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# 157<br />

Februar 2008<br />

0,00 €<br />

www.intro.<strong>de</strong><br />

Radiohead<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Plattenindustrie,<br />

wie wir sie kennen<br />

Kitsuné<br />

Pariser Hipster-Geschichten<br />

in Kleidung und Sound<br />

Leserpoll 2007<br />

Die Wahl Eurer Lieblinge<br />

im Überblick<br />

Sons & Daughters<br />

Sonntags-Picknick am<br />

Hudson River<br />

Bruce LaBruce<br />

Neues vom Gott <strong>de</strong>s<br />

Queer-Kinos<br />

HOT CHIP<br />

Wrestling mit Stil


© 2008 Nokia.<br />

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Neueste Songs blitzschnell<br />

la<strong>de</strong>n und austauschen<br />

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Monitor<br />

003<br />

ANSAGE NO. 157<br />

Willkommen in 2008. Und vielen<br />

Dank für all die warmen Worte zu<br />

unserem Relaunch. Ganz ehrlich,<br />

das hat gutgetan. Wir waren schon<br />

ganz schön durch danach – insofern<br />

passte es ja auch bestens, dass wir<br />

erst mal in die Winterpause durften. So<br />

kommen wir jetzt mit mächtig viel Esprit<br />

zurück.<br />

Danke auch für das rege Abstimmen<br />

beim Jahrespoll. 3888 von euch haben<br />

mitgemacht, das nennen wir mal empirisch<br />

signifikant. Die Ergebnisse fin<strong>de</strong>t ihr auf <strong>de</strong>n<br />

Seiten 14 bis 17.<br />

Und damit genug <strong>de</strong>s Blicks nach hinten.<br />

2008 beginnt gleich mit einem richtigen<br />

Knaller: mit »Ma<strong>de</strong> In The Dark«, <strong>de</strong>m neuen<br />

Album von Hot Chip. Unser Autor Sebastian<br />

Ingenhoff spricht von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit besten<br />

Band <strong>de</strong>r Welt – und wer wären wir, dass wir<br />

ihm da wi<strong>de</strong>rsprechen. Statt<strong>de</strong>ssen haben<br />

wir ihn nach London geschickt, wo Hot Chip<br />

zur Weltpremiere <strong>de</strong>r neuen Songs lu<strong>de</strong>n.<br />

Statt sich wie wir auszuruhen, haben sie<br />

sich übrigens gleich danach an eine Session<br />

mit Scritti Politti gesetzt – Alex Mayor durfte<br />

bereits erste Songs hören und hat auch<br />

gleich bei SP-Mastermind Green Gartsi<strong>de</strong><br />

nachgefragt, was im Studio mit <strong>de</strong>n jungen<br />

Hipstern so abging.<br />

Vielleicht <strong>de</strong>rzeit nicht mehr die beste<br />

Band <strong>de</strong>r Welt, aber noch immer die<br />

wichtigste sind Radiohead. Nicht zuletzt<br />

wegen <strong>de</strong>s viel diskutierten Internet-<br />

Vorabreleases ihres Albums »In Rainbows«.<br />

Christian Steinbrink traf Jonny Greenwood in<br />

Paris und bilanzierte mit ihm die Ereignisse<br />

seit letztem Oktober – ergänzt wird das<br />

Gespräch um eine Reportage zum Thema<br />

MP3-Labels. Und auch in <strong>de</strong>n Ressorts Film,<br />

Mo<strong>de</strong>, Technik, Literatur und Games gibt<br />

es viel Neues zu berichten – aber lest doch<br />

selbst.<br />

Herzliche Grüße aus <strong>de</strong>r Kölner Redaktion<br />

Sons &<br />

Daughters<br />

bummeln<br />

mit uns auf<br />

Seite 50<br />

durch<br />

Brooklyn. Seid<br />

dabei.<br />

Hip und<br />

französisch<br />

– das geht<br />

sehr gut zusammen<br />

wie<br />

Arno Raffeiner<br />

bei<br />

seinem Besuch<br />

bei Kitsuné in<br />

Paris erleben<br />

durfte. Siehe<br />

Seite 58.<br />

Klassentreffen auf <strong>de</strong>r Beerdigung. Irre<br />

I<strong>de</strong>e? Nun, in »Fallen« blicken die Protagonisten<br />

just dort <strong>de</strong>r Realität ins<br />

Gesicht. Siehe Seite 78.<br />

MONITOR<br />

004 Neujahrskonzert<br />

006 Neulich<br />

008 Wong Kar-Wai / Christopher Doyle<br />

009 Aufmacher: Wong Kar-Wai / Cat Power<br />

010 Leserpoll 2007<br />

014 Monitor mit u. a. F.S.K., The Hoosiers,<br />

Lightspeed Champion, Robert Owens,<br />

Superpunk, The Brunettes, Nada Surf,<br />

Slut, Takashi Wada, Tocotronic<br />

014 Impressum<br />

014 Leserbriefe<br />

MUSIK<br />

030 Hot Chip<br />

036 Eurosonic 2008: neue Bands<br />

040 Radiohead<br />

048 The Magnetic Fields<br />

050 Sons & Daughters<br />

052 Get Well Soon<br />

054 Kitsuné<br />

058 Film: Clipland 2008<br />

WEITER<br />

064 Mo<strong>de</strong>: Jawoll, meine Herrn<br />

068 Mo<strong>de</strong>: V-Ausschnitt<br />

069 Mo<strong>de</strong>: Skunkfunk<br />

070 Mo<strong>de</strong>: G-Struktur<br />

071 Mo<strong>de</strong>: Airsi<strong>de</strong><br />

072 Film: Bruce LaBruce / Berlinale 2008<br />

076 Neue Filme<br />

080 Neue DVDs<br />

086 Literatur: Litcologne / William Gibson /<br />

Cory Doctorow<br />

088 Neue Literatur<br />

090 Neue Spiele<br />

094 Technik: Hammacher Schlemmer<br />

095 Neue Technik<br />

PROBEFAHRT<br />

099 Charts / Spalter<br />

100 Platten vor Gericht<br />

102 Neue Alben und DVDs<br />

118 Heimspiel<br />

DAS GEHT<br />

121 Da geht’s<br />

124 <strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

124 Das geht<br />

130 Textmarker / All The Next<br />

Oh weh, wer hat Flocke <strong>de</strong>nn eingefärbt? Wir nicht. Das ist<br />

unser ganz eigener Bär, <strong>de</strong>n wir für die Mo<strong>de</strong>strecke auf<br />

Seite 59 adoptiert haben.


004 Monitor


Monitor<br />

005<br />

NEULICH:<br />

Foto: Christoph Voy<br />

Neujahrskonzert 2008, 01.01.08, Berlin, Volksbühne, 23:12 Uhr: Traditionen sind dazu da, sie fortzuführen. Beson<strong>de</strong>rs, wenn<br />

es so schöne sind wie das Neujahrskonzert in <strong>de</strong>r Berliner Volksbühne. Wer durfte hier nicht schon alles spielen? U. a. Tocotronic<br />

und Throbbing Gristle. Dieses Jahr wur<strong>de</strong> gleich eine ganze Rasselban<strong>de</strong> auf die Bühne gelassen: Warren Suici<strong>de</strong>, Yaneq,<br />

Soffy O., Elke Brauweiler, Jovanka von Willsdorf, Gods Of Blitz, Pitchtuner, Band Deutscher Mä<strong>de</strong>ls, Demba und Viktoriapark. Gemeinsam<br />

führten sie eine Revue namens »Berlin String Theory« auf. Die I<strong>de</strong>e dahinter: Highlights <strong>de</strong>s jeweiligen Katalogs wer<strong>de</strong>n<br />

gemeinsam mit einem Streichquartett aufgewertet. Das hätten wir in Köln auch gern gesehen ...


006 Monitor<br />

Ennio Morricone, 12.12.07, A-Wien, Stadthalle, 20:01 Uhr: Die italienische Score-Über-Legen<strong>de</strong> (79) dirigiert erstmals seit gefühlten Deka<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />

eigene Stücke im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum. Auf <strong>de</strong>r Bühne: 200 veritable RömerInnen. Vor <strong>de</strong>r Bühne: Romantiker (»Die Legen<strong>de</strong> vom Ozeanpianisten«),<br />

Cowboys (»Zwei glorreiche Halunken«, »Spiel mir das Lied vom Tod«) und Sozialisten (»Die Arbeiterklasse geht ins Paradies«) vergießen gemeinsam<br />

Freu<strong>de</strong>ntränen und tauschen bestickte Taschentücher. Famos. Foto: Arne Sattler<br />

Boyz Noize, 09.12.2007, F-Rennes, Trans Musicales 2007,<br />

01.12 Uhr: <strong>Als</strong> Kid Alex mit neuem Pseudonym seinen Justice-Remix<br />

von »Phantom« zelebriert, lauschen auch Brillen-Raver<br />

gespannt. Foto: Heiko Behr<br />

Queens Of The Stone Age, 20.11.07, nahe Erfurt, 20:38 Uhr:<br />

Schattenspiele 700 Meter unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>: Josh Homme spielt <strong>de</strong>n<br />

»most un<strong>de</strong>rground gig ever« im Erlebnisbergwerk Son<strong>de</strong>rshausen.<br />

Foto: Reiner Pfisterer


Neulich<br />

007<br />

Empires Of Tin / Vic Chesnutt, 01.11.07, A-Wien, Gartenbau<br />

Kino, 20:47 Uhr: Erhabenes Kino!<br />

<strong>Als</strong> Abschluss-Gala <strong>de</strong>s Viennale-Festivals spielte Rollstuhl-<br />

Bar<strong>de</strong> Vic Chesnutt zusammen mit <strong>de</strong>n kanadischen New Instrumentalism-Göttern<br />

A Silver Mount Zion und <strong>de</strong>m Fugazi-Gitarristen<br />

Guy Picciotto zu einem Experimental-Film von Jem<br />

Cohen. Joseph Roths Ra<strong>de</strong>tzkymarsch als große Bush-Verhauhe<br />

mit Wackelkamera. Ein magischer Abend.<br />

Brett An<strong>de</strong>rson unplugged, 12.12.07, Dortmund, Konzerthaus, Pop Abo, 21:30 Uhr: In Dortmund betritt Pop die klassische Bühne. In dieser Ausgabe<br />

<strong>de</strong>s Pop Abo endlich auch mal <strong>de</strong>r britische in Form <strong>de</strong>s Ex-Sue<strong>de</strong>-Sängers Brett An<strong>de</strong>rson. Und er macht, nur von einer Cellistin begleitet, seine Sache<br />

sehr gut. Zeitgemäßer können auch ganz alte Sue<strong>de</strong>-Songs nicht klingen.


008 Monitor


Monitor<br />

009<br />

WONG KAR-WAI<br />

/ CAT POWER<br />

Kameramann Christopher Doyle, langjähriger Weggefährte von Filmemacher Wong Kar-Wai, hielt bei <strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Europäischen<br />

Filmpreises eine <strong>de</strong>nkwürdige Lobre<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kollegen Michael Ballhaus: »Wir sind alle nur Huren.« Für sein jüngstes<br />

Werk »My Blueberry Nights«, in <strong>de</strong>m es um das Zu-sich-Kommen <strong>de</strong>r Heldin geht, verzichtete Wong allerdings vorher schon auf<br />

Doyles Dienste. Mit dabei ist auf <strong>de</strong>m Soundtrack Chan Marshalls aka Cat Power. Passt hervorragend. Die Unnachahmliche ist<br />

inzwischen auch so weit, sich auf ihrem zweiten Cover-Album »Jukebox« (Matador / Beggars) selbst zu interpretieren.<br />

Foto links: Gianni Occhipinti, oben: Action Press / Franziska Krug


010 Monitor<br />

Illustrationen: Gudrun Rau


Monitor<br />

011<br />

LESERPOLL 2007<br />

SONGS<br />

ALBE N<br />

01 Die Ärzte »Junge«<br />

02 Justice »D.A.N.C.E.«<br />

03 Maximo Park »Books From Boxes«<br />

04 Kate Nash »Foundations«<br />

05 Babyshambles »Delivery«<br />

06 Beatsteaks »Cut Off The Top«<br />

07 Tocotronic »Kapitulation«<br />

08 Amy Winehouse »Rehab«<br />

09 Digitalism »Pogo«<br />

10 Tocotronic »Imitationen«<br />

11 Arca<strong>de</strong> Fire »No Cars Go«<br />

12 Foo Fighters »The Preten<strong>de</strong>r«<br />

13 Amy Winehouse »Back To Black«<br />

14 Arctic Monkeys »Fluorescent Adolescent«<br />

15 Deichkind »Remmi Demmi«<br />

16 Bloc Party »The Prayer«<br />

17 Anajo »Wenn du nur wüsstest«<br />

18 Rihanna »Umbrella«<br />

19 Tocotronic »Sag alles ab«<br />

20 Battles »Atlas«<br />

21 Billy Talent »Red Flag«<br />

22 Interpol »The Heinrich Maneuver«<br />

23 Editors »Smokers Outsi<strong>de</strong> The Hospital Doors«<br />

24 Beatsteaks »Jane Became Insane«<br />

25 Radiohead »Jigsaw Falling Into Place«<br />

26 Shout Out Louds »Impossible«<br />

27 Kaiser Chiefs »Ruby«<br />

28 Tocotronic »Mein Ruin«<br />

29 Mo<strong>de</strong>st Mouse »Dashboard«<br />

30 Klaxons »Gol<strong>de</strong>n Skans«<br />

31 The Wombats »Let’s Dance To Joy Division«<br />

32 Art Brut »Direct Hit«<br />

33 Black Rebel Motorcycle Club »Berlin«<br />

34 Arca<strong>de</strong> Fire »Intervention«<br />

35 Die Fantastischen Vier »Einfach sein«<br />

36 Feist »My Moon, My Man«<br />

37 Interpol »Pioneer To The Falls«<br />

38 Band Of Horses »Is There A Ghost«<br />

39 Black Rebel Motorcycle Club »Weapon Of Choice«<br />

40 The National »Fake Empire«<br />

41 Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?«<br />

42 Trentemøller »Moan«<br />

43 Bloc Party »Flux«<br />

44 Hot Chip »My Piano«<br />

45 Editors »An End Has A Start«<br />

46 Queens Of The Stone Age »Sick Sick Sick«<br />

47 Shout Out Louds »Tonight I Have To Leave It«<br />

48 The Hives »Tick Tick Boom«<br />

49 Caribou »Melody Day«<br />

50 Jan Delay »Türlich, türlich«<br />

01 Tocotronic »Kapitulation«<br />

02 Radiohead »In Rainbows«<br />

03 Arca<strong>de</strong> Fire »Neon Bible«<br />

04 Maximo Park »Our Earthly Pleasures«<br />

05 Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?«<br />

06 Beatsteaks ».limbo messiah«<br />

07 Die Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />

08 Editors »An End Has A Start«<br />

09 Bloc Party »A Weekend In The City«<br />

10 Amy Winehouse »Back To Black«<br />

11 Interpol »Our Love To Admire«<br />

12 The National »Boxer«<br />

13 Digitalism »I<strong>de</strong>alism«<br />

14 Arctic Monkeys »Favourite Worst Nighmare«<br />

15 Babyshambles »Shotter’s Nation«<br />

16 Justice »†«<br />

17 Feist »The Remin<strong>de</strong>r«<br />

18 Black Rebel Motorcycle Club »Baby 81«<br />

19 Mo<strong>de</strong>st Mouse »We Were Dead Before The Ship Even Sank«<br />

20 Locas In Love »Saurus«<br />

21 Nine Inch Nails »Year Zero«<br />

22 Burial »Untrue«<br />

23 Karpatenhund »#3«<br />

24 Shout Out Louds »Our Ill Wills«<br />

25 Bright Eyes »Cassadaga«<br />

26 !!! »Myth Takes«<br />

27 Klaxons »Myths Of The Near Future«<br />

28 Kings Of Leon »Because Of The Times«<br />

29 M.I.A. »Kala«<br />

30 Battles »Mirrored«<br />

31 Rantanplan »20359«<br />

32 Jamie T »Panic Prevention«<br />

33 Foo Fighters »Echoes, Silence, Patience & Grace«<br />

34 Jan Delay »Merce<strong>de</strong>s Dance«<br />

35 Queens Of The Stone Age »Era Vulgaris«<br />

36 Justin Timberlake »FutureSex / LoveSound«<br />

37 Polarkreis 18 »Polarkreis 18«<br />

38 The Shins »Wincing The Night Away«<br />

39 Bodi Bill »No More Wars«<br />

40 Die Fantastischen Vier »Fornika«<br />

41 Die Türen »Popo«<br />

42 Kate Nash »Ma<strong>de</strong> Of Bricks«<br />

43 PJ Harvey »White Chalk«<br />

44 Friska Viljor »Bravo!«<br />

45 LCD Soundsystem »Sound Of Silver«<br />

46 Stars »In Our Bedroom After The War«<br />

47 Cold War Kids »Robbers & Cowards«<br />

48 Goose »Bring It On«<br />

49 The Hives »The Black And White Album«<br />

50 Band Of Horses »Cease To Begin«


012 Monitor<br />

ACT<br />

01 Tocotronic<br />

02 Radiohead<br />

03 Arca<strong>de</strong> Fire<br />

04 Anajo<br />

05 Beatsteaks<br />

06 Maximo Park<br />

07 Die Ärzte<br />

08 Interpol<br />

09 Justice<br />

10 Bloc Party<br />

MUSIKER<br />

01 Jamie T<br />

02 Beirut<br />

03 Jan Delay<br />

04 An<strong>de</strong>rs Trentemøller<br />

05 Jens Friebe<br />

06 Morrissey<br />

07 Jens Lekman<br />

08 Conor Oberst<br />

09 Justin Timberlake<br />

10 Bela B.<br />

VIDEOCLIP<br />

01 Justice »D.A.N.C.E.«<br />

02 Die Ärzte »Junge«<br />

03 Feist »1234«<br />

04 Foo Fighters »The Preten<strong>de</strong>r«<br />

05 Kate Nash »Foundations«<br />

06 Tocotronic »Kapitulation«<br />

07 Beatsteaks »Cut Off The Top«<br />

08 Bloc Party »The Prayer«<br />

09 Mo<strong>de</strong>st Mouse »Dashboard«<br />

10 Anajo »Wenn du nur wüsstest«<br />

LABEL<br />

01 Grand Hotel Van Cleef<br />

02 Tapete<br />

03 Ed Banger<br />

04 Rough Tra<strong>de</strong><br />

05 Kitsuné<br />

06 Saddle Creek<br />

07 Domino<br />

08 City Slang<br />

09 Sub Pop<br />

10 Four Music<br />

MUSIKERIN<br />

01 Amy Winehouse<br />

02 Leslie Feist<br />

03 Kate Nash<br />

04 Björk<br />

05 M.I.A.<br />

06 PJ Harvey<br />

07 Róisín Murphy<br />

08 Nelly Furtado<br />

09 Joanna Newsom<br />

10 Anna Ternheim<br />

DJ<br />

01 DJ Koze<br />

02 2manydj’s<br />

03 Ricardo Villalobos<br />

04 Chemical Brothers<br />

05 DJ Hell<br />

06 Sven Väth<br />

07 Erlend Øye<br />

08 Boys Noize<br />

09 Justice<br />

10 Michael Mayer<br />

MAGAZIN<br />

01 <strong>Intro</strong><br />

02 Neon<br />

03 11 Freun<strong>de</strong><br />

04 Visions<br />

05 Spex<br />

06 Musikexpress<br />

07 Spiegel<br />

08 Vice<br />

09 Titanic<br />

10 De:Bug<br />

WE BSITE<br />

01 <strong>Intro</strong>.<strong>de</strong><br />

02 MySpace.com<br />

03 Spiegel.<strong>de</strong><br />

04 Last.fm<br />

05 Wikipedia<br />

06 StudiVZ.<strong>de</strong><br />

07 Google.<strong>de</strong><br />

08 YouTube.com<br />

09 Amazon.<strong>de</strong><br />

10 Festivalgui<strong>de</strong>.<strong>de</strong> / Gig-Gui<strong>de</strong>.<strong>de</strong>


Monitor<br />

013<br />

RADIO<br />

01 Eins Live, Plan B<br />

02 Bayern 2, Zündfunk<br />

03 Motor FM<br />

04 MDR Sputnik, <strong>Intro</strong>-Sputnik-Magazin<br />

05 Radio FSK Hamburg, Sunday Service<br />

06 SWR, DASDING<br />

07 Eins Live, Clubbing<br />

08 Eins Live, Domian<br />

09 HR3, Der Ball ist rund<br />

10 Deutschlandradio Kultur, Radiofeuilleton<br />

FESTIVAL<br />

01 Melt! Festival<br />

02 Hurricane Festival<br />

03 Hal<strong>de</strong>rn Pop<br />

04 Rock Am Ring<br />

05 Southsi<strong>de</strong> Festival<br />

06 Immergut Festival<br />

07 Highfield Festival<br />

08 Fusion<br />

09 Rock Im Park<br />

10 Mamallapuram<br />

ALBUM/WORST<br />

01 Tokio Hotel »Zimmer 123«<br />

02 DJ Ötzi »Best Of ...«<br />

03 Bushido »7«<br />

04 Sportfreun<strong>de</strong> Stiller »La Bum«<br />

05 alles mit »Aggro« drauf!<br />

06 Die Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />

07 2raumwohnung »36 Grad«<br />

08 Kaiser Chiefs »Yours Truly, Angry Mob«<br />

09 Linkin Park »Minutes To Midnight«<br />

10 50 Cent »Curtis«<br />

»SINGLE/WORST<br />

01 Alex C. »Du hast <strong>de</strong>n schönsten Arsch«<br />

02 DJ Ötzi & Nik P. »Ein Stern«<br />

03 Rihanna »Umbrella«<br />

04 Culcha Can<strong>de</strong>la »Hamma«<br />

05 Nena, Olli & Remmler »Nix passiert«<br />

06 Kaiser Chiefs »Ruby«<br />

07 Ich + Ich »Vom selben Stern«<br />

08 Mark Medlock & Bohlen »You Can Get It«<br />

09 Monrose »Even Heaven Cries«<br />

10 Bushido »alles!«<br />

GAMES<br />

01 Pro Evolution Soccer 2008<br />

02 Fifa 08<br />

03 Sing Star<br />

04 Die Simpsons – Das Spiel<br />

05 Call Of Duty 4: Mo<strong>de</strong>rn Warfare<br />

06 Crysis<br />

07 Assassin’s Creed<br />

08 Super Mario Galaxy<br />

09 Bioshock<br />

10 Guitar Hero 3<br />

FILM<br />

01 Simpsons<br />

02 Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

03 Death Proof<br />

04 Little Miss Sunshine<br />

05 Babel<br />

06 Ratatouille<br />

07 Full Metal Village<br />

08 Persepolis<br />

09 Planet Terror<br />

10 Control<br />

CLUB<br />

01 Schlachthof, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

02 Uebel & Gefährlich, Hamburg<br />

03 Gebäu<strong>de</strong> 9, Köln<br />

04 Gleis 22, Münster<br />

05 Molotow, Hamburg<br />

06 Ilses Erika, Leipzig<br />

07 JZ Kamp, Bielefeld<br />

08 Magnet Club, Berlin<br />

09 Atomic Cafe, München<br />

10 Karlstorbahnhof, Hei<strong>de</strong>lberg<br />

KONZERT<br />

01 Hot Chip, Melt!<br />

02 Arca<strong>de</strong> Fire, München<br />

03 Daft Punk, Berlin<br />

04 Beatsteaks, Berlin<br />

05 Rantanplan, Hamburg<br />

06 Anajo, München<br />

07 Black Rebel Motorcycle Club, Hamburg<br />

08 Die Ärzte, Rock am Ring<br />

09 Friska Viljor, Immergut<br />

10 The Ark, Mag<strong>de</strong>burg<br />

MODE<br />

01 H&M<br />

02 American Apparel<br />

03 Carhartt<br />

04 Adidas<br />

05 Cheap Monday<br />

06 Fred Perry<br />

07 Bench<br />

08 Converse<br />

09 Levi’s<br />

10 Blutsgeschwister<br />

TV<br />

01 Simpsons<br />

02 Dr. House<br />

03 Grey’s Anatomy<br />

04 Scrubs<br />

05 Lost<br />

06 Tracks<br />

07 Dittsche<br />

08 Gilmore Girls<br />

09 Heroes<br />

10 Bauer sucht Frau<br />

BUCH<br />

01 Schamoni »Sternstun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r…«<br />

02 Finn-Ole Heinrich »Räuberhän<strong>de</strong>«<br />

03 Rowling »Harry Potter And The Deathly…«<br />

04 Max Goldt »QQ«<br />

05 Simon Reynolds »Rip It Up And Start Again«<br />

06 Jens Friebe »52 Wochenen<strong>de</strong>n«<br />

07 Nagel »Wo die wil<strong>de</strong>n Ma<strong>de</strong>n graben«<br />

08 Nick Hornby »A Long Way Down«<br />

09 Walter Moers »Der Schreckensmeister«<br />

10 John Peel »Memoiren…«<br />

HYPE<br />

01 Nu Rave<br />

02 Apple iPhone<br />

03 Klimawan<strong>de</strong>l<br />

04 Eisbär Knut<br />

05 Amy Winehouse<br />

06 Emo ...<br />

07 Röhrenjeans<br />

08 Palästinensertücher<br />

09 Web 2.0<br />

10 G8-Gipfel


# 956<br />

Dez 2007 / Jan 2008<br />

0,00 €<br />

www.intro.<strong>de</strong><br />

*Neu<br />

Stuart Price<br />

Im Bett mit Madonna<br />

The Wombats<br />

Liverpool Boat Party<br />

»CONTROL«, DER FILM ÜBER IAN CURTIS<br />

Titel146.indd 1<br />

Urban Exploration<br />

Die Türen<br />

Spukhäuser in Deutschland Prekär durch Berlin<br />

Raymond Pettibon<br />

Unterwegs in New York<br />

16.11.2007 3:56:54 Uhr<br />

014 Monitor Betrifft: Review Dillinger Escape Plan #156<br />

Impressum<br />

Verlag <strong>Intro</strong> GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln<br />

Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99<br />

Mail intro@intro.<strong>de</strong>, vorname.nachname@intro.<strong>de</strong><br />

www.intro.<strong>de</strong><br />

Herausgeber Matthias Hörstmann<br />

Chefredakteur Thomas Venker<br />

Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg,<br />

Matthias Hörstmann, Amelie Schnei<strong>de</strong>r (Mo<strong>de</strong> & Foto),<br />

Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat)<br />

Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke<br />

Projektmanagement & Personal Rebecca Wast<br />

Events Stefan Lehmkuhl (Leitung), Hendryk Martin, Julia<br />

Gudzent, Thomas Lorber (Termine), Sebastian Siegmund –<br />

Büro Berlin, Greifswal<strong>de</strong>r Str. 224, 10405 Berlin,<br />

(030) 4 43 18 99-0, termine@intro.<strong>de</strong><br />

PraktikantInnen Senta Best, Elena Grunwald,<br />

Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß, Johannes Mihram, Michael Noll,<br />

Marlene Lucia Rehs<br />

News news@intro.<strong>de</strong><br />

Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung),<br />

Anna M. Stiefvater, Sandro Boege<br />

Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich)<br />

Layout Jörn Osenberg (osi)<br />

Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund<br />

(Berlin, Ost)<br />

Abo / Administration Johannes Rö<strong>de</strong>r, abo@intro.<strong>de</strong><br />

Public & Media Relation Dirk Völler<br />

Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/<br />

Leitung), Johannes Rö<strong>de</strong>r (-14), Fon (0221) 9 49 93-12,<br />

Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66<br />

Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13)<br />

Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19),<br />

Hendryk Martin (-32), David Winter (-63)<br />

Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11)<br />

Konzertagenturen & Regionale Kun<strong>de</strong>n<br />

Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17<br />

Aktuelle Anzeigenpreisliste Nr. 14 (10/2003)<br />

Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G.<br />

BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900<br />

AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme,<br />

Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas<br />

Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Christoph Büscher,<br />

Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus,<br />

Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik<br />

Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Marco Fuchs, Boris<br />

Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz<br />

Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe, Sebastian<br />

Ingenhoff, Alexan<strong>de</strong>r Jürgs, Jan Kage, Christian Kahrmann,<br />

Arnold Kant, Olaf Karnik, Jan Kedves, Kai Klintworth,<br />

Felix Klopotek, Felix Knoke, Daniel Koch, Christoph<br />

Koch, Hendrik Kröz, Mario Lasar, Alexan<strong>de</strong>r Lazarek,<br />

Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß, Aram Lintzel, Hannes Loh, Jasmin<br />

Lütz, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk<br />

Mönkemöller, Severin Most, Tobias Mull, Wolfgang A. Müller,<br />

Felix Mutter, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Florian Opitz,<br />

Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Bernhard Przybilla,<br />

Nils Quak, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Anja Reinhardt,<br />

T.L. Renzsche, Martin Riemann, Ingo Rieser, Thomas<br />

Ritter, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Moritz Sauer,<br />

Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Max Scharl, Susanne<br />

Schmetkamp, Simon Schmitz, Frank Apunkt Schnei<strong>de</strong>r,<br />

Matthias Schnei<strong>de</strong>r, Andreas Schnell, Barbara Schulz,<br />

Frank Schuster, Bernd Sei<strong>de</strong>l, Sascha Seiler, Christian<br />

Steinbrink, Till Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg<br />

Sun<strong>de</strong>rmeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees<br />

Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Matthias Weber,<br />

Ralf Weihrauch, Alexandra Welsch, Burkhard Welz, Christian<br />

Wessels, Christian Werthschulte, Franzi Wi<strong>de</strong>nmann, Nils<br />

Wiere, Gregor Wil<strong>de</strong>rmann, Roland Wilhelm, Meike Wolf,<br />

Peter Wolff, Vina Yun, Sascha Ziehn<br />

FotografInnen Lena Böhm, Sibilla Calzolari, Barbara<br />

Donaubauer, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan<br />

Forsythe, Nathalie Genet, Dominik Gigler, Gerrit Hahn,<br />

Rainer Holz, Alfred Jansen, Lars Kiss, Christian Knieps,<br />

Maryse Larivière, Elke Meitzel, Ela Mergels, Gianni<br />

Occhipinti, Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Katharina<br />

Poblotzki, Nadine Preiß, Nils Ro<strong>de</strong>kamp, Claudia Rorarius,<br />

Katja Ruge, Arne Sattler, Lioba Schnei<strong>de</strong>r, Marc Seebo<strong>de</strong>,<br />

Ansgar Sollmann, Sandra Steh, Sandra Stein, Maxi<br />

Uellendahl, Christoph Voy, Jann Wilken, Justin Winz,<br />

Joachim Zimmermann und Pressefotofreigaben<br />

Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus,<br />

Gudrun Rau<br />

Coverfoto Dominik Gigler<br />

Termine für Nr. 158 / März 2008<br />

Redaktionsschluss 01.02.2008<br />

Termin- & Anzeigenschluss 08.02.2008<br />

Druckunterlagenschluss 12.02.2008<br />

Erscheinungstermin 25.02.2008<br />

Druck Konradin Druck GmbH, Leinfel<strong>de</strong>n-Echterdingen<br />

Geprüfte Verbreitung<br />

<strong>Intro</strong> II. Quartal 07<br />

Druckauflage: 138.690<br />

Verbreitung: 135.566<br />

Vertrieb an 2.019 Auslagestellen im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet<br />

und Ausland, über diverse Mailor<strong>de</strong>r sowie im Abonnement<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100%<br />

Altpapier<br />

Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Ver losungen<br />

vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages!<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r. Keine Haftung für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos!<br />

JOY DIVISION<br />

Leserbriefe<br />

Liebesbriefe, Korrekturen, Lob bitte an: <strong>Intro</strong>, Postfach 19 02 43,<br />

50499 Köln o<strong>de</strong>r via Mail an: leserbriefe@intro.<strong>de</strong><br />

Ich werd mich jetzt nicht davon distanzieren, dass ich <strong>de</strong>ren<br />

Album »Calculating Infinity« nach wie vor für ein Meisterwerk<br />

halte ... Aber <strong>de</strong>n Satz in <strong>de</strong>r Kritik, dass »nichts<br />

als eine Plackerei, die an Pornografie gemahnt« auf <strong>de</strong>m<br />

neuen Tonträger abgeliefert wer<strong>de</strong>, halte ich für eine <strong>de</strong>r<br />

besten Einschätzungen, die ich bei <strong>Intro</strong> je lesen durfte. Ich<br />

mag zwar das Wort »Geschepper« in <strong>de</strong>m Kontext nicht,<br />

aber das »unbeseelt« wie<strong>de</strong>rum stimmt wie die Axt im Kopf<br />

... Na ja, irgendwie passt das in die Veröffentlichungspolitik<br />

bei Relapse ..., da kickt ja nicht mehr so viel. Aus <strong>de</strong>m aktuellen<br />

Programm gefallen mir nur Gadget und bedingt Coldworker,<br />

Pig Destroyer und Agoraphobic Nosebleed. Das nur<br />

so am Ran<strong>de</strong>.<br />

Retox (via intro.<strong>de</strong>)<br />

Betrifft: Neuer Comic »Die Mädchen« seit #156<br />

Liebe <strong>Intro</strong>-Redaktion, <strong>de</strong>r Comic »Die Mädchen«, <strong>de</strong>n Sie<br />

da auf Seite 34 veröffentlichen, waren diese Parallelen zur<br />

RAF wirklich gewollt? Gudrun (Ensslin), Brigitte (Mohnhaupt),<br />

Ulrike (Meinhof) und dann noch <strong>de</strong>r Hl. Christopherus?<br />

Macht’s klick? War das so gewollt? Soll ich das gut fin<strong>de</strong>n?<br />

Ich tue es! Eine gelungene Ausgabe.<br />

Gerrit Neu<br />

Hallo Gerrit, tja, wenn das nicht letztlich auf eine alte Kernfrage<br />

zurückführt: Wer lenkt unser aller Geschicke – die<br />

Verschwörungstheorie o<strong>de</strong>r Kommissar Zufall? Wem traut<br />

man hinsichtlich Fä<strong>de</strong>nziehen mehr zu? Ja, und nur weil bei<br />

<strong>Intro</strong> im Keller ein komischer Typ mit flimmern<strong>de</strong>m Blick<br />

versteckt wird, <strong>de</strong>r von sich behauptet, Links-Terrorist zu<br />

sein, feuert man <strong>de</strong>shalb gleich auch Sympathisanten-Comic-Kunst<br />

ab? Rätsel, Rätsel.<br />

Viel Spaß in je<strong>de</strong>m Fall beim Verfolgen <strong>de</strong>r »Die Mädchen«-<br />

Strips. Vielleicht klärt sich alles von selbst auf, bevor <strong>de</strong>r<br />

Fahndungsdruck zu groß wird.<br />

Gruß, Linus Volkmann<br />

Betrifft: Tanzen-Kolumne mit Tomsche & Venker<br />

Gibt’s da eigentlich eine Klausel, dass 3/4 aller besprochenen<br />

Platten von Kompakt sein müssen bzw. in <strong>de</strong>ren<br />

Vertrieb?<br />

Mehrteuerer (via intro.<strong>de</strong>)<br />

Hallo Mehrteuerer, sag mal, was für ein Name ist das eigentlich?<br />

Das geht doch nicht mal als Nickname in Ordnung.<br />

Ach so, ich wur<strong>de</strong> ja von <strong>de</strong>r Redaktion gebrieft, nett<br />

und abholend zu antworten. <strong>Als</strong>o in diesem Sinne: Nun, wir<br />

stehen damit in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s bekennen<strong>de</strong>n Musikjournalismus,<br />

<strong>de</strong>r sich dadurch auszeichnet, dass man eigene<br />

Überzeugung und Geschmack als Einflussgröße bei <strong>de</strong>r<br />

Auswahl mit einfließen lässt. Und wir <strong>de</strong>nken nicht nur, son<strong>de</strong>rn<br />

wissen, dass bei Kompakt eben die wichtigste elektronische<br />

Musik unserer Zeit erscheint. So einfach ist das.<br />

Markus Tomsche<br />

Betrifft: Relaunch #156<br />

Betrifft: Verlosung<br />

Heijheij liebstes <strong>Intro</strong>!!!<br />

Ich würd ja gern zwei Tickets<br />

gewinnen – alle von euch präsentierten<br />

Touren sind exquisitestens<br />

ausgesucht! (Ich würd<br />

ja gern zu Scout Niblett.) Bestechungsversuch<br />

in jpg-Form<br />

im Anhang!<br />

Beste Grüße, Britta<br />

Gratulation zum neuen Cover und zu <strong>de</strong>r Titelgeschichte!<br />

Es sieht für mich ein bisschen aus wie alte Trust-Ausgaben<br />

von vor zehn Jahren, das aber dann auf neu getrimmt.<br />

Gefällt mir super.<br />

Viele Grüße, Klemens Wiese<br />

Glückwunsch zum neuen Layout. Uns gefällt beson<strong>de</strong>rs<br />

das »Kapitulations«-Grün. Eine schöne Hommage an das<br />

Nr.-1-Album von Tocotronic!<br />

Stephan Rath<br />

Betrifft: Review Bratze »Kraft« mit <strong>de</strong>m Titel<br />

»Power, du Sau« und Bud-Spencer- und Terence-<br />

Hill-Vergleichen hinsichtlich <strong>de</strong>s Duos #156<br />

Hey Linus, vielen Dank für die gute Rezi ... Beson<strong>de</strong>rs gefällt<br />

mir die Stelle mit <strong>de</strong>m Karneval und unseren Ärschen! Die<br />

Überschrift hat mich zu folgen<strong>de</strong>n Untaten inspiriert.<br />

Gruß, Kevin (a.k.a. ClickClickDecker und eine Hälfte <strong>de</strong>s<br />

Bratze-Start-ups)<br />

Hallo Linus, Frohes Neues! Hab kürzlich <strong>de</strong>ine »Platte <strong>de</strong>s<br />

Jahres« gehört. Bratze. Hörst du eigentlich viel Musik? Nö,<br />

o<strong>de</strong>r?<br />

Martin Riemann


Promotion<br />

Bit Music Contest<br />

»a Bit more exciting!«<br />

Wie sangen Tocotronic einst? »Jetzt geht wie<strong>de</strong>r alles von vorne los!« Was bei <strong>de</strong>n drei Herren aus Hamburg<br />

allerdings nach trister Monotonie klang, ist im Falle <strong>de</strong>s Bit Music Contests durch und durch positiv<br />

gemeint. Denn: Die Zweitauflage bietet nicht nur allen heimischen Bands, Künstlern o<strong>de</strong>r DJs wie<strong>de</strong>r die<br />

gleichen Startchancen – sie kommt auch mit einem neuen Konzept daher.<br />

D<br />

er letzte Bit Music Contest ermöglichte<br />

<strong>de</strong>r Gewinnerband Pristine die ultimative<br />

Feuertaufe: einen Auftritt bei Rock<br />

am Ring. Für die Neuauflage geht Bit nun<br />

noch einen Schritt weiter: Nachhaltigkeit ist das Stichwort<br />

– und das be<strong>de</strong>utet: Der Fokus <strong>de</strong>s Bit Music Contest<br />

2008 liegt auf <strong>de</strong>r systematischen Aufbauarbeit.<br />

Natürlich müssen die teilnehmen<strong>de</strong>n Künstler wie<strong>de</strong>r<br />

beweisen, dass sie Songwriting, Instrumente und Live-Performance<br />

beherrschen. Aber <strong>de</strong>r Bit Music Contest<br />

2008 gibt ihnen das Rüstzeug an die Hand, um in<br />

<strong>de</strong>r Musikwelt auch nachhaltig zu bestehen. Wer also<br />

»a Bit more exciting« rüberkommt als die Konkurrenz,<br />

steht vielleicht schon bald vor <strong>de</strong>n ersten großen<br />

Schritten in Richtung Musikerkarriere.<br />

Profis an Bord<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, holte man sich aus allen<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Musikschaffens die nötigen Profis an<br />

Bord. So wer<strong>de</strong>n die erfolgreichen wie sympathischen<br />

Virginia Jetzt! samt Management ihre Erfahrungen<br />

einbringen. Der Gitarrenhersteller Gibson ist nur zu<br />

gerne bereit, <strong>de</strong>n Künstlern von morgen das passen<strong>de</strong><br />

Instrument zu reichen. Das <strong>Intro</strong> unterstützt <strong>de</strong>n Contest<br />

natürlich ebenfalls wie<strong>de</strong>r. Auch die Jury setzt auf<br />

Fachleute: Markus Kavka (MTV), Jochen Naaf (Produzent<br />

von z. B. PeterLicht, Polarkreis 18), die Band Virginia<br />

Jetzt! und Peter Wölpl, Gitarren-Dozent <strong>de</strong>r renommierten<br />

Popaka<strong>de</strong>mie Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, wer<strong>de</strong>n<br />

die Teilnehmer auf Herz, Nieren, Performance und<br />

Songwriting prüfen.<br />

Teilnahme und Ablauf<br />

Teilnehmen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche MusikerInnen, Bands und<br />

DJs aus <strong>de</strong>n Bereichen Rock, Pop und Electro können<br />

sich vom 15. Dezember bis zum 1. März online<br />

mit einem selbst komponierten Song auf www.bitworld.<strong>de</strong><br />

bewerben. Einfach Song und Bandfoto<br />

hochla<strong>de</strong>n, Bandprofil ausfüllen – und schon<br />

ist man im Rennen. Die Jury wird dann zunächst<br />

eine National Shortlist mit <strong>de</strong>n zehn besten<br />

Acts erstellen. In einer zweiten Listening-Session<br />

wer<strong>de</strong>n dann die drei besten ausgerungen,<br />

die schließlich gemeinsam<br />

für drei Konzerte auf Tour gehen. Die<br />

Jury wird bei allen Konzerten zugegen<br />

sein und beim großen Finale <strong>de</strong>n<br />

Gewinner verkün<strong>de</strong>n.<br />

Termine und<br />

Teilnahme<br />

Bewerbungsstart: ab sofort<br />

Bewerbungsen<strong>de</strong>: 01. März<br />

Bewerbungen ausschließlich<br />

über<br />

www.bit-world.<strong>de</strong><br />

Gewinne:<br />

1. Platz: »Get ready to tour!«<br />

Management/Coaching-Paket mit Alex<br />

Hettler (Manager von Virginia Jetzt!)<br />

+ Komplettes Band-Equipment von Gibson<br />

(2 Gitarren, 2 Gitarrenverstärker, 1 Bass und<br />

Zubehör) + 2-tägiger-Studio-Workshop im Gibson<br />

Showroom + Konzert-DVD mit <strong>de</strong>n Auftritten <strong>de</strong>r<br />

»Bit Music Contest 08«-Tour<br />

2. Platz: »Get studio experience!«<br />

2-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom +<br />

1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />

Edition + Konzert-DVD<br />

3. Platz: »Get a studio taste!«<br />

1-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom<br />

+ 1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />

Edition + Konzert-DVD<br />

4.-10. Platz: »Get a guitar!«<br />

1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />

Edition<br />

1.-10. Platz: »Fill your Proberaum!«<br />

10 Kästen Bit nach Wahl für die nächste<br />

Proberaumparty<br />

Der Contest wird unterstützt von:


016 Monitor einen Profiverein gespielt zu haben, Crystal Palace, das Arsenal<br />

STUDIENBERATUNG<br />

MIT THE HOOSIERS<br />

Verrücktes UK: Wann immer man einen Blick auf die Albumcharts <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s wirft, steht dort auf Platz #1 eine Band, von <strong>de</strong>r man vorher noch<br />

E<br />

s heißt, dass zwei von euch in <strong>de</strong>n USA studierten,<br />

als ihr die Entscheidung traft, das mit <strong>de</strong>r<br />

Band ernsthaft anzugehen. Wie war das genau?<br />

Irwin Sparkes: Zu dieser Zeit hatten Al und ich<br />

ein Fußballstipendium <strong>de</strong>r Universität von Indianapolis. Es war<br />

eine sehr harte Entscheidung zurückzugehen, <strong>de</strong>nn wir hatten<br />

unsere Musik dort fast verdrängt. Wir hatten uns in einem kleinen,<br />

einfachen Leben eingerichtet. Dann schrieb Al einen Song,<br />

<strong>de</strong>r uns daran erinnerte, dass es da noch etwas zu tun gibt. Wir<br />

wussten, dass wir schlechte Jobs machen und Schul<strong>de</strong>n anhäufen<br />

wür<strong>de</strong>n. Jetzt sagen wir natürlich: Gut, dass wir es gemacht<br />

haben. Damals war es eine harte Entscheidung.<br />

Ich habe gelesen, dass je<strong>de</strong> Mannschaft an <strong>de</strong>r Universität<br />

von Indianapolis »Hoosiers« genannt wird. War es da nicht<br />

ein bisschen zu offensichtlich, diesen Namen zu wählen?<br />

I: Ursprünglich hießen wir Hoosier Complex. Das sollte eine Art<br />

Verweis sein auf das Aufwachsen in <strong>de</strong>n Vorstädten, in <strong>de</strong>nen<br />

man das Gefühl bekommt, dass die weite Welt nahezu unerreichbar<br />

ist. Aus solchen Orten kommen auch wir. Im UK hatte noch<br />

niemand von diesem Wort gehört. Und <strong>de</strong>r Gedanke, irgendwann<br />

einmal in <strong>de</strong>n USA Fuß zu fassen, schien uns utopisch.<br />

Im Info wer<strong>de</strong>t ihr damit zitiert, dass ihr je<strong>de</strong> Form <strong>de</strong>s Rennens<br />

hasst. Aber wie habt ihr dann euer Stipendium bekommen?<br />

I: Na ja, um das Stipendium zu bekommen, haben wir die Wahrheit<br />

ein bisschen <strong>de</strong>hnen müssen. Al gab an, in <strong>de</strong>r Jugend für<br />

nichts gehört hat. Neuestes Beispiel: The Hoosiers aus London. Neu ist, dass<br />

die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Teenageralter schon lange entwachsen sind. So viel<br />

Lebenserfahrung bringt sicher auch viele Tricks bei <strong>de</strong>r kostengünstigen<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Hochschulstudiums mit sich, »The Trick To Life« eben, wie<br />

das Album heißt.<br />

<strong>de</strong>s kleinen Mannes. Damit es ein bisschen glaubwürdiger klang.<br />

Und auf <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o, das ich ihnen schickte, waren Szenen eines<br />

wirklich guten Spielers aus meinem Team, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Saison 90<br />

Tore geschossen hatte. Resultat war, dass die Verantwortlichen<br />

etwas enttäuscht waren, als wir schließlich vor ihnen stan<strong>de</strong>n.<br />

Ziemlich bald danach hatten wir auch aufgrund unserer Gebrechen<br />

Spitznamen weg: Al hat sehr empfindliche Knochen, ich<br />

habe Asthma, <strong>de</strong>shalb hießen wir Mr Bones und Mr Lungs. Ja,<br />

und seit<strong>de</strong>m sind wir quasi allergisch gegen Fußball.<br />

Habt ihr <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n Sprung ins Team geschafft?<br />

I: Nicht wirklich. Ich wärmte meistens die Ersatzbank auf. Aber<br />

das konnte ich gut.<br />

Gab es in Indiana <strong>de</strong>nn eine Art Musikszene o<strong>de</strong>r Möglichkeiten,<br />

aufzutreten?<br />

I: Nein, nicht im Mittleren Westen <strong>de</strong>r Staaten. Die Musikszene<br />

in Indiana war sehr überschaubar, ganz an<strong>de</strong>rs, als wir es aus<br />

unserer Heimatstadt Reading kannten. Wenn überhaupt, dann<br />

waren da Acts wie Nickelback und Limp Bizkit groß, und Platz<br />

für etwas an<strong>de</strong>re Musik bestand nicht.<br />

Ist es wichtig für euch, in <strong>de</strong>n USA gelebt<br />

zu haben und nicht erst 18 zu sein?<br />

I: Die Zeit in Amerika war für uns sehr be<strong>de</strong>utsam.<br />

Wichtig für die Entwicklung unserer<br />

Persönlichkeit war aber auch unser<br />

Versagen in <strong>de</strong>m Fußballteam. Ich meine,<br />

natürlich hatten wir Spaß, sind viel ausgegangen,<br />

aber es hat an mir genagt, im<br />

Fußball <strong>de</strong>r Schlechteste zu sein, obwohl<br />

wir dieses Stipendium hatten. Das<br />

hat mich viel lernen lassen und unser Album<br />

auch stark beeinflusst.<br />

Text: Christian Steinbrink<br />

Foto: Maxi Uellendahl<br />

Akt. Album »The Trick To Life« (CD // SonyBMG).<br />

Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung signierter Promo-Singles<br />

und <strong>de</strong>s aktuellen Albums


Monitor<br />

017<br />

Neu auf intro.<strong>de</strong><br />

CUSTOMIZE<br />

MY COVER<br />

Selbst gemacht ist besser. Zün<strong>de</strong>t man nichts an, kommt<br />

man von <strong>de</strong>r Straße weg, ist einem allgemein auch weniger<br />

schlecht. Aber seit die Eisenbahn im Keller und das Lego-Raumfahrtzentrum<br />

ausgedient haben, muss man sich<br />

an<strong>de</strong>re Themen beim Basteln suchen. Wir hätten da eins:<br />

Klassisches Cover-Artwork behelligen. Okay, CD-Cover<br />

sind mini, MP3s haben gar keins mehr, und <strong>de</strong>nnoch weiß<br />

nicht nur je<strong>de</strong>r, wie »Smells Like Teen Spirit« klingt, son<strong>de</strong>rn<br />

auch, wie es aussieht. Auf <strong>de</strong>r Seite http://yadogg.<br />

com/pictures/vinyl-sleeve-heads/ tauscht man seinen<br />

Kopf mit <strong>de</strong>m auf einer LP. O<strong>de</strong>r auch die Finger o<strong>de</strong>r sogar<br />

seine Bikini-Zone. Kann doch je<strong>de</strong>r? Eben! Wer selbst<br />

eine Version dazu fotografiert, möge sie uns schicken. Die<br />

Schönsten drucken wir hier und feuern sie natürlich auf<br />

www.intro.<strong>de</strong> ab.<br />

Neue Vi<strong>de</strong>os und Audiofiles von<br />

Radiohead, M.I.A., Lightspeed Champion,<br />

The Kills, Hot Chip, Björk, Tocotronic,<br />

Zoot Woman, Okkervil River, MGMT, Get<br />

Well Soon und vielen mehr!<br />

Exklusive Interviews mit<br />

The Mars Volta, Hush Puppies, Die Türen,<br />

Interpol, Frank Spilker, Robyn in Wort und<br />

Bild sowie Lang-Versionen <strong>de</strong>r Heft-Interviews.<br />

intro.<strong>de</strong>/spezial/onlinexklusiv<br />

Platten vor Gericht<br />

Jetzt mitmachen und als <strong>Intro</strong>-User Teil<br />

<strong>de</strong>r Jury dieser geschmäcklerischen Justiz<br />

wer<strong>de</strong>n. Per Mail an peter.flore@intro.<strong>de</strong>.<br />

Bil<strong>de</strong>rgalerie<br />

Auf Tour mit Die Türen, ATP Festival mit<br />

Portishead, unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> mit Queens Of<br />

The Stone Age und täglich mehr.<br />

Tourtagebücher<br />

<strong>Intro</strong> international: Unterwegs mit Woog<br />

Riots in Finnland, <strong>de</strong>n Kölner Aufsteigertypen<br />

MIT in Griechenland und (<strong>de</strong>r Band)<br />

Fotos in England, Frankreich, Benelux:<br />

Berichte aus erster Hand unter www.<br />

intro.<strong>de</strong>/blog.<br />

Listenwesen<br />

Die <strong>Intro</strong>-Community lebt und fragt sich:<br />

Welche Neujahrsvorsätze für 2008 sind<br />

jetzt schon wie<strong>de</strong>r hinfällig? Wer kennt<br />

Songs mit Städtenamen? Und: die besten<br />

Indie-Coverversionen von Mainstream-<br />

Hits. Schön übersichtlich und ständig<br />

erweiterbar. www.intro.<strong>de</strong>/forum.<br />

Aber das ist noch längst nicht alles.<br />

Wir haben uns covermäßig im Thinktank<br />

ebenfalls nicht lumpen lassen.<br />

Und bekannte Cover <strong>de</strong>r Musikgeschichte<br />

mit Endzeitstu<strong>de</strong>nten nachgestellt.<br />

Toco ist klar. Aber was muss<br />

in das Fragezeichen? Wer es weiß, gewinnt<br />

ein Melt-Ticket 2008 (18.–20.<br />

Juli). Lösungen und eigene Bil<strong>de</strong>r bitte<br />

an cover@intro.<strong>de</strong>.<br />

?<br />

Intime Fragen<br />

Wir stellen <strong>de</strong>n Besuchern und Künstlern<br />

auf <strong>de</strong>m <strong>Intro</strong> Intim die gleiche Frage, sie<br />

antworten höchst unterschiedlich. Verrückt,<br />

aber so sind die Menschen. Alle intimen<br />

Details auf www.intro.<strong>de</strong>/ spezial/<br />

intimefragen.<br />

Mundpropaganda<br />

Die Festivalgui<strong>de</strong>-Redakteure Fust und<br />

Koch über neue Lieblingsplatten und verschwen<strong>de</strong>tes<br />

Plastik. Je<strong>de</strong> Woche neu!<br />

Und bald auf intro.<strong>de</strong>: Klick, klick, lecker –<br />

Alles neu, alles besser.


018 Monitor<br />

Top 7: 2008, was<br />

machst du mit mir?<br />

So viele Bands im Netz, so viel zu hören.<br />

Aber wer blickt noch durch? Dein Hausmeister,<br />

die große Schwester, <strong>de</strong>r Pop-<br />

Beauftragte <strong>de</strong>r SPD? Checkt lieber das<br />

hier mal aus: Bands, die man 2008 kennenlernen<br />

sollte:<br />

01 SoKo<br />

myspace.com/mysoko<br />

02<br />

Hercules And Love Affair<br />

myspace.com/herculesandloveaffair<br />

03<br />

Ebony Bones<br />

myspace.com/ebonybones<br />

04<br />

Vampire Weekend<br />

myspace.com/vampireweekend<br />

05 MIT<br />

myspace.com/mitmitmit<br />

06<br />

Ida Maria<br />

myspace.com/idamaria<br />

07<br />

Hello, Blue Roses<br />

myspace.com/helloblueroses<br />

Hier geht immer was: www.myspace.com/intromagazin<br />

BITTE BLEIBEN<br />

SIE GESUND MIT SLUT<br />

W<br />

as war die übelste Krankheit, die einer<br />

von euch jemals hatte, und welche<br />

Symptome gab es dabei?<br />

Rainer: Entzündung in bei<strong>de</strong>n Gehörgängen.<br />

Das fing an mit einer Mittelohrentzündung und<br />

hat sich bei mir über zwei Jahre hingezogen. Die Schmerzen<br />

waren’s gar nicht, aber spiel mal ein Konzert, während<br />

dir Eiter aus <strong>de</strong>m Ohr läuft!<br />

Chris: Ich hatte noch nie eine schlimme Krankheit, aber ich<br />

konnte irgendwann, so vor drei Jahren, einfach nichts mehr<br />

essen, weil ich nichts mehr verdauen konnte.<br />

Wie wur<strong>de</strong> das behan<strong>de</strong>lt?<br />

Chris: Das Einzige, was geholfen hat, war eine Rosskur bei<br />

einem ayurvedischen Arzt. Es wur<strong>de</strong>n alle Körperöffnungen<br />

benutzt und bespielt. Sehr anstrengend, wirklich. Aber <strong>de</strong>r<br />

hat mich in einen Zustand versetzt, dass ich mich von morgens<br />

bis abends von Döner und Currywurst mit Bierchen<br />

hätte ernähren können.<br />

Welche Krankheit ist dagegen überschätzt?<br />

Chris: Ich fin<strong>de</strong> es z. B. unglaublich überschätzt, die Leute<br />

gegen solche Sachen wie Grippe zu impfen.<br />

Was ist euer Lieblingsmedikament?<br />

Chris: Warmes Bier! Hilft gegen alles!<br />

Rainer: Meine Oma hat alle Krankheiten mit warmem<br />

Bier geheilt. Das habe ich schon seit frühester Kindheit<br />

bekommen.<br />

Wie kuriert ihr <strong>de</strong>n berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen<br />

bei Konzerten im Herbst und Winter?<br />

Chris: Ich bin sehr immunstark, ich hab <strong>de</strong>n selten. Aber<br />

auch da hilft sowohl warmes als auch kaltes Bier. Weil erstens<br />

schläft man besser und länger, und zweitens vergisst<br />

man <strong>de</strong>n Umstand, krank zu sein. Außer<strong>de</strong>m muss<br />

man, wenn man krank ist, viel trinken.<br />

Die Fragen stellte Martin Riemann / Foto: J. Dillworth<br />

Akt. Album »Still #1« (Virgin / Emi)<br />

Zwei wie ihr, die dürfen sich<br />

nie verlieren<br />

Bill Kaulitz und Björk. Zwei wun<strong>de</strong>rbare Frauen <strong>de</strong>s kontemporären<br />

Hard Rock.<br />

UND MIT<br />

CHRISTIAN ULMEN<br />

Was war die schlimmste Krankheit, die<br />

du je hattest? Speicheldrüsenstein.<br />

Welche Symptome hat das? Geschwollene<br />

Lymphknoten. Schmerzen unter <strong>de</strong>r<br />

Zunge, gestrahlter Schmerz in die Hals-<br />

Region, leicht zu verwechseln mit Zahnschmerzen.<br />

Kopfschmerzen. Blässe.<br />

Wie hast du das kuriert? Die Steine wur<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>r Speicheldrüse entfernt.<br />

Welche Krankheit fin<strong>de</strong>st du überschätzt?<br />

Gürtelrose. Keine an<strong>de</strong>re<br />

Krank heit ist so klar zu diagnostizieren<br />

und zeigt so unmissverständlich, wie lange<br />

es dauert, bis <strong>de</strong>r Tod eintritt. Daher<br />

völlig leicht zu behan<strong>de</strong>ln. Schwieriger<br />

wird es bei so tückischen Geschichten<br />

wie Lupus.<br />

Was ist <strong>de</strong>in Lieblingsmedikament?<br />

Aspirin.<br />

Akt. 2-DVD »Der frühe Ulmen – Versunkene Werke<br />

<strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> MTV« (Universal)


GRÜSSE AUS LONDON<br />

VON ROBERT OWENS<br />

D<br />

er Mann ist die Stimme <strong>de</strong>r House Music.<br />

Punkt. In <strong>de</strong>n 80er-Jahren hat Robert<br />

Owens <strong>de</strong>m gera<strong>de</strong> erst entstehen<strong>de</strong>n<br />

neuen Sound aus Chicago eine<br />

ungeahnte emotionale Tiefe verliehen und gemeinsam<br />

mit Larry Heard als Fingers Inc. das Genre maßgeblich<br />

geprägt. Auch 20 Jahre später ist Owens’ Gesang immer<br />

noch pure Magie. Nach 1001 Kollaborationen mit Produzenten<br />

wie Frankie Knuckles, Photek o<strong>de</strong>r Coldcut<br />

kehrt er nun mit einem eigenen neuen Album zurück.<br />

Seit Anfang <strong>de</strong>r 90er lebt er in London.<br />

Was fin<strong>de</strong>st du richtig klasse an <strong>de</strong>iner Stadt? Die<br />

Mentalität <strong>de</strong>r Leute. Ich habe in London so viele bo<strong>de</strong>nständige<br />

und ehrliche Leute getroffen. In Amerika hingegen<br />

viel zu oft welche, die mich entmutigt haben. Daher<br />

war es leicht für mich zu sagen: Forget America!<br />

Und was ziemlich mies? Den Regen. Es regnet einfach<br />

viel zu oft. In Chicago hingegen war’s zu kalt, die Winter<br />

dort sind nicht auszuhalten.<br />

Welches existieren<strong>de</strong> Klischee über London stimmt?<br />

Die stiff upper lip! Du siehst wirklich viele Leute mit dieser<br />

unerschütterlichen arroganten Haltung. Wenn du<br />

dich zu normalen Tageszeiten durch London bewegst,<br />

wirken die Leute ziemlich kalt. Umgekehrt sind sie<br />

abends, abseits von ihrer normalen Arbeitsroutine, ausgelassen<br />

, glücklich und liebenswert.<br />

Hast du eine persönliche No-Go-Area? Die wirklich<br />

rauen Gegen<strong>de</strong>n , da kriegt mich niemand hin. Manche<br />

wer<strong>de</strong>n das für hochnäsig halten , aber ich bin lieber<br />

da unterwegs, wo ich nicht ausgeraubt wer<strong>de</strong>. Ich<br />

bin selbst in urbanen Ghettos aufgewachsen , ich habe<br />

gesehen , wie Leute direkt vor mir erschossen wur<strong>de</strong>n ,<br />

und fühle mich glücklich, diesen Gegen<strong>de</strong>n entkommen<br />

zu sein.<br />

Der beste Club? Es gibt die 24-hour drinking license<br />

in London , du kannst rund um die Uhr von einem Club<br />

zum nächsten gehen – wenn du die Energie hast und<br />

nie schlafen musst. Wie könnte man diese riesige Auswahl<br />

auf einen einzigen Club reduzieren? Ich glaube, es<br />

gibt keine an<strong>de</strong>re Stadt <strong>de</strong>r Welt, die so ein vielfältiges<br />

Nachtleben hat.<br />

Das netteste Restaurant? Auch da kann ich mich nicht<br />

entschei<strong>de</strong>n. Wenn ich essen gehe, lasse ich meistens<br />

meine Freun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>n. Ich mag es, angenehm<br />

überrascht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Was ist die beste Shopping-Gegend? Ich bin ein Shopaholic!<br />

Ich liebe Mo<strong>de</strong> und habe so viele Klei<strong>de</strong>r, es ist<br />

fast schon lächerlich. Nightsbridge ist eine gute Gegend<br />

zum Einkaufen , auch rund um die Oxford Street gibt’s<br />

viele nette Geschäfte.<br />

Was gibt es über <strong>de</strong>n Fußballverein <strong>de</strong>iner Stadt zu<br />

sagen? Ich bin echt nicht für Sport gemacht. Einige<br />

Freun<strong>de</strong> von mir, die Arsenal supporten, haben mal bei<br />

mir zu Hause ein Spiel angesehen, und ich so: »Na toll,<br />

die kicken doch nur einen Ball von einer Seite auf die an<strong>de</strong>re!«<br />

Da sind die ziemlich sauer gewor<strong>de</strong>n. Ich dachte,<br />

ich wer<strong>de</strong> gleich verprügelt.<br />

Welchen Künstler aus <strong>de</strong>iner Stadt fin<strong>de</strong>st du richtig<br />

gut? Ich bewun<strong>de</strong>re viele <strong>de</strong>r Großen , die uns <strong>de</strong>n Weg<br />

geebnet haben: Miles Davis, Bessie Smith, Billie Holiday,<br />

Patti Labelle, Stevie Won<strong>de</strong>r ...<br />

Menschen , die immer<br />

etwas von ihrer Seele gegeben haben , das konntest<br />

du spüren. In London respektiere ich Coldcut sehr, Artificial<br />

Intelligence, Photek. Ich schätze mich glücklich,<br />

dass ich mit diesen Leuten zusammenarbeiten konnte.<br />

Arno Raffeiner<br />

Akt. Album »Night-Time Stories« (CD // Compost / Groove Attack).<br />

Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung vom aktuellen Album und 12-Inch-Vinyl<br />

»We suppose our record just came out in Germany,<br />

right? Well, it’s ... pretty ... mediocre I’d say.<br />

So ... you’ll probably better download it for free.«<br />

Diesen »ad-hoc-Radiohead« bauten Yeasayer bei ihrem Konzert diesen Winter im Kölner Gebäu<strong>de</strong><br />

9. Danach legten sie auf <strong>de</strong>r <strong>Intro</strong>-Pegel-Party noch bis morgens auf und schliefen in <strong>de</strong>r Wohnung<br />

unserer neuen Mo<strong>de</strong>redakteurin, in <strong>de</strong>ren Abwesenheit. Machten das Bett und hinterließen eine<br />

hübsche Note (s.u.). Tolle Typen. Live noch mal am 25.02. in Köln und am 26.02. in Berlin.<br />

Weitblick beim Start<br />

in die Zukunft.<br />

Mit <strong>de</strong>m VR-FinanzPlan.<br />

„Herausfor<strong>de</strong>rungen mit Weitblick<br />

meistern. Eigentlich sollten wir das auch<br />

bei <strong>de</strong>r Zukunftsvorsorge machen…“<br />

Sebastian Fischer und Steffi Arndt, Stu<strong>de</strong>nten, zwei unserer Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Mit Weitblick richtig vorsorgen. Mit <strong>de</strong>m<br />

VR-FinanzPlan zeigen wir Ihnen, was<br />

möglich und was nötig ist.<br />

Umfassen<strong>de</strong> Analyse Ihrer Ziele, Wünsche<br />

und Ihrer Finanzen<br />

Erstellung eines individuellen<br />

Vorsorgekonzeptes<br />

Flexible Anpassung an Ihre Lebenssituation<br />

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Beratungsgespräch bei Ihrer<br />

Volksbank Raiffeisenbank.<br />

www.vr-future.<strong>de</strong>


020 Monitor<br />

Mein Plattenla<strong>de</strong>n<br />

A&O aus Düsseldorf<br />

Wann wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n gegrün<strong>de</strong>t? Wie<br />

viele Leute leben davon bzw. damit? Wir,<br />

also Marc Meyer und Carsten Wien, haben<br />

<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n im Dezember 2004 gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Plus einige freie Mitarbeiter.<br />

Bestverkaufte fünf Alben ever (gefühlt)<br />

und aktuelle fünf Top-Seller? Ever: Amy<br />

Winehouse »Back To Black«, Ayo »Joyful«,<br />

Franz Ferdinand »You Could Have It<br />

So Much Better«, Charlotte Gainsbourg<br />

»5:55«, Katie Melua »Piece By Piece«.<br />

Aktuell: Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«, Kate<br />

Nash »Ma<strong>de</strong> Of Bricks«, Robert Plant &<br />

Alison Krauss »Raising Sand«, Wombats<br />

»Proudly Present ...«, Phoneheads »Live<br />

At Tonhalle«.<br />

Wie erreicht euch die und wie reagiert<br />

ihr auf die Krise <strong>de</strong>s Tonträgerhan<strong>de</strong>ls?<br />

<strong>Als</strong> wir beschlossen haben, A&O zu eröffnen,<br />

war überall in <strong>de</strong>r Branche Totengräberstimmung<br />

angesagt, die Krise ist daher<br />

unser Normalzustand. Um trotz<strong>de</strong>m<br />

erfolgreich zu sein, haben wir von Anfang<br />

an sehr hohen Aufwand betrieben.<br />

Dies beginnt mit <strong>de</strong>r Sortimentsauswahl,<br />

die ergänzt wird durch weltweite Importe<br />

aller Formate (CD, LP, Single, DVD). Wir<br />

legen viel Wert auf ein gutes »an<strong>de</strong>res«<br />

Filmsortiment zwischen Kult und Kultur.<br />

Das alles verbun<strong>de</strong>n mit einer authentischen<br />

Ansprache und kompetenten,<br />

engagierten Mitarbeitern. Und natürlich<br />

mit viel Humor und Spaß.<br />

Welche an<strong>de</strong>ren Plattenlä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>iner<br />

Stadt kannst du noch empfehlen? Erst<br />

mal Hitsville, da habe ich sieben Jahre<br />

hinter <strong>de</strong>r Theke verbracht. Generell<br />

aber alle überleben<strong>de</strong>n Unabhängigen,<br />

die was Beson<strong>de</strong>res versuchen, also z. B.<br />

Voices & Flipsi<strong>de</strong>.<br />

Die Antworten gab Carsten Wien<br />

Anschrift: A&O : Medien, Schadow Arka<strong>de</strong>n<br />

1. Etage, Schadowstr. 11, 40212 Düsseldorf,<br />

www.aundo-medien.<strong>de</strong><br />

ICH LIEBE F.S.K.!<br />

F.S.K. ist die wichtigste <strong>de</strong>utsche Band. Ohne F.S.K. keine Hamburger Schule, ohne<br />

F.S.K. keine eigene <strong>de</strong>utsche Popsprache. Ganz einfach: Ohne F.S.K. kein Diskurspop in<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik. Eine O<strong>de</strong> von Türen-Frontbollerwagen Maurice Summen<br />

I<br />

ch traf Thomas Meinecke anlässlich <strong>de</strong>s neuen einem Club buchen. Lesereise und DJ-Set: In diesem nur<br />

Albums »Freiwillige Selbstkontrolle« in München. scheinbar wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Tätigkeitsspektrum fin<strong>de</strong>n<br />

Unser Gespräch habe ich nicht aufgezeichnet. seit einigen Jahren auch die Alben <strong>de</strong>r Freiwilligen Selbstkontrolle<br />

statt. So wur<strong>de</strong> Discomusik nach einer aus-<br />

Thomas Meinecke mag keine bemühte Authentizität.<br />

Den Block, auf <strong>de</strong>m ich mir mit <strong>de</strong>m Kugelschreiber ge<strong>de</strong>hnten Americana-Phase zum zentralen Thema im<br />

Notizen gemacht hatte, hab ich später einfach in <strong>de</strong>n Altpapiercontainer<br />

geworfen. Alles eine Typfrage.<br />

<strong>de</strong>m 2004er-Album »First Take Than Shake«. Eine tanzbare<br />

F.S.K.-Diskurspop. Das Ganze fand seinen Höhepunkt auf<br />

Das Angenehme an Meinecke ist seine Pop-besessene,<br />

aka<strong>de</strong>misch-künstlerische Einstellung – gepaart mit te von Düsseldorf und Detroit, von Kraftwerk und Techno,<br />

Doktorarbeit <strong>de</strong>r Technomusik: In ihr swingt die Geschich-<br />

seiner gutbürgerlichen »Hier vorne gibt es ausgezeichneten<br />

Schweinebraten!«-Art. Ich sitze also keinem Mysti-<br />

Das aktuelle Album »Freiwillige Selbstkontrolle« wur-<br />

von Bebob zu HipHop.<br />

ker gegenüber, son<strong>de</strong>rn jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r durch das genaue <strong>de</strong> im von Mense Reents und Ted Gaier gemeinsam betriebenen<br />

»Art Blakey«-Studio in Hamburg aufgenommen.<br />

Be obachten und Vermitteln von Pop-Phänomenen immer<br />

wie<strong>de</strong>r neue Höhepunkte <strong>de</strong>r Musikgeschichte schafft. Es ist nicht nur ein Album für eingefleischte F.S.K.-Fans,<br />

In ihrer ersten Phase, Anfang <strong>de</strong>r 80er-Jahre, produzierten<br />

F.S.K. etwas, das man retrospektiv mit <strong>de</strong>m »Col-<br />

Spannungsfeld von »Kapitulation« und Justice aufgehal-<br />

son<strong>de</strong>rn für je<strong>de</strong>n Popliebhaber, <strong>de</strong>r sich im Jahr 2007 im<br />

losal Youth«-Album <strong>de</strong>r Band Young Marble Giants vergleichen<br />

kann: Die zu Drumcomputer-Geplocker gespielten hedonistische Club-Szene. Mit <strong>de</strong>m Besten, was die Geneten<br />

hat. F.S.K. bringen eine Art Loriot-Humor in die kühle,<br />

Songs, angesie<strong>de</strong>lt irgendwo zwischen Heroin-Blues-Chic ration Opa/Oma im Reclam-Reimlexikon hinterlassen hat,<br />

(Velvet Un<strong>de</strong>rground) sowie <strong>de</strong>m ersten geschliffenen Diamanten<br />

<strong>de</strong>r Popgeschichte (Roxy Music) und Bierbauch- Funk für die lakonische »Wo schleifst du mich heute hin?«-<br />

texten sie spitzbübisch. Das Ergebnis: stampfen<strong>de</strong>r Wave-<br />

Folklore (Bayern), passten in keine Schubla<strong>de</strong>. Im Secondhand-Popland<br />

Deutschland verstand das damals so gut die Yuppie-Privatfahrt im Firmenwagen von Club zu Club in<br />

Generation im Opener »Nokturn«, Stadtautobahnfunk für<br />

wie niemand. Auf <strong>de</strong>n Konzerten, bei <strong>de</strong>nen F.S.K. mit an<strong>de</strong>ren<br />

NDW-Bands spielten, empörten sich alle: Was soll namhafte Mo<strong>de</strong>labels zu <strong>de</strong>n Königshäusern <strong>de</strong>r Jetzt-<br />

»Coupe« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Discostampfer »Vogue Vogue«, in <strong>de</strong>m<br />

das <strong>de</strong>nn sein? »So mitreißend wie angebrannte Kohlrabi«,<br />

haben Drechsler und Shunt mal schön in einer uralten in Deutschland mehr so kühl mit <strong>de</strong>m Reiz <strong>de</strong>r Schönheit,<br />

zeit ernannt wer<strong>de</strong>n. Seit Kraftwerk hat sich keine Band<br />

Spex-Ausgabe geschrieben.<br />

<strong>de</strong>m Glamour von Pop auseinan<strong>de</strong>rgesetzt, wie F.S.K. es<br />

Längst wühlt die Proto-Indie-Band von einst, die so auf diesem Album tun. Danke Justin, Michaela, Wilfried,<br />

hübsch verzweifelte Songs wie »Eingeschlagene Schaufenster«<br />

o<strong>de</strong>r »Was kostet die Welt?« hervorgebracht hat, Text: Maurice Summen<br />

Carl und Thomas!<br />

in <strong>de</strong>r DJ-Kiste und sucht nach schwarzen House-, 2Step- Foto: Katja Ruge<br />

o<strong>de</strong>r Techno-Perlen. Thomas Meinecke ist nämlich nicht<br />

nur Autor und Musiker, son<strong>de</strong>rn auch DJ. Wenn er auf Lesereise<br />

unterwegs ist, lässt er sich gerne später noch von Akt. Album F.S.K. »Freiwillige Selbstkontrolle« (CD // Buback /<br />

Der Autor ist Musiker bei <strong>de</strong>r Berliner Band Die Türen!<br />

Indigo)


Im Theater<br />

mit Schorsch Kamerun<br />

W<br />

er<strong>de</strong>t ihr noch bemerkbar genug<br />

»gegensteuern« können mit eurer<br />

Band, wenn das Licht gleich ausgeht<br />

im Zuschauerraum? Die haben<br />

alle Bier getrunken da unten, und euch baumelt immer<br />

noch dieselbe alte Gitarrengruppe um <strong>de</strong>n Hals. Okay,<br />

es gab sogar mal <strong>de</strong>n Moment, wo alle gesagt haben, ihr<br />

braucht die schrabbeligen Teile sowieso nie wie<strong>de</strong>r aus<br />

<strong>de</strong>n quietschen<strong>de</strong>n Koffern zu holen, weil <strong>de</strong>r Krach,<br />

<strong>de</strong>n ihr damit macht, Vergangenheitslärm ist und von<br />

nun an und für immer aus Maschinenkästen kommen<br />

wird. Doch zu früh gefreut, Motorenanbeter! So lebendig<br />

wie aktuell war das klassische Mo<strong>de</strong>ll selten. Und trotz<strong>de</strong>m,<br />

auch wenn <strong>de</strong>r Weg in die physische Rückkopplung<br />

ein wie<strong>de</strong>r zulässiger ist, was seid ihr <strong>de</strong>nn nun, wenn<br />

ihr da rausgeht? Am allerliebsten und im Allgemeinen:<br />

Künstler. Wie bitte? Das ist ja wohl ein lächerlicher Gedanke.<br />

Einer von euch war es doch, <strong>de</strong>r damals und dabei<br />

so richtig frei »Runter mit <strong>de</strong>r Kunst!« auf ein Stück<br />

Sperrholz geschmiert hat – und das gab dann ein super<br />

Anti bild über <strong>de</strong>r Spüle unten in <strong>de</strong>r Fischmarkt-<br />

WG, da, wo heute »HafenCity Hamburg« entsteht und<br />

»Start-up-Lofts« feilgeboten wer<strong>de</strong>n. Nur war da unten<br />

eben nicht Mittelpunkt und <strong>de</strong>r Moment tatsächlich<br />

echt, und das lässt sich nicht konservieren. »Glotz<br />

nicht so authentisch«, schreibt René Pollesch, <strong>de</strong>r Theaterautor<br />

und -regisseur. Das trifft präzise das Problem<br />

von aktueller äußerer Radikalhaltung, nicht nur im Theater<br />

o<strong>de</strong>r im Museum, son<strong>de</strong>rn eigentlich noch direkter<br />

in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r ehemaligen Urheber <strong>de</strong>r künstlich<br />

überhöhten Authentizität: <strong>de</strong>r Popkultur. An dieser Stelle<br />

wollen wir in Zukunft versuchen, ein paar Spots auf<br />

die Dinge zu richten, die auf <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Bühnen (vornehmlich im Theater) parallel zu <strong>de</strong>n <strong>Intro</strong>-<br />

Stammgenres stattfin<strong>de</strong>n und die im besten Fall Wirkung<br />

zeigen in Inhalt und Ausdruck beim »An<strong>de</strong>rssein«.<br />

Lesson one: Schauen Sie mal nach, wo so ein Pollesch-<br />

Theaterstück aufgeführt wird. Normalerweise rockt das<br />

gewaltig im Oberstübchen.<br />

Superservus. Schorsch Kamerun<br />

Kostenloser<br />

„Do It“<br />

Remix von<br />

DJ Armand<br />

van Hel<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Mobile<br />

Jukebox!<br />

Sen<strong>de</strong> NELLY<br />

per SMS<br />

an 44 444.*<br />

Bonus: Zwei wie ihr, die<br />

dürfen sich nie verlieren<br />

Mehr Infos:<br />

www.your-music-is-calling.<strong>de</strong><br />

Zwei Künstlernamen, zwei markante Gesichter <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Polit-Schlagers: G.G. An<strong>de</strong>rson und<br />

Schorsch Schorsch Kamerun<br />

SGH-F330<br />

SGH-F210<br />

* Es fallen die im jeweiligen Tarif üblichen Kosten für das<br />

Surfen im WAP-Portal und die SMS-Preise an. Ob Dein<br />

Handy Mobile Jukebox-fähig ist, erfährst Du unter <strong>de</strong>r<br />

T-Mobile Kurzwahl 2202.


022 Monitor IMMER DIESES KIND!<br />

Concerto Grosso<br />

Toco live<br />

In <strong>de</strong>n 90ern lautete in Hamburg die Frage:<br />

»Was machen Huah! jetzt?« Ein ausge<strong>de</strong>hntes<br />

Jahrzehnt später müsste es<br />

heißen: »Was machen Tocotronic eigentlich<br />

nicht?« Ob man da auf so viel käme?<br />

Immerhin veröffentlichten sie Teile ihrer<br />

alten Platten selbst wie<strong>de</strong>r, brachten<br />

mit »Kapitulation« das Album <strong>de</strong>s Jahres<br />

2007 auf und galten mit <strong>de</strong>m neuen<br />

Programm plötzlich sogar als gute Live-Band.<br />

Letzterem tragen sie nun offiziell<br />

Rechnung: Ihr erstes Live-Album<br />

erscheint. Und Rick McPhail teilt seine<br />

schönsten Konzertmomente mit uns.<br />

MIT NADA SURF<br />

Jonas, wie sieht’s aus in München? Offenbar nicht so gut: Unser Jungjournalist feierte<br />

zwar 10. Geburtstag (Alles Gute!), bekam von seinen Eltern aber lei<strong>de</strong>r nicht das heiß<br />

ersehnte Schlagzeug. Da kann Schlagzeuger Ira Elliot natürlich mitfühlen und über<strong>de</strong>nkt<br />

auch gerne Jonas’ Vorschlag, Tiere mit auf die Bühne zu holen. Was Jonas im E-<br />

Mail-Interview noch so aus Nada Surf herausholte, hier steht es:<br />

Dirty Pretty Things: Die haben wir in Zürich<br />

auf <strong>de</strong>m Open Air gesehen und waren<br />

extrem überrascht. Wir kannten alle<br />

die Libertines und sind alle Babyshambles-Fans,<br />

aber die hatte keiner auf <strong>de</strong>m<br />

Schirm. Herrlich, wie die zusammen musiziert<br />

haben. Das Publikum war ihnen<br />

egal, und sie haben mit so einer Scheißegal-Lockerheit<br />

gespielt, die man sonst<br />

nur von Bands wie Pavement kennt.<br />

Britta: Die haben eine tolle Gala für sich<br />

gemacht, super I<strong>de</strong>e. Da hab ich selbst<br />

sogar bisschen aufgelegt, »Funny Little<br />

Love Songs« von <strong>de</strong>n Wings kam sehr gut<br />

an, also gutes Publikum.<br />

Midlake: Die hab ich lei<strong>de</strong>r zu spät ent<strong>de</strong>ckt,<br />

um sie in einem Club zu sehen,<br />

jetzt bin ich aber großer Fan. Sah sie auf<br />

einem Festival – und so eine Musik aufm<br />

Rasen sitzend im Sonnenschein zu hören,<br />

das ist ein Gedicht.<br />

Akt. Album »Kapitulation Live« (Universal)<br />

Ab <strong>de</strong>m<br />

18.01.2008<br />

auf DVD!<br />

Knallhartes SteelBook mit 6 DVDs<br />

Drei Filme <strong>de</strong>r Action-Ikone John J. Rambo<br />

inklusive drei randvollen Bonus-DVDs:<br />

Audiokommentare, Dokumentationen, Making of, Behind the<br />

Scenes, Deleted Scenes, Interviews, Featurettes u.v.m.<br />

geschnittene Fassung<br />

Kinowelt Home Entertainment GmbH – Ein Unternehmen <strong>de</strong>r Kinowelt Gruppe · www.kinowelt.<strong>de</strong>


Monitor<br />

023<br />

J<br />

onas: Was mögt ihr beson<strong>de</strong>rs an Weihnachten?<br />

Mein Papi und ich spielen dann oft Eisenbahn.<br />

Und es gibt Lebkuchen, die mag<br />

ich. Ira Elliot: Pech für mich: Meine Familie ist<br />

jüdisch. Deshalb durften wir an Weihnachten zwar auch<br />

Geschenke öffnen, waren aber gleichzeitig gezwungen, uns<br />

<strong>de</strong>shalb schuldig zu fühlen. Aber Lebkuchen – mmmh!<br />

Rauft ihr euch in <strong>de</strong>r Band nicht oft? Weil einer gegen<br />

zwei ist? O<strong>de</strong>r seid ihr beste Freun<strong>de</strong>, wo ihr immer so<br />

viel zusammen wegfahrt? <strong>Als</strong>o, wir kämpfen nie, aber<br />

streiten manchmal, was etwas völlig an<strong>de</strong>res ist. Zum Beispiel:<br />

Wenn zwei von uns »A« wollen, einer aber »B«, dann<br />

entschei<strong>de</strong>n wir uns meist für »A«. Manchmal ist die »B«-<br />

Person aber so überzeugend in ihren Argumenten, dass<br />

die bei<strong>de</strong>n »A«s ihre Meinung än<strong>de</strong>rn. Gelegentlich haben<br />

aber alle drei auch ganz unterschiedliche Meinungen, dann<br />

müssen wir das irgendwie an<strong>de</strong>rs lösen ...<br />

Ich wollte jetzt ein Schlagzeug zum Geburtstag, aber<br />

Mami sagt, das ist zu laut, und jetzt bekomme ich keins.<br />

Wie hast du eins bekommen? Da hatte ich großes Glück.<br />

<strong>Als</strong> ich in ungefähr <strong>de</strong>inem Alter war, fand meine Mutter,<br />

dass ich ein guter Schlagzeuger sein könnte, weil ich die<br />

ganze Zeit auf Töpfen und Dosen im Haus herumgeschlagen<br />

habe. Und dann kaufte sie mir zu meinem zehnten Geburtstag<br />

eine kleine Trommel. Und das ist in meiner Erinnerung<br />

immer noch einer <strong>de</strong>r schönsten Tage meines Lebens.<br />

Ich wür<strong>de</strong> dir folgen<strong>de</strong>n Tipp geben: Wünsche dir zunächst<br />

ein Instrument, das, gera<strong>de</strong> bei einem Anfänger,<br />

noch schrecklicher klingt als ein Schlagzeug. <strong>Als</strong>o zum<br />

Beispiel Klarinette o<strong>de</strong>r noch besser: Posaune. Und wenn<br />

<strong>de</strong>ine Mutter sich das ein paar Wochen lang anhören muss,<br />

bin ich mir sicher, dass sie sich über ein Schlagzeug freuen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

Wenn ihr Musik vor Leuten macht, habt ihr da manchmal<br />

auch Tiere mit dabei? Wow, das ist mal eine sehr gute<br />

I<strong>de</strong>e. Ich hätte gerne einen Hund, <strong>de</strong>r neben mir sitzt, wenn<br />

ich spiele. Das wäre schön. Ich mag Hun<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>rerseits:<br />

Wahrscheinlich wäre <strong>de</strong>m Hund die Musik zu laut, und er<br />

wäre aufgebracht, und dann wür<strong>de</strong> ich aufhören zu spielen,<br />

um mich um ihn zu kümmern, worüber sich wie<strong>de</strong>rum die<br />

Zuschauer ärgern wür<strong>de</strong>n. Ich kann ja nicht auf <strong>de</strong>r Bühne<br />

sitzen und die ganze Zeit einen Hund streicheln, anstatt<br />

Musik zu spielen. Das wür<strong>de</strong> wahrscheinlich alles in einem<br />

Riesenchaos en<strong>de</strong>n. Okay, vielleicht ist das doch keine so<br />

gute I<strong>de</strong>e – außer, ich könnte eine halbtaube Katze auftreiben<br />

...<br />

<strong>Als</strong> was geht ihr an Fasching? <strong>Als</strong>o, in <strong>de</strong>n USA verklei<strong>de</strong>n<br />

wir uns ja an Halloween, Karneval gibt es bei uns nicht. Und<br />

da ging ich neulich als Tommy Lee. Der ist Schlagzeuger in<br />

einer sehr lächerlichen Metal-Band namens Mötley Crüe.<br />

Das war sehr lustig. Ich hatte mir falsche Tätowierungen<br />

angeklebt, trug Silberschmuck, enge Hosen und eine<br />

schräge Frisur. Na ja, abgesehen von <strong>de</strong>n Tätowierungen<br />

sehe ich eigentlich immer so aus.<br />

Tut euch die laute Musik je<strong>de</strong>n Abend nicht auf <strong>de</strong>n Ohren<br />

weh? Eine weitere exzellente Frage, die mir zuvor noch nie<br />

jemand gestellt hat. Jonas, du hast <strong>de</strong>n Bogen raus! Ja, ich<br />

habe mir tatsächlich meine Ohren kaputt gemacht, weil ich<br />

jahrelang Schlagzeug in lauten Rock-Bands gespielt habe.<br />

In manchen Nächten pfeift es in meinen Ohren noch stun<strong>de</strong>nlang,<br />

nach<strong>de</strong>m eine Show vorbei ist. Und sogar jetzt, in<br />

diesem ruhigen Zimmer, höre ich ein leises, hohes Klingeln.<br />

Ach Moment, das ist ja mein Handy. Ein Glück, ich hatte mir<br />

eben Sorgen gemacht. Aber ich gebe dir einen Tipp: Wenn<br />

du mit <strong>de</strong>m Schlagzeugspielen anfängst – und ich weiß,<br />

das wirst du, kleiner Racker –, solltest du unbedingt aufpassen<br />

und <strong>de</strong>ine Ohren entsprechend schützen. Und die<br />

<strong>de</strong>iner Mutter auch.<br />

Magst du Harry Potter, und weißt du schon das En<strong>de</strong>? Ja<br />

und nein. Aber ich habe gehört, Dumbledore soll vom, äh,<br />

an<strong>de</strong>ren Ufer kommen.<br />

Mein Musiklehrer hat mal die Klasse beim Singen aufgenommen.<br />

Meine Stimme klang danach total komisch.<br />

Fin<strong>de</strong>t ihr es auch blöd, eure eigene Stimme auf CD zu hören?<br />

Das geht je<strong>de</strong>m so, <strong>de</strong>r seine Stimme zum ersten Mal<br />

auf Band hört. Aber je öfter man es erlebt, <strong>de</strong>sto weniger<br />

komisch klingt es. Außer, du heißt Joanna Newsom. In <strong>de</strong>m<br />

Fall musst du dich einfach damit abfin<strong>de</strong>n ...<br />

Foto: Autumn De Wil<strong>de</strong><br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt das akt. Album »Lucky« (CD // City Slang / Universal)<br />

Auf Tour vom 27.02.-04.03. in Deutschland und <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung <strong>de</strong>s aktuellen Albums<br />

Buttgereit<br />

Geisterstun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Erotik<br />

Es mag täuschen, aber ... um <strong>de</strong>n Filmemacher<br />

Jörg Buttgereit war es doch auch<br />

schon mal stiller, o<strong>de</strong>r? Aktuell je<strong>de</strong>nfalls<br />

wirklich nicht mehr. Diverse unterschiedliche<br />

Projekte begegnen sich bereits<br />

in Gleichzeitigkeit, weil es so voll ist<br />

im morbid fantastischen I<strong>de</strong>enbuch <strong>de</strong>s<br />

mittlerweile 44-jährigen Berliners. Mit 24<br />

drehte er bereits <strong>de</strong>n Horrormeilenstein<br />

»Nekromantik«, zu <strong>de</strong>m er nun 20 Jahre<br />

danach einen Sammelband herausgibt,<br />

mit Beiträgen, die allesamt <strong>de</strong>m Faszinosum<br />

<strong>de</strong>s Films nachstellen, das über<br />

<strong>de</strong>n bloßen Schockmoment <strong>de</strong>r Nekrophilie<br />

weit hinausgeht. Im Januar wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Film zum Jubiläum erneut aufgeführt.<br />

Stumm allerdings, musikalisch live<br />

vertont von Brezel Göring und Franoise<br />

Cactus. Zuletzt lief auch noch sein Manga-Terror-Theaterstück<br />

»Captain Berlin<br />

vs. Hitler« über die Hauptstadtbühne.<br />

Akt. Buch »Nekromantik« (Martin Schmitz Verlag)<br />

HUSHPUPPIES<br />

SILENCE IS GOLDEN<br />

DAS NEUE ALBUM AB 1. FEBRUAR ALS CD & LP IM HANDEL<br />

INKL. "BAD TASTE AND GOLD ON THE DOORS ( I WANT MY KATE MOSS)"<br />

WEITERHIN ERHÄLTLICH<br />

HUSHPUPPIES - THE TRAP<br />

WEITERE INFOS UNTER....<br />

HUSHPUPPIESTHEBAND.COM<br />

MYSPACE.COM/HUSHPUPPIES<br />

FAITHRECORDINGS.COM


024 Monitor<br />

Hobnox<br />

Evolution, Baby<br />

In <strong>de</strong>n Schalttag reinfeiern – und wie!<br />

Für einen Abend, am 28.02., wird die<br />

Party virtuell und <strong>de</strong>r popkulturelle Teil<br />

<strong>de</strong>s WWW real. Schuld daran mal wie<strong>de</strong>r<br />

die große alte Dame Evolution. <strong>Als</strong>o<br />

die »Hobnox Evolution«. Hobnox schickt<br />

sich an, als Plattform für Künstler, Kreative,<br />

Bands etc. das Versprechen von Web<br />

2.0 endlich einzulösen. Neben Internet-<br />

TV (www.sly-fi.com etc.) bietet man u. a.<br />

Tools’n’Know-how zur eigenen Filmgestaltung<br />

an o<strong>de</strong>r auch Kooperationen für<br />

Musiker. Ganz viel davon führt nun jene<br />

Party zusammen. Sie stellt gleichzeitig<br />

<strong>de</strong>n offiziellen Startschuss von Hobnox<br />

dar wie auch <strong>de</strong>n Endpunkt eines <strong>de</strong>r<br />

höchstdotiertesten Nachwuchswettbewerbe<br />

<strong>de</strong>r jüngsten Zeit (Preisvolumen<br />

75.000 Euro). In Kreativ-Kategorien wie<br />

Film und Musik haben User Beiträge eingestellt,<br />

und bis zum 08.02.08 kann via<br />

Webseite noch abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Top-3-Künstler je<strong>de</strong>r Kategorie trifft man<br />

dann zum finalen Live-Entscheid auf im<br />

Berliner Tresor am 28.02. Dabei sein ist<br />

alles, gewinnen erst recht.<br />

ALTERN<br />

MIT SUPERPUNK<br />

Das neue Superpunk-Album »Why Not?«, das erste für ihr neues Label Tapete,<br />

schwingt so locker und subtil wie selten zuvor. Carsten Friedrichs Talent, die<br />

Popgeschichte als Archiv auszulegen, das es möglichst unverfroren zu plün<strong>de</strong>rn gilt,<br />

erlebt seinen kreativen Höhepunkt. Noch extremer als sonst verlegt die Band sich<br />

darauf, ihre sich selbst angedichteten Defizite – man sei alt und funktioniere nicht<br />

mehr – voller Stolz als die tollsten Errungenschaften aller Zeiten zu verkaufen.<br />

Grüße aus Tokio<br />

Von Takashi Wada<br />

Was fin<strong>de</strong>st du richtig klasse an <strong>de</strong>iner<br />

Stadt? Onsen – das sind legendäre heiße<br />

Quellen, salzig o<strong>de</strong>r süß, in <strong>de</strong>nen man<br />

ba<strong>de</strong>n kann.<br />

Und was ist ziemlich mies? Es ist so verdammt<br />

weit entfernt von Berlin, wo ich<br />

gera<strong>de</strong> wohne.<br />

Welches Tokio-Klischee ist tatsächlich<br />

wahr? Dass die Stadt 24 Stun<strong>de</strong>n nonstop<br />

in Betrieb ist.<br />

Hast du eine persönliche No-Go-Area?<br />

Alle Viertel, die von <strong>de</strong>r Yakuza, <strong>de</strong>r japanischen<br />

Mafia, kontrolliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der beste Club? Temple.<br />

Das beste Restaurant? Bei meiner Mutter<br />

zu Hause.<br />

Aktuelles Album »Brand New People«<br />

(Onitor / Kompakt)<br />

F<br />

ällt es schwerer zu altern, wenn man Rockmusik<br />

spielt?<br />

Carsten Friedrichs: Das ganze Leben lang hat<br />

man ja Probleme mit <strong>de</strong>m Älterwer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

ist es auch blöd, nicht alt zu wer<strong>de</strong>n, weil man dann<br />

tot ist. Bette Davis meinte, Altwer<strong>de</strong>n sei nichts für Feiglinge,<br />

nicht alt zu wer<strong>de</strong>n aber genauso wenig.<br />

Normalerweise versuchen Popmusiker, sich jünger zu<br />

machen, als sie sind, bei euch ist es eher umgekehrt.<br />

C: Man will sich ja auch abheben, wenn man Musik macht,<br />

und übers Altern singt kaum jemand. Verbun<strong>de</strong>n mit poppiger<br />

Musik erregt das vielleicht die Aufmerksamkeit, die<br />

uns unseres Erachtens zusteht.<br />

Thies Mynther: Rockmusiker sterben ja empirisch gesehen<br />

früher ...<br />

C: Aber nur die erfolgreichen! Das ist bewiesen. <strong>Als</strong>o kann<br />

man nur hoffen, dass die Platte floppt und wir uralt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ihr bezieht euch auf diesem Album sehr stark auf Serge<br />

Gainsbourg (»New York, USA«, »Bon Scott«), <strong>de</strong>r auch<br />

schon um die vierzig war, als er seine großen Hits hatte.<br />

Das könnte ja ein Vorbild sein.<br />

C: Klar, abgesehen von <strong>de</strong>r letzten Phase ist er ein Role-<br />

Mo<strong>de</strong>l für altern<strong>de</strong> Musiker. Er war immer cool, nie lächerlich<br />

und hat sich was getraut. Mitte <strong>de</strong>r Sechziger Texte<br />

über Tankerunglücke zu machen, verdient schon Respekt.<br />

»New York, USA« haben wir <strong>de</strong>shalb gecovert, weil es das<br />

einzige Stück war, wo ich <strong>de</strong>n Text raushören konnte. Außer<strong>de</strong>m<br />

mögen wir Songs über Städte, wie dir vielleicht<br />

aufgefallen ist.<br />

Wird es eigentlich mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter schwieriger,<br />

sich Texte einfallen zu lassen?<br />

C: Das ist immer schwierig, weil sich keine Routine einstellt.<br />

Ich bin kein Texter im eigentlichen Sinn. Mir fällt immer viel<br />

ein, aber 99 Prozent davon ist scheiße. Das ist das Deprimieren<strong>de</strong><br />

daran, dass man sich durch einen Berg von Müll<br />

wühlen muss, bis man etwas Gutes fin<strong>de</strong>t.<br />

Hat die neue Art, an Stücke heranzugehen, wie sie sich<br />

in »New York, USA« o<strong>de</strong>r auch in »Ich funktioniere nicht<br />

mehr« nie<strong>de</strong>rschlägt, auch <strong>de</strong>n Zweck, einer Form von<br />

»Vermuffung« zu entgehen?<br />

C: Wir dachten, wir müssten mal was ganz Neues machen,<br />

auch Stücke mit Elektronik, weil das ja ganz neu ist und<br />

man natürlich mit <strong>de</strong>r Zeit gehen sollte. Um <strong>de</strong>n Leuten was<br />

zu bieten. In Wahrheit hat es sich einfach so ergeben. Klang<br />

ganz gut, und da dachten wir: »Why Not?«<br />

T: Wir wollten diesmal eben nicht alles mit Synthie-Sounds<br />

vollquietschen. Statt<strong>de</strong>ssen gibt es jetzt zum einen <strong>de</strong>zent<br />

eingesetzte elektronische Mittel, während die traditionellen<br />

Stücke mit kleinen Fummeleien und Arrangement-<br />

Tricks angereichert wur<strong>de</strong>n.<br />

C: Es sollte einfach rock’n’rolliger wer<strong>de</strong>n, weil Rock’n’Roll<br />

so schön klingt.<br />

Die Frage war auch hinsichtlich <strong>de</strong>s Stücks »Oh, alter<br />

Punk« gestellt, wo »Vermuffung« ja auf kritische/selbstkritische<br />

Weise thematisiert wird. Ist <strong>de</strong>r Text auf eine<br />

bestimmte Person gemünzt?<br />

C: Je<strong>de</strong>r ist nicht nur von <strong>de</strong>r Klimakatastrophe, son<strong>de</strong>rn<br />

auch von akuter Vermuffung bedroht! Die allgemein anstehen<strong>de</strong><br />

Vermuffung ist eine unbequeme Wahrheit.<br />

Text: Mario Lasar / Foto: Jann Wilken<br />

Akt. Album »Why Not?« (CD // Tapete / Indigo). Auf Tour vom 28.02.-16.03.


026 Monitor Kunst-Tipp<br />

SO SAH ICH DOCH<br />

NIE AUS!<br />

Mit <strong>de</strong>n Angefahrenen Schulkin<strong>de</strong>rn<br />

Von wann stammt das Bild? Heaven: 1992.<br />

Könnt ihr euch noch an <strong>de</strong>n Tag und <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Shootings erinnern? Jo Granada: Ich kann mich noch sehr<br />

gut erinnern. Es hat gestunken wie in <strong>de</strong>r Tier- und Fettverwertung<br />

Icker.<br />

Charlie Granada: Ich fand’s nicht so schlecht, also <strong>de</strong>n Geruch,<br />

es hat mich sehr an Heaven erinnert – ich glaub, das<br />

kam von <strong>de</strong>m.<br />

Was <strong>de</strong>nkt ihr heute, wenn ihr eure damaligen Alter Egos<br />

seht? Dr. Ignatz Ignaz: Scha<strong>de</strong>, dass ich damals nicht dabei<br />

war, aber ich lag mit Halluzinationen im Bett. Wir haben<br />

abgemacht, in neun Jahren zum 34-jährigen Jubiläum<br />

das gleiche Motive noch mal zu machen, und dann bin<br />

ich mit dabei.<br />

Was macht ihr gera<strong>de</strong>? Heaven: Wir kommen aus <strong>de</strong>m Malochen<br />

nicht mehr raus. Erst das neue Theaterstück »Kamera<br />

läuft«, dann die neue DVD und im Frühjahr geht’s<br />

schon weiter mit <strong>de</strong>r »Prinzessin mit <strong>de</strong>m Glied« im Osnabrücker<br />

Stadttheater. Aber dann: Segelurlaub!<br />

Emily Wardill.<br />

Noch bis 27.01.2008 – London, ICA,<br />

Institute Of Contemporary Arts<br />

Die Künstlerin Emily Wardill lebt in London.<br />

Ihrer letzten Arbeit, <strong>de</strong>m Film »Sick<br />

Serena And Drecks And Wreck And<br />

Wreck«, haftet eine <strong>de</strong>m Leben an sich<br />

nicht unähnliche, zauberhafte Kryptik<br />

an. Den Ausgangspunkt jenes zwölfminütigen<br />

Kurzfilms bil<strong>de</strong>n Motive mittelalterlicher<br />

Kirchenfenster. Zwischen <strong>de</strong>n<br />

Fenstern und <strong>de</strong>r Inszenierung ihres figürlichen<br />

Auslebens wird hin und her gesprungen.<br />

Situationen kommen und gehen:<br />

Tiere, Engel, auch Zeichen mo<strong>de</strong>rnen<br />

Lebens erscheinen und verschwin<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r. Das auf sechzehn Millimeter<br />

gedrehte Werk kommt mit einer ästhetischen<br />

Entschlossenheit daher, die auch<br />

vor Tierquälerei nicht zurückschreckt.<br />

Wardills Ausstattung und Kostüme tragen<br />

einen wun<strong>de</strong>rvollen Hang zur Opulenz.<br />

Die Stimmung ist, ja, theatralisch.<br />

Bestimmungen wer<strong>de</strong>n aufgelöst, neu<br />

zusammengefügt, bis einem und alles<br />

an<strong>de</strong>rs wird. Die Filmleinwand wird als<br />

mo<strong>de</strong>rne Entsprechung <strong>de</strong>r Kirchenfenster<br />

verstan<strong>de</strong>n. Das Außen verschwin<strong>de</strong>t,<br />

<strong>de</strong>r Betrachten<strong>de</strong> wird auf das zurückgeworfen,<br />

wo nur wenige sind: sich<br />

selbst. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arbeit erklingt<br />

Musik: ein Madrigal, unterlegt mit einem<br />

Computerrhythmus. Es hat mir sehr gut<br />

gefallen.<br />

Christian Flamm<br />

Der Autor ist Künstler, lebt und arbeitet in London<br />

Top 7: Raus aus <strong>de</strong>n<br />

Heteroknästen!<br />

Offene Beziehungen, schöne Bärte und<br />

das neue Crossover-Homo-Mag Front ...<br />

Wer kann da eigentlich noch guten Gewissens<br />

hetero bleiben? Hier mal zum<br />

Christopher Street Day <strong>de</strong>r Herzen eine<br />

Liste mit schwulen Bandnamen.<br />

www.calleclaus.<strong>de</strong><br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

Black Fag<br />

Lez Zeppelin<br />

Casanovas Schwule Seite<br />

Gayrilla Biscuits<br />

Gay City Rollers<br />

The Homolulu Band<br />

To Fat To Queer


028 Monitor<br />

<strong>Intro</strong> Vor Elf Jahren<br />

Ausgabe #41:<br />

Februar 1997<br />

Titel: Blur<br />

Interviews mit: The<br />

Offspring, A Tribe<br />

Called Quest, LTJ<br />

Bukem, Pavement,<br />

Pyogenesis, Pere<br />

Ubu<br />

Erster bei Platten vor Gericht: Hans<br />

Platzgumer »Aura Anthropica«<br />

Letzter bei Platten vor Gericht: Bounty<br />

Killer »My Xperience«<br />

Zitat: »Vor <strong>de</strong>n Eels habe ich als E. Solo-Platten<br />

gemacht. Dann ging es mit<br />

<strong>de</strong>n Eels los, und ich überlegte mir, dass<br />

die Platten im La<strong>de</strong>n zusammenstehen<br />

sollten: erst E., dann Eels. Lei<strong>de</strong>r habe<br />

ich hierbei aber nicht an die Eagles gedacht.«<br />

So kommentiert jener E. die Namensgebung<br />

seiner Band.<br />

Spektakel: Silverchair »Freak Show«,<br />

Nuyorican Soul »Nuyorican Soul«,<br />

J.Majik »Slow Motion«, Redman »Muddy<br />

Waters«, Supreme Dicks »Emotional Plague«,<br />

Pigeonhed »The Full Sentence«, Incubus<br />

»Enjoy Incubus EP«<br />

Aus <strong>de</strong>n Mitarbeitercharts: Herbert<br />

»Part One, Two And Three«, Go Plus »La<br />

Montanara«, Rockers Hi-Fi »Mish Mash«,<br />

Adolf Noise »Wun<strong>de</strong>n s. Beine offen«<br />

Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse: Tim Jürgens<br />

interviewt Gene Simmons von Kiss! Außer<strong>de</strong>m:<br />

The Offspring kommen nach <strong>de</strong>r<br />

bestverkauften Indie-Platte ever, nach<br />

»Smash«, wie<strong>de</strong>r. Der Nachfolger »Xnay<br />

On The Hombre« erscheint bei einem Major,<br />

und die Band ist durch ihren brandneuen<br />

Erfolg scheinbar schon so uncool,<br />

dass die Story über sie nur noch<br />

unter Pseudonym geschrieben wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Und das lautet auch noch: »P. Unker«.<br />

Bonus: Holm Friebe, zuletzt zu größerem<br />

Ruhm gekommen mit <strong>de</strong>m Buch<br />

»Wir nennen es Arbeit«, taucht bei <strong>de</strong>n<br />

Rezensionen bereits mit seinem ersten<br />

Druckwerk auf. Einer Satirensammlung,<br />

hieß »Haarige Eisen«.<br />

Usergalerie-Foto<br />

<strong>de</strong>s Monats:<br />

sergia<br />

www.intro.<strong>de</strong>/galerie/view/1199365028<br />

Lightspeed Champion<br />

HINSCHMEISSEN ZWISCHEN<br />

LONDON UND OMAHA<br />

Vor gut zwei Jahren tauchten die Test Icicles mit einem erstaunlich<br />

ungeschliffenen Trashpop-Debüt unvermittelt in <strong>de</strong>r britischen Musiklandschaft<br />

auf; mit neonfarbenen Gitarren, sympathisch schiefem Gesang und gera<strong>de</strong>zu<br />

atomarer Energie – und verglühten binnen eines Jahres.<br />

F<br />

ür Ex-Mitglied Dev Hynes, Folkfetischist mit Mitglied und Hausproduzent bei Saddle Creek Records in<br />

Hang zu außerirdisch-schrillen Outfits, <strong>de</strong>r Omaha, Nebraska. Nach und nach kamen immer mehr<br />

sich trotz<strong>de</strong>m angeblich kein Stück für Mo<strong>de</strong> Gastmusiker hinzu: Mogis selbst, Nate Walcott (Trompete,<br />

Piano), Clark Baechle von The Faint (Schlagzeug), Emmy<br />

interessiert, war es ein Projekt von vielen: »Zu<br />

jener Zeit haben wir alle ständig neue Sachen ausprobiert. The Great (Gesang) und verschie<strong>de</strong>ne Mitglie<strong>de</strong>r von Cursive<br />

und Tilly And The Wall. Der Einfluss <strong>de</strong>s Saddle-Creek-<br />

Wir hatten ungefähr zehn Bands gleichzeitig und haben<br />

wirklich alles aufgenommen.« Warum also nicht gegen alle Umfelds liegt auf <strong>de</strong>r Hand. Aber wie verhält es sich mit <strong>de</strong>r<br />

marktwirtschaftlichen Gesetze nach einem erfolgreichen musikalischen Sozialisation? »Früher waren beispielsweise<br />

Ash für mich sehr wichtig. Demgegenüber war ich im-<br />

Debüt alles knicken und neu starten? Man ist ja schließlich<br />

Musiker und nicht BWLer.<br />

mer begeistert von Bands wie Weezer, Smashing Pumpkins<br />

Nun ist sein Solo<strong>de</strong>büt unter jenem sympathisch größenwahnsinnigen<br />

Comicpseudonym fertiggestellt, das mir wirklich gefielen, als ich jünger war.« Seine erste musi-<br />

o<strong>de</strong>r Nirvana. In Großbritannien gab es wenige Bands, die<br />

sich, wie er sagt, anhört, als ob man »die Unschuld zum kalische Prägung waren Musicals wie »Hair« o<strong>de</strong>r die »Rocky<br />

Horror Picture Show«. Musik nimmt er als Songs wahr,<br />

fünften Mal verliert«, und das nicht weiter entfernt sein<br />

könnte von <strong>de</strong>r Hemdsärmeligkeit seiner früheren Band. nicht als Genres o<strong>de</strong>r Kriegsschauplätze zwischen Indie<br />

Bedächtig und behutsam irrlichtern Folktraditionen und und Mainstream. All das sind Argumente, die zum Glück<br />

orchestrale Arrangements zwischen Amerika und England einer regionalen Einordnung in Schubla<strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>rstreben,<br />

umher. Entschei<strong>de</strong>n sich aber im Zweifelsfall immer für was <strong>de</strong>r Musik unbedingt guttut. Trotz<strong>de</strong>m: Die Einflüsse<br />

Amerika, für Sli<strong>de</strong>gitarren, für Indietum jüngeren Datums sind stark, sie bestimmen <strong>de</strong>n Charakter, und so antwortet<br />

in Form von emotionalen Scha<strong>de</strong>nsberichten, für Miniaturgeschichten,<br />

für inhaltliche Flapsigkeit. Hinzu kommt ein leben, wie aus <strong>de</strong>r Pistole geschossen und mit freudigem<br />

er auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, in <strong>de</strong>n USA zu<br />

ausgeprägt schräger Humor (Beispiel: Ein Stück über <strong>de</strong>n Grinsen: »Yes, it will happen next year.«<br />

Verlust <strong>de</strong>r Jungfräulichkeit trägt <strong>de</strong>n Titel »I Could Have Text: Lutz Happel / Foto: Nils Ro<strong>de</strong>kamp<br />

Done This Myself«). All das ist in Anbetracht <strong>de</strong>r Produktionsumstän<strong>de</strong><br />

nicht verwun<strong>de</strong>rlich: Hynes nahm über mehrere<br />

Monate gemeinsam mit Mike Mogis auf, Bright-Eyes- <strong>de</strong>: Verlosung <strong>de</strong>r 7-Inch-Single »Tell Me What It’s<br />

Akt. Album »Falling Off The Laven<strong>de</strong>r Bridge« (CD // Domino). Auf intro.<br />

Worth«


11.7. München-Riem Olympia Reitanlage<br />

12.7. St. Goarshausen Freilichtbühne Loreley *15.7. Berlin Kindl-Bühne Wuhlhei<strong>de</strong><br />

www.jackjohnsonmusic.com<br />

Der Vorverkauf hat begonnen<br />

www.brushfirerecords.com<br />

Das neue Album<br />

Sleep Through The Static<br />

erscheint am 1.2.2008<br />

Karten im Vorverkauf EUR 44,00 / *45,20 inkl. Gebühren<br />

Erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen<br />

Online Tickets unter www.tickets.<strong>de</strong>


030 Musik<br />

Hot Chip<br />

WREST<br />

LING M<br />

IT STIL<br />

Wenn jemand dieser Tage die Zuschreibung Konsensact verdient,<br />

dann Hot Chip. Die Londoner Boy-Briga<strong>de</strong> ist nicht erst seit ihrem<br />

umwerfen<strong>de</strong>n Auftritt beim Melt! 2006 ein Garant für viel Spaß an<br />

<strong>de</strong>r Schnittstelle von Indie, Minimal und Popspektakel. Anlässlich<br />

<strong>de</strong>s neuen Albums »Ma<strong>de</strong> In The Dark« besuchte Sebastian<br />

Ingenhoff die Band in London. Fotografiert hat Dominik Gigler.<br />

Alex Mayor sprach mit Green Gartsi<strong>de</strong> über einen weiteren Hot-<br />

Chip’schen Husarenstreich: die Kollaboration mit Scritti Politti.


Alexis Taylor<br />

Musik<br />

031


032 Musik<br />

Wur<strong>de</strong> von KLFs Bill Drummond ins Leben<br />

gerufen. In seinem Manifest auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />

www.nomusicday.com for<strong>de</strong>rt<br />

er die Briten auf, einen Tag lang völlig auf<br />

Musik zu verzichten, die iPods zu Hause<br />

zu lassen und die Stereoanlage auszustöpseln,<br />

um über <strong>de</strong>n Wert von Musik im<br />

Zeitalter totaler Bedu<strong>de</strong>lung nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Zumin<strong>de</strong>st die BBC Scotland hat sich<br />

2007 dran gehalten und am 21. November<br />

24 Stun<strong>de</strong>n lang keine Musik gespielt.<br />

Hot Chip DJ-Top-5<br />

Joe<br />

Sound Stream »Love Jam«<br />

Chic »I Want Your Love<br />

(Todd Terje Edit)«<br />

Sticky »Ina De Dancehall«<br />

Wookie »Scrappy«<br />

Radio Slave »Screaming Hands<br />

(Josh Wink Remix)«<br />

Al<br />

Minimow »Where’s My Pill?«<br />

Audiojack »3 By 4«<br />

Tijana T »This Ain’t Your Momma’s<br />

Minimal!«<br />

Jeff Samuel »I Think They Are Trying<br />

To Say Something«<br />

Marc Romboy vs. Stephan Bodzin<br />

»The Alchemist«<br />

Felix<br />

Gabriel Ananda & Dominik Eulberg<br />

»Supernova«<br />

Riley Reinhold »Lights In My Eyes«<br />

Joel Mull »Harmonautic String«<br />

Detmann / Klock »Places Like This«<br />

Daso »Meine I<strong>de</strong>e«<br />

D<br />

er graue Himmel hängt wie Asche über <strong>de</strong>r<br />

englischen Hauptstadt an diesem mil<strong>de</strong>n<br />

Novembertag. Dunkle Wolken sind in London<br />

natürlich nichts Außergewöhnliches.<br />

Aber irgendwie ist heute alles noch eine Spur grauer als<br />

sonst, und das liegt nicht nur am Himmel: Gestern Abend<br />

hat die englische Fußballnationalmannschaft die Teilnahme<br />

an <strong>de</strong>r Europameisterschaft vergeigt durch ein 2:3 gegen<br />

Kroatien; und das, wo obendrein auch noch No Music<br />

No Music Day<br />

Day war. Da schießt Mla<strong>de</strong>n Petric die Briten mit seinem<br />

Siegtor in <strong>de</strong>n Ha<strong>de</strong>s, und <strong>de</strong>r Stadion-DJ darf nicht mal<br />

das ewig trösten<strong>de</strong> »You’ll Never Walk Alone« spielen, weil<br />

Bill Drummond es ihm verboten hat. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass<br />

man da als Fußballrowdy mit Barhockern um sich wirft.<br />

Man kann nur hoffen, dass die Lage sich bis heute<br />

Abend entspannt haben wird, wenn Hot Chip im Cam<strong>de</strong>ner<br />

Club Electric Ballroom ihr neues Album »Ma<strong>de</strong> In The<br />

Dark« präsentieren. Der Titel passt je<strong>de</strong>nfalls zur Stimmung<br />

wie die berühmte Faust <strong>de</strong>s englischen Hooligans<br />

auf das Auge <strong>de</strong>s EM-Teilnehmers; obwohl man sich in<br />

Cam<strong>de</strong>n Town eher weniger Sorgen um Hooligans machen<br />

muss. Hier gibt es vorwiegend Gothics, Punks, kleine<br />

Teenager-Hipster und umherstreunen<strong>de</strong> Touristen.<br />

Und je<strong>de</strong> Menge Drogenverkäufer. Fast je<strong>de</strong>r Zweite auf<br />

<strong>de</strong>r High Street (!) bietet irgendwas aus seinem Bauchla<strong>de</strong>n<br />

feil. Meistens Marihuana o<strong>de</strong>r Mushrooms. Ich lehne<br />

dankend ab. Einer <strong>de</strong>r Dealer wirkt sichtlich verdutzt,<br />

er kann offenbar nicht glauben, dass ihm ein Typ, <strong>de</strong>r so<br />

aussieht wie ich, eine Abfuhr erteilt. Aber Mushrooms habe<br />

ich nur einmal aus Versehen genommen, weil ich dachte,<br />

es sei Schokola<strong>de</strong>. Amselgleich bin ich durchs Kölner<br />

Nachtleben geflogen und habe nicht wenigen Leuten wirre<br />

Geschichten erzählt. Das muss heute Abend nicht sein.<br />

Schließlich treffe ich nicht William Burroughs, son<strong>de</strong>rn die<br />

<strong>de</strong>rzeit weltbeste Popband.<br />

Digital Recording Heroes<br />

Man neigt schnell dazu, über die Musik <strong>de</strong>r fünf Briten<br />

in Superlativen zu sprechen. Denn für Leute, die sich für<br />

Clubkultur und gute Popsongs gleichermaßen interessieren,<br />

kann es <strong>de</strong>rzeit keine aufregen<strong>de</strong>re Band geben.<br />

Zwei Jahre nach <strong>de</strong>m Meilenstein »The Warning« veröffentlicht<br />

diese nun »Ma<strong>de</strong> In The Dark«.<br />

Bislang sind die Stücke immer in mühevoller Kleinstarbeit<br />

in <strong>de</strong>n Schlafzimmern <strong>de</strong>r Bandmitglie<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>n,<br />

ganz in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r »Digital Recording Heroes«,<br />

ein Begriff, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren auf Eigenbrötler wie<br />

Mike Skinner o<strong>de</strong>r Dizzee Rascal angewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, die<br />

allesamt auf große Studios verzichtet haben. Alexis Taylor<br />

und Joe Gibbard waren bei Hot Chip die frickeln<strong>de</strong>n Masterminds,<br />

die an<strong>de</strong>ren drei eher Schulfreun<strong>de</strong>, die hinzugeholt<br />

wur<strong>de</strong>n, weil man für die anstehen<strong>de</strong>n Touren eine<br />

richtige Liveband zusammenstellen wollte. »Ma<strong>de</strong> In The<br />

Dark« wur<strong>de</strong> nun unter fast gleichberechtigter Mitwirkung<br />

aller zumin<strong>de</strong>st teilweise in einem richtigen Studio aufgenommen.<br />

Einen Produzenten brauchte man selbstre<strong>de</strong>nd<br />

nicht, dazu sind Alexis und Joe viel zu sehr die Kontrollfreaks.<br />

Aber <strong>de</strong>r Gang ins Studio be<strong>de</strong>utete immerhin einen<br />

kleinen Bruch mit <strong>de</strong>r DIY-Philosophie <strong>de</strong>r Band.<br />

Owen Clark<br />

Alexis: Wir haben ein bisschen mit Jonathan Digby gearbeitet,<br />

<strong>de</strong>r auch für unseren Livesound verantwortlich ist. Wir<br />

haben teilweise ohne Overdubs aufgenommen und einfach<br />

alle zusammen gespielt und aufgenommen. Wir hatten einen<br />

Raum mit einer ganz eigenen tollen Akustik. Die I<strong>de</strong>e<br />

war schon, dass wir versuchen, mehr wie eine konventionelle<br />

Band zu agieren, ein bisschen weg von diesem individualistischen<br />

Tüftlerimage. Das war schon an<strong>de</strong>rs als<br />

die Aufnahmen, die wir vorher gemacht hatten.<br />

Ist das nicht eher eine Legen<strong>de</strong>, dass ihr noch nie in einem<br />

richtigen Studio aufgenommen habt, o<strong>de</strong>r war es<br />

wirklich das allererste Mal?<br />

Joe: Wir hatten mal ein paar Sessions für die BBC gemacht<br />

in <strong>de</strong>ren Studios, aber abgesehen davon war es<br />

wirklich das erste Mal. Unsere Arbeitsweise unterschied<br />

sich halt immer signifikant von einer typischen Band. Wir<br />

saßen vor <strong>de</strong>m Computer in meinem o<strong>de</strong>r Alexis’ Zimmer<br />

und haben da gefrickelt. Es war also tatsächlich einigermaßen<br />

revolutionär für uns, so zu arbeiten.<br />

Trotz <strong>de</strong>r etwas professionelleren Aufnahmebedingungen<br />

bleiben die Stücke auf das Wesentliche reduziert. Aber<br />

das Album ist stilistisch noch weiter aufgefächert als die<br />

bei<strong>de</strong>n Vorgänger. Bei nahezu allen musikalischen Genres<br />

wird sich bedient, jenseits aller Kategorien von »gut«<br />

und »böse«: R. Kelly wird ebenso anzitiert wie <strong>de</strong>r Protest-<br />

Countrysänger Willie Nelson o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r opulent-schwülstige<br />

Todd Rundgren; im Opener »Out At Pictures« gibt es Saxofon-Eruptionen,<br />

die an Charlie Parker gemahnen, und<br />

das Stück en<strong>de</strong>t mit einem orgiastisch-entfesselten Geheule,<br />

das in einem Affengehege aufgenommen wor<strong>de</strong>n<br />

zu sein scheint. R’n’B, Postrock, Eurodance, Baile-Funk,<br />

Italo-Disco, alles wird gierig aufgesogen und fleißig verdaut.<br />

Die Zitathaftigkeit und die fehlen<strong>de</strong> Scheu vor Mainstream/Chartsmusik<br />

rückt sie ein bisschen in die Nähe<br />

von Scritti Politti. So überrascht es auch nicht, dass Alexis<br />

Taylor gera<strong>de</strong> ein Album mit <strong>de</strong>ren Bandlea<strong>de</strong>r Green<br />

Gartsi<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren großen Falsettisten <strong>de</strong>r Insel, aufgenommen<br />

hat.<br />

Nichts fin<strong>de</strong>t hier unter <strong>de</strong>m Deckmantel <strong>de</strong>r Ironie<br />

statt. Im Gegenteil. Wie schüchterne Schuljungs nähern<br />

sich die Londoner mit ihren kleinen Synthesizern und Key-


Musik<br />

033<br />

boards <strong>de</strong>r großen Popmusik. Timbaland und die Neptunes,<br />

klar, <strong>de</strong>ren jecke Songinstallationen fin<strong>de</strong>n selbst die<br />

schrägsten Indie-Vögel gut, das ist nicht neu. Mit <strong>de</strong>nen<br />

teilen Hot Chip auch ihre Vorliebe für minimale Soundgerüste<br />

und Equipment aus <strong>de</strong>m Antiquariat. Aber wo Timbaland,<br />

Timberlake und Konsorten zu <strong>de</strong>n coolen Klängen<br />

stets ihre dicken Eier raushängen lassen, singen Hot Chip<br />

immer aus <strong>de</strong>r Warte <strong>de</strong>r Schwachen und Komischen. Allein<br />

schon Alexis’ androgyne Stimme verkörpert im Prinzip<br />

das krasse Gegenteil von Machismo. Alex: »So klingt<br />

meine Stimme nun mal. Wenn du schon Androgynität ansprichst,<br />

gilt es, auch Prince als sehr wichtigen Einfluss<br />

zu nennen. Wobei ich mich natürlich nicht mit ihm vergleichen<br />

will. Er hat eine unglaubliche Stimme. Mir hat man<br />

auch schon öfter erzählt, ich wür<strong>de</strong> singen wie auf einer<br />

frühen Scritti-Politti-Platte, es scheint da tatsächlich Ähnlichkeiten<br />

zu geben, obwohl das eine Band ist, die ich erst<br />

viel später ent<strong>de</strong>ckt habe. Klar, ich bin sehr an Androgynität<br />

interessiert, daran, mit einer an<strong>de</strong>ren Gen<strong>de</strong>rperspektive<br />

zu spielen.«<br />

Androgynität als Strategie gegen die normative Macht<br />

von Geschlechterhierarchien. Ein Satz wie aus <strong>de</strong>m Judith-Butler-Proseminar.<br />

Ist natürlich alles nicht neu und<br />

hat in England durchaus Tradition. Man <strong>de</strong>nke nur an David<br />

Bowie, Placebos Brian Molko o<strong>de</strong>r Sue<strong>de</strong>s Brett An<strong>de</strong>rson,<br />

Mitte <strong>de</strong>r Neunziger Traummann aller, also geschlechtsunabhängig.<br />

Bei Hot Chip ist es jedoch die Musik<br />

an sich, dieser ganze Anti-Rockgestus, welcher Androgynität<br />

vermittelt, nicht irgen<strong>de</strong>ine Frisur o<strong>de</strong>r ein campy ≥<br />

Al Doyle<br />

Hot Chip & Matthew Dear<br />

MEHR FÜR SICH<br />

Der in Texas aufgewachsene Matthew Dear veröffentlicht<br />

unter zahlreichen Pseudonymen Techno- und Electronica-Platten<br />

auf renommierten Labels wie Ghostly International,<br />

M_nus, Spectral o<strong>de</strong>r Perlon. Sein letztes Album<br />

»Asa Breed« gehört zu <strong>de</strong>n wichtigsten Electronica-Alben<br />

von 2007. Im Februar wird er Hot Chip auf <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />

England-Tour begleiten. Die Briten ihrerseits vere<strong>de</strong>lten<br />

letztes Jahr Matthews Stück »Don And Sherri« durch<br />

einen ziemlich spektakulären Remix.<br />

Wie kam es eigentlich zu <strong>de</strong>m Hot-Chip-Remix von »Don<br />

And Sherri«, <strong>de</strong>r ja streng genommen eher eine Coverversion<br />

ist? Ich hatte unter meinem Pseudonym Audion<br />

mal einen Remix für sie gemacht zu <strong>de</strong>m Song »No Fit State«,<br />

so sind wir in Kontakt gekommen. Ja, du hast natürlich<br />

recht. Ihre Bearbeitung von »Don And Sherri« ist eigentlich<br />

mehr ein Cover, was ich aber sehr toll fin<strong>de</strong>. Das<br />

wäre für mich auch <strong>de</strong>r nächste konsequente Schritt, was<br />

Remixarbeiten für an<strong>de</strong>re Künstler angeht.<br />

Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen dir und Hot<br />

Chip bezüglich <strong>de</strong>s Songwritings. Ihr kombiniert bei<strong>de</strong><br />

Elemente aus <strong>de</strong>r minimal-elektronischen Musik mit<br />

klassischen, teils folkigen Popsongs. Ist es für dich von<br />

Vorteil, vollkommen alleine zu arbeiten und nicht ständig<br />

vier Leute um dich zu haben, die alle ihre eigenen<br />

I<strong>de</strong>en einbringen wollen? O<strong>de</strong>r brauchst du nicht auch<br />

manchmal jeman<strong>de</strong>n mit dir im Studio, gewissermaßen<br />

als Regulativ? Nein, ich glaube, ich bin mit meiner Arbeit<br />

alleine gera<strong>de</strong> ganz glücklich. Ich habe ja auch schon mit<br />

an<strong>de</strong>ren Leuten im Studio gearbeitet, damit aber nicht so<br />

tolle Erfahrungen gemacht. Ich kann mich so viel mehr<br />

auf bestimmte Details konzentrieren, ich arbeite präziser.<br />

Ich muss mich nicht um jeman<strong>de</strong>n kümmern, <strong>de</strong>r eine<br />

Hi-Hat an<strong>de</strong>rs gesetzt haben möchte o<strong>de</strong>r irgendwas<br />

gepitcht o<strong>de</strong>r umdisponiert.<br />

Was kann man von dir in naher Zukunft erwarten? Arbeitest<br />

du schon wie<strong>de</strong>r an einem neuen Album? Ich arbeite<br />

immer an neuer Musik, <strong>de</strong>mnächst soll wie<strong>de</strong>r eine<br />

Mini-LP erscheinen. 2008 wer<strong>de</strong> ich mich wie<strong>de</strong>r mehr<br />

meinem Audion-Projekt widmen, es sind auch einige Remixe<br />

angefragt wor<strong>de</strong>n. Und »Asa Breed« ist ja auch noch<br />

nicht richtig durch.


034 Musik ≥<br />

Kraftwerk-Remix<br />

Kraftwerk baten Hot Chip unlängst um<br />

zwei Remixe für Stücke ihres »Tour De<br />

France«-Albums. Alexis und Joe remixten<br />

»Aerodynamik«, die Minimal-Techno-affinen<br />

Al Doyle und Felix Martin kümmerten<br />

sich um »La Forme«.<br />

Terry Riley<br />

Kalifornischer Komponist, in <strong>de</strong>n Sechzigern<br />

Vorreiter <strong>de</strong>r Minimal-Bewegung.<br />

Seine frühen Kompositionen sind hypnotisch,<br />

minimalistisch und repetitiv, Bands<br />

wie Robert Wyatts The Soft Machine o<strong>de</strong>r<br />

Tangerine Dream wären ohne <strong>de</strong>n Einfluss<br />

Rileys wohl un<strong>de</strong>nkbar.<br />

Bühnenoutfit. Ähnlich ist das auch bei Robert Wyatt,<br />

optisch zunächst ein, sagen wir, eher unandrogyner Typ,<br />

aber im stimmlichen Ausdruck so effeminiert und zerbrechlich,<br />

dass Brian Molko sich dagegen wie <strong>de</strong>r letzte<br />

Brüllaffe ausnimmt. Mit Robert Wyatt wird es <strong>de</strong>mnächst<br />

sogar eine Kollaboration geben. Dessen Label Domino bat<br />

die Jungs nämlich um einen Remix für <strong>de</strong>n Meister. Alexis:<br />

»Das ist für uns ähnlich spannend wie die Sache mit<br />

Kraftwerk, weil wir Riesenfans sind. Er hat ein Discostück<br />

mit einem französischen Produzenten aufgenommen,<br />

das sehr weird klingt, sehr untypisch für Robert Wyatt.<br />

Sie haben uns gefragt, ob wir das remixen möchten.<br />

Das ist schon ein Traum.«<br />

I’m a joker<br />

Alexis und Joe sitzen in <strong>de</strong>m kleinen Backstageraum <strong>de</strong>s<br />

Electric Ballroom und sind sichtlich erregt, weil sie in ein<br />

paar Stun<strong>de</strong>n zum ersten Mal das neue Material vor Publikum<br />

spielen wer<strong>de</strong>n. Das Londoner Publikum ist ten<strong>de</strong>nziell<br />

schwierig, das wissen die bei<strong>de</strong>n, und es soll sich<br />

später bewahrheiten. Das hat natürlich im Wesentlichen<br />

damit zu tun, dass keiner <strong>de</strong>r Anwesen<strong>de</strong>n die neuen Stücke<br />

kennt und Hot Chip auch auf einige ihrer Hits verzichten.<br />

Irgendwie will <strong>de</strong>r Funke nicht so ganz überspringen.<br />

Bei »Over And Over« rasten die Leute zwar kurzzeitig aus,<br />

ansonsten wird aber eher gemütlich gewippt.<br />

Das weiß Alexis Taylor zu diesem Zeitpunkt natürlich<br />

noch nicht und zupft sich erst einmal seine pinke, mit neonfarbenen<br />

Ranken drapierte Jogginghose zurecht. Die<br />

Hose wirkt ähnlich obskur wie sein Outfit in <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o zu<br />

»Ready For The Floor«. In dieser offenkundigen Tim-Burton-Hommage<br />

ist er als knallbuntes Hybridwesen aus <strong>de</strong>n<br />

Batman-Intimfein<strong>de</strong>n Riddler und Joker verklei<strong>de</strong>t und verarscht<br />

seine Bandmitglie<strong>de</strong>r am laufen<strong>de</strong>n Band.<br />

Sein etwas eigener Humor, <strong>de</strong>n man schon von <strong>de</strong>n Texten<br />

her gewohnt ist, kommt zum Beispiel auch raus, wenn<br />

man wissen möchte, was <strong>de</strong>nn dran sei an <strong>de</strong>m Gerücht,<br />

dass <strong>de</strong>r Song »Ready For The Floor« ursprünglich als Auftragsarbeit<br />

für Kylie Minogue gedacht gewesen sei. Alexis:<br />

Eigentlich hatte sie ein paar Stücke für uns geschrieben,<br />

aber die haben uns nicht wirklich gefallen, also haben<br />

wir das Ganze gelassen. Sie möchte jetzt auch ein bisschen<br />

mehr in diese Produzentenrichtung, aber das war<br />

nicht so ergiebig für uns. Das waren so Industrialstücke,<br />

so ein bisschen Richtung Nine Inch Nails. Aber wir geben<br />

ihr noch eine Chance. Vielleicht hat sie <strong>de</strong>mnächst ja mal<br />

ein paar bessere I<strong>de</strong>en.<br />

Und nun mal im Ernst, warum hat das nicht geklappt?<br />

A: Na ja, wir mochten halt ihre Songs nicht. [allgemeines<br />

Gelächter] Nein, im Ernst, wir haben nie mit ihr gearbeitet,<br />

wir hatten wirklich nie mit ihr zu tun.<br />

J: Es steckt immerhin ein kleines Fünkchen Wahrheit<br />

in <strong>de</strong>r Geschichte. Derjenige, <strong>de</strong>r zurzeit Songs für sie<br />

schreibt, war mal lose mit uns in Kontakt und hat was in<br />

die Richtung losgelassen, von wegen, wir könnten doch<br />

ein Stück für Kylie produzieren, das wäre eine gute I<strong>de</strong>e.<br />

Aber wir hatten bisher einfach keine Zeit dafür und haben<br />

auch nie wie<strong>de</strong>r was davon gehört. Es hat sich dann<br />

halt im San<strong>de</strong> verlaufen.<br />

Euer neues Album ist noch ein bisschen eklektischer als<br />

die bei<strong>de</strong>n Vorgänger. Was habt ihr hauptsächlich gehört<br />

während <strong>de</strong>r Arbeiten zu »Ma<strong>de</strong> In The Dark«?<br />

A: Ich habe sehr viel Terry Riley gehört. Aber auch Songwriter<br />

wie Willie Nelson, Paul Simon. Stevie Won<strong>de</strong>r. Richtige<br />

Clubmusik diesmal eigentlich eher weniger.<br />

J: Es gab in letzter Zeit viele Re-Edits alter Disco stücke<br />

Joe Gibbard<br />

von Leuten wie Todd Terje, diese ganze Cosmic-Disco-<br />

Schiene gefällt mir sehr, auch ein bisschen Dubstep, das<br />

neue Burial-Album habe ich in <strong>de</strong>n letzten Wochen rauf<br />

und runter gehört. Und auch Technokram von Leuten wie<br />

Gui Boratto o<strong>de</strong>r Gabriel Ananda.<br />

A: Oberflächlich gesehen ist da natürlich erst mal eine<br />

enorme stilistische Lücke zwischen <strong>de</strong>m, was Joe gera<strong>de</strong><br />

aufgezählt hat, und <strong>de</strong>m, was ich höre ...<br />

Ein stilistisches Wrestling ... [Angeblich haben Alexis und<br />

Joe sich auf <strong>de</strong>m Schulhof erst mal geprügelt bzw. miteinan<strong>de</strong>r<br />

»gewrestlet«, bevor sie Freun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n]<br />

A: [lacht] Genau. Aber jemand wie Terry Riley hat im Prinzip<br />

ja auch elektronische Musik gemacht in <strong>de</strong>n Sechzigern,<br />

er war sehr interessiert an Rhythmus und Minimalismus,<br />

ich fin<strong>de</strong> es interessant, so was mit Housemusik<br />

zu vergleichen, weil es da von <strong>de</strong>r Struktur her einfach<br />

ziemlich viele Ähnlichkeiten gibt, auch wenn kein House-<br />

DJ dieser Welt Terry Riley auflegen wür<strong>de</strong>.<br />

Griechisch-römisch, super-sonisch<br />

Natürlich wür<strong>de</strong> es nieman<strong>de</strong>n verwun<strong>de</strong>rn, wenn Alexis<br />

tatsächlich auf einer Houseparty Platten von Terry Riley<br />

spielte und damit die Hedo-Crowd verstörte. Ähnlich, wie<br />

Joe damals in <strong>de</strong>r Berliner Panorama Bar die Minimal-Techno-Fraktion<br />

aufgewühlt hat, als er um sieben Uhr morgens<br />

im Rausch R’n’B auflegte und sich wun<strong>de</strong>rte, wieso die bis<br />

dahin so friedlich Tanzen<strong>de</strong>n plötzlich laut buhten.<br />

Doch auch wenn sie stilistische Barrieren beim Auflegen<br />

wie beim Produzieren stets überhüpfen, sind Hot Chip<br />

natürlich nicht die radikalste Band, wie mancherorts geschrieben<br />

wird. Ihre Stücke sind keine bloßen Samplingorgien<br />

und Song<strong>de</strong>konstruktionen, son<strong>de</strong>rn Electropopsongs,<br />

die mit Versatzstücken aus <strong>de</strong>r Pophistorie spielen.<br />

Bestenfalls wird nachgespielt statt gesampelt, wie bei<br />

<strong>de</strong>m Song »The Wrestlers«, <strong>de</strong>r wie bereits angesprochen<br />

auf <strong>de</strong>r Hookline <strong>de</strong>s R.-Kelly-Stücks »I’m A Flirt« basiert.


Musik<br />

035<br />

Im En<strong>de</strong>ffekt geht es aber immer um <strong>de</strong>n eigenständigen<br />

Song. An<strong>de</strong>rs als viele <strong>de</strong>rzeitige Indie-Tanzbands wissen<br />

Hot Chip auch, dass ein guter Popsong, <strong>de</strong>r im Club funktionieren<br />

soll, mehr braucht als ein cooles Gang-Of-Four-<br />

Schlagzeug. Alle Bandmitglie<strong>de</strong>r legen nebenbei regelmäßig<br />

in Clubs auf, Felix Martin und Al Doyle haben sich<br />

dabei auf minimaleren Techno spezialisiert, die Sets von<br />

Joe und Alexis bieten immer einen, nun ja, interessanten<br />

Stilmix. Neuerdings veranstalten sie in verschie<strong>de</strong>nen,<br />

stets wechseln<strong>de</strong>n kleineren Locations eine Partyreihe<br />

namens »Greco Roman Sonic International Wrestling«.<br />

Dort wer<strong>de</strong>n neue Hot-Chip-Stücke ausprobiert, befreun<strong>de</strong>te<br />

DJs wie Busy P, Jesse Rose o<strong>de</strong>r Noze legen mit auf,<br />

und es gibt eine auf die Party abgestimmte 12-Inch-Reihe,<br />

die man sich auf <strong>de</strong>r zugehörigen MySpace-Seite anhören<br />

kann. Anspieltipp ist das ziemlich durchgeknallte »Oi<br />

Berlin« von Jesse Rose, das klingt wie Green Velvet nach<br />

einer sehr großen Line Speed. Die fünf Londoner sind also<br />

gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r schwer beschäftigt: produzieren, remixen,<br />

auflegen, auf Tour gehen. Und nebenbei haben sie mit<br />

»Ma<strong>de</strong> In The Dark« noch gewissermaßen die Blaupause<br />

für elektronische Popmusik 2008 geschaffen.<br />

Auf Tour vom 08.-11.03. Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

Hot Chip<br />

Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />

CD // Emi<br />

Felix Martin<br />

Hot Chip & Scritti Politti<br />

HOT POLITTI<br />

Wie kam es zu diesem Zusammentreffen <strong>de</strong>r Giganten?<br />

Alexis ist ein Scritti-Fan. Wir haben uns in einem lokalen<br />

Pub getroffen, ich hatte gera<strong>de</strong> eine Biz-Markie-Puppe aus<br />

Japan geschickt bekommen und habe sie rumgezeigt. Hm,<br />

rückblickend muss ich sagen, dass ich ihn nie gefragt habe,<br />

warum er in meinem Pub abhing, er lebt ja Meilen entfernt,<br />

aber es hat sofort gefunkt zwischen uns. Wir haben<br />

ähnliche Vorlieben, generell – und ich mochte »Over And<br />

Over« sehr, als ich es zum ersten Mal im Radio hörte.<br />

Wenn du in <strong>de</strong>r Vergangenheit mit an<strong>de</strong>ren Musikern kooperiert<br />

hast, dann, um dich vom Kernsound von Scritti<br />

Politti zu entfernen. Ist das auch diesmal <strong>de</strong>r Fall? Eigentlich<br />

nein. Obwohl Alexis natürlich eine neue Arbeitsform<br />

mit einbringt, auch eine, die sich für uns bei<strong>de</strong> neu anfühlt.<br />

Ach, es ist eh so schwer zu sagen, wer was einbringt ...<br />

Ich habe ja bislang nur zwei Stücke hören können. Wie<br />

wür<strong>de</strong>st du das Album, an <strong>de</strong>m ihr arbeitet, generell beschreiben?<br />

Nun, es ist genau genommen noch keines. Es<br />

sind nur Puzzlestücke, unfertige Brocken. Das Signifikante<br />

bislang sind eher akustische Parts, die sehr einfach gehalten<br />

sind. Mein bisheriges Lieblingsstück klingt, als wür<strong>de</strong>n<br />

Jo<strong>de</strong>ci <strong>de</strong>n Solo Lennon treffen. Na ja, in <strong>de</strong>r Art eben. Das<br />

Problem ist <strong>de</strong>rzeit, genug Zeit zu fin<strong>de</strong>n, um alles zu been<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kommt, dass wir, obwohl wir uns so ähnlich<br />

sind, sehr viel diskutieren, wie es klingen soll.<br />

Es ist zu hören, dass auch ein neues Scritti-Politti-Album<br />

kurz vor <strong>de</strong>r Vollendung steht. Ja. Eigentlich sollte<br />

es ein straightes Discoalbum wer<strong>de</strong>n, aber irgendwo im<br />

Prozess hat mich Disco dann zu langweilen begonnen, sodass<br />

es <strong>de</strong>rzeit sehr heterogen rumliegt. Was ja kein so<br />

schlechter Zustand ist. Ich muss mich jetzt zusammenreißen<br />

und das Zeug zu einem En<strong>de</strong> bringen. Vielleicht mach<br />

ich auch so was wie gestern beim Konzert. [Da rappte er zu<br />

<strong>de</strong>n Sounds eines Casio-Rapman, während das Publikum<br />

das traditionelle britische »Pass The Parcel« spielte, bei<br />

<strong>de</strong>m Bücher und Ähnliches verschenkt wur<strong>de</strong>n.]<br />

Was magst du an Hot Chip? Ich mag die Intelligenz, die ihren<br />

Songs anhaftet, und das Verspielte, die Liebe für Popmusik,<br />

die man spüren kann, die Sensibilität für Melodien,<br />

<strong>de</strong>n guten Geschmack, das breit gestreute Interesse <strong>de</strong>r<br />

Jungs, dass sie für so viele Einflüsse offen sind.<br />

Interview: Alex Mayor / Übersetzung: Thomas Venker


036 Musik<br />

Eurosonic 2008<br />

CHECK<br />

T DAS,<br />

NEUE BANDS<br />

Was Amerika sein CMJ o<strong>de</strong>r South By Southwest ist, trägt in Europa <strong>de</strong>n Namen Eurosonic:<br />

250 zumeist neue Bands stellen sich alljährlich im Januar einem kritischen Publikum<br />

aus A&Rs, Bookern, Journalisten und Fans. Dafür wird im ziemlich beschaulichen<br />

Groningen je<strong>de</strong>r noch so kleine Platz zur Bühne umfunktioniert: Theater, kleine Kneipen<br />

o<strong>de</strong>r die örtliche Musikschule. Mittlerweile ist ein gelungener Gig beim Eurosonic die<br />

beste Visitenkarte für Bands, um sich auf <strong>de</strong>n lukrativen Slots <strong>de</strong>r großen Sommerfestivals<br />

zu platzieren. Auch dieses Jahr stellten sich unzählige Bands <strong>de</strong>r Kritik – Christian<br />

Steinbrink und Daniel Koch lichten für <strong>Intro</strong> das Feld. Online gibt es exklusiv zusätzliche<br />

Interviews mit The Whip und Kissy Sell Out.


Musik<br />

037<br />

CLARA LUZIA<br />

Gesehen: Grand Theatre Up, 11.01.<br />

Im Netz: www.myspace.com/claraluzia<br />

Das Wichtigste: Clara Luzia ist <strong>de</strong>r Vorname von Clara Luzia<br />

Maria Humpel, es ist aber auch <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>r Band, <strong>de</strong>r<br />

sie vorsteht. Die Wiener operieren mit <strong>de</strong>m eigenen Label<br />

Asinella Records, haben ihr zweites Album En<strong>de</strong> letzten<br />

Jahres über die Kölner Plattenfirma Unterm Durchschnitt,<br />

aber auch in Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz veröffentlicht.<br />

Tolle Folksongs, wun<strong>de</strong>rvoll arrangiert und getextet, betörend<br />

schön besungen.<br />

Liebstes Album 2007: Captain Planet »Wasser kommt<br />

Wasser geht« (Unterm Durchschnitt)<br />

Band / KünstlerIn für 2008: Gisbert zu Knyphausen<br />

Akt. Album: »The Long Memory« (Asinella)<br />

Ihr habt jetzt hier gespielt und wohl nicht wahnsinnig viel<br />

Zeit gehabt, euch an<strong>de</strong>re Bands anzuschauen. Wen hättest<br />

du gern gesehen? Clara Luzia Maria Humpel: Get Well<br />

Soon. Überall liest man von diesem Wun<strong>de</strong>rkind. Ich hätte<br />

ihn mir gern angeschaut, um zu wissen, ob das wirklich ein<br />

Wun<strong>de</strong>rkind ist. Außer<strong>de</strong>m Killed By 9V Batteries.<br />

Letztes Jahr habt ihr eure erste Deutschland-Tour gespielt.<br />

Wie war’s? Super. Wir haben nicht die geringste<br />

Ahnung, woher all die Besucher uns eigentlich kannten.<br />

Nur die Gagen sind in Deutschland <strong>de</strong>utlich schlechter<br />

als in Österreich.<br />

Man kann <strong>de</strong>n Eindruck bekommen, dass Clara Luzia<br />

stark nach DIY-Prinzipien agieren. Wie wichtig ist diese<br />

Ethik wirklich für euch? Na ja, <strong>de</strong>r Eindruck entsteht<br />

wohl, weil ich ein ziemlicher Kontroll-Freak bin. Generell<br />

mag ich es, eigene Netzwerke zu haben, nicht immer so<br />

abhängig von an<strong>de</strong>ren zu sein. Bei großen Plattenfirmen<br />

geht es nun mal darum, möglichst viele Einheiten zu verkaufen,<br />

und das ist nicht meine oberste Priorität. Deswegen<br />

war es sehr schnell klar, dass wir unser eigenes<br />

Label machen.<br />

Ihr wur<strong>de</strong>t vom österreichischen Musikfonds geför<strong>de</strong>rt.<br />

Wie sieht diese För<strong>de</strong>rung aus, und wie ist sie zu bewerten?<br />

Natürlich ist das eine Hilfe, man kann aber schon über<br />

die Abwicklung streiten. Sie wollen gut produzierte Platten<br />

in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n stehen haben, för<strong>de</strong>rn das auch, es gibt<br />

aber keine Mittel für Promotion, was sehr wichtig wäre.<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es absur<strong>de</strong>rweise keine Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Radios. So kommt es, dass viele tolle Platten<br />

in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n stehen, aber niemand davon weiß.<br />

Das Interview führte<br />

Christian Steinbrink<br />

Foto: Michael Nemeskal<br />

I DA MARIA<br />

Gesehen: Huis <strong>de</strong> Beurs, 10.01.<br />

Im Netz: www.myspace.com/idamaria<br />

Das Wichtigste: Die gebürtige Norwegerin lebt mit ihrem<br />

Freund in einem Haus in <strong>de</strong>r Nähe von Stockholm und betreibt<br />

von dort das Label Nesna Records – benannt nach<br />

<strong>de</strong>m Dorf, in <strong>de</strong>m sie aufgewachsen ist. Trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />

weil sie in Bergen und Uppsala Musik studiert hat, ist<br />

ihr Sound alles an<strong>de</strong>re als verkopft: hittiger Punkpop mit<br />

freizügigen Texten und einer Stimme, die klingt, als hätte<br />

sie erst gestern Björk unter <strong>de</strong>n Tisch gesoffen.<br />

Liebste Band 2007: Wilco<br />

Band / KünstlerIn für 2008: Hanne Hukkelberg<br />

Akt. Album: »I Like You So Much Better When You’re<br />

Naked« (erscheint Mitte 2008 via Red Ink / SonyBMG)<br />

Wir sind fast ein wenig spät für <strong>de</strong>n Newcomer-Check.<br />

Scheint ja momentan viel zu passieren in <strong>de</strong>iner Karriere,<br />

du hast einen Major-Deal, Radio One spielt <strong>de</strong>ine<br />

Singles. Wie fühlt man sich dabei?<br />

Ida Maria: Ich <strong>de</strong>nke, es läuft gera<strong>de</strong> gut – in Schwe<strong>de</strong>n<br />

und Norwegen sowieso, in England auch. Für mich geht’s<br />

aber weiter darum, sich <strong>de</strong>n Spaß zu bewahren. Ich war bis<br />

gestern im Weihnachtsurlaub, und jetzt sitze ich hier und<br />

<strong>de</strong>nke: »Das ist mein Job? Wow!« Das alles hier ist gera<strong>de</strong><br />

viel entspannter als <strong>de</strong>r Urlaub. Da wur<strong>de</strong> ich je<strong>de</strong>n Tag<br />

mit Braten gemästet – DAS war harte Arbeit.<br />

Das Eurosonic ist ja nett, aber auch seltsam, weil man<br />

vor all diesen Business-Nasen spielen muss, o<strong>de</strong>r?<br />

Ich liebe es, vor Business-Leuten zu spielen! Das beste<br />

Publikum, das es gibt! Du weißt ganz genau, was du<br />

kriegst: Typen mit verschränkten Armen und diesem Blick,<br />

<strong>de</strong>r sagt: »Ich kenne das next big thing – und DU bist’s<br />

nicht!« Aber tief im Inneren wollen sie, dass ihnen einmal<br />

<strong>de</strong>r Stock aus <strong>de</strong>m Arsch fällt und sie so richtig abgehen<br />

können. Das ist die große Herausfor<strong>de</strong>rung für mich: Sie<br />

genau an diesen Punkt zu bringen.<br />

Deine Band steht ja in dieser Besetzung schon länger.<br />

Wird Ida Maria langsam zum Bandprojekt?<br />

Wir arbeiten gemeinsam am Sound, aber die Songs sind<br />

schon meine. Ich glaube, ich bin da eine sehr toughe Diktatorin.<br />

Bin ich doch, o<strong>de</strong>r?<br />

Band: Yes, Ma’am!<br />

Jetzt dürft ihr sicher ein Bier mehr trinken.<br />

Genau. Das habt ihr euch verdient. Und die »Spanking<br />

Session« nach <strong>de</strong>r Show lass ich gnädigerweise auch<br />

mal ausfallen.<br />

Das Interview führte Daniel Koch


038 Musik<br />

SOKO<br />

JAKOBINARINA<br />

Gesehen: Vera, 10.01.<br />

Im Netz: www.myspace.com/jakobinarina<br />

Das Wichtigste: Sechs smarte isländische Jungspun<strong>de</strong>,<br />

gera<strong>de</strong> mal volljährig, die sich zwar auch am zackigen New<br />

Wave vergreifen, aber durch geistreiche bis zynische Text<br />

glänzen. In »This Is An Advertisement« singen sie z. B.: »We<br />

would even change our name to The Coca-Cola Band – just<br />

to get our pockets filled!« Genau so macht man’s heute.<br />

Starthilfe gab Sigur-Rós-Sänger Jónsi, <strong>de</strong>r jahrelang ungefragt<br />

ihren Bandnamen droppte – die alte Plau<strong>de</strong>rtasche.<br />

En<strong>de</strong> letzten Jahres tourte das Sextett mit <strong>de</strong>n Kaiser<br />

Chiefs durch Europa.<br />

Liebste Band 2007: Man hat Can, Bowie und Blue-Note-<br />

Jazz für sich ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Band / KünstlerIn für 2008: Mugison<br />

Akt. Album: »The First Crusa<strong>de</strong>« (12 Tónar / Cargo)<br />

Wie lief <strong>de</strong>nn für euch die Kaiser-Chiefs-Tour?<br />

G: Eine tolle Erfahrung. Wir haben sehr gutes Feedback bekommen,<br />

von <strong>de</strong>n Kaiser Chiefs und auch vom Publikum.<br />

Und ich konnte <strong>de</strong>n Jungs endlich mal Deutschland zeigen.<br />

Ich habe ja acht Jahre in Lübeck gewohnt, weil mein<br />

Vater da gearbeitet hat.<br />

Ihr seid noch recht jung. Auf <strong>de</strong>r Bühne hat man euch<br />

gestern angesehen, dass ihr Spaß hattet. Hält sich <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>nn auch im Alltagsgeschäft, o<strong>de</strong>r merkt ihr schon<br />

manchmal: Bandsein ist scheiß-harte Arbeit?<br />

H: Schon. Einige Tage sind wirklich schlimm. Man ist übermü<strong>de</strong>t.<br />

Verkatert. Geschlaucht. Live-Spielen ist super. Promo<br />

geht noch. Aber die langen Reisen können einen killen,<br />

wenn man nicht aufpasst. Das lernt man sehr schnell.<br />

G: Außer<strong>de</strong>m weiß man, dass man immer alles geben muss<br />

– auch wenn es einem mal persönlich nicht so gut geht,<br />

darf man ja die Band nicht hängen lassen. Diese Loyalität<br />

ist bei uns sehr ausgeprägt: Vielleicht, weil wir schon<br />

zusammen spielen, seit wir vierzehn sind.<br />

Was sind eure Pläne für die kommen<strong>de</strong>n Monate?<br />

G: Da kommt viel Arbeit auf uns zu. Konzerte und Releases<br />

in Europa, in Amerika, Japan, Australien.<br />

Sorry, ich kann’s mir nicht länger verkneifen, aber wir<br />

müssen jetzt mal über Haarschnitte sprechen. Bei euch<br />

hat je<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren: Stachel, Tolle, <strong>de</strong>n klassischen<br />

»Prinz Eisenherz«. Ist das Konzept?<br />

G (Tolle): Das glaubt nicht wirklich einer, o<strong>de</strong>r?<br />

H (Eisenherz): Nein. Das überlegt sich schon je<strong>de</strong>r für<br />

sich.<br />

Das Interview führte Daniel Koch<br />

Gesehen: De Spieghel, 11.01.<br />

Im Netz: www.myspace.com/mysoko<br />

Das Wichtigste: In Berlin gab es im Radio kein Entkommen<br />

vor Sokos »I’ll Kill Her«. Niedlich klingen<strong>de</strong>r Pop mit Ukulele<br />

und gesungenen Mordfantasien. Weitere Themengebiete:<br />

feuchte Träume und das Gefühl, schwanger zu sein, wenn<br />

man doch bloß einen lauten Furz quersitzen hat. Liebeslie<strong>de</strong>r<br />

kann sie aber auch. Die Französin heißt eigentlich<br />

Stéphanie Sokolinski, ist in ihrer Heimat eine erfolgreiche<br />

Jungschauspielerin und dreht just in diesem Moment mit<br />

Gérard Depardieu einen Kinofilm.<br />

Liebste Band 2007: I’m From Barcelona<br />

Band / KünstlerIn für 2008: Gentlemen Driver aus Paris<br />

<strong>Als</strong> du in Berlin warst, stand ein großer Popstar (Herbert<br />

Grönemeyer) im Publikum, Jared Leto war anwesend,<br />

und man konnte dich als Veranstaltungstipp in <strong>de</strong>r Vanity<br />

Fair lesen. Wun<strong>de</strong>rst du dich nicht manchmal selbst<br />

darüber? Stéphanie: Ja, ständig. Ich frag mich manchmal,<br />

womit ich das eigentlich verdient habe. Warum mögen die<br />

mich alle? Auch diese Stars. Ich weiß es nicht. Und dann<br />

passieren so Dinge, dass Stella McCartney bei meinem<br />

Manager anruft, weil ich mit meiner Ukulele auf ihrem Geburtstag<br />

auftreten soll. Das ist doch Irrsinn.<br />

Heute Abend wer<strong>de</strong>n viele wichtige Business-Leute im<br />

Publikum sein. Denkst du über so was nach? Ich hatte<br />

einen meiner schönsten Auftritte vor vier sitzen<strong>de</strong>n Emi-<br />

Leuten. Am En<strong>de</strong> habe ich sie dazu gebracht, mit mir zu<br />

singen und zu tanzen. Sie waren wie Kin<strong>de</strong>r. Seit<strong>de</strong>m mache<br />

ich mir keine Sorgen mehr darüber.<br />

Man kann bisher nur <strong>de</strong>ine »Not So Kute«-EP bei iTunes<br />

bekommen ... Ja, lei<strong>de</strong>r. Ich muss <strong>de</strong>nen mal sagen, dass<br />

sie die nicht mehr verkaufen sollen.<br />

Warum das <strong>de</strong>nn? Sie klingt scheiße.<br />

Stimmt. So glatt. Darauf wollte ich hinaus. Deine einfach<br />

mal so geklampften Demos klingen viel besser und<br />

passen eher zu <strong>de</strong>n manchmal recht krassen Texten.<br />

Das Problem war: Ich kann ja erst seit ein paar Monaten<br />

meine Songs selbst spielen. Ich habe mich damals<br />

zu sehr auf Leute verlassen, die meinen, sie wüssten, wie<br />

ich klingen soll.<br />

Im Song »Love You More« singst du: »I’ll never love you<br />

more than the drummer of the Flaming Lips.« Ist Wayne<br />

nicht viel toller? Wayne ist klasse. Aber <strong>de</strong>r hat ja immer<br />

seine Frau im Schlepptau. Und Steve – ach, ich war<br />

mal richtig verschossen in ihn ...<br />

Das Interview führte Daniel Koch


LITTLE DRAGON<br />

Gesehen: Het Parlement, 11.01.<br />

Im Netz: www.myspace.com/yourlittledragon<br />

Das Wichtigste: Bisher sind Little Dragon vor allem durch<br />

ihre Engagements bei José González und Koop in Erscheinung<br />

getreten. Ihr eigenes, 2007 auf Peacefrog veröffentlichtes<br />

Debütalbum erhielt zwar <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Schallplattenkritik, ansonsten aber ungerecht wenig Aufmerksamkeit.<br />

Im Frühjahr wird die schwedische Band nun<br />

erstmals in Deutschland auf Tour gehen und bald auch ihr<br />

zweites Album veröffentlichen, das wie<strong>de</strong>r zwischen Folk,<br />

Jazz und Elektronik à la Dani Siciliano changiert.<br />

Liebste Band 2007: Death Vessel<br />

Band / KünstlerIn für 2008: Watch out for the Dragon!<br />

Akt. Album: »Little Dragon« (Peacefrog)<br />

Ihr seid direkt aus Neuseeland eingeflogen. Habt ihr<br />

schon einen Eindruck vom Eurosonic gewonnen? Little<br />

Dragon: Ein wenig. Vorhin fuhren wir mit mehreren Bands<br />

in einem Bus in die Stadt. Der Busfahrer hielt auf einem<br />

Platz und meinte: »Hier wer<strong>de</strong>t ihr spielen!« Alle Bands<br />

waren verwirrt und mussten sich von <strong>de</strong>m Fahrer erst die<br />

Richtung zu <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> zeigen lassen, in <strong>de</strong>m ihr Venue<br />

sein sollte.<br />

Ihr habt <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Schallplattenkritik gewonnen,<br />

obwohl ihr in Deutschland nicht beson<strong>de</strong>rs bekannt<br />

seid. Wie kam es dazu, und was be<strong>de</strong>utet das für<br />

euch? Das ist eine ziemlich abstrakte Sache. Eigentlich<br />

haben wir bloß eine E-Mail von unserem Management bekommen,<br />

in <strong>de</strong>r sie uns schrieben, dass wir <strong>de</strong>n Preis gewonnen<br />

haben. Wie kannten <strong>de</strong>n Preis nicht und wissen<br />

bis jetzt nicht so genau, was wir gewonnen haben.<br />

Es ist ein Preis, <strong>de</strong>n zumeist klassische Aufnahmen gewinnen.<br />

Das ist cool! Endlich wissen wir es. Wir haben uns<br />

das schon die ganze Zeit gefragt. Es ist immer schön, etwas<br />

zu gewinnen, wir haben <strong>de</strong>n Preis nur nie gesehen.<br />

Habt ihr <strong>de</strong>nn nicht irgendwas bekommen: eine Urkun<strong>de</strong>,<br />

einen Scheck o<strong>de</strong>r so? Nur diese E-Mail.<br />

Wie seid ihr <strong>de</strong>nn zu Peacefrog gekommen? Über José<br />

González? Nein, wir hatten eine Single beim britischen Label<br />

Off The Wall veröffentlicht, die bekam Pete Hutchison,<br />

<strong>de</strong>r Peacefrog-Chef, in die Hand und mochte sie wohl.<br />

Euer zweites Album ist ja schon fast fertig. Was kann<br />

man erwarten? Es wird wohl etwas eingängiger klingen.<br />

Die vielen unterschiedlichen Stimmungen auf unserem<br />

Debüt fühlen sich für uns mittlerweile fast ein wenig schizophren<br />

an.<br />

Das Interview führte Christian Steinbrink<br />

Das Melt! ist das<br />

beliebteste Festival<br />

Deutschlands 2007.*<br />

Dankeschön!<br />

*laut Ergebnissen <strong>de</strong>r Leserpolls von <strong>Intro</strong>, Groove und De:Bug<br />

98.–20. JULI 2008 FERROPOLIS<br />

Das Festival-Ticket für die schönste Zeit <strong>de</strong>r Welt, Ba<strong>de</strong>n,<br />

Camping und Parken gibt’s für nur EUR 65,- (VVK + Gebühren)<br />

WWW.MELTFESTIVAL.DE<br />

EIN FEST VON<br />

UNTERSTÜTZT VON


040 Musik »Wo warst du, als das Sparwasser-Tor fiel?« Das ist<br />

lange vorbei. Die Frage <strong>de</strong>s Jahres 2007 lautete:<br />

»How much did you pay for the Radiohead album?«<br />

Endlich passierte mal wie<strong>de</strong>r etwas im Geschäft<br />

<strong>de</strong>r Popmusik, das <strong>de</strong>n großen Umsturz zumin<strong>de</strong>st<br />

erhoffen ließ. Christian Steinbrink fragte bei<br />

Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood über die<br />

Beweggrün<strong>de</strong> für die neue Form <strong>de</strong>s Releases ihres<br />

Albums »In Rainbows« nach.<br />

Radiohead


Musik<br />

041<br />

D<br />

er große Showdown, das Release, liegt jetzt<br />

etwa zwei Monate zurück [das Interview<br />

fand Anfang Dezember statt]. Wie sieht<br />

euer Resümee aus? Seid ihr zufrie<strong>de</strong>n? Ja,<br />

<strong>de</strong>finitiv ja. Es ging uns in erster Linie darum, das Album<br />

so schnell wie möglich nach Beendigung <strong>de</strong>r Produktion<br />

herauszubringen, und es war sehr schön, dass sich das<br />

ermöglichen ließ. Im Vorfeld <strong>de</strong>r Veröffentlichung waren<br />

wir sehr aufgeregt, fast wie vor einem Gig. Der Morgen <strong>de</strong>s<br />

10. Oktobers war dann fast wie eine Performance, wie ein<br />

Happening. So viele Leute lu<strong>de</strong>n das Album fast zeitgleich<br />

herunter, konnten es sofort hören, und wir hatten dafür nur<br />

eine CD in einen Server in London einlegen müssen. Das<br />

war für uns ein tolles und interessantes Gefühl.<br />

Wann entstand <strong>de</strong>nn die I<strong>de</strong>e, die Platte auf diese Art<br />

und Weise, zunächst ausschließlich per Net-Release,<br />

zu veröffentlichen? Unser Manager sprach schon seit<br />

Jahren davon. Zunächst nur sehr vage. Aber diese I<strong>de</strong>e<br />

sprach uns eigentlich gleich an, und wir fingen im April<br />

dieses Jahres an, das Release zu planen. Er ist die meiste<br />

Zeit gelangweilt und stoned und verbringt seine Zeit<br />

damit, sich neue Wege auszu<strong>de</strong>nken, um sein Business<br />

spannend zu halten.<br />

Ist <strong>de</strong>nn die Veröffentlichung <strong>de</strong>r physischen Version<br />

immer noch aufregend für dich, o<strong>de</strong>r drehte sich alles<br />

um <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Erstveröffentlichung? Das gehört ja zusammen.<br />

Niemand kann sagen, was nach <strong>de</strong>m Net-Release<br />

mit <strong>de</strong>m CD-Release passieren wird. Erst heute erfuhren<br />

wir, dass manche Ketten in England die Platte nicht<br />

vorbestellt haben, weil sie nicht glauben, sie noch loszuwer<strong>de</strong>n.<br />

Wir können aufgrund <strong>de</strong>s Net-Releases nicht vorhersehen,<br />

wie sich das CD-Release entwickelt. Wir sind<br />

gespannt darauf, das zu erfahren.<br />

Was für Erwartungen hinsichtlich <strong>de</strong>r Reaktionen auf die<br />

Bekanntgabe <strong>de</strong>s Net-Releases hattet ihr <strong>de</strong>nn? Noch<br />

eine Woche vor Veröffentlichung dachten wir, dass die<br />

Nachricht große Aufmerksamkeit erregen müsste. Aber<br />

ein paar Tage später fingen wir an, uns Sorgen zu machen.<br />

Wir fingen an zu zweifeln, ob das überhaupt jeman<strong>de</strong>n interessieren<br />

wird. Wir gingen zwar weiter davon aus, dass<br />

sich die Nachricht im Web verbreiten wird, dachten aber,<br />

dass zehn Tage einfach zu kurz seien. Wir waren ziemlich<br />

verunsichert.<br />

Es war vor allem Neugier<strong>de</strong>, die das Release angetrieben<br />

hat. Der Wunsch, mal wie<strong>de</strong>r etwas Neues zu erleben,<br />

nicht zu wissen, was passieren wird. Normalerweise<br />

gibt es ja irgen<strong>de</strong>inen Plan irgen<strong>de</strong>iner Plattenfirma, <strong>de</strong>n<br />

du befolgen musst. Du musst zu einer bestimmten Zeit<br />

an einem bestimmten Ort sein, du musst ein Vi<strong>de</strong>o machen,<br />

du musst dies und das tun. So fühlte es sich an, als<br />

Jonny Greenwood<br />

als Solokünstler<br />

Nach<strong>de</strong>m Greenwood 2003 einen ersten<br />

Soundtrack produzierte, wur<strong>de</strong> er 2004<br />

von <strong>de</strong>r BBC als Hauskomponist engagiert.<br />

Er bekam die Möglichkeit, drei<br />

Symphonien aufzuführen, von <strong>de</strong>nen eine,<br />

»Popcorn Superhet Receiver«, 2006<br />

mit <strong>de</strong>m Publikumspreis <strong>de</strong>r BBC British<br />

Composer Awards ausgezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />

Zuletzt veröffentlichte Greenwood<br />

eine Reggae-Compilation bei Trojan Records<br />

mit <strong>de</strong>m Titel »Jonny Greenwood<br />

Is The Controller«.<br />

Reaktionen auf<br />

Radioheads Release<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r Reaktionen auf die<br />

Veröffentlichung fiel lobend o<strong>de</strong>r<br />

bewun<strong>de</strong>rnd aus, es gab aber auch<br />

negative Stimmen: Lily Allen nannte<br />

es »arrogant, die Musik praktisch kostenlos<br />

abzugeben«. Mike Skinner a.k.a.<br />

The Streets hatte nur Spott für die I<strong>de</strong>e<br />

übrig und rückte sie in die Ecke von<br />

68er-Klischees, und Maynard James<br />

Keenan von Tool ließ durchblicken,<br />

dass er die Band für zu weich halte,<br />

um harte Business-Entscheidungen zu<br />

treffen. Außer<strong>de</strong>m warf er Radiohead<br />

vor, nur auf kurzfristigen Publicity-<br />

Effekt zu setzen.<br />

ob wir fünf und die vier Leute, die mit uns arbeiten, gegen<br />

<strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Welt antreten.<br />

Am ersten o<strong>de</strong>r zweiten Tag nach <strong>de</strong>m Release brach einer<br />

unserer Server zusammen. Deshalb musste jemand so<br />

schnell wie möglich nach Reading fahren, mit einem neuen<br />

Server auf <strong>de</strong>m Rücksitz, und ihn anschließen. Es gab keine<br />

riesige Plattenfirma mit Leuten, die für dich arbeiten und<br />

von <strong>de</strong>nen du noch nie gehört hast. Es war alles so unmittelbar,<br />

und wir wur<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r überrascht.<br />

Was glaubst du: Wer<strong>de</strong>t ihr Geld gewinnen o<strong>de</strong>r verlieren<br />

im Vergleich zu einem herkömmlichen Release? Ich<br />

weiß es nicht, wir wer<strong>de</strong>n das herausfin<strong>de</strong>n. Wir sind auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Es ist ja klar, dass eure Strategie nur für bekannte Bands<br />

funktionieren kann. Kannst du dir vorstellen, wie du han<strong>de</strong>ln<br />

wür<strong>de</strong>st, wenn Radiohead heute eine neue Band<br />

wären? Wie wür<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>ine Platte veröffentlichen und<br />

promoten? Ich glaube, dass viele Bands mittlerweile My-<br />

Space nutzen, ist doch so, o<strong>de</strong>r? Das ist ja auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

etwas, was man machen kann, wir wür<strong>de</strong>n es wahrscheinlich<br />

nicht an<strong>de</strong>rs machen. Es ist immer noch wichtig, viel<br />

live zu spielen, das haben wir ja auch gemacht. So gesehen<br />

ist es heute nicht an<strong>de</strong>rs als damals, man macht immer<br />

noch ähnliche Dinge, um sich eine Fanbase aufzubauen.<br />

Auch wir hatten kein Airplay und keine beson<strong>de</strong>re Unterstützung<br />

für die ersten zwei Alben, so mussten wir immer<br />

wie<strong>de</strong>r auf Tour gehen. Ja, wahrscheinlich hätte kaum eine<br />

an<strong>de</strong>re Band das Release so umsetzen können wie wir,<br />

das ist wohl die Wahrheit. Dadurch wur<strong>de</strong> aber niemand<br />

an<strong>de</strong>res in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen.<br />

Über eure Beziehung zu Plattenfirmen ist ja schon viel<br />

geschrieben wor<strong>de</strong>n. Was war euch wichtig, als ihr für<br />

»In Rainbows« auf Labelsuche wart? Was gab <strong>de</strong>n Ausschlag<br />

für XL, und was war das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Problem<br />

mit Emi? Es war in <strong>de</strong>r Tat so, dass wir das Net-Release<br />

gemacht haben, bevor wir überhaupt versucht haben, einen<br />

Plattenvertrag zu bekommen. Das überraschte viele<br />

Leute. Es war interessant zu sehen, wie die Plattenfirmen<br />

auf unser Vorgehen reagierten, ob sie verärgert o<strong>de</strong>r<br />

überrascht o<strong>de</strong>r davon angeregt waren. XL z. B. meinten,<br />

dass das Net-Release eine großartige I<strong>de</strong>e sei. Das ist wohl<br />

ziemlich mutig, wenn man vorhat, auch ein konventionelles<br />

Release zu machen. Aber bei ihnen war es ja oft so,<br />

dass ihre Releases Erfolg hatten, obwohl sie schon viele<br />

Wochen zuvor geleakt waren, z. B. die White Stripes.<br />

Es ist wohl ganz einfach: Wenn es eine gute Platte ist, ist<br />

sie es weiterhin wert, in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n angeboten zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei einer schlechten Platte macht es wohl keinen großen<br />

Sinn. Vielleicht läuft es einfach darauf hinaus, und es ist<br />

auch völlig okay so.<br />


042 Musik<br />

»Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich<br />

leicht: Wir schreiben ständig großartige Songs. Das<br />

klingt vielleicht eingebil<strong>de</strong>t, aber so ist es.«<br />

≥ Was sagte <strong>de</strong>nn die Emi? Ich weiß nicht, was sie genau<br />

sagten. Ich hatte nur das Gefühl, dass von uns erwartet<br />

wur<strong>de</strong>, dass wir einen neuen Vertrag über fünf Platten suchen<br />

und dafür so viel Geld wie möglich haben wollen wür<strong>de</strong>n.<br />

So, wie es je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Band machen wür<strong>de</strong>. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

unterzeichneten wir einen Vertrag über eine Platte<br />

für kein Geld bei einer Firma, von <strong>de</strong>r wir dachten, dass<br />

sie toll fin<strong>de</strong>t, was wir tun.<br />

Es gab von Künstlerseite viele kontroverse Reaktionen<br />

auf euer Release. Maynard James Keenan von Tool und<br />

Lily Allen kritisierten euch, Saul Williams z. B. überlegt,<br />

es euch gleichzutun. Hast du irgendwelche Äußerungen<br />

mitbekommen, die dich geärgert haben? [ist überrascht<br />

über die Aufzählung] Nein, nichts. Aber manche Musiker<br />

merken lei<strong>de</strong>r nicht, dass sich Dinge verän<strong>de</strong>rt haben, die<br />

sich nicht aufhalten o<strong>de</strong>r zurückdrehen lassen. 16-Jährige<br />

kaufen heute keine CDs mehr, das ist ein Fakt. Ich weiß<br />

von Schülern, die gar keinen CD-Player mehr besitzen. Es<br />

fühlt sich für Leute meines Alters sicher kurios an, dass<br />

<strong>de</strong>r CD-Player schon obsolet gewor<strong>de</strong>n ist. Aber das ist<br />

nun mal die Welt, in <strong>de</strong>r wir leben. Eine Beschwer<strong>de</strong> darüber<br />

ist genauso nutzlos wie das ewige Lamento darüber,<br />

dass Vinyl tot sei.<br />

Ein Freund erzählte mir eine passen<strong>de</strong> Geschichte: Er hörte<br />

Muse im Radio, mochte es und kaufte sich die CD. Er<br />

kam damit nach Hause zu seinen Kin<strong>de</strong>rn. Sie kannten<br />

und besaßen die Musik schon. Und das Verrückte ist: Sie<br />

lachten ihn nicht aus, weil er die CD gekauft hatte. Sie<br />

nahmen die CD, schauten sich das Booklet an und sagten:<br />

»Wow, die echte CD, lasst sie uns ausprobieren!« Sie<br />

gingen so mit ihr um, wie wir es mit einer staubigen alten<br />

Schellackplatte machen wür<strong>de</strong>n. Wenn sich Leute über<br />

unseren Weg beschweren, <strong>de</strong>nke ich an ihn und diese Story<br />

und an die Teenager, die die CD wie ein rares Objekt begreifen.<br />

Dann bin ich überrascht und <strong>de</strong>nke mir: »So ist das<br />

heute wohl.« Ich will mich nicht mehr beschweren, son<strong>de</strong>rn<br />

einfach weiter neue Musik produzieren.<br />

Es ist für Radiohead ja mittlerweile charakteristisch,<br />

dass ihr euch für je<strong>de</strong> Platte eines komplett neuen Setups<br />

bedient. Was waren <strong>de</strong>nn die Geräte, die für die neue<br />

Produktion wichtig waren? Ich habe oft ein Tool namens<br />

Max/MSP genutzt, das ist wirklich gut. Es ist so etwas wie<br />

eine Programmiersprache auf niedrigem Level. Der Ansatz<br />

ist, über Sounds in einer sehr klaren Art und Weise nach-<br />

Prince<br />

Eine Woche, bevor das 24. Album von<br />

Prince namens »Planet Earth« erschien,<br />

lag es <strong>de</strong>r Gesamtausgabe <strong>de</strong>r britischen<br />

Tageszeitung The Mail On Sunday bei.<br />

Begleitet wur<strong>de</strong> dieser völlig neue Schritt<br />

von großen medialen Kontroversen, u. a.<br />

auch <strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r Entwertung <strong>de</strong>r<br />

CD und unnötiger Müllproduktion, da ein<br />

Teil <strong>de</strong>r CDs folgerichtig direkt in <strong>de</strong>n Abfall<br />

wan<strong>de</strong>rte.<br />

Radiohead und verantwortliche<br />

Tourplanung<br />

Zuletzt haben Radiohead eine Firma<br />

namens Best Food Forward beauftragt,<br />

um herauszufin<strong>de</strong>n, welche Form einer<br />

Tournee durch die USA am besten ist,<br />

um <strong>de</strong>n Ausstoß von Kohlendioxid zu<br />

minimieren. Zur Auswahl stand zum<br />

einen die Möglichkeit, eine Tournee<br />

durch kleinere, innenstädtische<br />

Venues durchzuführen, zum an<strong>de</strong>ren<br />

eine Tournee durch größere Hallen an<br />

Stadträn<strong>de</strong>rn. Die Daten für die Analyse<br />

stammten aus zwei vergangenen<br />

US-Tourneen <strong>de</strong>r Band. Radiohead<br />

haben bereits angekündigt, erste Empfehlungen<br />

aus <strong>de</strong>r Studie umzusetzen.<br />

Den kompletten Bericht <strong>de</strong>r Firma<br />

kann man auf Radioheads Webpage<br />

<strong>herunterla<strong>de</strong>n</strong>.<br />

zu<strong>de</strong>nken, auch über Mathematik und die Mechanismen<br />

von Musik. Du baust auf von <strong>de</strong>r Grundlage von Klang,<br />

du nutzt keine I<strong>de</strong>en an<strong>de</strong>rer. Du brauchst keine vorgegebenen<br />

Vorstellungen davon zu berücksichtigen, was<br />

ein Hall ist o<strong>de</strong>r was ein Sequenzer sein sollte. Du konstruierst<br />

das alles selbst, physikalisch, auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

<strong>de</strong>r Mathematik, <strong>de</strong>n Ziffern. Das fand ich sehr interessant,<br />

und eine Menge Ergebnisse aus dieser Arbeit kamen<br />

auf die Platte.<br />

Wie umfangreich habt ihr <strong>de</strong>nn am Konzept <strong>de</strong>r Platte<br />

gearbeitet? Welches Konzept?<br />

Oh, ich las eine Aussage von Thom, die vage von einem<br />

solchen sprach. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind<br />

sehr schlecht, was so was angeht. Es zieht sich bei Radiohead<br />

durch die Jahre, dass wir je<strong>de</strong> Platte mit 100 Absichten<br />

und Plänen angehen, und nichts umsetzen.<br />

Empfin<strong>de</strong>st du das als Unvermögen? Na ja, es ist so: Wir<br />

sind mittlerweile in <strong>de</strong>r Lage, die Produktion eines Songs<br />

auf 100 verschie<strong>de</strong>ne Arten anzugehen. Wir können alle<br />

möglichen Sachen programmieren, wir können die absur<strong>de</strong>sten<br />

Sachen mit <strong>de</strong>n Drum-Pattern anstellen, wir<br />

können Streichersätze schreiben, aber wir haben es immer<br />

noch nicht gelernt, unsere Produktionen konzeptionell<br />

zu planen. Bei uns läuft immer noch das meiste auf<br />

Trial&Error hinaus. Auf Außenstehen<strong>de</strong> wirkt das amateurhaft,<br />

so, als ob wir nicht wüssten, was wir tun. Es ist<br />

bizarr.<br />

Das ist so, obwohl wir eigentlich schon ziemlich professionell<br />

sind: Thom kann sehr schnell mit Reaktor und<br />

all dieser Software arbeiten, er weiß dabei genau, was er<br />

tut, und er kann genau das umsetzen, was er umsetzen<br />

will. Wenn eine solche Arbeit dann aber abgeschlossen<br />

ist, haben wir nach ein paar Tagen keine Ahnung mehr,<br />

wie wir das eigentlich genau gemacht haben.<br />

Okay. Themenwechsel. In <strong>de</strong>r Zeit zwischen <strong>de</strong>m letzten<br />

und <strong>de</strong>m aktuellen Album ist ja auch bei dir als Solokünstler<br />

viel passiert. Du wur<strong>de</strong>st ziemlich berühmt<br />

als Komponist und bekamst einige Auszeichnungen.<br />

Wie stolz warst du <strong>de</strong>nn speziell darauf? Und hattest<br />

du das Gefühl, dass es <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>r Öffentlichkeit auf<br />

<strong>de</strong>ine Arbeit endlich in die richtige Perspektive rückt?<br />

Ich bin begeistert von <strong>de</strong>m Klang, <strong>de</strong>n ein Orchester erzeugt,<br />

wenn es in einem ruhigen Raum anfängt zu spielen.<br />

Es gibt nichts Besseres. Das ist etwas, das allgemein<br />

gar nicht angemessen geschätzt wird. Es lohnt sich schon,<br />

ein klassisches Konzert nur <strong>de</strong>swegen zu besuchen. Keine<br />

Aufnahme kann dasselbe bewirken. Deine Anlage kann<br />

noch so brillant sein. Wenn Streicher zu spielen beginnen,<br />

ist dieser Moment absolut einzigartig, du kannst ihn nicht<br />

reproduzieren. Für mich ist es die größte Herausfor<strong>de</strong>rung,


Musik 043<br />

Musik für genau diesen Moment zu schreiben. Ich mache<br />

das, und es gibt mir sehr viel. Und es ist atemberaubend,<br />

diese ersten Sekun<strong>de</strong>n, die du geschrieben hast, dann zu<br />

hören. Es ist das Beste, wirklich.<br />

Wie wichtig o<strong>de</strong>r wegbereitend ist <strong>de</strong>nn diese Soloarbeit<br />

für Radiohead? Sie ist wichtig, <strong>de</strong>nn sie hat uns die<br />

Angst genommen, Streicher o<strong>de</strong>r überhaupt viele Instrumente<br />

zu nutzen. Es hat uns ermutigt, viele Musiker zu beschäftigen,<br />

ihnen aufzuschreiben, was sie spielen sollen,<br />

und im Vorfeld eine einigermaßen konkrete Ahnung davon<br />

zu haben, wie das Ganze klingen wird. Es gibt ja ein<br />

traditionelles Verhältnis zwischen Orchester und Band.<br />

Entwe<strong>de</strong>r man misstraut sich, zumin<strong>de</strong>st zunächst, o<strong>de</strong>r<br />

die Band verlässt sich zu sehr auf die klassischen Fertigkeiten<br />

<strong>de</strong>s Orchesters. So haben wir die Möglichkeit gehabt,<br />

bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über die<br />

Zusammenarbeit zu behalten. Wir haben es genossen. Es<br />

gibt nichts Besseres, als einen leeren Raum mit Stühlen<br />

und vielen Mikrofonen vorzubereiten, <strong>de</strong>n das Orchester<br />

füllt und darin zu spielen beginnt, und es klappt, <strong>de</strong>r große,<br />

aufwendige Aufbau haut hin. Das ist aufregend, das<br />

ist für uns ein großer Event.<br />

Ihr habt euch ja zuletzt auch in Bezug auf die Klimakatastrophe<br />

positioniert. Es gab Statements von Thom<br />

auf eurer Webseite, und ihr wolltet nicht, dass Journalisten<br />

zu <strong>de</strong>n Interviews per Flugzeug anreisen. Habt ihr<br />

euch zu diesen Schritten in eurer Position als einflussreiche<br />

Band verpflichtet gefühlt, o<strong>de</strong>r war es eher eine<br />

Art persönliches, emotionales Bedürfnis? Das Thema hat<br />

schon eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung für uns persönlich. Es<br />

war keinesfalls so, dass wir meinten, etwas zu <strong>de</strong>m Thema<br />

sagen zu müssen. Thom hat einfach gesagt, was ihm<br />

auf <strong>de</strong>m Herzen lag. Wir haben versucht herauszuarbeiten,<br />

wie wir das, was wir tun, durchführen können, ohne<br />

grotesk verschwen<strong>de</strong>risch zu sein.<br />

<strong>Als</strong> Prince diese I<strong>de</strong>e umsetzte, je<strong>de</strong>r Tageszeitung ein<br />

Exemplar seiner neuen CD beizulegen, hat sich das für uns<br />

wie eine große Verschwendung angefühlt, schließlich sind<br />

die meisten <strong>de</strong>r CDs einfach weggeworfen wor<strong>de</strong>n. So etwas<br />

ist besorgniserregend. Aber wenn du Musik machst<br />

und sie verbreiten möchtest und wenn du beson<strong>de</strong>re Konzerte<br />

spielen willst, dann ist das in Hinsicht auf einen sparsamen<br />

Umgang mit <strong>de</strong>n Ressourcen ein schwieriger Grad.<br />

Du verursachst sowieso eine große Verschwendung, du<br />

kannst dich nur darum bemühen, es so wenig falsch wie<br />

möglich zu machen. Das ist eine Sache, die uns Sorgen gemacht<br />

hat: Wenn du dich bemühst, das in dieser Hinsicht<br />

Richtige zu machen, erzeugst du eine Aufmerksamkeit, die<br />

dich auch auf <strong>de</strong>ine Wi<strong>de</strong>rsprüche hinweist, die vielleicht<br />

sogar spitzfindig ist. Da können Vorwürfe wie »ihr macht<br />

Oliver Frank (u. a. Management<br />

Blumfeld) zu Radiohead:<br />

Kein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll. <strong>Als</strong> die Beatles<br />

auf einem Dach gespielt haben, war<br />

das ja auch nicht gleich ein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll,<br />

son<strong>de</strong>rn ein Konzert auf<br />

einem Dach. <strong>Als</strong>o eher ein gelungener<br />

Marketingtrick einer Band, die gute<br />

Platten gemacht hat und die einen<br />

Teil ihres Erfolges auch Plattenfirmen<br />

zu verdanken hat, die in sie investiert<br />

haben. Beim Buhlen um Aufmerksamkeit<br />

(nichts an<strong>de</strong>res ist das heutige<br />

Popgeschäft) haben die zumal auch<br />

weltweit operieren<strong>de</strong>n Radiohead also<br />

schon enorme Standortvorteile. Wenn<br />

das nun alle machen wür<strong>de</strong>n und<br />

Radiohead öfter Alben rausbringen<br />

wür<strong>de</strong>n, dann wür<strong>de</strong>n sich diese tollen<br />

Zahlen sehr schnell relativieren bzw.<br />

mehr Leute null Pfund anklicken.<br />

Allgemein bin ich für alles, was<br />

es Bands ermöglicht, ihre Musik zu<br />

verkaufen, von mir aus also auch direkt<br />

von ihrer Homepage. Trotz<strong>de</strong>m braucht<br />

man auf lange Sicht auch Instanzen<br />

wie Onlinevertriebe und Downloadshops,<br />

die für <strong>de</strong>n Konsumenten vorselektierte<br />

Strukturen anbieten wie ehe<strong>de</strong>m<br />

Plattenlä<strong>de</strong>n. Es sei <strong>de</strong>nn, man<br />

hat seinen Status noch im glanzvollen<br />

physischen Tonträger-Zeitalter aufgebaut,<br />

siehe Radiohead, Prince und<br />

an<strong>de</strong>re Schlaumeier-Milliardäre. Es<br />

ist aber verwun<strong>de</strong>rlich, wie wenig über<br />

<strong>de</strong>n klanglichen Verlust gesprochen<br />

wird. Das erste Mal in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne wird ein schlechteres<br />

Produkt (MP3) als zukunftsweisen<strong>de</strong>s<br />

Heilmittel gepriesen. Es klingt einfach<br />

schlechter als je<strong>de</strong> Vinyl-Platte aus <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>r Kompaktanlagen. So o<strong>de</strong>r so,<br />

das Einzige, was uns alle umbringt, ist<br />

diese Scheiß-Brennerei.<br />

ja nun doch eine richtige CD« kommen. Was wir machen,<br />

sind Versuche. Du kannst einfach nur ausprobieren, dich<br />

so richtig wie möglich zu verhalten.<br />

Wir müssen Schluss machen, <strong>de</strong>shalb eine letzte Frage,<br />

vielleicht keine typische letzte Frage: Es ist wahrscheinlich<br />

nicht ganz falsch, euch als gegenwärtig be<strong>de</strong>utendste<br />

Band <strong>de</strong>r Welt zu beschreiben. Im Zuge <strong>de</strong>ssen ist auch<br />

eure Verantwortung angewachsen, die Verantwortung<br />

über die Tragweite eurer Aussagen. Gab es irgen<strong>de</strong>twas,<br />

das ihr, vielleicht schmerzlich, lernen musstet, was euch<br />

eure Verantwortung <strong>de</strong>utlich gemacht hat? Generell kann<br />

ich dazu nur sagen, dass ich Verantwortung nur gegenüber<br />

Thom und <strong>de</strong>n Songs, die wir schreiben, empfin<strong>de</strong>.<br />

Es geht darum, <strong>de</strong>m großen Potenzial unseres Materials<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Nimm zum Beispiel die Geschichte von<br />

»Nu<strong>de</strong>«, <strong>de</strong>m einzigen alten Song auf <strong>de</strong>r Platte: Wir hatten<br />

diesen Song die ganze Zeit und haben uns ständig gefragt,<br />

warum wir diesen Song nicht angemessen aufnehmen<br />

können, warum wir das nicht schaffen. Diese Hür<strong>de</strong><br />

endlich genommen zu haben, diesen Song aufgenommen<br />

und ihn veröffentlicht zu haben war eine riesige Befreiung,<br />

kaum zu beschreiben. Wir haben eine großartige Version<br />

<strong>de</strong>s Songs geschaffen. Wir sind damit fertig, wir müssen<br />

es nicht noch mal tun. Und es gibt noch einige Stücke, bei<br />

<strong>de</strong>nen es ähnlich ist, Songs, die wir einfach noch fertigstellen<br />

müssen! Das ist es, was uns in <strong>de</strong>n Köpfen herumschwirrt.<br />

Aber das ist wohl auch das Beste an Radiohead:<br />

Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich leicht: Wir<br />

schreiben ständig großartige Songs. Das klingt vielleicht<br />

eingebil<strong>de</strong>t, aber so ist es. Es gab nie ein Problem, Songs<br />

zu schreiben, wir hatten nie eine Blocka<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r traditionelle<br />

Probleme wie z. B. die Frage, worüber wir schreiben<br />

sollen. Die Schwierigkeit für uns liegt darin, was wir<br />

mit <strong>de</strong>m Rohmaterial anfangen sollen. Ständig fragen wir<br />

uns, wie wir aufnehmen sollen, was funktionieren könnte,<br />

was richtig ist für <strong>de</strong>n Song. Das wird immer schwieriger.<br />

Es gibt sicher Bands, die einen unserer Songs hören und<br />

sagen wür<strong>de</strong>n: »Ja, das ist ein toller Song! Lasst ihn uns<br />

aufnehmen!« Und sie wür<strong>de</strong>n in kürzester Zeit eine wahrscheinlich<br />

tolle Version machen. Aber wir scheitern daran<br />

immer wie<strong>de</strong>r. An<strong>de</strong>ren Bands fällt es vielleicht schwer,<br />

überhaupt gute Songs zu schreiben. Aber es ist unsere Verantwortlichkeit,<br />

unseren Songs gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Das<br />

klingt vielleicht ziemlich blasiert, aber so ist es.<br />

Auf Tour am 22.+23.06. und 08.07.<br />

Radiohead<br />

In Rainbows<br />

CD // XL Recordings / Beggars


044 Musik Wer hätte vor wenigen Jahren<br />

Patrick Wagner (Louisville Rec.)<br />

zu Radiohead:<br />

Das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist total super.<br />

Aber wenn es darum geht, einen<br />

neuen Künstler aufzubauen, was eher<br />

unser Hauptberuf ist, dann hilft das<br />

überhaupt nicht. Übrigens funktioniert<br />

so was auch bei Radiohead nur<br />

ein Mal, weil es nur ein Mal in die<br />

Medien geht. Das ist das Problem bei<br />

diesen Internetgeschichten – z. B.<br />

<strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Arctic Monkeys über<br />

MySpace. Schön, das waren aber auch<br />

die Einzigen. Inzwischen funktioniert<br />

das Musikverkaufen nur noch über<br />

eine reißerische Nachricht, sonst<br />

interessiert sich medial kaum noch<br />

jemand für Musik. Es ist alles komplett<br />

entwertet, lei<strong>de</strong>r inzwischen auch im<br />

Live-Bereich. Es ist fast schon wie<strong>de</strong>r<br />

wie in <strong>de</strong>n Fünfzigern – nur noch Singles<br />

und eine Handvoll Superstars. Der<br />

Rest tingelt sich <strong>de</strong>n Arsch ab, in <strong>de</strong>r<br />

Hoffnung, einer <strong>de</strong>r zehn Superstars zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir machen inzwischen 20 %<br />

unserer Gewinne über <strong>de</strong>n Download.<br />

Noch ist da eine ganz vernünftige<br />

Gewinnspanne zu machen, die sich<br />

aber auch bald än<strong>de</strong>rn könnte. Z. B.<br />

läuft in England alles über iTunes. Und<br />

ab <strong>de</strong>m Moment, wo <strong>de</strong>ren Marktanteil<br />

dort über 90 % lag, hieß es: Das Label<br />

bekommt für je<strong>de</strong>n verkauften Track<br />

nur noch acht Cent. In Deutschland<br />

bleiben unterm Strich immerhin noch<br />

60 Cent übrig.<br />

DRM<br />

gedacht, dass die revolutionäre<br />

Das »Digitale Rechtemanagement« ist<br />

ein Verfahren, das es <strong>de</strong>m Rechteinhaber<br />

Compact Disc schon mit knapp<br />

ermöglicht, das digitale Produkt mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Beschränkungen zu versehen,<br />

25 Jahren von <strong>de</strong>r Frührente<br />

um so einerseits das Kopieren zu<br />

bedroht sein wür<strong>de</strong>? Wie ein<br />

verhin<strong>de</strong>rn und an<strong>de</strong>rseits die Abrechnung<br />

zu erleichtern. Für <strong>de</strong>n Verbraucher hat<br />

Damoklesschwert hängt das<br />

DRM ausschließlich negative Effekte: Die<br />

Tracks können nur auf ganz bestimmten<br />

Downloading, legal und illegal,<br />

Abspielgeräten benutzt o<strong>de</strong>r im Falle von<br />

iTunes’ »Fair Play« nur auf einer begrenzten<br />

Anzahl von Festplatten gespeichert<br />

über <strong>de</strong>r unsteten Branche.<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Brennen auf einen Rohling<br />

Martin Riemann reiste für uns<br />

wird ebenfalls erschwert. Kritiker betrachten<br />

diese Technologie als unsinnig, da sie<br />

durchs Land und fragte nach,<br />

die Benutzung extrem verkompliziert und<br />

teilweise gegen <strong>de</strong>n Datenschutz verstößt.<br />

auch zum neuen Radiohead-<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es bereits Software, die<br />

die gängigen DRM-Tools aushebeln kann.<br />

Album »In Rainbows«, das<br />

Insofern wird nur <strong>de</strong>r »ahnungslose«<br />

Käufer bestraft. Mittlerweile haben<br />

zunächst nur als Download<br />

alle vier Majors <strong>de</strong>n Abschied von DRM<br />

angekündigt. Download legal<br />

erhältlich war.<br />

IM WIND<br />

SCHATTEN<br />

VON RA<br />

DIOHEAD


Musik<br />

045<br />

R<br />

adiohead sind immer bestrebt, unsere Welt zu<br />

verbessern, neuerdings auch mit neuen Geschäftsmo<strong>de</strong>llen.<br />

Bei ihrem neuen Album »In<br />

Rainbows« konzentrieren sie sich vor allem auf<br />

Business-Innovationen: Es war seit <strong>de</strong>m 10. Oktober erhältlich,<br />

allerdings nur digital über ihre eigene Webseite<br />

www.inrainbows.com. Alles, was man brauchte, war eine<br />

Kreditkarte. Den Preis konnte <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> selbst bestimmen:<br />

Auch null Euro waren (abseits <strong>de</strong>r Kreditkartengebühren)<br />

eine Option. Die Strategie ging trotz <strong>de</strong>s Wagnis’<br />

auf: Die Band stiftete ein weltweites Kollektiverlebnis, als<br />

Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Fans gleichzeitig bestellten – mit <strong>de</strong>m<br />

Ergebnis, dass von ca. sechs Millionen Dollar Reingewinn<br />

für die Band die Re<strong>de</strong> ist. Hinzu kamen die Einnahmen <strong>de</strong>r<br />

im Dezember erschienenen Discbox, die ebenfalls nur über<br />

die eigene Webseite erhältlich war. Inhalt: das Album als<br />

Doppelvinyl und CD für knapp 60 Euro. Den Deal mit XL<br />

Recordings für die »normale« Veröffentlichung schlossen<br />

die Briten erst danach ab. Es scheint also, als wür<strong>de</strong> sich<br />

das Vertrauen, das die Band in ihre Kun<strong>de</strong>n setzt, auszahlen.<br />

Und da alles so gut läuft, soll nun auch <strong>de</strong>r Soundtrack,<br />

<strong>de</strong>n Keyboar<strong>de</strong>r Johnny Greenwood für <strong>de</strong>n neuen<br />

P.T.-An<strong>de</strong>rson-Film »There Will Be Blood« komponiert hat,<br />

als Livestream frei zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Radiohead sind nicht die Einzigen, die auf neue Strategien<br />

setzen. Madonna sagte zuletzt ihrer Plattenfirma<br />

Warner zugunsten einer Konzertagentur Adieu, und Prince<br />

legte sein aktuelles Album »Planet Earth« <strong>de</strong>r britischen<br />

Zeitung Mail on Sunday gratis bei – und strich so nicht<br />

nur reichlich Mechanical Rights ein, son<strong>de</strong>rn generierte<br />

sich zu<strong>de</strong>m ein ganz neues Publikum für ein mehrwöchiges<br />

Gastspiel in London. Kurzum: So langsam dünkt<br />

es je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r CD wird dramatisch schlechter.<br />

Fnac beispielsweise, Frankreichs größte Kette für Unterhaltungsprodukte,<br />

hat sein CD-Sortiment bereits restlos<br />

gestrichen und vertreibt Musik nur noch über das hauseigene<br />

Downloadportal. Und immer mehr Labels setzen<br />

dieser Tage auf MP3-only Veröffentlichungen.<br />

Das Drama mit DRM: mp3.<strong>de</strong><br />

Aber ist <strong>de</strong>r Download wirklich schon die Alternative zum<br />

physischen Markt? Laut Marktforschungsinstitut Media<br />

Control wer<strong>de</strong>n bereits 60 % aller in <strong>de</strong>n Charts platzierten<br />

Singles über das Internet verkauft, 2007 wur<strong>de</strong>n 26,4<br />

Millionen Songs kostenpflichtig runtergela<strong>de</strong>n. Doch profitieren<br />

neben Castingshow-Bands, DJ Ötzi und durch Werbespots<br />

gepushte Oldies wie die Rolling Stones auch an<strong>de</strong>re<br />

Musiker von <strong>de</strong>m angeblichen Boom? Laut Robert<br />

Men<strong>de</strong>z, Geschäftsführer von mp3.<strong>de</strong>, ist momentan »nur<br />

je<strong>de</strong>r nicht verkaufte Download ein guter Download«. Das<br />

Frank Spilker (Die Sterne)<br />

zu Radiohead:<br />

An <strong>de</strong>r Radiohead-Platte interessiert<br />

mich am meisten, dass sie manchmal<br />

so klingt wie die späten Talk Talk und<br />

an<strong>de</strong>re mehr musikalische Aspekte.<br />

Diese Download-Geschichten sind<br />

meiner Meinung nach zum Scheitern<br />

verurteilt. Das ist immer so, als wür<strong>de</strong>n<br />

im Supermarkt zwei i<strong>de</strong>ntische Produkte<br />

angeboten und eines davon wäre<br />

umsonst. Angesichts knapper Kassen<br />

und <strong>de</strong>s Nichtvorhan<strong>de</strong>nseins einer<br />

Kreditkarte bei einem wesentlichen<br />

Teil <strong>de</strong>r Käufer ist dann die Entscheidung<br />

ziemlich klar. Alle Maßnahmen<br />

(DRM, Abmahnungs- und Klagewellen)<br />

dagegen sind restriktiv und bescheuert,<br />

haben aber wahrscheinlich<br />

zu diesem Anstieg bei <strong>de</strong>n Online-<br />

Verkaufszahlen geführt. Mir persönlich<br />

hat ein Freund über Skype das<br />

Radiohead-Album rübergeschoben,<br />

das ging schneller, als ich überhaupt<br />

Radiohead in das Google-Suchfenster<br />

eintippen konnte. Ich wäre ja auch<br />

bereit, dafür zu bezahlen, aber jetzt<br />

noch mal die Kreditkarte herausholen?<br />

Das Portemonnaie ist in <strong>de</strong>r Jacke im<br />

Gang, und ich müsste aufstehen. So<br />

sind lei<strong>de</strong>r die Realitäten. Ich glaube,<br />

dass man sich auf lange Sicht von<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e verabschie<strong>de</strong>n muss, mit<br />

reproduzierbaren digitalen Daten Geld<br />

verdienen zu können. Die I<strong>de</strong>e von<br />

Madonna, zu einer Konzertagentur zu<br />

wechseln, halte ich für sehr mo<strong>de</strong>rn<br />

und folgerichtig.<br />

klingt verwirrend, aber Men<strong>de</strong>z hat auch eine Erklärung für<br />

dieses Statement parat: »Weil die Einkaufspreise zu hoch<br />

sind. Allein die Entwicklungskosten für das DRM sind eine<br />

Katastrophe!« Durch die von <strong>de</strong>r Industrie auferlegten Beschränkungen<br />

sind für je<strong>de</strong>n Track absurd viele Arbeitsschritte<br />

vonnöten, und die wer<strong>de</strong>n mitbezahlt.<br />

Dass mp3.<strong>de</strong> trotz<strong>de</strong>m existieren kann, liegt am Geschäftsmo<strong>de</strong>ll:<br />

Die Seite ist ursprünglich kein reiner Dateien-Händler,<br />

son<strong>de</strong>rn dient Newcomern durch Gratisdownloads<br />

bereits seit 1997 als Promotionportal. So konnten<br />

hier Bands wie Polarkreis 18 auf sich aufmerksam machen.<br />

Men<strong>de</strong>z weiß, dass man um Musik-Han<strong>de</strong>l im Internet<br />

zukünftig nicht herumkommen wird, betont aber,<br />

dass ein echter Download-Markt bisher nicht existiert:<br />

»Ein Markt ist ja erst dann da, wenn die Unternehmen,<br />

die damit arbeiten, auch Gewinne abwerfen. Und das ist<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall. Die Einzigen, die Gewinne machen, sind die<br />

Rechteinhaber selbst.« Für Men<strong>de</strong>z ist <strong>de</strong>shalb die CD<br />

noch lange nicht tot. »Es gibt immer noch viele, die nicht<br />

mal Internet haben, und wenn, ist ihre Hardware zu alt.<br />

Das dauert noch eine Generation, bis das für je<strong>de</strong>n selbstverständlich<br />

ist. Und dann wird sich auch irgendwann mal<br />

<strong>de</strong>r Umsatz <strong>de</strong>mentsprechend angleichen, dass die CD<br />

wirklich zurückgedrängt wird.« Allerdings weist Men<strong>de</strong>z<br />

auf eine erstaunliche Entwicklung hin: Der Kun<strong>de</strong> orientiert<br />

sich weg vom Mainstream, hin zum Genre – »<strong>de</strong>nn<br />

das Internet hat dafür gesorgt, dass Musik wie<strong>de</strong>r persönlicher<br />

wird. Und das kommt <strong>de</strong>n kleinen Labels zugute.<br />

Vielen von <strong>de</strong>nen geht’s ja nicht schlecht.«<br />

Der Download als Pre-Release: Red Ink<br />

Ob groß o<strong>de</strong>r klein, mittlerweile setzen so gut wie alle Labels<br />

auf <strong>de</strong>n Download. Das Sony-Sublabel Red Ink bietet<br />

einige Alben seiner Künstler sogar »digital only« an, bevor<br />

sie offiziell im Han<strong>de</strong>l erscheinen. Geschäftsführer Matthias<br />

Lumm sieht sich durch die Informationsbeschleunigung,<br />

die das Internet bewirkt, dazu gezwungen: »Normalerweise<br />

gibt es ja diese staggered Releases, d. h., die<br />

Platte kommt z. B. erst in Amerika raus und dann Monate<br />

später in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l. Das ist für mich ein<br />

Auslaufmo<strong>de</strong>ll, weil wenn jemand auf MySpace eine Band<br />

ent<strong>de</strong>ckt, dann muss er <strong>de</strong>ren Musik auch sofort kaufen<br />

können.« Das Radiohead-Mo<strong>de</strong>ll ist für ihn allerdings keine<br />

Alternative: »Das funktioniert super bei großen Bands.<br />

Aber wir wollen ja nicht unser Leben lang R.E.M., Radiohead<br />

und U2 hören. Wir wollen vielleicht auch ganz gerne<br />

ein paar neue Bands kennenlernen.« Hier sieht Lumm<br />

immer noch die Rolle <strong>de</strong>s Labels, das ausgesuchte Bands<br />

unterstützt und an <strong>de</strong>n Hörer bringt. Bei Red Ink bringen<br />

es Downloads im Indie-Bereich allerdings gera<strong>de</strong> mal ≥


046 Musik<br />

≥ auf 2 % <strong>de</strong>s eigenen Marktanteils. »Musik wird zwar immer<br />

mehr genutzt, aber die Ten<strong>de</strong>nz, sie besitzen zu wollen,<br />

nimmt ab. Es gibt in Deutschland jetzt auch ein paar<br />

Radiosen<strong>de</strong>r, die man sich anhören kann, beispielsweise<br />

das Internetradio Last.fm, also viele Möglichkeiten, gute<br />

Musik zu hören, ohne sie kaufen zu müssen. <strong>Als</strong> ich angefangen<br />

habe, Musik zu hören, musste man seine Sachen<br />

kaufen, weil die sonst keiner spielte. Es gibt ja Theorien<br />

wie jene, dass man Musik wie Wasser gegen eine Grundgebühr<br />

frei verfügbar machen sollte. Aber besteht dann<br />

noch <strong>de</strong>r Anreiz, aufwendige Alben zu produzieren?« Auch<br />

Lumm sieht in Beschränkungen à la DRM <strong>de</strong>n Hauptgrund,<br />

warum <strong>de</strong>r Markt nicht in Schwung kommt. Dagegen steht<br />

die Befürchtung <strong>de</strong>r Majors, bei einer totalen Freigabe jeglichen<br />

Bo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Füßen zu verlieren. Aber wie viel<br />

Sinn macht es überhaupt, seine Rechte zum Nachteil <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n so rigoros zu sichern, wenn gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb kaum<br />

jemand das Produkt kauft? Offenbar keine. Deswegen ja<br />

auch die Abkehr vom Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Die CD als Visitenkarte: To Rococo Rot<br />

Tatsächlich ist es mittlerweile so, dass viele Künstler gar<br />

nicht mehr auf die Einnahmen durch ihre Tonträger setzen.<br />

Stefan Schnei<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Elektronikern To Rococo<br />

Rot steht <strong>de</strong>n jüngsten Entwicklungen im Musikgeschäft<br />

<strong>de</strong>shalb eher gleichgültig gegenüber: »Das Album ist in <strong>de</strong>n<br />

70er-Jahren erst richtig aufgekommen. Vorher gab es Singles,<br />

Alben waren die Kollektionen <strong>de</strong>r Hits. Vielleicht ist<br />

die Album-I<strong>de</strong>e ja einfach passé. Ich weiß nicht, was dieser<br />

Aufschrei »Das Album stirbt!« soll. Dann ist das halt<br />

so, dann kommt eben was Neues. Musik wird’s auch ohne<br />

Alben geben. Dann macht man halt wie<strong>de</strong>r Singles.«<br />

Und die dienen eher als Aushängeschild <strong>de</strong>s Künstlers<br />

<strong>de</strong>nn als finanzielles Standbein. »<strong>Als</strong> wir noch bei City<br />

Slang waren, da hieß es immer, dass man ein neues Album<br />

durch Touren promotet. Das hat sich jetzt umgekehrt,<br />

zumin<strong>de</strong>st für uns. Die Veröffentlichung ist eine Visitenkarte,<br />

die im Han<strong>de</strong>l erhältlich ist. Dadurch macht man auf<br />

sich aufmerksam und wird gebucht. O<strong>de</strong>r bekommt Aufträge<br />

für Installationen, Theatermusik, Filmmusik etc. Es<br />

geht kaum noch jemand auf Tour, um ‘ne Platte zu promoten.«<br />

»123ABC«, ihr neues Mini-Album, wird konsequenterweise<br />

gar nicht auf CD, son<strong>de</strong>rn nur per Download o<strong>de</strong>r<br />

auf Vinyl erhältlich sein.<br />

Radikal digital: Kitty-Yo<br />

Das Berliner Label Kitty-Yo setzt seit drei Jahren fast ausschließlich<br />

auf die digitale Veröffentlichung – ein Trend,<br />

<strong>de</strong>m immer mehr kleinere Labels folgen. Um ins Büro von<br />

Labelgrün<strong>de</strong>r Raik Hölzl zu gelangen, muss man trotz<strong>de</strong>m<br />

Norbert Rudnitzky<br />

(Head of Downbeat, Warner):<br />

Mich stören grundsätzlich zwei Sachen<br />

an <strong>de</strong>r Darstellungsweise dieser<br />

Radiohead-Geschichte:<br />

1. Wenn behauptet wird, die Band<br />

hätte mit dieser Aktion mehr verdient<br />

als mit je<strong>de</strong>m noch so gut dotierten<br />

Major-Vertrag. Das stimmt faktisch<br />

nicht. Weil man dabei ausblen<strong>de</strong>t, dass<br />

die ja auch eine Administration, eine<br />

Organisation und die ganze Logistik<br />

brauchen, um das alles abzuwickeln.<br />

Ich glaube nicht, dass eine Band wie<br />

Radiohead auf diese Weise mehr Geld<br />

machen konnte, als wenn sie <strong>de</strong>n Weg<br />

über eine Plattenfirma gegangen wäre.<br />

2. Was bei so was immer gerne<br />

vergessen wird: Das Musikgeschäft<br />

funktioniert ja auf <strong>de</strong>r Basis<br />

eines Generationsvertrags. Auch<br />

die Radioheads haben ihre ersten<br />

Produktionsvorschüsse und Budgets<br />

für Vi<strong>de</strong>odrehs nur bekommen können,<br />

weil es in <strong>de</strong>r Plattenfirma eine Band<br />

gab, die viele Platten verkauft hat,<br />

also entsprechend das nötige Geld<br />

überhaupt verdient hat. Am Anfang<br />

verdienen Bands oft jahrelang überhaupt<br />

nichts. Wenn sich da jetzt alle,<br />

die es geschafft haben, ausklinken<br />

und es selber machen – wie sollen die<br />

Plattenfirmen dann noch Newcomer-<br />

Bands finanzieren? Wie soll das<br />

System aussehen, damit die, die jetzt<br />

nachkommen, die gleichen Chancen<br />

bekommen wie die, die jetzt groß sind?<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll von Radiohead kann doch<br />

nicht im Interesse <strong>de</strong>rer sein, die Musik<br />

konsumieren, hören und lieben.<br />

erst mal durch ein Lager voller CDs und Schallplatten. Eine<br />

Erinnerung an jene Zeiten, als sich <strong>de</strong>r physische Markt<br />

noch rentierte. Die scheinen plötzlich allerdings Lichtjahre<br />

entfernt: Hölzl teilt sich heute einen Raum mit drei Mitarbeitern<br />

und zwei Riesenschnauzern. Früher arbeiteten<br />

hier doppelt so viele Leute in größeren Räumlichkeiten. Insofern<br />

macht er sich nichts vor: Von <strong>de</strong>n Tonträgerabsätzen<br />

allein kann er längst nicht mehr existieren, »es waren<br />

aber sowieso schon immer an<strong>de</strong>re Sachen als die Releases,<br />

die das Geld gebracht haben: Compilation-Lizenzierungen,<br />

<strong>de</strong>r Verkauf von Synchronisationsrechten an Filme,<br />

TV-Spots o<strong>de</strong>r -Serien usw., die sogenannte Zweit- und<br />

Drittverwertung.« Offensichtlich wird es für Labels immer<br />

wichtiger, sich in diese Richtung zu orientieren, wenn man<br />

am Ball bleiben will. »Wir haben uns ein Netz von Agenturen,<br />

Filmfirmen und auch Markenartiklern aufgebaut,<br />

die wir regelmäßig bemustern«, erzählt Hölzl. »<strong>Als</strong> dann<br />

2005 die ersten nennenswerten digitalen Sales passierten,<br />

stellte sich die Frage: Wenn die meisten Veröffentlichungen<br />

ohnehin – überspitzt gesagt – nur einen Promocharakter<br />

haben, dann kann man sich doch diesen ganzen<br />

Rattenschwanz sparen, <strong>de</strong>r dazu führt, dass bei 4.000 bis<br />

5.000 verkauften CDs noch kein Pfennig Gewinn entsteht.<br />

Da macht man es doch lieber radikal digital only, erreicht<br />

damit die gleichen und im I<strong>de</strong>alfall sogar mehr Leute.« Die<br />

konsequente digitale Verbreitung wirkt sich laut Hölzl so<br />

stark auf die Bekanntheit <strong>de</strong>r Künstler aus, dass man bei<br />

Kitty-Yo schon an <strong>de</strong>n nächsten Schritt <strong>de</strong>nkt: <strong>de</strong>n Gratisdownload<br />

bzw. die Einbindung in ein Abonnement, das<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n Musik für eine periodische Gebühr zur Verfügung<br />

stellt. »Ich glaube, dass das digitale Verkaufen eine<br />

kurze Übergangsphase sein wird. Es wird eher so sein,<br />

dass man in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit Markenartiklern<br />

Geld verdienen wird, nicht mehr mit <strong>de</strong>m Verkauf an <strong>de</strong>n<br />

Endkonsumenten.« Schon jetzt gibt es werbefinanzierte<br />

Websites, die Musik gratis zur Verfügung stellen – die Labels<br />

und somit die Künstler wer<strong>de</strong>n dabei an <strong>de</strong>n Werbeeinnahmen<br />

beteiligt.<br />

Und trotz<strong>de</strong>m ist es unwahrscheinlich, dass <strong>de</strong>r legale<br />

Download <strong>de</strong>r CD so schnell <strong>de</strong>n Rang ablaufen wird, wie<br />

einige annehmen. Noch können sinken<strong>de</strong> Verkäufe so nicht<br />

wirklich kompensiert wer<strong>de</strong>n – vor allem dann, wenn die<br />

Industrie weiterhin <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n mit restriktiven Codierungen<br />

verunsichert. Es sollte klar sein, dass sich <strong>de</strong>r Radiohead-Coup<br />

so schnell nicht wie<strong>de</strong>rholen dürfte. Und doch<br />

zeigt er, dass neue Strategien erfor<strong>de</strong>rlich sind, wenn Labels<br />

auch weiterhin neue Künstler ent<strong>de</strong>cken und för<strong>de</strong>rn<br />

wollen. Das sture Absichern <strong>de</strong>r eigenen Pfrün<strong>de</strong> ist je<strong>de</strong>nfalls<br />

jetzt schon zum Scheitern verurteilt.


Präsentiert und unterstützt von<br />

POP IM KONZERTHAUS<br />

Mit Polarkreis 18 – unplugged am 29.03.08.<br />

Alle Infos unter www.pop-abo.<strong>de</strong>


048 Musik The Magnetic Fields<br />

EN<br />

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Musik<br />

049<br />

Stephin Merritt ist nicht nur Mastermind <strong>de</strong>s New Yorker Chamberpop-Projekts The<br />

Magnetic Fields, er ist auch Albtraum vieler Journalisten und ein hochkarätiger<br />

Schelm obendrein. Unser Autor Lutz Happel traf ihn anlässlich <strong>de</strong>s achten Albums mit<br />

gemischten Gefühlen und verließ ihn angenehm überrascht. Fotos: Claudia Rorarius.<br />

L<br />

ange Zeit galt Stephin Merritt mit seiner croonigen<br />

Bassstimme und einer ganzen Latte von<br />

Projekten als Indierock-Geheimtipp: The 6th<br />

(eine elegante Möglichkeit, die eigenen Lieblingssänger<br />

ins Boot zu holen), The Future Bible Heroes<br />

(Electro-Pop allererster Kajüte), The Gothic Archives (eine<br />

augenzwinkern<strong>de</strong> Darkwave-Parodie) o<strong>de</strong>r eben The Magnetic<br />

Fields. Dann erschien unter letzterem Namen jenes<br />

programmatische Ungeheuer namens »69 Love Songs«:<br />

drei CDs, randvoll mit catchy Liebeslie<strong>de</strong>rn jeglicher Couleur:<br />

angestaubte, traurige, lustige, schüchterne, raubeinige,<br />

alberne, kitschige, im Hinblick auf Männer und auf<br />

Frauen geschrieben. Seit<strong>de</strong>m ist Merritt bekannt und berüchtigt<br />

für <strong>de</strong>n irritieren<strong>de</strong>n Gegensatz seines Wesens<br />

und seiner Musik. Irritierend, weil er sehr theoretisch und<br />

doppelbödig-ironisch sein kann, für manche fast misanthropisch,<br />

vielleicht auch einfach nur wohlüberlegt, seine<br />

Musik aber das Gegenteil ausstrahlt. Bei aller klanglichen<br />

Leichtigkeit, aller Brian-Wilson- und Phil-Spector-artigen<br />

Melodiösität scheint immer auch ein (teils ironischer)<br />

Sound-, Theorie- und Konzeptcharakter mitzuschwingen.<br />

Auf seinen Platten gibt es Ordnungskategorien, die nicht<br />

viel mit Musik zu tun haben. Das verleitet immer wie<strong>de</strong>r dazu,<br />

The Magnetic Fields als Konzeptmusik zu verstehen.<br />

Frühere Magnetic-Fields-Alben riechen stark nach Konzept.<br />

Steht hinter »Distortion« auch eins? Die Songs wur<strong>de</strong>n<br />

ausgewählt, bevor die Produktionsweise feststand.<br />

Der ganze Witz <strong>de</strong>s Albums ist, dass diese Produktionsweise<br />

überhaupt nicht zu <strong>de</strong>n Songs passt. In diesem Verhältnis<br />

ist also immer eine gewisse Spannung angelegt. Es<br />

besteht aber keine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n Songs, außer,<br />

dass ich sie geschrieben habe und dass sie auf <strong>de</strong>m Album<br />

versammelt sind. Ich schreibe nicht konzeptionell.<br />

Du magst also, im Gegensatz zur Rezeption vieler Hörer,<br />

gar keine Konzepte? Nein, das kann man schon aus <strong>de</strong>r<br />

Trivialität meiner sogenannten Konzepte schließen. »69<br />

Love Songs« könnte zum Beispiel genauso gut »69 Songs,<br />

die nicht vom Tanzen han<strong>de</strong>ln« heißen, und niemand wäre<br />

auf die I<strong>de</strong>e gekommen, dass es Liebeslie<strong>de</strong>r sind.<br />

Bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Sound von »Distortion«. Sehr noisy,<br />

sehr viel Hall. Es suggeriert die Aufnahme in einem<br />

sehr großen Raum, wie in einer Kathedrale o<strong>de</strong>r großen<br />

Halle. War das geplant, und wenn ja, mit welcher Funktion?<br />

Das Album ist genauso voll mit Hall wie beispielsweise<br />

»Psycho Candy« von Jesus And Mary Chain. In unserem<br />

Fall ist jedoch <strong>de</strong>r Hall echt, nicht synthetisch erzeugt, da<br />

wir in einem 17-stöckigen Treppenhaus und meiner recht<br />

großen Eingangshalle aufgenommen haben. Unser Plan<br />

war, genauso wie Jesus And Mary Chains »Psycho Candy«<br />

zu klingen. Es ist eben so viel Hall auf <strong>de</strong>n Drums, weil die<br />

es genauso gemacht haben. Der Unterschied ist, dass unser<br />

Hall tatsächlich echt ist, was natürlich ein Witz ist. Es<br />

ist, als ob man in einer Höhle aufnähme.<br />

Gibt es Momente, in <strong>de</strong>nen es für dich schwierig ist, über<br />

Liebe zu schreiben? Nun, es gibt eine riesige Tradition, sodass<br />

man es gar nicht merkt, wenn man es tut.<br />

Was ist mit <strong>de</strong>m entgegengesetzten Gedanken: Je umfangreicher<br />

die Tradition, <strong>de</strong>sto schwieriger, sie weiterzuführen?<br />

Klar, es ist eine mächtige Tradition, aber eine<br />

unsichtbare. Die Tradition, zu schreiben und zu sprechen,<br />

ist so tief greifend wie unsichtbar. Allen Ginsberg beispielsweise<br />

missachtet sie, in<strong>de</strong>m er das Wort »The« in seiner<br />

Lyrik und in seiner Sprache nicht benutzt. Das ist dann extrem<br />

auffällig und erzeugt eine Art Kontertradition. Doch<br />

große Traditionen können verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, ohne dass<br />

man darüber nach<strong>de</strong>nken muss. Liebe ist ein natürliches<br />

Thema, aus welchem Grund auch immer. Nicht in einem<br />

objektiven, doch zumin<strong>de</strong>st in einem kulturellen Sinne.<br />

Vielleicht erlaubt ihm gera<strong>de</strong> diese Tradition, alles Mögliche<br />

damit anzustellen, z. B. ein Album mit Feedback-Piano<br />

zu überziehen, einen Kölner-Dom-großen Hall zu erzeugen,<br />

sodass alles verschwimmt, o<strong>de</strong>r einfach nur die<br />

traurigsten Dinge in zuckersüße Melodien zu verpacken.<br />

Der Reiz, das zumin<strong>de</strong>st lässt sich trotz aller Merritt’schen<br />

Vexierspiele sagen, liegt bei »Distortion« im Gegensatz<br />

zwischen <strong>de</strong>m catchy-luftigen Sound und <strong>de</strong>n textlichen<br />

und produktionstechnischen Abgrün<strong>de</strong>n, die sich auftun,<br />

sobald man genauer hinhört, und auch hier kann man Brian<br />

Wilson getrost als Referenz anführen. Merritt drückt<br />

es so aus: Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Pop-Platten aufnimmt, ist stark geprägt<br />

von »Sergeant Pepper« und »Pet Sounds«. Bei Merritt<br />

aber weiß man nie genau, ob das Pop-Konstrukt nicht<br />

irgendwann in einem riesigen Feedback zusammenkracht.<br />

Doch es bleibt nur Verdacht. Es passiert komischerweise<br />

kein einziges Mal, und so balanciert »Distortion« stetig auf<br />

einem dünnen Grat zwischen Melodie und Geräusch, ohne<br />

jemals zu kippen. Und außer<strong>de</strong>m: So etwas wie Angemessenheit,<br />

so etwas wie <strong>de</strong>n richtigen Sound zur richtigen<br />

Geschichte gibt es ja eh nicht. <strong>Als</strong> Plattenmacher weiß<br />

Merritt das natürlich: »<strong>Als</strong> Produzent suche ich nicht nach<br />

einem realistischen Effekt. Ich mag Phil Spector und AB-<br />

BA-Platten, weil die nicht nach Realismus suchen. Ich kann<br />

da keine Instrumente hören, son<strong>de</strong>rn nur Töne.« Das ist<br />

das wun<strong>de</strong>rsame Universum von »Distortion«: Die Dinge<br />

müssen nicht immer so aussehen, wie sie sind, ein Schlagzeug<br />

kann unter Umstän<strong>de</strong>n so klingen wie eine Trompete,<br />

und wer sich nicht für solcherart Spielereien interessiert,<br />

kann trotz<strong>de</strong>m seinen Spaß daran haben.<br />

The Magnetic Fields<br />

Distortion<br />

CD // Nonesuch / Warner<br />

Phil Spector<br />

US-Musikproduzent, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 60ern<br />

durch außergewöhnlich produzierte Alben<br />

bekannt wur<strong>de</strong>. Charakteristisch für ihn<br />

ist eine üppige Hintergrund-Instrumentierung<br />

mit häufigem Orchestereinsatz,<br />

mehreren Schlagzeugen etc.<br />

Psycho Candy<br />

Debütalbum <strong>de</strong>r Schotten The Jesus And<br />

Mary Chain, das 1985 veröffentlicht wur<strong>de</strong>.<br />

Es ist eine radikale Kombination aus<br />

Beach-Boys-Pop-Tunes und The-Velvet-<br />

Un<strong>de</strong>rground’igem Gitarren-Noise.


050 Musik<br />

Sons & Daughters<br />

GESUND IN M<br />

Sie gelten als die fleißigste Band around: Kaum jemand tourte in <strong>de</strong>n letzten zwei<br />

Jahren so stetig wie Sons & Daughters. Und <strong>de</strong>swegen treffen Felix Scharlau und<br />

Thomas Venker sie auch nicht in ihrer Heimat Glasgow an, son<strong>de</strong>rn in New York City –<br />

was man auch an <strong>de</strong>m Bild von Jonathan Forsythe sehen kann.<br />

D<br />

ie Sonne strahlt über Brooklyn. Wir schreiben<br />

<strong>de</strong>n letzten Tag <strong>de</strong>s CMJ-Festivals 2007.<br />

Wie je<strong>de</strong>s Jahr im Oktober sind Hun<strong>de</strong>rte<br />

Indiebands über die Stadt hergefallen und<br />

haben sich von Journalisten, A&Rs und Hipstern im Stakkato<br />

bewerten lassen (müssen). Zwischen Zuordnungen<br />

als Top o<strong>de</strong>r Flop bleiben einem nur wenige Minuten zum<br />

Abliefern. Ganz ehrlich, hätten wir die Sons & Daughters<br />

nicht schon vorher gekannt, sie wären auf <strong>de</strong>r Skala wohl<br />

eher gen Flop gewan<strong>de</strong>rt. Nicht dass <strong>de</strong>r Auftritt am Vorabend<br />

im Bowery Ballroom grottenschlecht gewesen wäre,<br />

dazu sind die Songs <strong>de</strong>s Quartetts an sich schon stark<br />

genug, aber wenn man sie bereits früher gesehen hat, beispielsweise<br />

im Vorprogramm <strong>de</strong>r letzten Morrissey-Tournee<br />

o<strong>de</strong>r auf einem <strong>de</strong>r Sommerfestivals, die sie 2006 wie<br />

an einer Perlenketten aufgezogen absolvierten, dann war<br />

da doch ein meilenweiter Unterschied zu spüren.<br />

<strong>Als</strong> wir die Hälfte <strong>de</strong>r Band, A<strong>de</strong>le Bethel und Scott Paterson,<br />

in einem kleinen Café auf <strong>de</strong>r Bedford Avenue darauf<br />

ansprechen, ru<strong>de</strong>rn sie erst gar nicht dagegen an:<br />

Scott: »Die Show gestern war in <strong>de</strong>r Tat furchtbar.« Erklärungen<br />

sind bei so was ja immer müßig, besser wird es dadurch<br />

selten, dokumentiert wer<strong>de</strong>n sollen die potenziellen<br />

Grün<strong>de</strong> aber schon: »Normalerweise kommuniziere ich<br />

auch viel mehr mit <strong>de</strong>m Publikum, aber gestern hatte ich<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, niemand wür<strong>de</strong> sich dafür interessieren.«<br />

(A), »Es war die vierte Nacht <strong>de</strong>s Festivals, und die Leute<br />

hatten schon zu viele Bands gesehen.« (S)<br />

Sons & Daughters sind Arbeitsbienen, eine Band, die noch<br />

auf <strong>de</strong>n alten Mythos vertraut, dass man nur fleißig genug<br />

sein muss, dann wird schon alles gut. Dies ist insofern interessant,<br />

als dass sie musikalisch sehr an Gun Club erinnern,<br />

die legendäre Garagenblues-Band aus Los Angeles<br />

um Jeffrey Lee Pierce. Wo sich <strong>de</strong>ren düstere Songs<br />

aber aus einem Living-on-the-edge-Setting speisten und<br />

dort auch wie<strong>de</strong>r einfügten, wirken die <strong>de</strong>r Glasgower fast<br />

schon fehl am Platz, so freundlich und normal kommt die<br />

Band rüber. Aber Moment mal, steht das wirklich hier?<br />

Wollen wir Bands nun schon fehlen<strong>de</strong> Authentizität im<br />

Abgleich mit ihren Songs vorwerfen? Ist nicht Authentizität<br />

eine For<strong>de</strong>rung non grata auf diesen Seiten, da jener<br />

doch zumeist etwas Miefiges anhaftet? Nun, ja und<br />

nein. Generell natürlich schon, schätzen wir doch alle die<br />

intellektuelle Distanz, die Inszenierung, das Konstruierte<br />

an Musik und Verpackung – nicht zuletzt zeigt dies ja<br />

auch sehr schön das aktuelle Postpunk-Revival. Wenn<br />

Authentizität aber nicht in eher unaufgeregten Kontexten<br />

auftritt, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>n Abgrün<strong>de</strong>n menschlicher Exis-<br />

Morrissey<br />

S: Wir sind die größten Smiths-Fans. Und<br />

als er uns persönlich fragte, dachten wir<br />

nur: »Oh, mein Gott.«<br />

A: Er hat uns selbst angemailt. Irre.<br />

S: Wir haben nicht mit ihm abgehangen,<br />

weil er sehr privat ist. Aber er ist sehr witzig<br />

und sagte zu uns: »Wenn ihr irgendwas<br />

braucht, müsst ihr nur eine weiße Flagge<br />

hissen.«<br />

A: Ich war schon damit zufrie<strong>de</strong>n, ihm vom<br />

Bühnenrand zusehen zu können. Er war<br />

sehr süß. Er riecht so gut.<br />

S: Er riecht wie eine katholische Kirche.


Musik<br />

051<br />

ANHATTAN<br />

tenz, dann war sie schon immer genauso spannend und<br />

relevant wie Artschool-Visionen. Und dann kann man sich<br />

ihr auch nicht entziehen. Im Schlimmen sieht man das am<br />

Medienspektakel um abgleiten<strong>de</strong> Künstler wie Pete Doherty<br />

und Amy Winehouse; wobei dabei das wirklich Wichtige,<br />

die aus <strong>de</strong>m dringlichen, kompromisslosen Lebensstil<br />

resultieren<strong>de</strong> Kunst – bei bei<strong>de</strong>n genannten schlichtweg<br />

großartige –, ja außer Acht gelassen wird. Insofern: Nicht<br />

unbedingt gesün<strong>de</strong>r, aber irgendwie stimmiger im vermittelten<br />

Bild wird es, wenn Künstler und Rezipienten das Milieu<br />

teilen. So wie eben Gun Club in einer Zeit am Rand <strong>de</strong>s<br />

Abgrunds tänzelten, als dies weltweit eine gewisse Szene<br />

tat, als mit Indie noch was an<strong>de</strong>res als nur die Musik gemeint<br />

war. Denn dann geht es vor allem um die Artefakte<br />

und nicht um Starmania. Aber genug <strong>de</strong>s Exkurses. Und<br />

<strong>de</strong>s Einklagens von zugeschriebenen Erwartungen, zumal<br />

es – zugegebenermaßen – viel angenehmer ist, mit <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Sons & Daughters in Brooklyn bei Soja-Lattes über<br />

ihre Musik zu sprechen, statt in einem abgefuckten Backstageraum,<br />

während sie sich einen Druck setzen.<br />

Konzentrieren wir uns auf <strong>de</strong>n musikalischen Link: A<strong>de</strong>le<br />

sieht <strong>de</strong>n gemeinsamen Nenner vor allem in <strong>de</strong>r mit Jeffrey<br />

Lee Pierce geteilten Debbie-Harry-Obsession. Bei Gun<br />

Club führte diese ja zu einer Kollaboration. Und wenn man<br />

A<strong>de</strong>les Gesicht bei letzterem Satz sieht, dann steht da in<br />

großen Buchstaben <strong>de</strong>r Traum, auch mal gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>r Blondie-Sängerin auf <strong>de</strong>r Bühne zu stehen.<br />

»This Gift« hat ein an<strong>de</strong>rer Prominenter produziert:<br />

Sue<strong>de</strong>-Gitarrist Bernard Butler. Erscheinen wird es auf<br />

Domino. Musikalisch hat sich aber einiges getan. Die Songs<br />

scheinen teilweise sehr hell, für die Verhältnisse <strong>de</strong>r Band.<br />

Interessanterweise geht dieser Hang zum Aufreißen <strong>de</strong>r<br />

Songs, zum abholen<strong>de</strong>ren Gestus, einher mit einer viel<br />

spontaneren Aufnahme. Und man muss attestieren: Experiment<br />

gelungen. Man fühlt sich sofort angekommen,<br />

wenn die Band <strong>de</strong>n Opener »The Bell« ansetzt, <strong>de</strong>n ewigen<br />

Klang <strong>de</strong>r Glocken hymnisiert. O<strong>de</strong>r wenn »Gilt Complex«,<br />

<strong>de</strong>r Hit <strong>de</strong>s Albums, beschwingt aggressiv alle Ohren<br />

<strong>de</strong>r Welt einfor<strong>de</strong>rt, sich bereit zeigt, uns alle in Stücke<br />

zu reißen mit seinen schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gitarren, wenn wir uns<br />

nicht hingeben wollen. Im Kontrast fin<strong>de</strong>n sich auch auf<br />

»This Gift« wie<strong>de</strong>r diese Balla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hoffnung, vorgetragen<br />

mit Ratschlägen, <strong>de</strong>nen man anmerkt, dass sich die<br />

Vortragen<strong>de</strong>n selbst nicht ganz sicher sind, und die sie –<br />

nicht zuletzt in Zeiten neoliberalistischer Kampfansagen<br />

aus <strong>de</strong>r Politik und Wirtschaft – genau <strong>de</strong>swegen so ehrlich<br />

und sympathisch wirken lassen; und wenn das jetzt relativ<br />

authentisch anmutet, dann soll es auch so sein.<br />

Domino<br />

Bereits <strong>de</strong>r Vorgänger »The Repulsion<br />

Box« erscheint auf <strong>de</strong>m Glasgower Label.<br />

S: Bevor wir bei Domino unterschrieben<br />

haben, <strong>de</strong>m besten Label <strong>de</strong>r Welt, waren<br />

wir schon Fans von Bands wie Smog,<br />

die in Europa dort veröffentlichen. Das<br />

Beson<strong>de</strong>re bei Domino ist, dass sich die<br />

Bands dort untereinan<strong>de</strong>r beeinflussen.<br />

Je<strong>de</strong>r übernimmt was von je<strong>de</strong>m. Laurence<br />

Bell, <strong>de</strong>r Chef von Domino, ist einer<br />

dieser exzentrischen Plattenfirmentypen,<br />

<strong>de</strong>r hat so viel Lei<strong>de</strong>nschaft für Musik und<br />

kümmert sich um die Bands, sodass sich<br />

alle wohlfühlen.


052 Musik


Musik<br />

053<br />

Get Well Soon<br />

POP TRIFFT PA<br />

THOS<br />

Der Name verspricht Trost und Schulterklopfen, die<br />

Musik will einfach nur umarmen: Ausgerechnet ein<br />

junger <strong>de</strong>utscher Songschreiber lan<strong>de</strong>t mit seinem<br />

Debütalbum <strong>de</strong>n ersten großen Coup 2008. Peter<br />

Flore traf Get Well Soon alias Konstantin Gropper in<br />

Berlin. Foto: Christian Knieps.<br />

E<br />

s ist nicht die Vielzahl an I<strong>de</strong>en, die das, was<br />

Konstantin Gropper mit seiner Begleitband<br />

unter <strong>de</strong>m Banner Get Well Soon verwirklicht,<br />

so beson<strong>de</strong>rs macht, es ist die Umsetzung, die<br />

man so in diesen Breitengra<strong>de</strong>n bisher noch nicht gehört<br />

hat. Nahezu je<strong>de</strong>r Artikel, je<strong>de</strong> Konzertreview, die <strong>de</strong>r auch<br />

ohne ein Album schnell zum Indie-Geheimtipp avancierte<br />

Gropper über sich lesen durfte, lobte seine Kunst als<br />

wahlweise »herrlich un<strong>de</strong>utsch« klingend bzw. »von internationalem<br />

Format«. Im Gegenzug musste <strong>de</strong>r klassisch<br />

durch langjährigen Cellounterricht geschulte Songschreiber<br />

schon früh mit <strong>de</strong>m Etikett »<strong>de</strong>utscher Conor<br />

Oberst« leben. Darauf angesprochen, muss <strong>de</strong>r Wahlberliner<br />

lachen – wenngleich er <strong>de</strong>m musikalischen Vergleich<br />

durchaus etwas abgewinnen kann: »Bright Eyes, gera<strong>de</strong><br />

die älteren Alben, sind mit Sicherheit ein Einfluss. Conor<br />

Oberst zählt für mich zu einer Bewegung junger Songwriter,<br />

die sich nicht scheuen, das Pathos zurück in <strong>de</strong>n Pop<br />

zu holen. Das ist auch mein Ansatz.«<br />

Gropper, Mitte 20 und Kopf und Motor von Get Well<br />

Soon, hat insgesamt vier Jahre an seinem Debütalbum<br />

mit <strong>de</strong>m sperrigen Titel »Rest Now, Weary Head! You Will<br />

Get Well Soon« geschrieben und aufgenommen – jener<br />

Aufmunterung, die <strong>de</strong>r Bandname vorgibt, bedurfte es<br />

in <strong>de</strong>r Zwischenzeit allerdings nicht. Im Gegenteil: Gropper<br />

weiß, was er tut, und verzettelt sich nicht: »Rest Now<br />

...« klingt trotz seiner wahrhaft eklektischen I<strong>de</strong>enfülle<br />

we<strong>de</strong>r überla<strong>de</strong>n noch konstruiert, was bei <strong>de</strong>n unweigerlich<br />

auftauchen<strong>de</strong>n Referenzen von Radiohead über<br />

Bright Eyes bis hin zu Titeln, die aus einem Morricone-<br />

Score stammen könnten, ohnehin schon einem großen<br />

Wurf gleichkommt.<br />

Die oben erwähnte Lei<strong>de</strong>nschaft, die große Geste, man<br />

hört sie in je<strong>de</strong>m Stück auf seinem Debüt. Mehr noch: Die<br />

klassische Sozialisation ist immanent, zumin<strong>de</strong>st im Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Albums. Ein »Prelu<strong>de</strong>« eröffnet das Werk, eine<br />

»Coda« beschließt es. »Dass viele Leute da einen klassischen<br />

Ansatz sehen, liegt vielleicht an <strong>de</strong>r polyphonen Instrumentierung,<br />

weniger an einem konkreten Werkbezug.<br />

Meine Herangehensweise an Musik ist von einem gewissen<br />

Kunsti<strong>de</strong>al geprägt, an künstlerischem Gehalt liegt<br />

mir sehr viel. Ich mag es, wenn <strong>de</strong>r Musik eine konkrete<br />

I<strong>de</strong>e vorsteht.« Gropper spricht viel von »<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e«, besser<br />

noch <strong>de</strong>m »I<strong>de</strong>al« o<strong>de</strong>r »<strong>de</strong>m Konzept«, das seinem Album<br />

zugrun<strong>de</strong> liege. Er schreibt seine Musik allein, meistens<br />

am Rechner, baut Stein auf Stein und legt Wert auf je<strong>de</strong>s<br />

noch so scheinbar unwichtige Detail. Seine jauchzen<strong>de</strong>n<br />

Songs seien zwar »keine Liebeslie<strong>de</strong>r«, wohl aber Lie<strong>de</strong>r<br />

über geliebte Menschen. »I tried my very best to make this<br />

music loveable« prangt als Garantie und Aufrichtigkeits-<br />

Indikator auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Albums.<br />

Stichwort Aufrichtigkeit: Auf seine Zeit an <strong>de</strong>r berüchtigten<br />

Mannheimer Pop-Aka<strong>de</strong>mie angesprochen, reagiert er<br />

zurückhaltend: »Dieser aka<strong>de</strong>mische Gestus ist wahrlich<br />

nicht mein Ding. Die I<strong>de</strong>e, junge Musiktalente bestmöglich<br />

auf das Musikbusiness vorzubereiten, ist ein recht ökonomischer<br />

Ansatz und entspricht lustigerweise gar nicht<br />

<strong>de</strong>m, was ich im sogenannten Business bisher kennengelernt<br />

habe. Für mich ging es von Anfang an eher darum,<br />

die dortigen Infrastrukturen für mich zu nutzen. Ich konnte<br />

mich <strong>de</strong>n ganzen Tag mit Musik beschäftigen und hatte<br />

das nötige Equipment, um sie bestmöglich aufzunehmen.<br />

So gesehen war es also keine verschwen<strong>de</strong>te Zeit.« Überhaupt<br />

möchte Gropper jetzt am liebsten einfach nur weitermachen<br />

und die Gunst <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> nutzen: »Momentan<br />

<strong>de</strong>nke ich schon wie<strong>de</strong>r über ein neues Album nach.<br />

Zumin<strong>de</strong>st eine grobe I<strong>de</strong>e habe ich schon einmal. Dieses<br />

Mal habe ich ja vermutlich nicht wie<strong>de</strong>r vier Jahre Zeit, es<br />

zu schreiben. Das ist dann eine für mich völlig neue Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

aber ich freue mich drauf.« Man möchte ihm<br />

auf die Schulter klopfen und sagen: Das wird schon.<br />

Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung von Digipack und T-Shirts<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon<br />

CD // City Slang / Universal<br />

Ennio Morricone<br />

Der italienische Star-Komponist und<br />

Dirigent ist das Nonplusultra, wenn es um<br />

klassische Filmmusik geht: Untrennbar<br />

mit <strong>de</strong>m Italo-Western-Genre verbun<strong>de</strong>n,<br />

hat Morricone allerdings weitaus mehr<br />

Filme vertont als »Spiel mir das Lied vom<br />

Tod« und »Für eine Handvoll Dollar«. Dennoch<br />

gelten gera<strong>de</strong> diese als Prototypen<br />

seiner Arbeit.<br />

Popaka<strong>de</strong>mie<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Zum Wintersemester 2003/04 nahm <strong>de</strong>r<br />

erste Studienjahrgang das Bachelorstudium<br />

im Bereich Popularmusik bzw.<br />

Musikbusiness auf. Zweigleisig wer<strong>de</strong>n in<br />

Mannheim Instrumentalisten und Songwriter<br />

bzw. Musikmanager ausgebil<strong>de</strong>t<br />

und vermeintlich auf das Haifischbecken<br />

Musikbusiness vorbereitet. Den aka<strong>de</strong>misch-muffigen<br />

Ruf konnte die Aka<strong>de</strong>mie<br />

trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen Gastdozenten wie<br />

Xavier Naidoo und Heinz Rudolf Kunze bis<br />

heute jedoch nicht ablegen.


054 Musik Gildas Loaëc und Masaya Kuroki besteigen<br />

Der Mo<strong>de</strong>-La<strong>de</strong>n<br />

von Kitsuné<br />

<strong>de</strong>n Montmartre


Musik<br />

055<br />

Kitsuné Sie sind die Style-Apostel <strong>de</strong>s<br />

DIE KLASS<br />

New Rave. Mit Kitsuné haben<br />

Gildas Loaëc und Masaya Kuroki<br />

aus Musik, Mo<strong>de</strong> und Grafik<br />

ein Pop-Universum erschaffen.<br />

IK DER<br />

Arno Raffeiner hat <strong>de</strong>r exklusiven<br />

Boutique <strong>de</strong>r Hitsammler<br />

und Mo<strong>de</strong>hipster im Herzen von<br />

OBERF<br />

Paris einen Besuch abgestattet.<br />

Fotos: Nathalie Genet<br />

LÄCHEN<br />

Gildas Loaëc<br />

Gildas kam mit 20 aus <strong>de</strong>r französischen<br />

Provinz nach Paris und eröffnete kurz<br />

danach <strong>de</strong>n Plattenla<strong>de</strong>n Street Sounds.<br />

Dort lernte er nicht nur die Jungs von<br />

Daft Punk kennen, für <strong>de</strong>ren Plattenfirma<br />

Roulé er nach wie vor tätig ist, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Masaya.<br />

Im Zeichen <strong>de</strong>s Fuchses<br />

Masaya: »Kitsuné ist Japanisch und be<strong>de</strong>utet<br />

Fuchs. Es gibt viele Märchen über<br />

Füchse, in <strong>de</strong>nen sie immer verschie<strong>de</strong>ne<br />

Gesichter haben. Da wir sechs Leute sind,<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Kulturen kommen und<br />

uns in verschie<strong>de</strong>nen Formen wie Musik,<br />

Grafik, Mo<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Events ausdrücken, war<br />

<strong>de</strong>r Fuchs das perfekte Tier, um all das in<br />

einem Logo zu repräsentieren.«<br />

Masaya Kuroki<br />

In Japan geboren, zog Masaya im Alter<br />

von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach<br />

Frankreich. Nach <strong>de</strong>r Schule absolvierte<br />

er ein Architekturstudium und arbeitete<br />

als Architekt in Paris. Das Schnei<strong>de</strong>rn von<br />

Couture brachte er sich später autodidaktisch<br />

bei.<br />

E<br />

rstes Arrondissement in Paris, Samstagnachmittag.<br />

Mein Weg führt mich weg vom goldverzierten<br />

Opernhaus in Richtung <strong>de</strong>r Seine,<br />

vorbei an einem japanischen Restaurant neben<br />

<strong>de</strong>m nächsten, an kleinen Lä<strong>de</strong>n, die Antiquitäten o<strong>de</strong>r<br />

Bil<strong>de</strong>rrahmen anbieten. Der Geruch von altem Gemäuer,<br />

Bae<strong>de</strong>ker-Reiseführern und dicken Brieftaschen liegt in<br />

<strong>de</strong>r Luft. An <strong>de</strong>r Ecke zur beschaulichen Rue Thérèse sitzt<br />

Dichterfürst Molière auf seinem Denkmal und schaut etwas<br />

finster auf diesen Erlebnispark bie<strong>de</strong>r-bürgerlich angestaubter<br />

Konsumkultur herab. Links davon befin<strong>de</strong>t<br />

sich die Anlage <strong>de</strong>s Palais Royal, gera<strong>de</strong>aus weiter wäre<br />

man in einer Minute beim Louvre. Keine zwanzig Meter<br />

entfernt von Molières Thron, eingezwängt zwischen diesen<br />

Repräsentativbauten imperialer Macht, liegt in <strong>de</strong>r<br />

Rue Thérèse ein unscheinbarer Eingang. Kein Schriftzug,<br />

noch nicht mal ein kleines Logo weisen darauf hin, dass<br />

sich hier eine <strong>de</strong>r zentralen Schaltstellen <strong>de</strong>s Pophipstertums<br />

<strong>de</strong>r vergangenen Jahre befin<strong>de</strong>t. Kitsuné macht<br />

weltweit in <strong>de</strong>n Clubs viel Krach, bei sich zu Hause aber<br />

mag man’s e<strong>de</strong>l.<br />

Stün<strong>de</strong> vor diesem Eingang nicht ein 60er-Jahre-Yves-<br />

Saint-Laurent mit blon<strong>de</strong>r, wogen<strong>de</strong>r Haarpracht und<br />

schwarzer Hornbrille, <strong>de</strong>r mich freundlich in Empfang<br />

nimmt, man könnte ihn glatt übersehen. Maxime Souverain,<br />

PR-Assistent bei Kitsuné Music, versorgt mich so<br />

lange mit Fakten rund um das Label, bis jemand mit einem<br />

Schlüssel auftaucht. Denn <strong>de</strong>r Kitsuné-Shop ist noch geschlossen.<br />

Auf das Samstagsgeschäft wird offenbar gerne<br />

verzichtet, und überhaupt kann hier nur nach Vereinbarung<br />

eingekauft wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach Maximes Zusicherung, dass sich auch die neue<br />

Kitsuné-Boutique, die noch im Februar eröffnen soll, ebenfalls<br />

im ersten Arrondissement, direkt neben <strong>de</strong>m Palais<br />

Royal, kommt auch schon Masaya Kuroki als Sesamöffnedich<br />

um die Ecke. Der Mo<strong>de</strong>-Chef von Kitsuné streift sich<br />

sorgfältig die Schuhe ab, bevor er <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>ssen<br />

geschätzten acht Quadratmetern dunkelblauem, samtgleichem<br />

Teppichbo<strong>de</strong>n betritt. Das Kitsuné-Schmuckkästchen<br />

in <strong>de</strong>r Rue Thérèse wirkt von innen besehen ebenso<br />

klein wie aufgeräumt. Rechts hängen an Klei<strong>de</strong>rhaken<br />

einige Stücke <strong>de</strong>r aktuellen Kollektion, links sind auf einem<br />

schmalen Mauervorsprung ein paar Compilations<br />

und neue Maxis aufgereiht. An <strong>de</strong>r Rückwand führt hinter<br />

weiß bemalten Holzbalken eine Wen<strong>de</strong>ltreppe hinauf<br />

zum Büroraum <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>abteilung. Hier stehen die zwei<br />

blitzblank leer geräumten Schreibtische von Masaya und<br />

seinem Assistenten, weitere Klei<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>r und Regale.<br />

Alles in gera<strong>de</strong>zu extremer Ordnung und Übersichtlichkeit.<br />

Nach <strong>de</strong>m vielfältigen, gera<strong>de</strong>zu ausufern<strong>de</strong>n Roster<br />

<strong>de</strong>r bisherigen Kitsuné-Platten hätte man durchaus<br />

an<strong>de</strong>res erwarten können. »Ich hasse Chaos«, kommentiert<br />

Masaya nüchtern. Und schließlich gäbe es im quirligen<br />

Stadtteil Montmartre ja noch ein zweites, größeres<br />

Büro für die Musikabteilung, die sein Partner Gildas Loaëc<br />

verantwortet. Gildas und Masaya sind sozusagen die bei<strong>de</strong>n<br />

Chefi<strong>de</strong>ologen <strong>de</strong>r Kitsuné-Schwerpunkte Musik und<br />

Mo<strong>de</strong>. Komplett ist die Truppe jedoch erst mit <strong>de</strong>m vierköpfigen<br />

Grafikteam åbäke aus London, das für das charakteristische<br />

Artwork zuständig ist.<br />

Seit 2002 wil<strong>de</strong>rt das Pariser Label mit seinen »Kitsuné<br />

Maison«-Compilations und einer frechen Lizenzierungspolitik<br />

in so ziemlich allen Genres von Rock bis zu<br />

Stadion-Techno – nennt es <strong>de</strong>n Neuen Rave –, gewann<br />

damit oft genug <strong>de</strong>n Kampf um die heißesten MySpace-<br />

Ent<strong>de</strong>ckungen und lan<strong>de</strong>te dreiste A&R-Coups. Kitsuné<br />

übertrug so die Regeln <strong>de</strong>r im Internet ausgebil<strong>de</strong>ten neuen<br />

Aufmerksamkeitsökonomie konsequent auf das alte<br />

Konzept Plattenlabel. Die Energie wur<strong>de</strong> vorrangig in<br />

<strong>de</strong>n Aufbau eines starken Images und in Marketingstrategien<br />

gesteckt, die grelle Durchschlagskraft <strong>de</strong>r Musik<br />

erledigte <strong>de</strong>n Rest. Eigene Signings gab es erst <strong>de</strong>ut- ≥


056 Musik<br />

≥ lich später, namentlich, als Digitalism sich mit »Zdarlight«<br />

als künftige Hithoffnung empfahlen.<br />

Die Mo<strong>de</strong>linie von Kitsuné entstand allerdings nicht bloß<br />

aus einer originellen Merchandise-I<strong>de</strong>e, son<strong>de</strong>rn war von<br />

Anfang an Teil <strong>de</strong>s Konzepts. <strong>Als</strong> Gildas und Masaya zusammen<br />

mit ihren Freun<strong>de</strong>n von Daft Punk zu »Discovery«-<br />

Zeiten nach Japan fuhren, trafen sie dort auf eine Styleund<br />

Konsumkultur, die sie in ihrer Gesamtheit begeisterte.<br />

Es erschien ihnen logisch, ihre Lei<strong>de</strong>nschaft für Musik<br />

und Mo<strong>de</strong> in diesem Sinne zusammenzuführen und explizit<br />

Produkte für ein ähnliches Rundum-Style-Erlebnis<br />

zu <strong>de</strong>signen: Pop als holistische Praxis <strong>de</strong>r Oberflächengestaltung.<br />

Denn dass es bei allem, was Kitsuné macht,<br />

zuerst um das Außen, um einen guten ersten Eindruck<br />

geht, das geben die bei<strong>de</strong>n gerne zu. Priorität Nummer<br />

eins: Zugänglichkeit.<br />

»Wir wollen nieman<strong>de</strong>n verschrecken«, bringt Gildas<br />

die große Klammer, die das Style-Universum von Kitsuné<br />

zusammenhält, auf einen einfachen Nenner. »Wir achten<br />

wirklich darauf, nicht zu avantgardistisch, zu nerdy und<br />

zu intelligent zu sein. Auf keinen Fall wollen wir signalisieren:<br />

Sorry, wir sind so trendy und cool, du gehörst einfach<br />

nicht zu unserer Welt. Nein, es geht um das genaue Gegenteil:<br />

Dinge leicht zugänglich zu machen.«<br />

Wenn dabei Klassiker produziert wer<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>n<br />

DJs nicht schon nach zwei Wochen wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Plattenkiste<br />

aussortiert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die man nächsten Frühling<br />

auch noch mal anzieht, sind Gildas und Masaya aber<br />

erst richtig zufrie<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> von Kitsuné ist dieser<br />

Anspruch ganz offensichtlich. So wild zusammengewürfelt<br />

die Diskografie wirkt, so klar und geradlinig ist die<br />

Sprache von Masayas Kollektionen. Für <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Frühling entwarf er schlichte Poloshirts, Cardigans in pastelligen<br />

Farben und luftig sitzen<strong>de</strong> Shorts.<br />

Auch wenn die Kundschaft <strong>de</strong>r zwei Sparten bestimmt<br />

nicht <strong>de</strong>ckungsgleich ist, sehen die bei<strong>de</strong>n in diesen unterschiedlichen<br />

Ästhetiken keinen Wi<strong>de</strong>rspruch. Masaya<br />

beschreibt das gemeinsame Konzept als die Suche nach<br />

einer neuen Klassik. »Wir arbeiten viel an <strong>de</strong>r Qualität, am<br />

Schnitt und nicht so sehr an einem eigenen Stil. Es geht<br />

uns um Mo<strong>de</strong>, die Bestand hat. Qualität und Handarbeit<br />

haben natürlich ihren Preis, daher ist unsere Mo<strong>de</strong> nicht<br />

ganz so zugänglich wie die Musik. Aber als Produkt ist das<br />

nicht schwer zu verstehen: klassische Kleidung für je<strong>de</strong>n<br />

Tag. Letztendlich steckt also <strong>de</strong>rselbe Spirit dahinter wie<br />

bei <strong>de</strong>r Musik: Alle können unsere Sachen anziehen, weil<br />

sie einfach und langlebig sind.«<br />

Über das Wort Langlebigkeit kann man im Zusammenhang<br />

mit Kitsuné leicht mal stolpern. Moment mal, sitzen<br />

wir hier nicht gera<strong>de</strong> im Herzen von Hipsterhausen?<br />

Wie geht das mit Klassik, mit Ewigkeit zusammen? Gildas<br />

gibt sich entspannt: »Es kommen doch immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue Leute nach, die noch cooler sind als du. Natürlich<br />

mögen wir es, in <strong>de</strong>r Presse vorzukommen, aber wir<br />

wollen auch nicht zu sehr das Ding <strong>de</strong>s Moments sein. Wir<br />

nehmen das Musikbusiness sehr ernst, und zwar in einer<br />

langfristigen Perspektive und nicht nur, um für einen kurzen<br />

Augenblick hype zu sein. Irgendwann heißt es dann:<br />

Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber wollen<br />

auch in fünf Jahren noch da sein.«<br />

Und das heißt bei Kistuné vor allem: in fünf Jahren noch<br />

gut aussehen. Vor <strong>de</strong>m finalen Au revoir hat Gildas noch<br />

eine Frage an <strong>Intro</strong>-Fotografin Nathalie. Was im Text stehe,<br />

sei ihm ehrlich gesagt vollkommen egal, meint er, aber<br />

ob man vor Veröffentlichung vielleicht einen Blick auf die<br />

Fotos werfen könne? »Nur, um zu wissen, ob wir nicht zu<br />

fertig o<strong>de</strong>r druggy aussehen.« Denn so sind die Regeln im<br />

allumfassen<strong>de</strong>n Style-Universum von Kitsuné: Im Zweifelsfall<br />

zählt das Image immer mehr als <strong>de</strong>r Inhalt. Hauptsache,<br />

die Oberfläche glänzt.<br />

Acts, Acts, Acts<br />

Alles schon auf Kitsuné zu hören<br />

gewesen: Bloc Party, M.I.A., Hot Chip,<br />

Feist, CSS, Klaxons, Rex The Dog,<br />

Fischerspooner, Simian Mobile Disco,<br />

Alex Gopher, Black Strobe, Tomboy,<br />

Adam Sky, Wolfmother, The Whitest<br />

Boy Alive und kein En<strong>de</strong> ...<br />

»Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber<br />

wollen auch in fünf Jahren noch da sein.«<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

Diverse<br />

Kitsuné Maison 5<br />

CD // Kitsuné / Intergroove<br />

Links: »Rue Thérèse«, wo sich <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>-La<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>t. Oben: Metro-Eingang Montmartre<br />

(in <strong>de</strong>r Nähe von <strong>de</strong>n Büroräumen von Kitsuné).


058 Musik<br />

Clipland 2008<br />

NEUE FORMATE, NUR NOCH<br />

AMATEURE, KEINE BUDGETS?<br />

Lust auf einen Musikclip zu <strong>de</strong>m Song, <strong>de</strong>r eben gera<strong>de</strong> auf Last.fm<br />

lief und einem nun nicht mehr aus <strong>de</strong>m Kopf geht? Kein Problem.<br />

Die Zeiten, in <strong>de</strong>nen man nachts stun<strong>de</strong>nlang vor MTV gehockt<br />

und auf <strong>de</strong>n einen Clip gewartet hat, sind vorbei. Das Internet ist<br />

<strong>de</strong>r Selbstbedienungsla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterhaltungsindustrie gewor<strong>de</strong>n:<br />

Das Lustobjekt ist niemals mehr als zwei Stichworte in <strong>de</strong>r Suchmaschine<br />

entfernt. Entsprechend setzt das »On Demand«-Medium<br />

neue Regeln. Unsere Autorin Miriam Stein erklärt sie uns.


Musik<br />

059<br />

D<br />

ieser Tage viel diskutiert und viel benannt ist<br />

die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sehgewohnheiten, seit<br />

wir selbst auf YouTube und Co. unsere eigene<br />

Clip-Rotation bestimmen. »Das Vi<strong>de</strong>o von<br />

OK Go hat einen MTV Award gewonnen, obwohl es ohne<br />

Regisseur gemacht wur<strong>de</strong> und nur auf DV gedreht ist«,<br />

fällt Uwe Fla<strong>de</strong> gleich zum Thema ein. Fla<strong>de</strong> ist einer <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten <strong>de</strong>utschen Musikvi<strong>de</strong>o-Regisseure <strong>de</strong>r letzten<br />

Jahre. Neben <strong>de</strong>utschen Künstlern wie 2raumwohnung<br />

und Sportfreun<strong>de</strong> Stiller befin<strong>de</strong>n sich auf Uwes »Rolle«,<br />

<strong>de</strong>r Sammlung seiner Clips und Werbefilme, auch Namen<br />

wie Zoot Woman, Franz Ferdinand und Depeche Mo<strong>de</strong>. Ins<br />

Geschäft ist Fla<strong>de</strong> über alte Bekannte gekommen: »Mein<br />

erstes Vi<strong>de</strong>o habe ich 2000 für die Sportfreun<strong>de</strong> Stiller<br />

zum Song Wun<strong>de</strong>rbaren Jahren gedreht. Von Vorteil war,<br />

dass ich mit <strong>de</strong>m Peter auf <strong>de</strong>r Schule war.«<br />

Nach sieben Jahren im Biz sieht Fla<strong>de</strong> <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

Musikvi<strong>de</strong>o-Markt kritisch: »Vor acht bis zehn Jahren<br />

gab es zwar auch schon bewusst Lo-Fi’ig gemachte<br />

Vi<strong>de</strong>os wie Praise You von Fatboy Slim, aber generell wur<strong>de</strong><br />

viel investiert, um die Clips gut aussehen zu lassen: Es<br />

ging darum, große I<strong>de</strong>en zu inszenieren. Was Regisseure<br />

wie Gondry, Glazer, Cunningham und Spike Jonze gedreht<br />

haben, gilt für mich immer noch als die gol<strong>de</strong>ne Zeit <strong>de</strong>s<br />

Mediums. Sie haben Stile und Welten erfun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r<br />

Ambition, Emotionalität zu erzeugen. Das hat auch <strong>de</strong>n<br />

Spielfilm und die Werbung stilistisch beeinflusst – was<br />

heute eher nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist.«<br />

Zur Erinnerung: OK Go, Rockband aus Chicago, verdanken<br />

ihren Musikvi<strong>de</strong>os einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Teil ihrer Popularität.<br />

»A Million Ways«, die erste Single <strong>de</strong>s zweiten<br />

Albums von 2005, zeigt die Band beim Tanzen im Hinterhof.<br />

Das Budget für <strong>de</strong>n Clip betrug <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> nach unter<br />

zehn Dollar und ist ohne Wissen <strong>de</strong>r Plattenfirma Capitol<br />

Records entstan<strong>de</strong>n und veröffentlicht wor<strong>de</strong>n. Ein<br />

Jahr später wur<strong>de</strong> »A Million Ways« zum meist runtergela<strong>de</strong>nsten<br />

Clip <strong>de</strong>r Geschichte ernannt, mit über 90 Millionen<br />

Downloads. Die zweite Single »Here It Goes Again«<br />

zeigt die Band ähnlich choreografiert auf vier Laufbän<strong>de</strong>rn.<br />

Bis August 2007 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Clip 27 Millionen Mal<br />

angeschaut und belegt <strong>de</strong>n vierten Platz <strong>de</strong>r YouTube-<br />

All-Time-Favourites. Der Clip wur<strong>de</strong> mit einem Grammy-<br />

Award ausgezeichnet.<br />

»Das OK-Go-Vi<strong>de</strong>o ist für mich die Blaupause für Musikvi<strong>de</strong>os<br />

in <strong>de</strong>r MySpace- und YouTube-Zeit. In diesen Foren<br />

wird eine neue Art von spielerischer Kreativität honoriert,<br />

die vorher die Ausnahme war. Toll ist natürlich auch,<br />

dass Bands hier <strong>de</strong>mokratisch ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n und sich<br />

in diesen Biotopen eine neue Form von Kreativität entwickelt,<br />

die nicht unbedingt über <strong>de</strong>n Filter Musikindustrie<br />

läuft. Um ehrlich zu sein, hat für mich als Regisseur<br />

aber das Musikvi<strong>de</strong>o als künstlerisches Leitmedium seinen<br />

Reiz verloren, was nicht be<strong>de</strong>utet, dass ich mich nicht<br />

mehr dafür interessiere – ich schaue mir alles an«, gesteht<br />

Fla<strong>de</strong>.<br />

Triumph <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en im basis<strong>de</strong>mokratischen Internet,<br />

könnte man an dieser Stelle jubilieren, abseits von großen<br />

Budgets und namhaften Regisseuren bringt das Zeitalter<br />

zugänglicher Amateur-Software ihre eigenen Ikonen heraus.<br />

Allerdings sind Geschichten wie jene von OK Go o<strong>de</strong>r<br />

die MySpace-Triumphe von Arctic Monkeys und Lily Allen<br />

Einzelfälle, sowohl, was Erfolg, als auch – und viel wichtiger<br />

–, was die Kreativität angeht. Ein wirklicher Trend zu<br />

großer Eigenständigkeit und Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Produktion<br />

von Musikvi<strong>de</strong>os zeichnet sich <strong>de</strong>rzeit nicht ab. Robert<br />

Sei<strong>de</strong>l, Regisseur aus Jena, <strong>de</strong>r mit einem Low-Budget-Clip<br />

für <strong>de</strong>n Song »Futures« von Zero 7 (featuring José Gonzáles)<br />

für Aufsehen auf Filmfestivals sorgte, klagte über eine<br />

Anfrage für ein Musikvi<strong>de</strong>o für The Bright Eyes: Es sollte<br />

nicht nur keine Gage geben, son<strong>de</strong>rn auch kein Budget.<br />

»Wenn es selbst für Bright Eyes kein Geld mehr gibt, wo<br />

gibt es dann noch welches?« fragt Sei<strong>de</strong>l.<br />

In <strong>de</strong>r Theorie<br />

Vierhun<strong>de</strong>rt Schnitte in 3:30 Minuten, ein Schnitt pro Sekun<strong>de</strong>,<br />

120 Beats per Minute, springen<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r, gänzlich<br />

frei von inhaltlichem Zusammenhang, ein einziger langer,<br />

schnittfreier Schwenk von dreieinhalb Minuten, 15 Minuten<br />

Grusel-Actionkino mit Tanzeinlage, vier Minuten kotzen,<br />

koksen und prügeln aus <strong>de</strong>m subjektiven »Point of View«:<br />

Kamera und Mäuse in <strong>de</strong>r U-Bahn. Je<strong>de</strong>r dieser Filme fällt<br />

unter die Bezeichnung Musikvi<strong>de</strong>o. Das Spektrum ist weit,<br />

die Möglichkeiten groß – zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Theorie.<br />

Das Musikvi<strong>de</strong>o, also die I<strong>de</strong>e von visualisierter Musik,<br />

bahnte sich von Motion-Graphic-Experimenten <strong>de</strong>utscher<br />

Expressionisten wie Oskar Fischinger und Hans Richter<br />

über kanadische Direct-Cinema-Vertreter wie Albert und<br />

David Mayseltes in <strong>de</strong>n 60ern seinen Weg in <strong>de</strong>n Mainstream.<br />

Im Letzteren kam es in <strong>de</strong>n späten 60ern zunächst<br />

über Chartspop-Sendungen wie »Top Of The Pops« an, vornehmlich<br />

im Mutterland <strong>de</strong>s Pop: UK. So richtig zum Konsensthema<br />

wur<strong>de</strong> es in <strong>de</strong>n frühen 80ern mit <strong>de</strong>r Geburt<br />

von MTV, jenem Sen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r schon in seinem Namen bei<strong>de</strong><br />

Bestandteile zusammenführt. Rückblickend können die<br />

90er-Jahre als Blütezeit <strong>de</strong>s Musikvi<strong>de</strong>os gesehen wer<strong>de</strong>n,<br />

heute, in Tagen von digitalem Vi<strong>de</strong>o und iMovie, läuft<br />

das Medium Gefahr, auf direktem Wege in die Willkür, in<br />

die Be<strong>de</strong>utungslosigkeit zu rennen – trotz künstlerischer<br />

Ausnahmen wie OK Go. Vielleicht wird <strong>de</strong>m freien Medium<br />

in Zeiten großer ökonomischer Ängste sein breites Spektrum<br />

zum Verhängnis. Denn Musikvi<strong>de</strong>o kann wirklich alles<br />

sein, darf alles machen.<br />

Zurück in die Praxis<br />

Die 90er-Jahre waren zunächst ein Jahrzehnt <strong>de</strong>s Aufbruchs,<br />

zum einen im neuen, digitalen Raum <strong>de</strong>s Internets<br />

und gleichzeitig in <strong>de</strong>r digitalen Bildbearbeitung. Mit <strong>de</strong>r<br />

Öffnung alter Grenzen öffneten sich auch die Köpfe <strong>de</strong>r<br />

Zuschauer für neue Welten, und so brach aus <strong>de</strong>m zum<br />

Marketing-Produkt stilisierten, zumeist schäbigen, nur<br />

manchmal cleveren Medium, <strong>de</strong>ssen Bezeichnung »Promo«,<br />

kurz für »Promotional Music Vi<strong>de</strong>o«, war, nach und<br />

nach ein Strom von visueller Innovation. Das verlachte und<br />

vom pädagogischen Gewissen gern zur Rechenschaft gezogene<br />

Kaugummi-Filmchen mauserte sich zum Leitmedium,<br />

sogar zur Kunstform. Diese Wandlung begann mit<br />

einem <strong>de</strong>nkbar einfachen Schritt: Ab 1995 begann MTV<br />

USA nicht nur <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Künstlers <strong>de</strong>s Songs und<br />

<strong>de</strong>s Plattenlabels einzublen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Clipregisseurs. Mit <strong>de</strong>r Nennung <strong>de</strong>r Regisseure traten<br />

die Filmemacher aus <strong>de</strong>m Schatten <strong>de</strong>s Dienstleisters<br />

ins Licht <strong>de</strong>s eigenständigen Kulturschaffen<strong>de</strong>n, und aus<br />

<strong>de</strong>m Produkt wur<strong>de</strong> ein Werk.<br />

Von nun an vollzog sich langsam, aber stetig eine <strong>de</strong>utliche<br />

Verän<strong>de</strong>rung im Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Musikvi<strong>de</strong>os:<br />

Statt lediglich das Image eines Künstlers in Form von inszenierter<br />

Performance und gut gemachten Choreografien<br />

mitsamt gutem Make-up und schrägen Klamotten möglichst<br />

interessant rüberzubringen, erschuf eine neue Generation<br />

von Musikvi<strong>de</strong>o-Regisseuren neue visuelle Welten<br />

mit eigenen Gesetzen: Inspiriert von einer I<strong>de</strong>e im jeweiligen<br />

Song, einer Textzeile, einer Grundstimmung, brach ≥<br />

Musikvi<strong>de</strong>o<br />

»Das Musikvi<strong>de</strong>o ist ein kurzer Film o<strong>de</strong>r<br />

Vi<strong>de</strong>ofilm, <strong>de</strong>r ein vollständiges Musikstück,<br />

zumeist einen Song, visuell begleitet.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Musikvi<strong>de</strong>os wer<strong>de</strong>n in erster<br />

Linie als Marketing Device zur Verbreitung<br />

von Musik hergestellt.« (Wikipedia.com)<br />

Robert Sei<strong>de</strong>l<br />

28-jähriger Stu<strong>de</strong>nt aus Jena, <strong>de</strong>ssen<br />

Auszeichnungen für seinen Experimental-<br />

Kurzfilm »Grau« die Zeichenzahl dieses<br />

Textes sprengen wür<strong>de</strong>n. Sein Musikvi<strong>de</strong>o<br />

für Zero 7 featuring José Gonzáles zeigt<br />

Fotos von verdrückten, organischen<br />

Früchten, die synchron zum Rhythmus<br />

ineinan<strong>de</strong>r morphen. Abstraktion und<br />

Eleganz machen sein sehr experimentelles<br />

Vi<strong>de</strong>o zum Ereignis.


060 Musik das Musikvi<strong>de</strong>o mit <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r Schwerkraft und<br />

Von wegen die braven Jungs von nebenan. Im Herzen<br />

sind die Arctic Monkeys echte britische Hooligans.<br />

Was, ihr glaubt uns nicht? Dann schaut doch selbst<br />

mal rein in »Fluorescent Adolescent«. Zu<strong>de</strong>m ein<br />

Para<strong>de</strong>monster unserer mo<strong>de</strong>rnen Cliptage mit<br />

seinem trashy homema<strong>de</strong>-style, wie man ihn aus<br />

<strong>de</strong>m Netz kennt.<br />

Treatment<br />

Vom Regisseur verfasste Kurzzusammenfassung<br />

<strong>de</strong>s Inhalts und <strong>de</strong>s Looks<br />

<strong>de</strong>s angedachten Musikvi<strong>de</strong>os. Vor <strong>de</strong>r<br />

Produktion eines Musikvi<strong>de</strong>os fin<strong>de</strong>t<br />

eine sogenannte »Pitch« statt, in <strong>de</strong>r die<br />

Plattenfirma zahlreiche Treatments verschie<strong>de</strong>ner<br />

Regisseure einholt und anhand<br />

<strong>de</strong>rer entschei<strong>de</strong>t, wer dreht.<br />

≥<br />

vor allem <strong>de</strong>r Kausalität <strong>de</strong>s kommerziellen Films. »Virtual<br />

Insanity«, 1997 entstan<strong>de</strong>nes Musikvi<strong>de</strong>o <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

britischen Bühnenbildners Jonathan Glazer, ist ein<br />

Beispiel für die vollen<strong>de</strong>te Kunst <strong>de</strong>s Mediums: Während<br />

Jamiroquai gemäß seinem bekannten Image, tanzend mit<br />

Hut, <strong>de</strong>n Song singt, verschiebt sich <strong>de</strong>r einer Gummizelle<br />

nachempfun<strong>de</strong>ne Raum: Schwarze Raben fliegen durchs<br />

Bild, und Blut tritt aus <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n – damit wird nicht nur<br />

die Coolness <strong>de</strong>s Rockvi<strong>de</strong>os nicht aufgehoben, nein, sie<br />

wird potenziert. Vergänglichkeit, Tod und Wahnsinn, gepaart<br />

mit Loungepop – unmöglich und gleichzeitig doch<br />

absolut treffend umgesetzt.<br />

»Gegenüber Werbung und Spielfilm ist das Musikvi<strong>de</strong>o<br />

prinzipiell ja eine sehr offene filmische Form«, merkt Uwe<br />

Fla<strong>de</strong> an. »Bei meiner Begegnung mit Depeche Mo<strong>de</strong> gab<br />

es keine kreativen Vorgaben. Eigentlich ein Traum, aber<br />

natürlich gab es dann produktionstechnische Einschränkungen<br />

und an<strong>de</strong>re Dinge, die beachtet wer<strong>de</strong>n mussten<br />

und sich dann auch auf die I<strong>de</strong>en ausgewirkt haben.<br />

Aber prinzipiell fin<strong>de</strong>t man diese kreative Freiheit beim<br />

Film ja sehr selten.«<br />

Willkommen im Heute<br />

2002 investierte eine große <strong>de</strong>utsche Plattenfirma immerhin<br />

noch 120.000 Mark in das vierte Vi<strong>de</strong>o einer damals wie<br />

heute unbekannten Newcomer-Band aus Braunschweig<br />

– für vier Vi<strong>de</strong>os macht das zusammen eine halbe Million,<br />

damals noch D-Mark, an Vi<strong>de</strong>obudget. Dieser Tage sind<br />

25.000 Euro viel für ein erstes Vi<strong>de</strong>o einer Major-Band.<br />

Wie funktioniert das mit <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Clips <strong>de</strong>nn<br />

überhaupt? »Meistens zahlt das Label 50 % und die an<strong>de</strong>re<br />

Hälfte die Band«, erklärt Beat Gottwald, ehemaliger<br />

Majorlabel-Produktmanager und heute Manager <strong>de</strong>r Hip-<br />

Hop-Band K.I.Z. »Allerdings streckt das Label die Kosten<br />

vor, und die Band bezahlt über ihre Lizenzen ab.« Insofern<br />

nur verständlich, dass auch das Label Mitspracherecht<br />

einklagt. Trotz<strong>de</strong>m braucht ein guter Regisseur Freiheit.<br />

Dazu Gottwald: »Man muss immer einen begeisterten Regisseur<br />

haben, <strong>de</strong>r Bock hat, mit <strong>de</strong>r Band die I<strong>de</strong>e durchzuziehen.<br />

Allerdings gilt auch: Wenn <strong>de</strong>r Regisseur zu 100<br />

% seinen Kopf durchboxt, fühlt sich die Band oft komplett<br />

unverstan<strong>de</strong>n und im Nachhinein nicht wohl mit <strong>de</strong>m Clip.<br />

Und wenn die Band meint, sie selbst wäre <strong>de</strong>r bessere Regisseur,<br />

kommt meistens auch nur Murks heraus. Deshalb<br />

ist es wichtig, dass Band und Regisseur miteinan<strong>de</strong>r<br />

wachsen und sich verstehen lernen.«<br />

»Was ich oft in <strong>de</strong>r Musikbranche erlebt habe, ist,<br />

dass sich in letzter Sekun<strong>de</strong> die Vorgabe än<strong>de</strong>rt und das<br />

Treatment <strong>de</strong>shalb nicht mehr funktioniert«, sagt Uwe<br />

Fla<strong>de</strong>. Die Grün<strong>de</strong> können mannigfaltig sein: Mal wird eine<br />

an<strong>de</strong>re Single ausgewählt, mal verschieben sich Termine<br />

<strong>de</strong>r Band, sodass an einem an<strong>de</strong>ren Tag o<strong>de</strong>r gar in<br />

einer an<strong>de</strong>ren Stadt gedreht wer<strong>de</strong>n muss. Gerne wird<br />

auch noch mal am Budget rumgeschraubt, nach unten,<br />

klar. Fla<strong>de</strong>: »Manchmal wird die Zeit für die Postproduktion<br />

gekürzt, was so manches fertig geschriebene effektlastige<br />

Treatment killt.«<br />

Das Musikvi<strong>de</strong>o soll gleichzeitig <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r<br />

Künstler und die Lebenswelt <strong>de</strong>r Konsumenten abbil<strong>de</strong>n.<br />

Im Guten vermag es sich so recht schnell im kulturellen Gedächtnis<br />

festzuschreiben, doch leicht ist dies nicht, wie die<br />

dargelegten Rahmenbedingungen zeigen: Die Kreativität<br />

wird lei<strong>de</strong>r zu oft <strong>de</strong>m Konsens angenähert, um <strong>de</strong>m ständig<br />

steigen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck auf <strong>de</strong>m Markt standzuhalten.<br />

Es wer<strong>de</strong>n Kompromisse gemacht, um die Masse<br />

abzuholen – Marktforschung versus künstlerische Freiheit.<br />

Wenn dann auch noch die Budgets wie gezeigt nicht<br />

mehr so locker sitzen, wird es schwierig. O<strong>de</strong>r ist das nur<br />

ein vorgeschobenes Argument? Marcus Adam, Redakteur<br />

bei MTV Networks Deutschland, sollte es wissen: »Insgesamt<br />

merken wir schon, dass die Budgets für Clips in <strong>de</strong>n<br />

letzten sieben, acht Jahren nicht gewachsen sind. Teilweise<br />

gleicht sich das jedoch mit günstigeren (digitalen) Produktionsmöglichkeiten<br />

aus. Dazu kommt, dass <strong>de</strong>r Musikclip<br />

seine Vorreiterrolle als Kunstform teilweise eingebüßt<br />

hat. Viele <strong>de</strong>r eingereichten Vi<strong>de</strong>os sind Standard, d. h.,<br />

sie erfüllen ihren Zweck, mehr aber nicht.«<br />

Parallel zu <strong>de</strong>r von ihm kritisierten Ausdünnung <strong>de</strong>r<br />

Kreativität hat sich aber auch MTV sehr verän<strong>de</strong>rt. Reality-Soaps,<br />

zumeist in <strong>de</strong>n USA produziert, laufen <strong>de</strong>n<br />

Musik-Shows <strong>de</strong>n Rang ab. Dazu Adam: »Der Anteil von


Musik<br />

061<br />

Musik am Gesamtprogramm hat sich von 2005 bis heute<br />

leicht positiv entwickelt, von 62 % auf 65 % (bei Viva sind<br />

es sogar 75 %). 2004 lag <strong>de</strong>r Musikanteil sogar nur bei 47<br />

%.« Gefühlt scheint <strong>de</strong>r Anteil von Musik allerdings weiter<br />

zu sinken.<br />

Und morgen?<br />

Adam verspricht Besserung für 2008 – allerdings spricht<br />

<strong>de</strong>r Status quo da draußen <strong>de</strong>rzeit eine an<strong>de</strong>re Sprache,<br />

wie Gottwald einwirft: »Fakt ist, die Soaps haben bessere<br />

Einschaltquoten als die Clips. Was ich scha<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>,<br />

was aber natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist.<br />

Natürlich kann man sich darüber tot diskutieren, ob sich<br />

ein Sen<strong>de</strong>r ein Publikum erziehen kann o<strong>de</strong>r ob er immer<br />

auf Nachfrage reagieren muss. Ich glaube natürlich an<br />

Ersteres, weil ich mir wie<strong>de</strong>r ein wirkliches Musikfernsehen<br />

wünsche.«<br />

Mit diesem Wunsch steht er nicht allein da. Mathias<br />

Hielscher, Bassist von Virginia Jetzt!, bringt es recht unkünstlerisch,<br />

aber ehrlich auf <strong>de</strong>n Punkt, warum auch<br />

er sich ein Comeback <strong>de</strong>s Clips wünscht: »Um Image zu<br />

transportieren, ist <strong>de</strong>r Clip <strong>de</strong>r leichteste Weg: In drei Minuten<br />

kannst du <strong>de</strong>n Leuten vermitteln, was du für ein Typ<br />

bist, welche Klamotten du magst, ob du tanzen kannst,<br />

wie viel Geld <strong>de</strong>ine Plattenfirma in dich investiert und um<br />

was es dir geht. Du kannst <strong>de</strong>iner Musik ein Gesicht verleihen.<br />

Und selbst wenn du nicht darin auftauchst, dann<br />

ist das auch ein Statement.«<br />

In <strong>de</strong>n USA und im UK funktioniert die Kommunikationskette<br />

Musikvi<strong>de</strong>o an<strong>de</strong>rs als hierzulan<strong>de</strong>. Dazu Uwe<br />

Fla<strong>de</strong>: »Der grundlegen<strong>de</strong> Unterschied ist wohl, dass es<br />

in England und <strong>de</strong>n USA bei je<strong>de</strong>r größeren Plattenfirma<br />

Commissioner gibt, die sich um nichts an<strong>de</strong>res als Musikvi<strong>de</strong>os<br />

kümmern. Sie schlagen <strong>de</strong>n Bands Regisseure<br />

vor, geben Briefings raus, sammeln die Treatments ein<br />

und betreuen <strong>de</strong>n Dreh und die Fertigstellung.« Abgesehen<br />

von einigen Ausnahmen wie <strong>de</strong>m Freelance-Commissioner<br />

Andreas Dorau wer<strong>de</strong>n Musikvi<strong>de</strong>os in Deutschland<br />

überwiegend von Produktmanagern betreut, in <strong>de</strong>ren Job<br />

Musikvi<strong>de</strong>o-Produktion naturgemäß nur einen kleinen Anteil<br />

einnehmen kann.<br />

Genug hinterfragt. Gehen wir mal ins Feld und schauen,<br />

was gera<strong>de</strong> so ankommt. Für großes Aufsehen unter<br />

Fans sorgte Roman Coppolas Vi<strong>de</strong>oclip zu »Teddy Picker«<br />

von <strong>de</strong>n Arctic Monkeys. Im Clip beobachtet <strong>de</strong>r Regisseur<br />

die Band mit 16-mm-Handkameras im Studio und<br />

in <strong>de</strong>r Kneipe. Über weite Strecken besteht <strong>de</strong>r Clip aus<br />

Performance-Elementen, nur gelegentlich wer<strong>de</strong>n Augenblicke<br />

zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen in das Vi<strong>de</strong>o geschnitten.<br />

Der 16-mm-Filmlook verleiht sofort ein Gefühl von<br />

friedlicher Nostalgie, doch trotz<strong>de</strong>m erscheint die Abbildung<br />

real. Natürlich kann man das angesichts <strong>de</strong>s authentischen<br />

Ansatzes als »langweilig und uninspiriert«<br />

abkanzeln, aber auch als »wun<strong>de</strong>rschön gefilmt und intim«.<br />

»Gimme Shelter«, die 1969 gedrehte Meilenstein-<br />

Dokumentation über die »Let It Bleed«-Tour <strong>de</strong>r Rolling<br />

Stones, schwebt über <strong>de</strong>r scheinbar unsichtbaren Kamera<br />

<strong>de</strong>s Clips, doch die Direktheit ist bei Coppola 2007<br />

stilisiert und herbeigeführt.<br />

In Patrick Daughters (<strong>de</strong>r von Coppolas Produktionsfirma<br />

Director’s Bureau repräsentiert wird) Clip zu »1234«<br />

von Leslie Feist wird die Künstlerin mitsamt in Ballonsei<strong>de</strong><br />

gehüllten Tänzern in einer Art Flughafen-Hangar beim<br />

Ringeltanz gezeigt. Für viele <strong>de</strong>r Clip <strong>de</strong>s Jahres. iTunes<br />

kaufte ihn auch gleich für seine Werbespots ein. Und ja,<br />

er korrespondiert gut mit <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>m Charme <strong>de</strong>r<br />

Künstlerin, doch bleiben auch hier die Ecken, ein Statement<br />

o<strong>de</strong>r eine Welt hinter <strong>de</strong>r Performance, bleiben wirkliche<br />

Bil<strong>de</strong>r aus.<br />

Man kann durchaus bilanzieren, dass sich im letzten<br />

Jahr jene Musikvi<strong>de</strong>os durchgesetzt haben, die sich für<br />

die Mitte entschie<strong>de</strong>n haben, die sich auf Bil<strong>de</strong>r einließen,<br />

auf die sich alle einigen konnten – schön anzusehen,<br />

verklärend, belanglos. Wir erinnern uns: Clips von Regisseuren<br />

wie Cunnigham, Jonze, Glazer und Gondry schrien<br />

förmlich nach <strong>de</strong>r großen Leinwand durch Bil<strong>de</strong>r, die über<br />

das Fernsehformat hinauswuchsen. Die Freiheit, die das<br />

Medium allen Beteiligten schenkt, fand in ihren Arbeiten<br />

statt. Die Frage, die sich stellt, ist doch, ob das Musikvi<strong>de</strong>o<br />

keine abstrakt erzählten Geschichten mehr zulässt.<br />

O<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sie einfach nicht mehr gebraucht? Reichen<br />

<strong>de</strong>rzeit ein hübsches Gesicht, nett in Szene gesetzt, ein<br />

gemütlicher Witz, um ein Aufmerksamkeitsfenster im Meer<br />

<strong>de</strong>s Internet garantiert zu bekommen?<br />

Amateur-Programme, Animation, Stop-Trick öffnen ambitionierten<br />

Interessierten Türen, sich in Kurzfilmen auszuprobieren.<br />

Bei Musikvi<strong>de</strong>os sieht das noch immer etwas<br />

an<strong>de</strong>rs aus, da zunächst mal ein Künstler existieren<br />

muss, <strong>de</strong>r sein Stück vorgibt. Das hat dann gleich die Aura<br />

von etwas Künstlerischem – das nach mehr Professionalität<br />

verlangt. Zu<strong>de</strong>m kommt auch im Internetzeitalter Talent<br />

nicht auf Knopfdruck. Richtig ist sicherlich, dass ein<br />

wahres Talent Budget nur zur Vergrößerung seines Schaffens<br />

benötigt. Doch für die meisten Profis sichert ein stabiles<br />

Budget, dass das Handwerk Filmemachen ausreichend<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. »Stark verän<strong>de</strong>rt hat sich<br />

meiner Meinung nach zuallererst die Art, wie man Treatments<br />

schreibt. Die meisten Chancen hat man momentan,<br />

wenn man 1:1-Bil<strong>de</strong>r ins Treatment nimmt, die genau<br />

»Fakt ist, die Soaps haben bessere Einschaltquoten<br />

als die Clips. Was ich scha<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>, was aber<br />

natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist.«<br />

veranschaulichen, was im Text geschrieben wird. Seit <strong>de</strong>r<br />

Google-Bild-Suche, Flickr usw. hat das stark an Relevanz<br />

gewonnen. Im Optimalfall fin<strong>de</strong>t man ein Filmchen auf<br />

YouTube, das <strong>de</strong>n Look und Style genau beschreibt, wie<br />

das spätere Vi<strong>de</strong>o aussehen soll. Bei meinem Depeche-<br />

Mo<strong>de</strong>-Enjoy The Silence 04-Vi<strong>de</strong>o hatte ich keine einzige<br />

Look-Referenz, das ist heute – nur drei Jahre später –<br />

un<strong>de</strong>nkbar«, erklärt Uwe Fla<strong>de</strong> <strong>de</strong>n inhaltlichen Einfluss<br />

<strong>de</strong>s Internets auf die Clipindustrie.<br />

So bekommen die <strong>de</strong>rzeitigen zwei Fel<strong>de</strong>r weiter Kontur:<br />

Einmal ist da die Invasion <strong>de</strong>r Hobbyfilmer, die die eigene<br />

Musik o<strong>de</strong>r die befreun<strong>de</strong>ter Musiker mal eben mit Clips<br />

versorgen, just for fun; und dann sind da die Profis, die an<strong>de</strong>re<br />

Ansprüche an das Genre haben. Doch kann man von<br />

Letzteren erwarten, dass sie quasi honorarfrei Dienstleistungen<br />

ohne künstlerische Freiheit erbringen? Aber wem<br />

soll man die Budgetierungen vorwerfen: Der Musikmarkt<br />

hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren dramatisch verän<strong>de</strong>rt. Wenn<br />

man dann noch die Umstrukturierungen im Musikfernsehen<br />

hinzunimmt, kann man nachvollziehen, dass Label und<br />

Künstler das wenige Geld, das ihnen zur Produktion ihrer<br />

Musik bleibt, nicht als Erstes in Vi<strong>de</strong>os investieren wollen,<br />

die nur im Internet laufen. Obwohl die Diskussionen<br />

in <strong>de</strong>n Foren durchaus zeigen, dass sie wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>st, wenn ein Clip sich als vom Leitmedium<br />

gelöst präsentiert, mehr Kunst als Marketingtool ist.<br />

Und das macht doch Hoffnung für die Zukunft.


Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

063<br />

JAWOLL,<br />

MEINE HERREN<br />

Fotos: Sandra Stein, Styling: Veronika Schroe<strong>de</strong>r-Hohenwarth,<br />

Produktion: Amelie Schnei<strong>de</strong>r, Assistenz: Elena Grunwald,<br />

Marlene Lucia Rehs, Mo<strong>de</strong>ls: Die Jungs von Skurilli,<br />

www.skurilli.<strong>de</strong><br />

Auf <strong>Intro</strong>.<strong>de</strong>: Das Making Of als Vi<strong>de</strong>o. Mit Mo<strong>de</strong> von Adidas, American<br />

Apparel, Bench, Burlington, Burton, Carhartt, Converse, Dun<strong>de</strong>rdon,<br />

Creative Recreation, Nike, The North Face und Wesc<br />

Pellatio Honk _ Hoodie: Carhartt _ Sweater: Vintage _ Hose: Carhartt<br />

Mr. Kairo _ Hoodie: Carhartt _ Tuch: Vintage


064<br />

Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

Billy Marokko _ Le<strong>de</strong>rjacke: Bench _ Schuhe: Converse<br />

Seargent Pittermann _ Schuhe: Converse _ Tuch: Vintage<br />

Mr. Kairo _ Handschuhe: Stylist’s own<br />

Mehmetti _ Cardigan: Dun<strong>de</strong>rdon _ Schuhe: Adidas<br />

Pellatio Honk _ Jacke: American Apparel _ Hose: Carhartt _ Schuhe: Nike<br />

Hotze <strong>de</strong>l`Bosco _ Pulli: Dun<strong>de</strong>rdon _ Hose: Carhartt _ Tuch: Vintage<br />

Tanzbärin _ Stulpen: Trinkhallen Schickeria _ Schleife: Stylist’s own


Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

065


066<br />

Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

Mehmetti _ Jacke: Burton _ Hose: Burton _ Skibrille: Burton _ Schuhe: Adidas<br />

Seargent Pittermann _ Jacke: Dun<strong>de</strong>rdon _ Hoodie: Wesc<br />

Hotze <strong>de</strong>l`Bosco _ Jacke: The North Face _ Shirt: Vintage<br />

Billy Marokko _ Hoodie: Carhartt _ Shirt: Vintage


Tanzbärin _ Schleife: Stylist’s own<br />

Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

067


068<br />

Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

AN DEN KRAGEN<br />

Schon seit Ewigkeiten in Mo<strong>de</strong>: Mario Lasar über die prinzipielle<br />

Überlegenheit von V-Ausschnittpullovern in Kombination mit Oberhem<strong>de</strong>n.<br />

Illustration: Elisabeth Moch.<br />

J<br />

a,<br />

natürlich V-Ausschnitt! »V« wie in Victory und<br />

»We Are Far Too Young And CleVer« (Dexys Midnight<br />

Runners) – von <strong>de</strong>m gleichnamigen Pynchon-Roman<br />

gar nicht erst zu re<strong>de</strong>n. Ein run<strong>de</strong>r<br />

Ausschnitt verstellt <strong>de</strong>n Blick auf das darunter zu tragen<strong>de</strong><br />

Oberhemd zu sehr. Was die Größe <strong>de</strong>s Ausschnitts angeht,<br />

gibt es keine normativen Vorgaben, es empfiehlt sich wie<br />

so oft im Leben das mittlere Maß. Der Hemdkragen kann<br />

dabei sowohl button-down sein, als auch offen getragen<br />

wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r oberste Hemdknopf sollte auf je<strong>de</strong>n Fall geöffnet<br />

sein, weil sich an<strong>de</strong>rnfalls <strong>de</strong>r Eindruck eines allzu<br />

feierlichen Gestus’ einstellen könnte: Eine gewisse legere<br />

Nachlässigkeit ist durchaus angebracht, sofern die<br />

Grundten<strong>de</strong>nz zu einer mo<strong>de</strong>raten Eleganz nicht zu kurz<br />

kommt. Ein wichtiges Detail: Die Hemdsärmel sollten eine<br />

Spur länger sein als die Pulloverärmel, damit man mehr<br />

vom Hemd sieht, das ja ohnehin schon ein relativ verborgenes<br />

Dasein fristet.<br />

Was die Materialität <strong>de</strong>s Pullovers angeht, ist Wolle das<br />

I<strong>de</strong>al. Sie darf dabei mit Kaschmir durchsetzt sein, ein reiner<br />

Kaschmir-Pullover ist allerdings wegen als lächerlich<br />

und bourgeois zu nennen<strong>de</strong>r Protzigkeit abzulehnen. Auch<br />

Baumwolle ist nicht wirklich akzeptabel, weil ihr eine zu<br />

funktionale Oberflächenstruktur zu eigen ist, <strong>de</strong>ren kardinales<br />

Merkmal eine langweilige, unglamouröse »Pflegeleichtigkeit«<br />

bil<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m leiert Baumwolle leicht aus<br />

und en<strong>de</strong>t in einer schlabbrigen Unförmigkeit, die nichts<br />

mehr mit <strong>de</strong>r angestrebten Eleganz zu tun hat. In Wolle<br />

vereint sich eine grundlegen<strong>de</strong> Empfindlichkeit <strong>de</strong>s Materials<br />

mit einer resistenten Oberflächenstruktur. Es ist<br />

ein Stoff, <strong>de</strong>r zwar <strong>de</strong>likat genug ist, um mit <strong>de</strong>r Hand gewaschen<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig aber gibt es kaum einen<br />

an<strong>de</strong>ren Stoff, <strong>de</strong>r so flüssigkeitsabweisend ist.<br />

Man sollte früh genug damit anfangen, die hier zur Diskussion<br />

stehen<strong>de</strong> Kombination zu tragen, <strong>de</strong>nn sie bezieht<br />

ihren Reiz auch daraus, dass die Kontinuität <strong>de</strong>r Kleidung<br />

zur Charakterbildung beiträgt. Ein junger Mensch in Hemd<br />

und V-Ausschnittpullover ist unangepasster als ein junger<br />

Mensch in einem Müllsack. Ich erinnere mich daran, wie<br />

ich mich zur Grungezeit darüber ärgerte, dass sich meine<br />

Generation <strong>de</strong>m Irrglauben hingab, ihr Lotterlook sei<br />

Ausdruck von rebellischem Nichteinverstan<strong>de</strong>nsein. Für<br />

meine Begriffe benahm sie sich eher so, wie man es von<br />

»<strong>de</strong>r Jugend« erwartet, also auf einer Meta-Ebene gesehen<br />

wie<strong>de</strong>r angepasst und vorhersehbar.<br />

Natürlich haftet <strong>de</strong>m hier propagierten Look etwas<br />

Konservatives an, behält man ihn auch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Jugend bei. Der Träger / die Trägerin konserviert sich<br />

selbst und tut so, als ginge ganz nach <strong>de</strong>m Vorbild Dorian<br />

Grays die Zeit an ihm/ihr vorbei. Tatsächlich wird gera<strong>de</strong><br />

dadurch, dass man schon im jungen Alter dasselbe trägt<br />

wie im fortgeschrittenen Alter, eine Kontinuität <strong>de</strong>s äußeren<br />

Erscheinungsbil<strong>de</strong>s generiert, was auch John Cale<br />

erkannt hat, als er die Zeilen »When you dress ol<strong>de</strong>r and<br />

you are not / as you really age you look the same« schrieb<br />

(aus »Faces And Names«). Ein Prinzip, das sich auch Bryan<br />

Ferry zunutze machte, in<strong>de</strong>m er schon in frühen Jahren<br />

damit anfing, <strong>de</strong>n für ihn typisch gewor<strong>de</strong>nen Salonlöwen-Dandy-Look<br />

zu kultivieren.<br />

Im extremen Fall mag es so aussehen, als solle hier die<br />

Kontinuität von Stil gegen die Wechselhaftigkeit von Mo<strong>de</strong><br />

ausgespielt wer<strong>de</strong>n, aber so viel Dogmatik muss ja nicht<br />

sein (an<strong>de</strong>rerseits hat ein zeitloser Look <strong>de</strong>n Vorteil, dass<br />

man nicht gleich eingesperrt wird, wenn man in ein Zeitloch<br />

fällt und im Jahr 1965 lan<strong>de</strong>t). Um vor lauter Kompromisslosigkeit<br />

nicht starrsinnig, verbohrt und saturiert zu<br />

wer<strong>de</strong>n, bietet es sich an, die lieb gewonnene Oberbekleidungskombination<br />

einfach mit wechseln<strong>de</strong>n Hosen- und<br />

Schuhmo<strong>de</strong>llen zu variieren.


Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

069<br />

Skunkfunk<br />

BASKISCHE<br />

ROHSTOFFMISCHUNG<br />

Skunkfunk ist ein Phänomen, sagt unser Autor Andreas Grüter –<br />

und liefert auch gleich die Begründung: Seit seiner Gründung<br />

wehrt sich das Label mit einer hartnäckigen Indiehaltung vehement<br />

gegen die Vereinnahmung durch das reguläre Mo<strong>de</strong>business.<br />

Dass sich Erfolg und I<strong>de</strong>alismus anno 2008 <strong>de</strong>nnoch nicht<br />

zwangsläufig ausschließen, beweist das mittlerweile internationale<br />

Standing <strong>de</strong>r Basken.<br />

M<br />

ikel Feijoo Elzo hatte mit Mo<strong>de</strong> recht wenig<br />

im Sinn, als er in <strong>de</strong>n Neunzigerjahren<br />

mit einem Kofferraum voller Secondhand-<br />

Le<strong>de</strong>rjacken und handbedruckten Bandshirts<br />

von Festival zu Festival zog. Es ging um Rock’n’Roll<br />

und große Gesten, und da herrscht bekanntermaßen seit<br />

jeher Platzverbot für exaltierte Fashionposen. Dass im<br />

Hause Skunkfunk (www.skunkfunk.com) – ein Name, <strong>de</strong>r,<br />

je nach Lesart, als beson<strong>de</strong>rs wirkungsvolle Marihuana-<br />

Mischung o<strong>de</strong>r als alter Jazzstandard verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

kann – schließlich doch die Couture Einzug hielt, ist vor allem<br />

<strong>de</strong>r Liebe geschul<strong>de</strong>t, die in Form <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Designerin<br />

Anika Schmitt in Mikels Leben trat. Nach<strong>de</strong>m das<br />

Paar anfangs vor allem mit T-Shirt-Modifikationen experimentierte,<br />

machte man 2000 Nägel mit Köpfen und entwarf<br />

eine Kollektion, die mit erhabener Leichtigkeit das<br />

Thema Mo<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Unkonventionalität urbaner Streetwear<br />

kreuzte. »Skunkfunk war, sowohl, was das Design,<br />

als auch, was die wirtschaftlichen Moves angeht, schon<br />

immer eher ein Community-geprägtes Bauchgefühl <strong>de</strong>nn<br />

ein rein strategisch geführtes Business.« Dass die erste<br />

Kollektion <strong>de</strong>nnoch gleich in Paris, London, New York<br />

und Barcelona lan<strong>de</strong>te und noch im selben Jahr <strong>de</strong>r erste<br />

von heute weltweit xx Skunkfunk-Shops in Bilbao eröffnet<br />

wur<strong>de</strong>, ist vor allem das Resultat dieser ganzen Reiseund<br />

Musikerfreundschaften, die Mikel über die Jahre gepflegt<br />

hat, erklärt Marketingleiter Gixon Bilbao Orbe. Und<br />

ergänzt auf die Frage, welche Rolle die für ihre antiautoritäre<br />

Haltung bekannte baskische Seele für das Selbstverständnis<br />

<strong>de</strong>s Labels spiele: »Basken sind traditionell<br />

politisch und kulturell sehr engagiert und haben ein gesun<strong>de</strong>s<br />

Misstrauen gegenüber kapitalistischen und multinationalen<br />

Strukturen. Dies ist wohl auch <strong>de</strong>r Grund, warum<br />

wir uns von Anfang an <strong>de</strong>n großen Ketten verweigert<br />

haben, um mit kleinen Stores zusammenzuarbeiten, und<br />

wohl auch ausschlaggebend für die Entscheidung, neben<br />

fair bezahlten und umweltschonend produzierten Teilen<br />

aus <strong>de</strong>r Türkei, China o<strong>de</strong>r Indien ein Hauptaugenmerk auf<br />

europäische Herstellung zu setzen.«<br />

Eine Haltung, die mit <strong>de</strong>r aktuellen Kollektion noch einmal<br />

konkretisiert wur<strong>de</strong>. So entschied man sich nicht nur<br />

dazu, fast ausschließlich Bambus- und Sojafasern zu nutzen,<br />

son<strong>de</strong>rn unterwarf sich auch <strong>de</strong>n Produktionsrichtlinien<br />

<strong>de</strong>r Klimaschutz-NGO Earth Positive. Überhaupt geht es<br />

bei Skunkfunk weit weniger um Mo<strong>de</strong>, als man bei mittlerweile<br />

xxx unabhängigen Händlern und einer Kollektionsgröße<br />

von 400 Teilen annehmen könnte. Das Zauberwort heißt<br />

hier Stil und wird als umfassen<strong>de</strong> Lebensaufgabe betrachtet,<br />

die mit Bekleidung ebenso viel zu tun hat wie mit Musik,<br />

Grafik<strong>de</strong>sign, Architektur o<strong>de</strong>r einem entspannten Abend<br />

mit guten Freun<strong>de</strong>n. Dass das Skunkfunk-Logo dabei nicht<br />

nur auf Klamotten, son<strong>de</strong>rn auch im Rahmen von Ausstellungen,<br />

Partyreihen, CD-Veröffentlichungen und Konzerten<br />

immer wie<strong>de</strong>r auftaucht, ist logische Konsequenz. »Wir<br />

wollen kein Label sein, das gedankenlos konsumiert wer<strong>de</strong>n<br />

kann. <strong>Als</strong> Teil einer lebendigen, unabhängigen Szene<br />

kommt es uns auf Nehmen und Geben an.«


070<br />

Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

G-Struktur<br />

WIEDERGE<br />

BURTS HELFER<br />

Eins <strong>de</strong>r schönsten Nischensortimente <strong>de</strong>r Stadt: Der<br />

Familienbetrieb G-Struktur in Köln bietet restaurierte<br />

Klamotten mit Aura. Wolfgang Frömberg hat<br />

sich umgeschaut. Fotos: Nadine Preiss.<br />

Glückskekse<br />

... wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA erfun<strong>de</strong>n, nicht in<br />

China. Heute gibt es sie vermutlich auch<br />

in Narnia. Kann man lesen, und man<br />

kann sie essen. Neben ein paar an<strong>de</strong>ren<br />

Anekdoten erzählen Bernd und Sabine<br />

(Margret Giesen ist im Gegensatz zur<br />

Mitarbeiterin Eva während <strong>de</strong>s Gesprächs<br />

lei<strong>de</strong>r nicht anwesend) von <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r auf die Frage, was <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>m im<br />

Keks befindlichen Zettelchen gestan<strong>de</strong>n<br />

habe, erwi<strong>de</strong>rte: »Welcher Zettel?« Den<br />

hatte er gleich mitverschluckt und wird<br />

<strong>de</strong>n Sinnspruch also erst mit Verspätung<br />

gelesen haben.<br />

F<br />

rüher besuchte ich mit meinen Freun<strong>de</strong>n immer<br />

Secondhandlä<strong>de</strong>n. Wir nahmen <strong>de</strong>n Zug nach<br />

Boston und gingen ins Garment District, dieses<br />

riesige Kaufhaus voller Vintage-Klamotten. Dort<br />

ist alles nach Farben sortiert [...]. Es ist ein bisschen, als<br />

wäre man durch <strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rschrank in <strong>de</strong>n Narnia-Büchern<br />

gestiegen, bloß dass man statt auf Aslan und die weiße<br />

Hexe und <strong>de</strong>n furchtbaren Eustachius auf diese magische<br />

Klei<strong>de</strong>rwelt stieß – anstelle von sprechen<strong>de</strong>n Tieren<br />

gab es dort Fe<strong>de</strong>rboas und Hochzeitsklei<strong>de</strong>r und Bowlingschuhe,<br />

Hem<strong>de</strong>n mit Paisleymuster und Doc Martens. [...]<br />

Und alles hing an Klei<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>rn [...] – sämtliche Blautöne,<br />

die man sich nur vorstellen kann – und dann rote Klei<strong>de</strong>r<br />

und so weiter.«<br />

Wür<strong>de</strong> die Erzählerin aus Kelly Links fabelhafter Kurzgeschichte<br />

»Die Elbenhandtasche« von <strong>de</strong>r Kölner Albertusstraße<br />

sprechen ... Könnte sie <strong>de</strong>n Blick erwähnen, <strong>de</strong>n<br />

man aus <strong>de</strong>m wun<strong>de</strong>rvoll selbst gestalteten Sixties-inspirierten<br />

La<strong>de</strong>nlokal im <strong>de</strong>nkmalgeschützten Gebäu<strong>de</strong> auf<br />

die gegenüberliegen<strong>de</strong> Schmökerstube Bittner erhascht<br />

... Und noch dazu von einem feinen Familienbetrieb berichten<br />

statt von einem Kaufhaus – dann wäre bei ihr vom Shop<br />

G-Struktur die Re<strong>de</strong>. Den bespielen seit Dezember 2004<br />

Tochter Sabine sowie ihre Eltern Bernd und Margret Giesen.<br />

Das anfänglich strenge Arrangement <strong>de</strong>r feilgebotenen<br />

Waren nach <strong>de</strong>n Farben Weiß, Blau und Rot ist inzwischen<br />

einem erweiterten Spektrum an Tönen gewichen.<br />

Eine gewisse Ordnung muss aber sein und trägt durchaus<br />

zum gemütlichen Ambiente bei. Neben <strong>de</strong>n Pullis, Blusen,<br />

Röcken, Mänteln und Klei<strong>de</strong>rn, die von <strong>de</strong>n Stangen baumeln,<br />

bietet die or<strong>de</strong>ntliche Grundlage auch Raum für an<strong>de</strong>re<br />

Objekte aus zweiter Hand: Schmuck und Vasen, Handtaschen<br />

und Tücher, Hüte und Schuhe. Prinzipiell ist hier<br />

für alles Platz, was älter als 20 Jahre ist. Man kommt nicht<br />

aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>szene und hat mit <strong>de</strong>ren Fimmeln wenig zu<br />

tun. Familie Giesen geht es um <strong>de</strong>n respektvollen Umgang<br />

mit schönem gebrauchten Fummel – sowie ausgewählten<br />

neuen Kreationen von Amateuren.<br />

Wenn die Erzählerin in Kelly Links »Elbenhandtasche«<br />

davon spricht, dass auch Dinge Lebenszyklen unterworfen<br />

sind und dass lange verschmähte, tote Klei<strong>de</strong>r durch<br />

neue Besitzer wie<strong>de</strong>rgeboren wer<strong>de</strong>n, dann wären die Giesens<br />

so etwas wie Geburtshelfer. Man restauriere Klamotten,<br />

erklärt mir Vater Bernd (während Kings Of Convenience<br />

<strong>de</strong>n Raum beschallen), und sei immer offen für<br />

Neues. Ein geneigtes Stammpublikum sorgt dafür, dass<br />

<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n weiter existieren kann. Das innerstädtische Umfeld<br />

stellt sicher, dass hier und da Touristen und Sternchen<br />

(die im Gloria auftreten und in einem nahen Hotel<br />

untergebracht sind) eintru<strong>de</strong>ln. Charlotte Roche war auch<br />

schon da. Manchmal wird gelobt, dass es so einen La<strong>de</strong>n<br />

ja sonst höchstens in New York gebe. Dort allerdings ohne<br />

<strong>de</strong>n Anspruch, die Sachen auch für Schüler und Stu<strong>de</strong>nten<br />

erschwinglich zu halten. Ins G-Struktur können<br />

auch jene Perlentaucher kommen, <strong>de</strong>ren Budget knapp<br />

ist: Kein Stück ist teurer als 100 Euro. Wer die Augen offen<br />

hält, kann das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re kostengünstige Schnäppchen<br />

ausmachen – allerdings muss man hinzufügen, dass<br />

<strong>de</strong>r modische Fundus auf Frauensachen reduziert ist. Immerhin<br />

gibt es eine bequeme Sitz- und Leseecke für gestresste<br />

männliche Begleiter vor <strong>de</strong>n schicken Spiegelkacheln,<br />

die die Wand zur Umklei<strong>de</strong> verzieren. Für Hun<strong>de</strong>,<br />

kleine Prinzen und Prinzessinnen gibt es Aufmerksamkeiten<br />

– und für die Großen einen Glückskeks auf <strong>de</strong>m Rückweg<br />

in jene wahre Welt, die von einer schönen Ordnung so<br />

weit entfernt ist.<br />

G-Struktur, Secondhand, Albertusstraße 9-11, 50667 Köln,<br />

Di-Fr 12-19:30 Uhr, Sa 12-18 Uhr


Weiter: Mo<strong>de</strong><br />

071<br />

Airsi<strong>de</strong><br />

MISSION: EVERYTHING+<br />

Das britische Kreativkonglomerat Airsi<strong>de</strong> ist nicht zu fassen. Warum<br />

auch festlegen, haben sich die mehrfach ausgezeichneten Londoner<br />

doch fest vorgenommen, auf möglichst je<strong>de</strong>r guten Party mitzutanzen.<br />

Andreas Grüter hat sich mit ihnen aufs Parkett gewagt.<br />

P<br />

otenzial für <strong>de</strong>n interdisziplinären Endlosrave<br />

ist im Hause Airsi<strong>de</strong> (www.airsi<strong>de</strong>.co.uk) mehr<br />

als genug vorhan<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Urbesetzung<br />

Fred Deakin, Alex Maclean und Nat Hunter, die<br />

zusammen immerhin fünf abgeschlossene Studiengänge<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen Literatur, Architektur und Design nebst<br />

Erfahrung als Karatelehrer, Musiker und DJs aufweisen<br />

können, beherbergt das 1998 gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

mittlerweile sieben weitere Hans Dampfs in allen Gassen<br />

in seinen Reihen. Damit einher ging eine Erweiterung <strong>de</strong>s<br />

Aktionsradius’ um Illustrations-, Animations- und Filmarbeiten<br />

sowie Eventorganisation. Die PR-Beauftragte Anne<br />

Brassier bezeichnet Airsi<strong>de</strong> <strong>de</strong>mentsprechend vorsichtig<br />

als so etwas wie eine Kreativagentur mit angeschlossener<br />

multidisziplinärer Designunit – was <strong>de</strong>n Tätigkeitsrahmen<br />

zwar ein wenig konkretisiert, aber immer noch genügend<br />

Schlupflöcher bietet, um sujetfrem<strong>de</strong> Aktivitäten problemlos<br />

und ohne Erklärungsnot mit einbin<strong>de</strong>n zu können. »Airsi<strong>de</strong><br />

ist für uns ein ebenso professionell funktionieren<strong>de</strong>r<br />

wie hochgradig experimenteller Spielplatz, auf <strong>de</strong>m sich<br />

Arbeit mit Kunst und Spaß verbin<strong>de</strong>n lässt«, führt sie weiter<br />

aus. »Selbst bei wirklich klassischen Agenturaufgaben<br />

erwarten wir <strong>de</strong>shalb auch vom Kun<strong>de</strong>n ein Höchstmaß an<br />

Partizipation. Es kann also durchaus passieren, dass sich<br />

bei uns Designer und Auftraggeber gemeinsam die Nächte<br />

vor <strong>de</strong>m Computer um die Ohren schlagen müssen.«<br />

Verschärfte Voraussetzungen für stressgeplagte Manager,<br />

die <strong>de</strong>nnoch scheinbar gerne in Kauf genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Und so fin<strong>de</strong>n sich neben u. a. <strong>de</strong>m Liverpooler<br />

Nationalmuseum, <strong>de</strong>n Pet Shop Boys, Live Earth, Mika<br />

und Lemon Jelly auch Sony, MTV, Jakult, Coca-Cola und<br />

Panasonic auf <strong>de</strong>m Airsi<strong>de</strong>-Kun<strong>de</strong>nportfolio. Überhaupt<br />

scheint das Thema »Work vs. Pleasure« eine große Rolle<br />

im Unternehmensuniversum zu spielen: »Rund 30 Prozent<br />

unserer Projekte sind freie Arbeiten ohne konkrete wirtschaftliche<br />

Bezüge, die allein dazu dienen, Neues auszuprobieren,<br />

sozial und politisch zu agieren und die Gruppe<br />

voranzubringen.« Die Ergebnisse, ein buntes Sammelsurium<br />

aus u. a. Toys, Kurzfilmen zum Klimawan<strong>de</strong>l, Bandkooperationen,<br />

Zusammenarbeiten mit Labels wie Rough<br />

Tra<strong>de</strong> und Domino Records, Kunstdrucken, Kalen<strong>de</strong>rn und<br />

<strong>de</strong>m 1998 gegrün<strong>de</strong>ten »Airsi<strong>de</strong> T-Shirt Club«, <strong>de</strong>ssen Mitglie<strong>de</strong>r<br />

man vierteljährlich mit handbedruckten Shirts eigener<br />

und externer Designer versorgt, wer<strong>de</strong>n dabei direkt<br />

über <strong>de</strong>n angeschlossenen Onlineshop vertrieben. Eine<br />

Buch/DVD-Dokumentation zum Thema »10 Jahre Airsi<strong>de</strong>«<br />

steht En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres an.


072 Film Dieser Tage kann man sich ein gutes Bild davon<br />

machen, was die frühen Vertreter <strong>de</strong>s New Queer<br />

Cinema jetzt treiben. Während wir auf Todd Haynes’<br />

Dylan-Biopic »I’m Not There« warten (mehr im<br />

nächsten Heft), feiert Bruce LaBruce’ »Otto; Or Up<br />

With Dead People« auf <strong>de</strong>r Berlinale 2008 Premiere.<br />

Aljoscha Weskott berichtet von <strong>de</strong>n Dreharbeiten<br />

und skizziert das kommen<strong>de</strong> Festival. Tim Stüttgen<br />

besuchte die Aufführung von LaBruce’ Theaterstück<br />

»Cheap Blacky«. Fotos: Marietta Kesting.<br />

Bruce LaBruce / Berlinale 2008<br />

YNAMIKEN<br />

ZO<strong>MB</strong>IFIZIER<br />

N<br />

ur ein paar Hun<strong>de</strong>rt Meter entfernt vom<br />

Schlesischen Tor sind die Wege verstaubt<br />

und dreckig. Kein Set muss künstlich errichtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Papier-Recyclingfabrik<br />

an <strong>de</strong>r Spree in Berlin-Kreuzberg dient als Kulisse. Es<br />

sind die letzen Aborte <strong>de</strong>r Post-Industrieästhetik, die von<br />

<strong>de</strong>n Malls und Arenen auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Uferseite<br />

konterkariert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir sind zu früh, alles wirkt verlassen und bewegungslos.<br />

Dann das erste Bild vor einer maro<strong>de</strong>n Lagerhalle: Otto,<br />

<strong>de</strong>r Zombie, isst einen Salat im provisorisch eingerichteten<br />

Cateringbereich. Er sieht mü<strong>de</strong> und abgekämpft aus, untot-morbi<strong>de</strong><br />

eben. Um ihn herum bil<strong>de</strong>n junge, poshe Boys<br />

und Girls einen stylishen Müllkin<strong>de</strong>rbund: Es ist das Filmteam<br />

von Bruce LaBruce, über 20 Leute. Langsam nimmt<br />

das hektische Treiben zu. Der Charme <strong>de</strong>r Improvisation<br />

im ruinösen Ambiente entfaltet sich. Morgens war bereits<br />

in einem Schlachthof gedreht wor<strong>de</strong>n. Die Strapazen stehen<br />

LaBruce ins Gesicht geschrieben. Kurze, freundliche<br />

Begrüßung. »How is it? Fine!« Dann geht es los.<br />

Nicht das erste Mal, dass <strong>de</strong>r kanadische Filmemacher<br />

in Berlin dreht. »Skin Flick«, <strong>de</strong>n es auch als Hardcore-<br />

Version mit <strong>de</strong>m Titel »Skin Gangt« gibt, wur<strong>de</strong> 1998 gedreht.<br />

Schon lange, bevor die Kleinkunstfalle <strong>de</strong>r subversiven<br />

Queerkultur in Berlin zuzuschnappen drohte, hatte<br />

Bruce LaBruce Berlin auch als strategischen Ort gewählt.<br />

Das liegt nicht nur an <strong>de</strong>r Produktionsfirma Wurstfilm seines<br />

Freun<strong>de</strong>s und Produzenten Jürgen Brüning, son<strong>de</strong>rn<br />

auch an <strong>de</strong>r ästhetischen Entscheidung, an<strong>de</strong>re Pornos<br />

jenseits <strong>de</strong>s Mainstream zu produzieren. Solche, die in<br />

<strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s amerikanischen »Un<strong>de</strong>rground Porn«<br />

und experimentellen Kunstfilms <strong>de</strong>r 60er-Jahre stehen.<br />

Die wer<strong>de</strong>n nicht im Studio, son<strong>de</strong>rn häufig an öffentlichen<br />

Schauplätzen verwirklicht.<br />

Berühmt wur<strong>de</strong> LaBruce durch seinen Film »Hustler<br />

White«. Seit<strong>de</strong>m ist viel Zeit vergangen. Und Bruce La-<br />

Bruce sieht sich manchmal selbst als Gefangener eines<br />

Genres, zu <strong>de</strong>m er eine Hassliebe entwickelt hat. Porno<br />

scheint seine Baustelle, sein Metier, das er nicht verlassen<br />

will und kann. Nicht postmo<strong>de</strong>rne Verspieltheit, son<strong>de</strong>rn<br />

die spezifische Dynamik <strong>de</strong>s Sexuellen als implizit politischer<br />

Faktor ist Bruce LaBruce’ Beitrag zu einer Theorie<br />

<strong>de</strong>s Körpers im Film. Schließlich geht es ihm immer auch<br />

um eine an<strong>de</strong>re Pornografie, die die Ökonomien <strong>de</strong>r Pornoindustrie<br />

bekämpft.<br />

»I don’t care about what’s going on in Afghanistan, I care<br />

about my orgasm«, hieß es in »The Raspberry Reich«. Oft<br />

wur<strong>de</strong> Bruce LaBruce allein in die Tradition sardonischer<br />

Sexploitation-Streifen gestellt. Aber er ist auch Seismograf<br />

politischer Bewegungen, wenn er sagt: »Je<strong>de</strong> revolutionäre<br />

Bewegung funktioniert über eine starke Sexualisierung.«<br />

Porno ist kein schockieren<strong>de</strong>s Überschreitungsgenre mehr,<br />

son<strong>de</strong>rn eine ausdifferenzierte Kultur unter vielen, die, so<br />

zeigte es die Berliner Konferenz »Post-Porn« im Okto-<br />

≥<br />

The Raspberry Reich<br />

... ist <strong>de</strong>r Titel von LaBruce’ mittlerweile<br />

zensiertem RAF-Film. »The Raspberry<br />

Reich« glich einer Varietéshow <strong>de</strong>r Eitelkeiten<br />

und Imitationen. Es war LaBruce’<br />

Aufruf zur »homosexuellen Intifada«.<br />

All das en<strong>de</strong>te tragisch vor einem<br />

Gericht in Paris. Jene, die das Archiv <strong>de</strong>r<br />

Rebellenbil<strong>de</strong>r horten, die Familie <strong>de</strong>s<br />

berühmten Che-Fotografen, gewann eine<br />

Urheberschutzklage, auch wegen <strong>de</strong>r<br />

Verunglimpfung und Pornografisierung<br />

Che Guevaras, wie es hieß.


Film<br />

073<br />

DER<br />

UNG<br />

≥ ber 2006, auch neue Avantgar<strong>de</strong>mo<strong>de</strong>lle hervorbringt<br />

und alte Fragen neu beantworten möchte. Bruce LaBruce<br />

erscheint selbst als Figur <strong>de</strong>s Übergangs. Vom Gay-<br />

Punk zur Pornobejahung zur Pornokritik im Modus eines<br />

neuen Feminismus zum Film. Daneben ist er Porno-Stil-<br />

Ikone und Flaneur, arbeitet als Fotograf und Journalist<br />

für Magazine wie Butt o<strong>de</strong>r das C Magazine. Er schweift<br />

umher, und das nicht nur als weltläufiger Queer-Rebell,<br />

als Pendant <strong>de</strong>s kosmopolitischen Kulturbürgers. Son<strong>de</strong>rn<br />

vor allem als aufmerksamer, fast zärtlicher Beobachter<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. Unvergessen sein Interview mit Gus<br />

Van Sant über <strong>de</strong>ssen »Elephant« im Butt Magazine vor<br />

einigen Jahren.<br />

Am Set wer<strong>de</strong>n die Bewegungsabläufe <strong>de</strong>r Schauspieler<br />

gestellt, Mikros verteilt. Die Kamera diktiert <strong>de</strong>n Weg. ≥


074 Film<br />

Der Regisseur flüstert <strong>de</strong>n Text zu<br />

≥ Es ist eine kreisförmige Bewegung. Alte DDR-Schulbücher<br />

quellen aus <strong>de</strong>n Abfalltonnen <strong>de</strong>r Papier-Recyclingfabrik.<br />

Bücher wie »Die Geschichte <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Partei« wer<strong>de</strong>n zur Lektüre <strong>de</strong>r Crew während <strong>de</strong>r Pausen.<br />

Die Hitze macht allen zu schaffen. Das Stöhnen <strong>de</strong>r Beteiligten<br />

ist asynchron. Doch hier gibt es gera<strong>de</strong> das perfekte<br />

Licht – fern <strong>de</strong>r Kunstlichtsonne. Wir sind Zeugen einer<br />

dramaturgisch nicht unwichtigen Szene: Me<strong>de</strong>a (Katharina<br />

Klewinghaus) spricht auf ihrem Spaziergang durch <strong>de</strong>n<br />

Müll eine O<strong>de</strong> auf die Aborte unserer Konsumgesellschaft.<br />

Und Bruce LaBruce agiert als Souffleur, um die Brüche ihres<br />

nahezu ewig andauern<strong>de</strong>n Monologs über <strong>de</strong>n Wegwerfwahn<br />

<strong>de</strong>r Welt im Allgemeinen – und Amerikas im<br />

Beson<strong>de</strong>ren – aufzuheben. Amerika produziert sehr viel<br />

Müll, es sind Millionen von Fußballfel<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n Tag. Und<br />

da kommt Me<strong>de</strong>a etwas ins Stottern bei dieser Passage.<br />

Vielleicht <strong>de</strong>nkt sie an Al Gore, sodass die Übertragung<br />

misslingt. Die sexualpolitische Dimension <strong>de</strong>s schwul-lesbischen<br />

Films spielte schon in <strong>de</strong>n ersten frühen Super-8-<br />

Filmen von LaBruce eine Rolle, in <strong>de</strong>nen er die Obsessionen<br />

für das Pornografische an eine eigene Bil<strong>de</strong>rästhetik<br />

band. In Toronto war LaBruce in <strong>de</strong>n 1980er-Jahren Teil<br />

<strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Gay-Punk-Bewegung, die aufgrund ihres<br />

Außenseiterdaseins die Massenkultur bekämpfte. Der<br />

Zusammenhang von visueller Orchestrierung und pornografischer<br />

Ikonografie fand seinen grundsätzlichen Kompositionsplan<br />

dann En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er-Jahre im damals entstehen<strong>de</strong>n<br />

New Queer Cinema. Neben LaBruce zählen u.<br />

a. Derek Jarman, Todd Haynes, Gus Van Sant dazu. Dass<br />

dieses Kino eine Reaktion auf die Krise klassischer Konzepte<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätspolitik war, mag man schon nicht mehr<br />

wie<strong>de</strong>rholen. Das Genre hat sich gewan<strong>de</strong>lt und in unterschiedliche<br />

Subgenres aufgeteilt.<br />

Während Me<strong>de</strong>a am Set umherschweift, erinnere ich<br />

mich an ein graues und milchiges Herbstlicht, das durch<br />

die Fenster <strong>de</strong>r Volksbühne in Berlin zu dringen versucht.<br />

Bruce LaBruce hielt einen Vortrag auf <strong>de</strong>r »Post-Porn«-<br />

Konferenz. Frei und spontan. Sehr nach<strong>de</strong>nklich präsentierte<br />

er sich dort, verlieh seiner Traurigkeit über eine<br />

≥<br />

Cheap Blacky<br />

EIN PAAR BEMERKUNGEN ZUM<br />

QUEEREN THEATER<br />

<strong>Als</strong> das Publikum <strong>de</strong>n restlos ausverkauften Saal <strong>de</strong>s<br />

Hebbel-Theaters betritt, hat »Cheap Blacky« schon angefangen.<br />

In exaltiertem Englisch referiert eine Aka<strong>de</strong>miker-Schwuchtel<br />

an einem Vortragspult an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r<br />

Bühne endlos ausge<strong>de</strong>hnt analytischen Gossip: Fassbin<strong>de</strong>r<br />

und Pasolini, Schauspielerinnen-Diven und ihre Liebhaber,<br />

Camp und Politik, die 70er-Jahre ... Dieses ausgestellte<br />

Sprechen <strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen Nerds wird in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Minuten <strong>de</strong>r Soundtrack zu <strong>de</strong>n schattenhaften<br />

Betätigungen auf <strong>de</strong>r in blaues Licht getauchten Bühne<br />

sein. Wir befin<strong>de</strong>n uns im Kreise einer bürgerlichen Familie<br />

mit Vater, Mutter, Sohn und einem großen, farbigen<br />

Hausmädchen. Dann wird ein Koffer hereingetragen, aus<br />

<strong>de</strong>m ein nackter Hustler entsteigt.<br />

Der überraschen<strong>de</strong> Gast als Fremdkörper <strong>de</strong>r Familie<br />

und produktiver Virus, <strong>de</strong>r alle verdrängten Begehren aufbricht<br />

und damit die selbst-unterdrückerische Gemeinschaft<br />

durch eine sexuelle Katharsis heilt – das Thema<br />

aus Pasolinis Film »Theorem« (1968) gibt Bruce LaBruce<br />

die Struktur seiner so mo<strong>de</strong>rnen wie queeren Interpretation,<br />

die auf eine an<strong>de</strong>re Kunstfilmreferenz <strong>de</strong>r gleichen<br />

Ära trifft: Fassbin<strong>de</strong>rs »Whity« (1971). »<br />

Für dieses Set-up hat <strong>de</strong>r kanadische Regisseur offensichtlich<br />

die richtige Truppe gefun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r afroamerikanischen<br />

Drag-Quenn-Ikone Vaginal Davis, <strong>de</strong>m<br />

Zeichner, Mo<strong>de</strong>l und Künstler Christophe Chemin o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r auch auf <strong>de</strong>r Bühne aktiv die SchauspielerInnen umfrisieren<strong>de</strong>n<br />

Make-up-Tunte Tanh Bin Nguyen bil<strong>de</strong>t beson<strong>de</strong>rs<br />

das Berliner Performance-Kollektiv Cheap Klub<br />

<strong>de</strong>n irren Kern <strong>de</strong>r Besetzung. Vermutlich ist es ein gewöhnlich<br />

blöd-<strong>de</strong>utsches Phänomen, dass Cheap Klub<br />

außerhalb Berlins noch wenig bekannt ist. Seit die Gruppe<br />

um Daniel Henricksen, Marc Siegel und Susanne Sachsse<br />

2002 queere, psyche<strong>de</strong>lische Partys veranstaltet hat, ticken<br />

für alle, die dabei waren, die sexuellen Uhren etwas<br />

an<strong>de</strong>rs. Insi<strong>de</strong>rn wird das Repertoire aus postpornografischen<br />

Gesten, Drag, queeren Befreiungsversprechen,<br />

Musical-Camp und schwuler Hipness teilweise bekannt<br />

vorkommen. Doch all diese Ingredienzien auf <strong>de</strong>r Theaterbühne<br />

konsequent und smart bis zum Anschlag überlappen<br />

zu lassen, das hat man selten gesehen. Am En<strong>de</strong> von<br />

zehn Mini-Akten steht eine fast spirituelle Befreiung, die<br />

brillant albern inszeniert ist und glücklicherweise auch<br />

die Überladung all <strong>de</strong>r Zitate, Bil<strong>de</strong>r und Diskurse in einer<br />

vielschichtigen Klimax auflöst. Das Publikum klatscht und<br />

lacht, ist geschockt und staunt. Drei ausverkaufte Vorstellungen<br />

und weitere in Hamburg, Zürich und Wien lassen<br />

sogar auf ein Follow-up hoffen. Der heterosexuellen Langeweile<br />

<strong>de</strong>s Kulturbetriebs wäre es zu wünschen.<br />

Tim Stüttgen


Film<br />

075<br />

Zombie on top of the world<br />

≥ von ihm kürzlich besuchte Pornomesse in Barcelona<br />

Ausdruck: »A feeling of being displaced.« Achtzig Prozent<br />

<strong>de</strong>r dort ausgestellten Pornowaren samt PornodarstellerInnen<br />

seien tatsächlich nur mit <strong>de</strong>m Zerrbild einer<br />

auf Kommerz und Ausbeutung basieren<strong>de</strong>n Pornoindustrie<br />

zu fassen gewesen. Darin öffnen sich nur sehr kleine<br />

Fenster für an<strong>de</strong>re Praktiken. Auch die Pornoindustrie<br />

ist zombifiziert.<br />

Wir sehen Otto (Jey Crisfar) in <strong>de</strong>n unblutigen Augenblicken<br />

<strong>de</strong>s Films. Ist er ein gestylter Gothic-Zombie? O<strong>de</strong>r<br />

entspricht er doch <strong>de</strong>m von LaBruce favorisierten Look<br />

eines stinken<strong>de</strong>n Neo-Gothic-Dandys? LaBruce möchte<br />

<strong>de</strong>r Zombiefigur eine zeitgenössische Form verleihen; eine<br />

brutalisierte Gespenstigkeit irdischer Gewalt- und Sexexzesse.<br />

Der Film ist eine Fabel aus <strong>de</strong>m kapitalistischen<br />

Menschenpark, kein klassischer Zombie-Movie. »Otto; Or<br />

Up With Dead People« ist als ein gigantischer Mash-up unterschiedlichster<br />

Genres und Medien entworfen wor<strong>de</strong>n.<br />

Alles wird getragen von einer Gesamtkunstwerk-Fantasie,<br />

von Rückblen<strong>de</strong>n, von einer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Films im Film,<br />

von Zeitsprüngen und komplizierten Beziehungsachsen.<br />

Dort Text, hier Illustrationen. Einstudierte Sequenzen <strong>de</strong>s<br />

Choreografen Alexandre Roccoli sollen die Narration in einer<br />

Zone <strong>de</strong>r Atemlosigkeit und Unterscheidbarkeit verdichten.<br />

Zum »Cabinet <strong>de</strong>s Dr. Caligari« ist es nicht weit<br />

– und doch ein Holzweg.<br />

Wir warten noch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Szene ab. Dann zieht die<br />

Filmcrew weiter, das Set bleibt bestehen. Auf <strong>de</strong>n Friedhof<br />

in die Blankenfel<strong>de</strong>r Allee zum nächsten Zombie-Drehtermin<br />

schaffen wir es nicht mehr. Der Spuk hat uns nach<strong>de</strong>nklich<br />

gemacht. Wür<strong>de</strong> man sich nicht wünschen, dass<br />

Bruce LaBruce über ähnliche Budgets wie Todd Haynes<br />

o<strong>de</strong>r Gus Van Sant verfügte? Aber LaBruce ist das zuwi<strong>de</strong>r.<br />

Er hält die Filmfabrik »Hollywood« für überholt und<br />

unzeitgemäß, wie er vor Jahren in einem Interview mit JT<br />

Leroy sagte: »I like bad acting styles. I just saw ›Swept<br />

Away‹ with Madonna – and I kind of like her acting style.<br />

She’s so stilted and artificial. You can see her trying but<br />

it’s not working.«<br />

Das Cabinet <strong>de</strong>s Dr. Caligari<br />

... ist <strong>de</strong>r Titel von Robert Wienes expressionistischem<br />

Stummfilm aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1920. Es geht um einen Hellseher auf<br />

einem Jahrmarkt und um Dr. Caligari,<br />

<strong>de</strong>r das Medium für seine Zwecke missbraucht.<br />

Schlussendlich entpuppt sich die<br />

Handlung als Wahnvorstellung Caligaris.<br />

Allerdings sind vor allem Walter Reimanns<br />

Bauten und die kontrastreiche Beleuchtung<br />

stilbil<strong>de</strong>nd gewor<strong>de</strong>n. Ursprünglich<br />

sollte Fritz Lang Regie führen.<br />

Infos und Links<br />

Im Verlag Powerhouse erscheint<br />

En<strong>de</strong> 2008 das Film-Buch<br />

»Bruceploitation!«.<br />

www.brucelabruce.com<br />

www.ottothezombie.com<br />

Die 58. Internationalen Filmfestspiele<br />

Berlin fin<strong>de</strong>n statt vom 07.-17.<br />

Februar.<br />

www.berlinale.<strong>de</strong><br />

Berlinale 2008<br />

EIN PAAR GEDANKEN ZUM<br />

GROSSEN FESTIVAL<br />

Penélope Cruz, Ben Kingsley und Dennis Hopper wer<strong>de</strong>n<br />

erwartet, weil »Das sterben<strong>de</strong> Tier« von Philip Roth verfilmt<br />

wur<strong>de</strong>. Das Ergebnis trägt <strong>de</strong>n Titel »Elegy« (Regie:<br />

Isabel Coixet) und wird im Wettbewerb <strong>de</strong>r 58. Berlinale<br />

laufen. Aber kommt Penélope auch? Und Dennis, und Ben?<br />

Der internationale Filmfestivalmarkt samt seiner Stars ist<br />

hart umkämpft. Mit <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Wettbewerbsbeiträge<br />

bleibt die Berlinale trotz »Loreal« ein<strong>de</strong>utig das Schlusslicht<br />

<strong>de</strong>r großen A-Festivals. Die Retrospektive ist diesmal<br />

Luis Buñuel gewidmet. Das ist bei allem Respekt lei<strong>de</strong>r<br />

auch nichts, was beson<strong>de</strong>re kuratorische Praxen abverlangt<br />

und nicht auch schon in einem Programmkino einer<br />

x-beliebigen Stadt ausgiebig gelaufen wäre. Was tun? Nun,<br />

dann tummelt man sich eben auf <strong>de</strong>r von Jahr zu Jahr weiter<br />

expandieren<strong>de</strong>n Sektion »Market«, bettelt Produktionsfirmen<br />

an, ob man nicht auch zu <strong>de</strong>m Screening <strong>de</strong>s<br />

neuen Claire-Denis-Films kommen dürfe, und tut überhaupt<br />

sehr geschäftig. Vor allem, um <strong>de</strong>n Wettbewerb zu<br />

kompensieren, <strong>de</strong>r eh kaum jeman<strong>de</strong>n interessiert. Aber es<br />

gibt immer Ausnahmen. Alle sprachen 2007 von Petzolds<br />

»Yella« und <strong>de</strong>r Möglichkeit, <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Kapitalismus<br />

zu filmen. Sowie von Franois Ozons »Angel« und <strong>de</strong>r Möglichkeit,<br />

die melodramatische Form weiterzuentwickeln<br />

– durchaus Highlights <strong>de</strong>s letzten Jahres.<br />

Wenn Tom Cruise nicht schon gesagt hätte, dass das<br />

heilige Deutschland doch bitte noch sehr lange leben solle,<br />

dann könnte man sich diese Worte auch von <strong>de</strong>n Repräsentanten<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Filmstandortpolitik am Ran<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Berlinale 2008 vorstellen. Aber die leidigen Standortfragen<br />

<strong>de</strong>r hiesigen Filmpolitik und ihres repräsentativen<br />

Flaggschiffs Berlinale sollen <strong>de</strong>n Blick nicht auf das verstellen,<br />

was das Festival dann doch weltweit so einzigartig<br />

macht. Es sind die Sektionen »Panorama«, »Forum«<br />

und »Forum Expan<strong>de</strong>d«. Im »Panorama« wird Madonna<br />

mit »Filth And Wisdom« ihr Regie<strong>de</strong>büt präsentieren. Daneben<br />

gibt es u. a. Bruce LaBruce’ Zombie-Film (siehe Artikel).<br />

»Forum« und »Forum Expan<strong>de</strong>d« wer<strong>de</strong>n wohl die<br />

interessantesten Sektionen <strong>de</strong>s Berlinale-Programms<br />

sein: Nur dort gibt es unzeitgemäße Filmformen auch jenseits<br />

<strong>de</strong>s Arthouse-Kinomarktes zu ent<strong>de</strong>cken: Autoren-,<br />

Avantgar<strong>de</strong>-, Experimental- und Essayfilme. Das Motto<br />

<strong>de</strong>s Berlinale Talent Campus 2008 lautet »Screening<br />

Emotions – Cinema’s Finest Asset«, in <strong>de</strong>m die »Rolle <strong>de</strong>r<br />

Emotionalität für das Filmschaffen, die Einbindung wirtschaftlicher<br />

Aspekte und das Vorhaben einer nachhaltigen<br />

Vernetzung« thematisiert wer<strong>de</strong>n soll. Nicht unspannend.<br />

O<strong>de</strong>r dann doch lieber Penélope Cruz auf <strong>de</strong>m roten<br />

Teppich bewun<strong>de</strong>rn? Und vielleicht kommt ja sogar Madonna<br />

zur ihrer Weltpremiere? Wir wer<strong>de</strong>n sehen.<br />

Aljoscha Weskott


076 Film Staub<br />

ALLEIN MACHEN<br />

SIE DICH EIN<br />

Sean Penns »Into The Wild« han<strong>de</strong>lt von einem Aussteiger und zeigt imposante<br />

Naturaufnahmen. Auf wahren Begebenheiten basiert er auch noch. Doch lest selbst,<br />

warum Hollywoods bester echter Kerl uns trotz<strong>de</strong>m nicht enttäuscht.<br />

J<br />

e krankhafter sich <strong>de</strong>m Einzelnen die Gesellschaft<br />

darstellt und je weniger Hoffnung<br />

auf eine Solidargemeinschaft besteht, die<br />

sie gesund machen könnte, <strong>de</strong>sto größer ist<br />

die Chance, dass das Individuum zum Individualisten wird,<br />

<strong>de</strong>r als subversives Element durch zivilisatorische Gefil<strong>de</strong><br />

zieht, um <strong>de</strong>ren Bewohnern – z. B. <strong>de</strong>m Farmer Wayne,<br />

einem dänischen Freak-Pärchen, <strong>de</strong>n Ur-Hippies Jan und<br />

Rainey o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Army-Veteranen Ron Franz – hier und da<br />

ein Lächeln abzutrotzen. Zugegeben, ein verdammt langer<br />

Satz als Einleitung zur Würdigung eines Films, in <strong>de</strong>m es<br />

doch vor allem um eine I<strong>de</strong>e geht, die sich kurz und knapp<br />

als »Freiheit« bezeichnen lässt – und die im Mit einan<strong>de</strong>r<br />

pointiert das Gegenteil von »Gleichheit« be<strong>de</strong>utet, wie zuletzt<br />

auch Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Köhler betonte. Regisseur<br />

Sean Penn zeigte bereits mit seiner Dürrenmatt-Verfilmung<br />

»The Pledge« und <strong>de</strong>m gelungensten Beitrag zum<br />

9/11-Episo<strong>de</strong>nfilm »11’09’’01«, worum es ihm in seiner Arbeit<br />

hinter <strong>de</strong>r Kamera geht. Verlorene Typen, gefangen in<br />

ihrer eigenen Welt, suchen <strong>de</strong>n Anschluss an Details aus<br />

<strong>de</strong>r Realität, die sie aus ihrem Albtraum herauskneifen<br />

könnten. Der Trick <strong>de</strong>s Christopher McCandless, Hauptfigur<br />

von Penns viertem Abendfüller »Into The Wild«, besteht<br />

darin, nach <strong>de</strong>m College-Abschluss zum Selbsterfahrungstrip<br />

quer durch die Staaten aufzubrechen. Penn inszeniert<br />

diese nach wahren Begebenheiten erzählte Geschichte mit<br />

<strong>de</strong>m Pathos einer ehrlichen Haut, die die Doppelbödigkeit<br />

jeglicher Moral nicht ver<strong>de</strong>cken mag. McCandless, dargestellt<br />

von Emile Hirsch, lan<strong>de</strong>t schon zu Beginn in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn<br />

Alaskas. Rückblen<strong>de</strong>n zeigen, was zwischen seinem<br />

Aufbruch und <strong>de</strong>m Einzug in einen alten Bus, <strong>de</strong>n er mitten<br />

in <strong>de</strong>r Wildnis fin<strong>de</strong>t, geschehen ist. Die Landschaftsaufnahmen<br />

aus Alaska sind so umwerfend wie gera<strong>de</strong>zu<br />

provokativ klischeehaft. Sean Penn verzichtet we<strong>de</strong>r auf<br />

das neugierige Reh noch auf die haarige Raupe, die fotogen<br />

ein Blatt überquert. Dabei liefert er eine Zivilisationskritik<br />

speziell für Zombies wie Horst Köhler – dass vollkommene<br />

»Freiheit« gleichbe<strong>de</strong>utend mit totaler Vereinzelung<br />

sein muss. Die hilfsbereite Dame <strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>behör<strong>de</strong> von<br />

Los Angeles in ihrer engen Kabine dient als Role-Mo<strong>de</strong>l einer<br />

an<strong>de</strong>ren als McCandless' Metho<strong>de</strong>, wie man sich <strong>de</strong>m<br />

sozialen Hauen-und-Stechen entziehen kann. Sie ist eine<br />

von vielen starken Typen im tollen Ensemble, die alle für<br />

sich einen Spin-off wert wären und gemeinsam mit Sean<br />

Penn die Rolle <strong>de</strong>s »Alexan<strong>de</strong>r Supertramp« eben nicht zur<br />

einsamen Witzfigur <strong>de</strong>gradieren.<br />

Wolfgang Frömberg<br />

Into The Wild (USA 2007; R: Sean Penn; D: Emile Hirsch, Marcia Gay<br />

Har<strong>de</strong>n, William Hurt; 31.01.)<br />

Worüber kann man noch einen Film machen,<br />

wenn man schon erzählt hat, wie<br />

Zivilisation wird und vergeht? Hartmut<br />

Bitomsky hat das anhand einer Kriegsmaschine<br />

von unvergleichlicher Ausgefeiltheit<br />

im Jahr 2001 mit »B-52« getan.<br />

Danach kann man eigentlich nur noch<br />

davon erzählen, wie es so im Wesentlichen<br />

ist mit <strong>de</strong>m Leben auf Er<strong>de</strong>n. Dann<br />

macht man, wie <strong>de</strong>rselbe Regisseur jetzt,<br />

einen Film über »Staub«.<br />

Staub ist so ziemlich das kleinste Objekt,<br />

das man zum Thema eines Films<br />

machen kann. Staub ist, woraus Film<br />

wird und wozu er wie alles eines Tages<br />

wird, nach<strong>de</strong>m man sich vorher schon<br />

mit Staub in allen möglichen Formen,<br />

Farben und Beschaffenheiten herumgeschlagen<br />

hat. Staub ist das, was <strong>de</strong>r<br />

Mensch produziert. Staub ist, was nie zu<br />

bewältigen ist. Ein Rest bleibt immer. So<br />

gesehen ist Staub die größte Hoffnung,<br />

die wir haben.<br />

»Staub« ist auf seine eigene Weise –<br />

die in Venedig ständig als »total <strong>de</strong>utsch«<br />

charakterisiert, aber auch allgemein bewun<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong> – unendlich unterhaltsam.<br />

Allein diese Mengen an Menschen,<br />

die sich professionell mit Staub beschäftigen.<br />

Und was die oft für irre Maschinen<br />

haben! Da steht plötzlich was, das aussieht<br />

wie ein Requisit aus einem italienischen<br />

60s-Science-Fiction-Knaller.<br />

Und Bitomsky sagt lässig so was wie:<br />

»Das hier ist <strong>de</strong>r ToffSims. Ja, was macht<br />

<strong>de</strong>r eigentlich?« In diesem Augenblick ist<br />

»Staub« zugleich intellektueller Slapstick<br />

und Hohelied auf die menschliche<br />

Erfindungskraft. Es gibt auch Hel<strong>de</strong>n: Die<br />

Hausfrau, die putzt und putzt und sogar<br />

– Mutter hat’s geraten – Woche für Woche<br />

<strong>de</strong>n Fernseher aufmacht, um auch<br />

in <strong>de</strong>ssen Inneren Staub zu saugen; die<br />

fröhliche Künstlerin, die diese faszinieren<strong>de</strong>n<br />

Systeme von Staubmäusen konstruiert<br />

hat; <strong>de</strong>r Wissenschaftler, <strong>de</strong>r darüber<br />

staunt, wie das Uranium abgeht in<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>; Bitomsky selbst, <strong>de</strong>ssen Stimme<br />

mehr Charakter hat als so ziemlich<br />

alles, was an männlichen Schauspielern<br />

in <strong>de</strong>r BRD rummacht. Und <strong>de</strong>r damit<br />

Sätze von sich gibt, die so wun<strong>de</strong>rvoll<br />

konzis und furchtlos steil sind in <strong>de</strong>n<br />

I<strong>de</strong>en, die sie transportieren.<br />

Olaf Möller<br />

Staub (D/CH 2007; R: Hartmut Bitomsky; 21.02.)


Film<br />

077<br />

WER AN DEN<br />

HORROR GLAUBT<br />

Sweeney Todd<br />

Was ist unheimlicher – ein Haus voller Geister o<strong>de</strong>r die Psyche eines Menschen, <strong>de</strong>r<br />

sich von Geistern umgeben wähnt? In »Das Waisenhaus« zeigt Regisseur Juan Antonio<br />

Bayona <strong>de</strong>n Untergang einer Frau, die sich nicht von ihrer Kindheit lösen kann.<br />

My Blueberry Nights<br />

Wong Kar-Wai verlässt mit seinem jüngsten Film das historische<br />

Hongkong und spürt nun US-amerikanischen Mythen<br />

nach. Während Wim Wen<strong>de</strong>rs mit »Don’t Come Knocking«<br />

die prototypischen Amerikabil<strong>de</strong>r Edward Hoppers<br />

in Bewegung versetzte, scheint sich Wong Kar-Wai von <strong>de</strong>n<br />

Fotografien <strong>de</strong>s Alltagschronisten William Eggleston leiten<br />

zu lassen. Er zeigt dunkle Bars, Diners, Wüsten, Casinos<br />

und leere Straßenkreuzungen, auf <strong>de</strong>ren nassem Asphalt<br />

sich die Lichter <strong>de</strong>r Straßenlaternen spiegeln. In diesen Bil<strong>de</strong>rn<br />

verliert sich <strong>de</strong>r asiatische Regisseur ebenso wie seine<br />

von <strong>de</strong>r Sängerin Norah Jones gespielte Protagonistin:<br />

Die New Yorkerin Elisabeth, betrogen von ihrem Freund,<br />

flüchtet sich in Jeremys Café. Nach einigen langen Nächten<br />

reist sie auf <strong>de</strong>r Suche nach sich selbst zunächst nach<br />

Memphis, dann nach Las Vegas. An bei<strong>de</strong>n Orten erlebt sie<br />

Geschichten – als Zuschauerin. Danach kehrt sie zurück<br />

in das kleine Café in New York. Nun weiß sie, was sie will.<br />

Nachvollziehbar wird ihre Reifung für <strong>de</strong>n Zuschauer nicht.<br />

Wong Kar-Wai hält an seiner mit »In The Mood For Love«<br />

und »2048« entwickelten Ästhetik trotz Wechsel <strong>de</strong>s Kameramanns<br />

fest. Christopher Doyle wur<strong>de</strong> nach fast zwei<br />

M<br />

an mag »Das Waisenhaus« Furcht einflößend<br />

fin<strong>de</strong>n. Es gibt aber kaum Gewalt<br />

und Blut. War das eine bewusste<br />

Entscheidung? Es wäre vielleicht einfacher<br />

gewesen, wenn wir etwas Monströses eingebaut hätten,<br />

aber wir wollten unbedingt <strong>de</strong>m Zuschauer zwei Lesarten<br />

ermöglichen. Einmal ein realistisches Drama um eine<br />

Frau, die das Verschwin<strong>de</strong>n ihres Kin<strong>de</strong>s nicht akzeptieren<br />

kann. Und dann natürlich eine klassische Geistergeschichte.<br />

Zu viele Spezialeffekte hätten da unsere eigenen Intentionen<br />

untergraben.<br />

Sie meinen, man könnte Ihren Film auch als reines Psychodrama<br />

begreifen? Ambiguität ist alles! Wir haben uns<br />

dabei stark von Henry James’ »The Turning Of The Screw«<br />

[1961 verfilmt als »Schloss <strong>de</strong>s Schreckens«] inspirieren<br />

lassen.<br />

»Das Waisenhaus«, von Guillermo Del Torro mitproduziert,<br />

ist nach »Pans Labyrinth« <strong>de</strong>r nächste spanische<br />

Film, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tod eine beson<strong>de</strong>re Konnotation erfährt.<br />

Das Sterben scheint jeweils eine gewisse Form von Glück<br />

zu ermöglichen. Ich <strong>de</strong>nke nicht, dass <strong>de</strong>r Tod die Lösung<br />

für irgen<strong>de</strong>twas ist. In bei<strong>de</strong>n Filmen gibt es ein Gefühl drohen<strong>de</strong>n<br />

Unheils, gegen das die Protagonistinnen mit Hilfe<br />

ihrer Fantasie ankämpfen. Die Aussage ist dabei ähnlich wie<br />

in Märchen, nämlich, dass wir die Fiktion brauchen, um die<br />

Realität zu verstehen bzw. sie zu ertragen.<br />

Es wäre also eine Fehlinterpretation zu behaupten, dass<br />

in <strong>de</strong>n Filmen eine Form von To<strong>de</strong>ssehnsucht thematisiert<br />

wird? Es gibt dort eher einen Horizont <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s. Man darf<br />

<strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Laura auch nicht als jeman<strong>de</strong>n sehen, an<br />

<strong>de</strong>m man sich orientieren sollte. Ich möchte sie verstehen,<br />

aber ich befürworte ihr Han<strong>de</strong>ln nicht.<br />

<strong>Als</strong>o ist ihr Film eine Tragödie? Er hat auf je<strong>de</strong>n Fall ein tragisches<br />

Element. Wir haben viel diskutiert über die winzige<br />

Distanz zwischen <strong>de</strong>n Menschen, die glauben, und <strong>de</strong>nen,<br />

die es nicht tun. Und mir geht es um das Bedürfnis, glauben<br />

zu können. Auch wenn es tragische Konsequenzen hat.<br />

Martin Riemann<br />

Das Waisenhaus (E 2007; R: Juan Antonio Bayona; D: Belén Rueda,<br />

Fernando Cayo, Geraldine Chaplin; 14.02.)<br />

Jahrzehnten <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

durch Darius Khondji ersetzt.<br />

Der macht genau da weiter: elegante<br />

Farben, ein somnambules<br />

Gefühl von Trägheit, von einem<br />

etwas penetrant eingesetzten<br />

Nachzieheffekt <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r unterstützt.<br />

Der zum Stil gewachsene<br />

Manierismus hinterlässt<br />

durch die oberflächliche Eleganz<br />

<strong>de</strong>r geschmeidigen<br />

Einstellungen einen fa<strong>de</strong>n<br />

Beigeschmack, <strong>de</strong>n<br />

die dürftige Story nicht<br />

auffängt.<br />

Christian Meyer<br />

My Blueberry Nights (HK/<br />

CN 2007; R: Wong Kar-Wai; D:<br />

Norah Jones, Ju<strong>de</strong> Law, Natalie<br />

Portman; 24.01.<br />

Es erscheint wie eine Wie<strong>de</strong>rgutmachung<br />

am Publikum, dass Tim Burton nun wenigstens<br />

<strong>de</strong>r Geschichte um Sweeney<br />

Todd ein filmisches Antlitz verpasst hat,<br />

nach<strong>de</strong>m er schon Alan Moores Jack-<br />

The-Ripper-Comic »From Hell« <strong>de</strong>n<br />

Hughes-Brü<strong>de</strong>rn überlassen hat. Die Figur<br />

<strong>de</strong>s Sweeney Todd entstand Mitte<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, noch bevor Jack<br />

The Ripper tatsächlich sein Unwesen in<br />

London trieb. Der versierte Barbier soll<br />

160 Kun<strong>de</strong>n die Kehle aufgeschlitzt haben,<br />

seine Komplizin hat sie dann als<br />

Fleischpasteten an die Bevölkerung Londons<br />

verfüttert. In einer neueren Version<br />

<strong>de</strong>r Geschichte, auf <strong>de</strong>r auch Burtons<br />

Vorlage, nämlich Stephen Sondheims<br />

Broadway-Erfolg von 1979 basiert, erhält<br />

<strong>de</strong>r Barbier einen Grund für seine Taten:<br />

Er will sich an Richter Turpin rächen. Der<br />

hatte ihn unschuldig in die Verbannung<br />

geschickt, um an seine Frau zu gelangen.<br />

<strong>Als</strong> <strong>de</strong>r Richter sie vergewaltigt, vergiftet<br />

sie sich, Sweeneys Tochter Johanna<br />

lebt seither als Adoptivkind bei ebenjenem<br />

Richter wie eine Gefangene.<br />

»From Hell« und »Sweeney Todd« sind<br />

wie geschaffen für <strong>de</strong>n Regisseur mit<br />

<strong>de</strong>m Faible für düsteres, neogotisches<br />

Ambiente. Bei »Sweeney Todd« gesellt<br />

sich noch eine gute Portion schwarzen<br />

Humors hinzu. Zimperlich geht es hier<br />

nicht zu. Tim Burton, gerne mal im Grenzbereich<br />

zwischen Kin<strong>de</strong>r- und Erwachsenenfilm<br />

tätig, legt sich dieses Mal fest. Er<br />

arbeitet akribisch an <strong>de</strong>r Ausformulierung<br />

<strong>de</strong>s Subgenres Slasher-Musical.<br />

»Sweeney Todd« wirkt zu Beginn reichlich<br />

steif: Komplett im Studio gedreht und mit<br />

nur wenigen Charakteren bestückt, entwickelt<br />

sich das Rachedrama, das später<br />

Shakespeare’sche Ausmaße annehmen<br />

soll, nur langsam. Die minimalistische<br />

Figurenkonstellation lässt gera<strong>de</strong><br />

noch Platz für einen grandiosen Kurzauftritt<br />

von Sacha Baron Cohen als italienischem<br />

Barbier Pirelli. Bis zum bluttriefen<strong>de</strong>n<br />

Schlussbild wird viel gesungen<br />

und geschlitzt, im Mittelpunkt steht<br />

neben Hauptdarsteller Johnny Depp die<br />

Perfektion <strong>de</strong>s Burton-Gothic-Styles.<br />

Christian Meyer<br />

Sweeney Todd (USA 2007; R: Tim Burton; D: Johnny<br />

Depp, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen,<br />

Christopher Lee; 21.02.)


078 Film<br />

Fallen<br />

Barbara Albert geht in ihren Filmen gern<br />

an jene Orte, wo eigentlich niemand sein<br />

möchte. Dahin, wo es peinlich wird, unerträglich<br />

gera<strong>de</strong>zu, bis über die Schmerzgrenze:<br />

Klassentreffen, Begräbnis, Dorfdisco.<br />

In »Fallen« kommt all das zusammen.<br />

Alberts fünf Protagonistinnen treffen<br />

sich in ihrem alten Heimatdorf, irgendwo<br />

in <strong>de</strong>r Peripherie Wiens, anlässlich<br />

einer Beerdigung, die zu einer<br />

Art Klassentreffen wird, 15 Jahre nach<br />

Schulabschluss. Wer sie damals mit <strong>de</strong>m<br />

Virus <strong>de</strong>r Freiheit geimpft hatte – ein unkonventioneller<br />

Lehrer, <strong>de</strong>r sich nach und<br />

nach als zwiespältiger Hippie-Schwätzer<br />

entpuppt –, <strong>de</strong>r hat sie nun für immer<br />

verlassen. Die fünf Frauen trauern, feiern,<br />

erinnern sich und spüren eine Nacht<br />

lang wie<strong>de</strong>r dieses Gefühl von Aufbruch<br />

und großen Verän<strong>de</strong>rungen. Durch ihr<br />

unerwartetes Zusammenkommen aus<br />

verschie<strong>de</strong>n verkorksten Lebensentwürfen<br />

erneuern sie ihre alten jugendlichen<br />

Träume. Vermutlich aber ganz entgegen<br />

seiner Intention verstärkt Alberts Film<br />

mit je<strong>de</strong>r neuen kleineren o<strong>de</strong>r größeren<br />

Katastrophe – Dorfdisco, WC-Sex,<br />

Strafvollzug – <strong>de</strong>n Eindruck, dass diese<br />

Beschwörung <strong>de</strong>r Freiheit nur leere Rhetorik<br />

ist. Es sind nur mehr kleine Fluchten<br />

möglich: an die verklärten Orte <strong>de</strong>r Kindheit,<br />

in gedankenlose Exzesse, in eine<br />

neue Beziehung vielleicht. Doch <strong>de</strong>r Kater<br />

danach ist garantiert. Von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alen<br />

<strong>de</strong>s verstorbenen Lehrers bleiben<br />

nicht viel mehr als enttäuschte Lieben,<br />

kaputte Träume und ein Rechtschreibfehler<br />

auf <strong>de</strong>m Grabstein. Es ist peinlich<br />

und schön, wie »Fallen« das Gefühl eines<br />

diffusen Aufbegehrens einfängt. Und es<br />

ist traurig, dass das nur in einem Tonfall<br />

tiefer Resignation möglich scheint.<br />

Arno Raffeiner<br />

Fallen (A 2006; R: Barbara Albert; D: Gabriela<br />

Hegedüs, Birgit Minichmayr, Nina Proll, Kathrin<br />

Resetarits, Ursula Strauss; 17.01.)<br />

intro.<strong>de</strong>/previews<br />

No Country For Old Men<br />

Der neue Film <strong>de</strong>r Coen-Brü<strong>de</strong>r<br />

Di, 26.02. 20 h, Off Broadway, Köln<br />

Lars und das Mädchen<br />

in diversen Städten,<br />

siehe HOROSCOPE (rechts)<br />

KLARTEXT<br />

Die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene. Der Ex-Knacki wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Sixties<br />

Radio-DJ bei einem R’n’B-Sen<strong>de</strong>r in Washington. Er nahm kein Blatt vor <strong>de</strong>n Mund<br />

und machte sich notgedrungen zum Clown. Ein guter Film über einen guten Typ.<br />

N<br />

o signifying: Bei Petey Greene geht alles,<br />

bloß kein tieferer Sinn. Der Radio-DJ wehrt<br />

sich gegen je<strong>de</strong> Art von Mehrbe<strong>de</strong>utung,<br />

<strong>de</strong>nn wenn er seinen Mund aufmacht, ist<br />

alles eins zu eins. Der Mann ist echt, er kommt von <strong>de</strong>r Straße,<br />

saß im Gefängnis, und er spricht über <strong>de</strong>n Äther nichts<br />

als die harte, ungeschönte Wahrheit. Wäre eine solche Figur<br />

bloß ausgedacht, <strong>de</strong>r Film wäre wohl nicht mehr zu retten.<br />

Doch Regisseurin Kasi Lemmons hat mit »Talk To Me«<br />

die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene verfilmt,<br />

einem ehemaligen Häftling, <strong>de</strong>r sich mit großer Hartnäckigkeit<br />

<strong>de</strong>n Job als DJ eines R’n’B-Sen<strong>de</strong>rs im Washington<br />

DC <strong>de</strong>r 60er-Jahre erkämpfte und in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren zu einem Mythos schwarzer Entertainment-Kultur<br />

aufstieg. Begleitet wur<strong>de</strong> er dabei von Dewey Hughes,<br />

<strong>de</strong>m Programmdirektor <strong>de</strong>r Radiostation, <strong>de</strong>r schließlich zu<br />

seinem Manager wur<strong>de</strong>. Bei<strong>de</strong> stammen aus <strong>de</strong>n Armenvierteln<br />

Washingtons, doch Hughes (Chiwetel Ejiofor) hat<br />

sich als angepasster Karrierist eingerichtet, <strong>de</strong>r von Petey<br />

Greenes flotter Lippe als »just another white boy with a<br />

tan« abqualifiziert wird; Greene (Don Cheadle) versteht sich<br />

als unverfälschtes Sprachrohr <strong>de</strong>r Black Community, aus<br />

<strong>de</strong>r er enormen Rückhalt erfährt. Aus <strong>de</strong>r Spannung zwischen<br />

diesem ungleichen Paar speist sich die Dynamik <strong>de</strong>s<br />

Films. Der Biopic-Stoff wird zum Wi<strong>de</strong>rstreit zwischen Assimilation<br />

und Selbstbestimmung. Angesichts dieses prägnanten<br />

Konflikts – und <strong>de</strong>s kongenialen Zusammenspiels<br />

von Cheadle und Ejiofor – lässt sich die Engführung <strong>de</strong>r Geschichte<br />

auf die zwei Hauptfiguren verschmerzen, die <strong>de</strong>n<br />

historischen und sozialen Rahmen meist nur als funky<br />

Background in Szene setzt – mal abgesehen von <strong>de</strong>r langen<br />

Radionacht nach <strong>de</strong>r Ermordung von Martin Luther King.<br />

Im entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Moment, als das Duo in das Allerheiligste<br />

<strong>de</strong>r US-Unterhaltungsindustrie, die »Tonight Show«,<br />

eingela<strong>de</strong>n wird, hat Greene seinem Partner einiges an<br />

Selbstreflexion voraus. <strong>Als</strong> bunt geklei<strong>de</strong>ter, mal lustiger,<br />

mal wüten<strong>de</strong>r, immer Klartext sprechen<strong>de</strong>r Schwarzer<br />

ist er vor einem weißen Publikum nichts an<strong>de</strong>res als ein<br />

Clown, eine Bestätigung genau jener (auch positiven) Vorurteile,<br />

die es sowieso schon hat. Damit erzählt »Talk To<br />

Me« nicht nur die bemerkenswerte Geschichte <strong>de</strong>s Petey<br />

Greene, son<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>t eindrückliche Bil<strong>de</strong>r für Fragen, die<br />

in <strong>de</strong>r Rezeption von, sagen wir: HipHop nach wie vor mitschwingen.<br />

Arno Raffeiner<br />

Talk To Me (USA 2007; R: Kasi Lemmons; D: Don Cheadle; 07.02.<br />

Wir verlosen 15 x 2 Tickets auf www.intro.<strong>de</strong>


DVD<br />

079<br />

HOROSCOPE<br />

UNTERSCHÄTZE NIE JEMANDEN,<br />

DER ETWAS ZU SAGEN HAT.<br />

Sterne und Filme im Februar<br />

WASSERMANN 21.01. bis 19.02.<br />

Du bist ja alles an<strong>de</strong>re als ein oberflächlicher Typ. Die Story von<br />

»Un<strong>de</strong>rdog – Unbesiegt, weil er fliegt« (31.01.) wird dir auch keinen<br />

Zacken aus <strong>de</strong>r Krone brechen.<br />

FISCHE 20.02. bis 20.03.<br />

Du fühlst dich einsam und <strong>de</strong>platziert, Waschlappen! Wir empfehlen<br />

»Mein Freund <strong>de</strong>r Wasserdrache« (31.01.), da bist du in <strong>de</strong>inem<br />

Element und nicht mehr so allein ...<br />

WIDDER 21.03. bis 20.04.<br />

Im Februar bist du zahm wie ein Lämmchen und willst bloß im Dunkeln<br />

zu <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn von »Saw 4« (07.02.) kuscheln und ein bisschen am Ast<br />

sägen, auf <strong>de</strong>m du sitzt.<br />

STIER 21.04. bis 21.05.<br />

Der Mond macht dir das Leben zur Hölle. Seit Silvester liegt so ein<br />

Schleier davor, fast wie in »Der Nebel« (17.01.) nach Stephen King.<br />

ZWILLINGE 22.05. bis 21.06.<br />

Stehst du noch immer auf Daniel Day-Lewis und seinen Brustkorb?<br />

»There Will Be Blood« (14.02.) lässt ihn schwellen und bietet <strong>de</strong>n dazu<br />

passen<strong>de</strong>n Ölfilm nach Upton Sinclair.<br />

KREBS 22.06. bis 22.07.<br />

Dein Schalenkostüm wird auf eine harte Probe gestellt, wenn du dich in<br />

<strong>de</strong>n »Krieg <strong>de</strong>s Charlie Wilson« (07.02.) verirrst. Tom Hanks und Julia<br />

Roberts in einem Streifen über jenen seltsamen Dandy, <strong>de</strong>r es sich<br />

einiges kosten ließ, die Rote Armee aus Afghanistan zu vertreiben. Da<br />

läufst du mit <strong>de</strong>inen roten Scheren rückwärts wie<strong>de</strong>r raus!<br />

LÖWE 23.07. bis 23.08.<br />

Du glaubst an gute <strong>de</strong>utsche Filme, stehst auf »Kroko« von Sylke<br />

En<strong>de</strong>rs und möchtest heute noch mit <strong>de</strong>r Heldin auf die Kirmes? Dann<br />

darfst du gespannt sein auf ihr »Mondkalb« (31.01.).<br />

JUNGFRAU 24.08. bis 23.09.<br />

Nachbarn und Finanzamt wer<strong>de</strong>n frech. Da kann nur noch »John<br />

Rambo« (14.02.) helfen.<br />

WAAGE 24.09. bis 23.10.<br />

Du musst nicht allein bleiben. Wir empfehlen »Lars und das Mädchen«<br />

(13.03.). Ein Typ, <strong>de</strong>r sich in eine Gummipuppe verknallt. Wir verlosen je<br />

10 x2 Preview-Tickets für Köln, Stuttgart, Berlin, München, Hamburg,<br />

Leipzig und Frankfurt unter www.intro.<strong>de</strong>/previews<br />

SKORPION 24.10. bis 22.11.<br />

Der Stachel <strong>de</strong>r Langeweile sitzt tief. Ab in die »Streets Of Rio«<br />

(31.01.) und laut Presseinfo »mitten hinein in die brutale Welt eines<br />

brasilianischen Elendsviertels, in <strong>de</strong>m ein Leben keinen Pfifferling<br />

wert ist«. Noch besser: Auch Ralf Richter ist »als ausländischer<br />

Fußballeinkäufer in <strong>de</strong>r brutalen Welt <strong>de</strong>r Favelas unterwegs«.<br />

15.3.2008<br />

live for the music<br />

www.musikmesse.com<br />

mächtig<br />

DON CHEADLE<br />

CHIWETEL EJIOFOR<br />

AB 7. FEBRUAR IM KINO<br />

WWW.TALKTOME.CENTRALFILM.DE<br />

moschen<br />

SCHÜTZE 23.11. bis 21.12.<br />

»Cloverfield« (31.01.) von »Lost«-Mastermind J.J. Abrams nimmt dich<br />

auf die Hörner: Woher kenn ich bloß das Szenario eines Terror-Angriffs<br />

auf New York? Schnell noch mal bei Wikipedia nachgoogeln ...<br />

OCHSENKNECHT 22.12. bis 20.01.<br />

Da freut sich einer: »Die Wil<strong>de</strong>n Kerle 5: Hinterm Horizont« (21.02.).<br />

Endlich wie<strong>de</strong>r Fußball ... und dann auch noch für die ganze Familie ...


080 DVD<br />

Rambo Trilogy<br />

Steel Collection<br />

Für die <strong>de</strong>utsche Linke, aber auch für<br />

alle gemäßigt Liberalen, Sozialpädagogen<br />

und Frie<strong>de</strong>nsbewegte galt »Rambo«<br />

Anfang <strong>de</strong>r 1980er als Inbegriff<br />

<strong>de</strong>s US-amerikanischen Kulturimperialismus<br />

und stellte die böse, reaktionäre<br />

Fratze Hollywoods dar. Dieses Urteil<br />

wur<strong>de</strong> noch dadurch bestärkt, dass<br />

<strong>de</strong>r als Kriegstreiber angesehene Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Reagan <strong>de</strong>n Film schätzte und darin<br />

die Chance sah, einen Schlussstrich<br />

unter das Vietnam-Trauma zu ziehen. In<br />

Deutschland etablierte sich »in Rambo-Manier«<br />

als feststehen<strong>de</strong>r Begriff<br />

für rücksichtsloses, machohaftes Verhalten<br />

und erhielt Einzug in <strong>de</strong>n Du<strong>de</strong>n.<br />

Antiamerikanische Ressentiments haben<br />

auf diese Weise lange Zeit eine komplexere<br />

Lesart <strong>de</strong>s ersten »Rambo«-Teils<br />

verhin<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>r im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Sequels weitaus mehr als nur rachsüchtiges<br />

Geballer liefert. Jahre später<br />

haben Soziologen und Vertreter <strong>de</strong>r Cultural<br />

Studies nachgewiesen, dass »Rambo«<br />

auch als minoritäre I<strong>de</strong>ntifikationsfigur<br />

lesbar ist. Laut Studien von Paul<br />

Theroux, Eric Michaels und John Fiske,<br />

die Rainer Winter in <strong>de</strong>r Jungle World<br />

vorstellte, wird »Rambo« sowohl von <strong>de</strong>n<br />

Aborigines in Australien wie auch von <strong>de</strong>n<br />

Bewohnern <strong>de</strong>r Solomon-Inseln als »Held<br />

<strong>de</strong>r Dritten Welt« und Kämpfer gegen<br />

Macht- und Militärwillkür gefeiert. Alles<br />

nur ein Missverständnis? Selbst einfach<br />

gestrickte Mainstream-Filme sind offen<br />

lesbare Kunstwerke. »Rambo« kann für<br />

alle er<strong>de</strong>nklichen Männerfantasien geund<br />

missbraucht wer<strong>de</strong>n. Wer Letzteren<br />

nicht auf <strong>de</strong>n Leim geht, muss beim<br />

Filmgenuss auch kein schlechtes Gewissen<br />

haben.<br />

Martin Büsser<br />

Rambo Trilogy Steel Collection (USA 1982-87; R:<br />

diverse; D: Sylvester Stallone, Richard Crenna,<br />

Charles Naiper; Kinowelt). <strong>Intro</strong> verlost 3x die Box<br />

im Steelbook unter www.intro.<strong>de</strong><br />

MARX BROTHERS & SISTERS<br />

»Heroes retten New York«, so könnte die Schlagzeile am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Serie lauten, in <strong>de</strong>r<br />

alltägliche Hel<strong>de</strong>n Superkräfte nach ihren jeweiligen Bedürfnissen entwickeln. Doch<br />

bevor am Big Apple Entwarnung gegeben wer<strong>de</strong>n kann, muss einiges passieren.<br />

H<br />

eroes« bietet alles Mögliche. Zum Beispiel<br />

komplexe Verschwörungstheorien<br />

und Exkursionen ins Paranormale à la<br />

»Akte X«. Außer<strong>de</strong>m die spontanen Genmutationen<br />

und das Gruppengefühl <strong>de</strong>r »X-Men« – lei<strong>de</strong>r<br />

ohne <strong>de</strong>ren enge Anzüge. Dazu die Rätsel- und Intrigenspiele<br />

von »Lost« sowie das Weltrettungspathos aus »Battlestar<br />

Galactica«. Das alles, weil mehrere Menschen ent<strong>de</strong>cken,<br />

dass sie Superkräfte entwickeln. Was ja an sich<br />

keine schlechte Nachricht wäre. Nur sind die unvermutet<br />

an ihren Körpern vorgehen<strong>de</strong>n Verwandlungen <strong>de</strong>rart störend<br />

für die Alltagsroutine, dass weitere Superkräfte nötig<br />

wären, um die unerwünschten Nebenfolgen in <strong>de</strong>n Griff zu<br />

bekommen. Nun reicht <strong>de</strong>r bekannte Konflikt zwischen Alltag<br />

und Ausnahme, zwischen Normalo-Dasein und Extravaganz<br />

kaum aus, um eine teuer produzierte Fernsehserie<br />

über mehrere Staffeln am Laufen zu halten. <strong>Als</strong>o muss <strong>de</strong>r<br />

große Knall her: New York droht unterzugehen. Es sei <strong>de</strong>nn,<br />

das Grüppchen rauft sich zusammen. Dazu müssen erst<br />

einmal alle Beteiligten ihre jeweilige Bestimmung erkennen,<br />

damit je<strong>de</strong>r und je<strong>de</strong> entsprechend die beson<strong>de</strong>ren<br />

Begabungen einsetzen kann: Da wäre Claire, die 16-jährige<br />

Highschool-Cheerlea<strong>de</strong>rin, die herausfin<strong>de</strong>t, dass sie unverletzbar<br />

ist. Um sicherzugehen, stürzt sie sich von mehreren<br />

Brücken und rammt sich rostige Metallstangen durch<br />

die Kehle. Dahinter steht natürlich unausgesprochen die<br />

sehr richtige Erkenntnis, dass Cheerlea<strong>de</strong>rinnen keinesfalls<br />

bloß <strong>de</strong>r hübsche Zuckerguss am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Football-<br />

Fel<strong>de</strong>s sind, son<strong>de</strong>rn in Wahrheit hart rackern<strong>de</strong> Hochleistungssportlerinnen.<br />

Sie müssen so manches mehr wegstecken<br />

können als die Ball spielen<strong>de</strong>n Jungs in ihren mit<br />

Schaumstoff gepolsterten Schutzanzügen. Da wäre Hiro,<br />

ein dicklicher Angestellter, <strong>de</strong>r seine Lebenszeit in einem<br />

japanischen Großraumbüro verschwen<strong>de</strong>t und dort so lange<br />

auf die Minutenzeiger <strong>de</strong>r Uhr an <strong>de</strong>r Bürowand starrt,<br />

bis er das hilfreiche Talent entwickelt, wie man Zeit durch<br />

bloße Gedankenkraft manipulieren kann. Und da ist Niki,<br />

die allein erziehen<strong>de</strong> Mutter, die vor <strong>de</strong>r Webcam strippt,<br />

um ihr Kind zu ernähren und die auf einmal ein Doppel-Ich<br />

mit Herkuleskräften entwickelt, das all die unmöglichen<br />

Aufgaben erledigt, die sie überfor<strong>de</strong>rn. In »Heroes« bekommt<br />

ein jeglicher Charakter von einem Marx lesen<strong>de</strong>n<br />

Drehbuchgott die entsprechen<strong>de</strong>n Fähigkeiten nach seinen<br />

Bedürfnissen zugeteilt.<br />

Dietmar Kammerer<br />

Heroes – Season 1.1 (USA 2007; R: diverse; D: Hay<strong>de</strong>n Panettiere;<br />

Universal). <strong>Intro</strong> verlost 1x »Heroes Season 1.1« + 1 Posterpaket inkl.<br />

Kalen<strong>de</strong>r, Teaser-Großposter und Großposter von Peter Claire, Sylar und<br />

Hiro – von Close Up, <strong>de</strong>m Spezialisten für Fanartikel (www.closeup.<strong>de</strong>)


DVD<br />

081<br />

TRIBUTE:<br />

JOHN CARPENTER<br />

If I were a carpenter ... dann natürlich am liebsten John.<br />

Denn dann wäre ich verantwortlich für einen ganzen Haufen<br />

Genre-Klassiker aus <strong>de</strong>r Schnittmenge von Science-<br />

Fiction und Horror <strong>de</strong>r späten 70er- und 80er-Jahre. Und<br />

ich könnte auch heute noch ganz gut von meinem Ruf als<br />

B-Film-Ikone leben. Etwas in dieser Art hat man sich nun<br />

vermutlich bei Kinowelt gedacht und bringt unter <strong>de</strong>m Titel<br />

»Master Of Darkness« trotz <strong>de</strong>r gefühlten an<strong>de</strong>ren zwanzig<br />

erhältlichen Carpenter-Veröffentlichungen eine in je<strong>de</strong>r<br />

Hinsicht lohnenswerte Box auf <strong>de</strong>n Markt. Sie enthält<br />

neben <strong>de</strong>m großartigen »The Fog – Nebel <strong>de</strong>s Grauens«<br />

(1979) noch »Die Fürsten <strong>de</strong>r<br />

Dunkelheit« (1987) und<br />

»Sie leben!« (1988).<br />

Zu <strong>de</strong>n Storys müssen<br />

nicht viele Worte<br />

verloren wer<strong>de</strong>n, sind<br />

sie <strong>de</strong>m Genrefreund<br />

doch sowieso längst<br />

bekannt. Auch die meisten<br />

an<strong>de</strong>ren dürften<br />

schon mal beim mitternächtlichen<br />

Zappen in min<strong>de</strong>stens einem <strong>de</strong>r Filme hängen<br />

geblieben sein, und sei es wegen <strong>de</strong>r für John Carpenters<br />

Werk charakteristischen, von ihm selbst komponierten<br />

Filmmusiken: bedrohliche und pessimistische<br />

Scores, wie man sie beim Gang in <strong>de</strong>n dunklen Keller unvermittelt<br />

vor sich hin summt, während man anfängt, die<br />

Schatten an <strong>de</strong>r Wand genauer zu beobachten.<br />

Ob es nun um die nebelbegleitete blutige Rache <strong>de</strong>r<br />

Crew eines vor 100 Jahren unter mysteriösen Umstän<strong>de</strong>n<br />

gesunkenen Schiffes geht o<strong>de</strong>r um eine Gruppe Wissenschaftler,<br />

die in einer Kirche versucht, die Rückkehr <strong>de</strong>s<br />

Teufels zu verhin<strong>de</strong>rn, während Besessene bereits die<br />

Kirche umlagern, o<strong>de</strong>r um einen Bauarbeiter, <strong>de</strong>r mittels<br />

einer gefun<strong>de</strong>nen Spezialsonnenbrille auf die Spuren einer<br />

Invasion von skelettähnlichen Außerirdischen kommt<br />

– immer scheinen die Geschichten <strong>de</strong>n Gruselcomics <strong>de</strong>r<br />

60er-Jahre entsprungen zu sein, und immer hat Carpenter<br />

es geschafft, hieraus atmosphärisch dichte Nägelkauer<br />

und Nervenzerrer <strong>de</strong>r alten Schule zu zimmern.<br />

Cay Clasen<br />

<strong>Intro</strong> verlost 3x die »Master Of Darkness«-Box auf www.intro.<strong>de</strong><br />

Der frühe Ulmen<br />

Der frühe Ulmen fängt <strong>de</strong>n Wurm. Ob unter<br />

Ulmen, um Ulmen o<strong>de</strong>r um Ulmen herum:<br />

Von allem das Beste verspricht <strong>de</strong>r<br />

Doppelpack mit <strong>de</strong>n »versunkenen Werken«<br />

<strong>de</strong>s Ex-MTV-Mo<strong>de</strong>rators, <strong>de</strong>r das<br />

Format Mo<strong>de</strong>rator stets ablehnte und<br />

statt<strong>de</strong>ssen lieber sein eigenes Ding<br />

machte: nämlich alles, was <strong>de</strong>m spielwütigen<br />

und verkleidungsfreudigen Improvisateur<br />

so in <strong>de</strong>n Sinn kam. Ulmen<br />

ist am besten in Uniform: als mitfühlen<strong>de</strong>r<br />

und wehleidiger Polizist, <strong>de</strong>r Passanten<br />

im Park herzt; als Schaffner im<br />

Fahrstuhl <strong>de</strong>r Konzernzentrale <strong>de</strong>r Bahn,<br />

<strong>de</strong>r bei je<strong>de</strong>m Stockwerk »Bitte zurückbleiben!«<br />

ausruft. Aber was ist daran komisch,<br />

<strong>de</strong>n hart arbeiten<strong>de</strong>n Hähnchen-<br />

Verkäufer bis zur Weißglut zu piesacken,<br />

er habe die Verwandtschaft umgebracht,<br />

um ihm dann ein Hähnchen abzukaufen,<br />

damit wenigstens einer eine anständige<br />

Beerdigung erhalte? Manche Gags versinken<br />

halt zu Recht ...<br />

Dietmar Kammerer<br />

Der frühe Ulmen – Versunkene Werke <strong>de</strong>r<br />

Perio<strong>de</strong> MTV Vol. 1 (D 2008; R+D: Christian Ulmen;<br />

Universal)


082 DVD ungeöffneten Box mit allen Folgen <strong>de</strong>r durchweg brillanten<br />

Kurz in Berlin<br />

Mit <strong>de</strong>m Kurzfilmprogramm-Gucken ist<br />

es wie mit <strong>de</strong>m Joggen: Erst muss man<br />

sich aufraffen – und danach ist man doch<br />

wie<strong>de</strong>r froh, es getan zu haben. Denn <strong>de</strong>r<br />

filmische I<strong>de</strong>enreichtum ist bei einem gelungenen<br />

Kurzfilmprogramm riesig. Die<br />

DVD »Kurz in Berlin« wur<strong>de</strong> zusammengestellt<br />

vom Berliner Festivalveranstalter<br />

und Verleih interfilm. Die Entstehungszeit<br />

<strong>de</strong>r Filme umspannt 30 Jahre. Gemeinsam<br />

ist ihnen – von <strong>de</strong>r quietschbunten<br />

DEFA-Doku »Berlin« bis zum minimalistischen<br />

Oscar-Preisträger »Schwarzfahrer«<br />

von Pepe Danquart – allein das<br />

Sujet. Dokumentarisches, Fiktives, Komisches<br />

und Tragisches wechselt sich<br />

ab: Die Englän<strong>de</strong>rin Ellie Land lässt in<br />

»Die an<strong>de</strong>re Seite« erwachsene Berliner<br />

in O-Tönen von ihren Kindheitsvorstellungen,<br />

was hinter <strong>de</strong>r Mauer liegen<br />

könnte, erzählen und begleitet die Aussagen<br />

mit treffen<strong>de</strong>n Animationen. Gerd<br />

Conradt filmte 1986 einen Tag lang über<br />

die Mauer von West nach Ost und gibt<br />

in »Ein-Blick« einen überraschend poetischen<br />

Eindruck vom Alltag im Grenzstreifen.<br />

Am beeindruckendsten ist aber<br />

<strong>de</strong>r anarchische Bastel- und Zappelfilm<br />

»Fliegenpflicht für Quadratköpfe« von<br />

Stephan Flint Müller, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Filmemacher<br />

und seine Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n urbanen<br />

Raum zum Spielplatz machen, Plakate<br />

umgestalten, Körperteile vor große Gebäu<strong>de</strong><br />

halten und mithilfe von Perspektivwechseln<br />

wahnwitzige Effekte erzeugen.<br />

Der Film ist dabei zugleich sein eigenes<br />

Making-of und Deleted-Scenes-<br />

Archiv. Selbstreferenziell und unkonventionell<br />

schließt er diese kleine Berlin-<br />

Schatzkiste. Bitte mehr davon.<br />

Philipp Jedicke<br />

Kurz in Berlin (D 2007; R: Pepe Danquart, Uwe Belz,<br />

Andreas Samland u. v. a.; D: Senta Moira, Paul<br />

Outlaw, Lutz Stückrath u. v. a.)<br />

WASSER, BROT<br />

UND MYTHEN-MIX<br />

Living in a box: Den Anime-Klassiker »Cowboy Bebob« gibt es jetzt als limitiertes<br />

Superluxus-Paket mit allem Drum und Dran. Anlass genug für Lars Brinkmann, sich<br />

mal prinzipielle Gedanken zu <strong>de</strong>n Sehgewohnheiten als Serien-Addict zu machen.<br />

B<br />

ereits die aufgeblasene Single-Box im 8-Inch-Format<br />

signalisiert Einzigartigkeit. Kategorie:<br />

das Präsent, das sich sogar <strong>de</strong>r Otaku<br />

nur zu beson<strong>de</strong>ren Gelegenheit gönnt.<br />

Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 129,95 Euro<br />

für neun DVDs ist die auf 2000 Stück limitierte »Cowboy<br />

Bebop Collectors Box« ein teures Vergnügen. Aber angesichts<br />

<strong>de</strong>r Tatsache, dass Fans schon für die relativ billig<br />

gemachten sechs DVDs mit <strong>de</strong>n insgesamt 26 Folgen<br />

<strong>de</strong>s Animes im Einzelkauf run<strong>de</strong> 120 Euro ausgeben müssen,<br />

ist das nur ein kleiner Aufpreis für eine Menge Bonus-<br />

Material, das natürlich keiner wirklich braucht. Aber was<br />

braucht man schon, um zu überleben? Wasser, Brot und<br />

eine Flatrate? Bestimmt keine DVD-Boxen, die ohnehin in<br />

<strong>de</strong>n meisten Haushalten und Jugendzimmern einen Großteil<br />

ihres Daseins als Bücherstützen und Regalfüller Staub<br />

ansammeln. Hat sich schon mal jemand öffentlich ein paar<br />

kluge Gedanken zu dieser Anti-Dynamik gemacht, die Boxsets<br />

mit sich bringen – dass gera<strong>de</strong> umfangreichere Gesamtwerke<br />

beim stolzen Besitzer nicht selten zu einer seltsamen<br />

Form von Ignoranz führen? <strong>Als</strong> hätte sich <strong>de</strong>r Fall<br />

mit <strong>de</strong>m Erwerb einer Box erledigt – o<strong>de</strong>r als neige man,<br />

vielleicht aufgrund <strong>de</strong>s Preises und <strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

schlechten Gewissens, zur Verdrängung/Vermeidung.<br />

Ich bekenne mich z. B. zu einer selbst gekauften und<br />

Sixties-Kultserie »The Prisoner«.<br />

Weil ich manchmal ein gewissenhafter Kerl bin, habe<br />

ich mir in diesem Fall nur für euch (und für Wolfgang) alles<br />

angesehen, je<strong>de</strong>n Fitzel aufgesaugt, bis hin zu <strong>de</strong>n Audiokommentaren<br />

und einem nichtssagen<strong>de</strong>n zehnminütigen<br />

Interviewversuch mit <strong>de</strong>m Regisseur Shinichiro Watanabe<br />

und einem etwas längeren, aber unvergleichlich unterhaltsameren<br />

Geplau<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Komponistin Yôko Kanno. Fazit:<br />

Wie »The Prisoner« ist »Cowboy Bebop« ein mehr als<br />

nur unterhaltsames Werk, das bis heute in seinem popkulturell<br />

wertvollen Mythen-Mix mit Elementen aus Film<br />

Noir, Space Opera und Western als Ausnahmeerscheinung<br />

gelten muss. Drei Episo<strong>de</strong>n, hier »Sessions« genannt,<br />

wer<strong>de</strong>n durch die jeweiligen Audiokommentare von einem<br />

noch seltsameren Witz als für gewöhnlich beseelt – man<br />

sehe sich nur auf <strong>de</strong>r ersten Bonus-Disc die Session #17<br />

»Mushroom Samba« an: Wie es zu <strong>de</strong>m Samba im enigmatischen<br />

Titel kam, ist Watanabe bis heute ein Rätsel, während<br />

Kanno darauf besteht, nichts von Magic Mushrooms<br />

zu wissen, was wie<strong>de</strong>rum ... Ach, das muss man einfach<br />

gesehen und gehört haben. Nee, echt jetzt!<br />

Cowboy Bebop Collectors Box (J 1998; R: Shinichiro Watanabe; Nipponart)


TV SERIEN<br />

Noch ist nicht aller Tage Abend mit <strong>de</strong>n Fernsehserien. Aber<br />

wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die<br />

Gol<strong>de</strong>n Globes abgesagt wer<strong>de</strong>n mussten –, fragt man sich<br />

doch langsam, ob man mit <strong>de</strong>n Lokführern hierzulan<strong>de</strong> nicht<br />

sogar das bessere Los gezogen hat ...<br />

Auch im neuen Jahr lassen uns die geliebten Fernsehserien nicht im Stich. Sollen die<br />

Drehbuchautoren doch streiken, so viel sie wollen. Die Auswirkungen spüren wir ja eh<br />

erst in ein paar Jahren. Wenn doch alles so einfach wäre ...<br />

Nun gut, immerhin warten noch etliche Klassiker auf ihre Veröffentlichung bzw., wie<br />

im Falle von »V – Die außerirdischen Besucher kommen«, auf ein Make-over. Die<br />

Mühe war nicht umsonst, hat man doch jetzt die komplette Serie um die unfreundlichen<br />

Reptilien aus <strong>de</strong>m Weltall, die sich als attraktive Menschen verklei<strong>de</strong>n, um uns<br />

in Sicherheit zu wiegen und dann zu versklaven, griffbereit. (<strong>Intro</strong> verlost 3x »V – Die<br />

komplette Serie« auf intro.<strong>de</strong>.) Ebenfalls ein Klassiker aus <strong>de</strong>n guten alten 80ern, als<br />

Autoren noch nicht streiken wollten, ist <strong>de</strong>r unverwüstliche Hubschrauber »Airwolf«<br />

mit seinem Piloten Jan-Michael Vincent. Ein Hasselhoff für die <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Generation,<br />

immerhin geht es etwas geistreicher zu als beim Kollegen mit <strong>de</strong>m sprechen<strong>de</strong>n<br />

Auto. Eher im Comedy-Bereich anzusie<strong>de</strong>ln waren im gol<strong>de</strong>nen Jahrzehnt <strong>de</strong>r Fernsehunterhaltung<br />

die »Cosby Show« sowie einige Jahre später »Roseanne«. Zwei Seiten<br />

einer Medaille – einerseits die reiche, saubere schwarze Familie mit <strong>de</strong>n strengen<br />

moralischen Vorstellungen, an<strong>de</strong>rerseits das politisch überhaupt nicht korrekte<br />

White-Trash-Ehepaar. Eher zur sauberen Fraktion zählten die min<strong>de</strong>rjährigen Un<strong>de</strong>rcover-Cops<br />

von »21 Jump Street« um <strong>de</strong>n damals noch blutjungen und unent<strong>de</strong>ckten<br />

Johnny Depp. Auch in <strong>de</strong>r zweiten Staffel besticht die Serie durch ihre Originalität und<br />

ihre für damalige Verhältnisse innovative Inszenierung. Etwas gesitteter geht es bei<br />

zwei Klassikern <strong>de</strong>s Crime-Genres zu: Einerseits bekommt man bei »Kottan ermittelt«<br />

Fernsehunterhaltung alter Schule geboten, wo die Lösung eines Kriminalfalls<br />

nicht gleich nach High-Tech-Overkill und niemals schlafen<strong>de</strong>n Superbrains verlangte,<br />

son<strong>de</strong>rn nach traditioneller Detektivarbeit. Wie auch bei »Detektiv Rockford«, <strong>de</strong>r<br />

auf DVD in seine zweite Staffel geht. Bleibt als beson<strong>de</strong>rer Tipp, weil trotz immenser<br />

Fernsehpopularität oft übersehen, die sehr gut gemachte Action-Reihe »SeaQuest«,<br />

<strong>de</strong>ren erste Staffel nun komplett erhältlich ist. <strong>Als</strong>o, noch ist nicht aller Tage Abend<br />

mit <strong>de</strong>n Fernsehserien. Aber wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die<br />

Gol<strong>de</strong>n Globes abgesagt wer<strong>de</strong>n mussten –, fragt man sich doch langsam, ob man<br />

mit <strong>de</strong>n Lokführern hierzulan<strong>de</strong> nicht sogar das bessere Los gezogen hat ...<br />

Sascha Seiler<br />

Wie kriegt die Blondine bloß die Haare so glatt?


www.saw4.kinowelt.<strong>de</strong><br />

SOUNDTRACK ERHÄLTLICH<br />

AB 1. FEBRUAR 2008 BEI<br />

© MMVII Lions Gate Films Inc. All Rights Reserved.<br />

IT’S THE ARTS<br />

Autorenkino mit Martin Büsser<br />

W<br />

inter a<strong>de</strong> – zahlreiche Wie<strong>de</strong>rveröffentlichungen<br />

großer europäischer<br />

Filme la<strong>de</strong>n dazu ein, die kalten<br />

Monate auf <strong>de</strong>r Couch zu verbringen.<br />

Wer dabei Fett ansetzt, hat zumin<strong>de</strong>st etwas für<br />

die Bildung getan. So begrüßenswert alle hier vorgestellten<br />

Compilations von Filmklassikern auch sind, bisweilen<br />

bleibt die Auswahl ein Rätsel. Das kann wohl nur<br />

von <strong>de</strong>n jeweiligen Rechtsabteilungen gelöst wer<strong>de</strong>n. So<br />

fehlt zum Beispiel in <strong>de</strong>r »Fe<strong>de</strong>rico-Fellini-Edition« (8<br />

DVDs + Buch, Kinowelt) <strong>de</strong>r absurd-fantastische Klassiker<br />

»Schiff <strong>de</strong>r Träume«, <strong>de</strong>r bislang auch noch nicht<br />

einzeln veröffentlicht wur<strong>de</strong>. Dasselbe gilt für Louis<br />

Malles »Herzflimmern«, sein Meisterwerk schlechthin.<br />

Darin schil<strong>de</strong>rt er eine inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung<br />

so einfühlsam und beiläufig, als han<strong>de</strong>le es sich<br />

um einen Sonntagsspaziergang. Trotz einzelner Lücken<br />

bietet allerdings die Fellini-Box mit exklusivem Buch<br />

über Leben und Werk <strong>de</strong>s Regisseurs einen repräsentativen<br />

Einblick in das Schaffen eines Traumtänzers,<br />

über <strong>de</strong>ssen Frauenbild (»Stadt <strong>de</strong>r Frauen«) sich noch<br />

immer redlich streiten lässt, und <strong>de</strong>ssen Begeisterung<br />

für Zirkusclowns sowie die heilen<strong>de</strong> Allmacht <strong>de</strong>r Poesie<br />

<strong>de</strong>m pittoresken Kitsch à la »Amelie« wahrscheinlich<br />

erst Tür und Tor geöffnet hat. Dennoch bleibt Fellini<br />

einer <strong>de</strong>r ganz Großen. Seine Filme hat er stets als Artefakte<br />

kenntlich gemacht – z. B. »Achteinhalb« (1963).<br />

Neben Godards »Die Verachtung« han<strong>de</strong>lt es sich wohl<br />

um eine <strong>de</strong>r schönsten Reflexionen über das Kino und<br />

das Filmemachen.<br />

Mit »Louis Malle – 3 Gesichter eines Regisseurs« (3<br />

DVDs, Concor<strong>de</strong>) und <strong>de</strong>r »Clau<strong>de</strong> Chabrol Collection 2<br />

– Seine großen Frauenfilme« (4 DVDs, Concor<strong>de</strong>) wer<strong>de</strong>n<br />

Editionen von zwei Vertretern <strong>de</strong>r Nouvelle Vague<br />

fortgesetzt, die sich nie auf ein rein intellektuelles Autorenkino<br />

haben reduzieren lassen. Von Slapstick (»Zazie«)<br />

bis zum Film Noir (»Fahrstuhl zum Schafott«) hat<br />

Malle alle nur er<strong>de</strong>nklichen Genres ausprobiert. So darf<br />

er als <strong>de</strong>r amerikanischste Regisseur unter <strong>de</strong>n großen<br />

Franzosen gelten. Mit <strong>de</strong>n hier versammelten Filmen<br />

»Auf Wie<strong>de</strong>rsehen, Kin<strong>de</strong>r«, <strong>de</strong>m Thriller »Atlantic City<br />

USA« und <strong>de</strong>r Tschechow-Verfilmung »Vanya – 42. Straße«<br />

lässt sich die ganze Vielseitigkeit von Malle ent<strong>de</strong>cken,<br />

wobei »Auf Wie<strong>de</strong>rsehen, Kin<strong>de</strong>r« (1987) als Highlight<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n muss. Angesie<strong>de</strong>lt im von <strong>de</strong>n<br />

Deutschen besetzten Frankreich 1944, erzählt Malle<br />

von einem jüdischen Jungen, <strong>de</strong>n ein Pater im Kloster<br />

vor <strong>de</strong>n Nazis versteckt. Abgesehen von Truffaut, ist<br />

wohl keinem Regisseur dieser Zeit die Zusammenarbeit<br />

mit Kin<strong>de</strong>rn so überzeugend gelungen.<br />

Ganz und gar auf Erwachsene, nämlich auf die Tücken<br />

<strong>de</strong>r Ehe und das diffizile, bisweilen mör<strong>de</strong>rische<br />

Verhältnis von Mann und Frau, ist das Kino von Clau<strong>de</strong><br />

Chabrol zugeschnitten. Dass die Box mit »Die Hölle«,<br />

»Betty«, »Madame Bovary« und »Eine Familiensache«<br />

unter <strong>de</strong>m Banner »Seine großen Frauenfilme«<br />

verkauft wird, führt allerdings in die Irre. Denn es sind<br />

allesamt Beziehungsfilme, die zwar nie über heterosexuelle<br />

Muster hinausgehen, diese aber bereits als bürgerliche<br />

Vorhölle kenntlich machen – so etwa in <strong>de</strong>r radikalen,<br />

emotional unterkühlten Verfilmung von Flauberts<br />

»Madame Bovary«.<br />

Die Vorhölle – das war auch Berlin für <strong>de</strong>n frisch<br />

aus <strong>de</strong>r Haft entlassenen Franz Biberkopf. Döblins Roman<br />

»Berlin Alexan<strong>de</strong>rplatz« (2 DVDs, Kinowelt) erfuhr<br />

schon 1931, also lange vor Fassbin<strong>de</strong>rs Version, eine<br />

Verfilmung unter <strong>de</strong>r Regie von Phil Jutzi mit Heinrich<br />

George in <strong>de</strong>r Hauptrolle – nun in einer vorbildlichen<br />

Edition neu veröffentlicht.


Verlosungen auf www.intro.<strong>de</strong>/gewinne<br />

<strong>Intro</strong> verlost 3x: Ein Colt für alle Fälle Season 1 (USA 1981-86)<br />

Creator: Glen A. Larson; D: Lee Majors, Heather Thomas; Fox Home Entertainment<br />

Grusel-Expedition in<br />

Alaska:<br />

Wir velosen 5x »The Last<br />

Winter«, Sunfilm<br />

Neue steile Thesen zum<br />

Klimawan<strong>de</strong>l:<br />

Wir verlosen 5x »The<br />

Great Global Warming<br />

Swindle«, Sunfilm<br />

»Das Fenster zum Hof«<br />

updated:<br />

Wir verlosen 2x<br />

»Disturbia«, Paramount<br />

Mehr Extras und Rezepte<br />

als ihr an einem Abend<br />

verputzen könnt:<br />

Wir verlosen 2x<br />

Ratatouille auf Blu-ray Disc<br />

und Ratatouille Kochbuch<br />

AB 28. FEBRUAR IM KINO!<br />

Cool Comedies + Webcam<br />

Gegen die Winter<strong>de</strong>pression, die auch ohne Winter auskommt:<br />

Wir verlosen »Schnappt Shorty« und »Be Cool«,<br />

zwei Filme mit John Travolta aus <strong>de</strong>r Reihe »Cool Comedies«<br />

(13 Comedy-Blockbuster als Steelbook-Special<br />

bei Fox Home Entertainment). Und dazu gibt es noch<br />

eine Webcam von Speed-Link (www.speed-link.<strong>de</strong>).


086 Literatur<br />

GESTERN<br />

HEUTE MORGEN<br />

William Gibson, Altmeister <strong>de</strong>r Science-Fiction, liest in Köln aus seinem »Quellco<strong>de</strong>«.<br />

Genre-Shooting-Star Cory Doctorow kommt mit »Upload« zur Litcologne und spricht auch<br />

über die Zukunft <strong>de</strong>r Verwertungsrechte. Wolfgang Frömberg stellt bei<strong>de</strong> Marken vor.<br />

D<br />

ie Science-Fiction-New-Wave <strong>de</strong>r 60er-<br />

Jahre – von <strong>de</strong>n Konventionen <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

SF-Magazine und <strong>de</strong>m Geruch<br />

<strong>de</strong>r Schundheftchen emanzipiert – entwickelte<br />

dank meisterhafter Romanciers wie J.G. Ballard<br />

(»Crash«) und Ray Bradbury (»Fahrenheit 451«) eine fantastische<br />

realitätsbezogene Energie, die man in manchem<br />

Werk <strong>de</strong>r so genannten General Fiction schmerzlich vermisst.<br />

Junge Autoren nutzten die steilen Vorlagen in <strong>de</strong>n<br />

80er-Jahren als Antrieb für die eigene literarische Verdichtung<br />

einer von technischen Innovationen mehr als sachte<br />

umformulierten Gegenwart. Massenweise Kids saßen<br />

schon vor ihrem C64, während die älteren Geschwister gegen<br />

Atomkraft <strong>de</strong>monstrierten. Der Kalte Krieg bestimmte<br />

die Nachrichten.<br />

William Gibson wur<strong>de</strong> damals mit seinem Debüt »Neuromancer«<br />

weltberühmt. Seit<strong>de</strong>m gilt er als Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Cyberspace und Cyberpunk, was heute noch darauf schließen<br />

lässt, dass er mit unkonventionellen – vor allem neuen<br />

– Mitteln irre Utopien aufs Papier brachte. Tatsächlich<br />

verhält sich seine Erzählweise in Ton und Tempo beispielsweise<br />

zu <strong>de</strong>n absur<strong>de</strong>n Storys von Philip K. Dick, <strong>de</strong>r neben<br />

ca. 40 an<strong>de</strong>ren Romanen bereits 1968 die Vorlage zu Ridley<br />

Scotts »Bla<strong>de</strong> Runner« verfasste, in etwa so wie <strong>de</strong>r Sound<br />

<strong>de</strong>r Sex Pistols zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Kinks. Gibson wur<strong>de</strong> wie die Kollegen<br />

Bruce Sterling o<strong>de</strong>r John Shirley bald als psychologisch<br />

oberflächlicher I<strong>de</strong>enliterat kategorisiert, <strong>de</strong>r allerdings<br />

die Zukunft zu antizipieren vermag wie die Prekogs,<br />

die wir aus Dicks »Minority Report« kennen. Und als seine<br />

Post-New-Wave-Generation vom Fortschritt eingeholt<br />

wur<strong>de</strong>, besann sich ihr Gottvater – welch brillanter Einfall!<br />

– eben scheinbar selbst auf <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Gegenwartsliteratur.<br />

So wur<strong>de</strong> sein Roman »Mustererkennung« aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 2002 – es geht um rätselhafte Clips im Internet und<br />

eine Protagonistin, die als Werbelogo-sensibler Coolhunter<br />

arbeitet – gerne auch als Abgesang auf das SF-Genre rezipiert.<br />

Ganzheitlich zukunftsweisen<strong>de</strong>r schien am jenem<br />

Punkt bereits die Methodik <strong>de</strong>s Newcomers Cory Doctorow.<br />

Der legte mit »Down And Out In The Magic Kingdom«<br />

nicht bloß angeblich <strong>de</strong>n »besten Debüt-Roman seit William<br />

Gibsons Neuromancer» (Austin Chronicle) vor, son<strong>de</strong>rn<br />

verstand sich von Beginn an als Internet-Aktivist,<br />

stellte seine Bücher zum kostenlosen Download ins Netz<br />

– und betrieb damit sowohl Aufklärung über paranoische<br />

Copyrightpolitik als auch clevere Werbung in eigener Sache.<br />

Genau in diesem Spannungsfeld müssen Doctorows<br />

Bloggereien (www.craphound.com), Theorien und Romane<br />

auch gelesen wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Übersetzung<br />

<strong>de</strong>s Debüts mit <strong>de</strong>m Titel »Backup« steht jetzt »Upload«<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Formen auf <strong>de</strong>m Markt. Nur ganz<br />

böse Zungen wür<strong>de</strong>n behaupten, er habe seine Storys<br />

geschrieben, um zu beweisen, dass man sie irgendwann<br />

mal auf einem iPhone wird lesen können. Denen ließe sich<br />

entgegnen, dass es ja auch völlig egal ist, in welchem Kaff<br />

<strong>de</strong>r gute Homer sich einen Ast dichtete. <strong>Als</strong> »Quellco<strong>de</strong>«<br />

liegt gleichzeitig William Gibsons jüngster Roman pünktlich<br />

bei Erscheinen <strong>de</strong>s Autors auf <strong>de</strong>r Kölner Litcologne in<br />

<strong>de</strong>utscher Überbesetzung zum Studieren vor. Sein »Web<br />

2.0-Roman« dürfte sich prinzipiell ähnlich zur gegenwärtigen<br />

Welt voller Vernetzung und ohne Kalten Krieg, voller<br />

politischer Flausen und ohne konkrete Alternative verhalten<br />

wie die Bücher Doctorows und vieler an<strong>de</strong>rer Schriftsteller<br />

dieser Tage: Es gibt einstweilen kein Entkommen<br />

aus <strong>de</strong>m Jetzt, also schreiben wir uns fleißig ein.<br />

Cory Doctorow »Backup« (Heyne, 286 S., EUR 7,95)<br />

& »Upload« (Heyne, 350 S., EUR 7,95)<br />

William Gibson »Quellco<strong>de</strong>« (Klett-Cotta, 450 S., EUR 22,50)<br />

Die Litcologne<br />

... ist so was wie eine Popkomm für Literatur<br />

mit schlagen<strong>de</strong>m Publikumserfolg.<br />

Sie fin<strong>de</strong>t dieses Jahr bereits zum achten<br />

Mal statt und lässt selbst gestan<strong>de</strong>ne<br />

Schriftsteller wie Bret Easton Ellis staunen,<br />

wie viele Menschen ihren Hintern<br />

zum Besuch einer Lesung in Bewegung<br />

setzen. <strong>Intro</strong> empfiehlt 2008 die Lesung<br />

von Cory Doctorow am Freitag, <strong>de</strong>n 29.02,<br />

um 19:30 Uhr im Theaterhaus (am Tag zuvor<br />

liest er in Berlin) und <strong>de</strong>n Auftritt William<br />

Gibsons am Donnerstag, <strong>de</strong>n 06.03.,<br />

im Gloria. Karten unter www.litcologne.<br />

<strong>de</strong>. Ansonsten sind von Dietmar Dath bis<br />

Peter Hein mal wie<strong>de</strong>r Hinz und Kunz <strong>de</strong>r<br />

Literaturszene vom 29.02.-09.03. um <strong>de</strong>n<br />

Dom versammelt.


DJM-700<br />

Funktionalität und Design<br />

Der DJM-700 überzeugt in Form und Funktion und kombiniert<br />

mo<strong>de</strong>rnste Technologie mit einer leicht verständlichen Bedienung.<br />

Aufbauend auf <strong>de</strong>r mehrfach ausgezeichneten professionellen<br />

DJM-Reihe hat Pioneer mit <strong>de</strong>m DJM-700 einen Mixer entwickelt,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m DJ neue kreative Möglichkeiten bietet.<br />

Der DJM-700 setzt einen neuen Qualitätsstandard für Mixer <strong>de</strong>r<br />

Mittelklasse. Dieser digitale 4-Kanal-Mixer mit vollständig zuweisbarer<br />

MIDI-Funktion und enormem Funktionsumfang ermöglicht mitreißen<strong>de</strong><br />

DJ-Sets. Zu <strong>de</strong>n Highlights gehört ein völlig neuartiger DJ-Effekt-<br />

Frequenzfilter, mit <strong>de</strong>m Elemente <strong>de</strong>r Musik für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r 13 Beateffekte<br />

<strong>de</strong>s Mixers isoliert wer<strong>de</strong>n können. Darüber hinaus ist <strong>de</strong>r Mixer mit einem<br />

erstklassigen Filter ausgestattet, <strong>de</strong>r eine hervorragen<strong>de</strong> Highpass- und Lowpass-<br />

Frequenzkontrolle bietet. Und das alles in einem Format, das je<strong>de</strong>m DJ vertraut ist,<br />

<strong>de</strong>r schon einmal mit einem DJM gearbeitet hat.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

4-Kanal-Digitalmixer, 96 kHz/24 Bit<br />

Hi-Fi-32-Bit-Sound-DSP<br />

Neuer Effekt-Frequenzfilter<br />

Roll-Sampler<br />

13 innovative Beateffekte<br />

Vollständig zuweisbare MIDI-Funktion mit Ein/Aus-Schaltung<br />

Auch in Schwarz verfügbar<br />

WWW.PIONEER.DE


088 Literatur<br />

Teil <strong>de</strong>r Lösung<br />

Der Titel von Ulrich Peltzers Roman bezieht<br />

sich auf das berühmte Holger-<br />

Meins-Zitat: »Entwe<strong>de</strong>r du bist ein Teil<br />

<strong>de</strong>s Problems o<strong>de</strong>r ein Teil <strong>de</strong>r Lösung!«<br />

Dieser »Teil <strong>de</strong>r Lösung« ist Liebesgeschichte<br />

und politische Erzählung. Der<br />

in Berlin leben<strong>de</strong> freie Journalist Christian<br />

ist Mitte dreißig und ein typischer<br />

Vertreter <strong>de</strong>s sogenannten Medienprekariats.<br />

Ein Aka<strong>de</strong>miker, immer auf<br />

<strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n lukrativen Aufträgen,<br />

die es nicht mehr gibt. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

muss er Gastronomietipps verfassen. Er<br />

verliebt sich in Nele, eine junge Stu<strong>de</strong>ntin,<br />

die, was ihm verborgen bleiben wird,<br />

Mitglied einer linken Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe<br />

ist, die kleine Sabotageakte verübt gegen<br />

die Privatisierung und Überwachung öffentlicher<br />

Räume. Damit ist Nele auch<br />

für <strong>de</strong>n Verfassungsschutz interessant.<br />

Während<strong>de</strong>ssen plant Christian seine<br />

große Story. Er knüpft Kontakte zu Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r italienischen Roten Briga<strong>de</strong>n,<br />

die seit über 20 Jahren im Pariser<br />

Exil leben und nun von <strong>de</strong>r Abschiebung<br />

bedroht sind. Nach einem ewigen Katzund<br />

Mausspiel bekommt er schließlich<br />

ein Interview. Nele, die nach einem misslungenen<br />

Streich in Berlin nicht mehr sicher<br />

ist, begleitet ihn nach Paris. Eine<br />

Engführung bei<strong>de</strong>r Handlungsstränge<br />

fin<strong>de</strong>t jedoch nicht wirklich statt. Christian<br />

ist zu ego- und monomanisch, als<br />

dass er Neles prekäre Situation verstehen<br />

wür<strong>de</strong>. Just vor jenem Haus, in <strong>de</strong>m<br />

Gilles Deleuze, <strong>de</strong>r Prophet in Sachen<br />

Kontrollgesellschaft(en), seinem Leben<br />

durch einen Fenstersprung ein En<strong>de</strong><br />

setzte, kommt Nele zu einer Einsicht.<br />

In »Teil <strong>de</strong>r Lösung« schafft Peltzer<br />

es, sowohl jenes »Urbane Penner«-Milieu<br />

literarisch zu beleuchten, das nach<br />

Friebe/Lobo und Bunz in aller Mun<strong>de</strong><br />

war, als auch <strong>de</strong>n Überwachungsdiskurs<br />

in Zeiten von Onlinedurchsuchungen und<br />

biometrischem Reisepass gekonnt weiterzuspinnen.<br />

Wie weit dürfen wir gehen,<br />

wenn wir uns zur Wehr setzen wollen?<br />

Wie weit gehen die an<strong>de</strong>ren, wenn<br />

wir uns <strong>de</strong>nn zur Wehr setzen? Meins’<br />

manichäisches Weltbild erweist sich hier<br />

als ziemlich überholt.<br />

Sebastian Ingenhoff<br />

Ulrich Peltzer »Teil <strong>de</strong>r Lösung«<br />

(Ammann Verlag, 456 S., EUR 19,90)<br />

A&R PSYCHO<br />

Der schottische Schriftsteller John Niven karikiert in »Kill Your Friends« <strong>de</strong>n egomanisch<br />

beengten Blickwinkel eines überzeugten Ellbogenfighters im Musikbusiness<br />

während <strong>de</strong>r Hochphase von New Labour. In dieser Konstellation muss Blut fließen ...<br />

D<br />

ie<br />

Musikindustrie ist ein Tummelplatz kaputter<br />

Typen. Wer wüsste das besser als<br />

<strong>de</strong>r Redakteur eines Musikmagazins!<br />

Kaum verwun<strong>de</strong>rlich, dass John Nivens<br />

Roman über einen durchgeknallten A&R, <strong>de</strong>r bei seinem<br />

Arbeitgeber En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er <strong>de</strong>n blutigen Sanierer spielt,<br />

an dieser Stelle einen Ehrenplatz bekommt. Und es überrascht<br />

auch nicht, dass mit Stephan Glietsch ein erfahrener<br />

Popjournalist (<strong>Intro</strong>, Spex) <strong>de</strong>n Satansbraten für die<br />

Heyne-Hardcore-Reihe ins Deutsche übersetzt hat. Der<br />

schottische Autor selbst ist ebenfalls gezeichnet: Er hat<br />

lange Jahre als Scout bei einer Plattenfirma gearbeitet,<br />

weiß also aus erster Hand von <strong>de</strong>n Erfahrungswerten <strong>de</strong>rjenigen<br />

zu berichten, die fürs Casting von Hits und <strong>de</strong>ren<br />

Interpreten zuständig sind. Man kann nur hoffen, dass Niven<br />

persönlich nicht allzu viel mit <strong>de</strong>m aus überaus egozentrischer<br />

Perspektive erzählen<strong>de</strong>n Steven Stelfox, Protagonist<br />

von »Kill Your Friends«, zu tun hat. Der Menschenhasser<br />

rappt eine Hate Speech runter, die sich gewaschen<br />

hat. Entwe<strong>de</strong>r hat ihn seine privilegierte Position zu einem<br />

Lump verkommen lassen, o<strong>de</strong>r er ist gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen dort<br />

angekommen, weil er ein Fiesling ist. Eines scheint für Stelfox<br />

je<strong>de</strong>nfalls festzustehen: Wer durch Glück an <strong>de</strong>n ver-<br />

Propaganda<br />

meintlichen Hebeln <strong>de</strong>r Plattenindustrie sitzt, <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

Kollegen und Vorgesetzte bald schon klar machen, dass er<br />

bloß die Griffe jener Ru<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Hand hat, mit <strong>de</strong>nen er die<br />

Major-Label-Galeere im Mainstream auf Kurs halten muss.<br />

Pech! Schön für uns, dass Stelfox nicht bloß gehässig ist,<br />

son<strong>de</strong>rn seine Verachtung in durchaus pointierte Charakterisierungen<br />

zu packen vermag, die vor allem – Achtung,<br />

Kniff <strong>de</strong>s Autors! – etwas über seine eigene verko(r)kste<br />

Persönlichkeit aussagen. Kostprobe: »Hastings ist dünn<br />

wie eine Gitarrensaite und nervös wie ein frisch entlassener<br />

Kin<strong>de</strong>rschän<strong>de</strong>r.« Noch eine? »Die Suite ist beinahe<br />

so geschmacklos-imposant wie Rudi selbst. In <strong>de</strong>n<br />

späten Vierzigern, das silberne Haar zum Pfer<strong>de</strong>schwanz<br />

zurückgebun<strong>de</strong>n, hat er das Gesicht eines gut genährten<br />

SS-Kommandanten.« Klar, dass <strong>de</strong>r »American Psycho«-<br />

Verweis nicht fehlen darf, sobald Popkultur und Blutrausch<br />

zusammenkommen. Für kaputte Typen wie uns erscheint<br />

die hier beschriebene Welt aber viel realer als die Börsenmakler-Gesellschaft,<br />

die Bret Easton Ellis 1991 schil<strong>de</strong>rte.<br />

Die war dagegen fast virtuell, gell?<br />

Wolfgang Frömberg<br />

John Niven »Kill Your Friends« (Heyne, 352 S., EUR 12)<br />

Mit seinem Praxis-Handbuch legte <strong>de</strong>r 1995 verstorbene<br />

Edward Lewis Bernays sechs Jahre nach Walter Lippmanns<br />

»Die öffentliche Meinung« ein Grundlagenwerk für die mo<strong>de</strong>rne<br />

politische Propagandaarbeit von Konzernen und Regierungen<br />

vor. Der zunächst skeptische Sigmund Freud<br />

schrieb, das Buch sei »klar, clever und verständlich«. Es<br />

beginnt mit <strong>de</strong>m Satz: »Die bewusste und zielgerichtete<br />

Manipulation <strong>de</strong>r Verhaltensweisen und Einstellungen <strong>de</strong>r<br />

Massen ist ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>mokratischer<br />

Gesellschaften.« Der titelgeben<strong>de</strong> Begriff, bis zum Ersten<br />

Weltkrieg nicht abwertend, son<strong>de</strong>rn neutral verwen<strong>de</strong>t,<br />

geht auf Papst Gregor XV zurück, <strong>de</strong>r angesichts <strong>de</strong>r Bedrohung<br />

eines sich ausbreiten<strong>de</strong>n Protestantismus 1622 ein<br />

Zentralorgan für die Belange <strong>de</strong>r Missionierung schuf, das<br />

Amt zur Verkündigung <strong>de</strong>s wahren Glaubens: Congregatio<br />

<strong>de</strong> Propaganda Fi<strong>de</strong>. Die <strong>de</strong>utschsprachige Erstausgabe<br />

nach knapp 80 Jahren ist <strong>de</strong>r Freiburger Orange Press zu<br />

verdanken, die neben weiteren Titeln zur Desinformationstheorie<br />

wie »Giftmüll macht schlank« auch die von Klaus<br />

Theweleit herausgegebene Reihe »absolute« publiziert.<br />

Zwischen Feyerabend, Flusser o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m »Sigmund Freud<br />

Songbook« fin<strong>de</strong>t sich im Programm <strong>de</strong>r Rea<strong>de</strong>r »Marken<br />

– Labels – Brands« mit Texten zur Werbung von Adorno,<br />

Barthes und Benjamin: für alle, die nach <strong>de</strong>r Lektüre noch<br />

mehr wissen wollen. »Propaganda wird niemals sterben«,<br />

so Edward Bernays. Ebenso wenig das Verlangen, ihre Produzenten<br />

und <strong>de</strong>ren Techniken verstehen zu wollen. Und<br />

wenn Bernays behauptet, »die Zeitschrift ist, an<strong>de</strong>rs als die<br />

Zeitung, kein Organ <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung, son<strong>de</strong>rn ten<strong>de</strong>nziell<br />

eher ein propagandistisches Medium im Interesse<br />

einer bestimmten I<strong>de</strong>e«, beginnen wir doch mit <strong>de</strong>r Frage:<br />

Welche I<strong>de</strong>e halte ich mit dieser Zeitschrift in Hän<strong>de</strong>n?<br />

Birgit Bin<strong>de</strong>r<br />

Edward Bernays »Propaganda. Die Kunst <strong>de</strong>r Public Relations«<br />

(Orange Press, 158 S., EUR 16,90)


Literatur<br />

089<br />

SCHWERTER ZU<br />

PFLUGSCHAREN<br />

Neue Fantasy mit Jasper Nicolaisen<br />

Science-Fiction ließ sich sowohl vor Liebhabern als auch<br />

vor Ahnungslosen immer schon als gesellschaftskritisches<br />

Genre verkaufen. Utopische Literatur halt. Was<br />

vielleicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb so bereitwillig akzeptiert wur<strong>de</strong>,<br />

weil die Kritik damit Sache <strong>de</strong>r Zukunft war. Fantasy<br />

hingegen gilt Schulmeistern und kritischen Hipstern<br />

gleichermaßen als kulturindustrieller Schund, weshalb<br />

man sie schon aus Bockigkeit lieben muss. Aber warum<br />

nicht auch mal <strong>de</strong>r Elfen-und-Drachen-Briga<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>n Zauberern und Schwertern kritisches Bewusstsein<br />

und emanzipatorisches Potenzial unterstellen? Schließlich<br />

geht’s in <strong>de</strong>n fantastischen Welten auch immer auf<br />

zum letzten Gefecht. <strong>Als</strong> Argumentationskrücke schlage<br />

ich vor, die neuere Fantasy als ernsthafte Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Entstehungsbedingungen unserer Gegenwart<br />

zu <strong>de</strong>uten. Sie als waschechte Archäologie <strong>de</strong>r Macht zu<br />

begreifen, die uns die Augen dafür öffnet, dass es auch<br />

ganz an<strong>de</strong>rs hätte kommen können und sollen. Statt<br />

Märchenmittelalter knallt uns da eine Frühmo<strong>de</strong>rne<br />

mit Dampfkraft, dreckigen Slums und <strong>de</strong>r ganzen Kapitalismuskacke<br />

in die Fresse. Die da oben haben mal<br />

wie<strong>de</strong>r die Magie.<br />

Gleich beim ersten Beispiel, »Greatwinter. Seelen<br />

in <strong>de</strong>r großen Maschine« (Klett-Cotta, 629 S., EUR<br />

19,90) von Sean McMullen, müssen wir als alte Dialektikfüchse<br />

<strong>de</strong>m Einwand begegnen, dass die Geschichte<br />

offensichtlich in <strong>de</strong>r Zukunft nach <strong>de</strong>r Apokalypse<br />

spielt. Doch wir verweisen darauf, dass diese Zukunft<br />

fatal an die Vergangenheit erinnert: Ein riesiger Computer,<br />

<strong>de</strong>ssen Schaltkreise wie in einer Manufaktur aus<br />

versklavten Menschen zusammengesetzt sind, wird<br />

von einer Herrscherkaste aus Wissenshütern dazu eingesetzt,<br />

die Gesellschaft auf <strong>de</strong>m Weg aus <strong>de</strong>m neuen<br />

Mittelalter Schritt für Schritt zu disziplinieren und zu<br />

unterwerfen. Die neuen Eisenbahnen wer<strong>de</strong>n mit Muskelkraft<br />

betrieben, und zusätzlich zum Fahrpreis muss<br />

man mitstrampeln. Typisch.<br />

Noch schlagen<strong>de</strong>r beweist »Aether« (Klett-Cotta,<br />

509 S., EUR 24,50) von Ian R. McLeod unsere schöne<br />

Ausgangsthese. Hier sind wir vollends in einem frühindustriellen<br />

England angekommen, wie es sich Dickens<br />

nicht schrecklicher hätte ausmalen können. Nur dass<br />

nicht <strong>de</strong>r Kohleabbau das Land verwüstet, son<strong>de</strong>rn die<br />

Äthergewinnung. Magie als natürliche und endliche<br />

Ressource befeuert hier Kapitalismus und schließlich<br />

Klassenkampf, von <strong>de</strong>m man erfreulicherweise auch<br />

erfährt, wie man ihn nicht führt.<br />

R. Scott Bakkers »Krieg <strong>de</strong>r Propheten«-Reihe<br />

(2 Bän<strong>de</strong>, Nr. 3 in Vorbereitung, Klett-Cotta, je EUR<br />

24,50) bringt uns etwas ins Schleu<strong>de</strong>rn. Dem Autor geht<br />

es gar nicht um Mo<strong>de</strong>rnisierung, son<strong>de</strong>rn um die Verquickung<br />

von Politik, Religion, Krieg und Magie vor einem<br />

eher antik-persischen Hintergrund. Aber auch da fällt<br />

uns ein wohlfeiler Zeitbezug sicher nicht schwer, zumal<br />

Bakkers Schil<strong>de</strong>rung politischer Intrige je<strong>de</strong>n Thriller<br />

schlägt. Und hey – Archäologie <strong>de</strong>r Macht, Zweistromland,<br />

Religionskrieg, da haben wir’s ja!<br />

Formal am ungewöhnlichsten und insofern astreines<br />

Rechtfertigungsmaterial ist sicherlich »Stadt <strong>de</strong>r Heiligen<br />

und Verrückten« (Klett-Cotta, 460 S., EUR 25)<br />

von Jeff Van<strong>de</strong>rMeer. Eine wahnwitzige, an Borges erinnern<strong>de</strong><br />

Textcollage. Durch Reiseberichte, wissenschaftliche<br />

Abhandlungen, historische Traktate und<br />

Bibliothekskataloge entsteht die Stadt Ambra. Van<strong>de</strong>rMeer<br />

erzählt nicht nur von Imperialismus und Versklavung.<br />

Sein Buch macht sinnfällig, wie Eroberung an<br />

Wissensproduktion und -vermittlung gekoppelt ist.


090 Spiele Ankh 3: Kampf <strong>de</strong>r Götter<br />

Mass Effect<br />

Die Welt ist ein Dorf – und das Universum<br />

auch, zumin<strong>de</strong>st im Jahr 2183. Die<br />

Menschheit hat die Fähigkeit erworben,<br />

mit Überlichtgeschwindigkeit durch <strong>de</strong>n<br />

Kosmos zu reisen, welcher zahllose außerirdische<br />

Lebensformen beherbergt.<br />

Natürlich sind sich die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Rassen untereinan<strong>de</strong>r nicht wohlgesonnen,<br />

und so kommt es, wie es kommen<br />

muss: Eine aggressive Spezies versucht<br />

die gesamte Galaxis zu unterjochen und<br />

muss schnellstmöglich in ihre Schranken<br />

verwiesen wer<strong>de</strong>n. Klingt alles ziemlich<br />

nach einem Abklatsch von »Raumschiff<br />

Enterprise« in Vi<strong>de</strong>ospielform, doch was<br />

die kanadischen Entwickler von Bioware<br />

hier abliefern, hat alles, was <strong>de</strong>n Rollenspielfan<br />

von heute begeistert: eine riesige<br />

zu erforschen<strong>de</strong> Welt, dramatische<br />

Handlungsverläufe, abwechselungsreiche<br />

Nebenmissionen, starke Charaktere,<br />

ausgereifte Dialoge und eine grandiose<br />

Musikuntermalung. Lediglich die<br />

grafische Umsetzung wirkt an <strong>de</strong>r einen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Stelle ein wenig <strong>de</strong>tailarm,<br />

was jedoch durch die beeindruckend gestalteten<br />

Gesichtszüge <strong>de</strong>r Charaktere<br />

locker wettgemacht wird. Zu<strong>de</strong>m besitzt<br />

»Mass Effect« einen extrem hohen Wie<strong>de</strong>rspielwert,<br />

da ein ausgeklügeltes Moralsystem<br />

<strong>de</strong>m Spieler die Möglichkeit<br />

gibt, sowohl zuvorkommend als auch<br />

aggressiv in Erscheinung zu treten. Die<br />

jeweilige Entscheidung beeinflusst dann<br />

eventuell <strong>de</strong>n gesamten Spielverlauf.<br />

Der Kampf- bzw. Schießanteil <strong>de</strong>s Titels<br />

ist übrigens, gemessen an han<strong>de</strong>lsüblichen<br />

Genrevertretern, recht hoch ausgefallen,<br />

was »Mass Effect« auch für weniger<br />

Rollenspiel-Erfahrene interessant<br />

machen könnte. Das Hauptgewicht liegt<br />

<strong>de</strong>nnoch auf <strong>de</strong>n Dialogen. Daher sollten<br />

ungeduldige Zeitgenossen und Fans von<br />

echten Shootern wie »Halo« o<strong>de</strong>r »Crysis«<br />

erst einmal antesten, ob ihnen die<br />

oft stun<strong>de</strong>nlangen Unterhaltungen nicht<br />

<strong>de</strong>n letzten Nerv töten. Allen an<strong>de</strong>ren<br />

sei gesagt, dass es sich bei »Mass Effect«<br />

vielleicht um das beste RPG bisher<br />

für die Xbox 360 han<strong>de</strong>lt. Wirklich<br />

genial.<br />

Simon Schmitz<br />

SUPER MARIO GALAXY<br />

Nintendo ohne Mario? Un<strong>de</strong>nkbar. Und so wur<strong>de</strong> auch das neueste Abenteuer <strong>de</strong>s<br />

Klempners für Nintendos Wii-Konsole zuletzt mit größter Spannung erwartet. Das lebhafte,<br />

mit einer Vielzahl I<strong>de</strong>en und Eigenzitaten gespickte Jump’n’Run beweist: Die<br />

Rente ist für <strong>de</strong>n Klempner noch lange nicht in Sicht.<br />

S<br />

tory: Die wohl niemals ruhen<strong>de</strong>n Bewohner man zuweilen von befreun<strong>de</strong>ten Charakteren innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Pilz-Königreichs sind außer Rand und <strong>de</strong>r Handlung geführt; ein Mentor ist, so man <strong>de</strong>nn nicht<br />

Band und in <strong>de</strong>n Vorbereitungen für die Party<br />

<strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts, im wahrsten Sinne. Denn nenkarte verrät, welche Galaxie bzw. welcher Planet noch<br />

selbst weiter weiß, <strong>de</strong>s Öfteren in Reichweite. Die Ster-<br />

alle hun<strong>de</strong>rt Jahre erscheint ein Komet am Himmel, <strong>de</strong>ssen zu bespielen ist o<strong>de</strong>r wo noch ein unent<strong>de</strong>cktes Geheimnis<br />

lauert.<br />

Ankunft mit <strong>de</strong>m Sternenstaubfest gefeiert wird. In diesem<br />

Jahr wirft <strong>de</strong>r Komet beson<strong>de</strong>rs viele Sternschnuppen ab, Was bleibt: Mario bleibt Mario – und betritt doch einmal<br />

die von <strong>de</strong>n fleißigen, pilzköpfigen Toads gesammelt und mehr Neuland. Die Weltraum-Thematik bietet es an: Die<br />

zu einem riesigen Powerstern verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Dumm Schwerkraft wird hier und da aus <strong>de</strong>n Angeln gehoben. Mal<br />

nur, dass mit Bowser und seinen Schergen auch ungela<strong>de</strong>ne<br />

Gäste zum Fest erscheinen. Mario erreicht <strong>de</strong>n Hof um von Stern zu Stern zu gelangen. Ein 360°-Jump’n’Run,<br />

steht das Spiel auf <strong>de</strong>m Kopf, mal nutzt man die Fliehkraft,<br />

leicht verspätet, kann aber immerhin noch beobachten, wie das vor allem durch seinen I<strong>de</strong>enreichtum und die herrlichen<br />

Selbstzitate begeistert.<br />

die hässliche Schildkröte zunächst Prinzessin Peach und<br />

dann auch noch <strong>de</strong>n Power-Stern mopst. Schon steckt <strong>de</strong>r Glanzlicht: Die drolligen, gleichsam gefräßigen Lumas,<br />

Klempner mitten im nächsten Abenteuer.<br />

kleine Sternwesen, die Mario durch das Abenteuer begleiten.<br />

Sie mampfen mit Vorliebe <strong>de</strong>n Sternenstaub, <strong>de</strong>n Ma-<br />

Handling: Der angeschlossene Nunchuk bestimmt Marios<br />

Laufrichtung, mit <strong>de</strong>r Wiimote sammelt man Sternenstaub<br />

und kann mit einfachen Mitteln handlungsabhän-<br />

zu futtern, blähen sie sich auf und verwan<strong>de</strong>ln sich mit viel<br />

rio während seiner Reise sammelt. Gibt man ihnen davon<br />

gig eine Vielzahl an Moves und Aktionen durchführen, von Tamtam und Gerassel in eine neue Galaxie, ein Sternentor<br />

<strong>de</strong>r Drehattacke (durch Schütteln <strong>de</strong>r Fernbedienung) zu o<strong>de</strong>r ein Hilfstool.<br />

Sprung-Kombinationen o<strong>de</strong>r Schwimm- und Flugbewegungen,<br />

beispielsweise, wenn man als »Bienen-Mario«<br />

Peter Flore<br />

durch die Luft brummt. Durch die einzelnen Aktionen wird Super Mario Galaxy (3-D-Jump’n’Run; Nintendo; Wii)<br />

Assil kommt nicht zur Ruhe: Auch im dritten Teil muss <strong>de</strong>r<br />

Ankhträger gemeinsam mit Freundin Thara wie<strong>de</strong>r einmal<br />

Ägypten retten. Der bösartige Gott Seth will in »Kampf <strong>de</strong>r<br />

Götter« die Herrschaft über das Land am Nil gewinnen und<br />

es ins Chaos stürzen. Zunächst ein wenig wi<strong>de</strong>rwillig stolpert<br />

<strong>de</strong>r Antiheld in ein neues Abenteuer. Angetrieben wird<br />

er dabei vom Ankh selbst, das in diesem Teil erstmals sprechen<br />

kann. Gott Horus wur<strong>de</strong> vor 1000 Jahren ins Ankh gebannt<br />

und versucht nun mit Assils Hilfe <strong>de</strong>n Wettstreit für<br />

sich zu entschei<strong>de</strong>n. Die Entwickler von Deck13 setzen dabei<br />

wie<strong>de</strong>r auf ihr bewährtes Konzept: schräge Typen, lockere,<br />

witzige Sprüche gepaart mit zahlreichen Rätseln.<br />

Die Aufgaben sind alle recht einfach zu lösen, richtige Kopfnüsse<br />

auch diesmal nicht dabei. So sind die sieben Kapitel<br />

<strong>de</strong>s klassischen Point’n’Click-Comic-Adventures in zehn<br />

Stun<strong>de</strong>n durchgespielt.<br />

Katja Griesenbeck<br />

Mass Effect (Rollenspiel; Microsoft; Xbox 360)<br />

Ankh 3: Kampf <strong>de</strong>r Götter (Point’n’Click-Adventure; bhv; PC)


Spiele<br />

091<br />

PIXEL<br />

STURM<br />

Endless Ocean (Nintendo; Wii)<br />

Entschleunigung für die Wii. Statt Gehopse und Gebrülle<br />

taucht man hier zur Musik eines Enya-Klons in <strong>de</strong>r Südsee<br />

ab, streichelt Fische und löst Unterwasser-Aufgaben.<br />

Die spielerische Abwandlung <strong>de</strong>s »Die schönsten Bahnstrecken<br />

<strong>de</strong>r Welt«-Prinzips. Schön: Per SD-Karte können<br />

auch eigene Songs ins Spiel eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ihre liebste<br />

Freizeitbeschäftigung ist zufällig die exakte Mischung<br />

aus »Ecco The Dolphin«, Brian Eno, Haschisch und einem<br />

gepflegten Nickerchen? Dann sind Sie hier richtig.<br />

Petz Katzenfreun<strong>de</strong> (Ubisoft; Wii)<br />

Ein Leben als Katze auf <strong>de</strong>r Katzeninsel – wer wünscht es<br />

sich nicht. Aber Vorsicht, das vermeintliche Paradies hat<br />

seine Tücken: Am Strand ist je<strong>de</strong>n Tag Schatzsuche, <strong>de</strong>r<br />

beste Katzenfreund trägt immer Hut und Halstuch, und<br />

man wohnt mit <strong>de</strong>n Katzeneltern in einer kleinen Hütte. Ein<br />

Spiel für 40 Katzenrassen, 60 Abenteuer und Freun<strong>de</strong> von<br />

»Und täglich grüßt das Murmeltier«. Für alle über 14 auf<br />

Dauer nur schwer zu ertragen – aber irgendwie süß.<br />

WipeOut Pulse (Sony; PSP)<br />

»WipeOut« – eine ganz schöne Erfolgsgeschichte, auch<br />

wenn sich im Prinzip nichts geän<strong>de</strong>rt hat seit Teil eins aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1995. Per Antigraviationsgleiter bewegt man sich<br />

auch 2008 zwischen Ban<strong>de</strong> und Gegner, Explosionsgeräusch<br />

und Techno sowie technischer Gegenwart und Zukunft.<br />

Denn noch immer ist die Schwerkraft so stark, dass<br />

<strong>de</strong>r Gleiter ten<strong>de</strong>nziell doch eher wie im Autorennen fährt<br />

als wirklich fliegt. Grafisch sehr ansprechend.<br />

Smarty Pants (EA; Wii)<br />

Da ist das zur Games Convention angekündigte »Streber-<br />

Quiz« endlich. Wieso »Streber«? Ganz einfach: In Multiple-Choice-Fragerun<strong>de</strong>n<br />

muss affig die Hand hochreißen,<br />

wer antworten will. Das war’s aber auch schon mit<br />

<strong>de</strong>m Innovationspotenzial. Der Aufgabenkatalog ist soli<strong>de</strong><br />

und macht Spaß, nervig sind nur die Actionzwischenspiele<br />

wie Tanzen o<strong>de</strong>r Tauziehen, die wenig am Spielgeschehen<br />

än<strong>de</strong>rn, dafür aber über Gebühr aus <strong>de</strong>m angenehm<br />

sedierten Spieltrott reißen. Wir sind immerhin Streber<br />

– keine Sportler.<br />

Mario & Sonic bei <strong>de</strong>n Olympischen Spielen (Sega; Wii)<br />

Besser als hier können die Olympischen Spiele in ein paar<br />

Monaten eh nicht wer<strong>de</strong>n. Und wem das Personal an Mario-<br />

und Sonic-Freun<strong>de</strong>n und -Fein<strong>de</strong>n als Spielfiguren<br />

nicht ausreicht, kann auch mit seinen eigenen Miis spielen.<br />

Der Rest ist wie »Summer Games« in aktueller Comic-<br />

Grafik. Hiermit dürfte <strong>de</strong>r chronische »Wii-Arm« auch weiterhin<br />

die medizinische Fachwelt in Atem halten ...<br />

Felix Scharlau<br />

Hellgate London (EA; PC)<br />

Mit »Hellgate London« haben EA und die Flagship Studios<br />

einen atmosphärisch dichten Mix aus Action- und Rollenspiel<br />

geschaffen, <strong>de</strong>r schon im Vorfeld von <strong>de</strong>r Presse hoch<br />

gehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Tat wartet »HL« mit allem auf, was<br />

aus einem Spiel einen Spielehit macht: eine fabelhafte Hintergrundstory,<br />

cineastische Zwischensequenzen und ein<br />

großartiges Gameplay. Und nebenbei wird eine apokalyptische<br />

Welt noch von allem Übel und Dämonen befreit. Hier<br />

wird das Beste aus »Diablo« und »Vampire« zu einem grandiosen<br />

Spielespaß gemixt – nur die Level gleichen einan<strong>de</strong>r<br />

oft zu sehr.<br />

Niels Kleimann<br />

Das Second Life<br />

Printmagazin<br />

Future pervers: Mit »Second Life«, <strong>de</strong>m<br />

millionenfach gefeierten und millionenfach<br />

begähnten Online-Gegenplaneten,<br />

befasst sich seit kurzem ausgerechnet<br />

ein neues Printmagazin. SLM heißt es<br />

und erscheint seit Dezember monatlich<br />

im Runway Verlag. Neben Tipps für ein<br />

besseres zweites Leben (aktuelle Wechselkurse<br />

für <strong>de</strong>n »Lin<strong>de</strong>n Dollar«, »Tattoos<br />

selbst gestochen« o<strong>de</strong>r »Die besten<br />

Haarshops«) fin<strong>de</strong>n sich darin auch größere<br />

Storys rund um das gol<strong>de</strong>ne Kalb<br />

Lin<strong>de</strong>n Labs und <strong>de</strong>ssen 2003 veröffentlichten<br />

Living-2.0-Mega-Erfolg. Zum Beispiel<br />

»Der kleine Second-Life-Knigge«<br />

(»Ein Gemächt ist nicht das erste Must-<br />

Have!«) o<strong>de</strong>r »Wie süchtig macht Second<br />

Life». Fazit: drollig und für Fans sicher<br />

nicht verkehrt. Wie viele <strong>de</strong>r Spieler <strong>de</strong>m<br />

medialen Bumerang von <strong>de</strong>r erfolgreich<br />

belebten Virtualität zurück in die banale<br />

Kiosk-Realität folgen wollen, bleibt freilich<br />

abzuwarten.<br />

Felix Scharlau<br />

www.slmagazin.com<br />

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092 Spiele<br />

Need For Speed:<br />

Pro Street<br />

Story: Was in <strong>de</strong>r Realität nicht erlaubt<br />

o<strong>de</strong>r machbar ist, war schon immer gerne<br />

Vorlage für ein Vi<strong>de</strong>ospiel. Im neuesten<br />

Teil <strong>de</strong>r »Need For Speed«-Autorennserie<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fokus ganz auf illegale<br />

Straßenrennen auf abgetrennten<br />

Strecken gelegt. Dabei tritt man in <strong>de</strong>n<br />

vier verschie<strong>de</strong>nen Disziplinen Grip-,<br />

Drift-, Drag- und Tempoläufe an. Vorbei<br />

die Zeiten, als es bei <strong>de</strong>n letzten Editionen<br />

»Most Wanted« o<strong>de</strong>r »Carbon«<br />

noch eine offene Welt gab, in <strong>de</strong>nen ein<br />

richtige Geschichte und unzählige Kombinationsmöglichkeiten<br />

herrschten.<br />

Handling: Lei<strong>de</strong>r konnten sich die Entwickler<br />

<strong>de</strong>r Firma Black Box nicht wirklich<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob Autos wie <strong>de</strong>r Audi<br />

TT o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nissan GR-X nun wie in einer<br />

Simulation o<strong>de</strong>r in einem Arca<strong>de</strong>spiel zu<br />

fahren sind. Das Fahrgefühl bewegt sich<br />

in einer seltsamen Grauzone, und man<br />

braucht extrem lange, sich darauf wirklich<br />

einzustellen. Kleine Mini-Games wie<br />

das Durchdrehen <strong>de</strong>r Reifen kurz vor<br />

Rennantritt sind eine nette I<strong>de</strong>e, wirken<br />

nach einer Zeit und in <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung<br />

aber aufgesetzt.<br />

Was bleibt: Über die Autosculpt-Technologie<br />

ist möglich, die Fahrzeuge drastisch<br />

zu verän<strong>de</strong>rn, und in »Pro Street«<br />

bringt dies auch wirklich eine geän<strong>de</strong>rte<br />

Performance. So viele Freiheiten wer<strong>de</strong>n<br />

einem in an<strong>de</strong>ren Autorennspielen nicht<br />

gewährt. Auch <strong>de</strong>r Onlinemodus eines<br />

selbst angelegten Renntags, bei <strong>de</strong>m<br />

dann weltweit Teilnehmer einsteigen<br />

können, ist eine Bereicherung. Geblieben<br />

sind bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Konsolenvarianten<br />

<strong>de</strong>s Spiels die großen optischen<br />

Qualitätsunterschie<strong>de</strong>. Warum die PS3-<br />

Version im Gegensatz zur Xbox 360 <strong>de</strong>utlich<br />

schlechter aussieht, weiß man wohl<br />

nur in <strong>de</strong>n tiefen Kellern <strong>de</strong>r EA-Studios.<br />

Glanzlicht: In <strong>de</strong>r bösen Vorahnung<br />

<strong>de</strong>r nahen Zukunft darf man mit seinem<br />

grünen Gewissen wenigstens noch in<br />

diesem Spiel mit Highspeed über <strong>de</strong>utsche<br />

Autobahnen brettern. Keine Folge<br />

von »Cobra 11« kommt an diese qualmen<strong>de</strong>n<br />

Reifen und fliegen<strong>de</strong>n Karossen<br />

heran.<br />

Gregor Wil<strong>de</strong>rmann<br />

Need For Speed: Pro Street (Rennsimulation; EA;<br />

PC, PS3, Xbox 360, Wii, PS2, PSP, DS)<br />

UNCHARTED: DRAKES SCHICKSAL<br />

Wer erinnert sich noch an <strong>de</strong>n Pepsi-Test? Diesen PR-Stunt aus <strong>de</strong>n 80er-Jahren könnte<br />

man 2008 eigentlich noch mal neu für die Vi<strong>de</strong>ospielbranche auflegen.<br />

B<br />

ester<br />

Rockford in »Boul<strong>de</strong>r Dash«<br />

für C64<br />

(1984, First Star Software)<br />

»Boul<strong>de</strong>r Dash«, eins <strong>de</strong>r vielleicht besten Games aller<br />

Zeiten, ist geduldig fast 25 Jahre Vi<strong>de</strong>ospielgeschichte mitgegangen.<br />

Erlebte je<strong>de</strong> er<strong>de</strong>nkliche Hardware-Heimat (C64,<br />

Arca<strong>de</strong>-Automat, Amiga 500, PC, fast alle Konsolen) sowie<br />

etliche Reinkarnationen. Die prominentesten als »Emerald<br />

Mine« o<strong>de</strong>r »Diamond Caves«. Das Prinzip dieser Spiele war<br />

immer gleich einfach: Rockford sammelt unter Zeitdruck<br />

und -irdisch Diamanten. Dabei wirft er Gegnern so lange<br />

Steine auf <strong>de</strong>n Kopf, bis endlich, endlich eine Tür aufgeht,<br />

die ins nächste Level führt. »Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks!« für DS<br />

Kandidat für einen Augentest ohne<br />

Markenaufdruck wäre »Uncharted: Drakes<br />

Schicksal« von Sony, die damit einen ersten<br />

Playstation3-Titel vorlegen, <strong>de</strong>r wirklich für<br />

die Konsole gemacht zu sein scheint. Auch wenn man von<br />

<strong>de</strong>n vier Buchstaben <strong>de</strong>r besagten japanischen Elektronikfirma<br />

erst einmal nichts ahnte, wür<strong>de</strong>n die Komplimente<br />

zum Spiel nur so poltern. Die Dschungellandschaft sieht<br />

beeindruckend echt aus, die Fahr- und Schusssequenzen<br />

sind packend inszeniert, und momentan gibt es wohl in<br />

keinem Spiel so flüssige Charakteranimationen. Toll, super,<br />

bitte mehr davon. Doch ähnlich wie beim Pepsi-Test<br />

gibt es da diesen Nachgeschmack, <strong>de</strong>r dann einfach nicht<br />

zu ignorieren ist. Da wäre die Handlung, aus <strong>de</strong>r man so<br />

viel mehr hätte machen können: Nathan Drake hebt in karibischer<br />

Kulisse einen Sarkophag, in <strong>de</strong>m sich ein kleines<br />

Büchlein mit Hinweisen zu einem versteckten Schatz vom<br />

Ent<strong>de</strong>cker-Urahn Sir Francis Drake fin<strong>de</strong>t. Zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Reporterin Elena Fisher macht sich Drake auf die Suche<br />

nach <strong>de</strong>m Goldschatz von Eldorado, <strong>de</strong>n sehr schnell auch<br />

noch an<strong>de</strong>re Schwerenöter in die Hän<strong>de</strong> bekommen wollen.<br />

Schon in dieser kurzen Beschreibung sind die geschielten<br />

Ähnlichkeiten zu Lara Croft etwas zu auffällig – doch daraus<br />

will man <strong>de</strong>m Spiel nicht unbedingt einen Strick drehen.<br />

Aber warum muss die Hauptfigur wie ein langweiliges<br />

Unterhosenmo<strong>de</strong>l von Bruno Banani aussehen? Warum<br />

muss die Blondinenbegleitung so wirken, als könnte<br />

sie direkt aus <strong>de</strong>m nächsten Sat.1-Movie-Movie-Film-Film<br />

stammen? Warum sind die Rätsel keine wirklichen Rätsel,<br />

warum sind die Hintergrundgeschichten so extrem dünn<br />

gestrickt, und warum wird die tolle Spiellandschaft nicht<br />

für ein echtes Abenteuer genutzt? Spätestens dann wür<strong>de</strong><br />

beim Pepsi-Test die Ban<strong>de</strong>role um <strong>de</strong>n Becher gelüftet, und<br />

man wüsste, warum es auf bestimmte Fragen manchmal<br />

nur eine Antwort gibt. Sony und Entwickler Naughty Dog<br />

haben lei<strong>de</strong>r alle Ecken und Kanten dieses Spiels glatt gefeilt<br />

und etwas geliefert, was in ihren Augen allen schmecken<br />

muss. Dabei wäre es, um beim Bild zu bleiben, gut gewesen,<br />

wenn sie 50 statt 34 Stück Zucker in die Mischung<br />

geworfen hätten. Der Kompromiss zum Kompromiss hilft<br />

einfach nicht weiter, und so ist »Drake’s Fortune« zwar ein<br />

sehenswertes, aber eben nicht unbedingt wichtiges Spiel.<br />

Und <strong>de</strong>n Durst löscht Sony damit noch lange nicht.<br />

Gregor Wil<strong>de</strong>rmann<br />

Uncharted: Drakes Schicksal (Action-Adventure; SCEE; PS3)<br />

Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks! Diese Mine ist nicht tot<br />

kann in diesem Minimalismus-Epos nur wenig falsch machen<br />

– tut dies aber lei<strong>de</strong>r: Rockford hat plötzlich zu viele<br />

neumodische Skills, die <strong>de</strong>n repetitiven Spielflow stören.<br />

Schießen o<strong>de</strong>r Steine ansaugen zum Beispiel. Manches<br />

Level wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m zu fleißig mit Vulkanen, Wassereinbrüchen<br />

o<strong>de</strong>r neuen Gegnern versehen. Aber <strong>de</strong>r Geist einer<br />

Zeit, als wenige Pixel noch die Welt be<strong>de</strong>uteten, ist erlebbar<br />

und fesselt auch 2008 noch die Hölle. Felix Scharlau<br />

Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks! (Schürf’n’Run; EA / 10Tacle; DS)<br />

Rockford in »Boul<strong>de</strong>r Dash<br />

Rocks!« für DS<br />

(2008, EA / 10Tacle)


094 Technik<br />

Ein Bowling-Spiel, »Zoltar«, <strong>de</strong>r Wahrsage-Automat, und eine portable Trockeneis-Maschine - was braucht man mehr zum Glück?<br />

Hammacher Schlemmer<br />

Den Besuch <strong>de</strong>s<br />

La<strong>de</strong>ngeschäfts mit <strong>de</strong>m<br />

uncool klingen<strong>de</strong>n Namen<br />

Hammacher Schlemmer<br />

empfiehlt fast je<strong>de</strong>r New-<br />

York-Reiseführer. Nicht zu<br />

Unrecht: Hier war und ist<br />

Technikgeschichte in ihrer<br />

bizarren Ausprägung erlebund<br />

zugleich konsumierbar.<br />

Felix Scharlau hat sich<br />

mit leuchten<strong>de</strong>n Augen<br />

umgesehen.<br />

MUTTER ALLER<br />

GADGETS<br />

H<br />

ammacher Schlemmer ist so ein wenig<br />

<strong>de</strong>r Technik-Trash-Louvre von New York.<br />

Mit <strong>de</strong>m Unterschied, dass man hier, in<br />

schicker Shoplage (57. Straße nahe Central<br />

Park), die Kunstwerke mitnehmen kann. Noch an <strong>de</strong>r<br />

Tür grüßt schon das erste Highlight: <strong>de</strong>r finstere Zoltar,<br />

wun<strong>de</strong>rschönes und lei<strong>de</strong>r 9000 Dollar teures Remake eines<br />

elektromechanischen Wahrsager-Automaten. Zoltar<br />

spricht nach Einwurf eines Quarterstücks 16 unterschiedliche<br />

Weissagen und druckt diese bei Verlangen auch auf<br />

Karten aus. Faszinierend, absurd und wie zu vieles hier lei<strong>de</strong>r<br />

nicht zu bezahlen.<br />

Hammacher Schlemmer ist eigentlich ein klassisches<br />

Versandhaus. Und so betreibt man im Gegensatz zur großen<br />

US-Gadget-Konkurrenz The Sharper Image auch nur dieses<br />

eine repräsentative La<strong>de</strong>ngeschäft im Land. Der Hauptumsatz<br />

wird via Katalog und Internet gemacht. Das hat historische<br />

Grün<strong>de</strong>, wie die für Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche<br />

Carly Krug zu erzählen weiß: »Unsere Firma gibt es<br />

schon seit 1848. Ursprünglich war das nur ein Hardware-<br />

Store, <strong>de</strong>r dann Versand wur<strong>de</strong>. Damals gab es dort je<strong>de</strong>s<br />

er<strong>de</strong>nkliche Werkzeug, alle <strong>de</strong>nkbaren Nägel o<strong>de</strong>r Kabel<br />

zu kaufen. Bereits damals hatten wir <strong>de</strong>n Ruf, ein guter Ort<br />

zu sein, um Dinge zu kaufen, die an<strong>de</strong>rswo nur schwer zu<br />

kriegen sind. Und diese Reputation prägt bis heute unsere<br />

Warenauswahl.«<br />

Viele Produkte bei Hammacher Schlemmer ähneln sich<br />

dadurch, dass sie nur in einer kleinen, grellen Eigenschaft<br />

von bereits Bestehen<strong>de</strong>m abweichen. Auch durch jene Vertrautheit<br />

wirken sie bisweilen unwi<strong>de</strong>rstehlich. Wie <strong>de</strong>r automatische<br />

Wasserspen<strong>de</strong>r für Katzen. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sprachgesteuerte<br />

Einkaufszettel-Generator, <strong>de</strong>r 2.500 gerufene<br />

Produktnamen erkennt, listet und anschließend ausdruckt.<br />

O<strong>de</strong>r das durchsichtige Kanu, durch das man beim Pad<strong>de</strong>ln<br />

<strong>de</strong>n Meeresbo<strong>de</strong>n betrachten kann. Aber es gab und gibt<br />

auch echte, große Innovationen, die von hier um die Welt gingen<br />

und fest ins Leben von uns allen verankert sind.<br />

»Wir waren in <strong>de</strong>n letzten 150 Jahren immer sehr stolz,<br />

die Ersten zu sein, die eine brandneue Produktgattung anboten«,<br />

betont Carly Krug. »So geschehen beim ersten Toaster<br />

mit Brotauswurf, <strong>de</strong>m ersten Dampfbügeleisen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

ersten digitalen Anrufbeantworter. In <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

sorgten Produkte wie <strong>de</strong>r sprachgesteuerte R2D2, ein friedlicher<br />

Wecker, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schlafen<strong>de</strong>n langsam mit aromatherapeutischen<br />

Mitteln und Ambient-Musik weckt, o<strong>de</strong>r das<br />

USB-Gerät, das Dias und Filmnegative in digitale Positiv-<br />

JPEGs verwan<strong>de</strong>lt, für große Nachfrage.«<br />

Ein solch greller Produktzirkus zieht natürlich immer auch<br />

eins an wie die Fliegen: Stars. »Von arabischen Prinzessinnen<br />

bis zu Leuten wie Jim Carrey – Hammacher Schlemmer<br />

has seen it all«, schließt Krug im besten PR-Sprech.<br />

Bleibt die Gewissheit: Einer von ihnen wird sich <strong>de</strong>n zwei<br />

Meter hohen Zoltar-Automaten schon mit nach Hause genommen<br />

haben.<br />

www.hammacher.com<br />

Alle erwähnten und noch viel mehr Produkte wer<strong>de</strong>n auch nach<br />

Deutschland geliefert – allerdings teilweise mit horren<strong>de</strong>n<br />

Versandkosten. Es empfiehlt sich <strong>de</strong>shalb, parallel auch in europäischen<br />

Webshops nach etwaigen Fundstücken zu stöbern. Viele Gadgets wer<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r Konkurrenz nämlich billiger angeboten.<br />

www.sharperimage.com


Technik<br />

095<br />

EEEPC –<br />

WHAT YOU SEEE IS WHAT<br />

YOU GET<br />

Wer sich noch vor einem Jahr auf die Suche nach einem Subnotebook machte, das<br />

schnell, zuverlässig und obendrein günstig sein sollte, wur<strong>de</strong> schnell enttäuscht. Asus<br />

schickt sich jetzt an, diese Wünsche wahr zu machen – zu einem Preis von 299 Euro.<br />

B<br />

eim Auspacken fallen zuallererst die wirklich gang funktioniert auch hier via Kabel o<strong>de</strong>r WLAN recht zügig.<br />

Surfen, E-Mails checken, Instant Messaging, (Vi<strong>de</strong>o-)<br />

kompakten Ausmaße <strong>de</strong>s Eee auf: nicht viel<br />

größer als eine DVD-Hülle und somit auch Telefonie per integriertem Mikrofon und Webcam, Onlinevi<strong>de</strong>os<br />

schauen – kurz, je<strong>de</strong> Standard-PC-Anwendung ist<br />

um einiges leichter als von mobilen Computern<br />

gewohnt. Die Inbetriebnahme gestaltet sich recht mit <strong>de</strong>m Eee möglich. Sehr erfreulich: Der Lüfter bleibt immer<br />

angenehm leise.<br />

einfach. In weniger als einer Minute ist das für Mac- und<br />

Windows-User leicht verständliche, auf Linux basieren<strong>de</strong> <strong>Als</strong> Spaßbremse erweist sich hingegen lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wirklich<br />

kleine Bildschirm (vergleichbar mit <strong>de</strong>m von tragbaren<br />

Betriebssystem hochgefahren, und die Arbeit mit einem<br />

<strong>de</strong>r zahlreich vorhan<strong>de</strong>nen Office-Programme kann beginnen.<br />

Zu<strong>de</strong>m bietet es sich an, seine digitalen Fotos auf man also besser Abstand nehmen und lieber zu Hause<br />

DVD-Playern). Von Grafikbearbeitung unterwegs sollte<br />

<strong>de</strong>m 7-Zoll-Bildschirm zu betrachten. Hierzu dienen sowohl o<strong>de</strong>r im Büro einen großen Monitor via VGA-Ausgang anschließen.<br />

Auch sollte man keine zu hohen Ansprüche an<br />

ein Slot für Speicherkarten sowie drei USB-Anschlüsse,<br />

die sich nicht nur für externe Datenträger eignen, son<strong>de</strong>rn die vorinstallierte Software stellen, <strong>de</strong>nn neue Programme<br />

auch eine externe Maus, Tastatur und an<strong>de</strong>res USB-Zubehör<br />

willkommen heißen. Der Entertainmentfaktor wird zu umständlich. Dies ist allerdings nicht allzu tragisch: Die<br />

zu installieren gestaltet sich für Otto Normaluser als viel<br />

ebenfalls nicht vernachlässigt: MP3s wie Vi<strong>de</strong>os lassen integrierte Flash-Festplatte erweist sich mit ihren 4 GB<br />

sich problemlos abspielen, und auch altbewährte Süchtigmacher<br />

wie »Solitär«, »Sudoku« und »Frozen Bubble« Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß<br />

ohnehin nicht gera<strong>de</strong> als Speicherriese.<br />

bieten sich als willkommene Produktivitätskiller an. Früher<br />

o<strong>de</strong>r später ruft die weite Welt <strong>de</strong>s Internets. Der Zu-<br />

EeePC (ASUS, ca. EUR 300)<br />

Neues<br />

von <strong>de</strong>r CES 08<br />

Viva HD –<br />

Viva Las Vegas!<br />

Es gibt einen Ort auf dieser Welt, da lassen<br />

sich je<strong>de</strong>n Januar erwachsene Menschen<br />

freu<strong>de</strong>strahlend vor einem Fernseher<br />

fotografieren: Las Vegas. Der<br />

Grund: die International Consumer Electronics<br />

Show (CES), eine Art Glastonbury<br />

Festival <strong>de</strong>r Elektronikbranche. Was<br />

dort ausgestellt wird, darf oft von sich<br />

behaupten, das Wort Zukunft mit eingraviert<br />

zu haben. Dieses Jahr ist es erneut<br />

ein LCD-Fernseher, <strong>de</strong>n Panasonic<br />

beschei<strong>de</strong>n »Lifewall« nennt, <strong>de</strong>r in Garagentorgröße<br />

(150 Zoll = 3,81 m!) und<br />

bester HD-Auflösung in Mund- und Augenhöhle<br />

für Durchzug sorgt. Doch auf<br />

<strong>de</strong>r CES zählte nicht nur big, son<strong>de</strong>rn<br />

auch beautiful: Sony zeigte zwei Mo<strong>de</strong>lle<br />

von OLED-Fernsehern, <strong>de</strong>ren Farbbrillanz,<br />

Stromersparnis und Kontrastwert in<br />

Weltwun<strong>de</strong>rkategorien und für 2500 US-<br />

Dollar gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Und beim Anblick<br />

<strong>de</strong>s gera<strong>de</strong> mal noch 0,7 cm dünnen<br />

Displays wür<strong>de</strong> selbst Victoria Beckham<br />

neidisch wer<strong>de</strong>n. Pioneers 50-Zoll-LCD-<br />

TV unter <strong>de</strong>m Projektnamen »Kuro«, <strong>de</strong>r<br />

nächstes Jahr erhältlich sein soll, misst<br />

auch gera<strong>de</strong> mal noch 9 mm. Jetzt schon<br />

zu haben ist Hitachis LCD-TV mit einer<br />

Kontakt 3<br />

Native Instruments ist – »endlich« muss man sagen – mit<br />

Version 3 <strong>de</strong>s Software-Samplers Kontakt zurück. Kontakt<br />

war von Anfang an state of the art im Bereich Audiosampling<br />

auf Software-Basis. Intuitive Oberflächenstruktur,<br />

gute Klangbearbeitungstools, ein einfaches Dateimanagement<br />

und vor allem die penibel gepflegten und immer<br />

wie<strong>de</strong>r erweiterten Sound-Librarys machten Kontakt aus.<br />

Das einfache Handling sowie gute Einbindungsmöglichkeiten<br />

in gängige Sequenzer-Umgebungen läuteten eine<br />

neue Ära <strong>de</strong>s Sound<strong>de</strong>signs ein. Kontakt 3 besticht jetzt<br />

vor allem durch einen Pattern-Sequencer zum einfachen<br />

Setzen von Drum-Loops sowie durch <strong>de</strong>n stark erweiterten<br />

Wave-Editor. Letzterer ist in <strong>de</strong>r Lage, Grooves spielerisch<br />

in <strong>de</strong>ren Bestandteile zu zersetzen, sodass je<strong>de</strong>r Shot via<br />

MIDI einzeln angesteuert wer<strong>de</strong>n kann. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>n Filter-Sektionen gefeilt und <strong>de</strong>r Effektbereich durch<br />

zwei Amp-Simulator erweitert, sodass die anfangs etwas<br />

eingeschränkten Möglichkeiten zur Klangbearbeitung endlich<br />

vielseitiger ausgestattet wur<strong>de</strong>n. Groß.<br />

Hendryk Martin<br />

Kontakt 3 (Native Instruments, Vollversion ca. EUR 400)<br />

Tiefe von 1,5 cm. Fernsehen macht also<br />

auf schlank, während Flashspeicher auf<br />

dick macht: Speicherplatten mit rund 70<br />

Gigabyte, kaum Gewicht, null Hitzeentwicklung<br />

und minimaler Größe dürften<br />

bald völlig neu <strong>de</strong>signte Laptops möglich<br />

machen. Quasi unmöglich erscheint hingegen<br />

eine rosige Zukunft von HD DVD.<br />

Warner Bros. kündigte auf <strong>de</strong>r Messe an,<br />

<strong>de</strong>mnächst nur noch Blu-ray zu unterstützen.<br />

Und sonst? Beeindruckend war<br />

<strong>de</strong>r Steckcomputer von <strong>de</strong>r Firma Bug-<br />

Labs, Microsofts Multimediatisch namens<br />

»Surface« (siehe Bild), <strong>de</strong>r Laptop-<br />

Rucksack im 50-Cent-Schutzwesten<strong>de</strong>sign<br />

<strong>de</strong>r Firma Built o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r große, gebogene<br />

Gamerbildschirm von Alienware<br />

und NEC. Auch Samsungs Soundsystem<br />

in lila Trendfarbe und iMac-Design sowie<br />

DVD-Player in weißer o<strong>de</strong>r schwarzer<br />

Ovalform gefielen. Demnächst in einem<br />

La<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>iner Nähe ...<br />

Gregor Wil<strong>de</strong>rmann


096 Technik<br />

ELECTRIC DREAMS<br />

01 P<br />

02 P 03 P 04 P<br />

01 P Heul doch!<br />

Über das elektronische Instrument Theremin,<br />

das man spielt, ohne es zu berühren,<br />

wissen wir spätestens seit <strong>Intro</strong> #138<br />

alles. Jetzt auch, woher wir günstig eine<br />

<strong>de</strong>r Heulbojen bekommen – Elekit bietet<br />

einen Bausatz für unter 20 Euro an. Der<br />

Nachteil: Zusammenbauen ist selber.<br />

Wir empfehlen: Räucherstäbchen für die<br />

Ruhe beim Löten und Sake fürs Konzert<br />

danach. Zu bekommen in Akihabara, Tokio,<br />

unter www.elekit.co.jp o<strong>de</strong>r nach etwas<br />

Suchen auch bei Ebay.com.<br />

02 P Blau im TV<br />

Im DVD-Nachfolgeformat-Krieg Blu-ray<br />

gegen HD DVD steht es <strong>de</strong>rzeit (Stand<br />

Mitte Januar) 5:1, nach<strong>de</strong>m jüngst auch<br />

Warner Bros. als fünftes Studio zu Bluray<br />

umschwenkte. Entschie<strong>de</strong>n ist also<br />

nach wie vor nichts, Blu-ray-Standalone-Player<br />

rücken aber (neben <strong>de</strong>r Playstation3,<br />

die über Blu-ray verfügt) weiter<br />

ins Zentrum <strong>de</strong>s Interesses. So auch<br />

Samsungs BD-P1000 mit natürlich HDMI-<br />

Ausgang und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Ca. EUR 500. www.samsung.<strong>de</strong><br />

03 P W, A, S und D<br />

»Oh, ein neues Frisbee!« – Ach, du lieber<br />

Himmel, wem hier nichts Besseres in<br />

<strong>de</strong>n Sinn kommt, hat 15 Jahre Spielkultur<br />

verpennt. Die Gamer-Tastatur K1, die<br />

speziell für First-Person-Shooter entwikkelt<br />

wur<strong>de</strong>, vereinigt minimalistisch alle<br />

zentralen Befehle rund um die heiligen<br />

Buchstaben W, A, S und D. Der Hersteller<br />

Zykon verspricht eine Lebensdauer<br />

von 50 Millionen Tastenanschlägen –<br />

reicht also für circa eine halbe LAN-Party.<br />

www.zykon.com<br />

04 P Hardkore<br />

Kore ist das Super-Instrument aus <strong>de</strong>m<br />

Hause Native Instruments. Via externe<br />

Hardware lassen sich auch im brandneuen<br />

Kore 2 alle gängigen Software-<br />

Instrumente, z. B. das Softwarepaket<br />

Komplete 5, steuern. Das spart Rechnerkapazität<br />

und ermöglicht <strong>de</strong>n intuitiven<br />

Zugriff auf umfassen<strong>de</strong> Sound-Libraries.<br />

In Echtzeit und für ca. EUR 450.<br />

www.nativeinstruments.<strong>de</strong>


Technik<br />

097<br />

ABLETON LIVE 7<br />

Im November ist Version 7 von Abletons innovativer<br />

Sequenzer- & Live-Performance-Lösung Live<br />

erschienen. Nils Wiere sprach mit Robert Henke, <strong>de</strong>r<br />

nicht nur eine zentrale Rolle bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Software einnimmt, son<strong>de</strong>rn mit Monolake ebenso<br />

<strong>de</strong>ren Potenzial unter Beweis stellt.<br />

K<br />

annst du ein paar Sätze zu <strong>de</strong>inen Aufgaben bei Ableton sagen?<br />

Ich bin Teil <strong>de</strong>r Specification Group. Bevor auch nur eine<br />

Zeile Co<strong>de</strong> geschrieben ist, haben wir im besten Fall bereits<br />

das Verhalten eines neuen Features auf Papier durchdacht.<br />

Dort bin ich hauptsächlich mit <strong>de</strong>m Thema Instrumente, Effekte und Interface-Design<br />

beschäftigt. Und als kritischer Power-User bin ich so etwas wie<br />

<strong>de</strong>r größte anzunehmen<strong>de</strong> Nörgler in <strong>de</strong>r Firma. Ein Teil <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Software<br />

ist sicher auch das Resultat dieser kritischen Betrachtung.<br />

Was unterschei<strong>de</strong>t Live von an<strong>de</strong>ren Musikproduktionstools? Der Fokus<br />

klassischer Audiosoftware liegt auf <strong>de</strong>m Studiobereich. Professionalität wird<br />

dort eher mit <strong>de</strong>r Bereitstellung je<strong>de</strong>s er<strong>de</strong>nklichen Werkzeuges gleichgesetzt,<br />

was die Anwendung solcher Programme naturgemäß kompliziert<br />

macht. Unser Ansatz ist es, Software für Musiker zu machen – und die soll<br />

vor allem schnell und einfach zu bedienen sein, damit spontanes Umsetzen<br />

von I<strong>de</strong>en möglich ist. Viele Features von Live bieten sich gera<strong>de</strong>zu für die Live-Performance<br />

an, aber grundsätzlich gilt: Was auf <strong>de</strong>r Bühne gut ist, kann<br />

auch im Studio nicht scha<strong>de</strong>n. Schnell und angenehm arbeiten will je<strong>de</strong>r.<br />

Inwiefern hat Live <strong>de</strong>ine Herangehensweise beim Songwriting verän<strong>de</strong>rt?<br />

Früher war mein Studio eine große Sammlung von Hardware. Ich konnte nur<br />

an einem Stück zur gleichen Zeit arbeiten, und wenn ich mich einmal verrannt<br />

hatte, war alles für die Katz. Heute ist mein Studio ein Laptop mit Live,<br />

und ich kann je<strong>de</strong>rzeit Skizzen machen und speichern. Die alte Arbeitsweise<br />

erzeugte einen schönen Flow, aber oft zu wenig Än<strong>de</strong>rung innerhalb eines<br />

Stückes. Die Arbeit mit Live ermöglicht viel mehr Komplexität.<br />

Wo siehst du Innovationsbedarf im Bereich digitaler Musikproduktion &<br />

Live-Performance? Die Bedienung von Software und Computern wird intuitiver<br />

wer<strong>de</strong>n. Es muss irgendwann mal keinen mehr interessieren, ob ein File<br />

auf diesem o<strong>de</strong>r jenem Rechner liegt o<strong>de</strong>r welche Latenz eine Soundkarte<br />

hat. Es wird einfach so laufen, wie man es erwartet.<br />

Nils Wiere<br />

Neu bei Live 7: optimierte Audio-Engine, Beat-Production-Tool »Drum Rack«,<br />

neues Vintage-Kompressor-Mo<strong>de</strong>ll, Spektralanalyse-Tool »Spectrum«, neue<br />

MIDI-Engine, nahtlose Integration externer Hardware u. v. m.<br />

Live 7 (Ableton, ca. EUR 500)<br />

UFFIE & FEADZ<br />

PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG<br />

14.03. Augsburg, Ostwerk<br />

SUPERMAYER<br />

(MICHAEL MAYER & SUPERPITCHER LIVE)<br />

PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG<br />

26.03. Köln, Gloria<br />

27.03. Berlin, Maria und Josef<br />

28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

29.03. Prag, Roxy Club<br />

ALLE INFOS, UPDATES UND TICKETS UNTER<br />

WWW.MELTFESTIVAL.DE/KLUB<br />

EMPFOHLEN VON<br />

CHICKS ON<br />

SPEED<br />

+ DJs<br />

07.02. BERLIN/MARIA<br />

BEGINN: 21.00 UHR<br />

ALLE INFOS: WWW.INTRO.DE/INTIM<br />

DAS KOMPLETTE EINTRITTSGELD WIRD AN<br />

DAA »DESIGNERS AGAINST AIDS« GESPENDET<br />

EINTRITT NUR<br />

5 EURO


+ Nur 25 Euro für 11 mal <strong>Intro</strong> plus Festivalgui<strong>de</strong>-Magazin<br />

+ Bequem, pünktlich, nie vergriffen: Dein <strong>Intro</strong> kommt<br />

immer genau richtig<br />

+ 1 Prämie für je<strong>de</strong>n Abonnenten (siehe Auswahl unten)<br />

Bestellung<br />

unter www.intro.<strong>de</strong>/abo o<strong>de</strong>r persönlich: 0221/949930<br />

Sons & Daughters<br />

This Gift<br />

CD<br />

Hush Puppies<br />

Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />

CD<br />

Hot Chip<br />

Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />

CD<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now, Weary Head! You Will…<br />

CD<br />

Nada Surf<br />

Lucky<br />

CD<br />

SZ Cinemathek – Série Noire 02<br />

Die Blume <strong>de</strong>s Bösen<br />

DVD<br />

The Magnetic Fields<br />

Distortion<br />

CD<br />

Various Artists<br />

Kitsuné Maison 5<br />

CD<br />

Das Kleingedruckte<br />

Es steht ein begrenztes Kontingent an Prämien zur Verfügung. Wir garantieren nicht die Lieferung <strong>de</strong>r Wunschprämie. Der Versand <strong>de</strong>r Prämie erfolgt erst nach <strong>de</strong>m Veröffentlichungstermin<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Tonträgers. Das Abonnement kostet im Inland 25 Euro (inkl. Prämie), im Ausland 30 Euro frei Haus (ohne Prämie). Für <strong>de</strong>n Prämienversand ins<br />

Ausland erheben wir zusätzlich 7 Euro (optional). Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Jahrespauschale. Eine vorzeitige Kündigung bedingt daher nicht die Rückzahlung eines Restbetrages.<br />

Das Abo kann 10 Tage nach Bestellung wi<strong>de</strong>rrufen wer<strong>de</strong>n. Das Jahresabonnement verlängert sich automatisch, sofern wir keine Kündigung 6 Wochen vor Ablauf <strong>de</strong>r Jahresfrist<br />

erhalten. Dieses Angebot gilt bis auf Wi<strong>de</strong>rruf, spätere Erhöhungen sind nach Ablauf <strong>de</strong>s einjährigen Abonnements nicht auszuschließen. Bestellung und weitere Informationen<br />

unter www.intro.<strong>de</strong>/abo o<strong>de</strong>r persönlich am Telefon (0221/9499314).


Probefahrt<br />

099<br />

<strong>Intro</strong>s liebste Platten<br />

Hot Chip<br />

SPALTER:<br />

DIE LETZTE BRILLE<br />

Je<strong>de</strong>r These ihre Anti-These, Und auch ein Konsens wie Hot Chip besitzt zwei Seiten.<br />

Selbst wenn man nach <strong>de</strong>r dunklen wirklich lange suchen muss...<br />

D<br />

ie Band, auf die sich alle Fraktionen einigen<br />

können. Warum eigentlich? Ich glaube,<br />

eine zentrale Rolle spielt dabei die Verknüpfung<br />

von Dancefloor-Elementen mit<br />

einer Befindlichkeitsästhetik, die eher im klassischen Indierock<br />

anzutreffen ist. Außer<strong>de</strong>m scheint alles, was Hot Chip<br />

anfassen, mit beiläufiger, cooler Geste realisiert. Allein <strong>de</strong>r<br />

Umstand, dass man auf eher schroffe Weise von <strong>de</strong>n ersten<br />

bei<strong>de</strong>n Stücken »Out At The Pictures« und »Shake A Fist«<br />

begrüßt wird, beweist Klasse. Nach dieser sperrigen, strukturell<br />

monotonen Einführung wirkt »Ready For The Floor«,<br />

einer <strong>de</strong>r großen Hits <strong>de</strong>s Albums, umso erfrischen<strong>de</strong>r. Hier<br />

offenbart sich exemplarisch das Talent <strong>de</strong>r Band, Schüchternheit<br />

mittels transparent arrangierten Electro-Pops umzusetzen.<br />

Es fällt einem bei diesem Album auch plötzlich<br />

auf, dass sich Hot Chip als neuzeitliche Version spleeniger<br />

Früh-Electro-Acts wie Korgis und Sparks verstehen lassen.<br />

Der quirlige, existenzialistische Humor dieser Bands (»I’m<br />

gonna hang myself from the family tree«, Sparks) war dabei<br />

stets eingebettet in unprätentiösen Gebrauchspop, <strong>de</strong>r<br />

sich auch in <strong>de</strong>n leicht zu erschließen<strong>de</strong>n Pop-Co<strong>de</strong>s und<br />

süßen Melodien auf diesem Album materialisiert. Dass es<br />

nicht zu süß wird, ist <strong>de</strong>m für Hot Chip typischen locker<br />

durchhängen<strong>de</strong>n statt gestrafften Songwriting geschul<strong>de</strong>t,<br />

das trotz pointierter Melodien Platz lässt für scheinbare<br />

Zufälle. Hot Chip bewegen sich stets in <strong>de</strong>r Nähe glitzern<strong>de</strong>r<br />

Oberflächen, etwaige Tiefendimensionen wer<strong>de</strong>n<br />

eher ange<strong>de</strong>utet als ausgelotet: etwa, wenn die Musik Bezüge<br />

zu Soul herstellen will (wie im Titelstück, das klingt, als<br />

wür<strong>de</strong> Todd Rundgren ein Stax-Stück covern). Man erkennt<br />

an, dass sich Pop auch immer schon über Trashästhetik mit<br />

gewollt geringer Substanz <strong>de</strong>finierte, vergisst dabei aber<br />

nicht, <strong>de</strong>n Songs eine umarmen<strong>de</strong> Qualität hinzuzufügen.<br />

Die Art, wie hier elektronische Musik in Szene gesetzt wird, Hot Chip »Ma<strong>de</strong> In The Dark« (Labels / Emi)<br />

hat nichts Kaltes o<strong>de</strong>r Abweisen<strong>de</strong>s – gera<strong>de</strong> gegen En<strong>de</strong><br />

wird die Platte leise und ein wenig beseelt –, und das macht<br />

Hot Chip so heutig und mo<strong>de</strong>rn.<br />

Mario Lasar<br />

Die Gegenre<strong>de</strong> aufs Album <strong>de</strong>s Monats zu verfassen, wenn<br />

Hot Chip dran sind - und das im nerdcoolen Popkultur-Knast<br />

zweiacht, na, viel Erfolg dabei. Einer dieser wenn auch inflationären<br />

Alles-richtig-Macher-Acts, die mit und nach ihrem<br />

letzten Album so aufstiegen, dass jetzt eh nur noch eingesammelt<br />

wird. Und trotz<strong>de</strong>m muss man kein Prophet sein,<br />

<strong>de</strong>r Verriss-Part fin<strong>de</strong>t sicher mehr Leser als vieles an<strong>de</strong>re<br />

im Heft. Warum? Schaulustigen-Crowd? Vielleicht – aber<br />

egal, und auch wenn ich garantiert ganz allein mit <strong>de</strong>r Meinung<br />

dastehe, ich sage: Der Konsens nervt – eine fette Brille<br />

allein funktioniert schon als Tra<strong>de</strong>mark für die Band?<br />

Haut mir ab damit. Und das Album dazu! Noch cleverer als<br />

vorher. Das heißt dann: Sperriger Umleitungspop zwischen<br />

Post-Dance-Kraut und Nickerchen. Wer dazu tanzt, hat sich<br />

wirklich einer amtlichen Selbsthypnose unterzogen. I want<br />

to believe! Ja, ist ja gut. Dem Rest sei gesagt, durch »Ready<br />

For The Floor«, das wegen <strong>de</strong>s Samples wie ein okayes<br />

frühes Egoexpress klingt, geht’s aufwärts. Danach muss<br />

man durch weitere Halb-Experimente durch, von 70s bis<br />

Heavy-Rock-Pomp. Der durchpflügte Grat zwischen geil<br />

Abliefern und genial Glänzen wirkt anstrengend. Von wegen<br />

leichte Hand. Geschlossen sei mit einem Zitat einer<br />

bekannten Hamburger Künstlerin, Name trotz<strong>de</strong>m vergessen:<br />

»Wenn das das Erste wäre, was ich von Hot Chip hören<br />

wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> es mich nicht kriegen.« Na, ist ja für alle zum<br />

Glück aber nicht so. <strong>Als</strong>o daher letztlich doch: Instant-Klassiker.<br />

Man kann eben nicht gegen alles sein. Bernd Sei<strong>de</strong>l<br />

01<br />

02<br />

Hot Chip<br />

Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />

Justus Köhncke<br />

Safe And Sound<br />

03 Slut<br />

Still #1<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07 Xiu Xiu<br />

Women As Lovers<br />

08 Deadbeat<br />

Journeyman’s Annual<br />

09 Superpunk<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now, Weary Head! You …<br />

Magnetic Fields<br />

Distortion<br />

Miss Kittin<br />

Batbox<br />

Why Not?<br />

10 Wu-Tang Clan<br />

8 Diagrams<br />

11 Hush Puppies<br />

Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />

12 F.S.K.<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Freiwillige Selbstkontrolle<br />

Cass McCombs<br />

Dropping The Writ<br />

Nada Surf<br />

Lucky<br />

Sons And Daughters<br />

This Gift<br />

Lesers liebste Platten<br />

01 Radiohead<br />

In Rainbows<br />

02 Die Ärzte<br />

Jazz Ist An<strong>de</strong>rs<br />

03 Tocotronic<br />

Kapitulation<br />

04 Amy Winehouse<br />

Back To Black<br />

05 Feist<br />

The Remin<strong>de</strong>r<br />

06 Kate Nash<br />

Ma<strong>de</strong> Of Bricks<br />

07 Bloc Party<br />

A Weekend In The City<br />

08 Justice<br />

†<br />

09 Arca<strong>de</strong> Fire<br />

Neon Bible<br />

10 Foo Fighters<br />

Echoes, Silence, Patience …<br />

11 Stars<br />

In Our Bedroom, After The War<br />

12 Beatsteaks<br />

.limbo messiah<br />

13 Interpol<br />

Our Love To Admire<br />

14 Wir Sind Hel<strong>de</strong>n<br />

Soundso<br />

15<br />

Maximo Park<br />

Our Earthly Pleasures<br />

Eure Top 10 an <strong>Intro</strong>, PF 19 02 43, 50499 Köln o<strong>de</strong>r<br />

an charts@intro.<strong>de</strong>. Verlosungsgewinne winken.


100 Probefahrt<br />

PLATTEN<br />

VOR<br />

GERICHT<br />

Robyn<br />

Justus Köhncke<br />

Múm<br />

Örvar Þóreyjarson Smárason<br />

Weakerthans<br />

John K. Samson<br />

Ø 3,3<br />

Ø 10<br />

Ø 6,1<br />

Ø 8,45<br />

01<br />

Blood Red Shoes<br />

Box Of Secrets<br />

V2 / Universal<br />

Some more melodies, but it’s<br />

not my movement. I hear no<br />

differences between these<br />

bands. (3)<br />

Dringlich. (10)<br />

This is okay. It doesn’t bore<br />

me, but it sounds a bit like<br />

yoghurt. (5,5)<br />

Remarkable sound for two<br />

people. (8,25)<br />

02<br />

Yeasayer<br />

All Hour Cymbals<br />

We Are Free / Cargo<br />

It’s funny. I think, they’re into<br />

African music. But it’s not my<br />

cup of tea, I need melodies. (3)<br />

Eigenbrötlerisch. (10)<br />

Sounds a bit like the cousin<br />

boys. Not bad – maybe?! (7)<br />

It sounds interesting. I have to<br />

give it more thoughtful listening.<br />

(8,5)<br />

03<br />

The Most Serene Republic<br />

Population<br />

Arts & Crafts / Al!ve<br />

Aaaargh, that’s so boring. (2)<br />

Cinemascope. (10)<br />

I like the first song. It sounds<br />

like our drummer Samuli<br />

with chopsticks. But then it<br />

starts to bore me. But it’s still<br />

good. (7)<br />

It’s a cool name. (8,25)<br />

04<br />

The Magnetic Fields<br />

Distortion<br />

Nonesuch / Warner<br />

I love it. It’s indie, but has the<br />

space thing. It’s cool. (6)<br />

The Jesus And Mary Chain in<br />

schwul. (10)<br />

They sound a tiny bit like my<br />

favourite band Singapore<br />

Sling, and that’s never a bad<br />

thing. Probably not. (7,5)<br />

I think he’s one of the greatest<br />

living songwriters. (9)<br />

05<br />

Alec Empire<br />

The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of Heaven<br />

Digital Hardcore Recordings / Rough Tra<strong>de</strong><br />

The voice sounds like Lou<br />

Reed. It’s too less melody for<br />

me, but I like the sound. (3,5)<br />

New Wave. (10)<br />

I used to like ATR very much<br />

as a teenager, but I’m not sure<br />

about this grown up mature<br />

version of Alec Empire. (6)<br />

It’s nothing I ever listen to.<br />

But I like the timbre of the<br />

voice. (8)<br />

06<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now Weary Head You Will<br />

Get Well Soon<br />

City Slang / Universal<br />

It’s so <strong>de</strong>pressing. I can’t listen<br />

to it. But I like the title of<br />

the album, it’s cute. (2)<br />

Trostspen<strong>de</strong>nd. (10)<br />

I’m not sure what to think<br />

about this, his voice gives<br />

me herpes, but maybe that’s<br />

okay. (5)<br />

Beautiful sounding record.<br />

But I prefer German singers to<br />

sing in German. (8,5)<br />

07<br />

Kylie Minogue<br />

X<br />

Parlophone / Emi<br />

That’s boring. She stays pop,<br />

there’s no electro. (4)<br />

Stricherlokalkompatibel. (10)<br />

This is all very nice and clean.<br />

White bread with sugar. (5)<br />

I like the production of the<br />

first track, I was surprised.<br />

It’s pretty foreigned to what I<br />

listen to. (8)<br />

08<br />

Mattafix<br />

Rhythm & Hymns<br />

Virgin / Emi<br />

Where’s the funmusic? It’s all<br />

so <strong>de</strong>pressing. But the production<br />

is good. (2,5)<br />

Belanglos. (10)<br />

I like sirens. I think more<br />

songs should have sirens.<br />

Hmmm ... I imagine I am listening<br />

to snow. They were very<br />

professional. (5)<br />

Sounds great. I have to look<br />

into. It’s an unaffected British.<br />

Beats sounds really organic.<br />

(8,5)<br />

09<br />

Beach House<br />

Devotion<br />

Bella Union / Cooperative / Universal<br />

She sounds so much like Paul<br />

McCartney. I like the voice. I<br />

have to listen more to get into<br />

it. (4,5)<br />

Weihnachtlich. (10)<br />

This is quite beautiful. It’s like<br />

really colourful socks or like<br />

an aquarium. (8)<br />

So lovely accent. (8,75)<br />

10<br />

Delbo<br />

Gran<strong>de</strong> Finesse<br />

Loob Musik / Universal<br />

He has a nice voice. But I don’t<br />

like these weird tempo changes.<br />

(2,5)<br />

Komplex. (10)<br />

My elbow. I like the sounds of<br />

my elbow, but I am not sure<br />

about <strong>de</strong>lbo. (5)<br />

I think they sound like german<br />

Bands I really like, like Tomte.<br />

(8,75)<br />

All Time Faves<br />

Laurie An<strong>de</strong>rson<br />

Big Science<br />

Michael Jackson<br />

Thriller<br />

Prince<br />

Dirty Mind<br />

Beatles<br />

Bach<br />

DJ Pierre<br />

Mouse On Mars<br />

Iaora Tahiti<br />

Borko<br />

Celebrating Life<br />

Guns N’ Roses<br />

Appetite For Destruction<br />


Probefahrt<br />

101<br />

Empty Trash<br />

Max, Tim, Stefan, Julius, Jörn<br />

Kate Nash<br />

Kilians<br />

Gordian Scholz<br />

Thomas Bohnet<br />

Konzertveranstalter (Target)<br />

und DJ (Tour De France)<br />

snegurotschka<br />

<strong>Intro</strong>.<strong>de</strong>-User (Postings:<br />

18007)<br />

Amelie Schnei<strong>de</strong>r<br />

<strong>Intro</strong><br />

Ø 5,43<br />

Ø 5,83<br />

Ø 4,6<br />

Ø 4,7<br />

Ø 7,2<br />

Ø 7,4<br />

Ø<br />

T: So im Club abends sicher<br />

gut. M: Erweiterter Britpop.<br />

(7)<br />

They’re won<strong>de</strong>rful. As persons.<br />

As musicians. Their <strong>de</strong>but<br />

is great. And they’re a fantastic<br />

live-band. Come to<br />

their gigs when they’re in Germany<br />

– you won’t regret it. (9)<br />

Okay, Ähnlichkeiten zu <strong>de</strong>n<br />

White Stripes. Abgesehen davon<br />

merkt man, dass sie wissen,<br />

wo es langgehen soll in<br />

ihren Songs. Gut, allerdings<br />

von keinem Song gecatcht. (8)<br />

Neuester Hype aus GB.<br />

Schrammel, schrammel. In<br />

Hochglanzmagazinen wird<br />

so was als »<strong>de</strong>rbe rockt«<br />

gea<strong>de</strong>lt. Paar ganz okaye<br />

Songs. (4)<br />

Wohl keine Platte für die<br />

Ewigkeit, macht aber gute<br />

Laune. Bis zum nächsten<br />

Sommerhit lässt es sich damit<br />

prima tanzen, staubsaugen<br />

und fensterputzen. (9)<br />

Lärmig, grungig, jugendlich.<br />

(6)<br />

6,98<br />

M: New Yorker sind dafür bekannt,<br />

viel elektronischen Industrial<br />

in die Musik zu packen.<br />

T: Sehr afrikanisch. M:<br />

Africa meets New York, ...<br />

jetzt auch noch Indien. (5,8)<br />

–<br />

Gut gemacht ist die Musik<br />

schon, aber da fehlt mir <strong>de</strong>r<br />

Rhythmus, gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Art<br />

von Musik wür<strong>de</strong>n die Harmonien<br />

da noch besser funktionieren,<br />

glaube ich. (7)<br />

Aufgeklärte Menschen wissen<br />

schon länger, dass es<br />

auch Musik jenseits <strong>de</strong>s anglo-amerikanischen<br />

Kulturkreises<br />

gibt. Stichwort »Weltmusik«.<br />

Ganz gutes Album. (6)<br />

Hm, ein schwieriger Fall. Da<br />

geht mir eigentlich je<strong>de</strong>s<br />

Stück außer »2080« komplett<br />

auf die Nerven. Vielleicht<br />

2080 mal wie<strong>de</strong>r reinhören?<br />

(4)<br />

Sphärisch, neu, brillant. (9)<br />

6,70<br />

T: Irgendwie Interpol-mäßig.<br />

M: Ein Pluspunkt für das Experimentelle.<br />

(6,25)<br />

–<br />

Feine Musik, da würd ich<br />

noch mal länger reinhören. (5)<br />

Ambitionierter Orchester-<br />

Prog-Pop, mal opulent ansprechend,<br />

mal »progressiv«-<br />

anö<strong>de</strong>nd, wenn es mich dann<br />

zu sehr an »Großkünstler«<br />

wie Yes erinnert. (4)<br />

Huch, nichts für ungeduldige<br />

Skipper wie mich – hinter je<strong>de</strong>m<br />

<strong>Intro</strong> steckt tatsächlich<br />

noch ein ganzes kleines Märchen.<br />

Direkt bezaubernd! (9)<br />

Hymnisch, tragend, schön. (9)<br />

6,61<br />

M: [singt] Lollipop, Lollipop<br />

... Die wollen alt klingen, klingen<br />

aber einfach nur scheiße.<br />

Ju: Irgendwie Countrymäßig.<br />

(2)<br />

The lyrics in »California Girls«<br />

are brilliant. I hate them, too.<br />

The girls not The Magnetic<br />

Fields. »Too Drunk To Dream«<br />

should be a hit in England. (7)<br />

Seltsamer Sound, und die<br />

Musik klingt mir zu alt.<br />

Schlechter Highschool-<br />

Sound, reizt mich nicht. (2)<br />

Stephin Merritt auf <strong>de</strong>n Spuren<br />

von Jesus And Mary<br />

Chain. Distortion-Gitarren<br />

über feine Melodien, das Beste<br />

seit seinem Jahrzehnt-<br />

Werk »69 Love Songs«. (7)<br />

Ach herrje! Dachte, so ein<br />

Sound sei seit The Jesus And<br />

Mary Chain ausgestorben.<br />

Kann ich mich schwer wie<strong>de</strong>r<br />

dran gewöhnen. Sympathiepunkte<br />

wegen »früher«. (6)<br />

Fantastisch, lieb, plingpling.<br />

(9)<br />

6,56<br />

T: Wenn ich das abends im<br />

Club hören wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> ich<br />

ausflippen. M: Fast solche <strong>Intro</strong>s<br />

wie bei Scooter. Ein ganzes<br />

Album davon könnte ich<br />

aber nicht durchhören. (7,25)<br />

Sounds like a mixture of The<br />

Teenagers and Klaxons. A bit<br />

more tense I’d say. Though<br />

the artist would prefer »more<br />

angry«, I guess. They would<br />

do well in England. (7)<br />

Zu synthielastig, sehr anstrengend<br />

zuzuhören. (3)<br />

Dieses Werk überrascht,<br />

weil einmal nicht nur <strong>de</strong>r große<br />

Hammer rausgeholt wird.<br />

Klingt oft nach The Fall o<strong>de</strong>r<br />

Suici<strong>de</strong>, respektable Referenzen<br />

also ... (5)<br />

Oh, ist das erholsam! Fröhlicher<br />

Krach mit einfachen Texten.<br />

Lauter, lauter! (9)<br />

Holprig, düster, schwierig. (5)<br />

6,38<br />

T: Es dauert zu lange, bis <strong>de</strong>r<br />

Song losgeht. M: Langweilig.<br />

T: Vielleicht mit <strong>de</strong>r Freundin<br />

im Herbst gut zu hören. (4)<br />

They’re trying very hard to<br />

be the next Arca<strong>de</strong> Fire,<br />

don’t they? Seems as if they<br />

worked for months and<br />

months on that. It’s okay –<br />

but it doesn’t touch me. (5)<br />

Ziemlich viele Einflüsse verarbeitet,<br />

klingt nach Folk,<br />

Filmmusik, super auch das<br />

Akkor<strong>de</strong>on. Für Musikstu<strong>de</strong>nten<br />

bestimmt eine Klausur<br />

wert. (5)<br />

Erstaunliches Debüt mit einigen<br />

erschreckend guten<br />

Songs inklusive hübschem<br />

»Born Slippy«-Cover. Der<br />

<strong>de</strong>utsche Beck ohne Scientology-Hintergrund?<br />

(9)<br />

(Zu) gut gemacht! Herzergreifen<strong>de</strong>r<br />

Indiepop, <strong>de</strong>r über<br />

weite Strecken zu glitzernd<br />

für <strong>de</strong>n beinah banalen Begleitgesang<br />

ist. Extrapunkt<br />

für »Born Slippy«! (8)<br />

Bombastisch, emsig, brav. (6)<br />

6,25<br />

M: »2 Hearts« ist ihr Goldfrapp-Song.<br />

Jetzt ist’s typisch<br />

Kylie. S: Fettes Schlagzeug.<br />

Besser als die Beach<br />

House eben. (6)<br />

That’s rubbish. No – I mean, I<br />

don’t hate Kylie. At least she’s<br />

a nice person. But it doesn’t<br />

sound like anything I haven’t<br />

heard before. She could do<br />

better. (3)<br />

Ich mag die ja, für mich die<br />

bessere Madonna, gute<br />

Rhythmen. Von <strong>de</strong>r Musik ist<br />

nicht so die Ahnung vorhan<strong>de</strong>n,<br />

aber auf einer Party wür<strong>de</strong><br />

ich das mal auflegen. (6)<br />

Mir hat sie bislang als Leiche<br />

im Nick-Cave-Vi<strong>de</strong>o am<br />

besten gefallen. Gefälliger<br />

Quietsch-Pop mit gelegentlich<br />

nerven<strong>de</strong>r Piepsstimme.<br />

(2)<br />

Gott weiß, ich bin kein Kylie-<br />

Fan, aber: Fast einer Stun<strong>de</strong><br />

feinster Popmusik kann<br />

selbst ich mich nicht ohne<br />

Bewun<strong>de</strong>rung entziehen. Will<br />

ich auch gar nicht mehr. (10)<br />

Sexy, synthie, kylie. (8)<br />

6,20<br />

M: Die Single ist geil. Teilweise<br />

ist mir das zu sehr World Music,<br />

aber super angenehm zu<br />

hören. (8,5)<br />

When they started I really<br />

thought they’d bring a nice international<br />

touch into the UKcharts.<br />

But their second record<br />

sounds as if they don’t<br />

want that at all. (4)<br />

Klingt or<strong>de</strong>ntlich, gute Arrangements,<br />

mir zu viel Reggae<br />

und Weltmusik drin, nicht<br />

meine Musik, aber immerhin<br />

etwas, was sich von Standard-Reggae-Brei<br />

abhebt. (6)<br />

»Living Darfur«? Wie lässt es<br />

sich zu Katastrophen tanzen?<br />

– Pop-Rap-Reggae. Groovt<br />

ganz nett im Hintergrund,<br />

stört nicht groß, berührt aber<br />

auch nicht wirklich. (2)<br />

Vom Genre her nicht mein<br />

Fall, aber ich wür<strong>de</strong> dazu <strong>de</strong>n<br />

großen Hausputz machen.<br />

Kann nur gut sein! (8)<br />

Stimmig, frei, urban. (6)<br />

6,05<br />

M: Das klingt wie Weihnachtslie<strong>de</strong>r.<br />

Oh nee, furchtbar.<br />

Die Stimme ist ein Grauen.<br />

S: Uninteressant, zieht<br />

nicht mit. (3)<br />

–<br />

Da passiert ja nicht so viel,<br />

bleibt mir zu sehr auf einem<br />

Level. Soll man wahrscheinlich<br />

reinsinken, aber ich find<br />

hier keinen Zugang. (3)<br />

Hübsch. Wer<strong>de</strong>n gerne mit<br />

Mazzy Star und Galaxy 500<br />

verglichen, an die sie lei<strong>de</strong>r<br />

nie heranreichen – vielleicht<br />

ein bisschen langweilig<br />

manchmal ... (5)<br />

Ach, mein dauerlullen<strong>de</strong>s<br />

Sorgenkind! Bis zum vierten<br />

Stück sind Charme und Sympathie<br />

verzehrt, dann dröhnen<br />

traurig Orgel, Billigbeats<br />

und Hall. (3)<br />

Schwül, schlaff, dösig. (9)<br />

6,03<br />

M: Band- und Albumname<br />

machen sie schon unsympathisch.<br />

Klingt typisch<br />

<strong>de</strong>utsch. Typisch Prenzlauer<br />

Berg. Wie <strong>de</strong>r Soundtrack zu<br />

einem Kunstfilm. (4,5)<br />

–<br />

Furchtbar. Schon <strong>de</strong>r Text. (2)<br />

Arg angestrengter »Alternative-Piano-Rock«<br />

aus Berlin.<br />

Ambitioniert, gut gemeint.<br />

Bisschen verkrampft, eine Art<br />

Annäherung an Hamburger<br />

Schule. Nur langweiliger ... (3)<br />

Die Scheibe könnte reihenweise<br />

Herzen brechen; lei<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n eigenen Fans. Dazu starke<br />

Textallergie spätestens ab<br />

Stück #5. Ach, scha<strong>de</strong>! (6)<br />

Willkommen, sorglos, traut.<br />

(7)<br />

5,42<br />

Queens Of The Stone Age<br />

Songs For The Deaf<br />

Jimi Hendrix<br />

Are You Experienced?<br />

Slipknot<br />

Iowa<br />

Bikini Kill<br />

Pussy Whipped<br />

Cyndi Lauper<br />

alles<br />

Kate Bush<br />

Hounds Of Love<br />

Sting<br />

Bring On The Night<br />

Kula Shaker<br />

Kula Shaker<br />

Phoenix<br />

It’s Never Been Like That<br />

Serge Gainsbourg<br />

Gesamtwerk<br />

Jonathan Richman<br />

Gesamtwerk<br />

The Clash<br />

Gesamtwerk<br />

Neil Young<br />

Neil Young<br />

Neil Young<br />

Harvest<br />

Sandow<br />

Stationen einer Sucht<br />

Ada<br />

Blondie<br />

Out Hud<br />

Let Us Never Speak Of It Again<br />

New Or<strong>de</strong>r<br />

Technique


102 Probefahrt<br />

AGF<br />

Words Are Missing<br />

AGF Production<br />

Abstraktion als Waffe gegen<br />

<strong>de</strong>n Gleichklang: Zischen,<br />

Fiepen, Rattern und noch<br />

einmal die elektronischen<br />

Geräte gegen die Gebrauchsanweisung<br />

so erklingen lassen, dass nicht Funktionalität<br />

im Mittelpunkt steht, son<strong>de</strong>rn Lust<br />

an ungewohnten Klängen und Klangkombinationen.<br />

AGF, das ist Antye Greie aus<br />

Berlin, ehemals bei Laub aktiv und noch<br />

immer aktiv im all female Avant-Projekt<br />

Lappetites mit Eliane Radigue, Kaffe<br />

Matthews und Ryoko Kuwajima. Für<br />

»Words Are Missing« kommen tatsächlich<br />

keine Worte mehr zum Einsatz, höchstens<br />

noch Buchstaben, vokal eingesetzt<br />

wie rhythmisch strukturierte konkrete<br />

Poesie. Die Dekonstruktion von Sprache<br />

in ihrer Lautpoesie korrespondiert mit<br />

<strong>de</strong>r Dekonstruktion von Pop und elektronischer<br />

Musik: Drum’n’Bass, House sowie<br />

all das, was in <strong>de</strong>n Neunzigern mal unter<br />

<strong>de</strong>n Hilfsbegriff »Clicks’n’Cuts« gefasst<br />

wur<strong>de</strong>, kommt hier höchstens noch an<br />

<strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn vor, eigenartig <strong>de</strong>formiert,<br />

an<strong>de</strong>rerseits aber auch lustvoll aufgegriffen,<br />

<strong>de</strong>nn die stolpern<strong>de</strong>n, sich munter<br />

überschlagen<strong>de</strong>n Klangpartikel lassen<br />

je<strong>de</strong> Menge Spaß erkennen. Spaß beim<br />

Produzieren, <strong>de</strong>r sich auch aufs Hören<br />

überträgt: »Words Are Missing« erschöpft<br />

sich nicht im bloß Konzeptuellen, son<strong>de</strong>rn<br />

sucht vergleichbar mit Autechre nach einer<br />

Abstraktion, die auf eigenartige Weise<br />

»swingt«. Von dieser Leichtigkeit rückt<br />

AGF nur dort ab, wo es kontextuell Sinn<br />

macht: Auf »Presswehen« sind tatsächlich<br />

Presswehen, also ebenfalls nicht als<br />

Worte erkennbare Schreie zu hören – kein<br />

schön zu hören<strong>de</strong>s Stück, aber beste feministische<br />

Konfrontation auf ganzer Yoko-Ono-Linie.<br />

Ein durchweg empfehlenswertes<br />

Album.<br />

Martin Büsser<br />

Hush Puppies<br />

AJZ FRANKREICH<br />

Zweite Platte, die gar nicht so klingt, wie man es von Franzosen erwartet. Und,<br />

ähnlich wie <strong>de</strong>r Vorgänger »The Trap«, mit üppigem Indie-Pop begeistert, wie ihn<br />

die zahllosen Brit-Bands und -Hypes <strong>de</strong>r Zeit nicht hinbekommen hätten.<br />

A<br />

uf <strong>de</strong>r ersten Single singen sie im Refrain<br />

recht munter »I want my Kate Moss« zu<br />

Riffs, die natürlich auch vom Kollegen Doherty<br />

hätten stammen können. Auf ihrer<br />

Homepage wie<strong>de</strong>rum ist keine offizielle Biografie zu fin<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn ein Multiple-Choice-Fragebogen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Fans alles abverlangt. So auch die Herleitung <strong>de</strong>r musikalischen<br />

Einflüsse, die – mehrere Kreuze sind hier möglich<br />

– gar nicht mal so leicht zu bewerkstelligen ist. Einerseits<br />

verneigt man sich bei <strong>de</strong>n Großen <strong>de</strong>s frühen Britpop<br />

– The Kinks, The Who und vor allem The Small Faces<br />

–, und wenn man <strong>de</strong>m warmen Orgelspiel und <strong>de</strong>n harmonischen<br />

Gitarrenläufen folgt, so sind diese Vorbil<strong>de</strong>r wohl<br />

gewählt. An<strong>de</strong>rerseits erfreut man sich natürlich auch an<br />

<strong>de</strong>n Klängen von Queens Of The Stone Age und vor allem<br />

an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r skandinavischen Kollegen The Hives. All das<br />

wird mit viel Witz in zehn schöne, kurze, packen<strong>de</strong> Songs<br />

gegossen, wobei das Ganze doch recht gitarrenlastig und<br />

manchmal gar krachig ist, was <strong>de</strong>n Effekt hat, dass man<br />

<strong>de</strong>n bisweilen recht starken französischen Akzent nicht so<br />

Alaska In Winter<br />

Dance Party In The Balkans<br />

Regular Beat / Indigo<br />

Balkan, New Mexico, Alaska,<br />

Arabien. Wer Zach Condons<br />

Beirut-Projekt kennt<br />

und diesen bewusst klischeebela<strong>de</strong>nen<br />

Drahtseilakt aus Folklorismus,<br />

augenzwinkern<strong>de</strong>n Zitaten<br />

und unbekümmertem Drauflosmusizieren,<br />

wird einigermaßen präpariert sein für<br />

das hier, die verschärfte Form jenes Stil-<br />

Mischmaschs: In einer kleinen Holzhütte<br />

irgendwo in Alaska schrieb Brendan Bethancourt,<br />

<strong>de</strong>r in New Mexico lebt, diese<br />

Ungeheuerlichkeit, die so herrlich unbekümmert<br />

Indie-Herzschmerz, Balkan-<br />

Pop, winterliche Tristesse und arabische<br />

Ornamentalspielereien zu einer schwelgen<strong>de</strong>n<br />

Künstlichkeit zusammenführt.<br />

So kann man selbst wählen, ob man<br />

sich über die Absurdität dieses rekursiven<br />

Folklorismus amüsieren o<strong>de</strong>r lieber<br />

ganz unschuldigem Orchester-Electro-<br />

Pop-Tiefgang lauschen mag, <strong>de</strong>r genau<br />

so ist wie die Titel dieser Stücke: »Homeless<br />

And The Hummingbirds«, »Rain On<br />

Every Weekend«, »The Beautiful Burial<br />

Flowers Will Never See« usw. Man kann<br />

diesem kleinen schüchternen Wesen von<br />

einer Platte nur wünschen, dass es alsbald<br />

aus <strong>de</strong>m raumgreifen<strong>de</strong>n Schatten<br />

von Beirut und Zach Condon, <strong>de</strong>r hier übrigens<br />

Ukulele und Trompete spielt, heraustreten<br />

wird.<br />

Lutz Happel<br />

BMX Bandits<br />

Bee Stings<br />

(Stickman / Indigo)<br />

»Es berührt mein Herz, wenn<br />

ich in einem Raum mit Rachel<br />

bin und sie singt. Dieses<br />

Gefühl möchte ich für die<br />

Aufnahmen und die Hörer einfangen. Ich<br />

möchte Rachels Augen in <strong>de</strong>n Songs einfangen.«<br />

Duglas T. Stewart, Sänger <strong>de</strong>r BMX Bandits<br />

aus Glasgow, scheint es richtig erwischt<br />

zu haben. Ohnehin sei Liebe für ihn<br />

das wichtigste Thema in Musik, Kunst<br />

und Literatur, <strong>de</strong>nn »wir können zum<br />

Mond fliegen o<strong>de</strong>r Krankheiten heilen,<br />

aber wir wer<strong>de</strong>n nie vollständig das Mysterium<br />

und Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Liebe verstehen.«<br />

Benannt hatte sich die Band nach<br />

einem australischen Abenteuerfilm von<br />

1983 mit Nicole Kidman. Doch Stewart<br />

hat we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Film gesehen noch jemals<br />

auf einem Fahrrad gesessen. Nach<strong>de</strong>m<br />

die schottische Jangle-Pop-Institution<br />

bereits 20 Jahre zwischen Kummer und<br />

Romantik gepen<strong>de</strong>lt ist und an die Kraft<br />

<strong>de</strong>r Melodie glaubt, wird mit »Bee Stings«<br />

und <strong>de</strong>r neuen Sängerin Rachel (Ex-The-<br />

Attic-Lights) ein neues Harmonie-Kapitel<br />

aufgeschlagen. Was wohl die fünf Bandkollegen<br />

<strong>de</strong>nken, wenn ihr Bandlea<strong>de</strong>r<br />

betont, dass er sich erst jetzt vollständig<br />

und absolut lebendig fühle: »Es ist <strong>de</strong>r<br />

Traum eines je<strong>de</strong>n Künstlers, jeman<strong>de</strong>n<br />

wahrnimmt. Der nämlich wirkt sich hier und da etwas störend<br />

aus, auch wenn man etliche skandinavische Bands<br />

kennt, die mit einem ähnlichen Akzent wun<strong>de</strong>rbare Musik<br />

machen. Und <strong>de</strong>r vielleicht auch <strong>de</strong>r Grund dafür ist,<br />

dass man die Handbremse recht selten zieht. Was scha<strong>de</strong><br />

ist, <strong>de</strong>nn auf einem Song wie »Love Bandit« (blö<strong>de</strong>r Titel,<br />

ja, aber toller Song) beweisen die Hush Puppies, dass<br />

auch große Romantiker in ihnen schlummern. Schön auch<br />

die pathetischen Arrangements von »Down, Down, Down«,<br />

das sich zu einem richtigen Songmonster entwickelt, und<br />

natürlich das Neo-Wave-Feeling von »Bad Taste And Gold<br />

On The Doors« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Opener »A Trip To Vienna«. <strong>Als</strong>o<br />

ein äußerst gelungenes Album, das einen darauf aufmerksam<br />

macht, dass in Frankreich neben <strong>de</strong>n obligatorischen<br />

Chansons und <strong>de</strong>n vielen guten Elektronikbands auch die<br />

Indierock-Szene recht lebendig zu sein scheint ...<br />

Sascha Seiler<br />

Hush Puppies »Silence Is Gol<strong>de</strong>n« (Faith Records / Stereo Deluxe)<br />

zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r einen beim Singen immer<br />

wie<strong>de</strong>r inspiriert.« Und es kommt noch dicker:<br />

»Wenn ich Rachel sehe o<strong>de</strong>r höre,<br />

könnte ich Drachen erschlagen, wun<strong>de</strong>rschöne<br />

Sinfonien komponieren und<br />

die Welt erobern.« Doch selbst die BMX<br />

Bandits können nicht die kleinen Stiche<br />

<strong>de</strong>s Lebens verhin<strong>de</strong>rn, bereits stellvertretend<br />

verpackt im Songtitel »The Road<br />

Of Love Is Paved With Banana Skins«<br />

vom 2003er-Album »Down At The Hop«.<br />

Stewart stellt sich beim Songwriting die<br />

Stimme <strong>de</strong>r jeweiligen Partnerin vor, lässt<br />

sie im Kopf kreisen, um <strong>de</strong>ren Atmosphäre<br />

und Essenz wie<strong>de</strong>rgeben zu können. So<br />

schwebt feiner, teilweise zweistimmiger<br />

Gesang durch die Midtempo-Stücke »Take<br />

Me To Heaven«, »Elegant Lines« o<strong>de</strong>r »After<br />

I Ma<strong>de</strong> Love To You«. Apropos, noch<br />

einmal <strong>de</strong>r umnebelte Stewart: »Wenn<br />

Sex schön ist, ist er <strong>de</strong>r absolute, ungehemmte<br />

und wahre Ausdruck von Liebe.<br />

Zu lieben kann nichts überbieten – nicht<br />

einmal die BMX Bandits.« Henrik Drüner


Probefahrt<br />

103<br />

Beach House<br />

Devotion<br />

Bella Union / Cooperative / Universal<br />

»Devotion« kann man wahlweise<br />

mit »Andacht« o<strong>de</strong>r<br />

»Hingabe« übersetzen.<br />

Bei<strong>de</strong>s passt. Andächtig sitzen<br />

Victoria Legrand und Alex Scally aus<br />

Baltimore auf <strong>de</strong>m Cover ihres zweiten Albums<br />

von Kerzenlicht beschienen vor einer<br />

Torte, aber nach einer Party sieht das<br />

nicht aus. Eher so, als hätten sie gera<strong>de</strong><br />

ihren Hund namens Devotion im Garten<br />

verbud<strong>de</strong>ln müssen. Musikalisch fin<strong>de</strong>t<br />

die Stimmung ihre Entsprechung im halligen<br />

Shoegazer mit Orgel, Sli<strong>de</strong>gitarre,<br />

Percussion und Legrands Gesang. Hier<br />

kommt die Hingabe ins Spiel, <strong>de</strong>nn das<br />

Duo lässt sich ganz in diesem Dream-Pop<br />

fallen, hat das Tempo im Vergleich zum<br />

selbst betitelten Debüt nur minimal angezogen.<br />

Mazzy Star und Galaxie 500 sind<br />

weiterhin gültige Referenzen. Die Songs<br />

sind kaum unterscheidbar, fließen ineinan<strong>de</strong>r<br />

über in einem Strom nachtgetränkter<br />

Rotwein-Melancholie. Vor <strong>de</strong>r<br />

trunkenen Umarmung schützt sie aber<br />

die Entfernung durch <strong>de</strong>n Hall, <strong>de</strong>r ihnen<br />

ihre Wür<strong>de</strong> lässt. Johannes Mihram<br />

British Sea Power<br />

Do You Like Rock Music?<br />

Beggars / Rough Tra<strong>de</strong><br />

Wir haben 2008, und England<br />

fährt nicht zur WM. <strong>Als</strong>o haben<br />

auch British Sea Power<br />

mit »Waving Flags« lei<strong>de</strong>r<br />

nicht die Stadionhymne <strong>de</strong>s Jahres geschrieben<br />

– selbst wenn die zweite Single<br />

aus »Do You Like Rock Music?« mit<br />

<strong>de</strong>n markerschüttern<strong>de</strong>n Trommeln,<br />

hallen<strong>de</strong>n Chören und <strong>de</strong>m von Slavia-<br />

Prag-Fans inspirierten Text einen tollen,<br />

absur<strong>de</strong>n Stadiongrölsong abgegeben<br />

hätte (»Oh we won’t fail / Not with Czech<br />

Ecstasy«). Wenigstens ist damit bewiesen,<br />

dass das britische Quartett um die<br />

Brü<strong>de</strong>r Wilkinson auf seinem dritten Album<br />

<strong>de</strong>n sehr eigenen und exzentrischen<br />

Weg weitergeht. Auch musikalisch bleibt<br />

man sich treu und <strong>de</strong>r im Albumtitel gestellten<br />

Frage keine Antwort schuldig.<br />

(Die Antwort ist natürlich »yes«!) Produziert<br />

von Graham Sutton (Pulp) und Efrim<br />

Menuck (Godspeed You! Black Emperor),<br />

ergibt sich ein Sound zwischen Pop und<br />

Post-Pop – bisweilen sperrig und düster,<br />

aber nie ohne zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Melodie-I<strong>de</strong>e.<br />

Anne Westphal<br />

Los Campesinos!<br />

Hold On Now, Youngster ...<br />

Wichita / Coop / Universal<br />

Spaß machen und Spaß<br />

haben ist im heutigen Pop<br />

eine nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />

Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Wie leicht bewegt man sich mit solchen<br />

Intentionen an <strong>de</strong>r Grenze zum Kitsch<br />

o<strong>de</strong>r im uferlosen Meer schnö<strong>de</strong>r Banalität,<br />

ohne je dahin gewollt zu haben. Los<br />

Campesinos! aus Cardiff wissen um diese<br />

Gefahren und bedienen sich <strong>de</strong>r Tricks,<br />

die auch schon bei Achitecture In Helsinki,<br />

Tilly And The Wall und einigen Schwe<strong>de</strong>n<br />

so gut funktionierten: beständig rasantes<br />

Tempo, Lo-Fi-Getöse, Enthusiasmus<br />

bis zum Überschnappen und<br />

eine Menge tanzen<strong>de</strong> Bandmitglie<strong>de</strong>r.<br />

Ihre Songs sind knapp und melodiös, sie<br />

nutzen ihr breites Instrumentarium auch<br />

mal für schrägen Krach, ohne dabei die<br />

Grenzen <strong>de</strong>s bruchlos Hörbaren zu überschreiten,<br />

und kompositorische Exaktheit<br />

ist ihnen mehr als egal. Ihr Album »Hold<br />

On ...« ist eine super Partyplatte, die aber<br />

auch ein bisschen Raum zum Schwelgen<br />

und Anlehnen lässt, nahezu je<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Band kann singen, und wenn sich alle zum<br />

Chor vereinen, empfin<strong>de</strong>t man sich sicher<br />

auch im Publikum ganz vereinigt. Trotz<strong>de</strong>m:<br />

Diese Platte ist alles an<strong>de</strong>re als banal,<br />

und sie macht ausnahmslos großen<br />

Spaß. Damit sind die Eingangsherausfor<strong>de</strong>rungen<br />

bestan<strong>de</strong>n. Und die sind ja bekanntlich<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

Christian Steinbrink<br />

Cat Power<br />

Jukebox<br />

Matador / Beggars / Indigo<br />

Es hat einige Alben gedauert,<br />

bis Scout Niblett letztens<br />

<strong>de</strong>n Schritt zu mehr<br />

klassischer Gangbarkeit<br />

im Song vollzog. Ein letzter Anstoß dazu<br />

dürfte die Entwicklung Cat Powers a.k.a.<br />

Chan Marshalls gewesen sein, <strong>de</strong>ren Karriere<br />

<strong>de</strong>r Nibletts ziemlich ähnelt und die<br />

die meisten Schritte immer ein paar Jahre<br />

vor Niblett durchgemacht hat. Marshalls<br />

Entwicklung gipfelte Anfang 2006 in <strong>de</strong>m<br />

überaus schönen Album »The Greatest«,<br />

das Verkaufszahlen erreichte, die inklusive<br />

Marshall selbst wohl niemand jemals<br />

erwartet hätte. Cat Power begegnet <strong>de</strong>r<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Erwartungshaltung<br />

nun mit ihrem zweiten reinen Coveralbum.<br />

»Jukebox« wen<strong>de</strong>t sich dabei<br />

wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r reichen Geschichte <strong>de</strong>r traditionell<br />

amerikanischen Musikstile zu.<br />

An<strong>de</strong>rs als auf »The Covers Record« von<br />

2004 sind die ausgewählten Stücke aber<br />

allesamt in sehr klassischen und bruchlosen<br />

Arrangements aufgenommen. Fast<br />

ausnahmslos stellt Marshall <strong>de</strong>n Song in<br />

<strong>de</strong>n Fokus und nimmt ihre auf <strong>de</strong>n eigenen<br />

Alben öfter durchscheinen<strong>de</strong> expressive<br />

Künstlerpersönlichkeit zurück. Das<br />

ist scha<strong>de</strong>, eine mutigere Interpretation<br />

hätte einigen Songs gutgetan. Trotz<strong>de</strong>m<br />

verbin<strong>de</strong>n sich die Versionen von Sinatra-,<br />

Dylan-, Holiday- und Joplin-Originalen<br />

hier zu einem homogenen Ganzen, aus<br />

<strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>rs die bekannte interpretatorische<br />

Eleganz Cat Powers und die immer<br />

noch relativ sparsamen Instrumentierungen<br />

herausstechen. Wie schon bei<br />

»Covers Record« gilt auch hier: Schon<br />

schön, aber Cat Powers Alben mit eigenen<br />

Kompositionen sind besser.<br />

Christian Steinbrink<br />

Deadbeat<br />

Journeyman’s Annual<br />

~scape / MDM<br />

Nach <strong>de</strong>m clubbigen<br />

»Mecca«-Trip auf <strong>de</strong>m Wagon-Repair-Label<br />

kehrt<br />

Deadbeat für sein neues Album<br />

auf ~scape wie<strong>de</strong>r auf die Langstrekke<br />

zurück. Die Stücke auf »Journeyman’s<br />

Annual« rangieren zwischen Dubstep und<br />

<strong>de</strong>m dunklen Dancehall dieser Tage,<br />

gleichzeitig gibt es Verbindungen zum<br />

digitalen Dub <strong>de</strong>r 90er (à la Dub Syndicate<br />

o<strong>de</strong>r Black Star Liner). Das Ganze ist<br />

monoton angelegt, fließt metallisch und<br />

for<strong>de</strong>rt mit subsonischen Bässen Bewegung.<br />

Genau so funktionieren auch<br />

Deadbeats Livesets. Sessioncharakter<br />

hat auch dieses Album: Nicht nur Maschinen<br />

kommen zum Einsatz, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Gitarren und Streicher, dazu Spoken<br />

Word im Gangstastyle von <strong>de</strong>n Kollegen<br />

Bubbz (Bristol), Moral Undulations (Ontario)<br />

und Jah Cutta (Montreal). Da liegt<br />

Frost auf <strong>de</strong>r Welt, man muss davon erzählen.<br />

Reis, Kartoffeln, gute Laune? Auf<br />

kuschelige Wintermusik war Deadbeat<br />

noch nie abonniert, also besser Mütze<br />

auf. Gegen En<strong>de</strong> dreht sich alles ein wenig<br />

im Kreis, wird aber vom Bonustrack,<br />

Deadbeats klirren<strong>de</strong>m Remix von Saul<br />

Williams’ Stigma-Song »Black Stacey«,<br />

wie<strong>de</strong>r angeschoben. Hendrik Kröz<br />

Dear Euphoria<br />

Dear Euphoria<br />

Stereo Test Kit<br />

Ja, sicher, das tut man nicht.<br />

Man fragt einen Künstler<br />

nicht nach <strong>de</strong>r Entstehung<br />

seines Pseudonyms. Bei <strong>de</strong>r<br />

Schwedin Elina Johansson a.k.a. Dear Euphoria<br />

konnte ich mich aber nur schwer<br />

zurückhalten, <strong>de</strong>nn ihre Songs klingen<br />

alles an<strong>de</strong>re als euphorisch. »My heart,<br />

there’s a constant longing that makes me<br />

weak«, haucht sie, nur von ihrem Klavierspiel<br />

begleitet, ab und zu gesellen sich<br />

Kontrabass, Orgel und zarte Percussion<br />

dazu. Das Album veröffentlichte Johansson<br />

bereits 2005 in Eigenregie; längst<br />

vergriffen, wird es nun bei Stereo Test<br />

Kit remastert und um vier Songs erweitert<br />

regulär auf <strong>de</strong>n Markt gebracht. Eine<br />

Chance für diejenigen, die bereits die Musik<br />

von Tori Amos, Kate Bush, Cat Power<br />

und Anna Ternheim ins Herz geschlossen<br />

haben. Einmal wagt Johansson <strong>de</strong>n Ausbruch,<br />

doch die rockigen Klänge von »Not<br />

Meant To Have It« stehen ihr nicht, verschrecken<br />

nur im Rahmen <strong>de</strong>r vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Melancholie wie die schrillen<br />

Klänge einer Alarmanlage in <strong>de</strong>r Nacht.<br />

Johannes Mihram<br />

Delbo<br />

Gran<strong>de</strong> Finesse<br />

Loob Musik / Universal<br />

»Gran<strong>de</strong> Finesse« ist die<br />

vierte Parallelwelt <strong>de</strong>s Trios:<br />

flüssig, glasklar, zwischendurch<br />

verstörend, am En<strong>de</strong><br />

trotz<strong>de</strong>m versöhnt. Zu <strong>de</strong>n bekannten Referenzen<br />

von frühen Blumfeld bis Karate<br />

gesellen sich nun auch die Beach Boys.<br />

Moment, die Beach Boys? Was verbin<strong>de</strong>t<br />

die herzlichst verkopften Indierocker aus<br />

Berlin mit <strong>de</strong>n kalifornischen Surfpoppern?<br />

Gar nichts, möchte man meinen ...<br />

Aber: »Pet Sounds war damals eine große<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Beach Boys«, erklärt<br />

Gitarrist und Produzent Tobias Siebert.<br />

»Sie arbeiteten mit Sounds von Coladosen,<br />

Fahrradklingeln, Kirchenorgeln<br />

und so Sachen. Ich empfin<strong>de</strong> unsere Offenheit<br />

zu zusätzlichen Instrumenten als<br />

ähnliche Entwicklung.« Die Ergänzungen<br />

<strong>de</strong>r mäan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Gitarrenwelten sind bei<br />

Delbo etwas konventioneller gewählt,<br />

trotz<strong>de</strong>m sehr effektvoll: Streicher und<br />

Bläser setzen auf »Gran<strong>de</strong> Finesse« angenehm<br />

farbige Akzente. Ohne die luftigen<br />

Kompositionen zu verkleistern, ohne<br />

sich mit Pauken und Trompeten als Neuerfindung<br />

feiern zu müssen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m, dieses Album ist ein gefühlt<br />

großer Schritt für Band und Hörer. Nach<br />

<strong>de</strong>n ergebnisoffenen Anfängen am äußersten<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ausklingen<strong>de</strong>n Jahrtausends,<br />

nach <strong>de</strong>m ambitionierten »Innen/Außen«<br />

(2003) und <strong>de</strong>n verdichteten<br />

»Havarien« (2006) schmeichelt sich<br />

»Gran<strong>de</strong> Finesse« langsam ein, rammt lächelnd<br />

einen Fuß in die Tür und möchte<br />

über Nacht bleiben. Eine Momentaufnahme:<br />

»Das Album ist für unsere Ohren viel<br />

luftiger und auf leichteren Füßen unterwegs,<br />

offener und mehr aus <strong>de</strong>m Bauch<br />

heraus«, sagt Sänger und Bassist Daniel<br />

Spindler. »Das ist aber auch ein Gefühl,<br />

das sich durch die ganze Entstehungszeit<br />

zieht. Es ging dieses Mal viel einfacher<br />

von <strong>de</strong>r Hand.« Die Texte bleiben gewohnt<br />

gehaltvoll, aufgela<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r ersten bis<br />

zur letzten Zeile: »Du verirrst dich nach<br />

wie vor innen wie außen. Wie in <strong>de</strong>r Zeichnung,<br />

die sich Jahr um Jahr erschließt.<br />

Darin die Sehnsucht nach <strong>de</strong>n Punkten<br />

und <strong>de</strong>n Orten. Und die Angst, sie eines<br />

Tages zu verlieren«, heißt es in »Belve<strong>de</strong>re«,<br />

einem Stück, das die Buellebruecker<br />

Studiowelt vielleicht am meisten <strong>de</strong>hnt.<br />

Das sei »einfach nicht mehr zu bremsen<br />

gewesen«. Delbo haben offensichtlich<br />

profitiert von <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>s »Berliner<br />

Un<strong>de</strong>rgrounds«, von <strong>de</strong>r Beteiligung<br />

an an<strong>de</strong>ren Projekten, vom Austausch mit<br />

befreun<strong>de</strong>ten Bands, von Tobias Sieberts<br />

Produzentenarbeit für Indie<strong>de</strong>utschland.<br />

Da müsste doch jetzt richtig was gehen,<br />

o<strong>de</strong>r? »Ach, man kann nieman<strong>de</strong>n zu seinem<br />

Glück zwingen«, sagt die Band.<br />

Christian Wessels


104 Probefahrt<br />

Diverse<br />

Monika Bärchen: Songs For<br />

Bruno, Knut & Tom<br />

Monika Enterprise / Indigo<br />

Monika wird zehn Jahre alt<br />

und feiert mit einem »Best<br />

Of«-Sampler zum Son<strong>de</strong>rpreis.<br />

Die 15 Nummern geben<br />

einen repräsentativen Einblick in <strong>de</strong>n<br />

Labelkosmos, <strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>re als eng gesteckt<br />

ist. Er reicht von Electropop, House<br />

und Post-Wave bis zu Lo-Fi-Folk, Wohnzimmer-Lounge<br />

und aufgekratztem Gitarrengeschrabbel.<br />

Die hier vertretenen<br />

KünstlerInnen dürften <strong>de</strong>m <strong>Intro</strong>-Publikum<br />

größtenteils bekannt sein, darunter<br />

die Quarks, Gudrun Gut, Michaela Melián,<br />

Robert Lippok und Barbara Morgenstern.<br />

Und obwohl das Monika-Programm stilistisch<br />

weit gestreut ist, gibt es doch so<br />

etwas wie einen ungefähren Label-Sound,<br />

<strong>de</strong>r stets warm und freundlich zum Verweilen<br />

einlädt, aber in all <strong>de</strong>n Jahren nie<br />

falsche Kuschel-Bedürfnisse bedient hat.<br />

Wenn es in <strong>de</strong>n Weiten <strong>de</strong>r Popgeschichte<br />

je so etwas wie eine Stammband gegeben<br />

haben sollte, auf die sich wohl alle Monika-KünstlerInnen<br />

einigen können, dann<br />

dürften das die Young Marble Giants sein<br />

– eine Referenz, die <strong>de</strong>utlich macht, wie<br />

nahe Wohlfühl-Pop und Experiment, Minimalismus<br />

und Ohrwurm-Qualität bei Monika<br />

beieinan<strong>de</strong>r liegen. Doch noch etwas<br />

ganz an<strong>de</strong>res zeichnet das von Gudrun<br />

Gut gegrün<strong>de</strong>te Label aus: Monika betreibt<br />

seit zehn Jahren vorbildliche Netzwerk-Arbeit.<br />

Wie selbstverständlich (was<br />

aber lei<strong>de</strong>r längst nicht überall selbstverständlich<br />

ist) gibt Monika Künstlerinnen<br />

im noch immer von Männern dominierten<br />

Gewerbe eine Plattform – darunter jüngst<br />

erst <strong>de</strong>r großartigen Milenasong –, ohne<br />

dabei willkürlich vorzugehen (nicht das<br />

biologische Geschlecht zählt, son<strong>de</strong>rn<br />

die Qualität <strong>de</strong>r Musik) o<strong>de</strong>r männliche<br />

Künstler auszugrenzen. Dieser undogmatische,<br />

aber doch nach Außen hin klar erkennbare<br />

Ansatz macht Monika zu einem<br />

<strong>de</strong>utschen Pendant von Kill Rock Stars,<br />

zu einem unverzichtbaren Label, das hoffentlich<br />

noch mehr als weitere zehn Jahre<br />

durchhält!<br />

Martin Büsser<br />

The Mars Volta<br />

ALIEN VS. PREDATOR<br />

David gegen Goliath, Hörer gegen Mars Volta. Run<strong>de</strong> vier. Die Meinungsfront zu<br />

dieser Band scheint mittlerweile in <strong>de</strong>n Stellungskrieg übergegangen zu sein.<br />

D<br />

ie einen kapitulieren nachhaltigst vor <strong>de</strong>n<br />

größenwahnsinnig-redundanten Kompositionen<br />

von Superhirn Omar Rodriguez-Lopez,<br />

die an<strong>de</strong>ren geben nicht auf, es gut zu<br />

fin<strong>de</strong>n. Daran wird auch »The Bedlam In Goliath« garantiert<br />

nichts än<strong>de</strong>rn, obwohl TMV ten<strong>de</strong>nziell wie<strong>de</strong>r etwas mehr<br />

nach dieser einen Vorgängerband aus <strong>de</strong>m Rock-Action-<br />

Keller klingen. Wie hieß die noch einmal? Na Prost. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

interessant, dass sich selbst TMV bei ihrer scheinbar<br />

grenzenlosen Abgefahrenheit irgendwann im Kreise drehen.<br />

Natürlich ist es immer noch maßstabslos verkomplizierter<br />

Salsa-Prog mit orientalischem Setting und Alien-vs.-Predator-Soundscapes.<br />

Nur wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen überbor<strong>de</strong>nd viele<br />

Songi<strong>de</strong>en im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vorgängern konsequent<br />

durch straighte Rockelemente zusammengehalten,<br />

die einen während <strong>de</strong>s 76-minütigen Tollhauses tatsächlich<br />

atemlos fesseln. Richtig gehört: ROCK. Rodriguez-Lopez<br />

und Cedric Bixler schenken <strong>de</strong>n Rockfabriken landauf, landab<br />

mit »Wax Simulacra« sogar eine echte Single mit 2:40<br />

Minuten Spielzeit. Vielleicht ist an <strong>de</strong>m Promo-Märchen<br />

mit <strong>de</strong>m okkulten Hexenbrett, das <strong>de</strong>r Band angeblich die<br />

Lyrics zum Album diktiert und dafür die ganze Mannschaft<br />

mit Schikanen in <strong>de</strong>n Wahnsinn (ha!) getrieben hat, doch<br />

Diverse<br />

Tonangeberei.<br />

Songs für je<strong>de</strong>s Alter ab 3<br />

Trikont / Indigo<br />

»Won, two, srie, four!« zählen<br />

die Five Devils ein. Und<br />

eröffnen damit dieses »extra<br />

nicht pädagogisch wertvoll<br />

aufgewärmte« Album für Hörerinnen<br />

und Hörer im Alter von 3 bis 66. Viele <strong>de</strong>r<br />

zumeist in Berlin o<strong>de</strong>r Hamburg leben<strong>de</strong>n<br />

MusikerInnen auf diesem Album<br />

sind inzwischen selbst Eltern, wie auch<br />

Berna<strong>de</strong>tte La Hengst, die diese Compilation<br />

zusammengestellt hat und mehrfach<br />

vertreten ist (solo o<strong>de</strong>r mit ihrer alten<br />

Band Die Braut Haut Ins Auge und<br />

<strong>de</strong>m wun<strong>de</strong>rbaren Stomper »Schlechte<br />

Laune«). Zu hören sind 22 Lie<strong>de</strong>r und<br />

Hörspielcollagen, die wild durch sämtliche<br />

Musikrichtungen streifen und die<br />

Grenzen zwischen Erwachsensein und<br />

Kindlich’n’Kindischkeit zum Fließen bringen.<br />

Herausragend sicher »Neunmalklug«,<br />

ein Zweiteiler mit Heinz Strunk,<br />

»Eine Biene ist im Haus« von Knarf Rellöm<br />

With The Shi Sha Shellöms, bei <strong>de</strong>m kin<strong>de</strong>rliedartig<br />

drei Stimmen übereinan<strong>de</strong>r<br />

liegen und nur spärlich Instrumente hinzukommen.<br />

O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgeburtstag<br />

ältlicher Styler namens »Robag Wruhme<br />

feat. Helge Schnei<strong>de</strong>r, Rocko Schamoni,<br />

Lenja, Fina & Dorle«, die ein verrückt-flottes<br />

Jazz-Stückchen namens<br />

»Katze geil« aus <strong>de</strong>n Ärmeln schütteln.<br />

Housy kommt eine Zusammenarbeit von<br />

Chicks On Speed & Ted Gaier With A Scholar<br />

And A Physician daher. Dazu kann die<br />

ganze Familie gleich noch Home-Aerobic<br />

betreiben. Lustig auch Rocko Schamoni<br />

als »HipHop Daddy«, <strong>de</strong>r dabei mehr nach<br />

Dandy klingt. Ja, und Cow sollte ich noch<br />

erwähnen und natürlich die Lassie Singers,<br />

ach, muss man vielleicht doch alles<br />

besser selbst mal hören. Denn eine Compilation,<br />

die die gebeutelte Elternschaft<br />

für restlinke Stylerkreise so aktiv und beseelt<br />

unterfüttert, ist zumin<strong>de</strong>st eins: keine<br />

Stangenware. Barbara Schulz<br />

etwas dran. Da fragen wir am besten noch einmal bei Cedric<br />

nach, bevor wir Goliath mit einem gezielten Steinwurf<br />

gegen die Stereoanlage ausschalten und besiegen.<br />

Gab es einen Punkt, an <strong>de</strong>m ihr euch mit weltlichem Verstand<br />

nicht mehr erklären konntet, was das Hexenbrett<br />

mit euch angestellt hat? Ja. Für mich war es <strong>de</strong>r Nervenzusammenbruch<br />

unseres Toningenieurs, <strong>de</strong>r uns zuvor über<br />

vier Jahre begleitet hatte. Er war eine Person, die wusste,<br />

wie die Songs klingen mussten, ohne sich mit <strong>de</strong>n Inhalten<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen zu müssen. Er beschuldigte uns in<br />

einem manischen Zustand, dass wir mit unserer Musik eine<br />

Art Höllenmaschine erzeugen wür<strong>de</strong>n.<br />

Sind auch wir bei zu intensivem Hören von »The Bedlam<br />

In Goliath« Gefahren durch das Hexenbrett ausgesetzt?<br />

Nein. Das Album ist das Gegengift, und das »Ouija-Brett«<br />

war die Schlange. Wenn du von <strong>de</strong>r Schlange gebissen wirst,<br />

brauchst du ein Serum. Das ist das Album: ein Heilmittel.<br />

Und was sagt ihr, wenn sich viele eurer jungen Fans jetzt<br />

solche Hexenbretter besorgen und ebenfalls durchdrehen?<br />

Das ist Rock’n’Roll.<br />

Christoph Dorner<br />

The Mars Volta »The Bedlam In Goliath« (Universal)<br />

Diverse<br />

Shots – 8MM Music 2002-2007<br />

8MM Musik / Cargo<br />

Die kleine 8MM-Bar aus Berlins<br />

Schönhauser Allee hat<br />

einfach mal gefragt. Ob einige<br />

<strong>de</strong>r Bands, die in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren durch <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n getaumelt<br />

sind, Lust auf eine Compilation<br />

hätten. Die vom hauseigenen Label 8MM<br />

Musik mussten natürlich sowieso. Aber<br />

auch Julia Hummer (»Freaks«), Tarwater<br />

(»Dreams Are For Those Who Sleep«) und<br />

Swearing At Motorists (»Mercury Poisoning«)<br />

haben sich für <strong>de</strong>n 15-Track-Sampler<br />

platzieren lassen. Dazwischen kieksen<br />

WG (vä-gä) mit weiblichem Doppelgesang<br />

zu rumpeligem Kellerbeat, Singapore<br />

Sling nehmen es in »Sugar« mit<br />

<strong>de</strong>n Jesus And Mary Chain auf, ET Tumason<br />

zelebriert gekonnt <strong>de</strong>n Delta-Blues,<br />

und Virgin Tongues zeigen, wie man Brian<br />

Jonestown Massacre und Ri<strong>de</strong> zu einem<br />

Cocktail mixt. Sympathische Sammlung<br />

also, die in ihrer Subjektivität nicht zwischen<br />

Tonstudio und Probekeller unterschei<strong>de</strong>t<br />

und geduldig <strong>de</strong>m huldigt, was<br />

man in Garagen außer Parken noch so alles<br />

anstellen kann. Klaas Tigchelaar


Probefahrt<br />

105<br />

The Dunes<br />

Socializing With Life<br />

&<br />

Grand PM<br />

Party In Your Basement<br />

Bei<strong>de</strong> Curve / Al!ve<br />

In amerikanischen Sitcoms<br />

gilt Frankreich gemeinhin<br />

als das Letzte, als <strong>de</strong>r Comic-Reflief<br />

für alles, was<br />

peinlich und doof rüberkommen soll.<br />

Ähnlich schlecht weg kommt nur noch<br />

<strong>de</strong>r ungeliebte Bru<strong>de</strong>r Kanada. Musikalisch<br />

ist diese South-Park’sche Schießbu<strong>de</strong>nhaftigkeit<br />

allerdings schon längst<br />

überwun<strong>de</strong>n. Kanada hat seine eigenen<br />

Fächer, hatte seinen Electro-Boom mit<br />

Akufen und seine Kollektiv-Wun<strong>de</strong>r von<br />

Broken Social Scene bis Arca<strong>de</strong> Fire. Und<br />

so strömten zuletzt immer neue Bands<br />

aus <strong>de</strong>m großen Landmassiv. Alle muss<br />

man sich nicht merken, mit The Dunes<br />

und Grand PM ist man allerdings (halb)<br />

auf <strong>de</strong>r sicheren Seite. The Dunes aus<br />

Toronto <strong>de</strong>bütieren ziemlich abgehangen<br />

auf »Socializing With Life«. Lässig<br />

britischer Gitarrenpop, <strong>de</strong>r die Oberfläche<br />

aber immer wie<strong>de</strong>r verlassen kann<br />

und tief abtaucht. Grand PM stammen<br />

ebenfalls aus Toronto und haben weit<br />

mehr Show Off als ihre Kollegen in ihren<br />

Sound eingebaut. Poser-Schlock-Rock<br />

mit einem leicht wavigen Keyboard, das<br />

<strong>de</strong>n Beat vorgibt. Bestenfalls klingt das<br />

nach The Killers o<strong>de</strong>r Bondage Fairies,<br />

mitunter aber auch bisschen cheap. Mit<br />

The Dunes ist <strong>de</strong>r Indie-Connaisseur in<br />

je<strong>de</strong>m Fall besser beraten als mit <strong>de</strong>m<br />

hemdsärmeligen Kollegen. Sandra Brosi<br />

Alec Empire<br />

The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of Heaven<br />

Eat Your Heart Out / Rough Tra<strong>de</strong><br />

Der revolutionäre Empire-Gestus<br />

und das Zelebrieren<br />

<strong>de</strong>r (Selbst-) Zerstörung<br />

scheinen vorbei zu<br />

sein. Auch wenn »The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of<br />

Heaven« zumin<strong>de</strong>st nominell Parallelen<br />

zu <strong>de</strong>m extrem Noise-lastigen Werk aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1998 »The Curse Of The Gol<strong>de</strong>n<br />

Vampire« aufweist, ist diesmal alles<br />

an<strong>de</strong>rs auf Alec Empires neuestem Album.<br />

Denn spätestens, wenn man sich<br />

bei <strong>de</strong>m vierten Track »1000 Eyes« plötzlich<br />

an Velvet Un<strong>de</strong>rgrounds »Heroin« erinnert<br />

fühlt, weiß man: Es ist Rockmusik.<br />

Viele alte Fans wer<strong>de</strong>n sich verwun<strong>de</strong>rt<br />

die Augen reiben und ihren Ohren nicht<br />

trauen, aber hier geht es um die Neucodierung<br />

<strong>de</strong>s alten Bastards Rock’n’Roll.<br />

Das, was sonst Gitarrenriffs übernehmen,<br />

machen hier zumeist Synthies o<strong>de</strong>r<br />

die angezerrte 808 Bassdrum, hier und<br />

da ufert es ein wenig in Lärm aus, aber<br />

sehr reduziert. Natürlich ist dieser Ansatz<br />

nicht völlig neu, aber sehr gut umgesetzt.<br />

Hier reihen sich übersteuerte, aber echte<br />

Hits aneinan<strong>de</strong>r. Zumin<strong>de</strong>st Hits für die<br />

tanzbare Indie-Disco. »The Gol<strong>de</strong>n Foretaste<br />

Of Heaven« ist <strong>de</strong>r böse, dunkle<br />

Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Electroclash-Weichspüler-<br />

Fraktion.<br />

Thomas Bläsen<br />

Michael Franti<br />

Love Kamikaze<br />

O-Tone Music / E<strong>de</strong>l<br />

Nach Politik jetzt also Sex.<br />

Hatte sich Michael Franti,<br />

Rapper und Sänger <strong>de</strong>r<br />

Band Spearhead (und früher<br />

The Disposable Heroes Of Hiphoprisy),<br />

zuletzt auf Alben wie »Stay Human« und<br />

»Yell Fire!« eher von <strong>de</strong>r sozial engagierten<br />

Seite gezeigt, geht’s diesmal in erster<br />

Linie um Liebe und Liebemachen. Wobei<br />

»diesmal« natürlich nicht stimmt: Denn<br />

»Love Kamikaze« vereint, wie <strong>de</strong>r Untertitel<br />

»The Lost Sex Singles & Collector’s<br />

Remixes« schon verrät, zum Teil schon<br />

vor Jahren liegen gebliebenes Material,<br />

das aus diversen Grün<strong>de</strong>n nicht auf die<br />

Vorgänger-Werke draufkam. Musik, um<br />

Liebe dazu zu machen – inklusive sonorer<br />

Männerstimme und heavy Breathing<br />

von weiblicher Seite –, ist auch drauf, ist<br />

aber nicht alles. Es gibt Sozialkritisches<br />

wie etwa einen Remix von »Stay Human«.<br />

Wie oft bei Raritätenalben ist jedoch<br />

nicht alles von bester Qualität, nur<br />

Weniges kann sich mit <strong>de</strong>n Songs von<br />

»Yell Fire!« messen, mal ausgenommen<br />

<strong>de</strong>r drum’n’bassige Reggae »I Wish That I<br />

Could Be You« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r triphoppige Soul-<br />

Crooner »Ganja Babe«. Frank Schuster<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now, Weary Head! You Will<br />

Get Well Soon<br />

City Slang / Universal<br />

Man soll ja mit <strong>de</strong>m Ausdruck<br />

Wun<strong>de</strong>rkind geizen.<br />

Aus Rücksicht auf Wun<strong>de</strong>rkin<strong>de</strong>r,<br />

die wie Jahrmarktsäffchen<br />

in aller Öffentlichkeit mit ihren<br />

Kunststückchen vorgeführt wer<strong>de</strong>n, als<br />

wäre je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r halbwegs was draufhat,<br />

schon ein Mozart. Doch <strong>de</strong>r erst 25-jährige<br />

Konstantin Gropper, <strong>de</strong>r sich hinter<br />

<strong>de</strong>m Namen Get Well Soon versteckt, fällt


106 Probefahrt<br />

≥ unter diese Kategorie. Mit fünf spielte<br />

er Cello, mit 14 hatte er seine erste Band,<br />

und gleich sein Debüt ist ein kleiner Geniestreich,<br />

klingt so ausgereift und voller<br />

Bezüge in die Popvergangenheit und -gegenwart,<br />

dass man das Gefühl hat, <strong>de</strong>r<br />

junge Oberschwabe sei bereits ein alter<br />

Songschreiber-Hase. Referenzen in Groppers<br />

instrumentenreichem Klangkosmos,<br />

<strong>de</strong>n er fast alleine in seinem Heimstudio<br />

eingespielt hat, sind Leonard Cohen, Radiohead,<br />

Benjamin Biolay, Bright Eyes und<br />

vieles mehr aus <strong>de</strong>m nach<strong>de</strong>nklichen, melancholischen,<br />

angefolkten Crooner- und<br />

Heulsusen-Ressort. Niemals verfällt Get<br />

Well Soon jedoch <strong>de</strong>r bloßen Imitation. Es<br />

ist ein bewusstes, zitatenreiches Mitbauen<br />

am großen, seit Generationen entstehen<strong>de</strong>n<br />

»Tower Of Song«. Und dieser erhält<br />

mit »Rest Now, Weary Head!« einen<br />

wahrlich großen Stein. Frank Schuster<br />

Helen Love<br />

It’s My Club And I’ll Play What I<br />

Want To<br />

Elefant / Rough Tra<strong>de</strong><br />

Oh, wie süß! Endlich ein Album,<br />

das hält, was es verspricht.<br />

Schon auf <strong>de</strong>m Cover<br />

dieser CD tummeln sich<br />

niedliche Anime-Punks in einer bunten<br />

Discowelt; allen voran die rotschöpfige<br />

DJ-Frau im Ramones-T-Shirt. Das Universum<br />

<strong>de</strong>r Band, um die es hier geht, könnte<br />

kaum simpler gestrickt sein: ein wenig<br />

Sommer, Sonne und Surfen, viel Liebe,<br />

Disco und Jugend und ganz viel Joey Ramone<br />

– mehr braucht es in diesem Universum<br />

nicht. Eine Band zum Knud<strong>de</strong>ln,<br />

die wohl <strong>de</strong>n süßesten Bubblegum-Disco-Punk<br />

zurzeit macht. Textauszug gefällig?<br />

»She met him 1980 in a school disco<br />

/ He kissed her for the first time / On the<br />

last bus home / He said You’ll be Debbie<br />

Harry / I’ll be Joey Ramone.» Natürlich<br />

ist die Frage berechtigt, ob es eines solchen<br />

als Indie-Band getarnten Ramones-<br />

Fanclubs überhaupt bedarf. Die Antwort<br />

ist aber ebenso ein<strong>de</strong>utig. Denn so simpel<br />

das Ganze auch sein mag, so charmant<br />

ist es auch. Zumal Helen Love bereits<br />

seit <strong>de</strong>n frühen 90er-Jahren diese<br />

sympathisch ehrliche Fanattitü<strong>de</strong> vertreten<br />

– lange bevor Ramones-T-Shirts<br />

als Mo<strong>de</strong>accessoires bei H&M verkauft<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Manuel Czau<strong>de</strong>rna<br />

Miss Kittin<br />

HELLO MISS KITTY STRANGE<br />

Von wegen Sister of Mercy. Miss Kittin kennt keine Gna<strong>de</strong> mit Retro. Dank Witchcraft<br />

ravet sie auf <strong>de</strong>n Flügeln <strong>de</strong>r 80er durch Goth-Kathedralen ins Zentrum <strong>de</strong>r<br />

düsteren Gegenwart. »Emily«-Zeichner Rob Reger liefert die dazu passen<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r.<br />

T<br />

röstlich, dass eine Ära nach kollektivem,<br />

vom Markt diktiertem Revisiting auch wie<strong>de</strong>r<br />

brauchbar wird für ganz persönliche Gefühle<br />

in einer vom Allgemeinplatz überschatteten<br />

Nische. Die 60er, 70er und 80er kamen ja schon ein<br />

paar Mal zurück, Letztere allerdings nie so schön intensiv<br />

wie im Soundtrack zu Richard Kellys »Donnie Darko« (nicht<br />

umsonst ein Film über Zeitreisen, Liebe, Tod und Katzenjammer<br />

...). Im letzten Jahr hat Robyn mit ihren auf Herzschlag<br />

getunten Eighties-Collagen zwischen früher Madonna<br />

und Lisa Dalbello plus kühler Wave-Ästhetik ein Album<br />

hingelegt, das <strong>de</strong>m von manchem Hype gehörnten Autor<br />

dieser Zeilen die im Sinne <strong>de</strong>r Popweisheit verschwen<strong>de</strong>ten<br />

Lebensjahre rauschhaft durch die Glie<strong>de</strong>r trieb wie ein<br />

beflügelter Home-Run über eine Rolltreppe gegen die Laufrichtung<br />

– irgendwie passend, stellt doch eine Rolltreppe<br />

nach Hei<strong>de</strong>gger das lineare und kreisrun<strong>de</strong> Verstreichen<br />

<strong>de</strong>r Zeit gleichsam dar, wobei die Kreisbewegung im Verborgenen<br />

bleibt.<br />

Im Verborgenen <strong>de</strong>r Nacht bewegen sich auch gerne Miss<br />

Kittin und ihre Schwester, die von Rob Reger ans Licht <strong>de</strong>r<br />

Welt gesetzte Comicfigur »Emily The Strange«. Und sie kreisen<br />

um sich selbst, wie unangepasste Mädchen das eben<br />

gerne tun. Die bei<strong>de</strong>n haben sich aber insoweit vom Fleck<br />

gerührt, dass sie nun endlich bei Tage aufeinan<strong>de</strong>rtreffen<br />

Jackie-O Motherfucker<br />

Valley Of Fire<br />

Textile / Cargo<br />

»Sing your own song and<br />

play your own music. You<br />

are a natural born music<br />

maker and a chief musician<br />

of your life ... so lift your own voice and<br />

sing!« quäkt die immer hysterischer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Stimme von Eva Salens über eine<br />

hypnotische Klangfläche. Der Text, entliehen<br />

von einem Wan<strong>de</strong>rprediger in Virginia,<br />

ist ein weiteres Manifest <strong>de</strong>s Versuchs<br />

von JOMF, spirituelle Elemente<br />

personalisiert in Musik Raum zu geben.<br />

Analog dazu trifft im Opener »Sing« <strong>de</strong>s<br />

mittlerweile 13. Albums <strong>de</strong>r Free-Form-<br />

Impro/Free-Folk-Combo um Tom Greenwood<br />

Besen auf Snare, wird kurz weggeschlossen,<br />

um sich danach nur nachhaltiger<br />

zu befreien. Zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

20-minütigen »We Are«, einer zunächst<br />

schillern<strong>de</strong>n, krautrockig wabern<strong>de</strong>n<br />

Improvisation mit Live-Charakter, die<br />

im weiteren Verlauf zunächst »entleert«<br />

und dann zunehmend von wuchern<strong>de</strong>n<br />

elektronischen Schichten überfrachtet<br />

wird, bil<strong>de</strong>t »Sing« die Klammer um<br />

das an<strong>de</strong>re En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Albums, zwei kurze<br />

Folksongs: <strong>de</strong>n Titeltrack, <strong>de</strong>r mit flächigem<br />

Keyboard überaus gesättigt daherkommt,<br />

und »The Tree«, das durch seine<br />

leichte Unexaktheit und schnarren<strong>de</strong><br />

Gitarrensaiten besticht. Nicht nur das<br />

Wechselspiel von Improvisaton/Struktur,<br />

Dynamik/Song, Fläche/Percussion<br />

ist sehr stimmig, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r bislang<br />

verfolgte Ansatz, Traditionals/Spirituals<br />

wie hier in »Sing« nur noch als Vocal-Element<br />

unmittelbar in Improvisatorisches<br />

einzubetten.<br />

Joachim Henn<br />

konnten. Reger zeichnet verantwortlich für die Fle<strong>de</strong>rmäuse<br />

auf <strong>de</strong>m Cover zu Miss Kittins zweitem Soloalbum »Batbox«,<br />

die Emily-Ästhetik ist unverwechselbar. Und die französische<br />

Chanteuse, DJ, Produzentin, Performerin Caroline<br />

Hervé haucht gleich im Opener was von schlafen<strong>de</strong>n Vampiren<br />

und Hexen, die die Macht übernehmen. Wer nicht sofort<br />

Trockennebel in gotischen Kathedralen riecht, <strong>de</strong>m sollen<br />

Scherenhän<strong>de</strong> wachsen. Beruhigend, dass wir es eher mit<br />

einem Komplementärstück zu Robyn zu tun haben, mit ausgefeilten<br />

tanzbaren Popstücken samt allen jetzt zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Mitteln auf <strong>de</strong>r Basis tief eingeatmeter früher<br />

I<strong>de</strong>ale – und nicht etwa mit gepimptem EBM ohne Rückfahrkarte<br />

ins dritte Jahrtausend. Eiskalte Handclaps, Bässe<br />

wie Schläge ins Gesicht, Kick-Ass-Lyrics: »Batbox« verhält<br />

sich zu trashigem Electroclash wie die Violent Femmes<br />

zu <strong>de</strong>n Straßenkapellen auf <strong>de</strong>r Kölner Schil<strong>de</strong>rgasse. Und<br />

wenn im Song »Pollution Of The Mind« Anne Clark und Ofra<br />

Haza miteinan<strong>de</strong>r zu verschmelzen scheinen, ist es doch<br />

bloß eine sehr geistesgegenwärtige Miss Kittin, die sich die<br />

Pfötchen leckt und die Krallen ausfährt. Sicher nicht nur<br />

für mich die Platte <strong>de</strong>s Monats.<br />

Wolfgang Frömberg<br />

Miss Kittin »Batbox« (Nobody’s Bizzness / Groove Attack / VÖ 01.02.)<br />

Home Of The Lame<br />

Sing What You Know<br />

Grand Hotel Van Cleef / Indigo<br />

Hm, irgendwie etwas langweilig,<br />

aber ganz nett. Nee,<br />

kann ja nicht sein. Am besten<br />

noch mal von vorne hören.<br />

Ja, schon besser. Definitiv mehr als<br />

nett. Aber geht da noch mehr? Noch einmal<br />

von vorne. Yes, da ist es! Dass Felix<br />

Gebhard ein großartiger Singer- und Songwriter<br />

an <strong>de</strong>r Akustikgitarre ist, wussten<br />

wir ja dank Thees Uhlmann, <strong>de</strong>r ihn zuerst<br />

als Support für Tomte und dann für<br />

sein Grand-Hotel-Van-Cleef-Label verpflichtete,<br />

schon länger. Dass Felix Gebhard<br />

aber noch mehr draufhat als nur <strong>de</strong>n<br />

einsamen Wolf an <strong>de</strong>r Gitarre, konnten wir<br />

bisher nur erahnen. Die Gewissheit darüber<br />

gibt es jetzt – spätestens nach <strong>de</strong>m<br />

dritten Hören seines neuen Albums. Denn<br />

für dieses hat <strong>de</strong>r gebürtige Hannoveraner,<br />

<strong>de</strong>r mal in Schwe<strong>de</strong>n, mal in Hamburg<br />

anzutreffen ist, eine Band um sich<br />

versammelt. Und die steht ihm richtig<br />

gut. Home Of The Lame sind jetzt auch


Probefahrt<br />

107<br />

Alex Böll (Bass), Christian Hake (Schlagzeug)<br />

und Ingo Schrö<strong>de</strong>r (Gitarre). Zusammen<br />

spielen sie lupenreine Popsongs, die<br />

im Gegensatz zum einsamen Vorgänger<br />

»Here, Of All Places« auch mal rocken<br />

dürfen. In Kombination mit <strong>de</strong>r aufwendigeren<br />

Produktion ergeben sich so spätestens<br />

nach ein paar Rotationen sehr<br />

schöne und radiotaugliche Hits, wie zum<br />

Beispiel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Sixties Respekt zollen<strong>de</strong><br />

Opener »Old Songs« o<strong>de</strong>r das radioskeptische<br />

»The Radio«. Das Ganze klingt dabei<br />

immer noch so angenehm amerikanisch,<br />

wie es wohl sonst keine <strong>de</strong>utsche Band<br />

hinbekommt. Ein Album, <strong>de</strong>tailverliebt instrumentiert,<br />

mit viel Raum zum Ent<strong>de</strong>kken.<br />

Ihr seid dran. Manuel Czau<strong>de</strong>rna<br />

Jeru The Damaja<br />

Still Rising<br />

Ashenafi / Indigo<br />

Gero <strong>de</strong>r Zermatscher ist<br />

wie<strong>de</strong>r da! Und unter ästhetischen<br />

Gesichtspunkten<br />

geht es tatsächlich noch<br />

immer aufwärts mit <strong>de</strong>m Propheten aus<br />

Brooklyn. Technisch, inhaltlich und überhaupt<br />

– <strong>de</strong>r MC treibt es auf »Still Rising«<br />

in seiner Disziplin zu nichts Geringerem<br />

als echter Meisterschaft. Ob es um die<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Ausbeutung Afrikas, um<br />

Quantensprünge, seine eigenen Ehrfurcht<br />

gebieten<strong>de</strong>n Kompetenzen o<strong>de</strong>r<br />

eine sarkastische Entschuldigungsarie<br />

an <strong>de</strong>n (hoffentlich fiktiven) Sohn geht,<br />

Jerus erzählerisches Talent ist noch größer<br />

als sein Ego, voll Witz und so stringent,<br />

dass man keine Sekun<strong>de</strong> auch nur<br />

daran <strong>de</strong>nkt, <strong>de</strong>n Skipknopf zu berühren.<br />

Gleichzeitig ist Luis »Sabor« Tineos<br />

Produktion ein Musterbeispiel für Effizienz<br />

und Stilsicherheit. Keine millionenschwere<br />

Schießbu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn Beats, die<br />

so auf <strong>de</strong>n Solar Plexus drücken, dass du<br />

dich bald fühlst wie <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>n sie<br />

Pferd nannten. Volle Punktzahl. Lang<br />

lebe HipHop! Frie<strong>de</strong>. Martin Riemann<br />

Joe Lally<br />

Nothing Is Un<strong>de</strong>rrated<br />

Dischord / Southern / Al!ve<br />

Ein Fotobuch. Immerhin etwas,<br />

das zum 20-jährigen<br />

Bühnenjubiläum Fugazis im<br />

September letzten Jahres<br />

einigermaßen autorisiert veröffentlicht<br />

wur<strong>de</strong> (und zwar von Glen E. Friedman und<br />

zu beziehen über Dischord). Abgesehen<br />

davon müssen wir uns seit <strong>de</strong>r bis dato<br />

letzten Fugazi-Show 2002 weiter mit Nebenprojekten<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

besten Postcore-Band aller Zeiten begnügen,<br />

auch wenn die es in aller Regel in sich<br />

haben. So auch »Nothing Is Un<strong>de</strong>rrated«,<br />

das Zweitwerk <strong>de</strong>s Bassisten Joe Lally.<br />

Der hat sich mittlerweile vollständig von<br />

»-core« im Sinne von »hart« abgewandt.<br />

Seine neue Platte ist ein ungewöhnlicher<br />

Twist aus sehr reduzierten Folk-Songs,<br />

fragmentarisch klingen<strong>de</strong>n, vertrackten<br />

Mathrock-Nummern und einem gehörigen<br />

Jazz-Vibe. Der Grundton <strong>de</strong>r Platte<br />

ist ein leiser, natürlich nicht, ohne <strong>de</strong>n Hörer<br />

mittels vielschichtiger Arrangements<br />

und Strukturen herauszufor<strong>de</strong>rn. Lallys<br />

beson<strong>de</strong>re Qualität liegt – ganz typisch<br />

für einen Bassisten – in seiner sehr variantenreichen<br />

Dynamik und – typisch für<br />

Fugazi – in <strong>de</strong>n so <strong>de</strong>utlichen wie politisch<br />

engagierten Texten. Aber auch ab davon<br />

ist »Nothing ...« beson<strong>de</strong>rs, nämlich gesegnet<br />

mit <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rsamen Ambivalenz,<br />

zu gleichen Teilen ein gekonntes Songwriter-<br />

und ein entspanntes und dynamisch<br />

variables Jazzalbum gewor<strong>de</strong>n zu sein.<br />

Selbst wenn statt<strong>de</strong>ssen ein neues Fugazi-Meisterwerk<br />

herausgekommen wäre<br />

– auf »Nothing ...« wollte man dafür nur<br />

schwerlich verzichten.<br />

Christian Steinbrink<br />

Justus Köhncke<br />

Safe And Sound<br />

Kompakt<br />

Für Justus Köhnckes voriges<br />

Album, »Doppelleben«,<br />

musste aufgrund <strong>de</strong>s hohen<br />

Textanteils eigens ein neues<br />

Genre namens »Schlagertechno« erfun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Dem Nachfolger »Safe And<br />

Sound« dagegen kann man gut und gerne<br />

<strong>de</strong>n »For Club Use«-Stempel verpassen.<br />

Nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Job <strong>de</strong>s Disco-Troubadours<br />

an sein Alias Kinky Justice abgegeben<br />

hat, präsentiert Justus Köhncke<br />

auf seinem neuen Album unter eigenem<br />

Namen eine facettenreiche Ansammlung<br />

meist instrumentaler Tracks für die Tanzfläche.<br />

<strong>Als</strong> programmatisch für dieses<br />

62-minütige Song-Paket könnte man<br />

<strong>de</strong>n Titel <strong>de</strong>s dritten Stücks, »Love And<br />

Dancing«, sehen, benannten so doch seinerzeit<br />

The Human League ihr Instrumental-Album.<br />

Und wo wir schon beim Thema<br />

Vergangenheits-Bezüge angelangt<br />

sind: Natürlich bleibt <strong>de</strong>r Kölner Produzent<br />

und DJ auf »Safe And Sound« seinem<br />

stark referenziellen und zitatreichen<br />

Ansatz treu. So erfährt nicht nur Grace<br />

Jones (bzw. ihr Produzent Trevor Horn)<br />

mit <strong>de</strong>m Titel »Yacht« eine grandiose ≥


Das UK #1 Album „The Trick To Life“<br />

inkl. <strong>de</strong>r Hit-Single „Worried About Ray“<br />

Ab <strong>de</strong>m 25.01.2008 erhältlich.<br />

Mehr Infos:<br />

www.thehoosiers.<strong>de</strong><br />

Auch als Musicbon<br />

zum Downloa<strong>de</strong>n und<br />

Streamen <strong>de</strong>s Albums verfügbar.<br />

Mehr Infos zum neuen Musikformat unter:<br />

www.musicbon.<strong>de</strong><br />

≥ technoi<strong>de</strong> Huldigung, auch <strong>de</strong>m in letzter Zeit wie<strong>de</strong>r<br />

stark ins Clubber-Bewusstsein gerückten Krautrock<br />

setzt er mit <strong>de</strong>m Cover von Michael Rothers »Feuerland«<br />

ein (weiteres) zeitgemäßes Denkmal. Genau wie auf <strong>de</strong>r<br />

»Feuerland«-12-Inch dominieren auf <strong>de</strong>m Album die stilistischen<br />

Kontraste: Es bedarf schon <strong>de</strong>r Unerschrokkenheit<br />

eines Justus Köhncke, <strong>de</strong>n »Rock-Impressionismus«<br />

von »Feuerland« auf <strong>de</strong>n eingängigen und hitverdächtigen<br />

funky Sample-House von »Parage« prallen<br />

zu lassen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m entspannten »(It’s Gonna Be) Alright«<br />

<strong>de</strong>n düster-enigmatischen Detroit-Kracher »$26«<br />

gegenüberzustellen. Sein typischer Sound erfährt also<br />

eine willkommene Erweiterung, die weniger irritierend<br />

wirkt als einst <strong>de</strong>r eingangs erwähnte Schlager-Touch.<br />

Dass wir es bei alle<strong>de</strong>m immer noch mit einem sehr nach<br />

Kompakt klingen<strong>de</strong>n Album zu tun haben, ist nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>n drei ruhigeren, teilweise ganz vom Beatkorsett<br />

befreiten Stücken (man könnte sie »Pop-Ambient« nennen)<br />

zu verdanken. Einzig einen Über-Hit wie »Timeco<strong>de</strong>«<br />

bleibt uns <strong>de</strong>r bärtige Discoteer diesmal schuldig. Trotz<strong>de</strong>m:<br />

Justus Köhncke ist immer noch <strong>de</strong>r vielseitigste<br />

und schillerndste Pop-Recycler dieses Disco-Universums<br />

– und bleibt es hoffentlich auch in Zukunft.<br />

Roland Wilhelm<br />

Little Annie & Paul Wallfisch<br />

When Good Things Happen To Bad Pianos<br />

Durtro Jnana / Southern / Cargo / VÖ 01.02.<br />

Das »little« in Little Annie ist ein lupenreiner<br />

Euphemismus, je<strong>de</strong>nfalls, wenn man vom<br />

Referenzkosmos, <strong>de</strong>n ihre Stimme eröffnet,<br />

ausgeht. Der Vergleich zur »besten Sängerin<br />

ohne Stimme«, Hil<strong>de</strong>gard Knef, passt zwar nicht ganz,<br />

<strong>de</strong>nnoch ist Annie in Revue o<strong>de</strong>r Chanson sehr passend<br />

aufgehoben. Auf »When Good ...« singt sie ausdrucksstark<br />

und wie vom Leben gezeichnet und hinterlässt einen<br />

klaren Eindruck von mit Rauchschwa<strong>de</strong>n und violettem<br />

Licht umgebenem Glamour. Interpretinnen mit<br />

<strong>de</strong>m Wissen um solche Aura singen mit Vorliebe Coverversionen,<br />

und Annie macht da keine Ausnahme. Zusammen<br />

mit ihrem Kollaborateur Paul Wallfisch, bekannt<br />

von Rockbands wie Firewater und Botanica, hat sie sich<br />

ohne falsche Beschei<strong>de</strong>nheit zehn Stücke ausgesucht,<br />

die fast allesamt Hits ihrer AutorInnen waren. Die Versionen<br />

von Sinatra-, Aznavour- und Brel-Songs, aber auch<br />

von Heulern von Tina Turner und U2 klingen durchgehend<br />

so, wie man sich Chanson-Interpretationen einer Diva<br />

eben vorstellt, mit viel Piano und Dramatik. Dass Annie<br />

ihre Ambition so in Konventionen verkümmern lässt, ist<br />

ein wenig scha<strong>de</strong>. Wer aber die ereignisreiche und 25<br />

Jahre währen<strong>de</strong> Karriere von Little Annie und ihre Be<strong>de</strong>utung<br />

für Punk und Dub kennt und schätzt, wird diese<br />

Platte sicherlich als neue Facette einer außergewöhnlichen<br />

Künstlerin zu lesen wissen.<br />

Christian Steinbrink<br />

Cass McCombs<br />

Dropping The Writ<br />

Domino / Indigo / VÖ 08.02.<br />

Über <strong>de</strong>n jungen Mann namens Cass Mc-<br />

Combs ist wenig bekannt. Es heißt, er sei<br />

1977 in Concord, Kalifornien geboren und<br />

habe vor seiner Musiker-Karierre in einem<br />

Kino gejobbt. Zwei Platten gehen bis dato aus sein Konto,<br />

»A« aus <strong>de</strong>m Jahre 2003 und »Prefection« von 2005.<br />

Selbst Gerüchte gibt es kaum. Unter Musiker-Kollegen<br />

gilt er als Exzentriker und Genie und in <strong>de</strong>r Presse als interviewscheu.<br />

Sicher ist, dass jetzt sein drittes Studioalbum<br />

mit <strong>de</strong>m Titel »Dropping The Wit« über Domino<br />

Records in Deutschland veröffentlicht wird – eine sehr<br />

schöne Platte und zugleich einziger Hinweis auf die Natur<br />

ihres Autors. Der schmal und zerbrechlich aussehen<strong>de</strong><br />

Mythos Cass McCombs sitzt in persona angespannt in<br />

<strong>de</strong>n Büroräumlichkeiten <strong>de</strong>r Plattenfirma in Nord-Prenzlauer<br />

Berg und sucht recht verkrampft nach Worten, die<br />

ihn und seine Musik <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Hörer etwas näher<br />

bringen und geläufiger machen sollen. Entgegen<br />

<strong>de</strong>n kalifornischen Höflichkeitsfloskeln bleibt »Just listen<br />

to the record« <strong>de</strong>r trotzige Unterton eines je<strong>de</strong>n<br />

Satzes aus McCombs’ Mund. Ein Ratschlag, <strong>de</strong>n man<br />

angesichts einer so hörenswerten Platte gern weitergeben<br />

möchte. Musikalisch zeichnet er sich zunächst<br />

durch einen sehr charakteristischen, flüchtigen Sound<br />

aus, <strong>de</strong>r irgendwo zwischen flirren<strong>de</strong>n Shoegazer-Gitarren<br />

und Craig-Armstrong’esker Dichte beheimatet und<br />

zwischendurch über diverse Hall-Effekte und Crooner-<br />

Platten gestolpert ist. Inmitten dieses dichten, eigenwilligen<br />

Tongebil<strong>de</strong>s wohnt sein kaum weniger komplexes,<br />

aber fassbareres Songwriting. »Dropping The Wit« beheimatet<br />

mit »That’s That« und »Pregnant Pause« Songs<br />

von tragischer Schönheit und erschrecken<strong>de</strong>r Fragilität.<br />

Doch bei McCombs liegen Hymnen und strukturloser Anti-Pop<br />

oftmals nur einen Skip-Tasten-Klick voneinan<strong>de</strong>r<br />

entfernt. »Die Platte klingt nach Michigan, dort habe ich<br />

sie nämlich aufgenommen«, erklärt er kurz. »I’m middle<br />

class til the day I die« ist die letzte Textzeile <strong>de</strong>s rhythmisch<br />

wi<strong>de</strong>rwillig-sperrigen Album-Openers »Lionkiller«.<br />

»Ich bin kein Wild-Boy, son<strong>de</strong>rn eher ein bisschen langweilig,<br />

glaube ich«, erklärt er prompt. Meinungen lehne<br />

er generell ab, die seien schließlich konstanter Verän<strong>de</strong>rung<br />

unterworfen. »Ich habe keine Meinungen«, sagt er.<br />

Seine Platten und Songs verleihen <strong>de</strong>m Mann, <strong>de</strong>ssen<br />

Persönlichkeit nach eigenem Bekennen so viel Charisma<br />

wie ein nasses Betttuch hat, aber glücklicherweise eine<br />

<strong>de</strong>utliche Stimme von eigener Schönheit und Stimmigkeit,<br />

auch wenn er selbst gar nichts zu sagen hat.<br />

Miriam Stein<br />

Mur<strong>de</strong>r<br />

Stockholm Syndrome<br />

DevilDuck / Indigo<br />

Es gibt sicher eine Unmenge von Dingen,<br />

die man auf dieser Platte begeistert hervorheben<br />

könnte. Manchmal muss man sich<br />

aber entschei<strong>de</strong>n, und in diesem Fall wähle<br />

ich: die Stimme. Bei Mur<strong>de</strong>r singt ein Typ namens Jacob<br />

Bellens. Seine Stimme klingt zunächst einmal düster bis<br />

dumpf, man könnte sie auch als facettenarm bezeichnen.<br />

In <strong>de</strong>n Grenzen dieser technischen Limitierung hat<br />

Bellens aber eine tonale Ausstrahlung, die zutiefst wür<strong>de</strong>voll<br />

und erhaben wirkt und als Referenzen nur absolute<br />

Größen wie Johnny Cash und Stuart Staples zulässt.<br />

Bellens gibt <strong>de</strong>n Songs von Mur<strong>de</strong>r eine emotionale<br />

Kraft, die zuweilen atemberaubend wirken kann.<br />

Auch ab davon sind die Low-Speed-Folksongs <strong>de</strong>r Dänen<br />

reduziert, aber wun<strong>de</strong>rvoll ausgewählt instrumentiert.<br />

Zumeist genügen gezupfte Saiteninstrumente, manchmal<br />

kommen weitere Stimmen, Piano o<strong>de</strong>r kleines Geläut<br />

dazu, fast nie benutzen Mur<strong>de</strong>r Schlagzeug, und bei<br />

je<strong>de</strong>r Platte, die man nach »Stockholm Syndrome« hört,<br />

wirkt jegliche Perkussion wie ein fa<strong>de</strong>nscheiniges Alibi.<br />

Mur<strong>de</strong>r haben mit ihrem Zweitwerk etwas erreicht, das<br />

nicht hoch genug zu bewerten ist: Sie haben einer tradierten<br />

Stilart wie<strong>de</strong>r neues Leben eingehaucht, allen<br />

Free- und Anti-Folk-Trends o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Etablierung<br />

<strong>de</strong>r Genre-Krücke Alt. Country zum Trotz. Ihre Platte ist<br />

ein erstes Newcomer-Highlight <strong>de</strong>s Jahres.<br />

Christian Steinbrink


TANZEN<br />

Eleganz ist Geschichte. Nun, keine Neuigkeit, <strong>de</strong>nn das<br />

Label ist ja schon seit fünf Jahren auf Pausemodus. Neu<br />

ist aber, dass es mit <strong>de</strong>m Sublabel Haseland / Eleganz<br />

nun wie <strong>de</strong>r Phoenix aus <strong>de</strong>r Asche aufsteigt und wie<strong>de</strong>r<br />

loslegt. Finanziert wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Release aus <strong>de</strong>n<br />

Einahmen <strong>de</strong>r »Anklang«-Partys in Osnabrück, gehostet<br />

von einem Fünfer-Kollektiv aus Jürgen Frost, Holger<br />

Schwetter, Jens Hoffmann, Stephan Meyer und Holger<br />

Risse. Letzterer dürfte als Artdirector dieses Magazins<br />

bekannt sein und sitzt heute bei uns zum Frühstücks-Tanzen.<br />

Mit dabei hat er die erste Maxi <strong>de</strong>s neuen<br />

Hauses: eine EP von Tompson & Kuhl, die nahtlos an <strong>de</strong>n<br />

Qualitätsstandard <strong>de</strong>s Backkatalogs mit Leuten wie Jean<br />

Michel, Elektrotwist und Nothingface anschließt.<br />

The World Domination »F**machine« (Lucious Sounds<br />

/ Intergroove) – Risse: Fürchterlich. Venker: Das ist so<br />

ein Sound, <strong>de</strong>r einen komplett kalt lässt, obwohl er so<br />

im Raum steht, dass er einen eigentlich nicht kalt lassen<br />

kann. Und <strong>de</strong>r Text ist ‘ne echte Frechheit: »I’m not<br />

a man, I’m a fuckmachine.« Danke. Und weg. R: Probieren<br />

wir noch <strong>de</strong>n Adam-Sky-Mix. Nee, nee. V: Ich hab<br />

Probleme mit diesen modulierten, dunkel abgemischten<br />

Stimmen, das soll ach so böse klingen ...<br />

Why »The Hollows« (Tomlab / Indigo) – V: Das Album,<br />

das im März kommt, konnte ich gestern zum ersten<br />

Mal hören: toll. Auch das erste Stück hier, aber genau<br />

genommen nichts für die Kolumne, da Indie-Romantic.<br />

R: Man <strong>de</strong>nkt immer, es wird zu kitschig, und dann<br />

geht es doch wie<strong>de</strong>r in eine an<strong>de</strong>re Richtung. V: Warten<br />

wir mal <strong>de</strong>n Boards-Of-Canada-Mix ab. Klingt auch<br />

nach Indierock, halt <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen mit Beats und Geräuschen.<br />

R: Ich wür<strong>de</strong> mir die Stimme rauswünschen.<br />

V: Ja, ja, das mutet an, als ob William S. Burroughs mit<br />

noch nicht ganz so alter (also ungeilerer) Stimme eine<br />

Kurzgeschichte vorträgt.<br />

Animal Collective »Peacebone« (Domino / Indigo) –<br />

R: Mit Pantha-Du-Prince-Mix. V: Ich mag, dass sich seine<br />

Stücke immer erst langsam und dann überraschend ins<br />

Tanzbare wen<strong>de</strong>n. Zuerst mutet das wie eine verlangsamte<br />

Moodymann-Nummer an, die auf Melancholie als<br />

das einzig Wahre setzt. Und dann geht es los. R:<br />

Da macht die Hihat viel aus dabei,<br />

gera<strong>de</strong>,<br />

weil sie am En<strong>de</strong> so zermatscht wird.<br />

Flug 8 »Taunus« (Smaul / Doxa / ???) – R: Oh, ein Acid-<br />

Pauli-Mix. Den mag ich ja, da seine Sachen immer so<br />

einfach sind. V: Wobei er ja sonst lauter ist, hier klingt<br />

er sehr minimal und abgefe<strong>de</strong>rt. R: Ja, eher ungewöhnlich.<br />

V: Schön, aber hat man dann auch schon 40 Mal<br />

im Regal. R: Viel zu brav für ihn. V: Und auch die bei<strong>de</strong>n<br />

Originale sind gut in ihrer Sanftheit, aber ohne was<br />

Beson<strong>de</strong>res.<br />

Mathias Schaffhäuser »Gott ist tot« (Ware / Kompakt<br />

/ MDM) – V: Mit <strong>de</strong>r Platte will Mathias ja ein bewusstes<br />

Zeichen für eine Rückkehr zu <strong>de</strong>n Inhalten in<br />

Techno setzen. Auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Covers gibt es Zitate<br />

von Michael Schmidt-Salomon und Buchtipps zum<br />

Thema Religion in unserer mo<strong>de</strong>rnen Zivilisation. R: Ich<br />

weiß nicht, politischer Techno, wie soll <strong>de</strong>nn das abseits<br />

<strong>de</strong>r textlichen Ebene funktionieren? Ich wür<strong>de</strong> es unterschwelliger<br />

einbringen als mit so einem drübergelegten<br />

Sample. V: <strong>Als</strong>o, ich fin<strong>de</strong> das dann doch eher banal. Aber<br />

Religion ist ja auch nicht mein Thema. R: Ich mag aber<br />

das Vor<strong>de</strong>rgründige <strong>de</strong>s Stückes selbst.<br />

Still Going »On And On« (DFA / Emi) – R: Das ist so<br />

ein Sonnenaufgangsding, <strong>de</strong>r Pianotrack. V: Ja, so ein<br />

Stück, wo man nicht viel drüber sprechen will, es aber<br />

gut ist, dass es da ist. R: Und es geht einem nicht mehr<br />

aus <strong>de</strong>m Kopf.<br />

Tomboy »Flamingo« (Gomma / Groove Attack) –<br />

R: Die habe ich dir neulich mal vorgespielt. Es geht um<br />

<strong>de</strong>n Rodion-Remix. V: Super. Auch so ein Fall von einmal<br />

im Kopf, immer im Kopf. R: Zieht alle Register. V:<br />

Vom catchy Melodie-Electro bis in <strong>de</strong>n Bunker. R: Und<br />

dann ist da noch <strong>de</strong>r Trentemøller-Mix, nicht ganz so verschossen,<br />

trotz<strong>de</strong>m ein Monster.<br />

Jörg Burger »Polyform 2« (K2 / Kompakt) – R: Fand<br />

<strong>de</strong>n Burger in letzter Zeit ja nicht so super, aber das ist<br />

richtig toll. Passiert wenig, ist aber sehr dicht.<br />

Diverse »Tuning 5« (Boxer / Kompakt) – R: Lies mal<br />

das Info. V: Aha, die Boxenlu<strong>de</strong>r-Motoröl-Reihe aus <strong>de</strong>m<br />

Hause Boxer, diesmal mit Remixen von Marek Herman<br />

und Paul Nazca. Und or<strong>de</strong>ntlich Schub. R: Der Nazca ist<br />

sehr gut, auch wenn er das En<strong>de</strong> verkackt. V: Da wartet<br />

man lei<strong>de</strong>r vergeblich auf die Klimax.<br />

Tanzen wird gehostet von Tomsche und Venker<br />

© 2008 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.


Nada Surf<br />

Lucky<br />

City Slang / Universal<br />

Es ist zu hoffen, dass »Lucky«<br />

die gleiche Wendung<br />

nimmt, die aus <strong>de</strong>m »Let<br />

Go«-Album das »Let Go«-<br />

Meisterwerk wer<strong>de</strong>n ließ. Zu Beginn als<br />

mediokres Popalbum abgetan, strahlten<br />

<strong>de</strong>ssen Songs, anstatt irgendwann abzuschlaffen,<br />

immer heller, makelloser und<br />

unfassbarer. Beim fünften Album vertrauen<br />

Nada Surf weiterhin ihrer Stärke,<br />

aus gewöhnlichen Song-Elementen ungemein<br />

Größeres zu schöpfen. Ganz gleich,<br />

ob bei Arrangements, Harmonien o<strong>de</strong>r<br />

Texten – Sänger und Gitarrist Matthew<br />

Caws, Bassist Daniel Lorca, <strong>de</strong>r es im<br />

Gegensatz zum Bandchef hartnäckig<br />

verhin<strong>de</strong>rt, als Sympathieträger zu gelten,<br />

sowie Schlagzeuger Ira Elliot verstehen<br />

es, sich i<strong>de</strong>ntifikationsstiftend zwischen<br />

Americana, Pop und Indie zu verorten.<br />

Der Arbeitstitel hörte noch auf <strong>de</strong>n<br />

Namen »Time For Plan A«, doch letztendlich<br />

überwog doch Plan B »Lucky«, für das<br />

Gäste wie Ben Gibbard, Ed Harcourt, Juliana<br />

Hatfield und weitere namhafte Kollegen<br />

gewonnen wer<strong>de</strong>n konnten. Ein famoser<br />

Doppelpack läutet das Album ein:<br />

»Weightless« und die orgelgeschwängerte<br />

Single »Whose Authority« mit <strong>de</strong>r ominösen<br />

Zeile »There’s a feeling I get when I<br />

look to the west«, die schon Robert Plant<br />

bei Led Zeppelins »Stairway To Heaven«<br />

verkün<strong>de</strong>te. Doch ab »Beautiful Beat«<br />

kommt eine Phase mit ebenjener schönen,<br />

netten, aber etwas seichten Wirkung.<br />

Die Referenzen zu Tom Petty und<br />

Elliott Smith schmälern nicht <strong>de</strong>n Höreindruck,<br />

doch Nada Surf können und wollen<br />

mehr. »The Fox«, getragen von düsteren,<br />

schweren Streichern, führt wie<strong>de</strong>r<br />

in experimentelleres Fahrwasser,<br />

und »See These Bones« ist möglicherweise<br />

einer <strong>de</strong>r Anwärter auf »bester Albumausklang<br />

<strong>de</strong>r Popgeschichte«. Es ist<br />

nicht zu leugnen: Eine an<strong>de</strong>re Band wür<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>n »Lucky«-Songs eine ganze Karriere<br />

basteln.<br />

Henrik Drüner<br />

Nadja<br />

Radiance Of Shadows<br />

Alien8 Recordings / Cargo / VÖ 01.02.<br />

Was auch immer Post-Metal<br />

sein soll: Hier isser. Mittlerweile<br />

kaum überraschend<br />

zum Genre geronnen, wie es<br />

einst <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e von Post-Rock erging – wer<br />

will, darf das gerne wikifizieren, wie man<br />

heute sagt. Zugegeben, ich übertreibe.<br />

Denn mit Neurosis, Pelican und Isis –<br />

um die herum <strong>de</strong>r Begriff in diesem Sinne<br />

aufkam – hat das hier wenig zu tun. Klar<br />

ist immerhin, dass Nadja auf etwas rekurrieren,<br />

das ganz klar Metal ist, weiterverarbeitet<br />

von Bands wie <strong>de</strong>n Melvins,<br />

Godflesh o<strong>de</strong>r Swans, dass sie es analytisch<br />

zerlegen und ergreifend neu zusammensetzen,<br />

überwältigend in seiner<br />

Intensität, ohne – wie Heavy Metal – ehrlich,<br />

authentisch o<strong>de</strong>r sonst was sein zu<br />

wollen. Nadja geht es wie Sunn O))) und<br />

Jesu um einen Klang, in <strong>de</strong>m die Grenzen<br />

zwischen Genres, Tönen und Klängen<br />

verschwimmen, was sie zugleich in<br />

die Nähe von Elektronikern wie Fennesz<br />

und Drone-Artisten wie Troum rückt, mit<br />

<strong>de</strong>nen sie auf Tournee waren.<br />

Andreas Schnell<br />

Neigungsgruppe Sex, Gewalt<br />

Und Gute Laune<br />

Goodnight Vienna<br />

Trikont / Indigo<br />

Der Wiener an sich gilt ja eher<br />

als granteliges Geschöpf,<br />

das große Freu<strong>de</strong> daran<br />

hat, sich schlecht zu fühlen.<br />

Selbstmitleid, Selbstmord und Sarkasmus<br />

gehören zu <strong>de</strong>n Lieblingsgenres<br />

<strong>de</strong>s Wiener Lebensgefühls. Die Neigungsgruppe<br />

Sex, Gewalt Und Gute Laune, bestehend<br />

aus vier Mo<strong>de</strong>ratoren <strong>de</strong>s hocherfreulichen<br />

österreichischen Radiosen<strong>de</strong>rs<br />

FM4, möchte diesem Gemüt mit ihrem<br />

Debütalbum musikalisch Ausdruck<br />

verleihen und knüpft dabei an eine vergessen<br />

geglaubte Tradition an: das Wiener<br />

Lied. Zur Hälfte han<strong>de</strong>lt es sich dabei<br />

um Eigenkompositionen, die an<strong>de</strong>re<br />

Hälfte besteht aus Coversongs, eingewienerte<br />

Versionen ten<strong>de</strong>nziell <strong>de</strong>pressiver<br />

(Indie-) Pop-Klassiker von <strong>de</strong>n Bright<br />

Eyes, Nine Inch Nails o<strong>de</strong>r Nick Cave. Die<br />

Instrumentierungen sind eher schlicht<br />

gehalten, gezupfte und geschrammelte<br />

Gitarren zu programmierten Schlagzeugbeats,<br />

die dank verhallter Rim-Shots<br />

klingen wie aus einem Früh-Neunziger-<br />

Alleinunterhalter-Keyboard. Lustig, wie<br />

da zum Beispiel das verzweifelte »Lua«<br />

von <strong>de</strong>n Bright Eyes zum waschechten,<br />

lakonischen Wolfgang-Ambros-Austropop-Schlager<br />

wird. Und auch »Fuck Forever«<br />

von <strong>de</strong>n Babyshambles muss dran<br />

glauben: »G’fickt für immer« erweist sich<br />

bei <strong>de</strong>r Neigungsgruppe als trotzige Arbeitslosenhymne.<br />

Gut, dass die Neigungsgruppe<br />

prinzipiell schon mit Ernst<br />

an die Sache geht, so entfaltet sich <strong>de</strong>r<br />

skurrile Humor sozusagen erst auf <strong>de</strong>r<br />

Metaebene.<br />

Seht ihr euch eher als Stadtmusikanten,<br />

o<strong>de</strong>r wollt ihr <strong>de</strong>n Wiener Dialekt zurückbringen<br />

in ein, sprachlich gesehen,<br />

gesamt<strong>de</strong>utsches Pop-Bewusstsein?<br />

Wir wollten unsere Heimatstadt<br />

abbil<strong>de</strong>n mit allen Klischees, die im Falle<br />

von Wien meistens auch alle stimmen.<br />

Wien ist wie ein Abbild <strong>de</strong>r Welt. Wien ist<br />

eine einzige Pose <strong>de</strong>r Intensität. Ein Drama<br />

und ein Festspiel, eine Manifestation<br />

<strong>de</strong>s schönen Scheiterns. Dazu war <strong>de</strong>r<br />

Wiener Dialekt unerlässlich. Aber wir sind<br />

keine Sprachfetischisten. Der Dunst <strong>de</strong>r<br />

Stadt ist <strong>de</strong>r eigentliche Hauptdarsteller<br />

<strong>de</strong>r Platte.<br />


Probefahrt<br />

111<br />

DAS SIND ALLES WIR<br />

Diverse »Smashits« (Shitkatapult / MDM) – Shitkatapult,<br />

das gute Label von Marco, <strong>de</strong>m Styler, hat Geburtstag.<br />

Es wird zehn Jahre alt. Deshalb gibt man dort eine<br />

Compilation mit »elf Trinklie<strong>de</strong>rn« heraus. Eine bahnbrechen<strong>de</strong><br />

Zusammenstellung, immerhin hat man neben<br />

Labelacts u. a. Deichkind, Helge, Rainald Grebe und<br />

Studio Braun bewegen können. Wenn nur dieser grausam<br />

explizite wahlhedonistische Überbau nicht wäre.<br />

Aber so sind sie halt.<br />

Diverse »Disco Not Disco« (Strut / Al!ve) – Man hätte<br />

<strong>de</strong>nken können, dass die historische Aufarbeitung <strong>de</strong>r so<br />

sagenumwobenen No-Wave/Post-Funk/Whatever-Szene<br />

New Yorks En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Siebziger endgültig abgeschlossen<br />

sei – aber nichts da! Strut, eines <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utsamsten<br />

Labels mit diesem Auftrag, ist unter <strong>de</strong>n Fittichen von<br />

!K7 wie<strong>de</strong>r aktiv gewor<strong>de</strong>n und startet mit <strong>de</strong>m dritten<br />

Teil seiner »Disco Not Disco«-Reihe. Klar, diese Musik<br />

wird nie schlecht. Und dank Soul Jazz und Strut selbst<br />

wissen wir mittlerweile, was wir verpasst haben.<br />

Diverse »We Are Punks 2« (Datapunk / Intergroove) –<br />

Anthony Rother bläst seine CD-Veröffentlichungen immer<br />

so auf, dass man <strong>de</strong>nken könnte, es ginge um einen<br />

visionären next big step <strong>de</strong>s Genres, eine ultimative<br />

Anthologie o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>ine an<strong>de</strong>re Weltherrschaft. Dabei<br />

han<strong>de</strong>lt es sich »nur« um eine schnö<strong>de</strong> Labelcompilation.<br />

Immerhin ist die Zukunft von Techno bzw. Datapunk<br />

mit drauf. Da hat man beim Kauf an<strong>de</strong>ren also<br />

was voraus.<br />

Diverse »Exit Music – Songs with Radio Heads«<br />

(Rapster / Al!ve) – Ist diese Zusammenstellung von Radiohead-Covern<br />

nicht zwei Jahre alt? Erscheint die jetzt<br />

immer wie<strong>de</strong>r, wenn Yorke und Co. Schlagzeilen machen?<br />

Wäre ja eigentlich mal eine Ansage. Mit Mark Ronson,<br />

RJd2, Matthew Herbert etc.<br />

Diverse »Kitsuné Maison 5« (Kitsuné / Intergroove)<br />

– Sicher wer<strong>de</strong>n Kitsuné noch ein bisschen mehr vom<br />

Ed-Banger-Fame abbekommen, dafür sind sie gut genug.<br />

Die Franzosen können aber noch viel mehr, das beweist<br />

dieser Sampler ohne je<strong>de</strong> stilistische Scheuklappe.<br />

Große Namen wie Digitalism und M.I.A. neben heißen<br />

Newcomern wie Does It Offend You, Yeah? und Friendly<br />

Fires. Und sehr geschmackvoll gemischt.<br />

The Teeth »You’re My Lover Now« (Park The Van /<br />

Cargo) – Das klingt schon alles sehr launig und sehr<br />

alt, was diese Band aus Phila<strong>de</strong>lphia spielt. Nach<br />

Rock’n’Roll, <strong>de</strong>r Geschichten erzählen will, wie es Jonathan<br />

Richman o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r elektrische Dylan taten. Und<br />

Beatles-Harmonien haben sie auch drauf. Live könnte<br />

das Spaß machen. Mal sehen.<br />

Kat Frankie »Pocketknife« (Solaris Empire / Broken<br />

Silence) – Jüngst begeisterte Clara Luzia, nun schafft<br />

die Australierin Kat Frankie schon wie<strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>res<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Folk mit weiblichem Gesang. Mit zurückgenommenen<br />

Arrangements und einer so lei<strong>de</strong>nschaftlichen<br />

wie undurchdringlichen Stimme, die von<br />

Tori Amos, Fiona Apple und Ani DiFranco gleichermaßen<br />

etwas hat. Nur die rockigeren Passagen fallen eher unangenehm<br />

ins Gewicht.<br />

Graf Tati »Lind« (Apricot / Rough Tra<strong>de</strong>) – Ein Superalbum<br />

<strong>de</strong>utschsprachiger Popmusik vom ehemaligen<br />

Panamaformat-Bonvivant mit schickem Halstuch. Wie<br />

die stilvollen<strong>de</strong>te Version PeterLichts, die auch die altersweise<br />

Gelassenheit von Erdmöbel ganz richtig einzuschätzen<br />

weiß. Das ist zwar noch nicht ganz Prefab<br />

Sprout, aber sicher schon ziemlich nah dran.<br />

Rotifer »Coach Number 12 Of 11« (Wohnzimmer /<br />

Broken Silence) – Robert Rotifer ist ein Österreicher<br />

aus Canterbury und Freund vom Ex-Hefner Darren<br />

Hayman. Das kann man nicht nur lesen, das hört man<br />

auch, schließlich sind bei<strong>de</strong> Indie-Songwriter und klingen<br />

ziemlich ähnlich. »Coach ...« ist humorvoll, melodiös,<br />

voll sympathisch und wie für die Lieblings-Eckkneipe<br />

gemacht. Es gibt halt Musik, die ist we<strong>de</strong>r aufsehenerregend<br />

noch erfolgversprechend, kann aber auch nur<br />

ohne das funktionieren. Nur Popstar sollte man damit<br />

nicht wer<strong>de</strong>n wollen.<br />

Christian Steinbrink


112 Probefahrt<br />

DasneueAlbum:<br />

Abjetzt<br />

SlutLive:<br />

27.02.08 | A-Innsbruck | Weeken<strong>de</strong>r<br />

28.02.08 | A-Graz | PPC<br />

29.02.08 | A-Aigen | Kikas<br />

07.03.08 | Bern | ISC<br />

09.03.08 | Erlangen | E-Werk<br />

10.03.08 | Frankfurt | Mousonturm<br />

11.03.08 | Essen | Zeche Carl<br />

12.03.08 | Hannover | Musikzentrum<br />

13.03.08 | Dres<strong>de</strong>n | Beatpol<br />

14.03.08 | Regensburg | Kulturspeicher<br />

15.03.08 | Bielefeld | Forum<br />

17.03.08 | Saarbrücken | Roxy<br />

18.03.08 | Stuttgart | Röhre<br />

19.03.08 | München | Backstage<br />

20.03.08. | Basel | Kaserne<br />

21.03.08 | Zürich | Abart<br />

www.slut-music.com<br />

www.myspace.com/slut<br />

≥ Und seid ihr nun also die Retter <strong>de</strong>s Wiener Lieds?<br />

O<strong>de</strong>r doch eher <strong>de</strong>s Austropop? O<strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>rs?<br />

Retter <strong>de</strong>s Wiener Lieds? Schön! Es ist uns gelungen,<br />

einem alternativen Publikum ein wenig die Furcht und<br />

die Scham vor <strong>de</strong>r eigenen I<strong>de</strong>ntität, die sich ganz einfach<br />

so immens in <strong>de</strong>r Sprache manifestiert, zu nehmen.<br />

Wir machen im Grun<strong>de</strong> das, was Nick Cave nun<br />

auch schon seit hun<strong>de</strong>rt Jahren tut. Wir nehmen uns<br />

alter Folklore an, peitschen sie ins neue Jahrtausend.<br />

Wir machen Blues.<br />

Dann nennt uns doch bitte noch drei wienerische Platten,<br />

die man kennen sollte. Helmut Qualtinger »Qualtingers<br />

böseste Lie<strong>de</strong>r« – eine Wiener-Lied-Sammlung, die<br />

von <strong>de</strong>r Stimmung her Slipknot wie Kin<strong>de</strong>rjausenclowns<br />

aussehen lässt. Des Weiteren: Falco »Einzelhaft«. Auf<br />

Falco zu verzichten geht nicht. Seine erste Platte atmet<br />

auch 25 Jahre nach <strong>de</strong>r Erscheinung das konzentrierte<br />

Wien. Und Hermann Nitsch »Komposition für Orgel«.<br />

Stellvertretend für all die Narren und Verrückten, die<br />

in und um Wien so schön ihre Wurzeln schlagen können<br />

und dürfen. Und die nur in Wien so liebevoll gehasst<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Oliver Minck<br />

Raz Ohara And The Odd Orchestra<br />

Raz Ohara And The Odd Orchestra<br />

Get Physical Music / Rough Tra<strong>de</strong><br />

Wir erinnern uns: Raz Ohara war nie greifbar,<br />

son<strong>de</strong>rn zappelig, gera<strong>de</strong>zu unausgegoren.<br />

Techno, HipHop, House und Indie-Pop – alles<br />

war drin und soll <strong>de</strong>m Wahlberliner aus<br />

Dänemark bereits <strong>de</strong>n Vergleich mit Beck eingebracht<br />

haben. Nun aber scheint er es leid zu sein, sich ständig<br />

neu zu erfin<strong>de</strong>n, und liefert ein höchst homogenes Album<br />

ab, das zwar kaum mehr für <strong>de</strong>n Dancefloor geeignet<br />

ist, aber bestens dafür, zu Hause <strong>de</strong>n Kamin neu zu<br />

bestücken und sich beim Prasseln entspannt zurückzulehnen.<br />

Angereichert mit anschmiegsamen Streichern<br />

und ein paar <strong>de</strong>zenten Latin-Elementen, legt Ohara eine<br />

bitterzarte Songwriter-Pop-Platte vor, die an <strong>de</strong>n Kosmos<br />

<strong>de</strong>s späten Tim Hardin anknüpft. Soll heißen: keine<br />

Berührungsängste mit Easy Listening, doch das stört<br />

keineswegs, <strong>de</strong>nn die melancholische Grundstimmung<br />

verhin<strong>de</strong>rt jeglichen Fahrstuhl-Effekt. Abgerun<strong>de</strong>t mit<br />

einer Spur Soul und R’n’B, ist ein Album entstan<strong>de</strong>n, das<br />

in besseren Zeiten und Welten durchaus kommerzielle<br />

Chancen gehabt hätte.<br />

Die stilistische Offenheit war lange Zeit eines <strong>de</strong>iner<br />

Markenzeichen, doch das neue Album klingt sehr in<br />

sich geschlossen. Hast du sozusagen <strong>de</strong>inen Stil gefun<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r ist das nur eine Etappe? Nein, ich habe<br />

we<strong>de</strong>r meinen Stil noch mich selbst gefun<strong>de</strong>n. Dass das<br />

Album so kohärent ausgefallen ist, liegt daran, dass die<br />

Songs allesamt auf Gitarre o<strong>de</strong>r Piano von mir geschrieben<br />

und aufgenommen und von Oliver Doerell sehr ausgedacht<br />

weiterproduziert wur<strong>de</strong>n – immer mit <strong>de</strong>m Gedanken,<br />

sich nicht zu verlieren.<br />

Das neue Album ist sehr warm, verträumt, schön. Verstehst<br />

du dich als Romantiker? Ja, ich bin Romantiker.<br />

Ich glaube, dass ich so geboren bin. Es ist aber ein sehr<br />

vorbelastetes Wort. Ich mag daher nicht, es in <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />

mit meiner Musik zu benutzen. Was ich<br />

darunter verstehe, geht tiefer.<br />

Sind dir Kontraste wichtig, also zum Beispiel das Zusammenspiel<br />

von Avantgar<strong>de</strong>-Elementen und lupenreinem<br />

Pop? Ich wür<strong>de</strong> gerne nur Avantgar<strong>de</strong>-Musik machen.<br />

Aber sobald ich anfange zu singen, wird es Pop.<br />

Ich wür<strong>de</strong> gerne mit Oliver Doerell instrumentale Musik<br />

machen – wie er es sonst auch tut –, aber darauf<br />

hat er keine Lust. Er macht mit mir nur Musik, wenn ich<br />

singe. Ich je<strong>de</strong>nfalls möchte irgendwann Avantgar<strong>de</strong>-<br />

Musiker sein. Und kein Romantiker. Die Ruhe fin<strong>de</strong>n und<br />

das Selbst.<br />

Martin Büsser<br />

Pascow<br />

Nächster Halt gefliester Bo<strong>de</strong>n<br />

Plastic Bomb / Broken Silence<br />

Auf <strong>de</strong>m Fliesenbo<strong>de</strong>n liegt es sich ungemütlich.<br />

Kalt und kein Stück kuschelig,<br />

statt<strong>de</strong>ssen blank bis zur Sterilität o<strong>de</strong>r<br />

wahlweise von Humanfettablagerungen<br />

und sonstigen ekligen Ab- und Ausscheidungen patiniert<br />

– wie soll man da zur Ruhe kommen? Aber das Leben<br />

ist nun mal kein auf Körpertemperatur geheiztes Wasserbett,<br />

und Vitalität auszukosten heißt eben manchmal<br />

auch, mit <strong>de</strong>m Kopf neben <strong>de</strong>r Kloschüssel zu pennen.<br />

Da kann man sich mal wie<strong>de</strong>r richtig spüren und<br />

die Wut und so Kram nähren, auch wenn’s sich scheiße<br />

anfühlt. Ist halt alles irgendwie dumm diffus, da unten<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n zwischen Verlorenem und altem Gekrabbel.<br />

Schön, wenn dir dann so nette Krawall-Heroes<br />

wie Pascow die Hand reichen. Langsam aufstehen, bisschen<br />

Luft holen und über <strong>de</strong>n ganzen Mist, <strong>de</strong>r dich sonst<br />

zum Heulen bringt, auch mal lachen, das tut gut. O<strong>de</strong>r<br />

schreien. Ist ja bei<strong>de</strong>s nah beieinan<strong>de</strong>r. Egal, <strong>de</strong>nn hier,<br />

bei Pascow, sind wir unter Freun<strong>de</strong>n. Die Rachut’eske<br />

Dringlichkeit <strong>de</strong>r Musik und die hysterische und dabei<br />

immer gebrochen upliften<strong>de</strong>, zwischen Boxhamsters,<br />

Dackelblut und ruppigeren Muff Potter oszillieren<strong>de</strong> Power<br />

machen es leicht, dieses Quartett aus <strong>de</strong>m Saarland<br />

zu lieben. Abgehangenes Punkrock-Pathos und die eine<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Plattitü<strong>de</strong> tun zwar manchmal etwas weh,<br />

än<strong>de</strong>rn aber nichts daran, dass Pascow mit ihrem dritten<br />

Album einen Soundtrack zum Leben in progress geschaffen<br />

haben, einen musikalischen Begleiter, <strong>de</strong>r vielen,<br />

vielen jungen Menschen rettend ins Steuer greifen<br />

könnte. Hoffentlich! Denn das hier ist wahre Liebe, und<br />

manchmal muss man wohl ins Schleu<strong>de</strong>rn geraten, um<br />

<strong>de</strong>n Weg zu fin<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r halt auf <strong>de</strong>m Fliesenbo<strong>de</strong>n liegen<br />

bleiben.<br />

Ulf Imwiehe<br />

Prosumer & Murat Tepeli<br />

Serenity<br />

Ostgut Ton / Kompakt<br />

Einer <strong>de</strong>r besten Resi<strong>de</strong>nt-DJs <strong>de</strong>r Berliner<br />

Panoramabar legt sein erstes ganzes<br />

Album vor. Und dann auch noch mit einem<br />

solchen Stargast. Murat Tepeli. Wow. Na ja,<br />

ehrlich gesagt habe ich <strong>de</strong>n Namen Murat Tepeli noch<br />

nie gehört, dabei kommt <strong>de</strong>r sogar wie <strong>Intro</strong>’n’ich aus<br />

Köln. Und eigentlich kennt man in <strong>de</strong>m kleinen Dorf am<br />

Rhein ja je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r einen Housecomputer einigermaßen<br />

gut bedienen kann. <strong>Als</strong> Gastsängerin wur<strong>de</strong> sich bei<br />

manchen Tracks Elif Bicer dazugeholt. Die junge Frau arbeitet<br />

bei Ostgut Ton, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Panoramabar zugehörigen<br />

Label, als Bookerin und kann nebenbei auch noch singen.<br />

So spart man sich das Geld für prominentere Gastsänger.<br />

Jetzt aber genug <strong>de</strong>r Floskeln. Denn natürlich<br />

ist Prosumer nicht nur ein toller DJ, son<strong>de</strong>rn auch einer<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit interessantesten Houseproduzenten hierzulan<strong>de</strong>,<br />

wie man spätestens seit <strong>de</strong>m auf Playhouse<br />

erschienenen Hit »The Craze« und seinen Veröffentlichungen<br />

auf Mobilee weiß. Das Album geht in eine ähnliche<br />

Richtung. Elif und Prosumer wechseln sich beim<br />

Singen ab, die Stücke bleiben <strong>de</strong>m klassischen Chicagohouse<br />

verpflichtet, sind soulig und warm, aber stets<br />

minimal. Dass House wie<strong>de</strong>r stark im Kommen ist, weiß<br />

man ja nicht erst seit Âme und Marcus Worgull. Die Leute<br />

in <strong>de</strong>n Clubs wollen nach Jahren kalten Klackertech-


nos endlich wie<strong>de</strong>r Leben. Wie<strong>de</strong>r was spüren. Wer kann<br />

es ihnen ver<strong>de</strong>nken? Ich glaube, es geht wie<strong>de</strong>r was los,<br />

Leute. Und wer Murat Tepeli ist, was <strong>de</strong>r so macht, was<br />

er liebt, was seine größten Wünsche, Hoffnungen und<br />

Ängste sind, das habe ich spätestens bei <strong>de</strong>r nächsten<br />

Veröffentlichung auch herausgefun<strong>de</strong>n, so viel sei schon<br />

mal versprochen.<br />

Lea Raminuwicz<br />

Jens Rachut<br />

Der Seuchenprinz Teil II. Joe<br />

Nobistor / Indigo<br />

»Der Seuchenprinz Teil II« ist <strong>de</strong>r zweite<br />

Teil von Jens Rachuts Hörspieltrilogie,<br />

wobei <strong>de</strong>r erste als »Teil III« und <strong>de</strong>r dritte<br />

als »Teil IV« firmiert (Letzterer erscheint<br />

ebenfalls dieser Tage). »Teil I« wur<strong>de</strong> nicht vergeben. Volumezahlenmystik,<br />

als könne die allgemeine Unübersichtlichkeit<br />

nur noch durch launige Gegen-Unübersichtlichkeit<br />

erzählt wer<strong>de</strong>n. Dabei ist das Storyboard doch<br />

vergleichsweise klar: Nicht näher spezifizierte Außerirdische<br />

schaffen in einer Art Abschlussarbeit im Rahmen<br />

einer nicht näher spezifizierten Ausbildungssituation<br />

die Er<strong>de</strong> inkl. Leben und Formenvielfalt. Heißt: Der<br />

Schöpfungsakt vollzieht sich nicht mehr im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

alten Männerfantasie »Gott«, <strong>de</strong>r als Mischung aus Albert<br />

Speer und Jackson Pollock sein Werk in sechs Arbeitstagen<br />

ganz aus sich selbst heraus hingeschlonzt<br />

haben soll. Vielmehr ist ein unüber- und -durchschaubares<br />

Unternehmen am Werk, an <strong>de</strong>m min<strong>de</strong>stens genauso<br />

vieles unklar, vage und unbestimmt bleibt wie an<br />

und in je<strong>de</strong>m beliebigen kontrollgesellschaftlichen Unternehmen<br />

circa <strong>de</strong>r Gegenwart. »Der Seuchenprinz«<br />

aktualisiert damit die uralte und kernpatriarchalische<br />

Vorstellung von Gott als Frühkapitalisten und erstem<br />

FDP-Wähler in genau <strong>de</strong>r Weise, wie klassische Expropriateur-zentrierte<br />

Vorstellungen vom Kapitalismus und<br />

von Kapitalist und Kapitalistin zumin<strong>de</strong>st oberflächlich<br />

obsolet gewor<strong>de</strong>n sind. Im Rahmen dieser Schöpfungsmaßnahme<br />

geht dann natürlich etwas spannungsstiftend<br />

schief, wegen trial and error und weil Lehrjahre ja<br />

schließlich keine Herrenjahre sein können, was sich im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s zweiten Teils (<strong>de</strong>r vierte und letzte ist soeben<br />

erschienen, liegt mir aber genauso wenig vor wie<br />

<strong>de</strong>r dritte) allerdings nicht vollständig erschließt. Diese<br />

I<strong>de</strong>e wür<strong>de</strong> sich vielleicht als OberschülerInnen-Geistesblitz<br />

dahinschleppen, lieferte sie nicht eine weitere und<br />

zum überwiegen<strong>de</strong>n Teil gut geeignete Folie für jenen<br />

spezifischen Weltekel, wie ihn Rachut bereits auf zahllosen<br />

Platten mit Angeschissen, Blumen Am Arsch Der<br />

Hölle, Dackelblut, Kommando Sonne-Nmilch und Oma<br />

Hans kultiviert hat: In <strong>de</strong>r Welt zu sein heißt, grob gesagt,<br />

sich durch zahlreich zur Verfügung stehen<strong>de</strong>, aber<br />

stets unpraktikable I<strong>de</strong>en von Wür<strong>de</strong> und Humanität zu<br />

scheitern. An<strong>de</strong>rs aber als die meisten serienmäßigen<br />

Camus’schen Ekelpakete – zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Umkreis<br />

<strong>de</strong>r Social-Beat-Literatur – verliert Rachuts Horror<br />

so gut wie nie die Ursache-Wirkungs-Verstrickungen<br />

eines solchen Scheiterns aus <strong>de</strong>m Blick. Er verteidigt<br />

damit die nicht immer einfache und selten ein<strong>de</strong>utige<br />

Einsicht, dass die spezifische Wi<strong>de</strong>rwärtigkeit und Unerträglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Lebensweisen wie <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

und Beziehungsformen Produkte einer bestimmten gesellschaftlichen<br />

Praxis sind. Sie sind eben keine ontologische<br />

Konstante im Sinne eines allgemeinmenschlichen<br />

überhistorischen Schicksals – Vorstellungen, die<br />

fast immer aus <strong>de</strong>r kulturkonservativen, sprich: rechten<br />

Ecke kamen (o<strong>de</strong>r an sie anschlussfähig waren). Sie halfen,<br />

die eigene gesellschaftliche Praxis zu <strong>de</strong>cken (meistens<br />

stammten ihre ApologetInnen aus <strong>de</strong>m Umfeld<br />

<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Oberschicht) und zu verklären<br />

qua Verdrehung <strong>de</strong>r Tatsachen ins Menschlich-Allzumenschliche.<br />

Rachut setzt gegen erkenntnisfaule Lebensekel-<br />

und Weltverachtungsroutine die Frage, wie<br />

sich die Verhältnisse in <strong>de</strong>n in ihnen produzierten Lebensweisen<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln, selbst wo konkrete Lebensweise<br />

und die Allgemeinheit <strong>de</strong>r sie umschließen<strong>de</strong>n Verhältnisse<br />

es hinkriegen, unauflöslich zu erscheinen. Und<br />

das funktioniert hiermit also auch in Form eines Sci-<br />

Fi-Trash-Hörspiels, das sich allerdings als postmo<strong>de</strong>rnes<br />

Durchschnittshörspiel präsentiert, sich nämlich erstaunlich<br />

treuherzig und bie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Hörspiel-Stateof-the-Art<br />

einreiht: <strong>de</strong>n FM-Einheits-Brei. Dafür ist die<br />

außerirdische Unternehmenshymne, die irgendwo ca.<br />

hörspielmittig gesungen wird, ein ein<strong>de</strong>utiger Fall für die<br />

Jahrescharts 2007. Na, bisschen spät jetzt schon ...<br />

Frank Apunkt Schnei<strong>de</strong>r<br />

Vic Ruggiero<br />

Something In My Blindspot<br />

Moanin / Al!ve<br />

Wie das schon losgeht. Eine Indie-Country-Version<br />

von Bachman Turner Overdrive,<br />

o<strong>de</strong>r was? »Taking Care Of Business«<br />

klampft und frohlockt ein Steel-Guitar-Sound-A-Like.<br />

Ist das ein Witz, ein Versehen, eine<br />

Persiflage? Nee, das einfach nur grundsympathisch. Vic<br />

Ruggerio war in einem früheren Leben Sänger <strong>de</strong>r New<br />

Yorker The Slackers. Jetzt zieht er als Part-Time-Berliner<br />

an<strong>de</strong>re Saiten auf. Lebensbejahen<strong>de</strong> Lagerfeuermusik,<br />

humorvoller Anit-Folk – alles super auf <strong>de</strong>n Punkt und<br />

trotz<strong>de</strong>m leicht daneben. Eine schillernd skurrile Platte,<br />

die Spaß macht. So einfach ist das.<br />

Helmar Becker<br />

Sons And Daughters<br />

This Gift<br />

Domino / Indigo<br />

Aus <strong>de</strong>m Bandlager <strong>de</strong>r so herrlich grimmigen<br />

Schotten hörte man im Vorfeld<br />

Schreckliches: Man wolle ein Pop-Album<br />

aufnehmen. Und man habe einen neuen<br />

Produzenten für dieses Vorhaben: Ex-Sue<strong>de</strong> Bernard<br />

Butler. Da hatte man das Endprodukt schon im<br />

Ohr: Streichsalbengitarren, Sängerin A<strong>de</strong>le Bethel als<br />

Säuselöse, und Scott Paterson, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r frühen Single<br />

»Johnny Cash« genau wie ebendieser in jungen Tagen<br />

klingen wollte, wird zum Duettbediener <strong>de</strong>gradiert.<br />

»This Gift«, das zweite Album <strong>de</strong>r Glasgow-Combo, erteilt<br />

diesen Befürchtungen allerdings schnell eine Abfuhr<br />

und stellt schon im Opener klar, was man gera<strong>de</strong><br />

fühlen sollte: einen »Gilt Complex«. Es mag richtig sein,<br />

dass die Catchiness Einzug gehalten hat in diese zwölf<br />

Songs, dass man oft »Nananana«-Chöre im Hintergrund<br />

hört, aber die morbi<strong>de</strong> Grundstimmung <strong>de</strong>r Songs, die<br />

bluesdramatischen Lyrics und die hörbaren Americanaund<br />

60s-Einflüsse sind ihnen geblieben. Scheint also,<br />

als hätten Butler und Band einen guten Mittelweg gefun<strong>de</strong>n.<br />

Dabei zeigen die Sons And Daugthers ein Hitpotenzial,<br />

das man ihnen gar nicht so recht zugetraut<br />

hätte. »Gilt Complex«, »Rebel With A Ghost«, »Flags«,<br />

»Chains« – allesamt Singlekandidaten. So bleibt als einziges<br />

Manko, dass Paterson nur noch selten ans Mikro<br />

darf – und das ist scha<strong>de</strong>, war es doch gera<strong>de</strong> das vokale<br />

Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, das die Sons And Daughters<br />

so beson<strong>de</strong>rs machte. Anyway, auch als Daughters<br />

And Sons schlagen sie sich mehr als gut.<br />

Daniel Koch<br />

HOT<br />

CHIP<br />

MADE IN THE DARK<br />

NEW ALBUM<br />

CD (DIGI PACK), CD & DVD, 2LP<br />

LIVE<br />

08.03. HA<strong>MB</strong>URG<br />

UEBEL & GEFÄHRLICH<br />

09.03. BERLIN<br />

POSTBAHNHOF<br />

10.03. MÜNCHEN<br />

ELSERHALLE<br />

11.03. KÖLN<br />

GLORIA<br />

www.hotchip.co.uk<br />

www.myspace.com/hotchip


114 Probefahrt<br />

Sprachlabor<br />

Richtig<br />

Four Music / SonyBMG / VÖ 08.02.<br />

Flucht unmöglich! Schweißperlen<br />

bil<strong>de</strong>ten sich auf <strong>de</strong>r<br />

pickligen Stirn! Damals im fiesen<br />

Sprachlabor erlebten<br />

Wessi-Kids ihr »Das Leben <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>ren«-<br />

Trauma. Doch es ging wohl auch an<strong>de</strong>rs.<br />

Wie es jetzt die <strong>de</strong>utsche Reimcombo<br />

Sprachlabor erneut unter Beweis stellt:<br />

geschliffene Reime, die pubertäres Gangsta-Geplapper<br />

o<strong>de</strong>r vulgäres Porno-Gestammel<br />

ganz weit rechts liegen lassen.<br />

Ihr eigentlicher Auftrag: <strong>de</strong>utschen Hip-<br />

Hop retten. Das gelingt Beatmac, Mikkanic<br />

und Tier Mobilux dank jahrelanger<br />

Mikrofonerfahrung mit elf neuen Songs.<br />

Die Beats bouncen, grooven, smoothen<br />

– habe ich noch eine Anglizismus-Plattitü<strong>de</strong><br />

vergessen? Ein Supereinstieg ins<br />

frische <strong>de</strong>utsche HipHop-Jahr. Die erste<br />

Messlatte für 2008 liegt damit ziemlich<br />

hoch.<br />

Uwe Buschmann<br />

Superpunk<br />

Why Not?<br />

Tapete / Indigo<br />

Ist das jetzt auch schon<br />

wie<strong>de</strong>r Jahre her, dass mit<br />

»Einmal Superpunk, bitte«<br />

die letzte Superpunk erschien?<br />

Und was seit <strong>de</strong>m alles geschehen<br />

ist! Knut wur<strong>de</strong> geboren, das Blue-<br />

Ray-System eroberte die Welt, die Mauer<br />

fiel und Wim Thoelke starb. All das hört<br />

man <strong>de</strong>m neuen Album zum Glück wie<strong>de</strong>r<br />

mal nicht an. Man hört ihm letztlich nur<br />

eins an: Superpunk. Und selbst wenn die<br />

Band um <strong>de</strong>n Parttime Northern-Soul-DJ<br />

und Fulltime Lebemann Carsten Frie<strong>de</strong>richs<br />

unverhohlen ihr Soundfundament<br />

aus eben jenem Genre zusammenge-<br />

Slut<br />

THEATERFREUNDE STILLER<br />

»All We Need Is Silence«? Von wegen! Schon die ersten kribbligen Töne von »Still #1«<br />

lassen ahnen, dass Slut eher mit einem Knall als mit Geflüster zurückkehren.<br />

D<br />

as darauffolgen<strong>de</strong> theatralische Klaviertremolo<br />

scheint dann endgültig die Pforten Gegensatz zum Vorgänger, wo wir alles in Etappen aufge-<br />

war auch schon alles fertig, als wir ins Studio gingen. Im<br />

für eine komprimierte Energie zu öffnen, nommen haben.« »Gegensatz zum Vorgänger« ist sowieso<br />

die auch noch sturzbachartig einen Haufen<br />

unerwartet instrumentierter Arrangements anspült.<br />

»Wir wur<strong>de</strong>n abgelenkt«, erklärt Chris Neuburger lapidar<br />

diesen wirklich neuen Sound, <strong>de</strong>r zwar immer noch nach<br />

Slut klingt, aber mit einem vollkommen an<strong>de</strong>ren Selbstverständnis<br />

unterfüttert ist. Abgelenkt hat die Band ihre Mitarbeit<br />

an <strong>de</strong>r »Dreigroschenoper« am Ingolstädter Theater<br />

(vergleiche <strong>Intro</strong> #140). Die Aufführung war über ein Jahr<br />

von Erfolg gekrönt, bis die Nachlassverwalter Kurt Weills<br />

merkten, dass das Singspiel im Slut-Gewand zu fortschrittlich<br />

klang, und weitere Inszenierungen gekonnt verhin<strong>de</strong>rten.<br />

Doch ein Jahr voller Zuhälterballa<strong>de</strong>n und Kanonensongs<br />

reichte offenbar aus, um unterschwellig die Voraussetzungen<br />

für einen großen Wurf zu schaffen. So beschreibt<br />

es je<strong>de</strong>nfalls Neuburger: »Während <strong>de</strong>r Arbeit am Theater<br />

hat sich dieser Riesendruck aufgebaut. Wir mussten nur<br />

noch zapfen.« Ein ganzes Album voller hochkarätiger Popsongs,<br />

ein gutes Stichwort: War <strong>de</strong>r noch voller brüchiger Emotionalität<br />

und unsicherer Fragezeichen, bekommt man jetzt<br />

Antworten geliefert. Das be<strong>de</strong>utete diesmal auch Kreuzberg<br />

statt Weilheim o<strong>de</strong>r Hamburg. Und man spürt in je<strong>de</strong>m<br />

euphorischen Detail <strong>de</strong>r Platte die Pausenlosigkeit dieses<br />

Stadtteils. Neuburgers Stimme hat zu<strong>de</strong>m ihre wehmütigen<br />

Färbungen fast vollkommen verloren. Wehmut, die,<br />

wie Neuburger fin<strong>de</strong>t, auf ohnmächtiger Wut basierte und<br />

die Band in eine musikalische Sackgasse führte. Die Lösung<br />

klingt einfach: »Bei <strong>de</strong>r letzten Platte wur<strong>de</strong> etwas<br />

ent<strong>de</strong>ckt, das nicht stimmt, und bei <strong>de</strong>r jetzigen Platte wur<strong>de</strong><br />

etwas erkannt, das nicht stimmt. Und das ist ein großer<br />

Unterschied.« Die Begeisterung, mit <strong>de</strong>r über diese Erkenntnis<br />

gesprochen wird, lässt spüren, wie überlebenswichtig<br />

die eigene Neuerfindung für Slut war. Folgerichtig ist »Still<br />

#1« ihr kraftvollstes und selbstbewusstestes Album bisher.<br />

»Früher gab es dauernd Fragen wegen <strong>de</strong>r Texte. Jetzt<br />

einfach so vom Fass? Doch wohl eher nicht? »Nein, erklärt die Musik alles von selbst.« Martin Riemann<br />

aber mehr <strong>de</strong>nn je. Dieses Mal gab es eine Dynamik, <strong>de</strong>r<br />

wir uns einfach angeschlossen haben. Dementsprechend Slut »Still #1« (Virgin / Emi)


Probefahrt<br />

115<br />

klaut hat, klingt sie <strong>de</strong>nnoch so eigenständig<br />

wie kaum eine an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Band. Und das macht sie so begehrt.<br />

Okay, vielleicht gab es eine Übersättigung<br />

nach <strong>de</strong>m letzten Album, vielleicht<br />

war das auch nicht ganz so gut wie<br />

<strong>de</strong>r Trash-Brecher »A bisserl was geht immer«<br />

und <strong>de</strong>r Prä-Prekariats-Hitcontainer<br />

»Wasser Marsch!« Man muss aber auch<br />

sagen, die zwei Scheißdinger waren auch<br />

nicht zu toppen. Und sind es auch 2008<br />

nicht. Dennoch schlägt sich »Why Not?«<br />

richtig gut. Der wie<strong>de</strong>r erstarkte Bock auf<br />

die Band und <strong>de</strong>n Sound merkt man vor<br />

allem <strong>de</strong>n beteiligten Cracks an und zu<strong>de</strong>m<br />

ist man gera<strong>de</strong> auch textlich wie<strong>de</strong>r<br />

ein Stück an »Wasser Marsch!« herangerückt.<br />

Alle Einwän<strong>de</strong> bleiben so Nuancen,<br />

<strong>de</strong>nn das hier ist im Ganzen einfach Styler-Macht.<br />

Das ist Toto, Lotto, Rennquintett,<br />

das ist ein Pfund. Wer mal wie<strong>de</strong>r<br />

will, <strong>de</strong>r kriegt. Und zwar reichlich.<br />

Martina Hergenröther<br />

Tacks, The Boy Disaster<br />

Oh, Beatrice<br />

Ark Recordings / Rough Tra<strong>de</strong><br />

Rezensenten im World Wi<strong>de</strong><br />

Web überschlagen sich bereits<br />

vor Begeisterung.<br />

»Austin ist das neue Kanada!«<br />

schreibt einer angesichts dieser texanischen<br />

Band rund um Evan Jacobs,<br />

<strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem bereits bei Polyphonic<br />

Spree und Midlake spielte. Die texanische<br />

Hauptstadt gleich mit einem <strong>de</strong>r<br />

größten Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu vergleichen<br />

ist so großmäulig unhaltbar wie <strong>de</strong>r ganze<br />

vermeintlich jenseits aller kommerziellen<br />

Interessen und Seilschaften verlaufen<strong>de</strong><br />

Internet-Hype, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren zielsicher stets nur die mittelmäßigsten<br />

Indie-Bands erfahren haben,<br />

nämlich jene, die immer schon auf<br />

Konsens abonniert waren. Auch Tacks,<br />

The Boy Disaster müssen erst mal auf<br />

ein »ganz gut« runtergeköchelt wer<strong>de</strong>n,<br />

um überhaupt eine vernünftige Kritikbasis<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Der leicht wehmütige Gesang<br />

wie auch die Klavier- und Bläserbegleitung<br />

zu an sich konventionellem Indie-<br />

Rock sind stilsicher, aber eben auch kein<br />

bisschen mehr. Alles plätschert selbstmitleidig<br />

dahin, ohne Dringlichkeit erkennen<br />

zu lassen. Wenn <strong>de</strong>r Existenzgrund<br />

einer Band nicht sofort vernehmbar wird,<br />

wenn also die Erträglichkeit einer Musik<br />

das Einzige ist, was sich attestieren<br />

lässt, muss eine Band sich die Kritik gefallen<br />

lassen, noch nicht reif für ein Album<br />

zu sein. Und wenn Rezensenten im Netz<br />

Songzeilen wie »Forget me not, forget me<br />

not my love« als großartigen Kampf gegen<br />

das Vergessen anpreisen, fragt man sich,<br />

was beknackter ist: dieser lyrische Standard-Sülz<br />

o<strong>de</strong>r die Bereitschaft, ihm etwas<br />

Beson<strong>de</strong>res abgewinnen zu wollen.<br />

Diese Band scha<strong>de</strong>t so wenig, wie man<br />

sie braucht.<br />

Martin Büsser<br />

These New Puritans<br />

Beat Pyramid<br />

Domino / Indigo<br />

Die vier Teenies aus<br />

Southend-on-Sea legen einen<br />

strammen Ritt hin zwischen<br />

Dance-Punk und all<br />

<strong>de</strong>m schön melancholischen 80er-Revival-Post-Punk,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

für volle Clubs sorgte. So weit, so gewöhnlich.<br />

Doch eine ganz so sichere Konsensnummer<br />

wie die Editors o<strong>de</strong>r Interpol ist<br />

das Debüt <strong>de</strong>r vier ambitionierten Briten<br />

nicht. Dafür ist »Beat Pyramid« bei aller<br />

Spannung, die dieser zerklüftete Brocken<br />

von einem Album entwickelt, auf<br />

die Dauer zu anstrengend. Kein großes<br />

schönes Lei<strong>de</strong>n in groß ausgebreiteten,<br />

gefälligen Popsongs. Son<strong>de</strong>rn repetitiver,<br />

blecherner Sprechgesang, grobe<br />

Beats, dissonante Gitarrenakkor<strong>de</strong> und<br />

gelegentliche New-Wave-Harmonien,<br />

aneinan<strong>de</strong>rgereiht zu Collagen, die nicht<br />

selten nah an die Schmerzgrenze gehen.<br />

Für eine Einladung von Dior-Designer<br />

Hedi Slimane, einen 15-Minüter für<br />

die Präsentation seiner Herbstkollektion<br />

2007 zu schreiben, hat das schon mal gereicht.<br />

Immerhin.<br />

Till Stoppenhagen<br />

Vive La Fête<br />

Jour De Chance<br />

Uncivilized World / Al!ve<br />

Das belgische Electropop-<br />

Duo Vive La Fête versucht es<br />

fast je<strong>de</strong>s Jahr aufs Neue.<br />

Mit <strong>de</strong>r neuen Hausnummer<br />

hier mittlerweile zum siebten Mal.<br />

Man gibt sich betont sexy. Sie mit weißen<br />

Strumpfhosen, blondiertem Haar<br />

und Coco-Chanel-Kleid. Er in Schwarz<br />

mit Sisters-Of-Mercy-Frisur. Man spielt<br />

weiterhin fleißig auf Mo<strong>de</strong>schauen. Berühmte<br />

Designer wie Karl Lagerfeld sind<br />

immer noch Fans <strong>de</strong>r Band. Die Musik<br />

ist betont postmo<strong>de</strong>rn-zitathaftig. Man<br />

bedient sich bei DAF, <strong>de</strong>n Talking Heads,<br />

Devo, Stereo Total, Birkin & Gainsbourg.<br />

Es gibt sogar ein Cover <strong>de</strong>s mittlerweile<br />

beinahe in Vergessenheit geratenen<br />

Songwriters Michel Polnareff. Das ist ja<br />

alles toll und wäre im Prinzip auch gar<br />

nicht so verkehrt, wenn die Verweise einigermaßen<br />

<strong>de</strong>zent gehalten wären. Sprechen<br />

wir es doch mal aus: Die Songs <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n sind einfach nicht gut. Man hört<br />

die Platte durch, aber kein einziges Stück<br />

bleibt wirklich hängen. Es groovt fröhlich,<br />

die Bässe pumpen, <strong>de</strong>r Gesang ist sogar<br />

schön. Man kann sich noch nicht mal beschweren,<br />

dass die Musik zu glatt produziert<br />

wäre. Sie ist nur einfach uninteressant.<br />

Es gibt keine wirklichen Melodien,<br />

die man sich merken müsste, keine<br />

Aussagen. Jeglicher eigenständige Ansatz<br />

geht in diesem unendlichen Zitatbrei<br />

unter. Der einzige <strong>de</strong>utschsprachige Song<br />

auf <strong>de</strong>r Platte bringt es irgendwie auf <strong>de</strong>n


<strong>Intro</strong> empfiehlt 02.08<br />

Je<strong>de</strong>n Monat neu: hier die Tipps <strong>de</strong>r Redaktion,<br />

die <strong>de</strong>n Sticker »empfohlen von <strong>Intro</strong>« tragen.<br />

Sons & Daughters<br />

This Gift<br />

Domino/Indigo<br />

Hot Chip<br />

Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />

EMI Labels<br />

Hush Puppies<br />

Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />

Faith Records/Stereo Deluxe<br />

Get Well Soon<br />

Rest Now, Weary Head!<br />

You Will…<br />

Cityslang/Universal<br />

Tolle Plattenlä<strong>de</strong>n<br />

Various Artists<br />

Kitsuné Maison 5<br />

Kitsuné/Intergroove<br />

Nada Surf<br />

Lucky<br />

Cityslang/Universal<br />

Nicht nur aus Solidarität für <strong>de</strong>n<br />

Tonträgerhan<strong>de</strong>l, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />

<strong>de</strong>r Überzeugung, dass es nirgends<br />

bessere Beratung und ein <strong>de</strong>rart gutes Gefühl<br />

beim Shoppen gibt. Nachfolgend eine Auswahl<br />

unserer Favoriten, bei <strong>de</strong>nen es natürlich auch<br />

das aktuelle <strong>Intro</strong> zu haben gibt.<br />

Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenla<strong>de</strong>n Ahrensburg:<br />

Musiccorner An<strong>de</strong>rnach: Musikla<strong>de</strong>n Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop, Echobeat Augsburg:<br />

Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad Kreuznach: Engelmayer Aktiv<br />

Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen: Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck<br />

Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis<br />

Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records, Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment,<br />

Dense Records, Dig A Little Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef,<br />

Freak Out, Freizeitglauben, Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look<br />

54 Records, Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen, Noisy<br />

Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records, Rotation,<br />

Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultra<strong>de</strong>, Sound & Drumland, Space Hall, Space Honda,<br />

Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach: G-Point Records Bielefeld: Audio Art,<br />

Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic<br />

Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Bran<strong>de</strong>nburg: D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Ripti<strong>de</strong> Bremen:<br />

Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz:<br />

Smile Records Büdingen: Ram Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Un<strong>de</strong>rworld Records Coburg:<br />

Tontopf, Toxic-Toast Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s<br />

Musikland Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records,<br />

Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dres<strong>de</strong>n: Black Sheep, Der Plattenla<strong>de</strong>n, Drop-Out-Records, Fat Fen<strong>de</strong>rs,<br />

Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg: Garageland, Red Rose<br />

Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipsi<strong>de</strong>, Hitsville Eitorf: CD & Music Corner Em<strong>de</strong>n: 96records<br />

Ems<strong>de</strong>tten: Music & Vi<strong>de</strong>o Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store, Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann,<br />

Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen: Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore<br />

Finsterwal<strong>de</strong>: Aktiv Discover, Top Skin Records Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium<br />

Records, Freebase, Musikla<strong>de</strong>n, Pro Vinyl Frankfurt/O<strong>de</strong>r: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd<br />

Music, Flight 13, Mono Freu<strong>de</strong>nstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen<br />

Gera: Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenla<strong>de</strong>n<br />

Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: An<strong>de</strong>rs Hören, Burnout,<br />

Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos Plattenkiste, Lado, Michelle<br />

Records, Otaku, Pop-Musik Und Mo<strong>de</strong>, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse, Ruff Tra<strong>de</strong> Records, Scratch Records,<br />

Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne, Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv<br />

Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl Welt Hei<strong>de</strong>lberg: Crazy Diamond, Down Town Records,<br />

Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express<br />

Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn: Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr.<br />

Music Kaiserslautern: Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die<br />

SchallPlatte Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love<br />

Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel Records,<br />

Schallhan<strong>de</strong>l, Un<strong>de</strong>rdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music GmbH Krefeld: Rille<br />

Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone, Freezone, Mad Flava, Ohrakel,<br />

Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück, Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich<br />

Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool<br />

Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar Records, Sito Music Mag<strong>de</strong>burg: Beat Boutique Hot Rats,<br />

Unique Mainz: Discover SchallPlatten, Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten,<br />

Teenage Wasteland Mannheim: CDpost.<strong>de</strong>, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die<br />

Scheibe, Music Attack München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records,<br />

Resonanz SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm: Musicline<br />

Nordhorn: Georgie‘s LP&CD La<strong>de</strong>n Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks Offenbach: Main<br />

Records, Recordstation Öhringen: Music Store Ol<strong>de</strong>nburg: Mts-City-Sound, Scheibenkleister Osnabrück: JPC,<br />

Kuhhan<strong>de</strong>l, Shock Records, Zukunftsmusik Pa<strong>de</strong>rborn: Unger Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim:<br />

Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb 7 Records, Silverspeedrecords Raste<strong>de</strong>: CD-Corner Regensburg:<br />

Eldorado Records Rheine: Ohrwurm Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform,<br />

Pressezentrum, Pressezentrum, Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art,<br />

Rex Rotari Saarlouis: Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig:<br />

Klangwelt Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record<br />

Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record Express, Sound<br />

Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3 Waren/Müritz: Amm Top 10<br />

We<strong>de</strong>mark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer Wien: Black Market, Substance<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg: Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten<br />

: Bus Stop Records Worms: Heaven Records Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream<br />

Zeitz: Best Of Music Zittau: CD Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte<br />

Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen fin<strong>de</strong>n sich unter:<br />

www.intro.<strong>de</strong>/auslagestellen<br />

≥ Punkt. Denn <strong>de</strong>ssen Refrain geht so:<br />

»Was soll das hier mit <strong>de</strong>m Quatsch? Ich<br />

weiß es nicht.« Der Satz wird ganz monoton<br />

zwanzigmal am Stück wie<strong>de</strong>rholt.<br />

Den prägt man sich tatsächlich ein. Das<br />

ist das, was hängen bleibt.<br />

Sebastian Ingenhoff<br />

Wu-Tang Clan<br />

8 Diagrams<br />

Wu Music Group / Bodog Music<br />

&<br />

Ghostface Killah<br />

The Big Doe Rehab<br />

Def Jam / Universal<br />

»Manno. Das ist mein Datum.<br />

Die Blödmänner vom Wu-<br />

Tang Clan können doch nicht<br />

am gleichen Tag ihr Album<br />

rausbringen. Ich bin voll sauer auf <strong>de</strong>n einen<br />

da, echt jetzt, <strong>de</strong>n könnte ich killen«<br />

(Zitat Ghostface Killah, subjektive Übersetzung).<br />

Diese spezielle Mischung aus<br />

Kin<strong>de</strong>rgartenlogik und Gangsterdrohgebär<strong>de</strong><br />

hat immer Sinn gemacht im Dunstkreis<br />

<strong>de</strong>r Truppe aus Staten Island.<br />

Erinnern wir uns kurz: In <strong>de</strong>r ersten<br />

Schaffensperio<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> heftig jongliert<br />

mit Shaolin-Gedankengut, Schach-Theorien,<br />

wirren Interpretationen von Einstein-<br />

I<strong>de</strong>en – und all das umgesetzt auf (zwei)<br />

wahrlich revolutionären Band-Alben. In<br />

<strong>de</strong>r zweiten Phase differenzierte man<br />

sich aus, fast je<strong>de</strong>r MC wur<strong>de</strong> von RZA<br />

mit einer Soloplatte versorgt, die Qualität<br />

begann zu schwanken. In <strong>de</strong>r Spätphase<br />

quengelte je<strong>de</strong>s Mitglied parallel über<br />

Ignoranz <strong>de</strong>r Medien, Abzocke von Wu-<br />

Kollegen, mangeln<strong>de</strong> Labelunterstützung.<br />

Wo jahrelang auf die Integrationskraft <strong>de</strong>r<br />

Wu-Familie gepocht wor<strong>de</strong>n war, wer<strong>de</strong>n<br />

nun zunehmend Grabenkämpfe ausgefochten.<br />

Im Sperrfeuer momentan: Produzent<br />

RZA. Schon im Vorfeld <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>r mittlerweile fünften (und<br />

ich vermute mal: letzten) Wu-Tang-Platte<br />

wur<strong>de</strong> diese von Raekwon (»<strong>de</strong>n Vibe<br />

find ich voll doof«) und Ghostface (»hab<br />

ich eigentlich nüscht am Hut mit«) unterminiert.<br />

Tja, es gibt tatsächlich so gut wie<br />

keine klassischen Wu-Banger auf »8 Diagrams«,<br />

statt<strong>de</strong>ssen viel Psyche<strong>de</strong>lica,<br />

zurückgenommene Melancholie, Studio-<br />

Trickserei. Wie RZA mit Samples arbeitet,<br />

sie schichtet, <strong>de</strong>konstruiert, schlingern<br />

lässt und wie<strong>de</strong>r abfängt – ist schlicht<br />

überwältigend. Durch diesen Fokus auf<br />

<strong>de</strong>n Sound wer<strong>de</strong>n die MCs naturgemäß<br />

etwas vernachlässigt. Dagegen ist »The<br />

Big Doe Rehab« natürlich eine One-Man-<br />

Show. Mit unnachahmlicher Souveränität<br />

macht sich Ghostface Fremdmaterial zu<br />

eigen, kaum bearbeitet laufen die Loops<br />

im Hintergrund, während er seine Skizzen<br />

von Verfolgungsjag<strong>de</strong>n und Drogenverschacherei<br />

ins Mikro presst. Spätestens<br />

seit »The Pretty Toney Album« von 2004<br />

hat er so eine gewisse Formel für sich entwikkelt,<br />

die tatsächlich zuverlässig funktioniert.<br />

Innovationen wer<strong>de</strong>n allerdings<br />

mittlerweile woan<strong>de</strong>rs durchgesetzt. Insofern<br />

muss man RZAs Mut bewun<strong>de</strong>rn,<br />

im fortgeschrittenen HipHop-Alter <strong>de</strong>n<br />

Tra<strong>de</strong>marksound eines <strong>de</strong>r größten Namen<br />

im Biz so radikal umzugestalten. Allein:<br />

Mit diesem Entwurf wird er im <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Klima wohl allein dastehen.<br />

Heiko Behr<br />

Xiu Xiu<br />

Women As Lovers<br />

Kill Rock Stars / Cargo<br />

Ist Jamie Stewart nicht<br />

schwul? Warum nennt er<br />

dann das neue Xiu-Xiu-Album<br />

»Women As Lovers«?<br />

Doch genau das zeichnet Xiu Xiu als<br />

queere Band aus, nämlich als Band, die<br />

sämtlichen sexuellen Zuschreibungen<br />

misstraut und schwulen Klischees ebenso<br />

wie Heteronormativität aus <strong>de</strong>m Weg<br />

geht. Queer meint in ihrem Fall, ständig<br />

die Perspektive zu wechseln und sich<br />

einer klaren I<strong>de</strong>ntität zu verweigern.<br />

Dies gilt nicht nur auf sexueller, son<strong>de</strong>rn<br />

auch auf musikalischer Ebene: Obwohl<br />

dank Stewarts gehetztem, ständig<br />

in die Höhe getriebenem Gesang unverkennbar,<br />

misstraut die Band einer klaren<br />

musikalischen Linie. Unentwegt nehmen<br />

sie neue Alben auf, um sich ständig neu zu<br />

erfin<strong>de</strong>n und diesen Entwurf sofort wie<strong>de</strong>r<br />

zu verwerfen. Auf »Women As Lovers«<br />

durchzieht diese Unruhe das komplette<br />

Album, kein Stück gleicht <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren,<br />

und doch ist Xiu Xiu unter Pop-Gesichtspunkten<br />

<strong>de</strong>r bislang größte Wurf gelungen.<br />

Noch immer gibt es je<strong>de</strong> Menge Störfaktoren<br />

– harsche Polyrhythmik, Free-<br />

Jazz-Bläser und blecherne Industrial-Referenzen<br />

–, doch immer wie<strong>de</strong>r lugt Tante<br />

Pop durch das Chaos. Stücke wie »f.t.w.«<br />

und »The Leash« klingen wie Bright Eyes<br />

auf sexy und machen klar, was Conor<br />

Oberst fehlt: kompromisslose Zerrissenheit,<br />

die beim Absturz keine Country-Standards<br />

als Auffangnetz benötigt.<br />

Zusammen mit Michael Gira von <strong>de</strong>n<br />

Swans als fabelhaftem Gastsänger wird<br />

selbst noch »Un<strong>de</strong>r Pressure« von Queen<br />

mit einer Theatralik abgefackelt, die Freddy<br />

Mercury mit Stolz erfüllt hätte. Xiu Xiu<br />

können eben bei<strong>de</strong>s: zauberhaften Pop<br />

und vor <strong>de</strong>n Kopf stoßen. Angst vor faulen<br />

Kompromissen muss man bei dieser<br />

Band wohl auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />

nicht haben.<br />

Martin Büsser<br />

Bitte kommen!<br />

Hercules And Love Affair same<br />

Why? Alopecia<br />

The B52's Funplex<br />

Adam Green Sixes And Sevens<br />

Vampire Weekend same<br />

Alben für März.<br />

Heute schon gehört. Demnächst mehr.


music pool europe gmbh<br />

präsentiert:<br />

Probefahrt<br />

117<br />

UNTEN<br />

Jakobinarina »The First Crusa<strong>de</strong>« (12Tonar / Cargo) –<br />

Ganz junge Jungs aus Island, <strong>de</strong>nen man <strong>de</strong>n Appeal auf<br />

Massen <strong>de</strong>utlich anhört. Schließlich haben sie schon auf<br />

Tour mit <strong>de</strong>n Kaiser Chiefs Blut lecken dürfen. Trotz<strong>de</strong>m<br />

ist ihr Debüt angenehm schroff geraten, mit Anleihen<br />

an <strong>de</strong>n rauen Punk Clashs und die extrovertierte Ansprache<br />

Art Bruts, aber auch mit <strong>de</strong>r Eingängigkeit ihrer<br />

britischen Impresarios. Und wer diese wettergegerbte<br />

Stimme hört, wür<strong>de</strong> niemals glauben, dass diese Typen<br />

fast noch schulpflichtig sind. Auf »I’ve Got A Date With<br />

My Television« haben sie übrigens auch einige <strong>de</strong>utsche<br />

Zeilen einfließen lassen. Wieso auch nicht, hat bei Franz<br />

Ferdinand schließlich bestens funktioniert.<br />

Ovo »Miastenia« (Load / Cargo) – Das Gegenteil von<br />

Jakobinarina, auch wenn sie ähnlich laut sind. Denn Ovo,<br />

ein italienisches Duo, sind mit ihrem groben Noise und<br />

Stefania Pedrettis stets heiser krächzen<strong>de</strong>r Stimme so<br />

schräg und unwägbar, wie man als Load-Act nur eben<br />

sein kann. Und auch die blechern klingen<strong>de</strong> Produktion<br />

hat nicht eben Zigtausen<strong>de</strong> von Euro verschlungen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m: aufregend irgendwo zwischen Deerhoof und<br />

Wolf Eyes, woan<strong>de</strong>rs sagt man Sludge dazu.<br />

Des Ark »Loose Lips, Sink Ships« (TCWTGA / X-Mist)<br />

– Wie amerikanische DIY-Kultur heute klassischerweise<br />

klingt, hat unlängst schon Marnie Stern vorgeführt.<br />

Der steht Des Ark a.k.a. Aimee Argotes mit ihrem verschleppten<br />

Postcore ziemlich nahe. Phasenweise ist<br />

ihr Songwriting so vertrackt und undurchsichtig, dass<br />

sie, auch gesanglich, als eine Art HC-PJ-Harvey durchgehen<br />

könnte.<br />

Richmond Fontaine »$87 And A Guilty Conscience<br />

That Gets Worse The Longer I Go« (Decor / Indigo) – Wer<br />

einen so langen Albumtitel wählt, kann nicht auch noch<br />

eine lange Kritik erwarten. Auch wenn <strong>de</strong>r Folk auf dieser<br />

Mini-LP nach all <strong>de</strong>m Krach zuvor äußerst angenehm<br />

und stilvoll wie selten im Genre wirkt.<br />

The Spill Canvas »One Fell Swoop« (Infest / Pias /<br />

Rough Tra<strong>de</strong>) – US-Emo, eher 3+ als 3-, also nicht ganz<br />

auf die einfache Karte »Melodie« setzend. Klingt, wie <strong>de</strong>r<br />

heutige Teenie-Mainstream eben so klingt.<br />

Rhesus »The Fortune Teller Said« (Pias / Rough Tra<strong>de</strong>)<br />

– In Frankreich gibt es nicht nur Chanson und Elektronik,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Musik, <strong>de</strong>r man nicht mal anhört, dass sie<br />

aus Frankreich kommt. Rhesus sind so ein Fall, und das ist<br />

vielleicht auch <strong>de</strong>r Fehler, <strong>de</strong>r die Platte folgenlos macht.<br />

Indie/Wave/Pop/Rock ohne große Vorkommnisse.<br />

Sambassa<strong>de</strong>ur »Migration« (Labrador / Broken Silence)<br />

– Dagegen lobe ich mir doch Sambassa<strong>de</strong>ur. Denn<br />

bei Labrador-Bands weiß man ja immer, was man bekommt:<br />

sonnigste und melodieseligste Popmusik. Aber<br />

halt, was soll <strong>de</strong>nn dieser ewige Hall? Na ja, egal, im<br />

Vergleich zum karg instrumentierten Debüt haben die<br />

Schwe<strong>de</strong>n zwar etwas vollere Arrangements gewählt<br />

und ihre Effektgeräte aufgedreht, toll und erhellend sind<br />

ihre Songs aber noch immer.<br />

The Winnebago Orchestra »Born In The Sun« (Tuition<br />

/ BB*Island / Al!ve) – Irgendwie hatte ich das Winnebago<br />

Orchestra folkiger in Erinnerung. Auf »Born ...« ist<br />

zwar noch warmer Pop, sodass ich fast an Texas <strong>de</strong>nken<br />

muss, aber immer wie<strong>de</strong>r webt die Band artifizielle<br />

Kniffe in ihren Sound ein, <strong>de</strong>r in Kombination mit <strong>de</strong>r<br />

Stimme Caroline Trettines auch an Kate Bush erinnert.<br />

Und auch hier: die Vertonung eines Brecht-Gedichtes,<br />

auf Deutsch. Scharf an <strong>de</strong>r Grenze zwischen verblüffend<br />

und überambitioniert.<br />

It’s Not Not »Bound For The Shine« (Defiance / Cargo)<br />

– Die Spanier aus <strong>de</strong>m BCore-Umfeld geben sich hier<br />

noch spielerischer und zitathafter als zuvor schon. Ob<br />

nun Wavepunk, Oldschool-, NY- o<strong>de</strong>r Post-HC, alles min<strong>de</strong>stens<br />

einmal vertreten, wie aus <strong>de</strong>r Lostrommel ausgewählt<br />

und trotz<strong>de</strong>m durchgehend gut gelungen.<br />

La Fleur Fatale »Night Generation« (Killer Cobra /<br />

Cargo) – Diese Schwe<strong>de</strong>n starten auf ihrem Debüt furios,<br />

nämlich mit drei unwi<strong>de</strong>rstehlichen Nummern aus<br />

einem Hauch von Manchester Rave, <strong>de</strong>m Psyche<strong>de</strong>lisch-<br />

Verschwommenen von Shoegaze/Dream-Pop und paradoxerweise<br />

blitzsauberer Sixties-Westcoast-Melodiösität.<br />

Danach flacht das Ganze zugunsten von leicht<br />

unklarer Pop-Eindimensionalität etwas ab und en<strong>de</strong>t<br />

in schwer verdaulichem Doors-Gehabe. Aber <strong>de</strong>r Start<br />

lohnt die Anschaffung eigentlich schon.<br />

Christian Steinbrink<br />

LIVE TOUR MÄRZ 2008<br />

4.03.08 - FRANKFURT<br />

13.03.08 - HA<strong>MB</strong>URG<br />

‘AS I AM’ NEW ALBUM OUT 19TH NOVE<strong>MB</strong>ER INCLUDING<br />

THE HIT SINGLE 'NO ONE'<br />

www.aliciakeysUK.com mpe in association with<br />

mpe in association with presents<br />

02.04.08, Stuttgart - Porsche-Arena<br />

03.04.08, München - Olympiahalle<br />

04.04.08, Leipzig - Arena<br />

08.04.08, Berlin - Max-Schmeling-Halle<br />

09.04.08, Hamburg - Color Line Arena<br />

21.04.08, Frankfurt - Festhalle<br />

02.05.08, Oberhausen - Königs-Pilsener-Arena<br />

New album<br />

'UNBREAKABLE'<br />

out now<br />

17.04.08, BERLIN - TACHELES<br />

18.04.08, KÖLN - UNDERGROUND<br />

17. JUNI<br />

WUHLHEIDE<br />

BERLIN<br />

18. JUNI<br />

ISS DOME<br />

DÜSSELDORF<br />

Sambassa<strong>de</strong>ur<br />

Lightspeed Champion<br />

PRESENTED BY:<br />

MUSIC POOL BY ARRANGEMENT<br />

WITH WILLIAM MORRIS AGENCY<br />

Karten an <strong>de</strong>n bekannten Vorverkaufsstellen<br />

Bun<strong>de</strong>sweite Tickethotline: 01805 - 9 69 00 00*<br />

(*14 Ct./Min. Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Tickets im Internet: www.kartenhaus.<strong>de</strong> • www.music-pool.com


118 Heimspiel<br />

Bombee+<br />

Bombee+<br />

Home Sweet Home / Poor Dog<br />

Das ist ja das Schöne an diesem<br />

Band-Ding: dass einzelne<br />

Musiker ihre mitunter<br />

wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n musikalischen<br />

Vorlieben unter einen Hut bekommen<br />

müssen. So ist das natürlich auch im<br />

Fall von Bombee+. Da gibt es zum einen<br />

die hörbare Vorliebe für Jack Johnsons<br />

Gitarre in ihren jazzigeren Augenblicken.<br />

Dazu gesellt sich ein Gesang, <strong>de</strong>r offenbar<br />

einem Eddie Ved<strong>de</strong>r nacheifern will.<br />

So weit, so wertneutral, vielleicht gibt es<br />

ja auch Leute, die sich nichts Besseres<br />

als diese Kombination vorstellen können.<br />

Man könnte aber auch behaupten,<br />

sie klängen wie eine Ton gewor<strong>de</strong>ne SB-<br />

Bäckerei am Hei<strong>de</strong>lberger Hauptbahnhof,<br />

<strong>de</strong>ren herausragendste Qualität das Le<strong>de</strong>rimitatsofa<br />

von Ikea darstellt. Ziemlich<br />

mittelmäßig also.<br />

Mick Schulz<br />

Caretta Caretta<br />

We Can Not Speak This Language<br />

Coraille<br />

Es ist gewagt, zu dritt in<br />

klassischer Rockbesetzung<br />

Instrumentalmusik zu machen.<br />

Aber es funktioniert<br />

– zumin<strong>de</strong>st auf klanglicher Ebene: Peter<br />

Heinrich, Johanna Jäger und Philipp<br />

Mahlmeister beherrschen ihr Handwerk<br />

und erzeugen eine beeindrucken<strong>de</strong> Dichte,<br />

was nicht zuletzt am dynamischen<br />

Schlagzeugspiel Mahlmeisters liegt. Die<br />

Musik von Caretta Caretta aus Würzburg<br />

ist äußerst komplex, und man kann ihr<br />

anhören, dass die Synkopierungen und<br />

Breaks in stun<strong>de</strong>nlangen Jams erarbeitet<br />

wur<strong>de</strong>n. Das Debüt ist zwar eine vielversprechen<strong>de</strong>,<br />

kompromisslose Umsetzung<br />

einer gemeinsamen künstlerischen<br />

Vision, die angenehm unangestrengt und<br />

trendfern ausfällt, doch noch fehlen die<br />

dramatischen Höhepunkte, die <strong>de</strong>n Zuhörer<br />

über längere Zeit fesseln können.<br />

Philipp Jedicke<br />

Ceil<br />

Pri<strong>de</strong> Of Creation<br />

Ruuf Records<br />

Man kennt die Situation:<br />

Zufällig trifft man gute alte<br />

Bekannte ausm Dorf wie<strong>de</strong>r,<br />

na so was, haben uns ja seit<br />

Ewigkeiten nicht gesehen, hast dich gar<br />

nicht verän<strong>de</strong>rt! Und alles ist sofort wie<strong>de</strong>r<br />

so wie früher. Eben <strong>de</strong>swegen ist<br />

es auch immer wie<strong>de</strong>r erfreulich, aus<br />

längst verschollen geglaubten Subgenres<br />

o<strong>de</strong>r -kulturen plötzlich und unerwartet<br />

überaus vitale Signale zu empfangen.<br />

Da klopft dann nämlich gleich dieser geile<br />

Zeitreiseeffekt an die Tür, hinter <strong>de</strong>r man<br />

all die längst verdrängten Erinnerungen<br />

abgela<strong>de</strong>n hat. Im konkreten Fall klopfen<br />

also Ceil, drei Anfang-20er, die mit großer<br />

Präzision Schlagzeug, Bass und Gitarre<br />

bearbeiten, an die Pforten <strong>de</strong>r Wahrnehmung.<br />

Hey, Crossover, was geht so bei<br />

dir? Du klingst ja immer noch so knackig<br />

und spritzig wie bei unserem letzten Treffen<br />

damals in, wo war das noch mal? Und<br />

wann? H-Blockx in Günzburg kurz vor <strong>de</strong>m<br />

Abi o<strong>de</strong>r doch beim ersten Foo-Fighters-<br />

Konzert in Memmingen? Ach, ist auch<br />

egal. Mit <strong>de</strong>n zeitgereisten Powerchords<br />

von Ceil ist ab sofort eben immer Crossover.<br />

Gib mir doch <strong>de</strong>ine Handynummer.<br />

Na dann, wir hören uns, bis bald!<br />

Nora Steinhardt<br />

Er France<br />

Ex Saint<br />

Lolila<br />

4 Experimentelle Die Nur 2 Sind<br />

UNKNWON PLEASURES<br />

In unserer aktuellen »Control«-Gesellschaft wer<strong>de</strong>n die neuen Ian Curtisse in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Monaten ja nur so aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n sprießen.<br />

M<br />

it einem kantigen Abklatsch <strong>de</strong>s<br />

»Unknown Pleasures«-Covers ist<br />

<strong>de</strong>rzeit im Rattenrennen <strong>de</strong>r Originalität<br />

also bestimmt kein Blumentopf zu<br />

gewinnen. Macht auch nichts, <strong>de</strong>nn 4 Experimentelle Die<br />

Nur 2 Sind – die wollen wirklich so heißen und sind in echt<br />

sechs Musiker aus <strong>de</strong>r oberösterreichischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt<br />

Linz – fin<strong>de</strong>n ihre Inspiration weniger im Manchester<br />

<strong>de</strong>r End-70er als vielmehr in einer einige Jahre später auf<br />

<strong>de</strong>m Kontinent florieren<strong>de</strong>n Tradition, die Pop als brachliegen<strong>de</strong>s<br />

Experimentierfeld komplett neu beackern wollte:<br />

Songstruktur brechen, Klangbild erweitern, Kakofonie als<br />

Glam um<strong>de</strong>uten, eben Post-Punk’sche, <strong>de</strong>utsch texten<strong>de</strong><br />

Wi<strong>de</strong>rborstigkeit, you name it. Wenn eine Band wie die 4 Lustigen<br />

2 Die Nur 6 Sind dann stolz auf eine über zehnjährige<br />

Geschichte zurückblicken kann und mit »Typewriter«<br />

ihr bereits sechstes Album vorlegt – in Linz sind sie längst<br />

Legen<strong>de</strong> –, hat sich natürlich einiges an musikalischen<br />

Lieblingsskurrilitäten angesammelt. Da ist <strong>de</strong>r atemlose<br />

Sprechsingsang von NDW, da rumpeln die kantigen Rhythmen<br />

von No Möchtegern New York, Männerchöre erinnern<br />

an selige Hardcore-Zeiten, die Bläsersätze tröten erst in<br />

Richtung Palais Schaumburg und quäken dann verhalten<br />

Er France präsentieren sich<br />

auf ihrem zweiten Album<br />

»Ex Saint« als locker-flokkige<br />

Popband – nicht viel<br />

mehr, aber auch nicht viel weniger. Zwischen<br />

<strong>de</strong>m vielen Pop lassen die bei<strong>de</strong>n<br />

Wahl-Düsseldorfer André Tebbe und Isabelle<br />

Frommer es aber auch hin und wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>zent krachen. Besungen wird <strong>de</strong>r<br />

charmante Indiesound dabei mit <strong>de</strong>utschen,<br />

französischen und englischen<br />

Texten <strong>de</strong>r Chanteuse Isabelle Frommer.<br />

Ein paar schöne musikalische Momente<br />

haben die bei<strong>de</strong>n dabei geschaffen,<br />

zumeist sind diese allerdings recht<br />

harmlos. In <strong>de</strong>n etwas wil<strong>de</strong>ren Songsequenzen<br />

french’n’rollt es dann aber ganz<br />

schön, scha<strong>de</strong>, dass es nicht mehr davon<br />

gibt. So sind Er France auf »Ex Saint« eher<br />

Mittelmaß als Überflieger. Vielleicht benötigen<br />

die bei<strong>de</strong>n Musiker einfach noch<br />

ein bisschen mehr Zeit, um dann aber so<br />

richtig super zu wer<strong>de</strong>n. Mal schauen.<br />

Vielleicht ist es ja schon auf <strong>de</strong>m nächsten<br />

Album so weit.<br />

Tine Plackmann<br />

»Free Jazz!« – eine ganze Bibliothek <strong>de</strong>s Experimentiergeists<br />

in Pop wur<strong>de</strong> da angelegt, aus <strong>de</strong>r sich die Band um<br />

Songwriter David Lipp nach eigenem Gutdünken bedient.<br />

Das so Exzerpierte wird dann von Klampfe über Bassklarinette<br />

bis Geige reich instrumentiert und arrangiert, ganz<br />

ohne Angst, die Lücken zwischen <strong>de</strong>n Referenzen auch mal<br />

mit Banalem zuzukleistern. Der Rahmen für kulturkritische<br />

Essay-Lyrik ist damit also bestens abgesteckt. Der alte<br />

Standard <strong>de</strong>s Schriftverkehrs (Brief! Schreibmaschine!)<br />

wird hymnisch besungen, die Mobiltelefonie kommt im Vergleich<br />

dagegen eher schlecht weg. Ist das noch Rückwärtsgewandtheit<br />

o<strong>de</strong>r schon die neue Nachhaltigkeit? »Hier bei<br />

uns ist das so«, antwortet lapidar <strong>de</strong>r Linzer »Hausbrauch«.<br />

Über die, nun ja, etwas uncharismatische Stimme von Sänger<br />

David Lipp braucht dabei niemand zu mäkeln, solange<br />

sich Zeilen wie »auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich die 0<br />

und du die 11« abgreifen lassen. Wäre Ian Curtis ein etwas<br />

simpler gestrickter Popexperimentler gewesen, hätte er<br />

ein Lied über schiefe Liebesverhältnisse vermutlich in genau<br />

dieselben Worte gepackt.<br />

Arno Raffeiner<br />

4 Experimentelle Die Nur 2 Sind »Typewriter« (CD // Pumpkin Records)<br />

Guts Pie Earshot<br />

Revolt Against EP<br />

Rookie Records / Broken Silence<br />

Wütend, virtuos, heftig. Was<br />

das Duo Guts Pie Earshot an<br />

musikalischen Ergüssen abliefert,<br />

könnte man als Arabesk-Techno<br />

beschreiben, ausschließlich<br />

von Hand eingespielt – Computer<br />

und Sampler müssen aus konzeptmäßiger<br />

Überzeugung draußen bleiben, die<br />

bei<strong>de</strong>n sind echte Mucker –, mit flotten<br />

Exkursen zu Hyper-Break-Beats und feisten<br />

Schwermetallgitarren. Dazu gibt’s<br />

noch eine Ecke Grindcore, und das Cello<br />

wird immer schön durch <strong>de</strong>n Verzerrer<br />

gejagt. Das hat so was Tröstliches<br />

von seligem Punk- und Hardcore-Spirit.<br />

Wie sehr »Revolt Against« zu einer hohlen<br />

Floskel verkommen ist, wissen natürlich<br />

auch die bei<strong>de</strong>n bestens im linken Kontext<br />

und in bewährten Punkstrukturen einge-


Heimspiel<br />

119<br />

bun<strong>de</strong>nen Musiker von Guts Pie Earshot.<br />

Die große Ohnmacht <strong>de</strong>s Aufbegehrens:<br />

Sie wird eben in alle Ewigkeit <strong>de</strong>r Stoff für<br />

Poprebellentum bleiben. Guts Pie Earshot<br />

halten daran fest, trotz aller Wi<strong>de</strong>rsprüche.<br />

Und sie zetteln ihre Revolte in ziemlich<br />

wahnwitzigen Arrangements an, die<br />

selbst bei <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n EP mit gera<strong>de</strong><br />

mal drei Stücken <strong>de</strong>n Eindruck hinterlassen,<br />

man hätte gera<strong>de</strong> eine komplette<br />

Drum’n’Bass’n’Rock-Oper miterlebt.<br />

Daniel von Thülen<br />

Hungry, Hungry Ghost<br />

Sleeping English<br />

Wi<strong>de</strong>rheim<br />

In Sachen Pathos hat sich<br />

schon so manche junge<br />

Band verhoben. Da will man<br />

ein packen<strong>de</strong>s Debüt hinlegen,<br />

<strong>de</strong>n Sturm, <strong>de</strong>n Drang, die Euphorie<br />

auf Platte bannen, will <strong>de</strong>nen nacheifern,<br />

die man als Idole im MySpace-<br />

Profil verankert hat, <strong>de</strong>n Magnetic Fields,<br />

<strong>de</strong>n Eels, <strong>de</strong>n Wilcos. Und wo man gera<strong>de</strong><br />

dabei ist: Warum nicht auch <strong>de</strong>n Reeds<br />

und Bowies? Tja, und dann? Fährt man’s<br />

entwe<strong>de</strong>r vor die Wand, jault <strong>de</strong>n Leuten<br />

überambitioniert, aber rumpelnd die<br />

Ohren voll – o<strong>de</strong>r man macht so was wie<br />

»Sleeping English«. Freilich muss man<br />

sich ein wenig an Alex Haagers Gesang<br />

gewöhnen, <strong>de</strong>r manches Mal wie ein verschnupfter<br />

Wainwright (Rufus) klingt,<br />

aber ist dieser Schritt überwun<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>t<br />

sich im besten Sinne pompöser Indiepop,<br />

<strong>de</strong>r sich schnell im Herzen festbeißt.<br />

Hungry, Hungry Ghost scheuen sich dabei<br />

nicht vor Bläser- und Glockenspieleinsatz,<br />

wie in <strong>de</strong>m fast hittigen »Seldom Am<br />

I«, können aber auch mal nerdig vor sich<br />

hin pluckern (»Bonhauser Allee«) o<strong>de</strong>r<br />

schön die Verzerrer schräbbeln lassen<br />

(»Blind«). Dazu die schon erwähnte Pathoskelle,<br />

ein stimmig illustriertes Artwork<br />

– und am En<strong>de</strong> fragt man sich fast<br />

ein wenig, warum für diese Platte nicht<br />

ein größeres Label als das kleinfeine Berliner<br />

Wi<strong>de</strong>rheim drin war. Daniel Koch<br />

I Might Be Wrong<br />

It Tends To Flow From High To Low<br />

Sinnbus / Al!ve<br />

<strong>Als</strong> Berliner hat man zwei<br />

lange Jahre auf das Debütalbum<br />

von I Might Be Wrong<br />

gewartet. Auf ihren raren<br />

Konzerten verliebte man sich heimlich<br />

in Sängerin Lisa von Billerbeck und ihren<br />

Bubikopf. Sofort kaufte man für sich<br />

und alle Freun<strong>de</strong> die selbstgebrannte<br />

Mini-CD <strong>de</strong>r Band und wartete auf weitere<br />

Lebenszeichen. Jetzt ist es endlich<br />

so weit: Mit »It Tends To Flow From High<br />

To Low« geht Berlins Lieblingsband endlich<br />

richtig in die Startlöcher. Die Zeit <strong>de</strong>s<br />

Wartens hat sich gelohnt: Die lebhaften<br />

Songs zerren einen auf eine bunte Indie-<br />

Spielwiese aus Klatschen, Singen und<br />

Tanzen. Wür<strong>de</strong> von Billerbeck ihre elfenzarte<br />

Stimme nicht über die pluckern<strong>de</strong>n<br />

und klopfen<strong>de</strong>n Sounds legen, klängen<br />

I Might Be Wrong zwar wie <strong>de</strong>r Soundtrack<br />

zu einem Super-Mario-Spiel, doch<br />

schon nach wenigen Takten fin<strong>de</strong>t man<br />

sich in <strong>de</strong>r elektronisierten Fantasiewelt<br />

<strong>de</strong>r Band wie<strong>de</strong>r. Den Spaß an ihrer Musik<br />

hört man bei je<strong>de</strong>m Beat und je<strong>de</strong>m<br />

Trommelschlag. Auch wenn <strong>de</strong>r Bandname<br />

von Selbstzweifeln spricht: Diese<br />

Band macht <strong>de</strong>finitiv alles richtig.<br />

Julia Gudzent<br />

The Lonesomes<br />

This Is Cow-Fi<br />

Loaf<br />

Kennt ihr <strong>de</strong>n schon: Was<br />

macht <strong>de</strong>r Cow-Fi im Refrain?<br />

Muh! Wie bitte, nicht<br />

lustig? Na ja, ist ja eigentlich<br />

auch gar kein Witz, son<strong>de</strong>rn nichts als<br />

die reine Wahrheit. Denn das schlichtweg<br />

Umwerfen<strong>de</strong> an The Lonesomes’ zweitem<br />

Album ist, dass es zu scheppern<strong>de</strong>n Becken,<br />

Gitarrengrummeln und <strong>de</strong>m Fiepen<br />

billiger Keyboards wirklich immer wie<strong>de</strong>r<br />

laut Muh! und Mäh! und Bööh! macht.<br />

Eine Platte, die alles auf einen <strong>de</strong>rartigen<br />

Novelty-Effekt setzt, müsste sich<br />

eigentlich allerschnellstens verschlissen<br />

haben. Witz kapiert, zweimal gelacht und<br />

tschüss. Noch absur<strong>de</strong>r und besser als<br />

das Gemuhe ist an »This Is Cow-Fi« aber,<br />

dass sich das Album überhaupt nicht abnutzt,<br />

son<strong>de</strong>rn immer noch toller wird. Die<br />

Frage, ob das nun komplett dada, ein radikales<br />

Konzept <strong>de</strong>r Sinnverweigerung<br />

o<strong>de</strong>r nur totaler Schmarrn ist, wäre damit<br />

schnell beantwortet. Das ist schlichtweg<br />

großartigster, wun<strong>de</strong>rbarster Unsinn,<br />

verpackt in zauberhafte Kin<strong>de</strong>rmelodien-<br />

Elektronik, Country-Songs und Leichtes-<br />

Hören-Schmalz. Von <strong>de</strong>m Gemöpe kann<br />

man kaum genug bekommen. Muh!<br />

Malte Carli<br />

Missent To Denmark<br />

A Clue, A Hint, A Love<br />

Eigenvertrieb & Motor Digital<br />

Drei junge Menschen schließen<br />

sich für zwei Wochen im<br />

bayrischen Heimatkaff Deggendorf<br />

in einem Haus ein<br />

und proben <strong>de</strong>n Ernstfall »Debütalbum«.<br />

Bei so einem Experiment wäre in <strong>de</strong>n frühen<br />

Siebzigern wahrscheinlich ein zugedröhntes<br />

Stück Musik rausgekommen,<br />

weil man mehr mit Kiffen, Pilzefressen<br />

und <strong>de</strong>m Ausloten sexueller Tabuzonen<br />

beschäftigt gewesen wäre. Heutzutage<br />

sind junge Menschen allerdings diszipliniert,<br />

entschlossen und zielstrebig. An<strong>de</strong>rs<br />

ist nicht zu erklären, warum sich auf<br />

diesem Album ein gelungener Popsong an<br />

<strong>de</strong>n nächsten reiht. Kein zielloses Rumgejamme,<br />

son<strong>de</strong>rn Vierminüter, die sitzen.<br />

Und auch wenn das Album laut Booklet<br />

im »Wohn- und Musikzimmer« <strong>de</strong>r Familie<br />

<strong>de</strong>s Drummers abgemischt wur<strong>de</strong>, hört<br />

es sich an, als hätte zum Beispiel O.L.A.F.<br />

Opal zumin<strong>de</strong>st sein Equipment zur Verfügung<br />

gestellt. Man könnte höchstens<br />

bemängeln, dass die drei ihren Vorbil<strong>de</strong>rn<br />

ein wenig zu durchsichtig nacheifern: im<br />

pluckern<strong>de</strong>n Notwist-<strong>Intro</strong>, im <strong>de</strong>ath-cabbigen<br />

»Weatherforcasts Will Lead Us«,<br />

im Radiohead-Falsett in »The Secret<br />

Street«, im elbowigen Pathos in »Open<br />

Book«. Aber wen stört’s, wenn sie all das<br />

gar selbstverständig hinbekommen. Bitte<br />

<strong>de</strong>mnächst wie<strong>de</strong>r einschließen.<br />

Daniel Koch<br />

Ohne Fronten Crew<br />

Mosaik<br />

Al Dente Records<br />

Die Warnschuss-Beats von<br />

HipHop zielen jetzt also gegen<br />

Krieg, o<strong>de</strong>r wie? So von<br />

wegen »ohne Fronten«. Tatsächlich:<br />

Die Crew setzt auf Integrationspower<br />

und Völkerverständigung durch<br />

Rap. Neun MCs haben sich in <strong>de</strong>r Crew<br />

zusammengeschlossen und legen mit<br />

»Mosaik« das erste gemeinsame Album<br />

vor. Representing Hanau, Mühlheim, Offenbach<br />

– das ist Rhein-Main international<br />

in Deutsch, Türkisch, Italienisch und<br />

Französisch. Kann man sich ungefähr wie<br />

eine genuin multikulturelle Ausgabe <strong>de</strong>s<br />

Wu-Tang Clan vorstellen. So mosaikmäßig<br />

halt: »Verschie<strong>de</strong>ne Typen, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Styles, das Ergebnis ist eins.« Blut, Drogen,<br />

Bitches, Gangsta-Klischees? Nee,<br />

danke. Bei <strong>de</strong>r Crew gibt’s nur jugendfreien<br />

Optimismus auf die Beats. Während<br />

irgendwelche Wirtschaftsweisen die<br />

Wachstumsraten immer wie<strong>de</strong>r nach unten<br />

korrigieren wollen, wer<strong>de</strong>n auf Hessens<br />

Straßen Durchhalteparolen ausgegeben:<br />

»Auch wenn keiner dran glaubt, es<br />

geht weiter bergauf.« Gute Nachrichten<br />

für Deutschland, schlechte für <strong>de</strong>n hessischen<br />

Lan<strong>de</strong>sfürsten. Falls <strong>de</strong>r zufällig<br />

mal auf einem Ohne-Fronten-Jam lan<strong>de</strong>n<br />

sollte, wird er sich grün und braun ärgern.<br />

Denn wenn HipHop noch ein Weilchen so<br />

weitermacht, ist es schnell mal Essig mit<br />

weiterem Wasser auf Roland Kochs Wahlkampfmühlen.<br />

Christoph Arber<br />

Red<strong>de</strong>lört<br />

Red<strong>de</strong>lört<br />

Cobretti<br />

Mit Sounds zu punkten,<br />

die sich irgendwie verbieten,<br />

ist nie ein Spaziergang.<br />

Viele empfin<strong>de</strong>n es als obszön,<br />

wenn <strong>de</strong>r Kanon, was geht und was<br />

nicht geht, auf <strong>de</strong>n Kopf gestellt wird.<br />

Schon die ersten Sekun<strong>de</strong>n Red<strong>de</strong>lört<br />

dürften also Zurechnungsfähigkeitswächtern<br />

Schmerzen zufügen. Cheesy<br />

Großraumrave-Beats – vielleicht Mayday<br />

1995 o<strong>de</strong>r Dune o<strong>de</strong>r bestenfalls<br />

Scooter –, dazu billige Keyboard-Einstellungen<br />

wie »Trumpet« o<strong>de</strong>r »Horn«,<br />

die eine verknappte eingängige Melodie<br />

du<strong>de</strong>ln. Techno, <strong>de</strong>ssen schäbigstes Signum<br />

wäre: »So uncool, dass es schon<br />

wie<strong>de</strong>r cool ist.« Aber es muss zum Glück<br />

heißen: »So durch, dass klassische Coolness-Kategorien<br />

untergehen und es tatsächlich<br />

Spaß macht.« Die Band kommt<br />

übrigens aus Schleswig-Holstein und wird<br />

gemischt von Arni von Plemo. Passt.<br />

Linus Volkmann<br />

Red Tape Para<strong>de</strong><br />

Red Tape Para<strong>de</strong><br />

redtapepara<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Es gibt Dinge, die sich nie än<strong>de</strong>rn<br />

wer<strong>de</strong>n und allen Fortschritt<br />

vereiteln. Eine <strong>de</strong>r<br />

unverrückbaren Konstanten<br />

ist das Interesse <strong>de</strong>r Linken an irrwitzigen<br />

Partikularproblemen: Tierschutz,<br />

die Unterdrückung von Homosexuellen in<br />

Kuba und natürlich dieser Mumia-Abu-<br />

Jamal-Quatsch. Beson<strong>de</strong>rs putzig anzusehen<br />

ist diese Themenfolklore traditionell<br />

in <strong>de</strong>r Hardcore-Szene. Red Tape<br />

Para<strong>de</strong> halten sich dort auf und begrüßen<br />

einen auf <strong>de</strong>r Internetseite dann auch<br />

gleich mit <strong>de</strong>n wesentlichen Statements:<br />

Die Musiker, bekannt durch Aktivitäten in<br />

<strong>de</strong>n Formationen Static 84, Driving The<br />

Salt, John Deere u. a., sind »pro-gay« und<br />

setzen sich auch für die Belange antirassistischer<br />

Punkbands ein. Dafür sei ihnen<br />

an dieser Stelle mein ganz persönlicher<br />

Glückwunsch übermittelt. Ferner tritt die<br />

Band für Religionsausübung fern von Kirchenstrukturen<br />

ein, was angesichts <strong>de</strong>r<br />

Tatsache, dass es keinen Gott gibt, ihm zu<br />

Ehren aber noch allerlei bewaffnete Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

abgehalten wer<strong>de</strong>n,<br />

hochgefährlicher Schwachsinn ist. Musikalisch<br />

allerdings: einwandfrei.<br />

Boris Fust<br />

Sankt Otten<br />

Wun<strong>de</strong>n gibt es immer wie<strong>de</strong>r<br />

Hid<strong>de</strong>n Shoal Records<br />

Man kennt das: Filme, die<br />

vor lauter Opulenz und Ornament<br />

und Selbstverliebtheit<br />

in ihrer Bildgewalt<br />

erstarren. Irgen<strong>de</strong>ine Be<strong>de</strong>utung hinter<br />

<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn, so was wie Subtext, Verweiskraft,<br />

metaphorische Ebene: alles Fehlanzeige.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen purer ästhetischer<br />

Genuss. Sankt Otten alias Stephan Otten<br />

und Oliver Klemm aus Osnabrück haben<br />

mit ihrem dritten Album »Wun<strong>de</strong>n gibt es<br />

immer wie<strong>de</strong>r« natürlich keinen solchen<br />

Film gedreht. Doch ihre Musik wür<strong>de</strong> sich<br />

darin bestimmt ganz gut machen. Der Vergleich<br />

drängt sich auf: Sankt Otten wollen<br />

cinematisch klingen, sie liefern einen Ohrenschmaus<br />

für das innere Auge, <strong>de</strong>r natürlich<br />

diese klischeehafte Soundtrack-<br />

zu-einem-Film-<strong>de</strong>r-nie-gedreht-wur<strong>de</strong>-<br />

Qualität vor sich her trägt. Dabei ist ihr erhaben-instrumentales<br />

Dröhnen Balsam<br />

auf die im Titel genannten »Wun<strong>de</strong>n«. ≥


120 Heimspiel<br />

≥ Der Schmerz wird fast bis zur Deka<strong>de</strong>nz<br />

luxuriös orchestriert o<strong>de</strong>r mit Michael-Rother-Kitsch<br />

gelin<strong>de</strong>rt. Die Zeitlupen-Hypnose<br />

kriegen Otten und Klemm<br />

dabei nicht ganz so plausibel hin wie potenzielle<br />

Vorbil<strong>de</strong>r, beispielsweise Bohren<br />

& Der Club Of Gore. Eine gewisse existenzielle<br />

Leere scheint hie und da durch. Aber<br />

vielleicht ist ja gera<strong>de</strong> die für die Wun<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>n süßen Weltschmerz <strong>de</strong>r Ästheten<br />

verantwortlich. Arno Raffeiner<br />

Schwefelgelb<br />

Zehn Schuss, kein Treffer EP<br />

schwefelgelb.<strong>de</strong><br />

1, 2, 3 – und los geht’s mit<br />

<strong>de</strong>m Electroclash-Workout!<br />

Wir tanzen <strong>de</strong>n Plastische-Chirurgie-Step,<br />

wir<br />

verzerren uns <strong>de</strong>n Gute-Laune-Muskel,<br />

wir schweinigeln zu Disco-Trash.<br />

Puh und wow – Schwefelgelb, das riecht<br />

nach Hauptstadt, Wodka pur all over<br />

your Schnauze, Jungsschweiß und verschmiertem<br />

Kajal, vollgekotzten Feinrippunterhem<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Als</strong>o mal ganz ohne<br />

Umschweife gesagt: echt geil. Das ist<br />

so Sound of Now. Sie nennen die bei<strong>de</strong>n<br />

schwefelhölzchenheißen Jungs Sid und<br />

Eddy, live gibt’s noch die Tänzer Nyx und<br />

Hal obendrauf. Was Produktion und Songschreiberei<br />

angeht, steckt aber hauptsächlich<br />

ein gewisser Jonas Förster dahinter.<br />

Der hat nachweislich ein Studium<br />

<strong>de</strong>r Deutsch-Amerikanischen Freundschaft<br />

hinter sich (abgeschlossen mit<br />

Auszeichnung), darf sich Postgraduate<br />

in Punkolectro nennen und ist vermutlich<br />

seit Jahren als Un<strong>de</strong>rcover-Reporter<br />

in Fitnessstudios und Schönheitskliniken<br />

unterwegs. Sein eigenes Handwerk<br />

steht <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Skalpellmeister in nichts<br />

nach. Da sitzt je<strong>de</strong> Verzerrung am rechten<br />

Fleck, Beats und Synthies sind in<br />

tausendun<strong>de</strong>iner Kompressor-Schlaufe<br />

in Sachen Sound echt crisp aufgebrezelt.<br />

»Zehn Schuss, kein Treffer« – wenn ihr<br />

mich fragt: superkrasse Ausbeute!<br />

Bernd Toben<br />

Situation Leclerq<br />

Situation Leclerq<br />

myspace.com/situationleclerq<br />

The Rapture, !!!, Zoot Woman<br />

und Chikinki auf <strong>de</strong>m<br />

Indietanzflur – und irgendwo<br />

dazwischen Situation<br />

Leclerq. Nur eben frischer, aus Hannover<br />

und Hamburg statt aus UK o<strong>de</strong>r USA<br />

und ungesignt. Letzteres vergisst man<br />

schnell, <strong>de</strong>nn das selbst betitelte Demo<br />

kommt mit Future-Hits wie »Shiny Boots«,<br />

»Freaks« und »Read My Lips« ziemlich zackig,<br />

makellos produziert und mit schikkem<br />

Artwork daher. Und überhaupt machen<br />

Shaun Hermel, Nils Nordmann, Robert<br />

Witoschek und Sascha Cammarota<br />

nicht nur intelligente, tanzbare Popmusik,<br />

son<strong>de</strong>rn auch einiges richtig: Mit Zoot<br />

Woman, Robocop Kraus, Jeans Team und<br />

Ratatat teilte man schon Publikum und<br />

Backstageraum, 2006 gewann man <strong>de</strong>n<br />

Lado-Nachwuchswettbewerb. Eigentlich<br />

wusste man es ja immer schon: Hannover<br />

hat doch ein bisschen mehr zu bieten als<br />

die gleichnamige Industriemesse, Klaus<br />

Meine und eine Expo-Brache.<br />

Christine Franz<br />

Slon<br />

Jelenka EP<br />

12rec<br />

Auch wenn es an dieser Stelle<br />

schon das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Mal geschah – man<br />

kann die geschmackvolle<br />

und innovative Arbeit <strong>de</strong>s Dortmun<strong>de</strong>r<br />

CDR- und Netlabels 12rec nicht oft genug<br />

hervorheben. Zum einen ist <strong>de</strong>ssen<br />

Veröffentlichungspolitik so logisch wie<br />

wegweisend, zum an<strong>de</strong>ren sind die Releases<br />

von durchweg hoher Qualität. So<br />

auch diese kleine CD <strong>de</strong>s Wiener Quartetts<br />

Slon. Auf fünf Stücken wird instrumentaler<br />

Post-Rock präsentiert, <strong>de</strong>r<br />

leicht und zurückhaltend wirkt und sich<br />

trotz eines breiten Soundspektrums sehr<br />

nachvollziehbar und stimmungsvoll entfaltet.<br />

Und das, obwohl selbst innerhalb<br />

eines Songs schon mal die Stilanleihen<br />

von freiem Geplänkel über Jazz-Grooves<br />

bis hin zu Mathrock reichen. Eine EP, die<br />

<strong>de</strong>m Hörer sofort klar macht, dass man<br />

nur einen Bruchteil <strong>de</strong>s Facettenreichtums<br />

<strong>de</strong>r Band kennengelernt hat. Jetzt<br />

bitte das Album!<br />

Christian Steinbrink<br />

Sober<br />

She Will Be Mine<br />

sober-online.<strong>de</strong><br />

Da passt einfach alles: erst<br />

einmal die teure Verpackung<br />

mit abgerun<strong>de</strong>ten Kanten,<br />

dann die druckvolle, gera<strong>de</strong>zu<br />

kristalline Produktion, <strong>de</strong>r löblich<br />

nach Stimmbildung klingen<strong>de</strong> Gesang <strong>de</strong>s<br />

Frontmanns, die perfekt ausgeklügelten<br />

Strukturen <strong>de</strong>r zeitlosen Rocksongs, die<br />

brillant du<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Gitarrensoli immer am<br />

rechten Fleck ... Gääähn, hab ich noch irgendwas<br />

ähnlich Wichtiges an dieser so<br />

perfekt wie unbe<strong>de</strong>utend klingen<strong>de</strong>n<br />

Band namens Sober vergessen? Ist es<br />

nicht seltsam – o<strong>de</strong>r um mal Klartext zu<br />

re<strong>de</strong>n: eine Frechheit –, dass scheinbar<br />

immer noch so viele Jungs überzeugt davon<br />

sind, ihre wie ein Leistungssport betriebene<br />

Hobbyband müsste so zuhörtechnisch<br />

auch noch jemand an<strong>de</strong>ren<br />

interessieren als die Sportler selbst? Ihr<br />

habt doch eh immer schon gewonnen!<br />

Nein, besser als ihr kann das keiner. Ihr<br />

seid min<strong>de</strong>stens die neuen Status Quo<br />

und seht noch dazu besser aus als Oasis.<br />

Daher besten Dank auch für die vorbildlich<br />

ausgeleuchteten Bandfotos!<br />

Dieter Zank<br />

Die Gewinnersingles <strong>de</strong>r Coca-Cola<br />

Soundwave Discovery Tour<br />

Im vergangenen Jahr startete Coke <strong>de</strong>n bis dato größten <strong>de</strong>utschen Bandnachwuchswettbewerb.<br />

aVid*, Pink’s Not Red und Fathead konnten sich bei<br />

<strong>de</strong>r großen Finalshow vor <strong>de</strong>m Bran<strong>de</strong>nburger Tor als Siegerbands behaupten.<br />

Sie gewannen eine professionelle Studioproduktion, <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />

man ab Februar exklusiv bei iTunes erwerben kann. Wir stellen die drei Songs<br />

vor und berichten direkt aus <strong>de</strong>n Studios.<br />

aVid* »Fallen«<br />

Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover<br />

Produzent: Fabio Trentini<br />

Man kann sich drüber streiten, ob dieser aufdringliche Stimmeffekt im <strong>Intro</strong><br />

von »Fallen« hätte sein müssen, aber davon mal ab hat Trentini, <strong>de</strong>r schon<br />

die H-Blockx und die Donots produzierte, ganze Arbeit geleistet. Die Band<br />

aus Wesel bringt hier die gewollt große Geste <strong>de</strong>s Refrains mit groovigen Zwischenparts<br />

zusammen, in einem Song, <strong>de</strong>n aVid* selbst als »melancholisch,<br />

aber hoffnungsvoll« beschreiben. Die Band zeigte sich im Studio begeistert<br />

und entschlossen. »Keine halben Sachen« habe es bei Trentini gegeben. Und:<br />

»Er hat uns perfektioniert.« Das hört man auch <strong>de</strong>m Song an, <strong>de</strong>r nun so gar<br />

nicht nach »Fallen« klingt – eher wie ein Höhenflug.<br />

Pink’s Not Red<br />

Pink’s Not Red »Witchcraft«<br />

Aufgenommen im Tritonus Studio Berlin<br />

Produzent: Philipp Hoppen<br />

»Wir haben entschie<strong>de</strong>n, dass Schlaf erst mal unwichtig ist – völlig überbewertet.«<br />

So fasste Sänger Doelke die Arbeitsmoral im Studio zusammen.<br />

Das hört man auch ihrem Song »Witchcraft« an, einem beatsteaksähnlichen<br />

Kracher, <strong>de</strong>r einen mit Gaspedal und Handbremse schier in <strong>de</strong>n Wahnsinn<br />

treibt. Hoppen, <strong>de</strong>r noch kurz zuvor mit <strong>de</strong>m Mastering von »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />

<strong>de</strong>r Ärzte beschäftigt war, hat <strong>de</strong>m Track einen rauen Sound verpasst, <strong>de</strong>r<br />

die Ecken und Kanten eher spitzfeilt <strong>de</strong>nn glattschleift. Genau das wollte<br />

die Band. »Wir liegen da voll auf einer Wellenlänge«, so Gitarrist Joe. Hört<br />

man. Das berlinbedingte Schlaf<strong>de</strong>fizit scheint also eine gute Droge zu sein.<br />

Weiterrocken, bitte.<br />

Fathead »The Only Thing That’s Real«<br />

Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover<br />

Produzent: Arne Neurand<br />

Fett, was da aus <strong>de</strong>n Boxen ballert. Es mag harmlos anfangen. Schmeicheln<strong>de</strong>r<br />

Gesang, E-Gitarrenzupfen, weiter mit einem tollen Ved<strong>de</strong>r-Grunge-Knurren,<br />

<strong>de</strong>r Sound wird rauer – und dann kommt <strong>de</strong>r Refrain. Nur ein kurzer Arschtritt,<br />

aber <strong>de</strong>r sitzt: Breitbeingitarren im besten Sinne und ein stimmgewaltiges<br />

Jaulen. Fett, halt. Fathead. Der noch junge Produzent Neurand, <strong>de</strong>r schon<br />

Kun<strong>de</strong>n von Punk (ZSK) bis Mainstream (Elli) hatte, gibt <strong>de</strong>m schon stark geschriebenen<br />

Song »The Only Thing That’s Real« noch mal eine or<strong>de</strong>ntliche Ladung<br />

Kraftfutter. Ein Prozess, <strong>de</strong>n auch die Band schätzte. »Superinteressant,<br />

wie <strong>de</strong>r Song wächst und ge<strong>de</strong>iht«, gab sie begeistert zu Protokoll.


Da geht’s<br />

121<br />

BAND OF HORSES<br />

29.02.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

THE MARS VOLTA<br />

08.03.08 · Köln, Live Music Hall<br />

TEGAN & SARA<br />

10.03.08 · Köln, Gloria<br />

STATE RADIO<br />

18.03.08 · Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

WIR SIND HELDEN<br />

28.03.08 · Bochum, Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />

THE WO<strong>MB</strong>ATS<br />

29.03.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

GET WELL SOON<br />

09.04.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

MADSEN<br />

15.04.08 · Bochum, Zeche<br />

THE BREEDERS<br />

22.04.08 · Köln, Luxor<br />

BLACKMAIL<br />

30.04..08 · Bochum, Zeche<br />

AREA4 FESTIVAL<br />

29.-31.08.08 · Lüdinghausen, Flugpl.<br />

Sa. 02.02. Efterklang (DK)<br />

+ Kom (D)<br />

+ Our Broken<br />

Gar<strong>de</strong>n (DK)<br />

Fr. 08.02. The Toyotas (D)<br />

+ Press Gang (D)<br />

+ Betasurfers (D)<br />

Sa. 09.02. Minor Majority (NOR)<br />

+ Jock Watson<br />

& Die Anonymen<br />

Melancholiker (D)<br />

AUSVERKAUFT !!!!<br />

Mo. 11.02. Shantel & Bucovina<br />

Club Orkestra (D)<br />

Mi. 13.02. Rocky Votolato (USA)<br />

+ A Reel Gallery (D)<br />

Sa. 16.02. Blood Red Shoes (UK)<br />

Sa. 23.02. Jakobinarina (ISL)<br />

+ Gavin Portland (ISL)<br />

+ Petur Ben (ISL)<br />

Mo. 25.02. Cococoma (USA)<br />

+ Headache City (USA)<br />

Fr. 29.02. Mr. Irish Bastard (D)<br />

www.infectious.<strong>de</strong><br />

06.02. MOUSONTURM/<br />

STUDIO 21.00<br />

JACQUES PALMINGER<br />

10.02. MOUSONTURM 21.00<br />

STARS<br />

13.02. MOUSONTURM 21.00<br />

JANE BIRKIN<br />

13.02 COOKYS 21.00<br />

BLOOD RED SHOES<br />

14.02. BROTFABRIK 20.00<br />

15.02. QUADRO NUEVO<br />

18.02. MOUSONTURM 21.00<br />

PERE UBU<br />

19.02. COOKYS 21.00<br />

BRITISH SEA POWER<br />

24.02. BROTFABRIK 20.00<br />

DEVON SPROULE<br />

24.02. MOUSONTURM 20.00<br />

JENS LEKMAN<br />

28.02. BROTFABRIK 20.00<br />

COSTO RICO<br />

29.02. BROTABRIK 20.00<br />

MICHELLE SHOCKED<br />

04.03. BROTFABRIK 20.00<br />

SUSHEELA RAMAN<br />

05.03. MOUSONTURM /<br />

STUDIO 21.00<br />

SUPERPUNK<br />

Mo. 11.02. • Gloria • Köln<br />

special guest:<br />

APOSTLE OF HUSTLE<br />

STARS<br />

Do. 14.02. • Live Music Hall • Köln<br />

special guest:<br />

CIRCUS MAXIMUS<br />

SYMPHONY X<br />

Mi. 20.02. • Luxor • Köln<br />

THE CINEMATICS<br />

Fr. 22.02. • E-Werk • Köln<br />

JUSTICE<br />

Fr. 22.02. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />

BRITISH SEA POWER<br />

So. 24.02. • Live Music Hall • Köln<br />

THE MISSION<br />

Mo. 25.02. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />

YEASAYER<br />

Mi. 27.02. • LIve Music Hall • Köln<br />

NADA SURF<br />

So. 02.03. • Weststadthalle • Essen<br />

Fr. 07.03. • Stollwerck • Köln<br />

MONEYBROTHER<br />

Di. 04.03. • Live Music Hall • Köln<br />

PANIC! AT THE DISCO<br />

So. 09.03. • Luxor • Köln<br />

GALACTIC<br />

Mi. 26.03. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />

PATRICK WATSON<br />

Mo. 31.03. • Luxor • Köln<br />

ZOOT WOMAN<br />

Mo. 11.02. • Stollwerck • Köln<br />

JÄGERMEISTER ROCK:LIGA<br />

BIFFY CLYRO • DÚNE • PORTUGAL.THE MAN<br />

So. 17.02. • Luxor • Köln<br />

BLACK FRANCIS<br />

Do. 21.02. • Live Music Hall • Köln<br />

ANTI-FLAG<br />

Fr. 22.02. • Luxor • Köln<br />

MXPX<br />

So. 24.02. • Luxor • Köln<br />

OUTMATCH<br />

Di. 26.02. • Stollwerck • Köln<br />

special guest:<br />

REID PALEY<br />

Mo. 25.02. • Luxor • Köln<br />

THE BRANDOS<br />

KULA SHAKER<br />

Mi. 27.02. • Luxor • Köln<br />

LOS CAMPESINOS!<br />

So. 02.03. • Un<strong>de</strong>rground • Köln<br />

BLOODLIGHTS<br />

Di. 04.03. • Luxor • Köln<br />

NYLON<br />

Di. 11.03. • Gloria • Köln<br />

HOT CHIP<br />

Do. 27.03. • E-Werk • Köln<br />

DROPKICK MURPHYS<br />

plus<br />

special guest<br />

Mo. 07.04. • Live Music Hall • Köln<br />

COHEED AND CA<strong>MB</strong>RIA<br />

UFFIE & DJ FEADZ<br />

(ED BANGER):::<br />

:::STEREO MCs and friends:::<br />

STEREO MCs (DJ SET):::<br />

FR 8.2.08 ab 22h MARIA AM OSTBAHNHOF<br />

An <strong>de</strong>r Schillingbrücke / Stralauer Platz 33/34, 10243 Berlin<br />

Sa. 02.02.<br />

DAMNASTY &<br />

SONIC AVALANCHE<br />

Double CD Release<br />

Fr. 08.02.<br />

DHALIA`S LANE<br />

Celtic Dreams & Dances<br />

Sa. 09.02. 21:00 Uhr<br />

80`S PARTY<br />

Mit: DJ HEIKO<br />

Party mit <strong>de</strong>n Kulthits <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

Fr. 15.02. 19:00 Uhr<br />

EMERGENZA -<br />

FESTIVAL<br />

local heroes<br />

Veranstalter: Eurotime Media Marketing GmbH<br />

Sa. 16.02.<br />

WISHBONE ASH<br />

Twin Guitars | Support: DAVID GOGO (TRIO)<br />

Fr. 22.02.<br />

THEY MIGHT BE<br />

STARS - FESTIVAL<br />

local heroes<br />

Mit: INNER CIRCUS, FIRE ON DAWSON &<br />

FOUNTAIN OF YOUTH<br />

Sa. 23.02. 21:00 Uhr<br />

DISCO30<br />

DIE Ü30 PARTY | Party-Classics mit DJ H20-Lee<br />

Fr. 29.02.<br />

JÄGERMEISTER<br />

ROCK:LIGA - GRUPPE C<br />

Mit: ESKOBAR, MONEYBROTHER & THE CINEMATICS<br />

Sa. 01.03. 21:00 Uhr<br />

80`S PARTY<br />

Mit: DJ HEIKO<br />

Party mit <strong>de</strong>n Kulthits <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

Preview:<br />

07.03 EMERGENZA - FESTIVAL.<br />

08.03. EMERGENZA - FESTIVAL<br />

14.03. EMERGENZA - FESTIVAL<br />

19.03. TURISAS<br />

26.03. AS I LAY DYING<br />

28.03. YAKUZI (CD-Release Party)<br />

16.04. ELÄKELÄISET<br />

18.04. POTHEAD<br />

02.05. SCHANDMAUL (Festhalle Durlach)<br />

Einlass: 20 Uhr (falls nicht an<strong>de</strong>rs vermerkt)<br />

Tel. 0721/377274 · www.substage.<strong>de</strong><br />

E-Mail: info@substage.<strong>de</strong><br />

06.03. BROTFABRIK 20.00<br />

AMERICAN MUSIC<br />

CLUB<br />

08.03. BROTFABRIK 20.00<br />

AMSTERDAM<br />

KLEZMER BAND<br />

11.03. MOUSONTURM 21.00<br />

BAND OF HORSES<br />

14.03. BROTFABRIK 20.00<br />

TOMMY EMMANUEL<br />

15.03. BROTFABRIK 20.00<br />

LOU RHODES<br />

17.03. MOUSONTURM 20.00<br />

CHARLOTTE ROCHE<br />

– FEUCHTGEBIETE<br />

19.03. COOKYS 21.00<br />

STATE RADIO<br />

27.03. MOUSONTURM/<br />

STUDIO 21.00<br />

F.S.K.<br />

18.04. COOKYS 21.00<br />

FOTOS<br />

23.04. MOUSONTURM 21.00<br />

ADAM GREEN<br />

05.05. MOUSONTURM 20.00<br />

AXEL HACKE<br />

15.12. MOUSONTURM 20.00<br />

16.12. MAX GOLDT<br />

TICKETS MOUSONTURM:<br />

TEL 069.405.895-20<br />

WWW.MOUSONTURM.DE<br />

INFOS BROTFABRIK:<br />

WWW.BROTFABRIK.INFO<br />

WEITERE VERANSTALTUNGEN:<br />

WWW.MARKUSGARDIAN.DE<br />

So. 13.04. • Live Music Hall • Köln<br />

ADAM GREEN plus<br />

special guest<br />

Di. 13.05. • Live Music Hall • Köln<br />

FLOGGING MOLLY<br />

Sa. 01.03. • Palladium • Köln<br />

Mi. 19.03. • Kölnarena • Köln<br />

Mo. 07.04. • Westfalenhalle 1 • Dortmund<br />

TICKET HOTLINE 01805 - 96 22 22<br />

(0,14 € /min, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Mi. 16.04. • Live Music Hall • Köln<br />

MADSEN<br />

So. 18.05. • E-Werk • Köln<br />

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN<br />

Mo. 11.02. • Palladium • Köln<br />

MAREK LIEBERBERG PRESENTS<br />

THIRTY SECONDS TO MARS<br />

special guest:<br />

TURBOSTAAT<br />

BEATSTEAKS<br />

Nachholtermin vom 09.12.07!<br />

Sa. 12.04. • Palladium • Köln<br />

“Jumping All Over The World”<br />

SCOOTER Tour 2008<br />

Mi. 23.04. Westfalenhalle 2 Dortmund<br />

• Fr. 25.04. Palladium Köln<br />

FETTES BROT<br />

25.05. KÖNIGPALAST KREFELD<br />

23.06. SPORTHALLE OBERWERTH KOBLENZ<br />

Sa. 12.07. • Freilichtbühne Loreley • St. Goarshausen


122<br />

Da geht’s<br />

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F E B R U A R 0 8<br />

FORUM FÜR<br />

KULTUR UND<br />

POLITIK<br />

Praktikum Web<strong>de</strong>sign<br />

& Content-Producer<br />

Ab 01. April 2008<br />

Du übernimmst gestalterische Aufgaben<br />

für unsere Websites, erstellst<br />

Online-Werbemittel u.v.m.<br />

Praktikum Verlag<br />

Ab 07. April 2008<br />

Du arbeitest beim Aboservice mit,<br />

unterstützt die Bildredaktion und<br />

übernimmst organisatorische<br />

Aufgaben.<br />

02.<br />

02.<br />

mit:<br />

KILIANS,HERRENMAGAZIN SA.<br />

28.<br />

02.<br />

PORTUGAL.THE MAN DO.<br />

SUPERPUNK SA.<br />

BOPPIN`B FR.<br />

STATE RADIO FR.<br />

01.<br />

03.<br />

07.<br />

03.<br />

28.<br />

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Alter Schlachthof Lingen | Konrad A<strong>de</strong>nauer Ring 40 | 49808 Lingen<br />

epping@alterschlachthof.<strong>de</strong> | www.alterschlachthof.<strong>de</strong><br />

Tickets an allen bekannten VVK-Stellen und unter Hotline 0591/52076<br />

Club Konzerte Theater Film<br />

Konzerte:<br />

15.02. Rhesus, Mintzkov<br />

18.02. American Music Club<br />

19.02. Olli Schulz:<br />

»Lesen und Singen<br />

mit Olli Schulz«<br />

20.02. Pere Ubu<br />

22.02. British Sea Power<br />

23.02. Kompott präsentiert:<br />

Haydamaky (Ukraine)<br />

24.02. Sons & Daughters<br />

25.02. Yeasayer<br />

29.02. Band of Horses<br />

Clubbing Highlights:<br />

02.02. Pathfin<strong>de</strong>r Carnival<br />

09.02. Basswerk Session<br />

15.02. Balkan Express<br />

16.02. Gogo Crazy<br />

DI 12.02.<br />

THE THING (S/N)<br />

FREI IMPROVISIERTE MUSIK (JAZZ)<br />

FR 15.02.<br />

UNGDOMSKULEN (N)<br />

Praktikum Bolzen<br />

Ab 01. April 2008<br />

Du arbeitest an <strong>de</strong>r Print- und<br />

Online-Ausgabe von Bolzen mit und<br />

hilfst bei <strong>de</strong>r Umsetzung von<br />

Turnieren.<br />

22.02. Fiesta Lucha Amada<br />

Vorschau:<br />

01.03. Jens Lekmann<br />

02.03. Superpunk<br />

26.03. Patrick Watson<br />

29.03. The Wombats<br />

MO 25.02.<br />

JENNY HOYSTON (USA)<br />

Stuttgart/Schorndorf<br />

Tel. 07181/6 11 66<br />

www.club-manufaktur.<strong>de</strong><br />

GEBÄUDE 9<br />

DeutzMülheimer Strasse 127–129<br />

51063 Köln<br />

Alle Infos: www.gebaeu<strong>de</strong>9.<strong>de</strong><br />

Vorverkauf: www.kartenhaus.<strong>de</strong><br />

<br />

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01/03 -- QUI (USA) + Generic (F)<br />

02/03 -- ANDREW WILLIAMS FLASH<br />

EXPRESS + Comanechi<br />

08/03 -- DIGITALISM (live-act) + Sup.<br />

+ Bionic Beat Club (Soundsystem)<br />

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DETAILS UNTER INTRO.DE/JOBS<br />

UND BOLZEN-ONLINE.DE/JOBS.<br />

AUSSAGEKRÄFTIGE<br />

BEWERBUNGSUNTERLAGEN<br />

SCHICKST DU BITTE AN:<br />

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INTRO VERLAG G<strong>MB</strong>H & CO. KG<br />

PERSONALABTEILUNG<br />

HERWARTHSTR. 12<br />

50672 KÖLN<br />

Der Rockpalast im Februar im WDR Fernsehen<br />

11.02.2008 l 00:45 bis 03:00<br />

Sinéad O‘Connor, Dobacaracol Aufzeichnung <strong>de</strong>r Leverkusener<br />

Jazztage am 06. & 09.11.07<br />

18.02.2008 l 00:45 bis 02:15<br />

The Brandos<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />

24.02.2008 l 00:15 bis 03:15<br />

Robben Ford, Snowy White, Raul Midon, Sandy Dillon<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>r Leverkusener Jazztage am 05. & 09.11.2007<br />

25.02.2008 l 00:45 bis 02:30<br />

Gods Of Blitz<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />

Crossroads: Emmerhoff & The Melancholy Babies<br />

Aufzeichnung vom März 2006 in Bonn<br />

Vorschau auf März<br />

03.03.2008 l 00:45 bis 2:45<br />

Eurosonic/Noor<strong>de</strong>rslag Festival 2008<br />

09.03.2008 l 0:15 bis 3:15<br />

The Quireboys , The Pretty Things, The Cynics<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />

10.03.2008 l 0:45 bis 2:15<br />

Cuba Missouri, Rainravens<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />

17.03.2008 l 0:45 bis 2:15<br />

Visions Party<br />

Aufzeichnung aus <strong>de</strong>r Werkstatt, Köln von 2008<br />

Boozed heißt Rock<br />

w w w . r o c k p a l a s t . d e<br />

PROGRAMM<br />

SCHWIM<strong>MB</strong>AD<br />

-musik-club.<strong>de</strong><br />

Fr.<br />

01.<br />

Sa.<br />

02.<br />

Mi.<br />

06.<br />

Do.<br />

07.<br />

Fr.<br />

08.<br />

Do.<br />

21.<br />

Fr.<br />

22.<br />

Sa.<br />

23.<br />

Do.<br />

28.<br />

Fr.<br />

29.<br />

FEBRUAR 08<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: UNITED PICS<br />

PARTY House<br />

DISCO : DANCEFLOOR<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: DEPECHE<br />

MODE PARTY<br />

THE WEDNESDAY<br />

IS BACK!<br />

DISCO : INDEPENDENT MUSIC<br />

BLUE FISH: GOTHIC · DARK WAVE<br />

LIVE CLUB: EISHEILIG<br />

DISCO / BLUE FISH:<br />

HOLIDAY PARTY NIGHT<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: LOS BANDITOZ<br />

Sa. DISCO : DANCEFLOOR<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

09.<br />

LIVE CLUB: SHEE ROCKS<br />

Do.<br />

DISCO : 14.<br />

STUDI-PARTY*<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: RAW RYTHM<br />

JUDAS PRIESTER<br />

Fr.<br />

15.<br />

Sa.<br />

16.<br />

DISCO : DANCEFLOOR<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: UPTOWN<br />

SKANKIN’<br />

JAMROCK HIFI & Guests<br />

DISCO : STUDI-PARTY*<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: SHAKRA<br />

Ü30-PARTY<br />

DISCO : BEST OF MUSIC<br />

BLUE FISH: PARTYHITS<br />

& Ü25-SPECIAL<br />

LIVE CLUB: X-TO-<br />

PRACTICE<br />

DISCO : STUDI-PARTY*<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: HIMMELS-<br />

STÜRMER<br />

... die neue Konzertreihe!<br />

3 BEHEIZTE OPENAIR-<br />

RAUCHERBEREICHE !<br />

Konzertbeginn wochentags 21 h<br />

Wochenen<strong>de</strong> 22 h<br />

Einlass Do., Fr. & Sa. 21 h<br />

Son<strong>de</strong>revents 20 h<br />

Telefon 0 62 21 – 47 02 01<br />

Hei<strong>de</strong>lberg – Nähe Zoo


Da geht’s<br />

123<br />

BAHNHOFSTRASSE 19 | 69469 WEINHEIM<br />

TEL. [06201]13093 | FAX [06201]13406<br />

BOOKING@CAFECENTRAL.DE | WWW.CAFECENTRAL.DE<br />

FEB 30UP, DIE SPEZIELLE Ü 30 PARTY<br />

01 FR THE BEST OF CLASSIC BRITPOP,<br />

INDEPENDENT, & ALTERNATIVE<br />

WITH THE ROLLERCOASTER DJ`S<br />

RED SNAPPER & EVIL LYNN<br />

11<br />

15<br />

16<br />

22<br />

23<br />

28<br />

01<br />

06<br />

07<br />

FEB WUNDERSCHÖNER INDIEROCK<br />

MO IDAHO<br />

FEB PSYCHOBILLY<br />

FR FRANTIC FLINTSTONES<br />

FEB CAFE CENTRAL<br />

SA NEWCOMERFESTIVAL<br />

FEB PUNKROCK KULT<br />

FR U K SUBS, AHEAD TO THE SEA<br />

FEB EXTRAORDINAIRE!<br />

SA PERE UBU<br />

FEB NDW- PUNK EXPLOSION<br />

DO JENNIFER ROSTOCK,<br />

BAKKU SHAN<br />

MAR MARILLION COVERS<br />

SA SEASONS END<br />

MAR PUNKROCK<br />

DO THE FORGOTTEN, OUT OF LUCK<br />

MAR ALTERNATIVE ROCK<br />

FEB 2008<br />

FR AMERICAN MUSIC CLUB,<br />

MEXICAN ELVIS<br />

SA 22 MAR TURBOSTAAT<br />

MI 26 0MAR WIR SIND HELDEN MAIMARKTCLUB MANNHEIM<br />

SO 30 MAR MAX GOLDT [FEUERWACHE MANNHEIM]<br />

MI 02 APR OLLI SCHULZ<br />

DO 03 APR F S K, CHARTBUSTERS<br />

FR 04 APR EMPTY TRASH<br />

DI 08 APR IGNITE, TERROR … [FEUERWACHE MANNHEIM]<br />

FR 11 APR THESE NEW PURITANS<br />

SA 19 APR MADSEN [HALLE 02 HEIDELBERG]<br />

WWW.CAFECENTRAL.DE<br />

Hei<strong>de</strong>lberg / Am Karlstor 1 / Tel. 06221.978911<br />

0208<br />

Konzert / Klub / Theater<br />

Literatur / Kleinkunst<br />

Politik / Kino<br />

1<br />

WWW.KARLSTORBAHNHOF.DE<br />

Rocko Schamoni<br />

FR 08.02. DJ KRUSH<br />

SA 09.02. UNIVERSAL<br />

GONZÁLES<br />

SO 10.02. DYNAMITE<br />

DELUXE<br />

MO11.02. ROCKO<br />

SCHAMONI<br />

FR 15.02. THE BUSTERS<br />

SO 17.02. SIMPHIWE DANA<br />

MO18.02. JAN WEILER<br />

DO 21.02. CHRIS & CARLA<br />

SA 23.02. CUNNIN’<br />

LYNGUISTS<br />

SO 24.02. DATAROCK<br />

MI 27.02. CHARLOTTE<br />

ROCHE<br />

DO 28.02. CHRISTIAN<br />

KJELLVANDER<br />

und vieles mehr<br />

Freizeitzentrum West<br />

02-03<br />

2008<br />

So 20.01<br />

Do 21.02<br />

Sa 23.02<br />

Di 26.02<br />

Do 28.02 Bratze + Ghost Of Tom Joad<br />

Fr 29.02<br />

Sa 08.03<br />

Di<br />

Club 30 je<strong>de</strong>n Mi. ab 19 Uhr, 2 floors<br />

Stadt Dortmund<br />

Jugendamt<br />

Enon + Des Ark<br />

Opeckta<br />

Do 13.03 A Whisper In The Noise u.a.<br />

25.03<br />

Colour Haze<br />

The Brandos<br />

Bloodlights<br />

Planlos<br />

Lee Rocker<br />

So 30.03 Siena Root + Vibravoid<br />

Freizeitzentrum West<br />

www.fzw.<strong>de</strong><br />

Neuer Graben 167 - 44137 Dortmund<br />

fon 0231-17 78 20<br />

ALEX GOPHER<br />

15.02. AUGSBURG / OSTWERK<br />

CLP CHRIS DE LUCA VS. PHON.O - LIVE!<br />

02.02. BERLIN / TRANSMEDIALE, 08.02. HA<strong>MB</strong>URG /<br />

HAFENKLANG, 09.02. DARMSTADT / 603 QM,<br />

29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE<br />

MALENTE<br />

08.02. NZ - AUCKLAND, 16.02. THA - BANGKOK / CLUB<br />

808, 08.03. KOBLENZ / S38,<br />

22.03. ES - SANTA POLA / CAMELOT<br />

MARAL SALMASSI<br />

02.02. MÜNCHEN / ERSTE LIGA,<br />

29.02. REGENSBURG / SUITE 15<br />

MARAL SALMASSI & ZERO CASH - LIVE!<br />

07.03. A - WIEN / ARENA, 08.03. A - GRAZ / PPC,<br />

14.03. DK - COPENHAGEN / RUST<br />

DJ MK<br />

28.03. LT - VILNIUS / GRAVITY<br />

MR. FLASH (ED BANGER)<br />

29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE<br />

NATURAL SELF<br />

09.02. INGOLSTADT / MAKI CLUB, 29.02. RO - TIMISOARA<br />

/ THE NOTE, 01.03. RO - CLUJ / LA GAZETTE<br />

PERCEE-P, GUILTY SIMPSON AND<br />

DJ RETHMATIC - LIVE!<br />

20.02. LEIPZIG / CONNE ISLAND,<br />

21.02. A - WIEN / B72, 23.02. HA<strong>MB</strong>URG / HAFENKLANG<br />

PHONEHEADS & DUESSELDORFER<br />

SYMPHONIKER DVD RELEASE SHOW - LIVE!<br />

19.02. DÜSSELDORF / TONHALLE<br />

SEBASTIAN (ED BANGER)<br />

14.03. BERLIN / ICON<br />

STEREO MCS - DJ-SET<br />

08.02. BERLIN / MARIA, 09.02. HA<strong>MB</strong>URG / ÜBEL &<br />

GEFÄHRLICH, 15.03. LEIPZIG / LAGERHOF<br />

TEENAGE BAD GIRL<br />

02.02. HA<strong>MB</strong>URG / ÜBEL UND GEFÄHRLICH<br />

UFFIE & DJ FEADZ (ED BANGER) - LIVE!<br />

08.02. BERLIN / MARIA, 09.02. HA<strong>MB</strong>URG / ÜBEL &<br />

GEFÄHRLICH, 21.02. KÖLN / GLORIA, 22.02. KONSTANZ<br />

/ BLECHNEREI, 13.03. MÜNCHEN / ERSTE LIGA,<br />

14.03. AUGSBURG / OSTWERK, 15.03. LEIPZIG /<br />

LAGERHOF, 05.04. BREMEN / TING! CLUB<br />

VICARIOUS BLISS (ED BANGER)<br />

29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE ,<br />

07.03. REGENSBURG / SUITE, 08.03. LEIPZIG / PLAY-<br />

TIME, 04.04. INGOLSTADT / MAKI CLUB,<br />

05.04. MÜNCHEN / ERSTE LIGA<br />

UPCOMING TOURS: CASSIUS, CLIENT DJ-SET, FREEFORM FIVE,<br />

I'M FROM BARCELONA, J-LIVE, KOOL KEITH FEAT. KUTMASTA<br />

KURT, DJ MEHDI, MIXMASTER MIKE (BEASTIE BOYS), STEREO<br />

MC'S LIVE, TERRY POISON, URSULA 1000, VITALIC, Z-TRIP<br />

... AND MORE!


124<br />

Das geht<br />

Das geht im Februar<br />

Foto: Marc Seebo<strong>de</strong><br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

11 Freun<strong>de</strong> Lesereise<br />

Lesung mit Jens Kirschneck,<br />

Philipp Köster<br />

29.02. Augsburg, Ostwerk<br />

Agentur: Proton<br />

30 Seconds To Mars<br />

11.02. Köln, E-Werk<br />

3 Jahre Rote Raupe<br />

mit Me Succeeds, Phonoboy,<br />

The Taste<br />

09.02. München, Ampere<br />

Aaron<br />

31.01. Frankfurt / Main, Brotfabrik<br />

01.02. München, Ampere<br />

02.02. Karlsruhe, Tollhaus<br />

04.02. Hamburg, Fabrik<br />

05.02. Berlin, Admiralspalast<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Anajo<br />

26.01. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />

30.01. Frankfurt / Main,<br />

Nachtleben<br />

31.01. Lemgo, Kesselhau<br />

01.02. Essen, Grend<br />

02.02. Iserlohn, Stay Wild<br />

23.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Kulturpalast<br />

Agentur: Tapete<br />

Anti-Flag<br />

18.02. München, Backstage<br />

20.02. Berlin, SO36<br />

21.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

Atomic<br />

01.02. A-Wien, Flex<br />

08.02. Konstanz, Kulturla<strong>de</strong>n<br />

Apostle Of Hustle<br />

mit Stars<br />

07.02. Hamburg, Knust<br />

10.02. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

11.02. Köln, Gloria<br />

12.02. Berlin, Kesselhaus<br />

A Girl Called Johnny<br />

28.02. Berlin, Kaffee Burger<br />

Babyshambles<br />

mit Kilians*<br />

27.01. A-Wien, Arena<br />

16.02. Düsseldorf, Tonhalle*<br />

Band Of Horses<br />

29.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Barra Head<br />

mit Delbo*<br />

31.01. Berlin, Festsaal Kreuzberg*<br />

01.02. Hamburg, Fundbureau<br />

Geht weiter!<br />

Agentur: Un<strong>de</strong>r The Stars, Me!<br />

Beatsteaks<br />

24.02. Wilhelmshaven, Pumpwerk<br />

Geht weiter!<br />

Belasco<br />

14.02. Osnabrück, Glanz & Gloria<br />

23.02. Gießen, Jokus<br />

Geht weiter!<br />

Bernd Begemann<br />

mit Die Befreiung*<br />

01.02. Hamburg, Knust*<br />

02.02. Rostock, Moya<br />

07.02. Bonn, Harmonie<br />

08.02. Göttingen, Nörgelbuff<br />

10.02. Nürnberg, Z-Bau<br />

15.02. Flensburg, Kühlhaus<br />

16.02. Altenbeken, Eggemuseum<br />

21.02. Wuppertal, Live Club Barmen<br />

22.02. Trier, Exzellenzhaus<br />

25.02. München, Lustspielhaus<br />

Benefizkonzert für<br />

Florian Opitz und Andy<br />

Lehmann<br />

mit Tomte, Wir Sind Hel<strong>de</strong>n<br />

05.02. Hamburg, D-Club<br />

Jane Birkin<br />

10.02. Berlin, RBB-Sen<strong>de</strong>saal<br />

11.02. Hamburg, Deutsches<br />

Schauspielhaus<br />

13.02. Frankfurt / M., Mousonturm<br />

14.02. Dortmund, Konzerthaus<br />

Blackmail<br />

16.02. Köln, Palladium<br />

Black Francis<br />

mit Reid Paley<br />

17.02. Köln, Prime Club<br />

18.02. Berlin, Postbahnhof<br />

19.02. Hamburg, Fabrik<br />

Blood Red Shoes<br />

14.02. Frankfurt / Main, Cooky’s<br />

15.02. Bremen, Lagerhaus<br />

16.02. Münster, Gleis 22<br />

17.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

20.02. Nürnberg, MUZ-Club<br />

22.02. Berlin, White Trash<br />

Phillip Boa<br />

& The Voodooclub<br />

14.02. Siegen, Lÿz<br />

15.02. Bischofswerda, Eastclub<br />

16.02. Annaberg, Alte Brauerei<br />

Geht weiter!<br />

Bodi Bill<br />

mit SDMNT<br />

26.01. Leipzig, UT Connewitz<br />

British Sea Power<br />

21.02. Hamburg, Molotow<br />

22.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Brockdorff Klanglabor<br />

21.02. Dessau, Beat Club<br />

Agentur: What’s So Funny About..<br />

Bullet For My Valentine<br />

10.02. Köln, E-Werk<br />

11.02. München, Tonhalle<br />

15.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />

16.02. Hamburg, Große Freiheit 36<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Chikinki<br />

08.02. Eggenfel<strong>de</strong>n, Club Platinum<br />

09.02. Traunstein, Metropolitain<br />

Geht weiter!<br />

Agentur: Kitty Go!<br />

Chris & Carla<br />

18.02. Essen, Zeche Carl<br />

19.02. Hamburg, Knust<br />

20.02. Wetzlar, Franzis<br />

21.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />

Chrome Hoof<br />

26.01. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof<br />

Clara Luzia<br />

26.01. A-Wien, Frauencafé<br />

09.02. A-Wien, Porgy & Bess<br />

12.02. Flensburg, Volksbad<br />

19.02. A-Wien, Fluc<br />

Coke DJ-Culture!<br />

mit DJ Qbert, DJ Rafik, DJ Scratch<br />

14.02. Köln, Studio 672<br />

15.02. Hamburg, Neidklub<br />

16.02. Berlin, Icon<br />

22.02. Leipzig, Bounce 87<br />

23.02. München, Ampere<br />

Ticketverlosung auf S. 121<br />

Culcha Can<strong>de</strong>la<br />

16.02. Cottbus, Glad-House<br />

17.02. Flensburg, Max<br />

19.02. Ol<strong>de</strong>nburg, Kulturetage<br />

20.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

21.02. Schmallenberg, Stadthalle<br />

22.02. Krefeld, Kulturfabrik<br />

23.02. Montabaur, Monstarock<br />

25.02. Darmstadt, Centralstation<br />

26.02. Stuttgart, LKA-Longhorn<br />

27.02. CH-Bern, Bierhübeli<br />

28.02. Tuttlingen, Alte Festhalle<br />

29.02. CH-Zürich, Tonimolkerei<br />

Geht weiter!<br />

Lydia Daher<br />

26.01. Hamburg, Gol<strong>de</strong>n Pu<strong>de</strong>l<br />

Club<br />

Dirk Darmstaedter<br />

01.02. Kiel, Prinz Willy<br />

08.02. Dortmund, Subrosa<br />

09.02. Münster, Amp<br />

12.02. Düsseldorf, Pretty Vacant<br />

13.02. Frankfurt / Main, Das Bett<br />

15.02. Schwerin, Speicher<br />

Geht weiter!<br />

Datarock<br />

mit Ungdomskulen*<br />

19.02. München, Atomic Café*<br />

20.02. Düsseldorf, Zakk*<br />

21.02. Hamburg, Uebel &<br />

Gefährlich<br />

22.02. Berlin, Lido<br />

23.02. Köln, Studio 672<br />

24.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

25.02. Frankfurt / Main,<br />

Nachtleben<br />

Chris De Luca<br />

vs Phon.O<br />

31.01. A-Wien, B72<br />

02.02. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof<br />

08.02. Hamburg, Hafenklang<br />

09.02. Darmstadt, 603qm<br />

Der Tante Renate<br />

29.01. Halle, Unikum<br />

30.01. Hamburg, Grüner Jäger<br />

31.01. Bremen, Tower<br />

01.02. Darmstadt, Gol<strong>de</strong>ne Krone<br />

02.02. CH-Rorschach, Mariaberg<br />

04.02. A-Innsbruck, Weeken<strong>de</strong>r<br />

07.02. Buchloe, Hirsch Lin<strong>de</strong>nberg<br />

08.02. CH-Winterthur, Kraftfeld<br />

Geht weiter!<br />

Die Kassierer<br />

15.02. München, Backstage<br />

16.02. A-Wien, Planet Music<br />

DJ Krush<br />

07.02. München, Rote Sonne<br />

08.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />

09.02. Berlin, Maria am Ostbhf.


Das geht<br />

125<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Die Türen<br />

21.02. Dres<strong>de</strong>n, Groove Station<br />

22.02. Halle, Klub Drushba<br />

23.02. Cottbus, Chekov<br />

26.02. Düsseldorf, Pretty Vacant<br />

27.02. Oberhausen, Druckluft<br />

28.02. Hamburg, Hafenklang<br />

29.02. Bremen, No Ok<br />

Geht weiter!<br />

Agentur: Buback Konzerte<br />

DJ Phono<br />

26.01. A-Wien, Ba<strong>de</strong>schiff<br />

Geht weiter!<br />

Donna Regina<br />

23.02. Köln, St. Aposteln<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Dragon & Vestal<br />

Party Zur Ispo<br />

mit Kandi Co<strong>de</strong>d<br />

29.01. München, Atomic Café<br />

Dúné<br />

mit Pete Blume*<br />

08.02. Flensburg, Volksbad*<br />

09.02. Bremen, Tower*<br />

10.02. Hamburg, Knust*<br />

11.-15.02. Jägermeister<br />

Rockliga (siehe S. 127)<br />

16.02. Osnabrück,<br />

Glanz & Gloria*<br />

Dynamite Deluxe<br />

06.02. Lüneburg, Vamos-<br />

Kulturhalle<br />

07.02. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />

08.02. Münster, Skater’s Palace<br />

09.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />

10.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />

12.02. Darmstadt, Centralstation<br />

13.02. Erlangen, E-Werk<br />

14.02. München, Muffathalle<br />

16.02. Rottweil, Kraftwerk<br />

21.02. Würzburg, Soundpark Ost<br />

22.02. Lindau, Club Vau<strong>de</strong>ville<br />

23.02. Stuttgart, Wagenhalle<br />

26.02. Essen, Weststadthalle<br />

27.02. Hannover, Musikzentrum<br />

28.02. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

29.02. Berlin, Postbahnhof<br />

Steve Earle<br />

07.02. Hamburg, Fabrik<br />

08.02. Berlin, Columbia Club<br />

Eels<br />

19.02. Köln, Tanzbrunnen<br />

20.02. Berlin, Volksbühne<br />

(ausverkauft)<br />

21.02. Hamburg, Kampnagel<br />

www.tickets.<strong>de</strong><br />

Favez<br />

28.02. Frankfurt / Main,<br />

Nachtleben<br />

29.02. Bielefeld, Forum<br />

Geht weiter!<br />

Flowerpornoes<br />

14.02. Jena, Rosenkeller<br />

Alec Empire<br />

& The Hellish Vortex<br />

31.01. Nürnberg, Hirsch<br />

01.02. Hannover, Musikzentrum<br />

02.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

03.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />

04.02. München, Ampere<br />

06.02. Stuttgart, Die Röhre<br />

07.02. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

08.02. Bochum, Riff<br />

09.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

10.02. NL-Den Haag, Bazart<br />

12.02. Bremen, Tower<br />

13.02. Hamburg,<br />

Uebel & Gefährlich<br />

18.02. Rostock, Mau Club<br />

21.02. A-Wien, Flex<br />

Georgie James<br />

26.01. Köln, Studio 672<br />

07.02. Würzburg,<br />

Jugendkulturhaus Cairo<br />

08.02. Fulda, Kulturkeller<br />

09.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

10.02. A-Wien, B72<br />

11.02. Stuttgart, Schocken<br />

Geschmeido<br />

mit Der Tante Renate*,<br />

Samba**<br />

26.01. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube **<br />

27.01. Hannover, Spandau Proj.<br />

28.01. Hamburg, Grüner Jäger<br />

29.01. Göttingen, Nörgelbuff<br />

30.01. Aachen, Raststätte<br />

01.02. CH-Aarau, Jugendkulturhaus<br />

Flösserplatz<br />

02.02. CH-Rorschach,<br />

Mariaberg*<br />

Max Goldt (Lesung )<br />

28.01. Halle, Neues Theater<br />

29.01. Dessau, Bauhaus-Theater<br />

08.02. Cottbus, Weltspiegel<br />

20.02. Recklinghausen,<br />

Ruhrfestspielhaus<br />

Alex Gopher<br />

15.02. Augsburg, Ostwerk<br />

Ghost Of Tom Joad<br />

01.02. Bielefeld, Forum<br />

02.02. Köln, Die Werkstatt<br />

Hanoi Rocks<br />

18.02. Hamburg, Knust<br />

19.02. München, 59to1<br />

21.02. Frankfurt, Batschkapp<br />

22.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

23.02. Berlin, White Trash<br />

Fast Food<br />

Hundred Reaons<br />

29.01. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

30.01. Berlin, Magnet Club<br />

31.01. Hamburg, Molotow<br />

Ich + Ich<br />

29.01. Hamm, Maximilian-Park<br />

30.01. Bielefeld, Ringlokschupp.<br />

31.01. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />

01.02. Hamburg, Grünspan<br />

03.02. Berlin, Columbiahalle<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Icke & Er<br />

26.01. Berlin, Frannz<br />

Agentur: Four Artists<br />

Idaho<br />

11.02. Weinheim, Cafe Central<br />

12.02. Leipzig, Conne Island<br />

13.02. München, Orangehouse<br />

14.02. A-Wien, B72<br />

15.02. Erlangen, E-Werk<br />

16.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

17.02. Hamburg, Knust<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

<strong>Intro</strong> DJ-Team:<br />

Schlank Und Beliebt<br />

Durch Voodoo<br />

26.01. Köln, Pegel<br />

23.02. Köln, Pegel<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

<strong>Intro</strong> Intim Fashion<br />

Against Aids<br />

mit Chicks On Speed<br />

07.02. Berlin, Maria am Ufer<br />

Iron & Wine<br />

28.01. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

29.01. Bielefeld, Forum<br />

30.01. Berlin, Passionskirche<br />

Jägermeister Rockliga<br />

Saison 07/08 Gruppe B<br />

mit Biffy Clyro, Dúné, Portugal.<br />

The Man<br />

11.-15.02. Alle Infos siehe S. 127<br />

Jägermeister Rockliga<br />

Saison 07/08 Gruppe C<br />

mit Eskobar, Moneybrother,<br />

The Cinematics<br />

25.02. Rostock, Mau Club<br />

26.02. Hamburg, Grünspan<br />

27.02. Mag<strong>de</strong>burg, Factory<br />

28.02. Nürnberg, Hirsch<br />

29.02. Karlsruhe, Substage<br />

Jakobínarína<br />

21.02. Bielefeld, Forum<br />

23.02. Münster, Gleis 22<br />

Jeans Team<br />

09.02. A-Wien, Fluc<br />

15.02. Berlin, Maria am Ostbhf.<br />

22.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />

23.02. Eggenfel<strong>de</strong>n, Club<br />

Platinum<br />

Jimmy Eat World<br />

29.01. Köln, Live Music Hall<br />

30.01. Hamburg, Gr. Freiheit 36<br />

31.01. Berlin, Huxley’s<br />

02.02. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

07.02. Bremen, Aladin Music H.<br />

09.02. München, Muffathalle<br />

10.02. A-Wien, Gasometer<br />

14.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />

15.02. Nürnberg, Löwensaal<br />

Justice<br />

21.02. Berlin, Huxley’s<br />

22.02. Köln, E-Werk<br />

23.02. Hamburg, D-Club<br />

Kilians<br />

01.02. Oberhausen, Druckluft<br />

02.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />

15.02. Wittlich, Haus <strong>de</strong>r Jugend<br />

16.02. München, Tonhalle<br />

17.02. Kaiserslautern, Kammgarn<br />

20.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />

21.02. Regensburg, Suite15<br />

22.02. Künzelsau, Kokolores<br />

23.02. Neunkirchen,<br />

Stummsche Reithalle<br />

28.02. Ol<strong>de</strong>nburg, Ama<strong>de</strong>us<br />

29.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

Geht weiter!<br />

King Khan<br />

& The Shrines<br />

19.02. Hamburg, Molotow<br />

Kissogram<br />

22.02. Berlin, Rosi’s<br />

K.I.Z.<br />

22.02. Berlin, SO36<br />

Christian Kjellvan<strong>de</strong>r<br />

21.02. Kiel, Weltruf<br />

22.02. Rostock, Mau Club<br />

23.02. Höxter, Tonenburg<br />

24.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

25.02. Berlin, Babylon<br />

26.02. Hamburg, Knust<br />

27.02. Erlangen, E-Werk<br />

28.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

29.02. München, 59to1<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Kleinstadthel<strong>de</strong>n<br />

01.02. Lilienthal, Altes<br />

Amtsgericht<br />

Agentur: Extratours<br />

Kommando<br />

Sonne-Nmilch<br />

01.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />

02.02. Leipzig, Zoro<br />

03.02. Dres<strong>de</strong>n, Groove Station<br />

Kool Savas<br />

26.01. Rostock, Mau Club<br />

27.01. Gießen, MuK<br />

29.01. Flensburg, Max<br />

30.01. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />

31.01. Hannover, Capitol<br />

01.02. Mag<strong>de</strong>burg, Factory<br />

02.02. Münster, Skater’s Palace<br />

03.02. Hamburg, Grünspan<br />

05.02. Amberg, Jugendzentrum<br />

06.02. Leipzig, Werk 2<br />

07.02. Berlin, Columbia Club<br />

Korn<br />

27.01. Köln, Palladium<br />

15.02. Berlin, Columbiahalle<br />

16.02. Leipzig, Haus Auensee<br />

17.02. München, Zenith<br />

Kula Shaker<br />

21.02. München, Georg-Elser-H.<br />

25.02. Frankfurt, Batschkapp<br />

26.02. Köln, Bürgerhaus<br />

Stollwerck<br />

Geht weiter!<br />

Lacrosse<br />

06.02. Hamburg, Grüner Jäger<br />

07.02. Göttingen, Nörgelbuff<br />

08.02. Leipzig, Ilses Erika<br />

09.02. Berlin, Magnet Club<br />

14.02. Augsburg, Schwarzes<br />

Schaf<br />

Berna<strong>de</strong>tte La Hengst<br />

29.02. Dessau, Kurt-Weill-Zentr.<br />

Laura Imbruglia<br />

14.02. München, Backstage<br />

15.02. Fulda, Kulturkeller<br />

16.02. Köln, Blue Shell<br />

18.02. Berlin, Lido<br />

19.02. Halle, Objekt 5<br />

20.02. Hamburg, Grüner Jäger<br />

24.02. A-Wien, B72<br />

Jens Lekman<br />

16.02. Berlin, Lido<br />

23.02. München, Atomic Café<br />

24.02. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

Tom Liwa<br />

26.01. Potsdam, T-Werk<br />

28.01. Hamburg, Haus 73<br />

29.01. Leipzig, Moritzbastei<br />

Geht weiter!<br />

Jack Daniel’s<br />

Legendary Mash<br />

Wie sähe wohl die Musikwelt ohne <strong>de</strong>n<br />

legendären Tennessee-Whiskey aus?<br />

Zumin<strong>de</strong>st wäre es eine Welt ohne<br />

Motörhead – aber es fallen einem sicher<br />

noch an<strong>de</strong>re Bands ein, die das Kultgetränk<br />

hin und wie<strong>de</strong>r als Inspirationsquelle<br />

nutzen. Auch in diesem Jahr lädt<br />

Jack Daniel’s wie<strong>de</strong>r zum dreitägigen<br />

Exklusivfestival ins heimatliche Lynchburg,<br />

Tennessee. Rund 360 Gäste wer<strong>de</strong>n<br />

vom 10. bis 13. April mit Barbecue,<br />

Führungen und Live-Musik verwöhnt.<br />

Im letzten Jahr spielten dort zum Beispiel<br />

The Rapture und die Kaiser Chiefs<br />

– man kann also davon ausgehen, dass<br />

das streng geheim gehaltene Line-up in<br />

diesem Jahr ähnlich hochkarätig ausfallen<br />

wird. Wer mit will, kann sich ab <strong>de</strong>m<br />

01. Februar auf www.jack-lives-here.<strong>de</strong><br />

bewerben. Viel Glück!<br />

Verlosung:<br />

Coke DJ Culture<br />

Die Coke DJ Culture holt wie immer nur<br />

die absoluten Virtuosen an die Plattenteller:<br />

QBert und Rafik als Altmeister<br />

und Jungstar plus DJ Scratch – eine Ikone<br />

<strong>de</strong>s Club- und Band-DJings. Wer einmal<br />

mit eigenen Augen lernen will, dass<br />

DJ zu sein weit mehr be<strong>de</strong>utet, als Platten<br />

aufzulegen, kann sich vor Ort davon<br />

überzeugen. Wir verlosen 3x2 Tickets für<br />

je<strong>de</strong> Station <strong>de</strong>r Tour. Einfach eine Mail<br />

mit vollem Namen und Wunsch-Stadt<br />

an verlosung@intro.<strong>de</strong>.<br />

Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.<strong>de</strong><br />

14.02. Köln, Studio 672 » 15.02. Hamburg, Neidklub »<br />

16.02. Berlin, Icon » 22.02. Leipzig, Bounce 87 » 23.02.<br />

München, Ampere


126<br />

Das geht<br />

<strong>Intro</strong>-Sputnik<br />

Magazin<br />

Außer<strong>de</strong>m auf Tour<br />

F<br />

ebruar, dieser kratzbürstige,<br />

dunkle Monat, <strong>de</strong>r aber<br />

schon langsam in Richtung<br />

Frühling zeigt, ist ja immer<br />

auch ein toller Release-Monat. Zum Beispiel<br />

für Hot Chips neues Album »Ma<strong>de</strong><br />

In The Dark« (sic!), das wir parallel zu unserer<br />

ausufern<strong>de</strong>n Titel-Story natürlich<br />

auch im Radio ausführlich beleuchten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Und mit dabei auch diesmal wie<strong>de</strong>r:<br />

die Song-Battles <strong>de</strong>s Monats. Der Song,<br />

<strong>de</strong>r beim Voting auf intro.<strong>de</strong> gewinnt,<br />

wird in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Sendung gespielt.<br />

Und hier sind sie:<br />

07.02. Katzen<br />

The Weakerthans »Plea From<br />

A Cat Named Virtute« vs. Katze<br />

»Ich Katze du Hund«<br />

14.02. LoveLoveLove<br />

The House Of Love »Shine On« vs.<br />

Locas In Love »Mabuse«<br />

21.02. Chips’n’Drinks<br />

Hot Chip »Ready For The Floor«<br />

vs. Iron & Wine »White Tooth<br />

Man«<br />

28.02. Name – Mein! Name!<br />

Eminem »My Name Is« vs. The<br />

Ting Tings »That’s Not My Name«<br />

Das <strong>Intro</strong>-Sputnik Magazin: je<strong>de</strong>n Donnerstag<br />

und Sonntag 21h bis 22h auf<br />

MDR Sputnik. Unter www.intro.<strong>de</strong>/sputnik<br />

auch als Podcast abonnierbar und<br />

via Player im Stream zu hören.<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Little Dragon<br />

»Ich sehe unsere Musik als<br />

träumerisch an, aber nicht<br />

immer auf eine angenehme<br />

Art«, sagt Sängerin Yukimi.<br />

Genau so klingt es, wenn die<br />

Schwe<strong>de</strong>n luftige Swingsounds,<br />

knistern<strong>de</strong> Elektronik, einen<br />

schweren Bass und Yukimis<br />

wun<strong>de</strong>rbare, am Jazz geschulte<br />

Stimme zusammenbringen.<br />

13.02. Hamburg, Knust<br />

15.02. Berlin, Roter Salon<br />

16.02. Dortmund, Pauluskirche<br />

19.02. Köln, Stadtgarten<br />

20.02. München, Ampere<br />

21.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />

Agentur: Electric Chair<br />

Los Campesinos<br />

27.02. Köln, Prime Club<br />

28.02. Berlin, Lido<br />

29.02. München, Atomic Café<br />

Geht weiter!<br />

Mando Diao<br />

26.02. Stuttgart, Lie<strong>de</strong>rhalle<br />

28.02. A-Wien, Stadthalle<br />

29.02. München, Zenith<br />

Geht weiter!<br />

Mardi Gras BB<br />

02.02. Dortmund, Domicil<br />

Mega<strong>de</strong>th<br />

10.02. Berlin, Columbiahalle<br />

11.02. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

Geht weiter!<br />

Mimmis<br />

26.01. Kassel, K 19<br />

01.02. Solingen, Cobra<br />

02.02. Neuss, Okie Dokie<br />

03.02. Köln, Sonic Ballroom<br />

06.02. Stuttgart, Zwölfzehn<br />

15.02. Berlin, Clash<br />

16.02. Mag<strong>de</strong>burg, Sackfabrik<br />

29.02. Flensburg, Volksbad<br />

Minor Majority<br />

02.02. Hamburg, Knust<br />

03.02. Berlin, Roter Salon<br />

04.02. Hannover, Béi Chéz Heinz<br />

05.02. Halle, Objekt 5<br />

06.02. Jena, Volksbad<br />

07.02. Stuttgart, Lan<strong>de</strong>spavillon<br />

08.02. Marburg, KFZ<br />

09.02. Münster, Gleis 22<br />

Barbara Morgenstern<br />

16.02. Berlin, Kleisthaus<br />

Mouse On Mars<br />

02.02. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof<br />

Múm<br />

28.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

Geht weiter!<br />

Nada Surf<br />

27.02. Köln, Live Music Hall<br />

28.02. Hamburg, Grünspan<br />

29.02. Berlin, Columbia Club<br />

Geht weiter!<br />

Nylon<br />

24.02. Hamburg, Knust<br />

Geht weiter!<br />

One-Two<br />

29.01. Berlin, Roter Salon<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Oh No, Oh My!<br />

13.02. Hamburg, Hafenklang<br />

14.02. Berlin, Bang Bang Club<br />

16.02. Münster, Amp<br />

Agentur: Un<strong>de</strong>r The Stars, Me!<br />

Jacques Palminger<br />

mit Rica Blunck, Viktor Marek<br />

06.02. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

07.02. Oberhausen, Druckluft<br />

08.02. Hannover, Faust<br />

09.02. Göttingen, Junges Theater<br />

10.02. Hamburg, Polittbüro<br />

Paul Dimmer Band<br />

11.02. Hamburg, Schmidts Tivoli<br />

14.02. Köln, Stereo Won<strong>de</strong>rland<br />

15.02. Stuttgart, Keller Klub<br />

16.02. Aachen, Raststätte<br />

20.02. Berlin, Schokola<strong>de</strong>n<br />

21.02. Göttingen, Nörgelbuff<br />

22.02. Frankfurt / Main, Das Bett<br />

Pere Ubu<br />

18.02. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

19.02. Berlin, Quasimodo<br />

20.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

23.02. Weinheim, Cafe Central<br />

24.02. München, Feierwerk<br />

PeterLicht<br />

16.02. Mülheim / Ruhr,<br />

Ringlokschuppen<br />

Phoneheads vs The<br />

Düsseldorf Symphonic<br />

Orchestra<br />

19.02. Düsseldorf, Tonhalle<br />

Pitchtuner<br />

31.01. Berlin, Bang Bang Club<br />

01.02. Hannover,<br />

Indiego Glocksee<br />

02.02. Dres<strong>de</strong>n, Scheune<br />

11.02. A-Wien, B72<br />

13.02. Rosenheim, Reflax<br />

16.02. Augsburg,<br />

Schwarzes Schaf<br />

29.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />

Geht weiter!<br />

Plain White T’s<br />

mit The Spill Canvas<br />

14.02. München, Georg-Elser-H.<br />

15.02. Berlin, Postbahnhof<br />

16.02. Hamburg, Grünspan<br />

18.02. Köln, Live Music Hall<br />

Planetakis<br />

15.02. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Pop am Rhein<br />

präsentiert: Further!<br />

Die Kreuzfahrt<br />

mit Air Liqui<strong>de</strong>, Irmin Schmidt<br />

& Kumo, Jörg Burger, Justus<br />

Köhnke, Ralph Christoph, Uli<br />

Sigg, Von Spar<br />

16.02. Köln, MS Rheinenergie<br />

Pothead<br />

16.02. Hamburg, Markthalle<br />

Portugal. The Man<br />

16.02. Reutlingen, Cafe Nepomuk<br />

17.02. Leipzig, Moritzbastei<br />

18.02. Bremen, Römer<br />

25.02. Ludwigshafen, Das Haus<br />

26.02. Hannover, Cafe Glocksee<br />

28.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />

29.02. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

Pristine<br />

23.02. Schwerin, Dr. K<br />

Geht weiter!<br />

Queens Of The<br />

Stone Age<br />

20.02. Düsseldorf, Tonhalle<br />

21.02. A-Wien, Gasometer<br />

23.02. Hamburg, Große<br />

Freiheit 36<br />

Rhesus<br />

12.02. Hamburg, Knust<br />

13.02. Berlin, Lido<br />

15.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

16.02. München, Atomic Café<br />

Saalschutz<br />

mit Egotronic<br />

26.01. Bayreuth, Glashaus<br />

28.01. Konstanz, Kantine<br />

29.01. Saarbrücken, Garage<br />

30.01. Stuttgart, Schocken<br />

31.01. Darmstadt, 603qm<br />

01.02. Chemnitz, AJZ Talschock<br />

02.02. Berlin, Festsaal<br />

Kreuzberg<br />

Samba<br />

26.01. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube<br />

Agentur: Tapete<br />

Rocko Schamoni<br />

(Lesung)<br />

10.02. Oberhausen, Druckluft<br />

11.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

12.02. Stuttgart, Schocken<br />

13.02. Buchloe, Hirsch<br />

Lin<strong>de</strong>nberg<br />

Geht weiter!<br />

Olli Schulz<br />

19.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

20.02. Frankfurt / Main,<br />

Nachtleben<br />

21.02. München, Muffathalle<br />

22.02. Berlin, Roter Salon<br />

23.02. Hamburg, Uebel &<br />

Gefährlich<br />

SDNMT<br />

29.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

Geht weiter!<br />

Senore Matze Rossi<br />

& Band<br />

14.02. Bremen, Spedition<br />

22.02. Leipzig, Flower Power<br />

23.02. Berlin, Magnet Club<br />

26.02. Siegen, Vortex<br />

27.02. Hil<strong>de</strong>sheim, Kulturfabrik<br />

Löseke<br />

28.02. Hamburg, Headcrash<br />

29.02. Münster, Amp<br />

Geht weiter!<br />

Shit And Shine<br />

30.01. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof<br />

Shout Out Louds<br />

28.01. Stuttgart, Die Röhre<br />

29.01. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

31.01. Bielefeld, Forum<br />

01.02. Bremen, Schuppen 2<br />

02.02. Potsdam, Waschhaus<br />

Sixnationstate<br />

04.02. Stuttgart, Schocken<br />

05.02. München, Atomic Café<br />

06.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

07.02. Berlin, Magnet Club<br />

08.02. Bielefeld, Kamp<br />

09.02. Hamburg, Molotow<br />

10.02. Köln, Blue Shell<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Roni Size<br />

mit Reprazent<br />

Drum-and-Bass-Legen<strong>de</strong> Roni<br />

Size spielt <strong>de</strong>n Klassiker »New<br />

Forms« aus <strong>de</strong>m Jahr 1997 –<br />

exklusiv und nur in Berlin. »New<br />

Form«, das Size mit <strong>de</strong>m<br />

Kollektiv Reprazent einspielte,<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m renommierten<br />

britischen Mercury-Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

27.02. Berlin, Columbia Club<br />

Agentur: Target<br />

Smashing Pumpkins<br />

31.01. A-Wien, Stadthalle<br />

21.02. München, Olympiahalle<br />

22.02. Frankfurt / Main,<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />

23.02. Berlin, Arena<br />

24.02. Oberhausen, König-<br />

Pilsener-Arena<br />

26.02. Hamburg, Color Line Arena<br />

Patti Smith<br />

08.02. Berlin, Passionskirche<br />

Sons And Daughters<br />

22.02. Hamburg, Molotow<br />

23.02. München, Muffathalle<br />

24.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

Stars<br />

mit Apostle Of Hustle<br />

07.02. Hamburg, Knust<br />

10.02. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

11.02. Köln, Gloria<br />

12.02. Berlin, Kesselhaus<br />

Stereophonics<br />

22.02. Hamburg, Markthalle<br />

23.02. Berlin, Postbahnhof<br />

25.02. Köln, Gloria<br />

27.02. München, Backstage<br />

Studio Braun<br />

26.02. Düsseldorf, Zakk<br />

27.02. Braunschweig, Brunsviga<br />

28.02. Berlin, Volksbühne<br />

29.02. Hamburg, Fabrik<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Superpunk<br />

28.02. Kiel, Hansastrasse 48<br />

29.02. Flensburg, Kühlhaus<br />

Geht weiter!<br />

Agentur: Tom Produkt<br />

The Charlatans<br />

14.02. Frankfurt / Main,<br />

Batschkapp<br />

15.02. Hamburg, Grünspan<br />

Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir 3x2 Tickets


Das geht<br />

127<br />

Jägermeister<br />

Rockliga<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

SXSW – South By<br />

Southwest<br />

Texas mag uns <strong>de</strong>n Bush-Clan<br />

eingebracht haben, aber da<br />

kann man locker drüber wegsehen,<br />

wenn man sich wie <strong>de</strong>r<br />

Rest <strong>de</strong>r internationalen Liveund<br />

Musikbranche im März auf<br />

<strong>de</strong>m SXSW in Austin einfin<strong>de</strong>t.<br />

Showcases von spannen<strong>de</strong>n internationalen<br />

Acts, die vielleicht<br />

nur noch einen Sommer vom<br />

Durchbruch entfernt sind, gibt’s<br />

hier zuhauf. Oft wird dafür auf<br />

<strong>de</strong>m SXSW <strong>de</strong>r Grundstein gelegt.<br />

Infos: sxsw.com.<br />

12.-16.03. USA-Austin,<br />

diverse Locations<br />

The Animal Five<br />

04.02. Hamburg, Grünspan<br />

05.02. Berlin, Columbia Club<br />

06.02. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

07.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

08.02. München, Backstage<br />

09.02. Bochum, Matrix<br />

The Cinematics<br />

19.02. Berlin, Magnet Club<br />

20.02. Köln, Prime Club<br />

21.02. Freiburg, Jazzhaus<br />

22.02. München, Atomic Café<br />

23.02. Stuttgart, Schocken<br />

The Cure<br />

mit 65 Days Of Static<br />

15.02. Hamburg,<br />

Color Line Arena<br />

16.02. Berlin, Arena Berlin<br />

25.02. München, Olympiahalle<br />

Geht weiter!<br />

The Dog & Pony Show<br />

mit Louis Lament, Mother<br />

Tongue, The Animal Five,<br />

The Strange Death Of Liberal<br />

England<br />

04.02. Hamburg, Grünspan<br />

05.02. Berlin, Columbia Club<br />

06.02. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

07.02. Köln, Live Music Hall<br />

08.02. München, Backstage<br />

09.02. Bochum, Matrix<br />

The Fashion<br />

22.02. Berlin, Magnet Club<br />

23.02. Leipzig, Ilses Erika<br />

24.02. Hamburg, Prinzenbar<br />

26.02. Hannover,<br />

Kulturpalast Lin<strong>de</strong>n<br />

27.02. Münster, Amp<br />

28.02. Dortmund, Bakuda<br />

29.02. Frankfurt / Main,<br />

Sinkkasten<br />

Geht weiter!<br />

The Heavy<br />

10.02. Hamburg, Molotow<br />

16.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

The Mars Volta<br />

17.02. Hamburg, D-Club<br />

24.02. Berlin, Huxley’s<br />

The Michelles<br />

29.01. Hei<strong>de</strong>lberg, Zum Teufel<br />

02.02. Stuttgart, Keller Klub<br />

23.02. Hamburg, Kir<br />

The Mission<br />

mit Dead Guitars<br />

21.02. Hamburg, Fabrik<br />

22.02. Berlin, Columbia Club<br />

23.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />

24.02. Köln, Live Music Hall<br />

The Spill Canvas<br />

mit Mikroboy<br />

11.02. Frankfurt / Main,<br />

Nachtleben<br />

13.02. Stuttgart, Schocken<br />

The Von Bondies<br />

01.02. Bielefeld, Forum<br />

02.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

03.02. Hamburg, Molotow<br />

Tiefschwarz<br />

16.02. Freiburg, Alter<br />

Güterbahnhof<br />

Turbonegro<br />

mit Sexy Sexsters, Year Long<br />

Disaster<br />

27.01. München, Georg-Elser-<br />

Halle<br />

Geht weiter!<br />

Turntablerocker<br />

08.02. Berlin, Weekend<br />

09.02. Ludwigshafen, Loft Club<br />

22.02. Freiburg, Stinnes Areal<br />

23.02. Konstanz, Die Blechnerei<br />

Geht weiter!<br />

Uffie & DJ Feadz<br />

mit Stereo Mcs*<br />

08.02. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof*<br />

09.02. Hamburg, Uebel &<br />

Gefährlich*<br />

21.02. Köln, Gloria<br />

22.02. Konstanz, Die Blechnerei<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Un<strong>de</strong>rworld<br />

Nach <strong>de</strong>r Absage <strong>de</strong>r<br />

Europadaten im Oktober vergangenen<br />

Jahres präsentieren<br />

Un<strong>de</strong>rworld nun endlich auch live<br />

ihr aktuelles Album »Oblivion<br />

With Bells«, das nicht nur die<br />

Kritiker größtenteils überzeugte,<br />

son<strong>de</strong>rn auch viele alte<br />

Fans wie<strong>de</strong>r an Bord holte.<br />

28.01. Köln, Palladium<br />

02.02. München, Tonhalle<br />

04.02. Hamburg, D-Club<br />

05.02. Berlin, Columbiahalle<br />

Geht weiter!<br />

Agentur: Target<br />

Ungdomskulen<br />

mit Datarock*<br />

09.02. Mannheim, Alte<br />

Feuerwache<br />

10.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />

13.02. Hamburg, Molotow<br />

14.02. Berlin, White Trash Fast F.<br />

15.02. Stuttgart, Manufaktur<br />

19.02. München, Atomic Café*<br />

20.02. Düsseldorf, Zakk*<br />

Oliver Uschmann<br />

(Lesung)<br />

31.01. Marburg, KFZ<br />

07.02. Saarbrücken, Universität<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

09.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />

Sven Väth<br />

16.02. Hannover, Capitol<br />

John Van<strong>de</strong>rslice<br />

18.02. Berlin, Bang Bang Club<br />

19.02. Nürnberg, K4<br />

20.02. München, Atomic Café<br />

21.02. A-Wien, Arena<br />

24.02. Freiburg, White Rabbit<br />

Geht weiter!<br />

Visions Indoor<br />

mit Baroness, Blackmail,<br />

Danko Jones, Kylesa<br />

16.02. Köln, Palladium<br />

Rocky Votolato<br />

11.02. Berlin, Bassy Cowboy Club<br />

12.02. Köln, Rex am Ring<br />

13.02. Münster, Gleis 22<br />

14.02. Bremen, Spedition<br />

15.02. Erlangen, E-Werk<br />

16.02. München, Orangehouse<br />

17.02. A-Wien, B72<br />

19.02. Karlsruhe, Nun<br />

22.02. Gießen, MuK<br />

23.02. Braunschweig, Nexus<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Wedding Dress #2<br />

Die Zweitauflage <strong>de</strong>s »Festival<br />

Of Urban Fashion And Arts« bevölkert<br />

vom 25. Januar bis zum<br />

10. Februar wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Berliner<br />

Stadtteil Wedding. Das »urban«<br />

im Namen ist in diesem<br />

Fall auch mal treffend, <strong>de</strong>nn<br />

die präsentierte junge Mo<strong>de</strong>,<br />

Kunst und Musik wird sich in<br />

<strong>de</strong>r ganzen Brunnenstraße<br />

ausbreiten.<br />

Infos: www.weddingdress2.<strong>de</strong>.<br />

25.01.-10.02. Berlin,<br />

Brunnenstraße,<br />

diverse Locations<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Yeasayer<br />

Das Quartett Yeasayer begeistert<br />

auf seinem Album<br />

»All Hour Cymbals« (We Are<br />

Free / Cargo) mit ausufern<strong>de</strong>r<br />

Psyche<strong>de</strong>lic, ungewöhnlichem<br />

Ethno-Einschlag und hypnotischen<br />

Popsongs. »Weltmusik«,<br />

sagt da mancher – aber bitte im<br />

besten Wortsinn.<br />

25.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

26.02. Berlin, Lido<br />

Agentur: FKP Scorpio<br />

Neil Young<br />

24.02. Frankfurt / Main,<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />

26.02. Berlin, ICC<br />

Zivilisation Der Liebe<br />

mit DJ Geo, DJ Klaus Fiehe,<br />

Donna Regina, Krill.Minima,<br />

Popnoname<br />

21.02. - 23.02. Köln, St. Aposteln<br />

Die<br />

kommen,<br />

die Touren:<br />

Barra Head<br />

01.-14.03.<br />

Editors<br />

14.-23.03.<br />

Moneybrother<br />

02.-14.03.<br />

DJ Shadow<br />

& Cut Chemist<br />

16.03. Hamburg, Uebel &<br />

Gefährlich<br />

Lichter<br />

März bis April<br />

Pop-Abo<br />

mit Polarkreis 18<br />

29.03. Dortmund, Konzerthaus<br />

(Pop Up<br />

22.-25.05. Leipzig, diverse<br />

Locations<br />

Robyn<br />

26.-29.03.<br />

Rock im Saal<br />

mit Kula Shaker, Los<br />

Campesinos, Killians<br />

01.02. Rees-Hal<strong>de</strong>rn, Gasthof<br />

Tepferdt<br />

Charlotte Roche<br />

(Lesung)<br />

21.03. Köln, Wartesaal<br />

Tegan & Sara<br />

07.-17.03.<br />

Tunes On Screen 3<br />

15.03. Bonn, T-Mobile-Forum<br />

Vi<strong>de</strong>o Games Live<br />

(Konzert)<br />

20.08. Leipzig, Arena (Games<br />

Convention)<br />

Patrick Watson<br />

26.-30.03.<br />

Yelle & Trash Fashion<br />

26.-29.03.<br />

Zoot Woman<br />

22.03.-01.04.<br />

Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.<strong>de</strong><br />

W<br />

er hätte gedacht, dass<br />

Sparta in <strong>de</strong>r Gruppe<br />

A die irischen Indie-<br />

Hitlieferanten Ash und<br />

die Schweineriff-Rockerinnen The Donnas<br />

an die Wand spielen wür<strong>de</strong>n. Aber so ist die<br />

Jägermeister Rockliga nun mal: hart, fair<br />

und immer für eine Überraschung gut. Ab<br />

<strong>de</strong>m 11.02. wird nun die Gruppe B durch<br />

die Lan<strong>de</strong> touren und in halbzeitlangen<br />

Sets um die Gunst <strong>de</strong>s Publikums kämpfen<br />

– <strong>de</strong>nn das entschei<strong>de</strong>t am En<strong>de</strong> per<br />

Applausometer, wer <strong>de</strong>n Führungstreffer<br />

schießt.<br />

Die jungen Dänen Dúné bringen mit<br />

ihrem ungestümen, aber coolen New-<br />

Wave-Pop sicher die Menge zum Tanzen.<br />

Wackelig wird’s da nur, sollten sich<br />

die Leute an diesem Hype-Sound inzwischen<br />

satt gehört haben. Portugal.<br />

The Man (Foto) kriegen einen weniger<br />

mit zackig rausgespielten Hits als mit<br />

atmosphärischen Riffs, Sounds und<br />

Songs, die sich langsam auf die Sinne legen<br />

und einen dann gar nicht mehr loslassen.<br />

Die Favoritenrolle fällt ein<strong>de</strong>utig<br />

Biffy Clyro zu, die ihre Karriere mit fast<br />

prog rockigen Epen begannen, mit ihrem<br />

letzten Album »Puzzle« aber plötzlich<br />

die Eingängigkeit für sich ent<strong>de</strong>ckten –<br />

und damit in England wie in Deutschland<br />

einen Karriereschub son<strong>de</strong>rgleichen<br />

erlebten.<br />

Die Gruppe C startet dann bereits<br />

am 25.02. und packt die Schwe<strong>de</strong>nschwelger<br />

Eskobar, <strong>de</strong>n alten Soulschwe<strong>de</strong>n<br />

Moneybrother und die Schottenschmonzer<br />

The Cinematics in <strong>de</strong>n<br />

Mannschaftsbus.<br />

11.02. Köln, Bürgerhaus Stollwerk » 12.02.<br />

Aschaffenburg, Colos-Saal » 13.02. Bochum, Zeche<br />

» 14.02. Chemnitz, AJZ Talschock » 15.02. Cottbus,<br />

Glad-House


128 <strong>Intro</strong> Intim <strong>Intro</strong> Intim November, 15.11.07, Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

Oben: Frank-Spilker-Drummer Matthias »Tex« Strzoda (siehe auch Andreas<br />

Dorau, Rocko Schamoni, Ex-Studio Braun…) hat immer noch <strong>de</strong>n<br />

geilsten Oberlippenbart. Rechts: Maurice Summen von Die Türen testet,<br />

ob es wie in <strong>de</strong>n Räumen seines Berliner Labels Staatsakt von <strong>de</strong>r<br />

Decke tropft. Foto: Marc Seebo<strong>de</strong><br />

EULICH<br />

EIM INTRO<br />

NTIM<br />

<strong>Intro</strong> Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

Rechts: Backstage-Elefantentreffen von<br />

MIT und Robyn. Lei<strong>de</strong>r nicht mehr auf <strong>de</strong>m<br />

Bild: Tamer öffnet zu Robyns Begeisterung<br />

<strong>de</strong>ren Bier mit <strong>de</strong>n Eckzähnen.<br />

Foto: Katharina Poblotzki<br />

<strong>Intro</strong> Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />

Unten: Does It Offend You, Yeah? und MIT hören gera<strong>de</strong> das Wort<br />

»ausverkauft« im selben Satz wie »Euer Konzert ist«. Daneben:<br />

Robyn will heute Abend nur geben, geben, geben.<br />

Fotos: Marc Seebo<strong>de</strong> (links), Katharina Poblotzki (unten)


<strong>Intro</strong> Intim<br />

129<br />

INTRO INTIM FEBRUAR:<br />

FASHION AGAINST AIDS<br />

I<br />

ntro Intim against Aids: In Zusammenarbeit mit H&M und <strong>de</strong>r<br />

Vereinigung »Designers Against Aids« wird am 07.02. in <strong>de</strong>r Berliner<br />

Maria für einen guten Zweck gefeiert. Dabei wird das gesamte<br />

Eintrittsgeld zugunsten <strong>de</strong>r Initiative »Designers Against<br />

Aids« (siehe Kasten) gespen<strong>de</strong>t. Mit dabei sind die an <strong>de</strong>r Kampagne ohnehin<br />

beteiligten Ex-Münchnerinnen und Jetzt-WeltbürgerInnen Chicks<br />

On Speed. Das Frauen-Kollektiv biegt dieser Tage via »Art Rules« endlich<br />

wie<strong>de</strong>r mit einer neuen Single um die Ecke. Kathi Glas, Anat Ben David,<br />

A.L. Steiner, Melissa Logan und Alex Murray Leslie richten im gleichnamigen<br />

Song zusammen mit <strong>de</strong>m Künstlerkollegen Douglas Gordon ihre<br />

ganze Energie und Wut gegen die Spekulationsblase Kunstmarkt. Verpackt<br />

in beste Floorkiller-80er-Synthie-Sounds.<br />

07.02. Berlin, Maria am Ufer (mit Chicks On Speed)<br />

Tickets: EUR 5 (wird komplett gespen<strong>de</strong>t!)<br />

Beginn: 21:00 Uhr<br />

FASHION AGAINST AIDS<br />

So heißt auch eine Kollektion, die in Zusammenarbeit<br />

von H&M mit »Designers Against Aids«<br />

und zahlreichen namhaften Künstlern entstand.<br />

Ziel ist es, bei Jugendlichen wie<strong>de</strong>r vermehrt vor<br />

<strong>de</strong>n Gefahren von HIV/Aids zu warnen. Immerhin<br />

schnellen Infektionszahlen <strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r in<br />

die Höhe – alle 15 Sekun<strong>de</strong>n infiziert sich ein Jugendlicher<br />

zwischen 15 und 24 Jahren mit <strong>de</strong>m<br />

tödlichen Virus. An <strong>de</strong>r Kollektion beteiligten sich<br />

unter an<strong>de</strong>rem Rihanna, Chicks On Speed, Rufus<br />

Wainwright, Scissor Sisters, The Cardigans, Tiga<br />

und Timbaland. Die Kollektion wird ab diesen<br />

Monat bei H&M Divi<strong>de</strong>d erhältlich sein.<br />

www.<strong>de</strong>signersagainstaids.com


130<br />

All the next<br />

Katz & Goldt<br />

All The Next No. 158 ≥ 25.02.08<br />

THE B-52’S, HERCULES & LOVE AFFAIR,<br />

WHY?, COSMIC DISCO, TEGAN AND<br />

SARA, THE KILLS, VAMPIRE WEEKEND,<br />

ADAM GREEN, RUMMELSNUFF …


—Kitsuné presents—<br />

autoKratz<br />

Available as 2 X 12”<br />

& Digital<br />


„Tarantino hat<br />

die Serie sicher<br />

geliebt“<br />

stern.<strong>de</strong><br />

Erstmals alle 22 Episo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staffel 1 jetzt auf DVD!<br />

www.foxtv.<strong>de</strong><br />

TM<br />

TM<br />

EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE SEASON 1 © 1981-1982 Twentieth Century Fox Film Corporation. Alle Rechte vorbehalten. © 2007 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC.<br />

„Twentieth Century Fox“, „Fox“ und ihre Logos sind Eigentum von Twentieth Century Fox Film Corporation und wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>ren Erlaubnis genutzt.

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