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September 2008 / Ausgabe 11<strong>Hamburg</strong>:Das Magazin aus der MetropoleGanz nach obenWie <strong>Hamburg</strong>s Kulturszene abhebtGanz weit vorneKaren Duve und Dendemannüber Dichtung im hohen NordenGanz schön was losTipps für das perfekteWochenende an der ElbeDAS KULTUR-HEFT


<strong>Hamburg</strong>:Thema: KulturInhalt / EditorialLIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,wir haben uns für dieses Heft mit jedem angelegt, mit dem man keinen Ärger habenwill: mit Haifischen, einer Rentner-Reisegruppe und der Schwerkraft. Wir habenuns von einem Rapper beleidigen und von einer Musicaltruppe kurz vor dem Auftrittdurch die Umkleide schubsen lassen. Warum all das? Weil wir Sie in diesem Heft andie Orte mitnehmen wollen, an denen die Kulturmetropole <strong>Hamburg</strong> am aufregendstenist: Wir haben eine Schriftstellerin getroffen, die <strong>Hamburg</strong> viele Jahre nur beiNacht gesehen hat, ein breakdancendes Mädchen und zwei weltberühmte Herren mitNasen aus Schaumstoff. Wir haben auf Häuserdächern getanzt, haben ein Motorradin den Sand gesetzt und die Königin der Nacht getroffen. Vorhang auf für <strong>Hamburg</strong>!Wir freuen uns auf Ihren Besuch – in der Metropolregion <strong>Hamburg</strong>.York Pijahn und Sebastian Wehlings für die RedaktionPS: Die nächste Ausgabe von <strong>Hamburg</strong>: Das Magazin aus der Metropole erscheintAnfang Dezember – in der Financial Times Deutschland, der Frankfurter AllgemeinenSonntagszeitung, der Süddeutschen Zeitung und dem Standard in Österreich.GROSSE FREIHEITNeues aus der Hansestadt S.04Ernie und Bert, Internationales Maritimes Museum und Street ArtWir kommen wieder! S.06Warum Künstler so gern in <strong>Hamburg</strong> auftretenBÜHNE HAMBURGEine Stadt hebt ab S.08<strong>Hamburg</strong>er Kulturstars an den schönsten Orten der Stadt: Tänzerin Antje Pfundtner, MalerTill Gerhard, Dirigent Christoph von Dohnányi, Regisseur Max Färberböck, die Band Revolverheld,die DJs Digitalism, Schauspieler Mehmet Kurtulus, Opernsängerin Hellen KwonGipfeltreffen S.20Schriftstellerin Karen Duve und Rapper Dennemann über Dichtung aus <strong>Hamburg</strong>New York backstage S.24Hinter den Kulissen des Musicals „Ich war noch niemals in New York“48 STUNDENZu-ga-be! S.29Die besten Tipps für ein formvollendetes Wochenende an der ElbeKALENDERTITELFOTO: ROBERTO HEGELERAlles hier bei uns S.30Die wichtigsten Termine aus <strong>Hamburg</strong> und der Metropolregion, von September bis NovemberWARUM HAMBURG ?Brahms und Breakdance S.34Was Kinder-Kultur in <strong>Hamburg</strong> einzigartig macht, verraten Melissa, 10, und Janis, 11


GROSSE FREIHEITDie wohnen jetzt auch hierDie „Sesamstraße“-Stars Ernie und Bertziehen von New York nach <strong>Hamburg</strong>80 000 Menschen ziehen jedes Jahr an die Elbe. Zu den berühmtestenNeu-<strong>Hamburg</strong>ern gehört dieses Paar: Ernie und Bert. Zwar wird diedeutsche Fassung der „Sesamstraße“ schon seit 1973 im Auftrag desNDR in <strong>Hamburg</strong> produziert, doch alle Szenen mit Ernie und Bertkamen bislang aus den USA. Das wird jetzt anders: Die zwei weichnasigenFreunde mit den sturmfesten Frisuren wohnen nun in derdeutschen Sesamstraße in <strong>Hamburg</strong>, in einer Wohnung mit Balkon.Ansonsten ändert sich zum Glück nichts: Ernie wird seinenleidensfähigen Mitbewohner – zur Freude der Kinder – weiter mitseinem lauten „Krkrrrrrrr“ zur Verzweiflung treiben. Und auchder berühmte Titelsong „Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?“bleibt uns erhalten. Erfunden wurde der übrigens in <strong>Hamburg</strong>.Dicke Pötte, hohe WellenNirgendwo an Land ist man dem Meer näher als im Internationalen Maritimen MuseumWenn es schwimmen kann und von Menschen gebaut wurde – dannwerden Sie es hier finden. Seit Juni dieses Jahres ist die weltweiteinzigartige Sammlung aus dreitausend Jahren Seefahrtsgeschichteim historischen Kaispeicher B zwischen Speicherstadt und Hafen-City zu bewundern: 26 000 Schiffsmodelle, darunter ein 870 Kiloschwerer Lego-Nachbau der „Queen Mary II“, ein Globus,der die Wellen des Tsunamis von 2004 darstellen kann: Aufzehn Etagen, Pardon: Decks, werden die Ausstellungsstückemit allen Sinnen erfahrbar: In der Tauwerkstattriecht es nach Teer, auf Deck sieben taucht man in die Klangweltender Tiefsee ab, und während die kleinen Besucher noch darüberrätseln, wie ein Unterwasservulkan entsteht, erfahren die großenbei der Führung durch einen Frachtcontainer, warum die Maßezweieinhalb mal sechs Meter den Seehandel für immer revolutionierthaben.HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 4


Verzeihung, da klebt wasSogenannte Street Artists machen aus Stromkästen,Laternenpfählen, Verkehrsschildern KunstwerkeFOTOS:JUNIUS VERLAG, NDR/STUDIO HAMBURG, MICHAEL ZAPFWenn <strong>Hamburg</strong>er durch ihre Stadt joggen, radeln, paddeln, dann bewegen sie sichdurch eine ständig wechselnde Ausstellung. Zu den Kunstwerken zählen selbstbemalte Kacheln an der Wand, Sticker an Laternenpfählen, Poster, Graffiti undSkulpturen. Die Künstler ziehen es vor, anonym zu bleiben. Es gibt keine Erklärungstafeln,kein „Bitte nicht berühren“. Die Schöpfer der Street Art spielen mitihrer Stadt. Sie lassen eine aufgesprühte Entenfamilie an einer Mauer entlanglaufen,malen dem Männchen auf dem Verkehrsschild ein Radio an die Hand. Manchewollen mit ihrer Kunst etwas aussagen, die meisten wollen einfach die Gestaltungihres Viertels nicht den Plakaten der Werbeindustrie überlassen. Der Künstler „Chimäre“lässt Stromkästen überrascht oder traurig aussehen – indem er ihnen Augenoder Münder aufklebt. Es gibt aber auch Street Artists, die nach einiger Zeit dieStraße wieder verlassen haben – wie Banksy aus England zum Beispiel. DessenWerke werden inzwischen in Museen ausgestellt. Und auch der Street Artist MirkoReisser alias DAIM aus <strong>Hamburg</strong> arbeitet mittlerweile für Galerien weltweit.Klassik und Lounge mitden Philharmonikern <strong>Hamburg</strong>und DJ Raphaël MarionneauMehr Infos unterwww.philharmoniker-hamburg.dewww.abstrait.de/philabstrait5 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


GROSSE FREIHEITWir kommen wieder!Warum Weltstars so gern in <strong>Hamburg</strong> auftreten„Vor den Auftritten gehen wir immer an den Hafen: Schiffe gucken.Häfen bringen internationale Vibes, die jeder Stadt guttun.Wir sind begeisterte <strong>Hamburg</strong>- St.-Pauli-Besucher. Nachder Show ist Zeit für eineschöne Absacker-Expedition.“Mia, Musikerin,lebt in Berlin„Ich weiß noch, wie meine Elternund ich bei Sonnenschein an derAlster spazieren gegangen sind. Ichwar zehn, und etwas später habeich in der Laeiszhalle, einem Jugendstil-Bau,mit den <strong>Hamburg</strong>erPhilharmonikern gespielt. Das wareines meiner ersten Konzerte: 1991.Was mich an <strong>Hamburg</strong> am meistenbeeindruckt: die weltoffene Einstellungder Leute.“ David Garrett, Starviolinist,lebt in New York„Das Schöne an der Stadt: Sie vereintdas Kreative und Mediale von Köln,das Szenige von Berlin, das Links-Alternativevon Leipzig. Wenn ich in <strong>Hamburg</strong>wohnen würde, ui, das wäre gefährlich!“Clueso, Deutschrapper, lebt in Erfurt„Hier aufzutreten ist immer großartig.Ich erinnere mich an jedesKonzert in <strong>Hamburg</strong>. Das Publikumvermittelt eine ungeheureEnergie. Gerüchten zufolge sollendie Leute hier ja ein bisschenzu cool sein … aber wir fühlenuns hier wie zu Hause. Wir liebendie kleinen Bars im Schanzenviertel.Sogar Silvester habeich schon in <strong>Hamburg</strong> gefeiert,in St. Georg.“ Fran Healy, Sängervon Travis, lebt in London„Oft hatte ich auf BAP-Touren meinenHund dabei. Wenn man spazierengeht, erlebt man, wie eine Stadtsich verändert. Die Leute sind angenehmunaufdringlich hier: Dukannst in Ruhe in einer Kneipe sitzenund lesen – in Köln unmöglich.“Wolfgang Niedecken,Sänger von BAP, lebt inKöln„Die Reeperbahn ist das Zentrum des neuen, wilden, unsubventionierten Live-Entertainments in Deutschland – eine Art Broadway. Es sind immer mehrTheater geworden, und ich finde: Alle Klischees vom spaßfernen Norden stimmennicht.“ Thomas Hermanns, Gründer des Quatsch Comedy Clubs, lebt in BerlinILLUSTRATIONEN: DIRK SCHMIDTHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 6


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BÜHNE HAMBURGEine Stadthebt abAcht <strong>Hamburg</strong>er Künstler haben für uns ihre Theater,Ateliers und Filmstudios verlassen und einen Tag langdie Stadt zu ihrer Bühne gemacht: Häuserdächer,Parks, Elbfähren – und ein Haifischbecken. Vorhang auf!


Dem Himmel ganz nah: Tänzerin Antje PfundtnerEine Frau fliegt, als habe die Schwerkraft keine Macht über sie.Hier auf dem Dach des Atlantic Kempinski Hotels hebt sie ab. Hier,wo Pierce Brosnan alias James Bond in „Der Morgen stirbt nie “seine Gegner jagte. Antje Pfundtner ist nicht im Auftrag IhrerMajestät unterwegs, aber trotzdem auf internationaler Mission:Die Tänzerin und Choreografin eroberte mit ihrer Soloarbeit„eigenSinn“ vom <strong>Hamburg</strong>er Tanztheater Kampnagel aus fast dieganze Welt. In Südamerika, Tokio, Peking, Pakistan und Australienhat sie schon getanzt, so kraftvoll und elegant wie auf unserem Bild.Gar nicht leicht, mit so einem schweren Namen: Pfundtner. Früherhabe sie mal daran gedacht, ihren Namen zu ändern, doch mittlerweilefindet sie ihn lustig, „weil ich die Erwartungen mit meinemErscheinungsbild nicht einlöse“. Mit 16 fuhr sie mit ihrenEltern bei einem <strong>Hamburg</strong>-Besuch das erste Mal am Atlantic Hotelvorbei, „das vergisst man natürlich nie“. Heute findet die gebürtigeDortmunderin, die in New York und Amsterdam studierte undseit 2001 in der Hansestadt lebt, <strong>Hamburg</strong> immer noch überalldort am schönsten, wo man aufs Wasser schauen kann. „Auf dieElbe, von St. Pauli aus zum Beispiel“, sagt die 32-Jährige. <strong>Hamburg</strong>sei nicht nur chic, sondern auch geheimnisvoll.


Ein Bild von einem Mann: Maler Till GerhardDer Jenischpark ist ein Bild von einem Park, also das Ideal einesParks, in dem der Großstädter durchatmen kann und doch nievergisst, wo er sich befindet: Er hat von beinahe überall einenständig wechselnden Blick auf die Elbe. Die Tatsache, dass sichnun der 1971 geborene Maler Till Gerhard in diesem Park befindetund auch gleich ein Bild mitgebracht hat, das in diesem Parkentstanden sein könnte, ist kein Zufall. Denn Till Gerhards Werkbefasst sich immer wieder mit dem Menschen, der Natur unddem Konflikt zwischen beiden. Es grüßt also nicht nur der Maler,sondern auch das Bild „Erntedank“. Gerhard stammt ausAhrensburg, hat in Kiel und <strong>Hamburg</strong> studiert und lebt heuteauf St. Pauli. Genau wie Neo Rauch und Daniel Richter gehörter zur Gruppe der Young German Art, die besonders erfolgreichim Ausland ist: Gerhard wird von Galerien in Oslo und NewYork vertreten und hatte auch schon eine Ausstellung in Londonbei Charles Saatchi, einem der mächtigsten Kunstsammler derWelt. Worauf Gerhards Erfolg beruht? Er schafft es, mit seinengegenständlichen, manchmal verwunschen anmutenden Gemäldeneine einzigartig düster-romantische Stimmung zu erzeugen.Wie ein einsamer Spaziergang im Park.HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 10


<strong>Hamburg</strong> fortissimo: Dirigent Christoph von DohnányiDie meisten kennen diesen Herrn mit der aufgeschlagenen Notenmappenur im Frack und mit dem Taktstock in der Hand:Christoph von Dohnányi, 79, Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters,ehemaliger Direktor des Cleveland Orchestra und baldin der Elbphilharmonie am Pult. Neben ihm sein OrchestervorstandBoris Bachmann. Durch das geöffnete Fenster des Zimmers,in dem von Dohnányi seine Partitur studiert, schaut man in dieSpeicherstadt. Die Vergangenheit <strong>Hamburg</strong>s als Hansestadt wirdeinem nirgends so bewusst wie auf diesem größten Lagerhausplatzder Welt. Die Häuser, die in neugotischer Backsteinarchitekturerbaut wurden, stehen seit 1991 unter Denkmalschutz. Werbeagenturenund Filmfirmen sind heute hier zu Hause, wo früherKaffee und Gewürze lagerten. In Sichtweite dröhnen die Baggerauf der größten Baustelle des Landes. Dort entsteht ein neuerStadtteil am Wasser: die HafenCity, in der einmal 12 000 Menschenleben und 40 000 arbeiten sollen. Und hier wird auch dieElbphilharmonie gebaut, entworfen vom Architektenduo Herzog& de Meuron. 2011 soll das auf einem Kakaospeicher errichteteGebäude eingeweiht werden. Und geplant ist, dass Christoph vonDohnányi den Takt angibt.11 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


„Und Action!“: Regisseur Max FärberböckDie <strong>Hamburg</strong>er Innenstadt hat nicht nur jede Menge idyllischeAlsterfleete, Einkaufspassagen und den prachtvollen Jungfernstiegzu bieten, sondern auch den Rathausplatz mit seinen weiß verputzten,rundbogigen, italienisch wirkenden Alsterarkaden. RegisseurMax Färberböck, der aus Oberbayern stammt und seit vielen Jahrenin <strong>Hamburg</strong> lebt, hat eine besondere Schwäche für dieses südländischeElement inmitten des norddeutschen Backsteins; für diesenOrt, an dem man nur leicht die Augen zuzukneifen braucht, umzu glauben, man sei in Florenz. In der ersten Zeit in <strong>Hamburg</strong>arbeitete Färberböck als Regieassistent und Dramaturg bei PeterZadek am <strong>Hamburg</strong>er Schauspielhaus. Seit einiger Zeit drehtFärberböck Filme: Er schrieb und inszenierte die ersten „BellaBlock“-Krimis mit Hannelore Hoger und drehte den Film „Aimée& Jaguar“ über die Liebe zweier Frauen – einer Deutschen undeiner Jüdin im Zweiten Weltkrieg. Im Oktober kommt „Anonyma– Eine Frau in Berlin“ in die Kinos: Eine junge Berlinerin schildertdie letzten Kriegsjahre und die Nachkriegszeit in Deutschland.Vielleicht wird sein Film ja eines Tages genau an der Stelle zu sehensein, an der Färberböck sitzt. Denn im Sommer ist hier, am Rathausmarkt,Open-Air-Kino. Als wäre <strong>Hamburg</strong> im Süden.HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 12


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Melodien für Millionen: Rockband RevolverheldWir befinden uns an Bord der Hafenfähre „St. Pauli“. Zur Rechtenliegt das Dockland von Stararchitekt Hadi Teherani. Und dieJungs in der Mitte sind unüberhörbar: Revolverheld. Ohrenzuhalten? So wie der Herr im Blouson im Hintergrund? Zwecklos.Zumindest dem Revolverheld-Song „Helden 2008“ konnteman in diesem Sommer kaum entkommen. Kein EM-Public-Viewing-Platz in Deutschland, auf dem die Fußballhymne nichtgespielt wurde: „Na-nana-nana-nana. Wir gehen zusammen indie Geschichte rein.“ Das erste Mal stand die Band beim „Popkurs<strong>Hamburg</strong>“ gemeinsam auf der Bühne – einem Studiengang,der in den letzten 26 Jahren einige Stars hervorgebracht hat: Wirsind Helden, Seeed, Fury in the Slaughterhouse – sie alle habenerstmals beim Popkurs an der Alster miteinander Musik gemacht.Heute stehen Revolverheld, die vom 2. bis 18. Oktober aufDeutschland-Tour gehen, für die Generation Rock, so heißt aucheine ihrer Singles. Songs, die laut auf der WG-Stereoanlage laufen,bis die Nachbarn klingeln – oder auf eine Fähre im Hafen flüchten,um Käsekuchen zu essen und Kaffee zu trinken. Aber wieman sieht: Auch hier kreuzt die Band auf. Schauen Sie hin: Ist derHerr rechts mit dem Panamahut nicht kurz davor mitzusingen?HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 14


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Der Kommissar geht um: Schauspieler Mehmet KurtulusMehmet Kurtulus hat natürlich noch keine weißen Haare: Der36-jährige Deutschtürke trägt diese Frisur und Farbe für die Rollein „Transfer“, seinem nächsten Spielfilm. Kurtulus, der im Altervon zwei Jahren mit seinen Eltern aus dem türkischen Ușak nachSalzgitter zog, wurde durch seine Rolle des jungen Türken Gabrielin Fatih Akins Film „Kurz und schmerzlos“ nicht nur bekannt – ererhielt dafür auch den Grimme-Preis. Das erfolgreiche Debüt desebenfalls türkischstämmigen Regisseurs Akin spielte im tiefstenAltona. Für dieses Foto nun wählte der Schauspieler den freundlichenElbstrand bei Wedel aus, wo <strong>Hamburg</strong>er bei gutem Wettersonnenbaden – und Motorradfahren natürlich streng verboten ist.In seiner neuesten Rolle hält sich Mehmet Kurtulus doch meistensans Gesetz: Nachdem er im niedersächsischen „Tatort“ bei derkühlen Charlotte Lindholm alias Maria Furtwängler assistierte, ister nun selbst zum <strong>Hamburg</strong>er „Tatort“-Kommissar aufgestiegen:Cenk Batu heißt er in der Krimiserie, die erste Folge wird am 26.Oktober ausgestrahlt. Durch seine Präsenz, davon ist Kurtulusüberzeugt, trägt der NDR „zur Integrationspolitik in Deutschlandbei“. Das Ganze allerdings ohne Wasserpfeifen und türkische Teestube.„Es wird keine Multikulti-Soße ausgegossen“, so Kurtulus.HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 16


Gerade aufgetaucht: Discjockey-Duo DigitalismBumm. Das hält die Scheibe aus. Bumm. Bumm. Immerhin istsie ja 22 Zentimeter dick. Bumm. Bumm. Bumm. Sonst kommenden beiden Musikern gleich 1,8 Millionen Liter Wasser entgegen.Bumm. Digitalism – so nennt sich das Discjockey-Duo aus <strong>Hamburg</strong>– haben sich vor die Scheibe des neuen Haifischbeckens inHagenbecks Tierpark gestellt, und ihre Musik geht in diesemMoment zu den Fischen. Ob die Haie den Sound so sehr mögenwie die Zehntausende Fans? Die kommen zu den Konzerten derBand, um zu tanzen – nein: um auszurasten. Denn die Musik vonDigitalism ist Techno und Rock, der so klingt, als würde manalle seine Lieblingsplatten gleichzeitig spielen. „Wir wollen, dassdie Leute tanzen, bis der Schweiß kondensiert von der Decketropft“, so beschreiben Jens Moelle und Ismail Tüfekçi ihreMission. Die Kritiker der wichtigsten deutschen Feuilletons lobtendas Duo in den Himmel, verglichen den Klang der Band mitdem Sound der britischen Chemical Brothers oder der französischenBand Daft Punk. Himmlische Musik – die im Dunkelnentsteht: Digitalism produzieren ihre Elektrohymnen in einemalten Flakbunker auf dem <strong>Hamburg</strong>er Heiligengeistfeld.Fensterlos. In einer Atmosphäre wie unter Wasser. Bumm.17 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


Ihre Majestät: Opernsängerin Hellen KwonHellen Kwon spielt nicht die Königin der Nacht, Hellen Kwon istdie Königin der Nacht. Seit 1984, als sie am Staatstheater Wiesbadendas erste Mal in der „Zauberflöte“ zu sehen war. In Paris, inZürich, an der Bayerischen Staatsoper München, an der WienerStaatsoper: Fast überall auf der Welt hat die in Korea geboreneSopranistin den Part schon gesungen. Aber ihr Repertoire ist wesentlichvielseitiger: „La Traviata“, „Rigoletto“, „Madame Butterfly“.Ihre Heimat? Ist seit vielen Jahren <strong>Hamburg</strong>: Hier ist sie einer derStars des Staatsopern-Ensembles. Und hier steht sie jetzt – vor demPlanetarium im <strong>Hamburg</strong>er Stadtpark, einem der modernstenPlanetarien der Welt. Der 55 Meter hohe Turm, der eigentlich alsWasserspeicher für den Stadtteil Winterhude gebaut wurde, beherbergteine Projektionskuppel, so gewaltig, dass der im Kinosesselliegende Besucher glaubt, zu den Sternen zu fliegen. Als zur Wiedereröffnungdes vor fünf Jahren umgebauten Planetariums diehalbe Stadt zu Besuch kam, verließ jeder Gast den Turm mit einerLaterne in der Hand. Sonne, Mond und Sterne schienen sich aufden nachtdunklen Rasen des Parks zu ergießen. Und jeder fühltesich wie ein König oder eine Königin. Und wenn es auch nur füreine einzige Nacht war.FOTOS: ROBERTO HEGELERHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 18


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DICHTUNG AUS HAMBURGWortkünstler unter einer Decke:Rapper Dendemann und AutorinKaren Duve im Literaturhaus Caféan der Alster.HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 20


DasGipfeltreffenDie Autorin Karen Duve und der Rapper Dendemannüber den Beat einer rastlosen Stadt, Inspiration ausAldi-Tüten und die Weisheit aus sechseinhalb BüchernDendemann, klingt HipHop aus <strong>Hamburg</strong>anders als der aus dem übrigenDeutschland?Dendemann: Sicher. Ein bisschen lockererhalt. Das war der Grund, warum ich 1996vom Sauerland aus hierher gezogen bin. DerTobi & Das Bo, Fischmob, Absolute Beginner– wegen diesen HipHop-Formationenwollte ich nach <strong>Hamburg</strong>. Ich weiß garnicht, ob die jetzt wirklich besser waren alsalle anderen – aber sie waren versierter undhatten dieses Ding mitden deutschen Texteneinfach früh begriffen.Dafür stand <strong>Hamburg</strong>schon immer: Hierhatten die Bars schondeutsche Namen, alsman anderswo nochversucht hat, die Coolness aus dem Englischenzu pressen.Warum ist die Stadt so lässig?Dendemann: Das liegt am Hafen. Viele fremdeLeute, die sich alle irgendwie verständigenmüssen, und dazwischen ein paar Seebärenmit dem Plattschnack, der alles vereint.In Ihrem Song „Endlich Nichtschwimmer“singen Sie: „Ich schwimmte, schwammund schwomm ... Manche schwimmenmit, manche gegen den Strom – doch ichfrag: Schwimmen wir noch, oder lebenwir schon?“ Was macht die Qualität IhrerMusik aus?Dendemann: Ich weiß nicht, ob ich der Richtigebin, das zu beurteilen. Ich finde immer„<strong>Hamburg</strong> ist lässig: derHafen, all die fremdenLeute und die Seebären,die Platt schnacken.“die Textideen am besten, von denen ichglaube, dass sich kein anderer drei Strophenlang damit beschäftigen würde. Nichtschwimmenzum Beispiel.Frau Duve, klingt aus Ihren Büchern einSound heraus, der typisch norddeutsch,typisch <strong>Hamburg</strong> ist?Duve: Bestimmt. Ich würde immer „kucken“statt „gucken“ schreiben, auch wenn derLektor meines Verlages dann wieder dieAugenbrauen hochzieht. Ich glaube außerdem,dass Nüchternheitin den Texten typischfür den Nordenist. Die Nähe zum Englischenim Norddeutschenmacht die Spracheknapp, dabei sehrbeweglich.Dendemann: Im Plattdeutsch ist Englischdrin, das macht die Sprache einfach facettenreicher.Das ist, glaube ich, auch derGrund, warum Rap aus der Schweiz so gutfunktioniert: harte Konsonanten, lange Vokale,Italienisch, Französisch, Deutsch. DieseMischung haut einfach hin. Das hat einenguten Flow.Duve: Wobei ich sagen muss, dass ich Musikaus <strong>Hamburg</strong> auch mag, wenn sie rumpelt.Kennt ihr „Was kostet Liebe?“ von RockoSchamoni? Der singt ja nun wirklich nichtbesonders toll, aber gerade deswegen ist daseines der schönsten Liebeslieder, die ichkenne. Eine ausgebildete Stimme hätte allesnur verdorben. >21 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


Dendemann, 35, wurde als Daniel Ebel imSauerland geboren. Seit zwölf Jahren lebter in <strong>Hamburg</strong> und gilt als einer der kreativstenWortakrobaten des deutschen HipHop.Im Sommer 2008 tourte er im Vorprogrammvon Herbert Grönemeyer durchs Land. Seinaktuelles Album heißt „Abersowasvonlive“.Dendemann: Beim Gesang kann man natürlichunterschiedlicher Meinung sein, aberHipHop ist gewissermaßen eine sportlicheMusik. Man kann messen oder zumindestziemlich genau spüren, wer besser ist – werbesser reimt, schneller ist, virtuoser. Undda sind Rapper aus <strong>Hamburg</strong> lange Zeitbesonders weit vorne gewesen.An welchem Ort holen Sie sich Ihre Inspirationen?Dendemann: Auf meinem Sofa. Ich liebeSitcoms. 25 Minuten lang schnelle Dialogezu hören, die meistens vor Publikum aufgezeichnetwerden, das ist schon sehr inspirierend.Duve: Ich kucke auch Serien auf DVD. Zurzeitsehe ich „Nip/Tuck“. Da gibt es immerwieder diese Szene, in der der Schönheitschirurgfragt: Was gefällt Ihnen an IhremAussehen nicht? In meinem Roman ist esdie immer wiederkehrende Frage der Fahrgäste:Haben Sie eigentlich keine Angst – soallein im Taxi? So etwas hilft mir beimSchreiben ungemein, es gibt Rhythmusund Struktur. Und mir fallen auch sehrviele Sachen in der Bahn ein.Dendemann: Stimmt, mir auch, dafür ist dieBahn echt noch gut.Duve: Wenn da so ein Familienvater mitAldi-Tüten an einer Schranke wartet, gebücktvon der Last des Lebens. Ich kuckeaus dem Fenster, und die Geschichten kommenrein.Dendemann: Das kenne ich. Auf Bahnfahrtenhöre ich deshalb keine Musik. Davonabgesehen – ich habe keinen MP3-Player.Ihre Texte sind oft literarisch, holen Siesich Inspiration aus Büchern?Dendemann: Nee, ich traue mich nicht anBücher ran.Duve. Was?Dendemann: Ich habe bisher sechseinhalbBücher gelesen.Duve: Und zwar?Dendemann: Ich hab gelesen: „Per Anhalterdurch die Galaxis“, eins bis viereinhalb;dann vom selben Autor „Die Letzten ihrerArt“. Und „Woyzeck“ von Georg Büchner.Duve: Alles gute Bücher.Dendemann (mit verstellt tiefer Stimme,zitiert aus „Woyzeck“): „Woyzeck! Errr esseseine Erbsen!“ Ich weiß nicht, wie viel ichunterbewusst aufnehme. Ich hatte und habebei Büchern aber immer das Gefühl,die gelesenen Sachen auch einbauen zumüssen – das nervt manchmal.Und bei Ihnen, FrauDuve – wo kommendie Ideen her?Duve: Von überall her.Ich plündere ja auchgerne mein eigenes Lebenund verwende zumBeispiel Erlebnisse ausmeiner Zeit als Taxifahrerin.... die den Hintergrund für Ihren aktuellenRoman „Taxi“ darstellen?Duve: Ja. Ich bin 13 Jahre in <strong>Hamburg</strong> Taxigefahren. Eine Zeit, in der ich alle Freundeverlor, weil ich immer nachts arbeitete.Ist es etwas anderes, ob man in <strong>Hamburg</strong>oder in Bielefeld Taxi fährt?Duve: Klar. Tolstoi hat einmal geschrieben,dass es schon einen Unterschied macht, obman in einer Gegend aufwächst, wo nur Birkenstehen, oder ob man unter Eichen aufwächst.Und <strong>Hamburg</strong> ist eben eine Großstadt.Durch die Reeperbahn ist hier nachtsviel länger etwas los als in anderen Städten.Das gibt <strong>Hamburg</strong> etwas Rastloses.Dendemann, hat die Stadt für Sie eineneigenen Beat?Dendemann: Auf jeden Fall. Als ich herkam,war dieser Beat eine Mischung aus HipHop,„Ich wollte immer einenSong mit diesem Titelschreiben: Junger Mannzum Mitreißen gesucht.“Punk und Dancehall. Das war für michnach den Mojo-90ern ganz klar der <strong>Hamburg</strong>-Sound.Lesen Sie Ihre Texte laut?Dendemann: Immer.Duve: Ich auch. Denn nur so kann mankontrollieren, dass man nicht peinlichwird, zu eitel, zu pathetisch. Es ist perfekt,wenn es ganz selbstverständlich klingt,ohne dass ein anderer es so schon mal formulierthätte.Dendemann: Das ist die Hauptparallele zwischenKaren und mir. Ich habe mit meinerMusik das gleiche Ziel. Etwas neu formulieren,zum Schluss dieses QuäntchenSelbstironie, um die Texte wieder in dieWaage zu bringen. Das ist sehr <strong>Hamburg</strong>.Bedeutet?Dendemann: Dass man Texten, in denen daseigene Ego aufgebaut wird, einen Bruchverpasst. Und die Hörer oder Leser dannmerken: Das ist ja einer von uns. Das ist sowas von <strong>Hamburg</strong>.Arbeiten Sie am Computer?Dendemann: Ich sitze nie am Computer,sondern habe ein Reimbuch in der Hand,ich schmiere es einfachhin. Es gibt im hinterenBereich einen Teil„Styles“ – und darineine Seite mit Songideen.Ich wollte immereinen Song machen,der heißt: „JungerMann zum Mitreißen gesucht“.Duve: Den würde ich gern hören.Dendemann: Die Nummer müsste von einerTruckerin handeln, die dieses Schild beisich im Lkw hängen hat. Oder „In 80 Bierenum die Welt“. So was. Und dann gibtes eine Seite mit Reimen. Früher war dieseSeite voll geprügelt. Heute schreibe ich dieSongs einfach von vorne nach hinten durch.Ich mache erst die Musik, dann den Text.Und bei Ihnen? Wie arbeiten Sie, FrauDuve?Duve: Trial and error. Deshalb brauche ichauch einen Computer. Ich merke oft erstim letzten Drittel des Romans, was es miteiner Figur auf sich hat. Sie haben eben einEigenleben. Man müsste eigentlich gleicham Anfang eine Biografie jeder Figur aufschreiben.Aber die Figuren machen sowieso,was sie wollen. Ein Beispiel: EineFOTOS: ALEXANDER BABICHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 22


Karen Duve, 47, stammt aus <strong>Hamburg</strong> undlebt mit ihrer Bulldogge, zwei Hühnern undeinem Maultier auf dem Land. Ihre Romane„Regenroman“ oder „Dies ist kein Liebeslied“wurden in 14 Sprachen übersetzt. Inihrem aktuellen Buch „Taxi“ nimmt sie dieLeser mit ins nächtliche <strong>Hamburg</strong>.meiner Figuren in „Taxi“ ist ein kleinwüchsigerMann, der eine Einsachtzig-Freundinhat, die ihn richtig mies behandelt. Im Laufeder Geschichte ist mir klargeworden:Der muss eine große Wut in sich haben,der muss irgendwann explodieren. Und alsich das begriffen hatte, musste ich wiederim Text zurück und auf den ersten Seitenschon vorbereiten, wie er sich später verhaltensoll.Dendemann: Das ist beim Erzählen von Geschichtenin Songs ähnlich – wenn man dieBiografie einer Figur entwirft, aber die Figurhandelt dagegen. Ich habe mal ein Rollenspielgeschrieben. Über mich und denPizzamann „Dito“, der im Zuge der GeschichteRapper wird und ich Pizzabote.Und Dito, der sagt Sachen, die konnte ichkaum aufschreiben. Aber Typen wie er,die nennen mich „du kleine Nutte“. Dakann man nix machen.Frau Duve, Dendemann, vielen Dank fürdas Gespräch.Dendemann: Darf ich noch eine Sache sagen?Du siehst im Profil aus wie HartmutEngler, der Sänger von Pur.Ach du Schande! Was für ein traurigesEnde für ein Interview.Dendemann: Tut mir leid. Machen wir jetztnoch ein Foto? Interview: York PijahnOhne Kulturförderung würde vielesnicht erstrahlen.Die Kunst war schon immer auf die Förderung durch Unternehmen angewiesen.Wir bei British American Tobacco sind stolz auf unser langjährigesEngagement für Kunst und Kultur. Zum Tag der Deutschen Einheit lassenwir die Kulturstadt <strong>Hamburg</strong> leuchten: Dauerhaft erstrahltein weiterer Teil der <strong>Hamburg</strong>er Kunsthalle in neuem Licht.www.bat.de | In Deutschland vertreibt British American Tobacco23 (Germany) GmbH u.a. die folgenden HAMBURG Marken: – Lucky DAS MAGAZIN Strike · Pall AUS DER METROPOLEMall · Dunhill · Gauloises Blondes · HB · Lord.


MUSICALNew YorkbackstageNoch eine Stunde, dann füllen Zuschauer diese Sitze.Dann legt das spannendste Musical der Stadt ab:„Ich war noch niemals in New York“. Eine Reportageaus dem TUI Operettenhaus an der Reeperbahns gibt gute Vorstellungen.Und es gibt solche, „die gehenE durchs Dach“. Das sind die,die brennen. Die, von denenman sich am nächsten Tag noch erzählt undauch am übernächsten. Darum geht es: umdas bisschen mehr. Dirk Terwey lehnt sichin seinem Bürostuhl hinter dem Laptopzurück und fährt sich durch die akkuratgeschnittenen Haare. Keine Vorstellung seiwie die andere, sagt der Leiter des <strong>Hamburg</strong>erOperettenhauses. Die Besetzung wechselt,die Stimmung schwankt: humorlosesPublikum am Freitagabend, feierfreudigesam Samstag. Heute Abend ist „Ich war nochniemals in New York“ ausverkauft. Und dasMusical ist oft ausverkauft.Ein paar Stunden vor Showbeginn: Darstellerin weißen Bademänteln huschen durchdie Kellergänge, schwarz gekleidete Techni-HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 24


Schwarz, Rot, Licht:Ein Techniker checkt ein letztesMal die Bühne, während im Zuschauerraumschon die Lampenbrennen.<strong>Hamburg</strong>, sagt Dirk Terwey. Denn <strong>Hamburg</strong>ist Hafen- und Musicalstadt: Hier sindso viele Shows gleichzeitig zu Hause wiesonst nur in London und New York. Hiernahm 1986 mit der Deutschland-Premierevon „Cats“ der Musicalboom seinen Anfang,und hier geht man in fünf Minutenvom Operettenhaus zur Elbe.„Theater ist keine demokratische Veranstaltung“,sagt Dirk Terwey nüchtern und unromantisch.Sein Alltag: Personalfragen,Tarifthemen, Vertragsverhandlungen. SeineHerkunft: das konservative Münsterland.Aber wenn er über die Show spricht, überdie Kunst und die Künstler, dann schwärmter minutenlang ohne Pause. „Es funkelt“,sagt er dann, „es ist eine seltene Energie dahinter.“Und obwohl man „en suite“ spiele,also jeden Abend, verliere so ein Stück nichtan zauberhaften Momenten. „Diesen Zaukertreffen sich zur Rauchpause am Bühneneingang.Dirk Terweys Büro liegt hinter derPförtnerloge den Flur hinunter. Seit zweiJahren leitet er das traditionelle <strong>Hamburg</strong>erMusiktheater. Terwey, Anfang vierzig, istQuereinsteiger: Der ausgebildete Posaunistmachte ein Wirtschaftsstudium, und nunist er also zuständig fürs Geschäftliche, aberauch für Stimmung am Operettenhaus ander Reeperbahn.Fast 300 Vorstellungen sind es seit der Premiereim Dezember gewesen: acht pro Woche;Montag ist frei, dafür gibt es am Wochenendeje eine Nachmittagsvorstellungzusätzlich. „Ich war noch niemals in NewYork“, das Musical mit Songs von Udo Jürgens,ist die erste Eigenproduktion der FirmaStage Entertainment. Und das Thema– ein junges Paar verliebt sich auf einerKreuzfahrt – passt ganz einfach perfekt zuber kann man nicht erkaufen“, verliert sichder Realist in Lobeshymnen.„Hier hauen alle rein, um die Magie herzustellen“,sagt Caren Carstensen vom StageManagement. Sie steht im Halbdunkel aufder leeren Bühne, Hemdsärmel hochgekrempelt,die langen rotblonden Haare zumlockeren Zopf geflochten, den Blick fest aufeinen Schwarm Techniker geheftet, die Kulissenschieben: Schiffe schubsen. DieKreuzfahrtkulisse ist aus Vollholz und Stahl– es braucht sechs Leute, um die Schiffsteileüber die Bühne zu bewegen. Zwei Stundendauert der Technikcheck vor jeder Show,das Stage Management überwacht den Ablauf.Über den Köpfen der nachtschwarzeSternenhimmel für „Griechischer Wein“,anderthalb Tonnen schwer.Abends in der Show sind sie immer zu dritt,ein „Caller“, zwei „Floater“, alle mit Head-25 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


sets. Der Caller leitet die Show, er gibt alleEinsätze für Beleuchtung und Bühnenverwandlung,jede kleine Veränderung auf derBühne braucht sein Kommando. Die Floater,einer auf der linken, einer auf der rechtenBühnenseite, sichern, kontrollieren,packen mit an. „Bei uns laufen alle Fädenzusammen“, sagt Caren Carstensen, währendaus dem Orchestergraben sehnsüchtigeOboentöne in den schwach beleuchtetenZuschauerraum schweben. „Wir sind die,die aufpassen und ermahnen – weil die meistenanderen sich wie Kinder benehmen.“Das schlimmste Szenario, in dem das StageManagement handeln muss, ist ein Showstopp:wenn die Vorstellung unterbrochenwerden muss und das Saallicht angeht. „Daskann jederzeit passieren“, sagt Caren Carstensen,„das muss man sich vorstellen wiezu Hause: Man steckt einen Toast in denToaster, es macht paff, Toaster kaputt.“ Dannmuss das Stage Management versuchen, dieShow wieder zum Laufen zu bringen, „undda schießt Adrenalin rein ohne Ende“.Und somit sind die raren Abende, an denenDirk Terwey selbst auf der Bühne steht, keineguten – beim Showstopp muss er vertrösten.Wie damals, als auf dem ganzen Kiezder Strom ausfiel. In seinem Büro hängteine Ampel: Grün – die Show läuft; Gelb,dann Rot – die Show steht. „Für uns ist esein Abend“, sagt Dirk Terwey, „für die Leuteist es der Abend, auf den sie sich gefreuthaben. Da kann man nicht einfach sagen:Geht doch mal nach Hause.“ Er klopft vorbeugendauf das Holz der Schreibtischplatte.Man höre die Zuschauer mitsummen,sehe sie mitklatschen, sagt er, und wenn sieglücklich rausgingen, wenn sie für einenAbend ihren Alltag und ihre Sorgen vergäßen,dann sei alles gut.Im Übrigen, findet Dirk Terwey, sei es sowiesoein Geschenk, in diesem Theater arbeitenzu dürfen, denn an diesem Hauswurde Theatergeschichte geschrieben,HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 26


<strong>Hamburg</strong>er Geschichte: Als das Theaterhausam Spielbudenplatz im Jahr 1840 erbautwurde, hieß es „Circus Gymnasticus“.Gut dreißig Jahre später brannte es ab undwechselte in den folgenden Jahrzehntenfünfmal den Namen, bis es 1953 zum Operettenhauswurde und Mitte der Achtzigerjahrezum Musicaltheater – als „Cats“ insHaus kam und blieb. 15 Jahre lang.Lars Hertrampf hat „Cats“ damals, im Premierenjahr1986, gesehen. Da war er elfJahre alt, und als der Vorhang fiel, wusste er,was er machen wollte. Er schloss sich einerKinder- und Jugendtheatergruppe an, wurdeFriseur in seinem Heimatort Bargteheideund machte dann eine Ausbildung zumMaskenbildner am Theater des Westens inBerlin. Für den „Cats“-Nachfolger „MammaMia“ kam er vor sechs Jahren ans Operettenhaus.Lars Hertrampf, stoppelkurze Haareund Dreitagebart, steht barfuß amSchminktisch und hantiert mit Haarklemmenund Wicklern. Eine Haarspraywolkewabert durch den Raum, blonde Lockenkringeln sich vor dem beleuchteten Spiegel.Mehrere Stunden täglich braucht die Perückenpflege:Spülen, Waschen, Frisieren.„Kundinnen ohne Kopf“, sagt Hertrampf.Doch auch bei denen gibt es bad hair days:Feuchtwarmes Wetter lässt den Haarersatz27HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


KALENDERAlles hier bei unsDie wichtigsten Termine von Ende September bis Ende November– in <strong>Hamburg</strong> und der MetropolregionSEPTEMBERKonzerte22.9. Orchestra of the Age ofEnlightenment – Das Londoner Orchester,dessen wechselnde Mitglieder,dem Namen gemäß, auf historischenInstrumenten musizieren,avancierte mit großer Experimentierlustzu weltweitem Ruhm. Begleitetvon der britischen Geigerin RachelPodger, zelebriert es in der NDR-Reihe„Das Alte Werk“ Musik von Telemann,Vivaldi, Bach, Pisendel sowiedas tönende Psychogramm „Hipocondrie“von Zelenka. Laeiszhalle, 20Uhr, ab 8 Euro. www.laeiszhalle.de25.– 27.9. Reeperbahnfestival– Die Liebesmeile wird zur Partyzone:Lemonheads, Smudo, The Subwaysund mehr als hundert weitere Bandstreten rund um die Reeperbahn auf.Neben der Open-Air-Bühne auf demSpielbudenplatz stellen die renommiertestenMusikposter-Künstlerihre Werke aus. www.reeperbahnfestival.comPremieren / Lesungen24.9. Rafik Schami – Der neueRoman des Exilsyrers, „Geheimnisdes Kalligraphen“, ist eine Liebeserklärungan seine HeimatstadtDamaskus, die er seit 1970 nicht betretenhat. Es geht um Aufstieg undFall des Schönschreibers, der seineFrau schlechter behandelt als einHaustier, aber mit der Feder Kunstwerkeschafft, die das ganze Landzu Tränen rühren. Hörsaal A im Uni-Hauptgebäude, 20 Uhr, ab 10 Euro.www.literaturhaus-hamburg.de25. – 27.9. „Onkel Wanja“ vonAnton Tschechow – Das BerlinerTheater T1 stellt die beiden Fragen,die den Russen Tschechow bewegten:Wie soll man leben? Warumleben wir nicht, wie wir könnten? Esentsteht eine gewisse Komik ausdem Versuch, sich aus dem Alltag zuerheben, und dem Sturz zurück indie Banalität. Kampnagel, 20 Uhr,ab 8 Euro. www.kampnagel.deAusstellungen24. – 28.9. Crossover – Fine ArtFair – Die kleine, feine Messe imMuseum für Kunst und Gewerbekontrastiert mit „Crossover“ zeitgenössischeMalerei und Objekte ausder Antike sowie dem 18. Jahrhundertund stellt außereuropäischeKunst der klassischen Moderne gegenüber.www.fine-art-fair.de25.9. – 9.11. Love of My Life –Einer der ganz großen deutschenMusikmanager, Siegfried „Siggi“Loch, Entdecker von z. B. Klaus Doldinger,Nils Landgren, Marius Müller-Westernhagen,kam seinen Starsin dieser Funktion näher als professionelleFotografen – und lichtete sieab: Helden des Jazz, Blues und Rock.www.deichtorhallen.deEvents / Feste / Sportbis 27.9. China Time – Die Hansestadtpflegt enge Beziehungen zuChina. Um fernöstliche Atmosphäre,aber auch um Begegnungen mit deranderen Kultur und um Aufmerksamkeitfür die veränderte Gegenwartgeht es in dem vielfältigen Veranstaltungsprogramm.www.chinatime-hamburg.deMusical „Tarzan“25.9. – 2.10. Filmfest <strong>Hamburg</strong>– Für Oscar-Fans und Low-Budget-Liebhaber: für alle werden Filme zusehen sein – große Gefühle, kleineAnekdoten. Festivalzentrum ist dasCinemaxX am Dammtor, beteiligteKinos sind Abaton und 3001. www.filmfesthamburg.de26.9. – 2.10. Michel Kinder- undJugendFilmfest – Die Juroren sindzwischen elf und 14 Jahre alt undsuchen aus acht internationalenSpiel- und Animationsfilmen denMichel-Preisträger aus. Plus: eineTour durchs berühmte „Pfefferkörner“-Studiosowie aufschlussreicheMusical im Oktober19.10. Premiere: „Tarzan“Phil Collins schrieb die Musik zur legendären Lovestory vonTarzan und Jane. Spektakuläre Luftakrobatik hoch über denKöpfen der Besucher und spezielle Lichteffekte verwandeln dasschönste Musiktheater der Republik in eine Wunderwelt desDschungels. Neue Flora, Di–So am Abend, Sa + So auch nachmittags,ab 30 Euro. www.stage-entertainment.deWorkshops über „Filmberufe“. www.kinderfilmfest-hamburg.deOKTOBERKonzerte2. – 4.10. JazzTage <strong>Hamburg</strong> –Jazz vom Feinsten! Höhepunkte: diedänische Sängerin Susi Hyldgaardbegleitet von der NDR Bigband, MarkusStockhausen mit den ElectricTreasures, der große Trompeter FrankLondon mit dem Leon Gurvitch Jazz-Project. Fabrik, 20 Uhr, ab 16 Euro.www.jazztage-hamburg.deFOTO: STAGE ENTERTAINMENTHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 30


FOTO: SVEN SINDT12.10. Mick Fleetwood – DerGründer und Drummer feiert 40 JahreFleetwood Mac. Mit Sänger undGitarrist Rick Vito gibt er in der Fabrikden frühen und auch neuenBlues. Fabrik, 21 Uhr, ab 30 Euro.www.fabrik.de20.10. Gitte Haenning & BigBand: „Ich will alles“ – Nach denAuftritten mit ihren skandinavischenKolleginnen Wencke Myhre und SiwMalmkvist kommt die blonde Däninjetzt mit einer 13-köpfigen Big Bandauf Tour. Auch wenn sie längst zurChansonsängerin reifte: Auf derBühne singt Gitte Haenning auchnoch ihre alten Schlager. Stadeumin Stade, 19.45 Uhr, ab 18,30 Euro.www.stadeum.de23.10. Calexico – Mit den Gitarrenklängender Mariachi und Gringo-Rock bringt die US-Band die Wüstezwischen Kalifornien und Mexikozum Blühen. Das alte Lied, immerwieder schön: In „Across the Wire“überqueren zwei Brüder in der Hoffnungauf ein besseres Leben dieGrenze gen Norden. Fabrik, 21 Uhr,29 Euro. www.fabrik.dePremieren / Lesungen2.– 5.10. „Herzrasen“: 2. Theatertreffen[60+] – Für die Generation60 +, so agil wie nie, präsentiert dasFestival „Herzrasen“ Amateurtheater,aber auch die Premiere von „DieKümmerer“ mit dem Ensemble desSchauspielhauses. Ab 3 Euro. www.schauspielhaus.de2.10. „Toter Salon“ (Vol. 81) –Gerhard Henschel und Rayk Wielandbitten in den quicklebendigen „TotenSalon“ und verhandeln die Fährnissedes Lebens diesmal mit JessJochimsen, der über sich sagt: „Erhat ein Buch geschrieben, einenSohn gezeugt und ein Haus gemietet.Ansonsten geht es ihm gut.“Nachtasyl, 20 Uhr, 11 Euro. www.thalia-theater.de19.10. Premiere: „Walküre“ –Nach „Das Rheingold“ im vergangenenJahr folgt nun unter der Leitungvon Simone Young „Die Walküre“.Für den zweiten Teil aus Wagners„Der Ring des Nibelungen“ ist wiederdas Erfolgsduo Claus Guth (Inszenierung)und Christian Schmidt(Bühnenbild und Kostüme) verantwortlich.<strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper,17 Uhr, ab 6 Euro. www.hamburgische-staatsoper.de24.10. Premiere: „Die Verfolgungund Ermordung Jean PaulMarats dargestellt durch dieSchauspieltruppe des Hospizes zuCharenton unter Anleitung desHerrn de Sade“ – Volker Lösch inszeniertdas Stück von Peter Weiss,das die Kluft zwischen Arm undReich in der modernen Gesellschaftauslotet. Schauspielhaus, 20 Uhr, ab11 Euro. www.schauspielhaus.de26.10. „Gefährliches Halbwissen“– Witzkeks Oliver Pocher, denseine Fans trotzdem prima finden,ist ohne Übervater Harald Schmidtviel besser. CCH, 20 Uhr, ab 23.50Euro. www.karsten-jahnke.deAusstellungenbis 1.2.2009 Magische Zauberwelt– Die Ausstellung zur Geschichteder Zauberkunst führt hinterdie Kulissen der Illusion. KreismuseumPrinzeßhof in Itzehoe.www.kreismuseum-prinzesshof.de3.10. – 23.11. WeltGewänder.Junges Modedesign mit Stoffenvon drei Kontinenten – Vor sechsJahren rief die Welthungerhilfe zumModewettbewerb WeltGewänderauf. Mehr als 200 NachwuchsdesignerInnenentwarfen Kollektionenaus afrikanischen, lateinamerikanischen,asiatischen Stoffen. Museumfür Kunst und Gewerbe. www.mkghamburg.de25.10. Tag der Kunstmeile –Kunst in zwölf Kulturtempeln, mitnur einer Eintrittskarte: eine Reisedurch die wichtigsten Museen undGalerien <strong>Hamburg</strong>s an einem Tag,von 10 bis 24 Uhr, 5 Euro. www.tagderkunstmeile.hamburg.deab 26.10. Wiederentdeckt:Walter Gramatté – Der deutscheExpressionist der zweiten Generation– befreundet mit Erich Heckel undKarl Schmidt-Rottluff – war Maler,Blind Blind BlindZeichner und Grafiker. In seinen Bilderndrückte er Einsamkeit, Schmerz,Angst und Wahnsinn aus. Nun wirder wiederentdeckt. Ernst BarlachHaus. www.barlach-haus.deEvents / Feste / Sport4.10. Rotenburger Kartoffelmarkt– Kulinarisches rund um dieKartoffel – gekrönt von der Wahl derDeutschen Kartoffelkönigin, traditionellfinden am Tag drauf ab 11 Uhrbei Bauer Poppe in Waffensen dieDeutschen Meisterschaften im „Kartoffelauskriegen“statt. Rotenburgan der Wümme, Neuer Markt. www.knolli.com5.10. Heide-Elbe-Ultralauf –Hartgesottene laufen die 62 Kilometerallein, andere treten mit einerStaffel an oder entscheiden sich fürdie halbe Marathondistanz: Ab 9 Uhrgeht es von der Heideperle Bispingenan geheimnisvollen Moorenvorbei bis ans Ziel in Winsen an derLuhe. www.heide-elbe-ultralauf.deKonzerte im Oktober10. und 23.10. Udo Lindenberg& das PanikorchesterUdo Lindenberg ist zurück – und wie! Sein neues Studioalbum„Stark wie Zwei“– bei dem unter anderen Annette Humpe,Jan Delay und Helge Schneider mitwirken, gilt bereits jetzt alsMeisterwerk, das nahtlos an Lindenbergs größte Erfolge anschließt.Alle Texte auf dem Album hat der Altmeister selbstgeschrieben: „Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nurso selten dazu“, singt er augenzwinkernd. Chapeau, Udo! ColorLine Arena, 20 Uhr, ab 52 Euro. www.colorline-arena.com30.10. – 9.11. Eigenarten – Dasinterkulturelle Festival präsentiert inmehr als 20 Spielstätten aktuelleProjekte – Tanz, Theater, Musik – von<strong>Hamburg</strong>er KünstlerInnen, die ihreWurzeln in aller Welt haben. www.festival-eigenarten.deNOVEMBERKonzerte1.11. Jerry Lee Lewis – Seitseinem 2006er Album „Last ManStanding“, auf dem sich Stars wieMick Jagger, Bruce Springsteen undEric Clapton musikalisch vor demMitbegründer des Rock ’n ’ Roll verneigen,war Jerry Lee Lewis wiederin aller Munde. In jungen Jahrenentwickelte Lewis am Klavier seinenStilmix aus Boogie, Gospel & Country,aus Kirchenorchestern in Texasflog er raus, weil er Kirchenlieder inRock ’n’ Roll -Versionen spielte. CCH,20 Uhr, ab 37 Euro. www.cch.de31 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE


Barkassenparade3. – 5.10.Tag der Deutschen EinheitZum 18. Mal feiert Deutschland den Tag der Deutschen Einheit,zum zweiten Mal richtet <strong>Hamburg</strong> die zentralen Feierlichkeitenaus. Im Mittelpunkt steht ein großes Bürgerfest:„Kulturnation Deutschland“ – rund 250 Aufführungen auf33 Bühnen und Plätzen, in Zelten und Gebäuden in der HafenCityund der Speicherstadt. Zu den Höhepunkten gehören:eine Barkassenparade der Bundesländer und das Projekt„Crossover“, bei dem der <strong>Hamburg</strong>er HipHopper SamyDeluxe mit 32 Jugendlichen ein Deutschlandlied singt.17.11. Jazzkantine – Hell´sKitchen live – Nach der erfolgreichenFusion von Jazz und HipHop,deutschsprachiger Soulmusik undTheatermusiken spielen Hell´s Kitchennun ihre Versionen großerHeavy-Metal-Klassiker von AC/DCbis Kiss – jener Bands also, mitdenen die sechs BraunschweigerKulturfest im OktoberMusiker groß geworden sind. 21Uhr, 26 Euro. www.fabrik.de28.11. Der Tante Renate –Seit einiger Zeit schon ist Der TanteRenate alias Norman Kolodziejeine feste Größe der <strong>Hamburg</strong>erElektro- und Raveszene. VerschiedeneMusikstile kombiniert er mitkrachenden Beats zu energetischenSongs: sehr wirkungsvoll im feinenClub am St.-Pauli-Stadion. Uebel &Gefährlich, 20 Uhr, 8 Euro. www.uebelundgefaehrlich.com23. / 24.11. Drittes PhilharmonischesKonzert – Die Philharmoniker<strong>Hamburg</strong> spielen, nebenWerken von Friedrich Kuhlau undEdvard Grieg, auch Arnold Schönbergsfrühes Opus „Pelleas undMelisande“: ein üppiges Jugendstilwerkfür großes Orchester.Laeiszhalle, So 11 Uhr, Mo 20 Uhr,ab 8 Euro. www.laeiszhalle.de26.11. Pro Arte – Festkonzertzum 75. Geburtstag der KonzertdirektionDr. Rudolf Goette – DiePianistin Martha Argerich und derCellist Mischa Maisky tourten gemeinsamum die Welt. Hier gratulierensie der Konzertreihe Pro Arte,die seit den Dreißigerjahren vonder Konzertdirektion veranstaltetwird. Laeiszhalle, 19.30 Uhr, ab 23Euro. www.laeiszhalle.de28.11. Sonny Rollins – „SaxophoneColossus“ heißt eines seinerwichtigsten Alben, und der 78-jährigeAusnahme-Tenorsaxofonist istdiesem Titel ein Leben lang gerechtgeworden: Sonny Rollins ist eineLegende des Jazz. Laeiszhalle, 20 Uhr,ab 50 Euro. www.laeiszhalle.dePremieren / Lesungen2. – 9.11. 2. Internationales Krimifestival– Die Crème de la Crèmeder nationalen und internationalenKriminalliteratur liest an 18 Spielorten<strong>Hamburg</strong>s. Mit dabei: Håkan Nesser,Anne Holt, Ulrich Wickert, Petra Oelker.www.krimifestival-hamburg.de4.– 8.11. Breaking News – EinTagesschauspiel – Wie viel Informationenüber das Ausland bekommenIraker im Vergleich zu Isländern, welcheBilder werden in Südafrika undin der Ukraine gesendet? Neun Protagonistenberichten im Theater „live“aus anderen Ländern. Die neun, gespieltvon Rimini Protokoll, werdenzu Bindegliedern der globalen Nachrichtenkette.Kampnagel, 20 Uhr, ab17 Euro. www.kampnagel.de9.11. Premiere: „Momo“ – DasKinder- und Familienstück nach demBuch von Michael Ende entführt indie Gesellschaft der Herren, die denMenschen die Zeit rauben – bis MeisterHora seine Schildkröte Kassiopeiaund das Mädchen Momo in denKampf gegen die grauen Herrenschickt. Thalia Theater, 14 Uhr, ab12.50 Euro. www.thalia-theater.de20.11. Premiere: „Ein Volksfeind“– Tomas Stockmann, hochangesehener Badearzt, stellt fest,dass das Wasser in seiner Stadtdurch die Gerberei seines Schwiegervaterszur Bedrohung für Krankewird, die hier Heilung suchen – HenrikIbsen zur Moral im politischenHandeln. Schauspielhaus, 20 Uhr, ab11 Euro. www.schauspielhaus.deAusstellungenab 13.11. Stephan Balkenhol.Werkschau – Männer aus Holz stehenschwankend auf den Wellen vonElbe und Alster: neue Arbeiten undKlassiker des vielleicht berühmtestenBildhauers Deutschlands inder großen Deichtorhalle. www.deichtorhallen.deIMPRESSUM<strong>Hamburg</strong>:das Magazin aus der Metropole –Erscheint viermal jährlich.HERAUSGEBER<strong>Hamburg</strong> Marketing GmbHHeinrich Lieser, Thorsten Kausch(V.i.S.d.P.):Habichtstraße 4122305 <strong>Hamburg</strong>www.marketing.hamburg.deVERLAGMagazin VerlagsgesellschaftSüddeutsche Zeitung mbHGeschäftsführer: Rudolf SpindlerVerlagsleiter: Andreas TazlBÜRO HAMBURGEnglische Planke 620459 <strong>Hamburg</strong>Tel. 040 / 468 99 11 33Fax 040 / 22 81 59 112magazin@marketing.hamburg.deREDAKTIONYork Pijahn, SebastianWehlings, Isolde Durchholz(Schlussredaktion)ART DIRECTIONFlorian GmachAUTORENCord Aschenbrenner, Tinka Dippel,Gabriela Herpell, Constanze Kindel,Hans Wille (Kalender),Florian ZinneckerFOTOGRAFENRoberto Hegeler, Alexander Babic,Heiko Seibel, Christina KörteILLUSTRATIONENDirk SchmidtANZEIGENMagazin VerlagsgesellschaftSüddeutsche Zeitung mbHAnita HorvathRindermarkt 580331 MünchenTel. 089 / 21 83 93 24Fax 089 / 21 83 85 29DRUCKBurda Druck GmbHHauptstraße 13077652 OffenburgREPROCompumedia GmbHDer Verlag übernimmt für unverlangt eingesandteUnterlagen keine Haftung. Das Papierdes <strong>Hamburg</strong>-Magazins wird aus chlorfreigebleichtem Zellstoff hergestellt. Bei Nichterscheinendurch höhere Gewalt oder Streikkein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertungder urheberrechtlich geschützten Zeitschriftund aller in ihr enthaltenen Beiträgeund Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigungoder Verbreitung, ist ohne vorherigeschriftliche Zustimmung des Verlagesunzulässig und strafbar, soweit sich aus demUrheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.Die Veröffentlichung der Veranstaltungstermineerfolgt ohne Gewähr.FOTO: WWW.MARKETING.HAMBURG.DEHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 32


Bronzino: „Die Anbetung der Hirten“Events / Feste / Sport1. / 2.11. Ernte der Lewitz-Karpfen – Im LandschaftsschutzgebietLewitz laden dieFischer zur traditionellen Abfischungder größten TeichwirtschaftNorddeutschlands ein.Dazu: ein großes Angebot anfrischem und geräuchertemFisch. Neuhof (bei Neustadt-Glewe), Sa 9 − 16, So 9 − 12 Uhr.www.lewitz-info.euAusstellung im Novemberab 15.11.Sturz in die WeltDie Kunst des Manierismus in Europa – DerManierismus ist die erste Kunstbewegung, dieganz Europa erfasste: Zwischen 1520 und 1620ließen Künstler in Florenz, Prag, Antwerpen,Madrid das harmonische Schönheitsideal derHochrenaissance hinter sich, um die Realitätzu überzeichnen. Gemälde, Zeichnungen,Druckgrafik, Bronzeskulpturen im BuceriusKunstforum. www.buceriuskunstforum.de7.11. − 7.12. Winterdom –Glühwein, gebrannte Mandeln,Zuckerwatte an jeder Ecke, diekühnsten Fahrgeschäfte sowieso– Jahrmarktstrubel ohnegleichen.Und immer freitagsabends um 22.30 Uhr erleuchtetdas Domfeuerwerk den Himmelüber St. Pauli. Heiligengeistfeld.www.hamburger-dom.de20.11. − 31.12. Dinner-Zirkus – In der Alten Hagen-beck‘schen Dressurhalle präsentiertStefan Pagels eineZirkusshow mit Löwen, Tigern,Artisten, Akrobaten, Comediansaus aller Welt – und dazu genießtman ein exquisites Gala-Menü an gepflegt gedecktenTischen rund um die Manege.Tierpark Hagenbeck, Di–Sa 20Uhr, So 14 Uhr, Tickets inklusiveGala-Menü: ab 75 Euro. www.dinner-zirkus.deGEWINNSPIEL: KOMMEN SIE NACH HAMBURG!Beantworten Sie unsere Preisfrage. Mit etwas Glück gewinnen Sie zwei Übernachtungenim schönen Deluxe-Zimmer inklusive Frühstück für zwei Personen imHotel Atlantic Kempinski <strong>Hamburg</strong>. Zum Preis gehört ein Gutschein für je einenspektakulären <strong>Hamburg</strong>-Rundflug mit der Luftverkehrsgesellschaft mbH AIRHAMBURG.Die PreisfrageIn welchem Jahr hatte „Cats“ in Deutschland Premiere?aDas Schauspielhaus.September/Oktober 2008--------------------------------------------KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller,Regie: Dusǎn David ParizekSpielzeiteröffnung 12.9.|15.9. | 20.9. | 24.9. | 7.10. jeweils 20 Uhr--------------------------------------------ZIGEUNERJUNGE Ein musikalischer Abendvon Erik Gedeon, Regie: Erik Gedeon| 16.9.| 25.9. | 28.9. jeweils 20 Uhr--------------------------------------------EROTIC POETRY SLAM In Zusammenarbeitmit Kampf der Künste | 18.9., 20 Uhr--------------------------------------------EHRENSACHE von Lutz Hübner,Regie: Klaus Schumacher | 19.9., 19 Uhr--------------------------------------------HARPER REGANvon Simon Stephens, Regie: Ramin GrayPremiere 26.9.| 27.9. | 4.10. | 10.10. jeweils 20 Uhr--------------------------------------------DIE KÜMMEREREin DokumentartheaterprojektRegie: Markus HeinzelmannUraufführung 5.10., 19 Uhr | 9.10., 20 Uhr--------------------------------------------WAS IHR WOLLT von William Shakespeare,Regie: Klaus Schumacher| 11.10., 20 Uhr | 12.10., 18 Uhr--------------------------------------------HERZRASEN 2. THEATERTREFFEN [60+]Theater, Workshops, Begegnungen | 2.–5.10 |Nähere Infos unter www.schauspielhaus.de--------------------------------------------Deutsches Schauspielhaus in <strong>Hamburg</strong>Kirchenallee 39, 20099 <strong>Hamburg</strong>www.schauspielhaus.de, Telefon 0 40.24 87 13Tim Grobe singtSchicken Sie die Lösung per Mail an:Leserbriefe@marketing.hamburg.de oder perPostkarte an die <strong>Hamburg</strong> Marketing GmbH,Kennwort: <strong>Hamburg</strong>-Magazin, ABC-Straße 45,20354 <strong>Hamburg</strong>.Einsendeschluss: 18.10.08. Der Gewinner wirdaus allen richtigen Antworten gezogen. DerRechtsweg ist ausgeschlossen.Wir freuen uns über Kritik und Anregungen. Washat Ihnen an unserem Magazin gefallen? Washaben Sie vermisst? Schreiben Sie uns!33 HAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLEJulia Nachtmann und Aleksandar Radenkovićin »Kabale und Liebe«


WARUM HAMBURG?Brahms undBreakdanceRappen wie 50 Cent oderSingen im Michel. Was machtKinder-Kultur in <strong>Hamburg</strong> soeinzigartig? Tänzerin Melissa,10, und Chorknabe Janis, 11,klären uns aufEs ist gar nicht leicht, euch zusammenzu treffen. Womit seid ihr so beschäftigt?Melissa: Dienstags New Style, mittwochsund freitags Volleyball, donnerstags Streetstyle,außerdem Breakdance-Workshops inden Ferien bei der HipHop Academy.New Style? HipHop Academy?Melissa: New Style ist New-York-Style: Dawird getanzt wie in New York. Die Academybietet so Kurse an für Kinder, die Spaßan Musik und Tanz haben.Janis, würdest du da auch gerne mitmachen?Janis: Nein, ich mag diese Musik nicht. Ichmag klassische Musik und Rock.Wo muss man hingehen, um eine Aufführungmit dir zu sehen?Janis: In Kirchen. In St. Jacobi und St. Johannis,da singen wir am häufigsten. Ichbin seit fünf Jahren im Neuen <strong>Hamburg</strong>erKnabenchor an der Jugendmusikschule.Hast du schon mal im <strong>Hamburg</strong>erWahrzeichen, dem Michel, gesungen?Janis: Ja, die „Lukas-Passion“, da musste ichsehr hoch singen.Was macht ihr, wenn ihr mal nicht mitSingen oder Tanzen beschäftigt seid?Janis: Dann spiele ich Klavier oder setzemich an meine Modelleisenbahn. Wennich rausgehe, dann in den OhlsdorferFriedhof, da ist es schön ruhig.Melissa: Ich fahre mit meinen Freundinnenauf den <strong>Hamburg</strong>er Dom, wenn derist. Ich mag die Karussels, die einen durchrütteln.Danach sehen unsere Frisuren komischaus und wir lachen darüber.Kein Kinderkram: Melissa und Janis am Alsteranleger Krugkoppelbrücke.Was ist besonders toll an <strong>Hamburg</strong>?Melissa: Dass jemand wie Alberto in meinerStadt wohnt. Er ist der Beatbox-Lehreran der Academy, hat schon mit Pharrell,50 Cent und Timbaland zusammengearbeitet.Er kann Kindern dabei helfen, sicheinen Traum zu erfüllen.Was ist dein Traum?Melissa: Gut zu werden im Tanzen und imSingen.Wollt ihr Profimusiker werden?Janis: Nein, das ist ein Hobby. Ich will Ingenieurwerden.Habt ihr so etwas wie einen Lieblingsplatzin <strong>Hamburg</strong>?Janis: Die Alster, die alten Häuser, die Speicherstadt– da ist auch das Miniatur Wunderland.Da war ich schon dreimal.Melissa: Das Atlantic Hotel. Das sieht vonaußen so edel aus.Janis: Stimmt. Da hab ich mal gesungen,für irgendeine Firma – ach ja, Otto.Du kommst ja rum in der Stadt.Janis: Ja, bis Weihnachten ist wieder viellos. Wir haben mal im Rathaus gesungen,als der Weihnachtsbaum aufgestellt wurde.Da war sogar der Bürgermeister da.Wenn ihr Bürgermeister wärt: Was würdetihr abschaffen in <strong>Hamburg</strong>?Janis: Das öffentliche Rauchen.Melissa: Experimente mit Tieren.Interview: Tinka DippelFOTO: CHRISTINA KÖRTEHAMBURG – DAS MAGAZIN AUS DER METROPOLE 34

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