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Von Fischen, Feen und arktischen Fjälls - AT Verlag

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Wenn Nebel um den Chüebodensee schleichen, vermag man sich vorzustellen, wie die Welt war, als es noch keine Menschen gab. Einzig das kurzePlätschern eines Fischs ist dann zu hören, der an der Wasseroberfläche eine Mücke fängt.Wind <strong>und</strong> Wetter schert, sondern fröhlich weitergeht, auchwenn der Nebel die Seen umhüllt oder der Föhn über dieWasser fegt. Und in dem Moment, wo ein Fisch über das Wasserhüpft, kann man sich vorstellen, wie das wäre: die GlarnerAlpen ohne Wanderer, die Erde ohne Menschen. Ohne Lärm.Ohne Stadt. Die Natur würde dann nur sich selbst gehören.Manche Geschichten erzählen sie uns, die Bergseen. Wennwir nur lang genug still sind <strong>und</strong> lauschen. So auch der Chüebodensee,der nach einer Weile zu einem grossen Märchenerzählerwird, an dessen Ufer wir uns fantastische Geschichtenausmalen können. Geschichten aus längst vergangenen Welten,aus längst vergangener Zeit.Mit einer Oberfläche glatt wie Silber liegt er dann auf einmalvor uns, als gehörte er zu einer Welt aus Fabeln <strong>und</strong> Magie.Nur noch ab <strong>und</strong> zu zittert das Wasser an einem Punkt, geradeso, als hätte eine Fee beim Vorbeiflattern mit ihrer Fussspitzediese Silberfläche berührt. Dann auf einmal tauchen Nebelschwadenauf <strong>und</strong> zaubern für einen Augenblick ein Einhornherbei, das, so rasch es kam, auch wieder verschwindet, währendder Wind um Steine tanzt, unter denen ein Troll auftaucht.Den Trollen aus der nordischen Mythologie könnte eshier nämlich gefallen. Die dunklen, fast düsteren Seelein aufder Wildmad sind eingebettet in ein karges Labyrinth ausStein <strong>und</strong> Gras. Gerade so, als lägen sie H<strong>und</strong>erte von Kilometernweiter nördlich auf einem skandinavischen Fjäll. Undwer weiss, vielleicht ist manch Wanderer vom Chüebodenseeoder von der Wildmad gar nicht mehr zurückgekehrt, wie inso mancher Schweizer Sage, in der zwar kein Troll, aber einehübsche Geliebte ihren Verehrer in den Bergsee lockte, wodieser für immer verschwand.Noch stiller als an nebligen Tagen wird es hier nur amAbend, wenn die Dunkelheit über die Glarner Alpen zieht.Wie Lachen aus Tusche liegen die Seelein dann zwischen dengrauen Flanken der Berge. Doch nur bis der Mond aufgeht.Kaum streicht dessen Schein über das schlafende Land, fangendie Seelein oberhalb von Elm – wie alle anderen Bergseen –sein fahles Licht ein. Lassen es tausendfach von Welle zu Wellespringen, zaubern Irrlichter <strong>und</strong> flackernde Blitze daraus.Selbst die schwärzesten Bergseen werden dann zu winzigenQuellen des Lichts, zu Sternen im schlafenden Alpenbogen.Und trösten über die Dunkelheit der Nacht hinweg, bis derTag wieder erwacht.68 Zu den Bergseen

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