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ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

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„Wenn man sieht, was mansieht, wenn man hört, was manhört, hat man wirklich Grund, zudenken, was man denkt.” AltesSchweizer Sprichwort„It`s a man's man's man's world"Soul-Titel von James BrownEINLEITUNG UND PAMPHLETDie Transsexualität als solche ist ein uraltes Phänomen - das Wandeln zwischenden Geschlechtern ist so alt wie die Menschheit. In der Antike und bei denIndianern Amerikas wurden jene, die ihre Geschlechterrolle wechselten, sogarverehrt. Unsere monochristliche Kultur kennt dagegen — wie die islamische unddie jüdische — nur zwei streng definierte Rollenbilder: Mann und Frau. AlleErscheinungsformen des Menschen, welche nicht in dieses binäre Schema passen,sind in diesem Eindeutigkeitsdenken suspekt und vor allem änderungsbedürftig:Die soziale Konstruktion des Andersseins ist vorprogrammiert, ein ausgeprägtes„Kästchendenken" (Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität,Transvestitismus, Androgyn-Status usw.) tut sein übriges zur entsprechendenFestschreibung.Die Toleranz gegenüber dem Anderssein ist deswegen nur langsam gewachsen,und besonders die Konstituierung des Transsexuellengesetzes TSG in Deutschland(per 1.1.1981) hat dazu geführt, daß der Umgang mit dem PhänomenTranssexualität — weil die chirurgische Geschlechtsumwandlung als (mögliches)Endziel sich abgekoppelt hat vom Weg des transsexuellen Erlebens — nicht geradeerleichtert worden ist, ja eigentlich für viele Menschen — in ihrem Bemühen ummehr Verständnis — erschwert. Das individuelle Ausleben des transsexuellenEmpfindens über die „Möglichkeit des Andersseins", d. h. der soziale Geschlechtswandelalleine (wie beim indianischen Berdachentum) wird immer mehr ins Abseitsgestellt, und was einst als unerläßlicher Weg — als langfristiger „Alltagstest"sozusagen — gedacht war, gerät immer mehr zur Frage der „technischenMachbarkeit": Die meist unmittelbare, möglichst kurzzeitige Realisierung dertechnisch-chirurgischen Geschlechtsumwandlung gemäß den entsprechendenTSG-Paragraphen — das „Frau- bzw. Mann-Werden" — wird an den „Goodwill" derGutachter delegiert. Daß das spätere soziale »Frau- bzw. Mann-Sein" dann um soschwerer ist (weil die Vorbereitung, das „Vorspiel" sozusagen, nicht erlebt, sondernnur „inszeniert" wird), dürfte verständlich sein. In Verbindung mit den zahllosen,unabsehbaren gesundheitlichen Folgen des GeschlechtsumwandlungsRituals bleibtder transsexuelle Mensch dabei dann (meistens) vollends auf der11

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