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Kohleflözgas – Aufstieg eines Energieträgers - RDB eV

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Bergbau<br />

<strong>Kohleflözgas</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufstieg</strong> <strong>eines</strong> <strong>Energieträgers</strong><br />

<strong>Kohleflözgas</strong> ist ein Methanreiches<br />

Gas aus Kohle, dessen<br />

Nutzung weltweit steigt. Dank des<br />

weltweit zunehmenden Energiebedarfs<br />

ist die Förderung von<br />

<strong>Kohleflözgas</strong>, welches zu den<br />

nicht-konventionellen Gasen<br />

gerechnet wird, wirtschaftlich<br />

interessant. Diese nicht-konventionellen<br />

Gase hatten 2007 bereits<br />

einen Anteil an der Welt-Erdgasförderung<br />

von 6 %, mit ansteigendem<br />

Trend. 2007 wurden weltweit<br />

45,7 Mrd. m³ <strong>Kohleflözgas</strong><br />

gefördert (Bild 1). Dies entspricht<br />

einem Energieinhalt von 39 Mio. t<br />

SKE. <strong>Kohleflözgas</strong> wird noch über<br />

sehr lange Zeiträume als Energieträger<br />

zur Verfügung stehen, da<br />

es kohlebürtig ist und die weltweite<br />

Kohleversorgung mindestens<br />

bis 2100 aus geowissenschaftlicher<br />

Sicht unkritisch ist [1].<br />

Gase aus Kohlen unterscheiden<br />

sich in Herkunft und Zusammensetzung.<br />

Daher sind folgende Begriffe üblich:<br />

Kohlegas ist ein Oberbegriff<br />

für natürlich gebildete Gase aus<br />

der Kohle sowie für über die technische<br />

Kohlevergasung erzeugte<br />

Gase.<br />

<strong>Kohleflözgas</strong> ist der Oberbegriff<br />

für alle natürlichen Gase aus der<br />

Kohle, wie Flözgas und Grubengas<br />

(Bild 2). Flözgas ist das<br />

aus Kohleflözen in unverritztem<br />

Dr. Thomas Thielemann, Köln*<br />

Gebirge etwa durch eine Bohrung<br />

freigesetzte Gas, im Englischen<br />

coalbed methane (CBM) genannt.<br />

Das durch Bergbautätigkeit im<br />

Grubengebäude unmittelbar oder<br />

nach Jahren austretende Kohle-<br />

flözgas wird als Grubengas bezeichnet.<br />

Es gliedert sich in das coalseam<br />

methane (CSM), welches aus<br />

dem aktiven Bergbaubetrieb<br />

durch Absaugung und Grubenbewetterung<br />

entfernt wird, und in<br />

das coalmine methane (CMM),<br />

das im stillgelegten Bergwerk<br />

noch über Jahre aus den Flözen<br />

entweichen kann.<br />

<strong>Kohleflözgas</strong> ist in allen Kohlelagerstätten<br />

zu erwarten, deren Kohlen das Reifestadium<br />

der Flammkohle bzw. „high volatile<br />

bituminous B coal“ (d. h. 0,7 % VRr,<br />

VR = Vitrinitreflexion) erreicht oder überschritten<br />

haben, so dass es zu einer umfangreichen<br />

Methanbildung kam. Daneben<br />

müssen die Versenkungsgeschichte der<br />

Lagerstätte und die heutige geologische<br />

Situation eine Gasspeicherung erlauben.<br />

Die höchsten Gasinhalte sind in Fett- bis<br />

Magerkohlen zu erwarten, während sich<br />

die hohe Inkohlung des Anthrazits negativ<br />

auf die Gasführung auswirken kann.<br />

Braunkohlelagerstätten sind aufgrund ihrer<br />

geringen Maturität für eine <strong>Kohleflözgas</strong>nutzung<br />

nicht relevant.<br />

*Dr. Thomas Thielemann,<br />

RWE Power AG, Abt. PBT-M<br />

Stüttgenweg 2, 50935 Köln<br />

Tel.: 0221/4800<br />

email: thomas.thielemann@rwe.com<br />

1 Entwicklung der weltweiten <strong>Kohleflözgas</strong>förderung von 1970 bis<br />

2007 Grafik: RWE Power AG<br />

Reserven und Ressourcen<br />

Nach heutigem Kenntnisstand verfügen<br />

78 Staaten über <strong>Kohleflözgas</strong>ressourcen.<br />

Derzeit sind in 56 Staaten die Bedingungen<br />

so günstig, dass neben den Ressourcen ein<br />

weiterer Teil der Vorkommen als wirtschaftliche<br />

Reserven ausgewiesen wurde. Diese<br />

Reserven haben eine statische Reichweite<br />

von mindestens 23 Jahren. Die Gewinnung<br />

von <strong>Kohleflözgas</strong> erfolgt derzeit vor allem in<br />

den USA, in Australien, Kanada, China, Indien,<br />

Deutschland, Großbritannien, Polen,<br />

Russland und der Ukraine.<br />

Die <strong>Kohleflözgas</strong>ressourcen der Welt<br />

beliefen sich 2007 auf 235 T.m³ (ca. 201<br />

Gt SKE). Davon verfügt Russland mit 80 T.<br />

m³ (= Billionen m³) über die größten Ressourcen,<br />

gefolgt von Kanada mit durchschnittlich<br />

54,5 T.m³, China (35 T.m³), Australien<br />

(14 T.m³), der Ukraine (12 T.m³), den<br />

USA (11 T.m³) und Indien (4 T.m³). Zu den<br />

Ressourcen sind noch 1,051 T.m³ an wirtschaftlich<br />

gewinnbaren Reserven zu addieren.<br />

Das hohe Ressourcen:Reserven-<br />

Verhältnis von 221:1 deutet auf den noch<br />

geringen Explorationsgrad dieses Rohstoffes<br />

hin. Folglich ist in den kommenden<br />

Jahren mit einer steigenden Nutzung von<br />

<strong>Kohleflözgas</strong> zu rechnen.<br />

In Russland, Kanada und China führte<br />

eine umfangreiche Exploration zu Reserven<br />

von jeweils über 130 G.m³ (= Milliarden<br />

m³; Bild 3). In den USA, dem Land mit seit<br />

30 Jahren ausgedehnten Explorationstätigkeiten,<br />

ließen diese Aktivitäten die Reserven<br />

sogar auf gut 480 G.m³ ansteigen. Das lässt<br />

den Schluss zu, dass die weltweit zunehmende<br />

Exploration auf <strong>Kohleflözgas</strong> die Reserven<br />

in den nächsten Jahren weiter steigern<br />

wird. Länder mit kleineren, aber umfangreich<br />

genutzten Reserven sind z.B. Tschechien<br />

(3,5 G.m³), Deutschland (2,2 G.m³), Polen<br />

(1,9 G.m³) und Großbritannien (1 G.m³).<br />

2 Gliederungsübersicht für <strong>Kohleflözgas</strong>. Entsprechend ihrer Herkunft<br />

enthalten die Gase unterschiedliche Gehalte an Einzelsubstanzen.<br />

KWs = Kohlenwasserstoffe. [2]<br />

bergbau 2/2008 63


Bergbau<br />

Förderung, Handel und<br />

Verfügbarkeit<br />

Die globale Förderung von <strong>Kohleflözgas</strong><br />

zur Wärme- und Stromproduktion<br />

stieg in den letzten Jahren deutlich. Waren<br />

es 1984 noch 23 G.m³ [3], stieg diese<br />

Zahl bis 2001 um 84 % auf etwa 42,3 G.<br />

m³ [4]. Bis 2007 nahm die Produktion noch<br />

einmal um 8 % auf 45,7 G.m³ zu (Bild 1).<br />

Dieser Trend zeigt die besonders in einigen<br />

Industrieländern rasante Entwicklung<br />

der <strong>Kohleflözgas</strong>nutzung. Daneben<br />

werden jedoch jedes Jahr in der gleichen<br />

Größenordnung Methanmengen aus dem<br />

Kohlebergbau ungenutzt in die Atmosphäre<br />

freigesetzt. Hier ist noch viel zu tun.<br />

Die <strong>Kohleflözgas</strong>förderung ist weiterhin<br />

besonders dominiert von den USA. 88,7 %<br />

der Weltförderung 2007 entfallen auf dieses<br />

Land (40,5 G.m³). 2001 waren es noch<br />

93,7 %. Dieses zeigt, dass auch andere<br />

Staaten eine steigende <strong>Kohleflözgas</strong>produktion<br />

aufweisen. Hinter den USA folgen<br />

Australien mit 2,2 % (1,1 G.m³), China mit<br />

1,5 % (0,69 G.m³), und Deutschland mit<br />

1,3 % (0,57 G.m³).<br />

Für nicht-konventionelle Erdgase wie<br />

das <strong>Kohleflözgas</strong> ist es charakteristisch,<br />

dass ihre Nutzung nur nach technischen<br />

Neuerungen oder steuerlichen Vergünstigungen<br />

wirtschaftlich wird. In den USA gab<br />

es seit den 1980er Jahren steuerliche Anreize,<br />

<strong>Kohleflözgas</strong> zu nutzen („section 29<br />

tax credits“). Die Resonanz war in den ersten<br />

Jahren zurückhaltend. Ende der 1980er<br />

und zu Beginn der 1990er Jahre kam es zu<br />

einem Anstieg der Bohrtätigkeit [5], da diese<br />

Vergünstigungen nur für Bohrungen galten,<br />

die bis Ende 1992 niedergebracht worden<br />

waren. Im Gesetz gab es die Auflage,<br />

diese steuerlich geförderten Bohrungen bis<br />

Ende 2002 in Produktion bleiben zu lassen.<br />

Dass es ab 2003 nicht zu einem Einbruch<br />

in der US-Produktion kam, ist ein weiteres<br />

Zeichen dafür, dass die <strong>Kohleflözgas</strong>produktion<br />

wirtschaftlich ist.<br />

In Russland könnte <strong>Kohleflözgas</strong> in den<br />

nächsten Jahren noch interessanter werden,<br />

da Russland den eigenen Kohlebedarf<br />

durch Ersatzbrennstoffe drosseln möchte.<br />

Erdgas scheidet als Ersatz aus, da es verstärkt<br />

als Devisenbringer exportiert werden<br />

soll. Viele russische Kohlegruben könnten<br />

mit Grubengas anstelle von Kohle einen<br />

Teil ihres Energiebedarfs decken. Nach [6]<br />

können im Kusnetsk-Becken je nach Grube<br />

zwischen 5 und 50 % der benötigten<br />

Energie aus dem bisher kaum genutzten<br />

Grubengas gewonnen werden.<br />

China ist <strong>eines</strong> der kohlereichsten Länder<br />

und verfügt über die drittgrößten <strong>Kohleflözgas</strong>reserven<br />

der Welt (139,4 G.m³). Die<br />

hohe Bevölkerungsdichte sowie die rasante<br />

industrielle Entwicklung bei gleichzeitig<br />

ineffizienter und umweltbelastender Kohleindustrie<br />

machen eine rasche Erschließung<br />

64 bergbau 2/2008<br />

3 Verteilung der globalen <strong>Kohleflözgas</strong>reserven 2007 von 1.051 G.m³ (Mrd. m³)<br />

Grafik: RWE Power AG<br />

des <strong>Kohleflözgas</strong>potenzials erforderlich.<br />

Die chinesische Regierung engagiert sich<br />

in der Entwicklung von Flözgasvorkommen<br />

und gründete 1995 die China Coalbed Methane<br />

Corporation. Ihr Ziel war, mit Hilfe<br />

ausländischer Firmen die <strong>Kohleflözgas</strong>förderung<br />

bis zum Jahr 2000 auf 1 G.m³ zu<br />

steigern. Vor allem begrenzte finanzielle<br />

Mittel und eine marode Infrastruktur führten<br />

dazu, dass im Jahr 2000 nur 40 % und<br />

auch 2007 nur 70 % dieses Ziels erreicht<br />

wurden.<br />

<strong>Kohleflözgas</strong>nutzung in<br />

Deutschland<br />

Im 20. Jahrhundert wurden die abgesaugten<br />

Gase zunehmend energetisch genutzt.<br />

Ab 1908 verwertete man Grubengas<br />

(CSM) im Saarland für die Dampferzeugung.<br />

1948 wurde in der Grube Hirschbach<br />

die erste CSM-Gasabsauganlage in Betrieb<br />

genommen. Bis 1954 kamen 12 weitere<br />

Anlagen hinzu. Inzwischen existiert im<br />

Saarland ein 93 km langes Grubengasverbundnetz,<br />

welches ein Stahlwerk, die chemische<br />

Industrie, eine Kokerei, Kraftwerke<br />

und Wärmezentralen mit Gas versorgt. Im<br />

Ruhrgebiet wird seit 1943 testweise [7] und<br />

seit 1948 dauerhaft Gas (CSM) abgesaugt<br />

[8] und verwertet. Der Anteil der Verwertung<br />

stieg bis 2000 auf etwa 80 % und verbleibt<br />

auf diesem hohen Niveau.<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre gab es<br />

in Deutschland Versuche, Flözgas (CBM)<br />

zu fördern. Ein Konsortium aus der Ruhrkohle<br />

AG, der Ruhrgas AG und der amerikanischen<br />

Conoco teufte bis 1997 im<br />

Münsterland 2 Bohrungen (Rieth, Natarb)<br />

im Erlaubnisfeld „Sigillaria“ ab, gab das<br />

Projekt jedoch aufgrund geringer Gasförderung<br />

auf. Im Saarland brachte die DSK<br />

AG (ehem. Saarberg AG) ebenfalls 2 Boh-<br />

rungen (Aspenhübel in 1997, Weiher 1<br />

in 1999) bis in flözführendes Oberkarbon<br />

nieder. Die Gasführung war höher als im<br />

Ruhrgebiet. Die CBM-Produktionssituation<br />

am Standort Aspenhübel im Sommer 1998<br />

zeigt Bild 4. Doch selbst in der gasreichsten<br />

Bohrung Weiher 1 lag die anfängliche<br />

maximale Förderrate nur bei 2500 m³/d<br />

und fiel bis auf 200 m³/d nach 6 Monaten<br />

ab. Für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

wären mindestens 6000 m³/d erforderlich<br />

gewesen. Damit waren auch die CBM-<br />

4 Flözgasproduktion (CBM) am Standort Aspenhübel<br />

im Saarland (August 1998)<br />

Foto: T. Thielemann<br />

Projekte im Saarland nicht wirtschaftlich.<br />

Günstig sieht die Situation beim Grubengas<br />

aus. Dieser Energieträger wird in<br />

Deutschland bereits seit 1908 genutzt. Im<br />

Jahr 2001 wurden in Deutschland 237,5<br />

Mio. m³ <strong>Kohleflözgas</strong> aus aktiven und stillgelegten<br />

Bergwerken (CSM und CMM)<br />

verwertet. Davon stammten 145,3 Mio. m³<br />

aus dem Saarland, 72,1 Mio. m³ aus Ibbenbüren<br />

und 63,2 Mio. m³ aus dem Ruhrrevier<br />

(Bild 5).<br />

Seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes (EEG) am 01.04.2000<br />

wird verstärkt auch Grubengas aus stillgelegten<br />

Gruben gefördert. Aus Grubengas


5 Grubengasförderung (CSM) an der aktiven Grube Prosper bei<br />

Bottrop (April 2004) Foto: T. Thielemann<br />

wird erfolgreich Wärme und Strom produziert.<br />

Zur Bündelung der Betreiberinteressen<br />

wurde am 31.10.2001 in Oberhausen<br />

die „Grubengasinitiative NRW“ gegründet.<br />

Inzwischen sind die „claims“ im Inland abgesteckt<br />

und die Betreiber eruieren Aktivitäten<br />

im Ausland.<br />

Nach Angaben des Interessenverbandes<br />

Grubengas e. V. (IVG) wurden in NRW<br />

im Jahr 2007 im stillgelegten Bergbau 48,7<br />

Mio. m³ Grubengas gefördert. Daraus wurden<br />

etwa 71 GWh Strom und 33,7 GWh<br />

Wärme erzeugt und so gut 313000 t an<br />

CO2-Emissionen vermieden (http://www.<br />

grubengas.de).<br />

Beispiele für die Gasförderung (CMM)<br />

aus stillgelegten Grubenbauen zeigen die<br />

Bilder 6 und 7.<br />

6 Grubengasförderung (CMM) am Standort<br />

LÜNTEC in Lünen-Brambauer (November<br />

2002) Foto: T. Thielemann<br />

Recht<br />

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />

garantiert dem Produzenten von Grubengasstrom<br />

eine Einspeisevergütung. Sie<br />

betrug nach §4 EEG ab dem 01.04.2000<br />

0,15 DM (0,08 €)/kWh und für Strom aus<br />

Anlagen über 500 MW ab diesem Anteil<br />

höherer Leistung 0,13 DM (0,07 €)/kWh.<br />

Neuanlagen erhalten nach §9 EEG einen<br />

Bestandsschutz über 20 Jahre. Die Höhe<br />

der Einspeisevergütung ist variabel und<br />

wird nach §12 EEG alle 2 Jahre Ende Juni<br />

überprüft und ggf. zum 01. Januar des<br />

Folgejahres angepasst. Die energetische<br />

Nutzung von Grubengas wirft juristische<br />

Fragen auf: Wer hat die Nutzungsrechte<br />

an dem Grubengas? Muss der alte Bergbautreibende<br />

oder der neue Grubengasproduzent<br />

für Bergbaufolgeschäden aufkommen?<br />

Denn der neue Nutzer profitiert<br />

von dem vergangenen <strong>–</strong> und eventuell<br />

Bergschäden verursachenden <strong>–</strong> Steinkohlebergbau,<br />

da erst durch die Kohlegewinnung<br />

das Grubengas zugänglich wurde.<br />

Andererseits ist die Grubengasnutzung<br />

im gesellschaftlichen Interesse, da sie<br />

die Nettoemissionen von Treibhausgasen<br />

(hier: Methan) reduziert und somit<br />

dem Leitgedanken der Nachhaltigkeit entspricht.<br />

Folglich wird die Grubengasnutzung<br />

im EEG honoriert.<br />

Bei der Grubengasnutzung sind Belange<br />

aus dem Bergrecht, dem Immissionsrecht,<br />

dem Bodenschutzrecht sowie dem<br />

Polizei- und Ordnungsrecht betroffen. Die<br />

Rechtssprechung wird bei [9] sowie [10]<br />

dargelegt.<br />

Auf internationaler Ebene wird die Nutzung<br />

von Grubengas als Teil des Emissionshandels<br />

gesehen. Jener Teil des an<br />

einem stillgelegten Bergwerk produzierten<br />

Methans, der durch die natürliche Ausgasung<br />

innerhalb weniger Jahrzehnte auch<br />

ohne menschlichen Eingriff in die Atmosphäre<br />

entwichen wäre (sog. Referenzfall),<br />

kann vom Grubengasproduzenten in<br />

Form von Emissionszertifikaten genutzt<br />

werden. Denn die Verbrennung von Methan<br />

zu CO2 senkt den Treibhauseffekt<br />

dieses Gases um den Faktor 23.<br />

Sowohl vom Exekutivrat des Clean Development<br />

Mechanisms als auch von dem<br />

für JI-Projekte zuständigen Aufsichtsgremium<br />

(Joint Implementation Supervisory<br />

Bergbau<br />

7 Grubengasförderung (CMM) am stillgelegten Schacht Westfalen 6<br />

bei Ahlen (April 2004) Foto: T. Thielemann<br />

Committee) werden internationale Projekte<br />

der Grubengasnutzung so behandelt.<br />

Nur die deutsche Emissionshandelsstelle<br />

(DEHSt) ist derzeit nicht bereit, deutsche<br />

Grubengasprojekte nach international anerkannten<br />

Standards im Emissionshandel<br />

anzuerkennen. Dieses ist bedauerlich,<br />

da so einer der (international gängigen)<br />

Anreize für die Anwendung dieser relativ<br />

klimafreundlichen Technologie in Deutschland<br />

entfällt.<br />

Literatur<br />

[1] Thielemann, T., Schmidt, S., Gerling, J.P.<br />

(2007): Braun- und Steinkohle: Energielieferanten<br />

für den Weltbedarf bis in das Jahr 2100 -<br />

ein Ausblick. <strong>–</strong> Glückauf, 143 (3): 116 bis 123;<br />

Essen.<br />

[2] Thielemann, T. (2002): <strong>Kohleflözgas</strong> in<br />

Deutschland. <strong>–</strong> BGR Commodity Top News, 17:<br />

4 Seiten; Hannover (http://www.bgr.de/b121/<br />

ctn1702.pdf).<br />

[3] Bibler, C.J., Marshall, J.S. & Pilcher, R.C.<br />

(1998): Status of worldwide coal mine methane<br />

emissions and use. <strong>–</strong> Int. J. Coal Geol., 35: 283<br />

bis 310; Amsterdam.<br />

[4] BGR (2003): Rohstoffwirtschaftliche Länderstudien.<br />

Heft XXVIII, Reserven, Ressourcen<br />

und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2002<br />

(„Energiestudie 2002“). <strong>–</strong> 426 Seiten, Hannover.<br />

[5] GRI (1999): North American Coalbed Methane<br />

Resource Map. <strong>–</strong> Gas Research Institute,<br />

1 Karte; Chicago.<br />

[6] EPA (2003): Reducing methane emissions<br />

from coal mines in Russia: A handbook for expanding<br />

coalbed methane recovery and use in<br />

the Kuznetsk coal basin. <strong>–</strong> EPA 430-D 95-001:<br />

64 Seiten; Washington (Environmental Protection<br />

Agency).<br />

[7] Weddige, A. & Bosten, J. (1944): Künstliche<br />

Ausgasung <strong>eines</strong> Abbaufeldes und Nutzbarmachen<br />

des Methans für die Gasversorgung. <strong>–</strong><br />

Glückauf, 80(23/24): 241 bis 250; Essen.<br />

[8] Mende, H. & Trösken, K. (1950): Einrichtung<br />

einer Methanabsaugeanlage auf der Zeche<br />

Hansa unter Tage. <strong>–</strong> Glückauf, 86(1/2): 1 bis 11;<br />

Essen.<br />

[9] Kremer, E. & Neuhaus gen. Wever, P. (2001):<br />

Bergrecht. <strong>–</strong> Studienbücher Rechtswissenschaft,<br />

170 Seiten; Stuttgart (Kohlhammer).<br />

[10] Frenz, W. (2001): Bergrecht und Nachhaltige<br />

Entwicklung. <strong>–</strong> Schriften zum Öffentlichen<br />

Recht, Band 841, 111 Seiten; Berlin (Duncker<br />

& Humblot).<br />

bergbau 2/2008 65

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