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Newsletter - Klinik Höhenried

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Der Gewinn der GruppeEine Gruppe ist mehr, als die Summe ihrer Mitglieder. EinErfahrungsbericht von Diplom-Theaterwissenschaftlerund Psychodrama-Leiter Jörg Zimmermann, der im Rahmenseiner Weiterbildung eine Gruppe der psychosomatischenAbteilung von Prof. Philipp Martius begleitet hat.In diesem Sommer hatte ich die Gelegenheit eine Bezugsgruppevon der Aufnahme bis zur turnusmäßigen Entlassungzu begleiten. Die Leitung der Gruppe verantworteten OberarztDr. Daniel Gerlach und der erfahrene Diplom Psychologe undPsychologische Psychotherapeut Gerhard Scholz-Willenbrink.Hier nun ein kurzer Erfahrungsbericht aus meiner Sicht.Ein hoher Prozentsatz der Patienten und Patientinnen hat bereitsumfangreiche Therapieerfahrung, wenn sie ihre Behandlungin <strong>Höhenried</strong> antreten. Was kann man also innerhalb von5 bis 6 Wochen Behandlungszeit therapeutisch erreichen, wasden Kollegen und Kolleginnen vor Ort nicht gelungen ist?Ein Argument könnte sein, dass ein anderer Therapeut den Klientenauch anders wahrnimmt, indem er neu auf den Patientenschaut. Ein anderes Argument könnte sein, dass der Klient sichin einem geschützten Rahmen befindet, der fernab von seinerAlltagswelt mit ihren Beziehungsdynamiken eine andereQualität von Selbsterfahrung und Selbstklärung zulässt. Einweiteres Argument könnte die engmaschige Betreuung undunkomplizierte Terminvergabe sein. Auch der mehrdimensionaleBlick der Teams auf den Patienten (Oberarzt, Stationsarzt,Psychologe, Physiotherapeutin, Kunsttherapeutin, Pflegedienst)könnte ein Argument dafür sein, dass man zu Behandlungserfolgenkommt, die im häuslichen Setting des Patientenbzw. der Patientin nicht möglich wären.Jedem dieser Argumente kann man anteilig etwas abgewinnen,doch aus meiner Erfahrung heraus, ist der zentrale Vorteilder psychotherapeutischen Behandlung in der <strong>Klinik</strong> <strong>Höhenried</strong>:die Gruppe.Denn damit sind verbunden:• Die Erweiterung der eigenen Perspektive durch die Blickwinkelder anderen Gruppenmitglieder;• Die heilsame Erfahrung, Erlebtes teilen zu können;• Neue Rollenzuweisungen im Verlaufe des Gruppenprozesses,die bisher nicht gelebt werden konnten;• Die Erweiterung des eigenen Verhaltensrepertoiresdurch eine verbesserte Eigenregie;Gruppenarbeit wie ich sie verstehe, bedeutet nicht, Einzelberatungmit Publikum, sondern sie nutzt das therapeutische Potentialseiner Mitglieder.Gerade die Rahmenbedingungen einer Reha-<strong>Klinik</strong> (Personal,Zeit, Raum) ermöglichen diese besondere Art therapeutischerIntervention.• Der Aufenthalt in der <strong>Klinik</strong> <strong>Höhenried</strong> fördert eine Beziehungsaufnahmeauch nach den terminierten Anwendungen.Mit dem Therapeuten bearbeitete thematischeSchwerpunkte können dadurch weiter reflektiert werden.Die Basis dafür bildet die jeweilige Bezugsgruppe.• Durch einen strukturierten Aufbau der Gruppentherapiekommen die Patientinnen und Patienten schneller zuihren Themen. Dadurch verkürzt sich der Abstand zwischender Aufnahme und der fokussierten Arbeit an dentiefer liegenden Lebensproblematiken der Patientinnenund Patienten.• Die Arbeit der Gruppe und der darin liegende therapeutischeMehrwert kann für den Einzelnen/die Einzelne effektivernutzbar gemacht werden.• Der Abschluss des Aufenthalts und der damit verbundeneAbschied können ritualisiert und in der Wirkung stützendund nachhaltiger gestaltet werden. Rückblickend aufden <strong>Klinik</strong>aufenthalt kann hier unter Nutzung der aktivenGruppenphase biografisch besonders sinnstiftend gearbeitetwerden.Da der Autor dieses Artikel auch Psychodrama-Leiter ist, seienhier abschließend noch einige Vorteile der Anwendung psychodramatischerTechniken erwähnt, die ein weitergehendesPlus in der Behandlung böten und ein Alleinstellungsmerkmalder Gruppentherapeutischen Arbeit in der Klink <strong>Höhenried</strong> seinkönnten:• Vom Reden in die Erfahrung selbstwirksamen Handelnskommen;• Das Erleben der erweiterten Realität• Die Perspektiverweiterung durch Rollentausch (als Protagonistseiner eigenen Geschichte und in der Übernahmevon Rollen für andere Teilnehmer);• Diverse Erfahrungen der Begegnung im Anti-Rollenspiel,themenzentrierten Gruppenspielen und in der szenischenModerationIn Kombination mit der Einzelberatung steigert die Gruppentherapiedie Effektivität der Behandlung und bringt Zeitersparnis.Den Nachweis dafür könnte man im Rahmen einer wissenschaftlichenArbeit und im <strong>Klinik</strong>alltag führen.Der Autor:Jörg Zimmermann hat mehrjährige Berufserfahrung in der Arbeitmit Gruppen. Unter anderem als Leiter einer Ausbildungsgruppefür Psychodrama am Moreno Institut Überlingen, alsLeiter einer Schreibtherapeutischen Gruppe im Rahmen desPsychoseseminars im <strong>Klinik</strong>um Rechts der Isar und als Dozentan der Hochschule für Fernsehen und Film München.Seite 3

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