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Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst

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die Kenntnis von Gorkis "Nachtasyl" vermittelt,ga~t i er t Jo ef Jarno mit Hansi Niese <strong>und</strong> dem Ensembledes k. <strong>und</strong> k. privilegierten Theaters in derJosefstadt in Wien. Zum g rössten Teil aber <strong>und</strong>augenscheinlich zu seinem Vorteil he teIlt das I ~ n­semble aus den alten bewährten jV\'itgliedero des"Neuen Theater s" mit Julius Sachs an der Spitze.Josef Jarno hat un s drei Wien er Stücke mitgebracht:"Der g'rade Michl", Volksstück mit Gesangin drei Akten von Alexander E ngel <strong>und</strong> Julius Horst,Musik von Rudolf Reimann, - "Der Herr Gemeinderat",Volksstück in drei Akten von Heinrich Schrottenbach<strong>und</strong> "AI:che 1 oah", Lustspiel in drei Aktenvon ihm seI b t.Aber keins dieser tücke hat das Publikum indem Masse anzuziehen vermocht, 'wie dies noch imvorigen ommer Direktor Martin mit Felix Dörmanl1sWien er Komödie "Ledige Leute" gelungen ist. Undeben allS der Direktion Martin Glück <strong>und</strong> Ende hätte.l amo ersehen I, önnen, dass die <strong>Berliner</strong> die Wien ertü cke mit ih rer verlogenen Sentimentalität <strong>und</strong> ihremun echten Humor, wie überhaupt die ganze Wienerei,gründlich satt haben <strong>und</strong> na ch einer anderen Kostverlangen. Und auch Hansi Niese, die sich nachgeradezu einem weiblichen Clown entwickelt, <strong>und</strong>deren ursprüngliche Frische <strong>und</strong> Natürlichkeit sichin marinierte Effekthascherei vergröbert hat, ver,mochte nichts daran zu ändern.Vom graden Michl ist weiter nichts zu sagen."Der Herr Gemeinderat" bot vor All em JuliusSachs, dem Charakterkomiker des "Neuen Theaters",der bisher nie so recht hatte zur Geltung kommenkönnen, Gelegenheit, in der Ro ll e als polternderBäckermeister <strong>und</strong> Gemeinderat sein tüchtiges Könnenzu beweisen. Hoffentlich wird man in Zukunftbesser verstehen, ihn an die rechte teile zu setzen.Von den übrigen Mitgliedern machte sich eine jungeAnfängerin, Annie Bartl, in einer kleinen Rolle alsBäckermädchen angenehm bemerkbar. Der Inspizientspielte mit viel unfreiwilliger Komik ein Gemeinderatsmitglied.. Die "Arche Noah", die Josef Jarno als dritteNovitiit vom tapel liess, ist gescheitert, bevor siein dem Hafen eines Erfolges einlaufen konnte.Anfangs licss sich das bescheid entlich Lu tspiel getaufteStück, das Jarno mit ein igender Absichtlichkeit seiner Gattin auf den Leib geschn eid ert hatte,ga nz nett an, bald aber artete cs in cine bösartigePosse aus <strong>und</strong> endigte schliesslich rührsam <strong>und</strong>unwahrscheinlich im til der genugsam charakterisiertenWiener Volksstücke.Das Publikum liess die verfrühten Sauere-Gurken­~cherze in guter Laune über ich ergehen <strong>und</strong> deshalbwo ll en auch wir den Mantel christlicher Nächstenliebe über die Arche breiten <strong>und</strong> nur konstatieren)dass der chriftsteller Josef Jarno mehrere bei weitembessere Stücke geschrieben hat.Juliu achs hatte auch hier Gelegenheit inder Rolle des Bauernphilosophen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erdoktorsKonrad Ramsauer seinen urwüchsigen Humor <strong>und</strong>sein starkes harakterisierungstalent zu zeigen . Inder köstlichen Karikatur eines alten Ehe-Trottelskam auch die burleske Komik Gustav i\1'arans vomk. u. k. privilegierten Theater in der Josef'stadt zurGeltung.Im "Hesidenztheater" feierten "Nach dem Balle"<strong>und</strong> "Lustige E hemänner" bereits vo r einigen Tagendas Jubiläum der 25. Wiederholung."Nach dem BalJe", nach dem panischen desM. Carrion von M. Loebel, erfüllt seinen Zweck alslel'er de rideau, indem es ein e halbe St<strong>und</strong>e Zeitin Anspruch nimmt <strong>und</strong> im Publikum den Wunschnach etwas Besserem aufsteigen lässt. Das Be serekommt nun freilich nicht."Lustige E bemänner", chwank in drei Aktenvon Antony Mars <strong>und</strong> Albert Barre, deutscb vonMax Schönau, ist ein grob gearbeitetes tück, zuweilenvon solcher UnbehilrIichkeit in Aufbau <strong>und</strong>Scenenführung, dass man mit Verw<strong>und</strong>erung AntonyMal' als Autor auf dem Zettel liest. Irgend einegreifbare Handlung hat der chwank nicht aufzuweisen.Vom zweiten Altt an fristet er durch eine Reibevon Episoden, die mit dem Ganzen kaum in einemZusammenhang stehen, mühsam sein Dasein weiter.Richard Alexander spielt seinen bekannten liebenswürdigenchwerenöter .zum so <strong>und</strong> sovielsten Male.. Das "Bunte Theater" hat noch kurz vor Toresschlusdrei Einakter herausgebracht, die augenscheinlichnoch von der buntesten Zeit dieser Bühnehel' der Aufführung harrten."Freigesprochen" von Andre de Lordre <strong>und</strong>Eugen Morce, deutsch vo n Hermann Häflcer, bot anunfreiwilliger Komik des Dialogs <strong>und</strong> der Darstellungdas denkbar möglichste. ."D'Weanerin", Mom entdrama in ein em Akt vonF reiherr von Stenglin , zeigte ein lebensvolles Augenblicksbildchen aus ein er Berli ner - Animierlcneipe."Mayerchen", eine LumpenJeomödie von Dr. JonLehmann, folgte als dritte tUck. - Mayerchen istein Typus voll drasti cher Komik, ein Erzlump, mitdem Ideal, ein anständiger Mensch 11 nd geachteterMitbürger zu werden. Das Id eine Stüclcchen zeichnetesich d urch flotte Handlung un d glücklicbe Zeichnungder Charaktere aus <strong>und</strong> wurde viel belacht. - nieswar die letzte Tat des "Bunten Theater" in derKöpeniclcerstrassei es zog von O. nach SW. <strong>und</strong> fristetenoch ein e Zeitlang im "Bell e-Alliance-Theater" seinDasein, um dann sang- <strong>und</strong> klanglos von der Bild­Häche zu ver chwinden.Direktor achs mit dem E nsemble des "Belle­AlLi ance-Theaters" eröffnete in zwischen im "Central­Theater" mit "Pick <strong>und</strong> Pocket" ein Gastspiel,währenddas E nsemble des "Central-Theaters'" ins ."Belle-Alliance-Theater" übersiedelte.Das "Schill er-Theater" bescheerte un s gleichfallsdrei E in akter. "Nach Jahr <strong>und</strong> Tag" ein Akt vonAxel teen buch, deutsch von Francis Marco ; "Ab chiedvom Regiment", Drama in einem Akt von Otto ErichHartleben <strong>und</strong> "Der grüne Kakadu", Grotes ke ineinem Akt von Arthur chnitzler.Axel teen buch, ein dänischer Autor, ist inDeutschland noch nicht aufgeführt <strong>und</strong> man musses dem "Scbill er-Theater" :I ank wissen, das es unsdie Bekanntschaft mit ein em sein er "Kleinen Dramen" ,die von Francis Marco ins Deutsche über etzt sind,vermittelt hat. Er childert in seiner etwas schwerfälligenManier <strong>und</strong> mit einem gewissen schwermütigenHumor mit Vorliebe schwache weicheMenschennaturen. Und in der Tat sind die beidenalten Weiblein rührsam <strong>und</strong> komisch anzusehen, dienoch nach Jahr <strong>und</strong> Tag den toten Bräutigam respektiveGeliebten einander neiden. Dargestelltwurden sie von Meta Bünger <strong>und</strong> Marie G<strong>und</strong>rarecht wacker.Die beiden folgenden Stücke sind bereits vonAufführungen an anderen Berlin er Theatern hel'bekannt. Ihre Wiedergabe am "Schiller-Theater"kann man nicht zu den glü cklichsten Leistungendieser Bühne zählen , denn der gewisse hausbackeneGeist, der über Hegie <strong>und</strong> Darstellung waltet, widerstrebtallzusehr den Intentionen beider Dichtungen.Trotzdem vermochte "der grüne Kakadu" einetarke Wirkung zu erzielen. Schnitzl eI' bat denverrotteten <strong>und</strong> frivolen Geist des Adels <strong>und</strong> Volk esvon Paris meisterlich geschildert, die sich in derpelunke zum grünen Kakadu mit all erhand tollenScherzen vergnügen, während draussen der Sturmauf die Bastille rast. Und wennschon der Dichtersein Werk al eine Groteske bezeichnet, so stecktdoch ein tüchtiges tück ernster J{un t <strong>und</strong> tiefer<strong>Leben</strong>swahrheit darin.Im Kroll'schen Garten ist neuerdings der Geistdes in . einer Sünden Maienblüte heimgegangenenUeberbrettels in Gestalt des Liederspielhauses wiedererstanden.Ange icht der primitiven Behausung<strong>und</strong> der noch prim.itiveren \ 'eranstaltung 'war manversucht, mit weiland Hamlet zu fragen:Nein , sag' :Warum Dein fromm' Gebein, verwahrt im Tode,Die Leinen hat gesprengt? Warum die Gruft,Worin wir rUhig eingcurnt Dich sah' n,Geöffnet ihre chweren Marmorkie f'crn ,Dicb wieder auszuwerfen? -Warum dies? sag' weshalb ?GUstaJl Reppert.

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