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Der Film « Die Welle » (Dennis Gansel, Deutschland, 2008)

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<strong>Der</strong> <strong>Film</strong> <strong>«</strong> <strong>Die</strong> <strong>Welle</strong> <strong>»</strong> (<strong>Dennis</strong> <strong>Gansel</strong>, <strong>Deutschland</strong>, <strong>2008</strong>)<strong>Film</strong>handlung(Quelle : http://www.bildungscent.de)<strong>Deutschland</strong> – heute. <strong>Der</strong> ambitionierte GymnasiallehrerRainer Wenger (Jürgen Vogel) wird bei einerProjektwoche mit der Ansicht konfrontiert, dass eineDiktatur im heutigen <strong>Deutschland</strong> nicht mehr möglichsei. Um seinen Schülern die Strukturen undMechanismen autokratischer Systeme zu verdeutlichen,beginnt er ein verhängnisvolles Projekt: Unter demNamen „<strong>Die</strong> <strong>Welle</strong>“ entwickelt sich eine Gruppe vonSchülern zu einer verschwörerischen Gemeinschaft,Wenger zur Leitfigur. In kürzester Zeit tragen dieTeilnehmer uniforme Kleidung, grüßen sich mit einerspezifischen Handbewegung und entwerfen ein eigenesSymbol.Während die <strong>Welle</strong>-Mitglieder begeistert die Ideale „Macht durch Disziplin“, „Macht durch Gemeinschaft“ und„Macht durch Handeln“ übernehmen, bekommen die Mitschüler zu spüren, was es heißt, ausgeschlossen zuwerden. Besonders hart trifft es Karo (Jennifer Ulrich), die sich weigert, den Regeln der <strong>Welle</strong> zu folgen. IhreKritik wird systematisch unterdrückt, Karo verliert jeglichen Einfluss und gerät letztlich in eine bedrohliche Lage.<strong>Die</strong> ersten Gesetzesüberschreitungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen der „<strong>Welle</strong>“ bringen Wenger zudem Schluss, das Projekt abbrechen zu müssen. Doch dazu ist es zu spät, „<strong>Die</strong> <strong>Welle</strong>“ kann nur durch einentragischen Zwischenfall ein Ende finden.Hintergrundinformationen(Quelle : http://www.bildungscent.de)<strong>Der</strong> Geschichtslehrer Ron Jones initiierte 1967 an einer High School in Palo Alto (Kalifornien) das Projekt„The Third Wave“. Zu seiner Überraschung reagierten die Schüler auf die Regeln und Einschränkungen mitBegeisterung und Autoritätsgehorsam. Nach kurzer Zeit weitete sich das Experiment auf die ganze Schule aus undnahm durch gewaltvolle Übergriffe auf Nichtmitglieder bedrohliche Züge an. Das Projekt musste am fünften Tagabgebrochen werden. Ron Jones schrieb später einen Tatsachenbericht über dieses Experiment („The ThirdWave“, 1971).<strong>Die</strong> Ereignisse dieses Versuchsverlaufs dienten Morton Rhue als Inspiration für seinen Roman „The Wave“,welcher seit seiner Veröffentlichung 1981 zu den Klassikern der Schullektüre zählt.<strong>Dennis</strong> <strong>Gansel</strong>s <strong>Film</strong> basiert aber nicht primär auf Rhues Buch, vielmehr adaptiert er die Erinnerungen von RonJones und überträgt sie in das <strong>Deutschland</strong> der Gegenwart.<strong>Film</strong>fragen – zum Mitnehmen ins Kino(Quelle : <strong>Film</strong>heft von education GmbH)- Aufgabe für alle: Sofort nach dem <strong>Film</strong> eine Frage oder einen Gedankensplitter auf einen Zettel schreiben, späterzum Unterricht mitbringen.- Betrachten Sie eine der Hauptfiguren (Karo, Marco, Tim, <strong>Dennis</strong>, Kevin, Sinan, Lisa, Bomber, Rainer Wenger)genauer. Welche Entwicklung nimmt sie?- Gibt es Sequenzen, die in Erinnerung bleiben, weil sie mit dem Gefühl der Angst verbunden sind? Was bewirkendabei die Kamera, Licht- und Tonregie?- Mit welchen medialen Möglichkeiten machen Rainers Schüler für die <strong>Welle</strong> Propaganda? (Homepage, Aufkleber,T-Shirts, Flyer, Tattoos, Hüte, Postkarten ...)- Welche Auswirkungen hat die <strong>Welle</strong> auf die Theaterproben zu „<strong>Der</strong> Besuch der alten Dame“ und auf das Spielder Schul-Wasserballer ?- Ist das <strong>Film</strong>ende schlüssig und akzeptabel? Begründen Sie Ihre Meinung.


FigurenQuelle : <strong>Film</strong>heft von education GmbH


Quelle : <strong>Film</strong>heft von education GmbH


<strong>Film</strong>gespräch (+ weitere Fragen)(Quelle : <strong>Film</strong>heft von education GmbH)- Warum hat keiner Tims Amoklauf geahnt?- Wann hat Rainer die unsichtbare Linie überschritten?- Ist Disziplin gleich Gemeinschaft gleich Diktatur?- Macht eine Schuluniform den Beginn autokratischer Formen aus?- Was machte die <strong>Welle</strong> so anziehend?- Wieviel Gewalt akzeptieren wir im Alltag?- Wann wird eine Gemeinschaft gefährlich?- Wer hat außer Tim und Rainer Wenger am meisten verloren?<strong>Dennis</strong> sagt: „Nicht alles an der <strong>Welle</strong> war schlecht!“ Was meint er damit?- Lassen sich Jungen schneller auf autokratische Strukturen ein als Mädchen? Sind Jungen politisch leichterverführbar als Mädchen?- Mona steht von Anfang an skeptisch zur <strong>Welle</strong> und beteiligt sich an Gegenaktionen. Dafür ist ihr jedes Mittelrecht. Ist das im Falle der <strong>Welle</strong> berechtigt, ist es in jedem Fall berechtigt?Schriftliche Aufgaben(Quelle : Kinofenster.de)1. Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Leitmotive durch konkrete Beispiele aus dem <strong>Film</strong>: Macht durchDisziplin, Macht durch Gemeinschaft, Macht durch Handeln.2. Ron Jones, der Initiator der <strong>Welle</strong>, behauptete in einem Interview: "Das Experiment funktioniert, weil diemeisten von uns einsam sind" (<strong>2008</strong>). Nehmen Sie mit Hilfe von Beispielen aus dem <strong>Film</strong> zu dieser These Stellung.3. Wählen Sie eine Figur aus dem <strong>Film</strong> und erzählen Sie aus deren Sicht den Ablauf des Experiments schriftlichnach.4. Stellen Sie sich vor, an Ihrer Schule würde ein Experiment wie die <strong>Welle</strong> durchgeführt. Verfassen Sie einenText, in dem Sie Ihre eigenen Reaktionen und Gefühle gegenüber einer solchen Bewegung einschätzen. BeginnenSie zum Beispiel mit: "Seit gestern ist die Bewegung in vollem Gang und ich ..."5. Ron Jones bezeichnet die Auflösung des Experiments als eine Möglichkeit, "Macht durch Einsicht" zu erlangen.Beschreiben Sie, inwiefern Menschen durch (Selbst-)erkenntnis Macht gewinnen können und wie sich diese voneiner Macht durch Disziplin oder Gemeinschaft unterscheidet.6. Beschreiben Sie die Farbgestaltung, die <strong>Film</strong>musik und die Einstellungsgrößen in dem <strong>Film</strong> <strong>Die</strong> <strong>Welle</strong>. BerichtenSie über deren Wirkung. Untersuchen Sie, wie Auf- und Untersicht zur Darstellung von Machtverhältnissen genutztwerden.Frei, gleich, brüderlich? - Eine Analyse(Quelle : <strong>Film</strong>heft von education GmbH)Drei Forderungen fassen seit dem Zeitalter der Aufklärung das republikanische Bewusstsein zusammen: Freiheit, Gleichheit,Brüderlichkeit. Welche Spannungen sich hinter der vermeintlichen Drei-Einigkeit dieser Begriffe verbergen, lässt sich bereitsin der Geschichte der Großen Revolution nachlesen. Dennoch bestimmen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unserepolitischen Grundsatzdebatten bis heute – im demokratischen Diskurs. Autokratische Regime hingegen tendieren dazu, alledrei Ansprüche abzuschaffen. Was sie jedoch nicht daran hindert, die Begriffe manipulativ für ihre Zwecke einzuspannen.Genau dies geschieht auch in Rainer Wengers Versuchsanordnung. Wie, das zeigt sich besonders im Zusammenhang mit demper Kreidetafel dekretierten Dreisatz der <strong>Welle</strong> – Macht durch Disziplin, Macht durch Gemeinschaft, Macht durch Handeln.Als Erstes springt ins Auge, wie stark diese drei Leitideen die Macht betonen und ungefragt als positive Größe setzen. Machtzu haben ist besser als machtlos zu sein, viel Macht ist besser als wenig. Es ist gar nicht die Frage, wozu Macht gut ist, sondernnur, wie man sie bekommt. <strong>Der</strong> Kurs akzeptiert das freudig, weil alle glauben, sie würden an der Macht teilhaben. Doch dürfensie das nur scheinbar, tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Aus der Perspektive des Einzelnen liegt die Macht bei der <strong>Welle</strong>,beim Führer, bei den anderen. <strong>Die</strong> Gemeinschaft bestimmt, was geschieht, und der Einzelne hat sich unterzuordnen. Karo, diefrei bleiben will, wird ausgegrenzt. <strong>Die</strong> Gruppe behandelt sie erst abweisend, dann aggressiv.Eine starke Gemeinschaft, so behauptet der Manipulator weiter, gehe Hand in Hand mit etwas, das wir alle wollen: Gleichheit.Doch diese Gleichheit ist in Wirklichkeit eine erzwungene Gleichförmigkeit und damit grundverschieden von demMenschenrecht, das die Aufklärer im Sinn hatten. Wengers Gleichheit ist nicht nur mit Unfreiheit erkauft, sondern darüberhinaus ein Etikettenschwindel. In der <strong>Welle</strong> gibt es kein Recht auf Gleichheit. Wer gleich ist, bestimmt die <strong>Welle</strong>, indem sieentscheidet, wer dazugehört. Wer sich gegen die <strong>Welle</strong> stellt, verwirkt seine Gleichheit. Sie oder er ist nur noch Menschzweiter Klasse.Und hat damit auch seinen dritten republikanischen Anspruch verwirkt. Denn nur, wer mitmacht, kann von der <strong>Welle</strong>brüderliche Unterstützung beanspruchen. Brüderlich handeln die Mitglieder der <strong>Welle</strong> einzig gegenüber ihresgleichen. Wasalle anderen zu erwarten haben, bekommen die feindlichen „Anarchos“ zu spüren, die Wasserballer und auch Abweichler ausden eigenen Reihen wie am Ende Marco.Womit dreifach durchdekliniert wäre, was Rainer Wenger vermutlich gern in der Nach bereitung seines Projekts besprochenhätte: Autokratie duldet keine Grundrechte – weder Freiheit, noch Gleichheit oder Brüderlichkeit. Autokratie bedeutetunumschränkte Herrschaft, hier geht es um schiere Macht. Schon die verräterische Wiederholung dieses Wortes in den dreiGrundsätzen hätte die Beteiligten aufhorchen lassen sollen.

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