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Recht und Revolution in Italien im 19. Jahrhundert - wana.at

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Bürokr<strong>at</strong>ie <strong>in</strong> diese Gebiete. Je länger die Bes<strong>at</strong>zungszeit dauerte <strong>und</strong> je näher sich das besetzte Landbei Frankreich befand, umso tiefgreifender <strong>und</strong> gründlicher waren die adm<strong>in</strong>istr<strong>at</strong>iven sowiepersonellen Umwälzungen. 13Die Behörden h<strong>at</strong>ten zuvor ke<strong>in</strong>e klar abgegrenzten Zuständigkeiten, weder <strong>in</strong> m<strong>at</strong>erieller noch <strong>in</strong>geographischer H<strong>in</strong>sicht. Sogar e<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen <strong>Recht</strong>sprechungs-, fiskalischen <strong>und</strong>Verwaltungsaufgaben fand kaum st<strong>at</strong>t. Beamte wurden nicht aufgr<strong>und</strong> von Fähigkeiten, sondernaufgr<strong>und</strong> von <strong>Recht</strong>en oder Privilegien ernannt. Die napoleonische Verwaltung dagegen war geprägtvon Hierarchie, Effizienz, klaren Regeln <strong>und</strong> dem Glauben an die Fähigkeiten des Menschen <strong>im</strong>Gegens<strong>at</strong>z zu se<strong>in</strong>en erworbenen <strong>Recht</strong>en <strong>und</strong> beanspruchte so die Ideale von Fortschritt <strong>und</strong>Modernität für sich. Diese Beamten waren sich ihrer Funktion als „Botschafter“ der <strong>Revolution</strong> <strong>und</strong>ihrer Werte bewusst, <strong>und</strong> so entwickelte sich auch e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsgeist <strong>und</strong> Stolz über die Grenzender Departements h<strong>in</strong>weg. 14 Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz waren zu notwendigenVoraussetzungen für die Erfüllung der Aufgaben geworden <strong>und</strong> Ablösung wegen offensichtlicherInkompetenz wurde akzeptierte <strong>und</strong> zunehmend gängige Praxis 15 , wenngleich die praktischeUmsetzung dieser hohen Ideale nicht <strong>im</strong>mer ganz e<strong>in</strong>fach war. 16 Vorrechte des Klerus wurdenabgeschafft, die Stände bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad nivelliert. Der Feudalismus wurde beseitigt,ebenso der Frondienst <strong>und</strong> die Leibeigenschaft. Unter den leitenden Kreisen herrschte der Geist derfranzösischen <strong>Revolution</strong>. All die genannten „Vorteile“ wurden von der Bevölkerung jedoch oft alsNachteil gesehen. Dazu kamen hohe Blutzölle durch Kriegsdienste, Verschleppung von Geldsummen<strong>und</strong> Kunstschätzen nach Paris <strong>und</strong> hohe Steuern. 17 Je länger das napoleonische Reg<strong>im</strong>e dauerte, destostärker stieg dessen Überzeugungskraft als Folge der politischen Stabilität, <strong>und</strong> die lokalen Elitenneigten nach <strong>und</strong> nach mehr zur Mitarbeit. 18Obwohl es zwar e<strong>in</strong>e Zeit der französischen Vorherrschaft <strong>in</strong> <strong>Italien</strong> war, empfanden es dieBewohner <strong>Italien</strong>s nicht unbed<strong>in</strong>gt als Besetzung. Ihnen war wohl bewusst, dass der Korse Napoléone<strong>in</strong> halber <strong>Italien</strong>er war <strong>und</strong> für die römische Welt der Antike sowie für Mittelmeerfragen sehr vielübrig h<strong>at</strong>te. Es schmeichelte ihnen auch, dass er se<strong>in</strong>en Sohn <strong>und</strong> Nachfolger sofort „König von Rom“nannte. 19Auch nach dem Sturz des napoleonischen Reg<strong>im</strong>es wurde dessen Verwaltung <strong>in</strong> allen Sta<strong>at</strong>en<strong>Italien</strong>s übernommen, unabhängig ihrer absolutistischen bzw. konstitutionellen Gr<strong>und</strong>struktur. Das istdeshalb bemerkenswert, da diese Verwaltung e<strong>in</strong>e ausgesprochen zentralistische war, <strong>und</strong> es vor ihr<strong>im</strong>mer bloß kommunale Verwaltungen <strong>und</strong> unterschiedliche <strong>Recht</strong>sordnungen <strong>in</strong>nerhalb der Sta<strong>at</strong>en13 WOOLF, Stuart, Eliten <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istr<strong>at</strong>ion <strong>in</strong> der napoleonischen Zeit <strong>in</strong> <strong>Italien</strong>, <strong>in</strong>: Dipper (Hrsg.),Napoleonische Herrschaft <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> <strong>Italien</strong> - Verwaltung <strong>und</strong> Justiz, Berl<strong>in</strong> 1995, S. 32.14 Ebd., S. 35.15 Ebd., S. 37.16 Ebd., S. 36.17 KRAMER, Hans, Österreich <strong>und</strong> das Risorg<strong>im</strong>ento, Wien 1963, S. 10.18 WOOLF 1995, S. 39.19 KRAMER 1963, S. 10.<strong>Recht</strong> <strong>und</strong> <strong>Revolution</strong> - Risorg<strong>im</strong>ento Seite 6

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