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Internationale Ahndung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Einführung in das Thema)<br />

Die Ahndung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schweren Kriegsverbrechen vor den Augen der<br />

Weltöffentlichkeit ist nach dem Zweiten Weltkrieg in Gang gekommen. Die erste Etappe waren die Prozesse<br />

gegen führende deutsche Nationalsozialisten vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg, der<br />

letzte große Meilenstein die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.<br />

EX-JUGOSLAWIEN<br />

Das internationale Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien wurde am 25. Mai 1993 vom UN-Sicherheitsrat<br />

gegründet, um die schwersten Verletzungen des humanitären Völkerrechts (Völkermord, Kriegsverbrechen und<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit) zu ahnden, die seit 1991 auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens begangen<br />

wurden. Grundlage für die Verhandlungen des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien<br />

sind Völkerrechtsquellen wie die Haager Kriegsrechtskonvention (1907), die Pariser Völkermord-Konvention<br />

(1948) und die Genfer Konvention zum Schutz von Kriegsopfern (1949). Der Gerichtshof besteht aus 14 Richtern<br />

in drei Strafkammern und einer Berufungskammer, die von der UN-Vollversammlung gewählt werden.<br />

Das Tribunal hat 161 Personen, darunter Serben, Muslime und Kroaten, öffentlich angeschuldigt. In Abwesenheit<br />

darf nicht gegen sie verhandelt werden. Bis November 2007 wurden 126 Verfahren abgeschlossen. Die Verurteilten<br />

büssen ihre Gefängnisstrafen in Gefängnissen der EU Mitgliedstaaten ab. Der ehemalige jugoslawische Präsident<br />

Slobodan Milosevic musste sich wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Den Haag<br />

verantworten - es war der erste Staatschef, der vor einem internationalen Gericht angeklagt wurde. Die gesamte<br />

Tätigkeit des IStGHJ soll bis 2014 abgeschlossen werden (Aufgrund der verspäteten Verhaftung noch flüchtiger<br />

Personen wurde der ursprüngliche Zeitplan geändert). Radovan Karadžić, Ratko Mladić und Goran Hadžić wurden<br />

zwischen 2008 und 2011 festgenommen und stehen vor Gericht.<br />

NÜRNBERG/TOKIO<br />

Der erste Staatschef, der sich für seine Kriegsverbrechen verantworten sollte, war Adolf Hitler nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Doch Hitler beging vorher Selbstmord. Dennoch gelang den Siegermächten eine Premiere: die<br />

Errichtung eines Internationalen Militärtribunals zur Verfolgung der größten Straftaten. Dazu zählten Verbrechen<br />

gegen den Frieden, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit.<br />

In Nürnberg und Tokio saßen die vier Siegermächte - USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion - über<br />

die Führer Nazi-Deutschlands und Japans zu Gericht. Mit Todesurteilen oder langen Haftstrafen für die<br />

Verantwortlichen veränderten die Richter dabei das Verhältnis von Krieg und Recht: "Verbrechen gegen<br />

internationales Recht werden von Menschen begangen, nicht von abstrakten Wesen. Und nur, wenn wir die<br />

Individuen bestrafen, die solche Verbrechen begehen, können wir die Vorkehrungen des Völkerrechts<br />

durchsetzen", hieß es. Vor dem internationalen Militärtribunal von NÜRNBERG, das 1945 gegründet wurde,<br />

wurden 23 "Hauptkriegsverbrecher" angeklagt. Insgesamt verhängte das Gericht 1946 in zwölf Fällen die<br />

Todesstrafe, sieben Angeklagte erhielten lebenslange Haftstrafen. Nach den Nürnberger Prozessen wurden zehn<br />

Todesurteile am 16. Oktober 1946 vollstreckt, Göring hatte sich zuvor in seiner Zelle umgebracht. In Tokio (1948)<br />

wurden sieben Angeklagte zum Tode verurteilt und 16 lebenslange Haftstrafen ausgesprochen.<br />

SIERRA LEONE<br />

Auch im westafrikanischen Sierra Leone wurde auf der Grundlage eines Abkommens mit den Vereinten Nationen<br />

im Jahr 2002 ein Sondergericht zur Ahndung von Verbrechen während des jahrelangen Bürgerkriegs eingerichtet.<br />

Das Sondertribunal für Sierra Leone wurde von den Vereinten Nationen und der Regierung von Sierra Leone<br />

gegründet. Einheimische und internationale Richter fällen die Urteile gemeinsam. Außerdem wird bei den<br />

Verhandlungen eine Mischung aus nationalem und internationalem Recht zugrunde gelegt. Das<br />

Kriegsverbrechertribunal in Sierra Leone wird zwar finanziell und personell von den Vereinten Nationen<br />

unterstützt, ist aber kein UN-Organ. Einer der Hauptangeklagten ist Liberias Ex-Präsident Charles Taylor. Ihm<br />

wurden unter anderem Mord, Vergewaltigungen, Versklavung und Plünderung vorgeworfen. Taylor hat in Sierra<br />

Leone die Rebellen der Revolutionären Vereinigten Front (RUF) unterstützt, die für einen Großteil der Verbrechen<br />

verantwortlich sein sollen, und er gilt als Drahtzieher weiterer Konflikte in West-Afrika. Er wurde 2006 in Nigeria<br />

verhaftet, in seine Heimat abgeschoben, nach Den Haag gebracht und im Mai 2012 wegen Kriegsverbrechen und<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 50 Jahren Haft verurteilt.<br />

RUANDA<br />

Zur Ahndung des Völkermords in Ruanda 1994 wurde noch im selben Jahr von den Vereinten Nationen ein<br />

Internationaler Strafgerichtshof gegründet, der im tansanischen Arusha tagt. Aufgabe des ICTR ist die<br />

strafrechtliche Verfolgung von Personen, die in der Zeit vom 1. Januar und dem 31. Dezember 1994 für den<br />

Völkermord und andere schwerwiegende Verletzungen der internationalen Menschenrechtsgesetze in Ruanda<br />

verantwortlich sein sollen. Der Strafgerichtshof besteht aus drei Kammern mit jeweils drei internationalen<br />

Richtern. In der Berufungskammer, die ihren Sitz in Den Haag hat, sind sieben Richter tätig.


Das Gericht, das den Tod von rund einer Million Menschen juristisch aufarbeitet, erhob Anklage gegen 81<br />

Verdächtige und verhängte bereits in neun Fällen lebenslange Freiheitsstrafen (Stand 2006). Es verurteilte den<br />

ehemaligen Premierminister Ruandas, Jean Kambanda, 1998 zu einer lebenslangen Haftstrafe. Kambanda hatte<br />

sich zuvor ohne Beweisaufnahme des Völkermordes während des Bürgerkrieges 1994 schuldig bekannt. Es war das<br />

erste Urteil gegen einen ehemaligen Regierungschef.<br />

KAMBODSCHA<br />

Über zwei Jahrzehnte nach der Vertreibung Pol Pots und der Roten Khmer aus Phnom Penh durch die<br />

vietnamesische Armee sprach sich die UNO für die strafrechtliche Verfolgung der Hauptverantwortlichen des<br />

Völkermordes in der Zeit von 1975-1979 aus und bot der kambodschanischen Regierung ihre Hilfe an. Die UNO-<br />

Generalversammlung verabschiedete am 13. Mai 2003 eine Resolution, in der sie den Entwurf eines Abkommens<br />

zwischen den Vereinten Nationen und Kambodscha über die Verfolgung der Hauptverantwortlichen der<br />

Verbrechen billigte. Das Abkommen sah die Schaffung « Ausserordentlicher Kammern » innerhalb des<br />

bestehenden Justizsystems Kambodschas mit der Beteiligung internationalen Personals vor.<br />

In einem richtungsweisenden Urteil entschieden die Ausserordentlichen Kammern an den Gerichten von<br />

Kambodscha (ECCC) die Verurteilung von Kaing Guek Eav (alias Duch) wegen Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit und schweren Verstößen gegen die Genfer Konventionen durch seine Beteiligung an<br />

Massenhinrichtungen, Folter und anderen Verbrechen während der Herrschaft der Roten Khmer. Duch leitete das<br />

Gefängnis S-21, in dem mindestens 14.000 Personen gefoltert und getötet wurden. 2012 verurteilte ihn die Kammer<br />

des Obersten Gerichtshofs zu lebenslanger Haft.<br />

Im September 2012 wurden Ieng Sary, Ieng Thirith, Khieu Samphan und Nuon Chea Völkermord an den Cham<br />

und Vietnamesen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und andere Verbrechen zur Last gelegt.<br />

Mit seiner Drohung, die Strafverfolgung nicht weiter zu gestatten, behinderte Premierminister Hun Sen die<br />

Ermittlungen in zwei Fällen, in denen insgesamt 5 Personen betroffen waren. Wegen Einmischungen der<br />

kambodschanischen Regierung in die juristische Aufarbeitung legten einige ausländische Richter ihr Amt nieder.<br />

INTERNATIONALER STRAFGERICHTSHOF<br />

Nach den Erfahrungen mit den unterschiedlichen Sondergerichten bildete sich in den Vereinten Nationen eine<br />

starke Initiative für den ersten ständigen internationalen Strafgerichtshof heraus, der 2002 in Den Haag errichtet<br />

wurde. Seither gingen beim Internationalen Strafgerichtshof rund 500 Klagen ein. Die Richter in Den Haag können<br />

nur tätig werden, wenn die entsprechenden Verbrechen auf dem Gebiet eines Unterzeichnerstaats begangen wurden<br />

oder wenn der Angeklagte aus einem Unterzeichnerstaat stammt. Der Strafgerichtshof ist für Völkermord,<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Angriffsverbrechen zuständig. Nur Straftaten, die<br />

nach dem 1. Juli 2002 begangen wurden, sind verhandelbar. Washington lehnt eine Beteiligung ab, um US-Militärs<br />

vor juristischer Verfolgung zu schützen.<br />

Übung 1 (Wortschatz): Finden Sie mit Hilfe der Kleintexte die Übersetzung folgender Wörter.<br />

VERBEN<br />

commettre (un crime) [2]<br />

se suicider [2]<br />

répondre de ses actes / de …<br />

arrêter quelqu'un<br />

être compétent pour… [s'agissant d'un tribunal]<br />

examiner (des faits)<br />

conduire une audience<br />

traduire / déférer quelqu'un en justice<br />

accuser quelqu'un de …<br />

se déclarer / se reconnaître coupable<br />

prouver la culpabilité<br />

punir / sanctionner<br />

condamner<br />

acquitter / déclarer non coupable<br />

exécuter (un condamné)<br />

rendre un jugement [2]<br />

créer / mettre en place un tribunal international<br />

SUBSTANTIVE<br />

la guerre d'agression<br />

le complot<br />

la persécution<br />

l'exploitation (d'une personne)<br />

l'esclavage (mise en esclavage)<br />

le meurtre<br />

le génocide<br />

le délit<br />

le délinquant / criminel<br />

le crime<br />

le criminel de guerre<br />

le suspect<br />

l'accusé<br />

le droit international; le droit pénal international<br />

la poursuite (des crimes)<br />

la punition / répression (des crimes)<br />

le procès / la procédure<br />

l'acte d'accusation<br />

le jugement / la sentence<br />

l'acquittement<br />

la peine d'emprisonnement à vie / la peine de mort


Übung 2: Ergänzen Sie die chronologische Tabelle mit den wichtigsten Informationen aus den Texten.<br />

Genauer Name und<br />

Gründungsjahr<br />

des Gerichts<br />

Status und verfolgte<br />

Verbrechen<br />

bekannte Angeklagte<br />

verhängte Strafen<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

DISKUSSION: Welchen Sinn haben UN-Tribunale für Kriegsverbrechen?<br />

- Finden Sie den Vorwurf einer "Siegerjustiz" gegenüber dem Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg berechtigt?<br />

- Wie neutral kann ein UN-Tribunal sein?<br />

- Können Strafgerichte als Friedensinstrumente funktionieren?<br />

- Können internationale Gerichte abschreckend wirken?<br />

- Können Kriegsverbrecher resozialisiert werden?


VIDEO (HÖRVERSTEHEN) : GLOBALISIERUNG DER JUSTIZ (Mit Offenen Karten, ARTE, 20.02.2010)<br />

AUFGABE : Ergänzen Sie die Notizen und beantworten Sie die Fragen.<br />

Die unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten<br />

Zwei ständige Einrichtungen mit Sitz in Den Haag :<br />

1. ____________________________________________________<br />

Aufgabe :<br />

2. ____________________________________________________<br />

Aufgabe :<br />

Ad hoc-Strafgerichte, deren Zuständigkeit ____________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Für folgende Länder : __________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Welche Frage soll in der Sendung untersucht werden?<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Der IGH (1946 gegründet)<br />

Aufgaben: ___________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Erstes Besipiel: Uruguay / Argentinien<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Zweites Beispiel: Mauer zwischen Israël und West-Jordanland / Palästinenser<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Worin bestand die größte Veränderung des Völkerrechts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts?<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Ad hoc – Gerichte : Was wird an ihnen jeweils kritisiert?

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