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Handreichung Teil 1 - Diskriminierung trifft uns alle! - Nürnberger ...

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Inhaltsverzeichnis1. Grußwort der Stiftung»Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« 12. »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!« 23. Methodisch-didaktische Empfehlungen 34. Arbeit mit den Ausstellungstafeln 44.1 »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« 44.2 <strong>Diskriminierung</strong> 64.3 Heutige Gesetzeslage 84.4 Aktiv werden 95. Beispiele für die Durchführung von Studientagen 10Studientag: »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!« Zeitrahmen: 3 Stunden 10Studientag: »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!« Zeitrahmen: 5 Stunden 146. Inhalte der ausleihbaren Bildungskoffer 197. Literatur und pädagogisches Material 208. Materialien 21Arbeitsmaterialien »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« 221. Tafel 232. Arbeitsblätter »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« 24Arbeitsmaterialien »<strong>Diskriminierung</strong>« 431. Tafel 442. Arbeitsblätter »<strong>Diskriminierung</strong>« 45Arbeitsmaterialien »Heutige Gesetzeslage« 821. Tafel 832. Arbeitsblätter »Heutige Gesetzeslage« 84Arbeitsmaterialien »Aktiv werden« 95Arbeitsblätter »Aktiv werden« 96Sonstige Materialien 1029. Impressum 103


1. Grußwort der Stiftung»Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«»<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>. Ist das so?Ich meine ja. Diese Aussage deutet einerseitsauf eine persönliche Möglichkeit undandererseits auf eine gesellschaftliche Verantwortunghin.Und trotz dieser Überzeugung sind wir nicht dagegengefeit, selbst diskriminierend zu reden oder zuhandeln. Es bedarf also einer doppelten Sensibilität:gegenüber dem eigenen Tun und gegenüber demAnderer.Auch wenn mich die <strong>Diskriminierung</strong> einer bestimmtenGruppe heute nicht unmittelbar be<strong>trifft</strong>,ich sie vielleicht nicht einmal bemerke, könnte siemich treffen, sollte ich in dieselbe Situation geratenoder der gleichen Gruppe zugeordnet werden, diediskriminiert wird. <strong>Diskriminierung</strong> könnte michauch dann treffen, wenn ich jemanden kenne undschätze, der einer solchen diskriminierten Gruppeangehört.Von diesen Möglichkeiten persönlicher Betroffenheiteinmal abgesehen möchte ich in einem Land leben,in dem <strong>Diskriminierung</strong> keinen Platz hat. WoMenschen <strong>alle</strong>in wegen ihrer Zugehörigkeit zu einerbestimmten Gruppe herabgewürdigt oder benachteiligtwerden, ist <strong>uns</strong>er Selbstverständnis als Gesellschaftinsgesamt angefragt.<strong>Diskriminierung</strong> beginnt oft leise, manchmal fastunmerklich. Ihre Nährlösung ist die Respektlosigkeitdem unverwechselbaren Individuum gegenüber,verbunden mit der Zuschreibung einer bestimmtenunerwünschten Kategorie für eine Personoder Gruppe. Damit werden Menschen plötzlich aufeine vermeintliche oder tatsächliche Eigenschaft reduziert.In einem Klima, in dem eine Ideologie derUngleichheit herrscht, können dann Vorurteile zuabwertenden Handlungen auswuchern.Die leisen Anfänge von Benachteiligung werden oftnicht ernst genommen. Doch wenn sie sich erst manifestierthaben, ist es viel schwerer, ihnen entgegenzutreten.Es kommt also darauf an, aufmerksam zusein, nach den Schwächeren in <strong>uns</strong>erer Gesellschaftzu fragen, für ihre Rechte einzustehen, wenn diesees nicht <strong>alle</strong>ine können, und auch dorthin zu schauen,wo wir normalerweise nicht hinkommen.Wenn wir so handeln, tun wir das in der Überzeugung,dass jeder Mensch eine unveräußerliche Würdebesitzt, verbunden mit gleichen Rechten für <strong>alle</strong>.Wie aber können wir <strong>Diskriminierung</strong> entgegentreten?Wir erinnern <strong>uns</strong> noch an die Ächtung des südafrikanischenApartheidsystems der 70er und 80erJahre. Aber auch dort, wo Vermögende sich für sozialBenachteiligte engagieren, wo Heterosexuelle anHomosexuellen-Paraden teilnehmen, wo ArbeitgeberMenschen mit Behinderung einstellen – überalldort wird versucht, gruppenspezifischer Benachteiligungentgegenzuwirken.Wie aber können wir lernen, aufmerksam gegenüberUngleichbehandlung zu sein? Das Studienmaterial,das anlässlich des 75. Jahrestages der <strong>Nürnberger</strong>Gesetze entwickelt wurde, gibt ein gutes Beispieldafür, wie wichtig es ist, die Rechte zu kennen, dieGleichbehandlung garantieren sollen; und wie wichtiges ist, begründete Ungleichbehandlung Ungleichervon <strong>Diskriminierung</strong> zu unterscheiden. So istneben Herzensbildung auch Wissen nötig, um Urteilsfähigkeitzu erlangen.Die Initiative des <strong>Nürnberger</strong> Menschenrechtszentrumszeigt, dass es darauf ankommt, sich der Vergangenheitzu stellen, die wir nicht zu ändern vermögen,aus der wir aber einen umso leidenschaftlicherenImpuls ziehen können, <strong>uns</strong>er Zusammenlebenmenschlich zu gestalten.Ich danke den <strong>Nürnberger</strong>n, die in diesemSinne handeln und so den Klang desNamens ihrer Stadt in meinen Ohren mitdiesem zukunftsweisenden Impuls verknüpfthaben, auch wenn das Unmenschlicheder <strong>Nürnberger</strong> Gesetze immer mitschwingenwird.Dr. Martin SalmVorstandsvorsitzender der Stiftung»Erinnerung, Verantwortung und Zukunft««1


2. »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!«Anlässlich des 75. Jahrestages der Verabschiedungder »<strong>Nürnberger</strong> Rassegesetze« am 15. 09. 2010wurde das Bildungsprojekt »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong><strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!« vom <strong>Nürnberger</strong> Menschenrechtszentrume.V. mit einer mobilen Ausstellung vorgestellt.Die Projektentwicklung und die Durchführung bis31. 12. 2011 finanzierte die Stiftung »Erinnerung,Verantwortung und Zukunft«.Zielgruppen des Bildungsprojekts sind Schulklassenab der 7. Jahrgangsstufe, Studierende und andere interessierteGruppen aus dem schulischen und außerschulischenBildungsbereich. Das Projekt wird inden Räumen des <strong>Nürnberger</strong> Menschenrechtszentrums,im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände,in Schulen und anderen Bildungseinrichtungendurchgeführt.Mit dieser <strong>Handreichung</strong> werden die für diesesProjekt erarbeiteten Materialien sowie ausgewählteÜbungen für die schulische und außerschulischeBildungsarbeit zur Verfügung gestellt. Das Heft richtetsich an Pädagoginnen und Pädagogen, die dasThema <strong>Diskriminierung</strong> in der Schulklasse, mit einerGruppe Jugendlicher oder jungen Erwachsenenthematisieren wollen. Die vollständigen Arbeitsmaterialienzum Projekt finden Sie auch im Internetunter www.diskriminierung.menschenrechte.orgzum Download. Zur Unterstützung bei der Durchführungder Studientage können im <strong>Nürnberger</strong>Menschenrechtszentrum Bildungskoffer ausgeliehenwerden. Der Inhalt dieser Koffer ist nachfolgendunter Gliederungspunkt 6 aufgelistet.Inhalte des ProjektsDieses Bildungsprojekt verbindet drei Bereiche: historisch-politischeBildung – konkret am Beispiel der»<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« –, Antidiskriminierungspädagogikund die Vermittlung von Wissen über dieheutige Gesetzeslage zum Verbot von <strong>Diskriminierung</strong>.gezogen, der das Schicksal Leo Katzenbergers dokumentiert.Der jüdischer Geschäftsmann wurde u. a.auf Grundlage der »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« zum Todeverurteilt. Mit einem Gang zum Synagogendenkmalund dem Leo-Katzenberger-Weg – beide Ortebefinden sich in unmittelbarer Nähe des <strong>Nürnberger</strong>Menschenrechtszentrums – werden historischeOrte in den Studientag einbezogen.Anschließend stehen folgende Fragestellungen imFokus des Studientages: Was ist <strong>Diskriminierung</strong>?Wie entsteht <strong>Diskriminierung</strong>? Wie äußert sich <strong>Diskriminierung</strong>?Was sind die Merkmale von <strong>Diskriminierung</strong>?Wie reagieren Menschen, die diskriminiertwerden? Was kann ich tun, wenn ich Opfereiner <strong>Diskriminierung</strong> werde? An wen kann ichmich wenden? Es soll die Fähigkeit gefördert werden,Benachteiligungen und deren gesellschaftlicheFunktionen zu erkennen und kritisch zu analysieren.Es werden Handlungsoptionen vorgestellt, wie sichMenschen gegen erfahrene <strong>Diskriminierung</strong> wehrenkönnen.Obwohl heute, nach über 75 Jahren, das <strong>Diskriminierung</strong>sverbotim Völkerrecht, in der nationalenGesetzgebung und auch im kommunalen Bereichverankert ist, machen Menschen in <strong>uns</strong>ererGesellschaft täglich diskriminierende Erfahrungen.Es ist daher wichtig, die persönlichen Erfahrungender <strong>Teil</strong>nehmerInnen (TN), sei es als Opfer, TäterInoder ZuschauerIn einzubeziehen und die heutigeGesetzeslage vorzustellen.Am Ende werden konkrete Beispiele erarbeitet, wasjede und jeder einzelne oder die Gruppe zusammenaktiv gegen <strong>Diskriminierung</strong> unternehmen kann.Am Beispiel der sogenannten »<strong>Nürnberger</strong> Rassegesetze«von 1935 werden grundsätzliche Merkmaleund Mechanismen von <strong>Diskriminierung</strong> herausgearbeitet.Es geht um die Bedeutung dieser Gesetze,ihre Entstehung und ihre Folgen. Als historischesBeispiel für die Anwendung der Gesetze wird derFilm »Leo und Claire« von Joseph Vilsmeier heran-2


3. Methodisch-didaktische Empfehlungen<strong>Diskriminierung</strong> ist ein vielschichtiges Phänomen,das Benachteiligung, Ausschluss und Ungleichbehandlungbeinhaltet. Eine Person wird schlechter alsandere behandelt, weil sie einer bestimmten Gruppezugeordnet wird oder ein bestimmtes Merkmalhat. Alle TN sind <strong>Teil</strong> einer Gesellschaft, in der Menschenbenachteiligt und ausgegrenzt werden. <strong>Diskriminierung</strong>enwerden meist im Alltag erfahren, inSchule und Ausbildung, in der Arbeit, beim Besuchvon Diskotheken, bei der Wohnungssuche. Aus diesenGründen trägt das Projekt den Titel: »<strong>Diskriminierung</strong><strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!«Ziele des Projekts• Auseinandersetzung mit den Inhalten und Auswirkungender »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«• Sensibilisierung für die unterschiedlichen Formen,Merkmale und Mechanismen von <strong>Diskriminierung</strong>• Erkennen und Verstehen von <strong>Diskriminierung</strong>statbeständen• Kennenlernen der gesetzlichen Regelungen, Abkommenund Konventionen, die verbürgen, dass<strong>alle</strong>n Menschen gleich behandelt werden müssen• Entwickeln von Handlungskompetenzen, um gegen<strong>Diskriminierung</strong> vorzugehen und sich für eintolerantes Miteinander einzusetzenAngewandte Methoden<strong>Diskriminierung</strong> und Ungleichwertigkeitsideologiensind komplex und im Alltag tief verankert. Siekönnen nicht schlagartig durch die eine »richtigeMethode« verändert oder durch »die richtigen Argumente«ausgelöscht werden. Doch kooperatives,partizipatives und erfahrungsorientiertes Lernenkann dabei helfen, bei den TN eine nachhaltig differenzierteEinstellung zum Umgang mit Vielfalt undReaktion auf <strong>Diskriminierung</strong>serfahrungen zu ermöglichen.Kooperativ strukturiere Kleingruppenarbeitfördert den Gruppenzusammenhalt und hilftVorurteile zwischen Einzelnen abzubauen. Die Zusammenarbeitin der Gruppe verbessert das Verständniskomplexer Zusammenhänge sowie die Fähigkeitzur Problemlösung, indem sie die <strong>Teil</strong>nehmendenin die Lage versetzt, gemeinsam kreativeund praktikable Lösungen zu entwickeln.Ein emanzipatorischer Bildungsprozess ist nichtdurch Information von Faktenwissen zu erreichen.Vielmehr müssen junge Menschen die Möglichkeithaben, aktiv den Lernprozess zu gestalten. ZentralerAnsatz des Projektes ist es, dass die TN ihre persönlichenErfahrungen einbringen können. Die Fragender TN werden als grundlegende Ressourcen betrachtet,die im Bildungsprozess fruchtbar gemachtwerden.ErfahrungslernenBei einzelnen Übungen machen die TN in einem geschütztenRaum Erfahrungen, die in der Gruppe reflektiertwerden müssen. Die Übungen ermöglichenden TN einen Perspektivwechsel zu verschiedenenSachverhalten. Sie nehmen z. B. durch vorgegebeneKarten unterschiedliche Rollen ein. Die Erfahrungenwerden auf die Lebenswelt übertragen unddurch Überlegungen zu konkreten Handlungsreaktionenergänzt (vgl. Kompass, Handbuch zur Menschenrechtsbildungfür schulische und außerschulischeBildungsarbeit, Berlin: 2005, S. 36 ff).Allgemeine Hinweise für dieModerationUnter Gliederungspunkt 5 sind zwei Beispiele fürdie Durchführung von Studientagen aufgelistet. DieAuswahl der Übungen und die Zusammenstellungkann im Baukastensystem erfolgen. Die Auswahlrichtet sich nach den Bedürfnissen und den Fragestellungeninnerhalb der Gruppe. Dabei spielen dasAlter und die Vorkenntnisse der TN eine Rolle. Auchdie gewünschte Dauer ist so flexibel zu gestalten.Es ist die Aufgabe der Moderatorin/des Moderators(nachfolgend: M) für eine Arbeitsatmosphärezu sorgen, in der sich die TN sicher und wohl fühlenund motiviert sind, sich einzubringen und vonihren Erfahrungen zu erzählen. Aus diesem Grundwerden zu Beginn des Studientages folgende Wünscheund Regeln vorgestellt:Kommunikationsregeln1. Wichtig sind <strong>uns</strong> Ihre Erfahrungen, wir wollendiese in das Seminar einbeziehen.2. Wir laden Sie ein, Ihre Meinungen und Positionenauf Ihre Weise mit den anderen Anwesendenzu teilen.3. Sie entscheiden selbst, ob, wann und wie Sie sicheinbringen.3


4. Inhaltliche Auseinandersetzungen sind durchauswillkommen, weil wir davon ausgehen, dass <strong>alle</strong>TN von den verschiedenen Perspektiven lernenund profitieren können.5. Wir bitten Sie, nicht verallgemeinernd für andere,sondern über eigene Standpunkte und Erfahrungenzu sprechen.6. Es gibt im Rahmen des Seminars kein »richtig«oder »falsch«7. Wir bitten Sie, einander zuzuhören und sich ausredenzu lassen.8. Sie können jederzeit Fragen stellen. Fragen sindwillkommen.Anschließend ist zu klären, ob die Gruppe bereit ist,diese Regeln zu akzeptieren. Bestehende Einwändekönnen an dieser Stelle geäußert werden.Die Grundlage für die Arbeit mit den Gruppen bildeteine extra dafür konzipierte Ausstellung mit einzelnenTafeln zu den »<strong>Nürnberger</strong> Rassegesetzen«,zu den Grundlagen des Themas <strong>Diskriminierung</strong>und einer weiteren Tafel zur heutigen Gesetzeslage.Die vierte und letzte Tafel ist leer und wird mitHandlungsbeispielen aus der Gruppe bestückt. Fallsdie Gruppe nicht mit der Originalausstellung arbeitet,können die Tafeln auch unter www.diskriminierung.menschenrechte.orgals PDF-Datei heruntergeladenwerden.Zu jedem der aufgeführten Bereiche gibt es verschiedeneÜbungen, die als Bausteine individuellpassend zur Gruppe ausgewählt werden können. Inder Methodenübersicht sind die jeweiligen Übungenaufgelistet.4. Arbeit mit den Ausstellungstafeln4.1 »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«Die sogenannten »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« vom 15.September 1935 werden in der Literatur oftmals alsdas »kriminellste Gesetzeswerk der Menschheit«bezeichnet. Mit den beiden Gesetzen – dem »Gesetzzum Schutz des deutschen Blutes und der deutschenEhre« und dem »Reichsbürgergesetz« wurde<strong>Diskriminierung</strong> scheinbar legitimiert und so staatlichverordnet.In zahlreichen Nebenbestimmungen und Verordnungengeschah eine radikale Einteilung der Menschenin zwei Klassen. Jüdische Bürgerinnen undBürger wurden sukzessive aus dem Berufsleben unddem öffentlichen Leben verdrängt sowie ihrer politischenRechte beraubt. Waren die »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«bei Verabschiedung zunächst auf Jüdinnenund Juden begrenzt, so wurden sie bereits 1936 u. a.auf Sinti und Roma ausgeweitet.Ziel der Übungen zu den »<strong>Nürnberger</strong> Gesetzen« istzum einen die Auseinandersetzung mit den Inhaltender Gesetze, zum anderen aber auch Kenntnisseüber den Entstehungsprozess und ihre Anwendungzu erarbeiten. Zentraler Punkt hierbei ist die Fragestellungnach geeineten Eingriffsmöglichkeiten seitensder Gesellschaft die Gesetze in ihrer Entstehungoder Umsetzung zu verhindern.In diesem Baustein erfolgt zudem bereits die Bezugnahmezur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte,insbesondere dem <strong>Diskriminierung</strong>sverbot,welches im internationalen wie nationalen Rechtzentral verankert ist.Mit den Übungen »Spirale« und »Comic – Die Suche«stehen zwei unterschiedliche Methoden zurAuswahl, die den Entwicklungsprozess vor undnach den »<strong>Nürnberger</strong> Gesetzen« mit all seinenAusschlussmechanismen beleuchten. Hier befassensich die TN mit den zahlreichen Verordnungen, sortierensie chronologisch und diskutieren geeigneteEingriffsmöglichkeiten, wie und von wem die Spiraleder Entrechtung hätte gestoppt werden können.Die Methode »Comic« bietet einen relativ neuenZugang zum Nationalsozialismus und ermöglichtdurch die unterschiedlichen Personen eine Perspektivenvielfalteinzunehmen. Jüngste Studien aus demGeschichtsunterricht bestärken den Einsatz dieserMethode.Anhand des Films »Leo und Claire« wird das Lebenvon Leo Katzenberger vorgestellt. Leo Katzenbergerwurde auf der Grundlage der »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«und der »Volksschädlingsverordnung« zum Todeverurteilt. Es werden den TN Filmsequenzen gezeigt,die neben dem erbarmungslosen Vollzug der4


Gesetze durch die Justiz auch die Haltung der Gesellschaft1935 verdeutlichen.Mit dem Rollenspiel: "Stellen Sie sich vor..." ist esden TN möglich, konkrete Lebenssituationen unterden »<strong>Nürnberger</strong> Gesetzen« zu erfassen. Die TNversetzen sich in die Lage von Familienangehörigen,deren Eheschließung nach Verabschiedung der Gesetzeverboten ist. Die Übung dient dazu, die »<strong>Nürnberger</strong>Gesetze« von der Abstraktionsebene zu holenund im konkreten Lebensalltag zu verorten.Methodenübersicht »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«Name derMethode Methodik Inhalt MaterialEine Spirale vonVerordnungenund GesetzenKleingruppenarbeitmit anschließenderPräsentation undGruppendiskussionDie TN erfahren von der Vielzahl derantijüdischen Gesetze und Verordnungen.Die TN überlegen, ob, wie und mitwelchen Maßnahmen die Spiralehätte gestoppt werden können.Poster mit Spirale,Karten mit antijüdischenGesetzen,Pinnwand»Stellen Siesich vor …«Rollenspiel,DiskussionErfassen der Auswirkungen der»<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« auf Juden undNichtjuden im privaten Bereich.Arbeitsauftragund Gesetzestextfür die Gruppe,Papier und StifteGebote für dieGattenwahlKleingruppenarbeit,GruppendiskussionReflektion darüber, wie der Staat währenddes NS-Regimes Einfluss in privateBelange wie Partnerwahl und Eheschließungausübte bzw. gesetzlich regelte.Arbeitsauftragfür die Gruppe»… welcher Rassegehören Sie an?«Textarbeit inGruppenSensibilisieren für die Problematik desBegriffs »Rasse« in der Gesetzgebung.Arbeitsauftragfür die GruppeComicübung:»Die Suche«Kleingruppenarbeit,Präsentation,GruppendiskussionDie TN lernen die Vielzahl der antijüdischenGesetze und Verordnungen sowiedie Auswirkungen der »<strong>Nürnberger</strong>Gesetze« auf Juden und Nichtjudendurch einen Perspektivwechsel kennen.Reflektion darüber, wie das NS-Regime<strong>alle</strong> Bereiche des täglichen Lebenskontrolliert und reglementiert hat.Arbeitsauftrag undAuszug aus demComic »Die Suche«für die Gruppe»ALTERNATIVE zu SPIRALE«Leo Katzenberger Filmausschnitte Vorstellung des Schicksalsvon Leo Katzenberger.Film5


4.2 <strong>Diskriminierung</strong>Ein Schaubild mit den theoretischen Hintergründenzum Thema <strong>Diskriminierung</strong> bildet die Grundlagefür die folgenden Übungen zum Thema <strong>Diskriminierung</strong>.Was ist <strong>Diskriminierung</strong>? Wie entsteht <strong>Diskriminierung</strong>?Wie äußert sich <strong>Diskriminierung</strong>? Wo findet<strong>Diskriminierung</strong> statt – Ebenen von <strong>Diskriminierung</strong>.Wer ist betroffen? Wie reagieren Menschen,die diskriminiert werden?Auf diese Fragestellungen sollte bei der Durchführungder folgenden Übungen immer wieder eingegangenwerden. Das Schaubild kann eine visuelleHilfe sein und zur Vertiefung herangezogen werden.Bei manchen Übungen ist es erforderlich, den TNein Grundverständnis (z. B. die unterschiedlichenEbenen von <strong>Diskriminierung</strong> bei der Fallbearbeitung)zu vermitteln. Auch hier bietet es sich an, dieErklärung mithilfe des Schaubildes vorzunehmen.Bei den folgenden Übungen soll realisiert werden,dass <strong>Diskriminierung</strong> eine Problematik ist, die <strong>uns</strong><strong>alle</strong> be<strong>trifft</strong> und nicht nur ein Problem von benachteiligtenMenschen oder Minderheiten ist. Jede undjeder von <strong>uns</strong> ist in eine Gesellschaft eingebunden,in der Menschen benachteiligt und ausgegrenztwerden, andere aber gleichzeitig bevorzugt werden.Niemand steht außerhalb dieser Zusammenhänge.Die TN sollen zu der Erkenntnis gelangen, dass <strong>Diskriminierung</strong>etwas mit der eigenen Erfahrung zutun hat. Dies kann eine eigene <strong>Diskriminierung</strong>serfahrungsein, eine selbständig ausgeführte diskriminierendeHandlung oder eine <strong>Diskriminierung</strong>, dieder/die TN »nur« beobachtet hat.Es gilt die <strong>Diskriminierung</strong>en, die Menschen erfahrenhaben oder erfahren, anzuerkennen. Diejenigen,die vielleicht schon einmal selbst als Täter anderediskriminiert haben, müssen lernen ihr Verhaltenals diskriminierend einzustufen und Verantwortungdafür zu übernehmen. Sie sollen lernen, die diskriminierendeSituation zu reflektieren und die Möglichkeitzu haben, sich zu entschuldigen. In jedemFall muss auf das rechtliche <strong>Diskriminierung</strong>sverbotverwiesen werden. Beobachtende Personen sollenlernen, <strong>Diskriminierung</strong>en zu erkennen und aktivdagegen vorzugehen, Opfer zu unterstützen undZivilcourage zu üben.Ziel ist es, Benachteiligungen und deren gesellschaftlicheFunktionen zu erkennen und kritisch zuanalysieren. Verstehen was <strong>Diskriminierung</strong> ist, umdann selbst aktiv zu werden und gegen <strong>Diskriminierung</strong>vorzugehen, ist ein weiteres Ziel der folgendenÜbungen.6


Methodenübersicht »<strong>Diskriminierung</strong>«Name derMethode Methodik Inhalt Material»Bezwinge denKreis«ErfahrungsorientierteÜbung,GruppendiskussionWie fühlt es sich an, <strong>Teil</strong> der Mehrheitzu sein?Wie fühlt es sich an, in der Minderheitzu sein?»Und <strong>alle</strong>in bistdu …«ErfahrungsorientierteÜbung,GruppendiskussionDie Erfahrung machen, <strong>Teil</strong> der Mehrheitzu sein und/oder <strong>alle</strong>ine zu stehen.Gespräch über die Existenz von unterschiedlichenGruppen in der Gesellschaft.Klebepunkte»Wo stehst du?«Positionierung,Begründung dereigenen Meinung,GruppendiskussionPositionierung zu bestimmten Fragestellungenzum Thema <strong>Diskriminierung</strong>.Blätter mit derAufschrift»Ich stimme zu«und »Ich stimmenicht zu«Jede und jederkennt <strong>Diskriminierung</strong>Einzelarbeit,Erfahrungsaustauschin derGruppe und imPlenumBewusstsein schaffen, dass TN sowohldiskriminiert haben und diskriminierenals auch diskriminiert wurden.Eigene <strong>Diskriminierung</strong>serfahrungenund die damit verbundenen Gefühlereflektieren.Arbeitsblatt:Auseinandersetzungmit eigenen<strong>Diskriminierung</strong>serfahrungen»Du Opfer« –Welche Gruppenvon Menschenwerden eherdiskriminiert undwelche eher nicht?Gruppenarbeit,Präsentation derErgebnisseBestimmung, welche Gruppen vonMenschen eher diskriminiert werdenund welche tendenziell nicht diskriminiertwerden.Metaplankarten,Stifte, PinnadelnEin Schritt nachvornRollenspiel,erfahrungsorientierteÜbungFörderung von Empathie mit Menschen,die nicht zur Mehrheitsgesellschaftgehören.Sensibilisierung für die ungleicheChancenverteilung in der Gesellschaft.Rollenkarten, einoffener Platz(Korridor, großerRaum oderGelände im Freien)Flower PowerThematischeEinzelarbeit mitanschließenderAuswertung imPlenumReflexion der eigenen gesellschaftlichenPositionierung.Auseinandersetzung mit der eigenen(Ohn-)Machtposition und(De-)Privilegierung.Arbeitsblatt»Flower Power«Feindbild Memory Memoryspiel Die <strong>Teil</strong>nehmenden setzen sich mitFeindbildmechanismen auseinander.MemorykartenBilderübung:»Wer bin ich?«FilmAuseinandersetzung mit eigenenVorurteilen und Bildern im Kopf.DVD mit Filmsequenz7


4.3 Heutige GesetzeslageIm Gegensatz zu der staatlich verordneten <strong>Diskriminierung</strong>durch die »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« gibt esheute auf <strong>alle</strong>n Ebenen – im Völkerrecht, im nationalenRecht bis hin zu kommunalen gesetzlichenRegelungen – ein rechtlich verankertes <strong>Diskriminierung</strong>sverbot.Auf internationaler Ebene ist dies in der AllgemeinenErklärung der Menschenrechte, Artikel 2, folgendermaßenfestgeschrieben:»Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündetenRechte und Freiheiten ohne irgendeinenUnterschied, wie etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht,Sprache, Religion, politischer oder sonstigerÜberzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft,nach Eigentum, Geburt oder sonstigen Umständen.«(Art 2, Abs. 1)Ebenso beinhaltet die Europäische Menschenrechtskonvention,das Grundgesetz der BundesrepublikDeutschland und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz(AGG) ein Verbot der <strong>Diskriminierung</strong>mit ähnlichem Wortlaut.Ein gesetzliches Verbot <strong>alle</strong>in gewährleistet jedochnoch keine diskriminierungsfreie Gesellschaft. LautEurobarometer-Umfrage 317 vom November 2009glauben 61% der Befragten, dass Menschen aufgrundihrer ethnischen Herkunft diskriminiert werden,58 % vermuten eine <strong>Diskriminierung</strong> aufgrunddes Alters. Die Liste setzt sich noch fort.Die TN befassen sich in dieser Einheit mit dem <strong>Diskriminierung</strong>sverbotim internationalen und nationalenRecht. Anhand von aktuellen Zeitungsausschnittenund Gerichtsurteilen, die den Gegenstandder <strong>Diskriminierung</strong> beinhalten, erkennen die TN<strong>Diskriminierung</strong>statbestände. Die TN bilden sichmit Hilfe des Gesetzestextes des AGG eine eigeneMeinung und lernen das Lesen von Gesetzestexten.Die TN erfahren, dass das Verbot der <strong>Diskriminierung</strong>gesetzlich verankert ist. <strong>Diskriminierung</strong>ensind dadurch juristisch anklagbar. Die TN lernendie rechtlichen Grundlagen und den juristischenWeg kennen, <strong>Diskriminierung</strong>en zu begegnen.Methodenübersicht »Heutige Gesetzeslage«Name derMethode Methodik Inhalt Material<strong>Diskriminierung</strong>Ja oder Nein– Aktuelle FälleGruppenarbeit,RollenspielBearbeitung realer juristischer Fälle.Dabei sollen die TN jeweils die Rolleder Anklage, der Verteidigung und desRichters/der Richterin einnehmen.Vorlagen mit derBeschreibung desSachverhaltes;Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz<strong>Diskriminierung</strong>Ja oder Nein?– AktuelleZeitungsberichteGruppenarbeitDiskussion innerhalb der Gruppe, ob<strong>Diskriminierung</strong> oder eine gerechtfertigteUngleichbehandlung vorliegt.Verschiedene Merkmale und Arten von<strong>Diskriminierung</strong> werden kennen gelernt.Zeitungsartikel8


4.4 Aktiv werdenDas Projekt will bei den TN den zielgerichteten Prozessauslösen, nachhaltig nichtdiskriminierende,vorurteilsfreie Einstellungen und Handlungskompetenzenzu entwickeln und zu leben. Die TN sindim letzten <strong>Teil</strong> des Projektes aufgefordert, Aktionsbeispieleauszuarbeiten, die zu konkreten Handlungenim Alltag führen sollen.Es ist das Ziel, Strategien gegen <strong>Diskriminierung</strong> zuentwickeln, die in der Familie, der Schule oder imVerein zur Anwendung kommen können. Dies kannin Form einer kleinen Zukunftswerkstatt erfolgenoder auch durch die konkrete Planung einer Aktionin der Schule, für den Sportverein oder die Jugendgruppe.Das Entwerfen von Toleranzplakaten oderdie Herstellung eigener Buttons sind beispielsweiseals kreative Lösungen denkbar.Die Ergebnisse der einzelnen Kleingruppen werdenauf die letzte leere Ausstellungswand gepinnt und amEnde dem Plenum vorgestellt und diskutiert.Diese Arbeitsphase ist bei halbtägigen Projekttagenentsprechend kürzer, sollte jedoch in jedem Fall ausreichendPlatz für die Planung konkreter Beispielebieten.Infomaterial, das Hinweise zu Beratungsstellen bei<strong>Diskriminierung</strong>sfällen umfasst, wird am Ende desProjekts an die TN verteilt.Methodenübersicht »Aktiv werden«Name derMethode Methodik Inhalt MaterialZukunftswerkstattKleingruppenarbeitmit max. 5 TNDie TN formulieren in einer PhantasiephaseUtopien zu der Frage: »Wiekönnte eine Welt ohne <strong>Diskriminierung</strong>aussehen?« In einer daran anschließendenVerwirklichungsphase werden erstekonkrete Schritte dazu geplant.Papierbogen,FilzstifteToleranzplakateKleingruppenarbeitmit 4-8 TN,Gestaltung vonPlakaten, dieanschließend in derSchule oder Jugendgruppeaufgehängtwerden könnenDie TN bemalen und gestalten eingroßes Plakat oder eine Stoffbahn.Vielleicht ist dies auch an einer Plakatwandim öffentlichen Raum möglich.Papier, Stifte, Acrylfarben,Pinsel,evtl. ZeitungspapierAktion planen Kleingruppenarbeit Die TN planen eine konkrete Aktion, diein der Schule oder an einem anderenOrt durchgeführt wird.Fragenkatalog,Papier, StifteButtons selbstmachenKreatives Gestaltenvon Buttons, EinzeloderGruppenarbeitAufgabe für die TN ist es, mit Buttonsfür Toleranz zu werben.Stifte,Buttonrohlinge,ButtonmaschineWie verhalte ichmich bei <strong>Diskriminierung</strong>GruppenarbeitKonkrete Handlungsmöglichkeitenund Hilfestellungen werden erarbeitet.AnsprechpartnerInnen, Bundesstellenetc. genannt.Arbeitsblatt9


5. Beispiele für die Durchführung vonStudientagenStudientag: »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!«Zeitrahmen: 3 StundenDauer Ablaufplan Material10 Min. Begrüßung und Vorstellung.M und TN stellen sich kurz vor.Flipchart,StifteKlären ob die Anrede über »du« oder »Sie« erfolgt.Vorstellung AblaufplanTipp: Bei kleineren Gruppen ist es empfehlenswert, dass sich auch die TN vorstellenund ihre Erwartungen, Wünsche für den Studientag formulieren.Wir empfehlen Namensschilder für die TN, um die Anrede zu erleichtern undzugleich die Wertschätzung des Einzelnen zu vermitteln.Wichtig ist die Vorstellung der Kommunikationsregeln! Diese sollen ein Gefühl derSicherheit und der Wertschätzung vermitteln, indem die TN erkennen, dass ihreMeinungen und Erfahrungen gefragt sind. Bestehende Skepsis, Ängste bzw. Unsicherheitenkönnen minimiert werden.Kommunikationsregeln – Vereinbarungen des Umgangs miteinander1. Wichtig sind <strong>uns</strong> Ihre Erfahrungen, wir wollen diese in das Seminar miteinbeziehen.2. Wir laden Sie ein, Ihre Meinungen und Positionen mit den anderen Anwesenden zuteilen.3. Sie entscheiden selbst, ob und wann Sie sich wie einbringen.4. Inhaltliche Auseinandersetzungen sind durchaus willkommen, weil wir davonausgehen, dass <strong>alle</strong> TN von den verschiedenen Perspektiven lernen und profitierenkönnen.5. Wir bitten Sie, nicht verallgemeinernd für andere, sondern über eigene Standpunkteund Erfahrungen zu sprechen.6. Es gibt im Rahmen des Seminars kein »richtig« oder »falsch«.7. Wir bitten Sie, einander zuhören und ausreden zu lassen.8. Sie können jederzeit Fragen stellen. Fragen sind willkommen.30 Min. Übung zur Einführung in den StudientagDie Übung »Bezwinge den Kreis« wird den TN vorgestellt. Die Auswertung derÜbung wird auf ein vorbereitetes Flipchartblatt mitgeschrieben, welches in zweiSpalten mit folgenden Überschriften unterteilt ist: »Im Kreis« und »Außerhalb desKreises«.Im Kreis zu sein wird oft beschrieben als:• ein gutes Gefühl,• man fühlt sich stark,• dazugehörig.Außerhalb des Kreises wird die Situation folgendermaßen beschrieben:• Trauer,• Gefühl von Einsamkeit,• Ärger,• Wut, Frustration und Resignation. 10


Dauer Ablaufplan MaterialTipp: Die Aussagen der TN sollten wortwörtlich mitgeschrieben werden, währenddie TN explizit nach ihren empfundenen Gefühlen bei der Übung gefragt werden.Im Verlauf des Workshops gibt es zahlreiche Möglichkeiten, auf die erarbeitetenAntworten zu verweisen.Überleitung zur heutigen gesellschaftlichen Situation:Wir wollen nun einen Blick auf <strong>uns</strong>ere Gesellschaft werfen! Wer sind die Gruppen,bzw. Menschen, die tendenziell eher außerhalb der Gesellschaft stehen? Wer sind dieGruppen in <strong>uns</strong>erer Gesellschaft, die dazugehören?M ergänzt nun auf dem Flipchartblatt die zugehörigen Gruppen und schreibt sieuntereinander. Bei Bedarf muss die Gruppe etwas unterstützt werden, da die gesamtgesellschaftlichePerspektive oftmals fehlt.Mögliche Antworten bei dem Blick auf die GesellschaftIm Kreis• nichtbehindert• reich• heterosexuelljung• christlich• Männer• dünn/schönAußerhalb• behindert• arm• homosexuell• alt• islamisch/jüdisch etc.• Frauen• dick/hässlichErweiterbar nach den Angaben der TN10 Min. Definition von <strong>Diskriminierung</strong> erarbeitenIn Kleingruppen überlegen die TN, wie sie <strong>Diskriminierung</strong> definierenwürden. Das Ergebnis wird auf einem Zettel notiert. Jede Gruppe stellt ihreDefinition im Plenum vor und die Zettel werden an die Pinwand geheftet.Input M: Das Modell und die Definition von <strong>Diskriminierung</strong>sowie die verschiedenen Ebenen von <strong>Diskriminierung</strong>.Das Modell von <strong>Diskriminierung</strong> (siehe Tafel)Haltungen (Vorannahmen, Vorurteile, Normen, Werte, …)+Macht (situative Macht & gesellschaftliche Positionierung)Kann zu <strong>Diskriminierung</strong> führen11


Dauer Ablaufplan Material»Ebenen von <strong>Diskriminierung</strong>«• Zwischenmenschliche Ebene(kränkende Äußerung, Witze, Nichtbeachtung)Beispiele: In der Schule wird ein Mädchen mit Übergewicht »Dickerchen« genannt,sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, die Beleidigung einer Person mit geistigerBehinderung durch Passanten, etc.• Institutionelle EbeneBeispiele: Viele hoch qualifizierte Frauen bleiben beim Aufstieg innerhalb vonUnternehmen auf der Ebene des mittleren Managements hängen, sie stoßen andie »Gläserne Decke«. Frauen bleiben oft von informellen und beruflichen Netzwerkenausgeschlossen; Einkommensdifferenz von Frauen und Männern.• Gesellschaftliche/kulturelle EbeneBeispiele: Die Medien produzieren (z. B. in der Werbung) ein Frauenbild, das einembestimmten Schönheitsideal unterworfen ist.Menschen mit Behinderungen werden als Menschen mit Defiziten gesehen. Mitleid,Sorgenkinder, Bevormundung. <strong>Diskriminierung</strong> auf dieser Ebene äußert sichdurch sprachliche Herabwürdigung. Schulbücher zeigen heterosexuelle Jugendlicheund Erwachsene, andere bleiben <strong>uns</strong>ichtbar.15 Min. Persönliche <strong>Diskriminierung</strong>serfahrungen einbringen – Alltagsbezugherstellen.Anhand eines vorbereiteten Arbeitsblattes oder im Plenum werden folgende Fragenbearbeitet:Arbeitsblatt,Stifte,Karten1. Frage: Wann haben Sie <strong>Diskriminierung</strong> beobachtet?2. Frage: Wann wurden Sie diskriminiert?3. Frage: Wann haben Sie jemand diskriminiert?Tipp: M berichtet gegebenenfalls eigene Beispiele, um das Eis bei den TN zu brechenund um zu zeigen, dass es möglich ist, offen und ehrlich über diese persönlichenErfahrungen zu sprechen. Der M fördert durch eigene Beispiele Authentizität undErnsthaftigkeit der Übung.25 Min. Film: SchwarzfahrerFilmExemplarisch wird eine <strong>Diskriminierung</strong>serfahrung gezeigt.Anhand dieses Beispiels werden Handlungsoptionen erarbeitetTipp: Dieser Film kann sehr gut bei der Szene unterbrochen werden, in der derFahrscheinkontrolleur die Straßenbahn betritt.Folgende Fragen werden an die Gruppe gestellt und im Plenum diskutiert:• Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in dieser Straßenbahn, wie hätten Sie reagiert?• Wie hätten die Leute reagieren können? Wie könnte man die ältere Damenstoppen?• Warum wehrt sich der Schwarze nicht? Wie fühlt sich jemand, dem so etwasimmer wieder passiert? Verweis auch auf die gesammelten Ergebnisse der Einstiegsübung:»Bezwinge den Kreis?«Nach der Diskussion wird der Film bis zum Ende gezeigt.12


Dauer Ablaufplan Material30 Min. Bearbeitung von AGG-Fällen und Zeitungsartikeln.Ziel: TN sollen sich mit unterschiedlichen realen Fällen auseinander setzen unddiskutieren. Erlerntes theoretisches Wissen soll vertieft und anhand von juristischenFällen angewandt werden.Es wird eine Auswahl von Zeitungsartikeln und Fällen ausgeteilt, die in Gruppenbearbeitet werden:Folgende Fragen, die für <strong>alle</strong> sichtbar aufgehängt werden, soll jede Gruppe zu ihremArtikel bzw. Fall beantworten.1. Wird jemand diskriminiert?2. Wenn ja, wie äußert sich die <strong>Diskriminierung</strong>?3. Auf welcher Ebene wird diskriminiert?4. Was würden Sie tun, bzw. dem Opfer raten?Die Gruppe stellt ihren Fall vor und beantwortet die Fragen.10 Min. Impuls: TN wird das <strong>Diskriminierung</strong>sverbot im internationalen undnationalen Recht vorgestellt:• Exkurs in die Geschichte: »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«• Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948, als Antwort auf die Verbrechen imNationalsozialismus• Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das 1949 verabschiedet wurde• Europäische Menschenrechtskonvention• Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz10 Min. Impuls: Wie verhalte ich mich, wenn ich diskriminiert wurde?Aufzeigen von Handlungsoptionen.Fälle,ZeitungsartikelArbeitsblattArbeitsblatt: »Wie verhalte ich mich, wenn ich diskriminiert wurde« durchgehen.20 Min. Aktiv gegen <strong>Diskriminierung</strong>: Tu was! Erarbeiten vonHandlungsoptionen im richtigen Verhalten und Reagieren gegen<strong>Diskriminierung</strong>In Gruppen wird erarbeitet, was jede und jeder Einzelne, bzw. was eine Gruppe imprivaten Umfeld, in der Schulklasse, bzw. am Arbeitsplatz tun kann, um aktiv gegen<strong>Diskriminierung</strong> vorzugehen. Es können hierzu Beispiele der TN aus ihren Alltagserfahrungenbearbeitet werden, oder aber Beispiele aus den Zeitungsartikeln, Fällenetc. herangezogen werden.Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.5 Min. Kurzes Feedback, Dank und Verabschiedung13


Studientag: »<strong>Diskriminierung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>uns</strong> <strong>alle</strong>!«Zeitrahmen: 5 StundenDauer Ablauf Material10 Min. Begrüßung und Vorstellung.M und die TN stellen sich kurz vor.Flipchart,StifteKlären, ob die Anrede über »du« oder »Sie« erfolgt.Vorstellung AblaufplanTipp: Bei kleineren Gruppen ist es empfehlenswert, dass sich auch die TN vorstellenund ihre Erwartungen, Wünsche für den Studientag formulieren.Wir empfehlen Namensschilder für die TN, um die Anrede zu erleichtern undzugleich die Wertschätzung des Einzelnen zu vermitteln.Wichtig ist die Vorstellung der Kommunikationsregeln! Diese sollen ein Gefühl derSicherheit und der Wertschätzung vermitteln, indem die TN erkennen, dass ihreMeinungen und Erfahrungen gefragt sind. Bestehende Skepsis, Ängste bzw. Unsicherheitenkönnen minimiert werden.Kommunikationsregeln – Vereinbarungen des Umgangs miteinander1. Wichtig sind <strong>uns</strong> Ihre Erfahrungen, wir wollen diese in das Seminarmiteinbeziehen.2. Wir laden Sie ein, Ihre Meinungen und Positionen mit denanderen Anwesenden zu teilen.3. Sie entscheiden selbst, ob und wann Sie sich wie einbringen.4. Inhaltliche Auseinandersetzungen sind durchaus willkommen, weil wir davonausgehen, dass <strong>alle</strong> <strong>Teil</strong>nehmenden von den verschiedenen Perspektiven lernenund profitieren können.5. Wir bitten Sie, nicht verallgemeinernd für andere, sondern über eigene Standpunkteund Erfahrungen zu sprechen.6. Es gibt im Rahmen des Seminars kein »richtig« oder »falsch«.7. Wir bitten Sie, einander zuhören und ausreden zu lassen.8. Sie können jederzeit Fragen stellen. Fragen sind willkommen.20 Min. Übung zur Einführung in den StudientagDie Übung »Bezwinge den Kreis« wird den TN vorgestellt. Die Auswertung derÜbung wird auf ein vorbereitetes Flipchartblatt mitgeschrieben, welches in zweiSpalten mit folgenden Überschriften unterteilt ist: »Im Kreis« und »Außerhalb desKreises«.FlipchartblattIm Kreis zu sein wird oft beschrieben als:• ein gutes Gefühl,• man fühlt sich stark,• dazugehörig.Außerhalb des Kreises wird die Situation folgendermaßen beschrieben:• Trauer,• <strong>alle</strong>in sein,• Ärger,• Wut, Frustration und Resignation.14


Dauer Ablauf MaterialTipp: Die Aussagen der TN sollten wortwörtlich mitgeschrieben werden, währenddie TN explizit nach ihren empfundenen Gefühlen bei der Übung gefragt werden. ImVerlauf des Workshops gibt es zahlreiche Möglichkeiten, auf die erarbeiteten Antwortenzu verweisen.Überleitung zur heutigen gesellschaftlichen Situation:Wir wollen nun einen Blick auf <strong>uns</strong>ere Gesellschaft werfen! Wer sind die Gruppen,bzw. Menschen, die tendenziell eher außerhalb der Gesellschaft stehen? Wer sind dieGruppen in <strong>uns</strong>erer Gesellschaft, die dazugehören?M ergänzt nun auf dem Flipchartblatt, die zugehörigen Gruppen und schreibt sieuntereinander. Bei Bedarf muss die Gruppe etwas unterstützt werden, da die gesamtgesellschaftlichePerspektive oftmals fehlt.Mögliche Antworten bei dem Blick auf die Gesellschaft:Im Kreis• nichtbehindert• reich• heterosexuelljung• christlich• Männer• dünn/schönAußerhalb• behindert• arm• homosexuell• alt• islamisch/jüdisch etc.• Frauen• dick/hässlichErweiterbar nach den Angaben der TN10 Min. Definition von <strong>Diskriminierung</strong> erarbeiten:In Kleingruppen überlegen die TN, wie sie <strong>Diskriminierung</strong> definieren würden. DasErgebnis wird auf einem Zettel notiert. Jedes Gruppe stellt ihre Definition im Plenumvor und die Zettel werden an die Pinwand geheftet.Tafel»<strong>Diskriminierung</strong>«Input durch M: Stellt das Modell und die Definition von <strong>Diskriminierung</strong> sowiedie verschiedenen Ebenen von <strong>Diskriminierung</strong> vor.Das Modell von <strong>Diskriminierung</strong> (siehe Tafel):Haltungen (Vorannahmen, Vorurteile, Normen, Werte, …)+Macht (situative Macht & gesellschaftliche Positionierung)Kann zu <strong>Diskriminierung</strong> führen15


Dauer Ablauf Material»Ebenen von <strong>Diskriminierung</strong>«• Zwischenmenschliche Ebene(kränkende Äußerung, Witze, Nichtbeachtung)Beispiele: In der Schule wird ein Mädchen mit Übergewicht »Dickerchen« genannt,sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, die Beleidigung einer Person mit geistigerBehinderung durch Passanten, etc.• Institutionelle EbeneBeispiele: Viele hoch qualifizierte Frauen bleiben beim Aufstieg innerhalb vonUnternehmen auf der Ebene des mittleren Managements hängen, sie stoßen an die»Gläserne Decke«.Frauen bleiben oft von informellen und beruflichen Netzwerken ausgeschlossen;Einkommensdifferenz von Frauen und Männern.• Gesellschaftliche/kulturelle EbeneBeispiele: Die Medien produzieren (z. B. in der Werbung) ein Frauenbild, das einembestimmten Schönheitsideal unterworfen ist.Menschen mit Behinderungen werden als Menschen mit Defiziten gesehen.Mitleid, Sorgenkinder, Bevormundung. <strong>Diskriminierung</strong> auf dieser Ebene äußert sichdurch sprachliche Herabwürdigung.Schulbücher zeigen heterosexuelle Jugendliche und Erwachsene, andere bleiben<strong>uns</strong>ichtbar.15 Min. Persönliche <strong>Diskriminierung</strong>serfahrungen einbringen – Alltagsbezugherstellen.Anhand eines vorbereiteten Arbeitsblattes oder im Plenum werden folgende Fragenbearbeitet:1. Frage: Wann haben Sie <strong>Diskriminierung</strong> beobachtet?2. Frage: Wann wurden Sie diskriminiert?3. Frage: Wann haben Sie jemanden diskriminiert?Tipp: M berichtet gegebenenfalls eigene Beispielen, um das Eis bei den TN zubrechen und um zu zeigen, dass es möglich ist, offen und ehrlich über diesepersönlichen Erfahrungen zu sprechen. Der M fördert durch eigene BeispieleAuthentizität und Ernsthaftigkeit der Übung.25 Min. Film: SchwarzfahrerFilmExemplarisch wird eine <strong>Diskriminierung</strong>serfahrung gezeigt. Anhanddieses Beispiels werden Handlungsoptionen erarbeitet:Tipp: Dieser Film kann sehr gut bei der Szene unterbrochen werden, in der derFahrscheinkontrolleur die Straßenbahn betritt.Folgende Fragen werden an die Gruppe gestellt und im Plenum diskutiert:• Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in dieser Straßenbahn, wie hätten Sie reagiert?• Wie hätten die Leute reagieren können? Wie könnte man die ältere Damenstoppen?• Warum wehrt sich der Schwarze nicht? Wie fühlt sich jemand, dem so etwasimmer wieder passiert? Verweis auch auf die gesammelten Ergebnisse derEinstiegsübung: »Bezwinge den Kreis«Nach der Diskussion wird der Film bis zum Ende gezeigt.16


Dauer Ablauf Material10 Min. Übung mit der ganzen Gruppe: Ein Schritt nach vorn.Ziele:• Sensibilisierung für die ungleiche Chancenverteilung in der Gesellschaft• Bewusst machen, dass Ressentiments gegenüber bestimmten sozialen oderkulturellen Gruppen in der Gesellschaft bestehenPause30 Min. Arbeitsphase in Kleingruppen:Jede Gruppe arbeitet zu einem bestimmten, selbst ausgewähltem Themenbereich undstellt die Arbeitsergebnisse anschließend im Plenum vor.Übungen zu den einzelnen Themenbereichen sind:Themenbereich: »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze«1. Rollenspiel »Geplante Hochzeit«2. 10 Gebote für die Gattenwahl3. Spirale4. Übung mit Comic5. Übung zum Begriff »Rasse«Moderationskarten,Arbeitsblätter,Fälle,ZeitungsartikelThemenbereich: <strong>Diskriminierung</strong>Arbeit mit ZeitungsartikelnThemenbereich: Heutige GesetzeslageFallbearbeitung(AEMR, Europäische Menschenrechtskonvention, EU-Charta, GG, AGG)5 Min. Impuls zu den »<strong>Nürnberger</strong> Gesetzen«Während des Reichsparteitages der NSDAP in Nürnberg wurden am 15. September1935 die »<strong>Nürnberger</strong> Rassegesetze« verkündet. Auf Anordnung Hitlers waren siekurzfristig ausgearbeitet worden. Kurzvorstellung des Inhalts der »<strong>Nürnberger</strong>Gesetze«.bis zu20 Min.Welche Auswirkungen hatten die »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« für die Menschen?Arbeitsgruppe/n »<strong>Nürnberger</strong> Gesetze« stellen ihre Arbeitsergebnisseim Plenum vor. Reflektion/DiskussionVertiefung anhand des Schicksals von Leo Katzenberger:M gibt eine Einführung zum Fall Katzenberger und führt in die Filmszenen ein.Anschließend Ausschnitte aus dem Film »Leo und Claire«.Alternative: Vor Ort kann in Nürnberg gemeinsam der Leo-Katzenberger-Wegoder das Synagogendenkmal besucht werden.10 Min. Überleitung: Wie konnte es soweit kommen, dass ein Staat einebestimmte Gruppe als BürgerInnen zweiter Klasse erklärt?Die Gründe hierfür sind komplex. Sie liegen auf der individuellen, institutionellen undkulturellen Ebene.Individuelle Ebene:Jeder Mensch hat Vorurteile. Vorurteile helfen den Einzelnen, Orientierung in einerunübersichtlichen Welt zu erlangen und bringen damit Verhaltenssicherheit. Vorurteilehalten soziale Gruppen zusammen und ermöglichen die Herstellung eines WIR inAbgrenzung zu einem DIE ANDEREN.17


Dauer Ablauf MaterialZu Ursachen von <strong>Diskriminierung</strong> zählen Vorurteile und ausgrenzendeVerhaltensformen Einzelner, ebenso wie Traditionen, Gewohnheiten und Gesetze, diedas Handeln innerhalb von Gesellschaften und staatlich verfassten Gemeinschaftenstrukturieren.Vorurteile und Stereotype bezeichnen zwar potentielle Voraussetzungen von<strong>Diskriminierung</strong>, führen aber nicht zwangsläufig zu einer solchen. <strong>Diskriminierung</strong>setzt ein aktives Handeln voraus, eine verbale oder nonverbale Handlung, mit derMenschen zum einen die <strong>Teil</strong>habe an materiellen, existenzwichtigen Ressourcen undzum anderen die Anerkennung ihrer Würde, ihrer persönlichen Lebensform verweigertwird. Der Übergang zwischen »Vorurteile-Haben« und Diskriminieren ist häufigfließend.10 Min. Übung: Bilderübung von ZARA: »Wer bin ich?«Eigene Vorurteile sollen mit dieser Übung aufgedeckt werden.Beamer,LaptopTipp: http://www.zara.or.at/materialien/gleiche-chancen/elearning/wb/index.htm20 Min. Überleitung:<strong>Diskriminierung</strong> ist Alltag, findet öffentlich und privat statt, durch Gesetzgeber,Behörden, durch Chefs, aber auch durch Kolleg/innen, Vermieter/innen, DiskothekenundRestaurantbesitzer/innen; Werbung diskriminiert, Medien etc.Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der Arbeitsgruppe»<strong>Diskriminierung</strong>«.20 Min. Arbeitsgruppe »Heutige Gesetzeslage« stellt ihre Arbeitsergebnisseim Plenum vor. Anschließend erfolgt die Reflektion und Diskussion.10 Min. Impuls: Wie verhalte ich mich, wenn ich diskriminiert wurde?Aufzeigen von Handlungsoptionen:ArbeitsblattArbeitsblatt <strong>Diskriminierung</strong> durcharbeiten.20 Min. Aktiv gegen <strong>Diskriminierung</strong>: Tu was! Erarbeiten von Handlungsoptionenim richtigen Verhalten und Reagieren gegen <strong>Diskriminierung</strong>In Gruppen wird erarbeitet, was jede und jeder Einzelne, bzw. was eine Gruppe imprivaten Umfeld, in der Schulklasse, bzw. am Arbeitsplatz tun kann, um aktiv gegen<strong>Diskriminierung</strong> vorzugehen. Es können Beispiele der TN aus ihren Alltagserfahrungenbearbeitet werden, oder Beispiele aus den Zeitungsartikeln, Fällen etc. herangezogenwerdenFlipchart/Moderationskarten/Poster/Buttonsetc.Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.Beispiele: Was kann jede und jeder einzelne tun?3 Spots: 3mal45 Sekunden Zivilcourage http://www.filmproduktion.org/zaraspotsKurzfilme,Beamer,Laptop5 Min. Feedback, Dank und Verabschiedung18


6. Inhalte der ausleihbaren BildungskofferDie Bildungskoffer können im <strong>Nürnberger</strong> Menschenrechtszentrum e.V. an Lehrkräfte, Multiplikatoren undMultiplikatorinnen und andere Interessierte der formalen und nonformalen Bildungsarbeit ausgeliehen werden.Sie umfassen jeweils folgende Inhalte:BücherDie Suche. Pädagogischer Comic über den Holocaust(Anne Frank Haus (Hrsg.), Bra<strong>uns</strong>chweig, 2010).Die Suche. Materialien für Lehrerinnen und Lehrer.(Anne Frank Haus (Hrsg.), Bra<strong>uns</strong>chweig, 2010).Blöde Anmache? Nicht mit mir! Ein Ratgeber für Jugendliche(Antidiskriminierungsstelle Brandenburg(Hrsg.) Potsdam, 2007).DVDsVilsmaier, Joseph (2001): Leo und Claire.Kurzfilme für die Auseinandersetzung mit Vorurteilen,kulturellen Konflikten, Rassismus etc.Bilder im Kopf, Filme für eine Welt (Hrsg.), 2008.DVD – Das E-learning-toolAnti-<strong>Diskriminierung</strong>s-TrainingIm Rahmen des Equal-Projektes »Gleiche Chancen imBetrieb« hat ZARA mit unterschiedlichsten Unternehmengearbeitet und neue Trainings entwickelt oder bereitsbewährte Trainingsmethoden integriert.Weiterführende Informationen unter: www.zara.or.atAntidiskriminierungspädagogik: Konzepte und Methodenfür die Bildungsarbeit mit Jugendlichen.(Liebscher,Doris; Fritzsche, Heike, Springer Fachmedien, Wiesbaden,2010).Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit (DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. (Hrsg.), Erfurt, 2003).Kostenloser Download unter: www.dgb-bwt.deRespekt statt Rassismus, Filme für eine Welt (Hrsg.),2004.Weiterführende Informationen unter: http://www.filmeeinewelt.ch/deutsch/pagesnav/framesE4.htm?../pagesmov/52014.htm&KA19


7. Literatur und pädagogisches MaterialBlöde Anmache? Nicht mit mir! Ein Ratgeber für Jugendliche(Antidiskriminierungsstelle Brandenburg(Hrsg.), Potsdam, 2007).Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit. CD-ROMMethodenbox (Europahaus/Aurich/Anti-Bias-Werkstatt(Hrsg.), Aurich, 2007).Der Jude und das Mädchen. Eine verbotene Freundschaftin Nazideutschland. (Kohl, Christiane: GoldmannVerlag, 1999).Die Suche. Pädagogischer Comic über den Holocaust(Anne Frank Haus (Hrsg.), Bra<strong>uns</strong>chweig, 2010).Die Suche. Materialien für Lehrerinnen und Lehrer.(Anne Frank Haus (Hrsg.), Bra<strong>uns</strong>chweig, 2010).»Ich hatte kein Kleingeld …« Erfahrungen mit alltäglichemRassismus in Darmstadt. (Schütze, Dorothea,Darmstadt, 1996).Kompass. Ein Handbuch zur Menschenrechtsbildungfür die schulische und außerschulische Bildungsarbeit(Deutsches Institut für Menschenrechte, Bundeszentralefür politische Bildung, Europarat, Europäisches JugendzentrumBudapest, Paderborn, 2005).Zu bestellen unter: www.bpb.de, kostenloser Download unter: www.institut-fuer-menschenrechte.de/de/publikationenKonfrontationen. Bausteine für die pädagogische Annäherungan Geschichte und Wirkung des Holocaust, Heft2 Gruppe, (Fritz Bauer Institut, Frankfurt/Main, 2001).Lernen in der Begegnung, Theorie und Praxis von SocialJustice-Trainings. (Czollek, Leah Carola; Weinbach, Heike,Bonn, 2008).Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage: HandbuchGrundstufe.Material und Methoden zu unterschiedlichen Formenvon <strong>Diskriminierung</strong>, vor <strong>alle</strong>m Rassismus, für Jugendlicheaufbereitet.Mehr Informationen zum Projekt und Bestellung: www.schule-ohne-rassismus.org»… und welcher Rasse gehören Sie an?« Zur Problematikdes Begriffs »Rasse« in der Gesetzgebung (Policy PaperNo. 10, Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin,2009).Internetseiten http://www.lernen-aus-der-geschichte.de http://www.zara.or.at/ http://www.iwtc.org/ideas/24_equal.pdfIdeen, Ressourcen und Methoden für interkulturelleErziehung mit jungen Menschen und Erwachsenen(auf Englisch) http://www.eduhi.at/dl/MachtSprache.pdfMacht und Sprache. Für einen sensibleren Umgangmit Sprache. <strong>Handreichung</strong> für Multiplikator/innen http://www.uibk.ac.at/gleichbehandlung/service/leitfaden_antidiskriminierung_allg.pdfLeitfaden zum Umgang mit rassistischen, sexistischenÄußerungen http://www.politik-lernen.at/In der Online-Datenbank der Praxisbörse finden SieUnterrichtsbeispiele, Stundenbilder und im Unterrichtsalltagumsetzbare Projektideen. Die Einträgekönnen nach Themen und Schulstufe sortiert unddurchsucht werden.Mehrheit, Macht, Geschichte. 7 Biografien zwischenVerfolgung, <strong>Diskriminierung</strong> und Selbstbehauptung.(Anne-Frank Zentrum Berlin, Mühlheim an der Ruhr,2007).20

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