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ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

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schlimme Blasphemie. Besonders Gorsky jedoch relativierte die von ihm initiierteSuche nach der Rolle des Gehirns für die sexuelle Orientierung dann aber wieder,indem er darauf hinwies (u. a. in einem Vortrag über die „sexuelle Differenzierungvon Gehirnstrukturen" auf dem Symposium der deutschen Gesellschaft fürEndokrinologie in Berlin Anfang 1993), daß die verschiedenen daran arbeitendenForschergruppen gelegentlich auch unterschiedliche Ergebnisse erzielten — wodie eine Gruppe einen Unterschied in den Hypothalamus-Kernstrukturen vonMann und Frau feststellte (zwei Zellgruppen, die Kerne INAH 2 und 3, wären beiMännern etwa doppelt so groß wie bei Frauen), fand die andere wiederum keinesolch nennenswerten Unterschiede. Interessant war weiter, daß sich bei Experimentenmit Ratten als Versuchstieren herausstellte, daß die Unterschiede hierwesentlich deutlicher ausgeprägt waren: Die männliche Ratte besitzt Kerne vomsiebenfachen Ausmaß der Kerne im Gehirn der Weibchen.Die von Gorsky in der Folge immer stärker vertretene These impliziert dannauch, daß das Gehirn in seiner ursprünglichen Form weiblich sei undSexualhormone das ursprünglich weibliche Gehirn bei einem Mann entsprechendvermännlichen. Bei Homosexuellen sei dieser Prozeß nicht vollständig abgelaufen,und, wie der Wissenschaftler es formulierte: „Schwule sind schwul, weil ihrGehirn nicht völlig männlich geworden ist." Allerdings will Gorsky die sich dabeiausbildende Kausalkette:— das Y-Chromosom als Auslöser der Hodenentwicklung— die Hoden als Produzenten des männlichen Geschlechtshormons Testosteron— dieses Hormon als formende Kraft in den Hypothalamus-Kernen für diemännliche Sexualität— die abweichenden, nur halb so großen Kerne bei Homosexuellen alsUrsache schwuler Orientierungaus zwei Gründen so nicht gelten lassen. Zum einen ist Testosteron nicht dasmännliche Sexualhormon schlechthin, genauso wie auch Östrogen nicht das reinweibliche Hormon ist (eine der größten Ostrogen-Quellen ist beispielsweise derPferdehoden) — beide Geschlechter hätten vielmehr auch beide Hormone, allerdingsin unterschiedlichen Mengen (und Konzentrationen). Zum anderen werdedie sexuelle Orientierung statt von einer solchen Kausalkette eher von einemKausalnetz bestimmt: Umwelt, Hormone und Gehirn sind Faktoren, die sichgegenseitig beeinflussen und bedingen. Von einem Schwul-Zentrum im Gehirnvon Homosexuellen könne in einem solchen einseitigen, bestimmenden Sinnewohl nicht die Rede sein. Siehe hierzu auch die weitergehenden Ausführungen inKapitel 12.4 1

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