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TITELStofffür echteMännerHans Albers kaufte hier seine Garderobe,stilsichere Kapitäne tun es noch immer:beim Marine- und TropenausstatterBrendler. Männermode für eine gute Figurauf allen Weltmeeren.Kleine Schlangen“, sagt Ingrid Osthues und greift zueinem Schnürstiefel aus hellem Leder, „beißen in dieWade, wenn man aus Versehen auf sie tritt. Höherkommen die nicht. Für den Busch darf der Schuh darumerst zwei Handbreit über dem Knöchel enden.“ Seit ihr Vaterihn vor dreißig Jahren zusammen mit einem Arzt des <strong>Hamburg</strong>erTropeninstituts entwickelte, gehört der „Safari-Stiefel“ zum Sortimentbei Ernst Brendler, dem „Spezialgeschäft für Marine- undTropenausrüstung“.Es liegt gleich neben dem <strong>Hamburg</strong>er Rathaus, in allerbester Einkaufslagealso – und doch Lichtjahre entfernt von der glitzerndenGlattheit der City. Mode und Mainstream, daran lassen schon dieAuslagen in den beiden Schaufenstern keinen Zweifel aufkommen,sucht man hier vergeblich. Kein Mikrofaser-Adventure-Styling, sondernklassisch geschnittene Sakkos, Hosen und Hemden aus Baumwolleoder Leinen gibt es hier, in denen der Herr von Welt auch beimGeschäftstreffen in Nairobi nicht verschwitzt aussieht.Ingrid Osthues, 47, führt das Geschäft mit fünf Angestellten in vierterGeneration. Den Anfang machte 1879 ihr Urgroßvater ErnstBrendler mit einer Uniformschneiderei für die Besatzungen dergroßen Handels- und Marineschiffe. „Schmucke Seemannskleidungkriegen Sie bei uns noch immer, auch wenn wir sie nicht mehr selbermachen. Wir sind in Deutschland der einzige private Marineausstatterin großem Stil“, erzählt die Chefin stolz. Natürlich gehörenhanseatische Klassiker zum Sortiment: In einer Vitrine stapelnsich Prinz-Heinrich-Mützen – das Markenzeichen HelmutSchmidts. Und der sogenannte Elbsegler, eine Mütze, ohne die bisheute kein <strong>Hamburg</strong>er Lotse, der etwas auf sich hält, an Bord geht.Eine geschwungene Holztreppe führt in den ersten Stock. Hierhängt, in allen Größen und seit Jahrzehnten nahezu unverändert,der klassische dunkelblaue Anzug in maritimem Schnitt, der schonGenerationen von Reedern, Geschäftsleuten, Börsianern und Senatorendas hanseatische Etwas gibt. Hinter den gläsernen Klappfächernmeterhoher Eichenschränke leuchten Kapitänsmützen, imalten Verkaufstresen goldene Tressen und Offiziersabzeichen. Anden Schubladen hängen vergilbte Schilder: „Leutnant Schirme“,„Kordeln Admiral“, „Goldknöpfe Anker“.Schon Hans Albers hat sich hier eingekleidet, Johannes Rau warStammkunde, Udo Lindenberg kommt regelmäßig mit seinerModeberaterin und kauft goldbetresste Schulterstücke und Uniformen.Bürgermeister Ole von Beust schätzt die „Stutzer“: kurzeMäntel aus schwerer blauer oder schwarzer Wolle, wie sie Matrosenim Winter über ihren Uniformen trugen – so dicht gewebt, dasssie praktisch regen- und winddicht sind.Bei Brendler scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Katalogwirbt noch immer mit rauchenden Männern im Zeichenstilder Sechzigerjahre. Warum, so die unausgesprochene Firmenphilosophie,sollte man ersetzen, was sich bewährt hat? „Ich willnicht chic werden oder expandieren“, sagt Ingrid Osthues, „sondernganz sutsche und bescheiden meinen Markt bedienen. DasWichtigste ist doch, dass die Leute wissen: Hier werde ich nichtbetuppt!“Ruth HoffmannHAMBURG – DAS MAGAZIN DER HANSESTADT 20

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