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Alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde ...

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36Wie aus dem Schlussdokument „Common gro<strong>und</strong> and differences“ („Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede“) <strong>und</strong> dergemeinsamen Erklärung eines hochrangigen Treffens mit dem Präsidenten der Weltbank <strong>und</strong> dem stellvertretendenGeneraldirektor des IWF <strong>im</strong> November 2003 hervorgeht, sind die WB <strong>und</strong> der IWF nicht bereit, <strong>von</strong> ihrer Überzeugungabzurücken, dass Wachstum das Allheilmittel zur Armutsbekämpfung ist. Sie berufen sich darauf, dass ihr Mandat nichtin der Förderung der <strong>Menschen</strong>rechte besteht – das sei Aufgabe der VN. Sie sind der Auffassung, dass ihre Arbeit zurVerwirklichung der <strong>Menschen</strong>rechte <strong>im</strong> Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung <strong>und</strong> der damit einhergehendenSozialpolitik beiträgt <strong>und</strong> somit die Arbeit der VN ergänzt. Sie halten daran fest, dass Wachstum <strong>und</strong> Märkte die Armutreduzieren werden.Um die einzelnen Auswirkungen der Bretton-Woods-Maßnahmen vor Ort zu behandeln, werden demnächst vierFallstudien durchgeführt, welche als Gr<strong>und</strong>lage für die zukünftige Arbeit dienen sollen. Es ist <strong>von</strong> wesentlicherBedeutung, die internationalen Finanzinstitutionen weiterhin unter Druck zu setzen, denn sie sind die wichtigsten Akteure<strong>im</strong> Projekt der wirtschaftlichen <strong>Globalisierung</strong>.ÖRK/APRODEV-Studie über Christenheit, Reichtum <strong>und</strong> Armut: Ergebnisse des „Projekt 21“, 2003:Der Zusammenschluss ÖRK-naher Entwicklungsorganisationen in Europa (APRODEV) <strong>und</strong> der ÖRK haben auf derGr<strong>und</strong>lage <strong>von</strong> Fallstudien in 24 Ländern eine Untersuchung zum Thema „Armut <strong>und</strong> Reichtum“ durchgeführt. Sie kamzu dem Schluss, dass„Armut noch <strong>im</strong>mer in vielen Teilen der Welt vorherrscht. Sie hat viele D<strong>im</strong>ensionen – materielle, soziale <strong>und</strong>psychologische – <strong>und</strong> viele Nebenwirkungen. Ihr Hauptmerkmal ist fehlendes Einkommen <strong>und</strong> fehlende Macht.Reichtum ist das Gegenteil <strong>von</strong> Armut <strong>und</strong> ein ebenso großes Problem, wenn <strong>und</strong> so lange nicht alle daranteilhaben <strong>und</strong> er nicht auf moralischen, sozialen <strong>und</strong> spirituellen Werten beruht.“ 27Ferner stellte die Studie fest, dass„übermäßiger Reichtum gegen die Lehren des Evangeliums verstößt. Er ist <strong>von</strong> der Armut nicht zu trennen.Beide haben dieselben Ursachen <strong>und</strong> ihre Eigenschaften bedingen sich gegenseitig: die Möglichkeit der Reichen,ihren Lebensunterhalt zu verdienen, macht es beispielsweise den Armen unmöglich, dasselbe zu tun; die Kraftder Reichen ist die Schwäche der Armen. Schl<strong>im</strong>mer noch: Übermäßiger Reichtum ist an sich schon eineUrsache für Armut. Auch profitieren Arme <strong>und</strong> Reiche nicht gleichermaßen vom Antrieb nach <strong>im</strong>mer mehrReichtum. Er setzt der Armut kein Ende, sondern <strong>im</strong> Gegenteil, verschärft sie häufig zusätzlich. Und indem mansich <strong>im</strong>mer nur auf die Armut konzentriert, wird die Aufmerksamkeit <strong>von</strong> den Reichen abgelenkt. Bestenfallswerden sie als mögliche Lösung für das Armutsproblem betrachtet <strong>und</strong> nicht als wesentlicher Bestandteil desProblems.“Eine Kultur, in der Habsucht <strong>und</strong> die unbegrenzte Anhäufung <strong>von</strong> materiellen Gütern als normal <strong>und</strong> legit<strong>im</strong> betrachtetwerden, muss durch alternative Werte wie Selbstbeschränkung, einfachem Lebensstil, Verhältnismäßigkeit,Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Freiwilligkeit (eine „Kultur des Gebens“), Holistik <strong>und</strong> durch eine klarere Unterscheidungzwischen „Mittel“ <strong>und</strong> „Zweck“ untergraben werden. Diesbezüglich wurden wesentliche Fragen aufgeworfen:♦ Kann übermäßiger Reichtum ebenso konkret definiert werden, wie wir zuweilen Armut definieren?♦ Gibt es eine Reichtumsgrenze, die niemand überschreiten sollte, ebenso wie es eine Armutsgrenze gibt, unter dieniemand fallen dürfen sollte?♦ Kann man ebenso <strong>von</strong> „relativem Reichtum“ wie <strong>von</strong> „relativer Armut“ sprechen, <strong>und</strong> sich so einmal mehr auf dieuntragbaren Unterschiede sowohl innerhalb der Länder <strong>und</strong> Gemeinschaften, ob reich oder arm, als auch zwischenihnen konzentrieren?♦Welche Indikatoren für übermäßigen Reichtum könnten neben Armutsindikatoren wie Pro-Kopf-Einkommen oderKindersterblichkeitsrate eingeführt werden, mit der Ermutigung an Regierungen <strong>und</strong> internationale Institutionen,beide zu überwachen <strong>und</strong> anzugeben?Zu den Vorschlägen, die gemacht wurden, gehörten auch die „2015 Millenniumsziele für die Kirchen – ein Aufruf zumHandeln“. Manche Kirchen wie die Evangelische Kirche in Hessen <strong>und</strong> Nassau haben diese Studie übernommen <strong>und</strong> andie Situation in Deutschland angepasst (siehe www.woek.de „Reichtum <strong>und</strong> Armut“).Die St<strong>im</strong>men der Frauen zur alternativen <strong>Globalisierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienst</strong> der <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> der <strong>Erde</strong>, August 200427 Michael Taylor, Christianity, poverty and wealth: the findings, ‘Project 21’, WCC Publications, Genf 2003, S. 1.

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