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3 cities.3 cONtiNeNts.3 days.WIN YOUR TICKET AT:MINI.COM/NEWMINITHE NEW MINI. THE NEW ORIGINAL.


JETZT 003Jetzt #217Liebe Leserinnen & Leser,»Fan zu sein bedarf es wenig, und wer Fan ist, ist ein König.«Im Zuge von Social Media und <strong>de</strong>m Auf-<strong>de</strong>n-Tisch-Legen all unserer Vorliebenhat <strong>de</strong>r Begriff Fan, genau wie <strong>de</strong>r Terminus Freundschaft, einige Kratzerabgekriegt – und an Verbindlichkeit eingebüßt. Ständig möchte man sich und <strong>de</strong>reigenen peer group neue Vorlieben bieten. Man klickt »Gefällt mir« bei diesemund jenem. Kostet ja nichts. »XY hat dich eingela<strong>de</strong>n, die Seite ›Satan‹ mit ›Gefälltmir‹ zu markieren«, wie es im Facebook-Amts<strong>de</strong>utsch heißt. Schwupps generiertsich die Statusmeldung: »<strong>Intro</strong>-Redaktion ist jetzt Fan von Satan.«Dafür haben wir als Teenies nicht stun<strong>de</strong>nlang die Poster unserer Lieblingsstarsangeglotzt, haben nicht nächtelang über die Be<strong>de</strong>utung eines einzelnen Songtextesdiskutiert – und dafür haben wir einst als Fanzine-Macher auch nicht ewig in<strong>de</strong>r Kälte am Kopierer gestan<strong>de</strong>n. Papierstau!Daher machte sich Linus Volkmann für diese Ausgabe auf die Suche nach echtenFans. Solchen, die ihren Künstlern hinterherreisen, ganze Touren begleiten undsich nicht zufrie<strong>de</strong>n geben mit <strong>de</strong>m, was in <strong>de</strong>r Auslage bei Amazon liegt. Zu lesenab Seite 52.Und schließlich sind wir selbst auch immer noch Fans. <strong>Als</strong> beispielsweise DanielKoch für die Titelstory Arca<strong>de</strong> Fire (ab Seite 42) sprechen konnte, tat er das natürlichim Vollbesitz seiner musikjournalistischen Kompetenz – aber eben doch auchals echter Fan. Das liest man heraus, und das ist auch gut so.In diesem Sinne: Bleibt fanatisch!Bussis aus <strong>de</strong>r RedaktionIllustration: Henrietta Harris


004 MORGENGESTERNWO WIR WAREN & WAS WIR SAHENHEUTEWas uns bewegt & WER DAFÜR STEHT009 CDU: Rentner-Wahlparty mit <strong>de</strong>n Toten Hosen010 Banksy: Massenplüschtierhaltung in New York012 Reeperbahn Festival: An <strong>de</strong>n Landungsbrücken blau014 Rick Owens: Nie<strong>de</strong>r mit Size Zero016 Statue of Liberty: Geschlossen018 Mein Song und seine Geschichte: New Mo<strong>de</strong>l Army »Vagabonds«005 Impressum006 Dein <strong>Intro</strong>008 <strong>Intro</strong> empfiehlt / Aboseite130 Katz & Goldt / Demnächst021 Omar Souleyman: Syrien ist mehr als Krieg022 Wer zum Teufel ist eigentlich: Jonnie Schulz024 Danny Brown: Im zweiten Anlauf026 Messer: Neue Bands fürs Jetzt028 <strong>Intro</strong>ducing: Unsere Tour mit Pool, Main Fear Love und Torres030 Auftakt mit Eminem-Bodycheck, Fettes Brot, The Naked And Famous,Gesaffelstein, Machinedrum, Patrice, Rummelsnuff, Booka Sha<strong>de</strong>,Miriam Bryant und mehr042 Titelgeschichte: Arca<strong>de</strong> Fire048 Cover-Welten: Zombies050 Pick A Piper: Anarchisch, komisch, gut052 Reportage: Unterwegs mit hochtourigen Fans058 Prefab Sprout: Robinson Crusoe mit 16-Spur-Studio062 Elliott Smith-Spezial: 10 Jahre Trauer068 Cut Copy: Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Revolution070 Kochen mit Tomahawk: Blutwürste und Riesenzungen074 Mo<strong>de</strong>strecke: Stürmt das Schloss


MORGEN 005ImpressumMORGENWas uns erwartet & was es taugt081 Cover <strong>de</strong>r Ausgabe: Kevin Devine »Bubblegum«082 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben085 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen085 Charts: Unsere & eure Lieblinge102 Neue Platten: Musik & Hörspiele104 Heimspiel: Neue Demos & <strong>de</strong>ine Band106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause112 Neue Spiele: Vi<strong>de</strong>o- & Brettspiele116 Neue Produkte: Gadgets, Mo<strong>de</strong> & Gewinne118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termineintro im netzZombie-Spezial: In <strong>de</strong>r <strong>Intro</strong>-iPad-Ausgabe »Die Woche« vom 01.11.Mittwoch ist Kolumnen-Tag: neu und exklusiv auf intro.<strong>de</strong>/kolumneCharmant dilettantische Schnappschüsse aus <strong>de</strong>m Redaktionsalltagauf http://instagram.com/intromagazinVerlaG <strong>Intro</strong> GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 KölnFon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99verlag@intro.<strong>de</strong>, vorname.nachname@intro.<strong>de</strong>, www.intro.<strong>de</strong>HerausGeber & Geschäftsführer Matthias HörstmannChefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.)Stellv. Chefredakteur Linus VolkmannArtdirector Holger Risse (und ich)Textchef Felix ScharlauProjektleitung Martin LippertRedaktion Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau, Kristina Engel (Lektorat),Alexandra Heckel (Mo<strong>de</strong>), Fre<strong>de</strong>rike Wetzels (Foto)Live-Redaktion Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber,Jenny WeserLayout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa WeberOnline- & News-Redaktion(news@intro.<strong>de</strong>) Philip Fassing, BastianKüllenbergTerminredaktion termine@intro.<strong>de</strong>Texte Aida Baghernejad, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Andreas Brüning, Franz JoachimBüchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czau<strong>de</strong>rna, Alexan<strong>de</strong>r Dahas, Doc <strong>Intro</strong>,Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat,Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, SebastianIngenhoff, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger,Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Denise Oemcke, Katja Peglow,Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Andreas Schnell, Nina Scholz, DavidSchumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Gabriele Summen,Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Michael Weiland, HolgerWendt, Christian Werthschulte, Anke van <strong>de</strong> Weyer, Gregor Wil<strong>de</strong>rmann, Sebastian Witte,Peter Wittkamp, Fabian WolffFotos Tim Bruening, Carmen Catuti, Christian Faustus, Jonathan Forsythe, MatzeHielscher, Reilly Hodgson, Peter Kaa<strong>de</strong>n, Bartosz Ludwinski, Florian Schüppel, Aaron Stern,Jan Philip Welchering, Autumn <strong>de</strong> Wil<strong>de</strong>, corbis, Getty Images, dpa / picture alliance undPressebildfreigabenCoverILLUSTRATION Henrietta HarrisIllustrationen Henrietta HarrisPersonal & OrGanisation Rebecca Wast (Leitung), Christina DeutschPraktikantInnen Janna Fled<strong>de</strong>rmann, Florian Genau, Joscha Kollascheck, AndreasKuznik, Philipp Maxrath, Nadja Neqqache, Dennis Oertel, Sven Riehle, Alexandra RuppertVertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian HeidrichAbo Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.<strong>de</strong>)BrandmanaGement Eike WohlgemuthPublic & Media Relation Claudia Tre<strong>de</strong> (claudia.tre<strong>de</strong>@gemeinsame-sache.net), Michael GwiozdzikAnzeiGen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12,Fax +49 221 94993-88), Florian Schusterdirector MarketinG & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13)MarketinG & Sales Marketing & Sales Martin Lippert (Head of Sales <strong>Intro</strong> – Tonträger,Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Peter Stark (Mo<strong>de</strong>, Games,Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Head of Digital Sales – Marken, Media –Fon +49 221 94993-63), Sebastian Siegmund (Konzertagenturen & regionale Kun<strong>de</strong>n – Fon+49 30 6003460-11), Sonja Reitemeier, Sabrina Esser, Laura HeinrichsAktuelle AnzeiGenpreisliste Mediadaten 2013 (Nr. 23 aus 10/12)BankverbindunG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900Termine für Nr. 218 / Dezember 2013 & Januar 2014. Redaktionsschluss: 31.10.2013;Termin- & Anzeigenschluss: 08.11.2013; Druckunterlagenschluss: 12.11.2013; Erscheinungstermin:25.11.2013Druck Konradin Druck GmbH, Leinfel<strong>de</strong>n-EchterdingenIVW-Geprüfte AuflaGe & VerbreitunG 2. Quartal 2013: Druckauflage:124.815 / verbreitete Auflage: 123.244 (Durchschnittszahlen)BezuGsQuellenErhältlich an 1.502 Auslagestellen im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet sowie im AbonnementGedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sindohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise,nur mit schriftlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages! Mit Namen gekennzeichneteArtikel geben nicht unbedingt die Meinung <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r. Keine Haftungfür unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.<strong>de</strong>


006Dein introFeedbackMitarbeiter <strong>de</strong>s MonatsDaniel KochEinst waren wir dicken <strong>Intro</strong>s auf <strong>de</strong>r Abschiedsfeiervon Daniel Koch. Muss man sich mal vorstellen!Der brillige Boy, für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Begriff Musiknerdseinerzeit erfun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, schied nachetlichen Jahren aus seinen redaktionellen Rollenbei <strong>Intro</strong> und Festivalgui<strong>de</strong> aus – und beglückteab 2009 fortan die Kollegen vom Rolling Stonemit seiner kenntnisreichen engagierten Schreibe.Letztes Jahr gelang uns allerdings ein großerTransfercoup, und <strong>de</strong>r gebürtige Venner (beiOsnabrück) wur<strong>de</strong> Chefredakteur von <strong>Intro</strong>sSchwestermagazin Greatest. So haben wir ihn<strong>de</strong>nn auch hier wie<strong>de</strong>r als Autor zurück – unteran<strong>de</strong>rem schrieb er die diesmonatige Titelstoryzu Arca<strong>de</strong> Fire. Glückwunsch (uns selbst).Betreff: Glasgow-Spezial #215Mein StarWhat the fuck – wann bringt Rockstah <strong>de</strong>nn nun endlichsein lang erwartetes Album raus? Der Typ scheint alle Zeit<strong>de</strong>r Welt zu haben und will wohl erst noch Instagram-Follower-Millionär wer<strong>de</strong>n. Im real life followte ihm unlängstschon die schöne Kim!Hallo <strong>Intro</strong>-Redaktion, dass ihr bei eurem Glasgow-Special das stilprägen<strong>de</strong>Label Postcard Records zu erwähnen vergessen habt, ist vielleichtnur ein kleiner Fauxpas. Aber <strong>de</strong>ren bekannteste Band Orange Juicenicht aufzulisten (nur im Franz-Ferdinand-Interview zu erwähnen) undAztec Camera und Josef K zu übergehen ist bei einem »Special« dochschon übel. Zumal ihr <strong>de</strong>ren Platte »The Glasgow School« (sic!) in <strong>de</strong>rAusgabe #130 vors Gericht gestellt habt. Das Album »Rip It Up« mit<strong>de</strong>r gleichnamigen Top-10-Single hätte auch gut in die Classics gepasst.Gruß, VolkerMein TierThomas von <strong>Intro</strong> wur<strong>de</strong> nicht wirklich wie in <strong>de</strong>r Bibelvon einer Wölfin gesäugt, aber <strong>de</strong>nnoch ersetzte ein Hundihm oft die Mutter. Dieser Dackel schmuste unter <strong>de</strong>mNamen Polly lange Zeit in <strong>de</strong>r Familie mit. Bis heute wirdseiner gedacht.Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier o<strong>de</strong>r zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bil<strong>de</strong>rflut@intro.<strong>de</strong>.Bei Abdruck winkt das <strong>Intro</strong>-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.<strong>de</strong>Schlagzeilen <strong>de</strong>s Monats +++ Arnold Schwarzenegger wird Gouverneur von Kalifornien +++ Martin Hohmann fliegt wegen antisemitischer Äußerungen (»Tätervolk«) aus <strong>de</strong>r hessischen CDU +++ Atomausstieg: AbschaUnd wo warst du?im Novem-BER 2003<strong>Intro</strong> #111CoverGeschichte Dasgroße Thema Emo begruben wirendgültig mit <strong>de</strong>m Heulsusen-Rockvon Dashboard Confessional. Dazuein Schattenfoto und Frakturschrift.Mutet im Rückblick alleseher seltsam an, genau wie dasInterview selbst, für das <strong>de</strong>r Autorinnerhalb eines Tages nach Londonund zurück jettete. Über 15 Stun<strong>de</strong>nunterwegs, CO2-Fußabdruck in <strong>de</strong>rGröße von Leverkusen – und dasalles für 30 Minuten Talk.Storys Kid Koala, Biz Markie,Hell, Heiko Laux, Kelis, BasementJaxx, »28 Days Later«WichtiGe Alben Die Ärzte»Geräusch«, Bubba Sparxxx »Deliverance«,Eko »Ich bin jung undbrauche das Geld«, The Strokes»Room On Fire«Platten vor GerichtSieger: Iggy Pop »Skull Ring«;Letzter: The Teenage Idols »TheTeenage Idols«Beson<strong>de</strong>re VorkommnisseIm Vorwort fin<strong>de</strong>t sichetwas verkün<strong>de</strong>t, was im Laufe<strong>de</strong>r Jahre immense Ausmaßeannehmen wird: die Errichtung(damals noch gemeinsam mit unseremSchwester-Titel 11Freun<strong>de</strong>)einer Berlin-Dependance von <strong>Intro</strong>.Heute (ohne 11Freun<strong>de</strong>, abermit Greatest, Melt! Booking undvielen an<strong>de</strong>ren) ist das Hauptstadt-Office ein echtes Empire. Köln lässtgrüßen.


008 ABOWIR EMPFEHLENABONNIER UNS: INTRO.DE/ABO10 AusGaben IntrO + 1 AusGabeFestivalGui<strong>de</strong>. Plus eineNURdieser tOllen AbO-Prämien.€ 25,–CUT COPY»FREE YOUR MIND«— CD – Modular / Rough Tra<strong>de</strong>DAMON»SONG OF A GYPSY«— CD – Now Again / Rough Tra<strong>de</strong>DEREK CIANFRANCE»THE PLACE BEYOND THE PINES«— DVD/BD – StudiocanalGESAFFELSTEIN»ALEPH«— CD – Parlophone / WarnerMIRIAM BRYANT»RAISED IN RAIN«— CD – EMI / UniversalRICKY GERVAIS, STEPHEN MERCHANT»EXTRAS – DIE KOMPLETTE 1. STAFFEL«— 2DVD – Turbine / Rough Tra<strong>de</strong>RICKY GERVAIS, STEPHEN MERCHANT»EXTRAS – DIE KOMPLETTE 2. STAFFEL«— 2DVD – Turbine / Rough Tra<strong>de</strong>ROBERT WISE»BIS DAS BLUT GEFRIERT«— BD – WarnerTRISTESSE CONTEMPORAINE»STAY GOLDEN«— CD – Record Makers / Al!veWAYNE BLAIR»THE SAPPHIRES«— DVD/BD – SenatorNICOLAS WINDING REFN»ONLY GOD FORGIVES«— DVD/BD – SunfilmQUENTIN DUPIEUX»WRONG«— DVD/BD – SunfilmAlle Musik-Empfehlungen auchunter www.iTunes.<strong>de</strong>/<strong>Intro</strong>Das KleingedruckteAbo-Preise: Inland € 25 (inkl. Prämie), Ausland € 30 (exkl. Prämie), Ausland € 37 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingentist begrenzt – keine garantierte Lieferung <strong>de</strong>r Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin <strong>de</strong>r Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigtnicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwi<strong>de</strong>rruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.<strong>de</strong>/abo.


GESTERN 009GESTERNWo wir waren & was wir sahen— CDU-Wahlparty, Berlin,22. September 2013, 21:21 Uhr:Früher, als Die Toten Hosen noch»Ficken, bumsen, blasen / Alles auf<strong>de</strong>m Rasen« sangen, musste manihre Musik als Teenager ängstlich vor<strong>de</strong>n Eltern verstecken. Heute singenMerkel, Gröhe und Kau<strong>de</strong>r »Tage wiediese«, wenn sie eine Wahl gewinnen.Eine Entwicklung, in <strong>de</strong>r man nurVerlierer sieht. Die mit Abstandärmste Sau dabei: <strong>de</strong>r Zuschauer.Foto: Rainer Jensen / dpa


010 GESTERN— Banksy, New York,14. Oktober 2013, 16:46 Uhr:Der britische Street-Art-KünstlerBanksy bleibt das Genie <strong>de</strong>r Rekontextualisierung.Den verdrecktenTiertransporter, aus <strong>de</strong>m Plüschtiereschauten, ließ er tagelang durchManhattan fahren. Viele Passantenwaren schockiert, auch weil sich dieTiere bewegten und schrien. Ein vielleichtdrastischeres Statement gegenMassentierhaltung als fünf PETA-Aktionen. Foto: Andrew Gombert /epa / picture alliance


GESTERN 011


012 GESTERN


GESTERN 13— Reeperbahn Festival,diverse Locations, Hamburg,25.-28. September 2013:Die Stadt als Beute. Abseits alleroffenen Rechnungen zwischen Kunst,Kiez, Kommerz und Gentrifikationdurfte mal wie<strong>de</strong>r gefeiert wer<strong>de</strong>n.Tagelang. Sicher nichts Neues aufSt. Pauli. Aber an diesem sehr langenWochenen<strong>de</strong> ging die überregionaleLokalrun<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Deckel <strong>de</strong>rinternationalen Pop-Szene.Diskussionen, Preisverleihungen, Bierauf <strong>de</strong>r Straße inklusive. Fotos: TimBruening, Christian Faustus, MatzeHielscher, Bartosz Ludwinski


014 GESTERN— Rick Owens, Fashion Week, Paris,26. September 2013, 15:31 Uhr:Mit seinem Beitrag zur Fashion Weekin Paris rüttelte <strong>de</strong>r amerikanischeMo<strong>de</strong>macher Rick Owens die Brancheauf. Seine Kollektion für das kommen<strong>de</strong>Frühjahr wur<strong>de</strong> nicht nur größtenteilsvon schwarzen Tänzerinnenpräsentiert, sie entsprachen zu<strong>de</strong>mnicht <strong>de</strong>m XXS-Dogma <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>welt.Na endlich. Foto: Miguel Medina /AFP / Getty Images


GESTERN 015


016 GESTERN— Government Shut-Down, New York,1. Oktober 2013, 09:35 Uhr:Der Government Shut-Down hatteetwas von <strong>de</strong>n autofreien Sonntagenin <strong>de</strong>n 1970ern. Im Streit um die Schul<strong>de</strong>nobergrenze<strong>de</strong>r USA begegnetensich Demokraten und Republikaner mit<strong>de</strong>rart verhärteten Fronten, dass zum 1.Oktober viele Wahrzeichen wie hier dieFreiheitsstatue schließen mussten. Erstam 16. Oktober gab es eine Einigung,die die USA bis min<strong>de</strong>stens Februarvorm Staatsbankrott bewahren könnte.Foto: James Leynse / corbis


Gestern 017Fotos: Matze HielscherMusoLaingAbbyDagobertSechs Acts wur<strong>de</strong>n von unserem PartnerSony Deutschland gela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r indiesem Rahmen die neuen MDR-10RKopfhörer vorstellte.<strong>Intro</strong> Intim@SuperbuDe St. Pauli HamburGSuperintimStell dir vor, in <strong>de</strong>iner WG hat man Bretter über die Betten gelegt und dieentstan<strong>de</strong>ne Fläche zur Bühne erklärt. Stell dir weiter vor, daraufhin käme einHaufen fantastischer Künstler und ein Haufen netter Freun<strong>de</strong> rein ...Die Superbu<strong>de</strong> auf St. Pauliist ein äußerst gastfreundlichesHostel. Die Trepperauf gibt es ein Sechser-Zimmer, neben <strong>de</strong>m weithinleuchtend »DC Rockstarsuiteby EMP« prangt (durchendorsed,wie Rockstar-Leben eben sind). Undgenau dort stehen besagte Betten,über <strong>de</strong>nen sich bereitwillig biegen<strong>de</strong>Planken eine Bühne bil<strong>de</strong>n, dienur durch zwei Stufen vom übrigenRaum abgeteilt ist. Ein perfekterOrt, um superintim zu feiern.<strong>Als</strong> Erste holen sich Abby das Bieraus <strong>de</strong>m Kühlschrank. Die Bühne istübersät mit Effektpedalen und wirrineinan<strong>de</strong>r verschlungenen Kabeln,doch aus <strong>de</strong>m vermeintlichen Chaoswächst ein brillanter Sound, <strong>de</strong>r dasgemütlich eintru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Publikumsofort in <strong>de</strong>n Bann zieht. Band, Mo<strong>de</strong>ratorund Publikum kommen auchsofort ins Plau<strong>de</strong>rn. Über Sound,über das Reeperbahn Festival, über<strong>de</strong>n Umgang mit Newcomer-Bands.Chimperator-Rapper Muso trittals Nächster durch die Tür undist noch völlig fertig von <strong>de</strong>r letztenNacht, in <strong>de</strong>r er einfach nichtschlafen konnte. Zwischen all seinenSongs entspinnt sich ein Dialog überdie Texte, die durchweg autobiografischgeprägt sind.Laing tanzen all das weg – Grübchen-Power!Eigentlich weigert sichTänzerin Marisa Akeny zunächst,auf diesen schwanken<strong>de</strong>n Plankenzu tanzen, auf <strong>de</strong>nen die an<strong>de</strong>renmit ihren Pfennigabsätzen balancieren.Dafür macht dann einfach dasPublikum Platz – wir sind ja unteruns. Entsprechend distanzlos auchdie Frage an <strong>de</strong>n einzigen Mann auf<strong>de</strong>r Bühne, Drummer Frie<strong>de</strong>mannPruß, wie das Touren mit so vielhübschen Frauen wohl sei. Er wirdunvermittelt rot.Für Pool ist es ein Heimspiel: DasHamburger Trio ist zwar jung, dafüraber keineswegs auf <strong>de</strong>n Mundgefallen. Das WG-Konzept fin<strong>de</strong>ndie drei »nice«, vielleicht auch, weilsie zusammen wohnen. Intim dannPowered by:Publikum bei OK KIDihr Start: Bassist David Stoltzenberglädt dazu ein, man könne ihm auchwährend <strong>de</strong>r Songs Fragen stellen,die er dann in diesen beantwortenwür<strong>de</strong>. Eile ist während <strong>de</strong>s Setskeine geboten, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Nächsteauf <strong>de</strong>r Bühne, <strong>de</strong>r Schweizer SolokünstlerDagobert, steckt irgendwoin einer Vollsperrung: Auf St. Pauligibt es wie<strong>de</strong>r Krawall. Abgehetzttrifft er auf sein entspanntes wie erwartungsvollesPublikum, gibt sichzunächst einsilbig, erntet dann aber(nicht zuletzt durch seine Liebeserklärungan die Scorpions) volleKanne Liebe.Und um die geht es auch bei OKKID. O<strong>de</strong>r doch nicht? Band und Publikumsind sich uneins: Die Wahl-Kölner waren bislang <strong>de</strong>r Meinung,keine Liebeslie<strong>de</strong>r zu schreiben, nurum dann »Kaffee warm« gleich zweiMal spielen zu dürfen. Das Publikumliebt nämlich auch unglücklicheLiebeslie<strong>de</strong>r. Gut, dass wir drübergeplau<strong>de</strong>rt haben. Und nochmalsDanke an alle Künstler und Gäste!Echter Sound, entwickelt von echtenKünstlern – MDR-10R Kopfhörer-Serie von SonyKompakt und heiSSUnterstützt wur<strong>de</strong>n unsere »<strong>Intro</strong>Intim«-Gigs in <strong>de</strong>r Superbu<strong>de</strong> vonSony Deutschland, die am En<strong>de</strong>je<strong>de</strong>s Tages sogar noch jeweilselegante Headphones verloste.Die neuen Kopfhörer MDR-10RCund MDR-10RBT von Sony sind diekleinen Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kopfhörer-SerieMDR-1. Bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n mit High-Resolution-Treibern ausgestattet,die eine außergewöhnlich klareMusikwie<strong>de</strong>rgabe versprechen.Präzise geformte Belüftungsschlitzemaximieren <strong>de</strong>n Luftdurchfluss,sodass die Membran leichter atmenund sofort auf kräftige tieffrequenteSchwingungen reagieren kann.Im Ergebnis verpassen bei<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lleDubstep die benötigten Subbässeund Singer/Songwriter-Popbrillante Eindringlichkeit.Der kompakte, in Schwarz, Weißund Rot erhältliche MDR-10RC verbin<strong>de</strong>tQualität mit Tragekomfort.Dank seines praktischen Klapp<strong>de</strong>signspasst er zu<strong>de</strong>m in je<strong>de</strong> Tasche.Für grenzenlosen Musikgenussganz ohne Kabel sorgt <strong>de</strong>r MDR-10RBT: Er überträgt kristallklarenSound von NFC/Bluetooth®-fähigenSmartphones, Tablets o<strong>de</strong>r PCs.Der Sound <strong>de</strong>r neuen Kopfhörer-Serie von Sony wur<strong>de</strong> in kreativerZusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Band TheScript optimiert.Ein Fest von:Unterstützt durch:


018 GESTERN»Ichwollte immer weg. Schon als Kindhatte ich enormes Fernweh. Ständighabe ich meine Mutter dazu getrieben,mit mir ins Auto zu steigen und loszufahren.Und wenn es nur zum Einkaufenwar, egal – ich wollte einfach aufbrechen. Raus.Die Rastlosigkeit und das Wan<strong>de</strong>rn sind <strong>de</strong>shalbThemen, die wir bei New Mo<strong>de</strong>l Army immerwie<strong>de</strong>r aufgegriffen haben. Zuletzt auf unsererneuen Platte mit ›Stormclouds‹, und wohl ameindrücklichsten mit ›Vagabonds‹.Robert [Robert Heaton war bis 1998 Drummerbei New Mo<strong>de</strong>l Army, er verstarb 2004]und ich haben <strong>de</strong>n Song 1987 geschrieben – inRekordzeit. Für das ganze Album ›Thun<strong>de</strong>rAnd Consolation‹ haben wir nur drei Wochengebraucht. Das war eine produktive, aber aucheine sehr aufreiben<strong>de</strong> Zeit. Durchs Touren wardie Beziehung zwischen Robert und mir gestörtund sehr angespannt. Aber ›Vagabonds‹ hat unszusammengehalten, weil wir wussten, dass wirda etwas richtig Gutes machten und das nurzusammen hinbekommen konnten.Für die ersten Demo-Aufnahmen sind wirzu <strong>de</strong>n Sawmills Studios nach Cornwall gefahren.Da wur<strong>de</strong> die Stimmung zwischen unswie<strong>de</strong>r besser, weil das ein ganz beson<strong>de</strong>rer Ortist: Du kannst das Studio nichtmit <strong>de</strong>m Auto, son<strong>de</strong>rn nur mit<strong>de</strong>m Boot erreichen. Es liegt an einerLagune, in die man sogar nur bei Hochwasserhineinfahren kann. Ein wun<strong>de</strong>rbarer Ort, von<strong>de</strong>m sich auch einiges in ›Vagabonds‹ wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t.Wir sind bei Nacht hingefahren, und in<strong>de</strong>r Nähe befin<strong>de</strong>t sich ein Hafen, wo Schiffeaus <strong>de</strong>r ganzen Welt Ton abtransportieren.Dieses Bild <strong>de</strong>r beleuchteten Schiffe, die in dieweite Welt aufbrechen, fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r letztenStrophe <strong>de</strong>s Songs wie<strong>de</strong>r: ›The ships loadingcargo in the night / Their names all calling tofaraway places‹. In <strong>de</strong>n Sawmills Studios istRobert auch die I<strong>de</strong>e gekommen, die DrumsMein SonG und seine G eschichteNew Mo<strong>de</strong>l Army»VaGabonds«Was vergangen ist, interessiert Justin Sullivan heute nicht mehr. Für <strong>Intro</strong> kramt <strong>de</strong>r Sänger von NewMo<strong>de</strong>l Army trotz<strong>de</strong>m in seiner Erinnerung nach <strong>de</strong>r Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s Hits »Vagabonds« – undbringt dabei eine Geschichte zutage, in <strong>de</strong>r ein entlegenes Studio in Cornwall und <strong>de</strong>r Glaube an guteMusik seine Band retteten.eines Marschorchesters zu nehmen, was für <strong>de</strong>nSong essenziell ist. Und ich habe die Melodieauf <strong>de</strong>m Keyboard geschrieben.Für die finalen Aufnahmen sind wir in einteureres Studio nach Oxford gegangen. Aberdie Aufnahmen, die wir da zustan<strong>de</strong> brachten,haben uns nicht so recht überzeugt. Vor allemdas Keyboard in ›Vagabonds‹ störte uns mit <strong>de</strong>rZeit. <strong>Als</strong>o haben wir rumgefragt, ob irgendjeman<strong>de</strong>inen Violinisten in Oxford kenne – undso wur<strong>de</strong> uns schließlich Ed Alleyne-Johnsonvorgestellt. Mit Ed war es Liebe auf <strong>de</strong>n erstenBlick. Wir mochten ihn, und er mochte die Band.Aber nach wie vor hatten wir in <strong>de</strong>m Studiokein so gutes Gefühl wie bei <strong>de</strong>n Demos. <strong>Als</strong>osind wir einen Schritt zurückgegangen,nach Cornwall. Nur diesmal mit Ed imGepäck, <strong>de</strong>r an diesem großartigen Ortdas bekannte <strong>Intro</strong> für <strong>de</strong>n Song eingespielthat. Alles live und alles in einemTake. Fantastisch!›Vagabonds‹ kam ziemlichgut an, woraufhin immer mehrBands mit Folk, Rock und Violineherumexperimentiert haben.<strong>Als</strong> diese Welle aufkam, trafenwir die Entscheidung, bei <strong>de</strong>rnächsten Platte wie<strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>rszu machen. Das hat mancheFans gestört, aber so sind New Mo<strong>de</strong>lArmy nun mal: Wir machengenau das Gegenteil von <strong>de</strong>m, wasman von uns erwartet. Wir spielen›Vagabonds‹ auch nicht zwingend live,selbst wenn unsere Zuschauer das verlangen.Das hat auch damit zu tun, dassich nicht viel auf die Vergangenheitgebe. Ich will viel lieber frei sein in <strong>de</strong>m,was ich tue. Und nach vorne blicken. Ichwill immer weiter weg.«Aufgezeichnet von: Mark Heywinkel— New Mo<strong>de</strong>l Army »Between Dog AndWolf« (E<strong>de</strong>l) — Am 21.12. in KölnFoto: Erica Echenberg / Getty ImagesNew Mo<strong>de</strong>l Army»Vagabonds«We follow the taillights out of the cityMoving in a river of redAs the colours fa<strong>de</strong> away from the duskysunsetWe roll for the darkness aheadWe are old, we are young, we are in thistogetherVagabonds and children, prisoners foreverWith pulses a-raging and eyes full of won<strong>de</strong>rKicking out behind us againNight-time City Beat the radio is callingThe lost and lonely in vainOut here we are running for the wi<strong>de</strong> openspacesThe road-smell after the rainAnd watching as a boy alone at the quaysi<strong>de</strong>The ships loading cargo in the nightTheir names all calling to faraway placesThe years go past, the miles go byAnd still this childhood romance will not die


Agnes ObelDonnerstag,14. November 2013JAmes VincentmcmOrrOwSamstag, 8. Februar 2014ÓlAFUr ArnAlDsFreitag, 23. Mai 2014UnD weitereAkustik-PoP im Abowww.pop-abo.<strong>de</strong>


HEUTE 021HeuteWas uns bewegt & wer dafür steht— Omar SouleymanSyrien steht aus traurigem Anlassseit Monaten im internationalenFokus. Doch wer kennt sich eigentlichmit syrischer Popmusik aus? DasLondoner Indie-Label Domino nahmnun Omar Souleyman aus Ra’sal-Ayn unter Vertrag, <strong>de</strong>r schon Björkremixte. Sein neues Album »WenuWenu« öffnet das Tor zur reizvollenWelt <strong>de</strong>s arabischen Kulturraums.


022 HEUTEWer zum Teufel ist eiGentlich …Jonnie SchulzVor 13 Jahren grün<strong>de</strong>te Jonnie Schulz in Hamburg St. Pauli mit drei Freun<strong>de</strong>naus <strong>de</strong>r links-alternativen Szene die Butch Meier Band. Sie spieltenCountry & Western, die seinerzeit uncoolste Musik <strong>de</strong>r Welt. Nun hatSchulz einen sehr lustigen Roman über die Misserfolgskarriere jener Bandgeschrieben. Die Story von vier Freun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Frage, wie weit man eineSchnapsi<strong>de</strong>e treiben kann, wenn man nur ganz fest an sie glaubt.Ihre Bühnenshows waren zerstörerisch, dasOutfit peinlich, die Klappe groß und die Musikmeist Coverversionen bekannter PunkundPoplie<strong>de</strong>r im Countrygewand. Das klingteigentlich wie die i<strong>de</strong>alen Voraussetzungen,um sich in <strong>de</strong>n spaßverliebten Nullerjahrenschnell zur ironischen Kultband hochzuspielen.Dennoch dümpelte die Butch Meier Band achtJahre lang lediglich als Geheimtipp im HamburgerUn<strong>de</strong>rground rum. Stets <strong>de</strong>platziert,in Westernkneipen genauso wie in besetzenHäusern. Schulz erinnert sich: »Wir waren totalunprofessionell und hatten darüber hinaus auchkeinen Bock, uns mit Marketingstrategien zubeschäftigen. Wir machten alles selbst, hattenkeine Plattenfirma o<strong>de</strong>r Booking-Agentur. Wirpressten Singles und verkauften sie auf Konzerten.Dazu gab es Merchandise wie Bohnen in<strong>de</strong>r Dose, Schnaps und Haargel.«Zwischen rühren<strong>de</strong>r Naivität und nicht unsympathischemGrößenwahn werkelten die Typenum Türsteher und Ex-Metzger Butch MeierKapitel für Kapitel an ihrer liebevoll kaputtenVersion einer Countryband, welche verstören,das Publikum aber <strong>de</strong>nnoch mitreißen sollte.Auch das eigene Scheitern wur<strong>de</strong> schnell Teil <strong>de</strong>sBandkonzepts: »Wir haben uns bei je<strong>de</strong>m Konzerthemmungslos selbst beweihräuchert unddie ganz große Show gerissen. Big City Nights.Wenn dann nur zehn Gäste vor <strong>de</strong>r Bühne stehen,hat das einen viel geileren Effekt, als wenndu im ausverkauften Stadion spielst. Du machst<strong>de</strong>in Scheitern nämlich nicht nur sichtbar, duschleu<strong>de</strong>rst es <strong>de</strong>n Leuten ins Gesicht.«Größter Fan <strong>de</strong>r Band bleibt Jonnies Oma Hil<strong>de</strong>,die sich freut, dass ihr musikalischer Enkelmal etwas an<strong>de</strong>res als »Hartchor« macht. Schulzbeschreibt die holprige Geschichte <strong>de</strong>r Band inseinem Buch anhand vieler Auftritte vom komplettenFlop bis hin zur ganz großen Bühnengalamit Grill und <strong>de</strong>r legendären »Senfkanone« ineinem fast kindlichen, staunen<strong>de</strong>n Tonfall. Dersteht <strong>de</strong>m Buch gut, <strong>de</strong>nn es ist kein arroganterWitz auf Kosten seiner Figuren und ihrer idiotischenI<strong>de</strong>en. Viel eher die halbauthentischeDokumentation einer Lebensphase Anfang bisMitte 20 im Mikrokosmos Bandfreundschaft.Mit so intensiven Erfahrungen, wie man sieeben nur einmal im Leben macht.Text: Benjamin Walter / Foto: Florian Schüppel— Jonnie Schulz »Kein Zutritt für Hinterwäldler– Die Geschichte <strong>de</strong>r Butch MeierBand« (Ventil / Audiolith)— Auf Lesereise vom 14. bis 23.11.


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024 HEUTEIm zweiten AnlaufDanny BrownNicht nur wegen seines schiefen Lächelns, <strong>de</strong>r Tra<strong>de</strong>mark-Zahnlücke und <strong>de</strong>r seltsamen Frisur gehört<strong>de</strong>r Detroiter Rapper Danny Brown zu <strong>de</strong>n schillerndsten Persönlichkeiten <strong>de</strong>r mit charismatischenEgozentrikern gespickten Ami-Rap-Szene. <strong>Als</strong> Bonus-Feature hat er auch noch eine Karriere alsDrogenhändler und -konsument hinter sich.Wer Daniel Brown richtig verstehen will,muss bei seiner Kindheit in Detroit beginnen.Hier fin<strong>de</strong>n sich die Wurzelnseiner Rap-Karriere. Gesetzt durch seine Mutter,die ihm die Gedichte <strong>de</strong>s amerikanischen Autorsund Cartoonisten Theodor Seuss Geisel am Bettvorgelesen hat. Angeregt durch <strong>de</strong>ssen reimartigenStil, beginnt <strong>de</strong>r kleine Danny, die nächstenJahre nur noch in ebensolchen zu sprechen. Fürdie Beats zu <strong>de</strong>n Reimen zeichnete <strong>de</strong>r Vaterverantwortlich: »Mein Dad war House-DJ«,erzählt Danny Brown. »Er brachte mir immerdie Musik mit nach Hause, die ihm gera<strong>de</strong> ambesten gefiel. So kam ich neben House auchfrüh mit <strong>de</strong>m HipHop von Wu-Tang Clan, LLCool J und A Tribe Called Quest in Berührung.«<strong>Als</strong>o <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Nährbo<strong>de</strong>n für eine Traumkarriere.Wäre da nicht das <strong>de</strong>struktive Potenzial<strong>de</strong>s Künstlers. Im März 2010 hatte Brownes geschafft, an die Wand zu fahren, was nacheiner hoffnungsvollen Rap-Laufbahn mit seinerBand Rese’voir Dogs aussah: Er war nach einemGefängnis-Aufenthalt wegen Drogenhan<strong>de</strong>lswie<strong>de</strong>r zu Hause bei Mutter und Vater gelan<strong>de</strong>t.»Den Biggie-Spruch ›Don’t get high onyour own supply‹ habe ich nie berücksichtigt«,kommentiert <strong>de</strong>r heute 32-Jährige lakonischseine Gangstertage. Allerdings än<strong>de</strong>rte die Zeithinter Gittern sein Verhältnis zu Musik: »Nach<strong>de</strong>r Zeit im Knast habe ich angefangen, dasMusikmachen wirklich ernst zu nehmen. Ichdachte mir: jetzt o<strong>de</strong>r nie!«Im April 2010 veröffentlicht Danny sein Album»The Hybrid« mehr o<strong>de</strong>r weniger in Eigenregieüber das Web-Label Rapper’s I Know.Der bekennen<strong>de</strong> Rock-Fan verbin<strong>de</strong>t daraufHipHop-Traditionalismus mit Gitarrenrock undUK-Grime. Inhaltlich überspitzt Danny Browndabei so gna<strong>de</strong>nlos, dass sich <strong>de</strong>r Zuhörer häufigin einer Rap-Version von Quentin Tarantinos»Pulp Fiction« wähnt. Die charismatische Reibeisenstimme<strong>de</strong>s bekennen<strong>de</strong>n White-Stripes-Fans tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert.Danny geht Free-Download-Platin, min<strong>de</strong>stens.Schließlich holt DJ A-Trak <strong>de</strong>n DetroiterRapper auf sein Electro-Hop-Label Fool’s GoldRecords. Für an<strong>de</strong>re ein großes Ereignis, fürBrown ein pragmatisches: »Ich mag die Musik-Industrie nicht, eigentlich wollte ich nie beieinem Label unterschreiben«, gibt er zu verstehen.»Mein Plan war, Musik immer kostenloszu veröffentlichen und von <strong>de</strong>n Konzerten zuleben. Aber bei Fool’s Gold hatte ich das Gefühl,dass sie nur die Musik veröffentlichen, auf diesie Lust haben, und dass die Chemie zwischenuns passt.«Geschickt platzierten sie gemeinsam mit»XXX« ein weiteres Gratis-Mix-Tape in <strong>de</strong>rHipHop-Community. Die Strategie geht auf:Positionierte ihn sein Solo<strong>de</strong>büt noch in engenSzenezusammenhängen, so rückt er nun nebenA$AP Rocky, Kendrick Lamar und ActionBronson,die an<strong>de</strong>ren jungen Wil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s US-HipHop.Mit »Old« steht nun <strong>de</strong>r erste physischeTonträger an. Danny Brown gibt sich draufstellenweise gereifter, sowohl was die Beatsals auch die Texte angeht. »Auf <strong>de</strong>m Albumhabe ich meine musikalischen Einflüsse aufeinem neuen Level gebün<strong>de</strong>lt«, kommentierter die Verän<strong>de</strong>rungen. Was er nicht selbst sagt:Musiker wie A-Trak, Purity Ring, Oh No undRustie haben ihm dabei geholfen. Da sollte nunaber wirklich nichts mehr schiefgehen.Text: Julian Gupta / Foto: Tim Bruening— Danny Brown »Old« (Rykodisc / Warner)


Fotos: Bartosz LudwinskiPresented by:Der Helga® Festival Award 2013verliehen von Festivalgui<strong>de</strong> und Reeperbahn FestivalWir sagen Danke! an alle, die am 26. September im Imperial Theater auf St. Pauli mit uns waren undan alle, die uns dabei unterstützt haben. Eins ist sicher: Helga® ist gekommen, um zu bleiben. Und dieGewinner <strong>de</strong>r ersten Verleihung <strong>de</strong>s unabhängigen Festival Awards sind:Hal<strong>de</strong>rn Pop (Feinstes Booking, Schönster Zeltplatz)MS Dockville (Kreativstes Rahmenprogramm)Melt! (Bestes Gewissen)Macklemore & Ryan Lewis (Überraschendster Live-Auftritt)Tomorrowland (Tollstes Festival International)Nature One (Bestes Festival National – Publikums-Award)Ein Award von:Weitere Infos auf www.festivalgui<strong>de</strong>.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>rhelgaUnterstützt von:


026 HEUTENoch ist »Die Unsichtbaren«, das zweiteAlbum <strong>de</strong>r Band Messer, nicht offiziell erschienen.Doch <strong>de</strong>r Ruf <strong>de</strong>r aktuell bestenPost-Punk-Band Deutschlands eilt ihnen bereitsvoraus. Das Album füllt eine Leerstelle aus.Die Mitglie<strong>de</strong>r von Messer, vier Mittelschichtjungsaus <strong>de</strong>m Großraum Münster, spieltenbisher vor allem in Hardcore-Bands. Über dasgemeinsame Plattenhören entwickelten sieVorlieben für Kraut, Synthesizer und die kalifornischeProto-Synthpunk-Band The Units.Mit »Die Unsichtbaren« hat sich das Quartettauf Basis seiner Geschichte nun neu erfun<strong>de</strong>n.»Wir merkten, was wir nicht können«, beginntSänger Hendrik Otremba seine nicht unkoketteBegründung <strong>de</strong>s Stilwechsels. »So kamen wirwie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>m zurück, was wir ein bisschenkönnen«: dynamischen Post-Punk mit ausgefeiltenSongstrukturen, <strong>de</strong>r geprägt ist vomInteresse für avancierte Gitarreneffekte und in<strong>de</strong>ssen Mittelpunkt <strong>de</strong>r ausdrucksstarke Sängersteht. Gera<strong>de</strong> bei Konzerten zeigt sich Otrembasbeson<strong>de</strong>re Gabe, wenn er dramatisch über dieBühne stolziert und Texte ins Mikrofon brüllt,die weit weg sind von <strong>de</strong>m, was sonst in <strong>de</strong>n letztenJahren auf Deutsch getextet wur<strong>de</strong>. Wennüberhaupt ähneln sie <strong>de</strong>nen von Bands wie DAFund Der Plan. Auf Malaria! verweisen sie in <strong>de</strong>mSong »Tollwut (Mit Schaum vor <strong>de</strong>m Mund)«sogar sehr bewusst. Ob sie die Referenzen zudiesen Bands geplant setzen, ist unklar. Wahrscheinlichaber eher nicht. Im Gespräch lassensich Messer nicht in die Karten schauen. DieBandmitglie<strong>de</strong>r wirken vorsichtig und bemüht,es geht ihnen um Wahrheit, nicht darum, wiesie ankommen. Otremba lässt reflektieren<strong>de</strong>Sätze fallen wie diesen: »Die Texte haben einebewusste Entwicklung erlebt. Es gibt jetzt einepersönlichere Ebene, weil ich das Gefühl hatte,mich mit <strong>de</strong>m Handwerkszeug, das ich mittlerweilebeherrsche, auch mal ein bisschen mehran mich herantrauen zu können.«Messer sind eine Band, die leidlich bemühtist, sich vom Popkulturbetrieb nicht überfor<strong>de</strong>rnzu lassen, son<strong>de</strong>rn bei sich zu bleiben – trotz<strong>de</strong>r großen Aufmerksamkeit, die auf sie hereinprasselt.Das war ein Grund, an<strong>de</strong>re Angeboteauszuschlagen und bei <strong>de</strong>r kleinen MünsteranerPlattenfirma This Charming Man zu bleiben,die auch schon das Debüt veröffentlichte. Fürdie Produktion von »Die Unsichtbaren« zogensie <strong>de</strong>n Produzenten Tobias Levin (siehe <strong>Intro</strong>#216) hinzu. Ist dieser ansonsten Garant für eine<strong>de</strong>tailversessene, ausufern<strong>de</strong> Studioarbeit, soentschied er sich bei Messer für eine Liveaufnahme,um die Kraft ihrer Konzerte einzufangen.Das ist von einem, <strong>de</strong>r im Fußballtrainer-Jargonwohl als »Schleifer« beschrieben wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>,wahrscheinlich als Ritterschlag zu werten.Text: Christian SteinbrinkFoto: Bartosz Ludwinski— Messer »Die Unsichtbaren« (This CharmingMan / Cargo / VÖ 22.11.13) Am 07.12. in KarlsruheNeue Bands fürs JetztMesserAngefangen haben Messer 2011 als Band ehemaliger Hardcore-Musiker,die sich für Krautrock und Synthesizer zu begeistern begannen. Daserste Album »Im Schwin<strong>de</strong>l« war <strong>de</strong>utlich von Diskurs-Rockbands wieBrüllen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n frühen Blumfeld beeinflusst. Mit <strong>de</strong>m zweiten Album»Die Unsichtbaren« kommen Messer nun bei mit Gitarreneffektenbela<strong>de</strong>nem Post-Punk und in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s New Wave stehen<strong>de</strong>nTexten an. Wie passt <strong>de</strong>nn das alles bitte zusammen?


Alfa Romeo mitALFA ROMEO MITO:FEELTHE ENERGY@INTRODUCINGTOUR.OHNE HERZ WÄREN WIR NUR MASCHINEN.Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: kombiniert 6,0–3,5; CO 2-Emission: kombiniert 139–90 g/km.alfaromeo.<strong>de</strong>


028 HEUTEUnsere GemeinsamenNÄChteIm November schicken wir wie<strong>de</strong>r drei aufregen<strong>de</strong> Bands aufTour durch Hamburg, Berlin, München, Köln und Frankfurt. DerSound reicht von Torres’ Singer/Songwriter-Tagträumen mit einemHauch von Punk über Pools Indie-Dance-Pop bis zu Main FearLoves Neo-Shoegazing. Wie immer gilt auch im November: aufwww.introducing.<strong>de</strong> registrieren und gratis dabei sein.Am 10. November starten wir im Berliner Postbahnhof ein<strong>Intro</strong>ducing Festival. Siehe Seite 121.INTRODUCINGMIT TORRES, POOL, MAIN FEAR LOVE05.11. HA<strong>MB</strong>URG, KNUST06.11. BERLIN, LIDO08.11. MÜNCHEN, HANSA 3909.11. KÖLN, GEBÄUDE 910.11. FRANKFURT, ZOOMINTRODUCING on TourGratis für die Gästeliste anmel<strong>de</strong>n:www.introducing.<strong>de</strong>Mein ZuhausePoolDie Schulfreun<strong>de</strong> Daniel Husten, Nils Hansenund David Stoltenberg machen zusammenMusik, seit sie 13 sind. Ihr Indie-Dance-Popbeweist Eigenständigkeit – und muss sich vorDigitalism o<strong>de</strong>r Django Django nicht verstecken.Mit »Harm« schrieben sie die Hymne fürsBerlin Festival 2013.»Unser musikalisches Leben spielt sich fastausschließlich in unserer WG ab. Der kleineBacksteinkasten am westlichen Rand von Hamburg,in <strong>de</strong>m wir drei und dazu zwei unsererUraltfreun<strong>de</strong> wohnen, ist also auch unser musikalischesZuhause. Immer wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sichhier Freun<strong>de</strong> und Bekannte ein, die auch mitMusik zu tun haben und vor sich hin basteln.Dabei entsteht dann ohne En<strong>de</strong> sinniges undunsinniges Zeug. Es bleibt nicht aus, dass sichaus all <strong>de</strong>m Material Tracks herauskristallisieren,die beson<strong>de</strong>rs schlecht, um nicht zu sagenunaufhaltbar scheiße sind. So schlimm, dasswir wie<strong>de</strong>rum größten Gefallen daran fin<strong>de</strong>n.So kam es, dass zwei unserer besten Freun<strong>de</strong>auf die I<strong>de</strong>e kamen, die ›besten‹ dieser Songsauf eine Kompilation zu packen, woraus sichdann das ›Teppichmesser-Tape‹ entwickelte.Dieses wird genau ein einziges Mal – live –gemischt und auf Kassette gespielt. In einergroßen Gruppe vieler Beteiligter wird sich dasTape ein Mal angehört, danach nie wie<strong>de</strong>r. Eswird nicht veröffentlicht und nicht kopiert. Esgibt ein Unikat, das war’s.«


Drei Fakten über ...Main Fear LoveJared, Peter, Lorenz, Yo und Patrick sindMain Fear Love. Die Berliner beackern seitdrei Jahren kühle Soundlandschaften zwischenPsyche<strong>de</strong>lic, Shoegaze und 90er-Indie.So entsteht eine Art skulpturaler Noise, <strong>de</strong>r aufihren Touren mit Flashguns, Toy und CloudControl schon ein großes Publikum neugieriggemacht hat. Für uns öffnen sie das schwarzeNähkästchen ...Freundschaft – Ihr erstes Musikvi<strong>de</strong>o hat dieBand selbst mühsam aus Aufnahmen einerbefreun<strong>de</strong>ten Künstlerin zusammengebastelt.Nur um es wegen Copyright-Ansprüchen ebenjenerFreundin nicht veröffentlichen zu dürfen.Catwalk – Den schlechtesten Auftritt ihrerKarriere legten Main Fear Love nach eigenemBekun<strong>de</strong>n auf einem Laufsteg hin.Gammelfleisch – Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Band in <strong>de</strong>nersten Proberäumen das Equipment entwe<strong>de</strong>rvon einer Emo-Core-Band geklaut wor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>rwegen Feuchtigkeit verschimmelt war, probtdie Band nun in einem Keller. Lei<strong>de</strong>r gehört<strong>de</strong>r allerdings zu einer Fleischerei, die dort ihreAbfälle lagert.Drei FraGen an DeutschlandTorresHinter Torres verbirgt sich Mackenzie Scottaus Nashville. Mit Country hat ihr introspektivanmuten<strong>de</strong>s Songwriting weniger am Hut alsmit großen Rockgesten in Miniaturform. Jetzthat Torres das schlicht selbstbetitelte Debütalbumfertig – und außer<strong>de</strong>m drei Fragen anDeutschland.Träumt ihr eigentlich ununterbrochen vomLeben in diesen Landhäusern, für die ihr sobekannt seid?Ein <strong>de</strong>utsches Fachwerkhaus, sagen wir malim Schwarzwald o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Eifel, kommt füruns selbst träumend nicht in Frage. Der Trendgeht vielmehr zum Traum von <strong>de</strong>r bezahlbarenZwei-Zimmer-Wohnung im Zentrum einer <strong>de</strong>rhiesigen Großstädte, die nicht Berlin heißen.Ansonsten träumen wir oft schlecht – von Häusernaus amerikanischen Horrorfilmen.Empfin<strong>de</strong>t ihr Unmut gegenüber eurer Nation,weil sie uns die Dauerwelle gebracht hat?Na, mit diesem kulturellen Beitrag können wirganz gut leben. Wobei <strong>de</strong>r Entwickler <strong>de</strong>r Welle,Karl Nessler, früh nach England emigriert undin New Jersey gestorben ist. Wenn man seinerMetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ondulation inzwischen auch kondolierenmuss, weil sie doch leicht aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>geraten ist, hat Nessler einen ebenso wichtigenBeitrag zu <strong>de</strong>n 80er-Jahren geleistet wie Kraftwerko<strong>de</strong>r Ronald Reagan. Davon abgesehen:Eine Dauerwelle sieht ja nicht bei je<strong>de</strong>m gleichso scheiße aus wie bei Nickelbacks Chad Kröger.Habt ihr jemals genug von Gummibärchen?Niemals. Das gilt vor allem für Kin<strong>de</strong>r undKiffer. Inzwischen gibt es sie ja sogar ohneGelatine, also müssen selbst Vegetarier zumGummibärchen-Essen nicht mehr in <strong>de</strong>n Kellergehen. Wir essen auch gerne Bärendreck, aberdas ist eine an<strong>de</strong>re Geschichte.MAIN fEARLOVEpOOLTORREsERLEBE ALLEINTRODUCING KONZERTENOCH EINMAL AUFARTELIVEWEB.COM


030 HEUTEPlattenhören mit …Fettes BrotObwohl König Boris, Björn Beton und Dokter Renz alias Fettes Brot schon 20 Jahre im Game undteilweise gestan<strong>de</strong>ne Familienväter sind, dreht sich ihre Kunst immer noch um Party, Reime undHamburg. Zum Erscheinen ihres siebten Albums »3 is ne Party« hat Henje Richter die Band mit neuenund alten Songs sowie einigen Überraschungen konfrontiert. Foto: Jan Philip WelcheringREFLECT WHAT YOU ARE.WÖCHENTLICH JEDEN FREITAG NEU!DIGITAL NOCH BESSER – INTRO LESEN, SEHEN UND HÖRENWWW.INTRO.DE/IPAD


HEUTE 031Mo<strong>de</strong>selektorfeat. Thom Yorke»Shipwreck«König Boris: Eines meinerLieblingsereignissebei <strong>de</strong>r Produktion von»Strom und Drang« war,als Mo<strong>de</strong>selektor endlich<strong>de</strong>n Beat für »Bettina« lieferten.Wir hatten immerwie<strong>de</strong>r nachgefragt, die Produktion näherte sich<strong>de</strong>m En<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Schlussvorhang drohte bald zufallen. Aber als er dann kam, sind wir vor Freu<strong>de</strong>im Kreis gehüpft.Björn Beton: Uns war damals gar nicht bewusst,dass die schon so <strong>de</strong>rbe Szenestars waren. Soeine Kollaboration mit Thom Yorke hat auchnicht je<strong>de</strong>r im Portfolio!DAF»Der Räuber und <strong>de</strong>r Prinz«BB: Das DAF-Sample inunserem »KussKussKuss«-Remix haben wir mit <strong>de</strong>rErlaubnis von Robert Görlund Gabi Delgado-Lópezbenutzen können, wasuns sehr gefreut hat. Ichglaube, dass <strong>de</strong>r Remix sehr gut gewor<strong>de</strong>n ist.In bester Weise als Hommage zu verstehen.A Tribe Called Quest»Da Booty«BB: Ich hatte über De LaSoul und Beastie Boys gera<strong>de</strong>angefangen, mich fürRapmusik zu begeistern,als 1989 dann dieses Überalbum»3 Feet High AndRising« von De La Soulerschien. Das war eine sehr, sehr coole Zeit fürHipHop. Da ist sehr viel losgetreten wor<strong>de</strong>n,was heute nachwirkt.Dokter Renz: Wenn man heute in Hamburgauf HipHop-Partys geht, läuft da ganz viel von<strong>de</strong>m alten Zeug wie<strong>de</strong>r, und die jungen Kappenflippen voll aus. Wenn ich dann meinen neumodischenInternetkram auflegen will, kommenda wun<strong>de</strong>rschöne junge Damen und wollen imbesten Falle noch irgendwelchen Gangsterraphören.NauGhty By Nature»Hip Hop Hooray«DR: Das ist das, was dieKatzen hören wollen!BB: Da haben wir natürlich»Nordisch By Nature«geklaut. Heute sollen Marmela<strong>de</strong>ndanach benanntwer<strong>de</strong>n, und die Grünen inSchleswig-Holstein wollten <strong>de</strong>n Slogan sogarim Wahlkampf verwen<strong>de</strong>n – da gab es danneine einstweilige Verfügung von uns(!), unddas, obwohl wir das auch nur geklaut hatten.KB: Das ist immer noch <strong>de</strong>r Kern von FettesBrot: Party, Hamburg, ein bisschen unterschwelligeGesellschaftskritik – und geil abliefern.Eminem»White America«DR: Für uns war es ganzerstaunlich zu sehen, dasses auch in Amerika Leutegibt, die total auf Doppelt-,Dreifach- und Vierfachreimestehen. <strong>Als</strong>o, dass sichkomplette Satzteile aufeinan<strong>de</strong>rreimen, und zwar je<strong>de</strong> einzelne Silbe.Da merkt man eine Seelenverwandtschaft. VieleLie<strong>de</strong>r von Eminem sind aber wahnsinnig uncool.Da ist so ein komischer Trash-Faktor drin.BB: Eminem habe ich über Den<strong>de</strong>mann kennengelernt.Der hatte damals als Erster dieSlim-Shady-Geschichte verstan<strong>de</strong>n und mirnetterweise erklärt. Er hat mir die Kunstform<strong>de</strong>r Charakter-Erschaffung nähergebracht.Kendrick Lamar»SwimminG Pools (Drank)«DR: Das geilste Rap-Album <strong>de</strong>r letzten Jahre.Unser Ansatz ist ja nochein bisschen besser, aberdie Beatles und Beach Boyshaben sich ja auch immerabgewechselt. Lamar istdas letzte Konzert, auf <strong>de</strong>m wir zu dritt waren.KB: Das Publikum war toll. Das waren allesHardcore-Fans, die je<strong>de</strong> einzelne Zeile hingebungsvollmitgegrölt haben. Da habe ich eineGänsehaut gekriegt.Casper»Im AschereGen«KB: »Ein drittel Heizöl,zwei drittel Benzin« aufunserem neuen Albumist übrigens kein Casper-Zitat. Wir haben nur zufälligdasselbe Slime-Zitatbenutzt! Und uns natürlichein klein wenig geärgert, dass er früherdamit rausgekommen ist.DR: Casper hatte damit in verschie<strong>de</strong>nen konservativenGegen<strong>de</strong>n Probleme, weil das einAufruf zur Gewalt ist und <strong>de</strong>r Text von Slime auf<strong>de</strong>m In<strong>de</strong>x steht. Das im Radio zu spielen ist fürmanche Menschen schon zu viel. Ist nicht meineMusik, da sind ein Tick zu viele Klischees drin.Es hat mich aber beeindruckt, wie viele Leutebei Casper emotional mitgehen. Das hat einenNerv getroffen, und ich wun<strong>de</strong>re mich auchnicht, dass es viele Leute mitnimmt.— Fettes Brot »3 is ne Party« (Fettes BrotSchallplatten / Groove Attack / VÖ 01.11.13)— Auf Tour vom 18.12. bis 07.02.Alfa Romeo ANZ: Gitarre TRÄGER: <strong>Intro</strong> FORMAT: 210x70+3 DU: 15.10.2013 ET: 28.10.2013EIN ANGEBOT, DAS ROCKT: 0,– € ANZAHLUNG UND 0 % ZINSEN. 1DER ALFA ROMEO MITO FÜR STAGEDRIVER: JETZT AB 139,– € ERLEBEN 1 .NUTZEN SIE UNSERE AKTUELLEN ANGEBOTE FÜR IHREN GEBRAUCHTWAGEN BEI TEILNEHMENDEN ALFA ROMEO PARTNERN.4 JAHRE GARANTIE2OHNE KILOMETERBEGRENZUNGKraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: kombiniert 6,0–3,5; CO 2 -Emission: kombiniert 139–90 g/km.alfaromeo.<strong>de</strong>1Ein Finanzierungsangebot, vermittelt für die FGA Bank Germany GmbH, Salzstraße 138, 74076 Heilbronn, für <strong>de</strong>n MiTo 1.4 8V mit 51 kW (70 PS). Effektiver Jahreszins 0 %, Sollzinssatz gebun<strong>de</strong>n, p. a. 0 %,Bearbeitungsgebühr 0,– €, Nettodarlehensbetrag und Gesamtbetrag entsprechen einer UVP <strong>de</strong>s Herstellers in Höhe von 14.100,– € zzgl. Überführungskosten, 47 Monatsraten à 139,– €, Schlussrate 7.568,– €.22 Jahre Fahrzeuggarantie und 2 Jahre gleichwertige Alfa Romeo Neuwagenanschlussgarantie inkl. europaweiter Mobilitätsgarantie <strong>de</strong>r Allianz Automotive Services GmbH gemäß ihren Bedingungen.Privatkun<strong>de</strong>nangebot, gültig für nicht bereits zugelassene Neufahrzeuge. Nicht kombinierbar mit an<strong>de</strong>ren Aktionen. Abb. zeigt Son<strong>de</strong>rausstattung. Gültig bis 30.11.2013. Nur bei teilnehmen<strong>de</strong>n Alfa Romeo Partnern.


032 HEUTEIm Koffer von …The NakedAnd FamousNicht zuletzt dank <strong>de</strong>r Mithilfe<strong>de</strong>r BBC, welche die Band aufihre »Sound of 2011«-Liste setzte,gelang <strong>de</strong>n Neuseelän<strong>de</strong>rn mit»Passive Me, Aggressive You« einfulminanter Karrierestart. Nunsteht <strong>de</strong>r Nachfolger an. Damitnichts schiefgeht, geht das Quintettwie<strong>de</strong>r auf Dauertour. <strong>Intro</strong>durfte in <strong>de</strong>n Koffer von SängerinAlisa Xayalith schauen.Foto: Jonathan Forsythe»Im letzten Jahr waren wir gar nicht so vielunterwegs, da wir in Los Angeles sehr konstantan <strong>de</strong>n Songs für das neue Album geschriebenhaben. Aber jetzt beginnt <strong>de</strong>r Tour-Kreislauferneut. Zuletzt waren wir zwei Jahre nonstopauf Reisen. Wie soll man sich da nur angemessenvorbereiten? Ein Weg sind Rituale: Wir versuchenam Flughafen immer, möglichst in eineLounge reinzuschleichen. Ansonsten hilft vielWasser trinken, lesen und Musik hören. Ganzwichtig ist auch, sich wohlzufühlen. Dazu gehörtes, im Flugzeug die Schuhe auszuziehen,Filme zu schauen, genug Schlaf abzubekommeno<strong>de</strong>r auch mal an neuen Songs am Laptop zu arbeiten.Entspannungsübungen nicht vergessen.Was das Packen angeht, sind wir Vertreter <strong>de</strong>sMinimalismus. Da ich meistens Schwarz trage,ist es gar nicht so schwer, mit wenig Klamottenauszukommen. Schwarz nutzt sich nur langsamab und ver<strong>de</strong>ckt Flecken gut. Apropos Praktikabilität:Ich sehe mich auch nicht in Stilettos<strong>de</strong>n Koffer tragen. Essenzielle Teile im Koffersind meine Le<strong>de</strong>rstiefel, die Le<strong>de</strong>rjacke, einCardigan, ein Schal und mein Schmuck – undmeine aktuellen Lieblingsstiefel: goldfarbeneBudapester von Opening Ceremony.«— The Naked And Famous »In Rolling Waves«(Polydor / Universal)— Auf Tour vom 05. bis 18.11.— Auf intro.<strong>de</strong>: Galerie aller Koffer von TNAF!Kin<strong>de</strong>rGarten, Aleph & KanYe WestGesaffelsteinMit Remixen für Justice, Lana Del Rey und DepecheMo<strong>de</strong> hat sich <strong>de</strong>r 28-jährige Mike Levy alias Gesaffelsteinbis ins Telefonbuch von KanYe West gespielt.Anlässlich <strong>de</strong>s Debüts »Aleph« hat sich Henje Richter<strong>de</strong>m Franzosen in dreierlei Hinsicht genähert.GesaffelsteinZeitgeist, Scha<strong>de</strong>nfreu<strong>de</strong>, Kin<strong>de</strong>rgarten:Es gibt ein paar Wörter aus<strong>de</strong>m Deutschen, die im Auslandgerne im Original benutzt wer<strong>de</strong>n,weil sie so treffend sind. »Gesamtkunstwerk«ist auch so ein Wort.Verknüpft mit <strong>de</strong>m Namen »Einstein«,baute Mike Levy darausseinen Künstlernamen »Gesaffelstein«.Dieser klingt fremd undvertraut zugleich und passt somitbestens zur Musik <strong>de</strong>s 1985 inLyon geborenen Produzenten.Sie verstört mit ihren harten,dunklen Beats und <strong>de</strong>m hektischenHabitus, schafft es aber<strong>de</strong>nnoch, eingängig und tanzbarzu bleiben. »Es ist mir sehrwichtig, meine Musik mitan<strong>de</strong>ren Kunstformen zusammenzubringen,mit Fotos,Bil<strong>de</strong>rn und Vi<strong>de</strong>os«,betont <strong>de</strong>r durchgängigschwarz geklei<strong>de</strong>te undKette rauchen<strong>de</strong> Levy.Der Ursprung: »Aleph«Das Debütalbum von Levy trägt<strong>de</strong>n hochtraben<strong>de</strong>n Namen»Aleph«, nach <strong>de</strong>m ersten Buchstaben<strong>de</strong>s hebräischen Alphabets.»Es steckt aber kein intellektuellesKonzept dahinter«, wiegelt <strong>de</strong>rMusiker ab. »›Aleph‹ steht für Anfang.Das passt gut zum ersten Album.«Wobei das mit <strong>de</strong>m Anfangso eine Sache ist, veröffentlichtLevy doch bereits seit fünf JahrenMaxis und Remixeunter <strong>de</strong>m NamenGesaffelstein. Angefixtfür Technohat ihn seine ältereSchwester. DerTrack, <strong>de</strong>rsein Lebenverän<strong>de</strong>rnsollte, war»Flash«vonGreenVelvet.Seinen Initialmoment als Produzentstellte dann ein Zusammentreffenmit The Hacker dar. Derehemalige Produzentenpartnervon Miss Kittin habe ihm gezeigt,dass mit Ambition und Strukturierung<strong>de</strong>s Lebens alles möglich sei.KanYe WestWest klopfte, angefixt von <strong>de</strong>r Single»Viol«, höchstpersönlich beiihm an. »Wir kommen aus unterschiedlichenWelten, nicht nur <strong>de</strong>shalbwar ich erstaunt, als er sich beimir mel<strong>de</strong>te«, erinnert sich Levy.»Ich meine, er ist einer <strong>de</strong>r größtenRapper <strong>de</strong>r Welt! Ich dachte: Waswill <strong>de</strong>r von mir?« <strong>Als</strong> ob das nochnicht genug <strong>de</strong>r Aufregung wäre,fand Levy sich plötzlich an <strong>de</strong>r Seitevon Daft Punk und Brodinski imStudio wie<strong>de</strong>r, um mit ihnen gemeinsamzwei Songs für KanyesAlbum »Yeezus« zu produzieren.— Gesaffelstein »Aleph«(Parlophone / Warner / VÖ 01.11.13)Foto: Allyson Shiffman


TICKETS UNTER: FKPSCORPIO.COM & EVENTIM.DE0,20 €/Anruf aus <strong>de</strong>m Festnetz,SERVICE-HOTLINE: 01806-853 653 Mobilfunk max. 0,60 €/AnrufVier mal DreiTristesseContemporaineDrei Künstler aus unterschiedlichen Teilen <strong>de</strong>r Welt treffen im gutenalten Melting Pot Paris aufeinan<strong>de</strong>r und machen verzauberte Musik an<strong>de</strong>r Schwelle zwischen Clubexplosion und Couchapokalypse.Ihr tretet live gern mit Masken auf. Aufwelche drei Verkleidungen habt ihr schonlänger ein Auge geworfen?01 Donnie Darko02 Die aus <strong>de</strong>m Musical »Das Phantom imParadies«03 Jasons Hockeymaske aus »Freitag <strong>de</strong>r 13.«Ihr wohnt mittlerweile alle in Paris. DreiDinge, die ihr an <strong>de</strong>r Stadt liebt.01 Alles ist zu Fuß zu erreichen02 Der Charme <strong>de</strong>r Arrondissements: Je<strong>de</strong>sViertel ist seine eigene Welt.03 Auf einer Terrasse sitzen und einen DrinkhabenacousticNach Frankreich seid ihr drei ja von sonstwo in <strong>de</strong>r Welt gekommen. Was vermisst ihram meisten?01 Mike: »Ich komme aus England, mir fehltsaufen und Drogen nehmen mit meinenFreun<strong>de</strong>n.«02 Narumi: »Und meine Heimat ist Tokio,ich vermisse es, in meiner Muttersprachezu diskutieren, die Lichter <strong>de</strong>r Stadt unddas Essen!«03 Leo: »Aus Stockholm stamme ich, und mirfehlt echt schwedisches Knäckebrot!«Lieblingssongs auf <strong>de</strong>m neuen Album?01 Mike: »›Fire‹, es macht micheinfach an, <strong>de</strong>n live zu spielen.«02 Narumi: »›Pretend‹, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r erinnertmich an mein altes Apartment, wo wir dieersten Demos aufgenommen haben.«03 Leo: »›Stay Gol<strong>de</strong>n‹, das war das allerersteStück, das wir aufgenommen haben,und es hat uns <strong>de</strong>n Weg für alles weiteregewiesen.«— <strong>Intro</strong> empfiehlt: Tristesse Contemporaine »Stay Gol<strong>de</strong>n«(Record Makers / Al!ve)


034 HEUTEBodycheckRick Rubin & EminemDer eine sieht aus wie Gott, und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re könnte sein Sohn sein. Rick Rubin und Marshall Mathersarbeiten endlich zusammen. Mit »Berzerk« will Eminem an die Nullerjahre anknüpfen, in <strong>de</strong>nen er mehr als100 Millionen Alben und 50 Millionen Singles verkaufte. Da ist die bärtige Produzentenlegen<strong>de</strong> Rubin, <strong>de</strong>rals Pate <strong>de</strong>s HipHop und <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Heavy Metal sowie Reanimator scheintoter Karrieren gilt, gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>rrichtige Partner. Martin Riemann hat sich die bei<strong>de</strong>n Knaben mal angeschaut.Rubin wusste kaum, wie einMischpult funktioniert, als er zuBeginn seiner Produzentenkarrieremit Künstlern wie LL Cool J,Run DMC und <strong>de</strong>n Beastie Boysins Studio ging.Fliegt nicht gerne, da die erhöhteRadioaktivität in <strong>de</strong>r Höhe seinGehör beeinträchtigt.Setzte schon als Schulkind nieseine Sonnenbrille ab.Der Veganer war noch nie inseinem Leben betrunken undhat auch sonst nie Drogengenommen.Nahm früher tatsächlichregelmäßig an Treffen <strong>de</strong>rInternational Brotherhood ofMagicians teil.Er schnei<strong>de</strong>t sich die Haareprinzipiell selbst.Es gibt viele Wege, ein guterRapper zu wer<strong>de</strong>n. Eminemstudierte einfach stun<strong>de</strong>nlangWörterbücher.Viele, die <strong>de</strong>n Begriff »lyrischesIch« nicht kennen, hassenihn wegen seiner feindseligenAussagen. Sein Freund Elton Johnsprach ihn aber beispielsweisevom Vorwurf <strong>de</strong>r Homophobiefrei.Eminem wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>rDreharbeiten zu »8 Mile«schlafmittelabhängig.Auf <strong>de</strong>r Innenseite seines rechtenHandgelenks sind die Worte »slitme« eintätowiert.Hallo Hipster: DAS ist einVollbart!Rubin hielt Mike D bei <strong>de</strong>r erstenBegegnung für ein arrogantesArschloch und hält <strong>de</strong>n Erfolg<strong>de</strong>r Beastie Boys für allein seineneigenen Verdienst.Die meisten Bands, die RickRubin produziert, bekommen ihnkaum zu sehen. Der Meister setztauf unkörperliche Präsenz.Lieferte sich jahrelang einenöffentlichen Disput mit MariahCarey, in<strong>de</strong>m er zum Schrecken<strong>de</strong>r Diva behauptete, mit ihrintim gewesen zu sein.Nannte sich ursprünglich M&M,musste das aber wegen einerKlage <strong>de</strong>s SüßwarenherstellersMars Inc. än<strong>de</strong>rn.— Eminem »The Marshall MathersLP 2« (Interscope / Universal / VÖ05.11.13)


KRATZEN & BEISSENJens Friebe GeGen Das Gesetz Der SerieNeue Staffeln »Breaking Bad«, »Game Of Thrones« schon durch?»American Horrorstory« auf <strong>de</strong>m Schirm? Komm, fickt euch un<strong>de</strong>uren neuen Serienwahn, ruft uns Filmfreund Jens Friebe zu.Die Drehbuch- und Regie-Intelligenz,so verlautbaren es die Spatzen von<strong>de</strong>n Dächern, ist vom Film ins Serienwesenabgewan<strong>de</strong>rt. Ich <strong>de</strong>nke, dasist Mist. <strong>Als</strong>o, ich <strong>de</strong>nke nicht, dass esnicht stimmt. Ich <strong>de</strong>nke, dass es stimmt unddass es Mist ist. Die sollen wie<strong>de</strong>r zurückkommenund mir ein paar gute Filmedrehen, die Arschlöcher. Ich möchtemir das Gefühl, vorne dran zu sein,endlich wie<strong>de</strong>r mit feierlichen Kinobesuchenbesorgen können statt in<strong>de</strong>solat durchgeglotzten Nächten. Un<strong>de</strong>gal, wie viel ich mir von Letzteren umdie Ohren schlage, es ist ja dochnie genug! Immer noch kriegich die Blicke, die sagen:»Hinter <strong>de</strong>m Mond welchesentlegenen, tristenPlaneten wohnstdu eigentlich, duarmer Amish-Kauz?« – »Was?Du hast nochnicht ›Sherlock‹und ›Game OfThrones‹ unddie neue Staffel›Homeland‹gesehen?« Nein, aber ichwer<strong>de</strong> es selbstverständlichsofort nachholen. Es sind ja nur etwa 20.000Stun<strong>de</strong>n meines Lebens. Und das Schlimmsteist: Aus einer angefangenen Serie kommtman, auch wenn sie schlecht ist, kaum mehrraus. Erstens wird man trotz<strong>de</strong>m süchtig,zweitens erzählt einem irgendwer:»Ja ja, die erstendrei Staffeln ziehensich noch etwas, aberab <strong>de</strong>r vierten rockt’s.«Hier wird <strong>de</strong>r Grad<strong>de</strong>r Unterwerfung<strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>n einemdie schöne neue Welt<strong>de</strong>r Serienhegemonieabnötigt. Es gilt als ohneWeiteres zumutbar, Schrottim zeitlichen Umfang vonHitchcocks Gesamtwerkauszuhalten,damit es dannirgendwannmal zu sowas wie Unterhaltungkommt.Aber ohnemich. Ich bin rausund habe endlichwie<strong>de</strong>r Zeit für You-Tube und Sudoku.ELECTRONICBEATSNEWSRADIO &VIDEODOWNLOADYOUR EB APPsNOW!FOR FREE!*AUSLISTENAufkleber, die man nicht so häufig auf CDs siehtEnthält die gesamte Tonleiter!Vier Euro von je<strong>de</strong>r verkauften CD gehen direktan die Stiftung »Major-Labels«.READ THE LATEST NEWS.LISTEN TO EXCLUSIVE DJ MIXES.WATCH SLICES FEATURESAND LIVE CUTS.DasHit-Albumaus ChileNa ja ...Schlecht – aber immerhinvon Robbie Williams!Zusammengestellt von Peter WittkampThat wasacceptablein the 80s!(Lei<strong>de</strong>r kein)Nummereins-Hit!!!Zweieinstecken,keins bezahlen!Für einDebütgeht’s!Der Musiker hat sich stets bemüht.Unser Label wünscht ihm viel Erfolgauf seinem weiteren beruflichen Wegund bedankt sich für die insgesamtzufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong> Zusammenarbeit.* Available here: News App atWindows Phone Store,Radio App at Google play andiTunes Store, Vi<strong>de</strong>o App atiTunes Store.ELECTRONICBEATS.NET


036 HEUTESchatzpara<strong>de</strong>DinGe, die dichwollen<strong>Intro</strong> sammelt je<strong>de</strong>nMonat aus <strong>de</strong>m Internet und<strong>de</strong>r echten Welt nerdige Schätze an.Für insgesamt unter 100 Euro.Die internationale Terrorhysterie seit9/11 ist ein Esel, <strong>de</strong>r geritten wer<strong>de</strong>n will.Kein Problem mit <strong>de</strong>m Regenschirm-Gewehr. Das sieht über <strong>de</strong>r Schulter hängendaus wie eine eingewickelte Flinte.Bei Regen drückt man <strong>de</strong>n Abzug. Schonhat man einen stabilen, großen Schirm,unter <strong>de</strong>n man gut zu zweit passt.Saddam Hussein hätte ihn auf Facebookgelikt! Für € 32,95 bei www.coolstuff.<strong>de</strong>In <strong>de</strong>n »Simpsons«-Folgen <strong>de</strong>r 90er-Jahrewur<strong>de</strong> das Wort »Nerd« noch konsequentund gna<strong>de</strong>nlos mit »Trottel« übersetzt.Mittlerweile wissen es alle besser,und es läuft zehnmal täglich »The BigBang Theory«. Zu<strong>de</strong>m haben die Nerdsnun ihre eigene trottelige Süßigkeit. Für€ 1,69 bei www.worldofsweets.<strong>de</strong>Summe€ 64,09Hast du das perfekte Gadget für dieseSeite ent<strong>de</strong>ckt? Dann schick uns <strong>de</strong>nLink zur Bezugsquelle. Die besteI<strong>de</strong>e gewinnt etwas aus <strong>de</strong>r aktuellenPalette. So wie Maurice Haller, <strong>de</strong>runs <strong>de</strong>n Schrotflinten-Regenschirmempfahl. Eure Mails und I<strong>de</strong>en an:schatz@intro.<strong>de</strong>.Was muss <strong>de</strong>r Indie-Rocker noch allesüber sich ergehen lassen? HipHop ist in<strong>de</strong>n Charts längst an ihm vorbeigezogen,und jetzt gibt es schon Merch zu seinenEhren, <strong>de</strong>r wirkt, als wäre er ausschließlichzu seinem Hohn zusammengeklöppeltwor<strong>de</strong>n. Die Indie-Rocker-Perückeist da. Für € 17,00 bei www.amazon.comIst das überhaupt ein witziges, ironischesGadget? Vermutlich nicht. Aber gera<strong>de</strong><strong>de</strong>shalb wollten wir es haben. Allein <strong>de</strong>rName macht auch ohne eingespielte Lacherviel Spaß: Gesäß Creme von Sixtus.Nie wie<strong>de</strong>r wun<strong>de</strong> Hintern beim Biken,Reiten o<strong>de</strong>r Ru<strong>de</strong>rn. Für € 8,95 beziehbarüber www.roseversand.<strong>de</strong>.Was? Das Soloalbum von Dirk vonLowtzow verzögert sich um ungewisseZeit? Wie bitte, eine Minute wartenauf einen Kaffee? Uuuuuuargh! Fehlteuch auch mal wie<strong>de</strong>r die Geduld? Hierkommt Hilfe. In Form von Seelenruheför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Geduldsfä<strong>de</strong>n. Für € 3,50 beiwww.liebeskummerpillen.<strong>de</strong>Neue HeimatMaChineDrumTravis Stewart macht seit überzehn Jahren unter <strong>de</strong>m NamenMachinedrum innovative elektronischeMusik. Ob Jungle, UK-Bass,HipHop o<strong>de</strong>r Drum’n’Bass, oballein o<strong>de</strong>r im Duo als Sepalcureund Jets: Er bewegt sich immeran Grenzlinien <strong>de</strong>r Genres. Vielleichtauch ein Grund, warum <strong>de</strong>rUS-Amerikaner vor Kurzem vonNew York in die Ex-Frontstadt <strong>de</strong>sKalten Kriegs übergesie<strong>de</strong>lt ist.Hallo Berlin!Warum bist du nach Berlin gezogen, wie gefälltes dir hier?Berlin ist alles, was ich erwartet hatte, undmehr. Die Stadt wirkt entspannt imVergleich zu New York, und manlebt recht günstig. Zu<strong>de</strong>m ist meineMusik sehr europäisch, undauch meine Fans kommen vorallem aus Europa. Da machte esSinn, hierherzukommen.Wie unterschei<strong>de</strong>n sich die Musikszenenin <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Städten?In New York sind dieverschie<strong>de</strong>nen Szenenstark getrennt,während sich inBerlin alles mischt.Ich sehe dieselbenLeute mal im Berghainstampfen unddann wie<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Mindpirates experimentelle Musik lauschen.Musikern bietet die Stadt viele Chancen– man muss nur aufpassen, nicht abzutauchen,son<strong>de</strong>rn motiviert und produktiv zu bleiben.Dein neues Album »Vapor City« beschreibteine imaginäre Stadt. Wie vielBerlin steckt darin?Zu Anfang erinnerte »Vapor City« inmeinem Kopf noch stark an New York.Aber ich wur<strong>de</strong> immer besessener vonBerlin – das ist für New Yorker fast schonwie<strong>de</strong>r typisch –; und seit ich hierwohne, wur<strong>de</strong> »Vapor City« immergrüner, weitläufiger undhistorischer. Die AtmosphäreBerlins hat <strong>de</strong>finitiv ihrenWeg in meine Träume undauf das Album gefun<strong>de</strong>n.— Machinedrum»Vapor City«(Ninja Tune / Rough Tra<strong>de</strong>)


KARSTENJAHNKEKONZERTDIREKTIONG<strong>MB</strong>HAUSTRABILLCALLAHANLOve vs. HatePatrice23.1.13 DRESDEN Beatpol28.1.13 BERLINHeimathafen Neukölln29.1.13 BERLINHeimathafen Neukölln3.1.13 LEIPZIG Werk II2.11.13 MÜNCHENThe Atomic Café3.11.13 KÖLNClub Bahnhof EhrenfeldAUSVERKAUFT!AUSVERKAUFT!AUSVERKAUFT!NEKO CASE14.2.14 KÖLN Kulturkirche15.2.14 BERLINHeimathafen Neukölln16.2.14 MÜNCHEN FreiheizVOLCANOCHOIRDer in Köln geborene Popsoul-Impresario Patriceist an vielen Stellen nicht so wie alle an<strong>de</strong>ren. Sosetzte er seine Gratiskonzerte unlängst auch nicht zubeliebten Zeiten an, son<strong>de</strong>rn scheuchte die Menschendafür um sechs Uhr morgens auf öffentliche Plätze.Wir haben ihm noch weitere Spleens abseits <strong>de</strong>sKonsens’ entlockt.Drei Dinge, die ich liebe, alle an<strong>de</strong>ren aber hassen01 Altes Equipment abseits neuester Trends02 Billige Kung-Fu-Filme, bei <strong>de</strong>nen man nochdie Seile erkennt03 Den Ortsteil Brüggen in Kerpen29.11.13 HA<strong>MB</strong>URG Mojo Club1.12.13 BERLIN Roter Salon2.12.13 MÜNCHEN FreiheizPATRICKWOLF14.11.13 BERLIN Huxleys Neue Welt15.11.13 DÜSSELDORF ZakkSTRFKRDrei Dinge, die ich hasse, alle an<strong>de</strong>ren aber lieben01 DJs auf Festival-Hauptbühnen02 Radler, Inline-Skater, BMXer in <strong>de</strong>n Skateparks03 Das <strong>de</strong>utsche Singer/Songwritertum— Patrice »The Rising Of The Sun« (Supow / Groove Attack)— Auf Tour vom 09. bis 22.12.12.12.13 BERLIN Babylon13.12.13 BOCHUM Christuskirche5.11.13 MÜNSTER Gleis 221.12.13 DRESDEN Puschkin2.12.13 BERLIN Comet Club3.12.13 HA<strong>MB</strong>URG MolotowKJ.DETickets: 0180 6 62 62 80 * (040) 413 22 60*€ ,2 / Anruf aus <strong>de</strong>m Festnetz, Mobilfunk max. € ,6 / Anruf


038 HEUTETop 7Captain, mein Captain !Der Fetisch vom Kapitän ist fast soalt wie das Meer. Außer<strong>de</strong>m sindAnker <strong>de</strong>r letzte Schrei – nichtnur beim Tätowierer. Auch Bandsschmücken sich gern mit einemCaptain. Selbst wenn <strong>de</strong>r dabeilängst nicht mehr aufs Wasserverweisen muss.Was war <strong>de</strong>ine schlimmste Blessur?Die letzte gravieren<strong>de</strong> Verletzung trug sichvor knapp zwei Jahren bei <strong>de</strong>r Theaterprobezum Kleist-Stück »Hermannsschlacht – TheHermann Battle« zu. Ich als CheruskerfürstHermann musste in mehreren Durchlaufprobenjeweils zehnmal die Drehbühne anschiebenund bewegen. Am Morgen <strong>de</strong>r Generalprobepassierte es dann: Die Achillessehne macht einbeunruhigen<strong>de</strong>s Geräusch! Kurzer Arztbesuch,aber noch im Wartezimmer festgestellt, dassBewegung – wenn auch eingeschränkt undunter Schmerzen – möglich ist. Auf und davon.Uraufführung. Inzwischen verheilt, ein leichtesTaubheitsgefühl in <strong>de</strong>r Ferse blieb.Wie hast du es behan<strong>de</strong>lt?Stabilisiert, Fußbä<strong>de</strong>r und Salben, hochgelegt.Welche Krankheit ist dagegen überschätzt?Sogenannte Erkältungen. Viel Ruhe ersetzt somanches Rezept, Erreger ausschwitzen. DieVitaminzufuhr aus natürlichen Quellen sollteerhöht wer<strong>de</strong>n, Ernährung ist ohnehin wichtig.Nicht nur für <strong>de</strong>n Kraftsportler.Was ist <strong>de</strong>in Lieblingsmedikament?Knoblauch!Wie kurierst du <strong>de</strong>n berüchtigten, unvermeidlichenTourschnupfen bei Konzertreisen inHerbst und Winter?Nie davon gehört. Vorbeugend: Eisschwimmenund Sport sowie bestmögliche Ernährung –auch unterwegs!Bitte bleiben SieGesund!MitRummelsnuffSehr geehrter Herr Rummelsnuff,scha<strong>de</strong>, dass Sie es nur bis in mein mit ausgewähltenmeisterhaften Kunstdrucken <strong>de</strong>koriertesWartezimmer geschafft haben. Gernehätte ich mir in <strong>de</strong>r körperlichen Untersuchungselbst ein Bild Ihrer prachtvollen Muskeln gemacht.Stichwort Achillessehne also: Die Sehneverbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n zweiköpfigen Wa<strong>de</strong>nmuskel mit<strong>de</strong>r Ferse und sorgt somit für eine Beugung <strong>de</strong>sFußes. Diese Bewegung benötigen wir beimGehen, Tanzen o<strong>de</strong>r so alltäglichen Dingenwie Drehbühnen-Anschieben. Eine Sehne reißtdabei ten<strong>de</strong>nziell eher, wenn sie sprö<strong>de</strong> ist.Hätten Sie <strong>de</strong>n Weg in mein mit ausgewähltenAnatomiepostern <strong>de</strong>koriertes Arztzimmergeschafft, hätte ich Ihnen zwei Optionen geboten:Gips o<strong>de</strong>r kleinere Operation, bei <strong>de</strong>r diegetrennten Sehnenen<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n. In bei<strong>de</strong>n Fällen ist eine Ruhigstellungjedoch obligat. Ihre stabilisieren<strong>de</strong>n Maßnahmenscheinen aber auch recht erfolgreich gewesenzu sein, sonst wür<strong>de</strong>n Sie heute mehrBeschwer<strong>de</strong>n plagen als ein kleines Taubheitsgefühl.Anfälliger ist Ihre Sehne nun aber mehr<strong>de</strong>nn je, also passen Sie bitte auf sich auf. Wirsehen uns nächstes Jahr auf <strong>de</strong>m Melt! bei IhremNebenberuf als Türsteher im Backstage.Ihr Docintro— Rummelsnuff »Kraftgewinn mit RUmmelsnuff«(Out Of Line / Rough Tra<strong>de</strong>)— Auf Tour vom 16.11. bis 13.12.01 Captain Capa02 Captain Gips03 Captain Jack04 Captain Planet05 Captain Beefheart06 Captain Hollywood07 Captain SensibleIllustratOrin<strong>de</strong>s MOnatsHenrietta HarrisAm an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt hatHenrietta Harris die schönenKünste studiert. Das ist nun schonetliche Jahre her, und mittlerweileist die Neuseelän<strong>de</strong>rin nicht nur inihrer Heimat eine gefragte Illustratorin,bei <strong>de</strong>r Zeichnen und Malengenauso in eins laufen kann wieRealismus und Surrealismus. Spannungsreich,aber stets zart. Mehrunter: http://henriettaharris.com


HEUTE 039Wie hast du mich Genannt?Booka Sha<strong>de</strong>Von Wikipedia als »Veteranen« beschimpft und gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r mit neuem Album am Start. Das long runningDuo Walter Merziger und Arno Kammermeier wird auch in <strong>de</strong>n Zehnern bestehen. Ihr House bleibt heimelig,ist aber nie auf Besitzstandswahrung aus, son<strong>de</strong>rn traut sich immer wie<strong>de</strong>r auch auf Abwege. Doch waskochen, kotzen und streicheln die bei<strong>de</strong>n eigentlich, wenn die Technics aus sind?Was sollte man besser nicht über euch wissen?Arno: Ich bergwan<strong>de</strong>re gerne, Walter arbeitetgern im Garten. Das sollte man nicht wissen,<strong>de</strong>nn es wür<strong>de</strong> nieman<strong>de</strong>n interessieren.Welches Gericht kocht ihr, wenn ihr ein Datebeim ersten Treffen beeindrucken wollt?Ehrlich gesagt wür<strong>de</strong> ich mit meinen Kochkünstennicht mal einen Schiffbrüchigen beeindrucken,<strong>de</strong>r die letzten fünf Jahre auf einerEisscholle gelebt hat. Bei <strong>de</strong>n Rotweinen siehtdie Angelegenheit jedoch schon ganz an<strong>de</strong>rs aus!Wofür in eurer Biografie schämt ihr euch?Manche Phasen vor Booka Sha<strong>de</strong>, als wir zumBeispiel als Auftragsproduzenten angeheuertwur<strong>de</strong>n, waren bei allem einhergehen<strong>de</strong>n Erfolgaus künstlerischer Sicht nicht die wertvollsten.Was habt ihr schon mal geklaut?Worauf ich wirklich stehe, das sind die Hotelpantoffelnaus <strong>de</strong>m Grand Hotel Ibiza. Lasseich je<strong>de</strong>s Mal mitgehen. Nicht beson<strong>de</strong>res aberschwarz. Ich stelle sie je<strong>de</strong>m gerne zur Schau,<strong>de</strong>r zu mir nach Hause kommt. Macht auch diefehlen<strong>de</strong>n Kochkünste beim ersten Date wett.Welches popkulturelle Phänomen langweilt?Der mo<strong>de</strong>rne Computerspiel-Wahnsinn,»GTA« zum Beispiel.In welchen Schauspieler wart ihr in <strong>de</strong>rJugend mal bisschen verliebt?SchauspielER? Wenn wir schon bei<strong>de</strong>n Männern suchen müssen – BudSpencer hatte schon Bärchenappeal.Für eine Nacht mit welchem Promiwür<strong>de</strong>t ihr eure jetzigen Beziehungenaufgeben, wenn ihr müsstet?King Julien aus <strong>de</strong>m Film »Madagascar«.Meine Frau ist sich <strong>de</strong>ssen bewusst undweise genug, mich nicht vor die Wahl zustellen.Wer ist <strong>de</strong>r Bestangezogenste von euch –und was trägt <strong>de</strong>rjenige?Der Bestangezogenste ist zweifellos unserlangjähriger Tourmanager. <strong>Als</strong> er vermehrtin Berlins heißesten Designerlä<strong>de</strong>n beimShoppen gesehen wur<strong>de</strong>, kam uns schon mal<strong>de</strong>r Verdacht, dass wir ihm eventuell etwas zuviel zahlen. An<strong>de</strong>rerseits ist er je<strong>de</strong>n Cent wert.— Booka Sha<strong>de</strong> »Eve« (EOM / Warner / VÖ 01.11.13)— Am 13.12. in Bielefeld


040 HEUTEWer wir sindGlasserSatelliteStoriesMiriamBryantGenre Autorinnen-ElectronicaHerkunft Los Angeles / New YorkMitglie<strong>de</strong>r 1Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse Schon die Elternvon Cameron Mesirow sind illustre Player: Dadgehört zu <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Blue Man Group,und Mom spielte in <strong>de</strong>r New-Wave-Band HumanSexual Response.Akt. Album »Interiors« (Beggars / Indigo)Spielt das neue Cover an auf Dalí o<strong>de</strong>r docheher auf David Bowie in »Labyrinth«?Über einen Dalí-Vergleich freue ich mich, außer<strong>de</strong>mist »Labyrinth« einer meiner Lieblingsfilme!Doch es geht hierbei mein Verhältnis zurWelt und wie man auf die Intensität <strong>de</strong>s Lebenszu reagieren versucht.Das Vorgänger-Album »Ring« erschien schon2010. Was hielt dich so lange auf für das Neue?Ich arbeite relativ langsam und hatte mir keinenZeitdruck gesetzt. Und drei Jahre für ein Albumzu brauchen, ist ja gar nicht viel. Aber klar, inInternet-Verhältnissen sind das Jahrzehnte.Du bist unlängst von <strong>de</strong>r West- an die Ostküstegezogen, nach New York. Spiegelt sich das auchin <strong>de</strong>inem Songwriting wi<strong>de</strong>r?Die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neuen Stadt haben michschon inspiriert. Damit meine ich <strong>de</strong>n Overloadan Informationen auf engstem Raum. Das istwas, das fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n Songs auch wie<strong>de</strong>r.Genre IndietronicHerkunft FIN-OuluMitglie<strong>de</strong>r 4Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse Der Running Gag bei<strong>de</strong>n neuen Aufnahmen war, es solle klingen wie»straight from 2014«, <strong>de</strong>nn statt wie alle an<strong>de</strong>renin die Vergangenheit zu schauen, fühlt sich dasQuartett <strong>de</strong>r Zukunft verbun<strong>de</strong>n.Akt. Album »Pine Trails« (XYZ / Cargo)Vor etlichen Jahren hatten wir ein Finnland-Spezial. Die Autoren sprachen danach schonvon vermehrtem Alkoholgenuss und einer düsterenStimmung. Ist das wirklich so typisch?Ach, das ist sicher nicht von <strong>de</strong>r Hand zu weisen,aber es ist auch ein ziemliches Stereotyp. Liegtwohl einfach daran, dass es in unserer Region soviel mehr Dunkelheit hat als an<strong>de</strong>rswo. UnsereMusik besitzt auch wolkige Momente, aber wirverstehen unsere Melancholie schon als etwasSchönes und nicht als pathologisch.Wenn wir schon über Orte re<strong>de</strong>n: Worum gehtes in eurem Stück »Australia«?Je<strong>de</strong>n Sommer fliegen die heißen Girls unsererStadt nach Australien zum Abenteuerurlaub.Und wenn sie zurückkommen, haben sie sichverän<strong>de</strong>rt. Irgendwas haben sie in <strong>de</strong>r Sonnegelassen, vielleicht haben sie sich verliebt. Undwir daheim gucken in die Röhre. Wir Finnensind halt keine Surfer-Du<strong>de</strong>s!Genre E<strong>de</strong>l-PopHerkunft S-GöteborgMitglie<strong>de</strong>r 1Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse Seit ihrer ersten VÖverfolgt die 22-jährige <strong>de</strong>r Vergleich mit <strong>de</strong>rbritischen Soulsängerin A<strong>de</strong>le. Vermutlich, weiler nicht komplett von <strong>de</strong>r Hand zu weisen ist.Akt. Album: »Raised In Rain« (Virgin / Universal/ VÖ 08.11.13)Wie erklärst du <strong>de</strong>inen Eltern, wie <strong>de</strong>in Beruffunktioniert?Die stellen mir viele Fragen. Wenn ich erzähle,dass ich Interviews gegeben habe, fragen siegleich: »Was für Interviews? Fürs Radio? O<strong>de</strong>rfür ein Magazin?« Ich habe schon das Gefühl,dass meine Eltern verstehen, was ich tue. Abersie halten alles für etwas aufregen<strong>de</strong>r, als es ist.Ich gebe gern Interviews, aber sie <strong>de</strong>nken, es seiso richtig supercool.Was hat <strong>de</strong>r Titel »Raised In Rain« für dich zube<strong>de</strong>uten? Da geht es nicht ums Wetter, o<strong>de</strong>r?Nein, es ist bloß eine Metapher! [lacht] Kindheit,Jugend, Teenager zu sein kann äußerstschwierig sein. Was man da erlebt, prägt dich.Der Titel ist wie ein Echo aus <strong>de</strong>r Vergangenheit.Je<strong>de</strong>r muss durch solche schwierigen Phasen imLeben gehen, und diese machen uns zu <strong>de</strong>m,was wir sind.Captain GipsGenre Deutschsprachiger ZeckenrapHerkunft HamburgMitglie<strong>de</strong>r 1Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse Captain Gips mischtschon seit 15 Jahren mit politischen wie unterhaltsamenTracks <strong>de</strong>n HipHop-Un<strong>de</strong>rgroundauf. Zusammen mit <strong>de</strong>m Johnny Mauser und<strong>de</strong>r Marie Curry bil<strong>de</strong>t er außer<strong>de</strong>m die linkeHipHop-Gruppe Neonschwarz.Akt. Album »20.000 Meilen unter <strong>de</strong>m Yeah«(Audiolith / Broken Silence / VÖ 22.11.13)Kool Savas fragt: »Warum rappst du?« Wasantwortest du?Ich habe einen extrem kleinen Penis und versuchedas mit Rap zu kompensieren.Was ist eigentlich Zeckenrap?Ein Haufen Rap-besessener, linker Spinner, diedie Welt retten wollen. Wir sind die Alternativefür Menschen, <strong>de</strong>nen Battle/Macker/Gangsta-Rap zuwi<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r zu langweilig ist.Du veröffentlichst <strong>de</strong>in neues Album beimHamburger Label Audiolith. Warum?Weil Lars Lewerenz mich im Suff dazu gezwungenhat, einen ganz miesen Knebelvertrag zuunterschreiben, und weil auch sonst alle, die ichbei Audiolith kennengelernt habe, sympathischeMenschen sind. Bestes Label!


GEWINNE SPEZIALPROMOTIONDAS QUIZJEDEN MONAT NEU: UNSER QUIZ – TEILNAHME ONLINE UNTER INTRO.DE/QUIZDIE PREISELEGAL DIGITAL:HOT FROM THE USfoxtv.<strong>de</strong>/hot-from-the-usAbmahnung a<strong>de</strong>: Neue Staffeln vonu.a. »Homeland«, »Sons of Anarchy«und »New Girl«, aber auch Neustartswie »Sleepy Hollow« gibt es jetzt beiMaxdome, iTunes und Vi<strong>de</strong>oload.Dazu spendiert Fox ganz oldschool dieersten bei<strong>de</strong>n »Homeland«-Staffelnauf Blu-ray.ROCKSMITHrocksmith.ubi.com, rocksmith.comDas neue Album heißt1 nochmal wie...?M »Refrigerator«Das Titelthema <strong>de</strong>s Heftes ist gleichzeitigimmer auch Hauptthema unseresmonatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal drehtsich alles um die um die kanadischenFolkrocker Arca<strong>de</strong> Fire.Los geht’s…Unter welchem Titel wird es2 nun erscheinen?E James MurphyEn<strong>de</strong> Oktober erscheint die neueRocksmith 2014 Edition. Der neue Teilbietet nicht nur eine neue Songliste:Das Beson<strong>de</strong>re: jammen lernen miteiner virtuellen Band. Auf <strong>de</strong>m Wegzum echten Musiker steht Euch nichtsmehr im Weg. Wir verlosen diePC-Version mit Gitarren-Bundle.RELENTLESS ENERGY DRINKfacebook.com/relentlessenergyGewinne einen Relentless EnergyDrink Kühlschrank und die nötigeRation Energy gleich dazu. DieGeschmäcker Apple&Kiwi, Orange,Berry-Juiced, Sugarfree und Originwarten auf Dich. Da ist für je<strong>de</strong>nGeschmack etwas dabei. Keinehalben Sachen!P »Regurgitator«N » R e fl e k t o r «3Was ist über Bowie als Gastzu sagen?N Herrje, schon wie<strong>de</strong>r?O Gott, riecht <strong>de</strong>r gut!L Eddie MurphyO Spi<strong>de</strong>r Murphy4Wer gilt als Geheimwaffe inSachen Virtuosität?N Owen PallettG Lang LangREPLAYreplay.itDenim und Le<strong>de</strong>r sind alte Weggefährtenin Sachen Mo<strong>de</strong>. In diesem Fallhan<strong>de</strong>lt es sich beim Le<strong>de</strong>r allerdingsum das Run<strong>de</strong>, das ins Eckige muss:Replay entwirft als erste Denim-Markeüberhaupt eine innovative Kollektionfür <strong>de</strong>n FC Barcelona und spendiertaus diesem Anlass ein prall gefülltesGoodiebag.K Jesus, <strong>de</strong>r hat zweiunterschiedliche Augen!O Anne-Sophie MutterDie Buchstaben <strong>de</strong>r richtigen Antworten ergeben das Lösungswort,das ihr bitte mit <strong>de</strong>m Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.<strong>de</strong> schickt.Bitte Wunschgewinn angeben!Teilnahme ab 18 Jahren, Einsen<strong>de</strong>schluss ist <strong>de</strong>r 22. November.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.TIGER AND CHICKENtigerandchicken.netEin Huhn erobert das iPad: In seinembisher größten Abenteuer tritt dasMoorhuhn als wahrer Held in Erscheinung.Es bekämpft unzählige Gegnerund hat zahlreiche Abenteuer anverschie<strong>de</strong>nen Orten zu bestehen.Teste es doch gleich an – wir verlosendieses iPad Mini mit 16 GB Speicherplatz(Wert: ca. 330 Euro.)


042 HEUTE


Arca<strong>de</strong> Fire machen sich zur Veröffent lichung ihres neuen Albums »Reflektor« rar. Sie sprechenanscheinend weltweit mit gera<strong>de</strong> mal zwölf Journalisten – einer davon ist unser Autor Daniel Koch.Er diskutiert mit William Butler über geheimnisvolle Werbekampagnen für das Album, ihrenenergiegela<strong>de</strong>nen Auftritt in einer Salsa-Disco in Montreal und <strong>de</strong>n guten Geruch von David Bowie.Illustrationen: Henrietta HarrisHEUTE 043


044 HEUTEHere Comes TheNight TimeDer 22-minütige Kurzfilm,bei <strong>de</strong>m Francis Fords SohnRoman Coppola Regieführte, wur<strong>de</strong> zuerst am28. September auf NBCausgestrahlt, direkt nacheiner Folge <strong>de</strong>r Show »SaturdayNight Live«, bei <strong>de</strong>rArca<strong>de</strong> Fire zu Gast waren.Die Songs darin sind »HereComes The Night Time«,»We Exist« und »NormalPerson« – sie stammenallesamt von <strong>de</strong>r erstenHälfte <strong>de</strong>s Doppelalbums»Reflektor«.ir schreiben <strong>de</strong>n 9. September 2013. Die Downtownvon Montreal ist nicht gera<strong>de</strong> die gewohnteGegend für ein Indie-Konzert. Hierreiht sich eine Stu<strong>de</strong>ntenbar an die an<strong>de</strong>re, in<strong>de</strong>r man sich zum günstigen Vorsaufen trifft,um dann in eine <strong>de</strong>r zahlreichen cheesy Discosweiterzuziehen. Der Club La Salsathèqueist da keine Ausnahme. Das Ambiente ist seit 30 Jahrenunverän<strong>de</strong>rt, setzt auf Neonlicht, Spiegel und Plastikpalmen.Irgendwann an diesem Montagmorgen hängt jeman<strong>de</strong>in Poster auf: »The Reflektors« wer<strong>de</strong>n hier am heutigen9. September um neun Uhr abends für neun Dollar Eintrittspielen. Wer rein will, müsse <strong>de</strong>n Dressco<strong>de</strong> wahren, und <strong>de</strong>rbesagt: entwe<strong>de</strong>r verklei<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r im feinen Zwirn auflaufen.Es sollte nicht lange dauern, bis halb Montreal und dasInternet wussten, dass mit The Reflektors nur die Lokalhel<strong>de</strong>nArca<strong>de</strong> Fire gemeint sein können. Alexandre Lemieuxwar für uns vor Ort. Der Kanadier ist selbst Teil <strong>de</strong>r lokalenSzene, war als Bandmanager aktiv und hat <strong>de</strong>n Club Zoobizarrebetrieben. »Um zwei Uhr mittags hatten sich schondie ersten Die-Hard-Fans versammelt – um fünf war es dasreinste Chaos«, schil<strong>de</strong>rt er die Umstän<strong>de</strong> vor Ort. »Übertausend Leute stan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Schlange, einige schick inihren Abschlussballklei<strong>de</strong>rn, an<strong>de</strong>re als Teletubbies, HotDogs o<strong>de</strong>r Piraten kostümiert.« Alexandre war von seinemFreund Owen Pallett eingela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n: »Owen schriebmir eine Mail, in <strong>de</strong>r stand: Mal dir <strong>de</strong>in Gesicht an undkomm vorbei!«Wie es in <strong>de</strong>r Salsathèque ausgeschaut hat, kann mannun in <strong>de</strong>m Kurzfilm »Here Comes The Night Time« sehen.Der wur<strong>de</strong> am 9. September und <strong>de</strong>n zwei folgen<strong>de</strong>nAben<strong>de</strong>n dort gedreht. In ihm tauchen drei neue Songs aufsowie Gaststars wie James Franco, Rainn Wilson, Bono,Ben Stiller, Michael Cera, Bill Ha<strong>de</strong>r, Zach Galifianakis,Eric Wareheim, Jason Schwartzman und Aziz Ansari. Vorallem Cera als nörgeln<strong>de</strong>r Barkeeper sorgt für Gefallen. Erfragt sich, warum gera<strong>de</strong> diese Band dort spielen muss, wodoch Michael Bublé und Mumford & Sons viel besser wären.»Der La<strong>de</strong>n war gerammelt voll und <strong>de</strong>r Vibe gera<strong>de</strong>zumagisch«, weiß Lemieux zu berichten. »Die Bandmitglie<strong>de</strong>rzogen mit riesigen Pappmaschee-Köpfen durch das Publikum– wenn sie <strong>de</strong>nn überhaupt darunter steckten. Überallwaren Kameras. Dann ging das Licht aus, und die Band betratmit zwei Percussionisten aus Haiti die Bühne. Die Frauenhatten dicke, schwarze, fast Goth-artige Eyeliner drauf. DieMänner trugen Kriegsbemalung. Arca<strong>de</strong> Fire eröffneten<strong>de</strong>n Abend mit ›Reflektor‹, und Win stürmte sofort in dieMenge. Das Publikum ist völlig durchgedreht und war wiewild am Pogen. Eine Wahnsinns-Energie. Nach 60 Minutenwar die Show vorbei. Es gab we<strong>de</strong>r Zugaben noch alte Songs.Aber Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Band legten auf, plau<strong>de</strong>rten mit <strong>de</strong>mPublikum und gaben Autogramme. Ein <strong>de</strong>nkwürdiger Abend– und das, obwohl Secret-Gigs von Arca<strong>de</strong> Fire in Montrealebenso Tradition haben wie Räucherfleisch und Bagels.«Montreal Calling23. September. Diesmal befin<strong>de</strong>n wir uns in Berlin, in einemschmucklosen Konferenzraum im sechsten Stock einesBürokomplexes in <strong>de</strong>r Pfuelstraße, nicht unweit <strong>de</strong>r HaltestelleSchlesisches Tor, an <strong>de</strong>r im August plötzlich seltsameKrei<strong>de</strong>-Graffiti aufgetaucht waren. Die Buchstaben »R-E-F-L-E-K-T-O-R«, verteilt auf neun Quadrate mit einem Kreisdrum herum. Ein Lebenszeichen von Arca<strong>de</strong> Fire, wie maninzwischen weiß. Ein weiteres steht an: Das Telefon klingelt.Die Band hat sich die wenigen Interviews, die sie gibt, fairaufgeteilt. Win Butler telefoniert mit Zane Lowe von <strong>de</strong>rBBC, Richard Reed Parry mit <strong>de</strong>m NME, wir warten auf <strong>de</strong>nAnruf von William Butler, kurz Will – Bru<strong>de</strong>r von SängerWin Butler und einer <strong>de</strong>r vielen Multiinstrumentalisten<strong>de</strong>r Band. Er bedient wahlweise Synthesizer, Bass, Gitarreo<strong>de</strong>r stiehlt <strong>de</strong>r Percussion-Fraktion die Show, wenn er malwie<strong>de</strong>r durchdreht und mit <strong>de</strong>r Trommel vorm Bauch das


HEUTE 045Arca<strong>de</strong> Fire – Die NebenprojekteWild LiGhtTim Kyle, ein frühesund nur kurzzeitigesBandmitglied von Arca<strong>de</strong>Fire, grün<strong>de</strong>te 2005 mitseinem Kumpel JordanAlexan<strong>de</strong>r Wild Light.Alexan<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum wareinst Mitbewohner vonWin Butler. Obwohl dasletzte, sehr schöne Album»Adult Nights« bereits2009 erschienen ist, giltdie Band noch als aktiv.CluesEine <strong>de</strong>r zahlreichenBands <strong>de</strong>s BrendanReed – <strong>de</strong>r ebenfalls nurin <strong>de</strong>n AnfangsjahrenTeil von Arca<strong>de</strong> Fire war.Mittlerweile aufgelöst,ist <strong>de</strong>n Clues mit ihremselbstbetitelten Debüt einfeines Album gelungen,auf <strong>de</strong>m sie wie etwasaufgeräumtere und einbisschen langweiligereGui<strong>de</strong>d By Voices klingen.AlvinO ReyKein Si<strong>de</strong>-Project, aber aufje<strong>de</strong>n Fall erwähnenswert:Win und Will Butler sindmütterlicherseits dieEnkel dieses Musikers, <strong>de</strong>roft als »<strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>r PedalSteel Gitarre« genanntwird. <strong>Als</strong> Gitarrist undspäter als Bandlea<strong>de</strong>r hatsein Name in Swing undJazz gleichermaßen einengeschätzten Klang.RicharD ReeDParryEr war auf <strong>de</strong>m letztenThe-National-Album zuGast, spielte beim 2004er-Album von Unicorns,assistierte Little Screambei »The Gol<strong>de</strong>n Record«,ist auf »Return To TheSea« von Islands zu hörenund Mitglied bei BelleOrchestre. Zu<strong>de</strong>m veröffentlichter ab und an sehrschöne Solo-Aufnahmenwie das Talk-Talk-Cover »IBelieve In You«.Dach <strong>de</strong>r Festivalbühne erklimmt. Auf YouTube gibt es nichtumsonst einen Zusammenschnitt von »Arca<strong>de</strong> Fire’s WillButler – Greatest Moments«. Der Quoten-Irre ist Will abermitnichten: Er hat am Weinberg College of Arts and Sciencesin Evanston, Illinois ein Lyrik- und Slawistik-Studium abgeschlossen.Dazu veröffentlichte er Gedichte und zeichnetsich maßgeblich verantwortlich für das soziale Engagement<strong>de</strong>r Band. Aus seiner Studienzeit gibt es die schöne Anekdote,dass er seine Professorin für slawische Literatur, ClareCavanagh, einmal gefragt habe, ob sie ihn für die nächsteVorlesung entschuldigen könne. Will sagte: »Ich spiele ineiner Band. Und wir müssen morgen zu Conan O’Brien.«Will sitzt in einem Büro in Montreal, ist aber so gut wieauf <strong>de</strong>m Sprung nach New York, wo sich auch <strong>de</strong>r Firmensitzvon »Arca<strong>de</strong> Fire Ltd.« befin<strong>de</strong>t – stan<strong>de</strong>sgemäß amBroadway. Wenn ich <strong>de</strong>n Vertrag, <strong>de</strong>n ich vor <strong>de</strong>m Hören<strong>de</strong>s Albums unterschreiben musste, richtig verstan<strong>de</strong>n habe,gehört mein Arsch genau dieser Firma, wenn ich zu frühirgendwem erzähle, was ich da gehört habe. Will lacht, alsich ihn auf die Sicherheitsvorkehrungen anspreche. Es ist einvolles, herzliches Lachen, bei <strong>de</strong>ssen Klang man noch mehrbedauert, dass man ihm nicht persönlich gegenübersitzt.Die spannen<strong>de</strong> Frage, wie das neue Album <strong>de</strong>nn nun klänge,haben seine Kollegen schon auf ihre Weise beantwortet.Sein Bru<strong>de</strong>r Win <strong>de</strong>klarierte es zu einem »Mash-up ausStudio 54 und weir<strong>de</strong>r Voodoo-Musik«; Richard Parry sagte:»Manchmal klingen wir auf ›Reflektor‹ wie eine bluesigeBar-Combo. Manchmal wie eine Disco-Band in einemschrägen, alten Nachtclub in einem Land, das keiner kennt.«Ob Will das so unterschreiben wür<strong>de</strong>? Wie<strong>de</strong>r dieses Lachen.Dann: »Das trifft die Sache schon mal ganz gut. Ich wür<strong>de</strong>noch The Cure einbringen – ein wenig aus ›Disintegration‹und eine Prise ›Pornography‹. Nirvana stecken auch drin:Ungefähr an<strong>de</strong>rthalb Minuten auf ›Reflektor‹ könnten von›In Utero‹ stammen.«Später wird er noch ein wenig präziser. Erst einmal stelltWill Butler jedoch klar, dass man mit <strong>de</strong>r Geheimniskrämereikeinesfalls Fans o<strong>de</strong>r Musikjournalisten vergraulen wolle.Eher im Gegenteil. »Das Bewerben neuer Alben ist oft solangweilig. So formatiert. Wir waren immer neidisch aufdie Möglichkeiten, die man zum Beispiel im Filmgeschäfthat. Da kannst du erst ein Poster rausbringen, dann einvirales Vi<strong>de</strong>o, dann einen Teaser, dann einen Trailer, dannnoch einen Trailer. Das macht doch viel mehr Spaß! Mankönnte also sagen: Unsere Aktionen sind <strong>de</strong>r Versuch, unsereeigenen Trailer zu machen.«Das läuft genauso ab, wie man es sich bei einer Band wieArca<strong>de</strong> Fire vorstellt: »Wir sitzen zusammen in einem Raumim Kreis – die Band, unser Team, unser Manager – undspielen uns die Bälle zu. Wir spinnen herum, überlegen, wascool und künstlerisch wertvoll zugleich wäre, was uns Spaßmacht und wie wir es umsetzen können. Meist gehen dannnoch einige Mails in die Run<strong>de</strong>, bis wir dann so etwas wieeinen Plan haben. Eine sehr schöne kollektive Erfahrung.«Die nur aufgeht, wenn die Sicherheitsvorkehrungen greifen,wie Will betont. »Deshalb <strong>de</strong>r Vertrag, <strong>de</strong>n du unterschreibenmusstest. Denn natürlich ist man immer ein wenigenttäuscht, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Wir warensehr traurig, als ›Reflektor‹ frühzeitig ins Netz gestellt wur<strong>de</strong>.An<strong>de</strong>rerseits war das auch wie<strong>de</strong>r eine tolle Geschichte: Einerhat das Vinyl zu früh in seinen La<strong>de</strong>n gestellt, und jemand,<strong>de</strong>r uns nicht mal mag, hat die Platte aus Versehen gekauft.Das ist doch großartig!«Wills Bru<strong>de</strong>r sprach im Telefoninterview mit Zane Lowevon <strong>de</strong>r BBC ebenfalls euphorisch über die Kampagne, dieer ein »verrücktes Kunstprojekt« nannte: »Wir sehen dasnicht als Promotion. Es sollte Spaß machen. Uns – und <strong>de</strong>nFans. Denen vor allem. Ich weiß, wie sich das auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>renSeite anfühlt. Ich wer<strong>de</strong> nie vergessen, wie großartig es war,als wir mit <strong>de</strong>r ganzen Familie Michael Jacksons ›Thriller‹-Premiere im Fernsehen gesehen haben. Wo gibt es das heutenoch?« Ihr eigenes »Thriller«-Vi<strong>de</strong>o haben sie zwar nicht.Aber immerhin ihr »Here Comes The Night Time«, daszuerst im US-Fernsehen zu sehen war.


046 HEUTEArca<strong>de</strong> Fire – Die NebenprojekteSarah NeufelDDie Violinistin von Arca<strong>de</strong>Fire ist umtriebig, widmetesich zuletzt ihrem nochrecht neuen Solo<strong>de</strong>büt»Hero Brother«, das diesenAugust erschien undverhallten Geigenwohlklang(manchmal) mitgehauchtem Geistergesangvermählt. Passt gutin <strong>de</strong>n Herbst.The LuyasPietro Amato ist Teilzeit-Mitglied von Arca<strong>de</strong> Fire,Mitglied <strong>de</strong>s Belle Orchestreund bei The Luyasaktiv, die einen verspieltenTwee-Indie servieren, <strong>de</strong>rvor allem auf <strong>de</strong>m 2009er-Album »Too BeautifulTo Work« sehr gelungenklingt. Seit 2009 ist SarahNeufeld auch mit dabei.BelleOrchestreSarah Neufeld musiziertan <strong>de</strong>r Seite von RichardReed Parry auch bei dieserInstrumentalband, diebereits 2003 mit Arca<strong>de</strong>Fire das Studio teilte unddie Band 2005 auf Tourbegleitete.Jeremy GaraDer Drummer <strong>de</strong>r Bandwar bereits Mitglied einerSlowcore-Band (Kepler),spielte Mathrock beiWeights and Measuresund ist zum Beispiel aufOwen Palletts Album»Heartland« zu hören.»Der Bass klopft und klopft ...«James MurphyMit <strong>de</strong>m DFA-Labelbetreiberund LCD-Soundsystem-Mastermind habe manschon immer zusammenarbeiten wollen, sagte WinButler im BBC-Interview.Murphy hat allerdings nurein paar Songs auf »Reflektor«(mit-)produziert – unteran<strong>de</strong>rem das Titelstück.Butler: »Wenn du Murphydazu bringst, dass er <strong>de</strong>nFuß wippt, weißt du, dass duauf <strong>de</strong>m richtigen Weg bist.«Monkey IslandDas mehrteiligePoint&Click-Adventure um<strong>de</strong>n Möchtegern-PiratenGuybrush Threepwoodgenießt Kultstatus. Wer dieAssoziation zu verwegenfin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r erinnere sich bittean Win Butlers »Studio 54meets Voodoo«-Zitat, höresich <strong>de</strong>n Schlusspart von»Here Comes The NightTime« an und besuche dannin »Monkey Island 2« aufScabb Island die VoodooLady in ihrer Sumpfhütte.20. September, Berliner Firmensitz von Universal. DerPlatten-Major übernimmt in Deutschland <strong>de</strong>n Vertriebvon »Reflektor«. In Amerika sind Arca<strong>de</strong> Fire noch auf <strong>de</strong>mIndie-Label Merge Records. Die einzige »Reflektor«-CD,die es bisher in Deutschland gibt, liegt in einem Player, <strong>de</strong>rvermutlich schon viel Elend schlucken musste. Der Raum,<strong>de</strong>r extra für Listening-Sessions gebaut zu sein scheint,wirkt, als wür<strong>de</strong>n hier normalerweise Popsternchen jeneSongs vorgespielt bekommen, die sie bald singen müssen.Aber <strong>de</strong>r Bass <strong>de</strong>r Anlage kann was! Und das ist bei Arca<strong>de</strong>Fire anscheinend auf einmal wichtig. Das zeigte bereitsdie Single »Reflektor« – einer jener Songs, die von JamesMurphy produziert wur<strong>de</strong>n. Ich sollte eigentlich dankbarzeigen, diese Musik so früh hören zu dürfen, und dochbin ich vor allem überfor<strong>de</strong>rt. Dreizehn Songs, einige sofintenreich, als habe man versucht, ebenso viele Stile darinunterzubringen. Am En<strong>de</strong> schwirren <strong>de</strong>m Hörer seltsameReferenzen durch <strong>de</strong>n Kopf, die von Peter Gabriel bis zumSoundtrack von »Monkey Island« reichen. Ich habe meinNotizbuch vollgeschrieben mit Quatsch wie diesem: »DerBass klopft und klopft an <strong>de</strong>r Himmelstür, say heaven is aplace and you know where it is.« O<strong>de</strong>r: »Klingt nach Arca<strong>de</strong>Fire as you’ve known them before, bis dann <strong>de</strong>r Bass in <strong>de</strong>nKeller geht und die Kohlen anfeuert.«<strong>Als</strong> ich Will Butler später ein paar dieser Notizen vorlese,klingt sein Lachen noch ein wenig lauter. Dann erklärt er, wasfür ihn die Essenz <strong>de</strong>r Aufnahmen ausmache: »Wir habenuns nie wirklich als Musiker verstan<strong>de</strong>n. Bisher sahen wiruns als Künstler, die ganz okay Musik machen können. Dasist inzwischen an<strong>de</strong>rs. Wir haben viel dazugelernt. Was <strong>de</strong>nSound angeht, ist es wohl wirklich so, dass unsere Zeit inHaiti ihre Spuren hinterlassen hat. Unsere Konzerte dorthaben uns viel über Dynamik nach<strong>de</strong>nken lassen, weileine Crowd, die kaum mit Rock’n’Roll sozialisiert wur<strong>de</strong>,ganz an<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>ine Musik reagiert. Außer<strong>de</strong>m habenwir <strong>de</strong>n Karneval dort kennengelernt – was sich ebenfallsausgewirkt hat.«Wie das gemeint ist, sieht man sehr gut in besagtem Film,vor allem, wenn <strong>de</strong>r erste Song in <strong>de</strong>r fünften Minute zueiner wil<strong>de</strong>n Tribal-Orgie abhebt. »Was die vielen Songi<strong>de</strong>enangeht: Wir haben Stücke immer schon eher durch Jam-Sessions entwickelt. Denk nur an ›Rococo‹ o<strong>de</strong>r ›CrownOf Love‹. Diesmal ist vor allem ›Reflektor‹ so entstan<strong>de</strong>n.Wir waren dabei ein Dutzend Musiker im Studio. Darunterzwei haitianische Drummer, zwei zusätzliche Saxofonisten,Owen Pallett am Klavier – es fühlte sich fast wie eineMotown-Session an. Man arbeitet natürlich noch eine Weileam Resultat, aber <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>s Songs ist dort entstan<strong>de</strong>n.«Einen Gast hat Will dabei <strong>de</strong>zent unterschlagen: David Bowiesingt schließlich auch mit. Wie sich das so anfühlt, wennDavid Bowie im Studio vorbeischneit? »Ehrlich gesagt <strong>de</strong>nkich immer das Gleiche und immer nur das eine, wenn DavidBowie irgendwo in meiner Nähe ist: ›Gott, riecht <strong>de</strong>r gut!‹«Quadratur <strong>de</strong>s Kreises23. September. Am Telefon noch immer Will Butler. Diesermüsse jedoch in fünf Minuten auflegen, sagt die freundlicheLabel-Dame aus <strong>de</strong>m Off. Scha<strong>de</strong>, wo man doch gera<strong>de</strong> beieinem interessanten Thema ist. Nämlich bei <strong>de</strong>n Fragen,die man selbst auch nicht beantworten kann: Wieso bil<strong>de</strong>tman sich ein, die Musik dieser Riesenband wäre etwas Intimes,etwas Persönliches, etwas, das man nicht nur in dieKlatschehän<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch ins Herz lassen will? Und wiewill die Band dieses Gefühl bewahren, wo doch die Hallen,in <strong>de</strong>nen sie spielen, immer größer wer<strong>de</strong>n? »Das ist genaudie Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>r wir uns immer wie<strong>de</strong>r stellenmüssen«, antwortet Will. »Es ist einfach, ein Fußballstadion›Schiri raus!‹ brüllen zu lassen. O<strong>de</strong>r Zehntausen<strong>de</strong>stumpf mitklatschen zu lassen. Ehrlich gesagt ist es ziemlichunheimlich, wie leicht so was geht. Wir wollen allerdings,dass die Leute mitklatschen, sich dabei auf künstlerischwertvolle Weise bewegen, ihre Individualität bewahren, sichlebendig fühlen und vielleicht noch einen tiefschürfen<strong>de</strong>nGedanken haben. Wenn wir das schaffen, gehen wir danachdie Quadratur <strong>de</strong>s Kreises an.«Dann ist da wie<strong>de</strong>r dieses Lachen, ein schöner Abschlussfür das Gespräch.— Arca<strong>de</strong> Fire »Reflektor« (Vertigo / Universal)


HEUTE 047Owen Pallett... alias Final Fantasy istseit Jahren gern gesehenerGast bei Arca<strong>de</strong> Fire unddort zum Beispiel (auf»Funeral« und »NeonBible«) für die Orchester-Arrangements zuständig.Auch bei <strong>de</strong>n Secret-Shows stand er mit Arca<strong>de</strong>Fire auf <strong>de</strong>r Bühne.DiskoGrafieArCa<strong>de</strong> Fire EP (2003, Re-Release 2005)Gab es eigentlich eine Zeit, in <strong>de</strong>rman sich von dieser Band nichtGroßes versprochen hatte? Wennüberhaupt, dann vielleicht nur dieZeitspanne zwischen Bandgründungund <strong>de</strong>m Erscheinungsjahrdieser EP. Hier mag die bisweilenmaue Produktion noch ein wenigauf Stimme und Stimmung drücken, aber Songs wie »I’mSleeping In A Submarine« und »Headlights Look Like Diamonds«zeigen bereits <strong>de</strong>n Kontrast zwischen Experimentierfreu<strong>de</strong>und <strong>de</strong>m Drang zur großen Melodie, <strong>de</strong>n Arca<strong>de</strong>Fire später immer weiter perfektioniert und zelebriert haben.Interessant ist vor allem, dass sich eines <strong>de</strong>r besten Stückeihres Albums »Neon Bible« bereits hier fin<strong>de</strong>t: »No CarsGo«, zwar noch ein wenig mehr rumpelnd, aber schon alsHinweis, wie groß die Band mal klingen will.Funeral (2004)Das Album<strong>de</strong>büt, das dank eines Lizenzierungs-Hickhackshierzulan<strong>de</strong>offiziell erst 2005 erschien, hatteschon ein gewisses Hype-Potenzialim Rücken. Was zum einen an <strong>de</strong>nBerichten über die mitreißen<strong>de</strong>nKonzerte von Arca<strong>de</strong> Fire und zuman<strong>de</strong>ren an <strong>de</strong>n Lobeshymnen <strong>de</strong>rUS-Musikpresse lag. Christian Steinbrink sah darin in<strong>Intro</strong> eine »unerhört feine Indie-Platte, die wirklich allenvollmundigen Ankündigungen gerecht wird. Zwar dockthier wenig an die aktuellen musikalischen Mo<strong>de</strong>n an, alleindie Vielfalt <strong>de</strong>r Songs auf diesem Debüt verdient an sichschon das Prädikat ›zeitlos‹. Vieles wirkt hier spielerisch,wie aus <strong>de</strong>m Ärmel geschüttelt, aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb wievon außergewöhnlichem Talent gesegnet. ›Funeral‹ ist einAlbum, <strong>de</strong>ssen Arrangements und Songstrukturen ähnlichoutstandig wirken wie die auf <strong>de</strong>r bemerkenswertenBroken-Social-Scene-Platte, dabei aber nie elegisch sind,son<strong>de</strong>rn immer fluffig und leicht.« Ein Kunststück, wennman be<strong>de</strong>nkt, wie schwer die Themen, die darauf verhan<strong>de</strong>ltwer<strong>de</strong>n (Tod! Tod! Tod!), wiegen. Die Einschätzung <strong>de</strong>sKollegen kann man hier so stehen lassen – und er wür<strong>de</strong>es sicherlich begrüßen, dass wir sein Fazit, eine Bloc-Party-Platte sei im direkten Vergleich mitreißen<strong>de</strong>r, hier (so gutwie) unter <strong>de</strong>n Tisch fallen lassen.NeOn Bible (2007)Diesmal durfte Kai Klintworthmit einer Rezension ran. Auch erthematisiert <strong>de</strong>n nun noch heftigererklingen<strong>de</strong>n Rummel um dieBand und stellt fest: »In ein paarMonaten zeigt sich dann, ob Arca<strong>de</strong>Fire, die personifizierten Feuilleton-Darlings, es genau wie Adam Greenüber diesen Weg richtig hoch hinaus schaffen.« Adam wer?Ach ja – damals machte <strong>de</strong>r Vergleich durchaus Sinn. Klintwortherkennt zwar zu Recht, dass das Kommunenhafte,das <strong>de</strong>r Band nachgesagt wird, ein wenig nervt, stellt aberein positives Urteil aus: »Die Texte haben sich gemacht, esgeht nonchalant um singularisierte I<strong>de</strong>ntitäten in <strong>de</strong>r globalisiertenWelt. Um Intimes, vorgeführt in einem stets leichtskurrilen Zirkuszelt. Und wenn sich das Songwriting ab <strong>de</strong>mdritten Hören richtig entfaltet und festgesetzt hat, kommenkeine Zweifel mehr auf. Das Indie-Hippie-Kammerorchesterholt alle Herzen ab, die es 2005 entflammt hatte. Plus x.Und jetzt ab ins Feuilleton, auf die Musik-Magazin-Coverund die Bühne.« Im Rückblick kann und muss man heutzutagesagen, dass die ständige Hype-Erwähnung fast einwenig nervt – große Songs hatten sie schon zuvor, und dieBegeisterung <strong>de</strong>r Fans haben sie sich mit tollen Live-Showserspielt. Punkt.The Suburbs (2010)Es gab wenige, die im dritten Albumvon Arca<strong>de</strong> Fire nicht die Platte <strong>de</strong>sJahres sahen – und trotz<strong>de</strong>m gab esirgendwie Re<strong>de</strong>bedarf, was allein 115Kommentare auf intro.<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>rReview von Christian Steinbrink belegen:»›The Suburbs‹ kommt weitgehendohne offenbare Höhepunkteaus, es ist ein Album, das die Melancholie <strong>de</strong>s Heimkommensin <strong>de</strong>n Mittelpunkt und das Songwriting in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>ssenstellt. In diesem Sinne rennt die Band sehen<strong>de</strong>n Auges indie Fehlerstellung, die Rockfans seit Deka<strong>de</strong>n an Konzeptalbenbemängeln. Das Album überzeugt aber <strong>de</strong>nnoch,und zwar durch wun<strong>de</strong>rbare Kniffe wie die verschie<strong>de</strong>nenCovermotive, die vor <strong>de</strong>m Heck eines Wagens <strong>de</strong>n Blick aufverhängnisvolle Orte <strong>de</strong>r Adoleszenz lenken, o<strong>de</strong>r durchseine Texte, die sich oftmals wie Tagebucheinträge <strong>de</strong>sjungen Werther Win Butler lesen. ›Sometimes I can’t believeit / I’m moving past the feeling‹, heißt es sehr exponiert imTitelstück. Beachtet man solche Feinheiten nicht, könnte›The Suburbs‹, das Album, etwas zu beiläufig wirken. Dastäuscht aber, <strong>de</strong>nn dieses Album brennt.«Man könnte auch sagen: Es wächst. Aber das wäre vielleichtzu profan, wenn auch nicht falsch. Tatsächlich zeigtensich viele erst ein wenig genervt von <strong>de</strong>r Kritiker-Lobhu<strong>de</strong>leiund ließen sich dann doch begeistern. Beim Autoren dieserStory war es übrigens an<strong>de</strong>rsherum: Er gehörte zu <strong>de</strong>n »Platte<strong>de</strong>s Jahres«-Lobhu<strong>de</strong>lern und musste später eingestehen,dass eigentlich nur eine Handvoll <strong>de</strong>r Songs dauerhafthängen blieben, während er immer noch gerne in vollerLänge »Funeral« hört.


048 HEUTE


HEUTE 049Cover-WeltenHöher als Angela Merkel steht in <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>rzeitwohl nur ein ebenfalls latent unangenehmes Phänomen imKurs: Zombies. Durch zahlreiche Kulturprodukte erfuhrendie schlurfen<strong>de</strong>n Untoten in <strong>de</strong>n letzten Jahren ein Revival,größer als die Finanzkrise und Borussia Dortmundzusammen. Zeit, dass die Zombies endlich auch unserePlattencover-Rubrik heimsuchen.Gesammelt von: Felix Scharlau


050 HEUTEPick A PiperAnarchisch,kosmisch, GutBands, die die Grenzen zwischen Clubtrack undPopsong ausloten, gab es in <strong>de</strong>n letzten Jahren viele.Nur wenige schafften dabei <strong>de</strong>n Spagat so elegant wieCaribou. Deren Schlagzeuger Brad Weber setzt diesenWeg nun als Solokünstler fort. Sebastian Ingenhoffsprach mit <strong>de</strong>m Kanadier über Polyrhythmik undImprovisation. Foto: Reilly HodgsonBrad Weber hat knapp fünf Jahre gebraucht, bis er dasDebütalbum seiner Band Pick A Piper im Kasten hatte.Nicht weil er ein fauler Sack wäre, im Gegenteil: DerKanadier ist Schlagzeuger und Beat-Programmierer beiCaribou, einem <strong>de</strong>r Konsensacts <strong>de</strong>r letzten Jahre, undsomit äußerst umtriebig.Das Projekt Pick A Piper rief er mit seinen Kumpels AngusFraser und Dan Roberts 2008, also zwei Jahre vor »Swim«,<strong>de</strong>m Caribou-Erfolgsalbum, ins Leben. Dann wur<strong>de</strong>n Caribouaber erst mal um die Welt geschickt.Mittlerweile hat sich <strong>de</strong>r Trubel etwas gelegt. Derzeitist Caribou-Chef Dan Snaith vor allem als DJ (unter <strong>de</strong>mAlias Daphni) unterwegs. Weber fand also endlich Zeit,sich um die eigenen Songs zu kümmern. Da seine Fähigkeitenals Sänger limitiert seien, wie er es selbst ausdrückt,wur<strong>de</strong>n Gastsänger aus <strong>de</strong>m engeren Umfeld engagiert.»Mir ging es darum, das Album möglichst heterogen zuhalten und mehrere Stimmen zu vereinen«, erläutert er.»Ich wollte <strong>de</strong>n Leuten <strong>de</strong>n Freiraum geben, auch eigeneI<strong>de</strong>en einzubringen.« Zu hören sind unter an<strong>de</strong>rem AndyLloyd von <strong>de</strong>n Born Ruffians, Raphaelle Stan<strong>de</strong>ll-Prestonvon Blue Hawaii und John Schmersal, <strong>de</strong>r ebenfalls in <strong>de</strong>r


HEUTE 051Caribou-Tourband spielt. Dan Snaith dagegen hat sichweitestgehend herausgehalten: »Er hat mir aber wahnsinnigviel geholfen, in<strong>de</strong>m er sich die Sachen immer wie<strong>de</strong>rangehört und Tipps gegeben hat. <strong>Als</strong> Musiker wollte ichihn bewusst nicht einbin<strong>de</strong>n, sonst wäre es irgendwie eineCaribou-Platte gewor<strong>de</strong>n, nur mit an<strong>de</strong>rem Songwriter«,betont Weber. »An<strong>de</strong>rerseits verstehe ich natürlich, dassdie Leute solche Kontexte brauchen. Wenn wir irgendwovorgestellt wer<strong>de</strong>n, heißt es immer: Das ist die Band von<strong>de</strong>m Caribou-Drummer. Aber ich habe mich daran gewöhnt,und so schlecht ist die Referenz nicht«, schmunzelt <strong>de</strong>r ausToronto stammen<strong>de</strong> Musiker.Auch wenn es ihm natürlich um musikalische Eigenständigkeitgeht, löst sich Weber nicht komplett von <strong>de</strong>nWurzeln seiner Stammband: »Organische Dancemusik«nennt er seinen Eigenentwurf, <strong>de</strong>r sich zu gleichen Teilenvon akustischen und elektronischen Instrumenten speist.Weber versucht mit verschie<strong>de</strong>nen Schlaginstrumenten,Rhythmen übereinan<strong>de</strong>rzuschichten, sodass in <strong>de</strong>n Rezensionenoft von »Polyrhythmik« die Re<strong>de</strong> ist, ein Begriff,<strong>de</strong>n man eher aus <strong>de</strong>r westafrikanischen Musik kennt.Insofern wun<strong>de</strong>rt es nicht, dass er neben Can-SchlagzeugerJaki Liebezeit und Marshall Allen, <strong>de</strong>m Leiter<strong>de</strong>s Sun Ra Arkestra, auch <strong>de</strong>n ehemaligen Fela-Kuti-Trommler Tony Allen zu seinen wichtigstenEinflüssen zählt. Das Genre Afrobeat erlebte in<strong>de</strong>n letzten Jahren über Blogs wie Awesome TapesFrom Africa und zahlreiche Re-Releases bekanntermaßenein ungeahntes Revival. Neben Afrobeat-,Krautrock- und Clubmusik-Referenzenfin<strong>de</strong>n sich vereinzelt auch Jazz-Anleihen auf<strong>de</strong>m Album, am offenkundigsten in <strong>de</strong>m Stück»South To Polynesia«. Zunächst ein klassischerIndierocksong, <strong>de</strong>r von anarchischen Drums,kosmischen Sun-Ra-Flöten, dröhnen<strong>de</strong>n Feedbacksund einem kreischen<strong>de</strong>n Saxofon zerfasertwird, um schließlich untermalt von euphorischenSynthie-Arpeggios sowie aufgelösten, gebrochenenAkkor<strong>de</strong>n als fast lupenreiner Dance-Trackzu en<strong>de</strong>n.Wenn man Weber Böses wollte, könnte mansagen, er hat ein geschmäcklerisches Indie-Dance-Album aufgenommen, das genau dierichtigen Referenzen bemüht, um in diesenTagen als <strong>de</strong>r nächste Hipsterscheiß zu gelten.Doch er setzt sich tatsächlich seit Jahren aktivund intensiv mit improvisierter Musik auseinan<strong>de</strong>r.Das erwähnte Saxofon-Solo stammt von<strong>de</strong>m ebenfalls in Toronto beheimateten ImprovundExperimentalmusiker Colin Fisher, einemlangjährigen Freund und musikalischen Wegbegleiter.Die Liebe zum Jazz teilt Weber auch mitCaribou-Chef Dan Snaith, <strong>de</strong>r ihn regelmäßigmit alten und neuen Platten versorge. Eins <strong>de</strong>rHighlights seiner bisherigen Musikerkarriere warso auch <strong>de</strong>r gemeinsame Auftritt mit MarshallAllen: 2009 spielten Caribou im Rahmen <strong>de</strong>s von<strong>de</strong>n Flaming Lips kuratierten All Tomorrow’sParties Festivals eine exklusive Show mit <strong>de</strong>mbald neunzigjährigen Jazz-Avantgardisten, ergänztum befreun<strong>de</strong>te Musiker wie Four Teto<strong>de</strong>r Luke Lalon<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Born Ruffians. Dochbei aller Begeisterung für Rhythmus-basierteund improvisierte Musik ginge es ihm immernoch um Songs, beteuert Weber. »Vom Format <strong>de</strong>sSongs kann und will ich mich einfachnicht lösen. Ich versuche aber daraufzu achten, dass es viel Raum fürImprovisation gibt. Gera<strong>de</strong> mit Musikern aus <strong>de</strong>rImprov-Szene zusammen macht es ja beson<strong>de</strong>rs Spaß, dasSongformat an seine Grenzen zu treiben. Die Songskelettesind größtenteils in Eigenarbeit beziehungsweise in meinemKopf entstan<strong>de</strong>n, aber die Ausarbeitung erfolgte kollaborativ.Man könnte also von einem organischen Wachstum<strong>de</strong>r Songs sprechen.«Zeit zu reifen hatten sie ja genug, die Songs. Und dasAlbum ist ein Grower, wie man so schön sagt. Man musssich erst daran gewöhnen, dass acht Songs von fünf verschie<strong>de</strong>nenSängern gesungen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Stimmen einem inihrer Indie-Larmoyanz teilweise etwas sperrig vorkommen.Aber man kann darüber hinwegsehen, weil die Songs gutsind. Kleine Fehler machen Dinge bekanntlich schöner.— Pick A Piper »Pick A Piper« (City Slang / Universal)Sun Ra ArkestraAuch nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s1993 verstorbenen Sun Ralebt das Arkestra unterLeitung von Marshall Allenweiter. Die Band tritt in exzentrischen,oft glitzern<strong>de</strong>nKostümen auf. Sun Ra giltals Wegbereiter für unzähligeBands und Musiker aus<strong>de</strong>n Bereichen Free Jazz,Psyche<strong>de</strong>lic, experimentelleMusik und Noise, aber auchR’n’B und Techno. Er wareiner <strong>de</strong>r ersten afroamerikanischenMusiker, <strong>de</strong>r mitSynthesizern experimentierte,und hat im Laufe seinesLebens über hun<strong>de</strong>rt Albenveröffentlicht.Awesome TapesFrom AfricaDer von <strong>de</strong>m New YorkerBrian Shimkovitz betriebeneBlog widmet sich, wie <strong>de</strong>rName suggeriert, seltengehörter Musik aus Afrika,die auf zahlreichen Reisengefun<strong>de</strong>n, gesammelt unddigitalisiert wur<strong>de</strong>.Shimkovitz gilt als einer<strong>de</strong>r wichtigsten Archivareafrikanischer Musik und istauch als DJ aktiv.


052 HEUTEPermanente AutobahnUnterweGs mithoC htou r i G en FansDass <strong>de</strong>r Begriff Fan von Fanatiker kommt, spielt im hiesigen Popbetrieb zusehends einegeringere Rolle. Zu groß die universelle Verfügbarkeit von Musik, zu entblößt wirken umAufmerksamkeit twittern<strong>de</strong> Künstler, als dass sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> noch fanatisch reinhängenmüsste. Kommt eh alles frei Haus. Linus Volkmann hatte Konsumkultur und Passivität sattund besuchte vier Tourer, also lei<strong>de</strong>nschaftliche Anhänger ihrer Lieblingsbands, <strong>de</strong>ren zweiteHeimat die Live-Clubs im ganzen Land und die Autobahnen dorthin sind. Fotos: ThiesHansen, Uwe Capelle, Eileen Neubert und Fabian Brüssow


HEUTE 053Thies Hansen (links)Es ist Winter 2012, Bochumer Jahrhun<strong>de</strong>rthalle, die1Live-Mo<strong>de</strong>ratorin mit <strong>de</strong>r schönen Zahnlücke,Sabine Heinrich, verkün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Sieger in <strong>de</strong>r Kategorie»Bester Plan B Act«. Es wird eng zwischenKettcar, Der König Tanzt und Frittenbu<strong>de</strong>. Letztereliegen knapp vorne, gewonnen! Tusch, tatütata, die Bandspringt auf, torkelt verwirrt und glücklich vor zur Bühne.Allerdings ist das Trio zu viert. Da stimmt doch was nicht.Wer ist das Kerlchen mit <strong>de</strong>m »Fuck Audiolith«-Shirt?Sänger Strizi Streuner erklärt es in seiner Dankesre<strong>de</strong>: »Dadas ja ein Publikumspreis ist, haben wir unseren größtenFan auf die Bühne eingela<strong>de</strong>n. Thies Hansen, <strong>de</strong>r schonauf zweitausend Konzerten von uns war, vielleicht warenes sogar drei!«»Schon unangenehm, immerwegen Gästeliste fragen zumüssen. Aber manchmal ist’sallein finanziell gar nicht zuvermei<strong>de</strong>n.«»Es war überhaupt nicht leicht, mich erst mal auf die Ränge<strong>de</strong>r ganzen Nominierten zu schmuggeln«, erzählt Thies,»da waren quasi nur die Musiker. Artur Schock vom Labelvon Frittenbu<strong>de</strong> hat dann heimlich mit mir die Karte getauscht.Aber dass die dann auch noch gewinnen, das hattenun wirklich keiner vorhersehen können. Ich wusste nicht,ob ich tatsächlich mit nach vorne sollte, aber die Band hatmich einfach mitgezogen.«Nicht schlecht. Die bis dato größte Ehrung <strong>de</strong>r Band ausNie<strong>de</strong>rbayern, und was macht sie? Sie nutzt <strong>de</strong>n illustrenBahnhof, um selbst jeman<strong>de</strong>n zu ehren. Dafür, dass er ihrFan ist ...»2000 Konzerte waren es natürlich nicht!« ergänzt Thies,offenbar für <strong>de</strong>n Fall, dass die Ironie <strong>de</strong>r Band nicht angekommensei – und um nicht als Hochstapler entlarvtzu wer<strong>de</strong>n. Die Beschei<strong>de</strong>nheit jenes »größten Fans« istallgegenwärtig. Er selbst wäre dabei am Tag <strong>de</strong>s Interviewsam liebsten schon wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Clubs, schließlich läuftgera<strong>de</strong> das Reeperbahn Festival, die perfekte Möglichkeit,Dutzen<strong>de</strong> Livebands an einem einzigen langen Wochenen<strong>de</strong>abzugreifen. Doch ist nicht. Thies nimmt Antibiotikaund liegt flach mit einer Mittelohrentzündung. Das heißtdann auch: Ist nichts mit Hamburg. Der 22-Jährige sitztin seinem Heimatort fest, Borgdorf in Schleswig-Holsteinnahe Neumünster. Hallo Hinterland. Dort geht Thies aufeine Schule für Heilerziehungspflege, Schwerpunkt: Behin<strong>de</strong>rtenarbeit.Zusätzlich arbeitet er noch aushilfsweise beiE<strong>de</strong>ka. Muss sein, <strong>de</strong>nn sein Hobby ist teuer: Thies’ Hobbyist Fan-Sein. Wobei sich das Fanatische <strong>de</strong>s Wortstammsbei ihm vor allem in einer immensen Reiselust kanalisiert.Er ist ein sogenannter Tourer. Die Lieblingsband zu sehen,wenn sie endlich mal wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r nächstgelegenen Stadtvorbeischaut, erscheint in diesen Kreisen einfach zu wenig.Es gilt, hinterherzureisen, sonst wo auftauchen, unterwegssein. »Ja, ist schon schweineteuer, so eine Lei<strong>de</strong>nschaft.Allein das Benzin, Zugticket kann man sich eh kaum leisten.Daher reise ich am liebsten mit einer Gruppe. Da gehen dieKosten runter, übernachtet wird eigentlich immer privat.«Die Frage, ob ein Tourer, <strong>de</strong>r seiner Lieblingsband o<strong>de</strong>r-musik hinterherreist, was die befestigten Straßen, <strong>de</strong>rGeldbeutel und die Urlaubstage hergeben, ob ein Tourerwirklich in je<strong>de</strong>m Hafen einen Pennplatz hat, erübrigtPlan BHierbei han<strong>de</strong>lt es sich umdas werktägliche Abendprogramm<strong>de</strong>s Jugendsen<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>s West<strong>de</strong>utschenRundfunks 1Live. »Plan B«hat <strong>de</strong>n Fokus auf aktuellerrespektive alternativerMusik. <strong>Als</strong>o alternativnatürlich im Rahmen <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Radiolandschaft,versteht sich.


Uwe Capelle (links)sich fast. Ja, hat er. Beziehungsweise: Wenn nicht, wirdihm das szeneeigene Netzwerk einen vermitteln. Bei Thiessieht das so aus: »Ich will jetzt nach Greifswald, da spielenFrittenbu<strong>de</strong> und Feine Sahne Fischfilet zusammen. In <strong>de</strong>rStadt kennen wir keinen, aber ein Freund hat via Facebooksofort was zum Schlafen aufgetan.« Das Tourertum wirktdabei wie ein Utopia <strong>de</strong>s Sozialstaats. Bedürftigen wirdgeholfen, gefeiert wird zusammen. Die Musik und das Netzliefern dabei <strong>de</strong>n ästhetischen wie organisatorischen Kitt.»In Borgdorf hat man natürlich weniger Übernachtungsgäste,als wenn man zum Beispiel in Hamburg wohnt. Aberals Frittenbu<strong>de</strong> im Nor<strong>de</strong>n auf Tour waren, habe ich eineganze Meute beherbergt zwischen <strong>de</strong>n Dates in Bremen undKiel. Da lag ich auf halber Strecke. Zum Schlafen kommtman bei so was natürlich nur bedingt. Aber die Party dannwar mir natürlich recht – <strong>de</strong>nn sonst bin ich dauernd <strong>de</strong>r,<strong>de</strong>r alle fragen muss: ›Kann ich wie<strong>de</strong>r bei dir pennen? Ichbring auch Bier mit!‹«Dennoch erlauben es die finanziellen Ausbeulungendieses teuren Hobbys <strong>de</strong>m größten Fan von Frittenbu<strong>de</strong>und Audiolith nicht, seinen Faves ganze Deutschlandtourenlang an <strong>de</strong>n Rücklichtern zu kleben. Aber jemand, <strong>de</strong>r soverrückt ist, <strong>de</strong>r sollte in dieser Szenerie doch zu fin<strong>de</strong>n sein.Einige Anfragen, Gespräche weisen dann sehr <strong>de</strong>utlich undvielarmig in eine Richtung. »Ihr seid auf <strong>de</strong>r Suche nacheinem wirklich wahnsinnigen Fan? Schon mal mit UweCapelle gesprochen?«»Ich hab’ mal die Excel-Listemit meinen Konzertbesuchenm itgebracht.«Nach wenigen Worten zückt Uwe Capelle in <strong>de</strong>r HamburgerSzenekneipe Mutter bereits ein Din-A4-Blatt. Hierbeihan<strong>de</strong>lt es sich um weit mehr als nur ein Papier, es zeigtvielmehr die ultimative Tourer-Visitenkarte. Auf <strong>de</strong>r ausgedrucktenExcel-Tabelle fin<strong>de</strong>n sich alle Informationen,welche Acts er wie oft schon gesehen, welche <strong>de</strong>utschenStädte er dafür bereits bereist hat. Auch wenn Uwe somit<strong>de</strong>r Prototyp <strong>de</strong>s reisen<strong>de</strong>n Fans zu sein scheint, trennt ihnvon <strong>de</strong>n meisten an<strong>de</strong>ren Überzeugten schon auf <strong>de</strong>n erstenBlick etwas: sein Alter. 45 Jahre ist Uwe alt, wenngleich erin Habitus und Aussehen jünger wirkt.»Ja, ich bin dahingehend ein Spätentwickler«, sagt <strong>de</strong>rVersicherungskaufmann und rechnet vor, dass er im Jahrso auf 100 Konzerte kommt, »plus ungefähr fünf Festivals,also damit meine ich nicht so Ein-Tages-Dinger, son<strong>de</strong>rndie größeren. Allerdings auch bitte nicht zu groß. Rock amRing, Hurricane – so was ist mir mittlerweile ein Graus.Ich will lieber irgendwo stehen mit coolen Leuten undmich von famosem Booking überraschen lassen. Wie inHal<strong>de</strong>rn, da gibt’s auch für mich je<strong>de</strong>s Mal noch neuePerlen zu ent<strong>de</strong>cken.«Dass 100 Konzerte im Jahr nicht nur versehentliche, son<strong>de</strong>rnauch sehr bewusste Dopplungen einschließt, gehörtzum Selbstverständnis <strong>de</strong>s Tourers. »Klar, wenn Muff Potterihre letzten Konzerte spielen o<strong>de</strong>r Ghost Of Tom Joad aufAbschiedstour sind, dann nehme ich mir da auch frei, umdas noch mal zu begleiten.«Das größte Engagement verwen<strong>de</strong>t Uwe allerdings aufThees Uhlmann, einst mit Tomte, jetzt solo unterwegs.»Tomte habe ich 19 Mal gesehen, Thees allein mit <strong>de</strong>r Gitarresechs Mal, mit <strong>de</strong>r Thees-Uhlmann-Band 38 Mal.« Undfür En<strong>de</strong> 2013 – Thees Uhlmann hat gera<strong>de</strong> sein zweitesSoloalbum »#2« veröffentlicht – sind noch 13 offen auf <strong>de</strong>r


HEUTE 055Eileen Neubert (rechts)kommen<strong>de</strong>n Tour. Nachzulesen auf einem Post-it, <strong>de</strong>nUwe ergänzend auf seinen Excel-Ausdruck geklebt hat.Wie Thies’ Aktivitäten blieb auch Uwes ortsunabhängigeDauerpräsenz <strong>de</strong>m Künstler selbst irgendwann nicht mehrunbemerkt. »<strong>Als</strong> ich bei Thees’ Label Grand Hotel Van Cleefwie<strong>de</strong>r mal auf eine Facebook-Konzertankündigung meinKommen ankündigte und meiner Begeisterung für dieBand Ausdruck verlieh, schrieb Thees, dass es jetzt reicheund dass ich nie wie<strong>de</strong>r für ein Konzert von ihm o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>sLabels zahlen müsse.«Permanente Gästeliste, nicht schlecht! Aber die Fanbindunggehört für je<strong>de</strong>s Label, für je<strong>de</strong>n Künstler, <strong>de</strong>r Emotionenfeilbietet, mit dazu. Wer <strong>de</strong>n Fan nicht ehrt, kann einpacken.Was die letzten Jahre im Zuge <strong>de</strong>r Casting-Show-Wellen zueiner fast schon unangenehmen Epi<strong>de</strong>mie führte. Ständigwird sich völlig hohl beim eigenen Fan bedankt. Möglicherweisefür einen kostenpflichtigen Anruf o<strong>de</strong>r einfachnur für <strong>de</strong>ssen blanke Existenz o<strong>de</strong>r um <strong>de</strong>m Zufallshörerüberhaupt erst mal einzutrichtern, dass er bitte jetzt Fansei. Mitunter von jemand, von <strong>de</strong>m er kaum mehr als einpaar Songs kennt – geschweige <strong>de</strong>nn: für ihn brennt.Der Fan als Fetisch <strong>de</strong>s abgewerteten Künstlers. DiesemTrend haben Uwe and friends Einsatz und Lei<strong>de</strong>nschaftabseits einer Gewinnspiel-SMS entgegenzusetzen. Undüberhaupt: Von wegen Fan! »Ich sehe mich eher als Supporter«,sagt Uwe und schwärmt von einer seiner vielenEnt<strong>de</strong>ckungen: »Stefan Honig ist mittlerweile Vorgruppebei Philipp Poisel, <strong>de</strong>n habe ich zum ersten Mal im Museumskellerin Erfurt gesehen, da hat er für Tim Neuhauseröffnet. Da waren keine zwanzig Leute – und Stefan Honighat alles ausgestöpselt, sich in die Mitte gestellt und gesagt:›Komm, dann spiele ich einfach so.‹ Das war so toll, dahabe ich mir gesagt: Den siehste jetzt öfter, da erzählstean<strong>de</strong>ren von.«Der unterstützen<strong>de</strong> Uwe hält noch ein flammen<strong>de</strong>s Plädoyerfür die Vorgruppe und gegen das gelangweilte Stehenam Tresen, wenn die Show läuft. Wer solchen Supportgenießt, <strong>de</strong>m braucht wirklich nicht bang zu sein.»Egal, wo ich hinkomme, ichkenn’ überall immer Leute!«In <strong>de</strong>r zum Thema passen<strong>de</strong>n Location <strong>de</strong>s Berliner Ramones-Museumswartet bereits Eileen Neubert. Sie isttatsächlich eine echte Berlinerin, und an ihrem rosa gefärbtenHaar kann man sie gut auch von Weitem erkennen.So konnte man sie in <strong>de</strong>n letzten Jahren immer wie<strong>de</strong>raus <strong>de</strong>n Crowds <strong>de</strong>r unterschiedlichsten Konzerte an <strong>de</strong>nunterschiedlichsten Orten herausleuchten sehen. Wennsie nicht gera<strong>de</strong> kompletten Nagel-Touren hinterherreisto<strong>de</strong>r die Band Frau Potz feiert, ist sie überzeugter Ärzte-Fan. Gera<strong>de</strong> mal als halb so alt wie Tourer-Alterspräsi<strong>de</strong>ntUwe stellt sie sich heraus und versteht genau wie jener dasFan-Sein nicht als passive Rolle, son<strong>de</strong>rn engagiert sich mitFreundinnen bei <strong>de</strong>m Musikblog www.lieblingstape.<strong>de</strong>.Eileen wird, wie sollte es auch an<strong>de</strong>rs sein, in <strong>de</strong>m Museumfür Ramones-Memorabilien mit Namen gekannt.Wenn sie nicht gera<strong>de</strong> ihrem <strong>de</strong>r Szene eigenen Deutschlandreisebockfrönt, macht sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau.<strong>Als</strong> Berlinerin sitzt sie natürlich imgeografischen Zentrum <strong>de</strong>r Tourer-Begier<strong>de</strong>, hier strömenFans und Bands gleichermaßen hin. »Ja, ist schon so, dassich oft Besuch habe. Aber es gibt natürlich auch in Berlinnoch mehr, die so drauf sind wie ich – und da verteilen sich


056 HEUTEFabian Brüssow (rechts)Almost Famous... ist die Verfilmung <strong>de</strong>sberüchtigten Buchs vonLester Bangs, einem <strong>de</strong>rersten Popjournalisten,<strong>de</strong>r Schreiben und Erlebenexzessiv zusammenbrachte.Die autobiografischeStory han<strong>de</strong>lt davon, wiegroßartig und gefährliches ist als Fan, seinen Idolenplötzlich ganz nahe zusein. Lei<strong>de</strong>r hat <strong>de</strong>r Filmso gut wie nichts mit <strong>de</strong>mOriginaltext zu tun. StattDrogen verherrlicht er zumBeispiel die Familie.Band AidIn diesem Zusammenhangist »Band Aid« einWortspiel, da <strong>de</strong>r Begriffauf Englisch eigentlich»Pflaster« meint. Wörtlichübersetzt aber auch als»Hilfe für die Band« zulesen ist.dann auch die Übernachtungsgäste. Ich bin jetzt nicht dieOlle aus Berlin, die für alle ihr Sofa zur Verfügung stellt.«Eileen grinst. Bitte keine Missverständnisse. Denn wo sichdie Boys auf ehrenwertes Supportertum berufen dürfen,muss sich <strong>de</strong>r weibliche Fan bezüglich dieses Hobbys oftUnterstellungen anhören. »Bezeichnungen wie Groupielasse ich natürlich nicht auf mir sitzen – da erkläre ichschon ganz genau, was ein Tourer ist.«Solchen Klärungsbedarf kennt man auch von <strong>de</strong>m Fankult-Filmüberhaupt – von »Almost Famous«. HauptfigurPenny Lane, gespielt von Kate Hudson, postuliert darin:»Wir sind keine Groupies. Groupies schlafen mit Rockstars,weil sie jemand Berühmtem nahe sein wollen. Wir sinddagegen hier wegen <strong>de</strong>r Musik, wir inspirieren die Musiker.Wir sind Band Aids.« So prätentiös geht es jenseits <strong>de</strong>r imFilm dargestellten Siebziger und vor allem im Indiekosmosdieser Tage (zum Glück) nicht zu. Die Tourer-Gemein<strong>de</strong>unterstützt einan<strong>de</strong>r und die Bands. Inspiration müssendie Künstler dagegen in diese Zugewinngemeinschaftschon selbst mitbringen.»Ist bestimmt so, dass 90Prozent meines verfügbarenEinkommens für Musikweggehen – Platten,Konzertkarten, Reisen!«Demnächst besucht Eileen in Stuttgart Fabian. FabianBrüssow ist Azubi zum Kaufmann <strong>de</strong>r Marketingkommunikation.Mit Eileen ist er nicht verwandt und nichtverschwägert. Nicht mal in love. »Sie kommt mich besuchen– okay, sie guckt Turbostaat im Club Zentral, undich geh’ mit und biete ihr Unterkunft.« So geht das inTourer-Kreisen. Fabian war <strong>de</strong>r erste Berührungspunktfür diese Story. Die Begegnung fand auf einer Veranstaltungstatt – selbstverständlich nicht in <strong>de</strong>r Stadt, in <strong>de</strong>r erwohnt. Er war angereist. Unter <strong>de</strong>r Woche, ohne Freun<strong>de</strong>,nächster Tag Job. Egal. Fabian ist begeisterter Tourer – undSchwabe. Weshalb er wohl auch trotz <strong>de</strong>r Tatsache, dass ergera<strong>de</strong> mal 20 gewor<strong>de</strong>n ist, schon Worte wie »verfügbaresEinkommen« benutzt. Auch er schwärmt für <strong>de</strong>n offensichtlichmo<strong>de</strong>rnen Klassiker <strong>de</strong>r Indietravel-Szene TheesUhlmann – wenn man Die Toten Hosen, die eigentlichenStars <strong>de</strong>r Autobahnfans, mal bewusst ausklammert. AberFabian hat auch ganz bewusst jene Bands auf <strong>de</strong>m Schirm,die (noch) nicht im breiten Konsens angekommen sind:»Captain Planet, Messer, Pascow, Òlafur Arnalds – undStefan Honig [huch, <strong>de</strong>r schon wie<strong>de</strong>r!] habe ich bestimmtzehnmal gesehen. Mir geht es einfach darum, dass Publikumund Band sich auf einer Ebene begegnen können,also dass so was wie Starallüren gar nicht aufkommen. Mitanonymen Massenveranstaltungen kann ich überhauptnichts anfangen.«Fabian gesteht, dass man sich die Tage im Tourer-Netzwerknicht komplett durchgejubelt vorstellen darf. Viel hatauch mit Frieren, Fahren, Müdigkeit und Zeit-Totschlagenin gar nicht so geilen Käffern zu tun. Aber ohne eine gewisseFallhöhe könnte ja je<strong>de</strong>r Spaß einpacken. Und auchwenn sich die Szene vornehmlich <strong>de</strong>n einheimischen Actszugewandt hat, freut sich Fabian beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>r Anekdote,wie ihn <strong>de</strong>r Gitarrist <strong>de</strong>r kanadischen SoulpopbandImaginary Cities bei einer Show im Publikum ent<strong>de</strong>ckt unddaraufhin gleich <strong>de</strong>n 500 an<strong>de</strong>ren Anwesen<strong>de</strong>n vorgestellt


RYANGOSLINGBRADLEYCOOPEREVAMENDESUNDRAYLIOTTAhabe. Wobei die Band in Deutschlandbeim Uhlmann/Kettcar-LabelGrand Hotel Van Cleef erscheint,womit sich auch hier <strong>de</strong>r Kreis wie<strong>de</strong>rschließt.Bleiben nur noch zwei Dingezu klärenErstens: Ist es nicht verdammtnoch mal langweilig, eine Bandmehrfach hintereinan<strong>de</strong>r zu sehen,da passiert doch immer dasGleiche? Uwe Capelle kennt dieFan - u n dReisekultclassicDieDeadheadsDeadheads lautet dieSelbstbezeichnung einerlosen Gruppierungaus Fans <strong>de</strong>r Band TheGrateful Dead. Deadheadswaren jene Fans,die <strong>de</strong>n Konzerten durchganz Amerika teils inrichtigen Trecks nachreisten.Warum gera<strong>de</strong>jenem Act ein so treuerZuspruch zuteil wur<strong>de</strong>,lässt sich einerseits aufdie Anfang <strong>de</strong>r Siebzigeraufgekommene HippieundPsyche<strong>de</strong>lic-Bewegungzurückführen,für die Grateful Deadzu Ikonen wur<strong>de</strong>n – an<strong>de</strong>rerseitsimprovisierteund jammte die Bandausgiebig bei ihrenKonzerten, sodass keineShow <strong>de</strong>r nächsten glich,was neben <strong>de</strong>m aufkommen<strong>de</strong>nGemeinschaftsgefühleinen zusätzlichAnreiz bot. 1995 löstensich The Grateful Deadnach über dreißig JahrenBandhistorie auf – undmit ihnen die fast ebensolegendären Deadheads.Antwort – und diese Frage sowieso: »Das ist <strong>de</strong>r komplettfalsche Ansatz. Wenn mir jemand damit kommt, unddas ist tatsächlich oft, dann sage ich: ›Hörst du dir <strong>de</strong>ineLieblingsplatten etwa auch nur einmal im Jahr an? Schaltestdu <strong>de</strong>inen Lieblingsfilm ab, weil du ihn schon kennst?Nein, natürlich nicht. Warum sollte es bei Konzerten vonKünstlern, die man verehrt, dann was an<strong>de</strong>res sein?‹«Okay, und zweitens: Was wur<strong>de</strong> eigentlich aus <strong>de</strong>r 1Live-Krone für Frittenbu<strong>de</strong>, steht die jetzt etwa bei Thies auf<strong>de</strong>m Kaminsims? »Nein, mit nach Hause nehmen durfteer sie nicht«, gesteht Strizi Streuner von <strong>de</strong>r Frittenbu<strong>de</strong>.Na, da schau an! Die Trophäe ist also doch nicht ins Publikumzurück vergeben. Vielleicht ein Anreiz, dass sich dieüberzeugten Anhänger <strong>de</strong>mnächst noch mehr reinhängen?Nein, natürlich Quatsch, <strong>de</strong>nn die größten Fans müssennicht mit schnö<strong>de</strong>m Tand animiert wer<strong>de</strong>n, die bringen eineMotivation mit, die keine tausend Mitmach-Kampagnenund Street-Teams je wer<strong>de</strong>n aufrufen können. <strong>Als</strong>o fickdich doch, Emotionserzeugungsindustrie!IF YOU RIDE LIKELIGHTNING YOU´REGONNA CRASH LIKETHUNDER.V ON DEREK CIANFRANCE DEM REGISSEUR VONBLUE VALENTINEAB 7. NOVE<strong>MB</strong>ER 2013AUF DVD, BLU-RAYUND ALS VOD


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HEUTE 059Prefab SproutDer sanftmütiGeKöniG Des PopPaddy McAloon ist äußerst scheu. In <strong>de</strong>n 26 Jahren, in <strong>de</strong>nen es seine Band Prefab Sprout mittlerweile gibt,hat er nur vereinzelt Journalisten empfangen. Bedingt durch ein schweres Augenlei<strong>de</strong>n und einen hartnäckigenTinnitus sind die Audienzen im letzten Jahrzehnt sogar noch rarer gewor<strong>de</strong>n. Anlässlich <strong>de</strong>s neuenAlbums »Crimson/Red«, <strong>de</strong>n ersten neuen Aufnahmen seit zwölf Jahren, stimmte er einem Treffen mit AlexMayor und Thomas Venker aber überraschend zu. In seiner nor<strong>de</strong>nglischen Heimatstadt Durham sprachendie drei über die Kunst <strong>de</strong>s Songwritings, das Leben auf einer einsamen Insel und wie man bei einer soschweren Erkrankung überhaupt noch Musik produzieren kann. Illustration: Henrietta HarrisPrefab Sprout... wur<strong>de</strong> von Paddy Mc-Aloon gemeinsam mitseinem Bru<strong>de</strong>r MartinMcAloon, Wendy Smith undDaniel James 1977 in Newcastle,England gegrün<strong>de</strong>t.Heute besteht die Band ausihm allein. Prefab Sprouthaben es in <strong>de</strong>n letzten26 Jahren auf neun Albengebracht: »Swoon«, »SteveMcQueen«, »From LangleyPark To Memphis«, »ProtestSongs«, »Jordan: TheComeback«, »AndromedaHeights«, »The GunmanAnd Other Stories«, »Let’sChange The World WithMusic« und ganz aktuell»Crimson/Red«.<strong>Als</strong> ich ein Kind war, träumte ich immer von <strong>de</strong>n Sternen,<strong>de</strong>r Unendlichkeit <strong>de</strong>s Universums und all <strong>de</strong>m, was diesfür unsere eigene Existenz be<strong>de</strong>utet. Ein Thema, das sichauch durch <strong>de</strong>in Werk zieht.Da ist was dran, man fin<strong>de</strong>t die Sterne in vielen meinerSongs. Ich schreibe oft phonetisch, arbeite gerne mit schönenVokalen. Die erste Zeile kann bei so einer Arbeitsweiseschon mal ein bisschen dümmlich sein, zum Beispiel »oh,the stars«. Zunächst will ich es verwerfen, da ich es so oftbenutze, aber dann gebe ich doch <strong>de</strong>m Impuls nach undschaue, wohin es mich führt.Schon als Teenager las ich alles über die Musik von PinkFloyd und Stockhausen, <strong>de</strong>r ja Musik als eine Konstellationvon Sternen beschrieben hat. Dieses Bild von Stockhausenhat sich in mir festgeschrieben. Die Sterne sind eng mitunserem Schicksal verknüpft, zumin<strong>de</strong>st wur<strong>de</strong> darüber vielphilosophiert, von <strong>de</strong>n alten Griechen bis zu Shakespeare.Die Sterne führen zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren großen Themenfel<strong>de</strong>rnvon Prefab Sprout: Religion und Liebe.Richtig. Mein Dreh ist, das Einfache mit <strong>de</strong>m ganz Großen zuverbin<strong>de</strong>n. Wenn man also eine Referenz an das Universumin seinem Song bringt, dann ist es reizvoll, sie in die eigeneUmgebung und das eigene Leben zu transformieren und soeinen Kontrast zu erschaffen. Das hat Tradition in <strong>de</strong>r Poetik,es ist das mo<strong>de</strong>rnistische Experiment, alles auf ein kleinesDetail herunterzuholen, sagen wir auf eine Schuhsohle,eine Zigarette o<strong>de</strong>r einen Aschenbecher. Eben die Welt alsMikrokosmos zu erschaffen. Es ist die Kunst, die quälen<strong>de</strong>nDinge greifbar zu machen.»Crimson/Red« ist nicht nur das erste Album mit neuenAufnahmen seit einem Jahrzehnt, es ist auch das erste Mal,dass du ohne die an<strong>de</strong>ren Bandmitglie<strong>de</strong>r gearbeitet hast.Wie fühlte sich das an?Ich bin gut darin, <strong>de</strong>n Eindruck zu erwecken, die Band seierledigt. Dem ist aber nicht so, die Ereignisse haben einfachdahin geführt. Die an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n von mir nicht verabschie<strong>de</strong>t,mein Bru<strong>de</strong>r berät mich noch immer viel, und ichhabe ein schlechtes Gewissen, dass er nicht aktiv am Albumbeteiligt ist. Aber da ich <strong>de</strong>n Sound einer ganzen Band nichtmehr verarbeiten kann, bastle ich ihn so zusammen. Da dieMusikindustrie nicht mehr dieselbe ist und wir nicht liveauftreten können, um dasBudget für die Aufnahmen»Ich bin wieRobinson cRusoe,<strong>de</strong>r ein vollfunktionstüchtiges16-Spur-Studioent<strong>de</strong>ckt hat.«einzuspielen, war ich ehrlichgesagt sehr froh, als Martinund Wendy an<strong>de</strong>re Jobs fan<strong>de</strong>n.Die Konsequenz mussich tragen. Vielleicht mussdas Album ein paar Abzügein <strong>de</strong>r B-Note akzeptieren,aber so ist das eben, wenn einauf <strong>de</strong>r Insel Gestran<strong>de</strong>terein Studio für sich ent<strong>de</strong>ckt.Ich bin wie Robinson Crusoe,<strong>de</strong>r ein voll funktionstüchtiges 16-Spur-Studio ent<strong>de</strong>ckt hat.Alles selbst einzuspielen ist also <strong>de</strong>r Weg?Es ging darum, zu sehen, ob man eine Band faken kann, ohnedabei nach Computer zu klingen. Meine Unzufrie<strong>de</strong>nheitresultiert dabei daraus, dass diese alten Maschinen undBoxen immer die gleichen Sounds liefern. Da frage ich michschon, wie lange ich das <strong>de</strong>n Hörern noch zumuten kann.Aber an<strong>de</strong>rerseits: Geht es <strong>de</strong>n Musikern nicht auch so?Spielen sie nicht auch immer Ähnliches ein? Auf meiner Inselist es nun mal so, dass ich diese Limitierungen habe, diesebeschränkte Farbpalette, aber das muss nichts Schlechtessein. Wie wir alle wissen, führen Limitierungen zu Form.


060 HEUTEGesundheitlicheProblemeSeit Mitte <strong>de</strong>r Nullerjahrelei<strong>de</strong>t Paddy McAloon unterHör- und Seheinschränkungen.Neben einem ernstenTinnitus hat er mit einergerissenen Netzhaut zukämpfen, was ihn äußerstlichtempfindlich wer<strong>de</strong>nließ. Liveauftritte sind<strong>de</strong>shalb unmöglich.Klingt doch alles ganz gut, o<strong>de</strong>r?Die Ungeduld ist mein Problem. Ich habe zwar einen Laptop,um die Dinge auch selbst machen zu können, aber ich kannihn nicht benutzen. Ich kann noch nicht einmal eine E-Mailverschicken o<strong>de</strong>r eine CD brennen. Aber dafür weiß ich, wieich alles ans Mischpult anschließen muss – und ab da kannes mein Ingenieur in die Hand nehmen und ausbalanciertabmischen. Ich muss mich, wie gesagt, nur lei<strong>de</strong>r auf dieLeute verlassen, die all die Preset-Sounds anlegen: Auf dasssie wissen, was sie da tun. Vor fünfzehn Jahren wollte ichein neues System angehen, aber all diese Handbücher ... Unddann war da noch diese Schere als Symbol, die ich hasste,ich mag einfach keine intuitiven Dinge.Das Album-Cover verweist in seinem minimalen Expressionismusauf die Textzeile»See what the blind manpaints? Abstract expressionistsaints« im Song »ListOf Impossible Things«. Istdas für dich eine beson<strong>de</strong>rswichtige Textzeile?Es ist eine dieser Textzeilen,die einen großen Verweisraumaufmachen. Beson<strong>de</strong>rs,wenn <strong>de</strong>r Künstler, <strong>de</strong>r siegeschrieben hat, nicht sehenkann, wie gut seine Arbeit ist.Ich habe damit nicht direktauf meine Probleme anspielenwollen, zumin<strong>de</strong>st nicht nur.»Es geht um <strong>de</strong>nmysteriösenProzess, wieDinge in die Weltkommen. <strong>Als</strong>Künstler tut manDinge, damit sieeinen im bestenFall überleben.«Es geht um <strong>de</strong>n mysteriösen Prozess, wie Dinge in die Weltkommen. <strong>Als</strong> Künstler tut man Dinge, damit sie einen imbesten Fall überleben.Am Anfang <strong>de</strong>s Schreibens steht immer die Leere. Insofernbin ich selbst überrascht, wenn etwas herauskommt, das zuhören es wert ist. Ich bin kein Billy Bragg, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Ungerechtigkeit<strong>de</strong>r Welt ha<strong>de</strong>rt und darüber schreiben muss.Bei mir entsteht alles aus <strong>de</strong>m Tag heraus – und aus einemersten gefun<strong>de</strong>nen Bild, das alles Folgen<strong>de</strong> ermöglicht. An»List Of Impossible Things« habe ich lange geschrieben.Nicht dass <strong>de</strong>r Song so kompliziert wäre und dies ihn bessermachen wür<strong>de</strong>, es war nur so, dass ich für je<strong>de</strong> Zeile einstarkes Startbild suchte, das in <strong>de</strong>r Summe zu <strong>de</strong>m führt,was einen Menschen ausmacht. Zeilen wie »engage in anew noble cause« ... Acht Jahre hat das gedauert. Fast gutist eben nicht gut – man muss <strong>de</strong>n Nagel ganz reinschlagen.Guter Punkt. Da passt die kokette Zeile aus <strong>de</strong>m Song»Billy«: »I’ve got no gift for music ... tell me all your secrets.«Dieser Song hingegen entstand sehr schnell. Er war sofortzur Gänze in mir präsent, sodass ich ihn beim ersten Malgar nicht been<strong>de</strong>te, da ich wusste, ich könnte immer wie<strong>de</strong>rzurückkehren und ihn dann fertigstellen. Vielleicht han<strong>de</strong>lt<strong>de</strong>r Song vom Songwriting – viele Songs thematisierendiesen Prozess. Natürlich ist es lustig zu texten, man habekein Talent für Musik. Aber es gibt diese Tage wirklich, an<strong>de</strong>nen ich <strong>de</strong>nke, niemand mag meine Musik. Und selbstwenn <strong>de</strong>m so wäre, dann wür<strong>de</strong> das noch lange nicht be<strong>de</strong>uten,dass es so bliebe.Deine Songs schienen schon immer in <strong>de</strong>r Tradition vonLeuten wie George Gershwin und Irving Berlin zu stehen,bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s Schreibens die Hauptaktivitätwar und es nicht unbedingt darum ging, wer wo spätermit ihnen leben wür<strong>de</strong>.Ach, bei<strong>de</strong>s stimmt irgendwie. Es ist je<strong>de</strong>nfalls kein gutesGefühl, auf Inspiration zu warten, <strong>de</strong>nn so schreibt maneinfach weniger Songs im Lauf <strong>de</strong>r Zeit. Ich habe keineMusiktheorie studiert, das hätte <strong>de</strong>n Prozess für mich nurlänger und schmerzhafter gestaltet. Wenn ich auf die Songsvon einem Album wie »Swoon« zurückblicke, so wirken sieheute seltsam auf mich: die Bil<strong>de</strong>r, die Akkor<strong>de</strong>, aus einemNebel <strong>de</strong>r völligen Ignoranz zu mir kommend. Aber mirging es immer auch darum, etwas Gutes zu machen. Mit <strong>de</strong>rZeit lernt man, und das hat etwas von Berlin und Gershwin,geschäftstüchtiger zu wer<strong>de</strong>n. Deadlines helfen. Selbstwenn ich keine habe, sage ich manchmal zu mir, dass dasStück bald für einen imaginierten Film fertig wer<strong>de</strong>n muss.Du sagtest einmal, dass du es nicht magst, wenn TexteBotschaften in sich tragen. Ist das nicht sehr gewagt füreinen Texter, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>m Universum, <strong>de</strong>r Religionund <strong>de</strong>r Liebe beschäftigt?Das war auf Propaganda-Songs bezogen. Das Genre kenntzwar auch einige schöne Beispiele, aber da komme ich ebennicht her. Ich musste glücklicherweise nie einen Song wie»Strange Fruit« [Dead Kennedys] o<strong>de</strong>r »What’s Goin’ On?«[Marvin Gaye] schreiben, bei <strong>de</strong>nen man sofort spürt, welchschwere Aufgabe auf <strong>de</strong>n Songwritern lag. Darin wäre ichauch gar nicht gut. Bob Dylan hat es irgendwann gehasst,dass er zum sozialen Gewissen Amerikas gewor<strong>de</strong>n war – erhörte daraufhin auf, Songs mit erhobenem Zeigefinger zuschreiben. Sonst betrachten dich die Leute als selbstgerechtenPolitiker.Für mich ist ein Song eine Ansammlung von Bil<strong>de</strong>rn, diein sich ein offenes En<strong>de</strong> trägt. Nicht dass man die Dingeobskur und unzugänglich machen muss, aber ein bisschenPoetry darf es schon sein, das macht doch die Schönheit<strong>de</strong>s Songwritings aus.»Adolescence« ist ein sehr persönlicher Song über dieTeenagerzeit. Geht es da um dich, o<strong>de</strong>r hast du <strong>de</strong>n Songfür <strong>de</strong>ine Kin<strong>de</strong>r geschrieben?Bei<strong>de</strong>s. Für <strong>de</strong>n Song habe ich bewusst mit sehr starkenBil<strong>de</strong>rn gearbeitet, das geht nicht immer, aber hier passtees: »Adolescence what’s it like, it’s a psyche<strong>de</strong>lic motorbike.«Wenn ich so lyrisch schreibe wie hier, dann geht es um <strong>de</strong>nrichtigen Ton. Wenn man an die Pubertät <strong>de</strong>nkt, dann kannman alles sagen, es muss nur unangenehm sein – man solltedabei schwitzen und unglücklich sein, aber irgendwie aucherregt. Darum geht es mir im Kern, weniger um meine eigeneJugend, auch wenn das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bild im Songtext aufmich zutrifft; übrigens nicht die, von <strong>de</strong>nen man es <strong>de</strong>nkt.Wenn ich an meine Teenagerzeit <strong>de</strong>nke, dann kommt mirmeine erste Zigarette in <strong>de</strong>n Kopf – das war mit 15 im Kinobei Franco Zeffirellis »Romeo und Julia«. Damals durfte mannoch im Kino rauchen! Was für eine Kombination: Teenagersein, rauchen und einen Film über die Pubertät schauen –kein Wun<strong>de</strong>r, dass ich »Cigarette« mit »Juliet« in <strong>de</strong>n Reimschicken musste. Die Arbeit an <strong>de</strong>m Song begann vor neunJahren! <strong>Als</strong> ich ihn letztes Jahr wie<strong>de</strong>r hervorholte, fand icheinige Dinge nicht mehr so richtig gut, ergänzte <strong>de</strong>n letztenVers um das Bild <strong>de</strong>s Astronauten, <strong>de</strong>r in eine purpurroteExplosion hineingerät, jene Titel stiften<strong>de</strong> Farbe, die wiralle aus <strong>de</strong>n Teenagerjahren von unseren Wangen kennen.Meine Kin<strong>de</strong>r sind nicht so sehr an meiner Musik interessiert.Sie wissen, was ich tue, aber ich bin halt ihr Vater.Wahrscheinlich interessieren sich ihre Lehrer mehr für mich.Die fragen tatsächlich manchmal, was ich so treibe – undmeinen Kin<strong>de</strong>rn fällt dann erst auf, dass sie selbst schonlange nicht mehr gefragt haben. Insofern stimmt es schon:Der letzte Vers ist für sie geschrieben, eine Nachricht für<strong>de</strong>n nicht mehr weiten Tag, wenn sie alt genug sein wer<strong>de</strong>n.Fühlst du <strong>de</strong>nn noch das Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Jugend in dir? Es


062 HEUTEElliott SmithZehn JahredanachAm 21. Oktober 2003 starb mit Elliott Smith einer <strong>de</strong>r besten Songwriter <strong>de</strong>rGeneration X. Er wur<strong>de</strong> nur 34 Jahre alt. Seine Stücke sind fragile Mittlerzwischen Grunge und mo<strong>de</strong>rnem Folk, zwischen Nirvana und Mumford &Sons, Depressionsschüben und Lagerfeuer-Romantik. In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Streckezeichnen wir Smiths Leben anhand von Zeitzeugen und Fans nach und merken,das vorweg, eines: Er fehlt immer noch. Fotos: Autumn <strong>de</strong> Wil<strong>de</strong>


HEUTE 063Wer war Elliott Smith ?Einsam steht Elliott Smith am 24. Februar 1998 auf <strong>de</strong>rBühne <strong>de</strong>r 80. Aca<strong>de</strong>my-Awards-Verleihung und hältsich an seiner Gitarre fest. 57.000.000 Augenpaareverfolgen, wie er seinen für <strong>de</strong>n Oscar nominiertenSong »Miss Misery« aus <strong>de</strong>m Soundtrack zu Gus vanSants Film »Good Will Hunting« präsentiert: »I’ll fake itthrough the day / With some help / From Johnny Walkerred / Send the poisoned rain down the drain / To put badthoughts in my head.« Für zwei Minuten reißt Smith dieZuschauer im Saal und vor <strong>de</strong>n Fernsehern mit seinem melancholischenSong über Schmerz, Trennung und Trauer ausihrer Feierlaune. Obwohl er in seiner Performance seltsamabwesend wirkt und sein Blick <strong>de</strong>n Kameras ausweicht, istdieser Auftritt wohl <strong>de</strong>r Höhepunkt einer Karriere, die nurfünf Jahre später ein jähes En<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t.Am 21. Oktober 2003 stirbt Elliott Smith in einem Krankenhausin Los Angeles an zwei Stichwun<strong>de</strong>n ins Herz.Vermutlich Selbstmord (darum ranken sich bis heute Verschwörungstheorien),vermutlich nach einem Streit mitseiner Lebensgefährtin Jennifer Chiba. Seine Abschiedsbotschaftauf einem Post-it lautet: »I’m so sorry – love, Elliott.God forgive me.« Keine weiteren Erklärungen, mitten in <strong>de</strong>rProduktion eines neuen Albums und zu einem Zeitpunkt,als sein Umfeld ihn nach Jahren <strong>de</strong>r Drogen- und Alkoholexzesseals gefestigt wahrnimmt. Sein Tod bleibt das letztegroße Geheimnis <strong>de</strong>s leisen Songwriters.Elliott Smith singe wie jemand, <strong>de</strong>r über Geheimnissenach<strong>de</strong>nke, schreibt sein Biograf Benjamin Nugent (»ElliottSmith And The Big Nothing«). Ein Geheimnis jedoch warendie Probleme <strong>de</strong>s Musikers nicht: Wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r hater Selbstmordfantasien und -versuche, Drogen- und an<strong>de</strong>reAbstürze in seinen düsteren Texten thematisiert. Aber immerwohnte ihnen auch eine melancholische Selbstironie inne.Elliott Smith ging jedoch noch weiter, als die Erwartungenan einen »authentischen« Rockstar zu erfüllen. Er legte allesoffen. Auch jene Bereiche seiner beschädigten Psyche, dieso gar nicht in die MTV- und Oscar-Welt passen wollten:Paranoia und Depressionen, das zerrüttete Elternhaus und<strong>de</strong>r sexuelle Missbrauch durch seinen Stiefvater, was auchdie Gründung einer Stiftung für missbrauchte Kin<strong>de</strong>r kurzvor seinem Tod motivierte.Aus <strong>de</strong>m christlich geprägten texanischen Haushalt seinerMutter war Elliott Smith mit 14 Jahren zu seinem Vater nachPortland geflohen. Das liberale Klima <strong>de</strong>r College-Stadtprägte <strong>de</strong>n jungen Musiker, doch die Einflüsse kamen vonüberall: Er hörte die Beatles und Pink Floyd, bewun<strong>de</strong>rteNico und Richard Hell, las Beckett und Kierkegaard, lernteneben Gitarre und Piano auch Klarinette, Schlagzeug undMundharmonika und studierte schließlich Philosophieund Politik. 1991 grün<strong>de</strong>te Smith mit Neil Gust die BandHeatmiser, die sich musikalisch im Trend <strong>de</strong>r Zeit bewegte– irgendwo zwischen Alternative Rock und Grunge –,jedoch mit ihren Texten über schwules Leben in Amerikadavon abhob. Schon hier ist <strong>de</strong>r Wille Smiths zu erkennen,als Musiker mit Erwartungen und Klischees zu brechen:ein einsames Unterfangen.<strong>Als</strong> sich Heatmiser 1996 auflösten, war klar, dass dasVersprechen, das Grunge einmal hätte sein können, niemalseingelöst wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Während etwa Kurt Cobain Grungeals Bühne für ein neues Bild <strong>de</strong>s Rockstars zu nutzen versuchthatte und Selbstzweifel, gebrochene Männlichkeitsbil<strong>de</strong>r,Trauer artikulierte, wur<strong>de</strong>n diese Ansätze nach seinemSelbstmord von Alternative Rock und Crossover übertönt.In Cobains To<strong>de</strong>sjahr 1994 erschien mit »Roman Candle«das erste Soloalbum Smiths, das mit an<strong>de</strong>ren musikalischenMitteln diese I<strong>de</strong>en weiterführte: Gebrochenheit wird zurSchau gestellt, Selbstzweifel formuliert, Schwäche gezeigt.Nach innen gerichtete Songs erreichten ein immer größeresPublikum, bis hin zu jenen 57.000.000 im Februar 1998.Die Geheimnisse, die Elliott Smith mit <strong>de</strong>r Welt teilte,mit seiner wispern<strong>de</strong>n Stimme vortrug, verbreiten sich auchnach seinem Tod weiter. Immer dort, wo Bands versuchen,<strong>de</strong>n eigenen Zweifeln Gehör zu verschaffen, ohne darauseine Pose zu machen, wo (männliche) Bands versuchen, ihreeigene Männlichkeit zu hinterfragen, fin<strong>de</strong>n sich Brü<strong>de</strong>rim Geiste Elliott Smiths, mögen sie nun Belle & Sebastian,Conor Oberst o<strong>de</strong>r Sigur Rós heißen.Gewonnen hat <strong>de</strong>n Oscar 1998 übrigens Céline Dions»My Heart Will Go On«, <strong>de</strong>r Titelsong aus »Titanic«. DieserSong läuft heute auf geschmacklosen »Best of 90s«-Partys,während Elliott Smiths Herz in seiner zeitlosen Musikunaufhörlich weiterschlägt.Jonas Engelmann1969-2003EIN LEBENElliott Smith06.08.1969Elliott Smith wird als StevenPaul Smith in Omaha, Nebraskageboren. Die Elterntrennen sich. Im Alter vonsechs Monaten zieht seineMutter mit ihrem Sohnnach Duncanville, Texas.1978Mit neun Jahren beginntSmith Klavier zu spielen.Sein Stiefvater CharlieWelch verprügelt ihn regelmäßig.Auch einen Verdachtauf sexuellen Missbrauchwird Smith später in Interviewsan<strong>de</strong>uten.1979Smith gewinnt mit <strong>de</strong>rKlavier-Komposition »Fantasy«einen Preis bei einemlokalen Musikwettbewerb.Er trinkt ab jetzt bereitssporadisch Alkohol. Zunächstwohl nur, um einemälteren Nachbarsjungen zuimponieren.1981Smiths leiblicher Vater, einPsychiater, schenkt ihmseine erste Gitarre.


064 HEUTEElliott Smiths Letzte WorteIm Januar 2003 gab Elliott Smith ein langes Interview,das sein letztes wer<strong>de</strong>n sollte. Zuvor hatte er sich weitgehendaus <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zurückgezogen und stecktebis zum Hals in <strong>de</strong>n Arbeiten an »From A Basement OnThe Hill«, das erst 2004 posthum erschien. Gerüchteüber schweren Drogenmissbrauch, Selbstmordversucheund Wahnvorstellungen kursierten. Doch Marcus Kaglervom amerikanischen Musikmagazin Un<strong>de</strong>r The Radartraf auf einen ausgeglichenen, fast glücklich wirken<strong>de</strong>nSongwriter. Wir drucken das Interview in Auszügen ab.Elliott, wie ist es dir in <strong>de</strong>n letzten ein, zwei Jahren ergangen?Elliott Smith: Nicht sehr gut. Vor einem halben Jahr wur<strong>de</strong>es dann aber besser. Der Absturz hatte mit meinem Drogenkonsumzu tun, in <strong>de</strong>ssen Sog ich vor zwei Jahren zunehmendgeraten bin. Dann ließ ich mich in eine Institutionnamens Neuromitter Restoration Center einweisen. Das istkeine normale Suchtklinik. Statt<strong>de</strong>ssen bekommst du dorteine intravenöse Behandlung mit Aminosäuren und einerSalzlösung. Das half, weil ich von einer Menge Psychopillenrunterkommen musste. Ich hatte sogar Medikamente gegenPsychosen genommen, obwohl ich gar keine Psychosenhabe. Die Behandlung fiel mir sehr schwer. Normalerweisedauert sie zehn Tage, bei mir aber viel länger. Jetzt bin ichclean. <strong>Als</strong> ich noch in New York lebte, war ich schwererAlkoholiker. Heute fällt es mir schwer, <strong>de</strong>n Abend über eineinziges Bier zu schaffen.Du gehst sehr offen mit <strong>de</strong>m Thema Drogen um.Alleine darüber zu re<strong>de</strong>n ist in dieser Gesellschaft immernoch ein großes Tabu. Noch schwieriger wird es, wennman Musiker ist. Dann haftet <strong>de</strong>m Süchtigen automatischnoch so etwas Melodramatisches an, das jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>rkeine Songs schreibt, nicht zwingend nachhängt. Ich hattemir daher eigentlich vorgenommen, das Gespräch über dasThema zu mei<strong>de</strong>n. Aber ich unterschei<strong>de</strong> mich nicht vonan<strong>de</strong>ren Leuten mit Drogenproblemen. Wenn mir jemanddie Chance gibt zu re<strong>de</strong>n, re<strong>de</strong> ich.Einer <strong>de</strong>r seltsamsten Momente <strong>de</strong>ines Lebens war sicherlich<strong>de</strong>r Auftritt bei <strong>de</strong>r Oscar-Verleihung, wo du für <strong>de</strong>nSong »Miss Misery« aus »Good Will Hunting« von Gus VanSant nominiert warst. Woher kanntest du ihn eigentlich?Die Lä<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen ich früher in Portland gespielt habe, warenfast immer unscheinbare Punkschuppen. Aber Gus VanSant kam dort oft vorbei und sah meine Auftritte. Irgendwiewur<strong>de</strong>n wir dann Freun<strong>de</strong>. Ich bin mir nicht sicher, ob ichdamals viel über ihn wusste. Ich wusste, er dreht Filme, dieirgendwie »Indie« sein sollen. Bei uns hat es eher sofort Klickgemacht, als klar wur<strong>de</strong>, dass er auch Musik aufnimmt. Wirhaben uns oft über Mikrofone unterhalten.Du wolltest bei <strong>de</strong>n Aca<strong>de</strong>my Awards zunächst gar nichtauftreten, richtig?Ja. Aber dann teilten sie mir mit, wenn ich es nicht täte, wür<strong>de</strong>nsie jemand an<strong>de</strong>ren mein Lied spielen lassen. Die habenfür alle Songwriter, die nicht wollen, jeman<strong>de</strong>n wie Richard19831985198719911994Steven Paul zieht zu seinemVater nach Portland, wo ersowohl mit <strong>de</strong>n Aufnahmenauf einem geliehenen Vierspurgerätals auch mitDrogen beginnt.Der Song »The Machine«ist wahrscheinlich dieälteste noch erhalteneAufnahme eines Elliott-Smith-Stückes. Er stammtvon seiner Band StrangerThan Fiction, die eran <strong>de</strong>r LincolnHigh Schoolvon Portlandgrün<strong>de</strong>t.Smith nenntsich nach En<strong>de</strong><strong>de</strong>r Highschoolplötzlich»Elliott«.»Steven« klänge zu sehrnach einem Footballspieler.Er nimmt ein College-Studium in Amherst, Massachussettsauf und grün<strong>de</strong>tdie Band Mur<strong>de</strong>r Of Crows.Nach En<strong>de</strong><strong>de</strong>s Studiumsarbeitet Smithin einer Bäckereiin Portland. Diemit einem Kommilitonenzuvor gegrün<strong>de</strong>teBand Heatmiserspielt erste Auftritte.Das Debüt »Dead Air«erscheint 1993.Smith wird von seiner Freundin dazu überre<strong>de</strong>t,Solo-Songskizzen, die er unter Verschluss hält,an Cavity Search Records zu schicken.Sie wer<strong>de</strong>n – zu seiner großen Verwun<strong>de</strong>rung– umgehend als »RomanCandle« veröffentlicht und in Indie-Mediengefeiert. Smith spielt erste Solo-Konzerte undgeht mit Mary Lou Lord auf US-Tour.


HEUTE 065Marx in <strong>de</strong>r Hinterhand, <strong>de</strong>r das dann übernimmt. <strong>Als</strong> siemir das mitteilten, merkte ich, dass sie ihre Hausaufgabenin Bezug auf meine Person gut gemacht haben. Vielleichtist Richard Marx aber auch nur ihre Universalwaffe zurAngsterzeugung. Ich spielte also doch, auch weil es meineFreun<strong>de</strong> glücklich zu machen schien. Alle waren totalaufgeregt – »Einer von uns ist auf <strong>de</strong>m Mond!«, sagten sie.Wie hast du <strong>de</strong>n Abend in Erinnerung?Es war ziemlich schräg. <strong>Als</strong> ich auf die Bühne trat, sah ich,dass Jack Nicholson keine drei Meter von mir weg saß.<strong>Als</strong>o habe ich <strong>de</strong>n Bereich gemie<strong>de</strong>n und statt<strong>de</strong>ssen beimSingen auf die Balkone ganz hinten gestarrt. Der Abendverlief so surreal, dass es heute wirkt, als habe er gar nichtstattgefun<strong>de</strong>n. Dabei hatte er auch schöne Seiten: CélineDion war wirklich sehr nett zu mir, was es mir unmöglichgemacht hat, ihre Musik weiter zu verachten. Sie fragtemich, ob ich nervös sei, ich sagte: »klar« – und sie dannso: »Das ist gut, weil es <strong>de</strong>in Adrenalin anregt und <strong>de</strong>inenSong so besser macht. Es ist ein wun<strong>de</strong>rvolles Lied.« Dannumarmte sie mich lange. Das war zu viel für mich. Es war zumenschlich, als dass ich mich <strong>de</strong>m hätte entziehen können,nur weil ich ihre Musik abgedroschen fin<strong>de</strong>. Dennoch magich es heute immer noch nicht so gerne, mit berühmtenMenschen zu tun zu haben. Ihr Leben ist im Arsch, weil sieberühmt sind, wodurch Gespräche mit ihnen dazu neigen,schnell sehr schräg zu wer<strong>de</strong>n. Ich weiß nicht, ob es einenWeg geben kann, ständige Aufmerksamkeit für die eigenePerson zu erleben, ohne dass das Leben völlig bizarr wird.An die Oscars <strong>de</strong>nke ich heute nie, außer ich wer<strong>de</strong> in Interviewsdanach gefragt.Fällt es dir mittlerweile schwerer, live zu spielen? Du brichstbei Auftritten immer häufiger Songs ab, heißt es.Ich versuche immer, so gut zu spielen wie irgend möglich.Immer. Aber ich zögere auch nicht, Songs wie<strong>de</strong>r abzubrechen,wenn es nicht funktioniert. Ich schaue hin und wie<strong>de</strong>rauf die Setlist, fange an zu spielen, stelle dann aber fest, dassich nicht bei <strong>de</strong>r Sache bin, an das Wetter <strong>de</strong>nke o<strong>de</strong>r michfrage, ob ich falsch singe. Meine Lieblingsshows sind die,wo sich je<strong>de</strong>r Song wie ein Stierkampf anfühlt. Nicht die,in <strong>de</strong>nen ich mich so durchmogle.Stimmt es, dass du nie Artikel über dich liest?Ja. Zum einen war ich dabei, als das Interview stattfand,daher weiß ich schon, worüber gere<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Zum an<strong>de</strong>renist das Ganze auch einfach eine total seltsame Situation. Es istso verdammt schwer, wenn man seinen eigenen Blickwinkelverlassen möchte, aber egal, wie viel man in Interviews überzum Beispiel Musik re<strong>de</strong>t, die Fragen dann doch immerwie<strong>de</strong>r auf einen selbst bezogen wer<strong>de</strong>n. Ich glaube nicht,dass es wichtig ist, wer ich bin. Mir gefällt es sehr, Musik zumachen. Aber ich möchte wirklich niemand Beson<strong>de</strong>res sein.Danke für das Gespräch.Danke fürs Vorbeikommen. Weißt du, für ein paar Jahrewar ich draußen aus so ziemlich allem. Aber heute fühle ichmich besser. Ich glaube, das wird eine gute Platte.19961995199724.02.19981998Heatmiser wer<strong>de</strong>nvom LabelVirgin gesignt,doch noch vorVeröffentlichung <strong>de</strong>s Albums»Mic City Sons« löstsich die Band auf. Ursachefür <strong>de</strong>n Bruch sind SmithsSolo-Erfolge und sein zunehmen<strong>de</strong>sDesinteresseam ban<strong>de</strong>igenen Rockstil.Kill Rock Starsveröffentlichtdas zweiteSmith-Album»Elliott Smith«. Die zahlreichenDrogenreferenzenzementieren Smiths Rufals dunkler, <strong>de</strong>pressiverCharakter.»Either/Or« erscheint.Smithkämpft mittlerweileschwermit seinem Alkoholismus.Zu<strong>de</strong>m nimmt er starkeAnti<strong>de</strong>pressiva. Er zieht vonPortland nach New York.Der Song »Miss Misery« für <strong>de</strong>n Gus-Van-Sant-Film »Good Will Hunting« wird füreinen Oscar nominiert. Der Einladung, dasStück bei <strong>de</strong>n Aca<strong>de</strong>my Awards zu spielen,kommt Elliott Smith erst nach, nach<strong>de</strong>mihm gedroht wird, es wer<strong>de</strong> sonst ein an<strong>de</strong>rerMusiker tun. <strong>Als</strong> »surreal« bezeichnet Smithspäter <strong>de</strong>n Abend. »Ich wür<strong>de</strong> nicht in dieserWelt leben wollen.« Am En<strong>de</strong> gewinnt CélineDion mit »My Heart Will Go On«, <strong>de</strong>m Liedaus »Titanic«.Elliott Smithwechselt zumLabel Dream-Works. SeineDepressionen verschlimmernsich, er begeht mehrereSelbstmordversuche.In North Carolina springter von einer Klippe. EinAst mil<strong>de</strong>rt seinen Sturz.Im August erscheint »XO«.


066 HEUTEElliott Smiths GästelisteElliott Smiths Songs strahlen eine Magie und Entrücktheitaus, die zahllose Indie-Musiker geprägt haben. Elliotts Art zu singen war einzigartig und berührend.einen <strong>de</strong>r besten und tüchtigsten Songwriter, die je gelebto<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nachhaltig beeindruckt haben. Wir Hinzu kommt die ästhetische Seite sowohl seiner Platten alshaben Wegbegleiter, Musiker-Fans und Journalisten auch seiner Klamotten. Alles wirkte so interessant und gutum Statements zum 2003 verstorbenen Musiker ausgewählt. Sogar sein Tattoo von Ferdinand, <strong>de</strong>m Stier.«gebeten. Alle Stimmen ausführlich auf intro.<strong>de</strong>.Matthew Caws (Nada Surf)»Ich traf Elliott Smith zum ersten Mal 1998 zu Beginn einergemeinsamen achttägigen Tour durch Frankreich. Er undQuasi, die ihn live unterstützten, spielten vor uns, was wirals völlig verkehrt empfan<strong>de</strong>n. Ich»Ich bin dankbar dafür,dass es diese Musik gibt,die sich nicht einordnenlässt und von <strong>de</strong>r ich michumso mehr verstan<strong>de</strong>nfühle, je weniger icherklären kann, warum.«Vera Kropf (Luise Pop)war riesiger Fan. ›XO‹ war gera<strong>de</strong>rausgekommen. Ich weiß noch,wie ich mich ihm vor <strong>de</strong>r erstenShow vorstellte. Nervös versuchteich ganz bewusst, ihn nicht auchnoch nervös zu machen, in<strong>de</strong>mich zu ungestüm mein Fan-Daseinkundtat. Er verhielt sich zunächstreserviert, aber sehr liebenswürdig.Einmal hatten wir einen Off-Dayauf Tour und hingen in einer Barrum. Die Jukebox hatte eine Menge Kinks-Songs, die wirirgendwann stun<strong>de</strong>nlang gemeinsam sangen. Es war einesehr glückliche Nacht für uns alle. Elliott hatte ein anstecken<strong>de</strong>sLachen.Ein Jahr später besuchte ich eine Solo-Show von ihm inNew York. Die Luna Lounge war völlig überfüllt. <strong>Als</strong> wirdanach, als es ruhig war, ein Bier an <strong>de</strong>r Bar tranken, fragteer mich, ob ich auch alleine auftreten wür<strong>de</strong> und ob ich nichtLust auf ein paar gemeinsame Shows hätte. Zunächst warich mir sicher, dass er nur höflich sein und Konversationbetreiben wollte. Erst später wur<strong>de</strong> mir klar, dass er dasernst gemeint hatte. Er war so ein netter Typ.Noch bemerkenswerter als die persönlichen Erlebnissemit ihm aber fand ich seine Shows. Ich sah viele, und je<strong>de</strong>von ihnen war hervorragend. Dass Elliotts Musik so außergewöhnlichwar, liegt sowohl an seinem Talent als auchan seinem Charakter. Er entwickelte sich mit <strong>de</strong>r Zeit zueinem phänomenalen Gitarristen, <strong>de</strong>r seine ganz eigene,mühelos wirken<strong>de</strong> Technik besaß. Er verkörperte ein<strong>de</strong>utig»Alles, was ich an <strong>de</strong>r Gitarre kann, habe ich von meinem Pastor,Neil Young, Co von <strong>de</strong>n Boxhamsters, <strong>de</strong>n Weakerthansund Elliott Smith gelernt. Und nun, für die Aufnahmen zueiner Soloplatte, befin<strong>de</strong> ich mich mit Tobias Kuhn auf <strong>de</strong>mWeg zu einem recht kostspieligen Studio, auf <strong>de</strong>m Weg zu›The Ship‹. Jener Elliott Smith hat hier zu Lebzeiten mehr alsgewirkt. 20° Celsius und ein blauer Himmel im Januar sin<strong>de</strong>in gutes Gefühl. Das Ship ist beheimatet in einem einstöckigenGebäu<strong>de</strong>komplex in Silverlake, in <strong>de</strong>m sich noch zweian<strong>de</strong>re Studios befin<strong>de</strong>n. Allein in Räumen zu sein, in <strong>de</strong>nenSmith Gitarre gespielt hat, gibt mir ein Gefühl von Demutund ›daran wer<strong>de</strong> ich mich noch in 30 Jahren erinnern‹. Ichbin nicht <strong>de</strong>r esoterischste Mensch <strong>de</strong>r Welt, aber etwas istin diesen Räumen geblieben. DerKampf, das Genie, die Hoffnung,die Brillanz und die tiefe, resignierteDunkelheit, die Elliott SmithZeit seiner Karriere auszeichnete,stehen in diesen Räumen wie dieLuft, die wir veratmen und durchdie Röhren <strong>de</strong>r Gitarrenverstärkererhitzen, da wir – aus Angst vor <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen USA-Krankheit Nummer eins: AC Grippe – <strong>de</strong>nair conditioner nicht anmachen! Hauptmieter <strong>de</strong>s ganzenKomplexes ist Rob Schnapf, <strong>de</strong>r mit Elliott Smith an diversenPlatten gearbeitet hat. Wirsind Fan-Boys. ›Rob, can you tell usstories about Elliott Smith?‹ Elternwer<strong>de</strong>n wissen, wovon ich spreche,wenn ich sage, dass Rob uns erzählthat, dass Smith ein Kin<strong>de</strong>rmagnetwar. Der nicht zu erklären<strong>de</strong> Fakt,dass manche Menschen auf Kin<strong>de</strong>r»Elliott Smith war dasgrößte und gleichzeitigzerbrechlichstemusikalische Genieseiner Zeit.«Marcus Wiebusch (Kettcar)Thees mit Rob Schnapf19992000200206.08.200321.10.2003 12:18 UhrSmith ziehtvon Brooklynnach Los Angeles.Ein Jahrspäter wird sein letztes zuLebzeiten fertiggestelltesAlbum »Figure 8« veröffentlicht.Die Arbeiten am Nachfolger gestalten sichschwierig. Smith wird zunehmend paranoid,gibt an, von einem weißen Lieferwagenverfolgt zu wer<strong>de</strong>n. Nach einem Zerwürfnismit Produzent Jon Brion verwirftSmith alle bisherigen Aufnahmen. Mitseinem Label gerät er in Streit. Mehrmalsdroht er seinem Umfeld mit Selbstmord.Mitte 2001 betragen die Ausgaben fürHeroin und Crack angeblich 1500 Dollar– proJon BrionTag.Endlich behan<strong>de</strong>lt ElliottSmith seine Drogensucht:Er begibt sichfür mehrereWochen insNeurotransmitterRestorationCenter,BeverlyHills.An seinem 34. Geburtstagschwört Smith <strong>de</strong>m Alkohol,Koffein und Psychopharmakaab. Der letzteAuftritt seines Lebens am19.09. in Salt Lake City wirdzugleich <strong>de</strong>r erste, bei <strong>de</strong>mer nüchtern auf <strong>de</strong>r Bühnesteht.Smiths Freundin JenniferChiba ruft einen Krankenwagenzu ihrer gemeinsamenWohnung in 1857Lemoyne Street, L.A. ElliottSmith liegt mit mehrerenStichwun<strong>de</strong>n schwerverletztim Haus.


HEUTE 067eine magische Anziehungskraft ausüben, die irgendwas mitUnschuld, richtiger Ansprache, Kindlichkeit in Erwachsenengrößezu tun hat, die zu Rocksaum-Zupfen, Hand-Nehmen, Vollsabbeln und Fixierung auf diese Person führt.Ein Engel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r – bis die Abenddämmerung überLos Angeles hereinbricht und Smithmit <strong>de</strong>n eigenen Dämonen kämpft.Die Drogen und Dealer, hingewiesensei auf das unfassbare Stück›Kings Crossing‹, die Kotze und dieSedierung.Wäre es besser, wenn er einfachan einer Tankstelle in Portland gearbeitethätte, bis er 70 ist, o<strong>de</strong>r istes das wert, dass sich jemand einMesser in sein Herz rammt und esdavor geschafft hat, uns die schönsten,dunkelsten, besten, grandiosgetexteten Lie<strong>de</strong>r zu schenken? Lie<strong>de</strong>r, die Tausen<strong>de</strong>n Menschenauf <strong>de</strong>r ganzen Welt Kraft und Re<strong>de</strong>mption geben?Burn out o<strong>de</strong>r fa<strong>de</strong> away. Ich weiß keine Antwort. Ich weißnur: We miss you, Elliott. Du fehlst uns.«Thees Uhlmann»Niemand hat mich in<strong>de</strong>n letzten 20 Jahren sobewegt, so neidisch gemachtund gleichzeitig <strong>de</strong>nunersättlichen Wunsch geschürt,immer mehr dieserSongs zu besitzen.«Ben Schadow (Solo-Künstler & bei<strong>de</strong>r Begemann-Band Die Befreiung)»Elliott Smith war ein genialer Dilettant, <strong>de</strong>r sich innerhalbeiner Szene mit festen Grenzen getraut hat, ein eingefleischtesHardcore/Punk-Publikum mit einer völlig an<strong>de</strong>ren Musikzu konfrontieren. Es ist heute gar nicht mehr nachzuvollziehen,wie revolutionär das damals war. Wür<strong>de</strong> Elliott Smithnoch leben, hätte er das heutige Singer/Songwriter-Klischee<strong>de</strong>finitiv noch ein paar Mal gebrochen und somit <strong>de</strong>n Musikernvon heute die Aufgabe gestellt, sich neu zu erfin<strong>de</strong>n,wenn sie nicht als Schnee von gestern gelten wollen.«Sea + Air»Zur letzten Muff-Potter-Platte haben wir diese Punk-Layout-Fotomontagen-Postkarten aus aller Welt gemacht. Dawar das Foto von <strong>de</strong>r ›Figure 8‹-Wand auf <strong>de</strong>m West SunsetBoulevard in Hollywood natürlich ein schöner Hintergrund.Wir waren da im April2008. Mir war esetwas unangenehm,mich davor fotografierenzu lassen.Zum Glück kamenkeine an<strong>de</strong>ren, richtigenFans vorbei.«Nagel (Autor, ehemalsMuff Potter)»Ich traf Elliott Smith En<strong>de</strong> Mai 1998 für ein kurzes Interviewim Kölner Tingel Tangel Club. Wir sprachen über dasMusikerleben in Portland, seinen Umzug nach Brooklynund die Arbeit am neuen Album ›XO‹. Ich erinnere michvor allem an die Begeisterung, mit <strong>de</strong>r er über seine neuenSongs sprach. Fragen nach seinem damaligen Erfolg mit›Good Will Hunting‹ beantwortete er dagegen schlichtmit: ›Alles, was mich interessiert,ist, Musik zu machen. Über allesan<strong>de</strong>re habe ich keine Kontrolle.‹«Christoph Büscher (Autor <strong>de</strong>rSmith-Story aus <strong>Intro</strong> #57)»Elliott Smiths ›Either/Or‹ beiNacht auf einem krächzen<strong>de</strong>n altenPlattenspieler. Ist selbst ohneWein und an<strong>de</strong>res Ballerzeugsimmer wie<strong>de</strong>r so, als wäre ich fürdie Dauer von ›Between The Bars‹,›Angeles‹ & Co. festgeschnallt amBo<strong>de</strong>n und gezwungen, auf einNeues die nicht greifbare Machtvon Musik zu erkennen, nur um siedann trotz<strong>de</strong>m nicht zu verstehen.»Er ist die düstere Rückenfigur<strong>de</strong>r Singer/Songwriter-Posse,die Schönheit,Melancholie, Hass und dieBitterkeit <strong>de</strong>r Abgrün<strong>de</strong> aufeine Art zusammenführt,die mit seinem Suizid eineTrueness bekommt, dieeinem beim Hören von›Everything Means NothingTo Me‹ die Tränen in dieAugen treibt.«Christin (Zucker)Das er<strong>de</strong>t, spornt ungeheuer an und motiviert dazu, immerweiter zu suchen, ohne zu fin<strong>de</strong>n. Ich hoffe, das bleibt fürimmer genau so.«Patrick Richardt21.10.2003 13:36 Uhr19.10.20042007Smith wird im Krankenhaus für tot erklärt. Der Autopsie-Bericht kommt zu keinem ein<strong>de</strong>utigen Ergebnis.Allgemein wird von Selbstmord ausgegangen,auch wenn die Selbsttötungdurch ein Messer ausgesprochen seltenist und oft misslingt. Zwar fin<strong>de</strong>tsich eine kurze Abschiedsnotiz, einigeSchnittwun<strong>de</strong>n scheinen <strong>de</strong>m Bild einerSelbsttötung jedoch zu wi<strong>de</strong>rsprechen.Elliott Smiths Tod gibt bis heute Anlassfür Verschwörungstheorien.Ein Jahr nachSmiths Tod erscheint»FromA Basement OnThe Hill«, das fünfzehnStücke aus Smiths letztenSessions beinhaltet. SmithsFamilie engagiert für dieFertigstellung seinen Ex-Produzenten Rob Schnapf.Eine Sammlungbisher unveröffentlichterSongs aus <strong>de</strong>n1990ern wird unter <strong>de</strong>mTitel »New Moon« auf <strong>de</strong>nMarkt gebracht. Zusätzliche100 Stücke sollen bisherunveröffentlicht gebliebensein.<strong>Intro</strong> – Die Woche #84Noch mehr Elliott Smith inunserem iPad-Spezialvom 18.10.2013


068 HEUTECut CopyKin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r RevolutionIn Australien scheint die Sonne meistens. Die i<strong>de</strong>ale Voraussetzung füreine Band wie Cut Copy, <strong>de</strong>ren Schaffen gerne mit Begriffen wie Helligkeit,Wärme und Lebensfreu<strong>de</strong> beschrieben wird. Mit ihrem vierten Album»Free Your Mind« will sie nun endgültig unser Bewusstsein verän<strong>de</strong>rn.Glücklicherweise muss man dafür nieman<strong>de</strong>n anbeten, wie Martin Riemannim Interview mit Mitchell Scott erfuhr. Foto: Aaron SternSekteDen Eindruck, bei <strong>de</strong>r Bandhandle es sich um eine Sekte,stützt das Vi<strong>de</strong>o zu »FreeYour Mind«, in <strong>de</strong>m »TrueBlood«-Vampir Alexan<strong>de</strong>rSkarsgård <strong>de</strong>n halbnacktenGuru einer ulkigen New-Age-Sekte spielt, <strong>de</strong>m seineeigene Anbetungswürdigkeitzunehmend unangenehmwird.Irgendwo am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt steht eine riesige Werbetafel.Sie ist so hoch wie ein Mehrfamilienhaus und nur mittelsGPS-Daten auffindbar. Drei Worte sind darauf zu lesen:»Free Your Mind«. Die billige Gestaltung <strong>de</strong>s Schil<strong>de</strong>s lässt<strong>de</strong>n Aufruf sehr zurückhaltend, fast hilflos wirken. DieseWerbung versucht nieman<strong>de</strong>n zu erreichen, sie hat sichversteckt, man muss sie buchstäblich suchen. Ein Rätselmitten im Nichts.Aufgestellt wur<strong>de</strong> es von Cut Copy, <strong>de</strong>m australischenElectro-Quartett, das in seiner Heimat schon für außergewöhnlichePromo-Aktionen bekannt ist. Zur Veröffentlichung<strong>de</strong>r neuen Single »Free Your Mind« ließ die Bandan fünf entlegenen Winkeln dieser Welt solche Werbetafelnaufstellen. Unter an<strong>de</strong>rem in Chile, Mexiko und in <strong>de</strong>raustralischen Wüste. Eine seltsame I<strong>de</strong>e auch <strong>de</strong>swegen,weil die vier Australier durchaus erfolgreich genug sind, umsich eine ähnliche Werbung in dicht besie<strong>de</strong>lten Gebietenleisten zu können.In ihrer Heimat gehören Cut Copy zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>nElectro-Acts und ziehen regelmäßig Zigtausen<strong>de</strong> Fans aufFestivals und zu Konzerten. 2001 gegrün<strong>de</strong>t, zählten sie zu<strong>de</strong>n ersten Bands, die in <strong>de</strong>n Nullerjahren Indierock undPost-Punk mit <strong>de</strong>r Herangehensweise von Dance-Music neuinterpretierten. Mit ihren letzten bei<strong>de</strong>n Alben »In GhostColours« und »Zonoscope« schossen sie nicht nur in <strong>de</strong>naustralischen Charts jeweils bis auf Platz 1, son<strong>de</strong>rn auch in<strong>de</strong>n US-Charts auf einen respektablen 147. beziehungsweise46. Platz. Ihr Erfolgsrezept sind sorgfältig durchdachteAlben, die man dank ihrer emotionalen und tonalen Bandbreiteallesamt zu je<strong>de</strong>r distinguierten Feier durchlaufenlassen kann. Dazu ein Gespür für träumerisch-sonnigesSongwriting, das in Stil und Klang und vor allem durchdas sehnsuchtsvolle Timbre <strong>de</strong>s Bandgrün<strong>de</strong>rsund Sängers Dan Whitford Erinnerungen an <strong>de</strong>nSynthie-Pop <strong>de</strong>r 80er hervorruft.Sekte ohne Gott»Free Your Mind« empfängt <strong>de</strong>n Hörer mit <strong>de</strong>mleicht verstören<strong>de</strong>n Mantra <strong>de</strong>s Albumtitels. Eserweckt damit <strong>de</strong>n Eindruck, Cut Copy wären inWirklichkeit eine verrückte Sekte auf Seelenfang.Der Schlagzeuger von Cut Copy, Mitchell Scott,fin<strong>de</strong>t diesen Vergleich komischerweise überhaupt nicht abwegig.Während sein Hund im Hintergrund unablässig bellt,erklärt er mir via Skype, dass sich »<strong>de</strong>r Anfang <strong>de</strong>s Albumstatsächlich auf religiöse Zeremonien bezieht. Allerdingsohne Anbetung einer göttlichen Kraft.« Ihm gefällt die I<strong>de</strong>e,dass <strong>de</strong>r Hörer so in einen seltsamen Bewusstseinszustandversetzt wird. »Sinn <strong>de</strong>s <strong>Intro</strong>s und Outros ist, darauf hinzuweisen,dass es eine einzigartige Erfahrung be<strong>de</strong>uten kann,sich das Album ganz entspannt und mit leicht verschobenemBewusstsein anzuhören.«Es wird <strong>de</strong>utlich: Cut Copy haben hohe Ambitionen. IhrZiel ist, <strong>de</strong>n Hörer in einen hypnotischen Sog zu ziehenund über die Länge eines ganzen Albums in Schwebezustandzu versetzen. Der Maßstab »stimmiges Album« istbei ihnen ausnahmsweise kein leeres Versprechen. »Wirlieben es, Alben aufzunehmen, und unsere Musik ist daraufausgerichtet, dass man ihr sehr genau zuhört«, erläutertScott die Arbeitsweise seiner Band. »Das ist etwas, auf daswir tatsächlich achten, wenn wir die Songabfolge einesAlbums festlegen. Zum Beispiel, wenn wir einige Songsdurch kurze Intermezzi miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Es soll sich


HEUTE 069lohnen, wenn man das Album in einem durchhört.« CutCopy begreifen das Medium Album alsKunstform, das in seiner Gesamtheitan zusätzlicher Be<strong>de</strong>utung gewinnt.Haight-Ashbury HouseFür »Free Your Mind« konnten Cut Copy auf eine für sieungewöhnlich hohe Zahl an Songs zurückgreifen. Zustan<strong>de</strong>gekommen ist das umfangreiche Portfolio durch einenTrick: An je<strong>de</strong>m Song durfte erstmals strikt nur einen Taglang gearbeitet wer<strong>de</strong>n. Die Auswahl wur<strong>de</strong> dann gemeinsammit Dave Fridmann getroffen, wobei im Anschluss alleSongs noch einmal sorgfältig überarbeitet wur<strong>de</strong>n, sodasssie sich nahtlos in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>s Albums stellen ließen.Auffällig ist hierbei vor allem, dass Cut Copy mittlerweileauf Gitarren, bisher eines ihrer maßgeblichen Elemente,fast vollständig verzichtet haben. Ein klarer Fortschritt. DerSound auf »Free Your Mind« ist inspiriert von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n»Sommern <strong>de</strong>r Liebe«. Cut Copy versuchen, auf <strong>de</strong>m Albumdie psyche<strong>de</strong>lische Musik <strong>de</strong>r 60er mit <strong>de</strong>m Acid House undRave <strong>de</strong>r späten 80er zu verbin<strong>de</strong>n. Vor allem dank verspulterInterlu<strong>de</strong>s und eines abwechslungsreichen Klangspektrumsgelingt das ziemlich gut. Natürlich erinnern die Australierdabei zuweilen an Bands wie Tame Impala o<strong>de</strong>r auch TheRapture. Cut Copy sind aber mittlerweile versiert genug,um solchen Vergleichen durch raffinierte Hakenschlägeund Wendungen in ihren Songs zu entkommen. Ohnehinüberrascht immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r klangliche I<strong>de</strong>enreichtum,mit <strong>de</strong>m Cut Copy ihr Ziel <strong>de</strong>s durchhörbaren Albumskonsequent verfolgen.Da bleibt bei aller Perfektion nur noch die Frage, warumdie Werbetafeln eigentlich so hässlich aussehen. Auchdahinter steckt Metho<strong>de</strong>, wie Scott verrät: »Wir habenuns an Werbefirmen gewandt und sie gebeten, uns ihreschlechtesten Entwürfe zu schicken, weil wir glaubten, diewären genau das Richtige für uns.« Freiheit ist eben keineFrage <strong>de</strong>s Layouts.— <strong>Intro</strong> empfiehlt: Cut Copy »Free Your Mind« (Modular /Rough Tra<strong>de</strong>) — Auf Tour vom 03. bis 04.12.Dave FridmannNew Yorker Produzent undBassist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Sound vonBands wie Flaming Lips undMercury Rev mitgeprägthat und als Phil Spector <strong>de</strong>rAlternative-Rock-Ära gilt.Die Sommer <strong>de</strong>r LiebeDer erste fand 1967 hauptsächlichin San Franciscozum Höhepunkt <strong>de</strong>rHippie-Bewegung mithilfegigantischer Mengen LSDund Speed statt. Der zweitedauerte genau genommenzwei Sommer an (1988 und1989) und bezieht sich aufdie britische Rave-Bewegung.Auch hier bekam dieallseitige Liebe Unterstützungvon Substanzen wieLSD und natürlich MDMA.


070 HEUTEKoChen mitTomahawkNach vier Jahren Auszeit ist es so weit: Wir erlösen euch von <strong>de</strong>n Untiefen <strong>de</strong>rFernsehkoch-Unterhaltung zwischen Tim Mälzer, Steffen Henssler und Frank Rosinund reaktivieren unser »Kochen mit«-Format. Dem Anlass gemäß lu<strong>de</strong>n wir die Noise-Rocker Tomahawk ein, die wegen ihrer personellen Überschneidungen mit Faith NoMore, Melvins, Helmet, Battles und The Jesus Lizard gerne als Super-Group tituliertwer<strong>de</strong>n. Thomas Venker versuchte sich mit ihnen an gutbürgerlicher <strong>de</strong>utscher Küche.Fotos: Jan Philip Welchering


HEUTE 071Duane Denison schaut skeptisch drein. Der Bandgrün<strong>de</strong>rvon Tomahawk ist nicht gera<strong>de</strong> das, wasman medienfreundlich nennt. Ganz früher, Anfang<strong>de</strong>r 90er-Jahre, als er und seine damalige Hauptband TheJesus Lizard es an <strong>de</strong>r Seite von Nirvana fast auch auf MTV-Dauerrotation geschafft hätten, guckte er bei Interviewsund auf <strong>de</strong>r Bühne oft so aggressiv, dass man ihm nichtnäher kommen wollte. Zumin<strong>de</strong>st das hat sich mittlerweilegeän<strong>de</strong>rt. Sehr höflich bedankt sich Denison für dasGlas Châteauneuf-du-Pape, mit <strong>de</strong>m er gefügig gemachtwer<strong>de</strong>n soll.Wir befin<strong>de</strong>n uns in <strong>de</strong>r hintersten Ecke <strong>de</strong>r Großküche<strong>de</strong>s Berlin Festivals. Hier entsteht unter <strong>de</strong>r entspanntenLeitung von Chefkoch Bill Scholz das Essen für die auf <strong>de</strong>mFestival auftreten<strong>de</strong>n Musiker. Freundlicherweise wird unstrotz <strong>de</strong>s offensichtlichen Stresses, <strong>de</strong>n das Bekochen vonKünstlern wie Casper, Blur und Pet Shop Boys mit sichbringt, nicht nur ein Tisch mit Herdplatte bereitgestellt,son<strong>de</strong>rn auch noch Hilfstätigkeiten wie das Schnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rZwiebeln und <strong>de</strong>s Knoblauchs abgenommen.Während wir noch auf seine drei Bandkamera<strong>de</strong>n MikePatton, John Stanier und Trevor Dunn warten, sprechen wirmit Duane Denison über die ausge<strong>de</strong>hnten Touraktivitäten,die das Quartett mit <strong>de</strong>m vierten Album »Oddfellows«schon absolviert hat. Das Konzert beim Berlin Festival ist<strong>de</strong>r letzte von 42 Auftritten im Jahr 2013. Er habe genug undsei sehr mü<strong>de</strong>, gesteht Denison. Aber das solle man bittenicht falsch einordnen, es habe nichts mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zutun o<strong>de</strong>r dass es ihm keinen Spaß mehr machen wür<strong>de</strong>. Essei nur so, dass man es in <strong>de</strong>n Vierzigern eben nicht mehrso leicht wegstecke, an einem Tag in Schwe<strong>de</strong>n und amnächsten schon in Indonesien auf <strong>de</strong>r Bühne zu stehen.Aber er wolle nicht jammern. <strong>Als</strong> er sich im Jahr 2000 mitMike Patton Tomahawk ausgedacht habe und sie zusammendie an<strong>de</strong>ren Bandmitglie<strong>de</strong>r ausgesucht hätten, da wäre esihnen vermessen vorgekommen, auch nur daran zu <strong>de</strong>nken,dass aus <strong>de</strong>m Projekt eine <strong>de</strong>rart konstante Band entstehenkönne. Zu gewichtig erschienen die an<strong>de</strong>ren Bands <strong>de</strong>r involviertenPersonen. Heute ist Tomahawk aber keineswegsmehr <strong>de</strong>r kleine Stiefbru<strong>de</strong>r von Battles, Fantômas und beiwas Mike Patton, John Stanier, Trevor Dunn und DuaneDenison <strong>de</strong>rzeit noch so spielen.Kaum sind die Namen seiner Bandkollegen gefallen, betretenmit John Stanier und Trevor Dunn auch schon zwei vonihnen die Küche. An ihrer Seite Tim Moss, seit jeher Managervon Faith No More und als solcher auch für alle weiterenProjekte und Bands von Mike Patton verantwortlich. Mosskündigt an, dass ebenjener sagenumwobene Patton auchgleich kommen wür<strong>de</strong>. Ein bisschen Son<strong>de</strong>rstatus musseben doch sein. Das kaum gesagt, checkt Moss als ErstesChâteauneuf-du-PapeSehr renommiertes Weingebietim Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Rhône-Tals, gelegen zwischen <strong>de</strong>nOrten Avignon und Orange,das bekannt ist für seinetrockenen, charaktervollenRotweine. Das Klima in <strong>de</strong>rRegion ist äußerst mild, was<strong>de</strong>r Konstanz <strong>de</strong>r Traubenqualitätzuträglich ist. Derhohe Eigenfruchtzuckergehalt<strong>de</strong>r Trauben machtdas nachträgliche Süßen <strong>de</strong>sWeins unnötig.


072 HEUTEschüttelt nur <strong>de</strong>n Kopf: So eine Zunge müsse schon ein paarStun<strong>de</strong>n im Sud köcheln, und das ginge auf <strong>de</strong>m Festivalbeim besten Willen nicht. Wir wür<strong>de</strong>n doch nicht wollen,dass Damon Albarn nichts zu essen bekäme. Damon who?Ach, egal: Hauptsache, die Zunge sieht gut aus.Die Band hat merklich Hunger. Knapp zweieinhalb Stun<strong>de</strong>nvor <strong>de</strong>m Auftritt wür<strong>de</strong>n sie eigentlich nicht so vielessen, geben alle schmatzend zu Protokoll, aber das hiersei ein guter Grund für eine Ausnahme. Der große Momentvon John Stanier ist gekommen: Während das Fett schonaus <strong>de</strong>r Pfanne spritzt, wirft er die Würste hinein, begleitetvom Gegröle seiner Bandkollegen, die es kaum erwartenkönnen, die Lieblingswürste ihres Schlagzeugers, <strong>de</strong>r diehalbe Tour von nichts an<strong>de</strong>rem gesprochen hat, endlich zuprobieren. Der Konsens: super lecker und seinen Umzugnach Berlin mehr als rechtfertigend.Am En<strong>de</strong> ihrer Touraktivitäten sind die vier froh, nochmal ein kulinarisches Highlight zu erleben. In Englandhingegen, wo in <strong>de</strong>n Wochen zuvor diverse Festivals angestan<strong>de</strong>nhatten, hätten sie nochmals die Abgrün<strong>de</strong> auskostendürfen: »Auf Festivals wie Leeds und Reading geht esnicht um kulinarische Momente, son<strong>de</strong>rn um das Füllen<strong>de</strong>r Leute«, gibt Mike Patton zu verstehen. Aber das seiman gewohnt. »Heute kann man, wenn man etwas Geldhat und recherchiert, wenigstens etwas hinbekommen.Vor 25 Jahren gab es schlichtweg keine Optionen.« DasStichwort für Stanier, <strong>de</strong>r einwirft, dass es vor 25 Jahren inEngland noch nicht einmal Kaffee gegeben hätte. Dass esBlutwurstDie in Deutschland servierteBlutwurst wird aus Schweineblut,Schwarte und Speckunter Hinzufügung vonSalz, Pfeffer und Thymian,manchmal auch Ingwerund Majoran, hergestellt.Im warmen Zustand ist dieBlutwurst zähflüssig, imkalten schnittfähig. Blutwürstesind in vielen internationalenKüchen bekannt.Beispielsweise in Portugalals Morcela, in Spanien alsMorcilla <strong>de</strong> Burgos, in Irlandals Drisheen, in Finnland alsMustamakkara.Damon Albarn1968 geborener Sänger <strong>de</strong>rBand Blur, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letztenJahren auch mit <strong>de</strong>r Comic-Art-Band Gorillaz und <strong>de</strong>mAll-Star-Projekt The Good,The Bad & The Queen (an<strong>de</strong>r Seite von Tony Allen,Paul Simonon und SimonTong) Erfolge feiern konnte.Albarn ist Vegetarier undgilt als schwierig.<strong>de</strong>n Wein, da Patton an diesen beson<strong>de</strong>rs hohe Ansprüchestellen wür<strong>de</strong> – und zeigt sich mehr als zufrie<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>mauch seitens <strong>de</strong>r Gastgeber so ist. Beim zweiten Anliegenhingegen bleibt er sehr bestimmt: Nein, im Künstler-Catering-Bereich<strong>de</strong>s Festivals könnten wir nicht essen. Dennauch wenn das keiner glauben wolle, aber da habe Pattonlei<strong>de</strong>r keine Sekun<strong>de</strong> Ruhe. Die wür<strong>de</strong>n alle immer Bil<strong>de</strong>rmit ihm machen wollen o<strong>de</strong>r, noch schlimmer, Small Talk.Auch gut, dann bereiten wir die angedachten Blutwürste unddie Rin<strong>de</strong>rzunge eben nicht nur in <strong>de</strong>r Küche zu, son<strong>de</strong>rnessen sie auch noch in selbiger.Womit <strong>de</strong>r Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Auftritt von Mike Pattongekommen ist. Leicht gestresst wirkt er. Wenn das Stalkingschon bei an<strong>de</strong>ren Künstlern anfängt, dann ist das nichtverwun<strong>de</strong>rlich. Es sei aber alles nicht so dramatisch, gibter zu verstehen. »Auf Tour zu sein ist ein permanenter Prozessfehlen<strong>de</strong>r Privatsphäre. Da wird man leicht territorialund baut ein Fort aus eigener Sprache, Insi<strong>de</strong>rwitzen undAbschottung um sich herum auf.«Das gesagt, steckt er seine Finger bereits in die Entenleber-und Wildschweinpasteten, die es wie auch geräuchertenFisch und Kartoffelsalat als kalte Beilagen zu <strong>de</strong>nBlutwürsten und <strong>de</strong>r Zunge geben soll. Verantwortlich fürdieses beson<strong>de</strong>re Menü ist John Stanier, <strong>de</strong>r sympathischeSchlagzeuger <strong>de</strong>r Band, <strong>de</strong>n man auch schon von Battles undseiner früheren Band Helmet kennen könnte. Seit nunmehrzwei Jahren lebt er mit seiner Partnerin in Berlin und hat eingroßes Faible für die traditionelle <strong>de</strong>utsche Küche entwickelt.Gemeinsam waren wir am Vormittag in einem gutbürgerlichenCharlottenburger Delikatessen-Supermarkt einkaufengewesen. Neben <strong>de</strong>m ur<strong>de</strong>utschen Klassiker Blutwürstehatte es ihm dabei vor allem die Rin<strong>de</strong>rzunge in <strong>de</strong>r Auslageangetan. Wie ein Kind vor <strong>de</strong>n Süßigkeiten wollte er nichtweitergehen, bevor wir die bestimmt dreißig Zentimeterlange und fünf Zentimeter breite Zunge eingekauft hatten.In <strong>de</strong>n Topf schafft sie es aber nicht. Küchenchef Bill Scholz


in Amerika damals nicht besser ausgesehen habe, wehrt ermit <strong>de</strong>m Verweis auf Starbucks ab. Tomahawk, eine Bandaus Kaffeejunkies, bricht daraufhin geschlossen in einenheftigen Lachanfall aus.Aber wer reibt sich noch an England, wenn die eigeneKüche am Touren<strong>de</strong> eh so nah liegt. Bassist Trevor Dunnerzählt, dass er immer am ersten Tag nach <strong>de</strong>r Tour Sushiessen gehe, ab <strong>de</strong>m zweiten Tag wer<strong>de</strong>n dann zu HauseSteaks mit Gemüse selbst zubereitet. Auch Patton, <strong>de</strong>r in SanFrancisco lebt, zieht es erst mal nicht mehr in Restaurants.»Meistens hole ich noch ein paar Tacos beim Mexikaner umdie Ecke«, erzählt er. »Dann schließe ich mich mit meinerFrau zu Hause ein, und wir kochen viel. Sie hat mir einigesbeigebracht. Früher war ich ein schrecklicher Koch.« Wenner dann wie<strong>de</strong>r sozial kompatibel sei, dann wür<strong>de</strong> er schonmal seinen Kumpel und Nachbarn Blixa Bargeld anrufen.Bei<strong>de</strong> hätten ein Faible für Sterne-Restaurants.Dann ist auch schon Zeit, sich vor <strong>de</strong>m Auftritt noch einbisschen zurückzuziehen. Während John Stanier sich zumSchluss zeigen lässt, wo im Tiefkühlhaus die Zunge liegt,damit er sie später in seine Berliner Wohnung überführenkann, um sie am nächsten Tag alleine zu brutzeln, nehmensich die an<strong>de</strong>ren drei <strong>de</strong>r Weinreste an. Versöhnt mit <strong>de</strong>mThema Touressen, verlassen sie die Großküche und schenkenuns aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> von Mike Patton noch warme Schlussworte:»Ihr habt euch einen Platz in unserer Welt verdient.Für das Essen hier wasche ich euch in Zukunft die Wäsche.«Später am Abend haben es Tomahawk nicht leicht: Zwarsind die Pet-Shop-Boys-Fans nicht zwingend auch die ihren,<strong>de</strong>nnoch ist es nicht <strong>de</strong>r beste Slot, <strong>de</strong>n man haben kann –gegen die bei<strong>de</strong>n kultivierten Englän<strong>de</strong>r und ihre Spektakel-Show auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bühne anspielen zu müssen. Die vierlösen das Problem auf ihre Art: Sie spielen eine äußerst<strong>de</strong>konstruierte Version <strong>de</strong>s Pet-Shop-Boys-Hits »West EndGirls«. Danach gehört ihnen die Nacht.— Tomahawk »Oddfellows« (Ipecac / Soulfood / VÖ 01.02.13)GEWINNE JETZTDEINE TICKETS!PLACEBO LIVEZECHE ZOLLVEREIN ESSEN26. NOVE<strong>MB</strong>ER 2013WWW.TELEKOM-STREETGIGS.DEpowered by


ISSUE #11 JETZT ERHÄLTLICH.


MORGEN 081MORGENWas uns Erwartet & was es Taugt— Cover <strong>de</strong>s MonatsKevin Devine »Bubblegum« –Der ehemalige Sänger von MiracleOf 86, <strong>de</strong>n geilen Post-Emo-Jammerboys,hat nicht nur eine neue Soloplatteam Start, nein, es sind gleichzwei gewor<strong>de</strong>n. Songästhetisch teilte<strong>de</strong>r New Yorker das Meer <strong>de</strong>r Stückewie Moses. Hier auf »Bubblegum«fin<strong>de</strong>n sich die melancholischpoppigen Rest-Punk-Hits – undals Cover wählte er <strong>de</strong>n grafischenUntergang George Washingtons.


082 MORGENPlattenvor Gericht<strong>Intro</strong>-Leserinnen und -Leser:Mittippen und via Facebook Juror wer<strong>de</strong>no<strong>de</strong>r mitvoten auf <strong>de</strong>r <strong>Intro</strong>-App!Johnny BorrellKapelle PetraFicken Schmidt, Dertägliche Siepe, Opa (v. l.)RudimentalLeon (2. v. l.)Eric Pfeil0102020404Haim»Days Are Gone«Vertigo / UniversalChvrches»The Bones Of What YouBelieve«Vertigo / UniversalPaul Armfield»Up-Here«Artfullsounds / CargoMGMT»MGMT«SonyMoby»Innocents«Embassy Of Music / WarnerØ 2,40I think it’s a very strange1 world where sounding likeearly 90’s pop music like WilsonPhillips and Shania Twain couldgive you any kind of credibilitywhatsoever.I’m sure it’s great to somebody.1 But I like music with instrumentson it. So to me that’s noteven music.I always think you can hear8 when a band owns its ownspace. They’re not renting it.Cause everything else is justcopying a little bit of this andcopying a little bit of that.I like it. The only thing is:8 I just feel like I’ve heard allthese sounds before.If you got something to say1 — just say it.Ø 6,10Tanzbarer Kack-Pop. Aber6 wer<strong>de</strong>n bestimmt berühmt.FS: Ich fin<strong>de</strong> das arschkuhl,7 diesen 80er-Quatsch.Total trauriger Cat Stevens5 meets Nick Cave. Wir weinenim Kollektiv.Nicht so cool wie die Erste.5 Kapelle Petra nimmt zu wenigDrogen für MGMT.Hübsche Stimmung mit8 zwei, drei schönen Highlights.Ø 5,72From just hearing this instantlyI love that sound.–I love that sort of oldschool80’s vibe.They sound very stubborn.5 I think it could do very wellon the dance floor.The vocals are distinctivelyamazing. I would6,5give his voice 8/10 but for theproduction I would give a 4.I could probably listen to9 that the whole day. Big fan ofthem. They always use so manydifferent sounds when they’reproducing.Loving the long intros. I want7 to listen to more of this. Whoare Moby? What is that? Is thata band?Ø 5,30Kann ich mich sehr gut mit8 meiner Tochter drauf einigen.Ist das beunruhigend?Sind bestimmt sympathisch,4 aber die Musik bün<strong>de</strong>lt soziemlich alles, was mir nichtbeson<strong>de</strong>rs gefällt. Dafür gibt es:Hatte schon vor Erfindung8 <strong>de</strong>s Bartes einen ebensolchen.Guter Mann. Buchhändlermusik.Soll für immer weitermachen.Ich habe ja eine Schwäche für8 Hippies. Sie wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>rzeitUnterschlupf und eine warmeMahlzeit bei mir fin<strong>de</strong>n. AmEn<strong>de</strong> knöpfe ich ihnen dann imGegenzug ihre Drogen ab.Uaaaaaargh. Moby. Uuuuuuuuuuuuarrrrrrrrrrrg.Moby.5!”§$%&”§$&%060707Pins»Girls Like Us«Bella Union / Rough Tra<strong>de</strong>The Weeknd»Kiss Land«Republic / UniversalDrake»Nothing Was The Same«UniversalThey just started the song1 singing »oh oh oh«. Twice.Three times. Four times.Oh no. Oh no. Oh no, no,1 no, no.He started from the bottom,1 didn’t he? He says that he gothalf a million for a show whichI’m really pleased about. BecauseI think that’s really cool.O: Zu monoton. FS: Gute7 Energie. Gut. Gute Platte.DtS: Ich wür<strong>de</strong> mir nach <strong>de</strong>mKonzert wahrscheinlich diePlatte kaufen.DtS: Absolut nicht mein4 Ding. Ist mir auch zu langsamund auch zu traurig.O: HipHop/R’n’B — auch6 nicht ganz mein Ding. Aberja, kuhl gemacht.Let me google them. We did5 Jools Holland with them.The song he did with Drake is3 pretty cool but this one I amnot really feeling.Lot of people love or hate7 Drake. I actually love himfor the production and the wayhis beats sound.Tja, solche Musik wird es vermutlichnoch geben, wenn5Spotify usw. längst geschlossenund das Internet wie<strong>de</strong>r gelöschtwur<strong>de</strong>. Was ich okay fin<strong>de</strong> ... PrimitiverHöhlenfrauen-Fuzz-Pop.Mein Manager Dimitri, ein5 strenger Zeitgenosse, rät mirdazu, die Platte gut zu fin<strong>de</strong>n.Sagen wir so: Ich anerkenne die— verzeihen Sie die Formulierung— Kreativität.Ist mir zu putzig teilweise.5 Der offensichtliche Auto-Tune-Einsatzist auch eher ungut.Macht vielleicht ja tolle Vi<strong>de</strong>os.0910Icona Pop»This Is...«Atlantic / WarnerNine Inch Nails»Hesitation Marks«Polydor / UniversalI think she is a misun<strong>de</strong>rstood1 poet of the age. Pretty much inthe same way as James Joyce. Youknow, after finishing »Ulyssess«he couldn’t have it published for15 years.It should make me feel uneasy.1 It’s probably good in a way.FS: Erstes Lied an und tanzen,auch wenn’s ein biss-7chen ausgelutscht ist. Zweitesund drittes auch noch tanzen.Viertes: Rücken. Hinsetzen undBier trinken.Weniger als sechs Punkte6 gehört sich nicht. Habenwir doch schon mal irgendwogehört.I’d love to know what they6 are really about. They got alot more in their locker.Not really digging it. Not a3 kind of style I like to listento. Sorry.Musik, um sie unter Werbefilmchenfür wahlweise2Smartphones, Autos, nachhaltigesEinkaufen, jugendlicheKontoführung o<strong>de</strong>r Sitzkissenzu packen.Musik, zu <strong>de</strong>r man einen im3 Fetisch-Milieu angesie<strong>de</strong>ltenFilm drehen müsste, um sie zuertragen. Mir fehlen hierfür Zeitund Mittel.All Time FavesJames Brown»I Don’t Mind«Howlin’ Wolf»Smokestack Lightning«Muddy Waters»Got My Mojo Working«Montreal»Malen nach Zahlen«The Black Keys»El Camino«Dire Straits»Brothers In Arms«Lauryn Hill »TheMiseducation Of …«Dr. Dre»2001«Marvin Gaye»What’s Going On«Adriano Celentano »LaRobe Che Ha Detto …«Gilbert Bécaud»Greatest Hits«Eric Pfeil »Ich hab mirnoch nie viel aus …«


MORGEN 083StepkidsChristian SteiffenWashed OutRicardo KölbachLeserLinus Volkmann<strong>Intro</strong>DurchschnittØ 10,00They’re a trio just like us.10 They all play and sing, likeus. Okay, yes, it is true, we all hadsex changes, ma<strong>de</strong> this album,then got fixed up again back asmen for our German tour.Wow, I am embarrassed10 I listened to this just onmy laptop speakers, they do noteven tell you 1/2 of what’s goingon in a song. A 10, then, for myown carelessness.I cleared out all the furniturefrom this hotel that10could easily be broken and wasabout to go H.A.M. up in here,but then I heard some sitar withspoken word and was confused.So MGMT, you get a 1010 from us. Remember thatfavor though guys — can you linkus with Dave Fridmann? It wouldbe fun to geek out with him for afew days in the studio.What I love about this is10 he is still staying true tohis sound and not just doingcertain electronic-music tricksand turns because they are »ofthe moment«.If I were in the middle of10 a real rock’n’roll crowd,sweating, slightly beer-buzzed,in a nightclub with just-<strong>de</strong>centsound I would be rocking hardto this.What a singing voice!!!!!!!!!10I listen to »So Far Gone«10 and »Take Care« so muchthat I nee<strong>de</strong>d this. BAD. Drake isa drug for me. Nobody like him.This was food and I ate it.It’s interesting how they10 collab on this record, thereare extra writers on a few ofthe songs. I like that collectivistmentality, in this case it makesparty music.Ain’t nobody like Trent.10 10’s across the board. Du<strong>de</strong>has been ahead of his time forso long.Ø 6,00Soli<strong>de</strong> gemachter Pop, ist mir5 stellenweise zu verspielt undmacht mich nicht an!Laurens Stimme, beson<strong>de</strong>rs6 ihr Akzent, macht mich angenehmheiß und lenkt wun<strong>de</strong>rbarvon <strong>de</strong>r durchschnittlichenElektronik ab.Episch, poetisch ... sehnsuchtsvoll:Aber warum8muss ich stellenweise sogar anNeil Diamond <strong>de</strong>nken? Wahrscheinlich,weil ich generell zuviel an Neil Diamond <strong>de</strong>nke.Kann ich das noch mal hören7 bitte ...Der hat’s einfach drauf. Sehr9 schöne Landschaften. Analoganmuten<strong>de</strong> Klänge. Soul. Dasmacht Freu<strong>de</strong> ...Und eigentlich hab ich Manchesterdoch so lieb, aber es6reicht nicht, einfach mal <strong>de</strong>nGitarrensound hier und da auf»Joy Division« zu stellen. Auchdie Lyrik hat Stellen ...Sehr abwechslungsreich,5 aber irgendwie zu klinisch.Manchmal irgendwie Jackson,manchmal irgendwie princig,manchmal irgendwie ... Ist mirzu unentschie<strong>de</strong>n.Von wem hab ich das schon3 mal besser gehört? Ach ja,KanYe West, und <strong>de</strong>n hör ichgar nicht.Zu anstrengend — aus <strong>de</strong>m4 Alter bin ich raus ... Ich stehedoch mehr auf <strong>de</strong>n »Ready fromthe weekend«-Sound!Ich habe großen Respekt vor7 Herrn Raznor, ihn aber nieweiter verfolgt. Ich wer<strong>de</strong> es auchjetzt nicht tun. Trotz<strong>de</strong>m o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>shalb:Ø 6,40The production sounds really7 great. I know that the sameguy who worked on it, workedon the last Vampire Weekendalbum, as well as a lot of otherstuff that I am fan of.I really like them. I think the8 songs are very well writtenand the sound and the productionremind me of a more mo<strong>de</strong>rnversion of some 80s synthpop stuff that I really like.It’s not really my cup5,5 of tea. That’s <strong>de</strong>finitelywhat I <strong>de</strong>scribe as a singer/songwriter.He is probably a lyricistfirst and then a musician. Buthe is good in what he is doing.I am a big MGMT fan and7 I love the pop stuff and thesecond record for entirelly differentreasons. This new recordis <strong>de</strong>finitely as strong as »Congratulations«.I really like »Almost Home«.6 Strangely enough it remindsme of Bon Iver, it sounds like BonIver singing. I never really gotinto his stuff, but it <strong>de</strong>finitelysounds like Moby.It reminds me of the6,5 Dum Dum Girls. I canimagine the live show beinggood. But there wasn’t enoughof that kind of rock energy inthe recording.In general I am <strong>de</strong>finitely5,5 a fan of that kind of R’n’Bstuff that has been released duringthe last couple of years; likethe big Frank Ocean album. Butthis is not as good.That’s one of my favourites!I am a big fan of this7,5album. We played it almost everynight after our shows during ourtour in the US.It just sounds like what pop6 radio is in the States rightnow. It’s taking many i<strong>de</strong>as ofdance music, like techno andhouse and stuff, but really makingit shiny and bright.A little bit dark for my taste,5 like that kind of industrialsound. It’s just not my thing.Browsing through it there wasnothing that was super catchy.It’s probably good but not for me.Ø 5,70Was klingt wie Daughter8 mit einem Hauch 80s, machtspätestens nach <strong>de</strong>m vierten Liedgroßen Spaß. Das Album alsGanzes bietet lei<strong>de</strong>r ein bisschenwenig Abwechslung.Super Instrumentale im Stile9 von M83 und trotz<strong>de</strong>m eintotal abwechslungsreiches Album.Einziger Kritikpunkt gehtan die etwas gewöhnungsbedürftigeStimme <strong>de</strong>r Frontfrau.Kann man ganz gut mal nebenherlaufen lassen. Mehr6halt lei<strong>de</strong>r auch nicht. SchöneStimme, schöne Riffs, insgesamtaber doch eine Nummer zu ruhigund eintönig.Das erste Album fand ich2 noch super, das zweite grenzwertig,aber was ist das hier <strong>de</strong>nnbitte? Kläglich gescheiterter Versuch,möglichst experimentelleMusik zu machen..Beginnt mit fantastischen9 vier Songs und baut dannlei<strong>de</strong>r minimal ab. Trotz<strong>de</strong>m:super<strong>de</strong>epes TripHop-Albumin guter alter Moby-Manier.Geniale Stimme, or<strong>de</strong>ntlich7 rockig, bleibt trotz<strong>de</strong>m lei<strong>de</strong>rkaum im Ohr. »Get With Me«kann ich nur empfehlen.Klasse Instrumentale, die8 Stimmen erinnern michlei<strong>de</strong>r etwas an Jason Derulound Konsorten. Trotz<strong>de</strong>m eingutes, facettenreiches Album.Es gibt schon guten HipHop,1 das hier gehört <strong>de</strong>finitiv nichtdazu. Schwache Beats, schlechteRaps, nicht mal das Feature mitJay-Z weiß zu überzeugen.Den Song »I Love It« kannte2 ich ja schon aus <strong>de</strong>m Radiound muss sagen, da liefen schonschlechtere Lie<strong>de</strong>r. Lei<strong>de</strong>r klingt<strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>s Albums ziemlichgleich und langweilig.Dieser Versuch, sich neu5 zu erfin<strong>de</strong>n, hat lei<strong>de</strong>r nurbedingt funktioniert. Natürlichgibt es einzelne Songs, dieherausstechen, das Album alsGanzes verflacht <strong>de</strong>rweil etwas.Ø 6,10Früher haben wir in unserer9 Punkerclique viel Bananaramagehört und dann geheult. Esist so bescheuert, weil es wahrist. Und mit Haim wie<strong>de</strong>r möglich.Dass Pop per se links ist,10 ist eine These, die längstzum Anachronismus vergangenist. Doch bei Chvrches verstehtman noch mal, was gemeint war.Hit und Befreiung!Paul, die Angst greift nach3 mir. Jetzt, wo <strong>de</strong>ine Musiknicht mehr wirkt. Ich fühltemich damals fast menschlich,wie leicht man sich doch irrt ...Die Übermelodie von »Kids«2 — hey, dabei hätt’s doch bleibenkönnen. Nein, aus <strong>de</strong>m Hitleitet man ein Langzeit-Mandatab. Schwurbel-Progpop brauchtdoch keine Sau.I<strong>de</strong>e: Mach doch mal wie<strong>de</strong>r3 eine gute Platte, Moby!Musikalisch sprö<strong>de</strong>re Versionvon Sleater-Kinney mit9Anwandlungen Richtung Joy Division.Du nennst es Depression,ich nenn es Party.Wenn ich das höre, frage7 ich mich, warum ich nie mitBoy George geschlafen habe.Ach, was mache ich mir vor,damals im Bootshaus war dieGelegenheit.Das feiern jugendliche8 <strong>Intro</strong>-Player wie die KollegenWalter und Fassing. Vielleichtsollte ich auch drauf abgehen,allein schon, um es ihnen kaputtzu machen.Das ist eine Ansprache, die9 ich verstehe. Wie Robynauf extrem gutem Koks undnach<strong>de</strong>m sie eine Dose Faxe geschossenhat. Auch abseits <strong>de</strong>rSingle: Epic!Boris Fust in seinem Verriss:1 »Selbst Nullen wie LinusVolk mann könnten diesesAlbum am Rechner basteln.«Könnte ich, wür<strong>de</strong> ich aber nie,ich hab Ehre!Ø6,756,676,676,446,446,285,395,395,224,56Oneohtrix Point Never»R Plus 7«George Michael»Faith«Rick James»Fire It Up«Christian Steiffen»Arbeiter <strong>de</strong>r Liebe«Jacques Brel»Olympia 1964«Bob Dylan»The Times They Are …«DJ Shadow»Endtroducing«Caribou»Up In Flames«Panda Bear»Person Pitch«Enter Shikari»Common Dreads«Does It Offend You Yeah?»Don’t Say We Didn’t …«Arctic Monkeys»Whatever People …«Hüsker Dü»Candy Apple Grey«Robyn»Body Talk«Razzia»Tag ohne Schatten«


BANKS13.11. Köln, King Georg | 14.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich20.11. Berlin, Berghain Kantine!!! [ CHK CHK CHK ]01.11. München, Hansa 39 | 02.11. Berlin, Gretchen03.11. Hamburg, Knust | 08.11. Köln, LuxorALUNAGEORGE06.11. Hamburg, Stage Club |14.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld15.11. Berlin, Bi Nuu | 17.11. Frankfurt/M, Zoom |18.11. München, StrømBRAIDS22.11. Hamburg, Aalhaus | 23.11. Berlin, Prince CharlesS O H N06.11. Berlin, Berghain / Certain People | 07.11. Hamburg, KnustSIR SLY11.11. Berlin, Prince CharlesCERTAIN PEOPLES O H N | ROOSEVELT | CLEAN BANDIT06.11. Berlin, Berghain05.11.2013 HA<strong>MB</strong>URG, KNUST06.11.2013 BERLIN, LIDO08.11.2013 MÜNCHEN, HANSA 3909.11.2013 FRANKFURT, ZOOM10.11.2013 KÖLN, GEBÄUDE 9ROOSEVELT02.11. Düsseldorf, New Fall Festival | 06.11. Berlin, Berghain / Certain People24.11. München, Kranhalle | 25.11. Frankfurt am Main, Nachtleben26.11. Hamburg, Turmzimmer | 27.11. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9THESE NEW PURITANS14.11. Berlin, Lido | 19.11. Frankfurt am Main, MousonturmJULIO BASHMORE21.11. München, Bob Beaman | 22.11. Berlin, Prince Charles23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasionLONDON GRAMMAR05.11. Berlin, Grüner Salon sold out | 06.11. München, Atomic CaféWWW.INTR DUCING.DEDISCLOSURE03.11. Berlin, Postbahnhof sold out | 04.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich08.11. Köln, Gloria sold out | 13.03. Leipzig, Werk 2THE 197514.11. Köln, Luxor | 15.11. Frankfurt, Zoom | 18.11. Berlin, Bi Nuu19.11. Hamburg, Uebel & GefährlichCUT COPY03.12. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9 | 04.12. Berlin, Prince CharlesCERTAIN PEOPLEGHOSTPOET | FENECH-SOLER | V V BROWN05.12. Berlin, BerghainZEBRA KATZ14.11. Berlin, Gretchen | 17.11. Hamburg, Turmzimmer | 18.11. Frankfurt am Main, MousonturmHUDSON MOHAWKE23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasionGRATISGÄSTELISTE:WWW.INTRODUCING.DELIVE: THOMAS AZIER,DAN CROLL, TUSQ, SLOW MAGIC,SEAN NICHOLAS SAVAGE,DIANA, KID KARATE, PAWWS,SKIING, ALLIE10.11.2013 BERLIN, POSTBAHNHOFEINLASS: 16:00, BEGINN: 17:00 H ALLE INFOS: WWW.INTRODUCING.DEMIGHTY OAKS01.11. Ulm / Dornstadt, Tanke Dornstadt | 02.11. Freiburg, White Rabbit04.11. Stuttgart, Keller Klub | 05.11. Darmstadt, Schlosskeller | 06.11. Tübingen, Sudhaus07.11. Hal<strong>de</strong>rn, Pop Bar | 08.11. Berlin, Berghain Kantine sold outCHVRCHES21.03. Frankfurt, Batschkapp | 24.03. München, Muffathalle | 25.03. Berlin, Astra KulturhausMODERAT30.01. Köln, E-WerkTHE VIRGINS29.01. Berlin, Privatclub | 02.02. Hamburg, The Rock CafeMOGWAI04.02. Frankfurt, Batschkapp | 05.02. München, Backstage / Werk | 06.02. Berlin, TempodromICONA POP11.03. Köln, Luxor | 14.03. Berlin, Postbahnhof | 15.03. Hamburg, Mojo Club | 17.03. Frankfurt,Batschkapp |18.03. München, Muffathalle14.11. Berlin,ColumbiahalleALLE INFOS UNTER: WWW.MELTBOOKING.COM


MORGEN 085Haim»Days Are Gone«Vertigo / UniversalNoch mehr battle unter:www.intro.<strong>de</strong>/spezial/spalterSpalterDie Geschichte von drei putzigen Schwestern, die mit catchy Melodien und vielCharme auszogen, das Gute im College-Radio zu retten. Doch reichen Liebreizund DNA-Überschneidungen wirklich, um das große Ding zu sein, als das dieBand aus L.A. gehan<strong>de</strong>lt wird?<strong>Intro</strong>s LiebstePlatten01Arca<strong>de</strong> Fire»Reflektor«02 Haim»Days Are Gone«030405Laurel Halo»Chance Of Rain«Drake »Nothing WasThe Same«Icona Pop»This Is ...«06 Eminem»Legacy«0708Fettes Brot»3 is ne Party«Booka Sha<strong>de</strong>»Eve«09 »Vapor MachinedrumCity«10Milky Chance»Sadnecessary«Unsere Sommerausgabe #215schmückten die drei Schwestern ausLos Angeles. Wir konnten einfachnicht mehr warten, auch wenn dasAlbum erst im Herbst, also jetzt, erscheinensollte. Die EPs und Singles im Vorlauf hatten unsmit ihrem entwaffnen<strong>de</strong>n Pop-Entwurf bereitssturmreif geballert. »Days Are Gone« stelltso auch in keiner Weise eine Überraschung,son<strong>de</strong>rn vielmehr nur die letztliche Erfüllungdar. Ein Glück. So schön Teasen und Vorspielauch sein mögen, irgendwann möchte man jadoch die ganze Platte hören. Und die verknüpftdas Beste an Bananarama und <strong>de</strong>n Banglesmit <strong>de</strong>m Songwriting einer Juliana Hatfield– trotz seiner klassischen Erscheinung wirktdas Ganze dabei an keiner Stelle wie nur einweiteres Retro-Phänomen. Haim verknotenleicht funky 80er-Radiopop mit <strong>de</strong>m Wissenund Sounds aus <strong>de</strong>m Hier und Jetzt. Charmant,pointiert und zwingend. Darauf einschlagen zuwollen ist ja skandalös.Linus VolkmannWillkommen im Gruselkabinett<strong>de</strong>s Checker-Konsens’.Haim haben es mit»Days Are Gone« geschafft,ein Album aufzunehmen, das so langweiligist, dass es niemand wirklich scheiße fin<strong>de</strong>nwill o<strong>de</strong>r darf. Einflüsse aus <strong>de</strong>n 80er-Jahrenund ab und zu eine Prise 90er-R’n’B à la TLCscheinen offensichtlich über je<strong>de</strong>n Zweifelerhaben zu sein. Warum überhaupt? DieserSound, <strong>de</strong>n irgendwer mal geistesabwesend mitFolk-R’n’B betitelt hat, mag zwar bei <strong>de</strong>r Single»The Wire« noch halbwegs Spaß machen undist möglicherweise auch halbwegs tanzbar, aberauf ein ganzes Album gestreckt ergibt sich nurein höchst repetitiver Wust, <strong>de</strong>r min<strong>de</strong>stensgenauso unspannend ist wie die Geschichte <strong>de</strong>rdrei Schwestern, die als Kin<strong>de</strong>r zusammen mitihren Eltern auf Wohltätigkeitsveranstaltungenaufgetreten sind und nun ihr eigenes Dingmachen. Schnarch. Hätte man wenigstens <strong>de</strong>nMotown, <strong>de</strong>n man damals coverte, ein wenigmit einfließen lassen, wäre das Album vielleichtnoch interessant gewor<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen gibt eslei<strong>de</strong>r nur Hipster-Pop für die Massen. Scha<strong>de</strong>.Florian GenauLesers LiebstePlatten01 Casper»Hinterland«0203Thees Uhlmann»#2«Franz Ferdinand»Right Thoughts, …«04 Disclosure»Settle«05 Goldfrapp»Tales Of Us«06 Abby»Friends And Enemies«07Vampire Weekend»Mo<strong>de</strong>rn Vampires …«08 Sportfreun<strong>de</strong>Stiller »New York, …«0910The Naked AndFamous »In Rolling …«Helge Schnei<strong>de</strong>r»Sommer, Sonne, …«Schickt eure Top 10 an<strong>Intro</strong>, Venloer Str. 241-245, 50823 Köln o<strong>de</strong>r ancharts@intro.<strong>de</strong>. Verlosungsgewinnewinken!


086 MORGEN65daysofstatic»Wild Light«Superball / UniversalSog / Wucht / InstrumentalEs ist kaum zu glauben,aber <strong>de</strong>r Ti<strong>de</strong>nhub, <strong>de</strong>n65daysofstatic mit ihremso hochintensiven wie einzigartigenStil nun auchschon seit 2001 erzeugen,nimmt mit je<strong>de</strong>r Veröffentlichungan Wucht zu. Auch auf ihrem sechstenAlbum amalgamiert die Band aus Sheffield Postrock,Drone und Electronica zu einem an- undabschwellen<strong>de</strong>n, soghaften und hypnotischenInstrumentalsound, <strong>de</strong>r aufwühlt, ohne zubrüllen, und <strong>de</strong>ssen monumentale Erhabenheitkeinerlei Pomps bedarf. Bro<strong>de</strong>lnd, schabend undschleifend, bei allem Karst, bei aller elementarenMacht seltsam fragil, fin<strong>de</strong>n sich auch hier dietypischen 65daysofstatic-Strukturen und -Intervalle,wer<strong>de</strong>n sämtliche Kennwerte bedient.Trotz<strong>de</strong>m, und dies ist die wun<strong>de</strong>rsamste Leistung<strong>de</strong>s Quartetts, klingt nichts vorhersehbaro<strong>de</strong>r gar routiniert. Gewiss, es gibt Musiker,die ähnlich eindrucksvolle Geschichten ohneWorte erzählen. Aber es gibt mit 65daysofstaticnur eine Instrumentalband, die wirklich unverzichtbarist und <strong>de</strong>ren Verlust einer kulturellenKatastrophe gleichkäme.Ulf ImwieheBest Coast»Fa<strong>de</strong> Away«Jewel City / Kabel Label Services / Rough Tra<strong>de</strong>Noisy / Warmth / CaliforniaBethany Cosentino, dieeine Hälfte <strong>de</strong>s Duos BestCoast, sang auf ihremersten Album »Crazy ForYou« so schön herzergreifendund lei<strong>de</strong>nd: »Theother girl is not me / She’sprettier and skinnier / She has a college <strong>de</strong>gree/ I dropped out when I was 17« und gewann damitsofort das Herz <strong>de</strong>r Hipster-Musik-Bloggersowie die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Hipster-KetteUrban Outfitters, für die sie eine eigene Kollektionentwarf. Zusammen mit Kollege BobbBruno verfolgt Cosentino musikalisch weiterhindas Thema Liebes- und Lebensleid, geklei<strong>de</strong>t ineingängige Melodien und begleitet von lärmigenund surfigen Countrypop-Klängen, die manso ähnlich bereits von <strong>de</strong>n Vivian Girls kennt.<strong>Als</strong> Inspiration geben die Musiker nun wenigerniedliche Musiker wie die Country-Legen<strong>de</strong> PatsyCline an, die bei einem Flugzeugabsturz umsLeben kam. An<strong>de</strong>re Referenzpfeile werfen siezu<strong>de</strong>m auf My Bloody Valentines Lärmmelodienund Mazzy Star, die mit ihrem melancholischenCountrypop auch gera<strong>de</strong> ein Comeback-Albumherausgebracht haben.Kerstin KratochwillBirth Control»Two Eggs – Two Concerts«mig / SonyHardrock / Ewigkeit / ProvinzEs muss <strong>de</strong>r Zeitgeistnur noch einen winzigenSchluckauf tun, undHardrock ist wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rangemessene Sound <strong>de</strong>rJetztzeit. Mo<strong>de</strong>rne Smartphonessind mittlerweileso leistungsstark, dass sie beliebig lange Schlagzeugsolispeichern können, dank Telearbeithaben die Menschen heute so viel Freizeit,dass sie schon am frühen Nachmittag ein Live-Doppelalbum von Birth Control durchhörenkönnen. In Berlin sind Clapton und Hendrix jagera<strong>de</strong> das neue Ding in <strong>de</strong>r Schwabengastro.Die Zeit ist nah. »Two Eggs« versammelt »TwoConcerts« mittelschwerer zeitgeschichtlicherBe<strong>de</strong>utsamkeit: 1977 feierte Bassist Horst Stachelhaussein Debüt in <strong>de</strong>r Stadthalle Korbach,1983 spielten Birth Control in <strong>de</strong>r HamburgerFabrik, ehe sie nach Iserlohn, Brohl und BadZwischenahn weiterzogen. Das auf <strong>de</strong>n damaligenBühnen vorgenommene Geballer wirktaus heutiger Sicht omnipotent genug, um diejammervollen Deka<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Indie-Schwermutund <strong>de</strong>s Neofolk-Geschnarches für immer vergessenzu machen. Die nächsten Konzerte dieserniemals en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Tournee fin<strong>de</strong>n in Speyer,Ol<strong>de</strong>nburg und Bremen statt. Man wird nochviel hören von dieser Band.Boris FustBlack Hearted Brother»Stars Are Our Home«Sonic Cathedral / Al!veFuzz / Dunkel / Space-ShoegazeDass eine Band aus <strong>de</strong>rErbmasse von Mojave 3und Slowdive nicht nachBallermann klingt, überraschtnicht. Sollen an<strong>de</strong>reauf die Pauke hauen, BlackHearted Brother fin<strong>de</strong>nihr Glück in <strong>de</strong>r Finsternis. Mit somnambulerUnaufgeregtheit und viel Fuzz und Hall evoziertdie Band eine weite, leere Nacht, skizziertSuchbewegungen und Rufe in ein Dunkel, von<strong>de</strong>m man nie weiß, was darinnen wohnt undvielleicht erwacht. Angst? Vielleicht. Doch egal,was dort lauert, es kann nur besser sein als daskalte, graue, sich ins Unendliche <strong>de</strong>hnen<strong>de</strong> Jetzt,solange es nur Farbe hat und Formenreichtum.Zwischen Space Shoegaze und »Twin Peaks«-Vibes singen Black Hearted Brother ein Klageliedauf die Gewöhnlichkeit, die uns in unserenunbefriedigtsten Momenten gefangen nimmt,von <strong>de</strong>r wir uns jedoch zu gerne heimlich tröstenund domestizieren lassen. Wir müssen raus ausdiesem Ruheraum, aus <strong>de</strong>r Stasis, aus dieserelen<strong>de</strong>n Schwere! Black Hearted Brother weisenuns <strong>de</strong>n Weg. Ins Dunkel, sicher. Aber werweiß, vielleicht gibt es dort nie zuvor geseheneGestirne.Ulf ImwieheBon Homme »A Life Less Fancy«Motor / E<strong>de</strong>lElectropop / Däne / VernünftigElektronische Popmusikaus Dänemark hatmittlerweile Tradition:Trentemøller, When SaintsGo Machine, WhoMa<strong>de</strong>-Who und <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>re Nachwuchs – dasist schon eine sehr lebendige Musikszene. An<strong>de</strong>rerseitsist vieles von <strong>de</strong>m, was diese Künstler zuletztherausgebracht haben, lei<strong>de</strong>r im Mittelmaßstecken geblieben. Und das zweite Soloalbumvon Tomas Høffding alias Bon Homme, sonstBassist von WhoMa<strong>de</strong>Who, macht da keineAusnahme. Das Album han<strong>de</strong>lt vom Erwachsenwer<strong>de</strong>n,davon, sein Ego zu überwin<strong>de</strong>nund Verantwortung zu übernehmen – und istdarüber ganz schön langweilig gewor<strong>de</strong>n. Einwenig düster hier, ein wenig poppig dort, undalles in Maßen und wohl geordnet. Dagegenkann man eigentlich nichts sagen, schließlichpegelt sich das Leben mit <strong>de</strong>n Jahren so ein – <strong>de</strong>rTitel ist da Programm –, aber letztlich möchteman das Album doch einmal kräftig schütteln,alles ein wenig durcheinan<strong>de</strong>rbringen und einpaar Emotionen herauspurzeln sehen. Die I<strong>de</strong>ensind da, das Können auch, lei<strong>de</strong>r nur hat sich <strong>de</strong>rgute Mann offensichtlich allzu sehr in seinemLeben eingerichtet. Scha<strong>de</strong> eigentlich.Henje RichterBooka Sha<strong>de</strong> »Eve«Embassy Of Music / Warner / VÖ 01.11.13House / Handwerk / EstablishmentFunktionale Housemusikist etwas sehr Schönes.Denn man kann dazu tanzen.Walter Merzinger undArno Kammermeier sindals Booka Sha<strong>de</strong> und alsProduzenten für an<strong>de</strong>reschon lange genug unterwegs, um zu wissen,wie man die Beats richtig baut und Tracksentwickelt und variiert. Zwar gab’s mit ihremfünften Album anfangs ein paar kreative Probleme,diese ließen sich aber in Manchesterlösen, nämlich in <strong>de</strong>n Eve-Studios, daher auch<strong>de</strong>r Titel. Doch man hört die Mühe nicht, sollman ja auch nicht, ist schließlich Unterhaltung.Da sind wir dann auch schon am Knackpunkt,<strong>de</strong>nn die Innovationskraft und <strong>de</strong>r künstlerischeAusdruck halten sich doch arg in Grenzen. AberBooka Sha<strong>de</strong> haben ja auch nieman<strong>de</strong>m mehrwas zu beweisen. Schon länger im Establishmentangekommen, wird letztlich eine weitereüberzeugen<strong>de</strong> Platte mit lauter Kollaborationen– Fritz Kalkbrenner, Azari & III und Andy Cato


MORGEN 087Die Wahrheit #28Nirgendwo wird die Wahrheitmehr zurecht gebogenals im Musikjournalismus.<strong>Intro</strong> übersetzt typischePhrasen ins wirklichGemeinte.gesagt»Echt stark, dass auch eineso coole und angesagteBand dieses Jahr einWeihnachtsalbum vorlegt.«gemeint»Ex-cool und ehemals angesagtab jetzt, versteht sich …«(Groove Armada) – abgeliert, die Beine zumTanzen und Köpfe zum Nicken bringen wird.Nicht mehr, aber auch nicht weniger.Henje RichterChase And Status»Brand New Machine«Virgin / UniversalRave / Disco / ChartsDas letzte Album hatte inpuncto Sound und prominentemFeaturing so einigesweggeblasen. Selbstin Deutschland waren dieumtriebigen Englän<strong>de</strong>rzu hören, auch wenn <strong>de</strong>rPogo-Electro-Pop-Rap hier sonst keine so großeSache darstellt wie auf <strong>de</strong>r feierwilligen Insel.Dennoch spielte das Duo vor etlichen Jahrenbeim Melt!-Sonntag auf einer Strandbühnegegen <strong>de</strong>n Headliner Pulp an. Und ohne aufJarvis Cockers Aura pissen zu wollen, ChaseAnd Status gelang es, die Britpop-Ikonen lockerin die Tasche zu stecken. Mehr Leute, mehrStimmung. Punkt. Nun also <strong>de</strong>r Nachfolger <strong>de</strong>sDurchbruch-Albums, und man merkt soforteine neue El<strong>de</strong>r-Statesman-Attitü<strong>de</strong>. Anstelle<strong>de</strong>s fast schon punkig wahnsinnigen Stilmixes<strong>de</strong>s Vorgängers wusste man diesmal offenbargenau, welchen Sound und welchen Style manbedienen wollte: mehr Song, mehr R’n’B, mehrchartstaugliche Nummer, weniger Gebollere.Heraus kam so eine Mischung aus (britischem)Rave, mo<strong>de</strong>rnen Sounds und schwarzer Disco.An einigen Stellen ist es vielleicht zu cheesy, zusehr Snap!s »The Power« – aber wer in die Breitegehen will, darf da keine Berührungsängstehaben. Und solche sind <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n einfachkomplett fremd.Linus VolkmannCheatahs»Exten<strong>de</strong>d Plays – EP Collection«Wichita / Rough Tra<strong>de</strong>Multikulti / Noisy / ShoegazeDas Release <strong>de</strong>r ersten bei<strong>de</strong>nEPs von Cheatahs überWichita Records dürfteeine <strong>de</strong>r ersten schönenmusikalischen Überraschungen<strong>de</strong>s Frühjahrs2013 sein. Die Band um<strong>de</strong>n charismatischen Kanadier Nathan Hewittund <strong>de</strong>n Dresdner Drummer Marc Raue kannman ganz ungeniert als <strong>de</strong>n hoffnungsvollstenVertreter <strong>de</strong>s Indierock 2013 bezeichnen. Völliglosgelöst vom zeitgeistigen gefühlsduseligenBefindlichkeitspop, <strong>de</strong>r allenthalben immernoch grassiert, besinnt sich das in London logieren<strong>de</strong>internationale Quartett (ein Kanadier,ein Amerikaner, ein Englän<strong>de</strong>r und einDresdner) auf die Wurzeln <strong>de</strong>ssen, was in <strong>de</strong>nfrühen 90ern druckvollen, von Grunge undShoegaze beeinflussten Gitarrenrock ausmachte– ohne dabei zu sehr in die Retro-Falle zutappen. Swervedriver, The Posies o<strong>de</strong>r auchDinosaur Jr lassen per Post zwar grüßen, dochselten hat eine Band so charmant und gekonnt<strong>de</strong>n Bogen von Nirvana zu My Bloody Valentinegeschlagen wie Cheatahs. Wem nach <strong>de</strong>r ganzenWeichspülung <strong>de</strong>s Indiepop mal wie<strong>de</strong>r nachwirklich gutem noisy Gitarrenrock gelüstet,dürfte in <strong>de</strong>n Cheatahs <strong>de</strong>finitiv neue Hel<strong>de</strong>nfin<strong>de</strong>n. »Exten<strong>de</strong>d Plays« ist dabei nur <strong>de</strong>r Appetizer,das von Gil Norton (Pixies, Radiohead,Foo Fighters) produzierte Debütalbum erscheintin diesem Sommer.Benedikt RuessCrystal Antlers»Nothing Is Real«Innovative Leisure / Al!veAnachronismus / Psych / NoiseZugegeben: Die Beziehungvon <strong>Intro</strong> zu <strong>de</strong>n Touch-And-Go-Stylern CrystalAntlers ist arg strapaziert.Ihr Debüt wur<strong>de</strong> als Testosteron-unterfüttertes»Schweiß- und Muskelmonstrum«abgestraft, das am besten im Bikertreffaufgehoben sei. Das war 2009. Seit<strong>de</strong>mist eine Menge Wasser <strong>de</strong>n Rhein hinuntergeflossen.Will sagen: Die Jungs haben einezweite Chance verdient. Bereits 2011 befreitensie sich mit <strong>de</strong>m Longlayer »Two-Way Mirror«aus <strong>de</strong>r Muckerfalle. Die Pole kreisten statt<strong>de</strong>ssenvielmehr um Psyche<strong>de</strong>lic, Lo-Fi und Noise.»Nothing Is Real« führt diesen Weg sukzessivefort. Es scheint, als hätten die Wahlkalifornieraufgehört, ihre durchaus hörenswerten Songsfür Classic-Rock- und Heimorgel-Liebhaberzu komponieren. Vorbei ist die Tyrannei <strong>de</strong>rerbärmlichen Muckergesten. Was bleibt, ist <strong>de</strong>rHang zum Anachronistischen: die Liebe zumdüsteren Psyche<strong>de</strong>lic Rock <strong>de</strong>r 70er und zumNoise-Rock/Pop <strong>de</strong>r 90er. Das klingt erst malverspult, macht aber auf Albumlänge aufgrund<strong>de</strong>r mäßig eingestreuten kontrollierten Sprengungenrichtig Bock. Antesten! Lieb haben!Holger WendtDan Le Sac vs. Scroobius Pip»Repent Replenish Repeat«Sunday Best / Pias / Rough Tra<strong>de</strong>Diskrepanz / Glitch / GrimeWährend das britischeHipHop/Grime-Duo DanLe Sac vs. Scroobius Pipproduktionstechnisch vonAnfang an seiner Zeit vorauswar, krankte das Gesamtbilddoch immer einwenig an <strong>de</strong>m Potenzial von MC David Meadsalias Scroobius Pip. Denn wann immer ProduzentDan Le Sac an <strong>de</strong>n Reglern recht versiertdie Takte auseinan<strong>de</strong>rnahm und wie<strong>de</strong>r zuetwas zusammensteckte, was die meisten wohlGlitch-Hop nennen wür<strong>de</strong>n, hinkten Meads’eher schmalbrüstig vorgetragenen Zeilen trotzeinwandfreier Technik und inhaltlicher Raffinessestets ein wenig hinterher. Auch »RepentReplenish Repeat« lei<strong>de</strong>t an dieser Diskrepanz,die sich ein wenig anfühlt, als wür<strong>de</strong> man aufeinem hochgerüsteten »Alienware«-PC (sieheSheldon Coopers Ausstattung in »Big BangTheory«) lediglich »Minesweeper« spielen.Philip FassingSpektakelKevin Devine »Bulldozer«& »Bubblegum«Big Scary Monsters / Al!veEmo / Indie / IsobelDie Älteren wer<strong>de</strong>n sich erinnern: Vor inzwischenfast 15 Jahren war Kevin Devine Sängerund Mastermind <strong>de</strong>r großartigen 90er-Emo-Band Miracle Of 86. Es folgten diverse Soloalbenund die Entwicklung hin zum folkigenSinger/Songwriter, auch wenn Devine – imGegensatz zu an<strong>de</strong>ren Vertretern <strong>de</strong>s Genres –seine musikalischen Wurzeln stets im hörbaren


088 MORGENBereich ließ. Jetzt kommt er mit gleich zweiparallel erscheinen<strong>de</strong>n Alben zurück. Verdammteindrucksvoll: Auf »Bubblegum« – produziertvon niemand Geringerem als Brand News JesseLacey – fin<strong>de</strong>t Devine <strong>de</strong>n Weg zurück zum altenBand-Sound, teilweise – für seine Verhältnisse– hart, laut und direkt. Kein Wun<strong>de</strong>r, setzensich seine Backgroundmusiker The GoddamnBand doch aus alten Miracle-Of-86-Veteranenzusammen. »Bulldozer«, Album Nummer zwei,dagegen dürfte vor allem all <strong>de</strong>nen gefallen,die Kevin Devine in <strong>de</strong>n letzten zehn Jahrenkennengelernt haben: Klassische Folksongshalten sich die Waage mit catchy Popballa<strong>de</strong>n,die Isobel Campbell (Belle & Sebastian) mitihrer Nachtigallenstimme zusätzlich vere<strong>de</strong>lt.Finanziert wur<strong>de</strong> das Ganze übrigens durch dieCrowdfunding-Site Kickstarter. Ein Miracle of2013 sozusagen.David SchumannDie Gol<strong>de</strong>nen Zitronen»Who’s Bad?«Buback / Indigo / VÖ 27.09.13Kritik / Haltung / Korrektiv»Es ist einfacher, sich dasEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt vorzustellenals das <strong>de</strong>s Kapitalismus«,schreibt <strong>de</strong>r britische KulturtheoretikerMark Fisherin seinem Buch »KapitalistischerRealismus«.Doch solange Die Gol<strong>de</strong>nen Zitronen nochMusik machen, ist das gar nicht nötig, möchteman entgegnen. Denn eine intelligentere undtreffen<strong>de</strong>re Kritik an <strong>de</strong>n Verhältnissen, wiesie die seit fast 30 Jahren bestehen<strong>de</strong> Band ausHamburg auch auf ihrem neuen Album »Who’sBad?« übt, ist selten. »Privates muss politischsein«, heißt es an einer Stelle und bringt <strong>de</strong>nAnspruch auf <strong>de</strong>n Punkt: die vom System vorgegebeneAlltagsrealität zu sezieren, um <strong>de</strong>renunterdrückerische Elemente freizulegen. BeimSong »Echohäuser«, <strong>de</strong>r mit seinen Versatzstückenaus linken Parolen das Potenzial zurAnti-Gentrifizierungs-Hymne hat, verzeihtman <strong>de</strong>n Zitronen auch die bisweilen holprigenBassläufe und pappigen Drums. Denn in einerZeit, in <strong>de</strong>r man Gesellschaftskritik oft mitzynischer Distanz begegnet, ist diese Band einnotwendiges Korrektiv für eine entpolitisierteGesellschaft.Philipp RhensiusDrake »Nothing Was The Same«UniversalSoft / Smart / R’n’RapDem kanadischen Rapperund Sänger Drake kommtinternational vielleicht dieBe<strong>de</strong>utung zu, die manhier im kleineren Maßstabeinem Casper zuschreibenwür<strong>de</strong>. Will heißen: Je<strong>de</strong>sneue Album eint bereits ungehört <strong>de</strong>n großenKonsens für sich, ruft ob seines umfassen<strong>de</strong>nZuspruchs gleichzeitig aber min<strong>de</strong>stens genausoviele Hater auf <strong>de</strong>n Plan. Wen wun<strong>de</strong>rt’s,Angriffsfläche bieten die Inhalte <strong>de</strong>s wahlweisereimen<strong>de</strong>n, singen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gar bei<strong>de</strong> Ausdrucksformenvermischen<strong>de</strong>n Künstlers seitjeher, etablierte dieser doch jene neue »Softness«im US-Rap, ohne die es Gleichgesinntewie The Weeknd o<strong>de</strong>r Frank Ocean in dieserForm heute vielleicht gar nicht gäbe. Dennochsollte man nicht <strong>de</strong>r naiven Illusion erliegen,hier ausschließlich einem <strong>de</strong>r »Guten« zu lauschen.Denn bei aller vermeintlichen Ehrlichkeit,mittels <strong>de</strong>r auch wie<strong>de</strong>r auf »Nothing WasThe Same« das Ha<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m eigenen Fame(und allerlei Liebschaften sowieso) thematisiertwird, steht Drake noch lange nicht über<strong>de</strong>m System US-Rap, <strong>de</strong>ssen Unterwan<strong>de</strong>rungihm gerne zugeschrieben wird. Und doch istdas Gesamtpaket, inklusive <strong>de</strong>s exzellenteninstrumentalen Unterbaus, wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rmaßenstimmig ausgefallen, dass man »Nothing WasThe Same« auch einfach getrost als großes Pop-Album feiern darf.Philip FassingFuture Bible Heroes»Partygoing«Merge / CargoChampagner / Statt / WasserPartygoers dieser Welt! EuerLeben ist vergänglich. Ihrlabt euch am Moment. AmRausch. An <strong>de</strong>r Unwie<strong>de</strong>rbringlichkeit<strong>de</strong>r Jugend.Seht eure Apostel. Seht dieFuture Bible Heroes undhört ihre Worte: »Children, drink nothing butchampagne. It makes life shorter than drinkingwater.« Das Leben, das nach BAföG kommt, istgeprägt von Schweiß und Verpflichtung. »Let’sgo to sleep and never come back.« Wenn es malso einfach wäre! Genug <strong>de</strong>r Phrasen, das Prinzip<strong>de</strong>r Future Bible Heroes ist begriffen: Moral wirdpervertiert und auf links gedreht. Der Mann inRobe ist ein Scharlatan und Misanthrop. SeinName: Stephin Merritt (The Magnetic Fields).An seiner Seite: die herrlich morbi<strong>de</strong> ClaudiaGonson. Vor ihnen steht ein Leierkasten, mit<strong>de</strong>m sie die Partygoers zu verwirren versuchen.Aus seinen Boxen dringt knatschiger Lo-Fi-Synthie-Pop in Dur und Moll. Nicht immergenießbar, aber oftmals schwungvoll und völligmit Zuckerguss gesättigt.Holger Wendt


MORGEN 089Guz»Der beste Freund <strong>de</strong>s Menschen«Ritchie / Rookie / Cargo / VÖ 08.11.13Zauber / Pop / StöhnEin bisschen scha<strong>de</strong> wirdman es ja schon fin<strong>de</strong>ndürfen, dass so großartige<strong>de</strong>utschsprachige Acts aus<strong>de</strong>n Neunzigern wie zumBeispiel die Lassie Singerso<strong>de</strong>r auch Guz’ HauptbandDie Aeronauten es so gar nicht in einen größerenKanon außer <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Spezialisten geschaffthaben. Schan<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n Mainstream. Dochdieses erneute Soloalbum ist zu schön, umes über einen Mangel zu transportieren. Guzkonzentriert sich hier mehr auf die sanftenMomente, auf das leise Stöhnen – ohne aberseine Pop-Brillanz daheim gelassen zu haben.So reiht sich, man muss es einfach so sagen, Hitan Hit. Und wenn er »Hey Ju<strong>de</strong>« von <strong>de</strong>n Beatleszitiert, weiß die lichte Spezialistencrowd, dass<strong>de</strong>r freundliche Schweizer damit eigentlich DieAeronauten und <strong>de</strong>ren Zitat <strong>de</strong>s Songs zitiert.Alles ein Traum. Wohl <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r jenseits <strong>de</strong>sMainstreams schläft.Linus VolkmannLaurel Halo»Chance Of Rain«Hyperdub / CargoAmbient / Techno / ImproImprovisation ist in Jazzo<strong>de</strong>r Klassik ein gängigesFormat, in an<strong>de</strong>ren Musikbereichenaber selbstverständlichauch vertreten.»Chance Of Rain«, daszweite Album, das die US-Elektronikkünstlerin Laurel Halo offiziell unterihrem eigenen Namen veröffentlicht, ist nuneine Studie in Techno-Improvisation. Und wiebei Improvisationen üblich, sind die von einemKlavier-<strong>Intro</strong> wie -Outro eingerahmten siebenStücke <strong>de</strong>finitiv etwas für Fortgeschrittene: Esklackert hier, blubbert dort, dann taucht einBeat auf, nur um gleich darauf wie<strong>de</strong>r unterzugehen.Man muss schon genau hinhören, umGenuss an <strong>de</strong>r Technik o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Spiel mit <strong>de</strong>nDetroit-Techno-Traditionen zu fin<strong>de</strong>n. Tanzbarist das natürlich nicht, letztlich aber lei<strong>de</strong>r auchnicht interessant genug, um es konzentriert auf<strong>de</strong>m Sofa anzuhören. Laurel Halo wird immermal mit Daniel Lopatin (Oneohtrix Point Never)verglichen, zu <strong>de</strong>ssen experimentellen Visionenhier dann aber doch eine ganze Menge fehlt.Henje RichterGrant Hart»The Argument«Domino / GoodToGoSatan / Alterswerk / Hun<strong>de</strong>gebellDa ist man mal wie<strong>de</strong>r aufeinem Konzert gelan<strong>de</strong>tund fragt sich, was einendazu gebracht hat – nein,nicht als Kritik, son<strong>de</strong>rn sorein musikalisch gesehen.Und ich muss spontan anHüsker Dü <strong>de</strong>nken, was absurd ist, da ich andie schon lange nicht mehr gedacht habe. Unddann fällt mir dieses eine schnarchlangweiligeBob-Mould-Konzert ein, und dass Grant Hartimmer <strong>de</strong>r Coolste <strong>de</strong>r Band war. Die neue Plattebestätigt mich in diesem Eindruck. Thematischhat er sich darauf <strong>de</strong>s viel beschworenenGedichts von John Milton, »Paradise Lost«,angenommen. Inspiriert von <strong>de</strong>r melancholischenStimmung, schrieb Hart ein Doppelalbum,das ein<strong>de</strong>utig sein Alterswerk einläutet.Viel ist hier Altherren-Pop, zu <strong>de</strong>m man sichaber gerne bekennen darf. Deepes <strong>Intro</strong>, danachAmericana, Alternative und auch mal kunstvollSinger/Songwriter (»The Argument«). Und trotz<strong>de</strong>r teilweise fast schon freundlichen Melodiensteht auf textlicher Ebene <strong>de</strong>r Nihilismus wieeine Wand: Kein Wille triumphiert!Lars FleischmannDave Hause»Devour«Rise / CargoVersuchen / Versagen / VerzweifelnEs mag vielleicht daranliegen, dass er seinen Teilan Rotzigkeit schon zurGenüge in Punkbandswie The Loved Ones o<strong>de</strong>rPaint It Black ausgelebthat ... Wo sonst wäre <strong>de</strong>rGrund dafür zu suchen, dass Dave Hause beiseinem zweiten Solowerk größtenteils auf allerauen Ecken und Kanten verzichtet, die manerwartet hatte. Statt<strong>de</strong>ssen fin<strong>de</strong>t sich auf »Devour«ein Sound, <strong>de</strong>r sich manchmal einfachnicht sicher ist, ob er lieber wie die CountingCrows o<strong>de</strong>r wie Billy Bragg klingen mag. Abgesehendavon zeigt sich auf »Devour« vor allem,dass Dave Hause ein talentierter Songwriter ist.Themen wie die generelle Verzweiflung, die einemim Leben so oft begegnet, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zerborsteneamerikanische Traum wer<strong>de</strong>n mit dieserunterschwelligen Bitterkeit beschrieben, dieso schön ist, dass man sich fragt, woher dieserMann mit 35 Jahren schon einen so abgeklärtenBlick aufs Leben hat. Kleine Ausrutscher wie<strong>de</strong>r grässlich schmierige Mitsing-Teil am En<strong>de</strong>von »The Shine« seien dafür locker verziehen.Florian GenauMIRIAM BRYANT14.11.13 STUTTGART15.11.13 MÜNCHEN17.11.13 BOCHUM18.11.13 FRANKFURT20.11.13 KÖLN21.11.13 HA<strong>MB</strong>URG22.11.13 DRESDEN23.11.13 BERLINRADICAL FACE19.11.13 KÖLN20.11.13 BERLIN21.11.13 HA<strong>MB</strong>URG23.11.13 OFFENBACH24.11.13 HEIDELBERG25.11.13 MÜNCHENWOODKID31.10.13 DÜSSELDORF10.11.13 DRESDEN11.11.13 BERLIN06.03.14 HA<strong>MB</strong>URG07.03.14 OBERHAUSEN08.03.14 KÖLN10.03.14 MAINZ11.03.14 MÜNCHENASGEIR26.11.13 HA<strong>MB</strong>URG27.11.13 MÜNSTER29.11.13 BERLIN30.11.13 DRESDEN01.12.13 MÜNCHEN02.12.13 KÖLNAGNES OBEL18.10.13 OLDENBURG31.10.13 FRANKFURT04.11.13 FREIBURG07.11.13 STUTTGART08.11.13 HEIDELBERG12.11.13 ERLANGEN13.11.13 KÖLN14.11.13 DORTMUND12.12.13 HA<strong>MB</strong>URG03.01.14 BERLINTINA DICO30.10.14 BERLIN31.10.14 FLENSBURG01.11.14 BREMEN03.11.14 HA<strong>MB</strong>URG04.11.14 KÖLN05.11.14 STUTTGART06.11.14 DORTMUND08.11.14 ZÜRICH (CH)09.11.14 MAINZ10.11.14 MÜNCHENJAMES VINCENTMCMORROW08.02.14 DORTMUND14.02.14 MÜNCHEN15.02.14 FRANKFURT17.02.14 BERLIN18.02.14 HA<strong>MB</strong>URGSELECTIVE ARTISTSA DIVISION OF A.S.S. CONCERTSTICKETS UNTER 0 18 06 - 570 060 (0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,60 €/Anruf)WWW.SELECTIVEARTISTS.COM


090 MORGENSpektakelKwes.»Ilp«Warp / Rough Tra<strong>de</strong>Bastelei / Genie / DubstepWas für ein Musiker muss das sein, <strong>de</strong>r schonvia Debütalbum seiner mit zwei EPs mühsamaufgebauten Fanschar genussvoll vor <strong>de</strong>n Kopfstößt? Eigentlich kann das nur jemand sein,<strong>de</strong>n Ein<strong>de</strong>utigkeit schreckt, <strong>de</strong>r gleichzeitigselbstbewusst und getrieben ist und <strong>de</strong>r keineZeit verlieren will. Wir kennen <strong>de</strong>n BritenKwes. nicht persönlich, <strong>de</strong>shalb ist diese Einschätzungwe<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>r- noch belegbar. Was wiraber erkennen, ist, dass sein Album<strong>de</strong>büt »Ilp«gleichzeitig eine große Enttäuschung und Offenbarungist, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r seine vorangegangenenEPs mochte, wird einen angemessenenAnteil rhythmusgetriebener Stücke vermissen,Songs, <strong>de</strong>nen ein Beat or<strong>de</strong>ntlich Fleisch auf dieRippen gibt. Gleichzeitig sind unter <strong>de</strong>n fragilaufgebauten, von dubsteppigem Hall und einemsehnsüchtigen Soulgesang bestimmten zehnLie<strong>de</strong>rn reihenweise Geniestreiche. Kwes. istein Produzent, <strong>de</strong>r mit geringsten Mitteln undreinen Ahnungen von Struktur eine unwahrscheinlichsinnliche Musik komponieren kann.Der Songs schreiben und sie in ein anregen<strong>de</strong>sAmbient-Gewand stecken kann. Ergo: Wozuein Prince viel braucht, reicht Kwes. wenig.»Ilp« unterstreicht sein Riesentalent, das ihneigentlich ganz an die Spitze führen müsste.Vielleicht schon mit diesem Album.Christian SteinbrinkJulia Holter »Loud City Song«Domino / GoodToGoKammerspiel / Pop / DramaBereits bei <strong>de</strong>n erstenKlängen kommt einem einbestimmter Name in <strong>de</strong>nSinn: Stina Nor<strong>de</strong>nstam.Genauso fragil und entrücktwie die mysteriöseSchwedin klingt Julia Holterauf ihrem dritten Album »Loud City Song«.Der Titel erschließt sich bei <strong>de</strong>n zarten, experimentellenund filigranen Songgebil<strong>de</strong>n nichtauf Anhieb. Die Künstlerin selbst erklärt, dass erauf Colettes Roman »Gigi« zurückzuführen sei.Ihre Faszination für dieses Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong>-Sternchen zwischen Einsamkeit und Gesellschaftwar für Holter die Triebfe<strong>de</strong>r. Im Grun<strong>de</strong>besingt sie auf <strong>de</strong>m Album in je<strong>de</strong>m Lied dieschwierige Frage: Soll man sich zurückzieheno<strong>de</strong>r in die laute Welt stürzen? In ihrer HeimatstadtLos Angeles hat die 28-Jährige bei<strong>de</strong>szugleich, wie sie sagt, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Hollywood-Stadt könne man einfach »unsichtbar« sein.Im Prinzip wagt Holter auf »Loud City Songs«genau dies: Sie selbst will nicht sichtbar wer<strong>de</strong>n,die Musik soll für sich alleine sprechen. Songfür Song baut Holter ihren Kammerspiel-Popauf, <strong>de</strong>r sich von anfänglicher Zartheit hin zuSynthiegeschwängertem auswächst und mitCello, Saxofon und Chor-Gesang dramatischvariiert wird. Auf »Horns Surrounding Me«ist dieses wagemutige Experiment beson<strong>de</strong>rsgelungen: Sakrale Klänge treffen auf mo<strong>de</strong>rnePopmelodien.Kerstin KratochwillIcona Pop»This Is ...«Atlantic / Warner / VÖ 08.11.13Girlpower / Autoscooter / WahnWie es klingt, wenn sichzwei junge Schwedinnen– die eine gera<strong>de</strong> vomFreund verlassen, die an<strong>de</strong>renach misslungenerBierpong-Trampolin-Aktionendlich wie<strong>de</strong>r ohneGips – im Suff kennenlernen und beschließen,gemeinsam Musik zu machen? Die Frage beantwortetenAino Jawo und Caroline Hjelt 2012 mit»I don’t care / I love it«. Zeilen, die 90er-Revival-Zeitgeist, Girlpower für die EDM-Generationund Kirmes-Spirit gleichzeitig verkörpern. Bleibenwir bei diesem Szenario, sind Icona Popwohl die Dampfwalze unter <strong>de</strong>n Autoscootern:»I crashed my car into a bridge / I don’t care ...«Der Song (geschrieben von Charlie XCX) birgtfür das Debütalbum »This Is ...« natürlich eingewisses Risiko, und es erfor<strong>de</strong>rt Mut (o<strong>de</strong>rist es Trotz?), gera<strong>de</strong> diesen als Aufmacher zuwählen. Tatsächlich gelingt es <strong>de</strong>m Duo aber,abgesehen von ein paar Durchhängern, das Levelan Endorphin-geschwängertem Wahnsinnzu halten: Die reizvolle Grenze zwischen gutemund schlechtem Geschmack wird waghalsigausgelotet, und Songs wie »All Night« o<strong>de</strong>r»Ready For The Weekend« besitzen ähnliches


MORGEN 091Hymnen-Potenzial. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n elfTracks, die für Körper und Seele Stress pur darstellen,spürt man zwischen Aino und CarolineHarmonie. Die bei<strong>de</strong>n scheinen sich beson<strong>de</strong>rsin einem Punkt einig zu sein: nichts zu ernstnehmen – außer vielleicht das Spaßhaben.Jenny WeserIn Extremo»Kunstraub«Vertigo / UniversalKrätze / Bratzen / SchnappiAlles klar, das sind dochdiese Mittelalter-Vögel,die wir dick bebrilltenHipster hier sonst immerbelächeln. Doch in #216tauchten sie bei Doc <strong>Intro</strong>mit schwerer Tour-Krätzeauf und ließen sich behan<strong>de</strong>ln. Sehr lustig, mussman ihnen lassen. Insofern ... okay, dann dochauch mal in dieses x-te Album hier reingehört.Um dort Folgen<strong>de</strong>m zu begegnen: Kin<strong>de</strong>rlie<strong>de</strong>r-Melodien, aufgedröhnt durch cleane, aber sehrbratzige Rammstein-Bratgitarre, und dazu immernoch diese Tra<strong>de</strong>mark-Instrumente aus<strong>de</strong>m Schokola<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Hexenjagdmuseum.Textlich erzeugt die Band aus Berlin die Illusiono<strong>de</strong>r besser die Schreibwerkstatt-Kulissevon schwerem Tiefgang. Das allgegenwärtigePathos unterstreicht diesen Umstand, allerdingsergänzen die Texte bei genauerem Hinhöreneinfach nur perfekt die Kin<strong>de</strong>rlied-Melodien.Zwischen Rockbratzerei und markigem Gegrollein »Wege ohne Namen« verbirgt sich hier einsa »Schnappi, das kleine Krokodil«-Pop – bloßeben als authentische Mittelalter-Travestie zugekleistert.Linus VolkmannInfamis »Im Westen <strong>de</strong>r Himmel«Wen<strong>de</strong>rs Music / Rough Tra<strong>de</strong>Kino / Poncho / BanjoSelbst wenn Wim Wen<strong>de</strong>rseinen schlechten Filmdreht, beweist er immerGeschmack für gute Musik.Sein überambitionierterStreifen »Bis ans En<strong>de</strong><strong>de</strong>r Welt« (1991) etwa kamin Begleitung von einem schönen Soundtrack-Album mit Songs von Nick Cave, Crime AndThe City Solution und Can. Vor zwei Jahrennun grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Regisseur seine eigene Plattenfirma,Wen<strong>de</strong>rs Music, um zunächst einmal<strong>de</strong>n Score seines jüngeren Werks »Pina« zuveröffentlichen. Irgendwo unterm Himmel überBerlin muss er dann auf Infamis gestoßen sein;die bereits 1987 gegrün<strong>de</strong>te Band hatte sich zwarschon in Szene-Kreisen einen Namen gemacht,einem größeren Publikum war sie jedoch nochnicht bekannt. Wen<strong>de</strong>rs fand Gefallen an <strong>de</strong>renMusik, die sich zwischen Americana, Spaghetti-Western-Soundtracks und Chanson bewegt.»Großes Kino« heißt <strong>de</strong>r Opener und ist es, inPop übertragen, auch tatsächlich. Mit einemKafka-Zitat (»im Kino gewesen, geweint«) hebt<strong>de</strong>r Song an und bewegt sich dann über einemmanischen Galopp-Beat und in einen fettenSoundponcho gehüllt nach vorne, bis vor <strong>de</strong>minneren Auge in Cinemascope-Breite »The End«aufzieht. Etwas ruhiger beziehungsweise kammerspielartigerkommen dagegen die Songs»Verrat«, »Keith«, »Lied ohne Wert« und »AufGrund« rüber, die textlich und musikalisch eineNähe zu Franz Josef Degenhardt, Element OfCrime und Nils Koppruch aufweisen. Nennenwir es Bänkelsänger-Country-Chanson.Frank SchusterSpektakelKing Khan & The Shrines»Idle No More«Merge / CargoSoul / Feuer / DarknessWarum überhaupt noch an<strong>de</strong>re Musik hören?Eine berechtigte Frage, wenn man das neueAlbum von King Khan & The Shrines auflegt unddie Anlage laut dreht. Dass die Wahlberliner undihr psyche<strong>de</strong>lisch aufgeheizter Garagen-Soulzu ausgelassener Freu<strong>de</strong> taugen, war klar. Wielei<strong>de</strong>nschaftlich und hitsicher sie dabei auchvierzehn Jahre nach Gründung und zahlreichenausverkauften Konzerten sind, verdientApplaus. Hier ruht sich niemand auf <strong>de</strong>m Szenehel<strong>de</strong>nstatusaus. »Idle No More« überholtdas gängige Promogewäsch vom »besten Album,das die Band jemals gemacht hat« mit einemlässigen Hüftschwung und entflammten Tanzschuhen.Schweißporen auf, <strong>de</strong>r Groove ist imHaus. Die Bläsersektion jubiliert, während <strong>de</strong>rBass bei ungehobeltem Uptempo-Soul wie »BiteMy Tongue« o<strong>de</strong>r »Luckiest Man« <strong>de</strong>n Tanzbo<strong>de</strong>nausrollt. Und in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s AlbumsLANDSTREICHER BOOKING & EINSPLUSPRÄSENTIERENPRÄSENTIERT VONBIELEFELD AUSVERKAUFT!SCHWÄBISCH GMÜNDHEMMOOR AUSVERKAUFT!BERLINALLIGATOAH × SAM × VIERKANTTRETLAGERROB LYNCH × DAGOBERT × TEESY& WEITERE ACTS FOLGEN IN KÜRZEWWW.ZUHAUSEFESTIVAL.DE


092 MORGENhat <strong>de</strong>r König mit »Darkness« dann noch eineFallgrube aus Blues und Gospel installiert. EinAusflug in höllische Tiefen, <strong>de</strong>r nicht unberührtlässt. Auch in <strong>de</strong>iner Seele herrscht Dunkelheit!King Khan & The Shrines führen dich ans Licht!Bastian KüllenbergCass McCombs»Big Wheel And Others«Domino / IndigoLiebe / Tod / Teufel»Satan Is My Toy«, »TheBurning Of The Temple,2012«, »Sooner CheatDeath Than Fool Love«– Songtitel wie diese sagenschon alles über <strong>de</strong>nalttestamentarischen Größenwahnvon Cass McCombs’ neuem Doppelalbum.Etwa zeitgleich mit seinen Singer/Songwriter-Kollegen Grant Hart, <strong>de</strong>r zuletztmit »The Argument« eine Bearbeitung von JohnMiltons Vers-Epos »Paradise Lost« veröffentlichte,und Joseph Arthur, <strong>de</strong>r die sich über zweiCDs erstrecken<strong>de</strong> »Ballad Of Boogie Christ«sang, legt nun auch McCombs ein ambitioniertesLangwerk vor, das voller Religion steckt,aber nicht religiös ist. Und auch er kratzt dieKurve, schrammt am Last Exit Bombast vorbei,schafft ein Doppelalbum, das trotz allem 70er-Jahre-Konzeptalbum-Geist und über 70 MinutenSpielzeit kaum Längen aufweist. Was auchdaran liegt, dass die Songs ein weites Spektrumab<strong>de</strong>cken: Steel-Gitarren-Americana, Boogie-Glam, düstere Psyche<strong>de</strong>lia, schleppen<strong>de</strong>r Blues,Früh-Pink-Floyd, schwitzen<strong>de</strong>r Funk. Ein Albumvoller Kunstwille, doch angenehmerweisewenig prätentiös, eher offenherzig, persönlich,intim. Feine kleine Wohnzimmeroper.Frank SchusterSpektakelMichaela Melián»Monaco«Monika / IndigoMelancho / Memoryloop / MunichNach »Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n« und »Los Angeles« folgtmit »Monaco« nun also die dritte Station vonMichaela Meliáns musikalischer Reise. Instrumentaleund ambiente Stücke, die zum Teilaus ihren künstlerischen Arbeiten stammen,werfen einen düsteren Blick auf die GlitzerweltMonacos. Einzige gesangliche Ausnahme ist dasfast schon obligatorische Cover <strong>de</strong>r MünchnerKünstlerin: Diesmal zerlegt sie David Bowies»Scary Monsters« in ein Anti-Rock-Stück. Daraufsingt sie stoisch und mit hartem Akzent wieeine bayrische Version von Nico die berühmtenZeilen »Scary monsters, super creeps / Keep merunning, running scared«, dass einem das Blutin <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rn gefriert. Dennoch hüllen einen diegewobenen Klangteppiche auf »Monaco« immerwie<strong>de</strong>r sanft ein, man fühlt sich jedoch nichtgeborgen, son<strong>de</strong>rn (allein) gelassen mit sich undseinen Gedanken. Harte Klavieranschläge treffenimmer wie<strong>de</strong>r auf charmante Dissonanzenund schaffen so eine melancholische Grundstimmung.Die vielfältige Instrumentierung<strong>de</strong>r Tracks mit Violoncello, Synthesizer, Gitarre,Glockenspiel o<strong>de</strong>r Zither – die Melián alleSIGUR ROSHURTSGIRLS IN HAWAII LESLIE CLIO NONONO FRIGHTENED RABBITMUTINY ON THE BOUNTY OK KID LONDON GRAMMAR AUFGANGDEAR READER FYFE PORN QUEEN OWLLE COLT SILVERS NATAS LOVES YOUSYNTHESIS ALVIN AND LYLE ANTIMATTER PEOPLE BOTTLED IN ENGLAND DRENGEBENJAMIN CLEMENTINE MIGHTY OAKS I BREAK HORSES DIRTY CROWS WE ARE MATCH ALVIN AND LYLEAND MANY MOREwww.sonicvisions.luwww.sonicvisions.lu


MORGEN 093selbst eingespielt hat – fin<strong>de</strong>t ihre Ergänzungin einem Mellofon, gespielt von GastmusikerChing Ying Hsieh. Ein weiterer Kollaborateurist <strong>de</strong>r Drummer Carl Oesterhelt, <strong>de</strong>r zusammenmit Melián bei <strong>de</strong>n Avantgar<strong>de</strong>-Göttern F.S.K.spielt. Die Melián’sche Melancholie fin<strong>de</strong>t auf»Monaco« zur Perfektion, die filmmusik artigenSequenzen und Loops schaffen Schleifen von Erinnerungenund Interpretationen, die zuweilendurch bedrohliche Lynch’eske Untertöne gestörtwer<strong>de</strong>n: Willkommen in einer nicht ein<strong>de</strong>utigenWelt – und heißt München auf Italienisch nichteigentlich auch Monaco?Kerstin KratochwillMidlake »Antiphon«Bella Union / Pias / Rough Tra<strong>de</strong> / VÖ 01.11.13Plätschern / Verluste / FlüsseSeit ihrem 2010er-Album»The Courage Of Others«hat sich bei Midlake vielgetan. Nach <strong>de</strong>r Tour zurPlatte verschwan<strong>de</strong>n sieins Studio, kamen abernicht wirklich auf einenNenner. Dann verließ Sänger Tim Smith En<strong>de</strong>2012 die Band, was dazu führte, alle neuen Songskizzenwie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Haufen zu werfen.So entstand »Antiphon« innerhalb von sechsMonaten mit Eric Pulido an <strong>de</strong>n Leadvocals. DasErgebnis: Psyche<strong>de</strong>lic statt Folk. Die I<strong>de</strong>e stehtMidlake durchaus, nur hapert es lei<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>rUmsetzung. Große Teile <strong>de</strong>r Platte plätschernso durch, nerven nicht, bleiben aber eben auchnicht im Ohr. Dass Midlake gute Songs schreibenkönnen, zeigt sich an Stücken wie »The OldAnd The Young«, wo alles im Fluss ist, stattnur zu plätschern, und man an <strong>de</strong>r Story dranbleibt. O<strong>de</strong>r in »Corruption«, einem Song, in<strong>de</strong>m all <strong>de</strong>r Hall und Raum das Stück nichtausfransen, son<strong>de</strong>rn genau richtig viele weißeFlecken vorhan<strong>de</strong>n sind. Bleibt zu hoffen, dassdie Band diesen Weg auf <strong>de</strong>m nächsten Albumkonsequenter weitergeht.Anke van <strong>de</strong> WeyerNo Ceremony »No Ceremony«Pias / Rough Tra<strong>de</strong>Anonym / Chillwave / Auto-TuneKeine PR, keine Nachnamen,keine Anekdoten,keine Historie, keine Gesten,kaum Vi<strong>de</strong>os, vereinzelteKonzerte, eine HandvollRemixe. No Ceremony(eigentlich geschrieben mitdrei Slash-Zeichen /// – aber hey, das nervt) sin<strong>de</strong>in Mysterium und verdammt konsequente(Nicht-)Selbstdarsteller. Die Musik soll für sichsprechen. Alter Hut, <strong>de</strong>n man sich immer wie<strong>de</strong>rgerne aufsetzt. Wir wer<strong>de</strong>n ihrem Wunsch nachkommen.Die Bio ist schnell zusammengefasst.Geburt: 2011. Erste Single im Mai 2013 (»Hurtlove«,file un<strong>de</strong>r: James Blake meets Auto-Tune).alt-J-Remix im Juli (»Breezleblocks«). Debütalbumim September (self-titled). Problem nur:Bei all <strong>de</strong>m konzeptorientierten Minimalismusim PR-Bereich ist irgendwo das Komponierenfür Albumlänge flöten gegangen. Ohne Scheiß:Dieser Auto-Tune-meets-Chillwave-meets-Piano-Kram ist ja momentan unantastbar, aberein bisschen mehr Harmonieführung und einbisschen weniger Auto-Tune wür<strong>de</strong>n das Albumarg bereichern. Wenn die einzige gute Melodieauf <strong>de</strong>m Album von einem Nicht-Bandmitgliedstammt (Joey Santiago von <strong>de</strong>n Pixies spieltGitarre bei »Heartbreaker«), dann sollte mansich Gedanken machen. O<strong>de</strong>r einfach – wiegelernt – <strong>de</strong>n Mund halten.Holger WendtVISIONARY COLLECTIVE PRESENTSVISIONARY COLLECTIVE PRESENTS28.10. MünchenTheaterfabrik29.10. FrankfurtGibson Club30.10. BerlinAusverkauftC-Club1.11. HamburgDocksVerlegt vom Gruenspan2.11. KölnKantineVISIONARY COLLECTIVE PRESENTS07.11. UlmRoxy08.11. LörrachAltes Wasserwerk19.11. BonnHarmonie20.11. OsnabrückGlanz & Gloria21.11. BerlinQuasimodoDAS NEUE ALBUM„TATTOOS“JETZT ÜBERALLERHÄLTLICH!Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.<strong>de</strong> / www.kb-k.com131016-Anzeige-INTRO-Vis-November-89x122mm.indd 1 17.10.13 17:42


Das langerwarteteDEBÜT-ALBUM vonInkl. <strong>de</strong>r HitsFINDERS KEEPERS,PUSH PLAY undRAISED IN RAINAb jetzt!www.universal-music.<strong>de</strong>Robert Pollard»Honey Locust Honky Tonk«Fire / CargoUnfrisiert / Indie / BürgermeisterEs gibt ein paar Stellen auf<strong>de</strong>m neuen Soloalbum vonGui<strong>de</strong>d-By-Voices-MastermindRobert Pollard, daklingt er stimmlich haargenauwie David Gedge:lei<strong>de</strong>nschaftlich beiläufigund leicht daneben. Und irgendwie passt das jaauch. Achtung, steile These: GBV waren schonimmer die amerikanische Variante von TheWedding Present: ein unfrisierter Frontmann,<strong>de</strong>r früher die Bandmitglie<strong>de</strong>r wechselte wie dieBaumwollsocken, genreprägend und schon immerdabei – und so was von Indie-konservativ ...!Im Falle von Robert Pollard wird das »immer soweiter« untermauert durch einen wahnwitzigenOutput: In <strong>de</strong>m einen Jahr, seit <strong>de</strong>r Bürgermeistervon Dayton <strong>de</strong>n Juli 2012 als »Gui<strong>de</strong>d ByVoices Month« ausgerufen hat, gab es allein zweiGBV- und zwei Soloalben. Der Mann, <strong>de</strong>r nacheigenen Angaben über 4000 Songs geschriebenhat (mehr als 1600 sind zumin<strong>de</strong>st auf seinenNamen bei <strong>de</strong>n Rechteverwertern vom BMIregistriert), packt einfach genau eine I<strong>de</strong>e ineinen Song. Solange die aber so gut sind wie dieMehrzahl <strong>de</strong>r 17 neuen wie<strong>de</strong>r, kann er ruhigimmer weitermachen.Claudius GrigatPearl Jam »Lightning Bolt«Republic / UniversalWachsfiguren / Grunge / EddieDas wirkliche Aha-Erlebnisbezüglich <strong>de</strong>s mittlerweilezehnten Albums <strong>de</strong>r zumRockinventar gewor<strong>de</strong>nenGrunge-Legen<strong>de</strong> Pearl Jambetrifft eine ganz an<strong>de</strong>reBand. Und zwar The Killers.Der Opener »Getaway« legt los und endlichkommt man drauf, wo jene Killers ihren vermeintlichso originellen Classic-Rock-Gestus<strong>de</strong>r letzten Platte (»Battle Born«) herhatten. Bei<strong>de</strong>n Posern aus Las Vegas ist dieser Sound allerdingsAttitü<strong>de</strong> bei Ved<strong>de</strong>r und seinen Rockisteneher so Schicksal. Und ab »Mind Your Manners«verwischt sich dann auch zusehends <strong>de</strong>r Linkzu <strong>de</strong>n Rockhipstern wie<strong>de</strong>r, und Pearl Jam sinddas, was sie am besten können: Pearl Jam. Dasbe<strong>de</strong>utet Midtempo-Rock, prägnante Bassläufeund viel gepresstes Pathos. Am meisten hat manals Hörer davon, wenn die hochmotivierten,betagten Darsteller einer Angry-Young-Men-Combo ihrem Frontmann allen Raum lassen.Denn <strong>de</strong>r kann diesen immer noch ausfüllen.Keiner kann die Vokale bei <strong>de</strong>n Refrains inso einem unverkennbaren Stil in die Längemeckern. Grüße aus <strong>de</strong>m Seattle-Poesiealbum.Sandra BrosiSebadoh »Defend Yourself«Domino / GoodToGoWurzel / Mil<strong>de</strong> / Lo-FiRockstars wer<strong>de</strong>n im Altergemeinhin weichgespült,klebrig o<strong>de</strong>r schmierig.Nicht so Lou Barlow. DerMann, <strong>de</strong>r genauer betrachtetnie wirklich einRockstar war, steht seit geraumerZeit wie<strong>de</strong>r mit seinem wirr ins Gesichtfallen<strong>de</strong>n Haarschopf bei <strong>de</strong>n Indie-AntistarsDinosaur Jr am Bass und hat jetzt auch seinerstes Seitenprojekt Sebadoh nach langer Pauseerneut angeschmissen. Stilistisch hat er für<strong>de</strong>ssen neues Album »Defend Yourself« nichtsgeän<strong>de</strong>rt, klanglich aber schon: Das Albumklingt wie<strong>de</strong>r so ungeschminkt und direkt wiein <strong>de</strong>r Frühphase <strong>de</strong>r Band und besitzt dadurcheine Frische, die Sebadoh vor ihrer Pause zwischenzeitlichabging. Die erste Hälfte <strong>de</strong>s Albumsist geprägt von ungestümen Rockern, diezweite von <strong>de</strong>r Sorte Songs, die Barlow in <strong>de</strong>nAugen vieler seiner Fans sowieso immer schonam besten konnte: Balla<strong>de</strong>n, ruhige, gefühlvolleSongs, die selbst jetzt nicht schmierig wirken,son<strong>de</strong>rn einen sehr <strong>de</strong>zenten und aufrichtigenTon treffen. »Defend Yourself« könnte musikalischzweifelsfrei auch in <strong>de</strong>r HochphaseSebadohs zwischen »Bubble & Scrape« und»Harmacy« entstan<strong>de</strong>n sein – und das ist alsKompliment gemeint.Christian SteinbrinkSepalot »Black Sky«Eskapa<strong>de</strong>n / SoulfoodDüster / Schmutzig / AggressivAuch wenn <strong>de</strong>r Blumentopfseit über einer Deka<strong>de</strong>eine feste Konstante in <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Rap-Szene istund man gerne annimmt,dass die vier Herren ausMünchen eigentlich nurim Verbund »die Reime rauslassen«, gab esauch immer Soloprojekte <strong>de</strong>r Töpfe, die aberzugegebenermaßen wenig beachtet wur<strong>de</strong>n.Vor allem beim DJ und Hauptproduzenten <strong>de</strong>rGruppe, Sepalot, unterschie<strong>de</strong>n sich die musikalischenAlleingänge signifikant von <strong>de</strong>n Alben<strong>de</strong>r Band. Schlagworte wie »düster«, »schmutzig«und »aggressiv« wür<strong>de</strong> man wohl kaummit einer Blumentopf-Platte in Verbindungbringen. Sepalots fünftes Soloalbum »BlackSky« geht aber genau in diese Richtung. Vomersten Song an fühlt man sich weniger an klassischeHipHop-Produktionen erinnert, viel eherdrängt sich <strong>de</strong>r Vergleich mit <strong>de</strong>n Black Keysund <strong>de</strong>ren Blues-Rock-Entwurf auf. Wenn Sepalotzwischendurch <strong>de</strong>n Mark Ronson gibtund die hochtalentierte Ladi6 in bester Amy-Winehouse-Manier betört, hat die Platte eineRadiosingle, die trotz<strong>de</strong>m nicht nach Pop klingt(»March On«). Kleine Randnotiz: Seine Band-


WWW.HISSTATUEFALLS.COM WWW.REDFIELD-RECORDS.DE WWW.THEARTCORE.DE WWW.SPARTA-BOOKING.COMJETZT TICKET SICHERN!Kollegen sind noch nie auf einer Sepalot-Soloplatteaufgetaucht. An<strong>de</strong>rerseits lassen sichdie Sepalot-Soloprojekte gerne als Vorbotenin Sachen Soundästhetik eines neuen Topf-Albums verstehen. Wenn das bei »Black Sky«auch einträfe, wäre das eine ziemlich gute Sache.Julian GuptaSleigh Bells»Bitter Rivals«Lucky Number / PiasTrash / Hubba / BubbaNa klar <strong>de</strong>nkt man bei<strong>de</strong>n Sleigh Bells an all diean<strong>de</strong>ren Slacker-Paare:White Stripes, Kills undso weiter. Ex-Poison-The-Well-Gitarrist Derek E.Miller und Sängerin AlexisKrauss sind allerdings eher so etwas wie die All-American-Thrash-Variante <strong>de</strong>r Noise-Duo-I<strong>de</strong>e.Auf ihrem dritten Album setzen sie konsequent<strong>de</strong>n eingeschlagenen Weg fort: hässliche Gitarrenund Stars’n’Stripes beim Artwork und beimSound hässliche Gitarren zu 80er-Bombast-Sounds und Crunk-Beats mit Claps und Verzerrung– also All und die Pet Shop Boys begleitenLady Gaga auf einem miesen Wochenendtrip.In <strong>de</strong>r richtigen Lautstärke ist das arschcoolund macht min<strong>de</strong>stens so viel Spaß wie einHubba-Bubba-Kaugummi. Vor drei Jahren, zuZeiten ihres Debüts, war das auch ziemlichneu und hip. Jetzt aber schickt es sich an, auchnoch richtig erfolgreich zu wer<strong>de</strong>n. Schließlichhat man nicht nur in <strong>de</strong>r iPhone-5C-Werbungeinen Song untergebracht, son<strong>de</strong>rn auch imOST von gleich zwei aktuellen Filmen: »TheBling Ring« und »Pain & Gain«. »It-Action«-Musik sozusagen.Claudius GrigatThe Soundtrack Of Our Lives»Shine On«Hal<strong>de</strong>rn Pop / Rough Tra<strong>de</strong>Glanz / Licht / BartUm uns <strong>de</strong>n Abschied etwassüßer zu machen, geht dielegendäre skandinavischeBartrockgruppe einfachnicht. Dieser begrüßenswerteAnsatz fin<strong>de</strong>t sichnun wie<strong>de</strong>r in einem10-Inch-Album. Benannt nach <strong>de</strong>m letzten Song<strong>de</strong>r letzten Platte und angefallen seinerzeit imRahmen jener Farewell-Albumproduktion. DerUntertitel »There’s Another Day After Tomorrow«macht je<strong>de</strong>nfalls berechtigte Hoffnung,dass diese fünf nachgeschobenen Glanzlichterein Zeichen dafür sind, dass dieses En<strong>de</strong> eindurchlässiges ist. Weiter geht’s doch immerirgendwie. Mit dieser Band wäre es aber in je<strong>de</strong>mFall schöner.Ulrike PuthTalbot»Scaled«Devouter / Broken Silence / VÖ 22.11.13(Post-)Doom / Monster / MassivIst das noch Doom o<strong>de</strong>rschon hypnagogischeDienstleistung, was Talbotauf ihrem zweiten Albumpräsentieren? Nicht dassdie Musik <strong>de</strong>s Duos aus<strong>de</strong>r estnischen HauptstadtTallinn übermäßig ereignisarm wäre o<strong>de</strong>r gareinschläfernd. Mit Bass, Drums, Synthesizernund Wechselgesang zwischen harschem Geheul,Stoner-Timbre und Krümelmonster-Growlserschaffen die bei<strong>de</strong>n Musiker einen massiv gravitätischenwie psyche<strong>de</strong>lischen Klangkosmos,in <strong>de</strong>m sich zu verirren unmöglich ist, weist erdoch sämtliche Genremerkmale auf. So kennt<strong>de</strong>r Fan es. Da fühlt man sich zu Hause. Dochgenau das ist das Problem dieses von vorne bishinten gut gemachten und mit durchaus großartigenMomenten (Titelsong!) aufwarten<strong>de</strong>n,in <strong>de</strong>r Summe jedoch lei<strong>de</strong>r harmlosen Albums.In einem Genre, in <strong>de</strong>m spätestens seit <strong>de</strong>r beiNeurosis eingesetzten Altersmil<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Auflösungvon Isis alles gesagt scheint, begnügensich also auch Talbot damit, altbekanntes Vokabularzu rezitieren. Das tun sie beflissen undmustergültig. Aber die Vision, Mensch! Wo ist<strong>de</strong>nn die Vision?Ulf ImwieheMaria Taylor»Something About Knowing«Saddle Creek / Cargo / VÖ 01.11.13Selig / Schön / EgalDas fünfte Solowerk vonMaria Taylor beweist zuallerersteinmal, dass sieoffensichtlich angekommenist. Wo genau? Nun,auf je<strong>de</strong>n Fall an einemOrt, wo es schön ist. Wiedurchströmt von höherem Wissen über Schlupflöcherim Chaos, tragen diese Lie<strong>de</strong>r in ihremcountryschwangeren Dreampop eine seligeAusgeglichenheit in sich. Vergessen scheint all<strong>de</strong>r Zweifel- und Schwermutsfolk ihrer Vergangenheit.Aber schließlich sind diese Songs nacheigener Aussage die ersten, die sie abseits einesGefühls von Traurigkeit komponieren konnte.Und <strong>de</strong>n Name Conor Oberst sucht man weitund breit vergebens ... Man freut sich für sie, keineFrage, doch Folk lebt vielleicht, so schrecklichdas klingen mag, vom Schmerz <strong>de</strong>s Erzeugers.Und so rauschen neun dieser zehn wun<strong>de</strong>rbarleichtfüßigen Lie<strong>de</strong>r äußerst reibungsarm an <strong>de</strong>rEinrichtung vorüber – bis das Herz <strong>de</strong>s Hörersganz plötzlich, mit <strong>de</strong>n Schlussakkor<strong>de</strong>n von»A Lullaby For You«, in die Schwerelosigkeitentfleucht. Aha, das meint sie also.Joscha KollascheckDIE KÄLTE DER NEUEN BIEDERKEITTOUR31.10. DÜSSELDORF FFT1.11. BREMEN TOWER2.11. BIELEFELD FORUM3.11. COTTBUS CLUB BEBEL7.11. ESSEN WESTSTADTHALLE8.11. KIEL SCHAUBUDE15.11. HA<strong>MB</strong>URG MOLOTOW21.11. LEIPZIG WERK 223.11. AACHEN MUSIKBUNKER1.12. WIEN B7211.12. OSNABRÜCK KL. FREIHEIT12.12. DORTMUND FZW13.12. MANNHEIM A. SEILEREI14.12. AUGSBURG KANTINE15.12. WIESBADEN SCHLACHTH.16.12. FREIBURG WHITE RABBIT18.12. MARBURG KFZ19.12. STUTTGART LKA LONGH.20.12. SAARBRÜCKEN KL. KLUB21.12. DRESDEN BEATPOL22.11. JUZ UTOPIASAARLOUIS23.11. ZENTRALCAFÉNÜRNBERG29.11. MUSIKBUNKERAACHEN30.11. THE TUBE CLUBDÜSSELDORFWWW.JOHNCOFFEY.NLTOUR07.11. zakk Düsseldorf08.11. La Parenthèse Nyon (CH)09.11. Pontem Herisau (CH)10.11. <strong>Intro</strong>ducing Berlin31.10. MuK, Giessen01.11. Hamburg, Nochtspeicher02.11. Tower, Bremen03.11. Nachtleben, Frankfurt am Main07.11. zakk, Düsseldorf08.11. Patronaat, Haarlem (NL)09.11. Kleine Freiheit, Osnabrück15.01. Lin<strong>de</strong>nbrauerei, UnnaTourdatesTOURDATESOFF THE CHAIN TOUR 2013HIS STATUE FALLSSPECIAL GUEST: EYE SEA I (EST)31.10. SPECIAL NÜRNBERG GUEST EYE ROCKFABRIKSEA I (EST)01.11. KÖLN UNDERGROUND02.11. KOBLENZ DREAMS 08.11. WIES-BADEN SCHLACHTHOF 09.11. HANNOVERBÉI CHÉZ HEINZ 15.11. STUTTGARTZWÖLFZEHN 16.11. WIEN ARENA23.11. SAARBRÜCKEN JUZ FÖRSTER14.12. ANRÖCHTE SHOUT ARENA FESTIVAL22.11. DANGAST, KURHAUS21.12. SALZWEDEL, SPEICHER22.12. BERLIN, CASSIOPEIA23.12. BREMEN, TOWERTOUR VERSCHOBEN!201431.10. OberschwabenklubRavensburg18.03. Schlachthof Wiesba<strong>de</strong>n04.04. Kantine Augsburg07.04. Béi Chéz Heinz Hannover09.04. Kleiner Klub Saarbrücken11.04. Weststadthalle Essen12.04. MAU Rostock17.04. Lin<strong>de</strong>npark Potsdam24.04. Rockfabrik Nürnberg01.05. Bebel CottbusBOTTLED IN ENGLAND23.11. (LUX) ESCH ALZETTESONIC VISIONSFEIN BONSCHE TOUR06.11. MÜNCHEN / MUFFATHALLE*07.11. NÜRNBERG / HIRSCH*08.11. STUTTGART / LKA LONGHORN*09.11. WIESBADEN / SCHLACHTHOF*10.11. DORTMUND / FZW*13.11. HANNOVER / CAPITOL**14.11. DRESDEN / ALTER SCHLACHTHOF**15.11. BERLIN / HUXLEY‘S NEUE WELT**16.11. SAARBRÜCKEN / GARAGE**20.11. FREIBURG / JAZZHAUS**21.11. BIELEFELD / RINGLOKSCHUPPEN**22.11. HA<strong>MB</strong>URG / GROSSE FREIHEIT 36*** W/ MONOSHOQUE** W/ SEA + AIRJAHRESABSCHLUSSKONZERTE28.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (AKUSTIK SHOW)29.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (ROCK SHOW)www.sparta-booking.comwww.fb.com/sparta.booking


P I N E T R A I LSthe newalbum outnovember 1stSebastien Tellier»Confection«Record Makers / Al!ve / VÖ 08.11.13Klavierism / Feelgood / No SexFür sein neuestes Werkhat Tellier seine »LaRitournelle«-Band wie<strong>de</strong>rvereinigt,inklusiveTony Allen, und doch istalles ganz an<strong>de</strong>rs. VomPopchanson hat sich <strong>de</strong>rPariser Chefcrooner vorübergehend verabschie<strong>de</strong>t,das Album kommt fast ohne Gesang aus.Nichts mehr übrig vom irren New-Age-Popvon »My God Is Blue«, statt<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>nOrchester und Opernsängerinnen aufgefahren.»Confection« ist vollgepackt mit Zierrat,Klavierismen und Streichern. Eine lupenreineEasy-Listening-Feelgood-Platte für die segeln<strong>de</strong>Schickeria, könnte man sagen, wenn man <strong>de</strong>mMann Böses wollte, aber das allein ist natürlichkein Argument. Es gibt schließlich sehrgute Yacht- und Segelalben. Der Hauptgrund,warum dieses Album nicht funktioniert, isttatsächlich <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> Gesang. <strong>Als</strong> PariserChefcrooner, <strong>de</strong>r er früher mal war, mel<strong>de</strong>t sichTellier nur auf einem Stück zu Wort. Doch wares ja gera<strong>de</strong> das exzentrische, überkandi<strong>de</strong>lte,pseudo-glamouröse Gebaren <strong>de</strong>s bärtigen Erotomanen,das die Alben bei aller musikalischenGlattheit zu skurrilen, fast campen Kleino<strong>de</strong>nmachte. Die Enteierung steht ihm einfach nicht.Das ist doch kein echter Mann. Ich will wie<strong>de</strong>rLie<strong>de</strong>r über Sex.Sebastian IngenhoffTrentemøller »Lost«In My Room / Rough Tra<strong>de</strong> / VÖ 20.09.13Bekannt / Lecker / BeliebigAn<strong>de</strong>rs Trentemøller legtmit seinem dritten Langspieler»Lost« wie<strong>de</strong>r diegewohnte Mischung ausPopstrukturen, elektronischenArrangements undklassischer Instrumentierungvor. Wie auf »Into The Great Wi<strong>de</strong> Yon<strong>de</strong>r«von 2010 ist für Abwechslung auf je<strong>de</strong>n Fallgesorgt, wenn er hier Amon-Tobin-Soundwän<strong>de</strong>,dort Portishead-Percussions und an<strong>de</strong>rswoNew-Or<strong>de</strong>r-Bassläufe auffährt. Hinzu kommennicht weniger als sieben GastsängerInnen: vonLow über Jonny Pierce (The Drums) bis hinzu Kazu Makino (Blon<strong>de</strong> Redhead). Was dasAlbum zusammenhält, ist die dichte, basshaltigeAtmosphäre, die mal laut, mal leise, aberimmer intensiv die einzelnen Songs bestimmt.Nur klingen viele Melodien wie schon einmalgehört, und die Stimmungswechsel machen esschwierig, emotional am Ball zu bleiben. EinePlatte wie eine Kiste verschie<strong>de</strong>ner Schokoriegel– alle für sich superlecker, aber nach <strong>de</strong>r großenFressorgie bleibt doch Magengrummeln.Henje RichterUNS»Gegengift«Nois-o-lution / Indigo / VÖ 22.11.13Falsett / Alarmekstase / Disco-PunkDie emanzipatorischeMacht unkonventionellerGesangsleistungen lässtsich ja kaum überschätzen.Auch wenn es wehtut, mankann gar nicht an<strong>de</strong>rs, alsaufzumerken, ja, berührtzu sein, wenn <strong>de</strong>r von unter an<strong>de</strong>rem KateMosh bekannte Sn Cleemann mittels Falsett<strong>de</strong>n Dringlichkeitsfaktor seines ohnehin nichteben zurückgenommenen Stimmeinsatzes inBereiche pusht, wo Kapriziosität und ironisieren<strong>de</strong>sPathos zu enthemmter Alarmekstaseverschmelzen. Das nervt mitunter, verleiht <strong>de</strong>mDisco-Punk <strong>de</strong>s Berliner Trios UNS allerdingseine irisieren<strong>de</strong> Verve irgendwo zwischen TheDarkness, D.C.-Hardcore und NDW. Zirpendund knatternd schrillt sich die Band durch einRepertoire, das auf <strong>de</strong>m Indie-Dancefloor so gutfunktioniert wie im Pit, und hat sich bei allerExaltiertheit eine gesun<strong>de</strong>, Kraft spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Wut bewahrt. Kaputtschlagen und Aufrichtenmeinen hier dasselbe. Ebenso wie Kreischen,Lachen und Trost. Man muss es nur aushaltenwollen. Denn im Guten wie im Schlechten, dieMusik von UNS ist alles, nur nicht wirkungsarmo<strong>de</strong>r gar bequem.Ulf ImwieheBarney: Zum Glück ist <strong>de</strong>r Song endlich zu En<strong>de</strong>.Wovon zum Teufel hat die alte Dame da bloß gesungen?Robin: Hey, Neil Young ist mein Lieblingsmusiker!Barney: Ist das die Alte aus »Gol<strong>de</strong>n Girls«?www.satellitestories.comSchöne Zitate Teil IV.Heute: In <strong>de</strong>r fünften Staffel <strong>de</strong>r Sitcom »How I Met Your Mother« bran<strong>de</strong>t zwischenRobin und Barney mal wie<strong>de</strong>r ein Streit zum Thema Kanada auf. Leidtragen<strong>de</strong>r dabei vorallem Neil Young.


RAUFÁsgeir»In The Silence«Man stelle sich vor, dassBon Iver seine Stilistikweiter ausbreitet undmittlerweile auch fürPostal Service singt. So in etwaklingt <strong>de</strong>r junge Finne Ásgeir. Unddas ist ziemlich spektakulär.Boardwalk»Boardwalk«Das Album mag nichtso hübsch verziert seinwie viele aktuelle Chillwave-Produktionen,dafür beeindruckt es durch sinnlicheLeere und einen stimmungsvollenHorizont, <strong>de</strong>r manchmal sogardie Klasse von Mazzy Star erreicht.Causa Sui»Euporie Ti<strong>de</strong>«Die Dänen Causa Suireichern Psych-Rockhier mit Sixties- undKraut-Elementen an,sodass man sich teilweise gar anChicago-Postrock erinnert fühlt.Rein instrumental, extrem stark.The Darcys»Warring«Vor zwei Jahren warensie als eher willenlosePopband gestartet,nun überzeugen die anBloc Party und Foals angelehntenSounds sowohl durch eine schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Dynamik als auch durch einkraftvolles Gewand aus Synthiesund effektbela<strong>de</strong>nen Gitarren.Douglas Dare»Seven Hours«Douglas Dare ist einjunger Brite und versierterPianist. Ersingt zu<strong>de</strong>m noch wiePatrick Wolf und unterlegt seineSongs mit fragilen Beat-Gerüsten.Diese Debüt-EP verspricht viel –kein Scheiß, Mann!Drei Farben House»Choice Item«Doppel-Vinyl-LP mitschönem Cover-Artwork– hier wird <strong>de</strong>ranaloge Kun<strong>de</strong> sofortsexuell erregt. Einen Zustand,<strong>de</strong>n die Musik dann auch nochweitertreiben möchte: blubbern<strong>de</strong>rHouse, <strong>de</strong>r zwar Minimal mit<strong>de</strong>nkt,sich aber eigentlich längstin Soul, Cocktails, Samt und BarryWhite verguckt hat.Matt Elliott»Only MyocardialInfarcation Can BreakYour Heart«Im Vergleich zu <strong>de</strong>n vorangegangenenAlbenist das neue <strong>de</strong>s ehemaligenThird-Eye-Foundation-Mastermindseher zwanglosund frei geraten. Trotz<strong>de</strong>m bleibtMatt Elliott <strong>de</strong>r meistunterschätzteFolk-Künstler <strong>de</strong>r Gegenwart.Howe Gelb»The Coinci<strong>de</strong>ntalist«Howe Gelb, Mastermindvon Giant Sand,kloppt seit 1985 Albumum Album raus. »TheCoinci<strong>de</strong>ntalist« ist dabei nichtmehr, aber auch nicht weniger alsein Howie-Gelb-Album für Fansvon Howie Gelb (und Giant Sand).Joanna Gruesome»Weird Sister«Erstklassiger Bandname,erstklassigeBand. So einfach istdas. Der fröhlich verschrammelteNoisepop mit SängerinAlanna am Mikrofon ist nichtbreitschultrig produziert, walztaber trotz<strong>de</strong>m lässig alles nie<strong>de</strong>r.My Bloody Valentine in nett!Tim Kasher»Adult Film«Das ist doch <strong>de</strong>r Eumelhinter Cursiveand The Good Life aus<strong>de</strong>m schönen Omaha.Dringlichkeit, Chaos, zarte Momente,versteckte Popmelodien undTexte, die man nur halb kapiert. Sohat Musik gefälligst zu sein.Cate Le Bon»Mug Museum«Cate Le Bon ist eine walisischeSinger/Songwriterinmit mädchenhafter,aber gleichzeitigtiefer Gesangsstimme, die über einerdünnen E-Gitarre und einemleicht verstolperten Schlagzeug beängstigen<strong>de</strong>Texte singt. Faszinierend,klug und ungelenk.


098 MORGENRAUFKid606 »Happiness«Der Albumtitel »Happiness«ist hier zur Abwechslungmal nichtironisch gemeint. Cleverzusammengestoppelte Electrosoundsmachen es sich mit leichtschmierigem Schnöselpop aus <strong>de</strong>n80ern auf <strong>de</strong>m Sonnen<strong>de</strong>ck gemütlich,dazu gibt’s Schaumwein. Wendas Album nicht glücklich macht,<strong>de</strong>r ist es schon.Mark Kozelek /Desertshore»Mark Kozelek AndDesertshore«Mark Kozeleks Antwortauf die Krise <strong>de</strong>rMusikindustrie: Er veröffentlichtalle fünf,sechs Monate ein neues Album.Hier mit völlig unverschlüsseltenautobiografischen Songs. DerHerbst von seiner gol<strong>de</strong>nen Seite.Felix Kubin»Zemsta Plutona«Entmenschte Computermusikmit merkwürdigenSongtiteln(»Der Kaiser ist gestorben«)und Kunstquatsch haben dieDeutschen einfach drauf. Felix Kubinzeigt Rocktrotteln echte Avantgar<strong>de</strong>.Platte ist so weit vorn, dasssie es nicht mal nötig hat, gehörtzu wer<strong>de</strong>n.Lily & Ma<strong>de</strong>leine»Lily & Ma<strong>de</strong>leine«Was First Aid Kit fürSchwe<strong>de</strong>n waren, sindLily & Ma<strong>de</strong>leine fürIndianapolis: ein junges,zartes Female-Folk-Duo miteiner sehr <strong>de</strong>zenten und akzentuiertenInstrumentierung.Milky Chance»Sadnecessary«Sehr eigener Entwurfeines außergewöhnlichenProjekts, kommendie bei<strong>de</strong>n Akteuredoch aus <strong>de</strong>m – Verzeihung– schnö<strong>de</strong>n Kassel. Und sie<strong>de</strong>ln sichirgendwo an zwischen Fun Lovin’Criminals, Abby, Inner Circle. Wil<strong>de</strong>Mischung, grooviges Ergebnis,spannen<strong>de</strong>s Album.Mineral»Plastic Ekphrastic«Alan McGee hat wie<strong>de</strong>rein Label – <strong>de</strong>r Creation-Grün<strong>de</strong>rhatte esin <strong>de</strong>n Nullern ja nochmal mit Poptones versucht, nunheißt das Baby 359Music und veröffentlichtunter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n euphorischenEntwurf von Mineralaus Irland und Frankreich, <strong>de</strong>r starkan Pizzicato Five erinnert.Minor Alps»Get There«Die aktuelle BandpauseNada Surfs hat <strong>de</strong>renSänger MatthewCaws für ein gemeinsamesAlbum mit <strong>de</strong>r 1990er-Indie-IkoneJuliana Hatfield genutzt.Und Caws schafft es tatsächlich,<strong>de</strong>n großen Songwriter-QualitätenHatfields endlich wie<strong>de</strong>r ein zeitgemäßesSoundgewand zu verpassen.Miraculous Mule»Deep Friend«Liebevoll auf alt getrimmteMischungaus Blues, Gospel,Rock’n’Roll und Folk.Die Band kommt zwar aus England,klingt aber, als sei sie direktaus amerikanischen Sümpfen herausgekrochen.Musik für die putzigen,fortschrittsfeindlichen Thirty-Swampthingsunter <strong>de</strong>n Lesern.Lee Ranaldo AndThe Dust»Last Night On Earth«Lee Ranaldo, einer <strong>de</strong>rdrei sexy Opis von <strong>de</strong>rewigen LieblingsbandSonic Youth, hat malwie<strong>de</strong>r ein richtig liebevolles, abgehangenes,klassisches Indierock-Album gemacht. Was <strong>de</strong>n gutenMann natürlich noch cooler macht,als er ohnehin schon ist.15 - 18 januarY 2014groningen, nlEurosonic Noor<strong>de</strong>rslag is the key exchange and networking platform forEuropean music, with a proven track record for helping new acts break intothe international music scene. Selling out each year Eurosonic Noor<strong>de</strong>rslagattracts over 3,200 <strong>de</strong>legates, including 400 international festivals.It presents showcases by more than 300 artists and a conference programmefeaturing 150 panels, keynote speakers, interviews, workshops, dinners,pitches, parties and meetings on the latest <strong>de</strong>velopments in the internationalmusic, media and interactive industry.Buy your conference registration nowwww.eurosonic-noor<strong>de</strong>rslag.nlEUROSONIC NOORDERSLAG IS ORGANIZED BYSTICHTINGNOORDERSLAGIN COOPERATION WITHMAIN SPONSORS


Morgen 099Pick A Piper»Pick A Piper«Brad Weber alias PickA Piper ist nicht nurCaribous Schlagzeuger,son<strong>de</strong>rn auch einBedroom-Produzent von polyrhythmischpoppen<strong>de</strong>n House-Tracks. Mitsamt verschie<strong>de</strong>nenGastsängern auf seinem Albumklingt er beinah wie eine an Caribouangelehnte Fortsetzung <strong>de</strong>sPostal Service. Beschwingt und lebendig.The Toxic Avenger»Romance & Cigarettes«Woher haben die französischenElectro-Produzenteneigentlichimmer diese übertriebengeilen Sounds? Steckt da <strong>de</strong>renRegierung dahinter? Simon Delacroixmacht daraus düster-melancholischen,aber gut tanzbaren Synthie-Popmit 80er-Anleihen. HippeZukunftsmusik für Checker undganz normal Feierwütige gleichermaßen.The Spook School»Dress Up«Ist das auf <strong>de</strong>m Fotowirklich die Band?Zum Knutschen! Einbärtiger Herr (Typ Fliesenlegermit Schnauzbart) und dreizwei Köpfe kleinere Girls, die alleaussehen wie das Boy-Girl Georgevon <strong>de</strong>n Fünf Freun<strong>de</strong>n. Unddie Musik (Post-Punk-Pop) ist nochbesser.John Talabot »DJ-Kicks«Bekannte Reihe, guterTyp, unter an<strong>de</strong>remStücke beziehungsweiseMixe von Maps, HarmoniousThelonious, North Lakeund sogar von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Abbyam Start. Läuft gut.TristesseContemporaine»Stay Gol<strong>de</strong>n«Auch nach <strong>de</strong>m zumÜberraschungserfolgmutierten Debütim vergangenen Jahrhaben Tristesse Contemporainenichts von <strong>de</strong>r mystisch-glamourösenAura ihrer Musik eingebüßt.»Stay Gol<strong>de</strong>n« schlängelt sich ebenfallselegant zwischen Proto-Houseund Disco, rhythmusbasiertemPostpunk und <strong>de</strong>n Talking Headsdurch.Turin Brakes»We Were Here«Das Duo kann immernoch hübsch Gitarreund toll dazu singen.Und wer <strong>de</strong>nkt, dassjetzt <strong>de</strong>r Diss kommt, hat sich lei<strong>de</strong>rgeirrt, <strong>de</strong>nn durchgedrehteEgospinner, die an irgendwelchenGeräuschquellen herumfummelnund sich aufführen, gibt es doch eigentlichschon genug. Jetzt sind malwie<strong>de</strong>r die Normalen dran!Dean Wareham»Emancipated Hearts«Dean Wareham schriebals Sänger von Galaxie500 einst schläfrig wirken<strong>de</strong>Indie-Rockgeschichte,dann kam <strong>de</strong>r Dreampop-ActLuna und später das DuoDean & Britta. Diese Solo-EP führtihn zurück zu seinen Anfängen: Diebrüchig-verhallten Git-Pop-Miniaturenklingen wie von einem Galaxie-500-Zwei-Zoll-Tonband1988.Jonathan Wilson»Fanfare«Dieser Mann ist eineWun<strong>de</strong>rtüte: Er kann<strong>de</strong>n bräsigen Schwitzrock<strong>de</strong>r 1970er genausowie <strong>de</strong>n Psych- und Softrock dieserDeka<strong>de</strong> – und das farbenfroher,eleganter und besser als einige <strong>de</strong>rOriginale. Voll das Talent!Seidihr Gutdrauf ?www.intro.<strong>de</strong>#01.11.2013


RUNTERBloc Party Tapes»Mixed By Kele«Der Titel ist (bewusst)etwas irreführend. BlocParty präsentieren hierkeine lost songs, herausgekramtvon Sänger und SongschreiberKele, nein, Letzterer hatfür diese !K7-Compilation-Reihe eigeneFavs zusammengestellt. Ganznette bis egale VÖ mit unter an<strong>de</strong>remJunior Boys, Carl Craig, LarryHeard. Wegen Etikettenschwin<strong>de</strong>laber: runter damit!Richard Buckner»Surroun<strong>de</strong>d«Für seine lange Karrieremit mehreren Album-Höhepunkten verdientBuckner Respekt. Aufseinem neuen Album hat er neben<strong>de</strong>r Vertonung seiner Texte und diversemschönen Soundornamentaber die Sorgfalt beim Songwritingvollkommen vergessen.Drape»Canilcular Days«Junge Leute, glockenklareStimmen, hymnischesPopmusizieren,skandinavisches Melodieverständnis.Lei<strong>de</strong>r klingt alleswie Begleitmusik zum nächstenO2-Clip. Dreampop ist mittlerweileschlimmere Gebrauchsmusik alsKatzenfutter-Jingles ...Ef»Ceremonies«Das nennt man wohl»Stagnation auf hohemNiveau«: Ef sind an <strong>de</strong>rKante zwischen Mogwaiund Sigur Rós softer gewor<strong>de</strong>n,haben aber ihre wür<strong>de</strong>volleAura behalten. Trotz<strong>de</strong>m verharrtihr Postrock mittlerweile in allzubekannten Posen.Esmerine»Dalmak«Rockmusik ist mit <strong>de</strong>meinstmals für Bandswie Godspeed You!Black Emperor gefeiertenLabel Constellation wohl nichtmehr zu machen. Je<strong>de</strong>nfalls habenEsmerine in Istanbul eine ReiheMusiker aufgegabelt, <strong>de</strong>ren regionaleFolklore sie mit <strong>de</strong>n eigenenSoundscapes vermengten. Konsequent,aber nicht geil.F.S.Blumm»Up Up And Astray«Man muss F.S.Blummhören: In <strong>de</strong>n letzten15 Jahren hat <strong>de</strong>r Berliner<strong>de</strong>r Welt so vieletolle Platten in verschie<strong>de</strong>nen Zusammenhängenbeschert. DieseFingerübung in frei assoziiertemEasy Listening allerdings gehörtnicht unbedingt dazu.The Fratellis»We Need Medicine«Nach drei Jahren Auszeitsind die schottischenRetro-Nervensägenmit <strong>de</strong>m doofenBandnamen wie<strong>de</strong>r zurück. Undbei aller Sympathie für britischenPunk, Glamrock und meinetwegenauch Led Zeppelin, in <strong>de</strong>r Verwurstungdieser Zirkusclowns bekommtman nicht gera<strong>de</strong> das Gefühl, dassMusik früher besser war. Und heuteschon mal gar nicht.The Head And The Heart»Let’s Be Still«Würg. Tralala-Indiefolk<strong>de</strong>s geringsten Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s,in <strong>de</strong>m malwie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Sommer,die Liebe, Freundschaft unddass das Leben gar nicht so einfachist gesungen wird. Okay, dieStücke an sich sind gar nicht übel,aber warum kann es darin nichtmal um Missverständnisse beiWhatsapp o<strong>de</strong>r das Verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Trinkphänomens »Bubbletea«gehen? Dann wäre es nicht so verdammtö<strong>de</strong>!I Am In Love»Raw Heart«So ein schöner Bandname,und dann ist dochnur wie<strong>de</strong>r so ein dusseligesDreieck auf <strong>de</strong>mCover. Hypermo<strong>de</strong>rner Pop im Stilvon M83, <strong>de</strong>r auf verletzlich undgeheimnisvoll macht, mit einigenguten I<strong>de</strong>en und viel verhalltemStandard. Kein wirklich schlechtesAlbum, aber auch nicht wirklichgut. <strong>Als</strong>o schlecht.Krohn Jestram Lippok»Dear Mister SingingClub«


Auf <strong>de</strong>r einen Seitezeigt das Album <strong>de</strong>nGeist von Tarwater inalter Form, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>renwirkt es wie einer weinseligenSchreibwerkstatt entsprungen.Ungezwungen gebrummte halbguteDichtungen treffen auf hochversierteKraut-Electro-Tracks.The Low Frequency InStereo»Pop Obskura«Gegen kühle Frauenstimmenund leichtverhallte Soundästhetikist nun überhauptnichts zu sagen, nur ist man sich imHause The Low Frequency In Stereoanscheinend zu fein, mal keinenSong zu schreiben, <strong>de</strong>n manwährend <strong>de</strong>s Hörens bereits wie<strong>de</strong>rvergessen hat.Mariam The Believer»Blood Donation«Nach ihrer Zeit beiWildbirds And Peacedrumsgibt sich MariamWallentin in ihremSoloprojekt nahbarer. Dadurchverliert sie streckenweise aber ihremusikalische Eigenständigkeit.Okay: Fans von Amanda Palmero<strong>de</strong>r Kate Bush könnten es mögen.Screw them!Polvo»Siberia«Polvo sind eine Ikone<strong>de</strong>r 1990er-Touch-And-Go-Postcore-Szene.Bleiben sie auch, obwohlihr neues Album viel zu oftin willenloses Gedad<strong>de</strong>l abrutschtund von <strong>de</strong>r Schärfe früherer Veröffentlichungenweit entfernt ist.Christian Steiffen»Arbeiter <strong>de</strong>r Liebe«Mmmh, ob wohl auchdie restlichen elf Songsso erbärmlich unwitzigeSchlagerscheißesind, dass man sich sogar nochDieter »Thomas« Kuhn zurückwünscht?Wir wer<strong>de</strong>n es nie erfahren,weil nach Stück drei einKollege vor Ekel die Anlage kaputtgetretenhat ...Traams»Grin«Ganz schön streng, wiedie aus <strong>de</strong>r britischenProvinz stammen<strong>de</strong>nTraams in ihr Debütstarten. Ihren schnei<strong>de</strong>nd reduziertenPostpunk halten sie auf <strong>de</strong>r langenStrecke dann aber doch nichtdurch und öffnen ihn für Shoegazer-Mittelmäßigkeit.The Wave Pictures»City Forgiveness«Der freundliche Rumpel-Folk<strong>de</strong>r fleißigenBienchen aus Londonüberrascht diesmal miteiner Leadgitarre, die dazu Bluesrockspielt, und sonst mit eher garnichts. Ein Doppelalbum überTour- und Reiseerlebnisse, so langweiligwie ein Ausflug, ohne sichdabei zu verirren.Kurzer Prozess»Warum Plattenreviews lesen, wenn man sieauch glotzen kann?«Dieser QR-Co<strong>de</strong> führt zu <strong>de</strong>r berüchtigten Vi<strong>de</strong>oblog-Rubrik»Kurzer Prozess«. Diesmal imdigitalen Hinterland of love, die aktuelle Plattevon Casper. Mehr Standgerichte unterwww.intro.<strong>de</strong>/spezial/kurzerprozessQR-CODE SCANNEN &TRAILER ANSCHAUEN!www.polyband.<strong>de</strong>


102 MorgenHÖRBUCHBenni-Mama»GroSSe Ärsche aufkleinen Stühlen«ArgonEin die konkrete Autorinnenschaftverwischen<strong>de</strong>sPseudonymist selten ein gutes Zeichen.Es weist vielmehr auf »lustigen«Auftragsdreck für eine ö<strong>de</strong>Lifestyle-Nische hin. An dieser Stellegreift dieser Diss aber zu kurz,<strong>de</strong>nn die Beschreibungen aus <strong>de</strong>mSchlachtfeld Kin<strong>de</strong>rbetreuung stellenzwar Brigitte-Leserinnen-Bubblegumdar, besitzen aber gleichermaßenSubstanz und echten Witz.Wer nach diesem Hörbuch nochglaubt, sein Kind einfach beizeitenin die KiTa seiner Wahl stecken zukönnen, muss verrückt sein. Strukturellerund individueller Sexismuswer<strong>de</strong>n hier pointiert, aber messerscharfseziert. Und die humorighysterische Grundhaltung von MirjaBoes als Sprecherin passt perfekt.Linus VolkmannGrimm »Es war einmalund wenn sie nicht«Fressmann / IndigoDer Hamburger SongwriterWolfgang Müllerhat dank Startnext-Finanzierung<strong>de</strong>nvielleicht schönsten Beitrag zumGrimm-Jahr 2013 auf <strong>de</strong>n Marktplatzgeschoben. Ummantelt voneinem bezaubern<strong>de</strong>n Artwork undunterbrochen von entrückten Improvisationen<strong>de</strong>s ehemaligen Fink-Gitarristen Dinesh Ketelsen, legensich 17 Märchen zu einem ins Bett.Vorgetragen wer<strong>de</strong>n sie von Singer/Songwritern, <strong>de</strong>n Grimms nachfolgen<strong>de</strong>nGeschichtenerzählern.Zum smarten Move, Tom Liwa(»Dornröschen«) beginnen zulassen, darf man gratulieren. <strong>Als</strong>mehrfacher Vater ist er ein nichtnur Studio-, son<strong>de</strong>rn auch Kin<strong>de</strong>rzimmer-gestählterVorleser, <strong>de</strong>mdas Reüssieren auf frem<strong>de</strong>m Terrainein Leichtes ist. Dass <strong>de</strong>r Wegvom Song-Schreiben zum Märchen-Erzählenein holpriger seinkann, beweist hingegen <strong>de</strong>r eineo<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r honorigen Protagonisten(Olli Schulz mit »Rapunzel«,Thees Uhlmann mit »Der Wolf unddie sieben Geißlein«, Gisbert zuKnyphausen mit »Der Froschkönig«etc.). Wer von ihnen, sei unter<strong>de</strong>r Decke <strong>de</strong>r Sympathie, diedieses Projekt beschwert, geheimgehalten.Marco FuchsKirsten Ellerbrake»Guten Morgen,Revolution – Du bist zufrüh«Random HouseGelesen von Katja Riemann.Katja Riemann,ja, genau das divaeskeMonster <strong>de</strong>s neuen<strong>de</strong>utschen Films <strong>de</strong>r Generation»Der bewegte Mann«. Fluchtreflexe!Doch man muss sie hierfürdann doch feiern. Riemann erwecktdie Ex-Anti-AKW-AktivistinNora amtlich zum Leben. Letzterehat ihren Protest mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><strong>de</strong>r 80er-Jahre eingestellt, sieht sichaber plötzlich wie<strong>de</strong>r damit konfrontiert,da die Tochter bei einerCastor-Blocka<strong>de</strong> im Wendland festgenommenwird. Neuer und alterWi<strong>de</strong>rstand gegen Atomstrom vor<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Verbürgerlichungim Alter und eines rührigenGenerations-Clashs. Das Finaleliefert zu<strong>de</strong>m sehr zeitgemäßdann Fukushima. Eine harmlose,aber pointiert und gut gemeintewie gemachte Story und eine tolleSprecherinnenleistung.Linus VolkmannTorsten Gellrich»Die Schläfer:Unheimliches Erwachenin <strong>de</strong>r Antarktis«Vitaphon150-Minuten-Hörspielum die Forschereiner abgeschie<strong>de</strong>nenAntarktis-Station, diedurch Bohrungen ungewollt dasBöse in die Welt entlassen. Liebevollgemachtes, zunächst bedächtigesWerk, das Isolationsbeklemmungund Figurenschicksaleausrollt, bevor das Unerklärlichemit harter Terrorhand regiert – undinnerhalb <strong>de</strong>r mit wissenschaftlichenDiskursen durchzogenenGeschichte sogar erschreckendplausibel hergeleitet wird. Gera<strong>de</strong>das macht die beson<strong>de</strong>re Leistung<strong>de</strong>s Hörspiels aus: an keinerStelle zugunsten von Dramaturgieund Knalleffekt die Rationalitätaus <strong>de</strong>n Augen zu verlieren. AmEn<strong>de</strong> bekommt <strong>de</strong>r Hörer fast einbisschen Angst vor <strong>de</strong>r Antarktis.»Terra X« trifft »Alien« trifft »CabinFever«. Wirklich hörenswert.Felix ScharlauHelene Hegemann»Jage zwei Tiger«Hörbuch Hamburg / VÖ 13.09.13Keine Ahnung, wie dieStimme von Jungautoren-SuperschlauHeleneHegemann in Wirklichkeitklingt, doch anhand <strong>de</strong>sfast bis zur Hälfte geschafften Debütromas»Axolotl Roadkill« habeich eine konkrete Vorstellung: angepisst,aggro, kratzig, nervig. UndGlückwunsch, Birgit Minichmayr,die Hegemanns Zweitling hier eingelesenpräsentiert, erfüllt genaudiese Assoziationen. <strong>Als</strong>o in <strong>de</strong>rDarreichung sehr authentisch,passt perfekt – bloß anhören, ja,bloß anhören kann man sich dasnicht. Denn je<strong>de</strong>m kantigen Satznoch die Verachtung für alle Erwähnteneinzuätzen, das ist aufStrecke schlichtweg nicht zu ertragen.Der Text hinter <strong>de</strong>r allesnie<strong>de</strong>rpanzern<strong>de</strong>n Attitü<strong>de</strong> vonSchreib- und Lesestil wirkt dabeietwas erträglicher als bei »Axolotl«,aber ob dieser Eindruck tatsächlichrichtig ist ... Ich wer<strong>de</strong> es nie erfahren,<strong>de</strong>nn ich habe meine Lebenszeitauch nicht gestohlen.Linus VolkmannTom König»Kündige, wenn du esschaffst / Gelesen vonChristoph Maria Herbst«Audio Media VerlagDer leidlich elaborierteWutbürger hat eineweitere Abspielstationfür seinen gerechtenZorn bekommen. Zehn Cent insPhrasenschwein, wenn das Wort»Servicewüste« fällt, und man wärehier ein gemachter Mann. Die fiktionaleFigur Tom König (wegen »KönigKun<strong>de</strong>«, Schenkelklopfer!) aus<strong>de</strong>m Spiegel-Empire durchlebt stellvertretendfür die breite Zielgruppenoch mal Warteschleifen undAbo-Fallen. Der schnippische, besserwisserischeTonfall <strong>de</strong>r Glossenwird im Vortrag von Christoph MariaHerbst so übererfüllt, dass manfast schon auf Seiten <strong>de</strong>r Telekomund <strong>de</strong>r Banken ist. Auf Seiten <strong>de</strong>rTelekom! Und <strong>de</strong>r Banken! Mussman sich mal vorstellen!Linus VolkmannVal McDermid»Abgeblasen«Lübbe AudioIn Deutschland wur<strong>de</strong>die schottische AutorinVal McDermidspätestens mit ihrerTony-Hill-Krimireihe bekannt.Hier kommt eine frühere Figur, diePrivatermittlerin Kate Brannigan,zum Einsatz. In ihrem ersten Fall(veröffentlicht 1991 als »Dead Beat«)geht es durch Manchesters Popszene.Beleuchtet wird die Entourageeines frustrierten Stars, <strong>de</strong>ssen alteMuse Brannigan in <strong>de</strong>r Gosse aufstöbernsoll. Das 4-CD-Hörbuchunterhält mitunter, spätestens natürlich,wenn das Stichwort »Hacienda«fällt. Mord inklusive. MancheDialoge wirken aber bisweilenweit von <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>ren Milieuentfernt, das die Autorin hier untereinem Brennglas abgebil<strong>de</strong>t sieht.Trotz<strong>de</strong>m: schönes Herbsthörbuch.Felix ScharlauJonas Jonasson»Der Hun<strong>de</strong>rtjährige,<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Fensterstieg und verschwand«hr1 / <strong>de</strong>r Hörverlag / VÖ 10.06.13Allan Karlsson wirdhun<strong>de</strong>rt. Auf die anstehen<strong>de</strong>Party hat<strong>de</strong>r trinkfreudigeGreis allerdings keine Lust, weshalber aus <strong>de</strong>m Altenheim türmt,einen Koffer mit Drogengeld mopstund die schwedische Presse und Polizeiauf Trab hält. Das ist alles abernur halb so originell und lustig, wiedas Buhei um dieses Buch einenglauben machen kann. Kostprobe:Ein Elefant sitzt einen Rocker platt.Ja, so crazy geht es hier zu ... Wasdie Hörspielfassung rettet, ist dieabwechslungsreiche Inszenierungdurch Regisseur Leonhard Koppelmann,<strong>de</strong>r die Rückblen<strong>de</strong>n mit O-Tönen und Projektorrattern wiealte Wochenschauen klingen lässtund <strong>de</strong>n Krimiteil mit Radionachrichtenund Zeitungsschlagzeilengarniert. Mehr als die gekonnteUmsetzung eines maßlos überschätztenUnterhaltungsromanskommt aber trotz<strong>de</strong>m nicht rum.Moritz Honert


Morgen 103Wie<strong>de</strong>rGänGerAmen81»X The Hit Pit X«Twisted Chords / Broken SilenceEndlich eine Neuauflage<strong>de</strong>r legendärenVinyl-only-Platte <strong>de</strong>rfränkischen Hard- bisCrustcore-Kultband. Kaum ein Albumprägte zum Jahrtausendwechselso sehr die Szene <strong>de</strong>r sogenanntenAnti<strong>de</strong>utschen. Ein Fanal inkurzen restmelodiösen Knallern –mit bis heute kontroversen Textengegen das Palituch und für »BomberHarris«, <strong>de</strong>r sinnbildlich für diealliierte Bombardierung Dres<strong>de</strong>nsim Zweiten Weltkrieg steht. Wucht,Hass und Energie – selten greifbarerals auf diesem Album.Cabaret Voltaire»Red Mecca«Mute / GoodToGoKomplett remasteredwird nun auch dasdritte Album <strong>de</strong>r legendärenCabaret Voltaireeiner neuen Generation (beziehungsweise<strong>de</strong>m ergrauten Plattensammler)zur Verfügung gestellt.Nervöse Rhythmen, industrielleSounds, giftige Texte gegen Thatcherund Co. – »Red Mecca« warwohl das letzte große Album <strong>de</strong>rBand, bevor <strong>de</strong>r Auflösungsprozessund Stilwechsel Einzug hielten.Damon»Songs Of A Gypsy«Now Again / Groove Attack / VÖ 15.11.13SpekulationsobjektPlatte. Bevor die digitaleVerfügbarkeit dasWertesystem <strong>de</strong>r Musikindustrieauf <strong>de</strong>n Kopf stellte,war je<strong>de</strong>m klar: Wer die richtigeOriginalpressung von anno dazumalhatte (am besten in Mint-Condition),<strong>de</strong>r ist ein reicher Mann.Diese Zuschreibung hat sich wegenschmalerem Markt und ebenMP3s gewan<strong>de</strong>lt. So jemand istheute vornehmlich ein ziemlicherNerd. Denn nur ganz wenige Artist-Albenbefin<strong>de</strong>n sich wirklichnoch auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r BlauenMauritius. Dazu gehörte in je<strong>de</strong>mFall das Werk <strong>de</strong>s geheimnisvollenKünstlers Damon aus Denver inColorado, <strong>de</strong>ssen wahre I<strong>de</strong>ntitätimmer wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Musiker DavidDelConte verweist. Nun soll mitHöchstbeträgen auf eBay, die für»Songs Of A Gypsy« bereits gezahltwur<strong>de</strong>n, Schluss sein. Die längstfällige exten<strong>de</strong>d Doppelalbum-Neuveröffentlichung <strong>de</strong>s Kultszwischen Weltmusik, Country undFolk ist wie<strong>de</strong>r verfügbar und stößtdarauf, dass hinter <strong>de</strong>m Sound eineähnlich spannen<strong>de</strong> Story liegt wiebei Sixto Rodriguez und <strong>de</strong>m Film»Searching For Sugar Man«.Bright Eyes»A Christmas Album«Saddle Creek / Cargo / VÖ 15.11.13Vorsicht Meinung:Kaum etwas ist wür<strong>de</strong>loserals diese saisonalenPlatten, mit <strong>de</strong>nenActs Zeit schin<strong>de</strong>n wollen fürsnächste reguläre Album und dabeinoch paar Euros abziehen. Ganzschlimm: das Weihnachtsalbum.Dennoch: <strong>Als</strong>o hey, die Nummerhier von Bright Eyes ist wirklichganz wertig. 2002 erschien es ursprünglichin limitierter Auflagezugunsten eines Aids-Projekts. »SilentNight« aus <strong>de</strong>m Verstärker vonConor Oberst? Überzeugend. Aber:Bitte nicht nachmachen!Grizzly Bear»Shields Expan<strong>de</strong>d«Warp / Rough Tra<strong>de</strong> / VÖ 08.11.13Letztes Jahr erschiendas viel gefeierte Album»Shields« vonGrizzly Bear, nun folgtbereits seine Wie<strong>de</strong>rauferstehungam Markt in Form einer Remix-Sammlung (Lindstrøm, NicolasJaar, Liars und an<strong>de</strong>re) inklusiveBonus-Tracks.Johnny Cash»I Shall Not Be Moved«Lost Kash / CargoZu Ehren <strong>de</strong>s zehntenTo<strong>de</strong>stags <strong>de</strong>s Mannesin Schwarz kanndieses Album wohlkaum erschienen sein. Han<strong>de</strong>lt essich bei <strong>de</strong>n »raren« Songs dochnur um verworfene Versionen <strong>de</strong>sFrühsechziger-Albums »HymnsFrom The Heart«. Das kann mannicht mal unter <strong>de</strong>m Deckmantel<strong>de</strong>r Nostalgie ertragen, das ist einfachLeichen fled<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Quark.Roky Erickson»The Evil One«& »Don’t Slan<strong>de</strong>r Me«& »Gremlins HavePictures«Light In The Attic / CargoZum fragwürdigen Anekdotenruhm<strong>de</strong>s genialenTexaners zähltja auch, dass seine diagnostizierteSchizophrenie in <strong>de</strong>nSechzigerjahren noch mittels Elektroschocks»therapiert« wur<strong>de</strong>. Vermutlichhat dieser Umstand abernichts mit seinem weir<strong>de</strong>n, psyche<strong>de</strong>lischenWerk zu tun. Das hätteer garantiert auch ohne diese Torturaufgerufen. Hier nun fin<strong>de</strong>nsich seine drei Achtzigerjahre-Albenneu aufgelegt – und im allgemeinenPsyche<strong>de</strong>lic-Hype (OktaLogue und Ähnliche) ist es ein Genuss,hier mal einen Pionier <strong>de</strong>r verrücktenGarage so markant in Erinnerunggerufen zu bekommen.Mehr »Wie<strong>de</strong>rgänger«gibt es unter intro.<strong>de</strong>/wie<strong>de</strong>rgaenger o<strong>de</strong>rhinter diesem QR-Co<strong>de</strong>


come to theconferencekunstnext level+kultur<strong>de</strong>rdigitalen spieledortmun<strong>de</strong>r Uw e l l ,6 ./7 .12 . 2013next-level.orgn e x tlevelzwei tage festivalkonferenz.vorträge, panels, performances,workshops und ausstellungen zurkunst, kultur und wirtschaft <strong>de</strong>rcomputerspieleHEIMSPIELAlvin Zealot »Flux«Gol<strong>de</strong>n / Broken SilenceBlutleer / Bombast / PsychrockWas namentlich eigentlichauch ein spannen<strong>de</strong>rneuer Si<strong>de</strong>kick im Ba<strong>de</strong>wannen-Epos»SpongebobSchwammkopf« seinkönnte, ist in Wahrheitnatürlich die SchweizerHoffnung auf eine Randnotiz im Pop-Rock-Gemenge. Denn eine fette Produktion mit allenSpielarten <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Studiotechnik istheute beinahe in je<strong>de</strong>r WG- beziehungweiseBerg-Garage realisierbar, somit keine Hür<strong>de</strong>zum Sprung über die Wahrnehmungsgrenze.Aber das klassisch-rockig besetzte Quartettmacht auch aus <strong>de</strong>n günstigen Rahmenbedingungenkeinen Durchmarsch, verhed<strong>de</strong>rtsich in bombastischen Halleffekten, pompösenSchlagzeugkompressionen und an<strong>de</strong>rem psyche<strong>de</strong>lisch-technischenFirlefanz. Das hebt dasMaterial technisch zwar auf Weltniveau, bleibtemotional jedoch genauso leer und vorhersehbarwie das Debüt »Tears Of St. Lawrence«, wo aberimmerhin noch nicht je<strong>de</strong>r Ton im Roughmixan exakt die richtige Stelle geschoben wur<strong>de</strong>.Klaas TigchelaarBaru »Sailors Of The City«Kick The Flame / Broken SilenceGlocken / Geschliffen / PopDie wollen es wissen: Die»Mutti, wir spielen Melt!«-Finalisten aus <strong>de</strong>m sächsischenWerdau hantierenauf ihrem Debütalbummit <strong>de</strong>m ganz großen Besteck.Sogar Engelschöre,Glocken und ein gläserner Flügel kommen zumEinsatz (zumin<strong>de</strong>st sieht man das so vor <strong>de</strong>mgeistigen Auge, wenn man sich von diesen zehnSongs erschlagen lässt!). Tatsächlich aber ist hieralles zu hören, was die Achtziger so klebrig undschön gemacht hat: von <strong>de</strong>n The-Edge-Gitarrenbis hin zur Morten-Harket-Kopfstimme. Daziehen die Cutting Crew und Ultravox nocheinmal mit <strong>de</strong>n Simple Minds und Tears ForFears um die Häuser und kehren schließlichzusammen mit <strong>de</strong>n Jungs von Alphaville undSpandau Ballet in Feargal Sharkeys Eckkneipeein. Die amtliche Produktion er<strong>de</strong>t das Ganzedann im Hier und Jetzt, und die teilweise grandiosenMelodien lassen die großen Gefühle inWorten und Tönen zur Geltung kommen. Dasist geschliffen, rund und eingängig. Und gera<strong>de</strong>die fehlen<strong>de</strong>n Ecken und Kanten sind es auch,die verhin<strong>de</strong>rn könnten, dass hier wirklich etwashängen bleibt.Claudius GrigatThe Hirsch Effekt /Zinnschauer »Split-LP«Kapitän Platte / CargoDeath / Folk / PrätentiösSerielle Monogamie nenntman es, wenn sich jemandzwar immer im seriösenPärchenmodus befin<strong>de</strong>t,<strong>de</strong>n Partner dabei aberregelmäßig austauscht.So ungefähr ist das Lebenvon The Hirsch Effekt. Platten statt Atomespalten, die ungekrönten Könige <strong>de</strong>r kontemporärenSplit-Szene. Auf ihrer Seite ergeht sichdie Band aus Hannover wie<strong>de</strong>r mit unrun<strong>de</strong>nClaims und einer Spannbreite, die von sprö<strong>de</strong>nAkustik-Klagen bis hin zu Grummel-Deathreicht. Erinnert mitunter an die verblichenenHutpfer<strong>de</strong>männer, punktet mit ihrer Unvorhersagbarkeit,hat aber gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n ruhigenStücken diesmal nicht nur Highlights aufzubieten.Zinnschauer ist ein bärtiger Junge vollerWollen, Wirken und Pathos. Der in vier Teilegesplittete (schon wie<strong>de</strong>r dieses Wort!) Song »Ichbin <strong>de</strong>ine wachsen<strong>de</strong>n Arme« fasst an – Höflichkeitsabstandwird aufgehoben, einfach Feelgoodo<strong>de</strong>r Coolness ist das hier nicht. Letztlich eineSplit-Platte für Screamo-Folkrocker, poetischeMathematikerinnen und Hesse-Leser.Linus VolkmannSchwule Nuttenbullen»Schwule Nuttenbullen«www.schwulenuttenbullen.<strong>de</strong>Defekt / BRD / PunkrockEs ist gar nicht die Frage,ob Punk noch lebt.Wer das fragt, ist für <strong>de</strong>nPunk sowieso schon längstgestorben. Es ist vielmehrdie Frage, wer das nochmachen kann: Punkrock,<strong>de</strong>r griffig, gewitzt, originell und radikal gleichermaßenist. Wer das kann, sind die SchwulenNuttenbullen. Eine Kölner Band aus vier Pseudonymen,die in gleicher Zusammensetzung einezweite Band betreiben. Während diese zweiteBand Punk <strong>de</strong>n Lebensumstän<strong>de</strong>n ihrer Akteuregemäß etwas nüchterner und ernster verfasst,geben die SNB die Atzen von <strong>de</strong>r Straße. Das,was Oiro in Düsseldorf und Eisenpimmel inDuisburg sind. Eine Inszenierung mit <strong>de</strong>r wertkonservativenHaltung, die zwar nieman<strong>de</strong>min die Fresse gebrüllt wird, ohne die Punk abernun wirklich nicht überleben kann: elf Songsin 24 Minuten, einseitig bespielte LP, Schreibmaschine,kopiertes Textblatt. Und Songs, diedie Kraft haben, notwendige Kritik in knallhartklischeebela<strong>de</strong>nen Formulierungen unterzubringen.An<strong>de</strong>rs gesagt: Man kann sich auchstilvoll und mit Klasse auskotzen. Die SchwulenNuttenbullen beweisen es.Christian Steinbrink


Bombee»Aurelia«SnowhiteTheatralischer Pop mitso viel Geist und Sexiness,dass man sofort<strong>de</strong>nkt, man müsse sichausziehen und dabei einen fancyCocktail trinken. Die Attitü<strong>de</strong> <strong>de</strong>sTrios wirkt zwar fast over the top,aber hier geht es ganz sicher nichtum Cheesiness o<strong>de</strong>r gar Glitter-Trash. Das hier ist die Essenz ausRoxy Music mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>rJetztzeit. Kann man nicht genugfeiern!Diverse»Kapitän Platte ... und<strong>de</strong>r Rest fin<strong>de</strong>t sich«Kapitän Platte / CargoIndie-Aktivitäten ausOWL haben eine großeTradition, die (nichtnur) auf Fast Weltweitzurückgeht. Das Nerd-Label KapitänPlatte mit Schwerpunkt auf atmosphärischerGitarrenmusik unterschiedlichsterHärtegra<strong>de</strong> stellthier seine Bands beziehungsweiseseinen erweiterten Kosmos drumherum vor. Auscheck-Fun mit unteran<strong>de</strong>rem Immanu El, Zinnschauer,EF, Instrument, Joasihno.Gelt Et Nelt»Das Königsfeld <strong>de</strong>rHirnmusik«&»Williams ChristSuperstar«www.geltetnelt.comRheinland-Pfalz strikesagain. Mundart-Avantgar<strong>de</strong>zwischen Attwenger,Rodgau Monotonesund <strong>de</strong>r geschlossenenAnstalt(Letzteres ist keineBand). Musikalisch istdiesmal sogar Dub aktiv, und manlernt Worte wie »Buseschmuse«o<strong>de</strong>r »Ne Beese Hänger«. Davorausspucken o<strong>de</strong>r darauf durchdrehen.Hi!Spencer»Hi!Spencer«facebook.<strong>de</strong>/hispencerhiDiese Band aus <strong>de</strong>mOsnabrücker Umlandsteht noch ziemlich amAnfang. Klingt dabeiwie Jupiter Jones, Klaus Lage undirgendwie putzig. Beschei<strong>de</strong>nheitist eine Zier, hier kommt sie wirklichgut zum Tragen. Hi!Spencerwür<strong>de</strong> man in je<strong>de</strong>r Schul-Aula anfeuern,weil sie – bei aller Unfertigkeitin Sound und Songwriting– etwas zutiefst Positives und Sympathischesausstrahlen.Meller & Royal Black»Zwischen Städten &Pyrami<strong>de</strong>n«www.ruhrpotthiphop.comZur Hochzeit von Aggro-Rap,also vor zehnJahren, hätte diesesnicht untighte Gebellemit <strong>de</strong>n originellen Skits vielleichtrichtig was gerissen. Aktuell wird’saber schwer für die zwei, zumal diemisanthropen Mackerposen einfachnicht genug durch <strong>de</strong>n guten,aber zu spärlichen Humor abgefe<strong>de</strong>rtwer<strong>de</strong>n. »Killer!«, »Nutten!«,»Lynchen!« ... Nein danke.Pari Pari»La Gran<strong>de</strong> Nation«www.monopolisten.orgBeatmusik mit überdrehtenfranzösischenVocals – aus Kassel?Der Spaß an <strong>de</strong>r musikalischenTravestie scheint hierbeigrößer als <strong>de</strong>r Bock auf Retro.Das macht die Sache dann auchsympathisch und erinnert an diefamose Kölner Fake-FranzosenbandLa More.Der Ringer»Das Königreich liegtunter uns«Euphorie / Hanseplatte / finetunesHamburger Schnöselpoprockvon Boys mitFrisuren und Kragenhem<strong>de</strong>n.Für Fans von1000 Robota, Trümmer o<strong>de</strong>r Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs.Hektisch, aufgekratzte Bassfiguren,assoziative Slogan-Texte.<strong>Intro</strong>bist du !Sen<strong>de</strong>t Eure Musik an:<strong>Intro</strong> (Redaktion Heimspiel)Venloer Straße 241-24550823 Kölnheimspiel@intro.<strong>de</strong>SA 23/11/2013GewAndhAus zu LeipziGeinLAss: 21 uhr / Konzert: 22 uhrGewandhausorchesterGroßes Concertunter Leitung von Andrew Manze;Benjamin Grosvenor, KlavierHudson Mohawke /Oh Land /Julio Bashmore /Kele Okereke / Roosevelt /Versatile Noise Troopers –Joakim, Gilb’R, I:Cube,Etienne Jaumet / Andhim /Abby / Karocel / Micronaut /Lake People / Ben<strong>de</strong>r & Dahmar /Filburt / Leibniz / Reznik


106 MorgenKinoFranÇois Ozon über »JunG und schön«François Ozon ist einer <strong>de</strong>r fleißigsten Filmemacher Frankreichs, und vielseitig ist er auch. Jetzt legt er seinenersten richtigen Skandalfilm vor: Ein bürgerliches Mädchen wird freiwillig Prostituierte. Beim Interview inParis versucht Ozon zu erklären, warum.Sie beginnen »Jung und schön« mit <strong>de</strong>mBlick durch ein Fernglas. Welche Rollespielen die Blicke <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren in ihremPorträt <strong>de</strong>r jugendlichen Isabelle?Die Jugend ist heute viel beachtet. Es gibt einegesellschaftliche Obsession für jugendlicheSchönheit. Die Mädchen auf <strong>de</strong>n Titelseiten<strong>de</strong>r Zeitschriften sind meist 15, 16 Jahre alt.Die Jugend ist sichtbar und erotisiert. Und hatdurch das Internet auf alles Zugriff. Isabelleist schön, reich und intelligent. Sie hat alles!Und wenn man alles hat, kann man auf einebeinahe masochistische Weise angezogen seinvon Formen <strong>de</strong>r Gewalt, Macht o<strong>de</strong>r Kontrolle.Isabelle prostituiert sich. Es scheint ihr einAnliegen zu sein, ihre Sexualität zu planen,ihr einen Rahmen zu geben, sie in Szene zusetzen und zu kontrollieren. Ein Verhaltenwie im Management?Absolut! Sie hat <strong>de</strong>n Drang, sich einen persönlichenFreiraum zu schaffen, »a room of onesown«, wie Virginia Woolf es formulierte. Isabellemöchte <strong>de</strong>m Kokon <strong>de</strong>r Familie entkommen,aber sie ist gefangen in einem Zustand,in <strong>de</strong>m Sexualität und Gefühle voneinan<strong>de</strong>rgetrennt sind. Sie glaubt, sie könne die Sexualitätauf eine mechanische Weise ent<strong>de</strong>cken.Das funktioniert natürlich nicht so einfach,und Isabelle wird im Lauf <strong>de</strong>r Geschichte auchmit <strong>de</strong>r Realität und <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nlosigkeit ihresVerhaltens konfrontiert.Isabelles ahnungslose Familie zeigt Interesseund Verständnis für die ersten Liebesabenteuerihrer Tochter. Warum isoliert Isabelle sichimmer weiter?Ich habe mit einem Psychoanalytiker gesprochen,<strong>de</strong>r mir sagte: »Die Eltern machen immerdas Falsche. Man muss es akzeptieren. Man willdas Beste für sein Kind, aber das Kind will seineeigene Welt und seinen eigenen Willen. Selbstwenn es die Eltern gut machen sollten, so hältes das Kind nicht davon ab, das Falsche zu tun.«In »Jung und schön« gibt es keinen Abwärtsstru<strong>de</strong>l.Selbst in schwierigen Momenten lerntIsabelle dazu, kümmert sich gut um ihr Geschäft,ist organisiert und methodisch.Wir leben in einer liberalen Welt. Alles wirdgeplant. Alles wird organisiert. Alles lässt sichbezahlen. Alles muss bezahlt wer<strong>de</strong>n. Isabelleist in <strong>de</strong>r Hinsicht wirklich ein Produkt <strong>de</strong>saktuellen Lebens. Sie ist ein Mädchen von heute.Wäre <strong>de</strong>r Film weniger kontrovers aufgenommenwor<strong>de</strong>n – zum Beispiel wur<strong>de</strong> ihm »Voyeurismus«vorgeworfen –, wenn Isabelle tragischeGrün<strong>de</strong> gehabt hätte, sich zu prostituieren?Wenn sie aus einem armen Umfeld käme, hättees wohl je<strong>de</strong>r akzeptiert. Aber es ist kein Filmüber die Prostitution, son<strong>de</strong>rn über das Erwachsenwer<strong>de</strong>n.Isabelle prostituiert sich, siekönnte aber auch Drogen nehmen, einen Selbstmordversuchunternehmen o<strong>de</strong>r magersüchtigwer<strong>de</strong>n. Ich möchte <strong>de</strong>n Zuschauer mit Fragenzurücklassen, die sich ihm über sein Verhältniszur Sexualität und zur Familie stellen.Sie wollten kein umfassen<strong>de</strong>s Porträt <strong>de</strong>rProbleme erstellen, die mit <strong>de</strong>r Prostitutioneinhergehen?Ich möchte eine Geschichte erzählen, und eskann sein, dass die sich mit einem gesellschaftlichenPhänomen überschnei<strong>de</strong>t. Vieles von <strong>de</strong>rKontroverse, die es um <strong>de</strong>n Film gab, kam vonLeuten, die »Jung und schön« nicht gesehenhatten. Sie wollten weniger über <strong>de</strong>n Film, son<strong>de</strong>rnvielmehr über das gesellschaftliche ThemaProstitution diskutieren.Interview: Jessika Jürgens— »Jung und schön« (F 2013; R: François Ozon; D:Marine Vacth, Geraldine Pailhas; start: 14.11.13)


Cine ColoGne / SoundTraCk_ColoGne 10Kölns schönster Synergieeffekt:Vom 15. bis 25. November fin<strong>de</strong>nunter <strong>de</strong>m »Cine Cologne«-Dachvier verschie<strong>de</strong>ne Filmfestivalsstatt. Eines für die Pänz, wie <strong>de</strong>rKölner seine Kin<strong>de</strong>r nennt, einesfür Kurzfilme und eines für ersteFilme. Zu Cinepänz, Unlimited #6und Exposed No. 5 kommt nochdie zehnte Ausgabe von Sound-Track_Cologne. Das Musikfilm-Festival »See The Sound« mitangeschlossenem »Fachkongresszu Musik und Ton in Film, Gamesund Medien« legt sich zum run<strong>de</strong>nJubiläum programmmäßig ganzschön ins Zeug: mit einer Julien-Temple-Retrospektive, in <strong>de</strong>r unteran<strong>de</strong>rem seine Vi<strong>de</strong>oclips gezeigtwer<strong>de</strong>n, also auch jener legendärezu Tom Pettys »Into The GreatWi<strong>de</strong> Open« mit Johnny Depp.Tipp: Temples Doku »RequiemFor Detroit«. Beson<strong>de</strong>rs sehenswertsicher auch »The Punk Singer:A Film About Kathleen Hanna«– Sini An<strong>de</strong>rsons Doku über dieRiot-Grrrl-Aktivistin schöpft aus20 Jahren Archivmaterial. Auch<strong>de</strong>n neuen Künsten wird gehuldigt,und zwar ausgerechnet mitBayreuths Evergreen: In <strong>de</strong>r FritzThyssen Stiftung wird »Wagner– Die App« vorgestellt, ein crossmedialerDokumentarfilm. Wirdspannend!Paula Fuchs— Alle Zeiten und Infos:www.cinecologne.<strong>de</strong>,www.soundtrackcologne.<strong>de</strong>3 IS NE PARTY in concertTHE RISING OF THE SON TOUR 201316.19.13 KARLSRUHE03.12.13 STUTTGART04.12.13 ZÜRICH (CH)07.12.13 KÖLN09.12.13 WIESBADEN10.12.13 LEIPZIG11.12.13 HA<strong>MB</strong>URG13.12.13 DORTMUND14.12.13 BREMEN15.12.13 BIELEFELD16.12.13 BERLIN17.12.13 MÜNCHEN19.12.13 ERLANGEN20.12.13 WIEN (A)21.12.13 DORNBIRN (A)22.12.13 MANNHEIMWWW.PATRICE.NET»Sie ist nicht die, für diesie alle halten. Sie will nurihre Haut retten.«Am 21.11. startet endlich »Catching Fire«, die Fortsetzung <strong>de</strong>r Bestseller-Verfilmung »Die Tribute von Panem«. Die 17-jährige Katniss (JenniferLawrence) hat zusammen mit Peeta die letzten »Hunger Games«, einebrutale Tradition zur politischen Stabilisierung <strong>de</strong>r Distrikte, gewonnen.Sie wird zur Symbolfigur einer sich anbahnen<strong>de</strong>n Revolution. Präsi<strong>de</strong>ntSnow (Donald Sutherland) beschließt, dass Katniss noch mal zu <strong>de</strong>nHungerspielen antreten muss, und macht sie zur Symbolfigur seinerMacht. Katniss, wir glauben an dich! Den nächsten »Hobbit« steckstdu locker in die Tasche!28.12.13 KÖLN30.12.13 HA<strong>MB</strong>URG22.01.14 BIELEFELD23.01.14 DRESDEN24.01.14 (A)WIEN26.01.14 (CH)ZÜRICH27.01.14 MÜNCHEN28.01.14 WIESBADENWWW.FETTESBROT.DE30.01.14 DORTMUND31.01.14 HANNOVER01.02.14 STUTTGART02.02.14 LINGEN04.02.14 BREMEN05.02.14 FÜRTH06.02.14 LEIPZIG07.02.14 BERLIN20.01.2014 BERLIN 22.01.2014 KÖLN21.01.2014 NÜRNBERG 25.01.2014 MÜNCHEN14.11.13 ROSTOCK15.11.13 ERFURT16.11.13 MANNHEIM17.11.13 WIESBADEN19.11.13 HANNOVERAUSVERKAUFT26.11.13 DÜSSELDORF28.11.13 HA<strong>MB</strong>URG30.11.13 FLENSBURGWWW.ROYALREPUBLIC.DE20.11.13 DORTMUND21.11.13 LEIPZIGAUSSERDEM AUF TOUR DEINE FREUNDEDEINE LAKAIEN · DJ EXEL.PAULY · DONOTS · OHRBOOTENTURBOSTAAT · WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTERKIKIS KLEINER TOURNEESERVICEKKT GmbH WWW.KKTLIVE.DEPHONE +49.30.695.80.880PORTOKASSE@KKTLIVE.DEAUSVERKAUFT22.11.13 AUGSBURG23.11.13 STUTTGART25.11.13 SAARBRÜCKEN


108 MorgenKinoEmmanuelle SeiGnerüber »Venus im Pelz«Sie hat mit François Ozon und Dario Argentogedreht und mit Bela B. gesungen. Im neuenFilm ihres Ehemanns Roman Polanski durchlebtEmmanuelle Seigner die Probleme einer abgelehntenSchauspielerin, die sie auch schon am eigenen Leiberlebt hat.»Venus im Pelz« erzählt vom schwierigenVerhältnis zwischen Schauspielerinnen undRegisseuren. Wie viel Autobiografisches stecktin <strong>de</strong>r Geschichte?Ich versuche immer, Elemente meiner Persönlichkeiteinzubringen. Was die Situation <strong>de</strong>sVorsprechens angeht: Na klar, auch ich habe daein paar grauenvolle Erfahrungen gesammelt.Und ich kenne auch dieses Gefühl, sich nichtwertgeschätzt zu fühlen. We<strong>de</strong>r die Zuschauernoch die Kritiker schienen mich zu mögen, alsdamals Filme wie »Frantic« o<strong>de</strong>r »Bitter Moon«herauskamen. Aber letztlich ist das mit <strong>de</strong>nRollen wie mit <strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rn. Manchmal ziehtman für eine Party das falsche an, da kann mandann nur hoffen, dass man beim nächsten Malein besseres Händchen hat. »Venus im Pelz«allerdings saß auf Anhieb wie angegossen.Wür<strong>de</strong>n Sie die gleiche Parallele zwischen Sadomasochismusund Schauspielerei ziehen wieIhre Figur im Film?Keine Frage! <strong>Als</strong> Schauspielerin sammelt manviele Erfahrungen mit Demütigungen. Vor allemzu Beginn eines Projekts, wenn es um dieBesetzung geht. Man ist nun einmal <strong>de</strong>n Wünschenund Vorstellungen an<strong>de</strong>rer ausgeliefert.Immer wie<strong>de</strong>r ist man zu jung, zu alt, zu dick,zu dünn, zu groß, zu klein. Dafür muss manziemlich stark sein. Denn so wun<strong>de</strong>rbar dieserBeruf auch ist: Mit diesen Erfahrungen <strong>de</strong>rAblehnung muss man erst einmal klarkommen.Vor allem, wenn man jung ist, nimmt man soetwas immer persönlich.Hilft es, wenn man mit <strong>de</strong>m eigenen Ehemannzusammen arbeitet?Ich hatte vor »Venus im Pelz« 14 Jahre langnicht mehr vor Romans Kamera gestan<strong>de</strong>n.Sowohl, weil wir bei<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n, ich müsse neue,eigene Erfahrungen mit an<strong>de</strong>ren Regisseurensammeln, als auch, weil wir auf ein geeignetesProjekt warten wollten. Allerdings kann ichnicht leugnen, dass sich die Arbeit mit ihmtatsächlich außergewöhnlich gut anfühlt. Daist ganz viel Vertrauen, das nicht erst aufgebautwer<strong>de</strong>n muss, und ich weiß, dass er mich nichtin ein schlechtes Licht rücken wird. Abgesehendavon ist er bekanntlich ein großartigerRegisseur – und es ist immer angenehmer, mitjeman<strong>de</strong>m zu drehen, <strong>de</strong>r auch wirklich Talenthat und nicht bloß ein Idiot ist. Fin<strong>de</strong>t man vorallem in Frankreich nicht allzu oft!Interview: Patrick Heidmann— »Venus im Pelz« (F/P 2013; R: Roman Polanski; D:Emmanuelle Seigner; Kinostart: 21.11.13)ChasinG IceJeff Orlowski konfrontiert uns imDokumentarfilm »Chasing Ice«mit Bil<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>r weltweitenGletscherschmelze – und mit unseremgefährlichen Halbwissen.Der Zuschauer folgt <strong>de</strong>m National-Geographic-FotografenJamesBalog, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n düsteren Apologeten<strong>de</strong>r globalen Er<strong>de</strong>rwärmungzu Beginn seiner Mission eherskeptisch gegenüberstand. 2007stellte er <strong>de</strong>nnoch überall in <strong>de</strong>rArktis vollautomatische Kamerasauf, die über einen Zeitraum vonsechs Monaten jeweils ein Bild proStun<strong>de</strong> schossen und so das rasanteSchwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Eisberge dokumentierensollten. Das Projekt EIS(Extreme Ice Survey) war geboren.We<strong>de</strong>r die eisige Kälte noch explodieren<strong>de</strong>Kamerabatterien, auchnicht Kabel durchbeißen<strong>de</strong> Füchseo<strong>de</strong>r sein bereits mehrfach operiertesKnie konnten ihn und seinTeam aufhalten. Nach vier Jahrenist es so weit: Balog hält etlicheSpeicherkarten, die »die Erinnerung<strong>de</strong>r Landschaft« beinhalten,in seinen eisigen Hän<strong>de</strong>n, und manwird Zeuge dieser unglaublichenHorror-Zeitrafferfilme. Zum Beispielgelingt es ihm, das »Kalben«eines Gletschers zu dokumentieren:Gigantische Eismassen von<strong>de</strong>r Größe Lower Manhattansstürzen innerhalb von 75 Stun<strong>de</strong>nunwi<strong>de</strong>rruflich ins Meer. EinzigerWermutstropfen: das recht pathetische,Oscar-nominierte Duettvon Scarlett Johansson und JoshuaBell am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films sowie dasausgewalzte persönliche Schicksal<strong>de</strong>s typisch amerikanisch hel<strong>de</strong>nhaftenFotografen.Gabriele Summen— »Chasing Ice« (USA 2012; R: JeffOrlowski; Kinostart: 07.11.13)


Morgen 109DVDBisdasBlutGefriertDie Mutter <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Spukhaus-Films erfuhr ein gespenstisch langweiliges Remake (»Das Geisterschloss«)sowie zahlreiche Epigonen. Das Original ist bis heute unerreicht.Ehrenamtliche Junior-Mitarbeiter <strong>de</strong>r PolizeidirektionRocky Beach, so wie ich es seit<strong>de</strong>n frühen 80er-Jahren bin, sind natürlichmit <strong>de</strong>m Treiben um und in Spukhäusernund -schlössern bestens vertraut. Von altenSchauspielern, die dort also möglicherweisetechnisierten Gespenster-Schabernack treiben,um ungebetene Besucher zu vertreiben, lassenwir uns nicht ängstigen. Je<strong>de</strong>nfalls nicht zumEinschlafen. Aber vielleicht verhält es sich mit<strong>de</strong>m Hill House ja doch etwas an<strong>de</strong>rs? Es istein böses altes Haus. Dunkel, geheimnisvoll– wie ein unent<strong>de</strong>cktes Land, das darauf wartet,erforscht zu wer<strong>de</strong>n. 90 Jahre steht HillHouse, und vielleicht steht es noch weitere 90Jahre? Unheimlich. Friedhofstill. Eine Stätte,die manche Leute ein Gespensterhaus nennen.Ein Haus, in <strong>de</strong>m es umgeht.Bereits <strong>de</strong>r Prolog zu Robert Wises Gruselklassiker»Bis das Blut gefriert« aus <strong>de</strong>m Jahr1963 lässt ahnen, dass hier etwas nicht stimmt.Affären, Mord, Wahnsinn und Selbstmord warenstetige Begleiter <strong>de</strong>s im entlegenen Neuenglandgebauten, von Tragik und Düsternisumwitterten Anwesens. Grund genug für <strong>de</strong>nParapsychologen Dr. John Markway (RichardJohnson), die Erbin zu überzeugen, ihn dort einExperiment durchführen zu lassen, mit <strong>de</strong>m erdie Existenz <strong>de</strong>s Übernatürlichen beweisen will.Hierzu lädt er psychisch empfängliche Leuteein, die dabei helfen sollen, nicht nur knarren<strong>de</strong>Fußbö<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn vielleicht <strong>de</strong>n Schlüssel zueiner an<strong>de</strong>ren Welt zu fin<strong>de</strong>n. Darunter dieexzentrische Eleanor Lance (Julie Harris), diesich nach <strong>de</strong>m Tod ihrer Mutter, für <strong>de</strong>n siesich verantwortlich fühlt, endlich von ihremSchicksal emanzipieren will und <strong>de</strong>ren innererMonolog <strong>de</strong>n Film als gespenstischer Begleiteraus <strong>de</strong>m Off untermalt.Aus Gängen wer<strong>de</strong>n Labyrinthe, nächtlicheKlopfgeräusche hallen durch die Zimmer, unddie Wän<strong>de</strong> scheinen Augen zu haben. Das Hausselbst ist das Böse – ein Effekt, <strong>de</strong>r durch ebensoeinfache wie effektive Mittel wie eine subjektivierteKameraführung, häufige Perspektivenwechselund eine ausgefeilte Tonkulisse erreichtund getragen wird.Cay Clasen— <strong>Intro</strong> empfiehlt: »Bis das Blut gefriert«(GB/USA 1963; R: Robert Wise; D: Richard Johnson,Julie Harris, Lois Maxwell, Claire Bloom;Warner Home Vi<strong>de</strong>o)


110 MorgenDVDExtrasRicky Gervais’ und Stephen Merchants Serie »Extras« han<strong>de</strong>lt vonnamenlosen Nebendarstellern und von Stars, die auch keine großenLeuchten sind. Jetzt gibt es alle Folgen in einer Box.In je<strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>r Comedy-Serie »Extras« wirdman als Zuschauer mitten in einen neuenFilm hineingeworfen. So unterschiedlich dieSets dabei auch sein mögen, die Bemühungenund das Scheitern <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hauptakteurebleiben stets gleich. Ob in einer Verfilmung einesShakespeare-Dramas o<strong>de</strong>r in einem im Kosovospielen<strong>de</strong>n Kriegsfilm: Die bei<strong>de</strong>n StatistenAndy Millmann und Maggie Jacobs haben ihreZiele fest im Visier. Er – ein erfolgloser Schauspieler,ihm zur Seite sein noch erfolglosererAgent – versucht um je<strong>de</strong>n Preis, eine Sprechrollezu bekommen, während sie – ebenfallshartnäckig in ihren Bestrebungen – versucht,einen Schauspieler abzuschleppen.Diesem Grundgerüst an die Seite gestellt wirdjeweils <strong>de</strong>r Gastauftritt eines »echten« prominentenSchauspielers, <strong>de</strong>r »sich selbst« spielt,wie in <strong>de</strong>r ersten Staffel etwa Samuel L. Jackson,Kate Winslet, Ben Stiller o<strong>de</strong>r »Star Trek«-Shakespearianer Patrick Stewart, in <strong>de</strong>r zweitenSeason sind Orlando Bloom, David Bowie, Ian»Gandalf« McKellen und an<strong>de</strong>re dabei. Gewürztmit einer gehörigen Portion Selbstironie, weisendiese Gastauftritte durchaus gewisse Parallelenzu <strong>de</strong>nen bei <strong>de</strong>n »Simpsons« auf, wo übrigens»Extras«-Mastermind und -HauptdarstellerRicky Gervais seinerseits schon mit HomerSimpson die Frau tauschen durfte.»Extras« lief im <strong>de</strong>utschen Fernsehen unter»ferner liefen«, so ist die gleichzeitige Veröffentlichung<strong>de</strong>r separaten zweiten Staffel sowie <strong>de</strong>rKomplettbox zu begrüßen. <strong>Als</strong> »Anspieltipp« fürZau<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> sei die Folge empfohlen, in <strong>de</strong>r MaggieSamuel L. Jackson für seine tolle Leistung in»Matrix« gratuliert, um sich dann beim Versuch<strong>de</strong>r Vermeidung von Missverständnissen undKlarstellung ihrer Vorurteilslosigkeit bezüglich»race issues« um Kopf und Kragen zu re<strong>de</strong>n.Kommunikation ist <strong>de</strong>r Fettnapf, aus <strong>de</strong>m sichdie Welt schmiert.Michael Schewetzky & Paula Fuchs— »Extras – Die komplette zweite Staffel«& »Extras – Die komplette Serie« (GB 2005-2007; R&D: Ricky Gervais, Stephen Merchant;Turbine)Tribute:InGmar BerGmanMan muss an<strong>de</strong>rer Leute Geniestatussicher nicht immer anstandslosabnicken, aber beim 2007 imAlter von 89 Jahren verstorbenenIngmar Bergman stimmt die Einschätzungvom »größten Regisseuraller Zeiten« vielleicht ja doch.Der Schwe<strong>de</strong> ist für seine strengeFormsprache, <strong>de</strong>n filmischenSymbolismus und seine philosophischeThemenwahl legendär, dabeisind Klassiker wie »Das siebenteSiegel«, »Die Jungfrauenquelle«o<strong>de</strong>r »Das Lächeln einer Sommernacht«überraschend zugänglich,spannend und bis heute mo<strong>de</strong>rn.Die Blu-ray-Version <strong>de</strong>r »IngmarBergman Edition« (StudioCanal)beinhaltet die drei genannten Filmeaus <strong>de</strong>r künstlerischen Hochphaseseines Schaffens, dazu kommensein am euphorischsten rezipiertesWerk »Wil<strong>de</strong> Erdbeeren« und <strong>de</strong>rBonusfilm »... über Leben und Arbeit«.Die Kollektion <strong>de</strong>utet sowohlauf <strong>de</strong>n roten Fa<strong>de</strong>n in BergmansOutput als auch auf die Vielseitigkeit<strong>de</strong>s Regisseurs hin. Zwischenexistenzialistischem Horror undpsychologischer <strong>Intro</strong>spektion gelangenBergman viele Filmmomenteechter menschlicher Wärme undausgesprochener Heiterkeit. DassBergmans Vorstellungen schondamals von kongenialen Kreativpartnernwie Kameramann SvenNykvist verwirklicht wur<strong>de</strong>n, rücktdie Darsteller in ein gutes Licht,zum Beispiel die wun<strong>de</strong>rbare BibiAn<strong>de</strong>rsson. Aber auch als Zuschauerdarf man sich zwischendurch aufdie Schulter klopfen, <strong>de</strong>nn wer sichdiese Box einverleibt, zählt schonals halber Filmkritiker und lerntmit je<strong>de</strong>r Filmsekun<strong>de</strong> fürs Leben.Alexan<strong>de</strong>r Dahas


Morgen 111PauletteEs gibt keine Krise, es gibt nur dieChance, die sich aus ihr ergibt:Im französischen »Breaking Bad«ent<strong>de</strong>ckt eine alte Dame, dass sichmit Spacecakes Geld verdienenlässt.Die Krise macht auch vor <strong>de</strong>m Alter nichthalt: Die 80-jährige Paulette wohnt alleinin einem Vorort von Paris, einemsogenannten sozialen Brennpunkt. Mit ihrergrantigen Art hat sie längst ihre Tochter verjagt,die nur hin und wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Enkel abliefert,<strong>de</strong>n Paulette wegen seiner dunklen Hautfarbewie Dreck behan<strong>de</strong>lt. Um mit ihrer schmalenRente über die Run<strong>de</strong>n zu kommen, muss dieSchreckschraube erfin<strong>de</strong>risch sein. <strong>Als</strong> sie einpaar Jugendliche beim Verkauf von Haschischbeobachtet, sieht sie die Lösung ihrer Geldsorgengekommen. Mutig macht sie <strong>de</strong>n Groß<strong>de</strong>aler<strong>de</strong>r Gegend ausfindig und leiert ihm ein paarGramm für <strong>de</strong>n Straßenverkauf ab. Schnellsteigt die Nachfrage. Da kommt die rüstigeAlte auf eine lukrative I<strong>de</strong>e: Warum nicht ihreLei<strong>de</strong>nschaft fürs Backen mit <strong>de</strong>m Verkauf vonDrogen verbin<strong>de</strong>n?Mit <strong>de</strong>n Spacecakes erobert sie nicht nur dasViertel, son<strong>de</strong>rn auch die Sympathie <strong>de</strong>r Kinogänger.Schließlich macht das grüne Kraut auchdie Hasch-Oma mil<strong>de</strong>. Regisseur Jérôme Enricoerzählt auf märchenhafte Art eine charmanteGute-Laune-Komödie mit einem gut aufgelegtenEnsemble. In <strong>de</strong>r Hauptrolle begeistert dieNouvelle-Vague-Ikone, César-Preisträgerin,Schauspiellegen<strong>de</strong> und Muse Clau<strong>de</strong> Chabrols:Berna<strong>de</strong>tte Lafont. Auch 13 Jahre nach »Grasgeflüster«funktioniert das Prinzip, das dieserKomödie zugrun<strong>de</strong> liegt, prächtig, zumal Kiffenja bekanntlich auch vergesslich macht. Und Omabackt einfach die besten Kekse.Lars Tuncay— »Paulette« (F 2013; R: Jérôme Enrico;D: Berna<strong>de</strong>tte Lafont, Carmen Maura,Dominique Lavanant; Neue Visionen)131012 STC10 <strong>Intro</strong> v1 10/14/13 1:10 PM Seite 1See the sound!SoundTrack_Cologne1021.-27.11.2013www.soundtrackcologne.<strong>de</strong>


112 MorgenSpieleBeyond: Two SoulsEs gibt nur wenige Computerspiel-Regisseure, <strong>de</strong>ren Werke so polarisieren wie die <strong>de</strong>s Franzosen David Cage.Ist das aufwendige, dynamisch erzählte Epos »Beyond« nun ein geniales Unikat o<strong>de</strong>r doch nur ein bemühtesBlockbuster-Ungetüm? Die Wahrheit liegt auch beim »Heavy Rain«-Nachfolger irgendwo in <strong>de</strong>r Mitte.Min<strong>de</strong>stens zwei Spielebewiesen 2013 bereits,dass sich die Historievon Vi<strong>de</strong>ospielen verän<strong>de</strong>rnkann und diese in<strong>de</strong>r Lage sind, Geschichten überFiguren zu erzählen, die <strong>de</strong>n Spieleremotional wirklich auch erreichen.Sowohl das fotorealistische»The Last Of Us« als auch das viaCell-Shading in einfachster Flash-Animation erzählte »The WalkingDead« boten packen<strong>de</strong> Storys. DieCharaktere ließen Fernsehen o<strong>de</strong>rKino vergessen.Nun liegt »Beyond: Two Souls«,<strong>de</strong>r dritte Kandidat, im Laufwerk.Regisseur David Cage ist es mitseinem Team von Quantic Dreamgelungen, nahezu je<strong>de</strong>r Figureine wirkliche Seele in die Augenzu legen. Endlich fühlt man sichals Spieler direkt angesprochen.Sprache und Bewegung <strong>de</strong>r Figurenwirken wie eine Einheit.Dabei mag es nicht unbe<strong>de</strong>utendgewesen sein, dass Ellen Page alsJodie Holmes und Willem Dafoeals Nathan Dawkins die Hauptrollenin diesem Spiel übernommenhaben. Automatisch schenkt man<strong>de</strong>n von ihnen gespielten FigurenAufmerksamkeit und will wissen,welche Geschichte sie erleben.Jodie lebt seit Geburt mit <strong>de</strong>r Anwesenheiteiner übernatürlichenKraft namens Ai<strong>de</strong>n, Nathan willsie erforschen und nutzen. Werals Spieler die Bereitschaft mitbringt,die Kombination aus ungewöhnlicherSpielmechanik un<strong>de</strong>rzähltem Vi<strong>de</strong>ospiel mit ständigneuen Entscheidungsabfragenauf sich wirken zu lassen, erlebttatsächlich ein Unikat, das esso noch nicht gegeben hat.An <strong>de</strong>n Stellen, wo »Beyond:Two Souls« jedoch ein ganznormales Spiel mit Schießen,Fahren o<strong>de</strong>r Laufen ist,wirkt es latent unausgereiftund hölzern. Vielleicht hätteCage sich nicht zu je<strong>de</strong>r klassischenSpielemechanik eine Alternativeaus<strong>de</strong>nken dürfen, <strong>de</strong>nn die ständigeVerän<strong>de</strong>rung unterbricht auchimmer wie<strong>de</strong>r die Konzentrationauf die Geschichte. Selbst die 28verschie<strong>de</strong>nen En<strong>de</strong>n, die das Spielhaben kann, sind wenig hilfreich,wenn <strong>de</strong>r erzählerische Weg zuihnen durch die Zeitensprüngeverwirrt.Viele Filme von berühmtenKino-Regisseuren wur<strong>de</strong>n erstdurch <strong>de</strong>n Schnitt einer ganzan<strong>de</strong>ren Person zu einemMeisterwerk. Auch DavidCage bräuchte einen Gegenpart,<strong>de</strong>r ihm manchmalseine Spielzeuge wegnimmt.Eines ist ihm aber auf je<strong>de</strong>nFall gelungen: Augen, die endlichnicht mehr wie Murmelnaussehen.Gregor Wil<strong>de</strong>rmann— »Beyond: Two Souls« für PS3(Quantic Dream / Sony)


Morgen 113Rocksmith 2014Drei FraGenan Willem DafoeSie verbrachten für »Beyond«viele Wochen in einem Motion-Capturing-Studio. Ist <strong>de</strong>r Regisseureines solchen Vi<strong>de</strong>ospiels miteinem Filmregisseur vergleichbar?Willem Dafoe: Sein Job ist <strong>de</strong>rgleiche. Er sagt ähnliche Dinge,er gibt ähnliche Anweisungen.Aber sein Ansatz unterschei<strong>de</strong>tsich, und die technische Weiterverarbeitungunserer Arbeit machteinen großen Anteil <strong>de</strong>s Projektsaus. <strong>Als</strong> Schauspieler vergisst mandas nicht. Auf einer Theaterbühnegibt es direkten Augenkontakt mit<strong>de</strong>m Zuschauer. In diesem Spielverwan<strong>de</strong>le ich mich in einen digitalenCharakter, <strong>de</strong>r an einemvirtuellen Ort etwas erlebt. Ichmuss also nicht überlegen, ob einfalscher Bart o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>in Hutin <strong>de</strong>m bestimmten Moment eineWirkung entfalten.Wie hat David Cage Sie von <strong>de</strong>mProjekt überzeugt?Es war ganz einfach. Er ist da eineArt One-Man-Show. Es ist seinpersönliches Projekt, wo er Regisseurist und er das Projekt leitet.Es ist das, was man eine »labourof love« nennt. Das Konzept wirkteauf mich sehr speziell und neu. Dashat mich gereizt. Zumal ich ehrlichsagen kann, dass ich von Vi<strong>de</strong>ospielenabsolut keine Ahnung habe.Was haben Sie aus <strong>de</strong>m Projekt alsSchauspieler gezogen?Ich habe früher schon Motion-Capturing-Aufnahmen gemacht.Aber es gab noch nie ein Projekt,wo ich über eine so lange Zeit einso langes Drehbuch, 2000 Seiten,durchgespielt habe. Du spielst 50bis 60 Seiten am Tag, häufst Materialüber Material an. Das ist sehrinteressant. Man wird von nichtsabgelenkt.Interview: Gregor Wil<strong>de</strong>rmannDas Musikspiele-Revival <strong>de</strong>r Nullerjahreversetzte die Gaming-Branche vor circasieben Jahren in Wallung. In je<strong>de</strong>m zweitenWohnzimmer wur<strong>de</strong> mittels »SingStar« undCo. Karaoke gesungen o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n buntenPlastikgitarren o<strong>de</strong>r Drum-Kits von »GuitarHero« und »Rock Band« herumgedrückt. Bis<strong>de</strong>r Markt völlig übersättigt war, weil Fans schonalles hatten, was sie wollten.Wer nur oberflächlich hinsieht, könnte dasUbisoft-Projekt »Rocksmith«, bei <strong>de</strong>m via Kabeleine echte Gitarre o<strong>de</strong>r Bass an Konsole o<strong>de</strong>r PCgesteckt wird, unter diesen Trend subsumieren.Die Darstellung <strong>de</strong>r Griffbrett-Tabulatur wirktbekannt, und <strong>de</strong>r Spielspaß speist sich aus <strong>de</strong>mgleichen emotionalen Arsenal – man spielt seineLieblingssongs auf <strong>de</strong>r Gitarre nach.Doch gera<strong>de</strong> die Fortsetzung <strong>de</strong>s 2012 erschienenenGames unterstreicht jetzt, wie ernstsich das Spiel in <strong>de</strong>m Aspekt nimmt, für <strong>de</strong>nes eigentlich gemacht wur<strong>de</strong>: Es will einemGitarrespielen wirklich beibringen. Zu diesemZweck wur<strong>de</strong>n zahllose Features überarbeitetund erweitert. Die Latenz, also <strong>de</strong>r zeitlicheAbstand zwischen <strong>de</strong>m Saiten-Anschlag undKlang über <strong>de</strong>n Fernseher, die beim Vorgängermitunter noch ein echtes Problem darstellte, istGeschichte. Dank <strong>de</strong>s neuen, anpassbaren Riff-Features lassen sich zu<strong>de</strong>m einzelne Passageneines Songs nun individuell in Schwierigkeitund Geschwindigkeit anpassen und so leichterlernen. Der Master-Mo<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> komplettüberarbeitet und das Auswendig-Lernen <strong>de</strong>r 50mitgelieferten Stücke (unter an<strong>de</strong>rem mit Songsvon Ramones, Arctic Monkeys, Iron Mai<strong>de</strong>n,Jack White, Mastodon, Radiohead, Rise Against,Slayer, The Shins, The Smashing Pumpkins undWeezer) vereinfacht.Fast schockierend realistisch gestaltet sich <strong>de</strong>rSession-Mo<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>m man auf Bass o<strong>de</strong>r GitarreNext Level Conference 2013zur KI jammt. Dabei ist nicht nur <strong>de</strong>r virtuelleSchlagzeuger in <strong>de</strong>r Lage, sich <strong>de</strong>m Spieler inBezug auf Geschwindigkeit, Rhythmus undLautstärke anzupassen, dasselbe gilt auch für 75weitere Instrumente – vorausgesetzt, man hältsich halbwegs an die eingeblen<strong>de</strong>ten Töne einerTonart. Das Ergebnis rückt die Lernsimulation»Rocksmith 2014« erschreckend nah an dieProberaum-Wirklichkeit. Willkommen in <strong>de</strong>rCyber-Band.Jakob Schramma— »Rocksmith 2014« für PC, Mac, Xbox 360 und PS3(Ubisoft)Am 6. und 7. Dezember ist es wie<strong>de</strong>r so weit: MitVorträgen, Panels, Performances, Workshopsund Ausstellungen zur Kunst, Kultur und Wirtschaft<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>ospiele fin<strong>de</strong>t die Next Level Conferenceerneut statt, diesmal im Dortmun<strong>de</strong>r U,<strong>de</strong>m Zentrum für Kunst und Kreativität. Noch<strong>de</strong>utlich länger, bis zum 3. Januar 2014, ist dieAusstellung »Computerspielen – PerspectivesOf Play« zu sehen, die sich unter an<strong>de</strong>rem mit<strong>de</strong>n Wechselbeziehungen zwischen Computerspielenund <strong>de</strong>r Gesellschaft auseinan<strong>de</strong>rsetzt.Weitere Infos zu allen teilnehmen<strong>de</strong>n Experten,Künstlern und Referenten fin<strong>de</strong>n sich unterwww.next-level.org.— 06.+07.12. Dortmund, U


114 MorgenRote AuGenmitScharlau & Volkmann»Zelda: Wind Waker« kehrt zurück, »FIFA« hätte besser noch mal gewartet, und Linus Volkmanninterpretiert die digitale Freiheit in »Grand Theft Auto« vor allem als Freibrief für Fahrerflucht und Stripclub-Besuch. Zu rein wissenschaftlichen Zwecken natürlich!FIFA 14Für diverse Konsolen (EA)Linus: Willkommen in <strong>de</strong>r Erkältungszeit.Da ist man ja viel drinnenund am Gamen, allein, um sichvor Viren zu schützen. Felix: Ichglaube, ich kriege gera<strong>de</strong> Fieber.Vermutlich von <strong>de</strong>m toten Vogel,mit <strong>de</strong>m ich auf <strong>de</strong>m Weg ins Büro gespielt habe.L: Ohje, Virenmutation von Tier zu Mensch giltals Nummer-eins-Risiko für <strong>de</strong>n Untergang <strong>de</strong>rZivilisation. F: Ach, egal. Patient Alpha will dieGames-Welt rocken. L: Okay, wie wäre es mit»FIFA 14«, du hast über die Serie doch <strong>de</strong>ine»Jugend« verpasst. Stimmt es, dass <strong>de</strong>r neueTeil so nie<strong>de</strong>r ist? F: Sieht so aus. Nach jahrelangerErfolgswelle ist die Prime-Time-Markediesmal komplett bei <strong>de</strong>n Pros untergegangen.L: Sehe ich gera<strong>de</strong>. Auf Amazon schreibt einervon euch Nerds, äh, Pros, die 14er-Edition sei<strong>de</strong>r Grund dafür, dass er Jahre vor seiner Zeitgraue Haare bekäme. F: Die ganze Kritik gehtauch nicht voll daneben. Kaum Speed, es hängtwie<strong>de</strong>r oft gegen En<strong>de</strong> eines Spiels, die Fußballersehen weniger nach sich aus als noch letztes Jahr.Warum braucht es überhaupt je<strong>de</strong>s Jahr einenneuen Teil? Neuer Ka<strong>de</strong>r als Update wür<strong>de</strong> mirreichen. L: Na, ist doch schön, wie du hier <strong>de</strong>inEintracht Frankfurt sein kannst. Aber musst duwirklich gegen Kaiserslautern verlieren? Wasbist du <strong>de</strong>nn für ein grauenhafter Fan?The Legend Of Zelda:The Wind Waker HDFür WiiU (Nintendo)F: Hast du bei »Namen« eben wirklich»schwul« eingetippt? L: Mann,das ist halt auch ein Statement. Hörlieber auf, dir mit <strong>de</strong>r Regenbogenfahnedie Nase zu putzen. F: Oje,aber jetzt ist das Erste, was eineFigur im Spiel ruft, »Schwul!!!«, so, als sei es einSchimpfwort. Du hast <strong>de</strong>r Community wie<strong>de</strong>rnur gescha<strong>de</strong>t. Mir gefällt die Grafik übrigens totalgut. Sieht aus wie ein richtig schöner Cartoonin Waldorf-Schulen-Farben. L: Dein Fernseherwirkt auf mich plötzlich wie eine von diesenanti<strong>de</strong>pressiven Tageslichtlampen. F: Hier, wasdir eben nicht gelang, ich hab’s geschafft: Ichhabe das Schwein hochgehoben! L: Spitze, aberhör bitte auf zu schnaufen, wenn <strong>de</strong>in Charaktermit einer attraktiven Frau spricht. UnsereFigur ist doch »schwul«. F: Passend dazu habeich jetzt das hautenge Gay-Waldläufer-Dressvon Schinkenomi bekommen. Jetzt kann dasAbenteuer hier auf Präludien losgehen. L: Sehrschön, ich mach dann mal aus, kenne das schonvon früher. F: Scha<strong>de</strong>, schönes Ding!Grand Theft Auto VFür Xbox 360 und PS3 (Rockstar Games)L: Jetzt kommt endlich <strong>de</strong>r popkulturelleInstant-Classic – wir spieleneine Run<strong>de</strong> Strip-»GTA V«! F:Nee, lass uns doch normal ohneKlei<strong>de</strong>rpfän<strong>de</strong>r spielen. Du weißt,mein Schüttelfrost. L: Das sagst dumir jetzt, wo ich im Adamskostüm von <strong>de</strong>inerKatze angestarrt wer<strong>de</strong>? Na, was soll’s? Legeich mir halt diese Hobo-Decke von dir über dieScham, und los geht’s. F: »GTA« ist im Detailecht noch mal faszinieren<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n. Diegrafischen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Konsole wer<strong>de</strong>nvoll ausgereizt. Und es gibt auch wie<strong>de</strong>r Radiosen<strong>de</strong>rmit Hardcore in <strong>de</strong>n geklauten Autos.Und guck dir doch mal das Licht hier in <strong>de</strong>rDämmerung an. L: Bist du wirklich sicher, dassdu nicht in was Bequemeres schlüpfen willst?Du und das Spiel – get a room? F: Nein! Abersieh dir das Farbenspiel <strong>de</strong>r hereinbrechen<strong>de</strong>nDunkelheit an. L: Sonst ist dir Licht doch auchegal. F: Mitnichten, meine Freun<strong>de</strong> kennenmich als großen Licht-Fan! L: Na dann. Lassmich mal die Abschleppmission spielen. F: Jetzthast du eine Passantin überfahren. L: Du hastgesagt, das Spiel handle von Freiheit – das istmeine! F: Gib mir wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Controller, ichhabe gera<strong>de</strong> noch ein Bier auf ex getrunken, ichtraue mir alles zu. [Wenige Augenblicke später:»Mission gescheitert«] Ach, das ist mir alleseine Nummer zu groß. Ich schaue lieber malin <strong>de</strong>r Figur von Michael in meinem Anwesenvorbei. L: »Drücke x, um an Jimmys Bong zuziehen.« Das fin<strong>de</strong> ich jetzt aber echt gut. F: Naja, <strong>de</strong>r eigene Sohn hat offensichtlich Drogen imHaus versteckt. Das ist auch ein zweischneidigesSchwert. L: Deiner Figur gefällt es immerhin:»Ich glaube, mein Rückgrat schmilzt.« Allerdings,wann gehen wir <strong>de</strong>nn jetzt endlich in<strong>de</strong>n Stripclub? Du hast es versprochen! F: Ichhatte dir einen Exkurs darüber versprochen,wie sexistisch das Spiel sich wie<strong>de</strong>r generiert,nicht zuletzt, weil es keine weibliche Hauptfigurgibt. Das wäre so überfällig gewesen. In dieseArgumentation passt das mit <strong>de</strong>m Stripclubnicht so ganz. L: Menno, okay, dann fahrenwir halt mit unserem Sohn am Strand Fahrrad.F: Ist man zuletzt am Pier, bekommt unser fetterSohn einen neuen Flat-Screen, erreicht man vorihm das Ziel, macht er was aus seinem Leben.L: Ach, und so etwas ist eine Mission hier? Dahast du nicht zu viel versprochen, das ist echtganz an<strong>de</strong>rs als »Pacman«. F: Mein Game-Sohnist <strong>de</strong>nnoch sehr aufmüpfig. L: Darauf könnenwir keine Rücksicht nehmen, es hieß, wir sehenjetzt digitale Brüste. F: Hattest du eigentlich eineLobotomie, seit wir uns das letzte Mal getroffenhaben? Wir sind doch gegen Sexismus. Wir sinddie Guten. L: Weiß ich, weiß ich, steht außerFrage – aber jetzt gib trotz<strong>de</strong>m Gas! Der guteLini will seine Dollars in die Poritze Rodrigostecken. F: Ich sag’s aber gleich, <strong>de</strong>r Club ist hetero.L: Och! F: Allerdings brauchen wir da auchGeld. Ich wer<strong>de</strong> mal alle meine Aktien-Depotsverkaufen. Das ist es mir wert. L: Oh, dieseexotische Tänzerin namens Chasity versuchtmit uns anzubän<strong>de</strong>ln. Es ist so wür<strong>de</strong>los. Hastdu noch Taschentücher? F: Bricht bei dir jetztauch die Vogelgrippe aus? L: Nee, aber gib trotz<strong>de</strong>m.F: Oops, da sind wir auch schon aus <strong>de</strong>mClub geflogen, weil wir uns danebenbenommenhaben. L: Besser so. Nicht dass wir uns hier nochblamieren. F: Ich glaube, that ship has sailed ...


MAREK LIEBERBERG PRESENTSTHE CONCERT EXPERIENCE31.03. KEMPTEN01.04. STUTTGART02.04. DÜSSELDORF04.04. HA<strong>MB</strong>URG05.04. FRANKFURT06.04. MÜNSTER08.04. MÜNCHEN10.04. NÜRNBERGGESTALTUNG: WWW.BUERO-SKODA.DE28.01. KÖLN29.01. OFFENBACH04.02. HA<strong>MB</strong>URG08.02. MÜNCHEN11. 02. HANNOVER17. 02. KÖLN18.02. STUTTGART20.02. KÖLN 22.02. BERLINSPRING TOUR 201406.03. KÖLN 07.03. BERLIN25.11. KÖLN26.11. ERLANGEN27.11. FRANKFURT29.11. BERLIN01.12. HA<strong>MB</strong>URG18.11. NEU-ISENBURG19.11. MÜNCHEN21.11. BERLIN22.11. DÜSSELDORFWITH SPECIAL GUEST:HAIM19.02. MÜNCHEN21.02. BERLIN22.02. HA<strong>MB</strong>URG25.11. FRANKFURT26.11. HA<strong>MB</strong>URG20.11. KÖLN21.11. FRANKFURT22.11. BERLIN23.11. HA<strong>MB</strong>URG25.11. MÜNCHEN27.01. KÖLN28.01. BERLIN29.01. HA<strong>MB</strong>URG25.11. HA<strong>MB</strong>URG26.11. KÖLN22.11. KÖLN 01.12. DRESDEN29.11. HA<strong>MB</strong>URG 02.12. MÜNCHEN07.12. FRANKFURT12.03. HANNOVER13.03. WIESBADEN14.03. MÜNCHENSPECIAL GUEST: SAINT RAYMOND1 1. 03. HA<strong>MB</strong>URG12.03. KÖLN30.03. WIESBADEN3 1.03. MÜNCHEN28.11. KÖLN 29.11. HA<strong>MB</strong>URG30.11. BERLIN02.03. HA<strong>MB</strong>URG03.03. BERLIN07.03. KÖLN BERLIN HA<strong>MB</strong>URGWEITERE INFORMATIONEN UNTER WWW.MLK.COM FACEBOOK.COM/MAREKLIEBERBERG TWITTER.COM/MAREKLIEBERBERGTICKETS: VORVERKAUFSSTELLEN HOTLINE: 0 18 06 - 57 00 00* www.eventim.<strong>de</strong>*0,20 /ANRUF INKL. MWST. AUS DEM DT. FESTNETZ, MAX. 0,60 /ANRUF INKL. MWST. AUS DEM DT. MOBILFUNKNETZPRESENTING ARTISTS OF THE WORLD SINCE 1969


116 MORGENSTEILCap: Fun CapJeanshemd: TopmanBoxfresh x Stikawww.boxfresh.comFür eine Limited-Edition-Kollektion schnapptesich das britische Label Boxfresh <strong>de</strong>n ebenfallsbritischen Graffiti-Künstler Stika. Die Kollabounter <strong>de</strong>m Namen »Fruit Cocktail« präsentiertals Ergebnis natürlich Graffiti-inspirierte,aber auch mit ausgefeilten grafischen Musternbestückte Streetwear – vom Hoodie bis zumSchuh.M.I.A. x Versus Versacewww.versusversace.comKopie von <strong>de</strong>r Kopie: Für ihre Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>r Versace-Unterlinie Versus ließ sichM.I.A. von Versace-Fälschungen inspirieren, wiees sie auf Märkten ihrer alten Hood in Ostlondonzu kaufen gibt. Bei <strong>de</strong>n schrillen Prints undgrellen Farben wird eines klar: Die Musikerinund das Mo<strong>de</strong>haus sind ein Match ma<strong>de</strong> inGianni Versace’s heaven.Foto: Carmen Catuti<strong>Intro</strong>LeserOutfitStefan, 25magnet Club, berlinJacke: TopmanHose: Cheap MondaySneaker: AdidasWie bereitest du dich Outfit-technisch auf <strong>de</strong>n Winter vor?Zum Winter habe ich mir bisher noch nicht so viele Gedanken gemacht, ich wer<strong>de</strong>mir erst mal eine Übergangsjacke holen und dann weitersehen.Was sind <strong>de</strong>ine <strong>de</strong>rzeitigen Lieblingsteile?Das Cap, das ich gera<strong>de</strong> trage, und Hem<strong>de</strong>n an sich, weil sie sich bei <strong>de</strong>mwechselhaften Wetter momentan gut bewähren.Wo kaufst du gerne ein?Aus Bequemlichkeitsgrün<strong>de</strong>n vor allem im Internet.Oft bei Zalando und sonst auch gerne bei Topman.Texte: Jenny WeserA.P.C. x Carhartt WIPwww.apc.fr; www.carhartt-wip.comMinimalistische Ästhetik trifft auf Arbeiterkleidungentlehnte Qualität – zu Recht ist die Symbiose(wie das gemeinsame Logo schön zeigt) <strong>de</strong>sfranzösischen Labels A.P.C. mit Carhartt WIPso beliebt. Und doch wird die aktuelle Kollaborationvorerst lei<strong>de</strong>r die letzte sein. Ein Grundmehr, sich auf die in Grau, Weiß und Schwarzgehaltenen Basics und Accessoires zu freuen.Nudie Jeanswww.nudiejeans.com»We love Jeans« – regelmäßig offenbaren NudieJeans ihre Liebe für Denim. Zwar nichtaus Denim, aber ebenfalls beste schwedischeHandarbeit: die Majorna Boots <strong>de</strong>s Labels ausGöteborg. Von <strong>de</strong>r schwedischen ManufakturKavat hergestellt, steckt in <strong>de</strong>n Schuhen genausoviel robuste Qualität und zeitloses Design wiein <strong>de</strong>n Nudie-Jeans.Philipswww.philips.<strong>de</strong>Neue, modische Kopfhörer-Serie speziell fürRadfahrer. Das geschlossene Design sorgt füreine gute Bass- und Geräusch-Isolierung, weicheOnEar-Polster bieten guten Tragekomfort.Zu<strong>de</strong>m verhin<strong>de</strong>rt das abnehmbare KabelVerknoten und sorgt zusätzlich für Sicherheit.Dank integriertem Mikrofon auch als Handy-Freisprecheinrichtung nutzbar. Schickes Ding.


MORGEN 117Paul Smithwww.paulsmith.co.uk<strong>Als</strong> geeignetsten Ort für ein Unterwäsche-Shooting <strong>de</strong>nkt man nicht unbedingt an diefranzösischen Alpen, o<strong>de</strong>r? Das UK-Label PaulSmith allerdings hat genau dort seine aktuelleUnterwäsche-Linie inszeniert und uns damitein unfassbar cooles Vi<strong>de</strong>o beschert – mit<strong>de</strong>n Boxers charmant in <strong>de</strong>r Nebenrolle. Dieatemberauben<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r in luftiger Höhe zuMusik von Snakehips sind maßgeblich RegisseurSébastien Montaz-Rosset und <strong>de</strong>n Bergsteigern/SlacklinernAntoine Moineville undTancrè<strong>de</strong> Melet geschul<strong>de</strong>t. Wir wollen bitte niewie<strong>de</strong>r eingeölte Mo<strong>de</strong>ls am Strand in Wäsche-Kampagnen sehen!TOP 5HerbstspazierGanGDer Herbst ist endlich da, vorbei die Zeit <strong>de</strong>r Sonnenanbetung, jetzt wirddurchs Laub geraschelt. Zum or<strong>de</strong>ntlichen Herbstspaziergang, ob vomKonzert in <strong>de</strong>n Club o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Afterhour nach Hause, gehört nun maldie richtige Ausrüstung. Hier unsere Empfehlungen zur Jahreszeit.H&M x Isabel Marant01 IRIEDAILY03 SOULLAND04 CLEPTOMANICX02 NOWADAYS05 DOC MARTENSwww.hm.comDie schwedische Mo<strong>de</strong>kette hatsich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren <strong>de</strong>nRuf erarbeitet, immer wie<strong>de</strong>r maldie Spitzenriege an Designern füreine Son<strong>de</strong>rkollektion zu verpflichten– wahnwitzige Warteschlangenvor <strong>de</strong>n Stores am Tag <strong>de</strong>s Launchesinklusive. Kaum eine Kollabo wur<strong>de</strong>so heiß diskutiert wie die mit<strong>de</strong>r französischen Mo<strong>de</strong>schöpferinIsabel Marant. Die für sie typischeMischung aus Boho-Chicund Rock’n’Roll-Roughness ziehtsich auch durch die 126 für H&M<strong>de</strong>signten Teile (Damen, Männer,Accessoires). Das i-Tüpfelchen wirddurch die Supermo<strong>de</strong>ls Alek Wek,Milla Jovovich und Daria Werbowyaufgesetzt, die das Lookbook unddie Kampagnenfotos zieren.


118 MORGEN10 Jahre SinnbusFestivalCrystalFiGhtersGold PandaJupiter JonesSinnbus wirdzehn Jahre alt: DasBerliner Labelkollektiv hat in <strong>de</strong>rletzten Deka<strong>de</strong> eine hochkarätige,stilistisch vielfältige Release-Geschichte hinter sich gebracht.Mit Hundreds, Unmap, The/Das,La Boum Fatale, Rue Royale, JanRoth, Miss Kenichi, Me And MyDrummer — 31.10. Hamburg — 01.11.Jena — 02.11. Leipzig — 07.11. BerlinErst ein Studioalbumhat die spanischbritischeBand veröffentlicht.Doch dieses Album »Star Of Love«reicht, um die Crystal Fightersweit oben unter <strong>de</strong>n von Folklorebeeinflussten Dance-Bands einzuordnen.03.11. Hamburg — 04.11. Köln— 05.11. Frankfurt — 08.11. München— 09.11. Berlin — 15.11. A-WienEinst mit <strong>de</strong>mSchlagwort »Chillwave«assoziiert, haben sich die Koordinaten<strong>de</strong>s Londoner Produzentenmittlerweile souverän in Richtungstraff getaktete House-Musik mitallerlei Ornamenten verschoben.Die TänzerInnen wer<strong>de</strong>n es ihmdanken!12.11. Berlin — 13.11. Frankfurt a. M.Kaum wemgönnt man <strong>de</strong>n Erfolgmehr als Jupiter Jones, haben dieSympathieträger mit <strong>de</strong>n Punkrock-Rootsdoch immer auffälligBo<strong>de</strong>nhaftung gewahrt.06.11. München — 07.11. Nürnberg —08.11. Stuttgart — 09.11. Wiesba<strong>de</strong>n— 10.11. Dortmund — 13.11. Hannover— 14.11. Dres<strong>de</strong>n — 15.11. Berlin— Geht weiter!OK KIDPhoenixVor zwei Jahrenhießen OK KID nochJona:S und wur<strong>de</strong>n im <strong>Intro</strong>-Heimspiel besprochen. Nacheinem Besetzungs- und Namenswechselwinkt jetzt die großeHipHop-Karriere.19.11. Potsdam — 20.11. Bielefeld —21.11. Erfurt — 22.11. Osnabrück —23.11. Braunschweig — Geht weiter!intropräsentiertFür alle von uns präsentierten Touren verlosen wirjeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.<strong>de</strong>Mehr Tour-Präsentationenunter www.intro.<strong>de</strong>/live/empfehlungenPhoenix mögensich 2013 spleeniger<strong>de</strong>nn je geben, <strong>de</strong>nnoch ließen essich die Franzosen nicht nehmen,auch mit ihrem jüngsten Albumastreinen elektrifizierten Pop abzuliefern.Mit Haim — 18.11. Neu-Isenburg —19.11. München — 21.11. Berlin —22.11. DüsseldorfTeGan And Sara Tempers Trentemøller XulZolarDie superfeschenZwillinge hattenmit ihren letzten bei<strong>de</strong>n Albennicht mehr viel Neues zu bieten.Doch nun wen<strong>de</strong>t sich das Blatt:Tegan And Sara machen in Bubblegumund David Guetta. Dasverspricht auf je<strong>de</strong>n Fall ein höchstunterhaltsames Live-Spektakel.30.10. Hamburg — 31.10. München —06.11. A-WienGanz in <strong>de</strong>rTradition geschmäcklerischerShoegaze-Revivalistenerweckt dieses Duo die klassische,wenn auch eher morbi<strong>de</strong> Variante<strong>de</strong>r »wall of sound« zu neuemLeben. Live dürfte das vor allemeines wer<strong>de</strong>n: laut.25.11. Köln — 26.11. Berlin — 28.11.Hamburg — 29.11. München — 30.11.Chemnitz — 01.12. MannheimAuch mit seinerdritten LP »Lost« legteTrentemøller eine Mischung ausPop, Electro-Arrangements undklassischer Instrumentierung vor.Unterstützung erhielt <strong>de</strong>r Produzentdabei von zahlreichen Gastsängerinnenund Gastsängern,was live sehr viel hermacht.12.11. Berlin — 14.11. Köln — 16.11.Hamburg — 18.11. A-WienDie Band wirdin ihrer Heimat Kölnbereits als neuer, heißer Scheißgehan<strong>de</strong>lt: Xul Zolar entwickelnihren sphärischen, rhythmischvertrackten Pop zwischen <strong>de</strong>n EckpfeilernSmiths-Melancholie undKölner Minimal-Sozialisation.14.11. Würzburg — 15.11. Trier —20.11. Hamburg — 21.11. Jena — 22.11.Berlin — 23.11. Bayreuth


Ticketmaster.<strong>de</strong>Präsentiert von <strong>Intro</strong>!!!01.11. München02.11. Berlin03.11. Hamburg08.11. KölnThe 197514.11. Köln15.11. Frankfurt a. M.18.11. Berlin19.11. HamburgPräsentiert von <strong>Intro</strong>Adolar30.10. Mag<strong>de</strong>burg31.10. Düsseldorf01.11. Bremen02.11. Bielefeld03.11. Cottbus07.11. Essen08.11. Kiel15.11. Hamburg21.11. Leipzig23.11. AachenGeht weiter!AlunaGeorge06.11. Hamburg14.11. Köln15.11. Berlin17.11. Frankfurt a. M.18.11. MünchenAmanda Palmer & TheGrand Theft Orchestra29.10. Hamburg01.11. Köln04.11. Berlin12.11. MünchenArctic Monkeysmit The Strypes04.11. Offenbach05.11. Berlin11.11. Düsseldorf12.11. MünchenPräsentiert von <strong>Intro</strong>Austra28.–29.10. Berlin30.10. Leipzig02.11. München03.11. KölnBanks13.11. Köln14.11. Hamburg20.11. BerlinBaths06.11. Köln07.11. HamburgBear‘s Den10.11. Berlin11.11. Hamburg12.11. KölnBiffy Clyro17.11. OffenbachBlackmail31.10. GieSSen02.11. Bremen03.11. Frankfurt a. M.07.11. Düsseldorf09.11. OsnabrückBlouse22.11. Hamburg27.11. Berlin28.11. OffenbachBraids22.11. Hamburg23.11. BerlinCaptain Capa31.10. München01.11. Leipzig02.11. Stralsund14.11. Berlin15.11. Halle22.11. Bremen23.11. Bielefeld30.11. HannoverGeht weiter!Casper28.10. Hamburg29.10. Köln30.10. Berlin01.11. Dres<strong>de</strong>n03.11. München05.11. Frankfurt a. M.06.11. Karlsruhe09.11. StuttgartChokebore07.11. Karlsruhe08.11. BielefeldGeht weiter!Christiane Rösinger26.11. Rostock29.11. BayreuthGeht weiter!Chuckamuck02.11. München06.11. A-Wien13.11. Augsburg14.11. Nürnberg15.11. Dres<strong>de</strong>n16.11. Leipzig23.11. BerlinClaire08.11. Kempten09.11. Stuttgart10.11. Frankfurt a. M.12.11. Berlin13.11. Dortmund14.11. Osnabrück15.11. Köln16.11. Dres<strong>de</strong>n18.11. Hamburg21.11. Weinheim22.11. Nürnberg23.11. AugsburgCrystal Stilts19.11. Hamburg20.11. Berlin21.11. KölnDAF15.11. Berlin16.11. Dres<strong>de</strong>nGeht weiter!Dan Mangan17.11. BerlinDaughter03.11. Köln07.11. Hamburg11.11. Berlin13.11. MünchenDeafheaven04.11. München05.11. Leipzig06.11. SchorndorfDean Blunt20.11. Köln22.11. Berlin24.11. HamburgDear Rea<strong>de</strong>r22.11. Oberhausen24.11. Bielefeld25.11. Kassel30.11. GöfisGeht weiter!Dent May07.11. Köln08.11. Hamburg09.11. Hannover10.11. Berlin11.11. Frankfurt a. M.Depeche Mo<strong>de</strong>21.11. Köln23.11. Hannover25.+27.11. BerlinGeht weiter!Die Gol<strong>de</strong>nen Zitronen13.11. Bremen14.11. Hannover16.11. Frankfurt a. M.18.11. StuttgartDisclosure03.11. Berlin04.11. Hamburg08.11. KölnDrenge20.11. München21.11. Köln22.11. Frankfurt a. M.Editorsmit Balthazar30.10. Leipzig01.11. Wiesba<strong>de</strong>n03.11. KölnEmilíana Torrini03.11. Berlin05.11. Köln09.11. MünchenErdmöbel28.10. Bochum29.10. Münster30.10. Frankfurt a. M.31.10. Eisenach01.11. Tübingen02.11. Karlsruhe07.11. Hannover08.11. KrefeldPräsentiert von <strong>Intro</strong>Foals08.11. KölnPräsentiert von <strong>Intro</strong>FrancisInternationalAirport28.10. Hamburg29.10. Berlin30.10. RegensburgGeht weiter!Frightened Rabbit22.11. Köln29.11. HamburgGeht weiter!Friska Viljor29.10. Hamburg30.10. Bielefeld31.10. Düsseldorf01.11. Mannheim04.11. Konstanz06.11. KasselTicket-Hotline:01806-999 00 000,20 €/Anruf aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. MobilfunknetzenJustin Timberlake20.04.2014 Köln22.04.2014 Köln24.04.2014 Berlin04.05.2014 HamburgDeer Tick04.02.2014 Köln05.02.2014 München07.02.2014 Stuttgart08.02.2014 Frankfurt a. M.09.02.2014 HamburgFenech-Soler02.12.2013 Köln03.12.2013 Frankfurt a. M.04.12.2013 Stuttgart06.12.2013 MünchenTurin BrakesDeutschland-Tour03.12.2013 ― 10.12.2013The Growlers18.11.2013 Freiburg19.11.2013 München20.11.2013 Frankfurt a. M.21.11.1013 BerlinKids of A<strong>de</strong>lai<strong>de</strong>30.11.2013 Hamburg02.12.2013 Berlin05.12.2013 Köln


120 MORGENTourdatenThe Great Hans Unstern ein fest von <strong>Intro</strong>Swindle14.11. A-Wien<strong>Intro</strong>ducinG16.11. München18.11. Reutlingen Festival19.11. Wetzlarmit Thomas Azier, Dan20.11. Frankfurt a. M.Croll, Tusq, Slow Magic,21.11. MünsterDiana, Kid Karate, Pawws,Skiing, Allie u.a.22.11. Saarbrücken23.11. Mülheim / Ruhr 10.11. Berlin24.11. Bremen27.11. Hamburg28.11. BerlinHaim25.11. Hamburg26.11. KölnHalf Moon Run28.10. Köln29.10. Berlin07.11. MünchenPräsentiert von <strong>Intro</strong>HerrenmaGazin29.10. Stuttgart30.10. Frankfurt a. M.31.10. Aachen01.11. Hannover02.11. Lingen22.11. AurichHurtsmit Glasvegas10.11. Berlin11.11. München13.11. Düsseldorf14.11. Frankfurt a. M.15.11. Hamburg17.11. A-Wienein fest von <strong>Intro</strong><strong>Intro</strong>ducinGmit Torres, Pool, MainFear Love05.11. Hamburg06.11. Berlin08.11. München09.11. Frankfurt a. M.10.11. KölnJay-Z28.10. KölnJacco Gardnermit Zulu Pearls21.11. Wiesba<strong>de</strong>n22.11. Dortmund23.11. Münster24.11. Köln25.11. Hamburg26.11. BerlinJake Bugg19.11. Berlin24.11. Köln29.11. HamburgJimmy Eat Worldmit Rival Schools*10.11. Saarbrücken11.11. Wiesba<strong>de</strong>n*12.11. Nürnberg*13.11. Köln*16.11. Hamburg*Julia Holter07.11. KölnPräsentiert von <strong>Intro</strong>LainGmit Malky29.10. Frankfurt a. M.30.10. München01.11. Leipzig02.11. Chemnitz03.11. Mannheim05.11. Erlangen07.11. Saarbrücken10.11. A-Wien13.11. Aschaffenburg14.11. Jena15.11. CottbusLali Punamit The Pastels21.11. Leipzig22.11. Berlin23.11. MünchenLee Ranaldo & The Dust12.11. Berlin13.11. KölnLeslie Clio28.10. Hamburg29.10. Bremen30.10. Hannover01.–02.11. BerlinL il Way n emit Mac Miller28.10. Frankfurt a. M.29.10. Hamburg30.10. BerlinLocal Nativesmit Cloud Control01.11. Köln06.11. Hamburg08.11. A-WienLondon Grammar05.11. Berlin06.11. MünchenLow09.11. SchorndorfMark Lanegan11.11. Köln12.11. HamburgMatthew E. White21.11. Berlin22.11. Wangels23.11. Frankfurt a. M.24.11. Köln25.11. MünchenPräsentiert von <strong>Intro</strong>MaximilianHecker30.10. Hamburg31.10. Lüneburg15.11. Würzburg21.11. Dres<strong>de</strong>n22.11. BerlinGeht weiter!Präsentiert von <strong>Intro</strong>MayerHawthorne30.10. Berlin09.11. Leipzig10.11. Freiburg11.11. Düsseldorf12.11. MünchenPräsentiert von <strong>Intro</strong>MC Fitti28.10. München29.10. Köln30.10. Dres<strong>de</strong>n31.10. Leipzig01.11. Rostock02.11. BerlinMidlake30.10. BerlinPräsentiert von <strong>Intro</strong>MightyOaksmit Jackson Dyer28.10. Hei<strong>de</strong>lberg30.10. Augsburg01.11. Dornstadt02.11. Freiburg04.11. Stuttgart05.11. Darmstadt06.11. Tübingen07.11. Rees-Hal<strong>de</strong>rn08.11. BerlinPräsentiert von <strong>Intro</strong>Mikrokosmos2316.11. Gera19.11. Dres<strong>de</strong>n21.11. Leipzig22.11. Berlin23.11. RostockMilky Chance30.10. Köln31.10. Hannover09.11. HofgeismarMiss Li20.11. Darmstadt23.11. Düsseldorf24.11. Hamburg26.11. Stuttgart28.11. München29.11. Dres<strong>de</strong>n30.11. BerlinPräsentiert von <strong>Intro</strong>Morcheeba28.10. München29.10. Frankfurt a. M.30.10. Berlin01.11. Hamburg02.11. KölnMotörhead26.11. Berlin27.11. Frankfurt a. M.29.11. Stuttgart30.11. MünchenGeht weiter!Mount Kimbie26.11. Hamburg27.11. Leipzig28.11. Frankfurt a. M.29.11. BerlinGeht weiter!MS MRmit Outfit09.11. Frankfurt a. M.10.11. Köln12.11. Hamburg13.11. Berlin14.11. MünchenThe Nationalmit This Is The Kit04.11. Berlin05.11. DüsseldorfNick Cave & The Bad Seeds10.11. Hamburg12.11. Düsseldorf13.11. Offenbach21.11. München24.11. A-WienNightmares On Wax28.10. Berlin29.10. Hamburg30.10. Köln31.10. Hei<strong>de</strong>lbergOh Landmit Ballet School16.11. Hamburg18.11. Köln19.11. BerlinOkkervil River16.11. Hamburg17.11. Berlin18.11. Frankfurt a. M.19.11. KölnÓlafur Arnalds14.11. Leverkusen23.11. Darmstadt29.11. Dres<strong>de</strong>nGeht weiter!Philipp Poisel03.11. Mag<strong>de</strong>burg04.11. Halle05.11. LeipzigPhosphorescent24.11. MünsterPixies01.11. A-WienPlacebo15.11. Leipzig16.11. Köln19.11. München21.11. A-Wien27.11. Frankfurt a. M.28.11. BerlinPrimal Scream16.11. Köln23.11. Hamburg30.11. BerlinPräsentiert von <strong>Intro</strong>Prinz Pi01.11. Berlin08.11. Dortmund09.11. Münster10.11. Hannover21.11. Stuttgart22.11. Konstanz28.11. A-WienQueens Of The Stone Agemit Band Of Skulls04.11. Stuttgart*05.11. München*08.11. Düsseldorf*28.11. HamburgRoosevelt24.11. München25.11. Frankfurt a. M.26.11. Hamburg27.11. KölnRussian Circlesmit Chelsea Wolfe31.10. Karlsruhe02.11. Köln03.11. Hamburg10.11. Berlin11.11. Dres<strong>de</strong>n17.11. MünchenSamy Deluxe12.11. Wiesba<strong>de</strong>n15.11. Freiburg16.11. Leutkirch22.11. Krefeld23.11. Kaiserslautern27.11. Augsburg28.11. Hei<strong>de</strong>lberg29.11. Münster30.11. KielDa Gehen wir hin – Tipps <strong>de</strong>r RedaktionUnd wo geht ihr hin? — www.intro.<strong>de</strong>/forum/konzerteKristinaEnGelWoodkidBirdyThees UhlmannSophie HungerJake BuggPhilipFassinGBathsJulia HolterDean BluntAlunaGeorgeCrystal StiltsHolGerRisseChristian Steiffen!!!Jake BuggRooseveltPachanga BoysEurosonic Noor<strong>de</strong>rslagAlle wichtigen europäischen Newcomer <strong>de</strong>s Festivalsommers schon im Januar live sehen.Jahr für Jahr treffen sich im nie<strong>de</strong>rländischenStu<strong>de</strong>ntenstädtchen Groningen Musiker, Fansund die gesamte Musikbranche, um vielversprechen<strong>de</strong>Newcomer aus ganz Europa auf ihreLivequalitäten abzuklopfen. Auf etwa 30 Bühnenspielen 250 Acts, darunter verlässlich viele, dieim weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Jahres für Furore sorgenwer<strong>de</strong>n. Vorhören ist also dringend angeraten!Gastland ist 2014 Österreich, <strong>de</strong>r Fokus liegtalso auf <strong>de</strong>n Acts aus <strong>de</strong>r Alpenrepublik. Dieersten Künstler sind bereits bekannt gegeben, die <strong>Intro</strong>-Empfehlungen gibt es in allerAusführlichkeit in <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe.15.-18.01. NL-Groningen — Bondax, Claire, Coely, Deaths, Emilie Nicolas,Exclusive, Fauve, Ja, Panik, Jenny Wilson, Kate Boy, Kensington, Kostrok,Luca Sapio, Mahagon, Mister And Mississippi, Say Yes Dog, Shiny Darkly,Siluet, The Animen, The Strypes, The Vintage Caravan, Vismets u. v. a.


MORGEN 121Savages20.11. Köln21.11. Frankfurt a. M.22.11. Berlin23.11. Hamburg25.11. MünchenPräsentiert von <strong>Intro</strong>Say Yes DoG18.11. Landau19.11. Mainz21.11. Hamburg22.11. Stuttgart23.11. Gel<strong>de</strong>rn26.11. Köln27.11. Berlin28.11. Chemnitz30.11. LeipzigGeht weiter!Scott Matthew01.11. A-Wien07.11. Baienfurt11.11. München12.11. Berlin26.11. Frankfurt a. M.27.11. Köln28.11. DuisburgGeht weiter!Scout Niblett07.11. Marburg08.11. Berlin09.11. Leipzig11.11. A-WienGeht weiter!Seasick Stevemit Gemma Ray28.10. Köln30.10. München31.10. Darmstadt04.11. StuttgartSigur Rósmit I Break Horses24.11. Frankfurt a. M.25.11. DüsseldorfSkrillex21.11. BerlinSophie Hunger01.11. Lörrach02.11. Reutlingen07.11. Hei<strong>de</strong>lberg08.11. Augsburg10.11. A-Wien20.11. Worpswe<strong>de</strong>21.11. Osnabrück22.11. WangelsThe Sounds12.11. Münster13.11. Hamburg14.11. Leipzig15.11. Hannover17.11. Bochum19.11. Stuttgart26.11. München27.11. Wiesba<strong>de</strong>n28.11. Köln29.11. BerlinSteven Wilson28.10. Hannover30.10. Dres<strong>de</strong>n01.11. Leipzig02.11. A-Wien03.11. ErlangenSublime With Romemit Dirty Heads07.11. Hamburg15.11. KölnSue<strong>de</strong>15.11. A-Wien18.11. Berlin19.11. München21.11. Köln22.11. WangelsSwim Deep11.11. Berlin12.11. Köln13.11. München14.11. HamburgTen Years From Nowmit Egotronic, Feine SahneFischfilet, Findus15.11. Bremen16.11. KölnGeht weiter!Thees Uhlmann & Band30.10. Bremen31.10. Bielefeld01.11. Dortmund03.11. München04.11. Erlangen06.11. Leipzig07.11. Jena08.11. Dres<strong>de</strong>n09.11. A-Wien10.11. Stuttgart11.11. Würzburg12.11. Saarbrücken13.11. Köln14.11. Osnabrück15.11. Wiesba<strong>de</strong>n18.11. Mannheim19.11. Hamburg20.11. Hamburg21.11. Hannover22.11. Berlin23.11. WangelsThese New Puritans14.11. Berlin19.11. Frankfurt a. M.Präsentiert von <strong>Intro</strong>TiereStreichelnMenschen06.11. Würzburg07.11. Weinheim08.11. Ulm09.11. Stuttgart14.11. Dres<strong>de</strong>n15.11. Halle16.11. Leipzig17.–19.11. BerlinGeht weiter!Tocotronic01.11. Bielefeld02.11. Düsseldorf03.11. Karlsruhe04.11. München05.11. Leipzig06.11. BerlinTouché Amoré16.11. Bochum17.11. Köln18.11. München19.11. Wiesba<strong>de</strong>n21.11. Hamburg22.11. Berlin27.11. A-Wien29.11. StuttgartTr av is22.11. Wangels25.11. BerlinGeht weiter!Tricky28.11. KölnPräsentiert von <strong>Intro</strong>Turbosta at30.10. Mag<strong>de</strong>burg31.10. Erlangen03.11. Konstanz04.11. Freiburg06.11. Hei<strong>de</strong>lberg07.11. Göttingen08.11. Osnabrück09.11. Düsseldorf22.11. HamburgVillagers25.11. Köln26.11. Erlangen27.11. Frankfurt a. M.29.11. BerlinVolcano Choir14.11. Berlin15.11. DüsseldorfWarpaint06.11. BerlinPräsentiert von <strong>Intro</strong>When SaintsGo Machine28.10. Stuttgart29.10. Wiesba<strong>de</strong>n24.11. A-WienWhite Liesmit In The Valley Below09.11. Köln11.11. Frankfurt a. M.12.11. München13.11. A-Wien21.11. Berlin27.11. HamburgPräsentiert von <strong>Intro</strong>Woodkid31.10. Düsseldorf10.11. Dres<strong>de</strong>n11.11. BerlinYouth Lagoon15.11. BerlinYo La Tengo05.11. München10.11. Hei<strong>de</strong>lberg11.11. Dres<strong>de</strong>n12.11. HamburgDie kommen,Die tourenAlien Coen Band15.01.–16.02.Angry Pop Fest14.12.Chilly Gonzales28.12.Die Höchste Eisenbahn08.01.–16.02.Ellie Goulding28.01.–08.02.Eurosonic Noor<strong>de</strong>rslag15.–18.01.Fenech-Soler02.–06.12.Guz Die Aeronauten11.12.–02.05.Zurück zuhause Festivals27.12.Telekom Street GiGsmit PlaceboGera<strong>de</strong> erst haben Biffy Clyro dasStadionbad in Hannover gerockt,schon steht etwas weiter westlich<strong>de</strong>r nächste außeror<strong>de</strong>ntliche Eventim Rahmen <strong>de</strong>r »Telekom StreetGigs«-Reihe an: Das britische TrioPlacebo präsentiert sein neues<strong>Intro</strong>ducinGFestivalZusätzlich zu unserer großen <strong>Intro</strong>ducingTour (siehe S. 28) wagenwir uns im November ans Indoor-Festival-Format! Und zwar ausgutem Anlass: Der Berliner Postbahnhoffeiert Geburtstag, und dawollen wir mitfeiern. Mit dabei istEmsland ArenaUnter <strong>de</strong>m selbstironischen Motto»Popkultur für die Provinz« eröffnetEn<strong>de</strong> November eine neueSpielstätte im emsländischenLingen, die <strong>de</strong>r Region Zugang zuKonzerten geben will, die bislangan ihr vorbeizogen.Stefan Epping, du bist für dasMarketing <strong>de</strong>r EmslandArenazuständig. Gibt es bei <strong>de</strong>r Programmplanungin einer Gegendwie <strong>de</strong>m Emsland an<strong>de</strong>re Aspektezu beachten als etwa in Hamburg?Sechs Konzerte in einer Woche mögenin Hamburg vielleicht nochfunktionieren, im Emsland eherweniger. Damit wür<strong>de</strong>n wir unsereRegion überfor<strong>de</strong>rn. Eine gewisseAusgewogenheit <strong>de</strong>s Programms istdaher von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung.Album »Loud Like Love« auf <strong>de</strong>rEssener Zeche Zollverein, immerhinvon <strong>de</strong>r UNESCO zum Weltkulturerbeernannt. Wer schon maldort war, weiß um <strong>de</strong>n einzigartigenSchwerindustrie-Charme <strong>de</strong>sehemaligen Steinkohlebergwerksund kann einschätzen, wie gut dieszu <strong>de</strong>n fantastischen Sound-Wällen<strong>de</strong>r Band um Brian Molko passendürfte.Wie immer gibt es für das Konzertkeine Tickets im regulärenVerkauf. Man kann sich nur fürdie kostenlose Gästeliste bewerben,und zwar auf www.telekomstreetgigs.<strong>de</strong>.Glücklich ist, wer dadabei sein kann.26.11. Essen — Placeboein handverlesenes Konzertprogrammaus Thomas Azier, Tusq,Slow Magic, Dan Croll, Diana, Pawws,Skiing, Allie, Kid Karate undSean Nicholas Savage. Der eine o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>re Act könnte noch dazukommen,es gibt also viel lohnenswerteneue Musik zu ent<strong>de</strong>cken.Wie sonst auch gibt es für unserFestival keine Tickets zu kaufen– man kann sich schlicht und einfachauf www.introducing.<strong>de</strong> fürdie kostenlose Gästeliste anmel<strong>de</strong>n.Wenn das keine Gelegenheit ist,wissen wir’s auch nicht!10.11. Berlin — Thomas Azier,Dan Croll, Tusq, Slow Magic,Sean Nicholas Savage, Diana,Kid Karate, Pawws, Skiing, AllieDas macht die Sache auch nichtimmer ganz einfach.Gibt es weniger Bands als früher,die neben <strong>de</strong>n großen Städten auchmal kleinere betouren?Da hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahreneiniges verän<strong>de</strong>rt. Die großen internationalenNamen kommennicht mehr für 20 Konzerte nachDeutschland. Städte wie Berlin,Hamburg und Köln sind im Tourplangesetzt, mittelgroße Städtemüssen dagegen harte Überzeugungsarbeitfür ihren Standort leisten.Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite gibt esaber auch Künstler, die <strong>de</strong>n Reiz <strong>de</strong>rProvinz schätzen und gerne auchin kleineren Städten haltmachen.Text: Christian Steinbrink30.11. Lingen — Katie Melua, Bosse— Das ganze Interview auf intro.<strong>de</strong>


122 MORGENFestivalsOh LandAudio Invasion»Prinzipiell ist erst mal alles möglich«,sagte Jonas Fröbel, Gitarrist<strong>de</strong>r Leipziger Electro-Band Toy!,noch im letzten Jahr über dasKonzept <strong>de</strong>s Audio Invasion Festivals.Dieses Credo beherzigendie Veranstalter ganz offensichtlichweiterhin mit Freu<strong>de</strong>. Dort,wo normalerweise das LeipzigerGewandhausorchester und an<strong>de</strong>reKammermusikensembles ihre Konzertegeben, geht am 23. Novemberein äußerst eklektisches und erlesenesMusikprogramm über dieBühne. Die Macher <strong>de</strong>s Festivalshaben auch dieses Jahr weit überje<strong>de</strong>n Tellerrand hinausgeschautund <strong>de</strong>m nach guter Tradition sehroffenherzig kollaborieren<strong>de</strong>n GewandhausorchestergitarrenlastigeNewcomer-Bands und Bass-Musik-Pioniere zur Seite gestellt.So darf nach <strong>de</strong>r Eröffnung imgroßen Saal, bei <strong>de</strong>r das Hausorchesterunter <strong>de</strong>r Leitung vonAndrew Manze Stücke <strong>de</strong>s KomponistenBenjamin Britten zurAufführung bringt, im Men<strong>de</strong>lssohn-Foyerbis in die frühenMorgenstun<strong>de</strong>n getanzt wer<strong>de</strong>n.Hinter <strong>de</strong>n Plattenspielern fin<strong>de</strong>tman dabei illustre Gäste wieBloc-Party-Sänger Kele Okereke,<strong>de</strong>n UK-House-Shootingstar JulioBashmore o<strong>de</strong>r auch KanYe-West-Schützling und Produzenten-Wun<strong>de</strong>rkindHudson Mohawke. Dasergibt einen Twist, wie man ihnhierzulan<strong>de</strong> nur höchst selten zuhören bekommt.Text: Philip Fassing23.11. Leipzig — Abby, Andhim, Ben<strong>de</strong>r& Dahmar, Benjamin Grosvenor,Gewandhausorchester, HudsonMohawke, Julio Bashmore,Karocel, Kele Okereke, LakePeople, Oh Land, Reznik, Roosevelt,Versatile Noise TroopersBerGFestivalSchnee und Festivals – spätestens, seit<strong>de</strong>m Wintertrendsportarten wieSnowboarding o<strong>de</strong>r Trickski ihre Wettbewerbe in Skiregionen dies- undjenseits <strong>de</strong>r Alpen austragen, ist diese Kombination keine Seltenheitmehr. Das Bergfestival rückt <strong>de</strong>n Fokus mehr in Richtung <strong>de</strong>r Musik.Rock- und Popkonzerte vor, während undnach <strong>de</strong>r Pistengaudi <strong>de</strong>r Wintermonate sindschon lange keine Ausnahme mehr. Ob nunHardcore o<strong>de</strong>r HipHop, Punk o<strong>de</strong>r Crossover– viele bekannte Bands gaben sich schon inbekannten Skiregionen die Ehre und sorgtenfür eine bis dato unbekannte Konzertatmosphäre.Das Bergfestival treibt diese Entwicklungin diesem Jahr erstmals ein Stück weiter:Im beschaulichen Saalbach-Hinterglemm inÖsterreichs Kitzbüheler Alpen stellen die Veranstalter,die im Sommer für bekannte OpenAirs wie das Taubertal Festival o<strong>de</strong>r Rocco <strong>de</strong>lSchlacko verantwortlich zeichnen, für zwei Tageund elf Bands ihre Bühne auf. Die stilistischeSpannbreite reicht von Electro über Punk undHipHop bis hin zu Indie und Rock – vielfältigergeht es kaum. Erfahrene Skihasen wie die Donotso<strong>de</strong>r Guano Apes stehen im Line-up nebenBands, die man in diesem Kontext bisher nochKraftklubnicht erleben durfte, wie etwa die Monsters OfLie<strong>de</strong>rmaching.Nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tagesprogramms fin<strong>de</strong>t dasFestival in zwei Clubs seine Fortsetzung bistief in die Nacht hinein. Natürlich kann man,wenn man schon mal vor Ort ist, die Pistenrings herum für ganz ordinären Wintersportnutzen. Nur aufs gewohnte Camping müssengeneigte Festivalfans, und seien sie noch sohart im Nehmen, dabei verzichten. Statt<strong>de</strong>ssengibt es Unterbringungsmöglichkeiten für je<strong>de</strong>nAnspruch und Geldbeutel. Auch für die Anreiseist bereits gesorgt: Ein Busshuttle fährt ausvielen Städten in Deutschland und Österreich<strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Geschehens direkt an.Text: Henrik Hamelmann06.-08.12. A-Saalbach-Hinterglemm —Blumentopf, Donots, Evil Jared, Frittenbu<strong>de</strong>,Guano Apes, Kontrust, Kraftklub,LaBrassBanda, The Subways, Monsters OfLie<strong>de</strong>rmaching, Russkaja


MORGEN 123WorldtronicsImmer intensiver setzt die elektronische Musikszeneauch abseits <strong>de</strong>r westlichen Welt die Möglichkeiten<strong>de</strong>s World Wi<strong>de</strong> Web als Multiplikator für ihreKunst ein. Die Worldtronics bieten Blicke über <strong>de</strong>nTellerrand.Noch nie waren die Regionen <strong>de</strong>rWelt so stark vernetzt, noch niewar <strong>de</strong>r Austausch von Daten, Informationeno<strong>de</strong>r auch Musik soeinfach wie im WLAN-Zeitaltermit seinen sozialen Netzwerkenund Plattformen wie Soundcloud.Eigentlich erschreckend, wie sehr<strong>de</strong>r Einfluss westlicher Medien angesichtsdieser nicht erst seit gesternbestehen<strong>de</strong>n Möglichkeitendominiert. Das Festival Worldtronicshat sich genau dieses Themasangenommen und sich zur Aufgabegemacht, die eindimensionale musikalischeSozialisierung <strong>de</strong>r erstenWelt aufzubrechen und die Vielfaltelektronischer Musik darzustellen.Das Festival im Haus <strong>de</strong>r Kulturen<strong>de</strong>r Welt in Berlin lud seit seinemDebüt 2007 unter an<strong>de</strong>rem Electro-Acts aus Chile, Israel, Japan, Kongo,Mexiko, Neuseeland, Pakistan o<strong>de</strong>rRussland ein. Es gab Einblicke indie Tecnobrega-Szene Nordbrasilienso<strong>de</strong>r klärte über die Hür<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r jungen Popmusik in China auf.Das Thema <strong>de</strong>r diesjährigenWorldtronics-Ausgabe ist »Teams& Tools«. Das Festival widmet sich<strong>de</strong>n Phänomenen, die durch digitaleOptionen für die Musik weltweitgeschaffen wer<strong>de</strong>n könnten.Alternative Plattformen und kleineLabels haben sich nicht nur in unserenBreiten als beliebte Netzwerkeetabliert, wie das Label 100 Copiesaus Kairo o<strong>de</strong>r die Projekte Bor<strong>de</strong>rmovementund Soundcamp zeigen,mit <strong>de</strong>nen sich die Grün<strong>de</strong>r GerrietSchulz und die Brü<strong>de</strong>r Teichmannin südasiatische DIY-Netzwerkeeinklinken. DIY sind auch einige<strong>de</strong>r alternativen und experimentellenTools, also Musikmaschinen,von erfindungsreichen Konstrukteurenwie <strong>de</strong>m Franzosen PierreBastien, <strong>de</strong>r Katalanin Eli Gras o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>n Kairoern Sadat & Alaa Fifty.Begleitend zum Worldtronicsfin<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>s Jahr am Festivalsamstagauch <strong>de</strong>r Elektro-Fachmarkt imHaus <strong>de</strong>r Kulturen <strong>de</strong>r Welt statt,<strong>de</strong>r sich als Treffpunkt <strong>de</strong>r BerlinerElektronikszene wachsen<strong>de</strong>rBeliebtheit erfreut. Hier kann mansich zwischen Labelmachern, Plattenhändlern,Clubbetreibern, Instrumentenbauernund Produzentenkleine Konzerte o<strong>de</strong>r DJ-Setsanschauen o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>nvon Musikstudios und Verlagenstöbern.Text: Jenny Weser27.11.-01.12. Berlin — Bikya, Bosaina,Gebrü<strong>de</strong>r Teichmann, Lafifa,Mahmoud Refat, Monitor Lizards,Shruti Sonic feat. Talvin Singh,Sohrab, Solar Eyes, WetrobotsGebrü<strong>de</strong>rTeichmannLondon GrammarSonic VisionsLuxemburg als Hotspot? Häufig hört mandiese Charakterisierung nicht, außer vonBankiers o<strong>de</strong>r Großherzögen im letztenGroßherzogtum <strong>de</strong>r Welt. O<strong>de</strong>r man istGast beim Sonic Visions.In Luxemburgs zweitgrößter Stadt, Esch-sur-Alzette, liegtdie berühmt-berüchtigte Rockhal, für viele Musikfans auchaußerhalb <strong>de</strong>s Großherzogtums die beste Konzert-Locationweit und breit. Der Straßenname <strong>de</strong>r Rockhal ist schon soklischeebela<strong>de</strong>n, dass es fast langweilig wäre, ihn zu thematisieren.Aber eben nur fast. Die »Avenue du Rock’n’Roll«hält tatsächlich, was sie so vollmundig ankündigt. An<strong>de</strong>reStädte könnten sich ein Beispiel an <strong>de</strong>m Konzept nehmen,das hinter <strong>de</strong>r Rockhal und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>nsteht: Kostengünstige Proberäume, mo<strong>de</strong>rnste Bühnentechnikund ein eigenes Studio unterstreichen, dass man sichhier Gedanken gemacht hat, wie man die Rock/Pop-Kultursinnvoll för<strong>de</strong>rn kann. In diesem übersichtlichen Städtchenmit seinen gera<strong>de</strong> einmal 32.000 Einwohnern fin<strong>de</strong>t zumsechsten Mal das Sonic Visions Festival statt.Die Philosophie hinter <strong>de</strong>m Festival besteht darin, luxemburgischenNewcomerbands die Chance zu geben, sicheiner Öffentlichkeit zu präsentieren, die über die heimischehinausgeht. Gemeinsam mit internationalen Gruppen wieSigur Rós und Hurts ergeben sich ein äußerst homogenesLine-up und eine Veranstaltung, die als erfrischen<strong>de</strong> Mischungaus Branchentreffen und Musikfestival beschriebenwer<strong>de</strong>n kann. Rund um das Sonic Visions fin<strong>de</strong>t eineKonferenz statt, in <strong>de</strong>r die Vermarktung von Bands und dieDurchführung von Veranstaltungen im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen.Zusätzlich wer<strong>de</strong>n Workshops zu aktuellen Themen <strong>de</strong>rPopkultur angeboten. So eine Zusammenstellung mag nichtmehr völlig neu sein, sie bietet mit ihrer Ernsthaftigkeit undSpannbreite aber genügend Substanz, um das Festival alswichtigen Punkt im Jahreskalen<strong>de</strong>r zu markieren.Text: Philipp Maxrath22.-23.11. L-Esch-sur-Alzette — Alvin And Lyle, AntimatterPeople, Aufgang, Ben<strong>de</strong>r & Schillinger, Benjamin Clementine,Bottled In England, Colt Silvers, Dear Rea<strong>de</strong>r, DirtyCrows, Drenge, Frightened Rabbit, Fyfe, Girls In Hawaii,Hurts, I Break Horses, Leslie Clio, London Grammar, Lylac,Mighty Oaks, Mr. Yaz, Mutiny On The Bounty, Natas LovesYou, Nonono, OK KID, Owlle, Porn Queen, Seed To Tree, SigurRós, Synthesis, We Are Match


124 MORGENFestivalsWoodkidElectronic BeatsNach über das ganze Jahr verteiltenStationen in Deutschland und <strong>de</strong>mangrenzen<strong>de</strong>n Ausland macht dasElectronic Beats in <strong>de</strong>r dunklerenJahreshälfte halt in Dres<strong>de</strong>n. VonBeginn an bemühten sich die Macher,sich in ihrem Line-up am Puls<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r elektronischen Musikzu bewegen. Folgerichtig wird auchin Sachsens Lan<strong>de</strong>shauptstadt mitWoodkid einer <strong>de</strong>r momentan heißgehan<strong>de</strong>lten Künstler auftreten. Infrüheren Tagen brillierte <strong>de</strong>r Franzoseals Vi<strong>de</strong>oregisseur für Mobyo<strong>de</strong>r Lana Del Rey, mittlerweile hater sich auch als Musiker, zuletzt mitseinem Debütalbum »The Gol<strong>de</strong>nAge«, einen Namen gemacht. DasDuo Mount Kimbie seinerseits hattemit seinem Debüt »Crooks & Lovers«2010 in fast allen Bestenlisteneinen Spitzenplatz inne. Mit <strong>de</strong>mzweiten Album »Cold Spring FaultLess« etablierten sich die Britendieses Jahr vollends. Die aktuellePlatte erschien auf <strong>de</strong>m renommiertenLabel Warp und begeistertemit einem avancierten Mixaus Chillwave, Dub und Electro.Sizarr überzeugten mit ihrem Indie/Electro-Soundschon Künstlerwie These New Puritans o<strong>de</strong>r KeleOkereke, die sie prompt als Vorgruppeanheuerten. Mit AlbrechtWassersleben, einem <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r<strong>de</strong>s Dres<strong>de</strong>ner Labels Uncanny, hatsich das Electronic Beats zu<strong>de</strong>meinen Local Hero an Bord geholt.Sein Mix aus House, Soul und folkloristischenRhythmen macht dasfacettenreich zusammengestellteLine-up komplett.Text: Philipp Maxrath10.11. Dres<strong>de</strong>n — AlbrechtWassersleben, Mount Kimbie,Sizarr, Woodkid23.11. A-Wien — Giorgio Moro<strong>de</strong>r,Laurel Halo, Metro Area, WhenSaints Go Machine, WolframPop.NotpopStuttgart hat neben <strong>de</strong>m höchsten Fernsehturm(Lüge) und <strong>de</strong>n besten Brezeln (Wahrheit) imNovember noch einen weiteren Superlativ zubieten: Das fantastische Pop.Notpop-Clubfestivalnistet sich einen Samstag lang in fünf <strong>de</strong>rcoolsten Clubs <strong>de</strong>r Stadt ein. In <strong>de</strong>n vergangenenJahren hatten Acts wie Bonaparte, Retro Stefson,Roosevelt o<strong>de</strong>r Icona Pop schon die Klasse<strong>de</strong>s Clubfestivals als Sprungbrett für vielversprechen<strong>de</strong>Newcomer unter Beweis gestellt.Das unterstreicht <strong>de</strong>n Nutzen einer solchenVeranstaltung, was durchaus mal herausgestelltwer<strong>de</strong>n darf, <strong>de</strong>nn die Lan<strong>de</strong>shauptstadt istnicht gera<strong>de</strong> bekannt dafür, es ihren Kreativenleicht zu machen. Mit <strong>de</strong>m Pop.Notpop, <strong>de</strong>renOrganisatoren neben <strong>de</strong>m Festival auch regelmäßigeKonzerte durchführen, ist die Regionnun allerdings schon seit vier Jahren um eineschöne Veranstaltung reicher. Ausnahmsweisefin<strong>de</strong>t diese nicht in Mannheim, <strong>de</strong>r allgegenwärtigenHeimat <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie, son<strong>de</strong>rnstan<strong>de</strong>sgemäß in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt statt.Text: Jenny Weser09.11. Stuttgart — Bit Brothers, CharlieBarnes, Children, Claire, Exclusive, FantasticMr. Fox, Fuck Art, Let’s Dance!, Jung &Glücklich, Kill All Hipsters DJ-Team, KitjenSpecial feat. Tipura, Konstantin Sibold feat.Aristoteles & Leif Müller, Loveit feat. Rückli &Nico Brun, Mathias Weck, Okta Logue, Sea + Air,Yalta ClubPOp AbO DOrtmunD»Hier be<strong>de</strong>utet oftmalsein Weniger anLautstärke ein Mehran Atmosphäre. Werdamit spielt, kannhier wirklich ganz beson<strong>de</strong>reMomenteentstehen lassen.«Pop-Abo-Kurator Christian Lenzing schätzt dasPotenzial für außeror<strong>de</strong>ntliche Konzerte seinerReihe im Dortmun<strong>de</strong>r Konzerthaus ganz richtigein. Die nächste Gelegenheit, das zu erleben,bietet Agnes Obel.14.11. Dortmund — Agnes ObelHipHop Tunes»What we’re gonna do right hereis go back, way back, back intotime.« Diesen Sample-Klassikervon Jimmy Castor haben sich dieHipHop Tunes offenbar als Mottoauf die Fahne geschrieben, <strong>de</strong>nneigentlich ist die Veranstaltung imemsländischen Lingen eine Art Gegenentwurfzu all <strong>de</strong>n sogenanntenNewcomer-Festivals. Zum einen,weil mit DCS (ehemals Die CoolenSäue) aus Köln, Perspektive Musicaus Osnabrück, <strong>de</strong>n MünchenerHeadlinern Blumentopf und <strong>de</strong>nLingener Lokalmatadoren MoinsenMafia durchweg Bands vertretensind, die seit zehn Jahren und mehrgemeinsam Musik machen. Zuman<strong>de</strong>ren, weil die HipHop Tunesnach jahrelanger Pause ihr Comebackgeben: Während das Festivaldamals noch im Rahmen <strong>de</strong>s jährlichenAltstadtfests am Alten Pfer<strong>de</strong>marktopen air stattfand, feiern dieHipHop Tunes 2013 mit <strong>de</strong>m AltenSchlachthof Lingen als neue Locationihre Indoor-Premiere.Text: Jenny Weser15.11. Lingen — Blumentopf, DCS,Moinsen Mafia, Perspektive MusicMoinsenMafia


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(CHKCHKCHK)Fr. 08.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, KölnBLOOD ON THEDANCE FLOORMo. 11.11.2013 | Kulturkirche, KölnMARK LANEGANspecial guests: Duke Garwood, LyennDi. 12.11.2013 | Stadtgarten, KölnSWIM DEEPMi. 13.11.2013 | Blue Shell, KölnWHITE DENIMspecial guest: Syd ArthurDo. 14.11.2013 | Luxor, KölnTHE 1975Do. 14.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnTHE ECLECTICMONIKERDo. 14.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, KölnALUNAGEORGEFr. 15.11.2013 | Luxor, KölnTONBANDGERÄTFr. 15.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnCLAIREFr. 15.11.2013 | Stadtgarten, KölnENNO BUNGERspecial guest: Woods of BirnamSa. 16.11.2013 | Die Kantine, KölnPRIMAL SCREAMSa. 16.11.2013 | Luxor, KölnMINDLESS SELFINDULGENCEspecial guest: The Red PaintingsSo. 17.11.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, KölnSKILLETSo. 17.11.2013 | Luxor, KölnTHE LOVE BÜLOWMo. 18.11.2013 | Luxor, KölnOH LANDspecial guest: Ballet SchoolMo. 18.11.2013 | Blue Shell, KölnYOUNG CHINESEDOGSDi. 19.11.2013 | Luxor, KölnMISS LIDi. 19.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnOKKERVIL RIVERMi. 20.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnSAVAGESMi. 20.11.2013 | Luxor, KölnWAX / WATZSKYMi. 20.11.2013 | Blue Shell, KölnSHOVELS & ROPEDo. 21.11.2013 | Luxor, KölnREDplus special guestDo. 21.11.2013 | Blue Shell, KölnNIGHT BEDSFr. 22.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnFRIGHTENEDRABBITSo. 24.11.2013 | Gebäu<strong>de</strong> 9, KölnMATTHEW E.WHITESo. 24.11.2013 | Studio 672, KölnJACCO GARDNERMo. 25.11.2013 | Blue Shell, KölnINTO IT. 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130 DemnächstDemnächst // <strong>Intro</strong> No. 218 — 25.11.2013Blood Orange, Opening Ceremony, CMJ Festival 2014, »Insi<strong>de</strong> Llewyn Davis« (Coen Brothers),London Grammar, »Only Lovers Left Alive« (Jim Jarmusch), Unbekannte Hits


LIVEABNOVE<strong>MB</strong>ER201330.11.2013KATIE MELUASPECIAL GUEST:BOSSE SOLO & AKUSTISCH12.12.2013PAROV STELAR BAND07.01.2014SCOOTER02.02.2014FETTES BROT15.02.2014TIM BENDZKO & BAND22.02.2014SANTIANO09.03.2014JAMES BLUNT15.03.2014INA MÜLLER & BAND22.03.2014THE AUSTRALIANPINK FLOYD SHOWAUSVERKAUFT!TICKETS AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSTELLENWEITERE VERANSTALTUNGEN UNTER:WWW.EMSLANDARENA.COMSPECIAL GUEST:MC FITTITickets für 29,00,- € zzgl. Gebühr ab sofortan allen bekannten Vorverkaufsstellen undunter <strong>de</strong>r Hotline 0591/912950.02.02.2014WWW.FETTESBROT.DEWWW.EMSLANDARENA.COM


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