13.07.2015 Aufrufe

ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wiedergeburt, mal als Tier, mal als Pflanze, mal als Mensch (als Teil und nichtals Herrscher der Natur = indianisches Denken!) — als Symbol dazu dient dasRad. Der Buddhismus lehrt: „Wer seinem Herzen freien Lauf läßt, ohne es zuzügeln, wird das Nirwana nicht erreichen; deshalb müssen wir das Herz imZaume halten, uns von den Aufregungen der Welt fernhalten und die Ruhe desGemütes suchen." Der Weg zum Ziel ist wichtiger als das Ziel selbst.In einer solchen Religion der Liebe, der Sanftheit, hat ein so völlig künstliches,unnatürliches Konstrukt wie die chirurgische Geschlechtsumwandlung, das denMenschen physisch und psychisch kaputt macht, logischerweise nichts zusuchen. Die Geschlechtschirurgie ist ein christlich-patriarchalisches Erbe, und nurder Weg des transsexuellen („menschlichen") Erlebens kann als Möglichkeit einerpersönlichen, individuellen Lebensform akzeptabel sein (und nicht nur das Ziel derchirurgischen Geschlechtsumwandlung als alleinige Voraussetzung).In diesem Sinne ist das Phänomen der Transsexualität als „besondereAusprägung einer Persönlichkeit" (Volkmar Sigusch) zu respektieren, und keinmedizinisch-chirurgischer Experimentierbereich, schon gar keine Krankheit (wiedies die TSG-Transsexuellen — im Kampf um staatliche Gelder und Pfründen —unbeirrbar, dem homosexuellen Verständnis diametral entgegengesetzt, für sich inAnspruch nehmen). Die Eigendynamik des heutigen Transsexualitätssyndromsund die Suggestivkraft der modernen Medien — das Thema ist „in” — haben allerdingsbesonders in letzter Zeit dazu geführt, daß eine derart vom Patriarchat inszenierteStörung der Geschlechtsidentität individueller Natur vorwiegend zu einerauf Sex, „Perversitäten", Klischees und Vorurteile reduzierten „Störung derMediennormalität" auf kollektiver Voyeurismusgrundlage umstrukturiert wordenist — der vorgegebene „Zoo-Effekt" schließt dabei offenbar jegliche Homosexualitätskomponenteaus. Und um den Unterhaltungswert des Phänomens Transsexualitätnochmals ausdrücklich zu illustrieren, tönt es dann aus der Patriarchen-Hochburgdes „stern" (13/93): „Im Salambo ist ein Gutteil der Artistinnenerst durch Operation zur Frau geworden und arbeitet noch die Rechnung desChirurgen ab. Transvestiten (!), heißt es, könnten auch sechs Nummern am Abendbesser wegstecken (!)." Wie lange muß eine solche Ansammlung vonpatriarchalischer Hybris, von Sexismus und Zynismus noch hingenommen werden?Ebenso wie in den Medien ist das Patriarchat auch in Medizin und Wissenschaftnoch immer überaus stark vertreten — besonders die deutsche Ärzteschaft istdiesbezüglich überaus patriarchalisch organisiert — und hat — aus welchenGründen dann auch — in der Folge die Konstituierung der medizinischenTranssexualität (in Deutschland vor allem Prof. Eberhard Schorsch) entscheidendbeeinflußt. Und wie sehr sich die Öffentlichkeit inzwischen dieser patriarchalischmedizinischenAbhängigkeit bewußt wird, zeigen solche Formulierungen wie:»Artisten mit dem Skalpell", »Feudale Strukturen im Gesundheitswesen",„Gesundheitsindustrielle", „Medizinische Experimentier-Künstler" sowie „Patientenals Versuchskaninchen". Nicht zuletzt sind solche Verhältnisse in der Realisierungder heutigen Geschlechtschirurgie als festinstitutionalisiertes Ritual gleichfallsimmer manifester geworden. Denn oft scheint nur das Resultat zu zählen, dieMomentaufnahme wird gezeigt und der Mensch anschließend ver-19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!