die Sehne des Extensorbrevis nicht in ihre Aponeurose aufnimmt, sondern allein bis zurEndphalanx fortzieht und die letztere an der Basis der Grundphalanxzurücklässt.Die Sohlenfläche des Fusseswird von einer Fascie bekleidet, deren mittlerer Antheil als Aponeurosisplantaris bezeichnet wird. Diese letztere bildet sich auf dem mittlerenFleischwulst in ähnlicher Weise und ebenso kräftig aus, wie die Aponeurosispalmaris in der Hohlhand. Sie heftet sich hinten am Fersenhöckeran, sendet in die Furchen zwischen den 'drei ErhabenheitenScheidewände zum Skelete der Fusswurzel, und geht, in fünf Schenkelgetheilt, an den Grundphalangen aller Zehen in die Sehnenscheidenüber. Sie steht nicht nur am Fersenbein mit dem von ihr bedecktenMuskelwulst, sondern allenthalben auch mit der Sohlenhaut vermittelstderber Faserbalken in Verbindung. Wie die Fascie an dem Handteller,so wird auch die*Fascia plantaris an den Randwülsten dünnhäutiger,birgt aber keinen dem Palmaris brevis entsprechenden Hautmuskel, undbesitzt auch keinen mit dem Palmaris longus übereinstimmenden Spannmuskel,nachdem der schlanke Plantaris bereits am Fersenhöcker endigt.Die mittlere Muskelerhabenheit der Sohle wird zunächst vondem kurzen Zehenbeuger, Musculus flexor digitorum brevis, dargestellt.Er entspringt an der unteren Fläche "des'Fefsenhöckers und bis zueiner Linie, welche qüerTvöm Kahnbein Jiber die "Sohle gezogen wird,auch von der Aponeurosis plantaris, und spaltet sich an den Köpfchender Mittelfussknochen in vier Bündel, deren Sehnen die vier dreigliedrigenZehen versorgen. Manchmal fehlt die Sehne für die fünfteZehe. -— Durchschneidet man den Muskel in seiner Mitte und schlägtman die Hälften nach beiden Seiten zurück, so erscheint in zweiterSchichtedie Sehne des Musculus flexor digitorum longus, welche sich amMittelfuss in vier Endsehnen auflöst; und diese an die dreigliedrigenZehen entsendet. Im Bereiche der Fusswurzel nimmt die Sehne dasFleisch eines kurzen Kopfes auf, welcher nach seiner Gestalt viereckigerSohlenmuskel, Musculus quadratus plantae, ') genannt wird.Dieser Kopf haftet, mit seinea-^afialkden*Fleischbündeln am Fersenbein,2 ) Syn. Caro quadrata Sylvii s. Caput plantare flexoris digitorum longi.


Muskeln des Fusses. 243an dem tiefen Banclapparate der Fusswurzel, sowie auch an dem lateralenFascien-Dissepimente. Da der Flexor digitorum longus den tiefliegendenFingerbeuger der Hand vertritt, so entspringen am Grosszehenrandeseiner vier Sehnen ^ebenfalls vier Spulmuskeln, Musculilumbricales.Neben der Stammsehne des Beugers, ungefähr am Kahnbein, betrittauch die Sehne des Flexor hallucis die Fusssohle, und schreitet aufkürzestem Wege ober dieser Sehne zur grossen Zehe. An der Kreuzungsstellezweigt von ihr ein Faserfächer ab, welcher sich mit dem Musculusquadratus und mit den Sehnen des langen Zehenbeugers verbindet, dochso, dass die meisten Bündel in die Sehne der zweiten Zehe eingehen. \Dieser Verbindung der Sehne ist es zuzuschreiben, dass die vier drei-'gliearigen Zehen;"insbesondere die zweite Zehe, nicht nur mittelst desFlexor digitorum longus, sondern auch mittelst des Flexor hallucisgebeugt werden können. Der Muskel stellt sich somit als ein gemeinschaftlicherZehenbeuger dar; und da er gerade auf die grössten, beimAequiliber des Körpers am meisten betheiligten Zehen wirkt, erklärtsich seine grössere Fleischmenge, durch welche er sich von dem fleischarmenFlexor digitorum longus unterscheidet.An den Zehen verhalten sich die Beugesehnen kaum anders als anden Fingern. Der kurze Beuger übernimmt nämlich die Rolle desFlexor digitorum perforatus, der an der Mittelphalanx endigt, und durcheine Spalte die Sehne des langen Beugers durchtreten lässt; derletztere verhält sich wie der Flexor digitorum perforans und reicht biszur Endphaklnx. Die Sehne des Daumenbeugers endigt, wie der Flexorpollicis, an der Endphalanx. Die Sehnenbündel der Musculi lumbricalesverbinden sich, so wie an der Hand, mit dem Grosszehenrandecler Streck-Aponeurosen. Die Sehnenscheiden gleichen in Allem jenender Finger.Wenn man den Flexor hallucis brevis und den Flexor digiticpuinti brevis der Autoren als Köpfe der randständigen Abductoren betrachtet,so kann man das Schema der typischen kurzen Fingermuskelnder Hand ohne wesentliche Umgestaltung auch auf die Füssmuskelnübertragen, und man wird ebenfalls im Ganzen zehn Muskeln zählen:nämlich einen Abzieher der grossen Zehe, Abductor hallucis, einenAbzieher der fünften Zehe, Abductor digiti quinti, und acht Zwischenknochenmuskeln,Musculi interossei. Die zwei Abductoren sind es,welche mit ihren stark ausgebildeten und bis zum Fersenbein zurückgreifendenBäuchen die Eminentia plantaris medialis und lateralis aufbauen.Ein wesentlicher Unterschied liegt nur in dem, dass sich dieInterossei um die zweite und nicht um die Mittelzehe gruppiren. Einanderer Unterschied von den Handmuskeln, welchen die Unbeweglichkeitcler Articulatio tarsometatarsea des Hallux mit sich bringt, besteht darin,dass der Opponens hallucis fehlt, und dass ein dem Opponens digitiquinti entsprechender Muskel nur rudimentär ausgebildet ist.Der Musculus abductor hallucis besteht aus zwei Köpfen, einem langen hinterenund einem kurzen vorderen; der letztere schliesst Antheile des sogenannten kurzenBeugers in sich. Der lange Kopf entsteht bereits am Fersenbein und an den Bandapparalenunter dem Schienbeinknöchel, überbrückt die Concavität der Fusswurzelzwischen dem Fersenhöcker und dem Kahnbein, bezieht von dem letzteren noch1fi*


244 Muskeln des Fusses.einige Faserbündel und wird dann sehnig. Mit dieser Sehne vereinigt sich derkurze Kopf, der an den Bandapparaten am Beginn des Mittelfusses seinen Ursprungnimmt. Beide vereint endigen am medialen Sesambein und an der Basis derGrundphalanx. Zwischen dem kurzen Kopfe und dem Keilbein liegt ein kleinerSchleimbeutel.Der Musculus abductor digiti quinti bezieht ebenfalls einen langen Kopf vomFersenbein, welcher die zur Sohle gehende Sehne des Peronaeus longus überbrückt,.und dann einen kurzen Kopf (den sogenannten Flexor brevis) von dem Mittelfusse,der an den Bandapparaten nächst der Basis des 5. Mittelfussknochens haftet.Der ganze Muskel endigt unten und lateral an der Basis der Grundphalanx. — Mitdem kurzen Kopfe vereinigt, entsteht an denselben Bändern der Gegensteller der5. Zehe, Musculus opponens digiti quinti, dessen Faserbündel sich ganz vorne an demlateralen Rande des fünften Mittelfussknochens anheften.Die Zwischenknochenmuskeln, welche als Musculi interossei dorsales ] ) undplantares 2 ) unterschieden werden müssen, verhalten sich hinsichtlich ihrer "Wirkungso, dass die ersteren die entsprechende Zehe von der zweiten Zehe abziehen, dieletzteren aber sie gegen die zweite Zehe zuziehen. Sie vertheilen sich auf folgendeWeise. Die zweite Zehe besitzt zwei Interossei dorsales, einen medialen und einenlateralen, die dritte und vierte nur je einen, und zwar, wie es sich von seihstversteht, an ihrer lateralen Seite. Interossei plantares kommen an dem Hallux, dannan der dritten, vierten und fünften Zehe vor; an dem ersten liegen sie lateral,an den übrigen medial. Der Interosseus plantaris hallucis, auch Adductor hallucisgenannt, unterscheidet sich von dem entsprechenden Muskel des Daumens' darin,dass er aus getheilten Bündeln besteht. Eines dieser Bündel, welches ebenfallsAntheile des sogenanten Flexor hallucis brevis enthält und von hinten "nach vornezieht, entsteht an den Bandapparaten in der Gegend des Kahnbeins und Würfelbeins;andere nehmen an den Sehnenrollen der Metatarso-Phalangealgelenke der3., 4. und manchmal selbst der 5. Zehe ihren Ursprung, und gehen quer durch dieSohle. Die letzteren werden auch als Musculus transversus plantae beschrieben. Diegemeinschaftliche Insertion der Bündel befindet sich am lateralen Sesambein und ander Grundphalanx.Nach Abtragung des langen Kopfes des Abductor hallucis, werdendie Ansätze der Musculi tibiales zugänglich. Die Sehne des Tibialisanticus geht mit der grösseren Menge ihrer Fasern an den Höcker desersten Keilbeins, sendet aber auch Faserbündel an den 1. Mittelfussknochen.Die Sehne des Tibialis posticus inserirt sich hauptsächlich, amHöcker des Kahnbeins, breitet sich aber auch in der Sohle mit einemBündel divergirender Fasern aus, welche sich an den drei Keilbeinenund selbst noch an dem Mittelfussknochen der 3. Zehe festheften.Die Beseitigung des hinteren Kopfes des Abductor digiti quintiund des langen Kopfes des Adductor hallucis öffnet den Weg. zumEndstück der Sehne des Peronaeus longus. Dieses liegt in einem vomOs cuboideum und von dem tiefliegenden Bandapparate gebildeten Leitcanaleund endigt fächerförmig ausgebreitet an der Tuberositas ossismetatarsalis hallucis, an der Basis des zweiten Mittelfussknochens undam ersten Keilbein. Der Schleimbeutel, welcher den Leitcanal auskleidet,communicirt nicht mit der Scheide, welche die Sehne amFersenbein überzieht; er ist durch eine Scheidewand von ihr geschieden,mittelst welcher die Sehne auch an das Würfelbein befestigt wird.*) Syn. Musculi interossei externi.*) Syn. Musculi interossei interni.


Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität. 245Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität.1. Die Hüfte. Der straffe Verband des Beckengürtels mit der Wirbelsäule,und in Folge dessen der Mangel einer den Schultergürtel- undden Rumpfarmmuskeln entsprechenden Musculatur bringt es mit sich, dassdie Hüfte nur von dem Skelete und von den Hüftmuskeln ausgestaltetwird, welche Muskeln an der unteren Extremität die eingelenkigen Schulterblattmuskelnvertreten. Von diesen sind es aber wieder nur die äusseren,welche dabei in Betracht kommen; denn die inneren ziehen sich ganzvon der Oberfläche zurück und lassen deshalb vorne die obere- Grenzedes Schenkels unmittelbar an die Bauchwand herantreten. Es ist dahernur hinten zwischen den Schenkel und den Rumpf ein Hüftstück eingeschaltet,gebildet von den Gesässmuskeln, nach oben umschriebenvon dem Darmbeinkamme und nach unten begrenzt durch die sogenannteGesässfurche. Diese ist es, welche das Bein von der Gesässwölbungabgliedert, und dasselbe, weil die Hüfte in den Rumpfeinbezogen ist, auch von diesem frei macht.Die obere Grenze des Oberschenkels ist daher vorne und hintenungleich hoch gelegt, und wird von einer Linie gebildet, welche vornevom vorderen oberen Darmbeinstachel längs dem Leistenbande schiefzur Schamgegend herabzieht, durch das Perineum in die Gesässfurcheübergeht, und dann, annähernd horizontal fortlaufend, unter den Trochantermajor gelangt. Diese letztere Skeletauftreibung fällt also nochin die Hüftregion und erzeugt eine Hervorragung,, welche sich von derWölbung der Musculi glutaei durch eine Einziehung abscheidet. DerSitzknorren tritt nicht an die Oberfläche, er ist bei aufrechter Körperhaltungunter dem freien Rande des Glutaeus maximus durch die Gesässfurchenur tastbar, rückt aber mehr an die Oberfläche, wenn dieHüfte gebeugt und dadurch der Rand des Glutaeus nach oben verschobenwird. — Während an der oberen Extremität die SchultergürtelundRumpfarmmuskeln den unmittelbaren Uebergang der Rumpfwändein den Schulterkegel vermitteln, setzt sich die Hüfte mit dem Darmbeinkammescharf gegen die Lenden ab, und in Folge dessen tretendie unteren Stücke der Wirbelmuskeln frei zu Tage. Wie sich dasEndstück der Wirbelsäule zwischen die Hüftknochen einkeilt, so zwängensich auch die Ursprungsköpfe der Rückenstrecker zwischen die Hüftmuskelnein, und es entsteht dadurch als Fortsetzung der Rückenflächeein Dreieck, dessen untere Spitze sich in der Afterfurche, Crena ani,verliert, einer Furche, welche durch den Zusammentritt der Gesässbacken,Notes, entsteht.Die vom Rumpfe zu den unteren Gliedmassen ziehenden Gefässeund Nerven benützen beim Austritt aus dem Becken mehrere Lückenund Furchen, welche zu den Hüftmuskeln in näherer Beziehung stehen.Es sind dies: die Furche zwischen dem Psoas major und Iliacus, welcheden Nervus femoralis zur vorderen Schenkelfläche leitet, dann derCanalis obturatorius, welcher kleine Gefässe und Nerven zwischen dieAdductoren bringt; endlich das Foramen ischiadicum majus, durch welchesdrei Gefäss- und Nervenbündel hindurchtreten, die den Piriformis begleitenund sich um diesen derart ordnen, dass das kleinste am oberenRande, die anderen zwei am unteren Rande desselben die Beckenhöhle


246 Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität.verlassen. Unter diesen befindet sich eines, welches durch das Foramenischiadicum minus die untere Beckenapertur zu gewinnen sucht, um andie äusseren Geschlechtswerkzeuge zu gelangen, und eines, welches"mit seinem Hauptbestandteile, dem Nervus ischiadicus, über das Endstückdes Obturator internus, dann hinter dem Quadratus hinweg zurhinteren Schenkelgegend fortzieht.Die Fascie der inneren Hüftmuskeln wird Fascia iliaca genannt;sie heftet sich an den Begrenzungen der Fossa iliaca und an den Lendenwirbelnan, kapselt den Iliopsoas ein und begleitet ihn entlang dem Darmbeinkammeund an der Linea terminalis des Beckens bis zum Leistenbandeherab, mit dem sie sich vereinigt. Die Vereinigung geschiehtaber nur an der lateralen Hälfte des Bandes; denn die Fascie weicht,indem sie über die mediale Fläche des Psoas major wegzieht, vomLeistenbande zur Eminentia iliopectinea ab, an welcher sie sich ebenfallsanheftet. In Folge dessen wird der Raum, den das Leistenbandmit dem Hüftknochen begrenzt:, in zwei Abtheilungen oder Lückengetheilt. Die laterale Lücke, welche dem Darmbein entspricht, leitetden Iliopsoas mit dem Schenkelnerven zum Schenkel; dies ist dieMuskellücke, Lacuna musculorum. Die mediale Lücke, welche sichober dem oberen Schambeinaste befindet, communicirt direct mit derBauchhöhle, und dient den Schenkelgefässen zum Durchtritt; man nenntsie deshalb Gefässlücke, Lacunavasorum. Die letztere hat eine annähernddreiseitige Begrenzung, mit einem scharfen, am Tuberculum pubicumbefindlichen Winkel, welchen das Ligamentum Inguinale mit demSchambein bildet, der aber durch das Ligamentum Gimbernati abgerundetwird. Macht man entlang dem Leistenbande einen Durchschnitt,der bis an den Knochen geht, so erscheint die Fascia iliaca als einBand, welches vom Ligamentum inguinale zur Eminentia iliopectineagespannt und als Scheidewand zwischen die beiden Lacunae gelegtist.In dieser, nur durch die Präparation herbeigeführten Gestalt wird dieserTheil der Fascia iliaca auch als Ligamentum iliopectineum beschrieben. —Längs dem Leistenbande geht die Fascia iliaca auch mit der Fasciatransversalis eine Verbindung ein.Die Ausgangspunkte jener Abtheilung der Fascie, welche die äussereHüftregion bekleidet, Hüftfascie, Fascia glutaealis, bietet der Darmbeinkammund die mediale Ansatzlinie des Glutaeus maximus. DieBinde ist, so lange sie über den Glutaeus medius wegzieht, derb unddick und lässt sich über den Trochanter, wo sie durch die Sehne desGlutaeus maximus verstärkt wird, ohne Unterbrechung bis auf denOberschenkel verfolgen. Am oberen Rande des Glutaeus maximusspaltet sie sich aber in zwei dünne Blätter, welche nach abwärts fortlaufenddiesen Muskel einkapseln und sich erst am unteren Randedesselben wieder miteinander vereinigen. Durch diesen Zusammentrittentsteht eine quere derbere Brücke, welche vom Trochanter zum Sitzknorrengelegt ist, und den Beginn der Schenkelfascie bezeichnet.2. Der Oberschenkel besitzt, ganz verschieden vom Oberarm, einebeinahe gleichmässig gerundete conische Form; er verdankt sie hauptsächlichder Adductorengruppe, welche sich keilförmig zwischen dieStrecker und Beuger einschaltet. Der Knochenschaft ist daher ringsumvon Fleischmassen bedeckt, und eine Theilung des Fleisches in eine


Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität. 247vordere und hintere Abtheilung, wie eine solche nach der ganzenLänge des Oberarms wahrnehmbar ist, wird erst unten vollständig durchgeführtund wird bedingt durch die an der Oberfläche austretendenCondylen. In der Mitte des Schenkels ist die Grenze der beiden Abtheilungenmedial und lateral nur angedeutet; lateral ist sie durcheine Furche bezeichnet, welche der Vastus lateralis mit den Beugernbegrenzt, welche sich aber erst bei gebeugtem Knie- und Hüftgelenkegut ausprägt, und von der Einsenkung hinter dem Trochanter abwärtszieht; medial ist es die starke Sehne der Adductoren, welche dasDissepiment anzeigt. Da aber diese Sehne hauptsächlich aus dem ammeisten nach hinten liegenden Adductor magnus hervorgeht, so bringtsie die ganzen Adductoren noch zu der vorderen Abtheilung, und bedingtdamit eine so ungleiche Massenvertheilung, dass auf der querenDurchschnittsfläche des Oberschenkels kaum ein Drittheil des Fleischesauf die hintere Abtheilung entfällt, welche nur von der Beugergruppe'dargestellt ist. ^Orientirt man sich daher nach dem Schaft des Knochens,so überwiegt, je höher hinauf der Durchschnitt fällt, umsomehr diemediale Muskelmasse; benützt man, dagegen als Axe des Schenkelkegelsdie Richtungslinie des Beins, nämlich eine Linie, welche vom Mittelpunktdes Schenkelkopfes durch die Fossa intercondyloidea herabgeht,so findet man ä dass das Uebergewicht sich nun auf der lateralenHälfte befindet; dies ist der Grund, warum sich die Beine bei ruhigerRückenlage stets mit auswärts gerichteten Zehen einstellen.Ganz oben, wo der Schenkel unmittelbar an das gerade gespannteLeistenband angrenzt, in der Regio subinguinalis, zeigt seine vordereFläche eine Abplattung, die sich, wenn die Hüfte gebeugt wird, zueiner Grube vertieft. Diese Grube wird Fossa iliopectinea genannt undentsteht, gleich wie die Ellbogengrube, durch die Verschränkung derOberschenkelmuskeln mit dem Iliopsoas. Indem sich nämlich der Iliopsoaszwischen die Adductoren einerseits und den Sartorius mit demRectus femoris andererseits einschaltet und sich in die Tiefe zum Trochanterminor begibt, kommt eine an der Oberfläche dreiseitig begrenzteVertiefung zu .Stande, die entlang dem Musculus iliopsoas bis an denTrochanter minor einsinkt und dort eine Oeffnung besitzt, welcheGefässe zur hinteren Schenkelfläche leitet. Die Fossa iliopectinea liegtunmittelbar unter der Lacuna vasorum und empfängt durch sie aus derBauchhöhle die grossen Schenkelgefässe. Nach unten geht die Grubein eine Rinne über, welche von den Adductoren und dem Vastusmedialis begrenzt wird und diesen Muskeln entlang herabzieht. Bereitsim zweiten Drittel des Oberschenkels wird diese Rinne vom Sartoriusüberlagert und weiterhin, etwa in der halben Höhe des Oberschenkels,überdies von einer starken sehnigen Haut überbrückt, welche sich vondem Anfangstheil der Adductorensehne zum Vastus medialis hinüberspannt.In Folge dessen wird die Rinne zu einem Canal, -Canalis Hunteri,abgeschlossen, dessen directe Ausgangspforte die grosse Lücke in derAnsatzlinie der Adductoren (der Adductorenschlitz) darstellt. Dieerwähnte Rinne und weiterhin der Hunter'sche Canal leiten die Stämmeder Schenkelgefässe und lassen Zweige derselben durch die kleinerenLücken zwischen den Ansätzen der Adductoren an die hintere Schenkelflächegelangen. Der Adductorenschlitz endlich, der sich an der Grenze


248 Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität.zwischen dem mittleren und unteren Drittheil des Oberschenkels befindet^vermittelt den Uebertritt der Gefässstämme nach hinten in die Kniekehle.— An der hinteren Schenkelseite, mitten zwischen denBeugern, befindet sich die Lagerstätte für den grossen Hüftnerven; ihreGrundlage wird von dem Adductor magnus dargestellt; medial ist sieoffen, lateral durch den kurzen Kopf des Biceps abgeschlossen; derlange Kopf des Biceps zieht schräg hinter dem Nerven weg.Die Fascie des Oberschenkels, Fascia lata genannt, beginntvorne am Leistenbande und hinten an jenem Bogen, welcher durchden Zusammentritt der beiden Blätter der Fascia glutaealis zu Standekommt; sie reiht sich unmittelbar an die letztere an, und zieht, dieMuskeln allenthalben einhüllend, über das Knie, wo sie sich theilweisean den austretenden Knorren des Oberschenkels und des Schienbeinsanheftet, theilweise aber ohne Unterbrechung in die Fascie des Unterschenkelsübergeht. Mittelst eines straffen Dissepimentes, welches sie alsSeptum intermusculare laterale am Ansatz der Sehne des Glutaeus maximuszum Knochenschafte entsendet, und welches zwischen dem Vastuslateralis und dem kurzen Kopfe des Biceps bis an den lateralenSchenkelcondyl verfolgt werden kann, scheidet .sie lateral die vorderenMuskelmassen vollständig von den hinteren. Das' mediale Septum intermuscularewird nur unvollständig durch die Adductorensehne unddurch die membranöse Verbindung derselben mit der medialen Lefzeder Linea aspera vertreten. — Gleich wie die Hüftfascie den grossenGlutaeus, so nimmt auch die Schenkelfascie Muskeln zwischen zweiBlätter auf, in die sie sich spaltet; es sind dies der Tensor fasciae lataeund der Sartorius, deren Sehnen früher oder später, ganz oder theilweisein sie übergehen. Auf der Oberfläche dieser Muskeln ist die Fascialata verhältnissmässig dünn, gleichmässig fortlaufend, während sie in derFossa iliopectinea theilweise locker gewebt und von grösseren und kleinerenLücken durchsetzt ist. An der lateralen Schenkelfläche aber ist sie derbund dick und lässt sich da als ein 4—5 Cm. breiter Streifen vom vorderenoberen Darmbeinstachel über den vorderen Rand des Glutaeusmedius und über den Trochanter nach unten bis zum lateralen Knorrender Tibia verfolgen. In diesen Streifen, den man Tractus iliotibialis*)nennt, geht der Tensor fasciae latae und ein Theil des Glutaeus maximusüber; er wird auch dadurch zu einer Aponeurose dieser Muskeln, mittelstwelcher sie auch am Kniegelenke angreifen, und zwar im Sinne derStreckung. — Kleine Oeffnungen in der Fascia lata, die sich an denSartorius reihen, vermitteln den Uebertritt von Nervenzweigen unterdie Haut; ähnliche Lücken bestehen auch in der Mitte der hinterenFläche des Schenkels.3. Das Knie. Die Gestaltung der vorderen Kniegegend übernimmtzum grössten Theile das Skelet, die Muskeln treten nur stellenweisean der Oberfläche aus; es sind dies die unteren Enden der Fleisch^bauche des Vastus medialis und lateralis und die Strecksehne desRectus femoris. Die Lagerungsverhältnisse dieser Sehne und die Verschiebungdes Scheitelstückes dieser Gegend, nämlich der Patella,. sindbereits besprochen; es wäre daher nur noch hervorzuheben, dass der') Syn. Ligamentum ilio-trochanterico-tibiale.


Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität. 249sonst kleinere Vastus medialis seine Muskelmassen weiter nach abwärtsschiebt als der Vastus lateralis, und dass der erstere wegen der Verstärkungen,die er noch ganz unten von dem Septum intermuscularemediale, d. h. der Adductorensehne bezieht, eine Muskelwölbung erzeugt,an deren Stelle sich ober dem lateralen Schenkelcondyl ein Grübchenbefindet. Dieses Grübchen wird nach hinten von dem bei gestrecktemKnie scharf austretenden Septum intermusculare laterale begrenzt. —Die Fascia lata hängt am Knie mit den Muskeln, mit den Sehnen undmit den Schenkelknorren inniger als an anderen Orten zusammen, undheftet sich auch an der Tuberositas tibiae an.Mit grösseren Massen betheiligen sich die Muskeln an der Gestaltungder hinteren Kniegegend. Es sind die Endstücke cler Muskelnaus der Beugergruppe des Oberschenkels und die Ursprungsstückeder Wadenmuskeln, welche diese Region plastisch formen und durchVerschränkung ihrer Köpfe eine Grube, die Kniekehle, Fossa poplitea,erzeugen. Diese Grube ist ein rhombisch vierseitig begrenzter Raum,dessen Grund das Planum popliteum des Femur mit der hinterenKapselwand darstellt; seitlich wird die Grube oben von den divergirendenMuskeln der Beugergruppe und von den convergirenden Köpfen desGastrocnemius begrenzt. Da aber die letzteren bereits an der Gelenkliniedes Kniees zusammentreten, so kommt die Grube grösstentheils inden Bereich des Oberschenkels zu liegen, und trifft mit ihrem grösstenQuerdurchmesser die beiden Epicondylen. Die Kniekehle ist eine Fortsetzungdes Leitcanales für den Hüftnerven, communicirt durch denAdductorenschlitz mit der Gefässrinne an der vorderen Schenkelseite, undsetzt sich nach unten, hinter dem Musculus popliteus hinweg, zwischenden Gastrocnemius und Soleus fort. Die Gefässe und Nerven, welchedie mit Fett gefüllte Grube leitet, treten aber schon am unteren Randedes Popliteus in die Tiefe des Unterschenkels und benützen dabei zumDurchgang jene Lücke, welche von dem über den Zwischenknochenraumgespannten Sehnenbogen am Ansatzrande des Soleus dargestelltwird; so gelangen sie in einen Raum, den man Ganalis popliteusnennen kann.In der Beugestellung des Kniegelenkes ist die Kniekehle beträchtlichtiefer als in der Strecklage, weil die Seitenwände des Raumes vonlangen Muskeln dargestellt werden, welche sich in grösserer Entfernungvon der Drehungsaxe des Kniegelenkes anheften und sich in Folgedessen, wenn das Knie gebeugt wird, von dem Knochen abheben. Aufdiese Weise entstehen Lücken, durch welche hindurch die Kniekehleauch von den Seiten zugänglich wird; man benützt aber dabei lieberdas Spatium intermusculare mediale, weil das Spatium laterale durch denkurzen Kopf des Biceps femoris verlegt ist. Will man durch das Spatiumintermusculare mediale eindringen, so beuge man das Knie im rechtenWinkel und gehe hinter der Adductorensehne ein.Die Furchen, welche am Rande der Kniekehle durch den Zusammentrittder Köpfe des Gastrocnemius mit den Endstücken der Oberschenkelmuskelnerzeugt werden, kann man Sulcus popliteus medialis und lateralisnennen; der letztere leitet einen grossen Nervenstamm, den Nervus peronaeus.In der Tiefe beider Furchen kommen Schleimbeutel vor, vondenen der neben der Sehne des Semimembranosus gelegene der grössere ist.


250 Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität.In der straff über den Zugang der Kniekehle gespannten Fasciapoplitea befindet sich zwischen den Ursprungsköpfen des Gastrocnemiuseine Oeffnung zum Durchtritt einer Hautvene.4. Der Unterschenkel verdankt seine conische Gestalt grösstentheilsnur den Muskeln, und insbesondere den Wadenmuskeln, deren beträchtlichaufgequollene Fleischbäuche die Wade bilden und rasch in die Achilles-Sehne übergehen. Alle drei oberflächlich lagernden Muskelgruppen tretenunter dem Köpfchen des Wadenbeins zusammen, bedecken den Schaftdieses Knochens vollständig, und werden nur durch die muskelfreieFläche der Tibia auseinander gehalten. Indem die Crista tibiae untenmedial ablenkt, gelangen die Sehnen der vorderen Muskelgruppe vollendsaufdie vordere Seite des Sprunggelenkes, während der Wadenbein- ;knöchel die Peronaei nach hinten ablenkt. In Folge dessen kommendie Sehnen von drei Muskelgruppen, nämlich die Wadenmuskeln, dietiefen Unterschenkelmuskeln und die Wadenbeinmuskeln auf dieStreckseite des Sprunggelenkes zu liegen, während sich vorne, aufder Beugeseite, nur eine Gruppe erhält. Die meisten Sehnen schliessensich eng an das Skelet an und betheiligen sich nicht an der Modellirungder Fessel, wohl aber die Achilles-Sehne, weil sie, an einem vortretendenKnochenhöcker befestigt, sich beträchtlich von der Unterlage abhebtund einen längs absteigenden Wulst darstellt. Die neben der Achillessehnezu Stande kommenden Einsenkungen sind die Foveae retromalleolares;in der Tiefe der lateralen verlaufen die Sehnen derPeronaei, und in der Tiefe der medialen die Sehnen der tiefen hinterenMuskelgruppe; an die letztere schliessen sich Gefässe und Nerven an, dieFortsetzungen jener, welche durch den Canalis popliteus unter den Soleusgelangen und längs der tiefen Muskelgruppe in einer Rinne zwischendem Flexor hallucis und dem Flexor communis eingebettet herabgehen.Die Fascie des Unterschenkels, Fascia cruris, ist theilweise eineFortsetzung der Fascie des Oberschenkels; sie hat aber auch an denfreigelegten Gelenkstücken des Kniees neue Ausgangspunkte und beziehtselbst von den oberflächlichen Schenkelmuskeln, dem Sartorius, Gracilis,dann von dem Semitendinosus und Biceps beträchtliche Verstärkungsbündel.Beiderseits an den Rändern der freien Fläche der Tibia undunten an den Rändern der Knöchel angeheftet, bildet ihr oberflächlichesBlatt eine continuirliche Hülle sämmtlicher Muskeln und sendetzur Abgrenzung derselben vor und hinter der Wadenbeingruppe je einSeptum intermusculare zum Schafte dieses Knochens. Es überbrückt dieRetromalleolargruben und zieht sich von diesen aus an die hintereFläche der Achilles-Sehne. Durch den Eintritt querer Verstärkungsbündel'in die Fascie vorne ober den Knöcheln kommt das Ligamentum trans-'versum cruris zu Stande, während die schiefen, fächerförmig angeordnetenFaserbündel, welche von den Knöcheln zum Fersenhöcker ausstrahlen^das Ligamentum, laciniatum und das Betinaculum peronaeorum superius herstellen.Fortsetzungen dieser Bänder, welche mit dem tiefen Blatte inVerbindung stehen, schliessen die Leitcanale der Sehnen "hinter denKnöcheln ab. — Ein tiefliegendes Blatt der Fascia cruris kommtnur an der hinteren Seite des Unterschenkels vor, wo es die tiefeMuskelschichte mit den Blutgefässen und Nerven einhüllt. Es hafteteinerseits an der medialen Kante des Schienbeines und an der hinteren


Gruppirung der Muskeln der unteren Extremität. 251Kante des Wadenbeines, andererseits an der oberen Fläche des Fersen-Ibeinhöckers. Oben hängt es mit jenem sehnigen Strang zusammen,welcher im Bereiche des Zwischenknochenraumes dem Musculus soleuszum Ursprung dient und den Zugang zu dem Canalis popliteus begrenzt.In Folge dessen werden die durch den letzteren verlaufendenGefässe und Nerven sofort unter das tiefliegende Blatt der Fascie geleitet.Zwischen diesem letzteren und der Achilles-Sehne bleibt ein mitFettgewebe erfüllter Raum, welcher seitlich von der letzteren durchdas oberflächliche Blatt abgeschlossen wird. Bei Schwund dieses Fettgewebessinken die Retromalleolargruben tief ein. Das oberflächlicheBlatt der Fascie besitzt mehrere Oeffnungen zum Durchtritt vonHautgefässen und Nerven; zwei derselben kommen vorne neben derFibula vor, und eine hinten zwischen den Köpfen des Gastrocnemiusam Ursprünge der Achilles-Sehne.Der Fuss. Die wesentlichen Bedingungen der Gestaltung desFusses beruhen, gleichwie an der Hand, hauptsächlich auf dem Skelet;den Muskeln bleibt in dieser Beziehung nur wenig zu leisten übrig,denn die grössere Masse derselben verbirgt sich in der Concavität derSohle. Das Skelet formt nicht nur mit seiner oberen Fläche, der Kuppeldes Fussgewölbes, den ganzen Fussrücken, sondern modelt auch mitseinen allenthalben unter der sehr verdünnten Haut austretenden Höckerndie Oberfläche. Ausser diesen mehr gerundeten Erhabenheiten springennur noch die gespannten Sehnen der Zehenmuskeln deutlicher vor,indem der einzige Fleischkörper, der sich auf dem Fussrücken befindet,nämlich der Bauch des kurzen Zehenstreckers, grösstentheils von diesenSehnen bedeckt wird und sich nur auf der Fusswurzel, lateral nebendem noch compacten Sehnenpackete, kaum wahrnehmbar von der Unterlageabhebt. Dieser Muskel bedingt das Vorkommen eines wohl ausgebildetentiefen Fascienblattes, welches ihn und die Gefässe bedecktund sich nach oben mit der tiefen Schichte des Ligamentum cruciatumverbindet. Das oberflächliche Blatt der Fascia dorsalis pedis bildetbei seinem Uebergang in die Fascia cruris das schon früher (S. 237)beschriebene Ligamentum cruciatum, bedeckt weiterhin die Sehnen derZehenstrecker und des Tibialis anticus, verbindet sich auch mit ihnenund heftet sich entlang dem medialen und lateralen Fussrande an dasSkelet.In der Sohle treten die drei Muskelwölbungen äusserlich beiweitem nicht so geschieden hervor wie die Ballen an der Hand, denndie dicke, derbe Haut der Sohle bildet eine straffe Platte, die sichmehr nach der Wölbung des knöchernen Gerüstes, als nach den Muskelnformt. In den Erhabenheiten der Sohle kann man trotz des Muskelbelegesimmer noch vorne die Reihe der austretenden Köpfchen derOssa metatarsalia, hinten den Fersenhöcker und lateral den gesenktenRand des Fussgewölbes erkennen. Der vordere Rand dieser Sohlenplatteist noch weiter als an der Hand vorgeschoben, so zwar, dass die Interdigitalfaltenbis an das erste Phalangealgelenk vorrücken, wodurchsämmtliche Grundphalangen der dreigliedrigen Zehen ganz in die Sohlenhauteinbezogen werden. Die Sohlenhaut ist gar nicht verschiebbar,weil sie mit der Aponeurosis plantaris durch derbe, kurze Faserbalkenin Verbindung gebracht ist, welche das subcutane Fettgewebslager


252 Der Schenkelcanal.allenthalben durchziehen und zu Klümpchen sondern. Diese Verbindungender derben Sohlenhaut mit der Fascie, die Verbindungen dieser mitdem Fleische der drei Muskelerhabenheiten, endlich die starken Scheidewände,welche die Fascie zwischen den Muskeln zum Skelet entsendetund welche ebenfalls den Muskelbäuchen Ansätze darbieten, veranlassenein Zusammentreten sämmtlicher Weichtheile zu einem Ganzen, >in dessen Lücken eng eingeschlossen die Muskelbäuche lagern — eineEinrichtung, die sehr wesentlich dazu beiträgt, die Haltbarkeit des Fussgewölbeszu sichern. Da, wo der Fuss mit schärfer austretenden Höckernden Boden berührt, scheidet sich die Sohlenhaut von der Unterlagedurch Schleimbeutel. Man findet stets einen solchen am Fersenhöckerund einen zweiten am Köpfchen des 1. Mittelfussknochens, manchmalaber auch einen am Köpfchen des 5. Mittelfussknochens. i Andere synovialeBälge wurden zwischen den Köpfchen der Ossa metatarsalianachgewiesen.Die Lagerstätte der grösseren Gefässe und Nerven der Fusssohlebefindet sich im Bereiche der Fusswurzel zwischen der oberflächlichenund tiefen Muskelschichte. Der Zwischenraum communicirt mit dermedialen Retromalleolargrube, und zwar durch eine Pforte", welchedadurch entsteht, dass der hintere Kopf des Abductor hallucis die Vertiefungdes Fussskeletes zwischen Fersen- und Kahnbein überbrückt.Im Bereiche des Mittelfusses betten sich die Gefässe zwischen die zweiteund dritte Muskellage ein; der fortlaufende Arterienstamm kreuzt dieZwischenknochenmuskeln und sendet seine Aeste von da aus in dieMetatarsalräume.Der Schenkelcanal.Eine besondere Berücksichtigung verdient die* Fascia lata in derRegio subinguinalis.Der Umstand, dass sich der Schenkel mit seiner vorderen Flächeunmittelbar an das Leistenband reiht und dass sich die Fascia lata mit,diesem Bande vereinigt, erklärt es, dass die Gebilde, welche in derLacuna musculorum und in dei* Lacuna vasorum enthalten sind, directdem Schenkel zugeführt werden. Man braucht nur die Fascie unter demLeistenbande zu spalten, um sich zu überzeugen, dass man vom Schenkelaus entlang dem Iliopsoas durch die Lacuna musculorum unter die Fasciailiaca und entlang den Gefässen durch die Lacuna vasorum unter dasPeritoneum gelangen kann. Es werden daher auch umgekehrt Inhaltetheileder Fossa iliaca (z. B. eitriges Product bei Caries der Lendenwirbel)durch die Lacuna musculorum, und Inhaltstheile der Bauchhöhle(irgend eine Darmschlinge) durch die Lacuna vasorum zum Schenkelgelangen können. Mit Rücksicht auf die Möglichkeit eines Austrittesvon Eingeweidetheilen durch die Lacuna vasorum zum Schenkel, alsoauf das Entstehen einer sogenannten Hernia femoralis, *) beschreibtman einen Schenkelcanal, Canalis femoralis, 2 ) der aber, sowie derLeistencanal, erst dann wirklich besteht, wenn bereits ein'Austritt von1 Syn. Hernia cruralis.2 ) Syn. Canalis cruralis.


Der Schenkelcanal. 253Eingeweiden stattgefunden hat. Da die Eingeweide den Gefässen entlangvorfallen, so möge die Besprechung dieses Canales mit der Topographiedieser Gebilde eingeleitet werden:In der der Regio subinguinalis entsprechenden Fossa iliopectineabesitzt die Fascia lata zwei Blätter, ein oberflächliches, welches amLeistenbande_ entsteht, und ein tiefes. Das letztere, Fascia pectinea genannt,haftet an dem Pecten ossis pubis, steht_Jateral mit dem vomLeistenbande abgelenkten Ligamentum^iliopectineum, medial mit demLigamentum Gimbernati in^erbindung und_bekleidet in seinem Zugenach abwärts den Jd^culus_r^ctmeus. Die grossen Gefässe kommendaher in der Fossa iliopectinea in ein Fach_zu_J.iegen, jdessen_vor-


254 Der Schenkelcanal.zeichnet. Der obere, nach unten concave Antheil desselben (Comusuperius, oberes Hörn) geht in das Leistenband über, der untere, nachoben concave Antheil [Comu inferius', unteres Hörn des Margo falciformis)liegt hinter dem Endstücke der Vena saphena magna und verliertsich mecUaMn der. Fascia .pectinea, also in dem tiefen Blatte derFasern lata! Nachoben verlängert gedacht würde das untere HörndemhäcbT mit der Fascia pectinea gegen den Schambeinkamm hinzielen.Es ist aber sofort hervorzuheben, dass der Margo falciformis in derWirklichkeit keineswegs ein freier Rand der Fascia lata ist; von ihmgeht vielmehr allenthalben locker gewebtes Bindegewebe aus, welchessich, zu einer dünnen Platte geformt, über die Fossa ovalis hinwegziehtund so als ein verdünnter, mehr oder weniger scharf umschriebenerAntheil des oberflächlichen Blattes der Fascia lata erscheintMan pflegt ihn als Fascia cribrosa zu bezeichnen, weil er an sichlocker gewebt ist und mehrfache Oeffnungen zum Durchtritte vonBlut- und Lymphgefässen, neben anderen auch der Vena saphenamagna, enthält.Will man die Fossa ovalis als eine Lücke und den Margo falci-,formis der Fascia lata als freien Rand derselben darstellen, so mussman die Fascia cribrosa abtragen. Man geht zu diesem Ende am zweckmässigstenvon dem unteren Hörne aus, weil dieses in allen Fällen deram schärfsten ausgeprägte Theil des Margo falciformis ist, und dieFascia cribrosa sich ihm gegenüber am deutlichsten abgrenzt. Dabeiwird man die Wahrnehmung machen, dass die Fascia cribrosa einerseitsmit dem subcutanen Bindegewebe, andererseits mit der Gefässscheideohne irgend eine Grenze zusammenhängt. So befindet sich ander medialen Seite der Vena femoralis, entlang der Gefässscheide, einmit lockerem Bindegewebe erfüllter Raum, dessen oberes Ende in derLacuna vasorum durch den Trichter der Schenkelgefässe dargestellt undgegen die Bauchhöhle nur durch das Peritoneum und durch die Fasciatransversalisabgeschlossen ist; nach unten steht dieser Raum in derFossa ovalis durch Vermittlung der Fascia cribrosa mit dem subcutanenBindegewebe (d. h. mit der Fascia superficialis) in unmittelbaremZusammenhang.Dadurch ist die Möglichkeit geboten, dass ein bewegliches Darmstückoder ein Theil des grossen Netzes, unter Vorstülpung^des. Bauchfellesund der Fascia transversalis (als Bruchsack), an der medialenSeite der grossen Schenkelgefässe herabsteigen, das lockere Bindegewebeverdrängen und an der Fossa ovalis als Geschwulst unter die Hauthervortreten kann. Ist dies geschehen, so ist ein wirklicher Canal, derSchenkelcanal, Canalis femoralis, entstanden. Seine ungleich langenWände sind: vorne das. Leistenband mit dem oberen Hörn des Margofalciformis, lateral die Scheide der grossen Schenkelgefässe und hintendie Fascia pectinea. Die Bauch Öffnung des Schenkelcanales, Annulusfemoralis genannt, wird vorne jron dem Leistenbande, medial von,dem Gimbernat'schen Bande, hinten von dem strangförmig verdickteh',Ursprun^sj^ü_der Fascia pectinea* am Schambeinkamme (auch Ligamentumpubicum Cooperi genannt) und lateral von der Gefässscheicb begrenzt.Der in den Annulus femoralis fallende und mit den Wänden«desselben allenthalben locker zusammenhängende Antheil der Fascia »


Wirkung der Muskeln der unteren Extremität. 255transversalis wird als Septum femorale bezeichnet. An der lateralenSeite des Annulus femoralis liegt das Anfangsstück cler aus der Femoralisentspringenden Arteria epigastrica inferior. Ueberdies ist hervorzuheben,dass in dem ziemlich •©häufigen Falle, als die Arteria obturatorianicht an ihrem normalen -Orte, sondern aus der Epigastrica entspringt,der Anfangstheil der ersteren Arterie sich hinter dem Gimbernat'schenBande um den medialen Rand des Annulus femoralis herumschlingt.Die Schenkelöffnung des Canalis femoralis entspricht der Fossaovalis, wird somit von dem Margo falciformis umrahmt.Wirkung der Muskeln der unteren Extremität.Die Musculatur der unteren Extremität unterscheidet sich in mehrerenPunkten von jener der oberen Extremität. Es sind dies: der Mangel derRepräsentanten sowohl einzelner Muskeln als auch ganzer Gruppen, danndas bedeutende Uebergewicht der gesammten Fleischmenge, endlich dieungleichmässige Vertheilung derselben.Die an der unteren Extremität nicht vertretenen Muskeln sind dieSchultergürtelmuskeln, die reinen Rotatoren des Radius und gewisseDaumenmuskeln, darunter der Abductor longus und Opponens pollicis.Der Mangel dieser, das Verkehrsvermögen der oberen Extremität und' des Daumens so wesentlich fördernden Muskeln steht im Einklänge mitdem unbeweglichen Anschlüsse des Beckengürtels an den Rumpf undmit der geringen Beweglichkeit der grossen Zehe; er beschränkt daherden Verkehr des Endgliedes, des Fusses.Nach den Messungen von E. Weber gestaltet sich das Verhältnissder gesammten Fleischmenge der unteren Extremität zu jenerder oberen Extremität ungefähr wie 2:1. Dies beweist, dass auch dieEinzelmuskeln des Beines viel kräftiger sind, als die entsprechendendes Armes, und dass die Leistungsfähigkeit derselben nicht nur aufdas Bein, als einziges Object der Bewegung, sondern, und zwar vielmehrin umgekehrter Richtung auf den Rumpf, als das belastendeObject bezogen werden müsse. Die Richtigkeit dieser Annahme wirdganz klar, wenn man auch das Verhältniss berücksichtigt, in welchemsich die Fleischmassen auf die einzelnen Gruppen vertheilen. Manwird finden, dass die Strecker aller Hauptgelenke durchwegs bevorzugtsind, wie dies schon der Umfang der Wadenmuskeln, der Strecker desSprunggelenkes, die Masse des Quadrieeps femoris, des Streckers desKniegelenkes, und die Fülle cler Gesässmuskeln, der Strecker desHüftgelenkes, ganz auffallend darthun. Diese Anordnung der Musculaturspricht es ganz überzeugend aus, dass die Function des Beines zunächstauf seiner Tragfähigkeit beruhe; denn die Muskeln sind kräftig genug,um auch an dem belasteten Beine die Beugung zu verhindern oderfestzuhalten.Berücksichtigt man auch noch das Rotations-Vermögen derMuskeln, so ergibt sich ein weiterer, nicht minder belangreicher Unterschiedgegenüber der oberen Extremität. Man wird nämlich finden,dass am Grundgelenke, der Hüfte, die Auswärtsroller überwiegen, unddass das Supinations-Vermögen nicht nur auf die Strecker, sondern


256 Wirkung der Muskeln der unteren Extremität.auch auf die Beuger dieses Gelenkes übertragen wurde. Es finden sichda nur zwei Muskeln, welche einigermassen im Stande sind, das Beineinwärts zu rollen, nämlich, der Tensor fasciae latae und die vorderePortion des Glutaeus medius, während man behaupten kann, dass ander Schulter die Einwärtsroller bevorzugt sind. Damit ist offenbar zunächsteine Kreuzung der Flexions-Axen der symmetrischen Gelenkeam gestreckten Beine bezweckt, um damit die Stabilität zu vergrössern.— Es steht ferner mit dem Mechanismus des Kniegelenkes ganz imEinklang, dass sich die Pronatoren desselben durchgehend mit denBeugern identificiren, dass ferner nur ein Beuger, der Biceps femorisnämlich, ein Supinator ist, und dass endlich, um dem kräftigen Supinator,der zugleich Strecker des Kniees ist, nämlich dem Quadrieeps femoris,das Gegengewicht zu halten, eine ganze Reihe von Pronations-Muskelnzusammentreten muss; diese sind der Semimembranosus, der Semitendinosus,der Gracilis, der Sartorius und der Popliteus. Auch davonist der Grund nur im Mechanismus des Kniegelenkes zu suchen, indemmit Ausnahme des Popliteus alle anderen erst dann ein grösseresRotations-Vermögen aufbringen können, wenn das Knie bereits etwasgebeugt ist. Gleichwie dem Biceps femoris die Supination bei gebeugtemKnie, so wurde dem Popliteus die Pronations-Haltung bei gestrecktemKnie übertragen; letzterer hat insbesondere jene Pronation zu vermitteln,welche nothwendigerweise die Beugung des Kniees einleitet.Die eingelenkige Musculatur ist hauptsächlich nur unter denStreckern Vertretern, während die zweigelenkigen Muskeln sowohlunter den Beugern, als auch unter den Streckern vorkommen. DieAnordnung der zweigelenkigen Beuger am Oberschenkel und des Gastrocnemiushat zur Folge, dass die Ausnützung der Flexions-Bewegungdes Kniegelenkes von den gleichzeitigen Einstellungsverhältnissen einerseitsdes Hüft-, andererseits des Sprunggelenkes beeinflusst wird, unddass deshalb das Knie bald die Excursions-Fähigkeit der genanntenGelenke beschränken, bald aber selbst durch diese Gelenke in seinemGange gehemmt werden kann. Es ist ganz leicht, sich von dem Combinationszwange,den diese zweigelenkige Musculatur herbeiführt, zuüberzeugen.Es kann nämlich das Knie nicht vollkommen gestreckt werden, wenn dieHüfte stark gebeugt ist; nur sehr geübte Turner können das ganz gestreckteBein in der Hüfte bis zu einem rechten Winkel beugen. Der Grund liegt in denMuskeln der Beugergruppe des Oberschenkels, deren Längen nur auf die Strecklagebeider Gelenke berechnet sind, und welche deshalb, ohne grössere Dehnung zuerfahren, den vollen Umfang der entgegengerichteten Excursionsweiten in beidenGelenken nicht gleichzeitig ausnützen lassen. — Ein ähnliches Verhältniss, obgleichminder auffällig, lässt sich auch in Betreff des Kniees zum Sprunggelenke nachweisen,denn es ist nur sehr schwer möglich, die volle Beugelage des Sprunggelenkesfestzuhalten, so lange das Kniegelenk ganz ausgestreckt ist.Die zweigelenkigen Muskeln sind aber in anderer Beziehungfür die Leistungsfähigkeit der Beine von Vortheil; und zwar theilsdadurch, dass sie die eingelenkigen Muskeln als Synergisten unterstützen,theils indem sie die Bewegung rasch von einem auf das andere Gelenk«aber nur mit Bezug auf entgegengerichtete Bahnen übertragen.


Wirkung der Muskeln der unteren Extremität. 257In ersterer Beziehung genügt es darauf hinzuweisen, dass der Iliopsoas, alsBeuger der Hüfte, in seinem Bestreben das Bein zu heben, vom Rectus femorisunterstützt wird, und dass die Glutaei, in dem Bestreben, eine Beugung der Hüftezu verhindern und damit den Rumpf zu tragen, unterstützt werden von allen denam Sitzknorren befestigten Muskeln der Beugergruppe des Oberschenkels.Ein sehr triftiges Zeugniss für die Verwendung der zweigelenkigen Muskelnzum Behufe der Uebertragung der Bewegung von einem auf das andere Gelenk,bietet das wechselnde Spiel der Gelenke beim Gange. Es muss nämlich, wenn einSchritt nach vorne gemacht werden soll, das hinten aufgesetzte und im Knie bereitsgestreckte Bein sich noch zu dem Zwecke weiter verlängern, um den Rumpf aufdas vordere Bein zu schieben. Dies geschieht durch Streckung des Sprunggelenkes.Das nun in allen drei Gelenken gestreckte, deshalb verlängerte und unbelasteteBein muss im nächsten Momente wieder vorwärts gebracht werden und nebendem belasteten, im Sprunggelenke gebeugten, daher kürzeren Beine vorbeischwingen;dies kann es aber nur dann, wenn es wieder verkürzt, also in einem oder demanderen Gelenke gebeugt wird. Diese das Bein wieder verkürzende Beugunggeschieht im Kniegelenke und nicht im Sprunggelenke, und zwar aus dem Grunde,weil der im Sprunggelenk gestreckte, gegen den Unterschenkel schief gestellte Fussalsogleich mit der ganzen Sohle auftreten kann, wenn das Bein wieder nach vornegebracht worden ist, während der gebeugte Fuss mit der Ferse auftreten müsste.Es ist klar, dass es keinen geeigneteren Muskel geben kann, um diese zwei raschaufeinander folgenden Bewegungen: nämlich zuerst die Streckung des Sprung-,gelenkes und dann die Beugung des Kniegelenkes, auszuführen, als den Gastrocnemius,denn dieser Muskel braucht nur seine Contraction fortdauern zu lassen, um denEffect vom Sprunggelenk auf das Kniegelenk zu übertragen.Einen ähnlichen Combinations-Apparat repräsentirt auch der Tractus iliotibialisder Fascia lata, welcher, wenn sein oberer Ansatz bei der Streckung derHüfte gehoben wird, die gleiche Wirkung sofort auf das Kniegelenk überträgt.Rücksichtlich der Muskeln des Sprunggelenkes ergeben sich-ähnliche Verhältnisse wie am Handgelenk. Es gehen zwar alle Muskeln,der Triceps surae, die Tibiales und die Peronaei über beide Gelenke weg,sie sind aber dennoch so angeordnet, dass sie einzeln, die einen demoberen, die anderen dem unteren Gelenke ein grösseres Drehungsbestrebenzuwenden, und daher, verschieden gepaart, jede Combination der viereinfachen Excursions-Richtungen durchzuführen vermögen. Dadurch wirdes möglich, bei jeder Stellung des oberen Gelenkes gleichzeitig eineßeugung (Pronation) oder Streckung (Supination) des unteren Gelenkesauszulösen.Der Triceps surae streckt beide Sprunggelenke, wirkt jedoch energischerauf das obere Gelenk. Der Tibialis posticus greift das obere Gelenk unmittelbarhinter der Axe am Knöchel, das untere unter der Axe, von ihr etwas weiter entfernt,am Kahnbein an; er ist daher ebenfalls ein Strecker beider Gelenke, wirkt jedochmit günstigerem Momente auf das untere Gelenk. Der Peronaeus tertius beugtbeide Gelenke, hauptsächlich aber wieder nur das untere. Die anderen drei Muskelnbeherrschen auch beide Gelenke, aber im entgegengesetzten Sinne und mit ungleichgrossem Drehungsvermögen. Der Tibialis anticus ist nämlich ein kräftiger Beuger"des oberen Gelenkes und nur ein schwacher Strecker des unteren Gelenkes. DerPeronaeus longus und brevis greifen das obere Gelenk am Knöchel, hinter undnahe an der Axe, das untere Gelenk aber am Kleinzehenrande des Fusses, also ingrösserem Abstände von der Axe an; sie sind daher mächtige Beuger des unteren,aber minder einflussreiche Strecker des oberen Gelenkes.Nennt man, wie dies gewöhnlich geschieht, die Beugung des unteren Gelenkes,welche den Kleinzehenrand des Fusses hebt und den Grosszehenrand senkt,Pronation, dagegen die Streckung desselben, welche den Grosszehenrand erhebtund den Kleinzehenrand senkt, Supination, so werden alle drei Peronaei Prov.Langer-Tol dt, Anatomie. 5. Aufl. 17


258 Wirkung der Muskeln der unteren Extremität.natoren, die Tibiales mit dem Triceps surae Supinatoren zu nennen sein. Dabeide Gruppen sowohl Beuger als auch Strecker des oberen Gelenkes enthalten, sowird sich jede Bewegungs-Combination auslösen lassen. Der Triceps surae mit demTibialis posticus führt das Maximum der Streckung und Supination herbei, unddie beiden Tibiales zusammen ergeben eine Supination bei gebeugtem oberenGelenke. Wirken die drei Peronaei gemeinschaftlich mit dem Tibialis anticus,dessen Supinationswirkung leicht durch die Peronaei getilgt wird, so kommt einePronation bei gebeugtem oberen Gelenke zu Stande. Eine Pronation beigestrecktem oberen Gelenke erfolgt, wenn sich die Peronaei mit dem Tricepssurae combiniren. ,Die Meinung, es müsse sich der Triceps surae um so viel verkürzen, als derAbstand der Ferse beim Zehenstande vom Boden beträgt, ist irrig. Um die ganze .Sohle vom Boden abzuwickeln, genügt bereits eine Verkürzung des Muskels umhöchstens 4 Cm. Der Grund davon ist leicht einzusehen; man braucht nur zuberücksichtigen, dass der Excursionsbogen, den der Scheitelpunkt der Ferse bei derStreckung des Sprunggelenkes beschreibt, kleiner ist als der Excursionsbogen, derZehen, und zwar in demselben Verhältniss, wie die Abstände dieser Punkte vonder Drehungsaxe des Gelenkes.Die Verwendung der Hand als Greifapparat beruht auf der Längeder Finger, der freien Beweglichkeit des Daumens und auf der aucheinigermassen isolirbaren Beweglichkeit der dreigliedrigen Finger, Bedingungen,welche insgesammt am Fusse fehlen. Die grosse Zehe istnämlich nur amphiarthrodisch beweglich, ist in die Reihe der drei--gliedrigen Zehen gebracht und aus diesem Grunde nicht mit allenjenen Muskeln ausgestattet, welche der Daumen besitzt. Rücksichtlich;:der dreigliedrigen, ganz kurzen Zehen ist das Unvermögen, sieisolirt zu bewegen, nicht etwa der Fussbekleidung und dem Mangelan Uebung beizumessen, es ist vielmehr in der Anordnung des gesammtenMuskel-Apparates begründet. Der Bau der Beuger genügt,um dies zu beweisen. Man beachte, dass der lange gemeinschaftlicheBeuger in eine einzige Sehne übergeht, und dass diese Sehne, sicherst in der Fusssohle spaltet; dass ferner diese Sehne mit der Sehnedes Grosszehenbeugers sich verbindet, wodurch dieser, der auch derkräftigere ist, ebenfalls zu einem gemeinschaftlichen Beuger wird.Dazu kommt noch, dass sämmtliche dreigliedrige Zehen bis an daserste Phalangealgelenk gemeinschaftlich in die Sohlenhaut einbezogensind. — Die Sehnen der Beuger und Strecker sind ferner nicht in dieRichtungslinie des Fusses gelegt, ziehen deshalb in schiefer Richtung; *an den Zehen; die Beuger, weil sie am Grosszehenrande die Sohlebetreten, und die Strecker, weil sie durch das Ligamentum fundiformegegen den Kleinzehenrand des Fusses abgelenkt werden. Die schiefeRichtung der Beugung wird aber einigermassen durch den Musculusquadratus corrigirt und die Beugesehnen bekommen einen mehr geradenVerlauf, wenn beide Sprunggelenke gestreckt werden; dagegen wirddie Ablenkung der Sehnen des gemeinschaftlichen langen Zehenstreckersgerade durch die Abnickung des Fusses gegen die Mittelebene,welche die Streckung des unteren Sprunggelenkes mit sichbringt, noch mehr vergrössert. Dieser Umstand beweist, wie sehr auchdie Stellung der Zehen von dem Sprunggelenke abhängt; denn es mussnothwendig jede Streckung des unteren Gelenkes den Zehenstreckerspannen. Es wird aber damit andererseits auch wieder dargethan, dassder gemeinschaftliche Zehenstrecker ein ziemlich einfiussreicher Beuger


Wirkung der Muskeln der unteren Extremität. 259des unteren Sprunggelenkes ist, und dass er sich in dieser Eigenschaftunmittelbar an die Peronaei reiht. Der Bauch des Peronaeus tertius istja unmittelbar an ihn geknüpft. >Es wäre noch der Einfluss hervorzuheben, welche die gesammteMusculatur der Sohle auf die Gestaltung : des Fusses" nimmt. DieMuskeln knüpfen, gleichwie die Bänder, die Skeletstücke aneinanderund festigen daher das Fussgewölbe; sie bieten jedoch als sehrelastische Bandmittel den Vortheil, dass sie die Federkraft der Sohleund die Befähigung derselben, sich den Bodenverhältnissen anzupassen,bedeutend erhöhen.Untersucht man endlich die Wirkung der Muskeln der unterenExtremität mit Rücksicht auf die Tragfähigkeit der Beine, so mussder Fuss mit der Sohle als der im Räume festgestellte Antheil desganzen Systems angenommen und die Bewegungsmöglichkeit daher aufdie oberen Abtheilungen bezogen werden. Vor Allem kommt es dabeidarauf an, die Gelenke, sei es in der Beuge- oder Streckstellung, zufixiren. Es kann zwar das Hüft- und Kniegelenk vollständig gesteiftwerden, nichtsdestoweniger besitzt aber selbst die aufrechte symmetrischeAttitüde keine vollkommene Stabilität, und zwar schonaus dem Grunde nicht, weil sich dabei das Sprunggelenk in einerMittellage befindet, und deshalb nur labil eingestellt ist. Es gibt überhauptgar keine aufrechte Attitüde, welche dem Leibe eine vollkommeneStabilität bieten würde; alle machen Aequilibrirungs-Bewegungen nothwendig, zu dem Zwecke, die unvermeidlichenSchwankungen des Leibes zu compensiren. Je kleiner die Unterstützungsflächeist (vergL S. 151), je höher der Schwerpunkt des Rumpfes getragenwird, je mehr die Thätigkeit der Musculatur in Anspruch genommenwird, und je länger die Attitüde festgehalten werden soll,desto grösser sind die Schwankungen und desto energischer die Aequilibrirungs-Bewegungen.An der Hüfte besorgen die Gesässmuskeln und die Muskeln derBeugergruppe des Oberschenkels nicht nur die Steifung des Gelenkes,sondern auch die Aequilibrirung; am Kniegelenke ist diese Leistungdem Quadrieeps femoris übertragen, wobei er, wie es scheint, selbstvon dem Soleus unterstützt wird, und zwar insoferne, als dieserMuskel sich bestreit, die Tibia ober dem aufgesetzten Fuss senkrechtzu erhalten. Wie sehr auch der Tractus iliotibialis bei der Streifungdes Hüft- und Kniegelenkes mithilft, beweist die Spannung diesesBandes bei der aufrechten Körperhaltung, insbesondere bei der asymmetrischen,wo der genannte Antheil der Fascia lata für den am Standbeinstärker austretenden Trochanter eine Stützfläche abgibt. — Dader Schwerpunkt des Rumpfes bei strammer, aufrechter Haltung vordie Sprungbeinrolle fällt, so müssen es die Wadenmuskeln sein,welche hier das meiste zu leisten haben; es ist aber klar, dass sich indem Masse, als die Schwerlinie gegen die Zehen vorrückt, auch alleanderen hinter dem Sprunggelenk wegziehenden Muskeln betheiligenwerden, mit Einschluss der Zehenbeuger. Die Spannung dieser Beugemuskelnbringt es mit sich, dass, sobald die Ferse vom Boden abgehobenund die Sohle abgewickelt wird, die Zehen gebeugt und gegen den Boden17*


260 Wirkung der Muskeln der unteren Extremität.gepresst werden. Dies geschieht umsomehr, je mehr die Attitüde denZehenstand näher kommt; es tritt dann nämlich wegen der Streckungdes unteren Sprunggelenkes auch der Zehenstrecker in die Action, unczu Folge der gemeinschaftlichen Wirkung der Beuger und Streckerführen die Zehen förmlich Greifbewegungen aus und nehmen jenebogenförmige Gestalt an, die sie befähigt, elastischen Federn gleich, dennach vorne geneigten Rumpf wieder zurück zu biegen. Zum Beweisedessen, dass die Krümmung der Zehen eine Folge der Gangbewegungenist, diene die mehr gestreckte Form derselben beim Neugeborenen.Bei der asymmetrischen Stehweise besorgt hauptsächlich dieMusculatur des nicht belasteten Beines die Aequilibrirung. Diese Standweisebesitzt auch thatsächlich die grösste Stabilität.


III. Abschnitt.Üebersicht.DIE EINGEWEIDE.Eingeweide [Viscerd) werden im Allgemeinen jene Bestandtheiledes Körpers genannt, welche in dem Visceralraume des Rumpfes unddes Kopfes enthalten sind (Vergl. Einleitung S. 7). Sie dienen im Haushaltedes Organismus ganz bestimmten Verrichtungen, zu denen siedurch besondere Eigenthümlichkeiten ihrer Form, Anordnung und Verbindung,sowie namentlich ihres inneren Aufbaues befähigt sind. Manpflegt sie denn auch nach ihren Leistungen in mehrere Gruppen zubringen und sie in Verdauungs-, Athmungs-, Harn- und Geschlechtswerkzeugeeinzutheilen.Die Stammesgeschichte, sowie die Geschichte der Entwicklungder Einzelwesen lehren uns, dass die wesentlichen Lebensverrichtungen,von welchen die Ausbildung, die Erhaltung und Fortpflanzung desOrganismus abhängig ist, ursprünglich gemeinsam an die gleichmässigZusammengesetzte Masse des Organismus geknüpft sind (einzellige Thiere,Ei im Stadium der Furchung). Wir sehen aber, dass allmälig gewisseAntheile des Leibes mit besonderen Formen und mit besonderer Anordnungund Beschaffenheit der Elementartheile aus der gleichförmigenMasse hervortreten und bestimmte Verrichtungen auf sich nehmen, vonwelchen dann die übrige Leibesmasse befreit wird. Es entstehen so, nachdem Grundsatze der Arbeitstheilung, besondere Einrichtungen für dieNahrungsaufnahme, für die Vertheilung der Nahrungsstoffe im Körper,für die Bewegung gewisser Leibestheile gegen einander und für die Fort-Bewegung des ganzen Organismus, weiterhin für die Ausscheidung unbrauchbarerStoffe und endlich für die Fortpflanzung des Individuums.Die Einrichtungen für die Nahrungsaufnahme sondern sich bald in solche,welche «die Zufuhr gasförmiger Stoffe vermitteln, und in solche, welchedie Einnahme von flüssigen und festen Nahrungsmitteln besorgen unddieselben für die Vertheilung in der Körpermasse geeignet machen.Diese Einrichtungen erreichen nach und nach einen höheren Grad vonVollkommenheit in Bau und Verrichtung und gestalten sich so zu besonderenWerkzeugen (Organen) aus. Alle stehen hinsichtlich ihrerAusbildung und Leistungsfähigkeit in einem ganz bestimmten Verhältnisseunter sich und zu dem Gesammtkörper, in einem Verhältnisse,welches die Erhaltung des Einzelwesens und der Art möglich macht.


262 Die Eingeweide.Es haben sich demnach die einzelnen Organe, welche wir Eingeweidenennen, ebenso in der phylogenetischen als wie in der ontogenetischenEntwicklung von der Gesammtmasse des Körpers abgehoben ?und sind so in einen gewissen Gegensatz zur Leibeswand getreten,.,'indem sie als Inhaltstheile von Leibeshöhlen erscheinen. Trotzdem sind'sie aber alle ohne Ausnahme in einer continuirlichen Verbindung mitder Leibeswand geblieben. Diese ist ontogenetisch dadurch bedingt,dass von den elementaren Baumitteln, welche zum Aufbaue der Leibeswanddienen, ein gewisser Antheil (Theile des mittleren Keimblattes)unmittelbar oder mittelbar auch in den Aufbau der Eingeweide eingehtDadurch ist ein continuirlicher Zusammenhang beider durch mesodermatischesGewebe von Anfang an gegeben, der sich nicht nur auf dieLeibesöffnungen beschränkt. Dieser Zusammenhang muss aber nothwendigein bleibender sein, weil nur durch ihn das Zusammenwirken der verschiedenenVerrichtungen und, die Gemeinschaftlichkeit der Ernährung .aufrecht erhalten werden kann. Diese Forderung findet ihren anatomischenAusdruck in dem Uebertritt der die Ernährungsflüssigkeiten.]leitenden Blut- und Lymphgefässe von dem Rumpfe zu den Eingeweidenund umgekehrt, sowie auch in der Ausstrahlung von Theilendes peripheren Nervensystems aus der Leibeswand in die verschiedenen:Eingeweide.Die Verbindung der Eingeweide mit der Leibeswand erscheint unterzweifachem Bilde. An gewissen Strecken befindet sich die äussere Oberflächeder Eingeweide in unterbrochenem Zusammenhang mit derInnenwand des Visceralraumes, indem beide durch lockerer oder festergefügtes Bindegewebe im ganzen Umfang miteinander verknüpft sind.An solchen Stellen kehren daher die Eingeweide dem Visceralraumkeine freie Oberfläche zu und beide können nur künstlich von einander,getrennt werden. Der Uebertritt von Gefässen und Nerven ist allenthalbenermöglicht; die Beweglichkeit der Eingeweide gegen die Wand desVisceralraumes ist von der strafferen oder lockereren Fügung des verbindendenBindegewebes abhängig, immer aber eine verhältnissmässig.geringfügige. In solcher Verfassung befinden sich die Eingeweide imBereiche des Kopfes, am Eingange des Verdauungs- und Athmungs-Apparates, wo sie sogar mit dem Skelete in sehr innige Verbindungtreten und von diesem Unterstützung erhalten, ferner am Halse, zumTheile auch im Brust- und Bauchraum (Speiseröhre, Luftröhre, dergrössere Antheil des Harn- und Geschlechts-Apparates) und endlich inder Gegend der Ausgangsöffnung des Verdauungs-Apparates (Mastdarm).Andere Eingeweide, und zwar zunächst diejenigen, für deren Verrichtungein grösseres Mass von Beweglichkeit unerlässliche Voraussetzungist, erscheinen mit dem grössten Theil ihrer Oberfläche freivon der Rumpfwand abgehoben; der Visceralraum, in welchem sie; ihrenPlatz haben, zeigt eine freie, glatte, durch eine besondere fortlaufende ,Begrenzungshaut (seröse Haut, Tunica serosa) hergestellte Innenwand.Die Verbindung solcher Eingeweide mit der Leibeswand geschieht vonräumlich ganz beschränkten Stellen aus durch Vermittlung einer dieGefässe und Nerven leitenden Membran (Gekröse), welche einerseitsaus der Wand des Eingeweides, andererseits aus der Rumpfwand austrittund sich als Verbindungsbrücke frei durch den Visceralraum hin-


Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen. 263zieht. Diese Art der Verbindung findet sich typisch an dem Magen undDarm, wo sie eine ursprüngliche, von den ersten Entwicklungsstufendes Darmes an bestehende und in der Form der ersten Anlage desselbenbegründet ist. Es kommt aber auch vor, dass Membranen vonder Form und Bedeutung eines Gekröses sich erst secundär, in Folgeder entstandenen Lagebeziehungen der Eingeweide zu der Rumpfwandherausbilden (Ligamentum latum des Uterus). Endlich kann es geschehen,dass gewisse Theile von Eingeweiden, welche in früheren Entwicklungsstufennachweisbar freie Oberflächen und freie Gekröse besitzen, imLaufe des Wachsthums durch secundäre Anwachsung wieder ingrösserer oder geringerer Ausdehnung an die Rumpfwand angeheftetwerden.Soweit Eingeweide und Gekröse freie Oberflächen besitzen, werdendiese von einer fortlaufenden serösen Haut bekleidet, welche an denHaftstellen der Gekröse ohne Unterbrechung in die seröse Bekleidungder Rumpfwand übergeht. Man pflegt daher mit Recht die seröse Haut,welche eine Rumpfhöhle auskleidet, und jene, welche die Oberflächenihrer Inhaltstheile überzieht, als ein zusammenhängendes Ganzes aufzufassenund die erstere als den Wandtheil, Lamina parietalis, die letztereals den Eingeweidetheil, Lamina visceralis, zu bezeichnen.Es ist klar, dass unter solchen Umständen die Eingeweide sich,sei es activ, sei es passiv, aneinander und an der freien Rumpfwandbis zu einem gewissen, zunächst von der Flächenausdehnung des Gekrösesabhängigen Masse verschieben und auch ihren Umfang und selbst ihreForm verändern können. Doch bringt es der vollkommene Abschluss derVisceralräume nothwendig mit sich, dass die Inhaltstheile derselbensowohl unter sich als auch mit der Wand stets in unmittelbarer Berührungbleiben und unter dem fortdauernden Einfluss des äusserenLuftdruckes, sowie des Muskeldruckes seitens der Rumpfwand stehenniüssen. Nach den verschiedenen Abtheilungen, in welche der ursprünglicheinheitliche Visceralraum im Laufe der Entwicklung zerfällt, unterscheidetman vier seröse Häute: das Brustfell [Pleura), den Herzbeutel [Pericardium),das Bauchfell (Peritoneum) und die seröse Hülle des Hodens(die eigene Scheidenhaut, Tunica vaginalis proprio).Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen.Schon in der Einleitung (Seite 8) sind Begriff und Bedeutung derSchleimhäute und der Drüsen kurz erörtert worden. Hier möge Weiteresüber Bau- und Formverhältnisse derselben beigebracht werden.Die Schleimhäute, Tunicae mucosae, bilden die innere Wandschichteder röhren- und blasenförmigen Eingeweide. Ihren Namen verdanken sieJem Umstände, dass viele von ihnen an ihrer freien Oberfläche mit einer_dünneren oder_ dickeren Schichte von schleimiger_Flüssigkeit bedeckterscheinen und dadurch feucht und schlüpfrig erhalten werden.Man unterscheidet zunächst an jeder Schleimhaut zwei aufeinandergeschichtete Antheile, einen oberflächlich gelegenen, das Epithelium,und einen tiefer gelegenen, den bindegewebigen Antheil. Derletztere bildet die eigentliche Grundlage, das mechanische Gerüst derSchleimhaut, enthält die Ausbreitungen feinster Gefässe und Nerven und


264 Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen.Vermittelt den Zusammenhang mit den übrigen Wandschichten derröhrenförmigen Eingeweide, beziehungsweise mit anderen nachbarlichenGebilden (z. B. Periost u. s. w.).Der bindegewebige Antheil der Schleimhaut zerfällt mehr oderweniger deutlich in zwei innig zusammenhängende Schichten, eine oberflächlichere,die Tunica proprio der Schleimhaut, welche sich durchgesetzmässige, festere Fügung cler Elementartheile zu einer für sich darstellbarenMembram gestaltet, und die Tunica submucosa, submucösesBindegewebe, welche meistentheils locker, an einzelnen Stellen auchfester gefügt, im Wesentlichen als das Bindemittel zwischen der Tunicapropria und den unterliegenden Theilen erscheint.Die dem Epithelium zugewendete Oberfläche der Tunica propriaist an manchen Schleimhäuten völlig glatt und eben; häufiger aber findensich an ihr kleinere oder grössere Erhabenheiten, welche gewissen Schlemvhäuten ein ganz besonderes Gepräge verleihen. Sehr häufig erscheinen dieselbenin Form der Papillen oder Wärzchen; das sind mikroskopischJkleine, schlanke, kegelförmige Erhebungen des Gewebes der Tunica propria,welche an der Oberfläche der letzteren in grosser Anzahl bald mehr,bald w r eniger hervorragen. Das ihnen aufliegende Epithelium besteht*aus vielfachen Lagen von Zellen, welche die Vertiefungen zwischen denPapillen vollkommen ausfüllen und auch die Spitzen der letzteren'allenthalben bedecken. So wird an solchen Schleimhäuten die freie Oberflächedurch das Epithel vollständig geglättet. — Eine andere Artvon Schleimhauterhebungen sind die Zotten, Villi. Sie erreichen eineHöhe von Ol—1 Mm., sind daher für das freie Auge wohl erkennbar^und besitzen eine cylindrische oder kegelförmige Gestalt mit abgerundetemfreien Ende;^n^e^nzelnen Stellen erscheinen sie aber mehr oder wenigerabgeplattet, selbst kämm- oder leistenförmig. Da sie stets nur von einemeinschichtigen Epithel bedeckt sind und daher ihrer ganzen Länge nachüber die freie Schleimhautoberfläche vorragen, so verleihen sie derselben,wenn sie in grosser Zahl vorhanden sind, ein rauhes oder sammtähnlichesAussehen. Es ist klar, dass durch die Papillen und Zotteneine sehr beträchtliche Vergrösserung der Oberfläche der Tunica propria.und insbesondere durch die Zotten und Leisten auch der gesammtenfreien Schleimhautoberfläche erzielt wird. Dies ist um so bemerkenswerther,als sie die Träger der capillaren Ausbreitungen der Blut- undLymphgefässe darstellen.Abgesehen von dem Bindegewebe, welches unter verschiedener Formund Anordnung seiner Elementartheile die Hauptmasse der Tunica propriader Schleimhäute ausmacht, findet sich in dieser stellenweise dasadenoide Gewebe vor. Dieses besteht aus mehrfach verästigten und_mittelst ihrer Ausläufer zu einem feinen Netzwerk verbundenen Zellen^yy_elche„_somit ein „nach allen Richtungen des Raumes ausgebreitetesGerüst^ (Beticulum) herstellen. In den Maschenräumen dieses Gerüstessmd"'l n . grosser ZäTn~Tymphoide ZeTTen [Leulcocyten) "eingelägertT eine.Zeilenart, welche sich auch an anderen JDrten des Körpers, z. B. imBlute, in der Lymphe, im Knochenmark uT~s.wTtincIefTmid durch"rund->liehe Gestalt, durch den Mangel einer Zellhaut, insbesondere aber durchhervorragende Befähigung zu activer Form- und Örtsveränderung ausgezeichnetist. Das adenoide Gewebe kommt nicht selten in diffuser


Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen. 265Ausbreitung vor, häufig aber formt es mehr oder weniger scharf umgrenztekugelige Massen7~nir welche seit Langem die BezeichnungFollikel gebräuchlich ist; in neuester Zeit ist dafür der entsprechendereAusdruck Lymphknötchen eingeführt worden. Auch die für dasadenoide Gewebe gebrauchte Bezeichnung, conglobirtes Gewebe, beziehtsich auf sein häufiges Vorkommen in kugelförmiger Anordnung,welche vielfach schon für das freie Auge erkennbar ist. Von den übrigenEigenschaften dieser höchst wichtigen Gewebsform müssen noch zweibesonders hervorgehoben werden. Die erste ist ihre innige Beziehungzu dem Lymphgefäss-System; sie kommt dadurch zum Ausdruck,dass das adenoide Gewebe allenthalben den Bahnen des Lymphstromesangelagert erscheint und so die Möglichkeit geboten ist, dass die lymphoidenZellen leicht aus dem adenoiden Gewebe in die Lymphflüssigkeitgelangen können. Eine zweite hervorragende Eigenschaft des adenoidenGewebes ist seine grosse Labilität, vermöge deren es bei verschiedenenErnährungszuständen des Körpers oder einzelner Theile bald an Massesehr bedeutend zunehmen, bald bis zum völligen Verschwinden sichvermindern kann. Die durch die Anwesenheit des adenoiden Gewebesbedingten Formverhältnisse unterliegen daher einem vielfachen Wechsel..Von anderen Elementartheilen sind in den Schleimhäuten an be^stimmten Stellen noch glatte Muskelfasern zu finden. Sie kommenbald einzeln, bald zu dünnen Bündeln vereint in der Tunica propriavor, oder sie ordnen sich zu einer in die Grenze zwischen Tunica propriaund submucosa eingefügten, ganz continuirlichen Schichte, für welcheletztere die Bezeichnung Tunica muscularis mucosae gebräuchlich ist. Siemuss wohl auseinander gehalten werden von den weit stärkerenäusseren Muskelschichten, welche nebst der Schleimhaut die Wandder röhren- oder blasenförmigen Eingeweide aufbauen.Die Tunica submucosa verbindet, wie schon oben bemerkt, die Tunicapropria mit den nach aussen gelegenen Wandbestandtheilen der röhrenförmigenEingeweide, also in den meisten Fällen mit der äusserenMuskelschichte. Sie besteht aus_ fibrillärem Bindegewebe, welches sichin unmittelbarer Continuität mit dem der Tunica propria befindet undvon dem letzteren sich gewöhnlich durch beträchtlichere Dicke derBindegewebsbündel unterscheidet. Von der lockeren oder strafferen Zusammenfügungderselben hängt es zunächst ab, ob und in welchemMasse die Tunica propria gegen ihre Unterlage verschiebbar ist, oderob sie von derselben in Gestalt von höheren oder niederen Falten abgehobenwerden kann. Das letztere ist bei allen mit einem Muskelbelagversehenen röhren- oder blasenförmigen Eingeweiden der Fall. Wirddas Eingeweiderohr durch die Wirkung dieser Musculatur verengert,so hebt sich die Schleimhaut in längslaufende Falten, welche sofortwieder verstreichen, sobald das Eingeweiderohr in den ausgedehntenZustand übergeht. Wird das Rohr gleichzeitig verkürzt, so bilden sichnebst den längs gerichteten auch quer gestellte Schleimhautfalten.Diesen vorübergehenden Faltenbildungen stehen andere gegenüber,welche auch im ausgedehnten Eingeweiderohr nicht verstreichen, ja indemselben sogar noch stärker hervortreten. Solche bleibende Faltenkönnen auf die Fortbewegung des Inhaltes Einfluss nehmen, oder alsVentil- oder Klappenvorrichtungen die Bewegung des Inhaltes nach einer


266 Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen.bestimmten Richtung verhindern, Sie werden im Allgemeinen als Plicaemucosae, auch als Klappen, Valvulae, bezeichnet. Kleinere Schleimhautfältchenfinden sich auch an Stellen, wo die straffer angeheftete Schleimhautvon einem Theil auf einen anderen übergeht; sie werden als Frenula,wohl auch als Ligamenta bezeichnet,Besondere Eigentümlichkeiten erlangt die Tunica propria und diesubmucosa an gewissen Strecken durch die Einlagerung von kleinenDrüschen (vergl. S. 267).Mit dem Namen Epithelium bezeichnet man, wie schon in derEinleitung (S. 8) erwähnt worden ist, die aus Zellen bestimmter Art(Epithelzellen) zusammengesetzten Häutchen, welche die Oberflächedpr Tunica propria der Schleimhäute als continuirlicheDeckschichtebekleiden. Man unterscheidet einschichtige~und mehrschichtigeEpithelien, je nachdem die Epithelzellen nur in einer einfachen Lagevorhanden oder in gesetzmässiger Weise zu mehreren Schichten geordnetsind. Die einschichtigen Epithelien werden dann nach der Form der siezusammensetzenden Zellen noch näher als Cylinderepithel, als kubisches(auch Pflasterepithel genannt) und als Plattenepithel bezeichnet.Von den mehrschichtigen Epithelien gibt es zwei Hauptarten:das geschichtete Pflasterepithel und das geschichtete Cylinderepithel.Bei dem geschichteten Pflasterepithel besteht.die tiefste, derTunica propria unmittelbar aufruhende Zellenlage aus cylindrischenypfriemenförmigen oder kubischen Zellen; diesen aufgelagert sind zweioder 'mehrere Schichten von rundlichen oder leicht abgeflachten Zellen,und die oberflächlichsten Schichten werden aus ganz platten, schüppcheri-:ähnlichen Zellen gebildet. Diese Epithelform findet sich zumeist anSchleimhäuten mit wohl ausgebildeten Papillen, aber auch an anderenmit glatter Oberfläche der Tunica propria. Bei dem geschichtetenCylinderepithel besteht die oberflächliche Zellenlage aus dicht aneinandergeschlossenen cylindrischen oder kegelförmigen Zellen, währendzwischen den der Tunica propria zugewendeten, verschmälerten Endtheilenderselben spindelförmige und rundliche Zellen in einer oder inzwei Lagen eingeschoben erscheinen; die tiefste Schichte besteht ausschliesslichaus kugeligen oder pfriemenförmigen Zellen.An manchen Schleimhäuten tragen die Epithelzellen an ihrer freienOberfläche einen Besatz von feinen Härchen, welche im lebenden Zustandein fortwährender schwingender Bewegung begriffen sind (Flimmerepithelium),eine Einrichtung, vermöge welcher kleine, der Schleimhautoberflächeanliegende, geformte Theilchen nach einer besimmten Richtunghin fortgeschoben werden können.Alle Schleimhäute lassen sichJ.n vier. Züge, Tractus, ordnen.Einer kleidet das Darmrohr aus und bildet den Tractus intestinalis; einzweiter bekleidet das Respirationsrohr, der Tractus respiratorius; eindritter den Harncanal, der Tractus uropoeticus, und ein vierter, welcherden Geschlechts-Organen eigen ist, wird als Tractus genitalis bezeichnet:Da die zwei ersten von einem gemeinschaftlichen Zuleitungsrohre abzweigenund die zwei letzten in ein gemeinschaftliches Ausgangsrohrzusammenfliessen, so werden jene auch unter dem Namen Tractus


Allgemeines über Schleimhäute und Drüsen. 267gastropulmonalis und diese unter dem Namen Tractus urogenitalis zusammengefasst.Als Drüsen, Glandulae, Jb&ieiohnet man Organe und Organtheile,deren wesentliche Leistung in der_Bereitung und Ausscheidung gewisserdurch specifische Bestandtheile ausgezeichneter^ Flüssigkeiten (Secrete)besteht. Ihr grundlegendes Baumateriale sind die Drüsenzellen. Dieseformen, nach Art einschichtiger Epithelien geordnet, die Wandungenmikroskopisch kleiner Hohlräume, welche, entweder ein jeder für sichan der Oberfläche einer Schleimhaut (oder auch der äusseren Haut) ausmünden,oder aber in grösserer oder kleinerer Zahl sich untereinandervereinigen, um mittelst eines gemeinschaftlichen Ganges (Ausführungsgang)an der Schleimhautoberfläche zu münden. Diese zellige Wanderhält ieine Stütze durch ein ihr von aussen angelagertes zartes Häutchen,Membrana propria, um welches herum sich ein Netz von Blutgefässcapillarenausbreitet. Durch das letztere wird der Drüse das Materialezugeleitet, aus welchem die Drüsenzellen das Secret bereiten.Nach den Gestaltverhältnissen pflegt man die Drüsen in zweiGruppen zu theilen: in schlauchförmige (tubulöse) und in traubenförmige(acinöse) Drüsen. Die schlauchförmigen Drüsen sind dadurchgekennzeichnet, dass die Drüsenzellen die Wand eines längeren^oder kürzeren, an einem Ende blind abgeschlossenen Röhrchens herstellen,welches gerade odelTgebogen7 selbst knäuelTörmig aufgewickeltsein kann. Die Drüsenröhrchen sind entweder einfach oder in verschiedenerWeise verzweigt. Ganz kurze einfache, oder nur wenig verzweigteschlauchförmige Drüschen sind in gewissen Schleimhäuten, undzwar in der Tunica propria eingelagert, wo sie dann senkrecht zur Oberflächederselben eingestellt sind (Schleimhaut des Magens und Darmes)und unmittelbar, jede für sich, ausmünden. In anderen Fällen erreichendie verzweigten Drüsenröhrchen eine sehr erhebliche Länge und bilden,in grosser Zahl gesetzmässig gruppirt, den Hauptbestandtheil grössererparenchymatöser Organe (Niere, Hoden).Die traubenförmigen Drüsen bestehen aus einem rispen- odertraubenförmig verzweigten Gangsystem, dessen letzte Ausläufer mitkugelförmigen, ellipsoidischen oder birnlormigen Ausbuchtungen (Drüsenbläschen,Acini), oder auch mit kurzen, geraden oder gebogenenschlauchartigen Anhängen endigen. Kleine, einfache acinöse Drüschenmit nur wenig verzweigtem Gangsystem sind in vielen Schleimhäutenin der Tunica submucosa eingebettet und erscheinen dann dem freienAuge alsweisse oder hellgraue Klümpchen von der Grösse eines Mohn-,Hirse- oder Hanfkornes. (Diese wurden von den älteren Anatomen alsAcini oder Drüsenkörner bezeichnet.) Der einfache Ausführungsgangtritt aus dem Drüschen hervor, durchsetzt in senkrechter oder schieferRichtung die Tunica propria der Schleimhaut und mündet an der Oberflächederselben. Andererseits formen auch die traubenförmigen Drüsendie Substanz grösserer parenchymatöser Organe (Speicheldrüsen, Thränendrüse,Milchdrüse u. s. w.). Man spricht dann von zusammengesetztenacinösen Drüsen. Sie zeigen durchaus ein mehr oder weniger deutlichausgeprägtes lappiges Aussehen. Die grösseren Lappen entsprechen denGebieten der stärkeren Aeste und Zweige der Ausführungsgänge; diekleineren Läppchen, in welche sich die grösseren zerlegen lassen, ent-


268 Die Eingeweide des Kopfes und Halses.sprechen dem Gebiete der feinsten Zweigchen des Gangsystemes undsind den oben erwähnten einfachen Drüschen vergleichbar. Die aus demParenchym austretenden Ausführungsgänge können ein ganz beträchtlichesCaliber erreichen und mitunter noch eine Strecke weit verlaufen,bis sie die Wand eines röhrenförmigen Eingeweides durchbrechen undan der Schleimhautoberfläche desselben ausmünden. Die kleineren undgrösseren Läppchen solcher Drüsen sind durch fibrilläres Bindegewebe(interstitielles Bindegewebe) miteinander verbunden. An der Oberflächedes Organes verdichtet sich dasselbe häufig zu einer derberenfibrösen Kapsel (Tunica albuginea); ein ähnliches Verhalten des Bindegewebesist übrigens auch in den aus tubulösen Drüsen bestehendenParenchymen nachweisbar.Die Eingeweidelehre lässt sich, theils mit Rücksicht auf die functio-*nelle Zusammengehörigkeit der Organe, theils nach der örtlichen Anordnungderselben in die folgenden Abschnitte bringen:1. Die Eingeweide des Kopfes und Halses, 2. der Respirations-Apparat, 3. der Verdauungs-Apparat, 4. der Harn-Apparat, 5. der Geschlechts-Apparat,6. die Topographie sämmtlicher Eingeweide.A. Die Eingeweide des Kopfes und Halses.In dem Bereiche des Kopfes finden sich zwei Visceralräume: dieNasenhöhle und die Mundhöhle, deren Wandungen zum grossenTheile durch das Gesichts-Skelet gebildet, zum anderen Theile durchKnorpel und Muskeln ergänzt werden. Die Innenwand dieser Räume istmit Schleimhaut bekleidet, welche an den vorderen Zugängen mit deräusseren Haut zusammenhängt und nach rückwärts in die Schleimhautdes Schlundkopfes übergeht. Dieser letztere haftet noch theilweisean dem Kopfskelet, löst sich aber von, demselben, während er vor derHalswirbelsäule absteigt, los und geht in die Speiseröhre über. Inder Höhe des 4. Halswirbels findet sich an seiner vorderen Wand derEingang zu dem Kehlkopf und damit zu dem Athmungs-ApparaiSo stellt der Schlundkopf einen hinter der Nase und Mundhöhle gelegenenund von diesen beiden her zugänglichen, gemeinschaftlichenVorraum des Verdauungs- und Athmungs-Apparates dar und vermitteltden Uebergang der Eingeweide-Räumlichkeiten des Kopfes in die Eingeweidedes Halses. Zu den letzteren zählen: der Kehlkopf, der Haistheilder Luft- und Speiseröhre und die Schilddrüse.Die zu dem Athmungs-Apparat gehörigen Halseingeweide sollen in Zusammenhangmit diesem besprochen werden.Die beste Üebersicht über diese Räume bietet ein median-sagittaler-Durchschnittdes Kopfes und Halses. Zur genauen Untersuchung derselben ist aber nochein zweites Präparat nothwendig, an welchem das Obergesicht durch einen frontalenQuerschnitt beseitigt ist, und dann ein drittes, an welchem man durch Entfernungder Halswirbelsäule und des Hinterhauptes, die hintere Wand des Schlundesblossgelegt hat.Entwicklungsgeschichtliches. Nasenhöhle und Mundhöhle sindnicht yon allem Anfang an von einander geschieden, sondern^ gjehenjauseinem ursprünglich gemeinschaftlichen Räume, der Mundbucht^Jn^ryor.


Die Eingeweide des Kopfes und Halses. 269Diese liegt bei Embryonen aus der 4. Woche unterhalb des demVorderhirn entsprechenden Kopftheiles und erscheint als ein ~ flaches"Grübchen an der ventralen Kopfseite, welches oben von der primitiven"Schädelbasis, seitlich von den Kiemenbögen begrenzt und nach hinten,gegen die primitive Anlage des Darmcanales, zunächst noch blind ^abgeschlossenist.Die Kiemenbögen sind bogenförmig von hinten nach vorneverlaufende Wülste, welche dem seitlichen Gesichts- und oberen Halsahschnitteentsprechen und zwischen sich spaltenförmige J^üeken(Kiemenspalten) übrig lassen. Durch die letzteren öffnet sich dasvordere Darmende vorübergehend an den Seiten des Leibes. In derClasse der Fische in grösserer Zahl vorhanden und die Anlagen desbleibenden Kiemenathmungs-Apparates darstellend, sind die Kiemenbögenin den höheren Wirbelthierclassen nur mehr in der Zahl 3 bis 4 nachweisbarund verschwinden als solche, und mit ihnen die Kiemenspalten,schon in einer frühen embryonalen Entwicklungsstufe. Sie liefern aberhier das Material für den Aufbau eines grossen Theiles des Gesichtesund der oberen Halsgegend.Indem die Kiemenbögen sich von der Seite her ventral verlängernund endlich in der Mittelebene sich paarweise vereinigen, umschliessen-sich die" Anlagen "der Kopf- und Halseingeweide. Die Mundbucht selbstwird seitlich von dem vorderen (ersten) Kiemenbogenpaare begrenzt.Der erste Kiemenbögen, Mandibularbogen, schickt schon gleich beiseinem Entstehen einen Fortsatz nach vorne und oben ab, welcherzur Grundlage der Oberkiefergegend-... wird, und deshalb als Oberkieferfortsatzbezeichnet wird. Er bildet die seitliche Begrenzungfür den oberen, grösseren Antheil der Mundbucht. In seiner unmittelbarenVerlängerung wächst dann der erste Kiemenbögen nach vorne..ans und stellt nach seiner Vereinigung mit dem der anderen Seite,eine primitive Anlage der Unterkiefergegend her. An seiner hinterenSeite wächst ^dann die Anlage _der Zunge Jieryor. Mit der allmäligenVergrösserung der beiden Bestandtheile des ersten Kiemenbogens nimmtdie Mundbucht beträchtlich an Tiefe zu; gleichzeitig tritt sie mit derursprünglich selbstständigen Anlage des Geruchs-Apparates (Riechgrübchen)in Verbindung und bezieht diese bald ganz in sich ein.An ihrem blinden Grunde grenzt die von dem äusseren Keimblattebekleidete^ Mundbucht an die von dem inneren Keimblatte ausgegangeneAnlage des Darmsystems, welch' letztere vorerst an ihremoberen Ende ebenfalls blind abgeschlossen ist. So erscheint die Mundbuchtvon dem, oberen (vorderen) Ende des primitiven Darmrohres zunächstdurch eine äusserst dünne Scheidewand (Rachenhautl abgegrenzt,welche von dem äusseren Keimblatte der Mundbudit, von deminneren Keimblatte des Vorderdarmes und von einer dünnen, zwischendiesen eingelagerten Schichte mesodermalen Gewebes gebildet wird.Die Gewebselemente der Rachenhaut fallen aber bald einem völligenSchwunde anheim, wodurch der Durchbruch derselben und die unmittelbareVerbindung der Mundbucht mit dem Darm^ohre zu, .Stande,kommt. Erst nachdem dies geschehen ist, erfolgt die Theilung cler Mundbuchtin die Nasen- und Mundhöhle, und _zwar durch einen von demOberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens jederseits gegen die Median-


270 Die Nasenhöhle.ebene hin auswachsenden Fortsatz (Gaumenplatte). Die Vereinigung,dieser beiden Hälften des Gaumens geschieht erst nach dem Ende des2. Embryonalmonates, und zwar von vorne nach hinten fortschreitend.'So erweisen sich die Trennung der Mund- und Nasenhöhle, dieBeziehungen beider zu dem Verdauungs- und Athmungs-Apparat, undnicht minder die Beziehungen der Nasenhöhle zu dem Geruchsorgane alsdie Ergebnisse secundärer Umbildungsvorgänge.Die Nasenhöhle.An das auf S. 87 beschriebene, die Nasenhöhle begrenzende Skelet:schliessen sich vorne mehrere knorpelige, gleichfalls aus der primitivenNasenkapsel hervorgegangene Ergänzungsstücke an, welche mit denNasenbeinen und den Nasenfortsätzen des Oberkiefers die äussereNase darstellen. An derselben unterscheidet man: Die Wurzel, denKörper, die Spitze, dann die durch eine scharfe Furche von denLippen abgegrenzten Nasenflügel und die durch den freien Randder Scheidewand geschiedenen vorderen oder äusseren Nasenöffnungen,Nares.Das Ergänzungsstück der Nasenscheidewand, welches sich inden nach vorne offenen Winkel zwischen dem Pflugscharbein uncTclersenkrechten Platte des Siebbeins einfügt, ist der als Gartilago quadrangularisbezeichnete Knorpel^ welcher aber auch die Seitenwände deräusseren Nase vervollständigt, indem von seinem vorderen Rand_g_symmetrisch zwei flügeiförmige, dreieckige Anhänge, die Cartilaginestrianguläres, abgehen, welche sich anden unteren Rand der Nasenbeinejind an den vorderen Rand der Nasenfortsätze des Oberkiefers anschliessen.Die Grundlagen der Nasenflügel werden dagegen von zweibesonderen dünnen, an der Nasenspitze abgebogenen Knorpeln, denCartilagines alares, dargestellt, deren breite äussere Hälfte an den unterenRand des dreieckigen Knorpels~lingefugt ist, und deren"abgebogeneschmälere mediale Hälfte_ sich an den unteren freien Rand des viereckigenKnorpels, aber nur in gelockertem Verbände, anschmiegt. Daherkommt es, dass die zwei Flügelknorpel an der Nasenspitze durch einemediane Furche von einander geschieden zusammentreffen und dass derzwischen den Nasenlöchern gelegene unterste Theil der Nasenscheidewandleicht verschiebbar ist (Septum mobile). Accessorische kleineKnorpelplättchen finden sich auch am unteren Rande des dreieckigenKnorpels und am hinteren Ende des medialen Stückes vom Flügelknorpel.Der Raum, welchen der knorpelige AntheJ.1 der äusjemi_Naseeinschliesst, :^nirdr^foYKo{,~'Vestibulum nasi, gehaimt; er begrenzt sichnach KirrEen durch einen stumpf vortretenden Wulst7 den der untereR^d^des^dreteck Knorpels aufwirft und welcher derart gestelltist,dass er die Einathmungsluft zunächst in den unteren Nasenraum leitet.Der Muskel, welcher das knorpelige Gerüst der äusseren Nasebewegt, ist der bereits beschriebene Musculus nasaiis. Er lässt sich ineine Nasenflügel- und in eine NasenrückenjPortion ze^lej^en Im Veremmit der Nasenflügel-Portion des Quadratus labii superioris kann er demNasenflügel und dadurch auch den Nasenöffnungen eine solche Stellunggeben, dass der Luftstrom in den oberen Nasenraum abgelenkt wird.


Die Nasenhöhle. 271Die Schleimhaut überkleidet alle Wände des inneren Nasenraumes,Oavum nasi, sammt dem Labyrinthe des Siebbeins und den pneumatischenRäumen des Keilbeins, Stirnbeins und Oberkiefers, geht an den Choaneni n die Schleimhaut des Schlundes über und wird mittelst der Ausleidungdes Thränennasencanales mit der Conjunctiva des Auges inVerbindung gebracht. Da sie allenthalben dem wandbildenden Skeletebkt so kann das auf S. 87 über die Gestaltung des NasenraumesSesagte auch hier seine Anwendung finden; nachzutragen wäre nurloch das Folgende:Wenngleich der innere Nasenraum zu einem Ganzen_zusammen-[liessOässter sich doch in zwei naxCTonmTTin^^SEweichende Abtheilungen "scheiden:ln"eine untere"und eine obere,,—0iTun!e7e~AMheTlung ist die geräumigere, indem sich ihre Grenzebis an den unteren Rand der mittleren Nasenmuschel und an eine demmittleren Nasengange entsprechende horizontale Leiste am Septum^streckt. Sie begreift also den unteren und mittlerenj^asengang, daherienen Theil des Raumes in sich, welcher unter dem Keilbeinkörper directdurch die Choanen in den Schlundraum führt. In der oberen Abtheilungnähern sich die gewölbten medialen Flächen der^mittleren.und oberenNäsenmüschel'^so sehr dem Septum, dass nur ein schmaler spaltenförmigerR&um^ Fissura olfactoria, übrig bleibt, welcher hinten durchden nach vorne austretenden Körper; des Keilbeins begrenzt„.wird; erfÄlläner den "ober und hinter der oberen Nasenmuschel befindlichenRecessus splienoethmoidalis in sich und communicirt seitlich mit demoberen Nasengang.Das Gesagte genügt bereits, um darzuthun, dass der untere Nasenraumvorzugsweise der Weg ist, den der respiratorische Luftstrompassirt und man überzeugt sich noch mehr davon, wenn man beachtet,.dass sich die mittlere Nasenmuschel vorne mit einem senkrecht absteigenden,freigelegten Rande begrenzt, mittelst dessen sie den eingeathmetenLuftstrom geradenwegs zu den Choanen leitet Die obereAbtheilung aber hat eine andere Bestimmung, weil sich in der kcMeimhautderselben die Fasern des Nervus olfactonus vertheilen; dadurchwird sie als Sinnesorgan gekennzeichnet. Hiermit begründen sich dieBezeichnungen der beiden Räume, des oberen als Riechbezirk, desunteren als Athmungsbezirk, Regio olfactoria /und Regio respiratoryHinsichtlich der Nebenhöhlen der Nase ist bereits bekannt, dasssich die Stirn- und Kieferhöhle nebst den vorderen Siebbemzellen,,von der mittleren Nasenmuschel gedeckt, in den geräumigen mittlerenNasengani^oTrnm-^TriT^isgänge, insbesondere der beiden ersten, befindensich in jener Rinne des Siebbeines, welche als Infundibulumbezeichnet wird (Vergl. S. 74). Im Bereiche dieser Rinne, deren untererAntheil gegen die Kieferhöhle nur durch die Schleimhaut abgegrenztwird, findet sich häufig noch eine zweite Oeffnung, eine Aperturaaccessoria der Kieferhöhle._Die Oeffnung der Keilbeinhöhle_bejmdetsich hinter der oberen Nasenmuschel im Recessus splngn^^thmoidalis,in einer fast senkrecht gegen die Choanen abfallenden Rinne.Die hintere Grenze der Nasenhöhle befindet sich m der Umrandungder Choanen uncTehtspricht den Processus pterygoidei desKeÜbeins hinter welchen auch die Schlundöffnung der Ohrtrompete


272 Die Nasenhöhle.liegt, an ihrer hinteren Peripherie von einem durch Knorpel gestütztenSchleimhautwulst (Tubenwulst) umrahmt. Dass die Choanen nicht sohoch sind, wie die Nasenhöhle, und dass sich das Schlundgewölbe nichtüber die Choanen erhebt, erklärt sich aus der Einschaltung des Keilbeinkörpersin den hinteren Antheil des Nasenraumes. Beim Einblickin die Nasenhöhle durch die Choanen (etwa mittelst eines Spiegels)können sich daher auch nur die hinteren Enden der unteren und mittlerenISTasenmuschel bemerkbar machen.Dass die vielfachen Buchtungen der Nasenwände und die dadurch veranlassteVergrösserung der Oberfläche der sehr gefässreichen Nasenschleimhaut auch denZweck haben, die eingeathmete Luftsäule zu erwärmen und derselben Gelegenheitzu geben, die suspendirten Staubtheilchen an den befeuchteten Wänden abzulagern,dürfte nicht zu bezweifeln sein; ebenso dürfte auch eine stetige Ventilation derNebenhöhlen durch den Strom der ausgeathmeten Luft vorauszusetzen sein.An die Nasenhöhle schliessen sich noch zwei, beim Menschen.allerdings nur rudimentäre Organe an, nämlich das Stenson'sche unddas Jacobson'sche Organ. Das erstere stellt sich als ein Schleimhauteanälchendar, welches in den Canalis incivisus eingetragen ist undsich in der Nasenhöhle durch beiderseits- neben dem Septum gelegene,•conische Grübchen, und ähT^jnmnen ~llrirch ein kleines Wärzchenkennbar macht. Sind die Canälchen durchgängig, was gelegentlich derFall ist, dann findet sich an dem Gaumenwärzchen eine kleine, füreine feine Borste wegsame Oeffnung. — Als Jacobson'sches Organ bezeü?hnetman ein kurzes, längs der; knorpeligen Scheidewand nach hintenziehendes, aber blinjl endigendes jCanJlcIum^ dessen spaltförmiger Zugangsich unweit vom Boden der Nasenhöhle, hinter dem Grübchen desStenson'schen Ganges befindet. Im Anschlüsse an dieses Canälchenlinden sich platte Knorpelstreifen, Homologa der Knorpel, welche dieweitaus vollkommeneren Organe mancher Säugethiere umschliessen.Bemerkenswerte, ist, dass sich bei Thieren in die Schleimhautüberzügeder Canälchen die Fasern des Riechnerven verfolgen lassen.Die Schleimhaut hat in den verschiedenen Abtheilungen der Nasenhöhleeine verschiedene Structur. — Im Vestibulum besitzt sie nochganz den Charakter der äusseren Haut, ist mit einem geschichteten Pflasterepithelbekleidet_und_mit Haaren, wie auch mit Talgdrüsen versehen.An dem Wulste nimmt sie schon allmälig die Eigenschaften einer Schleimhautan und verdickt sich, behält aber noch eine Strecke weit dasgeschichtete Pfiasterepithel. Im inneren Nasenraume geht sie festeVerbindungen mit dem Periost und mit dem Perichondrium der wand-.bildenden Knochen und Knorpel ein und zeichnet sich durch ein cylin-' drisches Flimmerenithel aus, welches "sich durch die Choanen bis aufdas Schlundgewölbe ausdehnt; ebenso durch zahlreiche acinöse Drüschen,welche besonders an den Enden der Muscheln in dichten Gruppen beisammenstehen und eine ansehnliche Grösse erreichen. — In den Nebenhöhlenbesitzt die_Schleimhaut ebenfalls ein flimmerndes Epithel,jedoch ist sie allenthalben sehr dünn, schon deshal¥,"weilTrire^D^bis auf kleine Gruppen feiner, bald mehr, bald weniger verzweigterSchläuche verkümmert sind. — Die Eigenthümlichkeiten im Baue der


Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre. 273Piegio olfactoria werden in dem Abschnitt von den Sinnes Werkzeugenzur Sprache kommen.Bemerkenswerth ist der grosse Reichthum der Nasenschleimhautan Gefässen, namentlich an Venen, indem ein grobes, dichtes venösesNetz allenthalben das submucöse Gewebe durchsetzt und sogar stellenweise,insbesondere an den Enden der Muscheln, den Charakter einesSchwellnetzes annimmt. Einer gleichen Ausbildung erfreuen sich auchdie Lymphgefässe, die in einem feinen oberflächlichen und einemtiefen Netze wurzeln. — Nicht minder zahlreich sind die Nerven derNasenschleimhaut; die sensiblen Nerven umgeben den Riechbezirk,diesen vielleicht vollständig dem Olfactorius überlassend. Dass auchFasern des Facialis als Secretionsnerven durch das Ganglion sphenopalatinumin die Nasenhöhle gebracht werden, darf als wahrscheinlichgelten.Die Arterien der Haut der äusseren Nase sind Zweige der Maxillaris externaund der Infraorbitalis; die Venen derselben gehen in die Facialis anterior und indie' Ophthalmica über. — Die Arterien der Nasenschleimhaut sind vorneZweige der Ethmoidalis aus der Ophthalmica, hinten und unten Zweige der Maxillarisinterna; sie bilden drei Lagen von Capillarnetzen, deren eines als periostales, dasandere als den Drüsen angehöriges und das dritte als oberflächliches Netz bezeichnetwerden kann. Die Vereinigungspunkte der Venen sind zahlreicher als die Eintrittspunkteder Arterien; denn die Nasenverien communiciren durch Oeffnungen in den Wändender äusseren Nase mit den Gesichtsvenen, an den Choanen mit den Venen desGaumens und Schlundes, durch das Foramen spheno-palatinum mit den Venengeflechtenan der Arteria maxillaris interna und beim Kinde auch durch dasForamen caecum mit dem Sinus longitudinalis superior; es bestehen sogar Anastomosender periostalen Venen mit den Venen der spongiösen Substanz des Keilbeinkörpersund durch diese, wie auch am Nasenhöhlendache, mit den Venen der harten Hirnhaut.— Die Lymphgefässe vereinigen sich hinten an den Choanen zu mehrerenStämmchen, welche an der Seite des Gaumens und Schlundes zu den Lymphknotender oberen Halsgegend, Nodi faciales profundi, gelangen. Die vorderen Lymphgefässeschliessen sich den Gesichtsgefässen an und durchsetzen am Kieferwinkeleinen der Nodi lymphatici submaxillares.Von den Nerven der Nasenschleimhaut sind die oberen und vorderen, mitEinschluss der Nerven der Stirnhöhle, der Siebbeinzellen und der Keilbeinhöhle,Zweige des Ethmoidalis und Sphenoethmoidalis aus dem ersten Trigeminusaste; die unterenund hinteren, sowie der Nervus nasopalatinu*, Zweige des zweiten Trigeminusastes.In der Kieferhöhle wird sie von den Nervi alveolares mit Zweigchen versorgt.Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre.Die Mundhöhle zerfällt in zwei allenthalben.mit Schleimhaut jiusgekleideteund_durch die ZahnreJhen_vQn—einander geschiedene Räume.Üer äussere, das Vestibulum oris, wird nach aussen durch die Backenund Lippen zum Abschluss gebracht; den inneren oder eigentlichenMundraum, Cavum oris, begrenzt oben der harte Gaumen, im seitlichenUmfang die doppelte Zahnreihe und am Boden der Musculus mylohyoideus.Die Zunge bildet sonach den Inhalt des Raumes und gleichsameine mit freien Rändern austretende Ausbuchtung seines Bodens.__Der Uebergang der Schleimhaut von den Backen und Lippen aufdie Zahnfächertheile der Kiefer vollzieht sich zumeist glattweg, nur imBereicheHer Oberlippe unter Bildung eines kurzen medianen Fältchens,des Frenulum labii. Indem dann die Schleimhaut unter nicht unbeträchtlicherVerdickung die beiden Oberflächen des Zahnfächertheiles derv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 18


274 Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre.Kiefer bekleidet und auch die freien, zwischen den Hälsen cler Zähne •vortretenden Ränder der Scheidewände der Zahnfächer bedeckt, bildetsie das Zahnfleisch, Gingiva. Ihren Uebertritt vom Unterkiefer aufdie Zunge bezeichnet zunächst das"mediane, mehr oder Weniger vortretendeund bis gegen die Zungenspitze reichende Frenulum linguaedann""eine wulstig g*ezackte""Leiste, Crista "sälivalis,*) welche am Bodender Mundhöhle^fortziehend die ganze Zungenwurzel umgreift und sichunter der Zungenspitze, beiderseits neben „dem „Abgan^e_des_Frenulumzu einem papillenartigen Höj;kerchen r- den Garunculae salivales, 2 ) erhebt.Noch im Bereiche cler Zungenwurzel zweigt von der Crista sälivalisbeiderseits eine mehr oder weniger vortretende, besonders bei Neugeborenenausgebildete gezackte Leiste, Plica fimbriata,ab, welche, mit derder anderen Seite convergirend, sich bis an die Zungenspitze fortsetztund so ein mit glatter Schleimhaut belegtes, vom Frenulum getheiltesDreieck begrenzt. Diese Plicae fimbriatae sind es, welche als Begrenzungenderbei Thieren vorkommenden, beim Menschen aber nur rudimentärvorhandenen Unterzunge aufzufassen wären.Der mit dem Periost innig zusammenhängende, nicht verschiebbare !Schleimhautüberzug des harten Gaumens besitzt eine mediane Raphepalati, an deren vorderem Ende das Wärzchen sitzt, innerhalb welchessich mitunter das Stenson'sche Organ in die Mundhöhle öffnet. Ganzvorn sind noch einige paarige Fältchen bemerkbar. .Bei Neugeborenen finden sich am harten Gaumen entsprechend der medianenRaphe, dann an den Zahnfächerrändern des Oberkiefers kleine mohn- bis hanfkorngrosse,weisse Knötchen, welche bald wieder verschwinden. Dieselben haben garkeine Beziehung zu Drüsen, sind vielmehr abgesackte Gruppen von Epithelzellenund verdanken ihren Ursprung am harten Gaumen offenbar der während desembryonalen Lebens vor sich gehenden Verschmelzung der beiden Gaumenhälften,an den Zahnfächerrändern aber der Vereinigung der beiden, die primitive Zahnrinnebegrenzenden Lefzen. Diese Gebilde werden als Epithelperlen bezeichnet.Beim Uebergange der Schleimhaut vom Zungengrunde auf jdenKehldeckel bilden sich gleichfalls Falten, Plicae qlossoepiqlotticae, einemediane und zwei laterale, welche zusammen zwei Grübchen, Valleculae,begrenzen; die mediane Falte wird auch als Frenulum epiglottidisbezeichnet.JOue. Communication der Mundhöhle mit dem Schlünde vermitteltdie Schlundenge, Isthmus faucium. Dieselbe wird unten durch den^Zungengrund und oben durch eine bewegliche Platte begrenzt, welcheman mit dem Namen Gaumensegel, Velum palatinum*), oder auchals weichen Gaumen bezeichnet. Das Gaumensegel stellt eineSchleimhautduplicatur dar, welche an den hllrterelä^^Gaumens angeheftet ist und zwischen ihren zwei Blättern hebst einerfibrösen Grundlamelle zahlreiche Drüsen^und Muskeln einschliesst. Dashinterje„.joberj^geht" aus dem Ueberzug _des"Nasenbodens,das vordere (untere) aus dem Ueberzug des harten Gaumenshervor. Die Üebergangslinie der beiden Blätter in einander bildet denTreTen Rand des Gaumensegels, welcher nach hinten und unten gerichtet') Syn. Crista subungualis.2 ) Syn. Carunculae s. Papulae sublinguales.3 ) Syn. Palatum molle.


Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre. 275st und durch das in seiner Mitte vortretende Zäpfchen, Uvula, in zweijohcäv" gebogene Hälften getheilt~wirdrWm"s^tlichen Umfange derSchlundenge geht das Gaumensegel in je zwei bogenförmig vortretendeächleimhautfalten, die Gaumenbögen, Arcus palatini, über, von denensicTTüCTWorlleTe, Arcus glossopalatinus, an die Seite des Zungengründesanschliesst, der hintere, Arcus pharyngopalatinus, sich schief nach hintenabsteigend in der Seiten wand des Schlundes verliert. Die beiden Gaumenbögenbilden so an den Seiten der Schlundenge eine Nische, in welchersich die Gaumenmandel, Tonsilla palatina, befindet, ein harter, mitunTegelmässigen Grübchen ausgestatteter, zumeist aus adenoider Substanzbestehender, der Form und Grösse nach sehr variabler Körper.Der hinter der Nasen- und Mundhöhle befindliche, dem VerdauungsundÄThmungsrohr gejr^inschaftlicne~Vorraum ist cler Schlundkopf,Pliafi/nx. Man kann denselben allerdings mit einem Trichter vergleichenmujsagen, dass er mit seinem oberen breiten Ende an der Schädelbasis^befestigt ist und längs der Wirbelsäule.^ h;erabhängt: er wird aber dochnicht im ganzen Umkreise, sondern nur hinten und an den Seiten durchselbstständige weiche Wände begrenzt. Man muss sich vielmehr vorstellen,dass seine Seitenwände vorne nicht zusammengreifen, sondern früheran den das Eingeweiderohr seitlich stützenden Harttheilen Ansätzenehmen, und zwar oben neben den Choanen an den Processus pterygoideides Keilbeins, weiter unten an dem Zungenbein und an denäusseren Knorpeln des Kehlkopfes; der Abschluss der weichen Wändeim ganzen Umfange des Rohres erfolgt erst unterhalb des Kehlkopfes,beim Uebergang in den Oesophagus. Der Schlundkopf umgreift dahermit seinen vorn aus einander gelegten Wänden die hinteren Zugängezur Nasenhöhle, zur Mundhöhle und zum Kehlkopf, welcheOeffnungen sichtbar werden, wenn man'die hintere Wand des Pharynxgespalten hat.Die obere, den Choanen entsprechende Abtheilung des Schlundkopfeswird als Nasenrachenraum, Cavum pharyngonasale, bezeichnet;an cler Seitenwand desselben liegt in gleicher Linie mit dem unterenNasengang der trichterförmige Zugang zur Öhrtrompete. Die Oeffnungist ninten von einem durch Knorpel geschützten Wall (Tubenwulst)umgeben und durch denselben von der weiter hinten befindlichen Rosenmüllersehen Grube, Recessus pharyngis lateralis, geschieden. Die obere,^an der Schädelbasis haftende Wand des Cavum pharyngonasale bezeichnetman als "Rachendach, Fornix pharynqis. — In der unteren.der Schiund^nge entsprechenden Abtheilung..._,im Cavum pharyngoorale.vollzieht sich der Uebergang der hinteren Gaumenbögen in die Seitenwändedes Schlundkopfes; zwischen diesen beiden Gaumenbögen zeigfsich cler Zungengrund, an denselben angeschlossen der Kehldeckel.2sl?r..diesem befindet sich cler Aditus ad laryngem, begrenzt von denzwei nach hinten convergirenden Plicae aryepiglotticae, welche, frei in denScKlundraüi!r a v^tre^eruir zw 7 ei neben ; _cleixi„.,.Z]ig.ange Tum "Kehlkopfeherablaufende Rinnen bilden helfen. In diesen rinnenförmigen Einsenkungen.Sinus puriformes, macht sich mitunter noch eine schiefe Falte bemerkbarwelche den Nervus laryngeus superior enthält und deshalb Plica nervihryngei genannt wird.18*


276 Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre.Da 2 _jwo_jiex_ScM ringsum selbständige Wandungen bekommtTljeTIt derselbe* in die Speiseröhre, Oesophagus, über. Diese"stellleine im MitteTeTwT^ö^Gm. lange, durch^^xQÄJMä£^^begrenzte, jedoch nicht ganz gleichmässig weite Röhre dar, die sicherndervVTrbelsäule durch den Brustraum, herabzieht und durch den Hiatusoe mg2J2]^denJ^uchraum Mi gelangt, um dort allsogleichinden Magen überzugehen. In ihrem Anfangstheil ist die Speiseröhream engsten; eine andere engere Stelle findet sich gewöhnlichkurz vor oder an dem Durchtritt durch das Zwerchfell, eine drittemanchmal ober oder an derUeberkreuzungsstelle mit dem linken Bronchus.In der Mitte ihres Brusttheiles ist sie am weitesten. Allenthalbenistsie, sowohl im Eingeweideraum des Halses als wie in dem hinterenMittelfellraum durch lockeres Bindegewebe mit den benachbarten Theilenverbunden.Die Schleimhaut des Mundes, des Rachens und der Speiseröhre 5ist durchaus mit einem geschichteten Pflasterepithel überkleidet,welches überall über die zahlreichen Papillen der Tunica propria wegstreichtund sich am Zungenrücken, wie auch am harten Gaumen zueiner dicken, derben Lage verdichtet. Nur das Cavum pharyngonasaleund ein Theil des hinteren Blattes des Gaumensegels besitzt Flimmerepithel.An dem Fornix pharyngis befindet sich die Rachenmandel,Tonsilla pharyngea. Als soche wird ein Schleimhautbezirk am Rachendachebezeichnet, welcher in Folge von mehr oder weniger reichlicherEinlagerung von adenoidem Gewebe in verschiedenem Masse verdicktund mit mehrfachen Wülsten und Furchen versehen ist. — Papillenfinden sich in der Tunica propria allenthalben vor, jedoch in verschiedenerGrösse und 'Anordnung. An den Lippen sind sie kleinerund in anastomosirende Reihen geordnet; nur die innere Zone desLippenroths ist mit auffallend hohen Papillen besetzt. An den Backensind sie grösser, am Zahnfleisch wieder kleiner, am harten Gaumenaber treten sie zu grossen, schief nach hinten geneigten Leisten zusammen.Im Schlünde und in der Speiseröhre sind sie im Allgemeinenklein und kommen theils vereinzelt, theils in Reihen geordnet vor.Der Muskelbeleg des Oesophagus zeigt die einfachsten typischenVerhältnisse._j£r^esJeM3^das Rohr bald in Kreisen,bald in Schraubentouren^^Faserschichte und aus einer_äusseren Längsfaserschichte^an denKehlkopfknorpeln entstehen. Ganz aifTnalig vollzieWsicn an dem Oesophagusder Ersatz der quergestreiften Muskelfasern durch glatte. JmHajstheji^be^tehen^aj£ssji!ilJ£Sjli^^Fasern; im ober^rinBrusttheil treten in beiden Schichten zwischen denBmu^efn der quergestreiften Fasern zuerst vereinzelte, dann immerzahlreichere Bündel glatter Fasern auf, während in demselben Massedie quergestreiften Fasern an Zahl zurücktreten. Im untersten Brusttheilendlich finden sich nur mehr glatte Muskelfasern vor. Während-desVerlaufes cler Speiseröhre durch den hinteren Mittelfellraum erhält ihreMuskellage durch neu hinzutretende Bündel glatter Muskelfasern Verstärkungen;ein solches_Bündel bezieht_sie von der... MifMJellplatte--^rPleura, Musculus pleurooesophageus, ein anderes von der hinterejiJäiatti:fes Unken Bronchus, Musculus bronchooesdphageus.


Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre. 277Der Muskelbeleg an der Wand des Schlundkopfes besteht nurIUS quergestreiften Elementen; MnntfTHnhmdftt «mV» a,her di A Anordnungler Muskelfasern am Schlundkopfe dadurch sehr wesentlich von jenermTTTesjmhagus, dass die längslaufenden Faserp nach innen L die quersa^MJchn^1 "Die äussere Mll^^ erscheint in Gestalt derchlundkopfschnürer, Constrictores pharyngis. Diese sind drei dachzWelföxjnig-»...geordneter .»anaujüexen unj[^_scjiijeien Fasern bestehendeE&chlamellen,, die in, einer ^ejmjg-en, vom Tuberculum pharyngeum desrnnterhauptbeins absteigenden Raphe pharyngis zusammentreten. DerunTerste und zugleich der w "*oBerflächlichste ist der Musculus laryngopharyngeus,s. Constrictor inferior; seine unteren Fasern liegen quer undentstehen vom Ringknorpel, die oberen kommen von der äusseren Flächedes Schildkhorpels und ge'heh^ beiderseftg~"gcffig^ä^spitzen Winkel zusammen,, mij^w^ungefähr" in der"Höhe des Kieferwinkels endiget. Er deckt beinahe vollständig denmittleren Schnürer, welcher entsprechen*! seinen Ansätzen am grossenSund kleinen Zungenbeinhorn als Musculus hyopharyngeus bezeichnet wird.indem seine Faserbündel von beiden Seiten gegen _die mediane Raphedivergiren, gestaltet er sich zu einer rautenförmigen Platte, die mitihrem, oberen WlnlteT^eh~ofTeTen Schnürer," Muscidus ~cephalopharyngeus,überlagert. Dieser^ letztere besteht fest„,jduj.chgehendsnur aus querenFasern, welche 'oEen"an*"cler medialen Platte des Processus pterygoideusdes~Keilbems und "an dem "Hamulus pterygoideus, unten am Unterkiefer,unmittelbar hinter dem letzten Mahlzahn haften, theilweise aber auchIn den Musculus lingualis der Zunge und in die Bündel des Buccinatorübergehen. — pie nach innen zu gelegenen^Längsmuskelfasern desfiharynx haften zu einem Theile ausserhalb des Schlundkopfes amfeiffelfortsatz, zu einem anderen Theile innerhalb desselben^ ^n^öjehBasätzen des welchen Gaumens. Die "ersteren stellelT den Musculus-stitofaryngeus"clarTcIer sich zwischen dem oberen uncljrnttleren Schnürerdie Wand des Schlundkopfes einsenkt, um theils in den ImTmnlcosehbindegewebigen Lagen, theils am oberen Rande des Schildknorpels zuendigen. Die letzteren werden unter dem Namen Musculus palatofharyngeuszusammengefasst und bilden die Grundlage des hinteren Gaumenbogens;sie nehmen ihren Ursprung am.^ KnorpelJder3^h^2?BEMl7an der unteren Begrenzung der Choanen und in cler Raphe^ -desGaumensegels, jumgreifen nach hinten absteigend die Seitenwand desfechlundkopfes und endigen theils in der Raphe der hinteren Schlundwand,theils am grossen Zungenbeinhorn_,.jmd am Schildknorpel. JenerAntheil dieses Muskels, welcher von dem unteren Rande des Knorpelsder Ohrtrompete entspringt und an der Seitenwand des Rachens herabzieht,um zum grössten Theile schon in dieser zu endigen, wird auchfür sich als Musculus salpingopharyngeus bezeichnet; er bildet die Grundlagefür eine bald mehr, bald weniger ausgeprägte, vom Tübenwulstnach abwärts ziehende Falte, die Plica salpingopharyngea.Der weiche Gaumen schliesst in seinem hinteren Bogen densoeben beschriebenen Muscidus palatopharyngeus ein, im vorderen Bogen abeiden Musculus palatoglossus, welcher, angeschlossen an die Querfasernder Zunge und an die Raphe des weichen Gaümehs~~"ale Schlundengc


278 Die Mundhöhle und der Schlundkopf mit der Speiseröhre.sphinkterartig umkreist. — Nebst diesem visceralen Fleischbeleg besitztdas Gaumensegel noch drei besondere Muskeln, von denen die zweigrösseren neben den Choanen herabziehen. Der eine istder Heber des Gaumensegels, Levator velipalatini;*) er haftetoben neben dem Zugange zum carotischen_Canale an der Pyramide desSchläfenbeins und am Knorpel der Ohrtrompete uiüT steigt mit demMuskel der anderen Seite convergirend herab.. Er senkt sich mit seinemFleische in das Gaumensegel ein und breitet sich in diesem gegen die Mittelliniehin derart aus, dass seine Fasern bogenförmig die Choanen umgeben.Der zweite ist der Spanner des Gaumensegels, Tensor velipalatini 2 ) dessen Fasern an der Spina angularis des grossen Keilbeinfjügels,am Knorpel und der lateralen Wand der Ohrtrompete, sowie an der mealalenPlatte des Processus pterygoideus angeheftet sind, von da senkrecht an derletzteren absteigen, den Muse, pterygoideus internus kreuzen und anden Hamulus pterygoideus gelangen. Hier geht der Muskel in eineSehne über, welche sich mit einigen Fasern am Hamulus inserirt, mitdem grösseren Antheile aber sich um denselben herumschlingt undfächerförmig ausgebreitet sich in die sehnige Grundlage des Gaumensegelseinwebt. Dieses Verlaufes wegen wird der Muskel auch alsCircumflexus palati und wegen seiner Beziehung zur Ohrtrompete wohlauch als Bilatator .tubae bezeichnet.Der dritte Gaumenmuskel ist der Azygos uvulae, aus schlanken^von der Spina nasaiis posteriorjabkommenden Faserbündeln bestehend,welche in zwei Packete vereinigt m"üTeT Uvula eintreten.Die Aufgabe dieser "grösstentheils willkürlich beweglichen Musculatur bestehtdarin, den gemeinschaftlichen Vorraum des Athmungs- und Verdauungs-Apparatesabwechselnd für den Schlingact und für die verschiedenen Modificationen der Athmungherzurichten. Vor Allem aber kommt es darauf an, durch verschiedene Stellungen,welche man dem Gaumensegel gibt, die zwei Wege von einander abzusperren undnamentlich während des Schlingactes die Regurgitation des Speisebissens durch dieNasenhöhle zu verhindern. Zu diesem Behufe wird der Zungengrund nach hintenverschoben und dadurch, wie auch durch Annäherung der beiden Arcus palatopharyngeian einander, insbesondere aber an die hintere Schlundwand, wird dieCommunication des Cavum pharyngonasale mit dem Cavum pharyngoorale wesentlicheingeengt. Vollends abgeschlossen aber wird sie erst durch die Contraction dereigenen Musculatur des Schlundkopfes. Der Abstand des weichen Gaumens vonder hinteren Schlundwand ist aber auch dann, wenn durch die Nase geathmet wird,nicht gross, indem eine kleine Verschiebung der Zunge nach hinten genügt, umden Luftweg vollständig abzusperren.Als äusserste Schichte der Rachenwand ist eine dünne Bindegewebslage(äussere Faserhaut) zu nennen, welche die Schlundkopfschnürernach Art einer Fascie bekleidet und als die Fortsetzung der .Fascia buecopharyngea anzusehen ist. Sie ist wichtig, weil in ihr diegröbere Verzweigung der Gefässe und Nerven der Rachenwand" : erfolgt.;Die arteriellen Gefässe der Mund- und Schlundwände stammentheils als directe Aeste von mehreren Arterien: von der Maxillaris,externa, der Maxillaris interna, der Pharyngea ascendens und von der Lingualis,theils als Nebenäste von der Thyreoidea superior. Da die Zweigealler mit einander anastomosiren, so können ihre engeren Bezirke nur*) Syn. Musculus petrostaphylinus s. Levator palati mollis.2 ) Syn. Musculus sphenostaphylinus s. Tensor palati mollis.


Die Zunge. 279annähernd bezeichnet werden. Es finden sich nämlich in den Lippenund Backen die Endzweige der äusseren und inneren Kieferarterien;auf dem Boden der Mundhöhle unter der Zunge die der Subungualis; inund unter'dem Zungenkörper die Zweige der Arteria profunda linguae,hinten am Zungenrücken in dem submucösen Bindegewebe die Ramidorsales linguae. In den Gaumenbögen und in den Seitenwänden desSchlundkopfes vertheilen sich die Aestchen cler Palatina ascendens undder Pharyngea ascendens, am harten Gaumen und in dem oberen Theilder Gaumenbögen die Zweigchen cler Palatina descendens. — DieVenen schliessen sich zumeist den Arterien an, theilweise Plexus darstellend,von denen besonders erwähnenswerth sind: der äussere,lockere Plexus venosus pharyngeus in der äusseren Faserhaut, dann einfeineres Venengeflecht, welches in der submucösen Schichte gelagert istund sich besonders am Isthmus faucium und am Zugange zum Oesophagusverdichtet. — Gleich zahlreich sind die Lymphgefässe, vondenen die aus dem Umkreise des Isthmus faucium kommenden in dieNodi lymphatici submaxillares und faciales profundi eintreten.Hinsichtlich der Nerven ist zu bemerken, dass cler Isthmus fauciumhauptsächlich das Territorium des Nerv, glossopharyngeus ist, an das sichvorne das Gebiet des Trigeminus, hinten aber das des Vagus anreiht.In die Musculatur des Gaumens gehen von mehreren Nerven Zweigeein: in den Tensor veli palatini ein Zweig des Trigeminus, in denLevator ein Zweig des Facialis, woran sich offenbar schon jene Zweigedes Glossopharyngeo-Vagus reihen, welche die Quer- und Längsmuskelndes Pharynx innerviren.Die Zunge.Die Zunge, Lingua, ist ein fleischiges, aus gitterförmig verflochtenen,quergestreiften_Mu^kelfasern bestehendes Organ, welches mit eigenenMuskelh" hinten am Zungenbein und vorne am Unterkiefer befestigt istund sich" auf dem Boden cler Mundhöhle, ober dem dieselbe abschliessendenMusculus mylohyoideus, bis zum vollen Anschlüsse an denZahnbogen ausbreitet. Man kann an cler Zunge einen vorderen Abschnitt,den Körper, unterscheiden, w-elcher sich bei geschlossenemMunde an den harten Gaumen anlagert, und einen hinteren Abschnitt,denTIuhgengrund" welcher dem Schlünde zugewendet ist. Eine nervenreiche^mit geschichtetem Pflasterepithel ausgestattete Schleimhaut bekleidetdie obere Fläche des Körpers, den Zungenrücken, geht aber nichtdirect auf die Seitenwinde der Mundhöhle über, sondern tritt, unterdem Zungenkörper sich einstülpend, zuhächs£ auf den Boden der MundhönlcTundlegt dadurch auch die Ränder und die Spitze cler Zunge frei.Am vorderen Antheile ist die Schleimhaut innig mit dem Muskelkörperverwachsen, am Zungengrunde dagegen leicht verschiebbar, weil siedaselbst durch eine ansehnliche, lockere Lage von Bindegewebe voncler fleischigen Unterlage geschieden ist; im Bereiche des Zungenrückens?eben ihr die zahlreichen vorragenden Zungenpapillen ein sammtartigesAussehen, am Grunde aber ist sie glatt, jedoch in Folge derEinlagerung adenoiden Gewebes mit zahlreichen flachen Erhabenheiten,len Zungenbälgen, versehen.


280 Die Zunge.Die Fasern des compacten, durch ein medianes sehniges Septumlinguae in zwei symmetrische Hälften geschiedenen Fleischkörpers sindtheils eigene Muskeln, theils Fortsetzungen der am Skelete haftendenZungenmuskeln und jener Muskellagen, welche die Zunge als wandbildenderBestandtheil des Mundes vom Schlundkopf und vom Gaumensegelin sich aufnimmt. Bis jetzt ist es aber nicht möglich gewesen,das Massgebende in der ganzen Anordnung des Zungenfleisches genauerzu ermitteln; man muss sich daher damit begnügen, im Zungenkörperlquere, longitudinale und senkrecht aufsteigende T^sernunde^zu unterscheiden. Von den senkrecht aufsteigenden, fächerförmig geord-!TeTen*TalgSrlr*-fst bekannt, dass sie sich bis an die Papillen der Schleim^haut verfolgen lassen. Unmittelbar unter der Schleimhaut befindet sicheine Lage lohgitudinaler Fasern.Zu den selbständigen, am Skelete haftenden Muskeln gehören:1. Der Kinnzungenmuskel, Musculus genioglossus. Er bildet einensagittalen Faserfächer, dessen Spitze sich, an der Spina, mentalis ansetztund .deJss^JBasisj^in jden Zungenkörper eindringt, deraber mit seinen hinteren Bündeln auch* bis an das Zungenbein herankommt.2. Der Zungenbeinzungenmuskel, Musculus hyoglossus. Er bestehtaus parallelen, aufsteigenden, ein wenig nach vorne ablenkenden Fasern,,die an7"~Zu^^Beide zusammen umgreifen den Faserfächerdes Genioglossus. Das_von ihm geschiedene, mehr oberflächlich,liegende Bündel^^weic^g^sich .amljdemen Horri ImiTwTckelt., wird-alsMils^uWJ^ciWn^röglossus besonders beschrieben.3. Der Griffelzungenmuskel, Musculus stiloglossus. Er entsteht am.liqiljß^besteht aus bogenförmig nach vorne ziehe:die sich längs der unteren Zun^nflälmirTns'"^lassen.Ein neben diesem befindliches, von ihm aber geschiedenes, longitudinalesFleischbündel, welches sich vorne, zwischen Genioglossus undIl^^oglossus einschaltet, wird als Musculus lingualis besonders bezeichneT"Am Zungenrücken lassen sich drei Arten von Zungenpapillen unterscheiden:a) Die fadenförmigen Zungenpapillen, Papulae filiformes.Sie sind die kleinsten und zahlreichsten, ziemlich gleichförmig über dieOberfläche verbreitet und bedingen, da sie dicht aneinander stehen,das sammtartige Aussehen der Zungejnoberfläßhe. b) Die pilzförmigenZungeTipTä^p^grösser, aber in geringererZahl vorhanden und stets vereinzelt zwischen den fadenförmigen Papilleneingestreut, c) Die umwallten Zungenpapillen, Papulae circumvallatae.Diese sind die grössten und liegen an der Grenze zwischen.dejnLZungenköjr^er^^jm^Zun^ngrunde, und zwar in zwei annähernd.symmetrisch gelagerten"" Linien,' welche in einem nach vorne offenenWinkel zusammentreten. Man zählt deren gewöhnlich nur neun: jedeeinzelne wird von einem dicht angeschlossenen Walle umgeben, der.sich an der unpaarigen, an der Spitze des Winkels befindlichen Papillemanchmal zu einer grösseren Grube, zu dem ^oramen caecum, erweitert.— Am hinteren Theile des freien ZungenrandesT^cIörtT"wo sich die Zungean den weichen Gaumen anschliesst, findetsich eine Gruppe von kurzen,vertical gestellten Leistchen, welche durch seichtere oder tiefere Furchen


Die Zähne. 281begrenzt werden. Diese Formation ist unter dem Namen geblätterteZungenpapille, Papilla foliata, bekannt.Hinsichtlich ihres feineren Baues unterscheiden sich die Zungenpapilleninsoferne von gewöhnlichen Schleimhautpapillen, alg__sjeniehr oder weniger mächtigeErhebungen der Tunica propria darstellen, an deren Oberfläche sicnTHeme Schleim-"hautpapillen, hier secundäre Papillen genannt, befinden. Bemerkenswerth ist dasVerhalten des Epithels, welches sich an der Spitze der Papulae filiformes in einenPinsel feiner Fädchen spaltet, nachdem es früher alle secundären Papillen gemeinschaftlichbedeckt hat. In jeder secundären Papille befindet sich eine einfache Gefässschlinge.In dem Epithel mancher Papulae fungiformes, dann der Papulae foliataeund an den Seitenwänden der Papulae circumvallatae finden sich die sogenanntenGeschmacksknospen, 1 ) eigenthümlicheknospenartige, aus gestrecktenEpithekeUenbestehende Gebilde, in deren Axe eine oder mehrere Sinneszellen (Geschmackszellen)gelegen sind und an deren unteres Ende feine Nervenfibrillen des Nervusfflossopharvngeus heranreichen. Sie sind specifische, dem Geschmackssinn dienendeEnctapparate des genannten Nerven.Die Schleimhaut des Zungengrundes ist durch das Vorkommender sogenannten Zungenbälge (fälschlich Zungenbalgdrüsen genannt)ausgezeichnet. Es_ sind, dtes flache, linsenförmige^ ziemlich_scharf umgrenzteErhebungen der ScntelmTiäuir~aTn^eren "Kuppe sich ein "HeinesGrübchen nelinclet. Die Schleimhauterhebung ist durch Einlagerung vonadenoidem Gewebe in die Tunica propria bedingt und ihre Grösse vonder Masse des adenoiden Gewebes abhängig, daher individuell undnach dem Zustande des ganzen Körpers sehr verschieden.Ausserdem finden sich in dem submucösen Bindegewebe des Zungen-Grundes, und zum Theil selbst weit zwischen die Muskelbündel hineinreichend,zahlreiche kleine acinöse Drüschen.Ein grösseres Aggregat jyon acinösen Drüsen (die Nuhn'sche oderBlandin r scheTyrusef Jjj^TQm Fleische der Zunge vergraben, beiderseitsneben der Mittelebene, nahe der ^unteren Seite der Zungenspitze.Die zahlreichen, kammförmig gereihten arteriellen Gefässe des Zungenfleischesund der Schleimhaut der vorderen Zungenabtheilung besorgt die Arteriaprofunda linguae, jene der Schleimhaut des Zungengrundes die Bami dorsales linguae;beide sind Aeste der Arteria lingualis. Die Venen der Schleimhaut des Zungenrückenstreten am Zungengrunde zu netzförmig verbundenen Stämmchen zusammen,die sich an der Seite des Schlundes zur Vena facialis communis oder unmittelbarzur Vena jugularis interna begeben. Die Stämmchen der Venen, die sich aus derFleischsubstanz entbinden, umstricken netzförmig die Arteria profunda und die Zweigedes Nervus hypoglossus. Der Stamm dieses Nerven leitet stets eine aus der Tiefe derZunge kommende Vene. Die Lymphgefässe der Zungenoberfläche bilden hinterden Papulae circumvallatae Stämmchen, welche von den tiefen Hals-Lymphknoten aufgenommenwerden. Von den Nerven der Zunge versorgt der Hypoglossus dasFleisch. Der- Schleimhautbezirk des Trigeminus wird hinten von den umwalltenPapillen begrenzt, welche mit den Papulae foliatae und mit dem Zungengrunde dasGebiet des Nervus glossopharyngeus darstellen.Die Zähne.Das vollständige Gebiss eines Erwachsenen besteht aus 32 Zähnen,die, symmetrisch auf je eine Ober- und Unterkieferhälfte vertheilt, vierGruppen bilden. Jede Gruppe besteht aus acht Zähnen, und zwar aus*) Syn. Schmeckbecher.


282 Die Zähne.zwei Schneidezähnen, Dentes incisivi, einem Eckzahn, Dens angularis,zwei Backenzähnen, Dentes buccales, und drei Mahlzähnen, Dentesmolares. Die Backenzähne werden auch Praemolares und der letzteMahlzahn Dens tardivus oder Weisheitszahn genannt.Diese Zähne werden auch als bleibende Zähne bezeichnet, zum-Unterschiede von den Milchzähnen, welche, in der Zahl zwanzig, jefiinf;,,auf,_eine KLe.fej±iäIfte^.vertheilt. bis^zum"?. LS5asigto""aas~kinQ^liehe oder Milchgebiss darstellen. Dasselbe untersch^TcUTt sich vomGebiss des Erwachsenen durch den Mangel der Backenzähne, so dass sichjederseits hinter dem Eckzahn die Milchmahlzähne, und zwar 2 an Zahlbefinden. — Im 7. Lebensjahre bricht hinter dem 2. Milchmahlzahne dererste bleibende Mahlzahn durch, und damit ist der Zahn Wechsel eingeleitet.ZuersJjweMeji__dte_Schneidezähnejlurch neue^ergßtzt, dann diebeiden Milchmahlzähne durch die bleibenden Backenzähne, endlichbricht der neue Eckzahn durch. Nach" Vollendetem Zahn Wechsel, ungefährim 12. Lebensjahre, besteht daher das Gebiss aus 24 Zähnen. Nunfolgt ungefähr im 13. Jahre der zweite Mahlzahn, endlich nach dem17. Lebensjahre der Weisheitszahn.An jedem Zahne unterscheidet man den freien Theil, die Krone,dann den im Zahnfleisch verborgenen Hals oder Körper, endlich diein das entsprechende Zahnfach des Kiefers eingekeilte Wurzel. DieSchneide- und Eckzähne haben eine einfache Wurzel, die Backenzähneebenfalls nur eine Wurzel, welche aber zwei mit einander mehroder weniger verschmolzene Wurzeln repräsentirt; die Mahlzähneendlich besitzen zwei oder drei Wurzeln. Die Krone lauft entweder'in eine einfache Kante oder Spitze aus, oder sie besitzt eine mehr oderweniger abgeflachte Endfläche, an welcher sich 2 bis 5 Höcker erheben.Die vier Zahnarten unterscheiden sich auf folgende Weise:Die Schneidezähne sind einwurzelig, mit meisselförmiger Krone, derenvordere Fläche convex, die hintere concav ist. Die Kronen der oberen Schneide-,zahne sind breiter als die der unteren; die mittleren oberen haben die breitesten,die mittleren unteren die schmälsten Kronen; der mediale Rand der Krone ist anden oberen Schneidezähnen länger als der laterale, während an den unteren umgekehrtder laterale Rand der Krone der längere ist. Die Wurzeln der oberen sinddrehrund-conisch, die der unteren seitlich plattgedrückt.Die Eckzähne haben ebenfalls nur eine,, aber sehr lange, mehr oder wenigerdrehrund-conische Wurzel, dann eine spitzige, dreikantige Krone, deren medialeHälfte grösser ist als die laterale, so dass an dieser Asymmetrie der vorderen convexenFläche sehr leicht der rechte Eckzahn vom linken unterschieden werdenkann. Die unteren habenjschmälere Kronen und kürzere Wurzeln.DleTJackenzähne besitzen bereits einen zweiten, lingualen Kronenhöcker,;welcher an den oberen stärker ausgebildet ist als an den unteren und unten amzweiten bedeutend grösser ist als am ersten. Ihre Wurzel ist einfach, bald mehr,bald weniger in der Richtung von vorne nach hinten abgeplattet, am zweiten stetsder Länge nach gefurcht und an den oberen häufig mit getheilter Spitze versehen.Unter den Mahlzähnen ist stets der erste der grösste, der letzte der kleinste,mitunter auch verkümmert. Die Kronen haben drei, vier oder selbst fünf ungleichgrosse Höcker; an den oberen Mahlzähnen besitzt die freie Kronenfläche einenschiefwinkeligen, annähernd rhombischen Umriss; von ihren Kronenhöckern sinddie grösseren lingual gestellt. An den unteren Mahlzähnen ist der Umriss derKronenfläche annähernd quadratisch, ihre grösseren Höcker sind buccal gestellt.Bei ungleicher Zahl der Höcker bildet die Mehrzahl die buccale Reihe. Fünfhöckerigist nur der erste Mahlzahn. Dreihöckerig ist der obere Weisheitszahn, manchmalauch der zweite obere; in diesen Fällen ist der einfache linguale Höcker stets


Die Zähne. 283grösser als jeder einzelne buccale. Die oberen Mahlzähne haben drei, mehr oderweniger divergirende drehrund-conische Wurzeln, wovon zwei buccal gerichtetsind. Die unteren Mahlzähne haben stets zwei platte zusammengesetzte, daher gefurchteWurzeln, deren eine nach vorne, die andere nach hinten gestellt ist. DieWurzeln des ersten unteren Mahlzahnes sind stets nach hinten abgebogen.Während sich dem Besprochenen zufolge die oberen Zähne ohne Schwierigkeitvon den unteren unterscheiden lassen, ist die Diagnose von den Backenzähnenangefangen in Bezug auf das Rechts und Links mitunter sehr zweifelhaft. Zu berücksichtigenwäre dabei noch die in der Regel grössere Breite der hinteren Flächean den Backen- und ersten Mahlzähnen und die Anordnung der Schliffflächen.Die Milchzähne unterscheiden sich von den entsprechenden bleibendenZähnen durch ihre geringe Grösse und unter sich in ähnlicher Weise, wie diebleibenden Zähne. Die oberen Milchmahlzähne haben ebenfalls drei, die unteren nurzwei Wurzeln. Oben ist der erste Mahlzahn grösser als der zweite, während unten,zum Unterschiede von den bleibenden, der zweite mit fünf Höckern versehen, alsogrösser ist.,,. Das vollständige Gebiss ist in einen annähernd parabolischen Bogengebracht, der aber bald mehr, bald weniger offen ist, wodurch sich dieStellung der Schneidezähne regelt; denn je breiter der Bogen, destosteiler stehen die Schneidezähne, während dieselben sich um so schiefereinstellen, je mehr sich der Bogen verengt. Ferner ist die obere Zahnreihelänger als die untere; dies bedingt schon die grössere Breite deroberen Schneidezähne. Daher kommt es, dass die Kronenflächen beimAnschluss cler Zähne sich gegenseitig nicht decken, sondern wechselweisein ihre Zwischenräume eingreifen, in Folge dessen sich auch der obereEckzahn hinter dem unteren einstellt und der untere Weisheitszahnvom oberen überragt wird. Ferner ist cler obere Zahnbogen breiter alsder untere und nimmt diesen derart in sich auf, dass die unterenSchneidezähne sich hinter den oberen einstellen und die oberen Mahlzähnebuccal etwas über die unteren hervortreten. Nur ausnahmsweisekommen beim Anschlüsse die unteren Schneidezähne vor die oberen zustehen, eine Deformation, welche zumeist mit einer eigenthümlichenGestaltung des Craniums einhergeht (Crania progenaea).Ueberzählige Zähne sind selten; häufiger kommt ein unvollständigerErsatz des Milchgebisses vor.Im Inneren eines jeden Zahnes befindet sich eine Höhle, Cavumdentis, die mittelst des sogenannten Wurzelcanales an cler Spitze derWurzel mit einer kleinen Oeffnung mündet. Besitzt ein Zahn mehrereWurzeln, so treten die Wurzelcanäle in der Gegend des Halses zu einergrösseren gemeinschaftlichen Höhle zusammen. In der Höhle sind dieeigenen Gefässe und Nerven des Zahnes enthalten, und zwar eingebettetin eine homogene bindegewebige Substanz, die Pulpa dentis, den Rest clerbestandenen Zahnpapille. — Die_JVerbindung des Zahnes mit demKiefer vermitelt ein zartes, die Alveoleauskleidendes Periost, die Wurzelhaut,welche sehr gefäss- und nervenreich ist, sich aber Vom gewöhnlichenPeriost auch dadurch unterscheidet, dass sie in kurzen, regelmässigenAbschnitten vertheilte Gefässknäuelchen enthält. Das derbe, diefreien Oberflächen und Ränder des Zahnfächertheiles bekleidende, denZahnhälsen sich eng anschliessende Zahnfleisch, Gingiva, ist vollständigdrüsenlos.Das Zahngewebe besteht aus zwei wesentlichen und einer accessonschenSubstanz. Die Grundsubstanz ist das Zahnbein (auch Dentin


284 Die Drüsen der Mundhöhle.oder Elfenbein genannt), Ebur dentis; sie stellt bereits den Zahn in.seinen Hauptumrissen dar. Den^spröden, durscheinenden, epithelartigenUeberzug der Krone liefert der Schmelz (EmaTT^ Substantia vitrea.Die ancleir^Tmz^m^äT Zähne abgelagerte dritte Substanz wird,weil sie sich kaum wesentlich von cler Knochensubstanz unterscheidet,Substantia ostoidea genannt. Bei Säugethieren mit schmelzfaltigen Zähnenfüllt sie die Lücken zwischen den Zahnblättern aus und kittet sie zusammen;sie wird auch Cement genannt.Die folgende Skizze von dem Entwicklungsgange dürfte Einiges zumnäheren Verständniss des Zahnbaues beitragen.Schon im 4. Schwangerschaftsmonate findet man in den Kiefern die vollständigausgebildete Anlage des Milchgebisses. Sie besteht aus ganz geschlossenenBlasen, den ^ahnsäckchen, an deren Grunde sich eine kegelförmige Bindegewebsmasse,die Zahnpapille, erhebt. Die an der Oberfläche der Zahnpapille lagerndeZellenschichte (Odontoblasten) ist das Bildungsmateriale - des Zahnbeins, welches sichschon in der zweiten Hälfte des embryonalen Lebens als ein dünnes Scherbchenausgebildet vorfindet. Das Scherbchen sitzt wie eine Kappe auf der noch verhältnissmässiggrossen Papille und verdickt sich durch Aufnahme neuen Zellenmateriäles,welches ihm die Zahnpapille liefert. Die Folge davon ist, dass mit dem Dickenwachsthumdes Dentins die Papille immer dünner wird und mit ihrem Reste" diePulpa darstellt. Zur vollen Ausbildung, insbesondere in dem Bereiche der Wurzel,gelangt das Dentin aber erst nach vollendetem Durchbruch des Zahnes.Ausser der Zahnpapille enthält das Zahnsäckchen noch einen epithelialenBestandtheil, welcher das Materiale für die Bildung des Schmelzes abgibt; er wirddeshalb als Schmelzorgan bezeichnet. Dieses besteht aus einer einfachen*Lagevon cylindrischen Epithelzellen, welche die Zahnpapille-und das Zahnscherbchenbedeckt und sich von da als innere Bekleidung des Zahnsäckchens ausbreitet. Esentstammt dem Epithel der Mundhöhlenschleimhaut, von welchem es sich durchSprossung abgesondert hat. Die Elementartheile des Schmelzes, die Schmelzprismen,entstehen durch Erhärtung der die Zahnpapille, beziehungsweise das Zahnscherbchenbedeckenden Epithelzellen. Die Schmelzsübstanz besitzt daher dieBedeutungeines epithelialen Ueberzuges des Zahnbeines; sie erlangt .noch vor dem Durchbruchdes Zahnes ihre vollständige Ausbildung und kann nach dem Durchbruch desZahnes nicht mehr ersetzt werden.Im 7. Lebensmonäte brechen die mittleren unteren Milchschneidezähne durch;auf diese folgen die mittleren oberen Schneidezähne, dann kommen die unterenseitlichen, endlich, etwa im 9. Monate, die oberen seitlichen. Im 15* Lebensmonäteerscheinen die ersten unteren Milchmahlzähne, dann die ersten oberen, daraufgewöhnlich die Eckzähne und schliesslich die unteren zweiten und die oberenzweiten Mahlzähne. Mit dem Schlüsse des zweiten Lebensjahres ist die Bildung desMilchgebisses vollendet.Die Keime der bleibenden Zähne bilden sich in Aussackungen der primitivenZahnanlagen in analoger Weise wie die Milchzähne. Die der vorderenZähne sind schon im 5. Schwangerschaftsmonate erkennbar.Eine dritte Dentition soll einige Male beobachtet worden sein; man mussDie Drüsen der Mundhöhle.sie aber wohl von einem verzögerten Durchbruche unterscheiden.Die Drüsen der Mundhöhle gehören der acinösen Gruppe an undkommen theils in der Gestalt kleiner Schleimdrüschen vereinzelt odergruppenweise in dem submucösen Bindegewebe vor, theils bilden siegrössere, selbständige, ausserhalb der Mundhöhle gelegene Parenchyme,die vermittelst längerer oder kürzerer Ausführungsgänge ihr Secret, denSpeichel, in die Mundhöhle bringen. Die ersteren werden gewöhnlichals Schleimdrüsen, die letzteren als Speicheldrüsen bezeichnet.


Die Drüsen der Mundhöhle. 285Die Ausführungsgänge der letzteren haben mehr oder weniger dicke,aus Bindegewebe und elastischen Fasern bestehende Wände und unterscheidensich von den Ausführungsgängen der meisten anderen. Drüsendadurch, dass sie kein Muskelgewebe in sich aufnehmen.Zu diesen Drüsen gehören:1. Die Ohrspeicheldrüse, Parotis. Sie ist. in der Fossa retromandibularisuntergebracht :und schickt ihren Ausführungsgang^HenDuctus porotmeus,*) an * cler lateralen Seite dejLj$as_seter zur Backe; hierbiegt derselbe um den vorderen 'Kand^cles Masseter medial ab, e^rchbohrtden Buccinator und öffnet SK^^ngtex»^dfinx.J- oberen Backenzahnem das Vestibül um ons» Em Iheil des ansehnlichen Parencnymsquillt aus der Grübe heraus und deckt in der Gestalt eines nach vornezugeschärften Fortsatzes der Drüse den hinteren Theil des Masseter.Von diesem Fortsatze isoliren sich nicht selten mehrere Drüsenläppchen,die als Parotis accessoria beschrieben werden.2. Die Unterkieferdrüse, Glandula submaxillaris, liegt ebenfallsausserhalb des Mundraumes, an der unteren Fläche des Mylohyoideus^in dem Grübchen, welches der Kiejerrjyijd^jnj^^uiuicku^Se^(Fossa submaxillaris).TJer"Äusführungsgang, Ductus submaxillaris, 2 ) krümmt sich um denhinteren Rand des Mylohyoideus, um auf den Boden der Mundhöhle zukpmmshT^^mder Caruncula sälivalis mündet'3.' Die'"'ÜnTe7zungen Glandula subungualis, liegtanf__demBocJ,eii i der Mundhöhle, längs der unter dem Zungenrancle nach vorneVerlauf^en^e*n B **^rTslaT^ativalis. Sie_ ist in „mehrere.,. 7—9 kege^örmigeLäppchen getheilt, deren AusTu hrungsgäuge, Ductus subunguales, 3 )selbständig "lin**iremJreien Rajldfi rjfvr Grj^, ^lsmiinden. Nur cja.s.vorderste, grösste Läppchen schickt jjfijjien Ausführungggäüg, DuctusBartholini genannt, n^ch^^yorne^ge^en die Q^lMEjilSwmlj^ n^A.^i'^M-"!l^i w o er s *- cagemeinschaftlich mitd^riDuctussüdDmax^4. Von den kleineren Drüschen wäre vorerst die schon oben(S. 281) erwähnte Nuhn'sche Drüse an der Zungenspitze zu nennen,dann^ahlreiche kleine, einfache traubenförmige Drüschen im Gaumen-Segel, Glandulae palatmae, welche nicht nur unter die beiden Blatter clerScnleimhaut, sondern auch in das musculöse Strickwerk eingetragen sind.Die vordere der Drüsenlagen des weichen Gaumens erstreckt sich beiderseitsneben der Medianlinie auch auf den harten Gaumen. ZahlreicheSchleimdrüschen finden sich auch in dem submucösen Bindegewebe derLippen, der Backen und, wie schon oben bemerkt, der Zunge, Glandulaelabiales, buccales und linguales. Manchmal ist auch das Foramen caecumlinguae die Oeffnung eines längeren Canales, an den sich mehrerekleine Schleimdrüschen anschliessen.Bemerkenswerth ist der grosse Gefässreichthum aller Drüsen,dann das Vorkommen von Ganglienzellen an den Nerven derselben.Als eigentliche Secretionsnerven fungiren in diesen Drüsen Aeste des') Syn. Ductus Stenonianus.2 ) Syn. Ductus Whartonianus.3 ) Syn. Ductus Rivinr.


286 Der Respirations-Apparat.Facialis und Sympathicus. Dass möglicher Weise der Facialis vermittelstder Chorda tympani den ganzen, am Boden der Mundhöhle befindlichenDrüsencomplex zur Thätigkeit anregt, wird in der Nervenlehre gezeigtwerden.Interessant ist die topographische Beziehung aller grösseren Munddrüsenzu arteriellen Gefässverzweigungen: der Parotis zu den Endästen der Carotis externa,der Unterkieferdrüse zu dem Stamme der Arteria maxillaris externa und der Unterzungendrüsezu der Arteria subungualis.B. Der Respirations-Apparat.Zu den Respirations-Organen gehören die Lungen, Pulmones,und die Luftröhre, Trachea. Die letztere stellt einen Schlauch dar,welcher vermittelst des Kehlkopfes, Larynx, unpaarig von der vorderenWand des Pharynx abzweigt, den Hals entlang in die Brusthöhle absteigtund in dieser in zwei Aeste, Bronchi, zerfällt. Das vielfach verzweigteGeäste der Bronchi bildet die Grundlage der zwei Lungenflügel.Durch das Gangwerk der Bronchialverzweigungen und durch unzählige,demselben aufgesetzte Bläschen wird in der Lunge eine grosse,der atmosphärischen Luft zugängliche, freie Fläche gewonnen, derenFlächeninhalt annähernd beim Manne auf 129'84 OMeter, beim Weibeauf 103 - 5 QMeter berechnet worden ist. Vermittelst dieser Einrichtungwird es möglich, dass grosse Mengen in kleine Strömchen vertheiltenBlutes an diese Oberfläche gebracht und dass aus demselben das gasförmigeEndproduct des Stoffwechsels, die Kohlensäure, rasch nachaussen abgegeben, dafür aber in dasselbe aus der Atmosphäre der belebendeSauerstoff aufgenommen, mit einem Worte, der Chemismusder Respiration, eingeleitet wird.Der Mechanismus der Athmung, d. i. die Ventilirung desLungenraumes, ist dem steifwandigen Behälter der Lungen, dem Thoraxund seiner Musculatur übertragen. Durch die rhythmisch auf einanderfolgenden Erweiterungen und Verengerungen des hermetisch abgesperrtenBrustraumes wird frische sauerstoffhaltige Luft in die Lufträume derLungen eingesogen — Einathmung, Inspiratio — und die bereits mitKohlensäure geschwängerte Luft wieder herausgepresst •— Ausathmung,Exspiratio. Ein in die Wand der Luftröhre eingeschaltetes knorpeligesGerüst sorgt dafür, dass der ein- und ausströmenden Luft der Weg stetsoffen erhalten wird. Durch diese Einfügung unterscheidet sich die Luftröhrevon allen anderen röhrenförmigen Eingeweiden, deren Wände stetszu collabiren trachten und nur durch einen Inhalt ausgespannt erhalten'werden können.Die mit dem verschiedenen Luftgehalt wechselnde Form und Lagecler Lungen erfordert es, dass ihre der Brustwand zugekehrten Flächenfrei gelegt und durch einen serösen Ueberzug, das Brustfell, Pleura,:geglättet werden. Es werden aber nicht beide Lungenflügel in denselbenPleurasack aufgenommen, sondern es besitzt jeder seinen eigenenserösen Raum. Da die beiden Pleurasäcke in. der Mitte- nicht zusammen-


Die Luftröhre. 287stossen, so begrenzen dieselben mit den einander zugewendeten BlätternSnjstfelles zwischen dem Sternum und der Wirbelsäule eineIritte Abtheilung des Brustraumes, in welcher das Sl&]pnn.;;hfjjgT7Jp«n^1u^^T , P'-fl mit der: Speiseröhre, dem Herzen und den grossen"Gefässen mitergpbracht^ist: diese wird als Mittelfellraum, Gavümmeäiasiinale, bezeichnet. Er___c^nTnnmicjrt nach oben mit dem Visceralraumdes Halses und naclT'lnTtenlnn^mlt^ferBaucWiötile.Zwei parenchymatöse Organe, die Schilddrüse, Glandula thyreoidea,und das Brie sei, Thymus, werden, wenngleich sie functionell mit demAthmungs-Apparate nichts zu thun haben, wegen ihrer Lagebeziehungenim Anhang zu demselben beschrieben.Die Luftröhre.Die Luftröhre, Trachea, ist ein etwa 12 Cm. langer und etwasausstreckbarer v sjfets offener Schlauch, welche£~vom 5..Hals- —bis-zum4._Brustwirbel reicht, umi „sich* in der Höhe des letzteren unter einembeinahe rechten^ Winkel in zwei Luftröhrenäste, Bronchi, theilt,welche die Stämme für das ganze Gerüst der Luftwege der beidenLungen darstellen und deshalb Stammbronchi heissen mögen. Die_Theilung jler Trachea in dieseJBro.nch,L ist aber^ nicht- vollständig symmefFisch,weil cler rechte^Ifro^^^ und weiter ist als clerlinke} doch ist die Differenz der Länge eine bei weitem grössere alsjene des Calibers. Ferner gehen aus dem rechten.,, weiteren Bronchusnoch vor seinem Eintritte in die Lunge in der Regel drei, aus^dßm,linj^h'^beTnüülF" zwei Astbronchi hervor, die sich im Lungenparenchymin z^x^dhe Zweigbronchi zerlegen. Die letzten feinsten,nur 0'4 Mm. dicken Verzweigungen der Bronchi werden als Bronchiolibezeichnet.Die Grundlage der Luftröhre und ihrer gesammten Verzweigungenbildet ejn^Jbjndegewebiger, HrnrTTjyfen^^geslälfjeter Schlauch, die elasTTsche GrüMlTreTn^ran^^mBrawa efasticd1 derXuftrcun^eTw^TcrieT von .verschieden geformten Knorpelplättchen gestütztund stets offen erhalten wird. Dieses knorpelige Gerüst besteht an derTrachea und in ihren ersten Aesten aus 3—4 Mm. breiten, flachen Spangen,welche quer in die vordere und seitliche Wand eingelagert, etwa zweiDrittel der Peripherie des ganzen Rohres umgreifen und also diehintere Seite desselben frei lassen. Auf den Luftröhrenstamm entfallenetwa 16—20, auf den rechten Bronchus 6—8 und auf den linken etwa9—12 Knorpelringe. Den Uebergang der Luftröhre in ihre zwei Aestevermittelt sehr häufig ein an den letzten Luftröhrenring angesetztermedianer Fortsatz, der in den Theilungswinkel der Trachea eingreift;auch theilen sich die Knorpelringe mitunter gabelförmig, sind manchmaldurchlöchert und gelegentlich mit den benachbarten durch Fortsätzein Verbindung gebracht. An den ersten Zweigbronchi verschmelzendie Knorpelringe mit einander und bilden grössere gefensterte Plättchen;an den bereits im Lungenparenchym befindlichen Bronchialzweigenschrumpfen aber die Plättchen immer mehr, bis sie endlich, bei einemCaltber cler Röhrchen von 6 Mm. Durchmesser, zu ganz feinen Schüppchen


288 Der Kehlkopf.werden und schon an Röhrchen von 1—iy 2 Mm. vollständig verschwinden.Bemerkenswerth ist, dass im Lungenparenchym die Knorpelplättchennicht mehr blos an der vorderen Wand der Bronchialzweigevorkommen, sondern in unregelmässiger Vertheilung die ganze Peripherieder Röhrchen umgeben; in Folge dessen besitzen die feineren Bronchialzweigezum Unterschiede vom Stamme und seinen ersten, ausserhalbder Lunge gelegenen Aesten eine drehrunde Gestalt, während bei denletzteren die hintere, knorpelfreie Wand, in welche zahlreiche quergeordnete, glatte Muskelfasern eingelagert sind, vollends abgeplattetist.Daselbst befinden sich auch grosse Mengen von elastischen Fasern,welche zu Längsbändern zusammentreten und mit den quer liegendenMuskelfasern ein dichtes Gitterwerk darstellen. In den Maschen diesesNetzes befinden sich die Ausführungsgänge traubenförmiger Schleimdrüschen,welche in Gruppen vertheilt aussen auf der Grundmembranin einer locker gewebten Bindegewebsschichte eingetragen sind. Aehnliche,aber kleinere Drüschen finden sich auch in der vorderen Wand. —Die dünne, der Unterlage dicht anliegende, nicht verschiebbare Schleimhautist mit cylindrischen Flimmerzellen bedeckt, deren Härchen einengegen den Ausgang der Trachea gerichteten Strom veranlassen.Alle diese, die Wand der Luftröhre und ihrer Hauptäste zusammensetzendenBestandtheile finden sich auch an den Luftwegen der Lunge;das elastische Gewebe, die Muskelfasern und das Flimmerepithel lassensich sogar bis in die feinsten Verzweigungen der Bronchien verfolgen;nur entfällt mit der Drüsenschichte auch das knorpelige Stützgewebebereits in Röhrchen von 2—1 Mm. Durchmesser.Die Arterien der Luftröhre sind Abkömmlinge der Arteria thyreoidea-inferior,in der Brust der Arteriae bronchiales; ihre Zweige bilden zwischen je zwei Knorpelringeneinen Gefässkranz, der mit den benachbarten durch ab- und aufsteigendeZweigchen anastomosirt. Die Netze der Capillaren bilden 'enge/unregelmässigeckige Maschen. Die Venen der Luftröhre gehen theils in die Venae thyreoideae,theils mit den Venae bronchiales in das Rumpfvenensystem über. Die Lymphgefässesind zahlreich und wurzeln in der Schleimhaut theils mit einem oberflächlichen,feineren, longitudinal geordneten Netze, theils. mit einem tieferen,gröberen Netze, dessen capillare Röhrchen hinten ebenfalls longitudinal, vorne abertransversal geordnet sind. — Die Nerven der Luftröhre besorgen ^erVa^us undSympathicus. — ~~"' »r—-«"-"--—"Der Kehlkopf.Die erste Aufgabe des Kehlkopfes besteht darin, den Zugangzum Respirations-Apparate, die Stimmritze, dem jedesmaligen Athmungsbedürfnissentsprechend zu erweitern oder zu verengern. In dieserEigenschaft wird der Kehlkopf zum Pförtner der Lunge. Er fungirtaber auch als Stimmorgan; in dieser Eigenschaft gestaltet er sich zueinem eigenartigen Mechanismus, der sich im Wesentlichen daraufzurückführen lässt, dass er die sagittal gerichteten, wie Falten aus derSeitenwand des Kehlkopfes hervortretenden Stimmbänder gegen einanderheranzieht und spannt, um sie dem mit Kraft ausgestossenen^ Luftstrome entgegen zu stellen; dadurch wird jenen Bedingungen entsprochen,welche nothwendig sind, um sowohl die Stimmbänder, als


Der Kehlkopf. 289auch die durch die Stimmritze tretende Luftsäule in tönende Schwingungenzu versetzen.Vor Allem kommt es bei der Anlage des Kehlkopfes daraufan, den inneren Ueberzug des Kehlkopfraumes in schwingungsfähigeFalten zu bringen, die Stimmbänder zu schaffen und diese in einenstets offenen Excursionsraum zu verlegen. Zu diesem Behufe erweitertsich das Anfangsstück des luftzuführenclen Rohres zu einem ringsumvon Knorpeln umfangenen Gehäuse. In diesem löst sich die Schleimhautsammt ihrer elastischen Unterlage rechts und links so von demknorpeligen Gehäuse ab, dass sie nur vorn und hinten haften bleibt.So entstehen die Stimmbänder, welche, da sie nur an ihrem vorderenund ihrem hinteren Ende Haftpunkte an dem Knorpelgerüst besitzen,gegen einander hervorgezogen werden können, um den median-sagittalzwischen ihnen befindlichen Zwischenraum^ die Stimmritze, Glottis,zu verengen, gegebenen Falles sogar vollständig abzuschliessen. Abstandund Spannung der Stimmbänder werden dadurch geregelt, dass dieKnorpel, an denen sie haften, beweglich auf einem Grundknorpel aufgesetztsind und durch Muskeln in verschiedene Lagen gegen einandergebracht werden können.Das Gehäuse des Kehlkopfes setzt sichjuis_folgenden KnorpelnzusammehT"—-"" 1. Aus dem Ringknorpel, Cartilago cricoidea. Derselbe ist derTräger jener Knorpel, an welchen die Stimmbänder häTten," somit derGruna r Icnorpel~~des Kehlkopfes, und jenes Skeletstück, an welchem diekräftigsten Kehlkopfmüskeln ihren Ursprung nehmen; man kann ihnauch als ersten^ aber ringsum geschlossenen und verdickten Trachealringbetrachten. Seine Höhe nimmt entlang dem "oberen Rande von vornenach hinten so rasch zu,, dass das hintere Bogensegment beinahe dasVierfache des vorderen Bogehsegmentes erreicht, und sich zu einer steilaufgerichteten Platte gestaltet, welche der hinteren Wand des eigentlichenKehlkopfraumes, zu Grunde liegt. Diese Platte besitzt an ihrerhinteren Fläche zwei durch * eine mediane stumpfe Leiste geschiedeneMuskelfelder undlrägt beiderseits zwei Gelenkflächen, eine convexe amAbhänge ihres oberen Randes und eine flache an der Seite, dort, wosie in das vordere Bogensegment übergeht.2. Aus den paarigen Giessbeckenknorpeln, Cartilagines arytae-'noideae, in schlechter Abkürzung gewöhnlich Aryknorpel genannt. Jederderselben stellt ein längliches Knorpelplättchen dar, welches sich nachoben verschmälert und in eine Spitze auslauft, nach unten aber sich zueiner annähernd dreikantigen Basis verdickt. Der vordere Rand ist sehr:. scharf uncUentlässtin der Mitte seiner Länge — einen F'ortsatz, der den.hinteren Enden der Stimmbän^rzüni Ansätze dient und deshalb Processusvocalis heisst. Die Basis ist mit einer concaven Gelenkfläche versehenund trägt einen lateral austretenden stumpfen Fortsatz, ^der Processusmüscularis genannt wird. Die mediale, schmälere Fläche des Knorpelsist glatt, die laterale Fläche ist rauh und dient Muskeln zum Ansatz. Durchdie lateral concave Krümmung des Knorpels wird eine dem Sohnabeleiner Giesskanne ähnliche Grube gebildet Kleine Knorpelchen,, CartilaginesSantorini, sind an der Spitze der Giessbeckenknorpel durch, Bindegewebebefestigt. v. Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl. 19


290 Der Kehlkopf.3. Aus dem Schildknorpel, Cartilago thyreoidea. Derselbe bestehjaus zwei annähernd vierseitigen Platten, die in einem mehrocjerweniger scharfen, nach hinten offenen Winkel zusämmenstossen und indiesen die. Stimmbänder, die Platte des Ringknorpels und die beidenGiessbeckenknorpel aufnehmen. Zwei Paar Fortsätze, Hörn er, Cornua,die an den hinteren Ecken .„abtreten, vermitteln die Verbindungen, ißg,ScTiildknorpels, und zwar die oberen, längeren, Cornua superiora, durchBändrriassen mit dem grossen Zungenbeinhorn, und die unteren, kürzeren,GoymETvhfeTnioTa, dur^^iji_Ge^enk mit dem Ringknorpel. Da die vorderenRänder der zwei Platten nicht gerade, sondern geschweift sind, so bildetihr Vereinigungswinkel eine bei Mänmn^^t^k vort^^die bekannte Prominentia laryngea, unter der die Stimmbänder angeheftetsind. Die Abrundung ., cler vorderen~~öl5eren^JEcken_ der T'latten bedingtan dieser Erhabenheit eine Einkerbung, die als Incisura, tfiyreoidea bekanntistTTine über die äussere Fläche schief nach vorne absteigende rauheLinie bezeichnet den Ansatz des Musculus sternothyreoideus und desMusculus thyreohyoideus.Die genannten drei Skeletstücke bestehen aus hyalinem Knorpel,nehmen aber im Alter, besonders bei Männern, Kalkablagerungen in sichauf und können selbst vollkommen verknöchern.4. Aus dem Stützknorpel__des Kehldeckels, Cartilago Epiglottidis,der als Klappen Vorrichtung an dem Aditus ad Laryngem angebracht ist. Erb^stelWlülselastischem oder Netzknorpel und ist daher leicht biegsam.Frei gelegt besitzt er die Form_ejner„.Spatel mit einer unteren_ Spitze,die am Vereinigungswinkel der beiden Schildknorpelplatteh^ober demAnsätze der Stimmbänder haftet. An seinem Rücken ist er mit demZungengrunde durch die mediane Plica alossoepialottica ^ imcl^n seinenKänderjQ/^mü^jlen^^iessbeckenknorpein_dujch die Plicae aryepiglottica&verbunden. In diesen Verbindungen und unter dem Einflüsse der spannendenMuskeln bekommt der Kehldeckel im sagittalen Durchschnitteeine S-förmige Biegung, derart, dass sich sein oberer freier Rand gegenden Zungengrund umkrampf, seine hintere, dem Kehlkopfraume zugewendeteFläche aber sich ober dem vorderen Ansätze der Stimmbändernach hinten ausbaucht und dadurch eine, allerdings nur bei bestimmterEinstellung der Zunge deutlich wahrnehmbare Erhabenheit, Tuberculumepiglotticum, erhält.Die Verbindungen der Kehlkopfknorpel stellen sich theilsals Gelenke, theils als Syndesmosen dar.Zu den gelenkigen Verbindungen gehören:Die Articulationes cricothyreoideae. Dieselben vermitteln dejiA^bandan den seitlichen Gelenkflächen des Ringknorpels mit 'einer kleinenGelenkfacette des unteren Schildknorpelhornes. Beide Verbindungenerzeugen ein Charniergelenk mit frontal-horizontaler Axe,„um welchesich der SchildknorpeT auf dem Ringknorpel in sagittaler Excursionsebenedreht. Möglicherweise sind auch kleine Verschiebungen desSchildknorpels an dem Ringknorpel gestattetDie Articulationes cncoarytaenoideae. Sie werden durch den Zusammentrittder concaven Fläche an der Basis der Giessbeckenknorpel mit derconvexen Fläche an den Ecken der Ringknorpelplatte erzeugt. Diewalzenförmige Gestalt der convexen Fläche und dTe Schieflage""derselbeii


Der Kehlkopf. 291ergeben Drehungsaxen, welche in schiefer Richtung nach hinten undoben convergiren und den Giessbeckenknorpeln Excursionen anweisen,in Ebenen, welche lateral geneigt sind und nach vorne convergiren.Die Gelenke sind zwar von einander unabhängig, doch ist anzunehmen,dass beide Giessbeckenknorpel stets symmetrisch und gleichzeitig bewegtwerden.Während ( der Mittellage der hinteren Gelenke befinden sich die medialenFlächen der Giessbeckenknorpel in parallel sagittaler Lage, die Processus vocales sindgerade nach vorne gerichtet und stehen ober dem Hohlraum des Ringknorpels. Drehtman die Processus musculares beider Giessbeckenknorpel nach vorne, so werdendie Processus vocales in eine nach vorne convergirende Richtung gebracht, aberauch einander selbst bis zur Berührung genähert; dabei können auch die Spitzender Knorpel miteinander in Contact kommen, sich sogar kreuzen. Werden aberdie Processus musculares nach hinten gedreht, so bekommen die Processus vocaleseine divergirende Richtung und stellen ihre medialen Flächen in gleiche Flucht mitder Innenwand des Ringknorpels ein; die Spitzen der Knorpel treten dabei weitauseinander.Beide Gelenke sind mit Kapseln und Verstärkungsbändern versehen.Zu den Syndesmosen der Kehlkopfknorpel sind zu rechnen:Das Ligamentum thyreoepiglotticum. Es knüpft die Spitze des Kehldeckelknorpelsunter jigr Incisura thyreoidea anden Vereinigungswinkel derbeiden Schllclknorpelplatten. — Das Ligamentum cricothyreoideum medium.*)Es verbindet den vorderen Halbring des Ringknorpels mit dem unterenRande^d^SchildknOTpels; es ist ein Theil der später zu beschreibendenelasüschen "Kehlkopfmembran. — Die Membrana hyothyreoidea. Sie haftetnach_der_ganzen Breite_des_J£ehlkopfes unten am oberen Seh ilclknorpelrande,oben am Zungenbein: ihre Randbündel, welche~aie Hörner verkjüjpfen,entimItejl.._aelir_Jläufig einen Knorpelkern, Cartilago triticea.Zwischen ihr und dem j^ngenbeinkörjaej^^ sich die Bursa mucosasubhyoidea. — Das Ligamentum "hyoep^lotticum verbindet den Rücken desKehldeckelknorpels mit dem Zungenbeinkörper. — Alle diese Bänderenthalten in grossen Mengen elastisches Gewebe.Die Stimmbänder, Ligamenta vocalia, bilden allerdings auch Bindemittelder Kehlkopfknorpel, jndem sie jaus jiem medianen Vereinigungswinkelder beiden Schildlmorpelpiättenmitten_ durch den Ketffiöpfraumzu den Processus vocales der Giessbeckenknorpel hinziehen; man hat siedaher auch als Ligamenta thyreoarytaenoidea bezeichnet. Sie sind aber dochnur Bestandtheile eines elastischen,, membranösen Gebildes., welches manseiner Gestaltung" wegen als Conus elasticus bezeichnen kann. Indem sichnämlich die Schleimhaut der Trachea sammt ihrer elastischen Grundmembrannach oben in den Kehlkopf fortsetzt, bekleidet sie noch dieinnere Fläche des Ringknorpels im ganzen Umkreise. Oberhalb diesesletzteren löst sie sich aber auf beiden Seiten von dem Kehlkopf-Skeletelos und gestaltet sich so jederseits zu einer freien Membran, welche nurvorne im Vereinigungswinkel der beiden Schildknorpelplatten und hintenan den Processus vocales der Giessbeckenknorpel haften bleibt. So bildetdie Schleimhaut sammt der elastischen Grundmembran von dem oberenRande des Ringknorpels an jederseits eine gegen die Medianebene con-*) Syn. Ligamentum conicum.19*


292 Der Kehlkopf.vergirende Fläche, welche bis zur Höhe des Processus vocalis ansteigt,dort aber mit scharfem Rande lateral abbiegt Diese von beiden Seitenher in die Lichtung des Kehlkopfes vorragenden, sagittal eingestelltenRandtheile der Schleimhaut mit ihren oberen freigelegten Flächenstellen das obere Ende des Conus elasticus, die wahren Stimmbänderdar. An dieser Stelle verschwindet die elastische Grundmembran, indemsie sich in lockeres Bindegewebe auflöst. Jener Abschnitt dieses Conuselastiöus, welcher sich, von dem vorderen Umfange des Ringknorpelsabgehend, am unteren Rande des Schildknorpels unter dem Ansätzecler Stimmbänder anheftet, stellt das bereits erwähnte Ligamentumcricothyreoideum medium dar.Da die wahren Stimmbänder vorne am Schildknorpel zusammentreten,hinten aber an den beweglichen Giessbeckenknorpeln haften,kann ihr Zwischenraum, die Stimmritze, verschiedene Formen annehmen,indem sie sich, je nach der Stellung der Giessbeckenknorpel,bald zu einer schmalen Spalte verengen, bald zu einem Dreieckerweitern lässt.Bis_jetzt_ wurde^^jmr der Zwischenraum _zwischen den. wahrenStimmbändern als Stimmritze Ltezeichnet; dieselbe ist aber länger, daauch oTeSchleimhaut, welche die medialen Flächen der Giessbeckenknorpelund ihre Stimmfortsätze bekleidet, an der Begrenzung derselbenAntheil hat. Desshalb. muss man an. der Glottis zwei Abschnitte jmterscheiden,einen vorderen längeren und einen hinteren kürzeren: dererstere wird als Glottis vocalis,*) der letztere als Glottis respiratoria 2 ) bezeichnetDie Befähigung, durch die vorbeistreichende Luft in Schwingungenversetzt zu werden, bekommen die Stimmbänder dadurch, dass ihre freienSäume auch an den oberen Flächen freigelegt sind. Dies geschiehtdadurch, dass die Schleimhaut, nachdem sie sich zu den wahren Stimmbänderngestaltet hat, sofort bis an die Wand des knorpeligen Gehäuses",(bis an den Schildknorpel nämlich) ablenkt und, wieder zurückkehrend,beiderseits eine Tasche bildet und beim Abschlüsse dieser Tasche einzweites, ober den wahren Stimmbändern vortretendes Paar von Faltenaufwirft. Diese Falten, obwohl in der anatomischen Anordnung denStimmbändern nicht unähnlich, tragen zur Stimmbildung direct nichtsbei und können daher nur als falsche Stimmbänder bezeichnetwerden. Die Schleimhauttasche, welche durch die Ablenkung derSchleimhaut ^u""*Stande_kommt, ist die sogenannte Morgagni'scheTasche, Ventriculus laryngis; sie ist von individuell sehr verschiedenerTiefe; in einzelnen Fällen dehnt sie sich bis an das Zungenbein aus.Ober,, den falschen Stimmbändern weiter, aufsteigend, bekleidet, dieSchleimhaut die Wände jenes Abschnittes des Kehlkopfes, welchen"man^als Vorhof des Kehlkopfes, Vestibulunt laryngis, bezeichnen^kinn undder sich vorne mit dem Kehldeckel begrenzt; darüber hinaus~geht siein die Schleimhaut des Schlundes über, jedoch nicht ohne am Ueber"gange ein neues Faltenpaar aufzuwerten, welches sich von den Seitenränderndes Kehldeckels zu den Spitzen der Giessbeckenknorpel brücken-J ) Syn. Glottis intermembranacea.2 ) Syn. Glottis intercartilaginea.


Der Kehlkopf. 293förmig herüberspannt Es sind dies die Plicae aryepiglotticae, welchesomit mit dem frei gebliebenen Kehldeckelrande die Schlundöffnungdes Kehlkopfes, den Aditus ad laryngem begrenzen. In diese Falten istganz.-in derJNähe der, Spitzen der Giessbeckenknorpel, ein kleinerKnorpelkern, eingetragen, welcher als Wrisberg'scher Knorpel, CartilaMeuneiformis, bekanntTlstMuskeln des Kehlkopfes. Sie_ bestehen, ausnahmslos „aus quergestreiftenFasern Und,,.lassen sich in zwei Gruppen brjngen: in solche,w"elWe^zir den Gelenken in nähere Beziehung treten und deshalb amRingknorpel ihren Ursprung nehmen, dann in solche, welche sphincterartigdie Stimmritze und den Acutus ad laryngem beherrschen.Zur ersten Gruppe gehören:Der Musculus cricothyreoideus. Derselbe entsteht von cler vorderenFlächendes vorderen Halbringes der Cartilago cricoidea und heftet seinegeraden oder schiefHna~ch hinten aufsteigenden Fasern am unterenRandejies Schilclknorpels an. Beide Muskeln nehmen das Ligamentumcricothyreoideum medium zwischen sich.Der Musculus cricoarytaenoideus posticus. Erliegt und entspringt aufdem hinteren Muskelfelde der Ringknorpelplatte und zieht mit seinenconvergirenden Fasern zum Processus muscularis des Giessbeckenknorpels.An seinem unteren RancTe" befindet sich manchmal ein kleinesMuskelbündel, welches zum unteren Hörn des Schildknorpels geht.Der Musculus cricoarytaenoideus lateralis. Er ist einerseits längs demolgeren Rande, des Ringknorpels, andererseits am Processus muscularisdes Giessbeckenknorpels befestigt. Um denselben und die folgendenMuskellagen darzustellen, muss man die eine Hälfte des Schildknorpelsabtragen, indem man sie hinten aus dem Gelenke löst, vorne aber nebendem Ligamentum conicum bis nach oben spaltet.Zu den sphincterartig geordneten Muskeln gehört vorerst:Der Muse, thyreoarytaenoideus internus, welcher _vom Schildknorpelkommend sich in das Stimmband einlagert und am Processus vocalis,auch 7an~^der r "lateralen Fläche^ des Giessbeckenknorpels sich ansetzf.Seine laterale Portion, cler Thyreoarytaenoideus externus, schliesst sich engdem Cricoarytaenoideus lateralis an, und beide treten an der lateralenFläche des Giessbeckenknorpels an den Muse, interarytaenoideus transversusheran. Die queren, über den hinteren Rand der beiden Giessbeckenknorpelgespannten Fasern dieses letzteren haften an den lateralenFlächen jener Knorpel und stellen mit den beiden Stimmbandmuskelnzusammen einen um die Stimmritze gelegenen Sphincter dar.Eine zweite Gruppe von _Muskelbündeln umlagert t den Vorhof undden Zugang zum Kehlkopf. Die wichtigsten derselben sind Bündel,welche vorne von den Schildknorpelplatten ausgehend und die Stimmbandmuskelnüberkreuzend, zum Rand des Kehldeckels verlaufen, derMuse, thyreoepiglötticus; dann Bündel, welche vom Rande des Kehldeckelsabkommen, in der Plica aryepiglottica^ verborgen zu der Spitze desGiessbeckenknorpels gespannt sind (Muse, aryepiglotticus); sie vereinigensich daselbst mit Bündeln, welche von da aus schief über die hintereSeite dieser beiden Knorpel hinweggehen, um zum Processus muscularisder anderen Seite zu gelangen (Muse, interarytaenoideus obliquus).


294 Der Kehlkopf.Die Wirkung der meisten Muskeln ist ziemlich klar; sie haben die Aufgabe,die Giessbeckenknorpel verschieden zu stellen und dadurch die Weite und Formder Stimmritze und die Spannung der Stimmbänder zu regeln. Ein Erweiterer derStimmritze ist der Cricoarytaenoideus posticus, indem er. „die ^beiden Processus*vocales von einander entfernt; dabei bringt er abeT auch die Stimmbänder fast vollsfändlg~zumVerstreichen. Als Verengerer^ wirken der Cricoarytaenoideus lateralis; .und alle sphincterartig um "die Stimmritze "gelegten Muskeln. — Die zum Kehldeckelaütsteigemlen Faserbündel beherrschen den Aditus ad faryngetai. —Die entsprechendenMuskelpaare sind stets gleichzeitig wirksam.Die Veränderungen, welche der Kehlkopfraum und namentlich die aus denSeitenwänden austretenden Stimmbänder während der verschiedenen RespirationsundDeglutitionsacte erfahren, sind erst durch die Anwendung des Kehlkopfspiegelsbekannt geworden. Es lässt sich unschwer nachweisen, dass die Stimmritzebei ruhiger Athmung die Gestalt eines langen Ovales annimmt, dessenQuerdurchmesser sogar grösser werden kann, als die Stimmritze des Todten breitist. An der Umrandung der so erweiterten Stimmritze macht sich der Processusvocalis deutlich als ein kleines Höckerchen bemerkbar. Wenn aber die Bänder zumBehufe der Stimmbildung gespannt werden, so treten sie mit scharfem Saumeaus der Seitenwänd des Kehlkopfes heraus und nähern sich einander. Bei hohen,schrillen Tönen wird der intermembranöse Antheil der Stimmritze zu einerlinearen Spalte, während der intercartilaginöse Antheil durch Berührung der Processusvocales zum vollständigen Abschlüsse kommt. Dabei treten auch die falschenStimmbänder heraus, legen sich aber nur in grösserem Abstände von einander aufdie wahren Stimmbänder und begrenzen mit denselben auf jeder Seite eine Furche,welche den Zugang zur Morgagni'schen Tasche bezeichnet.Die an der Leiche längs-ovale, nach hinten zugespitzte Schlundöffnungdes Kehlkopfes nimmt beim Lebenden eine mehr quer-längliche Form an, weildie beiden Plicae aryepiglotticae nicht nach hinten convergiren, sondern bogenförmigzusammentreten. Der freie Saum des Kehldeckels ist in der Mitte nach obenumgekrämpt und bedeckt rechts und links einen Theil der Plicae aryepiglotticae;seine Wulst ragt stärker hervor und bedeckt den vorderen Ansatz der Stimmbänder,;An den Plicae aryepiglotticae sind hinten zwei kleine Erhabenheiten wahrnehmbar;die eine entspricht der freien, der Santorini'schen Knörpelchen tragenden Spitzedes Giessbeckenknorpels, die andere dem Wrisberg'schen Knorpel. Bei ruhiger,tiefer Athmung ist der Kehlkopfeingang weit geöffnet, die Spitzen der Giessbeckenknorpelstehen weit von einander ab und spannen zwischen sich eine quereSchleimhautfalte, die sich unmittelbar an die hintere Schlundwand anschliesst. Kommtes zur Tonbildung, so treten die Giessbeckenknorpel zusammen und neigen ihreSpitzen nach vorne. Handelt es sich aber um einen luftdichten Verschluss desKehlkopfes, so werden die Giessbeckenknorpel fest aneinander gedrückt' undbringen die wahren Stimmbänder zur gegenseitigen Berührung. Der Kehldeckelwulstlagert sich über die geschlossene Glottis und auf ihn kommen die Spitzen derGiessbeckenknorpel zu liegen.Die Schleimhaut des Kehlkopfes haftet fest am Ringknorpel undan dem Ligamentum conicum, gleichwie auch an den Stimmbändernund am Kehldeckel; an allen anderen Orten aber besitzt sie ein lockeressubmucöses Bindegewebe und lässt. sich leicht ablösen. In diesem Bindegewebefinden sich allenthalben, insbesondere in den Wänden der Morgagni'schenTaschen, Gruppen von Drüsen acinöser Form; nur die"Stimmbänder sind vollständig drüsenlos. — Der epitheliale Ueberzugbesteht aus flimmernden Cyllnderzellen, welche aber an den Stimmbändern,wo auch kleine Papillen vorkommen, durch geschichtetes Pflasterepithelersetzt werden.Der weibliche Kehlkopf unterscheidet sich von dem männlichendurch die geringeren Dimensionen der Knorpel und durch einen stumpferenVereinigungswinkel der Schildknorpelplatten; es sind dies dieselbenFormen, welche auch am kindlichen Kehlkopfe vorkommen.


Die Lungen. 295Die arteriellen Gefässe des Kehlkopfes, Arteriae laryngeae, sind Zweige derbeiden Thyreoideae; die obere durchbohrt die Membrana hyothyreoidea, die unteredringt hinter dem unteren Schildknorpelhorn ein. Der Zweig, den die Thyreoideasuperior durch das Ligamentum conicum zur Schleimhaut .schickt, ist desshalbwichtig, weil er ausnahmsweise einen grösseren Durchmesser bekommen kann. —Die Nerven des Kehlkopfes begleiten die Arterien; sie sind Zweige des Vagus. Derobere verzweigt sich hauptsächlich in der Schleimhaut des Vorhofes und derJforgagni'schen Taschen und in dem Musculus cricothyreoideus, die übrigen Muskelnund die Schleimhaut des unteren Kehlkopfraumes werden von den unteren Kehbkopfnerven versorgt. Eine Anastomose, welche beide Kehlkopfnerven miteinanderverbindet, erschwert die Scheidung der beiden Ramificationsgebiete; doch ist gegenwärtigso viel sichergestellt, dass manche Muskeln, z. B. die beiden Cricothyreoideivon beiden Nerven derselben Seite Fasern zugeleitet bekommen, einige andere hinfegen,wie z. B. die Thyreoarytaenoidei, zwar von denselben Nerven, aber voneiden Seiten her erregt werden.Die Lungen.Die Lungen sind paarige, nach Art der acinösen Drüsen gebauteOrgane, welche in den seitlichen Brusträumen untergebracht und denBrustwänden entsprechend geformt sind. Die Bronchialverästlungen bildengleichsam ihre Ausführungsgänge und vertheilen sich in alsbald zu beschreibenderWeise in dem schwammigen, lufthaltigen Parenchym, umin kleinen, den Drüsenbläschen ähnlichen Räumen, deren Aufgabe es ist,den Chemismus der Respiration zu vermitteln, zu endigen. Der Baudieser Luftwege ist auf S. 287 besprochen.Jeder_prall mit Luft gefüllte Lungenflügel hat eine annäherndxonischenjestaTtTmjt einer^äusserenj den Rippen zugewendeten convexenfläche, einer mediaIen^3sQ[LJÜta^ßn zugewendeten concaven Fläche undpiiiüer' unteren^ebenfalls concaven Fläche, welche auf dem Zwerchfelleruljt Ma,n kann daher an jedem Lungenflügel eine, Rippenfläche,Superficies costalis, eine Herz fläche, Superficies cardiaca, und eineZwerchfell- oder Basal fläche, Superficies diaphragmatiea, unterscheiden.Dasjibere.schmale, in die obere Brustapertur eingeschobene Ende wirdLungenscheitel oder Lungenspitze, Apex pulmonis, genannt. Deruntere, dieJBas^lfläche^-begxenzende Rand der Lunge ist ziemlich scharfuncHn den Zwerchfell-Rippenwinkel eingekeilt. Der vordere Rand istnoch viel schärfer, er ist dem Sternum „ zugewendet und grenzt dieRippenfläche von cler Herzfläche „ah; an der_ linken Lunge besitzt ernafij3__s£inem unteFen" Ende einen tiefen concaven Ausschnitt, Incisuracardiaca. Der hintere Rand scheidet nur undeutlich die Herzfläche vonjenem Antheile der Rippenfläche, der neben den Wirbelkörpern eingelagertist; er entsteht als stumpfe Leiste am Scheitel der Lunge undlauft längs der Reihe der Brustwirbelkörper herab.Die zwei Lungenflügel sinxLnicM^ganz symmetrisch geformt;der rechte ist gewöhnlich etwas kürzer, dafür aber etwas breiter alsder linke. Eine tief eingreifende Furche, _die linkerseits ; .„ungefähr amS\_IntercostaIraum, rechterseits. „etwas tiefer beginnt, schief nach vornüber _die Rippenfläche absteigt und in den _vordererT~Abschnitt desunteren Randes eingreift, thei.lt jeden ^LimgenTlügel^in einen, .oberenund unteren, beziehungsweise vorderen und hinteren Lappen. Eineai, s dieser Furche in der Ebene des Sternalendes der 5. Rippe zum


296 Die Lungen.vorderen Lungenrande ziehende Spalte schneidet vom oberen Lappender rechten Lunge einen kleinen mittleren Lappen ab. An der linkenLunge kommt dieser Lappen nicht vor, doch wird gelegentlich dieBasalfläche durch eine seichte Spalte getheilt.An der Herzfläche, ihrem hinteren Rande genähert, befindet sichdie Lungenpforte, Hilus pulmonis, die_ Ein-^ und ' Aüstrittsfelle"JderBlutgefässe, der Luftröhrenäste und der Nerven; diese Gebilde werdenzusammen als~TJungenstiel, Pedunculus pulmonis, beschrieben. In,jedemLungenstiele befinden, sich zwei bis drei luftleltende Bronchialäste,eben so viele das venöse Körperblut zuleitende Aeste der Arteria^jpulmonalisund die das arterielle Lungenblut ableitenden, Venae pulmon^egr-^teTfn^f"findetman darin Zweige der Arteriae und derVehaebronchiales, zahlreiche Lymphgefässe und Lymphknoten, endlich dasvom Vagus und Sympathicus erzeugte,, die Bronchien umspinnendeNervengeflecht..Die Grundlage der gesammten Bronchialverzwei^nng^bjlden in jederLunge typisch, nämlich in Uebereinstimmung mit dem Gange der erstenEntwicklung und auch mit dem Verhalten bei Thieren, die beidenStammbronchi, welche, durch Abgabe von Aesten mehr und mehr sichverjüngend, bis gegen clie^, untere Lungenfläche verlaufen. Die beiden (ersten, zugleich grössten Astbronchi gehen anfangs in fast quererRichtung ab und sind für die oberen Lappen bestimmt, innerhalb welchersich ihre Zweigbronchi entsprechend der concaven, medialen Lungenflächevertheilen. Alle folgenden Astbronchi gehen vom Stammbronchus1h absteigender Richtung ab und besorgen dorsale und ventrale Zweig-,bronchi, die sich flach nach der Zwerchfellfläche ausbreiten. In demmjtthp£n_JL^pj3_e^^sich der zweite rechteAstEronchus. Bemerkenswerth ist, dass die rechteT Lungenarterie eistunter dem oberen"AstEronchus in die Lunge eingeht, die linke aberschon ober dem ersten Ästbroncliüsr Desshalb wird der obere rechteAstbfönchus als epärterieller/und werden die übrigen Bronchi derrechten Seite und die sämmtlichen cler linken Seite als hyparterielleAstbronchi bezeichnet.Die Oberfläche d_er JLunge ist vollständig freigelegt .undj*lj9$;sie verdankt diese Glätte demuserösen Ueberzug, den sie vom Brustfeile,Pleura, bekommt. Diese Membran senkt sich in alle Einschnitte^;des Organs ein und geht längs dem Pedunculus in das mediastinaleBlatt der Pleura über. Eine^yom Lungenstiele entlang dem hinterenRande zur Basis herablaufehcTe Duplicatur derselben wircTäls Ligamentumpulmonis beschrieben.Bau der Lungen. Die an der Oberfläche einer gesunden Lunge_bemerkbare netzförmige Zeichnung mit sechseckigen oder mehreckigenMaschen ist der Ausdruck der Theilung des Parenchyms in kleine,durch bindegewebige Septa von einander geschiedene Läppchen.Ungefähr 04 Mm. dicke Bronchialzweigchen, Bronchioli genannt, verknüpfendie Läppchen mit dem Geäste der zwischen den Läppchenverlaufenden interlobularen Bronchialzweige. Nachdem sich jederBronchiolus noch vier- bis fünfmal getheilt hat, entstellen die letztenetwa 0'2—03 Mm. dicken Zweigchen der Luftröhre, die Alveolen-'gänge, und diese gehen, trichterförmig sich erweiternd, in die termi-


Die Lungen. 297nalen Luftsäckchen über, von denen etwa 20—25 zu einem Läppchenzusammentreten.Die terminalen Luftsäckchen, auch Trichter, Infundibula,genannt,, sind am Grunde und an den Seitenwänden mit kleinen, halbkugeligen.Ausbuchtungen besetzt, welche als Alveoli "oder Lungenbläschenbezeichnet werden und mit den Endbläschen der acinösenDrüsen verglichen worden sind; sie unterscheiden sich aber von denselbenschon dadurch, dass sie nicht einzeln auf den letzten Endencler Ausführungsgänge sitzen, sondern in einen gemeinschaftlichen Hohlraummünden. Vereinzelte Alveoli finden sich aber auch schon anden Alveolehgängen, vor ihrem Uebergange in die Infundibula. Die terminalenLuftsäckchen hat man ganz treffend mit kleinen Amphibienlungenverglichen.Während die Wände der Bronchioli noch immer eine mehr compacteelastische Fasermasse und ringförmig geordnete glatte Muskelfaserbündelenthalten, auch mit kegelförmigen, flimmernden Epithelialzellenbekleidet sind, löst sich an den AIveolengängen das Muskelgewebeauf und für die Alveoli bleibt nur mehr eine mit Kernen versehene,"Grundmembran zurück, welche von einem gelockerten elastischen Fasernetzeumsponnen wird. Beim Uebergang der Alveolengänge in die Trichterschwindet auch das Flimmerepithel und macht einer einfachen Lage vonEpithelzellen, respiratorisches Epithel, Platz.Das in die Wände der Alveoli eingetragene respiratorischeBlutgefässnetz ist sehr dicht und besteht aus den feinsten, nur füreine_Reihe Blutkörperchen wegsamen Capillargefässen. Es durchziehtdie elastischen Fasernetze und breitet sich häufig über mehrere Alveoliaus. Sind die Luftwege ausgedehnt, so zeigt das capillare Blutgefässnetzeine flächenförmige Anordnung mit unregelmässig polygonalen Maschen;sind sie dagegen collabirt, so schiebt es sich zusammen und seineGefässchen bilden Schlingen, von denen man sagt, dass sie frei in denHohlraum austreten.Die Blutgefässe der Lunge vertheilen sich entlang den Bronchialverzweigungen.JDie feinsten Zweigchen der Arteria pulmonalis liegen indem interstitiellen Bindegewebe der Infundibula, gehen in das"üapillarnetzcler Alveolen über, schicken aber auch Zweigchen unter diePleura und an die Bronchioli. An den letzteren bilden sie ein ebenfallssehr feines, aber mehr longitudinal geordnetes Capillargefässnetz,welches bis an das Netz der Alveolen reicht. Da sich die Arteriaebronchiales in den äusseren Lagen der Bronchioli vertheilen, so kommenAnastomosen mit den feinsten Verzweigungen der Arteria pulmonaliszu Stande, die es erklären, dass durch isolirte Injection der Arteriaebronchiales auch das Netz der Alveoli gefüllt wird. — Die Venae pulmonaleswurzeln sowohl in den Capillargefässnetzen der Lungenbläschen,als auch, wie leicht nachzuweisen, in jenen cler feineren Bronchialzwrige;sie ersetzen daher theilweise auch die Venae bronchiales,deren Wurzeln offenbar im Wesentlichen auf die Lungenpforte beschränktsind. Nebst diesen tiefen, direct zum Hilus verlaufenden Zweigchen der Venaepulmonales gibt es auch oberflächliche, die im subserösen Bindegewebeweitmaschige Netze darstellen und sich dann erst zwischen den Läppchenin die Tiefe zu bereits formirten grösseren Stämmchen begeben.


298 Schilddrüse und Thymus.Die Lymphgefässe der Lunge wurzeln an den Bronchialästen undauch in einem sehr ausgebildeten oberflächlichen, subserösen: Netze,dessen Stämmchen sich theils zwischen den Lungenläppchen, theils erstin der Lungenpforte mit den tiefen parenchymatösen Gefässchen vereinigen.Die in der Lungenpforte befindlichen Lymphknoten, Nodilymphatici pulmonales, schicken ihre Vasa efferentia zu den im Theilungswinkelder Trachea und an den Stammbronchi befindlichen Lymphknoten[Nodi lymphatici bronchiales).Die zu Geflechten verbundenen Nerven der Lunge, Abzweigungendes Vagus und Sympathicus, nehmen sowohl in der Lungenpforte alsauch im Parenchym grössere und kleinere Gruppen von Ganglienzellenzwischen ihre Fasern auf.Das luftleere Parenchym der Lunge todt geborener Kinder besitzt einederbe, fleischige Consistenz; solche Lungen haben daher auch ein grösseres specifischesGewicht und unterscheiden sich durch alle diese Eigenschaften von den lufthaltigen,rosenrothen Lungen von Kindern, die bereits geathmet haben.Das in dem Bindegewebe zwischen den Lungenläppchen abgelagerte körnigePigment kommt erst bei Erwachsenen vor. Bei diesen vergrössern sich auch dieAlveoli und treten nicht selten durch Schwund der Zwischenwände miteinanderin directe Communication.Gesunde lufthaltige Lungen sinken allsogleich ein, wenn der Thorax geöffnetwird. So lange der innen auf den Luftwegen lastende Luftdruck vermöge des festenVerschlusses des Thorax kein Gegengewicht hat, wird die Lunge dem Umfange desThorax entsprechend ausgespannt erhalten und an dessen Wand angedrückt. Dringtaber Luft in den Thoraxraum ein, so wird zwischen dem inneren und dem nun auchwirksamen äusseren Luftdrucke das Gleichgewicht hergestellt und es genügt dieElastnnlä±~-d«s~4TU-ng^rr^^ um die„Jn_ den-lLuftwegeh enthaltene:"EünT'auszutreiben und dadurch einen Collapsus des Organs herbeizuführen.Schilddrüse und Thymus.Die Schilddrüse, Glandula thyreoidea, besteht aus _zwei__an denSeiten der Schildknorpelplatten aufsteigenden Lappen, Cornua lateraliä~~yveiche unter dem Ringknorpel durch eine quere Brücke, denIsthmus, miteinander verbunden werden. Nicht selten besteht noch einmittlerer Lappen, Processus pyramidalis, ein schmaler Parenchymstreifen,der in der Regel linkerseits aus dem Isthmus hervorgeht undneben der Prominentia laryngea bis zum Zungenbeinkörper aufsteigt.— Manchmal beherbergt die bindegewebige Hülle des Organs einBündel quergestreifter Fleischfasern, die sich zu einem vom Isthmusaufsteigenden und am Zungenbeinkörper haftenden Musculus levatorglandulae thyreoideae ausbilden können.Die Schilddrüse ist der Typus einer Drüse ohne Ausführungsgang.Das blutreiche Parenchym besteht aus einer bindegewebigennetzförmig angeordneten Grundlage, Stroma, und aus ungefähr Ol Mm.grossen, jn Gruppen geordneten, ringsumschlossenen Drüsenbläschen.Die von einem groben Capinarnetz^lmispbrihene Membrana propria derletzteren beherbergt eine klare etwas zähe Flüssigkeit und trägt eineAuskleidung von epithelartig geordneten cubischen Drüsenzellen. Häufigund insbesondere im höheren Alter findet man einen Theil der Drüsenbläschenmehr oder weniger erweitert und ihren Inhalt zu einer leimartigzähen Substanz (Colloidsübstanz) umgewandelt.


Schilddrüse und Thymus. 299Accessorische, vom Hauptorgane vollständig geschiedene Theilchenvon Schilddrüsen-Substanz finden sich unter dem Zungenbein, aber auchober demselben vergraben in der daselbst entspringenden Musculatur;sogar in dem Bindegewebe, welches die Wurzel der Aorta und der Art.pulmonalis verbindet, ist ein Klümpchen von wahrem Schilddrüsen-Parenchym aufgefunden worden, gleichwie auch hinter dem Pharynx.Sehr auffallend ist der grosse Gefässreichthum des Organs, denn es nimmtvier, ausnahsweise selbst fünf grössere Arterien in sich auf; es sind die Arteriaetkyreoideae. Anastomosen grösserer arterieller Zweige kommen in der Drüse nichtvor. Die Abfuhr des Blutes vermittelt vornehmlich ein grosses, aus dem Isthmussich entwickelndes und längs der Luftröhre absteigendes Venengeflecht. Ebensoreich ist das Organ an Lymphgefassen. Dieselben treten in kleine, ober undunter dem Isthmus liegende Lymphknoten ein. — Sehr dünn sind die wenigenNerven, welche mit den Arterien in die Schilddrüse eintreten; sie scheinen durchausnur sympathische Fasern zu enthalten, die im Ganglion cervicale supremum undmedium wurzeln.^_Das Briesel, Thymus, besteht ebenfalls aus zwei, aber in der Regelnicht vollkommen symmetrisch geformten und nur durch lockeres Bindegewebemiteinander^ vereinigten Lappen. Dieselben ruhen mit ihrem"oberen schmalen ICnde an der Luftröhre und mit ihrem unteren dickerenEnde in der oberen Abtheilung des vorderen Mittelfellraumes, unmittelbarvor dem Herzbeutel. — Ein in Bezug auf Grösse und Bau vollkommenausgebildetes Organ ist nur beim Kinde und in den Knabenjahren vorhanden.Denn längstens im 15. Lebensjahre beginnt der Involutionsprocessclesselben, wodurch das specifische Gewebe allmälig so aufgezehrtwird, dass nach vollendetem 25. Lebensjahre nur lockeres, fetthaltigesBindegewebe anzutreffen ist.Das Parenchym einer vollkommen ausgebildeten Thymus lässtsieh in 'kleine, durch bindegewebige Septa von einander geschiedeneLäppchen zerlegen; diese sind um einen centralen Hohlraumgeordnet, der sich mitunter in kleine unregelmässige Nebenhöhlen ausbuchtet.Die etwa 0'6—DO Mm. grossen Partikelchen, in die sich wiederjedes einzelne Läppchen scheiden lässt, sind es, welche man früher alsAcini cler Thymus beschrieben hatte. Untersucht man diese genauer, sofindet -man, dass sie im Wesentlichen aus adenoidem Gewebe bestehen.Insoferne schliesst sich die Thymus ihrem Bau nacn~aih~ nächsten denLymphknoten an, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass ihr währenddes embryonalen und kindlichen Lebens eine ähnliche Verrichtung zukommtwie diesen. Fehlen dafür zwar noch zwingende Beweisgründe,so ist doch die grosse Menge von Lymphgefässen bemerkenswerth, diein den Zwischenräumen der Läppchen wurzeln.Die Arterien der Thymus sind Zweige der Arteria mammaria interna und derArteria thyreoidea inferior; sie dringen grösstentheils ins Innere des Organes ein undramificiren sich peripheriewärts in den grösseren und kleineren Läppchen, die siemit einem räumlich ausgebildeten Capillarnetze versorgen. Jene kleinen Arterien,welche an anderen Orten, geschieden von den grösseren, eindringen, vereinigensich zwischen den Läppchen mit den tiefen. — Die Venen entstehen im Innernder Läppchen und treten an der Wand des Centralraumes zu Stämmchen zusammen,welche grösstentheils in die Vena anonyma sinistra münden. Die Lymphgefässe begleitendie Venen.


300 Der Darmcanal und seine Anhänge.C. Der Darmcanal und seine Anhänge,Der Verdauungs-Apparat hat die Aufgabe, die geformten Nahrungsmittelzu lösen und das Gelöste zur Aufsaugung zu bringen. Den wesentlichstenAbschnitt desselben bildet der Verdauungscanal; in ihm gehendie genannten Processe vor sich, jedoch nicht ohne Hilfe von accessorischenApparaten, die sich entweder unmittelbar seinen Wändenanschliessen, oder auch besondere Organe darstellen.Der Verdauungscanal zieht innerhalb der ventralen Leibeshöhledurch den ganzen Rumpf und lässt sich daher in einen Kopf-, Hals-,Brust-, Bauch- und Beckentheil scheiden. Der Kopf- und Halstheil,nämlich cler Mund und Schlund mit ihren Anhängen (Zunge, Speicheldrüsenund Zähne) vereinigen sich mit dem Bruststücke, dem Oesophagus,zum Ingestions-Apparate, dessen Aufgabe darin besteht, dieSpeisen aufzunehmen und sie durch Verkleinerung und Einspeichelungfür den Verdauungsact (Digestion) vorzubereiten; dieser geht indem Bauchtheile vor sich. Das Becken- oder Endstück dagegen sammeltdie Residuen des Verdauungs-Processes, um sie als Excremente durchden After vollends auszuscheiden. Da die Ingestions-Organe bereits invorausgegangenen Abschnitten beschrieben worden sind, so werden sichdie folgenden Blätter nur mit dem Bauch- und Beckentheile des Verdauungsrohresbefassen.Die zwei in der Bauch- und Beckenhöhle liegenden Abschnitte desVerdauungscanales werden gewöhnlich im engeren Sinne des WortesDarmcanal genannt und in drei, nach Form Und Bau von einanderverschiedene Abtheilungen gebracht.Unmittelbar am Zwerchfell geht der Oesophagus in den Magen,Ventriculus, über. Derselbe bildet eine sackförmige Erweiterung destypisch als Cylinder gestalteten Darmcanales und ist mit seiner längerenAxe aus, dem linken Hypochondrium schief über die Mitte nach rechtshinübergelegt. An der rechten Seite der Wirbelsäule geht der Magen indie zweite Abtheilung des Darmcanals, den Dünndarm, Intestinum tenu^über. Derselbe ist das längste Darmstück; er füllt mit seinen unregelmässigenWindungen den unteren BaUchraum vollständig aus undhängt mitunter bis in die Beckenhöhle herab. Gleich anfangs scheidetsich an demselben eine nach rechts aufgebogene, festgeheftete Schlingeab, der Zwölffingerdarm, Duodenum. Dieser geht links neben derMittellinie mit einer nach vorne und abwärts gebogenen Schlinge, Flexuraduodenojejunalis, in den beweglichen, bei weitem längeren Theildes Dünndarmes über. Von diesem letzteren wird die obere HälfteLeerdarm, Jejunum, die untere Krummdarm, Ileum, genannt — DerUebergang des Dünndarms in die dritte Abtheilung des Darmcanales,'den Dickdarm, Intestinum crassum, geschieht in der rechten Darmbeingrube.Der Dickdarm ist kürzer aber weiter als~der~Dünndariri. Erbüdet mit seinem grösseren Antheil eine weit geöffnete, nach untenconcave Schlinge, die als Reif das ganze Convolut des freien Dünndarmsumgreift. Rechterseits aufsteigend, dann über die Mitte weggehend,endlich linkerseits wieder absteigend, gelangt er in die linke Darmbeingegendund erreicht, nachdem er eine zweite Schlinge unter dem Dünndarm-Convolutaufgeworfen hat, das Promontorium, um neben demselben


Der Darmcanal und seine Anhänge. 301ans Kreuzbein und entlang diesem an den After zu gelangen. Der Anschlussdes Dünndarmes an den Dickdarm geschieht aber nicht beimAnfange des letzteren, sondern weiter oben an der Seitenwand desselben,so dass die Uebergangsstelle noch von einem kurzen, blindabgeschlossenen Stücke des Dickdarms nach unten überragt wird. Diesersackartig herabhängende, in der rechten Darmbeingrube lagernde Abschnittführt den Namen Blinddarm, Caecum, zum Unterschiede von dernächstfolgenden grossen Schlinge, die man Grimmdarm, Colon, nennt,und deren Schenkel als Colon ascendens, transversum und descendens voneinander unterschieden werden. Die zweite Uebergangsschlinge wird alsFkxura sigmoidea*) und das Beckenstück des Dickdarms als Mastdarm,Bectum, bezeichnet; ein spulrundes dünnes Anhangsröhrchen des Blinddarmsist der Wurmfortsatz, Processus vermiformis."Von den Anhangs-Parenchymen des Darmrohres entleerenzwei wahre Drüsen ihr Secret in das Duodenum. — Die Leber,Hepar, das grösste parenchymatöse Organ des menschlichen Körpers,liegt asymmetrisch in dem rechten Hypochondrium und überlagert .miteinem nach unten und links scharf austretenden freien Rande einenTheil des Magens und des Duodenums. — Die Bauchspeicheldrüse,Pancreas, ist hinter dem Magen quer vor die Zwerchfellschenkel gelegtund wird an ihrem rechten Ende von der Zwölffingerdarm-Schlingeumgriffen. — Als drittes Anhangsorgan wird die Milz, Lien, 2 )betrachtet, obgleich eine innigere physiologische Beziehung derselbenzum Darm nicht nachweisbar ist. Sie liegt, angeschlossen an den Magen,im linken Hypochondrium.Die Wände des Darmrohres bestehen aus zwei wesentlichenund daher constanten und aus einer accessorischen, nicht allenthalbenvorhandenen Schichte. Zu den ersteren gehört die den ganzen Darmtractauskleidende Schleimhaut, Tunica mucosa, und die den Schleimhautschlauchallenthalben einhüllende Muskellage, Tunica muscularis externa;den accessorischen Ueberzug liefert das Bauchfell, Tunica serosa. Da dieMuscularis von'der Mucosa und Serosa durch eine mehr oder wenigerlockere Bindegewebsschichte geschieden ist, so kommen noch zweiZwischenschichten zu Stande, von denen die eine als Tunica submucosa,die andere als Tunica subserosa bezeichnet wird.Die Schleimhaut des Darmcanales zeichnet sich durch ihrengrossen Reichthum an kleinen Drüschen aus, welche allenthalben in derTunica propria, an einer Stelle (Duodenum) auch in der Submucosa eingelagertsind. Eine wohl ausgeprägte Muscularis mucosae findet sichfortlaufend an der Grenze zwischen Tunica propria und submucosa,und überdies finden sich in der Tunica propria vielfach einzelne Bündelglatter Muskelfasern eingestreut.In cler Muscularis externa sind die Muskelfasern zu zwei Schichtengeordnet; die äussere umfasst nur longitudinal verlaufende, die innerenur quer (circulär) verlaufende Fasern. Beide Muskelschichten sind vollständigin sich abgeschlossen und treten nur ausnahmsweise an einigenwenigen Stellen auf andere Organe oder auf das Skelet über, greifenaber am Halsstück des Oesophagus und am After zwischen querge-') Syn. Colon sigmoideum s. S. romanum.s ) Syn. Spien.


302 Der Darmcanal.streifte Fleischbündel, ein. Sie verengen und verkürzen das durch denInhalt ausgedehnte und verlängerte Rohr; ihre Contractionen sind abernicht dauernd, sie wechseln mit Relaxationen ab und wiederholen sichentweder stehend an einer und derselben Stelle mehrmal, oder schreitenwellenförmig nach der Länge des Darmrohres fort. Geschieht das letzterein der Richtung nach unten, so wird die Bewegung als Motus peristalticus,im entgegengesetzten Falle als Motus antiperistalticus bezeichnet.So weit der Darm freigelegt ist, sei es, um für die eben erwähntenBewegungen, sei es für die Verschiebungen seiner verschiedenen Abschnittegegen die Wand der Bauchhöhle Raum zu schaffen, ist derselbemit einem serösen Ueberzuge versehen. Die Tunica serosabedeckt aber das Darmrohr entweder nur theilweise oder hüllt es vollständigein, je nachdem dasselbe unmittelbar an die Bauchwand geheftetist oder frei beweglich an einem freien Gekröse hängt. Im letzterenFalle haftet das Peritoneum sehr fest an der Muscularis, im ersterenFalle ist das subseröse Bindegewebe an der Verwachsungsgrenze lockerund langfaserig und gestattet, dass die seröse Hülle über der Muscularisin Falten gelegt und abgelöst werden kann. Diese Einrichtung bietet.den Vortheil, dass sich der Peritonealüberzug den variablen VolumsundLageverhältnissen des Organs anpassen kann.Der Darmcanal.Der erste „Abschnitt_des_JDarincanalp.s, der Magen, Jbat massiggefüllt eine birn- oder retortenförmige Gestalt; die Eintrittsstelle jiesOesophagus in den Magen, der Mageneingang, Cardia, liegt links nebendeT Mjttellmie; an der linken Seite desselben besitzt deT~MäTgenTemenach oben gegen das_ Zwerchfell gerichtete Ausbauchung, den Magengrnnd^Fundm.'~Der_weiter unten und rechts von cler Mittel ebene gelegeneAusgang des Magens wird Pförtner, Pylorus, genannt. Dieconcave, nach oben und rechts gewendete Krümmung wird als Curvatümminor, die__jconvexe " nach links' und unten gerichtete Krümmung—alsCurvatura major beschrieben. Der an den Pylorus zunächst anstossendeTheil des Magens, Parspylorica, *) ist nicht selten durch eine an der kleinenCurvatur einspringende Knickungsfurche gegen den übrigen, grösserenAntheil, den man wohl auch als Körper des Magens bezeichnet, abgegrenzt.Nur selten hat man Gelegenheit, an der Leiche einen ganzcöntrahirten, leeren Magen anzutreffen; in diesem Falle stellt erein enges, der grossen Curvatur entlang mit einzelnen kleinen Ausbuchtungenversehenes Rohr dar. Häufig findet man ihn zwar leer,aber mit ausgedehnten Wänden; unter diesen Umständen, fallendie Wände platt aufeinander^ und die Curvaturen_erscheinen als .oberermuf^mterer Rand. Prall gefüllt bekommt der Magen im Querschnittkreisförmige Begrenzungen.Der Magen_„besitzt an seiner vorderen und hinteren „Fläche, joweit dieselben frei sind, einen peritonealen Ueberzug; von den Curva-ftüreir-aus"erstrecken sich breite Verbindungsbrücken zu den nachbar-') Syn. Antrum pyloricum.


Der Darmcanal. 303liehen Organen. Von der kleinen Curvatur zur Leber hin zieht sich daskleine Netz, Omentum minus'; 1 ) an die grosse Cürye~~liefteT~sich derganzen Länge nach das grosse ISfetz, Omentum majus, an. Dieses istdäsTim Laufe der L T h1twicklung umgeformte Gekröse des Magens. Esverbindet den Mägen einerseits mit der Milz (Ligamentum gastrolienale),andererseits mii.„3em.Äliergrinimdai;m (Ligamentum, gastrocolicum), undin weiterer Folge mit der hinteren Rumpfwand, von wo aus die Blutgefässein das grosse Netz eintreten. Zu einer umfangreichen Plattegestaltet, breitet es sich vor den dünnen Gedärmen mehr oder wenigerweit im Bauchraum aus und ist verschiedentlich in Falten gelegt. Dienähere Beschreibung folgt unten.Die Musculatur des Magens besteht zunächst aus den typischenLängs- und Querfasern des Darmcanales und aus eigenthümlichen Bündeln.Die Anordnung der typischen Längs- und Querfasern erleidet amFundus eine Störung, weil die Fasern durch die sackartige Ausbuchtungder Wand auseinander gedrängt werden. Man findet deshalb die Längsfasernnur an der kleinen Magencurvatur in eine dichte Lage zusammengefasst,welche sich bis zum Pylorus verfolgen lässt, während alleanderen Längsfasern des Oesophagus an der Cardia radienförmig gegenden Grund und Körper des Magens auseinander treten, und erst wiederam Pylorus eine dickere Schichte bilden und theilweise in die Längsfaserndes Duodenums übergehen. Die Ringfaserschichte ist allenthalbengleichmässiger geordnet, bildet an der Cardia sich überkreuzendeSchleifen, am Fundus concentrische Reife und am Pylorus, wo^sich dieFasern häufen, einen dicken, derben Kreismuskel, den Sphincter pylori. Diesogenannten "scTTiefen Fasern liegen in innerster Schichte, kommenaber nur in zerstreuten Bündeln vor, welche am leichtesten von innenher, nach Abtragung der Schleimhaut darstellbar sind. — NeuerenUntersuchungen zufolge geht nur ein kleiner Antheil der Längsfaserndes Magens auf das Duodenum über; die Mehrzah]_j-eht in die Tiefe,durchsetzt den Sphincter pylori und theilt ihn in mehrere Bündel. Dadiese Längsfasern, an cler Grenze der Submucosa angelangt, sich miteinandervereinigen, so kommen die geschiedenen Bündel des Sphincterin Schleifen der Längsfaserschichte zu liegen, welche zusammen eineArt Dilatator pylori darstellen könnten.Ausser den zahlreichen verstreichbaren Falten, welche die Schleimhautunter den contrahirten Muskelschichten aufwirft, besitzt derMagenirnJPylorus eine bleibende Falte, die Pförtnerklappe\~Valvula pylori,welche sich an dem im ausgedehnten Zustande getrockneten Magenkreis-jxler halbmondförmig darstellt. Eine ähnliche klappenartige Voi>richtung kommt an der Cardia bei einigen Säugethieren, aber nicht beimMenschen vor.Der Dünndarm ist nicht allenthalben gleich weit, vielmehr anseinem Endstücke um fast den dritten Theil seines Durchmessers engerals beim Abgange vom Magen. Seine spulrunde Form verdankt er dergleichmässigen Vertheilung seiner beiden Muskelschichten, welche allenthalbenin sich geschlossen sind und nur an der Flexura duodenojejunalis*) Syn. Ligamentum hepatogastricum.


304 Der Darmcanal.jenes Muskelband aus der Umgebung der Arteria coeliaca an sich nehmen,welches als Musculus suspensorius duodeni beschrieben wird.Das Duodenum ist der oberste, an_ der hinteren Bauchwand_festgehefteteAntheil dps Dünndarmes. Es bildet eine annähernd kreisförmigeSchlinge, deren beide Enden zwar in gleicher Höhe gelegen, aber insagittaler Richtung gegen einander verschoben sind. Man unterscheidetan dem Duodenum ein oberes Querstück, Pars horizontalis superior,w^bhgj_sich_ an den JrYlorus anschliesst und nach hinten und rechts• gerichtet ist, ein absteigend'es" Stück, Pars descendens, welches,ander rechten Seite der Wirbelsäule liegt, ein unteres Qu er stück,Pdrs "horizontalis inferior, welches medial vor die Wirbelsäule hinzieht,und ein aufsteigendes findstück, Pars ascendens, welches"vor derWirbelsäule nach oben bis zur Flexura duodenojejünalis verlauft.Die^verscm^e^JnT 11 Antheile gehen mehr'oder weniger'bogenförmig ineinanderüber. Ebenso wie das Duodenum selbst, ist auch sein Gekröse,in welchem der Kopf des Pancreas liegt, an der hinteren Bauchwandfestgeheftet.An der Flexura duodenojejünalis löst_sicbLder Dünndarm von derhinterejn_Bj,uchwand ab und verlauft mit seinen weiteren zweT Ähtneilen,dem Jejunum und dem lleum, freijind mit einem freien GekröseyCTsehen, in zahlreichen Schlingen durch den BaUchraum, bis gegen dierechte Fossa~iliaca7 wo 'sicbTdas Endstück des IleunTlih "den DickdarmanschliesstIm leeren und contrahirten Dünndarm legt sich die Schleimhautallenthalben in Längsfalten zusammen, welche sich an Querschnittenzu einer Sternfigur gruppiren. Die Falten verstreichen aber sogleich,wenn der Darm durch ein nachrückendes Contentum ausgedehnt wird,und unterscheiden sich dadurch von jenen queren, im Duodenum undJejunum befindlichen zahlreichen Falten, welche nie verstreichen undsich umsomehr aufrichten, je mehr das Darmrohr ausgespannt wird.Man nennt die letzteren Plicae conniventes; ') sie kommen nur im Duodenum,von dem absteigenden Stücke an, micHm Jjejunum_.vor und bildentheils sichelförmige Leisten, welche mehr als die halbe Peripherie desDarmrohres umgreifen und stellenweise untereinander zusammenfliessen;,theils umziehen sie auch isolirt das ganze Rohr in vollem Kreise. Siehaben offenbar zunächst die Aufgabe, die SchleimhautoberfTäche zu vergrössern,dann aber auch den Speisebrei in spiraligen Touren an der (Wand herumzuführen und dadurch eine innige Vermengung desselbenmit den Darmsäften und den ins. Duodenum abgelieferten Secrefen desPancreas und der Leber zu bewirken. Eine an der hinteren WancLdesabsteigenden Stückes des Zwölffingerdarmes, bemerkbare longitudinaleWulstung, die sogenannte Plica longitudinalis duodeni, bezeichnet denVerlauf., des Endstückes des Gallenganges, welcher vereint mit dem Xusführungsgangdes Pancreas nahe dem unteren Ende des Wulstes mittelsteiner schlitzförmigen Oeffnung in den Darm ausmündet. Der Dickdarm unterscheidet sich von dem Dünndarm schon durchseine äussere Form; er ist nämlich nicht wie dieser drehrund, sondernes erheben sich an seiner Wand ; drei Reihen blasiger Buchten, : denen*) Syn. Valvulae conniventes Kerkringii.


Der Darmcanal. 305im Innern eben so viele_ Taschen, die sogenannten Haustra coli, ents^echen.Quere Einschnürungen, welche innen als sichelförmige Falten,Plicae sigmoidede, vortreten, scheiden je zwei benachbarte Ruchten7*unddrei längs absteigende glatte Streifen, Taeniae coli,*) sondern die dreiiteihen der Haustra von einander. Diese charakteristische Form findetsich am ganzen Dickdarm jniL Ausnahme des Mastdarms, der wiedereine drehrunde Form annimmt; sie ist eine Folge der ungleichmässigenAnordnung der Muskelfasern, namentlich der longitudinalen, von denennur ein geringer Theil allen Einsenkungen der Wand folgt, der grössereTheil aber sich in die drei Taeniae coli scheidet. An der*, Flexurasigmoidea werden die Taeniae nach und nach breiter und in Folgedessen die Haustra kleiner, bis endlich am Mastdarm wieder eine mehrgleichmässig um den ganzen Umfang des Rohres vertheilte, nur an dervorderen Seite etwas verdichtete Längsfaserschichte zu Stande kommt.Der Blinddarm begreift drei grössere Haustra in sich und gerade da,wo die drei Taeniae zusammentreten, geht aus demselben cler wurmförmigeAnhang hervor, welcher mit den Jahren oft genug an seinemEnde verödet. Die namentlich an den Einbiegungen der Dickdarmwanclhaftenden, in deFRegel mit_Fett gefüllten Anhängsel werden als Appendices"epiploicae beschrieben.Der Blinddarm jst häufig vollständig, frei, von Peritoneum bekleidetund nur durch eine Peritonealfalte, Ligamentum intestini caeci,uüt-der--seitllchen Bauchwand "verbunden. "In anderen Fällen ist seinehintere Fläche ganz oder theilweise in der Fossa iliaca festgeheftet. Deraufsteigende Grimmdarm, Colon ascendens, ist sammt seinem Gekrösantheiltheils an der hinteren' Bauchwand, theils an der vorderen Seitedes Duodenums und des Duodenal-Gekröses angeheftet und hat deshalbnur vorne und lateral eine freie, von dem Peritoneal-Epithel bedeckteFläche. Er geht an der unteren Fläche der Leber mit einer scharfenKrümmung^ Flexura coli hepatica 2 ) in den Quergrimmdarm, Colontransversum, über. Dieser Dickdarmantheil zieht im Allgemeinen quer,jedoch stellenweise leicht auf oder abwärts gebogen, unter dem Magenhinweg nach links, bis an das untere Ende der Milz, wo er sich insteilem Bogen, Flexura coli lienalis 3 ) in das Colon descendens fortsetzt.Bas-Xlolon transversum ist überdies dadurch ausgezeichnet, dass es einfreies Gekröse besitzt, daher in beträchtlichem Umfange beweglich istund dass es mit dem grossen Netze in Verbindung steht. Der absteigendeGrimmdarm, Colon descendens, reicht, von d^_Flexura _colilienalis senkrecht nach unten ziehend, bis in die linke Darmbeingrube;cFiiTsammt seinem Gekrösantheile an der hinteren Rumpfwand befestigtund besitzt daher, wie das Colon ascendens, nur vorne und lateral einefreie, vom Peritoneal-Epithel überzogene Fläche. In der linken Darmbeingrubewird der Grimmdarm und sein Gekröse wieder frei^ und istweiterhin in zwei bewegliche Schlingen, Flexura sigmoidea, gelegt,welche, je nach dem Füllungszustande, sich theilweise ober dem Beckenoingange,theils im Beckenraume befinden. Unterhalb des Promontoriums') Syn. Fasciae coli.5 ) Syn. Flexura coli dextra.3 )- Syn. Flexura coli sinistra.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 20


306 Der Darmcanal.geht die Flexura sigmoidea in den vor dem Kreuzbein absteigendenMastdarm über.Die SchTeimhaut des Dickdarmes bildet entsprechend denäusseren Einbiegungen eine ganze Reihe nicht auflösbarer Falten. Dahingehören zunächst die bereits erwähnten Plicae sigmoideae; ferner einebeim Uebergang des Dünndarms in den Dickdarm befindliche echteklappenartige Vorrichtung, die Valvula coli, ] ) welche aus„zwei durch denZug" der longitudinalen Muskelfasern gestützten Schleimhaut-Duphcatureiijeiner oberen uncleiner juiteren r .lifisteht. Die obere Falte liegt annäherndhofrzöliläTlind umgreift als erste und grösste Plica sigmoidea mehr alsdie halbe Peripherie des Dickdarms, während die kleinere untere Falteschief gegen diese aufsteigend nur die Lichtung des Dünndarmendesverlegt. Es ist kaum daran zu zweifeln, dass die Klappe so lange denRücktritt des Dickdarm-Inhaltes in den Dünndarm verhindert, .als derDarm nicht übermässig ausgedehnt wird. Eine andere kleine, halbmondförmigeFalte verengt den Zugang zürn Wurmfortsatz. Eine sehr_wichtigebleibende Falte befindet sich endlich, neben anderen verstreichbaren, durcji, ZusammTenschieben des Rohres^ entstehenden. Falten, im Mastdarm, etwa10 Cm. ober der Afteröffnung, in der Nähe der Steissbeinspitze; sie istziemlich constant und erstreckt sich zumeist von der rechten auf dievordere Wand des Mastdarmes; sie heisst Plica transversalis recti. An ihrerBasis sind die circulären Muskelfaserbünclel etwas dichter gehäuft (Sphincterani tertius). Ihr entsprechend zeigt sich am gefüllten Mastdarm eine Einziehungund ihr gegenüber eine Ausbauchung. Beim Bestände einerzweiten, höher oben gelegenen, aber kleineren Falte verliert das Rohrvollends seinen geradlinigen Verlauf und bekommt wiederholte Biegungen,die sich bei Kothstauungen mehr oder weniger zusammenschieben. —Noch ist eine &ghleimhautformation zu erwähnen, die unmittelbar ober derAfteforTnung vorkommt und den Uebergang13ex Schleimhaut in die aül^£^"Haut kennzeichnet. Hie bestellt in fünf bis acht längsgerichteten Schleimhätrtieisten,'Columnae Morgagni, welche sich gegen den After hin verbreiternund an einen diesen letzteren umgebenden Ringwulst anschliessen unddadurch taschenförmige Grübchen, Sinus Morgagni, begrenzen.In Betreff der Muskelschichten des Dickdarms wäre noch nachzutragen,class__sich. die Kreisfaserschichte ober,cler Afteröffnung zu einemSphincter ani internus verdichtet, an den sich eine aus quergestreiftenFasern bestehende äussere Klemme,, der Sphincter ani externus, anschliesst.Ferner ist in Betreff der Längsfasern des Mastdarms noch zu bemerken,dass sich die der vorderen Wand in jene fleischig-bindegewebigeLamelle einflechten, welche *die Prostata und den Mastdarm trennt, dieanderen aber bündelweise den Sphincter ani externus durchsetzen undschlingenförmig umgreifen, derart, dass sie eine Art Dilatator anidarzustellen scheinen. Zwei Bündel der Längsfaserschichte treten_aberschon früher vom Mastdarm' ab und inseriren sich am SteTssbein. Dieseletzteren sind es, welche man als Musculi rectococcygei beschreibt Wiees scheint, gehen die eigenen Längs- und Querfasern des Mastdarmsstellenweise in einander über; auch ist der Uebertritt von Fasern desLevator ani in die Sphincteren nicht zu bezweifeln.3 ) Syn. Valvula iliocaecalis.


Der Darmcanal,307Die Länge des ganzen Darmrohres vom Pylorus bis zum Anus beträgtungefähr 8 Meter; davon entfallen 6-2 auf den Dünndarm und 1-8 auf den Dickdarm.Die Länge des ganzen Rohres verhält sich daher zur Körperlänge etwa wie5—6 : 1, beim Neugeborenen etwa wie 7—8 ; 1. Wenn der quere Durchmesserdes oberen Dünndarmantheiles ungefähr 40 Mm. beträgt, so dürfte der des unterenkaum mehr als 30 Mm. betragen. — Beim Neugeborenen ist übrigens der Dickdarmim Verhältniss zum Dünndarm viel enger und am Magen der Fundus wenigergebuchtet.Gefässe und Nerven des Darmcanales verlaufen in den Gekrösenvon der Rumpf- zur Darmwand. Die arteriellen Gefässe sind Abzweigungender drei unparigen Aortenäste: der Arteria coeliaca, dermesenterica superior und inferior, an die sich unten Zweige der Beckenarterieanschliessen. Bemerkenswerth sind die wiederholten Anastomosen,welche die einzelnen Arterienzweige in den Gekrösen und Netzen miteinander verknüpfen. Aus ihnen geht eine Anastomosenkette hervor,welche sich vom Magen angefangen entlang dem ganzen Darmrohre biszum After fortzieht. Die Bedeutung dieser Einrichtung ist offenbar darinzu suchen, dass jedem Darmstücke auch dann die hinreichende Blutmengezugeleitet werden kann, wenn durch die verschiedenen Faltungenund Knickungen der Gekröse die directe Blutzufuhr in einem oder demanderen Aste ein Hinderniss erfährt. Dass die Venen des Darms mitjenen der drüsigen Anhänge die Pfortader bilden, und wie sich dieseverhält, dass ferner die Lymphgefässe sich in dem Truncus coeliacusvereinigen und auf dem Wege dahin im Gekröse zahlreiche Lymphknotendurchsetzen, wird in den Abschnitten über das Gefässsystemgezeigt werden. Ebenso wird später ausgeführt werden, dass dieNerven des Darms hauptsächlich in den sympathischen Ganglien undGeflechten wurzeln, welche den Ursprung der Arteria coeliaca umgeben,und dass sie auch Antheile des Vagus und spinaler Nerven enthalten.Die feinsten Ausläufer dieser Nerven bilden in der Darmwand zwei Geflechte,von denen das erste in die Mucularis externa, zwischen dieQuer-jmd Längsfaserschichte, eingelagert ~uncl für die" Versorgung deräusseren Mu^k^lschicKfe "bestimmt ist. Es führt den Namen Plexusmyenterieus, Auerbach'scher Plexus. Der zweite, Plexus entericus,Meissner'scher Plexus, breitet _sich in cler Submucosa aus und schicktseine peripheren Zweige vorwiegend in die Tunica propria der Schleimhaut.Beide diese Plexus erstrecken sich über den ganzen Dünn- undDickdarm und zeichnen sich durch zahlreiche, in die Knotenpunkte aufgenommeneGanglienzellen aus.Die Magenarterien verlaufen entlang den Ansätzen der Netze, ein Paar vonrechts nach links, das andere von links nach rechts; die am concaven Bogen heissenArteriae gastricae, die am convexen Bogen Arteriae aastro-epiplmcaef~]erie,. welche anden Grund kommen, sind die Arteriae gastricae breves. Alle gehören zu dem Verästlungsgebieteder Coeliaca; es zweigt jedoch nur die linke Arteria gastrica direct vonihr ab, die übrigen sind mittelbare Zweige derselben; die beiden rechten sind Abkömmlingedes absteigenden Astes der Hepatica, die linken Abkömmlinge derLienalis. Die Hepatica besorgt noch einen kleinen Bamus pyloricus. In Betreff derOastroepiploica deactra ist noch zu bemerken, dass sie hinter dem Pylorus an diegrosse Curvatur herankommt. — Das obere Stück des Zwölffingerdarms wirdvon den Arteriaepancreatico-duodenales superiores der Hepatica, das untere Stück voneinem Zweige der Mesenterica superior versorgt; dieser ist es auch, welcher denZusammenhang des Stromgebietes der Coeliaca mit dem der Mesenterica superiorvermittelt.20*PACULDAOJT oe «MIEOICINA um


308 Bau der Darmschleimhaut.Der freie Dünndarm bekommt seine Zweige aus der grossen, durch einedoppelte Reihe von Arcus vasculosi verknüpften Astfolge der Mesenterica superior. Ausderselben Arterie gehen Zweige zum Blinddarm, die lleocolica, ferner zum aufsteigendenColon, die öolica dextra, und zum queren Colon, die Colica media; die letztgenannteist diejenige, welche die Astfolge der oberen Gekrösarterie an die derunteren knüpft, und zwar zunächst an jenen Zweig derselben, welcher das absteigendeColon versorgt, nämlich an die Colica sinistra. Die Flexura sigmoideaund der Mastdarm nehmen die weitere Astfolge der Mesenterica inferior für sichin Anspruch. Der Endast derselben, die Haemorrhoidalis superior, reiht sich anZweige der Hypogastrica, namentlich an die Haemorrhoidalis media und diese an dieAfterarterie, die Haemorrhoidalis inferior aus der Pudenda communis. — Das Gebiet derarteriellen Darmgefässe ist daher kein vollständig in sich abgeschlossenes, sonderncommunicirt, wie das Pfortadersystem, auch mit jenem der Beckengefässe und mitjenem der Rumpfwände. Die letztere Verbindung erfolgt an den Haftstellen der Gekrösean der Rumpfwand, in welche feine Zweigchen der Arteriae lumbales eintreten.Bau der Darmschleimhaut.Die Tunica propria der Darmschleimhaut ist dadurch ausgezeichnet,dass in ihrer bindegewebigen Grundlage allenthalben zahlreiche lymphoideZellen enthalten sind, so dass dieselbe als eine Zwischenform zwischendem fibrillären Bindegewebe und dem adenoiden Gewebe erscheint. —In die Lücken der bindegewebigen Grundlage sind ferner noch kleine,dicht zusammengedrängte schlauchförmige Drüsen eingetragen. Diein den tiefen Lagen befindliche, der Schleimhaut eigenthümliche Muscularismucosae ist besonders im Magen und im untersten Theile desMastdarmes mächtig ausgebildet; sie lässt sich aber auch im Dünndärmenachweisen, wo sie in die oberflächlichen Schichten, selbst bisin die Zotten, abzweigende Bündel aussendet —Der Epithelüberzugbesteht von der Cardia angefangen bis zum After aus einer einfachenLage cylindrischer Zellen. Da bereits ein geringer Grad von Macerationhinreicht, den Zusammenhang der Zellen unter sich und mit der Schleimhautzu lockern, so fallen sie bald nach dem Tode ab, während sichdas geschichtete Pflasterepithel des Oesophagus oft genug noch in Röhrenformabschälen lässt. Den Rand des Oesophagus-Epithels kann man sehrhäufig mit freiem Auge an der Cardia an einer gezackten Linie erkennenund somit ohne Mikroskop die Grenzen der beiden Epithelformen bezeichnen.— Von der Muscularis externa scheidet sich die Tunica propriadurch eine locker gewebte submucöse Bindegewebsschichte, welchenebst dem Meissner'schen Nervengeflechte die feineren Verzweigungender Blutgefässe enthält. — Die Anordnung der genannten Bestandtheileund die kleinen Schleimhauterhebungen, die Zotten, ergebencharakteristische Kennzeichen für die einzelnen Abschnitte derDarmschleimhaut.Die Schleimhaut des Magens zeichnet sich durch ihre Dicke, dengrösseren Reichthum an eigentümlichen Muskelfasern und durch diezahlreichen Drüsenschläuche aus, welche wie Pallisaden so dicht gedrängtneben einander stehen, dass sie nebst einer geringen Menge?interstitiellen Bindegewebes den Hauptbestandtheil der Magenschleimhautdarstellen. Ihre dicht gesäeten Mündungen werden gruppenweisevon kleinen kammförmigen Wällen umstellt. In der Pars pylorica liegendie Oeffnungen etwas weiter aus einander und werden durch kleine


Bau der Darmschleimhaut. 309zottenartige Erhabenheiten, Plicae villosae, gruppenweise von einandergeschieden.Man unterscheidet zwei Arten von Magendrüsen: Schleimdrüsenund Labdrüsen; beide gehören der Gruppe der schlauchförmigenDrüsen an, unterscheiden sich aber wesentlich durch die Formund Beschaffenheit der Drüsenzellen. Bei den Schleimdrüsen zeigen dieselbeneine durchaus einheitliche, cylindrische_ Gestalt; in den Labdrüsenkommen hingegen zweierlei Zellen "Vor; die einen sind grösser,von rundlich eckiger Gestalt und zeigenejne_ trübe, fein gekörnteBeschaffenheit des Zellleibes; sie werden Labzellen oder delomorpheZellen genannt Die anderen, adelomorphe Zellen, sind kubisch oderkurz cylindrisch und besitzen einen blassen, homogenen, durchsichtigenZellkörper. Sie bilden zunächst' die fortlaufende Wandbekleidung desDrüsenschlauches, während die delomorphen Zellen zwischen ihneneinzeln eingelagert sind und im Allgemeinen nicht bis an die Lichtungdes Schlauches heranreichen, vielmehr an der äusseren Oberfläche desDrüsenschlauches buckelartige Vorbauchungen erzeugen. Eine Anzahlvon 4 bis 6 Labdrüsen mündet stets gemeinschaftlich in einer kleinenVertiefung der Schleimhaut aus. Die Labdrüsen sind über die ganzeMagengegend verbreitet, die Schleimdrüsen kommen aber nur in derPars pylorica vor, weshalb man die ersteren auch als Glandulae gastricae,die letzteren als Glandulae pyloricae bezeichnet.Am Grunde derMagendrüsen und zwischen sie hineinreichend findetman stellenweise, Besonders aber in dem pylorischen Theile des Magens,grössere .oder kleinere Ansammlungen von adenoidem Gewebe, balddiffus, bald zu deutlich ausgeprägten Lymphknötchen gestaltet Fürdiese war "früher die Bezeichnung Glandulae lenticulares gebräuchlich.Die aus der Submucosa aufsteigenden feinen Arterienzweigchenerzeugen ein die Schleimhaut nach ihrer ganzen Dicke räumlich durchziehendes,feines capillares Netz, in dessen Lücken die Drüsenschläuchestecken. Es begrenzt sich an der Oberfläche mit einem gröberen Netze,dessen Maschen die Drüsenmündungen umgeben. Die Venen gehen nichtallenthalben aus dem Capillarnetze hervor, sondern nur aus dem oberflächlichstenTheile desselben. So gelangt alles Blut zuerst zu denDrüschen, dann zu dem oberflächlichen weiteren Capillarnetze und erstdurch dieses hindurch in die Venenwurzeln. Auf diese Anordnung derCapillaren stützt sich die Ansicht, dass das tiefe Netz die Secretion desLabsaftes zu besorgen habe, das oberflächliche Netz aber der Resorptiondiene. — Die Lymphcapillaren bilden zwei durch die Muscularismucosae geschiedene Netze.Die Schleimhaut des Dünndarms unterscheidet sich von der Schleimhautder anderen Abschnitte des Darmcanals durch ihr sammtartigesAussehen, welches sie den Zotten, Villi intestinales, verdankt, kleinen,05—1 Mm. langen faden- oder blütterförmi^en Verlängerungen derGrundsubstanz, welche besonders im oberen Dünndarmtheile so dichtgedrängt beisammen stehen, dass man etwa 12 Stück auf einen QuadratmillimeterSchleimhautfläche rechnet und ihre Gesammtzahl auf wenigstens4 Millionen abschätzt. Sie sind ohne Zweifel die wichtigsten Resorptions-Apparate für den -durch die Verdauung gewonnenen Speisesaft Ihre


310 Bau der Darmschleimhaut.Structurelemente sind dieselben, wie jene der glatten Schleimhauthaben aber eine etwas verschiedene Anordnung.Die Darmzotten bestehen aus einem Grundgewebe, welches, sowie die Tunica propria im Allgemeinen, aus fibrilläremBindegewebemit zahlreichen lymphoiclen Zellen hergestellt wird. An ihrer OberflachTtragen sie ein einschichtiges Cylinderepithel, dessen Zellen durch einen"äusserst feingestreiften cuticularen Beleg (Basalsäum) an ihrer freienOberfläche ausgezeichnet sind. Unmittelbar unter dem Epithel breitetsich ein dichtes, rundliche oder längliche Maschen bildendes capillaresBlutgefässnetz aus, welches von kleinen, oberflächlich von der Basisder Zotte zur Spitze aufsteigenden arteriellen Endzweigchen gespeist wird.Unter diesjem_ Netze befindet sich_ eine Schichte longitudinal geordneterglatter Muskelfasern, welchen die Zotte ihre Qontractilität verdanktGanz im Innern der Zotte befinden sich endlich die Anfänge der CrTylusgefässe!Die Form "dieser letzteren variirt; bald erscheinen sie netzförmigbald als einfache, am Ende kolbig aufgequollene^ centrale"Lymphräume. Die Netzform findet sich nur in breiten ^ZottenTallerdingsbald mehr, bald weniger ausgebildet; manchmal findet man nur zweiaufsteigende Gefässchen, die während ihres Verlaufes. durch ein Querästchenmit einander in Verbindung treten und blind endigen, odererst im freien Ende cler Zotte schlingenförmig in einander umbiegen.Einfache kolbige Chylusräume kommen nur in fadenförmigen Zottenvor. Beide Formen sind nur als Ausläufer des in die glatte Schleim-.hautfläche eingetragenen Lymphgefässnetzes zu betrachten. Sie unterscheidensich immer von den Blutgefässnetzen durch die Weite derRöhrchen und wesentlich durch die Lage, da das Blutgefässnetz wieein Korb über sie gestülpt ist. Dass diese Räume dem Chylusstromeconstante Bahnen anweisen, haben die Injectionen sichergestellt. — DerGrad der Füllung der Chylusräume und der Zustand der Muskeln musssehr wesentlich auf die Form der Zotten Einfluss nehmen, wie auchdie Contraction der Zottenmuskeln die Weiterbeförderung des aufgesogenenChylus übernimmt. Hat man Gelegenheit, den Darm eineswährend der Verdauung Verstorbenen zu untersuchen, so findetmandie Zotten aufgequollen, dick und allenthalben durchsetzt von kleinen'Fetttröpfchen, welche nicht blos in dem Grundgewebe der Zotten undin den Chylusräumen, sondern auch in den Epithelzellen enthalten sind.Die Drüsen kommen in der Dünndarmschleimhaut in zwei Formenvor: schlauchförmige und acinöse.Die schlauchförmigen, Lieberkühn'sche Drüsen genannt,reihen sich nach Form und Anordnung den Labdrüsen des Magens an;sie sind jedoch kleiner, ungetheilt und durchgehends nur mit Cylinderzellenausgekleidet. Man findet sie im ganzen Dünndarm ziemlich gleichmassigverbreitet, so dass etwa drei bis acht in den Zwischenraum jezweier Zotten zu liegen kommen. Wo das adenoide Gewebe- inKnötchenform ausgebildet ist, werden sie aus einander gedrängt undkreisförmig um diese Knötchen geordnet. Acinöse Drüsen kommennurjm Duodenum vor; sie führen den Namen Brunner'sche Drüsen.Man findet sje als kleine, hanfkorngrosse Klümpchen im submucösenBindegewebe," dicht gedrängt Im obersten Abschnitte'des"Duodenums,spärlicher und schliesslich nur mehr vereinzelt bis zur Mündung des


Bau der Darmschleimhaut. 311Leber- und Pancreas-Ganges. In der unteren Hälfte des Duodenumsfehlen sie gänzlich.Das adenoide Gewebe tritt in zweifacher Weise auf: sporadischin einzelnen Lymphknötchen als sogenannte solitäre Follikel, und inkleineren und grösseren Gruppen von Knötchen als sogenannte Peyer'schePlaques. Die solitären Lymphknötchen sind regellos über den ganzenDarm vertheilt, schwanken aber sehr in Betreff ihrer Zahl und Grösse. DiePlaques beschränken sich in der Regel nur auf das Ileum und nehmengegen die Caecalklappe an Umfang*""uncl Grösse zu." Sie^haben in derRegel eine elliptische, „nach der Länge des Darmrohres gestreckte"Formund'treten immer nur an dem dem Gekrösansatze gegenüber liegendenGebiete der Darmwand auf. Wo sie Querfalten der Schleimhaut begegnen,unterbrechen sie deren Continuität Im Bereiche der Plaquesfinden sich nur wenige und kleine Zotten; je stärker daher in ihrerUmgebung die Zotten ausgebildet sind, desto leichter lassen sie sichauch ohne Zuhilfenahme von Loupen auffinden. Zotten und Lieberkühn'scheDrüsen befinden sich immer nur in den Zwischenräumencler einzelnen Lymphknötchen und ordnen sich kranzartig um dieKuppen derselben.Die feinen Arterien des Dünndarmes bilden im subserösen Bindegewebezuerst ein zartes Capillarnetz, versorgen dann die Muscularisexterna mit' einem nach der Richtung der Muskelfasern -gestrecktenMaschennetze' und dringen endlich mit dem grössten Antheile ihrerZweige in das submucöse Bindegewebe ein. Aus diesem gehen dieEndzweigehen in die Tunica propria; sie gelangen zwischen den Drüsenan die Oberfläche und erzeugen dort das Capillarnetz, dessen Ausbuchtungendie Capillargefässnetze der Zotten darstellen und in dessenMaschen sich die Lieberkühn'schen Drüsen öffnen. Grössere Zotten bekommenaber noch eigene, arterielle Zweigchen, welche von der Basisder Zotte peripheriewärts aufsteigen und mit ihren schief oder quergenetzten Capillaren in die einfache oder mehrfache Vene übergehen.Auch die Lymphknötchen haben ihr eigenes Capillarsystem.Die Lymphgefässe betreffend ist vor Allem hervorzuheben, dassdas weitmaschige, einschichtige Lymphgefässnetz in der Subserosa mitden Chyluscapillaren der Schleimhaut und der Zotten in keinem anderenVerbände steht, als in jenem, den die gemeinschaftlichen Stämmchen herstellen.Die Chylusgefässe der Schleimhaut bestehen zunächst aus gröberen,in cler Submucosa befindlichen, bereits mit Klappen versehenen Gefässen,welche zu dichten Netzen zusammentreten und die Abzweigungenfcu den Zotten entsenden. Ausserdem ist jedes Lymphknötchen voneinem Kranze dicht geordneter Lymphgefässe umgeben.Die Schleimhaut des Dickdarms unterscheidet sich von jener desDünndarmes vor Allem durch den Mangel der Zotten, deren Gebietsich am Rande der Valvula coli begrenzt, so dass die dem Dünndarmzugewendete Fläche der Klappe noch dicht mit Zotten besetzt, die demDickdarm zugekehrte aber bereits ganz zottenlos ist.Die Lieberkühn'schen Drüsen kommen im ganzen Dickdarmvor, sind aber etwas grösser als jene des Dünndarmes und wegen desFehlens der Zotten ganz gleichmässig vertheilt, in Folge dessen dieSchleimhaut fast regelmässig wie ein Sieb durchlöchert erscheint.


312 Die Leber.Auch hinsichtlich der Beschaffenheit der Drüsenzellen unterscheiden siesich nicht unwesentlich von den gleichnamigen Drüsen des Dünndarmes.— Das adenoide Gewebe tritt im Dickdarm nur in der Formvon solitären Lymphknötchen auf, im Wurmfortsatze aber häufen sichdie Knötchen und veranlassen eine beträchtliche Verdickung der Schleimhaut.— Die Muscularis mucosae wird im Endstücke,des Mastdarmesso mächtig, dass man sie als ein eigenes Muskelgebilde unter deml^amenSustentator recti unterschieden hat, dessen Längsfasern in ähnlicherWeise den Sphincter ani internus zerklüften und die geschiedenenBündel desselben schlingenförmig umgreifen, wie die Längsfasern desMagens den Sphincter pylori. Gleichwie die Längsbündel des Sustentatorrecti zum Sphincter internus, so verhält sich auch die Längsfaserschichteder Muscularis externa zum Sphincter ani externus.Der Uebergang der Schleimhaut in die äussere Haut vollziehtsich am After an den Columnae Morgagni, welche keine Lieberkühn'schenDrüsen mehr enthalten und bereits mit Papillen besetzt und mit geschichtetemPflasterepithel bekleidet sind. Die Afteröffnung ist vonvereinzelt stehenden Haaren, Talgdrüsen und grösseren Schweissdrüsenumgeben.Die Vertheilung der Blutgefässcapillaren im Dickdarm stimmtmit jener im Magen ganz überein; auch hier wurzeln die Venen ineinem gröberen oberflächlichen Netze, dessen Maschen die' Oeffnungender Schlauchdrüsen umgeben. Eine beträchtliche Ausbildung erfährt dasVenennetz im submucösen Bindegewebe am After, unmittelbar ober denSphincteren, wo sich die Venenwurzeln beim Erwachsenen mitunterbeträchtlich erweitern und zu förmlichen, den Columnae Morgagni entsprechendenConvoluten zusammenballen. — Lymphgefässnetze derSchleimhaut wurden bis jetzt nur unter der Drüsenschichte nachgewiesen.Die gangliösen Nervenplexus der Submucosa sind lockererals im Dünndarm, jedoch im Colon reichlicher als im Mastdarm.^Die Leber.•Die _Leber füllt mit ihrem rechten grösseren Antheile, demrechten Leherläppen, das ^rechte Hypochondrium fast vollständig ausujQJLjgreift noch mit einem dünneren, zungenförmig zugeschärften linkenLappen über die Leibesmitte nach links hinüber; vorneund"obenschmiegtsie sich genau dem Zwerchfell an, überlagert theilweise den Magen undist allenthalben den gestaltenden Druckwirkungen der Umgebung ausgesetzt.Die Concavität des Zwerchfelles gibt ihr eine convexe vordere(obere) FTacTTeT"welche schief nach rechts und hinten aufsteigend sichinnerhalb der Zwerchfellkuppel abgipfelt; vom steil absteigendenLendentheil des Zwerchfells bekommt sie eine fast senkrechte hintereFläche, und den Anschluss an .den Magen vermittelt, eine .concaveuntere Fläche, an_welcher sichJrh Bereiche desjinken Lappenseineentsprechend der kleinen Magencurvatur contourirte" breite Erhabenheit,Tuber Ömentale, bemerkbar macht Vorne treffen die obere unduntere .Fläche in einüDa.sc.harieji vorderen Rande zusammen, welchersich nach rechts hin immer mehr abstumpft. Dass der hinter der Leberabsteigende Oesophagus, dann die untere Hohlvene und die rechterseits


Die Leber. 313angelagerte Niere, so wie auch der quere Grimmdarm die Oberfläche derLeber durch entsprechende Eindrücke gleichfalls modelliren, ist durchdie Weichheit ihres Parenchyms zu erklären. •— Allerdings stellt sichdas aus seiner Lage gehobene Organ wesentlich anders geformt dar,weil es in Folge der Blutleere collabirt und sich nach der ihm gebotenenUnterlage formt. So kommt es, dass man an der isolirten Leber aucheinen hinteren Leberrand unterscheiden kann, welcher aber nurdadurch zu Stande kommt, dass an dem abgeplatteten Organ daselbstdie untere und obere Fläche in einander übergehen.Die Ansat.y.linie e'mer an der oberen .Fläche•„ befestigten JSfxitonealduplicatur,Ligamentum Suspensorium, und ein derselben entsprechenderAusschnitt im vorderen Rande des Organs, Incisura hepatis, bezeichnenoBenTdie Grenze des rechten und linken Leberlappens, Lobus dextermS~sinister. Durcn~"zwei""an der unteren Fläche befindliche, nach hintenconvergirende furcrienartige Vertiefungen "Tihd durch eine dieselben verbindendeQuerfurcIi£_^VeMen_ an derjunteren Fläche noch zwei^anderekleme~Lappen ausgeschieden, von denen cler vordere als Lobus quadratus,defTiinfere als Lobus caudatus*) bezeichnet wird.Die erwähnten Furchen sind noch wegen ihrer Einlagerungenbemerkenswerth. Die Querfurche ist nämlich die Porta hepatis, indemsie die Astfolge der Pfortacler, der Leberarterie und des Nervengeflechtesaufnimmt, dagegen"die Aeste des Gallenganges, wie auch die Lymphgefässeentlässt Die linke, von vorne nach hinten und oben ziehendeLängsfurche entspricht der oberen Grenze zwischen dem ^echten undlinken Leberlappen,' ist vorne nicht selten durch eine ParenchymbrückezunTCanal geschlossen und leitet die Nabelvene oder deren Rest, dassogenannte runde Leberband, Ligamentum teres hepatis, zur Pforte; hintenis_t_sie immer offen und schliesst den Ductus venosus oder dessen bindegewebigenRest" Ligamentum venosum, ein. Die rechte Vertief unjg.,^yelcliesammt dem Lobus quadratus und caudatus in den Bereich des rechtenLappens einbezogen ist und durch einen Fortsatz des Lobus caudatus, dasTuberculum caudatum, in eine vordere und hintere Abtheilung gebrachtwird, nimmt vorne die Gallenblase und hinten einen kurzen Abschnittcler unteren Hohlvene auf. Da wo die Hohlvene über die hintere Leberflache~wegzTeht,öffnen sich in sie die Lebervenen.Der Aus führungsgang der Leber, Ductus hepaticus, wird in derLeberpforte durch den Zusammentritt zweier Hauptstämme, eines rechtenund eines linken, und mehrerer kleiner Zweigchen erzeugt Nach kurzemVerlaufe nimmt er den Ausführungsgang der Gallenblase, Ductus cysticus,auf und bildet mit ihm den gemeinschaftlichen Gallengang, Ductuscholedochus. Dieser letztere leitet das Secret, die Galle, in den Darm; erdurchbohrt, längs der Plica longifudinalis duodeni schief eindringend^di£_hintere Wand des absteigenden Stückes des Zwölffingerdarmes.Die Gallenblase^ Gholecystis, 2 ) cler temporäre Behälter der Galle,ist ein birnförmiges Säckchen, welches mit seinem Grunde am vorderenLeHerrande hervorragt, seinen schlanken Hals gegen die Lebefpforterichtet und sich ohne äusserlich sichtbare Grenze in den Ductus cysticus*) Syn. Lobus Spi°ēlii.2 ) Syn. Cystis fellea.


314 Die Leber.verlängert. Im Inneren aber wird cler Uebergang durch eine grösserequere Falte bezeichnet, an die sich im Ductus cysticus selbst schiefeFalten reihen, welche sich nicht selten mit ihr zu einer Spiralklappe vereinigen.Die Leber ist mit dem bei weitem grössten Antheil ihrer Oberflächefrei gelegt und von dem Peritoneum bekleidet. Nur_im Bereichedes rechten Lappens ist die hintere Fläche mit dem Zwerchfell „serwachsen.Von dieser Anwachsungsstelle aus erhebt sich entlang demlinken "Leberlappen eine frei austretende Duplicatur des Bauchfelles,das Ligamentum coi-onarium hepatis.*) Eine zweite Duplicatur geht voncler vorderen Bauchwand ab; sie ist das schon erwähnte, die beidenLeberlappen abgrenzende Ligamentum -s^spenßopum. Dasselbe haftet insagittaler Richtung an der oberen (vordererijbläche der Leber, schliesstsich hinten an das Ligamentum coronarium an und findet oben undvorne seinen Ansatz entlang der Mittellinie an dem Zwerchfell und ancler vorderen Bauchwand bis herab an den Nabel. Soweit es sich unterdie Leber erstreckt, besitzt es einen hinteren freien Rand, in welchembei Embryonen die Nabelvene, späterhin der als bindegewebiger Strangsich darstellende Rest derselben, das Ligamentum teres, enthaltenist.Dieses zieht vom Nabel weg zur linken Längsfurche der Leber hin. Vonder Leberjtforteimd von cler ganzen Länge des Ligamentum venosum.aus spanntsicE^~cTäs" kleine NeTzTzur kleinen^l^urVä^uF' des^Mägensund zu~dem Ahfangsstück des Duodenurrr^711in7' EsT)egrenzt~sich rechterseitsmiFeihem freien, von der_Leberpforte zum^Duodenum gespanntenRandtheile, welcher als' LigamentümTliepatoduodenale bezeichnet wirdimcUclie in der Leberpforte aus- und eintretenden Gefässe und Nerven,insbesondere die Pfortader, die Leberarterie und' den Gallengang leitet.Die Leber unterscheidet sich von allen anderen Organen des menschlichenKörpers dadurch, dass ihr von zwei Seiten zwei verschiedene Blutartenzugeleitet werden; arterielles Blut aus der Coeliaca durch die Arteriahepatica und venöses von den Venen des Darmcanales und seiher Anhängedurch die Vena portae. Dazu kommt noch während der embryonalenLebensperiode das arterielle Placentarblut, welches von der Nabelvenehergebracht wird und grösstentheils das Leberparenchym berieselnmuss, bevor es dem Körperkreislauf zu Gute kommen kann. Der Unterschieddes Calibers der Leberarterie und der Pfortader, so wie auchdas Verhältniss der Lichtungen beider zu dem Umfange des Organes weisenschon darauf hin,, dass beim Erwachsenen die grössere Menge des Leberblutesjedenfalls von der Pfortader zugeleitet wird, und dass daher dieLeber, zum Unterschiede von allen anderen Organen, das Materiale fürihre Function dem venösen Blute entnimmt — Es wiederholen sich inder Leber in Betreff der zwei zuleitenden Gefässe im Wesentlichen jeneVerhältnisse, welche in der Lunge vorkommen. Wie die Lungenarterieals Vas publicum den Respirations-Process, so leitet die Pfortader, diegleichfalls venöses Blut führt, den Secretions-Process der Galle; und wiedort den Bronchialarterien, so ist hier der Leberarterie zunächst dieErnährung des Apparates übertragen; deshalb begleitet sie die Gallengängeund die Pfortaderäste und schickt Zweige an die Lebervenen*) Syn. Ligamentum alare.


Die Leber. 315(Bami vasculares) und nach aussen zur Peritonealhülle (Rami capsulares);durch Vermittlung der letzteren setzt sie sich mit den Arterien derumliegenden Organe, selbst mit den Bauchdecken-Arterien in Verbindung.Vor ihrem Eindringen in das Parenchym gibt sie schon im Hiluskleinere Zweige ab, spaltet sich dann in zwei grössere Aeste, einenrechten und einen linken, von denen der erstere cler Gallenblase eineArteria cystica zusendet.Auch die Pfortader zerlegt sich in der Querfurche in einenrechten und linken Ast, von welchen.der; erstere _e ine Vena cysticaf clerletztere aber während des embryonalen Lebens die Nabelvene aufnimmtund den Ductus venosus zur unteren Hohlvene entsendet; da dieser letzterenach der Geburt verödet und sich in einen bindegewebigen Strang,das Ligamentum venosum, umgestaltet, erklärt sich die ligamentöseVerbindung des linken Pfortaderastes mit der Hohlvene. Bemerkenswerte,ist, dass, während im ganzen Pfortadersystem die Venen nureinzeln die entsprechenden Arterien begleiten, die Gallenblasenvenensich paarweise den Arterien anschliessen. Ueber die accessorischenPfortadern wird Näheres in der Gefässlehre mitgetheilt werden,wobei auch auf die Möglichkeit der Herstellung von grösseren collateralenAuswegen des Pfortadersystems zum Hohlvenensystem hinzuweisensein wird.Den Verlauf der grösseren Gefässe betreffend ist noch Folgendeszu bemerken: In dem Ligamentum hepa.toduodenale befindet sichlinkerseits die Art hepatica, rechterseits der Gallengang und zwischenbeiHenpledoch etwas tiefer gelagert, die Pförtacler. Ferner ist hervorzuheben,class die Arteria hepatica und die Pfortader mit den Gallengängenin "besondere, in das Leberparenchym eingegrabene Cahäleaufgenommen sind. In diesen Canälen " bekommen die Gefässe bindegewebigeHüllen, welche von jenem Bindegewebe abstammen, das sichiri^grösseren Massen in der Querfurche angesammelt findet und unterdem Namen Capsula Glissonii bekannt ist. Dagegen sind die dünnenVenenwände unmittelbar und allenthalben nackt an das Parenchym gelöthetund können deshalb weder collabiren noch zusammengedrücktwerden. Derart untergebracht benöthigen sie auch keine Klappen. Sie treten,zu grossen Stämmen vereinigt, grösstentheils am sogenannten hinterenLeberrande aus; einzelne kleinere Venenstämmchen aber verlassen dieLeber bereits in der hinteren Abtheilung der rechten Längsfurche, wosie die an das Parenchym angelagerte Wand der Hohlvene durchbohren.In der Leber wurzeln grosse Mengen von Lymphgefassen. Siebilden oberflächliche Netze, welche von der oberen Fläche aus ihre»Stämmchen durch die Peritonealduplicaturen zum Zwerchfell und weiterhinin den Mittelfellraum senden, und tiefe Parenchymnetze, welchemit den Pfortaderstämmchen verlaufen, in cler Querfurche austretenund, nachdem sie einige Lymphknoten durchsetzt haben, entlang derArteria hepatica zur Cisterna chyli gelangen.An der Bildung des Plexus nervosus hepaticus betheiligen sich derSympathicus und der Vagus. Er verlauft im Ligamentum hepatocluodenaleund umstrickt die Arteria hepatica.(Bau der Leber. Die Leber stellt eine ganz eigenartige Drüsenformdar; an ihrem Parenchym kann man mehr oder weniger deutlich


316 Die Leber.geschiedene Abtheilungen, die sogenannten Leberläppchen oder Leberinselchen,Lobuli hepatici, erkennen.Bei manchen Säugethieren sind die Leberläppchen durch stärkereBindegewebsschichten, Fortsetzungen der Capsula Glissonii, von einandergeschieden, beim Menschen aber ist die Zwischenschichte sogeringfügig, dass die Läppchen mit einander verschmelzen und dass inFolge dessen das compacte Leberparenchym eine ziemlich gleichförmigeMasse darstellt, welche eben nur durch die, wenn auch schon feinergewordenen Geias^eanäle unterbrochen wird. Nichts desto weniger lassensich aber beim Menschen die Grenzen aer Läppchen ziemlich genauerkennen, und zwar auf Grund der leicht darstellbaren, mitunter selBstohne künstliche Injection an der Oberfläche bemerkbaren Gefässvertheilung.Ein jedes Leberläppchen ist nämlich nichts Anderes, als dasWurzelgebiet eines feinsten Lebervenenstämmchens und begreift dahernur einen kaum mehr als 1 Mm. breiten Parenchymabschnitt, welchersich um ein Lebervenenstämmchen gruppirt. Eine Scheidung der Läppchenkann daher ganz leicht vorgenommen werden, wenn nur die Lebervenenmit. Blut oder einem Injectionsstoffe gefüllt sind. Die sehr häufigan cler Oberfläche der Leber wahrnehmbaren discreten Blutpunkte bezeichnenalso die peripherischen Wurzelgebiete der Lebervenen undsind zugleich der Ausdruck der, wenn auch unvollkommenen Segmentirungdes Leberparenchyms. Die Speisung dieser Bezirke oder Leberläppchendurch die Pfortader zweige erfolgt von der Peripherie aus;oder mit anderen Worten, es vertheilen sich die vorcapillaren Pfortaderzweigein den Zwischenräumen der Leberläppchen; sie werden daherals Zwischenvenen, Vasa interlobularia, bezeichnet, im Gegensatz.q,.zudem in der Axe des Läppchens^ verkaufenden^JLeiiej^für_jwelches. die Namen Innenvene,^ Vas intralobulare, oder Vena centralis,in Gebrauch sind. Es versteht sich von selbst, dass, wenn an derOberfläche der Leber eine dunkle netzförmige Zeichnung mit hellenMaschenräumen sichtbar ist, dieselbe auf eine Füllung des Pfortadersystemsdeutet, und dass, wenn beide Zeichnungen auf einer gleichmassigdunkelgefärbten Oberfläche verstreichen, die Blutyölle beideGefässsysteme betrifft. In diesem Falle können es nur noch die in dieNetze zerfallenden vorcapillaren Pfortaderästchen und die sie begleitendenArterien sein, welche die Zwischenräume der Läppchen andeuten; einevollständige Scheidung der Läppchen bringen sie aber nicht zu Stande.Das capillare Blutgefässnetz, welches von der ganzen Oberflächeeines jeden Läppchens her in das Innere desselben eindringt unddie Verzweigungen der Zwischenvenen mit cler Innenvene verbindet,bildet die Grundlage cler Läppchen. An Querdurchschnitten der letzterenzeigen diese Capillargefässchen eine deutlich ausgeprägte radiäre^AnOrdnung, mit dem Querdurchschnitt der Innenvene als Mittelpunkt" Siewerden daher auch als radiäre Capillaren bezeichnet. In denMaschen^räumen derselben befinden sich die Leberzellen, die specifischenElementartheile des Leber-Parenchyms. Diese sind polyedrische Zellen^mit^deutlich granulirtem Zellleib und scharf begrenztem, kugelförmigem.Kern. Im Zellleib findensich nicht selteiTkleTne Fetttröpfchen oder gelbes,körniges Pigment. Da diese Zellen ganz compact beisammen liegen unddie Maschenräume des Capillargefässsystems vollständig ausfüllen, so


Die Leber. 317müssen offenbar auch sie zu einem räumlichen Netze zusammentreten, indessen Maschenräume wieder die Blutgefässcapillaren aufgenommen sind.So lassen sich ..denn die Bestandtheile jedes einzelnen Läppchens kurzalifzwei Netze, als ein Gefässnetz und als ein Netz von Leberzellen(tefiniren, welche sich gegenseitig nach allen drei Raumrichtungen durchdringen."""Die Gallengänge stärkeren Calibers verlaufen in dendritischerAstfolge und in Begleitung der Pfortader- und Leberarterien-Aeste'zwischen den Leberläppchen (interlobulare Gallengänge). Die feinstenAusläufer derselben umstricken, so wie die genannten Blutgefässe, dieLeberläppchen und treten allenthalben von der Oberfläche derselben indas Innere der Leberläppchen ein. Dort zerfallen sie in sehr feinecapillare Röhrchen (intralobuläre Gallengänge oder Gallencapillaren),welche mitten in die Zellenstränge eintreten, also allenthalbenvon Leberzellen umgeben sind und durch die Maschen der Blutcapillarenhindurch mit einander anastomosiren.Ausser diesen aus dem Leber-Parenchym hervorgehenden und regelrechtzu den Gallengängen zusammentretenden Röhrchen finden sich inder Leberpforte, in der Umgebung der Gallenblase und insbesondere indem scharf zugehenden Rande des linken Lappens Röhrchen, welche sich. zwar in die Gallengänge öffnen, häufig genug aber gar nicht im Leber-Parenchym wurzeln. Es sind dies die sogenannten Vasa aberrantia, welchesich bei Erwachsenen fast immer und zumeist netzförmig angeordnetfinden, bei Kindern aber constant fehlen. Die Bedeutung dieser extraparenchymatösenGallengänge wird alsbald klar, wenn man dieFormen der Leber des Kindes mit jenen des Erwachsenen vergleicht. Dazeigt sich, dass der linke Leberlappen beim Kinde verhältnissmässig grösserund sein freier Rand dicker ist als beim Erwachsenen, und dass beimErwachsenen am Fundus der Gallenblase der Contour des unteren Leberrandeshäufig genug nur durch eine häutige Brücke fortgesetzt wird. Beidediese Befunde deuten darauf hin, dass Theile des Leber-Parechyms vonder Zeit an, wo das Organ nicht mehr Nabelvenenblut aufgenommen hat,(geschwunden sind, insbesondere am freien Rande des linken Lappens.An diesem findetsich nicht selten ein häutiger Anhang von grössereroder geringerer Ausdehnung, in welchem das Leber-Parenchym vollständiggeschwunden und nur das Bindegewebe mit den Vasa aberrantiaerhalten ist Der Gewebsschwund im Bereiche dieses Lappens lässt sichvielleicht daraus erklären, dass die Nabelvene beim Embryo in denlinken Pfortaderast eingeht, somit dem linken Leberlappen direct, undzwar arterielles Placentarblut zuleitet; derselbe ist daher unter günstigereErnährungs Verhältnisse gebracht, als der rechte, welche günstigen Umständeaber alsbald nach Aufhören des Placentar-Kreislaufes ausfallen. Ananderen Orten aber, wie in cler Umgebung der Gallenblase, scheint derParenchym-Schwund mehr durch blosse mechanische Einwirkungen,namentlich Druck, veranlasst zu sein. Nach Schwund des Parenchymsbleibt wohl das Bindegewebe und das Gangwerk zurück, aber nichtnur das der Gallengänge, sondern auch das der Lebervenen und Pfortaderäste,wie solche fast regelmässig beim Erwachsenen in dem andem Ligamentum coronarium haftenden häutigen Anhang des linkenLappens zu finden sind.


318 Das Pancreas.Mit diesen Ausläufern der Gallengänge dürfen jedoch die Gallengangdrüsennicht verwechselt werden; sie erscheinen als kleine, einfacheacinöse Drüschen, welche aus wenigen, selbst nur aus einemeinzigen Drüsenbläschen bestehen und in den Wänden^der^grösserenGallengänge, aber auch an den Röhren der extraparenchymatösen Netzem~ grosser Zahl vorkommen. Ihre Mündungen findet man in dengrösseren Gallengängen linear zu zwei einander gegenüber liegendenReihen geordnet. Sie sind offenbar nichts Anderes als Schleimdrüschen.Die Wände der Gallengänge bestehen aus Bindegewebe, nebsteingestreuten glatten Muskelfasern, welche sich aber nur in den grösserenGängen "und in der Gallenblase finden.Die epitheliale Bekleidung bestehtaus Cylinderzellen,Das Pancreas.Das Pancreas ist ein nach dem Typus acinöserJDrüsem gebautesOrgan, welches hinter dem Magen, quer vor den Zwerchfellschenkelngelegen ist Sein .rechter,^dickerer .Abschnitt, Caput, ist .ln.__di.e_ CQJQ"cavität cler Zwölffingerdarmschlinge aufgenommen, sein linker, verjüngterAbschnitt, Cauda, "gegen den Hilus der Milz gewendet. Prismatisch geformt,kehrt es seine breite vordere Fläche dem Magen, seine hintereFläche den Zwerchfellschenkeln, die untere schmale dem unteren Bauch"räume zu. Die vordere und theilweise auch die untere Fläche sind freigelegt"die hintere ist an die Baucfiwancl angewachsen. Längs "dem; oberenRande verlautelndie Milzgefässe, während das Mittelstück hinten von deroberen Gekrösarterie und der Kopf, ebenfalls hinten, von dem Stammeder Pfortader gekreuzt wird. Allen diesen Gefässen entsprechen theilsseichtere, theils tiefere Furchen an der Oberfläche des Organes.Der Ausführungsgang, Ductus pancreaticus,*) zieht in der Längsachsedes Organs quer von links nach rechts, auf^aem" Wege kleine,dentritisch ramificirte Zweige aus den einzelnen Läppchen aufnehmend.Er^ mündet gemeinschaftlich mit dem Gallengange an der Plica iojigjta^dinalis des absteigenden Stückes des Duodenums. Das kurze, nicht seltenbedeutend erweiterte, gemeinschaftliche Endstück beider Gänge heisstDiverticulum Vateri. Ein Theil der Gänge, namentlich jene der Läppchendes Kopfes, treten zu einem kleineren Ductus pancreaticus accessorius 1 )zusammen, welcher s[ch mit dem Hauptgange nahe an seiner Ausmündung^vereinigt und mit einem zweiten Ende selbständig oberjSLMündung des Hauptganges an einer kleinen, warzenförmigen Erhabenheitder Schleimhaut (Papilla Santorini) in das Duodenum übergeht.Die_Wand des Ausführungsganges hat eine durchaus bindegewebigeGnmdlagLel ohne musculöse Elemente; Ihr Epithel besteht aus_.cy__lindrischen Zellen. "Kleinere, dem Pancreas ganz gleich gebaute, aber von diesem abgelösteDrüsenläppchen, sind am oberen Querstücke des Duodenums,;auch an der grossen Magencurvatur, selbst am oberen Stücke des3 ) Syn. Ductus Wirsungianus.2 ) Syn. Ductus Santorini.


Die Milz. 319Jejunums aufgefunden worden. Sie werden als Pancreas accessoriumbezeichnet.Die Arterien des Pancreas sind Zweige der Hepatica, der Lienalis und derMesenterica superior; sie erzeugen feine Capillaren, welche mit rundlichen Maschendie Acini umspinnen. Die Venen gehen in die Vena lienalis und Mesenterica superiorund durch diese in die Pfortader über. Die Nerven gehen aus dem grossenBauchgeflechte hervor und führen nebst sympathischen auch Vagusantheile.Die Milz.Die in der Regel länglich geformte Milz ist im linken Hypochondrium,schieTvün~rrmten nach vorne_absfeigend~ neben den Magengrund•gelegt. "Sie schmiegTsich mit einer convexen Fläche dem Zwerchfellean und nimmt mit ihrer concaven, dem Magen zugekehrten Fläche ineiner Lähgsfurche die Gefässe und Nerven auf, welche ihr vom oberenRande des Pancreas her zugeleitet werden. Diese Furche wird deshalbHilus genannt."" Durch__den v„om Hilus__der Milz anjlie grosse Magencurvaturhinziehenden^ Antheil des grossen Netzes, cler sc.hon früher.(& 303) als Ligamelvtum' gastrolienale bezeichnet worden ist, wird dieMilz mit dem Magen in Verbindung gebracht; ihre hintere Fläche istin grösserem oder kleinerem Umfange an das Zwerchfell angewachsen,der übrige Antheil der Oberfläche ist frei.Nebst dem Peritoneal Überzuge besitzt die Milz auch eineziemlich derbe, fibröse Kapsel, „welche die'ins Parenchym eintretendenGefässe röhrenförmig bekleidetDie Milzarterie ist ein Zweig der Coeliaca, die Vene eine Hauptwurzel derPfortader; die gröbere Astfolge beider Gefässe befindet sich noch ausser dem Parenchyme.Die Saugadern sind nicht zahlreich, bilden oberflächliche Netze,wurzeln aber auch im Innern des Parenchyms. — Das Milznervengeflecht beziehtseine Elemente aus dem Sympathicus und Vagus.Nicht selten findet man im Magenmilzbande eine oder mehrere kleine Nebenmilzen;manchmal kommen solche auch im oberen Theile des grossen Netzes oderin der Substanz des Pancreas vor. Nur selten zerfällt das ganze Organ in eineGruppe von kleinen Milzen. Noch seltener fehlt die Milz gänzlich.Das Parenchym der Milz wird von einem nach allen Richtungenanastomosirenden gröberen bindegewebigen Balkengewebe gestütztund in kleinere Segmente getheilt. Die Balken sind aber zugleich dieLeiter der Gefässe und durchziehen, wie diese, vom Hilus aus dendritischrämificirt, das ganze Organ bis an die Kapsel, mit der sie sichschliesslich, in feinere Fäden aufgelöst, verbinden. Die mikroskopischeUntersuchung des Balkengewebes lehrt, dass dasselbe nicht nur ausBindegewebe, sondern auch aus einer bei verschiedenen Thieren verschiedengrossen Menge von glatten Muskelfasern besteht, und dass essomit vermöge seiner Contractilität den Strom innerhalb der von ihmeingeschlossenen Blutgefässe sehr wesentlich beeinflussen kann.Innerhalb der von diesem Balkensystem dargestellten Räume istdiemtensiv rothe, breiig weiche Pulpa enthalten; sie besteht aus einemzu netzförmig verbundenen Strängen (Pulpa-Stränge) geformten adenoidenGewebe, mit einem^äusserst feinfaserigen Reticulum, welches anden Balken und Gefässscheiden haftet und von einem engmaschigen


320 Darmgekröse und Netze.Netze zartwandiger Blutgefässchen durchzogen ist. In diesem Gefässenetze vollzieht sich cler Uebergang aus den Arterien in die Venenweshalb dasselbe als intermediäres Gefässnetz bezeichnet wird.Die Arterien verzweigen sich nämlich gröstentheils innerhalb derBindegewebsbalken, entsenden aber feine Aestchen, welche die Milzpulpadurchziehen und, nachdem sie sich in die fernsten Zweigezerlegt haben, in das intermediäre Netz eingehen; dasselbe wird alsein bereits dem venösen Systeme angehöriges betrachtet; in ihmwurzeln die Venen, deren Stämmchen sich später erst an die Arterienanschliessen.An einzelnen Stellen, und zwar in den Scheiden mittelgrosserArterienzweige, findensich kugelförmige, manchmal zu Reihen zusammen-,fliessende Massen von adenoidem Gewebe, von der Form und Grösse'cler Lymphknötchen der Darmschleimhaut, welchen das intermediäreGefässnetz fehlt und welche sich an Durchschnitten der Substanz alsweisse Körner darstellen. Das sind die sogenannten Malpighi'schenKörperchen der Milz.Bemerkenswerth ist noch cler Umstand, dass sich die Vertheilungcler Arterien im Milzparenchym ohne alle Anastomosen vollzieht, unddass daher alle feineren Arterienzweige sich als Endarterien verhalten.Darmgekröse und Netze.Als Darmgekröse, Mesenterial bezeichnet man jene Membranen,welche einerseits in der hinteren Rumpfwancl wurzeln, andrerseits indie Wandl-des-J)armrQhres eingeh_en_und che Bestimmung haben, denVerkehr der Gefässe und Nerven zwischen beiden zu vermitteln. Siestellen daher eine Verbindung des Darmrohres- mit der Rumpfwand herund sind die Träger cler Gefässe und Nerven des Darmrohres. Diebleibenden Verhältnisse ihres Baues, ihrer Anordnung und ihrer Verbindungensind die Ergebnisse einer ganzen Reihe gesetzmässiger Entwicklungs-und Wachsthumsvorgänge und können nur unter Berück-'sichtigung dieser verständlich werden.'Man kann dabei von einem Entwicklungsstadium ausgehen,; inwelchem der Darmcanal vom Magen bis zum hinteren" DärmencTe~eIn "annähernd geradliniges, frei in den Bauchraum (Coelom) vorragendesRohr darstellt (für den menschlichen Embryo zu Beginn der viertenWoche). Zu dieser Zeit ist das Darmrohr seiner ganzen Länge nachdurch ein aus seiner dorsalen Wand austretendes schmales Plätteben,das primitive Darmgekröse, mit der hinteren Rumpfwand verbunden.Dieses Gekrösplättchen, für das ganze Darmrohr einheitlich, ist annäherndsagittal eingestellt, besitzt, rechts und links freie Flächen undgeht in der Mittellinie der hinteren Rumpfwand in jenes Gewebe über,welches die eben dort verlaufende Aorta descendens umgibt.In Betreff des Baues ist hervorzuheben, dass das primitive Darmgekröseganz gleichmässig aus mesodermalem Gewebe (embryonalem^Bindegewebe) zusammengesetzt ist, welches' ohne Unterbrechung einerseitsin das die Aorta und Wirbelsäule umgebende Mesodermgewebe,andererseits in die noch nicht differenzirte Mesodermschichte der Darmwandübergeht. An den freien Oberflächen ist das Gekrösplättchen, so


Darmgekröse und Netze. 321wie die Innenfläche der Bauchwand und wie alle mit freier Oberflächeversehenen Inhaltstheile des Bauchraumes, von einer einschichtigenEpithellage (Coelom-Epithel) bekleidet. Im Mesodermgewebe"selbstTündensich allenthalben Zweige jeher Blutgefässe, welche aus der Aorta indas Gekrösplättchen eintreten, sich dort verzweigen und an den Darmziehen.In diesem Bauzustancle erhält sich das Gekrösplättchen etwa bisin den vierten Embryonalmonat, von welcher Zeit an sich jederseitsunter dem Epithel eine zusehends deutlicher sich abgrenzendeBindegewebsschichte herausbildet, welche die bindegewebige Grundlagedes Bauchfellüberzuges abgibt. In der mittleren Mesodermschichte vollziehtsich im weiteren Verlaufe der Entwicklung und des Wachsthums, abgesehenvon der fortschreitenden Ausbildung des Bindegewebes und derBlutgefässe, die Entwicklung und Ausbildung der Nerven, der Lymphknotenund schliesslich auch des Fettgewebes.An einem ausgebildeten freien Gekröse hat man demnachdrei Schichten zu unterscheiden:Die Grundlage „_büdet"^ne mittlere Bindegewebsmembran, Membranamesenterii propria, welche Gefässe, Lymphknoten, Nervejn_jünd_Fettgewebe umschliesstDie beiden oberflächlichen Schichten sind peritonealer Ueberzug;sie bestehen aus den typischen Bestandteilendes_ Bauchfelles:aus einer dünnen Bindegewebsschichte, an Jleren Oberfläche das Epithelaufruht. Die zarte lockere Bindegewebsschichte, welche den Bauchfell-Überzug an die Membrana mesenterii propria heftet, kann als subserösesBindegewebe bezeichnet werden.Die Untersuchung der embryonalenWachsthumserscheinungenan dem Gekröse hat nun aber ergeben, dass keineswegs alle Abschnitte desselben,welche von vorneherein als freies, gemeinschaftliches Gekröse angelegtsind, auch als solche bestehen bleiben. Im Gegentheile findetes sichan verschiedenen Oertlichkeiten, dass ein bestimmter Gekrösantheil miteiner seiner Flächen an die Rumpfwand, beziehungsweise an den parietalenBauchfelltheil anwächst und so seine freie Beweglichkeit verliert.In diesem Falle bleibt die Membrana mesenterii propria sammt den inihr eingelagerten Theilen erhalten, sie wächst mit denselben nach wievor entsprechend dem Wachsthum des betreffenden Darmstückes; es istaber aus einem freien Gekröse ein festgeheftetes Gekröse geworden.Die dem Bauchraum zugekehrte, frei gebliebene Fläche übernimmt dannan den betreffenden Stellen se c ü n d ä r die Rolle des parietalen Peritoneums.Als Beispiele hiefür mögen vorerst die Gekrösantheile delTCoTon ascendensund descendens angeführt werden. In Folge dieser Vorgänge verändertsich die Anordnung des Gekröses sehr erheblich; es erhalten auchdie frei gebliebenen Theile des Gekröses andere Haftlinien und es grenzensich durch die secundär aufgetretenen Verbindungen verschiedene Antheiledes ursprünglich einheitlichen Gekröses von einander ab.Diese Veränderungen an. dem Darmgekröse hängen unmittelbarmit dem Wachsthum und mit gewissen Lageverschiebungen desDarmcanales zusammen.In der sechsten Woche des embryonalen Lebens hat sich deriruner annähernd geradlinige und in cler Leibesmitte gelegene Darmv.Langer-Toi dt. Anatomie. 5. Aufl. 21


322 Darmgekröse und Netze.canal in folgender Weise verändert: Der oberste Theil des DarmrohresIst der Form nach schon deutlich als Magen erkennbar; seine kleineCurvatur ist nach vorne und rechts, die grosse Curvatur nach hinten"und etwas nach links gekehrt, der wohl ausgeprägte Fundus nach obenund hinten. Der pylorische Theil des Magens liegt in der Mittelebene,von der Leber bedeckt, und geht mit einer leichten Wendung nachrechts und hinten in das Duodenum über. Dieses letztere^stellt eineSchlinge dar, deren Convexität nach rechts und vorne, ^~egen"llehrechten Leberlappen, gerichtet ist und deren unteres Ende wieder indie Mittellinie gelangt, um vor der Wirbelsäule mittelst einer scharfen,nach abwärts concaven Biegung (die spätere Flexura duodenojejünalis)in den nächstfolgenden Darmabschnitt überzugehen.Dieser ist die Nabelschleife des Darmes; sie bildet_eine hing;gestreckte steile Schlinge, deren beide Schenkel gerade gestreckt undännlthernd parallel verlaufen, sagittal und frei J(Turch den BauchraumziefTen und in einen in den Nabelstrang ausgebuchteten _ Fortsatz desBauchraumes '"eintreten;" dortselbst gehen sie in flacher Krümmung ineinander über. Der absteigende, von der Flexura duodenojejünalisausgehende Schenkel liegt rechts neben dem rücklaufenden Schenkel.Noch innerhalb des Nabelstranges findet sich an dem rücklaufendenScTienll^~l^ Auftreibung, die Anlage des" Blinddarmes unddes Wurmfortsatzes. In den Bauchraum selbst zurückgelangt, begibtsich der rücklaufende Schenkel, links neben dem absteigenden gelegen,hinter der grossen Magencurvatur und links neben der Flexuraduodenojejünalis hinweg ,gegen die hintere Rumpfwand und beschreibtdort eine ziemlich scharfe Krümmung (die spätere Flexura coli sinistra),mittelst welcher er in das Endstück des Darmes übergeht. Dieseszieht entlang der hinteren Leibeswand zwischen den beiden Geschlechts^drüsenanlagen in die Beckengegend herab.Von den verschiedenen Abschnitten des Darmcanales sind alsoMagen und Duodenum bereits wohl charakterisirt; hinsichtlich der übrigenlehrt der weitere Entwicklungsgang, dass aus dem absteigenden Schenkelder Darmschleife und aus dem Anfängstheil des rücklaufenden Schenkelsdas 'Jejunum uud Ileum hervorgehen, während der Rest des rücklaufendenSchenkels (von der Blinddarmanlage an) den Blinddarm und dasColon ascendens und transversum bildet. In dem absteigenden Endstückdes Darmes sind Colon descendens, Flexura sigmoidea und Mastdarmveranlagt.Das Gekröse kann in dieser Entwicklungsstufe zufolge der Formund Lageverhältnisse des Darmcanales und zufolge der Vertheilung derDarmarterien in drei auf einander folgende Bezirke eingetheilt werden(vergl. Tafel I, Figur 1).Der obere TheiU^e^ört dem_Magen und._' Duodenum an _und_wird als Mesogastrium bezeichnet; er geht, wie auch die beiden anderenGekrösbezirke, vor der Aorta linear von der hinteren Rumpfwänd abund heftet sich an cler grossen Curvatur des Magens und von da ununterbrochenfortlaufend äh der concaven Seite des Duodenum an. Dadie grosse Magencurvatur nichTTmehr, wie dies in IruKereTTStaidien derFall war, gerade nach hinten, sondern etwas nach links gerichtet ist,so hat auch der obere, dem Magen angehörige Antheil des Mesogastrium


Darmgekröse und Netze. 323eine schräge Richtung nach links erhalten und hat sich zu cler nachrechts und hinten gelegenen Fläche des Magens, sowie zu cler hinterenRumpfwänd in einen spitzen Winkel gestellt.Der untere, dem Duodenum angehörende Antheil des Mesogastriumist dagegen entsprechend der Lage des Duodenum nach rechts und vornegewendet und endet an der in der Mittellinie gelegenen Flexura duodenojejünalis.Das Mesogastrium ist gegenüber den beiden folgenden Gekrösbezirkendurch folgende Umstände ausgezeichnet:a) In seine Substanz, d, h. in seine Membrana propria, wächst vondem Duodenum aus das Pancreas hinein; b) an seiner .lateralen Seit^naheT dem Magenansatze entwickelt sich die Milz; c) vonder hinterenSeite seines"Zwölflingerdarm-Antheiles hebt' sich, gleichsam als Zweiggekröse,entlang dem Gallengang das Ligamentum hepatoduodenale zurLeberpforte ab, welches weiterhin einen Bestandtheil des kleinen Netzesbildet; d) das Mesogastrium enthält und leitet die Aeste der Arteriacoeliaca, kann also als der Gekrösbezirk der Arteria coeliaca bezeichnetwerden.Zur näheren Kennzeichnung der Aeste der Arteria coeliaca mögebemerkt. werden, dass die Arteria lienalis ursprünglich wesentlich eineArterie für den linken Antheil des Magens ist und bei der Entwicklungder Milzanlage Seitenzweige in dieselbe abgibt. Mit der Grössenzunahmecler Milz nimmt jedoch das Kaliber der Milzzweige gegenüber den Magenzweigen(Arteria gastroepiploica sinistra, Arteriae gastricae breves)und mehr zu, und so wird der Gefässstamm vorwaltend zur Milzarterie,während die genannten Magenarterien als seine Seitenzweige erscheinen.In ähnlicher Weise ist die Arteria hepatica ursprünglich eine Arterie fürden Zwölffingerdarm und für den rechten Abschnitt des Magens. Ihr'Seitenzweig zur Leber erlangt aber bald das Uebergewicht, so dass dieArterien des Duodenum und des Magens zu Nebenzweigen der Arteriahepatica werden.2. Der mittlere Theil des Gekröses gehört der Nabelschleifedes Darmes an; er verbindet die beiden Schenkel derselßeln~nina~stelltsomit ein schnuTles Plättchen dar, welches in einer ganz kurzen Haftliniein~"ctef~ Gegend cler Flexura cHodenojejunalTs, in "der Mittellinieder hinteren Rumpfwand wurzelt. Es enthält den Stamm und dieZweige der Arteria mesenterica superior und kann daher als der Gekrösbezirkder Arteria mesenterica superior bezeichnet werden. Die genannteArterie verlauft der ganzen Länge der Darmschleife nach in der Mittedes Gekrösplättchens und gibt nach beiden Seiten hin ihre Zweigezum Darm.Aus diesem Verhältnisse ist zu erklären, dass im bleibenden Zustandedie Zweige der Arteria mesenterica superior für das Jejunum undfür den grösseren Theil des Ileum der Reihe nach aus der einen, unddie Zweige für den Dickdarm und den untersten Theil des Ileum vonder anderen Seite des Gefässstammes entspringen.3. Der untere Theil des Gekröses gehört _ dem Endstück desDaxmeaL-an. Er haftet in einer yerhältnissmässig langen, von cler Flexuraduodenojejünalis bis ans Kreuzbein_reichencien^Linie in cler Mitte der"^iSESEL Rumpfwänd" und enthält die Arteria mesenterica inferior. Er istdaher der GTeKrösfröZrirk der Arteria ntesenteriöa inferior.21*meh


324 Darmgekröse und Netze.Es ist noch besonders hervorzuheben, dass alle drei Abschnittedes Gekröses um diese Zeit beiderseits vollkommen freie Flächenbesitzen.Der eben geschilderte Zustand des Gekröses in der sechstenEmbryonalwoche gibt den Ausgangspunkt für eine Reihe weiterer Veränderungenan den Gekrösen, welche schliesslich zu dem bleibenden-, Zustande führen./ öMif^y Hinsichtlich der weiteren Ausbildung des Mesogastrium kommt~~vor Allem in Betracht, dass^ der Magen schon in sehr früher. Zeit einederartigeJDrehung_erfährt, dass die ursprünglich nach hinten gerichtetegrösse"Giirvatur allmälig vollends auf die linke Seite rückt; demgemässwird die ursprünglich rechte Wand des Magens zur hinteren und dieursprünglich linke zur vorderem. Die früher nach vorne gerichtete kleineCurvatur kehrt sich nach der rechten Seite. Mit dieser Lageveränderungdes Magens hängt es zusammen, dass der Magenantheil des Mesogastriumsich in der Richtung von seinem Rumpf Ursprung gegen denMagenansatz sehr erheblich vergrössert und dass er, in frontale Lagegebracht, zwischen der hinteren Fläche des Magens und dem Peritoneumparietale der hinteren Rumpfwand, nach links zur grossen Magencurvaturverlauft; in ihm liegt der Körper und der Schweif des Pancreasin annähernd horizontaler Richtung. Mit der hinteren Fläche des Magensbegrenzt dieser Antheil des Mesogastrium nun eine nach links hin geschlosseneBucht, die erste Andeutung des Netz.beutels.Sehr bald aber zeigt sich eine besondere Eigenschaft des »Mesogastrium,-nämlich die Fähigkeit seines peripheren, d. i. dem .Magennaheliegenden Theiles zu umfänglich wucherndem Uläcfienwachsthumdieseskommt dadurch zum Ausdruck, dass der bezeichnete Theil desMesogastrium unter sehr beträchtlicher Verdünnung seiner~Substanz r züemer umfänglichen Membran aus wächst, welche entlang der grossenCurvatur frei nach unten hervortritt "und eine sackförmige Ausbreitungder JSletzbeutelanlage darstellt. Dieser Theil des Mesogastrium wird vondieser Zeit an als grosses Netz, Omentum majus, bezeichnet.Indem die Wände dieser sackförmigen Ausbuchtung in frontalerRichtung flach, allerdings unter mehrfacher Faltenbildung, auf einanderliegen, kann man an dem grossen Netz schon jetzt zwei Platten, einevordere und eine hintere, unterscheiden, welche nach unten und nachbeiden Seiten in einande^^ber^eben und so freie Ränder des Netzesbilden. Die hinteiteHPlätte geht aus dem hinter dem Magen gelegenenaxialen (d. h. zwischen dem linearen Rumpfursprung und der Milzliegenden) Theile des Mesogastrium, entlang dem unteren Rande. desPancreas hervor und breitet sich vor dem Dick-~"und Dünndarjnjnach.abwärts aus. Die vordereJPlatte haftet an der grossen Magencurvatur,zieht sich nach links als Ligamentum' gastrolienale __bis an den Hilusder Milz und dehnt sich nach unten hin der Fläche nach aus, um anden oben-angedeuteten Umschlagsrändern in die hintere"Platte überzugehen.Wenn man an einem Embryo aus dem 3. Monate durch ein vonrechts her hinter den Magen eingeführtes Röhrchen Luft in den Netzbeuteleinbläst, so entfaltet sich das grosse Netz vollkommen, und derNetzbeutel tritt als eine rundliche Blase mit allenthalben freien Wänden


Darmgekröse und Netze. 325deutlich hervor. Man erkennt dann, dass die hintere Wand des Netzbeutelsgebildet wird durch den links von der Wirbelsäule bis an dieMilz reichenden axialen Theil des Mesogastrium und nach unten durchdie hintere Platte des grossen Netzes; die vordere Wand aber obendurch die hintere Fläche des Magens und durch das Ligamentum gastrolienaleund weiter unten durch die vordere Platte des grossen Netzes.An der lateralen Seite dieser Blase, in der Nähe des Magengrundes,haftet die Milz. Da der axiale Antheil des Mesogastrium den Körper undSchweif des Pancreas enthält, und der obere Rand des letzteren dieArteria und Vena lienalis leitet, so liegen alle diese Gebilde in derhinteren Wand des Netzbeutels.Der Netzbeutel hat, wie bemerkt, zunächst allenthalben freie, vondem Peritonealepithel bedeckte Wände; nur an einer Stelle," und zwarin der vor der Aorta median herabziehenden Wurzellinie des Mesogastrium,,.haftet er an der Rumpfwand; hier befindet sich auch seineGrenze und'die Oeffnung, durch welche sein Innenraum von rechtsher zugänglich ist. Diese Grenze ist durch eine Falte des Bauchfelles,welche sich von dem oberen Rande des Pancreas, entlang der Wurzelliniedes Mesogastrium, senkrecht nach oben zur Cardia des Magenszieht, Plica gastropancreatica, besonders gekennzeichnet. Dieselbe leitetdie Arteria gastrica sinistra von dem Stamme der Arteria coeliacaweg zur kleinen Magencurvatur. Diese Falte bildet die Grenzmarkezwischen dem Netzbeutelraume und""jenem Räume, "welcher hinterdem kleinen Netze gelegen ist und später (S. 334) unter cler Bezeichnung:Vorraum des Netzbeutels, Atrium bursae omentalis, zurSprache kommen wird.Jener Antheil des Mesogastrium, welcher dem Duodenum angehörtund demgemäss als Zwölffingerdarmgekröse zu bezeichnen ist,erfährt zunächst keine wesentlichen Veränderungen, da dieses Darmstückverhältnissmässig langsam in die Länge wächst und auch seineLage vorerst nicht erheblich verändert. Entsprechend der Lage desDuodenum ist das Zwölffingerdarmgekröse von der Mittellinie weg nachrechts gewendet; es besitzt beiderseits freie, nach vorne und nach hintengewendete Flächen und enthält in seiner Membrana propria, nebst denGefässausbreitungen, den Kopfantheil des Pancreas./ Für die weitere Ausbildung des Gekröses der Nabelschleifeist eine Reihe von gesetzmässigen Lageveränderungen, welche die ausder Nabelschleife hervorgehenden Darmtheile während ihres Wachsthumszwischen dem 2. und 5. Embryonalmonate erfahren, von bestimmendemEinfluss. Das Längen wachsthum des Darmes ist im Bereicheder Nabelschleife keineswegs ein gleichmässiges. Dies kommt schonvon der 7. Woche des embryonalen Lebens an dadurch zum Ausdruck,dass sich das Darmrohr zuerst im Bereiche des Scheitels der Schleife,dann allmälig entlang dem absteigenden Schenkel nach^oben fortschreitend,in bogenförmige Schlingen krümmt, welchen entsprechendsich das früher ganz schmale Gekrösplättchen der Fläche nach ausbreitetDieseJDarmschlingen, dem Jejunum und Ileum entsprechend,bilden schon in cler 8. Woche ein ansehnliches Convolut, von welchemeinzelne Schlingen noch in der oben erwähnten Aussackung des Bauchraumesin die Nabelschnur liegen. Dem gegenüber ist der Dickdarm-


326* Darmgekröse und Netze.theil der Nabelschleife zu dieser Zeit noch ganz gerade gestreckt. Seinverhältnissmässig geringes Längenwachsthum zeigt sich nur dadurch,dass die Flexura coli lienalis etwas weiter nach oben und nach linksgerückt ist.In Folge der zunehmenden räumlichen Ausdehnung des Dünndarmconvolutes, welches sich bald vollkommen aus der Nabelschnurzurückzieht, erfährt der Dickdarmtheil der Nabelschleife im Verlaufe des3. Monates eine derartige Lageveränderung, dass die Blinddarmanlagein cler Mittellinie des Leibes, etwa in der Höhe des Nabels, unmittelbarder vorderen Bauch wand anliegt. Von hier aus zieht der Dickdarm vorund ober dem compact beisammen liegenden Dünndarmconvolut undunter der Leber, nach oben und gelangt hinter dem grossen Magenbogenhinweg an die Flexura coli sinistra. Die wachsende- Dünndarmmassedrängt den Dickdarm immer weiter nach oben, so dass der Blinddarmbis nahe an die grosse Magencurvatur heranrückt. Im Laufe des4. Embryonalmonates wendet sich dann der Blinddarm unter der grossenMagencurvatur und an die untere Fläche der sehr voluminösen Leberangelagert nach der rechten Seite hin und "kommt zunächst vor dasDuodenum zu liegen; indem er sich weiterhin, immer entlang derunteren Leberfläche, zugleich nach unten senkt, gelangt er endlich vordie rechte Niere. Der Dickdarmantheil der Nabelschleife wird demzufolgeober dem Dünndarm weg zunächst in eine quere Lage gebracht:jedoch erhält mit dem allmäligen Absteigen des Blinddarmes ein diesemzunächst gelegenes Stück des Dickdarmes bald eine schiefe, mehr undmehr in die senkrechte übergehende Richtung; dadurch vollzieht sichallmälig die Abgrenzung des Colon ascendens und transversum(vergl. Tafel I, Fig. 2 und 3).Das Gekröse der Nabelschleife hat sich während dieser Vorgänge,entsprechend der Längenzunahme des Darmes, der Fläche nachausgebreitet unjl__hat_ etwa die Gestalt eines Fächers, an^enomnien,dessen dünner Stielen der Gegend der Flexura duodenojejun&us„ J an-dßrRüliöplw^na^lialtet, und dessen ganzer Rand von dem Darme derartumrahmt wird-, däss an dem Oberen Rande das Colon ascendens undtransversum, an dem vorderen, unteren und hinteren Rand das Jejuno-Ileum sich anschliesst. Es. besitzt vorerst durchaus freie Flächen, welche,jedoch nicht in einer Ebene liegen. Im Bereiche des Dünndarmes istdas vielfach gebuchtete Gekröse im Allgemeinen so eingestellt, dass dieeine Fläche nach links und unten, die andere nach rechts und obengerichtet ist; im Bereiche des Dickdarmes, hingegen nimmt das Gekrösemit der Querstellung des Darmes mehr und mehr eine frontaleStellung ein.Hinsichtlich der weiteren Ausbildung des an der Flexura coli sinistrabeginnenden Endtheiles des Darmes ist zu bemerken, dass derselbedurch die wachsende Dünndarmmasse mehr und mehr nach links verschoben^wrfd,""wobei er der hinteren Rumpfwand anliegt, daher "auch hinterdem Dünndarm absteigt. Etwa von der Mittendes. 3.„Monjates_anwird^n_jie_r_jlirik^vor der" Geschlechtsdrüsegelegene Ausjäi___gujig dtese^Darmstückes3emerkbar, welche sichmit dem fortschreitenden Längenwachsthurrf desselben zur Flexurasigmoidea herausbildet; der oberhalb dieser Schlinge senkrecht und


Darmgekröse und Netze. 327gerade absteigende Dickdarmantheil wird dadurch als Colon descendensabgegrenzt.Von den eigenthümlichen Lageverschiebungen, welche sowohldieses letztere, als auch die Flexura sigmoidea im Verlaufe und im Zusammenhangmit der Lageveränderung des vorderen Dickdarmabschnitteswährend des 4. Monates erfahren, kann vorerst abgesehen werden. DasGekröse dieses Darmabschnittes wächst der Fläche nach entsprechendder Vergrösserung des Abstandes des Darmes von der medianen Wurzellinieund entsprechend der Ausbildung der Flexura sigmoidea. Seinebeiden freien Flächen können als vordere und hintere bezeichnet werden.An die vordere lagert sich das Dünndarmconvolut an, die hintereliegt Fläche an Fläche dem Peritoneum parietale der hinteren Rumpfwandan.Nachdem sich an den drei Bezirken des Gekröses die besprochenenForm- und Lageveränderungen vollzogen haben, tritt ein neuer Vorgangin die Erscheinung, welcher für die bleibende Gestaltung der Gekrösevon höchster Wichtigkeit ist, nämlich die secundäre Anwachsungbestimmter Antheile des G^kröses~~¥hZ^h^libirrTfcTre Theile,insbesondere an das Peritoneum parietale der hinteren Rumpfwand— eine Anwachsung, welche sich zum Theile schliesslich auchäuTdle betreffenden Darmstücke erstreckt. Die Folge dieses Vorgangesist, dass einzelne Gekrös- und Darmantheile eine unverrückbare Lageerhalten, und dass neue Verbindungen des Gekröses geschaffen werden,vermöge welcher die frei, bleibenden Gekrösantheile neue, secundäreHaftlinien erhalten. Daraus ergeben sich wichtige Gesichtspunkte für dieAbgrenzung gewisser Gekrösantheile.Bis gegen den 4. Embryonalmonat ist die Innenwand der Bauchhöhlenicht nur vorne, rechts und links, sondern auch an der hinterenSeite von dem parietalen Antheil des Peritoneum derart bekleidet, dassdie freie, vom Epithel bedeckte Fläche desselben ununterbrochen bis andie Wirbelsäule, d. h. bis an die gerade absteigende Wurzellinie desGekröses verfolgt werden kann. Von diesem parietalen Peritoneum bedeckt,treten an der hinteren Bauchwand, beiderseits neben der Wirbelkörperreihe,die Niere und die Nebenniere als mächtige Wülste hervor,Gewisse Antheile des Gekröses, und zwar diejenigen, welche in frontalerRichtung zu bestimmten, an.der hinteren Bauchwand, abseits von derMittellime liegenden Theilen des Darmcanals ziehen (cl. s. der axialeTheil desi?MesogastriumV das Zwölffingerdarmgekröse, das Gekröse desabsteigenden und zum Theil auch des aufsteigenden Colon) lagern sichum diese Zeit mit freier hinterer Fläche an die freie Fläche des Peritoneumparietale unmittelbar an. Früher oder später aber kommt es andiesenStellen zur Verwachsung des Peritoneum parietale mit der ihmzugewendeten Mäche des betreffenden Gekrösäntheiles, so c^ss__dieserzu einem - Bestaridtheil der hinteren Bauchwand wird. Die peritonealeBekTeidühg der vorderen Gekrösfläche erscheint dann als freier peritonealerUeberzug der hinteren Bauchwand und hat so secundär dieRolle des Peritoneum parietale übernommen. Aber auch nachdem diesgeschehen ist, wächst .das so angeheftete Gekröse entsprechend demWachsthum der Rumpfwand und des Darmes fort und leitet demletzteren nach wie vor die Gefässe und Nerven zu.


328 Darmgekröse und Netze.Im Einzelnen ist hinsichtlich dieser Anwachsungen Folgendes alsdas Wichtigste hervorzuheben:Zuers^und^war schon im 3. Embryonalmonat, verwächst der hinterdem Mägen .gelegene axiale Theil des Mesogastrium von der Mittelliniean lateral fortschreitend mit dem Peritoneum parietale der hinterenBäüchwand. Diese Verwachsung erstreckt sich nach links bis zur Milzund schliesslich auch auf diese letztere selbst, so dass" sehr häüfiglnder T. Hälfte der Fötalperiode die hintere" Fläche"~der"MiIz In grössereröder - gerihgerer Äusdehnung"~"an dem Zwerchfell, beziehungsweise- vor.delulmerenT Ende der linken Nebenniere" mit dem Peritoneum^ parietaleinrng.,.. verbunden erscheint. Dieser Umstand bedingt wesentlich die Erhaltungder Milz In ihrer Lage. Da der in Rede stehende Theil desMesogastrium den Körper und den Schweif des Pancreas in sich schliesst,so wird auch dieses Orgari*mit dem Mesogastrium an der hinteren Rumpfwandbefestigt; und da endlich dieser Theil des Mesogastrium,"wie obenerwähnt, den oberen Theil der hinteren Wand des Netzbeutels bildet,erfährt auch dieser eine theilweise Anheftung an die hintere Bauchwand(vergl. Tafel I, Fig. 4 und 5). Was also im ausgewachsenen Zustandeals an die Bauchwand angeheftete hintere Wand des Netzbeutels erscheint,ist nicht das primäre Peritoneum parietale, sondern der festgewachseneTheil des Mesogastrium; das Pancreas liegt demnach nicht, wie gewöhnlichgelehrt wird, ausserhalb des Peritoneum, sondern nach wie vor in derMembrana propria des Mesogastrium, d. h. in der angewachsenen Wanddes Netzbeutels. Der letztere Umstand wird durch die innigen Lagebeziehungender Aeste der Arteria coeliaca zu dem Pancreas bekräftigt,von welchen namentlich die Arteria lienalis entlang dem oberen Randedes Pancreas, selbstverständlich ebenfalls in der Substanz des Mesoga--strium, zum Hilus der Milz verlauft.Etwas später wächst auch der dem Duodenum zugehörende Theil desMesogastrium, und mit diesem der Kopf des Pancreas und das Duodenumselbst, an das Peritoneum parietale der hinteren Bauchwand an, undzwar in der Weise, dass die Verwachsung, von der schon frühzeitigfestgehefteten Flexura duodenojejünalis ausgehend, sich bald auf das 'aufsteigende Endstück und dann allmälig auf die Pars, horizontalisinferior und auf die Pars descendens, und in demselben Masse auf daszugehörige Gekröse erstreckt.Von grosser Bedeutung ist die bald darauf, zum Theil sogar gleichzeitigerfolgende Anwachsung des Colon ascendens Und seinesGekröseabschnittes (Mesocolon ascendens).Es wurde früher (S. 326) hervorgehoben, dass das Colon ascendensund sein Gekrösantheil vor dem Duodenum und vor der rechten Niereherabsteigt. Weiterhin geht aus den Darlegungen auf S. 322 hervor,dass das Mesocolon ascendens, sowie das Mesocolon transversum ausdem Gekrösplättchen der Darmschleife abstammt, also einen Theil desdem Colon ascendens, dem Colon transversum und dem Jejuno-Ileumgemeinschaftlichen Gekröses darstellt. War dieses, die Arteria mesen:terica superior und ihre Zweige enthaltende Gekröse bis in den 4. Monatin allen seinen Theilen mit beiderseits freien Flächen versehen, so wächst \von dem Ende des 4. Monats an das Mesocolon ascendens, und bald darauf |auch der aufsteigende Grimmdarm selbst, an die dahinter liegenden


Darmgekröse und Netze. 329Theile, d. i. an die vordere Fläche des Duodenum und des Duodenalgekrösesund weiter unten und lateral an das Peritoneum parietale vorder rechten Niere an. Die Grenze dieser Anwächsung reicht medialschliesslich bis zu einer Linie, welche sich vor der Pars ascendensduodeni weg nach unten und rechts bis zur Gegend der rechten Kreuz-Darmverbindung erstreckt.Die Folgen dieser Anwachsung sind, abgesehen von der Festheftungdes Colon und Mesocolon ascendens selbst, erstens: Das absteigendeund .das untere -qnere, sowie die. rechte Hälfte des aufsteigenden Stückesdeg.Duodenum _ und das ganze Duodenalgekröse werden von vorne herbleibend durch das Colon und MesocoIon__.ascendens bedeckt und dievordere Fläche des Mesocolon ascendens übernimmt hier secundär dieRolle des Peritoneum parietale. So kommt der grössere Theil desDuodenum scheinbar hinter das Bauchfell zu liegen. Zweitens erhältjener Abschnitt dieses Gekrösbezirkes, welcher dem Jejuno-Ileum angehörtünd__welcher auch im ausgewachsen^^ZuitanjJe^frei bleibt, eineneue, lange Häftlinie, welche der oberwähnten medialen Anwachsungsgrenzedes Mesocolon ascendens entspricht. Sie wird gewöhnlich alsdie Wurzellinie des Dünndarmgekröses bezeichnet. Drittensgrenzt sich das angewachsene Mesocolon ascendens gegen das freibleibende Gekröse des Colon transversum (das Mesocolon transversum) ander 'oberen Anwachsungsgrenze des ersteren ab, so dass auch dasMesocolon transversum eine secundäre Haftlinie erhält, welche sichvorerst allerdings nur auf die rechte Körperhälfte beschränkt und sichin querer Richtung bis an die Flexura duodenojejünalis erstreckt.. , Etwas später, und zwar von dem Beginn des 5. Embryonalmonatesan, beginnt auch die Anwachsung des Gekröses d es Colon descendens[Mesocolon descendens) an das Peritoneum parietale der hinteren Rümpfwand.Sie zeigt sich zuerst an der durch die linke Niere und Nebenniereerzeugten Vorwölbung und schreitet von da lateral und nach untenfort. In der Furche, welche die linke Niere mit der Reihe der Lendenwirbelkörperbegrenzt und in welcher der Ureter verlauft, 1 erfolgt dieAnwachsung etwas später und langsamer, so dass an dieser Stellezwischen der noch frei gebliebenen hinteren Fläche des Mesocolon unddem Peritoneum parietale eine nach unten offene, nach oben aberzugespitzte und blind endigende Bucht entsteht — die erste Anlagedes weiter unten zu beschreibenden Recessus intersigmoideus (vergl.Tafel I, Fig. 6).Abgesehen von der Festheftung des Mesocolon descendens undschliesslich auch des Colon descendens selbst, hat diese Anwachsungzur Folge, dass sich nun auch das Mesocolon 1 descendens gegenüberdem freien Mesocolon transversum scharf abgrenzt, und zwar an deroberen Grenzlinie der Verwachsung des Mesocolon descendens, welcheober der Flexura duodenojejünalis weg nach links zur Flexura colilienalis zieht. So besitzt nun das freie Mesocolon transversum einesecundäre Haftlinie, welche sich an der hinteren Bauchwand querwegvon der Flexura coli dextra bis zur Flexura coli sinistra erstreckt.Indem diese Häftlinie ober der Flexura duodenojejünalis hinwegzieht,srhält das Mesocolon transversum seine bleibende Lage ober und vor


330 Darmgekröse und Netze.dem Convolut des Jejuno-Ileum und stellt gewissermassen eine unvollständigeScheidewand zwischen dem oberen und dem unteren Theiledes Bauchraumes her.In derselben Weise bildet sich eine Grenzlinie zwischen dem angewachsenenMescolon descendens und dem frei bleibenden Gekröse derFlexura sigmoidea an der Anwachsungsgrenze des ersteren heraus. Dochzeigt diese Grenzlinie bei verschiedenen Individuen einen sehr verschiedenenVerlauf, weil die Anwachsung des Colon und Mesocolondescendens gewöhnlich noch in dem späteren Kindesalter mehr oderweniger weit, nicht selten selbst bis an den medialen Rand des Psoasfortschreitet; dadurch wird die Grenze zwischen Colon descendens undFlexura sigmoidea mehr oder weniger nach unten verschoben.Zum Schlüsse ist noch der Verwachsung der oberen (vorderen)Fläche des Mesocolon transversum mit der hinterenPlatte des grossen Netzes zu gedenken.Es wurde schon oben (S. 328) auseinandergesetzt, dass der axialeTheil des Mesogastrium sammt dem Pancreas sich links von der Mittelliniebis zur Milz an die hintere Bauchwand festheftet. Diese An^.wachsung schreitet, sobald das Colon transversum sich mit seinemGekrösantheil quer unter die grosse Magencurvatur, und* damit auchunter das grosse Netz hingelagert hat,, von dem unteren Rande desPancreas abwärts auf das Mesocolon transversum fort und erstreckt;sich sehr bald bis auf den Quergrimmdarm selbst. Dadurch kommt eszur vollständigen Verschmelzung des Mesocolon transversum mit derhinteren Platte des Netzes, soweit sich die letztere im Bereiche desersteren befindet. Da dieser Theil des grossen Netzes, wie oben hervorgehobenwurde,' zur hinteren Wand des Netzbeutels gehört, so wird inFolge der in Rede stehenden Verwachsung das ganze Mesocolon transversumin die hintere Wand des Netzbeutels einbezogen. Die hinterePlatte des grossen Netzes begrenzt sich aber keineswegs entlang demQuergrimmdarm, sondern sie wächst noch weit unterhalb desselben; derFläche nach aus, so dass schliesslich-sogar ihr grösserer Antheil vonder Anwachsungsgrenze an den Quergrimmdarm an frei vor den dünnenGedärmen herunterhängt, bis er an den Rändern des Netzes in dievordere Platte desselben umbiegt. Da die letztere, wenigstens beimneugeborenen Kinde, ganz frei zum grossen Magenbogen - emporzieht,so erstreckt sich der Netzbeutelraum im ganzen Bereich des Netzeszwischen die beiden Platten desselben hinein. Davon kann man sichdurch vorsichtiges Entfalten der Netzplatten oder auch durch Einblasenvon Luft zwischen dieselben leicht überzeugen.Es ist aber hervorzuheben, class früher oder später, häufig schonvom ersten Lebensjahre an, an verschiedenen Stellen und in verschiedenerAusdehnung eine gegenseitige Verwachsung der beiden Netzplattenzustande kommt, was eine theilweise Verödung des Netzbeutelraumeszur Folge hat. Es pflegt dann die vordere Platte des Netzesauch eine Strecke weit an das Colon transversum anzuwachsen, so dassder von da zur grossen Curvatur laufende Antheil des Netzes einesecundäre Verbindung des Magens mit dem Colon transversum herstelltMan hat daraus Veranlassung genommen, diesen Theil . der vorderenNetzplatte als Ligamentum gastrocolicum zu bezeichnen. Bei. dem neu--


Darmgekröse und Netze. 331geborenen Kinde und bei Kindern aus den ersten Lebensjahren ist demGesagten zu Folge niemals ein Ligamentum gastrocolicum vorhanden;nicht selten fehlt es auch bei älteren Personen, wenn eben die bemerktesecundäre Anwachsung unterblieben ist. Eine weitere Einengung desNetzbeutelraumes wird in späterer Zeit noch durch die Anwachsungdes Ligamentum gastrolienale, ja selbst des Magens an die hintere Wanddes Netzbeutels herbeigeführt. Die letztere kommt gewöhnlich an clerCardia und an dem pylorischen Theile zur Beobachtung.Mit der Anwachsung des Netzes an das Mesocolon transversumhängt auch die Bildung des sogenannten Ligamentum pleurocolicum*)zusammen. Nachdem die bezeichnete Anwachsung nach links hin. bisan die Flexura coli lienalis vorgeschritten ist, greift sie gewöhnlichvon dieser auf die linke Bauchwand hinüber, d. h. das grosse Netzheftet sich, entlang der oberen Seite der Flexura coli lienalis wegstreichend,an einer scharf begrenzten Stelle in der Gegend des Zwerchfellursprungsan die Bauchwand an. So entsteht eine Verbindung clerletzteren mit der Flexura coli lienalis, in Gestalt einer zwischen beidenausgespannten, breiteren oder schmäleren Membran, welche deutlichals Fortsetzung des grossen Netzes erscheint. Oberhalb derselben liegtder untere Pol der Milz. In späterer Zeit erscheint dieses Ligamentumpleurocolicum in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr ausschliesslich alseine Formation des Netzes, indem in dasselbe noch eine Falte desparietalen Bauchfelles einbezogen wird, welche, wahrscheinlich in Folgedes Hereindrängens der Milz zwischen die Bauchwand und_ die Flexuralienalis^ vielleicht auch in Folge anderweitiger kleiner Lageverschiebüngender letzteren, von der Bauchwand abgehoben wird. Durch Anspannendes Darmes kann man an der Leiche diese Falte erheblich vergrössern.In wohl ausgeprägten Fällen erscheint das Ligamentum pleurocolicumbeim Erwachsenen als eine breite, an der Bauchwand und an der. Flexura coli lienalis haftende, mit dem grossen Netze unmittelbarzusammenhängende Platte, deren freier Rand nach oben gekehrt ist.Sie ^stellt mit der Bauchwand (Zwerchfell), eine tiefe, nach oben sichöffnende Tasche (Saccus'" lienalis) her, in welche der untere .AntheiirderMuz eingesenkt ist. So bildet das Ligamentum pleurocolicum einnicht unwesentliches Befestigungsmittel für die Milz. Nicht selten fehltes'übrigens gänzlich, oder ist nur andeutungsweise vorhanden.Ueberblickt man nun die Veränderungen, welche das ursprünglicheinfache und einheitliche Mesogastrium im Laufe des Wachsthumserfahren hat, so ergibt sich, dass sich aus demselben drei nach Lageund Verbindung verschiedene Abschnitte herausgebildet haben. Dererste ist der links von der Mittellinie an^er hinteren Bauchwandfestgeheftete axiale Antheil des""eigentlichen Magengekröses, welcherden jCörper und Schw,ei£jcles Pancreas in^sich schliesst; er reicht nachlinks bis an__dejO-JLlus M ,der Milz,..uncLenthält die Arteria lienalis mitihren ersten Aesten. Zu diesem Antheile ist auch noch die Plica gästropancreäticazu rechnen, welche die Arteria gastrica sinistra zurkleinen Magencurvatur leitet. Der zweite Abschnitt ist das rechtsgewendete, ebenfalls festgeheftete Gekröse des Duodenum; er ent-#i> 1 ) Syn. Ligamentum phrenicocolicum.


332 Darmgekröse und Netze.hält den Kopf des Pancreas.uncf.den..Stamm cler Arteria.Jie^iaiica. Vonden Zweigen dieser letzteren breiten sich in ihm die zum Duodenumund zum Pancreas ziehenden in ihre feineren Verästigungen auswährend die Arteria hepatica propria in das Ligamentum hepatoduodenaleübertritt. Der dritte Abschnitt ist das grosse Netz, aus demperipheren, dem Mägenansatze entlang ziehenden Antheil des Magengekröseshervorgegangen. Man unterscheidet an ihm eine hintere undvordere Platte, von welchen sich die erstere aus dem axialen Theile(vom unteren Rande des Pancreas an) nach abwärts fortsetzt und inihrer oberen Strecke an die vordere Fläche des Mesocolon transversumangewachsen ist. Die vordere Platte haftet entlang dem grossen Magenbogenund geht links, am Hilus der Milz, aus dem axialen Abschnittehervor. Sie leitet dem Magen die aus der Arteria lienalis entsprungenenZweige (Arteria gastroepiploica sinistra, Art. gastricae breves), sowie dieaus dem Duodenalgekröse stammende Arteria gastroepiploica dextra zu.Als besondere Antheile derselben werden das Ligamentum gastrqlienaleund eventuell das Ligamentum gastrocolicum beschrieben.Mit der Ausbildung der Gekröse hängt die Entstehung kleiner blinder Buchten -an bestimmten Stellen der Bauchhöhle zusammen, welche man als Recessus peritoneizu bezeichnen pflegt. Zwei solche finden sich an der Uebergangsstelle des Ileum indas Caecum: Recessus ileocaecalis superior und inferior. Der erstere verdankt seineEntstehung einem kleinen Bauchfellfältchen, welches an der vorderen Fläche des'Dünndarmgekröses durch die aus demselben auf die vordere Fläche des Blinddarmesübertretenden Gefässe abgehoben wird. Dieses Fältchen überbrückt die obere (vordere)Wand des Ileum, und bildet so mit dieser eine gewöhnlich sehr unbedeutende,blinde Tasche. Der Recessus ileocaecalis inferior liegt an dem unteren (hinteren) Umfangdes Endstückes des Ileum; er wird dadurch gebildet, dass aus der Wand desIleum eine bald breitere, bald schmälere Bauchfellfalte {Plica ileocaecalis), in welcherübrigens glatte Muskelfasern nachgewiesen worden sind, hervortritt und sich aufden Blinddarm hinüberzieht. Indem sich diese Falte mit jenem Peritonealsaum,welcher aus der hinteren Fläche des Gekröses als Mesenteriolum an den Wurmfortsatztritt, vereiniget, umgreifen beide den unteren Umfang des Ileum und stellenso mit diesem eine Tasche von mitunter beträchtlicher Tiefe dar, deren blindesEnde an der medialen Wand des Blinddarmes liegt.Mit dem Namen Recessus caecalis wird eine breite Bucht bezeichnet, welchedie freie hintere Wand des Blinddarmes mit dem Peritoneum parietale und mit demLigamentum intestini caeci (S. 305) begrenzt. Ist der Blinddarm mit seiner ganzenhinteren Wand angeheftet, so fehlt natürlich dieser Recessus.Als Recessus subcaecales werden sehr variable, mitunter mehrfach vorhandene,kleine blinde Taschen bezeichnet, welche sich an der hinteren Seite des Blinddarmesvon der Anwachsungsgrenze desselben aus nach oben ziehen. Sie verdanken ihrDasein einer localen Unterbrechung der Anwachsung des Blinddarmes an das Peritoneumparietale, welches letztere ihre hintere Wand bildet. Aehnliche Taschenbildungenvon derselben Bedeutung kommen nicht^selten an der lateralen Seite desColon descendens vor, Recessus paracolici. Diese haben mit den Recessus subcaecalesdas Kennzeichen gemein, dass ihr Eingang sich immer genau an der Anwachsungsgrenzedes betreffenden Darmstückes befindet.Den vorgenannten vergleichbar ist der Recessus intersigmoideus. Man findetseine verschieden weite Oeffnung nach Emporheben des Gekröses der Flexurasigmoidea an der medialen Seite des Musculus- psoas, genau an der Anwachsungsgrenzedes Mesocolon descendens, welche hier gewöhnlich durch eine weisse,sehnige Linie gekennzeichnet ist. Von dieser Oeffnung zieht sich eine blinde trichterförmigeBucht, deren vordere Wand durch das Mesocolon descendens und derenhintere Wand durch das parietale Bauchfell gebildet wird, mehr oder weniger weitgerade nach oben. Es ist schon früher (S. 329) hervorgehoben worden, dass dieAnwachsung des Mesocolon descendens an das Peritoneum parietale nicht directvon der ursprünglichen medianen Wurzellinie aus beginnt, sondern lateral von der-


Darmgekröse und Netze. 333selben, an der vorderen Fläche der Niere. Es bleibt demnach neben der Lendenwirbelsäule,vor dem Ureter eine Stelle, an welcher die Anwachsung erst später alsin dem lateralen Bezirk des Mesocolon descendens erfolgt. Diese Stelle entsprichtdem Recessus intersigmoideus. Auch bei dem weiteren Fortschreiten der Anwachsungnach -unten bleibt dieselbe an dieser Stelle um ein Beträchtliches zurück, und sorückt der Recessus gleichmässig mit der allmäligen Festheftung des Mesocolondescendens immer weiter abwärts. Die vielfachen individuellen Verschiedenheitenin der schliesslichen Ausdehnung der Anwachsung des Mesocolon descendens bedingendie zahlreichen Variationen des Recessus nach Lage und Grösse. Invielen Fällen kommt er gänzlich zur Verödung (vergl. Tafel I, Fig. 6).Von praktischer Wichtigkeit ist schliesslich der Recessus duodenojejünalis. Erliegt links neben der Flexura duodenojejünalis und ist oben durch eine sichelförmige,von dem Mesocolon descendens an die obere Seite der genannten Flexur hinziehende,bald mehr, bald weniger ausgebildete Bauchfellfalte (Plica duodenojejünalis), nach untendurch eine zweite, an der vorderen Fläche des Mesocolon descendens sich erhebendeund vor dem aufsteigenden Endstück des Duodenums weg bis gegen die Haftliniedes Dünndarmgekröses, sich erstreckende Falte (Plica duodenomesocolica) begrenzt.Indem diese beiden Falten ihre freien Ränder gegen einander kehren, bilden siemit der Darmwand eine grössere oder kleinere Bucht, welcher man durch verschiedentlichesAnspannen des Darms und des Mesocolon descendens die verschiedenstenFormen geben kann. Sie ist in einzelnen Fällen so umfangreich, dass sieeine Schlinge des Dünndarmes, ja sogar das ganze Dünndarm-Convolut in sichaufnehmen kann. Dieser Zustand wird als Hernia retroperitonealis bezeichnet. DieEntstehung der Plica und des Recessus duodenojejünalis hängt mit der früher beschriebenenLageverschiebung des vorderen Dickdarmtheiles zusammen und fälltdaher in den 4. Embryonalmonat. Im Laufe des Lebens kann er durch Anwachsungder Falten oder durch Verstreichung derselben vollkommen verschwinden.Das kleine Netz, Omentum minus, ist eine Membranjmit vordererund hinterer freier Fläche, deren Ränder einerseits an der ganzen Längeder kleinen Magencurvatur bis an das obere Querstück des Duodenum,andererseits an der Leber, und zwar an der Pforte und in der hinterenAbtheilung der linken Längsfurche haften- Es stellt somit eine Verbindungzwischen dem Magen und der.Leber her. Nach rechts hin begrenztes sich mit einem freien, von der Leberpforte zu dem oberenQüerstück des Duodenum hinziehenden Rande._Man kann an dem kleinen Netze drei Abschnitte unterscheiden.Der obere, durch aponeurosenähnliche Beschaffenheit ausgezeichnet,Pars condensa, haftet an der Cardia, erstreckt sich ...von da bis auf denBauchtheil des Oesophagus und geht, auch das Zwerchfell berührend,in den oberen Theil der linken Längsfurche der Leber ein, wo er sichder ganzen Länge nach an dem Ligamentum veno.sum. festsetzt Dermittlere .Bezirk des kleinen Netzesjtst sehr zart und durchscheinend,häufig von reichlichem Fettgewjy^dux^sich durch besondere'Schlaffheit von dem oberen, straff gespannten Theil sehr auffällig unterscheidet,wurde er Parsflaccida genannt. Er haftet an der ganzen Längedes kleinen Magenbogens und geht nacn~öl)en in einer scharf liusgepragfenLinie in die Pars condensa, und nach rechts und unten, ohnedeutliche Abgrenzung in den dritten Abschnitt das LigamenticnT hepatoduodenale,über.Dieses stellt den rechten verdickten Randtheil des kleinen Netzesdar, welcher sich von der Leberpforte aus an das^jjbere Querstück desDuodenum erstreckt und, an der hinteren Fläche desselben sich fortsetzend,mit "dem Zwölffingerdarmgekröse verschmilzt. Es leitet aus demletzteren die Arteria hepatica propria, die Pfortader und die Nerven-


334 Darmgekröse und Netze.geflechte zur Leberpforte, sowie aus dieser heraus den gemeinschaftlichenGallengang zur hinteren Fläche des Duodenum und Lymphgefässe in dasDuodenälgekröse.Während die vordere Fläche des kleinen Netzes im Bereiche desTuber omentale an die untere Fläche des linken Leberlappens angelagertist, befindet sich an seiner hinteren Seite "ein Raum, welcher von demLobus caudatus der Leber^ausgefüllt wird und wegen seiner Beziehungenzum Netzbeutel als Vorraum des Netzbeutels, Atriumbursae omentalis, ') bezeichnet wird. Die vordere Wand dieses Raumeswird demnach durch das kleine Netz, die hintere durch das Peritoneum'parietale "gebildet;""Obenwird er durch die Anwachsung der Leber,ünten_ddrcKTdie Anwachsüng'aes Zwölffingerdarm-Gekröses an das Peritoneumparietale zurri Abschluss gebracht. In der Leibesmitte öffnet sich derVorraum in deneigentlichen Netzbeutel und wird von demselben durchdie oben (S. 325) beschriebene Plica gaslropancreatica, welche sich, genauaus der Mittellinie der hinteren Rumpfwand erhebt, abgegrenzt. Nachder lateralen Seite hin, d. i. nach rechts, besitzt er hinter dem freien Randedes" Ligamentum hepatoduodenale eine ""zweite Oeffnung, welche in denBäucm ,r äurn* fülirf; man bezeichnet diese als Foramen epiploicum?] Diesesist daher vorne vonjdernJLigamentum hepatoduodenale, hinten durch dasparietale Bauchfell, unten durch die Anheftung des Duodenum begrenzt.An seinem oberen Rande zieht sich das Tuberculum caudatum vondem Lobus caudatus zu dem rechten Leberlappen.Wenn man daher einen Finger hinter dem Ligamentum hepatoduodenaledurch das Foramen epiploicum einführt, so gelangt man zunächst inden eben beschriebenen Raum an der hinteren Seite des kleinen Netzes,und kann daselbst den Lobus caudatus tasten. Dringt man dann mitdiesem Finger vor der Plica gastropancreatica weg über die Mittelinievor, so gelangt man in den Netzbeutel. So rechtfertigt sich die Bezeichnungdieses Raumes als Vorraum des Netzbeutels.Es ist noch zu bemerken, dass sich von dem freien Rande desLigamentum hepatoduodenale aus sehr häufig ein vorwuchernder Saum dg£Bail^mTMes entwickelt, welcher sich zunächst nur von der Gallenblasezur Pars descendens "duodeni erstreckt. Bei seiner weiteren Vergrösserunggreift er dann auf die mit der letzteren verwachsene Flexura colihepatica über und stellt _dann_ eine secundäre Verbindung der Leber,beziehungsweise der Gallenblase mit dem Dickdarm dar: das Ligamentumhepatocolicum.Seiner entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung nach ist das kleineNetz ein ventrales Magengekröse, welches sich von der ursprünglichvorderen Seite des Magens an das proximale Endstück der linken Venaomphalomesenterica (der Vorläuferin der Pfortader) und an den Ductusvenosus hinzieht,; es ist als Fortsetzung des sogenannten Mesocärdiumposticum zu betrachten.Abweichungen der Gekröse von dem gesetzmässigen Zustandehinsichtlich ihrer Form, Anordnung und Verbindung kommen nicht allzu selten vor.In manchen Fällen zeigt das Darmgekröse im ausgewachsenen Zustande Form- undVerbindungsverhältnisse, welche regelmässig als vorübergehende Zwischenstufenin*) Syn. Bursa omentalis minor.•) Syn. Foramen Winslowii.


Die Nieren. 335der embryonalen Entwicklungsperiode vorkommen. Zumeist sind solche Fälle daraufzurückzuführen, dass die gesetzmässige Anwachsung gewisser Gekrös- und Darmtheileunterblieben ist. Am häufigsten betrifft dies das Mesocolon und Colon ascendens,mitunter aber auch das Duodenum und das Colon und Mesocolon descendens.Die betreffenden Darmtheile besitzen dann ein freies Gekröse und eine aussergewöhnlicheBeweglichkeit. — Eine andere Gruppe von Bildungsabweichungen derGekröse entsteht im Zusammenhang mit abnormen Lagerungsverhältnissen desDarmes, welche entweder schon in den frühesten Entwicklungsstufen vorhandensind oder auch 'erst später, als Folgezustände einer aussergewöhnlichen Beweglichkeitdes Darmes auftreten können. Durch die abnorme Lage des Darmes wirdeine abnorme Lage und Richtung der betreffenden Gekrösantheile bedingt. Eskönnen sich dann durch Anwachsungen letzterer an ungewöhnlichen Orten neueabnorme .Verbindungen bilden, durch welche die Lageanomalien des Darmes undder Gekröse zu bleibenden werden.Eine der interessantesten Lageabweichungen ist der Situs viscerum inversus tbei welchem nicht nur alle Darm- und Gekröstheile, sondern auch die Leber, dieMilz, das Pancreas, ferner das Herz, die Lungen und die grossen Blutgefässstämmeauf der verkehrten Seite liegen. Es kommt aber auch vor, dass nur einzelnegenannten Eingeweide auf der verkehrten, andere auf der normalen Seite sich befinden(Situs inversus partialis).D. Der Harn-Apparat.Der Harn-Apparat besteht: aus den secernirenden Drüsen, denNieren mit ihren Ausführungsgängen, den Harnleitern, dann aus derHarnblase mit ihrem ableitenden Canale, der Harnröhre; die letztereschliesst sich an die Geschlechtswerkzeuge an und kann deshalb erst imZusammenhange mit diesen besprochen werden.Die Nieren.Die Nieren, Benes, haben im Ganzen^eine bohnenförmige Gestaltmit einem cler Wjxbelsäule zugewendeten Hilus; dieser erscheintals eine mehr oder wemger tiefe Einsenkung des medialen Randes,_inWelcheHHe ~Arteria renalis eintritt und aus welcher die Vena renalis undder HärhTelter~austreten. y&n - dein. Hilus aus_s^nkt sich~eine tiefe, derLängsrichtung des_Organes_nach gestreckte Bucht, Sinus renalis, in_dasInnCTe^§" Organes. In dem Sinus renalis liegt~zunächst der vorläufigeSammelbehälter des abfliessenden Harnes, das Nierenbecken, Pelvisrenalis, welches aus seinem nach unten trichterförmig verschmälerten Endeden HarnleTte^~"c7refe?-/ entsendet. An der vorderen^ünd'hinterer! Seitedes Nierenbeckens zerfallen in dem Sinus renalis die Arteria und dieVena renalis in ihre gröberen Aeste und Zweige.Die Nieren, welche eine zwar dünne, aber feste Begrenzungshaut,Capsula renis propriaf" besitzen, sind in eine Lage von lockerem, mit reichlichemFettgewebe durchsetztem "Bindegewebe, Capsula renis adiposa, eingeDettef,'welche sich hinten" mit einem eigenen Fascienfelatt begrenzt.Beim Neugeborenen und_heLeinigen_Thierenwird das Nierenparenchymdurch mehrere, ziemlich tief eingreifende Furchen in eine grössereAnzähTgegen einander abgeplatteter Abschnitte geschieden, welche manals Theilnieren, Reniculi, bezeichnet. Beim erwachsenen Menschen istzwar eine solche Scheidung äusserlich nicht mehr sichtbar; wenn manaber durch Abtragung des Nierenbeckens den Sinus renalis voll-der


336 Die Nieren.kommen zugänglich macht, so zeigen sich in demselben mehrere Erhabenheiten,Papulae renales, welche nichts anderes sind alsjiie freienSpitzen grösserer, konisch geformter, im Inneren des OrganesunterscheidbarerParenchym-Abschnitte, die ihre Basen gegen die Peripheriedes Organs richten. Man nennt diese Abschnitte des NierenparenchymsMalpighi'sche Pyramiden; ihre Substanz unterscheidet sich durchdie häufig blassere Färbung ünd"jdie^radiär gestreifte Durchschnittsflächevon der peripheren Zone des Nierenparenchyms^welche gewöhnlichdunkler gefärbt ist und ein granulirtes Aussehen besitzt. Diese dunklereSubstanz bedeckt von aussen alle Pyramiden, stellt somjFlpne für dieganze" Niere gemeinsame Rinde dar, welche äb^r^auch zwischen diePyrgmi^n eindringt und Scheidewände, Septa Bertini, zwischen denselben!darstellt, so dass sie jede einzelne Pyramide wie eine Kappe und, allezusammen gemeinsam von aussen überlagert. Eine gewisse Abtheilungdes Parenchyms ist daher wenigstens im Innern des Organes bemerkbar,und man kann deshalb sagen, dass auch die Niere des erwachsenenMenschen aus mehreren Theilnieren zusammengesetzt istEs gibt Säugethiere, z.B. die Katzen, deren Niere nur aus einemReniculus besteht, und andere, deren Niere mehrere Reniculi in sichbegreift. Zu diesen letzteren gehört auch der Mensch; seine Niere ümfasst10—15 Reniculi, obwohl sich mitunter zwei in einer Papilla renalisvereinigen.Im Ganzen besteht daher das Parenchym der_ Niere aus zweiSubstanzen: aus einer inneren "MarkSubstanz, Substantia medullaris,welche von der Summe der Malpighischen Pyramiden zusammengesetztwird und die Wand des Sinus renalis bildet, und aus eineräusseren Rindensubstanz, Substantia corticalis, welche ausschliesslich diezusammenhängende periphereJZone des Organes darstellt.Durch das Verhältniss, in welchem die Drüsenröhrchen des Parenchymszu dem gemeinschaftlichen Ausführungsgange des Organs,. demHarnleiter, stehen, unterscheidet sich die Niere sehr wesentlich vonallen anderen Drüsen des menschlichen Körpers. Es treten nämlichnicht alle Canälchen, die in einem Reniculus enthalten sind, zu einemeinzigen Stämmchen zusammen, sondern sie öffnen sich, zu einer Zahlvon 8-—15 etwas weiteren Röhrchen, Ductus papilläres, gesammelt, ander Spitze der Pyramide. Das Gebiet an den Papulae renales, in welchemman die Mündungen derselben beinahe mit freiem Auge erkennen kann,heisst das Porenfeld. —Eine jede Papilla renalis ragt frei in einenröhrenförmigen Fortsatz desT^ierenbeckens, welchen man~Nierenkelch,Galyx renalis, nennt, hinein, so dass die Ductus papilläres das SecxetJlLdiesen entleeren. Alle Nierenkelche sammeln sich in "dem gemeinschaftlichenRaum des Nierenbeckens, und aus diesem geht der Harnleiterhervor. In Folge dieser Einrichtung kann eine Stauung des Harns nurbis ins Nierenbecken und nicht weiter hinauf in das Nierenparenchymzurückgreifen. Die Papillen werden nämlich in einem solchen Falledurch den in den Nierenkelchen angesammelten Harn zusammengedrücktund in Folge dessen werden die an ihrer Spitze sich öffnenden Ductuspapilläres verschlossen.Die im Verhältniss zur Grösse der Niere sehr grosse Nierenarteriespaltet sich in deni_Sinus_renalis, „noch vor ihrem Eintritt ini


Die Nieren. 337las Parenchym, in mehrere Aeste, von denen kleinere Zweigchen zumNierenbecken, zum Ureter und zur Kapsel, theils direct, theils als Ramiperforantes abgehen. Da die Kapsel auch von anderer Seite, von denArteriae suprarenales, spermaticae und lumbales Zweigchen aufnimmt,so kommt eine Anastomosenreihe zu Stande, welche selbst nach Verstopfungdes Stammes der Nierenarterie immer noch Blut, wenn auchin .kleiner Menge, zum Nierenparenchym bringen kann. Der Strombezirkder Nierenarterie ist daher ebenfalls kein vollständig in sich abgeschlossener.Die für das Parenchym bestimmten Aeste der Nierenarteriedringen zwischen den Basen der Markpyramiden ein und umfassen dieseletzteren%nit grösseren, bogenförmig gekrümmten, aber nicht anastomosirendenZweigen. Die Nierenvenen gehen aus geschlossenen Bogengefässen,Arcus venosi, hervor, welche ebenfalls "die Basen der Markpyramidenumgreifen und einerseits die aus der Marksubstanz aufsteigendenVenen, andererseits die aus der Rindensubstanz absteigendenVenen in sich aufnehmen. Die letzteren nehmen bereits an cler Oberflächeder Niere mit kleinen, sternförmig angeordneten Venenwurzeln,Stellulae Verheyenii, ihren Anfang. Oberflächliche und tiefe Lymphgefässetreten im Hilus zu Stämmchen zusammen und gehen_Jn die.Lymphknoten des Plexus lymphaticus lumbalis über. Das ausitntheilen desSympathicus und Vagus"zusammengesetzte Nervengeflecht, welches dieArterie umlagert, ist mit kleinen Ganglien ausgestattet.Bau der Niere. Die Niere kann^als eine zusammengesetzte tubulöse_Drüse bezeichnet werden. Ihre M w_e_3jßnJ:lichen Bestandtheile sind dieHarncanälchen, welche, ausgehend von den Papulae renales, dieMarksubstanz in dichotomischer Folge peripheriewärts durchziehen undweiterhin in die Rinde efficlringen; innerhalb welcher sich die Anfängealler Harncanälchen befinden. Nach den Eigenschaften und der physiologischenBedeutung der verschiedenen Abschnitte der Harncanälchenkann die Rindensubstanz als die eigentlich secernirende Substanz bezeichnetwerden, zum Unterschiede von der Marksubstanz, welche sichaus den bereits grösser gewordenen Drüsencanälchen, den sogenanntenSammelröhrchen, zusammensetzt. Diesen fällt im Wesentlichen nurdie Ableitung des bereits fertig gebildeten Secretes zu. Die Drüsencanälchenwerden allenthalben, insbesondere reichlich in der Rindensubstanz,von einem feinen capillaren Blutgefässnetz umsponnen, eineAnordnung, die sich allerdings auch in anderen Drüsen findet;dennochunterscheidet sich die Niere gerade in Betreff der Gefässanordnungwesentlich von allen anderen Drüsen, und zwar dadurch, dass eigentümlichverknäuelte, feinste Arterien, welche die sogenannten Malpighi'sehenGefässknäuel, Glomeruli, herstellen, in die blasenförmigerweiterten Anfangsstücke der Harncanälchen aufgenommen sind. DieseAnfänge der Harncanälchen erscheinen daher als kugelförmige Gebilde,Malpighi'sche Körperchen, von etwa 02 Mm. Durchmesser, welcheaus dem Glomerulus und aus einer diesen umschliessenden zartenMembran, Bowman'sche Kapsel, bestehen. Der von dieser letzterenrings um den Gefässknäuel gebildete Raum setzt sich unmittelbar indie Lichtung eines Harncanälchens fort. Die Glomeruli selbst entstehendadurch, dass ein .f_ein^xAxtfirJenzw_e_i^Kajisel tritt, sich daselbst rasch, in eine Anzahl von Röhrchen zertheilt,v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 22


338 Die Nieren.welche sich nach mehrfacher Schlingenbildung wtedej*j^ einem einzigerarteriellenGelassenen (Vas efferens) sammeln, welches an cler Seite deszuführenden Gefässes die Bowman'sche Kapsel verlässt. Das Vas efferenslöst sich dann alsbald in das die Harncanälchen allenthalben umspinnendeCapillargefässnetz auf.Das aus den Malpighi'schen Körperchen hervorgehende Harncanälchenlegt sich zunächst in zahlreiche, dicht verschlungene Windungenund heisst daher Tubulus contortus. Dieser geht dann in eine lang gestreckte,engröhrige Schlinge, die Henle'sche Schleife, über, derenScheitel bis in jlie Marksubstanz herabreicht Mit dem rückkehrendenSchenkel dieser Schlinge gelangt das Röhrchen wieder in die Rindensubstanzzurück und macht daselbst noch einige Windungen, welche unterder Bezeichnung Schal ts tu ckzusammengefasst werden, weil siegewissermassenzwischen den secernirenden und den ableitenden Abschnitt desGanälchens eingeschaltet sind. Mit diesem Schaltstück gibt das Röhrchenseinen bis dahin ganz selbständigen Verlauf auf, indem sich mehrereSchaltstücke zu einem ganz gestreckt verlaufenden Sammelröhrchen,Tubulus rectus, vereinigen. Diese fliessen allmälig unter spitzen Winkelnzu etwas weiteren Sammelröhrchen zusammen, von welchen sich in derPapilla renalis wieder eine kleine Anzahl zu je einem Ductus papillarisvereinigt. Ebenso wie durch verschiedene Gestalt, Weite und Verlaufsweiseunterscheiden sich die einzelnen Strecken der Harncanälchen auchdurch die Beschaffenheit der Drüsenzellen.Harncanälchen und Blutgefässe setzen, durch zähes, hyalines Bindegewebemiteinander verknüpft, die einzelnen Reniculijzusammen, derenTextur in dem Folgenden kurz beschrieben werden soll.Die Pyramiden enthalten dem obigen zufolge, nebst den engröhrigenScheitelstücken der Henle'schen Schleifen, die grösseren, gestrecktverlaufenden und gegen die Peripherie sich immer mehr vervielfältigenden;Sammelröhrchen, welche bündelweise, als sogenannte Markstrahlen, bisin die Rindensubstanz eingreifen und sich durch seitliche Abgabe dereinzelnen Schaltstücke immer mehr verjüngen, doch aber, wenn auchsehr verschmälert, bis fast an die Oberfläche der Niere heranreichen. JDurchdiese Markstrahlen .wird die Rindensubstanz in zahlrej^Le^Segmente.,Rindenläppchen, gegliedert. Ein solches besteht aus""einem-.Maikstotl'als Axentheil und aus einer diesen vollständig umlagernden Masse vonTubuli contorti mit den zwischen ^diesen eingestreuteh"Mälpiglii'schenKörpexciien. '•'"Den Rindenläppchen entsprechend erfolgt die weitere Vertheilungder in das Parenchym eingetretenen Zweige der Nierenarterien. Die;selben, bogenförmig um die Basen der Markpyramiden geordnet, gebeneine grosse Zahl von Zweigchen ab, welche zwischen, die Rindenläppcheneindringen (daher Arteriae interlobulares genannt) und in__.derselbenRichtung wie die Markstrahlen gegen die Peripherie der Rinde ziehen.Von ihnen gehen reihenweise die Väsä afferentia für dTe^lÄadpignFschen,,Gefässknäuel ab.Die Gesammtzahl der Glomeruli und daher auch der Malpighi'schenKörperchen beträgt mehrere Tausende; ihre Grösse nimmt gegen diePeripherie immer mehr und mehr ab, so dass die grössten Gefässknäuelunmittelbar an den Basen der Pyramiden, die kleinsten an der Peri-


4Die Nieren. 339pherie anzutreffen sind. Nur in einer ganz dünnen, unmittelbar an clerconvexen Oberfläche cler Rinde befindlichen Zone finden sich gar keineGlomeruli, sondern nur gewundene Canälchen.Ausser den Malpighi'schen Körperchen mit ihren Gefässknäuelnenthalten die Rindenläppchen auch noch die Tubuli contorti sammtden dieselben umspinnenden Capillaren, in welche die Vasa efferentiader Glomeruli zerfallen. Die Capillaren treten an den gewundenenCanälchen zu rundlichen Maschen zusammen, während sie sich in denMarkstrahlen und in den Pyramiden entsprechend cler Anordnung clerTubuli recti zu gestreckten Maschen vereinigen, welche bis an diePapillen derPyramidenfortziehen und sich daselbst mitSchlingen begrenzen,ohne jedoch mit den Capillaren der Nierenkelche in Verbindung zu treten.Eine wichtige, die Kreislaufsverhältnisse cler Niere betreffende Frageist die, ob alles in der Niere, sowohl in cler Rindensubstanz, als auchin der Marksubstanz kreisende Blut die Glomeruli durchlaufen muss odernicht; denn im ersteren Falle wäre die Ernährung der Marksubstanzabhängig von den Blutgefässen der Rindensubstanz, im letzteren abernicht. Thatsache ist, dass die Vasa efferentia der untersten Glomeruliein Bündel gestreckter Gefässchen entlassen, Arteriolae rectae, welche indie Pyramiden eingehen. Die Frage stellt sich daher dahin, ob in diePyramiden ausser diesen, aus den Glomeruli stammenden Gefässchennoch andere, clirect aus den Arterien abgehende Zweigchen eintreten.Diese Frage lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit dahin beantworten,dass, wenn solche clirect abkommende Arterien auch vorhandensind, sie für die gesammte Blutzufuhr in die Pyramidensubstanz nichtausreichen lind dass die Ernährung der Pyramiden immerhin wesentlichvon den Gefässen der Rindensubstanz abhängig bleibt.Rücksichtlich der Venen wurde schon angegeben, dass dieselbenaus weiten, die Basen der Pyramiden umgreifenden Ringgefässen hervorkommen,in welche in auf- und absteigender Richtung die Venenwurzelnaus der Mark- und Rindensubstanz eingehen.Noch wäre hervorzuheben, dass die Nierenkelche, welche diePyramidenpapillen umgreifen, in sehr verschiedener Weise zur Bildungdes gemeinsamen Nierenbeckens zusammentreten. Einzelne derselbengehen sofort in das Nierenbecken über, andere vereinigen sich zunächstnnTJeinem oder zwei benachbarten TAX _elnem___^ös^£a^n^Meiieakelch,GaTyxlnajor, welcher den gemeinschaftlichen Uebergang in das Nierenbeckenvermittelt.Die^aus den Nierenbecken abgehenden Ureteren ziehen gegeneinander convergirend, schief vor dem Psoas und vor der. entsprechendenWertaund Arteria iliaca communis hinweg in den Grund desBeckens7~unT sich daselbst in die Harnblase einzusenken. Die Wändedes Nierenbeckens und cler Ureteren bestehen aus einer Schleimhaut mitgeschichtetem Epithel und aus einer äusseren Muskellage, welche imWesentlichen in eine oberflächliche Ringfaserschichte und in eine tiefereLängsfaserschichte zerfällt. In dem unteren Drittheil des Ureter kommtnoch eine äusserste Längsfaserschichte hinzu.22*


340 Die Nebennieren. — Die Harnblase.Die Nebennnieren.Die der Niere angeschlossene, annähernd dreiseitig begrenzte Nebenniere, Glandula suprarenalis, besitzt ^zwei ^frontalei Flächen, welche "siel]oben in einer stumpf abgerundeten Kante.mit einander vereinigen, danneine schmale concave Grundfläche, welche, sich, dem_oberen Ende deiliiere anpasst. Die rechte Nebenniere ist aber höher und schmäler als Hielinke. a An der vorderen Fläche des Organs, unweit der Basis, befindet sichder Hilus, durch welchen ein centraler Venenstamm und mehrereLymphgefässe austreten. Die Arterien benützen aber nicht alleindiesen Hilus zum Eintritt, sondern dringen vnn allen Seiten ein, gleichwieauch die zahlreichen geflechtartig verbundenen Nerven, welcheaus dem benachbarten Ganglion coeliacum stammen.Das Parenchym der Nebenniere besteht__aus_ zwei, schon jiemäusseren Aussehen nach und. vielleicht^auch functionell verschiedenenSubstanzen: aus einer consistenteren, gelblich.gefärbtenRindensubstanzund aus einer weicheren, grauröthiiehen Marks üb stanz. — Zahlreichevon der äusseren bindegewebigen Hülle eindringende Fortsätze erzeugenin derJEllnde j?öhrenartige Fächer, in" welche Reihen völi^poTyedris^ien,cticht granulirten Zellen eingelagert sind. Die Marksubstanz enthalt inden Maschen eines, lockeren" bindegewebigen Stromas zarte, mit KernenundJFortsätzen versehene Zellen,, die an Nervenzellen erinnern. — Ebensogrosse Differenzen zeigt das Blutgefässsystem. .Die radienförmigin die Bindegewebsbalken eindringenden Arterien erzeugen nämlich inder Rinde ein. feines, längs geordnetes Capillarnetz, im Mj i rke«,abex,eingröberes Netz mit rundlichen Maschen. In diesem letzteren wurzelnvorzugsweise die Venen. DasTnäliere Verhalten und die Bedeutung derüberaus zahlreich in das Organ eintretenden Nerven ist noch unbekannt.Die Harnblase.Die Harnblase ist der mit musculösen Wandungen verseheneBehälter des von den Ureteren her zufiiessenden Harnes. Sie hat eineoblonge, bald mehr ovale, bald jmehr birnförmige Gestalt" und Keglimmittelbäxnlhtel^den Schambeinen am Grunde des Beckens. Ihr Scheitelist nach vorne und oben gerichtet und ihr" breiter/ ins Becken versenkterAntheil, der'sogenannte Blas eng rund, stösst hinten und untenbejniWlann^^beim Weibe an die vordere Wand der^^T2r~Sie~TiTnimt an der, hinterelinFl^^ Grundes die BeidenUreteren Irnlflmtlässt vorne und unten die Urethra und scTnc|£lQtt.ihrem Scheitelbeinen strangartigen ..Fortsatz, Chorda urachi, länggjOßi'vorderen Bauchwand nach oben zum Nabel. Dieser ist der Üeberresteines Theiles des Harnganges, Ürachus, der primitiven embryonalenAnlage der Harnblase und des Sinus urogenitalis. — Die Grösse undForm der Harnblase, die Dicke ihrer Wände, ja selbst die topischenBeziehungen derselben sind bei einem und demselben Individuum sehrvariabel, indem sie insgesammt abhängig sind vom Grade der Füllungdes Organs.Eine beinahe ganz entleerte und contrahirte Blase besitztdicke, fleischige Wände und verbirgt sich vollständig hinter der Symphyse;


Die Harnblasa. 341von oben besehen, erscheint sie stumpf dreieckig; aus ihrer vorderenunpaarigen Ecke tritt die Chorda "urachi "aus, während ihre zweihinteren Ecken den Eintrittsstellen cler Ureteren entsprechen. —• Eineganz volle Blase nimmt eine ovale Gestalt an, legt ihren längerenDurchmesser. parallelzur Symphyse und schiebt .ihren Scheitel, cler nunganz nach oben gerichtet ist, über die Symphyse zum BeckenuerSUs.Bläst man die Harnblase nach micTnach auf, so überzeugt man sich,dass es der obere Antheil derselben mit dem Scheitel ist, dessen Ausdehnungdas Meiste zur Vergrösserung des Blasenraumes beiträgt. DieAusdehnung des Grundes hängt einigermassen von dem Füllungszustandedes Mastdarmes und des weiblichen Geschlechtscanales ab.Die Ureteren treten in_schiefer Richtung durch die SchichtenderBlasenwand. Ihre Mündung_jst an cler inneren Fläche als ..eineschiefliegende Spalte" zu" erkennen; einaJdelne,--. nach unten gerichteterir^u^ay^R^chleimhaütfalte begrenzt die Mündung und wirkt als Klappe,die den Rücktritt des Harns in den Ureter so lange verhinderEpais~sienicht durch eine übermässige Ausdehnung der Blase entfaltet wird.Die Harnröhre geht aus dem tiefsten Punkte cler HarnblaseohncL. eine trichterförmige Verlängerung des Blasenraumes hervor.$eT vcnlsläjidigem Verschlusse der Urethra M ist das Orificium urethraeintemum*) von innen aus besehen nur eine halbmondförmige Spalte,welche__einen medianen, hinten_ ausfretenHen Schlenrmäufwülst, diesogenannte Uvula vesicae, von" vorne umgreift. Nur dann, wenn dieBlase mit Luft gefüllt und getrocknet wird, bekommt sie jenen allmäligin den Harncanal übergehenden trichterförmigen Ansatz, den man mitunterjetzt noch als Blasenhals beschreibt. Diese Bezeichnung hatdaher gar keine Berechtigung, es müsste denn sein, dass man sie imSinne der alten Anatomen, die sie geschaffen, auf die ganze Urethraanwenden wollte. — Zwei Linien, welche^ die Uvula vesicae mit denMündungen der Ureteren verbinden, und eine dritte, welche quer voneiner zur anderen Ureterenmuhdung gelegt wird, begrenzen am Blasengrühüedas~so^n^nnte Trigonum vesicae, 2 ) ein dreieckiges^ etwas nachihnen vortretendes Feld, welches^sich auch_an mässigausgedehhtenBlasen durch den glatten Schleimhautüberzug von der faltig-runzeligenUmgebung deutlich abhebtDie müsculöse Hülle der Blase, der sogenannte Detrusor urinae,besteht aus glatten Muskelfasern, w T elche, zu lockeren, aber wiederholtanastomosirlm^die Blase allenthalben umstrickenuncTam Orificium urethrae sich in nicht geringer Menge der Musculaturder Harnröhre einflechten; vereinzelte Bündel gehen auch auf dieChorda urachi über, und andere fixirensich an benachbarten Organen.— In der_äusseren Lage finden sich zumeist Längsbündel, welche vorneund hinten eine ziemlTcTi^steil^^aber eine mehr schiefeRichtung einhalten. Am Scheitel umgreifen die vorderen Bündel schlingenförmigden Ansatz der Chorda urachi, und am Fundus vereinigen sichdie hinteren Bündel zu einem zwischen den Einpflanzungen der beidenUreteren gegen die Urethra herabziehenden breiten Streifen, welcher in') Syn. Orificium urethrae vesicale.2 ) Syn. Trigonum Lieutaudii.


342 Die Harnblase.die Substanz der Vorsteherdrüse übergeht. — Die mittlere Lage bestehtzumeist aus jstärkeren^ quer geordneten Büncjeln, welche innen nochvon einigen zersteeuteh Längsbündeln gekreuzt werden. Indem sich dieQuerbündel am Orificium urethrae häufen und von den zur Urethrasich begebenden Längsbündeln gekreuzt und durchflochten werdenentsteht daselbst ein derber Ringwulst, den man als Sphincter vesicaeinternus bezeichnet. — Eigenthümlich ist das Verhalten der Muskelfasernam Trigonum vesicae, In das die Fleischbündel der Ureteren ausstrahlen.Dieselben bilden nämlich unter der Schleimhaut eine sehr feinfaserige,aber dichte Lage/welche sichTnach oben durch ein Querbündel begrenzt,welches "schleifenartig von der einen zu der anderen Ureterenöffnung'hinzieht. Diese, die Schleimhaut glättende Faserlage lässt sich auch bisirf*die Urethra (beim Manne bis an den Colliculus seminalis) verfolgen."Von den aus der Blasenwand austretenden Muskelfaserbündeln sinddie bemerkenswerthesten jene vorderen Längsbündel, jffiglßhe sich hinteran c^erd__L^y.IS£ii.y§®.. Beckenfascie fixiren und als Musculi pubovesicales*bekannt sind. Ausser diesen gehen einige Längsfaserbündel in diePeritonealfalten über, welche die Blase mit dem Uterus oder dem Mastdarmeverbinden.Die gefässreiche Schleimhaut der Blase haftet allenthalben lockeran der musculösen Unterlage und ist nur am Trigonum fester an dieMuskelhaut angeheftet; ihr Epithelialüberzug besteht aus geschichtetenZellen, deren Formen sehr verschieden sind, offenbar abhängig von demGrade cler Contraction cler Blasenwände.Der Peritonealüberzug' der Harnblase ist eine unmittelbareFortsetzung der die vordere Bauchwand bekleidenden Lamina parietalis.Diese geht längs der Chorda jLirachi auf die hintere Blasenwand über,schlägt sich aber bald wieder, noch ober dem~~oberen Rande desTrigonum vesicae auf deriTMastcXarm, beziehungsweise aüTden Uterus"um DeFUeberzug... Ist" dah'er~"nür ein unvollständiger; er fehlt an dervorderen^Fläehe, ^ arrT^ünmcTe* und in delFnü^^cimig""des""orificiumurethrae. Bei dem veränderlichen Umfange "aes Organs kann' dieMuscularis keine straffen Verbinclungen mit dem Peritoneum eingehen,und deshalb kann sich das letztere über der leeren, contrahirten Blasein mehrfache Falten legen. Die so entstandenen Bauchfellduplicaturensind quer; sie finden sich nahe dem Grunde und dürfen dem Gesagtenzufolge nicht als Haftbänder, sondern nur als Reservefalten betrachtetwerden, indem sie der sich wieder füllenden Blase das zur Bekleidungnöthige Peritoneum beistellen. Nicht minder sind auch die vom Peritoneumnicht bekleideten Antheile der Harnblase mit ihrer Umgebungnur in lockere Verbindung gebracht; dadurch wird ihre Verschiebungbei den Volumsveränderungen ermöglicht. Die einzige festere Verbindung,Welche die Blase niit der Beckenwand eingeht, befindet sich amOrificium urethrae internüm, wo sie durch die austretende Urethraund durch ein ober -dem Angulus,_. pubicus^ hingespanntes,«jiion—derSymphyse ausgehendes. Ligamentum pubovesicale hergestellt wird. Dasgenannte Faserband ist aber kein selbständiges Gebilde, sondern nurein Abschnitt der Beckenfascie, und dient auch als Ausgangspunkt füreinige Bündel des Detrusor urinae.


Der Geschlechts-Apparat. — Üebersicht. — Entwicklung. 343Die Arterien der Harnblase sind directe oder indirecte Zweige der Hypogastrica;sie treten an den Blasengrund heran und verzweigen sich von unten nachoben in mehr oder weniger geschlängeltem Verlaufe. Aus den Capillaren gehtein submucöses Venennetz hervor, welches am stärksten in der Umgebung desOrificium urethrae ausgebildet ist. Alle Blasenvenen gehen in das seitlicham Blasengrunde befindliche, auch die Venen der Geschlechtsorgane sammelndepaarige Venengeflecht, Plexus pudendalis,über. Die Lymphgefässe sindzahlreich, nicht minder die Nerven. Die letzteren wurzeln im Plexus hypogastricu-sund stammen zum Theil aus dem sympathischen, zum Theil aus dem spinalenNervensystem. Das Vorkommen von mikroskopischen Ganglien in allen ableitendenWegen des Harn-Apparates ist sichergestellt.E. Der Geschlechts -Apparat.üebersicht. — Entwicklung.Der Geschlechts-Apparat ist seinem innersten Wesen nach ein•paarig angelegter Secretions-Apparat, dazu bestimmt, einerseits den Trägerdes Keimes, das Eiche n, Ovulum, zu bilden, andererseits den zur Befruchtungdes Keimes nöthigenjSamen, Sperma, zu bereiten. Er besteht daher zunächstaus Drüsen und aus ihren Ausführungsgängen: beim Manne aus dem Hodenund dem Samenleiter, beim Weibe aus dem Eierstocke und demEileiter. Da aber nicht nur die zur Befruchtung des Keimes nothwendigeUebertragung des männlichen Samens auf das Ei, sondern auch dieEntwicklung des Eies im Innern des weiblichen Körpers stattfindet, sosind an die Ausführungsgänge noch andere Vorrichtungen geknüpft,nämlich als Copulationsorgane das männliche Glied und die Scheide,und beim Weibe auch noch das Brutorgan, die Gebärmutter.Der Geschlechts-Apparat ist bei beiden Geschlechtern an den Harnapparatangeschlossen, derart, dass sich beide in einen gemeinsamenVorraum, den Sinus urogenitalis, öffnen, welcher aber beim Weibe bloseine von Hautduplicaturen begrenzte Einsenkung, die äussere Scham,darstellt, beim Manne hingegen sich zu einem Rohre gestaltet, welchesgewöhnlich als Urethra bezeichnet wird, jedoch, an ein Schwellorganangelagert, zu einem Bestandtheile des männlichen Gliedes geworden ist.Ein Theil des ganzen Apparates ist ausserhalb des Beckens angebrachtund wird als äusserer Abschnitt bezeichnet; ein andererAbschnitt ist in das Becken zwischen Harnblase nnd Mastdarm versenktund wird als mittlerer Abschnitt bezeichnet, zum Unterschiede vonden Geschlechtsdrüsen, welche beim Weibe den inneren Abschnittbilden.Zum äusseren Abschnitte gehören: beim Manne das männlicheGlied mit dem Hodensacke und dem Schamberge, beim Weibedie äussere Scham mit dem Schamberge und der Scheide. — Denmittleren Abschnitt bilden beim Manne die Endstücke der Samenleitermit den an sie angeschlossenen Samenbläschen und mit demersten Stücke der Urethra, welches in eine grosse Anhangsdrüse, dieProstata, eingetragen ist und die Oeffnungen cler Samenleiter enthält;beim Weibe setzen den mittleren Abschnitt die Gebärmutter und diepaarig von ihr abgehenden Eileiter zusammen. — Als Bestandtheile desinneren Abschnittes cler männlichen Geschlechtswerkzeuge sind ausser


344 Der Geschlechts-Apparat. — Üebersicht. — Entwicklung.den Hoden noch die Nebenhoden, nämlich das Convolut der allmäligsich sammelnden Samenröhrchen mit den daraus hervorgehenden Samenleiternzu nennen; den inneren Abschnitt des weiblichen Geschlechts-Apparates bilden die Eierstöcke mit einem dem Nebenhoden homologenOrgane, welches als Nebeneierstock bezeichnet wird.Während die im Becken untergebrachten Abschnitte des männlichenGeschlechts-Apparates tief in das Becken versenkt sind undkeinen Peritonealüberzug besitzen, ist die Gebärmutter mit den Eileitern unddem. Eierstocke in eine das Becken quer theilende Peritoneal-Duplicaturaufgenommen, welche zwar gewöhnlich Ligamentum uteri latum genanntwird, zu den erwähnten Gebilden aber in demselben Verhältnisse steht,wie ein Gekröse, und deshalb auch als Mesometron bezeichnet werden kann.Entwicklungsgeschichtliches. So sehr sich die Geschlechtswerkzeugeder beiden Geschlechter formell unterscheiden, so ist doch die ersteAnlage derselben in allen drei Abschnitten die gleiche; die mittlere Sphäreist sogar doppelgeschlechtlich angelegt Es bilden sich daher die Geschlechtsunterschiedeerst im weiteren Fortgange der Entwicklung aus, in dermittlerenSphäre insbesondere dadurch, dass nur der dem betreffendenGeschlechte gehörige Antheil zur vollständigen Ausbildung gelangt, derandere dagegen bis auf bedeutungslose Ueberreste verschwindet.Die Entstehung der inneren Geschlechtstheile ist an d_ejQ_Bestaad„einestransitorischen, segmentalen Organes geknüpft, welches schon im 3. Monate desIntrauterinlebens seine ursprüngliche ^Function aufgegeben hat und. die Grundlagezu neuen Bildungen abgibt. Dieses Organ ist der Wolff'sche Körper, auch Urnieregerianntr Er erlangt schon in der 4.—5. Woche des embryonalen Lebensseine typische Ausbildung und stellt dann ein langgestrecktes Organ dar, welchesan der hinteren Rumpfwand neben_a^._Wirbe^äule ^Hyp^EIBitz hat" F,R__j)ßatp,hj:-.auT^ü^ren^^eKflö'der weniger geschlängelteh Drüsencanälchga, die an Malpighi'schenö^fassToiauelchen beginnen und sich in einem lateral über die vordere Fläche desOrgans herablaufenden Gang, dem Wolff 'sehen Gang, vereinigen. In dieser Formrepräsentirt der Wolff'sche Körper eine Primordialniere. Bereits in der 7. Bildungs-Woche findet man hinter demselben die erste Anlage der bleibenden Niere und anseiner medialen Seite die erste Anlage der Geschlechtsdrüse.Neben dem Wolff'schen Gang entsteht, ebenfalls sehr bald und ebenfalls beibeiden Geschlechtern, ein zweites Röhrchen, der Müller'sche Gang, dessen proximalesEnde sich an der Urniere frei in den Bauchraum öffnet und dessen distalesEnde, mit dem der anderen Seite zu einem unpaarip-Rn Rohr zusammenfliesst.Indem sich dieses unpaarige Rohr in]f dem Harngang vereinigt, entsteht ein kleinerSinus urdgenitalis, in den auch die Mündungen der Wolff'schen Gänge einbezogen sind.Dle_MüJlexl£ciieii_Gänge und.die„jmpaarjg^_&ui^standene Röhre sind die erste Anlage des weib 1Tchen~~G^schleclitscanaies, Indem. ,aus" ihren paarigen Antheilen die Eileiter ""entstehen, der unpaarige Antheil aber_sje'zur G^ä_rjflu|^jand zur Scheide ausbildet. Beim männ 1 ichen Ge'S'ölflScTlte aber verkümmerndie paarigen Antheile bis auf kleine am Hoden haftende Ueberreste; vondem unpaarigen Antheile aber erhält sich das Endstück, welches sich als ütrimlusprostaticus innerhalb der Prostata zwischen den beiden Samengängen in die Urethraöffnet.In dem Masse, als bei männlichen Embryonen der Müller'sche Gang (derembryonale weibliche Geschlechtscanal) verkümmert, bildet sich dagegen- derWolff'sche Körper volljcraomeiier aus und wird in den Geschlechts-Apparat einbezogen.Bereits im 3. Monate tritt ein Theil der Drüsencanälchen desselben mit denCanälchen des an seiner medialen Seite entstandenen Hodens in Verbindung undgestaltet sich zu jenem Convolute von Samengängen, welche später den Nebenbodendarsteilen;daher kommt es, dass sich der Ausführungsgang dieses Körpers, derWolff sehe Gang, zu dem Vas deferens umgestaltet. Beim Weibe wird ausdieser Canälchengruppe des Wolff'schen Körpers der Nebeneierstock, während der


Die Hoden. 345Wolff sehe Gang verkümmert. Bei einigen Säugethieren erhält er sich jedoch alssogenannter Gartner'scher Canal.Der Sinus urogenitalis ist beLbeidgn_G^sc_Wechtem__n_o^h_am Ende des2. Bildung* 1 nonates mittgl.sL„.einer"~n^iänen. - Spalte nach aussen ~geöffnetl vor^cheTlfer sogenjanril^^chlechtsfuTckef,...die^erste Anlage des niännjichen Giisdss,hMiehungsweisejder-. QfitQriS---sJSblhlJrlst. .WährencTheim weiblicheiT*Geschlechtekeiire—Wesentliche Umgestaltung der Theile erfolgt und der Sinus urogenitalisunmittelbar zum Vestibulum vaginae wird, verlängern sich beim Manne die Ränderder Urogenitalspalte, treten an den sich verlängernden Penis heran und vereinigensich, von hinten nach vorne fortschreitend, mit ihm, wodurch der Sinus urogenitaliszu einem Canale, zu der männlichen Urethra, wird.Die Hoden.Der Hoden, Testis, x ) jist ein drüsiges,, annähernd eiförmig gestaltetesOrgan und ist im Hodensacke verwahrt. Ueber seine hintere. PeripheriensFvöTTPol zu Pol ejn__Ardiarngsjorgan gelegt, welches Nebenboden,Epididymis, genannt wird. Das'obere Ende desjetzteren, der Kopf, nimmtdie feinen, aus dem Hoclenparenchym gesondert austretenden Ausfiihrungsgängeauf, und aus demjintemnJEnde desselben, dem Schweif,geht der gemeinschaftliche~Ansführungsgang, der Samenleiter, Vasdeferens, "EeTVoT. Das letztere Röhrchen lässt sich als ein_spjiku_nder,sehr harter Strang leicht verfolgen; es nimmt .seinen Weg zuerst ausdem Hodensack aufsteigend durch den Leistencanal in die Bauchhöhle,lann wieder absteigend in die Beckenhöhle; nachdem es hinter demBlasengrund weggekommen ist, vereinigt es sich mit dem Anfangsstückeder Urethra. Jedem Samenleiter ist ein behälterartiger Anhang,das Samenbläschen,"~nf 7 ei^wZa~^emwäZr^"beigegeben. Dasselbe liegtan dem Blasengrunde, lateral vom Vas deferens und geht an seinemunteren Ende ~Tn"* emerTte^en Ausführungsgang über, der sich mitdem Vas deferens noch vor dessen Mündung in die Harnrohre vereinigt.Der aus der Vereinigung beider entstandene, sehr dünnwandige kurzeCanal wird Ausspritzungscana-1, Ductus ejaculatorius, genanntDer Hoden entwickelt sich in der Bauchhöhle in einer kleinenjieritoh^äl r IJü^Ticätur, die ihn sammt dem Nebehhoderi bekleidet und dieGelasse, Nerven und den"Ausführungsgang leitet; sie verdient daher alsIlodengekrose, Mesörchium, bezeichnet zu werden. Einige Zeit vorcler Geburt verlässt der Hoden die Bauchhöhle und steigt durch denLeistencanal in den Hodensack herab; darin wird er von einer röhrenförmigenAussackung des Bauchfells, Processus vaginalis peritonei, aufgenommen,welche sich während des Herabrückens des Hodens immer mehrund mehr vertieft. Nachdem der Hoden, immer längs der Wand der Aussackungherabrückend, an den Grund des Hodensackes gekommen ist,schnürt, sich der Processus vaginalis vom Bauchfelle ab und bildet nuneinen selbständigen serösen Beutel, der den Hoden ganz einschliesstund deshalb als eigene Scheidenhaut des Hodens, Tunica vaginalisvropl-ia testis, bezeichnet wird._Indem dem Hoden während des Descensus alle ihn mit der Umjjebungverknüpfenden Gebilde nachfolgen, entsteht der sogenannte>amenstrang, Funiculus spermaticus. Man rechnet aber zu diesem') Syn. Testiculus s. Orchis s. Didymis.


346 Die Hoden.nicht allein die seinen Inhalt darstellenden Gefässe und Nerven sammt;dem Samenleiter, sondern auch alle jene Hüllen, welche der auswanderndeHoden von den Schichten der Bauchwand mitnimmt.; Jkwerden nämlich die Inhaltstheile des Samenstranges zunächst überlagertvon einer bindegewebigen Schichte der gemeinschaftlichenScheidenhaut, Tunica vaginalis communis, die man als Fortsetzungdes subperitonealen _ Bindegewebes und der Fascia transversalis betrachtet;dann von dem Hebemuskel des Hodens, Cremaster, einerFortsetzung des Obliquus internus und Transversus und endlich voneiner ganz dünnen, bindegewebigen Lamelle, der Fortsetzung derFascia superficialis^ die man, wenn sie sich verdickt, als Fascia Cooperibezeichnet.Auch der Hodensack, Scrotum, ist nichts anderes als eine Fortsetzungdieser Schichtenfolge, nämlich eine Ausbuchtung der allgemeinenDecke, deren subcutanes Gewebe durch seine vollständige FettJosigkeij^und durch die Aufnahme grosser Mengen glatter Muskelfasern, ein eigen-"thümliches Aussehen^ekommt und deshalb auch als Fleischhaut desHodensackes, Tunica dartos, bezeichnet wird. Eine median herablaufejideLjeiste_iri_dexJ^ut, Raphe scroti, die sich bis auf den Penis fortzieht,deutet auf die Entstehung des Hodensackes aus zwei, den grossenSchamlefzen des Weibes entsprechenden Haj^clüplicaturenT"T)er "Rapheentsprechend findet sich im* Innern des Hodensackes ein "aus derberemBindegewebe geformtes Septum scroti, welches für jeden Hoden ein besonderesFach herrichtet.Der Hoden, die Hüllen des Samenstranges und cler Hodensack bildendrei auf einander geschichtete Gefässbezirke mit drei, aber nur amUrsprünge ganz geschiedenen Gefässkreisen. Der Hoden, als ehemaligesBaucheingeweide, bezieht seine Arterie von dem Stamme der Bauchgefässe,während die Hüllen des Samenstranges, als Aussackungen, derSchichten der Bauchwand ihr Blut aus den die Bauchwände versorgendenArterien bekommen. Eine Scheidung des dritten, des Hautbezirkes,besteht insoferne, als der Hodensack grösstenheils von unten und hinten,.nämlich von der Schenkelarterie und von den Perinealästen der Beckenarterieseine Zweige bezieht.Die Hodenarterie, die Arteria spermatica, ist ein paariger Ast derAorta; sie zieht neben dem Psoas, hinter dem Peritoneum abwärts zum Bauchringund im Sjymm&trange_du^ins Scrotum. Kleine Zweige, die siean die Nierenkapset und"""'den "Ureter abtritt, knüpfen sie an den Bezirk derArteria renalis.„Ai__d_3n_jhDden__gek vertheilt sie sich zunächst im KppfejlesNebenhodens, und ihre Zweige gehen mit den austretenden Samenröhrchen in dasParenchym. Man sollte meinen, ihr Bezirk sei vollständig abgeschlossen; dies istaber nicht der Fall, denn es bringt das Vas deferens aus dem Becken ein feinesZweigchen der Blasenarterie mit, welches am Nebenhoden mit der Hodenarterieanastomosirt. Man nennt dasselbe Arteria deferentialis. — Die Venen des Hodensbilden den im Samenstrange aufsteigenden reichen Plexus pampiniformis und gehen,erst innerhalb der Bauchhöhle zu einem Gefässstamm, Vena spermatica, vereinigt,rechts in die Cava, Jjnks in die Vena renalis über. — Nicht minder zahlreichsind die Lymphgefässe des""Tlodens; sie bilden neben dem Kopfe des Nebenhodensein dichtes Netz, und aus diesem entstehen die Stämmchen, welche imSamenstrang aufsteigend in das Lymphgefässgeflecht der Lendengegend übergehen.Die Arterie der Hüllen des Samen Stranges, die Arteria cremasterica, istein Zweig der Arteria epigastrica inferior; die ihr entsprechenden Venen gehen in


Die Hoden. 347;in gleichnamiges Stämmchen über. Die Verbindungen dieses Arterienbezirkes mitjenem der Spermatica werden angebahnt durch die Zweige der Arteria cremastericafür die Tunica vaginalis propria, deren Lamina visceralis aus der Spermatica ihreZweige bekommt.Die grösseren hinteren Hodensackarterien sind Zweige der Pudendaymmunis aus der Hypogastrica, die kleineren vorderen sind Zweige der Pudendaexterna aus der Femoralis. Die vorderen Lymphgefässe des Hodensackes gehenin die Lymphknoten der Leistengegend ein.Ganz in derselben Weise wie die Gefässe scheiden sich auch die Nerven.Den Hoden versorgen sympathische, die Gefässe geflechtartig umspinnende Nerven.Der Nerve der Samenstranghüllen, der Spermaticus externus, ist ein Zweigdes Lendengeflechtes, während die Hodensacknerven in das Verästlungsgebietdes Nervus pudendus aus dem Plexus pudendalis gehören. •' Das Hodenparenchym bestehtaus vielfach gewundenen, mit freiemAuge_eben noch wahrnehmbaren Röhrchen~ den Samencahälchen,lubuli seminiferi, die so locker mit einander verbunden sind, dass mansie leicht aus einander ziehen und in grösserer Länge isolirt darstellenkann. Die Stütze des Ganzen bildet ein bindegewebiges Lamellensystem,welches als Abzweigung der äusseren fibrösen Hülle des Hodens,der Tunica albuginea testis, das Innere desselben durchzieht. Den bestenUeberblick über die Anordnung dieses Gerüstes verschafft ein Längendurchschnitt,der durch den Hilus, .da. wo der Kopf des Nebenhodensaufliegt, geführt wird. Man findet, dass dünne, stellenweise unterbrocheneLamellen nach der ganzen Länge des Hodens auf der inneren Oberflächeder Albuginea entstehen und, nach hinten und oben convergirend,am Hilus zusammentreten. Durch den Zusammentritt allerdieser Septula testis am Hilus entsteht eine lockere, schwammartigporöse Auftreibung der Albuginea, welche das sogenannte Mediastinumtestis*) darstellt.Jedes durch je zwei Septula begrenzte Fach enthält ein Parenchymläppchen,und jedes einzelne dieser, dem .Fache.. entsprechendkonisch geformten Läppchen besteht aus _einem langen, vielfach gewundenenCanälchen, Tubulus contortus, welches mit den nachbarlichen,namentlich nahe der Oberfläche, mehrfache Verbindungen eingeht, wohlauch stellenweise blind endigende Ausläufer entsendet. Wie die Septulaund die Fächer, so neigen auch die Läppchen gegen das Mediastinumtestis zusammen und senden in dasselbe je einen Ductulus rectus, einkurzes, gerades, sehr dünnwandiges Röhrchen, welches das Endstück jeeines Tubulus contortus darstellt. In den Lücken des Mediastinum testisvereinigen sich die sämmtlichen Ductuli recti zu einem dichten Netzwerk,dem Rete testis, und aus diesem entbinden sich endlich 12—15Ductuli efferentes, welche durch die Tunica albuginea nach aussen treten.Indem sich jeder dieser frei gewordenen Ductuli efferentes neuerdingszu einem konischen Knäuel verschlingt, entstehen die sogenannten Conivasculosi, und indem sämmtliche Coni vasculosi, durch lockeres Bindegewebejnit einander verbunden, zusammentreten, entsteht der Köpf clerEpididymis! Die Ductuli efferentes vereinigen sich cler Reihe nachzu dem gemeinschaftlichen Nebenhodencanal, Vas epididymidis, welcher*) Syn. Corpus Highmori.


348 Die Hoden.mit seinen zahlreichen, aber kurzen Windungen den Schweif desNebenhodens darstellt; daraus geht schliesslich, nachdem sich dieserGang immer mehr und mehr verdickt hat, das derbe, drehrunde Vasdeferens hervor.Die Bildungsstätte des wesenslichsten geformten Bestandtheiles desSamens, cler Samenfäden, Spermatozoon, ist in den Tubuli contortides Hodenparenchyms zu suchen. Ihre Entstehung ist das Ergebnisseiner ganzen Reihe von sehr verwickelten und noch nicht durchausaufgeklärten Umbildungsvorgängen in den geschichteten Drüsenzellen;jener Canälchen. — Die Canälchen des Nebenhodens besitzen ein auslangen Cylinderzellen bestehendes Epithel, welches mit Flimmerhaarenversehen ist. Anfangs ist die Muskellage des Nebenhodencanalessehr dünn, verdickt sich aber nach und nach so sehr, dass am Vasdeferens die Lichtung kaum mehr den vierten Theil des Gesammtdurchmessers beträgt. — Der ejaculirte Samen ist aber nicht durchausSecret des Hodens, sondern enthält auch Secrete der accessorischenDrüsen.Von morphologischem Interesse sind die Anhangsgebilde des Hodens. Einsolches ist das sogenannte Vas aberrans, ein blind endigendes Röhrchen, welchesvom Canale des Nebenhodens abzweigt und knäuelförmig verschlungen einen mitdem Hoden nicht in Verbindung stehenden kleinen Conus vasculosus darstellt,oder auch geradlinig eine kürzere oder längere Strecke verlauft, um dann blind zuendigen. Es ist ein Drüsen canälchen aus jenem Theile des Wolff sehen Körpers,welcher nicht in die Bildung des Nebenhodenkopfes einbezogen worden ist. — Einanderes Anhangsgebilde findet man unweit vom Kopfe des Nebenhodens, imuntersten Ende des Samenstranges; es liegt vor den Gefässen, bedeckt vonder Tunica vaginalis communis, und besteht aus kleinen Gruppen weisserFlocken oder Körner, die sich unter dem Mikroskope, als Conglomerate von Bläschenoder von kleinen, bald einfachen, bald gebuchteten Röhrchen nachweisenlassen. Es wird als Paradidymis 1 ) beschrieben. Diese Canälchen sind theilsUeberreste des in den Nebenhoden , nicht einbezogenen Abschnittes des WölfischenKörpers, theils aber seeundär in einer späteren Zeitperiode abgeschnürteDuctuli efferentes des Nebenhodenkopfes, welche entweder mit dem Hodenoder mit dem Nebenhodencanal noch in offener Verbindung stehen können;in dem letzteren Falle können sie, je nach Umständen, auch Samenfäden enthalten.— Ein drittes Anhangsgebilde sitzt auf dem oberen Ende des Hodens, neben demKopfe des Nebenhodens und stellt sich als ein bald grösseres, bald kleineres, sehrweiches, halbkugeliges Körperchen dar, welches aus einem zarten, gefässreichenBindegewebe besteht und manchmal den Rest eines Canälchens enthält. Es ist unterdem Namen der ungestielten Hydatide 2 ) bekannt und ein Rest des proximalenEndes des embryonalen Müller'schen Ganges. Aehnliche, jedoch kleinere, gestielteKörperchen finden sich manchmal auf dem Kopfe des Nebenhodens; sie werdenals gestielte Hydatiden bezeichnet.Der Mechanismus des Descensus testiculi in den Hodensack ist nochnicht befriedigend erörtert. Ein wichtiges vorbereitendes Moment ist die Bildungdes bereits wiederholt erwähnten Processus vaginalis peritonei. Ein zweites liegt'in dem sogenannten Leitbande, Gubemaculum testis. Dieses befindet sich in demembryonalen Mesorchium und zieht vom Hoden gerade nach unten gegen denLeistenring herab, während das Vas deferens schon höher oben unter dem Peritoneumin die Beckenhöhle ablenkt. Das Gebilde ist ein bindegewebiger Strang, derauch quergestreifte, von den Bauchmuskeln abstammende Fleischfasern enthält. Obl ) Syn. Parepididymis s. Corpus innominatum, Giraldes'sches Organ.2 ) Syn. Morgagni'sche Hydatide.


Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen. 349bei dem Descensus directer Muskelzug mitwirkt, ob dabei die Ungleichförmigkeitder Wachsthumsverhältnisse betheiligt ist, lässt sich vorläufig nicht entscheiden;nicht unwahrscheinlich aber ist es, dass wesentlich der intraabdominale Druck betheiligtist.In der Nähe der Prostata angelangt, erweitert sich das Vasdeferens zu einer spindeiförmig gestalteten Ampulle mit dünnenWänden und einer Schleimhaut, welche durch zahlreiche, feine in verschiedenenRichtungen sich kreuzende Fältchen ein genetztes Aussehenerhält.Die Samenbläschen, Vesiculae seminales, sind Convolute einesansehnlich weiten, mitunter verzweigten, aber vielfach ausgebuchtetenRohres ? dessen "Windungen durch lockeres Bindegewebe und glatte"Musl^elias^rn_zussarnrneng^halten_werdeiL ITife" SclileImliaut ist, so wie dieTTer Ampulle des Vas deferens, zu zahlreichen kleinen Fältchen erhobenund mit kleinen Drüsen ausgestattet.Die Ductus ejaculatorii sind ganz kurze, dünnwandige Röhrchen,welche in die Prostata eingehen und die Substanz derselben durchsetzen,um_sjch in die Urethra zu öffnen. ;Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen.Die männliche Harnröhre, Urethra, besitzt von der Einmündungsstelleder Ausspritzungscanälchen an die Bedeutung eines Sinus urogenitalis;nur das beträchtliche Ueberwiegen des Harncanals über dieeinmündenden Samengänge verschafften ihr den allgemein angenommenenNamen Harnröhre, obgleich sie ausser den Samencanälen noch dieAusführungsgänge mehrerer accessorischer, zu dem Geschlechts-Apparat zu rechnender Drüsen in sich aufnimmt. Diese sind die unpaarigeVorsteherdrüse, Prostata, und die paarigen Cowper'schenDrüsen.sDie männliche Harnröhre zieht vom Orificium urethrae internumnoch eihe~Strecke weit hinter der Symphyse abwärts, dann verlässt sie,indem sie hinter dem Schambogen den fibrös-musculösen Verschluss derunteren Beckenapertur durchbohrt, die Beckenhö.hle und lagert sich, vorder Symphyse, aufsteigend, in die untere Furche zwischen den Schwellkorperndes männlichen. Gliedes ein. Der Lage nach kann man daheran der männlichen Urethra einen B ecken theil, Pars pelvina, und einenausserhalb der Beckenhöhle befindlichen Glied theil, Pars penis, unterscheiden.Zufolge der verschiedenen Auflagerungen auf ihre Wände wirdsie aber auch in drei andere Abschnitte getheilt. Ihr Anfangsstückbettet sich nämlich in die Prostata ein und bekam deshalb den NamenPars prostatica urethrae. Durch diese seine drüsige Auflage unterscheidetsich das Anfangsstück von dem folgenden Mittelstücke, welches nurhäutig-musculöse Wände besitzt und deshalb Pars membranacea -urethraegenannt wird, zugleich aber auch von dem Endstücke, welches wegenseines cavernösen Ueberzuges als Pars cavernosa urethrae beschriebenwird. An der Eichel des Gliedes öffnet sich die Harnröhre mit einersagittalon l^sfä^Orificmm urethrae externum') nach aussen.') Syn. Orificium urethrae öutaneum.


350 Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen.Bei einer Länge von 18—22 Cm., welche die ganze Urethrabesitzt, entfallen ungefähr drei Viertheile der Gesammtlänge auf diePars cavernosa, und der Rest vertheilt sich beinahe zu gleichen Theilenauf die Pars membranacea und prostatica. Da es die Pars membranaceaist, welche das Diaphragma pelvis durchbohrt, so bildet noch ein Stückderselben mit der Pars prostatica den Beckentheil, das andere aber mitder Pars cavernosa den freien Gliedtheil. — Die Cowper'schen Drüsensind an die Pars membranacea geknüpft.1. Die Pars prostatica urethrae. —• Die Prostata wird gewöhnlichals eine derbe, ungefähr dreieckig gestaltete Platte beschrieben, die ineiner an ihrer vorderen Fläche befindlicElm~~Rinne den Änfangstheilcler Urethra aufnimmt; sie bildet aber thatsäclilich einen Gürtel, der dieganze Urethra ringförmig umgreift. Da nämlich der vordere Halbringhur schmakidiuniuncl weich ist, sich auch von der Umgebung nichtscharf sondert, so wird derselbe bei der Präparation leicht entferntund es bleibt nur cler hintere grosse, schildförmig ausgewachseneHalbring zurück, der übrigens an seinem unteren, verschmälertenEnde ebenfalls ohne bestimmte Grenzen in die musculöse Umgebungcler Pars membranacea übergeht. Das Organ ist daher nur nach zweiRichtungen schärfer begrenzt, oben gegen die Harnblase durch einenwulstigen derben Rand und hinten gegen den Mastdarm durch eineglatte Fläche. — Die nash-ühen etwas austretenden Seitentheile werden.als Lobi laterales _und der vordere'7HäTmüng_~äls Lob^üs "anterior bezeichnet.Oeffnet man die Urethra von vorne, so findet man dass ihrehintere Wand, beziehungsweise die {Substanz des hinteren Prostata-Halbringes, mu]c^enfqrmig eingesenkt ist. Die Einsenküng befindet sichaberT)alcl naher an dem Orificium urethrae internum, bald etwas weiterdavon entfernt und variirt auch betreffend ihrer Tiefe; ist sie tieferundnahe an dem Orificium gelegen, dann entstellt in demselben ein scharfvortretender Wall, der die Mulde von dem Blasenraume sehr auffälligscheidet und dessen Grundlage der Sphincter vesicae internus bildet. —InjlerJNRil^Hügel, _der_sich in eine na!m~~vÖnni~foniedrige Leiste verliert. DiesesGebilde wncTlHF^^hirepfenkopf, Caput gallinaginis, der Hügel selbstals Golliculus seminalis und die von ihm ausgehende Leiste als Önstaurethralis bezeichnet Eine ah dem Colliculus seminalis befindliche, nachvorne gewendete mealäne Spalte führt in den Utriculus prostaticus, einIiaTcTgrösseres,."bald kleineres Grübchen im Inneren der Prostatasubstanz,welches functionell zwar ganz bedeutungslos, aber als Ueberrest derembryonalen Uterusanlage von Interesse ist, In den^ändern_der^weidie Spalte ^begrenzenden Falten finden sich jlie~T)effnungen der. DuctusejacuMörii. Um^jdiese Mündungen zu erreichen, dringen die feinenAusspritzungseanäle an dem oberen Rande der Prostata~TrT die Substanzderselben einund verlaufen _ darin, indem sie den Utriculus prostaticuszwischen^sicli nehmen, convergirend nach vjornefsie bleiben daher.bisans Ende geschieden und gehen nie in den Utriculus" prostaticus über.Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass der Utriculus prostaticus ein demweiblichen Geschlechtscanal homologes Gebilde ist, welches beim männlichen Geschlechteaus den Müller'sehen Gängen hervorgeht, später aber bis auf funetions-


Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen. 351untüchtige Reste wieder verkümmert. Der eine Rest dieser Gänge ist die bereitserwähnte ungestielte Hydatide des Hodens, hervorgegangen aus dem proximalenBndstücke des Müller'schen Ganges, der andere der Utriculus prostaticus, welcherdem unpaarigen distalen Antheil der Müller'schen Gänge entspricht.Unter diesen Umständen darf es nicht auffallen, wenn sich in allerdingssehr seltenen Ausnahmsfällen die ganze Anlage auch bei männlichen Individuenerhält, wenn sich der unpaarige Antheil sammt den paarig abgehenden Röhrchensogar bis auf einen gewissen Grad weiter, wenn auch nie so vollständig, wie beim"weiblichen Geschlechte ausbildet, immerhin aber Formen annimmt, welche mit denweiblichen Formen übereinstimmen. Dann gibt es einen Uterus masculinjis, welcherbeim Menschen in dieser Gestaltung nur äusserst selten zu finden ist, bei manchenmännlichen Thieren sich aber als ein constanter Befund erweist, so beim Rind, Biberund Pferd.Das Gewebe der Prostata ist theils drüsig, theils musculös: der-musculöse Antheil ist aber so mächtig ausgebildet, dass er'nahezu dendritten Theil der ganzen Prostata-Substanz darstellt —"Die drüsigenAntheile zeigen im Allgemeinen den Charakter cler acinösen Drüsen,besitzen aber verhältnissmässig spärliche Endbläsche^ welche sich erstzur Zeit der Geschlechtsreife mehr und mehr ausbilden. Sie sind inradiärer Richtung, gegen den Colliculus seminalis convergirend geordnetund vereinigen sich nicht zu einem gemeinschaftlichen Ausführungsgang,sondern münden einzeln in der Prostata-Mulde in der Umgebung desColliculus seminalis. Die grössten Drüsengruppen finden sich in denSeitentheilen der Prostata, wo sie auch dichter beisammen liegen; in demvorderen schmalen Antheil des Organs kommen sie nur vereinzelt vor.Die zwei grössten Auführungsgänge kommen aus dem oberen Antheilder Seitenlappen und öffnen sich beiderseits neben und hinter demColliculus.Die Musculatur der Prostata besteht zum grössten Theile^ ausglatten und nur zu einem kleinen Theile aus cpiergestreiften Fasern.Die ersteren bilden mit einem zellenreichen Bindegewebe das Gerüst unddie Hülle des Organs; sie sind zu einem Theile eigene Muskeln derProstata, zu einem anderen Theile Abkömmlinge cler Blasenmuskeln,sowohl der Quer- als auch der Längsfasern, und gehen unmittelbar in dieglatte Muskelhülle der Harnröhre über. Am Orificium urethrae internumbilden sie den Sphincter vesicae internus; daselbst und im Inneren derLappehTwcTsie die Drüsensubstanz durchsetzen, gleichwie an der hinterenFläche des Organs sind sie dicht gefügt,, dagegen im vorderen Abschnittenur locker angeordnet; hier bekommen sie zuerst Einflechtungenvon quergestreiften Fasern, welche gegen die Pars membranacea urethraeimmer zahlreicher werden und sich zu vollständigen, die Harnröhreunigreifenden Ringen abschliessen. So kommt cler Sphincter vesicaeexternus') zu Stande, welcher eigentlich nur einen Theil des bis aufdie Prostata vorgeschobenen quergestreiften Muskelbeleges der Parsmembranacea darstellt.An dem hinteren, derber gefügten Antheile der Prostata unterscheidet manausser den beiden Seitenlappen auch noch einen mittleren Lappen. Dieserist jedoch nichts anderes, als jeher, nichts weniger als genau begrenzte Antheildes Paronchyms, welcher zwischen der Urethra und den beiden Ductus ejaculatoriieingeschaltet ist.') Syn. Sphincter vesicae prostaticus.


352 Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen.2. Die Pars membranacea urethrae. — Ihre Grenze gegen die Parsprostatica ist wegen des unmittelbaren Ueberganges ihres Fleischbelegesschwer und nur da genauer bestimmbar, wo die Prostata ein derberesGefüge bekommt; sie scheidet sich dafür um so deutlicher von demfolgenden, mit cavernösem Gewebe bekleideten Antheile der Harnröhreab. Ihre „Schleimhaut besitzt noch einen hauptsächlich, aus .Ringfasernbestehenden Beleg von glatten Muskeln, darüber aber eine dicke Auflagevon quergestreiften Muskeln, welche sie dem Muse, transversus perineiprofundus'"entnimmt3. Die Pars cavernosa urethrae. — Sie zeichnet sich durch dencavernösen, später noch genauer zu besprechenden Beleg aus. DasSchwellgewebe umgibt zwar allenthalben die Harnröhre, doch ist dieseexcentrisch, der oberen Fläche näher, in das cavernöse Gewebe eingetragen,derart, dass an Querschnitten der untere Halbring des Schwellkörpersden oberen Halbring stellenweise um mehr als das Doppeltean Dicke übertrifft. Das hintere Ende des Harnröhrenschwellkörpersiststark aufgequollen uncT^elltdie sogenannte Harnröhrenzwiebel, BulbusMre^me^ärTpie Tlarnröhre tritt aber nicht unmittelbar in das hintereEnde des Bulbus ein, sondern" eTwas~ weiter~vorne~und durcn~cliebbereFläche desselben; sie_durchbohrt daher den_Schwellkörper in schieferRichtung, so dass der BulbusHieTnah^ ganz^em die untere Fläche derHärmoKre zu liegen kommt und noch einen Theil der Pars membranaceanach hinten überragt, nämlich jenen Theil derselben, der bereits ausserdem Becken liegt und daher schon zum Gliedtheile der Harnröhregerechnet werden muss.Unmittelbar hinter dem Eintritte, der Urethrajn Onjejn Schwellkörperhegea am Bu^us_die _ ücTw^per'schen Drüsen. Diese sind zwei annäherndku^^OTmige acinöse Drüsen, deren einfache, lang gestreckte Ausführungsgängean der unteren Harnröhrenwand dicht unter der Schleimhaut Bisans Ende des hinteren Drittels der Harnröhre fortlaufen und daher schon inder Pars cavernosa ausmünden. Bei_jugendlichen Individuen sind sie meHraJ^^As^ngjrosjnind ziemlich^ compact, bei Greisen dagegen nur schwern.achweiib^r7~ATs eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit dieser Drüsenmüssen die behälterartigen Erweiterungen angeführt werden, welche imInnern an den Ausführungsgängen der Läppchen, bevor dieselben zumHauptgange zusammentreten, zu finden sind.Nebst diesen grösseren Drüsen öffnen sich in die Harnröhre_jaochkhäine^ einfache acinöse Drüschen, Littre'sche "Drüsen, welche allent-ElilEen, zahlreicher aber in der Pars membranacea vorkommen sollen.Sie müssen von inconstanten Grübchen unterschieden werden, welchesich hauptsächlich in der oberen Wand der. Pars cavernosa finden undals Lacunae Morgagni beschrieben werden. Sowohl diese "GrübchenITsauch alle anderen in die Harnröhre sich öffnenden Canälchen gebenschief durch die Schleimhaut und richten ihre" Mündungen bald nachvorne, bald nach hinten.So lange die Harnröhre keinen Inhalt hat, besitzt sie auch keineLichtung^ die Schleimhaut legt sich vtejmehr JIL longitudinale Falten,die bis zur gegenseitigen Berührung zusammengeschoben werden. Mankann daher nicht eigentlich von einer Weite, sondern nur von einerErweiterungsfähigkeit der Harnröhre sprechen. Diese ist in ver-


Die männliche Harnröhre und ihre Drüsen. 353schiedenen Abschnitten des Rohres eine verschiedene und beruht entwederauf einer gleichmässigen Ausdehnungsfähigkeit aller Wände oder,wie dies stellenweise der Fall ist, auf einer ungleichmässigen Buchtungder einen oder der anderen, meistens aber der unteren Wand. — Diekleinste Capacität besitzt das Orificium externum, das sich kaumbis auf 6 Mm. erweitern lässt; dann folgt claTÜebergangstück der Parsmembranacea in die Pars cavernosa, der IsihmusT urethrae, mit einemMaximaldurchmesser von kaum 8 Mm., endlich das Orificium internum.Eine grosse Erweiterungsfähigkeit besitzt das unmittelbar hinterder Hautöffnung, «entsprechend dem Frenulum der Eichel befindlicheStück, dessen untere Wand eine leichte Ausbuchtung, Fossa navicularis,besitzt und sich sehr beträchtlich ausdehnen lässt. Die Pars cavernosaaber lässt sich ziemlich gleichmässig und von vorne nach hintenfortschreitend immer mehr und mehr ausweiten, so dass sie unmittelbarvor dem Isthmus ein Caliber von etwa 1 Cm. erreichen kann. DerBeckenabschnitt der Pars membranacea lässt sich ebenfalls ziemlichgleichmässig ausweiten, die Pars prostatica aber ist nur an ihrervorderen Wand, und zwar nur zunächst der Pars membranaceaerweiterungsfähig. Als eine Folge dieser ungleichmässigen Ausdehnungsfähigkeitkann man die Einknickung ansehen, welche an der unterenWand des Beckenstückes einer injicirten Harnröhre bemerkbar ist.Je nach der verschiedenen Dehnungsfähigkeit der-Harnröhrenwände legt sichdie Schleimhaut in der collabirten Urethra verschieden zusammen, bald mehrvon der Seite, bald mehr von oben nach unten. Daher kommen die verschiedenenFiguren, welche an Durchschnitten die Lichtung andeuten. Die sagittale Spalte derHautöffnung geht in der Fossa navicularis in ein gestürztes 1 über, dann nach undnach wieder in eine verticale Spalte. Am Schafte des Penis ist die Durchschnittsfigurein Stern, am Bulbus neuerdings eine verticale Linie, in der Pars membranaceawieder ein Stern und in der Pars prostatica eine horizontale, aber, um den nachvorne austretenden Colliculus seminalis stark abgebogene Linie. — An dem hinterenEnde der Fossa navicularis findet sich manchmal eine klappenartige Schleimhau t-duplicatur.Die mit vielen elastischen Fasern ausgestattete Schleimhaut derUrethra ist dünn und, abgesehen von longitudinalen, verstreichbarenFaltungen ganz "glatt. In der Fossa navicularis geht sie bereits in dieäussere Haut über; sie erhält hier statt der cylindrischen Epithelialzellen eingeschichtetes Pflasterepithel und wirft eine grosse Menge kleiner Papillenauf. Ihre Capillaren sind hinten durchaus als longitudinal geordneteNetze ausgebildet und nehmen nur in den Papillen der Fossa navicularisdie Schlingenform an. Von grossem physiologischen Interesse ist das imsubmucösen Bindegewebe befindliche venöse Gefässnetz, welches sichbis in die submucösen Netze der Harnblase erstreckt und die Ausspritzungscanäledurch die Prostata begleitet; es geht unmittelbar inSas cavernöse Netz des Schwellkörpers über, besitzt eine longitudinaleAnordnung und hat offenbar die Aufgabe, vermöge seiner leichtenEntleerungsfähigkeit dem austretenden Harn und Samen den Wegzu öffnen.Die Gefässe und Nerven des Beckenstückes der Urethra zweigenvon jenen der Harnblase ab, wogegen jene des Gliedstückes in denBezirk der Gefässe und Nerven des Penis einbezogen sind.v. Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl. 23


354 Der Penis.Der Penis.Nachdem die Urethra die Beckenhöhle verlassen hat, wird sie Bestandteildes männlichen Gliedes, Penis, und zwa^nicht nur dadurch,~~classsie Tn ihre, eigene Wand erectiles Gewebe aufnimmt, sondern auchdadurch, dass sie noch von einem zweiten, am Becken befestigten-Schwellorgane gestützt wird. Der Penis^bestelrt^jlaher auö dem dünnhäutigen,_jnuskelfreien Urogeriitälcanal und aus drei Schwellkörpernnämlich aus einem Corpus cavernosum urethrae uncTaus dem paarigenCorpus cavernosum penis. ~~~~ ~~Der Schwellkörper der Harnröhre beginnt schon unter...derSymphyse mit jener kolbenförmigen Anschwellung, welche .oben alsBulbus urethrae bezeichnet wurde, und endigt, nachdem er röhrenförmigdie von oben in ihn eingetretene Urethra umfasst hat, vorne mit einerkegelförmigen Anschwellung, der Eichel, Glans penis, an clereh Spitzesich die. Urethra mit .einer, sagittalen_ Spalte öffnet.Der Schwellkörper des Gliedes ist~paarig und lässt sich inzweisplndelförmige Körper zerlegen, die hur hinten, wo sie sich ah denmn^elFenScliambeinästen anheften, geschieden sind; an der Symphyseaber treten sie zusammen und stellen einen gemeinschaftlichen Schaftdar, dessen obere und untere__Fläche je mit einer medianen Rinne versehenist. Die untere, tiefere Rinnö nimmt die Harnröhre sammt ihremeTectilen Ueberzug auf, während ""sich in die" o_Re£e Ju^iclitere,„ RinneGefässe.und Nerven einbetten.Am Penis unterscheidet man die Wurzel, den Schaft und dieEichel. — Die Wurzel besteht aus den noch_ges_clyjej[enen, an den Scljanibeinenangehefteten Stücken, Schenkel, Crura, cler_Schwellkörper undaus dem zwischen ihnen lagernden Bulbus urethrae. Der letztere reichtzwar beinahe bis an das Ende der Schwellkörper zurück, nimmt aber dasHarnrohr erst weiter vorne in sich auf, also erst nahe an jener Stelle,wo die beiden Schwellkörper zum Schafte des Gliedes zusammentreten.—-Querschnitte durch den Schaft des Penis zeigen drei Kreisfiguren;zwei, grössere symmetrische, die Durchschnitte der Schwellkörper desGlTeclesw~erden durch ein rrn^dmnes^hinten dickes, vorne aber in einzelneBalken aufgelöstes Septum aus emanderTgehalten; unter diesen befindetsich eTn^^hrfter, "kleinerer Kreis, der" Durchschnitt des Corpus, cavernosumurethrae, innerhalb dessen die Harnröhre sichtbar ist. Je weiternach vorne, desto fester wird die Verbindung der Harnröhre mit ihremSchwellkörper.Die Eichel, welche gegen^die Mündung der Harnröhre in einestumpfe_ Spitze auslauft, wird hintenvon einem aufgeworfenen Rande,Corona glandis, begrenzt, desse'n bogenförmig nach unten ablenkendeEnden hinter dem Orificium urethrae zusammentreten. Die Eichelistdaher daselbst getheilt und' lässt sich, wenn sie von der Unterlage abpräparirtwird, als ein halbmondförmiger Lappen entfalten, der wieeiiieManschette über das vordere Ende der Schwellkörper des Gliedes zurückgebogenist und mit seinen unten zusammentretenden Rändern nochein kleines Stück der Harnröhre überlagert. Die äussere Oberfläche derEichel entspricht daher der inneren, aber nach aussen umgeklapptenRöhrenwand der Urethra. An Durchschnitten, welche cler Corona glandis


Der Penis. 355entlang geführt werden, kennzeichnen sich daher in zwei kleinerenKreisen noch* die Corpora cavernosa penis, dazwischen der Kreisumfangder Urethra und darüber in der Gestalt eines Halbmondes der Durchschnittder Eichel.Das ganze Glied ist mit einer fibrösen, elastischen Membran, derFascia penis, überzogen; vom__Septum des Schaftes erhebt sich einebindegewebige Leiste, welche zur Symphysenfläche aufsteigt und dassogenannte. Ligamentum Suspensorium penis bildet.Die fettlose, schlaffe, leicht verschiebbare Hautdecke des Gliedesgeht in die zarte, fest an dem Schwellgewebe haftende Haut der Eichelüber und setzt., sich am Orificium urethrae mit der Schleimhaut derHarnröhre in Verbindung. Vor ihrem Uebergang in die Haut der Eichelbildet sich noch eine Duplicätur,~üle Vb~7h^iu^'~Prdepufiüm, welche dieEicheJ—einhüllt; beim Uebertritte schmiegt sich ihre innere, bereitsschleiraihautähnlich gewordene Lamelle allenthalben eng an die Kroneder Eichel an und wirft nur unten, der Eichelspalte entsprechend, einesagittale Falte auf, die sich bis an die Harnröhrenöffnung fortzieht. DieseFältelst das Frenulum praeputii. ;.*>„ • #Die Haut der Eichel besitzt grosse Mengen von in absteigendenReihen geordneten Papillen. Die meisten von denselben sind nur kleinund schwer erkennbar, auf der Krone aber finden sich so grosse, dasssie selbst für das unbewaffnete Auge wahrnehmbar sind. Unter demNamen der Tyson'schen Drüsen werden kleine Talgdrüsen beschrieben,welche sich_ in der Haut der Eichef neben dem" Frenulum befinden. DerVorhautschmeer, Smegma praeputii,' ist eine mit Fetttröpfchen untermischteAnhäufung abgestossener Epidermiszellen.Die Arterien des Penis sind in der Regel dieEndäste der Arteriapudenda communis. Einer dieser Aeste,"* die Arteria bulbi, dringt hintenin den Bulbus ein, ein anderer, die Arteria profunda penis, tritt hintenin" das 'Corpus cavernosum penis und verlauft in demselben' bis nachvorne;" ein__^ttleLendlich, die Arteria dorsalis penis, geht über den Rückendes Penis nach vorne bis zur Eichel. — Die den "Arterien entsprechendenVenen nehmen von der Wurzel des Gliedes an zwei verschiedeneWege, den einen längs der Arteria pudenda communis, den anderenzu dem am Grunde der Blase nach hinten ziehenden Plexus pudendalis.Schliesslich treten alle Venen in die Vena hypogastrica ein. Die genaueren,nicht uninteressanten VertheilungsVerhältnisse sind aus demFolgenden zu ersehen.. Nachdem die Arteria pudenda communis in den Winkel gekommen ist, den derBulbus beiderseits mit den Schenkeln des Corpus cavernosum penis bildet, sendetsie zuerst die starke, quer an den Bulbus abgehende Arteria bulbi aus. Dannentsteht ein kleiner Zweig, der sich gerade da zum Harnröhre begibt, wo sichdasselbe in das Corpus cavernosum urethrae einsenkt; dieses Gefässchen heisstArteria urethralis. Während der Stamm der Arterie weiter nach vorne zieht undam Schenkel des Corpus cavernosum vorbeigeht, sendet er zu ihm zwei bis dreikleine Arteriae cruris penis und erst dann, nachdem er an den Vereinigungswinkelder beiden Schwellkörper des Gliedes gekommen ist, spaltet er sich in eine Arteriaprofunda penis und in eine Arteria dorsalis penis. Der tiefe Ast anastomosirt nichtselten durch ein Bogengefäss mit jenem der anderen Seite und dringt dann in dasCorpus cavernosum ein, in dem er bis an das vordere Ende desselben fortlauft.23*Seine seitlich abgehenden und in dem Balkengewebe vertheilten Zweige anastomo-


356 Der Penis.siren unter einander und mit den Zweigen der Arterie der anderen Seite. DerRückenast gelangt unter dem Symphysenwinkel in die Rückenfurche des Penisschaftesund zerfällt zuletzt in zahlreiche Zweige, welche unterhalb der Corona indie Eichel eindringen. In der oberen Furche des Penis gibt er auch kleinere Zweiteab, welche von oben in den Schwellkörper des Gliedes eindringen und mit denZweigen 'der Arteria profunda penis communiciren. — Diese Anastomosen erklären diezahlreichen Varietäten der Arterien des Penis. Es kann .geschehen, dass die Dorsalispenis nur kurz ist, und das ihr vorderes Stück von einem austretenden Asteder Profunda ersetzt wird, und umgekehrt, dass die Dorsalis mit einem eindringendenAste das vordere fehlende Stück der Profunda ersetzt. Es Jkommt übrigens auchvor, dass eine Profunda penis einen grossen Seitenast in das i zweite Corpuscavernosum sendet und auch dessen vorderen Antheil in ihr Stromgebiet aufnimmt.Nebst den bereits erwähnten zwei Aesten, der Arteria bulbi und der Arteriaurethralis, ferner den Endästen der Dorsalis, welche die Eichel versorgen, bekommtdas Corpus cavernosum urethrae in seiner Mitte noch zweierlei Zweige, die einen vonder Profunda jpenis, die anderen von der Dorsalis. Die ersten sind Bami perforantes,welche in der unteren Furche des Penis austreten, die anderen aber sind Bogen-'gefässe, welche den Schaft des Penis seitlich umfassen. Indem sich alle diese Zweigegegenseitig im Innern des Harnröhrenschwellkörpers Aestchen «usenden,* entstehtbeiderseits eine Anastomosenkette, welche hinten von der Arteria bulbi, vornevon den Eichelästen geschlossen wird.Dem Gesagten zufolge sind daher die Gebiete der einzelnen Arterien desPenis nicht gegen einander geschlossen, sondern bilden ein Gesammtgebiet, das.ebenfalls wieder nach aussen offen steht. Es anastomosiren nämlich die hinterenUrethralzweige mit den von den Blasenarterien an das Beckenstück der Urethragehenden Zweigen, und überdies findetsich noch ein anatomistisches Gefäss, welchesunter der Symphyse weggeht und die Dorsalis penis mit der ersten Astfolge derBlasenarterien verknüpft. Wenn sich dieses Gefäss ausweitet, was nicht selten derFall ist, so wird die Dorsalis penis in die innere Astfolge der Beckenarterie einbezogen,und man findet sie dann neben dem Blasengrunde unter der Symphyse weg- ,ziehen, ganz geschieden von der Profunda penis, die stets ein Ast der Pudendacommunis bleibt.Die Venen der Eichel und des vorderen Abschnittes des Gliedes treten inder Rückenfurche des Penis zu mehreren über einander liegenden Stämmchen zusammen,und diese vereinigen sich, nachdem sie mehrere aus dem Corpus cavernosumpenis austretende, mit Hautvenen anastomosirende Zweige aufgenommenhaben, nahe der Symphyse zu einem unpaarigen Stamme, der die Vena dorsalispenis darstellt. Unter der Symphyse zerfällt die unpaarige Vene wieder in zweisymmetrische Gefässe und geht mit denselben in den Plexus pudendalis ein.Diese Venenformation ist ein hinter der Symphyse liegendes, engmaschiges, aberaus weiten Gefässen bestehendes Geflecht, welches auch die Venen des Beckenstückesder Urethra, der Prostata, sowie einen Theil der Blasenvenen aufnimmt undmit den Venen der Beckenwände, selbst mit der Vena obturatoria in Verbindungsteht. Im weiteren Verlauf zieht sich dieses Geflecht innerhalb des Beckens jederseitsneben der Prostata und dem Blasengrunde rückwärts fort, nimmt den Restder Blasenvenen auf, communicirt hinten mit dem Mastdarmgeflechte und geht,nachdemC es sich in einige Stämmchen concentrirt hat, in die Vena hypogastricaüber. Unter der Symphyse zweigen sich aus dem Plexus pudendalis die Wurzelnder Venae pudendae communes ab. Dieselben ziehen als beträchtliche Stämme neben,den Schenkeln des Corpus cavernosum penis, unter dem Levator ani herab, nehmenda grosse Venen aus dem Schwellkörper des Penis und aus dem Bulbus auf, welchedas Diaphragma urogenitale durchbohren und. gelangen dann, immer längs derArteria pudenda communis fortlaufend, durch die beiden Hüftlöcher ins Becken unddarin zur Vena hypogastrica.Bemerkenswerth ist der Bau der den Plexus pudendalis bildenden Venen.Ihre Muskelelemente sind nämlich nicht gleichförmig in der Wand vertheilt, sonderntreten in netzförmiger Anordnung zu anastomosirenden Bündeln zusammen undbilden Bälkchen, die sich mitunter über die Venenwand erheben' und derselben einbuchtiges Aussehen verleihen, manchmal aber auch ganz frei sind und durch dieLichtung frei von einer auf die andere Wand übertreten.Im Penis, besonders in der Eichel desselben, wurzeln srosse Mengen vonLymphgefässen, und zwar in einem oberflächlich gelegenen feinen capillarefl\


Der Penis. 357Netze. Die Stämmchen findet man am Rücken des Penis, von wo aus sie zu denLymphknoten der Leistengegend gehen.Die Nerven des Penis enthalten Antheile des sympathischen undspinalen Nervensystems, die in strangartig ausgezogenen Geflechten inihre Ramificationsbezirke eindringen. Ein Theil derselben geht nebendem Blasengrunde aus dem Plexus hypogastricus hervor und gelangtunter cler Symphyse an die Wurzel des Gliedes; er enthält vorwiegendsympathische Elemente. Ein zweiter Theil entbündelt sich aus demNervus pudendus communis und kommt mit der Arteria pudenda communisan das Glied; er enthält vorwiegend spinale Elemente. BeideFasercomplexe ordnen sich an der Wurzel des Gliedes und entsendenzwei Reinen von Zweigen. Die eine dringt schon hinten in das Corpuscavernosum ein und' bildet den Plexus cavernosus, die andere aber kommtmit der Arteria dorsalis penis auf den Rücken des Gliedes und bildetdie Nervi dorsalßs penis. Von diesen letzteren Nerven gelangen ebenfallseinige Zweige noch in den Schwellkörper, die überwiegend grössereZahl ihrer Fasern aber dringt in die Substanz der Eichel ein. Auf demWege dahin entsteht noch eine dritte Folge von Zweigen; diese versorgtdie Haut vor der Symphyse und die ganze Haut des Penis, mitAusnahme eines lang ausgezogenen Dreieckes, welches sich an derunteren Fläche des Gliedes bis zum Frenulum praeputii fortzieht; diesesletztere wird von den Nervi perineales versorgt. Die Anwesenheit vonspinalen Nervenfasern in dem Plexus cavernosus ist experimentell nachgewiesen;doch kann man schon aus der Verästlungsweise entnehmen,dass die Mehrzahl der spinalen Elemente in den Nervus dorsalis peniseinbezogen ist, daher zur Haut und zur Eichel geht.Die Schwellkörper sind ihrem Wesen nach nichts anderes als|räumlich angeordnete Venennetze mit, sehr engen, spalt- oder punktförmigenLücken. Sie besitzen derbe,, fibröse Kapseln, Tunicae alhugineae,und bilden besondere Organe, die sich von allen anderen durch ihrErectionsvermögen unterscheiden. Sie können nämlich rasch grosseMengen Blutes in sich aufnehmen, dadurch äulqüellen und~ün"te]f "demEinfluss von Muskelkräften_eineiL_ ..ansehnlichen „GradL ..von ^terrheiterhalten.Dass die Schwellkörper netzförmig verstrickte Gefässe sind, lässt sichnur durch Injection derselben nachweisen, weil man an Durchschnittennur communicirende Spajten und Lücken wahrnimmt, gebildet von einemnach .allen Richtungen verzweigten Systeme von Bindegewebsbalken. Ausdem Gesagten ergibt sich aber schon, dass diese blättchen- oder faclenförmigenBalken nichts anderes sind, äls~die schmalen Venen wände. SieBeffchen theils aus Bindegewebe^ theils_ aus"^gl^f^eir°Muskelfasern underffhajten sowohl die unmrittelbaimJAbzweigungen der_Arteria profundapenis, als auch die gröberen vorcapillaren Aestchen derselben.~~Da die -arteriellen Zweige offenbar jene Länge besitzen müssen,welche dem grössten Volumen des Penis und der gestreckten Form derBalken, die sie leiten, entspricht, so müssen sie sich während des collabirtenZustandes des Organs verschiedentlich krümmen und winden; sienehmen in Folge dessen jene Gestaltung an, welche man als eine besondereGetässformation, als Rankengefässe, Arteriae helicinae, beschrieben hat.


358 Der Penis.Man findet diese Gefässform am zahlreichsten in der. Wurzel des Gliedesin grösseren Räumen, wo neben breiten Balken viele fadenförmigealso leicht in Schlingen abbiegbare Bälkchen vorkommen.Für die Verrichtung der Schwellorgane wichtig und für derenBau charakteristisch ist die Weise, in welcher der Kreislauf in ihnenzum Abschluss kommt _Dies_ geschieht nicht überall durch echte jCapillaren,sondern auch durch einen unmittelbaren Uebergang vorcapillarerArterienzweigchen in _die Venen des Schwellnetzes. — In dieser Beziehungmuss ein wesentlicher Unterschied gemacht werden zwischen denbeiden Arten_der_SchweIlkörper. Das Corpus cavernosum urethraegrenzt nämlich an das submucöse Bindegewebe cler Harnröhrenschleimhaut,welches die zahlreichen, aus dern Capillarsystein der Tunica propnä ableitenden Wenen enthält. .LUeie_.slnxl .jzii-__£mem._ dichten Netzegeordnet, dessen ableitende Venenstämmchen ausnahmslos in das Corpuscavernosum urethrae übergehen. Bei der im Verhältniss zu dem Umfangedes letzteren immerhin grossen Schleimhautfläche ist es daherrecht wohl möglich, dass die Capillaren der Schleimhaut vollständig denUebergang des Blutes aus den Arterien in die Venenräume vermitteln.Anders verhält es sich mit dem Corpus cavernosum penis. Diesesstellt einen vollkommen in sich abgeschlossenen Körper dar, und da istvon"vOTlieliereIn anzunehmen, dass sich der Uebergang aus den Arterienohne Vermittlung von Capillaren vollzieht; und in der That ist dieser"Körper die wichtigste Fundstätte von zapfenförmigen Anhängen dercavernösen Venen, welche, sich allmälig verengend, dne__[L„mit_ einerfeinen Arterie in Verbindung treten. Auf diese eigenthümliche Art desUeberganges weist auch die rasche Füllung des Schwellkörpers hin,während im Harnröhrenschwellkörper sich das Blut nicht so raschansammelt.Hinsichtlich der inneren Anordnung in den beiden Schwellkörpernergeben sich gleichfalls einige Verschiedenheiten:In Betreff des Corpus cavernosum penis ist vor Allem daran zu erinnern, dassseine Hälften, die hinten ganz geschieden sind, nach ihrer Vereinigung anfangsnoch durch ein medianes Septum vollkommen von einander abgeschlossen werden, dassaber dieses Septum weiter nach vorne immer mehr und mehr Lücken bekommt.Die Communication beider mit einander wird durch Bündel des Schwellnetzes hergestellt,welche brückenförmig von einer auf die andere Seite übertreten, aber nurgegen die dorsale Seite hin, so dass die beiden Schwellkörper an der urethralen; 1Seite immer noch durch eine tiefe Furche von einander geschieden bleiben. DieVenen des Schwellnetzes sind verschieden gross und so angeordnet, dass diegrössten in das Innere, die kleinsten an die Oberfläche zu liegen" kommen. — Dieableitenden Venen sind keine unmittelbaren Fortsetzungen der grossen tiefenVenen des Schwellnetzes: sie entstehen nicht nur an der Oberfläche in dem feineren\Netze, sondern auch in der Tiefe in den groben Aesten, gehen aber aus denselbenimmer nur mit kleineren Wurzeln hervor, welche sich erst an der Oberfläche zugrösseren Stämmchen vereinigen und in schiefer Richtung die Albuginea durchbohren.— In Betreff der Arterien zeichnen sich die Corpora cavernosa penisdadurch aus, dass von den sämmtlichen Arterien d|s menschlichen Körpers keineeinzige im Verhältnisse zur Lichtung so dicke Wände besitzt, wie die Arteria profundapenis.Es ist sichergestellt, dass derErectionsprocess einerseits auf einem raschenZufluss arteriellen Blutes, andererseits auf einer Stauung des venösen Blutstromes.beruht. Der rasche Zufluss des Blutes wird eingeleitet durch eine unter dem Einflussdes Nervensystems erfolgende Erschlaffung der mächtigen Arterienwände,


Der Eierstock. 359die. wenn sie contrahirt sind, nur einen dünnen Blutstrom durchlassen; die Stauungdes Blutes im Penis wird bedingt durch den Druck, welchen die ableitenden,schief durch die Albuginea austretenden Venen noch innerhalb des Schwellkörpersdurch die Aufquellung des feinen peripherischen Schwellnetzes erleiden, dann durchden Druck, welchen die Muskeln am Beckenausgange durch ihre krampfhafte Contractionauf die freien, bereits aus dem Penis ausgetretenen Venen ausüben. Einnicht unwichtiges Moment ist endlich drittens die Contraction der glatten Musculatur,die das Balkengerüst des Schwellnetzes durchzieht; diese verhilft dem aufgequollenenOrgane zur vollen Rigidität.l)as Corpus cavernosum uretlirae besteht ebenfalls aus zwei mit einander communicirendenHälften; es ist aber nur stellenweise getheilt, hinten am Bulbus durchein von oben tief eingreifendes Septum, dann vorne an der Eichel durch die untere,entlang dem Frenulum verlaufende *Spalte, und in der Mitte des Schaftes durch einzwar mehrmals unterbrochenes, aber bis an die Harnröhre von oben durchgreifendesSeptum. Eine Eigentümlichkeit desselben im Gegensatze zum Corpus cavernosumpenis liegt darin, dass es eigentlich nur einen Venenplexus darstellt, aus demsich allmälig grössere Stämmchen entwickeln, welche direct in die ausführendenVenen übergehen. Diese Anordnung der Gefässe bringt es mit sich, dass derSchwellkörper der Harnröhre durch Druck rasch entleert werden kann, währendder Schwellkörper des Penis durch Druck noch mehr gesteift wird. Hieraus wirdersichtlich, dass bei dem Harnröhrenschwellkörper nicht allein seine Schwellung,sondern auch seine leichte Entlerungsfähigkeit in Betracht kommt, insoferne alsinsbesondere seine innere, die Harnröhre zunächst umgreifende Schichte vermögeder letzteren Eigenschaft dem während der Erection abgehenden Samen den Auswegbereitet.. *Der Eierstock.Die weibliche Geschlechtsdrüse, der Eierstock, Ovarium, 1 )ist an dns ,.hintej^.JBlatt,„jener Peritoneal-Duplicatur angeheftet, welcheclen^terus uncl die Eileiter einschliesst und bereits als Ligamentum latumuteri bezeichnet worden ist. In besonderer JBeztehungjzu dem Ovariumjteht jener dreieckig begrenzte Abschnitt des Ligamentum latum, welcheroben durch den Verlauf des Eileiters, unten von dem musculösen Ligamentumovaricitin_\md lateral vjon_ einem freien Peritonealsaume begrenzt wird.Dieser Antheil des Ligamentum latum ist der sogenannte Fledermausflügel,Ala vespertilionis, welcher aber wegen seiner Beziehung zumOvarium auch als Mesovarium bezeichnet werden könnte. Der freiePeritoneal säum, welcher von der Oeffnung des Eileiters zu dem lateralenEnde des Ovarium gespannt ist, stellt das Ligamentum infundibuloovaricumdar.Den Eierstock versorgen zwei Arterien mit.,. Blut, die Arteriaocarica und_ein cler Arteria deferentialis jdes_Mannes_analoger Ramusovarialis der Arteria uterina. Aus den Anastomosen, welche beideArterien mit einander eingehen, entstehen korkzieherartig gewundeneAeste, welche da, wo das Ovarium an dem Ligamentum latum festhaftet\Bilus\, in die innere Substanz des Organs, welche als Mark Substanzbezeichnet wird, eindringen. — Die Venen haben doppelte, den zweiArterien entsprechende Abflüsse: durch die Vena ovarica in die Vena cavainferior hinauf und durch absteigende Gefässe in den Plexus utero :vaginalis herab. Sie wurzeln am Hilus und im Fledermausflügel ineinem dichten cavernösen Geflecht — Mit den Venen ziehen die') Syn. Oophoron.


360 Der Eierstock.Lymphgefässe. — Die Nerven sind Abzweigungen des Plexushypogastricus.[ Ueber das Verhalten des Bauchfelles zu dem Eierstock ist zu bemerken,dass die Epithellage des Bauchfelles an der Haftlinie des Eierstockesan dem breiten Mutterbande seine Beschaffenheit plötzlich verändert,indem es sich in ein einschichtiges, aus hohen Cylinderzellenzusammengesetztes Epithel (Keimepithel) umwandelt, welches dieganze Oberfläche des Eierstockes bekleidet. Die Bindegewebsschichtedes Bauchfelles setzt sich nicht auf die Oberfläche des Ovarium fort.Unter dem Keimepithel findet sich eine Lage von Bindegewebe, welchedie sogenannte Tunica albuginea darstellt Diese lässt sich indessen vondem Bindegewebsgerüste (Stroma), welches die oberflächlichen Antheile(Rindenschichte) des Eierstockes dicht durchsetzt, keineswegs scharfabgrenzen.Die Rindenschichte ist die Lagerstätte der specifischen Drüsenformationendes Eierstocks^Dieselben erscheinen als kugelförmige, ringsgeschlossene Blasen von verschiedener Grösse und Beschaffenheit Mai)n^lnT^IenEITerstocksTölTTke 1. Die kleinsten von ihnen, welche diegrosse Mehrzahl bilden, aber mit freiem Auge nicht sichtbar sind,nennt man Primärfollikel;^sie bestehen aus einer dünnen, structur-_losen Membrana, „propria, an deren Innenfläche sich ein einschichtiges,aus würfelförmigen Zellen zusammengesetztes Epithel befindet. Dichtvon dem Epithel umschlossen, nimmt den ganzen Innenraum der Blaseeine grosse, kugelförmige Zelle — das Eichen — für sich in Anspruch.Eine _ge_wjsse__Anzähl_ dieser Primärfollikel kommt zur weiteren Ausbildung,wobei sie sehr bedeutend an Grösse zunehmen; zugleich-wirddasJEpithel mehrschichtig, und zwischen die Zellen desselben wird eineklare Flüssigkeit ausgeschieden. Haben - sie "so eine Grösse von 8—15 Mmerreicht, so nennt man sie Graafsche Follikel. Ein solcher bestehtaus einer äusseren Bindegewebshülje, TAeca folliculi, aus einem mehrschichtigen,die Innenfläche der letzteren bekleidenden Epithel, demFollikelepithel, 1 ) und aus einer den Innenraum erfüllenden klarenFlüssigkeit, Liquor folliculi Das nun herangewachsene und gereifte"Eichenjiegt. in der Wand des Follikels, in einer hÖckerförTmg"Th~denLiquor folliculi vorragenden Erhebung des Epithels, welch^män" Cumulusovigerus, Eihügel, nennt Die vollends gereiften, fast erbsengrossenFollikel sind die grössten, reichen ganz nahe an die Oberfläche desÖvariums heran und erzeugen daselbst eine kleine Vorwölbung. Unterdem Drucke des stetig sich vermehrenden Liquor folliculi verdünnt sichder an der Oberfläche vortretende Antheil der Theca mehr und mehrbis er endlich einreisst In diesem Momente entleert sich der gesammteInhalt des Follikels und mit diesem wird auch das Eichen ausgestossen;die Wände des Follikels fallen zusammen. Die Reste des gesprengtenFollikels, mit ausgetretenem Blut vermengt, bilden anfangs das sogenannteCorpus luteum und vernarben später, nachdem cler gelbliche,dickflüssige Inhalt dieses Gebildes resorbirt worden ist, vollständig.') Syn. Membrana granulosa.


Der Eierstock. 3Q\Die embryonale Bildung der Follikel geht von dem Keimepithel aus, indemTheile desselben in das Innere des Stroma wuchern und sich da in Gruppensondern, welche sich zu schlauchförmigen Bildungen, Eiketten, verlängern; ausdiesen gehen durch wiederholte Abschnürungen die einzelnen Priinärfollikel hervor.Das reife Eichen hat folgende Bestandtheile: Zunächst eine dicke,durchsichtige, radiär streifige Begrenzungsmembram, die Eihaut, Zonapellucida, dann einen feinkörnigen, die Eihaut ganz ausfüllenden Inhalt,den Dotter, Vitellus, und ein entweder „central oder excenfrisch imPotfer liegendes hyalines Bläschen, das Keimbläschen^ VedculaTgerminativa;ein dunkler Fleck im Innern des letzteren wird Keimfleck,Macula germinativa, genannt. lnsoferhe~aTs das Eichen als eine Zelle vonbestimmter Form, Beschaffenheit und Bedeutung anzusehen ist, erscheinenseine Bestandtheile als Zellmembram, Zellkörper, Zellkern und Kernkörperchen.An den Eierstock ist ein dem Nebenhoden entsprechendes accessorischesOrgan, der Nebeneierstock, Parovarium*) geknüpft DiesesGebilde befindet sich zwischen den Blättern des Fledermausflügels undbesteht aus einer_ variablen Anzahl gewundener Röhrchen, die vomHilus ovarii in~alverglrehder Richtung gegen die Tuba ziehen und sichunter derselben zu einem grösseren Convolut vereinigen. Die Canälchendes Parovarium enthalten eine seröse Flüssigkeit und flimmerndesEpithel. Eine functionelle Bedeutung besitzt das Organ nicht.Eine zweite, aber kleinere Gruppe von Röhrchen findet sich medialvom Nebeneierstock in dieselbe Peritoneal-Duplicatur eingetragen; es istdies das Paroophoron, das Seitenstück der Paradidymis des Mannes.Schon die äussere Form des Nebeneierstockes weist darauf hin, dass erein dem Nebenhoden entsprechendes Gebilde, und offenbar aus derselben embryonalenAnlage, nämlich aus einem Theile der Röhrchen des Wolff sehen Körpershervorgegangen ist. Noch um die Mitte der Embryonalperiode tritt aus dem Parovariumein mit cylindrischem Epithel ausgekleideter Gang hervor, welcher längs derTuba, mit dem Eierstockaste der Arteria uterina, dem Analogon der Arteria deferentialis,zum Uterus hinzieht und in der Seitenwand desselben herabsteigt. Es unterliegtkeinem'Zweifel, dass dieser Gang dem Vas deferens entspricht und dass er,wie dieses, aus dem Ausführungsgange des Wolff'schen Körpers entstanden ist. Ineinzelnen Fällen erhalten sich in der Muskelschichte des Uterus Ueberreste diesesGanges, nur äusserst selten erhält er sich vollständig. In diesem Falle schliesst ersich dem Uterus und der Vagina an, um sich, wie es bei der Kuh immer vorkommt,neben dem Introitus vaginae in den Sinus urogenitalis zu öffnen. In dieser Ausbildungwird der Gang als Gartner'scher Canal bezeichnet. Das Paroophoronentspricht der Paradidymis des Mannes und hat gleichen Ursprung.Da das Ovarium, wie der Hoden, an der Seite des Wolff sehen Körpers in derBauchhöhle entsteht, muss es ebenfalls, um in das Becken zu gelangen, einenDescensus antreten. Bemerkenswerth ist, dass sich auch bei weiblichen Embryonenein in den Leistencanal eindringender Processus vaginalis findet,der sich aber nurin seltenen Fällen wegsam erhält und dann als Diverticulum Nuckii bezeichnet wird.Das alsbald zu beschreibende Ligamentum teres uteri ist eine dem Gubernaculumtestis analoge Bildung, jedoch ist seine Beziehung zu dem Descensus ovarii nochnicht hinreichend aufgeklärt.Kindliche Eierstöcke sind walzenförmig und bekommen erst mit der Zeit einemehr oder weniger abgeplattete Form. Vor erlangter Geschlechtsreife ist die Ober-3 ) Syn. Epoophoron.


362 Der Uterus und seine Anhänge.fläche des Ovariums ganz glatt; nach eingetretener und periodisch sich wiederholenderOvulation wird die Oberfläche immer mehr und mehr narbig eingezogen,bis schliesslich in den klimakterischen Jahren der ganze Eierstock verschrumpft.'Der Uterus und seine Anhänge.Der weibliche Geschlechtscanal besteht aus drei auf einanderfolgenden Abschnitten. Den ersten AbscnrntTTbilclet der• EileiieT^"TubaFalloppU*) mit der Aufgabe, das aus dem- Eierstocke ausgetretene Ei aufzunehmenund dem Uterus zuzuleiten. Er verhält sich daher zu dem Eierstockeals Ausführungsgang, unterscheidet sich aber von dem Vas deferens,dem Ausführungsgange des Hodens, schon darin, dass er nicht mit der keimbereitendenDrüse in unmittelbarer Verbindung steht, sondern sich frei in denBauchraum öffnet. — Den zweiten Abschnitt bildet die Gebärmutter,Uterus; sie ist das Brutorgan, innerhalb dessen sich das befruchtete Eizur Frucht ausbildet, und unterscheidet sich von allen anderen Abschnittendes weiblichen Geschlechtscanales schon durch die beträchtlicheDicke ihrer Wände, welche von vorne herein mit einem Theilejener Masse ausgestattet werden mussten, die nothwendig ist, um diewachsende Frucht zu umfassen. — Den dritten Abschnitt bildet dieScheide, Vagina, welche einerseits als Ausführungscanal des Uterus,andererseits als Copulationsorgan in Betracht kommt.In seiner ersten Anlage besteht der ganze Apparat bei allenSäugern nur aus zwei dünnen, symmetrischen Röhrchen, den Müller'­schen Gängen (S. 344), die sich erst nahe an ihrer Ausmündung zueinem unpaarigen Canale vereinigen. Beim Menschen überwiegt aber dasunpaarige Stück und wird zum Uterus und zur Scheide, so dass von derpaarigen Anlage nur die Anfangsstücke zurückbleiben, welche die Eileiterdarstellen. Bei vielen Säugethieren greift aber die Spaltung tiefer einund es theilt sich der Uterus zum Theile oder ganz in zwei Hälften,wodurch ein Uterus bicornis oder duplex zu Stande kommt. Der gleicheEntwicklungsgang des Apparates beim Menschen .und bei Thieren erklärtdie ausnahmsweise auch beim Menschen vorkommende Theilung desOrgans, also das abnorme Bestehen eines Uterus bicornis, und rechtfertigtzugleich den Terminus Hörn, Comu, mit dem man die zweisymmetrischen, trichterförmig in den Eileiter sich verengenden Hälftendes Uterus auch beim Menschen bezeichnet. Durch unvollständige Ausbildungeines dieser Hörner kann der Uterus eine auffallend asymmetrischeForm erhalten, Uterus unicornis.Die Eileiter sind etwa 12 Cm. lange, mehrfach hin und hergebogene Röhrchen, welche in frontaler Richtung "vom Uterus zum Eierstockeziehen. Sie beginnen "als sehr "enge Canälchen in der Wand desUterus und erweitern sich lateral immer mehr. Man kannlan. ihnen,abgesehen vo'n^dein noch ini Bereiche der Uterus-Substanz gelegenenAntheile (Pars interstitialis tubae), zwei Abschnitte^ unterscheiden, _ einenmedialen engeren, den Isthmus, und einen lateralen weiteren, dieAmpulle. Diese Abschnitte unterscheiden sich von. einander nicht alleindurch das Kaliber, sondern auch durch die Anordnung der Schleim-*) Syn. Oviductus.


Der Uterus und seine Anhänge. 363baut. Dieselbe istjiämlicli im Isthmus ganz glatt, bildet aber in derVmnulle zahlreiche, am freieliHKande wieder mehrfach getheilte Leist-I » 1~ _.______________1_^^ll'll'"'« l '" l ' ll '""«'1 ll' ' II II IV 'T lriMlipHllllu ll" l MIHI um •!•• dJuhen, die nie verstreichen und durch Querrippen, mit einander verbundenwerden^ wodurch" die Wand des Rohres ein genetztes Aussehen, bekommt.Die in den Maschenräumen befindlichen Grübchen sind aber keineswegsals Drüschen aufzufassen. Das trichterförmig erweiterte, frei in jlenBauchraum sich öffnende Osliu^n-iJtb^öTninäie^-der^Tuba" ist" an.^seinemRande mit Iransenartigen_,Anhängen, Fimbriae, und an der inneren Flächemit waramartigen Auftreibungen versehen. Die Fimbrien mögen wohldazu dienen, die aus dem Eierstocke austretenden Eichen aufzunehmen.In dieser Beziehung dürfte insbesondere eine längere Fimbria von grossemBelange sein, welche sich entlang dem Ligamentum infundibuloovaricumbis an das Ovarium erstreckt und deshalb als Fimbria ovarica bezeichnetwird. DieAmpulle des Eileitejs dürfte akej^in.,^darstelleh~~und wäre__dahej._der Ort, wo das Eichen in der RegelndenSamenfäden begegnet und von denselben befruchtet wird. Wie alleSchleimhautcanäle, die nicht durch einen Inhalt ausgedehnt sind, besitzendie Eileiter keine offene Lichtung; dieselbe wird im Querschnittean der Ampulle durch eine sternförmige Zeichnung, am Isthmus durcheine verticale Spalte angedeutet. — Ausnahmsweise besitzt der Eileiterstatt des einen, zwei oder gar drei ausgefranste Ostia abdominalia.An der Gebärmutter, Uterus, unterscheidet man zunächst einen oberenbreiten Abschnitt, den Körper, Corpus uteri, der sich Bsicierseits gegen dieTuben zuscharrt und einen unteren schmäleren Abschnitt, den Hals,Cervix~uteri, der mit seinem unteren Ende wie ein Pfropf in die Scheideeingelagert ist. Der Körper des Uterus besitzt an^ seiner vorderen undhinteren Seite freie, durch "das fest anhaftende Bauchfell geglätteteFlächen, von "welchen die hintere stärker, die vordere weniger gewölbtist. Der kleine, nach überstandenen Schwangerschaften über die Austrittsstellen~~derEileiter ^sich erhebende,",, mehr oder weniger_vorgewölbteAbschnitt des Körpers .wird der Grund, Fundus uteri, genannt. Vondem Hals^.wird jener Antheil, der in die Scheide , hineinragt, alsScheidentheil, Portio vaginalis, von dem ober cler Scheide gelegenenAntheil, Portio supravaginalis cervicis, unterschieden. LMe^annähernd dreiseitigbegrenzte Höhle des Körpers wird speciell als Cavum uteri bezeichnet;sie nimmt an ihren oberen seitlichen Ecken die Tuben auf und geht, an"ihrer unteren Ecke in den Canal des Halses, Canalis cervicis, über. Dieserletztere ist in der Mitte etwas ausgeweitet und scheidet sich daher vomCavum uteri durch eine Einschnürung, die man den inneren Muttermund,Os uteri internum, ] ) nennt.Eine Lichtung haben die Höhlungen in der Regel nicht, da die Wände,(ine vordere und hintere, bis zu vollem Contacte an einander gerücktsind, so dass an sagittalen und queren Durchschnitten nur eine lineareSpalte zwischen den Wänden erscheint. Die Wände des Cavumjuteri8in±gan7 1 _gj|a.tt, ] jene des Halses aber mit rechts und links aufsteigendenschiefen Falten versehen, die sich annähernd symmetrisch wie Blattrippenum eine longitudinale," mediane Falte ordnen. Man nennt diese FaltengiunpenPlicaepalmatae; sie greifen wechselseitig in einander ein, wodurch') Syn. Isthmus uteri.


364 Der Uterus und seine Anhänge.ein vollständig hermetischer Verschluss des Uterusraumes erzielt werdenkann. Häufig findet man aber den Canalis cervicis durch zähen,, glashellenSchleim etwas ausgeweitet.Die äussere M_tocljn^Ldes Canalis cervicis finclejt_sich an dem abgerundetenEndendes Scheidentheils; der Anordnung derWVaTicIe"ffgpCah^FnenT^p^e^h^en^ISaT^einer aji,erlieg:end.e.njSpalte undwird"deshalb mit dem-Namen äusserer Muttermund, Os uteri externum,bezeichnet. Von den beiden den Muttermund begrenzenden Wülsten.Muttermundlippen, Labium anticum und posticum, ist die vordere beiKindern und jungfräulichen Personen stets beträchtlich länger als diehintere, und daher kommt es zunächst, däss der Muttermund der hinterenScheidewand zugekehrt ist.Dicht untejrjler Einpflanzung. der.JEileiter-..heftet •• sich- aussen-dasLigamentum ovarii proprium an, und weiter unten ein zweites Muskel-^J^i ^^MiSL durch den Leistencanal -aus rdef^aucnJhiihle;, austritt, undvor der Symphyse in _dgm -iuihcut^neji^i^Es ist diesdas runde Mutterband, Ligamentum teres uteri, ein Analogon desGubernaculum testis.Die Scheide, Vagina, ist ein von vorne nach hinten plattgedrückter,bis 10 Cm^langer_Schlaucli, welcher mit seinenTTnnef en, oberen Ende,dem sogenannten Scheidengewölbe, Fornix vaginae, x ) den emge-.sjtülpten. Scheidentheil des Uterus umfasst Da aber der Uterus nicht ingerader Richtung auf die Scheide angesetzt, sondern schief in die vordereWand derselben eingeschaltet ist, so fällt der tiefste Punkt der Scheidenicht auf den Muttermund, sondern hinter denselben, dahin, wo sichdie hintere, längere Wand der Scheide mit der hinteren, kürzeren Lefzedes Muttermundes vereinigt.Der in cler äusseren Scham sichtbare, rundlich zusammengeschnürteSeheio~e^^lri^aTh~gV'"^^^^^"'y%^a^ wird bei Jungfrauen dürclrji ne^äJimonjLjoderkreisförmige Falte, die Scheidenklappe, Hymen, verschlossen.Die Schleimhaut der Scheide ist allenthalben, auch an derPortio vaginalis uteriPT^cliIMri^laiTt Papillen versehen.__Im,„oberstenAbschnitte der Scheide sind die Wärzchen klein und tief in das geschichtetePflasterepithel eingesenkt, im mittleren und unteren Abschnittebeträchtlich grösser und auf verschieden angeordnete, quere oder sc£Ie]eLeisten ^ind Wülste vertheilt, welche sich ober dem ScLeijiejiejnganges_o_wolil auf cler vorderen als auch auf der hinteren Wand zu medianen,quer gerippten Erhabenheiten, den Rünzelsäulen, Columnae ^rugärm,verdicken. Die vordere Runzelsäule ist die grössere und verstreicht auchnach mehreren Geburtsacten nicht vollständig.Die beschriebenen Formen treten an den drei genannten Abschnitten, desweiblichen Geschlechtscanales erst in den Jahren der Geschlechtsreife in die Erscheinung,ungefähr im 14. bis 16. Lebensjahre; bis dahin befinden sie sich ineinem Zustande progressiver Entwicklung, deren wichtigste Momente die folgendensind:In den Kinderjahren bildet den grössten Abschnitt des Uterus der Hals,welcher nahezu zwei Dritttheile des ganzen Organs beträgt. Wegen der geringen Ausbildungdes Körpers ist der ganze Uterus sehr flach und hat beinahe parallel aufsteigendeseitliche Ränder, die erst oben, und zwar ziemlich rasch, in die Eileiter]•.) Syn. Fundus vaginae s. Laquear.


Der Uterus und seine Anhänsre. 365ablenken und so noch einigermassen die embryonale Form eines Uterus bicornisdarstellen. Die Plicae palmatae des Halses sind kräftig entwickelt; die medianeLängsfalte gabelt sich und ihre beiden Aeste lassen sich bis in die Ostia tubarumverfolgen. Die Lefzen der Portio vaginalis sind verhältnissmässig sehr gross undscharfrandig. Die Scheide ist allenthalben mit langen tZöttchen besetzt. Die Ausbildungdes. Uterus kurz vor der Zeit der Geschlechtsreife besteht daher hauptsächlichin der Vergrösserung des Gebärmutterkörpers und in der Verdickungseiner Wände.Bei der Jungfrau ist der Uteruskörper bereits bis zur halben Länge desganzen Organs herangewachsen, und mit dem Eintritte der ersten Menstruationwölben sich seine Wände; in Folge dessen bekommt der Uterus die birnförmigeGestalt und das Cavum uteri die Form eines Dreiecks mit massig eingebogenenSeitenrändern. Der Canal des Halses erweitert sich in der Mitte, die Lefzen desMuttermundes glätten und runden sich ab. Die Wände der virginalen Scheide sindwarzig gerunzelt, die Columnae rugarum bis zur Mitte der Scheide verlängert,dabei dicht craer geblättert und hart.Der Uterus einer Nullipära unterscheidet sich nicht wesentlich von jenemeiner Jungfrau, da sich die durch wiederholten Beischlaf bedingten Veränderungennur auf die Scheide beziehen, deren Wände durch Schwund der Schleimhautleistenund der Blätter der hinteren Columna rugarum mitunter vollständig geglättetwerden.Im Uterus einer Multipara dagegen werden die den Hörnern entsprechenden,in die Tuben spitzig auslaufenden Antheile des Cavum in den unpaarigen unterenAntheil vollständig einbezogen, und zwar zunächst durch Ausbuchtung der Ränder,so dass das gesammte Cavum eine Mandelform annimmt. Der Canalis cervicis erweitertsich ebenfalls, namentlich unten, wo auch die Plicae palmatae undeutlicherwerden. Die Portio vaginalis ist verkürzt, die Muttermundspalte klaffend; die Lefzensind wulstig, annähernd gleich lang und gewöhnlich mit narbigen Einsenkungenversehen.Beim Eintritte der klimakterischen Jahre beginnt die regressive Metamorphose.Die auffallendste Erscheinung derselben besteht in dem Schwunde der Portiovaginalis, so dass die Scheide nach oben manchmal durch einen einfachen Blindsackabgeschlossen wird.Der Peritoneal Überzug des weiblichen Geschlechtscanales bildeteme crner durch das Becken gespannte Dur^icatur, welche oben durchden Fundus uteri und die quer verlaufenden Eileiter begrenzt wird. JenerTRefl der Duplicatur, cler an die seitliche Beckenwand tritt, diel GefässeünaNerven mit dem Ligamentum tere^uten leitet, istjias Ligamentumlatum uteri im engeren Sinne7 Jener Theil derselben aber, der zwischendem Ligamentum ovarii, dem Eierstocke~~^IrjsT"uncl der Tuba ausgespanntist, bis über den Beckenrand herausgehoben werden kann undlateral mit einem freien Rande, dem Ligamentum infundibuloovaricum,endigt, ist cler bereits erwähnte Fledermausflügel. Das Peritoneumgelangt von der hinteren Blasenwand auf den Uterus und über diesenfortlaufend auf den Mastdarm und bildet so yor_und hinten.dern Uteruseine Einsenkung. Man spricht daher von einem Cavum peritonei uterovesicaleund einem Cavum uterorectale; das erstere ist nicht so tief wiedas letztere, d. h. das Peritoneum bekleidet vorne einen kleinerenAntheil des Geschlechtscanals als hinten; er bedeckt hinten sogar nocheinen kleinen Theil der Scheide, nämlich den Fornix, reicht aber vornemanchmal gar nicht auf den Hals des Uterus herab. An cler vorderen undhinteren Seite des Corpus uteri haftet das Bauchfell ganz unverrückbar an derunterliegenden Muskelschichte, nur an der vorderen Fläche, in der Nähedes I Ialses, ist es leichter verschiebbar und kann sogar bei ausgedehnterHarnblase zur Bekleidung der letzteren herangezogen werden. Es besitzt


366 Der Uterus und seine Anhänge.daher der Körper des Uterus mit der Tuba einen vollständigen Ueberzugvom" Peritoneum, jedoch mit frei zwischen die Blätter der Duplicatureingeschalteten Rändern, __jiejLJrIals aber.- nur -an- der- hinteren. Seite;von_ der;^chej(.4e.._^ommt, wie „gesagt, nur der hintere Antheil desScheidengewölhes mit dem Peritoneum in Berührung.Die Hauptarterie des weiblichen Geschlechtscanales ist die Arteriauterina, ein directer Ast der Hypogastrica; sie versorgt aber mit ihrenZweigen nicht allein die Scheide, den Uterus und die Tuben, sondernauch den Eierstock, wo sie in das Gebiet der Arteria ovarica eingreift.Mittelst der Scheidenzweige communicirt sie auch mit der Astfolgeder Pudenda communis. Ihre in die Substanz des Uterus von denseitlichen Rändern des Organs her eintretenden Aeste zeichnen sich durchzahlreiche, besonders nach vollendeten Schwangerschaften eng geschürzte,schlangen- oder korkzieherförmige Windungen aus. — Die Venentgehenebenfalls, wie die Arterien, in zwei geschiedene Stämme über, einerseits,in die Hypogastrica als Vena uterina, andererseits^in _die Vena ovarica]dass die letztere" nicht nur das Blut des Eierstockes leitet, beweistschon das grosse Kaliber, welches sie besonders während einerSchwangerschaft erreicht, und das selbst jenes der Vena uterina übertreffenkann. Allein auch ausser der Zeit der Schwangerschaft besitzen dieseVenen eine grosse Capacität, die in keinem Verhältnisse steht zu denkleinen Arterien. Die Bildung^engmaschiger, .grosser Geflechte jst einezweite bemerkensAverflTe Eigenschaft,der Venen. Von dem mehr lockerenVenennetze, welches die Scheide umlagert, zieht sich im Uterusgekröselängs dem Rande des Uterus bis zum Eierstock ein Geflecht, Plexus uterovaginalis,welches so gross und dicht ist, dass man es als ein Schwellorganaufgefasst hat. Auch das Ligamentum teres enthält ansehnliche Venen,welche die uterinalen mit den subcutanen Venen der äusseren Geschlechtstheileverbinden. Die Klappenlosigkeit dieser Venen gestattet denWechsel des Blutstromes, bald auf- bald abwärts. — Die Lymphgefässesind zahlreich, doch ist nichts Näheres über ihr Verhalten imInnern des Org-anes bekannt.Die Arteria uterina gelangt im Uterusgekröse an den Hals und spaltet sichda in einen auf- und absteigenden Ast. Der untere kleinere Ast ist der Barnusvaginalis, welcher mit Nebenästen der Vesicalis und der Pudenda communis dasScheidenrohr mit Blut versorgt; mitunter ist eine Art. vaginalis impar vorhanden. Derobere grössere Ast ist die eigentliche Arteria uterina; sie gibt im Aufsteigen entlangdem Rande des Uterus quer abtretende Aeste an denselben und begibt sich dann,längs der Tuba fortlaufend, bis zum Ovarium, wo sie mit der Arteriä ovaricaanastomosirt. Dieser Ast, Ramus ovarialis, der Arteria uterina entspricht der Arteriadeferentialis des Mannes.Die Nerven des Geschlechtsrohres stammen theils aus dem sympathischen,theils aus dem cerebrospinalen System; ihre Quelle ist derPlexus hypogastricus und der Plexus pudendalis. Die Antheile, welchebeide Geflechte liefern, vereinigen sich in der Beckenhöhle und vertheilensich derart, dass auf den Uterus hauptsächlich sympathischeElemente, auf die Vagina hauptsächlich spinale Elemente entfallen. Der"einzige" Abschnitt des Uterus,~lIeY^iclieF"elhige spinale~Faserantheilebekommt, ist der Hals^jnamjmtiich dessen Portio vaginalis. Was dieNerven der Scheide betrifft,"so sind enorme Massen spinaler Fasern in


Der Uterus und seine Anhänge. 367dieselbe, insbesondere in die Columnae rugarum verfolgt worden. Dassdie Nerven des Uterus mit Ganglien versehen sind, beweisen schon dieBefunde bei Thieren.'Den Bau des Geschlechtsrohres_ betreffend, sind durchaus zweiSchichten, eine Schleimhaut und_eine Muscularis, zu unterscheiden.Die Schleimhaut zeigt in den verschiedenen Abschnitten verschiedeneStructurVerhältnisse, — In der Scheide besitzt ihr Grunclo-ewebegrosse Mengen elastischen Gewebes, welches im Uterusgänzlich fehlt. Ein submueöses Bindegewebe findet sich in derVagina und in der Tuba, dasselbe fehlt aber im Uterus, weshalb sichdessen Schleimhaut nur schwer von der Muscularis ablösen lässt. DieseBeschaffenheit besitzt die Schleimhaut auch im Halse, dessen Plicaepalmatae daher keine blossen Schleimhautduplicaturen sind, sondernauch Muskelbündel enthalten. Drüsen kommen nur im Uterus, nichtaber in der Scheide und in cler Tuba vor. Gefässe sind allenthalben ingrosser Menge zu finden; ihre Capillaren bilden meistens verschiedeno-eordnete Netze, in den Papillen der Scheide aber Schlingen.Der Drüsenapparat des Corpus uteri besteht aus_sehr vielen^deinjen,__den__^^nicht unühnKchen .Schläuchen,die ziemlich dicht beisammen stehen, grösstentheils aber verzweigt sindund cylindrische, mit__sehr. vergänglichen Flimmerhärchen besetzteDrüjen^eUen_J)e_silzejL, Man fand diese Schläuche schon bei kleinenMädchen, mitunter noch bei Greisinnen. — Im Canalis cervicis findensich zwischen den Fältchen der Plicae palmatae 4 wirkliche Schleimdrüsen,jedoch in sehr variabler Anzahl. Constant sind dagegen zahlreichekleine, mitunter sehr tiefe Grübchen. Nicht selten findet man inder Schleimhaut des Canalis cervicis einzelne oder mehrere hyalineBläschen vörTaer Grösse eines Hirse- oder Hanfkornes, welche über dieOberfläche cler Schleimhaut vorragen. Sie sind unter dem Namen OvulaXabothi bekannt. Wahrscheinlich entstehen sie durch theilweise Obliterationeines Drüsenschlauches und consecutive Ausweitung des erhalten gebliebenenTheiles desselben.Das Epithel der inneren Abtheilung des Schlauches, in den Tubenund im Corpus uteri bis zum Isthmus, besteht aus cylindrischpsn Flimmerzellcn,deren Härchen einen nach aussen gerichteten Strom erzeugen. ImCervicalcanal ist theils geschichtetes Pflaster epithel, theils einschichtiges,cylindrisches Flimmerepithel mit variabler Grenze zu finden; nur dieScheide besitzt ausnahmslos geschichtetes Pflasterepithel.Der Muskelbe.leg des Geschlechtscanals besteht aus glattenrasern. In den Tuben sind sie nach dem allgemeinen Typus zu einerLängs- und Ringfaserschichte geordnet; in der Scheide aber bilden sieein mit Bindegewebe reichlich durchwirktes Netzwerk. Am meistenausgebildet ist der Fleischbeleg des Uterus, dessen dicke Wändegrösstentheils aus Muskelsubstanz bestehen, und zwar zumeist ausBjhia_eJn J> . welche^ nach allen Richtungen untereinander verflochten, ein^£M^_ ei 'k -darstellen,, dessen Lücken allenthalben von Gefässnetzen,besonders von venösen, durchsetzt sind. Nur in der äusseren undinneren Schichte lassen sich dünne Lagen, longitudinaler Faserzügeunterscheiden, von denen die inneren vereinzelte Bündel zwischendie Drüsen cler Schleimhaut absenden.


368 Der schwangere Uterus.Die Gesammtmusculatur des weiblichen Geschlechtscanalesistnicht vollständig in sich geschlossen, indem sie an den Rändern desUterus in mehreren Zügen austritt, die wie Bänder durch das breiteMutterband zu benachbarten Organen ziehen. Ein solches Band ist dasbereits erwähnte Ligamentum ovarii proprium, welches entlang den BlutgefässenBündel in die Marksubstanz des Eierstockes bringt. Ein anderesMuskelbündel, welches am Hals des Uterus abtritt, geht nach _jnnj,enzum MasMärm, umgreift denselben und _ endigt am zweiten Kreuzwirbefman nennt es Retractor uteri. Zu diesen Formationengehort auch'clasLigamentum teres uteri, welches vom Seitenrande des Uteruskörpers_jnden Leistencanal geht und durch diesen ari~aenSchamberg kommt, woes in dem fetthaltigen Gewebe verschwindet Es enthält auch einzelnequergestreifte Fleischbündel, welche von den Bauchmuskeln abstammen.Der schwangere Uterus.Gleich nach der Empfängniss beginnt in der Schleimhaut des Uterus'ein eigenthümlicher Wucherungsprocess, dessen Aufgabe es ist, diezukünftige Lagerstätte für das sich ausbildende Ei herzurichten und dasEi mit der Mutter so in Verbindung zu bringen, dass die allmäligkeimende Frucht ihre Nahrung ganz aus dem mütterlichen Leibe beziehenkönne. Mit der wachsenden Frucht nimmt natürlich der Uterusan Umfang zu, wodurch er auch seine Form verändert. Man darf aberdie Zunahme des Volums nicht allein als eine blosse Ausdehnung derWände deuten, weil sie auf einer wirklichen Zunahme der Substanzdes Uterus beruht, deren Masse nur anfangs, nicht aber später hinreicht,das immer stärker anwachsende Ei zu umfassen.Die Veränderungen der Gestalt des schwangeren Uterus betreffen zuerstnur den Körper, welcher die Gestalt eines Eies bekommt, dessen stumpfer Theil.nach oben sieht und dessen unteres Ende den vorläufig noch nicht erweitertenHals trägt. Bald aber soll auch ein Theil, des Halses zur Erweiterung der Uterus-Höhle herbeigezogen werden; er wird weicher, seine Lefzen werden wulstigerund in Folge dessen rundet sich der Muttermund ab und wird leichter durchgängig.Während der den Geburtsact vorbereitenden Contraction.en verstreichtendlich auch die Vaginalportion. gänzlich, und der Uterus nimmt vollständig dieEiform an.Die Massenzunahme der Substanz des Uterus betrifft alle Gewebsbestandtheile.Beim Anwachsen der Musculatur handelt es sich nicht allein darum, hin-,reichende Masse als Hülle für den Embryo zu gewinnen, sondern auch, darum,die Kraftelemente aufzubringen, welche am Schlüsse der Schwangerschaft diereifeFrucht auszutreiben haben. Es ist nachgewiesen, dass die bereits bestehenden glattenMuskelfasern um das 7—llfache ihrer ursprünglichen Länge und um das 2—öfacheihrer ursprünglichen Breite auswachsen, und dass auch neue Muskelfasern entstehen.Der Wucherungs- und Neubildungsprocess dauert fort und kommt erst inder letzten Zeit der Schwangerschaft zum Stillstande, so dass die ferner noch be*merkbare Zunahme des Umfangs der Gebärmutter nur mehr auf Kosten der Wanddickegeschehen kann. — Wie beim Beginne der Schwangerschaft eine progressive,so wird nach vollendeter Schwangerschaft eine regressive Metamorphose derMuskelsubstanz eingeleitet, welche darin besteht, dass die überschüssigen Faserzellenund Faserantheile fettig degeneriren und nach und nach resorbirt werden.Infolge dessen erlangt der Uterus wieder nahezu seine ursprünglichen Massverhältnisse.— Mit dem Fleische wuchern während einer Schwangerschaft auch die.Gefässe, insbesonders die Venen. Dieselben weiten" sich so bedeutend aus, dasssiesich zu einem, das musculöse Strickwerk allenthalben durchziehenden cävernösen


Der schwangere Uterus. 369Netze ausbilden, gegen welches das arterielle Geäste wie in einem wahren Schwellorganzurücksteht. — Auch von den Nerven ist bekannt, dass sie sich währendder Schwangerschaft verdicken; wie weit aber dabei die Nervensubstanz, undwie weit das Neurilemm betheiligt ist, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.Die wichtigsten Veränderungen erleidet während der Schwangerschaft dieSchleimhaut. Sie quillt gleich nach der Empfängniss auf, selbst in jenen Fällen,in welchen die Ausbildung des Eies widernatürlicher Weise ausserhalb der Uterus-Höhle (bei Extrauterinal-Schwangerschaften) vor sich geht. Der Wucherungsprocess,in den die Schleimhaut einbezogen wird, besteht in : _em^_^&^^^^g^_yon_ Bindegewebe,Ausdehnung der GeTaäslTjind Verglöjserung der _Dr.üsenschläuchje: "erbetrifft aber~hauptsächlich nviFd^'W^^tiU^§^^hjßh.te derselben, die sich dadurchzu einer scheinbar ganz neuen M^mbrarT~gestaltet. ^Als solche hat man sie auchfrüher aufgefasst und, weil sie schliesslich mit der Frucht ausgestossen wird, mitdem Namen der hinfälligen Haut, Membrana decidua, bezeichnet. Diese Schichteist es, welche das kleine, so eben angelangte Eichen in sich aufnimmt, und zwargeschiehtjhej3_in jder__Regei am Fundus—uteri. Dadurch, dass sich das Ei in dieDecij3jla~eingräbt, bekommt es eine__ neue Hülfe, und diese wird um so mehr ausgebuchtet,je_niehr das EUwächst, sojlass sich im Ganzen ein Verhältniss ausbildet,wie" an den serösen Häuten. TSI^TDe trachte! „d^^Eies alseine_Jjamina.v.sceralis de£ Decidua, den Rest, der noßh die Uterus-Wand bekleidet,als Lamina parietalis, und nennt die erstere Decidua reflexa, die letztere Decidua vera.Diese Eihulle "wirtTdäher von der Mutter beigestellt, die anderen Häute bringt dasEi mit sich.An einer nicht viel mehr als wallnussgrossen Eiblase kann man bereitsalle wesentlichen Bestandtheile derselben nachweisen. Sie ist mit einer serösenFlüssigkeit, dem Fruchtwasser, gefüllt, und ihre Wand ist, abgesehen von derMembrana decidua, aus zwei Häuten zusammengesetzt, einer äusseren undeiner inneren.Die äussere Eihaut, das Chorion, is_L_eme__zie^Membran, die in der ersten Zeit-der,-Schwangerschaft aj^ntljalben mit zahlreichen,vielfach verzweigten Fortsätzen.^ den Zotten, Villi, besetzt ist. Beim ersten Auftretensjnd die Zotten vollgtändig gefässlos, und die meisten von ihnen bleiben esdurch die ganze Zeit der"^cbTwangerschaft. Nur die Zotten, welche anjener Flächedes Eies sitzen, die sich zunächst in die. Decidua einjje^rab^vonÖelte""deFTrTicht.Gefässe, in sich auf und vermitteln die Verbindung zwischenMutter und Kind. Während sich nämlich die anderen Zotten auf die immer mehran Umfang zunehmende Eifläche zerstreuen und nicht weiter wachsen, entwickelndiese Zotten ein immer grösser werdendes Geäste und dringen mit demselbenimmer tiefer in die Decidua ein. Da diese Haut an derselben Stelle ebenfallsimmer dicker und mit zahlreichen, grossen Gefässen ausgestattet wird, so werdennach und nach die Zottengefässe des Kindes und die Uterinalgefässe der Mutter inunmittelbaren Contact gebrächt und damit jene Bedingungen herbeigeschafft, welcheden Austausch der kindlichen und mütterlichen Blutbestandtheile möglich machen;es ist mit einem Worte jenes Organ zu Stande gekommen, welches den Ernährungsprocessdes Kindes leitet, der Mutterkuchen, Placenta.Die innere Eihaut, das Amnion, ist eine seröse Haut; sie bekleidet dieinflp.re Flär,h&-des^ih£aaQJLJind der Placenta, stülpt sich aber entlang dem"""Nabelstrange,der die Gefässe vom Embryo zür~Pläcenta leitet, herab und genTam Nabelringein die äussere Hautdecke des Embryo über? Hieraus ist schon zu entnehmen, dasssie keine im Ei vorgebildete Membran ist, sondern als Continuum der äusserenHaut des Embryo erst mit derselben entsteht. In der Amnionblase befindet sich derEmbryo, umgeben von dem Fruchtwasser.Die Placenta sitzt in der Regel asymmetrisch am Fundus uteri und nimmtv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl.bald mehr central, bald mehr excentrisch die Nabelgefässe auf, welche das24Blut desEmbryo zu uncT von deFTlacentäTleiten. ~Dardem Obigen zu Folge an der Bildungdes Organs Theile der Mutter, die Decidua und die Uterusgefässe, dann Theile des.Kindes, das Chorion und die Capillaren der Nabelgefässe sich betheiligen, so kannnian dasselbe in eine Pars matema und in eine Pars foetalis eintheilen. Beide TheileSind jedoch untrennbar mit einander verwachsen; es ragen die Gefässschlingen derZotten schwimmen unmittelbar im mütterlichen in die Blute. sinusartig erweiterten Venenräume des Uterus und


370 Die weibliche Scham.Es fragt sich nun, auf welchem Wege die Gefässe der Frucht in die Chorfonzotten,beziehungsweise in die Placenta gelangen. Dies geschieht durch Vermittlungeines embryonalen Organes, welches unter dem Namen Harnsack, Allantok,bGkanntist. Dasselbe entsteht schon in einer sehr frühen Entwicklungsperiode, nochbevor die Leibeshöhle geschlossen ist, und zwar in Gestali__eüüer blasenförmigenAusbuchtung der ventralen Wand des hinteran Darmendes. Indem diese sich, raschv'ergrössert, wächst sie bei Vögeln uhd^Keptüi'en zu einer umfangreichen Blaseheran, welche sich neben der Dotterbla^e über den Bereich der Leibeshöhle herausin den Raum zwischen Amnion und/Chorion erstreckt und sich an das letztereinnig anschliesst. Beim Menschen bleibt die Allantois verhältnissmässig sehr • klein,insbesondere reicht ihr Hohlraum nicht über die Leibeshöhle hinaus. EntlanglderAllantois entwickeln sichvon dem. hinterenEnde der Aorta aus die Nabelarterien,Arteriae umbilicales, durch welche sie mit einem reichlichen'"Blutgefässnetz versorgtwird. Diese Gefässe wuchern bei Vögeln, in-der-Wänd "des extraabdominalen Theiles,der Allantoisblase, beim Menschen 'mit dem aus der Darmfaserplatte stammendenlnggnrlerfn alpin Axilhml der" Allantois, üjberjiie_ Leibeshöhle hinaus und" erreichen sodie_ Innenfläche des Chorion. Von dieser aus..'. dringen " die ~'Gejässe~"T5^dieChoriqnzptten ein und formen sich zu dem~"embryonalen An?heiIe"aeT placentarenGelasssystems. Die Ueberführung der Gefässe der Frucht an die Oberfläche desEies ist der einzige Zweck des extraabdominalen Theiles der Allantois; ist diesererreicht, so verkümmert das Gebilde und es bleiben nur seine Gefässe zurück, diedann in einem vom Embryo zur Placenta ziehenden Strang, dem Nabelstrang,verlaufen.Jenes Stück der Allantois, welches von den später sich schliessenden Leibeswändenumfangen wird, erhält sich und wird mit dem Namen Harngang, ürachus,bezeichnet. Es steigt aus der Tiefe des Beckens entlang der hinteren Fläche dervorderen Bauchwand zum Nabel empor und nimmt bald eine spindelförmige Gestaltan. Der mittlere, erweiterte Theil des Harnganges wird zur bleibenden Harnblase,das hintere Endstück, welches sich bald von dem Enddarm abspaltet, zumSinus urogenitalis. Die Strecke von dem Scheitel der Harnblase bis zum Nabel verödetund bleibt als bindegewebiger Strang, Chorda urachi, erhalten.Während des Geburtsactes bersten die Eihäute, das Fruchtwasser fliesstab und, nachdem dies geschehen ist, wird unter wiederholten, mehr oder wenigerrasch auf einander folgenden Contractionen des Uterus, den Wehen, die Fruchtausgestossen. Einige Zeit nach der Geburt der Frucht lösen sich unter wiederholtenWehen die Eihäute und die Placenta von der Uteruswand und werden schliesslichebenfalls, als sogenannte Nachgeburt, Secundinae, ausgeschieden. Da die Lösungdes Mutterkuchens, der ja theilweise auch aus der Schleimhaut des Uterus hervorgegangenist, und grosse Uterinalvenen enthält, eine Eröffnung des Gefässsystemsder Mutter bedingt, so kann einer Verblutung der Mutter nur durch rasch nachfolgendeContractionen des Uterus — Nach wehen — Einhalt gethan werden.Die weibliche Scham;Die weibliche Scham, Vulva,*) ist eine niuldenförmige^onzwei.PaarHautfalten begrenzte Einsenkung der äusseren Haut, in der sich Urethraund Scheide öffnen; sie schliesst also den Sinus urogenitalis" In sich.Da an die Oeffnungen jener beiden Canäle auch ein dem Corpus cavernosumpenis entsprechendes Schwellorgan und ein die Cowper'schenDrüsen wiederholendes Drüsenpaar angeschlossen ist, so sind thatsächlichalle wesentlichen, die äusseren Geschlechtstheile des Mannes zusammensetzendenBestandtheile vertreten, und die Uebereinstimmung der beidenFormen ist mindestens in der ersten Anlage erkennbar.Da^miexeJPalfenp_aar, die kleinen Schamlefzen, Labia minora?)begrenzen den Sinus urogenitalis, der gewöhnlich als Vorhof der Scheide,*) Syn. Cunnus.2 ) Syn. Nymphae.


Die weibliche Scham. 371Vestibulum vagmae, bezeichnet wird. In der Mjtte des Vorhofes befindet sichnämlich der Scheideneingang und unmittelbar vor und ober demselbendleMiindung der Harnröhre. An dem„.oberen_^^^ desVorhofes befindet sich die EicheFcler Clitoris, welche von den vorderenEnden der_ kleinen Schamlefzen umhüllt wircT Es spaltet sichnämfich_eineJede der klemen Schamlefzen vorne in zwei Schenkel, vonwelchen . der laterale ober der Clitoris "mit dem der anderen Seitezusammenfliesst und so_ eine Art Vorhaut, Praeputium clitoridis, für dieselbebildet.Die kleineren medialen Schenkel setzen sich hingegen nahean einander an der unteren Fläche der Eichel an und bilden so dasFrenulum clitoridis.Die äussere Begrenzung_der Vulva bilden die grossen Scham-\QiteKf~IJa^ia~majoraj zwischen denen ^sich die Schamspalte, Rimapudendi, befindet. Sie werden sowohl oben unter, dem Schamberge, alsauch unten vor dem ..After durch eine dünne_Hautfalte, Commissuralabiorüm^ verbünden und durch eine Furche von der" prall gespanntenHautdecke der Schenkel und des Gesässes getrennt. Innerhalb der unterenCommissur findet sich auch eine dünne, schleimfiäiitartige Duplicatur,Frenulum labiorum, welche ein hinter dem ScliejdeneingäSgß befindlichesGrübchen, Fossa navicularis, begrenzt Die quere FleisdibTÜcke, welchedW^SÖnamspaite von der Aftex-öffnung.- scheinet.. ist. der sogenannteDamm oder das Mittelfleisch, Perineum, in engerem Sinne; dieseletztere Bezeichnung wird aber in weiterem Sinne auch auf die ganzeRegion der unteren Becken-Apertur bei beiden Geschlechtern bezogen.In den Scheideneingang ist bei reinenJungfrauen eine verschiedengestalteteHautf^nteTS^cTi^rdenklappe, Hymen, eingerahmt, welche sich beineugeborenen Mädchen nach aussen fajtet,_ nach^^^^rKblten Begattungsa


372 Die weibliche Scham.Hälften, welche nicht mehr die Urethra, sondern den Scheideneingangumklammern und in dieser Anordnung den paarigen Bulbus vestibulidarstellen. Diese Bulbi sind wie das Corpus cavernosum urethrae desMannes nur Convolute von Venennetzen, welche sich bis an das Endeder Clitoris erstrecken und daselbst die sogenannte Eichel der ClitorisGlans clitoridis, darstellen; sie stehen auch mit den Venen der Scheidein Verbindung.Der Drüsen-Apparat der Scham besteht aus zwei erbsen- bisbohnengrossen acinösen Drüsen, welche unter den RuTbi vesfibülT heben"dem Scheideneingange liegen und sich mit längeren Ausführungsgängenrechts und links unmittelbar vor der Scheidenklappe öffnen. Sie werdenals Bartholini'sche Drüsen 1 ) bezeichnet und sind Wiederholungen derCowper'schen Drüsen des Mannes. Die anderen kleineren Drüsen undder Tastapparat sind Hautgebilde.Die Haut der grossen Schamlerzen__ist aussen trocken^ behaartund mit Fettgew_e^e_ge_poJstert. An der medialen Seite nimmt sie dasAüssefte^neTnerSchleimhaut an, behält aber im Wesentlichen doch nochden Charakter der äusseren Haut bei; sie ist noch mit kleinen Härchenversehen und reichlich mit Talgdrüsen ausgestattet. An den kleinenSchamlefzen vollzieht sich allmälig der Uebergang in die Schleimhaut,doch findet sich an ihnen noch eine grosse Zahl von Talgdrüsen. DieSchleimhaut des Sinus urogenitalis besitzt allenthalben, besonders aberan der Eichel und an den kleinen Schamlefzen, viele Papillen und,wie die äussere Haut, ein geschichtetes Pflasterepithel. Nur in dernächsten Umgebung des Orificium urethrae externum und des Introitusvaginae finden sich traubenförmige Schleimdrüsen.Die kurze Urethra des Weibes öffnet sich unmittelbar am Beckenausgangein der Ebene des Bymphysenwinkels. Sie unterscheidet sich vonder männlichen Urethra schon darin, dass sie ausschliesslich Harncanalist, während die Urethra des Mannes einen röhrenförmigen Sinus urogenitalisdarstellt. Blqs_ihrem_ Baue nach könnte sie mit der Pars membranacea_dermännlichen Urethra verglichen werden,, da "sie~ebenfalls~eineaus quergestreiften Muskelfasern bestehende Fleischhülle besitzt, welcheeine Art Sphincter vesicae externus darstellt. Es finden sich aber auchnoch in einer äusseren Lage Muskelfasern, welche die Harnröhre nurüberbrücken und sie mit dem daselbst befindlichen derben Bindegewebean die vordere Wand der Scheide anheften. Nahe dem Orificiumexternum öffnen sich zwei drüsenartige Schleimhautcanälchen.Die Arterien der weiblichen Scham sind Endäste der Pudenda communis.Dieselbe- gibt in gleicher Astfolge wie beim Manne eine Arteria bulbi, eine Arteriaprofunda und eine Arteria dorsalis clitoridis ab. Wie beim Manne die Haut des Hodensackes,so werden beim Weibe die Schamlefzen hinten von der Arteria perinei,vorne von der Pudenda externa, einem Zweige der Arteria femoralis, versorgt. —Die Bildung der Venen, die Vereinigung derselben in dem Plexus pudendalis, derVerlauf dieses letzteren in dem Beckenraum, die Abzweigung der Venae pudendaecommunes, sowie auch die Communicationen desselben mit der Obturatoriaund der Femoralis wiederholen sich hier. Das Gleiche gilt auch von den Lymphgefässen.Die Nerven haben dieselben Quellen und dieselbe Astfolge wie beimManne.*) Syn. Cowper'sche oder Duverney'sche Drüsen.


Die Milchdrüsen. 373Da die äusseren Geschlechtstheile bei beiden Geschlechtern aus dergleichen Anlage hervorgehen (S. 344) und die männlichen Formeneigentlich eine weiter vorgeschrittene Bildung darstellen, so können dieäusseren Geschlechtstheile trotz der Anwesenheit der Hoden ausnahmsweiseweibliche Formen annehmen, wenn nämlich der Penis kurz unddes Scrotum getheilt bleibt. In diesem Falle ist eine Verwechslung desGeschlechtes im kindlichen Alter um so leichter möglich, als die Hodenmeistens im Becken verbleiben und in der Regel erst beim Eintritte derPubertät in die beiden, zwei grosse Schamlefzen darstellenden Hodensackhälftenherabrücken. Daraus ergibt sich jener Zustand, welcher als Pseudo-Tiermaphrodisia feminina bezeichnet wird und gelegentlich mit gut ausgebildeteninneren Geschlechtsorganen, gelegentlich aber auch mit einemUterus masculinus combinirt vorkommt.Im Gegensatze dazu kann eine stärkere Ausbildung der Clitoris,insbesondere wenn sie mit Verkümmerung des Uterus und theilweiserVereinigung der grossen Schamlefzen einhergeht, eine Pseudohermaphrodisiamasculina bedingen.Wahre Hermaphrodisie, das heisst Vorhandensein von männlichenund weiblichen Geschlechtsdrüsen, sei es einseitig oder doppelseitig, istein äusserst seltener Zustand. Es sind zwar schon mehrere derartigeFälle beschrieben, histologisch ist aber eine wahre doppelseitige Hermaphrodisiebisher nur in einem Falle constatirt, in welchem männlicheund weibliche Geschlechtsdrüsen mit weiblichen äusseren Geschlechtstheilencombinirt waren.Die Milchdrüsen.Die Milchdrüsen, Mammae, stellen acinöse Drüsenparenchyme dar,die an die Haut der Brustgegend geknilpft sind. Sie kommen bei beidenGeschlechtern vor, gelangen aber in der Regel nur beim Weibe, undzwar nach vollendeter Schwangerschaft zur vollständigen Ausbildung.Bei säugenden Frauen erlangen ; sie eine ansehnliche Grösse und dieForm einer Halbkugel, welche convex vortritt "ün"d" hiTriK?er Umrandungnicht selten bis in die Achselgrube reicht. Ihre Ausführungsgängeöffnen sich an der Spitze der Brustwarze, Mammilla, die mitten ineinem dunkler gefärbten, an der Peripherie_etwas höckerigen Felde, demWarzenhofe, Areola, liegt. Mit Ausnahme dieses Feldes ist die ganzeDrüse bei wohlgenährten Personen in ein dickes Fettgewebspolster eingelagert.Die Lage der Warze (beim Manne und Kinde) variirt etwas;in der Regel findet man sie am vierten Intercostalraum, sie rückt aberauch bis auf die vierte Rippe hinauf, seltener auf die fünfte Rippe odergar an den fünften Intercostalraum herab.Eine vollständig ausgebildete Drüse besteht aus 15 bis24 Lappen; jeder derselben hat einen besonderen Ausführungsgang. AlleGänge gehen aus einem dendritischen Geäste hervor und erweitern sichunter dem Warzenhofe zu länglichen bis 5*5 Mm. weiten Säckchen, denMilchsäckchen. Darauf verengern sie sich wieder bis auf 1*9 Mm.Durchmesser, hi£ggn_dann nach oben in die Warze ab und münden ander Spitze derselben mit kaum 07 Mm. grossen "Oeffnungen.""


374 Die Milchdrüsen.Die Milchdrüse ist in die Ramificationsbezirke zahlreicher Arterien eingeschaltet;sie bekommt Zweige von den Arteriae thoracicae anteriores und von derArteria thoracica lateralis aus der Axillaris, Rami mammarii externi posteriores, undzahlreiche Rami perforantes von der Mammaria interna und den IntercostalarterienArteriae mammariae externae anteriores. Die Venen betreten dieselben Bahnen. DieLymphgefässe ziehen durchwegs lateral und senken sich in die Lymphknoten derAchselhöhle ein. Bemerkenswerth ist der Circulus venosus mammillae am Warzenhofe,der nichts anderes als eine ringförmig um die, Warze gelegte Anastomosenkettevon kleinen subcutanen Hautvenen ist. Die Nerven der Haut und der Brustwarzesind Zweige des 4.—6. Intercostalis; es ist aber dargethan, dass dieselbenkeinen Einfluss auf die Drüsensecretion haben; somit muss man denselben denfeinen sympathischen Fäden zuschreiben, welche sich den Gefässen entlang in dasParenchym fortspinnen.Die ausgebildete Milchdrüse ist wie eine acinöse Drüse gebaut;ihre Endbläschen sind mit polvedrischen.Jlriis,ei]izallen_belegt und indiesen Zellen entstehen die charakteristischen Formelemente der Milch,die ]\lTIcniTu^Tchen. Dieselben sind mcTrts anderes als_kleine durcheine^Jeine^.CaseiniiülIe geschützte^Fetttröpfclien, deren Bildung schon inder zweiten Hälfte der Schwängerschaft beginnt. Man sieht, wie sich dieDrüsenzellen nach und nach mit Fetttröpfchen füllen und dadurch eineMaulbeerform bekommen; als solche gehen sie in der unreifen Milchab und heissen Colostrum-Kügelchen. Später, wenn die Milcbsecretion bereits im Gange ist, platzen sie noch innerhalb der Canäle,so dass man in der ausströmenden Milch nur isolirte Fettkügelchen zusehen bekommt.In der Warze und im subcutanen Bindegewebe des Warzenhofesfmden^sich zahlreiche glatte Muskelfasern, welche auch die grösserenMiTchgänge umspinnen. Das Hautgewebe der Areola enthält Schweissdrüsenund Talgdrüsen. Die letzteren sind namentlich im Umfange desWarzenhofes grösser und bedingen die da vorkommenden Höckerchen,welche auch unter dem Namen Montgomery'sche Drüsen bekanntsind. Die Warze ist mit zahlreichen zusammengesetzten Cutispapillenbesetzt.Von Interesse ist die pro- und regressive Metamorphose-derMilchdrüse. Die erste Anlage derselben ist bei beiden Geschlechterndieselbe; sie besteht beim Neugeborenen aus etwa 15 Gängen, welchedie Hauptstämme des ganzen späteren Gangwerkes mit je zwei kolbenförmigenAufquellungen darstellen. Während der Kinderjahre verästeltsich der Gang immer mehr und mehr, so dass beim Mädchen gleich nachder Pubertät, die übrigens auch beim Knaben ein rascheres Wachsthumder Gänge bedingt, bereits das ganze Gangwerk zur Ausbildunggelangt sein kann. In der Drüse der Jungfrau, deren Stroma eine derbe,schwer in Fasern spaltbare Bindesubstanz ist, finden sich bereits einigeAcini, aber zu einer vollständigen Ausbildung der letzteren kommt eserst beim Eintritt einer Schwangerschaft.In dem Masse, als sich die Drüsenbläschen ausbilden, lockert sichdas derbe, elastische Stroma und verwandelt sich in lockeres, faseriges.Bindegewebe. Wie es scheint, ist es nur die Peripherie der Drüse, wodie Acini in grossen Gruppen entstehen, da sich wenigstens bei Erstgebärendenim Inneren des Organs noch immer ein compacter Antheilfindet, in dem nur kleine Gruppen von Bläschen wahrnehmbar sind.


Topographie der Eingeweide. — Aufgabe. 375Nach vollendeter Säugeperiode verkümmern die Acini wieder, obfollkommen oder theilweise ist nicht bekannt. Möglich wäre es, dassdie Verödung derselben eine vollständige ist, und dass beim Eintrittewiederholter Schwangerschaften neue Acini entstehen, zu deren Bildungdas in dem centralen Antheile verbliebene Gewebe herbeigezogen wird.In den klimakterischen Jahren des Weibes ist der Schwund derBläschen ein vollständiger, und vom ganzen ehemaligen Parenchyme findetsich nichts Anderes als ein in Fettgewebe vergrabener, bindegewebiger,häutiger Lappen. Dass derselbe wirklich der Rest des Organs ist, beweistsein Zusammenhang mit der Warze und das verbliebene, sinusartigerweiterte Gangwerk.Beim männlichen Geschlechte verkümmert das Gangwerk gleichnach dem Eintritt der Pubertät bald mehr, bald weniger, ohne jedochvollends zu verschwinden, so dass das Ganze bald cler Drüse eines Neugeborenen,bald der Drüse eines unreifen Mädchens ähnlich ist. Inseltenen Fällen kommt es auch in der männlichen Drüse zu wahrerMilchsecretion (Gynaekomastie).Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Mamma eine Häutdrüse ist, ähnlichden Talgdrüsen, woraus sich dann die nicht sehr seltenen Varietäten des Vorkommensvon Milchdrüsen in der Achselgrube, selbst an entfernten Körperstellen,z. B. am Schenkel, leicht erklären. In seltenen Fällen sitzen zwei Warzen aufeiner normal gelagerten Mamma.F- Topographie der Eingeweide.Aufgabe.Die Aufgabe einer Topographie der Eingeweide besteht darin, dieräumlichen Beziehungen der Organe zu beschreiben. Es genügt aber nicht,die Lagebeziehungen der Organe unter einander kennen zu lernen, zuwissen, wie das eine Organ von einem anderen begrenzt oder gedecktwird, sondern es ist auch wichtig zu erfahren, ob und wo sich ein Organund in welchem Umfange es sich an die Oberfläche des ganzen Complexesdurchdrängt und mit der Wand des Behälters in Berührungkommt. Zu diesem Zwecke müssen daher auch Projectionen des ganzenEingeweide-Complexes auf die Körperoberfläche entworfen und dieContactfelder der einzelnen Organe abgesteckt werden. Es handelt sichnämlich beim Studium der Topographie nicht blos darum, den Einflusskennen zu lernen, welchen ein Organ auf die Lageverhältnisse einesanderen ausübt, sondern auch darum, zu erfahren, in welchem Bereicheein Organ zum Behufe einer ärztlichen Untersuchung oder eines chirurgischenEingriffes zugänglich ist, und wohl auch Anhaltspunkte zugewinnen, um in Fällen gewaltthätiger Eingriffe den Umfang der Verletzungabschätzen zu können.Ganz im Allgemeinen genommen, sind zwar die Lageverhältnisseganz bestimmten Gesetzen unterworfen, unterstehen aber doch einemgewissen Wechsel, welcher sich wieder nach der Lage des Körpers,nach dem Füllungszustande der Eingeweide und nach den durch dieBeweglichkeit des Skeletes veranlassten Veränderungen in der Gestaltung


376 Topographie der Halseingeweide.der Visceralräume regelt; manche Eingeweide können sogar beträchtlicheLage Veränderungen eingehen, jedoch wieder nicht, ohne dassdafür bestimmte Grenzen abgesteckt wären. Dass dabei Organe mitnachgiebigen Begrenzungen, insbesondere Hohlorgane, auch Gestaltveränderungenerfahren, dass überhaupt die Formen der einzelnenOrgane sehr wesentlich beeinflusst werden von Druckwirkungen derUmgebung, ist bei dem hermetischen Abschlüsse aller Visceralräumeund bei dem engen Anschlüsse aller Organe an einander von vornehereinzu erwarten.Die nach Eröffnung der Höhlen allenthalben erfolgende Lageverschiebungerschwert nicht unwesentlich die Aufgabe der Topographie.Denn die Eingeweide lösen sich, ihrer eigenen und der Schwere ihresInhaltes folgend, von den Höhlenwänden ab und sinken an die tiefsten,durch die Lagerung der Leiche ihnen angewiesenen Stellen herab. Deshalb '*müssen mitunter auch die Ergebnisse der (physikalischen) Untersuchungan Lebenden herangezogen werden. Die erst in neuerer Zeit in Gebrauchgekommenen Härtungsmethoden unversehrter Objecte durch Frost oderChemikalien haben manchen bis dahin unbekannt gebliebenen, seihstauf Formen bezüglichen Thatbestand festzustellen gestattet.Um insbesondere die Projectionsfeider an der Körperoberflächerichtig abzugrenzen, muss man äussere Orientirungspunkte benützen.Die sichersten bietet, unter der Voraussetzung einer Normalstellung desKörpers das Skelet; weniger gegliederte Oberflächen erfordern überdiesdie Anlage eines Systems von Aichungslinien, welches aber wieder thunlichstnach vortretenden Skeletpunkten orientirt sein soll.Topographie der Halseingeweide.Da der Visceralraum des Halses nur vom Kopfnicker und vomTrapezius seitlich abgeschlossen ist, sich daher in der ganzen Ausdehnungdes mittleren Halsdreieckes (S. 167) öffnet, so tritt der demHalse angehörige Eingeweide-Complex oben nach der ganzen Breitedes Unterkiefers hervor und bleibt unten in der Fossa jugularis immernoch theilweise zugänglich. Er ist ober dem Zungenbein von denMuskeln des Bodens der Mundhöhle fast vollständig, unter demselbenaber von den dünnen, riemenförmigen Zungenbeinmuskeln nur theilweiseüberlagert.Mitten in ^diesem Dreieck, in der Höhe des jt. und_5. Halswjrbejs^lagert nur wenig verschiebbar der Kehlkopf. Er ist in der Mittelliniebis zumHRTngknorpel nur von der Haut und der Fascie bekleidet, amRingknorpel aber liegt an seiner vorderen Seite schon der Isthmus derSchilddrüse, deren Lappen sich erst seitlich an den Schildknorpelanschliessen. Der Kehlkopf ist daher in der Mitte nach der ganzen Höhedes Schildknorpels, gleichwie auch am Ligamentum conicum, ohne Gefahr,wichtige Gebilde zu verletzen, zugänglich; er kann durch das Ligamentumconicum eröffnet werden, ja es liesse sich sogar der Schildknorpel inder Mitte spalten, ohne Verletzung der Stimmbänder und mit Schonungdes unteren schmalen Endes des Kehldeckels.Bei der Präparation des Kehlkopfes begegnet man der Arterkthyreoideasuperior, deren Hauptast am medialen Rande des Seitenlappens


Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel. 377der Schilddrüse herablauft, dann auch kleineren Gefässen undNerven, der Arteria laryngea superior und dem Nervus laryngeus superioran der Membrana hyothyreoidea. Bei Eröffnung des Kehlkopfes durchdas Ligamentum conicum kommt nur die Arteria cricothyreoidea in Betracht,welche mit einer kleineren Vene das Ligamentum conicum kreuzt unddasselbe meist median durchbohrt.Weniger zugänglich ist die Luftröhre; denn sie ist schon tieferin den Muskelmantel eingeschoben und entfernt sich, indem sie sich mitder Speiseröhre der nach hinten abgebogenen Wirbelsäule anschmiegt,immer mehr von der Oberfläche; überdies wird sie in der Medianlinieoben, im Bereiche der 3 bis 4 obersten Knorpelringe, vom Isthmusder Schilddrüse, weiter unten von dem Plexus thyreoideus venosusüberlagert. Zu allem dem rücken hier auch die Ränder der Kopfnickerganz nahe zusammen und vertiefen dadurch noch mehr das Jugulum,die Stelle nämlich, durch welche die Trachea angegangen werden kann.Rückwärtsbeugen des Kopfes macht die Trachea zugänglicher, jedoch istes nicht rathsam, sie tiefer in die Brust-Apertur zu verfolgen, weil siehinter dem Manubrium sterni an ihrer vorderen Fläche von der Arteriaanonyma gekreuzt wird.Hinter der Trachea, etwas nach links verschoben, liegt die Speiseröhre;sie wird an der Seite'gäazdürcFaen Kopfnickerrand, weiter obenauch von den Seitenlappen der Schilddrüse bedeckt. Diese müssen abgezogenwerden, wenn man neben der Mitte des Kopfnickerrandes zurSpeiseröhre gelangen will. Auf dem Wege dahin begegnet . man demNervus laryngeus inferior, der auf der Speiseröhre liegt. Ganz in derNähe derselben befindet sich, parallel mit ihr aufsteigend, das Bündelder grossen Halsgefässe. Bei symmetrisch eingestelltem Kopfe kommtdie Carotis communis dicht an das Tuberculum anticum des Querfortsatzesdes 6. Halswirbels (Tuberculum caroticum) zu liegen. Näheresüber die Lage der Gefässe und Nerven wird bei Besprechung derTopographie des Halses mitgetheilt werden. Zu beachten ist insbesonderedie Arteria thyreoidea inferior, welche ungefähr in der Höhe des 6. Halswirbelsquer über die vordere Fläche der Speiseröhre medianwärtswegschreitet.Das am wenigsten zugängliche Eingeweide des Halses ist derSchlundkopf; sein unteres Ende ist ungefähr an die Fuge zwischen demlund5.Halswirbel zu verlegen. Seine im Grunde des Trigonum caroticumliegenden SeitenwähdeTial3en"zwar keine äussere Muskelbedeckung, werdenaber dafür von der ganzen Astfolge der Carotis und der Vena jugularis,von mehreren Nervenstämmen und von eigenen Venen- und Nervengeflechtenüberlagert.Wie der Schlundkopf selbst, so ist auch der Retropharyngealraumschwer zugänglich.Noch ragt in den Hals der Scheitel der Lunge hinein; von diesemund seiner Umgebung wird aber erst bei Betrachtung der oberen Brust-Apertur die Sprache sein.Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel.Der bereits auf S. 52 beschriebene Brustraum communicirt nachoben durch die obere Brustapertur mit dem von den Halsmuskeln und


378 Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel.der Wirbelsäule begrenzten Halsraume, nimmt von da aus das LuftundSpeiserohr mit den Nerven und Venen auf und sendet dahin dieCarotis mit einigen Aesten der Subclavia. Gegen die Bauchhöhle ist derBrustraum zwar durch das Zwerchfell abgesperrt; er communicirt abermit ihr durch die drei grösseren Oeffnungen, welche der Aorta, derVena cava inferior und dem Oesophagus zum Durchtritte dienen.Eine Theilung der Brusthöhle in zwei symmetrische Hälftenist bereits durch die austretende Reihe der Brustwirbelkörper angedeutet;die Scheidung wird aber bis zum vollständigen Abschlüsse der Räumevon einander durch den serösen Ueberzug, das Brustfell, Pleura, ausgeführt.Das BrustfelL.stellt,nLämlich zur Aufnahme der beiden Lungenzwei ganz. gescnTossene^Säcke her, einen rechten und einen linken. JenerÄnteejl des Brustfelles,__"^weTcTier^ die laterale Wand dieser Säcke bildet,haftet der_ Innenfläche der Brustwand vom Sternum bis zur Wirbelsäulefest an und erscheint als glatte Bekleidung derselben. Die.medialenWände der beiden Säcke durchsetzen hingegen "den Brustraum vonvorne nach hinten und heissen Mittelfelle, Mediastina.""""^ Tn den Räumen, welche die zwei Brustfellsäcke begrenzen, liegendie zwei Lungenflügel, weshalb man sie als Lungenräume bezeichnenkann. Aber auch zwischen den beiden Mittelfellen befindet sich einRaum von beträchtlicher Ausdehnung, weil sich die einander zugekehrtenWände der zwei serösen Säcke nicht allenthalben berühren. Dieser dritteunpaarige Brustraum, der vom Sternum bis zur Wirbelsäule reicht,heisst Mittelfell räum, Cdvum^mediasiini. Er enthält das Herz mifTdengrossen Gefässen, die Thymus, die Luftröhre, die Speiseröhre, die grossenNervenstämme und den Ductus thoracicus. Der genannte Inhaltlleüfet"schön darauf hin, dass hur dieser Raum es ist, der die Communicationder Brusthöhle mit dem Halsraum, namentlich auch mit dem Retropharyngealraum,und mit cler Bauchhöhle vermittelt. Es versteht sich aber vonselbst, dass an jenen Stellen, wo der Raum keinen Inhalt hat, diePleurasäcke ganz zusammenrücken und sich mit den entsprechendenTheilen ihrer Wand berühren. Es entsteht so an diesen Stellen ein einfachesmedianes Septum, welches die zwei Lungenräume von einanderscheidet. Den grössten Abstand haben die Pleurasäcke dort, wo sich dasHerz zwischen sie einschaltet; beträchtlich kleiner ist der Abstand hintenan der Wirbelsäule. Diese an der Wirbelsäule befindliche Abtheilungwird auch als hinterer Mittelfellraum bezeichnet, zum Unterschiedevon der" hinter dem Sternum befindlichen Abtheilung, dem vorderenMittelfellraum, welcher aber nur im Bereiche des Manubrium sternieinigermassen geräumig ist. ~~~"—"""""Jener Theil der Pleura, welcher die innere Fläche der Rippenwandbekleidet, wird als Pleura costalis, der UeberzUg der oberen Fläche des,Zwerchfelles als Pleura diaphragmatica, und der median-sagittale, durchdie BrÄthöhle gespannte Abschnitt derselben, das Mittelfell, als Laminamediastinaiis~^bezeichnet. Diese drei Abschnitte zusammen bilden diePleura parietalis, zum Unterschiede von jenem Antheile,. welcher, von.ile_r_Lamina_meiy^sich JjJiex^en^LungBD^i^die_Lungen erstreckt und die Pleura visceralis 1 ) darstellt. Unter derJ ) Syn. Pleura pulmonalis.


Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel. 379Pleura parietalis lässt sich eine dünne fibröse Lamelle darstellen, diestellenweise verstärkt und mit den Sehnen der subcostalen Muskeln inVerbindung gebracht ist; es ist dies die Fascia endothoracica, ein Analogonder Fascia transversalis abdominis.Das in den Mittelfellraum eingetragene Herz ist wegen seinerBeweglichkeit ebenfalls mit freien Flächen und in Folge dessen miteinem serösen Ueberzug versehen; es steckt also in einem dritten besonderenBeutel, Pericardium, dessen Lamina parietalis durch einefibröse, mit der Fascia endothoracica und dem sehnigen Antheile desZwerchfelles in Verbindung stehende Lamelle verstärkt wird (vergl. S. 381).In Betreff der Orientirung an der Oberfläche darf nicht übersehen werden,dass die Rippen nicht horizontal liegen, sondern schief absteigen, und dass mandaher zur Bezeichnung der Niveauverhältnisse nur dann die Rippen benützen kann,wenn auch deren Länge von vorne nach hinten abgegliedert worden ist. Diesgeschieht durch mehrere, von oben nach unten über den Thorax gezogeneAichungslinien. Als solche können verwendet werden: die vordere und hintereMedianlinie; der Rand des Brustbeines; dann die Bogenlinie, welche die Uebergängeder Rippenknochen in die Knorpel mit einander verbindet; ferner eine senkrechteLinie, welche durch die Brustwarze gezogen wird, die Mammillarlinie, danneine zweite Linie, welche aus dem Grunde der Achselgrube senkrecht abfällt, dieAxillarlinie, endlich eine Linie, die bei gekeuzten Armen über den Angulusscapulae inferior geht, die Scapularlinie.Die respiratorischen Bewegungen des Brustkorbes und das selbständigeContractionsvermögen des Herzens bedingen nicht allein Veränderungendes Umfanges der Lungen und des Herzens, sondern auchFormveränderungen derselben, und diese haben wieder constante Schwankungenin den Lagerungsverhältnissen zu Folge, deren Wesensich einfach auf Verschiebungen der Organe an einander und an derBrustwand zurückführen lässt. Von den anderen Organen des Brustraumeshaben die Luftröhre und die Speiseröhre auch noch einen gewissenGrad von Verschiebbarkeit; sie besitzen keinen Pleuraüberzug, sondernsind mit den sie umgebenden Theilen durch lockeres Bindegewebe verbunden,dessen Dehnbarkeit ihren Bewegungen Raum schafft. Der Restder Organe aber haftet ganz fest an der Wand und kann daher nurmit derselben dislocirt werden. Zu diesen letzteren gehören die grossenGefässe mit einem Antheile der Herzkrone und die Thymus. Hieraufgründet sich die Eintheilung der Brustorgane in bewegliche und unbewegliche;nur die letzteren wird man daher an Leichen stets unterdenselben Lageverhältnissen auffinden.Die beste Üebersicht über die Anordnung der Pleurasäcke ist zubekommen, wenn man mit Schonung des Brustbeines und eines Theilesder Rippenknorpel die seitliche Brustwand von der 2. bis zur 6. Rippeabträgt und dadurch den Pleurasack eröffnet. Da die collabirte Lungeallenthalben von der Wand abgehoben werden kann und dabei nochhinreichend viel von der Pleura costalis erhalten bleibt, so lassen sichdie Uebergänge der einzelnen Pleura-Abschnitte in einander leichtdemonstriren.Der obere Abschnitt der Pleura parietalis bildet, die sogenannte„Pleurakuppel, einen Blindsack, der von unten in den ersten Rippenreifeingeschoben ist und den Scheitel der Lunge aufnimmt. Die Pleura


380 Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel.ist da an den Körper der ersten Rippe straff angeheftet und reicht biszum Halse der ersten Rippe hinauf; an diesen ist sie jedoch nur durchlockeres Bindegewebe angelöthet. Wegen der Schieflage des erstenRippenreifes ragt daher die Kuppel um 3 Cm., in einzelnen Fällen sogarmehr, über die Verbindung der ersten Rippe mit dem Brustbein hinauf.Hinter dem Lungenstiele lässt sich der Uebergang der Pleuracostalis in die Lamina mediastinalis und der Uebergang dieser indie Pleura visceralis verfolgen. Zieht man die Lunge empor, sospannt sich das Ligamentum pulmonis, eine Duplicatur der Pleura,-welchesich von der Lamina mediastinalis an den hinteren Rand der Lungeherüberspannt und sich von dem Lungenstiel herab bis zum Zwerchfellerstreckt. Man kann deshalb die Lunge wohl oberhalb des Lungenstielesnicht aber unterhalb desselben völlig umgreifen und von dem Herzbeutelabheben. — Die Uebergangslinie der Pleura costalis auf dasZwerchfell, also die untere Grenze des Lungenraumes, liegt nichtin dem scharfen Winkel, der durch den Abgang der Pars costalisdiaphragmatis von der Brustwand erzeugt wird, sondern höher, so dassan einem Theil der Costalzacken des Zwerchfelles der Pleuraüberzug (ausfällt. Der Uebertritt geschieht erst in einer Linie, welche am Knorpelder 6. Rippe beginnt und^ sic^_ bogenförmig gekrümmt, nach unten"zum "Tfinf;ereh Finge lIer"T2."Rippe begibt. Wegen der asymmetrischenLage des "Herzens ist die Uebergangslinie linkerseits am 6. Knorpeletwas hinausgedrängt, auch tritt sie linkerseits in der Axillarlinie etwastiefer herab als rechterseits. — Der Uebergang der Pleura diaphragmaticain die Lamina mediastinalis geschieht da, wo der fibröseAntheil des Herzbeutels an das Zwerchfell angelöthet ist.— Die hintereAnsatzlinie d er Mittelf eile, d. i. die Linie, in welcher sie sich hintengegen die Pleura costalis abgrenzen, geFt oben vom "Köpfchen der >1. Rippe ab und zieht, anfangs mit jener der anderen Seite convergiren^an der Wirbelsäule derart herab», dass die Seitenflächen der Brustwirbelkörpernoch von der Pleura costalis "Dedeckt werden. •— Die vordereAnsatzlinie der Mittelfelle, d. h. die Linie in welcher sich diePleura costalis an der vorderen Brustwand jederseits in die Laminamediastinalis abbiegt, zeigt zwar manche Verschiedenheiten, "aocEaürfte,die folgende Angabe für die Mehrzahl der Fälle die Regel sein. Die nachvorne geneigte Wand der Pleurakuppel reicht^ beiderseits bis an das^Sterno-Claviculargelenk; von da aus gehendie beiden Ansatzlinien convergirendüber die hintere Fläche des Manubrium sterni herab, treffensicTTlim unteren Ende"oesselben und ziehen dann neben einander, aberetwas nach links verschoben, bis etwa zur Höhe des Ansatzes der4. Rippe herab. Von hier an gehen sie wieder aus einander, aber asymmetrisch,so dass die rechte steil absteigend an den Sternalansatz der6. Rippe gelangt, die linke aber bereits an der 5. Rippe das Sternumverl_ässt und in schiefer Richtung den Knorpel der 6. Rippe kreuzt. Andem 6. Rippenpaare gehen dann beide_ in die Abgangslinien der Pleura,.diaphragmatica über. T3sTmffi^sT7JIT daher In der Regel linkerseits neBendemT^erhum, hinter dem 5. und 6. Rippenknorpel, ein schiefwinkeliges,dreieckiges Feld, innerhalb dessen der Herzbeutel unmittelbar an dieBrustwand herankommt und die letztere daher nicht von der Pleurabekleidet ist. In ähnlicher Weise begrenzen die vorderen Ansatzlinien


Brusthöhle, Brustfell und Herzbeutel. 381der Mittelfelle nach dem oben Gesagten ein dreieckiges, von der Pleuranicht bedecktes Feld an dem Manubrium sterni. .Dieses Dreieck ist aberseiner Form_ nach gleichschenklig, seiner Lage nach symmetrisch undkehrt seine Basis nach oben.Nur in seltenen Fällen sind die Ansatzlinien der Mittelfellplatten vollkommensymmetrisch, in noch selteneren Fällen aber derart asymmetrisch, dass die linkeober oder unter dem Herzen nach rechts überspringt.Wie es scheint, nimmt auf diese Verhältnisse die Capacität der Lungenwesentlichen Einfluss. Wenn die linke Lunge an Volumen zunimmt, so muss sienothwendiger Weise vor dem Herzen, zwischen ihm und der Brustwand, Raumsuchen, und indem sie das Herz zurückdrängt, muss sie die Pleura bis zur Mittevor sich her schieben, bis endlich beide Mittelfelle in Contact kommen. Wenn dasder Fall ist, so spannt sich zwischen dem Brustbeinkörper und dem Herzbeuteleine seröse Duplicatur, und dann spricht man von einem Mesocardium. Ein solchesgibt es also in der Regel, unten wenigstens, nicht, doch kann man ein solchesnamentlich bei Kindern stets künstlich darstellen, wenn man das beiderseits freigeinachte Brustbein kräftig abhebt.In dem Winkel, den die Pleura costalis mit der Pleura diaphragmatica undmit der durch das Herz ausgebogenen Lamina mediastinalis erzeugt, finden sichbeinahe constant grössere oder kleinere, kolbige oder blattförmige Plicae adiposae.Der Herzbeutel, Pericardium, hat von vorne besehen eine annäherndconische Gestalt, mit einer unterenTSäsisTeinem schmalen oberen Encle^.einem Ijnkei^fechten kürzeren,steilen Rand. Mit der Basis überlagert"~eF clen~ThTtfTeren'~sefihigenLappen des Zwerchfells und rechts noch einen schmalen Streifen desZwerchfellfleisches. In dem Bereiche der Basis befindet sich die hintere,beziehungsweise untere Fläche des Herze'ns, daher auch das Foramenvenae cavae des Zwerchfelles. Die Verbindung des Herzbeutels mit demZwerchfell wird durch ein lockeres Bindegewebe vermittelt, in welchesdie Venae phrenicae eingelagert sind; nur am RändeTst der Verbandfester, weil da die Fascia endothoracica in die Seitenwand des Herzbeutelsübergeht. An der äusserenFläche ist das Pericardium seitlichund yorne von der Lamina mediastinalis cler~PTelira7mitXüsnahme*ä r esoben beschriebenen Dreieckes, bedeckt und wird durch sie und durchBündel der Fascia endothoracica, Ligamenta sternopericardiaca, an dievordere Brustwand geherteTf~sein oberes Ende erstreckt sich bis aufdie grossen Gefässe der Herzkrone, in deren Tunica adventitia seineFasern übergehen; es reiclij_ an jtlef Aorta bis nahe an den Ursprungder Anonyma, an der Pulmonalis bis zu cler Tlieilungsstelle derselben.und an der Cava superior bis zur Mündung cler Vena azygos.An dem Herzbeutel selbst kann man deutlich zwei Schichten unterscheiden,eine äussere fibröse und eine innere seröse. Die erstere ist$s, welche die eben genannten Verbindungen vermittelt und insbesondereoben sich in die Tunica adventitia der grossen Gefässe fortsetzt. Dieseröse Schichte biegt an jler_ Herzkrone auf die Wand der grossen Geisseum und setzt sich von diesen auf das Herz selbst fort, dessenganze freie Fläche sie bekleidet. Dieser, als Lamina visceralis aufzufassendeAntheil des Herzbeutels wird als Bpicardium bezeichnet. DerUebergang der serösen Schichte auf die grossen Arterien erfolgt von demoberen Ende des Herzbeutels aus, auf die Venenstämme aber von derhinteren Wand desselben. Daraus ergeben sich gewisse Unterschiede in


382 Topographie der Lungen.den Beziehungen dieser Gefässe zum Herzbeutel. _ Die durch Bindegewebemit einander verbundenen beiden grossen Arterien, "die Aortaund die Pulmonalis,, haben einen ..gemeinschaftlichen serösen Üeberzugund können innerhalb des Herzbeutels umgriffen werden. Die Cavasupe'-"rior ist nur theilweise, vorne mehr als hinten, in den Herzbeutel einbezogen;in Folge dessen entsteht beim Uebergang der Vene in denVorhof an der rechten Seite der Vene eine Bucht. Eine ähnliche Buchtbefindet sich auch zwischen der Cava ascendens und den rechten Lungenvenen;sie ist tief genüg, um einen grossen Theil des rechten Vorhofszu umfassen. Man kann daher weder die Cava descendens, noch dieCava ascendens, ebenso wenig auch die linken Lungenvenen umgreifen,weil auch sie durch Duplicaturen der Lamina visceralis mit der hinterenWand des Herzbeutels in Verbindung gebracht sind. Durch die gekrösartigeDuplicatur der linken Lungenvenen wird auch eine, und zwarhinter den linken Vorhof eindringende Bucht gebildetTopographie der Lungen.Der hermetische Abschluss der beiden für die Lungen bestimmtenRäume des Brustkorbes durch die Pleura parietalis bringt es mit sich,dass die durch die Luftröhre nach aussen offen stehende Lunge nichtcollabiren kann, und dass sie sich mit allen Punkten ihrer Oberflächeeng an die Brustwand anschliessen muss, somit unter allen Umständenden Pleurasack vollkommen ausfüllt. In dem Masse, als der Brustraumgrösser oder kleiner ward, wird auch die Lunge grösser oder kleiner;sie folgt, wie man zu sagen pflegt, den Bewegungen der Brustwand undändert in Folge dessen ihre topischen Beziehungen. Sie schiebt nämlichihre Grenze bald vor, bald zurück und gleitet sowohl am Herzen, alsauch an der Brustwand hin und her. Um diese Vorgänge Völlig klar zulegen, ist es vor Allem nothwendig, die Volumsdifferenzen der beidenLungenräüme, wie sie sich nach verschiedenen Raumrichtungen ergeben,kennen zu lernen: sie sind abhängig von dem Stande des Zwerchfells,,und von der Einstellung der knöchernen Brustwände.In Betreff des Zwerchfelles ist bekannt, dass zwar seine Kuppeletwas auf- und niederwärts gebracht werden kann, dass aber dessenBewegung nach unten hauptsächlich nur auf den Schwankungen desfleischigen Theiles beruht, weil derselbe mehr oder weniger von derRippenwand abgehoben und der Abgangswinkel seiner Fleischzacken vonder Rippenwand bald grösser, bald kleiner wird. Bei voller Exspirationsinkt^ex^Winkel_bis __auf Null herab, cl_ h. es kommt ein Theil desZwerchfells mit der Rippenwand in unmittelbaren "Contact und ver-_schliesst in Tqlge "dessen, den "inenisco'idäleh."~täsönlBnmrmigen"T{äu^.Sinus pleurae phrenicocostalis, den es mit der Rippenwand^darsteUtJOieLunge wird aus dieser TascEe"vöTlständig verdrängt und füllt daher indiesem Respirationsmomente den Raum nicht mehr ganz aus, den derPleurasack in seiner vollen Ausdehnung zu fassen im Stande ist. Sienimmt einen höheren Stand ein und behauptet ihn so lange, bis währendeiner folgenden Inspiration der fleischige Antheil des Zwerchfellessich wieder abflacht und von der Brustwand abgehoben wird. So wirdder erwähnte Sinus pleurae wieder eröffnet und sofort durch die sich


Die Bauchhöhle. 383ausdehnende Lunge ausgefüllt; der untere Lungenrand liegt daher beider Ausathmung höher, bei der Einathmung tiefer.In Betreff der Rippen wände ist bekannt, dass ihre symmetrischenHälften während der Inspiration aus einander treten, und dass dadurchdas Planum pectorale breiter und der Querdurchmesser des Thoraxgrösser wird. Es ist aber auch bekannt, dass sich die vorderen Rippenenden,indem sie gehoben werden, zugleich von der Wirbelsäule entfernen,und dass dadurch auch der sagittale Durchmesser des Brustkorbesan Länge gewinnt. Die Folge davon ist eine Lockerung desContactes zwischen der vorderen Brustwand und demTterzbeütel; däcRirch"wird dem vorderen Lungenrande jene "Tasche zugänglich, welche diePleura costalis mit der Lamina mediastinalis ^bildet und welche dadurchentsteht J __jdas_s._clie_Mtfelfeüe vor dem nicht in sagittalerÄichtung- zum Sternum gelangen, sondern durch den beiderseits ausladendenHerzbeutel ausgebuchtet werden. Diese Tasche, Sinus"'pleuraemediastinocostalis, ist während der Exspiration verschlossen, weil dieBrustwand auf den Herzbeutel zurücksinkt, wodurch der vordere Lungenrandverdrängt und die genannten Pleurablätter in Contact gebrachtwerden. Wie der Descensus des Zwerchfells hauptsächlich die Verschiebungdes unteren Lungenrandes bedingt, so ist in den respiratorischenBewegungen cler Rippen die Verschiebung des vorderenLungenrandes vor- und rückwärts begründet. Mit der Zunahme derRippenlänge muss selbstverständlich die Differenz zwischen der in- undexspiratorischen Lage des vorderen Lungenrandes von oben nach untenzunehmen.Die Lage der Lungen wird demnach durch die Lage ihrer Ränderbezeichnet; sie können bei maximaler Inspiration ganz bis an die Umschlagsliniender Pleura vorgeschoben werden, so dass das Herz von denbeiden Lungenflügeln vollständig umgriffen wird; bei tiefster Exspirationdagegen können sie sich so weit zurückziehen, dass das Herz vorneseiner ganzen Breite nach frei gelegt wird, und dass insbesondere deruntere Lungenrand in der Scapularlinie vom Zwerchfellansatze bis zur7. Rippe hinaufsteigen kann. Allerdings kann sich die Verschiebung derLungenränder bald vorne, bald unten mehr bemerkbar machen, je nachdemdie Respiration mehr mittelst des Rippen- oder des Zwerchfell-Mechanismus in Gang gebracht wird.,Die Bauchhöhle.Die Bauchhöhle ist die geräumigste Rumpf höhle; sie begreift nichtallein jenen Antheil des Visceralraumes in sich, der der Höhe derLenden Wirbelsäule entspricht, sondern auch das Becken und jenesymmetrischen Absj^lmitte des knöchernen Thorax, welche__^ttlJeiL_ypjp^den falschen Rippen umgriffen und nach oben von der Zwerchfellkuppelabgeschlossen werden, die sogenannten Hypochondrien.Obwohl der Beckenraum mit der Bauchhöhle ein Ganzes darstellt,wird dennoch nur jener Abschnitt desselben zur eigentlichen Bauchhöhlegerechnet, welcher sich mit den Darmbeinen begrenzt und das sogenanntegrosse Becken bildet. Dadurch wird die Linea terminalis zur unteren


384 Die Bauchhöhle.Grenze der Bauchhöhle. Man könnte vermuthen, dass die Beckenneigung,die den Abstand der Symphyse vom Schwertfortsatze des Brustbeinsvergrössert, etwas zur räumlichen Erweiterung des Bauches beitragediesist aber nicht der Fall, weil gerade wegen derselben die weichenFlanken in die Taille einsinken und die vordere Bauchwand derWirbelsäule genähert wird. — Die Wände der Bauchhöhle habenzwar keine vollständige, immerhin aber eine ansehnliche Skeletgrundlageund diese ist hinreichend, dem Räume eine constante Grundformzu geben.Mit Ausschluss des Beckens kann man den Bauchraum in drei übereinander liegende Abtheilungen scheiden. Die obere, Regio epigastrica,begreift die Hypochondrien in sich und begrenzt sich an der vorderenBauchwand durch eine, quere Jdie,^.einanderverbindende Linie. Die ihr entsprechende Einsenkung an der vorderenBauchwand zwischen den Rippenbögen ist die sogenannte Herz- oderMagengrube, Scrobiculus cordiJ. -^~_^e^.^^iK^^^^^7mittlerenBauchgegend, Regio mesogastrica, wird von der Linie gebildet, welchedie Scheitel der beidenJDarmbeinkämme miteinander y^bindet. DieserÄbtheilung entspricht an_der hinteren JBauchwand die vom Psoas undJ^uadratus lumborum paarig begrenzte Lendengegend, Regio lumbalTs,und an der vordereTT~Wähd die Nabelgegend, Regio umbilicalis:— Die nach" unten von den Leistenbändern jind von dem Schambergebegrenzte untere Bauchgegend, Regio hypogastrica, umfasst seitlich"dieTTäYmbeingegenden, Regiones iliacae, und an der vorderen Bauchewand die den Leistencanal einschliessenden Leistengegenden, Regionesinguinales, neben der in der Mitte liegenden Schambeingegend,Regio pubica.Eine Scheidung des Bauchraumes in mehrere Abtheilungen bewirkenin gewissem Sinne die langen freien Gekrösplatten, da dieselben;wie Septa den Bauchraum durchziehen. Das Quergrimmdarmgekrösebildet eine quere Scheidewand und theilt den Bauchraum in eine obereund untere Abtheilung, und diese letztere wird wieder in eine rechteund linke Hälfte geschieden durch das Dünndarmgekröse, welchesallerdings nicht genau median angeheftet ist. Alle diese drei Abtheilungengehen jedoch in einander über, weil sich die Gekröse oder eigentlichdie an ihrem freien Rande befindlichen Darmstücke nicht an die vordereBauchwand anheften, sondern nur. anlegen.Als eine besondere Abtheilung des Bauchraumes kann noch der_RetroperitonealraulmHbetrachtetT~wl^hinter dem PerFtoneum längs der Wirbelsäule herabzieht,*""ölien~durch den^Riatusoesophageus ühTliZgbicus mit dem hinteren^ittelfellraum^cömmunicirtund sich hinter dein Mastdarm entlang"dem Kreuzbein In~'das~Beck"enherabzieht.Der "Umfang der Bauchhöhle ist sehr veränderlich. — DieRichtungen, nach welchen die Bauchhöhle am meisten erweiterungsfähigist, ergeben sich schon von vorne herein aus der Constructionder Wände. Offenbar sind die Richtungen nach vorne, nach den Seitenund nach oben die bevorzugten; denn die nachgiebigsten Theile sindohne Zweifel einerseits die fleischigen Wände vermöge ihrer Ausdehnbarkeit,andererseits die Rippen vermöge ihrer Excursionsfähigkeit


Die Bauchhöhle. 385nach oben und aussen. Aber diese Erweiterungsfähigkeit ist nicht in allenAbschnitten gleich gross, es müssten sonst die Volumsdifferenzenin allen Durchmessern dieselben sein, und dies ist nicht der Fall. Siesind am grössten in der Mitte und nehmen nach oben und unten,gleichwie auch von vorne nach hinten ab, so dass in der mittlerenBauchgegend die grösste Erweiterung mit dem grössten Einsinkenwechselt. Damit im Einklang steht die tiefe Einsenkung des Nabels beivollständig leeren Eingeweiclen. Auf diese Unterschiede wurde schonfrüher iS. 197) hingewiesen und dargethan, dass die verschiedenenFaserlängen der breiten Bauchmuskeln, namentlich jene des Transversusdamit übereinstimmen, indem die Fasern ebenfalls vom Horizonte desNabels nach oben und nach unten an Länge abnehmen.Eine cler gewöhnlichsten Ursachen von Erweiterungen und Verengerungendes Bauchraumes liegt in den Bauchorganen selbst und in demvariablen Inhalte, den diese einschliessen, und zwar deshalb, weil sichdie Organe den starren Wänden, und die weichen Wände vermögeihrer Contractilität und unter dem Einflüsse des Luftdruckes allenthalbenden Organen anschliessen, sich daher die Wände nach dem Inhaltformen. Es können aber auch umgekehrt die Wände den Raum bestimmen,zwar nicht in seinem vollen Ausmasse, wohl aber in den einzelnenAbtheilungen. Dies vermögen vor Allem die Bewegungen dereinzelnen Skeletabschnitte des Rumpfes gegen einander, namentlich jenedes Brustkorbes gegen das Becken, die sich gerade in cler Bauchgegend,wo sich cler Oberrumpf mit dem Unterrumpf nur durch eine schmaleSäule vereinigt, am meisten bemerkbar machen. Ueberdies sind dierespiratorischen Bewegungen des Thorax von wesentlichem Einflussinsbesondere dann, wenn sie durch die Wirkung des Zwerchfells veranlasst werden.Offenbar müssen partielle Erweiterungen und Verengerungen,.welche der Bauchraum durch Skeletbewegungen erfährt, da sie beiconstantem Inhalt vor sich gehen, compensirt werden, und zwar in derRegel in der Nabelgegend. Entsprechend nämlich dem Masse, in welchemz. B. während der Exspiration in Folge des Aufsteigens des Zwerchfells.cler .obere Bauchraum erweitert wird, sinkt die Nabelgegend ein, undumgekehrt ».wird sie ausgebaucht, wenn während cler Inspiration dasZwerchfell sich herabsenkt. Die Erscheinung der Respiratio abdominalisberuht auf diesen respiratorischen, consecutiven Schwankungen derBauchwand.Eine Verengerung erfährt der • gesammte Bauchraum unter demEinf}uss der Bauchpresse7~wenn das Zwerchfell und die Bauchmuskelnnicht abwechselnd, sondern g-emeinschaftlich sich contrahiren, wie beimAbsetzen des Kothes und beim Verarbeiten der Wehen. Dass sich dabeidie ^esammtkraft der Muskeln, die noch durch eine Krümmung derWirbelsäule nach vorne unterstützt werden kann, in einer nach demBecken gerichteten Diagonale äussern muss, ergibt sich aus cler Anordnungder Muskeln.Die besprochenen Verhältnisse des Bauchraumes haben grossenEinfluss auf die Lagerung der Bauchorgane; sie bedingen nothwendigerW eise Verschiebungen der Organe an einander und an den Wändenv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 25


386 Die Bauchhöhle.und verändern auch die Lagebeziehungen des ganzen Eingeweide-Complexes zu dem Inhalte anderer Räume, des Beckens und der BrustVor Allem verdient die topische Beziehung der Baucheingew T ei de zu den Brustorganen besprochen zu werden. So lange dasZwerchfell gehoben und an die Rippenwand angelegt ist, rücken die inden Hypochondrien untergebrachten Eingeweide ebenfalls bis an dieRippenwand heran; sobald aber durch das Absteigen des Zwerchfellesdie meniscoidalen Pleurataschen geöffnet werden und die Lungen indieselben eintreten, werden auch die Baucheingeweide und zwarsämmtlich von der Rippenwand abgehoben und von derselben durchdie scharfen unteren Lungenränder geschieden. Im ersten Falle trifftdaher ein horizontal durch die Fuge zwischen dem Knochen und Knorpelder 7. Rippe gelegter Durchschnitt durchaus nur Baucheingeweide, imletzteren Falle aber auch Brusteingeweide, obgleich in beiden Fällennicht [nur cler Peritonealsack, sondern auch der Pleuraraum eröffnet wird.Den Inhalt cler Bauchhöhle bilden der Darmcanal mit seinendrüsigen Anhängen, die Nieren mit den Nebennieren, endlich die grossenGefäss- und Nervenstämme, grösstentheils also unpaarige Organe. Auchhinsichtlich des Inhaltes ergibt sich eine gewisse allgemeine Gesetzmässigkeitder Lagerung. Man findet nämlich alle parenchymatösenOrgane, deren Volumen nur wenig veränderlich ist, theils längs derhinteren unveränderlichen Bauchwand, theils in der oberen, nur wenigveränderlichen Abtheilung der Bauchhöhle, nämlich in den Hypochondrien,während dagegen dem grösseren Theile des Darmcanals derPlatz zunächst in dem am meisten erweiterungsfähigen Theile derBauchhöhle, d. i. in der mittleren Bauchgegend angewiesen ist, wo ihmals Organ mit sehr grossen Volumsdifferenzen die Möglichkeit gebotenist, sich allenthalben zu entfalten und zu bewegen.Alle Baucheingeweide sind dort, wo sie dem Bauchraume freieFlächen zukehren, mit einem serösen Ueberzug, dem Bauchfell,Peritoneum, bekleidet. Dies bringt die besprochene Veränderlichkeitdes Bauchraumes, sowie auch des Darminhaltes und die in Folge dessennothwendige Versebiebbarkeit gewisser Organe mit sich. Es muss daherauch die Anordnung des Peritoneums mit den besprochenen Verhältnissenin vollstem Einklänge stehen.Rücksichtlich der grossen Verschiebbarkeit des Darmcanals kommeiiaber noch zwei Umstände in Betracht. Diese sind die peristaltischeBewegung des Schlauches, welche den einzelnen sich berührendenDarmschlingen auch eine progressive Bewegung mittheilt, dann aberdie Beschaffenheit des Inhaltes. Bewegliche Darmschlingen sinken,wenn sie entweder vollkommen leer und zusammengezogen, oder wennsie mit flüssigem oder festem Inhalt gefüllt sind, in die je nach derLage des Leibes am tiefsten liegenden Stellen des Bauchraumes, beziehungsweisedes Beckens herab. Hingegen suchen Darmtheile, welchedurch Gase ausgedehnt sind, wegen des geringen specifischen Gewichtesihres Inhaltes, die höchsten ihnen zugänglichen Stellen des Bauchraumesauf.Wie die Pleura, so ist auch das Peritoneum parietale mit einer derben_subserösen Lamelle, cler Fascia endogastrica^Äsgestditiet, die abefwegeii.ihrer Beziehung z^_Musculus transversus," den sie überkleiclet, ge-


Das Bauchfell. 387wohnlich Fascia transversalis genannt wird. Sie wurde bereits in derMyologie, S. 179, beschrieben. Hervorzuheben wäre, dass sie nur in derLeistengegend stärker ausgebildet ist und den Bauchring des Leistencanalsin sich fasst. Als integrirende Schichte der Bauchwand liefertsie dem auswandernden Hoden und dem Samenstrange die Tunicavaginalis communis.Bei der Untersuchung der Lagerungsverhältnisse der Eingeweide ist vorAllem darauf zu achten, dass die passiven Verschiebungen, welche die Eröffnungder Bauchhöhle bedingt, möglichst verhindert oder doch wenigstens berücksichtigtwerden. In manche Verhältnisse bekommt man bereits Einsicht, wenn man mitSchonung des Bauchfells die Muskelmassen beseitigt, andere aber lassen sich nuran gehärteten Organen studiren. — Die Verhältnisse des Bauchfells lassen sich ambesten dann überblicken, wenn man die sechs oberen Rippen, so weit als nöthigabträgt, den Rippenbogen aber mit dem Zwerchfell schont und ihn durch ein eingefügteselastisches Stäbchen spannt.Das Bauchfell.Das Bauchfell ist die grösste seröse Membran des menschlichen'Körpers; es erstreckt sich nicht nur über den ganzen Bauchraum, sondernüberschreitet auch dessen Grenzen, indem es sich in die Beckenhöhleeinsenkt und darin die nach oben austretenden Organe wenigstenstheilweise bekleidet. Es ist nicht wie die Pleura in zwei Ballen geschieden,was daher kommt, dass es nur unpaarige Baucheingeweidebekleidet, da die paarigen hinter das Peritoneum an die hintere Bauchwandverlegt sind. Die gewohnte schematische Darstellung der serösenHäute lässt sich auch auf das Peritoneum übertragen, und man kannin diesem Sinne an ihm eine Pars parietalis und eine Pars visceralisunterscheiden. Die grosse Menge der eingeschlossenen Organe, die vielenund langen Falten, die bald von der Wand auf die Organe, bald abervon einem auf das andere Organ überspringen, dazu noch die asymmetrischeAnordnung der Organe selbst gestalten das Peritoneum zueinem der complicirtesten Gebilde.Nachdem bereits oben die Bedeutung des Bauchfells für die Beweglichkeitder Organe, sowie seine Beziehung zu den Gekrösenbesprochen worden ist, bleibt noch Einiges über die Verbindung derUeberzüge mit den bekleideten Wänden und Organen zu sagen, Indieser Beziehung ist daran zu erinnern, class ein Theil der Baucheingeweidemit der ganzen Oberfläche frei gelegt, also vollständig mitdem Peritonealepithel bekleidet ist, z. B. das Ileum und Jejunum,während ein anderer Theil, und zwar die an die Bauchwand geheftetenOrgane, nur zum Theile freie Flächen besitzen, daher nicht vollständigoder gar nicht vom Peritoneum bedeckt sind. Dabei gilt wieder als Regel,dass vollständige Peritonealüberzüge straff an den Theilen haften, unvollständigeaber, wenigstens grossentheils, nur lockere Verbindungenmit den Organen eingehen. Die Verbindung der Pars parietalis mitder Bauchwand wird im Allgemeinen gegen die Wirbelsäule hin undvom Nabel nach unten immer lockerer. Die lockerste Verbindung der Parsparietalis findet sich an und neben der Wirbelsäule, da wo das fetthaltigesubseröse Bindegewebe die paarigen Baucheingeweide und die Blut-25*


388 Das Bauchfell.gefässstämme bedeckt. Die Lagerstätte dieser Organe ist es, welcheden Retroperitonealraum darstellt.Hat ein vollständig vom Peritoneum bekleidetes Organ ein veränderlichesKaliber, wie z. B. der Magen, der freie Dünndarm, so muss sich seine Serosa mitder Muscularis, an der sie festhaftet, allemal in Falten legen, wenn das Rohr verengtwird, und kann sich erst dann wieder entfalten, wenn das Rohr durch"eintretendenInhalt ausgedehnt wird. Jede Erweiterung des Rohres aber über dasNormalmass seines Kalibers kann nicht ohne Ausdehnung der Serosa stattfindeneinesolche ist in der That ,bis auf einen gewissen Grad möglich; sie kann wiederrückgängig werden, weil die Membran, wie bekannt, grosse Mengen elastischer Elementein sich einschliesst.Hat dagegen ein Organ von veränderlichem Kaliber einen unvollständigenund wenigstens theilweise locker haftenden Peritoneal Überzug, so kann unter Umständenbald ein grösserer, bald ein kleinerer Theil seiner Oberfläche von demBauchfell bedeckt sein. Am auffallendsten zeigt sich dies an der Harnblase. Andiesem Organ ist zwar der vom Peritoneum überzogene Antheil relativ stets derselbe,er reicht immer vom Scheitel bis an das Trigonum vesicae;. absolut aberister mit dem Umfange der Blase veränderlich. Betrachtet man die Blase, wennsieleer ist, so sieht man, dass sich auf ihrer Oberfläche, nahe dem Grunde, zwei bisdrei kleine quere Falten erheben, und zwei andere grössere, welche vom Blasengrundeneben dem Mastdarm weg zur hinteren Beckenwand ziehen. Diese Faltensind* offenbar nichts Anderes, als über der contrahirten Muscularis zusammengelegteDuplicaturen des Bauchfelles, die alsbald, wenn die Blase wieder ausgedehnt wird,einen Theil des grösseren Bedarfs an Peritonealüberzug liefern. Sie sind alsoReservefalten, können aber doch nicht immer den ganzen Bedarf decken; wasdaran fehlt, liefert jener Theil des Peritoneums, welcher die hintere Symphysenflächeund die Endstücke der Recti abdominis bekleidet und durch die aus demBeckenraum austretende Harnblase abgehoben wird. Beides wäre nicht möglich,wenn einerseits das Peritoneum straff an der Muscularis. der Blase,, andererseits;ebenso an der vorderen Becken- und Bauchwand haften würde. Hier dient alsodas lockere, subseröse Bindegewebe dazu, der sich ausdehnenden Blase Raum zubeschaffen.Man beachte nun folgende Formationen:An der vorderen Bauchwand wirft das Peritoneum nur solcheFalten ausweicheTräger „embryonaler Gebilde sind und daher vomNabel ausgehen. Die obere Falte, Ligamentum Suspensorium hepatis, gehtin der Mittellinie, vom Nabel aufwärts von der vorderen Bauchwand- und vom Zwerchfell ab; sie tritt mit einem freien Rande, in welchemder Strang der obliterirten Nabelvene, das Liganm^u^TteTesfliegt, hejatisünoTnerTet sich, nach hinten in eine scharfe Spitze auslaufend, ah/der.oberen Fläche der Leber an. — Nach unten gehen drei, aber durchausnicht immer frei in den Bauchraum vortretende Falten ab; sie ziehenalle vom Nabel gegen die Harnblase herab: die mittlere, welche die.Chorda urachi einschliesst, ist *~ die Plica urachi; *) sie zieht zumScheitel derJlarnblase. Die zwei seitlichen Falten, welchejdie obliterirtenNabelarterien leiten, sind die Plicae arteriae umbilicalis; 2 ) sie laufen seitlichvom Scheitel der Harnblase vorbei gegen den Stamm der Arteria hypogastricahin. Sie begrenzen mit . der Plica urachi jederseits von derMittellinie eine bald seichtere, bald tiefere Grube, welche man Foveapubovesicalis nennt.*) Syn. Ligamentum vesicoumbilicale medium.2 ) Syn. Ligamenta vesicoumbilicalia lateralia.


Das Bauchfell. 389In der Leisteng-egfend erhält sich nicht selten noch beim Erwachsenenein Theil des in den Leistencanal absteigenden ProcessusTaginalis peritonei (S. 345|^jaiejin__clißs. der Fall ist so findet man ander lateralen Seite der Arteria epigastrica inferior den von einer sichelförmigenFalte begrenzten Zugang zu einer Aussackung des Peritoneums.Verödet aber der TTahaT vönstänaig^ so findet sich statt dieser Oeffnung"eine bald mehr~Ralirwenige7~a^üt^liciTe Narbe. Vertieft ist diese Stellein der Regel nicht; wenn man jedoch die Bauchwand,_steaff_anspjmnt Lso entsteht gewöhnlich jederseits von der Arteria epigastrica, oberhalbdes Leisten bandest ein seichteres ödeP" tiiieTeTlTrübc^henTDas "Tateralvon der Arterie befindliche Grübchen nennt man FSvecT" inguinalislateralis;" es entspricht der Bauchöfmung des Leistencanals. Das an dermedialen Seite der Arterie gelegene Grübchen, Fovea inguinalis medialis,correspondirt der Lage nach mit dem Leistenring.Im Beckenraume zieht das Peritoneum über die hintere obereHarnblasenfläche herab und dann beim Manne geraden Weges, beimWeibe über den Uterus und dessen Anhänge hinweg, zum Mastdarm.welchem entlang es wieder in den Bauchraum aufsteigt. Beim Weibeformt es darin das breite Mutterband mit dem Fledermausflügel undkleidet zwei Gruben aus, die Fossa uterovesicalis und Fossa uterorectalis,beim Manne ohne weiteres nur eine Grube, die Fossa vesicorectalis. DieGrube vor dem Mastdarm dringt_bei beiden Geschlechtern als eineengej immer schmäler__werdende_.Spalte, ziemlich tief ins Becken herab;]hr unterster Theil ist der sogenannte. D o u g 1 a s'sche R a u m, dessen obere'Grenze jederseits durch eine halbmondförmige,jden Mastdarm von vorneher umgreifende Falte, die Douglas'sche Falte, gebildet wird. DieseFalte verstreicht "aRervöllständig, wenn die Blase oder der Uterus gefülltwird, und ist daher nichts Anderes als eine zu Ueberzügen disponibleReservefalte des Peritoneums.Alle genannten Beckenorgane besitzen wenigstens einen theilweisenPeritonealüberzug. Die Harnblase besitzt einen solchen vom Scheitelbis zur Basis des Trigonum; der Uterus ist vorne nur theilweise, erstvom Isthmus angefangen hinauf, hinten dagegen vollständig bis nach unten•bekleidet, wo derUeberzug noch das hintere Scheidengewölbe tangirt.Die Tuben sind vollständig vom Peritoneum bekleidet, und es bestehtam Abdominalende derselben die einzige Verbindung einer serösenHaut mit einer Schleimhaut, also eine durch den Geschlechtscanal nachaussen führende Oeffnung des sonst ganz in sich geschlossenen Peritonealraumes.Der Mastdarm ist in der JTiefe des Douglas'schen Raumesnur ganz vorne vom Peritoneurn'bedeckt, a^beT^Tesrmit demselReh verbunden-von da aufsteigencr"breitet'~sIclT*a^eT Peritöhealüberzug^rmmermehr über die Seitenfläche des Mastdarmes aus, so dass er ganz obenden Mastdarm nicht nur vollständig umgreift, sondern sogar das hierzugespitzt endigende Darmgekröse bekleidet. Die Samenbläschen sindfast ganz unter dem Peritoneum verborgen und erreichen dasselbe nurmit ihrem oberen Ende. Die vordere Blasenwand, der Blasengrund,die Prostata, die ganze Urethra beim Manne und Weibe,die Scheide, mit Ausnahme des hinteren Schej.deng:ewölbe J s Jm und dasEndstück des Mastdarms haben keinen Peritonealüberzug_jind sinddaher ohne Verletzung des Bauchfells von aussen zugänglich.


390 Topographie der Bauchorgane.Das Verhältniss des Bauchfells zu dem übrigen Theile des Dickdarmes,zu dem Dünndarm und Magen, sowie zu den verschiedenenAbschnitten der Gekröse und Netze ist bereits oben, S. 302—305 und327—335 geschildert worden.Topographie der Bauchorgane.Die Leber liegt im rechten Hypochondrium, füllt es mit ihremrechten grösseren Lappen vollständig aus, greift aber mit dem linkenzugeschärften Lappen über die Leibesmitte bis in das linke Hypochondriumhinüber. _Ste_sjAmjegt sich mit ihrer convexen oberen Flächeinnig dem Zwerchfell an, .bedeckt niif^iiexlnntexen Fläche des linkenLappens die klejiie MagencuryjiturNetz und mit demLobus quadratus den Pylorus sammt dem oberen Querstück des Duodenum.Die hintere Leberfläche, welche die oberen Abschnitte der beidenLängsfurchen und den grössten Theil des Lobus caudatus in sich begreift,schliesst sich mit der^enacaya inferior den steil aufsteigenden Zwerchfellschenkelnan. __Der Lobus. caudatus ,JiIiexrag$,,,,eJ.was den Hi,atus_oesophageus des Zwerchfells; an seiner linken Seite liegt der Oesophagus,welcher sicüTliT* den hinteren Rand des linken Lappens einsenkt unddaselbst die Bildung eines seichten Ausschnittes veranlasst. DerfrechteLeberlappen berührt mit seiner unteren Fläche die Flexura coli dexlraTund die Niere und nimmt von diesen Organen entsprechende Eindrücke auf.Imfjänzen reicht die Leber mitjlirem Scheitel bis in_die Ebenedes rechten 5. Rippenknorpels hinauf, wo sie sich, bedeckt von_der_Kuppel des Zwerchfells,_in die Basalfläche der Lunge einsenkt; mitihrem scharfen Rande geht sie bis an den recntenT Rippenbogenherab. Das Projectionsfeld der Leber normaler Leichen begrenzt sichdaher an der vorderen Rumpfwänd durch folgende Linien. Die obereGrenzlinie ist ein Bogen, der mit seinem ScheiteUJhaJKnochenfugedes5. Rippenknorpels berührt, rechterseits steil hinter die Knochenfugedes 6. Knorpels nach hinten abfällt, linkerseits aber, schief an „demuntersten. Ende des Brustbeinkörpers fortziehend, an die _Fuj^des6. Rippenknorpels gelangt. Die untere Grenzlinie geht vom freienEnde der rechten 12. Rippe entlang dem Rippenbogen zum Ende _der"SfRippe, von da durcF'die Magengrube, amJEnde des Schw r ertfortsatzesvorbei, bis jungefähr zur Mitte des linken 7\ Rippenknorpels. J Es wirddaher


Topographie der Bauchorgane. 391ausführt. Man darf sich aber nicht vorstellen, dass dieses Auf- undAbsteigen des Zwerchfells in einer rein senkrechten Richtung erfolge unddass dabei die Leber ihre Lagebeziehungen nur zur vorderen Rumpfwandändere; sie ändert sie auch zum Zwerchfell, und zwar deshalb,weil sich der Raum der Zwerchfellkuppel abwechselnd vergrössert undverkleinert und weil die Contraction des Zwerchfells keine gleichmässigeist. Es lässt sich daher die Verschiebung, welche die Leber währendder Inspiration erfährt, zunächst so bezeichnen, dass sie in diagonalerRichtung nach links und vorne, über den Magen weg erfolgt, und zwarwegen cler überwiegenden Länge cler Muskelbündel des Zwerchfelles ander hinteren und an cler rechten Seite. Da der rechte Rippenbogennach links gewendet ist, so wird sich der inspiratorische Descensushepatis an der vorderen Bauchwand dadurch kundgeben, dass dieuntere Grenzlinie der Leber gleichmässig über den Rippenbogen vortritt.Die Verschiebung ist aber keine sehr beträchtliche. Man darf auch nichterwarten, das Projectionsfeld der Leber immer gleich gross zu finden;dasselbe wird sogar während der Inspiration bedeutend eingeengt, weil dieLungen allenthalben, namentlich aber hinten und rechts, in die nungeöffneten Pleurataschen einrücken und einige w r ährend cler Expirationunbedeckt gebliebene Theile der Leber bedecken; die Lungenrändertreten nämlich- hinten und an der Seite mitunter sogar bis auf 6 Cm.,also mehr als die Leber herab, deren Descensus kaum mehr als2—3 Cm. beträgt.'Da die Vena cava inferior in die Lebersubstanz aufgenommen ist,so muss sie durch die respiratorischen Excursionen cler Leber abwechselndin verschiedene Richtungen gegen das Durchtrittsloch im Zwerchfellgebracht werden. Der kleine Bogen, den die Cava während der Exspirationnach vorne beschreibt, wird bei der Inspiration ausgeglichen, dasGefäss also gestreckt und dadurch ein, obgleich kleines Circulationshindernissbeseitigt.Einen gleich wichtigen Einfluss auf die Lage der Leber nehmennoch der Magen und das Colon transversum, namentlich der erstere,dessen Volumzunahme gerade den längeren Faserbündeln des Zwerchfellsentgegenwirkt und die Leber in die Zwerchfellkuppel tiefer nachhinten und rechts drängt. Die Folge davon ist ein Zurückweichen derunteren Demarcationslinie des rechten Leberlappens und Aufsteigen desGallenblasengrundes bis zu dem Ende des 7. Rippenknorpels. .Einestark gefüllte Colonschlinge kann auf die Gallenblase drücken;Einschaltung eines Colonstückes zwischen Leber und Zwerchfell ist seltenund bereits eine Abnormität.Die topischen Beziehungen des Magens variiren zunächst nachdem Grade seiner Füllung, der Contraction seiner Wände und nach dendamit in Verbindung stehenden Formverhältnissen; doch muss man erwägen,dass bei cler Nachgiebigkeit seiner Wände und bei dem gleichmassigenDruck, unter welchem sämmtliche Baucheingew r eide stehen,bald der Magen auf die Umgebung, bald die Umgebung auf den Magenbestimmend wirkt, je nachdem er oder die Umgebung einen grösserenDruck auszuüben im Stande ist. Nach dem Räume, der ihm durch dieUmgebung angewiesen wird, muss er sich dann auch formen. Bei alledemkommt aber nicht nur die Menge, sondern auch die Beschaffenheit desI


392 Topographie der Bauchorgane.Inhaltes in Betracht.jGase. und flüssige Inhaltstheile scheiden sie]yon^einand^jiie ersteren ji^Stellen ein. m Da nun, gerade hierauf wieder die Haltung und La^Körpers von Einfluss ist, so ist es erklärlich, dass. auch unter denVerhältnissen des Magen- und Darminhaltes die Lage des Magernverschiedene werden kann, und dass überhaupt cler Leichenbefunddurchaus massgebend ist für die beim Lebenden bestandenen VerhälAuf eine Form, wie sie der aufgeblasene isolirte Magen darbiete!man kaum rechnen, eben so wenig auf Lagen, wie man sie dembei geöffneter Bauchhöhle durch Aufblasen geben kann; sie sindaus widernatürlich und daher auch alle Schlussfolgerungen unrichtman hierauf stützt. Da der Magen eigentlich nur an der Cardia wibefestigt ist, cler Pylorus nur mittelst der Pars descendens duodider hinteren Bauchwand und mittelst des Ligamentum hepatoduoan der Leberpforte haftet, da die kleine und grosse Curvatur nur scmembranöse Verbindungen eingehen, die Flächen des Magens deganz frei liegen, so lässt er sich allerdings einigermassen verscldoch mehr in seinen Theilen als im Ganzen; dies betrifft insbes(die grosse Curvatur, wechselnd nach dem Inhalt und nach der Einwider Umgebung.Die Lage eines massig gefüllten Magens lässt sich folgniassen definiren. Die Cardia liegt linkerseits von der Wirbelsäder Höhe des 9.—10 Rrustwirbelkörpers, hinter dem SternalendKnorpels der 6. Rippe, bedeckt vom linken Leberlappen: die tCurvatur umgreift, gleichfalls überlagert vom linken Leberlappschief nach _ab\yärts steigender Richtung die ZwerchfellschenkcdenKörpern der letzte\T5rustwirbel; in Folge dessen kommPylorus tiefer als die Cardia (beim Erwachsenen um fast 7 Cmrechts neben den Schwertfortsatz zu liegen, eng angeschlossen aviereckigen Lelierlappen,^rer - ihn deckt; der Fundus überragt die


Topographie der Bauchorgane. 393gründe an, dem letzteren aber nur dann vollständig, wenn er ausgedehntist; in diesem Falle wird sie auch tiefer in das Hypochondriumhinaufgedrängt. Die Axe der Milz liegt nicht vertical, sondern schief,so dass das Organ mit seinem Längendurchmesser in die Richtung des9__10. Intercostalraum.es gebracht ist und sein oberes Ende zugleich•niifih hinten, sein unteres nach vorne wendet. Diese Lage ist, a.her nichtunter allen Umständen dieselbe, denn die Milz wird, wie bemerkt,schon von dem vollen Magengrunde zurückgedrängt; dies betrifft aberhauptsächlich nur das untere Ende, welches unter diesen Umständenzurückweicht, so dass das Organ eine mehr verticale Lage bekommt,In der Regel liegt das obere Ende der Milz nicht mehr als 2—4 Cm.von der Wirbelsäule ab und reicht vorne nicht über die Linie hinaus,welche vom linken Sterno-Clavic.ulargelenke zum Ende der 11. Rippegezogen wird. Ueber die Befestigung der Milz vergl. S. 328 und 331.Der Quergrimmdarm hat wegen seines langen, freien Gekröseseinen beträchtlichen Spielraum und in Folge dessen eine sehr veränderlicheLage. Man kann im Allgemeinen sagen, dass seine^Grenzen,„„also_die Flexura coli hepatica und lienalis, ungefähr in die_Verbindungslinie"cler Knorpel des 9. Rippenpaares fallen, also im Querdurchmesser des"Bauches liegen; da aber 'a^'D^rmstuck, wenn es nicht völlig leer undlüsammengezogen ist, länger ist als cler Abstand seiner beidenfestgehefteten Flexuren, so kann es nicht geraden Laufes, sondern nurin auf- und absteigenden, einfachen oder mehrfachen Schlingen gebogenden Weg zurücklegen; es müsste denn sein, dass es mit Luft gefülltund der Bauch aufgebläht ist, in welchem Falle es sich dann in einenBogen gelegt cler aufgetriebenen Bauclrwand anschliesst. Da die Abbiegungendes Quergrimmclarmes hauptächlich nach unten geschehenmüssen, so bildet er häufig „eine einfache, festonartig herabhängendeSchlinge; in diesem Falle müssen sich die beiden Flexuren, besondersaber die rechte, die eng unter der Leber eingekeilt ist, zu wahren Abknickungenumgestalten, wodurch dem Vorrücken der angesammeltenKothmassen ein bedeutendes Hinderniss gesetzt wird. Dass aufwärts gerichtete,stark gefüllte Quergrimmdarmschlingen den Magen, die Leberund selbst das Zwerchfell zu verdrängen im Stande sind, wurde bereitsangeführt. Selbstverständlich ist es auch, dass mit Gasen gefüllte Schlingendes Quergrimmclarmes sich stets an der Oberfläche Bahn brechen, dassdagegen leere und mit Fäcalmassen gefüllte vermöge ihres grösserenspecifischen Gewichtes in die Tiefe herabsinken.Von cler Gestalt und Lage des Quergrimmclarmes hängt auch dieAnordnung des grossen Netzes ab. Bei tiefem Stande des Colon reichtos mitunter bis ins kleine Becken herab; macht aber das Colon mehrereSchlingen, so wird das Netz schief verzogen, gefaltet, selbst zusammengewunden,und kann nicht mehr das Convolut cler dünnen Gedärmebedecken; ja es wird manchmal auch theilweise von denselben überlagert.Der Blinddarm ist in vielen Fällen frei, in anderen Fällen abermit einem grösseren oder kleinerelo"Th1ii^dieBauchwand angewachsen. Davon hängt seine Lage und Beweglichkeita t>. feanangewachsenes Caecum liegt regelmässig auf dem Musculus111 y?W dgy+oi». selten bei Erwachsenen, etwas häufiger bei Kindern findetman es höher oben, selbst in der Lendengegend festgeheftet-JEin freies


394 Topographie der Bauchorgane.und mit Luft gefülltes Caecum findet man in cler Regel unmittelbar hinter der" BaucrTwand in der Leistengegend;" isfPäber emTreies' Cäe^mnlnilll^lH.massen gefüllt, so hängt es meistens in die Beckenhöhle herab. — Aehnlichesgilt auch von der Flexura sigmoidea; ist diese stark gebläht, sokann sie den Dünndarm ganz nach oben verschieben und sowohl dielinke Darmbein- als auch die Leistengegend erfüllen, ja selbst oberder Harnblase über die Leibesmitte hinüber nach rechts reichen. Wennsie aber mit einer Schlinge ins Becken herabfällt oder auf die hintereBauchwand sinkt, so rückt der mit Gasen gefüllte Dünndarm an ihreStelle zur vorderen Bauchwand. Die Uebergangsstelle ins Rectumistdemzufolge sehr variabel gelagert, in der Regel zwar links, sehr häufigaber rechts neben der Mittellinie.Der aufsteigende Grimmdarmjst ebenfalls nicht vollkommen geradegestreckt, sondern macht immer zwei, bald mehr, bald weniger ~ aüsglPbildete Krümmungen in sagittaler Richtung, ""eine"" unten " am OberenRandedeT^araibeins und "eine T5eim "Ueber trifte auf die Rippenwand,also an den Grenzen der weichen Bauchwand; dadurch wird das Mittelstücknach rückwärts ausgebogen. Das Gleiche gilt im Wesentlichenauch von dem absteigenden Grimmdarm. Sind diese Darmstücke leer undcontrahirt, oder mit geballten Kothmassen gefüllt, so werden sie in derRückenlage des Körpers vollständig von dem mit Gasen gefülltenDünndarm überlagert und sind daher dem Getaste erst dann zugänglich,wenn das Dünnclarm-Convolut hinweggedrängt wordenist.Mit Gasen gefüllt, kann das Colon ascendens bis an die vordere Bauchwandlieranrücken.Schon aus dem Gesagten ergibt sich die grosse Mannigfaltigkeit inder Anordnung des freien Dünndarms. Seine Schlingen können vermögedes langen Gekröses bald theilweise ins Becken herabtreten, bald insgesammtin die Nabel- oder Lendengegend zurückgestaut werden, letzteresinsbesönaerlTReT Sch^bald in den Grund derBauchhöhle zurücksinken, bald, wenn sie mit Gasen gefüllt sind, voncler Wirbelsäule weg an die vordere Bauchwand gedrängt werden.; Solange die einzelnen Schlingen ihre Verschiebbarkeit gegen einander undgegen die Bauchwand nicht eingebüsst haben, so lange die Durchgängigkeitdes Rohres für den Inhalt nicht gestört und so lange dieBlutzufuhr und Abfuhr nicht gehemmt ist, kann jede Anordnung desDünndarmes als normal betrachtet werden. Dies gilt selbstverständlichvon allen beweglichen Darmstücken; dabei darf, was den Inhalt betrifft,nicht übersehen werden, dass flüssige Stoffe und Gase leichter durch alleWindungen fortschreiten, als bereits geballte Fäcalmassen, die schon vonkleineren Abknickungen des Darmrohres festgehalten werden und selbstwieder durch Schlingenbildungen und Abknickungen des Rohres neueVeranlassung zu Stauungen bereiten können. Da der Inhalt der einzelnenAbschnitte des Darmrohres fortwährend wechselt und sich verschiedeneInhaltsmassen bald da, bald dort ansammeln, so muss die Lage derGedärme sich ebenfalls beständig verändern. Begreiflich ist, dass_Lageyeränderungendes Körpers gleichfalls Verschiebungen der beweglichen"^EmgeweläTe veranlassen müssen.Das Pancreas liegt in cler hinteren Wand des Netzbeutels., unjjgt,mit dieser an die hintere Bauchwa'ncl'^eTieSetr* Nur sein Kopf befindet


Topographie der Bauchorgane. 395pifli rechts von der Leibesmitte, in dem ebenfalls festgehefteten Gekrösedp« Duodenums. Man bekommt es am besten zur Ansicht, wenn manden Netzbeutel durch Abtrennung der vorderen Netzplatte von dergrossen Magencurvatur von vorne her eröffnet. Es ist in der Höhedes 12. Brust- und 1. Lendenwirbels schief aufsteigend vor dieSchenkel des Zwerchfells gelegt und um die stark vortretenden Körperder genannten Wirbel in die Tiefe des linken Hypochondriums abgebogen.Sein Kopf liegt rechts neben der Wirbelsäule^^seinKörpervor cler letzteren und vor cler linken Niere; sein Schweif reicht nahebis an den Hilus cler Milz heran. Am Kopfe wird" es durch die festmit ihm verbundene Duodenalschlinge umgriffen, am oberen Randevon den Milzgefässen begangen und hinter dem Kopfe von den Wurzel-' «gefässen der Pfortader und in der Mittellinie auch von der Arteriamesenterica superior gekreuzt. Das Pancreas jsteht zwar mit derhinteren Magen wand in Contact, wird aber von derselben durch "denNetzbeutelraum geschieden, so class cler Magen frei darüber auf- undiiiedergleiten kann."Der Zwölffingerdarm muss durch vorsichtiges Ablösen des an seinervorderen Seite angewachsenen Colon und Mesocolon ascendens frei gelegtwerden. Das obere Querstück desselben geht, gedeckt von der Gallenblase,ungefähr....in_der Ebene der Bandscheibe zwischen dem 12. Brustjjadrbelund 1. Lendenwirbel in das absteigende Stück über; diesesschmiegt sich rechterseits an dije_folgenden Wirbelkörper an und biegtentsprechend dem 3. Ljmdenwirbel in das untere Querstück um.Aus clem letzteren geht vor der Wirbelsäule das aufsteigende Endstück"hervoTT^VveTelies^Tefhlich gerade" gestreckt nach oben bis zur\ Flexura duoderwjejunalis reicht. Diese liegt unmittelbar unter cler Haftliniedes Quergrimmdarmgekröses, „ganz wenig nach links von derMittellinie und annähernd in_ derselben Höhe wie der Pylorus. In dieserLage wird .sie durch den oben (S. 304) erwähnten Musculus suspensoriusduodeni und überdies durch die feste Anheftung des aufsteigenden Endstückesdes Duodenums erhalten. Das Duodenum selbst kann so seinekreisförmige Gestalt nur wenig verändern. Hinter dem absteigendenStücke verlauft der Gallengang und die untere Hohlvene; die vordereFläche des unteren Querstückes wird von der zum freien Dünndarmgehenden Arteria mesenterica superior überschritten.Nachdem man alle diese Verhältnisse besehen hat, schreite manzur Präparation der Blutgefässe des Darmcanals und seiner Anhänge,sowie auch zur Besichtigung der Ausführungsgänge cler Leber und desPancreas.Das Ligamentum hepatoduodenale schliesst drei grössere Gebildeein, die in folgender Ordnung neben einander liegen: links die Leberarterie,neben dieser nach rechts und etwas tiefer die Pfortader undganz nach rechts cler Gallengang. Man versäume nicht, die Gebildeauf- una" abwärts zu verfolgen, sowie das die Arteria hepatica umspinnendeNervengeflecht und die aus der Leberpforte austretendenLymphgefässe mit ihren Lymphknoten zu beachten. Hat man, ander Leberarterie rückschreitend, ober clem Pancreas den Tripus coeliacusund den Stamm cler Arteria coeliaca erreicht, so kann man nebender letzteren das Ganglion coeliacum und die Hauptvertheilung des


396 Der Retroperitonealraum.Sonnengeflechtes, darstellen. Darauf verfolge man die Arteria undVena lienalis entlang dem oberen Pancreasrande zur Milz. Im Pancreas.selbst suche man den Ausführungsgang desselben auf; er liegt, allenthalbenvon Drüsenläppchen umlagert, mitten zwischen dem oberen undunteren Rande des Organs. Indem man später den Kopf des Pancreas'abhebt, sieht mah7~wle aTe Vena lienalis sich mit der Vena mesentericasuperior und inferior zur Pfortader vereiniget, und ebenso kommt dieArteria mesenterica superior neben der gleichnamigen Vene zumVorschein; beide'erreichen, zwischen dem unteren Rande des Pancreasund dem unteren Querstücke des 5 Duodenums austretend, das Dünndarmgekröse.Die weitere Vertheilung derselben lässt sich leicht überblicken,wenn das Dünndarmconvolut nach*, links herüber gelegt undder rechtsseitige Bauchfellüberzug der Mesenterialplatte abpräparirt wird.Die Umlagerung des Gekröses und Darmes auf die rechte^Seite ist erforderlichbehufs der Präparation der Arteria mesenterie^nferior,deren Ursprung man ungefähr am 3. Lendenwirbel finden wird.Der Retroperitonealraum.Um die an der hinteren Bauchwand, ausserhalb des von demBauchfelle umschlossenen Raumes lagernden Organe in ihrem Zusammenhangüberblicken zu können, muss man die Eingeweide sammt demPeritoneum parietale cler hinteren Bauchwand entfernen, wobei man dieganze Aorta und deren Aeste mit den sie umspinnenden Nervengeflechtenzu schonen und die Vena cava aus der Lebersubstanz auszuschälenhat. Will man cler Bildung des Bauchnervengeflechtes grössereAufmerksamkeit schenken, so muss man den Darm an der Flexuraduodenojejünalis abbinden und den Magen in Verbindung mit clemOesophagus zurücklassen.Das bedeutendste Organ des Retroperitonealraumes ist die Niere.Sie liegt vor dem Quadratus lumbormm reicht aber über den lateralen Randdesselben mehr oder weniger in den Bereich des Transversus abdominis vor.Mit ihrem oberen Ende reicht sie bis an die 11. Rippe, links etwas höherhinauf als rechts. Sie bedeckt auf beidenHelteh noch einen Theil der hinterenCostalansätze des Zwerchfellsj^ihr oberes Ende, sowie die Nebennierewird rechterseits yjpnjhe^r^Leber, linkerseits von der Milz überlagert. Lateralvon der Niere^ali^'^cIaT^Colon ascendens," beziehungsweise das Colondescendens vorbei, an Ihrer vorderen Seite liegt das Mesocolon deseendensund ascendens, rechterseits auch noch ein Theil der Pars descendensduodeni. An ihrem Hilus findet man vorne die Vena, dann dieArteria renalis, und am meisten 'nach hinten den zum Nierenbeckensich erweiternden Ureter. Rechterseits sitzt die Nebenniere"' scheitelrecht"lüiTder'Niere, linkerseits mehr medial geneigt. Bei der Präparation dieserGebilde beachte man die VVurzelstücke der Arteria und Vena spermatica,beziehungsweise ovarica, und verfolge beim Manne das ganze Gefässbündelüber den Psoas bis zum Bauchringe des Leistencanales, wo sichnoch das Vas deferens zu ihm gesellt und mit ihm zum Samenstrangzusammentritt. Dann verfolge man den Ureter und beachte, wie derselbeschräg über die vordere Fläche des Psoas major herunter ziehtund, an der KreüzdarmbeinverRi^^Arteria und Vena


Der Retroperitonealraum. 397iliaca communis überkreuzend, an die Seitenwand des Beckens herabsteigt.An der Seite des Stumpfes der Arteria coeliaca suche man denPlexus solaris und sein Centralganglion, das Ganglion^coeliacum, auf,beachte den Uebergang der beiden Nervi splanchnici in dasselbe,sowie die Zweige, welche cler Vagus dahin abgibt. Die Stämme derSplanchnici sind bei vorsichtiger Präparation leicht zwischen den Fleischbündelnder Zwerchfellschenkel und jene der Vagi knapp am Oesophaguszu finden. Die Ausläufer des Nervengeflechtes sind hinreichend dick, umsie an den Stümpfen der Arterien und über die ganze Aorta herab verfolgenzu können; auch der Uebergang des Aortengeflechtes in denPlexus hypogastricus ist nicht schwer darstellbar.Im Bereiche der Aortenöffnung des Zwerchfells findet man diepaarig von der Aorta abgehenden Zwerchfellarterien; unter demStumpf der Arteria coeliaca, am ersten Lendenwirbel, trifft man denUrsprung der Arteria mesenterica superior, unmittelbar unter dieserden Abgang 'der paarigen Nierenarterien und der ebenfalls paarigenArteriae spermaticae, beziehungsweise ovaricae. Ferner beachteman, dass die linke Nierenvene die vordere Wand der Aorta überkreuzt,und dass die rechte Nierenarterie hinter der Hohlvene wegschreitet.Der Stamm der Bauchaorta zieht in der Leibesmitte vor denLenclenwirbelkörpern herab, die untere Hohlvene rechts neben derMitte, unten an die Aorta angelehnt, ganz oben aber von ihr durchdie rechten Zwerchfellschenkel geschieden. Genau am vorderen Randedes Psoas liegen die Grenzstränge des Sympathicus, deren Ramicommunicantes von den Ursprungstheilen des Psoas major bedeckt über dieLendenwirbelkörper zu den entsprechenden Zwischenwirbellöchern ziehen.f Am 3. Lendenwirbel entspringt die untere Gekrösarterie, und am4. Lendenwirbel spaltet sich die Aorta in die beiden Arteriae iliacaecommunes jurud jebens^o^die, Vena cava in die beiden Venae iliacae communes.Da die Aorta und die. Cava bis zur Theilung stets neben einander herablaufen,so ergänzen sich ihre Theilungswinkel zu einem gestürzten A\.Da die Cava rechts, die_ Aorta aber links liegt, so kommt die linke(Vena iliaca communis mediaX^HieTrechte lateral "^von ^Arterie zu liegen. Zum Unterschiede von den Nierenvenen liegen hierdie Venen hinter den Arterien; in Folge dessen zieht die linke Venailiaca communis hinter der rechten Arterie vorbei. Von cler Kreuzdarmbeinverbindungan, wo die Iliacae communes in die Hypogastricaeund Femorales zerfallen, wird das Lageverhältniss wieder symmetrisch,und die beiden Schenkelvenen ziehen an der medialen Seite des Psoaszur Lacuna vasorum herab. Die Richtungslinie cler Schenkelarterie lässtsich äusserlich ungefähr durch eine Linie bezeichnen, welche aus derMitte des Abstandes zwischen dem vorderen oberen Darmbeinstachelund der Symphysis ossium pubis auf den Nabel zieht.Vor dem Quadratus lumborum verlauft zum Darmbeinkamm der einlacheoder getheilte Nervus iliohypogastricus; vor dem Musculusiliacus, jedoch innerhalb seiner Fascie, geht der Nervus cutaneusfemoris externus und vor dem Psoas, der Schenkelarterie entlang,der variable Nervus genitocruralis. Nach Abtragung des Psoaserscheinen die Arteriae und Venae lumbales mit der Vena lum-


398 Die Beckenhöhle.balis ascendens; dann kommt das Lendennervengeflecht zum Vorschein,aus welchem der Nervus femoralis_zwigcJt_en, demJPsojy3__iindIliacus, innerhalb der Fascia iliaca verlaufend, abgeht. Denselben Ursprung 1haben noch cler Nervus obturatorius, der sich aber an die Linea terminalisdes Beckens hält, dann ein starker Ast, der an der medialen Seite derKreuzdarmverbindung herablauft und in den Plexus sacralis eingeht.Die Beckenhöhle.Die Weichtheile, welche die knöchernen Wände des Beckensergänzen und die Beckenhöhle zum Abschluss bringen, sind theilsMuskeln, theils fibröse Gebilde. Von den ersteren sind einige wahreSkeletmuskeln, andere aber eigentümliche, als Verschlussmittel desBeckens besonders geformte Diaphragmen. Zu den letzteren gehöreneinige Bänder und mehrere Fascien.Der tiefe Einschnitt, cler an der Seitenwand des Beckens zwischendem Kreuz- und Sitzbeine besteht, wird von den unter dem NamenLigamentum tuberososacrum und Ligamentum spinososacrum bekanntenstarken Bandmassen überbrückt. Ins Kreuz gelegt begrenzen dieseBänder jene zwei Oeffnungen, welche man als For-amen ischiadicum majusund minus bezeichnet. Die Oeffnungen werden aber grösstentheils wiederdurch Muskeln verstopft, und zwar das grosse~TIuil;loch durch denTiri-Torihis, "aas kleine durch den Obturator internus, so dass nur kleineLücken zurückbleiben, welche Gefässen und Nerven zum Durchgangedienen. Im grossen Hüftloch befinden sich zwei solche Lücken, _dje_eine_._ober, jdie andere^ unter clem Piriformis, im kleinen Hüftloch aber nureine, und zwar ah cler lateralen Seite des Obturator internus.~T)er Beckenausgang wird durch das fleischige Pnäphragma pelvisproprium verschlossen, welches von der Innenwand des Beckens abgehtund einen gegen den After sjcjh_yerengenden~Hack~ darstellt. Es ist dahernicht die ganze, vom Skelete umrahmte Beckenhöhle zur Aufnahme vonEingeweiden bestimmt, sondern nur der obere Abschnitt; der untere,vom Visceralraum durch das Diaphragma ausgeschlossene Abschnittgestaltet sich hingegen zu zwei symmetrischen, einerseits vom Sitzbeineund andererseits von dem Diaphragma begrenzteiTGruben, welche alsFossae ischiorectales bezeichnet werden.Der viscerale Antheil der Beckenhöhle bildet eine Fortsetzungder Bauchhöhle und kann deshalb auch Theile der Baucheingeweide,namentlich die an langem Gekröse hängenden Dünndarmschlingen, dieFlexura sigmoidea, mitunter selbst das Caecum aufnehmen. Diese Organemüssen aber alsogleich wieder den Platz räumen und werden in denBauchraum zurückgedrängt, wenn die eigentlichen Beckenorgane anUmfang zunehmen und den ganzen zunächst ihnen angewiesenen Raumfür sich in Anspruch nehmen.Vermöge der Construction der Wände ist zwar die Räumlichkeitder Beckenhöhle ebenfalls veränderlich, jedoch nur um so viel, als dienicht langen, zudem schief zur Beckenaxe ziehenden Fleischfasern desDiaphragma die von ihnen begrenzte Mulde abzuflachen im Stande sind,Trotzdem enthält das Becken sehr stark ausdehnbare Organe, den Mastdarm,die Harnblase und beim Weibe den Uterus. Diese Organe können


Die Muskeln im Beckenausgange. 399sich, wenn sie anwachsen, nach keiner anderen Richtung als gegen dieBauchhöhle Raum schaffen. In dieser Hinsicht, sowie überhaupt bezüglichcler Lage der Beckenorgane, darf die Beckenneigung nicht ausserAcht gelassen werden. Denn wegen derselben werden die Organegezwungen, wenn sie aus dem Becken aufsteigen, nicht gerade nach oben,sondern gegen die vordere Bauchwand vorzurücken, wodurch clerInhalt des Bauchraumes gegen die Wirbelsäule zurückgedrängt wird.In der Beckenneigung liegt ferner der Grund davon, dass bei aufrechterAttitüde ein Theil des Becken- und Bauchinhaltes auf den vorderenAbschnitt des Beckenringes zu liegen kommt, und dass in Folgedessen das immerhin ausdehnbare Diaphragma pelvis einigermassenentlastet wird.Von den beiden Hüftlöchern ist nur das grosse in die Wand desvisceralen Beckenraumes einbezogen; es vermittelt daher den Uebertrittvon Gefässen und Nerven nach aussen in die Tiefe der Gesässgegend,während das kleine Hüftloch denselben wieder einen Zugang von aussenin die Fossae ischiorectales eröffnet.Die Fossae'ischiorectales werden medial von dem Diaphragmafelvis proprium, lateral von dem durch den Obturator internus gedecktenpitzbein begrenzt. Unten und in der Linie der Sitzhöcker sind sie breit,sie verschmälern sich aber nach oben und gehen nach vorne, entlang5enT aufsteigendem Aesten der Sitzbeine, in eine zwischen clem Musculusbulbocavernosus und dem ischiocavernosus jederseits "Befindliche Vertiefungüber. Das kleine Hüftloch vermittelt zwar eine Communicationdieser Räume mit cler Tiefe der Gesässgegend, jedoch nicht unmittelbar,indem sich der untere Rand des Ligamentum tuberososacrum aufkrämptund sich in die derbe Fascie des Obturator internus fortsetzt. Dadurchwird die Oeffnung eigentlich geschlossen; immerhin aber bestehen indieser Fascie mehrere kleine Lücken, welche den Durchtritt von Gefäss-und Nervenzweigen in den Raum ermöglichen; diese stellen miteiner grösseren Menge von Fettgewebe den Inhalt der beiden Fossaeischiorectales dar.Die Muskeln im Beckenausgange.Der ganze in die untere Beckenapertur eingerahmte Complex vonquergestreiften Muskeln hat nicht nur die Aufgabe, das Becken zu verschliessen,sondern auch die Mündungen cler drei Eingeweideschläuche zubeherrschen. Einige dieser Muskeln sind paarig, und von den anderentreten die symmetrischen Hälften zu einem unpaarigen Ganzen zusammen.Uebersichtlich stellt sich die Anordnung dieser Musculatur in folgenderWeise dar.Vor allen anderen Gebilden ist clem nach unten ausgebauchtenDiaphragma pelvis proprium der Abschluss des Beckens übertragen.In seinen Raum sind aufgenommen: der Mastdarm und die Harnblase,heim Manne überdies die Samenbläschen mit. der Prostata, beim WeibedcrJJterus mit cler Scheide. Der Mastdarm findet seinen Ausgang imScheitel des Diaphragma, dessen Fasern somit den After umgeben. Umnun auch der Urethra und cler Scheide den Ausgang aus dem Beckennci zu machen, treten die Fasern des Diaphragma proprium hinter clem


400 Die Muskeln im Beckenausgange.Symphysenwinkel aus einander und begrenzen somit dort eine muskelfreiemediane Lücke. Auch diese wird verschlossen und dies geschieht durcheine musculös-fibröse Lamelle. '^wel^he~ln~^a r en*~A^^ pubicus eirWrahmt ist und in ähnlicher Weise den Harn- undGeschlecbtsschlai^umgibt, wie das Diaphragma proprium den Mastdarm. Diese Muskelplattebildet daher ein zweites, aber kleineres Diaphragma, welches alsDiaphragma accessorium bezeichnet werden kann. Wegen seinernahen Beziehung zum Urogenital-Apparate wird es auch Diaphragmaurogenitale genannt.Nach dem Austritte aus dem Becken bekommen die Eingeweideschläuchenoch einen zweiten Beleg, dessen Fasern sich wie Klemmenum den After und um den Sinus urogenitalis ordnen. Die Afterklemme,der Sphincter ani externus, ist bei beiden Geschlechtern gleichgeformt. Die Klemme des Sinus urogenitalis behält aber nur beimWeibe diese Form; beim Manne hingegen, dessen Sinus urogenitalissich zu einem Canale äbschliesst, bildet sie einen, unpaarigen Muskel,dessen Hälften in einer medianen Raphe zusammentreten. Daher rührendie verschiedenen Bezeichnungen eines und desselben Gebildes; derMuskel des Weibes wird Constrictor cunni, der des Mannes Musculus bulbocavemosusgenannt. An diese Muskeln schliesst sich bei beiden Geschlechternnoch, ein Muskelpaar an, welches die Wurzeln der Corporacavernosa des Penis, beziehungsweise der Clitoris umschlingt: die MusculiischiocavernosiDas Diaphragma pelvis proprium besteht aus zwei Abtheilungen.aus einer kleineren, hinteren welche an der vorderen Fläche des Ligamentumspmososacrum denjKa1üln^"z^^und Steissbeinüberbrückt, MUSCULUS coccygeus, und aus einer grösseren vorderen Abtheilung,d^reriFasernsich dem After anschliessen, Musculus levator aniDer Musculus coccygeus ist einjdünner, mit dem Ligamentum spincso-Isacrum verwachsener Fleischfächer, dessen Spitze an der Spinae ischiadicauncFliessen Basis am Rande des Steissbeins_jmd des letztenKreuzwirbels haftet. ,Der Levator ani entsteht grösstentheils an einem von der Fasciapelvina gebildeten Sehnenbogen, Arcus tendineus, der sich von derSpina ischiadica über den Obturator internus bis zum Canalis obturatoriusverfolgen lässt; nur einige, "nämlich die "vordersten BünaeFdesMuskTHs^liäTten unmittelbar am Knochen, und zwar an der hinterenFläche des Scliambeinkörpers, an welchem jedoch die AnsatzlinicTmontbis zur Symphyse heranreicht; so bildet der Muskel daselbst einemediane Lücke, durch welche der Urogenitalcanal hindurchtritt. Särnirn^liehe Fasern des Levator ani nehmen einen nach hinten gegen das Steissl3ein„^r. ic^t£L en . Verlauf;" die "am meisten nach hinten "entstehenden"Tieften slclf an dasselbe an, alle anderen aber vereinigen sich in einermedianen, sehnigen Naht mit denen der anderen Seite und bilden sofür das Endstück des Mastdarmes eine fleischige Unterlage. An dieseNaht treten auch die vom Schambein kommenden Fleischbündel,welche neben dem Mastdarm vorbei nach hinten ziehen. An dem Mastdarmwerden sie von den glatten, eigenen Längsbündeln desselben durchsetzt,vor dem Mastdarm aber durch quer hinziehende glatte Muskelfasern


**Die Muskeln im Beckenausgange. 401mit einander verknüpft; die letzteren stellen anscheinend eine dieProstata (oder Scheide) umgreifende Schleife, den sogenannten Levatorprostatae, dar.Das Diaphragma pelvis urogenitale stellt der Musculus transversusperinei profundus im Verein mit dünnen fibrösen Membranen dar,mittelst deren er in den Symphysenwinkel eingerahmt ist. Hinten reichtder Muskel bis an den Mastdarm, vorne* aber vereinigt er sich mit einemqTiP.rp-p.spannten sehniger) Balken [Ligamentum transversum pubis), welchermit dem den Symphysenwinkel abrundenden Ligamentum arcuatume| n 7rT,n7',ke"~zum Durchgange für die Vena dorsäTis~pems~7y.~^cntoridisdarstellt. Die^ Fasern des Muskels umspinnen in verschiedenenRichtungen den durchtretenden Harn- und Geschlechtscanal und versehenjeden von ihnen, indem sie sich zum Theil in seine Wand einsenken,mit einem Stratum musculare. — Beim Manne, dessen Harnröhresich bereits innerhalb des Beckens mit dem Geschlechtscanale verbindet,gewinnt der Muskel einen grösseren Raum; ein Theil seiner Fleischbündelumgibt in transversalen Zügen die Pars membranacea urethraeund bildet somit eine Klemme um dieselbe; ein anderer Faserantheilumgreift aber dieselbe in engeren und weiteren Bögen und reiht sichdaher spincterartig unmittelbar an den theils glatten, theils quergestreiftenMuskelbeleg der Pars prostatica urethrae an. Mitten durch dieses fleischigeGitterwerk ziehen die Venen des Corpus cavernosum penis. — BeimWeibe ist das Diaphragma urogenitale auf kleinere Dimensionen beschränkt,weil es nicht blos von der Harnröhre, sondern auch von derScheide durchbohrt wird; es gibt ebenfalls an die Harnröhre, aber auchan die Scheide Fleischfasern ab.Die von Wilson und Guthrie beschriebenen und nach ihnen benanntenHarnröhrenschnürer sind Kunstproducte, zu denen das Diaphragma urogenitale dieGrundlage bildet.Die Muskeln, welche die Eingeweideschläuche nach ihrem Durchtrittedurch die Diaphragmen umgeben, der Sphincter ani externus\und der Muskel des Sinus urogenitalis, bestehen aus zwei HälftenJwelche bei beiden Geschlechtern hinter und__yor dem jyter in_einersehnigen "medianen Raphe zusammentreten und sich mittelst derselbentheils am Steissbein," theils aber auch, mit glatten Muskelfasern vermischt,an der Haut befestigen.Am Sphincter ani externus kann man zweierlei Faserbündel unterjchejden:innere, die kreisförmig geordnet sind und sich unmittelbar.an den glatten Sphincter^ani internus reihen, dann äussere, die einevon vorne nach hinten ziehende Klemme herstellen. Die ersterenjäcTieinen sich" vor und liihteFTlem After zu vereinigen; die letzterenaber haften hinten theils an der Haut, theils aber auch am Steissbein,und gehen vorne, wahrscheinlich nachdem sie die Mitte überschrittenhaben, theilweise in den Muskel des Sinus urogenitalis über. Seine Beziehungzu der glatten Musculatur des Mastdarms ist bereits auf S. 306beschrieben.Her Musculus bulbocavernosus. des Mannes lässt sich als doppeltgefiederter Muskel darstellen, welcher an den hinteren Abschnitt des_Gorpus^cavernosum urethrae angefügt ist und dessen Faserbündel ausv. Lange r-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 26


402 Die Muskeln im Beckenausgange.einer vor clem After beginnenden Raphe in djvergirendjer Richtuno-"nach vorne abgehen. WährcmcT~die hinteren Fäserbünael denTSuTbusurethrae allenthalben umgreifen und ober demselben wieder zusammentreten,gehen von den vorderen einige quer ab auf das Corpuscavernosum penis, um sich in der den Penis bekleidenden Fascie zuverlierenDie Faserbündel des Musculus constrictor cunni gehen ebenfalls ausdem musculös-sehnigen Strickwerk, der Raphe, vor dem After hervor,iimgreifen, in zwei symmetrische Hälften geschieden^ rechts und linksaufsteigend, die Bulbi vaginae mit dem Vorhofe und vereinigen sich,jmter die Symphyse gekommen, theils ober, _theils unter dem^SdniJte;der Clitoris wieder mit einander; der Muskel ist offenbar nichts anderesals der getheilte Bulbocavernosus des Mannes.(Der Musculus ischiocavernosus, welcher dem Schwellkörper desIPenis, beziehungsweise der Clitoris beigegeben ist, entsteht an der freienvorderen Kante des aufsteigenden Sitzbeinastes; seine Faserbündelschlingen sich um" die freie Fläche"" des ""Schenkels des Schwellkörpersherum und gelangen dadurch auf die Seitenfläche des Penis,'beziehungsweise der Clitoris. Ein kleiner Theil der Faserbündel gehtnoch weiter und gelangt auf die Rückenfläche des Penis oder der Clitorisund verbindet sich da aponeurotisch mit dem Muskel der anderen Seite.Die Mehrzahl der Faserbündel aber, die tieferen, endigen schon früherin der Albuginea des betreffenden Schwellkörpers. Da die Oberflächeliehen Faserbündel die Rückenfurche des Gliedes überbrücken, sobilden sie ober der darin verlaufenden Vene eine Schleife, welche inseltenen Fällen fleischig ist und dann den sogenannten Compressor venaedorsalis darstellt.An diesen Muskel schliessen sich in variabler Menge Fleischbündelan, die ebenfalls vom Sitzbeine abgehen, aber quer zur Mitte ziehenund in der Raphe theils mit dem Diaphragma accessorium, theils mitden oberflächlicher gelegenen Muskeln sich verweben. Man nennt dieseFleischbündel Musculus transversus perinei superficialis. Man findet denMuskel bei beiden Geschlechtern, beim Manne aber stärker ausgebildet.Manchmal besteht er auch beim Manne nur aus wenigen Faserbündeln,manchmal aber ist er sehr stark ausgebildet und füllt dann den Winkelzwischen dem Bulbocavernosus und Ischiocavernosus vollständig aus.Mitunter gehen einige Fleischbündel desselben neben dem Ischiocavernosusnach vorne und heften sich neben dem Bulbocavernosus an denSchwellkörper des Penis an. Dies ist dann der sogenannte Erector penisaccessorius.In der Regel tritt unter dem Ursprung des Transversus perinei superficialisein ziemlich starkes Fleischbündel hervor, welches neben dem After vorbei, imAnschlüsse an den Sphincter externus und an die vorderen Bündel des Levatorani zum Steissbein zieht und oberhalb des Diaphragma urogenitale, theils vondessen oberer Fascie, theils vom unteren Aste des Schambeins entspringt. Es begrenztmit der vorderen Abtheilung des Levator ani jene Bucht, in welche die Fossaischiorectalis nach vorne auslauft. Gewöhnlich wird dieses Bündel als eine Portiondes Levator ani bezeichnet; es lässt sich aber von demselben vollständig.bis zuseinem Ursprünge ablösen.


Die Fascien des Beckenauseanoes. 403Die Fascien des Beckenausganges.Abgesehen von der Fascia superficialis, welche nichts Anderes ist,als das bald mehr bald weniger von Fettgewebe durchsetzte subcutaneBindegewebe, sind die eigentlichen Fascien des Beckenausgangesim Wesentlichen mehr oder wenigerderbe, fibröseBekleidungen dersoeben beschriebenen Diaphragmen und der theils noch innerhalb, theils"schon ausserhalb des Beckens gelegenen Eingeweide; man kann sie alsäussere und innere unterscheiden.Die äusseren Fascien des Beckenausganges werden unterdem Namen der Mittelfleischfascie, Fascia^ perinei, zusammengefasst.Diese bekleidet mit einem hinteren Abschnitte" die untere" Flächedes Levator ani und wird in ihrem vorderen Abschnitte durch dieäusseren Geschlechtstheile, beim Manne durch die Wurzel des Penis,in zwei Blätter geschieden, nämlich in ein oberflächliches Blatt,die Fascia penis, und in ein tiefes Blatt, welches erst nach Abtragungder Wurzel des Penis vollends sichtbar wird und sich als < die Fasciecler unteren Fläche des Transversus perinei profundus darstellt.Die inneren Fascien des Beckenausganges führen den gemeinschaftlichenNamen Beckenfascie, Fascia pelvis. Zu ihr gehörtvorerst die Fascia endopelvina, welche unmittelbar nach Abtragung desPeritoneums sichtbar wird; sie tritt bei beiden Geschlechtern von dervorderen und seitlichen Beckenwand brückenförmig auf die Harnblaseüber; dann die Fascia pelvina, welche sich als die Fascienbekleidüng deroberen Fläche beider Diaphragmen, hinten desLevator ani uncU^^nedes Diaphragma urogenitaieT^a^teflt. Die erstere kann als visceraleri Antheil der Fascia pelvis bezeichnet werden, die letztere ist die tiefe,beiden Diaphragmen gemeinsam angehörige fibröseBekleidung.Die Fascia penis, nämlich das oberflächliche Blatt der Fasciap&rmsL haftet am unteren Schambeinaste und am aufsteigenden Sitz-> neinaste und bekleidet sowohl die Corpora cavernosa Penis, als auch oTePars cavernosa urethrae sammt ihren Muskeln, trennt sie aber, im Bereicheder Wurzel des Penis durch dünne sagittale Scheidewände von einander,welche neben dem Bulbus urethrae in die Tiefe treten und sich Imit der unteren Fascienbekleidüng des Musculus transversus profundus ivereinigen. Vor dem After bedeckt sie auch den Transversus superiicialisund verschmilzt da mit dem hinteren, sehnigen Rande des Diaphragmaurogenitale. Beim Weibe gibt die Fascie allen Gebilden einenUeberzug, welche den Sinus urogenitalis seitlich begrenzen, nämlich, den Schenkeln der Clitoris mit ihren Muskeln und dem Bulbus vaginaemit dem Constrictor cunni.Um in der Regio urogenitalis das tiefe Blatt der Fascia perineizu Gesichte zu bekommen, entferne man zuerst die oberflächliche;, Musculatur an der Wurzel des Gliedes und löse darauf die Urethra vonden Schenkeln der Schwellkörper des Gliedes ab. Ist dies geschehen,\ so zeigt sich die Fascie der unteren Fläche des Musculus transversusprofundus, beiderseits angeheftet an dem Rahmen des SymftPhysenwinkels.Vorne geht dieselbe in jene bindegewebige Brücke über,welche die Schenkel der Schwellkörper mit einander verbindet undsich hinten mit einem geschweiften Rande begrenzt, welcher in das26*


404 Die Fascien des Beckenausganges.vor dem After befindliche musculöse Strickwerk eingeflochten ist. DiesesBlatt ist das sogenannte Ligamentum trianguläre urethrae; es wird abernicht, wie es mitunter heisst, von der Pars membranacea urethraedurchbohrt, es schliesst sich vielmehr, aUerjimgs_verdünnt, eng an diePars cavernosa urethrae an, so dass es den ganzen hervorragendenTheil des Bulbus sammt den Cowper'schen Drüsen von unten herbedeckt.Nach Abtragung der Crura penis und ihrer membranösen Brückeerscheint das Ligamentum transversum pubis (S. 401), vor diesem dasLigamentum arcuatum und zwischen beiden die Lücke für den Uebertrittder Vena dorsalis penis in das Becken; eine dünne Membran deckt dieseVene und die Lücke.Die Fascie an der unteren Fläche des Levator ani, nämlichder hintere Abschnitt der Fascia perinei, setzt sich oben, am Ursprungdes Levator ani, mit dem fibrösen Ueberzug des Musculusobturator internus in Verbindung, gleichwie auch mit dem hinterenRande des Diaphragma urogenitale, wodurch die Fossa ischiorectalisbis auf kleine Gefässlücken nach oben zum Abschluss gebracht wird.Zahlreiche, sowohl von dem Ueberzuge des Levator ani als auch vondem Ueberzuge des Obturator internus abgehende Faserbalken durchziehendie Fettgewebsmasse, welche die Fossa ischiorectalis ausfüllt.Dieses Fettgewebe selbst ist der Fascia superficialis zuzurechnen.Bei der Darstellung der Fascia pelvis soll man in folgender Weisevorgehen: |Um zuerst die Fascia endopelvina, nämlich den oberflächlichenoder visceralen Antheil der Fascia pelvis, zur Ansicht zu bekommen,schäle man das Peritoneum im Umfange der Harnblase ab, was leichtgelingt, weil es daselbst nur durch lockeres Bindegewebe angeheftetist.Die Fascie stellt sich nun _als Abschlussmembran des perivesicalenRaumes dar. Sie entsteht nämlich innerhalb einer Linie, welche vonder Mitte der Höhe der Symphyse unter dem Canalis obturatorius undan dem Obturator internus hinweg zum SitzstacIieUzleht. Ursprünglichangeschlossen an die Fascie dieierlfuskellbTTegibt sie sich in weiteremZuge an die Harnblase, und zwar in vollem Umfange cler vorderen undder beiden Seitenflächen der letzteren. Da, wo sie von dem Obturatorinternus gegen die Harnblase ablenkt, verdickt sie sich alsbald undbildet den Arcus tendineus, nämlich jene sehnige Linie, an welcherunterhalb die Fleischbündel des Levator ani haften. Auch ihre vordersten,von der Symphyse abgehenden Antheile sind verdickt und stellen diesogenannten Ligamenta pubovesicalia dar; mit ihrem hinteren Abschnittegeht sie hingegen in ein lockeres, mit festeren Faserbalken durchsetztesBindegewebe über und verbindet sich mit den Scheiden der an die Becken-Eingeweide (Harnblase, Uterus) gelangenden Gefässe.An der Fascia pelvina, dem tiefen Antheil der Fascia pelvis,muss man zwei Abschnitte unterscheiden, nämlich einen hinterenAbschnitt oder den oberen Ueberzuge des_JLevator ani, und einenvorderen Abschnitt, nämlich den oberen Ueberzug r ~aes-transversusperinei profundus.Der hintere Abschnitt cler Fascia pelvina, nämlich der obereUeberzug des Levator ani, wird zuerst dadurch zugänglich, dass man


Die Fascien des Beckenausganges. 405medianwärts vom Arcus tendineus die Fascia endopelvina spaltet; dannlässt sich zeigen, wie die Fascie an der oberen Fläche des Levator animit diesem Muskel bis in die Tiefe an den Blasengrund und an dieProstata zu verfolgen ist. Da dieses Fascienblatt, wie der Levator aniselbst, von dem Arcus tendineus abgeht, so kann man sagen, dass sichdort die beiden Fascien, die endopelvina und die pelvina, von einandertrennen. Indem nun die erstere an die Seitenwancl der Harnblase herantritt,die letztere aber in die Tiefe des Beckens absteigt, begrenzensie am Grunde der Harnblase beiderseits einen Raum, in welchen derPlexus venosus pudendalis (vergl. S. 356) aufgenommen ist. Um diese eigeneFascie des Levator weiter nach hinten, in die Regio analis, verfolgen zukönnen, muss man das von der Beckenwand zur Harnblase ziehendeGefässpacket durchschneiden, worauf sich die Continuität der Membranbis hinter den After und bis zu den zwei unteren Kreuzwirbeln leichtdarstellen lässt. Selbstverständlich muss sich die Fascie am grossenHüftloch begrenzen, um durch dasselbe Gefässe und Nerven austretenzu lassen'; sie endigt da mit einem nach hinten concaven Rande, gehtaber auch lockere Verbindungen mit den Scheiden der durchtretenden' Gefässe und Nerven ein.Der vordere Abschnitt der Fascia pelvina, nämlich cler oberefibröse Ueberzug des Transversus perinei profundus, ist, wie derMuskel selbst und sein äusserer Ueberzug, ein wesentlicher Bestandtheildes Diaphragma urogenitale, in das sich stellenweise auch glatte Muskelfaserneinflechten.


406 Die Gegend des Beckenausganges. Perineum.formation mit dem Namen Capsula Retzii bezeichnet; jener besondersverdickte Abschnitt derselben, welcher direct vom Os ischii zur Prostatagelangt, wird insbesondere auch als Ligamentum ischioprostaticumbeschrieben.Als Septum reGtovesicale__-wird jene derbe bindegewebige Membranbeschrieben, welche sich heim Manne zwischen die Prostata und dasuntere Ende des Mastdarms einschaltet. Sie verknüpft in der Tiefe beideOrgane, indem sie" die vorderen musculösen Längsfaserbündel des Mastdarmsin sich aufnimmt. Nach oben verliert sie sich allmälig in dem subperitonealenBindegewebe in der Gegend der Samenbläschen und desBlasengrundes, an den Seiten aber tritt sie mit der Fascia pelvina inVerbindung, als deren Antheil sie zu betrachten ist. Ein analogesFascienblatt findet sich beim Weibe zwischejoJM^tj^^ Scheide(Septum rectrovaginale).. »Noch wäre zu erwähnen, dass unter der oberen Fascie des Transversusprofundus, da, wo dieselbe mitten von der Symphyse abgeht, dieVena dorsalis penis v. clitoridis in das Becken gelangt und ober derUrethra in die beiden seitlichen Venengeflechte übergeht, welche neben .der Harnblase und der Vagina gelagert sind. Dieselben nehmen dieannähernd keilförmig gestalteten Räume ein, welche sich neben derBlase, oberhalb der oberen Fascie des Levator ani und unter der Fasciaendopelvina befinden.Die Gegend des Beckenausganges. Perineum.Die Begrenzungen der unteren Becken-Apertur ergeben den Umfang,und die musculös-fibrösen Beckendiaphragmen die Grundlagen dieserGegend. Die Grenzen derselben sind: Nach hinten die Ligamenta tuberöse-'sacra mit der Steissbeinspitze, seitlich die Sitzknorren und vorne dieunteren Aeste der Scham- "und ^ltzbelne^jnit der Symphyse. Da dasObject mit gebeugten und abduciften ""Hüftgelenken zur Präparationhergerichtet wird, so rückt auch der untere Rand des Glutaeus maximusan die hintere Grenze des Perineums. Dieser so umschriebene Raumumfasst den After, die Fossae ischiorectales und "che" äusser^rT^cnam'-theile; er lässt sich daher in eine vordere und hinTere ÄbtheiTungzerlegen, deren Grenze beim Weibe durch den Damnij beim Mannedurch eine Linie gebildet_jvjrd J welche beide Sitzknorren mit einanderverbindet. Die hintere Abtheilung bildet die Regio analis, mit demLevator ani als Grundlage; die vordere ist die Regio urogenitalis mit demgleichnamigen Diaphragma, beim Manne durch die Raphe perinei, beimWeibe durch die Schamspalte symmetrisch getheilt.Bei der Präparation muss man darauf achten, die Haut von der Seite hergegen den After und die Schamspalte abzutragen und'sie immer mit der Schleimhautin Verbindung zu erhalten.In der Regio analis ist die Fascia superficialis mit reichlichem 14Fettgewebe ausgestattet, welches die Fossae ischiorectales vollständig ausfülltund in verdünnter Lage auch den Sphincter ani externus überziehtWird dieser Muskel von der bereits fettlosen Haut im Umkreise des


Die Gegend des Beckenausganges. Perineum. 407Afters und von der Mastdarmschleimhaut abgehoben, so lässt sich auchder Reif des Sphincter ani internus darstellen. Nach Entfernung desFettgewebes und Ablösung der musculösen Afterklemme von dem Steissbeinkommt der Levator ani mit seiner bindegewebigen Hülle (Fasciaperinei i zum Vorschein.Im Fettgewebe der Fossa ischiorectalis vergraben, ziehen dieGefässe und Nerven (Arteriae, Venae uncTTSTelwTlTaemor^ inferiores)"zur Haut und zu den Muskeln des Afters; sie lösen sich alsbald vonden Stämmen, welche von cler Fascie des Obturator internus bedeckt indie Regio urogenitalis hinziehen. Würde man zwischen After und Steissbeintiefer eindringen wollen, so fände man unter diesem Antheil desLevator ani in ein lockeres Bindegewebe eingetragen das Endstück desMastdarms.In der Regio urogenitalis des Mannes besitzt die Haut zwarkeinen eigentlichen Panniculus adiposus, dafür aber kommen in derUmgebung cler Wurzel des Penis, innerhalb des blättrigen subcutanenBindegewebes, noch mitunter reichlich Fettgewebsläppchen vor. In diesem :iBindegewebe, welches als Fascia superficialis bezeichnet wird, verlaufendie zum Scrotum gelangenden Arterien und Nerven, welche gerade da| von der Arteria und dem Nervus pudendus communis abzweigen, wodiese Stämmchen an den Ursprung des Musculus transversus perineisuperficialis gelangt sind. Ein kleiner Arterienzweig schliesst sichdiesem. Muskel an und vertheilt sich in dem musculösen Strickwerkevor dem After.In tieferer Schichte trifft man die Fascia penis und, von ihr bedeckt,die an die Wurzel des Penis angeschlossenen Muskeln. Nach Abtragungderselben erscheint die Fascie der unteren Fläche des Musculus transversusperinei profundus, das tiefe Blatt der Fascia perinei, welchesmit seinem hinteren Rande auch das Endstück der Arteria pudendacommunis und ihre von da zum Penis gehenden Zweige bedeckt. Dererste dieser Zweige ist die^cjner^zum Bulbus L _^_ejiende Arteria _bulbi,dann folgen die zur Urethra gehende Arteria ureihralis. und. die^rteriaecruris penis, bis schliesslich die Pudenda, angelangt am Ligamentumtransversum, in die zwei Endzweige, die Profunda und Dorsalis jpe'nis,I"zerfällt. An der Seite dieser Arterie liegen die entsprechenden Nerven.r Durch Tonschnitte in das Diaphragma dicht am unteren Schambeinaste,hinter den Schenkeln der Schwellkörper, lässt sich, in derbes Bindegewebeeingetragen, die Vena pudenda communis zur Ansicht bringen.Nachdem die drei Schwellkörper ganz frei gelegt sind, suche manzuerst hinter dem Bulbus urethrae die Cowper'schen Drüsen auf, lösedann die Urethra von den Schwellkörpern des Penis ab und schneidenie hinter dem Bulbus von der Pars membranacea ab. Nach Beseitigung| derselben erscheint seiner ganzen Breite nach cler Musculus transversusperinei profundus, mit seinen Faserbündeln die Urethra umspinnend.I )a er bei der dem Präparate gegebenen Lage eingesunken ist, hebtsich ohne weiteres auch das Ligamentum transversum hervor;unter demselben weg ziehen die Arterien und die Nerven zum Penis.In dem Falle, wo die Arterie des Penis schon innerhalb des Beckensabgeht, kommt sie erst hinter clem Ligamentum transversum aus clem


408 Topographie der Beckeneingeweide.Innern des Beckenraumes hervor. Vor diesem Ligamentum, zwischenihm und dem Ligamentum arcuatum, geht die Vena dorsalis penis indas Becken ein; kaum mehr als 1\5 Cm. hinter (unter) diesem Bandeliegt die Oeffnung der quer durchschnittenen Pars membranaceaurethrae. Wird die Urethra der Länge nach gespalten, so ist damit einweiter Zugang in die Harnblase eröffnet.In der Regio urogenitalis des Weibes finden sich, von der dünnenFascie des Constrictor cunni bedeckt, zunächst die Gefässe und Nervender Schamlefzen und dann der Bulbus vaginae, an dessen hinterem "Endezum Theile von ihm Reaeekt, die Baftholni'schen~Drüsen liegen. Seitwärtsdavon lassen sich die Wurzeln der Schwellkörper der Clitoris mitihren Muskeln, den zugehörigen Arterien und Nerven auffinden.Topographie der Beckeneingeweide.Um alsbald eine Üebersicht über die Lage Verhältnisse der Beckenorganezu gewinnen, benütze man Mediandurchschnitte gehärteter Präparate.Diese zeigen, dass die Harnblase unmittelbar hinter derSymphyse lagert, mit ihrem Grunde an das vom Levator ani dargestellteDiaphragma angeschlossen; dass der Mastdarm der hinteren Beckenwandentlang und darüber hinaus noch eine Strecke weit über denLevator ani herabzieht, und dass der Genitalapparat zwischen diesebeiden aufgenommen ist. Auch lässt sich an diesen Präparaten der Zugdes Peritoneums in der Medianlinie, ausgehend von der vorderenBauchwand verfolgen und zeigen, dass dasselbe sich beim Manne zwischenHarnblase und Mastdarm, beim Weibe aber zweimal, nämlich zwischenHarnblase und Uterus, dann zwischen Uterus und Mastdarm buchtigeinsenkt. Die kleine, vor dem Mastdarm gelegene, durch eine querePeritonealfalte, die Douglas'sche Falte, begrenzte Tasche ist derDouglas'sche Raum.Der Mastdarm zieht an der hinteren Beckenwand in einem nach;vorne concaven Bogen bis zur Steissbeinspitze herab, lauft dann, dieCurve noch eine Strecke_ weit fortsetzend, über den hinteren Abschnittdes-Levator ani, somit in gleicher Flucht mit dem Beckendiaphragma,nach vorne und _lf|nkt__endRch, um das Diaphragma in senkrechterRichtung durchbrechen zu können, rasch nach unten und etwas nachhinten ab. Er beschreibt daher zwei Krümmungen, eine grössere, nachvorne concave, Curvatura sacralis, und eTne kleinere, nach hinten concave,Curvatura perinealis. Die zweite Krümmung fällt ungefähr in eine Linie,welche die Spitze des gestreckten Steissbeins mit dem unteren Symphysenrandeverbindet, so dass demnach ein etwa 2 - 6 Cm. langes Stück desMastdarms noch unter den geraden Durchmesser der unteren Beckenaperturzu liegen kommt. Der Mastdarm kann mit Rücksicht auf seinenVerlauf in drei Abschnitte getheilt werden: in ein oberes^ langes Kreuzbeinstück,in ein auf dem Levator ani liegendes^ elwa 52 Cm. langesMittelstück und in das bereits erwähnte, etwa 2*6 Cm. lange Endstück.Vom 2. Kreuzwirbel angefangen schliesst sich der Mastdarm inder Regel cler Medianlinie an; er kann aber vermöge seines lockerenVerbandes mit dem Kreuzbein von oben nach unten zusammengeschoben


Topographie der Beckeneingeweide. 409und dadurch auch lateral abgebogen werden. Da diese Krümmungenein Folgezustand grösserer Ansammlungen von Fäcalmassen sind, sosind sie, anfangs wenigstens, vergänglich, werden aber mit cler Zeitbleibend; in diesem Falle lenkt das Rohr wegen der rechtsseitigen Lagecler Plica transversalis fast regelmässig nach links ab.Der nach unten immer schmäler werdende Douglas'sche Raumreicht in den meisten Fällen nicht unter das Kreuzbeinstück des Mastdarmsherab; daher liegt gewöhnlich nicht nur das Endstück, sondernauch das Mittelstück des Mastdarms ausserhalb des Peritoneums.Inder Regel erstreckt sich das Peritoneum nur an der vorderen Mast-"clärmwihd bis zu der Geglmd~cler Fb'ca transvel^TsTecti, alsö~imgefährT)Is~zum Horizonte des ersten Steisswirbels; von da an aufsteigenderstreckt sich das Peritoneum mehr und mehr auch auf die beidenSeiten des Mastdarms, bis es endlich auch auf die hintere Seite übergreiftund denselben vollständig einhüllt. An dieser Stelle beginnt danndas Gekröse der Flexura sigmoidea. Mit Beziehung auf das Verhältnisszum Peritoneum lässt sich daher der Mastdarm in drei Abschnittetheilen, in das untere gänzlich unbekleidete Stück, dann in einennur vorne bekleideten Abschnitt und in den obersten Abschnitt,welcher einen vollständigen Peritonealüberzug besitzt.Der unbekleideten Curvatura perinealis schliesst sich die Prostataoder die Mitte der Scheide an; beide sind daher durch den After fürden tastenden Finger zugänglich. Eine volle Harnblase lagert sich beimManne in die Curvatura sacralis, drängt aber beim Weibe den Uterushinein, in Folge dessen die Peritonealbuchten vollständig geschlossenwerden. Die leere Blase gibt aber die Berührung mit dem Mastdarmgänzlich auf und wird von ihm vollends durch die Samenbläschengeschieden. In diesem Falle rücken an die Stelle der Harnblase in dasCavum vesicorectale Dünndarmschlingen oder die mit Kothmassen gefüllteFlexura sigmoidea herab und lagern sich an die vordere Flächedes Mastdarmes.Die Harnblase, eingerahmt in die Fascia endopelvina, beim Mannemit der Prostata an den Levator ani angeschlossen, beim Weibe an dieobere (vordere) Wand der Scheide angelöthet, ist allerdings an ihreLagerstätte im Beckengrunde geheftet, kann aber dennoch, und zwarje nach dem Grade ihrer Füllung und nach cler Beschaffenheit ihrerUmgebung, ihre Lagebeziehungen sehr auffällig verändern. So lange sieleer und contrahirt ist, befindet sie sich hinter der Symphyse, tief imBeckengrunde; in dem Masse aber, als sie gefüllt wird, schiebt sieihren Scheitel immer weiter aus der Beckenhöhle, hinter die vordereBauchwand hinaus und drängt mit ihrer hinteren Wand auf den Mastdarm,beziehungsweise auf die Scheide. Denn nach vorne kann sich dieBlase wegen der Symphyse gar nicht, und nach unten nur so weit ausdehnen,als dies die Spannung der Diaphragmen und cler Umfang desMastdarms gestatten. Hieraus ist ersichtlich, dass der Scheitel und diehintere Wand des ganzen Organes die grösste Excursionsweite haben,die geringste das Orificium urethrae. Dennoch hat aber auch die HarnröhrenÖffnung einen gewissen Spielraum; sie kann nämlich in derRichtung von oben nach unten um etwa 1'8 Cm. und in der Richtungvon vorne nach hinten um etwa 1*3 Cm. verschoben werden. Wegen


410 Topographie der Beckeneingeweide.dieses Spielraumes kann man die Lage des Orificium urethrae internum.nur annäherungsweise nach einer Linie bestimmen,, welche durch denkürzesten Abstand des unteren Symphysenrandes vom 4. Kreuzwirbelgegeben ist. Vielleicht kann diese Lage für den Fall als die normale'angesehen werden, wenn die Blase nicht stark gefüllt und von anderen,Organen nicht verdrängt ist. Bei aufrechter Attitüde befindet sich dasOrificium urethrae internum stets im tiefsten Punkte der Blase; beihorizontaler Rückenlage aber überragt es den mehr oder weniger ausgebuchtetenGrund und liegt in einer Horizontalen, welche 1*3—2*6 Cm.unter dem Symphysenrande wegstreicht. Der directe Abstand des Orificiumurethrae internum von der Symphyse beträgt ungefähr 2'5 Cm.Begreiflich ist, dass Uterus und Mastdarm die Blase, dislocirenkönnen; der schwangere Uterus drängt sie nach vorne, comprimirt sieauch und legt, gleich wie der volle Mastdarm, den ganzen Blasengrundhöher, während sich doch wieder eine stark gefüllte Harnblase anabgemagerten männlichen Individuen und bei leerem Mastdarm vomPerineum aus fühlbar machen kann.Ueber die ständigen, von dem Umfange der Harnblase unabhängigenVerhältnisse des Peritonealüberzuges lässt sich so viel sagen, dassdie Blase median nur vom Scheitel an, über die obere Fläche hinwegbis gegen das Trigonum mit Peritoneum bekleidet ist, und dass sich dasPeritoneum beim Manne aus dem Grunde des Douglas'sehen Raumes aufden Mastdarm, beim Weibe direct auf den Hals des Uterus schlägt, beiderseitsaber und vorne sich den Beckenwänden anschliesst. Die Umschlagsliniengehen somit beim Manne aus der Tiefe des Douglas'schen Raumesdivergirend über die oberen Enden der Samenbläschen beiderseits nachvorne und gelangen, indem sie sich der Wölbung der Harnblase anschliessen,in bogenförmiger Anordnung auf den Scheitel. Es ist somitder ganze Blasengrund und die Fläche, welche dem Diaphragma urogenitaleauflagert, also auch die ganze Umgebung des Orificium urethraeinternum, vom Peritoneum frei. — Am Scheitel und an der oberenFläche haftet das Peritoneum ziemlich fest, an den Umschlagslinienaber wird der Verband nur durch lockeres Bindegewebe hergestellt;'In Folge dessen bilden sich daselbst, wenn die Harnblase entleert undcontrahirt ist, quere peritoneale Falten, welche aber alsbald wieder ver 7streichen, wenn sich die Blase ausdehnt. Zu diesen Vorrathsfaltengehört beim Manne insbesondere die Douglas'sche, den Mastdarm bogenförmigumgreifende Falte, dann eine zweite quere Falte am Körper derBlase, welche bei beiden Geschlechtern auf die Seiten wand des Beckensübertritt._ So wenig auch der Füllungszustand der Harnblase den relativenUmfang ihrer Peritonealbekleidung ändert, so gross sind doch die Aenderungen,welche der Füllungsgrad der Harnblase an dem Verhältnissedes Peritoneums zu der Umgebung veranlasst. — So lange die Harnblaseleer ist, schmiegt sich das Peritoneum nicht nur der Symphyse,sondern auch den seitlichen Beckenwänden innig an; je mehr sie sichaber füllt und aus dem Becken aufsteigt, desto mehr löst sie das Peritoneumvon den Beckenwänden ab, seitlich bis an den Psoas, vornesogar bis über die Symphyse. Die in Folge dessen mögliche kleineDislocation der Flexura sigmoidea und des Caecum ist aber nicht so


Topographie der Beckeneingeweide. 411belangreich, als die Veränderungen in cler peritonealen Bekleidung clervorderen Bauchwand.In dieser Hinsicht ist vorerst zu beachten, dass das Peritoneumober der Symphyse auch von einer sehr stark ausgedehnten Harnblasenicht in der ganzen Breite ihres Scheitels von cler weichen Bauchwandabgelöst wird, sondern nur im Bereiche eines medianen Dreieckes, inder Höhe von höchstens 65 Cm. und in der Breite von 2*5—5*0 Cm.In Folge dessen kommt die Harnblase nur im Bereiche dieses Dreieckesunmittelbar mit der Bauchwand in Berührung und wird nur an dieserStelle für instrumentale Eingriffe ohne Gefahr einer Verletzung desPeritoneums zugänglich.Nicht minder wichtig sind die Verhältnisse am Bauchringe desLeistencanales. Da das Peritoneum hier fest haftet und nicht so leichtabgelöst werden kann, so bilden sich, wenn die Blase sehr stark ausgedehntist, beiderseits neben dem Blasenscheitel mehr oder wenigertiefe Peritonealtaschen, in deren Grund der Bauchring liegt. Findet sichda ein Rest des Processus vaginalis, so können Darmschlingen geradezuin denselben hineingedrängt werden. Immerhin aber ist es möglich,dass das Peritoneum auch vom Bauchringe abgelöst wird; in diesemFalle bekäme die stark ausgedehnte Harnblase am Bauchringe directenContact mit der entkleideten Bauchwand, woraus sich das Vorkommeneines Harnblasen-Divertikels in einer Leistenhernie erklären Hesse.Die soeben geschilderten topographischen Verhältnisse beziehensich nur auf die Harnblase des Erwachsenen; beim Neugeborenen sindsie wesentlich andere. Bei diesem liegt die Blase noch grösstentheilsausserhalb der Beckenhöhle, im unteren Bauchraume, ist also derart'eingestellt, dass das Orificium urethraeHnternum~lm5h hinter der Symphysebefindet; erst nach und nach, wenn sich das Becken ausweitet,senkt sie sich herab. Diese Lage bedingt auch andere Verhältnisse desPeritoneums. Zunächst greift dasselbe bei Knaben viel tiefer, bis aufdie Prostata herab, bekleidet also auch den Blasengrund sammt den• Samenbläschen, reicht aber an der vorderen Bauchwand nicht einmalbis an die Symphyse herab, so dass mindestens die Mitte cler Harnblasein directe Berührung mit der vorderen Bauchwand gebracht ist.Die Samenbläschen überlagern und überragen mehr oder wenigerdie Gegend des Trigonum vesicae und berühren ober_ deFPerineäF* krjimmung die vordere Fläche~cles Mastdarms; mitteler Blase *"sind "siedurch lockeres Bindegewebe verbunden, vom Mastdarm aber durch ein' derbes, glatte Muskeln emschliessendes Fascienblatt (Septum rectövesicale)geschiedenTThr oberes Ende stösst irjrTCTFündeT cTc^Dbugläs'schen Raumesauf die Umschlagsstelle des Peritoneums, so dass sie demnach in derRegel gar nicht oder nur, wenn sie stark angefüllt sind, ganz oben vomBauchfell einen kleinen und leicht abstreifbaren Ueberzug bekommen.Beide Samenbläschen begrenzen mit cler an ihrem medialen Randeherablaufenden Ampulle des Vas deferens ein medianes Dreieck,innerhalb dessen die vom Peritoneum nicht bekleidete Wand des Blasengrundesunmittelbar den Mastdarm berührt. Dieses Dreieck bezeichnetdaher die Stelle, von welcher die Blase durch den Mastdarm, ohne dasPeritoneum zu treffen, instrumentaT zugänglich ist. Ist cler Blasengrundstark ausgedehnt, so werden durch denselben die Samenbläschen nach


412 Topographie der Beckeneingeweide.unten gedrängt und gerade ober der Afteröffnung auf die Curvaturaperinealis des Mastdarms gelagert.Die männliche Urethra umgreift in einem nach oben concavenBogen den unteren Symphysenrand. Der Wendepunkt der Krümmungfällt nicht genau auf die Durchtrittsstelle des Rohres durch das Diaphragmaurogenitale, also nicht genau an die Grenze der Pars pelvinaund Pars penis urethrae, sondern etwas weiter nach vorne in die Gegenddes Bulbus; es sind demnach ungefähr die Pars prostatica und die Parsmembranacea in den absteigenden Schenkel der Krümung einbezogenwährend die Pars cavernosa für sich den aufsteigenden Schenkel derselbendarstellt. Der Abstand der Durchtrittsstelle von der Symphyse beträgtetwas mehr als einen Centimenter. Bei aufrechter Körperstellung scheintdie Pars bulbina stets cler tiefste Punkt cler Harnröhre zu sein, währendes bei der Rückenlage das Orificium vesicale sein dürfte.In dieser Form und Lage wird die Urethra theilweise durch Bandmittelerhalten. Der wichtigste dieser Bandapparate ist die untereBekleidung des Musculus transversus profundus, nämlich das Ligamentumtrianguläre urethrae (vergl. S. 404), welches das Grenzstück zwischen derPars pelvina und Pars penis beinahe unveränderlich festhält. Nicht ohneBedeutüng^ina auch noch~jene allerdings etwas dehnbaren Bandmassen, iwelche die Pars cavernosa Urethra an die Wurzel des Gliedes, und dasGlied an die Symphyse knüpfen, darunter das Ligamentum Suspensoriumpenis. Die Ligamenta ischioprostatica sind für die Fixirung des Harncanalsnur insoferne wichtig, als sie den Abstand des Orificium internumvon dem Symphysenwinkel bestimmen; offenbar ist daher die Parspelvina innerhalb gewisser Grenzen nach Lage und Form veränderlich.Fragt man nach den Bedingungen, unter welchen Veränderungencler Form und Lage der Pars pelvina urethrae zu Stande kommen, sofindet man, dass es zunächst alle jene sind, welche das verschiebbareOrificium internum höher oder tiefer legen. Offenbar wird ein voller Mastdarm,indem er das Orificium internum urethrae einer nicht sehr starkgefüllten Blase erhebt, die Pars pelvina urethrae strecken; dagegenmuss eine volle Blase bei leerem Mastdarm, indem sie das Orificiuminternum tiefer legt und näher an das Diaphragma accessorium bringt,die Pars prostatica gegen die Pars membranacea, und diese gegen die,Pars cavernosa abknicken; dadurch ward auch die Pars pelvina urethraenothwendig eine Krümmung erfahren. Diese Krümmung ist derart, dassdie Beuge zwischen der Pars prostatica und Pars niembranacea an dieuntere Wand, hingegen die Beuge zwischen der Pars membranacea undPars cavernosa an die obere Wand der Harnröhre zu liegen kommt. :Die Abknickungen sind besonders dann auffallend, wenn die Harnröhreinjicirt und dadurch ungleichmässig ausgedehnt ist. Vielleicht ist esmöglich, dass eine hochgradige Füllung der Harnblase die Harnröhresogar so stark zusammenzuschieben vermag, dass daraus Retentionendes Harnes entstehen. Es ist aber leicht einzusehen, dass dieselben also- 'gleich durch Emporschieben der Prostata beseitigt werden könnten, wasleicht durch den After vorzunehmen wäre.Wichtig ist ferner die Beantwortung der Frage nach dem Gradeder Schmiegsamkeit cler in Curven gelegten Harnröhre, nämlich obdieselbe in eine möglichst reguläre und dadurch bestimmten Zwecken


Topographie der Beckeneingeweide. 413günstige Form gebracht werden könne oder nicht. In dieser Beziehunglehrt die Erfahrung, dass sich die Krümmung der Harnröhre bis zurfWaden strecken lässt. Es wird dabei das Ligamentum Suspensoriumpenis gedehnt, die Pars bulbina urethrae weit von cler Wurzel des Penisabgehoben, der freie Theil des Bulbus beinahe unter einem rechtenWinkel nach unten abgeknickt und die Prostata mit den Samenbläschenin die Horizontale herabgedrückt. Die Streckung des ganzen Rohreskann offenbar nicht anders als so erfolgen, dass die Pars pelvina unddie Pars penis gleichsam aus ihrer Lage gehebelt werden, wobei dasLigamentum transversum pubis das Hypomochlion abgibt. Je niedrigerdie Symphyse, und je schmäler in Folge dessen das Ligamentum suspensorumpenis, und je dehnbarer das Bindegewebe ist, welches die Urethraan die Corpora cavernosa penis knüpft, desto leichter lässt sich die Parspenis herabbiegen, und desto weniger wird es nöthig, die Pars pelvinaherabzudrücken.Wichtige habituelle Verschiedenheiten der Pars pelvina bedingtdie variable Tiefe der Prostata-Mulde und die damit in Zusammenhangstehende variable Lage des Colliculus seminalis. Ist die Prostata-Mulde sehr tief, so muss sich die Harnröhre in ihr schärfer abbiegen,und es kann so die Urethra ein wahres Genu prostaticum bekommen.Diese Knickung ist um so wichtiger, als sie durch resistentes Gewebeerzeugt und durch ein eingeführtes Instrument um so schwerer überwundenwird, je näher die Mulde an das Orificium internum gerückt ist;denn dann tritt der musculöse Wall, der die Mulde von clem Blasenraumescheidet, wirklich als sogenannte Valvula pylorica heraus.Aus Allem geht hervor, dass es bei der grossen Schmiegsamkeitder Harnröhre nicht so sehr die Biegungen derselben sind, welche einzuführendenInstrumenten Hindernisse in den Weg legen, sondern dasssolche vielmehr in den an cler unteren Wand befindlichen Ausbuchtungen(S. 353) liegen, welche eine Folge cler ungleichmässigen Ausdehnungsfähigkeitdes Rohres sind. Zu diesen gehören als die wichtigsten dieBucht in der Pars bulbina vor dem Isthmus und die Prostata-Mulde vorclem Orificium internum.Der prostatische Theil der Urethra ist ganz an den Mastdarm,nämlich an die Perinealkrümrrmng desselben _gerückt_ unclvon__ihin_nurdurcrUdas Septum rectroyesicale_geschieden, welches mit der hinterenfibrösen Scheide cler Pars membranacea urethrae in Verbindung steht.Da von dieser Stelle an der Mastdarm nach hinten, die Urethra abernach vorne zieht, jgo begrenzen_J_eide, CAnäleZeiMn^im medianen Durchschnittdreieckigen Raum, dessen Scheitel von_der^_^riistS£_vefschTossen^unddessen Basis von~lfem^ffej_l^desBulbus begrenzt wird. In diesem Räume befindet sich das musculöseStrickwerk, welches die hier zusammentretenden Fleischbündel desSphincter ani externus, des Bulbocavernosus, des Transversus perineisuperficialis und profundus erzeugen; ausserdem fasst cler Raum nochdie Cowper'schen Drüsen in sich. Durch ihn ist die Pars membranaceaund die Pars prostatica urethrae für Instrumente zugänglich, und zwarum so leichter, je weniger der Bulbus ausgebildet, und je weniger tiefder Raum ist. Das Letztere ist besonders der Fall bei abgemagertenMännern und bei stark gefüllter Blase, aber leerem Mastdarm.


414 Topographie der Beckeneingeweide.In Betreff der Pars membranacea der Harnröhre darf nicht übersehenwerden, dass ein ganzes Stück von ihr unten durch den austretendenBulbus überlagert wird, und dass sie deshalb neben dem Bulbus ingrösserer Länge zugänglich ist, als gerade in der Mittellinie; dies ausdem Grunde, weil sie nicht durch das hintere Ende des Bulbus, sonderndurch seine obere Wand in das Corpus cavernosum urethrae eintritt.Dass bei einer Eröffnung der Pars prostatica von unten die Ausspritzungscanälenur dann vermieden werden können, wenn man sichstreng an die Mitte hält oder die Prostata mittelst eines Lateralschnittestheilt, ist leicht einzusehen. %Der hohe Blasenstand beim Neugeborenen gibt der Pars pelvinaurethrae eine steile Richtung und vielleicht auch eine relativ grössereLänge.Die Lage der Prostata lässt sich schon nach dem, was über dieUrethra auseinandergesetzt worden ist, definiren. Indem sie nämlich dasOrificium internum urethrae umgreift, theilt sie mit demselben alleLagen; sie kann gehoben und herabgedrängt werden, wie dies eben dieVolumsverhältnisse der Harnblase und des Mastdarms mit sich bringen.An den Scheitel des oben beschriebenen Raumes, zwischen die Urethraund den Mastdarm verlegt, kann sie an Abgezehrten mitunter bei starkgefüllter Blase und leerem Mastdarm schon von aussen vor dem Aftergefühlt werden; doch bleibt sie, da sie unmittelbar auf der Perinealkrümmungdes Mastdarms ruht und von diesem nur durch das Septumvesicorectale getrennt ist, unter allen Umständen von dem Mastdarm ausdem Getaste zugänglich.Die weibliche Harnröhre entspricht im Vergleiche mit der männlichennur dem absteigenden Schenkel der letzteren. Sie Jiält daherwährend ihres ganzen Verlaufes eine schief nach vorne und unten gehendeRichtung ein, ohne eine deutlich ausgesprochene Biegung. Sie zieht ander vorderen Wand der Scheide herab, von ihr durch einige Muskellagenund scbw~eRblire~v r enengeflechte geschieden. Beim Beginne ist siezwar nur locker, nahe an der äusseren Mündung aber desto fester mitder Scheide verbunden, so dass man mit Recht sagen kann, es sei dieScheide dasjenige Nachbarorgan, welches den meisten Einfluss auf dieLage und Form der Urethra nimmt. Bei dem lockeren Gefüge des weiblichenDiaphragma urogenitale lässt sich auch das in demselben befindlicheOrificium externum urethrae einigermassen verschieben, abernur in Folge von Veränderungen am Scheideneingange. Es wurde daraufbereits auf S. 371 hingewiesen und gesagt, dass es nach überstandenenGeburten tiefer in den Beckenraum hineinrücke und gleichsam in dentrichterförmig gewordenen Scheideneingang einbezogen werde. Durchden unter diesen Umständen stattfindenden Schwund der Columna rugarumanterior werden überdies auch die Schleimhäute der beiden Schläuchenäher an einander gebracht. Dem Getaste ist die ganze Urethra sammtdem Blasengrunde von der Scheide aus zugänglich.Lage des Uterus. Wenn man nur jene Lage des Uterus als dievollkommen normale bezeichnen wollte, in welcher er mit seinerLängenaxe in die Richtung der Beckenaxe gebracht ist, so würde diesden anatomischen Erfahrungen widersprechen, denen zufolge der ganznormal beschaffene Uterus sowohl bei jungfräulichen Personen, als


Topographie der Beckeneingeweide. 415auch nach wiederholten Geburten in verschiedener Lage gefunden wird,und zwar meistens geneigt, bald nach vorne bald nach hinten, auchnach einer oder der anderen Seite abgelenkt. Daraus geht hervor, dasssich der Uterus ohne Beeinträchtigung seiner Functionen und ohneBelästigung seiner Nachbarschaft in verschiedener Weise lagern kann.Der einzige Theil des ganzen Organs, welcher einigermassen im Beckenraumefixirt ist, ist cler Hals; doch bleibt seine Lage immer nurlabil, da bekanntlich schon die Bauchpresse den ganzen Uterus herabzuschiebenvermag. Als Fixirungsmittel des Halses könnte seine An-Iöthung an die Harnblase, dann die wie eine Schwebe construirteFascia endopelvina und allenfalls auch die paarig zum Kreuzbeingehenden Muskelstreifen in den Douglas'schen Falten angesehen werden.Der Körper des Uterus ist durch seine Verbindungen (Ligamentumlatum, Ligamentum teres) an sehr ausgiebigen Lageverschiebungen nachverschiedenen Richtungen kaum behindert.Nach dem übereinstimmenden Zeugniss der Gynäkologen ist einenach vorne geneigte Lage des Uterus während des Lebens als dienormale anzusehen; in der Leichehingegen findet man denselben amhäufigsten mehr odef~vv^iger "TJacIT"rückwärts geneigt, d^^FjJJjdjiggegen__.das Kreuzbein gerichtet. Angesichts dieser Thatsachen erhob sichdie Frage, ob ^ie Tage des Uterus in der Leiche einen sicheren Rückschlussauf seine Lage in der lebenden Person gestatte oder nicht.Es ist nun in der That eine ganze Reihe von Umständen bekannt geworden,welche nach dem Tode nicht unerhebliche Lageverschiebungendes Uterus herbeizuführen vermögen. Als solche sind zunächst zu erwähnen:die Erschlaffung der Musculatur des Beckenausganges und dieErschlaffung des Uterus selbst in Folge der Entleerung seiner Blutgefässe.Tritt eine postmortale Steigerung des abdominalen Druckes inFolge von Gasbildungen in den Gedärmen hinzu, so kann der erschlaffteBeckenboden herabgedrückt und der weich gewordene Uterus gegendas Kreuzbein hin gedrängt werden. Wirklich gelang es in einzelnenFällen, kurz vor dem Tode die nach vorne geneigte Lage des Uterusfestzustellen und nach dem Tode an denselben Personen das Herabsinkendes Fundus uteri gegen die Kreuzbeinhöhlung nachzuweisen.Gewisse Schwankungen in der Lage des Uterus, je nach dem Füllungszustandeder Harnblase und des Mastdarmes, kommen sicher auchwährend des Lebens vor.In Betreff des Peritonealüberzuges wurde bereits mitgetheilt,dass der Hals des Uterus vorne nur theilweise oder gar nicht bedeckt ist,und dass das Peritoneum rückwärts bis an den Fornix vaginae herabgeht,d. h. dass der Fornix vaginae bis an den Grund des Douglas'schenRaumes heraufreicht.Auch am Uterus sind Einrichtungen vorhanden, welche ihm wenigstensfür die erste Zeit der Schwangerschaft einen Vorräte an Peritoneumbereithalten. Dahin gehört das Douglas'sche Faltenpaar, welches einequere, über die hintere Fläche des Halses gelegte Leiste därstetlt und^.id^seits neben clem Mastdarm an das Kreuzbein tritt. An medianenDurchschnitten findet man che halte g , eraHe~0Der"'"dem Scheidengrunde;sie ist mit lockeren Bindegewebsmassen un$ einigen Muskelfaserbündelnerfüllt und daher ganz geeignet, bei nächster Gelegenheit entfaltet zu


416 Topographie der Beckeneingeweide.werden. Zu diesen Vorrathsfalten muss man auch noch die Ligamentalata rechnen; denn man findet,dass die zwei Blätter derselben währendcler Schwangerschaft durch den anwachsenden Uterus auseinandergedrängt und von ihm als Ueberzug herangezogen werden, so dassendlich, wenn der Uterus bis über den Beckeneingang gekommenistvon diesen Bändern nichts Anderes, als der clem Ovarium und denTuben zukommende Abschnitt sichtbar ist, welcher mehr oder wenigergespannt über die Seitenflächen des Uterus hinaufgezogen ist.Das Ovarium findet sich fast immer an die Seitenwand desBeckens angeschlossen, zum Theile in den oberen freien Abschnitt desLigamentum latum eingehüllt; meistens ist es in ein Grübchen eingesenkt,welches dem Theilimgswinkel der Arteria iliaca communis indie Hypogastrica und in die Femoralis entspricht.Die Scheide. An median-sagittalen Durchschnitten des Beckens kannman sich leicht davon überzeugen, dass der Uterus nicht gerade auf dasEnde cler Scheide aufgesetzt, sondern mit seiner Portio vaginalis in dieselbedurch die vordere Wand eingeschoben ist, und dass der äussere Muttermundcler hinteren Wand der Vagina gegenüber steht und vom Fornixvaginae überragt wird. Je nach der Lage des Uterus muss seine Axe mitder Richtungslinie der Scheide in verschiedener Weise zusammentreffen;bald kommen beide in dieselbe Linie zu liegen, bald stellen sie einennach vorne und oben offenen Winkel dar. Ersteres ist der Fall, wennder Uterus sich auf den Mastdarm lagert, letzteres, wenn er gegen dieHarnblase geneigt ist. Dem entsprechend ist auch die Lage des äusserenMuttermundes bis zu einem gewissen Grade veränderlich.Angelagert an die Perinealkrümmung des Mastdarms und überragtvon clem Blasengrunde, verändert die Scheide je nach der Beschaffenheitdieser Organe ihren Verlauf. Manchmal ist sie entsprechend der unterenhinteren Beckenwand etwas gebogen und tiefer in den Beckengrundeingelagert, manchmal aber gestreckt und in eine mehr aufsteigendeRichtung gebracht. Ihre collabirten Wände sind an die benachbartenOrgane angelöthet; den Verband mit clem Blasengrunde vermittelt nurlockeres Bindegewebe; zwischen Scheide und Mastdarm aber ist eineSchichte von derberem, mit zahlreichen glatten. Muskeln durchwehtem •Bindegewebe einschaltet, welches sich analog dem Septum rectovesicaledes Mannes (vergl. S. 406) darstellen lässt; es ist dies das sogenannteSeptum rectovaginale, welches unten mit dem Strickwerke der UrogenitalundAftermuskeln verwebt die Grundlage des Dammes, nämlich derfleischigen Brücke zwischen After und Schamspalte, darstellt. Nur deroberste, dem Fornix angehörige Theil der Vagina ist vom Mastdarmedurch die Einsenkung des Douglas'schen Raumes vollkommen geschieden.Dagegen ist zwischen cler vorderen Vaginalwand und der Urethra einfester Verband durch derbes Bindegewebe und durch glatte Muskelnhergestellt. Bemerkenswert]! ist noch das Verhältniss des Levator anizur Scheide, dessen vordere Faserbündel dieselbe nahe an ihrer Oeffnungumgreifen.Zum Behufe cler Darstellung cler Gebilde der seitlichen Beckenwandentferne man das eine Hüftbein und neige die Beckeneingeweidegegen die offene Seite herab. Wenn die letzteren, insbesondere dieHarnblase, nicht zu sehr ausgedehnt sind, so bildet das die Beckenwand


Topographie der Beckeneingeweide. 417bekleidende Peritoneum zwei Falten, eine entlang den Schenkelgefässen,und eine zweite entlang den Hüftgefässen. Zwischen denselben bleibt einGrübchen, in welchem, wie oben erwähnt, zumeist das Ovarium liegt.Oeffnet man die hypogastrische Falte, so erscheint zuerst der Ureter,welcher sich über das arterielle Gefässbündel, auch über den Nabelarterienstrangin das Becken begibt und daselbst medianwärts undnach vorne verläuft. Beim weiblichen Geschlechte schlingt sich dieArteria uterina, welche anfangs unter dem Ureter gelegen war, über ihnhinweg, indem sie oberflächlicher und quer, der Ureter aber in derTiefe und in schiefer Richtung an den Genitalcanal herantreten. Obenbefindet er sich in grösserer Entfernung vom Uterus, unten aber erreichter die Vagina schon in der Mitte ihrer Länge und gelangt dann überihre vordere Wand an den Blasengrund.Hinter dem Ureter befindet sich das Geäste der Arteria und Venahypogastrica, angelagert an die Bündel des Plexus ischiadicus.Nach Entfernung des lockeren, die beiden Gebilde umlagernden Bindegewebeswerden die Astfolgen der Gefässe und Nerven frei, es lassensich die intrapelvinen Aeste bis an ihre Ziele verfolgen und alle dieAeste darstellen, welche ober und unter dem Piriformis durch das Foramenischiadicum austreten. Nach Abtragung der vorderen Portion des Levatorani kann man auch die Arteria und den Nervus pudendus communis,nachdem dieselben durch das Foramen ischiadicum minus an den aufsteigendenSitzbeinast gelangt sind, leicht auffinden. In dem lockeren,den Mastdarm umgebenden Bindegewebe verlauft der strangartig ausgezogenePlexus hypogastricus, und auf dem Kreuzbein zieht nebenden Foramina sacralia anteriora cler Grenzstrang des Sympathieusherab. — Das grosse, neben dem Grunde der Harnblase vorbeiziehendeVenengeflecht, Plexus pudendalis, kennzeichnet sich schon alsbald nachHinwegnahme des Peritoneums und lässt sich nach vorne bis an dieSymphyse verfolgen, wo die beiderseitigen Geflechte in cler Mittelebenezusammentreten und die Vena dorsalis penis aufnehmen. Jene Abzweigungdieses Geflechtes, welche sich cler Arteria pudenda communisanschliesst, zieht am unteren Schambeinaste herab, eingefiochten in denAnsatzrand des Diaphragma urogenitale.• • Langer-Toldt. Anatomie. 5. Aufl. 27


Der Kreislauf des Blutes.IV AbschnittDAS GEFÄSS-SYSTEM.Das Gefäss-System besteht aus verzweigten, vollständig abgeschlossenenRöhren, welche mit wenigen Ausnahmen alle Organe.durchdringen und in geregelten Strömen die Nahrungssäfte, das Blutund die Lymphe leiten. — Das Blut ist eine klebrige, gerinnbareFlüssigkeit, an deren Zusammensetzung eine farblose Flüssigkeit, dasBlut-Serum, jind eine grosse Menge aufgeschwemmter, geformterTheilchen, die Blutzellen (Blutkörperchen) Antheil nehmen. Letzteresind runde, biconcave, kaum mehr als 0 - 007 Mm. breite Scheiben undenthalten einzig und allein jenen Farbstoff, Hämoglobin genannt,welchem das Blut seine intensiv rothe Farbe verdankt. Das Blut gehtaus der Lymphe hervor; diese ist eine bald wasserklare, bald milchigtrübe Flüssigkeit, welche eine geringe Menge farbloser, kugeliger Körperchen,die Lymphkörperchen, und nebst diesen eine sehr wechselndeMenge kleiner Fetttröpfchen enthält. Letztere kommen in grosser Mengevorzüglich in jener Lymphe vor, welche nach der Verdauung vom Darmcanaleabfliesst; sie bedingen jene milchweisse Färbung, welche dieserAbart der Lymphe den Namen Milchsaft, Chylus, verschafft hat. Jenachdem die Röhren Blut oder Lymphe (Chylus) führen, werden S * QBlut- oder Lymphgefässe (Chylusgefässe) genannt.1. Das Blutgefäss-System besorgt die Vertheilung des Blutes. Seinein feinste Zweigchen verästelten Röhren leiten das Blut in die Organeund Gewebe und machen es dadurch jedem Gewebselemente möglich,sowohl die zu seiner Erhaltung und Verrichtung nothwendigen Substanzenaus nächster Nähe aufzunehmen, als auch die nicht weiter verwendbarenStoffe an den vorbeistreichenden Blutstrom wieder abzugeben.Dies betrifft auch die Blutgase. Es nehmen nämlich die Gewebe denim Blute enthaltenen Sauerstoff begierig an sich und zehren ihm auf,geben dagegen die Kohlensäure, eines der Endproducte des thierischenStoffwechsels, an das Blut ab. Um nun das Blut und den Organismusvon der Kohlensäure zu befreien, leiten die Gefässe ferner die gesammteBlutmenge durch die Lunge und werden dadurch zu Vermittlern eineszweiten, in seinen Wirkungen dem parenchymatösen ganz entgegengesetztenGaswechsels. Dieser besteht in der Abgabe der Kohlensäure andie in den Lungenbläschen enthaltene Luft und in der Aufnahme frischer


Der Kreislauf des Blutes. 419Mengen von Sauerstoff in das Blut. Die auffallendste Veränderung,welche das Blut durch diesen Vorgang, den man als Chemismus derAthmung bezeichnet, erfährt, ist die Umwandlung seiner dunkelrothenFarbe in eine hellrothe. Darauf gründet sich die Unterscheidung zweierBlutarten, einer dunkelrothen oder venösen und einer hellrothen oderarteriellen; nur das letztere, das mit Sauerstoff geschwängerte Blutist im Stande, die Functionstüchtigkeit der Organe zu erhalten.Um die Zu- und Ableitung des Blutes möglich zu machen, istein doppeltes Röhrensystem nothwendig. Jedes Organ und jeder Körperabschnittbesitzt daher zunächst zweierlei Gefässe: Blut zuleitendewelche Schlagadern, Arteriae, und ableitende, welche Blutadern'Venae, genannt werden; die ersteren enthalten arterielles, die letzterenvenöses Blut. Nur die Lunge, deren Function jener der anderen Organegegenübergestellt ist, macht, den Inhalt ihrer Blutgefässe betreffend,eine Ausnahme, indem in den Lungenarterien venöses, in den Lungenvenenarterielles Blut strömt. Die Bezeichnung Arterie und Vene beziehtsich daher nicht auf die Qualität des Röhreninhaltes, sondern nur aufdie Stromrichtung des Blutes. — Zwischen die Arterien und Venen isteine dritte Art von Gefässen eingeschaltet; diese sind mikroskopischfeine Röhrchen, welche sich allenthalben in den Geweben verbreitenund den Uebergang aus dem arteriellen in den venösen Gefässbezirkvermitteln. Sie sind aber nicht blosse Uebergangsgefässe, sondernvermöge der Permeabilität ihrer zarten Wandungen zugleich die"Wichtigsten Vermittler des Stoffumsatzes. Man nennt sie Haar'gefässe,Vasa capillaria.* Gleichwie die Continuität des arteriellen und venösen Gefässbezirkesin jedem einzelnen Organe durch die Capillargefässe hergestelltwird, so geschieht dies auch in den Lungen; und indem sich KörperundLungengefässe im Herzen an einander anschliessen, bekommt diegesammte Blutbahn ihren gänzlichen Abschluss. Dieselbe lässt sichdaher etwa als eine gestreckte Ellipse vorstellen, deren Wendepunktedie beiden Capillargefäss-Systeme vorstellen. Den einen Schenkel dieserin sich abgeschlossenen Blutbahn bilden die Lungenvenen mit denArterien aller anderen Organe, den Körperarterien; der zweite begreiftdie Körpervenen und die Lungenarterien in sich. Der erste Schenkelführt das in der Lunge arteriell gewordene Blut zu den Capillarender Körperorgane, um diese mrt oxygenirtem Blut zu tränken; derzweite leitet das mit Kohlensäure geschwängerte Blut der Körperorganeim zweiten Umlauf zu den Capillaren der Lungen zurück, umes dort mit der atmosphärischen Luft in Wechselwirkung zu bringen undin arterielles umwandeln zu lassen. Nach dem Inhalte kann man daherden ersten Schenkel den arteriellen, den zweiten den venösen Kreislaufschenkelnennen., Die Triebkräfte, welche den Kreislauf des Blutes in Gangbringen, liefert das Muskelgewebe. Man findet es allenthalben in denW andungen der Leitungsröhren eingestreut, aber nur an einem Punktein machtigen Massen angehäuft, wo es ein Organ formt, welches rhythmischzur Contraction gebracht ward und die Blutsäule ruckweise inBewegimg setzt. Dieses Organ ist das Herz. Es zerfällt in zwei ganz27*


420 Der Kreislauf des Blutes.geschiedene Hälften, in eine rechte und eine linke; jede Hälftebesteht wieder aus einer Vorkammer, Atrium, und aus einer KammerVentriculus, von denen die letztere das eigentliche Triebwerk darstellt.— Jeder der beiden Kreislaufschenkel nimmt die Kraft einer ganzenHerzhälfte für sich in Anspruch, und seine Röhren sind derart mit demHerzen verknüpft, dass die Venen mit den Vorkammern, die Arterienmit den Kammern in Verbindung treten. Da nun die rechte Herzhälftedie venöse, die linke Hälfte die arterielle Blutbahn beherrschtso muss die rechte Hälfte die Körpervenen aufnehmen und dieLungenarterien entsenden, w 7 ährend die linke die Lungenvenen aufnimmtund die Körperarterien abgibt. Genauer lässt sich daher derWeg, den das Blut im Kreise zurücklegt, in folgender Weise bezeichnen:Aus den Lungen wird das Blut vermittelst der Lungenvenen in denlinken Vorhof, von da in die linke Kammer und aus dieser Vermittelstder Körperarterien zu allen übrigen Organen geschafft. Nachdem es inden Capillargefässen der letzteren in venöses Blut umgewandelt wurde,^.gelangt es durch die Körpervenen zuerst zum rechten Vorhof, dann zurrechten Kammer, und diese befördert es vermittelst der Lungenarterienwieder zur Lunge zurück.Denkt man sich nun das im Inneren zwar getheilte, äusserlich aberals Ganzes sich darstellende Herz mit beiden Kreislaufschenkeln in Verbindunggebracht, so bekommt die schematische Kreislaufsfigur die Formeiner 8 und löst sich damit in zwei Theilcurven auf, deren gemeinschaftlichenAusgangspunkt das Herz darstellt. Die eine, die kleinere Curve,begreift die Lungengefässe und die zweite, die grössere, die Körpergefässein sich. Auf diesem Verhältnisse beruht der Unterschied, den man zwischeneinem kleinen oder Lungenkreislauf und einem grossen oderKörperkreislauf macht.Während des Intrauterinallebens ist die Blutbahn in manchen Punkten vonder soeben beschriebenen verschieden, worüber weiter unten nähere Mittheilungenfolgen werden.I2, Das Lymphgefäss-System stellt einen eigenthümlichen, nur beiWirbelthieren vorkommenden Anhang des Blutgefäss - Systems dar.Schematisch aufgefasstjässt sich die Lymphbahn als ein Zweigschenkelder elliptisch geschlossenen Blutbahn darstellen, der einerseits in denOrganen mit mikroskopisch feinen Röhrchen, den Lymphcapillareri,wurzelt und andererseits seinen Inhalt unweit vom Herzen dem venösenSchenkel des Blutgefäss-Systems übermittelt. Das Lymphgefäss-System','•leitet den in den verschiedenen Organen aus den Blutcapillaren trans- 'sudirten Gewebssaft wieder in das Blut zurück und übermittelt demletzteren überdies die im Darmcanal durch die Verdauung gewonnenenNahrungssäfte. Gegenüber dem Blutgefäss-System ist das Lymphgefäss-Systemnoch besonders dadurch ausgezeichnet, dass seine... stärkeren^Stämme mit -ideinen, im Wesentlichen aus adenoidem Gewebe au f\gebauten, parenchymatöser!* Organen, den Lymphknoten, Nodi lymphatici,in Verbindung gebracht sind, und zwar so, dass diese letzteren von demLymphstrome durchsetzt werden. Die Lymphknoten sind als die wichtigstenBildungsstätten der geformten Bestandtheile der Lymphe, der Lyniphzel|en,anzusehen. ' *-


Allgemeine Verhältnisse der Gefässe. 421Allgemeine Verhältnisse der Gefässe.1. Alle Blutgefässe besitzen selbständige Wandungen undlassen sich daher, so lange sie ein grösseres Kaliber besitzen, leicht vonihrer Umgebung abpräpariren; wenn sie mikroskopisch fein gewordensind, kann man sie noch immer an einem deutlichen Wanclcontour vonden umgebenden Gewebselementen unterscheiden. In Betreff cler Lymphgefässwurzelngibt man allenthalben zu, dass auch die Lymphbahneine vollständig geregelte und constante ist.2. An grösseren Blut- und Lymphgefässen lassen sich drei Wandschichten,Gefässhäute, unterscheiden: eine mehr oder weniger lockereäussere Gefässhaut, Tunica adventitia, dann eine festere mittlere»Gefässhaut, Tunica media, und eine ziemlich spröde innere Gefässhaut,Tunica intima. Die Adventitia verknüpft die Gefässwand mitden benachbarten Theilen, die Media bildet, abgesehen von den Capillaren,die wesentliche Grundlage der Gefässe, und die Intima liefertden glatten Ueberzug der Innenwand. Die Gewebselemente, welchein das Gefüge dieser Schichten eintreten, sind: das Bindegewebe, daselastische und das Muskelgewebe, endlich die Endothelien.3. Sämmtliche Arterien, ebenso auch die Venen und Ipymphgefässevereinigen sich zu je einem einfachen oder doppelten Stammrohre,welches mit dem Herzen in Verbindung steht und seine Zweige peripherischnach sämmtlichen Organen ausbreitet. Die Astfolge ist zwarim Allgemeinen eine ziemlich regelmässige; man kann sie aber keineswegseine ganz constante nennen, weil manchmal selbst die Stämme,sehr häufig aber die Zweige eine von der Regel abweichende Anordnungbesitzen, und weil diese bald da, bald dort, bald selbständig, bald inVerbindung mit anderen Zweigen, vom Stamme abgehen. Nur ein Theildos ganzen Gefäss-Systems erfreut sich einer unveränderlichen Anordnung,und dies sind die Capillargefässe.4. In Betreff der Verästlungsweise der Gefässe kann mansagen, dass sie bald eine jdichptonnsche, bald eine dendritische ist, unddassdie^Gefässe, je kleiner sie sind, eine desto, reichere Astfolge besitzen.Man darf aber nicht glauben, dass die Abgabe der Zweige immer nuran ein bestimmtes Caliber des Stammes gebunden, oder dass das Caliberder Aeste immer nur vom Caliber des Stammes anhängig ist. Eskönnen, wie dies allenthalben zu sehen ist, von sehr grossen Gefässenauch kleine Aestchen abzweigen, und gleich grosse Gefässe in ungleichgrosse Zweige zerfallen. — Auf die Richtung der abgehenden Aestehaben hämodynamische Verhältnisse entschieden einen massgebendenEinfluss, gleich wie durch dieselben auch, je nach Richtung und Grössecler abgehenden Aeste, selbst der Stamm aus der geraden Richtungabgelenkt werden kann. Wenn nur kleine Aeste von grossen Gefässen,oder wenn gleich grosse Aeste symmetrisch von einem Stamm abgehen,so geschieht dies allerdings nicht, wohl aber, wenn ein oder mehreregrössere Aeste blos einseitig abgegeben werden. Von vorne hereinsollte man glauben, dass die arteriellen Aeste alle in der Richtung desStammes abgehen; dies ist aber nicht der Fall, es gibt-genug Arteriaerecurrentes; bezüglich dieser ist jedoch anzunehmen, dass sie ursprünglichnicht als solche vorhanden waren, sondern dass sie nur in Folges von


422 Allgemeine Verhältnisse der Gefässe.tvN^ Wachsthums-Verschiebungen in eine verwendete Richtung gebrachtworden sind.X ? 5. Die Verästigung bedingt eine nach der Peripherie allmälig fortschreitendeAbnahme des Calibers der Gefässe. Dieses nimmt abernicht derart ab, dass sich sämmtliche Aeste zu einem Rohre vereinigenMessen, dessen Dimension, gleich wäre jener des Stammes; die SummeJ,';.> der Querschnitte der Aeste^ ist vielmehr stets grösser als der Quer-V*'%JSjcJmitt des Stammes, und es würden daher sämmtliche Aeste mit,


Allgemeine Verhältnisse der Gefässe. 423unteren Gliedmassen ganz allgemein dickere Wände haben, als jene deroberen Gliedmassen.8. Kein einziger Gefässbezirk ist von den benachbarten Bezirkenvollständig unabhängig; man kann sogar behaupten, dass jedes Organmindestens zweierlei Gefässe besitzt; Hauptarterien und Nebenarterien,welche letztere von der Umgebung abstammen; aber alle zuleitendenund auch die ableitenden Gefässe stehen unter einander inVerbindung. Diese Gefässverbindungen werden Anastomosen genanntund in capillare, vorcapillare uncl Stamm-Anastomosen unterschieden.Die capillaren Anastomosen beschränken sich auf das Innereder einzelnen Organe und vereinigen daher nur in dem Falle die Ramiiicationsgebietemehrerer Arterien, wenn das betreffende Organ vonmehreren arteriellen Zweigen aus mit Blut gespeist wird. — VorcapillareAnastomosen kommen fast allenthalben vor; sie verbindenmittelbar die capillaren Bezirke geschiedener Organe oder einzelnerAbschnitte eines und desselben Organes in der Weise mit einander,dass in das Ramificationsgebiet eines Arterienstammes das Blut auchaus anderen Arterien übertreten kann. Wenn daher die normale Blutzufuhrzu einem Organe oder zu Theilen desselben vorübergehend oderbleibend gehemmt wird, so kann sie vermittelst dieser anastomostischenZweige nach kurzer Zeit wieder hergestellt w 7 erden. Ein solcher neu inScene gesetzter Blutlauf wird Collateralkreislauf genannt. Nochreichlicher anastomosiren durchschnittlich die venösen Bezirke mit einanderund es kann somit auch die Ableitung des Blutes auf collateralenWegen stattfinden. Je langsamer die normale Zu- und Ableitung desBlutes gestört wird, je weniger lebenswichtig das betreffende Organ oderder Körpertheil ist, desto sicherer wird der Kreislauf auf collateralenWegen wieder hergestellt. Nur ausnahmsweise sind auch feinere Arterienanzutreffen, welche _jnxt...deja__^ena : chbarten keine Anastomoseneingehen und ganz s_elbstänclig bald grössere, bald kleinere Capillarbezirketranken. Man nennt dieselben Endarterien; ihr Vorhandenseinist deshalb so wichtig, weil im Falle ihrer Verstopfung (Embolie) mindestenseinzelnen Theilen von Organen das Blut völlig entzogen wird.— Stamm-Anastomosen sind im arteriellen System ein seltenerBefund; sie betreffen in der Regel nur die Gefässstämme unpaariger,lebenswichtiger Organe, des Gehirns uncl Darmcanals. Stamm-Anastomosenan den Gliedern kommen nur im Bereiche der Hand und des Fusses,aber selbst hier nicht immer vor. Symmetrische grössere Arterienanastomosiren seltener mit einander; als Beispiele können die rechtenund linken Hirn- und Rückenmarksarterien genannt werden. Es gibtaber hingegen mehrere unpaarige Organe, deren paarige Arterien keineVerbindungen mit einander eingehen, und deren symmetrische Gefässbezirkesomit nur in den Capillaren zusammenhängen; eines dieserOrgane ist die Schilddrüse. Im Allgemeinen sind die Venen und Lymphgefässeviel mehr zur Anastomosenbildung geneigt, als die Arterien.—Ein in kleinerem Räume oft wiederholtes Anastomosiren führt zurBildung von Gefässnetzen. Diese findet man allenthalben im capillarenGefässsystem. Vorcapillare Netze trifft man sehr verbreitetauch im arteriellen Gefässsystem; dahin gehören die lockeren Netze,


424 Allgemeine Vernamnsse der ueiasse.die man überall an den Gelenkenden der Knochen, Retia ariicularia, inden Membranen u. s. w. findet. Stamm netze werden nur von Venenuncl Lymphgefässen dargestellt. — — ~~~ ———-9. Zum Behufe der Regelung des Blutstromes besitzen mehrereAbschnitte des Gefäss-Systems eigenthümliche Klappenvorrichfungen.Dieselben sind nichts Anderes als hautförmige Falten der inneren Gefässhaut,welche mit der fortlaufenden GefäSswand taschenförmigeRäume abschliessen. Sie kommen im arteriellen Gefäss-System nur amUrsprünge der Hauptstämme Vor> sind dagegen sehr zahlreich in denVenen, noch zahlreicher aber in den Lymphgefässen und rücken in denletzteren so dicht zusammen, dass die strotzend gefüllten Röhrchen einperlenscrmurähnliches Aussehen bekommen. Die Klappen sind meistenshalbmondförmig begrenzt und nehmen nur in der Herzkammer durchdie Verbindung mit sehnigen Haftbändchen eine eigenthümliche Gestaltan. Venen, welche in festeren Parenchymen oder in^ knöchernen Bettengeschützt verlaufen, besitzen gar keine Klappen; grosse Venenstämme,enthalten nur einzelne,^ in die Mündungs winke! der Zweige ^eingeschobenespornartige Falten, Venen von mittlerer Grösse sehr häufigpaarweise einander gegenübergestellte Klappen. JDie Venenwurzeln sindklappenlos, während sich in den Wurzeln der Lymphgefässe bereits•zahlreiche Klappen vorfinden.10. Träger und Begleiter cler Gefässröhren ist allenthalben dasfibrilläre Bindegewebe; als Lagerstätten benützen die Gefässe ganzallgemein die Furchen und Lücken, welche die Organe unter sich, unclim Innern der Organe die Gewebselemente begrenzen. In der Regelbefinden sich die einem Gefässbezirke zukommenden Arterien, Venenuncl Lymphgefässe in denselben Lagerstätten und werden darin sammt _den entsprechenden Nerven zu einem Bündel vereinigt und in einegemeinschaftliche bindegewebige Hülle, die Gefäss-Scheide, Vaginavasorum, zusammengefasst. An den Gliedmassen finden sich die Stämmezumeist in den die Muskelgruppen trennenden Scheidewänden der Fascien.—^- Grosse Arterien besitzen nur eine sie begleitende Vene; Arterienmittleren Calibers, insbesondere jene der Extremitäten, werden regelmässigvon zwei, wiederholt mit einander anastomosirenden Venenbegleitet, während vorcapillare Arterien oft genug wieder nur eineeinzige Vene an ihrer Seite_ haben. Das fibröse Gewebe macht aber indieser Beziehung eine Ausnahme, da selbst die kleinsten Arterien desselbenimmer noch von zwei Venen begleitet werden. In einzelnen,jedoch nicht sehr häufig vorkommenden Fällen treten die Venen beiihrem Austritte aus den Organen zu einem Netze zusammen und umspinnendie einfache zuleitende Arterie. — Grössere Arterien gelangenniemals bis an die Leibesoberfläche, sondern verlaufen immer nur inder Tiefe der Muskelrinnen; doch aber finden sich regelmässig, zunächstals Begleiter subcutaner Nerven, feinere Arterien nahe der Oberflächeder Extremitäten, eieren gelegentliche Ausweitung das Zustandekommeneiner ungewöhnlichen Vertheilung der Arterien veranlassen kann. Dagegenist das subcutane Bindegewebe eine beliebte,Lagerstätte selbstgrösserer Venen uncl Lymphgefässe.Die Beschaffenheit der Lagerstätten der Gefässe nimmt einengrossen Einfluss auf den Fortgang des Blutstromes, insbesondere


Allgemeine Verhältnisse der Gefässe. 425des venösen, da derselbe unter einem nur geringen Drucke fortgeschobenwird und deshalb durch die auf der Gefäss wand lastenden Organe leichtbis zur Unterbrechung. gehemmt werden kann. Die bereits besprocheneEinrichtung cler Klappen steht damit in Zusammenhang; sie verhindertnämlich das rückgängige Entweichen des Blutes, wenn die Venen vonaussen zusammengedrückt werden, und befördert somit indirect sogardas Fortschreiten desselben. Insbesondere sind die in den intermusculärenRäumen lagernden Venen am leichtesten einer Compression ausgesetztund deshalb stets mit Klappen versehen. Um aber auch cler hinter derKlappe aufgestauten Blutsäule einen Ausweg zu schaffen, bestehen nochcollaterale Bahnen, welche grösstentheils die Oberfläche aufsuchenund dort ein subcutanes Venensystem, Venae subcutaneae, schaffen,dessen Canäle an allen Stellen, welche dem Muskeldrucke weniger ausgesetztsind, insbesondere an Punkten, wo sich Muskelgruppen verschränken,durch anastomotische Zweige mit den tiefen Venen, Venaeprofundae, in Verbindung gebracht sind.11. In der Regel gelangt jeder einzelne Gefässzweig auf demkürzesten Wege an seinen Bestimmungsort; doch muss man bei derBeurtheilung cler Verlaufsweise die Entwicklung und die Gliederungder Körpertheile berücksichtigen. Alle grösseren Gefässe liegen entwederan der Beugeseite der Gelenke uncl sind dann, was Länge betrifft, denAbständen entsprechend angeordnet, welche die Streckstellung mit sichbringt — oder sie rücken ganz nahe an die Austrittspunkte cler Drehungsaxen.Im ersteren Falle bekommen die Gefässe, wenn die Glieder gebeugtwerden, wellenförmige Krümmungen; dasselbe ist auch an Gefässenwahrnehmbar, welche sich zu verschiebbaren Organen begeben odersich im Innern von Organen verzweigen, deren Volumen veränderlich ist.12. Es wäre von besonderem Interesse, jenen Antheil cler gesammtenBlutmasse kennen zu lernen, den jedes einzelne Organ für sichin Anspruch nimmt. Diese Frage kann aber die Anatomie nur annäherndrichtig beantworten, weil die Lichtung der zuleitenden Gefässe, vermögeder innerhalb cler Wand befindlichen contractilen Elemente, sehr veränderlichist und weil die allenthalben bestehenden collateralen Bahnenden Uebertritt des Blutes aus einem in den anderen Bezirk gestatten,überdies auch der augenblickliche Blutbedarf ein sehr wechselnder ist.Dass sich die Capacität der Arterien während des Wachsthums, je nachdem Verhältnisse der vorschreitenden Ausbildung cler einzelnen Organe,verändern müsse und nicht allenthalben in gleichem Masse sich vergrössernkönne, ist leicht einzusehen. Einen mehr gesicherten Anhaltspunktfür die Beurtheilung des Gefässreichthums der verschiedenenGewebe bietet das numerische Verhältniss der Capillaren zu denElementartheilen. Man müsste zu diesem Zwecke die Ziffer der Elementartheilezu bestimmen suchen, welche innerhalb einer Capillargefässlückeuntergebracht sind; man müsste aber dabei auch, wie es sich vonselbst versteht, das Caliber der Capillaren uncl der Elemente berücksichtigen.Da die Capillaren nur die Gewebslücken durchziehen, so bleibenalle Gowebselemente ohne Ausnahme gefässlos. Ganz gefässlose^owebe gibt es dagegen nur wenige, nämlich nur die Epithelien, dieHornhaut, das Zahn- und das Linsengewebe. Zu den Gebilden, w r elche


426 Aligemeine Verhältnisse der Gefässe.sich nur einer geringen Zahl von Gefässen erfreuen, sind die Bindegewebsformationenzu rechnen, zu den gefässreichsten hingegen dieMuskeln und die Drüsen. Das den verschiedenen Gewebselementen undOrganen zukommende verschiedene Mass des Stoffwechsels steht damitin unmittelbarem Zusammenhang. — Zu den an Lymphgefässen reichstenOrganen dürften die äussere Haut, der Darmcanal und die Lungen zuzählen sein.13. Es gibt einige von dem soeben beschriebenen Typus abweichendelocale Gefässformationen.Ein Theil derselben betrifft den Abschluss des Kreislaufes.Es besteht nämlich ein Seitenstrom, der nicht, wie dies gewöhnlich derFall ist, nur zwei capillare Systeme durchwandert, sondern noch eindrittes, welches in den venösen Kreislaufschenkel eingeschaltet undin der Leber enthalten ist. Diese Formation wird Pfortader, Venaportae, genannt und betrifft beim Menschen blos das vom Darmcanaleabfliessende Blut, welches, bevor es zum Herzen gelangt und von diesemden Lungen übergeben wird, noch die Capillaren der Leber durchlaufenmuss. — Im Gegensatze zu diesem gibt es wieder andere Seitenströme,welche ohne Vermittlung eines Capillarsystems direct aus den Arterienin die Venen gelangen. Diese Form des Kreislaufabschlusses nennt manden directen Uebergang.Andere abweichende Gefässformationen betreffen das Ramificationsschema.Es kommen nämlich bei vielen Säugethieren Netze vor,welche aus der zumeist dichotomischen Verzweigung eines grösseren:•oder kleineren arteriellen oder venösen Gefässes hervorgehen, baldflächenförmig angeordnet, bald verknäuelt sind, in keinem Falle abereinem capillaren Gefässnetz entsprechen. Solche Netze werden Wundernetze,Retia mirdbilia, genannt. Sie kommen beim Mengchen nur stellenweiseund in mikroskopisch kleinen Formen vor, z. B. in der Niere,sind dagegen bei manchen Säugethieren, z. B. den Edentaten, ganz allgemeinverbreitet, und in die Continuität grösserer • Gefässstämme, selbstjener der Extremitäten eingeschaltet. Je nachdem diese Netze wieder zueinem Stamme zusammentreten oder nicht, werden sie in bipolareund unipolare eingetheilt. Sind arterielle uncl venöse Netze durcheinander geflochten, so entstehen gemischte Wundernetze.Hierher gehören auch die Schwellkörper, Corpora cavernosa;diese sind verschieden geformte Organe, welche die Fähigkeit besitzen,durch raschen Blutzufluss aufzuquellen und sich zu steifen. Sie bestehenaus einem räumlich ausgebildeten, venösen Wundernetz, welches inleSrhe,.^resistente, . aus Bindegewebe und glatten Muskelfasern geformteKapseln eingehüllt ist. — Auch die früher als Drüsen aufgefasstenkleinen Gebilde, das Steiss- und Carotidenknötchen, 1 ) welche offenbarnur Reste einer rückgebildeten embryonalen Anlage darstellen, sindjetzt als Convolute von feineren Gefässen erkannt worden.„Grössere, behälterartig erweiterte Gefässräume, deren Wände sichnicht isolirt von der Umgebung darstellen lassen, werden Sinus genannt.Man trifft sie nur im venösen und im Lymphgefäss-System.') Syn. Steissdrüse, Carotidendrüse.


Bau und Entwicklung der Blutgefässe. 427I. Das Blutgefäss-System.Bau und Entwicklung der Blutgefässe.Die Baumittel cler Gefässröhren liefern, wie oben erwähnt wurde,das Bindegewebe, das elastische Gewebe, das Muskelgewebe und dieEndothelien. Das Bindegewebe formt mit dem elastischen Gewebe das-Grundgerüst sämmtlicher Gefässwandungen, die Endothelien liefern den•glatten, inneren Ueberzug und das Muskelgewebe bildet einen in dasGrundgewebe eingeflochtenen, stellenweise gehäuften, stellenweise aberfehlenden contractilen Beleg.Das Bindegewebe findet sich hauptsächlich in der Tunica adventitiaaller, selbst der kleinsten vorcapillaren Gefässchen. Es lässtsich an den grösseren Gefässen leicht in Bündel und Fibrillen spalten,welche allenthalben von Netzen feiner elastischer Fasern umsponnenwerden, geht aber an den feinsten Gefässchen in ein homogenes, hautartigesGewebe über. __ Nur an den Nabelgefässen erscheint es in clerForm eines gallertartigen Gewebes und bildet da die sogenannteWharton'sche Sülze. — Das elastische Gewebe kommt hauptsächlichin der mittleren und inneren Gefässhaut vor und erscheint daentweder in der Form von dicken Fasern, welche zu Netzen zusammentreten,oder von durchscheinenden Membranen. Die Fasernetze überwiegenin den äusseren, die Membranen in den inneren Lagen.-—Das Muskelgewebeerscheint in den Gefässröhren nur in der Gestalt kurzerglatter Muskelfasern und findet sich hauptsächlich in der Media. Ausquergestreiften Muskelfasern besteht nur der Fleischbeleg des Herzens,der sich eine kleine Strecke weit auch auf die grossen venösen Gefässstämme,insbesondere auf die untere Hohlvene und auf den Sinuscoronarius, fortsetzt. Die quergestreiften Muskelelemente des Herzenszeichnen sich von jenen der Skeletmuskeln durch wiederholte Theilungenund netzförmige Verbindungen aus. — Die endotheliale Auskleidungder Gefässe besteht aus einer einfachen Lage ganz platter,lanzej^örmiger,jrnit Kernen versehener Zellen.Die drei Gefässhäute sind nur Schichtungsgruppen der genanntenGewebsformen und unterscheiden sich von einander theils durch dieverschiedenen histologischen Eigenschaften der Elemente, die in sie eingehen,theils durch deren Anordnung. Das wichtigste und in allenHäuten vertretene Gewebe ist das elastische, es bildet sozusagen dieGrundlage derselben. In den innersten Schichten erzeugt es eine dünne,spröde Lamelle, die sich mit dem Endothel leicht nach der Länge desGefässrohrs abschälen lässt und von selbst abspringt, wenn das Rohrmittelst eines Bindfadens eingeschnürt wird. Diese Lamelle bildet mit demEndothel die Tunica intima. In den zunächstfolgenden Lagen schichtet sichdas elastische Gewebe, zunächst in Form von Membranen, darauf indicht geordneten, queren Faserzügen, welche mit Lagen quer geordneter,glatter Muskelfasern alterniren. Die so entstandene, sehr compacte•Schichte ist die Tunica media; sie kann an grösseren Arterien wegender 'schichtenweisen Anordnung und wegen der vorwaltend querenLage ihrer Elemente in zahlreiche dünne, der Quere des Rohres nachsich abspaltende Lamellen zerlegt werden. An der Oberfläche des


428 B au un d Entwicklung der Blutgefässe.Gefässes tritt endlich das .compacte elastische Gewebe fast ganz zurückräumt dem fibrillären Bindegewebe den Platz und erscheint nur mehrin cler Form feinerer und gröberer, zu Netzen verbundener Fasern,welche die Bindegewebsbündel umspinnen. Diese überwiegend bindegewebigeSchichte ist die Tunica adventitia; ihr Faserfilz geht ohnescharfe Grenzen in das Gew r ebe der Vagina vasorum und in das dieMuskel- und Gewebslücken bekleidende Bindegewebe über.Die drei Gefässhäute behalten im Wesentlichen die geschildertenCharaktere sowohl im arteriellen als auch im venösen Systeme bei; sienehmen zwar mit dem Durchmesser des sich verästelnden Rohres an Dickeab, lassen sich aber alle drei noch an allen vorcapillaren Zweigchennachweisen. Nichts desto weniger erleiden sie in den zwei Abtheilungendes Gefäss-Systems manche Modificationen, vermöge welcher man mitgrosser Bestimmtheit im Stande ist, Arterien und Venen zu unterscheiden;es treten sogar beiderseits gewisse locale Verschiedenheitenauf, welche ohne Zweifel zu den Kreislaufverhältnissen der entsprechendenGefässbezirke in näherer Beziehung stehen. Diese Modificationen sollenim Folgenden beschrieben werden.Die Capillaren besitzen eine einzige zarte, scheinbar^ homogeneHaut, welche durch eine einfache Schicht von länglichen, an ihrenRändern durch eine Kittmasse verbundenen Endothelzellen hergestellt wird.Die nächst grösseren Gefässchen, welche direct zu Capillaren zerfallen,lassen bereits einen zweiten Contour erkennen, der offenbardurch den Hinzutritt einer zweiten, structurlosen und : stellenweise mitlängsgerichteten Kernen versehenen Haut zu Stande kommt. Der innereContour entspricht der Intima, beziehungsweise dem Endothel, deräussere der Adventitia. Mit dem Anwachsen des Röhrencalibers vermehrensich auch die Schichten; zunächst schaltet sich zwischen diebeiden vorerwähnten Schichten eine Lage quer gestellter glatter Muskelfasernein, welche auf das Hinzutreten einer Media hinweist. ElastischesGewebe findet sich erst an etwas stärkeren Gefässchen. Von da anberuht die Verdickung der Wandungen einzig uncl allein auf der Anhäufungcler bereits besprochenen Gewebe und Schichtungsgruppen,An den Arterien häufen sich insbesondere die Schichten derMedia, jedoch nicht gleichmässig hinsichtlich der verschiedenen Elemente;es lässt sich yielmehr darthun, dass an kleineren Arterien die Muskelfasern,an grösseren die elastischen Platten und Fasern überwiegen. InBetreff cler Faserrichtung stimmen aber alle Arterien darin mit einanderüberein, dass sowohl die elastischen Netze als auch die Muskelfaserndie, Röhren allenthalben kreisförmig umgreifen. Die Adventitia verdicktsich nicht in demselben Masse wie die Media, weshalb diegrössten Arterienstämme eine verhältnissmässig dünnere Adventitiabesitzen als ihre Aeste. Glatte Muskelfasern kommen in ihr nur ganzvereinzelt, und zwar zu dünnen, der Länge' nach eingelagerten Bündelnvereinigt, vor. An der Grenze gegen die Media verdichtet sich dasGewebe der Adventitia an mittelgrossen Arterien zu einer Lage, dieman mit clem Namen elastische Arterienhaut, Tunica efosfoca, besonders.bezeichnet hat.Der Bau der Venenwand ist im Wesentlichen ganz analog; nurin Betreff der Mächtigkeit der > einzelnen Schichten und in Betreff der


Bau und Entwicklung der Blutgefässe. 429Anordnung in der Media ergeben sich nicht unwesentliche Verschiedenheiten.Das Venenrohr besitzt nämlich im Allgemeinen dünnere Wändeals die Arterie, weil die Media nie so mächtig anwächst, wie dieses anArterien gleichen Calibers der Fall ist, wogegen die Adventitia stetsdicker ist als die Media. Dazu kommt, dass die Media vorwaltend Längsschichtenenthält, welche nur mit dünnen Schichten von Querfasernwechseln. Die Arterien zeichnen sich daher durch^ eine dicke, muskelreicheMedia, die Venen durch das Ueberwiegen elastischer Längsfasern,durch verhältnissmässige Armuth an Muskelfasern und durch eine dickeAdventitia aus.Diese Eigenthümlichkeiten des Baues begründen die Unterschiede in denphysikalischen Eigenschaften der Venen und Arterien. — Entleerte Venenfallen zusammen, während die Arterien ihre spulrunde Form beibehalten und sogarihre Lichtung vollständig wieder erlangen, wenn sie quer durchschnitten werdenund Luft in sie eintritt. — Das Arterienrohr lässt sich leichter nach der Länge, dasVenenrohr nach der Quere ausdehnen. In Folge dessen nehmen die Arterien, wenndie Blutwelle in sie eindringt, einen wellenförmigen Verlauf an; man kann ihnendenselben auch durch kräftige Injectionen geben und sie behalten ihn im Alter bei,wenn die Arterienwand unnachgiebiger geworden ist. Dagegen können die Venenbei Stauungen des Blutstromes um das Zwei- bis Dreifache ihres Durchmessers anschwellen.Wenn auch Bau und Dicke der Gefässwände ganz im Verhältnissstehen zum Caliber der Röhren, so machen sich dennoch selbst an Gefässengleichen Calibers gewisse locale Verschiedenheiten bemerkbar,die offenbar auf den Mechanismus des Kreislaufes in den betreffendenRegionen rückwirken. Die Arterien unterscheiden^ sbh insbesonderevon einander durch _dePi-^eh§li 5^ Muskelfasern uncl_ an elastischemGewebe. Es gibt nämlich grössere Arterien, die mehr musculöse, andere,die mehr elastische Wandungen besitzen; zu den ersteren gehören dieCoeliaca, die Femoralis und die Radialis, zu den letzteren die Carotis,Axillaris und Iliaca. Die Nabelarterien und der Ductus arteriosus sindsehr reich an Muskelfasern, hingegen fehlt ihnen das elastische Gewebe.Noch grössere Verschiedenheiten zeigen die Venen, hauptsächlich inBetreff der Schichtenfolge. Es kann nämlich die Media fehlen; dies istder Fall an jenen Stücken der Lebervenen uncl der Cava ascendens,welche in das Leberparenchym eingetragen sind. Dagegen kann wiederstellenweise die Adventitia so stark verdickt sein, dass das durchschnitteneVenenrohr wie eine Arterie klafft; dies ist der Fall an derVena poplitea. Es kann ferner die Muskelschichte ganz wegfallen, wiez. B. an den Knochen- und Hirnvenen uncl an den Blutleitern derharten Hirnhaut; hingegen kann wieder eine Muscularis, aus quergestreiftenMuskelfasern bestehend, hinzutreten, und zwar zur Adventitia,wie dies an der Cava inferior, oberhalb der Leber und an demSinus coronarius vorkommt. Im Bezirke des Schamvenengeflechtesbilden die glatten Muskelfasern netzförmig verbundeneBälkchen, welche stellenweise über das Niveau der glatten Gefässwandganz frei hervortreten und dieser ein gebuchtetes Aussehen verschaffen.Die Klappen der Venen können als Faltungen der innerenGefässhaut betrachtet werden, und lassen keine anderen als die Gewebsdementeder Venenwand erkennen.


430 Bau und Entwicklung der Blutgefässe.Alle Gefässwandungen besitzen ihre eigenen Blutgefässchen, diesogenannten Vasa vasorum. Die Stämmchen dieser kleinen Gefässe zweigenimmer nur von einem Aste des zu versorgenden Stammes ab und Schlagenrückgängig den Weg zu diesem ein. Sie vertheilen sich vorzugsweisein der Adventitia, doch dringen ihre feinen Netze auch bis in die Mediavor. — Alle Gefässe besitzen auch ihre eigenen Nerven, welche manvermöge ihres Einflusses auf die Muscularis als Regulatoren des Gefässcalibersund der Wanddicke betrachten kann (vasomotorischeNerven).Hinsichtlich der Entwicklung des Blutgefäss-Systems ist hervorzuheben,dass die erste Entstehung desselben in eine sehr frühe Zeit derembryonalen Bildungsperiode fällt. Die Blutgefässe entstehen in bestimmtenAntheilen des mittleren Keimblattes und erscheinen zuerst alsverhältnissmässig weite, von kernhaltigen Blutzellen strotzend erfüllteRäume, deren äusserst zarte Wände nur durch eine einschichtige Lage vonZellen (Endothelzellen) hergestellt werden. Zwischen Arterien, Venen undCapillaren ergibt sich in dieser Beziehung ursprünglich kein Unterschied.Nur an der Anlage des Herzens weist das sehr frühzeitige Auftreten'von rhythmischen Zusammenziehungen auf die baldige Ausbildung einercontractilen Wandschichte hin. Die die Arterien und Venen kennzeichnenden,geschichteten Wandbestandtheile entstehen erst verhältnissmässigspät durch Anlagerung der entsprechenden Gewebe an dieäussere Wandfläche. Für die Ausbildung der gesetzmässigen Caliberverhältnisseder Gefässe sind vorzugsweise die mechanischen Bedingungender Blutströmung, aber auch andere Umstände, wie diegegenseitigen Verbindungen cler Gefässe, der Entwicklungsgang unddie besondere Beschaffenheit der verschiedenen Leibestheile u. s. w.massgebend.Die Anordnung der Gefässstämme ist im Laufe des embryonalenLebens, je nach der fortschreitenden Ausbildung des Embryo und nachden verschiedenen Ernährungsbedingungen desselben, mehrfachen Umwandlungenunterworfen.In den allerersten Bildungsstufen bezieht der Embryo seine Nährstoffeaus dem Dotter, welcher von den peripheren Theilen* des innerenKeimblattes und von gewissen an diese sich anschliessenden Antheilendes mittleren Keimblattes völlig umwachsen wird und so in einen Sackeingeschlossen erscheint, der den Namen Dottersack, beziehungsweiseNabelbläschen führt. In den äusseren, also von dem Mesoderm abstammendenSchichten des Nabelbläschens entwickeln sich zunächstreichliche, netzförmig unter einander zusammenhängende Blutgefäss-,-:.räume. In der Leibesanlage selbst entsteht an der Bauchseite, ganz nahedem Kopfe, schon sehr frühzeitig das Herz, in___Gestalt. eines einfachen,ursprünglich gerade gestreckten Schlauches, der aber bald eineJL-förmjgeEinbiegung erfährt und schon um diese Zeit pulsirende Bewegungen,.erkennen lässt. _Aus „dem vorderen Ende des^Herzschlauches geht eineinfacher Arterienstamm, Truncus arteriosus, hervor, welcher sich nachkurzem Verlaufe in eine rechte und eine linke primitive Aortaspaltet. Diese wenden sich an dem oberen blinden Ende der Darmanlagebogenförmig gegen die dorsale Leibeswand (primitive Aortenbogen)und ziehen dieser entlang gegen das hintere Körperende, wo sie sich


Bau und Entwicklung der Blutgefässe.43 Jzunächst in einem Gefässnetze verlieren. Nach kurzem Bestände verschmelzenjedoch die absteigenden Theile der Aorten zu einemeinheitlichen, unpaarigen Stamme. Dieser gibt ein Paar von Seitenästenab, die Dotterarterien, Arteriae omphalomesentericae, welche sich inder die Leibesanlage umgebenden Zone der Keimscheibe (Fruchthof)vielfach verzweigen und schliesslich in die Bluträume des Dottersackesübergehen. Sie führen also diesen Blut zu. Aus den Bluträumen desDottersackes leiten die Dottervenen, Venae vitellinae, das Blut zurLeibesanlage zurück; sie sammeln sich schliesslich zu zwei Stämmchen,Venae omphalomesentericae, welche sich in das hintere Ende des Herzenseinsenken. Der so abgeschlossene erste Kreislauf wird als Dotterkreislaufoder Kreislauf des Fruchthofes bezeichnet (vergl. Taf. II,Fig. 1).Von den Gefässstämmen desselben erhält sich die absteigendeAorta bleibend als solche. Von den beiden Arteriae omphalomesentericaeschwindet die linke vollständig, während die rechte zur Grundlage deroberen Gekrösarterie wird. Diese letztere entsteht nämlich ursprünglichals ein kleiner Seitenzweig der Arteria ömphalomesentericadextra, bildet aber später, wenn die Verzweigungen in dem Dottersackeschwinden und der Darm heranwächst, die alleinige Fortsetzung diesesStammes.Die Venae omphalomesentericae erscheinen, nachdem die erste Anlageder Leber entstanden ist, zunächst als die zuführenden Gefässe derselben,indem sie Zweige (Venae advehentes) hineinsenden; sie bringen der Leberaber später, da eine, inzwischen entstandene Vena mesenterica in sieeinmündet, auch das Blut aus dem Darme zu. Sie lösen sich zunächstnicht in der Lebersubstanz auf, sondern durchsetzen dieselbe. Währendnun die eigentlichen Dottervenen mit der allmäligen Rückbildung desNabelbläschens immer kleiner werden und schliesslich vollständigsehwinden, nimmt die Gekrösvene an Caliber fortwährend zu. DieStämme der beiden Venae omphalomesentericae laufen indess nebendem Duodenum zur Leberpforte und setzen sich auf diesem Wegedurch zwei ringförmige, das Duodenum umfangende Anastomosen untereinander in Verbindung. Indem Theile dieser Anastomosenringe, undzwar von dem unteren die rechte Hälfte und von dem oberen die linkeHälfte, verkümmern und allmälig verschwinden, bleibt von dem unterhalbder Leber gelegenen Abschnitte der beiden Venae omphalomesentericaeein unpaariger Venenstamm, die spätere Pfortader, übrig.Dieselbe führt nun ausschliesslich das Blut aus clem Darmcanaleund aus den Anhangsorganen desselben der Leber zu. Die oberen,die Lebersubstanz durchsetzenden Endstücke der beiden Venae omphalomesentericaesammeln hingegen in sich durch Venae hepaticae revehentesdas Blut aus dem Capillarsysteme der Leber und leiten dasselbe ausdem Organe ab; sie sind daher die Vorläufer und die Anlagen derbleibenden Lebervenen. Jener Abschnitt der Venae omphalomesentericae,welcher zwischen den Venae advehentes und revehentes liegt,^•hwindet spurlos.Während mit clem Verbrauche des Dotters und mit der Rückbildungdes Nabelbläschens der Dotterkreislauf immer mehr an Bedeutungverliert und die Gefässstämme desselben neue Beziehungen erwerben,


432 Bau und Entwicklung der Blutgefässe.vollzieht sich die .Entwicklung einer neuen Kreislaufform, welche alsPlacentar-Kreislauf bezeichnet wird und welche während der ganzenfolgenden intrauterinen Entwicklungsperiode in Gang bleibt.Das Wesen desselben besteht darin, dass das Blut des Embryodurch zwei Nabelarterien, Arteriae umbilicales, durch den Nabel ausdem Leibe hinaus in die Placenta geleitet, dort mit sauerstoffreichemBlut der Mutter in Wechselwirkung gebracht und mit Sauerstoff neubeladen, also als arterielles Blut, durch eine 'Nabelvene, Vena umbilicalis,wieder in den Körper zurückgeführt wird (vergl. TafelIIFig. 2 uncl 3).Die Arteriae umbilicales erscheinen, so wie die entsprechendenVenen ursprünglich als die Gefässe der Allantois (des Harnsackes)und verlassen, mit dem Stiele derselben in der vorderen Bauchwandaufsteigend, durch den Nabel den Leib des Embryo. Indem sie sichfernerhin in gesetzmässiger Weise mit einer inzwischen entstandenenHüllmembran des Embryo, clem Chorion, verbinden und in derselbenreiche Verzweigungen bilden, entsteht unter Betheiligung der Schleimhautdes Uterus in der auf S. 369 geschilderten Weise die Placenta. Deraus Bestandtheilen des Eies hervorgegangene kindliche Theil (Pars ^foetalis) der Placenta besteht grösstentheils aus den baumartigen Chorion-'zotten, innerhalb welcher die letzten Zweigchen der Nabelarterien inein sehr reich; ausgebreitetes "eapillares Netzwerk zerfallen.Aus diesem sammeln sich die Venenwurzeln, welche sich nochim Bereiche der Placenta zu der einfachen Nabelvene vereinigen.Diese führt das arteriell gewordene Blut durch den Nabel in den Leibdes Embryo zurück und leitet dasselbe, indem sie in der vorderenBauchwand nach oben zieht, zur Pforte der Leber.Hier setzt sie sich mit dem linken Aste der Pfortader in Verbindungund ergiesst durch dieselbe den grösseren Theil ihres Inhaltes indie Leber. Es hat sich aber schon sehr frühzeitig in dem Gebiete derVenae omphalomesentericae ein anastomotisches Gefäss zwischen denAnastomosenringen derselben und dem oberen Endstück der rechten^Lebervene entwickelt, wodurch eine directe Verbindung der Pfortader,beziehentlich der Nabelvene, mit einer Hauptwurzel der unteren Hohlveneentsteht, dies ist der Ductus venosus.*) Seine obere Mündung rückt später 'auf die untere Hofrivene selbst hinüber und so stellt er ein Rohr dar,welches einen Theil des Nabelvenenblutes mit Umgehung der Lebersubstanzdurch die untere Hohlvene unmittelbar in das Herz leitet.Auch die Nabelvene ist bei ihrer ersten Entwicklung paarig undsymmetrisch vorhanden; es erfährt aber nur die linke Nabelvene dievolle Ausbildung, während die rechte verkümmert und sich nur in Restenals Vene der vorderen Bauchwand erhält.Die Chorionzotten tauchen mit ihren Capillarnetzen allenthalben indie weiten, buchtigen Gefässräume des mütterlichen Antheiles derPlacenta ein, wodurch günstige Bedingungen für den Austausch vonStoffen zwischen dem fötalen und dem mütterlichen Blute geschaffenwerden, ohne dass irgendwo eine Vermengung der beiden Blutartenstattfindet. Die grossen Bluträume des mütterlichen Theiles der Placenta1 ) Syn. Ductus venosus Arantii.


Bau und Entwicklung des Herzens. 433werden durch feine Zweigchen der Arteria uterina gespeist, welche sich,ohne vorher in Capillaren überzugehen, unmittelbar in die Bluträumeöffnen. Aus den letzteren wird das Blut durch das mächtige Venengeflechtdes Uterus abgeführt.Die Bedeutung des Placentarkreislaufes für den Embryo beruhtsomit darin, dass er den Gaswechsel des fötalen Blutes vermittelt, d. h.dass in der Placenta das durch die Nabelarterien zugeführte fötaleBlut in arterielles umgewandelt wird, eine Function, welche nachder Geburt auf den Lungenkreislauf übergeht; überdies aber darin,dass andere diffundirbare, organische und anorganische Nährstoffedurch Endosmose aus dem mütterlichen in das fötale Blut übergeleitetwerden, eine Aufgabe, welche nach der Geburt von dem Darmcanalgeleistet wird.Näheres über den Placentarkreislauf, sowie über die Umwandlungender demselben zunächst dienenden Gefässstämme und über dieHerstellung des bleibenden Lungenkreislaufes wird am Schlüssedieses Abschnitte mitgetheilt.A. Das Herz.Bau und Entwicklung des Herzens.Das Herz verknüpft die Stämme der Lungengefässe mit denStämmen der Körpergefässe und besteht daher aus zwei völlig geschiedenenRöhren, welche sich von den eigentlichen Gefässröhren zunächstdurch den mächtigen, aus quergestreiften F'asern zusammengesetztenMuskelbeleg unterscheiden. Dieser Muskellage verdankt es seineBefähigung, als Triebkraft des ganzen Kreislaufes zu dienen. Es wirktdabei nach Art einer Druckpumpe, innerhalb weicher eigene Klappenapparatedie Stromrichtung regeln. Die Arbeit wird durch rhythmischauf einander folgende Contractionen des Herzmuskels vollzogen, welchedas in den Herzräumen angesammelte Blut in die Gefässröhren treibenund abgelöst werden von einem Momente der Muskelruhe, innerhalbdessen wieder eine* gleich grosse Menge von Blut in die Herzräumeeinströmt. Die Thätigkeit des Herzens wickelt sich somit in zwei Zeiträumenab, einem activen, der Zusammenziehung, Systole, und einempassiven, der Erschlaffung, Diastole.Da die beiden Kreislaufschenkel nicht mit einander communiciren,so besteht das Herz eigentlich aus zwei mit einander vereinigten Druckwerken,deren eines den arteriellen, das andere den venösen Schenkelbetreibt, und von denen das erstere das aus den Lungen ausgetretenearterielle Blut den Körperarterien, das letztere das aus den Körpervenenanlangende venöse Blut den Lungen überliefert. Das Herz lässtsich daher zunächst in zwei Hälften zerlegen, welche man nach ihrerLage im Leibe als das linke und das rechte Herz bezeichnet; daserstere besorgt den Blutzulauf im arteriellen, das letztere im venösenSchenkel. Man muss aber an jeder Hälfte noch zwei Abtheilungen unterscheiden,nämlich ie eine Vorkammer, Atrium, und eine Kammer,lentrkidus.v. Langer-Toi dt, Anatomie. 5. Aufl. 28


Bau und Entwicklung des Herzens.Die Beiden Vorkammern sind dünnhäntigp, Venensäcke und habennur die Ajifgabe, das anlangende Blut, welches auf beiden Seiten durchehrere^Aenenstämme herbeigeführt wird, zu sammeln. In die rechteVorkarmteier münden zwei grosse Körpervenen, die sogenannten Hohlvenenfwenae cavae, von welchen die eine, die obere Hohlvene, Venacava supm-ior.*) von der oberen, die andere, die untere Hohlvene, Vena(kvcty-inUrior, 2 ) von der unteren Körperhälfte anlangt; dazu kommt einedWte^kleinere Vene, der Sinus coronarius cordis, welcher in der eigenen_anjj d^s Herzens wurzelt. In die linke Vorkammer treten vier bisfünf Lungenvenen ein.Die an Muskelsubstanz weitaus reicheren Kammern sind dieeigentlichen Motoren des Kreislaufes; sie befördern das von den Vorkammern gesammelte Blut in die Arterien, linkerseits in die grosseKörperschlagader, Aorta, rechterseits in die LungenarterieArteria pulmonalis. Eine jede Kammer besitzt daher zwei Oeffnungen,eine Zuflussöffnung, das Ostium venosum, 3 ) durch welche das Vorkammerbluteinströmt, und eine Abflussöffnung, das Ostium arteriosum, welchein die Arterie führt. Beide Herzhälften arbeiten synchronisch, jedochsOj dass sich immer nur die zweT^ämmern und nur die~^weTVörlTammernin gleichen Zuständen befinden, und~aäiss die "Systole" derKammerh^mlF'crer Systole" der Vorkammern liBwechseltr"Das Herz als Ganzes besitzt eine kegelförmige Gestalt miteiner abgerundeten freien Spitze,. Apex cordis, und einer breiten, andie Umgebung angewachsenen Basis; es bildet daher gleichsam einenAnhang, der seitlich an die geschlossene Kreislaufcurve angesetztist.Die Gefässröhren, in welche man sich das Herz in einfachster Formaufgelöst denken kann, bilden nämlich Schlingen, deren Umbeugungsstückesich zu den Kammern ausweiten. Daher kommt es, dass alleZu- und Abflussöffnungen an die Basis des Herzens verlegt sind, unddass die zu- und ableitenden Gefässe, welche die Schenkel dieserSchlingen darstellen, dicht an einander herantreten. Zusammen mit denVorkammern stellen diese Gefässe. jenen Herzabschnitt dar, den manals Krone des Herzens, Corona cordis, bezeichnet. Eine quere Furche,Sulcus atrioventicularis, 4 ) scheidet diesen Abschnitt von den beidenKammern, welche zusammen den Herzkegel bilden.Beide Herzhälften sind so an einander gefügt, dass die Ausflussröhren,die Arterien, nach vorne, dieTEirhflüssröhren aber mit den~Vor-|araraern nach hinten zu liegen kommen. Beide Arterien verlassen in^cffie_fer Kic^in der Richtung nachlinks, die Aorta in der Richtung nanb rechts; sie überkreuzensich daher, und zwar so, dass die Pulmonalis vor der Aorta vorbeizieht.__Pjn^_straffe^JBindegewebe mit einander verbunden, steigensie vor der Scheidewand der beiden VOTkammern^^aui^ühcTVvjraeirvonAusbuchtungen der beiden Vörkammern7"o!enTsogenannteiTHer zobren,Auriculae cordis, umgriffen. Wegen ihres schiefen Verlaufes kommt die') Syn. Vena cava descendens.2 ) Syn. Vena cava ascendens.s ) Syn. Ostium atrioventriculare.4 ) Syn. Sulcus transversus s. coronarius.


Bau und Entwicklung des Herzens. 435Aorta in die Nachbarschaft des rechten, die Pulmonalis an das linke-flerzohr zu liegen. Die Asymmetrie der ganzen Anlage bringt es mitsich, dass auch der grössere Antheil der rechten Herzhälfte nach vorne,der der linken aber nach hinten gewendet ist, und dass in Folge dessenauch die Scheidewand der Kammern eine Schieflage bekommt. DieFurchen, welche äusserlich die Grenze der beiden Herzhälften andeuten,eine jvordere und eine Jiintere, Sulcus interventricularis anterior undposterior,*) können daher auch nur in schiefer Richtung zur Herzspitzegelangen. " >#Die Asymmetrie^ betrifft auch die Lage des ganzen Herzens.Die Axe desselben steht nämlich weder senkrecht, noch genau horizontal,sie nimmt vielmehr eine im Räume diagonale Richtung ein, und zwarvon hinten Rechts und oben nach vorne links und unten. Dies hat zurJfolge, dass auch~~tlle~" Flächen des*" Herzkegels eine schiefe Lage bekommen;die_ vordere, mehr convexe Fläche, Facies sternocostalis, wirdzugleich zur~~öberen unTliiirnmtere, mehr abgeplattete Fläche, Faciesdiaphragmatica, zugleich zur unteren. Das ganze Herz ruht daher schiefauf_der KujjpIOI^seine Spitze ungefähr „aufrfTo Mittendes Knorpels der linkejoJüjQftgnL_Rippe uncl stellt das untereE^c|e_der rechten Vorkammer dem Hiatus venae cavae^les^ZwerchfellesgegenuberT"Da die Kammern der eigentlich wirksame Bestandtheil des Herzenssind, so versteht es sich von selbst, dass die Klappen-Apparate,deren Aufgabe es ist, den Rücktritt des gepressten Blutes zu verhindern,an den Kammeröffnungen angebracht sind. Es gibt daher in der rechtenund in der linken Herzhälfte je einen Klappen-Apparat an dem venösenund an dem arteriellen Ostium. Andere klappenförmige Formationenaber, welche in der rechten Vorkammer vorkommen: die ValvulaEustachii an der Mündung der unteren Hohlvene, und die ValvulaThebesii an der Mündjnj^Ldej_^TO_ssen Herzvene, sind blosse^.Faltungender inneren' Haut des Herzens und keineswegs geeignet, den Rücktrittdes Blutes"voTIiT^h^Die Wandungen des Herzens bestehen aus quergestreiftent Muskelfasern und werden nach aussen von einer serösen Haut, dem Epicardium,nach innen von einem dünnen Häutchen, dem sogenannteni Endocardium, bekleidet.Die Grösse des Herzens lässt sich nur sehr schwer bemessenund variirt, von pathologischen Verhältnissen ganz abgesehen, nach demKörperbau, der Todesart, der Blutmenge, dem Zustande der Musculaturund dem Grade der Füllung. Alle diese Momente müssen wohl erwogenwerden, wenn es sich darum handelt, die habituellen Grössenverschiedenheitendes Herzens zu beurtheilen. Dagegen ist hinsichtlich der Altersverschiedenheiteneine rasche Zunahme des Herzens in den ersten zweiLebensjahren, dann nach dem 15. Lebensjahre, beim Eintritt cler Pubertätnachzuweisen. Ebenso dürfte auch die Annahme richtig sein, dass dasHerz beim weiblichen Geschlechte im Allgemeinen kleiner ist als beimmännlichen.*) Syn. Sulcus longitudinalis anterior und posterior.28*


436 Bau und Entwicklung des Herzens.Die eigenen Blutgefässe des Herzens sind Aeste der Aorta, vertheilenihre Zweige in den Furchen der äusseren Fläche und erzeugenCapillaren, welche bis an das Endocardium und an die Klappen-Apparate eindringen. — Die Lymphgefässe kennt man nur an deräusseren Fläche, wo sie dichte Netze bilden. — Die Nerven des Herzenswurzeln im sympathischen Nervensystem und im Vagus underzeugen an der Aorta ein weitmaschiges Muttergeflecht, desseii_Zweigemit den Herzarterien verlaufen. Sie zeichnen sich durch grossen Reichthuman Ganglien aus, welche in deri_GeR^mSnT liegen ünclTsich alsmikroskopisch kleine Anhäufungen von Nervenzellen bis in das Herzfleischverfolgen lassen.Es gibt zwei Herzarterien, welche die Bezeichnung Kranzarterien, Arteriaecorouariae, führen, eine dextra und eine sinistra; : beide „entstehen an der. Wurzel derAorta, gewöhnlich noch im Bereiche der von den Klappen gebildeten Taschen; sietreten^ unter^dennHerzöhreh nach vorne, die eme .auf_.d.§r...rgfihten, die andere auf.der linken Seite der, grossen Arterien, und gelangen in den Sulcus atrioven.tricul.arisdes Herzens, innerhalb welches sie, nach rückwärts verlaufend, einen Gefässkranzdarstellen. Von da aus schicken sie nach aufwärts zu den Vorkammern, und nachabwärts zu dem Kammerfleische kleine Zweige und in die SulcLinterventricuIäreszwei grössere absteigende Aeste, welche_ sich an__der^ Spitze_des. Herzens begegnen.In der "Regel' ist" die in dem "Sulcus interventricularis posterior absteigende Arterieein Ast der rechten, die in der entsprechenden vorderen Furche verlaufende vielleichtausnahmslos die unmittelbare Fortsetzung der linken Kranzarterie. VorcapillareZweige vermitteln allenthalben Anastomosen zwischen den beiden Arterien. — Wennausnahmsweise eine dritte Kranzarterie besteht, so nimmt sie gewöhnlich mitder linken ihren Ursprung in derselben Klappentasche. Manchmal entspringt 1 eineCoronaria höher oben aus dem Stamme der Aorta; der Ursprung aus der Mainmaria'interna öder gar aus der Subclavia gehört aber zu den Seltenheiten.Die Venae cordis,_ welche in ähnlicher Weise wie die Arterien vertheilt sind,vereinigen sich hinten in dem Sulcus atrioventricularis zu einem grösseren, sinusartigerweiterten Stamme, Sinus coronarius, welcher neben dem Septum atriorum in_ die"rechte Vorkammer mündet. Auf ihn setzt sich die quergestreifte Musculatur derVorkammern fort. Er "erscheint als die unmittelbare Fortsetzung' der grossenHerzvene, Vena magna cordis, welche ihre Wurzeln in dem Sulcus interventricularisanterior aus den Wänden beider Kärnmern~sammelt,~g~egen das linke Herzohr'emjaorsteigtund unter demselben den Sulcus atrioventricularis betritt. Indem sie in "diesemletzteren, dleTmke Vorkammer umkreisend, nach rückwärts zieht, nimmt sie aucheinen stärkeren Seitenzweig, die Vena posterior ventriculi sinistri, welche an der jjejtenwandder linken Kammer emporsteigt, in sich auf. Kurz vor seiner Mündung indie^ rechte Vorkammer empfängt der Sinus coronarius hoch"die Vena eördü~mecTtaaus dem Sulcus interventricularis posterior. Kleinere Venen, Venae cordis parvae,sammeln sich"'in "sehr "wechselnder Anordnung__theils aus den Wänden der Vorkammern,theils aus den angrenzenden Theilen cler Kammern und münden entweder"seihständig in die" rechte Vorkammer oder gelangen, im Sulcus atrioventricularisunter der rechten Vorkammer nachjrückwärts laufend,"""zu""dem Endstück desSinus coronarius. Bemerk ensweith ist "eine dieser TDJemen VehehT welche" besondersmit dem Namen Vena obliqua atrii sinistri bezeichnet wird. Sie stellt nämlich mit demSinus coronarius den Ueberrest einer linken Hohlvene dar (siehe unten). Sie kommtaus der Plica yenae_cavae sinistrae (vergl. S. 438) und zieht zwischen derJWurzeldes linken ITerzohf es und "der oberen linken LungenvetüT" schief "JffieTTEe hmfereWand der linken Vorkammer herab"und mündet in den Sinus coronarius. An diese"Mündungsstelle ist am 'zweckmässlgsten die sonst manchmal sehr undeutlicheGrenze zwischen Vena magna und Sinus coronarius zu verlegen.Man sollte meinen, dass auch das Blut, welches" aus der Herzsubstanz abfliesst,gleich wie die gesammte Blutmasse der Körpervenen, ausschliesslich nur demrechten Vorhofe übergeben werde; dies ist aber nicht der Fall. Es wurzeln nämlichin den inneren Schichten des Herzfleisches kleine Venen, welche sich direct in allevier Herzhöhlen öffnen, so also, dass directe Communicationen der Herzhöhlen mit


Bau und Entwicklung des Herzens. 437*den eigenen Herzvenen zu Stande kommen und dass ein allerdings kleiner Theildes venösen Herzblutes linkerseits dem arteriellen Blutstrom beigemengt wird. DenUebergang dieser kleinen Venen vermitteln die lange bestrittenen Foramina ThebesU,kleine Lücken im Endocardium, welche unregelmässig vertheilt sind und sichzumeist hinter dem Netzwerk der Fleischbalken an der inneren Herzfläche verbergen.Sowohl die Kranzarterien, als auch die Venen schicken Vasa vasorum andie grossen, mit dem Herzen im unmittelbaren Zusammenhange befindlichenGefässe, wodurch Anastomosen mit den Mediastinal- und Bronchialgefässen hergestelltwerden.Es gibt vier bis fünf Nervi cardiaci, die alle bereits am Halse aus den genannten"Nervenstämmen hervorgehen und sich längs den grossen Halsgefässen in die Brusthöhlezum Herzen begeben.Die Untersuchung wird am besten zuerst an einem Herzen unternommen,welches sich noch in natürlicher Lage und im Zusammenhange mit den Lungenbefindet. Zum Behufe der genaueren Untersuchung der Formverhältnisse, der Räumeund der Innenwände muss man aber die Wände steifen und stellenweise abtragen.Solche Präparate verschafft man sich durch Injection mit absolutem Alkohol odermit Talg. Die mit Talg injicirten werden zuerst langsam getrocknet und dann, umdas Injectionsmateriale wieder zu beseitigen, einer gelinden Wärme ausgesetzt.Bei der Eröffnung des Herzens ist es rathsam, in folgender AVeise vorzugehen.— Man öffne zuerst die rechte Kammer mittelst eines Schnittes, welchervon der Mitte der Art. pulmonalis gegen die untere Hälfte des rechten Herzrandesgeführt wird; so gelangt man zur Ansicht der Klappen an der Wurzel der genanntenArterie. Um darauf zur Ansicht der Klappe des venösen Ostiums zu kommen, führeman aus dem Atrium hinter der Auricula durch das Ostium venosum einen zweitenSchnitt längs dem rechten Herzrande, welcher mit dem ersten in einiger Entfernungvon der Herzspitze zusammentrifft und von der vorderen Kammerwand einen keilförmigenLappen ablöst, woran der vordere Papillarmuskel haftet. — Linkerseitswird die Kammer zuerst mittelst eines Schnittes eröffnet, welcher aus dem Atrium,zwischen den Mündungen der linken Lungenvenen und hinter cler Auricula weggeführt wird, das Ostium venosum öffnet und längs des linken Herzrandes bis zurHerzspitze reicht. Ein zweiter Schnitt soll neben dem Septum ventriculorum beginnenund einerseits bis zur Herzspitze fortgesetzt werden, wo er mit dem ersten Schnittezusammenstösst, andererseits nach oben vor der linken Auricula und hinter derArt. pulmonalis hinweg in die Wurzel der Aorta eindringen. Beide Schnitte begrenzenwieder einen nach unten zugeschärften Lappen, woran der vordere Papillarmuskelhaftet. Gute Nachhilfe gewährt bei diesem Vorgange nach der erstenEröffnung der Kammern die Einführung eines Fingers in die Ostien, welcher alsLeiter für das Messer oder die Scheere dient.Der Herzbeutel, Pericardium, _umschliesst das ganze_Herz sammtden Wurzelstücken der arteriellen und venösen Gefässe~äls ein besonderer,in dem Mitteliellraume" gelegener Sack. Er "hat im Allgemeinenaucheine kegelförmige Gestalt^ verjüngt sich aber vom Zwerchfelle, seinerBasis nach oben aufsteigend und umfassTlnft seinem engeren Theile3IOVuj_zeJ_^^äusseren, fibrösen, und einer inneren, serösen; di^_e_rjteregeht_obenIn. die Adventitia der_grossen Gefässe über T __ist seltiicnjimFden Mittp-|7ellplatteh~ller Fleufä~verbunden und hängt vorne und hinten mit demmediastinalen Bindegewebe zusammen- Die seröse Schicht besitztejne innere freie, mit Epithel bekleidete Oberfläche und schlägt sich• entlang den grossen Gefässen auf die Oberfläche des Herzens um; siesetzt sich unmittelbar in die seröse Bekleidung der äusseren Herzfläche,Epicardium, fort. Das letztere kann somit als Lamina visceralis, und dieseröse Schichte des Herzbeutek__alaJ^amina parietalis eines in sich geschlossenenserösen Sackes angesehen werden. Auf die grossen Venen


438 Bau und Entwicklung des Herzens.zieht sich die Lamina parietalis von der hinteren Wand des Herzbeutelsheran, weshalb sie an dieser letzteren befestigt erscheinen. _An denUebergangsstellen finden sich Duplicaturen, von_welchen eihe'zürhinteren Wand der ^unteren Hohlvene uncl ^eme zweite von'deroberen^ Hohlvene hinter dem linken .JVorhof zu den beiden Lungenvenenzieht. Die Wurzeln der Aorta und der Arteria "pulmonalissindzwar"mit einander durch Bindegewebe vereinigt, doch aber ohne alleAdhäsionen an der Umgebung; sie besitzen einen gemeinschaftlichenserösen Ueberzug, der von oben her an sie herantritt, und könnendeshalb gemeinsam ohne Hinderniss innerhalb des Herzbeutels umgriffenwerden.Hervorzuheben ist_eine_. im obersten Theile „der,„.Mntej^n___,HerzheutelWandnach links ••.vortretende Falte, welche sich zwischen deroberen linken Lungenvene und der Basis des linken Herzohres auf diehintere WandFder linken Vorkammer verfolgen lässt. Sie enthält den_Ü^erresT~cTer linken oberen Hohlvene, in Gestalt eines sehr dünnenStranges, aus welchem eine Wurzel der Vena obliqua atrii sinistrihervortritt. Diese Falte hat daher den Namen PTica venae cavae sinisiraeerhalten.Die Entwicklung des Herzens geht von dem mittleren Keimblatte."und zw r ar von demjenigen Theile desselben aus, welcher mit dem innerenKeimblatte die primitive Darmwand formt. Die erste Anlage des Herzensist bei allen höheren Wirbelthieren eine paarige; durch die VereinigungderJbeidejiJHfelften entsteht jener ursprünglich gerade,.gestreckte, dannaber j^förmigjsich abbi^430) als dieAnlage des Herzens erwähnt worden ist.JSr liegt frei in dem vorderstenAntheile der noch einheitlichen Pleuro-Peritonealhöhle (Halshöhle,Parietalhölile) und findet proximal durch den austretenden Truncusarteriosus, distal durch die einmündenden Venen seine Fortsetzung.Mit der dorsal von ihm gelegenen vorderen Wand des Kopfdarmessteht er durch das ventrale Darmgekröse, hier dorsales Herzgekr.öse,Mesocardium posticum, genannt, in Verbindung. Die S-förmige Krümmungdes Herzschlauches gestaltet sich im Wesentlichen derart, dass dasvenöse Herzende mit den Venenmündungen dorsal, und das arterielleEnde mit dem austretenden JTruncus 'arteriosu^_v e nf^ra i ^ Jiegenkommt und beide proximal gerichtet sind, während das freigelegte,schlingenförmig gekrümmte Mittelstück (der Kammerantheil) distalUnd nach links__hin__vorragt (Vergl. Tafel II, Fig. 4.). Bald setzt sichdas"ü^reäTe7~venöse Herzende durch eine tiefe Einschnürung, deiTÖnlrcanaTJüanäTis auricularis, als Vorkammerantheil scharf von demKammerantheil ab und buchtet sich jederseits zu einer _seln beträchirliehen halbkugelförmigen Vorragung, den Herzohren, aus, zwischen'welche sich^deFTruncus arteriosus von vorne her_ einsenkt "(Tafel H,TiiTöTAn dem Kammerantheile entsteht weiterhin, und zwarini___ii"sammenhang mit der allmäligen Dickenzunahme der W an d, eine längsgerichtete Furche, der Sidcus interventricularis,T durch"welchen äusserlicheine Abgrenzung in eine linke und rechte Kammer angedeutetist(Tafel II, Fig. 6.). In die letztere fällt die Austrittsöffnung des Truncusarteriosus. Aber schon in der 5, Woche des embryonalen Lebens erhebt


Bau und Entwicklung des Herzens. 439sich an der Stelle der erwähnten Furche eine in die Lichtung desK^nmerantheiles vortretend^musculöse Leiste, welche von der^orsälenjind^distalen Wand ausgeht und _gegen den Vorhofantheil"üncTgegen dierrsprüngsstelle des Truncus__ arteriosus hin einen freien, concaven_ Randwendet. Diese Leiste stellt die Anlage der Kammer Scheidewandd*är. Beinahe gleichzeitig mit diesem Vorgange vollzieht sich auch dieTheilung des bis jetzt einfachen Truncus arteriosus in zwei selbständigeGefässstämme, einen vp_rUeren, die Arteria pulmonalis, undeinen hinteren, die Aorta ascendens. Dies geschieht in der Weise, dasssich ander Innenwand des Truncus rechts und Jinks je eine scharfeLeiste erhebt, welche beide einander rasch entgegenwächsen undschliesslich zu einer" vollkommenen cpieren Zwischenwand verschmelzen,so"" dass die Lichtung des Truncus zuerst im Querschnitt sanduhrförmigerscheint, bald, aber in zwei vollständig. getrennte Lichtungen ^getheiltwird. Die Scheidung der beiden Gefässstämme von aussen her erfolgtefsFspäter. Diese Theilung des Truncus arteriosus vollzieht sich ganzunabhängig von der Bildung der Kammerscheidewand, und zwar vonoben nach unten fortschreitend. Die im Truncus entstandene Zwischenwandwächst sogar noch bis in den Bereich der Kammer herab undsefztTlsicIi dort secundär mit dem ihr__Jnzwischen entgegengerücktenoberen Kande der Kammerscheide wand in Verbindung. Die bleibendePars membranacea der letzteren stammt somit noch von der Zwischenwanddes Truncus arteriosus her. In dieser Weise ist die Trennungdes einfachen Kammerantheiles in eine linke und rechte Kammervollzogen und die erstere mit der Aorta, die letztere mit der Pulmonalisdurch je ein selbständiges Ostium arteriosum in Verbindunggebracht worden.Am spätesten, _erst _von dem 3. Embryonalmonate an, erfolgt dieBildung cler Vorkammerscheidewand aus zwei ursprünglich getrennten^Tfälften. ^Zunächst erhebt sich ^der Vorkammereme musculöse Leiste, die vordere Scheidewandsichel, welche sichmit ihren Enden bis auf jiie__jobere_Wauf den Boden derVorkammer -erstreckt. Aus cler hinteren Wand der Vorkammer wachsenzwei häutige Falten hervor, von_ wp^hen äTe rechte "aie_ Mündung derunteren Höhlvene umgreift und sich zur Valvula Eustachii entwickelt,mit der~BIldung der Vorkammerscheidewand aber nichts zu thun hat.Sie ist aber deshalb von Bedeutung, weil sie dem felute der unterenHohlvene die Richtung gegen das Foramen ovale anweist. Die linksgelegene Falte, hintere Scheidewandsichel, Valvula foraminis ovalis,rückt hingegen mit ihrem freien, concaven Rande mehr und mehr gegendie vordere Sichel heran uncl schiebt sich allmählig an derjinken Seiteder letzteren vorbei, ohne sich vorerst mit ihr zu vereinigen. So begrenzen_die_jDejidejn^chLücke7 Foramen ovale, durch welche die beiden Vorkammern in weitoffener Verbindung stehen. Erst nach der Geburt schliesst_,sich_ciieLücke~durch_weiteres Wachsthum der beiden Sicheln, insbesondere derhinteren, und durch gegenseitige Verlöthung derselben. Die bleibendeFovea ovalis der Vorkammerscheidew r and erinnert an diesen Bildungs-• Vorgang; ihr Grund ist die frühere Valvula foraminis ovalis, deren vordererRand von der linken Vorkammer her noch mehr oder weniger


440 Die Räume und Wände des Herzens.deutlich zu erkennen ist; ihre vordere wulstige Begrenzung, Limbmforaminis ovalis, ist hingegen nichts Anderes, als der hintere, concaveRand der vorderen Scheidewandsichel.Die Stellen, an welchen sich die halbmondförmigen und die Zipfelklappendes Herzens entwickeln, sind schon sehr frühzeitig deutlichgekennzeichnet. Die ersten Anlagen der halbmondförmigen Klappenerscheinen noch vor der Theilung, des Truncus arteriosus _in Gestalt vonvier nach innen vorragenden Wülsten, an der Stelle, wo der Kammerantheildes Herzens in den Truncus arteriosus übergeht. DieseStelleist, :wenigstens vörübergelielüd7 von aussen Tier an einer ganz seichteiiFurche zu erkennen, für welche der Name Fretum Halleri gebräuchlichist. Durch die Ausbildung der Zwischenwand in dem Truncus werdenzwei ~die"se'r WuTste" getheilt, "so dass.dann auf jedes_der beiden Ostiaarteriosa drei Klappenanlagen entfallen.^ Für die Entstehung derZipTelkTappen ist_ der oben erwähnte OhrcanaJLvon Bedeutung. InFolge des raschen Heranwachsens der Musculatur in den Kammerwändenwird derselbe bald in den Kammerantheil'des Herzens einbezogenund bildet d.ann an dem venösen Eingang desselben einenjiachinnen stark ^vortretenden, ringförmigen^ , musculösen____Wall, welcherspäter durch die Kammerscheidew r and getheilt wird uncl* so für jededer beiden Kammern das Ostium""venosum darstellt. Aus diesem Wallegehen unter wesentlicher Mitbetheiligung der Musculatur der Kammerwändedie Zipfelklapperf hervor, deren Musculi papilläres sich aus derKammerwand abheben.Die Räume und Wände des Herzens.Der äusseren Form des Herzens entspricht wohl im Allgemeinenauch die Gestalt seiner Hohlräume; es zeigen sich aber an den beidenHerzhälften sowohl in Betreff der Kammern, als auch der Vorkammern.mannigfache Unterschiede, deren Begründung in der asymmetrischenLage der oben erwähnten Herzschlinge, dann in der ungleichen Arbeit,welche die Theile des Herzens zu verrichten haben, endlich in der ungleichenAnzahl und Richtung der in die Vorkammern eintretendenVenenstämme zu suchen ist. Nur in einem Punkte müssen beideHälften, namentlich die Kammern, einander gleich sein, nämlich inBetreff des Rauminhaltes. Es ergibt zwar der directe Versuch,. dassdie rechte Kammer mehr Wasser zu fassen im Stande ist, als dielinke; dieser Unterschied ist aber wahrscheinlich nur in der dünneren,daher leichter ausdehnbaren Wand der rechten Kammer begründet.Wenn keine Blutstauung eintreten soll, müssen beide Höhlen gleichviel Blut ausstossen, »denn es entlernt sich ja mit mancherlei Umwegenschliesslich die eine Kammer in die andere«.Wenn man den Kammerkegel durch Spaltung der Kammerscheidewandin seine zwei Hälften zerlegt, so lässt sich" feststellen, dass dielinke Kammer eine annähernd conische Form besitzt und von derjnehr^abgeplatteten rechten Kammer umgriffen wird, wobei jedochdas Ende der linken Kammer das der rechten überragt, so also, dassdie Spitze des, Herzkegels" n u r^^m~^de£_linken Kammer gebildet wird.Am besten lässt sich die Form Verschiedenheit cler benTenTCammern an


Die Räume und Wände des Herzens. 441Abgüssen darthun, aber auch schon an queren Durchschnitten, an welchendie linke Kammer einen gerundeten, die rechte dagegen einen sichelförmigenUmriss zeigt. Der Fleischmantel der linken Kammer bildetdaher einen einfachen Trichter, in dessen fleischigen Oeffhungsrandbeide Ostien gemeinsam eingerahmt sind. Dagegen verlängert sich dierechte Kammer an ihrer vorderen oberen Ecke zu dem sogenanntenConus arteriosus, aus welchem" die Artem.4ialmonalis hervorgeht] dieFolge davon ist, dass die beiden Ostien der rechten_Kammer von einanderentferntUegen, und dass jedes von ihnen eine eigene fleischigeUrrnänniung l)ekömmt. ^An der Innenseite der rechten Kammer bildetdie zwischen, dem Ostium venosum und dem Conus arteriosus "gelegeneFleischmasse einen in den Kammerraum frei vor tretenden Wulst, '.Torus''smravenlriculäris. Linkerseits liegen also beldeTTstlenlm^^innerhalb eines gemeinsamen Fleischringes, rechterseits aber von einanderentfernt und jedes in einen eigenen Fleischring aufgenommen.Auch ragt der Conus arteriosus etwas über die venösen Ostien hinaus.Weitere Unterschiede zwischen den beiden Kammern begründetdie Verschiedenheit in der Wand dicke, als deren Grund das ungleicheMass von Arbeit anzusehen ist, welches^jede cler beiden Kammern fürsich zu leisten hat. Da die linke Kammer den grossen Kreislauf treibt,die j_echte_ aber den kleinen, so ist der Fleischbeleg der linken Kammerüm_mehr als das, Doppelte TO stärker »alji_der__der rechten Kammer. Nurbeim Embryo, dessen rechte Kammer auch den grossen Kreislauf befördert,sind die Wände beider Kammern annähernd gleich dick.Die inneren Oberflächen beider Kammern sind mit zahlreichen,zu einem unregelmässigen MaschenwerkeVerbundenen Leistenbelegt undbejommeh~"Tlaaurcn~^in'"genetztes* Aussehen. _Ge^en_dje_HejP^pitze hinwerden diese Leisten zahlreicher, treten auch frei, als sogenannte Trabe 1culae corneae, aus der Wand hervor und durchziehen^ einem cavernösenGewebe ähnlich, das Innere des Kammerraumes. Aus diesen Balkenerheben sich kegelförmige, frei in den Kammerraum vortretende Muskelkorper,dielÜusculi papilläres. Die meisten und grössten dieser Fleischzapfenhaften an der unteren Hälfte der freien Kammerwände; nur in derrechten Kammer dient auch cler obere Antheil der Scheidewand kleinerenPapillarmuskeln zum Ansätze. —• Der Fleischbeleg der Kammernist allenthalben vollständig, und es lässt sich nur am oberen Randeder dicken, sonst durchaus..fleis^^ merscheicTewand, Septumventriculorum, glejchsäm in einem Ausschnitte derselben, eine Stelle nachweisen,welche nur durch fibröses Gewebe gebildet wird. Dies ist dievorhin erwähnte Pars membranacea septi.Die Systole und Diastole verändert nicht allein den Umfang des ganzenHerzens und seiner Abtheilungen, sondern auch die Gestalt desselben. Diese Veränderungenbeziehen sich aber hauptsächlich auf den Kammerkegel, weniger aufdie Vorkammern, weil diese Räume nie vollständig entleert werden. Man mussdaher einen systolischen und einen diastolischen Herzkegel unterscheiden.Die erstere Formtrifft man bei anämischen Leichen; letztere lässt sich auch durchInjection darstellen. Hat man die Injection mit erstarrenden Massen gemacht, sokann man auch die Abgüsse der Räume benützen, um über die Formverhältnisseund die Fügung der Kammern den genauesten Aufschluss zu bekommen. — Dersystolische Herzkegel besitzt einen beinahe kreisförmigen Querschnitt; amdiastolischen Herzkegel überwiegt dagegen der quere Durchmesser den sagit-


442 Die Räume und Wände des Herzens.talen; die hintere, dem Zwerchfell zugewendete Fläche desselben ist nämlich ebenund grenzt sich von der vorderen convexen, der Brustwand zugekehrten Flächedurch stumpf austretende Seitenränder ab. Das Kammerherz nimmt daher währentfder Diastole die Form eines halbirten Kegels an und bekommt in Folge desseneinen stumpf dreieckigen Querschnitt. Auffällige Unterschiede bezüglich der Längedes systolischen und diastolischen Kammerkegels sind nicht wahrnehmbar.Beide Vorkammern -stellen längliche Säcke dar, deren längereDurchmesser in einem rechten Winkel zusammentreten, indem nämlichdie Körperyenen (Venae cavae) yon_ oben und unten an die rechte Vorkammerherankommen, die Lungenvenen dagegen von den beidenSeiten her an die linke Vorkammer. Es stellt* sich daher"die rechteVorkammer mit ihrem längeren Durchmesser in eine verticale, etwasnach vorne* geneigte Richtung, die linke Vorkammer dagegen vollendsin die horizontale Richtung ein. Zugleich lässt sich an den durchBlut oder Injectionsstoff ausgedehnten Vorkammern darthun, dass dielinke Vorkammer in ähnlicher Weise von der rechten umklammertwird, wie die linke Kammer von der rechten; nur ist die Ausbiegung,welche das Septum atriorum_ dabei erfährt, viel schärfer und machtS"KUT deshalb in der Gestalt eines Wulstes^ bemerkbar, der rechterseitsaustritt und Tuberculum Loweri genannt wird. An der linken Vorkammerist der Lungenvenensack klein und scheidet s,ich von dervorne austretenden, lappig verzweigten Auricula sinistra durch einehalsartige Abschnürung. In der rechten Vorkammer ist der Bereichdes eigentlichen Vorhofes gegenüber dem Hohlvenensack namentlichan der Innenseite durch das Verhalten des Muskelbeleges unterschieden(siehe unten).ADie Communication der Vorkammern mit den Kammernwird ganz symmetrisch jederseits durch das Ostium venosum hergestellt.Diese liegen an der unteren Seite der Vorkammern; in ihrem Umkreiseverbinden sich die dünnen Wände der Vorkammern mit den dickenWänden der Kammern. Die Zahl und Lage der Oeffnungen, welche dieCommunication der Vorkammern mit den zuleitenden Venen vermitteln,sind jedoch in beiden Herzhälften nicht gleich. Die Lungenentsenden nämlich vier, selten fünf Lungenvenen, die obere und untereKörperhälfte aber nur je eine grosse Hohlvene zum Herzen. Die Lungenvenentreten zu zwei oder drei in die hintere (obere) Wand _des_linkenVorhofes ein, die" linken direct, die rechten, nachdem sie sich mit derhinteren Wand der rechten Vorkammer gekreuzt haben. Diese letzterenimmt dagegen die obere Hohlvene unmittelbar hinter der nachoben gerichteten Auricula und die untere Hohlvene an ihrem hinteren,unteren Ende auf. Die Mündungen der oberen und unteren Hohlvenesind "däner einander diametral gegenübergestellt, doch können sich diebeinahe scheitelrecht auf einander zielenden Blutströme derselben nichttreffen, weil_sie_ durch das zwischengeschobene Tuberculum Lowerigegen das Ostium venosum der Kammer abgelenkt werden. In diesemHohlvenentrichter befindet sich am hinteren Rande des Septum atriorumauchjiocli die Rundung des Sinus coronarius.Die dünnhäutigen Wände cler Vorkammern sind ebenfalls^«*ihrer inneren Oberfläche mit vorspringenden, kammartig geordneten,


Die Räume und Wände des Herzens. 443aber zarten _ Fleischbälkchen, Kammmuskeln, Musculi pectinati, ausgestattet";dies^lhejö-Jinden" sich^ aber nur in .den beiden Herzohren undjm__cb3rjreien Wand- der rechten "Vörlgämm^rjBTs"zu" ein er cleiiHTch vor-^rlngenden_.schrägen Muskelleiste, Crista terrninalis, welche das aus dergglBita^igen Vorhofsanlage hervorgegangene Gebiet der rechten Vorkammergegen den mit diesem später zur Vereinigung kommendenHohlvenensack (aus dem Sinus reuniens abstammend) abgrenzt. In denletzteren selbst erstrecken sich die Kammmuskeln nicht hinein.An der Vorkammerscheidewand, Septum atriorum, findet sich injjer hinteren, dem Tuberculum Loweri entsprechenden Hälfte eine ovale,dünne und durchscheinende Stelle, welche, vom" fechten Vorhofe ausTjesef*Jen, vorne von einem ^ nach " hinten^ jponcaven fleischigen WulstBegrenzt "wifcT." Diese Stelle wird "Fovea ovalis uncl cler Wulst Limbus"•jüMM^ömlis^^gen&nnt. Meistens lässt sich cler freie Rand des Limbusetwas lüften, und man kann dann neben ihm eine taschenförmige Vertiefungbemerken, welche sehr häufig, nahezu in der halben Zahl derFälle, durchgängig ist und eine Sonde in den linken Vorhof gelangenlässt. Ist letzteres „der Fall, so findet man auch linkerseits einennach vorne concaven Halbmond; dies ist der vordere Rand jenerdünnen Membran, welche den Boden der Fovea ovalis darstellt undwelche oben (S. 439) als hintere Scheidewandsichel bezeichnet wordenist. Diese Vorkommnisse sind in der früher geschilderten Entwicklungder Vorkammerscheidewand aus zwei selbständigen Antheilen begründet,zwischen welchen sich beim Foetus das Foramen ovale befindet.Dieses kommt nach der Geburt dadurch zum Verschluss, dass sichdie" hintere Scheidewandsichel verlängert, wie ein Schieber bis an dievordere Sichel heranrückt und, wenn dies geschehen ist, mit derselbenverklebt. Geschieht aber diese Verklebung nicht vollständig,so kann auch beim Erwachsenen eine Communication zwischen beidenVorkammern, ein bleibendes Foramen ovale, bestehen; doch kannkein Uebertritt des Blutes mehr stattfinden, weil sich beide Hälften derScheidewand im Bereiche desselben decken und durch den Druck des, beiderseits angesammelten Blutes gegen einander gedrängt werden.Das untere Hörn des Limbus foveae _ovalis • geht gewöhnlich ineine niedrige Falte über^welche^die untere Hohlvenenmünclung rechterseitsumkreist. Man"~nennt diese Falte Valvula Eustachii; sie hat, wiees scheint, nur während"des embryonalen Lebens eine wesentliche Bedeutungfür den Blutstrom (vergl. S. 439). Die äusserst verschiedenausgebildete Valvula Thebesii findet sich an der Mündung des Sinuscoronarius; in einzelnen Fällen erscheint sie als eine breit vortretendeMembran, welche die ganze Venenoffnung zu decken vermag; häufigist sie mehrfach durchlöchert oder sogar nur in Gestalt einzelner verästigterFäserchen vorhanden; sie kann wohl auch gänzlich fehlen.Nach Beseitigung der Vorkammern und der Wurzelstücke dergrossen Arterien untersuche man die Anordnung der Ostien unddie Verknüpfung der Kammerwände mit den Vorhofwänden undmit den Arterien.') Syn. Annulus Vieussenii., SIBLIOTEOA j


444 Die Räume und Wände des Herzens.Was die Lage der Ostien betrifft, so wurde bereits bemerkt, dassdie beiden venösen Ostien neben einander, im Querdurchmesser-derBasis des Herzkegels liegen, und dass sich vor ihnen7 dem Septum"entsprechend, im sagittalen Durchmesser die arteriellen Ostien befinden;diese liegen hinter einander, das rechte vorne, das linke hinten.Zugleich wurde hervorgehoben, dass die beiden Ostien der linkenKammer ganz nahe beisammen liegen und gemeinschaftlich in dieeinfache Oeffnung des fleischigen Kammertrichters aufgenommen sinddass dagegen die Ostien der rechten Kammer weit von einanderabstehen und jedes für sich.einen eigenen Fleischrahmen besitzt, Esverdient aber noch bemerkt zu werden, dass die linke Kammer dierechte auch nach oben etwas überragt und dass daher ein Querschnitt'der Herzkrone in der Ebene des linken Ostium venosum rechterseitsnoch die Vorkammer trifft. Dagegen überragt das Ostium arteriosumdextrum das Ostium arteriosum der linken Kammer, in Folge dessenman, wenn der Conus arteriosus ganz oben durchstochen wird, nichtin die linke Kammer, sondern in die Aorta kommt.Nebst der fleischigen Einfassung besitzt jede dieser Oeffnungennoch einen besonderen kreisrunden, aus derbem Bindegewebe bestehendenReif, cfen" sogenannten Annulus fibrosus.Dieses Gebilde dient den Fieischbündefnder Klmnnern und der Vorkammern zum Ansätze und Vermitteltsomit die Verbindung der Kammerwände mit den Vorhofwändenuiid den Arterien7~zugleich ist es der Träger der in den Ostien befindlichenKlappen-Apparate. Es ist klar, dass bei der asymmetrischenAnordnung der Ostien auch diese Ringe verschiedene Beziehungen eingehenmüssen.Ganz einfach verhält sich die Sache in der rechten Herzhälfte,wo geschiedene Ostien bestehen, uncl sich daher die ebenfalls geschiedenenRinge allenthalben auch mit dem Kammerfleisch vereinigen.In der linken Herzhälfte sind dagegen beide Ringe in einen gemeinschaftlichenFleischrahmen der Kammer eingetragen, treten daherunter sich zu einer 8 zusammen und können in Folge dessen nurtheilweise mit dem Kammerfleische in Verbindung kommen. Dies hatweiter zur Folge, dass sich die Wand der linken Vorkammer nichtallenthalben an die Fleischwand der Kammer anreiht, sondern vomSeptum ventriculorüm durch die Aorta weggedrängt wird und rechter^seits dahin zum Ansätze kommt, wo sich die beiden Sehnenringe miteinander verbinden. Dasselbe ist auch mit der Aorta der Fall, denndiese stützt sich nur am Septum direct auf die Kammerwand, linkerseitsaber ebenfalls nur auf die vereinigten Halbringe. So kommtes, dass sich zwischen den beiden linken Ostien nur eine sehnigeBrücke befindet, deren Grundlage die einander zugewendeten Hälftender Faserringe darstellen. An dieser Brücke~haftet obeiTdie "Aortaund eine ihrer Klappen, unten -die venöse Klappe; dies ist derGruncT^cIer sonst ganz äüTfMehden 'fhätsäche, dass die Aortenwandauf einer Seite in die Valvula bicuspidalis überzugehen scheint.Gerade unter der Stelle, wo sich die Aortenwand rechterseife:mit dem Septum ventriculorüm verbindet, befmdeT sich" "die Pars membranaceasepti.


Structurverhältnisse des Herzens. 445Structurverhältnisse des Herzens.Das Herzfleisch besteht aus zwei ganz geschiedenen Fasersystemen:aus einem Kammer System ü*n^^u^eTne1rhWöTkamm"ersysIem. BeideSysteme treten an den Faserringen der venösen Ostien zusammen, ohnejeüöch in einander überzugehen. Es lassen sich ferner ln~be"iden SystemenFaserzüge nachweisen, welche jede Abtheilung besonders, und andere,welche sowohl die rechte, als auch die linke, also beide Abtheilungengemeinschaftlich, umgreifen.In den Vorkammern sind die Fleischbündel locker an einandergefügt, weshalb zwischen^ ihnen maschenförmige Räume zu Standekommen, innerhalb welcher die ohnedies ganz dünnen Wände der Vorl"ämmernnur aus der epi- und endocardialen Bindegewebsschichte bestehen.Die ganze Fleischschicht zerfällt daher in isolirbare Züge,solche, welche die Vorkammern einzeln in verschie^eh^n"l^IcTitungenumgeben, und andere, welche beide an einander knüpfen^ "die letzterenkommen hauptsächlich vorne vor, wo überhaupt die" Muskellage derVorkammern stärker ist; hinten aber"Tmden sie sich in der Querfurche,wo sich der Sinus coronarius in einen gemeinschaftlichen Faserzug einbettet.Besondere Züge umgreifen ferner schleifen- oder ringförmig dieVenenöffnungen und ersföecli^Venae cavae.In den Kammern sind _die Flejschbünclel__allenthalben eng zusammengelegt,unter sich netzartig verbunden und bilden^ eine dichteWand, die sich nur an der inneren Oberfläche in _die_ bereits^JbescliriebenenTrabeculae carneae auflöst. Man kann zwar im Allgemeinensagen, dass das Kammerfleisch zwei Säcke darstellt, welche von einemdritten, gemeinschäTblichen umfälng^"~ : v^den7~T e "doch sind das keineswegsselbständige, von einander getrennte Fasersysteme und Schichten.Die Bündel des_ Kammerfleisches treten vielmehr aus einer in dieandere Schichte über, durchkreuzen sicli^ daher in den verschiedenstenRichtungen; ja es scheint sogar Regel zu sein, dass ein und dasselbeBüncleT, nachdem es eine Kammer umgriffen hat, in die den beidenKammern gemeinschaftlichen Züge aufgenommen wird. Man kanndaher allenthalben die verschiedensten Verlaufsrichtungen antreffen. Nuran der Oberfläche befindet sich eine dünne, weniger verflochtene Faserlage,welche rechterseits in mehr schiefen, linkerseits in mehr steilenÜiügen gegen die" Herzspitze hin verlauft, dort aber" in das Innere derlinken Kammer abbiegt. Dadurch kommt an der Spitze des Herzensein Wirbel zu Stande, der alsogleich nacTT~Ä"btragung der epicardialenWandschichte und des unter dieser befindlichen Fettgewebessichtbar wird.Wie bereits erwähnt wurde, gehen die Musculi papilläres clervenösen Herzklappen unmittelbar aus den Trabeculae carneae hervor;sie sind somit keine besonderen Muskeln, sondern Fortsetzungen derallgemeinen Fleischlage, so dass die Chordae tendineae die Sehnen vorstellen,mittelst welcher eine grössere Anzahl der Muskelfaserbündel desHerzens endigt.Die eigentlichen Stützen der ganzen Fleischlage des. Herzens sinddie Faser ringe der Ostien; sie bilden die Ausgangs- und Endpunkte


446 Die Klappen an den Kammer-Ostien.sämmtlicher Muskelbündel. Diese kehren nämlich entweder direct zuden Ringen zurück, oder inclirect vermittelst der Chordae tendineae undder Klappen, welche gleichfalls an diesen Ringen haften. Die Fasermassendes Herzfieisches lassen sich daher ganz allgemein als Zügeauffassen, welche als Schleifen in einfachen oder Achtertouren bald nureine, bald beide Kammern umschlingen und nach zurückgelegtenkürzeren oder längeren Wegen wieder zu ihren Ausgangspunktenzurückkehren. Indem die Faserringe die Stützpunkte für das ganzeHerzfleisch abgeben und da sich die Muskelbündel wahrscheinlichgleichmässig über die ganze Peripherie der Ringe vertheilen, wird esverständlich, dass die Ostien auch während der Systole des Herzensoffen bleiben.Die äussere Herzhaut, Epicardium, gibt dem Herzen einen oberflächlichen,serösen Ueberzug, der aus einem einschichtigen Epithelbelege,aus Bindegewebe und elastischen Fasernetzen besteht. Uas subs*eTöl*e7~"r^^Blutgefässen ""ausgestattete "llmaegewebe dringtzwischen den Muskelbündeln in die Tiefe und wird in den Furchendes Herzens, besonders bei älteren Personen, der Träger ansehnlicherAnsammlungen von Fettgewebe.Die innere Herzhaut, Endocardium, kann füglich als eine Fortsetzungder Tunica intima der Gefässe betrachtet werden; sie bestehtnämlich, wie diese, aus einem einschichtigen Endothel und aus mehrerendünnen Schichten von elastischen Membranen und aus einer zumeistdünnen und lockeren, stellenweise aber beträchtlich verdickten, subendocardialenBindegewebslage, welche die Verbindung mit der Muskelschichtevermittelt. In dieser Bindegewebslage begrenzt sich das derMusculatur angehörige capillare Gefässsystem. Diesem Befunde entsprechendstellt sich also das Endocardium, gleichwie die Tunica intimader Blutgefässe, als eine gefässlose Membran dar, und es sind die innerhalbdes endocardiaTen" Bindegewebes vorkommenden Capillaren eigentlichnur die Capillaren der Muskelschicht. In jenen Fällen aber, wo sichdas subehdocardiale Bindegewebe häuft, treten aus den Muskeln Gefässästchenin dasselbe ein, um sich darin in eigene Capillaren aufzulösen.Da sich das Endocardium allenthalben eng an das Herzfleisch anschliesst,so dringt es auch "in* die "Maschenräume der MuslelEalken einund bildet somit Grübchen, welche sehr häufig nur Blindsäcke darstellen;manche derselben aber sind durchgängig und vermitteln diebereits aufH5T437 erwähnten CommnnTcäTI^^mit deneigenen Venen des Herzens, die nach ihrem Entdecker benanntenForamina Thebesii. ) ,JDie Klappen an den Kammer-Ostien.Die Klappenapparate sind^_zjinäßhst Dnplir,a.tnrfin des Endflcafc-,diums, nehmen aber in sichHooch" ein netzförmiges Balkenwerk auf,welches mit den Faserringen der Ostien in Verbindung steht.Die Klappen an den venösen Ostien, Zipfelklappen, Valvulae.atrioventriculares, bilden kurze Röhren, welche mit ihrem oberen, demAtrium zugewendeten Rande an dem F'aserring eines jeden venösenOstiums haften und mit einem freien Rande nach unten in den Hämmer-


Die Klappen an den Kammer-Ostien. 447räum herabhängen. Dieser freie Rand wjird.durch winkelige Einschnitteinmehrere grössere, "^IreTeclageLappen, die man Zipfel, Cuspides, nennt,gefeit, und zwar linkereei3*i*^in^__zwei, rechterseits in drei, weshalbdiese Klappen auch als zweizipflige KTaj*p*e7"""Valvula bicuspidalis, 1 )und als dreizipflige Klappe, Valvula tricuspidalis, benannt werden. Jededieser Klappen besitzt aber oft noch kleinere Zacken, welche in denZwischenräumen der grösseren angebracht sind v Alle Zipfel sind mitden Papillarmuskeln in VerbirulmigLg_ebrajcl^ zwar vermittelstderbald einfachen, bald verzweigten Chordae tendin^ä^~~welclie bündelweiseaus den Spitzen der Papillarmuskeln, als die Sehnen derselben,hervorgehen und sich nicht nur an den Rändern, sondern auch an dender Kammerwand zugewendeten Flächen der Klappen befestigen.- JedeSehne breitet sich vor ihrem Ansätze fächerförmig aus und bildet mitder Klappe eine kleine Tasche. In Bezug auf den Verband der Papillarmuskelnmit den einzelnen Klappenzipfeln ist noch die Einrichtunggetroffen, dass stets jeder grössere Papillarmuskel zwei Zipfel mitSehnenfäden versieht und_dass somit jeder Zipfel mindestens von "zweiPapillarmuskeln ibeherrscht wird. Dies ist der Grund, dass allegrösseren Papillarmuskeln an der TCämmerwand den Einschnitten derKlappensäume gegenübergestellt sind.Ausser den Papillarmuskeln besitzen die Zipfelklappen noch ein.eigenes Muskelsystem, w r elches ihnen von Seite der Vorkammern zukommt.Es besteht in kurzen, dichtgedrängten Fasern, welche über den Faserringhinwegziehen und zwischen die Klappenlamellen eindringen. DieTricuspidalis unterscheidet sich überdies noch dadurch von der Bicuspidalis,dass sie längs ihrem Ansatzrande und auf ihrer der Kammerwandzugekehrten Fläche von der letzteren unregelmässige, mitunterwie kleine Papillarmuskeln geordnete Fleischbündel in sich aufnimmt.Die Aufgabe dieser Klappen bestellt darin, dem unter dem Druckder contrahirten Kammerwände.befindlichen ßliite den Rücktritt in die Vorkammerzu verwehren. Dies wird dadurch bewerkstelligt, dass die Klappen-"säume, tjieils von dem Blute hervorgedrängt, theils von den gleichzeitigcontrahirten Muskeln gespannt, einander bis zur Berührung genähertwerden; die Klappe wird, wie man sich auszudrücken pflegt, »gestellt«.Dies hat zur Folge, dass das Ostium venosum vollständig verschlossenwird: jedoch treten dabei die freien Klappenränder nicht in die Ebeneder Oeffnung, sondern die gestellte Klappe bildet einen in die Kammerprtretenden Kegel, an dessen Mantel die Kammerwände rasch heranrücken.Da es somit nur die Spannung der Klappen ist, welche denVerschluss der venösen Ostien zu Stande bringt, so müssten die Klappenin dem Masse, als sich die Kammerwände ihnen nähern, erschlaffenund die Ostien noch vor beendigter Systole sich öffnen. Dies wird aberdadurch verhindert, dass sich der Spannapparat der Klappen verkürzt.Er vermag dies, weil die Musculi papilläres in ihn einbezogen sind,welche sich, als Fortsetzungen des Herzfleisches, gleichzeitig mit denKammerwänden verkürzen. Hieraus ergibt sich, dass die Papillarmuskelneinen Accommodations-Apparat der Klappen darstellen; es erklärt sichdamit auch die verschiedene Länge, welche diese Muskeln besitzen, je) Syn. Valvula mitralis.


448 Die Klappen an den Kammer-Ostien.nachdem sie an einem mehr oder weniger excursionsfähigen Theileder Kammerwand haften. Die Länge der Papillarmuskeln entsprichtdaher genau der Excursionsgrösse ihrer Ansatzstellen.Die venöse Klappe der rechten Kammer, die Valvula tricuspidalisbesitzt, wie erwähnt, drei Zipfel. Von diesen befindet sich einer, derkleinste, am Septum; er heisst Scheidewandzipfel, Cuspis medialisund^ededtLjlie^^der zweite, Cuspis anterior,jst^.ctex~.mEd^r-©n^Cuspis posterior demWinkel^Awiscln2n___dex., vorderen und hinteren Wand zugewendet. Von"denTPapillarmuskeln dieser Klappe entspringt ein^rösserer constantan der Mitte der vorderen Wand und entsendet seine Ohordae tenriineaezüin^VöMereiTTIn^hinteren Zipfel; einer oder zwei nehmen ihren Ursprung"~ühgefährin derselben Höhe der Kammer, zwischen, der JrejenKammerwand „und dem Septum^ und beherrschen den hinteren und denScjn3hie_wajidzipfel. Zu diesen kommen endlich ganz oben noch mehrerekleinere Muskelchen, welche sich aus der Scheidewand entwickeln,manchmal auch einige ganz muskellose Sehnenfäden für den Scheide- !wandzipfel.Die venöse Klappe der linken Kammer, die Valvula bicuspidalis,besitzt nur zwei grössere Zipfel, von denen der eine der AortenwurzelST^H^n^^ptüm zugewendet ist, uinTlinch J^jier links*eitigeh Aortenwand,"deren Fortsetzung er zu. bilden scheint, haftet; er wird speciellals Aortenzipfel, Cuspis anterior, bezeichnet; der andere, Cuspisposterior, entspricht der freien Kammerwand und haftet allenthalbenda am Faserringe, wo sich der untere Rand der Vorkammer mit ihmverbindet In derJu*nken~~Kammer gibt es nur zwei grosse Papillarmuskeln;beide entstehen constant von der freien Kammerwand unterder Mitte derselben.Die arteriellen Klappen, halbmondförmige Klappen, Valvulaesemilunares, sind sogenannte Tasehenventile und bestehen aus drei^sghrselten aus zwei oder vier halbmondförmigen Membranen, wek"memitihren "convexen Rändern an die Wand des Ostium^ arteriosum angeheftets*mcTliiTct" mit der Wand der ArterleT drei nach oben ~geöffnete,._jäine£_bjj£en,.**[^se~ähnliche Taschen, die sogenannten Sinus aortae und Sinusarteriae pulmonalis, *) erzeugenDer Mechanismus dieser Klappen ist leicht verständlich. Es wirdnämlich die während einer Kammersystole in die Arterie geworfene Blutsäuleder elastischen Spannung der Arterienwand übergeben; indemsie während der darauffolgenden Diastole der Kammer in diese zurück-,zutreten sucht, erfüllt sie die drei Klappentaschen, Jauchtet die Klappen •in das Innere des Rohres vor und bringt sie_ so mitTeinander in Contact;'dadurch wird das Ostium arteriosum zum Abschluss'gebracht."Einümlegender Klappen ist auch bei starkem Drucke nicht möglich, weil dieLänge ihres freien Randes kleiner ist als der Bogen^ mit welchen! siean dem Faserringe befestigt sind. Während durch die Berührung derZipfelklappen eine vielfach gezackte Linie zu Stande kommt, lässtsich die Contactlinie der halbmondförmigen Klappen einfach als eingleichwinkliges Y bezeichnen. Bei der nächstfolgenden Systole drängt] ) Syn. Sinus Valsalvae.


Die Klappen an den Kammer-Ostien. 449die aus der Kammer nachrückende Blutsäule die Klappen wieder gegendie Wand und bahnt sich dadurch neuerdings den ungehinderten Auswegin die Arterie.Alle halbmondförmigen Klappen besitzen an ihrem freien Randeeinen*verdünnteji BaiThXlÄmula, ujn_d Jbestehen daher aus zwei ungleichdicken Anttieilen^ welche an den Klappen des linken Ostiums durchsynünetrische, ITogenformige Leistchen deutlich von einander abgegrenztwerden. In cler Mitte des Klappensaumes befindet sich noch ein Knötchen,tler~*sogenannte Noäulus,*) welches ebenfalls nur in den Klappen deslmken Ostiums deutlicher ausgebildet ist und die zwei bogenförmigenLeistchen mit einander verbindet. — Wenn die Klappen bei massigemDruck in der Arterie zusammentreten, so berühren sich ihre Flächenbereits unter den Säumen; diese bilden daher auf den Schenkeln derY-förmigen Berührungslinie drei Leistchen, in deren Kreuzungspunktdie Noduli liegen. Der Verschluss des Ostium .ist daher ein sehrdichter, denn er kommt durch Flächencontact zu Stande. Steigertsich aber der Druck in der Arterie, und wird in Folge dessen ihrDurchmesser grösser, so müssen zwar die Klappen aus einander weichen,das Ostium bleibt aber dennoch verschlossen, weil noch immer einTheil des Saumes dazu verwendet werden kann., die Tasche zu erweitern.Die Klappensäume bilden daher ebenfalls einen Accommodations-Apparat zu dem Zwecke, den Verschluss möglichst zu sichern uncl ihnselbst noch bei grösserem Drucke, wenn auch bei geringerem Umfangedes Contactes, herzustellen. Wenn aber, wie dies nicht selten vorkommt,die Klappensäume durchlöchert sind, so kann die sonst ganz normalschliessende Klappe bereits bei massig gesteigertem Drucke insufficientwerden.An dem rechten Ostium arteriosum unterscheidet man die _dreiKlappen nach ihrer Richtung als eine vordere7~eine rechte uncl eineYm\iQ^~'Välvula anterior, dextra und sinistra. An dem linken Ostium hingegenliegt eine Klappe nach hinten, und die beiden seitlichen werdenals rechte und linke bezeichnet, Valvula posterior, dextra und sinistra.In den Taschen der rechten und linken Aortenklappe befinden sich dieUrsprünge der Herzarterien, und zwischen den Anheftungen der rechtenund hinteren Klappe der Aorta liegt die Pars membranacea_..septi.Gleichwie die Systole und Diastole in den beiden Kammern und andererseitsin den beiden Vorkammern gleichzeitig erfolgt, so werden auch die entsprechendenKlappen in beiden Herzhälften syn chronisch geöffnet und geschlossen; gleich wieferner die Contractionen der Kammern mit jenen der Vorkammern abwechseln, soalternirt auch das Spiel der arteriellen und venösen Klappen. Die rhythmischerfolgende Thätigkeit des Herzens wickelt sich daher in zwei Zeiträumen ab.Der erste Zeitraum umfasst die Systole der beiden Vorkammern; diese treibtdas Blut durch die offenen venösen Ostien in die diastolischen Kammern, währenddie halbmondförmigen Klappen die arteriellen Ostien verschlossen halten und denRücktritt des in den Arterien befindlichen Blutes in die erschlafften Kammernverhindern. Der zweite Zeitraum begreift die Systole der beiden Kammern;diese schleudert das Kammerblut durch die offenen arteriellen Ostien in dieArterien, während gleichzeitig die gestellten Zipfelklappen die venösen Ostienabschliessen und den Rücktritt des Blutes in die diastolischen Vorkammern unmöglichmachen.') Syn. Nodulus Arantii.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 29


450 D ie Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung.In Betreff der Vascularisation der Zipfelklappen ist zuzu bemerken, dass in ihnen typisch nur so weit Gefässe vorkommenals die von den Vorkammern abstammende Muskellage reicht, und dassnur sehr ausnahmsweise auch in dem muskelfreien Antheile dieserKlappen Gefässe nachgewiesen werden konnten. Auch die halbmondförmigenKlappen sind nur in seltenen Fällen mit Blutgefässen versehenund zwar ist zu betonen, dass, wenn solche vorgefunden wurden, diesimmer nur in den Aortenklappen, niemals aber in den Klappen derPulmonalis der Fall war.Die Lage des Herzens und seine topographischen Beziehungen werden ineinem weiter unten folgenden Abschnitte abgehandelt.B. Die Arterien,Die Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung.Es gibt zwei arterielle Gefässstämme, einen für den kleinenKreislauf, der das Körpervenenblut in die Lunge leitet, die Lungenschlagader,Arteria pulmonalis, und einen für den grossen Kreislauf,der das arterielle Blut im Körper vertheilt, die grosse Körperschlagader,Aorta.Die Lungenschlagader ist eine Fortsetzung des_Conus arteriosus:der rechten Herzkammer und bildet einen 5—6 Cm. langen Stamm, derdie vordere Wand der Aortenwurzel kreuzt und unter dem Aortenbogen,ungefähr in cfeY~Ebehe des 3. Brustwirbelkörpers, in zwei Aeste,Arteria pulmonalis dextra und sinistra, zerfällt. Diese gehen in quererRichtung durch die Brust zu den LungeliflügelnT Äüfdem Wege'dahinkreuzen sie die Aorta, und zwar so, class die längere Arteria pulmonalisjdextra hinter die aufsteigende Aorta und zugleich hinter die obereHohlvene, die Pulmonalis sinistra aber "vor die_ absteigende Aofta'zuliegen kommt. Die Aeste der beiden Lungenschlagadern legen sich anaTe""Aesfe' der Bronchi an und bilden, mit ihnen und mit den Lungenvenenzu einem Bündel vereinigt, die Grundlage der sogenannten Lungenstiele,Die Tlieilungsstelle der Lungenarterie ist mit der concavenWand des Aortenbogens durch einen bindegewebigen Strang, das Ligamentumarteriosum, in Verbindung gebracht. »Dieser Strang ist der Rest eines während des intrauterinen Lebens offenenGefässes, welches eine Verbindung des Lungenkreislaufes mit dem Körperkreislaufherstellt und Ductus arteriosus ] ) genannt wird. Die Lungenarterie erschöpft sichnämlich beim Embryo nicht mit der Abgabe der beiden Lungenäste; diese letzterenerscheinen vielmehr als verhältnissmässig kleine Seitenzweige derselben, währendder Stamm ohne wesentliche Verminderung seines Calibers sich bis an die Aortafortsetzt und sich mit derselben an der Uebergangsstelle des Bogens in den absteigendenTheil vereinigt. Dies ist der JUuctus arteriosus; er führt daher im Embryoden grösseren Antheil des aus der rechten Kammer ausgetriebenen Blutes in dieAorta über und nur ein verhältnissmässig kleiner Theil gelangt in die Lungen.Nach der Geburt wird aber das gesammte Blut der rechten Kammer in die Lungengeleitet, die beiden Seitenäste des Lungenarterienstammes weiten sich aus und der') Syn. Ductus Botalli.


Die Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung. 451Duäus arteriosus verödet, d. h. er wird in einen bindegewebigen Strang, das Ligamentumarteriosum, umgewandelt. Die Verödung beginnt bereits in den ersten Tagennach der Geburt und besteht darin, dass bindegewebige Auflagerungen, die ausder Innenwand hervorsprossen, die Lichtung des Ganges verstopfen. In einzelnen,allerdings sehr seltenen Fällen greift dieser Obliterationsprocess auch auf die Aortaselbst über und führt zu vollkommenem Verschluss der letzteren an dieser Stelle.Ganz gewönhnlich aber erscheint die Aorta an dieser Stelle etwas verengt, unddarauf begründet sich die Bezeichnung derselben als Lsthmus aortae.Die weitere Umwandlung der Gefässhäute des Ductus arteriosus erfolgt erstspäter ganz allmälig, und zwar so, dass noch nach Vollendung der Wachsthumsperiodeeine dem früheren Bau der Gefässwand entsprechende geschichtete Anordnungder Elementartheile an dem Ligamentum arteriosum zu erkennen ist.Der Stamm der Körperarterien, die Aorta, ist ein langes, heberartiggekrümmtes Gefäss, dessen^Jmrzer, vorderer Schenkel andas Ostium arteri*ösüm der linken Kammer angesetzt ist und dessenlanger, hinterer Schenkel ^ängs_der Wirbelsäule absteigt: DieKrümmungsebene des Rohres ist derart schief in den Brustraumgelegt, dass ihre linke Seite zugleich nach vorne, die rechte zugleichnach hinten gerichtet ist. Man kann die Aorta in drei Stücke eintheilen;in das vordere Stück, die aufsteigende Aorta, Aorta ascendens, in dasobere Stück, den Bogen, ^Arcus aortae, und in das hintere Stück, dieabsteigende Aorta, Aorta descendens.Die aufsteigende Aorta, deren Anfangsstück, Bulbus aortae, imausgedehnten Zustande die drei Sinus aortae auch von aussen als ebensoviele Verbuchtungen der Wand erkennen lässt, schlägt die Richtungnach,oben und rechts ein und kreuzt die hintere Wand des Lungenarterienstammes;cler Bogen, dessen Scheitel sich bis zur Ebene^ des2. Brustwirbelkörpers erhebt^ krümmt sich in seinem Verlaufe nachlinks und hinten über a^JinkenJLungenstiel; die absteigende Aortageht vom 3. Brustwirbel angefangen hinter dem linken LungenstieLherab, anfangs an der linken Seite, dann auf der vorderen Fläche derWirbelkörper und dringt durch den Hiatus aorticus des Zwerchfelles indie Bauchhöhle, in welcher sie bis "zuM "47~LenT3enwu*bel reicht. Hierangelangt, wird der weite Stamm durch die Abgabe zweier grosserGefässe auf ein ganz dünnes Caliber reducirt und begibt sich, so verjüngt,über das Promontorium und Kreuzbein bis zum letzten Steisswirbelherab. Es lässt sich somit an der absteigenden Aorta nochein Brusttheil, Aorta thoram&a, ein Bauchtheil, Aorta abdominalis, undein Beckentheil unf^recneiaen;""cler letztere wird als ein Ast derAorta unter clem Namen Arteria sacralis media beschrieben.In seltenen Fällen krümmt sich der Aortenbogen über die rechte Lungenwurzel;es kann aber dann die absteigende Aorta wieder auf die linke Seitegelangen. Rechtsseitiger Verlauf der absteigenden Aorta ist meistens eine Begleiterscheinungder vollständigen Umlagerung der Eingeweide (Situs viscerum inversus).Die grössten Aeste cler Aorta entstehen am Bogen und am Lendentheile-die ersteren versorgen den Kopf und die oberen Gliedmassen,die letzteren die Beckeneingeweide und die unteren Gliedmassen. Ausder Aorta stammen daher vier grosse paarige Aeste: 1. Die gemeinschaftlicheKopfschlagader, Arteria carotis communis. 2. Die Schlüsse 1-29*


452 Hie Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung.beinarterie, Arteria subclavia. 3._Die Beckenarterie^..Arteria hypogastrica,und 4. die ^lienKeTarterie, Arteria femoralis,.'.),„"Dieselben gehen in folgender Weise aus der Aorta hervor. Zunächstentstehen aus clem Bogen die Subclavia dextra und die Carotis communisdextra mittelst eines gemeinsamen Zwischenstammes, wejtflierals Ärteri%anonyma 2 ) bezeichnet wird. J__iese_ist ungefähr 25 Cm. lang, entstehtm~(TeF"^ymmetrieebene des Leibes ausjdem KoFie^iEögen, begibTsich,die Luftröhre kreuzend, schief nach rechts und oben und theilt sichschon am oi5ere"n""~Ranae des Manubrium sterni in ihre beiden Aeste.Ganz nahe "an cler Anonyma enteprmgt dann die ÄrteriamrMsi.co^imunissinistra und in kurzem Abstände von dieser die Arteria subclavia sinistra.Im Ganzen gehen daher aus dem Aortenbogen drei'Äeste hervor: dieArteria anonyma, die Carotis sinistra und die Subclavia sinistra; wegencler Schieflage des Aortenbogens kommt der Ursprung der Anonymanäher an die. vordere Brustwand, jener der Subclavia sinistra dagegennäher an die Wirbelsäule zu liegen.*Die Ursprungs weise der Aeste des Aortenbogens variirt vielfach, sowohlin Betreff der Anzahl, als auch der Reihenfolge der hervorgehenden Gefässe. EineVermehrung der Aeste kann dadurch zu Stande kommen, dass die beiden Aesteder Arteria anonyma oder selbst Zweige dieser Hauptäste direct aus dem Aortenbogenentspringen. Dies ereignet sich nicht selten mit der Arteria vertebralissinistra, seltener mit einer überzähligen Arteria thyreoidea ima oder einer Arteriamammaria interna. ,— Eine Verminderung der Aeste erfolgt, wenn auch linker-;seits, was jedoch selten ist, ein Truncus anonymus besteht, oder, was viel öftervorkommt, wenn der Ursprung der Carotis sinistra in die Arteria anonyma einbezogen( wird. — Eine Versetzung ohne Vermehrung der Zahl der Aeste kommtin der Form vor, dass. sich die beiden Carotiden zu einer mittleren Anonyma vereinigen.Eine der interessantesten Versetzungen erfährt die Arteria subclavia dextra.Diese Arterie entsteht nämlich manchmal erst hinter der Arteria subclavia sinistraund muss, um auf die rechte Seite zu gelangen, vor oder hinter dem Oesophagusdie Leibesmitte rückgängig kreuzen. Es wurde behauptet, dass dieser Ursprung beiPersonen vorkomme, welche sich mit Vorliebe der linken Hand bedienen. Eineähnliche Versetzung wurde an der Arteria vertebralis dextra beobachtet. EineSpaltung des Aortenbogens und Wiedervereinigung der beiden, die Luft- undSpeiseröhre umgreifenden Schenkel, sowie auch eine Theilung der Aorta in einen.auf- und absteigenden Ast sind grosse Seltenheiten. Alle diese Varietäten lassensich aus der primitiven Anlage der Arterien in den Kiemenbögen ableiten (sieheunten).Die aus dem peripheren Ende cler Aorta hervorgehendenHauptäste entstehen symmetrisch aus_Je einem gemeinschaftlichenZwischenstamm, welcher die Bezeichnung Arieria iliaca communis 3 ) führt.Derselbe verlauft schräg nach unten uncl lateral und zerfäht jederseits__ander Fuge zwischen clem Kreuz- und Darmbein in die^Arteria hypogastricaund in die Arteria femoralis.Ausser den genannten vier grossen Arterien gibt das Brust- undBauchstück der Aorta Reihen von theils paarigen, theils unpaarigenAesten ab, welche für die Rumpfwände und für die Inhaltsorgane derRumpfhöhlen bestimmt sind. Das gesammte arterielle System lässt sichdaher in fünf grosse Astfolgen zerlegen. Diese sind: 1. die directe Ast»J ) Syn. Arteria cruralis.2 ) Syn. Truncus anonymus brachiocephalicus.3 ).Syn. Truncus anonymus iliacus.


Die Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung. 453folge der Aorta, 2. die Astfolge der Carotis communis, 3. die Astfolgeder Subclavia, 4. das System der Hypogastrica, endlich 5. dasGebiet der Femoralis.(Hinsichtlich der /Entwicklung der grossen Arterienstämme istzunächst an die Darstellung auf S. 430 zu erinnern, nach welcher ausdem vorderen Ende des _ Herzens ursprünglich ein einfacher Jruncusarteriosus hervorgeht, welcher sich nach kurzem Verlaufe in «ine rechteunTlinke primitive Aorta spaltet; diese bilden einen rechten und linkenprimitiven Aortenbogen, welche sich über das vordere, blinde Darmendeherumkrümmen und in die anfangs paarige Aorta descendens über-A.d.Ad.Sohematische Darstellung der Umwandlungen der Kiemenbogenarterien. Nach Rathke. .4 Ursprüngliche, Anordnung der Kiemenbogenarterien, B Umwandlung derselben in die bleibenden Arterienstämme (miteiner kleinen Abänderung nach F. Höchstetter). Die bleibenden Antheile sind durch Schrafflrung hervorgehoben.T. a. Truncus arteriosus. 1 bis 5 die fünf paarigen Kiemenbogenarterien. C. i. Carotis interna.A Aorta ascendens, A. a. Arcus aortae, A. d. Aorta descendens, A. n. Arteria anonyma, C. c. Carotiscommunis, C. e. Carotis externa, S. s. und S. d. Subclavia sinistra und dextra, V. s. und V. d. Vertebralissinistra und dextra, P. Stamm der Arteria pulmonalis, p. s. und p. d. linker und rechter Ast der Pulmonalis,D. a. Ductus arteriosus.gehen. Im Zusammenhang mit der Entstehung der Kiemenbögen entwickeltsich später zwischen den Schenkeln der primitiven Aortenbögeneine Reihe von anastomotischen Verbindungen, in der Weise, dass entlangeinem jeden Kiemenbögen eine solche bogenförmige Anastomose verlauft(vergl. Tafel II, Fig. 2 und 3). Entsprechend der Zahl der Kiemenbögengibt es also jederseits fünf Kiemenbogenarterien, welche man von derdem vorderen Kopfende nächstliegenden (dem primitiven Aortenbogen)an zählt. Sie bestehen indess bei Säugethierembryonen niemals gleichzeitigneben einander; denn während die hinteren sich entwickeln, verschwindendie vorderen schon wieder. Die Bögen dieser Arterien selbstwerden durch den aufsteigenden (ventralen) und absteigenden (dorsalen)Schenkel der primitiven Aorten mit einander verbunden. Diese,,„ .sowie| einzelne Gefässbögen..selbst, und Jkleine. aus ihnen an bestimmten Stellenbcrvorsprosse*nae*^Zweige geben„Jbei__den durch Lungen athmendenTliTeren die Grundlagen!? aeiTbTeibenden Aortenbogen und für die ausdiesem entspringenden Gefässstämme, sowie für die beiden Aeste derArteria pulmonalis uncl für den Ductus arteriosus (vergl. das obenstehende


454 Hie Hauptstämme der Arterien und ihre Entwicklung.Schema). Bei den Kiemenathmern liefern sie das respiratorische Gefässsystemder Kiemen.Von dem ganzen^Kiemengefäss-Apparat schwindet zunächst das1 ün£lI,Gefä§s]bogenpaar, sowie dardorsaieA^rbipdiinp-sstück ZWJSQ>T»aem 37 und 4. Bogenpaare. Das ventrale Verbindungsstück zwischenden 3* ersten Bogenpaaren bleibt erliäfTen'~mKi^^die Carotis externa; das "ventrale Verbindungsstück zwischen dem 3. und4. Bogen__, liefert ^die Carotis commimis.'^^^W^^^^^^en^d^v selKstbildet im Verein mit dem dorsalen Verbindungsstücke der drei erstenGefässbögen Sie Carotis interna. Bis hieher ist die Ausbildung derGefässstämme eine durchaus symmetrische. Anders verhält es sich mitclem 4. und 5. Gefässbogenpaare.jDer 4. Gefässbögen der linken Seite wird^ sammt seinem ventralenVerbindungsstück mit dem 5. Bogen zur" unmittelbaren "^Fortsetzungderaui^eig^ncTeh Aorta", somit zu dein bleibenden Arcus aortae.Aus^seinenTilörsalen ^rbindungsstücke. mit dem. ILlinken-GefässhojcyeTiwelches äis^~o*as""Ehclstück des Arcus.^aortae,,,erscheint, sprosst dieSubcläma'sinistra hervor, "als "deren Seitenzweig bald die Arteria vertebralissinistra auftritt. Auf der rechten Seite wandelt sich cler 4. Kiemen-~ ~ l - IM | | • • •gefössbogen, mit Einschlusjgseines dorsalen Verbindungsstückes mitdeniTlOSogen, in die Arteriasuoctavia dextra um, aus welcher ebenfallssehr frühzeitig die Vertebralis dextra hervorwächst. Die Subclavia dextrauncl die Carotis communis dextra stehen demgemäss mittelst einesgemeinsamen Zwischenstammes, Arteria anonyma, mit dem Anfangstheildes bleibenden Aortenbogens in Verbindung. Das 5. Paar der jüßmenarterienbögenbildet die Fortsetzung des inzwiscn"en aus der Theilungdes Truncus arteriosus hervorgegangenen Stammes der Arteria pulmonalis.Aus__ dem Anfangstheile dieses Bogens wächst jederseits ein kleinerSeitenzweig als die Anlage des ..rechten und linken Astes "der PulmonalishervOT, während sich cler Hauptantheil


Die directe A?'folge der Aorta. 455endlich an der convexen Seite des von JÜfflSIL.Jbejc^ieben^nJ3ogenszwef bis drei kleine_Zwejg_chen für die Wand„juna~j^desBeckensjclie*"späteren Zweige .der Arteria hypogastrica). Bis gegen dasEnde der fötalen Entwicklungsperiode erscheinen alle diese Zweige inRücksicht auf ihr Caliber und auf ihr Ursprungsverhältniss als Nebenzweigeder Nabelarterie. Wenn dann nach der Geburt der Placentarkreislaufunterbrochen wird, behalten nur noch die früheren Nebenzweigedie Bedeutung bleibender Strombahnen und der proximale Theilder Nabelarterie dient ihnen fortan als zuführender Stamm. So wirddas Anfangsstück der Nabelarterie bis zum Abgange der Arteriafemoralis zur Arteria iliaca communis uncl das darauf folgende Stück, auswelchem die Arteria iliolumbalis und die Zweige für das Becken entstehen,zu dem Stamme der Hypogastrica; der ganze übrige Theil verödetund wandelt sich in einen Bindegewebsstrang, Chorda arteriae umbilicalis, 1 )um. Derselbe geht daher unmittelbar aus der Wand der Arteria hypogastricaab.Die paarigen Arterien der Rumpf wand, welche zur unmittelbarenAstfolge der Aorta gehören (Art. intercostales uncl lumbales) sind seg-.mentale Gefässe und verhalten sich auch hinsichtlich ihrer bleibendenVerzweigung im Wesentlichen als solche. Aehnliche, jedoch ganz unbedeutendesegmentale Zweigchen entstehen auch noch aus cler Arteriasacralis media.Hinsichtlich cler Arterien für die Eingeweide wurde schonoben (S. 431) bemerkt, dass die Mesenterica superior aus clem Stamme derrechten Arteria omphalomesenterica hervorgeht und dass dieser somiteine bleibende Bedeutung zukommt. Von der Entwicklung der übrigenEingeweide-Arterien ist nichts Weiteres zu bemerken, als dass sie imZusammenhang mit der Entwicklung der betreffenden Organe entstehen^Die directe Astfolge der Aorta.Die unmittelbar aus der Aorta hervorgehenden Zweige nehmen infolgender Reihe ihren Ursprung:An dem Bulbus aortae:1. Die beiden Kranzarterien des Herzens, Arteriae coronariae,welche das Herz versorgen (vergl. S. 436).Am Bogen und am Bruststücke:2. Die Arteriae bronchiales posteriores, zwei bis vier kleine Arterien,welche die Bronchialverzweigungen in die Lunge begleiten.3. Die Arteriae oesophagea^mer bis sechs an cler Zahl, welchevon dem Brusttheil der Aorta descendens abgehen uncl die Speiseröhrenebst dem hinteren Abschnitte des Herzbeutels versorgen.4. Die Arteriae mediastinales posteriores, zahlreiche kleine Zweigchen,die sich an den Wänden uncl Inhaltsorganen des hinteren Mittelfellraumesvertheilen. Die unterste dieser Arterien geht zum Zwerchfell und wirdArteria phrenica superior genannt.') Syn. Chorda vesicoumbilicalis lateralis.


456 Die directe Astfolge der Aorta;5. Die Arteriae intercostales aorticae*) neun bis zehn grössere Arterien,die vom hinteren Umlange cler brust-Aorta reihenweise entspringen unclin den Zwischenrippenräumen nach vorne verlaufen.Am Bauchstücke:6. Die paarige Arteria, phrenica inferior; sie wurzelt an der vorderenFläche der Aorta, innerhalb des Aortenschlitzes, und vertheilt sich imZwerchfell.7. Die unpaarige Arteria coeliaca; sie ist für die im oberen Bauchräumeliegenden*Enig^entspringt am 12. Brustwirbelund vertheilt sich in dem Mesogastrium.8- Die unpaarige Arteria mesenterica suyerior und9. die ebenfalls nnpaa.rjjQ^^^g^^ welche beide'sich in dem Darmgekröse vertheilen und den Dünn- und Dickdarm mitZweigen versorgen.10. Die Arteriae suprarenales der Nebennieren.11. Dm ArterioTe renales" "der Niefen^nid12. die Arterien der Geschlechtsdrüsen, welche beim Manne alsArteriae spermaticae, beim Weibe als Arteriae pvaricqe 2 ) bezeichnet werden.Die_ drei letzteren sind paarige Zweige, welche an der Seite derBauchaorta entspringen.13. Die ebenfalls paarigen ArteriaeJimihäi§sd^ Lendengegend werdenvon der Bauchaorta an ihrer hinteren Seite abgegeben. Es sind deren nuryier.Der Ursprung der Geschlechtsdrüsenarterien aus der Bauchaorta wird dadurchbedingt, dass diese Drüsen neben der Niere entstehen und erst später in das Becken,beziehungsweise in den Hodensack herabrücken.Die Varietäten betreffen den Ursprung der Bronchial-, Mediastinal- undSpeiseröhrenartien aus den Intercostalarterien, ferner den Ursprung zweier Intercostalarterienaus einem gemeinschaftlichen Hauptstamm, den Ursprung der Spermaticaaus der Renalis, die Vermehrung der Arteriae renales auf einer oder aufbeiden Seiten bis zu 3 oder 4, die Vereinigung der Mesenterica superior mit derCoeliaca; bei abnormer Lage der Niere den Ursprung der Renalis tief unten. Beiangeborener Obliteration der Pulmonalis erweitert sich eine Bronchiälis zu einemganz beträchtlichen Arterienstamme. .., Alle diese Arterien lassen sich in zwei Gruppen scheiden, nämlichin Arterien der Rumpfwände, Arteriae parietales, und in Arterien derEingeweide, Arteriae viscerales.1. Arterien der Rumpfwände.Die Rumpf wände und das Rückenmark erhalten ihr Blut durcheine Reihe von Arterien, welche, den Gliederungsstellen der Wirbelsäuleentsprechend, reifartig die Rumpf höhlen umgreifen. Man muss nach ihren.lirspriingen„hintere und vorder.e„Rumpfsandarterien unterscheiden.Zu den hinteren Rumpfwandarterien gehören: zwölf Arteriaeintercostales {posteriores^J&zejx. letzte zwischen dem 12. Brust- und.1. Lendenwirbelentspringt, dann die vier Arteriae lumbales, zu denen noch einefünfte, Arteria lumbalislma, hinzukommt welche sich ober dem Kreuzbein.befindet und von der Sacralis media oderjmchans der Hypogastrica entsteht.Alle zeigen eine segmentale Anordnung.Beide diese Arterienfolgen gehören typisch dem Aortenstamme an;da derselbe aber erst am 3. Brustwirbel an die Wirbelsäule gelangt und] ) Arteriae intercostales im engeren Sinne, auch Art. intercostales posterio2 ) Syn. Arteria spermatica interna für beide Geschlechter.


Die directe Astfolge der Aorta. 457schon am 4. Lendenwirbel endigt, so können die zwei ersten Intercostalarterienund die 5. Lendenarterie nicht direct von der Aorta abkommen;die ersteren werden von dem anschliessenden Systeme derSubclavia, die letztere von der den Beckentheil der Aorta darstellendenArteria sacralis media oder dem unten an die Aorta sich anreihendenSysteme der Hypogastrica abgegeben. In das System der Subclavia istauch die Rumpfarterie des Halses, die Arteria vertebralis, uncl in dasSystem der Hypogastrica sind die Arterien des Beckenstückes derWirbelsäule, nämlich die Arteriae sacrales laterales, einbezogen.Die vorderen Rumpfwandarterien werden von einer! ab-,steigenden uncl einer aufsteigenden Arterie dargestellt, welche gleicnTalfiTaus den Astfolgen der angrenzenden Stämme, aus cler cler Subclaviauncl aus der Femoralis, abstammen. Die erstere ist die Arteria mammaria"Interna, welche neben deni Sternum herablauft, die letztere die Arteria epigastricainferior/~dTe Aeste beider vereinigen sich inller Nabelgegend. —Indem die hinteren Rumpf Wandarterien mit ihren Zweigen nach vornestreben und den vorderen begegnen, kommen die erwähnten Arterienreifezu Stande, welche aber durch auf- und absteigende Anastomosen auchunter einander uncl mit den Vertheilungen der angrenzenden Systemein Verbindung treten.Die typische Astfolge der hinteren Rumpfwandarterienmachen die Arteriae intercostales aorticae ersichtlich. Jede von ihnen spaltetsich am-Foramen intervertebrale in einen Ramus dorsalis und einen Ramusventralis. — Der Ramus dorsalis sendet zuerst eine Arteria spinalis^duTchdas Foramen intervertebrale in den Rückgratcähal und betheilt mitteistdesselben das..Rückenmark, dessen Häute.und die Knochen mit Zweigen;darauf begibt er sich^ unter den^Querfortsätzen nach hinten auf denRücken, wo er neben clem lateralen Rande der langen Rückenmuskelnan_jiie_jQberiläche gelangt. — Der grössere Ramus ventralis bettet sichin den Sulcus costae ein uncl sendet auch einen Zweig an den oberenRand cler nächst unteren Rippe; dann gibt er einen die Zwischenrippenmuskeln_durchbohrenden Ramus perforans an die Oberfläche. Jede Rippewird daher von zwei Arterien begleitet, welche" imfer einander und mitden Intercostalästen cler vorderen Rumpfwariclarterien, Rami intercostales')cler Mammaria interna, anastomosiren. Jene Zweige, welche die Ramiperforantes zur Milchdrüse senden, werden als Arteria mammariae externaeanteriores bezeichnet.Die Arteriae lumbales besitzen dieselbe Astfolge uncl Vertheilung,jedoch ist das Gebiet ihrer ventralen Aeste viel kleiner, da die Interkostales,wegen des schief absteigenden Verlaufes der Rippen, bereitsdie oberen Seitentheile der Bauchwand mit Zweigen versorgen. Es bleibenihnen daher nur jene Gebilde, welche zunächst an cler Wirbelsäuleliegen; diese sind: der Musculus cpiadratus lumborum, der Psoas und diehintersten Stücke der Bauchmuskeln. Dieses Gebiet wird ihnen überdiesnoch durch die Arteria circumfiexa ilium eingeengt, welche die Femoralisentlang clem Darmbeinkamme dahin entsendet.Noch kleiner ist das Vertheilungsgebiet cler ventralen Aeste clerArteriae sacrales laterales, welche blos das Kreuzbein mit clem Inhalte') Syn. Arteriae intercostales anteriores.


458 Die directe Astfolge der Aorta.seines Canales, dann die an der vorderen uncl hinteren Fläche desselbenentstehenden Muskeln versehen. — Die Arteria sacralis mediagibt in der Mehrzahl cler Fälle die Ärteria lumbalis ima, dann Abzweigungenan die vordere Fläche der Kreuzwirbel uncl endigt erst amletzten Steisswirbel, wo sie mit einem früher als Drüse gedeutetenGebilde, dem Steissknötchen, Nodulus coccygeus,*) in Verbindungtrittdasselbeist jedoch als ein Convolut von feinen arteriellen und venösenGefässchen erkannt worden.Die Arteriae spinales bilden eine Reihe von Stämmchen, deren esebenso viele als Zwischenwirbellöcher, mit Einschluss der Kreuzbeinlöchergibt. Sie sind grösstentheils Zweige der Zwischelrnippen-, LendenundKreuzbeinarterien und werden nur in der Halsgegend von derVertebralis besorgt. Da aber diese letztere Arterie erst am 6. Halswirbeldas Foramen transversarium betritt und ihren ersten Ramusspinalis zwischen dem 5. und 6. Halswirbel abgibt, so schalten sichZweige ein, welche zwar ebenfalls in das System der Subclavia gehören,aber von einem anderen Aste derselben, der Arteria cervicalis profunda,abgegeben werden.Das Zwerchfell bekommt seine Arterien von den hinteren undvorderen Rumpfwandarterien; die ersteren, die Arteriae phrenicae posteriores,superiores und inferiores, sind bereits erwähnt worden. Die vorderenZwerchfellsarterien werden unten (S. 471) zur Sprache kommen. Alleanastomosiren mit einander und mit kleinen Zweigchen, welche die entsprechendenIntercostalarterien besorgen.Die Rumpfwände sind demnach allenthalben von einem Gitterwerkarterieller Gefässe durchsetzt, an welches sich auch noch die Arteriencler Schulter anschliessen. Daraus wird erklärlich, dass der Blutstromauch in clem Falle aus dem oberen Gebiete der Aorta in das untereübergeführt werden kann, wenn die Aorta an der Stelle des Isthmus(vergl. S. 451) vollkommen obliterirt; denn zahlreiche Anastomosenbieten sich zur Eröffnung collateraler Wege dar. Die in solchen Fällenzu Stande kommende hochgradige Erweiterung dieser anastomosirendenArterien in allen ihren Aesten und Zweigen hat schon wiederholt dieDiagnose cler erwähnten Abnormität an lebenden Personen möglichgemacht.2. Arterien der Eingeweide.Die bereits verzeiphneten, durchwegs kleinen Arterien der Brustorgane,die Arteriae bronchiales posteriores, oesophageae und mediastinales, stehengleichfalls nicht nur mit einander, sondern auch mit den Herzarterienund, in cler Continuität cler Pleura fortlaufend, auch mit den Wandarterienin Anastomose; eine solche vermitteln u. A. auch die kleinenArteriae bronchiales anteriores, jwelche von cler Mammaria interna abstammen.Die bedeutendsten Eingeweideäste der Aorta kommen erst aus demBauchstück hervor. Sie lassen sich in paarige und unpaarige unterscheiden;die ersteren versorgen den Darmcanal mit seinen Anhängen,die letzteren die paarigen Baucheingeweide: die Nebennieren, Nierenund Geschlechtsdrüsen.*) Syn. Glandula coccygea.


Die directe Astfolge der Aorta. 459A| Zu den unpaarigen gehören drei ansehnliche Arterien, derenzahlreiche Aeste in den Gekrösen verlaufen uncl schliesslich zum Darmrohrgelangen; während dieses Verlaufes schliessen sie eine Anastomosenketteab, welche sich über das ganze Bauch- und Beckenstück desDarmcanales bis an den After verfolgen lässt. Die erste, die Arteriacoeliaca, versorgt den Magen und die zwei oberen Abschnitte des Duodenum;die zweite, die Arteria mesenterica superior, versorgt die beiden unterenAbschnitte des Duodenum, das Jejunum und Ileum, endlich das aufsteigendeund das quere Colon; für die dritte, die Mesenterica«WmorPverf^eibt daluBr nur das absteigende Colon, die Flexura sigmoideaund cler Mastclarm._^Die Leber und die Milz nehmelTelVenfalls je einengrösseren Arterienstamm für sich in Anspruch, der sich von derCoeliaca ablöst. Das Pancreas, an cler Grenze cler Gebiete der erstenund zweiten Arterie gelagert, bezieht seine zahlreichen, aber kleinenZweige vorwiegend aus der Coeliaca, zum Theil auch aus cler Mesentericasuperior. Die Astfolge dieser drei Arterien, bezüglich deren auch S. 307uncl 323 nachzusehen ist, ergibt sich aus clem nachstehenden Schema:1. Die Arteria coeliaca. Sie entsteht noch innerhalb des Hiatusaorticus des Zwerchfelles und bildet einen kaum mehr als 3 Cm.längen Stamm, der alsbald in drei divergirencle Aeste zerfällt. DieTheilungsstelle wird als Tripus coeliacus *) bezeichnet uncl befindetsich tiinter der kleinen Magencurvatur. ober dem Pa.nar^n s Aus ihrentstehen:a) Die Arteria__ gastrica .siidsix£L,l) die in der Plica gastropancreaticaaufsteigt uncl sich an der Cardia und am kleinen Magenbogenvertheilt.b) Die Arteria hepatica, welche sich mit einem aufsteigendenAste, Arteria hepatica propria, in das Leberparenchym begibt und miteinem absteigenden Aste, Arteria gastroduodenalis, den Magen, dasDuodenum uncl das Pancreas versorgt.Die Zweige des absteigenden Astes sind: die Art. gastrica dextra*)welche, am kleinen Magenbogen__nach links zieht und mit der gleichnamigenArterie cler linken Seite anastomosirt; "die Art. gastroepiploicadextra, welche im grossen Netze dem grossen Magenbogen entlang nachlinks verlauft uncl mit der gleichnamigen Arterie cler linken Seite anastomosirt;endlich zerfällt er in mehrere Endzweige, Arteriae pancreaticoduodenalessuperiores, die sich im Kopfe des Pancreas und im oberenAntheile des Duodenum vertheilen.c) Die Arteria lienalis:- sie ist cler stärkste Ast der Coeliaca unclbegibt sich entlang dem oberen Rande des Pancreas zur Milz; auf clemWege dahin schickt sie Zweige zum Pancreas uncl zum Magen. Vonden letzteren geht einer, die Arteria gastroepiploica sinistra, an die grosseMagencurvatur, und zwei, auch drei,_ w^che Arteriae gastricae breves genanntwerden, verübelten sicham Ma^ejnjxund;e._.2. Die Arteria mesenterica superior nimmt unmittelbar unter clerCoeliaca ihren Ursprung und gelangt, unter clem Pancreas austretend uncl|) Syn. Tripus Hallen.") Syn. Arteria coronaria ventriculi sinistra.3 ) Syn. Arteria coronaria ventriculi dextra.


460 Die directe Astfolge der Aorta.vor dem unteren Querj^ck^vorbeiziehend, in den unterenBauchraum, tazjjsl^ Dünndarmgekröse. Da wo sie diegenannten Organe kreuzt, entsendet sie zu ihnen einen Nebenzweig, dieArteria pancreaticoduodenalis inferior. , In dem Dünndarmgekröse entsteht.aus der linken Seite der Mesenterica superior eine Reihe von' tTDisTUZweigen, welche sich zweT^ö^eFä^relm^ durch l^genfö'rmige Anastomosenverbinaen und y scETiesslicK in eine_grosse Zahl dünner ZweigchenRami intestinales, zerfallen, die für djis Jejunum und Ileum bestimmtsind. Nahe ihrem Ende entsjringt^aus ihrer rechten Seite die Arteriaileocolica; sie versorgt den Blinddarm ,und_ den_ untersten Theil des Ileumuncl sendet einen Zweig jiaeh oben, der entlang dem Colon ascendensaufsteigt uncl sich mit zwei anderen Arterien verbindet. Diese letzterenzweigen direct von der Mesenterica, und zwar von der rechten Seitederselben ab, gehen zum aufsteigenden und queren Colon und werdenals Arteria colicuoTelctra~und media bezeichnet.3. Die Arteria mesenterica inferior entsteht am 3. Lendenwirbel undspaltet sich bald in drei Zweige, von welchen einer, die Arteria colicasinistra, sich an ^dem absteigenden Colqn_ vertheilt, ein zweiter, dieArteria sigmoidea, die Flexura sigmoidea versorgt,' und der dritte, dieArteria haemorrhoidalis superior, zu dem oberen Theile des Mastdarmesherabzieht.Ueberblickt man an einem möglichst vollständigen Präparate die Gesammtheitder Darmarterien mit ihrem langen Verlaufe, ihren dicht beisammen liegendenAesten und ihren wiederholten grossen Anastomosen, bedenkt man dann die leichteAusdehnbarkeit aller dieser Arterien, dazu die geringe Widerstandskraft der weichenBauchwände, so wird man wohl das Fassungsvermögen des gesammten Darmgefäss-Systemsals ein sehr beträchtliches bezeichnen können; es dürfte sogarnicht viel gefehlt sein, wenn man die Menge des unter Umständen im Bauchesich ansammelnden Blutes auf mehr als ein Dritttheil der gesammten Blutmasse.anschlägt.B) Die paarigen Eingeweideäste der Aorta abdominalis sindfolgende drei Arterien:1. Die Arteria suprarenalis. Sie versorgt die Nebenniere und entstehtneben der oberen Gekrösarterie aus der Aorta, gelegentlich aber auchaus cler Renalis, seltener aus der oberen Gekrösarterie.~27 Die Arteria renalis. Diese grosse Arterie löst sich ungefähr am2^ Lendenwirbel .unter beinahe rechtem Winkel von der Aorta ab, rechtsgewöhnlich efwas tiefer als links.3. Die Arteria spermatica des Mannes ist eine dünne_ aber sehrlange Arterie, die bald aus der Aorta, bald aus der Nierenarterie enkspringt, im Retroperitonealraum seitlich vom Psoas verlauft und durchden Leistencanal in den Hodensack zum Hoden herabsteigt. Beim Weibezeigt die Arteria ovarica denselben Ursprung und Verlauf im Retroperitonealraum,hat aber zum Leistencanal keine Beziehung, sonderngelangt, indem sie sich vor dem Psoas weg nach einwärts biegt, in dasBecken zum Eierstock und mit einem kleinen Nebenzweig zu demlateralen Antheil des Eileiters.Die näheren Beziehungen der Eingeweideäste sind schon in der Eingeweidelehrebesprochen worden.


Die Astfolge der Carotis communis. 461Die Astfolge der Carotis communis.Die Arteria carotis communis klimmt an_ der_Seite_der Luft- unclSpeiseröhre und bedeckt von dem SternocleidomastoMeus "den Hals entlangbis in das Trigonum carotium~~hTnauf uii7rih^t^icli7~äm"oberengchildknorpelrande angelangt, in zwei,grosse Aeste," welche' die Gebilde"des Kopfes" versorgen und gemäss ihren Vertheilungsgebieten Carotisinterna und Carotis externa genannt werden.Die Carotis communis ist ganz astlos, weil sie durch ein Gebiet schreitet,dessen Arterien die Subclavia besorgt; nur ausnahmsweise löst sich von ihr, in derRegel rechts, eine überzählige Arterie ab, welche aber auch an der Anonyma, selbstan dem Aortenbogen entstehen kann; es ist dies die bereits erwähnte Arteria thyreoideaima. Die linkerseits grössere Länge und tiefere Lage des Stammes erklären sichdurch den asymmetrischen Ursprung aus dem Aortenbogen.ImTheilungswinkel derCarotis communis findet sich das sogenannte Carotidenknötchen,Nodulus carotieus, 1 ) welches, so wie das oben erwähnte Steissknötchen,ein Geflecht von feinen Blutgefässen enthält, ehedem aber für ein Ganglion oder füreine Drüse angesehen worden war.Die Arteria carotis interna. Sie begibt sich unverzweigt in dencarotischen Canal des Schläfenbeins. Vor ihrem Eintritt in denselbenbildet sie eine kleine Schlinge, deren Länge ihr gestattet, den Excursionendes Kopfgelenkes zu folgen. Aus dem Canale gelangt sie ober clemForamen laceram hinweg in clie^cdiällelhÖiiTe. Hier bettet sie sich inden Sulcus carotieus des Keilbeinkörpers ein, wird da in einen venösenBlutleiter der Dura mater, den Sinus cavernosus, aufgenommen und brichter^t^m^rocessus~^miöiüeus anticus durch die harte Hirnhaut. Aufdiesem viermal geknickten Wege gibt sie nur unbedeutende Zweigchenan die benachbarten Gebilde ab;__erst an der unteren Fläche des Gehirnszerfällt sie in Zweige, weiche ..den .Sehapparat und das Gehirn „mitblut versorgen. Es entstehen hier:_1. Die Arteria ophthalmica. .Diese Arterie zweigt an der viertenKrümmung, neben dem Processus clinoicleus anticus ab, clringf durchdas Foramen opticum in die Augenhöhle uncl kreuzt dort alsbald denNervus opticus, indem sie an seiner oberen Seite schräg gegen diemediale Augenhöhlenwand hinzieht, entlang welcher sie ihren Lauf nachvorne fortsetzt. Sie vertheilt sich in dem Sehapparat, in den Gebilden derStirn- und äusseren Nasengegend, in einem kleinen Theile der harten Hirnhautund in der vorderen oberen Region der Nasenhöhle. Sie anastomosirtmit den Arterien des Gesichtes, der harten Hirnhaut und der Nasenschleimhaut.Ihre Astbild.ung erfolgt in sehr variabler Weise; die Hauptzweige sind:a) Die Arteria lacrymalis, welche diejrhränendrüse und die Gesichtshauf^andem lateralen Augenwinkel mit Zweigchen betheilt. Ausserdemerhalten beide Augenlider von ihr die Arteriae palpebrales laterales.b) Die Arteria supraorbitalis, welche entlang der oberen Wand derOrbita nach vorne zieht und sich, nachdem sie einige Zweige für die) Syn. Carotidendrüse, Glandula carotica.


462 Die Astfolge der Carotis communis.Periorbita und für die ihr naheliegenden Muskeln abgegeben hat, durchdie Incisura supraorbitalis an die Stirn, begibt.c) Die Ateriae ethmoidales, eine kleinere posterior und eine grössereanterior, welche durch diejentsprechenden Foramina j^hmoidalia in dieSchädelhöhle und die Nasenhöhle gelangen. Diese Arterien besorgenauch_kleine Rami meningei anteriores.d) Mehrere Rami musculares für die__m der Orbita befindlichenMuskeln^ Dieselben zweigen theils üirect vom Hauptstamme, theils vonden genannten grösseren, Aesten ab.e) Die Arteriae ciliares. Diese sind mehrere kleine Gefässchenwelche dem Augapfel das Blut liefern. Ihrer 4—5, Arteriae ciliaresposticae,entspringen ganz hinten in der Orbita, theils aus dem Stamme der Ophthalmica,theils aus den grösseren Aesten derselben und ziehen, indem sie sichein- oder zweimal theilen, zum hinteren Pol des Augapfels, welchen sieim Umkreise des Nervus jopticus betreten. Die_ Arteriae ciliares anticae,7^B~^nnier^ahl, m sihd"^snahmslo^ feine Zweige der Rami muscularesund gelangen, indem sie die Sehnen der geraden Augenmuskeln durchbrechen,zum vorderen Randbezirk der Sclera, in welchem sie sichoberflächlich bis gegen die Hornhaut hin verzweigen.f) Die Arteria centralis retinae; sie entspringt gleichfalls in demhintersten Bezirk der Orbita, entweder aus dem Stamme der Ophthalmicaoder aus einem ihrer Aeste, betritt den Nervus opticus in der vorderenHälfte seiner Länge und gelangt, in cler Axe desselben verlaufend, inden Augapfel zu ihrem Vertheilungsgebiet, der Netzhaut.g) Die Arteria frontalis; sie ^ann_^^er JEndast der Ophthalmicaangesehen werden, Sie verlauft an der medialen Wand der Äugenhöhleober dem Musculus rectus medialis und gelangt unter der Rolle für den Musculusobliquus superior zum medialen Augenwinkel. Hier gibt sie andas obere, sowie an das untere Augenlid je eine Arteria palpebralis medialisab und ausserdem einen Zweig, die Arteria dorsalis nasi, welcher denMusculus orbicularis orbitae durchbricht, mit der Arteria angularis anastomosirtund einen variablen Bezirk am Nasenrücken versorgt. DerEndzweig cler Arteria frontalis biegt aus dem medialen Augenwinkelnach oben zur Stirne ab und vertheilt sich in der Gegend der Glabella.2. Die Arteriae cerebrales. Die Ursprünge dteser Arterien, welcheim_Vereine..mit der Vertebralis, einem ZweigeJer ..Subclavia,, der Hirnmassedas arterielle Blut zuleiten, sind an das Ende der .Carotis internazusammengedrängt. Es entsteht zuerst:a) Die Arteria communicans posterior, ein kleiner anastomotischerZweig, cler sich nach hinten zu dem Enclast der Vertebralis, cler Arteriaprofunda cerebri begibt.b) Die Arteria chorioidea, welche in cler Mitte der Hirnbasis in dieAdergeflechte der Kammern des Grosshirns eindringt.Darauf spaltet sich der Stamm in:c) Die Arteria cerebri anterior und ind) Die Arteria cerebri media. Diese zwei Arterien vertheilen sich ander Oberfläche der entsprechenden Hirnlappen und schliessen mit einanderund mit den Aesten der Vertebralis, unter Vermittlung der genannten Arteriacommunicans posterior xmd eines kurzen Querastes, welcher die zwei vorderenHirnarterien vereinigt, der "sogenannten Arteria communicans anterior,


Die Astfolge der Carotis communis. 463einen Gefässkranz ab, den man Circulus arteriosus Willisii nennt. DieserKranz ist auf die Mitte der Hirnbasis und um die Sella turcica desKeilbeins gelegt.«.Näheres über die Aeste der Carotis interna enthält die Singles- undNervenlehre.Die Arteria carotis externa. Ihre Astbildung__yollzieht sich in rascherFolge in dem. Trigonum caroticum und in dessen Fortsetzung, der Fossaretromanclibularis; sie selbst durchbohrt dann oben die Substanz der Ohrspeicheldrüseund erreicht mit ihrem Ende dieJLücke zwischen demäusseren Ohre und dein Kiefergelenke. Ihr Stromgebiet begreift, mit^Ausnahme des Gehirns, des Seh-Apparates und des inneren Ohres,'sämmtliche Gebilde des Kopfes,- einen Theil der Halseingeweide, dann dieoberflächlich gelegenen Halsmuskeln und die oberen Theile der Nackenmugfiü.lat,iir'" sTfihT*~T7ftr~grösste Theil der Aeste drängt sich bereitszwischen dem Sternocleidomastoideus und den Zungenbeinmuskeln andie Oberfläche uncl wird daher nur von dem Platysma und der Fasciebedeckt; die oberen Aeste werden vom Musculus digastricus überbrückt.Die Aeste lassen sich nach ihrem Ursprünge an der vorderen, hinterenund medialen Seite des Stammes und entsprechend ihrer Vertheilung inden einzelnen Organen und Regionen, in drei Gruppen bringen:Die vorderen Aeste entstehen in folgender Ordnung:1. Die Arteria thyreoidea superior. Sie nimmt gleich am Anfangeder Carotis externa jhren Ursprung und geht zur Schilddrüse. Ein Neben- _ast derselben ist die Arteria laryngea superior für den Kehlkopf.2. Die Arteria lingualis^r Diese entsteht am grossen Zungenbeinhorneund versieht die Zunge und den Boden der Mundhöhle.3. Die Arteria maxillaris externa. Sie zweigt neben der vorigen abund vertheilt sich in der-Unterkiefer-, Kinn-, Mund- und Nasengegend.Ein Nebenast derselben, die Arteria palatina ascendens, dringt von untenin den weichen Gaumen ein.4. Kleine Arterien für die Parotis, den Masseter und Pterygoideusinternus isoliren sich am Kieferwinkel.5. Die Arteria maxillaris interna verlässt den Stamm hinter demUnterkieferhalse, tritt in die Unterschläfengrube und leitet das Blut zudenjnneren Gesichtsräumen, zu den tiefen Schichten des Gesichtes, zuden inneren Kaumuskeln, zu den Zähnen und zu der harten Hirnhaut.6. Die Arteria temporalis superficialis, der Endast der Carotis externa;sie versorgt die Gebilde in der Schläfengegend, gibt für clie Ohrmuschelzwei kleine Arteriae auriculares anteriores ab uncl ausserdem die Arteria,transversa faciei für die Kau-, Wangen- und Backengegend.Die hinteren Aeste sind:7. Die Arteria occipitalis, welche neben dem Musculus digastricusentsteh^ den Hinterkopf und mit einem Nebenaste, clem Ramus descendens,auch die Muskeln der oberen Nackengegend versorgt.8. Die Arteria auricularis posterior, welche ober dem Musculusdigastricus abzweigt und sich in der hinteren Ohrgegend vertheilt.Die mediale Seite cler Carotis externa ergibt nur:


464 Die Astfölge der Carotis communis.9. die Arteria pharyngea ascendens. Diese entsteht gleich am Anfangedes Stammes und steigt längs der Schluiiawänn~bls" zur FcnaoTeTbasis jempj^U-,Die Art des Ursprunges der genannten Aeste aus dem Stammevariirt vielfach. Recht häufig entspringen die Lingualis und die Maxillarisexterna mittelst eines gemeinschaftl.iclien_Zwiscliehstammes. Inselbildungen,dadurch zu Stande gekommen, dass ein höher abgehenderAst, z. B. die Maxillaris interna, durch einen anastomotisehen grösserenAst mit einem tiefer abgehenden Zweige, z. B. mit der Maxillaris externa,oder mit der Lingualis in Verbindung gebracht ist, wurdenschon öfter beobachtet.JVerlauf und Vertheilung der Aeste der Carotis externa.Zu 1. Die obere Schilddrüsenarterie, Arteria thyreoidea superior,begibt sich, nachdem sie einen kleinen Seitenzweig, Ramus hyoideus,zum Zungenbein abgegeben hat, blos vom Omohyoideus bedeckt,im Bogen an der Seitenwand des Kehlkopfes nach vorne und abwärtszum Scheitel des Schilddrüsenlappens. Hier spaltet sie sich in zweiZweige, in einen, der vom vorderen concaven Rande aus, und in emen,,cler von cler hinteren Fläche aus in das Parenchym eindringt. Einige;Nebenäste derselben, Rami musculares, versorgen den Kopfnicker undTile" unteren Zungenbeinmuskeln; andere gehen zum Kehlkopf. DiesesTndTlTie Ärteria laryngea Superior uncl die Arteria cricothyreoidea. Ersterebetritt durch die Membrana hyothyreoidea hinter clem gleichnamigenMuskel, letztere durch das Ligamentum conicum das Innere des Kehlkopfes.Zu 2. Die Zungenarterie, Arteria lingualis, zieht am oberen Randedes grossen Zungenbeinhornes, bedeckt vom Musculus" hyoglossus nachvorne, krümmt sich dann aufwärts zur unteren Fläche der ZungeuhcT geht neben dem Fleischfächer des Genioglossus geschlängelt biszur_Zungenspitze, — Ein kleiner Zweig derselben, cler Ramus hyoideus,schliesst mit dem ihm entgegenkommenden Zweige der anderen Seiteam Zungenbeinkörper einen Gefässbögen ab. — Ein zweiter Ast, dieArteria subungualis, zweigt am hinteren Rande des Mylohyoideus ab und;vertheilt sich am Böden/der Mundhöhle, ober dem Mylohyoideus inden Gebilden, die unter dem Zungenrande liegen. Es sind dies dieZungenmuskeln, die Unterzungendrüse und die Schleimhaut am Bodender Mundhöhle. Kleine Zweige dieser Arterie durchbohren den Mylohyoideusund anastomosiren mit der Submentalis. Weiterhin entsendetsie kleine Rami dorsales linguae, welche sich in der Schleimhaut desZungengrundes und des Kehldeckels, sowie_in den Mandeln "vertheilen.— Der Hauptast wird Arteria profunda^7m^ziae T )~gehannt; seine.kämm-•förmig geordneten, aufsteigenden Zweige clxmgen den Faserliunaeln aesMusculus genioglossus entlang in den Zungenkörper ein und,gelangen mitihren Endzweigen bis in die ScnTeirhhaut. Ein feiner Arcus raninus vermitteltoberhalb des Frenulum eine Verbindung der Endäste der beidenArteriae profundae mit einander. Manchmal fehlt die Profunda auf einer') Syn. Arteria ranina.


Die Astfolge der Carotis communis. 465Seite und wird durch einen von dem Stamme der anderen Seite abgehendenZweig ersetzt.Zu 3. Die äussere Kieferarterie, Arteria maxillaris externa*) gelangtan der medialen Seite ,d&sJ!du^ulus digastricus in die Fossa sub-5naxU]_2lis. wird da von der Unterkie?e1F^«eTchenrüse bedeckt undschwingt sich dann am vorderen Rande des Masseter über den Unterkieferins Gesicht. Hier schreitet „sie, zwischen den zwei Lagen derGesichtsmuskeln eingebettet, über den Buccinator zum Mundwinkel,erreicht später den Nasenflügel und endigt in der Regel mit einem Aste,der an der Seite der Nase bis zum medialen Augenwinkel aufsteigt.Ihre wichtigsten Zweige sind:In der Fossa submaxillaris: Die Arteria palatina ascendens, welchesich gleich am Anfange isolirt, an der Seitenwand des Schlundkopfes,zwischen dem Stiloglossus und Stilohyoideus _ bis zur öhrtrompeteemporsteigt und "den Schlundkopf, die Gaumenbögen, dielMandel und diebenachbarten Muskeln mit Blut versieht. —Die Arteria submentalis, eineArterie, die sich in den Gebilden unter dem Diaphragma oris vertheiltund am Kinn mit den Gesichtsarterien Anastomosen eingeht.Im Gesichte: Die Arteriae labiales 2 ) eine inferior und eine superior 2 );die^erstere entsteht am lateralen Rande des Musculus triangularis, dieletztere da, wo sich der Stamm mit dem Zygomaticus kreuzt. Beidedringen in die Tiefe und ziehen zwischen der Muskel- und Schleimhautschichtezur Mitte, wo sie, wie es scheint, nur capillar mit jenen deranderen Seite anastomosiren; gelegentlich geht jedoch eine oder dieandere über die Mitte weg, in welchem Falle dann die der anderenSeite kürzer ist. Einen kleinen Zweig, die Arteria septi mobilis nasi, schickt,die Labialis superior an die Nasenscheidewand. —-„Das Endstück derMaxillaris externa wird Arteria angularis genannt. Diese und die kleinen• Zweige anastomisiren vielfach mit den Zweigen der Maxillaris interna,mit der Transversa faciei und mit der Arteria frontalis aus derOphthalmica.Endigt der Stamm an dem Nasenflügel oder gar bereits am Kieferrande,so werden seine fehlenden Zweige von den benachbarten Arterien derselben, odervon den entsprechenden Arterien der anderen Seite abgegeben. Die Labialis inferiorkann auch von der Submentalis, die Angularis von der Ophthalmica, selbst vonder Transversa faciei besorgt werden.Zu 5. Die innere Kieferarterie, Arteria maxillaris interna, begibtsichy den Hals des Unterkieferköpfchens an seiner medialen Seitekreuzend, in die Fossa infratemporalis, nimmt da, zwischen dem PterygoideusinterhusHumTexternus, um den Excursionen des Kiefergelenkesfolgen zu können, einen geschlängelten Verlauf an und gelangt endlichin die Fossa pterygopalatina, wo sie in ihre Endäste zerfällt. IhreAstfolge ergibt nachstehende Arterien:I) Am Unterkieferhalse: Die Arteria auricularis profunda für denäusseren Gehörgang, dann die Arteria tympanica, welche durch die\ —*\ Syn. Arteria facialis antica.') Syn. Arteriae coronariae labiorum.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 30


466 Die Astfolge der Carotis communis.Fissura Jympanosquamosa in di% Trommelhöhle eintritt. — GrössereAeste^dieses Abschnittes" sind:Die Arteria alveolaris inferior.') Diese Arterie tritt, nachdem sieeinen Ramus mylohyoideus zu dem Ansätze des gleichnamigen Muskelsabgegeben, in den Kiefercanal ein, ernährt mit ihren Zweigen dieZähne, den Knochen und das Zahnfleisch und tritt als Arteria mentalisdurch das Foramen mentale ins Gesicht.Die Arteria meningea media. Dieses Gefäss dringt durch das Foramenspinosum in die Schädelhöhle ein und vertheilt sich dort mit vielenahastomosirenden Zweigen in dem grössten Theile der harten Hirnhautuncl in den Knochen. Sie schickt eine Anastomose zur Arteria ophthalmicauncl liefert mehrere kleinere bemerkenswerthe Zweigchen. Als .solchesind zu nennen: Eine Arteria meningea accessoria, die noch vor dem Eintritteiles "Stammes in das Foramen spinosum abzweigt und selbständigdurch das ~Toränieli~lwale die~^cna"c__elhöhl_e betritt. Mehrere kleineZweigchen zur Trommelhöhle gehen bereits in der Schädelhöhle ab;eines von diesen, Ramus petrosus, dringt durch den Hiatus canalis facialis,ein anderes durch die Apertura__superior_ canaliculi tympanici ein, eindrittes versorgt den Mus^culus tensortympani. Ein weiteres Zweigchenendlich durchsetzt die Fissura~* I^fföso^quamosa, um zur Schleimhautder Trommelhöhle und zu den Zellen des Warzenfortsatzes zu gelangen.— Zahlreiche Rami perforantes dringen in die Scheitelbeine ein und'finden durch kleine Oeffnungen Auswege an die äussere Oberfläche desSchädeldaches.£/ In der Unterschläfengrube isoliren sich die Zweige für dieKiefermuskeln, darunter zwei Arteriae temporales profundae, eine anteriorund eine posterior, welche den Schläfenmuskel versorgen und durch.kleine Zweigchen, welche namentlich die vordere durch die Fissuraorbitalis inferior in die Augenhöhle sendet, das Gebiet der Arteriaophthalmica betreten; dort betheiligen sie sich an der Versorgung derThränendrüse und der lateralen Wand der Augenhöhle und sendengewöhnlich ein Zweigchen mit dem Nervus subcutaneus malae durchden Canaliculus zygomaticofacialis in das Gesicht. Dann Zweige für denBackenmuskel, Rami buccinatorii, welche an der medialen Seite desMasseter ins Gesicht kommen und nicht nur den gleichnamigen Muskel,sondern auch die Schleimhaut der Backengegend versorgen; endlichRami pterygoidei und eine Arteria masseterica für die gleichnamigenMuskeln.Z* Beim Eintritt in die Fossa pterygopalatina entsteht:Die Arteria infraorbitalis. Dieser Zweig liefert in die Canälchen desOberkiefers die Arteriae alveolares superiores und lagert sich auf seinemweiteren Zuge nach vorne in den Canalis infraorbitalis ein, den er aberwieder durch das F_c_rjni_3n^nfraorbitale verlässt, um in der Oberkiefergegenddie tieferen Gebilde des tTesIchtes zu versorgen.J~jj In der Fossa pterygopalatina spaltet sich die Maxillaris internain folgende Endäste:Die Arteria palatina descendens. Diese gibt zuerst ein kleines Zweigchenan den Nervus Vidianus ab, Arteria Vidiana, zieht dann durch denJ ) Syn. Arteria mandibularis.


Die Astfolge der Carotis communis. 467Canalis palatinus descendens zum Gaumen herab und spaltet sichwahrend dieses Verlaufes in mehrere Zweige, Arteria palatina major undArteriae palatinae minores, welche durch die gleichnamigen LöcherndenGaumen betreten. Dort wendet sich die Palatina major nach vorne unddie minores nach rückwärts an den weichen Gaumen. Die Schleimhautrmrl die Drüsen des harten und weichen Gaumens, die Mandel, dasZahnfleisch, selbst die Nasenschleimhaut werdp.p wm diAm» A-tm^nbedacht. Den Weg in die Nasenhöhle findet das betreffende Zweigchendu"r7Jri das Foramen incisivum. Die Arterie kann theilweise durch diePalatina ascendens ersetzt werden.Die Arteria sphenopalatina. Sie- ist die grösste Arterie der Nasenhöhle;sie erreicht ihr Vertheilungsgebiet durch das FjOranien._^pln^op^abatin.um,rerzweigt sich in dem hinteren Abschnitte^der Seitenwand und versorgtüberdies die Scheidewand der Nase. Alle diese Zweigchen werden unterder Bezeichnung Arteriae nasales posteriores zusammengefasst. Ein Zweigchenderselben geht durch den Canaliculus pharyngeus zum Schlundgewölbe.Zu 6. Die oberflächliche Schläfenarterie, Arteria temporalis superficialis,gabelt sich ober der Jochbrücke in einen hinteren und in einenvorderenAst, Ramus parietalis und~°Sä*7mi*7^07^^^r~^6r letztere sendetemeiTZweig, die Arteria zygomaticoorbitalis, gerade nach vorne über dasJochbein weg zum lateralen Augenhöhlenrand, wo sie mit den Endzweigender Arteria lacrymalis anastomosirt. Ein von dem Stamm derArterie abgehender Zweig, die Arteria temporalis media, dnjrclihcibjrL-die,Fascia temporalis und vertheilt sich im Schläfenmuskel. Noch im Bereicheder Ohrspeicheldrüs"e~em^1^fr^ü^~dernremporllis superficialis dieArteria transversa faciei, welche den Ausführungsgang der Parotis überden Masseter nach vorne begleitet und sich in den Muskeln der Kau___^undder hinterej^uG&si^Sehr bemefkenswerth "sinddie Anastomosen, welche zwischen den verschiedenen Zweigen desRamus frontalis und den auf die Stirne austretenden Zweigen der Arteriaophthalmica bestehen.Zu 7. Die Hinterhauptarterie, Arteria occipitalis, nimmt anfangseine steil aufsteigende Richtung, geht zwischen dem hinteren Bauchedes Musculus digastricus und dem Stilohyoideus zum Querfortsatze des Atlas,krümmt sich neben dem Processus mastoideus nach hinten, dann dieNackenmuskeln durchbohrend wieder nach aufwärts zum Hinterkopfe,wo sich ihre Zweige auf der Galea aponeurotica bis zum Scheitelverfolgen lassen. Die Arterie besorgt kleine Zweige an die benachbartenMüskelri,"" insbesondere auch an den Musculus sternocleidomastoideus,sendet dann durch das Foramen mastoideum einen kleinen Ramus mastoideusfür die Diploe und für die harte Hirnhaut ab, endlich einen grösserenMamus^descendens, welcher voln~^pl^lriius bedeckt am Nacken absteigt.Zu 8. Die hintere Ohrarterie, Arteria auricularis posterior, begleitetden Musculus stilohyoideus aufwärts und lagert sich dann in diefurche zwischen der Ohrmuschel und dem Processus mastoideus."""Ihre"jHauptverzweigühg" "MdeT~sich in der Haut "hinter cler Ohrmuschel, indieser selbst und weiterhin in der Haut des Kopfes bis gegen denScheitelhöcker hinauf. Ein kleiner Zweig, die Arteria stilomastoidea, gehtdurch das Foramen stilomastoideum in den Canalis facialis zum Gesichts-


468 Die Astfolge der Arteria subclavia.nerven, an welchem er dem Ramus pgfcfosus der Meningea media be>*gegnet. Ein Nebenzweig dringt in die Trommelhöhle ein.Zu 9. Die aufsteigende Rachenarterie, Arteria pharyngea ascendensziehtjan der. Seitenwand des^Schlundkopfes Jn die Höhe, spendet ihmdann dem hinteren Gaumehbogen und der Ohrtrompete Zweige, schicktauch einen solchen durch den Canajiculus .vomerobasilaris nach vornezur Nasenscheidewand und endigt mit einem kleinen Ramus meningeusposterior, der durch das Foramen jugulare die Schädelhöhle betritt. DieseArterie und die PalaHha ascendens der Maxillaris externa haben zumTheil dasselbe, zum Theil benachbarte Vertheilungsgebiete und können sichdaher gegenseitig vertreten.Die Astfolge der Arteria subclavia.Die Arteria subclavia lenkt noch innerhalb der oberen Brust-Aperturlateral über die Pleurakuppel ab, gelangt dadurch auf die obere Flächeder ersten Rippe (Sulcus subclaviae) und betritt durch die hintere Scalenus-Lücke die Fossa supraclavicularis, aus welcher sie sofort wieder durchden Subclavicular-Canal in die Achselhohle herabsteigt. Nun zur Arterieder oberen_ Gliedmasse geworden, begibt sie sich, durch Abgabe von"Aesten bereits sehr verjüngt, in den Sulcus bicipitalis medialis des Oberarmesund zerfällt in der Fossa cubiti in ihre Endäste. Diese benutzendie Vorderarmrinnen, um schliesslich an die Hand zu gelangen. Das Stromgebietder Subclavia ist daher ein weit ausgedehntes; es umfasst nichtnur die obere Extremität, sondern auch die Gegend des Schultergürtels,die oberen Und mittleren Theile der Rumpfwandungen, einen Theil derEingeweide in der unteren Halsregion, selbst den Halstheil des Rückenmarkesund die hinteren Abschnitte des Gehirns. Wollte man die Astfolgeder Subclavia mit jener der entsprechenden Arterien der unterenKörperhälfte vergleichen, so müsste man sagen, dass sie nicht alleindas Stromgebiet der Femoralis, sondern auch jenes cler Hypogastrica insich begreift.Wegen der reichen Astfolge und des ausgebreiteten Stromgebietespflegt man die Arterie zum Zwecke der leichteren Üebersicht in vierAbschnitte zu theilen. Der erste begrenzt sich an der Scalenus-Lücke .und kann seiner Lage wegen als Bruststück bezeichnet werdender"zweite befindet sich in "der*Fossa supraclavicularis und soll Halsstückgenannt "werden;" ^ejnT oriffen beherbergt die Achselhöhle, er heisstArteria axillaris; der vierte, welcher im Ellbogenbuge endigt, Ist dieArteria brachialis'; von ihr wefclen^cfle~~Xrteri eh des Vorderärmesund der Hand abgegeben. Die Beweglichkeit der Clavicula bringt esmit sich, dass die Grenze zwischen dem Hals- und Achselstücke nichtconstant ist, und dass somit jedes dieser beiden Stücke, je nachdem dieClavicula höher oder tiefer gebracht wird, auf Kosten des anderen verlängertwerden kann.ADer asymmetrische Ursprung der Stämme bedingt eine grössere Länge undeine tiefere Lage des Bruststückes der linken Subclavia. Aus demselben Grundeist dieses auch viel enger an die Pleurakuppel angeschlossen. — Wenn eine hinreichendlange Halsrippe besteht, so wird der Bogen der Subclavia von der erstenRippe abgehoben und kann bis auf diese überzählige Rippe hinaufrücken.


Die Astfolge der Arteria subclavia. 469A. Bruststück der Subclavia.Die Ursprünge der zahlreichen Aeste des Bruststückes drängenjich alle dem 7. Halswirbel gegenüber an jener Stelle zusammen, woder Stamm über den Scheitel der Plem^ und imBegriff,ist, in die Scalenus-Lücke einzutreten. Von diesen Aesten fallenzwei den Eingeweiden zu, die übrigen versorgen die Rumpf wände. Dieganze Astfolge ergibt:1. Die Arteria vertebralis. Sie entsteht als selbständiger Ast amoberen Umfange der Subclavia und begibt sich durch die Foramina tränsversariader Halswirbel, schliesslich durch das grosse Hinterhauptlochin die Schadelh^nTeT"2. Den Truncus thyreocervicalis; er bildet einen gemeinschaftlichenZwischenstamm für die folgenden vier Arterien:'[,a) Die Arteria Thyreoidea inferior. Sie liefert Zweige an die Schild-|jdrüse, den Kehlkopf, die Luft- und Speiseröhre.jlib) Die Arteria cervicalis ascendens. Diese steigt entlang den vorderen\\Höckern der Halswirbel-Querfortsätze empor und versorgt daselbst die iMuskelansätze und Nerven.] ic) Die Arteria cervicalis superficialis. Diese Arterie vertheilt sich,oberflächlich in der Regio supraclavicularis.d) Die Arteria transversa scapulae, ein grösseres Gefäss, welchesil,!hinter der Clavicula in die Fossa supraspinata eindringt. /«:•#*3. Die Arteria mammaria interna. Sie entwickelt sich als .selb- \\ständiger Ast aus dem unteren Umfange der Subclavia und vertheiltsich als vordere obere Rumpfwandarterie in der vorderen Wandder Brust- und Bauchhöhle.4. Den Truncus costocervicalis; er entsteht an dem hinteren Umfangeder Subclavia_und spaltet sich bald in die folgenden zwei Aeste:ä)~DIe ArteriaTcervicalis profunda, welche die tiefen Schichten desNackens versorgt undb) Die Arteria intercostalis suprema, welche sich in den zwei erstenIntercostalräumen verzweigt.Um sämmtliche Nackenarterien leichter überblicken zu können, seihier noch genannt:5. Die Arteria transversa colli,*) ein Gefäss, welches in der Regelbereits ausserhalb der Scalenus-Lücke entsteht und in der Tiefe derFossa supraclavicularis nach hinten zieht.** Verlauf und Vertheilung dieser Aeste.Zu 1. Die Arteria vertebralis lagert sich mit ihrem Anfangsstückein den Winkel ein, welchen, der Longus colli mit der Scalenus-Gruppebegrenzt und tritt am 6. Halswirbel in den von den Löchern der Halswirbel-Querfortsätzegebildeten Ganal; darin aufsteigend überkreuzt siean den Wirbelfugen die vordere Fläche der aus den Zwischenwirbellöchernaustretenden Halsnerven und erreicht in gestrecktem Laufeden Epistropheus. Um den Drehbewegungen des Atlas, ohne gezerrt zu') Syn. Arteria transversa cervicis.


470 Die Astfolge der Arteria subclavia.werden, folgen zu können, betritt die Arterie auch das Foramen transversariumdieses Wirbels, dessen Querfortsatz aus der Reihe der anderen 'hervortritt, macht dabei zwei Krümmungen, deren letzte sie hinter denoberen Gelenkfortsatz des Atlas, in den Sulcus arteriae vertebralis ibringt, wo ihr ein Loch in der Membrana obturans posterior den Wegin den Wirbelcanal bahnt. Darauf benützt sie da&. Eoramen occipitalemagnum zum Uebertritt in die Schädelhöhle und verschmilzt am Clivusmit der Arterie der anderen Seite zu einem unpaarigen Stamme ;welcher Arteria basilaris genannt wird; diese zerfällt hinter der Sattel- 'lehne wieder in symmetrisch paarige Endäste.Auf dem Wege durch die Querfortsätze gibt sie nebst kleinenRami musculares die Rami spinales ab. Nach ihrem Eintritt in dieSchädelhöhle schickt sie zunächst einen kleinen Ramus meningeus posterioran die Dura mater, worauf sich von der noch paarigen Arterie ab-,lösen: die" obersten Spinalarterien, welche als Arteriae spinales, anteriorund posterior bezeichnet werden, und für das kleine Gehirn die Arteriacerebelli inferior posterior.Von der unpaarigen Basilaris entstehen: Rami ad pontem fürdie Varolsbrücke, eine Arteria cerebelli inferior anterior für das kleineGehiriT und eine Arteria auditiva interna für das Gehörlabyrinth, welchedurch den Meatus acusticus internus in die Schläfenbeinpyramideeindringt. , vZu den paarigen Endästen der Vertebralis gehören: die Arteriacerebelli superior des Kleinhirns, die Arteria cerebri profunda für denjiinterenAntheil des Grosshirns, enalich die Arteria communicans posterior, welche dieAstfolge jieTJVerf^rälls^mit der der Carotis interna _in Verbindungsetzt und den Circulus arteriosus Willisii abschliesst.Der ungewöhnliche Ursprung der Vertebralis aus dem Aortenbogenwurde bereits erwähnt. Zuweilen gibt es auf einer Seite zwei Vertebrales, dereneine gesetzmässig aus der Subclavia, die andere aber aus der Aorta entspringt. Auch inBetreff des Verlaufes schwankt die Arterie; sie tritt nämlich manchmal erst am5. Halswirbel, sehr selten erst am Epistropheus in das Foramen transversarium. Indiesem Falle besorgt die Cervicalis ascendens die unteren Spinaläste. Gelegentlichtrifft man im Innern der Arteria basilaris eine unvollständige oder vollständigeScheidewand, welche darauf hinweist, dass dieses unpaarige Gefäss aus derVerschmelzung der ursprünglich auch in dieser Strecke paarigen Vertebralis hervor- ]gegangen ist.%Zu 2. Als die Hauptfortsetzung des Truncus thyreocervicalis ist dieArteria thyreoida inferior zu betrachten; sie begibt sich zuerst aufsteigend,dann in einem medial gekrümmten Bogen an der Wirbelsäule, hinterder Carotis communis den Oesophagus kreuzend, zur Schilddrüse, inderen Parenchym sie von der hinteren Fläche aus eindringt. Einer dergrösseren Aeste, in welche sich die Arterie noch vor ihrem Eintritt indie Schilddrüse spaltet, sendet einen Ast zum Kehlkopf, die Arteria laryngeainferior, welche an der Luftröhre, der'sie ebenfalls kleine Zweigchen mittheilt,hinaufzieht und sich hinter dem ' Ringknorpel an der hinterenKehlkopfwand verzweigt. Nebst diesem Aestchen besorgt die Thyreoideainferior noch andere kleine Rami tracheales und oesophagei, deren einerlängs der Trachea die Thymus aufsucht und mit den Bronchialarterienanastomosirt.


Die Astfolge der Arteria subclavia. 471Ein zweiter Ast des Truncus thyreocervicalis, die Arteria transversascapulae, verlauft annähernd parallel mit der ober ihr gelegenenArteria cervicalis superficialis, deren Verbreitungsbezirk sie nicht seltenselbst besorgt; beide kreuzen die vordere Fläche des Scalenus anticusund gelangen daher ^"~"^ / : n 7 r : ; ;^^j^ Vorraumder Fossa supraclavicularis. Die Transversa scapulae~begieitet die Clavicula,g*tEf "einen Ramus acromialis zur Schulterhöhe und langt endlichober dem Ligamentum transyersumin der. Fossa supraspinata scapulaeah. Hier versorgt sie" dieTimteren Schulterblattmuskeln und anastomosirtam Collum scapulae mit der Arteria circumflexa scapulae, einem Asteder Arteria axillaris.Zu 3. Die Arteria mammaria interna nimmt ihren Verlauf neben.dem Rande des Brustbeines, die hintere Fläche der Rippenknorpelkreuzend, nach abwärts; sie erreicht das Brustbein hinter dem Sterno-Claviculargelenke und beschreibt, um dahin zu kommen,""über die Pleurakuppeleinen nach Vorne absteigenden Bogen. Am 7. Rippenknorpelangelangt, durchbohrt sie das Zwerchfell zwischen dem Sternal- undCöstalanfheile und tritt in die Scheide des Rectus abdominis. Hier bekommtsie den Namen Arteria epigastrica superior und begegnet in der_Gegend des Nabels den Endzweigen der Arteria epigastrica inferior,einem Abkömmling der Arteria femoralis. Der Bogen der Mammariainterna ist in der Regel astlos; er kann aber ausnahmsweise dieThyreoidea ima, selbst die Transversa scapulae abgeben. — Ihr Sternaltheilliefert mehrere Eingeweideäste: Die Arteriae mediastinalesanteriores und die Arteriae ihymicae, sowie eine Arteria pericardiaeo-phrenica,welche letztere den Zwechfellnerven begleitet, sich im Herzbeutel undZwerchfell verzweigt und durch kleine Zweigchen, Arteriae bronchialesanteriores, welche sie an den Lungenstiel sendet, mit den hinterenBronchialarterien anastomosirt.\ Ferner besorgt sie mehrere Rumpfäste:sechs Rami intercostales *) mit ihren durchbohrenden Zweigen, darunterdie Arteriae mammariae externae. anteriores, und dann eine Arteria musculophrenica,2 ) welche entlang dem Rippenbogen verlaufend die Costalansätzedes Zwerchfelles und der"Baüchmu*^ln~hetheiltrAls eine nicht unwesentliche,ziemlich häufig vorkommende Varietät ist ein Ramus costalis lateraliszu erwähnen, welcher an der 1. Rippe" von dem Stamme der Mammariainterna abzweigt, an ""der inneren Fläche der Brustwand schief nachhinten und abwärts bis gegen die 5. oder 6. Rippe zieht uncl Zweigein die Intercostalräume abgibt, welche mit den Zweigen der Arteriaeintercostales anastomosiren. Der Bauchtheil der Mammaria interna, dieArteria epigastrica superior, verästelt sich in den Bauchmuskeln und betrittmittelst kleiner Zweigchen, welche im Ligamentum Suspensorium hepatisverlaufen, sogar das Gebiet der Arteria hepatica^~""2TT 4. Die Arteria cervicalis profunda, der aufsteigende Zweigdes Truncus costocervicalis, begibt sich unter dem Querfortsatze des7. Halswirbels im Anschluss an die hintere Seite der Halswirbel-Querfortsätzezu den tiefen Nackenmuskeln; auf diesem Wege isoliren sichvon ihr eine oder zwei Arteriae spinales. Der zweite Zweig des genannten') Syn. Arteriae intercostales anteriores.*) Syn. Arteria phrenicocostalis.


472 Die Astfolge der Arteria subclavia.Truncus, die Arteria intercostalis suprema, kreuzt hinter der Pleurakuppelden Hals der 1. Rippe und liefert die 'Arteria intercostalis für denersten und gewöhnlich auch für den zweiten Zwischenrippenraum.B. "Halsstück der Subclavia.Das Halsstück der Subclavia reicht von der Scalenus-Lücke bisan^ den unteren J^mfang. clejL Schlüsselbeines. Es befindet sich in derTiefender Fossa supraclavicularis, lagert auf der obersten Zacke~aesSerratus magnus. und verfolgt eine schief lateral zur**TilITffe~'der Claviculaabsteigende Richtung. Der Umstand, dass sich die Claviculalateral immer mehr von der Brustwand abhebt, bringt es mit sich,dass die Arterie immer tiefer sinkt, je mehr sie sich dem Clavicularcanalenähert; sie wird deshalb auch schwerer zugänglich, insbesondereaber dann, wenn die Brustkrümmung des Schlüsselbeins besondersstark ist. Soll daher das Gefäss leichter zugänglich gemacht werden,so muss der Schultergürtel möglichst gesenkt und nach hinten gedrängtwerden.Der einzige Ast, der sich vom Halsstücke der Subclavia löst, istdie bereits erwähnte Arteria transversa colli. Dieses GefäsS schlingt sichin der Tiefe der Fossa supraclavicularis, indem es zwischen jien Bündelndes Plexus brachialis__hindurchdringt, über Bden Seheite_l*^es Thorax auf.d,eri~Rücken "und verzweigt~sicli in den Nacken-, Rücken- undjächulterblättmuskeln.Dies geschieht mittelst zweierAeste, von welchen dereine^Ramus ascendens, in der Tiefe des Nackens aufsteigt und dort demRamus descendens der Arteria occipitalis begegnet, der andere aber,als Ramus descendens, *) dem Margo vertebralis der Scapula entlangabsteigt. "Der Ursprung dieser Arterie ist sehr unbeständig und kann gelegentlich bisin die Scalenus-Lücke verschoben sein; es geschieht sogar nicht selten, dass derVertheilungsbezirk ihres Rumus descendens von der Transversa scapulae aufgenommenwird, und dann findet sich in dem Vorraum der Fossa supraclavicularis eine grössereArterie, welcher man bei der-Aufsuchung der Subclavia begegnet.C. Arteria axillaris.Nachdem die Arteria axillaris die Achselhöhle betreten hat, löstsie sich ganz von der Brustwand ab und schmiegt sich alsbald demOberarm an, um an diesen geknüpft eine neue Stütze zu gewinnen undungefährdet den Excursionen des Schultergelenkes folgen zu können.Die Arterie zieht daher in schief lateral gehender Richtung durch denRaum, kreuzt dabei anfangs den Ansatz des Musculus subscapularis,folgt darauf dem Coracobrachialis nach abwärts und tritt zwischen denAchselfalten, wo sie durch den Bogen der Fascia axillaris festgehaltenwird, auf den Oberarm. Nach ihren Beziehungen zu der vorderen Wandder Achselhöhle wird die Axillaris in drei Stücke abgetheilt. Daserste Stück reicht bis zum oberen Rande des Pectoralis minor, daszweite wird von" diesem Muskel bedeckt und das dritte"endigt am) Syn. Arteria dorsalis seapulae.


Die Astfolge der Arteria subclavia. 473unteren Rande des_Pectoralis major.JDas erste Stück ist durch die Spaltezwischen clem Musculus subclavius und dem Pectoralis minor von demMohrenheim'schen Dreieck aus zugänglich, das dritte kann durch dieAchselgrube leicht erreicht werden. — Das Verbreitungsgebiet derArterie umfasst die Gebilde der Schulter und erstreckt sich einerseitsauf den Rücken, andererseits auf den Brustkorb. .Die Astfofge liefertzahlreiche Ausläufer, die sich aber leicht überblicken lassen, wenn mansie nach den Gegenden, innerhalb deren sie sich vertheilen, in vierGruppen bringt, nämlich in die folgenden:1. Aeste längs der vorderen Achselhöhlenwand, die Arteriaethöracicae anteriores. Es sind dies zwei oder drei Arterien, welche gewöhnlichmittelst eines gemeinschaftlichen Zwischenstammes, Truncus thoracicoacromialis,mit der Arteria acromialis vereint am ersten Stücke der Axillarisentstehen und die vorderen Brustmuskeln versorgen. Von ihnen treten dieoberen durch die Lu"p"£_zw^ dem Pectoralis minor und Subclaviusaus der AchiefTKohTe nach Vorne auf cGe"Brust, während sich die unterenan den Serratus anticus anschmiegen : und erst über den unteren Randdes Pectoralis major auf die vordere Fläche der Brust umbeugen. Vondiesen geht ein Zweig zur Brustdrüse, der als Ramus mammarius externusposterior beschrieben wird. Als Arteria thoracica suprema wird eine nichtselten vorkommende, selbständig aus der Axillaris unmittelbar unterdem Schlüsselbein entspringende Thoracica anterior bezeichnet.Die Arteria acromialis zieht zur Schulterhöhe, bildet dort mit demRamus acromialis der Transversa scapulae das Rete acromiale, gibt abervorher noch einen Ramus deltoideus ab, welcher im Sulcus deltoideopectoralisverlauft.2. Aeste längs der hinteren Achselhöhlenwand. Sie entstammender Arteria subscapularis; diese entspringt dort, wo die Achselarterieden Musculus subscapularis kreuzt, und zieht am lateralen Randedesselben herab. Ihre unmittelbare Fortsetzung ist die Arteria thoracicodorsalis,welche längs des Latissimus dorsi gegen den Angulus scapulae inferiorjjißhtund den genannten Muskeln"' sowie dem berraf^is~änrftens°^rv^erigifzusendet. Ein. starker Seitenast „cl_e_r_Subscapularis ist die Arteria circumflexascapulae, welche medial vom Caput longum tricipitis durch diemediale Achsellücke zieht und um den Hals der Scapula herumbin dieFossa infraspinata gelangt. Regelmässig gehen für den Musculus subscapulariseinzelne Rami musculares direct aus dem Stamme der Axillarishervor.3. An der medialen Achselhöhlenwand verlauft die Arteriathoracica lateralis; *) sie entspringt hinter jlem Muscuhis_. pectoralis' minorund verzweigt sich in absteigendem Verlauf an jiem Serratus anticus,ober"halh~de"s"Gebietes deFArteria thoracicodorsalis. Von dieser letzterenkann sie theilweise oder ganz ersetzt werden. Ist sie jedoch stärkerentwickelt, so schickt sie auch einen Zweig an die Brustdrüse, welcher,so wie der aus den Thöracicae anteriores als Ramus manimarius externusposterior bezeichnet wird.4. Die zwei Kranzarterien des Oberarmes, Arteriae circumflexae humeri,eine anterior und eine posterior, welche ober dem Ansätze des Pectoralis') Syn. Arteria thoracica longa.


474 Die Astfolge der Arteria subclavia.major und Latissimus dorsi das Collum humeri chirurgicum Jateral umgreifen.Beide gelangen unter denJDeltoideus, die vordere, kleinerebedeckt von clem Caput cömmüne~des Coracobrachialis und Biceps, diehintere, grössere, indem sie zwischen Humerus und langem Kopf desTriceps die laterale Achsellücke zum Durchgang benützt. Gelegentlichentwickelt sich die Circumflexa posterior mit der Subscapularis auseinem gemeinschaftlichen Stamme.Dem Gesagten zufolge ist die Schultergegend ein Ort, wo sich die Endästezahlreicher Arterien treffen, darunter einige, welche sich bereits am Bruststück derSubclavia isoliren, wie die Transversa scapulae, und andere, welche erst aus demAchselstücke ihren Ursprung nehmen, wie die Acromialis und die 'Circumflexascapulae. Alle diese Arterien stehen mit einander in Verbindung. Nebst diesen ausder Subclavia hervorgehenden Arterien dringen aber auch noch die Rami •perforantesder Zwischenrippenarterien in dieses Gebiet ein und verknüpfen dadurch die Ast-^folge der Subclavia direct mit dem Abrtenstamme; namentlich sind es die Thöracicae,welche mit diesen Aortenzweigen anastomosiren. Um die volle Bedeutungdieser Anastomosen zu bemessen, muss erinnert werden, dass sie es sind, welcheden collateralen Kreislauf herstellen, wenn der normale Blutstrom unterbrochenwurde, sei es in der Subclavia durch Unterbindung derselben an der Clavicula, seies in der Aorta durch Obliteration derselben an dem Isthmus.D. Arteria brachialis.Die Arteria brachialis ist das ungetheilte Endstück der Subclavia.Sie bettet sich mit dem Nervus medianus in den Sulcus bicipftaiismedialis ein, schiebt sich_dann_in dieFortetzung dieser Furche,_denMilieus" cubitalis ulnaris und spaltet sich erst in der Fossa cubiti injene Arterien, welche dem Vorderarm entlang verlaufen. Sie besorgt nurdie Muskeläste für die Beuger- und Streckergruppe und drei Nebenärterien,die sogenannten Arteriae collaterales, welche sich nach Abgabe,von Muskelzweigen in dem das Ellbogengelenk umspinnenden Betearticulare cubiti vertheilen. Eine dieser Arterien, die Arteria collateralisradialis, begleitet den Nervus radialis auf seinem Wege durch den Tricepsin den Sulcus cubitalis radialis und versorgt im Wesentlichen diesenMuskel; die zweite, die Arteria collateralis ulnaris superior, schmiegt sichober der JVütte_ des Oberarmes an den Nervus ulnaris und gelangt mit"""fj~8gem ah die hintere...Seite des Ellbogens, während die dritte, dieArteria collateralis ulnaris inferior, erst tief unten am Oberarm entspringtund in der/Tiefe des Sulcus cubitalis ulnaris endigt.Der Ursprung dieser drei Arterien unterliegt vielen Schwankungen; besonders,interessant ist aber jene Variante, bei welcher sämmtliche Collaterales, mit Ausnahmeder Zweige für den Biceps, aus einem Stamme hervorgehen, und dieser mitder Circumflexa humeri und mit der Subscapularis verschmilzt. In diesem Fallespaltet sich die Axillaris bei ihrem Austritt aus der Achselhöhle in zwei gleichstarke Aeste, deren einer fast unverzweigt dem Ellbogen zueilt, der andere dieGebilde des Oberarmes und der Schulter versorgt. Es ist dies ein Verhältniss,welches der normalen Verästlung der Arteria femoralis am Oberschenkel entspricht.E. Arterien des Vorderarmes.In der Ellbogengrube gehen aus der Brachialis vier Arterienjurden VOTclerärm hervor,vondenen sicFdiezwerkleineren durch Abgabe-


Die Astfolge der Arteria subclavia. 475zahlreicher Muskeläste bereits ober dem Handgelenke erschöpfen, diezwei grösseren aber sich erst an der Hand zertheilen. Drei derselbenliegen an der palmaren und nur eine, die kleinste, an der dorsalen Seite.Man unterscheidet:1. Die Arteria radialis. Diese befindet sich in der Radialfurche undbetheiligt sich, nachdem sie das Handgelenk überschritten, an der Versorgungder Hand. Dies thut auch die folgende,2. die Arteria ulnaris, welche durch den Canalis cubitalis dieUlnarfurche betritt und über das quere Handwurzelband hinweg zurHohlhand gelangt.3. Die Arteria interossea volaris, *) welche an der palmaren Seite des|iZwisehenkochenbandes lagert und4. die Arteria interossea dorsalis, 2 ) welche sich zwischen den dorsalenVorderarmmuskeln vertheilt; beide endigen bereits am Handgelenk.Diese vier Arterien lösen sich auf folgende Weise vom Stammeder Brachialis: cjie erst entstehende ist die Radialis; sie geht aus clemStamme bereits im Sulcus cubitalis ulnaris, hinter dem Lacertus fibrosusEervor^und begibt sich direct in ihr Bett, in die Radialfürche. In derFossa cubiti löst sich ein zweiter_Ast^ die Arteria interossea communis,der gemeinschaftliche Stamm der Interosseae, ab, der sich allsogleich indie Interossea volaris und Interossea dorsalis theilt. Von diesen beidengeht die letztere durch die Lücke im Zwischenknochenbande auf dieDorsalseite des Vorderarmes," um' sich däselbsT'in^dBlinCTuskeln zu vertheilen.Nach Abgabe der^Interossea communis begibt sich die Fortsetzung clerBrachialis als Arteria ulnaris durch den Canalis cubitalis in die Ulnarfurche.Die Aeste, welche von den vier Vorderarmarterien abzweigen,sind kleinere Rami musculares und vier Arteriae recurrentes, welcheletzteren gegen -das Ellbogengelenk umbeugen und zum Theil die benachbartenMuskeln mit Zweigchen betheilen, zum Theil das Rete cubitispeisen. Die Arteria recurrens radialis vertheilt sich im Sulcus cubitalisradialis. Von den zwei Arteriae recurrentes ulnares begibt sich (iie~eine indelrTSulcus cubitalis ulnaris, die andere durch die Spalte zwischen denUrsprungsköpfen des Musculus flexor carpi ulnaris hinter den Epicondylusmedialis zum Nervus ulnaris und zum Rete cubiti; die Arteriarecurrens interossea vertheilt sich an der dorsalen Seite des Ellbogengelenkesund versorgt insbesondere den Musculus anconaeus. Sie istein Zweig der Interossea dorsalis.Nicht selten besitzt der Vorderarm noch eine fünfte Arterie, dieArteria mediana, welche aus der Ulnaris oder aus der Interossea volarisentspringt, den Nervus medianus begleitet und sich durch Ausweitungder diesen Nerven ernährenden Gefässchen entwickelt; sie geht in derRegel mit dem Nerven durch den Carpalcanal in die Hohlhand.Diese Arterien bieten mannigfache und praktisch wichtige Abweichungenihres Ursprunges und Verlaufes. — Vor Allem verdient eine abnorme Arteriegenannt zu werden, welche den Stamm der Brachialis begleitet und als überzähligesGefäss den Namen Vas aberrans bekommen hat. Sie entsteht bald höher') Syn. Art. interossea interna.) Syn. Art. interossea externa. ;**


476 Die Astfolge der Arteria subclavia.bald tiefer aus der Brachialis und vereinigt sich in der Fossa cubiti entweder mitdem Ende des Stammes oder mit der Radialis; in dem letzteren Falle kommt siestets oberflächlich, manchmal selbst vor den Lacertus fibrosuszu liegen. Diese Arteriekann man als die Vermittlerin der folgenden Bildungsabweichungen betrachten.Es kommt nämlich nicht selten ein sogenannter hoher Ursprung derRadialis vor. Dies ist offenbar nichts Anderes, ais ein Vas aberrans, welches directin die Radialis übergeht, ohne dass die letztere im Ellbogenbuge eine zweite, dienormale Wurzel fasst. Ein hoher Ursprung der Ulnaris mittelst dieses Gefässesist seltener, und wenn er vorkommt, so wird durch ihn '• die Lage der UlnarisWesentlich verändert. Das Gefäss tritt dann nicht in den Canalis cubitalis, sondernbegibt sich oberflächlich, vor dem Caput commune der palmaren Vorderarmmuskelnwegschreitend, in die Ulnarrinne. Diesen oberflächlichen Verlauf kannübrigens auch eine erst am Ellbogen entsprungene Ulnaris nehmen. Bei solchenVerlaufsverhältnissen der Arteria ulnaris entsteht die Lnterossea communis nicht ausihr, sondern erscheint als die directe Fortsetzung der Brachialis und gibt die sonstder Ulnaris zukommenden tiefen Muskelzweige ab. Ein hoher Ursprung derInterossea oder Mediana kommt sehr selten vor. Oefter ereignet es sich dagegen,dass die Radialis gemeinschaftlich mit der Ulnaris aus einem grösseren oberflächlichenAst der Brachialis hervorgeht, und dass der zweite, in die Ellbogengrubeeintretende Ast nur die Interosseae und die in diesem Falle meistens vorhandene'Mediana abgibt. — Der Uebertritt einer hoch oben entstandenen Radialis in Begleitungdes Nervus musculocutaneus zwischen dem Musculus brachialis internusund dem Biceps in den Sulcus bicipitalis lateralis ist eine Seltenheit.Ein Processus supracondyloideus kann die Lage der Gefässe ebenfallsdadurch verändern, dass er die ungetheilte Brachialis, oder die höher entstandeneUlnaris zwingt, an seiner dorsalen Seite nach abwärts zu verlaufen.F Arterien der Hand.Die Astfolge der Arterien der Hand^ist hauptsächlich in die Hohlhandverlegt und daselbst an zwei_ mit der Convexität nach abwärtsgerichtete 1 q^r


Die Astfolge der Arteria subclavia. 477die Lücke zwischen den beiden Ursprungsköpfchen des Musculus abductordigiti quinti einen Ramus volaris profundus in die Tiefe, welcherdie Muskeln des Antithenar versorgt.Die Arteria radialis entsendet aus der Radialrinne einen Ramusvohris superficialis, der vor dem queren Handwurzelbande die Palmaerreicht, sich gewöhnlich in kleine Zweige für die oberflächlichenFleischlagen des Thenar auflöst, manchmal aber, wenn er nämlichgrösser ist, mit dem Endstücke der Ulnaris den oberflächlichen Bogenabschliesst. Die -Fortsetzung der Radialis tritt nach _A^gabediesesZweiges .an der dorsalen Seite des Os mültangulum majus durcn^ie Foveolaradialis "auf den Handrücken, gibt da einen "kleinen Ramus " carpetfsdorsalis ab Und dringt ""dann durch jdas erste. Interstitium metacarpeum,und zw_ar durch die Lücke zwischen den beiden yrsprühgszacken desMusculus interosseus dorsalis primus," wieder in die Tiefe


478 Die Astfolge der Arteria subclavia.der Finger, besonders reichlich aber in der Haut der volaren Seite,schicken jedoch ihre Zweige auch auf die dorsale Seite des Mittel- undEndgliedes.Der Arcus volaris profundus sendet aus seiner oberen, concavenSeite kleine rücklanfende Zweige zur J^JP£el_jdes Handgelenkes undvön~seiner convexen Seite vier Arteriae metacarpeae volares. Die letzterenziehen den palmaren Zwischenknochenmuskeln entlang , t bis an dieGrundgelenkeaer Finger, wo die ulnar gelegenen sich zumeist schonverth^enT^änrehd die radial gelegenen mit den Arteriae digitales communesvolares Anastomosen eingehen. Da also schon der Zeigefinger-iaus beiden Bögen das Blut bezieht und der Daumen in der Regel seinebeiden Arterien von der Arteria radialis erhält, so werden die radialgelegenen Finger hauptsächlich von der Arteria radialis, die ulnar gelegenenhauptsächlich aus der Arteria ulnaris mit Blut versorgt.Der arterielle Gefässapparat für die Dorsalseite der Hand erreichtbei weitem nicht jene Ausbildung, wie der palmare. Er bestehtnur aus einem die Handwurzel umspinnenden Netze, dem Rete carpidorsale, aus vier Arteriae metacarpeae dorsales und aus kleinen Arteriaedigitales, dorsales, welche letzteren aber nicht bis an die Fingerspitzegelangen, sondern sich schon in dem Bereiche des Grundgliedes erschöpfen,iDas Rete carpi dorsale wird von der Arteria interossea volaris, welchedurch die untere Lücke der Membrana interossea einen Ramus dorsalis liefert,dann von den Rami carpei dorsales und auch direct von der Radialisgespeist. Aus ihm gehen gewöhnlich drei Arteriae metacarpeae dorsales,für_ das 2., 3. und 4. "Interstitium Tnetacarpeum hervor, \\§ihrend derentsprechende"* Zweig für das erste Interstitium von der Arteria radialisabgegeben wird, unmittelbar bevor sie den Interosseus dorsalis primusdurchbricht. Die Metacarpeae dorsales sind feine Gefässchen, welcheentlang den Musculi interossei OT dprsales ziehen und sich in denselben"vertheilen." Sie werden verstärkt, oder in manchen Fällen auch ersetztdurch Rami perforantes, welche von dem tiefen Hohlhandbogen abgehenund die Lücken zwischen den Ursprungsköpfen der Musculi interossei,dorsales zum Durchtritt benützen. Die kleinen - Arteriae digitales dorsalessind entweder unmittelbare Zweige der Metacarpeae dorsales, oder siegehen als durchbohrende Zweige aus den Metacarpeae volares hervor.Ueberdies stehen sie in den Interdigitalfalten mehrfach durch feineanastomotische Zweigchen mit den Arteriae digitales communes volaresin Verbindung.jBei dieser reichen und allenthalben durch Zwischenstämmchen verknüpftenGefässausbreitung sind Varietäten nichts Ungewöhnliches; sie betreffendie Astfolge und die Grösse der Zweigchen. In Betreff der Hohlhandbogen sollnurnoch hervorgehoben werden, dass, wenn eine grössere Arteria mediana besteht,diese meist in den oberflächlichen Bögen eintritt, und dass die Bögen manchmalfehlen, in welchem Falle dann die Metacarpeae und Digitales communes einfacheEndzweige der Arterien des Vorderarmes darstellen. Verlauf der Arteria radialisüber die Sehnen des Abductor longus und Extensor brevis pollicis hinweg, oderErsatz dieser Arterie durch einen grösseren Endast der Interossea palmariskommt manchmal vor.


Die Astfolge der Arteria hypogastrica. 479Die Astfolge der Arteria hypogastrica.Die Beckenschlagader, Arteria hypogastrcia,*) ist ein kurzer, 5 bis6 Cm. langer Stamm, welcher an der ___Kreuzdarmbeinverbindungvon der Iliaca communis entsteht und an tfer medialen Seitei desi "PsoasirTdTe Beckenhöhle absteigt. Sie fasst am Beckehgürtel jene ArterienIPri'sammen,"welche änTSchuItergürtel das Brust- und das Halsstück derSubclavia abgeben. Am oberen Rande des Foramen ischiadicum majuslöst sich diese Arterie unter Vermittlung kurzer, sehr variabler Zwischenstämmchenin eine reiche Ästfolge auf, aus welcher den Beckeneinjreweide.nJ _ der^JBeckenwand, dem Mittelfleische, der Adductorengruppeund dein Gesässe Zweige zugeschickt werden. Während des intrauterinenLebens geht sie unmittelbar in die Arteria umbilicalis über, welche nachder Geburt verödet und als" bindegewebiger Strang, Chorda Arteriaeumbilicalis, die bleibende Verästelung der Hypogastrica mit dem Nabelringeverknüpft (vergl. S. 455).1. Arterien der Beckenwand und des Gesässes.Diese Arterien verzweigen sich hauptsächlich in den Muskeln undliefern ausserdem nur kleine Zweige in den Wirbelcanal. Es sind dies:1. Die Arteria iliolumbalis, eine kleine Arterie, welche mit ihremHauptzweige, dem Ramus iliacus, hinter dem Psoas in_die Fossa iliaca"gelangt, sich dort im Muskel und Knochen verzweigt und mit derCircumflexa ilium, einem Aste der Femoralis, anastomosirt. Einen Nebenzweig,Ramus lumbalis, sendet sie nach oben und rückwärts zum Psoasund Quadratus lumborum und einen Ramus spinalis zum letzten Foramenintervertebrale der L^dengegend.2* Die Arteriae sacrales laterales. Diese, eine obere„und eine untere,vertheilen sich an der inneren Beckenwand, bringen den inneren Beckenmuskeln,dem Levator ani und dem Nervus ischiadicus Zweige undbesorgen die Rami spinales der Kreüzgegend, deren Endästchen als Ramidorsales durch die hinteren Kreuzbeinlöcher wieder austreten.3. Die Arteria glutaea superior. Diese verlässt ober denxJP.iriformis_durch das Foramen ischiadicum maj us die Beckenhöhle und vertheiltsich in der Gesässgegend längs der Ansatzlinie des Glutaeus minimusin zahlreiche Zweige.4. Die Arteria glutaea inferior. Auch diese Arterie gelangt durch dasForamen ischiadicum majus in die Gesässgegend, und zwar in Gesellschaftmit dem Nervus ischiadicus unter dem Piriformis. Sie bringt demGlutaeus maximus zahlreiche Aeste und dem Hüftnerven eine Arteria comesnervi ischiadici. * "-—-""——5. Die Arteria obturatoria. Diese begibt sich längs der Linea terminalis"zürn Can^is"^Bfuratorius, vertheilt Zweige an den Psoas und,Obtüratur internus", schickt einen Ramus pubicus hinter die Symphyse!und vertheilt sich, nachdem sie die Beckenhöhle verlassen hat, miteinem Ramus medialis im Obturator externus und in der Adductorengruppe,mit einem Ramus lateralis, welcher ober dem Tuber ischiadicum') Syn. Arteria iliaca interna.


480 Die Astfolge der Arteria hypogastrica.weg nach rückwärts zieht, in den tiefen Muskeln der "Hüfte. Ein constantesZweigchen j|es_J^amus_lateralis, die A^te^etr-metakuM^yitt durchdie Incisura acetabuli. in die Hüftgelenkspfanne und „verzweigt sich indem Knochen und im Ligamentum teres.Die Arteria sacralis media wurde bereits als verengtes Beckenstückder Aorta bezeichnet.Die Endverzweigungen der genannten fünf Arterien vermitteln durch eineAnastomosenkette eine Verbindung des Stromgebietes der Arteriae lumbales mitjenem der Femoralis.2. Arterien der Beckeneingeweide und des Mittelfleisches.Diese lassen sich in zwei Gruppen bringen: in solche, welcheinnerhalb der Beckenhöhle an jene .Theile der Eingeweide treten,welche ober dem musculösen Becken-Diaphragma lagern, dann in solche,'welche die unter 3em_ Diaphragma befindlichen JEingeweidestückeversorgen und somit von einem Aste abzweigen, der den Beckenraumverlassen hat.Zu den ersteren sind zu rechnen:1. Die Arteriae vesicales; es gibt gewöhnlich zwei superiores undeine inferior. Die ersteren entspringen aus dem Anfangsstück der Qhordaarteriae umbilicalis und verzweigen sich am Scheitel und. am KqrjDerder_Jlarnblase. Die letztere entsteht erst am Boden des Beckens undversorgt den Grund der Harnblase, die Scheide, die Samenbläschen undschickt beim Manne entlang dem Vas deferens die Arterig^ deferentialiszum Hoden.2. Die Arteria uterina für den Uterus; sie ist beim weiblichen Geschlechteder grösste Eingeweideast. Sie verlauft am Seitenrande desUterus, entlang der Ansatzlinie des breiten Mutterbandes und sendeteinerseits absteigende Aeste an die Scheide, betheilt den Uterus miteiner Reihe von quer verlaufenden Zweigchen und schickt einen im Ligamentumuteri latum aufsteigenden Ast bis an den Eierstock, Ramusovarialis. Ein kleines Zweigchen dieser Arterie begleitet das rundeMutterband in den Leistencanal.3. Die Arteria haemorrhoidalis media für den Mastdarm, Die Haemorrhoidalissuperior ist der Endast der Mesenterica inferior.Der Stamm der zweiten Folge ist:4. Die Arteria pudenda communis. j3ie tritt__unter o_em j^irjfornüsaus der Beckenhöhle. heraus, wendet sictfaber sogleich an die hintereFläche der Spina ischiadica und betritt durch das Foramen. ischiadicumminus jenen mit Fettgewebe erfüllten Raum, welchen das.trichterförmigeBeckend^iaphragma mit .dem Sitzknorren begrenzt, nämlich die Fossaischiorectalis. Innerhalb dieses Raumes vertheilt der Stamm Zweige anden After, Arteria haemorrhoidalis inferior, Zweige an die Haut undMuskeln des Mittelfleisches, Arteriae perinei, an die Haut des Hodensackes,beziehungsweise der grossen Schamlefzen, Arteriae scrotales• v. labialesposteriores, und endigt schliesslich in den äusseren Geschlechtstheilen.


Die Astioige der Arteria lemoraüs. 481Für diese besorgt das Endstück der Pudenda communis eine Arteriaurethralis, eine Arteria bulbi und endlich die Arteriae penis v. clitoridis,von welchen eine, die Arteria profunda penis v. cloritidis, jederseits denSchwellkörper betritt und in demselben nach vorne zieht, die andere,Arteria dorsalis penis v. clitaridis, auf den Rücken des Gliedes gelangtund mit ihren Zweigen bis an die Eichel herantritt.. Bevor die Pudendacommunis die Beckenhöhle verlässt, gibt sie ausnahmsweise die Vesicalisinferior uncl die Haemorrhoidalis media ab.In nicht seltenen Fällen isoliren sich die Endzweige dieser Arterien, namentlichdie Dorsalis penis, bereits im Becken und bilden da einen inneren Ast, der erstunter der Symphyse den Beckenraum verlässt. — Die Pudenda communis kannauch ausnahmsweise einen Theil der Glutaea inferior vertreten.Näheres über die Vertheilung dieser Arterien ist in der Eingeweidelehremitgetheilt.Die Astfolge der Arteria femoralis.Die Schenkelschlagader, Arteria femoralis, begleitet den Psoas, istjedoch von ihm durch seine Kapsel, die Fascia"~üiaca. geschieden "undgelangfTllaher auf ihrem Zuge^zum Schenkel iiTclie Läcunä vasoru~m7TTüFcli diese betritt «sie. dieJFossa. subinguinalis, Tagert sich weiterhinam Oberschenkel in die Gefässfurche, zwischen den_ Vastus medialisuncl-'lTe Adductorengruppe ein, verlässt diese Furche unter der Mittedes Schenkels wiede*r*Tma*" geläiigTclurch die Oeffnung in der Adductorensehnein die Kniekehle. Die Arterie zieht daher von cler Lacunaväsörum,wo sie unmittelbar "vor dem oberen Schambeinast wegschreitet, gestrecktenLaufes und beinahe in senkrechter Richtung abwärts, nähertsich dabei immer mehr clem schief lagernden Schafte des Femur unclbekommt, nachdem sie diesen in der Adductoren-Lücke erreicht hat,neuerdings eine knöcherne Unterlage, das Planum popliteum. Unter diesemschreitet sie über die hintere Fläche cler Kniegelenkskapsel und desMusculus popliteus hinweg. — Das Endstück cler Schenkelarterieist in den Canalis popliteus eingetragen uncl zerfällt erst in diesem indie Unterschenkelarterien. Die Arterie liegt somit oben vor dem Hüftgelenkeund dann medial von dem Femur-Schafte, jedoch in einigemAbstände von demselben; sie ist da ganz in Fleisch vergraben undkann daher sowohl in einen vorderen, als auch in einen inneren, unmittelbaram Knochen abgegrenzten Lappen gefasst werden. In ihrerLänge der Strecklage des Hüft- und Kniegelenkes entsprechend ausgemessen,oben am Becken fixirt und erst weit unten an den Schenkelgeknüpft, befindet sie sich unter Verhältnissen, welche ihr gestatten allenExcursionen des Hüft- und Kniegelenkes zu folgen, ohne in die Gefahrzu-kommen, gezerrt zu werden.Das gesammte Gebiet der Schenkelarterie lässt sich in folgendeBezirke eintheilen: in jenen des Bauchstückes, des Schenkelstückesund des Kniestückes; aus diesem letzteren gehen die Arteriendes Unterschenkels uncl des Fusses hervor.f. v. Lanjrer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl 31


482 Die Astfolge der Arteria femoralis.a) Das Bauchstück der Femoralis.Dieser Theil cler Schenkelarterie reicht bis_ zumLejstenbande undwird auch Arteria iliaca,^) genannt; er projicirt sich an der "VorderenBauchwand annähernd in einer Linie, welche von der Mitte des Abstandesder Spina ilium anterior superior von cler Symphyse gegen den Nabel'gezogen wird. Die bedeutendsten Aeste dieses Stückes lösen sich erstin der Lacuna vasorum ab. Es sind dies:1. Die Arteria epigastrica inferior, die vordere untere Rumpfwandarterie._Siejentspringt hinter dem Leistenbande aus der Femoralis,steigt in die Scheide des Rectus abdominis auf und begegnet in derNnlDeTgegehcl den Endzweigen der oberen vorderen Rumpfwandarterie,nämlich cler Epigastrica superior aus der Mammaria interna. Um dahinzu gelangen, begibt sie sich schief medianwärts, die hintere Wand desLeistencanals kreuzend, durch die untere Lücke der Rectus-Scheide andie hintere Fläche dieses Muskels, wo sie in zahlreiche Bauchdeckenästezerfällt. Sie schickt ferner an die Symphyse einen Ramus pubicus "und an die unteren Antheile cler seitlichen Bauchmuskeln kleine Muskeläste,deren einer den ausgebuchteten Theil dieser Muskeln, nämlichden Cremaster, in. den Hoden sack „begleitet; es ist dies die Arteriucremasterica.' 1 ) -— Die zwei vorderen Bauchdeckenarterien verknüpfenVsomit clirect das Stromgebiet der Femoralis mit jenem cler Subclavia.iDie Anastomose des Ramus pubicus mit dem gleichnamigen Aste der Obturatoriabedingt Varietäten des Ursprunges und Verlaufes der beiden genanntenArterien. Es kann nämlich die Obturatoria zu einem Aste der Epigastrica oder dieEpigastrica zu einem Aste der Obturatoria werden. In diesen Fällen befindet sichan der medialen Umrandung der Bauchöfihung des Schenkelcanales eine ungewöhnliche• grössere Arterie. Der Ursprung der Epigastrica aus dem Schenkelstucke derFemoralis, oder aus einem ihrer Zweige kommt ebenfalls, aber seltener vor; indiesem Falle kann es geschehen, dass sie durch eine Inseflücke der Vena femoralishindurchzieht.2. Die Arteria circumflexa ilium profunda. Diese Arterie geht nebender vorigen aus dem lateralen Umfange der Femoralis hervor und ziehtTilnter "üem LigamentumnngrnnaleTTän^ des Ansatzes cler Fascia iliacaan dasselbe, zum vorderen oberen" Darmbeinstachel hinauf; hier angelangtgibt sie kleinere~~Zweige an die benachbarten Muskelstücke abund einen grösseren Zweig, welcher sich in den Bauchdecken, zwischendem Obliquus internus und Transversus verzweigt und mit • cler. Arteriailiofumbalis anastomosirt.b) Das Schenkelstück cler Femoralis.Das Schenkelstück cler Arteria femoralis*) tritt, nachdem es dieLacuna vasorum verlassen hat, in die Fossa subinguinalis, bettej^sjcli"da in den Raum ein* welchen das "oberflächliche" und, tiefe Blatt^er') Syn. Arteria iliaca externa.2 ) Syn. Arteria spermatica externa.3 ) Syn. Arteria cruralis.


Die Astfolge der Arteria femoralis. 483fascia lata erzeugen uncl wird daher nicht von Muskeln, sondern nurVon der Fascia lata bedeckt. Die Arterie begibt sich in der Mitte einesDreieckes nach abwärts, welches der Sartorius mit dem Adductor longusbegrenzt, "und in einer P^nne^welche clCT^lljrH2SOa.s mit dem Pectineusbuget. In der Spitze des Dreieckes schieETsIe sich dann hinter denschief absteigenden Sartorius und gewinnt damit eine musculöse Bedeckung.Die Fössasubinguinalis ist der hauptsächlichste Verästlungsortder FemoratrBT^cTie Aeste, welche sie hier besorgt, lassen sichin zwei Gruppen bringen. Die erste Gruppe begreift kleine Hautäste,die andere die grossen Muskeläste in sich. Die Zweige, welchesich von der Arterie knapp vor ihrem Durchtritt durch die Adcluctorenlückelösen, bilden eine dritte Gruppe; sie entsprechen den Arteriae collateralesder Brachialis uncl gehören grösstentheils dem Kniegelenke an.Die Hautäste der Femoralis sind:1. Die Rami inguinales; mehrere kleine Gefässchen für die Hautuncl die Lymphknoten cler Leistengegend.2. Die Arteria epigastrica superficialis*,) welche schief nach oben zuden Hautschichten der Bauchwand geht.3. Die Arteria circumflexa ilium superficialis, welche sich entlang demLeistenbande in der Haut des Leistenbuges vertheilt.4. Die Arteriae pudendae externae cler Schamgegencl, gewöhnlichzwei an J|hl. Die N5b§B-?.w. e .!ge derselbe_n_ zum Hodensack, beziehungsweisezuclen jgrossen_S^amlefzen nennt man Arteriae scrotales v.labialesanteriores, zum Unterschiede von ähnlichen Hautzweigen, welche diePudenda communis abgibt.Die grossen Muskeläste cler Femoralis stammen zumeist auseinem gemeinschaftlichen Zwischenstämni7VleT"Zrter'ia profunda femoris;sie sind:1. Die Arteria circumflexa femoris medialis. Diese versorgt denoberen Antheil der Adductoren und das Hüftgelenk." Ein oberfläch-1 ich er AsfTcTerselben vertheilt 'si'cIThöch**'innerhalb der Fossa subinguinalisuncl ein tiefer tritt durch eine Lücke neben dem Trochanteri minor, zwischen dem Endstücke des Iliopsoas und dem Musculuspectineus nach hinten und umschlingt den Schenkelhals.2. Die Arteria circumflexa femoris lateralis. Diese grössere Arterie gehthinter clem Rectus und Sartorius zum Trochantermajor. In der Regellöst sich von ihr ein grösserer Muskelast, Ramus descendens, ab, cler zwischendem Rectus uncl clem Femoralis absteigt; nicht selten entspringt er jedochselbständig aus der Arteria femoralis.3. Die Arteriae perforantes. Diese entstehen meistens aus der Fortsetzungder Profunda, welche überdies kleine Rami musculares an dieAdductoren, theilweise auch an den Vastus internus abgibt. Die Arteriaeperforantes begeben sich durch die Oeffnungen in der Ansatzlinie derAgüctoren auf die hintere Seite des Oberschenkels zu der hinterenFläche der Adductoren und zu der Beugergruppe. Man" unterscheidetgewöhnlich drei Perforantes. Die Perforans prima benützt die Lückezwischen dem Pectineus ..und dem Adductor brevis, unter clemTrochanter minor • zum Durchtritt, die Perforans seeunda gewöhnlich') Syn. Arteria subcutanea abdominis.31*


484 Die Astfolge der Arteria femoralis.eine Lücke in der Insertionslinie des Adductor brevis und die Perforanstertia eine Lücke^ welche_ sichT ober dem Ansätze des Adductor longusbefindet. Alle durchbohren, um zu den Beugemuskeln zu gelangen, denAdductor magnüs, den sie auch mit ihren Zweigen" betheilen." ATJScler Perforans tertia zweigt sich auch eine ansehnliche Arteria nutritiafür den Oberschenkelknochen ab.So constant. alle diese Aeste sind, so abweichend ist ihr Ursprung.Man kann drei Modificationen an dieser Astfolge unterscheiden.a) Es entstehen alle Muskelarterien aus einem gemeinschaftlichenZwischenstamm. Dieser wird als Arteria profunda femoris bezeichnet; erist so mächtig, dass er nahezu denselben Umfang, wie die Fortsetzungcler Femoralis besitzt. In diesem Falle gabelt sich die aus der Lacunavasorum austretende Femoralis, und die Theilungsstelle fällt in cler Regeldahin, wo der Iliopsoas in die Tiefe ablenkt, seltener höher hinauf. Vonden zwei Stämmen^ die man dann in cler Fossa subinguinalis findet, iststets der lateral und tiefer liegende die Arteria profunda.b) In sehr seltenen Fällen ereignet es sich, dass alle genanntenAeste einzeln aus dem fortlaufenden Stamme der Femoralis ihrenUrsprung nehmen, und dass somit die Profunda, ganz fpthlt.c) Gejwöhnlich gestaltet sich . aber die Astfolge derart, dass.Jäineoder die andere Circumflexa ___als selbständiger Ast der Femoralisentstellt," und dass sich nur die anderen^ zu einer Jdeine.ren,. Prnfundafemoris vereinigen. Diese Profunda _ löst sich jingefähr 3—-4_Cm^ unterdem Leistenbande vom Stamme. — Die angegebenen Varietäten sindübrigens so zalil*relcn*7^ä*ss~°man kaum in der halben Zahl der Fälle,sehr häufig nicht einmal bei demselben Individuum auf beiden Seiteneine Uebereinstimmung in der Astfolge dieser Arterien erwarten darf.Die Arteria circumflexae schicken ihre Endäste zu dem Hüftgelenke und begegnendort den Zweigen der Obturatoria, sowie auch den letzten Ausläufern derGlutaeae.Sie verknüpfen die Beckenarterie mit dem Schenkelstück der Femoralis und leitenden collateralen Kreislauf in Fällen ein, wenn z. B. durch Unterbindungder Blutlauf in der Femoralis unterbrochen wurde, Eine dieser Arterien, dieArteria eomes nervi ischiadici, - weitet sich in solchen Fällen manchmal sogar bis zugrösseren Dimensionen aus. Das Gefässchen liegt . nämlich in der directen Stromrichtungderjjlutaea inferior und tritt in eine entlang dem Nerven absteigende Anastomosenketteein,' "deren untere Glieder die Perforantes liefern. Es verknüpft daherdie Hypogastrica direct mit dem Schenkelstück der Femoralis, ja selbst mit demKniestücke, weil sich der Nerve bis in die Kniekehle begibt und dort wieder Aestchender Poplitea aufnimmt. — Eine doppelte Femoralis ist einsehr seltener Befund.Die Aeste der Femoralis für die Kniegelenksgegend werden inin vielen Fällen durch ein gemeinschaftliches Stämmchen besorgt.Dieses ist:Die Arteria musculoarticularisÄ Sie entspringt unmittelbar vor demEintritt cler Femoralis in den Adductorenschlitz^ uncl steigt im Vastusmedialis neben cler Strecksehne zur~Kniescheibe "und zur Kapsel herab.Sie besorgt Rami musculares für den genannten Muskel._/imd geht mitihrem Endzweig, als Arteria genu suprema, in das Rete articulare genuüber. Nicht selten jedoch entspringt die letztgenannte Arterie selb-) Syn. Arteria anastomotica magna.JL


Die Astfolge der Arteria femoralis. 485ständig aus der Femoralis und betheiligt sich dann mit an der Versorgungdes Vastus medialis.ci Das Kniestück der Femoralis.Dasselbe wird als Arteria poplitea bezeichnet; sie ist im Fettgewebeder Kniekehle eingebettet und zieht in der DTagohaTe'diesesRaumes in ^fäder Richtung abwarfst anfangs über das Planumpöphteum des Femur, "7Tänn~lirjer die hintere Wand der Kapsel^"endlichüber" den Musculus popliteus inaen Canalis popliteus, an dessen engenEingang die Arterie _ dm^_ ^c^iseriges, Bindegewebe Befestigt """wird.— Während dieses Verlaufes versorgt sie sowohl die benachbartenMuskeln als auch das Kniegelenk mit zahlreichen, meistens aber kleinerenZweigen.Muskelzweige gibt es obere und untere. Die ersteren vertheilensich in den Oberschenkelmuskeln, die letzteren in den Wadenmuskeln;die ersteren entspringen bereits am Planum popliteum, die letzterenersian der Gelenklinie.Gelenkarter 1 en gibt es fünf; vier derselben umgreifen paar-.weise die Knochen, die fünfte tritt durch die Jiintere Kapselwand zu denKreuzbändern. — Die Arteriae genu superiores, eine medialis und eine lateralis,enMeneh im Bereiche des Planum popliteum und begeben sich oberden"ISchenkelcohclvlen näch_ vorne" Die Arteria genu inferior lateralisentspringt an_der Gelenklinie .und umschlingt die laterale Bandscheibe.Die Ar'teria genu inferior medialis nimmt etwas tiefer ihren Ursprunguncl krümmt sich unter dem medialen Knorren der Tibia nach vorne.— Die unpaarige Arteria genu media löst sich ungefähr in der Mitte derKniekejitevom Stamme ab. Im Vereine mit der - Arteria müsculöärticuIärLTund der Recurrens tibialis antica erzeugen diese Arterien dasRete articulare genu.,>i?rd) Arterien des Unterschenkels.Die Arteria poplitea spaltet^jich im_ Canalis popliteus in dreiUnterschenkelarterien, und zwar auf folgende Weise: Sogleich nachdemder Stamm jenen CanäF~betreten hat, löst sich von ihm, cler o. erenLücke der. Membrana interossea gegenüber, die Arteria tibialis anticaab; nachdem er etwa 2 Cm. tief in den Canal eingedrungen ist, spalteter sich in Hie Tibialis"postica uncl Peronaea; die letztere endigt in derRegel bereits am Sprunggelenke, die anderen zwei aber, welche anfangsnach Art der~lnterosseäe cfelTXJnterarmes verlaufen, gehen -auf denFuss über.1. Die Arteria tibialis postica. Sie liegt an cler_hfnteren Seite desUnterschenkels, bedeckt von clem tiefen Blatte der Fascia surae imBereiche cler tiefen Muskelgruppe und begibt sich neben cler Achillessefmehinter den Schienbeinknöchel, wo sie zwischen den Sehnen desallgemeinen Zelienbeugers und des Grosszehenbeugers verlauft; mitdiesen Sehnen gelangt sie zur Sohle. „2. Die Arteria tibialis antica. JDiese gelangt durch die obere Lückein der Membrana interossea nach "vorne und schiebt sich zwischen die


486 Die Astfolge der Arteria femoralis.mBäuche des Tibialis anticus und Extensor digitorum communis undweiterhin zwischen den Tibialis anticus und den Extensor hallucis ein;'hinter der Sehne des Extensor hallucis verlässt sie das Spatium interosseum,jworaüf sie sich unter der tiefen Faserlage des Kreuzbandesauf den Fussrücken begibt"3. Die Arteria peronaea. Diese Arterie ist zunächst nur ein Muskelastwelcher in der tiefen Muskelgruppe längs der Fibula absteigt und sichim Wesentlichen bereits in cler Umgebung des Wadenbeinknöchelsauflöst. Ein kleines Endzweigehen, Ramus perforans, schiebt sich jedochdurch das unterste Ende der Membrana interossea auf die vordere Seite.Unter Umständen, wenn die Tibialis antica sehr klein ist, kann dieserRamus perforans die Arteria dorsalis pedis ganz oder theilweise ersetzen.Nebst den Rami musculares für die benachbarten. Muskeln, an 'deren Abgabe sich alle drei Arterien betheiligen, entstehen im Bereichedes Unterschenkels noch folgende Zweige:iAus cler Tibialis antica: die Arteria recurrens tibialis postica, welchenocnan der hinteren Seite cler Membrana interossea^ entsteht undgegen das Wadenbeinköpfchen aufsteigt, ferner die Arteria recurrenstibialis antica, welche nach dem Durchtritt der Tibialis antica durch dieIStelhDraTlä^ interossea entsteht und an der vorderen Seite des Kniegelenkeszu dem Rete articulare genu gelangt. Vor dem Uebertritt aufden Fuss entsendet die Tibialis antica noch ~zwei Arteriae malleolaresanteriores' eine"' mediäTis~u!nd eine lateralis, welche jederseits das Retemalleolare speisen.Aus der Tibialis postica: die Arteria nutritia tibiae, welche sich in schiefabsteigender Richtung in den grossen Ernährungscanal des Schienbeinsbegibt, ferner eine Arteria malleolaris posterior medialis zum Rete malleolare.Aus der Arteria peronaea: eine Arteria malleolaris lateralis und eineArteria calcanea lateralis zur Ferse.Bemerkenswert!! ist noch ein Ramus anastomoticus, welcher manchmalhinter~cTenTüntodie Tijbialis postica~"mlt der PeronaeaverbindetVon Interesse ist ferner eine kleine Arterie,'welche einen aus der Kniekehlen-Ramificationdes Ischiadicus stammenden Hautnerven, den Nervus cutaneus,surae internus begleitet. Diese verbindet sich oben mit der Anastomosenkette im ,Hüftnferven, deren oberstes Glied die Arteria comes nervi ischiadici bildet; sie kannunter Umständen dadurch wichtig werden, dass , sie das Vorkommen abnormergrösserer Arterien bedingt, und damit collaterale Kreislaufswege eröffnet.e) Arterien des Fusses.Die Arterien des Fusses sind in_der Regel Abkömmlinge derTibialis antica und der Tibialis posticaNachde1m~llier Arteria tibialis "antica den beschriebenen Weg längsdes Unterschenkels nach Art einer Arteria interossea durchlaufen, aufder Gelenkkapsel und unter dem Kreuzbande, neben dem Kopf desTalus den Fussrücken erreicht hat, nimmt sie den Namen Arteria dorsalispedis an. Sie begibt sich dann längs des Firstes des Fussgewölbes nachvorne und aurchbohrt, im Interstitium metaterseum I. angelangt, wie dasEndstück "der Radialis, den Interosseus dorsalis primus. So in dieSohle gelangt, geht sie in eine dem tiefliegenden Hohlhandbogen ähnliche


Die Astfolge der Arteria femoralis. 487gtammanastomose, den Arcus plantaris, über, welcher durch die lateraleSohlenarterie' zum Abschlüsse gebracht wird.Die Arteria tibialis postica benützt die Pforte, welche cler langeKopf des Abductor hallucis_m.it- dem Sprung- und Fersenbein abschliesst,zum Üebertritt_ in die Sohle und besorgt auf diesem Wege zwei bis(IreTZwelge zur Flaut der Ferse, Arteriae calcaneae mediales. Sie spaltetsich"dann in zwei Zweige, die Arteria plantaris medialis und die Arteriaplantaris lateralis. Die erstere ist die kleinere und verzweigt sich,nachdem sie einen Ramus superficialis zum Abductor hallucis abgegeben hat,innerhalb des Sulcus plantaris medialis. Die Arteria plantaris lateralis, welchediegrössere ist, dringt ober dem kurzen gemeinschaftlichen Zehenbeugerin den Sulcus plantaris lateralis, jgelangt dann in die Tiefe zu denZwischenknochenmuskeln^_imd_ wendet sich als Arcus plantaris an denBasen cler Mittelfussknochen gegen den Mittelfussknochen der grossenZehe, wo sie__dem durchbohrenden Aste der Dorsalis pedis begegnetDiese Arterie entspricht daher der Ulnaris, jedoch mit dem Unterschiede,dass " ihre oberflächlichen Zweige nur ausnahmsweise kleine bogenförmigeVerbindungen eingehen, während der tiefe Ast, welchen diePlantaris externa vorstellt, wirklich einen Gefässbögen erzeugt.Was die Anordnung der kleineren Zweige in der Fusssohlebetrifft; so nehmen auch hier die Arteriae digitales plantares mittelst eingeschalteterZwischenstämmchen aus dem Arterienbogen ihren Ursprung;der Unterschied gegenüber dem Vertheilungsschema cler Arterien derHand liegt aber darin, dass es, entsprechend derUnbeweglichkeit der grossenZehe, im Ganzen stets vier Arteriae digitales communes plantares gibt, uncldass diese insgesammt von dem Gefässbögen abgegeben werden. Als, selbständige Aeste entstehen daher gewöhnlich die zwei randständigenArteriae digitales plantares der grossen uncl der kleinen Zehe; dieerstere kommt jmänchmal aus der medialen Sohlenarterie, häufiger aber,so wie die letztere, aus clem Arcus plantaris. Hinsichtlich cler Arteriadigitalis communis plantaris I. ist zu bemerken, dass sie in der Mehrzahlder Fälle verhältnissmässig klein ist und sich überdies durch Abgabevon Nebenzweigchen an die vorderen Endstücke der Grosszehenmusculatursehr verjüngt. In solchen Fällen besitzt dann jener anastomotischcZweig, welchen sie regelmässig aus der Arteria metatarseadorsalis I. aufnimmt, ein beträchtliches Caliber; ja es kann dieser alleindie eine oder beide Arteriae digitales plantares für die einander zugewendetenSeiten der grossen uncl cler zweiten Zehe besorgen.Den Arteriae metacarpeae volares cler Hand entsprechend findensich auch in cler Tiefe der Fusssohle vier Arteriae metatarseae plantares,welche aus dem Arcus plantaris abzweigen, aber ganz unansehnlicheGefässchen sind und sich in den plantaren Zwischenknochenmuskelnvertheilen.Am Fussrücken überwiegen die Arterien der Fusswurzel, imEinklang mit der massigen Ausbildung der letzteren, im Verhältniss zuden entsprechenden Arterien cler Hand bei weitem an Caliber. In Folgedessen unterscheidet man besondere Arteriae tarseae, welche aus der_Dorsalis pedis neben dem Kopfe des Sprungbeines. ihren Ursprungnehmen; die kleinere, Arteria tarsea medialis, begibt sich an den Grosszehenrand,die grössere, Arteria tarsea lateralis, unter clem kurzen


488 • Die Venen.Zehenstrecker gegen den Kleinzehenrand der Fusswurzel. Die letztereverzweigt sich am Fussrücken und versorgt insbesondere auch den kurzenZehenstrecker. Im Verein mit directen kleinen Zweigchen aus der Dorsalispedis und mit solchen cler Tarsea medialis erzeugt sie ein reiches Rete tarsidorsale, aus welchem zahlreiche Zweigchen^fürjdie Fusswurzelknochen abgehen.Aus dem vorderen Ende des Rete tarsi dors^^geKen^rei Arteriaemetatarseae ^oy*saZeF**lTervor, vvelclie" im 2., "57*lma TO "4Tlnter¥tItium metatarseumnach vorne~vT3TIau7en7Tn dTese!T*cTie"""a^^muskem versorgen...Jind ^schliesslich je in zwei kurze Arteriae digitalesdorsales \\Y die einander zugewendeten Seiten Je zweier Zehen zerfallen.Eine sehr erhebliche Verstärkung erfahren die Arteriae metatarseaedorsales dadurch, dass Rami perforantes, welche _ direct aus dem Areusplantaris abzweigen und in jedem der genannten Knochenzwischen-, räume den Musculus interosseus dorsalis durchsetzen, mit ihnenzusammenfliessen. In vielen Fällen stammen die Metatarseae dorsalesausschliesslich oder vorwiegend von diesen Rami perforantes ab. DieArteria metatarsea dorsalis für den ersten Zwischenknochenraum erscheintausnahmslos als die directe Fortsetzung *derHC^salispedis. Sie besorgtnichT nur die ArteriaeTdigitales dorsales für die einander zugewendetenSeiten der 2."und der grossen Zehe, sondern auch für die mediale Seite dieserTe~TzTeT~enTh~ der Mehrzahl der Fälle betheiliget sie sich aber auch, wieoben bemerkt wurde, sehr wesentlich an der Zusammensetzung derArteria digitalis communis plantaris I. Für die laterale Seite der kleinenZehe wird das., e^gE^g. 0 11^6^^6^0^1611 von]!? der Tarsea lateralis directbeigestellt**" oder es stammt aus dem Rete tarsi dorsale.An das Rete tarsi dorsale reihen sich hinten kleinere arterielleNetze an, welche die Knöchel und den Fersenhöcker umspinnen. Dieselben,als. Rete malleolare mediale und laterale und als Rete calcis bezeichnet,werden durch die beschriebenen Arteriae malleolares beziehungsweisedurch die Arteriae calcaneae gespeist, die" aus den Endzweigender Peronaea und aus den beiden am Knöchel der Tibia vorbeiziehendenArteriae tibiales entstehen.C. Die Venen. fSDas Venensystem unterscheidet sich von dem arteriellenSysteme nichtnur durch seinen Inhalt und durch den Bau seiner Gefässwände, sondernauch durch die Anordnung seiner Röhren. Vergleicht man nämlichinnerhalb cler einzelnen Bezirke die einander entsprechenden arteriellenund venösen Gefässe, so wird man finden, dass die Venen im Bereichedes grossen Kreislaufes allenthalben weiter und an vielen Orten sogarzahlreicher sind als die Arterien. Es kommt zwar vor, dass das Blut,welches eine Hauptarterie zugeleitet hat, ebenfalls nur von einer Vene.abgeleitet wird, viel häufiger aber entsprechen mehrere Venen einereinzigen Arterie. Unter allen Umständen wird das Caliber der Arterienvon jenem der Venen übertroffen. Dazu kommen noch die so zahlreichenvenösen Anastomosen, welche nicht nur die benachbarten Stämmchen,sondern auch die oberflächlichen mit den tiefen Venen verbinden. Rechnetman endlich den Umfang der manchmal sehr ausgebreiteten venösenNetze hinzu, welche einer einzigen, oft sehr kleinen-Arterie entsprechen,


Die Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung. 489so ergibt sich ohne weiteres, dass das gesammte Venensystem um Vieles,vielleicht um mehr als das Doppelte, geräumiger ist als das arterielle.Doppelte, die Arterien begleitende Venen finden sich an den oberen Gliedmassenbis zur Mitte des Oberarmes, an den unteren Gliedmassen bis zur Kniekehle;ferner in der Zunge an der Arteria profunda linguae, an der Seite der oberenSchilddrüsenarterie, in der harten Hirnhaut, in der Gallenblase, an der Seite derPudenda communis u. s. w. — Ein oberflächliches, von den Arterien geschiedenesVenensystem besitzen die Gliedmassen und der Hals. — Netze, welchedurch den Zusammentritt grösserer Venen erzeugt werden, kommen allenthalbenim subcutanen Bindegewebe, ferner an manchen blutreichen Organen, insbesonderejenen des Beckens, dann an der Wirbelsäule und im Inneren des Wirbelcanales vor.Die Netzbildung' erstreckt sich sogar auf jene tiefen Venen, welche sich paarig andie Arterien anschliessen. Diese Venen senden sich nämlich allenthalben einzelne,stellenweise aber zahlreiche Zweigchen zu, so dass die zwischenliegende Arterieförmlich von einem Netze umsponnen wird. In diese Netze münden auch dievenösen Vasa vasorum. An grösseren Arterien, welche nur von einer Vene begleitetwerden, wie z. B. an der Femoralis, treten die Venae vasis zu einem eigenen, dieArterie umspinnenden Netze zusammen, aus welchem ein oder zwei Stämmchenhervorgehen; welche sich eng an die Arterie anschliessen, auch aus der Nachbarschaftkleine Wurzelvenen aufnehmen und durch ihre gelegentliche Erweiterungzur Verdopplung des Venenstammes Veranlassung geben können.Die abweichende Anordnung des Venensystems bedingt nothwendigerWeise auch eine eigenthümliche Astfolge. Die Unterschiede, welchesich in dieser Beziehung ergeben, betreffen zwar hauptsächlich die oberflächlichenund peripherischen Gefässe; sie sind aber auch an jenen Venenbemerkbar, welche sich enger -an die Arterien anschliessen, und selbstin der Nähe des Herzens an den Stämmen wahrnehmbar, da diese nichtwie die Arterien durch einen einzigen Hauptstamm, .sondern erst durchdie Vorkammern zusammengefasst werden. Die abweichende Astfolgegewinnt an Bedeutung durch den Einfluss, den sie auf die Vertheilungdes venösen Blutes nimmt. Während sämmtliche Arterien ohne Zweifelnur eine Blutart vertheilen, nehmen dagegen die Venen eben so vieleBlutarten in sich auf, als es Organe mit verschiedenen Functionen gibt.Durch die Vereinigung der einzelnen Venen gleichen sich zwar dieVT 1Unterschiede allmälig aus, aber eine vollkommen gleichmässige Vermischungdes gesammten venösen Blutes kann offenbar bei dem Umstände,dass selbst die grossen Venen nicht zu einem Stamme zusammentreten,erst im Herzen stattfinden. Um dies zu beweisen, genügt es schon,daran zu erinnern, dass cler gesammte Inhalt des Lymphgefässe Systemsnur cler oberen Hohlvene zuströmt, uncl dass dagegen dem Stromcler unteren Hohlvene das Blut zweier Organe, cler Leber uncl der Milz,einverleibt wird, welche sehr wesentlich in den Process der Blutbildungeingreifen.In Betreff der Venenklappen sei auf S. 424, Punkt 9, verwiesen.Die Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung.Die Lungenvenen, Venae-pulmonales, sind die Venen des kleinenKreislaufes; sie sammeln das arterielle Blut aus den Lungen unclbilden in cler Lungenpforte zwei paarige, im Ganzen vier klappenloseStämme, zu welchen sich rechterseits gewöhnlich noch ein fünftes


490DieHauptstämme, der Venen und ihre Entwicklung.Stämmchen hinzugesellt, Venae pulmonales dextrae et sinistrae. Sie gehenin querer Richtung zur oberen, hinteren Wand cler linken Vojrkammer,wobei die rechten, etwas längeren, die rechte Vorkammer kreuzen.Zufolge der normalen Schieflage des Herzens kommt cler eine Stammober dem anderen zu liegen, weshalb man jederseits eine obere undeine untere Lungenvene und für die rechte Seite noch eine mittlereunterscheidet. — Aus genauen Untersuchungen hat sich ergeben, dassdas Wurzelgebiet cler Venae pulmonales kein vollständig in sich abgeschlossenesist, weil die Lungenvenen nicht nur innerhalb und ausserhalbcler Lunge Venae bronchiales aufnehmen, sondern auch mittelstfeiner Zweige mit den Venennetzen des Mittelfellraumes, also mit Körpervenen,in Zusammenhang gebracht sind.Die Körpervenen vereinigen sich zu zwei grossen Gefässstämmen,den Hohlvenen, Venae cavae. Eine .derselben .„leitet das Blut von^ clerobererrKörperhälfte, die andere von der unteren Körperhälfte ab; diee"r"stere "wird"" daher Vena'"'cävä 'superior, die letztere Vena 'cava inferiorgenannt. Sie gehen in senkrecht ab- und aufsteigender Richtung zumHerzen und münden in die rechte Vorl^mmerr^men ~ driften, aberkleinen"* Bezirk bilden die Herz venen, deren bereits beschriebeneStämmchen sich direct in die rechte Vorkammer einpflanzen. (VergleicheS. 436.)Die Vena cava superior ist ein 5—6 Cm. langer Stamm, welcheran der rechten Seite der Aorta, vor dem rechten Lungenstiele und hinterclem rechten Rande des Brustbeins absteigt. Sie sammelfT das Rlut,welches clie Arteria carotis und clie~Ärteria subclaviäTm der oliefeiiKorpelliälfte~*vertlieilen'," und wird nach delfhselbeh~l*3cnlmi"ä' züsäihmengesetzlT^näch"welchem sich die Aeste des Aortenbogens zerlegen.* Sieentsteht nämlich aus dem Zusammenfluss von zwei Venae anonymae; *)jede von'"diesen geht wiecler"äus~der Vereinigung zweier grosser VenenHervor, deren eine, die Vena jugularis, der Carotis communis,, clie andere,cTIe Vena subclavia, clem Stamme der Ärteria subclavia entspricht. DieVereinigungsstelle dieser letzteren Venen wird Angulus venosus genanntund liegt symmetrisch unmittelbar TiTnteF den. Sterno-Claviculargelenkenneben clem vorderen Ende des ersten Rippenknorpels.*Wegen cler rechtsseitigenLage der Cava superior kommt aber ein asymmetrisches Verhältnissder beiden Venae anonymae zu Stande; clie Asymmetrie betrifftsowohl die Länge, als auch die Verlaufsrichtung derselben. DieAnonyma dextra ist nämlich ganz kurz uncl gellt in annähernd senk;.rechter Richtung rechterseits herab, während die Anonyma sinistra längerist, schief absteigend clie Mittelebene kreuzt uncl von links nach rechtsübertritt.In das Stromgebiet cler Vena cava superior sind ferner noch andereVenen einbezogen, die nicht einem grossen Arterienstamm entsprechenund einzeln, oder zu einem grösseren Gefässe vereinigt, direct in dieAnonymae oder in die Cava selbst übergehen. Es sind dies die Veneneiniger Eingeweide und der Rumpfwände, deren Arterien, einzeln inclem Bruststück der Subclavia uncl in dem Aortenstamme wurzeln.! ) Syn. Trunci anonymi brachiocephalici.


Die Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung. 491Zu diesen E i nge w e id e v e n e n gehören vor Allem die Venae thyreoideaeinferiores. Die stärkste unter ihnen ist die Vena thyreoidea ima, ein unpaarigesGefäss, welches sich aus einem auf der vorderen Wand clerLuftröhre absteigenden Venengeflechte sammelt und gewöhnlich kurzvor dem Zusammenfluss der beiden Venae anonymae in die Anonymasinistra mündet. Sie sammelt einen Theil des venösen Blutes der LuftundSpeiseröhre, hauptsächlich aber der Schilddrüse, aus deren Isthmuszahlreiche anastomosirende Venen hervorgehen. — Nebst diesen gibt esnoch kleinere Venen, clie Venae thymicae, pericardiacae und mediastinicaeanteriores, dann clie phrenicae superiores und die Venae bronchiales anteriores,welche isolirt in die Anonymae oder auch in die Cava selbst eintreten.Die hinteren Venen der Rumpfwand vereinigen sich mit denVenen der Wirbelsäule zu zwei längs_jier Wirbelsäule aufsteigendenGefässen, weiche__beide zu einem rechts von derMittelebene befindlichenStamm zusammentreten; dieser wird unmittelbar von cler oberen Hohlveneaufgenommen und Vena azygos genannt. Da aber die paarigenWurzeln dieses Gefässes bis unter das Zwerchfell herabreichen und sichdort mit den Wurzeln cler unteren Hohlvene in Verbindung setzen, so kannman clie ganze Anlage keineswegs als eine blosse Abzweigung cleroberen Hohlvene betrachten, sondern muss ihr vielmehr die Bedeutungeines dritten, zwischen clie beiden Hohlvenengebiete eingeschaltetenVenensystems beilegen. Für die Selbständigkeit desselben sprichtübrigens auch die Entwicklungsgeschichte.Mit der oberen Hohlvene vereinigen sich ferner noch clie Hauptstämme,des Lymphgefäss-Systems. Diese ergiessen, durch Klappenvor clem Einströmen des Blutes geschützt, ihren Inhalt jederseits in denAngulus venosus.In seltenen Fällen fehlt die Vena anonyma sinistra, oder sie ist nur sehr kleiin diesem Falle gibt es zwei obere Hohlvenen, eine rechte und eine linke, vonwelchen die letztere auf dem Wege des Sinus coronarius* cordis in den rechtenVorhof gelangt. Diese Anordnung entspricht einem früher bestandenen embryonalenBildungsstadium (siehe unten S. 493).Die Vena cava inferior geht arn vierten Lendenwirbel aus jlem_Zusammenflussder beiden Venae iliacae communes hervor, deren jedewiecferdurch die Vereinigung der Vena hypogastrica mit der Vena femoralishergestellt wird. Der""so .gebildete Stamm cler unteren Hohlvene erhebtsich längs cler Wirbelsäule und den Schenkeln des Zwerchfells_an derregten Seite der Aorta uncl begibt sich durch das Foramen venae.cavae des Zwerchfells zur rechten Vorkammer. Vor dem Durchtrittdurch das Zwerchfell bettet er sich in den oberen Antheil cler rechtenLängsfurche der Leber ein uncl nimmt da die mächtigen Venae hepaticaeaus der Lebersubstanz in sich auf.Das Stromgebiet der unteren Hohlvene entspricht zwar vollkommenjenem des Bauch- und Beckentheiles der Aorta, jedoch gehen nur jeneVenen direct zum Stamme, welche die paarigen Arterien begleiten. JeneVenen dagegen, welche sich an die unpaarigen Aortenäste anschliessen,treten zu einem besonderen Gefässe, der Pfortader, Vena portae, zusammen,welche sich nach kurzem Verlaufe neuerdings wieder, unclzwar in der Leber verästigt. Das Blut des Darmcanales und seiner An-


492 Hi e Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung.hänge wird daher zuerst in die Leber gebracht und erst vermittelstcler Lebervenen dem unteren Hohlvenensystem einverleibt Dieses Gefässbildet mit seinen Wurzeln und Verzweigungen ein viertes Venensystem,dessen Eigenthümlichkeit darin besteht, dass es zwischen clieCapillaren zweier Körperorgane eingeschaltet ist. Man nennt es dasPfortadersystem. An dieses System knüpft sich beim Embryo nochals fünftes das System der Nabelvene.Die untere Hohlvene nimmt daher nebst den Lebervenen nochfolgende Venen in sich auf:Aus der Beckenwand: die meistens doppelte Vena sacralis media;aus cler Bauchwand: clie Venae lumbales und aus clem Zwerchfell dieVenae phrenicae inferiores, welche oberhalb der Lebervenen in denStamm eintreten. (Die Venae phrenicae superiores gehen in die Venamammaria interna über.)Aus den paarigen Eingeweiden gelangen zum Stamme cler unterenHohlvene:1. Die Vena spermatica, welche sich beim Manne aus clem Plexuspampiniformis entwickelt, dessen vielfach gewundene Gefässchen ausdem Hoden hervorgehen. Beim weiblichen Geschlechte führt die entsprechendeVene den Namen Vena ovarica; sie sammelt sich aus einemGeflechte, welches sich am Hilus ovarii ausbreitet und steht mit denGeflechten des Uterus in Verbindung. Bei beiden Geschlechtern verlauftsie weiterhin entlang der gleichnamigen Arterie uncl mündet in derNähe der Nierenvenen in clie Hohlvene oder in die Vena renalisselbst ein.2. Die Vena renalis aus dem Parenchym der Niere.3. Die Vena suprarenalis aus cler Nebenniere; sie vereinigt sichclirect oder durch Vermittlung der Nierenvene mit der Hohlvene.Die rechtsseitige Lagerung des Hohlvenen Stammes bedingt selbstan den paarigen Aesten asymmetrische Verhältnisse. Diese geben sichzunächst darin kund, dass die linken Venenstämme durchwegs längersind als die rechten, und dass nicht der Stamm der Holilvene, sonderndie linke Vena iliaca communis clie Venae sacrales mediae aufnimmt. .'» *,Die Varietäten der unteren Hohlvene sind selten; sie betreffen die.Versetzungdes Stammes nach links, die Vereinigung der Venae iliacae communeshöher oben als gewöhnlich und den gänzlichen Mangel des Stammes der unterenHohlvene, in welchem Falle dann die Bauchwurzeln des Rumpfvenensystems dieBlutleitung übernehmen. Alle diese Befunde sind aus der ursprünglichen Anlagedes Venensystems leicht abzuleiten. Oeftere Vorkommnisse sind ferner doppelteNierenvenen, Theilung des Stammes der Spermatica, beziehungsweise derOvarica in zwei Schenkel, deren einer in die Cava, der andere in die Renaliseintritt.Was clie Entwicklung der grossen Venenstämme betrifft, so wurde •.schon oben (S. 431 und 432) die Entstehung der Pfortader und derLebervenen aus den Venae omphalomesentericae, sowie die Ausbildunguncl das Verhalten der Vena umbilicalis kurz geschildert.Es erübrigt daher, die ersten Anlagen des Systems der Hohlvenenuncl clie Heranbildung der demselben zugehörigen bleibenden Venenstämmezu erörtern.


Die Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung. 4931. Das Gebiet der oberen Hohlvene. Demselben liegt einedurchaus symmetrische Anlage zu Grunde, welche sich anfänglich aus derpaarigen vom Kopfe kommenden Vena jugularis uncl aus der an der dorsalenLeibeswand aufsteigenden paarigen Vena cardinalis zusammensetzt. Jederseitsvereinigt sich die Vena cardinalis mit der jugularis zu einemkurzen gemeinschaftlichen Stamme, dem~7Juctus Cuvieri, welcher dieAnlage einer oberen Hohlvene darstellt Beide Ductus Cuvieri mündenin ejnen grossen_Venenraum, Sinus reuniens, ein. welcher überdies dieVenae omphalomesentericae und umbilicales in sich aufnimmt (vergl.Tafel II, Fig. 2 und 3). Der SinulTreuniens liegt quergestreckt an derdorsalen Seite des Vorkammerantheiles des flerzens und öffnet sudT~"m~ctenseljaßn" Anfangs ist er von dtesem Jetzteren scharf abgegrenzl, imweiteren Verlaufe der Entwicklung wird^er aber vollständig in JTie Vorkammereinbezogen; in der rechten Vorkammer ist seine Grenzebleibend durch die* Grista terminalis (vergl. S. 443) angedeutet.Die primitive Vena jugularis steigt an.der dorsalen Seite clerKiemenbögen herab, liegt ziemlich oberflächlich und bildet clie Anlage clerbleibenden Vena jugularis externa. Bald entsteht vom Kopfe her nocheine zweite, tiefere Vene, die Anlage cler Vena jugularis interna. Dieselbeist~zuerst bedeuf*elnTnneliK3r OT "als die Externa, wächst aber rascher alsdiese heran und übertrifft sie bald an Caliber.Inzwischen hat sich auch noch eine Vene für die obere Glie.clmasse,Vena subclavia, "gebildet, welche in die Jugularis externa einmündetDie Vena jugularis interna und externa vereinigen sichjederseits zu einem gemeinschaftlichen absteigenden Stamme, der mitcler Vena cardinalis zusammenfliesst, um mit ihr den Ductus Cuvierizu bilden.Die Vena cardinalis isj^i-e^pjdm^Vene cler Rumpfwänd;sie sammelt die segmentalen Venen derselben und insbesondere auchclie des Wolff'schen Körpers. Man findet sie an der dorsalen Leibes.wand, lateral von cler Aorta (vergl. däs~l~*cn"cm : ui" I, AJT~In dieser ersten, symmetrischen Anlage des Körpervenensystemsfliesst somit nicht nur das Blut der oberen Leibeshälfte, sondern auchdas des hinteren Antheiles des Rumpfes in die beiden Ductus Cuvieri,in welchen, wie schon bemerkt, eine rechte uncl eine linke obere Hohlveneveranlagt ist. Bald aber vollziehen sich in dem^Venejisystemtief greifende Veränderlmgeh7''defen l 'Endergebhiss die asymmetrischeAnordnung cler bleibenden Hauptstämme ist. Die nächste Veranlassungdazu.ist in der asymmetrischen Lage des Herzens zu suchen, vermögewelcher die rechte obere Hohlvene auf geradem Wege zu der rechtenVorkammer gelangen kann, während die linke Hohlvene dieselbe aufdem Umwege durch den hinteren Antheil des Sulcus atrioventriculariserreicht. In Folge dessen bestehen in der rechten Hohlvene günstigereStrömungsbedingungen als in der linken. Dazu kommt, dass sichzwischen den beiden oberen Hohlvenen mehrfache, unter sich zusammenhangendequere VTerSindun^ von denen eine sich besondersausweitet uncl dauernd erhält (Vena anonyma sinistra). Sie leitetfortan einen immer grösseren Antheil des Blutes aus clem Gebiete cler


494 Di e Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung.linken Jugularis und Subclavia zur rechten Hohlvene hin, welche demgemässauch mächtig an Caliber zunimmt. Die linke obere. Hohlvenehingegen verkümmert in jtemselben Masse und bleibt nur in ihrem*"Endstücke, welches die Venen der Herzwancl aufnimmt,, als Sinus coronarius"des Herzens erhalten. Die Spur ihres Verlaufes im Bereiche derlinken Vorkammer zeigen bleibend die Plica venae cavae sinistrae undclieVena obliqua atrii sinistri an (vergl. S. 438 uncl 436).Hax.I. Schematische Darstellung der primitiven Anlage des Körpervenensystems (A) und der neranbildung desSystems der oberen Hohlader aus derselben (B). R a t h k e'sches Schema mit Abänderungen von F.Hochstetter.D. C. d. und D. O. s. Ductus Cuvieri dexter und sinister. J. i. und J. e. Vena jugularis interna und externa.H, Vena subclavia. Card. d. und Card. s. Vena cardinalis dextra und sinistra. O. s. Vena cava superior.A. s. Vena anonyma dnistra. S. c. Sinns coronarius cordis. Az. und flaz. Vena azygos und liemiazygos.Die bleibende Vena cava superior ist .demnach der rechte DuctusCuvieri mit Einsclüuss_des untersten An theiles der, rechten gemeinst~han>liehen JugdlarisTDer obere Antheil dieser^tef^zte^erT^vTrd zur Vena anonymadextra (vergl. das Schema I. B.).In Folge der geschilderten Veränderungen an den oberen Hohlvenen.wird auch die Blutströmung in dem Stamme cler rechten Vena cardinaliswesentlich begünstigt. Durch quere Verbinclungen, welche sie Jncler Brustgegend mit der linken Cardinalis besitzt, zieht jde einen TheildesJBluie^_jnch_ von dieser an..sich, bildet sich in Ihrem~Brustantheilimmer stärker aus uncl stellt in diesem die Anlage der bleibenden Venaazygos dar. Links bleibt der untere Brusttheil der Cardinalis mit einemausgeweiteten queren Verbindungsstück als Vena liemiazygos bestehen,während cler obere mit dem Schwinden des linken Ductus Cuvieri bisauf unbedeutende Reste eingeht.2. Das Gebiet cler unteren Hohlvene. Die^ Vena .cava^^inferior.entwickelt sich erst verhältnissmässig spät als einjunpaanges,zwisciien__ileii^ beiden Urnleren gelegenes Gefäss.' "Sie",.nimm"f*aie Venender bleibenden Nieren auTund zieht, an der lyntereiLJäfiite^vorbei, gerade nach oben zum rechtenJVorhof Anfangs sehr klein undnicht über "die Gegend cler bleibenden Nieren hinausreichend, nimmt


Die Hauptstämme der Venen und ihre Entwicklung. 495dieses Gefäss in clem Masse an Caliber zu, als es sich durch Nebenzweigemit den hinteren Abschnitten cler Venae cardinales in Verbindungsetzt.II. ScliematUehe Darstellung der Entwicklung der unteren HoMvene. Uathke'sches, von F. Hochstetterverbessertes Schema.D. C. Ductus Cuvieri. 0. i. Vena cava inferior. H. Vena renalis.


496 Das System der Rumpf und Wirbelvenen.Das System der Rumpf- und Wirbelvenen.Die Venen, welche das Blut in den Rumpf wänden sammeln, lassensich, so wie die Arterien, in vordere und hintere Rumpfwandveneneintheilen.iDie vorcleren Rumpfwandvenen begleiten in doppelter Zahl dievorderenl*Tmnpfarterien uncl führen dieselben NälulmTVor ihrer Mündungüiessen die~aoppeTten Venen gewöhnlich zu einer einfachen zusammen;" 1Es gehören hierher"? die Venae mammariae internae mit ihren Fortsetzungenden Venae epigastricae superiores und die Venae epigastricae profundae. Dieersteren gehen, nachdem sie aus den Zwischenrippenräumen kleineVenae intercostales anteriores aufgenommen haben, gewöhnlich unmittelbarin clie Vena anonyma über; die letzteren vereinigen sicham Leistenbande mit der Vena femoralis. Beide nehmen einen beträchtlichenPlexus venosus subcutaneus auf. Bemerkenswert]! sind die Anastomosendieser Venen; Zweige nämlich, welche sich clie Venen derBauchdecken gegenseitig zusenden, verbinden die beiden Hohladern;andere Zweige, die nach rückwärts verlaufen, begegnen der Astfolgecler Vena azygos, und ein kleines Gefässchen, Vena parumbilicalis, welchesim runden Leberbande zur Leber aufsteigt, vermittelt eine Verbindungmit cler Pfortader. Die letztgenannte Vene, welche unter Umständeneine ziemliche Wichtigkeit erlangen kann, sammelt sich in clem Wurzelgebieteder Venae epigastricae profundae uncl gelangt als einfaches,dünnes Gefässchen vom Nabel aus zum Ligamentum teres hepatis.Diesem entlang laufend, nimmt sie noch feine Zweigchen aus demBauchfell und aus den Bauchmuskeln auf und ergiesst sich dann dortin die Vena portae, wo sich das Ligamentum teres mit der "Wandderselben vereinigt So kommt in der vorderen Rumpfwand ein Systemvon Anastomosen zu Stande, welches alle vier Venensysteme mit einanderverknüpft und nach allen Richtungen collaterale Bahnen öffnet.In das Gebiet der Schenkelvene besitzt das subcutane Venennetz derBauchwand noch zwei besondere Abflusswege durch clie Vena epigastricasuperficialis uncl die Vena circumflexa ilium superficialis, welcheentweder in die Vena femoralis oder in die Saphena magna einmünden.*Die Stämme der hinteren Rumpfwänd venen werden durchzwei entlang der Reihe der Wirbelkörper aufsteigende, beinahe klappenloseGefässe gebildet. Man nennt den rechten, etwas grösseren undlängeren Stamm Vena azygos, den linken, kleineren Vena liemiazygos. Beideentstellen ganz symmetrisch an der Kreuzdarmbemverbmdung, ziehen :hinter dem Psoas aufwärts, treten zwischen dem medialen und mittlerenSchenkel des Zwerchfells in die Brusthöhle und ve^ini^en^chzwiscjiöidem 9. und 7. Brustwirbel durcliVerm ittlmig eines .oder ..zweiergröäser^Queräste so miteinander, ciass'"clieVena azygos zum Hauptstamme desganzen"SystemlTwircl. Als solcher steigt die Azygosjnjjem hinterenMittelfellraume, an der, rechten Seite der Aorta bis zum*^BrusTOMempor, krümmt sich dann über den rechten Bronchus^acirvorne undgehtjn die Vena cava superior über, nahe ober der Stelle, wo dieletzlere in den Herzbeutel eintritt.' Die Vena azygos und hemiazygosnehmen clie einfachen Zwischenrippenvenen, Venae intercostales


Das System der Rumpf- und Wirbelvenen. 497(posteriores), und mit diesen auch die Rücken- und Wirbelvenen auf.Die oberen Venae intercostales cler linken Seite können aber nichtmehr direct in die Vena hemiazygos eingehen, sondern nur durch Vermittlungeines eigenen absteigenden Stämmchens, welches sich in dievon unten kommende Hemiazygos einsenkt. Dieses wird als Vena hemiazygos\accessoria bezeichnet. Manchmal löst sich clie letztere vollständigvon ihrem Hauptstamme ab uncl geht mittelst eines eigenen Querastesganz selbständig in den Stamm der Azygos über; oft genug mündetdie accessorische Hemiazygos in clie Vena anonyma sinistra ein. DieVena intercostalis suprema besitzt gewöhnlich zur Azygos uncl Hemiazyo-oskeine Beziehung, sondern ergiesst sich selbständig jederseits in clie Venaanonyma. Verbindungen cler oberen Venae intercostales mit den Achselvenensind immer vorhanden. Die Venae intercostales posterioresbilden zwar mit Hilfe cler mit ihnen anastomosirenden Venae intercostalesanteriores der Mammaria interna geschlossene Ringe welcheihr Blut sowohl in clie Mammaria als auch in clie. Azygos oderHemiazygos entleeren können; da sich aber an ihren Enclen & Klappenbefinden, so kann unter normalen Verhältnissen durch sie hindurchweder das Blut cler Azygos in clie Mammaria, noch auch umgekehrtabfiiessen. Die Bauchstücke cler Azygos und Hemiazygos werden gewöhnlichVenae lumbales ascendentes genannt und sind nichts weiter als^''Iiejilia^ompjenketjte bestehend aus verti'cal_enj^öbrpngt.i 1 >.irpn ; ^rdp^ä^Zzwei von den quer zur Vena cava inferior gehencTeh Venae lumbalesmit einander uncl die letzte mit cler Vena iliolumbalis verbinden. Dieuntersten Wurzeln des Systems der Vena azygos greifen daher in dasStromgebiet cler Vena cava inferior unmittelbar ein._ An die Zwischenrippenvenen schliessen sich beiderseits die Venaemediastinicae posteriores, clie Venae oesophageae und in cler Nähe cler Luno-enwurzclnauch clie Venae bronchiales posteriores an. Die letzteren mündenindess in der Mehrzahl cler Fälle clirect. in clie Azygos und Hemiazygos.Anastomosen cler Venae lumbal£T~mit der Renalis und Suprarenalisvermitteln auch in der Bauchhöhle eine Verbindung der Rumpfwandvenenmit Venen von Eingeweiden.Als Theile eines beim Embryo symmetrisch - angelegten Venehsystems unterlegendie Vena azygos und hemiazygos zahlreichen Varietäten. Eine zwar seltene,aber interessante Abweichung kommt zu Stande, wenn die Azygos bis an die1. Rippe aufsteigt. In diesem Falle muss sie, um an ihre Mündung in die Cavasupenor zu gelangen, durch den rechten Pleuraraum verlaufen und kommt in denKand ei ner gekrösartigen Duplicatur der Pleura zu liegen, welche sich in denocheilel der Lunge einsenkt und denselben in zwei Lappen zerlegt.Die Verbindung, welche das Rumpfvenensystem zwischen den beiden Hohlvenenherstellt, macht die Wege ersichtlich, die das Blut bei Verstopfungen«er einen oder der anderen Hohlvene collateral aufsucht. Sie erklärt ferner, wieein angeborener Mangel der unteren Hohlvene ersetzt werden kann. In diesemfalle werden alle paarigen Venen der unferen Körperhälfte von den erweiterten»lammen des Rumpfvenensystems aufgenommen, so dass das gesammte Venenblutmit Ausnahme des Leberblutes (cler Venae hepaticae) un jei's er Zwerchfell-^enen, der oberen Hohlvene zugeleitet wird.Die Venen der Wirbelsäule vereinigjäDL sich mit den dorsalen\\urzeln cler hinteren Rumpfvenen. Siejsammeln das Blut des Rückenmarkes,v. Langer-Toldt, der Rückenmarkshäute, Anatomie. 5. Aufl. der Wirbel und der ihnen zunächst 32


498 Das System der Rumpf- und Wirbelvenen.liegenden Musculatur. Sie sind meist dünnhäutige, klappenlose Canälchenund bMen, bevor sie z^ Stammelten zusammentreten, mehr oder wenigerdichte Netze7"die sogenannten Tlexus^lJeHebrales. Nach ihrer Lage unterscheidetman innere und äussere Wirbelvenengeflechte.Die Plexus vertebrales interni bestehen zunächst aus einzelnenausserhalb des Sackes der harten R,ücl^nm^arkshaut lagernden Kränzen,Circellivenosi vertebrarum, die sich Wirbel für Wirbel vorne an diehintere Fläche der Körper anschmiegen und daselbst von dem_Ljgamentumlongitudinale posticum überbrückt werden, hinten aber sichan oTe^WIrbelbögen anlegen. Im Ganzen gibt es daher ebenso vieleKränze, als sich Wirbel vorfinden. Ihre Reihe wird nach oben durcheinen Gefiechtskranz vervollständigt, welcher das Hinterhauptloch umkreist.— Ferner gehört zu den inneren Wirbelgeflechten noch einedoppelte verticale Anastomosenreihe. Diese liegt an der hinteren Flächecler Wirbelkörper und verbindet je zw^ benachbarte Kränze mit einander.Zusammengefasst bildet sie cfie sogenannten Sinus longitudinales,welche sich als zwei parallele Geflechtsketten neben dem Ligamentum.posticum bis zum Steissbein verfolgen lassen.Die. besprochenen Geflechte nehmen die aus der hinteren', Flächeder Wirbelkörper austretenden Venae basivertebrales~~äxh e , communicirenan~*""cTcm"BÖgen mittelst "ZweTgchen, welche die Ligamenta flavaTdürchbohren,mit den äusseren '^Virbelgeij^cdTteir und dringen dann in dieForamina intervertebHIiäT Hier umspinnen sie als sogenannte Circelliforammum intervertebralium die Stämme der Spinalnerven, deren Wurzelnihnen die Venen des Rückenmarks zuleiten. Beim Austritte aus demForamen_,,intexyertebrale„. geht aus ihnen je ein ableitendes Stämmchen,Vena- intervertebralis, hervor, welcheirniic^Wurzel einer Vena intercostalis oder lumbalis begibt. — Die aus demGefässkranz des g-rossen[Hinterhauptloches ableitende VencT geht durchden Canalis hypoglossi heraus uncl bnä T efTmit ihren Wurzeln einen denZungehflejs^hnejpy^njnnspin Circellus venosus hypoglossi. Die anderenVenae intervertebrales des Halses vereinigen sich mit der unten zubeschreibenden Vena vertebralis.IDie Plexus vertebrales externi werden in hintere und vordereeingetheilt. Die hinteren liej£eji_jmj^eji_JW^den tiefen Nacken- und.Rückenmuskeln; sie bilden ein zwar zusammenhängendes,aber weitmaschiges Geflecht, welches sich nur in der Halsgegendetwas verdichtet. Die vorderen Wirbelgeflechte sind weder'allenthalben, noch vollständig ausgebildet; man findet sie nur in derHals- und Kreuzgegend.Die Wirbelvenengeflechte cler Halsgegend finden ihren Abflussdurch drei besondere Vjmen; dieselben sind:Die Vena vertebralis. Diese zieht mit der Arteria vertebralis durchden Canal der Querfortsätze~abwärts, nimmt ""die aus den innerenWirbelvenengeflechten abzweigenden Venae Intervertebrales auf und |verejnigt sich ..unter dem Querfortsatze .des 6 If^^virEejXSlOer Vena'cermcalw profunda, welche hinter den" Querfortsätzen in den äusserenWirbelgeflechten wurzelt. Beide« anastomosiren mit den Venen desNackens und des Schädels, und ihr gemeinschaftlicher Stamm gehtjederseits in die Vena > nyma oder in den Angulus venosus über.


Die Venen des Halses und des Kopfes. 499Als dritte ist die Vena vertebralis anterior zu nennen, welche in denforderen Geflechten der Halsgegend entsteht und mit den oberenZwischenrippenvenen anastomosirt; sie entspricht der Arteria cervicalis^as*5enclens und kann ihr Blut theils in die Anonyma, theils in die Azygosi abliefern.Die Venen des Halses und des Kopfes.Nebst den soeben besprochenen Wirbel venen gibt es am Halsenoch drei paarige Venenstämme; jdiese sammeln das Blut des Kopfesuna~aer Halseingeweide und leiten es den Venae anonymae zu. Zweiderselben liegen ganz an der Oberfläche und stellen ein subcutanescollaterales Venensystem dar, während cler dritte, cler bedeutendste,in der Tiefe, an der Seite der Carotis absteigt.Zu den oberflächlichen Halsvenen gehören:A. Die Vena jugularis externa. Diese ansehnliche Vene wurzelt ineinem oberflächlichen Venengeflecht, hinter dem äusseren Ohre. IhrStamm entsteht durch den Zusammenfluss einiger oberflächlichen Venendes Hinterhauptes und der Vena auricularis posterior uncl geht, bedecktvon dem Platy^söia"'" über die laterale Fläche des Sternocleidomastoideus,dieselbe schräg überkreuzendT" beinahe in senkrechter Richtung nachunten. Nachdem sie den hinteren Rand des genannten Muskels erreichthaf^ empfängt sie die Vena cervicalis subcutanea, welche in den oberflächlichenGebilden des Nackens wurzelt. Sie durchbohrt dann in derFossa supraclavicularis die Fascie, nimmt noch die aus den ODerffäch"-licHen Muskeln"~3es"Nackens austretende Vena transversa colli auf undwendet sich dann einwärts, um an die Vena subclavia zu gelangen, inwelche sie einmündet.2. Die Vena jugularis anterior. Sie beginnt unter dem Unterkieferasupern^iälTs" bedeckt, am vorderen Randerande, zieht, von der Fas


500 Die Venen des Halses und des Kopfes.zum Angulus venosus. In dem Trigonum caroticum nimmt sie die clerAstfolge deF Carotis externa" entsprechenden Venen auf uncl schicktstets zu den subcutanen Halsvenen einen Zweig, welcher bei gegebenenStromhindernissen in ihrem unteren Stücke das Blut zu den oberflächlichenVenen ableitet. Dieser Zweig macht ferner clie nicht seltenenVarietäten verständlich, welchen die Astfolge der beiden Jugulare&iunterliegt. — Ober dem Vereinigungswinkel mit der Subclavia bildetclie Jugularis interna den sogenannten Ißutbus inferior, eine ErweiterimgmTTl"wef "sagittal gerl^hteföhnSschenförmigen JK1ap p en, deren" freie"Ränder clem Herzen zugekehrt sind.Die Wurzeln aller drei Venae jugulares lassen sich in folgendevier Gruppen bringen. Die erste bilden die inneren Kopfvenen,clie zweite die Eingeweidevenen, clie dritte clie Gesichtsvenenund die vierte clie vereinigten Hinterhaupt- uncl Ohrvenen.a) Die inneren Kopf venen sammeln das Blut. in der Hirnmasse,in^den Hirnhäuten, in den GebTlaeli der"Augenhöhle, im "Ohrlabyrmfheund "theilweise' in "cler Diploe cler Schädelknocfien und lassen sich dälieräXs~Venae cefeblH und 'meningeae, als Vena ophthalmica, Venaaudiiiva~vhlermuncl als Venae diploicae classificiren. Sie sammeln sich alle in cler Jugularisinterna. Da die Beschreibung der Hirn-, Hirnhaut-, Augen- undOhrvenen den die betreffenden Organe abhandelnden Capiteln vorbehaltenist, so folgen hier nur die Angaben überclie Venae diploicae. Diese durchziehen als dünnhäutige, klappenloseCanäle die Diploe sämmtlicher'"Bchädenih^chenlhicl bilden "in der-"selben ein über die~ganze CaIvaTriä~^usgedehntes grossmaschiges Netz,"welches ~ sich mittelst einzelner Stämmchen theils nach innen in dieSinus ; clurae matris, theils nach aussen in die 1 äusseren Kopfvenen entleertMan unterscheidet eine Vena diploica frontalis, welche durch eineOeffnung am oberen Äugenhöhlehrande in die Vena. supraorbitäliFuBergeht"~]~ferneF"zweiVenae diploicae temporales,~"von welchen~~die eine__amvorderen, die andere am hinteren Winkel des Scheitelbeins oder durch"das "FOTähieh" mastoideum austritt; endlich eine Vena diploica occipitalis,"welche an der Protuberantia occipitalis nach aussen oder.durch denCahalisTöndyloideus nach innen_ übergeht""Ane^genannten Venen stehen clirect oder indirect in Verbindungmit den Blutleitern cler harten Hirnhaut, den Sinus durae ma^m,_yvelcheMappenlose, in _dem Gewebe der harten Hirnhaut befindliche Venencanäledarstellen und in* clie bekannten an der^ inneren Fläche der^Schädelknochen befindlichen Venenfurchen eingesenkt sind. . Die baldgrösseren bald kleineren, stets äusserst dünnwandigen Venen, welche für dasBlut der Schädelhöhle an bestimmten Stellen (vergl. S. 86) anastomotischeVerbindungen mit den äusseren Venen des Schädels herstellen, heisstman Emissaria Santorini. Die von aussen __am iejchtejSten zugänglichensind das Emissarium mastoideum uncl das Emissarium parietale. Anclef Schädelbasis befindet sich das" sehr Wechselnd ausgebildete Emissariumcondyloideum, welches den Sinus sigmoideus mit clem Wurzelgebietder Vena cervicalis profunda verbindet. Eine ganz ähnliche Be_cleutung besitzen die an den meisten Löchern der Schädelbasis vorkomme^durchtretenden Gebilde kranzförmig umgebendenVenengeflechte; die wichtigsten derselben sind: cler Circellus venosus


Die Venen des Halses und des Kopfes. 501foraminis ovalis, der Circellus venosus hypoglossi und der Plexus venosuscarotieus internus, welcher letztere die Arteria Carotis interna auf ihremWege durch den Canalis carotieus umspinnt. Dazu kommen noch dieeigeneiTVenen der'Knochen an cler "^Schädelbasis, welche direct nachaussen übergehen und sich mit den Venen aller jener Eingeweide inVirbindung setzen, welche sich unmittelbar an die Schädelbasis anschliessen,insbesondere also mit den Venen der Nase und des Schlundes.Die Beschreibung der Sinus durae matris und der Gehirnvenen folgt in demAbschnitte über das centrale Nervensystem.b) Die Eingeweidewurzeln cler Jugularis interna sind:Die Vena pharyngea superior und inferior. Beide gehen aus einemden Schlundkopf äusserlich umstrickenden lockeren "Genechte""dein Plexusvenosus pharyngeus, hervor. Die obere entstellt am Fornix pharyngis undvereinigt sich unter dem Foramen jugulare mit cler Jugularis interna;die untere begleitet die Arteria pjmrvngea^ ascendens uncl entleert sichunten in die Vena facialis communis.Die Venae linguales. Diese entstehen aus Wurzelzweigen, welchedie entsprechenden Arterien uncl Nerven meistens paarig begleiten.Be*ä*cmlenswertll Ist insbesondere die Vena comiians hypoglossi, welchesich regelmässig durch ihre Grösse auszeichnet. Durch wiederholte Verbindungender begleitenden Venen bilden sich manchmal förmliche Geflechte,welche die Arterien uncl Nerven umspinnen; besonders dicht istdas Geflecht entlang der Arteria profunda linguae. Ein unter cler Zungenspitzewegschreitender Ast verbindet die Comitantes hypoglossi beiderKörperseiten mit einander. Unter der Schleimhaut des Zungengrundesbefindet sich ein ansehnliches Venengeflecht,.dessen ableitende Stämmchen,Vendf^orsales^nn^uae, sich mit kleinen von jde^^herstammenden Venen vereinigen und sich theils in den Plexus pharyngeusergiessen, theißdirect in clie Jugularis interna oder in die Facialisposterior münden.Die Venae thyreoideae. Sie entstehen neben den entsprechenden'Arterien in der Schilddrüse, im Kehlkopfe, in der Luft- und Speiseröhre,treten aber auf eine von den Arterien abweichende Weise zuStämmchen zusammen; Es besitzen nämlich in der Regel die unteren\ Schilddrüsenarterien keine sie unmittelbar begleitenden Venen; dafürentwickeln sich am unteren Rande des Organs jene geflechtartig verbundenenZweige, die sich theils, wie bereits besprochen, zu einerstärkeren Vene, cler Vena thyreoidea ima, vereinigen uncl mittelst dieserin die Vena anonyma sinistra münden, theils aber sich selbständig verhalten,Venae thyreoideae inferiores, und jederseits für sich in die Venaanonyma übergehen Die Venae thyreoideae superior es begleiten die oberenSchildclrüsenarterien, sind doppelt uncl vereinigen sich erst später zueinem Stamm, der sich in die Jugularis interna einsenkt. Nicht seltenmündet aber die Vena thyreoidea superior, welche auch die Vena laryngeasuperior aufnimmt, in die Vena facialis communis.ci Die Gesichtsvenen. Es gibt drei Venen dieses Namens; die eines jBp n 2Qlt ; das Blut __im Gesicht,£eine andere in der Fossa retromandibularis;Slt ? werden daher als vordere und hintere Gesichtsvene, Vena


502 Die Venen des Halses und des Kopfes.facialis anterior und posterior, von einander unterschieden. Häufig, unddies darf als typisch gelten, vereinigen sie sich vor ihrer Einmündungin die Jugularis interna mit einander und bilden einen kurzen" Stamm,clie gemeinschaftliche Gesichtsvene, Vena facialis communis.Die Vena facialis anterior entsprinln^jterj^teria maxillaris externa,den Gesichtszweigen der xArteria ophthalmica und*cler Arteria transversafaciei. Sie wird am medialen Augenwinkel von cler Vena frontalis undVena angularis^ dann vöh"der~Fem supraorbitalis zusammengesetzt, nimmtdie diploetische Stirnbeinvene auf und anastomosirt mit der Ophthalmica.Ander Seite der Nase absteigend gelangt s_ie_JhiiBtexden Mj^J^us^zygomaticusund zieht, geschieden von der Arteria maxillaris externa, imFettgewebe cler~Backe vergraben, in fast gerader Richtung abwärts zumvorderen Rande des Masseter. In dieser-.Strecke nimmF~sIe die VenendeiT*AugenlicIef," der äusseren Nase und der Lippen in sich auf. Ueberden Unfjerki^fei^nd.,.hinweg gelangt sie dann in die Fossa submaxillariszufTjnterkieferdrüse, wo sie die Vena submentalis aufnimmt, und dann," vorder**.Se|me«des Üigastricus vorbeiziehend, zum Trigonum caroticum.7 NeEsT**den Zweigen ihres engeren Bezirkes nmimtT sieiiocn~~im J Gesichte eineVena anastomotica facialis auf, einen ziemlich starken Ast, der sich auscler Fossa infratemporalis zu ihr begibt und eine Anastomose mitden tiefen Wurzelgeflechten der hinteren Gesichtsvene vermittelt.Ausser dieser grossen, selbständig verlaufenden Vene kommt noch einzartes Venengeflecht vor, welches die Arteria maxillaris externa -umspinntund sich am Unterkieferrande in die vordere Gesiclitsveneeinsenkt.Die Vena facialis posterior entepricht den vorderen oberen End-/ästen der_Carptis externa; sie entsteht aber erst in dem Gebiete derf Arteria temporalis und maxillaris interna und sammelt daher das Blutin der Schläfengegend, in der Kauregion, in der Fossa retromandibularis,in der unteren Schläfengrube und in der Fossa pterygopalatina; ihreWurzeln reichen bis in die Nasenhöhle, dann bis zum Schlundgewölbe,zum harten und weichen Gaumen, an der medialen Seite des Masseterin das Gesicht und stehen schliesslich auch mit dem Venengebiete derharten Hirnhaut in Verbindung. Ein Theil ihrer Zweige bildet ansehnlicheGeflechte, von welchen die tiefen Schläfengeflechte zwischenden zwei Blättern cler Fascia temporalis an der Jochbrücke, dann derPlexus pterygoideus in der Fossa infratemporalis, zwischen dem innerenund äusseren Flügelmuskel, die bemerkenswerthesten sind. — Die Venaemeningeae sind doppelt und bilden unterhalb des Foramen spinosumebenfalls ein kleines Geflecht. % iDer weitere Verlauf dieser beiden Gesichtsvenen kann sich verschiedengestalten. Als Regel darf gelten, dass die Vena facialis posterior, nachdemsie sicdr^rnfTder Jugularis externa durch einen starken anastomO'tischen Ast in Verbindung gesetzt hat, zum Trigonum carqtie_umherabsteigtjundsich in demselben mit der Vena facialis_anterior zu einem,kurzen* gemeinschaftlichen Stamme, Vena facialis" communis, vereinigt;' Dieser nimmt noch die Venen der Kopf- und Halseingeweide auf undmmdetdann in die Vena jugularis interna. Es kommt aber auch vor,dass sich beide Gesichtsvenen in" die Vena jugularis externa ergiessen,oder dass clie vordere Gesichtsvene sich mit der Jugularis anterior'


Das Gebiet der Vena subclavia. 503vereinigt. In diesen Fällen gehen die Venen der Halseingeweide, zumeistzu einem gemeinschaftlichen Stämmchen vereint, unmittelbar in die Venajugularis interna über.Während der ersten embryonalen Lebensperiode stellt die Jugularisexterna den Hauptabzugscanal der inneren Schädelvenen dar;zu diesem Behufe ist sie mit ihnen in directe Verbindung gebracht,uncl zwar durch eine Oeffnung an der Wurzel des. Jochfortsatzes, dassogenannte Foramen jugulare spurium. Diese Verbindung geht aberspäter, wenn die Jugularis interna sich ausgeweitet hat, meistens vollständigein, uncl es lässt sich beim Erwachsenen nur in seltenen Fälleneine Spur derselben nachweisen ivergl. das Capitel über die Sinusdurae matris).d) Aus dem Netz cler Hinterhauptvenen gehen in cler Regel zweigtjjnnichen hervor, ein oberflächliches und ein tiefes. Das erstereverehügt sich mit der die Venen hinter dem Ohre aufnehmenden Venaauricularis posterior und findet so seinen Abfluss in clie Vena jugularisexterna; das tiefe ^tämmchen, Vena occipitalis. nimmt gewöhnlich dasEmissarium mastoideum auf und begibt sich zur Jugularis interna;eriendet aber auch Anastomosen zu der Vena cervicalis profunda undverbindet sich daher mit den äusseren Wirbelgeflechten.In praktischer Hinsicht dürfte es wichtig sein, darauf aufmerksam zu machen,dass alle Kopf- und Halsvenen, so geschieden sich ihre einzelnen Stämmchen darstellenmögen, doch durch zahlreiche Wurzel-Anastomosen mit einander in Verbindunggebracht .sind; ihre Wurzelgebiete gehen allenthalben in einander über.so dass notwendiger Weise Stauungen in einem oder dem anderen Gebieteauf alle anderen rückwirken müssen. Dazu kommen noch die stellenweise, insbesondereum den Isthmus faucium, am Zungengrunde und in den Gaumenbögen,nicht minder auch am Kehlkopfe und an der Speiseröhre befindlichen dichtensubmucösen Venengeflechte, welche sich zwar gelockert, dennoch aber ununterbrochender Luft- und Speiseröhre entlang bis in den Mittelfellraum verfolgen lassen.Das Vorhandensein so zahlreicher Anastomosen innerhalb des ganzen Gebietes derVenae jugulares gibt selbstverständlich Veranlassung zu zahlreichen Varietätenin der Bildung der Stämmchen.Das Gebiet der Vena subclavia.•r'iDie Vena subclavia vereinigt nebst den bereits beschriebenen Halsvenen,welche sich erst in der Nähe des Angulus venosus in sie einsenken,noch die Venen des Rückens, der Brust- und Schultergegenduncl des Armes. Sie entsteht zwischen den Achselfalten durch den Zusammentrittder Armvenen und begibt sich, an der medialen Seite derArteria subclaviaI jmfsteigend, hinter dem Schlüsselbein in die Fossasupraclavicularis" Hier" trennt sie sich von * der Arterie und dringt hinterclem Sternalende des Schlüsselbeins, durch die vordere Scalenus-Lückein die obere Brust-Apertur. Auf diesem Wege nimmt der klappenloseHauptstamm die Venen der Brust-, Schulter- und Rückengegend auf,deren einfache Stämmchen einzeln und in derselben Ordnung eintreten,in welcher clie Arterien entspringen.Zu diesen Aesten gehören clie Venae circumßexae humeri, die Venasubscapularis, die Venae thöracicae mit einer Mammaria externa und häufigauch die Vena transversa colli. Die letztere entspricht hinsichtlich ihres


504 Das Gebiet der Vena subclavia.Wurzelgebietes annähernd den Vertheilungsbezirken der Arteria transrversa scapulae und transversa colli.Man findet gelegentlich die Vena subclavia doppelt, in welchem Falle sich dieeine der Arterie anschliesst und durch die hintere (Scalenus-Lücke verlauft. DieseVarietät dürfte durch eine kleine Vene eingeleitet werden, welche, wie es scheint,immer an der Seite der Arterie angetroffen wird und das Stämmchen der venösenVasa vasorum und der Venen des Nervengeflechtes darstellt.Die Venen des Armes.Die Venen des Armes bestehen aus einem doppelten System vonRöhren, clie man nach ihrer Lage als oberflächliche und tiefeVenen unterscheidet, die aber unter sich in innigstem Verbände stehenund sich zu einander wie collaterale Bahnen verhalten. Sie leiten dasBlut bald gemeinschaftlich, bald abwechselnd, jedoch immer nur so,dass der Uebertritt des Blutes in der Regel aus den tiefen in clie oberflächlichen,nicht aber umgekehrt stattfindet. In Folge dessen gestaltensich die oberflächlichen Venen, welche sich stets durch grösseres Caliberauszeichnen, zu den wichtigsten Abzugscanälen für. das Blut des Armes.Die anastomotischen Verbindungsäste, welche den Uebertritt desBlutes,, vermitteln, treten allenthalben aus den Gefässfurchen hervor,erreichen aber nur an, jenen Stellen ein grösseres Caliber, wo. sie.demMuskeldrucke nicht ausgesetzt sind, und bilden dort directe Uebergängeder tiefen Venen in die oberflächlichen. Beide Systeme zeichnen sichdurch zahlreiche Klappen aus.Die tiefen Venen begleiten allenthalben dje_Arterien, und zwaran cler Hand den oberflächlichen uncl tiefen Bogen.. der Hohlhand alsArcus venosus volaris sublimis und profundus, uncl als Venae digitales volaresdie palmaren Arterien der Finger; sie sind, mit Ausnahme der Finger^venen, durchgehends bis zur Mitte des Oberarmes doppelt.In der Regel gibt es auch zwei Venae brachiales. Sie entwickelnsich innerhalb der Ellbogengrube ans einer netzförmigen Verstrickung clerdoppelten Venae radiales, ulnares und interosseae und verbinden sich miteinanderentweder noch während ihres Verlaufes am Oberarm zu einemdie Arterie medial begleitenden Stamm, oder erst in der Achselgrube,wo durch den Hinzutritt der grössten Hautvene die Vena axillaris, dieWurzel der Vena subclavia, dargestellt wird. ,Die oberflächlichen Venen wurzeln innerhalb der subcutanenBindegewebslage in einem weitmaschigen Venennetz, welches sich überdie ganze Extremität ausdehnt, mit ähnlichen Netzen des Rumpfes inVerbindung steht, sich aber nur an der Palmar- und Rückenfläche clerHand, insbesondere aber an den Fingern zu einem engmaschigen Plexusvenosus gestaltet. Aus diesem tetzteren^ gehen an jedem Finger sowohlan der palmaren, wie an der dorsalen^ Seite je "zwei.Venenstämmchen,Venae digitales volares uncl dorsales, hervor, welche sämmtlich durchwiederholte quere Anastomosen unter einander in Verbindung treten.In den Interdigitalfalten werden die volaren Venen aller Finger durch Ieine quere Anastomosenkette verbunden; aus dieser leiten in jederInterdigitalfalte kurze Venenstämmchen, Venae intercapiiulares, auf-den


Das Gebiet der Vena subclavia. 505Handrücken und führen diesem den weitaus überwiegenden Theil desBlutes aus den volaren Fingervenen zu. Die dorsalen Venen einesJeden Fingers stehen wiederholt, an dem -Grundglied aber durch eine^ärkere, bogenförmige Anastomose, Arcus'~venl)slis'~digitäri»', -untersichniWerbihdühg "ühcT treten dann auf die_dorsale Seite cler Mittelhandüber. Hier~bilden sie im Verein mit den von cler Volarselte angelangtenVenae intercapitulares das Rete venosum dorsale, das Wurzelgebiet der mitvielen Klappen versehenen grossen Hautvenenstämme, von denen eineran der Radialseite, der andere an der Ulnarseite den Vorder- uncl Oberarmentlang hinaufzieht. Beide nehmen während dieses Verlaufes sowohl clieanastomotischen Abzweigungen der tiefen Venen, als auch die Abflussröhrender Hautnetze des Vorder- und Oberarmes in sich auf, gleichwiesie auch unter einander durch grössere Anastomosen zusammenhängen.Eine dieser anastomotischen Röhren erscheint unter sehr wechselndemBilde als mittlere Hautvene, Vena mediana.Die radiale Hautvene, Vena cephalica. entsteht am Handrückenim Bereiche des ersten Interstitium meta^durchdie" Aufnahme oberflächlicher und tiefer Hanclvenen gleich anfangs eingrösseres Caliber. Sie schlägt sich über den Radialrand des Unterarmesauf die Beugeseite" desselben und geht über den Ellbogenbug in dieläteraleH^eps-Furche; diese leitet sie injden Sulcus deltoideopectoralis,in welcfiem sie unter clits Schlüsselbein .gelangt; hier nimmt sie eineVena thoracicoacromialis^aui und niündet,_naclütemjsie clie Fascie durchbohrthat, in den Stamm der Subclavia ein. Da sie am Ellbogen den grösstenTheil ihres Blutes in eine anastomostische Vene und durch diese in dieulnare Hautvene des Oberarmes abgibt, so wird sie im weiteren Verlaufegewöhnlich zu einem dünnen Gefäss, welches mitunter sogar unterbrochenist und in einen auf- uncl absteigenden Theil zerfälltDie ulnare Hautvene, Vena basilica, wurzelt ebenfalls in demHandrückennetze und vorzugsweise mittelst einer kleineren, im Bereichedes vierten Zwischenknochenraumes befindlichen Vene, der Vena salvatella;sie begibt sich entlangjtem Musculus flexor carpi ulnaris über den Ellbogenzur medialen Bicep^-Fjn;_cJK^_Am Ellbogen wird sie durch den Hinzutrittder anastomotischen Vena mediana beträchtlich verstärkt, durchbohrtdarauf unter der Mitte des Oberarmes die Fascie, zieht noch eine Streckeweit unter der Fascie längs der Vena brachialis aufwärts und vereinigt sichmit dieser entweder noch am Oberarm oder aber erst in der Achselhöhle.Sie stellt vom Ellbogen aufwärts gewöhnlich clie grösste Venedes Armes dar.In Betreff der Anordnung -der mittleren Hautvene, cler Venamediana, muss man zwei gleich oft vqrJicmimende_T^Sehr häufig zieht an. der Palmarseite von der Handwurzel über dieMitte des Vorderarmes ein grösseres . Gefäss, Vena mediana antibrachii,mnauf, welches "sicE7"an der Ellenbogengrube angelangt, in zwei Aestetheilt und diese längs (^_Eltenbogeiifurchen aufwarte .sendet IstdlesT der Fall, so unterscheidet jnan am Ellbogenbuge zwei Venaeniedianae: eine grössere Vena mediana basilica, welche ulnar in cliebasilica übergeht, und eine kleinere Vena mediana cephalica, _welche sichan der Radialseite des ÖBerarmes mit cler Cephalica verbindet uncl denvom Unterarm anlangenden, dünnen Stamm dieser"~V*en~e~Tns~an den


506 Das Gebiet der Vena iliaca communis.Epicondylus radialis wegdrängt. — Ebenso häufig lenkt aber der Stammcler Cephalica schon unten gegen die Mitte. des Vorderarmes ab, lagertsich selbst in clie radiale Ellbogenfurche und schickt_durch die ulnareEllbogenfurche ein einfaches anastomotisches "T^Fä^^zur~ Basilica. Indiesem Falle gibt es im Ellbogenbuge nur eine" Mediana"," Vena medianacubiti, welche aber der früher beschriebenen Vena mediana basilicavollkommen entspricht Ist in diesem Falle eine wohl ausgebildete Venamediana antibrachii vorhanden, so mündet sie ungetheilt in die Venamediana cubiti. Es versteht sich Von selbst, dass diese zwei und alleanderen Varietäten auf der netzförmigen Anlage der Venen und derzufälligen Erweiterung verschiedener Stämmchen beruhen.Das Gebiet der Vena iliaca communis.Die Venen des Beckens.Der kurze Stamm cler Beckenvenen, die Vena hypogastrica, vereinigtmit Ausnahme der Nabelvene alle jene Venen in sich, welche dieAeste cler gleichnamigen Arterie, bald einfach, bald doppelt, bald in derForm von Geflechten, begleiten. Man kann die Venen dieses Gebietesebenfalls eintheilen in solche, die von der Beckenwand, und in solche,die von den Beckeneingeweiden kommen; die ersteren sind die schlichtenCanäle, die letzteren bilden die ansehnlichen'engmaschigen Venengefiechtedes Beckens.Zu den ersteren gehören: Die Venae sacrales laterales, clie Venailiolumbalis, die Venae glutaeae superiores und inferiores und die Venaobturatoria. Die zwei ersten stehen mit clem Rumpf- und Wirbelvenensystem,clie zwei letzten mit den Schenkel venen in Anastomose.Das ansehnlichste Venengeflecht des Beckens ist der Plexuspudendalis.') Es sammelt unter_der__Symphyse mittelst der einfachenVena dorsalis penisTv. clitoridis das Blut aus clem Geschlechts.glIede,"~zieTitam Blasengrunde neben der Prostata, beziehungsweise neben der Vaginavorbei, nimmt bei beiden .Geschlechtern die Blasen venen, beim Weibeauch_den "Plexus uterovaginalis auf und entleert sicIT~endlieh_mittelstmehrerer grösserer Stämmchen in den Stamm der Vena hypogastrica.EhjPzw'eites, aber kleineres Geflecht wird von den Venae püdendaecommunes dargestellt. Diese wurzeln ebenfalls in den äusseren Geschlechtswerkzeugen,begleiten aber im Anschluss an den unteren Ast desSchambeins die gleichnamige Arterie, nehmen noch mehrere Venendes Mittelfleisches, insbesondere die Venae haemorrhoidales inferiores- aufund treten durch das grosse Hüftloch ins Becken. An diese zwei Geflechteschliesst sich im Innern cler Beckenhöhle der Plexus haemorrhoidalisan, ein Convolut von netzförmig vereinigten Venen, welches den Mastdarmumspinnt und einerseits durch eine Vena haemorrhoidalis mediamit der Beckenvene, andererseits durch die Vena haemorrhoidalis superiormit der unteren Gekrösvene, daher auch mit dem Pfortadersystera inVerbindung tritt.] ) Syn. Plexus pudendovesicalis.


Das Gebiet der Vena iliaca communis. 507Weitere Angaben über die Venen der Beckeneingeweide finden sich in derEingeweidelehre.Die Venen cler unteren Gliedmassen.Die zweite grosse Wurzel der Vena iliaca communis ist clie Schenkelvene,Vena femoralis. Dieser Venenstamm begleitet clie gleichnamigeArterie bis in den Canalis popliteus und zerfällt ebenfalls in einBecken-, Schenkel- und Kniestück. Sie ist in der Regel einfach unclliegt innerhalb des Beckens, sowie auch in der Fossa subinguinalis, ander medialen Seite der Arterie, schiebt sich aber in der jQberschenkel-"rinne hinter die_ Arterie uncl verbleibt in diesem Lageverhältnisse zurArferle bis zum Eintritt in den Canalis popliteus. Am Leistenbandenimmt sie die doppelte Vena circumflexa ilium, ferner einen constantenZweig von der Vena obturatoria auf, woraus sich directe Verbindungender Vena femoralis durch das grosse Hüftloch und durch den Canalisobturatorius, mit der Beckenvene und mit ihren Geflechten ergeben;dieselben scheinen aber wegen der Stellung der Klappen für gewöhnlichnicht im Stande zu sein, einen collateralen Kreislauf herzustellen, sodass die Vena femoralis die einzige Bahn darstellen dürfte, auf der dasBlut der Extremität in die Cava inferior gelangen kann. Die Schenkelvenenimmt auch noch die doppelte Vena epigastrica profunda auf. Diesein den Bauchdecken liegende Vene geht, als vordere untere Rumpfwandvene,regelmässige Verbindungen mit cler Astfolge cler Venae mammariae_internae, mit den Lenden- und Zwischenrippenvenen ein. Störungen desKreislaufes in der unteren Hohlvene bedingen somit Erweiterungsämmtlicher Bauchdeckenvenen, das sogenannte Caput Medusae. — An clerSeite der Schenkelarterie verlaufen, abgesehen von der Vena femoralis,stets zwei ganz kleine Venen, Venae comitantes, welche sowohl dievenösen Vasa vasorum, als auch kleine Venenwurzeln aus der Umgebungaufnehmen, durch kurze Quergefässe mit einander in Verbindungtreten und stellenweise einen die Arterie umspinnenden Plexus darstellen.Gelegentliche Ausweitung eines dieser Gefässe veranlasst Verdopplungder Vena femoralis.Die Venen der unteren Gliedmassen lassen sich ebenfalls in oberflächlicheuncl tiefe Venen eintheilen; sie stehen zu einander indenselben Beziehungen wie die zwei entsprechenden Venensysteme desArmes. Was insbesondere die communicirenden Aeste betrifft, sofindet man solche am Fussrücken, hinter den Knöcheln, an der , Seitecler Achilles-Sehne, in der Kniekehle, auch am Knie und am Oberschenkel.Die tiefen Venen des Fusses und des Unterschenkels sinddoppelt und führen dieselben Namen, wie die entsprechenden Arterien.Ausnahmsweise findet sich auch eine doppelte Vena poplitea, in welchemFalle dann eine stärkere Vene hinter der Arterie uncl eine kleinere vorderselben liegt.Die oberflächlichen Venen gehen, wie am Arme aus subcutanenNetzen, zunächst aus dem Rete venosum dorsale pedis hervorund bilden zwei Stämme, welche Rosen venen, Venae saphenae, genanntwerden.


508 Die Pfortader.Die Vena saphena parva entwickelt sich am Kleinzehenrade desFusses, begibt sich hinter den Wadenbeinknöchel "und steigt anfangsam lateralen Rande cler Achilles-Sehne," dann über clie Hintere Fläche"des"'Unterschenkels,' in der Rinne zwischen den" beiden Kopien" desGastrocnemius, wo sie in eine Scheide der Fascie aufgenommen wird,;.'aufwärts. Am Eingang zur Kniekehle nimmt sie eine anastomotischcHautvene des Oberschenkels auf und mündet dann in die Venapoplitea. *Die Vena saphena magna beginnt am Grosszehenrande des Fussrückensund geht vor dem Schienbeinlmöchel"züm*~Tm^Hierlegt sie sich an den medialen Rand des Schieimems an, gelangt imweiteren Verlaufe hinter den Austrittspunkt cler Drehungsaxe des Kniegelenkesund begleitet von nun an den Sartorius über den medialenSchenkelcondyl uncl über die untere Hälfte des Oberschenkels nach oben.In der Fossa subinguinalis verlässt sie den Muskel und durchbohrt inder Fossa ovalis, nachdem sie noch die Hautvenen der Unterbauchgegendund cler Schamgegend aufgenommen hat, die Fascie, um sich mit demStamme cler Schenkelvene" zu vereinigen. Von den Hautvenen desUnterleibes und der Schamgegend sind die wesentlichsten: die Venaepigastrica superficialis, clie Vena circumflexa ilium superficialis,Venae pudendae externae, welche das Blut aus clem Hodensack beziehungsweiseaus den grossen Schamlippen sammeln, und die Venae dorsalespenis subcutaneae, welche aus einem in der Haut des Gliedes befindlichenVenengeflechte stammen. •— Ein Theil des an der medialen und hinterenSeite des Oberschenkels sich ausbreitenden Venennetzes fliesst nichtselten zu einem besonderen grösseren Stamm, Vena saphena accessoria,zusammen, welcher sich erst an der Fossa ovalis mit der Saphenamagna vereinigt.Beim Embryo ist die Vena saphena magna der Hauptcanal fürdas venöse Blut cler unteren Extremität. .Die Anordnung cler Venen des Fusses entspricht völligclerder Venen cler Hand.ferner dDie Pfortader.Die Eigentümlichkeit in der Anlage der Pfortader, Vena portae,liegt darin, dass oteTlStammj "ater*lFürch_ den_Zusammentritt cler Venenwurzelnerzeugt wird, nach Art einer^Arterie das zuleitende Gefässeines Organes darstellt, in Zweige zerfällt und ein Capillarsystem bildet,welches das Blut "durchlaufen""""muss, bevor es7 neuerdings in Venengesammelt, zum Herzen gelangt. Die Pfortader hat daher eine bilateraleAstfolge mit'peripherischen und centralen Zweigen; sie wurzeltin den Venen des Darmcanales und seiner drüsigen Anhänge und^vertheiltsich in dem Leberparenchym. Demzufolge führen die Lebervenennicht nur das Blut der Leberarterie, sondern auch sämmtlicher unpaarigerEingeweideäste cler Bauchaorta.JDer etwa 6 Cm. lange Stamm wird hinter dem Kopfe desJPancreasvon zwei grösseren Venen zusammengesetzt, von welchen dieeine7"ctie" Vena mesenterica 'superior,das Blut aus dem Dünndarm, aus


Die Pfortader. 509dem Caecum, Colon ascendens und transversum sammelt und überdiesdie Vena gastroepiploica dextra aufnimmt Sie begleitet clie Arteria mesenfericasuperior. Die zweite 7 clie Tena^ lienalis, nimmt durch clie Venagastroepiploica sinistra Blut vom Magen, ferner_ von cler Milz uncl vomPancreas auf und zjeht neben cler Arteria lienalis, entlang dem oberenRande des Pancreas~hach rechts hinüber. Eine dritte, kleinere Vene ist dieVenäTmesenterica inferior, welche sieh im Gekröse cles~Colon m descendenssammelt, das Blut aus diesem, jms cler Flexura sigmoidea und aus denöTienm Theilen" des Mastdarmes (Vena haemorrhoidalis superior) "ableitetumT in das Endstück cler Vena lienalis, . nicht_ selten _aber_ in das_derMesenterica superior mündet. Die Venae gastricae superiores mündengewöhnlich mittelst eines gemeinschaftlichen Stammchens direct in cliePfortader ein. — Eine weitere ganz kleine Wurzel liefert die paarige Venacystica. —Der Stamm cler Pfortader; gelangt nun in dem Ligamentumhepatoduodenale zur Leber. In der Leberpforte zerlegt er sicliin einenrechten und linken Ast, deren Zweige sich alsbald in das Leberparenchymeinsenken uncl sich in demselben entlang den Gallenwegen und denArterienzweigen vertheilen. Den linke Ast nimmt heim Embryo nochclIe~Nabelvene auf, clie sich aber beim Erwachsenen nur als bindegewebigerStrang (Ligamentum teres) darstellt, welcher den linken Pfortaderastdirect mit der Nabelnarbe verbindet. Andererseits haftet an clerWand des linken Pfortaclerastes das Ligamentum venosum, cler Rest desDuctus venosus.Accessorische Pfortaclern werden von kleineren Venen dargestelltwelche in clem Peritonealüberzug cler Leber und in den benachbartenlJ eritcniealfalten des Zwerchfells und des Magens entspringen,aber sich nicht immer mit clem Hauptstamme vereinigen, sondern theilweisesich selbständig in das Leberparenchym einsenken. Unter diesenist insbesondere, die Vena parumbilicalis (vergl. S. 496) hervorzuheben,w~e]che da¥^f^tag^sv,stejn mit den oberen und unteren Bauchcleckenvenenverbindet Nichjt^ejten. findet man noch ein jnnter jle_rJLinea:i,lha.aJisAfiigfin.fles GefJ,sschen, welches eine Fortsetzung dieser kleinenVene ist, und sie auch clirect mit clem Verästelungsgebiete clerFemoralis verbindet. Diese Verbindungen vermitteln die Herstellungcollateraler Wege für das Pfortaderblut in Fällen, wo demselben in Folgevon Verstopfung cler Pfortader oder von krankhafter Veränderung desLeberparenchyms clie normalen Wege durch clie Leber beengt oderverschlossen sind.Andere regelmässige Anastomosen des_ Pfortadersystems, namentlichmit dem unteren KohlvenensYStem vermitteln im Becken derPlexus bapmorrlioif 1a1ig und imJ*Mrjaprfder Gekröswurzeln. Der erstere besitzt nach zwei Richtungen Abflusswege,zur Pfortader uncl zur Hohlader, uncl clie letzteren verknüpfendie Gekrösvenen mit den Venen cler hinteren Bauchwand. Diese Anastomosensind es, welche bei Stromhindernissen in cler Pfortader dencollateralen Kreislauf zur unteren Hohlvene einleiten.Ein unmittelbarer Uebergang des Pfortaderstammes in die untere Hohlvenewurde bis jetzt nur als seltene Bildungsabweichung beobachtet; Uebergängekleiner Pfortaderzweigchen in die Hohlvene sind als regelmässiges Vorkommen beiPferden beschrieben worden.


510 Die Blutgefäss-Capillaren.D. Die Blutgefäss-Capillaren.Die Haar gefässe, Vasa capillaria, verknüpfen als Uebergangsgefässedie letzten Enden der Arterien mit den ersten Anfängen der Venen.An die Peripherie der gesammten Astfolge verlegt, bilden sie jenenAbschnitt des Gefässsystems, innerhalb dessen zwar die Blutbahn diegrösste Ausweitung erfährt, dennoch aber die kreisende Blutmasse indie feinsten Strömchen zerlegt wird. Auf dieser Anordnung des Kreislauf-Apparates beruhen clie wesentlichsten Bedingungen des parenchymatösenund respiratorischen Stoffwechsels: die Verlangsamung des Blutstromes,clie reihenweise Ordnung cler Blutkörperchen und die Permeabilität derdünnen Gefässwand. Mit Ausnahme einiger weniger sind alle Organereichlich mit Capillargefässen versehen und werden um so inniger vondenselben durchdrungen, je energischer sie in den Gang der Lebensverrichtungeneingreifen. Man findet die Capillaren in manchen Organenin so grosser Menge, dass ältere Anatomen, die sich nur zu ausschliesslichmit der Darstellung dieses Gefässsystems beschäftigten, irrthümlich dieBlutgefässe für die wesentlichsten, wenn nicht einzigen gewebsbildendenElemente anerkannt wissen wollten.Die capillaren Blutgefässe stellen ein ganz geschlossenes Röhrensystemvor, welches an keinem Orte nach aussen oder in einen Ausführungsgangmündet; s_ie_ umsjmmen clie Gewebselemente, ohne mit_ihnen in Verbindung zu treten, sie stehen aber mit einander allenthalbenih"*2iusammenhang und durchdringen die ganzen Organe, derenSubstanztheilchen in ihre Zwischenräume aufgenommen sind.Bei der ganz allgemein wahrnehmbaren Durchschlingung der Gewebselementeund cler Capillaren bedingen sich die Texturverhältnissecler Organe und die Gruppirung cler Haargefässe gegenseitig; nichtminder ist die Grösse und die Form der Capillaren, nämlich die Art.und Weise, wie sie in den Organen zusammentreten, nach der Gestaltund Anordnung cler übrigen Elementartheile sehr verschieden, aber fürjedes Organ gesetzmässig und bezeichnend.Hinsichtlich der Grösse sind erhebliche Verschiedenheiten an denCapillaren verschiedener Organe bemerkbar, doch bleibt in einem unddemselben Organe das Caliber durchaus dasselbe. Die feinsten Capillarenbesitzen die secernirenden Organe, dann die Lungen, deren Röhrchennur eine Reihe von Blutkörperchen fassen, und das centrale Nervensystem.{Die gewöhnlichste Anordnung der Capillaren ist die in Form einesNetzes, welches sich nach den Dimensionen des betreffenden Organesbald in der Fläche, bald räumlich ausbreitet, mehr dicht oder lockergewebt ist Und verschieden geformte Maschen darstellt Organe mitfadenförmigen Elementartheilen enthalten Netze mit langen schmalenMaschen, Membranen dagegen und parenchymatöse Organe Netze mitrundlichen oder unregelmässig vieleckigen Maschen. Je nach clem veränderlichenUmfang der Organe sind die Maschen bald ausgedehnt,bald zusammengeschoben, und nehmen clie anastomosirenden Gefässchenbald einen gestreckten, bald einen gewundenen Verlauf an. Wenn sichMembranen falten oder zu Erhabenheiten ausstülpen, buchtet sich auch,das Netz der Capillaren und bildet kleine beuteiförmige Anhänge, wie


Der embryonale Kreislauf-Apparat. 511z. B. in den Darmzotten. Eine andere Anordnung zeigen die Blutgefässcapillarenin jenen Erhabenheiten der Lederhaüt und der Tunica propriader Schleimhäute, welche man als Papillen bezeichnet; in diese biegtnur ein Gefässchen aus, so dass der Gefässkreis ganz 'einfach durcheme*"capillare Schlinge abgeschlossen wird. Diese Schlingen stellendie zweite Hauptform der Capillaren dar; man trifft sie nicht nur inden Tastwärzchen der Haut und vieler Schleimhäute, sondern auch an denGrenzen gegen blutleere Gewebe, z. B. am Rande der Gelenkknorpelund der Cornea.Ganz unabhängig von den Capillaren können sich auch die vorcapillarenGefässchen verschieden gestalten und eigenthümliche Formenannehmen, wodurch die Thätigkeit des capillaren Bezirkes sehr wesentlichmodificirt wird. Zu diesen Formen gehören: die Verknäuelungen,Glomeruli, kleiner Arterien in cler Niere, ferner die sogenannten ArteriaeJidicinae der Schwellorgane, rankenförmig gebogene Anhänge kleinerArterienzweige.Betrachtet man ferner auch die arteriellen Stämmchen, welchebestimmte capillare Bezirke versorgen, so ergeben sich ebenfalls wiederbemerkenswerthe Unterschiede. Diese betreffen die Zahl und Grösseder zuleitenden Röhren. Es gibt Organe, die ihr Blut vorwaltendnur aus einer grösseren Arterie beziehen; dahin gehören die Niere, dieMilz, die Leber, die Lunge; dagegen gibt es andere, wie die Muskeln,welche mehrere gleich grosse, nicht selten in grösserer Entfernung voneinander entstehende Zweige erhalten. Einige Organe nehmen selbstdas gröbere Geäste ihrer Gefässstämme noch in sich auf; an anderen,wie an den Knochen und am centralen Nervensystem, verzweigen sichdie Gefässe schon auf der Oberfläche sehr reichlich, so dass innerhalb derSubstanzen nur die feinsten Röhrchen zur Vertheilung kommen. Meistenslassen sich auch noch an den vorcapillaren Arterien Anastomosen nachweisen;sie können aber auch fehlen, in welchem Falle dann die feinstenArterien direct in die-Capillaren übergehen. Diese stellen die bereitserwähnten Endarterien dar.Bezüglich des Abschlusses des Kreislaufes muss endlich nocherwähnt werden, dass derselbe nicht überall durch Capillaren, sondernstellenweise dadurch erfolgt, dass eine bis auf etwa 05 Mm. verengteArterie, ohne sich in Capillaren zu zerlegen, direct in den venösen Bezirkablenkt. Diesen sogenannten unmittelbaren Uebergang kenntman schon seit längerer Zeit in den Schwellkörpern. Neueren Angabenzufolge will man ihn aber auch als regelmässigen Befund innerhalbausgedehnter Bezirke der Haut und mancher Schleimhäute neben capillarenUebergängen entdeckt, haben; man hat darauf sogar die Annahmezweier Kreislaufarten, nämlich einer nutritiven uncl einer derivativen,gegründet, worüber jedoch clie Bestätigung abzuwarten sein wird.•E. Der embryonale Kreislauf-Apparat.Es sollen hier noch die besonderen anatomischen Verhältnisse desPlacentarkreislaufes zu zusammenfassender Erörterung kommen,insoferne derselbe der unmittelbare Vorläufer uncl Begründer der bleibendenKreislaufsform ist. Seine wesentliche Einrichtung ist, wie schon


512Derembryonale Kreislauf-Apparat•oben (S. 432) dargelegt wurde, darin begründet, dass cler Embryonachdem cler Dotter aufgebraucht ist, seine Nahrung nur von der Mutterbezieht_und dass er zu diesem_Behufe_mif einem besonderen Änhangsorg^ane,dem"Mutterkuchen, Placenta, versehen ist. üieses "blutreicheOrgan, befindet sich an jder Oberfläche der Eihüjlm^ sr,K^figt,,_RLcJ^cler Innenwand des Uterus an uncl ist mit cler Frucht durch den Nabelsträng,Funiculus umbilicalis, m Verbindung gebracht. Dieser leite!clieclem Placentarkreislauf dienenden Gefässstämme aus dem Leibe desFötus durch den Nabel zur Placenta hin und zurück.Es gibt drei Nabelgefässe, zwei Arterien und eine Vene. Dieseverlassen nach kurzem Verlaufe längs der vorderen Bauchwand denLeib cler Frucht und bilden mit ihren extraabdominalen, meistens linksgewundenen Stücken clie Grundlage cler Nabelschnur. Die gemeinschaftlicheHüXlejdiegex Stücke ist eine Fortsetzung der inneren Eihaut, des Amnion.welcbjsj^sichdie ganzen Nabelgefässe, namentlich die Arterien, vor allen anderenKörpergefässen durch den Mangel des elastischen Gewebes in der Mediaauszeichnen, so unterscheiden sich die Bauchstücke derselben von denNabelstrangstücken durch den Bau der Adventitia. Dieselbe bestehtnämlich nur an den Bauchstücken aus gefässhaltigem, fibrillärem Bindegewebe,an den extraabdominalen Stücken wird sie aber durch die sogenannteWharton'sche Sülze vertreten, innerhalb welcher keineVasa vasorum vorkommen. Dieser Unterschied in dem Bau der Nabelgefässeist deshalb so wichtig, weil er den Grund davon abgibt, dassnach cler Geburt der an der Frucht zurückbleibende Theil der Nabel- ischnür vollständig abstirbt, während die intraabdominalen Stücke derNabelgefässe nur veröden und sich zu bindegewebigen, gefässhaltigenSträngen umwandeln. Ein am Nabelringe befindlicher Gefässkranz vermitteltVerbindungen cler Bauchdeckengefässe mit den Vasa vasorumder Bauchstücke der Nabelarterien und der Nabelvene. -ADie Arteriae umbilicales sind im Wesentlichen als die paarigenEndäste der Aorta abdominalis anzusehen; sie geben die noch kleinenSchenkelarterien und die Beckenzweige ab uncl ziehen dann nebender Harnblase zur vorderen Bauchwand, an cler sie mit einander convergirendzum Nabelringe aufsteigen. - Dte klappenlose Vena umbilicalissucht nach j.hreni Eintritte m clie Bauchhöhle die Leber^auf und über- (gibt ihr"den grössten Theil des Placentarblufes. Dies geschieht""tlieilsdurch Vermittlung directer Aeste, welche noch in der Tihken' Leberfurchevon ihr abzweigen, theils durch das Eintreten des Stammet inden .linken Pfortaderast. Nur ein'Theil__deV_J^clas_Leberparenchym ganz^Tnclem eT*o*urch den Tr^TTJnT^TrlmecL}J\ M, ~—».^^„.^—i^i»wwjk.«i~^ww«-**-«'"'~~"*^ ,i|»««ll«!lllPill"'ll iclie •U,n j te^r_eHLoWvene gelangt. Die Entwicklung dieser Vene wurde bereits(auf S. 4B2)bespTOcbeii;"''sie wird verhältnissmässig mehr und mehrverengt, je mehr sich clie Leber ausbildet und je mehr diese von clemNabelvenenblut für sich in Anspruch nimmt. *Die Communicationen der arteriellen und venösen Körpergefässewerden durch den Ductus arteriosus und durch das Foramen ovale derVorkammerscheidewand hergestelltDer Ductus arteriosus ist zunächst (vergl. S. 450 und 454) die Fortsetzungdes Lungenarterienstammes. Er verbindet sich hinter dem Ur-


Der embryonale Kreislauf-Apparat. 513Sprung der Arteria .subclavia sinistra mit dem etwas verengten Ende desAjßrj£ni>P_g£ns,und bildet daher eine zweite, anfangs sogar grössere Wurzelder Aorta descendens. So lange die Lungen noch nicht in Thätigkeitsind, wird durch den Ductus arteriosus der grösste Theil des Blutesder rechten Kammer an clie Aorta descendens übergeben und durchdiese in die Organe cler unteren Körperhälfte und in die Arteriae umbilicalesabgeleitet.Das Foramen ovale (vergl. S. 439 und 443) ist so angebracht, dass.der Blutstrom der Vena cava inferior sogleich beT~seinem Eintritt indas rechte Atrium durch den frei hervorragenden Limbus foraminis ovalisin zwei Astströme getheilt wird. E)er eine Strom geht durch das ForamenoväTe in die linke "Vorkammer, aus dieser in die linke Kammer unclvöh~da in_die aufsteigende Aorta; der andere Strom hingegen gelangtin clie rechte Kammer und aus dieser durch den Stamm cler Pulmonalisuncl~durcli~ den Ductus arteriosus in clie absteigende Aorta; nur einkleiner Nebenzweig dieses Stromes zieht durch die noch verhältnissmässigunbedeutenden Seitenäste der Arteria pulmonalis in die Lungen.Da die Spaltung des Stromes der unteren Hohlvene bereits im hinterstenAbschnitt des Vorkammerraumes erfolgt, so wird von dem rein venösenBlute der oberen Hohlvene kaum etwas dem linken Aststrome der Cavainferior beigemengt; es wird vielmehr grösstentheils, wenn nicht ausschliesslichdem rechten Aststrome übergeben. Dies hat zur Folge, dassdie aufsteigende Aorta mehr von dem arteriellen Placentarblute bekommt,als die absteigende Aorta uncl dass somit der oberen Körperhälftemehr arterielles Blut zugeleitet wird, als der unteren Körperhälfteuncl der Placenta.Die Eigenthümlichkeiten des embryonalen Kreislaufeslassen sich daher in folgende Hauptsätze zusammenfassen:1. Das Blut der Frucht wird nicht in der Lunge, . sondernjn der^Placenta arteriell gemacht Die Lungen werden daher wie Körperorgane[gespeist; ihre Venen enthalten venöses Blut.2. Hie Triebkräfte des embryonalen Kreislaufes liefert das HerzderJFrucht; es betheiligt sich dabei gleichmässig-mit beiden Kammern;die Wancldicke derselben ist in Folge dessen nicht wie beim Geborenenungleich, sondern beiderseits gleich.3. Beinahe alles arterielle Piacentarblut geht bevor es sich in derFrucht vertheilt, durch die,JLßliex^»an^nur^jejngelangt durch den Ductus venosus clirect zum Herzen.4. Der arterielle ScneiuieT^ communicirt mitdem venösen; die "Folge davon ist, dass die Arterien allenthalbenaucli venöses Blut_führen, welches noch nicht den Weg durch diePlacentäTgenommen hat, dass dagegen eine Körpervene das arteriellePlacentarblut zuleitet, und dass auch die Nabelarterien ein gemischtesBlut enthalten.5. Es. besteht ferner eine_jGQmmunication des Hohlvenensystemsmit der Pfortader, welche der Ductus venosus vermitteltö. Die. Organe_ werden mit ungleich gemengten Blutarten ernährt,wobei die obere Körperhälfte bevorzugt ist. Man nimmt ah, dass einerseitsdas raschere Wachsthum des Kopfes und andererseits clie geringeAusbildung v. Lange r-Toldt, der unteren Anatomie. Gliedmassen 5. Aufl. der Frucht Folgezustände 33 dieser


514 Der embryonale Kreislauf-Apparat.ungleichen Blutmischung sind. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich,dass in Folge der immer mehr vorschreitenden Ausbildung der einzelnenKörpertheile nach und nach eine grössere Menge venösen Blutes in denKreislauf gebracht wird, als die nicht in gleichem Masse wachsendePlacenta wieder in arterielles zu verwandeln im Stande ist, und dasssich somit die Venosität des embryonalen Blutes von Periode zu Periodesteigert. Daraus würde sich folgern lassen, dass gerade die Ueberladungdes embryonalen Blutes mit Kohlensäure, eine nicht unwesentliche Veranlassungfür die Einleitung des Geburtsactes abgeben dürfte.7. Einzelne Theile des Blutes können auf verschiedene Weise ihrenKreislauf zum Abschluss bringen. Einige gehen nämlich durch zweiCapillarsysteme, durch jenes der Leber und durch das irgend eines anderenOrganes. Andere durchlaufen nur die Capillaren der Leber und könnenauf clem Wege des Ductus arteriosus direct, ohne in irgend ein anderesKörperorgan einzutreten, durch die Nabelarterien zur Placenta zurückkehren.Endlich wäre es sogar möglich, dass eine kleine Blufmenge,welche durch den Ductus venosus und durch den Ductus arteriosushindurchgeht, ohne irgend ein Capillarsystem zu berühren, sogleichwieder die Placenta aufsucht.Da der gegebenen Beschreibung zufolge der embryonale Kreislaufim Körper der reifen Frucht auf denselben Wegen in Gang gebrachtist, welche der bleibende Kreislauf des geborenen Kindes benützt, undda sogar die Stromrichtung in den einzelnen Canälen allenthalben dieselbeist, so kann der placentare Kreislauf-Apparat ohne weiteres inden bleibenden übergeführt werden. Die einzigen Umgestaltungen,die er dabei erfährt, betreffen die Unterbrechung der zwei Communicationendes arteriellen mit dem venösen Kreislaufschenkel und dieVerödung der Bauchstücke der Placentargefässe. Beide sind unmittelbareFolgen cler Geburt und werden zunächst durch die Respirationeingeleitet, welche den venösen Blutstrom nach der Lunge ablenkt Unddeshalb die Pulsationen der Nabelgefässe alsbald zum Stillstand bringt.Unter diesen Umständen kann die hintere Sichel der Vorkammerscheidewand(vergl. S. 439) rasch bis an den Limbus foraminis ovalis heranwachsen;es können ferner die bindegewebigen Wucherungen an derInnenwand des Ductus arteriosus (S. 450) diesen Gang binnen 10 Tagenvollständig verstopfen, und es kann endlich der Obliterationsprocess desNabels und der Nabelgefässe beginnen.fWie oben (S. 455) hervorgehoben wurde, bleiben die Arteriae umbilicales biszu der Stelle wegsam, wo die Beckengefässe von ihnen abgehen; ihr Wurzelstückwird zur Arteria iliaca communis und zur Hypogastrica. Wenn sich aber später dieArteria femoralis, entsprechend der anwachsenden Masse der unteren Extremität ausgeweitethat, gelangt sie in die Richtung der Iliaca communis und stellt sich dannals ihre, allerdings durch die Abgabe der Hypogastrica abgeschwächte Fortsetzungdar. — Wie von der Nabelarterie, so erhält sich auch von der Nabelvene einkleines Stück, nämlich jenes, welches vor der Verbindung mit dem linken Pforladerastedirecte Zweige zur Leber abgibt. Dieses Stückchen wird später in dasStromgebiet cler Pfortader einbezogen." Der Ductus venosus obliterirt dagegen baldnach der Geburt und bleibt nur als bindegewebiger Strang, Ligamentum venosum,erhalten; dies hat zur Folge, dass die während des embryonalen Lebens bestandenedirecte Communication des Pfortadersystems mit der unteren Hohlader ebenfallsaufgehoben ist.


Das Lymphgefäss-System. 515Die Vernarbung des Nabels geht von dem sehr gefässreichen Rande desNabelringes aus, welcher sogleich nach dem Abfallen des Nabelschnurrestes zuwuchern beginnt und die Nabelgefässe förmlich abschnürt. In Folge dessen ziehensich in den Bauchstücken der Nabelgefässe die Tunica media und intima zurückund verstopfen dadurch die Lichtung derselben. Wenn nun in der 5.—8. Wochenach der Geburt kein Blut mehr in die Gefässe eindringen kann, beginnt die Umgestaltungder Adventitia zu dicken bindegewebigen Strängen; diese verbleiben underscheinen von nun an als solide Gebilde. Die Nabelarterien werden zu den Chordaearteriae umbilicalis und der bindegewebige Ueberrest der Nabelvene bildet dasLigamentum teres hepatis.IL Das Lymphgefäss-System.Die Lymphgefässe oder Saugadern, Vasa lymphatica, zeigen unverkennbarso manche Analogie mit den Venen, sowohl in Betreffihrer Anordnung, als auch des Baues ihrer Wände; beide stimmenauch darin mit einander überein, dass sie peripherisch im Inneren derOrgane und Gebilde ihre Wurzeln fassen und ihren Inhalt centralleiten. Da die Lymphgefässe clie Lymphe den Venen übergeben,könnte man das Lymphgefäss-System geradezu als einen Anhang desVenensystems betrachten. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beidenliegt aber darin, dass die Venen ihren Inhalt, das Blut, von denArterien zugeleitet bekommen, die Lymphgefässe hingegen ihrenInhalt, die Lymphe und den Chylus, mit eigenen Wurzeln selbständigaufnehmen.An mittelstarken Lymphgefässen lassen sich alle Elemente derdrei Gefässhäute nachweisen, und es ist wesentlich nur die Dicke derHäute und insbesondere eine mächtigere Adventitia, mit Bündeln vonnetzförmig zusammenhängenden glatten Längsmuskelfasern, wodurch sichder Lymphgefäss-Stamm von den kleineren Lymphgefässchen unterscheidet.Allenthalben, schon in den feinen Lymphgefässen, finden sichkleine halbmondförmige Fältchen, welche als Klappen dienen, meistenspaarig, mitunter auch einzeln stehend und meistens so dicht angeordnet,dass die strotzend gefüllten Gefässchen durch Ausweitungen der Klappentaschenein perlenschnurartiges Aussehen bekommen. Nur die allerfeinstenGefässchen, die LymphcapiHaren, sind klappenlos.Die Anschauungen über die Art und Weise, in welcher dieLymphgefässe an der Peripherie ihren Anfang nehmen, sind noch immergetheilt; es dürfte sich aber schliesslich denn doch die Ansicht als dierichtige bewähren, dass cler Lymphe nicht nur allenthalben ganz gesetzmässigeBahnen angewiesen sind, sondern dass sich der Lymphstromauch in begrenzten Röhrchen bewegt, dass also offene Communicationencler Lymphräume mit ganz wandungslosen Gewebslücken, den sogenanntenSaftcanälchen, nicht bestehen. Zum Beweise dessen dienen die Injectionsergebnissean solchen Thieren, deren Lymphgefässe klappenlossind, an Amphibien und Fischen, auch Präparate von Lymphcapillarendes Menschen, beispielsweise aus der Cutis, womit nachgewiesen wird,dass selbst in jeder Papille der Cutis eine scharf begrenzte Blutcapillareund daneben eine gleich scharf begrenzte Lymphcapillare enthalten ist.Daraus lässt sich folgern, dass die Saftcanälchen ein Drittes sind,ein Lückensystem, welches weder mit den Blutgefässen, noch33*


516 Das Lymphgefäss-System.auch mit den Lymphgefässen in offene Communication gebrachtist. Es gab eine Zeit und sie ist nicht gar so ferne, wo manauch vom Blute behauptete, dass es in wandungslosen Räumen die Gewebedurchriesele; man vermochte sich Absonderungs- und Ernährungsvorgängenicht anders zu erklären; und doch bestreitet heut zu TageNiemand mehr die Existenz von selbständigen Wandungen der Blutgefässcapillaren.Mittlerweile ist aber nachgewiesen worden, dass dieWände der Blutgefässcapillaren selbst für geformte Substanzen durchlässigsind. Dies zugegeben, lässt sich auch gegen die Permeabilität derWände der Lymphcapillaren nichts mehr einwenden. Auch ist bereitscler Vorgang in sehr überzeugender Weise beschrieben worden, welcherden Uebertritt von Substanzen aus den Geweben in begrenzte Lymphcapillarenvermitteln könnte. Damit entfällt schon die zwingende Nothwendigkeit,zur Erklärung der Resorptionsvorgänge an die Wandungslosigkeitder Lymphgefässwurzeln zu appelliren. Dagegen kann, nachAllem was vorliegt, die directe Einmündung von Lymphgefässen in dievon serösen Membranen begrenzten Räumlichkeiten, in die Bauch- undBrusthöhle, nicht in Abrede gestellt werden.Ueber das Vorkommen der Lymphcapillaren lässt sich im Allgemeinennur so viel sagen, dass die Zahl derselben nach den Organenvariirt, dass viele Schleimhäute sehr reich, hingegen die Muskeln sehrarm an Lymphgefässen zu sein scheinen.jiBei der Darstellung der feineren Lymphgefässe des Menschen und derSäugethiere sind grosse Schwierigkeiten zu überwinden, woran die Feinheit der nochzugänglichen Gefässe und die Klappen derselben die Schuld tragen. Zumeist mussman sich damit begnügen, die Injectionsröhrchen gerade nur in die Substanz derOrgane einzustechen und auf gut Glück den Versuch zu wagen. Das Experimentgelingt in vielen Fällen, jedoch versteht es sich von selbst, dass nur jeneinjicirtenRäume als Lymphräume gedeutet werden dürfen, welche in regelmässiger Astfolgein grössere Lymphgefässe übergehen. Bei Amphibien und Fischen ist die Injection derLymphcapillaren ohne besondere Schwierigkeiten ausfürbar. .,Mit den Lymphgefässen sind die Lymphknoten, Nodi lymphatici*)in unmittelbaren Zusammenhang gebracht. Dieselben sind kleine, baldlängliche, bald rundliche parenchymatöse Gebilde, in welche einerseitsein Bündel zuführender Lymphgefässe eingeht und aus welchen andererseitsein Bündel ausführender Röhrchen hervorkommt. Der Beweisist leicht zu erbringen, dass sich die ersteren innerhalb der Lymphknotenin mikroskopisch kleine, diese Gebilde allenthalben durchsetzendeRäume ergiessen, aus welchen sich andererseits wieder die ausführendenLymphgefässe sammeln. Bei dem Aufbau der Lymphknoten betheiligensich wesentlich zwei Gewebsformen: das fibrilläre Bindegewebeals stützendes Gerüst und das adenoide Gewebe, welches sich innerhalbdesselben, gleichsam das Parenchym bildend, ausbreitet. Nach der Gestaltungdieser Gewebsformen kann man an den Lymphknoten», eineoberflächliche Zone, die Rindensubstanz, Substantia corticalis, undeinen central gelegenen Antheil, die Mark Substanz, Substantia medullaris,unterscheiden.*•J ) Syn. Lymphdrüsen, Glandulae lymphaticae.


Das Lymphgefäss-System. 517Das fibrilläre Bindegewebe formt zunächst eine äussere Kapsel,welche den ganzen Lymphknoten bekleidet, dann aber auch ein System, von Scheidewänden, welche sich von der Kapsel abzweigen, das InnereJ des Knotens nach den verschiedensten Richtungen durchziehen und,[ indem sie sich allenthalben unter einander verbinden, ein im Räumeausgebreitetes Fächerwerk herstellen. Im Bereiche der Rindensubstanzsind clie Lücken des letzteren grösser als in der Marksubstanz. In derGegend des Austrittes der Vasa efferentia aber fliessen die Scheidewändemit der äusseren Kapsel zu einer dichten Bindegewebsmasse,Hilusstroma, zusammen, innerhalb welcher sich die Wurzeln der Vasaefferentia sammeln.Das adenoide Gewebe (S. 264) gestaltet sich in der Rindensubstanz^innerbLalb^der^weiten Lücken des bindegewebigen Fächexwexkes,ziTkugelförmigen, gewöhnlich scl^!rTülmgrenzten_Massen, den Rindenknötchen,1 ) im Bereiche deTMp'ksubstäriz abe^Strängen, den Mark strängen, welche sich aus den Rindenknötchen abzweigen*und sich unter einander allenthalben netzförmig verbinden.Das Netz der Markstränge und die Rindenknötchen bilden also eine.zusammenhängende Formation des adenoiden Gewebes, welche überalldie Maschenräume des Bindegewebsgerüstes durchsetzt. Indem sich aberdie adenoiden Knötchen undSteänge nirgends unmittelbar an die Balkendes Bindegewjäigg.erüstes anlagern, bleibt zwischen den beiden Bestand-P^jlen ^es Lymphknotens ein zusammenhängendes System von Räumenrig, welches chmganz^en,Knoten duxakziein 1 ;. Dieses stellt die Bahnenr7~hi welchen" sicnderLymphstrom bewegt.Die zuführenden Lymphgefässe, Vasa aferentia, je nach derGrösse des Lymphknotens und nach der Oertlichkeit eines bis sechs anZahl, zerfallen an der Oberfläche des Lymphknotens in zahlreiche kleineZweigchen, welche allenthalben die Kapsel durchbrechen und sich in dieclie Rindenknötchen umgebenden Räume (die Rindensinus) öffnen. DerLymphstrom gelangt daher aus den Vasa afferentia durch die Bindegewebskapselhindurch in die Rindensinus, aus diesen in das Lückensystemzwischen den Marksträngen und bewegt sich in der Marksubstanzgegen das Hilusstroma hin fort. Hier tritt der Lymphstromin die Wurzeln der ausführenden Lymphgefässe, Vasa eferentia,über. Nach der Grösse des Lymphknotens ist die Zahl cler letzteren verschieden,bald grösser bald kleiner, bald auch gleich der Zahl der zuführendenLymphgefässe.Alle Lymphknoten besitzen ein ernährendes Blutgefäss-System,dessen feine Zweige und Capillaren sich ebenso in dem stützendenBindegewebsgerüste, wie in den Formationen des adenoiden Gewebesausbreiten.Die sichersten Fundorte der Lymphknoten sind die Grubenan der Beugeseite cler Gelenke, die Gefässräume. am Halse, die seitucEen"Beckenwände, die Gefässpforten dex^parenchymatösen Organe,die Gekröse, der ^etroperitonealraum : und der Mittelfellraum. Siekommen bald -einzeln, balcfgruppenweise vor; die grösl^äi^Dis 2—3 Cm.') Syn. RindenfoUikel.


518 Die Lymphgefäss-Stämme.langen, findet man in cler Bauchhöhle^ die kleinsten, manchmal nur05 Cm. langen, an den peripheren Körpertheilen.Aus der Anordnung des ganzen Systems lässt sich mit Sicherheitentnehmen, dass jedes Lymphgefäss mindestens einmal, wenn nichtöfter, durch Lymphknoten unterbrochen wird; und zwar sind es nichtallein die peripherischen kleineren Gefässe, welche mit Lymphknotenin Verbindung stehen, sondern auch die grösseren Stämme.Die Lymphgefäss-Stämme.Da sich die Lymphgefässe allenthalben den Blutgefässen anschliessen,so lässt sich wohl das gesammte System in dieselben Abtheilungenbringen, in welche sich, den einzelnen Körperabschnitten entsprechend,das Blutgefäss-System gliedert. Die Vertheilung der Lymphgefässegeschieht aber nicht in der den Arterien zukommenden dendritischenAstfolge. Es wiederholen sich an ihnen vielmehr, nur noch in grösseremMasse, jene Verhältnisse, welche an den Venen, insbesondere an denoberflächlichen Venen, nachweisbar sind. Die Lymphgefässe gehen nämlichbündelweise aus den peripherischen Wurzeln hervor, und wenn auchihre Zahl unterwegs durch Anastomosen und durch stellenweises Zusammenfliessender Stämmchen vermindert wird, so gelangen- dieBündel dennoch in ununterbrochenem Laufe bis an die Wurzeln dergrossen Körperabschnitte und werden erst hier unter Vermittlunggrösserer Massen von Lymphknoten zu stärkeren Stämmen vereinigt.Diese verlaufen dann, zumeist an der Seite der entsprechendengrossen Venen, weiter und setzen sich auf diesem Wege geflechtartigunter einander in Verbindung, bis sie endlich zu den Hauptstämmenzusammenfliessen. Die beschriebene Anordnung bringt es mit sich, dassdie Gesammtlichtung der Lymphgefässe der einzelnen Körperabschnittehauptsächlich erst an der Wurzel derselben, und zwar sehr rasch, verengtwird; sie bedingt ferner die Möglichkeit, dass sich die Lymphe selbstkleiner Wurzelgebiete lange frei von der Beimischung der Lympheanderer Organe erhalten kann.Den grösseren arteriellen und venösen Stromgebieten entsprechenfolgende Lymphgefässstämme:1. Der Truncus jugularis. Er sammelt die Lymphe des Kopfes undHalses, und geht aus zwei Geflechten hervor, welche die Blutgefassstämmedes Halses umspinnen. Das grössere dieser Geflechte liegt.ander medialen Seite des Kopfnickers, und wird Plexus jugularis profundusgenannt; das kleinere zieht durch die Fossa supraclavicularis und heisstPlexus jugularis superficialis.i2. Der Truncus subclavius. In diesem vereinigen sich jlie_ Lymphgefässeder oberen Extremität und der äusseren Brustwand, welche inder Achselhöhle zum Plexus axillaris zusammentreten. Der Stamm ziehthinter der Vena subclavia zur vorderen Scalenus-Lücke."3. Der Truncus $roncliöml>ä*iäsWnäl?ffi Dieser* wurzelt theils in denEingeweiden, theils an der Innenwand der Brusthöhle und begibt sichhinter der Arteria subclavia nach oben. — Ausser diesem, im hinterenMittelfellraume befindlichen Stämmchen gibt es noch ein zweites, dasneben der Arteria mammaria interna aufsteigt, dessen Wurzeln, Plexus


Die Lymphgefäss-Stämme. 519mammarius. im vorderen Mittelfellraume liegen und durch das Zwerchfellbis auf die convexe Fläche der Leber und in die vordere Bauchwandherabreichen.4. Der Truncus coeliacus. Dieses Stämmchen befindet sich nebendem Ursprung, der oberen Gekrösarterie uncl geht "aus einem ansehnlichenGeflechte hervor, welches an cler Wurzel des Gekröses und hinterdem Pancreas clie Lymphgefässe der unpaarigen Baucheingeweide sammelt.5. Der Truncus lumbalis. Dieses bald einfache, bald doppelte Gefässbildet den Abzugscanal eines ausgedehnten Geflechtes, welchessich an cler Timtenwil'E^den Schenkeln^des ZwercfTfeTlesnebeyOler Aorta und Vena cava ascendens, zum Hiatus aorticns hinzieht.Das Geflecht wird Plexus lumbalis genannt und eiitstelit duxclijdieVereinigung von zwei Zweiggeflechten, von welchen eines entlang clerVena~ hypogastrica die Lymphgefässe des Beckens, das andere "anderFeniorajjsjälfü-^^sammelt. Diese Zweiggeflechtewerden Plexus hypogastricus \m


520 D ie Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile.thoracicus. Neben diesen morphologisch interessanten Varietäten ist noch jenverzeichnen, bei welcher der ganze Gang in einen Plexus aufgelöst gefunden wird.Andere Varietäten betreffen die Bildung der Stämmchen und deren Uebergangin die Venen. Es kommt vor, dass der Truncus subclavius in die Venasubclavia mündet, dass sich dieser Gang rechterseits nicht mit dem Truncusjugularis vereinigt, und dass somit kein Ductus lymphaticus dexter zu Standekommt. Dagegen ist die Annahme ganz unrichtig, dass kleinere Lymphgefässewährend ihres Verlaufes, namentlich innerhalb der Lymphknoten, in Venenübergehen.Die Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile.An den meisten Körpertheilen, insbesondere am Kopfe, Halse undan den Gliedmassen, lassen sich zweierlei Lymphgefässzüge nachweisen,nämlich solche, welche im subcutanen Bindegewebe die Hautvenenbegleiten, und solche, welche in den Muskellücken mit den tiefen Venendie Arterien umspinnen. Man theilt daher die Lymphgefässe, so wiedie Venen, in oberflächliche und tiefe ein. Man findet aber auch,dass die Lymphgefässe aus den meisten Parenchymen nur theilweisedurch den Hilus austreten, theilweise aber auch zwischen den Läppchenderselben an die Oberfläche gelangen und dort zu Netzen zusammentreten,wesshalb auch an diesen Organen oberflächliche und tiefe Lymphgefässeunterschieden werden müssen.Was auf S. 489 über die Verschiedenartigkeit des Blutes in deneinzelnen Venenstämmchen angegeben worden ist, gilt in gleichemMasse auch für die Lymphbahnen. Hier sind aber auch noch die Beziehungender einzelnen Lymphgefässbündel zu bestimmten Lymphknotenin Betracht zu ziehen, wobei es sich als Regel ergibt, dassLymphgefässe, welche von bestimmten Gegenden oder Organen: herstammen,immer ganz bestimmte Lymphknoten aufsuchen; daraus erklärtsich, dass in Fällen von localen Erkrankungen auch nur bestimmteLymphknoten in Mitleidenschaft gezogen werden.Die Lymphgefässe des Kopfes und Halses. Die oberflächlichenLymphgefässe begleiten die beiden Gesichtsvenen, die Venen desHinterkopfes und die Vena jugularis externa; die tiefen wurzeln in derSchädelhöhle, wo man aber bis jetzt nur in den Hirnhäuten lymphatischeNetze aufgefunden hat, und in den inneren Räumen des Gesichtes. Siegehen theils in den Plexus jugularis profundus, theils in den Plexusjugularis superficialis über. Den Uebergang vermitteln zahlreiche Lymphknoten,die theils einzeln, theils zu Reihen verbunden angetroffenwerden. Einzelne Knoten findet man in der Gegend des WarzenlQrjrsatzes, am oberen Ende des ffilscülus sternocleidomastoideus, Nodiauricülares posteriores, welche die Lymphgefässe aus der hinteren Ohrgegendaufnehmen; andere finden sich am Splenius, unter dem Semispinaliscapitis und unter dem Hinterkopfe an der Arteria vertebralis, Nodi^occipitales; in ihnen sammeln sich die Lymphgefässe aus den oberflächlichenund tiefen Schichten der Hinterhauptgegend. Einzelne an derGlandula parotis oberflächlich gelegene Knoten, Nodi auricülares anteriores,nehmen die Lymphgefässe aus der Schläfengegend und aus derGegend des lateralen Augenwinkels, andere in der Substanz der Parotisin der Tiefe gelegene Knoten, Nodi parotidei, die Lymphgefässe aus derUnterschläfengrube in sich auf. Am Musculus buccinator und an der


Die Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile. 521seitlichen Schlundwand befinden sich die Nodi faciales profundi, inwelche sich die Lymphgefässe der Nasenhöhle, der hinteren Gaumengegend,des Schlundes und aus der Tiefe der Augenhöhle ergiessen.Die am Rande des Unterkiefers und an der Glandula submaxillarisgelegenen Lymphknoten, Nodi submaxillares, sammeln die aus dem Gesichtestammenden, entlang der Vena facialis anterior verlaufenden, sowiedie aus dem Zahnfleisch des Unterkiefers, vom Boden der Mundhöhleund von dem Isthmus faucium ableitenden Lymphgefässe, während eineoder zwei zwischen den vorderen Bäuchen des Musculus digastricusgelegene Knoten, Nodi submentales, die Lymphgefässe aus der Kinngegend,und die am Musculus genioglossus befindlichen Nodi linguales die Lymphgefässeder Zunge aufnehmen.Die Vasa efferentia, welche aus den bisher genannten Lymphknotengruppenhervorgehen, begeben sich nicht unmittelbar zu dengrossen Lymphgefässstämmen des Halses, sondern ziehen zu jenen zweigrösseren Gruppen von Lymphknoten, welche in die beiden Plexusjugulares eingeschaltet sind, und treten in sie als Vasa afferentia ein.Die Lymphknoten, welche dem Plexus jugularis superficialis angehören,heissen Nodi cervicales superficiales; zu ihnen begeben sich die Vasaefferentia der Nodi occipitales, auricülares anteriores und posteriores,zum Theil auch die der Nodi submaxillares und überdies die Lymphgefässeaus den oberflächlichen Schichten des Halses und Nackens. —Die Nodi cervicales profundi, in einer langen Kette entlang der Venajugularis interna an einander gereiht, werden gewöhnlich als obereund untere unterschieden. Die oberen nehmen die aus der Schädelhöhledurch das Foramen jugulare und den Canalis carotieus hervorkommendenLymphgefässe, ferner clie Vasa efferentia der Nodi facialesprofundi, parotidei, linguales, zum Theile auch die der submaxillaresin sich auf; in den unteren hingegen sammeln sich die Vasa efferentiader Nodi cervicales, die Lymphgefässe der Schilddrüse, des Kehlkopfesund des unteren Antheiles des Pharynx. Ihre Vasa efferentia vereinigensich mit den Stämmchen des Plexus jugularis profundus zu clemTruncus jugularis.Die Lymphgefässe der oberen Extremität vereinigen sich mitden Lymphgefässen der äusseren Brustwand und der Schultergegendzu dem Plexus axillaris. Die zahlreichen oberflächlichenLymphgefässe des Armes begleiten die Hautvenenstämme, hauptsächlichdie Vena basilica, Und anastomosiren, wie die Venen, ober dem Handgelenkeund im Ellbogenbuge mit den tiefen Gefässen; letzteresammeln sich zu einem kleinen Plexus brachialis.Die meisten und grössten Lymphknoten dieses Gebietes findensich in der Achselgrube, wo sie zu einer Gruppe, Nodi axillares, zusammentreten,die sich längs der Arterie aufwärts bis in die Fossasupraclavicularis erstreckt. In diese treten zunächst clie Lymphgefässeder vorderen Brustwand, insbesondere auch die der Brustdrüse ein. Dieletzteren, aus dem lateralen Rand der Drüse hervorkommend, ziehendirect zur Achselhöhle, die ersteren, nachdem sie einzelne kleine, amRande des Musculus pectoralis major und am Serratus anticus gelegeneLymphknoten, Nodi pectorales, durchsetzt haben. An der hinteren Wandder Achselhöhle, entlang dem lateralen Rand des Musculus subscapularis


522 Die Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile.befinden sich die Nodi subscapulares, deren Vasa efferentia gleichfalls zuden Nodi axillares hinziehen. Einen weiteren Zufluss erhalten diesedurch die Lymphgefässe. des Armes. An diesem kommen Lymphknotenregelmässig nur in cler Ellbogengegend vor, Nodi cubitales, superficialesund profundi. Die ersteren liegen in der Tiefe der Ellbogengrube, dieletzteren neben cler Vena basilica, ober dem medialen Epicondyl desOberarms. Einzelne Lymphknoten trifft man manchmal in den Vorderarmrinnenan cler Arteria radialis und ulnaris, gleichwie auch einer ancler Mündung der Vena cephalica unter dem Schlüsselbein zu finden ist.Die Lymphgefässe der Brusthöhle wurzeln theils in denWänden, theils in den Eingeweiden und lassen sich daher eintheilen:in Lymphgefässe der Zwischenrippenräume, an die sich die Lymphgefässedes hinteren Mittelfellraumes und des Zwerchfelles anschliessen;dann in Lymphgefässe des vorderen Mittelfellraumesmit den vorderen Lymphgefässen des Zwerchfelles; endlich in dieLymphgefässe des Herzens und der Lungen. Die im hinteren undunteren Brustraume befindlichen Saugadern gehen direct in den Ductusthoracicus über, die des vorderen Brustraumes bilden den Plexus mammarius;die des Herzens und der Lunge, mit welchen sich namentlichrechterseits auch die oberen hinteren Gefässe der Brustwand vereinigen;treten zu dem Truncus bronchomediastinalis zusammen. — In allen diesenZügen befinden sich Gruppen von Lymphknoten. Man findet sie imhinteren Mittelfellraum reihenweise an den Rippenköpfchen, Nodi intercostales,und entlang dem Ductus thoracicus, Nodi mediastinales posteriores;ferner an der Seite des Brustbeines neben der Arteria mammaria interna,Nodi mediastinales anteriores, endlich in dem Hilus der Lungen, Nodipulmonales, und in grossen Massen an den Stammbronchi und an derTheilungsstelle cler Luftröhre. Diese letzteren werden Nodi bronchiales Igenannt. Sie nehmen die Lymphgefässe der Lungen, wie auch jene desHerzens auf; ihre Vasa efferentia stellen vorwiegend die Wurzeln desTruncus bronchomediastinalis dar.Die Lymphgefässe cler unteren Extremität und des Beckenssammeln sich in dem Plexus lumbalis, welcher aus einem Plexus hypogastricusund einem Plexus femoralis hervorgeht. Der erstere empfängtdie Lymphgefässe der Eingeweide und der Wände des Beckens, derletztere die oberfächlichen und tiefen Gefässe der Extremitätuncl die Gefässe der Scham- und Leistengegend. — Lymphknotenkommen zunächst an der Wand des Beckens, entlang den Verzweigungender Beckenarterie vor, Nodi hypogastrici; zu diesen können auch einzelneunter den Gesässmuskeln liegende gezählt werden. Diese nehmen auchGefässe auf, welche mit dem Nervus ischiadicus aus der Kniekehle,aufsteigen; andere liegen am Kreuzbein, Nodi sacrales, ferner entlangdem Bauchstück der Vena femoralis, Nodi iliaci, und entlang dem Psoasund der Vena cava inferior, Nodi lumbales. Im Bereiche der unterenExtremität findet sich, wie es scheint nicht regelmässig, ein einzelnerkleiner Lymphknoten am Unterschenkel neben der vorderen Schien 1 Jbeinarterie, Nodus tibialis, und eine kleine Gruppe in der Tiefe derKniekehle, Nodi poplitei.Die zahlreichen Lymphknoten der Regio subinguinalis bildeneine Kette, die sich durch die Lacuna vasorum entlang dem Psoas bis


Die Lymphgefässe und Lymphknoten der einzelnen Körpertheile. 523auf die vordere Fläche cler Lendenwirbelsäule verfolgen lässt. Siebeginnt mit einer subcutanen Gruppe, Nodi subinguinales superficiales,welche die längs cler Vena saphena magna aufwärts ziehenden Lymphgefässe,und überdies die der äusseren Geschlechtstheile und derunteren Bauchregion sammelt. Die Knoten dieser Gruppe bilden eineparallel dem Leistenbande, etwas unterhalb desselben gelegene Reihe,von welcher der am meisten medial gelagerte Knoten gewöhnlich dieoberflächlichen Lymphgefässe des Penis, beziehungsweise der Clitoris,sowie die vorderen Lymphgefässe des Hodensackes, beziehungsweiseder grossen Schamlippen aufnimmt, während in die lateral gelagertenKnoten, welche bereits im Bereiche des Leistenbandes selbst liegen,die Lymphgefässe des Schenkels und der vorderen Bauchwand eingehen.Die letzteren werden als Nodi inguinales besonders bezeichnet.Die aus dieser ganzen Gruppe hervorgehenden Vasa efferentia durchbohrenin der Fovea ovalis die Fascia cribrosa uncl treten vereintmit den tiefen Lymphgefässen in eine tiefer gelegene, von der Fascia latabedeckte Gruppe von Lymphknoten, die Nodi subinguinales profundi,ein, von welchen einer neben der Vena femoralis in der Lacunavasorum liegt und speciell den Namen Rosenmüller'scher Lymphknotenführt. Der aus den Vasa efferentia aller dieser Lymphknotenhervorgegangene Plexus femoralis nimmt an der Kreuzdarmbein-Verbindungdie ausführenden Gefässe der Beckenknoten auf und erzeugt im Vereinmit ihnen den von den Nodi lumbales durchsetzten Plexus lumbalis. Indieses Geflecht gehen auch die Lymphgefässe des Hodens, des Eierstockes,der Nieren uncl Nebennieren, die Lendensaugadern und clieLymphgefässe einiger Darmstücke, namentlich jene des Colon descendensund der Flexura sigmoidea, über.Die Lymphgefässe der Bauchhöhle lassen sich, wie die Zweigeder Bauch-Aorta, in paarige und unpaarige eintheilen. Die ersterensammeln die Lymphe von den Bauchwänden und von den paarigen Eingeweidenund gehen in den Plexus lumbalis über; die unpaarigen abervereinigen sich in clem Truncus coeliacus. Dieser empfängt daher dieLymphe des Magens, des Dünndarms, eines Theiles des Dickdarms, derMilz, des Pancreas und einen Theil der Lymphe der Leber, nämlichjenen, den die aus cler Leberpforte austretenden Lymphgefässe leiten,während jener Theil, welchen die an der convexen Leberfläche wurzelndenLymphgefässe in sich aufnehmen, auf clem Wege des Plexus mammariusfortgebracht wird. — In dem ganzen Bereiche des Gekröses finden sichzahlreiche Lymphknoten, welche die Lymphgefässe des Darmrohresempfangen, Nodi mesenterici und mesocolici. Ueberdies gibt es nochkleinere, theils einzeln, theils gruppenweise eingelagerte Knötchen, diein der Pforte der Leber, Nodi hepatici, in der Nähe der Arteria coeliaca,Nodi coeliaci, uncl in der Umgebung des Pancreas und cler Milz zu findensind, Nodi pancreaticolienales.


V. Abschnitt.Üebersicht.DAS NEEVENSTSTEM.Das Nervensystem ist ein nur dem thierischen Organismus eigentümlicherApparat, als dessen Leistungen vor Allem die Wahrnehmungäusserer Eindrücke' und innerer Zustände, und die Erregung von Bewegungenbezeichnet werden können, durchaus Functionen, welche manzum. Unterschiede von den vegetativen, auch bei der Pflanze wahrnehmbaren,die animalen oder höheren nennt. Das Nervensystem leitetaber auch die vegetativen Processe, wie dies in klarster Weise durchVersuche über den Vorgang der Secretion nachgewiesen wurde. Mankann daher sagen, dass das Nervensystem jenen Apparat darstellt,welcher vor allen anderen die Theile des Körpers functionell zu einemorganisch gegliederten Ganzen verknüpft. — Die Anordnung des ganzenSystems ist fast so vollkommen symmetrisch, als jene des Skeletes undder Musculatur, und lässt sich grösstentheils auf eine den Körpersegmentenentsprechende ursprüngliche Anlage zurückführen.Man unterscheidet einen centralen und' einen peripherischenAntheil des Nervensystems. Zu den Centralorganen gehören: dasGehirn, Gerebrum,*) das Rückenmark, Medulla spinalis, und dieGanglien, Ganglia; den peripherischen Antheil bilden die Nerven,Nervi.Gehirn und Rückenmark sind zu einem zusammenhängendenGanzen vereinigt, welches innerhalb des dorsalen Leibesrohres aus einergemein schaftlichen embryonalen Anlage, dein sogenannten Medullarrohre,hervorgeht. Dje Grenze zwischen beiden lallt ungefähr in dieEbene des ersten Halswirbels; den Uebergang vermittelt ein zapfenförmigerAnhang des Gehirns, welcher verlängertes Mark, Medullaoblongata, genannt wird.'Die Verbindung der Centraltheile mit den Körperorganen wird_durch die Nerven hergestellt. So werden jene Stränge genannt, welchepaarweise vom Gehirn und Rückenmarke abgehen und in regelmässigerAstfolge sich im Leibe vertheilen. Es gibt im Ganzen 31 Paare vonRückenmarksnerven, Nervi spinales, und 12 Paare von Hirnnerven,Nervi cerebrales. Beide Nervenreihen zusammengefasst bilden das Systemder cerebrospinalen Nerven.J ) Syn. Encephalon.


Das Nervensystem. 525Nicht alle Nerven lassen sich jedoch als directe Ausstrahlungendes Gehirnes und Rückenmarkes betrachten, da es noch ein zweitesSystem von Nerven gibt, welchem grösstentheils eine netzförmige Anordnungseiner Bestandtheile zukommt, und welches, wie es scheint,trotz der bestehenden Verbindung mit dem Gehirn und Rückenmarkedennoch zumeist in den Ganglien wurzelt. Diese unmittelbar in dieAstfolge der Nerven eingeschalteten Knötchen bilden daher die Centreneines zweiten Nervensystems, welches hinsichtlich seines Ursprungesbis auf einen gewissen Grad selbständig, vom Gehirn und Rückenmarkeunabhängig ist. Man nennt es das sympathische Nervensystem.Die Nerven sind nur Leiter der Erregungszustände und könnendaher nach der Richtung, in welcher sie die Erregung fortpflanzen, incentripetal und centrifugal leitende eingetheilt werden. Man nenntdie ersteren gewöhnlich sensible und die letzteren motorischeNerven.In diese beiden Hauptgruppen können indess nicht alle Nerven eingereihtwerden, denn die Leistungen des Nervensystems sind offenbar vielmannigfaltigere; man braucht, um dies darzuthun, nur an die Secretionzu erinnern; dennoch aber ist mit der erwähnten Gruppirung der Gegensatzder Leitungsrichtung hervorgehoben, der gerade in diesenwichtigsten und bekanntesten Functionen gipfelt. Einer näheren Bestimmungbedarf auch clie Bezeichnung »motorisch«, insoferne nämlich, alsdurch die Erfahrungen der Physiologen dargethan ist, dass nicht alleMuskelnerven Bewegung auslösen, sondern gewisse von ihnen sie auchzum Stillstande bringen können.Den Nerven als Leitern gegenüber sind die Centralorganeeinerseits die Ausgangspunkte der centrifugal fortschreitenden Erregungszuständeund stellen als solche die Erregungsherde für die mannigfachenVorgänge innerhalb der peripherischen Apparate dar; andererseitssind sie die letzten Aufnahmsorte der von der Peripherie desLeibes ausgehenden Erregungen und bedingen als solche die mannigfachenArten und Abstufungen cler Empfindung. Es unterliegt keinemZweifel, dass schliesslich alle Leitungen im Gehirn, dem Orte desbewussten Empfindens und des willkürlichen Handelns, zusammenlaufenund dass sie in demselben zu bestimmten, enger umschriebenen Herdenzusammengefasst sind; daraus ergibt sich nothwendig eine bestimmtefunctionelle Gliederung der Centralorgane. Der Nervenverband derLeibesorgane mit den nervösen Centralorganen ist jedoch nicht durchgehendsauf directem Wege hergestellt. Dies beweisen die Functionenim Bereiche der vegetativen und selbst viele Bewegungen im Bereicheder animalen Organe, welche ohne Einfluss des Willens vor sich gehenuncl ohne dass weder die veranlassenden Momente noch die Vorgängeselbst zum Bewusstsein gelangen. Diese bis zu einem gewissen Gradebestehende Unabhängigkeit der Organe vom Gehirn und der verschiedenenOrgane von einander setzt die Einschaltung von untergeordnetenCentralapparaten zwischen das Gehirn und die peripherischen Organevoraus. Diese Rolle übernehmen das Rückenmark und die Ganglien.Die Aufgabe der Anatomie des Nervensystems besteht daher zuerstdarin, die peripherisch ausgreifenden Nervenbahnen zu ermitteln undnachzuweisen, welche Nerven in bestimmten Centren zusammenlaufen,ferner clie Centralorgane aufzuschliessen und innerhalb derselben die


526 Baumittel des Nervefisystems.Gruppirungdarzulegen.der einzelnen Leitungsbahnen und ihre centrale EndigungBaumittel des Nervensystems.An_dem Aufbau des Nervensystems betheiligen sich als specifischeBestandtheile die Nervenfasern und die Ganglienzellen, ausserdemeine eigenthümliche Gerüstmasse, die Neuro gl ia, ferner das fibrilläreBindegewebe und clie Blutgefässe.iDen wesentlichen Bestandtheil der Nervenfaser stellt der sogenannteAxencylinder dar, ein aus einer eiweissartigen Substanz bestehenderFaden, welcher sich ganz nackt nur in den centralen und in^eiTperipherischen Vertheilungen der Nerven findet, bis dahin aber in. verschiedenartige, ja selbst mehrfache Hüllen eingescheidet ist. Eine/ dieser Hüllen liefert das.. an fettartigen Bestan^theilen_reiche Nervenmark— man' nennt sie die Markscheide; diese kann wieder vörTeinerglashellen, nur_ste^der sogenanntenSchwann'schen Scheide, umgeben sein. In dieser Weise sindinsbesondere die Fasern der cerebrospinalen Nerven zusammengesetzt,welche man wegen cler ihnen zukommenden Markscheide als markhaltigeNervenfasern bezeichnet. Die in den Centralorganen vorkommendenFasern besitzen zum grossen Theile zwar die Markscheide,aber keine Schwann'sche Scheide. Sehr bedeutende Unterschiede zeigendie markhaltigen Fasern hinsichtlich ihrer Dicke; dieselbe schwanktzwischen 1 und 20 Tausendtheilen eines Millimeters. — Gegenüber diesenmarkhaltigen Nervenfasern gibt es auch marklose, welche nur ausclem Axencylinder und der Schwann'schen Scheide bestehen. Die ausmarklosen Fasern zusammengesetzten Nerven sind durchscheinend undröthlich-grau; sie werden daher auch als graue bezeichnet zum Unterschiedevon jenen Nerven, in welchen die markhaltigen Fasern weitausvorwiegen und deren Farbe weiss j s t. Die marklosen Fasern finden sichvorwaltend im sympathischen Nervensystem vor. — Formunterschiedezwischen motorischen und sensiblen Nervenfasern gibt es nicht.Die Nerven- oder Ganglienzellen sind verschieden grosse undverschieden geformte Zellen, welche stets mit einem kugelförmigen, ,bläschenartigen Kern versehen sind und eine verschieden grosse^ Anzahlvon Fortsätzen aussenden. Da sie mittelst dieser Fortsätze mit denJNervenlasern in Verbindung gebracht sind, stellen sie die wahrenAnfangs- und Verknüpfungsgebilde der Nervenfasern dar, und thatsächlichgibt es keine Nervenfaser, welche nicht mit einer Nervenzelle in Verbindungstehen würde^ Jejiach der Anzahl der abgehenden Fortsätze unterscheidetman unipolare, bipolare und multipoTare Zellen,'welcheletzteren eine sternförmige Gestaltung besitzen, insbesondere dann, wennsich ihre Fortsätze wieder zertheilen. Bemerkenswerth ist aber, dassaus solchen Zellen ausser den ins Feinste sich zertheilenden Fortsätzen(Protoplasmafortsätze) stets ein unverzweigter Fortsatz abgeht,welcher wegen seines einem Axencylinder durchaus ähnlichen Aussehensals Axencylinderfortsatz bezeichnet wird; er bekommt nach kurzemVerlaufe eine Markscheide und geht so in eine markhaltige Faser über.Je nach der Betheiligung der specifischen Elementartheile an demAufbau der verschiedenen Antheile der Centralorgane erscheint die


Die Nerven. 527Substanz derselben an bestimmten Stellen weiss, an anderen in verschiedenenAbstufungen röthlich-grau. Die weisse Substanz enthältfast ausschliesslich markhaltige Nervenfasern, die graue Substanzhingegen nur spärliche uncl feinere markhaltige Fasern, vorwiegendmarklose Fasern und Ganglienzellen in verschiedener Zahl. Die weisseSubstanz findet sich am Rückenmark_jn_der peripheren Schichte, amGehirn vorwiegend im Innern; die graue Substanz formt hingegen clieTentralen Antheile des Rückenmarkes, die oberflächliche Zone (Rinde)des Gross- und Kleinhirns, ferner zerstreute Herde lmTnnerh des Gehirns(Gehirngahglien) und endlich die Auskleidung des centralen Canalesdes Gehirnes und Rückenmarkes.Als accessorischer, jedoch keineswegs unwesentlicher Bestandtheil clerCentralorgane muss noch die €UützSubstanz verzeichnet werden, wozuman die epithelialen Auskleidungen der Hirn- und Rückenmarkscanäleund die Kittsubstanz für die eigentlichen Nervenelemente, die Neuroglia,rechnet. Beim Aufbau der Nervenorgane ist auch fibrilläres Bindegewebebetheiligt; es liefert die Hüllen der Centralorgane uncl derNerven, in den letzteren auch zahlreiche Scheidewände, durch welcheclie Nervenfasern zu Bündeln gruppirt werden. — Die Blutzufuhr isteine reichliche, vermittelt durch zahlreiche in feine Netze sich auflösendeGefässe.Die Nerven.Die Nerven bestehen jaus grösseren oder kleineren Summen vonNervenfasern, welche zuerst durch lockeres Bindegewebe zu feinen Bündelnund dann durch festere bindegewebige Scheiden zu stärkeren Strängenvereinigt werden. Dieses Bindegewebe wird Perineurium oder auch Neurilemmagenannt; es leitet den Nerven die zu feinen Capillarnetzen verstricktenGefässe zu und verbindet sie mit den benachbarten Theilen.An clem Perineurium der feineren Bündel bemerkt man eine aus Querstreifenbestehende Zeichnung, deren Grund aber nicht in der Beschaffenheitder Scheide selbst, sondern in dem wellig hin uncl her gebogenenVerlaufe cler eingelagerten Nervenfasern zu suchen ist.Wenn man zunächst die Nerven des cerebrospinalen Systemsins Auge fasst, so findet man, dass dieselben paarige, symmetrischlängs cler Spinalaxe geordnete Stämme darstellen, welche sich, wie clieGefässe, peripheriewärts verästeln. Um ihre allgemeinen Verhältnisseleichter überblicken zu können, soll der Ursprung und die Zusammensetzung,die Verästlungs- und Endigungsweise besonders betrachtetwerden.Ursprung. Die cerebrospinalen Nerven wurzeln sämmtlich jn jenergrauen Substanz, welche sich im Innern des Gehirns und Rückenmarkes,bedeckt von weisser Substanz, befindet und die Wände des ursprünglichenMedullarrohres darstellt, in dem sogenannten centralen Höhlenirrau. Ihre. Fasern gehen einzeln aus den Fortsätzen der Nervenzellenund gruppenweise geordnet aus den mehr oder weniger geschiedenengrauen Herden hervor. Auf ihrem Wege durch die weisse Substanz sammelnsich die Fasern immer mehr und mehr und treten schliesslich zu jenen


528 Die Nerven.grösseren Bündeln zusammen, welche man Nervenwurzeln nennt. Inder Regel besitzt jeder Nervenstamm mehrere Wurzeln; sie vereinigensich bei manchen Nerven bis zu einem gewissen Masse schon im Bereichedes Centralorganes, bei anderen Nerven erst nach ihrem Austrittaus demselben, vollends aber in den Zwischenwirbellöchern und in denOeffnungen an der Schädelbasis, welche ihnen zum Austritte aus clemNeuralrohre dienen. In diesem Falle gehen sie meist reihenweise aus demCentralorgan hervor und bilden kleine Fächer, welche noch sämrntlichin die fibröse Kapsel der Centralorgane aufgenommen sind. Erst beimDurchtritt durch diese Kapsel bekommt der Nerve jene derbe Bindegewebshülle,welche ihn von hier ab bis ans Ende seiner Zweigebegleitet.Verästlung. Da jede Nervenfaser ein isolirt fortlaufendes Gebildeist, so stellen die Nerven nichts Anderes als Stränge dar, in welchen diean den Wurzeln aufgenommenen Nervenfasern in grösseren oder kleinerenMengen zusammengefasst und, unabhängig von den Nachbarfasern, einergrösseren oder kleineren Gruppe von Organen zugeleitet werden. Während /des Verlaufes lösen sich grössere oder kleinere Bündel vom Stamme ab,die sich später wieder spalten und in selbständigen Bahnen kleinerenBezirken zueilen. So Tange der Nerve sein peripheres Verbreitungsgebietnicht erreicht hat, erfolgt keine Theilung und in Folge dessen auchkeine Vermehrung der Nervenfasern selbst. Man kann daher sagen, dassder Nervenstamm die volle Summe der Fasern seiner Aeste und Zweigeenthält, und dass die Verästlung des Nervenstammes, so ähnlich sie auchjener der Gefässe sein mag, auf nichts Anderem beruht als auf einerbündelweisen Ablösung der bis dahin neben einander liegenden unddurch Bindegewebe vereinigten Nervenfasern. Eine wirkliche, absoluteVermehrung der Fasern peripheriewärts ist während des Verlaufes einesNerven nur möglich, wenn in den Nerven Ganglienzellen eingeschaltetsind. Sie kommt im cerebrospinalen Systeme kaum vor, während einerelative Vermehrung, nämlich auf Kosten der Fasermenge eines anderenNerven häutig, und zwar dadurch erfolgt, dass sich Fasern, die sich voneinem Nervenzweige abgelöst haben, einem anderen anschliessen, um mitdiesem vereint zur Peripherie zu gelangen. Dadurch werden jene Verbindungender Nerven hergestellt, welche man Anastomosen nennt;sie beruhen daher nicht auf einer Verbindung oder Verschmelzung derElementartheile selbst, sondern nur auf einem Austausch der Fasern. tSendet dabei nur ein Nerve seine Fasern dem anderen zu, so ergibt daseine Anastomosis simplex, ist jedoch der Austausch jder Fasern ein gegenseitiger,so wird die hergestellte Verbindung zu einer Anastomosis mutua.Durch wiederholte derartige Verknüpfungen mehrerer Nerven innerhalbbeschränkter Gebiete kommen die Nervenge flechte, Plexus nervorum,zu Stande.In Betreff cler Zusammensetzung der Nerven ist zweierlei zuberücksichtigen: nämlich die Qualität der in einem Nerven verlaufendenFasern und die Bahnen, welche die für die verschiedenen Organe bestimmtenNervenfasern durchlaufen, also die functionelle und die topischeGliederung der Nerven, bei ihrem Anfang, während ihres Verlaufes undan ihrem Ende. Beide Momente gehen aber meistens Hand in Hand, daein topischer Verband zugleich auch eine functionelle Zusammengehörigkeit


Die Nerven. 529bedingt. Es ist auch allsogleich zu erkennen, dass die Gliederung derWurzelstücke zunächst von cler Anordnung der Ursprungsherde im Centralorgane,jene der Endstücke von den Verhältnissen des peripheren Verbreitungsgebietesabhängig ist.Es ist eine ganz sichergestellte Thatsache, dass die einzelnenWurzeln wahrscheinlich aller Nerven nur centripetal leitende oder nurcentrifugal leitende Fasern in sich zusammenfassen und daher, der angenommenenSprachweise gemäss, entweder motorisch oder sensibelsind, während die peripherischen Stücke mit geringen Ausnahmen bereitsbeide Faserarten in sich aufgenommen haben uncl daher "zu den ge 7 "mischten Nerven gerechnet werden müssen. Das erstere erklärt sichaus dem bündelweisen Ursprünge in den mehr oder weniger geschiedenencentralen Herden, das letztere aus dem Umstände, dass die meistenOrgane, selbst die Haut und die Muskeln, aus Elementartheilen verschiedenerArt zusammengesetzt sind und Nervenfasern von verschiedenerQualität für sich in Anspruch nehmen. Die Anfangs- und Endstückeeiner und derselben Nervenausbreitung unterscheiden sich daher sehrwesentlich von einander. Nur an wenigen Nerven lässt sich eine volleUebereinstimmung derselben nachweisen. Dies betrifft einige motorischeHirnnerven und die _ drei höheren Sinnesneryen, jwelche bis ans Endeimmer die gleiche Art von Fasern einschlies.sen. Bei allen anderenmüssen sich clie gemischten Endstücke erst nach und nach zusammensetzen.Die qualitative und topische Formirung der Nerven beginnt beimZusammentritt der ungleichartigen Wurzelbündel zum Stamme. Manchmalist damit schon der ganze peripherische Bedarf an Fasern vollständiggedeckt. Da dies aber nur selten der Fall ist, so wird es nothwendig,dass cler Nerve noch während seines Verlaufes Fasern aus anderenNerven aufnimmt oder an sie abgibt und zu diesem Behüte Verbindungenmit ihnen eingeht. Die Anastomosen übernehmen daher die endgiltigeFormirung der Nerven; deshalb findet man sie sowohl im Bereiche derStämme, wie auch im Bereiche ihrer Astfolge. Erst dann, wenn einNerve keine Anastomosen mehr eingeht und in regelrechter Astfolge zuden Organen hinzieht, kann man sagen, er sei vollständig formirt, undvon da ab wird es möglich sein, anatomisch seinen schliesslichen Verbreitungsbezirkabzustecken.Die Verbreitungsbezirke der Nerven sind demgemäss zunächstder Ausdruck der Formirung der Wurzeln, Stämme und Aeste, undwerden daher von denselben functionellen und topischen Beziehungenbeeinflusst. Ganz im Allgemeinen lässt sich Folgendes darüber aussagen:1. Der symmetrischen Anlage der Centralorgane entspricht auch eine vollkommensymmetrische Anlage der Verbreitungsbezirke, wobei es aber immerhinmöglich ist, dass einzelne Fasergruppen in asymmetrischen Bahnen ihre Gebieteerreichen. Dieses Gesetz erleidet nur dann eine Ausnahme, wenn sich symmetrischeStämme in einem asymmetrisch verschobenen Organe vertheilen. Dabei ist aberdennoch die ursprünglich symmetrische Anlage des Organs ins Auge zu fassen,welche ergibt, dass sich der Nerve stets zu jenem Antheile des Organs verfolgenlässt, welcher ursprünglich seiner Körperseite zugewendet war.12. Wie die Nervenwurzeln, so sind auch die Vertheilungsgebiete in metamerenReihen längs der jVledullarröhre geordnet. Daher folgen die Grenzen der einzelnenGebiete in der äusseren Haut, welche den Leib fortlaufend bekleidet, den Leibesv.Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 34


530 Die Nerven.Segmenten entsprechend auf einander, und sowohl die Austrittspunkte der einzelnenHautnerven, wie auch die Reihen der letzten Enden derselben ordnen sich in Linien,Welche sich eng an die architektonischen Umrisse des Leibes anschmiegen.3. Vielfach werden die Nervenfasern, welche zu functionell zusammengehörigen,selbstverständlich auch topisch verknüpften Organen gehen, zu besonderen Aestenund Stämmen zusammengefasst, so dass man z. B. von einem Nerven des Respirations-Apparatessprechen kann. Speciell hinsichtlich des Muskelsystems lässt sichnachweisen, dass functionell vereinbare Muskelgruppen von einem Nerven beherrschtwerden können und dass man in diesem Sinne von einem Gesichtsmuskel-, einemKaumuskelnerven, selbst von einem Beuger- oder Streckernerven sprechen kann.4. Aus allen diesen Verhältniesen geht hervor, dass die Vertheilungsbezirkeim innigsten Verbände stehen mit der Anordnung der centralen Herde und gleichsameinen Abklatsch der Gliederung des Centralmarkes darstellen. Es ist sicher zuerwarten, dass sie, einmal bekannt, Vieles dazu beitragen werden, die Räthsel desBaues der Centralorgane aufzuhellen.Das sympathische Nervensystem unterscheidet sich in Betreffder besprochenen Verhältnisse wesentlich von dem cerebrospinalen.Den wichtigsten Unterschied bedingen die allenthalben eingeschaltetenGanglien, die , nicht_zu einem Gesammtcentrum zusammentreten undüberall direct Nerven abgeben. — Auch die Anordnung des ganzenSystems ist eine wesentlich verschiedene, da es sich nicht so eng an dieSpinalaxe anschliesst. Nur ein Theil desselben lässt eine symmetrischeund metamere Anordnung deutlich durchblicken; dies ist der sogenannteGrenzstran g, eine paarige, neben der Wirbelsäule herablaufende Ganglienkette,welche die vom Gehirn- und Rückenmark dem sympathischenSystem einzuverleibenden Nervenfasergruppen einzeln, Wirbel für Wirbel,in sich aufnimmt. — Stellt man die geringe Zahl und Stärke dieserNervenfasergruppen der stellenweise so massenhaft ausgebildeten Astfolgegegenüber, so muss man zu dem Schlüsse kommen, dass innerhalb"'des sympathischen Nervensystems eine grosse Zahl von Nervenfasernihren Ursprung nimmt, und zwar in den zahlreichen Ganglien desselben.Die Ast folge des sympathischen Systems ist nicht eine dendritische,.sondern eine geflechtartige, und die Verkettung der Zweige beruhtauf einem wiederholten, reichlichen Faseraustausch. Die peripherenVerbreitungsbezirke des sympathischen Nervensystems lassen sich bisjetzt nicht scharf umgrenzen; seine Elemente sind in Bezug auf ihrephysiologischen Qualitäten, vorderhand wenigstens, nur unmittelbar, anden Organen fassbar. Nicht genug, dass das sympathische System insich kaum entwirrbar verkettet ist, es sind sogar seine Grenzen gegendas cerebrospinale System bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Was in dieserBeziehung bekannt ist, beweist eben nur, dass sympathische Nervenfasernin cerebro-spinalen Bahnen uncl umgekehrt cerebrospinaleFasern in sympathischen Bahnen ihren Endorganenzugeleitet werden können.iEndigung der Nerven. Sobald die Nerven an ihren Bestimmungs:orten angelangt sind, bilden sie die sogenannten^Endgeflechte, inwelchen^ zunächst eine Theilung der markhaltigerT Fasern, also eineVermehrung der Zahl derselben erfolgt. Schliesslich zerfallen die Nervenfasernin sehr feine Fibrillen, wobei sich zunächst die Markscheide,dann auch die Schwann'sche Scheide verliert. Diese feinen Fibrillen.treten sehr häufig unter sich in Verbindung und....kön^en_jlurch reichlicheTheilung und Wiedervereinigung wahre Nerven netze herstellen.


Die Nerven. 531.Gleichwie die isolirte Leitung aller Nervenfasern, so kann auchlie Identität der Wirkung, welche in Folge der Reizung einer und derselbenFaser in die Erscheinung tritt, vorausgesetzt werden. Dies zubegeben,wird allsogleich ersichtlich, dass die Erregung, welche von einerFaser peripheriewärts übertragen wird, im Bereiche aller ihrer Zweigfaserndieselbe Erscheinung hervorbringen muss, und dass auch dieQualität der Empfindung stets dieselbe bleibt, mag sie von welchemZweige einer Faser immer angeregt worden sein. Je kleiner daher dieVerzweigungsbezirke der Stammfasern sind, desto kleiner sind auchdie Muskelantheile, die sich isolirt zur Contraction bringen lassen, unddesto schärfer ist die Localisation der Empfindungen. In Betreff derGrösse dieser terminalen Verzweigungsbezirke in den einzelnenOrganen liegen zwar keine näheren Angaben vor, doch lässt sich bereitsnach dem Verhältnisse des Querschnittes des eintretenden Nerven zudem Querschnitt eines Muskelkörpers oder zu dem Umfange einerempfindenden Fläche ungefähr abschätzen, an welche Nerven diekleinsten terminalen Bezirke geknüpft sind. Man kann auch von vornehereinbehaupten, dass die Muskeln, deren Elemente in eine gemeinschaftlicheSehne übergehen und daher gleichzeitig zur Contractionkommen, weniger Stammfasern, aber weit grössere Astfolgen derselbenerfordern als die sensiblen Organe, und dass unter den letzteren dieSinneswerkzeuge mehr Stammfasern mit kleineren Vertheilungsgebietenbeanspruchen, als die Schleimhäute und die äussere Haut. Am meisten'bevorzugt ist in dieser Beziehung offenbar das Auge, dessen Sinnesnerve,Nervus opticus, verglichen mit dem geringen Umfange seinerEmpfindungsfläche, der Retina, die günstigsten Bedingungen für einefeine Localisirung der Empfindungen darbietet. Von diesem Standpunkteaus lässt sich der Frage nachdem Nervenreicht hu m der Organe einebestimmtere Fassung geben.In Betreff der letzten peripheren Endigungen sind die motorischenund die sensitiven Nerven gesondert ins Auge zu fassen:i) Die motorischen Nerven. In die Muskeln, welche aus quergestreiftenFasern bestehen, treten die Nervenzweige im Allgemeinen an derStelle des geometrischen Mittelpunktes des Fleischkörpers ein, also beispindelförmigen und bei kürzeren parallelfaserigen Muskeln in der Mittedes Bauches; bei langen parallelfaserigen Muskeln erfolgt der Eintritt dermehrfachen Nervenzweigchen in einer Linie, deren Anfangs- undEndpunkt von den Enden des Fleischkörpers gleich weit entfernt ist;bei fächerförmigen Muskeln ist diese Linie gegen das zugespitzteEnde verschoben. Segmentirte oder den Körpersegmenten nach geordneteMuskeln werden segmentweise von den Nerven versorgt. —Nach dem Eintritt in den Muskel bilden die Nerven in den Perimysiender Muskelbündel J^njgejlechtei unter beträchtlicher Vermehrung derNervenfasern durch Theilung. Endlich tritt an eine^jede Muskelfasereine markhaltige Nervenfaser heran, welche! das Sarkolemma unterVerlust ihrer Markscheide clurchbricht und an der Oberfläche der confractilenSubstanz mit einer etwas„ erhabenen, aus einer feinkörnigenijrunclsubstanz bestehenden ovalen Platte (motorische Endplatte)endiget. In dieser Platte zerspaltet sich der Axencylinder in mehrereZweige oder Fibrillen. 34*


532 Die Ganglien.In den Muskeln, welche aus glatten Fasern zusammengesetztsind,zerfallen die feinen markhaltigen Fasern in eine grosse Zahlfeinster Fibrillen, welche sich unter wiederholter Netzbildung zwischenden Bündeln der Muskelfasern ausbreiten. Das nähere Verhältniss derNervenfibrillen zu der Substanz der glatten Muskelfasern ist bis jetztnicht völlig klargestellt.Die sensiblen Nerven. Sie zeigen hinsichtlich der peripherenEndigung ihrer Fasern eine grosse Mannigfaltigkeit. Im Allgemeinenlassen sich die Formen derselben in drei Gruppen bringen.1. Nervenendigung in stäbchenförmigen Sinneszellen; siefindet sich bei Wirbelthieren vorwiegend in der Ausbreitung der höherenSinneswerkzeuge, in den sogenannten Nerven epithelien oder Sinne s-epithelien. Wie bei der zweiten Form zerfallen dabei die NervenfasernJn_feinste Fibrillen, welche Endnetze bilden und durch^Vermittlung diesermit den Sinneszellen zusammenhängen.2. Freie Endigung der Nerven in den Geweben. Sie kommt vorzugsweisein den Epithelien sehr empfindlicher Schleimhautflächen (Hornhautdes Auges, MundschTelm^Stellen derEpidermis zur Beobachtung und besteht darin, dass feinste, aus Endnetzenhervortretende Nervenfibrillen frei zwischen den Epithelzeilenendigen. Auch im Bindegewebe ist ÄehnllcLe^belSbaShteT worden.""3. Nervenendigung in specifischen Nervenendkörperchen.Solche finden sich in der äusseren Haut und in manchen Schleimhäuten,sowie auch an anderen Körperstellen. Das Wesentlichstean ihnen besteht darin, dass eine markhaltige Nervenfaser zwischen^eigenthümlich beschaffenen und gruppirten Zellen, welche mit demNervenfaserende ein in sich abgeschlossenesT GeRIld^farlrienT^ihrnEndefindet. Durch accessorische Umhüllungen können diese^Ttelnlde - einenziemlich verwickelten Bau und eine ansehnliche Grösse erreichen. Fürdas freie Auge sichtbar sind von ihnen nur die Vater-PacinischenKörperchen; sie sind mattweisse, nicht ganz hirsekorngrosse Knötchen,welche einzeln oder gruppenweise an den Enden feiner Nervenzweigehaften. Sie sind ziemlich allgemein im subcutanen Bindegewebe verbreitet,häufen sich aber stellenweise, so an den Nerven der Mittelhandund der Finger, welche man deshalb als die sichersten Fundorte dieserKörperchen bezeichnen kann. Ausserdem sind sie auch im Dickdarmgekröseder Katze leicht darstellbar. Im Wesentlichen sind sie nichtsAnderes, als ein knopfförmig aufgequollenes Endstück einer Nervenfaser,welches in ein System von zahlreichen feinen, auf einander geschichtetenMembranen eingekapselt ist. Ausser diesen gibt es noch eine Anzahlvon anderen Nervenendkörperchen: dieMeissner'schen Tastkörperchenin den Hautpapillen, mit ihren vereinfachten Formen, den Merkel'schenTastzellen; ferner die Krause'schen Endkolben, die Gelenknervenkörperchen,die Genitalnervenkörperchen (Wollustkörperchen)und verschiedene andere, bis jetzt nur bei Thieren beobachteteFormen.Die Ganglien.Die Ganglien der peripheren Nerven sind entweder einfach in dieContinuität eines fortlaufenden Nerven eingeschaltet, oder sie bilden die


! Die Ganglien. 533Knotenpunkte einer nach mehreren Richtungen sich vertheilenden Nervenausbreitung.Davon hängt die Gestalt derselben ab, die_bald rundlich,bald spindel- oder sternförmig sein kann. Man findet sie nicht allein anden" Wurzeln, Stämmen und Aesten der Nerven, sondern auch im Innerender Organe, selbst bis an die endständigen Apparate herangerückt. Hinsichtlichder Grösse sind die Ganglien sehr verschieden; sie könnenvon mikroskopisch kleinen Gruppen weniger Nervenzellen bis zu zweibis drei Centimeter langen Spindeln anwachsen; ihre grau-röthlicheFarbe verdanken sie den Nervenzellen, sowie den zahlreichen feinenBlutgefässen, welche ihr Inneres durchziehen. Nebst normalen sindauch ungewöhnliche, aber meistens nur kleine Ganglienformationen,Qanglia aberrantia, bekannt. Den Namen Ganglien hat man auch aufdie begrenzten Ansammlungen von grauer Substanz im Inneren desGehirns übertragen.Jedes_Ganglion stellt, allgemein aufgefasst, eine Verflechtung mehroder weniger zahlreicher Nervenfasern mit zwischengelagerten Nervenzellenvor "und besitzt daher centrale oder zuleitende und peripherischeoder austretende Nerven. Die Fasern, welche die an dercentralen Seite eintretenden Nerven, Wurzeln des Ganglions, zuführen,treten entweder einfach zwischen den Zellengruppen hindurch, odergehen mit den Zellenfortsätzen Verbindungen ein. Nach der Zahl der'Fortsätze an den einzelnen Zellen wird sich das Verhältniss der Fasermengein den ein- und austretenden Nerven verschieden gestalten.Enthält das Ganglion nur bipolare Zellen mit gegenständigen Fortsätzen,so bleibt die Zahl der austretenden Fasern gleich jener der eintretenden,während sich bei Anwesenheit multipolarer Zellen die Zahl der austretendenFasern vergrössert. :pNach dem Vorkommen wcfrden die Ganglien in folgende Gruppeneingetheilt.1. Die Spinalganglien. Diese finden sich an den sensiblenWurzeln aller Rückenmarksnerven und einiger, namentlich der gemischtenHirnnerven. Sie werden daher auch als Wurzelganglien bezeichnet.2. Die Grenzganglien in dem längs der Wirbelsäule herablaufendenGrenzstrange des sympathischen Nervensystems.3. Die Astganglien im Bereiche der Astfolge des sympathischenNervensystems und einiger Hirnnerven.4. Die peripherischen Ganglien. Diese befinden sich an denfeinen bereits in das Innere der Organe eingedrungenen Zweigchen derNerven — daher auch ihre Bezeichnung als Organganglien.Gewöhnlich werden die drei letzteren Gruppen, mit Einschluss derGanglien an den Aesten der Hirnnerven, dem sympathischen Nervensystemzugerechnet.Da die Spinalganglien entweder rein bipolare oder nur solcheunipolare Zellen enthalten, deren „Fortsatz sich alsbald gabelt^ so dassauch jede dieser anscheinend unipolaren Zellen einen ihrer Fortsätzecentral, den anderen peripheriewärts absenden kann, so unterscheidensich diese Ganglien ganz scharf von den sympathischen, in welchengrosse Mengen multipolarer Ganglienzellen nachgewiesen^ sincl_ Wieabweichend auch die Angaben über den Bau einzelner Ganglienlauten mögen, so geht aus dem Vorliegenden jedenfalls hervor, dass der


534 Die Centralorgane des Nervensystems.Bau der sympathischen Ganglien der Faservermehrung günstiger ist, alsjener der Spinalganglien. Auch ist nicht daran zu zweifeln, dass selbstdie peripherischen Organganglien noch Quellen neuer Nervenfasern darstellenkönnen.A. Die Centralorgane des Nervensystems.Rückenmark und Gehirn stellen, ob man sie von anatomischen, vonentwicklungsgeschichtlichen oder von functionellen Gesichtspunkten ausbetrachten mag, ein einheitliches, zusammengehöriges Ganzes dar. Aeusserlichohne scharfe Grenze in einander übergehend, stimmen sie in ihreminneren Aufbau darin überein, dass beide eine gesetzmassige Anordnungder weissen und grauen Substanz, also eine gesetzmassige Vertheilungund Gruppirung der grossen Masse der markhaltigen Nervenfasern,sowie der Ganglienzellen und der feinsten centralen Ausbreitungen derNervenfasern erkennen lassen. Die Anordnung ist im Rückenmark eineverhältnissmässig einfache und im ganzen Bereiche desselben demWesen nach gleichbleibende; im Gehirn aber ist sie viel verwickelterUnd in den einzelnen Abschnitten desselben sehr verschieden; dem entsprichtdas Verhalten der äusseren Formverhältnisse und die ungleichephysiologische Bedeutung der verschiedenen Bezirke der centralenOrgane. Diese Anordnung der grauen und weissen Substanz ist aberbedingt durch den Verlauf der Verbindungswege, auf welchen dieperipherischen Nerven, und durch sie die peripherischen, motorischenund sensiblen Apparate, mit den centralen Endapparaten, deren Sitzdie graue Rinde des Grosshirns ist, in leitenden Zusammenhang gebrachtsind. *Die Centralorgane fassen mit den ein- und austretenden Wurzelnder cerebrospinalen Nerven die ganze Summe der in den letzteren enthaltenenNervenfasern zusammen. Dies geschieht aber nicht regellos,sondern so, dass sich die anatomisch und functionell zusammengehörigen iFasern gruppen- oder bündelweise zu gemeinschaftlichen Faserzügenvereinigen. Nach kürzerem oder längerem, central gerichtetem Verlaufin der weissen Substanz geht ein solcher Nervenfaserzug in die graueSubstanz über und tritt da mit einer Gruppe von Ganglienzellen inBeziehung, wobei alle, oder mindestens ein Theil der Nervenfasern? inden Ganglienzellen oder mit feinsten fibrillären Verzweigungen ihr Endefinden. Diese Ganglienzellengruppe steht aber wieder durch einen central 'verlaufenden Zug von markhaltigen Nervenfasern mit einer bestimmtenStelle cler Grosshirnrinde in Verbindung, und zwar entweder direct,oder unter nochmaliger Unterbrechung durch eine Gruppe von Gang-jlienzellen. In dieser Weise zu einer zusammenhängenden Reihe ver- \knüpfte Nervenfaserzüge und Ganglienzellengruppeh, welche die peri- jpheren Nerven bestimmter Gebiete mit bestimmten Punkten der Grosshirnrmde"mVerbindung bringen, nennt mafTLeitungssysteme, unddie einzelnen Abschnitte eines solchen die Glieder desselben.Die Verfolgung und die genaue Feststellung der mit anderen Faserzügen vielfachdurchflochtenen und auf mannigfachen Umwegen an ihr Ziel gelangenden Leitungssystemeist eine der schwierigsten Aufgaben naturwissenschaftlicher Forschung, zuderen Bewältigung die Hilfsmittel der Anatomie allein nicht ausreichen; experimentelle,


Die Centralorgane des Nervensystems. 535klinische und pathologisch-anatomische Erfahrungen müssen zur Aufklärung derzahlreichen dunklen Punkte herangezogen werden.Die Entwicklung der Centralorgane beginnt in einer sehr frühenEmbryonalperiode. Die erste Anlage jderselben .tritt, schon an der Keimscheibeauf und erscheint als eine Verdickung des. axialen Antheiles desäusseren Keimblattes vor dem Primitivstreif (vergl. S. 11). Diese verdickteStelle wird als Medullarplatte bezeichnet. Bald erheben sichclie Ränder der. Medullarplatte über die dorsale Fläche der Keimscheibe,so dass clie früher flache Medullarplatte die Gestalt einer in cler Richturig~derLeibesaxe verlaufenden^'dorsal offenen Rinne, Medullarrinne,annimmt. Diese vertieft sich mehr und mehr, und indem ihre erhabenenRänder einander entg^egenwachsen und schliesslich "verschmelzen, wirddie Medullarrinne in ein Rohr, das Medullarrohr, umgewandelt. Dervöllige VerscnTiiss desselben erfolgt indess nicht allenthalben gleichzeitig,sondern von dem Kopfende gegen das Schwanzende allmäligfortschreitend.Von vorneherein schon ist das Medullarrohr nicht überall gleichweit; kaum zum Abschlüsse gelangt, zeigt es in der Kopfgegend dreihinter einander folgende^durch^zweLseichte Einschnürungen abgegrenzte"Erweiterungen, welche den Gehirnantheil des Medullarrohres bezeichnen.Man nenrifT sie" primitive Gehirnbläschen und unterscheidet sie alsvorderes, mittleres und hinteres. Der an das hintere Gehirnbläschensich anschliessende Rückenmarkantheil des Medullarrohres zeigt einesolche äusserliche Gliederung nicht.Ueber die weitere Ausbildung der Gehirnanlage wird später nochNäheres beizubringen sein. Bezüglich der Ausbildung des Rückenmarkesmöge Folgendes hervorgehoben werden.Während und unmittelbar nach dem Abschluss des Medullarrohresbesteht clie Wand desselben ringsurn aus-langgestreckten, gleichmässigradiär geordneten und dicht gedrängten Zellen, welche eine sagittalgerichtete Spalte, die Lichtung des Medullarrohres, begrenzen. Sie sindin lebhafter Vermehrung begriffen.An den seitlichen Theilen des Rohres lässt sich von dieserZellenanlage (Innenplatte) bald noch eine oberflächlicher gelegeneSchichte (Mantelschichte) abgrenzen, in welcher die Zellen lockerergefügt sind und ihre Längsaxen nach den verschiedensten Richtungenkehren.. Nach der ventralen Seite hin verdickt .sich, die Mantelschichtesehr erheblich und stellt damit die Anlageder grauen Vordersäulendes Rückenmarkes her. Eine zunächst ganz unbedeutende Verdickungder Mantelschichte in ihrem dorsalen Gebiete ist die Anlage der grauenHintersäulen. Dieser Verdickung der seitlichen Theile gegenüber bleibtdie Wand des Medullarrohres an der ventralen und dorsalen Seiteverhältnissmässig dünn, so dass der bilateral-symmetrische Aufbau desOrganes sehr deutlich zur Erscheinung kommt.Während die Zellen der Innenplatte zunächst clie epithelialeWand des centralen Rückenmarkscanales darstellen, bilden sichdie Zellen der Mantelschichte weiterhin zu zwei verschiedenen Formationenaus: Die einen vereinigen sich zu einem dichten, netzförmigenGerüst [Substantia spongiosa), aus^welchem die Neuroglia hervorgeht;rnäiiiäeoEMeDiciiÄu*


536 Die Centralorgane des Nervensystems.aus den anderen bilden sich die Ganglienzellen und die Nervenfasern.Die Zellen der letzteren Art erscheinen zunächst in der Anlage clerVordersäulen; sie zeichnen sich durch ihre rundlich-eckige Gestalt,namentlich aller'dadurch aus, dass sie einen lang auswachsenden Fortsatztreiben; sie sind die motorischen Ganglienzellen mit ihremAxencylinderfortsatz, welcher letztere sich mithin früher entwickelt, als wiedie verzweigten Protoplasmafortsätze dieser Zellen. Die Axencylinderfortsätzeder erwähnten Zellen treten zum grössten Theile als Bündel der vorderenNervenwurzeln aus der Rückenmarksanlage^ hervor und wachsenzwischen den Geweben der Rumpfwand weiter aus, theils aber gehensie an der ventralen Seite der Innenplatte in die Mantelschichte deranderen Seite über und erscheinen so als die erste Anlage der vorderenweissen Commissur. Andere, oberflächlich gelegene Zellendieser Art schicken ihre Fortsätze in den peripheren Theilen der Mantelschichtebogenförmig nach verschiedenen Richtungen aus und stellenso die Grundlage für die weissen Rückenmarksstränge her.Wie bemerkt, wachsen die Nervenfasern der vorderen Wurzelnunmittelbar aus den Zellen der Vordersäulenanlage peripheriewärts aus.Anders verhält es sich mit den Fasern der hinteren Wurzeln. IhreEntstehung hängt mit der eigenthümlichen Bildungsweise der Spinalganglienzusammen.Die primitive Anlage dieser letzteren ist nämlich durch eineleistenförmige Erhabenheit (Ganglienleiste) gegeben, welche hoch" vordem Verschluss der Medullarrohres, an der Uebergangslinie der Medullarplattein den an der Oberfläche verbleibenden Theil des äusseren Keimblattes,aus der ersteren hervortritt. In dieser ursprünglich gleichmässig |fortlaufenden-.Zellenleiste macht sich ~ denJlSfiEsseffl ueaiiiu^JiOtsffiediena^bäTcT eine Reihe von verdickten. Stellen^ bemerkbar, an welchen dieZellenvermehrung besonders reichlich vor sich geht. _Diese Stellen entsprechen"aenSpinalganglieh.Die in ihnen enthaltenen, von der__Medullarplatte abzuleitenden.Zej.len_werden zu Ganglienzellen; sie senden in entgegengesetzter Richtungzwei Fortsätze aus, einen in centraler und den anderen in peripherischerRichtung. Die ersteren wachsen in die Anlage der Hintersäiile~nbjnenrundsind die Fasern der hinteren Nervenwurzeln; dieletzteren wachsen zu peripheren, sensiblen Nervenfasern aus.Die bleibende äussere Gestalt de^_JBiicJ£ejrmiarkes wird im.Wesentlichen durch die fortschreitende Verdickung seiner Seitentheile_bdclingt,"""" während im Verhältniss dazu die dorsale und die ventraleWand des Medullarrohres sehr zurückbleiben. Die stark vor wachsendenSeitentheile fassen daher eine mehr und mehr sich vertiefendeventrale und dorsale Spalte zwischen sich, in deren Grund die dünn•gebliebenen Antheile der Wand des Medullarrohres als Commis-«uren vorliegen. Die ursprünglich weite, spaltförmige Lichtung desMedullarrohres wird späterhin eingeengt, bleibt jedoch als der centrale•Canal des Rückenmarkes erhalten.Hervorzuheben ist endlich, dass sich das Rückenmark noch im3. Monate des embryonalen Lebens durch die ganze Länge des Wirbel-•canates, bis an das Steissbein herab erstreckt. Von dieser Zeit an bleibtaber das Längenwachsthum des Rückenmarkes gegenüber dem der


Das Rückenmark. 537Wirbelsäule beträchtlich zurück, so dass das distale Ende des Rückenmarkesganz allmälig in den Kreuzbeincanal, später aber, in den erstenKindesjahren, bis an den 2. Lendenwirbel heraufrückt. In Folge dessenmüssen die Wurzeln der Lenden- und Kreuznerven verhältnissmässigsehr bedeutend, in geringerem Masse auch die der Brustnerven undselbst der unteren Halsnerven an Länge zunehmen.In dem caudalen Ende der Rückenmarksanlage kommt es überhauptnicht zur Bildung nervöser Elementartheile, es wandelt sich indas Filum terminale um, dessen relative Länge mit dem Emporrückendes distalen Rückenmarksendes immer mehr zunimmt.Die Blutgefässe des Rückenmarkes und das sie begleitende Bindegewebeentwickeln sich von der segmentirten Umgebung des Medullarrohresaus und wachsen von derselben in die früher völlig gefässloseSubstanz des Rückenmarkes hinein.I. Das Rückenmark.Das Rückenmark, Medulla spinalis, bildet einen strangförmigenAnhang des Gehirns, der von einer eigenthümlich gestalteten bindegewebigenVorrichtung getragen und, allenthalben von Flüssigkeit umspült,im Wirbelcanal untergebracht ist. Das Rückenmark erstrecktsich bis gegen den 2. Lendenwirbel herab, wo sich sein stumpf kegelförmigzugespitztes Ende, der Endkegel, Conus medullaris, befindet. Vondiesem aus setzt sich noch ein kaum mehr als 1 Mm. dicker Faden,das Filum terminale, fort, welches sich bis an das Ende des Kreuzbeinsverfolgen lässt und sich daselbst mit den bindegewebigen Auskleidungendes Kreuzbeincanales vereinigt. Dieser Faden enthält aber nur in seinemobersten Abschnitte noch eine Spur von Nervensubstanz und bestehtsonst, also in seinem bei weitem längeren Abschnitte, blos aus einerFortsetzung der bindegewebigen Hülle des Rückenmarkes; er ist dahernur ein bedeutungsloser Rest jenes Abschnittes des Rückenmarkes,welcher clem rückgebildeten Antheile der Wirbelsäule, nämlich den dreiletzten Steisswirbeln entspricht, an die sich keine Spinalnerven mehranschliessen. Nach den Körpergegenden pflegt man das Rückenmark indrei Abschnitte einzutheilen, für welche die Bezeichnungen: Halsmark,Brustmark und Lendenmark in Gebrauch sind.Man kann dem Rückenmark im Ganzen nur annähernd eme coniscluBpestalt zuschreiben, weil seine Dicke nicht gleichmässig von unten nachoben zunimmt, indem es zunächst im Lendentheile, dann in der unterenHalsgegend nicht unbeträchtlich anschwillt (Lenden- und Halsanschwellung)und in Folge dessen in der Rückengegend auffallendverdünnt erscheint. — Zwei mediane Längsspalten, eine vordereUnd eine hintere, Fissura longitudinalis anterior und posterior, theilen dasvon vorne nach hinten etwas plattgedrückte Rückenmark in zwei symmetrischeHälften: jede derselben wird durch zwei an den Seiten herab-|pifende, den austretenden Reihen der vorderen und hinteren Nervenwurzelnjentsprechende Furchen, Sulcus lateralis anterior und posterior,wieder in drei Abschnitte oder Stränge, Funiculi, getheilt. Man unterscheidetdaher an jeder Hälfte einen Vor cler sträng, einen Hinter-


538 Das Rückenmark.Strang und einen zwischen den beiden Reihen der Nervenwurzelnherablaufenden Seiten sträng. Beide Hälften werden durch eine mediane,aber weiter nach vorne gerückte" Markmasse, die Commissur, miteinander vereinigt, und diese" wird durch den in ihrem Innern befincFliehen sehr feinen, durch die ganze_ Länge des Rückenmarkes sicherstreckenden Canal, Canalis centralis medullae spinalis, in eine vordereund hintere Hälfte, Commissura anterior und posterior, getheilt. An derSpitze des Conus medullaris erweitert sich der Centralcanal ein wenigund lässt sich, nachdem er sich wieder verengt hat, noch eine Streckeweit in das TFilum terminale verfolgen.Die beiden Substanzen des Rückenmarkes sind in der Weise angeordnet,class clie weisse Substanz allenthalben die oberflächlicheSchichte bildet und namentlich die drei oben bezeichneten paarigenStränge des Rückenmarkes aufbaut. Die graue Substanz nimmt diecentralen Theile einer jeden Rückenmarkshälfte ein und bildet, derganzen" Länge des Rückenmarkes nach sich hinziehend, die sogenanntenSäulen, Columnae, welche in der Commissur durch eine frontal gestellteVerbindungsbrücke zusammenhängen. Den besten Ueberblick über dieFormverhältnisse der grauen Substanz gibt eine systematische Folgevon Querschnitten, an welchen sich die graue Substanz in^Formeines H darstellt, dessen Querbalken der ^Commissur entspricht, unddessen Schenkel, die sogenannten Hörner, die Durchschnittsflächen derSäulen darstellen. Die an der ventralen Seite der Commissur jederseitsbefindliche Ausladung der grauen Substanz nennt man die Vordersäule(Vorderhorn), die dorsal sich ausbreitende die Hintersäule(Hinterhorn). Die Hörner sindjrneistens nach aussen abgebogen_undan ihren den Nervenwurzeln zugewendeten Enden etwas aufgequollen.Allenthalben sind die vorderen Hörner etwas jiipker als die hinteren,welche sich von den" vorderen auch dadurch unterscheiden, dass naheihrem hinteren Ende, so wie in der Umgebung des Centralcanaies,^eneeigenthümliche Substanz auftritt, welche man mit dem Namen Substantiagelatinosa bezeichnethat. Als Seitenhorn wird einkurzer spitzer Fortsatz desVorderhornes bezeichnet, welcher von der lateralen jäeite des letztereilaus*' in jden_ Seitenstrang hinein vorspringt; es ist in dem oberstenAbschnitte des Brustmarkes" am deutlichsten ausgebildet. Hinter Jhmtreten aus der compacten Masse der grauen Substanz schmälere oderbreitere" netzartig verbundene Züge derselben zwischen die Nervenfaserbündelder Seitenstränge hinein. Diese Formation wird als "Processusreiieulares bezeichnet«!JIn Betreff des Antheiles, den beide Substanzen an dem Aufbaudes Rückenmarkes nehmen, ist ermittelt worden, dass der nach obenerfolgende Anwuchs des Stranges nur der weissen Substanz zuzuschreibenist, dass dagegen die localen Anschwellungen hauptsächlich von dergrauen Substanz erzeugt werden, da sich an diesen die weisse Substanznur in geringem Masse betheiligt. Die weisse Substanz nimmt daherbeinahe unabhängig von den Anschwellungen stetig von unten nach obenzu, während die graue Substanz im vollen Einklänge mit den äusseren,:;Umrissen wechselnd zu- und abnimmt. Die grösste Mächtigkeit erreichtdie graue Substanz bereits im Lendenmarke, und es müsste daher die _


Die Wurzeln der Spinalnerven. 539Halsanschwellung kleiner sein, als die Lendenanschwellung, wenn nichtdie weisse Substanz nach oben anwüchse.Die Wurzeln der Spinalnerven.Die 31 Spinalnervenpaare gehen aus zwei functionell verschiedenenund anatomisch gesonderten Wurzeln hervor, von denen die einen vordem Seitenstrange, clie anderen hinter demselben reihenweise das Rück'enmarkverlassen; die ersteren schliessen die centrifugal leitenden Fasernein, die letzteren die centripetal leitenden. Man unterscheidet daher aneinem jeden Rückenmarksnerven eine vordere und eine hintereWurzel und bezeichnet die erstere, weil sie die Muskeln beherrscht,als die motorische, die letztere als die sensible. Jede Wurzel fasst5—10_ Bündel von ^Nervenfasern zusammen und „bildet .daher einenkleinen Fächer, dessen Spitze dem Foramen intervertebrale zugewendetist. Beim Durchtritte durch die fibröse Rückenmarkkapsel vereinigensich die Bündel mit einander und erst später mit den Bündeln deranderen Wurzel. Vor dem Zusammentritt der zwei Wurzelfächer zudem gemischten Nervenstamme nehmen die hinteren, sensiblen WurzelnGanglienzellen in sich auf, so dass es in einem jeden Foramen intervertebralezur Bildung eines, nur der hinteren Wurzel a nff , ebör i 'rr Ar 'Spinalganglions, Ganglion intemiel :^raTe,lIämmt. Beide Wurzeln verlassenden Hörnern der grauen Substanz gegenüber das Rückenmarkund treten daher den grauen Säulen entsprechend auf jeder Seite inzwei Längsreihen zusammen, welche, durch die Seitenstränge von einandergeschieden, bis an die Spitze des Conus medullaris, den Ursprungspunktdes letzten Spinalnerven, herablaufen.Genaue Zählungen der Nervenfasern haben dargethan, dass dieGesammtsumme der austretenden Fasern rechts und links gleich seindürfte, dass jedoch die Wurzeln nicht immer auf beiden Seiten diegleiche Fasermenge enthalten, und die Faserbündel sehr häufig asymmetrischzusammengefasst werden. Daher kommt es, dass eine uncldieselbe Nervenfaser nicht immer durch dieselbe Wurzel austritt;nichts desto weniger wird sie aber, wegen der Constanz der Endpunkte,durch irgend eine Anastomose wieder in ihre richtige Bahngelenkt. Diese Anastomosen können sich schon an den Wurzeln vorfinden,insbesondere kommt dies bei den Halsnerven vor. Ferner istsichergestellt, dass in den hinteren Wurzeln weit mehr Nervenfasernaustreten, als in den vorderen, und zwar in einem Verhältniss von nahezuwie 3 :1. Darin liegt der Grund, dass, mit Ausnahme des 1. unclvielleicht auch des 5. Halsnerven, die hinteren Wurzeln durchgehendsgrösser sind als die vorderen.Die Wurzelfächer grenzen fast unmittelbar an einander, besondersam Halsmarke und am Lendenmarke, an welchem letzteren sich dieWurzeln der letzten 40—11 Nerven zusammendrängen; fasst man aberdie Mittelpunkte der Wurzelfächer -ins Auge, so findet man, dass dieAbstände der Ursprungsstellen nach unten zu immer kleiner werden,während die Abstände der Intervertebrallöcher von den Ursprungsstellenin derselben Richtung immer mehr und mehr wachsen. Die Folge davonist, dass nur die Wurzeln des ersten Spinalnerven, der in der Ebene


540 Die Wurzeln der Spinalnerven.des ersten Halswirbels entsteht, aus kurzen, horizontal gelegten Faserbündelnzusammengesetzt werden, alle anderen aber aus längeren undin schiefer Richtung absteigenden Bündeln hervorgehen. Die längsten^ beimErwachsenen etwa 14 Cm. langen Wurzeln besitzen daher die zweTSteissnerven, welche sich von allen anderen Spinalnerven noch dadurchunterscheiden, dass ihr Spinalganglion noch innerhalb deFTJura matergelegen istDurch den Zusammentritt dieser langen, mehr oder weniger.senkrechtvom Lendenmarke absteigenden Wurzeln kommt jener imunterenEnde ctes~VVlri!eTcanales befindliche büschelförmige Anhang des Rückenmarkeszu Stande, den man mit dem T^ameiPPTerdescnweif, Caudaequina, be^icnlie"fr"Alle Wurzeln sind länger als der directe Abstand ihres Ursprunges von demzum Austritte benützten Foramen intervertebrale. Aus diesem Grunde krümmensich die Nervenwurzeln auf ihrem Wege durch den Wirbelcanal oben in kleinenwellenförmigen Biegungen, unten in stärkeren, nach oben concaven Curven; dieseEinrichtung bezweckt offenbar nichts anderes, als die Nervenelemente vor Zerrungzu schützen, wenn das Rückenmark während der Bewegungen der Wirbelsäule aufund nieder gleitet. Da die Excursionsgrösse des Rückenmarkes von oben nachunten wächst, so muss der Ueberschuss an der Länge der Wurzeln ebenfalls vonoben nach unten grösser werden.iNebst der Länge und Verlaufsrichtung unterscheiden sich die einzelnenNervenwurzeln auch nach ihrem Umfange von einander. Die Wurzelndes 6. Hals- und des 2. Kreuznerven fassen die grösste Fasermenge insich, dagegen der 1. Halsnerve und der Steissnerve die kleinste. Diegrössten Spinalnerven entsprechen daher den Anschwellungen des Rückenmarkes.Da diese, wie früher gezeigt wurde, wesentlich durch die Verdickungder grauen Substanz erzeugt werden, so ergibt sich bereits eininniges Verhältniss der Fasermenge zu dem Umfange dergrauen Substanz des Rückenmarkes; wenn man -dasselbe näherprüft, so überzeugt man sich, dass die graue Substanz in jedem Querschnittedes Rückenmarkes mit der Fasermenge der Nervenwurzelnnahezu proportional zu- und abnimmt. — In Betreff des Verhältnissesder Nervenwurzeln zur weissen Substanz ergibt sich dagegen,dass die Fasermenge der ersteren verhältnissmässig wenig, und zwarnur in den Vorder- und Hintersträngen, dazu beiträgt, die localen Anschwellungendes Rückenmarkes zu bilden, dass aber die fortschreitendeVerdickung der Seitenstränge mit der von unten nach oben wachsendenSumme der Nervenfasern in Zusammenhang steht, welche dieselbe||nach und nach aus den grauen Säulen aufnehmen.Die Spinalcfancflien liegen, mit Ausnahme des Steissknötchens, mden Zwischenwirbellöchern; nur das letztere befindet sich nochjmSacke (IeT~fibr^en Rückenmarkshaut Nebst diesen normalen kommenausnahmsweise auch an einzeln Wurzelbündeln kleine Ganglia aberrantiavor. Nach Allem, was über die Spinalganglien bekannt ist, dürftesich in ihnen die Anzahl der Nervenfasern nicht vermehren, so dassdie Anzahl der austretenden Fasern gleich ist der der eintretenden.Damit im Einklänge stehen anderweitige Erfahrungen, nach welchendiese Ganglien nur exponirte Theile der grauen Substanz des Rücken-


Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes. 541markes darstellen und als die primären Ursprungsherde der sensiblenFasern der Spinalnerven anzusehen sind.Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes.An dem Aufbau des Rückenmarkes betheiligt sich nebst denNervenfasern, den wesentlichsten Elementen der weissen Substanz,und den Nervenzellen, den wesentlichsten Bestandtheilen der grauenSubstanz, auch noch accessorisches Gewebe.Zu den accessorischen Geweben gehört vorerst das fibrilläreBindegewebe, welches von Seite der gefässreichen ersten Rückenmarkshülle,der Pia mater, in das Innere des Rückenmarkes eindringtund insbesondere in den weissen Strängen die Fibrillen gruppen- undbündelweise ordnet und überdies der Substanz des Rückenmarkes diebereits sehr fein vertheilten Blutgefässe zuleitet. — Ferner gehört hieherdas eigentlich sogenannte Stützgewebe der Nervenelemente, die Neuroglia,und insbesondere auch die gelatinöse Substanz, welche sichan zwei Stellen angesammelt findet: zunächst im Inneren der Commissur,dann nahe dem hinteren Ende der grauen Hintersäulen. An ersterer Stellebefindet sich "die granulirt aussehende Substantia gelatinosa centralis,welche mit einer inneren Bekleidung von (flimmernden) Epithelzellendie Wand des Centralcanales darstellt; an letzterer die Substantia gelatinosaEolandi, eine durchscheinende Substanz, welche spärlich von Nervenfaserndurchsetzt und mit vereinzelten, ihr eigenthümlich zukommendenkleinen Zellen versehen ist.Die Ganglienzellen des Rückenmarkes sind durchgehends multipolare,mit mindestens vier Fortsätzen ausgestattete Zellen, vonjlenensich clie grössten in den Vorderhörnern befinden. Alle entsenden einenunverzweigten," in eineT markhaltige Nervenfaser übergehenden Fortsatz(Axencylinderfortsatz) und eine wechselnde Anzahl von Fortsätzen, diesich dendritisch ins Feinste vertheiTeh^fProtoplasmafortsätze). Im Vorderhornsind die Zellen gruppenweise angeordnet, im Hinterhorn abersind sie spärlich und zerstreut. Nur in jenem Abschnitte des Rückenmarkes,der sich mit dem Ursprünge des 9. Brust- und des 3. Lendennervenbegrenzt, findet sich unmittelbar hinter der Commissur, angeschlossenan die Wurzel des Hinterliornes, eine Gruppe von Ganglien-^zellen, welche "unter dem Namen cler Clarke'schen Säule, Golumnavesicularis, bekannt ist.Hinsichtlich des weiteren Verhaltens der Nervenfasern und ihrerBeziehungen zu den Ganglienzellen liegen aus neuester Zeit höchstwichtige Erfahrungen vor, welche geeignet sind, eine tief greifendeUmgestaltung unserer Anschauungen über das gegenseitige Verhältnissder nervösen Elementartheile in den Centralorganen und über diephysiologischen Vorgänge in denselben anzubahnen. Was sich aus denselbenschon jetzt mit einiger Sicherheit entnehmen lässt, ist das Folgende:T I) .Nervenfasern und Ganglienzellen__ordnen sich zu sogenanntenNe'rveneinlieiteh, Neuronenr (Vergl. das Schema auf "S. 512)7 Einejede Neurone (1) besteht aus einer multipolaren Ganglienzeile (g) mitihren dendritischen Protöplasmafortsätzen ip) und mit clem Axencylinderfortsatz\a), welcher unmittelbar_ in den zweiten Bestandtheil der Neu-


542 Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes.rone, in eine Nervenfaser \n) von grösserer oder geringerer Länge übergeht.Diese selbst aber löst sich schliesslich in baumförmiger_Vef:zweigung_Jn., den dritten Bestandtheil der Neurone, in das EndVbäumchen (e) auf. Mit diesem nimmt" die Nervenfaser ein freies Ende,ohne mit den Endbäumchen anderer Neuronen, oder mit anderenGanglienzellen in continuirliche Verbindung zu treten. — Jedes GliedeinesJLeitungssystems (vergl. S. 534) besteht aus einer Summe gleichartigerNeuronen, wobei die Leitung in den motorischen Systemen stetsin "cler" Richtung von der Ganglienzelle "zum Endbäumchen, in den sen-Schematische Darstellung der Nerveneinheiten.1. Schema einer Neurone; 2. zwei Neuronen, von welchen das Endbäumchen der einen die Ganglienzellen deranderen umspinnt; 3. drei Neuronen, von welchen das Endbäumchen der einen die Ganglienzellen von-zweianderen umspinnt; 4. zwei Neuronen, deren Endbäumchen einander zugewendet sind und sich gegenseitigdurchsetzen, g. Ganglienzelle, p. Protoplasmafortsätze, a. Axencylinderfortsatz, n. Nervenfaser, c. Collateralen,e. Endbäumchen.siblen Systemen jedoch in dieser oder in der entgegengesetzten Richtungerfolgt. Wo zwei Glieder eines Leitungssystems an einander grenzen, könnendie Neuronen derselben auf verschiedene Weise in Beziehung treten.Entweder., es umfassen die Endbäumchen der central, gelegenen Neuronenmit ihren Verzweigungen die Ganglienzellen je einer oder mehrerer,peripher gelegener Neuronen [Schema 2 und 3), in welchem Falle dieNeuronen beider Glieder "gleich gerichtet sind; oder aber es tritt dasEnjibänmchen der centralen Neurone mit dem EndbäumchenTelner odermehrerer^jperipherer Neuronen so zusammen, dass die VerzweigungenbeicleT^ich~g^enseit^(Schem¥'^r'In"dIesemFa]Iesind dieNc^ronenHBeider Leitui^glie^erentgegengesetzt gerichtet. In keinem (Falle aber ist ein ununterbrochener Zusammenhang der anschliessendenNeuronen festgestellt worden. Man muss sichdaher mit der Vorstellung vertraut machen, dass die Fortpflanzung einesgegebenen Anreizes von einer auf die andere Neurone, beziehungsweisevon einem Glied eines Leitungssystems auf das andere, keineswegs einecontinuirliche Verbindung derselben voraussetzt, sondern dass sie auf


Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes. 543Grund inniger Aneinanderlagerung ihrer Enden (Contiguität), also durchUebertragung erfolgen kann.Die Zahl der Neuronengruppen, welche zu einer Kette an einandergereiht _ein Leitungssystem bilden, kann eine verschiedene sein. Beiden Leitungsbahnen für die willkürliche Muskelbewegung sind es nurzwei, bei den sensiblen Leitungen aber drei oder mehrere. Dascentrale Ende einer solchen KetteJ.st in der Rindensubstanz_ der Gross-.hirnhemisphäre zu "suchen, das periphere Ende aber in den sensiblenEndapparaten der Sinneswerkzeuge, beziehungsweise in den Endigungender. motorischen Nervenfasern in den Muskeln.J^ Neuere Untersuchungen haben weiterhin übereinstimmend zu dembedeutungsvollen Ergebniss geführt, dass die Nervenfasern während ihresVerlaufes durch die weisse Substanz des Rückenmarkes und Gehirnesin kurzen „Abständen und unter nahez^_rechtSi Winkeln Seitenäste,Collateralen (c), absenden, welche sofortJnjgraue Substanz übertreten,und dort pinselförmig in feinste Fibrillen zerfallen; mittelst dieser setzensich die CölläferäTeiT in annTicFe Beziehung zu Ganglienzellen, wie esvorhin von den Endbäumchen der Neuronen beschrieben worden ist.Aus_ dieser Thatsache ergibt sich, dass in einer solchen Nervenfaserzvvar_eine_ isiuixteZEM^auf clem Wege clerCollateralen eine sejtliche ^zweigung Her Leit^selben "auf ahclereNeuronen erfolgen kann So kann beispielsweise der Erregungszustandeiner sensiblen Nervenfaser durch die im Hinterstrangdes Rückenmarkes von ihr abzweigenden und in das Vorderhorn übertretendenCollateralen auf eine grössere oder kleinere Zahl von motorischen||Ganglienzellen übertragen werden, wodurch die anatomische Grundlagefür clie Einleitung der sogenannten Reflexbewegungen gegeben ist.Ueber die Bedeutung der Protoplasmafortsätze der multipolarenGanglienzellen ist man noch nicht ins Klare gekommen. Es wird sogarbezweifelt, dass sie direct an den nervösen Leitungsvorgängen irgendwiebetheiligt wären; manche Forscher sind vielmehr geneigt, ihnen ausschliesslicheine nutritive Bedeutung zuzuerkennen. Ganz unhaltbar ist aberjedenfalls die früher allgemein gangbar gewesene Annahme geworden, dassdie feinsten Verzweigungen der Protoplasmafortsätze ein feines Nervennetzherstellen, welches eine Verbindung der Ganglienzellen unter sichund mit Nervenfasern vermitteln würde. Alle neueren Erfahrungensprechen gegen diese Annahme.ty In Bezug auf die Nervenwurzeln ist sichergestellt, dass die Fasernder vorderen, der motorischen Würz ein, bündelweise aufgelöst, zwischen_denBündeln cler weissen Substanz der Vorderstränge hindurch undohne mit denselben Verbindungen einzugehen, zu den Ganglienzellengruppender Vordersäulen eindringen und in clie Axencylinderfortsätze derselbenübergehen, das heisst aus diesen ihren Ursprung nehmen. Doch scheintes, dass ein Theil derselben unmittelbar in die Längsrichtung umbiegenund ein anderer durch die vordere Commissur hindurch zu den Vorderhornzellender anderen Seite übertreten kann. — Von den Fasern der hinteren,sensiblen Wurzeln geht ein grösserer Antheil theils von derlateralen«Seite, theils von hinten her in die Substantia gelatinosa ,ttolanQ ein, um von dort aus m den vorderen Ajithe.ilwder_Hmters,aule 11zu gelangen. Einige schlagen diesen Weg direct, andere nach längerem /


544 Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes.auf- oder absteigenden Verlauf in dem weissen Hinterstrang ein. Ueberden Verbleib dieser Faserantheile in der grauen Substanz der Hintersäuleherrscht noch nicht völlige -Klarheit. Sicher ist nur, dass einigevon ihnen zu den Zellen cler Clarke'schen Säule hinziehen, um dieselbenmit ihren Endbäumchen zu umstricken, und dass die zahlreichenCollateralen der Hinterstrangfasern in horizontaler Richtung in dasVorderhorn übertreten, wo sie mit ihren pinselförmigen Endverzweigungendie grossen motorischen Ganglienzellen umspinnen. Einzweiter Antheil der hinteren Wurzelfasern geht nicht in die graue_LB.VW.Schematische Darstellung der wichtigsten Leitungsbahnen im Kückenmark.I. Motorische Leitungen. V. Vorderhorn (Querschnitt der Vordersäulen). E. Hinterhorn. P. S. Feld derPyramiden-Seitenstrangbahn. P. V. Feld der Pyramiden-Vorderstrangbahn. V. W. Vordere WurzelnG. Z. Ganglienzellen der Vordersäulen. K. B. kurze (segmentale) Bahnen. L. B. lange Bahnen (Pyramiden-Seitenstrangbahn). G. B. gekreuzte Bahnen (Pyramiden-Vorderstrangbahn).II. Sensible Leitungen. V. Vorderhorn. B. Hinterhorn. K. S. Feld der Kleinhirin-Seitenstrangbahn. Ol Ganglienzellender Clarke'schen Säule. H. W. Hintere Wurzeln. G. Gangion intervertebrale.Substanz ein,-' sondern gesellt sich dem weissen.. flinterstrangL-hei, _un|in_demselben acifwarts* zu ziehen, wobei sich die Fasern mehr lindmehr der "Mediänebene nähern (vergl. die oBenstehende schematischeAbfindung n).Auf Grund des mindestens in den Vorderhörnern bestimmt nachgewiesenenZusammenhanges der Wurzelfasern mit Nervenzellenlässt sich behaupten, dass die in der weissen Substanz des Rücken:markes aufsteigenden Längsfasern mindestens zu einem Theile Centralfasernsind, d. h. Neuronen angehören, deren sämmtliche Bestandtheileim Bereiche des Centralorganes liegen. Doch ist nicht zu bezweifeln


Ueber den feineren Bau des Rückenmarkes. 545dass andere Antheile von Wurzelfasern, namentlich von sensiblen,statt früher in Zellen einzugehen, sogleich zu Längsfasern werdenuncl direct zum Gehirn aufsteigen. Wenn einer jeden Wurzelfaserauch eine Rückenmarksfaser entsprechen würde, so müsste dieSumme der im oberen Halsmark aufsteigenden Fasern zum mindestengleich sein der Summe der durch die Nervenwurzeln zugeleitetenFasern. Dies ist aber nicht der Fall, da sich durch sorgfältigeZählungen herausgestellt hat, dass die Gesammtzahl der mit denvorderen und hinteren Nervenwurzeln in das Rückenmark eintretendenNervenfasern doppelt so gross ist, als die Gesammtzahl der Nervenfasernin der weissen Substanz an der Austrittsstelle des 2. Halsnerven(rund 800.000 gegen 400.000). Hieraus und aus experimentellenErfahrungen ergibt sich die für die Bedeutung des Rückenmarkesgewichtige Folgerung, das die Fasern der Nervenwurzeln inder grauen Substanz vermittelst der Zellen gruppenweise zusammengefasstsind und dass das Rückenmark in .jedem Segmente selbständige,symmetrisch durch die Commissuren verknüpfteCentra, Innervation sherde für die einzelnen Organe und Organgruppenenthalte, welche sich durch centralwärts gerichtete, gemeinsameLeitungen mit dem Gehirn in Verbindung setzen. Die Grundlagehiefür ist durch die oben erwähnte Thatsache gegeben, dasseine central gelegene Neurone sich mit zwei oder mehreren an sieanschliessenden peripheren Neuronen in Beziehung setzen kann. Je nachder Beschaffenheit des Innervationsgebietes müssen nicht nur die Verknüpfungeninnerhalb der erwähnten Centren verschieden sein, sondernauch die Verknüpfungen derselben mit dem Gehirn müssen sich baldeinfacher, bald mannigfacher gestalten. Je geringer z. B. die Mannigfaltigkeitder Bewegungen eines Körpertheiles ist, desto kleiner könnenclie Zellenherde uncl desto einfacher die Verbindungen mit dem Gehirnesein. Gewiss steht damit auch der wechselnde Umfang der einzelnenAbschnitte des Rückenmarkes in Zusammenhang. Der Einförmigkeit inder Anlage der Rumpfmusculatur und dem geringen Bedarfe an Nervenfasernentspricht der geringe Durchmesser des Brustmarkes, undzweifellos verdanken die Hals- und Lendenanschwellung nicht bloscler grösseren Fleischmenge, sondern auch der mannigfachen Combinationsfähigkeitder Extremitätenmuskeln und der in Folge dessenerforderlichen grösseren Menge von Nervenfasern und Zellen ihre Entstehung.Gewiss lässt sich auch in diesem Verhältnisse die Erklärungder Thatsache finden, dass ein selbst 120 Pfund schwerer Stör mit seinereinförmig angelegten Musculatur ein kaum dickeres Rückenmark besitzt,,als der mit Extremitäten ausgestattete Frosch.Von hervorragender Wichtigkeit und Bedeutung ist endlich nochdas Bestehen centraler Verbindungen zwischen symmetrischen Bezirkender grauen Substanz und zwischen den Bestandteilen der Hinter- undVordersäulen. Allerdings lässt der thatsächliche Nachweis derselben nochVieles zu wünschen übrig.Hinsichtlich der im Halsmarke neu auftauchenden Strangformationen,öiuss auf die Beschreibung des verlängerten Markes verwiesen werden.v. Langer-T'oldt, Anatomie. 5. Aufl. 35


546 Segmente und Leitungssysteme des Rückenmarkes.Segmente und Leitungssysteme des Rückenmarkes.Wenn auch an dem Rückenmarke selbst äusserlich keine Anhaltspunktevorliegen, um an demselben Segmente abzugrenzen, welche mitder Metamerie des Rumpfes übereinkommen, so wird doch in Anbetrachtdes reihenweisen, den Folgestücken der Rumpfwand entsprechendenEintrittes der Nerven wurzeln die Vermuthung nahegelegt, dass sich indem inneren Aufbau des Organes, wenigstens theilweise, eine segmentaleAnordnung der nervösen Elementartheile vorfinden müsse. In der Thathat es sich herausgestellt, dass die mit den vorderen und hinterenWurzeln eintretenden Nervenfasern zunächst Bestandtheile der weissenSubstanz werden, dann aber sich, der grossen Mehrzahl nach, in annäherndgleicher Höhe in die graue Substanz einsenken und in diesersofort mit Ganglienzellen in Beziehung treten. Indem sich dieses Verhaltenan jedem Nervenpaare wiederholt, so gehört in dem betreffendenRückenmarkstücke zu einem jeden Paare von vorderen und hinterenWurzeln ein bestimmter Antheil von weisser und grauer Substanz,welcher das einem jeden Nervenwurzelpaare entsprechende Segmentdes Rückenmarkes vorstellt. Es ist nun allerdings nicht möglich, dieseauf einander folgenden Segmente anatomisch scharf abzugrenzen; dochaber finden sie einen unverkennbaren Ausdruck einerseits durch die Verdickungder grauen Substanz, sowie der weissen Vorder- und Hintersträngeim Bereiche der Lenden- und Halsanschwellung, anderseits durchclie gesetzmässigen Verschiedenheiten hinsichtlich der Zahl, Anordnungund Grösse der Ganglienzellen in den Vordersäulen. Diese Verschiedenheitensind nämlich abhängig von der Länge der einzelnen Segmente,und diese steht in umgekehrtem Verhältniss zu dem Querschnitt desRückenmarkes. Die Segmente sind also am längsten in der Mitte desBrustmarkes, am kürzesten in der Hals- und Lendenanschwellung; inden kürzeren Segmenten häufen sich die Ganglienzellen und ordnen sichzu bestimmten Gruppen, zeichnen sich auch durch besondere Grösseaus, in den längeren Segmenten sind sie auch in dem Vorderhorn spärlicherund mehr zerstreut.Dieser segmentale Bau des Rückenmarkes wird durch den Umstandbis zur völligen Unkenntlichkeit verdeckt, dass die. einzelnen.Segmente unter sich vielfach durch Nervenfasern in Verbindung gebracht -sind, überdies aber„„ dadurch, dass von verschiedenen Antheilen,üe?-enTzelnen Segmente Nervenfasern ausgehen, welche in_ dejLJSKeissen •'•Si&staiiz^aufsteig^n, bis ins"'Gehirn "gelangen und so Verbindungen derßüc^enmark^segmente mit gewissen Bezirken^ des Gehirnes _ herstellen*DieseT^ervenfaserzüge beiderlei Art, welche sich in der mannigfaltigstenWeise durchflechten, vereinigen sich zu Fasersystemen, welche denverschiedenartigen Leitungsbahnen des Rückenmarkes zu Grunde. liegen.Man pflegt daher lange und kurze Leitungsbahnen zu unterscheiden.Zu den kurzen Bahnen gehören.„ dleJün^die.jwdisse Substanz ejngetretenenFaserbündel der Nerven wurzeln und die Faserzjigejjwejehe^dieeinzejnen^egjn^nte verbinden; sie besitzen also^ürchlinFsegmentalenCharakter. Zu den langen Bahnen gehören allejrorijlen Rückenmarkssegmentenausgehenden _und in jeter weisaenZSufastanz. zum Gehirn aufsteigendenNervenfaserzüge. Der grössere Theil derselben bleibt im Aufs


Segmente und Leitungssysteme des Rückenmarkes. 547fiteigen zunächst auf derselben Seite; gewisse Faserzüge aber überschreitenschon im Rückenmarke, auf dem Wege der weissen Commissur, früheroder später die Mittelebene, um auf der entgegengesetzten Seite ihrenLauf zum Gehirn fortzusetzen (ungekreuzte und gekreuzte Bahnen).Durch zahlreiche, theils entwicklungsgeschichtliche und pathologischanatomische,theils experimentelle und klinische Erfahrungen, welchehier nicht weiter erörtert werden sollen, ist man in den Stand gesetztworden, jene Bezirke, welche gewisse Leitungssysteme in dem Bereicheder weissen Substanz des Rückenmarkes für sich in Anspruch nehmen,festzustellen und zu umgrenzen, beziehungsweise die gesammte weisseSubstanz in eine Anzahl von paarigen Fasersystemen abzutheilen.Man kennt Jusjetzt 8. verschiedene^Fasersysteme, und zwar 4. in denSeitensträngen und je 2 in den Vorder- und Hintersträngen (vergl. dasSchema auf Seite 548). —•——~~— -Fasersysteme in den Vordersträngen. 1. Die Vorderstrang-Grundbündel (V G.). Sienehmen den bei weitem grössßren»».iateralenAntheil des Vorderstranges ein und enthalten__vorwiegend__die_ Faserbündelcler eintretenden motorischen Nervenwurzeln. Sie sincTdaher kurze,segmentale Bahnen und zeigenörtliche" VÖlumsschwankungen nachder Grösse der Nervenwurzeln. 2. Die Pyramiden-Vorderstrangbahn[P. V.). Sie ist eine_ lange Bahn und nimmt den medialen, dervorderen__Längsspalte zugekehrten Theil des Vorderstranges ein. IhrerAusbildung nach sehr erheblichen individuellen Schwankungen unterworfenund auch auf beiden Seiten oft ungleichmässig ausgebildet, istsie gewöhnlich erst vom mittleren Theile das Brustmarkes an nachweisbar.Ihre Fasern stammen m letzter Linie aus den ür^pTmigsgebieten dermotorischen Nerven, also aus den Vordersäulen, und bilden, in dasverlängerte Mark aufgestiegen, den lateralen Antheil der gleichseitigenPyramide; daher der Name.Faser Systeme in den Seitensträngen. 1. Die Kleinhirn-Seite n-strangbahn [K. S.). Sie bildet in der hinteren Hälfte des Seitenstrangeseine schmale, oberflächlich gelegene Zone, findet sich aber nur im BrustundHalsmark. Sie ist durch beträchtliche Dicke ihrer Nervenfasernausgezeichnet, welche sämmtlich den Axencylinderfortsätzen der Zellender Clarke'schen Säule" entstammen "(vergl. auch die" Abbildung II aufS. 544), den Seitenstrang quer durchsetzen und dann, in dem Bereicheihrer Bahn angelangt, ohne weitere Unterbrechung durch Ganglienzellen,in das verlängerte Mark aufsteigen. Durch dieses ziehen sie als Bestandteildes Corpus restiforme in_ das Kleinhirn, wo sie die Seite wechselnund in der Rinde des Oberwurmes ihr Ende.. finden? Die JLeitung;. indieser langen Bahn ist eine centripetale. 2. Der antero-laterale Strang(A. Li). Er_ bildet die_ oberflächliche Zone in der vorderen Hälfte desSeitenstranges uncl ist cler ganzen Länge des Rückenmarkes nach^zufinden; er endigt in dem „Seitenstrangkern des_ verlängerten Markes.Seine näheren Beziehungen und seine Bedeutung sind noch nicht hinreichendklargestellt. 3. Die Pyramiden-Seitenstrangbahn (P. S.).Sie_ nimmt in der hinteren Hälfte des Seitenstranges, .entlang der medialenGrenze der Kleinilirn-Seitejistrangbahn, ein längliches, annähernd dreiseitigbegrenztes Feld ein, "welches von der Lendenanschwellung an nachoben stetig an Grösse zunimmt. In dem Lendenmarke und in dem35*


548 Segmente und Leitungssysteme des Rückenmarkes.unteren Theile des Brustmarkes, so weit, als die Kleinhirn-Seitenstrang.bahn noch fehlt, oder erst in ihren Anfängen vorhanden ist, reicht dasFeld der Pyramiden-Seitenstrangbahn bis an die Oberfläche heran. IhreFasern, durch besonders starkes Caliber ausgezeichnet, umspinnen mitihren Endbäumchen die motorischen Ganglienzellen der Vordersäulen.Sie treten aus diesen in die Seitenstränge über und verlaufen, in ihrerBahn gerade aufsteigend, l)is in den obersten Theil des Halsmar^es, wosie~Th der sogenannten Pyramidenkreuzung die Mittellinie überschreitenund den überwiegenden, und zwar den nne^^en Anthpil dergegenseitigen Pyramide des verlängerten Markes nerstellen. Von daSchematische Darstellung des Faserverlaufes im Rückenmarkssegment. (Nach Flech sigj mit kleinen Abänderungenvon Kahler.) 4V. Vorderhorn mit den grossen motorischen Ganglienzellen. E. Hinterhorn. Cl. Clarke'sche Säule. P. V. Pyramiden-Vorderstrangbahn. V. (?. Vorderstrang-Grundbündel. A. L. Antero-lateraler Strang. S. H. Seitenstrangreste.K. S. Kleinhirn-Seitenstrangbahn. P. S. Pyramiden-Seitenstrangbahn. H. G. Hinttfrstrang-Grundbündel(Keilstrang).


Die Hüllen und Gefässe des Rückenmarkes. 549Pyramidenbahnen im Seiten- und Vorderstrang sind zusammengehörigeLeitungssysteme. Sie verbinden als lange Bahnen, in centrifugalerLeitungsrichtung, bestimmte Bezirke der Grosshirnrinde "mit den UF"gjprungsherden der motorischen Wurzeln der Rückenmarksnerven in denentgegensetzten Vordersäulen und stellen daher das centrale Glied einesweit ausgebreiteten motorischen Leitungssystems dar. 4. Die Seitenstrangreste(S. R.). Sie nehmen einen langen, schmalen Streif an derlateralen Grenze der, grauen Substanz ein, reichen vorne bis an dieaustretenden Bündel der vorderen Nervenwurzeln heran und rückwärtsbis an den Bereich der gelatinösen Substanz des Hinterhornes. Seitlichwerden sie somit von dem antero-lateralen Strang und von der Pyramiden-Seitenstrangbahnbegrenzt. Sie enthalten vorwiegend kurzeBahnen, bestimmt zur Verbindmig^der einzelnen Rückenmarkssegmenteunter .einander.Fasersysteme in den Hintersträngen. 1. Die Hinterstrang-Grundbündel (H. G.J. Sie bilden den lateralen, grösseren Antheil derHinterstränge-und enthalten ausschliesslichjkurze, segmentale Leitungen:einerseits die eintretenden Faserbündel der hinteren Nervenwurzeln,anderseits Verbindungsfasern für die einzelnen Segmente. 2. Der Goll'scheStrang (G. S.). Er nimmt den medialen, an die Fissura longitudinalisposterior grenzenden Theil des Hinterstranges ein, lässt sich jedoch erstvon der obereren Hälfte des Brustmarkes an deutlich von den Grundbündelnunterscheiden. Von da an bildet sich nämlich allmälig zwischenbeiden eine zarte, bindegewebige Scheidewand, Septum intermedium, aus,welche die Grenzlinie auch an der Oberfläche, je weiter nach oben, um sodeutlicher, kenntlich macht, um so mehr, als der Goll'sche Strang nach obenstetig an Umfang zunimmt. Derselbe enthält ausschliesslich lange, centripetalleitende Bahnen, und zwar jene Fasemninelfiili^^welche, ohne in graue Substanz einzutreten, geradenwegs nach obenziehen, sowie ändere, welche aus den grauen Hintersäulen austreten undsich den ersteren beigesellen. Alle diese. Fasern finden indem verlängerten^Mark, und zwar in dem gleichseitigen Kern des Golf'schen*HEänges^einvorläufiges Ende«-»."Die Hüllen und Gefässe des Rückenmarkes.Es gibt drei Rückenmarkshäute, Meninges spinales: eine gefässreichePia mater, eine seröse Arachnoidea und eine fibröse äussere Kapsel,die Dura mater.Die Gefässhaut, Pia mater spinalis*) bildet die äussere Begrenzungshautdes Rückenmarkes selbst und dringt daher, der Oberfläche desselbenüberall dicht anliegend, auch in die Längsspalten bis an die Cömmissurenein. Sie verhält sich jedoch zu den beiden Längsspalten verschieden.Während sie sich in die vordere Längsspalte vollkommeneinsenkt und die derselben zugewendeten" Seiten der Vo"r^rsteange~bekleidet, geht sie über die hmtexe_Längsspalte oberflächlich hinwegund ^schickt in dieselbe^ eine Scheidewand, Septum posterius, hinein,') Syn. Meninx vasculosa.


550 Die Hüllen und Gefässe des Rückenmarkes.welche die beiden Hinterstränge von einander abgrenzt. Man kann daherdie beiden Vorderstränge ohne Verletzung der Pia mater von einander*abheben, die Hinterstränge aber nicht.Indem die Pia mater allenthalben von ihrer inneren Fläche, hauptsächlichaber aus dem Grunde der Spalten das bindegewebige Gerüstin das Innere des Markes absendet, wird sie zu einem wesentlichenBestandtheil des Organs. Ausserdem ist sie die Trägerin der Blutgefässe,deren gröbere Astfolge in Tue äussere Begrenzungslamelle aufgenommenist, und deren Vorcapillaren sich, mit dem radiär angeordneten Bindegewebsgerüstevon aussen nach innen eindringend, spärlich in clerweissen Substanz, reichlich jedoch in den grauen Säulen vertheilen:Oben geht die Membran in die gleichnamige Hülle des Gehirns über,unten auf das Filum terminale, dessen einzigen Bestandtheil "sie weiteruhte*ir^arstefTt7 nachdem, etwa 3—4 Cm., von der Spitze des Endkegels'entfernt, die Nervenelemente vollkommen fehlen. Nebst der grossenMenge von Blutgefässen^eju^häjt^sie^auch ein reiches_NeryengeI!egiit tdessen~Faflen*""vbn den Inntm^ Nervenwurzeln und vom sympathjsdienNervensystem abstammen 1 ;^cue letzteren gelangen auf dem Wegeaef SpmaTarterien in den Wirbelcanal. Bemerkenswerth ist die Angabe, dass dieseGeflechte auch Fäden entsenden, welche im Inneren des Rückenmarkesendigen sollen. ,Die Spinnwebenhaut, Arachnoidea spinalis, bildet einen. dünm.häutigen, am unteren Ende des Kreuzbeincanales abgeschlossenen Sack, •der das Rückenmark sammt den^ervenwurzeln-^aseMtesst. Mit derDura mäfer" geht ..sie ^ nur ;an den Zwischen wirbellöchern, wo die ;Nerveiiwurzeln austreten, Verbindmigen"eTnY*"da sie_ sicF^j/ücK" mit derPia mater nur durch feine, bindegewebige Bälkchen und durch einelängs der hinteren Längsspalte des Rückenmarkes herabläufende,.„abermehrfach durchbrochene Lamelle vereinigt, so bekommt sie zjw^i_freie^,mit polygonalen Endothelzellen bekleidete Flächen; sie begrenzt daher tmit den anderen Ruckenmarkshüllen zwei Räume: mit der Duramater das Cavum subdurale" und mit der Pia mater das Cavum subarachnoideale.Am Präparate erscheint sie nur locker um das Rückenmarkgelegt und den Nervenbündeln entsprechend gebuchtet; so langeaber die Theile unversehrt sind, wird sie von dejn^assejklaren^.-Jm-Cayum sujbarajjmXLldfiale befindlichen Liquor cerebrospinalis ausgespannterhatTenTnliXandie Dura mater angepresst, wodurch das Cavum subduralevollständig verlegt wird.Obgleich die Arachnoidea eine zarte Membran ist, gewinnt siedurch die Anlagerung an die harte Haut eine hinreichende Stütze, ummit ihr vereint einen röhrenförmigen Behälter darzustellen, in welchemdas Rückenmark, allenthalben von Flüssigkeit umspült, frei herabhängt.Den Aufhängeapparat bilden theils die Rindegewebsbälkchen, wejcjißdieArachnoidea mit der Pia mater verbiriden^,Jheils ein besonderes Auf-,hängeband, welches seiner Gestalt-wegen Ligamentum denticulatum, genanntwird. Dieses Band besteht aus „einer entlang dem ganzen Rückenmarkebeiders'el^lierabiaufenden Reihe von etwa 20Zacken, die zwischen,den geschiedenen Wurzelfächern liegen," 'mit Ihren Basen ausJj^erjäiPSe^tejistränge überkleidenden Pia mater austreten und mit ihren Spitzenseitlich an der Arachnoidea und Dura mater haften. DasTSancT hat daher


Die Hüllen und Gefässe des Rückenmarkes. 551eine frontale Lage. Durch dasselbe wird das verlängerte Mark von clemGewichte des Rückenmarkes entlastet, das es sonst zu tragen bemüssigtwäre. Dass übrigens auch schon der Liquor cerebrospinalis Vieles dazubeiträgt, das Gewicht des Rückenmarkes zu vermindern, ist selbstver-»ständlich. — Die wenigen Gefässe und Nerven, welche die ArachnoideaJbesitzt, erborgt sie von der Pia mater und bekommt sie durch dieBindegewebsbälkchen zugeleitet, welche den Subarachnoidealraum vielfachdurchziehen.Die beiden besprochenen Hüllen werden zusammen als die weichenRückenmarkshäute bezeichnet.Die harte Rückenmarkshaut, Dura mater spinalis,*) vervollständigtund verstärkt den röhrenförmigen Behälter des Rückenmarkes; sie reichtebenfalls bis an_das Ende des Kreuzbeincanales herab und vereinigtsich dort mit den fibrösen Verschlussmitteln des Hiatus jsacraiis. Mitder Wand des Wirbelcanales ist sie nur bei den Zwischenwifbellöchernfester, sonst aber durch zarte Bindegewebsfäden locker verbunden undbegrenzt daher mit ihr einen Zwischenraum, in welchem sich dieGeflechte der Wirbelvenen nebst lockerem, fettreichem, an der Leichemeistens serös infiltrirtem Bindegewebe befinden. In diesem Gewebesind auch Nervenfäden nachgewiesen worden, welche von den sympathischenAntheilen der Nervi sinuvertebrales abstammen. Die derArachnoidea zugewendete Fläche besitzt einen einschichtigen, endothelialenUeberzug. — Die Gefässe"*" der Dura mater sind ziemlichzahlreich; die Nerven, clie darin vorkommen, sollen dagegen nur Geiass 7 "nerven sein und keinen der Membran eigenthümlichen sensiblen Apparatvorstellen.Die arteriellen Gefässe des Rückenmarks sind die unpaarigenArteriae spinales, zwei entlang den Längsspalten herablaufende_Axterien >von denen eine jede"" oben" paarig,"als Arteriae spinales anteriores undposteriores, aus der Vertebralis entspringt; nachdem sich die beiden Zweigemiteinander vereinigt haben, stellen sie eine Anastomosenkette her,deren untere Glieder durclTlnehrerTKÄT spinalesdargestellt werden.weiche aus den hinteren Rumpfwancmrterien stammen und in Begleitungder Nervenwurzeln an das Rückenmark gelangen. Durch die zwei Zweige,einen vorderen und einen hinteren, in welche sich die meisten seitlichenRami spinales spalten, werden, allerdings in unregelmässigerFolge, zunächst quere Reifen, und durch die in die Pia mater eintretendeAstfolge Netze erzeugt, welche das Rückenmark überall umspinnen.Daraus gehen jene feinen Gefässchen hervor, welche mit dembindegewebigen Gerüste allenthalben, hauptsächlich aber vom Grundeder Längsfurchen aus in das Mark eindringen; insbesondere ist es dievordere Spinalarterie, welche nach der ganzen Länge des Rückenmarkeseine Reihe von Zweigchen bis an den Grund der vorderen Längsspalteabsendet, wo sie, symmetrisch getheilt, direct in die grauen Säulen eindringen.— Die venösen Gefässe spalten sich in zwei Reihen, ineine äussere, Venae spinales extemae, welche sich an""clie Arterien anschliesst,und eine innere, Venae spinales internaej^-weiche entlang demCentralcanale geordnet ist;^beide vereinigen sich zu queren, die Nerven-') Syn. Pachymeninx spinalis.


552 Das Gehirn.wurzeln begleitenden Zweigen und gehen in die auf S. 498 beschriebenenPlexus vertebrales interni über. — Als Lymphräume des Rückenmarkeswerden sogenannte perivasculäreJRäume beschrieben.Eintheilung. — Entwicklung.II. Das Gehirn.Grosshirn, Cerebrum, und Kleinhirn, Cerebellum, stellen zweischon ihrem äusseren Aussehen nach deutlich von einander verschiedenegrössere Abschnitte des Centralorgans dar; sie werden aber auch durcheine horizontale, tief nach vorne eingreifende Spalte von einander abgegliedert.Die Verbindung dieser beiden Abschnitte mit dem Rückenmarkevermittelt das conisch gestaltete verlängerte Mark, Medullaoblongata,*) welches ihnen die strangartig zusammengefassten Fasermassendes Rückenmarkes, die sogenannten Gross- und Kleinhirnstiele,zusendet. Eine diese beiden Stiele umgreifende Fasermasse bildetdie sogenannte Brücke, Pons Varoli.Die symmetrisch sich entfaltenden Massen des Gross- und Kleinhirnswerden als Hemisphären bezeichnet. Die Hemisphären desGrosshirns, welche sich durch eine tief eingreifende, sagittale Spalte,Fissura magna cerebri, Längsspalte des Grosshirns, von einandertrennen, werden überdies entsprechend den bekannten Abtheilungen" derSchädelhöhle^n"lfter~b^den Stirnlappen,Lobus frontalis, den Schläfenlappen, Lobus temporalis, den Scheitellappen,Lobus parietalis, und den Hinterhautlappen, Lobus occipitalis,eingetheilt. Die beiden ersteren sind in die vordere und mittlereSchädelgrube eingelagert, nehmen aber auch mit den beiden anderenden ganzen Raum innerhalb der Calvaria für sich in Anspruch, währenddas Kleinhirn mit der Brücke und dem verlängerten Marke in die hintereSchädelgrube eingebettet ist. Für die ganze, jier Schädelbasis zugewendeteuntere Fläche des Gehirns mit allen den darauf zu Tage tretendenGefpIIdeh' ist die Bezeichnung Hirnhas 1 s~ üblich.lniTTnnern""des GeEIrhs befindet sich ein System von Räumen,welche unter einander zusammenhängen und" sich alsdie unmittelbarenFortsetzungen des centralen Canales des Rückenmarks erweisen. Mannennt sie Hirnkammern, Ventriculi cerebri, und unterscheidet zweiseitliche, symmetrisch gelegene Seitenkammern, Ventriculi laterales,und emeh~l^entriculus tertius und quartus, welche letzteren beiden unpaarigsind, sicte in der Mittelebene befinden und durch einen engenCanal die Sylvische Wasserleitung, Aquaeductus Sylvii, in Verbindunggesetzt sind."Die Hemisphären des Gross- und Kleinhirns sind allenthalben mitgrauer Rinde bekleidet, gegen welche hin alle Nervenfaserzüge gerichtetsind; doch gelangen sie nicht alle direct dahin, sondern ein Theilderselben dringt früher in grössere Ansammlungen von grauer Substanz,welche als Hirnganglien bezeichnet werden, ein. Dieselben sind in') Syn. Bulbus rhachidicus.


Das Gehirn. 553das Innere der weissen Markmasse eingetragen, sitzen unmittelbar aufden von unten kommenden Einstrahlungen auf und entsenden zum Theilauch jene Faserzüge, welche bis in die graue Rinde aufsteigen; sienehmen somit die centralen Bezirke einer jeden Hirnhälfte ein, überwelche hin sich die Hemisphären nach Art eines Mantels wölben. ImGrosshirn gibt es vier symmetrische, durch Grösse und Bedeutung hervorragendeGanglien, nämlich den Streifenhügel, den Linsenkern, deniJelinugeTund "den Vierhügel. Gewöhnlich werden diese fast reihenweisegeordneten Ganglien mit ihren von unten einlangenden Einstrahlungenund im Zusammenhange mit dem verlängerten Marke alsein besonderer Hirnabschnitt aufgefasst und, im Gegensatze zu den umsie herumgelagerten Hemisphären-Antheilen des Grosshirns, als Hirnstammbezeichnet.Es lässt sich nicht leugnen, dass alle diese Eintheilungen sichnicht auf eine naturgemässe Gliederung stützen können, schon deshalbnicht, weil alle die genannten Theile ohne bestimmte Grenze in einanderlübergehen. Dennoch aber ist es nothwendig, davon Kenntniss zu nehmen,* weil die Schilderung des Entwicklungsganges, welcher allein eine naturgemässeGliederung begründen lässt, von vorne herein auf die fertigenFormen bezogen werden muss.Entwicklung. Die erste Anlage für_ die Bildung des Gehirns istin den drei primitiven Gehirnbläschen (vergl. S. 535) gegeben, welcheman als vorderes, mittleres und hinteres unterscheidet. Dieselbenbesitzen verhältnissmässig dünne Wände und weite Lichtungen, welcheselbstverständlich alle unter sich und mit der Lichtung des Rückenmarksrohresin weit offener Communication stehen. Doch bevor dieselbeneine weitere~^usbildüng erfahren, entsteht an dem vorderenGehirnbläschen jederseits eine halbkugelförmige Vorwölbung, welchesich sehr bald mehr und mehr abschnürt und nur mehr durch einendünnen, röhrenförmigen Stiel mit dem Gehirnbläschen in Verbindungbleibt. Dies ist die erste Anlage des Augapfels, die primäre Augenblasemit der Anlage des Sehnerven. Nun erfolgen die weiterenVeränderungen der primitiven Gehirnbläschen, welche zunächst in einerVermehrung und in einer damit einhergehenden Umlagerung derselben,; bestehen.Das vordere Gehirnbläschen wird nämlich durch eine seichte quereFurche in zwei Abschnitte geschieden: der vordere ist das Hemisphärenblaschen,1 ) der hintere das Zwischenhirn. Das erstere ward sofort durcheine mediane Einsenkung getheilt und stellt sich deshalb in der Gestaltzweier seitlicher Ausbuchtungen dar; mit dem Zwischenhirn bleibt derStiel., der primären Augenblase in Verbindung. Ferner gliedert sich dashintereUehirnbiäschen in zwei hinter einander liegende Abschnitte: das(secundäre) Hinterhirn und das Nachhirn, so dass im Ganzen fünfkleine Abschnitte der Gehirnanlage vorhanden sind, welche, in derReihenfolge von vorne nach hinten genommen, als Hemisphärenbläschen,Zwischenhirn, Mittelhirn, Hinterhirn und Nachhirnbezeichnet werden (vergl. Taf. III, Fig. 1 bis 4). Aus jedem dieser Abschnittegeht ein besonderer Hirnantheil hervor, und zwar aus dem') Syn. (Secundäres) Vorderhirn.


554 Das Gehirn.Hemis,phärenbläschen,das...Hemisphärenpaar, des^Grosshirns, — aus dem.Zwischenhirn die Sehhügel, an welchen die Stiele der Au^hBIasenhaften uhcTaie Thelie am~Boden der dritten Hirnkammer, —_aus demMittelhirn derWierhügel, an dessen unterer Seite sich die Grosshirnstieleausbilden, —aus dem Hinterhirn das Kleinhirn — ünd~äüs^dem ISfachhirndas verlängerte Mark. Diese Umbildungen sind im Allgemeinenauf das ungleichmässige Wachsthum der einzelnen Bläschenund insbesondere auf die ungleichmässige Verdickung ihrerWände zurückzuführen. Das Wesentlichste über dieselben soll beiBesprechung der einzelnen Gehirnabschnitte angeführt werden.In gleichem Schritte mit dem Gehirn hat sich auch schon seinGehäuse ausgebildet; zugleich aber hat sich dasselbe auch an seinerBasis in der Gegend des Türkensattels nach vorne abgebogen. DieserVorgang muss naturgemäss auch eine Biegung des Medullarrohres (Kopfbeuge)veranlassen, in Folge welcher das Zwischenhirn auf den Türkensattelzu liegen kommt, während das Mittelhirn, der spätere Vierhügel,in den Scheitel des von der gesammten Hirnanlage gebildeten Bogensfällt. Aber auch das Hinter- und Nachhirn legen sich zu einer Schleife(Brückenbeuge) zusammen, deren Convexität jedoch nicht dorsal,sondern ventral gegen den Clivus gerichtet ist und die Grundlage fürdie Bildung der Brücke abgibt.Von den fünf Abschnitten der Gehirnanlage zeichnet sich.clerHemisphären-Antheil bald durch einen grösseren Umfang aus undJstauch durch die mediane EinsenkungjDereits symmetrisch getheilt, zumUnterschiede von den vier anderen Abschnitten, welche sich zunächstals unpaarige Bildungen darstellen und die Grundlage für den grösstenTheil des Hirnstammes bilden. In Folge der alsbald eintretendenund überwiegend rasch fortschreitenden Vergrösserung der Hemisphärenbläschenlegen sich dieselben über^den Hirnstamm und überlagernund umgreifen ihn später vollständig, so däss"~"liie die" ganze vordereSchädelgrube und das Schädelgewölbe ausfüllen und den vielfach, gegliedertenStamm nur in. der Mitte der Basis frei lassen, ohne aber mitihm anders als nur vorne und seitlich in Verbindung zu treten. DieFolge davon ist, dass sich die in den Hemisphären befindlichen, mitdem Vorderhirn ausgewachsenen paarigen Hohlräume, die späterenSeitenkammern, gleichfalls über den Hirnstamm weg erstrecken,während die im Innern des Gehirns befindliche directe, unpaarigeFortsetzung des Medullarrohres im Zwischenhirn als dritte Gehirnkammerendigt. Die Oeffnung, welche die Communication des unpaarigen.Medullarrohres beiderseits mit den Hohlräumen der Hemisphärenjdenspäteren Seitenkammern, vermittelt, ist das Foramen Monroi.Die Ausbildung"" und Sonderung der Elementartheile aus den ursprünglichgleichartigen Wänden der Hirnbläschen und die Bildunggrauer und weisser Substanz erfolgt unter ganz ähnlichen Verhältnissen.wie bei dem Rückenmark (vergl. S. 535), jedoch mit dem Unterschiede,class es in gewissen Bezirken der Gehirnbläschen überhaupt nicht zurBildung nervöser Elementartheile kommt. In analoger Weise bilden sichauch die Blutgefässe und das Bindegewebe durch Einwachsen aus derUmgebung, wobei die äussersten Bindegewebsschichten sich zur Pia matergestalten.


Die Gehirnbasis. 555Auf diese einleitenden Bemerkungen gründet sich die nachstehende,topographisch vorgehende Betrachtung des Gehirns.Die Gehirnbasis.Die Gehirnbasis begreift die ganze untere Fläche des Gesammthirns,insbesondere den frei liegenden Antheil des Hirnstammes uncljene Abschnitte der Grosshirnhemispären in sich, welche vorne in dievordere Schädelgrube und seitlich, den Gehirnstamm umgreifend, indie mittleren Schädelgruben eingelagert sind; beide diese Abschnitteder_ Stirn^und_ÄÜÜäffilaiipßn scheiden sich von" einander durch einedenCristae- sphenoidales^ejitsprechend eingreifende Furche, welche alsSylvFsche Spalte, Fissura Sylvii, bekannt ist. Dei beiden Hinterhauptlappensind in dieser Ansicht vom Kleinhirn gedeckt. So weit sich die Hemisphärendes Gross- und Kleinhirns erstrecken, ist,die untere Hirnflächemit einer grauen Rinde bekleidet, und nur der dazwischen hervorblickendeTheil des Hirnstammes, welcher die faserigen Einstrahlungsbündelin sich schliesst, sowie die Brücke, bestehen oberflächlich ausweisser Substanz.Ganz vorne am Grosshirn, neben der hier bis nach unten durchgreifendenFissura magna cerebri, liegt in eine sagittale Furche desStirnlappens eingebettet der Riechstreif, Tractus olfactorius; er gehtaus einem kleinen", am Eingange zur Sylvi'schen Spalte in die graueRinde eingesenkten Wurzelfächer hervor, den man Trigonum olfactoriumnennt. Hinter diesem befindet sich die graue, mrt vielen Gefässlöchernversehene Substantia perforata anterior. Mit seinem vorderen Ende gehtder Riechstreif in den grauen, länglichen~RIecTi¥öTFeli~J5&'Z5'i« olfactorius,über," aus dessen ventraler Seite die "Bündel des Riechnerven, Filaolfactoria, aüstreteh7~um sofort durch" "die Locher der Siebplatte in dieNasenhöhle einzudringen.Unmittelbar hinter der Längsspalte jles Grosshirns liegt die unterdem Namen Chias^ma~lnervorü/m opticorum~bek3i,nnte Decussätion der Sehnerven;sie bildet einen weissen, an die Hirnmasse angelötheten Körper^aus dessen voraerer Peripherie die Stümpfe der Augenhöhlenstücke derSehnerven hervorgehen und in dessen hintere Umrandung die Sehstreifen,Tractus optici, übergehen. Letztere stellen zwei weisse Markbänderdar, die sich nach hinten aufsteigend in "das Innere" des* TJfosshirnstanimesverfolgen lassen.""Vor und ober dem Chiasma begrenzt sichdas Zwischenhirn mit der grauen Lamina terminalis."Am vorderen Rande der Brücke bemerkt man zwei starke^ walzenförmigabgerundete, längsgestreifte weisse Stränge, welche in divergirenderRichtung' ober den Sehstreifen und ober den Randwülsten des Schläfelappensin die Hemisphären eingehen; man nennt sie Grösshirnstiele,Pedunculi cerebri. l ) Aus ihrer medialen Fläche entbindet sich das dritteGehirnnervenpaar, Nervus oculomotorius. Medianwärts von den Grqsshirnstielenerheben sich zwei kleine weisse Markknötchen, die Corporamammillaria. 2 )^'Den sehr feinen vierten Gehirnnerven, Nervus tro-*) Syn. Grosshirnschenkel, Crura cerebri.•) Syn. Corpora candicantia.


556 Die Gehirnbasis.chlearis, findet man lateral am Grosshirnstiele, dessen basale Fläche erin ähnlicher Weise umschlingt, wie "der Sehstreifen; sein Ursprungliegt aber hoch oben hinter dem Vierhügel und ist vorläufig noch nichtzugänglich.iZwischen den Grosshirnstielen, im sogenannten Trigonum intercrurale,drängt sich das vordere Ende des Medullarrohres als Bodendes Zwischenhirns (der 3. Hirnkammer) an die Oberfläche, und zwarvor den Corpora mammillaria in Gestalt einer dünnen, grauen, nachunten vorgewölbten Platte, Tuber cinereum~^sius welcher sich ein 5—6 Mm.linger,~hohler Fortsatz, der Trichter, Inf'ulidk%uTum, erhebt. Während'dasTuber cinereum nach vorne bis an den Rand des Chiasma reicht,tritt auch noch hinter den Corporajnammillaria.ein Theil des Bodens !der dritten Gehirnkammer als Substantia perforata posterior' zu Tage,welche "sicF seitlich an den Grosshirnstielen und mit ihrer hinteren Eckean der Brücke begrenzt. « v;> .Mit dem Infundibulum steht der H i r n a n h a n g, Eypophysis cerebri, *)in Verbindung, welcher in *der Grube jdes; Türkensattels ruht.Die Brücke bildet eine breite, vorn und hinten scharf gerandeteweisse Markmasse, deren seitliche Enden als Brückenarme, Brachiapontis, 2 ) in die Kleinhirnhemisphären eintreten; aus der vorderen Flächedieser letzteren tritt das fünfte Gehirnnervenpaar, Nervus trigeminus, aus.Von dem Kleinhirn ist nur die untere Fläche der Hemisphärensichtbar, welche zwischen sich die Medulla oblongata aufnehmen.Eine Jdeine, den Kleinhirnhemisphären angehörige, hinter dem Brückenarinjfrei_ hervorragende Gruppe von Windungen bildet die Flocke,Flocculus.Am verlängerten Marke erheben sich neben der vorderenLängsspalte als^ zwei längliche Wülste die Pyramiden, neben diesen,durch eine Furche von ihnen geschieden, zwei länglich runde Erhaben-.heiten, die Oliven, und neben diesen, am Seitenrande, treten die zuden Kleinhirnhemisphären aufsteigenden Kleinhirnstiele, Pedunculicerebelli 3 ) hervor. Unterhalb des Bereiches der Pyramiden und Olivenist die Fissura longitudinalis anterior bis in die Höhe der Wurzeln des1. Halsnerven herab dadurch mehr oder weniger unterbrochen, dassdickere und dünnere Bündel von Nervenfasern in schiefer Richtungaufsteigend aus der einen Hälfte des Rückenmarkes in die andere übertreten.Dies ist die Pyramidenkreuzung, Decussatio Pyramidum.,Am hinteren Rande der Brücke tritt das sechste Gehirnnervenpaar,Nervus abducens, aus. In dem Winkel, den die Ptfückenarnier müdem Rande des verlängerten Markes bilden, befindete sich neben derFlocke das siebente und achte Paar, Nervlis~fa^idlis^und acusticus;.der lateral neben der Olive wurzelnde Fächer begreift das neunte,zeTIiite und eilfte Paar, den Nervus gTossopharyngeus, vagus und accessoriusin sich. Endlich trifft man noch medial von der Olive einenkleinen Wurzelfächer, das zwölfte Paar, Nervus hypoglossus, welchessudTlinmittelbar an die vorderen Wurzeln des ersten Spinalnervenpaaresanreiht.*) Syn. Glandula pituitaria.2 ) Syn. Mittlere Kleinhirnschenkel, Crura cerebelli ad pontem.3 ) Syn. Hintere Kleinhirnschenkel, Crura cerebelli,ad medullam oblongatam.


Zergliederung des Gehirns. 557Zergliederung des Gehirns.Um es dem Anfänger zu ermöglichen, sich alsbald eine Üebersichtüber die formell wichtigsten inneren Gehirntheile und über die Anordnungderselben zu verschaffen, dürfte es entsprechend sein, im Nachstehendeneine kurze Anleitung zur Zergliederung des Gehirns vorauszuschicken.Nach Abtragung des Schädeldaches und Entfernung der Hirnhäuteeröffne man durch Auseinanderdrängen der Gehirnhemisphären dieLängsspalte' des Grosshirns, in deren Tiefe man den Balken, Corpustydlosum, zu Gesichte bekommt. Nun trage man durch zwei horizontaleSchnitte die Hemisphären bis nahe an den Balken ab, in dessen Höhesich das weisse Mark lag er des Grosshirns, Meditullium, in seiner grösstenAusdehnung, als sogenanntes Centrum semiovale darstellt. Bei der Besichtigungdes Balkens beachte man zuerst sein vorderes Ende, das Knie,Genu corporis callosi, welches zwischen den beiden Stirnlappen liegt undin die Tiefe umbeugt,..._dann_ sein hinteres Ende, den Balkenwulst,ftplenium, welcher frei in den Spalt zwischen den beiden Hinterhauptlappenhiinjinragt. Indem man darauf neben dem Balken das weisseifcklager"vorsicntig spaltet, gelangt man in die Seitenkammern, undzwar zunächst in das Mittelstück derselben, die Cella media. Von daausgehend verfolge man die Räumlichkeit nach vorne in den Stirnlappen,um das Vorderhorn der Seitenkammer zu öffnen, dann in denHinterhauptlappen, um ins Hinterhorn zu gelangen.Wenn man den beiderseits frei gemachten Balken etwas aufhebt,macht sich unter ihm, neben der Mittellinie, ein Paar weisser Streifen mitscharfen lateralen Rändern, das Gewölbe, Fornix, bemerkbar; vorneaber, im Winkel des Balkenknies, zwischen diesem und den vorderen,rundlichen, senkrecht aufsteigenden Antheilen des Gewölbes, denSäulen des Gewölbes, Columnae fornicis, spannt sich eine dünne,zweiblätterige Marklamelle, das Septum pellucidum, die Scheidewandzwischen den beiden Vorderhörnern, aus. Nach vollständiger Abtragungdes Balkens wird die ganze obere Fläche des Gewölbes frei, und mankann wahrnehmen, dass seine saumartigen Ränder nach hinten divergirenund in die Tiefe treten; sie gelangen nämlich jederseits in eine_dritte Ausbuchtung cler Seitenkammer, in das Ünterhorn, jwelches inden Schläfenlappen eindringt. Das ungetheilte, mittlere, an die untereFläche des Balkens angewachsene Stück des Gewölbes wird als Körper,die divergirenden, bandartig abgeplatteten hinteren Endstücke alsSchenkel desselben, Crura fornicis, bezeichnet.Nach Ablösung des Gewölbes kommt ein häutiges, sehr gefässreichesGebilde zur Ansicht, welches sich fast in der Form eines Dreieckes unterdem Gewölbe weg bis In die Cella media der Seitenkammern erstreckt;dies ist die Tela chorioidea superior, deren verdickte Randtheile, die jseit-Jichen Adergeflechte, Plexus chorioideilaterales, sich mit den Schenkelndes Fornix JLn das Ünterhorn erstrecken. Vor dem Eintritt in das Unter-Korn zeigen sie stets eine beträchtliche Aufquellung, den Glomus chorioideus.Erst wenn die Tela chorioidea beseitigt ist, kommen die in die Seitenkammernvorragenden freien Flächen der grossen Hirnganglien vollständigzum Vorschein. Das' vorderste ist der„paarjge_Streifenhügel,Corpus striatum, welcher an der lateralen Wan^cles Vorderhornes als


558 Zergliederung des Gehirns.breiter, gewulsteter Höcker, Kopf des Streifenhügels, hervortrittund mit einem nach hinten sich verschmälernden Theile, demSchweif,das zweite, gleichfalls paarige Ganglion, den Sehhügel, Thalamus opticusvon der lateralen Seite her umgreift. An die beiden Sehhügel reiht sichhinten ein unpaariges, aber mit zwei .Paar Erhabenheiten ausgestattetesGanglion, nämlich der Vierhügel, Eminentia quadrigemina, an, welcherdurch zwei weisse, halbrunde Stränge und ein dazwischen gespanntes,dünnes, graues Markblatt mit dem Kleinhirn in Verbindung gebracbijfist. Diese Stränge werden als Bin de arme, Brachia conjunctiva*) unddas Markblatt als oberes Marksegel, Velum medulläre superius, bezeichnet.Auf dem vorderen Vierhügelpaar liegt ein weicher, zapfenartig gestalteterKörper, die Zirbel, Conarium. 2 )"Der spaltartige, median-sagittale Zwischenraum zwischen denmedialen, grauen Flächen der beiden Sehhügel ist die dritte Gehirn- 'kämm er, Ventriculus tertius, deren Zugang hinten von einem aufgerollten,-das vordere Vierhügelpaar mit der Zirbel in Verbindung setzenden,weissen Markblatt, Commissura posterior, vorne aber durch die Säulen•des Fornix begrenzt wird. Das Gewölbe wurzelt nämlich mit seinenSäulen einerseits in den Corpora mammillaria, andererseits in der Tiefeder Sehhügel. Von den letzteren frei geworden, steigen die Säulen desGewölbes dann vor den Sehhügeln in die Höhe und vereinigen sich ander oberen Seite derselben und ober der Tela zu dem Körper desFornix. Drängt man die Säulen aus einander, so kommt zwischen ihnen•ein als Commissura anterior bezeichneter, quer gelegter, runder, weisserStrang zum Vorschein. Unter dieser Commissur befindet sich der imTuber cinereum nach unten gebuchtete graue Boden der dritten Kammermit seinem röhrenförmigen Fortsatz, dem Infundibulum, Unter der hinteren nCommissur sieht man die vordere Oeffnung der Sylvi'schen Wasserleitung,welche unter dem Vierhügel hindurch in die vierte Gehirn-,kammer leitet. Eine die medialen Flächen der beiden Sehhügel verbindendeBrücke von grauer Substanz bildet die Commissura media. 3 )"Ein viertes, vollständig in das weisse Mark eingegrabenes Ganglionist der Linsenkern, Nucleus lentiformis; man bekommt ihn zur Ansicht,wenn man die Hemisphäre vom Streifenhügel her nach aussen und-etwas schräg abwärts durchschneidet, und erkennt sie als einen grauendreiseitig umschriebenen Herd, welcher in einen in die Tiefe der-Sylvi'schen Spalte eingesenkten Hirnantheil, die Insel, eingetragenist.Er ersclieint durch zwei eingesprengte, weisse Linien in drei Abtheilungengeschieden, welche man die Glieder des Linsenkerns_nenntund als mediales, mittleres und laterales Glied bezeichnet. Diediesen grauen Kern umgebenden weissen Markstreifen werden als seineäussere uncl innere Kapsel, Capsula lentis externa und interna, undder clie äussere Kapsel von den Windungen der Insel scheidende graueStreifen als Vormauer, Claustrum, bezeichnet.Nun schreite man zur Besichtigung der Wände des Hinter- undUnterhornes. An der medialenWand des ersteren macht ^o^njurveineJ ) Syn. Vordere oder obere Kleinhirnschenkel, Crura cerebelli ad eminentia®quadrigeminam.z ) Syn. Glandula pinealis s. Epiphysis cerebri.3 ) Syn. Commissura mollis.


Zergliederung des Gehirns. 559sagittal gerichtete Erhabenheit bemerkbar, welche unter dem NamenVogelklaue, Calcar avis, bekannt ist. Ander medialen, concaven Wand desröhrenfönnigenJJnterhornes springt eine langgestreckte, oberflächlichmiF weisser Substanz bekleidete Erhabenheit vor, welche unter demNamen Seepferdefuss, Pes hippocampi, ] ) bekannt ist. An dem medialen,cancaven Rande_dieser Erhabenheit zieht sich die Fortsetzung desGewölbeschenkels als frei austretender Saum, Fimbria, fort, um sicherst" in dem etwas aufgequollenen und mit einigen Höckerchen [Digitationes)versehenen Ende des Seepferdefusses zu verlieren. Unter dieserFimbria ist noch der Rand eings grauen, gewellten Blättchens~wahrnehhibar,welcher; als gezahnte Leiste, Fascia dentata Tarini, bezeichnetwird.Nach Besichtigung aller dieser Theile muss das Gehirn von derSchädelbasis nach und nach abgehoben und nach Durchschneidung allerdurch die Schädelöffnungen ein- und austretenden Gefässe und Nerven,nach Ablösung des Gezeltansatzes von der oberen Kante der Felsenbeineund nach Abtrenung des verlängerten Markes vom Rückenmarkevollends aus der Schädelhöhle gehoben werden. Nach Vollendung dieserArbeit besichtige man die Hirnbasis und die oben (S. 555) geschildertenTheile derselben.Um das Kleinhirn und das verlängerte Mark bequemer untersuchenzu können, löse man dieselben von den Resten des Grosshirnes ab,und zwar mittelst eines Schnittes, welcher vor der Brücke quer durchdie Grosshirnstiele geführt wird. In dieser Durchschnittsfläche wirdman einen queren Streifen dunkel gefärbter Substanz, die Substantia.nigra Soemmerringi, wahrnehmen, welche den Grosshirnstiel in zweiAbtheilungen bringt. Die unter dem dunklen Streifen befindliche, ander Hirnbasis gerundet vortretende und ausschliesslich aus weisserSubstanz bestehende Abtheilung stellt den Fuss des Grosshirnstieles,Pes pedunculi, die darüber liegende, aus einem Gemenge von grauerundjweisser Substanz zusammengesetzte Abtheilung die Haube, Tegmentum,dar. Ein in dieser letzteren sichtbares, kreisrundes, durch hellrotheFarbe ausgezeichnetes Feld ist die Durchschnittsfläche des rothenKernes, des Nucleus ruber tegmertfi. Höher oben," unter den Vierhügelerhabenheiten,zeigt sich der Querschnitt der Sylvi'schen Wasserleitung.Nun überblicke man die blätterartigen Randwülste des Kleinhirns,welche an der oberen Fläche unmittelbar aus einer in die andereHemisphäre übergehen, und zwar durch ein etwas erhabenes Mittelstück,den sogenannten Ob er wurm, Vermis superior. Darauf beseheman den Eintritt der Brückenarme in das Innere der Kleinhirn-Hemisphären und die Einlagerung der Medulla oblongata in einezwischen den nach unten sich vorwölbenden Hemisphären gelegeneVertiefung, Vallecula. Wird die Medulla aus der Vallecula emporgehoben,so erscheint in der Tiefe der Einsenkung der lappig gegliederte Unterwurm,Vermis inferior. Nun theile man das Kleinhirn mittelst einesmedianen, durch das Verbindungsstück der Hemisphären, den Wurm,Vermis, geführten Sagittalschnittes in seine symmetrischen Hälften, legedieselben nach den Seiten um und beachte die an der Durchschnitts-') Syn. Ammonshorn, Cornu ammonis.•


560 Aeussere Ansicht des Grosshirns.fläche des Wurmes sich darstellende eigenartige Anordnung der weissenund grauen Substanz, den sogenannten Lebensbaum, Arbor vitae.Nach der Theilung des Kleinhirns und Umlagerung seiner beidenHälften stellt sich die dorsale Fläche des verlängerten Markes zurAnsicht dar; dieselbe ist mit grauer Substanz belegt, rhombisch vierseitigbegrenzt und wird deshalb auch als Rautengrube, Fossa rhomboidalis,bezeichnet. Den Umriss geben ihr vorne die in die Vierhügeleintretenden Bindearme und hinten zwei nach oben divergirende,randständig vortretende Wülste, die in die Hemisphären des Kleinhirnseinstrahlenden Kleinhirnstiele. Dieselben erscheinen der Hauptsachenach als die Fortsetzungen der Hinterstränge des Rückenmarkes, welche inder unteren Hälfte des verlängerten Markes noch an einander geschlossensind, in der oberen Hälfte aber unter spitzem Winkel aus einander weichen.In Folge dessen wird hier das Medullarrohr verbreitert, an der dorsalenWand eröffnet und der graue Beleg desselben im Bereiche der Rautengrubean die Oberfläche gebracht; Der Divergenzwinkel der Kleinhirnstieleist unter dem Namen Schreibfeder, Galamus scriptorius, bekannt.Der Raum, dessen ventrale Wand (Boden) durch die Rautengrube, dessenseitliche Begrenzung durch die Kleinhirnstiele und durch die Bindearnie7"dessendorsale Wand (Dach), jedoch nur unvollständig, durch dasobere Marksegel gebildet wird, ist die vierte Gehirnkammer, Venfriculusquartus; sie verengt sich zwischen den Bindearmen uncl setztsich unmittelbar in die Sylvi'sche Wasserleitung fort, mittelst welchersie mit der dritten Gehirnkammer communicirt. Im, hinteren Antheil dervierten Kammer wird das Dach nur durch ein häutiges, gefässreichesGebilde, die Tela chorioidea inferior, hergestellt, welche seitlich an denKleinhirnstielen angeheftet ist.Auf die an der ventralen Fläche des verlängerten Markes bemerkbarenPyramiden und Oliven, gleichwie auch auf die beim: Eintritteder Brückenarme in die Kleinhirnhemisphären hervorragenden Flockenist bereits oben (S. 556) aufmerksam gemacht, worden. 4Nach gewonnener Üebersicht über die Form- und Lageverhältnisse deralierwesentlichstenGehirntheile gehe man an die Untersuchung der Einzelnheiten desGehirnbaues, wozu die folgenden Abschnitte die nöthige Anleitung geben sollen, jAeussere Ansicht des Grosshirns.Nach der auf S. 554 gegebenen Darstellung entwickeln sich dieGrosshirnhemisphären aus dem durch eine mediane Einsenkung in zweisymmetrische Hälften getheilten Hemisphärenbläschen. Dieselben wachsenim Verhältniss zu den anderen Hirnbläschen bald sehr beträchtlichheran und zwar zunächst nach vorne und oben, wodurch das Gebietdes Stirn- und Scheitellappens. gebildet wird. Indem sich weiterhin derhintere Antheil der Hemisphärenbläschen nach unten vorbuchtet, entstehtdie Anlage des Schläfenlappens, welcher mit dem Stirn- und Scheitelantheileine breite Einsenkung, die Sylvi'sche Grube, die erste An-.deutung der Sylvi'schen Spalte, begrenzt (vergl. Taf. III, Fig. 8). Zuletzterst bildet sich die Anlage des Hinterhauptlappens, welche aus demUebergangsgebiet des Scheitel- uncl Schläfenlappens nach hinten hervorwächst.Die Hemisphären bilden daher, indem sie den ganzen Gehirnstammüberlagern uncl denselben auch seitlich bis zur Basis her um-


Aeussere Ansicht des Grosshirns. 561greifen, zwei ganz gleiche Schalen, die Anlagen des Hirnmantels, welche.an ihren medianwärts gerichteten Concavitäten alle in sie vom Stammeaus und von der Balkencommissur eintretenden Fasermassen aufnehmen.Es ist daher begreiflich, dass sich die graue Rinde im Umkreise dieserEinstrahlungen mit einem freien Rande begrenzen müsse.Um diese Begrenzung deutlich zu Gesichte zu bekommen, löseman das Grosshirn vor der Brücke vom Kleinhirn uncl von dem verlängertenMarke ab, und theile es entsprechend der Fissura magnacerebri in seine zwei symmetrischen Hälften; dadurch erhält man auchdie mediale Fläche der Hemisphären und der Sehhügel sammt demDurchschnitte des Balkens und des Grosshirnstiels zur Ansicht.An dieser derart freigelegten medialen Hemisphärenfläche, welcheoben durch einen fortlaufenden Rand, die Mantelkante, von der äusseren,convexen Oberfläche des Grosshirns abgegrenzt ist, zeigt sich in einigerEntfernung vom Balken eine Furche, welche nach hinten zieht und indie Mantelkante ausläuft; sie ist der Sulcus callosomarginalis; durch siewird eine den Balken umgreifende Randportion der Rinde, Gyrus jornicatus,begrenzt. An diesen reiht sich, hinter dem Splenium absteigend,jener Randwulst, welcher den Schläfenlappen an seiner medialen, concavenSeite begrenzt und vorne hakenförmig umgebogen endigt; diesist der Gyrus hippocampi*) mit dem Haken, üncus. Beide genanntenGyri zusammen bilden den Randbezirk des Hirnmantels und werdenals solcher gemeinschaftlich als Lobus limbicus bezeichnet. Der eigentlichefreie Rand des grauen Rindenbeleges findet sich zunächst oberhalbdes Balkens, in der Furche, welche den letzteren vom Gyrus fornicatustrennt, nämlich in dem Sulcus corporis callosi, und ferner an dem concavenUmriss des Gyrus hippocampi, wo er sich als die auf S. 559^erwähnte gezahnte Leiste bemerkbar macht. Nur vorne, wo dieHemisphären aus dem Zwischenhirn hervorgewachsen sind, steht diegraue Rinde mit den inneren grauen ' Massen in einer Verbindung,welche durch die an der Hirnbasis, am Zugange zur Sylvi'schenSpalte gelegene und bereits erwähnte Substantia perforata anterior bezeichnetwird.Der unteren Fläche des Stirnlappens angelagert findet sich beiallen Wirbelthieren mit gut ausgebildetem Geruchswerkzeug ein ver-|hältnissmässig mächtiger Hirntheil, welcher aus einer Ausstülpung des^Stammantheiles der Hemisphärenbläschen hervorgegangen ist (vergl.Taf. III, Fig. 3, 5 und 6) und wegen seiner unmittelbaren Beziehung zudem Riechnerven als Riech läppen, Lobus olfactorius, bekannt ist.Beim Menschen ist derselbe nur andeutungsweise vorhanden; es entsprechenihm: als Grundtheil ein kleiner, hinter dem Trigonum olfactorium,unmittelbar an der Längsspalte des Grosshirns gelegener, mit.der Substantia perforata anterior zusammenhängender, höckerförmig vortretenderAntheil der Rinde des Stirnlappens, Tuber olfactorium, dannals Mittelstück der bereits erwähnte, aus dem Trigonum olfactoriumsich sammelnde Tractus olfactorius, in dessen ganzem Bereich die Rindensubstanzfehlt, und endlich als vorderes Endstück der die Bündel desRiechnerven aussendende Bulbus olfactorius. Vergleichend anatomische'•) Syn. Subiculum cornu ammonis.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 36


562 Aeussere Ansicht des Grosshirns.und experimentelle Untersuchungen haben sehr innige Beziehungen desRiechlappens zu dem Lobus limbicus und insbesondere zu dem Peshippocampi nachgewiesen.Die Oberfläche der ganzen Grosshirnhemisphäre modellirt sich inmäanderartig gewundenen Faltungen, welche unter dem Namen Windungen,Gyn, bekannt sind; mehr oder weniger tief eingreifende Einziehungen,Furchen, Sulci, scheiden dieselben voneinander. So regellossich beim ersten Anblick die Anordnung der Windungen darstellt, solassen sich doch auf Grund der Entwicklung und des Vergleiches mitThierformen bestimmte typische Windungszüge unterscheiden. Dassdie Windungen, ganz allgemeihhin als Faltungen der Gehirnoberflächeaufgefasst, von dem stärkeren Ausmasse im Wachsthum des Gehirnes,verglichen mit dem seiner Kapsel, abzuleiten sind,, ist nicht zu verkennenund wird durch die Thatsache bestätigt, dass sie sich erstim späteren Embryonalleben zu entwickeln beginnen. Im 6. Monatefinden sich nur einige Einziehungen der Gehirnoberfläche vorweicheals Primärfurchen bezeichnet werden und die späterenBildungen typisch regeln. Von dieser Zeit angefangen schreitet dieBildung der Furchen und Windungen so rasch vor, dass schon zurZeit der Geburtsreife sämmtliche Windungen zur Ausbildung gekommensind.Als Primärfurchen sind folgende drei zu verzeichnen: zunächstdie Sylvi'sche Spalte, Fissura Sylvii, welche, von der Hirnbasis ausgehend,schief nach hinten und oben aufsteigt und die äussereJFlächeder Hemisphäre so theilt, dass der Stirnlappen vor sie, der Scheitellappenüber sie und der Schläfelappen unter sie zu liegen kommt. DieFurche stellt sich im 3. Embryonalmonate blos als eine grubige Einsenkung,die oben erwähnte Fossa Sylvii, dar, schliesst sich "aber immermehr und mehr, so dass eine ganze Gruppe von Windungen in ihreTiefe versenkt wird. Diese Windungen werden als Windungen desStammlappens, Gyri occulti, und in ihrer Gesammtheit als Insel,Insula. Reilii, bezeichnet. Offenbar kommt die Sylvi'sche Spalte dadurchzu Stande, dass die sie kranzartig umgebenden Lappen mehr wachsenals der Stammlappen, welcher schliesslich von einem-überhängenden,dem Scheitel- und Stirnlappen angehörigen Wjndungszuge, dem Klappdeckel,Operculum, ganz überlagert wird. Durch dieses Operculum wirddie Sylvi'sche Spalte in einen längeren horizontalen Ast, Ramusposterior, und einen kürzeren, aufsteigenden Ast, Ramus anterior, abgetheilt.Die Insel selbst wird an ihrer vorderen oberen und hinteren 'Seite durch. eine IwtTäüteliatenPiirche, Sulcus- circularis Reilii, abgegrenztund durch eine tleTe, "gerade "absteigende Furche, in einen vorderen undhinteren Antheil getheilt. Der vordere Antheil besteht auTTareTWindungen,Gyri breves, welche nach unten cclrvergir^^nannten Pol der Insel zusammenfliessen; vorne und oben setzen sie 'sich mit der unteren Stirnwindung in Verbindung. Der hintere Antheilbesteht aus einer, oben gewöhnlich, gespaltenen Windung, Gyrus longus^-"welche unten"1h die "Spitze des Schläfenlappens, "oben in die hintereCentralwindung übergeht und so den Schläfen- und Scheitellappen inVerbindung bringt.


Aeussere Ansicht des Grosshirns. 563Als zweite Primärfurche gilt die Centralfurche, Sidcus centralis,*)welche von der Mantelkante schief nach vorne absteigend auf das untereEnde des Operculum zielt jund den Stirnlajgpen von dem ScheitellappenjdjgrjOTzt. Sie wird später von zwei parallelen Windungen begrenzt, welcheals vordere uncl hintere Centralwindung, Gyrus centralis anteriorund posterior, bekannt sind.Eine dritte Primärfurche ist der Sulcus parietooccipitalis, welcherden verhältnissmässig _ kleinen^ Hinterhauptlappen vom ScheitellappenJrennt, sich an der medialen Hemisphärenfläche befindet und nurwenig auch über die Mantelkante weg auf die laterale Fläche übergreift.An der medialen Fläche der Hemisphären finden sich nochfolgende Bildungen: Zunächst der Sulcus calcarinus, welcher vomschmalen Ende des Hinterhauptlappens ausgeht und, mit dem Sulcusparietooccipitalis im Winkel zusammentretend, den sogenannten Zwickel,Guneus, begrenzt. Da der Sulcus callosomarginalis eine Abzweigung bisan die Mantelkante absendet, schneidet er einen Theil des Scheitellappensab, welcher, vorne an den Cuneus angrenzend, als Praecuneusbezeichnet wird. Vor diesem liegt der Lobus (Gyrus) paracentralis, inwelchem sich die oberen Enden der beiden Centralwindungen vereinigen,und noch weiter nach vorne der mediale^Antheil~~der oberenT3tirnwmdung~~Durch Theilung cler Furchen und durch Entstehung neuer, beziehungsweisedurch wiederholte Faltungen der oberflächlichen Hemi-'Sphärenschichte, bilden sich allmälig alle bleibenden Windungszügeaus, welche allerdings in ihren Einzelnheiten vielfach variiren, insofernenämlich, als sie mit anderen Zügen anastomosiren oder sich durch quereFurchungen von ihren Fortsetzungen loslösen. Die nachstehende Darstellungbeansprucht daher keineswegs, ein für jeden einzelnen Fallvollkommen zutreffendes Bild von der Anordnung der Windungen zu.geben; sie soll nur die Grundformen hervorheben, auf welche sich, vonAbweichungen ganz abgesehen, die Anordnung der Furchen und Windungenzurückführen lässt. Nach den einzelnen Lappen geordnet, unterscheidetman folgende Windungen und Furchen:Am Stirnlappen lassen sich stets drei sagittale Windungszüge,eine obere, mittlere uncl untere Stirnwindüng, Gyrus frontalis•superior, medius und inferior 2 ) nachweisen, welche durch zwei Furchen,'Sulcus frontalis superior und inferior, von einander abgegrenzt werden.Die obere Stirnwindung lauft an ""der" Mantelkante" fort, clie untereschliesst sich bei dem Ramus anterior der Sylvi'schen Spalte an dasOperculum an, welches sie mit ihrem hinteren Antheil, der deshalbals Pars opercularis bezeichnet wird, bilden hilft. _Alle drei Stirnwindungengehen in die^ vordere Centralwindung über, jwelche sieclaher nach hinten abschliesst. Alle drei greifen aber auch auf dieAugenhöhlenfläche^jles Stirnlappens über. Hier erscheint clie Fortsetzung„der, oberen„.Stirnwindung neben der Längsspalte des Grosshirnsals ein * schmaler, langgestreckter Wulst, Gyrus rectus genannt,.dessen laterale^ Grenze durch eine gerade und sagittal verlaufende.*) Syn. Sulcus Rolandi.2 ) Syn. Gyrus frontalis L, II. und III.36*


564 Aeussere Ansicht des Grosshirns.Furche, Sulcus olfactorius, gegeben ist. Dieser Furche liegt der Tractusund Bulbus olfactorius an; daher ihr Name. Die mittlere und untereStirn Windung finden ihre Fortsetzung an der basalen Fläche desStirnlappens in einer Anzahl vcüTver^cTrlie^^kleinenWindungen,^ welche wegen ihrer Lage an dem Augenhöhlendach Gyriorbitales genannt werden. Die zwischen ihnen liegenden Furchen heissenSulci orbitales.Der Schläfenlappen trennt sich in gleich entschiedener Weise,wie sich der Stirnlappen durch , die Centralfurche vom Scheitellappenscheidet, von dem letzteren durch die Sylvi'sche Spalte. An ihm sindgleichfalls über einander gelegene Windungen, die obere, mittlereund untere Schläfenwindung, Gyrus temporalis superior, medius undinferior*) zu unterscheiden. Die obere Schläfenwindung zieht sich entlangdem horizontalen Aste der Sylvi'schen Spalte hin und wird nach untendurch den Sulcus temporalis superior 2 ) begrenzt. Unter dem letzterenfolgt die mittlere Schläfenwindung, von der unteren durch den gewöhnlichunterbrochenen Sulcus temporalis medius geschieden. Die untere Schläfenwindungliegt entlang dem Rande, in welchem die seitliche und diebasale Oberfläche der Hemisphäre zusammentreffen; ihre untere Begrenzung,der Sulcus temporalis inferior, fällt daher bereits an diebasale Fläche des Schläfenlappens. — An dieser letzteren finden sichnoch die folgenden Windungszüge. ZunälmsTlin der medialen Seite desSulcus temporalis inferior das sagittal gerichtete, vorn und hinten zu- 'gespitzte Spindelläppchen, Gyrus fusiformis, dessen mediale Begrenzungeine langgestreckte, bis in das Gebiet des Hinterhauptlappens sich fortziehendeFurche, Sulcus occipitotemporalis, darstellt. Einwärts von dieserFurche folgt vorne der schon oben erwähnte Gyrus hippocampi undweiter rückwärts das Zungenläppchen, Gyrus lingualis, Dieses letzteregrenzt mit seinem hinteren, breiteren, bis an die mediale Hemisphärenflächeund bis in das Gebiet des Hinterhauptlappens vorgeschobenen 'Antheil oben an den Sulcus calcarinus und geht mit seinem vorderenverschmälerten Ende eine Verbindung mit dem Gyrus hippocampi ein.Gegen den Hirnstamm, insbesondere gegen die Grosshirnstiele, grenztsich der Schläfenlappen durch eine nach Ablösung der Hirnhäute sichöffnende- Spalte, Fissura chorioidea, 3 ) ab, durch welche man von derGehirnbasis her in das Ünterhorn eindringen kann, wobei man zunächstan die Fascia dentata, an die Fimbria und an den Pes hippocampigelangt.Der Scheitellappen lässt sich weder gegen den Hinterhauptlappen,noch gegen den Schläfenlappen ganz scharf umschreiben, weil sich vonbeiden Seiten her Furchen und Windungen gegen ihn hinziehen. Er wjrdd\JTch den Sulcus interparietalis in ein oberes und in ein unteresScheitelläppchen, Lobulus parietalis superior und inferior getheilt. \^„genannte Furche schliesst sich vorne an die hintere Centralwindung an,steigflm Bogen gegen die '"Maritelkante auf und zieht sich JnjeinigerEntfernung von dieser bis an die Grenze des Hinterhaüptlappens_Jiin,x ) Syn. Gyrus temporalis I, II. und III.2 ) Syn. Sulcus parallelus.3 ) Syn. Fissura hippocampi.


Aeussere Ansicht des Grosshirns. 565wo sie sich mit^jjejn^sejikrecht absteigenden Sulcus occipitalis anteriorvereinigt. An dem unteren Scheitelläppchen unterscheidet man denGyrus supramarginalis, welcher zwischen der hinteren Centralwindungund dem_oberen Ende der Sylvi'schen Spalte gelegen" ist, und den Gyrusangularis, welcher das Ende der oberen Schläfenfürche umgreift. Demoberen Scneitelläppchen kann der früher erwähnte Gyrus paracentralis,sowie der Praecuneus, welche beide sich an der medialen Hemisphärenflächebefinden, zugerechnet werden.Der Hinterhauptlappen „findet an der medialen Hemisphärenflächeeine ganz scharfe Abgrenzung gegen den Scheitellappen durch den Sulcusparietooccipitalis. Nicht so vollkommen ist die Abgrenzung an der convexenSeitenfläche der Hemisphären; hier wird sie nur theilweise durchden Sulcus occipitalis anterior *) angedeutet, da ober und unter dieserFurche die Windungen des oberen, beziehungsweise des unteren Scheitelläppchensohne Grenze in den Hinterhauptlappen übergehen. Man sprichtdaher von einer oberen und unteren Uebergangswindung._An derbasalen Fläche, trifft der Hinterhauptlappen mit dem Schläfenlappen zusahThien,ohne sich gegen denselben irgendwie abzugrenzen. — Durchunbeständige, an der convexen Seite verläufende Furchen kann man andem Hinterhauptlappen mehr oder weniger deutlich einen Gyrus occipitalissuperior, medius und inferior unterscheiden^von welchen die beidenletzteren durch den horizontalen Sulcus occipitalis lateralis getrennt werden.Zu der oberen Hinterhauptwindung wird auch der Cuneus gerechnet.Hinter diesem zieht sich an der medialen Hemisphärenfläche eine senkrechtabsteigende, im rechten Winkel mit dem Sulcus calcarinus zusammentreffendeFurche, Sulcus extremus, herab, hinter welcher der Gyrusoccipitalis descendens liegt.Seit mehr als 20 Jahren ist man auf Grund pathologischer Erfahrungen undnach Ergebnissen physiologischer Experimente zu der Ueberzeugung gekommen,dass gewisse Windungen und Läppchen der Grosshirnrinde zu bestimmten> Functionen, insbesondere zu motorischen Apparaten, in unmittelbarer Beziehungstehen, in der Weise, dass in ihnen die centralen Endigungen bestimmter Nervenfasergruppenzu suchen sind. Man kann daher bereits daran denken, es werde sichmit der Zeit die ganze Hirnoberfläche topisch nach verschiedenen Functionenifliedern und darauf hin eine Topographie der Hirnoberfläche entwerfenassen, welche allerdings eine wesentlich andere Bedeutung haben würde, als die•seinerzeit von Gall vorgetragene Localisation verschiedener «Anlagen» und «Sinne».Vorläufig betrifft dies hauptsächlich die Centra für einige motorische Apparate, überdie sich leichter Erfahrungen sammeln lassen, als über die Empfindungsapparate.AYas darüber bis jetzt sichergestellt ist, sei in Folgendem in Kürze zusammengefasst.Es unterliegt keinem Zweifel mehr, dass die oberen Enden der beiden Centralwindungendas Centrum für die Bewegungsapparate der Extremitätendarstellen; auch wird angegeben, dass sich in der vorderen Centralwindung dasCentrum für die obere, in der hinteren das Centrum für die untere Extremitätbefinde. — In den an die vordere Centralwindung angrenzenden Theil der oberen.Stirnwindung ist das Bewegungscentrum für Hals und Kopf zu verlegen. —Dasselbe Ende der zweiten Stirn Windung soll das Centrum für die GesichtsmaskeIn enthalten, insbesondere für die der Lippen. Jener Theil der unterenStirnwindung, welcher sich im Operculum an die erste Centralwindung anschliesst,ist sehr bald von Broca als Sprachcentrum, nämlich als Centralorgan für dieBewegungen ] ) Syn. der Affenspalte, Zunge erkannt Sulcus perpendicularis.worden, und wird daher auch als Broca'sche


566 Aeussere Ansicht des Grosshirns.Windung oder als Sprachwindung bezeichnet. In der Rinde des Hinterhauptlappens,insbesondere im Cuneus, ist die centrale Endigung des Sehnerven undin der Rinde des Lobus limbicus, sowie im Seepferdefuss das Centrum des Riechnervenzu suchen. Der Hör nerv findet sein centrales Ende wahrscheinlich inder Rinde des Schläfenlappens.Von weittragender Bedeutung, sowohl für die Morphologie, als wie für diePhysiologie, ist die vergleichende Betrachtung der Oberflächengestaltungdes Grosshirns in der Thierreihe und insbesondere bei den Säugethieren.In dieser Beziehung ist zunächst die Thatsache hervorzuheben, dass esSäugethierordnungen gibt, bei welchen die Oberfläche des Grosshirns vollkommenwindungslos bleibt (lissencephale Säugethiere), die also in dieser Hinsicht andie Beschaffenheit des menschlichen Gehirns in der ersten Hälfte der Fötalperiode'erinnern. Zu ihnen gehören durchwegs kleinere Thiergattungen: Insectenfresser,;Fledermäuse, Nagethiere u. s. w. Ihnen gegenüber stehen die gyrencephalenSäugethiere, bei welchen Windungen des Grosshirns in verschiedenstem Masseder Ausbildung und in mannigfaltiger Anordnung vorhanden sind. Es ist bis jetztnoch nicht gelungen, die Anordnung der Windungen auf eine allen gyrencephalenSäugethieren gemeinschaftliche Grundform zurückzuführen; denn wenn auch innerhalbder Mehrzahl der Familien eine grosse Uebereinstimmung besteht undzwischen manchen Familien ohne Schwierigkeit hinreichende Vergleichspunkteaufzufinden sind, so gibt es doch andererseits wieder tief gehende Unterschiede,über welche vorläufig ohne eine gewisse Willkürlichkeit nicht hinwegzukommenist. Man muss daher hinsichtlich der Anordnung der Windungen mehrere Typenunterscheiden.Als einer der wichtigsten derselben möge der Typus des Raubthiergehirneshervorgehoben werden. Sein.Wesen liegt darin, dass um die steil aufgerichteteSylvi'sche Spalte drei oder vier bogenförmige Windungszüge in concentrischerAnordnung herum gelegt sind. Sie entsprechen einer Faltung derGehirnoberfläche entlang der um die Sylvi'sche Spalte abgeknickten Längsaxedes Gehirnmantels. Die oberste dieser sogenannten Urwindüngen bildet dengrössten Theil der Mantelkante und greift daher auf die mediale Fläche derHemisphäre über. An dieser wird sie durch eine im Allgemeinen dem Balkenparallel laufende Furche abgegrenzt, welche jedoch mit ihrem vordersten Theile überdie Mantelkante seitlich hinwegzieht und sich an der convexen Fläche des Gehirnsnocheine Strecke weit in querer Richtung verfolgen lässt. Dieser letztere Antheilder genannten Furche wird als Sulcus cruciatus bezeichnet, weil er beiderseits mitder sagittalen Längsspalte des Grosshirns einen annähernd rechten Winkel bildet,also zu dieser ins Kreuz gelegt erscheint. Der vor dem Sulcus cruciatus gelegene,verhältnissmässig wenig ausgebildete Theil der Hemisphäre wird als dem Stirnlappenentsprechend angesehen. Seitlich wird die Abgrenzung dieses letzterenTheiles übrigens noch durch eine, das System der Urwindungen nach vorneabschliessende Furche, Sulcus praesylvius, vervollständigt. An der. unteren Flächedes Stirnhirnes breitet sich der mächtige Riechlappen aus, der mit dem ebenfallssehr stark ausgebildeten Gyrus hippocampi in unmittelbarem Zusammenhangesteht. — Modificationen dieser typischen Anordnung entstehen in Folge geringereroder ganz fehlender Abknickung des Hirnmantels zum Schläfenlappen und damft\verbundenen Mangels oder geringer Ausbildung der Sylvi'schen Spalte, anderer-,seits aber in Folge verschiedentlicher Abtheilung der Urwindungen durch secundäreFurchen.Eine ganz besondere Wichtigkeit mit Rücksicht auf das menschliche Gehirnkommt dem Gehirn der Affen zu. Bei diesen finden sich die verschiedenstenAbstufungen von dem völlig windungslosen Grosshirn, welches bei einzelnenFamilien ganz kleiner Affen vorkommt, bis zu dem windungsreichen Organ dermenschenähnlichen Affen, welches sich sehr nahe an das menschliche Gehirn anschliesst.Zwischen diesen Grenzformen gibt es eine fortlaufende Reihe von Üebergängen.Gemeinschaftlich ist allen Affen die vollkommene Ausbildung der. Sylvi'schenSpalte und daher auch ein wohl ausgeprägter Schläfenlappen, überdies ein beträchtlichesStirnhirn,, welches indessen hinter dem des Menschen, namentlich wasdie untere Stirnwindung betrifft, selbst bei den am höchsten ausgebildeten Affenverhältnissmässig am meisten zurücksteht, und endlich die geringe Ausbildung des,Riechlappens und des mit diesem verbundenen Gyrus hippocampi. Das Gehirn dermenschenähnlichen Affen zeigt hinsichtlich der Anordnung der Windungen dem


Bau der Grosshirnhemisphären. 567Wesen nach eine grosse Uebereinstimmung mit dem menschlichen Gehirn. Ist esheute schon ganz wohl möglich, die analogen Theile beider mit Leichtigkeit zubezeichnen, so darf man von der weiteren.Fortsetzung der Untersuchungen überdas Gehirn der Affen sicher erwarten, dass sie auch ein besseres Verständniss dermorphologischen Bedeutung der einzelnen Windungen des menschlichen Gehirnesanbahnen werden.Bau der Grosshirnhemisphären.Entwicklungsgeschichtliches. Zum Verständniss des Aufbaues derGrosshirnhemisphären ist es nothwendig, sich von vorne herein dessenzu erinnern, _dass die Hemisphären^ ursprünglich als Bläschen angelegtsind (vergl. S. 553) und dass sie im Gange der Ausbildung unter ganzungleichmässiger Dickenzunahme ihrer Wände den Gehirnstamm nachund nach überlagert haben.Daraus erklärt sich nämlich vorerst die Entstehung cler Tela chorioideasuperior, welche in der That nichts Anderes ist, als eine Duplicaturder Pia mater, deren oberes Blatt ursprünglich die untere Flächeder Hemisphären, und deren unterejLBlatt die ^bereFläche des ZwischenundMittelhirnbläschens bekleidet hatte.Ferner erklärt sich die Entstehung der Seitenkammern, welcheclirect aus den Lichtungen des paarigen Hemisphärenbläschens hervorgehen-Haben sich nämlich die Hemisphären vollständig entfaltet, sq.gestalten sich ihre Lichtungen zu lang ausgezogenen Spalten, welchesich über den Gehirnstamm hinweg bis in die Schläfen- und Hinterhauptlappenerstrecken. Die untere, dem Gehirnstamme angeschlosseneWand der Hemisphärenbläsciieh , " L bleibt aber ganz dünn und gestaltetsich zu einer marklosen Membran, welche mit dem oberen Blatte derTela chorioidea verschmilzt, während die ganze Masse der Grosshirn- jhemisphären aus der mächtigen Verdickung der oberen und seitlicheniVände jener Bläschen hervorgeht. So kommt es, dass sich die Seitenkammernnach Entfernung der Tela chorioidea als in die untereFlächender Hemisphären eingegrabene Rinnen darstellen, welche sichgegen den Seh- und Vierhügel öffnen, und dass sie im Schläfenlappenneben den Hirnstielen durch eine an der Hirnbasis befindliche Spaltezugänglich werden. Die Spalte ist die oben erwähnte Fissura chorioidea.Aus diesem Bildungsvorgange erklärt sich endlich, dass die mächtigenMarkmassen der Grosshirnhemisphären eigentlich nur in die oberenund lateralen Wände der Seitenkammern eingelagert sind und dass dieWände der Seitenkammern nur mit weisser Substanz belegt sind,während die Bekleidung mit grauer Rmdensubstanz nur der peripherenOberfläche der Hemisphären zukommt. Allerdings finden sich auch imInnern des weissen Hemisphärenmarkes zwei grössere Ansammlungenvon grauer Substanz, der Nucleus caudatus und Nucleus lentiformis. Beideerweisen sich jedoch durch die Entwicklungsgeschichte als Abkömmlingeder Rinde. Sie entstehen nämlich beide gemeinschaftlich als eine frühzehigauftretende Verdickung am Boden, der. Hemisphärenbläschen,unmittelbar vor der Verbindungsstelle derselben mit dem Zwischenhirn.Der so gebildete, in die Lichtung cler Bläschen stark vorspringendeA\ ulst wird bald von Nervenfaserzügen durchsetzt, welche die graueMasse des Wulstes in einen medialen Antheil (den Nucleus caudatus


568Bauder Grosshirnhemisphären.oder Streifenhügel) und einen lateralen. (den Linsenkern) zertheilen. DieNervenfaserzüge selbst stellen die Anlage der inneren Kapsel dar. Mitdem Boden des Hemisphärenbläschens wächst auch der Nucleus caudatushalbkreisförmig über das Zwischenhirn hinweg, wodurch der anfangssehr dicke Schweif des Streifenhügels zu Stande kommt (Tafel III,Fig. 5). Der ursprüngliche Ausgangspunkt dieser Bildungen ist, wieschon bemerkt, der Bodentheil der Hemisphärenbläschen; er entsprichtder Stelle, wo sich die Anlage der Sylvi'schen Spalte und später dieSubstantia perforata anterior befindet. Diesen Theil der Hemisphärenbläschenpflegt man den Stamm antheil derselben zu nennen, im Gegensatzezu ihren weit grösseren anderen Gebieten, welche den Mantelantheilder Hemisphärenbläschen darstellen. An dem ersteren bildensich späterhin die Gyri occulti aus. Alle diese Theile schliessen sichvorne und seitlich dem Zwischenhirn unmittelbar an und werden deshalbgewöhnlich dem Gehirnstamm selbst zugerechnet.Um noch einige andere am Grosshirn vorhandene Bildungen morphologischerklären zu können, muss noch das Verhalten der einanderzugekehrten medialen Wände der beiden Hemisphärenbläschen berücksichtigtwerden. Diese platten sich ab und fassen den sagittal gerichteten,bis an die Decke des Zwischenhirns herabreichendenSichelfortsatz^derDura mater zwischen sich; ihr oberer Rand ist die Mantelkante, _ihrunterer Rand aber umgreift vorne das Foramen Monroi, oben und hinten,der Krümmung des Schläfenlappens folgend, das Zwischenhirn. Entlangdiesem bogenförmigen Rande entsteht zunächst eine tiefe Furche,, dieAdergeflechtspalte, Fissura chorioidea, durch welche die medialeWand der Hemisphärenbläschen faltenförmig in die Lichtung derselben,d. h. in die jetzt noch sehr weiten Seitenkammern eingebuchtet wird*und in welche hinein sich von dem Sichelfortsatze aus eine dichteGefässausbreitung bildet. Im ganzen Bereiche dieser Falte verdünnt sichidie eingestülpte Wand der Hemisphärenbläschen sehr beträchlich und[bildet weiterhin nichts Anderes als die epitheliale Bekleidung der[erwähnten Gefässausbreitungen — der späteren Adergeflechte (vergl.! Taf. III, Fig. 5 und 9), in einiger Entfernung von der Fissura chorioideaund ihr parallel entsteht eine zweite, seichtere Furche (die'Bogenfurche),welche den oberhalb der ersteren gelegenen, dickeren Abschnittder medialen Hemisphärenwand einbuchtet und so einen derAdergeflechtsfurche entlang ziehenden, in die Seitenkammern vortretendenWulst, den späteren Pes hippocampi, erzeugt. _Der an der.medialen Hemisphärenwand zwischen den beiden Furchen sich vorwölbendeStreifen wird als Randbogen bezeichnet. An jdeiT unterenBegrenzungslinie dieses letzteren, gerade dort, wo sich die Fissurachorioidea einsenkt und wo die Verdünnung der Hemisphärenwandbeginnt, tritt als ein schmaler Streifen die Anlage des Fornix auf,welcher sich nach hinten hin mit dem Wulste des Seepferdefusses vereinigtund mit diesem, als Fimbria, bis jm das untere Ende des Unterhorneszu verfolgen ist; aber erst in einer späteren Entwicklungsperiodeerhält der Fornix seine weisse Farbe. Der angrenzende Antheil des Randbogenswird zur Fascia dentata (vergl. Taf. III, Fig. 6).Bis jetzt sind die beiden Hemisphärenbläschen in ihrer grösstenAusdehnung vollkommen von einander geschieden; eine Ausnahme.


Bau der Grosshirnhemisphären. 569ma,c M , nur J ene Stelle, wo sie sich ursprünglich von dem Zwischenhirna&gegliedertjiaben. Diese Stelle, akTSchlussplafte, Lamina terminalis,bezeichnet, kommtjspäterhin in Folge des.Vorwachsens der Stirnlappeni^jiJKLlEJSfi^^liegen, wo sie an derGehirnbasis das Gebiet zwischen den beiden Substantiae perforataeanteriores einnimmt und hinten von dem vorderen Rand des Chiasmaopticum begrenzt wird. Von dieser Sohlussplatte__aua__ beginnt, vomdritten Monate der embryonaten Ehtwicklungsperiocle an, die Herstellungeiner weiteren, secun~däre"n Verbindung der beiden Hemisphären^ indem"Züjre_wm markhaltigen Nervenfasern aus einer Hirnhälfta iiilie^aiLderehineinwachsen. Dadurch entsteht zunächst der vordere Bezirk desBalkens, ctaTs Balkenknie. Dieser Vorgang schreitet allmälig weiter,indem aus "dem vorderen TheileL-des. Randhogpins Faserzüge hervorwachsenund ha den entgegengesetzten__Randbogen eindringen, so dasssich die Verbmdüng der beiden Hemisphären immgr weiter^nach_rückwärfi~erstrecktund dasBalkenknie seine Fortsetzung in dem Körperdes Balkens erhält, welcher mit .dem^Ralkenwulst .abschnesst_(vergl.Taf III, Fig. 5 inid7jr Jener anfangs ganz kleine, bald aber sich sehrbeträchtlich ausbreitende Bezirk der medialen Wand der Hemisphärenbläschen,welcher sich zwischen dem Balkenknie und dem vorderenTheile des Fornix befindet, bleibt zeitlebens ganz dünn und gestaltet sichmit dem entsprechenden Theile der entgegengesetzten Hemisphärenwand,ohne mit ihm zu verschmelzen, zu dem Septum pellucidum..Nach Kenntnissnahme dieser einleitenden entwicklungsgeschichtlichenDarlegungen sollen dieTheile im Inneren der Hemisphären näher untersucht werden. Zudiesem Zwecke werden die Hemisphären bis nahe an den Balkenabgetragen. Das derart aufgedeckte Marklager begrenzt sich miteinem grauen Bande, dem Durchschnitte der Rinde, lateral ensprechendden Gyri in vielfachen Windungen, medial entsprechend dem Gyrusfornicatus in gestreckter Linie. Hebt man den Rest dieses letzteren Randwulstes,so öffnet sich eine Furche, der Sulcus corporis callosi, welchersich, über den Balken fortlaufend, bis an die Fissura Hippocampierstreckt."Der Balken, Corpus callosum, kommt nach Entfernung des Gyrusfornicatus, welcher denselben mit seinem freien grauen Saume überlagert,seiner ganzen oberen Fläche nach zur Ansicht. An derselbenzeigt sich eine mediane Furche, Raphe, jmd neben dieser beiderseits einaus Längsfasern bestehender Markstreifen, Stria longitudinalis Lancisii.Andere Längsstreifen finden sich an den Seitentheilen des Balkens; siesind von dem Gyrus fornicatus bedeckt, heissen daher Striae obtectae undgehen _nebst einem angelagerten Streifen grauer Substanz, der Fasciolacinerea, in die Fascia dentata über.Der Balken ist, wie...schon erwähnt, eine Commissur, besteht alsoder Hauptsache nach aus queren, dicht geordneten Fasermassen, welchebeiderseits in das Hemisphärenmark einstrahlen; da der Balken aber wedervorne noch hinten bis an die Enden der Hemisphären reicht, so könnendie aus ihm austretenden Fasern nur vom Mittelstücke in querer Richtungabgehen, während die in den Stirn- und Hinterhauptlappen ausstrahlendenZüge zunächst bogenförmig verlaufen und sich nach und nach in die


570 Bau der Grosshirnhemisphären.sagittale Richtung ordnen. Die Summe aller dieser Faserzüge wird alsBalkenstrahlung bezeichnet. Sie nehmen in ausgiebiger Weise theilan cler Zusammensetzung des Meditullium. Die beiden Enden des Balkensragen also frei in die Längsspalte des Grosshirns hinein. Das hinterestumpfe," frei vortretende, nach'" unten umgebogene Ende bildet aenBalkenwulst, Splenium, während am vorderen Ende, am Balkenknie,der Balken winkelig in die Tiefe abbiegt, dahin nämlich, wo die Hemisphärenaus dem Zwischenhirn hervorgewachsen sind. Mit diesem umgebogenenTheil, Rostrum, J^ij3lif^er_bis__an. die Lamina terminalis herab,wo auch die Fasern der Striae longitudinales entstehen. An Medianschnittendes Gehirns lassen sich diese Formverhältnisse des Balkensleicht zur Ansicht bringen.Im Fortgange der Präparation wird die quer aus dem Balken ausstrahlendeMarkmasse in sagittaler Richtung clurclitrennt und dadurchein Zugang in die Seitenkammern eröffnet. Diese Markmasse bildetnämlich die Deckeder Seitenkammern, Ventriculi laterales, welche, wie schon angedeutet,nichts Anderes sind, als die in den Grosshirnsphären befindlichen,aus dem vorderen Ende des Medullarrohres abzweigenden Räum-


Bau der Grosshirnhemisphären. 571nicis beschrieben. Der vordere Antheil besteht ebenfalls aus zwei symmetrischenHälften, welche als Säulen des Gewölbes,~ Colunmae *fornms,'JMBder Tiefender Hirnmasse auftauchen. Sie haben ihre Wurzelnan der Gehirnbasis, in den Corpora mammillaria, von welchen aus sie,die graue Substanz am Boden der dritten Kammer in schräger Richtungdurchsetzend, vor das vordere Ende des Sehhügels gelangen. Indem siesich weiterhin an diesen letzteren anlagern, verbleibt daselbst beiderseitseine kleine Lücke, welche die Communication der Seitenkammern mitder im_Zwischenhirh befindlichen dritten Kammer vermittelt, nämlichdas Föramen Monroi; dasselbe ist, wie schon hervorgehoben wurde,der Ueberrest der ursprünglich aus dem Zwischenhirn in das Hemisphärenbläschenführenden weiten Oeffnung.Die Tela chorioidea superior, _ welche zwischen die Hemisphärenuncl den Gehirnstamm eingelagert ist, kann den einleitenden Darstellungenzufolge als eine^Dnohfiatur der Pia mater betrachtet werden;sie wird somit vom Körper des Fornix überlagert, ragt aber mit ihrenverdickten seitlichen Rändern,_den Plexus chorioidei laterales, beiderseitsin die Seitenkammern hinein und schliesst, indem sie mit der ganzverdünnten unteren Wand der Hemisphärenbläschen verschmolzen ist,die Seitenkammern vollends ab, so dass diese nur mehr durch dasFöramen Monroi mit der dritten Kammer zusammenhängen. Nach Entfernungcler Tela setzt sich aber das Foramen Monroi in eine über dasZwischenhirn (Sehhügel) weg und den Fornix entlang laufende Spalte,Fissura transversa cerebri, fort,j&:elche_entlajQg^^^Fornix indie Fissura chorioidea übergeht. Um die Tela chorioidea ganz zurAnsicht zu bekommen, schneide man das Corpus fornicis in der Mitteentzwei und schlage die beiden Hälften zurück; dann wird man sehen,dass die in den Seitenkammern befindlichen Plexus chorioidei wirklichnur ihre freigelegten Randgebilde sind, welche durch die Fissura transversain die Cella media hineinragen.Nach Entfernung der ganzen Tela liegt das Zwischen- und Mittelhirnbloss; man benütze aber vorerst die Gelegenheit, die Säulen desFornix zu besehen, welche vorne das Foramen Monroi begrenzen. Drängtman darauf die hier noch ganz geschiedenen Säulchen aus einander, sokommt noch ein weiteres, aus einer secundären Verbindung der beidenGrosshirnbläschen hervorgegangenes unpaariges Gebilde zur Ansicht,nämlich die Commissura anterior, ein strangartiges Faserbündel, welchesallerdings nur in seinem mittleren Theile. frei vorliegt, während seineSeitentheile scharf in sich begrenzt unter dem Linsenkern hinweg tiefin das Mark, bis in die Schläfenlappen eindringen.Nun können die Ansammlungen grauer Substanz im Seitentheil desGrosshirns untersucht und die im Hinter- und Ünterhorn der Seitenkarnmernbefindlichen Bildungen besehen werden.Als graue Einlagerungen der Gehirnhemisphären sind zu verzeichnen:cler Nucleus caudatus uncl cler Nucleus lentiformis mit derVormauer.Der Schweifkern, Nucleus caudatus, ist in eine die laterale Wanddes Vorderhorns wölbende Erhabenheit, den Streifenhügel, eingetragen;sein vorderes, verdicktes Ende, der Kopf, tritt mit der an derGehirnbasis sichtbaren Substantia perforata anterior in Verbindung, sein


572 Bau der Grosshirnhemisphären.hinteres verschmälertes Ende, der Schweif, setzt sich an der lateralenSeite des Zwischenhirns (Sehhügels) bis an das Dach des Unterhornesfort. Eine Vene und ein dieselbe einhüllendes Markblatt, der Hornstreif,Stria terminalis,*') welche beide neben den Säulen des Fornix aus derTiefe hervortreten, sind in die Rinne eingebettet, welche den Streffenhügelgegen das Zwischenhirn abgrenzt."Wenn man nach Besichtigung dieser Theile mittelst eines durchden Streifenhügel und Sehhügel geführten und lateral geneigten Schiefschnittesnoch eine Markschichte abträgt, so stellen sich innerhalb derSylvi'schen Spalte die Querschnitte der verborgenen Windungen desStammlappens dar und innerhalb dieser zwei neue Ansammlungen vongrauer Substanz: eine mediale, in Form eines langgestreckten, die Spitzeeinwärts und die lange Basis auswärts kehrenden Dreieckes, der erwähnteLinsenkern, Nucleus lentiformis, mit seinen drei~Giiedern, undeine laterale, die Vormauer, Claustrum, welche sich an der lateralenSeite. des_ Linsenkernes als ein leicht gezackte^ schmaler, grauer Streifdarstellt. Die weissen Markschichten, welche den Linsenkern vom Nucleuscaudatus und vorn Claustrum L scheiden, werden als innere und äussereKapsel, Capsula lentis interna und externa, bezeichnet; eine dritte Lageweisser Substanz scheidet die Vormauer von den Windungen der InselDie bei weitem wichtigste"dieseY^lveissen Markschichten, die innereKapsel, ist an der medialen Seite vorne von dem Schweif kern, hintenvon dem Sehhügel begrenzt, an der lateralen Seite aber durchaus vondem Linsenkern, dessen medialer Spitze entsprechend die innere Kapselin einem stumpfen Winkel abgeknickt erscheint. Man unterscheidetdemnach an ihr einen vorderen, kürzeren, medial dem Schweifkernanliegenden Schenkel, und einen hinteren, längeren, medial von demSehhügel begrenzten Schenkel, welche beide in dem erwähnten Winkel,dem Knie der innerenKapsel, zusammentreffen. Schichtenweise vonoben nach unten geführte Durchschnitte lehren, dass die innere-Kapseloben länger ist als unten, dass sie sich daher im Aufsteigen zwischen_den erwähnten Ganglien fächerförmig entfaltet.Die Ansichten der genannten Theile sind selbstverständlich nurDurchschnittsbilder und stellen sich in frontalen Durchschnitten w 7 e§entlichanders dar. Wird nämlich ein Schnitt frontal durch das vordereEnde des Zwischenhirns (Sehhügel) geführt, so bilden die Umrisse desLinsenkerns ein gleichschenkeliges Dreieck, dessen kurzeJBasis gegendie Oberfläche der Insel gewendet ist. Das gräiie Feld wird, so wie anden Horizontaldurchschnitten, durch zwei weisse Streifen in drei Gliedergetheilt. Das am meisten lateral gelegene Glied ist von satt braunrptherFarbe und in allen Durchmessern das" grösste; es wird als Putamenbezeichnet. Die beiden medialen kleineren Glieder kennzeichnen sichdurch eine hellere, blassgraue Farbe und stellen zusammen den 'GlobuspdUidus dar. Der Farbe nach und auch hinsichtlich des Baues und derVerbindungen kommt das Putamen mit dem Schweifkern und mit derVormauer und alle mit der Grosshirnrinde überein, der Globus pallidushingegen mit dem Sehhügel. Eine systematisch durchgeführte Folge vonHorizontal- und Frontalschnitten lehrt auch, dass im Innern des Markes1 ) Syn. Stria Cornea.


Bau der Grosshirnhemisphären. 573der Nucleus caudatus vorne und unten mit dem Putamen zusammenhängt,und dass beide zusammen eine Art Schlinge füj den Durchtrittlweisser Markmassen darstellen. — In der Nähe der Substantia perforataanterior ist auch die Rinde in jenem Abschnitte des "Schlafenlappehs,welcher den vorderen Abschluss des Unterhornes bildet, verdickt (Haken),und diese Verdickung ist es, welche als Mandelkern, Nucleus amygdalae,beschrieben wird. An einem unmittelbar hinter der Substantiaperforata anterior durch den Haken geführten Querschnitt kennzeichnetsich der Mandelkern am deutlichsten. Da sich auch die Vormauer indie Substantia perforata anterior einsenkt, so gibt auch sie, gleich wie derMandelkern, ihre Abkunft von der Rinde deutlich zu erkennen undschliesst sich daher auch in dieser Beziehung an den Streifenhügel undan den Linsenkern an.Von den in den Hörnern der Seitenkammern befindlichen Gebildensind noch folgende namentlich hervorzuheben:Im Hinterhorn die Vogelklaue, Calcar avis, eine an der medialenWand desselben vorragende längliche Erhabenheit, welche nichts Anderesals__eine Falte ist, veranlasst durch den in die mediale Wand des Hinterhauptlappenseingreifenden Sulcus calcarinus. Ihr weisser Ueberzug,gleich wie die Auskleidung des ganzen Hinterhornes stellt sich als Ausstrahlungdes Balkenwulstes dar, wozu sich auch die Fasern der Strialongitudinalis Lancisii gesellen. Dieser Antheil der Balkenstrahlung wirdals Tapetum bezeichnet. Eine flache, bald mehr, bald weniger ausgebildeteErhabenheit an der .unteren Wand des Hinterhornes, welche sich auchin das Ünterhorn verfolgen lässt, wird Eminentia collateralis Meckeliigenannt; sie ^entspricht dem Sulcus qccipitotempqralis.Im Ünterhorn findet sich der gleichfalls durch Faltung derRindenschichte (vergl. S. 568)' zu Stande gekommene Seepferdefuss,Pes hippocampi; derselbe umgreift gleichwie der Schläfenlappen, in dener eingetragen ist. den Grosshirnstiel und schliesst sich demselben engan. Ihm entspricht aussen die bereits als Gyrus hippocampi bezeichneteWindung. Seine oberflächliche, gleichfalls .jweisse Bekleidung stammtzuni grössten Theile von dem Schenkel des Fornix ab, dessen theilweisenoch gehäufte Fasern den entlang dem concaven Rande fortlaufenden, Saturn, die Fimbria, darstellen. Unter diesem Saume macht sich derfreie Rand der grauen Rinde bemerkbar, und zwar in der Gestalteines gekerbten grauen Streifens, welcher sich in den freien Rand derRinde des Gyrus fornicatus bis über den Balken fortsetzt und als Fasciadentata bezeichnet wird. An frontalen Durchschnitten lässt sich derUebergang dieser Leiste in die graue Rinde des Gtyrus hippocampi,uncl das Zustandekommen des Pes hippocampi durch Faltung derRindenschichte ganz übersichtlich zur Ansicht bringen. — Noch wäredaran zu erinnern, dass sich cler Seepferdefuss an den Grosshirnstielanlagert und von ihm durch jene Spalte geschieden bleibt, welche alsFissura chorioidea erwähnt worden ist; durch diese Spalte setzt sich diehäutige Bekleidung der Gehirnbasis, die Pia mater, mit dem in dasÜnterhorn eindringenden Plexus chorioideus lateralis in Verbindung undbewirkt zugleich den Abschluss jener Spalte.


574 Zwischenhirn und Mittelhirn.Zwischenhirn und Mittelhirn.Entwicklungsgeschichtliches. Obgleich sich clie wachsenden Hemisphärenzunächst nur über den Hirnstamm lagern, so setzen sie sichmit demselben doch auch in innigen Zusammenhang, und zwar nichtnur an der Basis, da wo sie aus demselben hervorgesprosst sind,sondern durch secundäre Verwachsung auch beiderseits in vollem Halbkreiseum die in der Mitte frei hervorragenden Stammganglien. DieFolge davon ist, dass sich die Grenze zwischen den Hemisphären unddem Stamme nicht allenthalben bezeichnen lässt; oben ist sie durchden Hornstreifen gegeben, welcher deshalb auch als Stria terminalis bezeichnetwird; an der Basis wird sie nur annähernd durch den Sehstreifenangedeutet. Noch schwieriger aber ist es, die Grenze des Zwischenhirnsgegen das Mittelhirn genauer abzustecken, weshalb beide diese Abschnittegemeinsam abgehandelt werden sollen.Zwischen- und Mittelhirn, ursprünglich durch eine seichte1 Einschnürungvon einander abgegrenzte Bläschen, nehmen im Gange derEntwicklung verschiedene Formen an. Im Bereiche des Zwischenhirnserfolgt die Bildung von Nervensubstanz ganz vorwaltend an den seitlichenWänden, welche sich daher am meisten verdicken, in geringeremMasse hingegen an der unteren Wand. An der oberen Wand bleibt dieBildung von nervösen Elementartheilen gänzlich aus, sie bleibt als epUtheliale Zellenschichte zurück, welche mit der unteren Seite «der, Telachorioidea verklebt. Die Folge davon ist, dass das Medullarrohr hiereine enge, sagittal gestellte Lichtung; erhält, welche nach Abtragung derTela eröffnet wird, und dass sich die aufgequollenen Markmassen seinerSeitenwände als paarige, halbkugelige Erhabenheiten darstellen. DieseErhabenheiten sind die unter dem Namen Sehhügel, Thalami optici,bekannten Stammganglien, und der zwischen ihnen befindliche spaltartige,den vorderen Abschnitt .des Medullarrohres darstellende Raum ist diedritte Gehirnkammer. — Anders verhält sich das Mittelhirn. Hierwird die Nervensubstanz allenthalben, wenn auch ungleichmässig abgelagert,sjo dass das Medullarrohr von allen Seiten her verengt'wird undsich zu einem Canälchen mit dreiseitiger Querschnittsfigur gestaltet, zujenem, welches als Sylvi'sche Wasserleitung, Aquaeductus Sylvii, bekanntist. Die Decke des Canälchens trägt die vier paarig angeordneten Erhabenheiten,welche zusammen als Vierhügel, Eminentia quadrigemina,T5ezeicb.net werden.Sehhügel und Vierhügel sollen nun mit den ihnen an der Hirnbasisentsprechenden Theilen ausführlicher beschrieben werden.Die Sehhügel, Thalami optici, sind halbkugelige, an ihrer oberenFläche mit einer dünnen Schichte von weisser Substanz, Stratum zonale,bekleidete Erhabenheiten, welche mit ihren medialen von grauer Substanz(Centralgrau) bekleideten Flächen die Seitenwände _der drittenGehirnkammer darstellen und lateral von dem Schweif des Streifenhügelsumgriffen werden; indem sie_rückwärts beträchtlich divergiren,nehmen» sie den Vierhügel zwischen sich, wodurch der Umriss desspaltförmigen Zuganges zur dritten Kammer hinten zum Abschluss gebrachtwird. Neben dem Vierhügel, gerade da, wo die freie obere.FJ^_che_jiach hinten und lateraUabdacht, verlängert sichrer Sehhügel zu


Zwischenhirn und Mittelhirn. 575einem überhängenden Wulst, Pulvinar, welcher noch ein unter ihmgelegenes Hügelchen, den lateralen Kniehöcker, Corpus geniculatumlaterale, birgt. Medianwärts vom Pulvinar sind Sehr und Vierhügeljederseite. miteinander-in Verbindung gebracht durch die sogenanntenVierhügelarme, Brachium eminentiae quadrigeminae anticum und posticum,welche von den Vierhügel-Erhabenheiten abgehen 'und sich unter clemPulvinar in den Sehhügel einsenken. An dem hinteren Arm findet sichnoch ein kleines Höckerchen, welches als medialer Kniehöcker, Corpusgeniculatum mediale, beschrieben wird. Gleich hier sei die Bemerkungangeschlossen, dass der Tractus opticus unter dem Pulvinar, also „zwischen Seh- und Vierhügel, und aus dem lateralen Kniehöckerheraustritt. An die laterale Fläche des Sehhügels, welche durch einenetzartige Durchflechtung von grauer und weisser Substanz, die Gitterschicht,Stratum reticulatum, ausgezeichnet ist, schliesst sich vorneclie Faserung.jder inneren .Linsenkapsel, und hinten am Pulvinar dasHemisphärenmark an.^JUnterh^^ befinden sich hintendie Grosshirnstiele, von denen sie sich durch eine als Zwischen-"icTiicht Stratum intermedium ] ) gezeichnete Formation trennen. Dieseletztere bildet das vordere Ende_der später zu beschreibenden Hauben-Gegend.Der Vierhügel, Eminentia quadrigemina, .ist auch mit dem unmittelbardahinter befindlichen Kleinhirn in Verbindung gebracht, und zwar durchzwei gerundete Stränge, die Bindearme, Brachia conjunctiva, welchewieder unter einander durch eine dünne, an das hintere Vierhügelpaaranschliessende Marklamelle, das obere Marksegel, Velum medulläresuperius, verbunden sind! — Da' sich der Balkenwulst lose über die obereFläche des Vierhügels lagert, entsteht zwischen beiden jene als Querschlitzdes grossen Gehirns bezeichnete Spalte, durch welche die Telachorioidea ins Innere des Grosshirns eindringt.Auf dem vorderen Vierhügelpaar, eingehüllt in die Tela chorioidea,findet sich clie fast kegelförmig geformte Zirbel, Conarium, deren Basismit einem Markblatte in Verbindung steht, welches sich unten unmittelbaran den Vierhügel anschliesst und oben beiderseits in den weissen Belegder Sehhügel übergeht. Vor dem Anschlüsse an den Vierhügel rolltsjch das Blatt um, uncl stellt mit dieser Umrollung die Commissuraposterior dar. Seitlich treten _aus diesem umgerollten Blatte die Zirbelstiele,Pedunculi conarii, hervor, welche die Zirbel und die hintereCommissur^jederseits mit dem Sehhügel in Verbindung bringen._J3eimUebergang gestalten sich dieselben jederseits zu einem dreieckigenBlättchen, Trigonum habenulae, dessen freier Saum sich nach vorne unmittelbarauf den Sehhügel fortsetzt und dort als Stria medullaris thalamibezeichnet wird; diese verlauft weiterhin genau entlang dem Rande, inwelchem sich das Stratum zonale gegen die mediale graue Fläche • desSehhügels abgrenzt. Eine kleine, ober der hinteren Commissur befindlieheEinsenkung in die Basis der Zirbel wird als Recessus pinealis bezeichnetRecessus subpinealis nennt man hingegen jene Bucht, welchejliejintere Fläche der Zirbel mit dem eingerollten Commissurenblatt*) Syn. Regio subthalamica.


576 Zwischenhirn und Mittelhirn.uncl mitjler oberen Fläche des vorderen Vierhügelpaares begrenzt;sie öffnet sich nach hinten.Der feinere Bau der Zirbel ähnelt einigermassen dem einer Drüse, insoferneals sich in ihr geschlossene, mit Zellenmassen erfüllte Hohlräume befinden, welcheüberdies in wechselnder Menge kleine Kalkconcremente (den Hirnsand) enthalten.Die Entwicklung der Zirbel erfolgt schon sehr frühzeitig, in Gestalt eines hohlen,fingerförmigen Fortsatzes, welcher an der dorsalen Seite der Hirnanlage, an der Grenze;des Zwischen- und Mittelhirns entsteht. Die weitere Ausbildung dieser primitivenAnlage macht sich in den verschiedenen Wirbelthierclassen verschieden. Währendsie bei Vögeln und Säugethieren verhältnissmässig unscheinbar bleibt, wächst siebei den Selachiern und bei manchen Reptilien zu einem langen Fortsatze aus, dessenperipheres Ende in dem Foramen parietale die Schädelkapsel durchbricht und dortzu einem kleinen, rundlichen Bläschen aufquillt, welches nur von der Epidermisbedeckt ist. Da dieses Bläschen bei einzelnen Thieren (Eidechse, Blindschleiche) einenBau besitzt, welcher auffallend an den Bau der Augen wirbelloser Thiere erinnert^so lag die Vermuthung nahe, dass die Zirbel als Ueberrest eines unpaarigen, nur"mehr bei einzelnen Thieren im Zustande der Rückbildung nachweisbaren Auges(Parietalauge) zu betrachten sei.Seh- und Vierhügel sind bereits einerseits als Wandstücke desMedullarrohres, andererseits als Ganglien bezeichnet worden; sie enthaltendaher zweierlei graue Einlagerungen, vorerst das Centralgrau,welches den Hohlraum des Zwischen- und Mittelhirns, nämlich die dritteKammer und die Sylvi'sche Wasserleitung ganz in der Weise bekleidet,wie die graue Substanz des Rückenmarkes den Centralcanal; dann das.Gangliengrau, welches sich in mehr oder weniger gesonderten Herdenabgelagert findet. Ein horizontal durch den Sehhügel geführter Durchschnittlässt in diesem deutlich drei durch weisse Markstreifen getrenntegraue Herde unterscheiden, welche man als Kerne des Sehhügels bezeichnet,und zwar: einen vorderen, oberen Kern, „eingelagert in einevorne an der Oberfläche des Sehhügels sich contourirende Erhabenheit,dann einen lateralen und einen medialen Kern, welche; sich längs deslateralen und medialen Umrisses cTes~Belihügels hinziehen, und vondenen der laterale sich bis in das Pulvinar erstreckte „Ausser diesenHerden findet sich noch graue Substanz in. dem Trigonum habenulae,das Ganglion habenulae, im lateralen und medialen Kniehöcker, sowiein den vier Erhabenheiten des Vierhügels. Der oberflächliche weisseBelag des letzteren, welcher die grauen Herde bedeckt, heisst Stratumzonale.Dass die dritte Gehirnkammer, Ventriculus tertius r Jd_eiders_eits vonden Sehhügeln begrenzt und an ihrer dorsalen Seite nur von der Telachorioidea abgeschlossen wird, ist bereits hervorgehoben worden; dieAnheftung der letzteren erfolgt gewöhnlich etwas oberhalb der Striaemedulläres, also schon in dem Bereiche der oberen, weissen Flächeder Sehhügel, so dass der mediale Antheil dieser Fläche noch in diedritte Kammer einbezogen wird. In Folge dessen besitzt die Lichtungdieser Kammer im frontalen Durchschnitt die Form eines T. Jhrehintere Begrenzung wird durch das als Commissura posterior umgerollteMarkblatt der Zirbel, die vordere durch die Säulen—des Fornixund durch die Commissura anterior bezeichnet.Wenn man die Sehhügel aus einander drängt, um in das^ Innereder Kammer Einsicht zu bekommen, zeigt sich eine Brücke von grauer


Zwischenhirn und Mittelhirn. 577Substanz, welche beiderseits in den grauen Beleg der Sehhügel übergehlTund,wenn durchrissen, sich vollständig in denselben zurückzieht;dies ist die Commissura media. Der Boden der dritten Kammer, die sogenanntegraue Boden commissur, wird durch das centrale Höhlengraugebildet, _welches sich von der medialen Fläche der Sehhügel dahinfortsetzt. Sie kommt an der Hirnbasis zum Vorschein und zwar deshalb,weil die in die Hemisphären eindringenden Grosshirnstiele durchihre Divergenz den ganzen Beleg des Medullarrohres freilegen. Dabeiist jedoch zu beachten, dass sich zwischen den hinteren Antheil desKammerbodens und die Gehirnbasis, -entsprechend der Substantia perforataposterior, das vordere Ende der Haubengegend einschiebt.Indem sich in Folge dessen der Boden der dritten Kammer nachvorne zu senkt, geht die graue Bodencommissur unmittelbar in denTrichter über, welcher sich wieder unmittelbar mit dem Hirnanhang,Ihjpophysis cerebri, verbindet. Dieses Gebilde besteht aus zwei Antheilen,Lappen, von denen nur der hintere noch nervöse Elementartheile enthältund sich eigentlich als Fortsetzung des Trichters erweist, währendder vordere, grössere Lappen eine Drüse ohne Äusführungsgangdarstellt. Dieser letztere Lappen verdankt seine Entstehung einemeigenthümlichen embryonalen Bildungsvorgange, nämlich einer Ausstülpungder Rachenwand in die Schädelhöhle (Hypophysentasche),welche sich aber bald vollständig vom Rachen abschnürt.Als basale Bestandtheile dss Mittelhirns sind, abgesehen von derSubstantia perforata posterior, die Grosshirnstiele, Pedunculi cerebri, zunennen. Um eine gute Üebersicht über die Zusammensetzung derselbenzu bekommen, lege man einen Querschnitt durch sie uncl durch denüber ihnen lagernden Vierhügel. An einem solchen scheiden sighj^l^Lagen vorPeihahderj die oberste begreift den eigentlichen Vierhügelum stellt die Decke cler Sylvi'schen Wasserleitung dar; die unterhalb dieser\ gelegene mittlere Lage, welche noch ein zusammenhängendes Ganzes darstellt,scheidet sich durch zwei dunkle, schief zur Mitte neigende Streifensymmetrisch von der dritten, tiefsten Lage ab. Diese letztere stellt sich| in cler Gestalt zweier von einander getrennter, halbkreisförmiger Felder\ dar7 welche nichts Anderes sincT,~~äls die DürcMcfmitte der beiden ani der Hirnbasis hervortretenden Grosshirnstiele. Die ganze ventrale Markmassedes Mittelhirns zerfällt. daher in zwei Abschnitte, deren unterer| getheilter als Fuss des Grosshirnstieles, Pes pedunculi, beschrieben wird,und deren oberer ungetheilter die Haube, Tegmentum, darstellt. JDer diebeiden trennende dunkle Streifen wird durch eine Lamelle tief dunkelpigmentirter Substanz hervorgebracht, welche als Substantia nigra Soemmeningibezeichnet wird, sich aber nur als eine Modification der grauenHirnsubstanz erweist. .Fuss und Haube unterscheiden sich dagegenwesentlich von einander; während nämlich der Fuss ausschliesslichmarkhaltige Nervenfasern in fast paralleler Anordnung enthält unddaher rein weiss erscheint, findet sich in der Haube ein inniges GeniengeJWöh"weisserund grauer Substanz, innerhalb^ dessen sich jederseitscler rothe Kern, Nucleus tegmenti,„mit kreisrundem Umriss hervorhebt.Medial begrenzt sich der Fuss des Grosshirnstieles gegen dieoubstantia perforata posterior durch eine seichte Furche, m welcherv. Langer-Toi dt, Anatomie. 5. Aufl. oli IULIOTE CA J


578 Hinterhirn und Nachhirn.reihenweise die Wurzelbündel des Nervus oculomotorius hervortreten;sie ward deshalb als Sulcus oculomotorii bezeichnet.In der Ansicht von der Seite zeigt sich das Mittelhirn obenvon den Vierhügeln und dahinter von den aus dem Kleinhirn anlangendenBindearmen, unten aber von den Grosshirnstielen contourirt." Aufder so umschriebenen Seitenfläche ist ausser den bereits beschriebenenVier hügelarmen und dem medialen KnfehöckeFnoch "ein "dreieckig umschriebenesFeld wahrnehmbar^ dargestellt durch einen Faserzug, welcherbeiderseits ober dem Grosshirnstiel aus der Tiefe tritt und, in dieVTerhügel-Erhal^enheiten aufsteigend, den Bindearm umgreift. Diesistdas Schleifenfeld, Trigonum lemnisci. Es begrenzt sich unten, gegenden Grosshirnstiel, durch eine deutlich" ausgesprochene Furche, Sulcuslateralis mesencephali, vorne durch den hinteren Vierhügelarm und hintendurch eine seichte Furche, welche an der lateralen Seite des Bindearmsschräg nach hinten und unten gegen die Brücke zieht; der erwähnte,im Schleifenfeld an die Oberfläche austretende Faserzug ist die späterzu beschreibende Schleife, Lemniscus.Hinterhirn und Nachhirn.Der vierte und fünfte Abschnitt des Gehirns, welche beide ausdem hinteren primitiven Gehirnbläschen hervorgehen, begreifen dasKleinhirn und das verlängerte Mark in sich, wozu auch noch dieBrücke zu rechnen ist.In seinem weiteren Entwicklungsgang kann man an dem hinterenprimitiven Gehirnbläschen zwei Abschnitte unterscheiden: das Hinterhirnund das Nachhirn. An der Grenze beider bildet sich ventralzunächst, eine flache Wölbung, welche sich später (um die sechste Embryonalwoche)jzu einer schleifenartigen Knickung, Brückenbeuge, gestaltet.Dieser entspricht an der dorsalen Seite eine spaltenförmige Einknickungder Gehirnanlage. (Vergl. Tafel III, Fig. 4). Das Nachhirnzeichnet sich schon frühzeitig durch eine nach vorne concave Krümmung,Nackenkrümmung (welche sich indess später wieder ausgleicht),ferner durch seine auffallende, nach oben zunehmende Verbreiterungund endlich durch den Umstand aus, dass seine dorsale Wand sehrdünn bleibt, während die ventrale am meisten und die seitlichen ebenfallsbeträchtlich an Dicke zunehmen (VergLTafel III, Fig.1- bis 3).In Folge dessen gestaltet sich die Lichtung des Medullarrohres in dieserStrecke schon von vorneherein zu einer quer gedehnten Spaltemit rautenförmigem Umriss und äusserst zarter Decke. Damit istschon die Anlage des grösseren unteren Antheiles der vierten Gehirnkammer,mit ihrem breiten Boden, Rautengrube, und mit ihren strangförmigenSeitentheilen, Kleinhirnstiele, gegeben.__Am Scheitel derBrückenbeuge entsteht durch Ausbildung eines mächtigen Qüerfasersystems_die Brücke, welche sich schon an das Hinterhirn, und zwar alsbasaler Antheil desselben, anschliesst. Von dem Nachhirn grenzt sichdas Hinterhirn am schärfsten an der dorsalen Seite ab, wo es gegeiHfüber der zarten Decke des Nachhirns in Folge reichlicher Bildung vonNervensubstanz einen quergestreckten," immer deutlicher vortretendenWulst, die Anlage des Kleinhirns, erzeugt, welche sich von dem


Hinterhirn und Nachhirn. 579Kachhirn durch eine tiefe Einsenkung abgrenzt. (Vergl. Tafel III, Fig. 3und4|.Jpie.Seitentheile des.Hjnterhirns gestalten sich zu den Brückenarmenund zu den Bindearmen, seine Lichtung zu dem obersten^Antheile der vierten" Gehirnkammer. Die Decke der letzteren wandeltsich hier in das or7ere Marksegel um, welches, sowie die Bindearme,das Kleinhirn mit dem Mittelhirn (Vierhügel) verbindet.Bemerkenswerth ist noch, dass die Pia mater in clie Spalte zwischenKleinhirnanlage und Nachhirn eindringt und dort mit einer reichlichenßlutgefässausbreitung die Tela chorioidea inferior formt. Die dünne Deckeoes Nachhirns verschmilzt dann mit der unteren Fläche der Tela underhält sich so als ihr epithelialer Ueberzug. Daher rührt die bleibendeVerbindung der Tela chorioidea inferior mit allen den Zugang zurRautengrube begrenzenden Gehirntheilen.Die Brücke, Pons,*) stellt sich äusserlich als eine blos ausQuerfasern bestehende Schleife dar, welche mittelst seitlicher Ausläufer,Brückenarme, Brachia pontis, die Kleinhirnhemisphären commissurenartigmit einander verbindet. In Wirklichkeit aber ist sie ein bedeutungsvoller"Hirnabschnitt, in welchem Sich auch eigene graue Massen eingelagertfinden.Sie setzt sich vorne mittelst eines dicken Randes scharfvon den Grosshirnstielen, hinten gleich scharf vom verlängerten Markeab und ist durch eine seichte mediane Furche, Sulcus basilaris, symmetrischgetheilt. _ Beim Uebergange in die seitlich abgehenden Brückenarmeist deutlich wahrzunehmen, dass sich daselbst die oberflächlichenFasern in zwei Gruppen scheiden, in eine hintere, welche die quereRichtung beibehält, und in eine vordere, Fasciculus obliquus, welche,indeni sie nach hinten ablenkt, sich auf die basale Fläche des hinterenFaserzuges herüberlegt; darin liegt auch der Grund der allmäligen seitlichenVerschmälerung der Brücke. Eine Reihe von frontalen durch die'Brücke geführten Schnitten zeigt sofort, dass dieselbe keineswegs derganzen Tiefe nach dieselbe Beschaffenheit besitzt. Der ventrale grössereAntheil (ventrale Brückenabtheilung) besteht vorwiegend aus queren iFaserzügen, welche seitlich in die Brückenarme übergehen, jedoch einerseitsvon der die Brücke längs durchsetzenden Pyramidenfaserung, andererseitsvon zahlreichen kleinen Herden grauer Substanz, den Brückenkernen,durclibrochen erscheinen. Die dorsale Brückenabtheilunghingegen besteht aus einem dichten Gewirre von grauer und weisserSubstanz, welches oben durch den gleichmässigen grauen Beleg derKautengrube seinen Abschluss findet. Diese Brückenabtheilung gehörtin den Bereich der sogenannten Haubengegend.Um alsbald eine Üebersicht über die Anordnung und den Zusammenhangaller hier zu besprechenden Theile zu bekommen, betrachte manzuerst eine median-sagittale Durchschnittsfläche und dann eine Seitenansichtdes ganzen Gehirnstammes.Aus dem sagittalen Durchschnitte ist zu ersehen, dass sichan_ das schief auf dem Clivus lagernde verlängerte Mark die Brückereiht, dass sich senkrecht ober der letzteren die Vierhügel-Erhabenheit,hinter dieser aber das Kleinhirn befindet, welches mit dem Vierhügeldurch die Bindearme und durch das zwischen diesen befindliche Velum*) Syn. Varolsbrücke, Pons Varoli.37*


580 Hinterhirn und Nachhirn.medulläre superius in Verbindung gebracht ist. Es lässt sich ferner dieSylvi'sche Wasserleitung nach hinten in einen grösseren Raum verfolgen,die vierte Gehirnkammer, Ventriculus guartus. Den Boden derselbenstellst die dorsale Fläche der Medulla oblongata und das Dach,wenigstens theilweise, das Velum medulläre.superius* dar. Dass dieserRaum nichts anderes ist, als ein erweiterter Abschnitt des Medullär,röhr es, welcher in Continuität mit dem Centralcanal des Rückenmarkessteht, wird schon durch das fortlaufende centrale Höhlengrau erwiesen;Dorsai ist er in gleicher Weise wie die dritte Kammer scheinbar offen,in Wirklichkeit aber durch eine sehr gefässreiche Membran verschlossen,welche von dem überhängenden Kleinhirn auf clie Medulla oblongataübertritt; dies ist die Tela chorioidea inferior.Bei der Besichtigung des Hirnstammes von der lateralen Seitezeigen sich jene 'drei Bindeglieder, welche das Kleinhirn mit den benachbartenHirntheilen verknüpfen, nämlich die in die Vierhügel, in dieBrücke und in.das verlängerte Mark eingehenden Stränge, welche alsBindearme, Brückenarme und Kleinhirn stiele bezeichnet werden.Alle drei senken sich am vorderen Rande des Kleinhirns in dasselbe ein.Uebergehend zur Betrachtung der Einzelheiten, dürfte.es vortheilhaftsein, zuerst die Untersuchung deö verlängerten Markes aufzunehmen.


Hinterhirn und Nachhirn. 581Die Pyramiden. Gleichwie die hinteren Stränge des Rückenmarkesam Calamus scriptorius aus einander weichen, so w r erden auch die vorderenStränge von der Mittelebene abgedrängt; doch bleibt hier derDivergenzwinkel nicht offen, indem sich in denselben die Pyramideneinschalten. Diese kommen schon zwischen dem 1. und 2. Halsnervenaus der Fissura longitudinalis anterior hervor, werden nach oben zuetwas breiter und reichen bis an den hinteren Rand der Brücke. Siebestehen ausschliesslich aus Bündeln markhaltiger Nervenfasern, welchesich aus der Pyramiden-Vorderstrangbahn und aus der Pyramiden-Seitenstrangbahn des Rückenmarkes (vergl. S. 547) in der Weise zusammensetzen,dass die Faserzüge der Pyramiden-Seitenstrangbahn die graueSubstanz des Rückenmarkes in schräger Richtung medial und aufwärtssteigend durchsetzen, dann in der Fissura longitudinalis anterior an dieOberfläche treten und, die Mittellinie überkreuzend, in die entgegengesetzteSeite eindringen. So entsteht zunäch^^die Pyramidenkreuzung,Decussatio pyramidum; dieselbe befindet sich in der Höhe des Ursprungesdes obersten Halsnerven und füllt dort die vordere Längsspalte vollständigaus. Nach vollzogener Kreuzung der Pyramiden-Seitenstrangbahnordnen sich die Nervenfaserzüge in der Pyramide so, dass die gesammtenaus clemSeitensträng stammenden Faserbündel den grösseren, medialenAntheil der Pyramide bilden, während die Pyramiden-Vorderstrangbahnin dem lateralen Antheile fortzieht. Diese letztere erfährt hier keineKreuzung, doch ist anzunehmen, dass auch die aus den Vordersträngendes Rückenmarkes stammenden Elemente der Pyramiden sich bereitsim Rückenmarke gekreuzt haben (vergl. S. 548) und dass somit alle durchdie Pyramiden laufenden Fasern in die Hirnhälfte der anderen Seiteeingehen; die Kreuzung der Pyramidenbahnen ist also eine vollständige.Die Oliven stellen sich als gerundete Körper dar, welche, beiderseitsvon dünnen weissen Faserzügen umgriffen, sich lateral neben denPyramiden an die Oberfläche durchdrängen; sie schliessen in ihrem.Innern ein gekräuseltes und im Ganzen tief eingebogenes Blatt vongrauer Substanz, den Olivenkern, Nucleus dentatus olivae, ein. DerKrümmungsscheitel dieses Blattes ist gegen den Olivenvorsprung gewendet,clie freien Ränder desselben nach der Tiefe zu. Die von demgrauen Blatte umschlossene weisse Substanz heisst das Mark der Oliveund die Stelle, wo dieses zwischen den freien Rändern des Blattes mitder umgebenden weissen Markmasse in Verbindung tritt, der Hilusder Olive. Kleine, abgesprengte- Theile des grauen Olivenblattes werdenals innere und äussere NebenoTive bezeichnet. Die beiden weissen,die Oliven umgreifenden Markbündel sind kleine Portionen des verdrängtenVorder- und Seitenstranges ?c . welche sich vorne und an derOberfläche erhalten haben.JfDie Kleinhirnstiele setzen sich' zu einem Theile jmsJBestandtheilendes Hinterftranges, aber, auch aus jenem Theile des Seitenstrangeszusammen, welcher als Kleinhirn-Seitenstrangbahn bezeichnetwird. Diese letztere (vergk S. 547) ist an dem verlängertenMarke, insbesondere bei Kindern, deutlich als ein hellweisser Markjjjtreifenzu erkennen.Der Uebergang des Hinterstranges in die Kleinhirnstiele geschiehtnicht in unmittelbarer Weise, sondern erst durch Vermittlung


582 Hinterhirn und Nachhirn.von Zwischengliedern. .Der Hinterstrang wird nämlich schon im Bereichedes Halsmarkes durch einen Fortsatz der Pia mater, Septum intermedium,in zwei Abtheilungen zerlegt, in eine mediale nnd in eine laterale; dieerstere,, welche der hinteren Längsspalte zunächst liegt, wird alsGoll'scher oder zarter Strang, Funiculus gracilis, die letztere alsKeilstrang, Funiculus cuneatus, bezeichnet. Am Calamus scriptoriusangelangt, nimmt der Goll'sche Strang graue Substanz, Kern desGoll'schen Stranges, in sich auf und bildet jene Aufquellung, welcheals Keule, Clava, bekannt ist und den ihr zunächst befindlichen Theildes Keilstranges lateral abdrängt. Die beiden Ciavae fassen den Calamusscriptorius zwischen sich, f— Auch der" Keilstrang "lässt, etwas höher -oben, eine -leichte Anschwellung, Tuberculum cuneatum, erkennen, welcheebenfalls einen grauen Kern, Kern des Keilstranges, in sich birgt.Vollends an den Rand des verlängerten Markes verlegt, jedoch nochetwas unterhalb des Calamus gelegen, befindet sich das Tuberculum;*cinereum*), welches _dem angequollenen oberen Ende^ der Hintersäuledes Rückenmarkes entspricht und nur einen j^anz dünnen Ueberzug vonweisser Substanz besitzt. Die CJava, das Tuberculum cuneatum und dasTuberculum cinereum setzen, nebst der Klejnhirn-Seitensjrangbahn, dieKleinhirnstiele vorwiegend zusammen.iNoch ist aber auf das Vorkommen von äusseren Bogenfasern,Fibrae arcuatae externae 2 ) aufmerksam zu machen, _weiche auf derjyorjderen_und seitlichen Fläche des verlängerten Markes die längs aufsteigendenFaserzüge überlagern. Man unterscheidet die äusserenBogenfasern als vordere und hintere. Die ersteren steigen aus derTiefe der vorderen Längsspalte auf, stammen aus den grauen Kernendes zarten und des Keilstranges und ziehen, indem sie die Pyramidenund die Oliven an der Oberfläche bogenförmig umgreifen, zu demKleinhirnstiel der entgegengesetzten Seite.. Häufig sind sie zu einemziemlich gleichartigenTobemächlichen Stratum zonale geordnet, in vielenFällen aber treten einzelne stärkere Bündel derselben mehr selbständighervor. Ein solches findet sich mitunter an dem vordersten Theil derPyramiden, angeschlossen an den hinteren Rand der Brücke. Dies istdie sogenaniüteVorb^^ziehenunmittelbar aus den genannten^ grauen Kernen jDberflächlich zu~cTemKleinhirnstiel derselben Seite. —Endlich ist noch ein beträchtlicher Faserzügzu erwähnen, der zwar an der Oberfläche des verlängerten Markesnicht hervortritt, aber doch einen sehr wesentlichen Bestandtheü J.erKleinhirnstiele bildet. Er stammt aus den Ganglienzellen des grauenÖlivenblattes, tritt durch das Mark und durch den Hilus der_ Olive aus,kreuzt die Mittellinie und dringt in die Olive der anderen Seite ein;aus dieser geht er dorsal aufsteigend in den Kleinhirnstiel und mit'diesem ins Kleinhirn. Man bezeichnet ihn als die Oliven-Kleinhirn- 'fasern.Auch in den in Folge des Austrittes der Pyramidenbahn starkzusammengeschwundenen Seitensträngen tritt eine Ansammlung vongrauer Substanz auf, welche durch grosse multipolare GanglienzellenJ ) Syn. Tuberculum Rolandi.2 ) Syn. Fibrae arciformes.


Hinterhirn und 'Nachhirn. 583ausgezeichnet und als Seitenstrangkern bekannt ist. In ihm findendie antero-lateralen Stränge des Rückenmarkes ihr Ende.Die Rautengrube, Fossa rhomboidalis, stellt die dorsale Flächeflgs verlängerten Markes in clem oberen, offenen Theil desselben dar.Sie entspricht jener durch die Eröffnung des Medullarrohres entstandenen,mit centralem Höhlengrau bekleideten Einsenkung, welche sich an derdorsalen Seite der Brücke vom Calamus scriptorius bis zur Sylvi'schenWasserleitung erstreckt. Man bekommt sie in ihrer ganzen Ausdehnungzu Gesicht,- wenn man das überlagerlhcTenKlelnhirn im Wurme_ theilt L unddie so^j^c^iedenetx^Ihre S£iÜi£&£,Begrenzung wird ^jäj^gSon den durch die Ümlagerurig der Kleinhirnhälftengegen die Vierhügel in Divergenz gebrachten Bindearmen undunten, durch die am Calamus aus einander gewichenen_Jflp,infrirnstieleHergestellt. An der dorsalen Fläche der letzteren sieht man feineMarkstreifen, clie Riemchen, Taeniae fossae rhomboidalis, welche sichlängs der Keulen auf die strickförmigen Körper fortsetzen und amCalamus durch den sogenannten Riegel, Obex, mit einander verbundenwerden. Sie bezeichnen die Ansatzlinie der Tela chorioidea inferiorund sind eigentlicji schon der Decke der vierten Gehirnkammer zuzurechnen.Eine mediane, vom Calamus zur Sylvi'schen Wasserleitung ziehendeseichte Furche, Sulcus longitudinalis, theilt die Fossa rhomboidalis in zwei'symmetrische Dreiecke, deren stumpfe Winkel seitwärts ausgreifen.Tue mittlere Längsfurche wird von zwei Längserhabenheiten, Funiculiieretes, begrenzt, welche am Calamus in eine scharfe Spitze auslaufen,oben aber je zu einem flachen Höckerchen, Eminentia teres, aufquellen.In_der unteren Hälfte cler Rautengrube sieht man _einen oder mehrere,bald mehr, bald weniger. deutlich ausgeprägte, quer gelegte weisseStreifen, die Striae acusticae, welche aus dem Sulcus longitudinalishervortreten und in geradem Laufe gegen die stumpfen Seitenwinkelder Rautengrube ziehen, wo sie sich bogenförmig um die Strickkörperherumschlingen. Unter diesen Streifen findet sich jederseits zwischendem Funiculus teres und dem Strickkörper ein flaches Grübchen vondreieckiger Gestalt "und tiefgrauer Farbe. Dies ist die Ala cinerea.*)Auch ober den Striae acusticae zeigt die Rautengrube eine seichte Vertiefung,deren Grund wegen einer unterhalb gelegenen Vene bläulichgefärbt ist und deswegen Locus coeruleus 2 ) genannt wird. Weiter obenfindet sich noch die Substantia ferruginea, welche sich als ein dunkelpigmentirter länglicher, gegen die Sylvi'sche Wasserleitung geneigterFleck darstellt. — In dem grauen Belege der Fossa rhomboidalis, nämlichin cler Fortsetzung des centralen Höhlengrau des Rückenmarkes, wurzelndie meisten Hirnnerven, vom 5. bis einschliesslich des 12. Paares, ineigenen weiter unten zu beschreibenden Ursprungskernen.Das, Kleinhirn, Cerebellum, sendet, wie schon durch seine Entwicklungbegründet ist, alle seine drei, den Zusammenhang mit denanderen Hirntheilen vermittelnden Bindeglieder (vergl. S. 580) aus seinervorderen Umrandung ab; es stellt daher einen Körper dar, der sich') Syn. Fovea posterior.? ) Syn. Fovea anterior.


584 Hinterhirn und Nachhirn.fast allenthalben mit freien Flächen begrenzt. Man kann an ihm gleichfallszwei Hemisphären unterscheiden, welche aber nicht von einandergeschieden, sondern „durch ein MittelstuckJ~"'deh* sogenannten Wurm;Vermis, mjt^injnder_vej"einigt und jds einheitliches Ganzes von grauerRinde bekleidet sind. Die Rindenschichte stellt sich daher als eine nurnach vorne offene Schale dar, welche durch diese vordere Oeffnung diedrei paarigen Bindeglieder aufnimmt und sie in ihrem Inneren zu einemgemeinsamen weissen Markkörper, Corpus trapezoides cerebelli, vereinigt.An dem vollständig isolirten Kleinhirn tritt daher nur an dieser Stelleder weisse Markkörper zu Tage. An der oberen Fläche lassen sich dieHemisphären nicht genau vom Wurme abgrenzen, wohl aber an derunteren Fläche, wo die Wurmtheile sammt dem verlängerten Marke ineine Vertiefung, Vallecula, zwischen die Hemisphären eingesenkt sind. Einehorizontale, entlang dem freien Rande der Kleinhirnhemisphären tiefeingreifende Furche, Sulcus horizontalis magnus, wird ••benützt, um anden Hemisphären und am Wurme eine obere und untere Abtheilung zuunterscheiden.Die Oberfläche des Kleinhirns ist ebenfalls mft Randwülsten,Windungen, versehen, welche sich aber derJ3estalt nach als Blätterdarstellen und ohne Unterbrechung durch den Wurm hindurch ause iE ( ± r JZL die andere Hemisphäre übergehen. An der oberen Fläche sind"die Blätter concentrisch um den Vierbügel—angeordnet, an der unterenFläche aber umgreifen sie die Vallecula. Die trennenden Furchengreifen stellenweise tief ein und zerlegen Hemisphäre und Wurm ingrössere Abschnitte (Lappen), welche durch andere, weniger tief eingreifendeFurchen wieder getheilt werden. So kommt es, dass sagittaleDurchschnitte durch den Wurm und schiefe Durchschnitte durch dieHemisphären die Zeichnung eines gerippten, mit gezackten Rändernumschriebenen Blattes ergeben, wobei die Durchschnitte der weissenAMJfel\H ] Qg smasse die Blattrippen uria r ~oeT graue Beleg den gezacktenBlattrand vorstellen. Diese Zeichnung ist unter dem Namen Lebensbaum,Arbor vitae, bekannt. Das Corpus trapezoides cerebelli stehtvorne mit dem oberen Märksegel in Verbindung, nämlich mit jenemBlättchen, welches zwischen die Bindearme eingerahmt ist; nach hintengeht es in ein gleichfalls dünnes Blättchen über, welches in dem Wipfelblatt,Folium cacuminis, endigt, nämlich in einem blattartigen Rändwulst,der sich in der Tiefe einer medianen Einsenkung des Wurmes, Incisuramarginalis posterior,*) verbirgt.Im Oberwurm werden entsprechend den Ausstrahlungen des Markkernesfolgende Windungsgruppen als besondere Abtheilungen unterschieden:ganz vorne das Züngelchen, Lingula, welches das obereMarksegel mit seinen nur schwach ausgeprägten .Rana^wnlsten„vollständigüberlagert; dann das Centralläppchen, Lobulus, centralis, aufwelches die Hauptmasse des Oberwurmes, der Berg, Monticulus, folgt"mit seiner nach hinten gewendeten Abdachung, 'Declive.Im Unterwurm reiht sich an das Wipfelblatt zunächst derKlappenwulst, Tuber valvulae, darauf die Wurmpyramide, Pyramis,dann das Zäpfchen, Uvula, und ganz vorne schliesslich das Knötchen,1 ) Syn. Incisura marsüpialis.


Hinterhirn und Nachhirn. 585Nodulus cerebelli. Die graue Rinde des Wurmes begrenzt sich daher obenmit dem Züngelchen, unten mit dem Nodulus, ""und zwischen beiden trittdas obere Marksegel, und unmittelbar neben diesem jederseits der Bindearmin den weissen Markkörper ein. Da das Marksegel dabei in schrägerRichtung nach hinten abbiegt, so bildet sich an seiner unteren Seiteeine dorsale, spitzwinkelige Ausbuchtung der vierten Kammer, welcheunter dem Namen Zelt bekannt ist.Hemisphären des Kleinhirns. Da die Randwülste der beidenHemisphären durch den Wurm in einander übergeben, so muss sichauch in diesen eine dem Wurjrneentsp^in mehrereAbschnitte, Lappen, finden; ausgenommen ist nur der vorderste BezirküTHer oberen Kleinhirnfläche, und zwar deshalb, weil die Hemisphären- 1blätter des Züngelchens und des Centralläppchens sich nur als kleine,-flügeiförmige Anhänge dieses letzteren, als Alae lobuli centralis, darstellen;dem Berge und Wipfel^aJb^^grössereAbschnitte der Hemisphären,welclie^ais Lobus superior anterior *J und als Lobus superiorposterior 2 ) bezeichnet werden. An der unteren Kleinhirnfläche entsprichtclem Tuber valvulae des Unterwurmes der Lobus posterior inferior, derPyramide der Lobus cuneiformis, dem Zäpfchen die Mandel, Tonsüla,. unddem Nodulus die Flocke, Flocculus. — Zwischen dem Lobujssimerior anteriorund dem Lobus cuneiformis findet sich vorne eine breiteSnaite, durchweM'e^tre^Br^ und^TnrTte"r mediäte Klein-]tiüigii©l£3nMarkTtorper eindrmgenr~"Die beiden Mandelnbilden ganz umschriebene Lappen, welche stärk nach unten vorragenund die Vallecula seitlich begrenzen; die Flocke dagegen stellt_sjchals eine anscheinend ganz isolirte kleine^Windungsgruppe dar, welchean der unteren Fläche des Kleinhirns,, „in dem Winkel jzwisjchen dem>, verlängerten J4§rke_ und dem Bmcl^narme, zu Tage „.tritt. Die Verbindungderselben mit jdem ihr zugehörigen, aber weiter abliegendenWufmantheile, dem Nodulus^^jy^rmittelt zunächst ein dünner Markstreifen,der Flockenstiel, Pedunculus fiocci,weicher sich im Anschlüsseanden Nodulus zu einem sehr zarten, halbmondförmig umschriebenenMarkblatte, dem unteren Marksegel, Velum medulläre inferius, gestaltet.Da dieses Blatt mit freien Flächen und freiem Rande hervortritt, sokommen hinter demselben zwei taschenförmige Buchten zu Stande, inWelche die Mandeln eingesenkt sind und welche unter dem NamenNester, Nidus avis, bekannt sind. Diese können daher erst nach Aus-^schälung der Mandeln sichtbar gemacht werden. Um den" Nodulus undseine Bindeglieder zur Flocke zur Ansicht zu bekommen, muss mitaller Vorsicht d#s verlängerte Mark unmittelbar an cler Brücke abgenommenwerden, wodurch der ganze Unterwurm und überdies das obereMarksegel, letzteres als Dach der 4. Gehirnkammer, entblösst werden.Im Innern des weissen Markkörpers sind noch mehrere graueKerne enthalten, welche man alle an Horizontalschnitten, welche in/der Ebene der Lingula angefertigt worden sind, zu Gesichte bekommt.!Diese sind: Der Nucleus dentatus cerebelli^ ein insich geschlossenes, ge-1zacktes Band, welches in der Richtung der Bindearme liegt, und auch an\J ) Syn. Lobus quadrangularis.2 ) Syn. Lobus semilunaris.


586 Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven.senkrecht durch die Bindearme in der Längsrichtung derselben geführtenDurchschnitten wahrnehmbar ist; medianwärts von diesem liegt dergestreckte Pfropf, Embolus, dann der meistens in zwei bis drei einzelnenkleinen Körperchen sich darstellende Kugelkern, Nucleus globosus,endlich der schon im Wurme eingelagerte, grössere DachkernNucleus fastig ii.Noch wäre zusammenfassend jenes Raumes zu gedenken, welcher;bereits als vierte Gehirnkammer, Ventriculus quartus, bezeichnet wordenist. Diese ist jene Erweiterung des Medullarrohres, welche ventral_yoncler RautengTube begrenzt, dorsal zum Theile von dem oberen Mark-,segel überdacht wird und sich in den weissen Markkörper des Kleinhirnsgrubig vertieft. Dass die Seitenwände vorne von den Bindearmendargestellt werden, kann nach dem Besprochenen als bekannt vorausgesetztwerdelö7~~auch genügt es, sich der Entwicklungsgeschichte desNachhirns und der Divergenz der Kleinhirnstiele zu erinnern, um. denGrund einzusehen, warum der untere, grössere Antheil dieser Gehirn-'kammer nach Abtragung der Tela chorioidea an der dorsalen Seiteoffen erscheint. Die Umrisse dieser Oeffnung werden einerseits vomObex' und von den an den strickförmigen Körpern befindlichen Taeniaefossae rhomboidalis, und andererseits vom Nodulus, von dem Velummedulläre inferius und von den Flockenstielen dargestellt. Indem sichdie Kammer diesen letzteren entlang nach beiden Seiten ausbuchtet,entstehen die sogenannten Recessus laterales ventriculi quarti, welche sichbis an die Flocken erstrecken. Die auf S. 585 unter dem Namen Zelterj^iinte dorsale Ausbuchtung derjk Kammer wird oben von ^.demVd/ur^^^trapezoides des^Wurmis, unten und hinten aber von dem Nodulus undvon dem „unteren MarjcsegiO~T5e^Ecke" des,Zelte's, inwelcher das Velüm medulläre superius~mit dem Mark des Wurmes;zusammentrifft, heisst clie Giebelkante, Fastigium. Die Betrachtungeines medianen SagittaldurchSchnittes gibt über dieses Verhältniss Aufschluss.Die vorhin genannten, die dorsale Oeffnung der 4. Kammerbegrenzenden Theile stellen die Ansatzlinie der Tela chorioidea inferiordar; sie enthält gleichfalls Plexus chorioidei, welche unter einanderdivergirend in die Recessus laterales gelangen und neben der Flockean der unteren Fläche des Kleinhirns sichtbar werden. Eine oberhalbdes Calamus befindliche Oeffnung in dieser Tela ist das lange bestritteneForamen Magendii.Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven.Seit Th. Sömmerring (1778) zählt man zwölf Hirnnervenpaareund zwar:1. PaaroderNervus olfactorius, der Geruchsnerve,'as))»»»»»2.3.4.5.6.7.»»»»»a»)>»»»»Nen»»»»»»opticus, der Sehnerve,oculomotorius, der Augenmuskelnerve,trochlearis, der Rollnerve des Auges,trigeminus, der dreigetheilte Nerve,abducens, der Auswärtsroller des Auges,|facialis, der Gesichtsnerve,


Dasn»»Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven. 5878. Paar oder Nervus acusticus, der Hörnerve,9. » « » glossopharyngeus, der Zungenschlundkopfnerve,10. » » » vagus, cler herumschweifende Nerve, 1 )11. » » » accessorius, der Beinnerve, 2 )12. » » » hypoglossus, der Zungenfleischnerve.Gleichwie das Gehirn eine viel weiter vorgeschrittene EntfaltungdesRückenmarkes ist, so stellen sich zweifellos auch die Hirnnervenals Wiederholungen der Spinalnerven dar; doch müssen aus derReihe derselben von vorneherein die drei specifischen Sinnesnervenausgeschieden werden, und zwar weil sie in keiner Weise Vergleichungspunktemit den Rückenmarksnerven erkennen lassen, der Olfactoriusinsbesondere auch deshalb, weil sein Tractus eigentlich als ein von demHemisphärenbläschen abgegliederter kleiner Hirnlappen aufgefasst werdenmuss, und der Opticus, weil. er sich ursprünglich als Stiel der Augenblasebildet, welche gleichfalls als Anhang des vorderen primitivenHirnbläschens, entsteht. Alle übrigen Hirnnerven, mit Einschluss desAcusticus, haben ihren Ursprung im Bereiche des Mittelhirns und desNachhirns.Mit Ausnahme des Olfactorius wurzeln alle Hirnnerven im Bereichedes Hirnstammes. Mit Ausnahme des 2. und 4. treten alle an der basalenFläche des Gehirnes heraus und die meisten davon unmittelbar aus demverlängerten Marke. Von ihren Austrittsstellen an der Gehirnoberflächelassen sich die Wurzeln der Hirnnerven, ähnlich wie die der Rückenmarksnerven,noch eine Strecke weit in die Hirnmasse hinein bündelweiseverfolgen. Bezüglich der meisten Hirnnerven ist sichergestellt, dassdie ihre Wurzeln zusammensetzenden Nervenfasern aus Gruppen vonGanglienzellen hervorgehen, welche an bestimmten Stellen des centralenKÖhlengrau gelagert sind. Solche, mehr oder weniger scharf umschriebeneGanglienzellengruppen nennt man die Ursprungskerne, oder schlechtwegdie Kerne der Hirnnerveh.Der Nervus olfactorius zeigt ein ganz eigenthümliches Verhalten.Er tritt in eine grössere Zahl von Bündeln, Fila olfactoria, getheilt ausder basalen Fläche des Bulbus olfactorius (vergl. S. 561) heraus; dieBündel sammeln sich nicht zu einem geschlossenen Nervenstamm,sondern dringen einzeln durch die Löchelchen der Lamina cribrosades Siebbeins in die Nasenhöhle ein. Er ist auch der einzige Hirnnerve,dessen sämmtliche Nervenfasern, und zwar schon bei ihrem Austrittaus clem Gehirn, marklos sind. Als centrale Rindengebiete desRiechnerven sind der Bulbus olfactorius, die Substantia perforataanterior, ferner der Gyrus hippocampi mit dem Pes hippocampi undmit der Fascia dentata anzusehen. Eine Verbindung „der Riechcentrenbeider Seiten erfolgt durch die Commissura anterior, vielleicht auchdurch den Balken.Der Nervus opticus sammelt seine Wurzeln in dem Sehstreifen 7Tractus opticus, welcher theils aus dem lateralen Kniehöcker, theils ausdem Pulvinar des Sehhügels hervortritt. Sie stammen aus den grauen') Syn. Nervus pneumogastricus, Lungen-Magennerve.•) Syn. Nervus accessorius ad vagum s. accessorius Willisii.


588 Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven.Herden des lateralen Kniehöckers und des Pulvinar, zu einem'wesentlichen Antheile aber auch' aus der-grauen- Masse des vorderenVierhügelpaares, aus welchem letzteren sie dem Sehstreifen durchdie vorderen Vierhügelarme zugeleitet werden; dazu kommt endlichnoch ein Faserzug aus der grauen Substanz in deF Gegend des Tubercinereum (basale Wurzel des Opticus). Die genannten grauen Massensind daher als die Kerne des Sehnerven anzusehen. Centrale Verbindungenderselben_JSehstrahlungen) führen zu der Rinde desHinterhauptlappens, specieTTlIes Cüneus. Die Tractus optici umgreifendie Grosshirnstiele und erzeugen, an die untere Hirnfläche gekommen,durch eine theilweise Decussation ihrer Fasern das Chiasma. Ganzfrei wird der Nerve erst an dem vorderen Rande des Chiasma, welches,wie auch die Sehstreifen, an den Boden der dritten Gehirnkammerangelöthet ist.Der Nervus acusticus setzt sich aus zwei Faserbündeln zusammen,einer oberflächlichen 1 ) und einer tiefen 2 ) Wurzel. Von der oberflächlichenWurzel ist bekannt, dass sie, in zwei Portionen getheilt,das Corpus restiforme lateral umgreift und dort von einer Schichte grauerSubstanz, Tuberjczdu^r-t^^kum, überlagert wird, aus deren Ganglienzellensie zahlreiche Nervenfasern bezieht. Die tiefe Wurzel umgreiftals starker Faserstrang die mediale Seite des Strickkörpers und istzwischen diesem und der aufsteigenden" Trigeminuswurzel zu finden.Sie ist also durch den Strickkörper von der oberflächlichen Wurzelgetrennt und vereinigt sich mit dieser erst nach dem Austritt aus der,Gehirnsubstanz.Als Kerne des Acusticus sind, abgesehen von dem bereitserwähnten Tuberculum acusticum, drei Gruppen von Ganglienzellenanzusehen. Eine derselben,—durch beträchtlichen Umfang und durchstumpf-dreieckige Gestalt ausgezeichnet,-ist der dorsale Acusticuskern;3 ) er hat seinen Sitz in 11er "grauen Substanz der Rautengrube, injenem Gebiete, welches von den Striae acusticae gedeckt wird. Lateralvon ihm, in unmittelbarem Anschluss-an-die mediale Seite des Strickkörpers,befindet sich der Deiters'sche Kern, 4 ) besonders ausgezeichnetdurch zahlreiche, grosse mültipolafen3raTIglienzellen, zwischen welchensich Bündel von markhaltigen Nervenfasern ""hinziehen. Als dritter istder_ventrale Acusticuskern 5 ) zu verzeichnen. Er liegt ganz oberflächlichan der ventraien^^elte^e^StrickkÖrpers, beim Eintritte desselbenin das Kleinhirn; er wird von den Bündeln der oberflächlichen Wurzeldurchsetzt und verhält sich zu dieser ähnlich wie ein Wurzelganglion.Es besteht kein Zweifel, dass die oberflächliche Wurzel desAcusticus vorzugsweise aus den Ganglienzellen des ventralen Kernes,ausserdem aber aus dem Tuberculum acusticum ihren Ursprung nimmtDie tiefe Acusticuswurzel stammt hingegen vorwiegend aus dem.Deiters'sehen Kern, zum Theil aber auch aus dem dorsalen Kern. Die*) Syn. Laterale oder hintere Wurzel.2 ) Syn. Mediale oder vordere Wurzel.5 ) Syn. Innerer Kern, auch Hauptkern oder dreieckiger Kern des Acusticus.,4 ) Syn. Aeusserer oder grosszelliger Acusticuskern, auch aufsteigende Acusticuswurzelgenannt.5 ) Syn. Vorderer oder accessorischer Acusticuskern.


Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven. 589Striae acusticae scheinen nach neueren Erfahrungen nicht Wurzelbündel,sondern Theile von centralen Verbindungen des Hörnerven zusein,'welche theils aus clem Tuberculum acusticum, theils aus dem dorsalen Kernhervorgehen und auf noch nicht näher bekannten Wegen wahrscheinlichzur Rinde des Schläfelappens ziehen. Die aus dem verlängerten Markeausgetretenen Fasern legen sich gesammelt an die laterale Seite desFacialis, begleitet von einem dritten, gleichfalls im Gebiete des Acusticuswurzelnden Bündel, der sogenannten Portio intermedia, welche sowohl mitdem Acusticus als auch mit dem Facialis in Verbindung tritt. Im inneren Gehörgangescheiden sich clie beiden Nerven, indem der Acusticus in dasLabyrinth eingeht, der Facialis aber in den Canalis facialis ablenkt.Es darf als sichergestellt betrachtet werden, dass der RamusCochleae des Hörnerven im Wesentlichen aus deroberflächlichen Wurzel,der Ramus vestibuli hingegen aus der^ tiefen Wurzel hervorgeht.Der Nervus trigeminus besitzt zwei Wurzeln, eine grössere sensibleuncl eine kleinere motorische; beide treten durch die Brückenarme ausund lassen sich durch dieselben bis in die Gegend der Fovea anteriorder Rautengrube verfolgen, wo sich der sensible Trigeminuskerneingelagert findet; dort treffen aber auch noch ab- und aufsteigendeWurzeln zusammen. Die absteigende (trophische?) Wurzel reichtlängs derWand der Sylvi'schen Wasserleitung, bis in die Gegend des vor-(l^rpuyterbup-elpaar.es, die aufsteigende (sensible) Wurzel aber lässtsich bis in das Halsmark verfolgen. Die letztere stellt einen wohl ausgeprägtenFaserzug dar, welcher aus dem Kopfe des Hinterhornes, inder Gegend des Tuberculum cinereum herstammt, und an dessen medialerSeite sich eineT fortlaufende Kette von Ganglienzellen^ hinzieht. Dererwähnte sensible Kern des Trigeminus ist nichts anderes als das obereEnde dieser Zellenkette; er erstreckt sich demnach eigentlich bis zu demKopfe des Hinterhornes herab. In der motorischen Wurzel des Trigeminussammeln sich die Fasern aus der absteigenden Wurzel, anderer-.seits aber die Faserbündel, welche einem besonderen motorischenKern, welcher sich medial von dem sensiblen Kern befindet, entstammen.— An cler Spitze der Schläfenpyramide gelangen beide Wurzeln in einevon cler~Dürä mater erzeugte kleine Höhle, das Cavum Meckelii, diesich bis zur lateralen Wand des Sinus cavernosus erstreckt. In derHöhle breiten sich die Fasern der grösseren, sensiblen Wurzelaus und erzeugen durch Aufnahme von Nervenzellen ein echtes, denSpinalganglien gleichkommendes Wurzelganglion, das Ganglion.v semilunare*). Aus dem convexen Rande desselben gehen die drei Aestedes Trigeminus hervor. Die kleinere, motorische Wurzel nimmtan der Bildung des Ganglions keinen Antheil, sondern lehnt sich nuran die untere Seite desselben an und gesellt sich zum dritten Aste.Der erste und der zweite Ast enthalten daher keine motorischen^Elemente. Nicht selten findet man ober dem concaven Rande des.Ganglions auf den verstrickten Bündeln der grossen Wurzel ein kleinessternförmiges Nebenganglion.Der Nervus oculomotorius gelangt in dem Sulcus oculomotorii ander medialen Fläche der Grosshirnstiele an clie Oberfläche. Er zieht.1 ) Syn. Ganglion Gasseri.


.590 Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven.^waschen den Endästen der Arteria basilaris (Profunda cerebri und.Arteria cerebelli superior) an die*" Seite des Chiasma, durchbohrt vordem Processus clinoideus posticus die Dura mater und geht anfangsander medialen, später an der_ unteren Seite des Ramus ophthalmicustrigemini zur Fissura orbitalis superior und durch diese in die Augenhöhle.Seine Wurzel fasern lassen sich durch die Haube hindurch bis.an einen länglichen, aus gruppenweise geordneten Ganglienzellen bestehendenKern verfolgen, welcher sich im Boden der Sylvi'schenWasserleitung befindet. Ihm werden durch das hintere Längsbündel•(siehe unten) Fasern aus dem gegenseitigen Abducens-Kern zugeführt.JEbenso ist'seine Verbindung mit dem Wurzelgebiet des Nervus opticusdurch die hintere Commissur sichergestellt.Der Nervus trochlearis ist der dünnste Hirnnerve, er hat aberinnerhalb der Schädelhöhle den weitesteh Weg bis zu seiner Austritts--öffnung zurückzulegen. Man findetihn am leichtesten neben dem Gyrushippocampi an der unteren Fläche der Grosshirnstiele. Von da auskann man ihn rückwärts bis an den vorderen Rand des Velum medullärersuperius verfolgen, wo er unmittelbar hinter dem Vierhügel aus dem«Gehirn hervortritt. Sein peripherisches Stück findet man unter jenerFalte, durch welche das Tentorium cerebelli an den Processus clinoideusanticus angeheftet ist; neben dieser durchbohrt er die Dura mater und ziehtdann entlang dem oberen Rande des ersten Trigeminusastes zur Fissuraorbitalis superior. Sein Ursprungskern befindet, sich gleichfalls indemBoden der Svlvi'schen Wasserleitung, unmittelbar hinter dem Kern desOculomotoriusi seihe' Wurzelbundel kreuzen im Velum medulläre:superius die Seite.Der Nervus abducens bricht am hinteren _Rande_de| Brücke, ausdem Gehirn hervor, durchbohrt neben der Sattellehne._die Dura materund gelangt dadurch in den Sinus cavernosus, wo er an die lateralejSeite der Carotis interna zu liegen kommt. Dort verbindet er sich mitdem die Carotis umspinnenden sympathischen Geflechte und zieht, nachdemer den Sinus verlassen, unter den anderen Nerven und unter derVena ophthalmica durch die Fissura orbitalis superior in die Augenhöhle.Seine Wurzelbündel drängen sich zwischen den lateralenBündeln der Pyramiden hindurch bis an die Rautengrube zu einemKerne, welcher in der Gegend der Eminentia teres zu suchen ist.Der Nervus facialis, welcher an der medialen Seite des Acusticus,an der hinteren Fläche der Brückenarme die Oberfläche erreicht, zeichnetsich vor allen anderen Nerven durch den eigenthümlichenWerlauf«eines Wurzelstückes aus. Seine Wurzelfasern gehen aus einem durchgrosse multipolare Ganglienzellen gebildeten Kerne hervor, welcherlateral_ von dem Abducenskerne und etwas tiefer jus dieser gelegenist; sie schlagen zunächst eine nach hinten und medial gehendeRichtung ein und gelangen dadurch dicht neben den Sulcus longitudinalis,bis unter das Ependym cler Rautengrube, wo sie sich sämmtlichzu einem wohl umgrenzten Faserzuge zusammenfinden. Dieser wendet-sich dann nach oben und bildet, indem er sich alsbald wieder nachvorne und unten umbeugt, eine Schlinge, das innere Knie desfacialis, welche den Abducenskern an seiner dorsalen Seite umgreiftnnd, so wie dieser, der Lage nach der Eminentia teres entspricht.


Die Kerne und Wurzeln der Hirnnerven. 591Der Nervus glossopharyngeus und der Nervus vagus gehen an clerSeite des verlängerten Markes, hinter der Olive aus einem gemeinschaftlichenWurzelfächer hervor, dessen Faserbündel sich bis in den Grundder Rautengrube, in die Ala cinerea, verfolgen lassen; daselbst erhaltensie einen ansehnlichen Zuwachs durch ein Bündel von Nervenfasern(aufsteigende VaguswliVzedTHRespirationsbündel), Welches ausdem Halsmark heraufzieht'"und Verbindungen^mit den^ervenuerdeiTfürdie^espiratiojismuskeln herstellen dürfte. ImForamen jugulare werdendie Bündel des gemeinsanten~W^dassjeder der beiden NervelT^elhe^soncierte_ Oeffnung der Dura mater zumAusritte "benutzt. Das obere kleine Faserbündel gehOTTdem Glossophäryngelis,das untere grössere dem Vagus an. Vor dem ersteren dringtder Sinus petrosus profundus, hinter dem letzteren der Sinus sigmoideusin das Foramen jugulare ein; clie Vereinigung beider Blutleiter zurVena jugularis geschieht an der hinteren Seite der Nerven.Beide Nerven besitzen Wurzelganglien, der Glossopharyngeussogar zwei. Das ganz kleine, häufig fehlende Ganglion jugulare glossopharyngeisuperius*) bildet der Glossopharyngeus gleich bei seinem Eintrittein das Loch der Dura mater, das grössere, constante Ganglionjugulare inferius 2 ) erst in der Fossula petrosa. Das Ganglion jugulare vagibefindet sich tief in der Scheide der Dura mater,_welche dem Vagus indas Foramen jugulare folgt; es ist ziemlich gross, da bei seiner Bildungdie ganze nicht unbeträchtliche Fasermenge des Nerven betheiligt ist.Der Nervus accessorius reicht mit seinen fächerförmig geordnetenWurzeln entlang dem verlängerten Marke und dem Halsmarke bis zum5., selbst zum 7. Spinalnerven herab. Man kann also zwei Antheile desselbenunterscheiden, einen, welcher im verlängerten Marke, und einen,welcher im Halsmarke wurzelt. Der erstere geht aus einem dem Kernedes Glossopharyngeo-Vagus angeschlossenen grauen Herde hervor, derletztere aus einer in der Mitte des Vorderhornes aufsteigenden^ scharfumgrenzten Reihe von Ganglienzellen. Die Bündel des spinalen AntheilesVereinigen sich zwischen den hinteren Spinalnervenwurzeln und demLigamentum denticulatum zu einem aufsteigenden, durch Aufnahme derim verlängerten Marke wurzelnden Faserbündel immer dicker werdendenStrange, welcher hinter der Arteria vertebralis durch das Hinterhauptlochin clie Schädelhöhle tritt, alsbald aber, an das letzte Vagusbündelangelehnt, durch das Foramen jugulare austritt, ohne jedoch mit demGanglion des Vagus eine Verbindung einzugehen. Anastomosen seinerWurzelbündel mit den hinteren Wurzeln des ersten Halsnerven sindnicht selten.Der Nervus hypoglossus reiht sich mit seinem Wurzelfächer, dessenBündel zwischen der Pyramide und Olive jmstreten, unmittelbar an dieReihe cler vorderen Wurzeln der Spinalnerven an. Sein Kern ist in demoffenen Theile des verlängerten Markes injler Tiefe des Funiculus tereszu suchen,_erstreckt sich aber in dem geschlossenen Theile bis unterdas Gebiet cler Oliven herab und findet sich dort ganz in der Nähe desCentralcanales, etwas vor und lateral von demselben. Die Vereinigung') Syn. Ehrenritter'sches Ganglion.'-) Svn, Ganglion petrosum.


592 Ueber den feineren Bau des Gehirns. ,der hinter der Arteria. vertebralis .verlaufendenFaserbündel jzujiLi&aÄh!geschieht erst im Canalis hypoglossi. Nicht selten scheiden sich dieBündel in zwei oder drei durch eine oder zwei Faser- oder Knochenbrückengesonderte Antheile.Ueberblickt man die Ursprungsverhältnisse der letztgenannten neunHirnnerven, so ergibt sich, dass sie, wie die Spinalnerven, aus demcentralen Höhlengrau des Medullarrohres hervorgehen,, und dass, gleichwiedie aus den Hintersäulen des Rückenmarkes hervorgehenden Nervenwurzelnsensibel und die in den Vordersäulen entstehenden Nervenwurzelnmotorisch sind, so auch die Hirnnerven ein analoges Verhältniss erkennenlassen. Das III. und IV- Paar entspringen in dem Boden der Sylvi'schenWasserleitung, also in der ventralen Wand des Medullarrohres; sie sinddaher sofort als motorische Nerven zu erkennen. Von jenen Hirnnerven,welche erst in der Fossa rhomboidalis entstehen, finden sich die Kerneder motorischen Nerven, des VI, VII., XL und XII. Paares, in dergeraden Fortsetzung der Vordersäulen des Rückenmarkes, nämlichnahe an dem Sulcus longitudinalis, während das V., IX. und X. Paar,welche sensible Fasern enthalten, mit ihren Ursprüngen bis nahe andie Seiten der Fossa rhomboidalis, nämlich bis an die dahin ablenkendenFortsetzungen der Hintersäulen verschoben sind.Die sämmtlichen Kerne der Hirnnerven werden, wie dies schonbezüglich der drei specifischen Sinnesnerven erwähnt worden ist, gleichden Ursprungsherden der Spinalnerven, durch centralwärts weiter leitendeBahnen direct oder indirect mit der grauen Hirnrinde in Verbindunggebracht. Auch weisen theils anatomische Befunde, theils physiologische^und pathologische Erscheinungen darauf hin, dass sie gruppenweise,entsprechend den functionellen Beziehungen, zusammehgefasst sind, wiez. B. die Vaguswurzeln mit den Wurzeln der motorischen Respirationsnerven,die Wurzeln der Gesichts- und der Augenmuskelnerven mitden betreffenden Sinnesnerven.Ueber den feineren Bau des Gehirns.Die Elementartheile, aus welchen sich das Gehirn aufbaut, sinddieselben wie die des Rückenmarkes: in der weissen Substanz markhaltigeNervenfasern verschiedensten Calibers, in der grauen Substanzfeinste markhaltige und marklose Nervenfasern mit ihren letztenfibrillären Auffaserungen, neben Ganglienzellen von verschiedensterGrösse; überdies in beiden Substanzen als Stützgewebe die Neuroglia.Hinsichtlich der grauen Substanz wurde bereits bemerkt, dassdrei Formen derselben, nämlich das centrale Höhlengrau, das Gangliengrauund das Rindengrau, unterschieden werden müssen. Beigenauerer Betrachtung lassen sie schon in der Beschaffenheit ihrer Zellenund in der Anordnung derselben manche Eigenthümlichkeiten erkennen,wodurch sich insbesondere das Rindengrau auszeichnet; in Bezug aufdieses sei Folgendes hervorgehoben. \An Durchschnitten der Grosshinrinde lassen sich mehrere, vonperipheriewärts ausstrahlenden Faserzügen durchsetzte Schichten unterscheiden,und zwar nach der Menge und Gestaltung der eingelagerten


Ueber den feineren Bau des Gehirns. 593Ganglienzellen. Diel., äussere Schichte ist__ zellenarm, vorwiegend durchNeuroglia gebildet und äusserlich von einem aus sehr feinen Fasernbestehenden Nervenplexus bekleidet. In der 2. Schichte befinden sichkleine, pyramidenartig geformte,_mit ihren Spitzen gegen die Oberflächegerichtete Nervenzellen. Diese beiden Schichten zusammen bilden dieäussere Randzone, welche sich von cler inneren Zone durch einemehr oder weniger deutliche weisse Zwischenschichte, den sogenanntenBaillanger'schen Streifen, trennt. In diesem legen sich die zur äusserenZone aufsteigenden Nervenfasern in die Fläche um und verflechten sichauf das innigste. In der inneren Zone folgt zuerst eine mächtige Lagegrosser pyramidenförmiger Ganglienzellen^clarauf eine Lage von kleinen,unregelmässig gestalteten Ganglienzellen, endlich eine Schichte von•sMLdelförmigen Zellen.Es ist nun aber hervorzuheben, dass der Bau der Grosshirnrindehinsichtlich der Zahl, Anordnung und Grösse der Zellen, sowie hinsichtlichder übrigen Beschaffenheit der einzelnen Schichten sehr wesentlicheUnterschiede aufweist, und zwar nicht nur in weit entfernen Gebietensondern auch im Bereiche einer einzelnen Windung. Von der Besprechungderselben kann hier um so mehr abgesehen werden, als diese Verschiedenheitennoch keineswegs genau festgestellt sind und über ihreBeziehungen zu der functionellen Bedeutung der einzelnen Rindengebietenoch völliges Dunkel herrscht.An Durschnitten der Kleinhirnrinde lassen sich schon makroskopischdeutlich zwei Schichten unterscheiden: 1. eine äussere graue,welche zahlreiche kleine Zellen (Körner), deren Bedeutung noch nichtsichergestellt ist, uncl nebstdem ein Flechtwerk markhaltiger Nervenfasern„enthält, 2. eine innere, rostfarbene Schichte, welche dichtgeordnete, theils runde, theils spindelförmige Zelten mit grossem Kern(Ganglienzellen?) einschliesst. Beide Schichten trennen sich durch eineLage feinster Nervenfasern und durch die grossen Purkinje'schen Zellen,welche mit ihren Leibern zum Theile schon in die rostfarbene Schichtetauchen und in die oberflächliche graue Schichte zahlreiche verzweigteFortsätze absenden.Das Gangliengrau.zeigt in seinen verschiedenen Ansammlungenkeineswegs übereinstimmende Bauverhältnisse, woraus auch das schonfür das freie Auge leicht wahrnehmbare verschiedenartige Aussehenderselben zu erklären ist. Im Einzelnen aber ist der feinere Bau desGangliengrau noch lange nicht hinreichend durchforscht. Es mögedaher nur als eine der wichtigsten Thatsachen hervorgehoben werden,dass das ä^sjexe__.Glied_jies_ Linsenkernes, ebenso wie der Nucleuscaudatus, nicht nur seiner Entstehung nach (vergl. S. 567), sondernauch insoferne der_Grosshirnrindß.„gleicnkon!mt, als alle in dasselbeeindringenden Nervenfasern in seinen Ganglienzellen ihr letztes Endefinden, und dass daher von dieseiu_ beiden Grosshirnganglien aus keineradiären Ausstrahlungen von Nervenfasern zur Grosshirnrinde nachgewiesenwerden können.Auch das centrale Höhlengrau ist nicht seiner ganzen Ausdehnungnach gleichmässig gebaut. Im Bereiche des Nach- und Mittelhirnesist es durch die in ihm befindlichen Kerne der Hirnnerven (sieheoben) v. besonders L anger-Toldt, ausgezeichnet.Anatomie. 5. Aufl. 38


594 Ueber den feineren Bau des Gehirns.Eine eigenthümliche Gestaltung nimmt die graue Substanz in dentiefen Gebieten des verlängerten Markes an; es ist dies:Die Formatio reticularis. Diese beginnt, gleichsam als Fortsetzungund höhergradige Ausbildung der Processus reticulares des Rückenmarkes,schon im untersten Theile der Medulla oblongata, wo die zerklüftetenReste cler Vorder- und Seitenstränge in sie eingehen. Sienimmt hier das Feld zwischen den Hinterstrangkernen einerseits und denPyramiden und Oliven andererseits ein und wird medial durch dieSchleifenschichtund durch die Raphe (siehe unten) begrenzt. Nach obensetzt sie sich durch clie dorsale Brückenabtheilung bis gegen das Mittelhirnfort. Sie besteht aus sehr zahlreichen kleinen, verschiedenst ge~formten Herden von grauer Substanz, welche allseitig durch Bündelvon •markhaltigen, theils längs, theils cjuer, theils bogenförmig verlaufendenNervenfasern durchflochten werden. Die aus dem Boden clerFlautengrube ventral ziehenden Wurzelbündel des__ffypoglossus, desVagus, Facialis und Äbducens zerlegen die Formatio reticularis inmehrere Abtheilungen.~~ Es ist bis jetzt nicht möglich gewiesen, ihreverschiedenen Bestandtheile der Bedeutung und Zugehörigkeit nach zusichten und ins Klare zu bringen. Als festgestellt darf betrachtet werden,dass ein Theil ihrer weissen Längsfaserzüge den centralen Verbindungsbahnender Gehirnnerven angehört, ein anderer sich zu clemhinteren Längsbündel (siehe unten) sammelt und ein dritter als Bestandtheilcler Haubenfaserung in den Sehhügel gelangt; ferner dassgewisse Antheile der weissen Faserzüge den inneren und äusseren Bogenfasern,andere den früher (S. 582) erwähnten Oliven-Kleinhirnfasern zuzurechnensind. Die grauen Herde dürften wenigstens stellenweise denWurzeln gewisser Hirnnerven Faserantheile zuführen (Nucleus ambiguusdes Vagus).In der weissen Substanz des Gehirns kann man eine grosseZahl von Faserzügen unterscheiden, welche theils in Gestalt kleiner^jedoch durch Lage uncl Zusammenhang scharf gekennzeichneter Bündelvon markhaltigen Fasern über gewisse Strecken hin zu verfolgen sind,theils aber, zu grossen Massen gesammelt, das weisse Marklager desGrosshirns, Meditullium, aufbauen. Die wichtigsten derselben sind diefolgenden:1. Als Raphe des verlängerten Markes wird eine aus markhaltigenlFasern hergestellte Formation bezeichnet, welche die Mittelebene desselben,von der Tiefe der Fissura longitudinalis anterior bis, zu. demSulcus^ longitudinalis cler Rautengrube einnimmt und sich in derselbenWeise noch über die dorsale Brückenabtheilung erstreckt. Sie zeichnetsich dadurch aus, class zahlreiche markhaltige Fasern, welche vorwiegendaus der dorsalen gegen die ventrale Seite des verlängerten Markes verlaufen,sich in der Mittelebene_in_sehr_ spitzen Winkejn überkreuzenuncl auf diese' Weise die Seite wechseln. In den unteren Bezirken desverlängerten Markes sind sie zum Theile nichts Anderes, als die sichüberkreuzenden Fibrae arcuatae internae der Schleife (siehe unten), zumanderen Theile aber treten sie aus der Tiefe des vorderen Längsspalteshervor uncl setzen sich als vordere äussere Bogenfasern der Pyramiden,Fibrae arcuatae anteriores, (vergl. S. 582) fort, um weiterhin durchclie Kleinhirnstiele in das Kleinhirn zu gelangen. In den oberen Be- '


Ueber den feineren Bau des Gehirns. 595jsirken des verlängerten Markes stellen sie wahrscheinlich^ vorwiegenddie sich kreuzenden cenJrah^Ve_rbmdungsbahnen gewisser motorischer"Hirnnerven (Abducens, Facialis, HypogTossus) dar. Sie führen hier den"7$dmen~Fibrae rectae (vergl. S. 597).2. Das hintere Längsbündel besteht zumeist aus Fasern dickerenCalibers und liegt beiderseits neben der R^jphe^ unmittelbar unter demgrauen Beleg der Rautengrube. _Es_sammeit sich "bei dem Uebergang desRückenmarkes in das verlängerte Mark in dem vorderen Antheile derFormatio reticularis, welcher die Reste der Vorderstränge in sich aufgenommenhat. Es zieht dann an der medialen Seite des^Abdncenskernes^aus welchem es Fasern aufnimmt, vorbei, immer ganz nahe der Mlttelebene^bis^in_ das Mittelhirn fort, wo es ventral von dem^gräuen Belegdes Aquaeductus Sylvii und dorsal von dem rothen Kerne seinen Platzfindet. Hier geht es mit den Kernen des Trochlearis uncl des OculomotoriusVerbindungen ein. Schliesslich verh^rtegs sjch_mit den Aussj^ilungen^des rothen Kernes" m^^^^iischenschicht (Regio subthalamicap^Dashintere Längsbündel ist wahrscheinlich als eineFortsetzung der Vorderstranggrundbündel des Rückenmarkesund als ein Verbindungsglied zwischen den Kernen derAugenmuskelnerven (vielleicht auch des Nervus opticus! aufzufassen;es besitzt daher eine ähnliche Bedeutung wie clie aufsteigendeVaguswurzel.3. Die Schleife, Lemniscus, 1 ) ist vorwiegend aus dicken Nervenfasernzusammengesetzt und beginnt etwa in der Höhe des Calamus scriptoriusmit den sogenannten inneren Bogenfasern, LibTäiT~ärcuatae Tnternae.Diese entstammen dem Kern des zarten Stranges und zum Theil auchdem des Keilstranges, umgreifen bogenförmig clie centrale graue Substanzuncl gelangen so nach vorne in die Gegend der Pyramiden, wosie sich in der Tiefe der Fissura longitudinalis anterior spitzwinklig mitlenen der anderen Seite überkreuzen (Schleifenkreuzung). Anfangszwischen den Pyramiden und den Resten der Vordersäulen gelegen,erstreckt sich die Schleife zwischen den Oliven^ nach oben uncl erhältliier einen Zuwachs durch Faserzüge, welche als die unmittelbarenFortsetzungen der Seitenstrangreste zu betrachten sind, uncl ferner durch^Faserzüge, welche aus der Umgebung der Oliven stammen. In das^Gebiet der Brücke gelangt, bildet die Schleife, in der Tiefe der ventralenAbtheilung derselben, unmittelbar neben der Mittelebene_ gine__dicke,compacte Fasermasse, in welche hier noch die Bündel des sogenanntenCorpus trapezoides des verlängerten Markes einstrahlen. Diese letzterenBündel sammeln sich theils' aus der ventralen Seite der Binclearme,theils aus dem dorsalen Kern des Acusticus (centrale Acusticusbahn?),überkreuzen sich in der Raphe uncl schliessen sich so clerSchleife der entgegengesetzten Seite an.So aus Faserzügen verschiedener Art zusammengesetzt, rückt clieSchleife im weiteren Aufsteigen durch clie Brücke allmälig von derMiItelebene ^lateral ab, gelangt an clie dorsale Seite cler Substantia_n J£ r a Soemmerringl, zwischen diese uncl den rothen Kern der Haube,schlingt sich endlich bog^enförmig^ um die ventrale Seite des Binclearmes.') Syn. Schleifenschicht.38*


596 Ueber den feineren Bau des Gehirns.herum und kommt so an der lateralen Fläche dieses letzteren, in demfrüher (S. 578) beschriebenen Schleifenfeld an die Oberfläche. Ausdem Schleifenfeld geht jnn_Theü der Faserung in das_ hintere Vierhügelpaar,bildet den weissen Marküberzug desselben und findet*seinvorläufiges Ende in dem grauen Kerne desselben. Dieser Antheil führtden Namen untere Schleife. Ihre indirecten Fortsetzungen führen •durchs den hinteren Vierhügelarm in den medialen Kniehöcker und vondiesern~weiter in die Rinde des Schläfenlappens (centrale Bahn desAc~usticuTs]r "'Der übrige Antheil der Schleife heisst von hier an die obereSchleife. Aus ihr geht zunächst ein beträchtlicher Faserzug zu demvorderen Vierhügelpaar ab, um in der grauen Substanz desselben zuendigen. Wahrscheinlich findeter aber eme mittelbare-Fortsetzung einerseitszum Tractus opticus, andererseits zur Grosshirnrinde (CentraleBahn des Opticus). Der Rest der oberen Schleife wird Bestandtheilder Zwischenschicht und schlägt schliesslich verschiedene Wege ein._ EinTheil gelangt in den Sehhügel, ein anderer durchsetzt in schrägerRichtung die Faserung der inneren Kapsel, gesellt sich cler Linsenkernschlinge(siehe unten) bei und gelangt zu dem Globus pallidus des Linsenkerns;ein dritter_ Theil endlich_zieht mit der Faserung der innerenKapsel direct zur_Rjnde_des_ Scheitellappens,Da sich die Schleife in ihren ersten Anfängen (Fibrae arcuataeintemae) als die indirecte Fortsetzung der Hinterstränge des Rücken- imarkes erweist und weiterhin im verlängerten Mark zwischen den Kernenund Wurzeln der sensiblen Hirnnerven (Vagus, Glossopharyngeus, Trigeminus)aufsteigt und mit ihnen zahlreiche Verbindungen eingeht, da sieendlich im Bereiche des Mittelhirns mit gewissen Antheilen als ein Gliedder centralen Bahnen des Seh- und Hörnerven erscheint, so darf sie mitRechtals ein wächtiger Bestandtheil der centralen sensorischenLeitungsbahnen bezeichnet werden.4. Die Linsenkernschlinge. Sie ist in der zwischen dem Sehhügeluna den Grosshirnstielen befindlichen Zwischenschicht gelegen undstellt einen~Faserzug dar, dessen Herkunft zum Theil aus dem rothenKern der Haube, zum Theil aus der Schleife abzuleiten ist. Einen nichtunbeträchtlichen „Zuwachs von Fasern erhält sie überdies noch auseinem der Zwischenschicht angehörigen hellgrauen Herde, demLuj_&!sßhenKörper, Corpus subthalamicum, welcher sich an das vordere Ende jierSubstantia nigra Soemmemngranschliesst. Alle diese~Faserzüge sammelnsich, nachdem sie zum Theil die Faserung der inneren Kapsel schrägdurchsetzt haben, an der basalen Seite des Linsenkernes und treten indie beiden weissen Markblätter über, welche die drei Glieder des Linsenkernestrennen. Es ist wahrscheinlich, dass ein Faserantheil der Linsenkernschlingeim Putamen endigt, während ein anderer durctedteJ^eidÄ,;Marklamellen hindurch clirect zur Grosshirnrinde zieht. Die Jdnsen-Tiernschlinge bildet so einen wesentlichen Bestandtheil der"ceiTtn?-ai-en Haubenstrahlung (siehe unten).Alle vier bis jetzt beschriebenen Faserzüge sind Bestandtheile dererst später in ihrer Gesammtheit zu besprechenden Haubengegend.5. Der Stabkranz, Corona radiata. So wird im Bereiche der Grosshirnhemisphärendie ganze Summe derl^ejc^


Ueber den feineren Bau des Gehirns. 597durch Fuss uncl Haube des Grosshirnstieles aus dem Rückenmark, ausdem verlängerten Mark uncl aus cler Brücke zur inneren Kapsel gegangenund durch diese ohne weitere X T nterbrechung zur Gr^shirhrmcleziehen; dazu kommen noch jene Fasersysteme, welche aus clemSehhügel austreten und sich in der inneren Kapsel den erstgenanntenSystemen anschliessen, um ebenfalls den Weg zur Grosshirnrinde einzuschlagenJDie. gesammte Masse.des Stabkranzes liegt demnach in demGebiete der inneren Kapsel dicht zusammengedrängt, wesshalb dieseauch als Stiel des Stabkranzes bezeichnet wird."Im obersten Theileder_inneren Kapsel wird cler Stabkranz noch von dem ^ganzen langen, lateralen Rande des Scliwdfkernes|_. uingürtet^ strahlt aber, aus diesemReif ausgetreten, sofort nach" alten TfichFüngen des MediFullium aus,wobei seine Faserzüge jedoch vielfach von anderen~~l^sersystemen\ (insbesondere von Commissurenfasern) durchflochten werden. _ScJiHesslichvertheilt er sich gegen alle Bezirke der Grojssjnrnrinde, um in dieserseih centrales Ende zu fllidenT Im Einzelnen setzt sich der Stabkranz,soweit bis jetzt bekannt ist, aus den folgenden Antheilen zusammen:a) Aus der^Pyramiclenbahn, welche von den Pyramiden desverlängerten Markes durch die ventrale Ab theilung der Brückejmdjiurchden Fuss des Grosshirnstieles aufsteigend, in den^hjjaj£X£Ln^uäh^4y&e4-cler inneren Kapsel gelangt. In diesem zieht sie, an allen drei Gliederndes Linsenkernes vorbeistreichend und der Lage nach etwa dem mittlerenDrittheil des Sehhügels entsprechend, zum Meditullium empor und gelangtdurch dieses zur Rinde des Lobulus paracentralis, zum oberstenTheile cler hinteren Centralwindung uncl zu clem hinteren Abhangcler vorderen Centralwindung.b) Aus den centralen Bahnen der motorischen Hirnnerven.Sie sammeln sich im verlängerten Marke aus den Kernen der motorischenHirnnerven, ziehen als Fibrae rectaelvel^gT. S. 1)95) aus der dorsalelTTn"die ventrale Brückenabtheilung, wobei sie in der Raphe clie Seite kreuzen,schliessen~"siclT^dann~*e?ig~ an die Pyramidenfaserung an und verlaufenan cler medialen Seite der letzteren durch den Fuss des'Gros^hirnstielesin clie innere Kapsel. Dort kommen sie vor clie Pyramidenbahn~~(tIheTIweiseIn das Knie" der inneren Kapsel) zu liegen. Aus der inneren Kapselstrahlen sie im Stabkranze gegen clie untere Stirnwindung undgegen den unteren Bezirk der vorderen Centralwindung aus,um in der Rinde derselben zu endigen. In diesen Faserzügen ist auchdie sogenannte Sprachbahn enthalten.c) Aus der hinteren Grosshirnrinden Brückenbahn. Siestammt aj^cten^i^(mittelbarwahrscheinlich aus dem Kleinhirn), zieht durch den Fuss des Grosshirnstieles,wo sie an der lateralen Seite der Pyramiclenbahn'gel^g'err-ist,in den hinteren SchenkeFder inneren Kapsel, um'aus diesem, wenigstenszum grösseren Theile, in den Schläfen- und Hinterhauptlappen auszustrahlen.d) Aus der vorderen Grosshirnrinden-Brückenbahn. Siesammelt sich aus denselben Quellen wie die vorige, lauft aberim Fuss des Grosshirnstieles an der medialen Seite der Pyramidenbann;sie gelangt-ans-diesem"in den vorderen Schenkel der innerenKapsel und von da zum Theil zur Rinde des Stirnlappens, zum


598 Ueber den feineren-Bau des Gehirns.Theil in die graue Substanz ..des.. Streifenhügels, wo sie ihr centralesEnde findet.Die vier bis jetzt genannten Antheile des Stabkranzes pflegt man;da sie alle ihren Lauf durch den Fuss des Grosshirnstieles nehmen, mitclem Sammelnamen Pedunculus-Bahnen zu bezeichnen.nesfltuB^nfentr^^besteht aus demauf S. 596 erwähnten Theile der oberen Schleife, "welcher aus derZwischenschicht direct zum hinteren Schenkel der.inneren Kapsel unddurch diese zum oberen Scheitelläppchen zieht; dann aus denebenfalls schon (S. 596) besprochenen Faserzügen cler Linsenkernschlinge,welche von unten her den Linsenkern betreten und theilweisedurchsetzen; endlich aus^Fäierzügen, welche clem rothen Kerncler Haube entstammen und unmittelbar von der Zwischenschicht herzur inneren Kapsel gelangen. Ihr Ziel ist clie Rinde des Scheitellappens.f) Aus cler centralen Faserung des Sehhügels. Sie wird zunächstdurch drei wohlausgeprägte Faserzüge gebildet, welche aus derSubstanz des Sehhügels nach verschiedenen Richtungen hin austretenund die Bezeichnung Stiele des Sehhügels führen. Der hintereStiel tritt aus dem Pulvinar hervor und zieht, das Hinterhorn derSeitenkammer lateral umgreifend, zur Rinde des Hinterhauptläppensund zwar insbesondere des Cuneus; er enthält die früher (S. 588) erwähntenSehstrahlungen. Aus dem vorderen Ende des Sehhügelsbricht der vordere Stiel hervor, welcher, den vörcbeTeli~Schenkelder inneren Kapsel durchschreitend, zum Stirnlappen verlauft. Deruntere Stiel verlässt den,. Sehhügel an der basalen Seite und ziehtlateral, an der Basis des Linsenkernes vorbei, zu dem Rindengebietin der Umgebung der Svivi'sohen Spalte.Diese drei Stiele enthalten übrigens keineswegs die gesammten Verbindungendes Sehhugels mit der Grosshirnrinde; denn zahlreiche Faserbündelbrechen auch aus seiner, lateralen Seite durch die Gitterschichtehervor und gesellen sich theilweise cler Faserung der inneren Kapsel.bei; theilweise aber durchflechten sie dieselbe, um in den Globus palliduseinzudringen und durch diesen hindurch zu dem Putamen des Linsenkerneszu gelangen.Bis nun sind nur solche Faserzüge der weissen Substanz zur Besprechunggelangt,, welche aus dem Hirnstamm in die Hemisphäre ein-*strahlen und zum grössten Theile Glieder von Leitungsbahnen periphererNerven darstellen. Es gibt aber noch eine sehr grosse Zahl anderer,welche sich auf clie Hemisphären selbst beschränken uncl bestimmteTheile derselben in gegenseitige Verbindung bringen. Demnach sind alsweitere Bestandtheile der weissen Substanz noch zu nennen:6. Das Commissuren-System. Dasselbe begreift alle jene Zügevon markhaltigen Nervenfasern in sich, welche bestimmte, und zwarwahrscheinlich identische Stellen beider Hemisphären in:gegen seifige" Verbin düng setzen und daher ausnahmslos die Mittelebenedurchkreuzen. Sie sind für das Gebiet des Grosshirns der Haupt>sache nach in ctem_ Balke^efasst. Im Bereiche des Balkens seihst, aTJ~cTüere Faserung desselbenicht an einander, gedrängt, strahlen sie von seinen beiden SeltendurGh


Ueber den feineren Bau des Gehirns. 599alle Theile des Meditullium gegen das gesammte Gebiet cler Grosshirnrlndeaus (Balkenstrahlung), werden aber dabei allerwafts~von derFaserung des Stabkranzes durchflochten. Unvermengte Theile der Balkenstrahlungfinden sich in der vorderen Wand des Vorderhornes, wo sievon dem Balkenknie ausgehen, ferner in clem Dache des Vorderhornesuncl der Cella media und endlich in cler lateralen AVand des HinterundUnterhornes, wo sie, von den hintersten Theilen des Balkens abstammend,das sogenannte Tapetum bilden. Aus dem Rostrum desBalkens kann man Faserzüge von unten her in die äussere Kapsel verfolgen.Die Commissura anterior zieht als ein scharf begrenzter, drehrunderStrang in weitem, nach hinten concavem Bogen an der "Basis"^les Linsenkernes vorbei jederseits in den SchIäfeiif^ppen : _~Es ist bemerkenswerth,dass ihre Fasern nicht in paralleler Anordnung, sondernjstrickförmig durch einander gewunden verlaufen. Ihre Beziehungen zumRiechnerven sind schon auf S. 587 erwähnt worden. Die cpieren Faserzügeder Commissura posterior können nicht als Commissurenfasern indem oben angedeuteten Sinne angesehen werden. Sie sind vielmehrFasern, welche sich aus der Haube abzweigen, hier die Seite kreuzenund in den medialen Kern des Sehhügels "gelangen (vergl. S. 602).Auch zwischen den Hemisphären des Kleinhirns verlaufen Commissurenfasern,und zwar zum Theil durch den weissen Markkern, zumTheil durch clie Brückenarme und clie Brücke.7. Das Associations-System. Unter dieser Bezeichnung wird einegrosse Zahl von Faserzügen zusammengefasst, welche clie gemeinschaftlicheEigenschaft haben, verschiedene Theile einer uncl derselbenHemisphäre in Verbindung zu bringen. Man unterscheidet kurzeund lange Associationsbündel. Die kurzen, als Fibrae propriae bekannt,sind als compacte Faserzüge am Grunde der clie Grosshirnwindungen^trennenden Furchen zu finden und strahlen von da pinselförmig in clie'weissen Markleisten der angrenzenclen Windungen aus, um aus diesenin die zugehörlgenHKniu^^^Sie" folgen daher der.Oberflächen-Modellirung des Grosshirns und verbinden stets clie Rinden-^gebiete zweier benachbarter Windungen. Aehnlich angeordnete Asso-*: clationsfasern finden sich auch im Kleinhirn, wo .sie als girlandenförmigeFasern bezeichnet werden.Von langen Associationsbündeln sind folgende bekannt: DieZwinge, Cingulum, ein Faserbündel, welches innerhalb des Gyrus fornicatmjmiLüi^an den Haken verfolgt werden kann; dann der Fasciculus uncinatus,welcher an der unteren Seite der InseC~*im Marke verborgen unclMmmm—.ii —im—i«n»iwiiiiniiiiimi"l»W»'imilMHM1W»i •>••» II 'Im •• irnir IHHIIIII m neu ii||-i m m inntrr»--|—-irn-nn—lrschlingenförmigangelegt, das Ende der unteren : _ Stirnwindung mit derSpitze des"S^chllfelnmnpens vereinigt- l^fner^aer Fasciculus longituafnalistnferior, welcher neben dem Hinterhorn aus dem Pole des Hinterhauptlappensin denHgcmafenlappen eingeht; endlich em fasciculus arcuatus,welcher, die obere Seite der Linse bogenförmig umgreifend, zwischenStirn- und Hinterhauptlappen verlauft und sich in den Schläfenlappenfortsetzt. Auch der Fornix'Sann insoferne hiehergezählt werden, als erebenfalls Theile derselben Hirnhälfte mit einander verknüpft und zwarden Schläfenlappen mit Theilen am Boden der dritten Gehirnkammer.


600 Die Leitungssysteme des Gehirns.Es ist wahrscheinlich, dass es noch eine zweite Art von Associationsfaserngibt, und zwar solche, welche differente Punkte der beidenHemisphären verknüpfen, also die Mittelebene überschreiten. Alssolche werden Faserzüge des Balkens angesehen, welche sich demFasciculus arcuatus beigesellen uncl in diesem weiter verlaufen.Die Leitungssysteme des Gehirns.Die Leitungssysteme des Gehirns sind, so weit sie auf Grundanatomischer, entwicklungsgeschichtlicher, klinischer und experimentellerErfahrungen bekannt geworden sind, theils mittelbare oder unmittelbareFortsetzungen der Fasersysteme des Rückenmarkes, theils stellensie die Bahnen dar, auf welchen dieT^erne der Hirnnerven oder anderebestimmtenFimkte~des Gehirnstammes (auch des Kleinhirns) unter sichodex mit^evvisseh Bezirken~SeF Grosshirnrinde verbunden werden Imweitesten Sinne genommen, könnten allerdings auch die früher erwähntenCommissuren- uncl Associations-Systeme hiehergezählt werden. Da dieeinzelnen Bestandtheile dieser Leitungssysteme zum weitaus grösstenTheile schon ihre Besprechung gefunden haben, so dürfte es genügen,die wichtigsten von denselben hier mit kurzen Worten zusammenzufassenund dabei auf die vorausgegangenen Einzelnbeschreibungenzu verweisen. Nur die Haubenbahn wird noch einer etwas ausführlicherenErörterung bedürfen.1. Die Pyramidenbahn. Ihr peripherisches Glied ist die Summeder motorischen Rückenmarksnerveh, aeren\Vurzeln im Rückenmarke?mittelst der grossen multipolaren Ganglienzellen der yprdersäulen eine.Umschaltung erfahren (S. 543). Die Fortsetzung der Leitung geht' ohneweitere*" Unterbrechung durch die Pyramiden-Seitenstrangbahn uncLdiePyramiden-Vorderstrangbahn in die gekreuzte Pyramide (S. 548) unclvon dieser dlnchdicr~velitrale Brückenabtheilung, durch den Fuss liesGrosshirnstieles uncl durch clen hinteren Schenkel der inneren Kapsel.Hier wird clie Pyramidenbahn Bestandtheil des Stabkranzes (S. 597).Ihr centrales Ende findet sie in einem Rindengebiet, welches sich aufden Lobulus paracentralis"" auf den "ötDeFeiTTheil der Iiinteren Centrakwindung und auf den hinteren Abhang der vorderen Centralwindungerstreckt. Sie ist die Leitungsbahn für die Erregung der bewusstenBewegungenin dem Gebiete der Rückenmarksnerven2. Die Leitungsbahnen der motorischen Gehirnnerven. Jhr_peripherisches Glied ist clie Gesammtheit der motorischen Gehirnnerven,miTAtisschluss der Augenmuskelnerveh. Ihre Wurzeln erfa^r^qmjaagrlängerten Mark eine Umschaltung durch, die zugehörigen Nervenkerne(S. 587). An diese schliesst sich clie gekreuzte Fortsetzung ihrer Leitung.durch die Fibrae rectae der Raphe (S. 595) uncl führt durch den Fussdes Grosshirnstieles in die innere Kapsel (S. 597). Auch sie erreichendurch den Stabkranz ihr centrales Ende, uncl zwar in dem Rindengebiet,_vyjy^hejä^^der vorderen Centralwindungund der nnteren Stirnwindung entspricht.3. Die Vorderstranf^Fundbündel und clie Seitenstrangrestedes Rückenmarkes gehen in die Formatio reticularis des verlängertenMarkes (S. 594) über. Aus den Vorderstrang-Grundbündeln ist


Die Leitungssysteme des Gehirns. 601insbesondere das hintere Längsbündel iS. 595) abzuleiten, welchesdemnach hinsichtlich der Kerne cler Augenmuskelnerven eine gewisseAnalogie • mit den kurzen segmentalen Bahnen des Rückenmarkeserkennen lässt.4. Die hintere uncl die vordere Grosshirnrinclen-Brückenbahn.Beide sind vorläufig nur in der oben tS. 597) beschriebenenStrecke, zwischen den Brückenkernen uncl der Grosshirnrinde bekannt.Nicht unwahrscheinlich ist es aber, dass sich an sie noch ein weiteresGlied anschliesst, welches von den Brückenkernen durch clie Brückenarmein die Hemisphären des Kleinhirns führt. Ueber ihre Bedeutungist nichts Näheres bekannt5. Die antero-lateralen Stränge lassen sich nicht weiter alsbis in die Seitenstrangkerne verfolgen (S. 583).6. Die Kleinhirn-Seitenstrangbahn. Dieses centripetal leitendeFasersystem sammelt sich aus den Clarke'schen Säulen (S. 544), derenGanglienzellen, wie schon bemerkt worden ist, von der Peripherie herNervenfasern aus den hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven aufnehmen.Das Fasersystem zieht im Seitenstrang bis in das verlängerteMarlL herauf, wo es sich den gleichseitigen KIeinhirn¥tieIen~FeTgesellt.Mit diesen gelangt es in das Kleinhirn, kreuzt im Markkörper desWurmes die Seite und wendet sich ycm .^(vorläufigen'?)flpntwdp.n Endo in der Rinde des Oberwurmes zu.7. Die directe sensorische Kleinhirnbahn. Sie setzt sich ausFaserbündeln zusammen, welche aus der tiefen Wurzel des AcusticusUnd ans rter sensibten Wurzel des Trigeminus abzweigen, ja selbstnoch zum Theile aus den Hintersträngen des Rückenmarkes stammen.Der gesammelte Faserzug steigt in dem medialen Antheil des Strickkörpersin das Kleinhirn auf, wo er im Markkörper des Wurmes die Seite_Wechsejt_und dann zu dem Dachkern und dem Kugelkern gelangt, inAvelchen sein centrales Ende liegt. Antheile dieser Bahn werden alsWurzeln des Trigeminus uncl des Acusticus aus clem Kleinhirn aufgefasst.Ueberdies besteht die Vermuthung, dass auch cler Vagus undcler Glossopharyngeus mittelst dieser Bahn einen Zuwachs zu ihrenWurzeln aus clem Kleinhirn her erhalten.8. Die Haubenbähn. Sie wird so genannt, weil ihre gesammelteFaserung clie Haube des Grosshirnstieles zum Uebertritt in die Hemisphärebenützt. Ihre Bestandtheile sind aber in einem viel ausgedehnterenGebiete zu finden,welches man im weiteren Sinne als Haubengegend(Haubenregion) zu bezeichnen pflegt. Dieses Gebiet beginntam Calamus scriptorius, umfasst den dorsalen Antheil des verlängertenMarkes, die dorsale Brückenabtheilung, dann die eigentliche Haube, uncT"erstreckt "sich iiber diese hinaus "in das Zwischenlii^_von welchem ihrdie Zwischenschicht (Regio subthalmica) als vorderes Ende zugerechnetWerden muss. Innerhalb dieser Gegend sind von den clie Haubenbahndarstellenden Bildungen clie folgenden als die wichtigsten zu bezeichnen:Die Kerne des zarten Stranges uncl des Keilstranges, die Schleife, dieFormatio reticularis, der rothe Kern, der Luys'scheTTörper uncl dieLinsenkern schlinge. Da aber ein Antheil der Haubenbahn seinen Wegdurch das Kleinhirn nimmt, fällt sie auch noch in den Bereich derKleinhirnstiele, des Nucleus dentatus cerebelli uncl cler Bindearme. Aus


602 Die Leitungssysteme des Gehirns.dieser Aufzählung ist zu ersehen, dass die Haubenbahn, so wie sie ausden Kernen cler dorsal gelegenen Hinterstränge des Rückenmarkes her-,vorgeht, auch im ganzen Bereiche des Hirnstammes an der dorsalenSeite der Pyramiclenbahn verlauft, dass sie aber in zwei bis zu einemgewissen Gracle gesonderte Antheile zerfällt.Der erste am besten gekannte Antheil der Haubenbahn ist dieauf S. 595 näher beschriebene Schleife. Sie schliesst sich, wie schonhervorgehoben worden ist, in der Zwischenschicht an die centraleHaubenstrahlung des Stabkranzes (S. 598) an, übergibt aber einen Theilihrer Faserung zu vorläufigem Ende dem Vierhügel, dem Sehhügel unddem Globus pallidus. Es ist übrigens hier zu bemerken, dass ein Theilder Längsfaserbündel der Formatio reticularis durch die Haube zurhinteren Commissur gelangt, in dieser die Seite kreuzt und mit ihr inden medialen Kern des Sehhügels eintritt. Diese Fasern sind ebenfallsder Haubenbahn beizuzahlen und werden als das Haubenbündel ausder hinteren Commissur bezeichnet.Der zweite durch das Kleinhirn ziehende Antheil der Haubenbahnführt aus den Kernen des zarten Stranges und des Keilstranges inGestalt der Fibrae arcuatae externae anteriores und posteriores (S. 582) theilsgekreuzt, theils ungekreuzt mit den Kleinhirnstielen in das Kleinhirn.DmT^^^angen diese Fäserzüge vielleicht theilweiseln^die> Rinde derHemisphären, theilweise aber ziehen sie, und"zwar mit einer grossenZahl von aus der Hemisphärenrinde des Kleinhirns selbst abstammendenFasern vermengt, zu dem Nucleus dentatus cerebelli, dessen gewelltes grauesBlatt sie im ganzen Umkreise betreten. Aus dem inneren weissen Mark:körper des Nucleus dentatus dringt hingegen ein mächtiger Faserstranghervor, welcher zur hauptsächlichsten Grundlage des Bindearmeswird. Ob jene beträchtlichen Faserzüge, welche die Olive in gekreuzteVerbindung mit clem Kleinhirn setzen, zur Haubenbahn zu rechnensind, ist zweifelhaft. Wahrscheinlicher ist es, dass sie ein eigenes Fasersystemdarstellen, welches clie Kleinhirnrinde auf dem Umwege derOlive, und weiterhin durch Längsfasern der Formatio reticularis mitdem Grosshirn in Zusammenhang bringt. Jedenfalls bilden..jdJB. Bind&i.arme die^Fortsetzung des Kleinliirnantheiles der HaubenbahnTSie dringenunter clem hinteren yierEugelpäare'"In""die d° r s^e^^ih^enäb^i]ungein undterfähfen' dort eine vollständige^ Kre^endet ist, wird die bis dahin rein weisse Faserung des Bindearmesmehr und mehr von grauer Substanz durchsetzt und gestaltet sich sozu dem rothen Kern cler Haube. Dieser_stellt^sich_jojmt.als_^ie_ujn;mitfelbare Fortsetzung des gekreuztenThndearmes dar. Aus ihm strahlenzahlreiche Faserzüge aus, welche ihren Weg durch clie Zwischenschichttheils in die weissen Markblätter des Sehhügels, theih^ in ..dieAnnexe.Kapsel und theils in den Linsenkern nehmen, Ihnen gesellen sich nochLängsfasern aus der Formatio reticularis bei, welche somit nicht denUmweg durch das Kleinhirn genommen haben.Die unmittelbaren Ziele der Haubenbahn sind daher nur zumkleineren Theile in dem Stabkranz zu jauchen^ zum grösseren TheileLiegen sie..in dem.Vierhügel, in_dem Sehhügel und in dem Globuspallidus. Dieselben Theile bilden die Ausgangspunkte für die mittel-


Die Gehirnhäute. 603bare Verbindung der Haubenbahn mit der Grosshirnrinde uncl mit demäusseren Glied des Linsenkernes (vergl. S. 5961.Die functionelle Bedeutung cler Haubenbahn ist, so wie ihr anatomischesVerhalten, in mancher Hinsicht noch völlig unklar. Als sicherdarf aber betrachtet werden, dass sie clie sensorischen Leitungen in sichsammelt und dieselben, hauptsächlich auf dem Wege der Schleife, theilweisein den hinteren Schenkel der inneren Kapsel bringt, von wo aussie mit clem Stabkranz ohne weitere Unterbrechung zur Gehirnrinde(oberes Scheitelläppchen) gelangen — theilweise aber dieselben neuenUmschaltungsstellen zuführt, als welche sich cler Vierhügel, cler Sehbügelund cler Globus pallidus des Linsenkernes erweisen.Ein kurzer Ueberblick über die sensorischen Leitungsbahnenergibt daher ein viel verwickelteres Bild als wie clie motorischen Bahnen.Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse würde es sichfolgendermassen gestalten. Die sämmtlichen Fasern cler sensiblen Nerven(peripherisches Glied der Leitung) treten zunächst in die Spinalganglien,beziehungsweise in die ihnen gleichwerthigen Wurzelgangliender sensiblen Hirnnerven ein, wo sie die erste Umschaltung durchGanglienzellen erfahren. Ausgenommen davon sind wahrscheinlich jeneFasern, welche im Rückenmarke in die Zellen der Clarke'schen Säulengelangen. Aus den genannten Ganglien setzen sich als zweites Gliedcler Leitung die Nervenwurzeln in clas^^liteaTorgan fort, und zwarclie cler Rückenmarksnerven", durch die Hinters^stheilweise durch die Hiritersäulen hindurch zu den Kernen des zartenStranges und des Keilstranges, die der Hirnnerven zu ihren Kernen im^Verlängerten Mark. In diesen grauen Herden erlolgt eine abermaligeUnterbrechung durch Ganglienzellen, worauf die Schleife, mit Hilfe vonLängsfasern der Formatio reticularis als drittes GiiecrTireForteelzÜTigder Leitung übernimmt. Unter Kreuzung der sämmtlichen Fasern übermitteltdie Schleife einen Theil ihrer Faserung clirect der innerenKapsel uncl clem Stabkranz (centrale Haubenstrahlung, S. 598|, einenanderen Theil aber führt sie einer dritten Umschaltung im SehhügelUncl im Globus pallidus entgegen. Diese letzteren Antheile der sensorischenBahnen haben daher noch ein viertes Leitungsgliecl zudurchlaufen, welches in der centralen Faserung des Seilhügels|S. 598) zu suchen ist.Ueber die Bedeutung des Kleinhirnantheiles der Haubenbahn istnichts Sicheres bekannt. Hervorgehoben zu werden verdient aber clieEinflechtung cler centralen Bahnen des Sehnerven und des Hörnervenin die Faserung der Schleife (S. 596).Die Gehirnhäute.Die Gehirnhäute, Meninges cerebrales,, sind die unmittelbarenFortsetzungen der Rückenmarkshäute.. Die Gefässhaut, Pia mater cerebralis, ist zunächst die Hülle des Gehirns,zugleich die Trägerin seiner kleineren und vorcapillaren Gefässeund bietet die .Grundlage .seines bindegewebigen Gerüstes. Sie schmiegtsich daher nicht nur allenthalben der Oberfläche desselben dicht an,sondern steht auch mit der Substanz des Gehirnes im innigsten Zusam-


604 Die Gehirnhäute.jnenhang_ durch alte die zahlreichen Fortsätze jnid Gefässe, clie sie indasselbe entsendet. Sie überkleidet-alle nach aussen austretenden Formationen,senkt sich am MaiiteHGi~alle Furchen zwischen"den Windungen-,ein junT dringt sogarln" die inneren Gehirnräume, wo sie sich zu der«Telae chorioideae gestaltet.Es gibt zwei Telae chorioideae; eine untere, zwischen clem Unter-'wurm des Kleinhirns und der Fossa rhomboidalis des verlängertenMarkes, und eine~17ber^näch'hinten umgeschlagenen.Grosshirnmantel und dem Grosshirnstamme. Beide besitzen "eine epithelialeBekleiclung7"weicTi^in der Ausbilduhg~"zuFückgebliebenenAntheilen der Wand der Gehirnbläschen abzuleiten ist(S. 567); daher rührt auch die Verbindung der Telae mit gewissenPunkten des Gehirns.Die Tela chorioidea inferior dringt zwischen dem Kleinhirn und,dem verlängerten Marke in die Tiefe und bringt durch ihren Ansatz andie Riemchen, die Flockenstiele und das Velum inedüfiarenrnferiüT dievierte Gehirnkammer grösstentheils zum Abschluss. Dennoch aber öffnetsich das Medullarrohr im Bereiche der vierten Kammer beim Erwachsenennach drei Seiten in den Subarachnoidealraum, zunächst am Calamusscriptorius durch das Foramen Magendii und beiderseits neben der Flocke,am Ende der Recessus laterales. Die symmetrischen Verdickungen derTela, weiche sich beiderseits längs des Recessus lateralis zur_T?lockeziehen, stellen die Plexus chorioidei cerebelli dar.Die dreieckige Tela chorioidea superior gelangt durch den Querjächützdes Grosshirns unter den Balkehwulst und Fornix, hüllt dieZirbel ein und breitet sich zunächst über die Sehhügel als Dach - derdritten Gehirnkammer aus. Ihre divergirenden Ränder dringen unterdem Saume des Fornix dn die Cella media der Seitenkammern und verlängernsich von da nach hinten Imd unten bis- ans Ende des Unterhornes,wo sie sich entlang denTmedialenRandedes Gyrus hippocampi miteiner von unten an den Grosshirnstielen""5'urch die Fissura chorioidea eindringendenEinstülpung der Gefässhaut verbinden. Das ganze Gebildebesteht ursprünglich aus zwei Blättern; diese nehmen die Wurzeln dergrossen ^lelnjnrvjene zwischen sich, verschmelzen aber später vollständigmit einander, so dass nur am Austritt des Venenstammes im Querschlitzr|ein blind endigendes Grübchen zurückbleibt. Dies ist das sogenannteForamen Bichati. Durch die Verbindung, welche das untere Blatt mitden Zirbelstielen und mit der oberen. Fläche_der_Sehhügel eingeht, kommt;clie dritte Gehirnkammer nach oben zum Abschluss. — Die paarigenVerdickungen des freien Randes dieser Gefässhautfalte, welche in derCella media und in clem Ünterhorn der_ Seitenkammern zu finden sind,stellen die seitlichen Adergeflechte, Plexus chorioidei laterales, vor.Was den Bau cler Adergeflechte betrifft, kann als wesentlicherBestandtheil derselben ein dichtes; Gefässnetz bezeichnet werden, welchesvon einem anscheinend structurlosen Bindegewebsgerüst getragenwird. Ihr körniges Aussehen verdanken sie zahlreichen kleinen, nichtselten gestielten zottenähnlichen Anhängen, welche entweder ganz_gefässlossind, oder gewundene Blutgefässschlingen oder einfache Gefässnetzeenthalten.


Die Gehirnhäute. 605Die freien, von cler Pia mater nicht überkleideten inneren Flächen desGehirnes besitzen statt derselben einen anderen, viel zarteren, die Hirnniasseabgrenzenden Ueberzug, das Ependyma. Es kleidet die unpaarigenGeEirnhöhlen aus und setzt sich auf die mit den Adergellechten in Verbindungstehenden Theile der Wände der Seitenkammern und auf dieTelae fort. Es besteht aus einer einfachen Lage von Epithelialzellen,welche sehr wahrscheinlich, mindestens in der Jugendzeit, überall mitFlimmerhaaren versehen sind.Nebst der grossen Menge von Blutgefässen enthält die Piamater auch Lymphgefässe und zahlreiche Nerven; die letzterenwerden von einigen Gehirnnerven und vielleicht auch vom sympathischenSystem besorgt.Als ein häufig vorkommender Bestandtheil ist noch der sogenannte Hirnsandzu nennen, aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk bestehende und verschiedengestaltete Concremente mit einer organischen Grundlage. Man findet ihnnicht nur in der Zirbel, sondern auch in den Adergeflechten, "dn der Pia mater,mitunter sogar in der Substanz des Gehirnes.Die Arachnoidea cerebralis ist clie zarte, zweite Hülle des Gehirns.Sie unterscheidet sich in ihrer Anordnung von der Pia mater schondadurch, dass sie das_Gehirn, .sowie das Rückenmark, nur als Ganzes 1sammt den Wurzelstücken der Hirnnerven und den gröberen Gefäss-'verästTungen, umfasst und glatt über alle Erhabenheiten und Furchender Hirnoberfläche hinwegsetzt; von der Pia mater aber ist sie, wenigstenstheilweise, durch den im Subarachnoidealraum enthaltenen Liquorcerebrospinalis abgehoben und an die Dura mater angedrückt. Mit derletzteren bildet sie den Subduralraum. Sie unterscheidet sich auchvon der Arachnoidea spinalis dadurch, dass sie an allen Erhabenheitendes~Gehirns, namentlich _an_den Windungen, mit der Pia mater verschmilztund sich nur über die Zwischenräume zwischen den_grösserenAllschnitten und Erhabenheiten _ des Gehirns brückenförmjg_liinspannt.Die Folge davon ist, dass der Subarachnoidealraum nicht^ allenthalbencontinuirlich ist, sondern mehrere, allerdings mit einander zusammennängendeSubarachnoidealräume bestehen. Diegrösstenlferselbenlie 1-finden sich an der Hirnbasis; einer zwischen dem Kleinhirn und demverlängerten Mark, da~ wo die Arachnoidea ohne Embiegung dieVallecula überbrückt; ein zweiter am Trigonum intercrurale, der denTrichter, das Chiasma sammt dem Endstück der Carotis interna unclihren Aesten einschliesst und in die Sylvi T scnTSpälte7'vvie liucfT entlang"dem Balkenknie m die LängsspaltedeT Grosshirns, Fortsetzungensendet. Alle diese Räume communiciren an der Hirnbasis mit einanderund ebenso am Mantel, wo sie durch Spalten, die sich entlangden Windungsfurchen verzweigen, unter einander zusammenhängen. Indas_ Innere . des Gehirns sendet die Arachnoidea keine Fortsetzungenund bildet nur am Foramen Bichati eine kleine blind endigende Scheidefür die grosse Gehirnvene. Dagegen sendet sie Ausbuchtungen indie Austrittscanäle der Hirnnerven, von denen die in den innerenGehörgängen und in den Meckel'schen Höhlen befindlichen die grösstensind. Im Grunde dieser Ausbuchtungen vereinigt sie sich mit der Duramater. Das Föramen Magendii und die Oeffnungen in der Pia mater an der


606 Die Gehirnhäute.Seite der Flocke vermitteln Communicationen des Medullarrohres mitclem Subarachnoidealraum. — Blutgefässe besitzt die Arachnoideanicht; das Vorkommen eigener Nerven ist noch nicht sichergestellt.Die sogenannten Pacchionischen Granulationen sind zottenförmigeAuswüchse, die man in grösserer'Zahl am Grosshirn entlangder Längsspalte des Grosshirns und aml^ihfnrirTahgs derHLeiste derSchlafenpyrämicle findet; sie verdünnen oft genug die Dura mater undnisten sich mitunter in Grübchen "der"~km^cfieTneir SchadeTwand ein.Man betrachtete sie früher als pathologische Producte; da sie aberregelmässig und auch bei jugendlichen Individuen, bei letzteren allerdingskleiner, vorkommen, so müssen sie als normale Bildungen aufgefasstwerden; sie stellen kleine Auswüchse der Arachnoidea dar,welche in Venenräume der Dura emgestmpt^mdT'Neueren Anschauungenzufolge sollen sie den Uebertritt der Cerebrospinalflüssigkeit aus demSubarachnoidealraum in die Venen der Dura mater ermöglichen,während andererseits ein directer Uebergang von Injectionsflüssigkeif saus dem Subduralraum bis in die tiefen Lymphgefässe des Halses beobachtetwordenist;.Die harte Hirnhaut, Dura mater cerebralis, ist die äusserste, fibröse,"Hülle des Gehirns, welche sich eng an die Innenfläche der Schädelknochenans^von der Dura mater desRückenmarkes schon dadurch, dass sie nicht nur als Hülie des Gehirns,sondern zugleich auch als inneres Periost für das knöcherne Gehäusedes- Gehirns jjjent. Aus ihren äusseren Schichten sendet. sie zahlreicheGefässe und Bindegewebsbalken in die Knochen und haftet daher;,stellenweise sehr fest an dej inneren Oberfläche derselben. Ihre innerel?lat]i[~bdäohe'j^PlattenepitEel überkleidet; von dieser aussendet sie zwei Fortsätze in den Schädelraum hinein: das Gezelt unddie Sichel.Das Gezelt, Tentorium, heftet sich am Hinterhauptbeine entlang demSulcus transversus und am Schläfenbeine längs clerT^^amidehreiste anund schiebt sich zwischen das Kleinhirn und den Hinterhauptlappen desGrosshirns ein. Indem es mit seinem Ansatzrande geraden Weges vonder Pyramidenleiste zum Processus clinoideus posticus zieht, überbrücktes clie Impressio trigemini auf der oberen Fläche der Pyramidenspitzeund ^schliesst dadurch das jzur Aufnahme des Ganglion semilmiarebestimmte Cavum Mekelii ab. Unter dieser Ansatzfalte durchbohrt derAbducens die Dura mater. Das Gezelt entsendet aber noch eine zweiteFalte nach vorne, zum Processus clinoideus anticus, und begrenzt durchdiese neben dem Türkensattel ein schmales Feld, imierhalb dessen sich.jiieAustrittsöffnungen des Oculomotorius und des Trochlearis befinden. Hierbildet"die Dura nSeP^aucliJ' das^DacH ~des"*)Smus "'cäv^nosusr Indemsie weiter zur Mitte fortschreitet, bedeckt sie als Diaphragma sellaeturcicae die Sattelgrube; eine mediane^ Oeffnung_, in., diesem „gestattetclie Verbindung 'des Trichters mit clem in der Jäattelgrube befindlichen.Hirrianhang.—Das Gezelt ist nicht horizontal über. die hintere Schädel-(grübe gespannt, sondern bildet'eine nach oben gewölbte Kuppel, derenScheitel _ unter dem Balkenwulst bisjzum Gipfel des Vterhj^gis^jüLsteigt. In dieser Form uncl Lage wird es durch einen zweiten, sjgittalgestellten Fortsatz, clie grosse Sichel, Foix major, erhalten. Diese


Die Gefässe des Gehirns. 607lagert sich in die J^ängsspalte des Grosshirns_ ein und ragt mit einemfreien, naßh abwärts concaven Begrenzungsrand bis an den Balkenherab. Vorne haftet sie an dem Hahnenkamrn^_ohpn längs cler Mittelliniedes Schädeldaches und hinten an cler oberen Fläche des Gezeltes.— Eine kleine,^ in.jder. hinteren Schädelgrube längs der Mittellinie derhüiterenWand hervortretende Leiste__der_Dura mater heisst die kleinegichel, Foix'minor; sie umgreift, in zwei"Schenkel getheilt, den hinterenUmfang des Hinterhauptloches. — Entlang den Haftlinien dieser FortsätzeamlScnädelchi^riund ah den Verbindungen derselben mit einanderfinden sich venöse Blutleiter, Sinus durae matris (siehe unten).Die harte Hirnhaut ist sehr gefässreich, offenbar aber wenigerin der Eigenschaft als Gehirnhülle, vielmehr als Periost der Schädelknochen.Auch die Nerven, die sie besitzt, sind nicht alle ihr eigen,sondern gehen auch zu den in ihr lagernden Gefässformationen und zuden Knochen.Die harte Hirnhaut wird zum grössten Theil von der Arteria meningea media,einem Aste der Maxillaris interna, versorgt, und nur ganz kleine Bezirke sindanderen Arterien vorbehalten: ein vorderer für die Bami meningei anteriores aus derArieria ophthalmica, welche durch das Foramen ethmoidale anticum und die Fissuraorbitalis superior in die Schädelhöhle treten; dann ein hinterer für die Bami meningeiposteriores. Diese letzteren liefert die Pharyngea ascendens, die Vertebralis und selbstdie Carotis interna; sie bilden am Clivus Arcaden, welche sich wie jene der Spinalarterienabschliessen. Regelmässig schickt auch die Arteria occipitalis mittelst ihres Ramus mastoideuseinen Hirnhautast durch das Warzenloch ab. — Kleine Venae meningeae mündenan den Sicheln einzeln in die Sinus; grössere begleiten in doppelten Stämmchen dieArteria meningea media. An der inneren Oberfläche der Dura findet sich einlockeres, aus feinen Röhrchen bestehendes capillares Netz, in ihren äusserenSchichten aber ist ein unmittelbarer Uebergang feiner arterieller Zweige in grössereVenen nachgewiesen.Die ansehnlichen Nerven der harten Hirnhaut bestehen aus cerebrospinalenund sympathischen Antheilen. Die ersteren liefern der Trigeminus und Vagus, dieletzteren werden entlang den Gefässen zugeleitet. Man kennt in der mittlerenSchädelgruppe einen Nervus spinosus, welchen Fäden des 3. Trigeminusastes mitsympathischen, die mittlere Hirnhautarterie begleitenden Fasern erzeugen undwelcher sich mit einem ähnlichen aus dem zweiten Aste stammenden Nerven verbindet;ferner einen Nervus tentorii, der sich vom ersten Trigeminusaste löst, denTrochlearis umschlingt und, im Gezelte verlaufend, den Sinus transversus versorgt;endlich in der hinteren Schädelgrube einen Zweig des Vagus, Nervus recurrens genannt,der für den Sinus sigmoideus bestimmt ist.Die Gefässe des Gehirns.Die Arterien des Gehirns sind Abkömmlinge cler Arteria carotisinterna und der Arteria vertebralis. Die erstere durchbohrt neben demProcessus clinoideu.s„antiß-US, clie letztere unterhalbd^-iimtejhajuptlochesdie Dura mater; beid£ betreten an der Hirnbasis den Subarachnoidealraumund lösen sich in diesem in Aeste auf, welche, in den basalen»Spalten des Gehirns aufsteigend, mit ihren feineren Verzweigungen in diePia mater eindringen und in dieser sich weiter zertheilen. Die Aeste clerCarotis vertheilen sich an den vorderen und oberen Bezirken des(u-osshirns. clie Aeste der Vertebralis am Grosshirnstamm, am Hinterhauptlappendes Grosshirns und am Kleinhirn. — Die Hirnarterienzeichnen sich durch ihre Grösse, die zarten Wandungen, den geschlängelten


608 Die Gefässe des Gehirns.Verlauf und durch die Anastomosen aus, welche nicht nur die Zweige,sondern auch die Stämmchen eingehen. Die feinen Zweigehen aber,welche insbesondere in die Ganglien des Gehirns eindringen, schickensich keine Anastomosen zu und verhalten sich daher als sogenannteEndarterien (vergl. S. 423).Wie der Stamm cler Carotis interna im Sinus cavernosus vonvenösem Blute umspült wird, so sind alle grösseren Hirnarterienwelche die Subarachnoidealräume frei durchziehen und selbst ihrenächsten Zweige an der Oberfläche des Gehirns von der Cerebrospinalflüssigkeitumgeben. Sie bilden im Verein mit dem Gefässsystemdes Gehörlabyrinthes ein fast ganz selbständiges Gefässgebiet, welchemauf keinen anderen als den normalen Wegen das Blut zugeleitetwerden kann, weil die Gefässchen, welche die austretenden Nervenbegleiten, und die arteriellen Gefässchen, welche mit den Gefässen derDura mater anastomosiren, zu unbedeutend sind, um als collateraleBahnen in Betracht kommen zu können. Dies bedingt einen wesentlichenUnterschied gegenüber dem Rückenmarke, welches allenthalben Blutzuflüssebesitzt.Die Verästlung der Arterien ist bis zu den feinsten Zweigchen anclie Oberfläche des Gehirns verlegt, und es machen davon selbstclieZweige jener grösseren Gefässe keine Ausnahmen, welche von den Adergeflechtengetragen in die inneren Gehirnräume eindringen.Die Capillaren des Gehirns sind sehr fein und treten überallzu Netzen zusammen, zu lockeren in der weissen, zu sehr dichten inder grauen Substanz.iNach Abgabe der Arteria ophthalmica, welche, noch ausserhalb des Sackesder Dura mater entspringt, entstehen aus der Carotis interna folgende Arterien:1. Die Arteria cerebri anterior.^) Sie geht ober dem Nervus opticus zum Sattekknöpfe, verbindet sich, vor dem Chiasma^nüt_d.er.-gleichnamigen Arterie der anderenSeite durch die kurze, quere Arteria communicans anterior "und scliimegt"*siclC uTdengrossen Gehirnspalt gekommen, dem Balken an, den sie vollständig umgreift. IhreZweige v^rc3OTgjm_a^nJB^des Stirn- und Scheitellappens,greifen aber mit ihren Endausbreitungen auch noch" über die Mantelkantehinweg auf die convexe Oberfläche dieser Theile; ein Zweigchen tritt an den concavenRand der Sichel und vermittelt eine Anastomose mit den Arterien der hartenHirnhaut. Aehnliche feine Anastomosen finden sich auch am oberen Rande derSichel, entlang den in den grossen Blutleiter eingehenden Venen der Hemisphären.'2. Die Arteria cerebri media. 2 ) Sie ist der grösste Ast der Carotis, lagert sich indie Sylyi^sche Spalte, versorgt den Stammlappen, sowie alle gegen die Sylvi'sche ;"Spalte gewendeten Theile des Stirn-, Scheitel- und Schläfenlappens; schliesslich zerfälltsie in zahlreiche kleine Zweige, welche aus der Spalte hervortreten und sich an deräusseren Oberfläche des Grosshirnmantels vertheilen. Kleine Zweigchen derselbendringen durch die Substantia perforata anterior zum Köpf des Streifenh.ügelSjjyir,inneren Kapsel und insbesondere zum Linsenkern. Ein kleines Zweigchen gibtübrigens auch die Arteria cerebri anterior an den^Streifenhügel ab.3. Die Arteria communicans posterior. Sie begibt sich nach Abgabe kleiner,Aestchen an die Hirnbasis (Tuber cinereum, Hypoprysis und Corpora mammillaria),ferner selbst an den vordersten Theil des' Sehhügels, n^ben der Sjdtglgrjübezu dem Endaste der Basilaris, der Arteria cerebri posterior.4."Arteria chorioidea. Sie dringt ober dem Gyrus hippocampi |n_das^Unterlioaider_ Seitenkammer zum Adergeflechte.J ) Syn. Arteria corporis callosi.2 ) Syn. Arteria fossae Sylvii.


Die Gefässe des Gehirns. 609Aus der paarigen Vertebralis entsteht nach Abgabe der Arteria medullaespinalis posterior, später der Arteria medullae spinalis anterior:Die Arteria cerebelli inferior posterior, welche sich zur unteren Fläche derIüemhirnhemisphären-Jind in der..Vallecula jzuOeläTch^loidea inferior' begibt.Aus der unpaarigen Arteria basilaris entspringen ausser der Auditiva' interna,den kleinen Zweigen zur Brücke .und zum verlängerten Marke noch1. die Arteria cerebelli inferior anterior, die an der Flocke in die grosse Horizontalfurchedes Kleinhirns eindringt. _ -""~~2. Die Arteria cerebelli superior, welche sich um den Grosshirnstiel auf die obereFläche des Kleinhirns schwingt; sie 'gibt auch Zweige an den Vierhügel,~an dieBindearm e und an das obereMarksegel ab. " T - , - » —-"~3. Die Arteria cerebri posterior?) welche die Arteria communicans posterior vonder Carotis aufnimmt; nachdem sie so mit dieser den Circulus arteriosus Willisii abgeschlossenhat, umgreift aie_:..ebenfalls den Grosshirnstiel, um sich in der Gegend desBalkenw.ulstes in mehrere Zweigeaufzulösen/Sie versorgt den grösserenTheil desL8chläfenlappeh's und^lin*HTnTm1^^ptIappen; ferner gibt sie Zweige an den Grosshirnstiel,^an, die_, Haubeiägegan den Sehhügel und selbst noch an denStrej^nMgel ab. — Aus der TKeilungsstelle der Arteria basilaris entspringen überdtesmehrerefeine Zweigchen, welche die Substantia perforata posterior durchsetzen.und. zur Haubengegend gelangen.Varietäten der Hirnarterien sind häufig. Manchmal entstehen beide vorderenHirnarterien aus einer Carotis; gelegentlich fehlt der Ramus communicans posterior,oder er ist stärker ausgebildet und übernimmt das Gebiet der Arteria cerebri po Jsterior. Sehr häufig besitzen die Arteriae vertebrales ungleiches Caliber.Die Venen des Gehirnes sammeln sich zum grössten Theil erstin der Pia mater zu grösseren Zweigen; sie schliessen sich aber nichtinsgesammt den Arterien an, sondern betreten auch eigene Bahnen, umauf kürzeren Wegen zu gemeinschaftlichen, noch innerhalb der Schädelhöhlebefindlichen Sammelstätten, den Blutleitern, Sinus durae matris,zu gelangen. Trotzdem, dass sämmtliche Sinus in dem paarigen Foramenjugulare zusammenlaufen, ist ihr Gebiet keineswegs so in sich abgeschlossen,wie das arterielle, da zahlreiche Nebenbahnen, die EmissariaSantorini, sowie die Circelli venosi in den Löchern der Schädelbasis, dieinneren Schädelvenen mit den äusseren verbinden. Dadurch gewinntzwar cler venöse Blutstrom des Gehirns collaterale Auswege, er wirdaber auch von allen äusseren Strömen abhängig gemacht.Die Sinus durae matris jsind einfache, in dem Gewebe der hartenHirnhaut befindliche und nur durch eine einschichtige Lage von EhdötheTzellenvon diesem abgegrenzte Röhren, welche das Blut cler Augenhöhlenyenen,der Hirnvenen, cler Hirnhautvenen und der diplöiscKerf Venensammeln. Sie verlaufen der Mehrzahl nach entlang den Ansatzrändern derHirnhautfortsätze und betten sich zum Theile in clie bekannten Furchenan der inneren Oberfläche der Schädelknochen ein. Von Knochen unclgespannten fibrösen Platten begrenzt, sind sie unter allen Umständenvvegsam, besitzen dagegen nicht die Fähigkeit sich zu verengern. Ausden Lagerungsverhältnissen erklärt sich die abgeplattete, rundlicheoder kantige Gestaltung der Sinus. Klappenvorrichtungen fehlen ihnengänzlich.Sie lassen sich in zwei Hauptgruppen zusammenfassen: in eineobere und eine untere.*) Syn. Arteria profunda cerebri.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 39


10 Die Gefässe des Gehirns.Die obere Gruppe besteht:1. Aus dem unpaarigen grossenSichelblutleiter, Sinus sagittalissuperior,*) welcher am Foramenj3aecum, wo er bei Neugeborenen mitden Nasenvenen in Verbindung "steht,* beginnt und am Schädeldacheclem Ansatzrande der grossen Sichel bis zurJProtuberantia occipitalisinterna folgt. Er communicirt beiderseits mit cavernösen Räumen, welchebesonders in der Scheitelgegend hochgradig ausgebildet sind und sowohlHirn- als auch diploische Venen aufnehmen.2. Aus dem ebenfalls unpaarigen Sinus sagittalis inferior, 2 ) cler entlangdem concaven Rande der grossen_.,Sißh,el_ nach hinten zieht." 3. Aus clem Sinus rectus^) welcher unpaarig in der Mitte des Gezeltes,wo sich dasselbe mit der grossen Sichel vereinigt, nach hintenabsteigt.4. Aus clem Querblutleiter, Sinus transversus. Er ist in die Querl'urchedes Hinterhauptbeins eingebettet, folgt dem Ansatzrande des Gezeltesbis an den hinteren unteren Scheitelbeinwinkel und lenkt dannin den Sulcus sigmoideus des Schläfenbeins ab, wo er den Namen Sinussigmoicleus~e^h^K T3'twas unter der Ümbeugungsstelle zweigt das Emissa-, •'rium mastoideum durch das Foramen mastoideum nach aussen ab. Inseinem weiteren Verlaufe erreicht der Sinus sigmoideus die Pars lateralis ?des - Hinterhauptbeins, umgreift dann den Processus jugularis und gehtim Foramen jugulare in die Vena jugularis interna über, nachdem er¥ich"dnnnittelbar vorher durch das den Canalis condyloideus durchsetzendeEmissarium condyloideum noch einmal mit den äusseren Venen in Communicationgesetzt hat. Wenn das Foramen jugulare aussergewöhnlichklein ist, erweitert sich diese Anastomose.Die scharfe, steil abwärts gerichtete Biegung, welche der Sinussigmoideus bei seinem Eintritt in das Foramen jugulare beschreibt, istin die Fossa jugularis der Schläfenbeinpyramide eingebettet; sie hatVeranlassung gegeben, das Vorhandensein einer als Bulbus venae jugularissuperior bezeichneten Ampulle dieses Gefässes anzunehmen. Je grösserder Sinus sigmoideus und je schärfer diese Biegung ist, um so tiefermuss sich dieselbe in das Pyramidenbein einsenken. Da beim Neugeborenender Sinus mit einer nur massigen Biegung in das Foramen >viel öfter durch symmetrische Theilung des Sinus sagittalis superior inzwei Schenkel, von denen der eine den Sinus rectus aufnimmt, oftgenug aber so, dass der obere Sichelblutleiter ganz in einen der Querblutleiter,meistens in den rechten, eingeht, der Sinus rectus dagegen in] ) Syn. Sinus falcis major s. longitudinalis.2 ) Syn. Sinus falcis minor.3 ) Syn. Sinus tentorii s. perpendicularis.4 ) Syn. Sinus confluens s. Torcular Herophili.


Die Gefässe des Gehirns. 611len linken. Da der obere Sichelblutleiter grösser ist als der Sinusrectus, so muss in dem letzten. Falle das eine Foramen jugulare weitersein als das andere. Geht aber auch der Sinus rectus mit dem oberenSichelblutleiter nach einer Seite ab, so verkümmert der quere Blutleiterder anderen Seite und in Folge dessen verengt sich das Foramen jugularexdieser Seite auf einen ganz geringen Umfang.Die Sinus der unteren Gruppe bilden eine Röhrenleitung^ welcheaj^derjCn^hart am Türkensattel vorbeiin die hintere Schädelgrube absteigt und neben^enxCliyus, durch den Sulcuspetrosus inferior das Foramen jugulare erreicht. Ihre Hauptstücke sind:5. Der Sinus alae parvae.*] Er befindet sich in der Falte cler Duramater, welche entlang dem hinteren Rande des kleinen Keilbeinflügelshervorragt und in die Sylvi'sche Spalte eingreift; er erstreckt sich überBen vorderen unteren Scheitelbeinwihkeb wo er nicht selten in eine tiefeKnochenfurche aufgenommen ist. Unter dem Processus clinoideus anticusmündet er in den6. Zellblutleiter, Sinus cavernosus. Dieser geht aus der Vereinigung tdes Sinus alae parvae mit der ansehnlichen Vena opjittmlmica hervor,welche durch die Fissura orbitalis superior aus der Augenhöhlein die'Schädelhöhle tritt; er liegt neben dem Türkensattel, unter den Ansatzfaltendes Gezeltes. In seiner ziemlich geräumigen Höhle befinden sichnebst der Carotis interna, die durch zahlreiche, den Raum durchziehendeBindegewebsbalken festgehalten wird, noch der Plexus carotieus dessympathischen Nervensystems und der Stamm des Nervus abducens.Gemäuer betrachtet stellt sich dieser Sinus als ein dicht verschlungenes Netzvon gröberen und feineren Venen dar, in welches sich clie beiden zuleitendenSinus auflösen. Astgeflechte umgreifen den Hirnanhang unclbilden den sogenannten Sinus circularis, welcher auf die andere Seiteübergreift und beide Sinus cavernosi mit einander verbindet. Neben clerSattellehne gehen zwar beide Zellblutleiter in den nächst zu beschreibendenSinus petrosus inferior über; sie öffnen sich aber mittelst der obenerwähnten Circelli venosi noch andere Wege nach aussen, nämlich einen idurch das Foramen oiale zum inneren Kiefergeflechte, einen zweitendurch den carotischen Canal uncl sehr häufig auch einen dritten mittelsteines Zweiges, der sich in die festen Bindegewebsmassen an cler unterenEllche der Pars basilaris des Hinterhaujtbems_jeinbettet.7. Der Sinus petrosus inferior. 2 ) Er ist die directe Fortsetzung des Zellblutleitersund zieht längs der Synchondrosis petrooccipitalis zum vorderenUmfange des Föramen jugulare. Aus der Vereinigung desselben mit demSinus sigmoideus geht"'che Vena jugulariaJnterjia hervor.Beide Gruppen werdeli durch einen anastomotischen Sinusmit einander vereinigt. Dieser heisst:8. Sinus petrosus superior; er ist ein ziemlich enges Röhrchen,welches, in die Pyramidenkante eingegraben, den Sinus cavernosus mitder ersten Krümmung des Sinus sigmoideus verbindet.An clie genannten Sinus reihen sich im Umkreise des Foramenoccipitale noch zahlreiche, meistens netzförmig verbundene Venencanäle') Syn. Sinus sphenoparietalis.-) Svn. Sinus petrobasilaris.39*


612 Die Gefässe des Gehirns.an, welche als Fortsetzungen der Plexus vertebrales interni(vergl. S. 498) zu betrachten sind. Man fasst sie unter dem Namen9. Plexus basilaris zusammen. .Sie umgeben als erster Circellusvenosus das Hinterhauptloch, setzen sich auf den Clivus fort, die beidenE t i nm iiiininn irnniiiinu» i II innr -|~i ITI""I m— -rq— *^nn—jf-i~ — f 1 -•-yir"riT - _-- , _ --M- --• f-~ m ••— mim WHIIIIIWT i i.>inus petrosi profundi mit einander verbindend, uncl senden vom hinterenUmkreisendes HiriferhaupRöcIies7 in "aer Falx minor, ein"" J elnlacnesoder**"döppeltes anastomotisches Gefäss, Sinus occipitalis genannt, nachaufwärts, welches "sich heben dem""inneren Hinterhaupthöcker in denSinus transversus einsenkt.In die Sinus durae matris gehen über:1. Die Vena ophthalmica; sie geht in den Sinus cavernosus ein.2. Die Venae cerebri^M&n. unterscheidet Venen des Hirnmantels und Venendes Hirnstammes, von denen nur einige sich den Arterien anschliessen, die meistenWanderen aber selbständige Bahnen einschlagen.Die Grosshirnhemisphären schicken von ihrer convexen Oberflächegrosse Venen, Venae cerebrjales^supsr-iores, ab, welche reihenweise entlang der Mantelkantein den Sinus sagittalis superior einmünden. Die vorderen treten in queremVerlaufe an den Sinus heran, die vom Hinterhauptlappen stammenden Venen aberziehen gegen den Strom des Sinus bis zum Scheitel hinauf, um sich erst daselbstin das dem genannten Sinus angeschlossene cavernöse Gewebe einzusenken.Die Fissura Sylvii beherbergt gleichfalls eine grössere Vene, Vena cörebri media,welche meistens einen anastomotischen Zweig von der Vena ophthalmica; die" Fenaophthahnoinmin£ea. und diploische Venen aufnimmt. Sie geht, angeschlossen an dieCrista sphenoidalis, in den Sinus cavernosus, mitunter in den Sinus alae parvaeein, nachdem sie oft genug auch' Vonder unteren Fläche des Stirnlappens Zweigeaufgenommen hat. Die aus der unteren Fläche des Grosshirns austretenden Venen,Venae cerebri inferiores, senken sich theils in den Sinus cavernosus, theils in denSinus transversus ein.Die inneren, zumeist dem Hirnstamme angehörigen Venen, LVena,?,...cerebriinternae. setzen die unpaarige Vena magna cerebri zusammen, welche ober dem VierrhügeTdurch den Querschlitz deä^ro^hirnsTervorkommt und in den Sinus rectuseinmündet, welcher sich im Wesentlichen als die unmittelbare Fortsetzung dieser Venedarstellt. Sie setzt sich zunächst aus zwei Venen der oberen Tela chorioidea zusammen,deren Wurzeln eine Vena septi pellucidi amd die in der Stria terminalis verlaufendeVena terminalis bilden. Mit den Venen der Tela vereinigen sich auch noch ,kleinere Venen aus den Wänden des Hinter- und Unterhornes, nebst kleinerenVenen des Oberwurmes und endlich die Vena basilaris. M Diese stellt eine Anastomoseder Vena magna cerebri mit den kleineren" an''"c[er' Hirnbasis wurzelnden Venendar, nach deren Aufnahme sie die Grosshirnstiele umgreift, um in einem auf- undrückwärts gehenden Verlaufe an die grosse Hirnvene zu gelangen. Die in sie einmündendenkleinen Venen kommen aus der Längsspalte des Grösshirns, aus derSubstantia perforata anterior und posterior, aus den Grosshirnstielen und derBrücke hervor; da die Stämmchen mit einander anastomosiren, kommt es gelegentlichzur Bildung eines Venenkranzes, welcher in ähnlicher Weise, wie der arterielle,Gefässreif, das vordere Ende des Medullarrohres umgreift.3. Die Venen des Kleinhirns. Venae cerebelli superiox£S~mxA.inferiores, suchenzum Theil die nahegelegenen Sinus auf, zum Theil münden sie in die Vena magnacerebri.4. Venae meningeae und5. Venae diploicae (vergl. S. 500.) Da die Dura mater auch als Periost derSchädelknochen*) Syn. Rosenthal'schedient, so vereinigenVene.sich die beiden unter 4 und 5 bezeichnetenVenengruppen stellenweise zu gemeinsamen Abzugscanälen. Ein derartiger grössererCanal ist der Sinus alae parvae. Ein anderer Canal dieser Art ist der Sinus pebroso-%squamosus, der sich längs der gleichnamigen Fissur des Schläfenknochens zur Ueber-lgangssteile des Sinus transversus in den Sinus sigmoideus hinzieht. Dieser Sinus hat'insoferne eine grössere Bedeutung, als er manchmal durch ein Foramen jugulare


Topographisches über das Gehirn. ß!3spurium eine anastomotische Vene nach aussen sendet, so dass damit der Wo ffbezeichnet ist, auf welchem die Vena jugularis externa (veiel. S. 503) beim Embryodas Blut aus der Schädelhöhle aufnimmt.Grössere Lymphgefässe kennt man seit längerer Zeit in cler Piamater. Neueren Nachweisen zufolge wird cler Subduralraum als Lymphraumbetrachtet, weil es gelungen ist, von ihm aus Lymphgefässe undLymphknoten am Halse zu injiciren. Gleiches gilt von dem Subarachnoidealraume,da sich von ihm aus den Nervenscheiden entlang clieLymphgefässe cler Nasenschleimhaut füllen Hessen. Da derselbe auchmit den Scheiden cler Blutgefässe des Gehirns communicirt, so werden'auch diese perivasculären Räume für Lymphbahnen gehalten. Die Ansichtenüber clie Pacchionischen Granulationen sind bereits auf S. 606verzeichnet. Ihren Ausweg aus der Schäclelhöhle nehmen clie genanntenLymphgefässe durch das Foramen jugulare uncl durch den Canalis carotieus;sie senken sich in den Plexus jugularis profundus ein.Topographisches über das Gehirn.Da clie Einlagerung der grossen Hirnabschnitte in den Schädelraumschon früher besprochen worden ist, so handelt es sich nur um dieSLageverhältnisse der kleineren Theile, über die man sich vor Allem anmedianen Sagittal-Durchschnitten belehren kann.Das verlängerte Mark tritt steil aufsteigend, nur wenig nach vornegeneigt, in den Schädel ein (steiler beim Erwachsenen als beim Kinde); dem entsprechendlagern sich der Pons und die Pedunculi cerebri derart, dass sieihre Flächen ziemlich genau nach vorne und hinten richten und dass der Vierhügelsich nur wenig nach oben wendet. Die Sehhügel, welche genau denScheitel des ganzen Gehirnstammes bilden, sind deshalb auch nur um so viel überdie Grenze des Hinterhauptloches nach vorne verschoben, dass eine von derSynchondrosis sphenooccipitalis aufsteigende Senkrechte noch ihr vorderes Endeberührt, während die Fusspunkte des Vierhügels, der Fossa rhomboidalis und desBalkenwulstes ganz in den Bereich des grossen Hinterhauptloches fallen.Der ganze Gehirnstamm erhebt sich, mit seinem Scheitelganglion, demSehhügel, nur wenig über die Höhe der Glabella, in denselben Horizont, in welchemauch das Balkenknie mit dem Kopf des Streifenhügels zu finden ist. Der Balkenist stark nach oben gebogen, dacht aber mehr nach hinten ab, in Folge dessen dasSplenium etwas tiefer zu liegen kommt, als das Knie, immer aber noch ober dieEbene der Siebplatte. Bis dahin erhebt sich auch der Monticulus des Oberwurmes.Da nun der, horizontale Markstrahl des Arbor vitae gerade auf den Sinus transversuszielt, so bekommt der Oberwurm, und mit ihm der Sinus rectus, eineziemlich steil nach hinten gerichtete Neigung. Da ferner der Unterwurm nicht bisan das Hinterhauptloch herabreicht, so schaltet sich hinter dem verlängerten Markevon beiden Seiten her die Mandel in den Trichter des Hinterhauptloches ein.Da man bereits in der Lage ist, an der Oberfläche des Grosshirnsbestimmte Felder zu umschreiben, innerhalb welcher die Leitungssystemebestimmter, insbesondere motorischer Apparate zusammentreten, soist es nicht unwichtig, die Lage dieser Centra auch an' der Ober-Ilächc des Schädeldaches zu verzeichnen. Darüber haben eingehendeUntersuchungen Folgendes ergebenDie Theilungsstelle der Sylvi'schen Spalte in ihre beiden Aeste liegt unter deml'tcrion (S. 83), etwas hinter der Kranznaht: den horizontalen Ast derselben deckt


614 Die Vertheilung der cerebrospinalen Nerven.der vordere Abschnitt der Schuppennaht. — Der Sulcus centralis beginnt am Scetwa 2—3 Cm. hinter der Kranznaht und geht, mit dieser Naht leicht convergirend,abwärts. — Der Sulcus parietooccipitalis beginnt an der Mantelkante in der Regel ander Stelle, wo sich dieselbe an die Verbindung der Pfeil- und Lambdanaht anschliesst.— Die Lage der Insel wird genau von der vorderen Hälfte der Schuppennahtbezeichnet.In Betreff der Lage des Sinus transversus sei nur noch hervorgehoben,dass die Protuberantia occipitalis externa etwas tiefer liegt als der Sinus.B. Die Vertheilung der cerebrospinalen Nerven.I. Die Rückenmarksnerven.Mit Einschluss des Nervus suboccipitalis, der zwischen Hinterkopfund Atlas den Wirbelcanal verlässt, gibt es im Ganzen 31 Paarevon Rückenmarksnerven, Nervi spinales; nicht ganz selten kommenderen 32 vor, wenn nämlich durch einen überzähligen Lenden-, KreuzoderSteisswirbel, seltener einen anderen Wirbel, die Zahl der Zwischenwirbellöcherum eines vermehrt wird. Man unterscheidet 8 Hals nerven,Nervi cervicales, 12 Brustnerven, Nervi thoracales, 5 Lendennerven,Nervi lumbales, 5 Kreuznerven. Nervi sacrales, und 1 Steissnerven,Nervus coccygeus. Die Nerven, welche an der Grenze zwischen deneinzelnen Abschnitten der Wirbelsäule austreten, werden daher immerzu. der nächst oberen Abtheilung gerechnet. — Die grössten sind:cler 6. Halsnerve, der 5. Lendennerve und die zwei ersten Kreuznerven;clie kleinsten: der 1. Halsnerve, cler 5. Kreuznerve unclclerSteissnerve.Wie auf S. 539 erörtert worden ist, treten die zwei physiologischverschiedenen Wurzeln jedes Spinalnerven erst im Foramen inter-.,vertebrate zu einem kurzen gemischten Stamme zusammen, welchervon einem Grcelte^Er kreuzt in der Halsgegenddie hintere_Seite.jder_gW die Foramina transversaria aufsteigendenArteria vertebralis uncl spaltet sich allenthalben bereits am Ausgangedes Zwischenwirbelloches in zwei gemischte Aeste, in einen dorsalenund einen ventralen. Der dorsale Ast, der das kleinere Gebiet amRücken zu besorgen hat, ist mit Ausnahme jenes des 2. Halsnervendurchwegs der kleinere uncl lenkt neben dem Gelenkfortsatze hinter denQuerfortsatz ab. Der ventrale Ast ist der grössere; er begibt sich zuden vor der Wirbelsäule liegenden Antheilen der Rumpfwände beziehungsweisezu den Gliedmassen.Die Rückenmarksnerven zeigen somit nicht nur bezüglich ihrerZahl und ihres reihenweisen Austrittes eine deutliche, den Segmentendes Rumpfes völlig entsprechende metamere Anordnung ihrer Stämme,sondern auch clie Vertheilungsgebiete ihrer beiden Hauptäste erscheinengrundsätzlich nach dem allgemeinen Bauplan des Leibes abgesteckt;denn clem Gebiete des Neuralrohres gehören die dorsalen Aeste uncldem Gebiete des Eingeweiderohres gehören die ventralen Aeste an. Aberauch innerhalb dieser Gebiete bewahren clie Rückenmarksnerven in demVerlauf uncl in der Vertheilung ihrer Aeste und Zweige einen aus-


Die Vertheilung der cerebrospinalen Nerven. 615gesprochenen segmentalen Charakter, welcher selbst hinsichtlich clerGliedmassen nicht völlig verwischt ist.Jeder Spinalnerve setzt sich mit einem Ganglion des sympathischenGrenzstranges durch einen Ramus communicans in Verbindung, welcherden Uebergang sympathischer Nervenfasern in Spinalnerven uncl spinalerFasern in das sympathische System vermittelt. Er ist als ein Ramusinsceralis des ventralen Astes anzusehen. Die bereits auf S. 551 erwähntenNervi sinuverlebrales gehen ebenfalls aus demselben hervor.Das Vertheilungsgebiet sämmtlicher Spinalnerven begreift alleMuskeln des Rumpfes uncl der Extremitäten, mit Ausnahme der oberenr Zungenbeingruppe und des Platysma, ferner clie Muskeln am BeCken-; ausgange, endlich clie Musculatur des Gefäss-Systems, vielleicht mit Einschlussjener des Herzens; es umfasst die ganze Haut, mit Ausnahmejener des Gesichtes, des Vorderkopfes und Scheitels, somit bis zu einerLinie, welche vom Scheitel über die Ohrmuschel durch denGehörgang, dann nach vorne gebuchtet über die Regio parotideomassetericaschief zum Kinn absteigt; es schliesst endlichvon Eingeweiden den Harn- uncl Geschlechts-Apparat uncl einen Theildes Darmcanales in sich ein. Die meisten aus dem Rückenmark stammendenNervenfasern benützen eigene Bahnen und diese sind es, welchedas spinale Nervensystem darstellen; einige aber lehnen sich an sympathischeoder cerebrale Nervenzweige an und suchen mittelst dieser inihre meistens entlegenen Gebiete zu gelangen.Die grössere Mehrzahl cler Rückenmarksnerven ist vom Hause ausnicht vollständig geordnet, namentlich noch nicht in Betreff der Lageihrer Vertheilungsgebiete. Es ist nämlich durch physiologische Versuchedargethan, dass nicht immer dieselbe W r urzel denselben Muskel versorgt,dass stets mehrere Nervenwurzeln zu derselben Muskelgruppe Nervenfasernschicken, gleichwie auch clie Hände uncl Füsse keinen Hautpunktbesitzen, cler nur aus einer W T urzel allein seine Fasern beziehen würde.Die Aeste cler Rückenmarksnerven ordnen sich daher gemäss cler durchdie Entwicklungs- und Wachsthumsverhältnisse bedingten Lage der vonihnen zu versorgenden Theile; dies geschieht vermittelst gesetzmässigerAnnastomosenzweige, welche sich clie Aeste, insbesondere clie ventralen,in grösserer Menge gegenseitig zusenden. In der Brustgegend, wo die? Nerven eine rein segmentale Anordnung besitzen, fehlen clie Anastomosen;in cler unteren Hals-, Lenden- und Kreuzgegend aber, wo clieNerven für die verwickelten Muskelmassen cler Extremitäten ihren Ursprungnehmen, da wiederholen sich die Anastomosen einige Mal undes kommt zur Bildung grosser Geflechte, die sich bis an die Wurzel clerGliedmassen fortspinnen.Hinsichtlich der Astfolge kann als Regel betrachtet werden, classsich alle Spinalnerven in absteigender Richtung vertheilen. Davon'machen nur die drei ersten Halsnerven eine Ausnahme, clie in aufsteigenderRichtung Aeste absenden; aber es ist bemerkenswerth, classdies nur Nerven für solche Hautbezirke sind, welche die Vertheilungsgebietemotorischer Hirnnerven bedecken. — Von Ganglien kommenim Bereiche der spinalen Nerven keine anderen vor, als clie Wurzelganglien.


616 Die dorsalen Aeste der Spinalnerven.Die dorsalen Aeste der Spinalnerven.In das Vertheilungsgebiet cler dorsalen Spinaläste sind einbezogenalle Muskeln des Rückens und Nackens mit Ausnahme der Schultergürtel-und RümpfnrTmiä^skefn; ierneTü^^ Rückens ois zu einerbestimmten Grenzlinie. Diese zieht sich vom Scheitel hinter clem Processusmastoideus, entlang clem Rande des Trapezius ungefähr bis zur Mitte derSpina scapulae uncl geht von da, an der Seite des Rumpfes eingebogen,bis zur "Mitte d e T T n i r m T I e m ^ ' H e g t " sle~~wieder ineinem "scharfen Winkel .:.nj,chjoben_ah, umgreift dann die GesässwÖLhunguncl endigt mit einer medianwärts ablenkenden Biegung an der Spitzedes Steissbeins.Die Vertheilung cler dorsalen Aeste der Spinalnerven geschiehttypisch mittelst medialer und lateraler Zweige, die schon nebenden Gelenkfortsätzen aus einander treten und in einer Reihe gegenclieEnden der Dornfortsätze, in einer zweiten gegen clie Enden derQuerfortsätze ziehen. Typisch sind beide Zweige gemischt und besorgenMuskel- und Hautäste. Nach diesem Schema sind namentlich clieRückennerven verästelt; clie anderen aber weichen mehr oder wenigerdavon ab.Die Halsnerven erzeugen mit ihren dorsalen Aesten ein von demSemispinalis cervicis bedecktes Geflecht aus welchem zuerst die Muskelzweige,_dann_alsjdur^Hautnerven hervorgehen.Die letzteren treten, nachdem sie den Trapezius durchdrungen, nebenden Dornfortsätzen aus und vertheilen sich in schief absteigenderRichtung. Am Dornfortsatz des 57~Hälswirbeis erscheint "der Hautzweigdes 47~Halsnerven," amT^rnlorf^ätz'^ä'es""Xn3nisff^rl3el's~ä r er Hautzweigdes 6., so dass dieser sammt dem 7. und 8. Halsnerven bereits ganz derHaut des Rückens zukommt. Zwei der Halsnerven zeichnen sich durcheinige Eigenthümlichkeiten aus.Der dorsale Ast des ersten Halsnerven ist ausnahmsweise zumgrössten Theile ein Muskelnerve; dies erklärt, warum die hintere Wurzeldieses Nerven ausnahmsweise so klein ist. Er geht mit der Arteriavertebralis hinter clem oberen Gelenkfortsatze des Atlas in das Dreieckcler kleinen hinteren Kopfmuskeln ein uncl versorgt sie. -— Der zweiteHalsnerve besorgt den Nervus occipitalis major, den grössten der dorsalenHautäste, der, nachdem er unter dem Querfortsatze des Atlas ein Bündelvom 3. Halsnerven aufgenommen hat, neben dem äusseren Hinterhaupt-,höcker subcutan wird uncl seinen Faserfächer bis zum Scheitel sendet;Wegen der besonderen Stärke dieses Hautnerven ist cler dorsale Astdes 2. Halsnerven grösser als der ventrale.Die Brustnerven theilen, ohne jedoch ein Geflecht zu bilden, ihredorsalen Aeste in mediale uncl laterale Zweige. Die Reihe derersteren kreuzt, um an clie Dornfortsätze zu kommen, den Multifidus,die cler letzteren ist zwischen den Iliocostalis und den Longissimusdorsi eingeschoben. Beide Reihen geben Muskelzweige ab; die Hautzweigeaber lösen sich oben nur von cler medialen Reihe, unten hauptsächlichnur von der lateralen Reihe.Die Lendennerven verhalten sich rücksichtlich ihrer dorsalen Aesteso wie clie Rückennerven. Die drei oberen senden laterale Hautzweige-


Die ventralen Aeste der Spinalnerven. 617in die obere Gesässgegend als Nervi clunium superiores: die zweiunteren sind reine Muskelnerven uncl gehen Verbinclungen mit den'Kreuznerven ein.Die Kreuznerven versorgen mit ihren dorsalen Aesten die gemeinschaftlichenKöpfe der Jangen Rückenmuskeln uhcT~gelDerT einige Haut-_zweige„in.Jie~Kreuzgeg.end ab. "Der Steissnerve versorgt mit seinem dorsalen Aste, cler zwischendem Hörn und Körper des ersten Steisswirbels liegt, clie Haut derSteissgegend.Die Austrittspunkte cler Hautnerven durch clie Muskeln unddurch die Rückenfascie lassen sich daher in zwei, jedoch unterbrocheneReihen ordnen. Eine mediale beginnt neben dem Hinterhaupthöckeruncl lauft neben den Dornfortsätzen herab, wird aber am Dornfortsatzdes vierten Brustwirbels unterbrochen und setzt sich erst wieder incler unteren Lenden- uncl in der Kreuzgegend fort. Die laterale Reihebeginnt ungefähr neben dem Dornfortsatz des vierten Brustwirbels undsteigt mit der Ursprungslinie des Latissimus zum Kamme des Darmbeinsherab. Die medialen Zweige versorgen auch die Wirbelgelenke.Die ventralen Aeste der Spinalnerven.Das Vertheilungsgebiet derselben umfasst, soweit es sich anatomischdarstellen lässt, die Muskeln und. die Haut der Wandungen clerVisceralräume und der Extremitäten, ferner einiger Eingeweide,worunter die Harn- und Geschlechtswerkzeuge, mit Ausnahme derNieren, cler Hoden und cler Eierstöcke.Die Astfolge dieser Nerven ist, soweit sie den Rumpf betrifft,ganz einfach und leicht zu überblicken. Schwieriger zu verfolgen sindclie Nerven der Gliedmassen uncl der Beckeneingeweide; erstere wegenihrer wiederholten Verästlungen und wegen ihrer Stammgeflechte,letztere wegen ihrer Verbinclungen mit dem,sympathischen Nervensystem.y In cler folgenden Darstellung werdendste ventralen Aeste der Rumpfnervensofort "bis in ihre Endbezirke^verfolgt, während clie Astfolge derfür clie Gliedmassen und für clas/Becken bestimmte Nerven nachher im^«gämmenhange erörtert wird:'Die ventralen Aeste der acht Halsnerven werden zwischen denMujsculi_ intertransversamjxej und treten, indem sie sich sogleich nachihrernAustritte gegensei'tigFaserbündel zusenden, zu neuen Complicationenzusammen. In der Regel theilen und verbinden sich diese Stränge neuerdings,mitunter sogar noch ein drittes und viertes Mal, bis endlich ausdiesem Tausche die vollständig geordneten Nerven hervorgehen, welchedirect ihre Ziele aufsuchen. An den vier oberen Halsnerven wirddiese Umordnung rascher vollendet; an den vier unteren aber, welcheauch noch den grössten Antheil des ersten Brustnerven dazu herbeiziehen,spinnt sie sich noch bis unter das Schlüsselbein fort und kommterst in der Achselhöhle zum Abschluss. Darnach, sowie auch nach derVertheilung bildet man aus den ventralen Aesten der acht Halsnervenzwei Gruppen; clie obere besteht aus dem 1. bis 4. Halsnerven, welchesieh am Rumpf und Kopf vertheilen, clie untere aus clem 5. bis^. Ilaisnerven und__clem grösseren Antheile des ersten^Brustnerven,


618 Die ventralen Aeste der Spinalnerven.welche die oberen Glieclmassen uncl clie Gebilde der Schultergegendinnerviren.^Das Geflecht der vier oberen Halsnerven wird Plexus c&r-"vicalis genannt und kommt hinter dein Musculus longus capitis hervor;das viel grössere untere Geflecht heisst Plexus brachialis und schaltet"sich ober uncl hinter der^rtejria^ubclavia in die hintere Scaleiiuslücke„ein.Aus clem Plexus cervicalis gehen folgende, bereits geordnete uncldeshalb besonders benannte Nerven hervor.a) Hautäste:1. Der Nervus occipitalis minor. Er wird ober der Mitte des hinterenRandes des Kopfnickers subcutan, verlauft dann entlang dem hinterenRande desselben uncl vertheilt sich am und hinter dem Processus mastoideus_jmdnach oben bis in die Gegend des Scheitelhöckers.2. Der Nervus auricularis magnus. Er zieht von der Mitte" deshinteren Rande>vdes Kopfnickers schief über dessen laterale Flächenach oben uncl^^rtheilt sich mit einem hinteren Zweige an der•*'-.;ganzen dem Sühäders^ugewendeten Fläche der Ohrmuschel sowie, ancTerliiiite^^einem vorderenZweige in der'Regio^parotioteo^assetertea.3. Dev^NeThus^uocutaneus colli. Er hat denselben Ausgangspunkt,kreuzt horizontal die laterale Fläche des Kopfnickers, vertheilt sich,nachdem er sich in zwei oder drei Bündel gespalten hat, te der vorderenHalsgegend undjüldet mit.einem „absfjejgemlen Zweige des Facialisdie Ansa" cervicalis superficialis.Diese drei Nerven gehen im Wesentlichen aus dem 3. Halsnervenhervor; ihre Hautgebiete bedecken clie ausschliesslich motorischen Bezirkecler ventralen Aeste der zwei oberen Halsnerven uncl einiger Hirnnerven.Die folgenden sind vorwiegend Zweige des 4. Halsnerven.4. Die Nervi supraclaviculares anteriores und posteriores, ein fächer-'förmig geordnetes Bündel, dessen Aeste unter der Mitte des hinteren,Kopfnickerrandes austreten uncl durch die Lücke zwischen dem Kopfnickeruncl Trapezius zur,Haut^iE^llll^I^^^^^i^l^^L 1111^der Schulterhöhe gelangen.b) Muskeläste. Diese vertheilen sich in den tiefen Halsmuskeln,in cler Gruppe der unteren Zungenbeinmuskelii, in einigen Schultergürtelmuskeln(Trapezius, Levator scapulae), j[erner_Jm Sternj^ieldomastoicleusund im Zwerchfell.Die Aeste für die tiefen Halsmuskeln sind directe Zweige; dieAeste für clie unteren Zungenbeinmuskeln benutzen aber anfangsdie Baiin des 12. Gehirnnerven, von dem sie sich an der Sehne desDigastricus als Ramus descendens hypoglossi wieder ablösen. Sie werdendurch Fäden des 1. und 2. Halsnerven erzeugt, welche sich sogleichnach dem Austritte des Hypoglossus aus der Schädelhöhle diesemanschmiegen. Nach ihrem Abgange von demselben, vor der Vena jugularisinterna, verbinden sie sich mit Fäden des 3. Halsnerven unclerzeugen dadurch clie Ansa cervicalis profunda, aus deren Convexitätsich clie Einzelnerven zu den unteren Zungenbeinmuskeln lösen. — Einähnliches Verhältniss besteht auch in Betreff cler genannten zweiSchultergürtelmuskeln und des Kopfnickers. Sie werden nämlichvon Zweigen des 3. und 4. Halsnerven, im Verein mit dem lateralen


Die ventralen Aeste der Spinalnerven. 619Aste des 11. Gehirnnerven, des Nervus accessorius, besorgt. Da dieserAst des Beinerven jene Wurzeln zusammenfasst, welche der Stammdesselben aus dem Halsmarke bezieht, so weicht er von den oberenHalsnerven nur darin ab, dass er seine Fasern auf einem Umwegedurch die Schädelhöhle in ihr Gebiet leitet, Er durchbohrt nach einermit clem 3. Halsnerven hoch oben eingegangenen Anastomose denKopfnicker und versorgt ihn, sowie auch den Nackentheil des Trapezius.Nachdem er dann aus dem Muskel herausgekommen, nimmt er neueZweige vom 3. und 4. Halsnerven auf uncl verbreitet sich, so verstärkt,in dem Schulterantheil des Trapezius und im Levator scapulae. Dieseinnige Beziehung des lateralen Astes des Accessorius zu den Halsnervendürfte hinreichend die Varietäten in Betreff der Anzahl seiner Wurzelbündelerklären. Je mehr Fasern die Nervi cervicales übernehmen, destokleiner und spärlicher sind clie spinalen Wurzeln des Accessorius unclumgekehrt.Das Zwerchfell wird vom Nervus phrenicus versorgt, welcherhäufig ausschliesslich im_4. Halsnerv^n_jvurzelt, nicht selten aber" auchein Bündel von dem 5. aufnimmt. Er windet sich über die vordereFläche des Scalenus anticus und gelangt durch clie obere Brustapertur,vor cler Arteria subclavia in den vorderen Mittelfellraum, in welchemer, neben dem Herzbeutel herablaufend, die Kuppel des Zwerchfells aufsucht.Auf diesem Wege nimmt er sympathische Faserbündel vomunteren Halsganglion auf und gibt einige ^Zweige an die Thymus^ diePleura und das Pericarumm" aRTT^ kreuzt bevor er cTas"'Z\verclifellerreicht, clie vcnd^reTTache des Lungenstieles, der rechte aber ttefej.,cler linke oberflächlicher liegend, weshalb auch clerTechte in der Näheder Cava inferior, der linke in cler Nähe cler Herzspitze in das Fleischdes Zwerchfells eindringt. Einige seiner Zweigchen durchbohren das, Zwerchfell und begeben sich theils zum Plexus solaris, theils zum serösenUeberzug der Leber. Die Vertheilungsweise des Phrenicus zeigt, classer nicht ein ausschliesslich motorischer Nerve ist. — Das Zwerchfell bekommtauch feine Zweige von den fünf letzten Nervi intercostales.Die ventralen Aeste der zwölf Brustnerven heissen Nervi intercostalesuncl zeigen die folgende gesetzmassige Anordnung:^Jjach „der.... Aufnahme des Ramus communicans aus dem. Grenzstrange_Jagernsie sich in die Zwischenrippenräume ein, anfangs nurvon derJPleura, später auch vön***clen inneren Zwischenrippenmuskelnbedeckt imcT werden von denselben nach vorne geleitet. Die oberenkommen bis an den Rand des Brus"tbelruBsT~dIe unteren aber.gehenhinter den aufgebogenen Rippenknorpeln in die vordere^ Bauchwandüber, wo sie zwischen deni Obliquus internus unHTTransversüs in schiefabsteigender Richtung bis zum Recfus r gSangen7T3eF leTzf e IriteTcösfäTistritt hinten zwischen denjQuadrati^TürräorumTmcl den Psoas uncl streicht,nach vorne g^lvommen. in einer Entfernung- von etwa 5 Cm. ober clemvorderen oberen Stachel des Darmbeines vorbei, um am unteren Ansätzedes Rectus zu endigen.Auf diesem Wege versorgen die Zwischenrippennerven jene Brust--und Bauchmuskeln, welche die Rumpfwänd bilden; daher gehören die* Rumpfarm- und Schultergürtelmuskeln nicht in ihr Gebiet, eben sowenig, wie der Quadratus lumborum, den sie, so wie clie untersten


620 Die ventralen Aeste der Spinalnerven.Antheile der seitlichen Bauchmuskeln, dem ersten Lendennerven überlassen.In einem etwas erweiterten Umfange versorgen sie auch clie Haut,uncl zwar mit zwei Reihen von Rami perforantes, einer seitlichen undeiner vorderen Reihe. — Die Rami perforantes laterales treten in einerLinie unter clie Haut aus, welche oben den Ursprungszacken desSerratus anticus^folgt und unten entlang dem Seitencontour des Rumpfesgegen* clie Mitte des Darmbeinkammes zielt. Die Austrittsöffnung des1 eTzfeh "ist bis"'halle an"deh"!L7arniBeinkamm herangerückt. — Die Ramiperforantes anteriores treten oben neben dem Rande des Brustbeines ineiner einfachen Reihe, unten, vom 7. angefangen, in zwei unvollständigenReihen aus, welche denTTeclu^'b'egfeiigen Der letzte durchbohrt ober 'dein* Leistehringe, die ^Aponeurose des Obliquus externus. •— In beidendiesen Tteihen spaltet sich jeder Hautast in vordere und hintereZweige, die sich in den entsprechenden Richtungen vertheilen. Diehinteren Zweige cler Rami laterales schliessen sich in der auf S. 616bezeichneten Grenzlinie den Enden der dorsalen Aeste der Brustnervenan; der des 12. Intercostalis gelangt in schiefer Richtung absteigend biszur Regio trochanterica.Die Einfügung der oberen Gliedmassen modiflcirt einigermassenclie typische Anordnung der beschriebenen Hautnerven. Die Modificationenbetreffen aber nur die oberen Intercostales, bis zum siebenten,und bestellen in Folgendem. Da das Gebiet des ersten Intercostalisvollständig Vom Schultergürtel bedeckt wird, so kann er keinen Hautastabgeben, wogegen er eine beträchtliche Fasermenge an den Plexusbrachialis abliefert. Der zweite Intercostalis besitzt bereits beide durchbohrendenHautäste; er sendet aber den lateralen nicht zur Brust, sondernals Nervus intercostohumeralis, welcher zu einem Bestandtheil des Nervuscutaneus brachii medialis wird, zur oberen Extremität, wo er die Haut derAchselgrube und eines Theiles des Oberarmes mit Fasern versieht. Daauch die Gebiete der folgenden Rami perforantes laterales, bis zumsiebenten, von den Rumpfarmmuskeln überlagert werden, so müssen sie,um zur Brusthaut zu gelangen, einen Umweg machen und vorne denunteren Rand des Latissimus dorsi umgreifen. Die mangelnden Brusthautästeder ersten zwei Intercostales ersetzen die Nervi supraclavicularesdes 4. Halsnerven, dessen Hautgebiet somit unmittelbar an denHautast des 3. Intercostalis grenzt.Die ventralen Aeste der Lendennerven jdringen zwischen demQuadratus lumborum uncl Psoas hervor, versorgen dieseTluskeln _ undvelHhaeTVsich durch gabiig "getlieilte Zweige unter einander, wodurchdas "hinter dem Psoas gelegene Lendengeflecht, Plexus lumbalis,^entsteht"An der Bildung clesselb^betheiligen sich aber nur clie drei oberenuncl ein Antheil.de^^j^Lenclennerven,,. währencl der 5. rnit einem sehrbeträchtlichen Antheil des 4. Lendennerven ins Becken ablenkt und dortin den Plexus sacralis eingeht. Die aus dem Plexus lumbalis hervorgehenden,mehr oder weniger vollkommen geordneten Zweige habennur noch einen kleinen Theil cler vorderen Bauchwand zu versorgen.uncl treten deshalb grösstentheils auf die unteren Gliedmassen über.Die zwei ersten schmiegen sich auf ihrem Zuge nach unten clerBauchwand und den Muskeln cler Fossa iliaca an und erreichen theils


Die ventralen Aeste der Spinalnerven. 621ober, theils unter dem Leistenbande ihre Verbreitungsgebiete. Dieseerstrecken sich über die von den Brustnerven noch nicht versorgtenTheile der Bauchwand, sowohl auf clie Muskeln, als auf clie Haut, dannauf deren Ausstülpungen, den Hodensack uncl die äusseren Hüllen desHodens, endlich auf die Haut der Hüfte, die Haut der lateralen, vorderenuncl medialen' Fläche des Oberschenkels uncl der medialen Fläche desUnterschenkels uncl des Fusses. Ihre Verästlung ist allerdings sehr variabel,doch lässt sie sich noch einigermassen auf den Typus der Vertheilungder Brustnerven zurückführen, indem man auch an ihnen einen Ramusperforans lateralis und anterior unterscheiden kann.Der ventrale Ast des ersten Lendennerven heisst Nervus iliohypogastricus;er geht vor, dem Quadratus lumborum hinweg zwischenden Musculus transversus Uncl den Musculus obliquus internus, gibt, ih~der Mitte des Darmbeirikammesnängelangt, "seineh" Ramüs perforanslateralis zur Haut~cteT~Hüftgegehcr"ab, verläuft - dann als Ramus perforansanterior ; ~~näch vorne" um"tn*eils öbeF~~thefIs~ durch den Leistenringhindurch zur Haut der Schamgegena t ~"^""geTärigen. Dieser Ramusperforans aü^fföl^zweigt sich manchmäl~früher, manchmal später vomlliohypogastricus ab und wird gewöhnlich als Nervus ilioinguinalisbezeichnet.Der ventrale Ast des zweiten Lendennerven, cler sich in derRegel schon hinter dem Psoas in Zweige zerlegt, verlauft theils vor demMuscuIilTlliaicus, theils dem" Psoas entlang^ herab''_ an"""das Leistenband.Sein_Rämus perforans lateralis ist der Nervus cutaneus femoris lateralis,welcher am vorderen~öbCTelTDäraibeinstachel auf den Schenkel gelangtuncl als'lTäüfherve""!^^werden kann" SeinRamus perforans "anterior, Nervus gemtocrufalis genannt, geht getheilteinerseits durch""cTen Eeistenring mit dem Samenstrang zu den Hüllendes Hodens, Nervus "spermaticus externus, andererseits unter dem Leisten-Bähcl zur Haut der vorderen Schenkelgegencl, Nervus lumboinguinalis.Wie immer diese beiden Xehdennerven während ihres Verlaufes sichin Zweige zerlegen mögen, ihre Vertheilungsgebiete bleiben doch immerdieselben.Als später (S. 629) noch zu behandelnde Abkömmlinge des Plexuslumbalis sind zu nennen:Der Nervus femoralis, der stärkste Ast der Lendennerven; er gehtzwischen dem Iliacus imJTT'soas""3^^E~SlltL Lacuna musculorum alsflaut- und"Muskelnerve zu den Gebilden der Vorderseite des Oberschenkels;dann:Der Nervus obturatorius, welcher hinter dem Psoas ins Beckenherab, dann längs der Linea terminalis in den Canalis obturatorius uncldurch diesen zu den "GeFilcIen der Innenseite des Oberschenkels gelangt.lDurchjien Zusammentritt der ventralen Aeste^ cler fünf Kreuznerven,"o~es Steissnerven "und T des* ganzen 5. mit einem Theile des4. Lendennerven entstehtjauf der vorderen Fläche des Kreuz- und Steissbeins,dann auf dem Musculus piriformis ein starkes Geflecht, welchemsich zahlreiche sympathische Elemente beimiscEeh7"Man nennt es Plexussacralis; vereint mit dem Lendengeflechte stellt es den Plexus lumbosacratisdar. Es spaltet sich in mehrere Zweiggeflechte, aus denen


622 Die Nerven aus dem Plexus brachialis.die Nerven für clie Beckenorgane, für die Beckenwände und ein mächtigerNerve für die untere Extremität hervorgehen.Indem wir die Beschreibung dieser Zweiggeflechte für spätervorbehalten, sollen hier nur jene Zweige erwähnt werden, welche imBeckenausgange das System cler Rumpfnerven ergänzen; diese sind kleineRami anococcygei, Aeste des Steiss- und letzten Kreuznerven, welchehinter clem After das musculöse Becken-Diaphragma uncl die Haut in clerSteissgegend versorgen.Die Nerven aus dem Plexus brachialis.Dieses Geflecht nimmt nebst den vier unteren Halsnerven nochden grössten Antheil des ersten Brustnerven in sich auf, zieht durchcliehintere "Scalenus-Lücke und clänh hinter dein Schlüsselbein weg in dieAchselhöhle, wo es hinter dem Musculus pectoralis^ minor die Arteriaaxillaris uml^rnntT" Man kann die aus dem Geflecht "entspringenden,bereits" geordneten Nerven in zwei Gruppen bringen. Die einenwerden von dem Geflechte während seines Verlaufes, die anderenam Endstücke desselben abgegeben; die ersteren versorgen die Gebilde,welche die Achselgrube begrenzen,, die letzteren die Gebildecler oberen Extremität, uncl zwar von dort an, wo sich dieselbe vomRumpfe, löst. Man unterscheidet daher Brust-, Schulter- und Armnerven.Die Brust- und Schulternerven versorgen die meisten Schulter-^gürtelmuskeln mit Ausnahme des Levator scapulae und des Trapezius,welche bereits von den oberen Halsnerven mit Zweigen bedacht sind, ;ferner clie Rumpfarmmuskeln und die Schulterblattmuskeln. Da siesich in einem Gebiete vertheilen, dessen Hautdecke von anderen Nerven,den Nervi supraclaviculares, den Rami perforantes laterales derNervi intercostales und von den Hautzweigen der dorsalen Aeste derHals- uncl Brustnerven versorgt wird, so sind sie durchgehends Muskelnerven.Sie sind:1. Der Nervus dorsalis scapulae für den Musculus rhomboideus;er geht bereits am Scalenus ab und begleitet hinter dem Levatorscapulae den Ramus descendens cler Arteria transversa colli. MöglicherWeise besorgt er auch den Zweig für den Serraticus posticus superior.2. Der Nervus suprascapularis für den Musculus supraspinatusuncl infraspinatus. Er wird ebenfalls schon hoch oben frei und begleitetclie Arteria transversa scapulae.3. Der Nervus thoracicus longus für den Musculus serratus anticus.Hr. löst sich noch ober dem Schlüsselbein ab und geht in der Axillar-[linie an der lateralen Oberfläche des Muskels herab.4. Die Nervi thoracici anteriores, zwei bis drei Nerven für den_VIusculus subclavius, Pectoralis major und minor. Sie gelangenlurch die Lücke zwischen clem Pectoralis minor und Subclavius an dieuntere Fläche des Pectoralis major. Falls die Nervi supraclavicularesicht ausreichen, den Bedarf an Hautzweigen zu decken, besorgen sieIUCII einige Hautzweigehen, welche den Pectoralis major durchbohrenmd sich in cler Brustdrüsengegend vertheilen.


Die Nerven aus dem Plexus brachialis. 6235. Die Nervi subscapulares, mehrere kleinere Nerven für den Musculussubscapularis und ein grösserer für den Latissimus dorsiuncl Teres major. Der grösste kreuzt den Schulterblattrand. — An dieseschliesst sich noch an:6. Der Nervus axillaris für den Musculus deltoideus. Er gehterstaus dem_ unteren Ende des Geflechtes hervor uncl begleitet llieATteria circumflexa humeri posterior. Indem er den Öberarmknochenumschlingt, ^gelangt er durch dte laterale Achsellücke zur medialenJiäche des Deltoideus; vor seinem Eintritt in denselben schickrer einenZweig an den Teres minor und einen constanten Hautzweig ab, derhinter dem Deltoideus unter clie Haut austritt uncl sich an cler lateralenSeite des Oberarmes vertheilt.Es gibt sechs Armnerven, Nervi brachiales; sie heissen: Nervus*cutaneus brachii medialis — Nervus cutaneus antibrachii medialis — Nervusidnaris — Nervus medianus — Nervus musculocutaneus und Nervus radialis.Sie gehen in. der Achselhöhle vom Endstücke des Plexus brachialis ab,nachdem sich dieses hinter dem Pectoralis minor im Umkreise clerArteria axillaris in drei Bündel: ein laterales, hinteres unclmediales gesondert hat. Das laterale Bündel besteht aus dem 5.,6. und 7. Cervicalis und gibt den Nervus musculocutaneus und_dielaterale Wurzel^ des Medianus ^ab. Das hinter cler Arterie lagerndeBündel bezieht "seine Elemente aus denselben Halsnerven, nimmt aberauch Theile" des 1. Brustnerven auf und formt den Radialis uncl denAxillaris. Das mediale Bündel wird aus dem 8. Hals- und clem17~Brustnerven zusammengesetzt und liefert clie zwei Hautnerven unclden Ulnaris, sendet aber auch ein Bündel zum Medianus, wodurchdieser eine zweite Wurzel bekommt, die sich vor der Arteria axillarismit der früher genannten vereinigt und den Nervenkranz um dieselbeabschliesst. Mit Ausnahme der zwei reinen Hautnerven sind alle anderengemischt.Die grössten, deren Endzweige clie Finger erreichen, sind: clerRadialis, Medianus und Ulnaris; sie bilden die Stammnerven,während die drei kleineren nur die Bedeutung von vorzeitig abgelöstenAbzweigungen haben. — Nach den Vertheilungsgebieten geordnet^ stellt sich cler Radialis allen anderen gegenüber; er vertheilt sich beinaheganz allein in den Gebilden der Dorsal:.und Radialseite aller drei Abschnittecler Extremität. l^ejGebilde cler Palmar- und Ulnarseite nehmendagegen den Medianus und Ulnaris sammt den zwei Hautnerven undclem Musculocutaneus für sich in Anspruch. Entsprechend der Musculaturund den Regionen, innerhalb welcher sich alle diese Nerven vertheilen,kann man sie daher in zwei Gruppen bringen, welche sichals Beuger- und Strecker-Nerven unterscheiden lassen. Zu denersteren gehört der Medianus mit dem von ihm abzweigenden Musculocutaneusund cler Ulnaris, zu den letzteren der Radialis und der mitdiesem gemeinschaftlich aus dem hinteren Nervenbündel hervorgehendeAxillaris.1. Der Nervus radialis dringt, begleitet von der Arteria collateralisradialis, in das Fleisch des Triceps^schlingt sich um clie hintere Flächedes Oberarmknochens und erscheint, in der Nähe des Ellbogens angelangt,in der Rinne zwischen clem Brachialis internus uncl Brachioradialis


624 Die Nerven aus dem Plexus brachialis.(Sulcus cubitalis radialis). Hierauf schiebt er sich am Vorderarm hinterden Brachioradialis, bis er am unteren Drittel des Vorderarmes, dorsalunter der Sehne dieses Muskels hervorkommt und als Hautnerve desHandrückens endigt. Er versorgt die Haut der dorsalen Fläche desOberarms, der Streckseite des Vorderarms und der radialen Hälfte desHandrückens mit dem Daumenballen; ferner die Muskeln der Streckseitedes Oberarms, dann der Streck- und Radialseite. des Vorderarms.Er ist daher cler Nerve für die Strecker aller Beugegelenke und für dieSupinatoren des Radio-Ulnargelenkes.Seine Hautäste sind:a) Die Rami cutanei brachii und antibrachii, clie am Ansätze desDeltoideus, ober clem Ursprung des Brachioradialis unter die Haut austretenuncl sich an der lateralen Seite des Oberarms und des Ellbogens,bis unter clie Mitte des Vorderarms herab verzweigen.b) Die Nervi cutanei manus, die im Endststück des Nerven zusammengefasstsind uncl sich erst am unteren Ende des Radius, hinter der Sehnedes Brachioradialis entbündeln. Fünf Rami digitales dorsales vertheilensich in der Haut der ersten drei Finger und endigen am zweiten Fingergelenke;nur am Daumen lassen sie sich bis an das Nagelglied verfolgen.Ein Nebenzweig versorgt clie Haut des Daumenballens.Seine Muskeläste sind:a). Die Rami musculares brachii für den Triceps brachii und denAnconaeus, dessen Zweig auch die Kapsel des Ellbogengelenkes versorgt.b) Die Rami musculares antibrachii für die radiale und_ dorsale^M.uskelgruppe; sie trennen sich unter dem Ellbogengelenke"vom Stamme,Jener Theil derselben, welcher die dorsale Gruppe versorgt, bildet den.sogenannten Ramus profundus; dieser umgreift, während er den Musculussupinator durchbohrt, den Hals des Radius uncl vertheilt sich schon hochoben in den Muskelbäuchen bis auf einen Zweig, der als _ Nervusinterosseus dorsalis bis ans Handgelenk reicht und die tiefer entstehendenDaumenstrecker und den langen Abzieher sammt der Kapsel des Gelenkesversieht.2. Der Nervus musculocutaneus. durchbohrt, den Musculus coracobrachialis,lauft dann am Oberarm zwischen dem Biceps uncT Brachialisinternus herab und wird im Ellbogenbuge, lateral neben cler Sehne desBiceps subcutan. Er führt nicht selten Antheile des Medianus, die sichaber bald von ihm scheiden und sich in cler Mitte des Oberarms wiedermit dem Medianus vereinigen. — Seine motorischen Antheile vertheilensich im Coracobrachialis, Biceps und Brachialis internus; er istalso der Nerve der Beugergruppe am Oberarm; sein Hautast aber, derNervus cutaneus antibrachii lateralis, begleitet die Vena cephalica, gehtzur Haut der palmaren und r^unc * versorgtim Verein mit den Endästen des Radialis die Haut an der dorsalen Seiteder Mittelhand und am Daumenballen.3. Der -Nervus, cutaneus brachii medialis setzt sich meistens auszweiWurzeln zusammen, von welchen„die .eine aus dem Ächselnefvengeflecht,clie andere aus dem Ramus perforans lateralisdes 2. oderJ^lritercostalis, dem Nervus intercostohumeralis, stammt. Aus der Vereinigungderselben geht ein dünner Nerve hervor, der die Sehne desLatissimus dorsi kreuzt und nachdem er am unteren Rande derselben


Die Nerven aus dem Plexus brachialis. 62-ilie Fascia brachii durchbrochen hat, in cler Haut cler medialen Oberarmseiteendigt.4. Der Nervus cutaneus antibrachii medialis begleitet am Oberarmüe V§na_ basilica, wird mit ihr ober dem Ellbogen subcutan und spaltetjich dann sogleich in zwei Zweige, in einen Ramus palmaris und einenEamus ulnaris, welche die Vena mediana cubiti überkreuzen. Sein Ver-Öieilungsgebiet umfasst die Haut an cler palmaren und ulnaren Seitedes Vorderarms bis zum Handgelenke.Wenn man bedenkt, dass die beschriebenen Stämme bereits allenGebilden des Oberarms, mit Einschluss cler Haut des Vorderarms, Nervenfasernzugeleitet haben, so wird es begreiflich, class die noch folgendenzwei Nerven: der Medianus und Ulnaris keinen einzigen Ast an dieGebilde des Oberarms abgeben und dass ihre Hautzweige erst amHandgelenk, ja selbst erst an den Wurzeln der Finger zum Vorscheinkommen. Ihr Vertheilungsgebiet umfasst daher nur clie palmaren Vorderarmmuskelnund die eigentlichen Handmuskeln, .nebst der Haut clerganzen Palmar- und der halben Dörsalfläche der Hand. Diesem immerhinnicht sehr bedeutenden Gebiete gegenüber könnte die Dicke dieser zweiNerven überraschen, wenn man nicht berücksichtigen würde, dass dieTastifläche cler Hand, als ein mit sehr feinem Unterscheidungsvermögenausgestatteter Hautbezirk, in eine grosse Menge sehr kleiner Empfindungskreisegetheilt ist, deren jeder seine besondere, bis ans Centrum isolirteLeitung in Anspruch nimmt.5. Der Nervus medianus, dessen Faserbündel geflechtartig verstricktsma \ begleitet ungetheüt die Arteria braclrjajis_. bis Jn_ den Ellbogenbug,dringt dann hinter dem Pronator teres, oder auch denselben durchbohrendin den Canalis cubitalis ein; hier gelangt er zwischen diebeiden gemeinschaftlichen Fingerbeuger und geht, von ihnen geleitet,hinter, dem queren HandwurzeTbande in die Hohlhahd. __Sobald erdiese betreten hat, zerfällt er zunächst _m vier Nervi metacarpei, auswelchen'schliesslich sieben Nervi digitales volares hervorgehen. Der vierteMetacärpeus empfängt ein anastomotisches Bündel von dem Nervusulnaris.Er versorgt, mit Ausschluss des Musculus flexor carpi ulnaris, inder Regel alle palmaren Muskeln jfes Vorrleraxjnj^jnjdjMl dex,.Ha,nxLden Abductor brevis, den Opponens pollicis und_clie drei erstenJNfuj^uli_l^brifiaißs»»Hden Kestrderseteen"dem UlnliriT^uFerla^selict; ferner^versorgt•er die Haut der Palma, zum Theile jene des Thenar, welche ihreZweige auch vom Radialis oder Musculocutaneus bekommt; endlich gehenaus ihm sieben kräftige Hautäste hervor, welche sich an den drei erstenFingern und am Radialrande des Ringfingers vertheilen.Von seinen Muskelästen isoliren sich:aj Jene für die Vorderarmmuskeln im Canalis cubitalis. Einerderselben geht als Nervus interosseus volaris an dem Zwischenknochenbandezum Musculus pronator quadratus und zumHandgelenke herab.bl Jene für clie Hanclmuskeln zweigen einzeln in der Hohlhandaus den Nervi metacarpei ab.Von seinen Hautästen löst sich:ai Der Ramus palmaris bereits ober dem Handgelenke.v. Langer-Toi dt, Anatomie. 5. Aufl. 40


626 Die Nerven aus dem Plexus brachialis.b) Die sieben Nervi digitales volares gehen in der Weise aus denNervi metacarpei hervor, class der erste von diesen hur einen Hautzweigfür clie Radialseite des Daumens liefert, die drei übrigen aber in denInterdigitalfalten in je zwei Zweige zerfallen, welche zu den einanderzugekehrten Seiten benachbarter Finger ziehen. Neben den Sehnen--scheiden fortziehend, gelangen sie mit ihren immer noch starken Endzweigchenbis in die Fingerspitzen und auf die Dorsalfläche der zweiletzten Fingerglieder.6. Der Nerjms^j^narM begibt sich, schief über die mediale Flächedes Oberarms absteigend, hinter delriEpöHnTylüs medialis. Auf demWege"olmm^gibt" er keine Aeste liI57~aurciTj5ö^rt unter der Mitte desOberarms das Septum intermusculare mediale und schmiegt sich demmedialen Kopf des Triceps an. Auf den Vorderarm übertretend, geht er_zwischen den zwei Urs_prungsköpfen des Musculus flexor carpi ulnari&liindurch,wird im weiteren Verlaufe von diesem Muskel bedeckt, erreicht dasErbsenbein und, radial an diesem vorbei, die Palma. Am Handgelenkeliegt er vor dem queren Handwurzelbande, bedeckt vom PalmarisJhrevis,müTTn der Palma von der Aponeurosis palmaris bedeckt auf den Beugesehnen.Drei Nervi digitales volares bilden seine Endäste.Er gibt Zweige an einen Muskel des Vorderarmes, den Flexor carpiulnaris, häufig auch an den tiefen Fingerbeuger; ferner an den Palmarisbrevis, an die Muskeln des Anithenar, an den vierten Lumbricalis undmittelst eine^Rgmus profundus an alle Zwischenknochenmüskeln, mit-Einschluss _des AdcfjucH^cn^^pollicis. Ferner vertheilt er Zweige an dieHaut der Hand und der Finger, auf der Palmarseite bis an den Ringfinger,auf der Dorsalseite bis an den Mittelfinger.Als seine Muskeläste gehen ab:a) Jene für den Flexor carpi ulnaris und Flexor digitorum profundussogleich nach dem Durchtritte des Stammes durch die Lücke des erstgenanntenMuskels;b) jene für den Palmaris brevis undc) jene für die Musculi interossei an der Wurzel des Antithenar nebendem Erbsenbein. Diese letzteren sind in dem Ramus profundus enthalten,cler zwischen den beiden Köpfen des Abductor digiti quinti in dieTiefe dringt und sich entlang dem tiefliegenden arteriellen HohlhandbogenzertheiltSeine Hautäste sind:a) Ein Ramus dorsalis. Dieser begibt sich unter der Sehne desFlexor carpi ulnaris, am Capitulum ulnä!e~vörrjeT zur Rückenfläche derHand, wo er, wie der Radialis, in fünf Endäste, Nervi digitales dorsales,zerfällt, welche bis ans zweite Phalangealgelenk reichen und die Hautdes .Meinen,des Ringfingefs uncl der Ülnarseite des Mittelfingers versorgen.b) Ein Ramus palmaris. Er wird unter der Mitte des Vorderarmssubcutan und vertheilt sich auf dem Antithenar.c) Die drei Nervi digitales volares für die einander^ zugekehrtenSeiten des kleinen und des Ringfingers und für den ulnaren Rand deskleinen Fingers. Sie" verhalten ""sicTTwie" jehe^des MedianüsT~von ihnenzweigt das Faserbündel für den letzten Lumbricalis ab.Ueberblickt man die nicht unwichtige Vertheilung der Fingernerven,so ergibt sich, class nur ein Finger, der kleine, von einem


Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis. 627Nerven allein, dem Ulnaris, Zweige erhält, dass dagegen cler Mittelfinger.von drei Nerven versorgt wird, an der Dorsalseite vom Ulnaris unclRadialis, an der Palmarseite beiderseits vom Medianus. Der Daumenund Zeigefinger werden von zwei Nerven versorgt,, nämlich an derpalmarseite vom Medianus, an der Dorsalseite vom Radialis, und ebensobesitzt der Ringfinger zweierlei Nerven, nämlich an der Dorsalseiteden Ulnaris, an der Palmarseite denselben Nerven und den Medianus.Dabei müssen aber noch clie Anastomosen berücksichtigt werden,welche die benachbarten Zweige im Bereiche der Mittelhand miteinander eingehen: dorsal jene des Ulnaris mit dem Radialis, palmardie des Ulnaris" mit (teln^Medianus. — Da die dorsalen Nerven der viefurelglieclrigen Finger nicht bis ans Nagelglied reichen, so bekommtdasselbe auch an der Dorsalseite seine Zweige von den palmaren Aesten,deren Fäden sich um die Fingerränder herumschlingen.Zu bemerken ist noch, dass die Muskelzweige nicht ausschliesslichmotorischer Natur sind, indem sie auch den benachbarten GelenkenFasern zuleiten.Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis.Der vom ersten Lendenwirbel bis zum letzten ICreuzw|rt)d reichendePlexus lurnbosacralis löst sich in folgende Zweiggeflechte auf.a) Das Lendengeflecht, Plexus lumbalis, bildet den oberen^hinterdem Psoas lagernden Abschnitt des ganzen Geflechtes. Seine Zweigevertheilen sich in der unteren Bauchgegend und in cler vorderen Gegendder unteren Extremität (S. 620).b) Das Hüftgeflecht, Plexus ischiadicus, nimmt einen Theil des4. und den ganzen 5. Lendennerven den ganzen 1. und 2. Kreuznerven,dann Antheile des 3. und selbst des 4. Kreuzneryen auf; es bildet daherden stärksten Abschnitt des ganzen Geflechtes._Vor dem Piriformis unclhinter^ den grossen Beckengefässen liegend, zieht es m 'das Foramenischiadicum majus, welches von allen seinen Zweigen zum Austritteaus cler Beckenhöhle benützt wird. Zu seinem Vertheilungsgebiete ge-1 Koren die Gebildeter Gesässgegend und, mit Ausnahme der Theile ancler Streckseite und an der medialen Seite des Oberschenkels, welchenoch vom Lendengeflechte versorgt, werden, alle anderen Abschnitte derunteren Extremität. Der grösste aus diesem Geflecnte hervorgehendeNerve ist der Nervus ischiadicus.c) Das Schamgeflecht, Plexus pudendalis. Es reiht sich an dasvorige und ist für clie Beckeneingewejnje urra die Gebilde des Mittelfleischesbestimmt.d) Das Stelssgeflecht, Plexus coccygeus, welches nur aus einigenFäden cler zwei letzten Kreuznerven und des Steissnerven besteht; esliegt vor dem unteren Endstücke des Kreuzbeins und vor dem Steissbeinund schliesst den Plexus lurnbosacralis ab. Seine Rami anococcygei wurdenbereits auf S. 622 erwähnt.Die Aeste des ganzen Plexus lurnbosacralis lassen sich daher eintheilenin:1. Nerven des untersten Abschnittes der vorderen Bauchwand,2. Nerven cler Beckeneingeweide uncl des Mittelfleisches,40*


(J28 Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis.3. Nerven der unteren Gliedmassen.Da die erstgenannten bereits auf S. 621 beschrieben worden sind,so bleibt nur noch die Besprechung der zwei letzteren Gruppen übrig.Die Beckeneinqeweide beziehen ihre Nerven aus zwei Quellen:aus dem spinalen und sympathischen Nervensvstemr~Die Antheile, welchebeide Quellen dem im Grunde des Beckens befindlichen Plexus hypogastricus,der Ausgangsformation der Eingeweidenerven, zuschicken, sindverschieden abgeschätzt worden; jedoch scheint es, dass die spinalenAntheile die überwiegenden sind. Diese zweigen voni Plexus pudendalisab und "gehen ~ aus dem 3. und 4., selbst aus dem 2. Kreuznervenhervor. Sie vertheilen sich Jn .dem Jfleischigen Beckendiaphragma, dannin dem unteren Stückendes Mastclarmes, in den äusseren Geschlechtsthellenünu^n^^FTJrethra.T>a sich diese Theile "der Eingeweide unterdem mülcul^sOTr~rle^lIeiäa*iaphragma befinden, so Wird der grössteTheil der immer noch» netzartig verflochtenen Faserbündel zu einemNerven zusammengefasst, der durch das grosse Hüftloch die Becken- *höhle verlässt und auf dem Wege des kleinen Hüftloches die untereFläche des Beckendiaphragmas zu gewinnen sucht. Dieser so zusammengesetzteNerve ist:Der Nervus pudendus communis. Er begleitet die Arteria pudendacommunis, kommt mit _ihr, angeschlossen an den aufsteigenden Theildes Sitzbeins" in die Fossa ischiorectalis und gibt folgende Aeste "ab:


Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis. 6292. Den Nervus obturatorius. Dieser gemischte Nerve lost .sich, ebenfallshinter clem Psoas vom Lenclengeflechte_ ab, gelangt an clie Lineaterminalis des Beckens, längs JA elcher er dem Canalis obturatoriuszueilt. Jm.. Canal, beim Uebertiütt, zum Schenkel, spaltet er sich in einenoberflächlichen uncl einen tiefen Ast. Der tiefe Ast'versorgt das Hüftjrelehkund von Muskeln den Obturator externus uncl den Adductormagnus; der oberflächliche Ast betheilt den Rest cler Adductorennebst cfem Pectineus und Gracilis, dann clie Haut der medialen Schenkelgegehd.Man "kann Ihn "daher als Nerven der AclducTörengrüppe uhcTseinen Hautast als Nervus cutaneus femoris medialis bezeichnen.3. Den Nervus femoralis'). In seinem Verlaufe zum Schenkel betteter sich innerhalb der Beckenhöhle zwischen den Iliacus uncl Psoas einund gelangt llürcn clie "Xacuna muscujörum ite clie Fossa subinguinalis,wo er an der lateralen Seite der Schenkelarterie liegt. Alsbald entliunclelter sich in zahlreiche Zweige, von denen clie meisten Muskelnervensind, und zwar für den Quadrieeps femoris uncl Sartorius. Vonden Haützweigen sind zunächst """die Nervi cutanei fem6ris~~änteriores zunennen. Sie durchbrechen, 2—4 an Zahl, in... versciiiaden^ii-HQUia^ie,Fascia lata und verzweigen sich an der vorderen Seite des Ohpr-_scnenkels. "Einer von ihnen, welcher im oberen Drittel des Oberschenkelssubcutan wird und das Oberschenkelstück der Vena saphena majorbegleitet, wird Nervus saphenus minor genannt. Ein sehr langer Hautzweigdes Femoralis, Nervus saphenus major, begleitet anfangs clieScli^nlieiaxtexig^itn ihrer lateralen Seite, steigt dann, noch immer ninnerhalb cler Fascie gelegen, längs der Adcluctorenssehne über denmedialen Schenkelknorren abwärts, bis er endlich am medialen Condylustibiae, hinter dem Sartorius clie Fascie durchbricht; von da an schmiegter sich clem Unterschenkelstück cler Vena saphena major an und gehtmit ihr, an clem Malleolus medialis vorbei, bis zum Mittelfusse herab.Er versorgt clie Haut an cler medialen uncl vorderen Seite der Kniegelenksgegend,an der mediateji^ Semite ^ des Unterschenkeis,, und des b usses.Der Hauptnerve cler Extremität, cler aus clem Hüftgeflechtstammt, ist:Der Hüftnerve, Nervus ischiadicus. Er tritt unter dem Piriformisdurch das grosse Hüftloch, aus der Beckenhjmle heraus, kreuzt nachseinem Austritte, zwischen clem Trochanter major und dem Sitzknorrenherablaufend, clie quergelagerten Fleischbünclel des Obturator internusuncl Quadratus femoris, dringt an clie vordere Seite cler Beugergruppedes Oberschenkels uncl gelangt, nachdem ihn cler lange Kopf des Bicepsüberkreuzt hat, in clie Kniekehle, wo er sich in zwei grosse, den Unter-Schenkel uncl Fuss veriofgehcle EndäsTe2_auRösC' ::::^Der kleineredieser Endäste, der "Nervus peronaeus, 2 ) Jst mit seiner Astfolge an das\\_adenbein geknüpft; er schmiegt sich dem unteren Abschnitte desBiceps fenioris_ an uncl erreicht mit demselben das Wadenbeinköpfchen;hier entstehen seine Zweige, clie sich in den Gebilden vor cler Membranainterossea uncl in jenen des Fussrückens vertheilen. Der grössere') Syn. Nervus cruralis.: ) Syn. Nervus popliteus externus.


630 Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis.Endast des •Hüftnerven, cler Nervus tibialis, 2 ) verlauft in der Diagonaledes Kniekehlenraum.es abwärts, um sich in den Gebilden hinter demZwischenknochenbande und in der Fusssohle zu verästeln.Zur Astfolge des Hüftnerven gehören:1. Die Nervi glutaei; sie sind rein motorisch und gehen nochinnerhalb der Beckenhöhle von dem Plexus ischiadicus ab. Man unterscheideteinen Nervus glutaeus superior und einen Nervus glutaeus inferior..— Der obere teitLjniLder gleichnamigen Arterie ober dem Piriformjsaus der Beckenl^cMe unclvertheilt seine Zweige andiesen Muskel, an(JeTTtxmtaeus medius, den Tensor fasciae und an den Glutaeus minimus.— Der untere verlässt unter dem Piriformis _iiie Beckenhöhle undgibt Zweige an den Glutaeus maximusT^uadratus femoris und an denObturator internus; der für den letzteren bestimmte Zweig begibt sichdurch das kleine Hüftloch zum Fleischkörper dieses Muskels.2. Der Nervus cutaneus femoris posterior. Er wird schon unter demPiriformis frei und durchbohrt in der Gesässfurche die Fascie. EinigeZweige sendet er aufwärts zum Gesässe, Nervi clunium inferiores, anderezum Oberschenkel, die bis zur Kniekehle herabreichen. Nicht seltenfindet man das Stämmchen noch eine Strecke weit innerhalb der Fascielängs der Mitte des Oberschenkels herabgehen.3. Die Muskeläste für die ganze Beugergruppe.4. Der Nervus peronaeus. Bevor dieser Nerve an das ..Capitulumfibulae gelangt, gibt er für die Haut_cler lateralen Untersjcly3nkelflächeeinen Zweig, Nervus cutaneus surae lateralis, ab, von dem sich abereine beträchtliche Fasermenge absondert, die innerhalb der Fascie überden lateralen Kopf des Gastrocnemius absteigt und sich unter der Mittedes Unterschenkels mit einem ähnlichen Zweige des Tibialis zum Nervuscommunicans surae verbindet.Unter dem_Wadenbeinköpfchen dringt der Nervus peronaeus indie Kapsel cler Wadenbeinmuskeln ein und löst sich darin rasch auf.Ein Theil cler Zweige bleibt*in der Kapsel,„imij|ieJzu versorgen, ein anderer durchbohrt den langen Ayadenbeiramtskel.indem er sich um das obere Ende des Wadenbeins schlingt, und^elarigi,auf die vordere Fläche des Zwischenknoclienbandes. Die ersterenZweige werden""Nervus peronaeus superficialis, clie ""letzteren Nervusperonaeus profundus genannt; beide enthalten sensible und motorischeFasern.a) Der Nervus peronaeus superficialis entledigt sich alsbald seinermotorischen Fasern, die er an die Wadenbeihmuskeln abgibt, undzieht als reiner Hautnerve abwärts. Beim Beginn des unterenJOrittelsdes Unterschenkels, dort wo das Wadenbein muskelfrei wird, durchbohrter die Fascie, vertheilt sich, in zwei Aeste gespalten, in der Hautdes Fussrückens uncl besorgt schliesslich die Nervi digitales"'dorsales fürdie ersten Phalangen der meisten Zehen.b) Der Nervus peronaeus profundus gibt einen Theil seiner motorischenFasern ganz oben an den Tibialis anticus und Extjmsordigitorum longus_ ab, behält~aber~"noch einige~,~ndTe~~sich erst imweiteren Verlaufe, theils noch ober clem Sprunggelenke für den Extensor1 ) Syn. Nervus popliteus internus.


Die Nerven aus dem Plexus lurnbosacralis. 631hallucis, theils erst am Fussrücken für den Extensor digitorum brevisabsondern. Der Rest des Nerven enthält nur sensible Fasern;er wird im ersten Mittelfüssraum subcutan und spaltet sich in zweiNervi digitales dorsales, welche die Haut der angrenzenden Flächen derersten und zweiten Zehe versehen.5. Der Nervus tibialis senkt sich im Absteigen immer tiefer in denKnjekcMenraum^in erreicht dadurch clie Arteria poplitea, von Iwelcherer früher durch Fettgewebsmassen geschieden war, und kommt mit ihraüFcjie hintere Fläche des Musculus popliteus zu liegen. Später dringter in den Canalis popliteus und gelangt dadurch zur tiefen Muskelgruppe.Diese leitet ihn hinter den Schienbeinknöchel uncl endlich durch diePfortej welchTcTeVArjalictlör nällucis mit der concaven, medialen Fläche desFersenbeins herstellt, in die Fusssohle; in dieser endigt er, nachdem er sich inzwei.Endäste, die Nervi plantares, getheilt hat, als Hautnerve der Zehen.In cler Kniekehle zweigen motorische Nerven für die Gruppeder Wadenmuskeln und ein Hautzweig für die Wade ab. Dieser,Nervus cutaneus surae medialis genannt, lauft, nachdem er in der oberenWadengegend mehrere Nebenzweige abgegeben hat, mit cler Venasaphena minor in die Furche zwischen den Köpfen des nasfrochemiuseingebettet, herab uncl verbindet "sTcdi£mi^UrsT^ungft fter AnVijllpggaLjaia.mit dem Cutaneus surae lateralis zu clem Nervus communicans surae.Derselbe gelangt, in^Bc^leTtllng , " clerVenä"*&aphena minor hinter clemlateralen Knöchel wegziehend, an den Kleinzehenrand und auf denRücken des Fusses und endigt als lateraler Hautnerve des Fussrückensan der kleinen Zehe.r -- - • - • in 1 im in ,wIm Canalis popliteus gibt der Nervus tibialis nur die motorischenZweige für die tiefen Muskeln ab und hinter dem Schienbeinknöcheleinige Flautzweige für die Haut der Ferse uncl desmedialen Fussrandes.Von den zwei gemischten E net ä s t e n vertheilt sich:Der Nervus plantaris medialis gleich wie _der_ Medianus; er ist dergrössere uncl gibt seine motorischen Aeste an den medialen Randmuskelder Sohle und an „die zwei ersten Lumbricales, seine siebenHautäste als Nervi digitales plantares an die drei ersten Zehen uncl anden medialen Rand der vierten.Der Nervus plantaris lateralis ist der kleinere und vertheilt sich wieder Ulnaris; er gibt seine motorischen Zweige an den kurzen Zehenbeuger,an den Quadratus pj.an.tae, an den lateralen Randmuskel der Sohle,an die zwei lateralen Lumbricales und endlich an die Interossei. Der Sfammnervefür die letzteren, Ramus profundus, schmiegt sich dem Arcus arteriosusan. Seine drei sensiblen Zweige treten als Nervi digitales plantaresan ^lie kleine Zehe und an den lateralen Rand der^jyierten Zehe.Bas Verfheilungsschema der plantaren Nerven der Zehenstimmt somit mit jenem der Fingernerven überein, nur mit dem Unterschiede,dass zuerst beide Reihen in einem Stamme beisammen liegen.In Betreff der dorsalen Nerven der Zehen ist eine genaue Angabeschwer möglich, wegen der mehrfachen und variablen Anastomosender über den Fussrücken wegziehenden Nerven, und wegen der Anastomose,clie der Communicans surae zwischen den beiden Hauptstämmenherstellt.


632 Die Hirnnerven.Die Gelenkäste werden von den tiefliegenden Muskelzweigenbesorgt. Das Hüftgelenk wird beug^wärts und das'" Kniegelenkstreckwärts vom Nervus femoralis versehen. Die Streckseite des Hüftgelenkesuncl clie Beugeseite des Kniegelenkes bekommen ihreFasern vom Ischiadicus. Das Tibio-Fibulargelenk wird vom Peronaeusversorgt, das Sprunggelenk rückwärts von einem Zweige des Tibialis, dernach Art eines Interosseus längs dem ZwiscTienknocfiinDande herablauft;an seiner vorderen Seite erhält das Sprunggelenk Zweigchen vom Peronaeusprofundus.II. Die Hirnnerven.Da auf S. 586 u. f. bereits ausführlich über die Ursprungskerneuncl über die Wurzeln cler zwölf Hirnnerven berichtet worden ist, soerübrigt nur mehr die Besprechung der Astfolge und der Vertheilungsgebietederselben, und zwar mit Ausschluss der drei Sinnesnerven,des Olfactorius, Opticus und Acusticus, deren Beschreibung naturgemässmit cler Betrachtung cler Sinneswerkzeuge verbunden wird.Die übrigen neun Hirnnerven lassen sich so gruppiren, dass einVergleich derselben mit den Spinalnerven möglich wird. Bei derDurchführung dieser Gruppirung bestehen allerdings noch mancherleiSchwierigkeiten, doch dürfte es sich schon aus didaktischen Gründenempfehlen, vorläufig zwei grössere Gruppen zu unterscheiden; alsGrenze ihrer Vertheilungsgebiete lässt sich clie erste embryonale Kiemenspalte(Ohrtrompete uncl Trommelhöhle) nebst dem äusseren Gehörgangbezeichnen. In jeder dieser beiden Gruppen findet sich thatsächlich eingrösserer Nerve, dessen Wurzelanordnung mit der eines Spinalnervenübereinstimmt uncl welcher auch den Leitnerven der ganzen Gruppeabgibt, so class die anderen Nerven nur als seine Anschlussnerven,gewissermassen als abgelöste Antheile desselben, betrachtet werdenkönnen. In diesem Sinne kann man eine Trigeminus-Gruppe undeine Vagus-Gruppe unterscheiden.Der Trigeminus gleicht in der That einem Spinalnerven, indemer mit zwei geschiedenen Wurzeln, einer motoriscdren und einer sensiblen,entsteht und an dieser letzteren auch mit einem Wurzelganglion versehenist. Als seine Anschlussnerven stellen sich das III., IV., VI.,VII. und in gewissem Sinne auch das XII. Paar dar; denn alle dieseNerven sind motorisch uncl können daher bis auf Weiteres als abgelösteAntheile der ohnehin nur kleinen motorischen Wurzel des Trigeminusbetrachtet werden; auch vertheilen sie sich thatsächlich undausschliesslich nur in dem Gebiete, welches der grossen, sensiblenWurzel des leitenden Flauptnerven angehört. Ueberdies erfolgt ihreerste Entwicklung ganz nach Art cler vorderen Wurzeln der Rückenmarksnerven.Auch der Vagus kann im Verein mit dem Glossopharyngeusals Vertreter eines Spinalnerven angesehen werden; denn an beiden diesenNerven findet sich ein Wurzelganglion und beide enthalten sensible* i 1und motorische Fasern, als deren motorischer Anschlussnerve sich dasXI. und theilweise auch das XII. Paar darstellen.


Die Hirnnerven. 633Die Vertheilungsgebiete cler beiden Nervengruppen sind, wiegesagt, durch die erste Kiemenspalte (vergl. Taf. II, Fig. 2 und 3lvon einander geschieden. Diese zieht sich annähernd von cler Gegend^des Zungenbeines bis gegen das Ohr hinauf uncl deutet Im Allgemeinen"cTie Grenze zwischen den späterenTTleilienaen Gebieten des Halses uncldes Kopfes an. Als ihre Ueberreste können dip Trommelhöhle und clie0hrtjompeie_j3etrachtet, werden. Da die Halswand bis zur ersten Kiemenspalteuncl cler Hinterkopf bis zum Scheitel von Spinalnerven mit sensiblenZweigen versorgt wird, und clie sensible Astfolge des Trigeminus denganzen Vorderkopf f bis zur ersten Kiemenspalte und bis zum Scheitelversorgt, so kann sich das Gebiet der Vagus-Gruppe nur auf clie innerenTheile, clie Eingeweide, erstrecken. Deshalb kann man auch den Vagusuncl Glossopharyngeus als viscerale Kopfnerven oder cerebraleEingeweidenerven bezeichnen. Genauer bezeichnet begrenzt sich dasGebiet des Trigeminus aussen mit der auf S. 615 beschriebenenScheitel-Ohr-Kinnlinie, nämlich der oberen Grenzlinie des Spinalnervengebietes;im Visceralraum wird diese Grenze durch das Ostium|maryngeum tubae angezeigt An diesem beginnt das Gebiet cler Vagus-Gruppe, welches sich von da ab über den ganzen Eingeweidetract,vom Schlünde an durch clie Visceralräume des Halses uncl cler Brustbis in clie Bauchhöhle ausdehnt. Ausgeschlossen sind nur die Gefässe,deren Nerven im Rückenmarke entspringen uncl sich in den Bahnendes sympathischen Nervensystems vertheilen; hingegen betheiligen sichdie Hirnnerven, namentlich mit Zweigen aus cler zweiten Gruppe, auchan cler Versorgung des Herzens.Klärende Aufschlüsse über clie soeben berührten Verhältnisse, sowie überhaupt über clie morphologische Bedeutung der einzelnen Hirnnerven,gibt und verspricht für die Zukunft die phylogenetischeDurchforschung derselben. Bis jetzt ist in dieser Hinsicht Folgendesermittelt worden. Der Trigeminus ist der Nerve des erstenKiemenbogens; da aus diesem im Wesentlichen der viscerale Antheildes Kopfes hervorgeht, so bildet derselbe vornehmlich das Vertheilungsgebietdes genannten Nerven. Die Gebiete seiner drei Aeste grenzensich in cler Weise ab, dass cler dritte Ast dem Unterkieferfortsatz, derjweite Ast clem Oberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens entspricht,während cler erste AstT^welcTieln^der Oculomotorius zuzurechnenist, dem oberhalb des Oberkieferforts&tz,es,.gele^des Kopfes uncl den Gebilden der Augenhöhle angehört Der Facialisist ursprünglich der Nerve des zweiten Kiemenbogens und seinmotorisches Stammgebiet cler Hautmuskel des Halses, das Platysma. Daaus diesem clie mimische Gesichtsmusculatur abzuleiten ist, so wird cliesecundäre Ausbreitung des Facialis-Gebietes auf das Gesicht erklärlich.Zu ihm ist genetisch wahrscheinlich cler Acusticus uncl vielleicht auchder Abducens zu rechnen.Der Glossopharyngeus gehört clem dritten Kiemenbögenan; da der Facialis keine Beziehungen zu Eingeweiden erhält (abgesehenvon zwei Muskeln des weichen Gaumens uncl den Mundspeicheldrüsen),so schliesst sich cler Glossopharyngeus in - den Ueberresten derersten Kiemenspalte (Trommelhöhle uncl Ohrtrompete) uncl im Isthmusfaucium an den Trigeminus an. Der Vagus gehört den letzten


634 Die Hirnnerven.Kiemenbögen an; sein ursprüngltejies^ Vertheilungsg-ebiet ist derVisceralraum des Halses und alle Theile, welcFe Tich aus demselbenTiervorbilden, also insbesondere die Athmungswerkzeuge und das Herz.Seine Ausbreitung in den Bereich des Bauches ist als eine secundäre zubetrachten, ebenso die Abgliederung des Accessorius.Der Hypoglossus ist ursprünglich Spinalnerve gewesen und erstsecundär in den_ Kopf einbezogen worden.Die Gruppirung der HirnneVverTnach ihren Energien führt zudem Resultate, dass centripetal leitende Fasern nur in dem Trigeminusund Glossopharyngeo-Vagus, den Leitnerven der zwei Gruppen, zufinden sind, dass hingegen alle anderen, die accessorischen Nerven,nur centrifugal leitende N ervem?asern enthalten. Mit Rücksicht aufFunctionen geordnet, lassen sK3h**clTcrelnzelnen Hirnnerven folgendermassenabtheilen:1. Sensible Nerven sind nur^ der Trigeminus und der GlossojDlmrvngjeoWagus.Nebst ctelnT"class sie die verschiecIcmeTn*TJuaiitäten"atTgemein^'** ! l^mpfindung vermitteln, übernehmen sie auch die Geschmacksempfindung,welche hauptsächlich, doch wie es scheintnicht ausschliesslich, an den Glossopharyngeus geknüpft ist. Da derTrigeminus aussen unmittelbar an die Spinalnerven grenzt, so wird eserklärlich, dass nur er Hautnerve des -Kopfes ist, und dass der Glossopharyngeo-Vagusnur noch durch die erste Kiemenspalte einen Hautzweigabgeben kann.2. Motorische Nerven werden im Bereiche des Kopfes vonfolgenden Stämmen besorgt: für die Augenmuskeln von dem Oculomotorius,Trochlearis und Abducens; für die mimischen Gesichtsmuskelnund die Muskeln der Schädelhaube, mit Einschluss des"Platysma, vom Facialis; für die Zungenmuskeln vom Hypoglossus;für die Kaumuskeln von der kleinen Wurzel des Trigeminus und fürdie obere Zungenbeingruppe zu einem Theile vom Facialis, zumanderen vom Trigeminus. Hinsichtlich der in der ersten Kiemenspaltebefindlichen Gehörmuskeln ist sichergestellt, dass der eine vom Facialisund der andere.vom JCrjgemjnus versorgt wird.Im Bereiche der Eingeweidewerden die Gaurn enmuske In nochmit Nerven cler ersten Gruppe versorgt, vom Facialis und Trigeminus:die Schlundmuskeln und die Kehlkopfmuskeln, welche noch ausquergestreiften Fasern bestehen, gehören schon in das Gebiet des Glossopharyngeo-Vagus.Von da an aber, wo der Darmcanal und der Respirations-Apparatmit glatten Muskeln versehen sind, wird der Vagusallein zum Bewegungsnerven. Ueberdies schickt er Zweige zum Herzen.3. Die Befähigung, die Secretion einzuleiten, scheint unter denTrigeminus, den Facialis und den Vagus vertheilt zu sein.. Dass aber'dabedjuic^^desnalb istes nicht immer möglich, auf experimentalem Wege den directen Einflussder genannten Nerven von reflectorischen Vorgängen aus einander zuhalten, um so weniger, als auch das sympathische Nervensystem durch;seinen Einfluss auf das Gefässcaliber dabei in Betracht kommt. Immerhinaber lässt sich der Facialis, für dessen Astfolge zu allen Drüsen desKopfes, mit Ausnahme der Thränendrüse, Wege offen stehen, als dervornehmlichste Secretionsnerye des Kopfes bezeichnen.


Nervus trigeminus. 635Nach ihren Energien kann man daher clie neun Hirnnerven folgenderniasseneintheilen:Motorisch sind: der„Oculomotorius, Trochlearis^ Abducens, Hypoglossusund Accessorius."Gemischt, aus motorischen und secretorischen Fasern bestehend,ist cler Facialis.Gemischt, aus motorischen, sensiblen uncl secretorischenFasern bestehend, sind: cler Trigeminus, der^Glossopharyngeus unclder Vagus.In Betreff der Astfolge versteht es sich nach Allem, was bis jetztüber die verschiedenen Kategorien uncl über die Vertheilungsgebiete clerneun Hirnnerven gesagt wurde, von selbst, dass der Trigeminus und clerGlossopharyngeo-Vagus, deren jeder ein besonderes Gebiet beherrschtund durch grossen Faserreichthum sich auszeichnet, die Leitner.vensind, an welche sich, sei es früher oder später, die accessorischenNerven anschliessen, woraus sich die vielen Anastomosen, welche clieHirnnerven innerhalb eines jeden einzelnen Gebietes unter einander,insbesondere mit dem Trigeminus uncl Vagus eingehen, erklären. DieAstfolge ist daher theilweise eine sehr verwickelte, und wird es nochmehr durch das Hinzutreten von Theilen des sympathischen Nervensystems,welches in die Bahn der Hirnnerven sowohl eigene, alsauch einzelne spinale Elemente, beispielsweise jene für die Gefässe,zuleitet.An den Hirnnerven finden sich ausser den W T urzelganglien nochandere Ganglien, wodurch sie sich anscheinend von cTen ^unlilherveirunterscheiden; doch lässt sich mit guten Gründen die Ansicht stützen,dass alle diese Ganglien eigentlich dem Bereiche des sympathischenNervensystems angehören.Nervus trigeminus.Der Nerve theilt. sich an der convexen Seite seines Wurzelganglions,des Ganglion semilunare (vergl. S. 589), in drei Aeste: in einenRamus ophthalmicus, der sich durch den lateralen Antheil cler Fissuraorbitalis superior in die Augenhöhle begibt, — in einen Ramus supramaxillaris,cler, durch das Foramen rotundum austretend, die Oberkieferfegendaufsucht, — uncl in einen Ramus inframaxillaris^der^rch das, oramen ovale zur Unterkiefergegend absteigt. An jedem einzelnenÄste finden sich Ganglien: am 1. das Ganglion ciliare, am 2. dasGanglion sphenopalatinum, am 3. das Ganglion oticum uncl das Ganglionmbmaxillare.Die Üebersicht über die reiche Astfolge des trigeminus lehrt, dasssich der Nerve, namentlich sein sensibler Antheil, ganz nach denaus den embryonalen Kiemenbögen (vergl. 269) abzuleitenden Abschnittendes Gesichtes gliedern lässt, so dass die Lid- und Mundspalte die natürlichenGrenzen der Gebiete der drei Trigeminusäste bezeichnen.Genauer lassen sich diese Gebiete in der äusseren Haut durch folgendeLinien abgrenzen.Die Grenzlinie des 1. Astes geht vom Scheitel über den vorderenRand des Planum temporale zum lateralen Augenwinkel, durch clie Lid-


636 Nervus trigeminus.spalte zum medialen^^ugenwinkel und von diesem zur Nasenspitze.Die Grenzlinie desSTiilrtes^^hinten, aus?tretenden Bogen gebildet, welcher den lateralen Augenwinkel mit clemMundwihTieTverTn^^STTTsTe"zügewiesenTTeTu*~wird durch"die bekannte Scneitel-Ohr-Kinnlinie von clem Gebiet der Spinalnervenabgegrenzt.Die Schleimhautgebiete des zweiten und dritten Astes sinddurch clie Mundhöhle scharf von einander g^scliie^^nTleifie" des ersten»" IIIII»IW»HWI»II«MI>IIIIIII»«WMBM^^ *•••(•-- - .,.,--. , „^„-.^ -•» V? im im ' °und zweiten Astes stossen zwar m der Nasenhöhle vorne und untenzusammen, werden aber hinten und oben durch den Riechbezirk auseinander gehalten. Die Grenze gegen das Gebiet des Glossopharyngeo-Vagus bezeichnet annähernd eine Linie, welche vom Schlundgewöjbßdurch das Ostium pharyngeum tubae _geht, nächst "der SeiteliwandjderChoaneabsteigt, den Rand des weichen Gaumens schneidet und die amGrunde der Zunge befindliche Reihe der_ Papulae circumvallatae berührt.\Vährend somit alle vor dem"* weichen Gaumen befihdIichen~An^Eeilecler Eingeweide und dazu die laterale (vordere) Wand der bestandenenersten Kiemenspalte, nämlich der Trommelhöhle und der Tuba, sowieauch die vordere Wand des äusseren Gehörganges, noch in das Gebietdes Trigeminus einbezogen sind, nimmt der Zungengrund und der hinterdem Gaumensegel gelegene Antheil der Eingeweide, gleichwie auch diemediale (hintere) Wand aller dem Gehörorgane angehörigen Räume,nur Abzweigungen des Glossopharyngeo-Vagus in sich auf.Zur Erklärung dessen, dass auch der Nasenrücken mit einem entsprechenden,Antheil der Nasenscheidewand in den Bereich des ersten Astes einbezogen ist,genügt es, darauf hinzuweisen, dass diese Theile als Nasenkapsel aus der Basisdes Stirnschädels hervorwachsen und zwischen die zusammentretenden Oberkieferfortsätzedes ersten Kiemenbogens, die Grundlagen der Oberkiefergegend, aufgenommenwerden.Erster Ast des- Trigeminus.Der Ramus ophthalmicus verbindet sich vor seinem Austritt auscler ScMdelhöhle mit Fäden des sympathischen, die Carotis umspinnendenll*ellecmte^^Faserbündelab und besorgt den Nervus tentorii, einen dünnen Zweig, der sich zuerstan den Trochlearis anschliesst und diesen eine Strecke weit nach hintenbegleitet, dann aber sich wieder von ihm ablöst und im -Gezelte biszum Sinus transversus fortlauft. In der Augenhöhle theilt sich der Ramusophthalmicus in drei Zweige:1. Den Nervus frontalis, __den Hautnerven der Stirn, des oberenAugenlids und des Nasenrückens. Er hat mit den Gebilden der Augenhöhlegar nichts zu schaffen, sondern benützt diesen Raum nur zumDurchgänge, indem er entlang clem Dache desselben bis zum oberenAugenhöhlenrande nach vorne zieht und daselbst erst in eine Reihe vonZweigen zerfällt, die, über den Margo supraorbitalis gebogen, ihre Vertheilungsbezirkeaufsuchen. Seine Ziele sind durph die Namen derAbzweigungen hinreichend bezeichnet: Nervus supraorbitalis, frontalis,


Nervus trigeminus. 637supratrochlearis uncl Nervi palpebrales superiores. Ein feiner Faden desselbenbegibt sich durch das Foramen supraorbitale in das Stirnbein.2. Den Nervus lacrymalis; er geht längs cler lateralen Augenhöhlenwandober dem lateralen geraden Augenmuskel nach vorne zur Thränendrüse;einzelne durchbohrende Zweigchen desselben vertheilen sich inder Bindehaut und in der Haut des oberen Lides. Bemerkenswerth isteine Anastomose, welche, er mit dem Zygomaticus malae des zweitenAstes eingeht.3. Den Nervus nasociliaris, welcher sich in der Schleimhaut der^onhöhle yor_dem Riechbezirke, fernerjnder Schleimhaut des Thränensackes,dann in def Haut des Nasenrückens, endlich im Innern _desA^apiehs vertheilt. Sein Stämmchen geht zwischen jlem Opticus unddem Musculus rectus supmjoT zur medialen Augenhöhlenwänd, danndieser entlang zum mecfTaten"Augenwinkel, wo clie" ZweigcKen"ftir denTnranensack und der Nervus infratochlearis"'für die Haut des NasenrückensabgeHenr^Die für die Schleimhaut der Nasenhöhle bestmimten Zweigegehen an der medialen Wand der Orbita^ab. Einer derselben, cler Nervussphenoethmoidalis, geht durch das Foramen ethmoidale posticum zu denhinteren Siebbeinzellen und in clie Keilbeinhöhle, uncl cler zweite, Nervus-Wvmoidalis, benützt das Föramen ethmoidale anticum, um in die Nasen -höhle zu gelangen, wo er sich in drei, Nervi nasales anteriores zertheilt.Ein lateraler Nasennerve umgreift, nach hinten absteigend, bogenförmigdie vorderen Enden cler Nasenmuscheln, ein medialer umkreist denRiechbezirk am Septum und ein vorderer zieht entlang dem Nasenrückenherab. Wenn der Infratrochlearis nicht clie hinreichende Fasermengeenthält, so sendet cler letztgenannte Zweig einen Ramus perforansam unteren Rande des Nasenbeins oder durch ein Löchelchen diesesletzteren hindurch nach aussen zur Haut.Die für den Augapfel bestimmten Faserantheile des Nervus nasociliarisgelangen an jenen durch Vermittlungjdes Ganglion ciliare.Dieses ist ein mitunter 3 Mm. breites Knötchen 1 _welches, von Fettgewebeumgeben, ganz hinten in clem Winkel liegt, welchen clerOpticus mit clem Musculus rectus e~xternus darstellt. Es steht in innigemZusammenhang mit dem unteren Aste des Oculomotorius uncl wurdedeshalb, abweichend von der gangbaren Anschauung, in neuerer Zeitals ein dem Oculomotorius eigentümlich zukommendes Spinalganglionbezeichnet. Von Jhm geht peripheriewärts die grössere Anzahl clerNervi ciliares ab, welche für die Innengebilde des Augapfels bestimmtsind und im Umkreise des Nervus opticus die äussere Augen schichtedurchsetzen. Die vom Centrum her an das Ganglion herankommendenNervenfäden, seine sogenannten Wurzeln, liefern ausser dem Nasooiliarisnoch der Oculomotorius uncl das sympathische System.- Die vomOculomotorius stammende motorische Wurzel wird als Radix brevis, _dievom Nasociliaris ahgeheliae"sensible Wurzel,als Radix longa bezeichnet.Die letztere löst sich von dem Nasociliaris ab, noch bevor er denNervus opticus überkreuzt hat. Die Radix sympathica stammt jvon demim Sinus cavernosus befinelltehen carqtischen Geflechte und betritt entwederals Beglelter"der"Arteria opfhaTmica, öderHihT Anschluss an denersten Ast des Trigeminus die Orbita. Diese Wurzel enthält auch spinaleElemente, welche durch den Flalstheil des sympathischen Grenzstranges


638 Nervus trigeminus.dem carotischen Geflechte zugebracht werden und für den Erweiterer?cler Pupille bestimmt sind. — Mitunter verirren sich einige Fäden desNasociliaris und begleiten den Lacrymalis eine Strecke weit, kehrenaber bald wieder zum Ganglion um. — Bemerkenswerth sind noch diesogenannten Nervi ciliares longi, die direct vom Nasociliaris, ohne Vermittlungdes Ganglions, an den Augapfel abgegeben werden.Zweiter Ast des Trigeminus.Der Ramus supramaxillaris sendet ebenfalls noch in cler Schädelhöhleeinen feinen Zweig an die Dura mater, welcher sich mit einementsprechenden des dritten Astes (Nervus spinosus) verbindet; nachseinem Austritt aus der Schädelhöhle durch das Foramen rotundumgjelangt er in die Fossa pterygopalatina und löst sich in dieser in zweiRadiationeiTauf. Die eine, welche* als Gesichtsradiation bezeichnetwird, weil sie sich der äusseren Oberkieferwand anschliesst, kann alsdirecte Ausstrahlung des Trigeminus betrachtet werden. Die andere,welche wegen ihres Verlaufes und ihrer Vertheilung die Nasen-Gaumenradiation genannt wird, zeichnet sich durch ein eingelagertesGanglion aus, welches clie Zufuhr neuer, dem Trigeminus fremderElemente vermittelt.Die Gesichtsradiation des Ramus supramaxillaris besteht auseinem Stamme, der sich durch clie Fissura orbitalis inferior in denCanalis infraorbitalis__und durch diesen in das Gesicht verfolgen lässt.Auf dem Wege dahin lösen sich folgende Aeste von ihr:1. Der Nervus zygomaticus malae, der Hautnerve der Wangen- undvorderen Schläfengegend. Er isolirt sich bereits an der Fissura orbitalisinferior und dringt, in jzwei Zweigchen gespalten, an der lateralenWand derjOrbita in die zwei Jochbeincanälchen ein. Da der Canaliculuszygomaticofacialis sehr häufig fehlt, so wird der Gesichtszweig desNerven bald durch Fäden des Lacrvmalis, bald durch Fäden desSchläfenzweigchens, bald auch durch aufsteigende Fäden des Nervusinfraorbitalis ersetzt. Seine Verbindung mit dem Lacrymalis wurdebereits erwähnt.2. Die Nervi alveolares superiores, clie Nerven der Jateralen und,;vorderen Kieferwand, sowie auch der oberen Zahnreihe. Sie befinden sichin den Canaliculi alveolares des Oberkieferbeins ;jeinige zweigen bereitsJbinten ab, Nervi alveolares posteriores, ein anderer erst vorne, unmittelbarvor dem Ausgange des' Canallte infraorbitalis, Nervus alveolaris "anterior.Zahlreiche Anastomosen veranlassen die Bildung eines zwischen denPlatten der lateralen Kieferwand befindlichen Plexus dentalis, welcherJeine Fäden zu den ^Zahnwurzeln, ferner zu den Auskleidungen derZahnfächer und zum~'"Zafmffeisclie" sendet Einige ZälihtTeisch- und "Backen- 7"zweige^Besörgen die Nervi alveolares posteriores schon vor ihrem Ein ;•tritte in die Oberkiefercanälchen. Der Nervus alveolaris anterior schickt,nachdem er die Schneidezähne uncl den Eckzahn versorgt hat, einZweigchen zur Schleimhaut der Nasenhöhle in der Gegend des Canalisincisivus. Eine in einer Anastomose mit dem nächst hinteren Alveolarnerven,gerade ober clem Eckzahn befindliche Verdichtung des Plexusdentalis wurde früher als Ganglion supramaxillare gedeutet.


Nervus trigeminus. 6393. Der Nervus infraorbitalis, der Hajutnerye der Oberkiefergegend,der Oberlippe und des unteren Lldes^So wird der ganze im Canalisinfraorbitalis befindliche Nervenstrang genannt und die vorhin bezeichnetenNerven werden als seine Zweige betrachtet. Schon im Forameninfraorbitale beginnt er in einen geflechtartig verbundenen Faserfächerzu zerfallen, der sich hinter dem Quadratus labii superioris ausbreitetuncl sich sowohl in cler Haut, als auch in der Schleimhaut der Oberlippe,des unteren Augenlides und des Nasenflügels vertheilt. Wennman das feine Gefühl der Lippenhaut berücksichtigt, so begreift mandie Stärke des Nerven.Die Nasen-Gaumenradiati/ön zweigt_von_^dem_Jn cler Fossajpterygqpalatina befindlichen (Janglion sphenopalatinum ab und breitetticn iäng^der^Nasen- und Gaumenwand clc^_Ob^rkiefers aus; sie enthältnebst eigenen Fasern des Trigeminus auch Fasern vom Nervusfacialis und vom sympathischen Nervensystem.Dje Fasern des Trigeminus werden dem Ganglion sphenopalatinumdurch zwei absteigende kurze Fäden, Nervi sphenopalatini, ein- •verleibt, welche sich sogleich beim Eintritte des zweiten Astes in dieFossa pterygopalatina von ihm ablösen; sie werden als Radix sensibilisbetrachtet.Die Fäden des Facialis und des sympathischen Nervensystems bringteine durch den Canalis Vidianus verlaufende Anastomose, der sogenannteNervus Vidianus, welcher in den hinteren Umfang des Gaumenknotenseintritt. Der so bezeichnete l^rve^Tasst sich leicht irTzwef Antheilezerlegen, in einen weissen uncl einen grauen; cler weisse Antheil,Nervus petrosus superficialis major, ^begibt sich aus dem Foramenlacerum, wo sich der_ hintere Ausgang des Canalis Vidianus befindet,auf die obere Fläche der Schläfenpyramicle, wird da von dem Semicanalisnervi Vidiani aufgenommen uncl durch den Hiatus spürius desCanalis facialis zum Ganglion geniculi de§ Nervus facialis fortgeleitet;er stellt die Radix motoria dar. Der graue Antheil, Nervus petrosusprofundus, legt sich an die Carotis interna an und verbindet sich mitdem das Gefäss umspinnenden sympathischen Geflechte; er bildet dieRadix sympathica.ob das Ganglion sphenopalatinum selbst auch neue Fasern liefert,ist unbekannt. Vermuthungsweise kann ausgesprochen werden, dass clersympathische Petrosus profundus dem Ganglion auch jene spinalenElemente zubringt, welche sich als vasomotorische Fasern auf den End-• zweigeh der Arteria maxillaris interna vertheilen.So zusammengesetzt ergibt _die Nasen-Gaumenradiation folgendeZweige:1. Ramuli orbitales; feine Zweige, welche in die Orbita eintretenund darin die Periorbita, die Scheide des Opticus und vielleicht auchdie im Augenhöhlengruncle befindlichen glatten Muskelfasern versorgen.Einer dieser Zweige ist grösser und verbindet sich mit dem Nervussphenoethmoidalis des ersten Astes, um in die hinteren Siebbeinzellen undin die Keilbeinhöhle zu gelangen.2. Die Nervi nasales posteriores Zweige für die Schleimhaut deshinteren und unteren Bezirkes der NJasenfiöhle, so wie auch des Schlund-Gewölbes; clie meisten von ihnen gelangen durch das Foramen spheno-


640 Nervus trigeminus.palatinum in clie Nasenhöhle. Ein Theil derselben verzweigt sich imhinteren unteren Umkreise der Nasenmuscheln an cler Seitenwand; einanderer Theil aber tritt unter dem Gewölbe cler Choanen auf dasSeptum; unter diesen befindet sich ein längerer Zweig, der Nervusnasopalatinus, welcher in diagonaler Richtung bis zum Canalis incisivusabsteigt und dort, mit dem vordersten Nervus alveolaris vereint,clieSchleimhaut, selbst die Schneidezähne mit Fasern betheilt. Ein dritterNerve, cler Nervus pharyngeus, zieht durch den Canaliculus pharyngeusentlang dem Dache cler Choanen nach hinten. zum Schlundgewölbe. Einkleiner Rest cler Nasennerven löst sich erst vom folgenden Nerven abuncl dringt durch eine Nebenöffnung des absteigenden Gaumencanalsin cler Höhe cler unteren Nasenmuschel in clie Nasenhöhle ein.3. Die Nervi paiatini, jdte Nerven der Schleimhaut des Gaumens,dann des Musculus levator veli palatini. und des Azygos uvulae, welche'letzteren der Facialis durch den Petrosus superficialis major beistellt.Alle diese Nerven verlaufen im absteigenden Gaumencanale, werden anden Foramina palatina posterio^„frei.jinxLentbündeln sich derartT~7iässejn_Tlieil_jclerselben~nach hinten jzum weichen Gaurrum^ ein anderernach vorne auf den harten Gaumen gelangtnFasern des letzteren dringenbis zum Foramen incisivum vor.Dritter Ast des Trigeminus.Der Ramus inframaxillaris, welcher die motorische Wurzel desTrigeminus in sich schliesst, besorgt sogleich nach seinem Austritte ausdem Foramen ovale den Nervus spinosus, welcjn^jrdt_der Arteria, meningeamedia wieder ind^Schädelhöhle eintritt und Zweige an die Dura materuncFan^aS^lvel^^Warzenfortsatzes abgibt.""An der medlaten Seite - des dritten Trigeminusastes befindet sichdas Ganglion oticum; dasselbe liegt alsbald unter dem Foramen ovale,gerade da, wo der Nerve für den inneren Flügelmuskel abgeht, welchersomit bei cler Aufsuchung des Ganglions als Leitgebilde benützt werdenkann. Dä"s Ganglion geht mit den benachbarten grösseren und kleinerenNerven zahlreiche Verbindungen ein, deren Bedeutung aber noch keineswegsaufgeklärt ist. Die JVerbjnjiun^alsRadix motoria beschriebe^ eine Anastomose mit den jGefässnerven derbenachbarten Arteria memngea media als Radix sympathica, und derNervus petrosus superficialis minor soll die Radix sensibilis vertreten. Dieserfeine Nerve ist als eine Fortsetzung des Nervus tympanicus vomGlossopharyngeus ~anzusehen; er "verlauft "neben dem gleichnamigengrösseren Nerven Jiber die vordere Pyramiden fläche und gelangt vorder Spitze der Pyramide, clwclifcfasfFpramen lacerum aus cler Schädelhöhle^austretend, an clie hintere Peripherie des Ganglion oticum. Sollteder Nerve wirklich Fasern aus clem Glossopharyngeus enthalten, sowürde er den Weg abgeben, auf welchem Geschmacksfasern des vorzugsweiseGeschmack empfindenden Glossopharyngeus in die Chordatympani gelangen können (vergl. S. 647), weil einige peripheriewärts abgehendeFaserbündel des Ganglion oticum auch an die Chorda herantretenAndere gleichfalls periphere Nerven schickt das Ganglion zum Nervusauriculotemporalis. Gewisse motorische Zweige des dritten Astes,, nämlich


Nervus trigeminus. 641der Nervus pterygoideus internus für den gleichnamigen Muskel, cler Nervustensoris velipalatini uncl der Nervus tensoris tympani sind zwar an dasGanglion angeschlossen, sind aber entschieden directe Zweige desmotorischen Antheiles des Trigeminus. Für seine periphere Verbreitungscheidet sich der dritte Ast des Trigeminus in zwei Radiationen, einesensible und eine motorische.Zur sensiblen Radiation gehören folgende Aeste:1. Der Nervus auriculotemporalis*) der Hautnerve cler Schlafengegend,des vorderen Abschnittes der Ohrmuschel und der Regio masseterica."Er umgreift mit zwei nach hinten abgehenden Aesten die Arteria meningeamedia und kommt, nachdem dieselben sich"wieder vereinigt haben, an clerinneren Seite des Kiefergelenkes vorbei zum äusseren Gehörgang; erversorgt die Haut desselben, gleich wie das Trommelfell durch einZweigchen, welches zwischen dem knorpeligen und knöchernen Theil clervorderen Gehörgangswancl eintritt. Seine Hauptradiation zieht, nachdemsie auch feine Zweige an die Parotis abgegeben hat, über clieJochbrücke, vor dem äusseren Ohre aufwärts zur Schläfe und zur Ohrmuschel;ein kleinerer Theil seiner Fasern aber lehnt sich an clieRadiation des Facialis an uncl versorgt, mit diesem nach vorne ziehend,clie Haut des Gesichtes in der Gegend des vorderen Randes des Masseter.2. Der Nervus mandibularis, der Hautnerve der Unterlippe und desKinns, cler Nerve des Unterkiefers, seiner Zähne uncl des Zahnfleisches.Er steigt zwischen den beiden Flügelmuskelnjierab uncl dringt in denCanalis mandibulae ein, besorgt in demselben aufsteigende Zahn- undZahnfleischzweige uncl tritt mit dem Rest seiner Fasern als Nervus menialisdurch das Kinnloch wieder aus. Als solcher bildet er, von demMusculus triangularis und vom Quadratus labii inferioris bedeckt, einenFaserfächer, welcher zum Kinnwulst und zur Unterlippe gelangt.3. Der Nervus lingualis, der, Schleimhautnerve der Zunge. Er begleitetden vorigen bis zu dessen Eintritt in den Kiefercanal, verlässtihn dann, um sich dafür an den Ausführungsgang der Unterkieferdrüseuncl an clie Unterzungenclrüse anzuschmiegen und mit ihnen auf clemDiaphragma oris, entlang dem Boden der Mundhöhle nach vorne zu verlaufen.Seine fächerförmig geordneten Endäste dringen aufsteigend indas Zungenfleisch, jedoch nicht, um in demselben zu endigen, sondern,um auf dem kürzesten Wege zur Schleimhaut des Zungenrückens zu'.gelangen. Sein Vertheilungsgebiet wird hinten_durch die Papulae circumvallataeund durch clie PapnTae"foliatae"Tiegrenzf, welche bereits clemGebiete des Glossopharyngeus" "ahgehÖren7*~Anclere Zweige gibt erwährend seines Verlaufes an die Schleimhaut des Isthmus faucium uncldes Bodens der Mundhöhle._ Zwischen den Flügelmuskeln nimmt ereinen Zweig des Facialis, die Chorda tympani, auf, die ihm gewisssecretorische Fasern für alle am Boden der Mundhöhle befindlichenDrüsen zuleitet.Diej_JVertheilung dieser Drüsennerven geschieht durch Vermittlungdes. Ganglion submaxillare. Dasselbe liegt am hinteren Rande_desMylohyoideus, ober der 'Unterkieferdrüse, clem letzten Mahlzahne entsprechend.Man fmoet das kaum 4 Mm. breite Krlotclieh ganz leicht,) Syn. Nervus temporalis cutaneus.v. Lange'r-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 41


'642 Nervus trigeminus.wenn man clie genannte Drüse von oben her aus ihrer Nische herausschältund den Strang vorsichtig zergliedert, der die Drüse an den Nervuslingualis knüpft Seine Hauptwurzeln liefert offenbar die Chordatympani, deren Fasern sich theilweise vom Lingualis lösen und vonoben in den Knoten eintreten; wahrscheinlich leiten diese Zweigchen aucheinige sensible Trigeminusfasern. Auch aus dem sympathischen Systemerhält das Ganglion eine Wurzel, da feine Fäden desselben, welche dieArteria maxillaris externa umspinnen, in die hintere Peripherie desGanglions eintreten. Die zahlreichen feinen, nach unten und vorne ausdem Ganglion austretenden Nerven begeben sich zur Unterkieferdrüseund, den Ausführungsgang derselben umspinnend, zur Unterzungendrüse;theilweise schliessen sie sich aber auch noch dem peripherischenStücke des Lingualis an. Die früher angenommene Beziehungdes Ganglions zu den Veränderungen des Calibers der Ausführungsgängehebt sich von selbst durch den Nachweis, dass diese Gänge gar keinenMuskelbeleg besitzen. Eine constante Anastomose des Lingualis mitclem Hypoglossus bringt dem Stamm des letzteren sensible Trigeminusfasernzu.Da es erwiesen ist, dass auch der vordere Abschnitt des ZungenrückensGeschmacksempfindungen vermittelt, so liegt es nahe, den Lingualis auch für einenGeschmacksnerven anzusehen. Dennoch aber wird auch die Ansicht verfochten, dassdie Geschmack empfindenden Fasern des Lingualis nicht ihm eigenthümliche,.'sondern von anderen Nerven zugeleitete sind; es sollen diese Fasern aus demFacialis (Portio intermedia) oder aus dem Glossopharyngeus abkommen; dieselbenmüssten aber dann mitunter auf grossen Umwegen durch Anastomosen demperipheren Theile des Lingualis zugebracht werden, wie vermuthet wird, durchdie Chorda tympani, welcher von Einigen entschieden Geschmacksempfindung zugeschriebenwird.4. Der Nervus buccolabialis, der Nerve der Backenschleimhaut undeines kleinen Theiles der Gesichtshaut neben dem Mundwinkel. Erkreuzt an der medialen Seite des Masseter den Kronenfortsatz des Unterkiefers,gelangt in das Fettgewebspolster der Backe und durchbohrt mitdem grössten Antheil seiner.Fasern den Buccinator, ohne ihm jedochZweige abzugeben. Dieser Faserantheil vertheilt sich in der-Schleimhautder Backe, während der den Buccinator nicht durchbohrende Rest indie Haut neben dem Mundwinkel eindringt.Die motorische Radiation wird von folgenden Aesten gebildet:1. Vom Nervus mylohyoideus, dem Nerven des Musculus mylohyoideus^und des vorderen Bauches_ des Digastricus. Er zweigt vomNervus mandibularis ab und begibt sich auf die untere Fläche des Diaphragmaoris.2. Vom Nervus pterygoideus externus, dem Nerven des gleichnamigenMuskels. Er löst sich mit clem Buccolabialis vereint vom Stamme.3. Vom Nervus pterygoideus internus, clem Nerven des Musculuspterygoideus internus. Er trennt sich selbständig schon hoch oben vomStamme, durchsetzt das Ganglion oticum und ist leicht an der medialenFläche des Muskels zu finden.4. Von den Nervi temporales, den Nerven des Schläfenmuskels, vondenen einer ober, der andere unter dem äusseren Flügelmuskel an seinZiel gelangt.


Die motorischen Hirnnerven des Trigeminus-Gebietes. 6435. Vom Nervus massetericus, clem Nerven des Masseter, welcher denhinteren Rand des Musculus temporalis kreuzt uncl durch die Incisuramandibulae zur_ medialen Fläche des Muskels geht. Man kenntauch einZwelgchen desselben zum Kiefergelenk.Die letzten vier „werden auch als Nervi crotaphitici bezeichnet.Nebst diesen grösseren Nerven besorgt cler dritte Ast des Trigeminusnoch6. den Nervus tensoris tympani uncl den Nervus tensoris veli palatini,für die gleichnamigen Muskeln. Beide stehen bei ihrem Abgange mitdem Ganglion oticum in Verbindung; der erstere dringt nach hinten inden "Canalis muscülolubarius des Schläfenbeins ein, cler letztere begleitetden Nerven des inneren Flügelmuskels.»Die motorischen Hirnnerven des Trigeminus-Gebietes.Den Rest der in dem Gebiete des Trigeminus befindlichen Muskelnversorgen die drei Augenmuskelnerven, cler Gesichts- uncl clerZungenfleisch-Nerve.Die Augenmuskelnerven.Dem Sehorgane sind mehrere motorische Apparate beigegeben:Einer leitet clie Bewegungen der Lider uncl besteht aus dem Heberdes oberen Lides und aus clem Schliesser der Lidspalte, ein zweiterdreht den Augapfel und besteht aus sechs Muskeln, nämlich aus viernach den Wänden der Orbita geordneten geraden Muskeln uncl auszwei schiefen Muskeln, die als oberer und unterer unterschieden werden;ferner ein dritter innerer, der Musculus ciliaris, welcher den Lichtbrechungsapparataccommodirt, endlich ein vierter, gleichfalls innerer,welcher als Erweiterer und Verengerer der Pupille die Bewegungender Iris leitet.Mit Ausnahme des Augenlidschliessers, den der Facialis beherrscht,und des Erweiterers der Pupille, dessen Nerven im sympathischen System,und mittelst desselben im Halsmarke wurzeln, werden alle anderenMuskeln von den drei speciell so benannten Augenmuskelnerven mitFasern betheilt Der Oculomotorius versorgt den Levator palpebraesuperioris. den oberen, unteren und inneren geräa"en .Muskel," dann denunteren schiefen Muskel, den Verengerer der Pupille und gewiss"äncTTden Musculus ciliaris. Der Trochlearis betheilt blos den oberen schiefen,... • - I I I i ii. ___ — l — - T * n .».i. L,._., 'der Abducens den äusseren geraden Muskel."""* WMIIHIIIWI n UMiiJimnuiiMiiiniiMfuniimuumiMjpiitf mmiDer Nervus oculomotorius dringt medial von dem ersten Aste desTrigeminus in che Augenhöhle und spaltet sich sogleich in einen oberenund unteren AstrüerolTel'eT"^^schickt~seine Zweige oberdem Opticus zum Levator palpebrae superioris und zum Rectus superior.Der untere, grössere Ast eritlässt drei Zweige, die sich unter clem•Opticus vertheilen. Der eine dieser Zweige versorgt den Rectus internusder andere den Rectus inferior und der dritte, längste^ den ^Obliquusinferior. Dieser letztere enthält auch den Faserantheil für die Binnen-41*


644 Die motorischen Hirnnerven. des Trigeminus-Gebietes.muskeln des Augapfels, der als Radix brevis das Ganglion ciliare bildenhilft. — Manchmal anastomosirt der Oculomotorius noch vor seinemAustritt aus der Schädelhöhle mit dem sympathischen Nervensystem und,wie es scheint, regelmässig mit dem Trigeminus. Dieser Verbindungverdankt er seine Empfindlichkeit, falls er nicht schon vom Hause aus,wie auch behauptet wird, sensible Fasern einschliesst.Der Nervus trochlearis kreuzt noch im Grunde cler Orbita dieobere Fläche des Levator palpebrae^superioris" und^ kommt auf diesemWege an die mediale Wand^ der~"ürbita' und an den Obliquus superior,in welchen er eintritt. Nicht selten führt er vom Trigeminus erborgteFasern, die er bald wieder an den Lacrymalis oder an den Nasociliarisabgibt.Der Nervus abducens begibt sich unter dem Trigeminus durch eineSpalte des äusseren geraden Au^nmuskelTzi^meüiale Fläche aesselben,in die er ganz hinten elntllt^^Verbindung hat,"die er mit ae^i^s^mpathischen System im Sinus cavernosus eingeht, istnicht bekannt; Thatsache ist, dass sich die Fasern, die er da aufnimmt,seiner peripherischen Bahn anschliessen. Auf die Verbindungen mit dem *Trigeminus wurde bereits hingewiesen.Der Gesichtsnerve.Der Nervus facialis beherrscht alle auf dem Schädeldache befindlichenMuskeln, mit Einschluss des Occipitalis, ferner die mimischenGesichtsmuskeln mit ElnscMXiig des Orbicularisi oculi und des Buccinator,ferner den MJUJJCJIIUS stapedjjljn~a t eTTrommelhöhi^ dann das Platysma,den ^tilohyoideuff; den hinteren Bauch des Digastricus und den Levatorvelipalafihi. Er schliesst sich allenthalbeliTgrösstentheils aber erstperipheriewärts den Hautzweigen aller Aeste des Trigeminus an; zugleichleitet er dem dritten, vielleicht auch clem zweiten Aste die Secretionsfasernzu.Beim Eintritt in den inneren Gehörgang steht er mit dem Acusticusdurch die Portio intermedia in Verbindung, deren Fasern jedenfalls"zum überwiegenden Theile in~deh" Fäcualis einbezogen werden.Darauf wird er am Knie des Canalis facialis frei, nimmt da in die mitihm vereinigte Portio intermedia Ganglienzellen auf, woraus das sogenannteGanglion geniculi hervorgeht. Er durchsetzt sodann Im Canalisfacialis das Felsenbein, bis er sich endlich nach denTAü^ritte~äüs demselbendurch das Foramen stilomastoideum, grösstentheils im Parenchymder Parotis, entbündelt. — Er entlässt folgende Zweige:1. Den Nervus petrosus superficialis major. Dieser Zweig isolirt sichbereits am Knie und geht im Semicanalis nervi Vidiani auf der vorderenPyramidenfläche zum Nervus Vidianus, dessen weisse Portion er bildet."Er gelangt endlich zum Ganglion sphenopalatinum des zweiten Trigeminusastes,deliien"'""lsn^^"clie Fasern für den Levatorveli palatini und vielleicht auch secretorische Fasern für die Nasenschleimhautzubringt.~V7üT^"er aber auch Fasernaufzunehmen, welche sich clem peripherischen Antheile des Facialis anschliessenund diesem die Sensibilität geben. Er ist somit eine Anastomosismutua.


Die motorischen Hirnnerven des Trigeminus-Gebietes. 6452. Den Nervus musculi stapedis. Der sehr feine Faden zweigt imabsteigenden Stücke des Canalis facialis ab uncl begibt sich ohne weitereszu dem kleinen, in einer Knochenscheide eingeschlossenen Muskel desSteigbügels.3. Die Chorda tympani. Dieser merkwürdige Nerve geht unter demvorigen vom Facialis ab, dringt durch den Canaliculus chordae nebendem Trommelfelle in die Trommelhöhle ein^JbjasnmieibtTzwischenl^ammer^un£_Ambpss fortschreitend einen nach^vöriÜBuiid unten gerichtetenBogenTgewinnt Tfte Fissura. tympänosgüämösa^unJ tritt durch "dieselbewgjftr aiifl cteT Tror^j^pJhrVhl». Tiaranq n^o in j^ o' m 7,^^^>Kgegebenzu haben. Im weiteren Verlaufe gelangt er zwischen die beiden,Flügelmuskeln. Hier gibt" er seine Selbständigkeit auf und lehnt sich anden Nervus lihgüalis-efca, in dessen Scheide er zum Boden der MunclhöhleTortschreitet.Dass die Chorda die secretorischen Fasern für alle die auf demBoden der Mundhöhle befindlichen Drüsen leitet, ist sichergestellt, dochsoll sie auch Geschmack empfindende Fasern enthalten (vergl. S. 640).An ihre zu der Unterkieferdrüse gehenden Zweigchen ist das schon obenbesprochene Ganglion submaxillare geknüpft.4. Den Nervus auricularis posterior, den Nerven des Musculusjturicularis posterior und des Musculus occipitalis. Er isolirt sich unmittelbarunter dem Foramen stilomastoideum und lenkt um den Warzenfortsatznach hinten und oben ab.5. Den Ramus muscularis für den Stilohyoideus und den hinterenBauch des Musculus digastricus. Auch dieser Zweig wird sogleich unterclem Griffelwarzenioche frei.6. Ferner einen Ramus anastomoticus zum Glossopharyngeus, welcherdenselben zur Rückenfläche des Zungengrundes begleitet.7 .Den Plexus parotideus^eine grosse Menge geflechtartig verbundenerNerven, die^strahlenförmig geordnet das Parenchym cler Parotis durchsetzen,die Drüse mit Secretionsn.erven und sämmtliche HautmuskelnHes VQrderkopfes,....d,es Gesichtes und Halses mit motorischen Zweigenversorgen. Wegen dieser Vertheilungsweise ergeben sich zahlreicheAnastomosen mit allen Gesichtsästen des Trigeminus und mit den Hautnervendes Halses.Man kann das Geflecht in drei Zweiggeflechte zerlegen, in einoberes, welches die Rami temporales und zygomatici enthält, sich überdie Jochbrücke zur Schläfe emporschwingt und sich entlang dem Stirnfortsatzedes Wangenbeins bis zum Gebiet des ersten Astes des Trigeminuserstreckt; dann ein vorderes Zweiggeflecht, welches Antheiledes Auriculotemporalis nach vorne leitet, über den Masseter zur Backegeht uncl, nachdem es diese sensiblen Fasern des Trigeminus abgegebenhat, sich den Ausbreitungen des Nerviis infraorbitalis anschliesst; .endlichein unteres Zweiggeflecht, welches mit seinen Faserbündeln dieuntere Hälfte des Masseter kreuzt und entlang dem Unterkiefer in denHautbezirk des Nervus mentalis vordringt; der grösste dieser Nervenwird Nervus marginalis mandibulae genannt. Diesem Geflechte sind auchdie Faserbündel des Nervus facialis für das Platysma angeschlossen,welche aus dem unteren Ende der- Parotis hervorgehen und sich in


646 Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven.dem Trigonum caroticum mit einem Zweigchen des Nervus subcutaneacolli verbinden. ^Diese Verbindung stellt die Ansa cervicalissuperficialis dar.Der Zungenfleischnerve.Der Nervus hypoglossus bildet nach seinem Austritte aus demCanalis Jiypoglossi, in welchem, ihn.jder Circellus venosus" hyp"öglossiumspinnt, einen spulrunden Strang., Dieser umgreift den Vagus, gelangtdadurch an clie laterale_Seite der Carotis interna und der Vena jugularisinterhä7~än~^eicdier er eme^kürzeH^el^^herabsteigt.Dann aber krümmt er sich nach vorne und einwärts ab und_iib£rkreuzt,bogenförmig vor der ganzen oberen Astfolge der Carotis wegschreitend,in schiefem Winkel den Musculus digastricus und gelangtso an das grosse Zungenbeinhorn. Hier lenkt er nach oben auf dasDiaphragma oris ab uncl zerfällt neben dem Lingualis trigemini infächerförmig geordnete Endzweige, welche den Rest der im Bereichedes Trigeminus befindlichen Muskeln, nämlich die Zungenmuskeln, denGenioglossus, Hyoglossus und Stiloglossus, mit Eihschluss des Geniohyoideusversorgen.~7ene motorischen Faserbündel, welche der Hypoglossus zu anderenals den genannten Muskeln schickt, sind ganz ausnahmslos erborgte,und zwar aus dem Plexus cervicalis; dieselben schliessen sich oben anihn an, lösen sich aber an der Sehne des Digastricus wieder von ihmab und erzeugen den auf S. 618 beschriebenen Ramus descendens.Die hoch oben an den Zwischenwirbellöchern, möglicher Weiseauch schon an den Wurzeln eingegangenen Verbindungen mit denoberen Halsnerven, gleichwie auch die Verbindungen seines peripherischen |Stückes mit dem Nervus lingualis bringen ihm jene sensiblen Fasern «i,zu, welche seine Empfindlichkeit bedingen und rückläufig aufsteigend mitsympathischen Fasern vereinigt zum Sinus occipitalis und zu dem Wurzelstückeder Vena jugularis geleitet werden. Die Verbindung, die derNerve mit dem oberen Halsganglion des Grenzstranges eingeht, verschafftihm die soeben erwähnten sympathischen Fasern und soll auchnoch dazu dienen, einige seiner Fasern (vielleicht spinale) dem sympathischenNervensystem einzuverleiben, innerhalb dessen sie zur Irisfortgeleitet werden. Die Verbindung mit clem Vagus ist nur eine vor- .übergehende, da die abgelenkten Bündel des Vagus bald wieder in dieBahn des letzteren zurücktreten. Nur dann, wenn er eine grössereMenge von Fasern aus dem Vagus und aus dem sympathischen System'aufgenommen hat, schickt er sie auf dem Wege des Ramus descendenszum Herzgeflecht.Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven.Die Wurzeln des Glossopharyngeus und Vagus sind so nahe aneinander gerückt und so gleichartig geordnet, dass man sie früher trotzder dazwischen liegenden Sehnenbrücke der Dura mater ohne Bedenkenzusammenfasste und nicht als verschiedene, sondern als zu einem einzigenNerven gehörige betrachtete. Es scheint auch, dass die Grenze zwischen


Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven. 647beiden nicht scharf abgesteckt ist uncl dass einzelne Wurzelfasern baldin dem einen bald in dem anderen austreten können. Das Vorkommenvon Wurzelganglien an beiden Nerven, die Vertheilung von Aestchenbeider Nerven in der medialen (hinteren) Wand der ersten Kiemenspalte,dann die Anastomosen der Aeste, selbst der Stämme unter einandersind weitere Beweise für die Zusammengehörigkeit derselben. Nur ineinem Punkte unterscheiden sich die zwei Nerven wesentlich von einander,nämlich darin, dass der Glossopharyngeus regelmässig jene specifischempfindenden Fasern leitet^welche denlrr^^beimdlicnen ^^Irma^ " n "°"" Nicht viel äeütlicnei^ "sind ''die Wurzeln des Vagus gegen denWurzelfächer des Accessorius abgegrenzt; beide Nerven treten nämlichebenfalls ganz nahe an einander, so dass man eben nur jene Bündel alsBestandtheile des Accessorius betrachten kann, welche nicht in dasGanglion Vagi eingehen. Ueberdies tritt der Ac.npisserms Hpoh fünen grossenAntheil seiner Fasern an den Vagus ab. welche unmittelbar unter demGanglion in ihn eintreten und im ferneren Verlaufe nicht mehr genauunterschieden werden können.Der kleine cerebrale Eingeweidenerve.Der Nervus glossopharyngeus legt sich sogleich nacli^ seinem Austritteaus clem Foramen jugulare_an den Vagus, geht aber bald wiedervon ihm ab uncl steigt zwischen Carotis interna und externa, an derJateralen Seite des Musculus stilopharyngeus, schief nach vorne herab.An das untere Ende des Muskels gekommen, schlägt er sich auf dessenvordere Fläche und erreicht zwischen demselben und dem Stiloglossusden Zungengrund.Sein Vertheilungsgebiet umfasst die Schleimhaut des Zungengruncles,die vordere Kehldeckelfläche, die Gaumenbögen, clie Seitenwanclcle^Schlundkopfes und die mediale Wand der Trommelhöhle und derOhrtrompete. Der Nerve gibt auch an den Musculus stilopharyngeusuncl an die Muskeln des Schlundes Zweige; es ist jedoch nicht sichergestellt,ob ihm diese Fasern vom Flause aus eigen sind, oder ob. er sieerst durch die Anastomosenkette zugeleitet bekommt, welche den Stammmit dem Vagus und dem Facialis verbindet. •— Der sympathische Zweig,welcher aus dem oberen HalsgangjLiQnjles_^i^nzstranges zu dem Wurzebgangtioh" des Gtessopharynggus, dem, Ganglion petrosum (vergl. S. 59T)'geht, ist offenbar ein Ramus communicans._Der jGlossqpharvngeujrAeste:1. Den Nervus tympanicus,, den Nerven cler Trommelhöhle^ welchersich vom Ganglion petrosum ablöst, durch den Canaliculus tympanicusan die mediale, vom Felsenbein gebildete Wand der Trommelhöhle gelangtund sich auf derselben uncl auf cler medialen Wand der Tubavertheilt. Der Nervus petrosus superficialis minor wird als eine Fortsetzungdesselben betrachtet; es ist dies derselbe Nerve, welcher, neben demSemicanalis nervi Vidiani verlaufend uncl ctasglbst mit dem Facialisanastomosirend, schliesslich an das Ganglion oticum gelangt und Getchmacksfaserndes Glossopharyngeus an die Chorda tympani bringen sollIvergl. S. 640).Tn das von dem Nervus tympanicus an der medialen Trommel-


648 Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven.höhlenwand gebildete Geflecht, Plexus tympanicus, treten auch kleinesympathische Nerven ein, clie Nervi caroticotympanici, welche die derTrommelhöhle zugewendete Wand des carotischen Canals durchbohren;aus dem Geflechte aber gehen auch Fasern hervor, welche sich* in clerSchleimhaut der medialen Wand der Ohrtrompete vertheilen.2. Faserbündel zur Vermittlung der Anastomosen mit dem Vagus,offenbar zum Behüte der endgiltigen Formirung beider Nerven, dann mitdem oberen Halsganglion des Grenzstranges und endlich mit jenemZweige des Facialis, welcher zum Musculus stilohyoideus und Musculusdigastricus geht, und dem Glossopharyngeus vielleicht3. den Muskelast für den Stilopharyngeus zubringt.4. Drei bis vier Rami pharyngei, welche mit Schlundästen desVagus vereint zum Schlundkopfe gehen uncl sich, während der Nerveden Musculus stilopharyngeus begleitet, von ihm abtrennen.5. Kleine Rami tonsillares für die Gaumenmandel und den vorderenGaumenbogen, welche erst am hinteren Rande des Musculus stiloglossusabgehen.6. Die Rami, linguales für die Schleimhaut des Zungengrundes, insbesonderefür die Papulae circumvallatae und foliatae und für die vordere;Fläche des Kehldeckels; sie bilden~die Endäste des ganzen Nerven undzeichnen sich durch viele zwischen die Fasern eingelagerte GanglienzeltenauSj^^^jaBgtDass der Glossopharyngeus der Hauptnerve des Geschmackssinnes ist, unterliegtkeinem Zweifel. Sollte er sich aber als der einzige Geschmacksnerve erweisen,so könnte die Zuleitung seiner Fasern in das Gebiet des Nervus lingualis ausserdurch den Nervus tympanicus auch noch durch ein feines Zweigchen vermitteltwerden, welches einige Male über den Zungenrücken hinweg verfolgt worden ist,aber nicht regelmässig vorhanden zu sein scheint.Der Beinerve.Man muss an dem Nervus accessorius einen Faserantheil unterscheiden,welcher im verlängerten Marke wurzelt, und einen zweiten,welcher aus dem Halstlieile des Rückenmarkes stammt; den ersterengibt der Accessorius alsbald an den Vagus ab, während sich der letzterevereint mit Spinalnervenzweigen in der bereits auf S. 619 beschriebenen*Weise im Sternocleidomastoideus, Trapezius und Levator scapulae vertheilt.Die Scheidung der zwei Antheile des Accessorius erfolgt unmittelbarunter dem Ganglion jugulare vagi, wo sich der Nerve, ineinen Ramus medialis und einen Ramus lateralis theilt — Der medialeAst enthält den Antheil aus dem verlängerten Mark und gehtesogieichin^jd^rT^agus über; der laterale. Äst aber, \yetehex_jite.s£i]^IeÄEl^ent^^nlM'ttT^lenkt am Querfortsatze de£^^Mlj^_Jaiar^L-a^--i^gelangt; n^HdMrTer sich durch Tttfln^n^^Plexus cervicalis "verstärkt hat," an den"Kopfnicker. Einen Zweig gibtdieser Ast alsbald "an den Köpfnicker ~äbf der Rest aber geht oft genugdurch diesen Muskel, manchmal hinter ihm hinweg, erscheint darauf anseinem hinteren Rande, wo er mit den Nervi supraclaviculares anastomosirt^ Ium schliesslich im Schulterstücke des Trapezius und Levator scapulaezu endigen,,.,,


Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven. 649Der grosse cerebrale Eingeweidenerve.Der Nervus vagusjbildet einen starken, langen Strang, cler nachseinem Austritt aus der Schädelhöhle zwischen dem Glossopharyngeusund Accessorius und hinter der Vena jugularis interna liegt, dann aberan der medialen Seite dieser Vene, zwischen ihr und der Carotis, denHahL entlang absteigt. Im weiteren Verlaufe gelangt er durch "die obereBrustapertur in den..hinterm.Mittelfellraum, .endlich durch den Hiatusoesophageus des Zwerchfells in die Bauchhöhle. In der Brustaperturkreuzt jßr jechterseits die vordere Fläche der ÄrteHiTsubclaviä,"" linkerseitsweiter unten auf dieselbe Weise den Bogen der Aorta; späterkommt er, nachdem er beiderseits die hintere Fläche des Bronchusüberkreuzt hat, an den Oesophagus zu liegen, den er bis in die Bauchhöhlebegleitet.Zu seinem Vertheilungsgebiete gehören: Die hintere Wanddes äusseren Gehörganges, dann der ganze Athmungsapparat, das "HerzuncT~~von dem Verdauungscanale das ganze Hals- und Bruststück miteinem_ grossen Theile des Bauchstückes 3 ferner diejLeher, die Milz, die'Bauchspeicheldrüse und vielleicht jüifiE-iik..Nieren. Er versorgt nichtUllein die Schleimhaut und die Muskeln, sondern ohne"^7iweifeT auchdie drüsigen Apparate. Gleichwie er sich oben mit dem Accessoriusmengt, so geht er im weiteren Verlaufe so innige Verbindungen mitdem sympathischen Nervensystem ein, class es stellenweise sehr schwer,stellenweise aber gar nicht mehr möglich ist, innerhalb der an clieOrgane abtretenden Aeste beide Faserarten aus einander zu halten.Der leichteren Üebersicht wegen, wie auch wegen der localen,die Zusammensetzung betreffenden Verschiedenheiten, theilt man ihnin einen Kopf-, Hals-, Brust- und Bauchtheil ein.Der Kopftheil ist ganz kurz; er reicht^ nur bis jzur Verbindungmit dem Accessorius^ enthalt "das Ganglion jugulare (vergl. S. 591),geht Verbindungen mit dem Glossopharyngeus ein und besorgt folgende,durchaus sensiWe Aeste:1. Den liamus durae matris, auch. Recurrens vagi genannt, der denRamus meningeus posterior der Arteria pharyngea ascendens bis zumunteren Stücke des Sinus sigmoideus begleitet.2. Den Ramus auricularis, den Hautnerven der hinteren, unterenWand des äusseren Gehörganges und der Grube der Ohrmuschel, deneinzigen cerebralen Hautnerven, der nicht vom Trigeminus abzweigtEr entsteht wie der vorige am Ganglion jugulare und begibt sich, imCanaliculus mastoideus verlaufend uncl daselbst mit dem Facialis ana-, stomosirend, zur hinteren Wand_ des knorpeligen Antheiles des äusserenGehörgangesHmcl zur Ohrmuschel.• Das genannte Canälchen beginnt in der Fossa jugularis am lateralen Endeeiner feinen Rinne, von wo aus dasselbe neben dem Processus stiloideus vorbeiund durch den Canalis facialis, schief nach hinten und aussen verlauft, um sichzwischen der Pars tympanica und dem Processus mastoideus des Schläfenbeins zuöffnen. Sein Verlauf entspricht also der beim Kinde bestehenden Fuge zwischendem Paukenringe und der Pyramide..fDer Halstheil des Vagus wird rechts bis zur Arteria subclavia.6links bis zum Aortenbogen gerechnet; er unterscheidet sich von dem


650 Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven.KcmMeüe_yvesentlich dadurch, dass er zahlreiche, dem Vagus ursprünglichfrem7IeH!


Die cerebralen Eingeweidenerven mit dem Beinerven. 651ausschliesslich auf den Accessorius zurückzuführen sind, ist zum mindestensehr zweifelhaft.Der Brusttheil des Vagus zeichnet sich durch die AufnahmejffiOS§er_Menggji_jyQn sympäWscneh Fasern aus, 0 *"welche theils aus denW^^^iL^^Z^nTdr^ge^"nauptsächTicti aber aus dem erstenlinTstganglion _stammen_.und an der Abgangsstelle des Laryngeus inferiorden Vagus betreten. So zusammengesetzt erzeugt cler Brusttheil1. Die Nervi cardiaci. Man unterscheidet drei bis vier solcherNerven; sie treten theilweise schon am Halse aus dem Stamm desVagus heraus, grösstentheils aber erst an der Abgangsstelle des Laryngeusinferior. Alle leiten auch sympathische Fasern und erreichen entlangden arteriellen Gefässen den Aortenbogen, wo sie in den Plexuscardiacus übergehen.2. Die Nervi bronchiales anteriores uncl posteriores entstehen an clerKreuzungsstelle des Vagus mit dem Bronchus; sowohl clie vorderenals die hinteren bilden durch Verstrickung ihrer Fasern einen Plexusbronchialis. Das hintere Geflecht ist stärker als das vordere, welchesauch einen Ast an das Pericardium abgibt.3. Die Chordae oesophageae, zwei unpaarige, an der vorderen unclhinteren Fläche desJSpeiserohres herablaufend'egfränge, welche durch zahlreicheaus ihnen austretende, verzweigte und anastomosirencle Faserbündelmit einander verbunden sind und dadurch die Bildung des Plexusoesophageus veranlassen. Sie sind eigentlich nichts Anderes als ForteSetzungen der beidmJSili^unterscheiden sich aber vonilTnen^alluT^zahlreiche_Verbindungszweiga ...auniimniL Immerhin aber kann^^dTe Timte°reChorcia als FjQrjsetzüngde^^aesl^avlag^^^.toulj.iuL-Ä^i^Lt'.U, Diese eigenthümliche Lagebeziehung desVagus zur Speiseröhre ist eine Folge der während des embryonalenLebens stattfindenden Umlagerung des Magens, durch welche die ursprünglichlinke Seite nach vorne, die rechte nach hinten gebrachtwird. Auch von diesen Nerven gelangen feine Zweigchen an das Perj^cardium.Der Baüchtheil des Vagus besteht aus , dengeflechtartig verbünden p "Eri H stü cken Her Chordae ,_&ei&D3^^Oesophagus an die Cardil^^Dort geben die Chofdäe nurverhähhissmässig weluge^^nteCTe TO *^s , f^sab,indem die meisten anderenmit dem an der Arteria coeliaca befindlichen sympathischen Geflechteeine so innige Verbindung eingehen, dass es nicht mehr mit Sicherheitmöglich ist, auf anatomischem Wege ihr Vertheilungsgebiet darzustellen.Die Astfolgen beider Chordae unterscheiden sich von einander.Die kleinere Chorda anterior entlässt einige mit sympathischen,Fäden verwebte Rami gastrici anteriores für die vordere (ursprünglichlinke) Fläche des Magens, clie sich entlang demHBemen MagenbogenDis zum Pylorus verfolgen lassen und durch das Ligamentum hepatoduodeualejfeineRami hepaiici zur Leber absenden.Von der grösseren Chorda posterior geht nur ein kleiner Faserantheil,Rami gastrici posteriores, zur hinteren (ursprünglich rechten)Fläche des Magens und zum Magengrund, während der bei weitem^grössere Antheil der Fasern bis""zum "Ursprünge der Ärteriä cTeRacr*


652 Das sympathische Nervensystem.herabzieht und stets eine Verbindung mit dem dort befindlichen Ganglioncoeliacum .eingeht Manchmal ist die Verbindung nur eine theilweise, so dasssicbTein grösserer Faserrest im Verein mit sympathischen Ausstrahlungendieses Ganglions clirect nach rechts und links zur Leber, zur Milz, zumPancreas, mitunter auch zum Dünndarm und zur Niere verfolgen lässt.Manchmal aber senkt sich dieser Antheil der hinteren Chorda ganz indas Ganglion ein, so dass sich die weitere Vertheilung des Vagus nichtmehr von den Ausstrahlungen des Ganglion coeliacum sondern lässt,Es versteht sich von selbst, dass der Nerve in beiden Fällen dieselbenEndorgane aufsuchtC. Das sympathische Nervensystem,Mit clem Namen sympathisches Nervensystem bezeichnet man„die ganze Summe jener geflechtartig verbundenen Nerven, welche sichdurch grosse Mengen einzeln eingelagerter, _aber wechselseitig__yerknüpfterGanglien auszeichnen, ihre Verästelung entlang den Blutgefässenaussenden und grösstentheils für die Eingeweide und für diiTWandungender Blutgefässe bestimmt sind. Als Ausgangsort dieser~Geflechte erscheinteihe^TjangiTaer Wirbelsäule sich hinziehende Kette von Ganglien,cler Grenzstrang, welcher andererseits jene Nervenfaserbündel in sichaufnimmt, welche die Stämme der Hirn- und Rückenmarksnervenmittelst der Rami communicantes dem sympathischen System zusenden.Diese cerebrospinalen Faserantheile sind aber bei weitem nicht hinreichend,um die grosse Faserzahl der sympathischen Nerven zu decken.Aus den Ergebnissen sorgfältiger Untersuchungen geht vielmehr hervor,dass das sympathische Nervensystem seine eigenen Centralherde^besitzt,in welchen Nervenfasern entstehen, die von den cerebrospinalen verschiedensind. Deshalb muss man in denselben zweierlei Fasern unterscheiden:eigene, und zwar solche7~w : eTcne~*~inr"den sympätlnlicEinGanglien wurzeln und sich peripherisch vertheilen, neben solchen, die jezwei Ganglien mit^ einander^ verbinden; dann cerebrospinale Fasern,.und zwar wieder solche, welche die sympathischen Ganglien mit den-Nervencentren _des Gehirns _ und R^kenmarkes__ verknüpfen, nebstsolchen,_die_ nur als durchlaufende zu betrachten sind und in denOrganen peripherisch endigen. — Bei dieser Zusammensetzung kannman dem sympitEischen Nervensystem einerseits eine gewisse functionelleUnabhängigkeit vom Gehirn und Rückenmarke beimessen, andererseitsaber dasselbe auch anatomisch als eine Abzweigung des cerebrospinalenSystems betrachten.Die anatomische Verknüpfung der beiden/Systeme beschränkt sich,nicht blos auf die Uebernahme cerebrospinaler Nervenfasern in dassympathische System, sondern erstreckt sicSä auch auf die Abgabe sympathischerFasern an die cerebrospinale .Kervenausbreitung. Darin liegtes, dass das sympathische System keineswegs mit dem Grenzstrangeabschliesst, sondern dass es ein vieteweiter gehendes Gebiet beherrscht;und vielseitig in das cerebrospinalis^ Gebiet eingreift. Leider ist es nichtmöglich, das sympathische Nervensystem in dieser ganzen Ausdehnunganatomisch zu verfolgen. Einige Anhaltspunkte dafür ergeben zwar die


Der Grenzstrang des sympathischen Nervensystems. 653in die Ast ff >Ige dpf Hirnnerven eingelagerten Ganglien, doch könnenauch diese nicht immer das Gewünschte leisten, weil man ihren Baunicht genau -Kennt; immerhin ist es üblich geworden, clie Astgangliender Hirnnerven dem sympathischen System zuzurechnen. Im Ganzenscheint es, dass die Hirnnerven mehr sympathische Elemente enthalten,als clie Rückenmarksnerven.Entwicklungsgeschichtlich stellen sich clie Ganglien desGrenzstranges als abgeschnürte Theile der Spinalganglien dar, welcheursprünglich .unter sich nicht zusammenhängen. Erst später wachsensie sich entgegen und erzeugen durch gegenseitige Verbindung den(Jrenzstrang,In Betreff der histologischen Verhältnisse des sympathischenNervensystems ist nur hervorzuheben, dass dasselbe, entsprechend seinerZusammensetzung aus cerebrospinalen und eigenen Elementen, sowohlmarkhaltige als auch marklose Fasern enthält, welche allerdingsverschieden vertheilt sind, so dass viele Zweige ganz grau sind, andereganz so wie die cerebrospinalen Nerven weiss erscheinen, z. B. dieNervi splanchnici. — Dass das sympathische System eine sichere Fundstättemultipolarer Ganglienzellen abgibt, dass diese in grosser Mengein ihm vorkommen, und dass somit der Bau der sympathischen Gangliender Faservermehrung die günstigsten Bedingungen darbietet, ist bereitsauf S. 533 bemerkt worden.Hervorzuheben wäre nur noch, dass sich einige sympathischeGanglien durch ansehnliche Grösse auszeichnen, andere dagegen nurmikroskopisch kleine Gruppen von Zellen darstellen; dass fernerviele im Bereiche der Nervenstränge vorkommen, andere aber auchinnerhalb der Parenchyme in die Endgeflechte eingetragen sind. Ergebnisseneuerer Untersuchungen haben ferner dargethan, dass diese peripherischenoder Organ-Ganglien in den meisten unwillkürlich beweglichenOrganen, auch in Drüsen vorkommen. Man kennt sie im Herzen, in denLungen, im submucösen und subserösen Bindegewebe des Darmcanals,in den Ausführungsgängen mancher Drüsen jausgenommen sind dieUfängeder Speicheldrüsen), ferner im Musculus ciliaris des Auges, selbst anden Zungen- und Kehlkopfnerven, endlich auch in den acinösen Drüsenparenchymen.Nach Allem, was in physiologischer Beziehung über das sympathischeNervensystem vorliegt, muss man demselben alle Energien clercerebrospinalen Nerven zuerkennen; es vermittelt durch seinen Zusammenhangmit den cerebrospinalen Centren die Empfindung, es leitetaber, ohne directen Einfluss des Willens, auch die Bewegung und Secretionund kann dieselbe unter Umständen hemmen.Man unterscheidet an dem sympathischen Nervensystem den Grenzstrangmit den von ihm abzweigenden Nerven und die Geflechte.Der Grenzstrang des sympathischen Nervensystems.Der paarige Grenzstrang liegt an der Bauchseite der Wirbelsäuleund lässt sich neben den Wirbelkörpern vom 1. Halswirbel bis zurSpitze des Steissbeins fortlaufend verfolgen. Er besteht aus einer ziemlichregelmässig geordneten Reihe von Ganglien, welche in absteigender


654 Der Grenzstrang des sympathischen Nervensystems.Richtung durchweinen in seiner Dicke vielfach wechselnden Nervenstrangjnit .einander verknüpft sind.Jedes Ganglion sendet zu dem ihm entsprechenden Spinalnervennach hinten einen Ramus communicans und zu den vor cler Spinalaxeliegenden Geflechten peripherische Aeste. Dadurch wird es zu einemKnotenpunkte von vier, manchmal rechtwinkelig ausstrahlenden Aesten.Typisch entspricht einem jeden Spinalnerven ein Ganglion: thatsächlichist clTc?s TO aDeF"nür,'' und zwar auch nicht immer, in der Brustgegend derFall; in den anderen Strecken vermindert sich die Zahl der Ganglienderart, dass in der Lenden- und Kreuzgegend statt fünf nur vier oderdrei, in der Halsgegend statt acht nur drei oder zwei vorkommen. DieZahl der Rami communicantes wird aber dadurch nicht vermindert,weil die Ganglien dafür mit zwei oder mehreren Spinalnerven Verbindungeneingehen. Am 1. Steisswirbel treten beide Stränge zusammenuncl lösen sich in ein unpaariges Geflecht auf oder bilden däs'fleine,unpaarige Ganglion coccygeumimpar. — Quer über die Wirbelkörper gelegteVer BTndungsäste verknüpfen stellenweise die Ganglien . des rechtenund linken Grenzstrange^JmJl^^inander. Solche Verbindungen kommena*m häufigsten in der Lendengegend vor, wo sie über die vordere Facheder Wirbelkörper hinüber ziehen. Neben diesen sind aber noch anderefeine Verbindungsäste bekannt geworden, welche von den Nervi sinuvertebralesabstammen und im Wirbelcanale, also auf der hinteren Flächeder Wirbelkörper liegen.Die Rami communicantes bestehen, wenigstens in der Brustgegend,aus zweierlei Antheilen, einem weissen und einem grauen. Der weisse,welcher ; "üle^Tpmalelirasern dem Grenzstrange zuleitet, bildet einenbesojideren. Faden, der aus dem ventralen Aste des Spinalnerven abzweigtund im Ganglion des Grenzstranges in einen auf- und absteigendenTheil zerfällt. Er stellt den schon oben S. 615 erwähnten Ramus visceralisdes Spinalnerven dar. Der graue Antheil, Welcher die sympathischenFasern leitet, theilt sich in der Nähe des Spiiialganglions; einige derselbenvereinigen"sich mit dem Spinalnerven-Stamm, vieIleiclit"mS-BeriZellen des Spinjügjmgjipns, clie^mnereiT^elieh irTden Wirbelcanal underzeugeri"mit spinalen Neryenjasern vereint die Nervi sinuvertebrales fürdie Gebilde de^^^eTcanales, für die Knod^en und für die Flaute unclGejf^gge^des Rückenmarkes. Die Verbinclungszweige des sympathischenNervensystems mit den Wurzelganglien des Vagus und Glossopharyngeussind den Rami communicantes analoge Bildungen.Man theilt den Grenzstrang in einen Hals-, Brust-, Lenden- undKreuzstrang ein.Der Halsstrang beginnt mit einem grossen, spindelförmigen Ganglion,•Ganglion cervicale supremum,_yjelches bis zum 3>. Halswirbel herabreicht,und endet am Querfortsatze des 7. Halswirbels, hinter dem Ursprüngeder Arteria vertebralis mit einem zweiten, kleineren Ganglion, demGanglion cervicale inferius. Er liegt jiinter_den grossen JJalsg^ä^Sjenunder Fascia praevertebralis vor dem Longus capitis und Longus^plji undkreuzt die hintere Seite""der Ärteria lhyrgc^fia_jjiferior. Rechterseits,spaltet er sich gewöhnlich in zwei Stränge^welche die Arteria subclavia 1umschlingen und die Ansa Vieussenii darstellen. Manchmal besitzt er an


Der Grenzstrang des sympathischen Nervensystems. 655der Arteria thyreoidea inferior noch ein drittes Knötchen, das Ganglioncervicale medium.Das Ganglion cervicale supremum nimmt an seiner hinteren Seitedie Rami communicantes von den oberen^wei pr]er drei Halsnervenaüt7 gjbt_an_seinem oberen^iicIe7"g^Fortsetzung des Grenzstranges,den Nerims öämiciislib, chuu^Hypoglossus, endlich den_Ramu^communicans^ an "die Wurzelgangliendes Vagus und Glossopharyngeus. Das' mitlTere Halsganglion nimmt,wenn es vorhanden ist, die Rami communicantes des 4. und 5. Hals^nerjejir, das unterste die^ der^Mggn auf. Jas_ letztere verschmilztlu^cht selten mit dem_er^sterr"Brustganglion, in welchem Falle man dengrossen gelappten Knoten als Ganglion stellatum bezeichnet.Die peripherischen Aeste des Halsstranges sind:"1. Die Nervi molles, eine Anzahl feiner, meist grauer Fäden, welcheals Gefässnerven die benachbarten Arterien umspinnen. Das obersteGanglion besorgt die Zweige für die Arteria carotis externa, dasmittlere für die Thyreoidea inferior, und das untere für^cfie - äujicjaviaund Vertghfajis.2. Die Nervi pharyngei aus dem obersten Halsganglion zu dem ander Rachenwand sich ausbreitenden Plexus pharyngeus.3. Die Nervi cardiaci, drei bis vier Herznerven. Man unterscheideteinen Nervus cardiacus longus, welcher im obersten Ganglion, oder auchunter diesem, in dem knotenlosen Stücke des Halsstranges wurzelt, danneinen Nervus cardiacus medius, welchen das mittlere Ganglion entsendet;endlich einen Nervus cardiacus inferior, welcher aus dem unteren Halsjganglionentspringt und sich bald mit dem Nervus cardiacus imus des"1. Brustganglions vereinigt. Alle drei schliessen sich an die Carotis an,um derselben entlang an clie Herzkrone zu kommen.4. Der Nervus carotieus. Dieser bemerkenswerthe Nerve geht ausdem oberenJUnde des ersten rlalsganglion hervor unjdJbteglbt sichandie^media]e iLJ h,i^te'.Cfi fiaflite dfir... yar^TTs interna. Seine zwei Aeste, nrwe^cn'eneT^icn^._.bejm Eintritte m den Canalis carotieus des Felseji^ines.S P^LJÖS^ilSes^g^LnzeiiJV^Ende des Sinus cavernosus umspinnt;es wird als Plexus carotieus bezeichnet. EsTTurfteHialm^sein, dass dieser Nerve clie Fortsetzung des Grenzstranges, also denKopftheil desselben darstellt; er enthält auch, wie experimentell nachgewiesenist, nicht nur sympathische, sondern auch spinale, aus demunteren Halsmarke' stammende Nervenfasern und besorgt mit seinenperipherischen Abzweigungen nicht nur die Gefässnerven für die Carotisinterna, sondern leitet auch zur Iris die Nervenfasern für den Erweitererder Pupille; ausserdem geht er viele Verbindungen ein,insbesondere mit den Nerven des Trigeminus-Gebietes. Unter diesen sindzu nennen:a) Die Nervi caroticotympanici zum Paukenhöhlengeflechte, welchesich an der ersten Krümmung cler Carotis interna ablösen.b) Der Nervus petrosus profundus, nämlich die graue Portion desNervus Vidianus, der sich an cler zweiten Krümmung cler Carotisisolirt uncl zum Ganglion sphenopalatinum des zweiten Trigeminus-Astes geht.


656 Der Grenzstrang des sympathischen Nervensystems.Fasst man den Nervus carotieus als Fortsetzung des Grenzstrangesauf, so stellt cler Nervus petrosus profundus das Endstück des Grenzstrangesdar; dieser Auffassung entsprechend wäre das Ganglion sphenopalatinumnichts Anderes als ein Grenzganglion, und seine Verbinclungsfädenmit dem zweiten Trigeminusaste würden sich als Rami communicantesdarstellen. Die Radix sympathica des Ganglion ciliare, welcheim Sinus cavernosus abzweigt, wäre dagegen als eine peripherische Abzweigungaufzufassen.Der Bruststrang zieht vor_den Köpfchen der Rippen, nur vonder Pleura bedeckt, nach unten und begibt sich neben clem Körper, deszyyiilXteiL.Br.ustwirbe.Is d.urch..^aUe_ Schenkel des Zwerchfells in die Bauchhöhle.Er besitzt eilf bis zwölf Ganglien, mitunter auch nur neun oderzehn, welche bald vor, bald zwischen den Rippenköpfchen liegen. Seinerstes Ganglion..liegt hinter der Arteria subclavia; es ist sternförmig,sehr gross und verschmilzt nicht selten mit dem letzten Hals- oder demzweiten Brustganglion.Als peripherische Aeste desselben sind zu nennend1. Die Gefässnerven der Arteria subclavia und Aorta.2. Der Nervus cardiacus imus, der unterste der Herznerven. Erentspringt aus dem ersten Brustganglion und zieht mit dem CardiacusinTeiFiöV^vereinET" zum^~l^"rzgeRe^t7~*'"Wenn das unterste Halsganglionmit dein ersten - Brü^I^ängiicüT~~verschmolzen ist, bilden die beidengenannten Nerven einen gemeinschaftlichen Stamm (Nervus cardiacuscrassus genannt), der mit zwei bis drei Wurzeln aus clem Ganglionhervorgeht.'3. Die Rami bronchiales, aus den zwei oder drei obersten Brustganglienstammend, ziehen an die Aeste der Luftröhre uncl betheiligensich an der Bildung des Plexus bronchialis.4. Die zwei Nervi splanchnici, die sich in den Baucheingeweiden_vertheilen und ansehnliche Mengen von Fasern aus den Spinalnervenleiten. — Der Nervus splanchnicus major wird aus drei bis fünf Wurzelbündelnzusammengesetzt, die in der Regel vom fünften Brustganglion.abwärts bis zum neunten entstehen uncl ungefähr am neunten Brustwirbelzu einem Stämmchen zusammentreten. Der Nerve- geht an derSeitenfläche der Wirbelkörper schief nach vorne, drangt durch eine Lückezwischen dem medialen und mittleren Schenkendes ""Zwerchfells in dieBa^hhohle uncl senkt sich in das Ganglion" coefiacuni^em. — Der Nervussplanchnicus minor"wurzelt in den zwei unj,erste^^n_Bnijtg2ngJien und.gehtebenfalls durch das Zwerchfell in oie^auchhöhle. Einen Antheil seinerFaserbündel schickt er zum Ganglion coeliacum, den anderen aber directzum Nierengetfechte.«Uta..- .» v ? - -Die Lendenstränge rücken etwas näher zusammen und gelangen'entlang dem vorderen Rande des Psoas ans Promontorium, wo sie wiederaus einander treten und in die Beckenstränge übergehen. Die letzteren"ziehen neben den Kreuzbeinlöchern in convergirender Richtung herab"zum_Steissbein. Der Lendentheil besitzt üTeHiisHlun^vier Ganglien, welche letztere an dem medialen Umfange der Kreuzbeinlöcherin die Gruben zwischen den Ursprungszacken der Beckenfascieeingebettet sind.


Geflechte des sympathischen Nervensystems. 657Die Lendenganglien schicken ihre peripherischen Aeste zu denBauchgeflechten, die Kreuzganglien zu den Beckengeflechten.Geflechte des sympathischen Nervensystems.Die mit zahlreichen Ganglien ausgestatteten sympathischen Geflechtedarf man nicht durchwegs als einfache Ausstrahlungen des Grenz-Stranges betrachten, sondern muss dieselben vielmehr grösstentheils alsneue Radiationsorte auffassen, so dass dem Grenzstrange nur die Rolleeines Bindegliedes zufällt, welches den Uebertritt der centralwärts verlaufendensympathischen und der peripheriewärts verlaufenden cerebrospinalenElemente vermittelt. Ueberdies sind an der Herstellung aller jenersympathischen Geflechte, welche für Eingeweide bestimmt sind, directe Einstrahlungencerebraler oder spinaler Nerven wesentlich mit betheiliget.Eine der grössten Ausstrahlungen bildet jenes unpaarige Geflecht,welches clie Bauchaorta umlagert; es zeichnet sich durch grossen Reichthuman Aesten und durch clie Einlagerung mächtiger Ganglien aus,kraft welcher es zu einem Muttergeflechte wird, dessen zahlreiche Tochtergeflechtesich den Verzweigungen cler Bauch- und Beckengefässe anschliessen,theils um ihnen clie Gefässnerven zuzubringen, vorzüglichaber, um mit ihnen in die Eingeweide einzudringen. Fortsetzungen diesesGeflechtes lassen sich auch aufwärts bis zum Aortenbogen verfolgen,welche ebenfalls einige für Eingeweide bestimmte Faserantheile in sicheinschliessen; dieselben sind aber nur ganz unbedeutend, weil in dieserGegend der Vagus, cler cerebrale Eingeweidenerve, an Boden gewinntuncl in Folge dessen die sympathischen Geflechte, wenn auch nicht ganz,doch grösstentheils nur auf clie Bedeutung von Gefässnerven herabsinken.Hieraus erklärt sich auch, dass in den Geflechten der Hals- und Brusteingeweidedie Antheile des Vagus, in den Baucheingeweiden hingegenclie des sympathischen Systems überwiegen, uncl dass vom fünften Brustganglionab alle Zweige des Grenzstranges den Bauch- und Beckeneingeweidenzugeleitet werden.Man unterscheidet am Kopfe und Halse:1. Die Plexus carotici, einen äusseren und einen inneren. DieGrundlage des Plexus carotieus internus liefert der bereits besprocheneNervus carotieus. Den Plexus carotieus externus bilden die Nervi molles,welche aus dem obersten Halsganglion hervorgehen. Sie treten amTheilungswinkel der Carotis communis zu einem kleinen Geflechtezusammen uncl bilden Faserbündel, welche das Geäste der Carotis externaumspinnen; aus ihnen stammen auch die an den entsprechenden ArterieniMaxillaris externa und interna) aufsteigenden sympathischen Wurzelndes Ganglion oticum und submaxillare. Nebst kleinen in die Zweiggeflechteeingeschalteten Ganglien macht sich in dem Ausgangspunktedes Geflechtes an dem Theilungswinkel der Carotis ein röthlichesKnötchen bemerkbar, cler auf S. 461 erwähnte Nodulus carotieus. Nervimolles umspinnen auch die Arteria vertebralis uncl thyreoidea inferiormit Faserbündeln, die im unteren und mittleren Halsganglion wurzeln.2. Den Plexus pharyngeus, ein lockeres, von den Zweigen clerArteria pharyngea ascendens durchsetztes Geflecht an cler Seitenwanddes Schlundkopfes, zu welchem sich die oben erwähnten Rami pharyngeiv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 42


658 Geflechte des sympathischen Nervensystems.des obersten Halsganglions mit den entsprechenden Zweigen des Vagusund des Glossopharyngeus verbinden.In der Brusthöhle finden sich folgende Geflechte:3. Der Plexus bronchialis, das Muttergefiecht der Lungennerven.Es stellt sich hauptsächlich als eine Abzweigung des Vagus dar,welcher schon weiter oben, an der Abgangsstelle des Laryngeusinferior, und zwar hauptsächlich aus dem ersten Brustganglion sympathischeFaserbündel in sich aufgenommen hat. Die Würzelfäden desGeflechtes lösen sich reihenweise vom Vagus ab, gerade dort, woderselbe die hintere Fläche des Bronchus kreuzt; einige gehen über denoberen Umfang des Bronchus nach vorne, die meisten aber verbleibenauf der hinteren Fläche und verbinden sich mit den neu hinzutretendenRami bronchiales aus dem Grenzstrang, sowie mit dem Geflechte deranderen Seite; so kommt hinter dem Theilungswinkel der Trachea : eindichtes, unpaariges Strickwerk zu Stande.4: Der Plexus oesophageus ist ebenfalls ein unpaariges, die Speiseröhreumlagerndes Geflecht, welches die beiden Chordae" oesophageaedes Vagus mit ihren zahlreichen Abzweigungen erzeugen. Directe Zuflüsseaus dem Grenzstrage scheint das Geflecht während seines Zuges nachabwärts nur wenige oder gar keine zu bekommen, so dass in diesemFalle der Vagus bereits von oben den ganzen nöthigen Antheil ansympathischen Fasern mitbringt.5. Der Plexus cardiacus, das Muttergeflecht aller Herznerven. An seinerBildung betheiligen sich nicht nur die obgenannten Nervi cardiaci dessympathischen Grenzstranges, sondern auch Zweige des Vagus, welcheletztere theils vom Stamme, theils von den beiden Kehlkopfnervenabgehen. Sie enthalten nicht nur eigene Fasern des Vagus, sondernauch Antheile aus dem medialen, dem Vagus sich anschliessenden Astedes Accessorius, endlich auch spinale Elemente, welche der Grenzstrangin verschiedenen Höhen seines Verlaufes durch seine Rami communicantesaufnimmt und mitunter auf grossen Umwegen dem Vagus zuleitet.Der sogenannte Nervus depressor (des Blutdruckes), welcher beimKaninchen als eigener Nerve zwischen dem Vagus und dem Grenzstrangherabläuft, ist beim Menschen in die Bahn des Vagus eingeschlossen.— Das lockere, aber zahlreiche Ganglien enthaltende Herzgeflecht umspinntdie Wurzel cler Aorta und cler Arteria pulmonalis mit Abzweigungen,welche sich entlang den Kranzgefässen und ihren Aestenfortsetzen und sich in die Längs- und Querfurchen des Herzens einlagern.6. Der Plexus aorticus thoracicus. Er besteht aus feinen Faserbündeln,clie hauptsächlich aus den oberen Brustganglien stammen, umstricktganz locker die Aorta und reiht sich oben an das Herzgeflecht, untenan das Bauchgeflecht an.Noch muss hervorgehoben werden, class die Brustgeflechte, auchjene der paarigen Eingeweide, unpaarig sind, und dass sich annehmenlässt, dass jede Hälfte von beiden Seiten Fasern bekommt, welche eineUebertragung der Erregung von einer auf die andere Seite möglich machen.Die Muttergeflechte aller in cler Bauch- und Beckenhöhle befindlichensympathischen Geflechte sind:7. Der Plexus aorticus abdominalis. Ersieht sich längs der Aorta unnaajig.bis an das Promontorium herab, wo er in den Plexus hypogjisJrJLCusü


Geflechte des sympathischen Nervensystems. 659, Sein,oberer, vor den Schenkeln des Zwerchfells lagernder Abschnitt _wird Sonnengeflecht, Plexus solaris, genannt: den Mittelpunkt desselbenbildet^jn^msses, meist symmetriscli^eilicdll^_un±_mebA.ch gelapptesGanglion, Ganglion coeliacum, dessen Hälften durch starke Nervenstränge,die sich in querer Richtung ober uncl unter cler Arteria coeliaca hinziehen,in Verbindung gebracht werden. Das Sonnengeflecht bestehtvorwaltend aus sympathischen, in seinen Binnenganglien entsprungenenFasern; es werden ihm aber auch oben von dem Plexus aorticusthoracicus und während seines Verlaufes nach unten von den Ramicommunicantes Fasern aus dem Lendenstrange zugeleitet; überdieswerden dem Sonnengeflechte auch Antheile des Vagus durch die hintereChorda, ferner spinale Elemente, theils durch die Splanchnici, theilsdurch die Rami perforantes der Phrenici einverleibt, und zwar grösstentheilsdurch Vermittlung des Ganglion coeliacum, als dessen Wurzelnsie zu betrachten sind. Das Sonnengeflecht setzt sich aus zahlreichendünneren und dickeren Nervensträngen zusammen, welche strahlenförmigvon dem Ganglion coeliacum peripheriewärts ausgehen uncl ihrerseitsdie Ausgangspunkte zahlreicher Zweiggeflechte abgeben. Dieseletzteren zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Arterienstämme jenerKörpertheile, für welche sie bestimmt sind, netzförmig umstricken und mitihnen an clie Organe gelangen. Die wesentlichsten dieser Zweiggeflechtesind: die Plexus diaphragmatici, gastrici, ein Plexus hepaticus mit Zweigen zurNabelvene, ein Plexus lienalis mit Zweigen zum Pancreas uncl zum Mag'en-.gründe, ein Plexus mesentericus superior und inferior, die paarigen Plexus renales,die Plexus spermatici interni und die besonders mächtigen Plexus suprarenales.8. Der Plexus hypogastricus, das Muttergeflecht der zu den Beckenorganenziehenden Zweiggeflechte. Er bildet die untere Fortsetzung desPlexus aorticus..abclominalis,.. zieht.yor_dem Theilungsyyinkel^e_r „Aortazum Promontorium herab und zerfällt daselbst in eine rechte, und ineine linke Hälfte. Durch Zuzüge aus den unteren Lendenganglien uncl


660 Topographie des Kopfes.Topographische Üebersicht über die Gefässe und diecerebrospinalen Nerven.Topographie des Kopfes.Das Studium der Topographie der Gefässe und Nerven setzt naturgemässdie Kenntniss der Anordnung der Musculatur voraus; denn gleichwie der Mechanismus der Gelenke die Muskeln ordnet, so bereiten dieFleischmassen die Lagerstätten für die Gefässe und Nerven.Am Kopfe hat man drei grössere Bezirke zu untersuchen: dasSchädeldach, das Gesicht uncl die Regio parotideomasseterica.1. Auf dem Schädeldache liegen die Weichtheile in drei Schichtengeordnet. Man findet als tiefste Schichte das Pericranium, welchesaus der Calvaria zahlreiche Gefässchen, darunter die Rami perforantescler Arteria meningea media, in sich aufnimmt; dieses wird überlagertvon der verschiebbaren Galea aponeurotica, und auf diese kommt dieFlautlage. Straffes, nur kleine Läppchen von Fettgewebe führendesBindegewebe scheidet die zwei letzteren Schichten. Modificationen dieserSchichtenfolge ergeben sich in der Stirn- und Hinterhauptgegend durchden Uebergang des Musculus frontalis und occipitalis in clie Galea,ferner in der Schläfengegencl durch den unter die Galea eingeschobenenMusculus temporalis, den die feste, nach unten cloppelblättrige B'asciatemporalis von cler hier nur locker gewebten Galea scheidet.Die Gefässe und Nerven des Schädeldaches liegen grösstentheilsim subcutanen Bindegewebe; während aber ihre Stämmchen in derSchläfen- und Hinterhäuptgegend clirect in diese Schichte eintreten,müssen sie in der Stirngegend, um dahin zu gelangen, den Musculusfrontalis durchbohren. In der Hinterhauptgegend schliessen sich dietiefen Venen den Arterien und Nerven an; in der Stirngegend dagegenverlaufen sie meistens geschieden von ihnen und treten nicht selten zueinem unpaarigen subcutanen Stämmchen zusammen, welches, an derNasenwurzel angelangt, in den inneren Augenwinkel der einen oderder anderen Seite ablenkt. — Die Gefäss- und Nervenstämmchencler Hinterhauptgegend findet man hinter dem Ansätze des Kopfnickersund an der Seite des Hinterhaupthöckers, jene der Schläfengegendvor der Ohrmuschel, endlich jene der Stirngegend nebencler Nasenwurzel und am Foramen supraorbitale.2. Von den Weichtheilen des Gesichtes bildet der Musculusorbicularis oculi mit der Fascia tarsoorbitalis einen die Orbita verschliessendenVorhang uncl der Orbicularis oris mit dem BuccinatoreTrTe~^Tä^Ee," r welclie die Mundhöhle nach aussen abschliesst Auf dieserTasche befindet sich eine zweite, aus den radiären Muskeln desMundes bestehende Fleischlage, welche in der Linea nasolabialis undLinea mentolabialis mit der tiefen Lage verschmilzt, an den Backenaber von derselben durch ein mehr oder weniger in sich abgeschlossenesFettgewebspolster abgehoben wird.Im Gesichte befinden sich daher zwei Lagerstätten für Gefässeund Nerven. In der tiefen Schichte, auf den Knochen, liegen dje.Endzweige cler drei Aeste des Trigeminus, welche mit den Ausläufern*


Topographie des Kopfes. 661der Arteria maxillaris interna durch die bekannten Knochenlöcher in dasBesicht treten. In der oberflächlichen Lagerstätte aber finden sichdie über den vorderen Rand des Masseter ankommenden AusstrahlungenA Facialis, dann die sie begleitenden Abzweigungen der Arterialransversafaciei und die über den Unterkieferrand vor clem Masseter aufundabsteigenden Stämmchen der Arteria maxillaris externa und derVena facialis anterior. Die zwei letzteren sind während ihres Verlaufesgeschieden, da die Vene direct vom inneren Augenwinkel herabgeht,die Arterie aber nahe am Mundwinkel vorbeizieht. Die Arterie liegtdaher vor der Vene.3. Die Regio parotideomasseterica. Ihre Grenzen sind: die Jochbrücke,der vordere Rand des Masseter, das äussere Ohr uncl cler vordereRand des Kopfnickers mit dem Processus mastoideus. Sie begreift hintendie Fossa retromandibularis in sich^j^ren^'Gmstiloideusmit den drei Griffelmuskeln bildet, und vorne jene Gegend, welche vomAste des Unterkiefers gestützt Wird. Durch die Ohrspeicheldrüsewird die genannte Grube ausgefüllt, durch den Massseter der Unterkieferastüberlagert. Die oberflächlich gelegene Fascia parotideomassetericabekleidet die ganze Gegend.Zwischen Haut und Fascie findet man den Nervus auricularismagnus; von der Fascie bedeckt, an der lateralen Flächendes Masseterden mit cler Jochbrücke parallel verlaufenden Ductus parotideus, danndie Ausstrahlungen des Facialis uncl clie Zweige der Arteria transversafaciei.In cler Ohrspeicheldrüse befinden sich die Wurzelstücke derEndäste der Carotis externa, nämlich der Arterlä temporalis, maxHIarls'interna, transversa faciej.un_d^eimg;ex01nzweige, dann das Wurzelstückder Vena facialis posterior, endlich die Hauptverzweigung des Nervusfacialis,. Drängt man die Drüse zurück, so kommt man auf die Stämmchender Arterien und Nerven der Schläfengegend; drängt man sie nachvorne, so findet man am Foramen stilomastoideum den Stamm desFacialis, und hebt man sie vom Kieferrande ab, so erscheint das Wurzelstückder Arteria maxillaris interna.Wird die Drüse aus ihrer Nische gehoben und cler Masseter abgetragen,wobei der Eintritt des Nervus massetericus durch clie Incisuramandibularis beachtet werden soll, so wird das Unterkiefergelenk unclcler Ansatz des Schläfenmuskels frei. Trägt man darauf den Jochfortsatzund den Schläfenmuskel sammt dein Kronenfortsatze ab, so kommt incler Tiefe der äussere Flügelmuskel zum Vorschein. Nach Beseitigungdesselben und des Gelenkfortsatzes erscheint der innere Flügelmuskel,cler Nervus lingualis, cler Nervus mandibularisund die Arteria maxillarisinterna. Wird endlich auch der letztgenannte Muskel entfernt, so istman bereits bis an das hintere Ende* des Buccinator und bis an clieSeitenwand des Schlundkopfes gekommen und man kann die Carotisinterna, die Vena jugularis interna, den Vagus, Glossopharyngeus unclHypoglossus darstellen. Vollständig zugänglich werden diese Gebilde•aber erst nach der vorausgegangenen Präparation cler oberen Zungenbeingegend.


662 Topographie des Halses.Topographie des Halses.1. Oberfläche. — Nach Besichtigung der auf S. 167 beschriebenenplastischen Gestaltung der äusseren Oberfläche präparire man dasPlatysma und die durch dasselbe austretenden Hautnerven. Folgt manjenem Zweigchen des Nervus subcutaneus colli, welches in dem Trigonumcaroticum entlang dem vorderen Rande des Sternocleidomastoideusaufsteigt, so kommt man auf die Ansa cervicalis superficialis, eineAnastomosenschlinge mit dem zum Platysma absteigenden Zweige desFacialis. Verfolgt man den quer über die Mitte des Kopfnickers gelegtenHautzweig nach hinten, so erreicht man am hinteren Rande des Kopfnickersden Ausstrahlungspunkt der Hautäste des 3. und 4. Halsnerven.Der entlang dem hinteren Rande des Muskels aufsteigende Zweig istder Nervus occipitalis minor; jener, welcher über die laterale Flächedes Kopfnickers nach oben gegen das Ohrläppchen zieht, ist der Nervusauricularis magnus, uncl jenes Bündel, welches sich von dem genanntenPunkte nach abwärts in die Fossa supraclavicularis begibt,, stellt dieNervi supraclaviculares dar. — Von dem Platysma bedeckt, zwischendiesem und dem oberflächlichen Blatte cler Fascia colli, verlauft, dielaterale Fläche des Kopfnickers schräg überkreuzencl, gerade nach untendie Vena jugularis externa, und längs des vorderen Randes des Kopfnickers,in die Fossa jugularis die Vena jugularis anterior.Nach Abtragung dieser Gebilde und des Platysma überblicke mandie Lamina superficialis fasciae colli; dann spalte man sie längs desSternocleidomastoideus, um einwärts von demselben auf die Laminaprofunda dieser Fascie zu kommen. Während man zu diesem Behufeden Muskel aus seiner Scheide herausschält und nach unten umlegt,beachte man oben den Eintritt und unten den Austritt des Nervusaccessorius, der, wie bekannt, den Muskel in der Regel durchbohrt. NachEntfernung des Kopfnickers lässt sich der ganze Zusammenhang destiefen Blattes der Fascie überblicken und die ganze untere Zungenbeinmuskelgruppedarstellen. Nun schreite man zur Präparation2. der unteren Zungenbeingegend. Sie enthält den Kehlkopf mitder Luftröhre und Schilddrüse, dann die Speiseröhre und an der Seite"derselben daFRuncleT der "grossen Gefässe und Nerven.Das erste Gebilde, welches nach Entfernung des Kopfnickers seitlichsichtbar "wird7~Tst die Vena jugularis interna; in ihrer Scheide sucheman den Ramus descendens hypoglossi und" die Ansa cervicalis profunda.Zieht man die Vene lateral^ ah, so erscheint der Stamm der Carotiscommunis und lateral neben diesem der Stemm^ des Vagus. Die Gefässscheideleitet die dünnen Nervi cardiaci. In der Tiefe, vor dem Longuscolli, in der Fascia praevertebralis suche man den Halstheil des sympathischenGrenzstranges und in der Höhe des Querfortsatzes des 6. Halswirbelsdie quer gelagerte Arteria thyreoidea inferior, endlich an derSpeiseröhre den aufsteigenden Nervus' laryngeus inferior.Die Richtungslinie der Carotis communis ist eine fast senkrechteun d kreuzt den schief absteigenden Kopfnicker. Das Gefäss liegt untenbedeckt von der Vene, hinter dem Spalt zwischen den zwei Köpfen desKopfnickers und nähert sich im Aufsteigen immer mehr dem vorderenRande des Muskels, so dass clie Theilungsstelle desselben neben dem


Topographie des Halses. 663Zungenbein in dem Trigonum caroticum ganz frei wird. Ist der Kopfsymmetrisch gelagert, so berührt clie Carotis den vorderen Höcker des6. Halswirbelquerfortsatzes; daher die Bezeichnung desselben als Tuberculumcaroticum. Beim Eindringen zur Carotis längs des vorderenRandes des Kopfnickers muss der Omohyoideus, cler anfangs beinahesenkrecht absteigt, beseitigt werden.3. Will man die Untersuchung der seitlichen Halsgegend bis aufclie obere Brust-Apertur ausdehnen, nämlich auf jenen Theil des Brustraumes,der wegen der Schieflage des ersten Rippenreifes vom Halseaus zugänglich ist, so muss man, um sich einen bequemeren Zugangzu verschaffen, das Schlüsselbein auslösen. Dabei hat man ciarauf zuachten, dass man die Vena jugularis interna nicht verletze, welche sichunmittelbar hinter dem Gelenke, in dem Angulus venosus mit cler Venasubclavia vereinigt. Auf die Venen, die oberflächlicheren Gebilde, folgenclie Arterien, nämlich die Carotis communis uncl das Bruststück derSubclavia, welche beide rechterseits aus der Arteria anonyma hervorgehen.Diese liegt schief vor cler Luftröhre; ihre Theilung erfolgt erstin cler Höhe des 1. Brustwirbels, so dass rechterseits nur ein kleinesStück der Subclavia von hier aus zugänglich bleibt. Vor der Präparationcler Aeste, welche die Subclavia hier abgibt, beachte man rechterseitsden Zug des Vagus über die vordere Fläche cler Arteria subclavia, denAbgang seines Laryngeus inferior hinter dieselbe und auch clie möglicherWeise um das Gefäss gelegte Ansa Vieussenii des Grenzstranges.Beachtensv&erth ist ferner der Verlauf des Nervus phrenicus, anfangs inschräger Richtung über die vordere Fläche des Scalenus anticus, späterzwischen den Arterien- un


664 Topographie des Halses.4. In der oberen Zungenbeingegend schlitze man vor Allem unterclem Unterkieferrande das oberflächliche Blatt der Fascia colli. Unmittelbarvon diesem bedeckt findet man die Vena facialis anterior,mit der in sie einmündenden Vena submentalis und mit ihren verschiedentlichausgebildeten Verbindungszweigen zu der Vena jugularisanterior und Jugularis externa. Man schäle dann die Unterkieferdrüseaus ihrer Kapsel heraus, ohne jedoch die sie durchsetzenden Gefässe zutrennen. Dadurch kommt das tiefe, den Mylohyoideus bekleidende Blattder Fascia colli zu Tage. Dasselbe verschmilzt am vorderen Rande desKopfnickers mit dem oberfljtejriic^Streifen, der vom Unterkieferwinkel zum kleinen Zungenbeinhorn gespanntist und als Ligamentum mylohyoideum beschrieben wird. Eine Abzweigungdesselben, welche in die Tiefe eindringt, vermittelt die Verbindung derHalsfascien mit dem bindgewebigen Ueberzuge des Buccinator und desSchlundkopfes, der Fascia buccopharyngea.Die vordere Abtheilung der oberen Zungenbeingegend entspricht.dem Boden der Mundhöhle und wird"^XOJLJP:^^..--.^^^., Qen Musculusmylohyoideus, das "DTäpKrd^mä~~oris, geschieden. Was ober dem Muskelliegt, die Zunge mit ihren musculösen und drüsigen Anhängen, ihrenNerven und Gefässen, bildet bereits den Inhalt der Mundhöhle; unterhalbdesselben befinden sich nur die Unterkieferdrüse und die vorderenGesichtsgefässe.Die hintere Abtheilung führt in die Fossa retromandibularis;diese erscheint als die unmittelbare Fortsetzung des Trigonum caroticumund soll im Zusammenhang mit letzterem untersucht werden.Man findet hier nebst den Stämmen der vier letzten Hirnnerven dieganze Verästlung der Carotis communis und die Wurzeln der Venajugularis. Im Grunde der ganzen Grube befindet sich der Schlundkopf.Beide Abtheilungen derselben werden sammt ihrem Inhalt, den Gefässenund Nerven, vom hinteren Bauche des Musculus digastricus überkreuzt,welcher zugleich die Grenze zwischen denselben andeutet. Hinter demDigastricus kommt auch der Bogen des Hypoglossus zur Ansicht, dersich mit der Sehne des genannten Muskels in spitzem Winkel überkreuztund bald wieder am hinteren Rande des Mylohyoideus verschwindet.Neben dem grossen Zungenbeinhorn besehe man zuerst die Einmündungder verschiedenen kleinen Venen der Halseingeweide in dieVena facialis communis, oder auch in die Vena facialis anterior, danndie Verbindung der Gesichtsvene mit der Vena jugularis interna, undnachdem man diese Gefässe beseitigt hat, den Theilungswinkel derCarotis, der genau dem vorderen Rande des Kopfnickers entsprichtBeide Aeste der Carotis liegen anfangs neben einander; der tiefer undlateral liegende ist die Carotis interna; sie dringt aber bald vollends in dieTiefe und wird dann von den Aesten der Carotis externa überlagert.Währendman diese letzteren verfolgt, beachte man die sie begleitenden Nerven.Die Arteria thyreoidea superior geht über die Seiten wand des Kehlkopfesim Bogen zur Schilddrüse herab; ihr Kehlkopfzweig liegt nebendem Nervus laryngeus superior auf der Membrana hyothyreoidea. DieMaxillaris externa geht an der Unterkieferdrüse zum vorderen Randedes Masseter hinauf, ihr Ast, die Submentalis, vertheilt sich unter dem


Topographie des Halses. 665Mylohyoideus. Wird diese Arterie abgeschnitten uncl mit der Drüse nachunten umgelegt, so erblickt man zwischen dem hinteren Rande desMylohyoideus und dem Ansätze des inneren Flügelmuskels ein Stückchendes Nervus lingualis, der hier die feinen Zweige an das Ganglion submaxillareabgibt. Dieses letztere ist in dem straff gespannten Bindegewebeober der nach abwärts umgelegten Drüse zu suchen. Nun mussdas Wurzelstück der Gesichtsarterie von der Carotis getrennt, und clieDrüse aufwärts gezogen werden. Man kommt so auf clie Arteria lingualis.Diese zieht hinter dem Nervus hypoglossus an das grosse Zungenbeinhornund tritt etwa 05 Cm. ober demselben an die mediale Flächedes Musculus hyoglossus, an welcher sie zunächst parallel dem grossenZungenbeinhorn, dann aber im Bogen aufwärts gekrümmt, weiter zieht.An der lateralen Fläche des genannten Muskels verlauft cler Nervushypoglossus. Er sowie die Arteria profunda linguae, und in den vorderenAntheilen der Zunge auch cler Nervus lingualis, lagern sich dann derlateralen Fläche des Musculus genioglossus an und verlaufen zwischendiesem und dem Musculus lingualis, fortwährend Seitenzweige abgebend,bis gegen die Zungenspitze hin. — Die Endäste der Carotis externagraben sich mit der hinteren Gesichtsvene in die Parotis ein. DieArteria occipitalis ist einwärts von dem hinteren Bauch des Digastricuszu finden, wo sie zum Processus mastoideus aufsteigt, um, an der medialenSeite desselben weiter verlaufend, den Hinterkopf zu erreichen. DasStämmchen der Pharyngea ascendens findet man in der Mehrzahl cler Fälleim Theilungswinkel cler Carotis communis.Bahnt man sich durch Abtragung des Unterkieferastes den Weg inclie Tiefe, so erreicht man die oberen Abschnitte des Nervus lingualisuncl mandibularis, und die Verbindung des ersteren mit der Chordatympani, weiter hinten den oberen Abschnitt des Hypoglossus, fernerdie drei Griffelmuskeln. Am lateralen Rande des Musculus stilopharyngeusfindet man das Stämmchen des Nervus glossopharyngeus.Hinter der Vena jugularis wird man ferner den Stamm des Nervusvagus mit seinem Plexus nodosus, dann das obere Ganglion des sympathischenGrenzstranges und die Fortsetzung desselben, den Nervuscarotieus, finden.5. Die obere Schlüsselbeingrube ist zwischen dem Kopfnicker uncldem Trapezius zugänglich. Man trifft darin nach AbtragirngHteindlintden Fächer der*äbsteigende"n Nervi supraclaviculares und hinter dem Ansätzedes Kopfnickers das EndstüclTde7~Ven"a jugularis externa. NachAbtragung des oberflächlichen Blattes der Fascie gelangt man in denVorraum der Grube und findet darin nebst Lymphknoten und einigenNackenvenen die Vertheilung der Arteria cervicalis superficialis unclunmittelbar hinter cler Clavicula das Stämmchen der Arteria transversa.scapulae. — Ein Einschnitt in das tiefe Blatt und die Beseitigung desOmohyordeus führt in die Tiefe der Grube. In derselben befindensich: Die Vena subclavia, welche durch die vordere Scalenus-Lücke indie Brusthöhle geht, die Arteria subclavia, welche durch die hintereScalenus-Lücke aus der Brusthöhle anlangt, endlich der von den vierunteren Halsnerven mit dem ersten Brustnerven gebildete Plexus brachialis,welcher ebenfalls durch die hintere Scalenus-Lücke den Raum betritt.


666 Topographie des Herzens.Das Lagerungsverhältniss dieser Gebilde gestaltet sich so, dass dieVene der Oberfläche uncl der Leibesmitte zunächst, das Nervengeflechtaber am meisten nach hinten und lateral zu liegen kommt. Die Arterieliegt daher in der Mitte zwischen beiden und ihre Richtungslinie kreuztziemlich genau die Mitte des Schlüsselbeins. Die ober dem Schlüsselbeingelegenen Abschnitte der drei Gebilde sind ungleich lang. Der der Venemuss offenhar der kürzeste sein, weil das Gefäss ganz vorne in denRaum eintritt; länger ist schon der Abschnitt der Arterie, dennoch aberbereits schwieriger zugänglich, weil er tiefer im Räume liegt Soll ermöglichst zugänglich gemacht werden, so muss die Schulter gesenkt undmöglichst in Anschluss an den Thorax gebracht werden. Bei der_Ailfsuchungder Arterie gibt das Tuberculum scaleni der l.lSppe einenvorteefiTicTü^^ab; denn unmittelbar hinter clemspilhenuEerTsreuzt ~dre~*^rte1rle" cncTe^rste'fiippg und liegt unmittelbar auf der^^^^Fl^^^^^^en*6\ In der Näckengegend ist die Schichte unter dem Semispinaliscapitis bemerkenswerth, wegen der Verzweigung der dorsalen Aeste derHalsnerven und der Nackengefässe. Ferner ist in dem Dreiecke unterclem Hinterkopf, welches die Musculi recti und obliqui capitis bilden,die Arteria vertebralis vor ihrem Eintritte in das Foramen occipitalemagnumjzu finden.Topographie des Herzens._Das Herz liegt sammt dem Herzbeutel und den grossen Gefässen imMitteTtelfraume^^von den beicie^nT^nimäe~medra¥fJhäle^'derTte*ura imcT umgriffen von den concaven, mediälehPlächeh derTieidenT^ungen."Seine""'Lage istenlcht*^ymmetrlsch. Die'Axe des" Herzehs "eht^"spricht nämlich einer Diagonale, welche mit der Längenaxe des Brustraumeseinen Winkel von ungefähr 60° darstellt und ist zugleich sogewendet, dass die Herzspitze nach vorn, unten und_ links zu liegenkommt. AneT^!^^^!^"^^^*^ des Herzens ist äsymmefHscn"~veHßent,undjzwar nach links derart verschoben, dass sie durch die Symmetrieebenein einen grösseren linken und "einen kleineren"rechten Abschnittgetheilt wird. ITfe""Tliellü^dextra,geht hinten an der linken Seite der Mündung des Sinus coronariusvorbei, schneidet die Aortenwurzel, berührt neben der Scheidewandder Vorhöfe das Ostium venosum sinistrum und spaltet die Basis clerrechten Kammer. Der linke Abschnitt umfasst daher den grösstenTheil der rechten Kammer mit der Wurzel der Pulmonalis, einen Theildes linken Vorhofs mit der ganzen Auricula sinistra und die ganze linkeKammer. Der, rechte Abschnitt_besteht aus dem ganzen rechtenAtrium mit Ausnahme der Spitze der Auricula, umfasst also die Mündungenbeider Hohlyenen, auch den grössten Theil des Septum atriorumund schTlesst beinahe das ganze rechte Ostium venosum in sich ein.— Die Ebene des Sulcus atrioventricularis fällt schief nach hinten undrechts ab, die Ebene der Sulci interventriculares ist dagegen ziemlichsteil aufgerichtet, doch aber stark nach links geneigt. Hieraus folgt,dass der am meisten nach hinten" austretende Theil des Herzenscler linke Vorhof ist. Der rechte Rand des Herzkegels ist der vorderen


Topographie des Herzens. 667^Brustwand am nächsten uncl ruht in cler von cler vorderen Brustwanduncl dem Zwerchfelle gebildeten Furche. Die vordere Fläche desHerzkegels, welche hauptsächlich clie rechte Kammer umfasst, wölbtsich schief nach links in die Tiefe cler Brust. Die Herzspitze berührtwenigstens beim Erwachsenen nicht mehr unmittelbar clie Brustwand unclliegt an oder unter der Verbin^migsstelle der : 5. Rippe mit ihrem Knorpel.Die Projectionsfigur des ganzen Herzens auf cler vorderenBrustwand ist ein durch folgende Linien gebildetes Dreieck. Die eineLinie geht rechts neben dem Rande des Brustbeins von"'der_2. bis zur6. Rippe; sie würde, nach oben verlängert, das Sterno-CTaviculargeienkdurchschlieiaen; die" zweite gehT von der 6. rechten Rippe "schiefnach links zum Ende des Knochens der 5. linken Rippe, und diecgTEte ersErecET sich von" "da schief hinauf zur r "Mitte cle's Knorpels clerunken "2. Rippe. Da die scharfen vorderen Ränder cler Lunge bei clerTnspirationvor dem Herzbeutel in die Sinus mediastinocostales derPleura einrücken und das Herz von der Brustwand zurückdrängen, sowird der Herzstoss während der Inspiration weniger deutlich fühlbarsein, als während der Exspiration; doch scheint es, dass der Lungenrandwährend der Exspiration nicht immer so weit zurücktritt, dass dieHerzspitze ganz blossliegen würde. Dieser Umstand spricht dafür, dassder Herzstoss nicht genau die Lage der Herzspitze, sondern nur einescler Herzspitze nahe liegenden Theiles des Kammerkegels anzeigt.Beim Lebenden nehmen auf die Lage des Herzens mehrereUmstände wesentlichen Einfluss; als solche sind zu nennen: dieJVolumsverhältnisseaeir Lunge, ferner der Stand des Zwerchfelles, der wiedervon den Volumsverhältnissen der Baucheingeweicle beeinflusst wird, unclendlich clie diastolischen und systolischen Form Veränderungen des Herzensselbst. Der Einfluss der Lungen ist soeben dargethan worden. DenEinfluss des Zwerchfells beweisen sowohl Leichenbefunde, als auchclie Untersuchungen am Lebenden. Der Stand der Herzspitze variirtnämlich an der Leiche nicht unbeträchtlich, da man dieselbe bald höher,bald tiefer, zwischen dem 4. und 6. linken Rippenknorpel antreffenkann; aber stets ist er in Uebereinstimmung mit clem Stande desZwerchfells. Auch am Lebenden ist festgestellt worden, dass durchstarke Füllung der Baucheingeweide der Ort des Flerzstosses weiternach oben, mitunter bis in den 4. Intercostalraum verschoben werdenkann. Für den Einfluss der Herzthätigkeit auf clie Lagerung desOrgans sprechen schon die Befunde an gehärteten Leichen. Man findetnämlich das Septum ventriculorüm des systolischen Herzkegels stetssteiler aufgerichtet als das des diastolischen Herzens, so dass sichwährend der Systole ein grösserer Antheil cler linken Kammerwandcler vorderen Brustwand zuwendet, als während cler Diastole, wonur clie rechte Kammer und ein kleiner, der Herzspitze zunächstliegender Theil cler linken Kammer die vordere Brustwand berührt.Dies spricht für eine Drehung des Herzkegels, welche derselbe währendder Systole von links nach rechts ausführt. Wie es scheint, verändertdabei auch die Spitze ihren Ort.Offenbar aber können alle diese Umstände ihren Einfluss in höheremGrade nur auf die Lage des freien Kammerkegels, weniger auf clie derHerzkrone geltend machen, weil die letztere an mehreren Orten an


668 Die obere Brustapertur und der obere Theil des Mittelfellraumes.der Brustwand befestigt ist. Demzufolge kann man daher unbeweglicheund bewegliche Herztheile unterscheiden. Die unter allenUmständen unverschiebbaren Herztheile liegen in der Ebene des 2. Rippenknorpelsund des 2. Zwischenrippenraumes. Ein horizontaler Durchschnittdurch die Fuge zwischen der Handhabe und dem Körper desBrustbeines trifft stets folgende Theile: ganz vorne in schiefer Richtungden Stamm der Pulmonalis, deren obere Wand er bis an ihren Theilungswinkelabträgt, dann in querer Richtung das Wurzelstück cler aufsteigendenAorta, das Ende der Vena cava superior und den Theilungswinkelder Luftröhre. Die Veränderlichkeit der Lage beginnt erst unterdem 3. Rippenknorpel; wenn aber keine die Lageverhältnisse wesentlichumgestaltenden Erkrankungen vorausgegangen sind, so kann man inder Regel darauf rechnen, dass eine horizontale Schnittebene, welcheim 5. Intercostalraum den Bug des 5. Rippenknorpels berührt, durchdie Herzspitze, durch die Basis des Herzbeutels und durch das Bruststückder Vena cava inferior geht und dass sie den rechterseits etwasgehobenen Scheitel des Zwerchfells trifft.Die Lage der praktisch so wichtigen Kammerostien ist ausFolgendem zu ersehen: Das rechte Ostium arteriosum ist derjenigeHerztheil, der oben am .meisten nach vorne und links austritt; es liegtgenau in dem Winkel, den links der untere Rand des Knorpels der2'^nTppe mit dem Rande des Brustbeins bildet Die Ebene des Ostiumsist schief n^cIhT^Conus arteriosus liegtentsprechend dem Sternalansatze des 3. Knorpels, und der Stamm clerPulmonalis gerade_jnnter dem Ansätze des 2. Knorpels, von wo aus ersich Eiit~f!oFiz^ntal mdieTiefe des^^rusteaimies einsenkt. — Daslinke Ostium arteriosum befindet sich hinter dem rechten Ostium.aber etwas weiter unten, daher dem 3. Knorpel näl^jund tiefer imBrustraume. Seine Ebene steht ebenfalls~^chteX~^alier etwas nachrechts geneigtDie beiden Ostia venös abliegen gewöhnlich in einer Ebene, welcheaus clem 4. rechten Intercostalraum über die J^ei^sjnil;te_weg^Jn^den3. linken Intercostalraum übergeht Die Mitte des rechten venösenOstiums fällt daher in die Mitte des Horizontes des Brustbeinansatzesdes 4. Rippenpaares, während das linke Ostium venosum dem 3. Intercostalraumentspricht und daher ober dem rechten venösen Ostium undunter den beiden arteriellen Ostien, zugleich aber auch tiefer im BrustraumeliegtDie obere Brustapertur und der obere Theil des Mittelfellraumes.Bei der Darstellung dieser Gegend sollen nebst dem ersten Rippenreifund dem entsprechenden Stücke des Manubrium sterni auch nochdie Pleurakuppeln erhalten werden, weil diese die seitlichen Begrenzungendes annähernd trichterförmigen Raumes bilden. Im Hintergrundedesselben befindet sich die Reihe der Wirbelkörper vom 7. Halsbiszum 3. Brustwirbel, dann das symmetrische Dreieck, welches dieScaleni mit dem Longus colli däHteTTen"""An dem abgenommenen Stücke des Brustbeines beachte man denLauf der Arteriae und der Venae mammariae internae, wie dieselben in


Die obere Brustapertur und der obere Theil des Mittelfellraumes. 669einem kleinen Abstände vom Rande des Brustbeines abwärts ziehen,anfangs frei vor cler Pleura, später, vom 3. Intercostalraum angefangen,von clem Triangularis sterni bedeckt.Vor Allem ist die Ausdehnung der Pleurakuppel uncl cler austretendeLungenscheitel, der sogenannte Halstheil der Lunge, zubeachten. Derselbe geht nicht über den ersten Rippenreif hinauf unclkommt nur deshalb in den Bereich des Halses zu liegen, weil sich dieEbene der oberen Brustapertur schief nach vorne abdacht; die Höhedieses ganzen Lungenstückes wird daher gerade nur so viel betragen,als der verticale Abstand des Köpfchens der ersten Rippe vom Knorpelderselben, also nicht mehr als 35 Cm. Ober ihm ziehen clie Scaleniponvergirend nach oben und cler Sternocleidomastoideus schief zurMitte herab. Ueber die Pleurakuppel ist in frontaler Richtung clerBogen der Arteria subclavia gelegt, welche nicht selten in die Lungeeine Furche gräbt; über clie vordere Wand der Pleurakuppel steigt clieMammaria interna und der Nervus phrenicus in den Mittelfellraum. Dader Scheitel der Pleurakuppel hinten an den Hals cler 1. Rippe nurdurch lockeres Bindegewebe angelöthet ist, so bildet sich dort einkleiner Raum, der nach oben in den Raum des früher bezeichneten,zwischen clem mittleren Scalenus und dem Longus colli befindlichenDreieckes übergeht. In diesem Räume, also unmittelbar hinter demScheitel der Pleurakuppel, findet man den Truncus costocervicalis, denüber den Hals der 1. Rippe zum Plexus brachialis aufsteigenden erstenBrustnerven und das erste Brustganglion des sympathischen Grenzstranges.— Man kann annehmen, dass das sogenannte Halsstück clerLunge dem medialen Viertel der Clavicula, also dem unteren Ansätzedes Kopfnickers entspricht.Das erste Gebilde, welches man im Mittelfellraum unmittelbarhinter cler Handhabe des Brustbeins antrifft, ist die Thymus; ihre geschiedenenLappen reichen beim~Kinde bis auf den Hals hinauf unclbis unter den 3. Rippenknorpel auf den Herzbeutel herab. Nur dann,wenn die Mittelfellplatten auch hinter clem Manubrium sterni mit ihremAnsätze bis zur Mitte vorrücken, bekommt die Thymus vorne einenserösen Ueberzug und ausnahmsweise, wie der Herzbeutel, eine zumSternum ziehende gekrösähnliche Pleurafalte.Nach Entfernung cler Thymus, oder ihres bindegewebigen Restestreten die grossen Venenstämme und das obere Ende des Herzbeutelsheraus. Die Vena cava superior erstreckt sich entlang dem rechtenRande des Brustbeines vom 1. Rippenknorpel bis in den 2. Intercostalraum;oben liegt sie ziemlich nahe an der Brustwand, unten tritt siemehr von derselben zurück; hinter dem 2. Rippenknorpel nimmt siedie Vena azygos auf. Von ihren Wurzeln, den beiden Venae anonymae,geht die rechte steil, die linke schief hinter der oberen Hälfte derHandhabe des Brustbeins aufwärts zum Angulus venosus, der beiderseitsgerade hinter dem Sterno-Claviculargelenk liegt. Auf clem Wegezur Cava berührt die linke Anonyma auch die linke Pleura und nimmtda clie Venae mammariae und nicht selten eine Hemiazygos accessoria auf;hinter cler Mitte des Brustbeines vereinigt sich mit ihr die Vena thyreoideaima, welche sich aus dem Geflechte cler vor cler Luftröhre absteigendenVenae thyreoideae gesammelt hat. Die Vena subclavia erreicht


670Die 0Dere Brustapertur und der obere Theil des Mittelfellraumes.die Brustapertur, indem sie die erste Rippe vor dem Scalenus anticuskreuzt, die Jugularis, indem sie senkrecht vor der Carotis absteigt.Hinter den Venen liegt der Bogen cler Aorta; sein Scheitelreicht beinahe bis an die Incisura jugularis sterni; seine Krümmungs-Fläche ist etwas windschief gebogen und liegt diagonal im Brustraum,:'-von rechts und vorne nach links und hinten. Die aufsteigende Aortaliegt daher nahe der vorderen Brustwand, und zwar in einer Linie,welche in der Höhe des 2. Zwischenrippenraumes in der Mittelebene ;beginnt und zum Ansätze des 1. rechten Rippenknorpels reicht. Dieabsteigende Aorta befindet sich ganz hinten und beginnt an derlinken Seite des 4. Brustwirbelkörpers. Der Ursprung der schief nachrechts abgehenden Arteria anonyma fällt so in die Mitte des Leibes,class die untere Hälfte der linken Wand noch in die linke Leibeshälftezu liegen kommt; knapp an ihr geht die Carotis sinistra und erst ineinigem Abstände von dieser, also tiefer im Raum der Brust, die Subclaviasinistra ab. Die Vertheilung der Aeste des Bruststückes der Subclaviaist auf S. 469 geschildert worden.Wenn man linkerseits die Luftröhre und Speiseröhre nach rechtsvorschiebt und die Blutgefässe mit ihrer Gefässscheide nach links zieht,darauf das lockere Bindegewebe zwischen beiden vorsichtig trennt, sokann man oft genug schon in der Höhe des 1. Brüstwirbels und imAnschlüsse an die Fascia praevertebralis den Ductus thoracicus wahrnehmen;eine vorausgegangene Injection wird die Auffindung desselbenerleichtern. Grosse Schwierigkeiten macht die Aufsuchung des Ductuslymphaticus dexter.Links neben der Aorta trifft man den Stamm cler Arteria pulmonalis.Bei offenem Thorax scheint es, als ob das Gefäss mit derAorta in derselben Ebene emporsteige; dies ist aber nicht der Fall, daes in Wirklichkeit bereits am 2. linken Rippenknorpel in die Tiefe desBrustraumes eindringt und sich in der Ebene des 1. Intercostalraumesin seine zwei Aeste spaltet. Die Aeste gehen in frontaler Richtung, ungefährin der Mitte des sagittalen Brustdurchmessers aus einander. Diediagonale Lage des Aortenbogens und der rein frontale Abgang derAeste der Pulmonalis bringen es mit sich, dass die rechtePulmonalishinter der aufsteigejiclen._Aorta__.und hinter der_Cavji^ hinwegziehtdie linke aber vor der absteigenden Aorta die Lungenwurzelerreicht. Aus dem Spaltungswinkel der Pulmonalis geht das Ligamentumarteriosum, der Rest des Ductus arteriosus, hervor; es heftetsich erst jenseits des Abganges cler Subclavia sinistra an den Aortenbogen an. *Hinter der Aorta und Pulmonalis liegt die Trachea mit denzwei Bronchi; ihr Theilungswinkel fällt zumeist in die Ebene des 2. Inter-"•ostalraumes, dochTTegf cTeraellle~tIefef Im BVüsträumelils derTFelluhgs-.winkel der Arteria pulmonalis, weil die Trachea der in der Brustaperturnach hinten ausgebogenen Wirbelsäule folgt. Die Bronchi ziehenparallel mit den Aesten der Pulmonalis, aber hinter ihnen zur Lunge,stehen also ganz in demselben Verhältnisse zu der auf- und absteigendenAorta, wie die Lungenarterien. Nur in Betreff des Bogens ergibt sicheine Verschiedenheit. Während nämlich rechterseits die Lungenarterieunter dem Bogen der Aorta wegschreitet, weil sie von einem ganz


Der hintere Mittelfellraum. 671vorne liegenden Stamm kommt, macht linkerseits der Bronchus diesenWeg unter dem Bogen, weil er von der ganz hinten liegenden Tracheaabgeht. Der Bogen der Aorta ist daher linkerseits über den Bronchus,rechterseits über clie Pulmonalarterie gelegt. Zu beachten ist noch dieUeberkreuzung des unteren Stückes der Trachea durch die Arteriaanonyma und die Ueberkreuzung des rechten Bronchus durch den Bogender Vena azygos.QanzLnn._oter^WiriieMjilfi_^teigt die Speiseröhre in die hintereAbtheilung des Mittelfellraumes herab; sie ist etwas nach links verschoben,ragt daher neben der Trachea hervor, kreuzt weiter unten dieWurzel des linken Bronchus, kommt aber dennoch, wenigstens anfangs,auf die rechte Seite der absteigenden Aorta zu liegen:Die Nerven, welche die obere Brust-Apertur durchsetzen, sind inzwei Lagen geschichtet Zwei Nerven, cler Vagus und Phrenicus, steigenzwischen den Arterien und Venen herab, der dritte, der sympathischeGfrenzstrang, unmittelbar an der Wirbelsäule, also hinter sämmtlichengenannten Gebilden.Der Phrenicus verlauft schräg_über clie vordere Fläche desScalenus anticus _und dringt hinter der entsprechenden Vena anonyma,stets an die Mittelfellplatte geheftet, in den vorderen Mittelfellraum einund geht an der Seite des Herzbeutels, somit vor dem Lungenstiele, zumZwerchfelle herab.Der Vagus kreuzt in der Brust-Apertur hinter dem Venenstammerechterseits die Subclavia, linkerseits aber erst den Bogen der Aorta, anden er zwischen Carotis und Subclavia absteigend gelangt. An diesenKreuzungsstellen löst sich von ihm der Nervus laryngeus inferior; rechterseitsumschlingt derselbe die Subclavia, linkerseits den Bogen clerAorta uncl zwar lateral von der Anheftungsstelle des Ligamentum arteriosum.JDarauf treten beide Nerven, indem sie aufsteigen, in die Furchezwischen Oesophagus und Trachea ein. Aus der verschiedenen Höhe desUrsprunges ergibt sich cler Grund für die grössere Länge des linkenLaryngeus inferior. Nach Abgabe dieses Astes zieht cler Vagus an diehintere Fläche des Bronchus, wo er die Nervi bronchiales abgibt; rechterseitskommt er daher unter den Bogen der Vena azygos zu liegen.Der sympathische Grenzstrang zieht hinter der Pleura-Kuppel herabund quillt hinter derselben als Ganglion cervicale inferius und Ganglionihomcicum supremum auf. In dieser Gegend sind auch die Rami cardiaciaus dem Vagus und aus den Ganglien des Grenzstranges zu suchen, diezum Aortenbogen gehen, dann die Ansa Vieussenii, welche die rechteSubclavia umschlingt.Der hintere Mittelfellraum.Der hintere Mittelfellraum wird von den hinteren Abschnittenjlerpheiden Mittelfellplatten begrenzt, nämlich von jenen Stücken derselben.welche von der Wirbelsäule zur Lungenwurzel, ziehen. Der Raum istvom 4. Brustwirbel angefangen sehr schmal, da die Blätter beinahe ganzvorne von den Wirbelkörpern abgehen, und gewinnt nur in der EbeneBer Lnngenstiele etwas an Breite; er ist auch nicht tief, da die Lungenwurzelnziemlich nahe an die Wirbelsäule gerückt sind und schärft sich


672 Der hintere Mittelfellraum.unten, wo er an die längs der Wirbelsäule absteigenden Schenkel desZwerchfells herantritt, noch mehr zu. Der Hiatus oesophageus und clerHiatus aorticus des Zwerchfells vermitteln seine Communication mit demRetroperitonealraume.Der hintere Mittelfellraum enthält als grössere Gebilde den Oesophagus,die Aorta descendens und den Ductus thoracicus; erwird aber nur vom Milchbrustgang seiner ganzen Länge nach durchzogen,weil die Aorta, die unten zwar bis an sein Ende reicht, erst am viertenBrustwirbel in ihn eintritt, und weil der Oesophagus bereits früher, nämlichin rter RhAnA rtes Q Rrnst.wirhpls wo rter Hiatus Oesophagus Hegt,seinen Ausweg in die Bauchhöhle findet Die anderen Gebilde, dieman noch als Inhalt des hinteren Mittelfellraumes beschreibt, sind entweder,wie clie Vena azygos und die Vena hemiazygos, bis an dieGrenze des Raumes, nämlich an die Abgangslinie der Mittelfellplattenvorgeschoben, oder, wie der Grenzstrang, noch darüber hinaus bis anclieRippenköpfchen verlegt, so dass man namentlich den letzteren nichtmehr eigentlich als dem hinteren Mittelfellraume angehörig betrachtenkann; eben so wenig clie Zwischenrippengefässe, die mit der Aortaund Azygos in Verbindung stehen uncl über die Seiten der Wirbelkörpergelegt sind, und noch weniger die Zwischenrippennerven,welche erst hinter den Wirbelkörpern die Intercostalräume betreten. Dieletztgenannten Gebilde liegen daher unmittelbar hinter der Pleuracostalis und können, wenn das subseröse Bindegewebe nicht vielFettgewebe enthält, ohne weitere Präparation zur Ansicht gebrachtwerden.Wenn man sich anschickt, von der linken Seite aus in den Mittelfellraumeinzudringen uncl zu diesem Zwecke die Lamina mediastinalis ablöst,versuche man die zwei Muskelbändchen darzustellen, welche dem Oesophagusneue Fasern zuführen. Das eine dieser Bändchen ist der« Musculuspleurooesophageus, der ungefähr am 6. Brustwirbel an der Pleura, haftet,das andere ist der MUSCUIMSHWO^^weiter oben liegtTnTcT^vcm~°^eTnbrinteren häutigen Wand des linken Bronchus seinenUrsprung nimmt.Die absteigende Aorta liegt anfangs auf der linken Seite derBrust-.wirbelkörper und ist theilweise von cler Pleura costalis bekleidet; dann_tenkt sie auf die vordere Fläche der Brustwirbel ab und steigt, vonjrmte^ stets längs der Medianlinie herab. Von ihrer hinteren Peripherietreten die Arteriae intercostales ab, und hinter ihr ziehen die linken Venaeintercostales und der Verbindungsast der Hemiazygos quer über dieWirbelsäule nach rechts zum Stamme der Azygos. Weiter von ihrentfernt, ganz nach rechts an die Mittelfellplatte verschoben, zieht clieAzygos empor.Nachdem der Oesophagus den linken Bronchus überkreuzt hatgelangt er dicht an die Aorta, anfangs auf die rechte Seite derselben,dann aber vor lnl^ejbe~lma^etwas nach linksab, weil der Hiatus oesophageus nicht genau median vor dem Hiatusaorticus, sondern schon links neben cler Mittelebene liegt. Im Ganzenwindet sich daher der Oesophagus in einer langgestreckten Tour um dievordere Fläche der Aorta von rechts nach links. Der Oesophagus istdas Leitgebilde der Chordae oesophageae des Vagus, die hinter den


Topographie der oberen Gliedmassen. 073Luftröhrenästen an ihn herankommen und ihn in der bekannten Weiseumstricken.Hinter der Aorta betritt der Ductus thoracicus durch den Hiatusaorticus die Brusthöhle^ zwischen der Aorta und cler Azygos erreichter den 4. Brustwirbel, wendet sich darauf hinter dem Oesophagus nachlinks, um in der oben beschriebenen Weise durch die obere Brust-Apertur auszutreten.In Betreff des sympathischen Grenzstranges ist nur nochhinzuzufügen, dass die von ihm abgehenden Wurzeln der Nervi splanchnicischief übgrjiie.Seitenflächen, der Wirbelkörper verlaufen und daher diegenannten Nerven selbst vor ihm gelegen sind und auch vor ihm dieZwerchfellschenkel durchsetzen, um in die Bauchhöhle überzutreten. DieDarstellung der Rami communicantes hat keine Schwierigkeiten; sie sindkürzer oder länger, je nach dem Abstände des Grenzstranges von dembetreffenden Foramen intervertebrale.Topographie der oberen Gliedmassen.1. In der Schultergegend ist nur eine grössere Arterie, clie Circumflexahumeri posterior und nur ein Nerve, der sie begleitende Axillaris,besonders bemerkenswerth. Sie treten durch die Lücke, welche derlange Kopf des Triceps mit dem Humerus bildet (laterale Achsellücke),auf die hintere Fläche des Knochens, umschlingen denselben und dringenin die untere Hälfte des Deltoideus ein. Die viel kleinere Arteria circumflexahumeri anterior umgreift den Oberarmknochen hinter dem Caputcommune des Biceps und Coracobrachialis.2. Die Wände der Achselhöhle sind bereits auf S. 222 beschriebenworden; ihr Inhalt ist auf zwei Wegen leicht zugänglich: von vorneunter dem Schlüsselbein und von unten durch die Achselgrube.a) Bei der Präparation der Regio infraclavicularis soll der Armetwas abgezogen, der Schultergürtel aber an den Brustkorb angedrücktwerden. — Nach Besichtigung der oberflächlichen Gebilde, desPlatysma, der Nervi supraclaviculares und der im Sulcus deltoideopectoralisverlaufenden Vena cephalica, trage man die Clavicularportiondes Pectoralis major ab, besehe die Fascia coracoclavicularis, die Hülledes Musculus subclavius, und suche die unter diesem Muskel austretendenArteriae thöracicae anteriores mit den gleichnamigen Venenund Nerven auf. Die genannten Gebilde leiten direct durch die schieflateral aufsteigende, ober dem Pectoralis minor befindliche Muskellückein die Tiefe zu den grossen Gefässen uncl Nerven der Achselhöhle.Unter dem Schlüsselbein sind die Stränge des Plexus brachialisnoch in einem dicken, lateral und oben von der Arterie liegendenBündel zusammengefasst, so dass sich das gegenseitige Lagerungsverhältnissdieser Theile noch ganz so darstellt wie in der Fossa supraclavicularis.Die Richtungslinie der mitten zwischen der Vene und denNerven liegenden Arterie entspricht ziemlich genau dem Verlaufe der^Fleischfasern der Pars clavicularis des Pectoralis major.Hinter clem Pectoralis minor ändert sich das topische Verhältnissder Arterie; sie schmiegt sich der lateralen, von den Armmuskelngebildeten Wand der Achselhöhle an und wird von dem inv. Langer-T'oldt, Anatomie. 5. Aufl. 43


674 Topographie der oberen Gliedmassen.drei Bündel getheilten Endabschnitt des Plexus brachialis umlagertEines dieser Bündel bleibt an der Schulterseite des Gefässes, ein zweitesrückt an die hintere Seite desselben und ein drittes kommt, nachdemes die hintere Seite gekreuzt hat, an die Brustseite zu liegen. Dadurch,dass der Nervus medianus im medialen und lateralen Bündel je eineWurzel fasst, wird der Nervenkranz um die Arterie geschlossen underhält der genannte Nerve seinen Platz vor der Arteria axillaris. DieVene bleibt auch hier ohne unmittelbare Beziehung zu den Achselnervenund zieht längs der Brustwand hinauf.Unter dem Pectoralis minor findet man nach Abtragung dervorderen Wand der Achselhöhle zuerst die Gruppe der Nodi lymphatici axillares,dann Arterien und Venen der Brustwand, unter diesen die Mammariaeexternae posteriores, deren Endäste die Milchdrüse an demlateralen Rande betreten; ferner den Nervus thoracicus longus fürden Serratus anticus, dann den Nervus cutaneus brachii medialis mitseiner doppelten Wurzel. Näher clem Arme trifft man die Vena axillarisund die von den bereits geordneten Armnerven umlagerte Arteriaaxillaris. Lateral von derselben verlauft längs des Musculus coracobrachialisder Nervus musculocutaneus, vor der Arterie liegt derMedianus, medial von derselben der Nervus cutaneus antibrachii medialisund der Nervus ulnaris, endlich in der Tiefe, hinter der Arterie clerNervus radialis mit dem Nervus axillaris. Man beachte bei dieser Präparationden Austritt des Nervus axillaris und der Arteria circumflexahumeri posterior durch die laterale Achsellücke, dann den Verlauf desNerven für den Latissimus dorsi mit der Arteria subscapularis entlangdem Rand des Schulterblattes und den Austritt der Arteria circumflexascapulae durch die mediale Achsellücke.b) Bei der Präparation der Fossa axillaris von unten her mussder Arm abgehoben werden, jedoch nicht viel über einen rechtenWinkel, weil sonst der nach innen austretende Kopf des Humerus dasGefäss- und Nervenbündel zu stark verdrängen würde. Einer zugrossen Spannung der Gefässe und Nerven begegne man durch Beugungdes Ellbogengelenkes. Die Eröffnung des Raumes geschehe durch Abtragungeines Hautlappens, den man durch einen längs der vorderenAchselfalte geführten Schnitt begrenzt und nach hinten zu abpräparirt.Der kleine, quer über die Sehne des Latissimus dorsi ziehende Nerve,den man sogleich unter der Haut findet, ist der Cutaneus brachiimedialis.Durch die Achselgrube ist nur das untere Drittel der Arteria axillariszugänglich; trotz der anders gelegenen Zugangspforte wird man sieaber doch im Wesentlichen so wie bei der Präparation von vorne gelagertfinden.Die geringen Unterschiede des Befundes werden dadurchbedingt, dass hier statt der Vena axillaris bereits ihre Wterzeln, dieVenae brachiales und die Vena basilica, vorkommen, dass ferner derNervus axillaris nur schwer erreichbar, und der Nervus musculocutaneusbereits in den Musculus coracobrachialis eingedrungen ist. Das ganzeGefäss- und Nervenbündel streicht neben dem Coracobrachialis herab.Das oberflächlichste Gebilde, welches gleich nach Ausschälung derLymphknoten zum Vorschein kommt, ist die Vena basilica; neben dieserliegt der Nervus cutaneus antibrachii medialis und hinter ihr der Nervus


Topographie der oberen Gliedmassen. 675ulnaris. Neben dem Musculus coracobrachialis zieht der Nervus medianusherab, hinter diesem die Arteria axillaris und ganz in der Tiefe derNervus radialis. Die Arterie ist daher ebenfalls ganz von Nerven umlagert;da dieselben aber parallel mit ihr verlaufen, so hält es nicht schwer,sie aus der Mitte derselben herauszuholen. Ein Hautschnitt unter demRande des Pectoralis major, neben dem Coracobrachialis, führt ganzsicher zu ihr. Das erste Gebilde, das man in der Tiefe des Schnittesantrifft, ist der Nervus medianus. Durch Beseitigung desselben legt manclie Arterie bloss.3. Der Oberarm leitet die Arteria brachialis mit ihrer Vene, diezwei längsaufsteigenden Hautvenen und die sechs geordneten Armnerven.Die wichtigste Lagerstätte bildet der Sulcus bicipitalis medialis,der seiner ganzen Länge nach die Arterie mit zwei tiefen Venen undden Nervus medianus leitet. Es liegen zwar in demselben noch die Venabasilica, der grössere Hautnerve und der Nervus ulnaris; diese entfernensich aber im Absteigen immer weiter vom Biceps und von der Arterie,so dass der Ulnaris bereits unter der Mitte des Armes das Septumintermusculare mediale durchbricht und in die Kapsel des Tricepsgelangt; die Vene und der Hautnerve aber durchbohren ober dem Ursprungdes Musculus pronator teres clie Fascia brachii, um subcutanweiter zu verlaufen. Die Vena cephalica findet sich am lateralen Randedes Biceps, der Nervus musculocutaneus zwischen dem Biceps undBrachialis internus, der Nervus radialis hinter dem Oberarmknochen inder Kapsel des Triceps.Die sicherste Methode, die Arteria brachialis aufzusuchen, istfolgende: Man dringe an dem medialen Rande des Biceps durch dieHaut und Fascie in die Beugerkapsel ein, und löse das Fleisch desBiceps von der medialen Kapselwand ab, die hinreichend durchscheinendist, um den Nervus medianus durchblicken zu lassen. Ein Einschnitthinter demselben führt unmittelbar auf die Arterie. — Den unterenLauf des Nervus ulnaris bezeichnet eine Linie, welche vom medialenEpicondyl auf den Processus coracoideus zielt. — Den Nervus radialisfindet man oben von der medialen Seite her zwischen den noch nichtvereinigten Köpfen des Triceps, unten zwischen den Ursprüngen desMusculus brachialis internus und des Brachioradialis, in clem Sulcus•cubitalis radialis.Bei der Aufsuchung der Arteria brachialis beachte man die nicht seltene Abweichungdes Nervus medianus, die darin besteht, dass der Nerve lateral dieArterie umgreift und dann hinter dieselbe zu liegen kommt. Dies ist in der Regeldann der Fall, wenn der Nerve noch ein Nachtragsbündel von dem bereits hinterdem Biceps befindlichen Nervus musculocutaneus aufnimmt, oder wenn die beidenWurzeln des Medianus nicht den Stamm der Arteria axillaris, sondern einenmanchmal vorkommenden gemeinschaftlichen Zwischenstamm für die arteriellenZweige des Oberarmes (vergl. S. 474) umfassen. Ferner beachte man den möglichenFall einer hohen Theilung der Arteria brachialis und das dadurch bedingteVorkommen zweier Arterienstämme. Geschieht die Theilung weiter unten, so liegenbeide Stämme hinter dem Medianus, geschieht sie aber ganz oben, so findet man das'Hauptgefäss hinter dem Nerven, und die höher entstandene Vorderarmarterievor demselben. Ist das Gefäss eine Radialis, so zieht es unmittelbar neben demBiceps herab, ist es aber eine Ulnaris, so schmiegt es sich mehr dem 43* Pronatorleres an.


676 Topographie der oberen Gliedmassen.4. Die Beugeseite des Ellbogengelenkes, deren anatomische Zusammensetzungauf S. 224 beschrieben worden ist, beherbergt denSpaltungswinkel der Arteria brachialis und leitet mit Ausnahme desNervus cutaneus brachii medialis, der hier endigt, und des Nervusulnaris, der hinter den medialen Epicondyl ablenkt, alle anderen Nervendes Oberarms; dazu kommen noch die oberflächlichen Venen.Bei der Präparation beachte man zunächst die subcutanen Venenund Nerven: Im Sulcus cubitalis radialis die Vena mediana cephalicaund den Austrift^eiTIervus muscliDjcute,; S AI TA"dei..Sfilmiu-dß6--Bicep»; uW^m^^m^Ml^^M!W^en^.medianabasilica und die sie überkreuzende Astfolge des Nervus cutaneus antibrachnmedialis ;"Tn~d^Fc^^ der oberflächlichen 1mlirlfe^^ — Näcn^^Rtragung^^^TFascia cubitaIls~findet ,man, incTer~Tiefe des Sulcus cubitalis radialis eingebettet, oben denStamm, weiter unten die Theilung des Nervus radialis in den Ramusprofundus und superficialis, und in der Fossa cubiti die Theilung clerArteria brachialis; an der medialen Seite der letzteren liegt der Nervusmedianus. Der Theilungswinkel der Arterie entspricht genau dem Halsedes Radius, liegt also unter der Gelenklinie. Der dünnere Ast der Arteriabrachialis, der von hier aus in den Sulcus radialis des Vorderarmsablenkt und oberflächlicher liegt, ist die Arteria radialis, der stärkere,cler in den Canalis cubitalis eintritt, ist die Arteria ulnaris. Bei hoherTheilung der Brachialis wird die Arteriengabel im Ellbogenbuge vonder Ulnaris und Interossea dargestellt. Bei der Aufsuchung der Arteriebegegnet man dem Nervus medianus nicht mehr, weil derselbe im Absteigenbereits näher an den Pronator teres gekommen ist.5. Von den oberflächlichen Gebilden des Vorderarms sindnebst den bekannten Hautvenen auch die Durchtrittspunkte der Hauthervendurch die Fascia antibrachii zu beachten, insbesondere im unterenDrittel neben dem dorsalen Rande des Brachioradialis der Austritt desoberflächlichen Astes des Nervus radialis, auf der Palmarseite jener derHautäste des Medianus und Ulnaris.Die Lagerstätten der zwei grossen Arterien des Vorderarms sinddie bekannten zwei Vorderarmrinnen.—-Der Sulcusradialis schjiesst"die Arteria radialis ein, an welche sich aber nurcnien*1le7cH^Astcles^erVTTs' radialis anschliesst. Da die Rinne durchaus offen ist, so istdie in sie eingebettete Arterie ihrer ganzen Länge nach bis herab zumProcessus stiloideus radii zugänglich. — Der Sulcus ulnaris beherbergt,die Arteria ulnaris, und an deren TTlnarsAit.A^^J^Arj^ ulnaris'. Frnimmt die ArteTte-'aus dem Canalis (ürTn^tffiT^^die Lücke.,zwischen den pesohiftdftnp.n Köpfend ftsIftTise^^ulnaris. Die beiden Gebilde liegen daher im oberen Drittel des Vorderarm§~"nochin einigem Abstand von einander und treten erst naheder Mitte des Vorderarms zusammen. Da ferner das Caput communeder palmaren Vorderarmmuskeln oben schief über die Arterie wegschreitet,so wird diese erst in der Mitte des Vorderarms leicht zugänglich,von da an, wo sich der oberflächliche Fingerbeuger vomMusculus flexor carpi ulnaris scheidet. — Der Nervus medianus, derdurch den Canalis cubitalis zwischen den oberflächlichen und den tiefenFingerbeuger eindringt, wird ebenfalls erst unten, ober der Mitte des


Topographie der unteren Gliedmassen. 677Handgelenkes, zwischen den bereits geschiedenen Sehnen der Fingerbeugerzugänglich. Besteht eine Arteria mediana, so ist sie unter denselbenVerhältnissen darstellbar. — Von der Arteria interossea palmaris ist dasuntere Stück ober dem oberen Rande des Pronator quadratus nichtschwer zu finden. An die kleinere Interossea dorsalis und an denMuskelast des Nervus radialis für die dorsale Muskelgruppe gelangtman durch jene Furche an der Streckseite des Vorderarmes, aus welcherdie Bäuche der dorsalen Daumenmuskeln an die Oberfläche treten.6. An der Handwurzel findet sich auf der Palmarseite dieArteria ulnaris und der Nervus ulnaris; sie streichen radial neben demErbsenbein vorbei und werden weiter unten vom Musculus palmarisjflrWis, bedeckt. — Wenn die Arteria radialis einen stärkeren Ramuspalmaris zum oberflächlichen Hohlhandbogen sendet, so findet man ihnneben der Eminentia^ carjp^j^Ljdia|is, meistens bedeckt durch einige" Bündel des Abductor pollicis. — DjrJ£c^m-medianus gelangt mittelenSehnen der Fingerbeug^^d^^ —Der Stamm der Arteria radialis ist im Grunde der Foveola radialiszwischen den Sehnen der zwei besonderen Daumenstrecker zu finden.— Auf der Dorsal fläche der Handwurzel liegen alle grösseren Gefässeund Nerven subcutan: rac^^dte^J^miLjdem-4£a^^radialis, welches unter der Sehne des- Brachioradialis hervorkommt: ulna7_n^epst rjen Vfmep d^r R,ückenast,dp« N ftT>v11s lllpaj.H der untern^Ib^atesCapitulum ulnae clie Fasciedurchbohrt.7. Die Schichtenfolge der Mittelhand ergibt auf der Palmarseiteunter der Fascie den oberflächlichen Hohlhandbogen, dann dieBeugesehnen mit den Musculi lumbricales; in den Metacarpalcanälenfindet man die Arteriae. digitales comjnjmes und die sie begleitenden! Zweige dejJ^mäjafflTOig un a *£»££*&• Darauf kommt man auf denAnsatz des Adductor pollicis an aem Mittelhandknochen des Mittelfingersund hinter diesem auf den tiefen Hohlhandbogen uncl auf dieVertheilung des tiefen Astes des Nervus ulnaris.8. An den Fingern liegen auf der Palmarseite neben denSehnenscheiden die Arteriae und Nervi digitales volares. Auf der Dorsalseitebefinden sicngrössere Veiieng^tecnte. welche sich mittelst kurzerStämmchen meistentheils in das Rete venosum dorsale, in manchenenenbogen der Mittelhand einsenken.Topographie der unteren Gliedmassen.1. Den Inhalt der dreiseitig begrenzten Fossa subinguinalis bildennebst den ansehnlichen Gruppen cn^^rTerflachlichen und tiefen Nodilymphatici subinguinales die Arterij^ejr^^der Nervus femoralis mit ihren Verzweigungen. Die Richtungslinie derArterie schliein^fr M, ate^"Grenze zwischen dem mittleren und medialenDrittel des Leistenbandes, welche so ziemlich der Mitte des Abstandesder Symphyse vom vorderen oberen Darmbeinstachel entspricht; an der"medialen Seite der Arterie liegt die Vene, lateral und anfangs durchHdie b"ascia iliaca von ihr geschieden, der Nervus femoralis. Alle diese\GeBTlde sind hier um so leichter zugänglich, als sie nur von Lymph-


678 Topographie der unteren Gliedmassen.knoten und von dem oberflächlichen Blatte der Schenkelfascie bedecktwerden.In einiger Entfernung vom Leistenbande entsteht aus der Femoralisdie vollwichtige oder, wenn einige Zweige derselben direct vonder Femoralis abgehen sollten, die verjüngte Arteria profunda femoris.Je tiefer die Abgangsstelle derselben liegt, desto leichter ist sie von dermedialen Seite des Flauptstammes aus zu erreichen. Unter allen Umständenliegt die Profunda tiefer als die Femoralis uncl um so mehr, jeweiter unten sie entspringt und je weiter sie in ihrem Verlaufe gekommenist. Die Arteria perforans prima verlässt die Grube unter demTrochanter minor. — Die aus einander tretenden Zweige des Nervusfemoralis durchsetzen die Aätfolge der Profunda. Die Anfangsstückeder Arteria epigastrica profunda und der Circumflexa ilium sind leichtunmittelbar hinter dem Leistenbande darzustellen.Von subcutanen Gebilden dieser Gegend sind nur kleine, vonVenen begleitete Arterienzweige für die Haut, für das Fettgewebe undfür die oberflächlichen Lymphknoten zu nennen, und zwar die Arteriaepigastrica superficialis, die Arteria circumflexa ilium superficialis unddie Arteriae pudendae externae. Die Beziehungen der Vena saphena magnazum Schenkelcanal, so wie dieser selbst sind bereits auf S. 252 beschriebenworden.2. Ueber die vordere Fläche des Oberschenkels verlauft imsubcutanen Bindegewebe, entlang dem medialen Rande- des Sar^torius, die.Xena^apin^na-jaaagja.a: ferner trifft man in der oberen Hälftedie unter dem Leistenbande austretenden Hautnerven, in der unterenHälfte, entlang der Vena saphena magna, den Nervus saphenus_minorTDer Stamm der Arteria femoralis liegt in der Furche zwischen der_Adductorengruppe und „dem,.Vastus,. internus.. bedeckt von dem schief'medial absteigenden Sartorius, in einer Linie, die von der Grenze desmedialen und mittleren Drittels des Leistenbandes auf den medialen.Schenkelcondyl zielt. Im Absteigen nähert sich die Arterie immer mehrdem Knochen, bis sie schliesslich durch den Adductorenschlitz, ungefähran der Grenze des unteren und mittleren Drittels des Oberschenkelsauf die hintere Fläche desselben übertritt. Das Leitgebilde bei der Aufsuchungder Arterie ist der Sartorius, welchem entlang der Hautschnittgeführt wird; nach Beseitigung desselben trifft man den Nervussaphenus .major der die Arterie bis zum ATITfucterenschlitz begleitet;nmter derselben liegt die Vena femoralis, Hie""a°üeTTmi^ufsteigenimmer mehr und mehr medial ablenkt, bis sie ^sich endlich in der Fossasubinguinalis an die mediale Seite der Arterie legt.3. In der Gesässgegend kommt man unmittelbar unter dem Glutaeusmaximus auf die Gefässe und Nerven. Eine Linie, welche~:KQnder Tuberositas ossis ilium,«nach unten zum Scheitel" des lateraLrotiirfrenTrodbjnj i er^.g-ezogfin„..wird r berührt etwas ober ihrer Mitte die Incisura,ischiadica major, an deren oberem Rande, oberhalb des Musculus piriformisdeTT*Stamm der Arteria glutaea. simeriox. und der gleichnamige Nervesichtbar wird. Eine zweite Linie, welche von der Tuberositas ossisilium herab zum Sitzknorren gezogen wird, schneidet unter ihrer Mitteden Sitzbeinstachel und trifft daher die Austrittsstelle des Nervusischiadicus, der Arteria glutaea inferior und des gleichnamigen Nerven;


Topographie der unteren Gliedmassen. 679sie bezeichnet ferner den Verlauf der Arteria pudenda communis, sowiedes entsprechenden Venen- und Nervengeflechtes, zugleich aber auchden Eintritt derselben in die Fossa ischiorectalis. Die genannten Gebildeumgreifen dabei die Spina ischiadica und sind daher an der lateralenSeite derselben sicher zu finden.4. Die hintere Seite des Oberschenkels enthält oberflächlichden Nervus .cutaneus femoris posterior und in der Tiefe, vom langenKopie des Biceps uberkreuzt, den Stamm des Nervus ischiadicus. Diearteriellen Zweige dieser Gegend liefern die Arteriae perforantes.5. Die Mittellinie der Kniekehle ist die Richtungslinie der folgendenGebilde. Ausserhalb der Fascie liegt in dieser Linie das Ende der Venasaphena parva und das Ende des hinteren Hautnerven des Oberschenkels.N^fib^ggaRung^der^Fascia poplitea trifft man t den,Nervus tibialis, vielfieies^urch Itettgewetismässen von ihm geschieden, die Vena Popliteaund vordieser, unmittelbar an dem Knochen und an der Gelenkskapseidie Arteria poplitea. Arterie und Vene sind durch kurzfaserigesBindegewebean~einan7JeP geheftet und daher schwer zu isoliren. DerNervus peronaeus begleitet den Musculus biceps femoris zum CapitulumFibulae.Die Aufsuchung cler Arterie in der bezeichneten Richtungsliniehat keine Schwierigkeiten. Ihr oberes, an dem Planum popliteumliegendes Stück kann man bei gebeugtem Knie auch durch die Lückeerreichen, welche der leicht tastbare Sehnenstrang der Adductoren mitdem Semitendinosus und Sartorius begrenzt.6. Ueber die hintere Fläche des Unterschenkels verlaufen subcutandie Nervi cutanei surae, die je einen Ast zur Erzeugung desNervus communicans surae abgeben. Der Nervus cutaneus surae medialisist mit der Vena saphena parva in eine Fascienscheide eingebettet undmitten zwischen den zwei Köpfen des Gastrocnemius zu finden.Die grossen Gefässe und Nerven sind von dem Soleus bedecktWird derselbe abgetragen, so findet man unter der Pforte des Canalis'popliteus die Theilungsstelle der Arteria poplitea. Der zuerst abgehendeZweig ist die Arteria tibialis antica; die obere Lücke der Membranainterossea bringt sie auf die vordere Fläche dieser Membran. Aus derGabelung des Stammes gehen clie Arteria peronaea, die sich längs derMuskelgruppe des Wadenbeins zum lateralen Knöchel begibt, und dieArteria tibialis postica hervor. Die letztere gesellt sich zu dem Nervus..tibialis, und beide ziehen längs des hinteren Schienbeinmuskels zum-Schienbeinknöchel herab. Wegen der Ansätze, welche der Soleus nochim Absteigen am Schien- und Wadenbein nimmt, sind die genanntenGefässe nicht früher zugänglich, als bis sich alle Fleischfasern in derAchillessehne vereinigt haben. Ein Einschnitt entlang dem medialen Randederselben, in der unteren Hälfte des Unterschenkels führt zur hinterenlSchienbeinarterie, welche hier sammt dem gleichnamigen Nervenzwischen dem gemeinschaftlichen Zehenbeuger und dem Beuger dergrossen Zehe absteigt.In der medialen Retromalleolargegend deckt der Nervus. tibialis die Arteria tibialis pjQsticajJbeide können in derselben durch einenSchnitt angegangen werden, cler den Knöchel umgreift. Man findet dieArterie hinter cler spulrunden Sahne clesJElexcniaügJixnu^^


680 Topographie der motorischen Punkte.sich leicht von der breiten, unmittelbar an dem Knöchel liegendenSehne des Tibialis posticus unterscheiden lässt. Die Sehne des Flexorhallucis liegt weiter zurück in dem Leitcanale, den die Furchen amhinteren Höcker des Sprungbeins und am Sustentaeulum tali bezeichnen.Wird der Schnitt bis an den Abductor hallucis fortgeführt, so erreichtman noch die Theilungsstelle der Arterie und des Nerven in die zweiAeste für die Fusssohle.7. In der Sohle des Fusses werden durch die Abtragung der Fasciaplantaris und des Flexor digitorum brevis die Gefäss- und Nervenstämmeim Bereiche der Fusswurzel frei gelegt. Zu beachten ist die Kreuzungder Axe der Sohle durch die lateralen Aeste derselben. Nach Entfernungdes langen Zehenbeugers und der Musculi lumbricales erscheint imBereiche des Mittelfusses der arterielle Gefässbögen. Einschnitte in dieSulci plantares führen direct zu den Hauptarterien und Nerven.8. Auf der vorderen Fläche des Unterschenkels und ihrer Fortsetzung,der Rückenfläche des Fusses, ist subcutan der Nervus peronaeussuperficialis mit seinen Verzweigungen und im ersten Metatarsalraumeder Endast des Nervus peronaeus profundus zu finden. Die Venasaphena magna kommt von der medialen Seite des Unterschenkels her,clie Saphena parva hinter dem lateralen Knöchel hervor auf den Fussrücken,Wo sie sich in einem Arcus venosus dorsalis, der die Venaedigitales aufnimmt, vereinigen.Unter der Fascie des Unterschenkels liegen, unmittelbar_aufder Membrana interossea, die Arteria tibialis antica und der Nervusperonaeus profundus. Oben findet man sie zwischen dem gemeinschaftlichen^h^nstfe^kef und dem vorderen Schienbeinmüskel, unten überkreuztvon cler Sehne des langen Streckers der grossen Zehe. Ein Einschnittam Fussrücken entlaag_dem lateralen Rande der gespanntenSehne des Extensor hallucis longus führt zur Arteria dorsalis pedis undzu"nfleTn^sTe""Tygg^Welche beide hier von dem zur grossen Zehe hinziehenden Bauch desExtensor digitorum brevis überlagert sind.Topographie der motorischen Punkte.Zum Behüte der Erregung der einzelnen Skeletmuskeln amlebenden Menschen durch elektrische Ströme, sei es zu physiologischenoder zu therapeutischen Zwecken, lässt man die Elektroden entwederauf den Nerven vor seinem Eintritte in den Muskel, oder wenn dieNerven sehr tief gelagert sind, auf den Muskelbauch selbst wirken,jedoch immer so nahe als möglich an der Eintrittsstelle des Nerven.Die günstigsten motorischen Punkte, die man theils durch Präparation,theils durch Versuche ermittelt hat, sind die folgenden:Für die Muskeln der Schädelhaube und des Gesichtes: Den Occipitalisund den Auricularis posterior reizt man am leichtesten vor dem Processusmastoideus; den Auricularis anterior und superior vor der Ohrmuschel,ober dem Pons zygomaticus; den Frontalis hinter dem Jochfortsatze des Stirnbeins;den Orbicularis oculi am vorderen Theile der Jochbrücke; den Zygomaticusam Jochbein, vor dem Ansätze des Masseter; den Nasalis ober demEckzahn, am Rande der Apertura piriformis; den Qradratus labii superioris•unter dem Margo infraorbitalis; den Orbicularis oris ober und unter dem Mund-


Topographie der motorischen Punkte. 681Winkel; den Buccinator in der Mitte des vorderen Randes des Masseter; denTriangularis an seinem hinteren Rande; den Quadratus labii inferioris amvorderen Rande des Triangularis; den Mentalis an der Seite des Kinnwulstes unddas Platysma am vorderen Rande.der oberen Hälfte des Kopfnickers.Von den Kaumuskeln sind nur folgende durch den elektrischen Strom zurContraction zu bringen: der Masseter an seinem oberen Drittel, hinter dem Processuscoronoideus; der Temporalis, indem man die Elektroden zugleich an seinenvorderen und hinteren Rand anlegt.Der Sternocleidomastoideus hat seinen motorischen Punkt in der Mitteseines hinteren Randes; der Trapezius im unteren Drittel seines lateralen Randes.Weiter unten trifft man die Reizpunkte des Rhomboideus, Serratus anticus,Supra- und Infraspinatus. Den Levator scapulae reizt man ebenfalls amhinteren Rande der Kopfnickers; die Pectorales im Mohrenheim'schen Dreieck;den Latissimus dorsi von der Achselhöhle aus, am oberen Rande des Muskels.Auf das Zwerchfell wirkt man durch den Nervus phrenicus unmittelbarhinter dem Kopfnicker, in einiger Entfernung von der Clavicula; den Obliquusabdominis externus kann man bündelweise an seinen Ursprungszacken reizen.Der motorische Punkt des Deltoideus liegt am hinteren Rande des Muskels,neben der Sehne des Latissimus dorsi; jener des Biceps und Brachialis internusam vorderen Rande des Ansatzes des Deltoideus. Die Stämme des Nervusmedianus und ulnaris lassen sich leicht in dem Sulcus bicipitalis medialis desOberarmes, der letztere auch hinter dem medialen Epicondyl reizen. Den Stamm desNervus radialis trifft man leicht hinter dem Ansätze des Deltoideus, ober demUrsprünge des Brachioradialis. Auf die Reizung dieser Nerven erfolgt Contractionsämmtlicher von ihnen versorgten Muskeln, zugleich aber auch Schmerz in ihrenHautbezirken.Der Pronator teres wird an seinem radialen Rande, am besten im oberenDrittel gereizt; die Reizpunkte des Flexor carpi radialis und Palmaris longusliegen in der Höhe der Fossa cubiti, an den ulnaren Rändern der Bäuche. Der Musculusflexor carpi ulnaris lässt sich nahe am Epicondyl, der Flexor digitorumsublimis am unteren Rande seines Bauches, neben dem Flexor carpiradialis reizen. Der Reizpunkt des Flexor digitorum profundus befindet sichober der Mitte des Vorderarms, zwischen dem Flexor carpi ulnaris und Palmarislongus; jener des Flexor pollicis unter der Mitte des Vorderarmes, in dem Sulcusradialis; jener des Brachioradialis ober dem Epicondyl im oberen Ende desMuskelbauches; jener der Extensores carpi radiales unter dem Epicondyl. DerNervus medianus ist ober dem Handgelenke neben dem Palmaris longus, derNervus ulnaris neben dem Erbsenbein leicht zugänglich.Den Nerven des Extensor digitorum communis trifft man in der Furche: zwischen dem Extensor carpi radialis brevis und dem Anconaeus; den des Extensordigiti quinti am ulnaren Rande des Extensor communis, nahe der Mittedes Vorderarms, den des Extensor carpi ulnaris ebendaselbst, jedoch etwasweiter oben. Der Abductor pollicis longus, der Extensor pollicis longusund brevis, lassen sich in der Mitte des Vorderarms, neben dem radialen Randeder Sehnen des Extensor digitorum reizen; der Extensor indicis proprius abererst neben dem ulnaren Rande desselben.Die motorischen Punkte der kurzen Muskeln des Daumens liegen an denAusätzen längs der Handwurzel; jene der Muskeln des kleinen Fingers unterdem Erbsenbein. Die Interossei dorsales lassen sich leicht an der dorsalen,die Interossei palmares aber nur schwer von der palmaren Seite aus reizen;eine Ausnahme macht der Adductor pollicis, der nicht schwer zwischendem Os metacarpale indicis und dem Metacarpale digiti medii zu erreichen ist.Von den Muskeln der unteren Gliedmassen hat der Sartorius seinenReizpunkt unter der Mitte des Leistenbandes; der Tensor fasciae unter der Spinai anterior superior; der Rectus femoris an seinem medialen Rande, ungefähr ander Grenze seines oberen und mittleren Drittels; der Vastus lateralis am lateralenRande des Rectus femoris, im oberen Drittel des Schenkels; der Vastus medialisin dem Winkel zwischen Sartorius und Rectus cruris; der Femoralis etwas tiefer,| ungefähr in der Mitte des Schenkels. Die Adductorengruppe kann in einer Linieil gereizt werden, welche vom Canalis obturatorius zum oberen Drittel des Gracilis zieht.Die Nerven der Hüftmuskeln sind schwer zugänglich, ganz leicht aberder Nervus ischiadicus in der Gesässfalte. Den Biceps, Semitendinosus und


682 Topographie der motorischen Punkte.Semimembranosus reizt man an ihren medialen Rändern, ungefähr an der Grenzezwischen dem oberen und mittleren Drittel des Schenkels. Das Caput brevebicipitis hat seinen Reizpunkt ober dem lateralen Schenkelknorren.Die Stämme des Nervus tibialis und Nervus peronaeus sind in derKniekehle leicht zu treffen; die Nerven der Köpfe des Gastrocnemius an den derKniekehle zugewendeten Rändern der Muskelbäuche. Den Soleus kann man durchAnlage der Elektroden an die Ränder des Bauches zur Contraction bringen. Vonden tiefen Muskeln kann nur der Flexor hallucis, und zwar am lateralen Randedes Ursprunges der Achilles-Sehne, getroffen werden.Die drei Muskeln der vorderen Seite sind leicht zu reizen; der Tibialisanticus und der Extensor digitorum longus an ihren lateralen Rändern, etwasunter der Tuberositas tibiae; der Extensor hallucis longus unter der Mitte derTibia, da wo die zwei ersteren Muskeln aus einander treten. Den Peronaeuslongus und brevis reizt man unter dem Capitulum fibulae, den Peronaeustertius aber erst ober der Fusswurzel, am lateralen Rande der Strecksehnen derZehen; den Extensor digitorum brevis am Kopfe des Sprungbeins.Den Abductor hallucis und den Flexor digitorum brevis trifft manunter dem Knöchel, am Grosszehenrande des Fusses, den Abductor digiti quintiam Kleinzehenrande, in der Mitte des Metatarsus und die Interossei dorsalesam Fussrücken.


"VI. Abschnitt.DIE SINNES-APPARATE.Die Sinneswerkzeuge sind, vom anatomischen Standpunkte betrachtet, nichts Anderes, als terminale Apparate sensibler Nerven,welche entweder unmittelbar in Oberflächen bekleidende Membranen, inHaut und Schleimhäute verlegt, oder aber mit eigenthümlichen Vorbauenversehen sind, deren Einrichtungen je nach der Beschaffenheitder adäquaten Sinnesreize verschieden sind. An diese letzteren sindeigene Schutzorgane und Bewegungsvorrichtungen angeschlossen,welche als accessorische Bestandtheile des betreffenden Sinneswerkzeugeszu betrachten sind.Der wichtigste Bestandtheil aller Sinneswerkzeuge, so complicirtdieselben auch gebaut sein mögen, ist doch immer der betreffendeSinnesnerv. Einzelne dieser Nerven sind anatomisch nicht zu sondern,weil sie in die Bahnen anderer Nerven aufgenommen sind, z. B. clieGeschmacksnerven; andere aber bilden eigene Stränge. Bemerkenswerth istclie Verschiedenheit der einzelnen Sinnes-Apparate hinsichtlich der Mengeder Nervenfasern, welche von gleich grossen Sinnesbezirken in Anspruchgenommen werden. Die Unterschiede lassen sich schon einigermassenaus dem Verhältnisse cler Dicke des Nerven zu der Grösse des betreffendenVertheilungsgebietes ermessen. Schon auf Grund des anatomischenBefundes lässt sich aussagen, class die Empfindungskreise clereinzelnen Fasern des Sehnerven verschwindend klein sind gegenüberdem Vertheilungsgebiet irgend einer Nervenfaser in cler Haut; in weitererSchlussfolge ergibt sich, dass clie Sonderung der Einzeleindrücke imAuge eine bei weitem schärfere sein muss, als in der Haut.Hinsichtlich der Endigungsweise cler Fasern der Sinnesnerven könnenclie Vater'schen uncl ähnliche Körperchen, wohl auch feine Geflechtevon Nervenfasern mit frei auslaufenden Fibrillen als terminale Nervenformationenin der Cutis (oder verwandten Gebilden) betrachtet werden(vergl. S. 532). In den anderen Sinnes-Apparaten aber sind die Endfibrillenmit eigenthümlichen Zellen, Sinneszellen, in eine gewisse Verbindunggebracht, mit Zellen nämlich, welche selbst epithelartig geordnetoder in clie epithelartigen Bekleidungen sensibler Apparate eingeschaltetsind uncl so den wesentlichen Bestandtheil cler Sinnesepithelienbilden.


684 Der Seh-Apparat. — Bestandtheile.«In Betreff der Vorbaue einiger Sinnesnerven lässt sich im Allgemeinennur so viel aussagen, dass sie theils aus Einstülpungen derKörperoberfläche, theils aus primitiven, mit dem Gehirn in Verbindungstehenden Bläschen hervorgehen, und zwar in Formen, welche sie, allerdingsnach manchen Umgestaltungen, auch später noch zeigen.Bestandtheile.A. Der Seh-Apparat.Der wesentlichste Bestandtheil des Seh-Apparates ist der Augapfel,Bulbus IJC^T^^^^em^lilrnlenden Sehnerven,das eigentliche Sehorgan. Sechs Muskeln drehen ihn arthrodischTiä'ciY allen^ihn, und die Thränenorgane, Organa lacrymalia, befeuchten ihn. Alledie genannten Gebilde treten zu einem Organ-Complexe zusammen,welcher in die Orbita aufgenommen ist und besondere Nerven- undGefässausbreitungen für sich in Anspruch nimmt.Der Augapfel ist eine annähernd kugelige Blase, die auf den Sehnervenwie auf einen Stiel aufgepflanzt ist; er schwebt nahezu unverschiebbarm^em~grÖssteh Qü^r^cnrnffie^'der knöchernen Augenhöhle,ringsum von Fettgewebe umlagert und ^ gestützt, und an vier, den"Wänden der Orbita entsprechenden Seiten von "je emem geraden, andem Umkreise des Foramen opticum entspringenden Muskel umgriffen.Er ist jedoch nicht vollständig in die T)rbita "anTgel^rnmen, da seingrösster Umfang nur wenig hinter dem Jochbeinrand des Orbitaleingangesliegt; der Augapfel tritt daher lateral so über den Orbitaleinganghervor, dass der horizontale Durchmesser des letzteren, welcher geradeauf die Mitte der Crista lacrymalis anterior gezogen wird," ihn etwa3 Mm. hinter dem Scheitel der Hornhaut durchsetzt, während der grösstesenkrechte Durchmesser des Orbitaleinganges den Scheitel der Hornhauteben berührt. Es ist daher beinahe die ganze vordere Hemisphäre desAugapfels an der Schläfenseite ungedeckt und von aussen leicht zugänglich.Während ferner die hintere Hemisphäre ziemlich nahe an dieAugenhöhlenfläche des Jochbeins gerückt ist, hält sich die Nasenflächeder vorderen Hemisphäre in grösserem Abstände von dem Thränenbeinund begrenzt mit diesem einen im horizontalen Durchschnitte dreieckigenRaum, welcher dazu bestimmt ist, einen Theil der ableitendenThränenwege in sich aufzunehmen.Die Mittelpunkte der beiden Augäpfel liegen ebenfalls nur annäherndin den Axen der ^ugenhöhlejiTeliereTwass lateraj^von^nselben;ebenso befindet sich der ^intHTf^punW"'cTes Sehnerven in_denAugapfel nicht an dem hinteren Augenpole, sondern nasenwärts_3 bis4 Mm. von dem letzteren entfernt, also an der medialen Hemisphäredes Augapfels.Die vordere Hemisphäre des Bulbus schmiegt sich unmittelbarden Lidern an und begrenzt mit denselben eine' taschenförniige, vornejdurch die Lidspalte geöffnete Bucht. In diesestülpt sich eine Fortsetzungder Cutis ein, zunächst die hintere Fläche der Lider und im weiteren


Der Seh-Apparat. — Bestandtheile. 685Verlaufe den vorderen Antheil des Bulbus bekleidend. Diese Membranverknüpft den Bulbus mitten Lidern und wird deshalb auch Bindehaut,Conjunctiva, genannt. Gleichwie der Augapfel durch diese Membranvorne eine neue Schichte bekommt, „ gewinnt er eine ähnliche auchhinten durch, eine dünne fibröse Haut, welche ihn von dem umgebendenFettgewebe der Augenhöhle^ ahprwi. Man nennt diese "MembranTenon'sche Kapsel, Vagina bulbi; sie wird von allen an den Bulbustretendejijilisj^^erstreckt sich,"fe3oc¥ganz aufgelockert,als sogenanntes episclerales Gewebe unter der ConjunctTvanTüwegbis an den Rand der Hornhaut. — — — — "•Genauere Ausmessungen der Grössenverhältnisse der einzelnen Axendes Augapfels ergaben, dass der grösste Durchmesser desselben in der queren,horizontalen Axe, der nächst grössere in der verticalen und der kleinste in dergeraden Axe liegt. Demzufolge lässt sich die Gestalt des Bulbus mit einemEllipsoide vergleichen.Nicht ohne Interesse ist die bereits Raphael bekannte Thatsache, dass dieGrösse des Bulbus schon im 5. Lebensjahre nahezu ihr volles Mass erreicht. DieGrösse variirt übrigens nicht so sehr, als man meint; gewöhnlich lässt man sichdurch die tiefere oder oberflächlichere Lage des Bulbus, durch eine enger oderweiter geschlitzte Lidspalte oder durch den allerdings sehr variablen Durchmesserder Hornhaut täuschen.Der Augapfel setzt sich aus drei concentrisch geschichteten Häutenzusammen, welche einen durchsichtigen Inhalt umschliessen. DieäussereAugenhaut stellt eine feste, im vordersten Abschnitt durchsichtigeKapsel dar, die mittlere, sehrjyefö^rejxdie,_ ist die Trägerinües^ccommo^Hiohs-Apparates, und~~dte innere erweist "sich als derllicjüemj^^Der vordere, kleinere,durchsichtige Abschnitt der äusseren Augenhaut wird Hornhaut, Cornea,genannt, der .hintere^ beiweitem grössere uncl undurchsichtige, weisseAbschnitt wird mit clem Namen weisse oder harte Augenhaut,Sclera, *\ bezeichnet. Die ringförmige Grenze zwischen diesen beiden Abschnittenbildet der sogenannte Hörhhäutfalz. Diesem entsprechendgliedert sich auch dic£^mittTere Augenhaut 2 ) in einen hinteren, grösserenAbschnitt, die Aderhaut, Chorioidea, und in einen vorderen kleineren,_ringförmig gestalteten, die Regenbogenhaut, Iris, mit ihrer fastcentralen öeffnung^~dem Sehloch, Pupille. Die inneFe Augenhaut istdie Netzhaut, Retina; sie enthält die Ausbreitung der Sehnervenfasernund das Sinnesepithel.Der Inhalt jdes Augapfels besteht aus einem System durchsichtiger,verschieden dichter Medien. Das dichteste derselben ist die Krystall-'linse, Dens crystallina, welche sich unmittelbar an die Iris anschmiegt;hinter ihr, zunächst von cler Retina umspannt, befindet sich der gallertartigzähe Glaskörper, Corpus vitreum,_jand dazu kommt noch einewässerige Flüssigkeit, Humor aqueus, welche sich in der sogenanntenAugenkammer befindet, nämlich in einem kleinen Raum, denclie Cornea nach vorne abschliesst; sie führt daher clie BezeichnungK amm e r w a s s er.] ) Syn. Sclerotien.2 ) Syn. Tunica vasculosa s. uvea, Gefässhaut.


686 Der Seh-Apparät. — Bestandtheile.Die Axe, um welche dieser dioptrische Inhalt des Auges centrirtist, stellt auch die gerade Axe des Bulbus oder die Sehaxe dar; beihorizontal eingestellter Blickebene und weitaus gerichtetem BlickeneTimen "Hie~Axen 1)eider Augen eine parallele Lage ein. Der "grösste,zu_dieser Augenaxe senkrecht gerichtete" Umkreis des "Bulbus wird_alsAequator des Augapfels, und, die über die Oberfläche "gelegten, die_beiden Enden der Augenaxe,_ nämlich die Pole des Augapfels, untereinander"verbindenden Kreise werden jus Meridiane bezeichnet.Entwicklungsgeschichtliches. Die erste Anlage des Auges ist dievon dem__primitiven vorderen Gehirnbläschen (vergh S."35*3f~sich al>"schnürende primäre Augenbläse (vergl. Taf. III, Fig. 1 und 2),JlerenStiel die gleichfalls noch hohle Anlage des Sehnerven darstellt. Aus derprimären Äugenblase geht jedoch nur die Netzhaut sammt .dem zu ihrgehörigen Pigmentepithel hervor. Indem der die Augenblase vornedeckende Antheil des Ectoderms eine mehr und mehr zunehmende Verdickungerfährt, stülpt er die Augenblase nach und nach becherförmigein, so dass dann die Retina aus zwei in einander geschachteltenSchichten bestellte Der verdickte, immer tiefer m den Retinalbecher sicheinsenkende Theil des Ectoderms ist die erste Anlage der Linse, diesich aber nach und nach von dem sie bedeckenden Ectoclerm Jloslöst"und fast frei zwischen das letztere und den Retinalbecher~~zu liegenkommt, ohne jedoch die Zwischenräume vollständig auszufüllen. DerRetinalbecher ist nämlich unten mittelst einer Spalte j^eölfnet, welchein eine Rinne des Sehnervenstieles auslauft und eine Communicationmit den umgebenden Gewebsffieilen vermiTteTfTDiese letzteren, aus sehrgefässreichem Bindegewebe (Mesodermgewebe) bestehend, dringen nundurch die Spalte vor und hinter die Linse, also auch in den Retinalbecherein und geben die „Grundlage, für„dcm__Glasköxpe.r „ für einedie Linse einschliessende gefässreiche Kapsel ab. Zu diesem Grade derAusbildung gekommen, hat sich das Auge zur ""secundären Augenblasegestaltet, welche sich somit aus der zweischichtigen Anlage^ derRetina L juncl_aus der'ersten Anlage des_ Augeninhaltes, nämlich derLinse und dem Glaskörper, zusammensetzt. Die zwei äusseren SchichtenTeilten noch.Nach und nach schliesst sich diese Augenblase unter dem Ectodermvollständig in sich ab, und nun kommt es zur Anlage der beiden äusserenAugenhäute, zii^jienenjias die primäre Augenblase von aussen her umgebendeMesodermgewebe clie Grundlage liefert.Rücksichtlich der becherförmig eingestülpten primären Augenblasesei vorläufig noch hervorgehoben, dass nur die innjereJLage derselbendie nervösen Bestandtheile und das Sinnesepithel der Netzhaut bildet,während sich die äussere Schichte in cler Beschaffenheit einer einfachenEpithellage erhält. Durch Aufnahme von schwarzem Pigmentin die Epithelzellen gestaltet sich die äussere Lage zu dem sogenanntenPigmentepithel, Tapetum nigrum, welches die Retina von aussen gekleidet,sich aber auch ^ eng an die Gefässhaut, und zwar im vollenUmfange derselben "(Cliorioidea und Iris) anschliesst. Das Pigmentepithelist somit kein Zukommniss der Chorioidea, wofür man es früher gehalten,sondern ein Bestandtheil der Retina.


Der Seh-Apparat. — Bestandtheile. 687Der Sehapparat wird von drei verschiedenen Nervengruppenversorgt; von dem specifisch lichtempfindenden . Nervus opticus, voneinern Theil cler tastempfindenden Zweige des Ramus ophthalmicustrigemini_und von den motorischen Fasern des_Oculomotorius, Trochlearisund Abducens. Von der gesammten bekannten Astfolge dieser Nervennimmt der Bulbus nur den Opticus und die theils selbständig abgezweigten,theils erst durch Vermittlung des Ganglion ciliare (vergl. S. 637)entstehenden Nervi ciliares für sich in Anspruch; alle anderen versorgennur clie Hilfsapparate oder treten wieder aus der Orbita aus, um sichin benachbarten, dem Sehorgane fremden Gebilden, jenen der Nase unddes Gesichtes zu vertheilen. Dass die Augennerven auch sympathischeFaserantheile leiten, kann als bekannt vorausgesetzt werden.Der Nervus opticus geht in der auf S. 587 geschilderten Weiseaus dem Tractus opticus hervor, dessen Wurzeln_steMnjiiejrrauen Herde desäusseren Kniehöckers, des Pulvinar und des vorderen VTerhügelpääresund theilweise selbst bis in den Boden derarltten Gehirnkammef verfolgenlassen. JDie centralen Verbindungen der Fasern mit dem Cuneusvdes Hinterhauptlappens vermitteln die auf S. 598 erwähnten Sehstrahlungendel~~TfJiTämus. Nicht zu bezweifeln sind auch Verbindungencles Opticus im Bereiche der Vierhügel mit den Kernen der Augenmuskelnerven.Nachdem -die beiden Sehstreifen an das Planum sphenoidale desKeilbeins gekommen sind, bilden sie durch theilweise DecussationHirerFasern das Chiasma, so dass jeder der beiden aus dem Chiasmaaustretenden Sehnerven Fasern aus beiden Hirnhälften führt. Durchdas Foramen opticum in die Augenhöhle gekommen, begibt sich derNerve, leicht S-förmig gebogen,, an die mediale Flemisphäre des Augapfels,durchbohrt die äussere und mittlere Augenhaut und breitet seine.Fasern im Bulbus unmittelbar über den Glaskörper in der inneren,r lichteni£nna^hcten" Äugenhaut aus. So lange cler Sehnerve in derSchäcFelhöhle verlauft, besitzt er nur einen dünnen, bindegewebigenUeberzug, den ihm die Pia mater liefert und der als Piaischeide desselbenbezeichnet wird; nach seinem Eintritte aber in die Augenhöhleverdickt sich das Neurilemm durch bindegewebige Faserzüge, welchedie_Dura mater an den Nerven abgibt; so entsteht die Duralscheidedes Sehnerven, eine^" wahre Vagina nervi optici, welche, am Bulbusangelangt, in die äussere Augenhaut übergeht. Zwischen den beidengenamfterT Theilen" "findet sich auch noch eine Fortsetzung der Arachlioideacerebralis, die Arachnoidealscheide, welche mit den beiden'anderen durch spärliche Bindegewebsbälkchen verbunden ist. Diezwischen diesen drei Scheiden befindlichen Räume stehen mit demSubdural- und Subarachnoidealraum cler Schädelhöhle in offener Communication.Die Nervi ciliares sind, wie bekannt, grösstentheils Abkömmlingedes Ganglion ciliare, in das cler Oculomotorius, der Nasociliaris undder sympathische Plexus carotieus Fasern leiten, so dass also in denNervi ciliares sensible, motorische und sympathische Fasern vertretensind. Ueberdies liefert ihnen auch das Halsmark einen kleinen Faserantheil,der im Halsstück des sympathischen Grenzstranges enthalten istund durch das carotische Geflecht zugebracht wird. Nur ein dünner


688 Der Seh-Apparat. — Bestandtheile.Nervenzweig kommt unmittelbar vom Nasociliaris in den Augapfel,ohne früher in das Ganglion einzutreten.__ Alle Nervi ciliares, es gibtderen etwa 18—20, durchbohren_im nächsten JÜÄre^e~jdes_ Opticusdie Sclera. Dass sie nicht in den Bezirk des Opticus eintreten, sondernnur die zwei äusseren Schichten des Augapfels versorgen, ist vonselbst verständlich^Sie„gel_angen_mit_^m grössten Theile_ihrer Fasern,meridional zwischen Sclera und Chorioidea verlaufend, bis zum vorderenAbscnnTtfe des Bulbus," um erstem diesem vollständig zu zerfallen.Als Haupfstamm der Gefässe für den ganzen Sehapparat stelltsich die Arteria ophthalmica dar. Ihr Vertheilungsgebiet (vergl. S. 461)ist kein in sich geschlossenes, sondern durch zahlreiche Anastomosender Endzweige an clie Gebiete der Nasen- und Gesichtsarterien geknüpft.Nebst diesen gibt es noch eine Anastomose, welche in derSchädelhöhle vorkommt und die Ophthalmica mit der Meningea mediaverbindet. Immerhin aber werden die Gebilde der Orbita hauptsächlichnur von der Ophthalmica versorgt, mit Ausnahme eines längs derunteren Orbitalwand hinziehenden Muskels, der ein Zweigchen aus derArteria infraorbitalis aufnimmt. Die Jn den Augapfel eintretenden Zweigeder Ophthalmica lassen sich in - vier Gruppen bringen, m eine von der~Arierid~'centralis "re^wäe*" dargestellte," dann in zwei Fteihen "von Arteriae.ciliares, eine vordere und hintere Reihe, endlich in die Arteriae conjunctivales.Die Arteria centralis retinae ist aus den Gefässen jenes Mesodermgewebeshervorgegangen, welches sich dufch^ie"embfyonale AugenspäTfein das Innere der secundären Äugenblase eingesenkt hat. Urs^FungTIch""'reichtihr Vertheilungsgebiet bis an die Oberfläche derKrystalllinse, später ist sie aber ausschliesslich für den Sehnerven^ undfür die~Netzhaut bestimmt.Die Arteriae ciliares anticae und posticae sind im Wesentlichen dieArterien der mittleren Augenhaut, geben aber auch spärliche Abzweigungenlur die äussere Äugenhaut ab. Die Arteriae ciliares posticae durchbrechenim Umkreise des Sehnerveneintrittes die Sclera. Der grösste Theil derselben :zerfällt bald nach ihrem Eintritte in den Bulbus in Zweigchen; nurzwei von ihnen, welche_ in etwas grösserem Abstände vom Opticuseintreten, gehen unvjrzweigt, _ eines ander Nasenseite, das andere ander Schläfenseite des Bulbus, im horizontalen Meridian, zwischen deräusseren und mittleren Augenhaut nach vorne, wo sie sich erstzertheilen; die ersteren werden als Arteriae ciliares posticae breves, die"letzteren als Arteriae ciliares posticae longae bezeichnet; die ersteren sind_jür den hinteren Abschnitt des Bulbus bestimmt, die letzteren ausschliesslichfür clie Theile der vorderen Hemisphäre. Die Arteriae ciliaresanticae, deren es im Ganzen 5 bis 6 gibt, treten erst ganz vorne, imUmkreise der Hornhaut, durch die Sclera und theilen ihr Vertheilungsgebietmit den hinteren langen Ciliararterien.Auch die Arteriae conjunciivales sind Zweigchen der Rami muscularesund der von den Aesten der Ophthalmica abstammenden Lidarterien.Was von den Arterien gilt, betrifft auch die Venen, denn auchdas Gebiet der Vena ophthalmica ist kein in sich geschlossenes. DasGefäss beginnt im medialen Augenwinkel, zieht anfangs an der medialen I


Die äussere Augenhaut. 689Wand der Orbita nach hinten, biegt dann hinter dem Augapfel an deroberen Seite des Sehnerven lateral ab und gelangt endlich an clie Fissuraorbitalis superior. Auf dem Wege dahin nimmt es nach und nach dieden arteriellen Verzweigungen entsprechenden Wurzeln, dann aber, undzwar erst in der Schädelhöhle, noch ein Stämmchen auf, welches andem Boden der Orbita nach hinten aufsteigt, die Vena ophthalmicainferior. Der so gebildete Stamm geht in den Sinus cavernosus über.Das Gebiet der Augenvenen hat aber noch andere Abzugscanäle. Einsolcher ist die im medialen Augenwinkel gelegene ~Veha angularis,welche die Ophthalmica clirect mit den Wurzeln der facialis anteriorverbindet; ein zweiter befindet sich in cler Fissura orbitalis inferiorund verbindet die untere Augenhöhlenvene, deren unmittelbare Fortsetzunger in der Regel bildet, sowohl mit dem Wurzelgebiete der Venafacialis posterior, als auch durch Vermittlung der Vena anastomoticafacialis noch einmal mit dem Stamme cler Vena facialis anterior. Einedritte wichtige Anastomose ist die Vena ophthalmomeningea, welche alsAbzweigung cler Vena ophthalmica^ in die an der Sylvi'schen Spalteherablaufenden Hirn- und Hirnhautvenen übergeht uncl ihr BluT durchVermittlung dieser in den Sinus cavernosus entleert.Allen den oben genannten Arterien des Augapfels schliessen sichzwar kleine Venen an, die grössten aber, bis 6 an der Zahl, treten amAequator in eigenthümlicher Astfolge aus_dem. Bulbus heraus; es sinddies die später zu beschreibenden Venae vorticosae.Die innigen Beziehungen der Blutgefässe des Sehwerkzeuges zuclem Gefässgebiet des Gehirns, insbesondere die Abzweigung der Arteriaophthalmica von dem Stamm einer Hirnarterie und die Einmündungeiner Augenhöhlenvene in einen Abzugscanäl der Gehirnvenen stehenoffenbar mit der Entwicklung des Augapfels aus cler primitiven Gehirnanlagein ursächlichem Zusammenhang.Die äussere Augenhaut.Die äussere Augenhaut_ist eine derbe, bindegewebige, gefässarmeKapsel, welche mit der Vagina nervi optici Jn unmittelbaremZusammenhang steht und grösstentheils in der vorderen Hemisphäreche Sehnen 1 der sechs den Bulbus bewegenden Augenmuskeln in sichaufnimmt. Wie hinten die Sehnervenscheide, so leiten ihr vorne dieSehnen der Muskeln neue Bindegewebsbündel zu. Daraus ist zu erklären,jdass die Dicke dieser Kapsel von hinten bis zum Aequatorallmälig abnimmt, nach vorne hin aber wieder zunimmt. Die grosseMehrzahl cler bindegewebigen Faserbündel umspinnt den Bulbus nur ingrössten, aber-nach allen Richtungen gelegten Kreisen uncl besitzt daherim Wesentlichen eine Anordnung, wie eine solche an einem Zwirnknäuelbemerkbar ist.Die beiden Abschnitte cler äusseren Augenhaut, Cornea undCelera, bilden ein Ganzes, gehen auch aus derselben embryonalen Anlagehervor uncl unterscheiden sich daher in der ersten Bildung garnicht von einander; erst später klärt sich der vordere Abschnitt undwird zur durchsichtigen Hornhaut. Die Grenze, der Uebergang der bindegewebigenElementartheile des einen in die des anderen Abschnittesv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 44


690 Die äussere Augenhaut.ist ganz deutlich, so dass man früher meinte, es mit zwei verschiedenen,unter scharfer Abgrenzung an einander gefügten Bestandtheilen zu thunzu haben. Immerhin kann man, um diesen Uebergang kurz bezeichnenzu können, den die Cornea begrenzenden Ring als Hornhautfalz,Limbus corneae, benennen.Die weisse Augenhaut, Sclera, umfasst ungefähr fünf Sechstheile einesMeridianbogenSj ist nach grösserem Radius gekrümmt als die Corneaund besteht durchwegs aus geschichteten in scharfen Winkeln sichkreuzenden Bindegewebsbündeln. Sie liegt ferner allenthalben dicht ander Chorioidea und steht mit derselben durch eine dünne, lockere Bindegewebsschichtein Verbindung, welche durch sternförmig verzweigtePigmentzellen eine braune Färbung erhält und deshalb Lamina fuscagenannt wird.'Mit der episcleralen Schichte ist die Sclera hinten nurlocker, vorne aber, am Rande der Cornea, fester verbunden. Macht maneinen Durchschnitt durch die Eintrittsstelle des Sehnerven, so findetman ein siebförmig durchlöchertes Blättchen, Cribrum, dessen Faserwerkvon der ScTerä abzweigt und sich mit den die Bündel der Opticusfaserndurchsetzenden, aus der Piaischeide abzweigenden Scheidewänden inVerbindung setzt.Die glashelle, durchsichtige Hornhaut, Cornea,fbildet eine convexconcaveScheibe, die, von vorne besehen, einen elliptischen Umriss mit_Iängerem~nbOTlzontäleh Durchmesser, von "hinten"betrachtet aber einekreisförmige Begrenzung zeigt; diese Verschiedenheit rührt daher, dassdie undurchsichtigen Scleralfasern in verschiedenen Schichten und inverschiedenen Meridianen ungleich weit gegen den Pol vortreten; imsenkrechten Meridian sind die vorderen Fasern der Sclera, im horizontalendie hinteren verhältnissmässig verlängert. Beim Erwachsenen_ist_.clie Hornhaut in der Mitte dünner, am Rande dicker, beim Embryoaber und selbst noch beim Neugeborenen umgekehrt in der Mitte dickerund am Rande dünner. Directe Messungen haben ""dargethan, dass dieVördere~FIäche der Cornea (des Erwachsenen) in der Regel wenigerstark gekrümmt ist, als die hintere. -—Die Cornea besitzt, im Gegensatzezur Sclera, beiderseits freie Flächen; sie berührt nämlich mit ihrer hinteren,ganz geglätteten" Fläche die Iris nicht, begrenzt vielmehr mit Ihr einenconvex-concaven Raum, der als Augenkammer bezeichnet wird und-den Humor aqueus einschliesst.An der Flornhaut kann man drei Schichten nachweisen: einemittlere, die eigentliche Hörnhäutsubstahz, 'Substantia propria corneae,welche man als Fortsetzung der Sclera auffassen kann, und welchesich vorne und hinten durch eine besondere GrenzschrchteT abschliesst;ferner eine vordere Epithelschichte und _eine_ hintere Endothelschichte.Die eigentliche Hornhautsubstanz besteht aus hyalinen, übereinandergeschichteten Lamellen, welche sich in Faserbündel zerlegen lassen,die unmittelbar in die Bindegewebsbündel der Sclera übergehen. Zwischenden Lamellen konnte man ein netzförmig vertheiltes Lückensystem (Saftcanälohen)darstellen, innerhalb dessen kleine, spindelförmige oder mit verzweigtenFortsätzen versehene Zellen, die Hornhautzellen, enthaltensind. — Die vordere Grenzschichte der Substantia propria, Membrana'elastica anterior genannt, ist sehr dünn und unterscheidet sich nur wenig


Die äussere Augenhaut. 691von der Hornhautsubstanz, geht auch unmerkbar in dieselbe über. Sieträgt die vordere Epithelschichte, deren Zusammensetzung ganz demTypus des geschichteten Pflasterepithels entspricht. —Die hintereGrenzschichte der Hornhautsubstanz, Membrana Descemeti,*) ist eindünnes, leicht ablösbares, den sogenannten Glashäuten zuzurechnendesJBlättchen, welches an der hinteren Seite von einer einfachen ScTnchfe polygonalerZellen (Endothelzellen) bekleidet ist. An seiner PerlperieTöstTsIchdieses Blättchen in eigenthümliche stamTFasern auf, welche sich mitder Iris in Verbindung setzen.Am TJebergange der Sclera in die Cornea, aber noch im Bereicheder ersteren, und zwar in den tiefsten Schichten derselben, findet sichein die Cornea ringförmig umgreifender Canal, Canalis SchlemmiiP-V^Indem das Gewebe am Rande der Cornea bei "Greisen kleine Fettkörnchenin sich aufnimmt, entsteht der grauweisse undurchsichtige Greisenring,Gerontoxon.Die Blutgefässe der äusseren Augenhaut. Man muss an derselbenzwei Gefässgebiete unterscheiden, jenes der Sclera uncl jenes desHornhautrandes. Zu den Stämmchen, welche das Blut zu- und ableiten,gehören clie vorderen und hinteren Arteriae und Venae ciliares, danndie der Conjunctiva eigenthümlichen Gefässe, welche diese Membranvon den Lid- und Muskelgefässen empfängt. Die beiden Gebiete sindaber weder von einander, noch von den tieferen Gefässbezirken dermittleren Augenhaut und auch nicht einmal vollständig von jenem derRetina geschieden, so dass gegenseitig ein Uebertritt des Blutes, undzwar sowohl im arteriellen als auch im venösen Bezirke möglich ist.Die Orte, wo solche Communicationen bestehen, sind hinten dieEintrittsstelle des Opticus und vorne der Umkreis der HorhlTäuf; sieentsprechen daher beiderseits denTilim und Äustrittsstellen der Arteriaeuncl Venae ciliares und der Uebergangsstelle der Conjunctiva auf dieCornea. Die Sclera selbst besitzt nur feine und nicht sehr zahlreichef,Gefässe und in die Cornea treten beim Erwachsenen gar keine Gefässeein. Das ganze Gefässsystem der Sclera begrenzt sich gegen die Hornhautin der Tiefe, im Schlemm'schen Canal durch einen venösen Gefässkranzund das der Conjunctiva oberflächlich durch einen Kranz voncapillaren Schlingen.Die arteriellen Gefässe der Sclera werden von den Arteriae ciliaresposticae breves und von den Arteriae ciliares anticae abgegeben, und zwar sogleichheim Eintritte dieser Stämmchen in den Bulbus, noch bevor sie in die mittlereGefässhaut gelangt sind. Das arterielle Gefässgebiet der Sclera ist daher ein Zweig-^.gebiet der Gefässe der mittleren Augenhaut und steht mit dem Gebiete dieser; letzteren vorne und hinten in unmittelbarer Communication. Es besteht aber imUmkreise des Opticus auch eine Verbindung mit dem Gefässgebiete der Retina.Die kurzen hinteren Ciliararterien bilden nämlich durch gegenseitige Anastomosenrings um die Stelle des Sehnerveneintrittes einen Gefässkranz, und dieser sendetnicht allein zur Sclera und zur Chorioidea, sondern auch zum Sehnerven feineZweigchen ab; so dass hier alle drei Gefässbezirke mit einander verknüpft sind.Aus den feinen Capillaren der Sclera geht ein lockeres Venennetz hervor,|welches die Sclera in den tiefen Schichten bis nach vorne durchzieht. Hinten gehenaus diesem Netze die sehr kleinen Venae ciliares posticae hervor, und vorne stehtdasselbe mit einem zierlichen, in der Gegend des Schlemm'schen Canales gelegenen') Syn. Membrana elastica posterior.2 ) Syn. Sinus venosus corneae s. iridis.44*


692 Die mittlere Augenhaüt.Venenplexus in Verbindung, welcher sich durch die gestreckte Form seiner Maschenauszeichnet und die Venae ciliares anticae entlässt. Diese letzteren Venen nehmenaber noch andere Venen auf, nämlich aus einem episcleralen, ziemlich dichtenNetze, welches zwischen Conjunctiva bulbi und Sclera das episclerale Bindegewebedurchsetzt und mit dem tiefen Venennetze der Sclera anastomosirt. Da nun indieses und in den Schlemm'schen Canal auch Venen der mittleren Augenhaut eintreten,so ist dadurch auch im venösen Bezirke ein Verband des Gefässsystems deräusseren Augenhaut mit dem der mittleren hergestellt.In dem die Sclera bedeckenden Antheile der Bindehaut begegnen sichebenfalls zwei Gefässgebiete, jenes des episcleralen Bindegewebes, das tiefe, undjenes der Conjunctiva selbst, das oberflächliche. Das conjunctivaleNetz zeichnetsich durch mehr rundliche Maschen aus, während das episclerale auslänglichen Maschen besteht. In den peripheren Bezirken, wo die Bindehautnoch locker und verschiebbar über die Sclera gelegt ist, sind die conjunctivalenund episcleralen Gefässnetze noch geschieden und communiciren nur durch einzelneZweigchen mit einander; in der nächsten Umgebung der Hornhaut aber, wo sichdie Bindehaut sehr fest an die Sclera anlegt, treten auch die Gefässnetze zu einemGanzen zusammen und belegen den Hornhautrand mit einem aus dicht verflochtenenGefässen bestehenden Reif, Annulus conjunctivae. Am gesunden Auge ist der Reifnicht wahrnehmbar, um so stärker tritt er aber bei entzündlichen Erkrankungenhervor, wo er einen intensiv gerötheten Wulst darstellt. An der.Grenze der Hornhautvereinfacht sich diese geschichtete Gefässformation immer mehr, bis endlichaus ihr jene einfache Reihe von Randschlingen hervorgeht, mittelst welcher sichdas Gefässsystem gegen die gefässlose Cornea abgrenzt.Die Cornea des Embryo enthält Blutgefässe, und es können sich auch inFolge von Entzündungen in der Cornea des Erwachsenen Gefässe ausbilden.Die Lymphgefässe bilden in der Bindehaut ein feines, etwa1 Mm. über den Hornhautrand reichendes Netz, welches sich gegen dieMitte der Cornea in Bögen abschliesst und nach aussen in das gröbereNetz der peripheren Antheile der Bindehaut' übergeht. Den Uebergangvermittelt manchmal ein behälterartig ausgeweitetes, stellenweise aberunterbrochenes Ringgefäss. Ob der Perichorioidealraum, zwischenSclera und Chorioidea, und der Tenon'sche Raum, welchen dieTenon'sche Kapsel rings um die Sclera einschliesst, die Bedeutung vonLymphräumen besitzen, ist keineswegs erwiesen. In erster Reihesind sie jedenfalls als eine Art von Gelenksräumen aufzufassen, welchedie Verschiebung der Chorioidea gegen die Sclera, beziehungsweise dieBewegungen des Augapfels möglich machen.Gegenüber der Gefässarmuth der Cornea überrascht deren Reichthuman Nerven. Es lösen sich nämlich in dem vordersteh Antheil_derChorioidea aus den Ciliarnerven 15—20 feine Nervenfaserbündel ab,welchetemit den Gefässen an die Cornea treten, am Falze sich theilenund in die Cornea eindringen. Gegen die JVlitte der Hornhaut fortschreitend,lösen sich die Bündel in die einzelnen^ Nervenfasern auf,die sich aber wieder^ theilen und ihr Mark verlieren, uncl schliesslichein feines Netz darstellen, welches bis in die EpthelschTchte eingeht.— In der Sclera selbst sind Nerven bis jetzt noch nicht gefundenworden.\Üie mittlere Augenhaut.Die mittlere Augenhaut ist vorzugsweise Gefässhaut und zugleichdie Trägerin des Accommodations-Äpparates; sie stellt einen dünnhäutigen,mehr oder" weniger pigmentirten Balg vor, dervorne in der Pupille geöffnetund hinten für den Eintritt des Sehnerven durchlöchert ist. Die Membran zer-


Die mittlere Augenhaut. 693fällt in zwei Abschnitte, in einen hinteren grösseren, die Chorioidea, und ineinen vorderen kleineren, die Iris. Die Grenze zwischen beiden entsprichtdem Hornhautfalze und ist nach Abtragung der äusseren Augenhaut ander .convexen Oberfläche_durch den vorderen Rand eines verdickten,Mass bläulich ^förbten^,jnges, des Annulus ciliaris, gekennzeichnet.Beide Abschnitte unterscheiden sich in Folgendem.Die Aderhaut, Chorioidea, liegt allenthalben dicht an der Scleraund Retina, ist jedoch leicht ablösbar, da sie mit ihnen nur hinten undvorn eine innigere Verbindung eingeht. Die Verbindung mit der Sclerageschieht im Umkreise des Opticus mittelst des die Bündel diesesNerven begleitenden Bindegewebes und vorne am Rande der Iris hauptsächlichdurch den Uebergang musculöser Elemente des Annulus ciliarisan den Hornhautfalz. Ihre äussere, braun gefärbte und etwas auflockerteOberfläche leitet die in denlleridianen nach vorne ziehendenArteriaeTjnidJ^cirvi^cÜiares und entlässt die grösseren Venenstämmchen.Die innere Oberfläche jst ganz _glatt, bis auf einen um den Randder Iris geordneten Kranz von Leisten^ welcher als Strahlenkörper,TJorpus ciliare,*) bezeichnet wird. Mit Einschluss des Annulus ciliarisstellt dieser den vorderen oder Ciliar-Antheil der Chorioidea dar,welchem der hintere glatte Antheil der Chorioidea gegenüberzustellenist.JDie 70 oder 71 grösseren uncl kleineren Leisten. Strahlenfortsätze,Processus ciliares, aus welchen der ganze Strahlenkörper zusammengesetztist, sind nach den Augenmeridianen gerichtet uncl treten mitihren_ freien ^Rändern, die sich von hinten nach vorne fortschreitend"immer mehr_ uncTTnemVtJi^irüf 1 Mm. erlieben, ins Innere vor. Ganzvorne endigen sie mit kurzen Spitzen und überlägeTrr~aa'mit einenkleinen Theil des Ciliarrandes cler Iris. Die Processus ciliares "sind nichtals Faltenbilclungen der Chorioidea aufzufassen, sondern erweisen sichals leistenartige Erhebungen cler inneren Fläche derselben, welche durcheine Umordnung des Gefüges, namentlich der Gefässe, des Hauptbestandteilesder Chorioidea, zu Stande kommen. Die Umordnung beginntan der Ora serrata der Netzhaut, nämlich an einer gejzäjmeltenLinie, welche, in^ einem Abstände von 3—4 Mm. vor dem Aequator desAuges gelegen ist "und der vorderen Grenze des glatten Theiles "derChorioidea entspricht. JEs zeigen sich anfangs, innerhalb einer schmalenZone, sehr feine, aber zalilreiche^Erhebungen, welche sich jedoch erstdurch gegenseitige Vereinigung zu den Processus ciliares umgestalten;der eigentliche Strahlenkörper ist daher von der Ora serrata durch eineimmerhin nahezu glatte, ringförmige Zone geschieden 5 __welche_ alsOrbiculus ciliaris bezeichnet wird.Die Regenbogenhaut, Iris, hat beiderseits freie Flächen und istwie ein optisches Diaphragma zwischen Hornhaut und Linse eingeschaltet,dessen Oeffnung aber, clie Pupille, je nach cler Belichtungverengt uncl erweitert wird. Man unterscheidet an der Iris einen freien,fast kreisrunden Margo pupillaris und einen am Strahlenkörper und ancler" äusseren "Äügenhaut haftenden Margo ciliaris. Mit dem Pupillarrandliegt und schleift die Iris auf der vorderen Fläche der Linsenkapsel, in*) Syn. Corona ciliaris, Strahlenkranz.


694 Die mittlere Augenhaut.Folge dessen sie nicht ein ganz ebenes, sondern ein in die vordereAugenkammer etwas sich vorwölbendes Diaphragma darstellt; amCilijjJ!andje---ab£aLjockern sich die oberflächlichen Geweb^clncnien derIris und bilden entsprechendster Grenze zwischen Hornhauteund Sclerazarte Bälkchen, mittelst welcher sie sJTJETauch mit der äusseren Augenhaut,insbesondere mit dem aufgefaserten Rand der Membrana Descemetiverbindet. Der Kranz dieser Bälkchen bildet das sogenannte Ligamentum pectinatum.— Schläfenwärts ist der Reif der Iris etwas breiter als nasenwärts..In Hinsicht auf den Bau der Chorioidea kommt vor Allem ihrGefässreichthum in Betracht, so sehr, dass sich an der Membran, derVertheilung der Gefässe entsprechend, drei Schichten unterscheiden lassen.An derjnneren. Oberfläche befindet sich nämlich eine Schichte, welcheals Membrana choriocapillaris bezeichnet wird, weil "sie das dichtecapülare Gefässnetz, welches sich vorne an der-Ora serrata begrenzt,in sich schliesst. In der mittleren Schichte befinden sich die feinstenAusbreitungen der Arteriae und Venae ciliares, deren stärkere Stämmehenin cler äusseren Schicht verlaufen^Alle diese Gefässe sind in ein mitelastischen Fasern durchwehtes bindegewebiges Stroma eingelagert, inwelches auch noch unregelmässig verzweigte Pigmentzellen eingestreutsind. In der äussersten Schichte ist das Grundgewebe aufgelockert undallenthalben mit der Lamina fusca der Sclera. in Zusammenhang; nachAblösung der Sclera erscheint es als eine weiche, lockere Auflagerungan der Äüssenfiäche der Chorioidea und wird in dieser Gestalt als Laminasuprachorioidea bezeichnet. Arrder Innenfläche ist die ganze Chorioidea.mittelst einer, homogenen, structurlosen Glasmembran begrenzt.Die Processus ciliares ^besitzen ausser einem. dichten, .insbesonderevenösen Blutgefässnetze ebenfalls ein bindegewebiges ßerüste, welchesnach innen noch von der hier ansehnlich dicker gewordenen Glashautbekleidet ist.Hinsichtlich des Baues der Iris lässt sich nachweisen, dasseigentlich_nur die vorderen Schichten derselben Fortsetzungen der Aderhautsind, während ihre hinteren Lagen genetisch der Netzhaut angehören.Die vorderen Schichten (Faserlage der Iris) besitzen ebenfallsein bindegewebiges Stroma, welches zerstreute Pigmentzellen führt undoberflächlich von feineren und in der .Tiefe von stärkeren_ Gefässenreichlich durchzogen ist; ihre vordere, feinfaserige Begrenzungslamelleist mit einer nur bei Kindern leicht nachweisbaren, einschichtigen, auspolygonalen Zellen bestehenden Endothellage bekleidet, welche einedirecte Fortsetzung des Endothels der Hornhaut ist. Die hintere, genetischder Netzhaut angehörige Schichte der Iris ist eine Fortsetzung desPigmentepithels und besteht aus einer Lage dicht zusammengedrängter,schwarzer Pigmentzellen.Die Farbe einer blauen Iris beruht nur auf dem durchscheinenden dunklenHintergrund der schwarzen Pigmentschichte. Das Stroma der Iris ist daher in diesemFalle pigmentlos; erst dann, wenn dasselbe Pigmentzellen in sich selbst aufnimmt,bekommt die Iris eine braune Färbung. Bei Albinos fehlt allenthalben daskörnige Pigment, die Zellen aber, seine Träger, sind vorhanden.Musculatur der mittleren Augenhaut. Sowohl in die Chorioidea,als auch in die Iris ist eine nicht unbeträchtliche Menge glatter


Die mittlere Augenhaut. 695Muskelfasern eingelagert. Ein Theil dieser Fasern begleitet in denoberflächlichen Schichten der Öhorioidea bündelweise die Stämmchender Arteriae ciliares, ein anderer aber formt sich an der Aussenseitedes Strahlenkörpers und in der Iris zu einer physiologisch sehr wichtigenBinnenmusculatur des Augapfels. Man unterscheidet im Ganzen dreiBinnenmuskeln, einen im Annulus ciliaris und zwei anderejn der Iris.Der Musculus ciliaris ^Bildet den wesentlichsten BestancTffieildes etwa 3 Mm. breiten Annulus ciliaris. Er besteht zunächst aus einemmeridionalen Antheile, der an der Grenze zwischen Sclera und Cornea'bündelweise an der inneren Wand des Schlemm'schen Canales und an denFasern des Ligamentum pectinatum entspringt, von da aus in meridionalerRichtungnachhinten verlauft und sich in den glatten Theil der Chorioidea einsenkt.Dieser weitaus beträchtlichste Antheil des Musculus ciliaris wird alsTensor chorioideae oder Brücke'scher Muskel bezeichnet. Ein zweiter Antheilbesteht aus Faserbündeln, welche dieselben Ausgangspunkte besitzenwie die meridionalen, aber in radiärer ^Richtung, d. h. in cler Richtungjegen den Mittelpunkt des Augapfels in die Strahlenfortsätze eindringenund sich in dem Stroma derselben verlieren. Endlich gibt es nocheinen circulären Antheil, dessen Faserbündel sich entsprechend demQiliarrand der Iris ordnen und die radiären Faserbündel durchsetzen.Die Muskeln der Iris sind:Der Kreismuskel der Iris, Musculus circularis iridis*). Dieser bildetam Margo pupillaris einen etwa 1 Mm. breiten, aus durchflochtenen Fasernbestehenden Reif, der die tieferen Schichten der Faserlage einnimmt.Der Radialmuskel der Iris, Musculus radialis iridis 2 ). Er bestehtaus spärlichen, radiär geordneten Bündeln, die am Ciliarrande der Irishaften und am Pupillarrand sich mit den Fasern des Sphincter verflechten.Von vielen neueren Autoren wird das Vorkommen diesesMuskels in Abrede gestellt.Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Muskeln den activenBestandtheil des Accommodations-Apparates darstellen. — In Betreffdes Dilatator pupillae wäre zu bemerken, dass seine Contraction keinegleichmässige zu sein scheint, da bei der Erweiterung der Pupilleschläfenwärts die Contraction stärker ist als nasenwärts.Gefässe der mittleren Augenhaut. Nebst den Muskeln ist derwesentlichste Bestandtheil der mittleren Augenhaut das Gefässsystem;dasselbe erstreckt sich zwar ohne Unterbrechung vom Eintritte desSehnerven bis zum Pupillarrande, gestaltet sich aber in den drei Abschnittenderselben verschieden und lässt sich daher in drei Bezirketheilen, deren Grenzen die Ora serrata und der Ciliarrand der Irissind. Der hintere.Bezirk umfasst den glatten Theil der Chorioidea,der mittlere den Strahlenkörper und der vordere die Iris.Die wichtigsten Unterschiede dieser drei Bezirke betreffen dieCapi 11 argefässe. — Im glatten Theil der Chorioidea findet sichnämlich an der inneren Oberfläche ein feines, kleinmaschiges Capillarnetz,welches sich ohne Unterbrechung von dem Eintritte des Sehnervenbis zur Ora serrata erstreckt; es wird von hinten nach vorne fort-*) Syn. Sphincter pupillae, Verengerer der Pupille.2 ) Syn. Dilatator pupillae, Erweiterer der Pupille.


696 Die mittlere Augenhaut.schreitend allmälig lockerer und stellt die oben erwähnte Membranachoriocäpillaris dar. — Im Bereiche des Strahlenkörpers sind zweiCapillarnetzeausgebildet, ein feines*"ln" dem Annulus ciliaris, für "den,.Musculus ciliaris bestimmt,^ und ein grobes, dicht verschlungejies inden Strahlenfortsätzen. Das letztere ist ein venöses Netz und von derChoriocäpillaris durch den Orbiculus ciliaris geschieden, in welchemdie dicken aus dem"Strahlenkörper merldional nach hinten verlaufenden,Venen unmittelbar an die äussere Oberfläche treten. — In der Irislinden sich nur feine Capillaren; dieselben bilden am PupillarrandeSchlingenj im Uebrigen aber Netze, welche jedoch nur im Bereiche desMu^ulus_circularis dichter sind.Auch in Betreff der Arterien gliedern sich die einzelnen Abschnittevon einander, insoferne nämlich, als der glatte Theil clerChorioidea vorzugsweise das Stromgebiet der Arteriae ciliares posticaebreves darsfellt7~nle~"¥ei d en* vorder elf" Ab sehn I ff e~" aber gemeinschaftlich"von"den Arteriae ciliares posticae longae im Vereinmit den Arteriae ciliares anticae gespeist werden. Die Arterienverhalten sich dabei auf folgende Weise. Die Arteriae ciliares posticaebreves, von denen die kleinsten in der nächstenJNähe des Opticus, diegrössten am hinteren Pol in den Bulbus eintreten, theilen sich, nachdemsie nTaer Sclera rings um die Eintrittsstelle des Sehnerven den obenerwähnten Gefässkranz gebildet haben, in rascher JFolge dichotomischund dringen nach und nach in die mittlere Schichte der Chorioidea, wo siesämmtlich^ sternförmig zerfallen und in die Membrana choriocäpillarisübergehen. Keine dieser Arterien erstreckt sich über die Gegend derOra serrata hinaus; sie stehen aber alle mit kleinen Zweigchen in Verbindung,welche die vorne sich vertheilenden langen Ciliararterien nachhinten senden. — Die zwei Arteriae ciliares posticae longae theilen sicham vorderen Rande des Annulus ciliaris je in zwei Zweige, welche dieIris bogenförmig umgreifen und dadurch einen Ärterienkranz, Circulusiridismajor, herstellen. Dieser sendet die eben bemerkten Rami recurrenteszu den hinteren kurzen Arterien ab. — Die 5—6 Arteriae ciliaresanticae dringen am vorderen Rande des. Musculus ciliaris „ein, vertheilen'- 1sich zum Theil direct in dem genannten Muskel jmd ^werbinden sichweiterhin mit dem Circulus iridis major, an dessen Abschluss sie sich nichtunwesentlich betheiligen. Dieser letztere schickt die feinen Zweigchen für•die Processus ciliares und die zahlreichen Zweige für die Iris ab,welche zwischen den Strahlenfortsätzen von der Chorioidea auf die Irisübertreten und dann in meridionaler Richtung gegen den Pupillarrandrziehen. Jn einigem Abstände vom Pupillarrande „entstellt in der vorderenSchichte der Iris durch quer abgehende Zweigchen ein^zweiter, jedochnicht ganz geschlossener und daher sehr unregelmässiger Gefässkranz,ner als Circulus iridis minor bekannt ist.Trotz der geschiedenen Bezugsquellen für das arterielle Blut habendennoch alle Bezirke der mittleren Augenhaut ein gemeinschaftlichesVenensystem. Dieses besteht aus 5—-6 Stämmchen, Wirtelvenen,Venae vorticosae, welche hinter dem Aequator des Augapfels austreten,nachdem sie sich 1—2 Mm. lang in die Schichten der Sclera eingebettet,dieselbe also in schiefem Zuge durchsetztjiaben. Da diese Venen keinerder drei verzeichneten Reihen von Arterien entsprechen, müssen sie eine


Die mittlere Augenhaut. 697ranz eigenthümliche Anordnung besitzen. Sie werden nämlich aus zahkrej cnen dichotornisch züsammentr^enden Zweigchen gebildet, dergnWurzehTlimten fili^mn Sehnerven, vorne in das Corpus ciliare reichen,wo die radiär angeordneten Venen T^TIrTs" sich zu Stämmchen vereinigen;diese treten auf die Kämme der Processus ciliares über, sammelnda die Venen des Strahlenkörpers und verlaufen dann in parallelenZügen, stets an der inneren Oberfläche der Chorioidea bis zur Oraserrata, wo sie an die äussere Fläche gelangen, einen Theil der Venendes Musculus ciliaris aufnehmen und den Venen des glatten Antheilesder Chorioidea begegnen. Indem alle Züge an der Oberfläche der Chorioidearadienförmig gegen mehrere Mittelpunkte zusammengehen unddaselbst sich zu Stämmchen vereinigen, bilden sie jene dem Augapfeleigenthümlichen Gefässformationen, welche eben als Wirtelvenen bezeichnetwerden. Es gibt deren im Ganzen vier grössere und ein biszwei zwischen den grösseren eingeschaltete kleinere. Unter diesen Umstandenmüssen ""die Bezirke cler^ Venae ciliares "anticae und posticaewesentlich beeinträchtigt werden, und in der That sinken diese aufkleine anastomotische Gefässchen herab, die nur ganz geringe Blutmengennach aussen befördern. Die ganz unbedeutenden Venae ciliaresposticae insbesondere sammeln sich in den hintersten Bezirken der Scleraund Chorioidea, und die Venae ciliares anticae nehmen nur jene geTmgenBlutmengen"'auf, welche kleine Venenstämmchen aus dem Musculusciliaris in den Schlemm'schen Canal bringen. Aus der Iris ziehen keineVenen unmittelbar zu dem Schlemm'schen Canal, wohl aber stehen siemit diesem in anastomotischer Beziehung durch die Verbindungen,welche das Venennetz des Musculus ciliaris mit clem Gefässnetz derProcessus ciliares eingeht. Flervorzuheben ist ferner die nicht unwichtigeThatsache, dass die Venen der Iris, deren Stämmchen anden Kämmen der Processus ciliares verlaufen, nicht durch den Musculusciliaris gehen und daher von demselben nicht cömprimirt werdenkönnen. .Nerven der mittleren Augenhaut. Die Chorioidea und Iris besitzenzahlreiche Nerven, schon wegen der in ihrem Bereiche befindlichenBinnenmusculatur des Auges. Jfajier Lamina suprachorioidea eingebettetziehen die_ etwa_20 Aestchen der ini Umkreise~des" Opticuseingetretenen Nervi ciliares Jus an den Annulus ciliaris uncl theilen sichdort Jn zwei Reihen von Zweigchen. Die^ine Reihen Jjegibt sich in, dieCornea, die_andere versorgt den Musculus ciliaris und clie Iris. Schonim Äugengrunde erzeugen diese Nerven auf der äusseren Oberflächeder Chorioidea ein zartes Netzwerk, in dessen Knotenpunkten Ganglienzellenliegen. Ein anderes mit Ganglienzellen ausgestattetes Netz befindetsich im Musculus ciliaris uncl ein drittes reiches Netz in cler Iris. Indem letzteren sind markhaltige undjnarklose Fasern nachgewiesen; vonden markhaltigen Fasern, welche sich hauptsächlich auf cler vorderenFläche vertheilen, vermuthet man, dass sie sensibler Natur sind. Sehrfein sind die Geflechte der Pupillarzone der Iris; sie sind offenbar vorwiegendmotorischer Natur, da sie den Musculus circularis iridis durchziehen.Physiologischen Nachweisen zufolge sind die Nervenfasern fürden Musculus radialis iridis Bestandtheile des Halstheiles des sympathischenGrenzstranges (vergl. S. 655).


698 Die innere Augenhaut."Während der embryonalen Lebensperiode ist das Sehloch durch eine dünne,mit der Iris in Verbindung gebrachte Membrana pupiüaris verschlossen; das Häutchenbeginnt aber schon nach dem 7. Fötalmonate zu schwinden, so dass beim Neugeborenennur mehr Reste desselben, nämlich frei in die Pupille hängende Flockenwahrnehmbar sind. Bei einigen Säugethieren schwindet diese Membran erst kurzvor dem 8. Lebenstage, weshalb dieselben blind geboren werden.Die innere Augenhaut.Die innere Augenhaut, Retina, _Jst die_Trägerin des lichtempfindendenApparates; eng an die mittlere Augenhaut angeschlossenumgreift sie den durchsichtigen Inhalt des Augapfels, von dem sie sichdurch eine hyaline Membran, Membrana limitans interna, scheidet. Mankann daher an ihr ebenfalls, wie an der Gefässhaut, eine Pars ciliarisunterscheidemJ3ieselbe besteht aus einer Lage von Pigmentzellen und demmodificirten Stützgerüst,der Netzhaut mit der Membrana limitans, welcheletztere hier sowohl mit der mittleren Äugenhaut, als auch mit der Hülledes Glaskörpers verschmilzt, indem die eigentlichen lichtempfindendenElemente cler Retina bereits an der schon oben erwähnten Ora serrata,nasenwärts etwas näher, schläfenwärts etwas weiter von dem Ciliarrandecler E^"entferht7 aufhören. ~"Die Pars ciliaris retinae ist daher der vordere, zur Lichtempfindungnicht geeignete Abschnitt der inneren Äugenhaut, im Gegensatze zu demhinter der Ora ^errata_gelegenen, lichtempfindenden Abschnitte, welcherals Netzhaut im engeren Sinne, Retina, bezeichnet wird.Die eigentliche Netzhaut_stellt daher einen 2—4 Mmvor demAequator des Augapfels, an der Ora serrata sich begrenzenden JBecherdar, der sich einerseits an den glatten Theil der_ Chorioidea, andererseitsan den Glaskörper anschliesst, ohne irgendwo Falten aufzuwerfen. ImGrunde des Bechers ist die Eintrittstelle, des Sehnerven, Papilla nervioptici,*) ganz leicht als ein runder weisser_Fleck bemerkbar, welcheraber nicht in der Mittte der hinteren Hemisphäre, also nicht in derAugenaxe gelegen, sondern etwas nasenwärts verschoben ist; in seinerMitte, befindet sich eine leichte Einbuchtung, an welcher sich die Arteriaund Vena centralis retinae in ihre Aeste zertheilen. Genau im hinterenPole des Auges, also in der Richtung der geraden Augenaxe, befindetsich der gelbe Fleck, die Macula lutea, in dessen Mitte wieder;em kteines Grübchen, eigentlicli_eine_yerdie Fovea centralis,sichtbar ist. Der Abstand der Macula lutea von der Papilla nervi opticibeträgt ungefähr zwei Breiten der letzteren. Beim Lebenden ..ist die Retinajnahezu..ganz durchsichtig und purpurroth gefärbt; sie trübt und entfärbtsich aber sogleich nach dem Tode und bekommt an cler Leiche einemilchweisse Farbe. Ihre Dicke beträgt liinteh^uhgeFälir 0"2 Mm., ganzvorne aber nur 0'02 Mm.Nebst der bereits erwähnten Membrana limitans interna unterscheidetman in der Retina noch folgende, nach ihren auffälligeren Bestandtheilenbenannte Schichten, die, von innen nach aussen gerechnet,,in nachstehender Reihe auf einander folgen:*) Syn. Colliculus nervi optici.


Die innere Augenhaut. 699Die 1. Schichte enthält clie unmittelbar aus dem Opticus austretendenmd sich der Fläche nach ausbreitenden Nervenfasern; sie heisst Nervenäserschichte;die 2. gesteht aus einer Lage von multipolaren Ganglienzellen undvird Ganglienzellenschichte, auch Ganglion nervi optici genannt;die 3. zeigt ein fast gleichförmig feinkörniges Aussehen; sie ist dieinnere granulirte Schichte oder moleculare Schichte;"die 4. enthält kugelige, mit^einem grossen Kern und mit bipolar^gehenden Fortsätzen versehene Zellen jfrüher als Körner bezeichnet;sie wird innere Körnerschichte, auch Ganglion retinae genannt;die 5. meistens nur dünne, gleichfalls granulirt aussehende Schichtestellt die äussere granulirte Schichte oder Zwischenkörnerschichtedar;die 6. enthält gleichfalls wieder mit Kernen und Fortsätzen verseheneZellen (Körner); sie bildet clie äussere Körnerschichte;die 7. ist die Membrana limitans externa;die 8. endlich enthält dichtgedrängte, Stäbchen- und flaschenartiggeformte Gebilde und heissF daher Stäbchen- und Zapfen schichte.Von den genannten Schichten werden die fünf ersteren zusammenals nervöse oder Gehirnschichte, die anderen, die 6., 7. und 8., alsNervenepithelschichte bezeichnet. Alle diese acht Lagen entwickelnsich aus dem vorderen, eingestülpten Antheile der primären Augenblase.Das dinütfffecnwTixz^Avelches im_ Än^EIü^e^an_ diemittlere~Au"genhaut die Retina von aussen bekleidet, ist ein Abkömmlingdes hinteren Äntheiles der Augenblase.", ^«. •• »n .nimm _ ir*******."** >••'Alle diese Elemente der eigentlichen Retina werden von eineinStützgerüst zusammengehalten, welches in der Gestalt von bald einfachen,bald mit^platten- oder flügeiförmigen Fortsätzen versehenenBälkchen die M^mbranji^h Jlirer ganzen Dicke in radiärer AnordnungdürchzienlT an dei„ Grenze der äusseren K^meHphlchle verdichtet essich zu der Membrana limitans externa. Da sich die Bälkchen an derinneren Oberfläche der Netzhaut plattenförmig ausbreiten und an derHülle des Glaskörpers angelöthet haften, so bildet sich die bereits erwähnte,die Retina nach innen abschliessende_^hichte, die Membranalimitans interna; wegen ihrer innigen Beziehungen zum Glaskörper wirddieselbe jedoch von einigen Autoren als identisch mit der Umhüllungshautdes Glaskörpers, der Membrana hyaloidea, angesehen.Zu den Elementartheilen, welche den eigentlichen Nervenapparatder Retina darstellen, können daher nur die Bestandtheile der FaserundZellenschichte mit den Körnern und die Stäbchen mit den Zapfengerechnet werden. Die Nervenfaserschichte besteht aus directenFortsetzungen der beim Uebertritt in die Netzhaut marklos gewordenenFasern des Opticus, uncl die Zellenschichte aus wahren Ganglienzellenniff Fortsätzen, deren eineF sich nach ihnen" kehrt, um sich mit einerNervenfaser zu verbinden, während mehrere andere nach aussen in dieifnöleculare SchichTe dringen, um" schliesslich in die innere Körnerschichtezü~elangen. Auch die Körner der inneren Körnerschichte sind alswahre, jedoch sehr kleine Ganglienzellen anzusehen, von denen nachinnen und aussen je ein Fortsatz abgeht. Hingegen bilden die Körnerder äusseren Körnerschicht zusammen mit den Zapfen und Stäbchen


700 Die innere Augenhaut.das an die Gehirnschichte der Netzhaut angefügte Nervenepithel. DieZapfen sind flaschenförmige Gebilde, bestehend aus einem schmalenäusseren Gliede und einem breiteren inneren Körper, welcher unmittelbarmiteinem innerhalb cler Lirnitans externa gelegenen Korn ter_äusserenKörnerschichte Jn Verbindung gesetzt ist. Die Stäbchen, die Trägercler purpurrothen Farbe der lebenden Retina, sind durchaus schlankeGebilde, welche_ jedoch gleichfalls mittelst eines schmäleren Fortsatzesniit einem Korne der äusseren Körnerschichte in Verbindung treten. Dieäusseren Körner^ selbst aber sind nichts Anderes als clie Kerne langgestreckterZellen, deren periphere Fortsätze die Stäbchen und Zapfen ^sind. Diese^ Zellen sind eine besondere Art von Sinneszellen (vergl,S. 532), die man als Sehzellen bezeichnet und "weTcheT"epithelartig zusammengefügt,ebendas__Sinnesepithel der Netzhaut bilden. Eine Sehzelleist "demnach" eme langgestrepkte^ n (äusseresKorn)__in dem aufgetriebenen Mitteltheil des Zellkörpers liegt, derenperipheres_ Ende ein Stäbchen oder ejLnen_ Zap|en_ trägt und derencentralesjEn.de.-aufgefasert in .die JZwischenjkj^Die Art und Weise, wie in dieser Schichte die Verbindung der centralenFortsätze der Sehzellen mit den Elementartheilen der Gehirnschichte(zunächst mit den inneren Körnern) zu Stande kommt, ist bis jetzt nochunbekannt.Die Anordnung der Elementartheile ist nicht in allen Abschnittender Retina die gleiche; die Verschiedenheit erklärt sich schonaus der meridionalen Anordnung der Nervenfasern, welche aus derPapilla nervi optici allenthalben ausstrahlen. Die Bündel der Nervenfasernmüssen sich gegen die Ora serrata immer mehr zerstreuen undfassen in Folge dessen hinten blos spaltförmige Zwischenräume, vorneaber ovale Lücken zwischen sich, ganz im Einklänge mit der nachvorne fortschreitenden Verdünnung der ganzen Membran. Dazu kommt,class auch die Ausstrahlung der Fasern von der Papilla nervi optici'•nicht allenthalben eine gleichmässige ist. Nasenwärts schichten sichnämlich die Faserbündel dichter als schläfenwärts gegen die Maculalutea, an welche letztere sie nur in einfacher Lage herankommen. Umden Abgang in der Zahl der direct an die Macula lutea gelangendenFasern zu ersetzen, biegen die unmittelbar ober und unter der Maculaschläfenwärts verlaufenden Fasern von beiden Seiten in sie hinein.Diese Anordnung der Fasern an der Macula lutea nöthigt aber die weiternach vorne gegen die Ora serrata ziehenden Nervenfasern, der Maculalutea auszuweichen, so dass dieselben erst an der lateralen Seite derletzteren wieder zusammengehen und ihren meridionalen Verlauf fortsetzenkönnen; sie müssen daher die Macula bogenförmig umgreifen.Dass ferner die Papilla nervi optici nur Nervenfasern und keineanderen Retinaschichten enthält, erklärt sich einfach aus dem Umstände,dass die Fasern sogleich in die innerste Netehautschichte ;einjteaJüejbTl^Durchtreten. ....3r^7ausseren^"Sch^^en-ÄOlls.ständig verdrängen. JBa die Angriffspunkte für das Licht nur in der_Stäbciieh- und Zapfenschichte liegen, diese Schichte aber an der Sehnervenpapilleentfällt, so muss diese Stelle der Retina für das Lichtunempfindlich sein und verdient deshalb die Bezeichnung: blinderFleck. Auf die mitten in der Papilla nervi optici befindliche kleine


Inhalt des Augapfels. 701Einsenkung (physiologische Excavation) ist schon oben aufmerksamgemacht worden.Eigenthümlich ist auch der Bau der Macula lutea und clerFovea centralis, der Stelle des deutlichsten Sehens. Die erstere unter-, scheidet sich zunächst dadurch von allen anderen Bezirken cler Retina,dass die .Ganglien_zelle^Jtnjhre innere^Oberflächetritt, was dadurch erklärt wird, dass" die Nervenbündel nur "von denRändern her an die Macula herantreten. Bemerkenswerth ist ferner,dass sich in der Fovea centralis nur Zapfen..aber keine Stäbchen finden,welche letzteren sich erst im nächsten Umkreis derselben zwischen dieZapfen einschalten und zwar anfangs nur in einfacher Folge, gegen dieOra serrata aber in einer grösseren Menge, so dass sie peripheriewärtsdie einzelnen Zapfen immer weiter und weiter aus einander drängen.In der Fovea centralis fehlt- endlich die Gehirnschichte vollständig, sodass clie centralen Fortsätze der Sehzellen die Zwischenkörnerschichtenur dadurch erreichen können, dass sie sehr stark verlängert und inschiefe Richtung gebracht sind.Das Pigmentepithel der Retina besteht aus dicht gedrängten,Jn derFl^henansicht .poljgaiMen.Ze,llen, welche unterhalb einer dünnen,der Chorioidea zugekehrten ganz pigmentlosen Schichte einen kugelfJrmigen..Xern...uncleinen,..iieldunkeLpigmentirten.Abschnitt enthalten;aus diesem letzteren treten Fortsätze aus, welche eine Strecke weitzwischen die Stäbchen der Retina eindringen. Die Grundlage der ganzenZellen ist Protoplasma, dessen Pigmentirung durch schwarze, darin eingetrageneKörnchen veranlasst wird.Die Netzhaut hat ihre besonderen Gefässe, die Arteria und Venacentralis retinae. Dieselben verlaufen in der Axe des Opticus uncl gelangenmit demselben in die Netzhaut. An der Papilla nervi optici angekommen,theilt sich die Arterie allsogleich, uncl so auch die Vene, je in zwei_obere und zwei unteVe~^ZweTge, so dass im Ganzen acht üefässchen injjer .Sehnervenpapüle zusamnierilaufen. Die beiden Astfolgen ye^tlieiTensich allseitig in meridionaler Richtung gegen clie Ora serrata, jedochmit Umgehung cler Macula lutea. "Anfangs liegen die Zweige unmittelbarunter der Limitans interna, senken sich aber bald tiefer in die Substanzder Retina ein, so dass die aus ihnen hervorgehenden feinen Capillaren dieSchichten cler Netzhaut bis in die Zwischenkörnerschichte durchziehen,in welcher letzteren sie durch bogenförmige Schlingen zum Abschlusskommen. Die dem Sinnesepithel angehörigen Schichten der Netzhautsind vollkommen gefässlos. Die Zweigchen der Arteria centralis retinaereichen nur bis an die Ora serrata und gehen daselbst keinerlei Verbindungenmit den Gefässen der Chorioidea ein; hingegen stehen siedurch Vermittlung cler Gefässe des Sehnerven mit dem Gefässgebietdes Gehirnes in Zusammenhang.Inhalt des Augapfels.JJer Inhalt des Bulbus besteht aus dem Glaskörper, Corpusvitreum,*) und aus der Krystalllinse, Lens crystallina, mit ihrem Auf-!) Syn. Corpus hyaloideum.


702 Inhalt des Augapfels.hänge-Apparate,, der Zonula ciliaris. Zu diesen zwei durchsichtigen,zähen und geformten Inhaltstheilen gesellt sich noch ein dritter,~dasKammerwasser,. JTraor aqueus, welches in dem'Räume "untergebrachtist, den die Hornhaut mit der Iris begrenzt.Der Glaskörper ist eine_zähe, glashelle Flüssigkeit, welche ineinem ebenfalls glashellen Fläutehen, der Membrana Tiyaloidea, einge- ,schlössen ist und sich ihrer Beschaffenheit nach zunächst an jenesSchleimgewebe reiht, welches als sogenannte Wharton'sche Sülze imNabelstrang enthalten ist. Wenngleich häutige Scheidewände im Innerendes Glaskörpers nicht bestimmt nachzuweisen sind, und nur an derOberfläche derselben zellenähnliche Gebilde auftreten, scheint esdoch, dass die Substanz keine durchaus homogene ist. Während derembryonalen Lebensperiode durchsetzt ein Zweigchen "der~2Arteriacentralis retinae,_die Arteria hyaloidea 1 die Axe des Glaskörpers ineinem Canälchen, Canalis hyaloideus, welches an der Papilla nervioptici mit einer Erweiterung [Area Martegiana) beginnt. Im Ganzenbildet der Glaskörper einen noch über die Ora serrata hinausreichendenKugelabschnitt, dessen nach vorne" gewendete Fläche in einer tellerförmigenVertiefung, ""Fovea patellaris, die_ hintere Fläche jder Linseaufnimmt. An seiner äusseren Oberfläche schliesst^ er sich nicht nurunmittelbar an die Retina an, sondern hängt mit derselben innig >zusammen. Es ist bis jetzt nicht möglich gewesen, die Membrana limitans •,interna der Netzhaut in klarer, ganz einwurfsfreier Weise von der Membranahyaloidea gesondert darzustellen, weshalb es unentschieden ist,ob beide Membranen als selbständige, oder als zusammengehörigeBildungen aufgefasst werden sollen. Der Glaskörper ist ein AbkömmlingdejjLmjt-jtei^-Artej^InuCTe^^ej^Augenbechers eingedrungenen Mesodermgewebes.Die Kristalllinse bildet mit ihrer Kapsel einen in jüngerenJahren vollkommen farblosen, biconvexen, _ in einen_ stumpfen Randzulaufenden Körper, der durch einen eigenen Bandapparat in der teller-"Tormigen Grube des Glaskörpers festgehalten wird. Ihre vordere Fläche_ ist nach grösseren, die hintere_nach kleineren Radien gekrümmt, die ,erstere also flacher, die letztere stärker gebogen. Denkt man sichdaher durch den Rand der Linse und "durch die Mitte der etwa 4 bis4 - 5 Mm. langen Linsenaxe eine Theilungsfläche gelegt, so kann diesekeine ebene, sondern muss eine nach hinten ausbauchende Fläche sein,und würde die Linse in eine vordere biconvexe und in eine hintereconcavconvexe Hälfte zerlegen. ~~~~- ~"Die Linsenkapsel ist eine vollkommen structurlose, _ sprödeMembran, welche straff gespannt die Linsensubstanz umgibt. Ihr vorderer_Antheil ist etwas dicker als der hintere, dem Glaskörper zugekehrte,und^ an seiner^der Linsensubstanz zugewendeten Fläche mit einer einfachenLage von platten, polygonalen Epithelzellen*"bekleidet. ,Die Linsensubstanz selbst lässt sich in viele, concentrisch„aufeinander gelagerte Schichten zerlegen, deren Consistenz von aussennach innen derart zunimmt, dass der centrale Bezirk den dichtesten •)TRetT" des Organs darstellt; er ist abeFänchTzugleich der. älteste, dasich clie Linse nur durch Apposition n^teFSchichten an die Oberfläche, und


Inhalt des Augapfels. 703zwar von dem Epithel des vorderen Antheiles der Linsenkapsel aus,vergrössert. Jede Schichte lässt sich in sechsseitig prismatische, mitrauhen Rändern versehene Bänder, die sogenannten Linsenfasern,zerlegen, welche in den .inneren Schichten, schmäler, in den äusserenbreiter sind. Alle Fasern haften mit ihren Rändern innig an einander,nicht aber mit ihren Flächen, wesshalb sich die Linse leicht in ihreSchichten zerlegen lässt; sie sind nach Meridianen geordnet, biegensich also über den Rand der Linse hinweg von einer Fläche auf dieandere. Die Mittelpunkte der Linsenflächen, die Pole, entsprechen abernicht genau den Ausgangs- und Endpunkten der Fasern, was schonwegen der breiten Enden der Fasern nicht möglich ist. Die Endender Fasern sammeln sich vielmehr an Linien, welche in Gestalt vonanfangs 3, später 6—9 strahligen Sternen von den beiden Polen derLinse ausgehen. Die Sterne sind gegen einander derart verwendet,dass die Strahlen der vorderen Fläche den Zwischenräumen derStrahlen der hinteren Fläche entsprechen. So kommt es, dass jeneFaser, welche an der vorderen Seite in dem Winkel zweier Strahlenbeginnt, an der hinteren Seite in der Spitze eines Strahles endigt,und dass die Fasern je in einer Schichte gleich lang sind, indem siean der einen Fläche um ebenso viel vom Pole entfernt beginnen, alssie an der anderen Fläche dem Pole näher endigen. Die Strahlen derLinsensterne sind daher gleichsam Nähte, welche nach dem Tode leichtzerklüften.Die Linsenfasern entstehen^aus rundlichen, kernhaltigen Bildungszellen,welche insbesondere am Linsenrande angesammelt sind undsich an die Epithelzellen der hinteren Fläche des vorderen Kapselantheilesanreihen.Die Linse geht aus einer Einstülpung des äusseren Keimblatteshervor; daraus erklärt sich ihr Mangel an Gefässen uncl Nerven.Während des embryonalen Lebens besitzt sie jedoch eine gefässreicheUmhüllung, Tunica vasculosa lentis,*) welche sich in ihrem vorderenAbschnitte als Membrana pupillaris darstellt. Die Gefässe dieser Melnbrangehen von der Arteria hyaloidea ab, welche durch den Glaskörper hindurchan die hintereJKa^selwajid_tritf und dort in radiäre vom Linsenpolausstrahlende Gefässchen zerfällt, die im weiteren Zuge um den Linsenrändnach vorh~e~umbTegen und sich mit den Gefässen der Iris und derPupillarmembran verbinden. Reste dieses Gefässsystems sind noch beimNeugeborenen zu finden.Das Strahlenplättchen, Zonula ciliaris,' 1 ) Jjst cler Aufhänge-Apparat der Krystalllinse; es besteht aus einem von der Ora serratabiT züni Linsenrande sich erstreckenden feinen, durchsichtigen Plättchen,welches hinten mit der Membrana hyaloidea zusammenhängt, mit der Parsciliaris retinae innig verklebt und genaustem Corpus ciliare der mittlerenAugenhaut angepasst ist. Das Plättchen besteht aus meridional geordnetenFasern, welche sich entsprechend den Einsenkungen der Strahleni)Syu. Membrana capsulopupillaris.2) Syn. Zonula Zinnii.


704 Anordnung der Theile im Innern des Augapfels.fortsätze zu Bündeln sammeln und sich in einer Zickzacklinie an dievordere Kapselwand anheften, während auch andere Fasern an. denRand und cu^~Timtefe^äpi§glwand treten. Zwischen den Fasern desStrahlenplättchens bestehen zahlreiche Spalten und Lücken, welche sichin die Äugenkammer Öffnen uncl^daher mit Humor "aqueus "ermTiTsind.Ein geschlossener Canal, welcher sich, früheren Annahmen zufolge, indem Gewebe der Zonula dem Rande der Linse entlang hinziehensollte, und welcher unter dem Namen Petit'scher Canal bezeichnetwurde, besteht in Wirklichkeit nicht.Anordnung der Theile im Innern des Augapfels.Der geformte Inhalt des Augapfels hat materiell zunächst denZweck, den terminalen Nervenapparat ausgespannt zu erhalten; er erhältsomit dem Augapfel die Form, aber nur im Bereiche der eigentlichenRetina und der Chorioidea, weil sich die Linse von der Iris und diesewieder von der stärker gekrümmten Hornhaut durch einen grösserenAbstand scheidet. Die volle Spannung erlangt daher der Augapfel erstdurch den Hinzutritt des Humor^agueus, cler den ganzen Raum," welchenGlaskörper und Linse frei lassen, erfüllt. Dieser Raum wird AugenkammergenannTT^ grösseren Zwischenraum zwischender Iris und der Hornhaut, erstreckt sich aber, da die Iris nur mitihrem Rande die Linse berührt, auch hinter dieselbe; so kann er imGanzen als jener convex-concave Raum definirt werden, der sich zwischender Hornhaut müTlIer"Linse befindet. Die als Diaphragma in denselbeneingeschaltete''Iris theilt ihn' in zwei ungleiche Äbtheilungen, welcheals vordere und hintere Augenkammer bezeichnet werden.Die vordere Augenkammer wird seitlich durch den Uebertrittder hinteren Hornhautschichte auf die Iris zum Abschluss gebracht,während die hintere Kammer dadurch am Rande verschlossen wird,dass_ dieZonula ciliaris innig mit dem^Corpus ciliare verschmilzt.Ueber die Gestaltung dieser beiden Räume, wie auch über dieAnordnung der Theile am Ciliarrande der Iris und im Umkreisecler Linse hat man erst durch Untersuchung lebender Augen eine richtigeVorstellung bekommen. Früher dachte man sich nämlich die Iris alseinen ganz ebenen und vollständig frei schwebenden Vorhang und versetzteden Ansatz ihres Ciliarrandes knapp an den Rand der Hornhaut.Die Folge davon war, dass man sich die Ausdehnung der hinterenAugenkammer viel zu gross vorstellte. Nun ist aber dargethan, dass dieIris mit ihrem Pupillarrande und mit einem nach der Grösse der Pupilleveränderlichen Antheil ihrer hinteren Fläche auf der Linse schleift, unddass sie erst aus dem Strahlenkörper abgeht. Sie ist daher nach vorneetwas gewölbt und derart gelagert, dass eine durch den Rand der Hornhautgelegte Ebene die Iris nicht erst am Ciliarrande, sondern schon weitervorne berührt, mit derselben aber auch den vorderen Pol der Linse trifft.Indem sich dem zufolge die vordere Augenkammer zwischen demHornhautrande und der Wölbung der Iris nach hinten rinnenförmig ausweitet,beengt sie clie hintere Augenkammer und gibt derselben die


Anordnung der Theile im Innern des Augapfels. 705G es f§lLem£s__gggen den vorderen Pol der I.inspt 7,iifrptscdiärften Meniscus,an dessen breiterem Umfange die freien Enden "der Strahlenfortätzeliegen. Da nun ein Theil der hinteren Fläche der Iris mit der Linsenicht in Berührung kommt, so kann es sich bei der Frage nach dem^Bestehen oder Nichtbestehen der hinteren Augenkammer nur mehrum die Lage der Strahlenfortsätze handeln. Es wurde nämlich behauptet,dass die Strahlenfortsätze bis über den Linsenrand vortreten und inFolge dessen den ganzen Raum der hinteren Augenkammer ausfüllen;dies ist aber nicht der Fall, denn nach den übereinstimmenden Angabenerfahrener Augenärzte kommen die Strahlenfortsätze nie mit der Linsein Berührung, und es verbleibt somit stets zwischen dem Linsenrandeund der hinteren Fläche der Iris ein Raum, welcher nur mit Kammerwassergefüllt ist.Das Kammerwasser, die Linse und der Glaskörper bilden mit der Hornhautden dioptri sehen Apparat des Auges." 'Es ist "gar nicht nothwendig, die Formund das Brechungsvermögen der genannten, zwischen Luft und Retina eingeschaltetenvier optischen Medien genauer zu untersuchen, um schon zu erkennen,dass nur die Hornhaut und die Linse die Hauptbestandteile dieses Apparates sind,und dass das Kammerwasser nur dazu dient, diese zwei Körper, welche beide als•Sammellinsen wirken, auseinander zu halten, gleich wie andererseits der Glaskörperden Abstand der Linse von der Bildfläche, der Netzhaut, regelt. Die Mittelpunkte| ihrer als sphärisch angenommenen Krümmungen fallen aber nicht vollständig in eineLinie zusammen, so dass der ganze dioptrische Apparat nur annähernd als ein umdie Sehaxe des Augapfels centrirtes System betrachtet werden kann.Die Fähigkeit des Seh-Apparates, sich verschiedenen Entfernungender zu betrachtenden Objecte zu aecommodiren, gründet sich wohlausschliesslich auf gewisse, im Innern des Augapfels vor sich gehende7 Form- und Lageveränderungen. Es ist nämlich mit Sicherheit dargethan,dass die Linse ihre Form uncl Lage „ändert; ihre vordere Fläche wirdbei der Einstellung des Auges für die Nähe stärker gewölbt und ihr'••> Scheitel etwas nach vorne geschoben. Auch die_ hintere Linsenflächebekommt zwar dabei eine etwas stärkere Krümmung, jedoch verändertsie nicht merklich ihren Platz. Die Axe der Linse wird daher verlängertuncl zwar in der Richtung nach vorne JGleichzeitig damit erfolgen nochandere Veränderungen, nämlich ^Verengerung der Pupille, Verschiebungdes_Pupillarrandes cler Iris nach vorne und Zurückweichen des Ciliarrandes.Ursache dieser Veränderungen ist offenbar die Thätigkeit desMusculus ciliaris.¥Man vermuthet, dass die Gleichgewichtsfigur der Linse jene ist, welche siebeim Nahesehen annimmt; dafür spricht der Umstand, dass die Messungen anJsolirten Linsen etwas grössere Werthe für die Axenlänge ergeben, als jene amlebenden Auge. Man darf sich daher vorstellen, dass sich die Linse beim Fernesehenin Folge eines von Seite der Zonula ciliaris auf ihre Kapsel ausgeübtenZuges in einem Zustande von Spannung und Abflachung befinde, welcher nur dannbehoben werden kann, wenn es der Linse durch Entspannung der Zonula ciliaris•möglich geworden ist, zu jener Form zurückzukehren, welche ihrem elastischenGleichgewicht entspricht, nämlich der stärker gewölbten Form. Die Rolle, welchebei dieser Annahme dem Musculus ciliaris bei der Einstellung des Auges für dieNähe zufällt, besteht daher darin, die Zonula zu erschlaffen. Diese Aufgabe leisteter in der That vermöge seines Ansatzes vorne am Rande der Hornhaut, hinten inder mit der Zonula verwachsenen Chorioidea, wie auch vermöge der radiären Anja?Ordnung seiner Fasern.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 45


706 Muskeln des Augapfels.Muskeln des Augapfels.Den Bewegungs-Apparat des Augapfels bildet ein System vonsechs Muskeln, die man sich paarweise je als Antagonisten und jeum eine der drei Hauptaxen des Auges geordnet denken muss. Manunterscheidet sie als gerade und schiefe Muskeln.Gerade Muskeln gibt es vier; zwei von ihnen umgreifen denlioxizosM^IL.,!^®^!?! 1 ?. ,4§§.......Auj^üfels, ß esitzen_daher ein „J^rehungsbestrebenum die senkrechte Äxe und werden als Rectus internus unclRectus externus bezeichnetT "zwei ändere__umgreifen den_ senkrechtenMeridian, drehen daher den Bulbus um eine quere horizontale "_Axeund werden als Rectus superior und Rectus inferior unterschieden. — Vonschiefen Muskeln gibt es nur zwei, und diese umgreifen in schieferRichtung den Aequator, drehen daher den Bulbus um die gerade Axeund werden ihrer Lage wegen Obliquus superior und Obliquus inferiorgenannt.Die Musculi recti entstehen alle imJJmkreise des Foramen opticum,wo sie mit ihren sich vereinigenden Ursprungssehnen den Sehnerven umgeben.Von da aus ziehen sie entlang den entsprechenden Wänden derOrbita nach vorne zum Bulbus, überschreiten den Aequator desselbenund heften sich mit breiten, bandartigen Sehnen an der vorderen Hemisphäreder Sclera an. Sie bilden somit zusammen eine Pyramide, indeVen~Äxe_der SehnerveT liegt, und in deren_Basis der Augapfel aufgenommenist v Um mit ihren vorderen Enden an clie Sclera zu gelangen,müssen sie die Capsula Tenoni durchbohren, und indem sie dies thun,veraclijmlzTlhr"PliHrnyslum mit dieser Kapsel, so dass sie demnach auchnach Durchschneidung ihrer Sehnen noch einigen Einfluss auf das Bewegungsvermögendes Bulbus behalten. Die Entfernung der etwas nachvorne convexen Ansatzlinie der Sehne vom Rande der Hornhaut beträgtbeim oberen und äusseren beinahe 8 Mm., beim unteren und innerenetwas weniger. Alle Insertionen werden von der episcleralen Schichte,der ver dünnten Fortsetzung jterjfenon'schen Kapsel^ und von der Conjunctivabulbi bedeckt.~ "~* r> ~ ~" iDie Schief läge der Orbita bedingt einige Asymmetrien in Betreff der Lageund Länge dieser Muskeln.Der innere Gerade zieht in einer nahezu vollkommen sagittalen Richtungnach vorne, während der äussere in einem grösseren Winkel schläfenwärts ablenkt.Da aber die Ebene dieser beiden Muskeln horizontal liegt, so sind sie dennochunter sich reine Antagonisten. — Der obere Gerade liegt aber nicht genau oberdem unteren, sondern ein wenig lateral verschoben, weshalb die durch beideMuskeln gelegte Ebene schief lateral geneigt ist und mit der der anderen Seitenach unten convergirt. Wichtiger ist noch der Umstand, dass die Bögen, in welchendiese zwei Muskeln den Bulbus umgreifen, nicht in die senkrechte, sagittale Ebenefallen, sondern sich mit derselben in einem nach vorne offenen Winkel kreuzen.Die Folge davon ist, dass sie auch nicht senkrecht, sondern schief über die querehorizontale Axe weggehen, und dass sie daher den Bulbus nicht rein um diese Axesondern um eine Axe drehen, welche ungefähr mit dem horizontalen Durchmesserdes Einganges der Augenhöhle parallel ist. Sie besitzen daher auch ein Drehungs-vbestreben in Bezug auf die gerade Axe. Der obere Gerade kann nämlich die vordere -Hemisphäre des Bulbus nicht rein nach oben drehen, sondern muss sie zugleichschläfenwärts wenden, und der untere kann dieselbe Hemisphäre nicht allein nach


Muskeln des Augapfels. 707unten drehen, sondern muss sie zugleich etwas gegen die Nasenseite wenden. Auchdie Länge der geraden Muskeln ist ungleich. Die längsten sind der äussere undder untere Gerade.Die Musculi obliqui haben ganz andere Ansatzverhältnisse.Der Musculus obliquus superior entspringt zwar ebenfalls in derNähe des Foramen opticum, lauft aber in cler medialen oberen Kanteder Orbita nach vorne bis zum Nasentheil des Stirnbeins. Dort*" bildeter eine spulrunde Sehne, welche, um zum Bulbus zu gelangen, im Winkellateral und nach hinten ablenken muss und zu dem Zwecke in eineam .Tuberculum trochleare des Stirnbeins haftende, sehnige Schlingegefasst wird. Die Sehne geht schief über den Rectus superior hinweg,durchbohrt ober ihm clie Tenon'sche Kapsel und heftet sich, fächerförmigausgebreitet, ungefähr im Aequator des Augapfels zwischen clem Rectussuperior und dem Rectus externus an.Der Musculus obliquus inferior entsteht gerade unter cler Thränensackgrubeam Oberkiefer und umgreift, hinter clem Augenhöhlenrandefortlaufend, die untere Hemisphäre des Bulbus, kreuzt auf seinem Wegezuerst den Rectus inferior uncLschwingt sich darauf über den horizontalenMeridian des Äugapfe]s„_auf die obere Seite der hinteren Hemisphäre,um jäich gegenüber dem Ansätze des Obliquus superior anzuheften./Diese zwei Muskeln drehen zwar den Augapfel um die gerade Axe, da aberdie Ebene des unteren Muskels und das Endstück der Sehne des oberen Muskelsdie gerade Axe nicht rechtwinkelig, sondern schief, in einem Winkel von etwa34—40°, schneiden, so kreuzen die Muskeln auch die quere Axe und können somitauch Drehungen um diese veranlassen; in Folge dessen treten sie zu dem oberenund unteren geraden Muskel wechselweise in Synergie und Antagonismus.Der Augapfel bildet mit seinen sechs Muskeln einen möglichst einfachen,arthrodischen Bewegungsmechanismus, dessen Drehungsmittelpunktsich hinter de"r Linse, beinahe in der Mitte cler geradenAugenaxe befindet. Bei der Untersuchung der Einzelwirkungen der"sechs Muskeln muss man stets darauf achten, dass nicht jede Augenstellungclie Folge cler Wirkung eines einzelnen Muskels sein muss, dassvielmehr viele Stellungen, ja wohl die meisten, die Mitwirkung mehrererMuskeln erfordern. Die äusserst lockere Verbindung des Augapfels mitder Tenon'schen Kapsel gibt ihm clie Möglichkeit, sich nach allenRichtungen in beträchtlichem Umfange zu drehen.Die Gefässe der Augenmuskeln gehören zum Stromgebiete derArieria und Vena ophthalmica. — Der Nerven gibt es drei: der Oculomotoriusbetheilt den ...oberen, innerenjund unteren geraden, sowie auchden unteren schiefen Muskel; der Trochlearis versorgt allein den oberenschiefen Muskel uncl cler Abducens den äusseren geraden. Bemerkenswerthist,'dass der Oculomotorius alle jene Muskel beherrscht, welchesymmetrisch in beiden Augen gleichzeitig wirksam sein können, unclzugleich den Kreismuskel der Iris, der sich stets gleichzeitig mitclem inneren geraden Muskel contraliirt. Ferner verdient hervorgehobenzu werden, class clie Menge der Nervenfasern, die jedem einzelnenMuskel zugeleitet wird, im Verhältniss zum Querschnitte desselbenbeträchtlicher ist, als an allen anderen Muskeln, was darauf schliessen45*


AgOXDie Thränenorgane.lässt, dass jede einzelne Nervenfaser viel weniger Muskelfasern beherrscht,als in anderen Muskeln. Besonders auffallend ist die Stärke des Nervusabducens.Die Thränenorgane.Die Thränenorgane sind Bestandtheile eines Secretions-Apparates,dessen Product, die Thränen, den Augapfel befeuchtet, wäscht und ihnvor Vertrocknung bewahrt. Das Secretionsorgan ist die Thränendrüse,Glandula lacrymalis, welche sich mittelst mehrerer Ausführungsgänge inden Bindehautsack öffnet, von wo aus der Üeberschuss ah Thränen"durchden nasenwärts fortschreitencilm~C""pjclraTi^^"mnlHfn^^Diese ableif^cleh^We^e^estehen"^ns^cTc^rnTFänenrÖhrchen, Ganaliculi lacrymales, aus dem Thränensack,Saccus lacrymalis, und aus dem Thränen-Nasencanal, Canalisnasolacrymalis.Die acinöse Thränendrüse ist zum grössten Theil in der Fossaglandulae lacrymalis untergebracht, in jener Grube, welche der Jochfortsatzdes Stirnbeins der Orbita zuwendet; sie bildet einen, länglich ovalenKörper, der sich mit seiner" concaven Fläche der oberen Hemisphäredes Bulbus lateral anschmiegt. Die aus der Drüse austretenden, etwa10 kleinen Ausführungsgänge verlaufen parallel neben elhähcler"herabund durchbohren, linear geordnet, unweit vom oberen Rande des Tarsusdie Bindehaut. An diesen Theil der Thränendrüse, den man seiner Lagewegen Pars orbitalis nennt, schliessen sich noch andere Drüsenläppchenan, welche bereits in das Augenlid aufgenommen sind und zusammenals Pars palpebralis bezeichnet werden. Etwa 10 cÜeser Läppchen liegenzwischen den Ansätzen des Rectu^superior und des Rectus externus uncl.umgeben reihenweise geordnet die Ausführungsgänge der Pars orbitalis,in welche sie auch ihr Secret abliefern. Ausser diesen gibt es aber nochkleinere Läppchen mit selbständigen Ausführungsgängen; eines derselbenbefindet sich gerade unter dem lateralen Augenwinkel, also schonim unteren Lide.Die Arteria lacrymalis ist ein Zweig der Ophthalmica; sie. geht zahlreicheAnastomosen ein: mit den Arterien der Lider, mit der Arteria zygomaticoorbitalis,mitunter auch mit der Arteria meningea media. — Der grösste Faserantheil desNervus lacrymalis versorgt nicht die Drüse, sondern die Lidhaut; er bringt, wie esscheint, auch sympathische Fasern mit, die manchmal aus dem Ganglion ciliare ihrenUrsprung nehmen.Der Thränensack und Thränen-Nasencanal bilden zusammen einennach oben geschlossenen Schlauch, der in die" Sulci lacrymales desThränenbeins und des Oberkiefers eingetragen ist jmd_sich vom oberenEnde des Thränenbeins bis in den unteren Nasengang erstreckt. Nurda, wo die Sulci lacrymales der beiden Knochen zusammentreten, und;da, wo sich die untere Nasenmuschel an den Oberkiefer anlegt, besitztdieser Schlauch ringsum von Knochen gebildete Wände. Der obereAbschnitt, der Thränensack, Saccus lacrymalis,*) _wendet eine weiche*)' Syn. Dacryocystis.


Die Thränenorgane. 709Wand der _ Augenhöhle ^u_und^ scheidet _sich_ durch eine zarte Knochenwanc]__vondem Labyrmthe„aes Siebbeins;! der "untere" Abschnitt, clerThränen-Nasencanal, Canalis nasolacrymalis, ist nur oben durch eineKnochenwand von der Nasenhöhle, dagegen seiner ganzen Länge nachdurch eine harte Wand von der Kieferhöhle geschieden. Der ganzeSchlauch hat beim Erwachsenen eine Länge von ungefähr 25 Mm., einenDurchmesser von 3—4 Mm. und nimmt im Absteigen eine nur wenignasenwärts, etwas mehr aber nach hinten ablenkende Richtung an.8§JMJ^^^^©tte.-HMe.yeraBhmilzt mit dem Periost, und seine mitFnmmerepitheLbekleidete Schleimhaut ist mit einzelnen traubigenSchlefmdrüschenjyersehen.Bemerkenswert]! sind ferner noch die Falten,"welcheduTSchleimhaut des Thränen-Nasencanals, namentlich häufig auf derlateralen Wand aufwirft; dieselben können stellenweise so stark vortreten,dass durch sie kleine, nach oben offenstehende Täschchenerzeugt werden. Eine solche grössere Falte findet sich sehr häufjg_andexJlrenze_des JTjir^en-Nas^ncanais gegen den Thränensack. Als besondereHülle des Thränensackes wäre nur noch eine fibröse Membranzu erwähnen, welche an denThränenleisten des Oberkiefers und des Thränenbeinshaftet uha^Iellrränensackgrurje gegen die Augenhöhle aT^sclilieSst.In den Thränensack münden die zwei"Thränenröhrchen, Canaliculilacrymales. Dieselben beginnen_jrnit feinen Oeffnungen, den Thränenpunkten,Puncta lacrymalia, jm kleinen gegen.den Bindehautsack, alsonach Junten gerichteten Höckerchen, den Thränenwärzchen, Papulaelacrymales, welche sich nahe dem medialen Augenwinkel am Rande desoberen uncl unteren Lides erheben. Von da ziehen die Röhrchen, indem siebogenförmig den von dem medialen Augenwinkel umschlossenen Raum,den Thränensee, umgreifen, nasenwärts, durchbohren die Hülle desThränensackes und gehen bald einzeln, bald vereinigt in den Thränensackein. In der Regel ist das untere Röhrchen weiter als das obere. Die Thränenröhrchenhaben keinen eigentlichen Muskelbeleg und werden nur von denRandfasern der Pars palpebralis des Orbicularis oculi umsponnen, welcheeine Art Sphincter darstellen.Die Nasenöffnung des Thränen-Nasencanales befindet sichim unteren .Nasengange; sie liegt bald höher, bald tiefer und hat eineindividuell sehr verschiedene Form. Jndem der Thränen-Nasencanal dielaterale Wand der Nasenhöhle in .sehr schiefer Richtung durchbohrt,geht er schliesslich in eine schreibfederartig zulaufende Rinne über, dieoben von einer queren Schleimhautfalte überbrückt wird. Die Falte istmitunter halbmondförmig, und in Folge dessen erscheint die Mündungals eine horizontale Spalte; in anderen Fällen verlängern sich die Endender Falte, reichen an den Rändern der Rinne...weiter^abwärts' und begrenzendann eine verticale jjpalte. Es scheint, als ob diese abweichendenFormen lediglich nur davon abhängig wären, dass die laterale Wanddes Canals bald weniger, bald mehr in den Knochen eingesenkt ist.Manchmal, wenn die Oeffnung ziemlich hoch liegt, findet man in derbereits ganz glatt gelegten Schleimhaut eine gleichsam in die Substanzderselben eingegrabene seichte Furche, die bis an den Boden cler Nasenhöhleherabreicht. JEine längere, von Knochen nicht mehr gestützteFalte kann als Klappe wirken und den Eintritt der_Luft in den Thränenschbaucnverhindern (Hasner'sche Klappe).


710 Die Augenlider und die Bindehaut.Das Gefäss-System betreffend, ist auf ein gröberes, dichtes Venennetz imThränennasencanal aufmerksam zu machen, welches im submucösen Bindegewebeliegt und sich an der Nasenöffnung schwellnetzartig ausbildet. — Die Nerven desThränensackes besorgt der Infratrochlearis, und jene des Thränen-Nasencanalesgeben die Kiefernerven und der Ethmoidalis ab.Die Augenlider und die Bindehaut.Die Lider, Palpebrae, sind zwei beinahe fettlose Hautduplicaturen,welche am Eingang der Augenhöhle befestigt j^nd und sich wie Schirmeeng an die vordere, aus dem Äugenhöhleneingange hervorragende HemisphäreaesTBulbus anschliessen. Mit ihren freien Rändern, welche sichan der^BcHläfenseite in einem scharfen, an der Nasenseite in einem abgerundeteji^jibwärtsjrieigendenWinkel vereinigen, begrenzen sie diequer liegende Lid spalte."nPIeLidränder sind eigentlich schmale Flächen mit einer vorderenscharfen Kante, welche die Augenwimpern, Cilia, trägt, und einerhinteren stumpfen Kante, an welcher eine Reihe kleiner Drüsenöffnungensich befindet. Nahe dem medialen Augenwinkel, genau der medialenEcke des Tarsus entsprechend, endet die hintere Lidrandkante mit demnach hinten geneigten Thränenwärzchen. Indem sich die Lidrändernasenwärts über das letztere hinaus noch eine Strecke weit fortsetzen,begrenzen sie"deh sogenannten Thränensee, an dessen Grunde sich dieröthlich gefärbte Caruncula lacrymalis erhebt und an dessen Begrenzungensich weder Drüsenöffnungen noch Wimperhaare befinden.Die Lidspalte hegt ungefähr horizontal, aber tiefer als der horizontaleMeridiandes ruhend eingestellten Bulbus, so dass bei geschlossenerLidspalte das obere Lid einen grösseren Abschnitt des Bulbus bedeckt,äFTjläs untere; mit anderen Worten, der Scheitel der Cornea kommt inden Bereich des oberen Lides zu liegen. Ferner entspricht der Scheitelder Cornea nur Her Mitte jenes Theiles cler Lidränder, welcher sichzwischen dem lateralen Lidwinkel und den Thränenwärzchen befindet.Die letzteren liegen daher knapp am Rande cler sichtbaren vorderenFläche des Bulbus; der Thränensee entspricht nicht mehr dem Bulbus,sondern jenem dreieckigen Räume derjOrbita, welchen die vordere, Hemisphäre ^ej^J^Un^ "mff der mecUalenJ Wand "der Augenhöhlebegrenzt.^13"ie_sehr zarte Haut der Lider, ist durch äusserst lockeres^ wenigfetthaltiges Bindegewebe an die mi^terliege^ruie Muskelschichte befestigtund daher leicht faltbar; sie unterscheidet sich dadurch wesentlich voncler Haut der Brauengegend und der Stirn, in welche zahlreiche quergestreifteMuskelfasern eingehen. Sie besitzt ferner kleine Schweiss-;drüsen und sehr feine Wollhärchen. Stärkere Haare kommen erstoben entlang dem Äugenhöhlenrande als Augenbrauen und entlangden Lidrändern als Augenwimpern sammt dem zugehörigen Drüsenapparatevor.JedesJLid enthält als Gerüst ein halbmondförmig gestaltetes, ausderbem Bindegewebe bestehendes Blättchen, den Tarsus, fälschlich" Lidknorpelgenannt, dessen Aufgabe es ist, während des raschen Lidschlageseine Faltenbildung der zarten inneren Lidschichten zu verhindern.Die Tarsi sind ungleich gross; cler obere ist bei derselben Länge viel


Die Augenlider und die Bindehaut. 711breiter als der untere; beide stellen die verdickten, fester und derber^ef %ten Randtheite einer fibrösen Haut, Fascia tarsoorbitalis,*) dar, diesich im ganzen Umfange des Augenhöhleneinganges anheftet und dadurchzu einem Verschlussmittel der Orbita wird. Oben" und unten istdiese Membran _zajrthäutig 1 den Lidwinkeln entsprechend aber verdickt,und gestaltet sich "dadurch seitlich zu den zwei horizontalen JLi'dbändcheh,Ligamenta palpebralia~ Durch diese" Bändchen werden "dieTarsi einerseits an das Jochbein, "andereits an den NasenfortsatzjäesOberkiefers befestigt und quer in der Richtungjler Lidspalte gespannterhalten. Besonders mächtig entwickelt ist das Ligamentum palpebralemediale, _welch.es eigentlich den Thränensack bogenförmig umgreift,vorne am Nasenfortsatz des ^Oberkiefers, hinten an derj Leiste" desThränenbeines befestigt ist und mit seinem vorderen Schenkel an denThränensack angewachsen ist. Dieser Schenkel stellt sich als eine etwasschief nach vorne vortretende Leiste dar, welche bisher allein als inneresLidbändchen beschrieben worden ist.Jener Theil der Lider, über welchen sich der Tarsus erstreckt,wird gewöhnlich als Tarsaltheil von dem den Augenhöhlenrändernnäher gelegenen Antheil, dem Basaltheil oder Orbitaltheil, unterschieden,jlessjmjjrj^Fascia tarsoorbitalis ist. Währendcler erstere Antheil wegen seiner festen Stütze unter allen Umständenglatt bleibt, legt sich der letztere bei offener Lidspalte in eine Falte zusammen,welche sich beim Schliessen der Lider ausgleicht.Die Meibom'schen Drüsen der Augenlider sind den Talgdrüsenverwandte, eine ölige Flüssigkeit, Sebum palpebrale, absondernde Secretionsorgane.Sie unterscheiden sich von den Talgdrüsen durch die Ausbildungjyojo^ahlreichen birnförmigen Drüsenbläschen, clie aber nichtwie in den acinösen Drüsen auf einem dendritisch verzweigten, sondernringsum auf einem einfachen geraden Ausführungsgange sitzen. DieDrüschen"~smd in die Tarsi in senkrecht auf- und absfe^enaCT^ichtmigeingetragen, sind daher im oberen Lide länger, zugleich aber auch zaEtereicher als im unteren. Offenbar hat ihr Secret den Zweck, den Lidrand,an welchem sich die Oeffnungen der Drüscheri" befinden, zu beölen unddadurch da^LJeberströmen der wässerigen Thränenflüssigkeit'zuvel^nndern.Mitunter treten die kleinen Oeltröpfchen zu feinen rosenkranzförmigenSchnürchen zusammen und können, wenn sie mit den Thränen über dieCornea herabschwimmen, im eigenen Auge sichtbar werden. Auch dieCaruncula lacrymalis enthält Drüschen^ welche aber den Talgdrüsensowohl der Form nach als auch darin gleich sind, dass sie sich an dieBälge der feinen Wollhärchen anschliessen, welche in der Carunculalacrymalis stecken.Der motorische Apparat der Augenlider besteht aus zweiquergestreiften Muskeln und aus einer Lage glatter Elemente.Der Musculus levator palpebrae superioris entsteht gemeinschaftlichmit den geraden Augenmuskeln an der Umgebung des Foramen opticum,zieht längs der oberen Wand der Orbita nach vorne, breitet sichober dem Bulbus fächerförmig aus _ und geht hinter cler Fascia tarsoorbitalisaponeurotisch in den oberen Rand des oberen Tarsus über.') Syn. Septum orbitale.


712 Die Augenlider und die Bindehaut.Seine Wirkung besteht im Heben des oberen Lides. Nicht selten soll vonihm ein Faserbündel zur Sehnenrolle des oberen schiefen Augenmuskelsabgehen.Der Lidantheil des Musculus orbicularis oculi besteht aus zwei Faserbändern,welche, jconcentrisch an einander liegend, die vortretendeHemisphäre des Bulbug über^den lateralen Augenwinkel hinweg umkreisen,aber_hinter einander gelegt im inneren ÄugenwinkeTIfiäTten(vergT S. 202). Wegen dieses Ansatzverhältnisses wird an dem Muskelein oberflächlicher und ein tiefer Antheil unterschieden. Der oberflächlicheAntheil (die Lidbandportion), welcher den Bulbus in.weiteren Kreisen umgibt, ist oben undjmten am vorderen Schenkel desmedialen Lidbandes befestigt. Der tiefe Antheil (die ThränenkänTm-"portionl welcher blos den Lidrand umgibt, haftet am hinteren Schenkeldes medialen Lidbandes und an der oberen Hälfte der Crista lacrymalispöslerlörT Beide"Antheile erstrecken sich gleichmässig auf das obere unddas untere Lid. Im Lnde selbst liegt der tiefe. Antheil, welcher auchals Musculus ciliaris Riölanl bezeichnet wird, hinter^en_^^^ejL_4£SWimperhaare, mit einzelnen Bündeln selbst hinter den Endstücken derAusführungsgänge der Meibom'schen Drüsen. Offenbar wird es diesemRandtheil des Muskels durch seinen nach hinten auf den Thränenkammverlegten Ansatz möglich, den Lidrand enger der Oberflächedes Augapfels anzupassen, was nicht möglich wäre, wenn er vorneim Lidwinkel haften würde uncl wenn seine Fasern, wie die desoberflächlichen Antheiles, mehr in die Ebene"des Augenhöhleneingangesgelegt wären.Es ist klar, dass alle Curven, welche von den medialen und lateralen Haftpunktendes Muskels über die vordere Hemisphäre des Augapfels gelegt werdenkönnen, gegen die Cornea kürzer werden, und dass somit die Faserbündel desSchliessmuskels bei offener Lidspalte grössere Bögen beschreiben als bei geschlossenerLidspalte, gegen die sie somit im Contractionszustande herangezogen werden müssen.Bemerkenswert!! ist, dass der Lidschluss zunächst am lateralen Augenwinkel erfolgtund gegen den medialen fortschreitet. Die Wirkung des Schliessmuskels erstreckt sichauch auf die Thränenableitung; man darf annehmen, dass die im medialenAugenwinkel (Thränensee) angesammelten Thränen kurz vor und nach vollendetemLidschluss durch die gleichzeitige Wirkung der beiden Antheile des Muskels soviel Druck erfahren, dass sie durch die in den Thränensee tauchenden Thränenpunktein die Thränenröhrchen einzutreten veranlasst werden. So lange die Mengeder Thränen nicht so gross ist, wie beim Weinen, reicht die dünne Fettschichteam Lidrande hin, die Thränen im Bindehautsacke zurückzuhalten.Dicht unter der Conjunctiva befindet sich sowohl im oberen, alsauch im unteren Lide eine Lage längs verlaufender glatter Muskelfasern,welche an den convexen Rändern der Tarsi festhaftet und wahrscheinlichdazu dient, die Lidspalte offen zu erhalten. Sie ist unter demNamen Müller'scher Lidmuskel bekannt.Die Bindehaut, Conjunctiva, Ist eine schleimhautartige Fortsetzungder äusseren Haut, welche die hintere Fläche der Lider und die vordereJtemisphäre des Bulbus bekleidet; sie stellt somit einen durch denBulbus eingebuchteten Sack dar, welcher sich durch die Lidspalte nachaussen und durch die Thränenröhrchen in die Nasenhöhle öffnet. Manunterscheidet einen Lidbezirk der Bindehaut, Conjunctiva palpebrarum^


Die Augenlider und die Bindehaut. 713und einen Augapfelbezirk derselben, Conjunctiva bulbi; der letztere reichtals solcher bis_än^enJHonünmtMz und bildet daselbst das sogenannteBindehautblättchen, dessen_JMthel in das Epithel der CorneaJihfiEgehLDer Uebergangstheil des einen Bezirkes in jlen anderen wirdals Fornix conjunctivae bezeichnet..An clem Tarsaltheil der Lider und an dem Rande der Corneahaftet^die Conjunctiva fest, ohne sich falten zu "lassen; je näher sieaber an den Fornix herantritt, desto lockerer wird das subconjunctivaleBindegewebe.Vermöge dieser Einrichtung wird es dem Bulbusmöglich, sich nach allen Seiten zu drehen und bei seinen Bewegungeneinerseits von dem Basaltheil der Lider conjunctivalen Ueberzug aufzunehmen,andererseits den seinen an die Lider abzugeben, wodurch, selbstverständlich der Fornix bald hervorgezogen, bald tiefer zurückgelegtwird.Unter der Voraussetzung der Ruhestellung des Augapfels kannman sagen, dass die' Umschlagstelle der Conjunctiva den Florn-. hautrand ganz gleichmässig, ungefähr in einem Abstände von 1 Cm.,umkreist. Da aber die Lidspalte unter dem horizontalen Meridian desAugapfels liegt, so muss die Tasche, welche das obere Lid bildet, tiefersein als die Tasche des unteren Lides, weshalb auch die obere Umschlagsstelleschwieriger zugänglich ist, als die untere. Da ferner dielaterale Hemisphäre des Augapfels den Eingang der Augenhöhle mehrüberragt, als die mediale,.,so kommt die Umschlagstelle schläfenwärtsunmittelbar hinter den Lidwinkel zu liegen, während sie nasenwärtstiefer in die Orbita zurück verlegt ist. Da aber die Caruncula lacrymalisden medialen Augenwinkel ausfüllt und in demselben unbeweglich festgehaltenwird, so muss sich zwischen derselben und dem Bulbus einetaschenförmige Ausbuchtung des Bindehautsackes bilden, die um so tieferwird, je mehr sich cler Augapfel nasenwärts dreht. Aus demselbenGrunde wirft die Conjunctiva an der lateralen Seite der Caruncula lacrymalis,unmittelbar bei ihrem Uebergang auf den Bulbus, eine verticaleFalte, Plica semilunaris, auf, clie sich bei der Drehung des Augapfels nachcler Nasenseite stärker hervorhebt, bei der Drehung desselben nach derSchläfenseite aber niedriger wird. Sie bildet die laterale Begrenzung desThränensees.Die Structur der Bindehaut ist nicht überall dieselbe. In demBereiche des Lidrandes besitzt sie zahlreiche schlanke und hohe Papillen;hn~tarsalen "Antheile ist sielreichlich .von^ Lymphzellen, durchsetzt undunverschiebbar mit dem Tarsus verbunden. An clem Basaltheil der LiderslehT män~1ih ihr zahlreiche feine Leistchen, welche von verzweigtenFurchen begrenzt werden, übrigens in individuell sehr verschiedenerWeise ausgebildet sind. Die Summe dieser Leistchen bezeichnet mannicht sehr passend als deh~Fapillarkörper der Bindehaut. Das Epithelder Conjunctiva bulbi ist in der Nähe der Hornhaut ein geschichtetesPflasterepithel; in einiger Entfernung von derselben aber nimmt es denCharakter des geschichteten Cylinderepithels an, welchen es im ganzenUebergangstheil beibehält. Die Conjunctiva palpebrarum hingegen zeigtin manchen Fällen ein. geschichtetes Pflasterepithel, in anderen Fällenein cvlindrisches Epithel. Unter allen Umständen geht es an dem


714 Topographie des Seh-Apparates.Lidrande in Gestalt von geschichtetem Pflasterepithel in die Epidermisder vorderen Hautbekleidung des Lides über.Mit dem Namen Pinguecula oder Lidspaltenfleck bezeichnet manein bei älteren Personen jederseits von dem Hornhautrande hervortretendes^dreieckiges Feld, welches durch gelbliche Farbe besonders auffällt. Esentsteht durch eine Veränderung des Bindehäutgewebes im Bereiche derLidspalte, wahrscheinlich in Folge äusserer Einwirkungen.Die Blutgefässe der Lider sind Zweige derGesichts- und Augenhöhlengefässe..'Die Hautarterien der beiden Lider sind Zweigchen der Ophthalmica und gelangenim medialen Augenwinkel unter der Trochlea des oberen schiefen Augenmuskelsan die Oberfläche. Die Arteria palpebralis superior geht noch ober dem Lidbändchenquer ab; während die Arteria palpebralis inferior schief hinter dem Lidbändchen zurvorderen Fläche des Tarsus absteigt. Beide schicken je einen kleinen Ast an diebeiden Ränder des Tarsus, den grösseren aber an den freien Rand desselben,welchem entlang dieser Zweig lateral fortlauft und mit einem Endästchen derThränenarterie oder der queren Gesichtsarterie den Arcus tarseus superior undinferior erzeugt. Die Venen entsprechen den Arterien-und bilden im subcutanenBindegewebe ein feines Netz.Dieselben Arterien versorgen auch die Conjunctiva, jedoch bekommt dieselbeim Bereiche des Bulbus auch noch Zweigchen von den Arterien der Augenmuskeln.In der an Gefässen reicheren Lidbindehaut bilden die Venenwurzeln jeneSternchen, welche man bei Gefässreizungen schon mit freien Auge als kleine BlUtpünktchenwahrnimmt. Die Capillaren der Conjunctiva bilden grösstentheils engmaschigeNetze und in den Papillen Schlingen, deren venöse Schenkel um dasDoppelte dicker sind als die arteriellen; besonders dicht ist das Netz in der schmalenZone, welche sich längs dem freien Rande des Tarsus, also unmittelbar, an. derhinteren Lidrandkante hinzieht. — Von grossem Belange ist der Umstand, dass diein den sonst gefässlosen Tarsus eingefügten Meibom'schen Drüsen ihre Gefässe vonden prätarsalen Zweigen beziehen, und dass nur unbedeutende Communicationendieser Gefässe durch den Tarsus hindurch mit den Gefässen des Tarsaltheiles derConjunctiva bestehen. Dieser letztere Theil der Conjunctiva bildet somit -einen vonden prätarsalen Gefässen geschiedenen Gefässbezirk, in welchen die Stämmchennur auf dem Umwege über die Ränder des Tarsus gelangen können. Das Verhaltender Gefässe der Bindehaut am Hornhautfalz ist auf S. 692 beschrieben.worden, ebenso auch jenes der Lymphgefässe.Die Nerven der Lidhaut und der Conjunctiva sind Zweige des 1., und2. Astes des Trigeminus: dass die Lidspalte die Gebiete dieser beiden Aeste scheidet,ist aus der NervenleTire bekannt. In der Conjunctiva erzeugen die sensiblen Nervendurch öfter wiederholte Theilungen .der Zweigchen und Fasern ein zartes, aberreiches terminales Nervennetz. Die Conjunctiva bulbi ist bekanntlich die sicherste ,Fundstätte der Krause'schen Endkolben. — Der Levator palpebrae superioris wirdvom Oculomotorius, der Orbicularis vom Nervus facialis versorgt.'*"Topographie des Seh-Apparates.In Betreff der Wände der Augenhöhlen wäre zu erwähnen, dassdie mediale Wand unter allen die längste und "dünnste ist Und einesagittale Richtung nimmt, dann, dass die laterale "Wand die kürzesteaber stärkste ist und in schiefer Richtung von cler medialen Wandabgeht. Ferner wäre hervorzuheben, dass die untere Wand, als inunmittelbarem Anschluss an clie ^mediale, sich lateral und nach vorneabdacht, während die obere Wancl^aeh...hinten, abschüssig ist; endlichclass beide diese letzteren Wände hinter dem Eingang der Augenhöhle-,ausgebogen sind, so dass man nur längs der medialen und lateralenWand zum Opticus gelangen kann, ohne den Bulbus im Bogen umgehenzu müssen. —Die Periorbita, nämlich das Periost cler Augenhöhle,


Topographie des Seh-Apparates. 715Jl§|tet nur locker an clenKnochen uncl geht einerseits durch das Foramenopticum und durch clie ""Fissura" orbitalis superior IniHie Dura mäterüber, andererseits durch clie Fissura orbitalis Inferior in das Bindegewebe4^ H. nte . ren Schläfengrube. Mit "der Periorbita stehen auch clie Verschlussmittelder Orbita in Verbindung, nämlich die im Eingang derAugenhöhle vorhangartig ausgespannte Fascia tarsoorbitalis und einein der Fissura orbitalis inferior vorhandene grauröthliche Masse, die ausBündeln glatter Muskelfasern besteht.Die Lagebeziehüngen ~des Augapfels und cler Muskeln,sowie auch jene der Thränendrüse sind schon oben iS. 706 und S. 708)geschildert worden. Es erfordern daher nur noch die topographischenVerhältnisse des Thränenableitungs-Apparates eine nähere Darlegung.Eine Injection des Thränenschlauches mit erstarrender Masse von'der Nasenmündung aus wird die Präparation wesentlich erleichtern.Die Thränenröhrchen sollen bei geschlossenen Lidern geradenWeges, aber etwas convergirend gegen den Thränensack verlaufen; beiaufgeschlagenen Lidern machen sie aber gewiss eine leichte Biegung; siegehen nämlich anfangs eine kleine Strecke weit im oberen Lide aufwärts,im unteren abwärts und wenden sich erst dann nasenwärts. Sie gehenalso anfangs nahe an dem Lidrande, im weiteren Verlaufe hinter clemmedialen Lidbändchen zum Sacke. — Der Thränensack Jie^tjiinterdj±m.yorderen,.Schenkel des Lidbandes, in querer Richtung ..vonjdemselbengekreuzt, also mitten zwischen den zwei Antheilen der Pars palpebralisdes Orbicularis oculi und schief nasenwärts hinter der Carunculalacrymalis. Er ist von aussen am leichtesten zugänglich durch clie dünneHaut, welche sich vom unteren Lide auf den Nasenrücken schlägt, unclzwar in dem Winkel, welchen die vortretende Leiste des medialen Lidbändchensmit der aufsteigenden Randleiste des Oberkiefers bildet; mandarf jedoch, um in den Thränensack zu kommen, nicht gerade nachhinten, sondern muss schief nasen- und abwärts einstechen. — DieRichtung des Thränen-Nasencanales ist allerdings etwas variabel,aber von der senkrechten immer ein wenig schief nach hinten ablenkend.Bei Vornahme von Sondirungen des Canales kann immerhin die Stelle,wo der Nasenflügel in die mediale Umrandung des Nasenloches übergeht,benützt werden, um sich wenigstens die Lage cler sagittalen Ebenevorzustellen, innerhalb welcher der Canal in die Nasenhöhle absteigt.Präparation der Gebilde der Augenhöhle von vorne. —Nach Abtragung der dünnen Haut trifft man zuerst den Musculusorbicularis und feine Venen, welche in die Vena facialis anteriorübergehen. Nach Abtragung des Muskels erscheint die Fascia tarsoorbitalisund der Tarsus mit den an ihnen liegenden Gefässen undNerven. — Von Gefässen sind hier zu finden: Die im medialenAugenwinkel unter cler Trochlea als Endäste der Ophthalmica anlangendenArteriae palpebrales und die von ihnen am freien Rande des Tarsuserzeugten Arcus tarsei, dann die Stämmchen der zur Stirn aufsteigenden; Arteria supraorbitalis und frontalis. — Von Nerven findet man in beidenLidern die über das Jochbein ziehenden Zweige des Facialis, fernerim oberen Lide die Lidzweigehen des ersten Trigeminusastes, uncl zwarlateral das Endästchen des Lacrymalis; an der Incisura supraorbitalistrifft man den Nervus supraorbitalis, nasenwärts den Frontalis, Supra-


716 Topographie des Seh-Apparates.trochlearis und Infratrochlearis mit clem Zweigchen des letzteren zumThränensacke; endlich findet man im unteren Lide die Lidzweigehendes Infraorbitalis.Nach Entfernung der Fascia tarsoorbitalis stösst man im oberenLide auf den Sehnenfächer des Levator palpebrae superioris, dannim lateralen Antheile des oberen Lides auf die Pars palpebralis derThränendrüse und in beiden Lidern auf den Fornix conjunctivae.Die Abtragung der Bindehaut macht die Insertion der vier geradenund den Ursprung des unteren schiefen Augenmuskels, dann die Sehnen-,rflle des oberen schiefen Muskels wie auch dessen Sehne zugänglich,Präparation der Gebilde der Augenhöhle von oben. —Nach Abtragung der oberen und lateralen Wand der Orbita findet manganz hinten, unmittelbar unter der Periorbita, den Nervus trochlearis, dernur eine kurze Strecke weit gerade nach vorne zieht und dann sofortzum oberen schiefen Augenmuskel medial ablenkt. Leicht zu finden istder ebenfalls ganz oberflächlich, ober dem Levator palpebrae superiorisnach vorne ziehende Nervus frontalis, der noch vor dem Rand der Orbitain clie bekannten Aestchen zerfällt. Mit ihm verlauft die Arteria supraorbitalis,welche aus der Tiefe an ihn herantritt. Ganz hinten zweigtvon diesem Nervenstämmchen der Nervus lacrymalis ab, der sich mitder gleichnamigen Arterie ober dem Rectus externus zur Thränendrüsebegibt. Diese letztere bedeckt einen Theil des Sehnenfächers desLevator palpebrae superioris und den Ansatz des Rectus externus. Nunsuche man noch entlang der lateralen Wand an den Nervus zygomaticusmalae des zweiten Trigeminusastes zu kommen und gehe längs dermedialen Wand unter dem oberen schiefen Augenmuskel dem Nervusnasociliaris nach. Man findet ihn nicht schwer, wenn man die Gebildean dem Foramen ethmoidale anticum von der medialen Wand derAugenhöhle abhebt; man trifft dann zugleich beide in die Nasenhöhlegehenden Zweige dieses Nerven, den Ethmoidalis und Sphenoethmoidalis,und den nach vorne ziehenden Infratrochlearis. Alle anderen Gebildemüssen innerhalb des von den geraden Augenmuskeln dargestelltenpyramidenförmigen Raumes aufgesucht werden.Zuerst beseitige man, um ins Innere dieses Raumes zu kommen,den Rectus externus und schlage ihn nach hinten um; man wird so denNervus abducens finden,der sehr tief liegt und, die Orbita zwischen dengeschiedenen Ursprungsschenkeln jenes Muskels betritt. Dann schneidefnan den Rectus superior vorne durch, erhalte aber den in ihn eintretendenNervenzweig, um ihn als Leiter durch das Fettgewebe der Orbita zumStamme des Oculomotorius zu benützen, der an der lateralen Seite desOpticus eintritt. Gleich nach Beseitigung des Rectus superior trifft mandie Stämmchen der Arteria ophthalmica und der gleichnamigen Vene,welche beide schief über den Opticus gegen die mediale Wand derOrbita und an dieser unter die Sehnenrolle des Obliquus superior verlaufen.Oberhalb des Opticus entlassen sie ihre Zweige. Mitten in diesemGefässgeäste muss das Stämmchen des Nervus nasociliaris aufgesuchtwerden; cla wo dieser Nerve den Opticus kreuzt, entsteht aus ihm dieRadix longa des Ganglion ciliare.Die Aufsuchung des Ganglion ciliare ist nach Beseitigung desRectus externus nicht schwer. Es liegt zwischen diesem Muskel und


Der Gehör-Apparat. 717dem Opticus, ganz hinten in dem Winkel, den diese beiden Gebildemit einander einschliessen. Man halte sich, um zu dem Ganglion zui; kommen, an den Stamm des Oculomotorius, der ganz hinten in seineZweige zerfällt, uncl verfolge die unter den Opticus gehenden Zweige,welche den Rectus inferior und den Obliquus inferior versorgen. Vondiesem letzteren Zweige geht die dicke Radix brems an der lateralen Seite desSehnerven zu dem Ganglion. Folgt man dieser Wurzel, so kann mandas Ganglion nicht mehr verfehlen. Die Radix longa muss vom Ganglionaus zurück verfolgt werden, wenn man sie nicht schon bei der Darstellungdes Nasociliaris gefunden und frei gemacht hat. Die Auffindungder aus dem vorderen Rande des Ganglion ciliare austretenden Bündelder Nervi ciliares wird gewiss keine Schwierigkeiten mehr bereiten.B. Gehör-Apparat.Der wesentlichste Bestandtheil des Gehör-Apparates ist der unmittelbareVorbau des Gehörnerven, bestehend aus einem System communicirenderRöhrchen und Bläschen, in deren Wänden sich derGehörnerve vertheilt — das sogenannte Labyrinth. Dasselbe ist indie Pyramide des Schläfenbeines aufgenommen und nimmt, als Trägerder Sinnesepithelien, aus dem Grunde des inneren Gehörganges durchzahlreiche feine Lücken die Faserbündel des Gehörnerven in sich auf.Die erste embryonale Anlage ..des Labyrinthes entsteht in der Gegenddes Nachhirns, und_zwar als__ eine grübchenförmige Eiiisenjkung deräusseren ireimblattes, welche sich aber alsbald zu einem Bläschen abschllesst~7vergl7Taf. III, Fig. 1), dessen Grund nach und nach bis andas Medullarrohr herankommt und sich an den aus dem Medullarrohrehervorsprossenden Gehörnerven anschliesst.Die Beziehungen des Labyrinthes zur Aussenwelt vermittelt einAnhangs-Apparat, welcher clie Aufgabe übernimmt, die an das Ohrherantretenden Schallwellen auf die im Labyrinthe enthaltenenEndigungen des Gehörnerven zu übertragen. Er ist auch befähigt, verschiedeneStimmungen anzunehmen, ^mit anderen Worten, sich auchder Tonhöhe, wenigstens bis zu einem gewissen Masse, zu accommodiren.Diese das Labyrinth mit der Aussenwelt verbindende Vorrichtungist vollständig in den Ueberrest der ersten Kiemenspalte eingetragen^,welcher neben dem Felsentheil des Schläfenbeins, also neben dem'Labyrinthe, in den Schlundraum führt. Dieser Ueberrest der erstenKiemenspalte lässt sich injzwei Abschnitte theilen; der laterale ist einetwas grösseres Raum, clie Paukenhöhle oder Trommelhöhle,Cavum tympam,^^r_mediale die Ohrtrompete, Tuba Eustachii, welcheclie Trommelhöhle mit dem Rachenraum in Verbindung bringt. Nachde£_ausseren Oberfläche hin ist clie Trommelhöhle durch ein dünnesHäutchen, das Trommelfell, Membrana tympani, abgeschlossen, welchesdazu bestimmtist, zunächst die Schallwellen aufzunehmen. Diese werdendurch eine besondere Zuleitungsvorrichtung, die Ohrmuschel, Auricula,und den äusseren Gehörgang, Meatus auditorius externus, gesammelt.Die Verbindung des Trommelfelles mit dem Labyrinthe wird hergestelltdurch eine Kette von drei kleinen, mit einander articulirenden Gehör-


718 Nachträgliches über das Schläfenbein.knöchelchen, welche aus den sogenannten Kiemenspangen, dem knorpeligenSkelet der Kiemenbögen (vergl. S. 95), heryoj^eltenr Da daserste dieser Knöchelchen mit dem Trommelfelle verwachsen und dasdritte in eine Lücke des Labyrinthes eingefügt ist, vermitteln sie einedirecte Uebertragung der Schallwellen auf das Labyrinth.Dieser Üebersicht zufolge lässt sich das ganze Gehörwerkzeug infolgende drei Abschnitte gliedern.Das Labyrinth, welches man als die innere Sphäre desGehör-Apparates oder inneres Ohr bezeichnet; an diesem mussman wieder zunächst das knöcherne Gehäuse, das knöcherne Labyrinth,dann den in demselben befindlichen Träger des terminalenApparates des Gehörnerven, das häutige Labyrinth, unterscheiden.Einen zweiten Abschnitt bildet die Trommelhöhle mit den Gehörknöchelchenund mit der Ohrtrompete; er wird mittlere Sphäredes Gehör-Apparates oder Mittelohr genannt.Den dritten Abschnitt bilden die Ohrmuschel und der äussereGehörgang; er heisst die äussere Sphäre des Gehör-Apparatesoder äusseres Ohr. Diesem Abschnitte pflegt man auch noch das ander Grenze zwischen dem Mittelohr und dem äusseren Ohr befindlicheTrommelfell zuzurechnen.Wenn man die Entwicklung des ganzen Apparates überblickt, sowird sogleich ersichtlich, dass nur das Labyrinth, wie die Retina, einenenger umschriebenen Gefäss- und Nervenbezirk bilden kann, währenddie anderen Abschnitte des Ohres, soweit sie aus und in der erstenKiemenspalte, der Grenze verschiedener Gefäss- und Nervengebiete, entstandensind, gerade nur mit Abkömmlingen benachbarter Gefäss- undNervenverzweigungen betheilt werden. Der eigene Nerv des Labyrinthesist cler specifisch empfindende Nervus acusticus, welcher mit der eigenenArteria auditiva, jünem Zweigchen der Basilaris, durch^ den innerenJ^!^^g e l an gf- Die Nerven des mittleren undäusseren Ohres besorgen der Trigeminus und der Glossopharyngeo- Vagus,ersterer an der vorderen, lateralen Wand, letzterer an der medialen,"hinteren Wand. Wöh~Wrterieii finden sich da Zweigchen der Temporalis,Occipitalis, Pharyngea ascendens, M^fingea media, selbst der Carotis interna.Ob und wo Anastomosen zwischen den äusseren und inneren Gefässenbestehen, ist noch nicht hinreichend ergründet."> ' - # ; , •Nachträgliches über das Schläfenbein.Auf S. 63 u. f. ist das Schläfenbein hauptsächlich nur nachseinen äusseren Formverhältnissen beschrieben worden; es soll abernun, wegen seiner Beziehungen zum Gehörorgan, auch in seinemInneren betrachtet werden. Zu diesem Zwecke zerlegt man dasselbe inseine Bestandtheile % _zurüichst Jn clie Pyramide und in die Schuppe. DieTrennung ist am kindlichen Knochen leicht ausführbar, am Knochendes Erwachsenen aber durch einen Schnitt zu erreichen, welcher vonder Schädelhöhlenfläche aus, parallel zum lateralen Rande der Pyramide,durch das Tegmentum tympani und die Trommelhöhle hindurch geführtwird. Durch diese Pfaparation .^verschafft man sich eine vollständigeÜebersicht über die pneumatischen Räume des Schläfenbeins, zu-


Nachträgliches über das Schläfenbein. 719nächst über clie Trommelhöhle, deren mediale Wand von cler lateralenFL^?.i- er . p y ram ide dargestellt wird, dann über die Zellen des Warzenfortsatzesmit ihrer Communioatter.söffnnng in rite Trnmmplhöhte,endlich über den Abgang des Canalis musculotubarius, der im Anschlüssean clie lateralePyramidenfläche nach vorne verlauft und genauin. dem_ vorne zwischen „Schuppe und Pyramide emspringendenWinkelaufrundet. An der abgetrennten Schuppe bleibt ein Theil des Teer-"*mentum tympani und der ganze Paukentheil des.Knochens mit demRahmen für das die Trommelhöhle nach aussen abschliessende Trommelfellhaften.An der von der Pyramide dargestellten medialen Wand derTrommelhöhle sind folgende Vorkommnisse zu beachten: Fast in derMitte derselben das quer ovale _Vorhofsfenster Fenestra vestibuli,*\eine" Oeffnung, welche lmHjTmiate^...einer JelchtenVertiefiing, der sogenanntenNische des Vorhofsfensters, gelegen ist und in den alsVorhoT""bezeichneten Abschnitt des Labyrinthes führt; unmittelbar vor. dieser Oeffnung erhebt sich der Processus cochleariformis, eine Einrollungjenes dünnen Knochenblättchens, welches die beiden Etagen des Canalisnuj^ujjaLuliaxins von einander scheidet; hinter der Fenestra vestibulifindet man die Jdeine, conische Eminentia pyramidalis, welche zur Aufnahmeeines Muskelchens für den Steigbügel dient, daher hohl ist undan der Spitze eine feine, kreisrunde Oeffnung zum Durchtritt der Sehnebesitzt. Sie communicirt aber auch mit dem Canalis facialis, cler oberdem Vorhofsfenster und unmittelbar unter dem als querliegender Wulstin die Trommelhöhle vorragenden horizontalen Bogengang vorbeiziehtund hinter der Eminentia pyramidalis zum Foramen stilomastoideumablenkt. UnterjcterJB^^ist g^w^nlteli_einjlöckerbemerkbärT^cIer nichts Anderes ist als das stumpfe obere Ende desProcessus "stiloideus, jenes zwischen Pyramide und Paukenblatt eingeschaltetenStiftes, welcher an der unteren Fläche der Pyramide frei zuTage tritt; er ist ein Abkömmling des hinteren Abschnittes des zweitenKiemenbogens, welcher von der Knochenmasse der Pyramide umwachsenwurde. Unmittelbar unter dem Vorhofsfenster buchtet sichdie^untereSchneckenwindung als Promontorium vor, an dessen nach hinten undunten gekehrten Ende sich das Sckneckenrohr_mif^ dem Schneckenfenster,Fenestra Cochleae?) öffnet. Auch das Schneckenfenster liegt inder Tiefe_„eines[„„.Grübch^enSj,. der Nische des Schneckenfensters,dessen Zugang sich durch seine dreiseitige oder spitzbogenförmige Umrandungauszeichnet. Die über das Promontorium senkrecht aufsteigendeFurche ist der Sulcus promontorii, 3 ) .eine Fortsetzung^ des.CanalißuJus tym^panicus, in welcher.sLcte..xIfir_...Nervus tymp_anicus_des_Glossopharyngeusund cler Nervus petrosus s^up.erficialis minor des Tri^mmiis"begegnen.Wurde clie Schuppe nur bis an den Warzenfortsatz abgenommen, istalso die hintere Wand der Paukenhöhle ganz erhalten geblieben, sokann man unter clem Antrum mastoideum, dem Vorhofe der pneumatischenRäume des Warzenfortsatzes, auch eine kleine Oeffnung des1 ) Syn. Fenestra ovalis.2 ) Syn. Fenestra rotunda.3 ) Syn. Sulcus tympanicus s. Jacobsonii.


720 Nachträgliches über das Schläfenbein.Canalis facialis wahrnehmen, welche die Chorda tympani in die Paukenhöhlebringt, die Paukenhöhlenöffnung des Canaliculus chordae.Die laterale Wand der Trommelhöhle wird nur zu einem geringenTheile von der Schuppe dargestellt, nämlich von jenem kleinen Abschnittederselben, welcher zwischen dem Trommelfellringe und dem Ansätzedes Tegmentum tympani eingeschaltet ist; den bei weitem grösserenAntheil der lateralen Trommelhöhlenwand liefert das Trommelfell,welches"in den Sulciis membränae tympani'der Paukenplatte eingerjüiintjst."Bekanntlich wird der Paukentheil des Schläfenbeins beimNeugeborenen blos durch einen einfachen, nach oben offenen Reif,Annulus tympanicus, dargestellt, welcher mit seinen Schenkeln an demunteren Rande der Schuppe haftet, so dass der Rahmen für das Trommelfelloben erst durch den Hinzutritt^ der Schläfenschuppe vervollständigtwird. So kommt es auch, dass das Trommelfell beim Neugeborenenin gleicher Flucht mit cler äusseren Fläche der Schuppe lagert, und einknöcherner äusserer Gehörgang zu dieser Zeit noch nicht besteht.Dieser bildet sich nämlich erst später aus und zwar dadurch, dass derWarzenfortsatz immer mehr hervorwächst und dass sich die Schuppe nachaussen buchtet, wodurch ihr unterer Rand nach innen abgebogen unddas daran angeheftete Trommelfell tiefer gelegt wird. Auf diese Weisebekommt der äussere Gehörgang vom Warzenfortsatze die hintereWand,! und von der nach innen umgekrämpten Schuppe die obere Wand.Die Bildung der vorderen und unteren Wand des Gehörganges beruht aufder weiteren Ausbildung des Paukentheiles. Man kann zwar sagen, dasssich an den Annulus vorne und unten Knochenmasse anlagert und dassauf diese Weise ein nach hinten umgerolltes Knochenblatt zu Standekommt; genauer genommen bildet sich aber dieses Blatt aus einerMembran, welche innen an dem Annulus haftet und aussen mit dem ••beim Kinde bereits vorhandenen knorpeligen Gehörgang, als Fortsetzungdesselben, in Verbindung gebracht ist. Die Verknöcherung dieser Membranwird weiter unten näher besprochen werden.Indem die mediale und laterale Wand der Trommelhöhle nachvorne zusammenneigen, verengt sich der Raum zur Tuba Eustachii,welche als untere Etage des Canalis musculotubarius in dem einspringendenWinkel zwischen Schuppe und Pyramide vorne auslauft.In der Umgebung der Trommelhöhle sind noch die Lagerstätten' -der Carotis interna und der Vena jugularis bemerkenswerth. An der vor :deren Paukenhöhlenwand, gerade unter dem Zugange zur Ohrtrompete,befindet sich nämlich das Knie des Ganalis carotieus; dieser wird daselbstvon zwei Canälchen, CanalicuU caroticotympanici durchbohrt,^welche den gleichnamigen Nerven den Zugang in die Trommelhöhleöffnen. Anstossend an die untere Wand der Trommelhöhle befindet sichdie Fossa jugularis, welche sich je nach der Ausweitung des darin enthaltenensogenannten Bulbus venae jugularis superiorbald mehr bald wenigervertieft und sich mitunter bis zu voller Dehiscenz der unteren Paukenhöhlenwandin die Pyramide einsenkt. Endlich muss hinsichtlich derZellen des Warzenfortsatzes auf die unmittelbare Nachbarschaft des Sinussigmoideus aufmerksam gemacht werden, welcher an der medialen 'Wanddes Warzenfortsatzes lagert. Wegen dieser Nachbarschaft und.wegen desUmstandes, dass in sehr vielen Fällen nicht alle Zellen des Warzenfort-


Das knöcherne Labyrinth. 721satzes lufthaltig sind, sondern, wie die Diploe, Knochenmark enthalten,ist die Frage praktisch wichtig, wo man bei künstlicher Anbohrung desWarzenfortsatzes ciarauf rechnen kann, stets luftführende Zellen anzutreffen.DieFrage beantwortet sich dahin, class man^umjmsher zugehen,immernur imEht^h~öl3eren^WinkeI desZuganges zumäusseren Gehörg^^gs^unmitteT5aF"hinter dem Ansätze der~*ÜhrmuscheFl[ie Än-^S^QffiSJ^P^Pehmen'TiSbe^ weil man daselbstjn das Antrum mastoideumgelangt, welches auch dann p¥eumätlscfi'ist, wenn "sich fast der ganzeWarzenfortsatz als diploetisch erweisen sollte.Nicht selten zieht über die laterale Fläche des Processus mastoideuseine Naht, welche oben in die Fissura petrososquamosa übergeht; darausist zu ersehen, dass der vordere Antheil des Warzenfortsatzes von einemFortsatz der Schuppe überlagert wird, welcher aber später vollständigmit dem Warzenfortsatz verwächst, und dass der Antheil, welchen mandem Warzenfortsatz an der Begrenzung des äusseren Gehörganges zuschreibt,eigentlich auch von der Schuppe beigestellt wird.Gute Uebersichten über die Räumlichkeit der Paukenhöhle gibt auch eine•'systematische P'olge von Frontal-Durchschnitten des Schläfenbeins.Auf die übrigen, insbesondere an der Pyramide bemerkbaren Vorkommnisse,Erhabenheiten, Lücken und Canälchen, welche in näherer Beziehung zum Gehör-Apparate stehen, wird noch betreffenden Ortes hingewiesen werden.Nicht unwichtig sind ferner die gelegentlich vorkommenden Dehiscenzender Trommelhöhle, zunächst die bereits erwähnte an der unteren Wand gegen dieFossa jugularis, dann die des Tegmentum tympani gegen die Schädelhöhle unddes Processus mastoideus nach aussen.Das knöcherne Labyrinth.I. Das innere Ohr.Der terminale Apparat des Gehörnerven besitzt eine dünneknöcherne Rinde, welche noch beim Neugeborenen durch eineSchichte spongiöser Substanz von der Knochenmasse der Pyramide geschiedenund deshalb leicht im Zusammenhange darstellbar ist, beim Erwachsenenaber grösstentheils mit der compacten Knochensubstanz derPyramide verschmolzen ist. Einen guten Ueberblick über die allgemeinenFormverhältnisse des knöchernen Labyrinthes bieten Ausgüsse seinerHohlräume, welche man durch Wachs oder Metall erhalten kann.An dem knöchernen Labyrinthe lassen sich drei Abschnitte unterscheiden,zunächst ein mittlerer, der als Vorhof bezeichnet wird, dannein hinterer Abschnitt, welchen drei im Halbkreise gebogene Röhren,clie Bogengänge, darstellen, endlich die vorne an den Vorhof angefügteSchnecke.Das ganze knöcherne Labyrinth hat ungefähr eine Länge von20 Mm. und ist mit seiner längeren Axe derart schief in die Pyramideeingetragen, dass die Schnecke nach vorne und unten, die Bogengängenach hinten und oben zu liegen kommen. Eine Seite des knöchernenLabyrinthes ist ferner dem Grunde des innerenGehörganges zugewendetemvon da aus den bereits in Bündel aufgelösten Gehörnerven aufzunehmen;eine andere Seite ist aber gegen die Trommelhöhle gerichtet, um sichv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 46


722 Das knöcherne Labyrinth.mittelst der Gehörknöchelchen mit dem Trommelfelle in Verbindung zusetzen. Diese letztere Verbindung ist nur am Vorhof hergestellt undzwar dadurch, dass das Ende, eines Gehörknöchelchens, des Steigbügels,unmittelbar in das an der lateralen Vorhofswand befindlicheVorhofsfenster eingefügt ist. Das knöcherne Labyrinth öffnet sich zwarauch am Beginne der Schnecke durch das Schneckenfenster in dieTrommelhöhle; dteseJLücke wird aber durch eine, dünne .Membran, dieMembrana tympani secundaria, verschlossen. -— Es verdient bemerkt zuwerden, dass das knöcherne Labyrinth beim Neugeborenen kaum kleinerist als beim Erwachsenen.Der Vorhof, Vestibulum, ist - ein unregelmässig ovaler Raum, derhinten breiter und mit fünf Oeffnungen, drei grösseren und zwei kleineren,den Zugängen zu den Bogengängen, versehen ist; vorne aber ist er schmälerund nur mit einer_ grösseren Oeffnung, dem Zugange zum_Schneckenrohre,ausgestattet. An der lateralen, der Trommelhöhle zugekehrtenWand des Vorhofs findet sich die nierenförmige, mit ihrem längerenDurchmesser anähernd horizontal liegende Fenestra vestibuli; an dermedialen, dem Grunde des inneren Gehörganges entsprechenden Wand,erhebt sich eine schief nach vorne aufsteigende^ Leiste, Grista vestibuli,deren oberes, freies Ende, Pyramis vestibuli, dem Voihofsfenfitej_g.era.degegenüber liegt. Durch diese Leiste werden zwei Grübchen begrenzt,ein vorderes, kleineres, Recessus hemisphaericus, und ein hinteres grösseres,Recessus hemiellipticus\^\yegen der jScKieflagejles ganzen^Labyrinthes istdas hintere Grübchen zugleich das obere und das vordere zugleich dasmitere. Die.die Bündel des Gehörnerven durchlassenden Oeffnungen sindäusserst fein und in Gruppen zusammengedrängt, welche man als Siebflecke,Maculae cribrosae, bezeichnet. Einer dieser Flecken, Maculacribrosa superior, befindet sich _am oberen Encle^ der Crista, ein zweiter,Macula cribrosa media, im Recessus hemisphaericus und ein dritter, derkleinste, Macula cribrosa inferior, in der Nähe der Mündung der Ampulledes hinteren Bogenganges. — An der oberen Umrandung des Recessushemisphaericus_ beginnt auch die Wasserleitung des Vorhofes,Aquaeductus vestibuli, ein_Canälchen, welches nach hinten aufsteigendjdcmKnochen_.. durchsetzt und sich lateral vpn__dem Inneren Gehörgange, ancler hinteren Fläche der - Pyramide—nait- -einem sr^tförmjgejo^^gan^"öffnetDie Bogengänge, > Canales semicirculares, jänd etwas mehr als ^halbkreisförmiggebogene, in der Richtung ihrer, Krümmungsflächen abgeplatteteRöhren, die mit beiden Enden in den Recessus hemiellipficusdes Vorhofes eingehen^An jedem Bogengänge ist das Ende des einenSchenkels blasenförmig aufgetrieben und stellt die sogenannte, Ampulledar, der andere Schenkel mündet ohne eine solche Erweiterung in denVorhof ein- da aber zwei Bogengänge mit ihren schmalen Enden zusammenlaufen,so gibt es im Ganzen an cler hinteren Wand des Vorhofes stattsechs nur fünf Oeffnungen, worunter drei grösser und" zwei kleiner sind.Die Krümmungsebenen der drei Gänge stehen wechselweise senkrechtauf einander und bilden einen körperlichen rechten Winkel, der sichnach hinten und lateral öffnet. Ein Bogengang liegt senkrecht zur Cristapetrosa und wölbt mit seinem Scheitel diese und die vordere Fläche der Pyramide;man kann ihn daher den oberen Bogengang nennen. Der zweite


Das knöcherne Labyrinth. 723schliesst sich mit seiner Krümmungsebene_ an che hintere Fläche derPyramide an und heisst deshalb der hintere Bogengang; beide stellensenkrecht im Räume. Der dritte endlich liegt horizontal zwischen denbeiden anderen, wölbt~dTe Paukenhöhlenwand der Pyramide und wirddeshalb als der horizontale oder äussere Bogengang bezeichnet.Die.. Demen Schenkel dieses letzteren Ganges endigen mit eigenen Oeffnungen,während die gegen einander gerichteten Schenkel der beidenerstgenannten Bogengänge sich gerade jmter der Pyramidenkante mit einandervereinigen.Der obere Bogengang ist der längste, der horizontale der kürzeste. DieAmpullen des oberen und des horizontalen Ganges liegen an der der Trommelhöhlezugewendeten Vorhofswand und ganz nahe beisammen; die Ampulle des hinterenBogenganges ist ganz unten zu finden. Die engeren Oeffnungen aller Canälebelinden sich an der medialen Wand des Vorhofes; von ihnen ist die' selbständigeOeffnung des horizontalen Gange? die untere, die gemeinschaftliche des oberen Undhinteren Ganges die obere. Der horizontale Bogengang hat daher seine Ampulleunter der Ampulle des oberen und seine engere Oeffnung zwischen den Mündungendes hinteren Bogenganges.Die Schnecke, Cochlea, ist ein conisches, wie das Gehäuse einerGärtenschnecke, aber nur zwei und ein halb Mal aufgerolltes Rohr,welches ganz unten,aus der vorderen Vorhofswancl, also aus dem Recessushemisphaericus hervorgeht. Sie communicirt daher mit clem Vorhofeund zwar durch eine runde Oeffnung, Apertura vestibuli, communicirtäoer^jinmittelbar ^daneben auch mitteler Trommelhöhle und+zwar mittelstder etwas schief nach hinten gerichteten Fenestra Cochleae. Zwischen diesenzwei Zugängen beginnt an der Innenwand des Rohres eine Leiste^ dieLamina spiralis ossea, welche das Schneckenrohr nach der ganzen Langein zwei neben einander fortlaufende, am getrockneten Knochen allerdingsnicht mehr vollkommen geschiedene Äbtheilüngen oder Treppen, Scalae,theilt, in die mit dem Vorhof communicirende Vorhofstreppe, Scalavestibuli, und in die an die Trommelhöhle anstossende Paukentreppe,Scala tympani.An der geschlossenen Schnecke unterscheidet man die derTrommelhöhle zugewendete Spitze unter dem Namen Kuppel, dann dieclem inneren Gehörgange zugekehrte Basis. Die als Schneckenaxevon der Kuppel zur Mitte der Basis gehende Linie liegt annähernd senkrechlzur, hinteren Fläche der Pyramide und lauft lateral neben demKrümmungsscheitel des Canalis carotieus vorbei. Ferner unterscheidet manän~~der Schnecke die Windungen, welche entsprechend der symmetrischenAnlage Hnke^ejts_linksgängig, rechterseits rechtsgängig eingerolltsind. Die Schnecke baucht sich zwar gegen die Kuppel aus, doch bauensich nur. die zwei ersten Windungen über einander auf, während diedritte, die halbe Windung, vollständig in die zweite versenkt ist undinnerhalb derselben die Form eines, mit seiner Basis der Kuppel zugewendetenTrichterchens bekommt. Was man früher als ScyphusVieussenii bezeichnete, ist daher nichts Anderes als der Hohlraum clerletzten Windung des Schneckenrohres.Ein eig-entliches, in die Umgänge der Windungen eingeschobenesAxeno-ebilde gibt es an cler Gehörschnecke ebensowenig wie an den46*


724 Das knöcherne Labyrinth.Schneckenschalen. Bricht man aber von aussen ein Schneckenrohr auf,so findet man, dass sich die der Axe zugekehrten Wandtheile desRohres mit einander anscheinend zu einem Axenstift gestalten. Aufdieses Gebilde hat man den Ausdruck Spindel, Modiolus, übertragen.In allen jenen Windungen, welche vollständig sind, kann diese Spindelallenthalben umgangen werden, und stellt ein freies hohles Stäbchenvor; in der letzten Windung aber, die nur eine halbe ist, kann dieSpindel begreiflicherweise nicht mehr umgangen werden, und stelltsich daher als eine aus der Wand austretende Kante dar, die senkrechtzur Kuppel aufsteigt und als Lamina modioli bezeichnet wird. —I^J3]rinjlel jier Gehörschnecke ist im Bereicjnjjjgr^ ersten Windungebenfalls hohl, indem.sie den Grund des .inneren..JqeinÖjganges bildet;im Bereiche der zweiten Windung nimmt sie aber eine poröse KnocnensubstanzTauf, welche""als Spindelkern bezeichnet werdenTionnte. Indie Spindel ist der zur Schnecke gehende Ast des Nervus acusticusaufgenommen, dessen Bündel im Bereiche der ersten Windung durchjene spiralig geordnete Reihe von feinen Löchelchen in den Schneckencanaleindringt, welche im Grunde des Meatus acusticus internus gelegenund unter dem Namen Tractus spiralis foraminulentus bekannt ist.Der für die zweite Schneckenwindung^ ^verlauft bündelweise durch die Lücken cte^Rest benützt das mjclex.l^mlna L mpdipii. befindliche Canälchen, CanaliscenWaTis"lhodiÖli~ um an die letzte Windung zu gelangen.Das bereits erwähnte knöcherne Spiralblatt, Lamina spiralisossea i ist ein zartes Knochenblättchen, welches sich gleichsam als Falteder Spindeiwan(TerhebF und um die^£iH3H^p^nc|et.^_ >i _Els ist nichtbreiter als der Halbmesser des Schneckenrohres und scheidet daherdie zwei Treppen nur unvollständig von einander. Erst durch denHinzutritt eines häutigen Blättchens, Lamina spiralis membranacea,welches den änderen Halbmesser"dufcnschreitet, wird die Scheidewandcler Treppen eine vollständige. Die Lamina spiralis ossea beginnt, wieschon erwähnt, zwischen dem Scnneckenlenster uha^em~~Zugange desSchneckenrohres zuni~W75rli75f^lmcT^urchziehfr~die erste~nirid zweiteWmaung'f es "müsslIe""m'deVselbeh Weise fortlaufend in der drittenWindung in die Lamina modioli eingehen; dies geschieht aber nicht,weil das Blättchen daselbst von der Lamina modioli abspringt und siemit einer freien, sichelförmigen Spitze, die Hamulus genannt wird, umgreift.Von den beiden Treppen kommt in Folge der Schieflage derSchneckenaxe in der ersten Windung die Vorhofstreppe am meistenlateral zu liegen und drängt die Trommelhöhlenwand so stark heraus,dass an derselben jene Erhabenheit sichtbar wird, welche bereits alsPromontorium bezeichnet worden ist. — In der Paukentreppe, ganz nahean der Fenestra^ Cochleae, öffnet sich ein zweites äusserst aiumesCanälchen7~3ie sogenannte Wasserleitung der Schnecke, AquaeductusCochleae, deren trichterförmig erweiterte äussere Oeffhung_sichsenkrecht unter dem jnn_erj^ am medialen Rande derFossa jugularis befindet.Meistens erhebt sich an der äusseren Wand der ersten Windung am Ansätzeder Lamina spiralis. membranacea auch ein kleines Khochenleistchen; es ist als


Das häutige Labyrinth. 725Lamina spiralis secundaria bekannt. Ferner findet man an Durchschnitten der Schnecke,die in der Richtung der Axe geführt worden sind, an den Ansatzstellen der Laminaspiralis kleine Oeffnungen, die nichts Anderes sind als Querschnitte eines Canälchens,welches die Spindel bis zur zweiten Windung aufsteigend umgreift und sowohl vonden Lochelchen des Tractus spiralis foraminulentus, als auch von dem Spindelkerndes Mediolus aus zugänglich ist. Dieses Canälchen enthält die Ganglienanschwellungdes Schneckennerven und heisst Canalis spiralis modioli.*)Die ganze innere Oberfläche des knöchernen Labyrinthes besitzteine dünne membranöse Bekleidung, welche dem Periost entsprichtund gegen den Hohlräum" eine einfache Lage von platten, polygonalenEndothelzellen trägt. Die Membran geht über beide Fensterninweg, beldeidet somit auch den in das Vorhofsfenster eingerahmtenTritt des Steigbügels und verbindet sich im Schneckenfenster mit derSchleimhaut der Trommelhöhle, woraus die Membrana tympani secundariahervorgeht und wodurch die knöcherne Labyrinthkapsel allenthalbenzum Abschluss gebracht wird.Noch muss des inneren Gehörganges, Meatus acusticus internus, gedachtwerden, der sich, wie bekannt, in lateraler Richtung in die hintere Wandcler Pyramide einsenkt. Im Grunde desselben bemerkt man eine etwas schiefgelegte Leiste, die ihn in eme~öT5ere üna^htföreder oberen Abtheilung findet sich vorne der Zugang zum Canalisfacialis und hinter diesem eine Gruppe von kleinen Oeffnungen, welchezu der Macula cribrosa superior des Vorhofes führen; eine zweiteGruppejsolcher Löchelchen trifft man. unter dem hinteren Ende" derLeiste,~lmör~diese"n3unippe entspricht der Macula cribrosa media. Dieuntere Abtheilung des ' inneren Gehörganges ist nichts Anderes alsdie grubig vertiefte Basis_ der Schnecke mit dem Tractus spiralis foraminulentus.Hinter ""diesem liegt noch eine Oeffnung, die zur Maculacribrosa inferior leitet.Das häutige Labyrinth.Das häutige Labyrinth ist der eigentliche Träger der terminalenApparate des Gehörnerven und besteht zunächst aus zwei in dieVertiefungen des knöchernen Vorhofe^^ihgetrageneiT' Säckchen, "vondenen _das hintere, in den Recessus hemiellipticus eingebettete alsUtriculus, das vordere, in den Recessus hemisphaericus eingelagerteals SacculuV^e^eicEnet wiraT"" Gleichwie der Um5ulns°~ mit den drei"häutigen Bogengängen communicirt, so ist der Sacculus durch Vermittlungeines kurzen Canälchens, Canalis reuniens, mit einem Röhrchenin Verbindung gebracht, welches sich an die Lamina spiralisder Schnecke^jänsdrffi^Ductus 'cochlearis' 1 )bezeichnet wird.'Alle diese" Blä¥chen~und Röhrchen enthalten eine klare Flüssigkeit,die Endolympha. Sie füllen aber die ihnen entsprechenden Hohlräumedes knöchernen Labyrinthes nicht vollständig aus und werden daherauch an ihrer äusseren Oberflächejvon einer wässerigen Flüssigkeit,der Perilympha, umspült.] ) Syn. Canalis gangiionaris.2 ) Syn. Scala media.


726 Das häutige Labyrinth.Der Utriculus*) stellt einen etwa^bgeplatteten, länglichenSchlauchdar^ der^in schief nach hinten absteigencTerm^üi^•antretende""''fflerveh und""""GeTässe",""nebst Xärteh^InMegewebi^-en Fadenan die mediale Vorhofswand fixirt ist. Da sich an den häutigenBogellglngen gleichfalls je elhämpulläres Ende findet, und dieschmäleren Enden des oberen und hinteren Ganges in einer engerenAusgangsöffnung zusammentreffen, so besitzt auch der Utriculus nurfünf, davon drei grössere und zwei kleinere Zugänge zu den häutigenBogengängen. Die Ampulle und der engere Theil des häutigen Bogengangesgliedern sich aber noch schärfer von einander ab, als die entsprechendenAntheile der knöchernen Hülse, was schon daraus ersichtlichist, dass sich die häutige Ampulle fast genau der knöchernenanpasst, während der engere Theil des Rohres nur etwa den fünftenTheil der Lichtung des knöchernen Bogenganges für sich in Anspruchnimmt und entlang der convexen Seite der letzteren verlauft. ZurFixirung des Röhrchens im knöchernen Bogengänge kommen dahertheilweise viel längere, selbstverständlich gefässführende Fäden inVerwendung.Die Wände des Utriculus und der häutigen Bogengänge bestehenaus einer "^eTa^ililhlFelinen äusseren BmaegewliB^^^ause1ne?~anl3c^^einer innerenelh^chleliligen" Läge"vön ""aBgeplatfetehT"^pÖlygöHälen Epithelzellen,welldieHäic^^HaltendenStelle der medialen Wand des Utriculus und an einer dickenhalbmondförmigen Falte in den Ampullen der Bogengänge zueinem Sinnesepithel gestaltet. Dieses besteht zunächst aus gestreckten,an der Oberfläche stumpf abge^oder Fadenzelleh7"^^Icli^^ gelbliche Färbung annehmen, undüberdies aus^j^wjschen gelagerten flaschenförmigen Zellen, welchean der freien Fläche mit steifen~ Ilpiren^Versehen sind und als Hörzellenoder Haarzellen bezeichneT werden".Mit "diesen letzterenZellen treten die Fasern des Gehörnerven in Beziehung. Die bezeichnetenEigenschailien"~a i es EplflTelsT^dazu noch zahlreiche aufgelagerte^ in eineweiche Substanz aufgenommene, krystallmische Kalkconcremente, diesogenannten Ötölithen oder Otoconien, bezeichnen den in diesenAbschnitten des häutigen Labyrinthes befindlichen Terminalapparat desGehörnerven. J)ie__im Utriculus befindliche, mit den bezeichneten Merkmalen^ausgestattete undjn Folge der Anwesenheit der Öfholithenw^iss gefärbte Stelle wird deshalb Macula acustica genannt; die betreffendenStellen in den Ampullen heissen Cristae acusticae.Der Sacculus' 1 ) ist ein nicht regelmässig gestaltetes Bläschen,jwetehes^ ebenfalls eine Macula acusTfiliriiesi^^Beschaffenheitder des Utriculus ent^sich aber,wie schon erwähnt, mit dem auf die Lamina spiralis membranaceaaufgelagerten Ductus cochlelTri^TnTWerhTncluhgr"Der Ductus cochlearis beginnt schon im Vorhofe, am Zugänge zurSchnecke niit_emem blindsackartig abgeschlossenen Ende, in dessen1 ) Syn. Sacculus ellipticus.2 ) Syn. Sacculus rotundus.


Das häutige Labyrinth. 727obere Wand sich jenes kurze, enge Röhrchen, Canalis reuniens, einsenkt,welches die Verbindung mit dem Sacculus herstellt. Der Ductus_cochlearis durchzieht dajL&clniej&eiu^wo er, etwasverengt, bljnd endigt. Aufgelagert auf die Lamina spiralis membranacea,begrenzt er sich gegen die Vorhofstreppe mittelst eines_ voneinem kantigen Vorsprung der Lamina spiralis^ ossea entspringendenund schief zur peripheren Wand des Schneckenrohres gespanntenHäutchens, welches als Membrana vestibularis, Reissher'sehe Haut,beschriebenTwir d.Der freie Rand cler frischen, nicht macerirten Lamina spiralisossea geht nämlich, in zj^iJLefzen a,us, welche durch einen der freienjehneckenwand zugewejodeteji^^Mg spiralis von ehmncler geschieden"sind. Die untere, die tympanale Lefze, dient der Lamina spiralis membranacea,welche in ihrer Eigenschaft als Boden des Ductus cochlearis >auch als Membrana basilaris bezeichnet wird, zum Ansätze; die obere,die vestibuläreLefz e_ragt deshalb frei in den Canalis cochlearis ntrrein,,weil die Membrana vestibularis schon früher, der Spindel näher, voncler Lamina spiralis ossea abgegangen ist. An der oberen Fläche dieserLefze findet sich eine Zone von Wärzchen, welche sich gegen denfreien Rand der Lefze immer schiefer stellen und schliesslich so umlegen,dass sie die Bildung eines gezähnten Saumes veranlassen,unter welchem, also aus dem Sulcus spiralis heraus, die feinen Faserndes Gehörnerven in den Canalis cochlearis ausstrahlen, um sich inner-Eälb des darinbefindlichen terminalen Sinnesepithels zu. vertheilen.Dieser Terminalapparat, Corti'sches Organ genannt, besteht zu -nächst aus einer inneren und einer äusseren Reihe starrer und homogener,leicht gebogener Stäbchen, den Corti'schen Pfeilern, welchemit .ihren unteren,^ b^befestigtsind,_mit ihrem oberen Ende aber paarweise zusammentretenund so aneinander gereiht einen spiralig fortlaufenden JtunnelartigenRaum von dreiseitiger Querschnittsform begrenzen. An dem Firstedesselben sind clie Corti'schen Pfeiler mit** einander verbunden undtragen nach aussen, gegen die freie ..Schneckenwand gerichtete Fortsätze,an welchen eine, gleichfalls aus resistenter Substanz bestehende,netzartig durchbrochene Platte, clie Lamina reticularis, befestigt ist,welche sich"** wie ein Schirm über die äussere Reihe der Pfeilerhinüberneigt._An dieses Gerüste reihen sich ^ejlige Gebilde^ zuerst ein Epithel,welches den "SüleusH^laris bekleidet; dann je eine Zellenreihe, welche in die Basalwinkelcler Corti'schen Pfeiler eingeschaltet ist, die Bodenzellen, dann mehrereReihen von Haarzellen, welche an den seitlichen_ Abdachungen^ desJ^nnel^ an^eJbrachf^ sind. Von diesen Haarzellen liegt eine einfache foribnl_end£Reihe^ufden inneren,.iLc^Srünj^einealülereTmehrfach geschte¥tete ReünBjiag^j^^Die HaarzefTehT welche "ihre~ breiten oberen, jiiit mehreren^ feinen, haar-^„förmigen Änhängenjversehenen Enden in die Lückeif^cTer TLSnma^reüculariseinsenken, sind die eigentlichen Sinneszellen. Zwischen ihnenfinden sich als Stützzellen die sogenannten Deiters'schen Zellen.. /


728 Das häutige Labyrinth.Ueber das Ganze .lst..encüicji_jeme zj^emlich resjsj^ente^J^emörawatectoria gelegt, welche dicht neben, demÄnsatze der HemBrana vestibularisvon der vestibuJj^enJL^ize^^r_I^mjna spiralis ossea abgeht, aberschon ober den äusseren Flaarzellen endigt.„,I1§, die„fcLefze der Laminaspiralis ossea abgeht und als Ergänzung des knöchernen Spiralblattesquer durch das Schneckenrohr gespannt ist, also die Scheidewand zwischenden beiden Treppen vervollständiget, so ist der Ductus cochleariseigentlich in die Vorhofstreppe eingelagert. Da die Membrana basilarisober der Fenestra Cochleae auf die laterale. Vorhofs wand übergeht, soscheiden sich die beiden Schneckentreppen schon im Bereiche der erstenWindung vollständig von einander, und zwar derart, dass nur die Scalavestibuli mit dem perilymphatischen Raum des Vorhofs communicirt,clie Scala tympani aber am Schrieckenfenster auch von 4er Trommelhöhle,und zwar durch die Membrana tympani secundaria abgesperrt wird.Hieraus erklärt sich auch, dass der Ductus cochlearis mit seinem blindsackartigenunteren Ende in den Vorhof eingreift.Die beiden Treppen bleiben bis in die letzte Windung von einandergeschieden; erst in der letzten Windung ist eine^ Commumcationzwischen ihnen hergestellt, und zwar durch das sogenannte Helicotrema.Diese Oeffnung kommt dadurch zu Stanae,_dasi die Merril)^älui_ba^laris,) an der tympanalen Lefze der Lamina spiralis ossea fortlaufend, in der letzten'"Windung an den Hamulus gelangt uncl sich nur an seinem convexenjRande^anheftet, ohne in_seine Concavität einzutretenTAn dieser oeffnung,also am Uebergange der zweiten Windung in die dritte endigt auchschon die Scala tympani, so dass der Raum der letzten Windung nurL von der Scala vestibuli eingenommen ist, welche auch das verschmälerteEnde des Ductus cochlearis einschliesst.Die zwei bisher als Wasserleitungen des Labyrinthes, Aquaeductus,bezeichneten Knochencanälchen sind nicht nur Abzugscanälchenfür kleine Venen, sondern enthalten auch feine Röhrchen, mittelst welchersich die inneren Labyrinthräume nach aussen öffnen. — Der Aquaeductusvestibuli enthält ein endolymphatisches Canälchen, welches als Ductusendolymphaticus bezeichnet wird \ es führt aus dem häutigen Labyrinthein_eine an der hinteren Fläche des^Schläfenbeins gelegene Blase. DasCanälchen geht als häutiges, dünnes Röhrchen aus dem hinteren Umfangedes Sacculus ab, zieht am medialen Umfange des Utriculus nachoben und gelangt durch das bekannte knöcherne Canälchen an diehintere Fläche der Pyramide^ interne daselbst befindliche, vollständigabgeschlossene Tasche der Dura mater, Saccus endolymphaticus. Da, woder~Gang an den Utriculus kommt, nimmt er von dessen hinterem Umfangeden engen Canalis utriculosaccularis auf. Die Entstehung des Ductusendolymphaticus beginnt sehr frühzeitig, schon zu einer Zeit, wo sichdie einzelnen Abschnitte des häutigen Labyrinthes noch nicht abgegliederthaben; er tritt anfangs als eine einfache Ausstülpung an dermedialen Seite des primitiven Gehörbläschens auf und stellt in diesemStadium den sogenannten Recessus labyrinthi dar. — Der AquaeductusCochleae Leitet__dagegen ein perilymphaüsches Canälchen, welches alsDuctus perilymphaticus bezeichnet wird; es geht unmittelbar neben derFenestra Cochleae aus der Paukentreppe der Schnecke ab und vermittelt


Das häutige Labyrinth. 729an der trichterförmigen Oeffnung des Aquaeductus Cochleae an der unterenKante der Pyramide^ unter dem inneren Geliorgange "eine Communicationcler sämmtlichen pCTilvmphatischen Räume mit dem Subdurairaum. Nebendiesem Röhrchen verlauft die Schneckenvene, welche vielleicht in eineigenes Knochencanälchen eingetragen ist.Der Gehörnerve, Nervus acusticus, spaltet sich im Grunde des inneren -Gehörganges in zwei Aeste, in einen oberen, den Vorhofsast, Ramusvestibuli, und in einen unteren, den Schneckenast, Ramus Cochleae;beide Äeste, sowie auch der Stamm enthalten bipolare (^nglienzeilen.Der Vorhofsast dringt mit seinen aufgelösten Bündeln durch dieMacula cribrosa superior und schickt seine drei Zweige an den Utri-_culus uncl zu den Ampullen des oberen und des horizontalen Bogenganges.Der Schneckenast sendet zunächst einen Nebenzweig durch dieMaqula cribrosa media an den Sacculus uncl einen zweiten zur Ampulledes, hinteren. Bogenganges. Der Rest stellt den Nerven der Schneckeselbst dar. Die Bündel desselben dringen einzeln durch die Oeffnungendes Tractus spiralis foraminulentus zur Abgangslinie der LammalTpirälis"von dW"13plhaliI^sich daher in Gestalt eines trichterförmigin zwei und eine halbe Windung eingerollten Fächers, dessen spiralförmigerRand wie eine Krampe in die Lamina spiralis ossea abgebogenist. Die zur ersten Windung gehenden Faserbünclel sind offenbar diekürzesten, aTezurn Flamulus gehcmden-jiie- längsten und diese müssensich, um dahin zu gelangen, durehden Canalis centralis modioli hincmrchwindeh~WÖraemEintritt jn die Lamina spiralis ossea bildendie Fasern ein Geflecht, in welches ebenfalls wieder Ganglienzellen ein-^^g-eh~sihd,"und"'"zwar"in scFgrosser Zahl, dass wahrscheinlich in jedeeinzelne Nervenfaser eine Gahgliehzelle eingeschaltet ist. Dieses spiraligfortlaufende, streifehfol-m^Canalls^rjirjJU^jnflnioiLuncFfulirtdie Bezeichnung 'Z/onaganglionaris. Jenseits desselben tretendie Fasern in _ (cUe_JLamina spiralis ossea undverfassen dieselbe alsmarklose"' Fasern durch die zahl^chenL^_ße&un^en_ am_B^de_ dertyrnpanalen Lefze, um in den Ductus cochlearis einzutreten. In diesemgelangt ein Theil der Nervenfasern "an die inneren Haarzellen, währendein anderer sich durch die Lücken in den beiden Reihen der CortisonenPfeiler, also quer durch den Tunnel hindurch, zu den äusserenHaarzellen begibt. Während der Zusammenhang der Nervenfasern mitden Haarzellen der Maculae und Cristae acusticae mit ziemlicherSicherheit nachgewiesen ist, scheinen die Beziehungen der Nervenfasernzu den Haarzellen des Corti'schen Organes noch nicht völlig klargestelltzu sein.Ob der ganze Acusticus Nerve des Gehörsinnes ist, oder ob insbesonderejener Abschnitt desselben, welcher in den Ampullen derBogengänge endigt, Empfindungen vermittle, welche sich auf die Gleichgewichtslagedes Körpers beziehen, lässt sich vorerst nicht mit Bestimmtheitentscheiden. Bemerkenswerth ist in dieser Beziehung, dassden beiden Hauptästen des Gehörnerven zwei gesonderte Wurzeln im verlängertenMark entsprechen (vergl. S. 588), und dass beim Schaf undbeim Pferde der Ramus vestibuli ganz geschieden vom Ramus Cochleaeaus dem verlängerten Mark hervorkommt, dass aber der Zweig für die


730 Die Trommelhöhle und die Ohrtrompete.Ampulle des hinteren Bogenganges nicht von dem Ramus vestibuli,sondern von dem Ramus Cochleae abgegeben wird.Das häutige Labyrinth besitzt zahlreiche, aber feine Gefässe. IhrStämmchen ist die Arteria auditiva interna, ein Zweig der Basilaris. DieArterie begleitet den Gehörnerven in den inneren Gehörgang und theiltsich, so wie cler Nerve in Aestchen. Diese versorgen allenthalben clie_mnere Auskleidung^ der knöchernen Labyrinthkapsel mit capillarenNetzen, schicken im Vorhofe Zweigchen an die nervehreichen Stellender beiden Säckchen und an jeden häutigen Bogengang ein feines-Bogengefäss. Ein Hauptzweig, die Schneckenarterie, dringt in denCanalis centralis modioli ein und sendet eine fortlaufende Reihe feinerZweigchen in die Wand des Modiolus; in dieser, und zwar entlang cleraxialen Wand der Vorhofstreppe, bilden die Arterienzweigchen mehrfacheSchlingen oder förmliche Verknäuelungen, Glomeruli arteriosi Cochleae,aus denen die feinen Endzweigehen für die_ Zona ganglionaris und fürdie^eryenausbreitungen in der Lamina spiralis ossea, sowie für dieWand der Vorhofstreppe und für die Membrana vestibularis abgehen.— Die Ve n en des Labyrinthes scheinen sich alle in zwei Stämmchenzu vereinigen, welche in den Wasserleitungen liegen. E)ie Vene desAquaeductus vestibuli sammelt die Capillaren des Vorhofes und der Bogengängeund geht in den Sinus petrosus superior über: die Vene desAquaeductus Cochleae nimmt die gesammten Venenausbreitungen derSchnecke auf. Das i Hauptstämmchen derselben ist die Vena spiralis modioli,welche_jn..jter axialenj^in sie einmündendenVenenwurzeln umkreisen die Wand der Paukentreppe, imGegensatz zu den Endzweigehen der Arterie, welche sämmtlich imUmkreise der Vorhofstreppe verlaufen. Die Vene des AquaeductusCochleae ergiesst sich in die Vena jugularis interna. Die feinen Anastomosender Gefässe des Labyrinthes mit den Gelassen cler Trommelhöhlevermitteln die Blutgefässe der Schläfenbeinpyramicle.E. Das Mittelohr.Die Trommelhöhle und die Ohrtrompete.Die Trommelhöhle, Cavum tympani, ist jener pneumatische Raum des^chlj,fenbeins, welchex.einerseits von der Pyramide, andererseits von demPaukentheile dieses Knochens mit dem darin eingerahmten Trommelfelle begrenztwird, nach hinten mit den pneumatischen Räumen des Processus mastoideus,nach vorne aber durch die Ohrtrompete mit dem Schlunclraume zusammenhängt.Ihr Dach, welches sie von der Schädelhöhle scheidet,wird von dem mitunter sehr verdünnten, in einzelnen Fällen selbstdurchlöcherten Tegmentum tympani beigestellt, nämlich von jener Knochenlamelle,welche von der Pyramide lateral an die Schläfenbeinschuppeabgeht. Die Verbindung dieser Lamelle mit der Schuppe. geschieht inder Fissura petrososquamosa und befindet sich um ein Beträchtlicheshöher als clie obere Umrandung des Trommelfellringes; daher ist auchcler senkrechte Durchmesser der Trommelhöhle grösser als der senkrechteDurchmesser des Trommelfells. Insbesondere reicht die laterale


Die Trommelhöhle und die Ohrtrompete.Wand der Trommelhöhle um ein Beträchtliches über den oberen Umfangdes Trommelfelles hinauf und wird dort durch das untere Ende desSchuppentheiles gebildet. Sie gestaltet sich hier zu einer rundlichenNische, Recessus epitympanicus, durch welche sich der Raum cler Trommelhöhleober dem medialen Ende des äusseren Gehörganges lateral vorbuchtet.Die mediale und die laterale Wand sind nicht parallel undsenkrecht aufgerichtet, sondern neigen nach unten zusammen; deshalbgestaltet sich die untere Wand der Trommelhöhle zu einer vonKnochenbälkchen durchzogenen Furche, die insoferne von Bedeutungist, als sie von dem Recessus jugularis nur durch eine dünne Knochenplattegeschieden wird. Beide diese Wände neigen auch nach vornezusammen und bilden daher mit der oberen Wand gerade ober clemKrümmungsscheitel des Carotischen Canales einen Trichter, der ohnebestimmte Grenzen in die Ohrtrompete übergeht, während die Communicationcler Trommelhöhle mit den pneumatischen Räumen des Processusmastoideus durch die unregelmässig umrandete Oeffnung des Antrummastoideum vermittelt wird, welche sich ganz hinten an cler Pyramidenwandbefindet.Der Raum der Trommelhöhle ist bei verschiedenen Individuenverschieden gross; er variirt weniger im senkrechten Durchmesser, derannähernd 15 Mm. beträgt, als in Betreff des Abstandes cler Pyramidevom Trommelfelle, der in der Mitte des letzteren nur 2 bis 5 Mm. beträgt.Allenthalben, wo Knochen den Raum begrenzen, sind die Wändemit vorspringenden Knochenbälkchen besetzt, daher rauh und uneben.Eine Ausnahme davon bildet nur das ganz glatte Promontorium. Diesessowie die übrigen wichtigeren Vorkommnisse an der medialen Wandsind schon auf S. 719 beschrieben worden. — Ausnahmsweise reichendie pneumatischen Räume des Schläfenbeins bis in den Processus jugu-^laris des Hinterhauptbeins.Die Ohrtrompete, Tuba Eustachii, _i3^s_Verbinilu^der Trommelhöhle und jiem Schlünde, zerfällt in einen knöchernenund in efneli"TnörpeTigen"Äntheil. JDer erstere Jst nahezu ringsummit einem knöchernen Gerüst versehen," welches "durch den 'Semicanalistubae Eustachii, clie untere Abtheilühg des Canalis musculotubarius, gegebenist. An den vorderen Rand dieses letzteren schliesst sich der knorpeligeAntheil an, welcher den weitaus grösseren,., medialen Abschnitt derganzen Ohrtrompete bildet. Er besitzt ein aus "Nejzknorpel hergestelltesGerüst, welches aber nur auf die mediale (hintere) und clie obere Wanddes Rohres beschränkt ist. Der Knorpeljbildet nämlich eine geggajdgnRanhfm bin sich verbreiternde Platte, deren unterer freier JRand etwasverdickt, ist und deren ötoerJRand lateral ' umgebojggjfi__erscJieint. Erstellt daher eine nach unten offene Kinne dalT"" deren mediale längereWand in die mediale (hintere) Seite der Ohrtrompete eingelagert ist.Erst durch das Hinzutreten einer fibrösen Haut, welche sich an den:ffeien~"RJ^^kommt das Rohr ringsum-zumAbschTuss. Während sich also die mediale Wand des knorpeligen AntneüeiPder Ohrtrompete auf derbem, festem Gerüste aufbaut, ist dielaterale Wand mindestens zu vie7"Fünffiieileji nur membranös. Hintenfügt sich der Knorpel mittelstjeines^j^affen „.B.indege\y.e.bej. an denKnochen an vorne aber begrenzt er sich an der Seitenwancl des Cavum-OlOl


732 Die Trommelhöhle und die Ohrtrompete.pharyngonasale mit einem freien Rande. Dieser buchtet die Schleimhautdes Pharynx hinter der spaltförmigen Rachenmündung der Ohrtrompete(Ostium pharyngeum tubae) wallartig als Tubenwulst vor, wodurch dieTubenmündung von der dahinter befindlichen Einsenkung der Pharynxwand,der Rosenmüller'schen Grube, geschieden wird.Der Knorpel der Ohrtrompete lagert sich in den .Sulcus tubae(vergl. S. 90) ein und ist sehr innig mit der Fibrocartilago. basilarisverbunden. Unmlttelb ar hinter dem Wurzelsiüxdie.^j^^pterygoideusvorbeiziehend, erreicht die Tuba die Rachenwand. Von dermedialen, knorpeligen Wand geht ein derberes Fascienblatt ab, "welchesin da^jiuhmucöse Bindegew^auslauft "(Ligamentumsalpin^opliaryngewn); an~~ltel* lateralen häutigen Wand heftensich einige Bündel des Musculus tensor veli palatini an, dessen Contractionendiese Wand während des Schlingactes von der medialenWand abzuheben und dadurch die Ohrtrompete zu öffnen vermögen.Dieser Eigenschaft wegen wird der Muskel auch als Dilatator tubaebezeichnet.Im Ganzen genommen stellt die Tuba Eustachii ^eine Röhre dar,welche in ihren verschiedenen Streckeiijncl^n^^sondern auch ihr Caliber ändert. Ihre engste Stelle, Isthmus tubae, befindetsich an dem hinteren Ende des knor^ejigeriAntheiles; von daerweitert sie sich allmälig, aber nur sehr wenig bis zum Uebergang indie Trommelhöhle, Ostium tympanicum tubae. Viel stärker erweitert sichdas Caliber des knorpeligen Antheiles gegen das^ Ostium pharyngeumhin, Welches letztere die weiteste Stelle des ganzen Rohres darstellt.Während aber der knöcherne Antheil stets offen ist, lagert sich imknorpeligen Antheil die laterale, häutige Wand unmittelbar an diemediale Wand an, so dass die Lichtung für gewöhnlich zu einer vertikalenSpalte geschlossen ist, welche jedoch durch den Dilatator tubaeeröffnet werden kann. Nur an der .oberen Wand, wo der Tubenknorpelrinnenförmig abgebogen ist, scheint sich eine sehr enge, röhrenförmigeLichtung constant offen zu erhalten.Die Richtung der Ohrtrompete weicht kaum wesentlich von dergeraden ab, ist jedoch zu allen Raumdimensionen eine schiefe. Sie verlauftvon aussen und hinten nach Innen und vorne,, neigt sich aberzugleich mit ihrem medialen Antheil nach unten.«mar, . - ;M^w^iftW(M«!«iio^tM^ - - - -Oft genug finden sich am Knorpel der Ohrtrompete accessorische Fortsätze,abgesprengte Knorpelstückchen, auch Spaltungen, welche bis zum vollenZerfall des Knorpels vorschreiten können, so dass selbst der Randtheil desKnorpels am Ostium pharyngeum sich aus mehreren Stücken zusammensetzen kann.Bemerkenswerte sind die mit dem Wachsthum des Schädels einhergehendenOrts Veränderungen des Ostium pharyngeum tubae. Dasselbe findet sich nämlichimmer weiter von der unteren Umrandung der Choanen entfernt, anscheinend näheran die Schädelbasis hinauf verlegt, je älter das Individuum geworden. Die Dislocationwird begreiflich, wenn man bedenkt, dass sich der Gesichtsantheil des Schädelswährend des Wachsthums immer höher aufbaut, daher auch der harte Gaumen sichimmer mehr von der Schädelbasis, an welcher die Ohrtrompete unmittelbar befestigtist, entfernt.Die Verbindung des Musculus palatopharyngeus mit der medialen knorpeligenWand der Ohrtrompete, dann die fibröseVerbindung des Tubenknorpels mit demsubmucösen Bindegewebe des Cavum pharyngonasale durch das Ligamentum salpingopharyngeum,veranlassen die Bildung einer Schleimhautfalte, Plica salpingopharyngea,


Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen. 733welche sich von der hinteren Umrandung des Ostium pharyngeum, den Recessus pharyngislateralis (Rosenmüller'sche Grube) nach vorne begrenzend, in die laterale Schlundkopiwandherabzieht und offenbar während des Schlingactes stärker hervortritt;ihre bpannung durch die in ihr enthaltenen Muskelbündel kann möidicher Weiseauch eine Abduction der medialen AVand der Tuba und Eröffnung der Lichtungderselben bewirken. Auch dem Levator palati wird eine Einflussnahme auf das Caliberdes Ostium pharyngeum tubae zugeschrieben.Die Schleimhaut des ganzen, soeben beschriebenen pneumatischenRaumes ist eine Aussackung der Schleimhaut des Schlundkopfes; sie istin der Ohrtrompete noch dick, mit traubigen Schleimdrüsen und miteinem geschichteten Flimmerepithel versehen, welches sich noch bis auf denBoden der Trommelhöhle fortzieht; "in"den übrigen Bezirken cler letzterenwird es_durch ein einschichtiges Pflasterepithel ersetzt. In den Zellendes Warzenfortsatzes, im knöchernen Theil der Ohrtrompete und in derTrommelhöhle ist die Schleimhaut dünn, mit clem Periost verschmolzenund besonders jn der letzteren sehr gefäss- und nervenreich.Es möge hier noch einmal auf die schon früher (S. 720) beschriebenen Nachbartheileder Paukenhöhle aufmerksam gemacht werden, um zu erklären, dass entzündlicheProcesse der Trommelhöhlenschleimhaut in Fällen von Verdünnung oder garDurchbrechung der Wand der Fossa jugularis oder des Tegmentum tympanileichthin auf die Vena jugularis oder auf die Dura mater übergreifen. Solche Uebergängeentzündlicher Processe der Trommelhöhlenschleimhaut auf die Dura materkönnen auch schon vermittelt werden durch den Zusammenhang beider Membranen,welchen das in die Fissura petrososquamosa eingeschaltete Bindegewebe herstellt.Nicht zu übersehen ist auch der Verlauf des Canalis facialis durch das Felsenbein,dessen, wenn auch knöcherne, immerhin aber dünne Wände den durchlaufendenNervus facialis bei Erkrankungen der Trommelhöhlenschleimhaut nicht immer vorMitleidenschaft schützen. Nicht minder ist eine vor dem Zugange zu den Zellen desProcessus mastoideus gelegene quere Erhabenheit, welche von dem horizontalenBogengänge erzeugt wird, zu berücksichtigen. Endlich sind die oben erwähntenNischen des Vorhofs- und Schneckenfensters, sowie der Recessus epitympanicus*nicht ohne praktische Wichtigkeit.Die Beschreibung der Falten, welche die Trommelhöhlenschleimhaut aufwirft,so wie auch jene der Gefässe und Nerven ist dem folgenden Abschnittevorbehalten.Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen.Das Trommelfell, Membrana tympani J _JsL.eine zarte, aber straff gespannte^sehr elastische Membran. u wejchedie Trommelhöhle gegen denäusseren ^ehörg^"ng"ärj^iiliesst"^An der Grenze zwischen dem Mittelohr unddem äusseren Ohr gelegen, wird es zwar gewöhnlich dem letzteren zugerechnet;wegen seiner innigen Beziehungen zu den Gehörknöchelchen, möge es aber im Zusammenhange mit diesen besprochen werden. Esist bei Kindern in den Falz des Annulus tympanicus eingerahmt, welcherbei Erwachsenen als Furche am Grunde des knöchernen äusseren Gehörgangesfortbesteht. Ein clerbfaseriger Reif, Ringwulst genannt, vermitteltseine Verbindung; oben aber, wo der Annulus tympanicus unterbrochenist uncl cler Scliuppentheil des Schläfenbeins seine Umrisseergänzt, steht das Trommelfell in unmittelbarem Zusammenhange müt derHautbekleidung des äusseren Gehörganges. Die Membran hat eine länglichrunde Gestalt, _ist 8—9 Mm. breit und wird durch die Spitze des eingelagertenHammergriffes in der Mitte derart gegen die Trommelhöhle


734 Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen.gezogen, dass sie in Folge dessen die Gestalt eines flachen Trichterchens,bekommt. Die flache Spitze des Trichterchens ist nach innen, das Grubchen,der'sogenannte umbo, nach aussen gewendet. Von aussen besehen,zeigt das Trommelfell in seiner vorderen Hälfte, nahe dem oberen Rande,noch eine kleine Hervorragung, welche der kurze Fortsatz des Hammerserzeugt. Der darüber befindliche Antheil des Trommelfelles ist wenigergespannt, sogar schlaff, und wird als Pars fiaccidaunterschieden. Diebeiden Trommelfelle liegen schief, ihre laterale Fläche ist nach vorneund nach unten geneigt; beim neugeborenen Kinde, bei dem sie bereitsnahezu die Grösse wie beim Erwachsenen erreicht haben, ist die Neigungnach unten noch beträchtlich stärker.Am Trommelfelle Tassen sich drei Schichten unterscheiden, einemittlere, Lamina propria, dann eine innere, von der Schleimhaut der Trommelhöhleabstemmende und eme_ äussere, von der Hautbekleidung desäusseren Gehörganges beigestellte Lage. Die gefässarme Lamina propriaist" eine fibröseJ^embran mit äusseren radiär und inneren kreisförmiggeordneten Fasern, von denen die ersteren an den Hammergriff herantreten,clie letzteren aber dichter an der Peripherie angesammelt sind.Die von der"Schleimhaut der Trommelhöhle abstammende dünne, innereLage besitzte_cap.illare, in lockere Netze zusammentretende Gefässe,während sich die äussere derbere Schichte durch einen grossen Gefässreichthumund dicht verstrickte Capillarnetze auszeichnet; beide Gefässlagensind durch feine (venöse) Röhrchen, welche die Lamina propriadurchsetzen, mit einander in Verbindung gebracht.Die alte Angabe, dass sich nahe dem oberen Rande des Trommelfelles einekleine Lücke, Foramen Rivini, befinde, wird in neuerer Zeit allgemein als unrichtigbezeichnet.Es gibt drei durch gelenkigeJVorriclteungen miteeinander verbundeneGehörknöchelchen: den Hammer, den Amboss und den Steigbügel.Sie reihen sich so an einander, dass sich der Hammer als erstes Gliedan das Trommelfell, der Steigbügel als drittes Glied an das Labyrinthanschliesst und der Amboss, als Verbindungsglied die Kette zum Abschlussbringt, welche clie Leitung vom Trommelfell zum Vorhof vermittelt.Der Hammer, Malleus, Jiat annähernd die Form einer Keule; erbesitzt eine kugelige, nach oben frei austretenderÄufirelbung, den Kopf,eine nach unten gerichtete und in das TrommelfelLeingefügte Handhabeoder Hammergriff, Manubrium mallei, endlich zwei Fortsätze, einenProcessus longus und brevis. Beide Fortsätze gehen nahe am Kopfe ab,der^lange, nur beim Kinde vollständig ausgebildete, nach vorne in_die^Fissura tympanosquamosa, der kurze lateral ans Trommelfell; an diesemerzeugt er an der unteren Grenze der Pars fiaccida die vorhin erwähnteVorwölbung der lateralen Fläche. Der kurze Fortsatz verhält sich zurHandhabe ungefähr so, wie der Trochanter major zum Schaft desSchenkelbeins, indem er das obere Ende derselben bildet und mitdem nach hinten und medial abgebogenen Kopf eine Einschnürungbegrenzt, die als Hals des Hammers, Collum mallei, bezeichnet wird.Die zur Verbindung mit dem Amboss dienende sattelförmige Gelenkflächeist quer über die hintere Fläche^, des „Kopfes (nicht an das obereabgerundete Ende desselben) gelegt. Der spulrunde Hammergriff ist an


Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen. 735seinem unteren Endetet was abgeplattet und seine clem Trommelfell zugewendeteSeite ist, sowie cler kurze Fortsatz, mit einer dünnen Lagevon Knorpel bekleidet.Der Amboss, Incus, wird mit einem zweiwurzeligen abgeplattetenZahne verglichen; seinjtörper, Corpus incudis, stellt die Krone.dar undseine zwei nach unten und hinten divergirenden Fortsätze, Processuslongus und 6m^s,_stellen die Wurzeln vor. Der nach vorne gewendeteKörper besitzt eine_sattelförmige Gelenkfläche zur Aufnahme des Kopfesdes Hammers; der kurze Fortsatz ist horizontal nach hinten gerichtet,der 1; Eg e da g e g en Parallel mhdem Hammergriffe eingestellt und medialund mnten von diesem gelagert. Die dem Labyrinthe zugewendeteFläche des langen Fortsatzes ist an ihrem unteren'Ende mit einemJdeinen scheibenförmigen Anwuchs versehen, welcher Ossiculum lenticularegenannt wird.Am Steigbügel, Stapes, unterscheidet man die Fussplatte^ denTritt, Lamina stapedis, zwei Schenkel, Crura, und ein Köpfchen,Capitulum. Der Tritt ist in jlas Vorhofsfenster eingepasst und wird obenvon^einem convexen, unten von einem geraden oder concaven Randebegrenzt. Die beiden Schenkel sind ziemlich gleich' lang, aber nichtgleich geformt; der vordere ist flacher, der hintere,stärker gebogen unclin der_ Nähe des Köpfchens mit einem kleinen "Muskelhöckerchen versehen.Das Köpfchen verbindet sich mit dem Ossiculum lenticulare uncldurch dieses mit dem langen Fortsatze des Ambosses.Die Verbindungen der drei Knöchelchen unter einander sindwahre Gelenke, welche aber nur in geringem Grade excursionsfähigsind; das Hammer-Ambossgelenk kann als ein Sattelgelenk bezeichnetwerden.Die Verbindung der Knöchelchen mit den Wänden der Trommelhöhlewird zunächst hergestellt durch clie Einfügung des Hammers, undzwar seines Griffes sammt dem kurzen Fortsatze in das Trommelfell,dann durch die Einschaltung des langen Fortsatzes in die Fissura tympanosquamosaund des Steigbügeltrittes in das Fenster des Vorhofes.Unterstützt werden diese Verbindungen durch besondere Bänder; jterr^Q^nielIeIIes,'Hals des Hammers., ist durch straffe Bandbündel an dem Rahmen des_ "dann der lange Fortsatz tcles Hammers in der Fissuratympanosquamosa befestigt. Der. kurze Fortsatz des Ambosses ist mitdfiTL^chuppe des ScMäfenbein_s verbunden, endlich der Tritt des Steig"bügeis mit der Umrandung der Fenestra vestibuli, und zwar durch einenden Steigbügeltnttjumgreifendejri^a^mng.Entsprechend dieserTVe^blndüngen findensich die Gehörknöchelchenin folgender Weise in clie Paukenhöhle eingelagert: der Kopf desHammers liegt gerade ober dem Scheitel des Trommelfelles, in demRecessus epitympanicus; hinter ihm befindet sich der Körper des Ambosses.Der kurze Fortsatz des letzteren ist horizontal nach hinten, derlange Fortsatz aber fast parallel mit dem Hammergriff nach unten gerichtet.Hammergriff und langer Fortsatz des Ambosses halten also diegleiche Richtung mit dem oberen Abschnitte des schief gelegten Trommelfellsein; da der Stapes annähernd im rechten Winkel von demlangen Fortsatze des Ambosses medial abgeht, so kommt sein Trittetwas höher zu liegen als sein Köpfchen.


736 Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen.Die ganze, das Trommelfell mit dem Labyrinthe verbindende Ketteder Gehörknöchelchen stellt zunächst einen Leitungs-Apparat dar, dessenAufgabe es ist, die Schwingungen des Trommelfelles auf clie Flüssigkeitendes Labyrinthes und durch diese auf die nervösen End-Apparatedesselben zu übertragen, wobei aber die Schallwellen bei ihrer Uebertragungauf den Steigbügel abgeschwächt werden. Die Excursionsrichtungder ganzen Kette steht senkrecht zu einer annähernd sagittalenAxe, welche durch den kurzen Fortsatz des Ambosses und durch denlangen Fortsatz des Hammers verlauft. Als Motoren sind diesen Knöchelchenzwei Muskeln zugetheilt, nämlich:Der Flammermüskel, Musculus tensor tympani, welcher in dieobere Abtheilung des Canalis musculotubarius eingeschlossen ist. SeineFleischfasern haften an den Wänden dieses Canales und seine_Sehneheftet sich, naj3Mden_Pxo„cessus cochleariformis herumgeschlungen und in querer Richtung die Trommelhöhle durchschrittenhat, am oberen Ende des Hammergriffes, gegenüber dem kurzen Fortsatzean. Er ist in der That ein Spanner des Trommelfelles, und, wiees scheint, ein Dämpfer der Intensität des Schalles.Der Steigbügelmuskel, Musculus stapedis, ist in die_Eminentia "'pyramidalis eingetragen und schickt seine kurze Sehne durch clie an derSpitze seiner TlüTse"lie^^^zu dem Muskelhöckerchen 'deshinteren Schenkels des Steigbügels. Die Wirkung dieses Muskels ist nochnicht klargestellt.Die Gehörknöchelchen sind in eigene gekrösartige Falten derSchleimhaut eingelagert, welche, da sie mit freien Rändern vortreten,die Bildung von Taschen veranlassen. —JE ine .jdieser.. T Falt^-,i^ vorneund hinten an den Rahmen des Trommelfelles befestig^ nimmt die"WurzeT^eTT^n^^Fjn^t^tzesjies Hammers imdjdie Chorda tympani_injsich auf uncl erstreckt sicji, parallel mit dem Tromme^rfelle_jK^ra^ehend,/auf den oberen.„Thejl^des Hamgoe^r^iffes^^welcher sie in eine hinterejmcl eine yorclere^Abfheilung theilt. __Mit dem Trommelfelle begrenztsie also zwei nach unten spaltenförmig sich öffnende Taschen. Eine zweiteSlM£Mäü§.JIS£^2ä[. e . ?ah e der Schleimhaut geht von der hinteren Wanddc^Trommelhöhle ab und bildet die Bekleidung des Ambosses, an dessenlangem Fortsatze sie sich herabzieht. —- Eine dritte, horizontale Faltegelangt von der Eminentia pyramidalis, "derJSehne des Muscul_us_ sta-_£edis ..entlang,, auf Jjn^^^ügeljübier dessen Schenkel sie auch nachArt einer Verstopfungsmembran hinüberzieht.Die Entstehung dieser Schleimhautfalten, sowie überhaupt das Verhältnissder Gehörknöchelchen zu dem Trommelfell und zu der Schleimhautder Trommelhöhle wird durch die Entwicklungsgeschichtedes Trommelfelles klargelegt. Dasselbe entsteht an.Aor.Abschlussstelleder ersten^Antheilen desTTund 2. Kiemenbogens und .stellt anfangs ,eine -dicke Gewebsmasse dar,welche die Anlagen der Gehörknöchelchen und die Chorda tympani insich schliesst. Im Zusammenhang mit cler Erweiterung der Trommelhöhle(eines Theiles der ersten Kiemenspalte) wird die erwähnte Gewebsmasseallmälig dünner, und w in^demselben Masse beginnen an ihrer medialen


Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen. 737Seite die Gehörknöchelchen hervorzuragen; sie bleiben aber immer nochvon der medialen Schichte der Trommelfellanlage, d. h. von der Schleimhautschichtederselben bedeckt. Wenn sich dann später die Trommelfellanlageimmer mehr verdünnt und zu einem dünnen Plättchen gestaltet,treten die Gehörknöchelchen fast ganz aus dem Bereiche derselbenheraus und heben, da sie selbst, sowie auch die Chorda tympani,von der Schleimhaut bekleidet bleiben, die Schleimhautschichte desTrommelfelles in Form der beschriebenen Falten ab., Die Grundlagen für die Entwicklung der Gehörknöchelchen1fedem_dii£ch jene Knorpelspangen geltefert_welche_in dem ersten undZweiteiTKiemehbögen zur Ausbildung kommen. "TJer Hammer uncl clerÄlrnBoss gehen aus dem nmtersten Abschnitt einer Khorpelspange hervor7~welche~sich in dem Unterkieferfortsatz ~des ersten Kiemenbogensentwickelt und unter dem Namen des Meckel'schen Knorpels bekanntist. An dem vorderen längeren Antheil des letzteren entwickelt sich alsBelegknochen der Unterkiefer. Der Steigbügel geht aus dem hinterenEnde- einer ähnlichen Knorpelspange des zweiten KiemenKogens "hervor.Die weitere Fortsetzung der letzteren bildet clie Anlage des Processusstiloideus, des Ligamentum stilohyoideum und des kleinen Zungenbeinhornes.In der Trommelhöhle vertheilen sich kleine, aber sehr zahlreicheGefässe und Nerven.Die Arterien der Trommelhöhle sind: die Arteria tympanica, ein Zweigchender Maxillaris interna, welche durch die Fissura tympanosquamosa eindringt; einZweigchen der Arteria stilomastoidea aus der Auricularis posterior, welches aus demCanalis facialis durch die Oeffnung für die Chorda anlangt; ferner Zweigchen derCarotis interna aus dem carotischen Canale; dann ein Zweigenen der Arteria pharyngeaascendens, welches den Canaliculus tympanicus zum Eintritte benützt; endlich mehrereZweigchen der Arteria meningea media (vergl. S. 466). — Diese Gefässchen versorgenmit dichten Netzen die Schleimhaut und gelangen in den besprochenen gekrösartigenFalten zu den Gehörknöchelchen. Bemerkenswerte ist ein Zweigchen derArteria pharyngea ascendens, welches über das Promontorium und durch die Lückeim Steigbügel hinaufzieht. Dass alle diese Gefässe mit einander anastomosiren, verstehtsich von selbst, dass sie aber auch feine Verbindungen mit den Labyrinthgefässeneingehen, ist seit Kurzem bekannt. —Im Trommelfelle sind die Gefässeradiär geordnet; die stärksten gehen entlang dem Hammergriffe herab; alle anastomosirenmit einander und erzeugen um das Ende des Hammergriffes einenGefässkranz. Das Hauptgefäss des Trommelfells ist die Arteria tympanica. — DieVenen begleiten zumeist die Arterien.Die Lymphgefässe scheinen mit den am oberen Ansätze des Sternocleidomastoideusgelegenen Nodi lymphatici auricülares posteriores in Verbindungzu treten.Der bedeutendste Nerve in der Trommelhöhle ist der Nervus tympanicus ausdem Glossopharyngeus, der über das Promontorium verlauft und sowohl mit demNervus petrosus superficialis minor des Ganglion oticum, als auch mit sympathischen,durch die Canaliculi caraticotympanici anlangenden Zweigchen des carotischen Geflechtesden Plexus tympanicus erzeugt; — Auch das Trommelfell besitzt Nerven;ein feines Zweigchen liegt ganz oberflächlich neben dem Hammergriff. — DieQhorda tympani durchsetzt nur die Trommelhöhle, ohne in ihr Zweige abzugeben.Sie liegt in der oben beschriebenen Falte des Hammers, zwischen ihm und demAmboss, und kreuzt den ersteren ganz nahe an dem Halse. Der Steigbügelmuskelwird vom Facialis, der Hammermuskel vom Trigeminus versorgt. Der letztere sollzwei Zweigchen bekommen, eines aus dem Nervus pterygoideus internus, einv. L anger-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 47anderes aus dem Ganglion oticum.


738 Das äussere Ohr.HI. Das äussere Ohr.An den allenthalben von Knochen gebildeten Meatus acusticusexternus des Schläfenbeins ist eine aus Netzknorpel feestehenq'ePlatte angesetzt, welche nach Art eines Hörrohres trichterförmig • eingerolltist. Durch diesen Aufsatz wird der Canal verlängert und miteinem breiten Saume versehen, cler wie ein Schallfänger theils durchReflex, theils durch directe Aufnahme die Schallbewegung nach innenleitet. Auf diese Anordnung gründet sich die Eintheilung des äusserenOhres in den äusseren Gehörgang, welcher aus einem knöchernenund einem knorpeligen Antheile besteht, und in die Ohrmuschel.Da aber der knorpelige Antheil des Gehörganges und die Ohrmuschelein Ganzes darstellen, so wird als Hauptstück dieses Aufnahms-Apparateszuerst der knöcherne Gehörgang des Schläfenbeins und dann das Knorpelgerüstdes äusseren Ohres besprochen werden.Der äussere Gehörgang des Schläfenbeins wird beim Erwachsenennach hinten von der vorderen Wand des pneumatischen Processusmastoideus, mifT demHimTliherlagernden Fortsatze der Schuppe, obenvon einer__ in der Ausbildung jnit diesem Fortsatz gleichen Schritthaltenden Umrollung des junteren Randes der Schläfenbeinschuppe,endlich nach v o r n e und ünte n von j ener Knochenplatte begrenzt, welchedie Pars tympanica des Schläfenbeins darstellt und den Hintergrund derFossa mandibularis bildet. — Der Paukeritheil, Pars tympanica, beginnt ander^FIssura tympanosquamosa mit einem oberen freien Rande und rolltsich über die vordere und untere Peripherie des Ganges derart nachhinten um, dass er mit seinem hinteren Rande an den Warzenfortsatzzu liegen kommt, in den er häufig ohne bestimmte Grenzen übergeht.Auf diese Weise gestaltet sich der Gehörgang zu einem cylindrischenRohr mit elliptischem Grunclriss, dessen verticaler, längerer Durchmesseretwas schief nach hinten absteigt. Als ganz gerade kann jedoch nurdie obere hintere, vom Warzenfortsatz gelieferte Wand betrachtetwerden, nicht aber die untere und vordere, von der Paukenplatteerzeugte, die auch der Länge nach etwas geschweift ist; auch ist derZugang des Rohres etwas weiter als die Mitte desselben, in welchersich die engste Stelle des ganzen äusseren Gehörganges befindet. ImGrunde des knöchernen Rohres findet sich an dem freien Rande dieFurche, welche die Ansatzlinie des Trommelfelles bezeichnet. — DieRichtung des Ganges ist nicht eine rein frontale, sondern eine schiefe,so dass beide^ Gänge jnit einander nach vorne ein wenig convergiren,ohne jedoch genau in die Richtung der Ohrtrompeten zu gelangen; mitdiesen treten sie in der Trommelhöhle in einem lateral und vorne offenenBogen zusammen. Diese Convergenz, noch mehr aber die Schief lage desTrommelfells bringen es mit sich, dass der Grund des Gehörgangesunten, namentlich aber vorne tiefer liegt als oben und hinten, und dassdie obere kürzere Wand des Gehörganges in einem sehr stumpfen Winkelan das Trommelfell stösst, während sich die untere längere, überdies geschweifteWand in einem scharfen Winkel vom Trommelfell absetztund mit demselben einen taschenförmigen Raum abschliesst. Darin liegtauch der Grund, warum von aussen der hintere, obere Bezirk des


Das äussere Ohr. 739iTrommelfelles leichter und deutlicher sichtbar ist, aber nicht sein unterervorderer Abschnitt, der nur im Schiefblick von hinten und oben theilweiseerreichbar ist.Das Knorpelgerüst des äusseren Ohres ist eine muschelförmigfehöhlte Platte, die nachjrorne und unten m einen schmalen, gleich wie cliefcukenplatte umgerollten Fortsatz auslauft. Das eingerollte Stück ist and4e Umrandung^des knöchernen Meatuslicusticus externus, namentlichan die PaulTeliplatte durch BnncWsser, angeheftet, und stellt daher eineVerlängerung des knöchernen Gehörganges, die Grundlage für denknorpeligen Antheil des äusseren Gehörganges dar. Der breite, nachhinten und oben umgebogene Haupttheil dieser Platte bildet die Grundlageder Ohrmuschel.Der Knorpel des äusseren Gehörganges ist daher nicht einin sich geschlossenes Rohr, sondern eine nach oben offene, aber tiefeRinne, welche durch straffe Bandmassen, die ihre Ränder verbinden, zueinem Rohre abgeschlossen wird. Der knorpelige Antheil des äusserenGehörganges lässt sich daher durch eingeführte Instrumente so weiterweitern, als die in denselben eingstülpte Haut es gestattet. Er istferner auch nicht in gerader Richtung an dem knöchernen Antheil angesetzt,sondern in einer von unten nach oben aufsteigenden Richtung,so dass sich an der Grenze beider Antheile eine Abknickung zeigt,welche die freie Einsicht in das Rohr vollends hindert. Sie kann aberleicht behoben werden, wenn die Ohrmuschel nach oben und hintengezogen wird. Bemerkenswerth sind „noch zwei längliche^ sagittalgerichtete,spaltenförmige Lücken in der unteren Wand des Knorpels," dieals Incisurae SantorinTlieliannF sIncL~~Die Ohrmuschel, Auricula, besitzt mit Ausnahme des nach untenhängenden Ohrläppchens, Lobulus auriculae, eine knorpelige Grundlage,und da die dünne Haut straff über den Knorpel gelegt ist, so stimmen dieFormen der Ohrmuschel und des ihr zu Grunde liegenden Knorpels imWesentlichen überein.Zur Bezeichnung der verschiedenen Falten und Gruben der Ohrmuschel sinddie folgenden Ausdrücke gebräuchlich: Leiste, Eelix, nennt man den eingekrämptenscharfen Saum der Ohrmuschel, der ober dem Eingange des äusseren Gehörganges, endigt. Der dem Helix entsprechende Antheil des Knorpels lauft nach hinten undunten, gegen das Ohrläppchen in eine scharfe lange Zacke, Cauda helicis, aus. AlsGegenleiste, Antihelix, wird die gleichlaufende stumpfe Erhebung bezeichnet,welche innerhalb der Krümmung der Leiste mit zwei convergirenden Schenkelnbeginnt. Die furchenförmige Vertiefung zwischen Helix und Antihelix heisst Scaphaund die dreieckige Grube zwischen den Schenkeln des Antihelix Fossa triangularis.An der dem Schädel zugewendeten Fläche der Ohrmuschel entspricht der Leisteein stumpfer Rand, der Gegenleiste eine breite Furche. Die Gegenleiste begrenztden Vorhof des Gehörganges, die Concha auris, welche mit einem Ausschnitte nachunten auslauft. Dieser Ausschnitt wird Incisura intertragica genannt, da von denzwei Erhabenheiten, welche ihn begrenzen, die vordere grössere als Ecke, Tragus,die hintere kleinere als Gegenecke, Äntitragus, bezeichnet wird. Der wie einKlappendeckel vor dem Eingange des Gehörganges angebrachte Tragus entsprichtdem vortretenden Rande des in den äusseren Gehörgang übergehenden, eingerolltenFortsatzes des Ohrknorpels.Das in den äusseren Gehörgang eingestülpte Integumentum communeist im knöchernen Antheile, besonders in der Nähe des Trommelfells 47*


740 Das äussere Ohr.und an der unteren Wand sehr dünn und ziemlich fest mit dem Periostverwachsen; im knorpeligen Antheil aber wird es dicker und scheidetsich von der Unterlage durch ein mehr aufgelockertes subcutanesBindegewebe. Die Cutis besitzt niedrige, in Längsreihen geordnete Pa-__pfilen und eine aus verknäuelten Schläue^die sogenannten Ohrenschmalzdrüsen, Glandulae ceruminosae.Die Grössen und Formverhältnisse der Ohrmuschel sind ausserordentlichschwankend. Angeborene, zuweilen secernirende Gänge oder Grübchen, welche sichmeist dicht vor der Ohrmuschel, an der Ursprungsstelle des Helix, nahe dem Jochbeinbefinden, sind Reste der theilweise offen gebliebenen ersten Kiemenspalte undals Fistulae auris congenitae bekannt.Ganz eigenthümlich ist der äussere Gehörgang auch beim Neugeborenengeformt; er ist nämlich unmittelbar nach der Geburt noch ganz unwegsam, gleichwie auch die Paukenhöhle in dieser Zeit noch nicht pneumatisch, sondern mit einemScnleimgewebe erfüllt ist, welches aber in einzelnen Fällen schon vor der Geburtresorbirt und dann durch eine blutig-seröse Flüssigkeit ersetzt wird.Der Grund der Unwegsamkeit des Gehörganges liegt in dem Mangel allerjener harten Wände, welche später das offene Rohr umgeben. Es fehlt noch derProcessus mastoideus ganz, und der Paukentheil des Schläfenbeins ist nur als Ringausgebildet. Der bereits vorhandene knorpelige Gang ist eng eingerollt, steht nuroben an der Schläfenschuppe mit dem Annulus tympanicus in Verbindung undgeht nach unten in eine Membran über, welche an dem Annulus tympanicus haftetund den noch fehlenden knöchernen Paukentheil ersetzt. Die Membran lagert sichsammt der sie bedeckenden dünnen Schichte des Integumentum commune demTrommelfell so eng an, dass zwischen beiden nur ein kleiner, dem Umbo entsprechenderZwischenraum verbleibt. Aber auch dieser ist nicht frei, sondern miteiner aus abgestossenen Epithelzellen bestehenden Masse erfüllt.Offenbar wird die Wegsamkeit in der ersten Zeit nach der Geburt zunächstdurch eine Aufrollung des knorpeligen Gehörganges herbeigeführt; jedoch kann dieLichtung erst dann erheblich erweitert werden, wenn das Schläfenbein ober derFossa glenoidalis herausgewölbt wird und an der hinteren Seite der Processusmastoideus hervorwächst. Gleichzeitig damit beginnt der Verknöcherungsprocess inder die Paukenplatte vorbildenden Membran; derselbe erstreckt sich jedoch zunächstnur auf die peripheren Theile der Membran und schreitet erst später bis gegenihre Mitte hin fort; so kommt es, dass sich bei 2 bis 4 Jahre alten Kindern in dernoch nicht vollständig ausgebildeten Pars tympanica eine dem Trommelfelle schiefgegenüber liegende, nur fontanellartig verschlossene Lücke findet, welche erst im4. oder 5. Lebensjahre durch die fortschreitende Verknöcherung ausgefüllt wird.Die an der Galea aponeurotica und am Schädel haftenden Muskelnder Ohrmuschel (vergl. S. 200) können die Stellung der Ohrmuschelnur unbedeutend verändern, gleichwie auch cler mitunter vorkommende,vom Processus stiloideus zum knorpeligen Theile des Gehörgangesaufsteigende Musculus stiloauricularis nur wenig zur Erweiterung desRohres beitragen kann. Den kleinen, auf der Wand der Ohrmuschelliegenden Muskelbündeln kommt keine irgendwie bemerkbare Wirkungzu, Alle diese Muskeln sind als die verkümmerten Ueberreste einer beiden Säugethieren noch in beträchtlicher Ausbildung vorkommendenMusculatur anzusehen.Die Arterien der Ohrmuschel und des Gehörganges zweigen theils selbständig,theils als untergeordnete Aestchen von der Carotis externa ab. Für demGehörgang ist die wichtigste die Arteria auricularis profunda, ein Zweigchen, dasnebst der Arteria tympanica von der Maxillaris interna anJmer JStelle abgeht, wosie an den Hals des Unterkieferköpfchens'gelängT'


Die Riechschleimhaut. 741Hinsichtlich der sensiblen Nerven ist bekannt, dass die Ohrmuschel mitdem Genorgange an die Grenze des Vertheilungsgebietes des Trigeminus und desGebietes der Halsnerven verlegt ist, dass die vordere Hälfte der Muschel vomTrigeminus die hintere von dem Nervus auricularis major des Plexus cervicalis versorgtwird. Bekannt ist ferner, dass der äussere Gehörgang einen Hautzweig desVagus, den Ramus auricularis, aufnimmt. Dieses Zweigchen dringt von unten undhinten am Ansätze der Ohrmuschel in die Concha auris hinein und vertheilt sichin der Haut derselben, so wie auch in der hinteren und unteren Wand des äusseren(iehörganges. —Die motorischen Zweige werden vom Facialis besorgt.Topographisch ist von Interesse: der Verlauf der Arteria temporalis superficialismit dem Nervus auriculotemporalis vor dem äusseren Gehörgange und derVerlauf der Arteria auricularis posterior mit einer Abzweigung des Facialis hinterder Ohrmuschel, vor dem Processus mastoideus; ferner die Einlagerung der Parotisvor und unter den äusseren Gehörgang, die Beziehung des Stammes des Gesichtsnervenzur Trommelhöhle, endlich die oben schon angedeutete Nähe der Fossajugularis und des Sinus sigmoideus.C. Das Greruchsorgan.Die Riechschleimhaut.Als Geruchsorganjlient nur jener Abschnitt der Nasenschleimhautin welchem sich die Fasern des Geruphsnerven vertheilen. Dieser engereBezirk der Nase, der sich als Riechbezirk, Regio olfactoria, bezeichnenlässt, umfasst den Raum zwischen der oberen und mittleren^ Nasenmuscheluncl den entsprechenden Theil der Scheidewand. Die "äussereNase und der Musculus nasaiis haben die Bedeutung eines Hilfsapparates;durchdieselben wird nämlich .„der Strom der eingeathmeten Luftvon dend^^rectenWVtege__zur Choane gegen den oberen, hinteren Theilttes Näsenraumes abgelenkt und dadurch clie mit den Riechstoffen geschwängerteLuft genöthigt, an der specifisch empfindenden Riechstellevorbeizustreichen. Da von diesem Apparate bereits früher (S. 270) dieSprache war, so bleibt nur mehr die Beschreibung des Nervus olfactoriusuncl des Baues der Schleimhaut in der Regio olfactoria übrig.Die eigenthümlichen Verhältnisse des centralen Ursprunges desRiechnerven sind ebenfalls schon besprochen worden (S. 587). DieBündel des Riechnerven, Fila olfactoria. treten aus dem Bulbus olfactoriusdes Gehirnes einzeln hervor und clringen^urch^ die Löcher der Laminacribrosa des Siebbeines in die Nasenhöhle ein. Sie ordnen sich füreine jede Nasenhälfte in zwei Reihen, von welchen die laterale Reihefür die Schleimhaut der Siebbeinmuscheln, die mediale für die Schleimhautder Scheidewand bestimmt ist. Starke fibröseScheiden, welchedie Dura mater liefert, begleiten sie bis in dj^^asenhöhle und_verbindensie uncl ihre Verweigungen zu einem groben, ziemlich engftiaschigeii"Geflechte. —- Diebin den Fila olfactoria darstellbaren "Nervenfasernsind marklos und lassen deutlich einen fibrillären Bau erkennen;aber erst nach ihrem Eintritt in die Schleimhaut zerspalten sie sich inclie feinen Fibrillen.Die frische Schleimhaut der Regio olfactoria zeichnet sich durcheine blass-bräunlichenFälFbühg ~"äüs7 weshalb" man den Riechbezirk auchals Locus liiteus bezeichheTHäat; ferner ist sie dicker als an anderen


742 Das Geschmacksorgan.Gegenden der Nasenhöhle und besitzt noch einige Eigentümlichkeitenim Baue, welche namentlich das Epithel und die Drüsen betreffen.In der Epithelialschichte, welche sich als ein wahres Sinnesepithelerweist, finden sich zweierlei Elementartheile: lange cylindrischeEpithe 1 zeilenjund schmnle^spindelförmige, mit eineniKerne versehenejGebilde, die eigentlichen Sinneszellen, welche man Riechzellen nennt.— Die Epithelzellen oder Stützzellen _enthalten in iier JJmgebungeines hellen Kernes zahlreiche gelblich gefärbte Körnchen, welche dieFarbe jbejsXpcms^^unterscheiden sich dadurch vonden Zellen der Schleimhaut in__cler Regio respiratoria. — Die spindelförmiggestalteten Riechzellen liegen zwischen den Epithelialzellen,dieselben Tranzartig umgebend. Ein centraler Fortsatz derselben theiltsicheinigemal und"'lost sich iii ein zartes varicöses Faserwerk auf. Einperipherer Fortsatz hingegen ist einfach, stäbchenförmig und trägt anseinem freien Ende ein Büschel feinster Härchen, welche über die Oberflächedes Epithels vorragen.Ueber die Endigungsweise der feinsten Fibrillen des Olfactoriuswird angegeben, dass sich dieselben an der Grenze des Epithels und desBindegewebes mit den centralen Ausläufern der Riechzellen innig durchflechtenund durchkreuzen; ein unmittelbarer Zusammenhang beider istnicht nachgewiesen. Es wiederholen sich also in dieser Hinsicht in derRegio olfactoria ähnliche Verhältnisse wie an den terminalen Apparatendes Gehörnerven und des Sehnerven.In der Schleimhaut der Regio olfactoria^kommen eigenthümlicheDrüsen in ^Gestalt von gewundenen, mit mehrfachen seitlichen Ausbuchtungenversehenen/ Schläuchen vor, die man nach ihrem Entdeckerdie Bowman'sehen Drüsen lEtehnfTD. Das Geschmaeksorgan.In der Zunge begegnen wir einem Sinnes-Apparate, dessen Oertlichkeitsich nicht mehr genau" begrenzen lässt, und zwar deshalb nicht,weil er in eine Schleimhaut aufgenommen ist, welche fortlaufend ausder Mundhöhle in den Schlund zieht und allenthalben auch Tasteindrückeaufzunehmen vermag. Jede Geschmacksempfindung kann daher nichtanders als mit einer Tastempfindung verknüpft wahrgenommen werden:dennoch aber gibt es Bezirke an der Zunge, welche die reinsten undintensivsten Geschmacksempfindungen vermitteln. Als einen solchen eigenenGeschmacksbezirk kann man insbesondere den Umkreis des .Isthmusfaucium erkennen; er stellt aber doch eigentlich nur den centralen Theil"des ganzen geschmackempfindenden Bereiches dar, indem sich nämlichauch die Zungenspitze und die Zungenränder wenigstens für gewisseGeschmackseindrücke befähigt erwiesen haben. An allen diesen Stellender_ Zunge hat manjeigenthümlich geformte, in die Epithelschichte ein-K®^^S®^öebikle aufgefunden, welche man als terminale Apparate desGeschmacksorgans betrachtet und als Schmeckbecher oder Geschmacksknospenbezeichnet.


Das Geschmacksorgan. 743n S SG ScnmeckDecner _finden s[ cn dicht gereiht in den Wändendes Grabens der Papulae circumvallatae. ferner' "in" den "Seitenflächen derLeistchen der Papulae foliatee/ endlich, aber nur" vereinzelt, in denPapulae Tu^iibrmes jmcf auf cler vorclerenTIäche des Arcus glossopalatmus.Sie stellen sic¥_a^kno«genformige Gebilde dar, welche mitdem einen Ende die Tunica propria der Schleimhaut berühren, mitdem anderen aber bis an dieJoberfTächllchen Epithelschichten reichen,innerhalb welcher sie an einer kleinen Lücke zu Tage treten. Die Gebildebestehen aus einer äusseren Lage von Zellen, den Deckzellen,welche annähernd wie die Blattanlagen einer Blüthenknospe geformtund angeordnet sind, dann aus einer inneren Gruppe von langen, spindelförmigenZellen, den eigentlichen Sinneszellen^ welche man Geschmackszellennennt. Diese gehen an ihrem centralen Ende in einen äusserstfeinen, fadenförmigen Fortsatz "über, der sicjh gewöhnlich noch ein- biszweimal zertheilt uncF sich_ in;Jien^e_^hicliteT der T^mc¥~^opria jder'Schleimhaut verfolgen lässt, welche auch feine, netzförmige Ausbreitungenvon Nervenfibrillen enthält. Der Zusammenhang beider ist noch nichtsichergestellt. Das periphere Ende der Geschmackszellen ist stäbchenförmig,am freien Ende fein zugespitzt uncl ragt über die Spitze derKnospe "hervor. Durch die Einlagerung der Geschmacksknöspen in dasEpithel der "oben bezeichneten Gegend erhält dasselbe die Bedeutungeines Sinnesepithels.Dass der Nervus glossopharyngeus der .Hauptnerve des Geschmacksinnes ist,steht ausser Zweifel; der Beweis dafür ergibt sich schon aus der Vertheilung derMehrzahl seiner. Fasern im Centrum des Geschmacksbezirkes, am Grunde der Zungeund im Velum palatinum. Fraglich ist, ob er der einzige Geschmacksnerve sei, nämlichauch für die Zungenspitze und den Zungenrand. Diese Annahme liesse sich rechtfertigen,wenn jener seiner Zweige immer vorhanden wäre, welchen man über diePapulae circumvallatae hinaus in das Gebiet des Trigeminus mitunter verfolgenkann. Im anderen Falle müsste man die Geschmacksfasern dieses Abschnittes derZunge im Nervus lingualis des III. Trigeminusastes suchen. Dann aber müsste mansich fragen, ob diese Geschmacksfasern direct aus den Wurzeln des Trigeminusstammen, oder ob sie nicht etwa diesem Aste während seines Verlaufes von einemanderen Nerven' zugeleitet worden sind. Würde man sich dafür entscheiden, dassl' die Geschmacksfasern im Lingualis nicht eigene Fasern des Trigeminus sind, somüsste man in erster Linie an eine Zuleitung dieser blos angeschlossenen Fasernaus dem Glossopharyngeus denken. Und thatsächlich wird auch auf Grund vonVersuchen an Thieren angenommen, dass Fasern des Glossopharyngeus in denLingualis trigemini gelangen, und zwar auf dem Wege durch den Nervus tympanicuszum Petrosus superficialis minor, dann durch das Ganglion oticum und durch dieVerbindungszweige dieses letzteren zur Chorda tympani. Dieser Ansicht gemässwürde die Chorda erst nach Eintritt der Verbindungsfäden aus dem Ganglion oticumgeschmackempfindend sein, und zwar blos auf Grund der zugeleiteten Fasern desGlossopharyngeus. Ihr stehen aber wieder Angaben entgegen, denen zufolge dieChorda schon während ihres Verlaufes durch die Trommelhöhle geschmackempfindendeFasern leiten soll. In diesem Falle wäre die Annahme gestattet, dass sie durchVermittlung einer Anastomose des Nervus petrosus superficialis minor mit demStamme des Facialis dem letzteren zugefügt und von ihm wieder mit der Chordatympani abgegeben würden. Eine endgiltige Entscheidung über die Nerven, welchedem vorderen Zungenabschnitte die Geschmacksempfindung vermitteln, ist dahernoch nicht getroffen und überhaupt schwer möglich, einerseits wegen der vielfachenAnastomosen, welche die Zuleitung von fremden Fasern in den Nervus lingualisbesorgen könnten, und andererseits wegen der zu geringen Uebereinstimmung inden Ergebnissen der Versuche an Thieren und in den Beobachtungen pathologischerVorkommnisse.


744 Die äussere Haut.Die äussere Haut.E. Der Tast-Apparat.Die äussere Haut, Integumentum commune, welche nicht nur dieoberflächliche Bedeckung des ganzen Körpers, sondern vermöge ihresgrossen Reichthums an sensiblen Nerven zugleich das Organ des Tastsinnsdarstellt, besteht aus zwei verschiedenen Schichten: aus einerinneren bindegewebigen, mit Gefässen und Nerven versehenen LederhalrtT"Cutis,*)' und aus einer zelligen, gefässlosen Oberhaut, Epidermis.Die Grundlage der Lederhaut bildet ein dichtes Geflecht vonBindegewebsbündehiy in welches nebst zahlreichen elastischen Fasernauch "glatte 7 "Muskelfäserh"^aufgenommen sind. —- Das bindegewebige"CrerusTTst' aber nicht ein regelloser Faserfilz, sondern stellt sich vielmehr,von der Fläche betrachtet, als ein Netz von Bindegewebsbündelndar mit bald annähernd rechtwinkeligen, bald rautenförmigen Maschen.Dieser Unterschied in der Anordnung des Gewebes ist von örtlichen,zumeist durch die Gelenkbewegungen veranlassten Spannungen bedingt,welche die Faserzüge in eine beinahe vollständig parallele Anordnungzu bringen vermögen, so also, dass gespannte Hautstücke unschwer inriemenförmige Stücke zerrissen werden können und selbst spulrundeInstrumente nur spaltenförmige Zerklüftungen derselben herbeiführen.Bei dieser Anordnung des Gewebes, welche sich an vielen Orten desKörpers findet,sind Längs- und Querschnitte der Cutis leicht von einanderzu unterscheiden. — Die Bindegewebsbündel gehen |*us dem subcutanenBindegewebe hervor, treten in schiefer Richtun'g in das Hautgewebeein und zerlegen sich daselbst in immer feinere Bündel, welchesich nach der Fläche Vertheilen Und, nach längerem Verlaufe an dieOberfläche gekommen, sich in die feinsten Fibrillen auflösen. — Dieelastischen Fasern umspinnen die Bindegewebsbündel, durchdringendaher das ganze Gewebe, während sich die Muskelfasern nur stellenweise,z. B. im Hodensacke, am Warzenhofe der Mamma, schichtweiseordnen, zumeist aber, in kleinere Bündel vertheilt, sich allenthalbenin der Lederhaut finden und zu den Haarbälgen in nähere Beziehungtreten-Die Lederhaut ist ganz fettlos,das subcutane Bindegewebeaber kann selbst grössere Mengen von Fettgewebe in sich aufnehmen,welches zu kleineren und grösseren Läppchen angeordnet ist, sich aberin mehreren Schichten ansammeln kann. Von reichlichem Fettgewebejiurchsetzt, stellt das subcutane Bindegewebe den Panniculus adiposusdar, dessen Läppchen in grubige Vertiefungen der Lederhaut aufgenommensind, dessen Gesammtheit sich aber gegen die unterliegendenFascien der Muskeln mittelst einer an Fettgewebe armen Bindegewebsschichtebegrenzt. Mit Rücksicht darauf, dass man das subcutane Bindegewebeals eine besondere, zusammenhängende Schichte darstellenkann, welche die Lederhaut mit den unterliegenden Gebilden allenthalbenverbindet, wird es auch als Fascia superficialis bezeichnet.*) Syn. Derma s. Corium.


Die äussere Haut. 745Sj2_^nze Oberfläche der Cutis ist mit Papillen besetzt, welche,obgleich sie an Durchschnitten eine mehr homogene Structur zeigen.dennoch aus fädigem Bindegewebe bestehen, nämlich aus den feinsten,dicht verflochtenen Fibrillen der Gründsubstanz; sie sind daher wahreFortsätze der Cutis und stellen in ihrer Gesammtheit mit den oberflächlichenAntheilen der Cutis eine eigene Schichte derselben dar,welche als Stratum papilläre bezeichnet wird. Es gibt einfache, entwederkegelförmig oder kolbig gestaltete, dann zusammengesetztePapillen, welche letztere nur Gruppen von einfachen, auf gemeinsamerBasis aufsitzenden Papillen sind; beide Arten finden sich bald zerstreut,bald in regelmässige Felder vertheilt, mitunter aber auch, zu einfachenoder doppelten Reihen angeordnet.Wenn auch der Lederhaut in ihrer Gesammtheit ein hochgradigesEmpfindungsvermögen zukommt, so können doch clie Papillen als dieeigentlichen Tastorgane betrachtet werden, zunächst deshalb, weil sieallenthalben da, wo das feinste Empfindungsvermögen besteht, am bestenausgebildet und aUch am dichtesten gesäet sind; dann, weil innerhalbderselben ganz eigenthümliche nervöse Endapparate vorkommen, welchezweifellos in engste Beziehung zu dem Empfindungsvermögen gebrachtwerden müssen.Die Oberhaut, Epidermis, gleicht einem geschichteten Pfiasterepithelinsoferne, als sie aus zahlreichehr"Lagen von Zellen besteht,deren Form und Zusammensetzung sich Schichte für Schichte ändert.In den obersten Schichten finden sich nur polygonale flache Schüppchen,von denen manche kernlos, viele aber noch mit Kernen odeTmit Restenvon solchen versehen sind. Ihre wesentlichste gemeinschaftliche Eigenschaftbesteht aber darin, dass ihr Zellkörper einen eigenthümlichenUmwandlungsprocess durchgemacht hat, der in Vertrocknung und incler Bildung Von Hornsubstanz, Keratin, zum Ausdruck kommt. Mannennt sie deshalb verhornte Zellen, und die Schichte der Epidermis,welche aus ihnen zusammengesetzt ist, wird als die Hornschichte,Stratum corneum, bezeichnet. "Die nächst tieferen Schichten der Epidermisenthalten ziemlich regelmässig polygonale und durchaus mit abgeplattetenKernen versehene Zellen; darauf folgen Zellen mit kleineremZellleib uncUkugelrunden Kernen; endlich lassen sich nur mehr starkgranulirte, meist cyTm3rlsche,. "mit einem hellen Kerne versehene Zellenwahrnehmen, welche dicht gedrängt stehen und in die fein gezähnelteOberfläche cler Cutis eingreifen. Es lässt sich nicht verkennen, dassdiese Verschiedenheiten der Form nichts Anderes sind als der Ausdruckeines Entwicklungsprocesses, den jede einzelne Zelle der Epidermisdurchmacht. Dieselbe entsteht offenbar an der Cutis uncl wird durchden stetigen, durch Theilung zu Stande kommenden Nachwuchs neuerZellen welter gegen die Oberfläche fortgeschoben. Ihre Formveränderunglässt sich anfangs als eine weitere Ausbildung, später aber als eineRückbildung deuten; denn anfangs sieht man, dass der Zellkörper aussaftigem Protoplasma besteht, dass die Zelle wächst und sich vermehrt,dann aber, wenn sie in die oberflächlicheren Schichten vorgerückt ist,eintrocknet, sich zu einem Schüppchen gestaltet, sogar den Kern verliert— verhornt. Diese Rückbildung vollzieht sich ziemlich rasch undgleichmässig, so dass man an Durchschnitten der Epidermis zwei


746 Die äussere Haut.deutlich von einander sich unterscheidende Schichten nachweisen kann,eine oberflächliche, die erwähnte Hornschichte, und eine tiefere,welche die noch wachsenden und sich vermehrenden Zellen enthält;sie wird als Keimschichte, oder als Stratum Malpighii [ ) bezeichnet.Ganz an die Oberfläche gekommen, krümmen sich die Schüppchen,lösen sich von einander ab und werden einzeln oder zu grösserenBlättchen vereinigt abgestossen.Die Epidermis bekleidet in fortlaufendem Zuge die ganzeLederhaut sammt allen Uebergängen derselben in die Schleimhäute undschliesst sich der Oberfläche der ersteren so genau an, dass sie dasganze Relief der Leistchen und Papillen der Cutis an ihrer innerenOberfläche in sich aufnimmt. Doch lässt sie dasselbe auf ihrer äusserenOberfläche nicht ganz deutlich hervortreten, weil die Hornschichte überdie feinen Papillen glatt hinwegstreicht und deshalb nur das gröbereRelief der Leistchen wiedergibt. Gleichwie die Epidermis allen Ausbuchtungender Cutis folgt, so dringt sie auch in alle Einstülpungenderselben ein; sie begleitet den Haarschaft in seinen Balg und setztsich mit dem Epithel der Drüsenschläuche in Verbindung.Das schwarze Pigment der Negerhaut findet sich in den tiefsten Zellenlagender Epidermis, unmittelbar auf dem Corium, in Form von zahlreichen, feinstenhell- oder dunkelbraun gefärbten Körnchen, Pigmentkörnchen, welche die Zellenleiber dicht durchsetzen. Auf demselben Grunde beruht die stärkere Tingirungeinzelner Hautstellen bei weissen Menschenracen, z. B. am Brustwarzenhof, amHodensack u. s. w.In die Cutis sind zwei Arten von Drüsen aufgenommen: Schweissdrüsenund Talgdrüsen.Die Schweissdrüsen, Glandulae sudoriparae, 2 )"bestehenaus einem einfachenDrüsencanälchen, welches durch Aufrollung und Verknäuelung seinesblind abgeschlossenen Endstückes einen kleinen, beinahe kugeligen Drüsenkörperl.bildet^cUeserist in diejmj;ersten Schichten der Lederhaut eingetragenund sendet seinen langen Ausführungsgang in fast senkrechter Richtungzur Oberfläche ab. Insolange die Gänge durch das Bindegewebe derCutis verlaufen, sind sie nur leicht wellig hin und her gebogen, in derEpidermis aber nehmen sie korkzieherartige, in beiden Körperhälftenrechts gewundene Umgänge an, welche ~~üm so zahlreicher sind, jedicker die Epidermis ist; in der Negerhaut drängen sich die Windungeneng zusammen. Eine einfache Lage von polygonalen Zellen bekleidetdie innere Wand des dünnen Schlauches, welcher in den grösserenDrüsen der Achselhöhle mit einer dünnen Lage von glatten Muskelfasernbelegt ist. Nach Form und Bau stimmen diese Drüsen vollständigmit den Ohrenschmalzdrüsen überein, und es ist nicht unwahrscheinlich,dass sie auch wie diese nur eine ölige Flüssigkeit absondern.Man findet sie an allen Körperstellen, bald grösser, bald kleiner, baldzerstreut, bald dichter gestellt, mitunter selbst in Gruppen, auch inReihen geordnet.1 ) Syn. Stratum mucosum s. Mucus Malpighii, Schleimschichte.2 ) Syn. Glandulae glomiformes, Knäueldrüsen.


Haare und Nägel. 747Die Talgdrüsen, Glandulae sebaceae, sirid_ bald einfach kolbige, baldmehrfach gebuchtete Schläuche, stellenweise aber auch traubig geformteDrüsenTaie nur selten selbständig", in der Regel als Anhänge der Haarhälgeauftreten. Sie erzeugen den sogenannten Hauttalg, Sebum cutaneum.eme aus Körnchen uncl Fetttröpfchen bestehende Masse, welche durchBMung_ von _ Fett in den Drüsenzellen und Ausstossung desselben entstehf:..^ie.iehleiinur an „den ganz .unbehaarten TastflächeiTder Händeund Füsse und finden,_gich als selbständige Gebilde, ohne an Haarbälgeangeschlossen zu sein r am Rande^jdes^Lij»p^nroths^ an der innerenPlatte der Vorhaut und an der Krone der Eichel, Ihnen nahe verwandtsind die Meibom'schen Drüsen cler Augenlider.Der reichlicher angesammelte und in Schnürchen austretende Hauttalg wurdefrüher für ein parasitisches, in der Haut lebendes Würmchen, Mitesser, Comedo,gehalten. Merkwürdigerweise wurde in neuerer Zeit wirklich in dem Secrete dernormalen, nicht geschwellten Talgdrüsen eine eigenthümliche parasitische Milbe.Demodex follieulorum, entdeckt.Haare und Nägel.Die Haare und Nägel sind epidermoiclale, aus verhornten Zellenzusammengesetzte Gebilde, welche wie die Epidermis in innigster Beziehung"zu der Lederhaut stehen. Sie sind mit ihren Wurzeln in EinstülpungenTderCutis eingesenkt, deren Grund ihre eigentliche Bildungsstätte,clie Matrix, abgibt.__Dte r^renförmige Einstülpung, welche dieHaarwurzel aufnimmt, wird H a ar b a 1 g uncl die aniL GrundeL desselbenbefindliche und als Matrix zu bezeichnende warzenförmige Vortreibung derCutis wird Haarpapille genannt_Die zur Aufnahme des Nagels bestimmteHauttasche wird als Nagelbett, die den Grund desselben abschliessendeFurche als Nagelfalz uncl cler Hautsaum, welcher clie Wurzel uncl dieS^fiitenränder des Nagels überlagert, als Nagel wall bezeichnet. AlsMatrix unguis dient aber nicht der ganze Nagelfalz, sondern nur diean den Knochen sich anschliessende Wand desselben; an manchenFingern tritt sie noch eine kurze Strecke weit über den Nagelwall vor.Das Haar besteht im Bereiche des Schaftes aus einer RinclenundMarksubstahzT^^DieRihclensubstanz lässt sich in lange, dünneFäserchen, die "verhornten Rindenzellen des Haares, zerlegen, welchemit einem sehr schmalen, fast linearen Kern versehen sind und zwischensich, namentlich bei dunkel behaarten Personen, Längsreihen feinerPi^nentkörnchen aufnehmen. In cler Axe des Schaftes liegt das Haarmark;dasselbe besteht aus zwei Reihen eingetrockneter, lufthaltiger,nicht selten noch mit Kernen versehener Zellen; es ist in vielen Haarenunterbrochen uncl fehlt stets "an cler Spitze natürlich ausgewachsenerHaare, dann in allen Wollhaaren, sowie auch in den Haaren der Kinder.— Schlichte Haare haben einen spulrunden Schaft, krause Haaresind abgeplattet und verschiedentlich nach der Kante, gekrümmt.Jedes Haar hat noch einen dünnen Ueberzug, das Oberhäutchen,bestehend aus platten kernlosen Schüppchen, clie kreisförmig geordnetsind, eigentlich in eng zusammengeschobenen spiralförmigen Reihen denHaarschaft umkreisen, wobei die cler Wurzel naheliegenden JReihen clieoberen Reihen dachziegelartig decken. So lange die Schüppchen fest


748 Haare und Nägel.haften, treten die oberen Ränder der Reihen auf der Fläche des Schaftesals zarte Querstreifen, am Rande aber als feine Zähnelungen hervor.D as untere Endstück des Haares, die Wurzel, steckt im Haarbalge;es ist stets etwas aufgequollen, aber^verschieden gestaltet,tfenachdem das Haar noch im vollen Wachsthum begriffen ist, oder dasselbebereits vollendet hat und von der Matrix abgelöst ist. WachsendeHaare endigen in einem bauchig aufgetriebenen Trichter, dem Haarknopf,in dessen Hohlraum die Haarpapnie hineinragt, und dessenSubstanz durchaus aus dicht zusammengedrängten, gewöhnlich starkpigmehtirten Zellen besteht. Ausgewachsene"Haare" dagegeh~e*ndigenmit einem spitzig zulaufenden Haarkolben, der, wieaienRmaedes""Schaftes, blos aus spindelförmigen Rindenzellen zusammengesetzt ist.Die Haarbälge dringen in schiefer Richtung durch die Cutis,mitunter bis tief in die subcutane Schichte ein und nehmen nahe ander Oberfläche der Cutis die ihnen zugewiesene Talgdrüse auf, welcheletztere daher eine Ausbuchtung der Seitenwand des Haarbalges darstellt.In der Wand des Haarbalges lassen sich insgesammt die nur wenigveränderten Schichten der äusseren Haut nachweisen. Man findet in derselbenaussen eine lockere bindegewebige Schichte, dann eine als Ringfaserhautausgebildete Schichte, die Fortsetzung des Stratum papilläre,endlich die beiden Schichten der Epidermis. Die aus mehrfachen Lagenkernhaltiger Zellen bestehende Keimschichte bildet die dicke äussereWurzelscheide und die aus länglichen Schüppchen bestehende Hornschichtedie dünnere innere Wurzelscheide.Die Haarpapille ist eine stumpf kegelförmige Fortsetzung derCutis, die sich am Grunde des Haafbal^eT'erheEt. "Ihre ~OT5^elffll7ine iststets miT^imkel pigmentirten Zellen bedeckt^ welche" wenn das~Haärim vollen Wachsthum begriffen ist, und die Papille von dem Haarknopfeüberlagert wird, mit den Zellen der äusseren Wurzelscheide inVerbindung stehen. Die in der Umgebung der Papille befindlichen Zellensind das Materiale, aus welchem durch fortschreitende Umbildung dieZellen der Rindensubstanz hervorgehen.Wie es scheint, ist der Haarwuchs auch beim Menschen einbegrenzter und deshalb auch einem beständigen aber unregelmässigenWechsel unterworfen. Hat nämlich das fiaar seine bestimmte Länge^L®! c vonMi^£«A9M_£ä^Sic^ der "PapilleJfos, und der Haarknopf wirdzum Haarkolben; es bleibt aber noch so lange Im Haarbalge fest haften,bis das an der Papille sich bildende Ersatzhaar stark genug ist. Bevordaher das alte Haar ausgestossen ist, sieht man oft zwei Haare aus einemHaarbalge heraustreten.Die mit den Haarbälgen in Verbindung stehenden Bündel vonglatten Muskelfasern, die sogenannten Arrectores pili, nehmen in demStratum papilläre ihren Ursprung und ziehen in schiefer Richtung zuclem^_untereu_ Ende des Flaarbalges.Der Nagel ist eine verdickte, stark verhornte epidermoidale_Platte,welche in das auf der Rückenfläche des" Nagelgliedes ~der Finger undZehen befindliche Nagelbettjyngefalzt ist. Mittelst concentrirter Alkalienlässt sich die harte Platte in einzelne, meistens noch mit flachen Kernenversehene, schüppchenförmige Zellen zerlegen, die aber am hinteren


Gefässe und Nerven der Haut. 749weicheji_Rancle_des Nagels, an cler W r urzel desselben, in kleine, polvedrische,jnrnLkugelförmigen Kernen versehene Zellen übergehen.Die_ganz_drüsenlose Lederhaut, welche das NagelbelFdarstellt,ist durch straffes Bindegewebe an die Beinhaut des Nagelgliedes geheftetund mit zahlreichen, parallel neben einander gelegten Längsteistchenversehen, welche unter dem freien Rande des Nagels kolbig endigen, imNagelbette aber, durch seichte Kerben^getheilt, sich als eine Reffie vonan der Basis zusammenfliessenden Papillen darstellen; in cler Tiefe liesFalzes räumen sie zahlreichen, zerstreut "stehenden, aber langen, kegelförmigenPapillen den Platz. Dieser letztere, zum grössten Theile unterdem Nagelwall verborgene Antheil des Nagelbettes ist die eigentlicheBildungsstätte der Nagelsubstanz, die Matrix unguis, und kennzeichnetsich, soweit sie^ü^r^dejo^^a^lwall vortritt, als weisser, vorne ccmvexbegrenzteT^trelfeh, lils sogenannte Lunula. Die"~*weisse Farbe dieses^Streifens rührt von den an der Matrix ganz gleichmässig angesammeltenjungen, noch saftigen T3ild„ungszellen her, welche, wie die. gecruolleneEpidermis, undurchsichtig sind und das Blutroth, aus den unterhalbfagernden Gefässen der Cutis nicht so deutlich durchschimmern lassen,wie die bereits verhornten und vertrockneten Zellen des Nagelkörpers.Dass die LunuläTgewöhnlich nur an dem Nagel des Daumens vorkommt,ist durch die verhältnissmässige Kürze der Nagelwurzel an demselbenzu erklären.Gleichwie die Epidermis sich in den Haarbalg einstülpt und mitder innersten Hornschichte die Haarwurzel bekleidet, so tritt clie Epidermisauch am Nagel in die Tasche des Corium ein. Die Keimschichtebekleidet nämlich das Nagelbett bis an die Matrix, wo sie in die Bildungszellender weichen Nagelwurzel übergeht. Die Hornschichte hingegenvereiniget sich vorne, unter dem freien Nagelrande, sofort mitdem Nagelkörper, hinten aber, im Falz, tritt sie auf die freie Flächedes Nagels herüber, wo sie sich aber alsbald mit einem bogenförmigen,häufig leicht gezackten Rand verliert. An den Seitenrändern des Nagelwallesstülpt sich die Hornschichte ebenfalls in clie Furche hinein, jedochso, dass sie theils auf die untere, theils aber auch auf clie freie Flächeder Nagelplatte übertritt. Der wachsende Nagel gräbt sich daher gewissermassenmit seinen Seitenrändern in die Hornschichte der Epidermisein. Im Nagelwalle finden sich noch einige Knäueldrüsen, welchealle am freien Rande desselben münden. Ueber den Wachsthumsprocessdes Nagels kann daher kein Zweifel sein. Der Nagel wächst von hintennach vorne in die Länge und von dem Nagelbett gegen die freie Flächein die Dicke, und zwar so, class seine der freien Fläche zunächst liegendenSchichten im hintersten Theile des Nagelfalzes, clie dem Nagelbettenahe gelegenen Schichten hingegen am vorderen Rande cler Matrix(Lunula) entstanden sind.Gefässe und Nerven der Haut.Die Cutis ist allenthalben mit Blutgefässen durchsetzt, welchemit ihren Capillaren bis in die Papillen reichen uncl, wenn sie mit strömendemBlute" gelullt sind, die Haut rothen. Indem aber das Rothdurch die trockene und fein geriffte Epidermis abgedämpft wird, bekommt


750 Gefässe und Nerven der Haut.die Haut nur das ihr eigenthümliche Incarnat, welches allerdings inden mannigfachsten Abstufungen der Farbe erscheint; es verblasst beizusammengezogenen Gefässen und dicker splitteriger Epidermis, steigertsich aber zur frischen, unter dem Fingerdrucke weichenden Röthe beistrotzend gefüllten Gefässen und unter dünner, glatter Epidermis.Die Arterien, welche in_ die Haut eintreten, sind entweder directeAhkömmlinge der tiefer liegenden Stämme, oder Abzweigungen derMuskelarterien; die ersteren_werden durch _ die Septa intermusculariacler Fascien an die Oberfläche geleitet, die letzteren sind wahre Ramiperforantes, indem sie, um auf dem kürzesteh Wege zur Oberfläche zugelangen, die Substanz breiter Muskelkörper cfT^cFsetzehTWh^den Gliedmassenschlagen sie eine gegen die Endglieder gehende Richtung ein,am Rumpfe convergiren sie ventral gegen die Mitte. Im subcutanenBindegewebe angelangt, verzweigen sie sich, anastomosiren unter einanderund bilden, indem sie auch an die subcutanen Nerven directe Zweigeabgeben, diesen Nerven entlang verlaufende Anastomosenketten, derengelegentliche Ausweitung zur Bildung unzähliger Arterien oder ungewöhnlicherAstfolgen Veranlassung gibt. Geleitet von gröberen Bindegewebsbündeln,dringen die Zweigchen in die Cutis ein, jedoch nichtallenthalben in gleicher Grösse und Menge, so class die den einzelnenZweigchen zukommenden Vertheilungsgebiete bald grösser, bald kleinerausfallen. Am Rumpfe und an den Streckseiten der Gliedmassen sindclie einem Hautzweige zugewiesenen Bezirke viel grösser als an denBeugeseiten ;_die kleinsten Vertheilungsgebiete, also die grösste Mengevon Hautarterien findet sich anjdeiriland una^nVTusse. In denTStratumpapilläre angelangt, bilden sieJBögjen^und umgreifen, noch einmalanastomosirend, reifartig die Felder der Papillen.Wie es scheint, treten die Capillaren der Cutis nicht zu einemgemeinsamen Gebiete zusammen, sondern scheiden sich in drei von einanderunabhängige Gebiete, deren jedes eigene Zu- und Abflussröhrchenbesitzt. Eines dieser Gebiete gehört offenbar dem Fettgewebean, dessen Läppchen von je einer feinen Arterie und zwei kleinen Venenversorgt werden; das zweite Gebiet umfasst die Schweissdrüsen, unddas dritte ist für das Stratum papilläre, für die Haarbälge und Talgdrüsenbestimmt. Gleich wie die Fettgewebszellen in die Maschen derCapillargefässe eingetragen sind, so werden auch die verknäuelten Gängeder Schweissdrüsen gemeinsam und einzeln von den sehr feinen Capillarenumsponnen; die Capillaren des Haarbalges treten aber zu einem Netzezusammen, dessen Träger der bindegewebige Antheil desselben ist. Inder Haarpapille finden sich capillare Schlingen, welche ein charakteristischerBestandtheil aller Papillen sind. In einfachen, kegelförmigenoder kolbigen Papillen sind die capillaren Schlingen auch einfach, baldschlicht, bald gewunden, mitunter umgebogen, in zusammengesetztenPapillen, aber gruppirt; im ersteren Falle sitzen die Schlingen unmittelbarauf der lockeren, netzförmigen Endausbreitung der Arterien, imzweiten Falle gehen sie aus einem gemeinschaftlichen, im Aufsteigensich verzweigenden arteriellen Stämmchen hervor. In den Leistchen des


Gefässe und Nerven der Haut. 751Die Venen schliessen sich allenthalben den Arterien an: bemerkenswerthist eine feine Vene, welche sich aus den Capillaren clerSchweissdrüsen entwickelt und dem Ausführungsgange entlang bis indas Stratum papilläre aufsteigt" wo "sie in das daselbst befindliche, clemarteriellen sich anschliessende venöse Netz eingeht.Die Lymphgefässe bilden gleichfalls zwei Netze, eines in demStratum papilläre, und ein zweites in denjieferen Schichten der Cutis:beule sind durch_schräg^._.yerlajifende Stämmchen mit einahoer In Terfrndunggebracht _ Die.Röhrchen "beider Netze sind klappenlos. Dasoberflächliche Netz, welches aber noch von dem entsprechenden ArterienundVenennetze überlagert wird, nimmt die Lymphcapillaren aus denPapillen auf, welche bald hakenförmig umgebogen sind und blind endigen,bald aber auch wahre Oesen darstellen. Aus dem tieferen Netze gehenZweigchen hervor, welche im Anschlüsse an die Arterien den Panniculusadiposus durchsetzen und sich im subcutanen Bindegewebe zugrösseren, bereits klappenführenden Stämmchen vereinigen.Die Menge der Haut nerven ist gleichfalls sehr gross; dennochaber ist die Menge der Nervenfasern, welche in verschiedenen Bezirken clerHaut gleich grossen Feldern zugeleitet werden, eine sehr wechselnde; sieist am grössten an den Tastflächen der Hand und der Finger, des Fussesund der Zehen, worauf schon die Dicke der dahin ziehenden Nervensträngeim Vergleiche mit jener der dorsalen Nerven hinweist. Dassbereits einige Nervenfasern im Bereiche des subcutanen Bindegewebes,in den daselbst befindlichen Pacinischen Körperchen endigen, kann alsbekannt vorausgesetzt werden (vergl. S. 532); hervorzuheben sind nurnoch jene Terminalorgane, welche in die Papillen eingelagert und alsMeissner'sche Tastkörperchen bekannt sind. Diese sind mikroskopischkleine^ ellipsoiclische, anscheinend quergestreifte, eigentlichaber aus platten, aufeinander geschichteten Zellen, den Merkel'schenTäsFzellen, zusammengesetzte Körperchen, an welche eine, mitunter auchzwei markhaltig"e~lN[ervenfasern herantreten, um in ihrem Inneren zuendigen. Diese Körperchen liegen stets in den Papillen, nahe der Spitze derselben,somit unmittelbar unter einer sehr vercFünnten^chiciite^es Leclerhautgefüges.Nach den bisherigen Erfahrungen kommen die Tastkörperchennicht überall am Körper vor und sind selbst auf den Tastflächen derHände und Füsse nur derart vertheilt, dass sich in jeder Gruppe vonPapillen immer nur eine Papille findet,welche ein Tastkörperchen enthält,während alle anderen eines solchen ermangeln. Dafür sind clie3—4 übrigen Papillen einer jeden Gruppe mit je einer Gefässschlingeausgestattet, welche sich übrigens auch in den mit einem Tastkörperchenversehenen Papillen findet.Verwandt mit den Tastkörperchen sind die Krause'schen Endkolbenund die sogenannten Wollustkörperchen, von denen dieersteren zumeist in Schleimhäuten, in der Conjunctiva, im Lippenroth,clie letzteren an der Eichel des Penis und der Clitoris vorkommen.Ausser den markhaltigen, zu den genannten Nervenendkörperchenin Beziehung tretenden Nervenfasern finden sich in der Cutis auch nochmarklose Fasern, welche theils für die Blutgefässe und für die Muskelncler Haarbälge bestimmt sind (motorische Faserte, theils aber als sensible


752 Topographie der äusseren Haut.Fasern in die Haarbälge und in die tieferen Schichten cler Epidermis,eintreten, um dort ihr Ende zu finden.Topographie der äusseren Haut.Gleichwie das Fasergerüst der Cutis mit dem gelockerten subcutanenBindegewebe eigentlich ein Ganzes bildet, so vermittelt diesesBindegewebe auch die Verbindung der Cutis mit den Fascien, ihrenScheidewänden, den Perimysien und dem Periost. Die Verbindung istaber stellenweise nur eine lockere, an anderen Orten aber eine sehrstraffe; nur im ersteren Falle ist die Haut über ihrer Unterlage verschiebbarund faltbar. Beispiele des zweiten Falles, wo die Haut festaufliegt, nicht verschiebbar und nicht faltbar ist, bieten die Handtellerund die Fusssohlen, zum Theile auch das Schädeldach, wo die Haut nurim Vereine mit der Galea aponeurotica verschoben werden kann. UmschriebeneVerbindungen der Haut mit der Unterlage werden durch diesogenannten Tenacula cutis hergestellt, durch zähe Bandbündel, welchenoeistens von Kn^cliejnhöckern oder straffen, sehnigen Brücken, wie z. B.vom Leistenbande abgehen.An jenen Orten, wo die Cutis über stark austretende gelenkig' beweglicheKnochenhöcker hinwegschreitet, löst sich ihr Verband mit' denselbenund es kommen dadurch die Bursae mucosae subcutaneae zu Stande,die sich aber von den gewöhnlichen Schleimbeuteln durch den Mangeleiner Synovialschichte jund e^neF j^uj^mm^Auskleidung unterscheiden. Die bekanntesten dieser Schleimbeutel findensich 1m~lfe"r Kniescheibe und am Olecranon.Der Gehalt des Panniculus adiposus an Fettgewebe schwanktbekanntermassen ausserordentlich: zunächst nach der Individualität, aberauch bei einem und demselben Individuum nach der Oertlichkeit, indemauch bei den fettleibigsten Personen sich stellenweise nur kleine undWenige Fettläppchen vorfinden, wie an den Augenlidern, an den Ohrmuscheln,stellenweise sogar das Fettgewebe vollständig fehlt, wie anden äusseren Geschlechtstheilen.JDas Stratum papilläre der Cutis ist unterallen Umständen fettlos. — Bei reichlich angesammeltem Fette sind dieFettläppchen gross und zu zwei oder mehreren Schichten geordnet; die derobersten Lage betten sich in die Grübchen der Lederhaut ein und die tiefstenschliessen sich mit der oben erwähnten tiefsten Schichte des subcutanenBindegewebes ab, unterhalb welcher das Fettgewebe nur mehr in zerstreutenGruppen von Läppchen vorkommt, die Unebenheiten dermusculösen und knöchernen Unterlagen ausgleichend. Es ist bemerkenswert]!,dass die Abnahme der Fettgewebsschichten gegen die fettärmerenKörpertheile hin, z. B. gegen den Hand- und Fussrücken, keine gleichmassigeist, indem zunächst die tiefere Lage des Panniculus allmäligschwindet und erst zuletzt clie oberflächliche Lage; diese letztere fehltam bland- und Fussrücken fast vollständig, so dass sich daselbst auchbei üppigeren Persönlichkeiten nur in den tiefsten Schichten der Fasciasuperficialis Fettgewebe vorfindet.In Betreff der Mächtigkeit der Cutisschichten lassen sichebenfalls sehr erhebliche örtliche Unterschiede nachweisen. Die grössteDicke erreicht die Lederhaut am Rücken, am Gesäss, an den haarlosen


Topographie der äusseren Haut. 753Tastflächen der Hände und Füsse, wie nicht minder auch am behaartenKopfe; sie erreicht da eine Dicke bis zu 3 Mm. Im Allgemeinen ist dieHaut an der Rückseite des Rumpfes und an den Streckseiten cler Gliederdicker als an der Bauchseite des Rumpfes und an den Beugeseiten derExtremitäten; Hand- und Fussrücken sind aber ebenfalls mit dünnerCutis bekleidet; am dünnsten ist sie an den Lidern, an der Ohrmuschel,am Warzenhof und an der Eichel, wo sie nicht ganz die Dicke von1 Mm. erreicht.Die Epidermis erreicht nur an der Sohle eine Dicke von 2 Mm.und darüber, an der Palmarseite der Hand und der Finger wenig über1 Mm. und an den übrigen Körpertheilen kaum mehr als 04 Mm. DieseUnterschiede werden nicht gleichmässig durch die Keim- uncl Hornschichte,sondern ganz vorwiegend durch die letztere bedingt.Die Länge, Dicke und Zahl der Haare schwankt bekanntlichebenfalls vielfach; vom schütteren feinen Wollhaare bis zum steifen Tdichten Bart- und Haupthaare gibt es viele Uebergangsstufen. Vollständigunbehaart sin/1 nur die Handteller und Fusssohlen, die Rückseiteder Endglieder der Finger und Zehen, das Lippenroth, die Eichelund die innere Platte der Vorhaut. — Die Körperhaare stehen meistensvereinzelt in den Kreuzungspunkten der feinen,, netzförmig zusammengehendenHautfurchen; die Kopfhaare wachsen dagegen in kleinenBüscheln aus der mit dicht stehenden Papillen besetzten Haut hervor.Da die Haarbälge in schiefer Richtung in die Cutis eingepflanzt sind,schichten sich die Haarschäfte und treten, wo sie in Reihen geordnetsind, zu Strömen zusammen, oder sie bilden, wo die Wurzelnzusammenneigen, die Haarwirbel, wie am Scheitel, oder, wenn dieSpitzen gegen einander geneigt sind, kleine gedrehte Pinsel; einsolcher findet sich gerade ober dem Steissbein. An Embryonen, derenHaarwuchs allenthalben noch ein gleichmässiger ist, lässt sich die Anordnungder Haare deutlicher als am Erwachsenen überblicken. Manhat die Richtung der Haare, wie es scheint mit Recht, von den Wachsthurnsverhältnissendes Körpers abgeleitet.Wo grössere Haare vorkommen, finden sich auch Talgdrüsen,clie dann stets an die Flaarbälge geknüpft sind uncl in diese einmünden.Dennoch erreichen aber diese Drüsen gerade an den minder behaartenStellen die grösste Ausbildung, wie z. B. an clem knorpeligen Theil deräusseren Nase, wo die feinen Wollhärchen nur in eine Aussackungeiner Talgdrüse aufgenommen sind, beziehentlich die kleinen Haarbälgeals Anhängsel der weiten Ausführungsgänge cler grossen Talgdrüsenerscheinen. Dass ganz haarlose Talgdrüsen am Rande des Lippenrothsund. an cler Eichel vorkommen und dass Talgdrüsen an den Tastflächender Hände und Füsse ganz fehlen, ist bereits mitgetheilt worden.Die Schweissdrüsen erlangen die grösste Ausbildung in derAchselgrube und im äusseren Gehörgange, in ..wjlchem~letzteren sie~dleOhrenschmalzdrüsen darstellen. Mit Ausnahme des Lippenroths, clerAugenlidränder, der Eichel, der inneren Platte der Vorhaut, kommensie überall vor; am zahlreichsten sind sie am Handteller uncl in_der_Fusssohle, wo auf 1 •Cm. Oberfläche bei 1038 Drüsen gerechnetwerden. An cler Rückenseite des Körpers sind sie weniger zahlreichals an der vorderen;^ ferner kommen sie zahlreicher, an den oberen alsv. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. ^°


754 Topographie der äusseren Haut.an den unteren Gliedmassen vor. In der Regel findet man sie zerstreut,manchmal gruppenweise, mitunter auch reihenweise geordnet; in dieserletzteren Anordnung treten sie an Händen und Füssen auf, wo sie sichin den Furchen zwischen den Reihen der Papillen öffnen.Die Papillen der Cutis zeigen sehr verschiedenartige Verhältnisse.Je nachdem sie einfach sind und vereinzelt oder gruppenweisestehen, oder auch sich zu zusammengesetzten Papillen vereinigen unddiese sich wieder in Büschel oder Reihen ordnen, bilden sich an derOberfläche der Haut verschiedenartige Zeichnungen, vorausgesetzt, dassdie Papillen über die Keimschichte der Epidermis hervorragen. Ganzin dieser vergraben sind die zahlreichen Papillen an den Mundlippenund auf der Eichel, deren Krone aber von grösseren hervortretendenPapillen besetzt ist; noch mehr ragen sie an der Brustwarze vor, wosie büschelförmig angeordnet sind. Auf den Tastflächen der Hände undFüsse sitzen 4—5 feine Wärzchen auf einer gemeinschaftlichen Basisund bilden so zusammengesetzte Papillen, die wieder ihrerseits indoppelter Reihe zusammentreten, als deren Ausdruck die verschiedengewellten Leistchen in der Hohlhand und Fusssohle zu betrachten sind.Auf den Firsten und Leistchen, also mitten zwischen den zwei die Leistebildenden Papillenreihen öffnen sich in reihenweiser Ordnung dieSchweissdrüsen. Von den 182 Papillen, die man je auf 1 • Mm. Hautoberflächeder Fingerspitzen rechnet, sollen nur ungefähr 50 einMeissner'sches Tastkörperchen enthalten. In den übrigen Bezirken derHaut sind die gewöhnlich nur einfachen Papillen auf dreieckige, durchfeine Furchen von einander geschiedene Felder vertheilt, so am Rumpfe,an den Gliedmassen u. s. w.Von grosser Wichtigkeit ist die an verschiedenen Körperstellensehr verschiedenartige Anordnung des bindegewebigen Gerüstesder Lederhaut. Dasselbe scheint ursprünglich rechtwinkelig geordnetzu sein, in der Art, wie es sich bleibend am Kopfe findet, wo in seineMaschenräume die Gruppen der Haarbälge aufgenommen sind; es wirdaber sehr bald umgeordnet und in rautenförmige Maschen zusammengelegt,und zwar durch Spannungen, welche anfangs nur durch dasungleichmässig fortschreitende Wachsthum, später aber durch die Gelenkbewegungenzu Stande kommen. Je anhaltender diese Spannungenund je gleichmässiger ihre Richtungen, desto mehr gehen die Maschenin die Form des Rhombus über, und desto mehr rücken die Faserbündelzu parallelen Zügen zusammen; diese halten aber nie vollständigdie Längenrichtung des Leibes ein, sondern nehmen stets eine schiefe,bald mehr, bald weniger um die Rumpfaxe nach vorne und um dieGliedmassen medial gewundene Richtung an. Ganz allgemein lässt sichdie Richtung dieser Züge an den Zerklüftungsspalten erkennen,welche durch Einstiche mit spulrunden Ahlen erzeugt werden.Da diese Anordnung des Bindegewebsgerüstes zu bestimmten Faserzügeneine Folge anhaltender oder stetig wiederkehrender Spannungen ist, so wird esbegreiflich, dass die Haut in einer queren, senkrecht auf diese Faserzüge fallendenRichtung viel ausdehnbarer ist, als in der Richtung dieser Faserzüge selbst, inwelcher sie ja ohnehin schon gespannt ist. Ferner wird auch der Grund ersichtlich,warum umgekehrt bei Trennungen des Zusammenhanges die Wunden vielmehr klaffen,wenn sie die Bindegewebszüge nach der Quere unterbrechen, als wenn sie in die


Topographie der äusseren Haut.


Satzberichtigungen.m,65,70,74,193,378,440,457,Zeil e 15»»»»»i»»6622124213von»»»»»»untenoben»untenoben»»untenlies: Ginglymus» Unterkieferköpfchen» Conchae» nasi» capitis» Cavum mediastinale» foveae*> Arteriaeanstatt»»>»»»Gynglimus


Namen- und Sachregister.A.Abductio 26.Abnormität 13.Acetabula 41, 43.Achilles-Sehne 238, 239.Achselbogen 223.Achselfalten 187, 222.Achselgrube 223.Achselhöhle 222, 673.Achsellücken 222.Acini 267.Acromion 100.Adductio 26.Adductorenschlitz 234, 247.Adenoides Gewebe 264, 517.Adergeflechte 557, 604.Adergeflechtsspalte 568.Aderhaut 685, 693.Aditus ad laryngem 275, 293.Aesthesiologie 15.Affenspalte 565.Aichungslinien der Brust 379.Ala cinerea 583.» yespertilionis 359.Alae orbitales, palatinae 68.» temporales 68.* lobuli centralis 585.» vomeris 80.Allantois 370, 432.Altersschwund der Knochen 20.Alveolengänge 296.Alveoli dentales 77.» pulmonum 297.Amboss 735.Ammonshorn 559.Amnion 369.Amphiarthrosen 29.Ampulle der Bogengänge 722.des Eileiters 362.> » Vas deferens 349.Anastomosen der Gefässe 423.» » Nerven 528.Anatomie, Aufgabe 1.> Eintheilung 14.Angiologie 15.Angulus costae 39.mandibulae — mentalis 81.» mastoideus 72.» praecordialis 47.» pubicus 43, 47, 56.» sphenoidalis 71.» sternalis (Ludovici) 41.» subpubicus 43.» venosus 490.Anhang, häutiger der Leber 317.Annulus ciliaris 693.» conjunctivae 692.» femoralis 254.fibrosus 44, 444.» inguinalis abdominalis 180.» » cutaneus 175.» tympanicus 65, 720.» umbilicalis 173.» Vieussenii 443.Ansa cervicalis profunda 618.» superficialis 618, 646.» Vieussenii 654.Antagonisten 158, 160.Antero-lateraler Strang 547, 601.Antihelix 739.Antithenar 216.Antitragus 739.Antrum frontale 72.mastoideum 67, 719, 721, 731.3 maxillare s. Highmori 75.pyloricum 302,» sphenoidale 69.Aorta 434,» primitive 430.Aortenzipfel 448.Apertura accessoria 271.» piriformis 61, 75, 80.» vestibuli 723.Apex cordis 434.Aponeurosis 154.» bicipitis 209.palmaris 216, 217, 226.» plantaris 242, 251.Apophyse 19.


758 Namen- und Sachregister.Apparate 5.Apparates ligamentosus iliosacralis 47, 58.Appendices epiploicae 305.Acpiaeductus Cochleae 66, 724, 728.Sylvii 552, 574.vestibuli 66, 722, 728.Arachnoidea cerebralis 605.spinalis 550.Arbor vitae 560, 584.Architectur der Knochen 20.des Femur 147.Arcus, anterior atlantis 35.aortae 451, 454.glossopalatinus 275.» palatini 275.pharyngopalatinus 275.» plantaris 487.» posterior atlantis 35.raninus 464.» superciliares 73.» tarseus 714.tendineus fasciae pelvis 400,. 404.» venosi digitales 505.volares 504.» venosus juguli 499.» vertebrae 32, 34. >•volaris profundus 476, 478.volaris sublimis 476, 477.Area embryonalis 11.» Martegiana 702.Areola mammae 373.Armspindel 103.Arterien 419, 428, 450.» Entwicklung derselben 453.Arteria (ae) acetabuli 480.» acromialis 473.» alveolares superiores 466.alveolaris inferior 466.» anastomotica magna 484.angularis 465.> anonyma 452, 454.aorta 434, 450.» auditiva interna 470, 730.» auricularis anterior 463.» posterior 463, 467.» » profunda 465, 740.» axillaris 468, 472.basilaris 470, 609.brachialis 468, 474, 675.bronchiales 297.» anteriores 458, 471.» » posteriores 455, 458.* , bulbi 481.» calcaneae 486, 487, 488.» carotis communis 451, 454,461, 662.» carotis externa 454, 463.carotis interna 86, 454, 461,608.centralis retinae 462, 688, 701.cerebelli inferiores 470, 609.» superior 470, 609.cerebrales 462.Arteria (ae) cerebr anterior s. corporiscallosi 462, 608.» cerebri media s. fissurae Sylvii462, 6U8.» cerebri posterior s. profunda470, 609.cervicalis ascendens 469.profunda 458, 469,471.» » superficialis 469.» chorioidea 462.ciliares 462, 688, 691, 696.circumflexa femoris lateralis,medialis 483.» circumflexa humeri 473.» ilium profunda 457,482.» » superficialis 483.» scapulae 473.coeliaca 307, 323, 456, 459.colica dextra, sinistra, media460.collaterales 474.» comes nervi ischiadici 484.» communicans anterior 462.• » posterior 462, 470.conjunctivaies 688.coronariae cordis 436, 455.ventriculi 459.cremasterica 482.cricothyreoidea 377, 464.» cruralis 452, 482.» cystica 315.deferentialis 480.digitales des Fusses 487.der Hand 477.» dorsalis clitoridis 481.y > nasi 462.» » pedis 486.penis 481.scapulae 472.» epigastrica inferior 183, 255,457, 482.» epigastrica superficialis 483.» » superior 471.» ethmoidales 462.» facialis antica 465.femoralis 452, 454, 481, 678.frontalis 462.» gastricae 459.gastroduodenalis 459.» gastroepiploicae 459.» genu 484, 485.» glutaeae 479.» haemorrhoidalis inferior 480.» media 480. /* » superior 460.helicinae 357, 511.» hepatica 459.hyaloidea 702, 703.hypogastrica 452, 479.» ileocolica 460.» iliaca communis 452.externa 482.» » interna 479.


) iliolumbalis 454, 479.infraorbitalis 466.intercostales 455.» anteriores 471.» posteriores (aorticae)456, 457.intercostalis suprema 469.interlobulares der Niere 338.interosseae 475.labiales 465.» anteriores 483.„ posteriores 480.lacrymafis 461.laryngea inferior 470.» superior 377, 464.lienalis 45y.lingualis 463, 464, 665.lumbales 455, 456, 457.malleolares 486.mammaria interna 457, 469,471.mammariae externae 457.» » anteriores 471.mandibularis 466.masseterica 466.maxillaris externa 463, 465.» interna 463, 465.mediana 475.mediastinales anteriores 471.» posteriores 455.meningea accessoria 466.media 86, 466.mentalis 466.mesenterica inferior 308, 323,456, 460..mesenterica superior 308, 323,456, 459.metacarpeae 478.metatarseae 487, 488.musculoarticularis 484.musculophrenica 471.nutritia tibiae 486.obturatoria 255, 479.occipitalis 463, 467.oesophageae 455.omphalomesentericae 431.ophthalmica 461. 688.ovarica 456, 460.palatina ascendens 465.» descendens 466.palatinae, major, minores 467.palpebrales laterales 461.» mediales- 462.pancreatiCoduodenales 459,460.parietales 456.perforantes 483.pericardiacophrenica 471.perinei 480.peronaea 486.pharyngea ascendens 464, 468.phrenica inferior 456.» superior 455.tarnen- und Sachregister. "59Arteria (ae) phrenicae posteriores 458.» phrenicocostalis 471.> plantares 487.» poplitea 485.princeps pollicis 477.» profunda clitoridis 481. ,» femoris 483.» linguae 464.» » penis 481.pudenda communis 355, 480.» pudendae externae 483.» pulmonalis 297, 434, 450, 454.radialis 475, 477.» ranina 464.» recurrens tibialis antica 486.» » » postica 486.recurrentes cubiti 475.» renalis 456, 460.» sacrales laterales 457, 479.» sacralis media 451, 454, 480.» scrotales anteriores 483.» » posteriores 480.» septi mobilis nasi 465.» sigmoidea 460.» spermatica 456, 460.» » externa 482.» sphenopalatina 467.spinales 458, 470, 471, 551.» stilomastoidea 467.» subclavia 452, 454, 468.» subcutanea abdominis 483.subungualis 464.» submentalis 465.> subscapularis 473.> supraorbitalis 461.» suprarenalis 456, 460.tarseae 487.temporales profundae 466.» temporalis media 467.» » superficialis 463,467.» thoracica lateralis 473.» » longa 473.» » suprema 47.3» thöracicae anteriores 473.thoracicodorsalis 473.thymicae 471.thyreoidea ima 452, 461.inferior 377, 469,470.» » superior 376, 463,464." * tibialis antica 485, 486.» » postica 485, 487.» transversa colli 469, 472.» » faciei 463, 467.; scapulae 469, 471.tympanica 465, 737.ulnaris 475.umbilicales 432, 454, 479,512.» uterina 480.vertebralis 457, 469, 609.» vesicales 480.


760 Namen- und SachregArteria (ae) Vidiana 466.» viscerales 456.» zygomaticoorbitalis 467.Arteriolae rectae 339.Arthrodie 28.Arthrologie 14.Articulatio (ones) 22.» acromioclavicularis 107.calcaneocuboidea 141, 143.» capituli costae 46.» carpometacarpea 114.*• costosternalis 46.costotransversalis 46.» cricoarytaenoidea 290.» cricothyreoidea 290.» iliosacralis 47.». intercarpea 114.metatarsophalangeales 141, 146.» phalangeales 141.» radiocarpalis 114.radioulnaris 111.»' sternoclavicularis 108.>. talocalcaneonavicularis 141.taloCruralis 141.» tarsometatarsales 141.tibiofibularis 140.» trochoidea, 28.Associations-System 599.Asterion 83.Astganglien 533.Astragalus 126.Atavismus 14.Athmung 286.Athmungsapparat 8, 286.Athmungsbezirk der Nase 271.Atlas 35.Atrium bursae omentalis 325, 334.» cordis 433, 442.Augapfel 684.Augenblase, primäre 553, 686.» . secundäre 686.Augenhäute 685.Augenhöhle 61, 88.Augenlider 710.Augenkammern 685, 704.Augenmuskeln 694, 706.Augenmuskelnerven 643.Augenwimpern 710.Auricula 717, 739.Auriculae cordis 434, 442.Aüsführungsgang 267.Ausspritzungscanal 345.Axencylinderfortsatz 527, 541.Axis Bänder pelvis 23. 56.".Bailanger'seher Streifen 593.Balken 557, 569.Balkenknie 557, 569, 570.Balkenstrahlung 570, 599.Balkenwulst 557, 570.Bandscheiben 21 30, 44.Bartholinische Drüsen 372.Basis cranii 59.Bauchfell 342, 360, 365, 386, 387.Bauchhöhle 383. .Bauchpresse 385.Bauchring des Leistencanales 180, 182.Bauchspeicheldrüse 301.Baumittel, elementare 2.Becken 16, 32, 55.» grosses und kleines 55.» Führungslinie des 56.» Geschlechtsverschiedenheiten des58.Beckendurchmesser 56.Beckengürtel 7, 16.Beckenhöhle 398.Beckenneigung 57.Beckenwand 416.Befruchtung 10.Beinhaut 21.Belegknochen 94.Berg des Wurmes 584.Beugung 26.Bewegungsmodus der Gelenke 26.» arthrodienartiger 30.Bindearme 558, 575, 579, 602.Bindegewebe 4.» interstitielles 4, 268.subcutanes 7.Bindegewebsbündel 4.Bindehaut 685, 712.Bindesubstanzen 4.Binnenräume 9/Blandin'sche Drüse 281.Blasenhals 341.Blasenpforte 174.Blinddarm-301, 305, 393.Blutadern 419.Blutgefäss-System 418.> Entwicklung des 430.Blutleiter der harten Hirnhaut 500, 607,609.Blutzellen 418.Bodencommissur, graue 577.Bodenzellen. 727.Bogenfasern 582, 594.Bogenfurche 568.Bogengänge 721, 722.» häutige 726.Bogenhals (der Wirbel) 34.Bowman'sche Drüsen 742.» Kapsel 337.Brachia conjunctiva 558, 575.» eminentiae quadrigeminae 575.» pontis 556, 579.Brachykephale Cranien 92.Bregma 83.Briesel 287, 299.Broca'sche Windung 565.Bronchi 286, 287, 296.Bronchioli 287, 296.


Bronchus, eparterieller, hyparterieller 296Brücke 552, 556, 579.Brückenarme 556, 579.Brückenbeuge 554, 578.Brückenkerne 579.Brunner'sche Drüsen 310.Brustapertur 53, 663, 668.Brustbein 32, 40.Brustfell 286, 296, 378.Brustkorb 32, 52.Brustnerven 614, 616, 619.Brustraum 377.Brustwarze 373.Brustwirbel 33, 37.Bulbus aortae 451.oculi 684.» olfactorius 555, 561.» rhachidicus 552.urethrae 352, 354.» venae jugularis inferior 500.» » » superior 610.vestibuli 372.. Bulla ethmoidalis 74.Bursa (ae) mucosa (ae) s. synovialis 23, 155.» » poplitea 137.» » praepatellaris 137.» semimembranosi 137.» subcruralis 136.» » subcutaneae 752.» » subhyoidea 291.» » subiliaca 131, 230.» subpatellaris 137,» ». subscapularis 109, 208.Bursa omentalis. 324.Caecum 301, 393.•Calamus scriptorius 560, 580.Caleaneus 126.Calcar avis 559, 573.Calices renales 336, 339.Calvaria 59.Canaliculus (li) alveolares 76.» basipharyngeus 69.> carotico tympanici 65,, 720.chordae 66, 720.» innominatus 69.lacrymales 708, 709.» mastoideus 66, 649,* pharyngeus 78.» tympanicus 66.» vomerobasilaris 80.» zygomaticofacialis 81.» zygomaticotemporalis 81.Canalis (es) auricularis 438.*•: » carotieus 65, 86, 720.» carpi 116.» centralis medullae 538.> » modioli 662.» cervicis 363, 367.» condyloideus 63.Namen- und Sachregister. 761Canalis (es) cruralis 252.» cubitalis 225.facialis (Falloppii) 66, 86, 711'.» femoralis 252, 254.ganglionaris 725.Hunteri 247.hyaloideus 702.» hypoglossi 63, 86.^ incisivus 77.» infraorbitalis 76.inguinalis 180.mandibulae 81.musculotubarius 65, 720, 731.» nasolacrymalis 79, 89, 709.obturatorius 48.palatini posteriores 79.palatinus descendens 69, 78.popliteus 249.reuniens 725, 727.» sacralis 36.Schlemmii 691.semicirculares 722.spiralis modioli 725.utriculosaecularis 728.vertebralis 32, 49.» Vidianus 69.Capillaren 419, 423, 428.Capitulum costae 39.humeri 101, 113.mandibulae 81, 95.radii 103.» ulnae 103.Capsula fibrosa der Gelenke 22.» Glissoni 315.» lentis externa 558, 572.» » interna 558, 572.renis adiposa, propria 335.Retzii 406.Caput femoris 122.» gallinaginis 350.humeri 101.Medusae 507.» tali 126,Cardia 302.Caro quadrata Sylvii 242.Carotidenknötchen (Carotidendrüse) 426,461.Carpus 104.Cartilago alaris 270.arytaenoidea 289.costalis 40.erieoidea 289.cuneiformis 293.» epiglottidis 290,quadrangularis 80, 87, 270.Santorini 289.» thyreoidea 290.» triangularis 270.triticea 291.Caruncula lacrymalis 710.> sälivalis s. subungualis 274.Carunculae myrtiformes 371.Cauda equina 540.


762 Namen- und Sachregister.Cauda helicis 739.Clinocephalie 85.Cavitas glenoidalis 24, 99.Clitoris 371.Cavum cranii 59.Clivus 60, 62, 68.dentis 283.Cochlea 723.Meckelii 606.Coelom 320.mediastinale 287, 378.Collateralen 543.nasi 271.Collateralkreislauf 423.oris 273.Colliculus nervi optici 698.» pharyngonasale, pharyngooraleseminalis 350.275.Collum arcus (der Wirbel) 34.praeperitoneale 174.» anatomicum 101.subarachnoideale 550.» chirurgicum 101.subdurale 550.» costae 39.tympani 64, 717, 730.» femoris 122.uteri 363.» scapulae 100,uterovesicale, uterorectale 365.tali 126.Cella media 557, 570.Colon 301, 305.Cellulae ethmoidales 74.Columna (ae) des Rückenmarks 538.* mastoideae 67.» fornicis 557, 571.Cement 284.Morgagni 306, 312.Centralfasern 544.» rugarum 364.Centralfurche 563.» vertebralis 32.Centralläppchen 584.» vesicularis 541.Centralorgane des Nervensystems 525, 534. Commissura cerebri anterior 558,571, 599.Centralwindungen 562.» » media 558, 577.Centrum semiovale 557.» posterior 558, 575,599.» tendineum 183.labiorum 371.Cerebellum 552, 583.Commissuren des Rückenmarkes 538.Cerebrum 524, 552.Commissurensystem des Gehirns 598.Cervix uteri 363.Conarium 558, 575.Chamaeprosope Cranien 93.Concha auris 739.Charniergelenk 27.Concha (ae) ethmoidales 74, 75.Chiasma nerv, opticorum 555.» nasaiis inferior 79.» tendinum 219.sphenoidales 70.Choanae 61, 87.Condyli femoris 123, 133.Cholecystis 313.tibiae 124, 133.Chopart'sches Gelenk 141, 144.Condylus occipitalis 59, 62.Chorda (ae) arteriae umbilicalis 455, 515. Confluens sinuum 610.» dorsalis 32.Conglobirtes Gewebe 265.obliqua 111.Coni vasculosi 347.oesophageae 651.Conjugata 56.tendineae 447.Conjunctiva 685, 712.tympani 640, 642, 645. Contactlinien der Gelenke 26.urachi 340, 370.Conus arteriosus 441.» vesicoumbilicalis 455.» elasticus laryngis 291.Chorioidea 685, 693.» medullaris 537.Chorion 369, 432.Corium 744.Chylus 418.Cornea 685, 690.Chylusgefässe 310.Cornu Ammonis 559;Cilia 710.» superius und inferius des MargoCingulum 599.falciformis 254.Circelli foraminum intervertebralium 498. Cornua coccygea, sacralia 36.> venosi vertebrarum 498.» lateralia der Schilddrüse 298.Circellus venosus hypoglossi 498, 501. » ossis hyoidei 82.»• foraminis ovalis 500.» sphenoidalia 90.Circulus arteriosus Willisii 463, 470. » thyreoidea 290.» iridis major, minor 696.» uteri 362.Circumferentia articularis radii 103.» ventriculorüm cerebri 570.Cisterna chyli 519.Corona ciliaris 693.Clarke'sche Säule 541, 544, 601.» cordis 434.Claustrum 558, 572.glandis 354.Clava 582.» radiata 596.Clavicula 100.Corpora candicantia 555.


Namen- und Sachregister. 763Corpora cavernosa 426.» mammillaria 555.restiformia 580.Corpus callosum 557, 569.» cavernosum penis 354, 357, 358.j » urethrae 354,358,359.» ciliare 693.» costae 39.> geniculatum laterale, mediale 575.» Highmori 347.» hyaloideum 701.» innominatum testis 348.> luteum 360.» sterni 40.striatum 557.» subthalamicum 596.trapezoides cerebelli 584.» » d. verlängerten Markes 595.uteri 363, 367.» vertebrae 32, 33.» vitreum 685, 701.Cortisches Organ 727.Costae 32, 38.> verae, spuriae, fluctuantes 38, 39.Cowper'sche Drüsen 349, 352, 372.Crania progenaea 283.Cranium 59.Crena ani 245.Cribrum 690.Crista (ae) acusticae 726.buccinatoria 81.» capituli 39.ethmoidalis 76, 78.» frontalis V2.galli 60, 75.> interossea 103.» lacrymalis anterior 76.» » posterior 79.» nasaiis 67.» obturatoria 43.occipitalis externa 63.» ossis ilium 42.pectinea 43.» petrosa 60, 63.» pyramidis 60.» radialis humeri 102.» sacrales 36.sälivalis, s. subungualis 274.sphenoidalis 60, 70.temporalis 68.» terminalis 443, 493.tibiae 124.» tuberculi majoris u. minoris 101.turbinalis 76, 78.ulnaris humeri 102.urethralis 350.» vestibuli 722.» zygomatica 68.Crura annuli inguinalis 175, 180.» cerebelli ad eminentiam quadrigeminam558.Crura cerebelli ad medullam obloncatam556.> » a d pontem 556.> cerebri 555.fornicis 557, 570.> penis 354.Cumulus ovigerus 360.Cuneus 563, 565.Cunnus 370.Curvatura major und minor 302.> perinealis, sacralis d. Mastdarms408.Cutis 744, 752.Cystis fellea 313.D.Dachkern 586.Dacryocystis 708.Damm 371.Darmbein 42.Darmcanal 7, 300, 302.Darmgekröse 320.Darmschleimhaut 301, 308.Darmzotten 310.Daumengelenk 117.Decidua vera, reflexa 369.Declive 584.Decussatio pyramidum 556, 581.Deckzellen 743.Deiters'sche Zellen 727.Deiters'scher Kern 588.Dens epistrophei 35.Dentes 282.Dentin 283.Derma 744.Descensus diaphragmatis 199.ovarii 361.» testiculi 181, 348.Diagonalconjugata 56.Diaphragma lö3.» oris 164.» pelvis proprium 398, 400.urogenitale 401.» sellae 606.Diaphyse 17.Diaphysenkolben 18.Diarthrosis 21, 22, 31.Diatrypesis 82.Dickdarm 300, 304, 306.Didymis 345.Diploe 61.Discontinuitätslinien der Gelenke 26.Distal 14.Diverticulum Nuckii 361.Vateri 318.Dolichokephale Cranien 92.Dorsal 14.Dorsum sellae 60.Dotter 361.Dotterarterien 431.Dotterkreislauf 431.


764Namen- und Sachregister.Dottersack 430.Dottervenen 431.Douglas'sche Falten 389.Douglas'scher Raum 389.Drosselgrube 167.Drüsen 267.> acinöse, tubulöse 267.» des Darmes 310,der Harnröhre 352.der Haut 746.des Magens 309.» des Mundes 284.des Uterus 367.Drüsenbläschen 267.Drüsenzellen 267.Ductuli efferentes des Hodens 347.» recti 347.Ductus arteriosus (Botalli) 450, 454 512» Bartholini 285.choledochus 313.cochlearis 725, 726.» Cuvieri 493.» cysticus 313.» ejaculatorius 345, 349, 350.endo-, perilymphaticus 728.» hepaticus 313.lymphaticus dexter 519.pancreaticus s. Wirsungianus 318.» accessorius. s. Santorini818.papilläres 336.» parotideus. s. Stenonianus 285sublinguales s. Rivini 285.» submaxillaris s. Whartonianus 285thoracicus 519, 663.» venosus (Arantii) 313, 315, 432 512Dünndarm 300, 303, 309 394Duodenum 300, 304.Dura mater cerebralis 606.* spinalis 551.Duverney'sche Drüsen 372.Ebur dentis 284.Ectoderm 11Eiblase 369.Eichel 354.Eichen 343, 360, 361Eierstock 359.Eierstockfollikel 360Eihügel 360.Eiketten 361.Eileiter 362.Eingeweide 6, 261.Eingeweideraum 6.Ellbogenbein 103.Ellbogengelenk 112.Ellbogengrube 224Email 284.Embolus 586.Embryo 13.Eminentia (ae) arcuata 66.bicipitalis 223.» capitata humeri 101.» carpi 104, 105.> collateralis Meckelii 573.* iliopectinea 42.intercondyloidea 124.* plantares 241, 243.pyramidalis 719.quadrigemina 558, 574, 575* teres 583.Emissaria 86, 500, 609, 610Encephalon 524.Endarterien 320, 423.Endbäumchen 542.Endkegel des Rückenmarkes 537Endkolben (Krause'sche) 532Endocardium 435, 446.Endolympha 725.Endothelien 10.Endothelzellen 10.Endstücke der Knochen 18.Entoderm 11.Ependyma 605.Epiblast 11.Epicardium 381, 435, 437, 446.Epicondyli femoris 123.humeri 102Epidermis 8, 744, 753.Epididymis 345. 'Epiglottis 290.Epiphyse 17.Epiphysenfuge 21.Epiphysenfugenknorpel 17, 21.Epiphysis cerebri 558.Episclerales Gewebe 685, 690.Epistropheus 34, 97.Epithel, respiratorisches 297.Epithelium 8, 263, 266.Epithelzellen 8.Epoophoron 361.Erbsenbein 104, 105.Erzeugungslinie der Gelenkflächen 25.Excursionsbogen, -Winkel u. s. w. 25.Extension 26.Extremitäten 7.F.Extremitas sternalis und acromialis 101.Facies articularis 65.auricularis 36, 42.» fibularis 124.» patellaris 123.> sphenomaxillaris 69.Falx major, minor 606, 607.Fascia 161.antibrachii 225.axillaris 223.brachii 223.» buccopharyngea 205.colli 1.69.


Fascia Cooperi 346.> cöracoclavicularis 179.> cribrosa 254.- cruris 236, 250.» cubiti 224.dentata (Tarini) 559, 573.dorsalis pedis 251,» endogastrica 179, 386.endopelvina 403, 404.endothoracica 173, 179, 379.glutaealis 231, 246.iliaca 230, 246.» infraspinata 223.» lata 232, 248, 253.lumbodorsalis 188.» nuchae 194.parotideomasseterica 207.pectinea 253.» pectoralis 179.* pelvina 403, 404.» pelvis 403.» penis 355, 403.perinei 403, 404.poplitea 250.» praevertebralis 169.propria 161.» subscapularis 223.superficialis 7, 744.supraspinata fc23.tarsoorbitalis 711.temporalis 206.transversalis 179, 387.Fasciae coli 305.Fasciculus arcuatus 599.» longitudinalis inferior 599.» obliquus 579.uncinatus 599.Fasciola cinerea 569.Fasern, elastische 5.Fasersysteme des Rückenmarkes 546.Fastigium 586.Femur 122.» seine Architectur 147.Fenestra Cochleae s. rotunda 719, 723.» vestibuli s. ovalis 719, 722.Fersenbein 126.Fettzellen 3.Fibrae arciformes 582.» arcuatae 582, 594, 595, 602.» collaterales, intercolumnares 175.propriae 599.rectae 595.Fibrillen 4.Fibrocartilago 21, 23.intervertebralis 44.Fibula 125.Fila olfactoria 555, 587, 741.Filum terminale 537, 550.Fimbria 559, 568, 573.Fimbriae tubae 363.Fingergelenke 118.Fingerknochen 106.Namen- und Sachregister. 765Fissura chorioidea s. hippocampi 564, 567,570, 573.» longitudinalis ant. und post. desRückenmarkes 537.> magna cerebri 552.olfactoria 88, 271.orbitalis inferior 76, '88.» ~ superior 68, 86, 88.» petrooccipitalis 61, 83.» petrososquamosa 64, 65.» pterygomaxillaris 90.» sphenopetrosa 69, 83.» sterni congenita 41.» Sylvii 555, 562.transversa cerebri 571.» tympanosquamosa 65.Fistulae auris congenitae 740.Fledermausflügel 359.Flexion 26.Flexura coli hepatica s. dextra 305, 322.» coli lienalis s. sinistra 305, 322,326.» duodenojejünalis 300, 304, 322.sigmoidea 301, 305, 322, 326.Flimmerepithelium 266.Flocke 556, 585.Flockenstiel 585.Flügelgaumengrube 90.Folgestücke 6.Follikel 265.» solitäre 311.Follikelepithel 360.Folium cacuminis 584.Fontanellen 84.Fontanellmembranen 94.Fonticuli 84.Foramen (mina) alveolaria posteriora 76.» Bichati 604.caecum basis cranii 75.» » linguae 280.» condyloideum anticum, posticum63.epiploicum s. Winslowii 334.» ethmoidalia 75, 87.» incisivum 77.» infraorbitale 76.intervertebralia 34, 45, 49.ischiadica 48, 398.jugulare 62.» » spurium 67, 503, 612.lacerum 68.Magendii 586, 604.» mandibulare 81.» mastoideum 63, 67, 86.» mentale 81.Monroi 554, 571.obturatum 42, 43.occipitale magnum 60, 62, 87.» opticum 70, 86.ovale cordis 439, 443, 513.» » des Keilbeins 69, 86.palatina 78, 79, 89.» parietale 71, 86.


766 Namen- und Sachregister.Foramen (mina) pterygoangulare 71.» quadrilaterum 184.» Rivini 734.» rotundum 69, 86.» sacralia 36.sphenoidale 70.sphenopalatinum 78.» spinosum 69.» stilomastoideum 66.Thebesii 437, 446.> transversarium 35.venae cavae 184.3 vertebrale 34.Formatio reticularis 594.Fornix cerebri 557, 568, 599.» conjunctivae 713.» pharyngis 275.» vaginae 364.Fossa acetabuli 139.» axillaris 674.» canina 75.1 » capitis 122.» coronoidea 102.cubiti 224, 676.glandulae lacrymalis 72.hypophyseos 60.» iliaca 42.» iliopectinea 247, 253.infra- et supraspinata 100.infratemporalis 90.» intercondyloidea 123.* ischiorectalis 398, 407.jugularis 64, 167, 170, 720.mandibularis 60, 65.» navicularis der Urethra 353.» » Vulva 371.olecrani 102.ovalis 253.poplitea 249.» pterygoidea 69, externa 90.pterygopalatina 78, 90.» radialis humeri 102.» retromandibularis 167, 661, 664.rhomboidalis 560, 583.sacci lacrymalis 76.sellae 60.semilunaris 103, 113.sigmoidea 103.» subarcuata 66.subinguinalis 677.submaxillaris 167, 169, 170.subscapularis 100.supraclavicularis 167, 168, 665.» supratrochlearis 102.» triangularis 739.» trochanterica 122.» uterorectalis 389.» uterovesicalis 389.vesicorectalis 389.Fossula petrosa 66.Fossulae intercondyloideae 124.Fovea (ae) anterior 583.> articularis 65, 95.Fovea (ae) carotica 167.» centralis retinae 698, 701.» costales 33, 39.» costalis transversalis 34.dentis 35.inguinales 183, 389.» ovalis 439, 443.» patellaris 702.posterior 583.> pubovesicalis 388.» retromalleolares 250.» trochlearis 73.Foveola radialis 216, 225.Foveolae ethmoidales 73.Frenula 266.Frenulum epiglottidis 274.» labii 273.labiorum 371.» linguae 274.» praeputii 355.Fretum Halleri 440.Frontal 14.Fruchthof 431.Führungslinien 25.Funda Retzii 237.Fundus uteri 363.» Vaginae 364.Funiculi teretes 583.Funiculus cuneatus 582.gracilis 582.spermaticus 181, 345.umbilicalis 512.Furchen des Grosshirns 562.Furchung, Furchungszellen 11.Fuss des Grosshirnstieles 559.Fusswurzel 125.G.Galea aponeurotica 200, 660.Gallenblase 313, 390.Gallengänge 317.Gallengangdrüsen 318.Gallertkern 44.Ganglia aberrantia 533, 540.Ganglien 524, 532.Gangliengrau 576, 593.Ganglienleiste 536.Ganglienzellen 526, 541.Ganglinien 25.Ganglion cervicale supremum, mediumund inferius 654ciliare 637, 716.» coccygeum impar 654.» coeliacum 397, 659.» Ehrenritteri 591.» geniculi 644.habenulae 576.» intervertebrale 539.» jugulare glossophar. sup. 591.» » inf. 591.» vagi 591.


Ganglion nervi optici 699.> oticum 640.» petrosum 591, 647.retinae 699.semilunare (Gasseri) 589.sphenopalatinum 639, 656.stellatum 655.» submaxillare 641.» supramaxillare 638.Gartner'scher Canal 345, 361.Gaumen, harter 61, 77, 87.weicher 274.Gaumenbein 78.Gaumenbögen 275.Gaumenmandel 275.Gaumennähte 77, 78.Gaumenplatte 270.Gaumensegel 274.,Gebärmutter 343, 362, 363.Gebiss 281.Gefässbezirke 422.Gefässcaliber 422.Gefässhäute 421, 427.Gefässnetze 423.Gefässscheide 253, 424.Gefäss-System 418.Gefässe d. äusseren Augenhaut 691.» d. mittleren Augenhaut 695.d. Darmcanales 307, 309, 311, 312,323.d. Eierstockes 359.d. Gehirns 6Ö7.> d. Harnblase 343.» d. harten Hirnhaut 507.d. Haut 749.d. Herzens 436.d. Hodens 346.d. Kehlkopfes 295.d. Labyrinthes 730.d. Leber 314, 316.d. Lider 714.d. Luftröhre 288.d. Lungen 297.d. Milchdrüse 374.d. Milz 319.d. Mundes und Schlundes 278.d. Nase 273.> d. Netzhaut 701.d. Niere 337.> d. Ohrmuschel 740.» d. Pancreas 319.d. Penis 355.» d. Rückenmarkes 551.» d. Schädeldaches 660.d. Schilddrüse 299.> d. Sehapparates 688.d. Thymus 299.d. Trommelhöhle 737.» d. Uterus 336.» d. weiblichen Scham 372.d. Zunge 281.Geflechte d. sympath. Nervensystems 657Namen- und Sachregister. 767Gegenstellung des Daumens 118.Gehirn 524.» d. Alien 566.» Entwicklung des — 535, 553, 567,574, 578.» Leitungssysteme des — 600.* der Raubthiere 566.Topographie des — 613.Zergliederung des — 557.Gehirnanhang 556, 577.Gehirnbasis 555.Gehirnbläschen, primitive 535, 553.Gehirnganglien 527, 552, 557.Gehirnhäute 603.Gehirnkammern 552, 554.dritte 558, 576.vierte 560, 580, 586.Gehirnmantel 568.Gehirnnerven 586, 632.» Vertheilungsgebiete der —633.Gehirnsand 576, 605.Gehirnstamm 553, 568.Gehirnwindungen 562.Gehörapparat 717.Gehörgang, äusserer 60, 64, 717, 738.» innerer 725.Gehörknöchelchen 717, 734.Gehörnerve 729.Gekröse 262, 320.Gelenke 21, 22.» Entstehung derselben 30.Gelenkarten 27.Gelenkaxen 24.Gelenkbau 23.Gelenkbewegung 23.Gelenkcombinationen 29.Gelenkflächen 22.Gelenkfortsätze der Wirbel 34.Gelenkhöhle 22, 31.Gelenkkapsel 22, 27, 31. >Gelenkknorpel 22.Gelenkkörper 24.Gelenklinien 24, 26.Gelenknervenkörperchen 532.Gelenkpfanne 24, 41, 108.Gelenkrolle 24.Genitalnervenkörperchen 532.Genu corporis callosi 557.> prostaticum 413.» valgum, varum 139.Gerontoxon 691.Geruchsorgan 741.Gesässfalte 231.Gesässfurche 245.Gesässwölbung 245.Geschlechtsapparat 9, 343.Geschmacksknospen 281, 742.Geschmacksorgan 742.Geschmackszellen 281, 743.Gesichtsknochen 61, 75, 85.Gesichtsmuskeln 201, 205.Gesichtswinkel, Camper'scher 93.


768 Namen- und Sachregister.Gewebe 5.Gewebelehre 2, 5.Gewölbe 557, 570.Gezelt 606.Giebelkante 586.Giessbeckenknorpel 289.Gingiva 274, 283.Ginglymus 27.Giraldes'sches Organ 348.Gitterschicht 575.Glabella 73.Glandula (ae) 267.» buccales 285.carotica 461.ceruminosae 740.cocCygea 458.» gastricae 309.» glomiformes 746.labiales 285.lacrymalis 708.» lenticulares 309.linguales, palatinae 285.» lymphaticae 516.» pinealis 558,» pituitaria 556.pyloricae 309.sebaceae 747.subungualis 285.» submaxillaris 285.» sudoriparae 746.» suprarenalis 340.thyreoidea 287, 298.Glans clitoridis 372.Glans penis 354.Glashäute 4.Glaskörper 685, 702.Gliederungspunkte des Skeletes 26.Gliedmassen 7.» obere 99, li9.untere 122, 147.Globus palli&us 572.Glomeruli 337, 511.» arteriosi Cochleae 730,Glomus chorioideus 557.Glottis 289, 292.Goll'scher Strang 549, 582,Graafsche Follikel 360.Greisenring des Auges 691.Grenzlagen 26.Grenzstrang 530, 652, 653.Griffelfortsatz 59, 67.Grimmdarm 301, 305, 394.Grosshirn 552.Grosshirnhemisphären 567.Grosshirnrinde 592.Grosshirnrinden-Brückenbahn 597, 601.Grosshirnschenkel 555.Grosshirnstiele 555, 577.Grundbein 63.Grundmembranen 4.Grundring des Beckens 41.Grundsubstanzen 4.Gubernaculum testis 348.Girlandenförmige Fasern 599.Gynaekomastie 375.Gyrencephale Säugethiere 566.Gyri breves 562.centrales 563.» cerebri 562.» frontales 573.» occipitales 565.» occulti 562.» orbitales 564.» temporales 564.Gyrus angularis 565.» fornicatus 561.» fusiformis 564.» hippocampi 561, 564.» lingualis 564.» longus 562.occipitalis descendens 565.» paracentralis 563, 565.rectus 563.» supramarginalis 565.H.Haare 747, 753.Haarbalg 747.Haargefässe 419.Haarkolben 748.Haarpapille 747, 748.Haarwurzel 748.Haarzellen 726, 727.Hahnenkamm 60.Haken 561.Hakenbein 104, 106.Halbgelenke 22, 45.Halsnerven 614, 616, 617.Halsrippe 40.Halswirbel 35, 36.Hammer 734.Hamulus lacrymalis 79.» laminae spiralis 724.» pterygoideus 69.Handgelenk 114.Handhabe des Brustbeins 40.Handteller 120.Handwurzel 104.Harmonie 82, 85.Harnapparat 8.Harnblase 340, 370, 389, 409.Harncanälchen 337, 338.Harngang 340, 370.Harnleiter 335.Harnröhre, 339, 340, männliche 349.» weibliche 372, 414.Harnsack 370, 432.Hasner'sche Klappe 709.Haube 559, -577.Haubenbahn 601.Haubenbündel a. d. hint. Commissur 602.Haubengegend 601.Haubenstrahlung, centrale 598.Haustra coli 305.


Haut, äussere 7, 744.Havers'sche Canälchen 20.Helicotrema 728.Helix 739.Hemidiarthrosis 22, 45.Hemisphären des Grosshirns «552, 567.» des Kleinhirns 552, 585.•Hemisphärenbläschen 553, 567.Henle'sche Schleife 338. .Hepar 301.Hermaphrodisie 373.Hernia femoralis 252.» directa, obliqua 182.» inguinalis 181.retroperitonealis 333;Herz 433, 438.Herzbeutel 381, 437.Herzfleisch 445.Herzkammern 433, 440, 445.Herzkegel 434, 441.Herzklappen 435, 440, 446.Herzkrone 434.Herzohren 434.Hiatus antri maxillaris 76.aorticus 183.» canalis facialis 66, 86.oesophageus 184.» sacralis 36.semilunaris 74.Hilus pulmonis 296.Hilusstroma 517.Hinterhauptbein 61.Hinterhauptlappen 552, 565.Hinterhirn 553, 578.Hinterhorn (Hintersäule) d. Rückenmarkes538.der Seitenkammern 557, 558,570, 573.Hinterstrang-Grundbündel 549.Hirn, siehe Gehirn.Hoden 345.Hodensack 346.Höhlengrau, centrales 527, 593.Hörzellen 726.Hohlhand 120.Hohlvenen 434, 442.Horizontalebene, deutsche 93.Horner'scher Muskel 202.Hornhaut 685, 690.Hornhautfalz 685, 690.Hornschichte, Hornsubstanz 745.Hornstreif 572.Hüftbeine 32, 41.Hüftfascie 231, 246.Hüftgelenk 128.Humerus 101.Humor aqueus 685.Hunter'scher Canal 247.Hydatiden des Hodens 348.Hymen 364, 371.Hyperörthognathe Schädel 93.Hypoblast 11.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl.Namen- und Sachregister. 769Hypochondrien 383.Hypophysentasche 577.Hypophysis cerebri 556, 577.I und J.Jakobson'sches Organ 272.Jejunum 300, 304.Ileum 300, 304.Impressio trigemini 64.Impressiones digitatae 60.Incarnat 750.Incisura (ae) acetabuli 43.» cardiaca 295.» claviculares sterni 40.costales sterni 40.ethmoidalis 72.fibularis 124.glenoidalis 24.hepatis 313.intercondyloidea s poplitea 123.intertragica 739.» ischiadica major 42.» » minor 43.» jugularis 41, 62,lacrymalis 76.mandibulae 81.marginalis, s. marsupialis posterior584.mastoidea 64.nasaiis 75.» parietalis 64.» pterygoidea 69.radialis ulnae 103.Santorini 739.scapulae 100.sphenopalatina 78.supraorbitalis 73.thyreoidea 290.ulnaris radii 103.» vertebralis 34.Incus 735.Infundibula pulmonum 297.Infundibulum 556, 558.nasi 74, 88, 271.Innenvenen 316.Inscriptiones tendineae 154, 174.Insula Reilii 562.Integumentum commune 743.Intercellularsubstanzen 3.Intestinum tenue, crassum 300.Introitus vaginae 364.Jochbein 80.Jochbrücke 61, 80.Jochfortsatz 5tf.Iris 685, 693, 694.Isthmus aortae 451.faucium 274.der Schilddrüse 298.tubae 732.>- urethrae 353.uteri 363.49


770 Namen- undJuga alveolaria 77.* cerebralia 60.Ä.Kahnbein 104, 105, 126.Kammerwasser' 685.Kapsel der Gelenke 22.» der Linse, äussere 558, 572.» » innere 558, 572.Kaumuskeln 206.Kehldeckel 290.Kehlkopf 286, 288, 376.Keilbein 67.> Keilbeine des Fusses 126, 127«Keilstrang 582.'Keimbläschen 361.Keimblas^ 11.Keimblätter 11.Keimfleck 361.Keimschichte 746.Keratin 745.Kerne des Sehhügels 576.» der Hirnnerven 586.Keule 582.Kiefergelenk 95.Kiemenarterien 453.Kiemenbögen 94, 269.Kiemenspalten 94, 269.Kiemenspangen 94.Kittsubstanzen 3.Klappdeckel 562.Klappen des Herzens 446.» der Venen 424.Klappenwulst 584.Kleinhirn 552, 556, 578, 583.Kleinhirnbahn, directe 601.Kleinhirnrinde 593.Kleinhirnschenkel 556.Kleinhirn-Seitenstrangbahn 547, 601.Kleinhirnstiele 556, 560, 578, 581.Knie 248.des Canalis facialis 66.inneres, des Facialis 590.» der inneren Kapsel 572.Kniegelenk 133.Kniehöcker 575.Kniekehle 249, 679.Kniescheibe 125.Knochen 4.» des Rumpfes 31.pneumatische 20.» Verbindungen der 21.Knochenbau 19.Knochenformen 18.Knochenfugen 21.Knochengewebe 19.Knochenkörperchen 19.Knochenmark 20.Knochennaht 21. ^Knochenvarietäten 18.Knöchenverbindungen 21.Sachregister.Knochenzellen 19.Knöchel 115, 124,Knötchen 584.Knorpel 4, 16.Knorpelhaut 21.Kopf S. . ,Kopfbein 104, 105.Kopfbeuge 554.Kopfgelenke 97.Kopfnicker 163.Kopfskelet 59, 90.Kranzarterien 436.Kranznaht 71.Krause'sche Endkolben 532, 751.Kreislauf 418.» embryonaler 511.Kreuzbänder 134, 138.Kreuzbein 36.Kreuzdarmbeinverbindung 57.Kreuznerven 614. 617, 621. •Krummdarm 300.Krystalllinse 685, 702.Kugelgelenk 28.Kugelkern 586.LLabdrüsen 309.Labia majora und minora 370, 371.uteri 364.Labrum glenoidale 22, 109, 129.Labyrinth, häutiges 718, 725.» knöchernes 718, 721.des ,*Siebbeins 74.Lacertus fibrosus 209, 224.Lacunae Morgagni 352.Lacuna musculorum, vasorum 246.Längsbündel, hinteres 594, 595, 601.Längsspalte des Grosshirns 552.Lambdanaht 71.Lamina cribrosa 60, 74, 86.externa und interna der Schädelknochen61.'» fusca 690. •«,mediastinalis 378, 380.» modioli 724.papyracea 74.» parietalis, visceralis 263.» perpendicularis 74.» reticularis 727.spiralis ossea 723, 724.» membranacea 724.> secundaria 725.» suprachorioidea 694.» terminalis 555, 569.Laquear 364.Larynx 286, 288.Lateral 14.Lebensbaum 560.Leber 301, 312, 390.Leberläppchen 316.Lederhaut 744, 754.


Leerdarm 300.Leistenband 173Leistencanal 180.Leistenring 175, 182.Leitungsbahnen, kurze, lange, gekreuzte546, 547.» motorische 597, 600.» sensorische 603.Leitungssysteme der nervösen Centralorgane534.» des Gehirnes 600.» des Rückenmarkes 546.Lemniscus 595.Lendennerven 614, 616, 620.Lendenwirbel 33, 37.Leptoprosope Cranien 93.Leukocyten 264.Lidbändchen 711.Lidknorpel 710.Lidspalte 710.Lidspaltenfleck 714.Lieberkühn'sche Drüsen 310.Lien 301.Ligamentum (ta) 23.» alare hepatis 314.» » dentis 98.» alaria genu 136.» annulare 113.» apicis 28.arcuatum pubis 47, 404.» arteriosum 450, 451.Bertini 130.calcaneo-cuboideum 144.-fibulare 143.* » -navicularia 144.» -tibiale 143.» capituli interarticulare 46.» capitulorum 118.» carpi dorsale 214, 215.» transversum 116.Collesii 180.colli costae 46.conicum 291.coracoacromiale 107.» ;£ ! coracoclaviculare 107.U>coronarium hepatis 314.» coruscantia 47.» costoclaviculare 108.costotransversaria 46.costovertebralia 46.cricothyreoideum medium291, 292.» cruciata genu 135.cruciatum atlantis 98.pedis236,237,251.deltoideum 143.denticulatum 550.ftava 23, 45.fundiforme 237.gastrocolicum 303, 330.gastrolienale 303, 319, 324,331.» Gimbernati 173.Namen- und Sachregister. 771Ligamentum (ta) Gimbernati reflexum180.* hepatoduodenale314,333,395-» ; hepatocolicum 334.» hepatogastricum 303.• hyoepiglotticum 291.» iliofemorale 130.» iliolumbale 47.iliopectineum 246.infundibuloovaricum359,365.inguinale 173.interclaviculare 108.intercruralia 44, 45.» intermuscularia 162.interspinalia 44, 45.» intervertebralia 44.» intestini caeci 305.» ischioprostaticum 406, 412.laciniatum 240, 250.lateralia 27, 113, 118, 135.latum uteri 344, 359, 365.» longitudinalia 44, 45.lumbocostale 46.mucosum 136.mylohyoideum 664.nuchae 45.obliquum und rectum 115.ovarii proprium 359,364,367.> palpebralia 202, 711.patellae laterale und mediale136.» > proprium 135.» pectinatum 694.» phrenicocolicum 331.plantare longum 144.» pleurocolicum 331.popüteum 136.» Pouparti 173.pubicum Cooperi 254.pubovesicale 342, 404.pulmonis 296, 380.radiocarpalia 115.> rhomboideum lf5.» sacrococcygea 45.salpingopharyngeupi 732.spinososacrum 48, 58.» sternopericardiaca 381.stilohyoideum» humeri67,110.82.» superius»130.penis 355, 412.» Suspensoriumtalocalcaneumhepatisinterosseum313,143.314, 388.talofibularia 143.talonaviculare dorsale 143.talotibialia 143.teres coxae 129.> hepatis 313, 314, 388,509, 515.» uteri 364.49*


772 Namen- und Sachregister.Ligamentum (ta) thyreoarytaenoidea 291thyreoepiglotticum 291.» tibiofibularia 140, 142.tibionaviculare 143.transversum atlantis 98.» cruris 236,237,250» pubis 401, 404.» » scapulae 107.trianguläre urethrae 404,412triquetrum 111.tuberculi costae 46.tuberososacrum 47, 58.vaginalia 218.venosum 313, 315, 509, 514,» vesicoumbilicalia 388.» yocalia 291.Limbus alveolaris 77.cartilagineus 129.corneae 690.foveae ovalis 440, 443.sphenoidalis 60, 69.Linea (ae) alba 173.» aspera femoris 123.cephalica 226.craniometricae 92.Douglasii 174.fortunae 226.» glutaeae 43.» intercondyloidea 123.intertrochanterica 122.mensalis 226.mentolabialis 201.musculares scapulae 100.mylohyoidea 81.nasolabialis 201.nuchae 63.obliqua 81, 124.» poplitea 124.Spigelii 177.temporales 59, 71, 72.» terminalis 43, 55.» vitalis 226.Lingua 279.Lingula carotica 68.cerebelli 584.» mandibulae 81.Linsenfasern 703.Linsenkapsel 702.Linsenkern 558, 572.Linsenkernschlinge 596. • _...Linsensubstanz 702.Liquor cerebrospinalis 550, 605.folliculi 360.Lisfranc'sches Gelenk 144.Lissencephale Säugethiere 566.Littre'sche Drüsen 352.Lobi cerebelli 585.» cerebrales 552.» hepatici 313.Lobuli hepatici 316.Lobulus auriculae 739.centralis 584.» parietalis super, u. infer. 564.: %Lobus caudatus s. Spigelii 313.» limbicus 561.olfactorius 561.» paracentralis 563.> pyramidalis 298,» quadratus 313.Locus coeruleus 583.luteus 741.Luftröhre 286, 287, 377.Luftsäckchen, terminale 297.Lungen 286, 295, 377, 382.Halstheil der 377.Lungenbläschen 297.Lungenpforte 296.Lungenstiel 296.Lunula unguis 749.» valvularum 449.Luys'scher Körper 596. iLymphcapillaren 420, 515.Lymphdrüsen 516.Lymphgefäss-Stämme 518.Lymphgefäss-System 265, 420, 515.Lymphgefässe des Auges 692.» der Bauchhöhle 523.der Brusthöhle 522.des Darmcanales 311.» des Gehirns 613.der Haut 751.d. Kopfes u. Halses 520.» d. oberen Extremität 521d. unteren Extremität 522,Lymphknötchen 265.» solitäre 311, 312.Lymphknoten 420, 516.Lymphoide Zellen 264. M.Macula -(ae) acusticae 726.» cribrosae 722, 725.germinativa 361.lutea 698, 701.Magen 300, 302, 308, 391.Magengrube 384.Malleolus lateralis 125.medialis .124.» radialis und ulnaris 115.Malleus 734..Malpighi'sche Körperchen der Milz 320.> » Niere 373.Pyramiden 336.Mammae 373.Mammilla 373.Mandel des Kleinhirns 585.Mandelkern 573.Mandibula 81.Mandibularbogen 269.Mantelkante des Grosshirns 561.Manubrium sterni 40.Margo falciformis 253.Margo, supra-, infraorbitalis 72, 76, 89.Markhöhle der Knochen 20.


Namen- und Sachregister;Marksegel, oberes 558, 575, 579.unteres 585.Markstrahlen der Niere 338.Massae. laterales atlantis 35.» » ossis sacri 36.Mastdarm 301, 389, 408.Matrix 747, 749.Maxilla 75.Meatus acusticus externus 60, 64, 738.•» » internus 65, 86, 725.» auditorius externus 717.» nasi 74, 88.Meckel'scher Knorpel 737.Medial 14.Median 14.Medianebene 6, 14.Mediastina 378.Mediastinum testis 347.Meditullium 557, 594.Medulla oblongata 524, 552, 580.» ossium 20.spinalis 524, 537.Medullarrohr 535.Meibom's.che Drüsen 711.Meissner'sche Tastkörperchen 532, 751.Membrana basilaris 727.» capsulopupillaris 703.choriocäpillaris 694, 696.decidua vera, reflexa 369.> Descemeti 691.» elastica der Luftröhre 287.» » anterior 690.granulosa 360.hyaloidea 702.hyothyreoidea 291.interossea 111, 124, 140.ligamentosa 98.limitans externa 699.interna 698, 699, 702.mesenterii propria 321.» obturans 48, 98.propria 4, 267.pupillaris 703.» sacciformis 111, 113.* sterni 47.synovialis 22.tectoria 728.tympani 717, 733.» secundaria 722, 725, 728.» vestibularis 727.Meninges cerebrales 603.» spinales 549.Meninx vasculosa 549.Menisci interarticulares 23, 31.» » d. Kiefergelenkes 95.» d. Kniegelenkes 134.Merkel'sche Tastzellen 532, 751.Mesenteriolum 332.Mesenterium .320.Mesoblast, Mesoderm 11.Mesocardium 381» posticum 438.Mesocolon 328, 329, 330.—-~ •>i inMesogastrium 322, 324, 328, 331.Mesokephalie 92.Mesometron 344.Mesorchium 345.Mesovarium 359.Metacarpalcanäle 226.Metacarpo-Phalangealgelenke 118.Metacarpus 106.Metameren 6.Metatarsus 125.Milchbrustgang 519.Milchdrüsen 3^3.Milchgebiss 282.Milchsäckchen 373.Milz 301, 319, 392.Mittelebene 6.Mittelfelle 378.Mittelfellplatten 185, 378.Mittelfellraum 287, 378, 668, 671.Mittelfleisch 371.Mittelfuss 125.Mittelfussknochen 125, 127.Mittelhand 106.Mittelhirn 553, 574.Mittellage der Gelenke 26, 27.Mittelstück der Knochen 18.Modiolus 724.Mohrenheim'sches Dreieck 222.Mondbein 104, 105.Montgomery'sche Drüsen 374.Monticulus 584.Morgagni'sche Hydatide 348.Tasche 292.Morphologie 1.Motus peristalticus 302.Müller'scher Gang 344, 350.» Lidmuskei 712.Mundbucht 268.Mundhöhle 89, 273, 276.Muschelbein 79.Muskelbinden 161.Muskelfasern 153.Muskeln 153.Anordnung der — 160.Bau der — 153.ihre Beziehung zum Skelet 155.ein- und mehrgelenkige 158.Formen der — 154.» mechanischeVerhältnisse der 155.» morphologische Gliederung der— 162.» des Auges 694, 706.des Bauches 173, 196.des Beckenausganges 399.der Brust 170, 196.•„ der Finger 229.des" Fusses 241.des Gaumens und Schlundes 277.des Gesichtes 201, 205.des Halses 163, 167.der Hand 216, 226.der Hüfte 230.des Kehlkopfes 293.


774 Namen- und Sachregister.Muskeln des Kiefers 206.des Kopfes 195, 199.des Oberarmes 208, 223.» des Oberschenkels 232.» der Ohrmuschel. 200.> des Rückens 186, 193.» des Rumpfes 163, 194.des Schädeldaches 199.der Schulter 207, 221.» des Unterarmes 210, 224.des Unterschenkels 236.der Zunge 164.Musculus (li) abductor digiti quinti 219, 243,244.» » hallucis 244.» pollicis brevis 219,220.> » longus 215.» adductor hallucis 244.pollicis 219, 221.» adductores femoris 234.> anconaeus 210.arrectores pili 748.articulares genu 234.» . aryepiglotticus 293.» auricülares 200.azygos uvulae 278.biceps brachii 209.» femoris 235.biventer cervicis 192.mandibulae 164.brachialis internus 209.brachioradialis 213.> bronchooesophageus 276, 672.buccinator 204.bulbocavernosus 401.caninus 203.» cephalopharyngeus 277.» cervicalis ascendens 190.chondroglossus 280.ciliaris 695.Riolani 712.* circularis iridis 695.circumflexus palati 278.coccygeus 400.complexus 192.» compressor venae dorsalispenis 402.» constrictor cunni 400, 402.» constrictores pharyngis 277.coracobrachialis 209.» corrugator supercilii 202.» cremaster 177, 346.». cricoarytaenoideus posticus,lateralis 293.» cricothyreoideus 293.» cruralis 233.cucullaris 186.curvator coccygis 193.. deltoideus 207.depiessor septi narium 205.detrusor urinae 341.» digastricus 164.Musculus (li) dilatator ani 306.» » pupillae 695.» » pylori 303.tubae 278, 732.epicranius 200.» erector penis accessorius 402.» extensor carpi ulnaris 214.» coccygis 193.» cruris quadrieeps 233.» » digiti medii proprius216.» » digiti quinti proprius214.» digitorum brevis 241.» ~ » communis214, 216.» » longus 236,241.» hallucis brevis 241.» longus 237,243.» » indicis proprius 215.» » indicis proprius anomalus216.» pollicis brevis 215.» » » longus 215.extensores carpi radiales 213.femoralis 233.» flexor carpi radialis 211, 221.» » > ulnaris 211.» » digiti quinti brevis 220.digitorum brevis 242.» longus 240.242.» » •» profundus 212,218.» » sublimis 212,218.» hallucis brevis 241, 242.longus 240, 242.». perforans 219.» perforatus 219.» pollicis brevis 220.» » » longus 212.frontalis 200.» gastrocnemius 238.gemelli 232.genioglossus 164, 280.» geniohyoideus 164.» glutaeus maximus, medius, minimus231, 232.> gracilis 235.» hyoglossus 164, 280.» hyopharyngeus 277.» iliocostalis 190.>• iliopsoas 230.» incisivi 205.» indicator 215.» infraspinatus 208.> interarytaenoideus obliquus 293.» » transversus293.intercostales 172, 198.


Musculus (li) interossei des Fusses 243,244.* » der Hand 219, 221.» interspinales 192.•» intertransversarii 166, 192.> ischiocavernosus 402.» laryngopharyngeus 277> latissimus dorsi 187.» levator anguli oris 203.» ani 400.» » glandulae thyreoideae298.» labii superioris 203.» menti 204.» palpebrae sup. 711.> » prostatae 401.» » scapulae 166, 188.» veli palatini 278.» levatores costarum 191.lingualis 280.» longissimus dorsi 190.» longus capitis 166.» » colli 166.» lumbricales 218, 243.» masseter 206.» mentalis 204.multifidus 191, 192.» mylohyoideus 164.nasaiis 204, 270.> obliqui abdominis 174, 176.» » des Augapfels 707.» capitis I9ü.» obturator internus, externus232.» occipitalis 200.omohyoideus 165.opponens digiti quinti 220, 244.» » pollicis 220.» orbicularis oculi 202, 712.» orbitae 202.» oris 204.» » palpebrarum 202.» palatoglossus 277.» palatopharyngeus 277, 732.» palmaris longus 211.» > brevis 217.» papilläres 441, 445, 447.» pectinati 443.» pectineus 234.pectoralis major 171.minor 171.peronaeus brevis, longus 238,244.» tertius 237.» petrostaphylinus 278.» piriformis 232.5 » plantaris 239.» pleurooesophageus 276, 672.» popliteus 239.» procerus 200, 204.pronator quadratus 212.» » teres 211.» psoas major 230.» » minor 231.Namen- und Sachregister. i (0Musculus s (li) pterygoidei 206.pubovesicales 342.pyramidalis 174, 200.quadratus antibrachii 212.» femoris 232.» labii inferioris 203.» labii superioris 202.> lumborum 185.menti 203.» plantae 242.quadrieeps femoris 233.radialis externus brevis, longus213.» internus 211.iridis 695.recti des Augapfels 706.rectococcygei 306.rectus abdominis 173.» capitis anticus 167.» » » major 166.- lateralis 166, 193.» » posticus major,minor 192.» femoris 233.retractor uteri 368.rhomboideus 188.risorius 203.rotatores 191, 192.sacrococcygei 193.sacrospinalis 190.salpingopharyngeus 277.sartorius 233.scaleni 165.semimembranosus 235.semispinalis 191.semitendinosus 235.serratus anticus 171.» posticus inferior 188.» » superior 188.soleus 238, 239.sphenostaphylinus 278.sphincter ani externus 306, 401.» » internus 306.> » tertius 306.» pupillae 695.pylori 303.vesicae ext. 351, 372.- int. 342,350,351.spinalis 190.splenius 188.stapedis 736.sternales 171.sternocleidomastoideus 163.sternohyoideus 165.sternothyreoideus 165.stiloauricularis 740.stiloglossus 164, 280.stilohyoideus 164.stilopharyngeus 164, 277.subclavius 171.subcostales 172.subcrurales 234.


776 Namen- und Sachregister.Musculus (h) subcutaneus colli 163,» subscapularis 208.» supinator 213.» » longus 213.» supraspinatus 208.suspensorius duodeni 304.sustentator recti 312.> temporalis 206.» tensor chorioideae 695.» fasciae latae 233.tympani 736.» veli palatini 278, 732.teres antibrachii 211.- major 187, 208.» » minor 208.thyreoarytaenoideus 293.» thyreoepiglotticus 293.thyreohyoideus 165.tibialis anticus 236, 244.» posticus 240, 244.trachelomastoideus 190.transversalis cervicis 190.transversospinalis 191.» transversus abdominis 177.» colli 173.» perinei profundus401, 405.> » perinei superficialis402.» plantae 244.thoracis 173.trapezius 167, 186.triangularis 203.> » sterni 172.triceps brachii 209.» surae 238.» ulnaris externus 214.» » internus 211.vasti 233, 234.zygomaticus 203.Mutterkuchen 269.Muttermund 363, 364.Muttermundlippen 364. X.Myologie 14.Nabelarterien 370, 432, 512.Nabelbläschen 430.Nabelring 173.Nabelschleife des Darmes 322, 325.Nabelstrang 370, 512.Nabelvene 432, 512.Nachgeburt 370.Nachhirn 553, 578.Nackenkrümmung des Gehirns 578.Nagel 747, 748.Nagelbett "747, 749.Nagelfalz 747.Nagelwurzel 749.Nähte 21, 82.Nahtknochen 83.Nahtsubstanz 82.Nahtsynostosen 84.Nänocephalie 85.Nares 270.Nase, äussere 87, 270.Nasenbeine 80.Nasenflügel 270.Nasengänge 74, 88.Nasenhöhle 87, 270.Nasenkapsel, primitive 94.NasenmUscheln 87.Nasenrachenraum 275.Nasenscheidewand 270.Nasenschleimhaut 272.Nates 231, 245.Nebeneierstock 361.Nebenhoden 345.Nebenhodencanal 347.Nebenhöhlen der Nase 88.Nebennieren 340, 396.Nebenoliven 581.Nerven 524, 527.» cerebrospinale 614.motorische 525, 531.» sensible 525, 532.der Augenmuskeln 643, 707.des Auges 687.der Chorioidea und Iris 697.» der Cornea 692.• des Darmcanales 307.» der oberen Gliedmassen 622.der unteren Gliedmassen 628.des Gaumens 279.» der Harnblase 343.» der Haut 751.der harten Hirnhaut 607.des Hodens 347.des Kehlkopfes 295.» der Lider 714.» der Lungen 298,der Nase 273.der Ohrmuschel 741.des Penis 357.> der Trommelhöhle 737.» des Uterus und der Scheide 366.» der Zunge 281.Nervencentren 545.Nerveneinheit 541.Nervenendkörperchen 532.Nervenendigungen 531.Nervenepithelien 532,Nervenfasern 524, 527, 542.Nervengeflechte 528.Nervensystem 524.cerebrospinales 524, 527.„ sympathisches 525, 530.Nervenwurzeln 528, 543.Nervenzellen 526.Nervus (vi) abducens 556, 590, 644, 707.accessorius 556, 591, 619, 648.acusticus 556, 588, 596, 729.alveolares superiores 638.» anococcygei 622, 627.


Namen- und Sachregister.t i iNervus (vi) auricularis magnus 618.» posterior 645.» * vagi 649.auriculotemporalis 641.> axillaris 623.brachiales 623.bronchiales 651.* buccolabialis 642.cardiaci des Vagus 651.> sympathici 655, 656.» caroticotympanici 648, 655.» carotieus 655.cerebrales 524.» cervicales 614.ciliares 637, 687, 697.» » longi 638.» clunium inferiores 630.superiores 617.coccygeus 614.communicans surae 630, 631.» crotaphitici 643.cruralis 629.cutanei femoris anteriores 629.manus 624.•cutaneus antibrachii lateralis 624.» » . medialis 625.» » brachii medialis 620,624.» femoris lateralis 621.»• » medialis 629.-» » * posterior 630.» cutaneus surae lateralis 630.» » medialis 631.» depressor 658.digitales dorsales der Hand 625.» » » des Fusses 631.» plantares 631.» » volares 626.» dorsales penis v. clitoridis 628, 659.» dorsalis scapulae 622.ethmoidalis 637.facialis 556, 633, 644.femoralis 621, 629.frontalis 636.» genitocruralis 621.glossopharyngeus 556, 591, 633,647, 743.glutaei 630.haemorrhoidales 628.» hypoglossus 556, 591, 646.> iliohypogastricus 621.ilioinguinalis 621.(Ramus) inframaxillaris 640.•> infraorbitalis 639.infratrochlearis 637.intercostales 619.intercostohumeralis 620, 624.interosseus dorsalis 624.» volaris 625.» ischiadicus 629.» lacrymalis 637.» laryngeus inferior 377, 650.» medius 650.» * superior 377, 650.ervus (vi) lingualis 641.lumbales 614.» lumboinguinalis 621.* mandibularis 641.» marginalis mandibulae 645.massetericus 643.medianus 625.mentalis 641.» metacarpei 625.molles 655, 657.musculi stapedis 645.» musculocutaneus 624.-> mylohyoideus 642.nasales anteriores 637.» » posteriores 639.» nasociliaris 637.nasopalatinus 640.obturatorius 621, 629.occipitalis major 616.» minor 618.oculomotorius 555, 589, 643, 707.olfactorius 587, 741.(Ramus) ophthalmicus 636.opticus 587, 596, 687.» palatini 640.palpebrales superiores 637.perinealis 528.» peronaeus 629, 630.» superficialis, profundus630.» petrosus profundus 639, 655.» » superficialis major 639,644.» » » minor 640,647.pharyngei glossopharyngei 618.sympathici 655.» » vagi 650.» pharyngeus 640.» phrenicus 619.» plantaris, lateralis, medialis 631.» pneumogastricus 587..» popliteus ext., int. 629, 630.» pterygoideus ext., int. 641, 642.» pudendus communis 628.» radialis 623.recurrens vagi 607, 649.» sacrales 614.» saphenus major, minor 629.» scrotales, labiales posteriores 628.> sinuvertebrales 615, 654.spermaticus externus 621.» sphenoethmoidalis 637, 639.sphenopalatini 639.spinales 524, 614.spinosus 640.splanchnici 397, 656.subeutaneus colli 618.. » suboccipitalis 614.» subscapulares 623.supraclaviculares 618.(Ramus) supramaxillaris 638.* supraorbitalis 636.'suprascapularis 622.supratrochlearis 637.


778 Namen- und Sachregister.Nervus (vi) temporales 642.temporalis cutaneus 641.tensoris tympani 641, 643.» veli palatini 641, 643.tentorii 636.» thoracales 614.» thoracic! anteriores 622.thoracicus longus 622.tibialis 630, 631.trigeminus 556, 589, 632, 635.trochlearis 555, 590, 644, 707.» tympanicus 647.ulnaris 626.vagus 556, 591, 632, 649.Vidianus 639, 644.» zygomaticus malae 638.Nester 585.Netz, grosses 303, 324, 332, 393.kleines 303, 333.Netzbeutel 324, 328, 330.» Vorraum des — 325, 334.Netzhaut 685, 698.Neuralrohr 6.Neuralspangen 31.Neurilemma 527.Neurone 541.Neuroglia 527.Neurologie 15. ,Nidus avis 585.Nieren 335, 396.Nierenbecken 335, 339.Nierenkelch 336, 339.Nische des Schneckenfensters 719.» Vorhofsfensters 719.Nodi lymphatici 420, 516.3» » auricülares anter. 520.» » poster. 520.* » axillares 521.bronchiales 298, 522.» » cervicales prof. 521.„V.-.• * » superf. 521.'»* * coeliaci 523.» cubitales 522.» » faciales profundi 521.» hepatici 523.» hypogastrici 522.iliaci 522.» inguinales 523.» intercostales 522.» » linguales 521.3» lumbales 522.» mediastinales ant. 522.» » post. 522.» mesenterici 523.» » mesocolici 523.» occipitales 520.» pancreaticolienales 523.» parotidei 520.» pectorales 521.•» poplitei 522.* pulmonales 298, 522.sacrales 522,subinguinales 523.Nodi lymphatici submaxillares 521.3» » submentales 521.» tibiales 522.Nodulus (Arantii) 449.» carotieus 461, 657.» cerebelli 585.» coccygeus 458.Normalstellung des Körpers 14, 150.Nucleoli 2.Nucleus 2.» amygdalae 573.caudatus 567, 571.dentatus cerebelli 585.» olivae 581.» fastigii 586.globosus 586.lentiformis 558, 567, 572.pulposus 44.» ruber tegmenti 559, 577.Nuhn'sche Drüse 281.Nymphae 370.Oberarmbein 101.Oberhaut 744.Oberkiefer 75.Oberkieferfortsatz 269.Oberwurm 559, 584.Obex 583.Odontoblasten 284.Oesophagus 267, 672.Ohrcanal 438.Ohrläppchen 739.Ohrmuschel 717, 739.Ohrschmalzdrüsen 740, 746.Ohrspeicheldrüsen 285.Ohrtrompete 717, 731.Olecranon 103.Oliven 556, 581.Olivenkern 581.Olivenkleinhirnfasern 582.Omentum majus 303, 324, 332.» minus 303, 333.Omoplata 99.Ontogenie 10.Oophoron 359.Operculum 562.Ora serrata ,693.Orbiculus ciliaris 693.Orbita 61, 88.Orchis 345.Organ 5, 51..Organganglien 533, 653.Orificum urethrae externum 349.» » internum 341, 410.Orthognathie 93.Os (Ossa) acetabuli 43.» basilare 63.» brachii 101.capitatum 104.carpale 104.


Namen- undSachregister. 779Os (O.-ssa) carpi 104.» centrale carpi 106.» coccygis 36.3» coxae 32,41.cuboideum 126.cuneiformia 126.ethmoidale 73.3» frontale 72.hamatum 104.» hyoideum 82.ilium (ilei) 42.incisivum 77.infracoracoideum 100.intermaxillare 77.intermedium 104.> interparietale 63, 85.- ischii 42.lacrymale 79.lunatum 104.» metacarpalia 106.j» metatarsalia 125, 127.» multangulum majus 104.» minus 104.» nasalia 80.» naviculare 104, 126.occipitale 61.palatinum 78.parietale 71.pisiforme 104.pubis 42.» pyramidale 104.sacrum 36.scaphoideum 104, 126.» sphenoidale 67.suprasternalia 41.suturarum 83.tarsalia 127.» tarsi 125.temporale 63.» trapezium 104.» trapezoideum 104.trigonum 127.triquetrum 104.» uncinatum 104.- uteri externum 364.» internum 363.» zygomaticum 80.Ossicula Wormiana 83.» Bertini 70.Ossiculum lenticulare 735.Osteologie 14.Ostium abdominale tubae 363.» arteriosum, venosum 434, 442,444, 668.> pharyngeum tubae 732.» tympanicum tubae 732.Otoconien oder Otolithen 726.Ovarium 359, 416.Oviductus 362.Ovula Nabothi 367.Ovulum 343.Oxycephalie 85.P.Pacchionische Granulationen 606.Pachimeninx 551.Pacinische (Vater"sehe) Körperchen 532.Palatum durum 61, 77.» molle 274.Palma manus 120.Palpebrae 710.Pancreas 301, 318, 394.Panniculus adiposus 744, 752.Papilla nervi optici 698, 700.» Santorini 318.PapiUae circumvallatae, filiformes,foliatae.fungiformes 280.» lacrymales 709.» renales 336.Papillarkörper der Bindehaut 713.Papillen 264, 745, 754.Paradidymis 348.Parenchymatöse Organe 8.Parietalauge 576.Paroophoron 361.Parotis 285.Parovarium 361.Pars alveolaris mandibulae 81.» maxillae 77.» basilaris 62.cavernosa urethrae 349, 352.ciliaris retinae 698.condyloidea 62.horizontalis 78.» mastoidea 64.» membranacea septi 439, 441, 444.urethrae 349, 352,414.nasaiis 73.» opercularis 563.orbitalis 72.» perpendicularis 78.petrosa 63.» prostatica urethrae 349, 350, 413.» pylorica 302.» squamosa 64, 72.» tympanica 65, 738.Partes laterales atlantis 35.» ossis occipitalis 62.» ossis sacri 36.Patella 125.Paukentheil des Schläfenbeins 720, 740.Paukenhöhle 717.Paukentreppe 723.Pecten ossis pubis 43.Pedunculus (li) alae temporalis 68.» cerebelli 556.cerebri 555, 577.» conarii 575.» flocci 585.» pulmonis 296.Pedunculusbahnen 598.Pelvis 32, 41.» renalis 335.Penis 354.Pericardium 379, 381, 437.


780 Namen- und Sachregister.Perichondrium 21.Perichorioidealraum 692.Pericranium 61.Perilympha 725.Perimysium 154, 161.Perineum 371, 406.Perineurium 527.Periorbita 714.Periosteum 21.Peritoneum 342, 360, 365, 386, 387, 409,410, 415.Perone 125.Pes anserinus 235.» hippocampi 559, 568, 573.pedunculi 559, 577.Petit'scher Canal 704.Peyer'sche Plaques 311.Pfeilnaht 71.Pflugscharbein 80..Pförtner 302.Pfortader 314, 426, 431.Pfropf 586.Phalangealgelenke 119.Phalanges digitorum manus 106.» » pedis 128.Pharynx 275.Phylogenie 10.Pia mater cerebralis 603.» » spinalis 549.Pigmentepithel 686, 701.Pigmentzellen 3.Pinguecula 714.Placenta 369, 432.Placentarkreislauf 432.Planum orbitale 76,» popliteum 123.» sphenoidale 60, 69.» sternale 53.temporale 59, 71, 72.Platten, elastische 5.Platyknemie 124.Platysma 163.Pleura 286, 296, 378.Plexus chorioidei cerebelli 586, 604.Iaterales557,571,573, 604.lymphat. axillaris 518, 521.» brachialis 521.femoralis 519, 522, 523.» •> hypogastricus 519, 522.» •> jugularis prof. 518, 520.> » * superf. 518,520.lumbalis 519, 522, 523.» mammarius 518, 522.nervorum 528.nervosus (i) aorticus 658.brachialis 618, 622.bronchialis 651, 658.cardiacus 658.» carotieus 655, 657.» » externus 657.» cavernosus 659.cervicalis 618.Plexus nervosus (i) coccygeus 627.» » dentalis 638.» » diaphragmatici 659.» entericus 307.» » gastrici 6?>9.hepaticus 659.» » hypogastricus 628, 659.» ischiadicus 627.lienalis 659.lumbalis 620, 627, 628.» » lurnbosacralis 621, 627.mesentericus 659.» >• myentericus 307.» t nodosus 650.» • oesophageus 651, 658.» parotideus 645.pharyngeus 650, 657.pudendalis 506, 627.renales 659.sacralis .621.solaris 619, 659.» » spermaticus 659.» suprarenales 659.» tympanicus 648.» venosus (i) carotieus internus 501.haemorrhoidalis 506.» pampiniformis 346, 492.> » pharyngeus 501.» » pterygoideus 502.pudendalis 356, 372, 506.» pudendovesicalis 506.» uterovaginalis 506.» » vertebralis 498.Plica (ae) adiposae 22, 381.» arteriae umbilicalis 388.» aryepiglotticae 275, 290, 293.conniventes 304.duodenojejünalis 333.duodenomesocolica 333.falciformis 253.falciformis fasciae endogastricael80.» fimbriata 274.3» gastropancreatica 325, 334.» giossoepiglottica 274, 290.ileocaecalis 332.» longitudinalis duodeni 304.» mucosae 266.» nervi laryngei 275.palmatae 363.salpingopharyngea 277, 732.semilunaris 713.» sigmoideae 305, 306.» synoviales 22.» fc patellares 136.» transversalis recti 306.» urachi 388.» venae cavae sinistrae 438, 494.» villosae 309.Pneumatische Knochen 20.Pol der Insel 562.Pons (Varoli) 552, 579.zygomaticus 61, 80.Porta hepatis 313.


Portio intermedia 589, 644.supravaginalis uteri 363.» vaginaüs uteri 363.Praecuneus 563, 565.Praeputium clitoridis 371.» penis 355.Primärfollikel 360.Primärfurchen 561.Primitivstreif 11.Primordialcranium 94.Processus accessorius 34.alares 68, 75.anconaeus 103.articulares der Wirbel 34.» - excepti und excipientes37.ciliares 693, 694.clinoidei (inclinati) 60, 68, 70, 71.cochleariformis 719.» condyloideus 59, 81.* coracoideus 100.coronoideus 81, 103.costarius 34.ethmoidalis 80.frontalis des Schläfenbeins 85.frontalis s. nasaiis 76.» intrajugularis 63, 87.jugularis 62.acrymalis 79.lateralis 34.» mammillaris 34.mastoideus 59, 64, 67.maxillaris 79.muscularis 289.nasaiis 78.odontoideus 28, 35.orbitalis 78.palatinus 76.paramastoideus 63.posterior tali 126.pterygoidei 60, 68, 69.pyramidalis 79, 298,reticulares 538.sphenofrontalis 80.sphenoidalis 78.spinosus 34.stiloideus 60, 64, 103, 719.supracondyloideus 102, 475.temporalis 80.transversi 34.» trochlearis 19, 126.uncinatus 74, 79, 104.vaginalis des Keilbeins 69.peritonei 181, 345, 389.vermiformis 301.» vocalis 289.» xiphoideus 40.» zygomaticus 59, 65, 72, 75.Profillinie 93.Profilwinkel 93.Prognathie 93.Prominentia laryngea 167, 290.Namen- und Sachregister. 781Promontorium d. Trommelhöhle 719, 724.i» pelvis 48.Pronation 26, 111.Propons 582.Prostata 349, 350, 351, 414.Protoplasma 2.Protoplasmafortsätze 526, 543.Protuberantia mentalis 81.occipitalis externa 63.» » interna 62.Proximal 14,Pseudohermaphrodisia 373.Pterion 83.Pulmones 286.Pulpa dentis 283.» lienis 319.Pulvinar 575.Puncta lacrymalia 709.Pupille 685.Purkinje'sche Zellen 593.Putamen 572.Pylorus 302.Pyramide des Schläfenbeins 63.Pyramiden des verl. Markes 556, 581.Pyramidenbahn 597, 600.Pyramidenbein 104, 105.Pyramidenkreuzung 548, 556, 581.Pyramiden-Seitenstrangbahn 547.» -Vorderstrangbahn 547.Pyramis cerebelli 584.vestibuli 722.Querfortsätze der Wirbel 34.Quergrimmdarm 305, 393.Querschlitz des Grosshirns 575.R.Rabenschnabelfortsatz 100.Rachendach 275.Rachenhaut 269.Rachenmandel 276.Radgelenk 28.Radius 103.Rami communicantes 615, 652, 654.mandibulae 81.» ossis pubis 43.Ramus visceralis 615, 654.» descendens hypoglossi 618, 646.Randbogen 568.Rankengefässe 357.Raphe corporis callosi 569.» medullae oblongatae 594.» palati 274.Raphe perinei 406.» pharyngis 277.» scroti 346.Rautengrube 560, 578, 580, 583.Recessus acetabuli 43.


782 Namen- und Sachregister.Recessus caecalis 332.» duodenojejünalis 333.epitympanicus 731.hemisphaericus, hemiellipticus722.» iliocaecalis 332.» intersigmoideus 329, 332.> labyrinthi 728.laterales ventriculi quarti 586.» paracolici 332.pharyngis lateralis 275, 733.» pinealis 575.sphenoethmoidalis 88, 271.» subcaecalis 332.» subpinealis 575.Rectum 301.Regenbogenhaut 685, 693.Regio analis 406.» epigastrica 384.» hypogastrica 384.» iliaca 384.» infraclavicularis 673.» infrahyoidea 167.inguinalis 384.lateralis colli 167.lumbalis 384.mediana colli 167.» mesogastrica 384.» olfactoria 271, 741.parotideomasseterica 661.pubica 384.respiratoria 271.subthalamica 575.supraclavicularis 665.suprahyoidea 167.umbilicalis 384.» urogenitalis 406, 407.Renes 335.Reniculi 335.Reissner'sche Haut 727.Reservefalten 388.Resorption 7.» von Knochensubstanz 20.Respiratio thoracica, abdominalis 199.Respirationsbündel 591.Rete acromiale 473.» articulare 424.cubiti 474.» » genu 485.~ calcis 488.carpi dorsale, volare 476, 478.» malleolare 488.» mirabile 426.» tarsi dorsale 488.- testis 347.» venosum dorsale manus 505.» pedis 507.Reticulum 264.Retina 685, 698.Retinacula tendinum 155.Retinaculum peronaeorum 238, 250.Retroperitonealraum 384, 388, 396.Retropharyngealraum 377.Riechbezirk 271, 741.Riechgrübchen 269.Riechkolben 555.Riechlappen 561, 566.Riechnerve 555,, 741.Riechstreif 555.Riechzellen 742.Riemchen 583.Rima pudendi 371.Rindengrau 592.Rindenknötchen 517.Rindenläppchen der Niere 338.Riegel 58ö.Ringknorpel 289.Rippen 32, 38.» wahre, falsche 38.Rippenbogen 47.Rippenknorpel 40.Rohnöcker 122.Rosenmüller'sche Grube 275.Rosenmüller'scher Lymphknoten 253.Rosenthal'sche Vene 612.Rostrum corporis callosi 570.» sphenoidale 68, 70.Rother Kern 559, 577, 602.Rückenmark 537.Rückenmarkshäute 549.Rückenmarksnerven 614.Rückensaite 32.Rückgratcanal 32, 49.Rückschlag 14.Rumpf 6.Rumpfarmmuskeln 162, 227.Rumpfsegmente 31.Rumpfskelet 31.Runzelsäule 364. S.Sacculus 725, 726.Saccus endolymphaticus 728.» lacrymalis 708.> lienalis 331.Saftcanälchen 515. 690.Sagittal 14.Samen 343.Samenbläschen 345, 349, 389, 411.Samencanälchen 347, 690.Samenfäden 10, 348.Samenleiter 345.Samenstrang 181, 345.Sammelröhrchen 338.Sarcolemma 153.Sattelgelenk 118.Sattelgrube 60.Sattellehne 60.Saugadern 512.Säulen des Gewölbes 557, 571.Saum 559, 573.Scala media 725.» tympani 723.vestibuli 723.


Scalenus-Lücken 166.Scapha 739.Scaphocephalie 85.Scapula 99.Schädel 59.» Geschlechts- und Alters Verschiedenheitendes — 93.Schädeldach 59, 660.Schädelformen 92.Schädelgruben 60.Schädelgrund 59.Schädelhöhle 85.Schädelindex 92.Schädelknochen 61.Schaltstücke der Harncanälchen 338.Schambein 42.Schamlefzen 370, 371.Schamspalte 371.Scheide 362, 364, 416.» des Rectus abdominis 173.Scheidengewölbe 364.Scheidenhäute des Hodens 181, 345,Scheidenklappe 364, 371.Scheidewandsichel 439.Scheitelbein 71.Scheitellappen 552, 564.Scheitel-Ohr-Kinnlinie 615, 636.Schenkel des Gewölbes 557, 570.> des Zwerchfells 184.Schenkelbein 122.Schenkelcanal 252, 254.Schiebegelenke 29.Schienbein 124.Schilddrüse 287, 298, 376.Schildknorpel 290. 'Schläfenbein 63, 718.Schläfengrube 90.Schläfenlappen 552, 564.Schlagadern 419.Schleife des Gehirns 578, 595, 602.» obere 596.» untere 596.Schleifenfeld 578.Schleifenkreuzung 595.Schleifenschicht 595.Schleimbeutel 155.Schleimdrüsen 284.» des Magens 309.Schleimhäute 8, 263.Schlüsselbein 100.Schlundenge 274.Schlundkopf 275, 377.Schlussplatte 569.Schmeckbecher 281, 742.Schmelz 284.Schmelzorgan 284.Schnecke 721, 723.Schneckenfenster 719, 722.Schnepfenkopf 350.Schoossfuge 41, 47.Schreibfeder 560.Schulterblatt 99.Schultergelenk 108.Namen- und Sachregister. 783Schultergürtel 7, 16, 99, 107.Schultergürtelmuskeln 162. 227.Schuppennaht 64, 83.Schweif kern 571.Schweissdrüsen 746, 753.Schwellkörper 426.» des Penis 354, 357.Schwertfortsatz 40.Sclera 685, 690.Scrobiculus cordis 384.Scrotum 346.Scyphus Vieussenii 723.Sebum cutaneum 747.» palpebrale 711.Secundinae 370.Seepferdefuss 559, 573.Segmente des Rückenmarkes 546.Sehaxe 686.Sehhügel 558, 574.» centrale Faserung des — 593.Stiele des — 598.Sehloch 685.Sehnen 154.Sehnenhaubenmuskel 200.Sehnenrollen 118, 156. kSehstrahlungen 588, 598.Sehstreifen 555.Sehzellen 700. 'Seitenbänder 27.Seitenhorn des Rückenmarkes 538.Seitenkammern 552, 557, 567, 570Seitenstrang 538, 583.Seitenstrangkern 583.Seitenstrangreste 549, 600.Sella turcica 60.Semicanalis nervi Vidiani 66.tensoris tympani 65.tubae Eustachii 65, 731.Septa Bertini 336.» intermuscularia 162, 208, 232, 236.Septula testis 347.Septum atriorum 439, 443.» » Entwicklung des — 439.femorale 255.» intermedium 549, 582.» linguae 280.mobile narium 270.nasi 77, 87.> orbitale 711.» pellucidum 557, 569.» posterius 549.> rectovaginale 406, 416.rectovesicale 406.scroti 346.ventriculorüm 439, 441.Seröse Häute 262.Sesambein 19, 106, 162.Sichel, grosse, kleine 606, 607.Siebbein 73.Sinnesapparate 683.Sinnesepithelien 532, 683.Sinneszellen 532, 683.Sinus alae parvae 611.


784 Namen- und SachregisterSinus aortae 448, 451.» arteriae pulmonalis 448.cavernosus 86, 611.circularis 611.confluens 610.coronarius cordis 434, 442.» durae matris 500, 607, 609.falcis major s. longitudinalis 610.» minor 610.longitudinales 498.lunatus ulnae et radii 103.Morgagni 306.occipitalis 612.» petrobasilaris 611.» petrososquamosus 612.» petrosus inferior 611.» superior 611.» piriformes 275.pleurae mediastinocostalis 383.» » phrenicocostalis 382.» rectus s. perpendicularis 610.renalis 335, 336.reuniens 493.» sagittalis inferior 610.» » superior 86, 610.» sigmoideus 610, 720.sphenoparietalis 611.tarsi 126.tentorii 610.transversus 86, 610.urogenitalis 343, 344, 345, 349, 370.Valsalvae 448.» venosus corneae 691.Situs viscerüm inversus 335.Sitzbein 42.Skelet, Eintheilung 16.» als Ganzes 150.» der oberen Gliedmassen 99, 119.der unteren Gliedmassen 122,147.des Kopfes 59, 90.des Rumpfes 16, 31.Smegma praeputii 355.Sonnengeflecht 659.Spatia intercostalia 53.Spatium interaponeuroticum suprasternale170.» interosseum antibrachii 103.Speicheldrüsen 284.Speiseröhre 276, 377.Sperma 343, 348.Spermatozoen 10, 348.Spielweite 25.Spina angularis 69.» ilium 42.ischiadica 42.mentalis 81.» nasaiis 72, 75, 79.» palatina 90.» scapulae 1C0.tubae 90.Spinalganglien 533, 536, 539, 540.Spinalnerven, dorsale Aeste 614, 616.» Ram. visceralis der —615,654.Spinalnerven, ventrale Aeste 614, 617.» Vertheilungsgebiet der—615.Wurzeln der — 539.Spindel 724.Spindelläppchen 564.Spinnwebenhaut 550.Spitzenband 28.Splanchnologie 15.Spien 301.Splenium corporis callosi 557, 570.Sprachbahn 542.Sprachcentrum 566.Sprachwindung 566.Sprungbein 126.Sprunggelenk 141.Squama occipitalis 62.S romanum 301.Stäbchen der Retina 699.Stabkranz 596.Stammbronchi 287.Stammesgeschichte 10.Stammlappen 562.Stapes 735.Steigbügel 735.Steissbein 36.Steissknötchen (Steissdrüse) 426.Steissnerve 614, 617, 621.Stellulae Verheyenii 337.Stenson'sches Organ 272.Stephanion 83.Sternum 32, 40.Stimmbänder 288, 291, 292.Stimmritze 288, 289, 292.Stirnbein 72.Stirnlappen 552, 563.Strahlenfortsätze 693.Strahlenkörper 693.Strahlenplättchen 703.Stratum corneum 745.» intermedium 575.Malpighii 746., 3» papilläre 745.reticulatum 575,zonale 574, 576, 582.Streckung 26.Streifenhügel 557, 571.Stria (ae) acusticae 583.cornea 572.longitudinalis Lancisii 569.medullaris thalami 575.» obtectae 569.•» terminalis 572, 574.Strickförmige Körper 580.Subarachnoidealraum 605.Subduralraum 605.Subiculum cornu Ammonis 561.Substantia compacta, spongiosa ossium 19.> corticalis, medullaris d. Nieren336.ferruginea 583.gelatinosa medullae 538, 541.» nigra Sömmerringi 559, 577.ostoidea 284.


Substantia perforata anterior 555, 561.» posterior 556.spongiosa d.Rückenmarkes 535.» vitrea 284.Substanz des Gehirns, graue 527, 592.* » » weisse 527, 594.» d. Rückenmarkes, graue, weisse538.» osteoplastische 17.Sulcus (i) antibrachii 224, 676.arteriae vertebralis 35.arteriosi 60.» atrioventricularis 434.» basilaris 579.bicipitales 223, 675.calcarinus 563.» callosomarginalis 561.carotieus 68.carpi 104.» centralis (Rolandi) 563.cerebri 562.circularis Reilii 562.» corporis callosi 561, 569.costae 39.» cruciatus 566.cubitales 224.deltoideopectoralis 222.dorsalis 50.extremus 565.» frontales 563.norizontalis magnus 584.interparietalis 564.intertubercularis 101.» interventricularis 435, 438.» lacrymalis 76, 79.» lateralis ant. und post. des Rückenmarkes537.» lateralis mesencephali 578.» longitudinalis 583.malleolaris 125.» membranae tympani 65, 720.meningei 71.» mylohyoideus 81.» obturatorius 43.» occipitales 565.» occipitalis anterior 565.» lateralis 565.» occipitotemporalis 564.» oeculomotorii 578.olfactorius 564.opticus 70.orbitales 564.palatini 90.palatinus 78.parallelus 564.parietooccipitalis 563, 565.perpendicularis 565.* petrosus inferior 62, 86.» superior 66, 86.popliteus 249.praesylvius 566.promontorii 719.pterygopalatinus 69.Namen- und Sachregister. 785Sulcus (i) sagittalis 71.- sigmoideus 62, 67, 86.» spiralis 727.subclaviae 40.tali 126.temporales 564.» transversus 60, 62, 67.tubae 90.» tympanicus s. Jacobsonii 719.venosi 60.Summus humerus 222.Supination 26, 111.Sustentaeulum tali 126.Sutura 82.coronalis 72, 83.» frontalis 72.incisiva 77.infraorbitalis 76.internasalis 80.lambdoidea 62, 83.mendosa 63.nasofrontalis 80.» occipitalis transversa 63.» oeeipitomastoidea 63, 64, 83.palatina mediana 77.transversa 78.» parietomastoidea 64, 83.sphenoethmoidalis 83.sphenofrontalis 72, 83.sphenoparietalis 83.» sphenosquamosa 69.» squamosa 64, 83.squamosomastoidea 65.Sylvi'sche Grube 560.Spalte 555, 560, 562, 566.» Wasserleitung 552, 574.Symmetrie des Körpers 6.Symmetrieebene 6.Sympathisches Nervensystem 525, 652.Symphyse 21, 30.Symphysis ossium pubis 47.Synarthrosis 21.Synchondrosis 21.» intersphenoidalis 67, 83.intraoccipitalis 62.» sphenooccipitalis 62, 67, 83.Syndesmologie 14.Syndesmosen 23.Syndesmosis coracoclavicularis 107.» tibiofibularis 140.Synergisten 158, 160.Synostose, praemature, senile 84.Synovia 23.Synovialhaut 22.Synovialscheiden 218.Synovialtaschen 23, 155.Synovialzotten 22.Systeme 5.T.Taenia (ae) coli 305.» fossae rhomboidalis 583.v. Langer-Toldt, Anatomie. 5. Aufl. 50


786 Namen- und Sachregister.Talgdrüsen 747, 753.Talus 126.Tapetum cerebri 573, 599.» nigrum 686.Tarsus des Fusses 125.» der Lider 710.Tast-Apparat 744.Tastkörperchen, Tastzellen 532.Tegmen tympani 64, 730.Tegmentum 559, 577.Tela 5.» chorioidea inferior 560, 579, 580,586, 604.superior 557, 567, 571,604.Tenacula cutis 752.Tendo 154.> Achillis 238.Tenon'sche Kapsel 685.Tenon'scher Raum 692,Tentorium 606.Testis 345.Textura 5.Thalamus opticus 558, 574.Theca folliculi 360.Thenar 216.Thorax 32, 52.Thränenbein 79.Thränendrüse 708, 716.Thränendrüsengrube 89.Thränennasencanal 76, 89, 709, 715.Thränenorgane 708.Thränenpunkte 709.Thränenröhrchen 708, 709, 715.Thränensack 708, 715.Thränensackgrube 76, 79.Thränensee 709, 710.Thränenwärzchen 709.Thymus 287, 669.Tibia 124.Tonsilla cerebelli 585.» palatina 275.3» pharyngea 276.Topographie der Achselhöhle 673.» der Bauchhöhle 383.» der Bauchorgane 390.» der Beckeneingeweide 408.der Beckenhöhle 398, 417.» der oberen Brustapertur 663.der Brusthöhle 377.der Ellbogengrube 676.» des Fusses 680.» des Gehirns 565, 613.der Gesässgegend 678.» des Gesichtes 660.der Halseingeweide 376.» des Halses 662.der Handwurzel 677.» der Haut 752.des Herzens 666.» der Kniekehle 679.des Kopfes 660.Topographie der Lungen 382.» des hinteren Mittelfellraumes671.» des oberen Mittelfellraumes668.» der Mittelhand 677.» der motorischen Punkte 680.» des Oberarmes 675.des Oberschenkels 678.» des Seh-Apparates 714.» des Unterschenkels 679.» des Vorderarmes 676.der Zungenbeingegend 662,664.Torcular 610.Torus occipitalis 63.» palatinus 90.» supraventricularis 441.Trabeculae carneae 441, 445.Trachea 286, 287.Tractus 266.» iliotibialis lasciae latae 231, 248.» olfactorius 555, 561.» optici 555.» spiralis foraminulentus 724, 725.Tragus 739.Trichter des Gehirns 556.» der Schenkelgefässe 253.Trigonum caroticum 167, 664.» colli medium, laterale 167.» habenulae 575.» intercrurale 556.» lemnisci 578.» Lieutaudii 341.» olfactorium 555.Petiti 178.» vesicae 341.Tripus coeliacus (Halleri) 459.Trochanteres 19, 123.Trochlea humeri 101, 112.Trochleae 24.Trochoginglymus 30.Trommelfell 717, 733, 736.Trommelhöhle 64, 717, 730.Truncus arteriosus 430, 439.» brachiocephalicus 452, 490.» costocervicalis 469.» lymphaticus bronchomediastinus518.» coeliacus 519, 523.» jugularis 518.» » lumbalis 519.» » subclavius 518.» thoracicoacromialis 472.» thyreocervicalis 469.Tuba Eustachii 717, 731.» Falloppii 362.Tubenwulst 272, 275, 732.Tuber calcanei 126.» cinereum 556.» frontale 72.ischiadicum 43.


Tuber maxillare 75.* olfactorium 561.» omentale 312.•» parietale 71.» supraorbitale 73.» valvulae 584.Tuberculum acusticum 588.» anterius 35.» anticum atlantis 35.» articulare 65, 95.caroticum 37, 50.» caudatum 313.» cinereum (Rolandi) 582/costae 39.» cuneatum 582.» epiglotticum 290.» fibulae 125.» iliopubicum 42.» intercondyloideum 124.» jugulare 62.» Loweri 442.» majus und minus humeri 101.» mediale, laterale tali 126.» mentale 81.» pharyngeum 62.posterius 35.» posticum atlantis 35.» pubicum 43.» scaleni 40.» sellae 68.» trochleare 73.Tuberositas coracoidea 101.» costalis 101.deltoidea 102.» glutaealis 123.» infraglenoidalis 99.* ossis ilium 42.navicularis 127.» » pubis 43.patellaris 124.» radii, ulnae 103.» tibiae 124.Tubuli contorti, recti der Nieren 338.» » » des Hodens 347.» seminiferi 347.Türkensattel 60.Tunica adventitia 421, 428.» albuginea.testis 347.» dar tos 346.» elastica 428.» intima 421, 427.» media 421, 427.» mucosa 8, 263.muscularis externa 201.» » mucosae 265.» propria 264.» serosa 8, 262.» submucosa 264, 265.3c vaginalis communis 346, 387.» » propria testis 181, 345.» vasculosa, lentis 703.Tyson'sche Drüsen 355.Namen- und Sachregister. 787U.Ulna 103.Umbo femoris 122, 129.» des Trommelfelles 734.Uncus 561.Unterarmknochen 102.Ünterhorn 557, 559, 570, 573Unterkiefer 81.Unterschläfengrube 90.Unterwurm 559, 584.Unterzunge 274.Urachus 340, 370.Ureter 335, 339, 341, 396.Urethra 341, 343.» männliche 349, 412.» weibliche 372, 414.Urniere 344.Urwindungen 566.Urwirbel 6, 32.Uterus 362, 363, 367, 389, 414.» bicornis, duplex 362.» masculinus 351.» schwangerer 368.Utriculus labyrinthi 725, 726.» prostaticus 344, 350.Uvea 685.Uvula cerebelli 584.» palati 275.vesicae 341.V.Vagina 362, 364.» bulbi 685.» nervi optici 687.» recti abdominis 173.tendinis 155.» vasorum 253, 424.VaUecula 559, 584.Valleculae 274.Valvula (ae) atrioventriculares 44ö.» bicuspidalis 447, 448.coli 306.Eustachii 435, 439, 443.foraminis ovalis 439.» mitralis 447.» pylori 303.» pylorica urethrae 413.» semilunares 448.Thebesii 435, 443.»- tricuspidalis 447, 448.Valvulae 266.Varietät 13.Vas aberrans brachii 475.» ~ testis 348.» afferens u. efferens der Glomeruli 337.» deferens 345, 348, 349, 411.» epididymidis 347.Vasa aberrantia. hepatis 317,» afferentia und efferentia der Lymphknoten517.50*


788 Namen- und Sachregister.Vasa capillaria 419, 510.» interlobularia u. intralobularia 316.» lymphatica 515.» vasorum 430.Vater-Pacinische Körperchen 532.Velum medulläre inferius 585.» » superius 558, 575.palatinum 274.Vena (ae) anastomotica facialis 502, 689.angularis 502, 689.anonymae .490, 493.auditiva interna 500, 730auricularis posterior 499, 503.axillaris 504.azygos 491, 494, 496.basilaris 612.basilica 505.» basivertebrales 498.» brachiales. 504.» bronchiales 297.» anteriores 491.» posteriores 497.» cardinales 493.» cava inferior 434, 442, 491, 494.» superior 434, 442, 490, 493.centralis 316.» » retinae 701.» cephalica 505.» cerebri 500, 612.> . cervicalis profunda 498.»t» » subcutanea 499.» ciliares 691, 697.» circumflexa ilium 507.superf. 496, 508.circumflexae humeri 503.comitans hypoglossi 501.»- cordis media, parvae 436.cystica 509.» diploicae 500.» dorsales linguae 501.» » penis subcutaneae °0§s&,» dorsalis penis s. clitoridis. 506. Tp» epigastricae prof. 496, 507.superf. 496, 508.» faciales £02.» femoralis 491, 507.» frontalis 502.» gastricae 509.» gastroepiploicae 509.» gluteae 506.» haemorrhoidales 506, 509.» hemiazygos 494, 496.» » accessoria 497.» hepaticae 431, 491.» » advehentes, revehentes 431» hypogastrica 491, 506.» iliaca communis 491, 495.» intercapitulares 504.» intercostales anteriores 496.» » posteriores 497.» intercostalis suprema 497.» interosseae 504.jugularis anterior 499.Vena (ae) iugularis externa 493, 499.> interna 86, 490, 493, 499.» laryngea superior 501.» lienalis 509.linguales 501.» lumbales 492.» lumbalis ascendens 495, 497.» magna cerebri 612.» » cordis 436.» mammaria externa 503.» mammariae internae 496.» mediana antibrachii 505.» - » basilica 505.» » cephalica 505.colli 499.» » cubiti 506.» mediastinicae anteriores 491.» » posteriores 497.» meningeae 500, 502.mesentericae 508, 509.» obliqua atrii sinistri 436, 494.obturatoria 506.» occipitalis 503.» oesophageae 497.» omphalomesentericae 431.» ophthalmica 530, 688.» ophthalmomeningea 612, 689.» ovarica 492.» parumbilicalis 496, 509.» pericardiacae 491.» pharyngeal 501» phrenicae inferiores 492.» » superiores 491.» poplitea 507.» portae 314, 426, 431, 491, 508.» posterior ventriculi sinistri 436.» profundae 425.» pudendae communes 356, 506.» » externae 508.» pulmonales 297, 489.» radiales 504.renalis 492.sacrales laterales 506.» sacralis media 492.» salvatella 505.» saphena accessoria 508.» magna 253, 508.» » parva 508.» septi pellucidi 612.» spermatica 492.» spinales 551.» spiralis modioli 730.subclavia 490, 493, 503.subcutaneae 425.submentalis 502.subscapularis 503.» supraorbitalis 502.» suprarenalis 492.» terminalis 612. Nthöracicae 503.» thoracicoacromialis 505.» thyreoidea ima 491, 501.thyreoideae inferiores 491, 501.


Vena (ae) thyreoideae superiores 501.thymicae 491.•» transversa colli 499, 503.ulnares 504.umbilicalis 432, 512.vertebralis 498.» * anterior 499.» » posterior 495.» vitellinae 431.» vorticosae 689, 696.Venen 419, 428, 488.» Entwicklung der — 492.Ventral 14.Ventriculus 300.Ventriculus (i) cerebri 552.» » laterales 552, 570.» » quartus 560,580,586.» cordis 433.» laryngis 292.» septi pellucidi 570.» tertius 558, 576.Verdauungs-Apparat 7, 300.Verkalkungspunkt 17.Verknöcherung 17.Verknöcherungspunkte 17.Verlängertes Mark 552, 556, 560, 580.Vermis 559, 584.inferior 559.» superior 559.Verstärkungsbänder 22, 27.Vertebra prominens 37.Vertebrae 32, 33.» verae, spuriae 35.Vesicula germinativa 361.Vesiculae seminales 345, 349.Vestibulum labyrinthi 722.laryngis 292.» nasi 270.» oris 273.» vaginae 371.Vierhügel 558, 574, 575.Vierhügelarme 575.Villi 264.3> intestinales 309.Vincula tendinum 219.Viscera 6, 261.Visceralrohr 6.Visceralspangen 31.Vitellus 361.Vogelklaue 559, 573.Vola manus 120.Vomer 80.Vorbrücke 582.Vorderhirn (secundäres) 553.Vorderhorn (Vordersäule) d. Rückenmarkes538.3» der Seitenkammer 557, 570.Vorderstrang-Grundbündel 547, 600.Vorhaut der Clitoris 371.» der Eichel 355.Vorhof des Kehlkopfes 292.» dos Labyrinthes 721, 722.Namen- und Sachregister. 789Vorhof der Scheide 370.Vorhofsfenster 719, 722.Vorhofsnerve 667.Vorhofstreppe 723.Vorkammern des Herzens 433, 442, 445.Vorkammerscheidewand 439, 443.Vormauer 558.Vorsteherdrüse 349.Vulva 370.W.Wachsthum 13.Wadenbein 125.Wärzchen 264.Warzenfortsatz 59.Warzenhof 373.Wasserleitungen d. Labyrinthes 66, 722,724, 728.Werkzeuge 5, 261.Wharton'sche Sülze 512.Windungen des Grosshirns 562.Winkelgelenk 27.Wipfelblatt 584.Wirbel 32, 33, 37.» Bandapparate der — 44.» Beweglichkeit der — 50.Entwicklung der — 32, 37.Gelenke der — 51.Wirbelbögen 32, 34.Wirbelkörper 32, 33.Wirbelloch 34.Wirbelsäule 32, 48.Wirtelvenen 696.Wolff'scher Gang, Körper 344.Wollustkörperchen 532, 751.Wrisberg'scher Knorpel 293.Wundernetze 426.Würfelbein 126, 127.Wurm 559.Wurmfortsatz 301.Wurmpyramide 584.Wurzeln der Gehirnnerven 586.» der Spinalnerven 539, 543.Wurzelscheiden der Haare 749.Z.Zähne 281.Zäpfchen des Gaumens 275.» des Kleinhirns 584.Zahnbein 283.Zahnfleisch 274, 283.Zahnpapille 281, 284.Zahnsäckchen 284.Zahnwechsel 282.Zapfen der Retina 699.Zarter Strang 582.Zehen 128.Zellblutleiter 611.Zelle 2.


790 Namen- und Sachregister.Zellhaut (Zellmembran) 2.Zellkern 2.Zellkörper (Zellleib) 2.Zellstoff 2.Zelt 585, 586.Zerklüftungsspalten der Haut 754.Zipfelklappen 446.Zirbel 558, 575.Zirbelstiele 575.Zona ganglionaris 729.» orbicularis 131. .» pellucida 11, 361.Zonula ciliaris (Zinnii) 703.Zotten 264, 309.Züngelchen 584.Zunge 279. £Zungenbälge "281.Zungenbein 82.Zungenbeinmuskeln 164.Zungenläppchen 564.\Zungenpapillen 280. .Zwerchfell 183, 198, 619.Zwickel 563.Zwinge 599.Zwischengelenksbänder 23, 31.Zwischenhirn 553, 574.Zwischenkiefer 77.Zwischenrippenmuskeln 172, 198.Zwischenrippenräume 58.Zwischenschicht 575, 596.Zwisohensubstanzen 3.Zwischenvenen 316.Zwischenwirbellöcher 34.Zwölffingerdarm 300, 304, 395.Zwölffingerdarmgekröse 325.


Erklärung der Abbildungen auf Tafel I.Fig. 1, 2 und 3 sind schematisirte Darstellungen des Zustandes der Gekröse,entsprechend der 6. Woche, der 8, Woche und der Mitte des 4-. Monates der embryonalenEntwicklung des Menschen. A Aorta, Ma Magen, Mi Milz, P Prancreas,Z Zwölffingerdarm (in Fig. 3 von dem Mesocolon bedeckt), B Blinddarm, G. d. Colondescendens, F. d. j. Flexura duodenojejünalis, F. c. s. Flexura coli sinistra, F. c. d.Stelle der späteren Flexura coli dextra, F. s. Flexura sigmoidea, Me Mesogastrium(in den axialen Theil desselben, der den Körper und Schweif des Pancreas enthält,eingeschrieben), Z. G. Zwölffingerdarmantheil des Mesogastriums mit dem Kopfdes Pancreas, G. N. Netzantheil des Mesogastriums. In Fig. 1 und 2 ist in dasMesogastrium die Arteria coeliaca mit ihren drei Hauptästen roth eingetragen. DieArteria hepatica propria (A) ist, da sie aus dem Mesogastrium austritt, nur als Stumpfgezeichnet. Mes Gekrösgebiet der Arteria ^mesenterica superior mit der Astfolgeder letzteren. M. c. d. Mesocolon descendens mit der Verzweigung der Arteriamesenterica inferior. In Fig. 3 ist der Stamm dieser Arterie und seine erste Verzweigungpunktirt gezeichnet, weil sie hinter dem Dünndarm-Convolut liegt, ch Ductuseholedochus.Die Anordnung des Gekrösbezirkes der Arteria mesenterica superior inFig. 3 ist aus Fig. 2 in der W T eise abzuleiten, dass der Blinddarm mit dem anschliessenden,beträchtlich in die Länge gewachsenen Theil des Dickdarmes an deroberen Seite des Dünndarm-Convolutes derart nach rechts herüber verschobenworden ist, dass die Anlage der Flexura coli dextra und der entsprechendeTheil des Mescolon vor den Zwölffingerdarm und das Zwölffingerdarmgekröse zuliegen kommt., Fig. 4 und 5. Schematisirte und vergrösserte Horizontaldurchschnitte durchden Rumpf des menschlichen Embryo im Bereiche des Magens und des Mesogastriums,und zwar in der Höhe des Pancreas-Körpers. Fig. 4 entspricht demAnfang des 3. Embryonalmonates, vor der Anwachsung des axialen Theiles desMesogastriums an das Peritoneum parietale der hinteren Rumpfwand, Fig. 5'demEnde des 4. Monates, also der Zeit, in welcher diese Anwachsung schon theilweiseerfolgt ist. Gelb ist der Durchschnitt des Mesogastrium, in dessen axialem Theileder schief durchschnittene Körper des Pancreas, P, enthalten ist; die blaue Liniestellt das Peritoneum parietale dar. R. W Rumpfwand, Ne Nebennieren, L Leber,L. c. Lobus caudatus der Leber, Ma Magen, Mi Milz, Gm. Omentum minus, B Bursaomentalis, V Vorraum derselben, A Aorta, D Ductus venosus.Fig. 6. Schematisirter und vergrösserter Horizontaldurchschnitt durch dielinke Hälfte des Rumpfes eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate. DerDurchschnitt trifft die linke Niere (Ali), das Colon descendens (C), das in gelber Farbegehaltene Mesocolon descendens, welches bereits eine Strecke weit an das Peritoneumparietale, P. p. (blau), angewachsen ist, jedoch mit demselben an dem medialenRande der Niere noch eine offene Spalte (R), die Anlage des Recessus intersig.-moideus, begrenzt. R. W Rumpfwänd, A Aorta.


ZTi^Langei—Toldt, Anatomie 5.Aufl.Taf.I.Verlag v. Wilhelm Braumitiler, Wien undLeipzig.Li&.Mst.v.mBamtim0ggfr


Erklärung der Abbildungen auf Tafel ILFig. 1. Der Kreislauf des Fruchthofes beim Hühner-Embryo am 3. Brüttage.Nach F. M. Balfour.H Herz, A Aorta, aus deren Bögen die Carotis interna und externa entspringen,A. o. m. Arteria omphalomesenterica, S. v. Sinus venosus, D. C. DuctusCuvieri, V. j. Vena jugularis, V. c. Vena cardinalis, V. o. m. Vena omphalomesenterica,V. v. a. und V. v. p. Venae vitellinae anteriores und posterior, S. t. Sinusterminalis.Fig. 2. Gefäss-System eines menschlichen Embryo von 2-8 Mm. Körperlänge(18. bis 2U. Tag der Entwicklung) in der Ansicht von vorne. Nach zwei Abbildungenvon W. His zusammengestellt.1—4. Kiemenbögen mit den zugehörigen Arterienbögen, welche mit ihrendorsalen Verbindungsstücken in die anfangs paarige Aorta descendens übergehen.Aus dem unteren unpaarigen Stück der Aorta descendens entstehen die Arteriacoeliaca (A. c), die Arteria omphalomesenterica (A. m.) und schliesslich die beidenArteriae umbilicales (A. u.). V. u. Venae umbilicales, V. o. m. Vena omphalomesenterica,V. j. Vena jugularis, V. c.Vena cardinalis, D. C. Ductus Cuvieri, S. r. Sinusreuniens, FA. Vorhof, H. K. Kammerantheil des Herzens, T. a. Truncus arteriosus,(vom. Herzen ist nur die Lichtung durch blaue und rothe Farbe angedeutet, diemusculöse Wand desselben jedoch weggelassen). M Mundbucht, L Leberanlage,D Mitteldarm, Un Urniere.Fig. 3. Construction des Herzens und des Gefäss-Systems eines menschlichenEmbryo von 4 - 2 Mm. Körperlänge (22. bis 23. Tag der Entwicklung), in der Ansichtvon der Seite. Nach W. His.H. K. Kammertheil des Herzens, A. c. Auricula cordis, T. a. Truncus arteriosus,1—5 die Kiemenbögen mit den arteriellen Gefässbögen und den ventralenund dorsalen Verbindungsstücken der letzteren, 1 0 und 1 ü Oberkieferfortsatzund Unterkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens, G. i. Carotis interna, A. d. Aortadescendens, A. u. Arteria umbilicalis, V. u., V. o. m., V. c, V. j., ]).t'. # und S r. wiein Fig. 2. — N. Bl. Stiel der Nabelblase, D hinterer, bereits geschlossener Theil desDarmes (Umrisse punktirt). Bei D' ist der Darm noch in weit offener Verbindungmit der Nabelblase. AI Allantois, L Leberanlage, G Gehörbläschen.Fig. 4, 5 und 6. Entwicklungsstufen des menschlichen Herzens aus der3. bis 5. Woche. Vergrössert. Nach W. His.FA. Vorhof, T. a. Truncus arteriosus, A. c. Auricula cordis, R. K. und L. K.Rechte und linke Kammer, S. i. Sulcus interventricularis.


Zu-v-.Langer -Toldt, Anatomie 5.Aufl.Taf.1.Verlagv. Wilhelm Bra.umuller,WienundLeipzig.li&.Änsl.v.Th.Baixmarfh,WieR.


Erklärung der Abbildungen auf Tafel III.Bezeichnungen, welche an mehreren Abbildungen gleichlautend vorkommen:A. primäre Augenblase, M.F. Mediale Fläche der Grosshirnhemi-Ad.F. Adergeflechtspalte,sphäre,B. Balken, N. Nachhirn,B. F. Bogenfurche, 0. Stiel der primären Augenblase (An-Br. Brücke,läge des N. opticus),O.a. Commissura anterior,R. Rückenmark,Gh. Chiasma nervorum opticorum, R.L. Riechlappen,F. Fornix und seine Fortsetzung S.p. Septum pellucidum,als Fimbria,St. Streifenhügel,F.c. Fasciola cinerea,TA. Thalamus opticus,F.d. Fascia dentata,Tr Trichtergegend,,H. Hemisphärenbläschen, U Uncus,Hk. Hinterhirn,Vh Vierhügel,Kl. Kleinhirn,Z Zwischenhirn.M. Mittelhirn,Fig. 1 bis 4. Construction der Anlage des Gehirns bei menschlichen Embryonenaus der 3., 4., 5. und 8. Woche. Copien nach W His. In Fig 1 bezeichnet G. dasGehörbläschen.Fig. 5. Kopf eines menschlichen Embryo von 12-4 Cm. Körperlänge (aus demEnde des 4. Monates) im median-sagittalen Durchschnitte. Verlängertes Mark, Brücke,Kleinhirn, Vierhügel, Grosshirnstiele und der grössere mediale Abschnitt des Sehhügelssind abgetragen worden, um den Randbogen (R. B.) in seiner ganzen Ausdehnungdarzustellen. An dem concaven Rande desselben ist der hintere Antheildes Fornix, welcher die Fimbria bildet, schon deutlich zu unterscheiden. Balken undSeptum pellucidum sind eben in den ersten Anfängen vorhanden. T. G. Tentoriumcerebelli, K Knorpelanlage für das Grundbein und für die Nasenscheidewand.Fig. 6. Linke Hälfte des Grosshirns von der medialen Seite her gesehen. Voneinem menschlichen Embryo von 25 Cm. Körperlänge (Mitte des 6. Monates). DieselbenTheile wie in Fig. 5 sind abgetragen worden, um die Umbildung des Randbogensin die Fimbria und in die Fascia dentata zur Darstellung zu bringen.Ebenso ist die Fortsetzung der letzteren als Fasciola cinerea über die obere Flächedes Balkens, sowie die weitere Ausbildung des Balkens und des Septum pellucidumzu erkennen. Die Commissura anterior ist gleichfalls schon vorhanden. P ist einerhalten gebliebener Theil des Grosshirnstieles.Fig. 7. Linke Hälfte des Gehirns von der medialen Seite her im mediansagittalenDurchschnitte gesehen. Von einem menschlichen Embryo von 29 Cm.Körperlänge (Ende des 6. Monates). Von dem Fornix ist nur der vordere Abschnitt,die Säule, zu sehen. Die mediale Fläche des Sehhügels mit dem stark vortretendenTrichter zeigt die Wand der dritten Gehirnkammer an. F. M. Foramen Monroi,Aq. Aquaeductus Sylvii, IV. K. Vierte Gehirnkammer.Fig. 8. Ansicht der äusseren Oberfläche des Gehirns von der rechten Seite.Von demselben Embryo, aus welchem Fig. 6 dargestellt wurde. SU. Stirnlappen,Seh. Scheitellappen, Schi. Schläfenlappen. In Gegend der Insel, in der noch sehr weitenSylvi'schen Grube frei vorragend.Fig. 9. Frontaler Durchschnitt durch den Kopf, annähernd an der Grenzezwischen dem Gebiet des Stirn- und Scheitellappens. Von einem 8 Wochen altenmenschlichen Embryo; zehnmal vergrössert. Si. Grosse Sichel, S. K. Seitenkammer,Adg Adergellccht, III. A*. Dritte Gehirnkammer, Ae Aeussere Bedeckung des Kopfes.


Zu^Langei» -Toldt .Anatomie 5 Aufl.Taf. BT.f-lä,Verlag v. Wilhelm Braumiiller, Wien undleipzig.Zi±ÄiiSf.v:Th.BaimvSprth.,Wien.


Faculdade de medicina — S. Pauloo'RLIOTECAAUTOR611.9L263L-tANGERi-€aTi--V-;--tote%«eh--4e^~&y«4i-emat-i-sel^&--«i«l--ti^|>ö- 0^;-fiXflpflJSf.llfiTl Anatomie.RETIRADAASSINATURADevolu;5oATE5or!|,Pedimos näo retardar a devolucäo destaobra. No cartäo anexo Consta a data na quäla mesma deverä ser devolvida ä Biblioteca.AGRADECEMOS A SUA COLABORACÄOMOD. FM<strong>USP</strong> 102


'•

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!