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# 157<br />
Februar 2008<br />
0,00 €<br />
www.intro.<strong>de</strong><br />
Radiohead<br />
Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Plattenindustrie,<br />
wie wir sie kennen<br />
Kitsuné<br />
Pariser Hipster-Geschichten<br />
in Kleidung und Sound<br />
Leserpoll 2007<br />
Die Wahl Eurer Lieblinge<br />
im Überblick<br />
Sons & Daughters<br />
Sonntags-Picknick am<br />
Hudson River<br />
Bruce LaBruce<br />
Neues vom Gott <strong>de</strong>s<br />
Queer-Kinos<br />
HOT CHIP<br />
Wrestling mit Stil
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Monitor<br />
003<br />
ANSAGE NO. 157<br />
Willkommen in 2008. Und vielen<br />
Dank für all die warmen Worte zu<br />
unserem Relaunch. Ganz ehrlich,<br />
das hat gutgetan. Wir waren schon<br />
ganz schön durch danach – insofern<br />
passte es ja auch bestens, dass wir<br />
erst mal in die Winterpause durften. So<br />
kommen wir jetzt mit mächtig viel Esprit<br />
zurück.<br />
Danke auch für das rege Abstimmen<br />
beim Jahrespoll. 3888 von euch haben<br />
mitgemacht, das nennen wir mal empirisch<br />
signifikant. Die Ergebnisse fin<strong>de</strong>t ihr auf <strong>de</strong>n<br />
Seiten 14 bis 17.<br />
Und damit genug <strong>de</strong>s Blicks nach hinten.<br />
2008 beginnt gleich mit einem richtigen<br />
Knaller: mit »Ma<strong>de</strong> In The Dark«, <strong>de</strong>m neuen<br />
Album von Hot Chip. Unser Autor Sebastian<br />
Ingenhoff spricht von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit besten<br />
Band <strong>de</strong>r Welt – und wer wären wir, dass wir<br />
ihm da wi<strong>de</strong>rsprechen. Statt<strong>de</strong>ssen haben<br />
wir ihn nach London geschickt, wo Hot Chip<br />
zur Weltpremiere <strong>de</strong>r neuen Songs lu<strong>de</strong>n.<br />
Statt sich wie wir auszuruhen, haben sie<br />
sich übrigens gleich danach an eine Session<br />
mit Scritti Politti gesetzt – Alex Mayor durfte<br />
bereits erste Songs hören und hat auch<br />
gleich bei SP-Mastermind Green Gartsi<strong>de</strong><br />
nachgefragt, was im Studio mit <strong>de</strong>n jungen<br />
Hipstern so abging.<br />
Vielleicht <strong>de</strong>rzeit nicht mehr die beste<br />
Band <strong>de</strong>r Welt, aber noch immer die<br />
wichtigste sind Radiohead. Nicht zuletzt<br />
wegen <strong>de</strong>s viel diskutierten Internet-<br />
Vorabreleases ihres Albums »In Rainbows«.<br />
Christian Steinbrink traf Jonny Greenwood in<br />
Paris und bilanzierte mit ihm die Ereignisse<br />
seit letztem Oktober – ergänzt wird das<br />
Gespräch um eine Reportage zum Thema<br />
MP3-Labels. Und auch in <strong>de</strong>n Ressorts Film,<br />
Mo<strong>de</strong>, Technik, Literatur und Games gibt<br />
es viel Neues zu berichten – aber lest doch<br />
selbst.<br />
Herzliche Grüße aus <strong>de</strong>r Kölner Redaktion<br />
Sons &<br />
Daughters<br />
bummeln<br />
mit uns auf<br />
Seite 50<br />
durch<br />
Brooklyn. Seid<br />
dabei.<br />
Hip und<br />
französisch<br />
– das geht<br />
sehr gut zusammen<br />
wie<br />
Arno Raffeiner<br />
bei<br />
seinem Besuch<br />
bei Kitsuné in<br />
Paris erleben<br />
durfte. Siehe<br />
Seite 58.<br />
Klassentreffen auf <strong>de</strong>r Beerdigung. Irre<br />
I<strong>de</strong>e? Nun, in »Fallen« blicken die Protagonisten<br />
just dort <strong>de</strong>r Realität ins<br />
Gesicht. Siehe Seite 78.<br />
MONITOR<br />
004 Neujahrskonzert<br />
006 Neulich<br />
008 Wong Kar-Wai / Christopher Doyle<br />
009 Aufmacher: Wong Kar-Wai / Cat Power<br />
010 Leserpoll 2007<br />
014 Monitor mit u. a. F.S.K., The Hoosiers,<br />
Lightspeed Champion, Robert Owens,<br />
Superpunk, The Brunettes, Nada Surf,<br />
Slut, Takashi Wada, Tocotronic<br />
014 Impressum<br />
014 Leserbriefe<br />
MUSIK<br />
030 Hot Chip<br />
036 Eurosonic 2008: neue Bands<br />
040 Radiohead<br />
048 The Magnetic Fields<br />
050 Sons & Daughters<br />
052 Get Well Soon<br />
054 Kitsuné<br />
058 Film: Clipland 2008<br />
WEITER<br />
064 Mo<strong>de</strong>: Jawoll, meine Herrn<br />
068 Mo<strong>de</strong>: V-Ausschnitt<br />
069 Mo<strong>de</strong>: Skunkfunk<br />
070 Mo<strong>de</strong>: G-Struktur<br />
071 Mo<strong>de</strong>: Airsi<strong>de</strong><br />
072 Film: Bruce LaBruce / Berlinale 2008<br />
076 Neue Filme<br />
080 Neue DVDs<br />
086 Literatur: Litcologne / William Gibson /<br />
Cory Doctorow<br />
088 Neue Literatur<br />
090 Neue Spiele<br />
094 Technik: Hammacher Schlemmer<br />
095 Neue Technik<br />
PROBEFAHRT<br />
099 Charts / Spalter<br />
100 Platten vor Gericht<br />
102 Neue Alben und DVDs<br />
118 Heimspiel<br />
DAS GEHT<br />
121 Da geht’s<br />
124 <strong>Intro</strong> empfiehlt<br />
124 Das geht<br />
130 Textmarker / All The Next<br />
Oh weh, wer hat Flocke <strong>de</strong>nn eingefärbt? Wir nicht. Das ist<br />
unser ganz eigener Bär, <strong>de</strong>n wir für die Mo<strong>de</strong>strecke auf<br />
Seite 59 adoptiert haben.
004 Monitor
Monitor<br />
005<br />
NEULICH:<br />
Foto: Christoph Voy<br />
Neujahrskonzert 2008, 01.01.08, Berlin, Volksbühne, 23:12 Uhr: Traditionen sind dazu da, sie fortzuführen. Beson<strong>de</strong>rs, wenn<br />
es so schöne sind wie das Neujahrskonzert in <strong>de</strong>r Berliner Volksbühne. Wer durfte hier nicht schon alles spielen? U. a. Tocotronic<br />
und Throbbing Gristle. Dieses Jahr wur<strong>de</strong> gleich eine ganze Rasselban<strong>de</strong> auf die Bühne gelassen: Warren Suici<strong>de</strong>, Yaneq,<br />
Soffy O., Elke Brauweiler, Jovanka von Willsdorf, Gods Of Blitz, Pitchtuner, Band Deutscher Mä<strong>de</strong>ls, Demba und Viktoriapark. Gemeinsam<br />
führten sie eine Revue namens »Berlin String Theory« auf. Die I<strong>de</strong>e dahinter: Highlights <strong>de</strong>s jeweiligen Katalogs wer<strong>de</strong>n<br />
gemeinsam mit einem Streichquartett aufgewertet. Das hätten wir in Köln auch gern gesehen ...
006 Monitor<br />
Ennio Morricone, 12.12.07, A-Wien, Stadthalle, 20:01 Uhr: Die italienische Score-Über-Legen<strong>de</strong> (79) dirigiert erstmals seit gefühlten Deka<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />
eigene Stücke im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum. Auf <strong>de</strong>r Bühne: 200 veritable RömerInnen. Vor <strong>de</strong>r Bühne: Romantiker (»Die Legen<strong>de</strong> vom Ozeanpianisten«),<br />
Cowboys (»Zwei glorreiche Halunken«, »Spiel mir das Lied vom Tod«) und Sozialisten (»Die Arbeiterklasse geht ins Paradies«) vergießen gemeinsam<br />
Freu<strong>de</strong>ntränen und tauschen bestickte Taschentücher. Famos. Foto: Arne Sattler<br />
Boyz Noize, 09.12.2007, F-Rennes, Trans Musicales 2007,<br />
01.12 Uhr: <strong>Als</strong> Kid Alex mit neuem Pseudonym seinen Justice-Remix<br />
von »Phantom« zelebriert, lauschen auch Brillen-Raver<br />
gespannt. Foto: Heiko Behr<br />
Queens Of The Stone Age, 20.11.07, nahe Erfurt, 20:38 Uhr:<br />
Schattenspiele 700 Meter unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>: Josh Homme spielt <strong>de</strong>n<br />
»most un<strong>de</strong>rground gig ever« im Erlebnisbergwerk Son<strong>de</strong>rshausen.<br />
Foto: Reiner Pfisterer
Neulich<br />
007<br />
Empires Of Tin / Vic Chesnutt, 01.11.07, A-Wien, Gartenbau<br />
Kino, 20:47 Uhr: Erhabenes Kino!<br />
<strong>Als</strong> Abschluss-Gala <strong>de</strong>s Viennale-Festivals spielte Rollstuhl-<br />
Bar<strong>de</strong> Vic Chesnutt zusammen mit <strong>de</strong>n kanadischen New Instrumentalism-Göttern<br />
A Silver Mount Zion und <strong>de</strong>m Fugazi-Gitarristen<br />
Guy Picciotto zu einem Experimental-Film von Jem<br />
Cohen. Joseph Roths Ra<strong>de</strong>tzkymarsch als große Bush-Verhauhe<br />
mit Wackelkamera. Ein magischer Abend.<br />
Brett An<strong>de</strong>rson unplugged, 12.12.07, Dortmund, Konzerthaus, Pop Abo, 21:30 Uhr: In Dortmund betritt Pop die klassische Bühne. In dieser Ausgabe<br />
<strong>de</strong>s Pop Abo endlich auch mal <strong>de</strong>r britische in Form <strong>de</strong>s Ex-Sue<strong>de</strong>-Sängers Brett An<strong>de</strong>rson. Und er macht, nur von einer Cellistin begleitet, seine Sache<br />
sehr gut. Zeitgemäßer können auch ganz alte Sue<strong>de</strong>-Songs nicht klingen.
008 Monitor
Monitor<br />
009<br />
WONG KAR-WAI<br />
/ CAT POWER<br />
Kameramann Christopher Doyle, langjähriger Weggefährte von Filmemacher Wong Kar-Wai, hielt bei <strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Europäischen<br />
Filmpreises eine <strong>de</strong>nkwürdige Lobre<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kollegen Michael Ballhaus: »Wir sind alle nur Huren.« Für sein jüngstes<br />
Werk »My Blueberry Nights«, in <strong>de</strong>m es um das Zu-sich-Kommen <strong>de</strong>r Heldin geht, verzichtete Wong allerdings vorher schon auf<br />
Doyles Dienste. Mit dabei ist auf <strong>de</strong>m Soundtrack Chan Marshalls aka Cat Power. Passt hervorragend. Die Unnachahmliche ist<br />
inzwischen auch so weit, sich auf ihrem zweiten Cover-Album »Jukebox« (Matador / Beggars) selbst zu interpretieren.<br />
Foto links: Gianni Occhipinti, oben: Action Press / Franziska Krug
010 Monitor<br />
Illustrationen: Gudrun Rau
Monitor<br />
011<br />
LESERPOLL 2007<br />
SONGS<br />
ALBE N<br />
01 Die Ärzte »Junge«<br />
02 Justice »D.A.N.C.E.«<br />
03 Maximo Park »Books From Boxes«<br />
04 Kate Nash »Foundations«<br />
05 Babyshambles »Delivery«<br />
06 Beatsteaks »Cut Off The Top«<br />
07 Tocotronic »Kapitulation«<br />
08 Amy Winehouse »Rehab«<br />
09 Digitalism »Pogo«<br />
10 Tocotronic »Imitationen«<br />
11 Arca<strong>de</strong> Fire »No Cars Go«<br />
12 Foo Fighters »The Preten<strong>de</strong>r«<br />
13 Amy Winehouse »Back To Black«<br />
14 Arctic Monkeys »Fluorescent Adolescent«<br />
15 Deichkind »Remmi Demmi«<br />
16 Bloc Party »The Prayer«<br />
17 Anajo »Wenn du nur wüsstest«<br />
18 Rihanna »Umbrella«<br />
19 Tocotronic »Sag alles ab«<br />
20 Battles »Atlas«<br />
21 Billy Talent »Red Flag«<br />
22 Interpol »The Heinrich Maneuver«<br />
23 Editors »Smokers Outsi<strong>de</strong> The Hospital Doors«<br />
24 Beatsteaks »Jane Became Insane«<br />
25 Radiohead »Jigsaw Falling Into Place«<br />
26 Shout Out Louds »Impossible«<br />
27 Kaiser Chiefs »Ruby«<br />
28 Tocotronic »Mein Ruin«<br />
29 Mo<strong>de</strong>st Mouse »Dashboard«<br />
30 Klaxons »Gol<strong>de</strong>n Skans«<br />
31 The Wombats »Let’s Dance To Joy Division«<br />
32 Art Brut »Direct Hit«<br />
33 Black Rebel Motorcycle Club »Berlin«<br />
34 Arca<strong>de</strong> Fire »Intervention«<br />
35 Die Fantastischen Vier »Einfach sein«<br />
36 Feist »My Moon, My Man«<br />
37 Interpol »Pioneer To The Falls«<br />
38 Band Of Horses »Is There A Ghost«<br />
39 Black Rebel Motorcycle Club »Weapon Of Choice«<br />
40 The National »Fake Empire«<br />
41 Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?«<br />
42 Trentemøller »Moan«<br />
43 Bloc Party »Flux«<br />
44 Hot Chip »My Piano«<br />
45 Editors »An End Has A Start«<br />
46 Queens Of The Stone Age »Sick Sick Sick«<br />
47 Shout Out Louds »Tonight I Have To Leave It«<br />
48 The Hives »Tick Tick Boom«<br />
49 Caribou »Melody Day«<br />
50 Jan Delay »Türlich, türlich«<br />
01 Tocotronic »Kapitulation«<br />
02 Radiohead »In Rainbows«<br />
03 Arca<strong>de</strong> Fire »Neon Bible«<br />
04 Maximo Park »Our Earthly Pleasures«<br />
05 Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?«<br />
06 Beatsteaks ».limbo messiah«<br />
07 Die Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />
08 Editors »An End Has A Start«<br />
09 Bloc Party »A Weekend In The City«<br />
10 Amy Winehouse »Back To Black«<br />
11 Interpol »Our Love To Admire«<br />
12 The National »Boxer«<br />
13 Digitalism »I<strong>de</strong>alism«<br />
14 Arctic Monkeys »Favourite Worst Nighmare«<br />
15 Babyshambles »Shotter’s Nation«<br />
16 Justice »†«<br />
17 Feist »The Remin<strong>de</strong>r«<br />
18 Black Rebel Motorcycle Club »Baby 81«<br />
19 Mo<strong>de</strong>st Mouse »We Were Dead Before The Ship Even Sank«<br />
20 Locas In Love »Saurus«<br />
21 Nine Inch Nails »Year Zero«<br />
22 Burial »Untrue«<br />
23 Karpatenhund »#3«<br />
24 Shout Out Louds »Our Ill Wills«<br />
25 Bright Eyes »Cassadaga«<br />
26 !!! »Myth Takes«<br />
27 Klaxons »Myths Of The Near Future«<br />
28 Kings Of Leon »Because Of The Times«<br />
29 M.I.A. »Kala«<br />
30 Battles »Mirrored«<br />
31 Rantanplan »20359«<br />
32 Jamie T »Panic Prevention«<br />
33 Foo Fighters »Echoes, Silence, Patience & Grace«<br />
34 Jan Delay »Merce<strong>de</strong>s Dance«<br />
35 Queens Of The Stone Age »Era Vulgaris«<br />
36 Justin Timberlake »FutureSex / LoveSound«<br />
37 Polarkreis 18 »Polarkreis 18«<br />
38 The Shins »Wincing The Night Away«<br />
39 Bodi Bill »No More Wars«<br />
40 Die Fantastischen Vier »Fornika«<br />
41 Die Türen »Popo«<br />
42 Kate Nash »Ma<strong>de</strong> Of Bricks«<br />
43 PJ Harvey »White Chalk«<br />
44 Friska Viljor »Bravo!«<br />
45 LCD Soundsystem »Sound Of Silver«<br />
46 Stars »In Our Bedroom After The War«<br />
47 Cold War Kids »Robbers & Cowards«<br />
48 Goose »Bring It On«<br />
49 The Hives »The Black And White Album«<br />
50 Band Of Horses »Cease To Begin«
012 Monitor<br />
ACT<br />
01 Tocotronic<br />
02 Radiohead<br />
03 Arca<strong>de</strong> Fire<br />
04 Anajo<br />
05 Beatsteaks<br />
06 Maximo Park<br />
07 Die Ärzte<br />
08 Interpol<br />
09 Justice<br />
10 Bloc Party<br />
MUSIKER<br />
01 Jamie T<br />
02 Beirut<br />
03 Jan Delay<br />
04 An<strong>de</strong>rs Trentemøller<br />
05 Jens Friebe<br />
06 Morrissey<br />
07 Jens Lekman<br />
08 Conor Oberst<br />
09 Justin Timberlake<br />
10 Bela B.<br />
VIDEOCLIP<br />
01 Justice »D.A.N.C.E.«<br />
02 Die Ärzte »Junge«<br />
03 Feist »1234«<br />
04 Foo Fighters »The Preten<strong>de</strong>r«<br />
05 Kate Nash »Foundations«<br />
06 Tocotronic »Kapitulation«<br />
07 Beatsteaks »Cut Off The Top«<br />
08 Bloc Party »The Prayer«<br />
09 Mo<strong>de</strong>st Mouse »Dashboard«<br />
10 Anajo »Wenn du nur wüsstest«<br />
LABEL<br />
01 Grand Hotel Van Cleef<br />
02 Tapete<br />
03 Ed Banger<br />
04 Rough Tra<strong>de</strong><br />
05 Kitsuné<br />
06 Saddle Creek<br />
07 Domino<br />
08 City Slang<br />
09 Sub Pop<br />
10 Four Music<br />
MUSIKERIN<br />
01 Amy Winehouse<br />
02 Leslie Feist<br />
03 Kate Nash<br />
04 Björk<br />
05 M.I.A.<br />
06 PJ Harvey<br />
07 Róisín Murphy<br />
08 Nelly Furtado<br />
09 Joanna Newsom<br />
10 Anna Ternheim<br />
DJ<br />
01 DJ Koze<br />
02 2manydj’s<br />
03 Ricardo Villalobos<br />
04 Chemical Brothers<br />
05 DJ Hell<br />
06 Sven Väth<br />
07 Erlend Øye<br />
08 Boys Noize<br />
09 Justice<br />
10 Michael Mayer<br />
MAGAZIN<br />
01 <strong>Intro</strong><br />
02 Neon<br />
03 11 Freun<strong>de</strong><br />
04 Visions<br />
05 Spex<br />
06 Musikexpress<br />
07 Spiegel<br />
08 Vice<br />
09 Titanic<br />
10 De:Bug<br />
WE BSITE<br />
01 <strong>Intro</strong>.<strong>de</strong><br />
02 MySpace.com<br />
03 Spiegel.<strong>de</strong><br />
04 Last.fm<br />
05 Wikipedia<br />
06 StudiVZ.<strong>de</strong><br />
07 Google.<strong>de</strong><br />
08 YouTube.com<br />
09 Amazon.<strong>de</strong><br />
10 Festivalgui<strong>de</strong>.<strong>de</strong> / Gig-Gui<strong>de</strong>.<strong>de</strong>
Monitor<br />
013<br />
RADIO<br />
01 Eins Live, Plan B<br />
02 Bayern 2, Zündfunk<br />
03 Motor FM<br />
04 MDR Sputnik, <strong>Intro</strong>-Sputnik-Magazin<br />
05 Radio FSK Hamburg, Sunday Service<br />
06 SWR, DASDING<br />
07 Eins Live, Clubbing<br />
08 Eins Live, Domian<br />
09 HR3, Der Ball ist rund<br />
10 Deutschlandradio Kultur, Radiofeuilleton<br />
FESTIVAL<br />
01 Melt! Festival<br />
02 Hurricane Festival<br />
03 Hal<strong>de</strong>rn Pop<br />
04 Rock Am Ring<br />
05 Southsi<strong>de</strong> Festival<br />
06 Immergut Festival<br />
07 Highfield Festival<br />
08 Fusion<br />
09 Rock Im Park<br />
10 Mamallapuram<br />
ALBUM/WORST<br />
01 Tokio Hotel »Zimmer 123«<br />
02 DJ Ötzi »Best Of ...«<br />
03 Bushido »7«<br />
04 Sportfreun<strong>de</strong> Stiller »La Bum«<br />
05 alles mit »Aggro« drauf!<br />
06 Die Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />
07 2raumwohnung »36 Grad«<br />
08 Kaiser Chiefs »Yours Truly, Angry Mob«<br />
09 Linkin Park »Minutes To Midnight«<br />
10 50 Cent »Curtis«<br />
»SINGLE/WORST<br />
01 Alex C. »Du hast <strong>de</strong>n schönsten Arsch«<br />
02 DJ Ötzi & Nik P. »Ein Stern«<br />
03 Rihanna »Umbrella«<br />
04 Culcha Can<strong>de</strong>la »Hamma«<br />
05 Nena, Olli & Remmler »Nix passiert«<br />
06 Kaiser Chiefs »Ruby«<br />
07 Ich + Ich »Vom selben Stern«<br />
08 Mark Medlock & Bohlen »You Can Get It«<br />
09 Monrose »Even Heaven Cries«<br />
10 Bushido »alles!«<br />
GAMES<br />
01 Pro Evolution Soccer 2008<br />
02 Fifa 08<br />
03 Sing Star<br />
04 Die Simpsons – Das Spiel<br />
05 Call Of Duty 4: Mo<strong>de</strong>rn Warfare<br />
06 Crysis<br />
07 Assassin’s Creed<br />
08 Super Mario Galaxy<br />
09 Bioshock<br />
10 Guitar Hero 3<br />
FILM<br />
01 Simpsons<br />
02 Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
03 Death Proof<br />
04 Little Miss Sunshine<br />
05 Babel<br />
06 Ratatouille<br />
07 Full Metal Village<br />
08 Persepolis<br />
09 Planet Terror<br />
10 Control<br />
CLUB<br />
01 Schlachthof, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
02 Uebel & Gefährlich, Hamburg<br />
03 Gebäu<strong>de</strong> 9, Köln<br />
04 Gleis 22, Münster<br />
05 Molotow, Hamburg<br />
06 Ilses Erika, Leipzig<br />
07 JZ Kamp, Bielefeld<br />
08 Magnet Club, Berlin<br />
09 Atomic Cafe, München<br />
10 Karlstorbahnhof, Hei<strong>de</strong>lberg<br />
KONZERT<br />
01 Hot Chip, Melt!<br />
02 Arca<strong>de</strong> Fire, München<br />
03 Daft Punk, Berlin<br />
04 Beatsteaks, Berlin<br />
05 Rantanplan, Hamburg<br />
06 Anajo, München<br />
07 Black Rebel Motorcycle Club, Hamburg<br />
08 Die Ärzte, Rock am Ring<br />
09 Friska Viljor, Immergut<br />
10 The Ark, Mag<strong>de</strong>burg<br />
MODE<br />
01 H&M<br />
02 American Apparel<br />
03 Carhartt<br />
04 Adidas<br />
05 Cheap Monday<br />
06 Fred Perry<br />
07 Bench<br />
08 Converse<br />
09 Levi’s<br />
10 Blutsgeschwister<br />
TV<br />
01 Simpsons<br />
02 Dr. House<br />
03 Grey’s Anatomy<br />
04 Scrubs<br />
05 Lost<br />
06 Tracks<br />
07 Dittsche<br />
08 Gilmore Girls<br />
09 Heroes<br />
10 Bauer sucht Frau<br />
BUCH<br />
01 Schamoni »Sternstun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r…«<br />
02 Finn-Ole Heinrich »Räuberhän<strong>de</strong>«<br />
03 Rowling »Harry Potter And The Deathly…«<br />
04 Max Goldt »QQ«<br />
05 Simon Reynolds »Rip It Up And Start Again«<br />
06 Jens Friebe »52 Wochenen<strong>de</strong>n«<br />
07 Nagel »Wo die wil<strong>de</strong>n Ma<strong>de</strong>n graben«<br />
08 Nick Hornby »A Long Way Down«<br />
09 Walter Moers »Der Schreckensmeister«<br />
10 John Peel »Memoiren…«<br />
HYPE<br />
01 Nu Rave<br />
02 Apple iPhone<br />
03 Klimawan<strong>de</strong>l<br />
04 Eisbär Knut<br />
05 Amy Winehouse<br />
06 Emo ...<br />
07 Röhrenjeans<br />
08 Palästinensertücher<br />
09 Web 2.0<br />
10 G8-Gipfel
# 956<br />
Dez 2007 / Jan 2008<br />
0,00 €<br />
www.intro.<strong>de</strong><br />
*Neu<br />
Stuart Price<br />
Im Bett mit Madonna<br />
The Wombats<br />
Liverpool Boat Party<br />
»CONTROL«, DER FILM ÜBER IAN CURTIS<br />
Titel146.indd 1<br />
Urban Exploration<br />
Die Türen<br />
Spukhäuser in Deutschland Prekär durch Berlin<br />
Raymond Pettibon<br />
Unterwegs in New York<br />
16.11.2007 3:56:54 Uhr<br />
014 Monitor Betrifft: Review Dillinger Escape Plan #156<br />
Impressum<br />
Verlag <strong>Intro</strong> GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln<br />
Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99<br />
Mail intro@intro.<strong>de</strong>, vorname.nachname@intro.<strong>de</strong><br />
www.intro.<strong>de</strong><br />
Herausgeber Matthias Hörstmann<br />
Chefredakteur Thomas Venker<br />
Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg,<br />
Matthias Hörstmann, Amelie Schnei<strong>de</strong>r (Mo<strong>de</strong> & Foto),<br />
Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat)<br />
Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke<br />
Projektmanagement & Personal Rebecca Wast<br />
Events Stefan Lehmkuhl (Leitung), Hendryk Martin, Julia<br />
Gudzent, Thomas Lorber (Termine), Sebastian Siegmund –<br />
Büro Berlin, Greifswal<strong>de</strong>r Str. 224, 10405 Berlin,<br />
(030) 4 43 18 99-0, termine@intro.<strong>de</strong><br />
PraktikantInnen Senta Best, Elena Grunwald,<br />
Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß, Johannes Mihram, Michael Noll,<br />
Marlene Lucia Rehs<br />
News news@intro.<strong>de</strong><br />
Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung),<br />
Anna M. Stiefvater, Sandro Boege<br />
Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich)<br />
Layout Jörn Osenberg (osi)<br />
Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund<br />
(Berlin, Ost)<br />
Abo / Administration Johannes Rö<strong>de</strong>r, abo@intro.<strong>de</strong><br />
Public & Media Relation Dirk Völler<br />
Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/<br />
Leitung), Johannes Rö<strong>de</strong>r (-14), Fon (0221) 9 49 93-12,<br />
Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66<br />
Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13)<br />
Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19),<br />
Hendryk Martin (-32), David Winter (-63)<br />
Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11)<br />
Konzertagenturen & Regionale Kun<strong>de</strong>n<br />
Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17<br />
Aktuelle Anzeigenpreisliste Nr. 14 (10/2003)<br />
Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G.<br />
BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900<br />
AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme,<br />
Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas<br />
Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Christoph Büscher,<br />
Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus,<br />
Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik<br />
Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Marco Fuchs, Boris<br />
Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz<br />
Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe, Sebastian<br />
Ingenhoff, Alexan<strong>de</strong>r Jürgs, Jan Kage, Christian Kahrmann,<br />
Arnold Kant, Olaf Karnik, Jan Kedves, Kai Klintworth,<br />
Felix Klopotek, Felix Knoke, Daniel Koch, Christoph<br />
Koch, Hendrik Kröz, Mario Lasar, Alexan<strong>de</strong>r Lazarek,<br />
Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß, Aram Lintzel, Hannes Loh, Jasmin<br />
Lütz, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk<br />
Mönkemöller, Severin Most, Tobias Mull, Wolfgang A. Müller,<br />
Felix Mutter, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Florian Opitz,<br />
Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Bernhard Przybilla,<br />
Nils Quak, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Anja Reinhardt,<br />
T.L. Renzsche, Martin Riemann, Ingo Rieser, Thomas<br />
Ritter, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Moritz Sauer,<br />
Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Max Scharl, Susanne<br />
Schmetkamp, Simon Schmitz, Frank Apunkt Schnei<strong>de</strong>r,<br />
Matthias Schnei<strong>de</strong>r, Andreas Schnell, Barbara Schulz,<br />
Frank Schuster, Bernd Sei<strong>de</strong>l, Sascha Seiler, Christian<br />
Steinbrink, Till Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg<br />
Sun<strong>de</strong>rmeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees<br />
Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Matthias Weber,<br />
Ralf Weihrauch, Alexandra Welsch, Burkhard Welz, Christian<br />
Wessels, Christian Werthschulte, Franzi Wi<strong>de</strong>nmann, Nils<br />
Wiere, Gregor Wil<strong>de</strong>rmann, Roland Wilhelm, Meike Wolf,<br />
Peter Wolff, Vina Yun, Sascha Ziehn<br />
FotografInnen Lena Böhm, Sibilla Calzolari, Barbara<br />
Donaubauer, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan<br />
Forsythe, Nathalie Genet, Dominik Gigler, Gerrit Hahn,<br />
Rainer Holz, Alfred Jansen, Lars Kiss, Christian Knieps,<br />
Maryse Larivière, Elke Meitzel, Ela Mergels, Gianni<br />
Occhipinti, Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Katharina<br />
Poblotzki, Nadine Preiß, Nils Ro<strong>de</strong>kamp, Claudia Rorarius,<br />
Katja Ruge, Arne Sattler, Lioba Schnei<strong>de</strong>r, Marc Seebo<strong>de</strong>,<br />
Ansgar Sollmann, Sandra Steh, Sandra Stein, Maxi<br />
Uellendahl, Christoph Voy, Jann Wilken, Justin Winz,<br />
Joachim Zimmermann und Pressefotofreigaben<br />
Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus,<br />
Gudrun Rau<br />
Coverfoto Dominik Gigler<br />
Termine für Nr. 158 / März 2008<br />
Redaktionsschluss 01.02.2008<br />
Termin- & Anzeigenschluss 08.02.2008<br />
Druckunterlagenschluss 12.02.2008<br />
Erscheinungstermin 25.02.2008<br />
Druck Konradin Druck GmbH, Leinfel<strong>de</strong>n-Echterdingen<br />
Geprüfte Verbreitung<br />
<strong>Intro</strong> II. Quartal 07<br />
Druckauflage: 138.690<br />
Verbreitung: 135.566<br />
Vertrieb an 2.019 Auslagestellen im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet<br />
und Ausland, über diverse Mailor<strong>de</strong>r sowie im Abonnement<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100%<br />
Altpapier<br />
Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Ver losungen<br />
vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages!<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r. Keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und Fotos!<br />
JOY DIVISION<br />
Leserbriefe<br />
Liebesbriefe, Korrekturen, Lob bitte an: <strong>Intro</strong>, Postfach 19 02 43,<br />
50499 Köln o<strong>de</strong>r via Mail an: leserbriefe@intro.<strong>de</strong><br />
Ich werd mich jetzt nicht davon distanzieren, dass ich <strong>de</strong>ren<br />
Album »Calculating Infinity« nach wie vor für ein Meisterwerk<br />
halte ... Aber <strong>de</strong>n Satz in <strong>de</strong>r Kritik, dass »nichts<br />
als eine Plackerei, die an Pornografie gemahnt« auf <strong>de</strong>m<br />
neuen Tonträger abgeliefert wer<strong>de</strong>, halte ich für eine <strong>de</strong>r<br />
besten Einschätzungen, die ich bei <strong>Intro</strong> je lesen durfte. Ich<br />
mag zwar das Wort »Geschepper« in <strong>de</strong>m Kontext nicht,<br />
aber das »unbeseelt« wie<strong>de</strong>rum stimmt wie die Axt im Kopf<br />
... Na ja, irgendwie passt das in die Veröffentlichungspolitik<br />
bei Relapse ..., da kickt ja nicht mehr so viel. Aus <strong>de</strong>m aktuellen<br />
Programm gefallen mir nur Gadget und bedingt Coldworker,<br />
Pig Destroyer und Agoraphobic Nosebleed. Das nur<br />
so am Ran<strong>de</strong>.<br />
Retox (via intro.<strong>de</strong>)<br />
Betrifft: Neuer Comic »Die Mädchen« seit #156<br />
Liebe <strong>Intro</strong>-Redaktion, <strong>de</strong>r Comic »Die Mädchen«, <strong>de</strong>n Sie<br />
da auf Seite 34 veröffentlichen, waren diese Parallelen zur<br />
RAF wirklich gewollt? Gudrun (Ensslin), Brigitte (Mohnhaupt),<br />
Ulrike (Meinhof) und dann noch <strong>de</strong>r Hl. Christopherus?<br />
Macht’s klick? War das so gewollt? Soll ich das gut fin<strong>de</strong>n?<br />
Ich tue es! Eine gelungene Ausgabe.<br />
Gerrit Neu<br />
Hallo Gerrit, tja, wenn das nicht letztlich auf eine alte Kernfrage<br />
zurückführt: Wer lenkt unser aller Geschicke – die<br />
Verschwörungstheorie o<strong>de</strong>r Kommissar Zufall? Wem traut<br />
man hinsichtlich Fä<strong>de</strong>nziehen mehr zu? Ja, und nur weil bei<br />
<strong>Intro</strong> im Keller ein komischer Typ mit flimmern<strong>de</strong>m Blick<br />
versteckt wird, <strong>de</strong>r von sich behauptet, Links-Terrorist zu<br />
sein, feuert man <strong>de</strong>shalb gleich auch Sympathisanten-Comic-Kunst<br />
ab? Rätsel, Rätsel.<br />
Viel Spaß in je<strong>de</strong>m Fall beim Verfolgen <strong>de</strong>r »Die Mädchen«-<br />
Strips. Vielleicht klärt sich alles von selbst auf, bevor <strong>de</strong>r<br />
Fahndungsdruck zu groß wird.<br />
Gruß, Linus Volkmann<br />
Betrifft: Tanzen-Kolumne mit Tomsche & Venker<br />
Gibt’s da eigentlich eine Klausel, dass 3/4 aller besprochenen<br />
Platten von Kompakt sein müssen bzw. in <strong>de</strong>ren<br />
Vertrieb?<br />
Mehrteuerer (via intro.<strong>de</strong>)<br />
Hallo Mehrteuerer, sag mal, was für ein Name ist das eigentlich?<br />
Das geht doch nicht mal als Nickname in Ordnung.<br />
Ach so, ich wur<strong>de</strong> ja von <strong>de</strong>r Redaktion gebrieft, nett<br />
und abholend zu antworten. <strong>Als</strong>o in diesem Sinne: Nun, wir<br />
stehen damit in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s bekennen<strong>de</strong>n Musikjournalismus,<br />
<strong>de</strong>r sich dadurch auszeichnet, dass man eigene<br />
Überzeugung und Geschmack als Einflussgröße bei <strong>de</strong>r<br />
Auswahl mit einfließen lässt. Und wir <strong>de</strong>nken nicht nur, son<strong>de</strong>rn<br />
wissen, dass bei Kompakt eben die wichtigste elektronische<br />
Musik unserer Zeit erscheint. So einfach ist das.<br />
Markus Tomsche<br />
Betrifft: Relaunch #156<br />
Betrifft: Verlosung<br />
Heijheij liebstes <strong>Intro</strong>!!!<br />
Ich würd ja gern zwei Tickets<br />
gewinnen – alle von euch präsentierten<br />
Touren sind exquisitestens<br />
ausgesucht! (Ich würd<br />
ja gern zu Scout Niblett.) Bestechungsversuch<br />
in jpg-Form<br />
im Anhang!<br />
Beste Grüße, Britta<br />
Gratulation zum neuen Cover und zu <strong>de</strong>r Titelgeschichte!<br />
Es sieht für mich ein bisschen aus wie alte Trust-Ausgaben<br />
von vor zehn Jahren, das aber dann auf neu getrimmt.<br />
Gefällt mir super.<br />
Viele Grüße, Klemens Wiese<br />
Glückwunsch zum neuen Layout. Uns gefällt beson<strong>de</strong>rs<br />
das »Kapitulations«-Grün. Eine schöne Hommage an das<br />
Nr.-1-Album von Tocotronic!<br />
Stephan Rath<br />
Betrifft: Review Bratze »Kraft« mit <strong>de</strong>m Titel<br />
»Power, du Sau« und Bud-Spencer- und Terence-<br />
Hill-Vergleichen hinsichtlich <strong>de</strong>s Duos #156<br />
Hey Linus, vielen Dank für die gute Rezi ... Beson<strong>de</strong>rs gefällt<br />
mir die Stelle mit <strong>de</strong>m Karneval und unseren Ärschen! Die<br />
Überschrift hat mich zu folgen<strong>de</strong>n Untaten inspiriert.<br />
Gruß, Kevin (a.k.a. ClickClickDecker und eine Hälfte <strong>de</strong>s<br />
Bratze-Start-ups)<br />
Hallo Linus, Frohes Neues! Hab kürzlich <strong>de</strong>ine »Platte <strong>de</strong>s<br />
Jahres« gehört. Bratze. Hörst du eigentlich viel Musik? Nö,<br />
o<strong>de</strong>r?<br />
Martin Riemann
Promotion<br />
Bit Music Contest<br />
»a Bit more exciting!«<br />
Wie sangen Tocotronic einst? »Jetzt geht wie<strong>de</strong>r alles von vorne los!« Was bei <strong>de</strong>n drei Herren aus Hamburg<br />
allerdings nach trister Monotonie klang, ist im Falle <strong>de</strong>s Bit Music Contests durch und durch positiv<br />
gemeint. Denn: Die Zweitauflage bietet nicht nur allen heimischen Bands, Künstlern o<strong>de</strong>r DJs wie<strong>de</strong>r die<br />
gleichen Startchancen – sie kommt auch mit einem neuen Konzept daher.<br />
D<br />
er letzte Bit Music Contest ermöglichte<br />
<strong>de</strong>r Gewinnerband Pristine die ultimative<br />
Feuertaufe: einen Auftritt bei Rock<br />
am Ring. Für die Neuauflage geht Bit nun<br />
noch einen Schritt weiter: Nachhaltigkeit ist das Stichwort<br />
– und das be<strong>de</strong>utet: Der Fokus <strong>de</strong>s Bit Music Contest<br />
2008 liegt auf <strong>de</strong>r systematischen Aufbauarbeit.<br />
Natürlich müssen die teilnehmen<strong>de</strong>n Künstler wie<strong>de</strong>r<br />
beweisen, dass sie Songwriting, Instrumente und Live-Performance<br />
beherrschen. Aber <strong>de</strong>r Bit Music Contest<br />
2008 gibt ihnen das Rüstzeug an die Hand, um in<br />
<strong>de</strong>r Musikwelt auch nachhaltig zu bestehen. Wer also<br />
»a Bit more exciting« rüberkommt als die Konkurrenz,<br />
steht vielleicht schon bald vor <strong>de</strong>n ersten großen<br />
Schritten in Richtung Musikerkarriere.<br />
Profis an Bord<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, holte man sich aus allen<br />
Bereichen <strong>de</strong>s Musikschaffens die nötigen Profis an<br />
Bord. So wer<strong>de</strong>n die erfolgreichen wie sympathischen<br />
Virginia Jetzt! samt Management ihre Erfahrungen<br />
einbringen. Der Gitarrenhersteller Gibson ist nur zu<br />
gerne bereit, <strong>de</strong>n Künstlern von morgen das passen<strong>de</strong><br />
Instrument zu reichen. Das <strong>Intro</strong> unterstützt <strong>de</strong>n Contest<br />
natürlich ebenfalls wie<strong>de</strong>r. Auch die Jury setzt auf<br />
Fachleute: Markus Kavka (MTV), Jochen Naaf (Produzent<br />
von z. B. PeterLicht, Polarkreis 18), die Band Virginia<br />
Jetzt! und Peter Wölpl, Gitarren-Dozent <strong>de</strong>r renommierten<br />
Popaka<strong>de</strong>mie Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, wer<strong>de</strong>n<br />
die Teilnehmer auf Herz, Nieren, Performance und<br />
Songwriting prüfen.<br />
Teilnahme und Ablauf<br />
Teilnehmen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche MusikerInnen, Bands und<br />
DJs aus <strong>de</strong>n Bereichen Rock, Pop und Electro können<br />
sich vom 15. Dezember bis zum 1. März online<br />
mit einem selbst komponierten Song auf www.bitworld.<strong>de</strong><br />
bewerben. Einfach Song und Bandfoto<br />
hochla<strong>de</strong>n, Bandprofil ausfüllen – und schon<br />
ist man im Rennen. Die Jury wird dann zunächst<br />
eine National Shortlist mit <strong>de</strong>n zehn besten<br />
Acts erstellen. In einer zweiten Listening-Session<br />
wer<strong>de</strong>n dann die drei besten ausgerungen,<br />
die schließlich gemeinsam<br />
für drei Konzerte auf Tour gehen. Die<br />
Jury wird bei allen Konzerten zugegen<br />
sein und beim großen Finale <strong>de</strong>n<br />
Gewinner verkün<strong>de</strong>n.<br />
Termine und<br />
Teilnahme<br />
Bewerbungsstart: ab sofort<br />
Bewerbungsen<strong>de</strong>: 01. März<br />
Bewerbungen ausschließlich<br />
über<br />
www.bit-world.<strong>de</strong><br />
Gewinne:<br />
1. Platz: »Get ready to tour!«<br />
Management/Coaching-Paket mit Alex<br />
Hettler (Manager von Virginia Jetzt!)<br />
+ Komplettes Band-Equipment von Gibson<br />
(2 Gitarren, 2 Gitarrenverstärker, 1 Bass und<br />
Zubehör) + 2-tägiger-Studio-Workshop im Gibson<br />
Showroom + Konzert-DVD mit <strong>de</strong>n Auftritten <strong>de</strong>r<br />
»Bit Music Contest 08«-Tour<br />
2. Platz: »Get studio experience!«<br />
2-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom +<br />
1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />
Edition + Konzert-DVD<br />
3. Platz: »Get a studio taste!«<br />
1-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom<br />
+ 1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />
Edition + Konzert-DVD<br />
4.-10. Platz: »Get a guitar!«<br />
1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited<br />
Edition<br />
1.-10. Platz: »Fill your Proberaum!«<br />
10 Kästen Bit nach Wahl für die nächste<br />
Proberaumparty<br />
Der Contest wird unterstützt von:
016 Monitor einen Profiverein gespielt zu haben, Crystal Palace, das Arsenal<br />
STUDIENBERATUNG<br />
MIT THE HOOSIERS<br />
Verrücktes UK: Wann immer man einen Blick auf die Albumcharts <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s wirft, steht dort auf Platz #1 eine Band, von <strong>de</strong>r man vorher noch<br />
E<br />
s heißt, dass zwei von euch in <strong>de</strong>n USA studierten,<br />
als ihr die Entscheidung traft, das mit <strong>de</strong>r<br />
Band ernsthaft anzugehen. Wie war das genau?<br />
Irwin Sparkes: Zu dieser Zeit hatten Al und ich<br />
ein Fußballstipendium <strong>de</strong>r Universität von Indianapolis. Es war<br />
eine sehr harte Entscheidung zurückzugehen, <strong>de</strong>nn wir hatten<br />
unsere Musik dort fast verdrängt. Wir hatten uns in einem kleinen,<br />
einfachen Leben eingerichtet. Dann schrieb Al einen Song,<br />
<strong>de</strong>r uns daran erinnerte, dass es da noch etwas zu tun gibt. Wir<br />
wussten, dass wir schlechte Jobs machen und Schul<strong>de</strong>n anhäufen<br />
wür<strong>de</strong>n. Jetzt sagen wir natürlich: Gut, dass wir es gemacht<br />
haben. Damals war es eine harte Entscheidung.<br />
Ich habe gelesen, dass je<strong>de</strong> Mannschaft an <strong>de</strong>r Universität<br />
von Indianapolis »Hoosiers« genannt wird. War es da nicht<br />
ein bisschen zu offensichtlich, diesen Namen zu wählen?<br />
I: Ursprünglich hießen wir Hoosier Complex. Das sollte eine Art<br />
Verweis sein auf das Aufwachsen in <strong>de</strong>n Vorstädten, in <strong>de</strong>nen<br />
man das Gefühl bekommt, dass die weite Welt nahezu unerreichbar<br />
ist. Aus solchen Orten kommen auch wir. Im UK hatte noch<br />
niemand von diesem Wort gehört. Und <strong>de</strong>r Gedanke, irgendwann<br />
einmal in <strong>de</strong>n USA Fuß zu fassen, schien uns utopisch.<br />
Im Info wer<strong>de</strong>t ihr damit zitiert, dass ihr je<strong>de</strong> Form <strong>de</strong>s Rennens<br />
hasst. Aber wie habt ihr dann euer Stipendium bekommen?<br />
I: Na ja, um das Stipendium zu bekommen, haben wir die Wahrheit<br />
ein bisschen <strong>de</strong>hnen müssen. Al gab an, in <strong>de</strong>r Jugend für<br />
nichts gehört hat. Neuestes Beispiel: The Hoosiers aus London. Neu ist, dass<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Teenageralter schon lange entwachsen sind. So viel<br />
Lebenserfahrung bringt sicher auch viele Tricks bei <strong>de</strong>r kostengünstigen<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Hochschulstudiums mit sich, »The Trick To Life« eben, wie<br />
das Album heißt.<br />
<strong>de</strong>s kleinen Mannes. Damit es ein bisschen glaubwürdiger klang.<br />
Und auf <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o, das ich ihnen schickte, waren Szenen eines<br />
wirklich guten Spielers aus meinem Team, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Saison 90<br />
Tore geschossen hatte. Resultat war, dass die Verantwortlichen<br />
etwas enttäuscht waren, als wir schließlich vor ihnen stan<strong>de</strong>n.<br />
Ziemlich bald danach hatten wir auch aufgrund unserer Gebrechen<br />
Spitznamen weg: Al hat sehr empfindliche Knochen, ich<br />
habe Asthma, <strong>de</strong>shalb hießen wir Mr Bones und Mr Lungs. Ja,<br />
und seit<strong>de</strong>m sind wir quasi allergisch gegen Fußball.<br />
Habt ihr <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n Sprung ins Team geschafft?<br />
I: Nicht wirklich. Ich wärmte meistens die Ersatzbank auf. Aber<br />
das konnte ich gut.<br />
Gab es in Indiana <strong>de</strong>nn eine Art Musikszene o<strong>de</strong>r Möglichkeiten,<br />
aufzutreten?<br />
I: Nein, nicht im Mittleren Westen <strong>de</strong>r Staaten. Die Musikszene<br />
in Indiana war sehr überschaubar, ganz an<strong>de</strong>rs, als wir es aus<br />
unserer Heimatstadt Reading kannten. Wenn überhaupt, dann<br />
waren da Acts wie Nickelback und Limp Bizkit groß, und Platz<br />
für etwas an<strong>de</strong>re Musik bestand nicht.<br />
Ist es wichtig für euch, in <strong>de</strong>n USA gelebt<br />
zu haben und nicht erst 18 zu sein?<br />
I: Die Zeit in Amerika war für uns sehr be<strong>de</strong>utsam.<br />
Wichtig für die Entwicklung unserer<br />
Persönlichkeit war aber auch unser<br />
Versagen in <strong>de</strong>m Fußballteam. Ich meine,<br />
natürlich hatten wir Spaß, sind viel ausgegangen,<br />
aber es hat an mir genagt, im<br />
Fußball <strong>de</strong>r Schlechteste zu sein, obwohl<br />
wir dieses Stipendium hatten. Das<br />
hat mich viel lernen lassen und unser Album<br />
auch stark beeinflusst.<br />
Text: Christian Steinbrink<br />
Foto: Maxi Uellendahl<br />
Akt. Album »The Trick To Life« (CD // SonyBMG).<br />
Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung signierter Promo-Singles<br />
und <strong>de</strong>s aktuellen Albums
Monitor<br />
017<br />
Neu auf intro.<strong>de</strong><br />
CUSTOMIZE<br />
MY COVER<br />
Selbst gemacht ist besser. Zün<strong>de</strong>t man nichts an, kommt<br />
man von <strong>de</strong>r Straße weg, ist einem allgemein auch weniger<br />
schlecht. Aber seit die Eisenbahn im Keller und das Lego-Raumfahrtzentrum<br />
ausgedient haben, muss man sich<br />
an<strong>de</strong>re Themen beim Basteln suchen. Wir hätten da eins:<br />
Klassisches Cover-Artwork behelligen. Okay, CD-Cover<br />
sind mini, MP3s haben gar keins mehr, und <strong>de</strong>nnoch weiß<br />
nicht nur je<strong>de</strong>r, wie »Smells Like Teen Spirit« klingt, son<strong>de</strong>rn<br />
auch, wie es aussieht. Auf <strong>de</strong>r Seite http://yadogg.<br />
com/pictures/vinyl-sleeve-heads/ tauscht man seinen<br />
Kopf mit <strong>de</strong>m auf einer LP. O<strong>de</strong>r auch die Finger o<strong>de</strong>r sogar<br />
seine Bikini-Zone. Kann doch je<strong>de</strong>r? Eben! Wer selbst<br />
eine Version dazu fotografiert, möge sie uns schicken. Die<br />
Schönsten drucken wir hier und feuern sie natürlich auf<br />
www.intro.<strong>de</strong> ab.<br />
Neue Vi<strong>de</strong>os und Audiofiles von<br />
Radiohead, M.I.A., Lightspeed Champion,<br />
The Kills, Hot Chip, Björk, Tocotronic,<br />
Zoot Woman, Okkervil River, MGMT, Get<br />
Well Soon und vielen mehr!<br />
Exklusive Interviews mit<br />
The Mars Volta, Hush Puppies, Die Türen,<br />
Interpol, Frank Spilker, Robyn in Wort und<br />
Bild sowie Lang-Versionen <strong>de</strong>r Heft-Interviews.<br />
intro.<strong>de</strong>/spezial/onlinexklusiv<br />
Platten vor Gericht<br />
Jetzt mitmachen und als <strong>Intro</strong>-User Teil<br />
<strong>de</strong>r Jury dieser geschmäcklerischen Justiz<br />
wer<strong>de</strong>n. Per Mail an peter.flore@intro.<strong>de</strong>.<br />
Bil<strong>de</strong>rgalerie<br />
Auf Tour mit Die Türen, ATP Festival mit<br />
Portishead, unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> mit Queens Of<br />
The Stone Age und täglich mehr.<br />
Tourtagebücher<br />
<strong>Intro</strong> international: Unterwegs mit Woog<br />
Riots in Finnland, <strong>de</strong>n Kölner Aufsteigertypen<br />
MIT in Griechenland und (<strong>de</strong>r Band)<br />
Fotos in England, Frankreich, Benelux:<br />
Berichte aus erster Hand unter www.<br />
intro.<strong>de</strong>/blog.<br />
Listenwesen<br />
Die <strong>Intro</strong>-Community lebt und fragt sich:<br />
Welche Neujahrsvorsätze für 2008 sind<br />
jetzt schon wie<strong>de</strong>r hinfällig? Wer kennt<br />
Songs mit Städtenamen? Und: die besten<br />
Indie-Coverversionen von Mainstream-<br />
Hits. Schön übersichtlich und ständig<br />
erweiterbar. www.intro.<strong>de</strong>/forum.<br />
Aber das ist noch längst nicht alles.<br />
Wir haben uns covermäßig im Thinktank<br />
ebenfalls nicht lumpen lassen.<br />
Und bekannte Cover <strong>de</strong>r Musikgeschichte<br />
mit Endzeitstu<strong>de</strong>nten nachgestellt.<br />
Toco ist klar. Aber was muss<br />
in das Fragezeichen? Wer es weiß, gewinnt<br />
ein Melt-Ticket 2008 (18.–20.<br />
Juli). Lösungen und eigene Bil<strong>de</strong>r bitte<br />
an cover@intro.<strong>de</strong>.<br />
?<br />
Intime Fragen<br />
Wir stellen <strong>de</strong>n Besuchern und Künstlern<br />
auf <strong>de</strong>m <strong>Intro</strong> Intim die gleiche Frage, sie<br />
antworten höchst unterschiedlich. Verrückt,<br />
aber so sind die Menschen. Alle intimen<br />
Details auf www.intro.<strong>de</strong>/ spezial/<br />
intimefragen.<br />
Mundpropaganda<br />
Die Festivalgui<strong>de</strong>-Redakteure Fust und<br />
Koch über neue Lieblingsplatten und verschwen<strong>de</strong>tes<br />
Plastik. Je<strong>de</strong> Woche neu!<br />
Und bald auf intro.<strong>de</strong>: Klick, klick, lecker –<br />
Alles neu, alles besser.
018 Monitor<br />
Top 7: 2008, was<br />
machst du mit mir?<br />
So viele Bands im Netz, so viel zu hören.<br />
Aber wer blickt noch durch? Dein Hausmeister,<br />
die große Schwester, <strong>de</strong>r Pop-<br />
Beauftragte <strong>de</strong>r SPD? Checkt lieber das<br />
hier mal aus: Bands, die man 2008 kennenlernen<br />
sollte:<br />
01 SoKo<br />
myspace.com/mysoko<br />
02<br />
Hercules And Love Affair<br />
myspace.com/herculesandloveaffair<br />
03<br />
Ebony Bones<br />
myspace.com/ebonybones<br />
04<br />
Vampire Weekend<br />
myspace.com/vampireweekend<br />
05 MIT<br />
myspace.com/mitmitmit<br />
06<br />
Ida Maria<br />
myspace.com/idamaria<br />
07<br />
Hello, Blue Roses<br />
myspace.com/helloblueroses<br />
Hier geht immer was: www.myspace.com/intromagazin<br />
BITTE BLEIBEN<br />
SIE GESUND MIT SLUT<br />
W<br />
as war die übelste Krankheit, die einer<br />
von euch jemals hatte, und welche<br />
Symptome gab es dabei?<br />
Rainer: Entzündung in bei<strong>de</strong>n Gehörgängen.<br />
Das fing an mit einer Mittelohrentzündung und<br />
hat sich bei mir über zwei Jahre hingezogen. Die Schmerzen<br />
waren’s gar nicht, aber spiel mal ein Konzert, während<br />
dir Eiter aus <strong>de</strong>m Ohr läuft!<br />
Chris: Ich hatte noch nie eine schlimme Krankheit, aber ich<br />
konnte irgendwann, so vor drei Jahren, einfach nichts mehr<br />
essen, weil ich nichts mehr verdauen konnte.<br />
Wie wur<strong>de</strong> das behan<strong>de</strong>lt?<br />
Chris: Das Einzige, was geholfen hat, war eine Rosskur bei<br />
einem ayurvedischen Arzt. Es wur<strong>de</strong>n alle Körperöffnungen<br />
benutzt und bespielt. Sehr anstrengend, wirklich. Aber <strong>de</strong>r<br />
hat mich in einen Zustand versetzt, dass ich mich von morgens<br />
bis abends von Döner und Currywurst mit Bierchen<br />
hätte ernähren können.<br />
Welche Krankheit ist dagegen überschätzt?<br />
Chris: Ich fin<strong>de</strong> es z. B. unglaublich überschätzt, die Leute<br />
gegen solche Sachen wie Grippe zu impfen.<br />
Was ist euer Lieblingsmedikament?<br />
Chris: Warmes Bier! Hilft gegen alles!<br />
Rainer: Meine Oma hat alle Krankheiten mit warmem<br />
Bier geheilt. Das habe ich schon seit frühester Kindheit<br />
bekommen.<br />
Wie kuriert ihr <strong>de</strong>n berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen<br />
bei Konzerten im Herbst und Winter?<br />
Chris: Ich bin sehr immunstark, ich hab <strong>de</strong>n selten. Aber<br />
auch da hilft sowohl warmes als auch kaltes Bier. Weil erstens<br />
schläft man besser und länger, und zweitens vergisst<br />
man <strong>de</strong>n Umstand, krank zu sein. Außer<strong>de</strong>m muss<br />
man, wenn man krank ist, viel trinken.<br />
Die Fragen stellte Martin Riemann / Foto: J. Dillworth<br />
Akt. Album »Still #1« (Virgin / Emi)<br />
Zwei wie ihr, die dürfen sich<br />
nie verlieren<br />
Bill Kaulitz und Björk. Zwei wun<strong>de</strong>rbare Frauen <strong>de</strong>s kontemporären<br />
Hard Rock.<br />
UND MIT<br />
CHRISTIAN ULMEN<br />
Was war die schlimmste Krankheit, die<br />
du je hattest? Speicheldrüsenstein.<br />
Welche Symptome hat das? Geschwollene<br />
Lymphknoten. Schmerzen unter <strong>de</strong>r<br />
Zunge, gestrahlter Schmerz in die Hals-<br />
Region, leicht zu verwechseln mit Zahnschmerzen.<br />
Kopfschmerzen. Blässe.<br />
Wie hast du das kuriert? Die Steine wur<strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>r Speicheldrüse entfernt.<br />
Welche Krankheit fin<strong>de</strong>st du überschätzt?<br />
Gürtelrose. Keine an<strong>de</strong>re<br />
Krank heit ist so klar zu diagnostizieren<br />
und zeigt so unmissverständlich, wie lange<br />
es dauert, bis <strong>de</strong>r Tod eintritt. Daher<br />
völlig leicht zu behan<strong>de</strong>ln. Schwieriger<br />
wird es bei so tückischen Geschichten<br />
wie Lupus.<br />
Was ist <strong>de</strong>in Lieblingsmedikament?<br />
Aspirin.<br />
Akt. 2-DVD »Der frühe Ulmen – Versunkene Werke<br />
<strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> MTV« (Universal)
GRÜSSE AUS LONDON<br />
VON ROBERT OWENS<br />
D<br />
er Mann ist die Stimme <strong>de</strong>r House Music.<br />
Punkt. In <strong>de</strong>n 80er-Jahren hat Robert<br />
Owens <strong>de</strong>m gera<strong>de</strong> erst entstehen<strong>de</strong>n<br />
neuen Sound aus Chicago eine<br />
ungeahnte emotionale Tiefe verliehen und gemeinsam<br />
mit Larry Heard als Fingers Inc. das Genre maßgeblich<br />
geprägt. Auch 20 Jahre später ist Owens’ Gesang immer<br />
noch pure Magie. Nach 1001 Kollaborationen mit Produzenten<br />
wie Frankie Knuckles, Photek o<strong>de</strong>r Coldcut<br />
kehrt er nun mit einem eigenen neuen Album zurück.<br />
Seit Anfang <strong>de</strong>r 90er lebt er in London.<br />
Was fin<strong>de</strong>st du richtig klasse an <strong>de</strong>iner Stadt? Die<br />
Mentalität <strong>de</strong>r Leute. Ich habe in London so viele bo<strong>de</strong>nständige<br />
und ehrliche Leute getroffen. In Amerika hingegen<br />
viel zu oft welche, die mich entmutigt haben. Daher<br />
war es leicht für mich zu sagen: Forget America!<br />
Und was ziemlich mies? Den Regen. Es regnet einfach<br />
viel zu oft. In Chicago hingegen war’s zu kalt, die Winter<br />
dort sind nicht auszuhalten.<br />
Welches existieren<strong>de</strong> Klischee über London stimmt?<br />
Die stiff upper lip! Du siehst wirklich viele Leute mit dieser<br />
unerschütterlichen arroganten Haltung. Wenn du<br />
dich zu normalen Tageszeiten durch London bewegst,<br />
wirken die Leute ziemlich kalt. Umgekehrt sind sie<br />
abends, abseits von ihrer normalen Arbeitsroutine, ausgelassen<br />
, glücklich und liebenswert.<br />
Hast du eine persönliche No-Go-Area? Die wirklich<br />
rauen Gegen<strong>de</strong>n , da kriegt mich niemand hin. Manche<br />
wer<strong>de</strong>n das für hochnäsig halten , aber ich bin lieber<br />
da unterwegs, wo ich nicht ausgeraubt wer<strong>de</strong>. Ich<br />
bin selbst in urbanen Ghettos aufgewachsen , ich habe<br />
gesehen , wie Leute direkt vor mir erschossen wur<strong>de</strong>n ,<br />
und fühle mich glücklich, diesen Gegen<strong>de</strong>n entkommen<br />
zu sein.<br />
Der beste Club? Es gibt die 24-hour drinking license<br />
in London , du kannst rund um die Uhr von einem Club<br />
zum nächsten gehen – wenn du die Energie hast und<br />
nie schlafen musst. Wie könnte man diese riesige Auswahl<br />
auf einen einzigen Club reduzieren? Ich glaube, es<br />
gibt keine an<strong>de</strong>re Stadt <strong>de</strong>r Welt, die so ein vielfältiges<br />
Nachtleben hat.<br />
Das netteste Restaurant? Auch da kann ich mich nicht<br />
entschei<strong>de</strong>n. Wenn ich essen gehe, lasse ich meistens<br />
meine Freun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>n. Ich mag es, angenehm<br />
überrascht zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Was ist die beste Shopping-Gegend? Ich bin ein Shopaholic!<br />
Ich liebe Mo<strong>de</strong> und habe so viele Klei<strong>de</strong>r, es ist<br />
fast schon lächerlich. Nightsbridge ist eine gute Gegend<br />
zum Einkaufen , auch rund um die Oxford Street gibt’s<br />
viele nette Geschäfte.<br />
Was gibt es über <strong>de</strong>n Fußballverein <strong>de</strong>iner Stadt zu<br />
sagen? Ich bin echt nicht für Sport gemacht. Einige<br />
Freun<strong>de</strong> von mir, die Arsenal supporten, haben mal bei<br />
mir zu Hause ein Spiel angesehen, und ich so: »Na toll,<br />
die kicken doch nur einen Ball von einer Seite auf die an<strong>de</strong>re!«<br />
Da sind die ziemlich sauer gewor<strong>de</strong>n. Ich dachte,<br />
ich wer<strong>de</strong> gleich verprügelt.<br />
Welchen Künstler aus <strong>de</strong>iner Stadt fin<strong>de</strong>st du richtig<br />
gut? Ich bewun<strong>de</strong>re viele <strong>de</strong>r Großen , die uns <strong>de</strong>n Weg<br />
geebnet haben: Miles Davis, Bessie Smith, Billie Holiday,<br />
Patti Labelle, Stevie Won<strong>de</strong>r ...<br />
Menschen , die immer<br />
etwas von ihrer Seele gegeben haben , das konntest<br />
du spüren. In London respektiere ich Coldcut sehr, Artificial<br />
Intelligence, Photek. Ich schätze mich glücklich,<br />
dass ich mit diesen Leuten zusammenarbeiten konnte.<br />
Arno Raffeiner<br />
Akt. Album »Night-Time Stories« (CD // Compost / Groove Attack).<br />
Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung vom aktuellen Album und 12-Inch-Vinyl<br />
»We suppose our record just came out in Germany,<br />
right? Well, it’s ... pretty ... mediocre I’d say.<br />
So ... you’ll probably better download it for free.«<br />
Diesen »ad-hoc-Radiohead« bauten Yeasayer bei ihrem Konzert diesen Winter im Kölner Gebäu<strong>de</strong><br />
9. Danach legten sie auf <strong>de</strong>r <strong>Intro</strong>-Pegel-Party noch bis morgens auf und schliefen in <strong>de</strong>r Wohnung<br />
unserer neuen Mo<strong>de</strong>redakteurin, in <strong>de</strong>ren Abwesenheit. Machten das Bett und hinterließen eine<br />
hübsche Note (s.u.). Tolle Typen. Live noch mal am 25.02. in Köln und am 26.02. in Berlin.<br />
Weitblick beim Start<br />
in die Zukunft.<br />
Mit <strong>de</strong>m VR-FinanzPlan.<br />
„Herausfor<strong>de</strong>rungen mit Weitblick<br />
meistern. Eigentlich sollten wir das auch<br />
bei <strong>de</strong>r Zukunftsvorsorge machen…“<br />
Sebastian Fischer und Steffi Arndt, Stu<strong>de</strong>nten, zwei unserer Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Mit Weitblick richtig vorsorgen. Mit <strong>de</strong>m<br />
VR-FinanzPlan zeigen wir Ihnen, was<br />
möglich und was nötig ist.<br />
Umfassen<strong>de</strong> Analyse Ihrer Ziele, Wünsche<br />
und Ihrer Finanzen<br />
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020 Monitor<br />
Mein Plattenla<strong>de</strong>n<br />
A&O aus Düsseldorf<br />
Wann wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n gegrün<strong>de</strong>t? Wie<br />
viele Leute leben davon bzw. damit? Wir,<br />
also Marc Meyer und Carsten Wien, haben<br />
<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n im Dezember 2004 gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Plus einige freie Mitarbeiter.<br />
Bestverkaufte fünf Alben ever (gefühlt)<br />
und aktuelle fünf Top-Seller? Ever: Amy<br />
Winehouse »Back To Black«, Ayo »Joyful«,<br />
Franz Ferdinand »You Could Have It<br />
So Much Better«, Charlotte Gainsbourg<br />
»5:55«, Katie Melua »Piece By Piece«.<br />
Aktuell: Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«, Kate<br />
Nash »Ma<strong>de</strong> Of Bricks«, Robert Plant &<br />
Alison Krauss »Raising Sand«, Wombats<br />
»Proudly Present ...«, Phoneheads »Live<br />
At Tonhalle«.<br />
Wie erreicht euch die und wie reagiert<br />
ihr auf die Krise <strong>de</strong>s Tonträgerhan<strong>de</strong>ls?<br />
<strong>Als</strong> wir beschlossen haben, A&O zu eröffnen,<br />
war überall in <strong>de</strong>r Branche Totengräberstimmung<br />
angesagt, die Krise ist daher<br />
unser Normalzustand. Um trotz<strong>de</strong>m<br />
erfolgreich zu sein, haben wir von Anfang<br />
an sehr hohen Aufwand betrieben.<br />
Dies beginnt mit <strong>de</strong>r Sortimentsauswahl,<br />
die ergänzt wird durch weltweite Importe<br />
aller Formate (CD, LP, Single, DVD). Wir<br />
legen viel Wert auf ein gutes »an<strong>de</strong>res«<br />
Filmsortiment zwischen Kult und Kultur.<br />
Das alles verbun<strong>de</strong>n mit einer authentischen<br />
Ansprache und kompetenten,<br />
engagierten Mitarbeitern. Und natürlich<br />
mit viel Humor und Spaß.<br />
Welche an<strong>de</strong>ren Plattenlä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>iner<br />
Stadt kannst du noch empfehlen? Erst<br />
mal Hitsville, da habe ich sieben Jahre<br />
hinter <strong>de</strong>r Theke verbracht. Generell<br />
aber alle überleben<strong>de</strong>n Unabhängigen,<br />
die was Beson<strong>de</strong>res versuchen, also z. B.<br />
Voices & Flipsi<strong>de</strong>.<br />
Die Antworten gab Carsten Wien<br />
Anschrift: A&O : Medien, Schadow Arka<strong>de</strong>n<br />
1. Etage, Schadowstr. 11, 40212 Düsseldorf,<br />
www.aundo-medien.<strong>de</strong><br />
ICH LIEBE F.S.K.!<br />
F.S.K. ist die wichtigste <strong>de</strong>utsche Band. Ohne F.S.K. keine Hamburger Schule, ohne<br />
F.S.K. keine eigene <strong>de</strong>utsche Popsprache. Ganz einfach: Ohne F.S.K. kein Diskurspop in<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik. Eine O<strong>de</strong> von Türen-Frontbollerwagen Maurice Summen<br />
I<br />
ch traf Thomas Meinecke anlässlich <strong>de</strong>s neuen einem Club buchen. Lesereise und DJ-Set: In diesem nur<br />
Albums »Freiwillige Selbstkontrolle« in München. scheinbar wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Tätigkeitsspektrum fin<strong>de</strong>n<br />
Unser Gespräch habe ich nicht aufgezeichnet. seit einigen Jahren auch die Alben <strong>de</strong>r Freiwilligen Selbstkontrolle<br />
statt. So wur<strong>de</strong> Discomusik nach einer aus-<br />
Thomas Meinecke mag keine bemühte Authentizität.<br />
Den Block, auf <strong>de</strong>m ich mir mit <strong>de</strong>m Kugelschreiber ge<strong>de</strong>hnten Americana-Phase zum zentralen Thema im<br />
Notizen gemacht hatte, hab ich später einfach in <strong>de</strong>n Altpapiercontainer<br />
geworfen. Alles eine Typfrage.<br />
<strong>de</strong>m 2004er-Album »First Take Than Shake«. Eine tanzbare<br />
F.S.K.-Diskurspop. Das Ganze fand seinen Höhepunkt auf<br />
Das Angenehme an Meinecke ist seine Pop-besessene,<br />
aka<strong>de</strong>misch-künstlerische Einstellung – gepaart mit te von Düsseldorf und Detroit, von Kraftwerk und Techno,<br />
Doktorarbeit <strong>de</strong>r Technomusik: In ihr swingt die Geschich-<br />
seiner gutbürgerlichen »Hier vorne gibt es ausgezeichneten<br />
Schweinebraten!«-Art. Ich sitze also keinem Mysti-<br />
Das aktuelle Album »Freiwillige Selbstkontrolle« wur-<br />
von Bebob zu HipHop.<br />
ker gegenüber, son<strong>de</strong>rn jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r durch das genaue <strong>de</strong> im von Mense Reents und Ted Gaier gemeinsam betriebenen<br />
»Art Blakey«-Studio in Hamburg aufgenommen.<br />
Be obachten und Vermitteln von Pop-Phänomenen immer<br />
wie<strong>de</strong>r neue Höhepunkte <strong>de</strong>r Musikgeschichte schafft. Es ist nicht nur ein Album für eingefleischte F.S.K.-Fans,<br />
In ihrer ersten Phase, Anfang <strong>de</strong>r 80er-Jahre, produzierten<br />
F.S.K. etwas, das man retrospektiv mit <strong>de</strong>m »Col-<br />
Spannungsfeld von »Kapitulation« und Justice aufgehal-<br />
son<strong>de</strong>rn für je<strong>de</strong>n Popliebhaber, <strong>de</strong>r sich im Jahr 2007 im<br />
losal Youth«-Album <strong>de</strong>r Band Young Marble Giants vergleichen<br />
kann: Die zu Drumcomputer-Geplocker gespielten hedonistische Club-Szene. Mit <strong>de</strong>m Besten, was die Geneten<br />
hat. F.S.K. bringen eine Art Loriot-Humor in die kühle,<br />
Songs, angesie<strong>de</strong>lt irgendwo zwischen Heroin-Blues-Chic ration Opa/Oma im Reclam-Reimlexikon hinterlassen hat,<br />
(Velvet Un<strong>de</strong>rground) sowie <strong>de</strong>m ersten geschliffenen Diamanten<br />
<strong>de</strong>r Popgeschichte (Roxy Music) und Bierbauch- Funk für die lakonische »Wo schleifst du mich heute hin?«-<br />
texten sie spitzbübisch. Das Ergebnis: stampfen<strong>de</strong>r Wave-<br />
Folklore (Bayern), passten in keine Schubla<strong>de</strong>. Im Secondhand-Popland<br />
Deutschland verstand das damals so gut die Yuppie-Privatfahrt im Firmenwagen von Club zu Club in<br />
Generation im Opener »Nokturn«, Stadtautobahnfunk für<br />
wie niemand. Auf <strong>de</strong>n Konzerten, bei <strong>de</strong>nen F.S.K. mit an<strong>de</strong>ren<br />
NDW-Bands spielten, empörten sich alle: Was soll namhafte Mo<strong>de</strong>labels zu <strong>de</strong>n Königshäusern <strong>de</strong>r Jetzt-<br />
»Coupe« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Discostampfer »Vogue Vogue«, in <strong>de</strong>m<br />
das <strong>de</strong>nn sein? »So mitreißend wie angebrannte Kohlrabi«,<br />
haben Drechsler und Shunt mal schön in einer uralten in Deutschland mehr so kühl mit <strong>de</strong>m Reiz <strong>de</strong>r Schönheit,<br />
zeit ernannt wer<strong>de</strong>n. Seit Kraftwerk hat sich keine Band<br />
Spex-Ausgabe geschrieben.<br />
<strong>de</strong>m Glamour von Pop auseinan<strong>de</strong>rgesetzt, wie F.S.K. es<br />
Längst wühlt die Proto-Indie-Band von einst, die so auf diesem Album tun. Danke Justin, Michaela, Wilfried,<br />
hübsch verzweifelte Songs wie »Eingeschlagene Schaufenster«<br />
o<strong>de</strong>r »Was kostet die Welt?« hervorgebracht hat, Text: Maurice Summen<br />
Carl und Thomas!<br />
in <strong>de</strong>r DJ-Kiste und sucht nach schwarzen House-, 2Step- Foto: Katja Ruge<br />
o<strong>de</strong>r Techno-Perlen. Thomas Meinecke ist nämlich nicht<br />
nur Autor und Musiker, son<strong>de</strong>rn auch DJ. Wenn er auf Lesereise<br />
unterwegs ist, lässt er sich gerne später noch von Akt. Album F.S.K. »Freiwillige Selbstkontrolle« (CD // Buback /<br />
Der Autor ist Musiker bei <strong>de</strong>r Berliner Band Die Türen!<br />
Indigo)
Im Theater<br />
mit Schorsch Kamerun<br />
W<br />
er<strong>de</strong>t ihr noch bemerkbar genug<br />
»gegensteuern« können mit eurer<br />
Band, wenn das Licht gleich ausgeht<br />
im Zuschauerraum? Die haben<br />
alle Bier getrunken da unten, und euch baumelt immer<br />
noch dieselbe alte Gitarrengruppe um <strong>de</strong>n Hals. Okay,<br />
es gab sogar mal <strong>de</strong>n Moment, wo alle gesagt haben, ihr<br />
braucht die schrabbeligen Teile sowieso nie wie<strong>de</strong>r aus<br />
<strong>de</strong>n quietschen<strong>de</strong>n Koffern zu holen, weil <strong>de</strong>r Krach,<br />
<strong>de</strong>n ihr damit macht, Vergangenheitslärm ist und von<br />
nun an und für immer aus Maschinenkästen kommen<br />
wird. Doch zu früh gefreut, Motorenanbeter! So lebendig<br />
wie aktuell war das klassische Mo<strong>de</strong>ll selten. Und trotz<strong>de</strong>m,<br />
auch wenn <strong>de</strong>r Weg in die physische Rückkopplung<br />
ein wie<strong>de</strong>r zulässiger ist, was seid ihr <strong>de</strong>nn nun, wenn<br />
ihr da rausgeht? Am allerliebsten und im Allgemeinen:<br />
Künstler. Wie bitte? Das ist ja wohl ein lächerlicher Gedanke.<br />
Einer von euch war es doch, <strong>de</strong>r damals und dabei<br />
so richtig frei »Runter mit <strong>de</strong>r Kunst!« auf ein Stück<br />
Sperrholz geschmiert hat – und das gab dann ein super<br />
Anti bild über <strong>de</strong>r Spüle unten in <strong>de</strong>r Fischmarkt-<br />
WG, da, wo heute »HafenCity Hamburg« entsteht und<br />
»Start-up-Lofts« feilgeboten wer<strong>de</strong>n. Nur war da unten<br />
eben nicht Mittelpunkt und <strong>de</strong>r Moment tatsächlich<br />
echt, und das lässt sich nicht konservieren. »Glotz<br />
nicht so authentisch«, schreibt René Pollesch, <strong>de</strong>r Theaterautor<br />
und -regisseur. Das trifft präzise das Problem<br />
von aktueller äußerer Radikalhaltung, nicht nur im Theater<br />
o<strong>de</strong>r im Museum, son<strong>de</strong>rn eigentlich noch direkter<br />
in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r ehemaligen Urheber <strong>de</strong>r künstlich<br />
überhöhten Authentizität: <strong>de</strong>r Popkultur. An dieser Stelle<br />
wollen wir in Zukunft versuchen, ein paar Spots auf<br />
die Dinge zu richten, die auf <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
Bühnen (vornehmlich im Theater) parallel zu <strong>de</strong>n <strong>Intro</strong>-<br />
Stammgenres stattfin<strong>de</strong>n und die im besten Fall Wirkung<br />
zeigen in Inhalt und Ausdruck beim »An<strong>de</strong>rssein«.<br />
Lesson one: Schauen Sie mal nach, wo so ein Pollesch-<br />
Theaterstück aufgeführt wird. Normalerweise rockt das<br />
gewaltig im Oberstübchen.<br />
Superservus. Schorsch Kamerun<br />
Kostenloser<br />
„Do It“<br />
Remix von<br />
DJ Armand<br />
van Hel<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Mobile<br />
Jukebox!<br />
Sen<strong>de</strong> NELLY<br />
per SMS<br />
an 44 444.*<br />
Bonus: Zwei wie ihr, die<br />
dürfen sich nie verlieren<br />
Mehr Infos:<br />
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Zwei Künstlernamen, zwei markante Gesichter <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Polit-Schlagers: G.G. An<strong>de</strong>rson und<br />
Schorsch Schorsch Kamerun<br />
SGH-F330<br />
SGH-F210<br />
* Es fallen die im jeweiligen Tarif üblichen Kosten für das<br />
Surfen im WAP-Portal und die SMS-Preise an. Ob Dein<br />
Handy Mobile Jukebox-fähig ist, erfährst Du unter <strong>de</strong>r<br />
T-Mobile Kurzwahl 2202.
022 Monitor IMMER DIESES KIND!<br />
Concerto Grosso<br />
Toco live<br />
In <strong>de</strong>n 90ern lautete in Hamburg die Frage:<br />
»Was machen Huah! jetzt?« Ein ausge<strong>de</strong>hntes<br />
Jahrzehnt später müsste es<br />
heißen: »Was machen Tocotronic eigentlich<br />
nicht?« Ob man da auf so viel käme?<br />
Immerhin veröffentlichten sie Teile ihrer<br />
alten Platten selbst wie<strong>de</strong>r, brachten<br />
mit »Kapitulation« das Album <strong>de</strong>s Jahres<br />
2007 auf und galten mit <strong>de</strong>m neuen<br />
Programm plötzlich sogar als gute Live-Band.<br />
Letzterem tragen sie nun offiziell<br />
Rechnung: Ihr erstes Live-Album<br />
erscheint. Und Rick McPhail teilt seine<br />
schönsten Konzertmomente mit uns.<br />
MIT NADA SURF<br />
Jonas, wie sieht’s aus in München? Offenbar nicht so gut: Unser Jungjournalist feierte<br />
zwar 10. Geburtstag (Alles Gute!), bekam von seinen Eltern aber lei<strong>de</strong>r nicht das heiß<br />
ersehnte Schlagzeug. Da kann Schlagzeuger Ira Elliot natürlich mitfühlen und über<strong>de</strong>nkt<br />
auch gerne Jonas’ Vorschlag, Tiere mit auf die Bühne zu holen. Was Jonas im E-<br />
Mail-Interview noch so aus Nada Surf herausholte, hier steht es:<br />
Dirty Pretty Things: Die haben wir in Zürich<br />
auf <strong>de</strong>m Open Air gesehen und waren<br />
extrem überrascht. Wir kannten alle<br />
die Libertines und sind alle Babyshambles-Fans,<br />
aber die hatte keiner auf <strong>de</strong>m<br />
Schirm. Herrlich, wie die zusammen musiziert<br />
haben. Das Publikum war ihnen<br />
egal, und sie haben mit so einer Scheißegal-Lockerheit<br />
gespielt, die man sonst<br />
nur von Bands wie Pavement kennt.<br />
Britta: Die haben eine tolle Gala für sich<br />
gemacht, super I<strong>de</strong>e. Da hab ich selbst<br />
sogar bisschen aufgelegt, »Funny Little<br />
Love Songs« von <strong>de</strong>n Wings kam sehr gut<br />
an, also gutes Publikum.<br />
Midlake: Die hab ich lei<strong>de</strong>r zu spät ent<strong>de</strong>ckt,<br />
um sie in einem Club zu sehen,<br />
jetzt bin ich aber großer Fan. Sah sie auf<br />
einem Festival – und so eine Musik aufm<br />
Rasen sitzend im Sonnenschein zu hören,<br />
das ist ein Gedicht.<br />
Akt. Album »Kapitulation Live« (Universal)<br />
Ab <strong>de</strong>m<br />
18.01.2008<br />
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Knallhartes SteelBook mit 6 DVDs<br />
Drei Filme <strong>de</strong>r Action-Ikone John J. Rambo<br />
inklusive drei randvollen Bonus-DVDs:<br />
Audiokommentare, Dokumentationen, Making of, Behind the<br />
Scenes, Deleted Scenes, Interviews, Featurettes u.v.m.<br />
geschnittene Fassung<br />
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Monitor<br />
023<br />
J<br />
onas: Was mögt ihr beson<strong>de</strong>rs an Weihnachten?<br />
Mein Papi und ich spielen dann oft Eisenbahn.<br />
Und es gibt Lebkuchen, die mag<br />
ich. Ira Elliot: Pech für mich: Meine Familie ist<br />
jüdisch. Deshalb durften wir an Weihnachten zwar auch<br />
Geschenke öffnen, waren aber gleichzeitig gezwungen, uns<br />
<strong>de</strong>shalb schuldig zu fühlen. Aber Lebkuchen – mmmh!<br />
Rauft ihr euch in <strong>de</strong>r Band nicht oft? Weil einer gegen<br />
zwei ist? O<strong>de</strong>r seid ihr beste Freun<strong>de</strong>, wo ihr immer so<br />
viel zusammen wegfahrt? <strong>Als</strong>o, wir kämpfen nie, aber<br />
streiten manchmal, was etwas völlig an<strong>de</strong>res ist. Zum Beispiel:<br />
Wenn zwei von uns »A« wollen, einer aber »B«, dann<br />
entschei<strong>de</strong>n wir uns meist für »A«. Manchmal ist die »B«-<br />
Person aber so überzeugend in ihren Argumenten, dass<br />
die bei<strong>de</strong>n »A«s ihre Meinung än<strong>de</strong>rn. Gelegentlich haben<br />
aber alle drei auch ganz unterschiedliche Meinungen, dann<br />
müssen wir das irgendwie an<strong>de</strong>rs lösen ...<br />
Ich wollte jetzt ein Schlagzeug zum Geburtstag, aber<br />
Mami sagt, das ist zu laut, und jetzt bekomme ich keins.<br />
Wie hast du eins bekommen? Da hatte ich großes Glück.<br />
<strong>Als</strong> ich in ungefähr <strong>de</strong>inem Alter war, fand meine Mutter,<br />
dass ich ein guter Schlagzeuger sein könnte, weil ich die<br />
ganze Zeit auf Töpfen und Dosen im Haus herumgeschlagen<br />
habe. Und dann kaufte sie mir zu meinem zehnten Geburtstag<br />
eine kleine Trommel. Und das ist in meiner Erinnerung<br />
immer noch einer <strong>de</strong>r schönsten Tage meines Lebens.<br />
Ich wür<strong>de</strong> dir folgen<strong>de</strong>n Tipp geben: Wünsche dir zunächst<br />
ein Instrument, das, gera<strong>de</strong> bei einem Anfänger,<br />
noch schrecklicher klingt als ein Schlagzeug. <strong>Als</strong>o zum<br />
Beispiel Klarinette o<strong>de</strong>r noch besser: Posaune. Und wenn<br />
<strong>de</strong>ine Mutter sich das ein paar Wochen lang anhören muss,<br />
bin ich mir sicher, dass sie sich über ein Schlagzeug freuen<br />
wür<strong>de</strong>.<br />
Wenn ihr Musik vor Leuten macht, habt ihr da manchmal<br />
auch Tiere mit dabei? Wow, das ist mal eine sehr gute<br />
I<strong>de</strong>e. Ich hätte gerne einen Hund, <strong>de</strong>r neben mir sitzt, wenn<br />
ich spiele. Das wäre schön. Ich mag Hun<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>rerseits:<br />
Wahrscheinlich wäre <strong>de</strong>m Hund die Musik zu laut, und er<br />
wäre aufgebracht, und dann wür<strong>de</strong> ich aufhören zu spielen,<br />
um mich um ihn zu kümmern, worüber sich wie<strong>de</strong>rum die<br />
Zuschauer ärgern wür<strong>de</strong>n. Ich kann ja nicht auf <strong>de</strong>r Bühne<br />
sitzen und die ganze Zeit einen Hund streicheln, anstatt<br />
Musik zu spielen. Das wür<strong>de</strong> wahrscheinlich alles in einem<br />
Riesenchaos en<strong>de</strong>n. Okay, vielleicht ist das doch keine so<br />
gute I<strong>de</strong>e – außer, ich könnte eine halbtaube Katze auftreiben<br />
...<br />
<strong>Als</strong> was geht ihr an Fasching? <strong>Als</strong>o, in <strong>de</strong>n USA verklei<strong>de</strong>n<br />
wir uns ja an Halloween, Karneval gibt es bei uns nicht. Und<br />
da ging ich neulich als Tommy Lee. Der ist Schlagzeuger in<br />
einer sehr lächerlichen Metal-Band namens Mötley Crüe.<br />
Das war sehr lustig. Ich hatte mir falsche Tätowierungen<br />
angeklebt, trug Silberschmuck, enge Hosen und eine<br />
schräge Frisur. Na ja, abgesehen von <strong>de</strong>n Tätowierungen<br />
sehe ich eigentlich immer so aus.<br />
Tut euch die laute Musik je<strong>de</strong>n Abend nicht auf <strong>de</strong>n Ohren<br />
weh? Eine weitere exzellente Frage, die mir zuvor noch nie<br />
jemand gestellt hat. Jonas, du hast <strong>de</strong>n Bogen raus! Ja, ich<br />
habe mir tatsächlich meine Ohren kaputt gemacht, weil ich<br />
jahrelang Schlagzeug in lauten Rock-Bands gespielt habe.<br />
In manchen Nächten pfeift es in meinen Ohren noch stun<strong>de</strong>nlang,<br />
nach<strong>de</strong>m eine Show vorbei ist. Und sogar jetzt, in<br />
diesem ruhigen Zimmer, höre ich ein leises, hohes Klingeln.<br />
Ach Moment, das ist ja mein Handy. Ein Glück, ich hatte mir<br />
eben Sorgen gemacht. Aber ich gebe dir einen Tipp: Wenn<br />
du mit <strong>de</strong>m Schlagzeugspielen anfängst – und ich weiß,<br />
das wirst du, kleiner Racker –, solltest du unbedingt aufpassen<br />
und <strong>de</strong>ine Ohren entsprechend schützen. Und die<br />
<strong>de</strong>iner Mutter auch.<br />
Magst du Harry Potter, und weißt du schon das En<strong>de</strong>? Ja<br />
und nein. Aber ich habe gehört, Dumbledore soll vom, äh,<br />
an<strong>de</strong>ren Ufer kommen.<br />
Mein Musiklehrer hat mal die Klasse beim Singen aufgenommen.<br />
Meine Stimme klang danach total komisch.<br />
Fin<strong>de</strong>t ihr es auch blöd, eure eigene Stimme auf CD zu hören?<br />
Das geht je<strong>de</strong>m so, <strong>de</strong>r seine Stimme zum ersten Mal<br />
auf Band hört. Aber je öfter man es erlebt, <strong>de</strong>sto weniger<br />
komisch klingt es. Außer, du heißt Joanna Newsom. In <strong>de</strong>m<br />
Fall musst du dich einfach damit abfin<strong>de</strong>n ...<br />
Foto: Autumn De Wil<strong>de</strong><br />
<strong>Intro</strong> empfiehlt das akt. Album »Lucky« (CD // City Slang / Universal)<br />
Auf Tour vom 27.02.-04.03. in Deutschland und <strong>de</strong>r Schweiz<br />
Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung <strong>de</strong>s aktuellen Albums<br />
Buttgereit<br />
Geisterstun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Erotik<br />
Es mag täuschen, aber ... um <strong>de</strong>n Filmemacher<br />
Jörg Buttgereit war es doch auch<br />
schon mal stiller, o<strong>de</strong>r? Aktuell je<strong>de</strong>nfalls<br />
wirklich nicht mehr. Diverse unterschiedliche<br />
Projekte begegnen sich bereits<br />
in Gleichzeitigkeit, weil es so voll ist<br />
im morbid fantastischen I<strong>de</strong>enbuch <strong>de</strong>s<br />
mittlerweile 44-jährigen Berliners. Mit 24<br />
drehte er bereits <strong>de</strong>n Horrormeilenstein<br />
»Nekromantik«, zu <strong>de</strong>m er nun 20 Jahre<br />
danach einen Sammelband herausgibt,<br />
mit Beiträgen, die allesamt <strong>de</strong>m Faszinosum<br />
<strong>de</strong>s Films nachstellen, das über<br />
<strong>de</strong>n bloßen Schockmoment <strong>de</strong>r Nekrophilie<br />
weit hinausgeht. Im Januar wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Film zum Jubiläum erneut aufgeführt.<br />
Stumm allerdings, musikalisch live<br />
vertont von Brezel Göring und Franoise<br />
Cactus. Zuletzt lief auch noch sein Manga-Terror-Theaterstück<br />
»Captain Berlin<br />
vs. Hitler« über die Hauptstadtbühne.<br />
Akt. Buch »Nekromantik« (Martin Schmitz Verlag)<br />
HUSHPUPPIES<br />
SILENCE IS GOLDEN<br />
DAS NEUE ALBUM AB 1. FEBRUAR ALS CD & LP IM HANDEL<br />
INKL. "BAD TASTE AND GOLD ON THE DOORS ( I WANT MY KATE MOSS)"<br />
WEITERHIN ERHÄLTLICH<br />
HUSHPUPPIES - THE TRAP<br />
WEITERE INFOS UNTER....<br />
HUSHPUPPIESTHEBAND.COM<br />
MYSPACE.COM/HUSHPUPPIES<br />
FAITHRECORDINGS.COM
024 Monitor<br />
Hobnox<br />
Evolution, Baby<br />
In <strong>de</strong>n Schalttag reinfeiern – und wie!<br />
Für einen Abend, am 28.02., wird die<br />
Party virtuell und <strong>de</strong>r popkulturelle Teil<br />
<strong>de</strong>s WWW real. Schuld daran mal wie<strong>de</strong>r<br />
die große alte Dame Evolution. <strong>Als</strong>o<br />
die »Hobnox Evolution«. Hobnox schickt<br />
sich an, als Plattform für Künstler, Kreative,<br />
Bands etc. das Versprechen von Web<br />
2.0 endlich einzulösen. Neben Internet-<br />
TV (www.sly-fi.com etc.) bietet man u. a.<br />
Tools’n’Know-how zur eigenen Filmgestaltung<br />
an o<strong>de</strong>r auch Kooperationen für<br />
Musiker. Ganz viel davon führt nun jene<br />
Party zusammen. Sie stellt gleichzeitig<br />
<strong>de</strong>n offiziellen Startschuss von Hobnox<br />
dar wie auch <strong>de</strong>n Endpunkt eines <strong>de</strong>r<br />
höchstdotiertesten Nachwuchswettbewerbe<br />
<strong>de</strong>r jüngsten Zeit (Preisvolumen<br />
75.000 Euro). In Kreativ-Kategorien wie<br />
Film und Musik haben User Beiträge eingestellt,<br />
und bis zum 08.02.08 kann via<br />
Webseite noch abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Top-3-Künstler je<strong>de</strong>r Kategorie trifft man<br />
dann zum finalen Live-Entscheid auf im<br />
Berliner Tresor am 28.02. Dabei sein ist<br />
alles, gewinnen erst recht.<br />
ALTERN<br />
MIT SUPERPUNK<br />
Das neue Superpunk-Album »Why Not?«, das erste für ihr neues Label Tapete,<br />
schwingt so locker und subtil wie selten zuvor. Carsten Friedrichs Talent, die<br />
Popgeschichte als Archiv auszulegen, das es möglichst unverfroren zu plün<strong>de</strong>rn gilt,<br />
erlebt seinen kreativen Höhepunkt. Noch extremer als sonst verlegt die Band sich<br />
darauf, ihre sich selbst angedichteten Defizite – man sei alt und funktioniere nicht<br />
mehr – voller Stolz als die tollsten Errungenschaften aller Zeiten zu verkaufen.<br />
Grüße aus Tokio<br />
Von Takashi Wada<br />
Was fin<strong>de</strong>st du richtig klasse an <strong>de</strong>iner<br />
Stadt? Onsen – das sind legendäre heiße<br />
Quellen, salzig o<strong>de</strong>r süß, in <strong>de</strong>nen man<br />
ba<strong>de</strong>n kann.<br />
Und was ist ziemlich mies? Es ist so verdammt<br />
weit entfernt von Berlin, wo ich<br />
gera<strong>de</strong> wohne.<br />
Welches Tokio-Klischee ist tatsächlich<br />
wahr? Dass die Stadt 24 Stun<strong>de</strong>n nonstop<br />
in Betrieb ist.<br />
Hast du eine persönliche No-Go-Area?<br />
Alle Viertel, die von <strong>de</strong>r Yakuza, <strong>de</strong>r japanischen<br />
Mafia, kontrolliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der beste Club? Temple.<br />
Das beste Restaurant? Bei meiner Mutter<br />
zu Hause.<br />
Aktuelles Album »Brand New People«<br />
(Onitor / Kompakt)<br />
F<br />
ällt es schwerer zu altern, wenn man Rockmusik<br />
spielt?<br />
Carsten Friedrichs: Das ganze Leben lang hat<br />
man ja Probleme mit <strong>de</strong>m Älterwer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />
ist es auch blöd, nicht alt zu wer<strong>de</strong>n, weil man dann<br />
tot ist. Bette Davis meinte, Altwer<strong>de</strong>n sei nichts für Feiglinge,<br />
nicht alt zu wer<strong>de</strong>n aber genauso wenig.<br />
Normalerweise versuchen Popmusiker, sich jünger zu<br />
machen, als sie sind, bei euch ist es eher umgekehrt.<br />
C: Man will sich ja auch abheben, wenn man Musik macht,<br />
und übers Altern singt kaum jemand. Verbun<strong>de</strong>n mit poppiger<br />
Musik erregt das vielleicht die Aufmerksamkeit, die<br />
uns unseres Erachtens zusteht.<br />
Thies Mynther: Rockmusiker sterben ja empirisch gesehen<br />
früher ...<br />
C: Aber nur die erfolgreichen! Das ist bewiesen. <strong>Als</strong>o kann<br />
man nur hoffen, dass die Platte floppt und wir uralt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ihr bezieht euch auf diesem Album sehr stark auf Serge<br />
Gainsbourg (»New York, USA«, »Bon Scott«), <strong>de</strong>r auch<br />
schon um die vierzig war, als er seine großen Hits hatte.<br />
Das könnte ja ein Vorbild sein.<br />
C: Klar, abgesehen von <strong>de</strong>r letzten Phase ist er ein Role-<br />
Mo<strong>de</strong>l für altern<strong>de</strong> Musiker. Er war immer cool, nie lächerlich<br />
und hat sich was getraut. Mitte <strong>de</strong>r Sechziger Texte<br />
über Tankerunglücke zu machen, verdient schon Respekt.<br />
»New York, USA« haben wir <strong>de</strong>shalb gecovert, weil es das<br />
einzige Stück war, wo ich <strong>de</strong>n Text raushören konnte. Außer<strong>de</strong>m<br />
mögen wir Songs über Städte, wie dir vielleicht<br />
aufgefallen ist.<br />
Wird es eigentlich mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter schwieriger,<br />
sich Texte einfallen zu lassen?<br />
C: Das ist immer schwierig, weil sich keine Routine einstellt.<br />
Ich bin kein Texter im eigentlichen Sinn. Mir fällt immer viel<br />
ein, aber 99 Prozent davon ist scheiße. Das ist das Deprimieren<strong>de</strong><br />
daran, dass man sich durch einen Berg von Müll<br />
wühlen muss, bis man etwas Gutes fin<strong>de</strong>t.<br />
Hat die neue Art, an Stücke heranzugehen, wie sie sich<br />
in »New York, USA« o<strong>de</strong>r auch in »Ich funktioniere nicht<br />
mehr« nie<strong>de</strong>rschlägt, auch <strong>de</strong>n Zweck, einer Form von<br />
»Vermuffung« zu entgehen?<br />
C: Wir dachten, wir müssten mal was ganz Neues machen,<br />
auch Stücke mit Elektronik, weil das ja ganz neu ist und<br />
man natürlich mit <strong>de</strong>r Zeit gehen sollte. Um <strong>de</strong>n Leuten was<br />
zu bieten. In Wahrheit hat es sich einfach so ergeben. Klang<br />
ganz gut, und da dachten wir: »Why Not?«<br />
T: Wir wollten diesmal eben nicht alles mit Synthie-Sounds<br />
vollquietschen. Statt<strong>de</strong>ssen gibt es jetzt zum einen <strong>de</strong>zent<br />
eingesetzte elektronische Mittel, während die traditionellen<br />
Stücke mit kleinen Fummeleien und Arrangement-<br />
Tricks angereichert wur<strong>de</strong>n.<br />
C: Es sollte einfach rock’n’rolliger wer<strong>de</strong>n, weil Rock’n’Roll<br />
so schön klingt.<br />
Die Frage war auch hinsichtlich <strong>de</strong>s Stücks »Oh, alter<br />
Punk« gestellt, wo »Vermuffung« ja auf kritische/selbstkritische<br />
Weise thematisiert wird. Ist <strong>de</strong>r Text auf eine<br />
bestimmte Person gemünzt?<br />
C: Je<strong>de</strong>r ist nicht nur von <strong>de</strong>r Klimakatastrophe, son<strong>de</strong>rn<br />
auch von akuter Vermuffung bedroht! Die allgemein anstehen<strong>de</strong><br />
Vermuffung ist eine unbequeme Wahrheit.<br />
Text: Mario Lasar / Foto: Jann Wilken<br />
Akt. Album »Why Not?« (CD // Tapete / Indigo). Auf Tour vom 28.02.-16.03.
026 Monitor Kunst-Tipp<br />
SO SAH ICH DOCH<br />
NIE AUS!<br />
Mit <strong>de</strong>n Angefahrenen Schulkin<strong>de</strong>rn<br />
Von wann stammt das Bild? Heaven: 1992.<br />
Könnt ihr euch noch an <strong>de</strong>n Tag und <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Shootings erinnern? Jo Granada: Ich kann mich noch sehr<br />
gut erinnern. Es hat gestunken wie in <strong>de</strong>r Tier- und Fettverwertung<br />
Icker.<br />
Charlie Granada: Ich fand’s nicht so schlecht, also <strong>de</strong>n Geruch,<br />
es hat mich sehr an Heaven erinnert – ich glaub, das<br />
kam von <strong>de</strong>m.<br />
Was <strong>de</strong>nkt ihr heute, wenn ihr eure damaligen Alter Egos<br />
seht? Dr. Ignatz Ignaz: Scha<strong>de</strong>, dass ich damals nicht dabei<br />
war, aber ich lag mit Halluzinationen im Bett. Wir haben<br />
abgemacht, in neun Jahren zum 34-jährigen Jubiläum<br />
das gleiche Motive noch mal zu machen, und dann bin<br />
ich mit dabei.<br />
Was macht ihr gera<strong>de</strong>? Heaven: Wir kommen aus <strong>de</strong>m Malochen<br />
nicht mehr raus. Erst das neue Theaterstück »Kamera<br />
läuft«, dann die neue DVD und im Frühjahr geht’s<br />
schon weiter mit <strong>de</strong>r »Prinzessin mit <strong>de</strong>m Glied« im Osnabrücker<br />
Stadttheater. Aber dann: Segelurlaub!<br />
Emily Wardill.<br />
Noch bis 27.01.2008 – London, ICA,<br />
Institute Of Contemporary Arts<br />
Die Künstlerin Emily Wardill lebt in London.<br />
Ihrer letzten Arbeit, <strong>de</strong>m Film »Sick<br />
Serena And Drecks And Wreck And<br />
Wreck«, haftet eine <strong>de</strong>m Leben an sich<br />
nicht unähnliche, zauberhafte Kryptik<br />
an. Den Ausgangspunkt jenes zwölfminütigen<br />
Kurzfilms bil<strong>de</strong>n Motive mittelalterlicher<br />
Kirchenfenster. Zwischen <strong>de</strong>n<br />
Fenstern und <strong>de</strong>r Inszenierung ihres figürlichen<br />
Auslebens wird hin und her gesprungen.<br />
Situationen kommen und gehen:<br />
Tiere, Engel, auch Zeichen mo<strong>de</strong>rnen<br />
Lebens erscheinen und verschwin<strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>r. Das auf sechzehn Millimeter<br />
gedrehte Werk kommt mit einer ästhetischen<br />
Entschlossenheit daher, die auch<br />
vor Tierquälerei nicht zurückschreckt.<br />
Wardills Ausstattung und Kostüme tragen<br />
einen wun<strong>de</strong>rvollen Hang zur Opulenz.<br />
Die Stimmung ist, ja, theatralisch.<br />
Bestimmungen wer<strong>de</strong>n aufgelöst, neu<br />
zusammengefügt, bis einem und alles<br />
an<strong>de</strong>rs wird. Die Filmleinwand wird als<br />
mo<strong>de</strong>rne Entsprechung <strong>de</strong>r Kirchenfenster<br />
verstan<strong>de</strong>n. Das Außen verschwin<strong>de</strong>t,<br />
<strong>de</strong>r Betrachten<strong>de</strong> wird auf das zurückgeworfen,<br />
wo nur wenige sind: sich<br />
selbst. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arbeit erklingt<br />
Musik: ein Madrigal, unterlegt mit einem<br />
Computerrhythmus. Es hat mir sehr gut<br />
gefallen.<br />
Christian Flamm<br />
Der Autor ist Künstler, lebt und arbeitet in London<br />
Top 7: Raus aus <strong>de</strong>n<br />
Heteroknästen!<br />
Offene Beziehungen, schöne Bärte und<br />
das neue Crossover-Homo-Mag Front ...<br />
Wer kann da eigentlich noch guten Gewissens<br />
hetero bleiben? Hier mal zum<br />
Christopher Street Day <strong>de</strong>r Herzen eine<br />
Liste mit schwulen Bandnamen.<br />
www.calleclaus.<strong>de</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
Black Fag<br />
Lez Zeppelin<br />
Casanovas Schwule Seite<br />
Gayrilla Biscuits<br />
Gay City Rollers<br />
The Homolulu Band<br />
To Fat To Queer
028 Monitor<br />
<strong>Intro</strong> Vor Elf Jahren<br />
Ausgabe #41:<br />
Februar 1997<br />
Titel: Blur<br />
Interviews mit: The<br />
Offspring, A Tribe<br />
Called Quest, LTJ<br />
Bukem, Pavement,<br />
Pyogenesis, Pere<br />
Ubu<br />
Erster bei Platten vor Gericht: Hans<br />
Platzgumer »Aura Anthropica«<br />
Letzter bei Platten vor Gericht: Bounty<br />
Killer »My Xperience«<br />
Zitat: »Vor <strong>de</strong>n Eels habe ich als E. Solo-Platten<br />
gemacht. Dann ging es mit<br />
<strong>de</strong>n Eels los, und ich überlegte mir, dass<br />
die Platten im La<strong>de</strong>n zusammenstehen<br />
sollten: erst E., dann Eels. Lei<strong>de</strong>r habe<br />
ich hierbei aber nicht an die Eagles gedacht.«<br />
So kommentiert jener E. die Namensgebung<br />
seiner Band.<br />
Spektakel: Silverchair »Freak Show«,<br />
Nuyorican Soul »Nuyorican Soul«,<br />
J.Majik »Slow Motion«, Redman »Muddy<br />
Waters«, Supreme Dicks »Emotional Plague«,<br />
Pigeonhed »The Full Sentence«, Incubus<br />
»Enjoy Incubus EP«<br />
Aus <strong>de</strong>n Mitarbeitercharts: Herbert<br />
»Part One, Two And Three«, Go Plus »La<br />
Montanara«, Rockers Hi-Fi »Mish Mash«,<br />
Adolf Noise »Wun<strong>de</strong>n s. Beine offen«<br />
Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse: Tim Jürgens<br />
interviewt Gene Simmons von Kiss! Außer<strong>de</strong>m:<br />
The Offspring kommen nach <strong>de</strong>r<br />
bestverkauften Indie-Platte ever, nach<br />
»Smash«, wie<strong>de</strong>r. Der Nachfolger »Xnay<br />
On The Hombre« erscheint bei einem Major,<br />
und die Band ist durch ihren brandneuen<br />
Erfolg scheinbar schon so uncool,<br />
dass die Story über sie nur noch<br />
unter Pseudonym geschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Und das lautet auch noch: »P. Unker«.<br />
Bonus: Holm Friebe, zuletzt zu größerem<br />
Ruhm gekommen mit <strong>de</strong>m Buch<br />
»Wir nennen es Arbeit«, taucht bei <strong>de</strong>n<br />
Rezensionen bereits mit seinem ersten<br />
Druckwerk auf. Einer Satirensammlung,<br />
hieß »Haarige Eisen«.<br />
Usergalerie-Foto<br />
<strong>de</strong>s Monats:<br />
sergia<br />
www.intro.<strong>de</strong>/galerie/view/1199365028<br />
Lightspeed Champion<br />
HINSCHMEISSEN ZWISCHEN<br />
LONDON UND OMAHA<br />
Vor gut zwei Jahren tauchten die Test Icicles mit einem erstaunlich<br />
ungeschliffenen Trashpop-Debüt unvermittelt in <strong>de</strong>r britischen Musiklandschaft<br />
auf; mit neonfarbenen Gitarren, sympathisch schiefem Gesang und gera<strong>de</strong>zu<br />
atomarer Energie – und verglühten binnen eines Jahres.<br />
F<br />
ür Ex-Mitglied Dev Hynes, Folkfetischist mit Mitglied und Hausproduzent bei Saddle Creek Records in<br />
Hang zu außerirdisch-schrillen Outfits, <strong>de</strong>r Omaha, Nebraska. Nach und nach kamen immer mehr<br />
sich trotz<strong>de</strong>m angeblich kein Stück für Mo<strong>de</strong> Gastmusiker hinzu: Mogis selbst, Nate Walcott (Trompete,<br />
Piano), Clark Baechle von The Faint (Schlagzeug), Emmy<br />
interessiert, war es ein Projekt von vielen: »Zu<br />
jener Zeit haben wir alle ständig neue Sachen ausprobiert. The Great (Gesang) und verschie<strong>de</strong>ne Mitglie<strong>de</strong>r von Cursive<br />
und Tilly And The Wall. Der Einfluss <strong>de</strong>s Saddle-Creek-<br />
Wir hatten ungefähr zehn Bands gleichzeitig und haben<br />
wirklich alles aufgenommen.« Warum also nicht gegen alle Umfelds liegt auf <strong>de</strong>r Hand. Aber wie verhält es sich mit <strong>de</strong>r<br />
marktwirtschaftlichen Gesetze nach einem erfolgreichen musikalischen Sozialisation? »Früher waren beispielsweise<br />
Ash für mich sehr wichtig. Demgegenüber war ich im-<br />
Debüt alles knicken und neu starten? Man ist ja schließlich<br />
Musiker und nicht BWLer.<br />
mer begeistert von Bands wie Weezer, Smashing Pumpkins<br />
Nun ist sein Solo<strong>de</strong>büt unter jenem sympathisch größenwahnsinnigen<br />
Comicpseudonym fertiggestellt, das mir wirklich gefielen, als ich jünger war.« Seine erste musi-<br />
o<strong>de</strong>r Nirvana. In Großbritannien gab es wenige Bands, die<br />
sich, wie er sagt, anhört, als ob man »die Unschuld zum kalische Prägung waren Musicals wie »Hair« o<strong>de</strong>r die »Rocky<br />
Horror Picture Show«. Musik nimmt er als Songs wahr,<br />
fünften Mal verliert«, und das nicht weiter entfernt sein<br />
könnte von <strong>de</strong>r Hemdsärmeligkeit seiner früheren Band. nicht als Genres o<strong>de</strong>r Kriegsschauplätze zwischen Indie<br />
Bedächtig und behutsam irrlichtern Folktraditionen und und Mainstream. All das sind Argumente, die zum Glück<br />
orchestrale Arrangements zwischen Amerika und England einer regionalen Einordnung in Schubla<strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>rstreben,<br />
umher. Entschei<strong>de</strong>n sich aber im Zweifelsfall immer für was <strong>de</strong>r Musik unbedingt guttut. Trotz<strong>de</strong>m: Die Einflüsse<br />
Amerika, für Sli<strong>de</strong>gitarren, für Indietum jüngeren Datums sind stark, sie bestimmen <strong>de</strong>n Charakter, und so antwortet<br />
in Form von emotionalen Scha<strong>de</strong>nsberichten, für Miniaturgeschichten,<br />
für inhaltliche Flapsigkeit. Hinzu kommt ein leben, wie aus <strong>de</strong>r Pistole geschossen und mit freudigem<br />
er auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, in <strong>de</strong>n USA zu<br />
ausgeprägt schräger Humor (Beispiel: Ein Stück über <strong>de</strong>n Grinsen: »Yes, it will happen next year.«<br />
Verlust <strong>de</strong>r Jungfräulichkeit trägt <strong>de</strong>n Titel »I Could Have Text: Lutz Happel / Foto: Nils Ro<strong>de</strong>kamp<br />
Done This Myself«). All das ist in Anbetracht <strong>de</strong>r Produktionsumstän<strong>de</strong><br />
nicht verwun<strong>de</strong>rlich: Hynes nahm über mehrere<br />
Monate gemeinsam mit Mike Mogis auf, Bright-Eyes- <strong>de</strong>: Verlosung <strong>de</strong>r 7-Inch-Single »Tell Me What It’s<br />
Akt. Album »Falling Off The Laven<strong>de</strong>r Bridge« (CD // Domino). Auf intro.<br />
Worth«
11.7. München-Riem Olympia Reitanlage<br />
12.7. St. Goarshausen Freilichtbühne Loreley *15.7. Berlin Kindl-Bühne Wuhlhei<strong>de</strong><br />
www.jackjohnsonmusic.com<br />
Der Vorverkauf hat begonnen<br />
www.brushfirerecords.com<br />
Das neue Album<br />
Sleep Through The Static<br />
erscheint am 1.2.2008<br />
Karten im Vorverkauf EUR 44,00 / *45,20 inkl. Gebühren<br />
Erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen<br />
Online Tickets unter www.tickets.<strong>de</strong>
030 Musik<br />
Hot Chip<br />
WREST<br />
LING M<br />
IT STIL<br />
Wenn jemand dieser Tage die Zuschreibung Konsensact verdient,<br />
dann Hot Chip. Die Londoner Boy-Briga<strong>de</strong> ist nicht erst seit ihrem<br />
umwerfen<strong>de</strong>n Auftritt beim Melt! 2006 ein Garant für viel Spaß an<br />
<strong>de</strong>r Schnittstelle von Indie, Minimal und Popspektakel. Anlässlich<br />
<strong>de</strong>s neuen Albums »Ma<strong>de</strong> In The Dark« besuchte Sebastian<br />
Ingenhoff die Band in London. Fotografiert hat Dominik Gigler.<br />
Alex Mayor sprach mit Green Gartsi<strong>de</strong> über einen weiteren Hot-<br />
Chip’schen Husarenstreich: die Kollaboration mit Scritti Politti.
Alexis Taylor<br />
Musik<br />
031
032 Musik<br />
Wur<strong>de</strong> von KLFs Bill Drummond ins Leben<br />
gerufen. In seinem Manifest auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />
www.nomusicday.com for<strong>de</strong>rt<br />
er die Briten auf, einen Tag lang völlig auf<br />
Musik zu verzichten, die iPods zu Hause<br />
zu lassen und die Stereoanlage auszustöpseln,<br />
um über <strong>de</strong>n Wert von Musik im<br />
Zeitalter totaler Bedu<strong>de</strong>lung nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Zumin<strong>de</strong>st die BBC Scotland hat sich<br />
2007 dran gehalten und am 21. November<br />
24 Stun<strong>de</strong>n lang keine Musik gespielt.<br />
Hot Chip DJ-Top-5<br />
Joe<br />
Sound Stream »Love Jam«<br />
Chic »I Want Your Love<br />
(Todd Terje Edit)«<br />
Sticky »Ina De Dancehall«<br />
Wookie »Scrappy«<br />
Radio Slave »Screaming Hands<br />
(Josh Wink Remix)«<br />
Al<br />
Minimow »Where’s My Pill?«<br />
Audiojack »3 By 4«<br />
Tijana T »This Ain’t Your Momma’s<br />
Minimal!«<br />
Jeff Samuel »I Think They Are Trying<br />
To Say Something«<br />
Marc Romboy vs. Stephan Bodzin<br />
»The Alchemist«<br />
Felix<br />
Gabriel Ananda & Dominik Eulberg<br />
»Supernova«<br />
Riley Reinhold »Lights In My Eyes«<br />
Joel Mull »Harmonautic String«<br />
Detmann / Klock »Places Like This«<br />
Daso »Meine I<strong>de</strong>e«<br />
D<br />
er graue Himmel hängt wie Asche über <strong>de</strong>r<br />
englischen Hauptstadt an diesem mil<strong>de</strong>n<br />
Novembertag. Dunkle Wolken sind in London<br />
natürlich nichts Außergewöhnliches.<br />
Aber irgendwie ist heute alles noch eine Spur grauer als<br />
sonst, und das liegt nicht nur am Himmel: Gestern Abend<br />
hat die englische Fußballnationalmannschaft die Teilnahme<br />
an <strong>de</strong>r Europameisterschaft vergeigt durch ein 2:3 gegen<br />
Kroatien; und das, wo obendrein auch noch No Music<br />
No Music Day<br />
Day war. Da schießt Mla<strong>de</strong>n Petric die Briten mit seinem<br />
Siegtor in <strong>de</strong>n Ha<strong>de</strong>s, und <strong>de</strong>r Stadion-DJ darf nicht mal<br />
das ewig trösten<strong>de</strong> »You’ll Never Walk Alone« spielen, weil<br />
Bill Drummond es ihm verboten hat. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass<br />
man da als Fußballrowdy mit Barhockern um sich wirft.<br />
Man kann nur hoffen, dass die Lage sich bis heute<br />
Abend entspannt haben wird, wenn Hot Chip im Cam<strong>de</strong>ner<br />
Club Electric Ballroom ihr neues Album »Ma<strong>de</strong> In The<br />
Dark« präsentieren. Der Titel passt je<strong>de</strong>nfalls zur Stimmung<br />
wie die berühmte Faust <strong>de</strong>s englischen Hooligans<br />
auf das Auge <strong>de</strong>s EM-Teilnehmers; obwohl man sich in<br />
Cam<strong>de</strong>n Town eher weniger Sorgen um Hooligans machen<br />
muss. Hier gibt es vorwiegend Gothics, Punks, kleine<br />
Teenager-Hipster und umherstreunen<strong>de</strong> Touristen.<br />
Und je<strong>de</strong> Menge Drogenverkäufer. Fast je<strong>de</strong>r Zweite auf<br />
<strong>de</strong>r High Street (!) bietet irgendwas aus seinem Bauchla<strong>de</strong>n<br />
feil. Meistens Marihuana o<strong>de</strong>r Mushrooms. Ich lehne<br />
dankend ab. Einer <strong>de</strong>r Dealer wirkt sichtlich verdutzt,<br />
er kann offenbar nicht glauben, dass ihm ein Typ, <strong>de</strong>r so<br />
aussieht wie ich, eine Abfuhr erteilt. Aber Mushrooms habe<br />
ich nur einmal aus Versehen genommen, weil ich dachte,<br />
es sei Schokola<strong>de</strong>. Amselgleich bin ich durchs Kölner<br />
Nachtleben geflogen und habe nicht wenigen Leuten wirre<br />
Geschichten erzählt. Das muss heute Abend nicht sein.<br />
Schließlich treffe ich nicht William Burroughs, son<strong>de</strong>rn die<br />
<strong>de</strong>rzeit weltbeste Popband.<br />
Digital Recording Heroes<br />
Man neigt schnell dazu, über die Musik <strong>de</strong>r fünf Briten<br />
in Superlativen zu sprechen. Denn für Leute, die sich für<br />
Clubkultur und gute Popsongs gleichermaßen interessieren,<br />
kann es <strong>de</strong>rzeit keine aufregen<strong>de</strong>re Band geben.<br />
Zwei Jahre nach <strong>de</strong>m Meilenstein »The Warning« veröffentlicht<br />
diese nun »Ma<strong>de</strong> In The Dark«.<br />
Bislang sind die Stücke immer in mühevoller Kleinstarbeit<br />
in <strong>de</strong>n Schlafzimmern <strong>de</strong>r Bandmitglie<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>n,<br />
ganz in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r »Digital Recording Heroes«,<br />
ein Begriff, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren auf Eigenbrötler wie<br />
Mike Skinner o<strong>de</strong>r Dizzee Rascal angewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, die<br />
allesamt auf große Studios verzichtet haben. Alexis Taylor<br />
und Joe Gibbard waren bei Hot Chip die frickeln<strong>de</strong>n Masterminds,<br />
die an<strong>de</strong>ren drei eher Schulfreun<strong>de</strong>, die hinzugeholt<br />
wur<strong>de</strong>n, weil man für die anstehen<strong>de</strong>n Touren eine<br />
richtige Liveband zusammenstellen wollte. »Ma<strong>de</strong> In The<br />
Dark« wur<strong>de</strong> nun unter fast gleichberechtigter Mitwirkung<br />
aller zumin<strong>de</strong>st teilweise in einem richtigen Studio aufgenommen.<br />
Einen Produzenten brauchte man selbstre<strong>de</strong>nd<br />
nicht, dazu sind Alexis und Joe viel zu sehr die Kontrollfreaks.<br />
Aber <strong>de</strong>r Gang ins Studio be<strong>de</strong>utete immerhin einen<br />
kleinen Bruch mit <strong>de</strong>r DIY-Philosophie <strong>de</strong>r Band.<br />
Owen Clark<br />
Alexis: Wir haben ein bisschen mit Jonathan Digby gearbeitet,<br />
<strong>de</strong>r auch für unseren Livesound verantwortlich ist. Wir<br />
haben teilweise ohne Overdubs aufgenommen und einfach<br />
alle zusammen gespielt und aufgenommen. Wir hatten einen<br />
Raum mit einer ganz eigenen tollen Akustik. Die I<strong>de</strong>e<br />
war schon, dass wir versuchen, mehr wie eine konventionelle<br />
Band zu agieren, ein bisschen weg von diesem individualistischen<br />
Tüftlerimage. Das war schon an<strong>de</strong>rs als<br />
die Aufnahmen, die wir vorher gemacht hatten.<br />
Ist das nicht eher eine Legen<strong>de</strong>, dass ihr noch nie in einem<br />
richtigen Studio aufgenommen habt, o<strong>de</strong>r war es<br />
wirklich das allererste Mal?<br />
Joe: Wir hatten mal ein paar Sessions für die BBC gemacht<br />
in <strong>de</strong>ren Studios, aber abgesehen davon war es<br />
wirklich das erste Mal. Unsere Arbeitsweise unterschied<br />
sich halt immer signifikant von einer typischen Band. Wir<br />
saßen vor <strong>de</strong>m Computer in meinem o<strong>de</strong>r Alexis’ Zimmer<br />
und haben da gefrickelt. Es war also tatsächlich einigermaßen<br />
revolutionär für uns, so zu arbeiten.<br />
Trotz <strong>de</strong>r etwas professionelleren Aufnahmebedingungen<br />
bleiben die Stücke auf das Wesentliche reduziert. Aber<br />
das Album ist stilistisch noch weiter aufgefächert als die<br />
bei<strong>de</strong>n Vorgänger. Bei nahezu allen musikalischen Genres<br />
wird sich bedient, jenseits aller Kategorien von »gut«<br />
und »böse«: R. Kelly wird ebenso anzitiert wie <strong>de</strong>r Protest-<br />
Countrysänger Willie Nelson o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r opulent-schwülstige<br />
Todd Rundgren; im Opener »Out At Pictures« gibt es Saxofon-Eruptionen,<br />
die an Charlie Parker gemahnen, und<br />
das Stück en<strong>de</strong>t mit einem orgiastisch-entfesselten Geheule,<br />
das in einem Affengehege aufgenommen wor<strong>de</strong>n<br />
zu sein scheint. R’n’B, Postrock, Eurodance, Baile-Funk,<br />
Italo-Disco, alles wird gierig aufgesogen und fleißig verdaut.<br />
Die Zitathaftigkeit und die fehlen<strong>de</strong> Scheu vor Mainstream/Chartsmusik<br />
rückt sie ein bisschen in die Nähe<br />
von Scritti Politti. So überrascht es auch nicht, dass Alexis<br />
Taylor gera<strong>de</strong> ein Album mit <strong>de</strong>ren Bandlea<strong>de</strong>r Green<br />
Gartsi<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren großen Falsettisten <strong>de</strong>r Insel, aufgenommen<br />
hat.<br />
Nichts fin<strong>de</strong>t hier unter <strong>de</strong>m Deckmantel <strong>de</strong>r Ironie<br />
statt. Im Gegenteil. Wie schüchterne Schuljungs nähern<br />
sich die Londoner mit ihren kleinen Synthesizern und Key-
Musik<br />
033<br />
boards <strong>de</strong>r großen Popmusik. Timbaland und die Neptunes,<br />
klar, <strong>de</strong>ren jecke Songinstallationen fin<strong>de</strong>n selbst die<br />
schrägsten Indie-Vögel gut, das ist nicht neu. Mit <strong>de</strong>nen<br />
teilen Hot Chip auch ihre Vorliebe für minimale Soundgerüste<br />
und Equipment aus <strong>de</strong>m Antiquariat. Aber wo Timbaland,<br />
Timberlake und Konsorten zu <strong>de</strong>n coolen Klängen<br />
stets ihre dicken Eier raushängen lassen, singen Hot Chip<br />
immer aus <strong>de</strong>r Warte <strong>de</strong>r Schwachen und Komischen. Allein<br />
schon Alexis’ androgyne Stimme verkörpert im Prinzip<br />
das krasse Gegenteil von Machismo. Alex: »So klingt<br />
meine Stimme nun mal. Wenn du schon Androgynität ansprichst,<br />
gilt es, auch Prince als sehr wichtigen Einfluss<br />
zu nennen. Wobei ich mich natürlich nicht mit ihm vergleichen<br />
will. Er hat eine unglaubliche Stimme. Mir hat man<br />
auch schon öfter erzählt, ich wür<strong>de</strong> singen wie auf einer<br />
frühen Scritti-Politti-Platte, es scheint da tatsächlich Ähnlichkeiten<br />
zu geben, obwohl das eine Band ist, die ich erst<br />
viel später ent<strong>de</strong>ckt habe. Klar, ich bin sehr an Androgynität<br />
interessiert, daran, mit einer an<strong>de</strong>ren Gen<strong>de</strong>rperspektive<br />
zu spielen.«<br />
Androgynität als Strategie gegen die normative Macht<br />
von Geschlechterhierarchien. Ein Satz wie aus <strong>de</strong>m Judith-Butler-Proseminar.<br />
Ist natürlich alles nicht neu und<br />
hat in England durchaus Tradition. Man <strong>de</strong>nke nur an David<br />
Bowie, Placebos Brian Molko o<strong>de</strong>r Sue<strong>de</strong>s Brett An<strong>de</strong>rson,<br />
Mitte <strong>de</strong>r Neunziger Traummann aller, also geschlechtsunabhängig.<br />
Bei Hot Chip ist es jedoch die Musik<br />
an sich, dieser ganze Anti-Rockgestus, welcher Androgynität<br />
vermittelt, nicht irgen<strong>de</strong>ine Frisur o<strong>de</strong>r ein campy ≥<br />
Al Doyle<br />
Hot Chip & Matthew Dear<br />
MEHR FÜR SICH<br />
Der in Texas aufgewachsene Matthew Dear veröffentlicht<br />
unter zahlreichen Pseudonymen Techno- und Electronica-Platten<br />
auf renommierten Labels wie Ghostly International,<br />
M_nus, Spectral o<strong>de</strong>r Perlon. Sein letztes Album<br />
»Asa Breed« gehört zu <strong>de</strong>n wichtigsten Electronica-Alben<br />
von 2007. Im Februar wird er Hot Chip auf <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />
England-Tour begleiten. Die Briten ihrerseits vere<strong>de</strong>lten<br />
letztes Jahr Matthews Stück »Don And Sherri« durch<br />
einen ziemlich spektakulären Remix.<br />
Wie kam es eigentlich zu <strong>de</strong>m Hot-Chip-Remix von »Don<br />
And Sherri«, <strong>de</strong>r ja streng genommen eher eine Coverversion<br />
ist? Ich hatte unter meinem Pseudonym Audion<br />
mal einen Remix für sie gemacht zu <strong>de</strong>m Song »No Fit State«,<br />
so sind wir in Kontakt gekommen. Ja, du hast natürlich<br />
recht. Ihre Bearbeitung von »Don And Sherri« ist eigentlich<br />
mehr ein Cover, was ich aber sehr toll fin<strong>de</strong>. Das<br />
wäre für mich auch <strong>de</strong>r nächste konsequente Schritt, was<br />
Remixarbeiten für an<strong>de</strong>re Künstler angeht.<br />
Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen dir und Hot<br />
Chip bezüglich <strong>de</strong>s Songwritings. Ihr kombiniert bei<strong>de</strong><br />
Elemente aus <strong>de</strong>r minimal-elektronischen Musik mit<br />
klassischen, teils folkigen Popsongs. Ist es für dich von<br />
Vorteil, vollkommen alleine zu arbeiten und nicht ständig<br />
vier Leute um dich zu haben, die alle ihre eigenen<br />
I<strong>de</strong>en einbringen wollen? O<strong>de</strong>r brauchst du nicht auch<br />
manchmal jeman<strong>de</strong>n mit dir im Studio, gewissermaßen<br />
als Regulativ? Nein, ich glaube, ich bin mit meiner Arbeit<br />
alleine gera<strong>de</strong> ganz glücklich. Ich habe ja auch schon mit<br />
an<strong>de</strong>ren Leuten im Studio gearbeitet, damit aber nicht so<br />
tolle Erfahrungen gemacht. Ich kann mich so viel mehr<br />
auf bestimmte Details konzentrieren, ich arbeite präziser.<br />
Ich muss mich nicht um jeman<strong>de</strong>n kümmern, <strong>de</strong>r eine<br />
Hi-Hat an<strong>de</strong>rs gesetzt haben möchte o<strong>de</strong>r irgendwas<br />
gepitcht o<strong>de</strong>r umdisponiert.<br />
Was kann man von dir in naher Zukunft erwarten? Arbeitest<br />
du schon wie<strong>de</strong>r an einem neuen Album? Ich arbeite<br />
immer an neuer Musik, <strong>de</strong>mnächst soll wie<strong>de</strong>r eine<br />
Mini-LP erscheinen. 2008 wer<strong>de</strong> ich mich wie<strong>de</strong>r mehr<br />
meinem Audion-Projekt widmen, es sind auch einige Remixe<br />
angefragt wor<strong>de</strong>n. Und »Asa Breed« ist ja auch noch<br />
nicht richtig durch.
034 Musik ≥<br />
Kraftwerk-Remix<br />
Kraftwerk baten Hot Chip unlängst um<br />
zwei Remixe für Stücke ihres »Tour De<br />
France«-Albums. Alexis und Joe remixten<br />
»Aerodynamik«, die Minimal-Techno-affinen<br />
Al Doyle und Felix Martin kümmerten<br />
sich um »La Forme«.<br />
Terry Riley<br />
Kalifornischer Komponist, in <strong>de</strong>n Sechzigern<br />
Vorreiter <strong>de</strong>r Minimal-Bewegung.<br />
Seine frühen Kompositionen sind hypnotisch,<br />
minimalistisch und repetitiv, Bands<br />
wie Robert Wyatts The Soft Machine o<strong>de</strong>r<br />
Tangerine Dream wären ohne <strong>de</strong>n Einfluss<br />
Rileys wohl un<strong>de</strong>nkbar.<br />
Bühnenoutfit. Ähnlich ist das auch bei Robert Wyatt,<br />
optisch zunächst ein, sagen wir, eher unandrogyner Typ,<br />
aber im stimmlichen Ausdruck so effeminiert und zerbrechlich,<br />
dass Brian Molko sich dagegen wie <strong>de</strong>r letzte<br />
Brüllaffe ausnimmt. Mit Robert Wyatt wird es <strong>de</strong>mnächst<br />
sogar eine Kollaboration geben. Dessen Label Domino bat<br />
die Jungs nämlich um einen Remix für <strong>de</strong>n Meister. Alexis:<br />
»Das ist für uns ähnlich spannend wie die Sache mit<br />
Kraftwerk, weil wir Riesenfans sind. Er hat ein Discostück<br />
mit einem französischen Produzenten aufgenommen,<br />
das sehr weird klingt, sehr untypisch für Robert Wyatt.<br />
Sie haben uns gefragt, ob wir das remixen möchten.<br />
Das ist schon ein Traum.«<br />
I’m a joker<br />
Alexis und Joe sitzen in <strong>de</strong>m kleinen Backstageraum <strong>de</strong>s<br />
Electric Ballroom und sind sichtlich erregt, weil sie in ein<br />
paar Stun<strong>de</strong>n zum ersten Mal das neue Material vor Publikum<br />
spielen wer<strong>de</strong>n. Das Londoner Publikum ist ten<strong>de</strong>nziell<br />
schwierig, das wissen die bei<strong>de</strong>n, und es soll sich<br />
später bewahrheiten. Das hat natürlich im Wesentlichen<br />
damit zu tun, dass keiner <strong>de</strong>r Anwesen<strong>de</strong>n die neuen Stücke<br />
kennt und Hot Chip auch auf einige ihrer Hits verzichten.<br />
Irgendwie will <strong>de</strong>r Funke nicht so ganz überspringen.<br />
Bei »Over And Over« rasten die Leute zwar kurzzeitig aus,<br />
ansonsten wird aber eher gemütlich gewippt.<br />
Das weiß Alexis Taylor zu diesem Zeitpunkt natürlich<br />
noch nicht und zupft sich erst einmal seine pinke, mit neonfarbenen<br />
Ranken drapierte Jogginghose zurecht. Die<br />
Hose wirkt ähnlich obskur wie sein Outfit in <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>o zu<br />
»Ready For The Floor«. In dieser offenkundigen Tim-Burton-Hommage<br />
ist er als knallbuntes Hybridwesen aus <strong>de</strong>n<br />
Batman-Intimfein<strong>de</strong>n Riddler und Joker verklei<strong>de</strong>t und verarscht<br />
seine Bandmitglie<strong>de</strong>r am laufen<strong>de</strong>n Band.<br />
Sein etwas eigener Humor, <strong>de</strong>n man schon von <strong>de</strong>n Texten<br />
her gewohnt ist, kommt zum Beispiel auch raus, wenn<br />
man wissen möchte, was <strong>de</strong>nn dran sei an <strong>de</strong>m Gerücht,<br />
dass <strong>de</strong>r Song »Ready For The Floor« ursprünglich als Auftragsarbeit<br />
für Kylie Minogue gedacht gewesen sei. Alexis:<br />
Eigentlich hatte sie ein paar Stücke für uns geschrieben,<br />
aber die haben uns nicht wirklich gefallen, also haben<br />
wir das Ganze gelassen. Sie möchte jetzt auch ein bisschen<br />
mehr in diese Produzentenrichtung, aber das war<br />
nicht so ergiebig für uns. Das waren so Industrialstücke,<br />
so ein bisschen Richtung Nine Inch Nails. Aber wir geben<br />
ihr noch eine Chance. Vielleicht hat sie <strong>de</strong>mnächst ja mal<br />
ein paar bessere I<strong>de</strong>en.<br />
Und nun mal im Ernst, warum hat das nicht geklappt?<br />
A: Na ja, wir mochten halt ihre Songs nicht. [allgemeines<br />
Gelächter] Nein, im Ernst, wir haben nie mit ihr gearbeitet,<br />
wir hatten wirklich nie mit ihr zu tun.<br />
J: Es steckt immerhin ein kleines Fünkchen Wahrheit<br />
in <strong>de</strong>r Geschichte. Derjenige, <strong>de</strong>r zurzeit Songs für sie<br />
schreibt, war mal lose mit uns in Kontakt und hat was in<br />
die Richtung losgelassen, von wegen, wir könnten doch<br />
ein Stück für Kylie produzieren, das wäre eine gute I<strong>de</strong>e.<br />
Aber wir hatten bisher einfach keine Zeit dafür und haben<br />
auch nie wie<strong>de</strong>r was davon gehört. Es hat sich dann<br />
halt im San<strong>de</strong> verlaufen.<br />
Euer neues Album ist noch ein bisschen eklektischer als<br />
die bei<strong>de</strong>n Vorgänger. Was habt ihr hauptsächlich gehört<br />
während <strong>de</strong>r Arbeiten zu »Ma<strong>de</strong> In The Dark«?<br />
A: Ich habe sehr viel Terry Riley gehört. Aber auch Songwriter<br />
wie Willie Nelson, Paul Simon. Stevie Won<strong>de</strong>r. Richtige<br />
Clubmusik diesmal eigentlich eher weniger.<br />
J: Es gab in letzter Zeit viele Re-Edits alter Disco stücke<br />
Joe Gibbard<br />
von Leuten wie Todd Terje, diese ganze Cosmic-Disco-<br />
Schiene gefällt mir sehr, auch ein bisschen Dubstep, das<br />
neue Burial-Album habe ich in <strong>de</strong>n letzten Wochen rauf<br />
und runter gehört. Und auch Technokram von Leuten wie<br />
Gui Boratto o<strong>de</strong>r Gabriel Ananda.<br />
A: Oberflächlich gesehen ist da natürlich erst mal eine<br />
enorme stilistische Lücke zwischen <strong>de</strong>m, was Joe gera<strong>de</strong><br />
aufgezählt hat, und <strong>de</strong>m, was ich höre ...<br />
Ein stilistisches Wrestling ... [Angeblich haben Alexis und<br />
Joe sich auf <strong>de</strong>m Schulhof erst mal geprügelt bzw. miteinan<strong>de</strong>r<br />
»gewrestlet«, bevor sie Freun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n]<br />
A: [lacht] Genau. Aber jemand wie Terry Riley hat im Prinzip<br />
ja auch elektronische Musik gemacht in <strong>de</strong>n Sechzigern,<br />
er war sehr interessiert an Rhythmus und Minimalismus,<br />
ich fin<strong>de</strong> es interessant, so was mit Housemusik<br />
zu vergleichen, weil es da von <strong>de</strong>r Struktur her einfach<br />
ziemlich viele Ähnlichkeiten gibt, auch wenn kein House-<br />
DJ dieser Welt Terry Riley auflegen wür<strong>de</strong>.<br />
Griechisch-römisch, super-sonisch<br />
Natürlich wür<strong>de</strong> es nieman<strong>de</strong>n verwun<strong>de</strong>rn, wenn Alexis<br />
tatsächlich auf einer Houseparty Platten von Terry Riley<br />
spielte und damit die Hedo-Crowd verstörte. Ähnlich, wie<br />
Joe damals in <strong>de</strong>r Berliner Panorama Bar die Minimal-Techno-Fraktion<br />
aufgewühlt hat, als er um sieben Uhr morgens<br />
im Rausch R’n’B auflegte und sich wun<strong>de</strong>rte, wieso die bis<br />
dahin so friedlich Tanzen<strong>de</strong>n plötzlich laut buhten.<br />
Doch auch wenn sie stilistische Barrieren beim Auflegen<br />
wie beim Produzieren stets überhüpfen, sind Hot Chip<br />
natürlich nicht die radikalste Band, wie mancherorts geschrieben<br />
wird. Ihre Stücke sind keine bloßen Samplingorgien<br />
und Song<strong>de</strong>konstruktionen, son<strong>de</strong>rn Electropopsongs,<br />
die mit Versatzstücken aus <strong>de</strong>r Pophistorie spielen.<br />
Bestenfalls wird nachgespielt statt gesampelt, wie bei<br />
<strong>de</strong>m Song »The Wrestlers«, <strong>de</strong>r wie bereits angesprochen<br />
auf <strong>de</strong>r Hookline <strong>de</strong>s R.-Kelly-Stücks »I’m A Flirt« basiert.
Musik<br />
035<br />
Im En<strong>de</strong>ffekt geht es aber immer um <strong>de</strong>n eigenständigen<br />
Song. An<strong>de</strong>rs als viele <strong>de</strong>rzeitige Indie-Tanzbands wissen<br />
Hot Chip auch, dass ein guter Popsong, <strong>de</strong>r im Club funktionieren<br />
soll, mehr braucht als ein cooles Gang-Of-Four-<br />
Schlagzeug. Alle Bandmitglie<strong>de</strong>r legen nebenbei regelmäßig<br />
in Clubs auf, Felix Martin und Al Doyle haben sich<br />
dabei auf minimaleren Techno spezialisiert, die Sets von<br />
Joe und Alexis bieten immer einen, nun ja, interessanten<br />
Stilmix. Neuerdings veranstalten sie in verschie<strong>de</strong>nen,<br />
stets wechseln<strong>de</strong>n kleineren Locations eine Partyreihe<br />
namens »Greco Roman Sonic International Wrestling«.<br />
Dort wer<strong>de</strong>n neue Hot-Chip-Stücke ausprobiert, befreun<strong>de</strong>te<br />
DJs wie Busy P, Jesse Rose o<strong>de</strong>r Noze legen mit auf,<br />
und es gibt eine auf die Party abgestimmte 12-Inch-Reihe,<br />
die man sich auf <strong>de</strong>r zugehörigen MySpace-Seite anhören<br />
kann. Anspieltipp ist das ziemlich durchgeknallte »Oi<br />
Berlin« von Jesse Rose, das klingt wie Green Velvet nach<br />
einer sehr großen Line Speed. Die fünf Londoner sind also<br />
gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r schwer beschäftigt: produzieren, remixen,<br />
auflegen, auf Tour gehen. Und nebenbei haben sie mit<br />
»Ma<strong>de</strong> In The Dark« noch gewissermaßen die Blaupause<br />
für elektronische Popmusik 2008 geschaffen.<br />
Auf Tour vom 08.-11.03. Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung<br />
<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />
Hot Chip<br />
Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />
CD // Emi<br />
Felix Martin<br />
Hot Chip & Scritti Politti<br />
HOT POLITTI<br />
Wie kam es zu diesem Zusammentreffen <strong>de</strong>r Giganten?<br />
Alexis ist ein Scritti-Fan. Wir haben uns in einem lokalen<br />
Pub getroffen, ich hatte gera<strong>de</strong> eine Biz-Markie-Puppe aus<br />
Japan geschickt bekommen und habe sie rumgezeigt. Hm,<br />
rückblickend muss ich sagen, dass ich ihn nie gefragt habe,<br />
warum er in meinem Pub abhing, er lebt ja Meilen entfernt,<br />
aber es hat sofort gefunkt zwischen uns. Wir haben<br />
ähnliche Vorlieben, generell – und ich mochte »Over And<br />
Over« sehr, als ich es zum ersten Mal im Radio hörte.<br />
Wenn du in <strong>de</strong>r Vergangenheit mit an<strong>de</strong>ren Musikern kooperiert<br />
hast, dann, um dich vom Kernsound von Scritti<br />
Politti zu entfernen. Ist das auch diesmal <strong>de</strong>r Fall? Eigentlich<br />
nein. Obwohl Alexis natürlich eine neue Arbeitsform<br />
mit einbringt, auch eine, die sich für uns bei<strong>de</strong> neu anfühlt.<br />
Ach, es ist eh so schwer zu sagen, wer was einbringt ...<br />
Ich habe ja bislang nur zwei Stücke hören können. Wie<br />
wür<strong>de</strong>st du das Album, an <strong>de</strong>m ihr arbeitet, generell beschreiben?<br />
Nun, es ist genau genommen noch keines. Es<br />
sind nur Puzzlestücke, unfertige Brocken. Das Signifikante<br />
bislang sind eher akustische Parts, die sehr einfach gehalten<br />
sind. Mein bisheriges Lieblingsstück klingt, als wür<strong>de</strong>n<br />
Jo<strong>de</strong>ci <strong>de</strong>n Solo Lennon treffen. Na ja, in <strong>de</strong>r Art eben. Das<br />
Problem ist <strong>de</strong>rzeit, genug Zeit zu fin<strong>de</strong>n, um alles zu been<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kommt, dass wir, obwohl wir uns so ähnlich<br />
sind, sehr viel diskutieren, wie es klingen soll.<br />
Es ist zu hören, dass auch ein neues Scritti-Politti-Album<br />
kurz vor <strong>de</strong>r Vollendung steht. Ja. Eigentlich sollte<br />
es ein straightes Discoalbum wer<strong>de</strong>n, aber irgendwo im<br />
Prozess hat mich Disco dann zu langweilen begonnen, sodass<br />
es <strong>de</strong>rzeit sehr heterogen rumliegt. Was ja kein so<br />
schlechter Zustand ist. Ich muss mich jetzt zusammenreißen<br />
und das Zeug zu einem En<strong>de</strong> bringen. Vielleicht mach<br />
ich auch so was wie gestern beim Konzert. [Da rappte er zu<br />
<strong>de</strong>n Sounds eines Casio-Rapman, während das Publikum<br />
das traditionelle britische »Pass The Parcel« spielte, bei<br />
<strong>de</strong>m Bücher und Ähnliches verschenkt wur<strong>de</strong>n.]<br />
Was magst du an Hot Chip? Ich mag die Intelligenz, die ihren<br />
Songs anhaftet, und das Verspielte, die Liebe für Popmusik,<br />
die man spüren kann, die Sensibilität für Melodien,<br />
<strong>de</strong>n guten Geschmack, das breit gestreute Interesse <strong>de</strong>r<br />
Jungs, dass sie für so viele Einflüsse offen sind.<br />
Interview: Alex Mayor / Übersetzung: Thomas Venker
036 Musik<br />
Eurosonic 2008<br />
CHECK<br />
T DAS,<br />
NEUE BANDS<br />
Was Amerika sein CMJ o<strong>de</strong>r South By Southwest ist, trägt in Europa <strong>de</strong>n Namen Eurosonic:<br />
250 zumeist neue Bands stellen sich alljährlich im Januar einem kritischen Publikum<br />
aus A&Rs, Bookern, Journalisten und Fans. Dafür wird im ziemlich beschaulichen<br />
Groningen je<strong>de</strong>r noch so kleine Platz zur Bühne umfunktioniert: Theater, kleine Kneipen<br />
o<strong>de</strong>r die örtliche Musikschule. Mittlerweile ist ein gelungener Gig beim Eurosonic die<br />
beste Visitenkarte für Bands, um sich auf <strong>de</strong>n lukrativen Slots <strong>de</strong>r großen Sommerfestivals<br />
zu platzieren. Auch dieses Jahr stellten sich unzählige Bands <strong>de</strong>r Kritik – Christian<br />
Steinbrink und Daniel Koch lichten für <strong>Intro</strong> das Feld. Online gibt es exklusiv zusätzliche<br />
Interviews mit The Whip und Kissy Sell Out.
Musik<br />
037<br />
CLARA LUZIA<br />
Gesehen: Grand Theatre Up, 11.01.<br />
Im Netz: www.myspace.com/claraluzia<br />
Das Wichtigste: Clara Luzia ist <strong>de</strong>r Vorname von Clara Luzia<br />
Maria Humpel, es ist aber auch <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>r Band, <strong>de</strong>r<br />
sie vorsteht. Die Wiener operieren mit <strong>de</strong>m eigenen Label<br />
Asinella Records, haben ihr zweites Album En<strong>de</strong> letzten<br />
Jahres über die Kölner Plattenfirma Unterm Durchschnitt,<br />
aber auch in Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz veröffentlicht.<br />
Tolle Folksongs, wun<strong>de</strong>rvoll arrangiert und getextet, betörend<br />
schön besungen.<br />
Liebstes Album 2007: Captain Planet »Wasser kommt<br />
Wasser geht« (Unterm Durchschnitt)<br />
Band / KünstlerIn für 2008: Gisbert zu Knyphausen<br />
Akt. Album: »The Long Memory« (Asinella)<br />
Ihr habt jetzt hier gespielt und wohl nicht wahnsinnig viel<br />
Zeit gehabt, euch an<strong>de</strong>re Bands anzuschauen. Wen hättest<br />
du gern gesehen? Clara Luzia Maria Humpel: Get Well<br />
Soon. Überall liest man von diesem Wun<strong>de</strong>rkind. Ich hätte<br />
ihn mir gern angeschaut, um zu wissen, ob das wirklich ein<br />
Wun<strong>de</strong>rkind ist. Außer<strong>de</strong>m Killed By 9V Batteries.<br />
Letztes Jahr habt ihr eure erste Deutschland-Tour gespielt.<br />
Wie war’s? Super. Wir haben nicht die geringste<br />
Ahnung, woher all die Besucher uns eigentlich kannten.<br />
Nur die Gagen sind in Deutschland <strong>de</strong>utlich schlechter<br />
als in Österreich.<br />
Man kann <strong>de</strong>n Eindruck bekommen, dass Clara Luzia<br />
stark nach DIY-Prinzipien agieren. Wie wichtig ist diese<br />
Ethik wirklich für euch? Na ja, <strong>de</strong>r Eindruck entsteht<br />
wohl, weil ich ein ziemlicher Kontroll-Freak bin. Generell<br />
mag ich es, eigene Netzwerke zu haben, nicht immer so<br />
abhängig von an<strong>de</strong>ren zu sein. Bei großen Plattenfirmen<br />
geht es nun mal darum, möglichst viele Einheiten zu verkaufen,<br />
und das ist nicht meine oberste Priorität. Deswegen<br />
war es sehr schnell klar, dass wir unser eigenes<br />
Label machen.<br />
Ihr wur<strong>de</strong>t vom österreichischen Musikfonds geför<strong>de</strong>rt.<br />
Wie sieht diese För<strong>de</strong>rung aus, und wie ist sie zu bewerten?<br />
Natürlich ist das eine Hilfe, man kann aber schon über<br />
die Abwicklung streiten. Sie wollen gut produzierte Platten<br />
in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n stehen haben, för<strong>de</strong>rn das auch, es gibt<br />
aber keine Mittel für Promotion, was sehr wichtig wäre.<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt es absur<strong>de</strong>rweise keine Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>n Radios. So kommt es, dass viele tolle Platten<br />
in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n stehen, aber niemand davon weiß.<br />
Das Interview führte<br />
Christian Steinbrink<br />
Foto: Michael Nemeskal<br />
I DA MARIA<br />
Gesehen: Huis <strong>de</strong> Beurs, 10.01.<br />
Im Netz: www.myspace.com/idamaria<br />
Das Wichtigste: Die gebürtige Norwegerin lebt mit ihrem<br />
Freund in einem Haus in <strong>de</strong>r Nähe von Stockholm und betreibt<br />
von dort das Label Nesna Records – benannt nach<br />
<strong>de</strong>m Dorf, in <strong>de</strong>m sie aufgewachsen ist. Trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
weil sie in Bergen und Uppsala Musik studiert hat, ist<br />
ihr Sound alles an<strong>de</strong>re als verkopft: hittiger Punkpop mit<br />
freizügigen Texten und einer Stimme, die klingt, als hätte<br />
sie erst gestern Björk unter <strong>de</strong>n Tisch gesoffen.<br />
Liebste Band 2007: Wilco<br />
Band / KünstlerIn für 2008: Hanne Hukkelberg<br />
Akt. Album: »I Like You So Much Better When You’re<br />
Naked« (erscheint Mitte 2008 via Red Ink / SonyBMG)<br />
Wir sind fast ein wenig spät für <strong>de</strong>n Newcomer-Check.<br />
Scheint ja momentan viel zu passieren in <strong>de</strong>iner Karriere,<br />
du hast einen Major-Deal, Radio One spielt <strong>de</strong>ine<br />
Singles. Wie fühlt man sich dabei?<br />
Ida Maria: Ich <strong>de</strong>nke, es läuft gera<strong>de</strong> gut – in Schwe<strong>de</strong>n<br />
und Norwegen sowieso, in England auch. Für mich geht’s<br />
aber weiter darum, sich <strong>de</strong>n Spaß zu bewahren. Ich war bis<br />
gestern im Weihnachtsurlaub, und jetzt sitze ich hier und<br />
<strong>de</strong>nke: »Das ist mein Job? Wow!« Das alles hier ist gera<strong>de</strong><br />
viel entspannter als <strong>de</strong>r Urlaub. Da wur<strong>de</strong> ich je<strong>de</strong>n Tag<br />
mit Braten gemästet – DAS war harte Arbeit.<br />
Das Eurosonic ist ja nett, aber auch seltsam, weil man<br />
vor all diesen Business-Nasen spielen muss, o<strong>de</strong>r?<br />
Ich liebe es, vor Business-Leuten zu spielen! Das beste<br />
Publikum, das es gibt! Du weißt ganz genau, was du<br />
kriegst: Typen mit verschränkten Armen und diesem Blick,<br />
<strong>de</strong>r sagt: »Ich kenne das next big thing – und DU bist’s<br />
nicht!« Aber tief im Inneren wollen sie, dass ihnen einmal<br />
<strong>de</strong>r Stock aus <strong>de</strong>m Arsch fällt und sie so richtig abgehen<br />
können. Das ist die große Herausfor<strong>de</strong>rung für mich: Sie<br />
genau an diesen Punkt zu bringen.<br />
Deine Band steht ja in dieser Besetzung schon länger.<br />
Wird Ida Maria langsam zum Bandprojekt?<br />
Wir arbeiten gemeinsam am Sound, aber die Songs sind<br />
schon meine. Ich glaube, ich bin da eine sehr toughe Diktatorin.<br />
Bin ich doch, o<strong>de</strong>r?<br />
Band: Yes, Ma’am!<br />
Jetzt dürft ihr sicher ein Bier mehr trinken.<br />
Genau. Das habt ihr euch verdient. Und die »Spanking<br />
Session« nach <strong>de</strong>r Show lass ich gnädigerweise auch<br />
mal ausfallen.<br />
Das Interview führte Daniel Koch
038 Musik<br />
SOKO<br />
JAKOBINARINA<br />
Gesehen: Vera, 10.01.<br />
Im Netz: www.myspace.com/jakobinarina<br />
Das Wichtigste: Sechs smarte isländische Jungspun<strong>de</strong>,<br />
gera<strong>de</strong> mal volljährig, die sich zwar auch am zackigen New<br />
Wave vergreifen, aber durch geistreiche bis zynische Text<br />
glänzen. In »This Is An Advertisement« singen sie z. B.: »We<br />
would even change our name to The Coca-Cola Band – just<br />
to get our pockets filled!« Genau so macht man’s heute.<br />
Starthilfe gab Sigur-Rós-Sänger Jónsi, <strong>de</strong>r jahrelang ungefragt<br />
ihren Bandnamen droppte – die alte Plau<strong>de</strong>rtasche.<br />
En<strong>de</strong> letzten Jahres tourte das Sextett mit <strong>de</strong>n Kaiser<br />
Chiefs durch Europa.<br />
Liebste Band 2007: Man hat Can, Bowie und Blue-Note-<br />
Jazz für sich ent<strong>de</strong>ckt.<br />
Band / KünstlerIn für 2008: Mugison<br />
Akt. Album: »The First Crusa<strong>de</strong>« (12 Tónar / Cargo)<br />
Wie lief <strong>de</strong>nn für euch die Kaiser-Chiefs-Tour?<br />
G: Eine tolle Erfahrung. Wir haben sehr gutes Feedback bekommen,<br />
von <strong>de</strong>n Kaiser Chiefs und auch vom Publikum.<br />
Und ich konnte <strong>de</strong>n Jungs endlich mal Deutschland zeigen.<br />
Ich habe ja acht Jahre in Lübeck gewohnt, weil mein<br />
Vater da gearbeitet hat.<br />
Ihr seid noch recht jung. Auf <strong>de</strong>r Bühne hat man euch<br />
gestern angesehen, dass ihr Spaß hattet. Hält sich <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>nn auch im Alltagsgeschäft, o<strong>de</strong>r merkt ihr schon<br />
manchmal: Bandsein ist scheiß-harte Arbeit?<br />
H: Schon. Einige Tage sind wirklich schlimm. Man ist übermü<strong>de</strong>t.<br />
Verkatert. Geschlaucht. Live-Spielen ist super. Promo<br />
geht noch. Aber die langen Reisen können einen killen,<br />
wenn man nicht aufpasst. Das lernt man sehr schnell.<br />
G: Außer<strong>de</strong>m weiß man, dass man immer alles geben muss<br />
– auch wenn es einem mal persönlich nicht so gut geht,<br />
darf man ja die Band nicht hängen lassen. Diese Loyalität<br />
ist bei uns sehr ausgeprägt: Vielleicht, weil wir schon<br />
zusammen spielen, seit wir vierzehn sind.<br />
Was sind eure Pläne für die kommen<strong>de</strong>n Monate?<br />
G: Da kommt viel Arbeit auf uns zu. Konzerte und Releases<br />
in Europa, in Amerika, Japan, Australien.<br />
Sorry, ich kann’s mir nicht länger verkneifen, aber wir<br />
müssen jetzt mal über Haarschnitte sprechen. Bei euch<br />
hat je<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren: Stachel, Tolle, <strong>de</strong>n klassischen<br />
»Prinz Eisenherz«. Ist das Konzept?<br />
G (Tolle): Das glaubt nicht wirklich einer, o<strong>de</strong>r?<br />
H (Eisenherz): Nein. Das überlegt sich schon je<strong>de</strong>r für<br />
sich.<br />
Das Interview führte Daniel Koch<br />
Gesehen: De Spieghel, 11.01.<br />
Im Netz: www.myspace.com/mysoko<br />
Das Wichtigste: In Berlin gab es im Radio kein Entkommen<br />
vor Sokos »I’ll Kill Her«. Niedlich klingen<strong>de</strong>r Pop mit Ukulele<br />
und gesungenen Mordfantasien. Weitere Themengebiete:<br />
feuchte Träume und das Gefühl, schwanger zu sein, wenn<br />
man doch bloß einen lauten Furz quersitzen hat. Liebeslie<strong>de</strong>r<br />
kann sie aber auch. Die Französin heißt eigentlich<br />
Stéphanie Sokolinski, ist in ihrer Heimat eine erfolgreiche<br />
Jungschauspielerin und dreht just in diesem Moment mit<br />
Gérard Depardieu einen Kinofilm.<br />
Liebste Band 2007: I’m From Barcelona<br />
Band / KünstlerIn für 2008: Gentlemen Driver aus Paris<br />
<strong>Als</strong> du in Berlin warst, stand ein großer Popstar (Herbert<br />
Grönemeyer) im Publikum, Jared Leto war anwesend,<br />
und man konnte dich als Veranstaltungstipp in <strong>de</strong>r Vanity<br />
Fair lesen. Wun<strong>de</strong>rst du dich nicht manchmal selbst<br />
darüber? Stéphanie: Ja, ständig. Ich frag mich manchmal,<br />
womit ich das eigentlich verdient habe. Warum mögen die<br />
mich alle? Auch diese Stars. Ich weiß es nicht. Und dann<br />
passieren so Dinge, dass Stella McCartney bei meinem<br />
Manager anruft, weil ich mit meiner Ukulele auf ihrem Geburtstag<br />
auftreten soll. Das ist doch Irrsinn.<br />
Heute Abend wer<strong>de</strong>n viele wichtige Business-Leute im<br />
Publikum sein. Denkst du über so was nach? Ich hatte<br />
einen meiner schönsten Auftritte vor vier sitzen<strong>de</strong>n Emi-<br />
Leuten. Am En<strong>de</strong> habe ich sie dazu gebracht, mit mir zu<br />
singen und zu tanzen. Sie waren wie Kin<strong>de</strong>r. Seit<strong>de</strong>m mache<br />
ich mir keine Sorgen mehr darüber.<br />
Man kann bisher nur <strong>de</strong>ine »Not So Kute«-EP bei iTunes<br />
bekommen ... Ja, lei<strong>de</strong>r. Ich muss <strong>de</strong>nen mal sagen, dass<br />
sie die nicht mehr verkaufen sollen.<br />
Warum das <strong>de</strong>nn? Sie klingt scheiße.<br />
Stimmt. So glatt. Darauf wollte ich hinaus. Deine einfach<br />
mal so geklampften Demos klingen viel besser und<br />
passen eher zu <strong>de</strong>n manchmal recht krassen Texten.<br />
Das Problem war: Ich kann ja erst seit ein paar Monaten<br />
meine Songs selbst spielen. Ich habe mich damals<br />
zu sehr auf Leute verlassen, die meinen, sie wüssten, wie<br />
ich klingen soll.<br />
Im Song »Love You More« singst du: »I’ll never love you<br />
more than the drummer of the Flaming Lips.« Ist Wayne<br />
nicht viel toller? Wayne ist klasse. Aber <strong>de</strong>r hat ja immer<br />
seine Frau im Schlepptau. Und Steve – ach, ich war<br />
mal richtig verschossen in ihn ...<br />
Das Interview führte Daniel Koch
LITTLE DRAGON<br />
Gesehen: Het Parlement, 11.01.<br />
Im Netz: www.myspace.com/yourlittledragon<br />
Das Wichtigste: Bisher sind Little Dragon vor allem durch<br />
ihre Engagements bei José González und Koop in Erscheinung<br />
getreten. Ihr eigenes, 2007 auf Peacefrog veröffentlichtes<br />
Debütalbum erhielt zwar <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Schallplattenkritik, ansonsten aber ungerecht wenig Aufmerksamkeit.<br />
Im Frühjahr wird die schwedische Band nun<br />
erstmals in Deutschland auf Tour gehen und bald auch ihr<br />
zweites Album veröffentlichen, das wie<strong>de</strong>r zwischen Folk,<br />
Jazz und Elektronik à la Dani Siciliano changiert.<br />
Liebste Band 2007: Death Vessel<br />
Band / KünstlerIn für 2008: Watch out for the Dragon!<br />
Akt. Album: »Little Dragon« (Peacefrog)<br />
Ihr seid direkt aus Neuseeland eingeflogen. Habt ihr<br />
schon einen Eindruck vom Eurosonic gewonnen? Little<br />
Dragon: Ein wenig. Vorhin fuhren wir mit mehreren Bands<br />
in einem Bus in die Stadt. Der Busfahrer hielt auf einem<br />
Platz und meinte: »Hier wer<strong>de</strong>t ihr spielen!« Alle Bands<br />
waren verwirrt und mussten sich von <strong>de</strong>m Fahrer erst die<br />
Richtung zu <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> zeigen lassen, in <strong>de</strong>m ihr Venue<br />
sein sollte.<br />
Ihr habt <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Schallplattenkritik gewonnen,<br />
obwohl ihr in Deutschland nicht beson<strong>de</strong>rs bekannt<br />
seid. Wie kam es dazu, und was be<strong>de</strong>utet das für<br />
euch? Das ist eine ziemlich abstrakte Sache. Eigentlich<br />
haben wir bloß eine E-Mail von unserem Management bekommen,<br />
in <strong>de</strong>r sie uns schrieben, dass wir <strong>de</strong>n Preis gewonnen<br />
haben. Wie kannten <strong>de</strong>n Preis nicht und wissen<br />
bis jetzt nicht so genau, was wir gewonnen haben.<br />
Es ist ein Preis, <strong>de</strong>n zumeist klassische Aufnahmen gewinnen.<br />
Das ist cool! Endlich wissen wir es. Wir haben uns<br />
das schon die ganze Zeit gefragt. Es ist immer schön, etwas<br />
zu gewinnen, wir haben <strong>de</strong>n Preis nur nie gesehen.<br />
Habt ihr <strong>de</strong>nn nicht irgendwas bekommen: eine Urkun<strong>de</strong>,<br />
einen Scheck o<strong>de</strong>r so? Nur diese E-Mail.<br />
Wie seid ihr <strong>de</strong>nn zu Peacefrog gekommen? Über José<br />
González? Nein, wir hatten eine Single beim britischen Label<br />
Off The Wall veröffentlicht, die bekam Pete Hutchison,<br />
<strong>de</strong>r Peacefrog-Chef, in die Hand und mochte sie wohl.<br />
Euer zweites Album ist ja schon fast fertig. Was kann<br />
man erwarten? Es wird wohl etwas eingängiger klingen.<br />
Die vielen unterschiedlichen Stimmungen auf unserem<br />
Debüt fühlen sich für uns mittlerweile fast ein wenig schizophren<br />
an.<br />
Das Interview führte Christian Steinbrink<br />
Das Melt! ist das<br />
beliebteste Festival<br />
Deutschlands 2007.*<br />
Dankeschön!<br />
*laut Ergebnissen <strong>de</strong>r Leserpolls von <strong>Intro</strong>, Groove und De:Bug<br />
98.–20. JULI 2008 FERROPOLIS<br />
Das Festival-Ticket für die schönste Zeit <strong>de</strong>r Welt, Ba<strong>de</strong>n,<br />
Camping und Parken gibt’s für nur EUR 65,- (VVK + Gebühren)<br />
WWW.MELTFESTIVAL.DE<br />
EIN FEST VON<br />
UNTERSTÜTZT VON
040 Musik »Wo warst du, als das Sparwasser-Tor fiel?« Das ist<br />
lange vorbei. Die Frage <strong>de</strong>s Jahres 2007 lautete:<br />
»How much did you pay for the Radiohead album?«<br />
Endlich passierte mal wie<strong>de</strong>r etwas im Geschäft<br />
<strong>de</strong>r Popmusik, das <strong>de</strong>n großen Umsturz zumin<strong>de</strong>st<br />
erhoffen ließ. Christian Steinbrink fragte bei<br />
Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood über die<br />
Beweggrün<strong>de</strong> für die neue Form <strong>de</strong>s Releases ihres<br />
Albums »In Rainbows« nach.<br />
Radiohead
Musik<br />
041<br />
D<br />
er große Showdown, das Release, liegt jetzt<br />
etwa zwei Monate zurück [das Interview<br />
fand Anfang Dezember statt]. Wie sieht<br />
euer Resümee aus? Seid ihr zufrie<strong>de</strong>n? Ja,<br />
<strong>de</strong>finitiv ja. Es ging uns in erster Linie darum, das Album<br />
so schnell wie möglich nach Beendigung <strong>de</strong>r Produktion<br />
herauszubringen, und es war sehr schön, dass sich das<br />
ermöglichen ließ. Im Vorfeld <strong>de</strong>r Veröffentlichung waren<br />
wir sehr aufgeregt, fast wie vor einem Gig. Der Morgen <strong>de</strong>s<br />
10. Oktobers war dann fast wie eine Performance, wie ein<br />
Happening. So viele Leute lu<strong>de</strong>n das Album fast zeitgleich<br />
herunter, konnten es sofort hören, und wir hatten dafür nur<br />
eine CD in einen Server in London einlegen müssen. Das<br />
war für uns ein tolles und interessantes Gefühl.<br />
Wann entstand <strong>de</strong>nn die I<strong>de</strong>e, die Platte auf diese Art<br />
und Weise, zunächst ausschließlich per Net-Release,<br />
zu veröffentlichen? Unser Manager sprach schon seit<br />
Jahren davon. Zunächst nur sehr vage. Aber diese I<strong>de</strong>e<br />
sprach uns eigentlich gleich an, und wir fingen im April<br />
dieses Jahres an, das Release zu planen. Er ist die meiste<br />
Zeit gelangweilt und stoned und verbringt seine Zeit<br />
damit, sich neue Wege auszu<strong>de</strong>nken, um sein Business<br />
spannend zu halten.<br />
Ist <strong>de</strong>nn die Veröffentlichung <strong>de</strong>r physischen Version<br />
immer noch aufregend für dich, o<strong>de</strong>r drehte sich alles<br />
um <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Erstveröffentlichung? Das gehört ja zusammen.<br />
Niemand kann sagen, was nach <strong>de</strong>m Net-Release<br />
mit <strong>de</strong>m CD-Release passieren wird. Erst heute erfuhren<br />
wir, dass manche Ketten in England die Platte nicht<br />
vorbestellt haben, weil sie nicht glauben, sie noch loszuwer<strong>de</strong>n.<br />
Wir können aufgrund <strong>de</strong>s Net-Releases nicht vorhersehen,<br />
wie sich das CD-Release entwickelt. Wir sind<br />
gespannt darauf, das zu erfahren.<br />
Was für Erwartungen hinsichtlich <strong>de</strong>r Reaktionen auf die<br />
Bekanntgabe <strong>de</strong>s Net-Releases hattet ihr <strong>de</strong>nn? Noch<br />
eine Woche vor Veröffentlichung dachten wir, dass die<br />
Nachricht große Aufmerksamkeit erregen müsste. Aber<br />
ein paar Tage später fingen wir an, uns Sorgen zu machen.<br />
Wir fingen an zu zweifeln, ob das überhaupt jeman<strong>de</strong>n interessieren<br />
wird. Wir gingen zwar weiter davon aus, dass<br />
sich die Nachricht im Web verbreiten wird, dachten aber,<br />
dass zehn Tage einfach zu kurz seien. Wir waren ziemlich<br />
verunsichert.<br />
Es war vor allem Neugier<strong>de</strong>, die das Release angetrieben<br />
hat. Der Wunsch, mal wie<strong>de</strong>r etwas Neues zu erleben,<br />
nicht zu wissen, was passieren wird. Normalerweise<br />
gibt es ja irgen<strong>de</strong>inen Plan irgen<strong>de</strong>iner Plattenfirma, <strong>de</strong>n<br />
du befolgen musst. Du musst zu einer bestimmten Zeit<br />
an einem bestimmten Ort sein, du musst ein Vi<strong>de</strong>o machen,<br />
du musst dies und das tun. So fühlte es sich an, als<br />
Jonny Greenwood<br />
als Solokünstler<br />
Nach<strong>de</strong>m Greenwood 2003 einen ersten<br />
Soundtrack produzierte, wur<strong>de</strong> er 2004<br />
von <strong>de</strong>r BBC als Hauskomponist engagiert.<br />
Er bekam die Möglichkeit, drei<br />
Symphonien aufzuführen, von <strong>de</strong>nen eine,<br />
»Popcorn Superhet Receiver«, 2006<br />
mit <strong>de</strong>m Publikumspreis <strong>de</strong>r BBC British<br />
Composer Awards ausgezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />
Zuletzt veröffentlichte Greenwood<br />
eine Reggae-Compilation bei Trojan Records<br />
mit <strong>de</strong>m Titel »Jonny Greenwood<br />
Is The Controller«.<br />
Reaktionen auf<br />
Radioheads Release<br />
Ein Teil <strong>de</strong>r Reaktionen auf die<br />
Veröffentlichung fiel lobend o<strong>de</strong>r<br />
bewun<strong>de</strong>rnd aus, es gab aber auch<br />
negative Stimmen: Lily Allen nannte<br />
es »arrogant, die Musik praktisch kostenlos<br />
abzugeben«. Mike Skinner a.k.a.<br />
The Streets hatte nur Spott für die I<strong>de</strong>e<br />
übrig und rückte sie in die Ecke von<br />
68er-Klischees, und Maynard James<br />
Keenan von Tool ließ durchblicken,<br />
dass er die Band für zu weich halte,<br />
um harte Business-Entscheidungen zu<br />
treffen. Außer<strong>de</strong>m warf er Radiohead<br />
vor, nur auf kurzfristigen Publicity-<br />
Effekt zu setzen.<br />
ob wir fünf und die vier Leute, die mit uns arbeiten, gegen<br />
<strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Welt antreten.<br />
Am ersten o<strong>de</strong>r zweiten Tag nach <strong>de</strong>m Release brach einer<br />
unserer Server zusammen. Deshalb musste jemand so<br />
schnell wie möglich nach Reading fahren, mit einem neuen<br />
Server auf <strong>de</strong>m Rücksitz, und ihn anschließen. Es gab keine<br />
riesige Plattenfirma mit Leuten, die für dich arbeiten und<br />
von <strong>de</strong>nen du noch nie gehört hast. Es war alles so unmittelbar,<br />
und wir wur<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r überrascht.<br />
Was glaubst du: Wer<strong>de</strong>t ihr Geld gewinnen o<strong>de</strong>r verlieren<br />
im Vergleich zu einem herkömmlichen Release? Ich<br />
weiß es nicht, wir wer<strong>de</strong>n das herausfin<strong>de</strong>n. Wir sind auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Es ist ja klar, dass eure Strategie nur für bekannte Bands<br />
funktionieren kann. Kannst du dir vorstellen, wie du han<strong>de</strong>ln<br />
wür<strong>de</strong>st, wenn Radiohead heute eine neue Band<br />
wären? Wie wür<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>ine Platte veröffentlichen und<br />
promoten? Ich glaube, dass viele Bands mittlerweile My-<br />
Space nutzen, ist doch so, o<strong>de</strong>r? Das ist ja auf je<strong>de</strong>n Fall<br />
etwas, was man machen kann, wir wür<strong>de</strong>n es wahrscheinlich<br />
nicht an<strong>de</strong>rs machen. Es ist immer noch wichtig, viel<br />
live zu spielen, das haben wir ja auch gemacht. So gesehen<br />
ist es heute nicht an<strong>de</strong>rs als damals, man macht immer<br />
noch ähnliche Dinge, um sich eine Fanbase aufzubauen.<br />
Auch wir hatten kein Airplay und keine beson<strong>de</strong>re Unterstützung<br />
für die ersten zwei Alben, so mussten wir immer<br />
wie<strong>de</strong>r auf Tour gehen. Ja, wahrscheinlich hätte kaum eine<br />
an<strong>de</strong>re Band das Release so umsetzen können wie wir,<br />
das ist wohl die Wahrheit. Dadurch wur<strong>de</strong> aber niemand<br />
an<strong>de</strong>res in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen.<br />
Über eure Beziehung zu Plattenfirmen ist ja schon viel<br />
geschrieben wor<strong>de</strong>n. Was war euch wichtig, als ihr für<br />
»In Rainbows« auf Labelsuche wart? Was gab <strong>de</strong>n Ausschlag<br />
für XL, und was war das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Problem<br />
mit Emi? Es war in <strong>de</strong>r Tat so, dass wir das Net-Release<br />
gemacht haben, bevor wir überhaupt versucht haben, einen<br />
Plattenvertrag zu bekommen. Das überraschte viele<br />
Leute. Es war interessant zu sehen, wie die Plattenfirmen<br />
auf unser Vorgehen reagierten, ob sie verärgert o<strong>de</strong>r<br />
überrascht o<strong>de</strong>r davon angeregt waren. XL z. B. meinten,<br />
dass das Net-Release eine großartige I<strong>de</strong>e sei. Das ist wohl<br />
ziemlich mutig, wenn man vorhat, auch ein konventionelles<br />
Release zu machen. Aber bei ihnen war es ja oft so,<br />
dass ihre Releases Erfolg hatten, obwohl sie schon viele<br />
Wochen zuvor geleakt waren, z. B. die White Stripes.<br />
Es ist wohl ganz einfach: Wenn es eine gute Platte ist, ist<br />
sie es weiterhin wert, in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n angeboten zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei einer schlechten Platte macht es wohl keinen großen<br />
Sinn. Vielleicht läuft es einfach darauf hinaus, und es ist<br />
auch völlig okay so.<br />
≥
042 Musik<br />
»Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich<br />
leicht: Wir schreiben ständig großartige Songs. Das<br />
klingt vielleicht eingebil<strong>de</strong>t, aber so ist es.«<br />
≥ Was sagte <strong>de</strong>nn die Emi? Ich weiß nicht, was sie genau<br />
sagten. Ich hatte nur das Gefühl, dass von uns erwartet<br />
wur<strong>de</strong>, dass wir einen neuen Vertrag über fünf Platten suchen<br />
und dafür so viel Geld wie möglich haben wollen wür<strong>de</strong>n.<br />
So, wie es je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Band machen wür<strong>de</strong>. Statt<strong>de</strong>ssen<br />
unterzeichneten wir einen Vertrag über eine Platte<br />
für kein Geld bei einer Firma, von <strong>de</strong>r wir dachten, dass<br />
sie toll fin<strong>de</strong>t, was wir tun.<br />
Es gab von Künstlerseite viele kontroverse Reaktionen<br />
auf euer Release. Maynard James Keenan von Tool und<br />
Lily Allen kritisierten euch, Saul Williams z. B. überlegt,<br />
es euch gleichzutun. Hast du irgendwelche Äußerungen<br />
mitbekommen, die dich geärgert haben? [ist überrascht<br />
über die Aufzählung] Nein, nichts. Aber manche Musiker<br />
merken lei<strong>de</strong>r nicht, dass sich Dinge verän<strong>de</strong>rt haben, die<br />
sich nicht aufhalten o<strong>de</strong>r zurückdrehen lassen. 16-Jährige<br />
kaufen heute keine CDs mehr, das ist ein Fakt. Ich weiß<br />
von Schülern, die gar keinen CD-Player mehr besitzen. Es<br />
fühlt sich für Leute meines Alters sicher kurios an, dass<br />
<strong>de</strong>r CD-Player schon obsolet gewor<strong>de</strong>n ist. Aber das ist<br />
nun mal die Welt, in <strong>de</strong>r wir leben. Eine Beschwer<strong>de</strong> darüber<br />
ist genauso nutzlos wie das ewige Lamento darüber,<br />
dass Vinyl tot sei.<br />
Ein Freund erzählte mir eine passen<strong>de</strong> Geschichte: Er hörte<br />
Muse im Radio, mochte es und kaufte sich die CD. Er<br />
kam damit nach Hause zu seinen Kin<strong>de</strong>rn. Sie kannten<br />
und besaßen die Musik schon. Und das Verrückte ist: Sie<br />
lachten ihn nicht aus, weil er die CD gekauft hatte. Sie<br />
nahmen die CD, schauten sich das Booklet an und sagten:<br />
»Wow, die echte CD, lasst sie uns ausprobieren!« Sie<br />
gingen so mit ihr um, wie wir es mit einer staubigen alten<br />
Schellackplatte machen wür<strong>de</strong>n. Wenn sich Leute über<br />
unseren Weg beschweren, <strong>de</strong>nke ich an ihn und diese Story<br />
und an die Teenager, die die CD wie ein rares Objekt begreifen.<br />
Dann bin ich überrascht und <strong>de</strong>nke mir: »So ist das<br />
heute wohl.« Ich will mich nicht mehr beschweren, son<strong>de</strong>rn<br />
einfach weiter neue Musik produzieren.<br />
Es ist für Radiohead ja mittlerweile charakteristisch,<br />
dass ihr euch für je<strong>de</strong> Platte eines komplett neuen Setups<br />
bedient. Was waren <strong>de</strong>nn die Geräte, die für die neue<br />
Produktion wichtig waren? Ich habe oft ein Tool namens<br />
Max/MSP genutzt, das ist wirklich gut. Es ist so etwas wie<br />
eine Programmiersprache auf niedrigem Level. Der Ansatz<br />
ist, über Sounds in einer sehr klaren Art und Weise nach-<br />
Prince<br />
Eine Woche, bevor das 24. Album von<br />
Prince namens »Planet Earth« erschien,<br />
lag es <strong>de</strong>r Gesamtausgabe <strong>de</strong>r britischen<br />
Tageszeitung The Mail On Sunday bei.<br />
Begleitet wur<strong>de</strong> dieser völlig neue Schritt<br />
von großen medialen Kontroversen, u. a.<br />
auch <strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r Entwertung <strong>de</strong>r<br />
CD und unnötiger Müllproduktion, da ein<br />
Teil <strong>de</strong>r CDs folgerichtig direkt in <strong>de</strong>n Abfall<br />
wan<strong>de</strong>rte.<br />
Radiohead und verantwortliche<br />
Tourplanung<br />
Zuletzt haben Radiohead eine Firma<br />
namens Best Food Forward beauftragt,<br />
um herauszufin<strong>de</strong>n, welche Form einer<br />
Tournee durch die USA am besten ist,<br />
um <strong>de</strong>n Ausstoß von Kohlendioxid zu<br />
minimieren. Zur Auswahl stand zum<br />
einen die Möglichkeit, eine Tournee<br />
durch kleinere, innenstädtische<br />
Venues durchzuführen, zum an<strong>de</strong>ren<br />
eine Tournee durch größere Hallen an<br />
Stadträn<strong>de</strong>rn. Die Daten für die Analyse<br />
stammten aus zwei vergangenen<br />
US-Tourneen <strong>de</strong>r Band. Radiohead<br />
haben bereits angekündigt, erste Empfehlungen<br />
aus <strong>de</strong>r Studie umzusetzen.<br />
Den kompletten Bericht <strong>de</strong>r Firma<br />
kann man auf Radioheads Webpage<br />
<strong>herunterla<strong>de</strong>n</strong>.<br />
zu<strong>de</strong>nken, auch über Mathematik und die Mechanismen<br />
von Musik. Du baust auf von <strong>de</strong>r Grundlage von Klang,<br />
du nutzt keine I<strong>de</strong>en an<strong>de</strong>rer. Du brauchst keine vorgegebenen<br />
Vorstellungen davon zu berücksichtigen, was<br />
ein Hall ist o<strong>de</strong>r was ein Sequenzer sein sollte. Du konstruierst<br />
das alles selbst, physikalisch, auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />
<strong>de</strong>r Mathematik, <strong>de</strong>n Ziffern. Das fand ich sehr interessant,<br />
und eine Menge Ergebnisse aus dieser Arbeit kamen<br />
auf die Platte.<br />
Wie umfangreich habt ihr <strong>de</strong>nn am Konzept <strong>de</strong>r Platte<br />
gearbeitet? Welches Konzept?<br />
Oh, ich las eine Aussage von Thom, die vage von einem<br />
solchen sprach. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind<br />
sehr schlecht, was so was angeht. Es zieht sich bei Radiohead<br />
durch die Jahre, dass wir je<strong>de</strong> Platte mit 100 Absichten<br />
und Plänen angehen, und nichts umsetzen.<br />
Empfin<strong>de</strong>st du das als Unvermögen? Na ja, es ist so: Wir<br />
sind mittlerweile in <strong>de</strong>r Lage, die Produktion eines Songs<br />
auf 100 verschie<strong>de</strong>ne Arten anzugehen. Wir können alle<br />
möglichen Sachen programmieren, wir können die absur<strong>de</strong>sten<br />
Sachen mit <strong>de</strong>n Drum-Pattern anstellen, wir<br />
können Streichersätze schreiben, aber wir haben es immer<br />
noch nicht gelernt, unsere Produktionen konzeptionell<br />
zu planen. Bei uns läuft immer noch das meiste auf<br />
Trial&Error hinaus. Auf Außenstehen<strong>de</strong> wirkt das amateurhaft,<br />
so, als ob wir nicht wüssten, was wir tun. Es ist<br />
bizarr.<br />
Das ist so, obwohl wir eigentlich schon ziemlich professionell<br />
sind: Thom kann sehr schnell mit Reaktor und<br />
all dieser Software arbeiten, er weiß dabei genau, was er<br />
tut, und er kann genau das umsetzen, was er umsetzen<br />
will. Wenn eine solche Arbeit dann aber abgeschlossen<br />
ist, haben wir nach ein paar Tagen keine Ahnung mehr,<br />
wie wir das eigentlich genau gemacht haben.<br />
Okay. Themenwechsel. In <strong>de</strong>r Zeit zwischen <strong>de</strong>m letzten<br />
und <strong>de</strong>m aktuellen Album ist ja auch bei dir als Solokünstler<br />
viel passiert. Du wur<strong>de</strong>st ziemlich berühmt<br />
als Komponist und bekamst einige Auszeichnungen.<br />
Wie stolz warst du <strong>de</strong>nn speziell darauf? Und hattest<br />
du das Gefühl, dass es <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>r Öffentlichkeit auf<br />
<strong>de</strong>ine Arbeit endlich in die richtige Perspektive rückt?<br />
Ich bin begeistert von <strong>de</strong>m Klang, <strong>de</strong>n ein Orchester erzeugt,<br />
wenn es in einem ruhigen Raum anfängt zu spielen.<br />
Es gibt nichts Besseres. Das ist etwas, das allgemein<br />
gar nicht angemessen geschätzt wird. Es lohnt sich schon,<br />
ein klassisches Konzert nur <strong>de</strong>swegen zu besuchen. Keine<br />
Aufnahme kann dasselbe bewirken. Deine Anlage kann<br />
noch so brillant sein. Wenn Streicher zu spielen beginnen,<br />
ist dieser Moment absolut einzigartig, du kannst ihn nicht<br />
reproduzieren. Für mich ist es die größte Herausfor<strong>de</strong>rung,
Musik 043<br />
Musik für genau diesen Moment zu schreiben. Ich mache<br />
das, und es gibt mir sehr viel. Und es ist atemberaubend,<br />
diese ersten Sekun<strong>de</strong>n, die du geschrieben hast, dann zu<br />
hören. Es ist das Beste, wirklich.<br />
Wie wichtig o<strong>de</strong>r wegbereitend ist <strong>de</strong>nn diese Soloarbeit<br />
für Radiohead? Sie ist wichtig, <strong>de</strong>nn sie hat uns die<br />
Angst genommen, Streicher o<strong>de</strong>r überhaupt viele Instrumente<br />
zu nutzen. Es hat uns ermutigt, viele Musiker zu beschäftigen,<br />
ihnen aufzuschreiben, was sie spielen sollen,<br />
und im Vorfeld eine einigermaßen konkrete Ahnung davon<br />
zu haben, wie das Ganze klingen wird. Es gibt ja ein<br />
traditionelles Verhältnis zwischen Orchester und Band.<br />
Entwe<strong>de</strong>r man misstraut sich, zumin<strong>de</strong>st zunächst, o<strong>de</strong>r<br />
die Band verlässt sich zu sehr auf die klassischen Fertigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Orchesters. So haben wir die Möglichkeit gehabt,<br />
bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über die<br />
Zusammenarbeit zu behalten. Wir haben es genossen. Es<br />
gibt nichts Besseres, als einen leeren Raum mit Stühlen<br />
und vielen Mikrofonen vorzubereiten, <strong>de</strong>n das Orchester<br />
füllt und darin zu spielen beginnt, und es klappt, <strong>de</strong>r große,<br />
aufwendige Aufbau haut hin. Das ist aufregend, das<br />
ist für uns ein großer Event.<br />
Ihr habt euch ja zuletzt auch in Bezug auf die Klimakatastrophe<br />
positioniert. Es gab Statements von Thom<br />
auf eurer Webseite, und ihr wolltet nicht, dass Journalisten<br />
zu <strong>de</strong>n Interviews per Flugzeug anreisen. Habt ihr<br />
euch zu diesen Schritten in eurer Position als einflussreiche<br />
Band verpflichtet gefühlt, o<strong>de</strong>r war es eher eine<br />
Art persönliches, emotionales Bedürfnis? Das Thema hat<br />
schon eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung für uns persönlich. Es<br />
war keinesfalls so, dass wir meinten, etwas zu <strong>de</strong>m Thema<br />
sagen zu müssen. Thom hat einfach gesagt, was ihm<br />
auf <strong>de</strong>m Herzen lag. Wir haben versucht herauszuarbeiten,<br />
wie wir das, was wir tun, durchführen können, ohne<br />
grotesk verschwen<strong>de</strong>risch zu sein.<br />
<strong>Als</strong> Prince diese I<strong>de</strong>e umsetzte, je<strong>de</strong>r Tageszeitung ein<br />
Exemplar seiner neuen CD beizulegen, hat sich das für uns<br />
wie eine große Verschwendung angefühlt, schließlich sind<br />
die meisten <strong>de</strong>r CDs einfach weggeworfen wor<strong>de</strong>n. So etwas<br />
ist besorgniserregend. Aber wenn du Musik machst<br />
und sie verbreiten möchtest und wenn du beson<strong>de</strong>re Konzerte<br />
spielen willst, dann ist das in Hinsicht auf einen sparsamen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n Ressourcen ein schwieriger Grad.<br />
Du verursachst sowieso eine große Verschwendung, du<br />
kannst dich nur darum bemühen, es so wenig falsch wie<br />
möglich zu machen. Das ist eine Sache, die uns Sorgen gemacht<br />
hat: Wenn du dich bemühst, das in dieser Hinsicht<br />
Richtige zu machen, erzeugst du eine Aufmerksamkeit, die<br />
dich auch auf <strong>de</strong>ine Wi<strong>de</strong>rsprüche hinweist, die vielleicht<br />
sogar spitzfindig ist. Da können Vorwürfe wie »ihr macht<br />
Oliver Frank (u. a. Management<br />
Blumfeld) zu Radiohead:<br />
Kein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll. <strong>Als</strong> die Beatles<br />
auf einem Dach gespielt haben, war<br />
das ja auch nicht gleich ein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll,<br />
son<strong>de</strong>rn ein Konzert auf<br />
einem Dach. <strong>Als</strong>o eher ein gelungener<br />
Marketingtrick einer Band, die gute<br />
Platten gemacht hat und die einen<br />
Teil ihres Erfolges auch Plattenfirmen<br />
zu verdanken hat, die in sie investiert<br />
haben. Beim Buhlen um Aufmerksamkeit<br />
(nichts an<strong>de</strong>res ist das heutige<br />
Popgeschäft) haben die zumal auch<br />
weltweit operieren<strong>de</strong>n Radiohead also<br />
schon enorme Standortvorteile. Wenn<br />
das nun alle machen wür<strong>de</strong>n und<br />
Radiohead öfter Alben rausbringen<br />
wür<strong>de</strong>n, dann wür<strong>de</strong>n sich diese tollen<br />
Zahlen sehr schnell relativieren bzw.<br />
mehr Leute null Pfund anklicken.<br />
Allgemein bin ich für alles, was<br />
es Bands ermöglicht, ihre Musik zu<br />
verkaufen, von mir aus also auch direkt<br />
von ihrer Homepage. Trotz<strong>de</strong>m braucht<br />
man auf lange Sicht auch Instanzen<br />
wie Onlinevertriebe und Downloadshops,<br />
die für <strong>de</strong>n Konsumenten vorselektierte<br />
Strukturen anbieten wie ehe<strong>de</strong>m<br />
Plattenlä<strong>de</strong>n. Es sei <strong>de</strong>nn, man<br />
hat seinen Status noch im glanzvollen<br />
physischen Tonträger-Zeitalter aufgebaut,<br />
siehe Radiohead, Prince und<br />
an<strong>de</strong>re Schlaumeier-Milliardäre. Es<br />
ist aber verwun<strong>de</strong>rlich, wie wenig über<br />
<strong>de</strong>n klanglichen Verlust gesprochen<br />
wird. Das erste Mal in <strong>de</strong>r Geschichte<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne wird ein schlechteres<br />
Produkt (MP3) als zukunftsweisen<strong>de</strong>s<br />
Heilmittel gepriesen. Es klingt einfach<br />
schlechter als je<strong>de</strong> Vinyl-Platte aus <strong>de</strong>r<br />
Zeit <strong>de</strong>r Kompaktanlagen. So o<strong>de</strong>r so,<br />
das Einzige, was uns alle umbringt, ist<br />
diese Scheiß-Brennerei.<br />
ja nun doch eine richtige CD« kommen. Was wir machen,<br />
sind Versuche. Du kannst einfach nur ausprobieren, dich<br />
so richtig wie möglich zu verhalten.<br />
Wir müssen Schluss machen, <strong>de</strong>shalb eine letzte Frage,<br />
vielleicht keine typische letzte Frage: Es ist wahrscheinlich<br />
nicht ganz falsch, euch als gegenwärtig be<strong>de</strong>utendste<br />
Band <strong>de</strong>r Welt zu beschreiben. Im Zuge <strong>de</strong>ssen ist auch<br />
eure Verantwortung angewachsen, die Verantwortung<br />
über die Tragweite eurer Aussagen. Gab es irgen<strong>de</strong>twas,<br />
das ihr, vielleicht schmerzlich, lernen musstet, was euch<br />
eure Verantwortung <strong>de</strong>utlich gemacht hat? Generell kann<br />
ich dazu nur sagen, dass ich Verantwortung nur gegenüber<br />
Thom und <strong>de</strong>n Songs, die wir schreiben, empfin<strong>de</strong>.<br />
Es geht darum, <strong>de</strong>m großen Potenzial unseres Materials<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Nimm zum Beispiel die Geschichte von<br />
»Nu<strong>de</strong>«, <strong>de</strong>m einzigen alten Song auf <strong>de</strong>r Platte: Wir hatten<br />
diesen Song die ganze Zeit und haben uns ständig gefragt,<br />
warum wir diesen Song nicht angemessen aufnehmen<br />
können, warum wir das nicht schaffen. Diese Hür<strong>de</strong><br />
endlich genommen zu haben, diesen Song aufgenommen<br />
und ihn veröffentlicht zu haben war eine riesige Befreiung,<br />
kaum zu beschreiben. Wir haben eine großartige Version<br />
<strong>de</strong>s Songs geschaffen. Wir sind damit fertig, wir müssen<br />
es nicht noch mal tun. Und es gibt noch einige Stücke, bei<br />
<strong>de</strong>nen es ähnlich ist, Songs, die wir einfach noch fertigstellen<br />
müssen! Das ist es, was uns in <strong>de</strong>n Köpfen herumschwirrt.<br />
Aber das ist wohl auch das Beste an Radiohead:<br />
Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich leicht: Wir<br />
schreiben ständig großartige Songs. Das klingt vielleicht<br />
eingebil<strong>de</strong>t, aber so ist es. Es gab nie ein Problem, Songs<br />
zu schreiben, wir hatten nie eine Blocka<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r traditionelle<br />
Probleme wie z. B. die Frage, worüber wir schreiben<br />
sollen. Die Schwierigkeit für uns liegt darin, was wir<br />
mit <strong>de</strong>m Rohmaterial anfangen sollen. Ständig fragen wir<br />
uns, wie wir aufnehmen sollen, was funktionieren könnte,<br />
was richtig ist für <strong>de</strong>n Song. Das wird immer schwieriger.<br />
Es gibt sicher Bands, die einen unserer Songs hören und<br />
sagen wür<strong>de</strong>n: »Ja, das ist ein toller Song! Lasst ihn uns<br />
aufnehmen!« Und sie wür<strong>de</strong>n in kürzester Zeit eine wahrscheinlich<br />
tolle Version machen. Aber wir scheitern daran<br />
immer wie<strong>de</strong>r. An<strong>de</strong>ren Bands fällt es vielleicht schwer,<br />
überhaupt gute Songs zu schreiben. Aber es ist unsere Verantwortlichkeit,<br />
unseren Songs gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Das<br />
klingt vielleicht ziemlich blasiert, aber so ist es.<br />
Auf Tour am 22.+23.06. und 08.07.<br />
Radiohead<br />
In Rainbows<br />
CD // XL Recordings / Beggars
044 Musik Wer hätte vor wenigen Jahren<br />
Patrick Wagner (Louisville Rec.)<br />
zu Radiohead:<br />
Das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist total super.<br />
Aber wenn es darum geht, einen<br />
neuen Künstler aufzubauen, was eher<br />
unser Hauptberuf ist, dann hilft das<br />
überhaupt nicht. Übrigens funktioniert<br />
so was auch bei Radiohead nur<br />
ein Mal, weil es nur ein Mal in die<br />
Medien geht. Das ist das Problem bei<br />
diesen Internetgeschichten – z. B.<br />
<strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Arctic Monkeys über<br />
MySpace. Schön, das waren aber auch<br />
die Einzigen. Inzwischen funktioniert<br />
das Musikverkaufen nur noch über<br />
eine reißerische Nachricht, sonst<br />
interessiert sich medial kaum noch<br />
jemand für Musik. Es ist alles komplett<br />
entwertet, lei<strong>de</strong>r inzwischen auch im<br />
Live-Bereich. Es ist fast schon wie<strong>de</strong>r<br />
wie in <strong>de</strong>n Fünfzigern – nur noch Singles<br />
und eine Handvoll Superstars. Der<br />
Rest tingelt sich <strong>de</strong>n Arsch ab, in <strong>de</strong>r<br />
Hoffnung, einer <strong>de</strong>r zehn Superstars zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Wir machen inzwischen 20 %<br />
unserer Gewinne über <strong>de</strong>n Download.<br />
Noch ist da eine ganz vernünftige<br />
Gewinnspanne zu machen, die sich<br />
aber auch bald än<strong>de</strong>rn könnte. Z. B.<br />
läuft in England alles über iTunes. Und<br />
ab <strong>de</strong>m Moment, wo <strong>de</strong>ren Marktanteil<br />
dort über 90 % lag, hieß es: Das Label<br />
bekommt für je<strong>de</strong>n verkauften Track<br />
nur noch acht Cent. In Deutschland<br />
bleiben unterm Strich immerhin noch<br />
60 Cent übrig.<br />
DRM<br />
gedacht, dass die revolutionäre<br />
Das »Digitale Rechtemanagement« ist<br />
ein Verfahren, das es <strong>de</strong>m Rechteinhaber<br />
Compact Disc schon mit knapp<br />
ermöglicht, das digitale Produkt mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Beschränkungen zu versehen,<br />
25 Jahren von <strong>de</strong>r Frührente<br />
um so einerseits das Kopieren zu<br />
bedroht sein wür<strong>de</strong>? Wie ein<br />
verhin<strong>de</strong>rn und an<strong>de</strong>rseits die Abrechnung<br />
zu erleichtern. Für <strong>de</strong>n Verbraucher hat<br />
Damoklesschwert hängt das<br />
DRM ausschließlich negative Effekte: Die<br />
Tracks können nur auf ganz bestimmten<br />
Downloading, legal und illegal,<br />
Abspielgeräten benutzt o<strong>de</strong>r im Falle von<br />
iTunes’ »Fair Play« nur auf einer begrenzten<br />
Anzahl von Festplatten gespeichert<br />
über <strong>de</strong>r unsteten Branche.<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Brennen auf einen Rohling<br />
Martin Riemann reiste für uns<br />
wird ebenfalls erschwert. Kritiker betrachten<br />
diese Technologie als unsinnig, da sie<br />
durchs Land und fragte nach,<br />
die Benutzung extrem verkompliziert und<br />
teilweise gegen <strong>de</strong>n Datenschutz verstößt.<br />
auch zum neuen Radiohead-<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt es bereits Software, die<br />
die gängigen DRM-Tools aushebeln kann.<br />
Album »In Rainbows«, das<br />
Insofern wird nur <strong>de</strong>r »ahnungslose«<br />
Käufer bestraft. Mittlerweile haben<br />
zunächst nur als Download<br />
alle vier Majors <strong>de</strong>n Abschied von DRM<br />
angekündigt. Download legal<br />
erhältlich war.<br />
IM WIND<br />
SCHATTEN<br />
VON RA<br />
DIOHEAD
Musik<br />
045<br />
R<br />
adiohead sind immer bestrebt, unsere Welt zu<br />
verbessern, neuerdings auch mit neuen Geschäftsmo<strong>de</strong>llen.<br />
Bei ihrem neuen Album »In<br />
Rainbows« konzentrieren sie sich vor allem auf<br />
Business-Innovationen: Es war seit <strong>de</strong>m 10. Oktober erhältlich,<br />
allerdings nur digital über ihre eigene Webseite<br />
www.inrainbows.com. Alles, was man brauchte, war eine<br />
Kreditkarte. Den Preis konnte <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> selbst bestimmen:<br />
Auch null Euro waren (abseits <strong>de</strong>r Kreditkartengebühren)<br />
eine Option. Die Strategie ging trotz <strong>de</strong>s Wagnis’<br />
auf: Die Band stiftete ein weltweites Kollektiverlebnis, als<br />
Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Fans gleichzeitig bestellten – mit <strong>de</strong>m<br />
Ergebnis, dass von ca. sechs Millionen Dollar Reingewinn<br />
für die Band die Re<strong>de</strong> ist. Hinzu kamen die Einnahmen <strong>de</strong>r<br />
im Dezember erschienenen Discbox, die ebenfalls nur über<br />
die eigene Webseite erhältlich war. Inhalt: das Album als<br />
Doppelvinyl und CD für knapp 60 Euro. Den Deal mit XL<br />
Recordings für die »normale« Veröffentlichung schlossen<br />
die Briten erst danach ab. Es scheint also, als wür<strong>de</strong> sich<br />
das Vertrauen, das die Band in ihre Kun<strong>de</strong>n setzt, auszahlen.<br />
Und da alles so gut läuft, soll nun auch <strong>de</strong>r Soundtrack,<br />
<strong>de</strong>n Keyboar<strong>de</strong>r Johnny Greenwood für <strong>de</strong>n neuen<br />
P.T.-An<strong>de</strong>rson-Film »There Will Be Blood« komponiert hat,<br />
als Livestream frei zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Radiohead sind nicht die Einzigen, die auf neue Strategien<br />
setzen. Madonna sagte zuletzt ihrer Plattenfirma<br />
Warner zugunsten einer Konzertagentur Adieu, und Prince<br />
legte sein aktuelles Album »Planet Earth« <strong>de</strong>r britischen<br />
Zeitung Mail on Sunday gratis bei – und strich so nicht<br />
nur reichlich Mechanical Rights ein, son<strong>de</strong>rn generierte<br />
sich zu<strong>de</strong>m ein ganz neues Publikum für ein mehrwöchiges<br />
Gastspiel in London. Kurzum: So langsam dünkt<br />
es je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r CD wird dramatisch schlechter.<br />
Fnac beispielsweise, Frankreichs größte Kette für Unterhaltungsprodukte,<br />
hat sein CD-Sortiment bereits restlos<br />
gestrichen und vertreibt Musik nur noch über das hauseigene<br />
Downloadportal. Und immer mehr Labels setzen<br />
dieser Tage auf MP3-only Veröffentlichungen.<br />
Das Drama mit DRM: mp3.<strong>de</strong><br />
Aber ist <strong>de</strong>r Download wirklich schon die Alternative zum<br />
physischen Markt? Laut Marktforschungsinstitut Media<br />
Control wer<strong>de</strong>n bereits 60 % aller in <strong>de</strong>n Charts platzierten<br />
Singles über das Internet verkauft, 2007 wur<strong>de</strong>n 26,4<br />
Millionen Songs kostenpflichtig runtergela<strong>de</strong>n. Doch profitieren<br />
neben Castingshow-Bands, DJ Ötzi und durch Werbespots<br />
gepushte Oldies wie die Rolling Stones auch an<strong>de</strong>re<br />
Musiker von <strong>de</strong>m angeblichen Boom? Laut Robert<br />
Men<strong>de</strong>z, Geschäftsführer von mp3.<strong>de</strong>, ist momentan »nur<br />
je<strong>de</strong>r nicht verkaufte Download ein guter Download«. Das<br />
Frank Spilker (Die Sterne)<br />
zu Radiohead:<br />
An <strong>de</strong>r Radiohead-Platte interessiert<br />
mich am meisten, dass sie manchmal<br />
so klingt wie die späten Talk Talk und<br />
an<strong>de</strong>re mehr musikalische Aspekte.<br />
Diese Download-Geschichten sind<br />
meiner Meinung nach zum Scheitern<br />
verurteilt. Das ist immer so, als wür<strong>de</strong>n<br />
im Supermarkt zwei i<strong>de</strong>ntische Produkte<br />
angeboten und eines davon wäre<br />
umsonst. Angesichts knapper Kassen<br />
und <strong>de</strong>s Nichtvorhan<strong>de</strong>nseins einer<br />
Kreditkarte bei einem wesentlichen<br />
Teil <strong>de</strong>r Käufer ist dann die Entscheidung<br />
ziemlich klar. Alle Maßnahmen<br />
(DRM, Abmahnungs- und Klagewellen)<br />
dagegen sind restriktiv und bescheuert,<br />
haben aber wahrscheinlich<br />
zu diesem Anstieg bei <strong>de</strong>n Online-<br />
Verkaufszahlen geführt. Mir persönlich<br />
hat ein Freund über Skype das<br />
Radiohead-Album rübergeschoben,<br />
das ging schneller, als ich überhaupt<br />
Radiohead in das Google-Suchfenster<br />
eintippen konnte. Ich wäre ja auch<br />
bereit, dafür zu bezahlen, aber jetzt<br />
noch mal die Kreditkarte herausholen?<br />
Das Portemonnaie ist in <strong>de</strong>r Jacke im<br />
Gang, und ich müsste aufstehen. So<br />
sind lei<strong>de</strong>r die Realitäten. Ich glaube,<br />
dass man sich auf lange Sicht von<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e verabschie<strong>de</strong>n muss, mit<br />
reproduzierbaren digitalen Daten Geld<br />
verdienen zu können. Die I<strong>de</strong>e von<br />
Madonna, zu einer Konzertagentur zu<br />
wechseln, halte ich für sehr mo<strong>de</strong>rn<br />
und folgerichtig.<br />
klingt verwirrend, aber Men<strong>de</strong>z hat auch eine Erklärung für<br />
dieses Statement parat: »Weil die Einkaufspreise zu hoch<br />
sind. Allein die Entwicklungskosten für das DRM sind eine<br />
Katastrophe!« Durch die von <strong>de</strong>r Industrie auferlegten Beschränkungen<br />
sind für je<strong>de</strong>n Track absurd viele Arbeitsschritte<br />
vonnöten, und die wer<strong>de</strong>n mitbezahlt.<br />
Dass mp3.<strong>de</strong> trotz<strong>de</strong>m existieren kann, liegt am Geschäftsmo<strong>de</strong>ll:<br />
Die Seite ist ursprünglich kein reiner Dateien-Händler,<br />
son<strong>de</strong>rn dient Newcomern durch Gratisdownloads<br />
bereits seit 1997 als Promotionportal. So konnten<br />
hier Bands wie Polarkreis 18 auf sich aufmerksam machen.<br />
Men<strong>de</strong>z weiß, dass man um Musik-Han<strong>de</strong>l im Internet<br />
zukünftig nicht herumkommen wird, betont aber,<br />
dass ein echter Download-Markt bisher nicht existiert:<br />
»Ein Markt ist ja erst dann da, wenn die Unternehmen,<br />
die damit arbeiten, auch Gewinne abwerfen. Und das ist<br />
nicht <strong>de</strong>r Fall. Die Einzigen, die Gewinne machen, sind die<br />
Rechteinhaber selbst.« Für Men<strong>de</strong>z ist <strong>de</strong>shalb die CD<br />
noch lange nicht tot. »Es gibt immer noch viele, die nicht<br />
mal Internet haben, und wenn, ist ihre Hardware zu alt.<br />
Das dauert noch eine Generation, bis das für je<strong>de</strong>n selbstverständlich<br />
ist. Und dann wird sich auch irgendwann mal<br />
<strong>de</strong>r Umsatz <strong>de</strong>mentsprechend angleichen, dass die CD<br />
wirklich zurückgedrängt wird.« Allerdings weist Men<strong>de</strong>z<br />
auf eine erstaunliche Entwicklung hin: Der Kun<strong>de</strong> orientiert<br />
sich weg vom Mainstream, hin zum Genre – »<strong>de</strong>nn<br />
das Internet hat dafür gesorgt, dass Musik wie<strong>de</strong>r persönlicher<br />
wird. Und das kommt <strong>de</strong>n kleinen Labels zugute.<br />
Vielen von <strong>de</strong>nen geht’s ja nicht schlecht.«<br />
Der Download als Pre-Release: Red Ink<br />
Ob groß o<strong>de</strong>r klein, mittlerweile setzen so gut wie alle Labels<br />
auf <strong>de</strong>n Download. Das Sony-Sublabel Red Ink bietet<br />
einige Alben seiner Künstler sogar »digital only« an, bevor<br />
sie offiziell im Han<strong>de</strong>l erscheinen. Geschäftsführer Matthias<br />
Lumm sieht sich durch die Informationsbeschleunigung,<br />
die das Internet bewirkt, dazu gezwungen: »Normalerweise<br />
gibt es ja diese staggered Releases, d. h., die<br />
Platte kommt z. B. erst in Amerika raus und dann Monate<br />
später in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l. Das ist für mich ein<br />
Auslaufmo<strong>de</strong>ll, weil wenn jemand auf MySpace eine Band<br />
ent<strong>de</strong>ckt, dann muss er <strong>de</strong>ren Musik auch sofort kaufen<br />
können.« Das Radiohead-Mo<strong>de</strong>ll ist für ihn allerdings keine<br />
Alternative: »Das funktioniert super bei großen Bands.<br />
Aber wir wollen ja nicht unser Leben lang R.E.M., Radiohead<br />
und U2 hören. Wir wollen vielleicht auch ganz gerne<br />
ein paar neue Bands kennenlernen.« Hier sieht Lumm<br />
immer noch die Rolle <strong>de</strong>s Labels, das ausgesuchte Bands<br />
unterstützt und an <strong>de</strong>n Hörer bringt. Bei Red Ink bringen<br />
es Downloads im Indie-Bereich allerdings gera<strong>de</strong> mal ≥
046 Musik<br />
≥ auf 2 % <strong>de</strong>s eigenen Marktanteils. »Musik wird zwar immer<br />
mehr genutzt, aber die Ten<strong>de</strong>nz, sie besitzen zu wollen,<br />
nimmt ab. Es gibt in Deutschland jetzt auch ein paar<br />
Radiosen<strong>de</strong>r, die man sich anhören kann, beispielsweise<br />
das Internetradio Last.fm, also viele Möglichkeiten, gute<br />
Musik zu hören, ohne sie kaufen zu müssen. <strong>Als</strong> ich angefangen<br />
habe, Musik zu hören, musste man seine Sachen<br />
kaufen, weil die sonst keiner spielte. Es gibt ja Theorien<br />
wie jene, dass man Musik wie Wasser gegen eine Grundgebühr<br />
frei verfügbar machen sollte. Aber besteht dann<br />
noch <strong>de</strong>r Anreiz, aufwendige Alben zu produzieren?« Auch<br />
Lumm sieht in Beschränkungen à la DRM <strong>de</strong>n Hauptgrund,<br />
warum <strong>de</strong>r Markt nicht in Schwung kommt. Dagegen steht<br />
die Befürchtung <strong>de</strong>r Majors, bei einer totalen Freigabe jeglichen<br />
Bo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Füßen zu verlieren. Aber wie viel<br />
Sinn macht es überhaupt, seine Rechte zum Nachteil <strong>de</strong>s<br />
Kun<strong>de</strong>n so rigoros zu sichern, wenn gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb kaum<br />
jemand das Produkt kauft? Offenbar keine. Deswegen ja<br />
auch die Abkehr vom Mo<strong>de</strong>ll.<br />
Die CD als Visitenkarte: To Rococo Rot<br />
Tatsächlich ist es mittlerweile so, dass viele Künstler gar<br />
nicht mehr auf die Einnahmen durch ihre Tonträger setzen.<br />
Stefan Schnei<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Elektronikern To Rococo<br />
Rot steht <strong>de</strong>n jüngsten Entwicklungen im Musikgeschäft<br />
<strong>de</strong>shalb eher gleichgültig gegenüber: »Das Album ist in <strong>de</strong>n<br />
70er-Jahren erst richtig aufgekommen. Vorher gab es Singles,<br />
Alben waren die Kollektionen <strong>de</strong>r Hits. Vielleicht ist<br />
die Album-I<strong>de</strong>e ja einfach passé. Ich weiß nicht, was dieser<br />
Aufschrei »Das Album stirbt!« soll. Dann ist das halt<br />
so, dann kommt eben was Neues. Musik wird’s auch ohne<br />
Alben geben. Dann macht man halt wie<strong>de</strong>r Singles.«<br />
Und die dienen eher als Aushängeschild <strong>de</strong>s Künstlers<br />
<strong>de</strong>nn als finanzielles Standbein. »<strong>Als</strong> wir noch bei City<br />
Slang waren, da hieß es immer, dass man ein neues Album<br />
durch Touren promotet. Das hat sich jetzt umgekehrt,<br />
zumin<strong>de</strong>st für uns. Die Veröffentlichung ist eine Visitenkarte,<br />
die im Han<strong>de</strong>l erhältlich ist. Dadurch macht man auf<br />
sich aufmerksam und wird gebucht. O<strong>de</strong>r bekommt Aufträge<br />
für Installationen, Theatermusik, Filmmusik etc. Es<br />
geht kaum noch jemand auf Tour, um ‘ne Platte zu promoten.«<br />
»123ABC«, ihr neues Mini-Album, wird konsequenterweise<br />
gar nicht auf CD, son<strong>de</strong>rn nur per Download o<strong>de</strong>r<br />
auf Vinyl erhältlich sein.<br />
Radikal digital: Kitty-Yo<br />
Das Berliner Label Kitty-Yo setzt seit drei Jahren fast ausschließlich<br />
auf die digitale Veröffentlichung – ein Trend,<br />
<strong>de</strong>m immer mehr kleinere Labels folgen. Um ins Büro von<br />
Labelgrün<strong>de</strong>r Raik Hölzl zu gelangen, muss man trotz<strong>de</strong>m<br />
Norbert Rudnitzky<br />
(Head of Downbeat, Warner):<br />
Mich stören grundsätzlich zwei Sachen<br />
an <strong>de</strong>r Darstellungsweise dieser<br />
Radiohead-Geschichte:<br />
1. Wenn behauptet wird, die Band<br />
hätte mit dieser Aktion mehr verdient<br />
als mit je<strong>de</strong>m noch so gut dotierten<br />
Major-Vertrag. Das stimmt faktisch<br />
nicht. Weil man dabei ausblen<strong>de</strong>t, dass<br />
die ja auch eine Administration, eine<br />
Organisation und die ganze Logistik<br />
brauchen, um das alles abzuwickeln.<br />
Ich glaube nicht, dass eine Band wie<br />
Radiohead auf diese Weise mehr Geld<br />
machen konnte, als wenn sie <strong>de</strong>n Weg<br />
über eine Plattenfirma gegangen wäre.<br />
2. Was bei so was immer gerne<br />
vergessen wird: Das Musikgeschäft<br />
funktioniert ja auf <strong>de</strong>r Basis<br />
eines Generationsvertrags. Auch<br />
die Radioheads haben ihre ersten<br />
Produktionsvorschüsse und Budgets<br />
für Vi<strong>de</strong>odrehs nur bekommen können,<br />
weil es in <strong>de</strong>r Plattenfirma eine Band<br />
gab, die viele Platten verkauft hat,<br />
also entsprechend das nötige Geld<br />
überhaupt verdient hat. Am Anfang<br />
verdienen Bands oft jahrelang überhaupt<br />
nichts. Wenn sich da jetzt alle,<br />
die es geschafft haben, ausklinken<br />
und es selber machen – wie sollen die<br />
Plattenfirmen dann noch Newcomer-<br />
Bands finanzieren? Wie soll das<br />
System aussehen, damit die, die jetzt<br />
nachkommen, die gleichen Chancen<br />
bekommen wie die, die jetzt groß sind?<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll von Radiohead kann doch<br />
nicht im Interesse <strong>de</strong>rer sein, die Musik<br />
konsumieren, hören und lieben.<br />
erst mal durch ein Lager voller CDs und Schallplatten. Eine<br />
Erinnerung an jene Zeiten, als sich <strong>de</strong>r physische Markt<br />
noch rentierte. Die scheinen plötzlich allerdings Lichtjahre<br />
entfernt: Hölzl teilt sich heute einen Raum mit drei Mitarbeitern<br />
und zwei Riesenschnauzern. Früher arbeiteten<br />
hier doppelt so viele Leute in größeren Räumlichkeiten. Insofern<br />
macht er sich nichts vor: Von <strong>de</strong>n Tonträgerabsätzen<br />
allein kann er längst nicht mehr existieren, »es waren<br />
aber sowieso schon immer an<strong>de</strong>re Sachen als die Releases,<br />
die das Geld gebracht haben: Compilation-Lizenzierungen,<br />
<strong>de</strong>r Verkauf von Synchronisationsrechten an Filme,<br />
TV-Spots o<strong>de</strong>r -Serien usw., die sogenannte Zweit- und<br />
Drittverwertung.« Offensichtlich wird es für Labels immer<br />
wichtiger, sich in diese Richtung zu orientieren, wenn man<br />
am Ball bleiben will. »Wir haben uns ein Netz von Agenturen,<br />
Filmfirmen und auch Markenartiklern aufgebaut,<br />
die wir regelmäßig bemustern«, erzählt Hölzl. »<strong>Als</strong> dann<br />
2005 die ersten nennenswerten digitalen Sales passierten,<br />
stellte sich die Frage: Wenn die meisten Veröffentlichungen<br />
ohnehin – überspitzt gesagt – nur einen Promocharakter<br />
haben, dann kann man sich doch diesen ganzen<br />
Rattenschwanz sparen, <strong>de</strong>r dazu führt, dass bei 4.000 bis<br />
5.000 verkauften CDs noch kein Pfennig Gewinn entsteht.<br />
Da macht man es doch lieber radikal digital only, erreicht<br />
damit die gleichen und im I<strong>de</strong>alfall sogar mehr Leute.« Die<br />
konsequente digitale Verbreitung wirkt sich laut Hölzl so<br />
stark auf die Bekanntheit <strong>de</strong>r Künstler aus, dass man bei<br />
Kitty-Yo schon an <strong>de</strong>n nächsten Schritt <strong>de</strong>nkt: <strong>de</strong>n Gratisdownload<br />
bzw. die Einbindung in ein Abonnement, das<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n Musik für eine periodische Gebühr zur Verfügung<br />
stellt. »Ich glaube, dass das digitale Verkaufen eine<br />
kurze Übergangsphase sein wird. Es wird eher so sein,<br />
dass man in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit Markenartiklern<br />
Geld verdienen wird, nicht mehr mit <strong>de</strong>m Verkauf an <strong>de</strong>n<br />
Endkonsumenten.« Schon jetzt gibt es werbefinanzierte<br />
Websites, die Musik gratis zur Verfügung stellen – die Labels<br />
und somit die Künstler wer<strong>de</strong>n dabei an <strong>de</strong>n Werbeeinnahmen<br />
beteiligt.<br />
Und trotz<strong>de</strong>m ist es unwahrscheinlich, dass <strong>de</strong>r legale<br />
Download <strong>de</strong>r CD so schnell <strong>de</strong>n Rang ablaufen wird, wie<br />
einige annehmen. Noch können sinken<strong>de</strong> Verkäufe so nicht<br />
wirklich kompensiert wer<strong>de</strong>n – vor allem dann, wenn die<br />
Industrie weiterhin <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n mit restriktiven Codierungen<br />
verunsichert. Es sollte klar sein, dass sich <strong>de</strong>r Radiohead-Coup<br />
so schnell nicht wie<strong>de</strong>rholen dürfte. Und doch<br />
zeigt er, dass neue Strategien erfor<strong>de</strong>rlich sind, wenn Labels<br />
auch weiterhin neue Künstler ent<strong>de</strong>cken und för<strong>de</strong>rn<br />
wollen. Das sture Absichern <strong>de</strong>r eigenen Pfrün<strong>de</strong> ist je<strong>de</strong>nfalls<br />
jetzt schon zum Scheitern verurteilt.
Präsentiert und unterstützt von<br />
POP IM KONZERTHAUS<br />
Mit Polarkreis 18 – unplugged am 29.03.08.<br />
Alle Infos unter www.pop-abo.<strong>de</strong>
048 Musik The Magnetic Fields<br />
EN<br />
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Musik<br />
049<br />
Stephin Merritt ist nicht nur Mastermind <strong>de</strong>s New Yorker Chamberpop-Projekts The<br />
Magnetic Fields, er ist auch Albtraum vieler Journalisten und ein hochkarätiger<br />
Schelm obendrein. Unser Autor Lutz Happel traf ihn anlässlich <strong>de</strong>s achten Albums mit<br />
gemischten Gefühlen und verließ ihn angenehm überrascht. Fotos: Claudia Rorarius.<br />
L<br />
ange Zeit galt Stephin Merritt mit seiner croonigen<br />
Bassstimme und einer ganzen Latte von<br />
Projekten als Indierock-Geheimtipp: The 6th<br />
(eine elegante Möglichkeit, die eigenen Lieblingssänger<br />
ins Boot zu holen), The Future Bible Heroes<br />
(Electro-Pop allererster Kajüte), The Gothic Archives (eine<br />
augenzwinkern<strong>de</strong> Darkwave-Parodie) o<strong>de</strong>r eben The Magnetic<br />
Fields. Dann erschien unter letzterem Namen jenes<br />
programmatische Ungeheuer namens »69 Love Songs«:<br />
drei CDs, randvoll mit catchy Liebeslie<strong>de</strong>rn jeglicher Couleur:<br />
angestaubte, traurige, lustige, schüchterne, raubeinige,<br />
alberne, kitschige, im Hinblick auf Männer und auf<br />
Frauen geschrieben. Seit<strong>de</strong>m ist Merritt bekannt und berüchtigt<br />
für <strong>de</strong>n irritieren<strong>de</strong>n Gegensatz seines Wesens<br />
und seiner Musik. Irritierend, weil er sehr theoretisch und<br />
doppelbödig-ironisch sein kann, für manche fast misanthropisch,<br />
vielleicht auch einfach nur wohlüberlegt, seine<br />
Musik aber das Gegenteil ausstrahlt. Bei aller klanglichen<br />
Leichtigkeit, aller Brian-Wilson- und Phil-Spector-artigen<br />
Melodiösität scheint immer auch ein (teils ironischer)<br />
Sound-, Theorie- und Konzeptcharakter mitzuschwingen.<br />
Auf seinen Platten gibt es Ordnungskategorien, die nicht<br />
viel mit Musik zu tun haben. Das verleitet immer wie<strong>de</strong>r dazu,<br />
The Magnetic Fields als Konzeptmusik zu verstehen.<br />
Frühere Magnetic-Fields-Alben riechen stark nach Konzept.<br />
Steht hinter »Distortion« auch eins? Die Songs wur<strong>de</strong>n<br />
ausgewählt, bevor die Produktionsweise feststand.<br />
Der ganze Witz <strong>de</strong>s Albums ist, dass diese Produktionsweise<br />
überhaupt nicht zu <strong>de</strong>n Songs passt. In diesem Verhältnis<br />
ist also immer eine gewisse Spannung angelegt. Es<br />
besteht aber keine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n Songs, außer,<br />
dass ich sie geschrieben habe und dass sie auf <strong>de</strong>m Album<br />
versammelt sind. Ich schreibe nicht konzeptionell.<br />
Du magst also, im Gegensatz zur Rezeption vieler Hörer,<br />
gar keine Konzepte? Nein, das kann man schon aus <strong>de</strong>r<br />
Trivialität meiner sogenannten Konzepte schließen. »69<br />
Love Songs« könnte zum Beispiel genauso gut »69 Songs,<br />
die nicht vom Tanzen han<strong>de</strong>ln« heißen, und niemand wäre<br />
auf die I<strong>de</strong>e gekommen, dass es Liebeslie<strong>de</strong>r sind.<br />
Bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Sound von »Distortion«. Sehr noisy,<br />
sehr viel Hall. Es suggeriert die Aufnahme in einem<br />
sehr großen Raum, wie in einer Kathedrale o<strong>de</strong>r großen<br />
Halle. War das geplant, und wenn ja, mit welcher Funktion?<br />
Das Album ist genauso voll mit Hall wie beispielsweise<br />
»Psycho Candy« von Jesus And Mary Chain. In unserem<br />
Fall ist jedoch <strong>de</strong>r Hall echt, nicht synthetisch erzeugt, da<br />
wir in einem 17-stöckigen Treppenhaus und meiner recht<br />
großen Eingangshalle aufgenommen haben. Unser Plan<br />
war, genauso wie Jesus And Mary Chains »Psycho Candy«<br />
zu klingen. Es ist eben so viel Hall auf <strong>de</strong>n Drums, weil die<br />
es genauso gemacht haben. Der Unterschied ist, dass unser<br />
Hall tatsächlich echt ist, was natürlich ein Witz ist. Es<br />
ist, als ob man in einer Höhle aufnähme.<br />
Gibt es Momente, in <strong>de</strong>nen es für dich schwierig ist, über<br />
Liebe zu schreiben? Nun, es gibt eine riesige Tradition, sodass<br />
man es gar nicht merkt, wenn man es tut.<br />
Was ist mit <strong>de</strong>m entgegengesetzten Gedanken: Je umfangreicher<br />
die Tradition, <strong>de</strong>sto schwieriger, sie weiterzuführen?<br />
Klar, es ist eine mächtige Tradition, aber eine<br />
unsichtbare. Die Tradition, zu schreiben und zu sprechen,<br />
ist so tief greifend wie unsichtbar. Allen Ginsberg beispielsweise<br />
missachtet sie, in<strong>de</strong>m er das Wort »The« in seiner<br />
Lyrik und in seiner Sprache nicht benutzt. Das ist dann extrem<br />
auffällig und erzeugt eine Art Kontertradition. Doch<br />
große Traditionen können verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, ohne dass<br />
man darüber nach<strong>de</strong>nken muss. Liebe ist ein natürliches<br />
Thema, aus welchem Grund auch immer. Nicht in einem<br />
objektiven, doch zumin<strong>de</strong>st in einem kulturellen Sinne.<br />
Vielleicht erlaubt ihm gera<strong>de</strong> diese Tradition, alles Mögliche<br />
damit anzustellen, z. B. ein Album mit Feedback-Piano<br />
zu überziehen, einen Kölner-Dom-großen Hall zu erzeugen,<br />
sodass alles verschwimmt, o<strong>de</strong>r einfach nur die<br />
traurigsten Dinge in zuckersüße Melodien zu verpacken.<br />
Der Reiz, das zumin<strong>de</strong>st lässt sich trotz aller Merritt’schen<br />
Vexierspiele sagen, liegt bei »Distortion« im Gegensatz<br />
zwischen <strong>de</strong>m catchy-luftigen Sound und <strong>de</strong>n textlichen<br />
und produktionstechnischen Abgrün<strong>de</strong>n, die sich auftun,<br />
sobald man genauer hinhört, und auch hier kann man Brian<br />
Wilson getrost als Referenz anführen. Merritt drückt<br />
es so aus: Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Pop-Platten aufnimmt, ist stark geprägt<br />
von »Sergeant Pepper« und »Pet Sounds«. Bei Merritt<br />
aber weiß man nie genau, ob das Pop-Konstrukt nicht<br />
irgendwann in einem riesigen Feedback zusammenkracht.<br />
Doch es bleibt nur Verdacht. Es passiert komischerweise<br />
kein einziges Mal, und so balanciert »Distortion« stetig auf<br />
einem dünnen Grat zwischen Melodie und Geräusch, ohne<br />
jemals zu kippen. Und außer<strong>de</strong>m: So etwas wie Angemessenheit,<br />
so etwas wie <strong>de</strong>n richtigen Sound zur richtigen<br />
Geschichte gibt es ja eh nicht. <strong>Als</strong> Plattenmacher weiß<br />
Merritt das natürlich: »<strong>Als</strong> Produzent suche ich nicht nach<br />
einem realistischen Effekt. Ich mag Phil Spector und AB-<br />
BA-Platten, weil die nicht nach Realismus suchen. Ich kann<br />
da keine Instrumente hören, son<strong>de</strong>rn nur Töne.« Das ist<br />
das wun<strong>de</strong>rsame Universum von »Distortion«: Die Dinge<br />
müssen nicht immer so aussehen, wie sie sind, ein Schlagzeug<br />
kann unter Umstän<strong>de</strong>n so klingen wie eine Trompete,<br />
und wer sich nicht für solcherart Spielereien interessiert,<br />
kann trotz<strong>de</strong>m seinen Spaß daran haben.<br />
The Magnetic Fields<br />
Distortion<br />
CD // Nonesuch / Warner<br />
Phil Spector<br />
US-Musikproduzent, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 60ern<br />
durch außergewöhnlich produzierte Alben<br />
bekannt wur<strong>de</strong>. Charakteristisch für ihn<br />
ist eine üppige Hintergrund-Instrumentierung<br />
mit häufigem Orchestereinsatz,<br />
mehreren Schlagzeugen etc.<br />
Psycho Candy<br />
Debütalbum <strong>de</strong>r Schotten The Jesus And<br />
Mary Chain, das 1985 veröffentlicht wur<strong>de</strong>.<br />
Es ist eine radikale Kombination aus<br />
Beach-Boys-Pop-Tunes und The-Velvet-<br />
Un<strong>de</strong>rground’igem Gitarren-Noise.
050 Musik<br />
Sons & Daughters<br />
GESUND IN M<br />
Sie gelten als die fleißigste Band around: Kaum jemand tourte in <strong>de</strong>n letzten zwei<br />
Jahren so stetig wie Sons & Daughters. Und <strong>de</strong>swegen treffen Felix Scharlau und<br />
Thomas Venker sie auch nicht in ihrer Heimat Glasgow an, son<strong>de</strong>rn in New York City –<br />
was man auch an <strong>de</strong>m Bild von Jonathan Forsythe sehen kann.<br />
D<br />
ie Sonne strahlt über Brooklyn. Wir schreiben<br />
<strong>de</strong>n letzten Tag <strong>de</strong>s CMJ-Festivals 2007.<br />
Wie je<strong>de</strong>s Jahr im Oktober sind Hun<strong>de</strong>rte<br />
Indiebands über die Stadt hergefallen und<br />
haben sich von Journalisten, A&Rs und Hipstern im Stakkato<br />
bewerten lassen (müssen). Zwischen Zuordnungen<br />
als Top o<strong>de</strong>r Flop bleiben einem nur wenige Minuten zum<br />
Abliefern. Ganz ehrlich, hätten wir die Sons & Daughters<br />
nicht schon vorher gekannt, sie wären auf <strong>de</strong>r Skala wohl<br />
eher gen Flop gewan<strong>de</strong>rt. Nicht dass <strong>de</strong>r Auftritt am Vorabend<br />
im Bowery Ballroom grottenschlecht gewesen wäre,<br />
dazu sind die Songs <strong>de</strong>s Quartetts an sich schon stark<br />
genug, aber wenn man sie bereits früher gesehen hat, beispielsweise<br />
im Vorprogramm <strong>de</strong>r letzten Morrissey-Tournee<br />
o<strong>de</strong>r auf einem <strong>de</strong>r Sommerfestivals, die sie 2006 wie<br />
an einer Perlenketten aufgezogen absolvierten, dann war<br />
da doch ein meilenweiter Unterschied zu spüren.<br />
<strong>Als</strong> wir die Hälfte <strong>de</strong>r Band, A<strong>de</strong>le Bethel und Scott Paterson,<br />
in einem kleinen Café auf <strong>de</strong>r Bedford Avenue darauf<br />
ansprechen, ru<strong>de</strong>rn sie erst gar nicht dagegen an:<br />
Scott: »Die Show gestern war in <strong>de</strong>r Tat furchtbar.« Erklärungen<br />
sind bei so was ja immer müßig, besser wird es dadurch<br />
selten, dokumentiert wer<strong>de</strong>n sollen die potenziellen<br />
Grün<strong>de</strong> aber schon: »Normalerweise kommuniziere ich<br />
auch viel mehr mit <strong>de</strong>m Publikum, aber gestern hatte ich<br />
<strong>de</strong>n Eindruck, niemand wür<strong>de</strong> sich dafür interessieren.«<br />
(A), »Es war die vierte Nacht <strong>de</strong>s Festivals, und die Leute<br />
hatten schon zu viele Bands gesehen.« (S)<br />
Sons & Daughters sind Arbeitsbienen, eine Band, die noch<br />
auf <strong>de</strong>n alten Mythos vertraut, dass man nur fleißig genug<br />
sein muss, dann wird schon alles gut. Dies ist insofern interessant,<br />
als dass sie musikalisch sehr an Gun Club erinnern,<br />
die legendäre Garagenblues-Band aus Los Angeles<br />
um Jeffrey Lee Pierce. Wo sich <strong>de</strong>ren düstere Songs<br />
aber aus einem Living-on-the-edge-Setting speisten und<br />
dort auch wie<strong>de</strong>r einfügten, wirken die <strong>de</strong>r Glasgower fast<br />
schon fehl am Platz, so freundlich und normal kommt die<br />
Band rüber. Aber Moment mal, steht das wirklich hier?<br />
Wollen wir Bands nun schon fehlen<strong>de</strong> Authentizität im<br />
Abgleich mit ihren Songs vorwerfen? Ist nicht Authentizität<br />
eine For<strong>de</strong>rung non grata auf diesen Seiten, da jener<br />
doch zumeist etwas Miefiges anhaftet? Nun, ja und<br />
nein. Generell natürlich schon, schätzen wir doch alle die<br />
intellektuelle Distanz, die Inszenierung, das Konstruierte<br />
an Musik und Verpackung – nicht zuletzt zeigt dies ja<br />
auch sehr schön das aktuelle Postpunk-Revival. Wenn<br />
Authentizität aber nicht in eher unaufgeregten Kontexten<br />
auftritt, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>n Abgrün<strong>de</strong>n menschlicher Exis-<br />
Morrissey<br />
S: Wir sind die größten Smiths-Fans. Und<br />
als er uns persönlich fragte, dachten wir<br />
nur: »Oh, mein Gott.«<br />
A: Er hat uns selbst angemailt. Irre.<br />
S: Wir haben nicht mit ihm abgehangen,<br />
weil er sehr privat ist. Aber er ist sehr witzig<br />
und sagte zu uns: »Wenn ihr irgendwas<br />
braucht, müsst ihr nur eine weiße Flagge<br />
hissen.«<br />
A: Ich war schon damit zufrie<strong>de</strong>n, ihm vom<br />
Bühnenrand zusehen zu können. Er war<br />
sehr süß. Er riecht so gut.<br />
S: Er riecht wie eine katholische Kirche.
Musik<br />
051<br />
ANHATTAN<br />
tenz, dann war sie schon immer genauso spannend und<br />
relevant wie Artschool-Visionen. Und dann kann man sich<br />
ihr auch nicht entziehen. Im Schlimmen sieht man das am<br />
Medienspektakel um abgleiten<strong>de</strong> Künstler wie Pete Doherty<br />
und Amy Winehouse; wobei dabei das wirklich Wichtige,<br />
die aus <strong>de</strong>m dringlichen, kompromisslosen Lebensstil<br />
resultieren<strong>de</strong> Kunst – bei bei<strong>de</strong>n genannten schlichtweg<br />
großartige –, ja außer Acht gelassen wird. Insofern: Nicht<br />
unbedingt gesün<strong>de</strong>r, aber irgendwie stimmiger im vermittelten<br />
Bild wird es, wenn Künstler und Rezipienten das Milieu<br />
teilen. So wie eben Gun Club in einer Zeit am Rand <strong>de</strong>s<br />
Abgrunds tänzelten, als dies weltweit eine gewisse Szene<br />
tat, als mit Indie noch was an<strong>de</strong>res als nur die Musik gemeint<br />
war. Denn dann geht es vor allem um die Artefakte<br />
und nicht um Starmania. Aber genug <strong>de</strong>s Exkurses. Und<br />
<strong>de</strong>s Einklagens von zugeschriebenen Erwartungen, zumal<br />
es – zugegebenermaßen – viel angenehmer ist, mit <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Sons & Daughters in Brooklyn bei Soja-Lattes über<br />
ihre Musik zu sprechen, statt in einem abgefuckten Backstageraum,<br />
während sie sich einen Druck setzen.<br />
Konzentrieren wir uns auf <strong>de</strong>n musikalischen Link: A<strong>de</strong>le<br />
sieht <strong>de</strong>n gemeinsamen Nenner vor allem in <strong>de</strong>r mit Jeffrey<br />
Lee Pierce geteilten Debbie-Harry-Obsession. Bei Gun<br />
Club führte diese ja zu einer Kollaboration. Und wenn man<br />
A<strong>de</strong>les Gesicht bei letzterem Satz sieht, dann steht da in<br />
großen Buchstaben <strong>de</strong>r Traum, auch mal gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>r Blondie-Sängerin auf <strong>de</strong>r Bühne zu stehen.<br />
»This Gift« hat ein an<strong>de</strong>rer Prominenter produziert:<br />
Sue<strong>de</strong>-Gitarrist Bernard Butler. Erscheinen wird es auf<br />
Domino. Musikalisch hat sich aber einiges getan. Die Songs<br />
scheinen teilweise sehr hell, für die Verhältnisse <strong>de</strong>r Band.<br />
Interessanterweise geht dieser Hang zum Aufreißen <strong>de</strong>r<br />
Songs, zum abholen<strong>de</strong>ren Gestus, einher mit einer viel<br />
spontaneren Aufnahme. Und man muss attestieren: Experiment<br />
gelungen. Man fühlt sich sofort angekommen,<br />
wenn die Band <strong>de</strong>n Opener »The Bell« ansetzt, <strong>de</strong>n ewigen<br />
Klang <strong>de</strong>r Glocken hymnisiert. O<strong>de</strong>r wenn »Gilt Complex«,<br />
<strong>de</strong>r Hit <strong>de</strong>s Albums, beschwingt aggressiv alle Ohren<br />
<strong>de</strong>r Welt einfor<strong>de</strong>rt, sich bereit zeigt, uns alle in Stücke<br />
zu reißen mit seinen schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gitarren, wenn wir uns<br />
nicht hingeben wollen. Im Kontrast fin<strong>de</strong>n sich auch auf<br />
»This Gift« wie<strong>de</strong>r diese Balla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hoffnung, vorgetragen<br />
mit Ratschlägen, <strong>de</strong>nen man anmerkt, dass sich die<br />
Vortragen<strong>de</strong>n selbst nicht ganz sicher sind, und die sie –<br />
nicht zuletzt in Zeiten neoliberalistischer Kampfansagen<br />
aus <strong>de</strong>r Politik und Wirtschaft – genau <strong>de</strong>swegen so ehrlich<br />
und sympathisch wirken lassen; und wenn das jetzt relativ<br />
authentisch anmutet, dann soll es auch so sein.<br />
Domino<br />
Bereits <strong>de</strong>r Vorgänger »The Repulsion<br />
Box« erscheint auf <strong>de</strong>m Glasgower Label.<br />
S: Bevor wir bei Domino unterschrieben<br />
haben, <strong>de</strong>m besten Label <strong>de</strong>r Welt, waren<br />
wir schon Fans von Bands wie Smog,<br />
die in Europa dort veröffentlichen. Das<br />
Beson<strong>de</strong>re bei Domino ist, dass sich die<br />
Bands dort untereinan<strong>de</strong>r beeinflussen.<br />
Je<strong>de</strong>r übernimmt was von je<strong>de</strong>m. Laurence<br />
Bell, <strong>de</strong>r Chef von Domino, ist einer<br />
dieser exzentrischen Plattenfirmentypen,<br />
<strong>de</strong>r hat so viel Lei<strong>de</strong>nschaft für Musik und<br />
kümmert sich um die Bands, sodass sich<br />
alle wohlfühlen.
052 Musik
Musik<br />
053<br />
Get Well Soon<br />
POP TRIFFT PA<br />
THOS<br />
Der Name verspricht Trost und Schulterklopfen, die<br />
Musik will einfach nur umarmen: Ausgerechnet ein<br />
junger <strong>de</strong>utscher Songschreiber lan<strong>de</strong>t mit seinem<br />
Debütalbum <strong>de</strong>n ersten großen Coup 2008. Peter<br />
Flore traf Get Well Soon alias Konstantin Gropper in<br />
Berlin. Foto: Christian Knieps.<br />
E<br />
s ist nicht die Vielzahl an I<strong>de</strong>en, die das, was<br />
Konstantin Gropper mit seiner Begleitband<br />
unter <strong>de</strong>m Banner Get Well Soon verwirklicht,<br />
so beson<strong>de</strong>rs macht, es ist die Umsetzung, die<br />
man so in diesen Breitengra<strong>de</strong>n bisher noch nicht gehört<br />
hat. Nahezu je<strong>de</strong>r Artikel, je<strong>de</strong> Konzertreview, die <strong>de</strong>r auch<br />
ohne ein Album schnell zum Indie-Geheimtipp avancierte<br />
Gropper über sich lesen durfte, lobte seine Kunst als<br />
wahlweise »herrlich un<strong>de</strong>utsch« klingend bzw. »von internationalem<br />
Format«. Im Gegenzug musste <strong>de</strong>r klassisch<br />
durch langjährigen Cellounterricht geschulte Songschreiber<br />
schon früh mit <strong>de</strong>m Etikett »<strong>de</strong>utscher Conor<br />
Oberst« leben. Darauf angesprochen, muss <strong>de</strong>r Wahlberliner<br />
lachen – wenngleich er <strong>de</strong>m musikalischen Vergleich<br />
durchaus etwas abgewinnen kann: »Bright Eyes, gera<strong>de</strong><br />
die älteren Alben, sind mit Sicherheit ein Einfluss. Conor<br />
Oberst zählt für mich zu einer Bewegung junger Songwriter,<br />
die sich nicht scheuen, das Pathos zurück in <strong>de</strong>n Pop<br />
zu holen. Das ist auch mein Ansatz.«<br />
Gropper, Mitte 20 und Kopf und Motor von Get Well<br />
Soon, hat insgesamt vier Jahre an seinem Debütalbum<br />
mit <strong>de</strong>m sperrigen Titel »Rest Now, Weary Head! You Will<br />
Get Well Soon« geschrieben und aufgenommen – jener<br />
Aufmunterung, die <strong>de</strong>r Bandname vorgibt, bedurfte es<br />
in <strong>de</strong>r Zwischenzeit allerdings nicht. Im Gegenteil: Gropper<br />
weiß, was er tut, und verzettelt sich nicht: »Rest Now<br />
...« klingt trotz seiner wahrhaft eklektischen I<strong>de</strong>enfülle<br />
we<strong>de</strong>r überla<strong>de</strong>n noch konstruiert, was bei <strong>de</strong>n unweigerlich<br />
auftauchen<strong>de</strong>n Referenzen von Radiohead über<br />
Bright Eyes bis hin zu Titeln, die aus einem Morricone-<br />
Score stammen könnten, ohnehin schon einem großen<br />
Wurf gleichkommt.<br />
Die oben erwähnte Lei<strong>de</strong>nschaft, die große Geste, man<br />
hört sie in je<strong>de</strong>m Stück auf seinem Debüt. Mehr noch: Die<br />
klassische Sozialisation ist immanent, zumin<strong>de</strong>st im Aufbau<br />
<strong>de</strong>s Albums. Ein »Prelu<strong>de</strong>« eröffnet das Werk, eine<br />
»Coda« beschließt es. »Dass viele Leute da einen klassischen<br />
Ansatz sehen, liegt vielleicht an <strong>de</strong>r polyphonen Instrumentierung,<br />
weniger an einem konkreten Werkbezug.<br />
Meine Herangehensweise an Musik ist von einem gewissen<br />
Kunsti<strong>de</strong>al geprägt, an künstlerischem Gehalt liegt<br />
mir sehr viel. Ich mag es, wenn <strong>de</strong>r Musik eine konkrete<br />
I<strong>de</strong>e vorsteht.« Gropper spricht viel von »<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e«, besser<br />
noch <strong>de</strong>m »I<strong>de</strong>al« o<strong>de</strong>r »<strong>de</strong>m Konzept«, das seinem Album<br />
zugrun<strong>de</strong> liege. Er schreibt seine Musik allein, meistens<br />
am Rechner, baut Stein auf Stein und legt Wert auf je<strong>de</strong>s<br />
noch so scheinbar unwichtige Detail. Seine jauchzen<strong>de</strong>n<br />
Songs seien zwar »keine Liebeslie<strong>de</strong>r«, wohl aber Lie<strong>de</strong>r<br />
über geliebte Menschen. »I tried my very best to make this<br />
music loveable« prangt als Garantie und Aufrichtigkeits-<br />
Indikator auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Albums.<br />
Stichwort Aufrichtigkeit: Auf seine Zeit an <strong>de</strong>r berüchtigten<br />
Mannheimer Pop-Aka<strong>de</strong>mie angesprochen, reagiert er<br />
zurückhaltend: »Dieser aka<strong>de</strong>mische Gestus ist wahrlich<br />
nicht mein Ding. Die I<strong>de</strong>e, junge Musiktalente bestmöglich<br />
auf das Musikbusiness vorzubereiten, ist ein recht ökonomischer<br />
Ansatz und entspricht lustigerweise gar nicht<br />
<strong>de</strong>m, was ich im sogenannten Business bisher kennengelernt<br />
habe. Für mich ging es von Anfang an eher darum,<br />
die dortigen Infrastrukturen für mich zu nutzen. Ich konnte<br />
mich <strong>de</strong>n ganzen Tag mit Musik beschäftigen und hatte<br />
das nötige Equipment, um sie bestmöglich aufzunehmen.<br />
So gesehen war es also keine verschwen<strong>de</strong>te Zeit.« Überhaupt<br />
möchte Gropper jetzt am liebsten einfach nur weitermachen<br />
und die Gunst <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> nutzen: »Momentan<br />
<strong>de</strong>nke ich schon wie<strong>de</strong>r über ein neues Album nach.<br />
Zumin<strong>de</strong>st eine grobe I<strong>de</strong>e habe ich schon einmal. Dieses<br />
Mal habe ich ja vermutlich nicht wie<strong>de</strong>r vier Jahre Zeit, es<br />
zu schreiben. Das ist dann eine für mich völlig neue Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
aber ich freue mich drauf.« Man möchte ihm<br />
auf die Schulter klopfen und sagen: Das wird schon.<br />
Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung von Digipack und T-Shirts<br />
<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon<br />
CD // City Slang / Universal<br />
Ennio Morricone<br />
Der italienische Star-Komponist und<br />
Dirigent ist das Nonplusultra, wenn es um<br />
klassische Filmmusik geht: Untrennbar<br />
mit <strong>de</strong>m Italo-Western-Genre verbun<strong>de</strong>n,<br />
hat Morricone allerdings weitaus mehr<br />
Filme vertont als »Spiel mir das Lied vom<br />
Tod« und »Für eine Handvoll Dollar«. Dennoch<br />
gelten gera<strong>de</strong> diese als Prototypen<br />
seiner Arbeit.<br />
Popaka<strong>de</strong>mie<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Zum Wintersemester 2003/04 nahm <strong>de</strong>r<br />
erste Studienjahrgang das Bachelorstudium<br />
im Bereich Popularmusik bzw.<br />
Musikbusiness auf. Zweigleisig wer<strong>de</strong>n in<br />
Mannheim Instrumentalisten und Songwriter<br />
bzw. Musikmanager ausgebil<strong>de</strong>t<br />
und vermeintlich auf das Haifischbecken<br />
Musikbusiness vorbereitet. Den aka<strong>de</strong>misch-muffigen<br />
Ruf konnte die Aka<strong>de</strong>mie<br />
trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen Gastdozenten wie<br />
Xavier Naidoo und Heinz Rudolf Kunze bis<br />
heute jedoch nicht ablegen.
054 Musik Gildas Loaëc und Masaya Kuroki besteigen<br />
Der Mo<strong>de</strong>-La<strong>de</strong>n<br />
von Kitsuné<br />
<strong>de</strong>n Montmartre
Musik<br />
055<br />
Kitsuné Sie sind die Style-Apostel <strong>de</strong>s<br />
DIE KLASS<br />
New Rave. Mit Kitsuné haben<br />
Gildas Loaëc und Masaya Kuroki<br />
aus Musik, Mo<strong>de</strong> und Grafik<br />
ein Pop-Universum erschaffen.<br />
IK DER<br />
Arno Raffeiner hat <strong>de</strong>r exklusiven<br />
Boutique <strong>de</strong>r Hitsammler<br />
und Mo<strong>de</strong>hipster im Herzen von<br />
OBERF<br />
Paris einen Besuch abgestattet.<br />
Fotos: Nathalie Genet<br />
LÄCHEN<br />
Gildas Loaëc<br />
Gildas kam mit 20 aus <strong>de</strong>r französischen<br />
Provinz nach Paris und eröffnete kurz<br />
danach <strong>de</strong>n Plattenla<strong>de</strong>n Street Sounds.<br />
Dort lernte er nicht nur die Jungs von<br />
Daft Punk kennen, für <strong>de</strong>ren Plattenfirma<br />
Roulé er nach wie vor tätig ist, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Masaya.<br />
Im Zeichen <strong>de</strong>s Fuchses<br />
Masaya: »Kitsuné ist Japanisch und be<strong>de</strong>utet<br />
Fuchs. Es gibt viele Märchen über<br />
Füchse, in <strong>de</strong>nen sie immer verschie<strong>de</strong>ne<br />
Gesichter haben. Da wir sechs Leute sind,<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Kulturen kommen und<br />
uns in verschie<strong>de</strong>nen Formen wie Musik,<br />
Grafik, Mo<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Events ausdrücken, war<br />
<strong>de</strong>r Fuchs das perfekte Tier, um all das in<br />
einem Logo zu repräsentieren.«<br />
Masaya Kuroki<br />
In Japan geboren, zog Masaya im Alter<br />
von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach<br />
Frankreich. Nach <strong>de</strong>r Schule absolvierte<br />
er ein Architekturstudium und arbeitete<br />
als Architekt in Paris. Das Schnei<strong>de</strong>rn von<br />
Couture brachte er sich später autodidaktisch<br />
bei.<br />
E<br />
rstes Arrondissement in Paris, Samstagnachmittag.<br />
Mein Weg führt mich weg vom goldverzierten<br />
Opernhaus in Richtung <strong>de</strong>r Seine,<br />
vorbei an einem japanischen Restaurant neben<br />
<strong>de</strong>m nächsten, an kleinen Lä<strong>de</strong>n, die Antiquitäten o<strong>de</strong>r<br />
Bil<strong>de</strong>rrahmen anbieten. Der Geruch von altem Gemäuer,<br />
Bae<strong>de</strong>ker-Reiseführern und dicken Brieftaschen liegt in<br />
<strong>de</strong>r Luft. An <strong>de</strong>r Ecke zur beschaulichen Rue Thérèse sitzt<br />
Dichterfürst Molière auf seinem Denkmal und schaut etwas<br />
finster auf diesen Erlebnispark bie<strong>de</strong>r-bürgerlich angestaubter<br />
Konsumkultur herab. Links davon befin<strong>de</strong>t<br />
sich die Anlage <strong>de</strong>s Palais Royal, gera<strong>de</strong>aus weiter wäre<br />
man in einer Minute beim Louvre. Keine zwanzig Meter<br />
entfernt von Molières Thron, eingezwängt zwischen diesen<br />
Repräsentativbauten imperialer Macht, liegt in <strong>de</strong>r<br />
Rue Thérèse ein unscheinbarer Eingang. Kein Schriftzug,<br />
noch nicht mal ein kleines Logo weisen darauf hin, dass<br />
sich hier eine <strong>de</strong>r zentralen Schaltstellen <strong>de</strong>s Pophipstertums<br />
<strong>de</strong>r vergangenen Jahre befin<strong>de</strong>t. Kitsuné macht<br />
weltweit in <strong>de</strong>n Clubs viel Krach, bei sich zu Hause aber<br />
mag man’s e<strong>de</strong>l.<br />
Stün<strong>de</strong> vor diesem Eingang nicht ein 60er-Jahre-Yves-<br />
Saint-Laurent mit blon<strong>de</strong>r, wogen<strong>de</strong>r Haarpracht und<br />
schwarzer Hornbrille, <strong>de</strong>r mich freundlich in Empfang<br />
nimmt, man könnte ihn glatt übersehen. Maxime Souverain,<br />
PR-Assistent bei Kitsuné Music, versorgt mich so<br />
lange mit Fakten rund um das Label, bis jemand mit einem<br />
Schlüssel auftaucht. Denn <strong>de</strong>r Kitsuné-Shop ist noch geschlossen.<br />
Auf das Samstagsgeschäft wird offenbar gerne<br />
verzichtet, und überhaupt kann hier nur nach Vereinbarung<br />
eingekauft wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach Maximes Zusicherung, dass sich auch die neue<br />
Kitsuné-Boutique, die noch im Februar eröffnen soll, ebenfalls<br />
im ersten Arrondissement, direkt neben <strong>de</strong>m Palais<br />
Royal, kommt auch schon Masaya Kuroki als Sesamöffnedich<br />
um die Ecke. Der Mo<strong>de</strong>-Chef von Kitsuné streift sich<br />
sorgfältig die Schuhe ab, bevor er <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>ssen<br />
geschätzten acht Quadratmetern dunkelblauem, samtgleichem<br />
Teppichbo<strong>de</strong>n betritt. Das Kitsuné-Schmuckkästchen<br />
in <strong>de</strong>r Rue Thérèse wirkt von innen besehen ebenso<br />
klein wie aufgeräumt. Rechts hängen an Klei<strong>de</strong>rhaken<br />
einige Stücke <strong>de</strong>r aktuellen Kollektion, links sind auf einem<br />
schmalen Mauervorsprung ein paar Compilations<br />
und neue Maxis aufgereiht. An <strong>de</strong>r Rückwand führt hinter<br />
weiß bemalten Holzbalken eine Wen<strong>de</strong>ltreppe hinauf<br />
zum Büroraum <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>abteilung. Hier stehen die zwei<br />
blitzblank leer geräumten Schreibtische von Masaya und<br />
seinem Assistenten, weitere Klei<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>r und Regale.<br />
Alles in gera<strong>de</strong>zu extremer Ordnung und Übersichtlichkeit.<br />
Nach <strong>de</strong>m vielfältigen, gera<strong>de</strong>zu ausufern<strong>de</strong>n Roster<br />
<strong>de</strong>r bisherigen Kitsuné-Platten hätte man durchaus<br />
an<strong>de</strong>res erwarten können. »Ich hasse Chaos«, kommentiert<br />
Masaya nüchtern. Und schließlich gäbe es im quirligen<br />
Stadtteil Montmartre ja noch ein zweites, größeres<br />
Büro für die Musikabteilung, die sein Partner Gildas Loaëc<br />
verantwortet. Gildas und Masaya sind sozusagen die bei<strong>de</strong>n<br />
Chefi<strong>de</strong>ologen <strong>de</strong>r Kitsuné-Schwerpunkte Musik und<br />
Mo<strong>de</strong>. Komplett ist die Truppe jedoch erst mit <strong>de</strong>m vierköpfigen<br />
Grafikteam åbäke aus London, das für das charakteristische<br />
Artwork zuständig ist.<br />
Seit 2002 wil<strong>de</strong>rt das Pariser Label mit seinen »Kitsuné<br />
Maison«-Compilations und einer frechen Lizenzierungspolitik<br />
in so ziemlich allen Genres von Rock bis zu<br />
Stadion-Techno – nennt es <strong>de</strong>n Neuen Rave –, gewann<br />
damit oft genug <strong>de</strong>n Kampf um die heißesten MySpace-<br />
Ent<strong>de</strong>ckungen und lan<strong>de</strong>te dreiste A&R-Coups. Kitsuné<br />
übertrug so die Regeln <strong>de</strong>r im Internet ausgebil<strong>de</strong>ten neuen<br />
Aufmerksamkeitsökonomie konsequent auf das alte<br />
Konzept Plattenlabel. Die Energie wur<strong>de</strong> vorrangig in<br />
<strong>de</strong>n Aufbau eines starken Images und in Marketingstrategien<br />
gesteckt, die grelle Durchschlagskraft <strong>de</strong>r Musik<br />
erledigte <strong>de</strong>n Rest. Eigene Signings gab es erst <strong>de</strong>ut- ≥
056 Musik<br />
≥ lich später, namentlich, als Digitalism sich mit »Zdarlight«<br />
als künftige Hithoffnung empfahlen.<br />
Die Mo<strong>de</strong>linie von Kitsuné entstand allerdings nicht bloß<br />
aus einer originellen Merchandise-I<strong>de</strong>e, son<strong>de</strong>rn war von<br />
Anfang an Teil <strong>de</strong>s Konzepts. <strong>Als</strong> Gildas und Masaya zusammen<br />
mit ihren Freun<strong>de</strong>n von Daft Punk zu »Discovery«-<br />
Zeiten nach Japan fuhren, trafen sie dort auf eine Styleund<br />
Konsumkultur, die sie in ihrer Gesamtheit begeisterte.<br />
Es erschien ihnen logisch, ihre Lei<strong>de</strong>nschaft für Musik<br />
und Mo<strong>de</strong> in diesem Sinne zusammenzuführen und explizit<br />
Produkte für ein ähnliches Rundum-Style-Erlebnis<br />
zu <strong>de</strong>signen: Pop als holistische Praxis <strong>de</strong>r Oberflächengestaltung.<br />
Denn dass es bei allem, was Kitsuné macht,<br />
zuerst um das Außen, um einen guten ersten Eindruck<br />
geht, das geben die bei<strong>de</strong>n gerne zu. Priorität Nummer<br />
eins: Zugänglichkeit.<br />
»Wir wollen nieman<strong>de</strong>n verschrecken«, bringt Gildas<br />
die große Klammer, die das Style-Universum von Kitsuné<br />
zusammenhält, auf einen einfachen Nenner. »Wir achten<br />
wirklich darauf, nicht zu avantgardistisch, zu nerdy und<br />
zu intelligent zu sein. Auf keinen Fall wollen wir signalisieren:<br />
Sorry, wir sind so trendy und cool, du gehörst einfach<br />
nicht zu unserer Welt. Nein, es geht um das genaue Gegenteil:<br />
Dinge leicht zugänglich zu machen.«<br />
Wenn dabei Klassiker produziert wer<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>n<br />
DJs nicht schon nach zwei Wochen wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Plattenkiste<br />
aussortiert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die man nächsten Frühling<br />
auch noch mal anzieht, sind Gildas und Masaya aber<br />
erst richtig zufrie<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> von Kitsuné ist dieser<br />
Anspruch ganz offensichtlich. So wild zusammengewürfelt<br />
die Diskografie wirkt, so klar und geradlinig ist die<br />
Sprache von Masayas Kollektionen. Für <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Frühling entwarf er schlichte Poloshirts, Cardigans in pastelligen<br />
Farben und luftig sitzen<strong>de</strong> Shorts.<br />
Auch wenn die Kundschaft <strong>de</strong>r zwei Sparten bestimmt<br />
nicht <strong>de</strong>ckungsgleich ist, sehen die bei<strong>de</strong>n in diesen unterschiedlichen<br />
Ästhetiken keinen Wi<strong>de</strong>rspruch. Masaya<br />
beschreibt das gemeinsame Konzept als die Suche nach<br />
einer neuen Klassik. »Wir arbeiten viel an <strong>de</strong>r Qualität, am<br />
Schnitt und nicht so sehr an einem eigenen Stil. Es geht<br />
uns um Mo<strong>de</strong>, die Bestand hat. Qualität und Handarbeit<br />
haben natürlich ihren Preis, daher ist unsere Mo<strong>de</strong> nicht<br />
ganz so zugänglich wie die Musik. Aber als Produkt ist das<br />
nicht schwer zu verstehen: klassische Kleidung für je<strong>de</strong>n<br />
Tag. Letztendlich steckt also <strong>de</strong>rselbe Spirit dahinter wie<br />
bei <strong>de</strong>r Musik: Alle können unsere Sachen anziehen, weil<br />
sie einfach und langlebig sind.«<br />
Über das Wort Langlebigkeit kann man im Zusammenhang<br />
mit Kitsuné leicht mal stolpern. Moment mal, sitzen<br />
wir hier nicht gera<strong>de</strong> im Herzen von Hipsterhausen?<br />
Wie geht das mit Klassik, mit Ewigkeit zusammen? Gildas<br />
gibt sich entspannt: »Es kommen doch immer wie<strong>de</strong>r<br />
neue Leute nach, die noch cooler sind als du. Natürlich<br />
mögen wir es, in <strong>de</strong>r Presse vorzukommen, aber wir<br />
wollen auch nicht zu sehr das Ding <strong>de</strong>s Moments sein. Wir<br />
nehmen das Musikbusiness sehr ernst, und zwar in einer<br />
langfristigen Perspektive und nicht nur, um für einen kurzen<br />
Augenblick hype zu sein. Irgendwann heißt es dann:<br />
Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber wollen<br />
auch in fünf Jahren noch da sein.«<br />
Und das heißt bei Kistuné vor allem: in fünf Jahren noch<br />
gut aussehen. Vor <strong>de</strong>m finalen Au revoir hat Gildas noch<br />
eine Frage an <strong>Intro</strong>-Fotografin Nathalie. Was im Text stehe,<br />
sei ihm ehrlich gesagt vollkommen egal, meint er, aber<br />
ob man vor Veröffentlichung vielleicht einen Blick auf die<br />
Fotos werfen könne? »Nur, um zu wissen, ob wir nicht zu<br />
fertig o<strong>de</strong>r druggy aussehen.« Denn so sind die Regeln im<br />
allumfassen<strong>de</strong>n Style-Universum von Kitsuné: Im Zweifelsfall<br />
zählt das Image immer mehr als <strong>de</strong>r Inhalt. Hauptsache,<br />
die Oberfläche glänzt.<br />
Acts, Acts, Acts<br />
Alles schon auf Kitsuné zu hören<br />
gewesen: Bloc Party, M.I.A., Hot Chip,<br />
Feist, CSS, Klaxons, Rex The Dog,<br />
Fischerspooner, Simian Mobile Disco,<br />
Alex Gopher, Black Strobe, Tomboy,<br />
Adam Sky, Wolfmother, The Whitest<br />
Boy Alive und kein En<strong>de</strong> ...<br />
»Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber<br />
wollen auch in fünf Jahren noch da sein.«<br />
<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />
Diverse<br />
Kitsuné Maison 5<br />
CD // Kitsuné / Intergroove<br />
Links: »Rue Thérèse«, wo sich <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>-La<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>t. Oben: Metro-Eingang Montmartre<br />
(in <strong>de</strong>r Nähe von <strong>de</strong>n Büroräumen von Kitsuné).
058 Musik<br />
Clipland 2008<br />
NEUE FORMATE, NUR NOCH<br />
AMATEURE, KEINE BUDGETS?<br />
Lust auf einen Musikclip zu <strong>de</strong>m Song, <strong>de</strong>r eben gera<strong>de</strong> auf Last.fm<br />
lief und einem nun nicht mehr aus <strong>de</strong>m Kopf geht? Kein Problem.<br />
Die Zeiten, in <strong>de</strong>nen man nachts stun<strong>de</strong>nlang vor MTV gehockt<br />
und auf <strong>de</strong>n einen Clip gewartet hat, sind vorbei. Das Internet ist<br />
<strong>de</strong>r Selbstbedienungsla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterhaltungsindustrie gewor<strong>de</strong>n:<br />
Das Lustobjekt ist niemals mehr als zwei Stichworte in <strong>de</strong>r Suchmaschine<br />
entfernt. Entsprechend setzt das »On Demand«-Medium<br />
neue Regeln. Unsere Autorin Miriam Stein erklärt sie uns.
Musik<br />
059<br />
D<br />
ieser Tage viel diskutiert und viel benannt ist<br />
die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sehgewohnheiten, seit<br />
wir selbst auf YouTube und Co. unsere eigene<br />
Clip-Rotation bestimmen. »Das Vi<strong>de</strong>o von<br />
OK Go hat einen MTV Award gewonnen, obwohl es ohne<br />
Regisseur gemacht wur<strong>de</strong> und nur auf DV gedreht ist«,<br />
fällt Uwe Fla<strong>de</strong> gleich zum Thema ein. Fla<strong>de</strong> ist einer <strong>de</strong>r<br />
wichtigsten <strong>de</strong>utschen Musikvi<strong>de</strong>o-Regisseure <strong>de</strong>r letzten<br />
Jahre. Neben <strong>de</strong>utschen Künstlern wie 2raumwohnung<br />
und Sportfreun<strong>de</strong> Stiller befin<strong>de</strong>n sich auf Uwes »Rolle«,<br />
<strong>de</strong>r Sammlung seiner Clips und Werbefilme, auch Namen<br />
wie Zoot Woman, Franz Ferdinand und Depeche Mo<strong>de</strong>. Ins<br />
Geschäft ist Fla<strong>de</strong> über alte Bekannte gekommen: »Mein<br />
erstes Vi<strong>de</strong>o habe ich 2000 für die Sportfreun<strong>de</strong> Stiller<br />
zum Song Wun<strong>de</strong>rbaren Jahren gedreht. Von Vorteil war,<br />
dass ich mit <strong>de</strong>m Peter auf <strong>de</strong>r Schule war.«<br />
Nach sieben Jahren im Biz sieht Fla<strong>de</strong> <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Musikvi<strong>de</strong>o-Markt kritisch: »Vor acht bis zehn Jahren<br />
gab es zwar auch schon bewusst Lo-Fi’ig gemachte<br />
Vi<strong>de</strong>os wie Praise You von Fatboy Slim, aber generell wur<strong>de</strong><br />
viel investiert, um die Clips gut aussehen zu lassen: Es<br />
ging darum, große I<strong>de</strong>en zu inszenieren. Was Regisseure<br />
wie Gondry, Glazer, Cunningham und Spike Jonze gedreht<br />
haben, gilt für mich immer noch als die gol<strong>de</strong>ne Zeit <strong>de</strong>s<br />
Mediums. Sie haben Stile und Welten erfun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r<br />
Ambition, Emotionalität zu erzeugen. Das hat auch <strong>de</strong>n<br />
Spielfilm und die Werbung stilistisch beeinflusst – was<br />
heute eher nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist.«<br />
Zur Erinnerung: OK Go, Rockband aus Chicago, verdanken<br />
ihren Musikvi<strong>de</strong>os einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Teil ihrer Popularität.<br />
»A Million Ways«, die erste Single <strong>de</strong>s zweiten<br />
Albums von 2005, zeigt die Band beim Tanzen im Hinterhof.<br />
Das Budget für <strong>de</strong>n Clip betrug <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> nach unter<br />
zehn Dollar und ist ohne Wissen <strong>de</strong>r Plattenfirma Capitol<br />
Records entstan<strong>de</strong>n und veröffentlicht wor<strong>de</strong>n. Ein<br />
Jahr später wur<strong>de</strong> »A Million Ways« zum meist runtergela<strong>de</strong>nsten<br />
Clip <strong>de</strong>r Geschichte ernannt, mit über 90 Millionen<br />
Downloads. Die zweite Single »Here It Goes Again«<br />
zeigt die Band ähnlich choreografiert auf vier Laufbän<strong>de</strong>rn.<br />
Bis August 2007 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Clip 27 Millionen Mal<br />
angeschaut und belegt <strong>de</strong>n vierten Platz <strong>de</strong>r YouTube-<br />
All-Time-Favourites. Der Clip wur<strong>de</strong> mit einem Grammy-<br />
Award ausgezeichnet.<br />
»Das OK-Go-Vi<strong>de</strong>o ist für mich die Blaupause für Musikvi<strong>de</strong>os<br />
in <strong>de</strong>r MySpace- und YouTube-Zeit. In diesen Foren<br />
wird eine neue Art von spielerischer Kreativität honoriert,<br />
die vorher die Ausnahme war. Toll ist natürlich auch,<br />
dass Bands hier <strong>de</strong>mokratisch ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n und sich<br />
in diesen Biotopen eine neue Form von Kreativität entwickelt,<br />
die nicht unbedingt über <strong>de</strong>n Filter Musikindustrie<br />
läuft. Um ehrlich zu sein, hat für mich als Regisseur<br />
aber das Musikvi<strong>de</strong>o als künstlerisches Leitmedium seinen<br />
Reiz verloren, was nicht be<strong>de</strong>utet, dass ich mich nicht<br />
mehr dafür interessiere – ich schaue mir alles an«, gesteht<br />
Fla<strong>de</strong>.<br />
Triumph <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en im basis<strong>de</strong>mokratischen Internet,<br />
könnte man an dieser Stelle jubilieren, abseits von großen<br />
Budgets und namhaften Regisseuren bringt das Zeitalter<br />
zugänglicher Amateur-Software ihre eigenen Ikonen heraus.<br />
Allerdings sind Geschichten wie jene von OK Go o<strong>de</strong>r<br />
die MySpace-Triumphe von Arctic Monkeys und Lily Allen<br />
Einzelfälle, sowohl, was Erfolg, als auch – und viel wichtiger<br />
–, was die Kreativität angeht. Ein wirklicher Trend zu<br />
großer Eigenständigkeit und Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Produktion<br />
von Musikvi<strong>de</strong>os zeichnet sich <strong>de</strong>rzeit nicht ab. Robert<br />
Sei<strong>de</strong>l, Regisseur aus Jena, <strong>de</strong>r mit einem Low-Budget-Clip<br />
für <strong>de</strong>n Song »Futures« von Zero 7 (featuring José Gonzáles)<br />
für Aufsehen auf Filmfestivals sorgte, klagte über eine<br />
Anfrage für ein Musikvi<strong>de</strong>o für The Bright Eyes: Es sollte<br />
nicht nur keine Gage geben, son<strong>de</strong>rn auch kein Budget.<br />
»Wenn es selbst für Bright Eyes kein Geld mehr gibt, wo<br />
gibt es dann noch welches?« fragt Sei<strong>de</strong>l.<br />
In <strong>de</strong>r Theorie<br />
Vierhun<strong>de</strong>rt Schnitte in 3:30 Minuten, ein Schnitt pro Sekun<strong>de</strong>,<br />
120 Beats per Minute, springen<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r, gänzlich<br />
frei von inhaltlichem Zusammenhang, ein einziger langer,<br />
schnittfreier Schwenk von dreieinhalb Minuten, 15 Minuten<br />
Grusel-Actionkino mit Tanzeinlage, vier Minuten kotzen,<br />
koksen und prügeln aus <strong>de</strong>m subjektiven »Point of View«:<br />
Kamera und Mäuse in <strong>de</strong>r U-Bahn. Je<strong>de</strong>r dieser Filme fällt<br />
unter die Bezeichnung Musikvi<strong>de</strong>o. Das Spektrum ist weit,<br />
die Möglichkeiten groß – zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Theorie.<br />
Das Musikvi<strong>de</strong>o, also die I<strong>de</strong>e von visualisierter Musik,<br />
bahnte sich von Motion-Graphic-Experimenten <strong>de</strong>utscher<br />
Expressionisten wie Oskar Fischinger und Hans Richter<br />
über kanadische Direct-Cinema-Vertreter wie Albert und<br />
David Mayseltes in <strong>de</strong>n 60ern seinen Weg in <strong>de</strong>n Mainstream.<br />
Im Letzteren kam es in <strong>de</strong>n späten 60ern zunächst<br />
über Chartspop-Sendungen wie »Top Of The Pops« an, vornehmlich<br />
im Mutterland <strong>de</strong>s Pop: UK. So richtig zum Konsensthema<br />
wur<strong>de</strong> es in <strong>de</strong>n frühen 80ern mit <strong>de</strong>r Geburt<br />
von MTV, jenem Sen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r schon in seinem Namen bei<strong>de</strong><br />
Bestandteile zusammenführt. Rückblickend können die<br />
90er-Jahre als Blütezeit <strong>de</strong>s Musikvi<strong>de</strong>os gesehen wer<strong>de</strong>n,<br />
heute, in Tagen von digitalem Vi<strong>de</strong>o und iMovie, läuft<br />
das Medium Gefahr, auf direktem Wege in die Willkür, in<br />
die Be<strong>de</strong>utungslosigkeit zu rennen – trotz künstlerischer<br />
Ausnahmen wie OK Go. Vielleicht wird <strong>de</strong>m freien Medium<br />
in Zeiten großer ökonomischer Ängste sein breites Spektrum<br />
zum Verhängnis. Denn Musikvi<strong>de</strong>o kann wirklich alles<br />
sein, darf alles machen.<br />
Zurück in die Praxis<br />
Die 90er-Jahre waren zunächst ein Jahrzehnt <strong>de</strong>s Aufbruchs,<br />
zum einen im neuen, digitalen Raum <strong>de</strong>s Internets<br />
und gleichzeitig in <strong>de</strong>r digitalen Bildbearbeitung. Mit <strong>de</strong>r<br />
Öffnung alter Grenzen öffneten sich auch die Köpfe <strong>de</strong>r<br />
Zuschauer für neue Welten, und so brach aus <strong>de</strong>m zum<br />
Marketing-Produkt stilisierten, zumeist schäbigen, nur<br />
manchmal cleveren Medium, <strong>de</strong>ssen Bezeichnung »Promo«,<br />
kurz für »Promotional Music Vi<strong>de</strong>o«, war, nach und<br />
nach ein Strom von visueller Innovation. Das verlachte und<br />
vom pädagogischen Gewissen gern zur Rechenschaft gezogene<br />
Kaugummi-Filmchen mauserte sich zum Leitmedium,<br />
sogar zur Kunstform. Diese Wandlung begann mit<br />
einem <strong>de</strong>nkbar einfachen Schritt: Ab 1995 begann MTV<br />
USA nicht nur <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Künstlers <strong>de</strong>s Songs und<br />
<strong>de</strong>s Plattenlabels einzublen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Clipregisseurs. Mit <strong>de</strong>r Nennung <strong>de</strong>r Regisseure traten<br />
die Filmemacher aus <strong>de</strong>m Schatten <strong>de</strong>s Dienstleisters<br />
ins Licht <strong>de</strong>s eigenständigen Kulturschaffen<strong>de</strong>n, und aus<br />
<strong>de</strong>m Produkt wur<strong>de</strong> ein Werk.<br />
Von nun an vollzog sich langsam, aber stetig eine <strong>de</strong>utliche<br />
Verän<strong>de</strong>rung im Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Musikvi<strong>de</strong>os:<br />
Statt lediglich das Image eines Künstlers in Form von inszenierter<br />
Performance und gut gemachten Choreografien<br />
mitsamt gutem Make-up und schrägen Klamotten möglichst<br />
interessant rüberzubringen, erschuf eine neue Generation<br />
von Musikvi<strong>de</strong>o-Regisseuren neue visuelle Welten<br />
mit eigenen Gesetzen: Inspiriert von einer I<strong>de</strong>e im jeweiligen<br />
Song, einer Textzeile, einer Grundstimmung, brach ≥<br />
Musikvi<strong>de</strong>o<br />
»Das Musikvi<strong>de</strong>o ist ein kurzer Film o<strong>de</strong>r<br />
Vi<strong>de</strong>ofilm, <strong>de</strong>r ein vollständiges Musikstück,<br />
zumeist einen Song, visuell begleitet.<br />
Mo<strong>de</strong>rne Musikvi<strong>de</strong>os wer<strong>de</strong>n in erster<br />
Linie als Marketing Device zur Verbreitung<br />
von Musik hergestellt.« (Wikipedia.com)<br />
Robert Sei<strong>de</strong>l<br />
28-jähriger Stu<strong>de</strong>nt aus Jena, <strong>de</strong>ssen<br />
Auszeichnungen für seinen Experimental-<br />
Kurzfilm »Grau« die Zeichenzahl dieses<br />
Textes sprengen wür<strong>de</strong>n. Sein Musikvi<strong>de</strong>o<br />
für Zero 7 featuring José Gonzáles zeigt<br />
Fotos von verdrückten, organischen<br />
Früchten, die synchron zum Rhythmus<br />
ineinan<strong>de</strong>r morphen. Abstraktion und<br />
Eleganz machen sein sehr experimentelles<br />
Vi<strong>de</strong>o zum Ereignis.
060 Musik das Musikvi<strong>de</strong>o mit <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r Schwerkraft und<br />
Von wegen die braven Jungs von nebenan. Im Herzen<br />
sind die Arctic Monkeys echte britische Hooligans.<br />
Was, ihr glaubt uns nicht? Dann schaut doch selbst<br />
mal rein in »Fluorescent Adolescent«. Zu<strong>de</strong>m ein<br />
Para<strong>de</strong>monster unserer mo<strong>de</strong>rnen Cliptage mit<br />
seinem trashy homema<strong>de</strong>-style, wie man ihn aus<br />
<strong>de</strong>m Netz kennt.<br />
Treatment<br />
Vom Regisseur verfasste Kurzzusammenfassung<br />
<strong>de</strong>s Inhalts und <strong>de</strong>s Looks<br />
<strong>de</strong>s angedachten Musikvi<strong>de</strong>os. Vor <strong>de</strong>r<br />
Produktion eines Musikvi<strong>de</strong>os fin<strong>de</strong>t<br />
eine sogenannte »Pitch« statt, in <strong>de</strong>r die<br />
Plattenfirma zahlreiche Treatments verschie<strong>de</strong>ner<br />
Regisseure einholt und anhand<br />
<strong>de</strong>rer entschei<strong>de</strong>t, wer dreht.<br />
≥<br />
vor allem <strong>de</strong>r Kausalität <strong>de</strong>s kommerziellen Films. »Virtual<br />
Insanity«, 1997 entstan<strong>de</strong>nes Musikvi<strong>de</strong>o <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
britischen Bühnenbildners Jonathan Glazer, ist ein<br />
Beispiel für die vollen<strong>de</strong>te Kunst <strong>de</strong>s Mediums: Während<br />
Jamiroquai gemäß seinem bekannten Image, tanzend mit<br />
Hut, <strong>de</strong>n Song singt, verschiebt sich <strong>de</strong>r einer Gummizelle<br />
nachempfun<strong>de</strong>ne Raum: Schwarze Raben fliegen durchs<br />
Bild, und Blut tritt aus <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n – damit wird nicht nur<br />
die Coolness <strong>de</strong>s Rockvi<strong>de</strong>os nicht aufgehoben, nein, sie<br />
wird potenziert. Vergänglichkeit, Tod und Wahnsinn, gepaart<br />
mit Loungepop – unmöglich und gleichzeitig doch<br />
absolut treffend umgesetzt.<br />
»Gegenüber Werbung und Spielfilm ist das Musikvi<strong>de</strong>o<br />
prinzipiell ja eine sehr offene filmische Form«, merkt Uwe<br />
Fla<strong>de</strong> an. »Bei meiner Begegnung mit Depeche Mo<strong>de</strong> gab<br />
es keine kreativen Vorgaben. Eigentlich ein Traum, aber<br />
natürlich gab es dann produktionstechnische Einschränkungen<br />
und an<strong>de</strong>re Dinge, die beachtet wer<strong>de</strong>n mussten<br />
und sich dann auch auf die I<strong>de</strong>en ausgewirkt haben.<br />
Aber prinzipiell fin<strong>de</strong>t man diese kreative Freiheit beim<br />
Film ja sehr selten.«<br />
Willkommen im Heute<br />
2002 investierte eine große <strong>de</strong>utsche Plattenfirma immerhin<br />
noch 120.000 Mark in das vierte Vi<strong>de</strong>o einer damals wie<br />
heute unbekannten Newcomer-Band aus Braunschweig<br />
– für vier Vi<strong>de</strong>os macht das zusammen eine halbe Million,<br />
damals noch D-Mark, an Vi<strong>de</strong>obudget. Dieser Tage sind<br />
25.000 Euro viel für ein erstes Vi<strong>de</strong>o einer Major-Band.<br />
Wie funktioniert das mit <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Clips <strong>de</strong>nn<br />
überhaupt? »Meistens zahlt das Label 50 % und die an<strong>de</strong>re<br />
Hälfte die Band«, erklärt Beat Gottwald, ehemaliger<br />
Majorlabel-Produktmanager und heute Manager <strong>de</strong>r Hip-<br />
Hop-Band K.I.Z. »Allerdings streckt das Label die Kosten<br />
vor, und die Band bezahlt über ihre Lizenzen ab.« Insofern<br />
nur verständlich, dass auch das Label Mitspracherecht<br />
einklagt. Trotz<strong>de</strong>m braucht ein guter Regisseur Freiheit.<br />
Dazu Gottwald: »Man muss immer einen begeisterten Regisseur<br />
haben, <strong>de</strong>r Bock hat, mit <strong>de</strong>r Band die I<strong>de</strong>e durchzuziehen.<br />
Allerdings gilt auch: Wenn <strong>de</strong>r Regisseur zu 100<br />
% seinen Kopf durchboxt, fühlt sich die Band oft komplett<br />
unverstan<strong>de</strong>n und im Nachhinein nicht wohl mit <strong>de</strong>m Clip.<br />
Und wenn die Band meint, sie selbst wäre <strong>de</strong>r bessere Regisseur,<br />
kommt meistens auch nur Murks heraus. Deshalb<br />
ist es wichtig, dass Band und Regisseur miteinan<strong>de</strong>r<br />
wachsen und sich verstehen lernen.«<br />
»Was ich oft in <strong>de</strong>r Musikbranche erlebt habe, ist,<br />
dass sich in letzter Sekun<strong>de</strong> die Vorgabe än<strong>de</strong>rt und das<br />
Treatment <strong>de</strong>shalb nicht mehr funktioniert«, sagt Uwe<br />
Fla<strong>de</strong>. Die Grün<strong>de</strong> können mannigfaltig sein: Mal wird eine<br />
an<strong>de</strong>re Single ausgewählt, mal verschieben sich Termine<br />
<strong>de</strong>r Band, sodass an einem an<strong>de</strong>ren Tag o<strong>de</strong>r gar in<br />
einer an<strong>de</strong>ren Stadt gedreht wer<strong>de</strong>n muss. Gerne wird<br />
auch noch mal am Budget rumgeschraubt, nach unten,<br />
klar. Fla<strong>de</strong>: »Manchmal wird die Zeit für die Postproduktion<br />
gekürzt, was so manches fertig geschriebene effektlastige<br />
Treatment killt.«<br />
Das Musikvi<strong>de</strong>o soll gleichzeitig <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r<br />
Künstler und die Lebenswelt <strong>de</strong>r Konsumenten abbil<strong>de</strong>n.<br />
Im Guten vermag es sich so recht schnell im kulturellen Gedächtnis<br />
festzuschreiben, doch leicht ist dies nicht, wie die<br />
dargelegten Rahmenbedingungen zeigen: Die Kreativität<br />
wird lei<strong>de</strong>r zu oft <strong>de</strong>m Konsens angenähert, um <strong>de</strong>m ständig<br />
steigen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck auf <strong>de</strong>m Markt standzuhalten.<br />
Es wer<strong>de</strong>n Kompromisse gemacht, um die Masse<br />
abzuholen – Marktforschung versus künstlerische Freiheit.<br />
Wenn dann auch noch die Budgets wie gezeigt nicht<br />
mehr so locker sitzen, wird es schwierig. O<strong>de</strong>r ist das nur<br />
ein vorgeschobenes Argument? Marcus Adam, Redakteur<br />
bei MTV Networks Deutschland, sollte es wissen: »Insgesamt<br />
merken wir schon, dass die Budgets für Clips in <strong>de</strong>n<br />
letzten sieben, acht Jahren nicht gewachsen sind. Teilweise<br />
gleicht sich das jedoch mit günstigeren (digitalen) Produktionsmöglichkeiten<br />
aus. Dazu kommt, dass <strong>de</strong>r Musikclip<br />
seine Vorreiterrolle als Kunstform teilweise eingebüßt<br />
hat. Viele <strong>de</strong>r eingereichten Vi<strong>de</strong>os sind Standard, d. h.,<br />
sie erfüllen ihren Zweck, mehr aber nicht.«<br />
Parallel zu <strong>de</strong>r von ihm kritisierten Ausdünnung <strong>de</strong>r<br />
Kreativität hat sich aber auch MTV sehr verän<strong>de</strong>rt. Reality-Soaps,<br />
zumeist in <strong>de</strong>n USA produziert, laufen <strong>de</strong>n<br />
Musik-Shows <strong>de</strong>n Rang ab. Dazu Adam: »Der Anteil von
Musik<br />
061<br />
Musik am Gesamtprogramm hat sich von 2005 bis heute<br />
leicht positiv entwickelt, von 62 % auf 65 % (bei Viva sind<br />
es sogar 75 %). 2004 lag <strong>de</strong>r Musikanteil sogar nur bei 47<br />
%.« Gefühlt scheint <strong>de</strong>r Anteil von Musik allerdings weiter<br />
zu sinken.<br />
Und morgen?<br />
Adam verspricht Besserung für 2008 – allerdings spricht<br />
<strong>de</strong>r Status quo da draußen <strong>de</strong>rzeit eine an<strong>de</strong>re Sprache,<br />
wie Gottwald einwirft: »Fakt ist, die Soaps haben bessere<br />
Einschaltquoten als die Clips. Was ich scha<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>,<br />
was aber natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist.<br />
Natürlich kann man sich darüber tot diskutieren, ob sich<br />
ein Sen<strong>de</strong>r ein Publikum erziehen kann o<strong>de</strong>r ob er immer<br />
auf Nachfrage reagieren muss. Ich glaube natürlich an<br />
Ersteres, weil ich mir wie<strong>de</strong>r ein wirkliches Musikfernsehen<br />
wünsche.«<br />
Mit diesem Wunsch steht er nicht allein da. Mathias<br />
Hielscher, Bassist von Virginia Jetzt!, bringt es recht unkünstlerisch,<br />
aber ehrlich auf <strong>de</strong>n Punkt, warum auch<br />
er sich ein Comeback <strong>de</strong>s Clips wünscht: »Um Image zu<br />
transportieren, ist <strong>de</strong>r Clip <strong>de</strong>r leichteste Weg: In drei Minuten<br />
kannst du <strong>de</strong>n Leuten vermitteln, was du für ein Typ<br />
bist, welche Klamotten du magst, ob du tanzen kannst,<br />
wie viel Geld <strong>de</strong>ine Plattenfirma in dich investiert und um<br />
was es dir geht. Du kannst <strong>de</strong>iner Musik ein Gesicht verleihen.<br />
Und selbst wenn du nicht darin auftauchst, dann<br />
ist das auch ein Statement.«<br />
In <strong>de</strong>n USA und im UK funktioniert die Kommunikationskette<br />
Musikvi<strong>de</strong>o an<strong>de</strong>rs als hierzulan<strong>de</strong>. Dazu Uwe<br />
Fla<strong>de</strong>: »Der grundlegen<strong>de</strong> Unterschied ist wohl, dass es<br />
in England und <strong>de</strong>n USA bei je<strong>de</strong>r größeren Plattenfirma<br />
Commissioner gibt, die sich um nichts an<strong>de</strong>res als Musikvi<strong>de</strong>os<br />
kümmern. Sie schlagen <strong>de</strong>n Bands Regisseure<br />
vor, geben Briefings raus, sammeln die Treatments ein<br />
und betreuen <strong>de</strong>n Dreh und die Fertigstellung.« Abgesehen<br />
von einigen Ausnahmen wie <strong>de</strong>m Freelance-Commissioner<br />
Andreas Dorau wer<strong>de</strong>n Musikvi<strong>de</strong>os in Deutschland<br />
überwiegend von Produktmanagern betreut, in <strong>de</strong>ren Job<br />
Musikvi<strong>de</strong>o-Produktion naturgemäß nur einen kleinen Anteil<br />
einnehmen kann.<br />
Genug hinterfragt. Gehen wir mal ins Feld und schauen,<br />
was gera<strong>de</strong> so ankommt. Für großes Aufsehen unter<br />
Fans sorgte Roman Coppolas Vi<strong>de</strong>oclip zu »Teddy Picker«<br />
von <strong>de</strong>n Arctic Monkeys. Im Clip beobachtet <strong>de</strong>r Regisseur<br />
die Band mit 16-mm-Handkameras im Studio und<br />
in <strong>de</strong>r Kneipe. Über weite Strecken besteht <strong>de</strong>r Clip aus<br />
Performance-Elementen, nur gelegentlich wer<strong>de</strong>n Augenblicke<br />
zwischen <strong>de</strong>n Aufnahmen in das Vi<strong>de</strong>o geschnitten.<br />
Der 16-mm-Filmlook verleiht sofort ein Gefühl von<br />
friedlicher Nostalgie, doch trotz<strong>de</strong>m erscheint die Abbildung<br />
real. Natürlich kann man das angesichts <strong>de</strong>s authentischen<br />
Ansatzes als »langweilig und uninspiriert«<br />
abkanzeln, aber auch als »wun<strong>de</strong>rschön gefilmt und intim«.<br />
»Gimme Shelter«, die 1969 gedrehte Meilenstein-<br />
Dokumentation über die »Let It Bleed«-Tour <strong>de</strong>r Rolling<br />
Stones, schwebt über <strong>de</strong>r scheinbar unsichtbaren Kamera<br />
<strong>de</strong>s Clips, doch die Direktheit ist bei Coppola 2007<br />
stilisiert und herbeigeführt.<br />
In Patrick Daughters (<strong>de</strong>r von Coppolas Produktionsfirma<br />
Director’s Bureau repräsentiert wird) Clip zu »1234«<br />
von Leslie Feist wird die Künstlerin mitsamt in Ballonsei<strong>de</strong><br />
gehüllten Tänzern in einer Art Flughafen-Hangar beim<br />
Ringeltanz gezeigt. Für viele <strong>de</strong>r Clip <strong>de</strong>s Jahres. iTunes<br />
kaufte ihn auch gleich für seine Werbespots ein. Und ja,<br />
er korrespondiert gut mit <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>m Charme <strong>de</strong>r<br />
Künstlerin, doch bleiben auch hier die Ecken, ein Statement<br />
o<strong>de</strong>r eine Welt hinter <strong>de</strong>r Performance, bleiben wirkliche<br />
Bil<strong>de</strong>r aus.<br />
Man kann durchaus bilanzieren, dass sich im letzten<br />
Jahr jene Musikvi<strong>de</strong>os durchgesetzt haben, die sich für<br />
die Mitte entschie<strong>de</strong>n haben, die sich auf Bil<strong>de</strong>r einließen,<br />
auf die sich alle einigen konnten – schön anzusehen,<br />
verklärend, belanglos. Wir erinnern uns: Clips von Regisseuren<br />
wie Cunnigham, Jonze, Glazer und Gondry schrien<br />
förmlich nach <strong>de</strong>r großen Leinwand durch Bil<strong>de</strong>r, die über<br />
das Fernsehformat hinauswuchsen. Die Freiheit, die das<br />
Medium allen Beteiligten schenkt, fand in ihren Arbeiten<br />
statt. Die Frage, die sich stellt, ist doch, ob das Musikvi<strong>de</strong>o<br />
keine abstrakt erzählten Geschichten mehr zulässt.<br />
O<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sie einfach nicht mehr gebraucht? Reichen<br />
<strong>de</strong>rzeit ein hübsches Gesicht, nett in Szene gesetzt, ein<br />
gemütlicher Witz, um ein Aufmerksamkeitsfenster im Meer<br />
<strong>de</strong>s Internet garantiert zu bekommen?<br />
Amateur-Programme, Animation, Stop-Trick öffnen ambitionierten<br />
Interessierten Türen, sich in Kurzfilmen auszuprobieren.<br />
Bei Musikvi<strong>de</strong>os sieht das noch immer etwas<br />
an<strong>de</strong>rs aus, da zunächst mal ein Künstler existieren<br />
muss, <strong>de</strong>r sein Stück vorgibt. Das hat dann gleich die Aura<br />
von etwas Künstlerischem – das nach mehr Professionalität<br />
verlangt. Zu<strong>de</strong>m kommt auch im Internetzeitalter Talent<br />
nicht auf Knopfdruck. Richtig ist sicherlich, dass ein<br />
wahres Talent Budget nur zur Vergrößerung seines Schaffens<br />
benötigt. Doch für die meisten Profis sichert ein stabiles<br />
Budget, dass das Handwerk Filmemachen ausreichend<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. »Stark verän<strong>de</strong>rt hat sich<br />
meiner Meinung nach zuallererst die Art, wie man Treatments<br />
schreibt. Die meisten Chancen hat man momentan,<br />
wenn man 1:1-Bil<strong>de</strong>r ins Treatment nimmt, die genau<br />
»Fakt ist, die Soaps haben bessere Einschaltquoten<br />
als die Clips. Was ich scha<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>, was aber<br />
natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist.«<br />
veranschaulichen, was im Text geschrieben wird. Seit <strong>de</strong>r<br />
Google-Bild-Suche, Flickr usw. hat das stark an Relevanz<br />
gewonnen. Im Optimalfall fin<strong>de</strong>t man ein Filmchen auf<br />
YouTube, das <strong>de</strong>n Look und Style genau beschreibt, wie<br />
das spätere Vi<strong>de</strong>o aussehen soll. Bei meinem Depeche-<br />
Mo<strong>de</strong>-Enjoy The Silence 04-Vi<strong>de</strong>o hatte ich keine einzige<br />
Look-Referenz, das ist heute – nur drei Jahre später –<br />
un<strong>de</strong>nkbar«, erklärt Uwe Fla<strong>de</strong> <strong>de</strong>n inhaltlichen Einfluss<br />
<strong>de</strong>s Internets auf die Clipindustrie.<br />
So bekommen die <strong>de</strong>rzeitigen zwei Fel<strong>de</strong>r weiter Kontur:<br />
Einmal ist da die Invasion <strong>de</strong>r Hobbyfilmer, die die eigene<br />
Musik o<strong>de</strong>r die befreun<strong>de</strong>ter Musiker mal eben mit Clips<br />
versorgen, just for fun; und dann sind da die Profis, die an<strong>de</strong>re<br />
Ansprüche an das Genre haben. Doch kann man von<br />
Letzteren erwarten, dass sie quasi honorarfrei Dienstleistungen<br />
ohne künstlerische Freiheit erbringen? Aber wem<br />
soll man die Budgetierungen vorwerfen: Der Musikmarkt<br />
hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren dramatisch verän<strong>de</strong>rt. Wenn<br />
man dann noch die Umstrukturierungen im Musikfernsehen<br />
hinzunimmt, kann man nachvollziehen, dass Label und<br />
Künstler das wenige Geld, das ihnen zur Produktion ihrer<br />
Musik bleibt, nicht als Erstes in Vi<strong>de</strong>os investieren wollen,<br />
die nur im Internet laufen. Obwohl die Diskussionen<br />
in <strong>de</strong>n Foren durchaus zeigen, dass sie wahrgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>st, wenn ein Clip sich als vom Leitmedium<br />
gelöst präsentiert, mehr Kunst als Marketingtool ist.<br />
Und das macht doch Hoffnung für die Zukunft.
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
063<br />
JAWOLL,<br />
MEINE HERREN<br />
Fotos: Sandra Stein, Styling: Veronika Schroe<strong>de</strong>r-Hohenwarth,<br />
Produktion: Amelie Schnei<strong>de</strong>r, Assistenz: Elena Grunwald,<br />
Marlene Lucia Rehs, Mo<strong>de</strong>ls: Die Jungs von Skurilli,<br />
www.skurilli.<strong>de</strong><br />
Auf <strong>Intro</strong>.<strong>de</strong>: Das Making Of als Vi<strong>de</strong>o. Mit Mo<strong>de</strong> von Adidas, American<br />
Apparel, Bench, Burlington, Burton, Carhartt, Converse, Dun<strong>de</strong>rdon,<br />
Creative Recreation, Nike, The North Face und Wesc<br />
Pellatio Honk _ Hoodie: Carhartt _ Sweater: Vintage _ Hose: Carhartt<br />
Mr. Kairo _ Hoodie: Carhartt _ Tuch: Vintage
064<br />
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
Billy Marokko _ Le<strong>de</strong>rjacke: Bench _ Schuhe: Converse<br />
Seargent Pittermann _ Schuhe: Converse _ Tuch: Vintage<br />
Mr. Kairo _ Handschuhe: Stylist’s own<br />
Mehmetti _ Cardigan: Dun<strong>de</strong>rdon _ Schuhe: Adidas<br />
Pellatio Honk _ Jacke: American Apparel _ Hose: Carhartt _ Schuhe: Nike<br />
Hotze <strong>de</strong>l`Bosco _ Pulli: Dun<strong>de</strong>rdon _ Hose: Carhartt _ Tuch: Vintage<br />
Tanzbärin _ Stulpen: Trinkhallen Schickeria _ Schleife: Stylist’s own
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
065
066<br />
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
Mehmetti _ Jacke: Burton _ Hose: Burton _ Skibrille: Burton _ Schuhe: Adidas<br />
Seargent Pittermann _ Jacke: Dun<strong>de</strong>rdon _ Hoodie: Wesc<br />
Hotze <strong>de</strong>l`Bosco _ Jacke: The North Face _ Shirt: Vintage<br />
Billy Marokko _ Hoodie: Carhartt _ Shirt: Vintage
Tanzbärin _ Schleife: Stylist’s own<br />
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
067
068<br />
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
AN DEN KRAGEN<br />
Schon seit Ewigkeiten in Mo<strong>de</strong>: Mario Lasar über die prinzipielle<br />
Überlegenheit von V-Ausschnittpullovern in Kombination mit Oberhem<strong>de</strong>n.<br />
Illustration: Elisabeth Moch.<br />
J<br />
a,<br />
natürlich V-Ausschnitt! »V« wie in Victory und<br />
»We Are Far Too Young And CleVer« (Dexys Midnight<br />
Runners) – von <strong>de</strong>m gleichnamigen Pynchon-Roman<br />
gar nicht erst zu re<strong>de</strong>n. Ein run<strong>de</strong>r<br />
Ausschnitt verstellt <strong>de</strong>n Blick auf das darunter zu tragen<strong>de</strong><br />
Oberhemd zu sehr. Was die Größe <strong>de</strong>s Ausschnitts angeht,<br />
gibt es keine normativen Vorgaben, es empfiehlt sich wie<br />
so oft im Leben das mittlere Maß. Der Hemdkragen kann<br />
dabei sowohl button-down sein, als auch offen getragen<br />
wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r oberste Hemdknopf sollte auf je<strong>de</strong>n Fall geöffnet<br />
sein, weil sich an<strong>de</strong>rnfalls <strong>de</strong>r Eindruck eines allzu<br />
feierlichen Gestus’ einstellen könnte: Eine gewisse legere<br />
Nachlässigkeit ist durchaus angebracht, sofern die<br />
Grundten<strong>de</strong>nz zu einer mo<strong>de</strong>raten Eleganz nicht zu kurz<br />
kommt. Ein wichtiges Detail: Die Hemdsärmel sollten eine<br />
Spur länger sein als die Pulloverärmel, damit man mehr<br />
vom Hemd sieht, das ja ohnehin schon ein relativ verborgenes<br />
Dasein fristet.<br />
Was die Materialität <strong>de</strong>s Pullovers angeht, ist Wolle das<br />
I<strong>de</strong>al. Sie darf dabei mit Kaschmir durchsetzt sein, ein reiner<br />
Kaschmir-Pullover ist allerdings wegen als lächerlich<br />
und bourgeois zu nennen<strong>de</strong>r Protzigkeit abzulehnen. Auch<br />
Baumwolle ist nicht wirklich akzeptabel, weil ihr eine zu<br />
funktionale Oberflächenstruktur zu eigen ist, <strong>de</strong>ren kardinales<br />
Merkmal eine langweilige, unglamouröse »Pflegeleichtigkeit«<br />
bil<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m leiert Baumwolle leicht aus<br />
und en<strong>de</strong>t in einer schlabbrigen Unförmigkeit, die nichts<br />
mehr mit <strong>de</strong>r angestrebten Eleganz zu tun hat. In Wolle<br />
vereint sich eine grundlegen<strong>de</strong> Empfindlichkeit <strong>de</strong>s Materials<br />
mit einer resistenten Oberflächenstruktur. Es ist<br />
ein Stoff, <strong>de</strong>r zwar <strong>de</strong>likat genug ist, um mit <strong>de</strong>r Hand gewaschen<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig aber gibt es kaum einen<br />
an<strong>de</strong>ren Stoff, <strong>de</strong>r so flüssigkeitsabweisend ist.<br />
Man sollte früh genug damit anfangen, die hier zur Diskussion<br />
stehen<strong>de</strong> Kombination zu tragen, <strong>de</strong>nn sie bezieht<br />
ihren Reiz auch daraus, dass die Kontinuität <strong>de</strong>r Kleidung<br />
zur Charakterbildung beiträgt. Ein junger Mensch in Hemd<br />
und V-Ausschnittpullover ist unangepasster als ein junger<br />
Mensch in einem Müllsack. Ich erinnere mich daran, wie<br />
ich mich zur Grungezeit darüber ärgerte, dass sich meine<br />
Generation <strong>de</strong>m Irrglauben hingab, ihr Lotterlook sei<br />
Ausdruck von rebellischem Nichteinverstan<strong>de</strong>nsein. Für<br />
meine Begriffe benahm sie sich eher so, wie man es von<br />
»<strong>de</strong>r Jugend« erwartet, also auf einer Meta-Ebene gesehen<br />
wie<strong>de</strong>r angepasst und vorhersehbar.<br />
Natürlich haftet <strong>de</strong>m hier propagierten Look etwas<br />
Konservatives an, behält man ihn auch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Jugend bei. Der Träger / die Trägerin konserviert sich<br />
selbst und tut so, als ginge ganz nach <strong>de</strong>m Vorbild Dorian<br />
Grays die Zeit an ihm/ihr vorbei. Tatsächlich wird gera<strong>de</strong><br />
dadurch, dass man schon im jungen Alter dasselbe trägt<br />
wie im fortgeschrittenen Alter, eine Kontinuität <strong>de</strong>s äußeren<br />
Erscheinungsbil<strong>de</strong>s generiert, was auch John Cale<br />
erkannt hat, als er die Zeilen »When you dress ol<strong>de</strong>r and<br />
you are not / as you really age you look the same« schrieb<br />
(aus »Faces And Names«). Ein Prinzip, das sich auch Bryan<br />
Ferry zunutze machte, in<strong>de</strong>m er schon in frühen Jahren<br />
damit anfing, <strong>de</strong>n für ihn typisch gewor<strong>de</strong>nen Salonlöwen-Dandy-Look<br />
zu kultivieren.<br />
Im extremen Fall mag es so aussehen, als solle hier die<br />
Kontinuität von Stil gegen die Wechselhaftigkeit von Mo<strong>de</strong><br />
ausgespielt wer<strong>de</strong>n, aber so viel Dogmatik muss ja nicht<br />
sein (an<strong>de</strong>rerseits hat ein zeitloser Look <strong>de</strong>n Vorteil, dass<br />
man nicht gleich eingesperrt wird, wenn man in ein Zeitloch<br />
fällt und im Jahr 1965 lan<strong>de</strong>t). Um vor lauter Kompromisslosigkeit<br />
nicht starrsinnig, verbohrt und saturiert zu<br />
wer<strong>de</strong>n, bietet es sich an, die lieb gewonnene Oberbekleidungskombination<br />
einfach mit wechseln<strong>de</strong>n Hosen- und<br />
Schuhmo<strong>de</strong>llen zu variieren.
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
069<br />
Skunkfunk<br />
BASKISCHE<br />
ROHSTOFFMISCHUNG<br />
Skunkfunk ist ein Phänomen, sagt unser Autor Andreas Grüter –<br />
und liefert auch gleich die Begründung: Seit seiner Gründung<br />
wehrt sich das Label mit einer hartnäckigen Indiehaltung vehement<br />
gegen die Vereinnahmung durch das reguläre Mo<strong>de</strong>business.<br />
Dass sich Erfolg und I<strong>de</strong>alismus anno 2008 <strong>de</strong>nnoch nicht<br />
zwangsläufig ausschließen, beweist das mittlerweile internationale<br />
Standing <strong>de</strong>r Basken.<br />
M<br />
ikel Feijoo Elzo hatte mit Mo<strong>de</strong> recht wenig<br />
im Sinn, als er in <strong>de</strong>n Neunzigerjahren<br />
mit einem Kofferraum voller Secondhand-<br />
Le<strong>de</strong>rjacken und handbedruckten Bandshirts<br />
von Festival zu Festival zog. Es ging um Rock’n’Roll<br />
und große Gesten, und da herrscht bekanntermaßen seit<br />
jeher Platzverbot für exaltierte Fashionposen. Dass im<br />
Hause Skunkfunk (www.skunkfunk.com) – ein Name, <strong>de</strong>r,<br />
je nach Lesart, als beson<strong>de</strong>rs wirkungsvolle Marihuana-<br />
Mischung o<strong>de</strong>r als alter Jazzstandard verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
kann – schließlich doch die Couture Einzug hielt, ist vor allem<br />
<strong>de</strong>r Liebe geschul<strong>de</strong>t, die in Form <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Designerin<br />
Anika Schmitt in Mikels Leben trat. Nach<strong>de</strong>m das<br />
Paar anfangs vor allem mit T-Shirt-Modifikationen experimentierte,<br />
machte man 2000 Nägel mit Köpfen und entwarf<br />
eine Kollektion, die mit erhabener Leichtigkeit das<br />
Thema Mo<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Unkonventionalität urbaner Streetwear<br />
kreuzte. »Skunkfunk war, sowohl, was das Design,<br />
als auch, was die wirtschaftlichen Moves angeht, schon<br />
immer eher ein Community-geprägtes Bauchgefühl <strong>de</strong>nn<br />
ein rein strategisch geführtes Business.« Dass die erste<br />
Kollektion <strong>de</strong>nnoch gleich in Paris, London, New York<br />
und Barcelona lan<strong>de</strong>te und noch im selben Jahr <strong>de</strong>r erste<br />
von heute weltweit xx Skunkfunk-Shops in Bilbao eröffnet<br />
wur<strong>de</strong>, ist vor allem das Resultat dieser ganzen Reiseund<br />
Musikerfreundschaften, die Mikel über die Jahre gepflegt<br />
hat, erklärt Marketingleiter Gixon Bilbao Orbe. Und<br />
ergänzt auf die Frage, welche Rolle die für ihre antiautoritäre<br />
Haltung bekannte baskische Seele für das Selbstverständnis<br />
<strong>de</strong>s Labels spiele: »Basken sind traditionell<br />
politisch und kulturell sehr engagiert und haben ein gesun<strong>de</strong>s<br />
Misstrauen gegenüber kapitalistischen und multinationalen<br />
Strukturen. Dies ist wohl auch <strong>de</strong>r Grund, warum<br />
wir uns von Anfang an <strong>de</strong>n großen Ketten verweigert<br />
haben, um mit kleinen Stores zusammenzuarbeiten, und<br />
wohl auch ausschlaggebend für die Entscheidung, neben<br />
fair bezahlten und umweltschonend produzierten Teilen<br />
aus <strong>de</strong>r Türkei, China o<strong>de</strong>r Indien ein Hauptaugenmerk auf<br />
europäische Herstellung zu setzen.«<br />
Eine Haltung, die mit <strong>de</strong>r aktuellen Kollektion noch einmal<br />
konkretisiert wur<strong>de</strong>. So entschied man sich nicht nur<br />
dazu, fast ausschließlich Bambus- und Sojafasern zu nutzen,<br />
son<strong>de</strong>rn unterwarf sich auch <strong>de</strong>n Produktionsrichtlinien<br />
<strong>de</strong>r Klimaschutz-NGO Earth Positive. Überhaupt geht es<br />
bei Skunkfunk weit weniger um Mo<strong>de</strong>, als man bei mittlerweile<br />
xxx unabhängigen Händlern und einer Kollektionsgröße<br />
von 400 Teilen annehmen könnte. Das Zauberwort heißt<br />
hier Stil und wird als umfassen<strong>de</strong> Lebensaufgabe betrachtet,<br />
die mit Bekleidung ebenso viel zu tun hat wie mit Musik,<br />
Grafik<strong>de</strong>sign, Architektur o<strong>de</strong>r einem entspannten Abend<br />
mit guten Freun<strong>de</strong>n. Dass das Skunkfunk-Logo dabei nicht<br />
nur auf Klamotten, son<strong>de</strong>rn auch im Rahmen von Ausstellungen,<br />
Partyreihen, CD-Veröffentlichungen und Konzerten<br />
immer wie<strong>de</strong>r auftaucht, ist logische Konsequenz. »Wir<br />
wollen kein Label sein, das gedankenlos konsumiert wer<strong>de</strong>n<br />
kann. <strong>Als</strong> Teil einer lebendigen, unabhängigen Szene<br />
kommt es uns auf Nehmen und Geben an.«
070<br />
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
G-Struktur<br />
WIEDERGE<br />
BURTS HELFER<br />
Eins <strong>de</strong>r schönsten Nischensortimente <strong>de</strong>r Stadt: Der<br />
Familienbetrieb G-Struktur in Köln bietet restaurierte<br />
Klamotten mit Aura. Wolfgang Frömberg hat<br />
sich umgeschaut. Fotos: Nadine Preiss.<br />
Glückskekse<br />
... wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA erfun<strong>de</strong>n, nicht in<br />
China. Heute gibt es sie vermutlich auch<br />
in Narnia. Kann man lesen, und man<br />
kann sie essen. Neben ein paar an<strong>de</strong>ren<br />
Anekdoten erzählen Bernd und Sabine<br />
(Margret Giesen ist im Gegensatz zur<br />
Mitarbeiterin Eva während <strong>de</strong>s Gesprächs<br />
lei<strong>de</strong>r nicht anwesend) von <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r auf die Frage, was <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>m im<br />
Keks befindlichen Zettelchen gestan<strong>de</strong>n<br />
habe, erwi<strong>de</strong>rte: »Welcher Zettel?« Den<br />
hatte er gleich mitverschluckt und wird<br />
<strong>de</strong>n Sinnspruch also erst mit Verspätung<br />
gelesen haben.<br />
F<br />
rüher besuchte ich mit meinen Freun<strong>de</strong>n immer<br />
Secondhandlä<strong>de</strong>n. Wir nahmen <strong>de</strong>n Zug nach<br />
Boston und gingen ins Garment District, dieses<br />
riesige Kaufhaus voller Vintage-Klamotten. Dort<br />
ist alles nach Farben sortiert [...]. Es ist ein bisschen, als<br />
wäre man durch <strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rschrank in <strong>de</strong>n Narnia-Büchern<br />
gestiegen, bloß dass man statt auf Aslan und die weiße<br />
Hexe und <strong>de</strong>n furchtbaren Eustachius auf diese magische<br />
Klei<strong>de</strong>rwelt stieß – anstelle von sprechen<strong>de</strong>n Tieren<br />
gab es dort Fe<strong>de</strong>rboas und Hochzeitsklei<strong>de</strong>r und Bowlingschuhe,<br />
Hem<strong>de</strong>n mit Paisleymuster und Doc Martens. [...]<br />
Und alles hing an Klei<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>rn [...] – sämtliche Blautöne,<br />
die man sich nur vorstellen kann – und dann rote Klei<strong>de</strong>r<br />
und so weiter.«<br />
Wür<strong>de</strong> die Erzählerin aus Kelly Links fabelhafter Kurzgeschichte<br />
»Die Elbenhandtasche« von <strong>de</strong>r Kölner Albertusstraße<br />
sprechen ... Könnte sie <strong>de</strong>n Blick erwähnen, <strong>de</strong>n<br />
man aus <strong>de</strong>m wun<strong>de</strong>rvoll selbst gestalteten Sixties-inspirierten<br />
La<strong>de</strong>nlokal im <strong>de</strong>nkmalgeschützten Gebäu<strong>de</strong> auf<br />
die gegenüberliegen<strong>de</strong> Schmökerstube Bittner erhascht<br />
... Und noch dazu von einem feinen Familienbetrieb berichten<br />
statt von einem Kaufhaus – dann wäre bei ihr vom Shop<br />
G-Struktur die Re<strong>de</strong>. Den bespielen seit Dezember 2004<br />
Tochter Sabine sowie ihre Eltern Bernd und Margret Giesen.<br />
Das anfänglich strenge Arrangement <strong>de</strong>r feilgebotenen<br />
Waren nach <strong>de</strong>n Farben Weiß, Blau und Rot ist inzwischen<br />
einem erweiterten Spektrum an Tönen gewichen.<br />
Eine gewisse Ordnung muss aber sein und trägt durchaus<br />
zum gemütlichen Ambiente bei. Neben <strong>de</strong>n Pullis, Blusen,<br />
Röcken, Mänteln und Klei<strong>de</strong>rn, die von <strong>de</strong>n Stangen baumeln,<br />
bietet die or<strong>de</strong>ntliche Grundlage auch Raum für an<strong>de</strong>re<br />
Objekte aus zweiter Hand: Schmuck und Vasen, Handtaschen<br />
und Tücher, Hüte und Schuhe. Prinzipiell ist hier<br />
für alles Platz, was älter als 20 Jahre ist. Man kommt nicht<br />
aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>szene und hat mit <strong>de</strong>ren Fimmeln wenig zu<br />
tun. Familie Giesen geht es um <strong>de</strong>n respektvollen Umgang<br />
mit schönem gebrauchten Fummel – sowie ausgewählten<br />
neuen Kreationen von Amateuren.<br />
Wenn die Erzählerin in Kelly Links »Elbenhandtasche«<br />
davon spricht, dass auch Dinge Lebenszyklen unterworfen<br />
sind und dass lange verschmähte, tote Klei<strong>de</strong>r durch<br />
neue Besitzer wie<strong>de</strong>rgeboren wer<strong>de</strong>n, dann wären die Giesens<br />
so etwas wie Geburtshelfer. Man restauriere Klamotten,<br />
erklärt mir Vater Bernd (während Kings Of Convenience<br />
<strong>de</strong>n Raum beschallen), und sei immer offen für<br />
Neues. Ein geneigtes Stammpublikum sorgt dafür, dass<br />
<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n weiter existieren kann. Das innerstädtische Umfeld<br />
stellt sicher, dass hier und da Touristen und Sternchen<br />
(die im Gloria auftreten und in einem nahen Hotel<br />
untergebracht sind) eintru<strong>de</strong>ln. Charlotte Roche war auch<br />
schon da. Manchmal wird gelobt, dass es so einen La<strong>de</strong>n<br />
ja sonst höchstens in New York gebe. Dort allerdings ohne<br />
<strong>de</strong>n Anspruch, die Sachen auch für Schüler und Stu<strong>de</strong>nten<br />
erschwinglich zu halten. Ins G-Struktur können<br />
auch jene Perlentaucher kommen, <strong>de</strong>ren Budget knapp<br />
ist: Kein Stück ist teurer als 100 Euro. Wer die Augen offen<br />
hält, kann das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re kostengünstige Schnäppchen<br />
ausmachen – allerdings muss man hinzufügen, dass<br />
<strong>de</strong>r modische Fundus auf Frauensachen reduziert ist. Immerhin<br />
gibt es eine bequeme Sitz- und Leseecke für gestresste<br />
männliche Begleiter vor <strong>de</strong>n schicken Spiegelkacheln,<br />
die die Wand zur Umklei<strong>de</strong> verzieren. Für Hun<strong>de</strong>,<br />
kleine Prinzen und Prinzessinnen gibt es Aufmerksamkeiten<br />
– und für die Großen einen Glückskeks auf <strong>de</strong>m Rückweg<br />
in jene wahre Welt, die von einer schönen Ordnung so<br />
weit entfernt ist.<br />
G-Struktur, Secondhand, Albertusstraße 9-11, 50667 Köln,<br />
Di-Fr 12-19:30 Uhr, Sa 12-18 Uhr
Weiter: Mo<strong>de</strong><br />
071<br />
Airsi<strong>de</strong><br />
MISSION: EVERYTHING+<br />
Das britische Kreativkonglomerat Airsi<strong>de</strong> ist nicht zu fassen. Warum<br />
auch festlegen, haben sich die mehrfach ausgezeichneten Londoner<br />
doch fest vorgenommen, auf möglichst je<strong>de</strong>r guten Party mitzutanzen.<br />
Andreas Grüter hat sich mit ihnen aufs Parkett gewagt.<br />
P<br />
otenzial für <strong>de</strong>n interdisziplinären Endlosrave<br />
ist im Hause Airsi<strong>de</strong> (www.airsi<strong>de</strong>.co.uk) mehr<br />
als genug vorhan<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Urbesetzung<br />
Fred Deakin, Alex Maclean und Nat Hunter, die<br />
zusammen immerhin fünf abgeschlossene Studiengänge<br />
in <strong>de</strong>n Bereichen Literatur, Architektur und Design nebst<br />
Erfahrung als Karatelehrer, Musiker und DJs aufweisen<br />
können, beherbergt das 1998 gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />
mittlerweile sieben weitere Hans Dampfs in allen Gassen<br />
in seinen Reihen. Damit einher ging eine Erweiterung <strong>de</strong>s<br />
Aktionsradius’ um Illustrations-, Animations- und Filmarbeiten<br />
sowie Eventorganisation. Die PR-Beauftragte Anne<br />
Brassier bezeichnet Airsi<strong>de</strong> <strong>de</strong>mentsprechend vorsichtig<br />
als so etwas wie eine Kreativagentur mit angeschlossener<br />
multidisziplinärer Designunit – was <strong>de</strong>n Tätigkeitsrahmen<br />
zwar ein wenig konkretisiert, aber immer noch genügend<br />
Schlupflöcher bietet, um sujetfrem<strong>de</strong> Aktivitäten problemlos<br />
und ohne Erklärungsnot mit einbin<strong>de</strong>n zu können. »Airsi<strong>de</strong><br />
ist für uns ein ebenso professionell funktionieren<strong>de</strong>r<br />
wie hochgradig experimenteller Spielplatz, auf <strong>de</strong>m sich<br />
Arbeit mit Kunst und Spaß verbin<strong>de</strong>n lässt«, führt sie weiter<br />
aus. »Selbst bei wirklich klassischen Agenturaufgaben<br />
erwarten wir <strong>de</strong>shalb auch vom Kun<strong>de</strong>n ein Höchstmaß an<br />
Partizipation. Es kann also durchaus passieren, dass sich<br />
bei uns Designer und Auftraggeber gemeinsam die Nächte<br />
vor <strong>de</strong>m Computer um die Ohren schlagen müssen.«<br />
Verschärfte Voraussetzungen für stressgeplagte Manager,<br />
die <strong>de</strong>nnoch scheinbar gerne in Kauf genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Und so fin<strong>de</strong>n sich neben u. a. <strong>de</strong>m Liverpooler<br />
Nationalmuseum, <strong>de</strong>n Pet Shop Boys, Live Earth, Mika<br />
und Lemon Jelly auch Sony, MTV, Jakult, Coca-Cola und<br />
Panasonic auf <strong>de</strong>m Airsi<strong>de</strong>-Kun<strong>de</strong>nportfolio. Überhaupt<br />
scheint das Thema »Work vs. Pleasure« eine große Rolle<br />
im Unternehmensuniversum zu spielen: »Rund 30 Prozent<br />
unserer Projekte sind freie Arbeiten ohne konkrete wirtschaftliche<br />
Bezüge, die allein dazu dienen, Neues auszuprobieren,<br />
sozial und politisch zu agieren und die Gruppe<br />
voranzubringen.« Die Ergebnisse, ein buntes Sammelsurium<br />
aus u. a. Toys, Kurzfilmen zum Klimawan<strong>de</strong>l, Bandkooperationen,<br />
Zusammenarbeiten mit Labels wie Rough<br />
Tra<strong>de</strong> und Domino Records, Kunstdrucken, Kalen<strong>de</strong>rn und<br />
<strong>de</strong>m 1998 gegrün<strong>de</strong>ten »Airsi<strong>de</strong> T-Shirt Club«, <strong>de</strong>ssen Mitglie<strong>de</strong>r<br />
man vierteljährlich mit handbedruckten Shirts eigener<br />
und externer Designer versorgt, wer<strong>de</strong>n dabei direkt<br />
über <strong>de</strong>n angeschlossenen Onlineshop vertrieben. Eine<br />
Buch/DVD-Dokumentation zum Thema »10 Jahre Airsi<strong>de</strong>«<br />
steht En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres an.
072 Film Dieser Tage kann man sich ein gutes Bild davon<br />
machen, was die frühen Vertreter <strong>de</strong>s New Queer<br />
Cinema jetzt treiben. Während wir auf Todd Haynes’<br />
Dylan-Biopic »I’m Not There« warten (mehr im<br />
nächsten Heft), feiert Bruce LaBruce’ »Otto; Or Up<br />
With Dead People« auf <strong>de</strong>r Berlinale 2008 Premiere.<br />
Aljoscha Weskott berichtet von <strong>de</strong>n Dreharbeiten<br />
und skizziert das kommen<strong>de</strong> Festival. Tim Stüttgen<br />
besuchte die Aufführung von LaBruce’ Theaterstück<br />
»Cheap Blacky«. Fotos: Marietta Kesting.<br />
Bruce LaBruce / Berlinale 2008<br />
YNAMIKEN<br />
ZO<strong>MB</strong>IFIZIER<br />
N<br />
ur ein paar Hun<strong>de</strong>rt Meter entfernt vom<br />
Schlesischen Tor sind die Wege verstaubt<br />
und dreckig. Kein Set muss künstlich errichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine Papier-Recyclingfabrik<br />
an <strong>de</strong>r Spree in Berlin-Kreuzberg dient als Kulisse. Es<br />
sind die letzen Aborte <strong>de</strong>r Post-Industrieästhetik, die von<br />
<strong>de</strong>n Malls und Arenen auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Uferseite<br />
konterkariert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir sind zu früh, alles wirkt verlassen und bewegungslos.<br />
Dann das erste Bild vor einer maro<strong>de</strong>n Lagerhalle: Otto,<br />
<strong>de</strong>r Zombie, isst einen Salat im provisorisch eingerichteten<br />
Cateringbereich. Er sieht mü<strong>de</strong> und abgekämpft aus, untot-morbi<strong>de</strong><br />
eben. Um ihn herum bil<strong>de</strong>n junge, poshe Boys<br />
und Girls einen stylishen Müllkin<strong>de</strong>rbund: Es ist das Filmteam<br />
von Bruce LaBruce, über 20 Leute. Langsam nimmt<br />
das hektische Treiben zu. Der Charme <strong>de</strong>r Improvisation<br />
im ruinösen Ambiente entfaltet sich. Morgens war bereits<br />
in einem Schlachthof gedreht wor<strong>de</strong>n. Die Strapazen stehen<br />
LaBruce ins Gesicht geschrieben. Kurze, freundliche<br />
Begrüßung. »How is it? Fine!« Dann geht es los.<br />
Nicht das erste Mal, dass <strong>de</strong>r kanadische Filmemacher<br />
in Berlin dreht. »Skin Flick«, <strong>de</strong>n es auch als Hardcore-<br />
Version mit <strong>de</strong>m Titel »Skin Gangt« gibt, wur<strong>de</strong> 1998 gedreht.<br />
Schon lange, bevor die Kleinkunstfalle <strong>de</strong>r subversiven<br />
Queerkultur in Berlin zuzuschnappen drohte, hatte<br />
Bruce LaBruce Berlin auch als strategischen Ort gewählt.<br />
Das liegt nicht nur an <strong>de</strong>r Produktionsfirma Wurstfilm seines<br />
Freun<strong>de</strong>s und Produzenten Jürgen Brüning, son<strong>de</strong>rn<br />
auch an <strong>de</strong>r ästhetischen Entscheidung, an<strong>de</strong>re Pornos<br />
jenseits <strong>de</strong>s Mainstream zu produzieren. Solche, die in<br />
<strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s amerikanischen »Un<strong>de</strong>rground Porn«<br />
und experimentellen Kunstfilms <strong>de</strong>r 60er-Jahre stehen.<br />
Die wer<strong>de</strong>n nicht im Studio, son<strong>de</strong>rn häufig an öffentlichen<br />
Schauplätzen verwirklicht.<br />
Berühmt wur<strong>de</strong> LaBruce durch seinen Film »Hustler<br />
White«. Seit<strong>de</strong>m ist viel Zeit vergangen. Und Bruce La-<br />
Bruce sieht sich manchmal selbst als Gefangener eines<br />
Genres, zu <strong>de</strong>m er eine Hassliebe entwickelt hat. Porno<br />
scheint seine Baustelle, sein Metier, das er nicht verlassen<br />
will und kann. Nicht postmo<strong>de</strong>rne Verspieltheit, son<strong>de</strong>rn<br />
die spezifische Dynamik <strong>de</strong>s Sexuellen als implizit politischer<br />
Faktor ist Bruce LaBruce’ Beitrag zu einer Theorie<br />
<strong>de</strong>s Körpers im Film. Schließlich geht es ihm immer auch<br />
um eine an<strong>de</strong>re Pornografie, die die Ökonomien <strong>de</strong>r Pornoindustrie<br />
bekämpft.<br />
»I don’t care about what’s going on in Afghanistan, I care<br />
about my orgasm«, hieß es in »The Raspberry Reich«. Oft<br />
wur<strong>de</strong> Bruce LaBruce allein in die Tradition sardonischer<br />
Sexploitation-Streifen gestellt. Aber er ist auch Seismograf<br />
politischer Bewegungen, wenn er sagt: »Je<strong>de</strong> revolutionäre<br />
Bewegung funktioniert über eine starke Sexualisierung.«<br />
Porno ist kein schockieren<strong>de</strong>s Überschreitungsgenre mehr,<br />
son<strong>de</strong>rn eine ausdifferenzierte Kultur unter vielen, die, so<br />
zeigte es die Berliner Konferenz »Post-Porn« im Okto-<br />
≥<br />
The Raspberry Reich<br />
... ist <strong>de</strong>r Titel von LaBruce’ mittlerweile<br />
zensiertem RAF-Film. »The Raspberry<br />
Reich« glich einer Varietéshow <strong>de</strong>r Eitelkeiten<br />
und Imitationen. Es war LaBruce’<br />
Aufruf zur »homosexuellen Intifada«.<br />
All das en<strong>de</strong>te tragisch vor einem<br />
Gericht in Paris. Jene, die das Archiv <strong>de</strong>r<br />
Rebellenbil<strong>de</strong>r horten, die Familie <strong>de</strong>s<br />
berühmten Che-Fotografen, gewann eine<br />
Urheberschutzklage, auch wegen <strong>de</strong>r<br />
Verunglimpfung und Pornografisierung<br />
Che Guevaras, wie es hieß.
Film<br />
073<br />
DER<br />
UNG<br />
≥ ber 2006, auch neue Avantgar<strong>de</strong>mo<strong>de</strong>lle hervorbringt<br />
und alte Fragen neu beantworten möchte. Bruce LaBruce<br />
erscheint selbst als Figur <strong>de</strong>s Übergangs. Vom Gay-<br />
Punk zur Pornobejahung zur Pornokritik im Modus eines<br />
neuen Feminismus zum Film. Daneben ist er Porno-Stil-<br />
Ikone und Flaneur, arbeitet als Fotograf und Journalist<br />
für Magazine wie Butt o<strong>de</strong>r das C Magazine. Er schweift<br />
umher, und das nicht nur als weltläufiger Queer-Rebell,<br />
als Pendant <strong>de</strong>s kosmopolitischen Kulturbürgers. Son<strong>de</strong>rn<br />
vor allem als aufmerksamer, fast zärtlicher Beobachter<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. Unvergessen sein Interview mit Gus<br />
Van Sant über <strong>de</strong>ssen »Elephant« im Butt Magazine vor<br />
einigen Jahren.<br />
Am Set wer<strong>de</strong>n die Bewegungsabläufe <strong>de</strong>r Schauspieler<br />
gestellt, Mikros verteilt. Die Kamera diktiert <strong>de</strong>n Weg. ≥
074 Film<br />
Der Regisseur flüstert <strong>de</strong>n Text zu<br />
≥ Es ist eine kreisförmige Bewegung. Alte DDR-Schulbücher<br />
quellen aus <strong>de</strong>n Abfalltonnen <strong>de</strong>r Papier-Recyclingfabrik.<br />
Bücher wie »Die Geschichte <strong>de</strong>r kommunistischen<br />
Partei« wer<strong>de</strong>n zur Lektüre <strong>de</strong>r Crew während <strong>de</strong>r Pausen.<br />
Die Hitze macht allen zu schaffen. Das Stöhnen <strong>de</strong>r Beteiligten<br />
ist asynchron. Doch hier gibt es gera<strong>de</strong> das perfekte<br />
Licht – fern <strong>de</strong>r Kunstlichtsonne. Wir sind Zeugen einer<br />
dramaturgisch nicht unwichtigen Szene: Me<strong>de</strong>a (Katharina<br />
Klewinghaus) spricht auf ihrem Spaziergang durch <strong>de</strong>n<br />
Müll eine O<strong>de</strong> auf die Aborte unserer Konsumgesellschaft.<br />
Und Bruce LaBruce agiert als Souffleur, um die Brüche ihres<br />
nahezu ewig andauern<strong>de</strong>n Monologs über <strong>de</strong>n Wegwerfwahn<br />
<strong>de</strong>r Welt im Allgemeinen – und Amerikas im<br />
Beson<strong>de</strong>ren – aufzuheben. Amerika produziert sehr viel<br />
Müll, es sind Millionen von Fußballfel<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n Tag. Und<br />
da kommt Me<strong>de</strong>a etwas ins Stottern bei dieser Passage.<br />
Vielleicht <strong>de</strong>nkt sie an Al Gore, sodass die Übertragung<br />
misslingt. Die sexualpolitische Dimension <strong>de</strong>s schwul-lesbischen<br />
Films spielte schon in <strong>de</strong>n ersten frühen Super-8-<br />
Filmen von LaBruce eine Rolle, in <strong>de</strong>nen er die Obsessionen<br />
für das Pornografische an eine eigene Bil<strong>de</strong>rästhetik<br />
band. In Toronto war LaBruce in <strong>de</strong>n 1980er-Jahren Teil<br />
<strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Gay-Punk-Bewegung, die aufgrund ihres<br />
Außenseiterdaseins die Massenkultur bekämpfte. Der<br />
Zusammenhang von visueller Orchestrierung und pornografischer<br />
Ikonografie fand seinen grundsätzlichen Kompositionsplan<br />
dann En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er-Jahre im damals entstehen<strong>de</strong>n<br />
New Queer Cinema. Neben LaBruce zählen u.<br />
a. Derek Jarman, Todd Haynes, Gus Van Sant dazu. Dass<br />
dieses Kino eine Reaktion auf die Krise klassischer Konzepte<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätspolitik war, mag man schon nicht mehr<br />
wie<strong>de</strong>rholen. Das Genre hat sich gewan<strong>de</strong>lt und in unterschiedliche<br />
Subgenres aufgeteilt.<br />
Während Me<strong>de</strong>a am Set umherschweift, erinnere ich<br />
mich an ein graues und milchiges Herbstlicht, das durch<br />
die Fenster <strong>de</strong>r Volksbühne in Berlin zu dringen versucht.<br />
Bruce LaBruce hielt einen Vortrag auf <strong>de</strong>r »Post-Porn«-<br />
Konferenz. Frei und spontan. Sehr nach<strong>de</strong>nklich präsentierte<br />
er sich dort, verlieh seiner Traurigkeit über eine<br />
≥<br />
Cheap Blacky<br />
EIN PAAR BEMERKUNGEN ZUM<br />
QUEEREN THEATER<br />
<strong>Als</strong> das Publikum <strong>de</strong>n restlos ausverkauften Saal <strong>de</strong>s<br />
Hebbel-Theaters betritt, hat »Cheap Blacky« schon angefangen.<br />
In exaltiertem Englisch referiert eine Aka<strong>de</strong>miker-Schwuchtel<br />
an einem Vortragspult an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r<br />
Bühne endlos ausge<strong>de</strong>hnt analytischen Gossip: Fassbin<strong>de</strong>r<br />
und Pasolini, Schauspielerinnen-Diven und ihre Liebhaber,<br />
Camp und Politik, die 70er-Jahre ... Dieses ausgestellte<br />
Sprechen <strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen Nerds wird in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Minuten <strong>de</strong>r Soundtrack zu <strong>de</strong>n schattenhaften<br />
Betätigungen auf <strong>de</strong>r in blaues Licht getauchten Bühne<br />
sein. Wir befin<strong>de</strong>n uns im Kreise einer bürgerlichen Familie<br />
mit Vater, Mutter, Sohn und einem großen, farbigen<br />
Hausmädchen. Dann wird ein Koffer hereingetragen, aus<br />
<strong>de</strong>m ein nackter Hustler entsteigt.<br />
Der überraschen<strong>de</strong> Gast als Fremdkörper <strong>de</strong>r Familie<br />
und produktiver Virus, <strong>de</strong>r alle verdrängten Begehren aufbricht<br />
und damit die selbst-unterdrückerische Gemeinschaft<br />
durch eine sexuelle Katharsis heilt – das Thema<br />
aus Pasolinis Film »Theorem« (1968) gibt Bruce LaBruce<br />
die Struktur seiner so mo<strong>de</strong>rnen wie queeren Interpretation,<br />
die auf eine an<strong>de</strong>re Kunstfilmreferenz <strong>de</strong>r gleichen<br />
Ära trifft: Fassbin<strong>de</strong>rs »Whity« (1971). »<br />
Für dieses Set-up hat <strong>de</strong>r kanadische Regisseur offensichtlich<br />
die richtige Truppe gefun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r afroamerikanischen<br />
Drag-Quenn-Ikone Vaginal Davis, <strong>de</strong>m<br />
Zeichner, Mo<strong>de</strong>l und Künstler Christophe Chemin o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r auch auf <strong>de</strong>r Bühne aktiv die SchauspielerInnen umfrisieren<strong>de</strong>n<br />
Make-up-Tunte Tanh Bin Nguyen bil<strong>de</strong>t beson<strong>de</strong>rs<br />
das Berliner Performance-Kollektiv Cheap Klub<br />
<strong>de</strong>n irren Kern <strong>de</strong>r Besetzung. Vermutlich ist es ein gewöhnlich<br />
blöd-<strong>de</strong>utsches Phänomen, dass Cheap Klub<br />
außerhalb Berlins noch wenig bekannt ist. Seit die Gruppe<br />
um Daniel Henricksen, Marc Siegel und Susanne Sachsse<br />
2002 queere, psyche<strong>de</strong>lische Partys veranstaltet hat, ticken<br />
für alle, die dabei waren, die sexuellen Uhren etwas<br />
an<strong>de</strong>rs. Insi<strong>de</strong>rn wird das Repertoire aus postpornografischen<br />
Gesten, Drag, queeren Befreiungsversprechen,<br />
Musical-Camp und schwuler Hipness teilweise bekannt<br />
vorkommen. Doch all diese Ingredienzien auf <strong>de</strong>r Theaterbühne<br />
konsequent und smart bis zum Anschlag überlappen<br />
zu lassen, das hat man selten gesehen. Am En<strong>de</strong> von<br />
zehn Mini-Akten steht eine fast spirituelle Befreiung, die<br />
brillant albern inszeniert ist und glücklicherweise auch<br />
die Überladung all <strong>de</strong>r Zitate, Bil<strong>de</strong>r und Diskurse in einer<br />
vielschichtigen Klimax auflöst. Das Publikum klatscht und<br />
lacht, ist geschockt und staunt. Drei ausverkaufte Vorstellungen<br />
und weitere in Hamburg, Zürich und Wien lassen<br />
sogar auf ein Follow-up hoffen. Der heterosexuellen Langeweile<br />
<strong>de</strong>s Kulturbetriebs wäre es zu wünschen.<br />
Tim Stüttgen
Film<br />
075<br />
Zombie on top of the world<br />
≥ von ihm kürzlich besuchte Pornomesse in Barcelona<br />
Ausdruck: »A feeling of being displaced.« Achtzig Prozent<br />
<strong>de</strong>r dort ausgestellten Pornowaren samt PornodarstellerInnen<br />
seien tatsächlich nur mit <strong>de</strong>m Zerrbild einer<br />
auf Kommerz und Ausbeutung basieren<strong>de</strong>n Pornoindustrie<br />
zu fassen gewesen. Darin öffnen sich nur sehr kleine<br />
Fenster für an<strong>de</strong>re Praktiken. Auch die Pornoindustrie<br />
ist zombifiziert.<br />
Wir sehen Otto (Jey Crisfar) in <strong>de</strong>n unblutigen Augenblicken<br />
<strong>de</strong>s Films. Ist er ein gestylter Gothic-Zombie? O<strong>de</strong>r<br />
entspricht er doch <strong>de</strong>m von LaBruce favorisierten Look<br />
eines stinken<strong>de</strong>n Neo-Gothic-Dandys? LaBruce möchte<br />
<strong>de</strong>r Zombiefigur eine zeitgenössische Form verleihen; eine<br />
brutalisierte Gespenstigkeit irdischer Gewalt- und Sexexzesse.<br />
Der Film ist eine Fabel aus <strong>de</strong>m kapitalistischen<br />
Menschenpark, kein klassischer Zombie-Movie. »Otto; Or<br />
Up With Dead People« ist als ein gigantischer Mash-up unterschiedlichster<br />
Genres und Medien entworfen wor<strong>de</strong>n.<br />
Alles wird getragen von einer Gesamtkunstwerk-Fantasie,<br />
von Rückblen<strong>de</strong>n, von einer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Films im Film,<br />
von Zeitsprüngen und komplizierten Beziehungsachsen.<br />
Dort Text, hier Illustrationen. Einstudierte Sequenzen <strong>de</strong>s<br />
Choreografen Alexandre Roccoli sollen die Narration in einer<br />
Zone <strong>de</strong>r Atemlosigkeit und Unterscheidbarkeit verdichten.<br />
Zum »Cabinet <strong>de</strong>s Dr. Caligari« ist es nicht weit<br />
– und doch ein Holzweg.<br />
Wir warten noch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Szene ab. Dann zieht die<br />
Filmcrew weiter, das Set bleibt bestehen. Auf <strong>de</strong>n Friedhof<br />
in die Blankenfel<strong>de</strong>r Allee zum nächsten Zombie-Drehtermin<br />
schaffen wir es nicht mehr. Der Spuk hat uns nach<strong>de</strong>nklich<br />
gemacht. Wür<strong>de</strong> man sich nicht wünschen, dass<br />
Bruce LaBruce über ähnliche Budgets wie Todd Haynes<br />
o<strong>de</strong>r Gus Van Sant verfügte? Aber LaBruce ist das zuwi<strong>de</strong>r.<br />
Er hält die Filmfabrik »Hollywood« für überholt und<br />
unzeitgemäß, wie er vor Jahren in einem Interview mit JT<br />
Leroy sagte: »I like bad acting styles. I just saw ›Swept<br />
Away‹ with Madonna – and I kind of like her acting style.<br />
She’s so stilted and artificial. You can see her trying but<br />
it’s not working.«<br />
Das Cabinet <strong>de</strong>s Dr. Caligari<br />
... ist <strong>de</strong>r Titel von Robert Wienes expressionistischem<br />
Stummfilm aus <strong>de</strong>m Jahr<br />
1920. Es geht um einen Hellseher auf<br />
einem Jahrmarkt und um Dr. Caligari,<br />
<strong>de</strong>r das Medium für seine Zwecke missbraucht.<br />
Schlussendlich entpuppt sich die<br />
Handlung als Wahnvorstellung Caligaris.<br />
Allerdings sind vor allem Walter Reimanns<br />
Bauten und die kontrastreiche Beleuchtung<br />
stilbil<strong>de</strong>nd gewor<strong>de</strong>n. Ursprünglich<br />
sollte Fritz Lang Regie führen.<br />
Infos und Links<br />
Im Verlag Powerhouse erscheint<br />
En<strong>de</strong> 2008 das Film-Buch<br />
»Bruceploitation!«.<br />
www.brucelabruce.com<br />
www.ottothezombie.com<br />
Die 58. Internationalen Filmfestspiele<br />
Berlin fin<strong>de</strong>n statt vom 07.-17.<br />
Februar.<br />
www.berlinale.<strong>de</strong><br />
Berlinale 2008<br />
EIN PAAR GEDANKEN ZUM<br />
GROSSEN FESTIVAL<br />
Penélope Cruz, Ben Kingsley und Dennis Hopper wer<strong>de</strong>n<br />
erwartet, weil »Das sterben<strong>de</strong> Tier« von Philip Roth verfilmt<br />
wur<strong>de</strong>. Das Ergebnis trägt <strong>de</strong>n Titel »Elegy« (Regie:<br />
Isabel Coixet) und wird im Wettbewerb <strong>de</strong>r 58. Berlinale<br />
laufen. Aber kommt Penélope auch? Und Dennis, und Ben?<br />
Der internationale Filmfestivalmarkt samt seiner Stars ist<br />
hart umkämpft. Mit <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Wettbewerbsbeiträge<br />
bleibt die Berlinale trotz »Loreal« ein<strong>de</strong>utig das Schlusslicht<br />
<strong>de</strong>r großen A-Festivals. Die Retrospektive ist diesmal<br />
Luis Buñuel gewidmet. Das ist bei allem Respekt lei<strong>de</strong>r<br />
auch nichts, was beson<strong>de</strong>re kuratorische Praxen abverlangt<br />
und nicht auch schon in einem Programmkino einer<br />
x-beliebigen Stadt ausgiebig gelaufen wäre. Was tun? Nun,<br />
dann tummelt man sich eben auf <strong>de</strong>r von Jahr zu Jahr weiter<br />
expandieren<strong>de</strong>n Sektion »Market«, bettelt Produktionsfirmen<br />
an, ob man nicht auch zu <strong>de</strong>m Screening <strong>de</strong>s<br />
neuen Claire-Denis-Films kommen dürfe, und tut überhaupt<br />
sehr geschäftig. Vor allem, um <strong>de</strong>n Wettbewerb zu<br />
kompensieren, <strong>de</strong>r eh kaum jeman<strong>de</strong>n interessiert. Aber es<br />
gibt immer Ausnahmen. Alle sprachen 2007 von Petzolds<br />
»Yella« und <strong>de</strong>r Möglichkeit, <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Kapitalismus<br />
zu filmen. Sowie von Franois Ozons »Angel« und <strong>de</strong>r Möglichkeit,<br />
die melodramatische Form weiterzuentwickeln<br />
– durchaus Highlights <strong>de</strong>s letzten Jahres.<br />
Wenn Tom Cruise nicht schon gesagt hätte, dass das<br />
heilige Deutschland doch bitte noch sehr lange leben solle,<br />
dann könnte man sich diese Worte auch von <strong>de</strong>n Repräsentanten<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Filmstandortpolitik am Ran<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Berlinale 2008 vorstellen. Aber die leidigen Standortfragen<br />
<strong>de</strong>r hiesigen Filmpolitik und ihres repräsentativen<br />
Flaggschiffs Berlinale sollen <strong>de</strong>n Blick nicht auf das verstellen,<br />
was das Festival dann doch weltweit so einzigartig<br />
macht. Es sind die Sektionen »Panorama«, »Forum«<br />
und »Forum Expan<strong>de</strong>d«. Im »Panorama« wird Madonna<br />
mit »Filth And Wisdom« ihr Regie<strong>de</strong>büt präsentieren. Daneben<br />
gibt es u. a. Bruce LaBruce’ Zombie-Film (siehe Artikel).<br />
»Forum« und »Forum Expan<strong>de</strong>d« wer<strong>de</strong>n wohl die<br />
interessantesten Sektionen <strong>de</strong>s Berlinale-Programms<br />
sein: Nur dort gibt es unzeitgemäße Filmformen auch jenseits<br />
<strong>de</strong>s Arthouse-Kinomarktes zu ent<strong>de</strong>cken: Autoren-,<br />
Avantgar<strong>de</strong>-, Experimental- und Essayfilme. Das Motto<br />
<strong>de</strong>s Berlinale Talent Campus 2008 lautet »Screening<br />
Emotions – Cinema’s Finest Asset«, in <strong>de</strong>m die »Rolle <strong>de</strong>r<br />
Emotionalität für das Filmschaffen, die Einbindung wirtschaftlicher<br />
Aspekte und das Vorhaben einer nachhaltigen<br />
Vernetzung« thematisiert wer<strong>de</strong>n soll. Nicht unspannend.<br />
O<strong>de</strong>r dann doch lieber Penélope Cruz auf <strong>de</strong>m roten<br />
Teppich bewun<strong>de</strong>rn? Und vielleicht kommt ja sogar Madonna<br />
zur ihrer Weltpremiere? Wir wer<strong>de</strong>n sehen.<br />
Aljoscha Weskott
076 Film Staub<br />
ALLEIN MACHEN<br />
SIE DICH EIN<br />
Sean Penns »Into The Wild« han<strong>de</strong>lt von einem Aussteiger und zeigt imposante<br />
Naturaufnahmen. Auf wahren Begebenheiten basiert er auch noch. Doch lest selbst,<br />
warum Hollywoods bester echter Kerl uns trotz<strong>de</strong>m nicht enttäuscht.<br />
J<br />
e krankhafter sich <strong>de</strong>m Einzelnen die Gesellschaft<br />
darstellt und je weniger Hoffnung<br />
auf eine Solidargemeinschaft besteht, die<br />
sie gesund machen könnte, <strong>de</strong>sto größer ist<br />
die Chance, dass das Individuum zum Individualisten wird,<br />
<strong>de</strong>r als subversives Element durch zivilisatorische Gefil<strong>de</strong><br />
zieht, um <strong>de</strong>ren Bewohnern – z. B. <strong>de</strong>m Farmer Wayne,<br />
einem dänischen Freak-Pärchen, <strong>de</strong>n Ur-Hippies Jan und<br />
Rainey o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Army-Veteranen Ron Franz – hier und da<br />
ein Lächeln abzutrotzen. Zugegeben, ein verdammt langer<br />
Satz als Einleitung zur Würdigung eines Films, in <strong>de</strong>m es<br />
doch vor allem um eine I<strong>de</strong>e geht, die sich kurz und knapp<br />
als »Freiheit« bezeichnen lässt – und die im Mit einan<strong>de</strong>r<br />
pointiert das Gegenteil von »Gleichheit« be<strong>de</strong>utet, wie zuletzt<br />
auch Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Köhler betonte. Regisseur<br />
Sean Penn zeigte bereits mit seiner Dürrenmatt-Verfilmung<br />
»The Pledge« und <strong>de</strong>m gelungensten Beitrag zum<br />
9/11-Episo<strong>de</strong>nfilm »11’09’’01«, worum es ihm in seiner Arbeit<br />
hinter <strong>de</strong>r Kamera geht. Verlorene Typen, gefangen in<br />
ihrer eigenen Welt, suchen <strong>de</strong>n Anschluss an Details aus<br />
<strong>de</strong>r Realität, die sie aus ihrem Albtraum herauskneifen<br />
könnten. Der Trick <strong>de</strong>s Christopher McCandless, Hauptfigur<br />
von Penns viertem Abendfüller »Into The Wild«, besteht<br />
darin, nach <strong>de</strong>m College-Abschluss zum Selbsterfahrungstrip<br />
quer durch die Staaten aufzubrechen. Penn inszeniert<br />
diese nach wahren Begebenheiten erzählte Geschichte mit<br />
<strong>de</strong>m Pathos einer ehrlichen Haut, die die Doppelbödigkeit<br />
jeglicher Moral nicht ver<strong>de</strong>cken mag. McCandless, dargestellt<br />
von Emile Hirsch, lan<strong>de</strong>t schon zu Beginn in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn<br />
Alaskas. Rückblen<strong>de</strong>n zeigen, was zwischen seinem<br />
Aufbruch und <strong>de</strong>m Einzug in einen alten Bus, <strong>de</strong>n er mitten<br />
in <strong>de</strong>r Wildnis fin<strong>de</strong>t, geschehen ist. Die Landschaftsaufnahmen<br />
aus Alaska sind so umwerfend wie gera<strong>de</strong>zu<br />
provokativ klischeehaft. Sean Penn verzichtet we<strong>de</strong>r auf<br />
das neugierige Reh noch auf die haarige Raupe, die fotogen<br />
ein Blatt überquert. Dabei liefert er eine Zivilisationskritik<br />
speziell für Zombies wie Horst Köhler – dass vollkommene<br />
»Freiheit« gleichbe<strong>de</strong>utend mit totaler Vereinzelung<br />
sein muss. Die hilfsbereite Dame <strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>behör<strong>de</strong> von<br />
Los Angeles in ihrer engen Kabine dient als Role-Mo<strong>de</strong>l einer<br />
an<strong>de</strong>ren als McCandless' Metho<strong>de</strong>, wie man sich <strong>de</strong>m<br />
sozialen Hauen-und-Stechen entziehen kann. Sie ist eine<br />
von vielen starken Typen im tollen Ensemble, die alle für<br />
sich einen Spin-off wert wären und gemeinsam mit Sean<br />
Penn die Rolle <strong>de</strong>s »Alexan<strong>de</strong>r Supertramp« eben nicht zur<br />
einsamen Witzfigur <strong>de</strong>gradieren.<br />
Wolfgang Frömberg<br />
Into The Wild (USA 2007; R: Sean Penn; D: Emile Hirsch, Marcia Gay<br />
Har<strong>de</strong>n, William Hurt; 31.01.)<br />
Worüber kann man noch einen Film machen,<br />
wenn man schon erzählt hat, wie<br />
Zivilisation wird und vergeht? Hartmut<br />
Bitomsky hat das anhand einer Kriegsmaschine<br />
von unvergleichlicher Ausgefeiltheit<br />
im Jahr 2001 mit »B-52« getan.<br />
Danach kann man eigentlich nur noch<br />
davon erzählen, wie es so im Wesentlichen<br />
ist mit <strong>de</strong>m Leben auf Er<strong>de</strong>n. Dann<br />
macht man, wie <strong>de</strong>rselbe Regisseur jetzt,<br />
einen Film über »Staub«.<br />
Staub ist so ziemlich das kleinste Objekt,<br />
das man zum Thema eines Films<br />
machen kann. Staub ist, woraus Film<br />
wird und wozu er wie alles eines Tages<br />
wird, nach<strong>de</strong>m man sich vorher schon<br />
mit Staub in allen möglichen Formen,<br />
Farben und Beschaffenheiten herumgeschlagen<br />
hat. Staub ist das, was <strong>de</strong>r<br />
Mensch produziert. Staub ist, was nie zu<br />
bewältigen ist. Ein Rest bleibt immer. So<br />
gesehen ist Staub die größte Hoffnung,<br />
die wir haben.<br />
»Staub« ist auf seine eigene Weise –<br />
die in Venedig ständig als »total <strong>de</strong>utsch«<br />
charakterisiert, aber auch allgemein bewun<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong> – unendlich unterhaltsam.<br />
Allein diese Mengen an Menschen,<br />
die sich professionell mit Staub beschäftigen.<br />
Und was die oft für irre Maschinen<br />
haben! Da steht plötzlich was, das aussieht<br />
wie ein Requisit aus einem italienischen<br />
60s-Science-Fiction-Knaller.<br />
Und Bitomsky sagt lässig so was wie:<br />
»Das hier ist <strong>de</strong>r ToffSims. Ja, was macht<br />
<strong>de</strong>r eigentlich?« In diesem Augenblick ist<br />
»Staub« zugleich intellektueller Slapstick<br />
und Hohelied auf die menschliche<br />
Erfindungskraft. Es gibt auch Hel<strong>de</strong>n: Die<br />
Hausfrau, die putzt und putzt und sogar<br />
– Mutter hat’s geraten – Woche für Woche<br />
<strong>de</strong>n Fernseher aufmacht, um auch<br />
in <strong>de</strong>ssen Inneren Staub zu saugen; die<br />
fröhliche Künstlerin, die diese faszinieren<strong>de</strong>n<br />
Systeme von Staubmäusen konstruiert<br />
hat; <strong>de</strong>r Wissenschaftler, <strong>de</strong>r darüber<br />
staunt, wie das Uranium abgeht in<br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>; Bitomsky selbst, <strong>de</strong>ssen Stimme<br />
mehr Charakter hat als so ziemlich<br />
alles, was an männlichen Schauspielern<br />
in <strong>de</strong>r BRD rummacht. Und <strong>de</strong>r damit<br />
Sätze von sich gibt, die so wun<strong>de</strong>rvoll<br />
konzis und furchtlos steil sind in <strong>de</strong>n<br />
I<strong>de</strong>en, die sie transportieren.<br />
Olaf Möller<br />
Staub (D/CH 2007; R: Hartmut Bitomsky; 21.02.)
Film<br />
077<br />
WER AN DEN<br />
HORROR GLAUBT<br />
Sweeney Todd<br />
Was ist unheimlicher – ein Haus voller Geister o<strong>de</strong>r die Psyche eines Menschen, <strong>de</strong>r<br />
sich von Geistern umgeben wähnt? In »Das Waisenhaus« zeigt Regisseur Juan Antonio<br />
Bayona <strong>de</strong>n Untergang einer Frau, die sich nicht von ihrer Kindheit lösen kann.<br />
My Blueberry Nights<br />
Wong Kar-Wai verlässt mit seinem jüngsten Film das historische<br />
Hongkong und spürt nun US-amerikanischen Mythen<br />
nach. Während Wim Wen<strong>de</strong>rs mit »Don’t Come Knocking«<br />
die prototypischen Amerikabil<strong>de</strong>r Edward Hoppers<br />
in Bewegung versetzte, scheint sich Wong Kar-Wai von <strong>de</strong>n<br />
Fotografien <strong>de</strong>s Alltagschronisten William Eggleston leiten<br />
zu lassen. Er zeigt dunkle Bars, Diners, Wüsten, Casinos<br />
und leere Straßenkreuzungen, auf <strong>de</strong>ren nassem Asphalt<br />
sich die Lichter <strong>de</strong>r Straßenlaternen spiegeln. In diesen Bil<strong>de</strong>rn<br />
verliert sich <strong>de</strong>r asiatische Regisseur ebenso wie seine<br />
von <strong>de</strong>r Sängerin Norah Jones gespielte Protagonistin:<br />
Die New Yorkerin Elisabeth, betrogen von ihrem Freund,<br />
flüchtet sich in Jeremys Café. Nach einigen langen Nächten<br />
reist sie auf <strong>de</strong>r Suche nach sich selbst zunächst nach<br />
Memphis, dann nach Las Vegas. An bei<strong>de</strong>n Orten erlebt sie<br />
Geschichten – als Zuschauerin. Danach kehrt sie zurück<br />
in das kleine Café in New York. Nun weiß sie, was sie will.<br />
Nachvollziehbar wird ihre Reifung für <strong>de</strong>n Zuschauer nicht.<br />
Wong Kar-Wai hält an seiner mit »In The Mood For Love«<br />
und »2048« entwickelten Ästhetik trotz Wechsel <strong>de</strong>s Kameramanns<br />
fest. Christopher Doyle wur<strong>de</strong> nach fast zwei<br />
M<br />
an mag »Das Waisenhaus« Furcht einflößend<br />
fin<strong>de</strong>n. Es gibt aber kaum Gewalt<br />
und Blut. War das eine bewusste<br />
Entscheidung? Es wäre vielleicht einfacher<br />
gewesen, wenn wir etwas Monströses eingebaut hätten,<br />
aber wir wollten unbedingt <strong>de</strong>m Zuschauer zwei Lesarten<br />
ermöglichen. Einmal ein realistisches Drama um eine<br />
Frau, die das Verschwin<strong>de</strong>n ihres Kin<strong>de</strong>s nicht akzeptieren<br />
kann. Und dann natürlich eine klassische Geistergeschichte.<br />
Zu viele Spezialeffekte hätten da unsere eigenen Intentionen<br />
untergraben.<br />
Sie meinen, man könnte Ihren Film auch als reines Psychodrama<br />
begreifen? Ambiguität ist alles! Wir haben uns<br />
dabei stark von Henry James’ »The Turning Of The Screw«<br />
[1961 verfilmt als »Schloss <strong>de</strong>s Schreckens«] inspirieren<br />
lassen.<br />
»Das Waisenhaus«, von Guillermo Del Torro mitproduziert,<br />
ist nach »Pans Labyrinth« <strong>de</strong>r nächste spanische<br />
Film, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tod eine beson<strong>de</strong>re Konnotation erfährt.<br />
Das Sterben scheint jeweils eine gewisse Form von Glück<br />
zu ermöglichen. Ich <strong>de</strong>nke nicht, dass <strong>de</strong>r Tod die Lösung<br />
für irgen<strong>de</strong>twas ist. In bei<strong>de</strong>n Filmen gibt es ein Gefühl drohen<strong>de</strong>n<br />
Unheils, gegen das die Protagonistinnen mit Hilfe<br />
ihrer Fantasie ankämpfen. Die Aussage ist dabei ähnlich wie<br />
in Märchen, nämlich, dass wir die Fiktion brauchen, um die<br />
Realität zu verstehen bzw. sie zu ertragen.<br />
Es wäre also eine Fehlinterpretation zu behaupten, dass<br />
in <strong>de</strong>n Filmen eine Form von To<strong>de</strong>ssehnsucht thematisiert<br />
wird? Es gibt dort eher einen Horizont <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s. Man darf<br />
<strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Laura auch nicht als jeman<strong>de</strong>n sehen, an<br />
<strong>de</strong>m man sich orientieren sollte. Ich möchte sie verstehen,<br />
aber ich befürworte ihr Han<strong>de</strong>ln nicht.<br />
<strong>Als</strong>o ist ihr Film eine Tragödie? Er hat auf je<strong>de</strong>n Fall ein tragisches<br />
Element. Wir haben viel diskutiert über die winzige<br />
Distanz zwischen <strong>de</strong>n Menschen, die glauben, und <strong>de</strong>nen,<br />
die es nicht tun. Und mir geht es um das Bedürfnis, glauben<br />
zu können. Auch wenn es tragische Konsequenzen hat.<br />
Martin Riemann<br />
Das Waisenhaus (E 2007; R: Juan Antonio Bayona; D: Belén Rueda,<br />
Fernando Cayo, Geraldine Chaplin; 14.02.)<br />
Jahrzehnten <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
durch Darius Khondji ersetzt.<br />
Der macht genau da weiter: elegante<br />
Farben, ein somnambules<br />
Gefühl von Trägheit, von einem<br />
etwas penetrant eingesetzten<br />
Nachzieheffekt <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r unterstützt.<br />
Der zum Stil gewachsene<br />
Manierismus hinterlässt<br />
durch die oberflächliche Eleganz<br />
<strong>de</strong>r geschmeidigen<br />
Einstellungen einen fa<strong>de</strong>n<br />
Beigeschmack, <strong>de</strong>n<br />
die dürftige Story nicht<br />
auffängt.<br />
Christian Meyer<br />
My Blueberry Nights (HK/<br />
CN 2007; R: Wong Kar-Wai; D:<br />
Norah Jones, Ju<strong>de</strong> Law, Natalie<br />
Portman; 24.01.<br />
Es erscheint wie eine Wie<strong>de</strong>rgutmachung<br />
am Publikum, dass Tim Burton nun wenigstens<br />
<strong>de</strong>r Geschichte um Sweeney<br />
Todd ein filmisches Antlitz verpasst hat,<br />
nach<strong>de</strong>m er schon Alan Moores Jack-<br />
The-Ripper-Comic »From Hell« <strong>de</strong>n<br />
Hughes-Brü<strong>de</strong>rn überlassen hat. Die Figur<br />
<strong>de</strong>s Sweeney Todd entstand Mitte<br />
<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, noch bevor Jack<br />
The Ripper tatsächlich sein Unwesen in<br />
London trieb. Der versierte Barbier soll<br />
160 Kun<strong>de</strong>n die Kehle aufgeschlitzt haben,<br />
seine Komplizin hat sie dann als<br />
Fleischpasteten an die Bevölkerung Londons<br />
verfüttert. In einer neueren Version<br />
<strong>de</strong>r Geschichte, auf <strong>de</strong>r auch Burtons<br />
Vorlage, nämlich Stephen Sondheims<br />
Broadway-Erfolg von 1979 basiert, erhält<br />
<strong>de</strong>r Barbier einen Grund für seine Taten:<br />
Er will sich an Richter Turpin rächen. Der<br />
hatte ihn unschuldig in die Verbannung<br />
geschickt, um an seine Frau zu gelangen.<br />
<strong>Als</strong> <strong>de</strong>r Richter sie vergewaltigt, vergiftet<br />
sie sich, Sweeneys Tochter Johanna<br />
lebt seither als Adoptivkind bei ebenjenem<br />
Richter wie eine Gefangene.<br />
»From Hell« und »Sweeney Todd« sind<br />
wie geschaffen für <strong>de</strong>n Regisseur mit<br />
<strong>de</strong>m Faible für düsteres, neogotisches<br />
Ambiente. Bei »Sweeney Todd« gesellt<br />
sich noch eine gute Portion schwarzen<br />
Humors hinzu. Zimperlich geht es hier<br />
nicht zu. Tim Burton, gerne mal im Grenzbereich<br />
zwischen Kin<strong>de</strong>r- und Erwachsenenfilm<br />
tätig, legt sich dieses Mal fest. Er<br />
arbeitet akribisch an <strong>de</strong>r Ausformulierung<br />
<strong>de</strong>s Subgenres Slasher-Musical.<br />
»Sweeney Todd« wirkt zu Beginn reichlich<br />
steif: Komplett im Studio gedreht und mit<br />
nur wenigen Charakteren bestückt, entwickelt<br />
sich das Rachedrama, das später<br />
Shakespeare’sche Ausmaße annehmen<br />
soll, nur langsam. Die minimalistische<br />
Figurenkonstellation lässt gera<strong>de</strong><br />
noch Platz für einen grandiosen Kurzauftritt<br />
von Sacha Baron Cohen als italienischem<br />
Barbier Pirelli. Bis zum bluttriefen<strong>de</strong>n<br />
Schlussbild wird viel gesungen<br />
und geschlitzt, im Mittelpunkt steht<br />
neben Hauptdarsteller Johnny Depp die<br />
Perfektion <strong>de</strong>s Burton-Gothic-Styles.<br />
Christian Meyer<br />
Sweeney Todd (USA 2007; R: Tim Burton; D: Johnny<br />
Depp, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen,<br />
Christopher Lee; 21.02.)
078 Film<br />
Fallen<br />
Barbara Albert geht in ihren Filmen gern<br />
an jene Orte, wo eigentlich niemand sein<br />
möchte. Dahin, wo es peinlich wird, unerträglich<br />
gera<strong>de</strong>zu, bis über die Schmerzgrenze:<br />
Klassentreffen, Begräbnis, Dorfdisco.<br />
In »Fallen« kommt all das zusammen.<br />
Alberts fünf Protagonistinnen treffen<br />
sich in ihrem alten Heimatdorf, irgendwo<br />
in <strong>de</strong>r Peripherie Wiens, anlässlich<br />
einer Beerdigung, die zu einer<br />
Art Klassentreffen wird, 15 Jahre nach<br />
Schulabschluss. Wer sie damals mit <strong>de</strong>m<br />
Virus <strong>de</strong>r Freiheit geimpft hatte – ein unkonventioneller<br />
Lehrer, <strong>de</strong>r sich nach und<br />
nach als zwiespältiger Hippie-Schwätzer<br />
entpuppt –, <strong>de</strong>r hat sie nun für immer<br />
verlassen. Die fünf Frauen trauern, feiern,<br />
erinnern sich und spüren eine Nacht<br />
lang wie<strong>de</strong>r dieses Gefühl von Aufbruch<br />
und großen Verän<strong>de</strong>rungen. Durch ihr<br />
unerwartetes Zusammenkommen aus<br />
verschie<strong>de</strong>n verkorksten Lebensentwürfen<br />
erneuern sie ihre alten jugendlichen<br />
Träume. Vermutlich aber ganz entgegen<br />
seiner Intention verstärkt Alberts Film<br />
mit je<strong>de</strong>r neuen kleineren o<strong>de</strong>r größeren<br />
Katastrophe – Dorfdisco, WC-Sex,<br />
Strafvollzug – <strong>de</strong>n Eindruck, dass diese<br />
Beschwörung <strong>de</strong>r Freiheit nur leere Rhetorik<br />
ist. Es sind nur mehr kleine Fluchten<br />
möglich: an die verklärten Orte <strong>de</strong>r Kindheit,<br />
in gedankenlose Exzesse, in eine<br />
neue Beziehung vielleicht. Doch <strong>de</strong>r Kater<br />
danach ist garantiert. Von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alen<br />
<strong>de</strong>s verstorbenen Lehrers bleiben<br />
nicht viel mehr als enttäuschte Lieben,<br />
kaputte Träume und ein Rechtschreibfehler<br />
auf <strong>de</strong>m Grabstein. Es ist peinlich<br />
und schön, wie »Fallen« das Gefühl eines<br />
diffusen Aufbegehrens einfängt. Und es<br />
ist traurig, dass das nur in einem Tonfall<br />
tiefer Resignation möglich scheint.<br />
Arno Raffeiner<br />
Fallen (A 2006; R: Barbara Albert; D: Gabriela<br />
Hegedüs, Birgit Minichmayr, Nina Proll, Kathrin<br />
Resetarits, Ursula Strauss; 17.01.)<br />
intro.<strong>de</strong>/previews<br />
No Country For Old Men<br />
Der neue Film <strong>de</strong>r Coen-Brü<strong>de</strong>r<br />
Di, 26.02. 20 h, Off Broadway, Köln<br />
Lars und das Mädchen<br />
in diversen Städten,<br />
siehe HOROSCOPE (rechts)<br />
KLARTEXT<br />
Die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene. Der Ex-Knacki wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Sixties<br />
Radio-DJ bei einem R’n’B-Sen<strong>de</strong>r in Washington. Er nahm kein Blatt vor <strong>de</strong>n Mund<br />
und machte sich notgedrungen zum Clown. Ein guter Film über einen guten Typ.<br />
N<br />
o signifying: Bei Petey Greene geht alles,<br />
bloß kein tieferer Sinn. Der Radio-DJ wehrt<br />
sich gegen je<strong>de</strong> Art von Mehrbe<strong>de</strong>utung,<br />
<strong>de</strong>nn wenn er seinen Mund aufmacht, ist<br />
alles eins zu eins. Der Mann ist echt, er kommt von <strong>de</strong>r Straße,<br />
saß im Gefängnis, und er spricht über <strong>de</strong>n Äther nichts<br />
als die harte, ungeschönte Wahrheit. Wäre eine solche Figur<br />
bloß ausgedacht, <strong>de</strong>r Film wäre wohl nicht mehr zu retten.<br />
Doch Regisseurin Kasi Lemmons hat mit »Talk To Me«<br />
die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene verfilmt,<br />
einem ehemaligen Häftling, <strong>de</strong>r sich mit großer Hartnäckigkeit<br />
<strong>de</strong>n Job als DJ eines R’n’B-Sen<strong>de</strong>rs im Washington<br />
DC <strong>de</strong>r 60er-Jahre erkämpfte und in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahren zu einem Mythos schwarzer Entertainment-Kultur<br />
aufstieg. Begleitet wur<strong>de</strong> er dabei von Dewey Hughes,<br />
<strong>de</strong>m Programmdirektor <strong>de</strong>r Radiostation, <strong>de</strong>r schließlich zu<br />
seinem Manager wur<strong>de</strong>. Bei<strong>de</strong> stammen aus <strong>de</strong>n Armenvierteln<br />
Washingtons, doch Hughes (Chiwetel Ejiofor) hat<br />
sich als angepasster Karrierist eingerichtet, <strong>de</strong>r von Petey<br />
Greenes flotter Lippe als »just another white boy with a<br />
tan« abqualifiziert wird; Greene (Don Cheadle) versteht sich<br />
als unverfälschtes Sprachrohr <strong>de</strong>r Black Community, aus<br />
<strong>de</strong>r er enormen Rückhalt erfährt. Aus <strong>de</strong>r Spannung zwischen<br />
diesem ungleichen Paar speist sich die Dynamik <strong>de</strong>s<br />
Films. Der Biopic-Stoff wird zum Wi<strong>de</strong>rstreit zwischen Assimilation<br />
und Selbstbestimmung. Angesichts dieses prägnanten<br />
Konflikts – und <strong>de</strong>s kongenialen Zusammenspiels<br />
von Cheadle und Ejiofor – lässt sich die Engführung <strong>de</strong>r Geschichte<br />
auf die zwei Hauptfiguren verschmerzen, die <strong>de</strong>n<br />
historischen und sozialen Rahmen meist nur als funky<br />
Background in Szene setzt – mal abgesehen von <strong>de</strong>r langen<br />
Radionacht nach <strong>de</strong>r Ermordung von Martin Luther King.<br />
Im entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Moment, als das Duo in das Allerheiligste<br />
<strong>de</strong>r US-Unterhaltungsindustrie, die »Tonight Show«,<br />
eingela<strong>de</strong>n wird, hat Greene seinem Partner einiges an<br />
Selbstreflexion voraus. <strong>Als</strong> bunt geklei<strong>de</strong>ter, mal lustiger,<br />
mal wüten<strong>de</strong>r, immer Klartext sprechen<strong>de</strong>r Schwarzer<br />
ist er vor einem weißen Publikum nichts an<strong>de</strong>res als ein<br />
Clown, eine Bestätigung genau jener (auch positiven) Vorurteile,<br />
die es sowieso schon hat. Damit erzählt »Talk To<br />
Me« nicht nur die bemerkenswerte Geschichte <strong>de</strong>s Petey<br />
Greene, son<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>t eindrückliche Bil<strong>de</strong>r für Fragen, die<br />
in <strong>de</strong>r Rezeption von, sagen wir: HipHop nach wie vor mitschwingen.<br />
Arno Raffeiner<br />
Talk To Me (USA 2007; R: Kasi Lemmons; D: Don Cheadle; 07.02.<br />
Wir verlosen 15 x 2 Tickets auf www.intro.<strong>de</strong>
DVD<br />
079<br />
HOROSCOPE<br />
UNTERSCHÄTZE NIE JEMANDEN,<br />
DER ETWAS ZU SAGEN HAT.<br />
Sterne und Filme im Februar<br />
WASSERMANN 21.01. bis 19.02.<br />
Du bist ja alles an<strong>de</strong>re als ein oberflächlicher Typ. Die Story von<br />
»Un<strong>de</strong>rdog – Unbesiegt, weil er fliegt« (31.01.) wird dir auch keinen<br />
Zacken aus <strong>de</strong>r Krone brechen.<br />
FISCHE 20.02. bis 20.03.<br />
Du fühlst dich einsam und <strong>de</strong>platziert, Waschlappen! Wir empfehlen<br />
»Mein Freund <strong>de</strong>r Wasserdrache« (31.01.), da bist du in <strong>de</strong>inem<br />
Element und nicht mehr so allein ...<br />
WIDDER 21.03. bis 20.04.<br />
Im Februar bist du zahm wie ein Lämmchen und willst bloß im Dunkeln<br />
zu <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn von »Saw 4« (07.02.) kuscheln und ein bisschen am Ast<br />
sägen, auf <strong>de</strong>m du sitzt.<br />
STIER 21.04. bis 21.05.<br />
Der Mond macht dir das Leben zur Hölle. Seit Silvester liegt so ein<br />
Schleier davor, fast wie in »Der Nebel« (17.01.) nach Stephen King.<br />
ZWILLINGE 22.05. bis 21.06.<br />
Stehst du noch immer auf Daniel Day-Lewis und seinen Brustkorb?<br />
»There Will Be Blood« (14.02.) lässt ihn schwellen und bietet <strong>de</strong>n dazu<br />
passen<strong>de</strong>n Ölfilm nach Upton Sinclair.<br />
KREBS 22.06. bis 22.07.<br />
Dein Schalenkostüm wird auf eine harte Probe gestellt, wenn du dich in<br />
<strong>de</strong>n »Krieg <strong>de</strong>s Charlie Wilson« (07.02.) verirrst. Tom Hanks und Julia<br />
Roberts in einem Streifen über jenen seltsamen Dandy, <strong>de</strong>r es sich<br />
einiges kosten ließ, die Rote Armee aus Afghanistan zu vertreiben. Da<br />
läufst du mit <strong>de</strong>inen roten Scheren rückwärts wie<strong>de</strong>r raus!<br />
LÖWE 23.07. bis 23.08.<br />
Du glaubst an gute <strong>de</strong>utsche Filme, stehst auf »Kroko« von Sylke<br />
En<strong>de</strong>rs und möchtest heute noch mit <strong>de</strong>r Heldin auf die Kirmes? Dann<br />
darfst du gespannt sein auf ihr »Mondkalb« (31.01.).<br />
JUNGFRAU 24.08. bis 23.09.<br />
Nachbarn und Finanzamt wer<strong>de</strong>n frech. Da kann nur noch »John<br />
Rambo« (14.02.) helfen.<br />
WAAGE 24.09. bis 23.10.<br />
Du musst nicht allein bleiben. Wir empfehlen »Lars und das Mädchen«<br />
(13.03.). Ein Typ, <strong>de</strong>r sich in eine Gummipuppe verknallt. Wir verlosen je<br />
10 x2 Preview-Tickets für Köln, Stuttgart, Berlin, München, Hamburg,<br />
Leipzig und Frankfurt unter www.intro.<strong>de</strong>/previews<br />
SKORPION 24.10. bis 22.11.<br />
Der Stachel <strong>de</strong>r Langeweile sitzt tief. Ab in die »Streets Of Rio«<br />
(31.01.) und laut Presseinfo »mitten hinein in die brutale Welt eines<br />
brasilianischen Elendsviertels, in <strong>de</strong>m ein Leben keinen Pfifferling<br />
wert ist«. Noch besser: Auch Ralf Richter ist »als ausländischer<br />
Fußballeinkäufer in <strong>de</strong>r brutalen Welt <strong>de</strong>r Favelas unterwegs«.<br />
15.3.2008<br />
live for the music<br />
www.musikmesse.com<br />
mächtig<br />
DON CHEADLE<br />
CHIWETEL EJIOFOR<br />
AB 7. FEBRUAR IM KINO<br />
WWW.TALKTOME.CENTRALFILM.DE<br />
moschen<br />
SCHÜTZE 23.11. bis 21.12.<br />
»Cloverfield« (31.01.) von »Lost«-Mastermind J.J. Abrams nimmt dich<br />
auf die Hörner: Woher kenn ich bloß das Szenario eines Terror-Angriffs<br />
auf New York? Schnell noch mal bei Wikipedia nachgoogeln ...<br />
OCHSENKNECHT 22.12. bis 20.01.<br />
Da freut sich einer: »Die Wil<strong>de</strong>n Kerle 5: Hinterm Horizont« (21.02.).<br />
Endlich wie<strong>de</strong>r Fußball ... und dann auch noch für die ganze Familie ...
080 DVD<br />
Rambo Trilogy<br />
Steel Collection<br />
Für die <strong>de</strong>utsche Linke, aber auch für<br />
alle gemäßigt Liberalen, Sozialpädagogen<br />
und Frie<strong>de</strong>nsbewegte galt »Rambo«<br />
Anfang <strong>de</strong>r 1980er als Inbegriff<br />
<strong>de</strong>s US-amerikanischen Kulturimperialismus<br />
und stellte die böse, reaktionäre<br />
Fratze Hollywoods dar. Dieses Urteil<br />
wur<strong>de</strong> noch dadurch bestärkt, dass<br />
<strong>de</strong>r als Kriegstreiber angesehene Präsi<strong>de</strong>nt<br />
Reagan <strong>de</strong>n Film schätzte und darin<br />
die Chance sah, einen Schlussstrich<br />
unter das Vietnam-Trauma zu ziehen. In<br />
Deutschland etablierte sich »in Rambo-Manier«<br />
als feststehen<strong>de</strong>r Begriff<br />
für rücksichtsloses, machohaftes Verhalten<br />
und erhielt Einzug in <strong>de</strong>n Du<strong>de</strong>n.<br />
Antiamerikanische Ressentiments haben<br />
auf diese Weise lange Zeit eine komplexere<br />
Lesart <strong>de</strong>s ersten »Rambo«-Teils<br />
verhin<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>r im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Sequels weitaus mehr als nur rachsüchtiges<br />
Geballer liefert. Jahre später<br />
haben Soziologen und Vertreter <strong>de</strong>r Cultural<br />
Studies nachgewiesen, dass »Rambo«<br />
auch als minoritäre I<strong>de</strong>ntifikationsfigur<br />
lesbar ist. Laut Studien von Paul<br />
Theroux, Eric Michaels und John Fiske,<br />
die Rainer Winter in <strong>de</strong>r Jungle World<br />
vorstellte, wird »Rambo« sowohl von <strong>de</strong>n<br />
Aborigines in Australien wie auch von <strong>de</strong>n<br />
Bewohnern <strong>de</strong>r Solomon-Inseln als »Held<br />
<strong>de</strong>r Dritten Welt« und Kämpfer gegen<br />
Macht- und Militärwillkür gefeiert. Alles<br />
nur ein Missverständnis? Selbst einfach<br />
gestrickte Mainstream-Filme sind offen<br />
lesbare Kunstwerke. »Rambo« kann für<br />
alle er<strong>de</strong>nklichen Männerfantasien geund<br />
missbraucht wer<strong>de</strong>n. Wer Letzteren<br />
nicht auf <strong>de</strong>n Leim geht, muss beim<br />
Filmgenuss auch kein schlechtes Gewissen<br />
haben.<br />
Martin Büsser<br />
Rambo Trilogy Steel Collection (USA 1982-87; R:<br />
diverse; D: Sylvester Stallone, Richard Crenna,<br />
Charles Naiper; Kinowelt). <strong>Intro</strong> verlost 3x die Box<br />
im Steelbook unter www.intro.<strong>de</strong><br />
MARX BROTHERS & SISTERS<br />
»Heroes retten New York«, so könnte die Schlagzeile am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Serie lauten, in <strong>de</strong>r<br />
alltägliche Hel<strong>de</strong>n Superkräfte nach ihren jeweiligen Bedürfnissen entwickeln. Doch<br />
bevor am Big Apple Entwarnung gegeben wer<strong>de</strong>n kann, muss einiges passieren.<br />
H<br />
eroes« bietet alles Mögliche. Zum Beispiel<br />
komplexe Verschwörungstheorien<br />
und Exkursionen ins Paranormale à la<br />
»Akte X«. Außer<strong>de</strong>m die spontanen Genmutationen<br />
und das Gruppengefühl <strong>de</strong>r »X-Men« – lei<strong>de</strong>r<br />
ohne <strong>de</strong>ren enge Anzüge. Dazu die Rätsel- und Intrigenspiele<br />
von »Lost« sowie das Weltrettungspathos aus »Battlestar<br />
Galactica«. Das alles, weil mehrere Menschen ent<strong>de</strong>cken,<br />
dass sie Superkräfte entwickeln. Was ja an sich<br />
keine schlechte Nachricht wäre. Nur sind die unvermutet<br />
an ihren Körpern vorgehen<strong>de</strong>n Verwandlungen <strong>de</strong>rart störend<br />
für die Alltagsroutine, dass weitere Superkräfte nötig<br />
wären, um die unerwünschten Nebenfolgen in <strong>de</strong>n Griff zu<br />
bekommen. Nun reicht <strong>de</strong>r bekannte Konflikt zwischen Alltag<br />
und Ausnahme, zwischen Normalo-Dasein und Extravaganz<br />
kaum aus, um eine teuer produzierte Fernsehserie<br />
über mehrere Staffeln am Laufen zu halten. <strong>Als</strong>o muss <strong>de</strong>r<br />
große Knall her: New York droht unterzugehen. Es sei <strong>de</strong>nn,<br />
das Grüppchen rauft sich zusammen. Dazu müssen erst<br />
einmal alle Beteiligten ihre jeweilige Bestimmung erkennen,<br />
damit je<strong>de</strong>r und je<strong>de</strong> entsprechend die beson<strong>de</strong>ren<br />
Begabungen einsetzen kann: Da wäre Claire, die 16-jährige<br />
Highschool-Cheerlea<strong>de</strong>rin, die herausfin<strong>de</strong>t, dass sie unverletzbar<br />
ist. Um sicherzugehen, stürzt sie sich von mehreren<br />
Brücken und rammt sich rostige Metallstangen durch<br />
die Kehle. Dahinter steht natürlich unausgesprochen die<br />
sehr richtige Erkenntnis, dass Cheerlea<strong>de</strong>rinnen keinesfalls<br />
bloß <strong>de</strong>r hübsche Zuckerguss am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Football-<br />
Fel<strong>de</strong>s sind, son<strong>de</strong>rn in Wahrheit hart rackern<strong>de</strong> Hochleistungssportlerinnen.<br />
Sie müssen so manches mehr wegstecken<br />
können als die Ball spielen<strong>de</strong>n Jungs in ihren mit<br />
Schaumstoff gepolsterten Schutzanzügen. Da wäre Hiro,<br />
ein dicklicher Angestellter, <strong>de</strong>r seine Lebenszeit in einem<br />
japanischen Großraumbüro verschwen<strong>de</strong>t und dort so lange<br />
auf die Minutenzeiger <strong>de</strong>r Uhr an <strong>de</strong>r Bürowand starrt,<br />
bis er das hilfreiche Talent entwickelt, wie man Zeit durch<br />
bloße Gedankenkraft manipulieren kann. Und da ist Niki,<br />
die allein erziehen<strong>de</strong> Mutter, die vor <strong>de</strong>r Webcam strippt,<br />
um ihr Kind zu ernähren und die auf einmal ein Doppel-Ich<br />
mit Herkuleskräften entwickelt, das all die unmöglichen<br />
Aufgaben erledigt, die sie überfor<strong>de</strong>rn. In »Heroes« bekommt<br />
ein jeglicher Charakter von einem Marx lesen<strong>de</strong>n<br />
Drehbuchgott die entsprechen<strong>de</strong>n Fähigkeiten nach seinen<br />
Bedürfnissen zugeteilt.<br />
Dietmar Kammerer<br />
Heroes – Season 1.1 (USA 2007; R: diverse; D: Hay<strong>de</strong>n Panettiere;<br />
Universal). <strong>Intro</strong> verlost 1x »Heroes Season 1.1« + 1 Posterpaket inkl.<br />
Kalen<strong>de</strong>r, Teaser-Großposter und Großposter von Peter Claire, Sylar und<br />
Hiro – von Close Up, <strong>de</strong>m Spezialisten für Fanartikel (www.closeup.<strong>de</strong>)
DVD<br />
081<br />
TRIBUTE:<br />
JOHN CARPENTER<br />
If I were a carpenter ... dann natürlich am liebsten John.<br />
Denn dann wäre ich verantwortlich für einen ganzen Haufen<br />
Genre-Klassiker aus <strong>de</strong>r Schnittmenge von Science-<br />
Fiction und Horror <strong>de</strong>r späten 70er- und 80er-Jahre. Und<br />
ich könnte auch heute noch ganz gut von meinem Ruf als<br />
B-Film-Ikone leben. Etwas in dieser Art hat man sich nun<br />
vermutlich bei Kinowelt gedacht und bringt unter <strong>de</strong>m Titel<br />
»Master Of Darkness« trotz <strong>de</strong>r gefühlten an<strong>de</strong>ren zwanzig<br />
erhältlichen Carpenter-Veröffentlichungen eine in je<strong>de</strong>r<br />
Hinsicht lohnenswerte Box auf <strong>de</strong>n Markt. Sie enthält<br />
neben <strong>de</strong>m großartigen »The Fog – Nebel <strong>de</strong>s Grauens«<br />
(1979) noch »Die Fürsten <strong>de</strong>r<br />
Dunkelheit« (1987) und<br />
»Sie leben!« (1988).<br />
Zu <strong>de</strong>n Storys müssen<br />
nicht viele Worte<br />
verloren wer<strong>de</strong>n, sind<br />
sie <strong>de</strong>m Genrefreund<br />
doch sowieso längst<br />
bekannt. Auch die meisten<br />
an<strong>de</strong>ren dürften<br />
schon mal beim mitternächtlichen<br />
Zappen in min<strong>de</strong>stens einem <strong>de</strong>r Filme hängen<br />
geblieben sein, und sei es wegen <strong>de</strong>r für John Carpenters<br />
Werk charakteristischen, von ihm selbst komponierten<br />
Filmmusiken: bedrohliche und pessimistische<br />
Scores, wie man sie beim Gang in <strong>de</strong>n dunklen Keller unvermittelt<br />
vor sich hin summt, während man anfängt, die<br />
Schatten an <strong>de</strong>r Wand genauer zu beobachten.<br />
Ob es nun um die nebelbegleitete blutige Rache <strong>de</strong>r<br />
Crew eines vor 100 Jahren unter mysteriösen Umstän<strong>de</strong>n<br />
gesunkenen Schiffes geht o<strong>de</strong>r um eine Gruppe Wissenschaftler,<br />
die in einer Kirche versucht, die Rückkehr <strong>de</strong>s<br />
Teufels zu verhin<strong>de</strong>rn, während Besessene bereits die<br />
Kirche umlagern, o<strong>de</strong>r um einen Bauarbeiter, <strong>de</strong>r mittels<br />
einer gefun<strong>de</strong>nen Spezialsonnenbrille auf die Spuren einer<br />
Invasion von skelettähnlichen Außerirdischen kommt<br />
– immer scheinen die Geschichten <strong>de</strong>n Gruselcomics <strong>de</strong>r<br />
60er-Jahre entsprungen zu sein, und immer hat Carpenter<br />
es geschafft, hieraus atmosphärisch dichte Nägelkauer<br />
und Nervenzerrer <strong>de</strong>r alten Schule zu zimmern.<br />
Cay Clasen<br />
<strong>Intro</strong> verlost 3x die »Master Of Darkness«-Box auf www.intro.<strong>de</strong><br />
Der frühe Ulmen<br />
Der frühe Ulmen fängt <strong>de</strong>n Wurm. Ob unter<br />
Ulmen, um Ulmen o<strong>de</strong>r um Ulmen herum:<br />
Von allem das Beste verspricht <strong>de</strong>r<br />
Doppelpack mit <strong>de</strong>n »versunkenen Werken«<br />
<strong>de</strong>s Ex-MTV-Mo<strong>de</strong>rators, <strong>de</strong>r das<br />
Format Mo<strong>de</strong>rator stets ablehnte und<br />
statt<strong>de</strong>ssen lieber sein eigenes Ding<br />
machte: nämlich alles, was <strong>de</strong>m spielwütigen<br />
und verkleidungsfreudigen Improvisateur<br />
so in <strong>de</strong>n Sinn kam. Ulmen<br />
ist am besten in Uniform: als mitfühlen<strong>de</strong>r<br />
und wehleidiger Polizist, <strong>de</strong>r Passanten<br />
im Park herzt; als Schaffner im<br />
Fahrstuhl <strong>de</strong>r Konzernzentrale <strong>de</strong>r Bahn,<br />
<strong>de</strong>r bei je<strong>de</strong>m Stockwerk »Bitte zurückbleiben!«<br />
ausruft. Aber was ist daran komisch,<br />
<strong>de</strong>n hart arbeiten<strong>de</strong>n Hähnchen-<br />
Verkäufer bis zur Weißglut zu piesacken,<br />
er habe die Verwandtschaft umgebracht,<br />
um ihm dann ein Hähnchen abzukaufen,<br />
damit wenigstens einer eine anständige<br />
Beerdigung erhalte? Manche Gags versinken<br />
halt zu Recht ...<br />
Dietmar Kammerer<br />
Der frühe Ulmen – Versunkene Werke <strong>de</strong>r<br />
Perio<strong>de</strong> MTV Vol. 1 (D 2008; R+D: Christian Ulmen;<br />
Universal)
082 DVD ungeöffneten Box mit allen Folgen <strong>de</strong>r durchweg brillanten<br />
Kurz in Berlin<br />
Mit <strong>de</strong>m Kurzfilmprogramm-Gucken ist<br />
es wie mit <strong>de</strong>m Joggen: Erst muss man<br />
sich aufraffen – und danach ist man doch<br />
wie<strong>de</strong>r froh, es getan zu haben. Denn <strong>de</strong>r<br />
filmische I<strong>de</strong>enreichtum ist bei einem gelungenen<br />
Kurzfilmprogramm riesig. Die<br />
DVD »Kurz in Berlin« wur<strong>de</strong> zusammengestellt<br />
vom Berliner Festivalveranstalter<br />
und Verleih interfilm. Die Entstehungszeit<br />
<strong>de</strong>r Filme umspannt 30 Jahre. Gemeinsam<br />
ist ihnen – von <strong>de</strong>r quietschbunten<br />
DEFA-Doku »Berlin« bis zum minimalistischen<br />
Oscar-Preisträger »Schwarzfahrer«<br />
von Pepe Danquart – allein das<br />
Sujet. Dokumentarisches, Fiktives, Komisches<br />
und Tragisches wechselt sich<br />
ab: Die Englän<strong>de</strong>rin Ellie Land lässt in<br />
»Die an<strong>de</strong>re Seite« erwachsene Berliner<br />
in O-Tönen von ihren Kindheitsvorstellungen,<br />
was hinter <strong>de</strong>r Mauer liegen<br />
könnte, erzählen und begleitet die Aussagen<br />
mit treffen<strong>de</strong>n Animationen. Gerd<br />
Conradt filmte 1986 einen Tag lang über<br />
die Mauer von West nach Ost und gibt<br />
in »Ein-Blick« einen überraschend poetischen<br />
Eindruck vom Alltag im Grenzstreifen.<br />
Am beeindruckendsten ist aber<br />
<strong>de</strong>r anarchische Bastel- und Zappelfilm<br />
»Fliegenpflicht für Quadratköpfe« von<br />
Stephan Flint Müller, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Filmemacher<br />
und seine Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n urbanen<br />
Raum zum Spielplatz machen, Plakate<br />
umgestalten, Körperteile vor große Gebäu<strong>de</strong><br />
halten und mithilfe von Perspektivwechseln<br />
wahnwitzige Effekte erzeugen.<br />
Der Film ist dabei zugleich sein eigenes<br />
Making-of und Deleted-Scenes-<br />
Archiv. Selbstreferenziell und unkonventionell<br />
schließt er diese kleine Berlin-<br />
Schatzkiste. Bitte mehr davon.<br />
Philipp Jedicke<br />
Kurz in Berlin (D 2007; R: Pepe Danquart, Uwe Belz,<br />
Andreas Samland u. v. a.; D: Senta Moira, Paul<br />
Outlaw, Lutz Stückrath u. v. a.)<br />
WASSER, BROT<br />
UND MYTHEN-MIX<br />
Living in a box: Den Anime-Klassiker »Cowboy Bebob« gibt es jetzt als limitiertes<br />
Superluxus-Paket mit allem Drum und Dran. Anlass genug für Lars Brinkmann, sich<br />
mal prinzipielle Gedanken zu <strong>de</strong>n Sehgewohnheiten als Serien-Addict zu machen.<br />
B<br />
ereits die aufgeblasene Single-Box im 8-Inch-Format<br />
signalisiert Einzigartigkeit. Kategorie:<br />
das Präsent, das sich sogar <strong>de</strong>r Otaku<br />
nur zu beson<strong>de</strong>ren Gelegenheit gönnt.<br />
Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 129,95 Euro<br />
für neun DVDs ist die auf 2000 Stück limitierte »Cowboy<br />
Bebop Collectors Box« ein teures Vergnügen. Aber angesichts<br />
<strong>de</strong>r Tatsache, dass Fans schon für die relativ billig<br />
gemachten sechs DVDs mit <strong>de</strong>n insgesamt 26 Folgen<br />
<strong>de</strong>s Animes im Einzelkauf run<strong>de</strong> 120 Euro ausgeben müssen,<br />
ist das nur ein kleiner Aufpreis für eine Menge Bonus-<br />
Material, das natürlich keiner wirklich braucht. Aber was<br />
braucht man schon, um zu überleben? Wasser, Brot und<br />
eine Flatrate? Bestimmt keine DVD-Boxen, die ohnehin in<br />
<strong>de</strong>n meisten Haushalten und Jugendzimmern einen Großteil<br />
ihres Daseins als Bücherstützen und Regalfüller Staub<br />
ansammeln. Hat sich schon mal jemand öffentlich ein paar<br />
kluge Gedanken zu dieser Anti-Dynamik gemacht, die Boxsets<br />
mit sich bringen – dass gera<strong>de</strong> umfangreichere Gesamtwerke<br />
beim stolzen Besitzer nicht selten zu einer seltsamen<br />
Form von Ignoranz führen? <strong>Als</strong> hätte sich <strong>de</strong>r Fall<br />
mit <strong>de</strong>m Erwerb einer Box erledigt – o<strong>de</strong>r als neige man,<br />
vielleicht aufgrund <strong>de</strong>s Preises und <strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />
schlechten Gewissens, zur Verdrängung/Vermeidung.<br />
Ich bekenne mich z. B. zu einer selbst gekauften und<br />
Sixties-Kultserie »The Prisoner«.<br />
Weil ich manchmal ein gewissenhafter Kerl bin, habe<br />
ich mir in diesem Fall nur für euch (und für Wolfgang) alles<br />
angesehen, je<strong>de</strong>n Fitzel aufgesaugt, bis hin zu <strong>de</strong>n Audiokommentaren<br />
und einem nichtssagen<strong>de</strong>n zehnminütigen<br />
Interviewversuch mit <strong>de</strong>m Regisseur Shinichiro Watanabe<br />
und einem etwas längeren, aber unvergleichlich unterhaltsameren<br />
Geplau<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Komponistin Yôko Kanno. Fazit:<br />
Wie »The Prisoner« ist »Cowboy Bebop« ein mehr als<br />
nur unterhaltsames Werk, das bis heute in seinem popkulturell<br />
wertvollen Mythen-Mix mit Elementen aus Film<br />
Noir, Space Opera und Western als Ausnahmeerscheinung<br />
gelten muss. Drei Episo<strong>de</strong>n, hier »Sessions« genannt,<br />
wer<strong>de</strong>n durch die jeweiligen Audiokommentare von einem<br />
noch seltsameren Witz als für gewöhnlich beseelt – man<br />
sehe sich nur auf <strong>de</strong>r ersten Bonus-Disc die Session #17<br />
»Mushroom Samba« an: Wie es zu <strong>de</strong>m Samba im enigmatischen<br />
Titel kam, ist Watanabe bis heute ein Rätsel, während<br />
Kanno darauf besteht, nichts von Magic Mushrooms<br />
zu wissen, was wie<strong>de</strong>rum ... Ach, das muss man einfach<br />
gesehen und gehört haben. Nee, echt jetzt!<br />
Cowboy Bebop Collectors Box (J 1998; R: Shinichiro Watanabe; Nipponart)
TV SERIEN<br />
Noch ist nicht aller Tage Abend mit <strong>de</strong>n Fernsehserien. Aber<br />
wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die<br />
Gol<strong>de</strong>n Globes abgesagt wer<strong>de</strong>n mussten –, fragt man sich<br />
doch langsam, ob man mit <strong>de</strong>n Lokführern hierzulan<strong>de</strong> nicht<br />
sogar das bessere Los gezogen hat ...<br />
Auch im neuen Jahr lassen uns die geliebten Fernsehserien nicht im Stich. Sollen die<br />
Drehbuchautoren doch streiken, so viel sie wollen. Die Auswirkungen spüren wir ja eh<br />
erst in ein paar Jahren. Wenn doch alles so einfach wäre ...<br />
Nun gut, immerhin warten noch etliche Klassiker auf ihre Veröffentlichung bzw., wie<br />
im Falle von »V – Die außerirdischen Besucher kommen«, auf ein Make-over. Die<br />
Mühe war nicht umsonst, hat man doch jetzt die komplette Serie um die unfreundlichen<br />
Reptilien aus <strong>de</strong>m Weltall, die sich als attraktive Menschen verklei<strong>de</strong>n, um uns<br />
in Sicherheit zu wiegen und dann zu versklaven, griffbereit. (<strong>Intro</strong> verlost 3x »V – Die<br />
komplette Serie« auf intro.<strong>de</strong>.) Ebenfalls ein Klassiker aus <strong>de</strong>n guten alten 80ern, als<br />
Autoren noch nicht streiken wollten, ist <strong>de</strong>r unverwüstliche Hubschrauber »Airwolf«<br />
mit seinem Piloten Jan-Michael Vincent. Ein Hasselhoff für die <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Generation,<br />
immerhin geht es etwas geistreicher zu als beim Kollegen mit <strong>de</strong>m sprechen<strong>de</strong>n<br />
Auto. Eher im Comedy-Bereich anzusie<strong>de</strong>ln waren im gol<strong>de</strong>nen Jahrzehnt <strong>de</strong>r Fernsehunterhaltung<br />
die »Cosby Show« sowie einige Jahre später »Roseanne«. Zwei Seiten<br />
einer Medaille – einerseits die reiche, saubere schwarze Familie mit <strong>de</strong>n strengen<br />
moralischen Vorstellungen, an<strong>de</strong>rerseits das politisch überhaupt nicht korrekte<br />
White-Trash-Ehepaar. Eher zur sauberen Fraktion zählten die min<strong>de</strong>rjährigen Un<strong>de</strong>rcover-Cops<br />
von »21 Jump Street« um <strong>de</strong>n damals noch blutjungen und unent<strong>de</strong>ckten<br />
Johnny Depp. Auch in <strong>de</strong>r zweiten Staffel besticht die Serie durch ihre Originalität und<br />
ihre für damalige Verhältnisse innovative Inszenierung. Etwas gesitteter geht es bei<br />
zwei Klassikern <strong>de</strong>s Crime-Genres zu: Einerseits bekommt man bei »Kottan ermittelt«<br />
Fernsehunterhaltung alter Schule geboten, wo die Lösung eines Kriminalfalls<br />
nicht gleich nach High-Tech-Overkill und niemals schlafen<strong>de</strong>n Superbrains verlangte,<br />
son<strong>de</strong>rn nach traditioneller Detektivarbeit. Wie auch bei »Detektiv Rockford«, <strong>de</strong>r<br />
auf DVD in seine zweite Staffel geht. Bleibt als beson<strong>de</strong>rer Tipp, weil trotz immenser<br />
Fernsehpopularität oft übersehen, die sehr gut gemachte Action-Reihe »SeaQuest«,<br />
<strong>de</strong>ren erste Staffel nun komplett erhältlich ist. <strong>Als</strong>o, noch ist nicht aller Tage Abend<br />
mit <strong>de</strong>n Fernsehserien. Aber wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die<br />
Gol<strong>de</strong>n Globes abgesagt wer<strong>de</strong>n mussten –, fragt man sich doch langsam, ob man<br />
mit <strong>de</strong>n Lokführern hierzulan<strong>de</strong> nicht sogar das bessere Los gezogen hat ...<br />
Sascha Seiler<br />
Wie kriegt die Blondine bloß die Haare so glatt?
www.saw4.kinowelt.<strong>de</strong><br />
SOUNDTRACK ERHÄLTLICH<br />
AB 1. FEBRUAR 2008 BEI<br />
© MMVII Lions Gate Films Inc. All Rights Reserved.<br />
IT’S THE ARTS<br />
Autorenkino mit Martin Büsser<br />
W<br />
inter a<strong>de</strong> – zahlreiche Wie<strong>de</strong>rveröffentlichungen<br />
großer europäischer<br />
Filme la<strong>de</strong>n dazu ein, die kalten<br />
Monate auf <strong>de</strong>r Couch zu verbringen.<br />
Wer dabei Fett ansetzt, hat zumin<strong>de</strong>st etwas für<br />
die Bildung getan. So begrüßenswert alle hier vorgestellten<br />
Compilations von Filmklassikern auch sind, bisweilen<br />
bleibt die Auswahl ein Rätsel. Das kann wohl nur<br />
von <strong>de</strong>n jeweiligen Rechtsabteilungen gelöst wer<strong>de</strong>n. So<br />
fehlt zum Beispiel in <strong>de</strong>r »Fe<strong>de</strong>rico-Fellini-Edition« (8<br />
DVDs + Buch, Kinowelt) <strong>de</strong>r absurd-fantastische Klassiker<br />
»Schiff <strong>de</strong>r Träume«, <strong>de</strong>r bislang auch noch nicht<br />
einzeln veröffentlicht wur<strong>de</strong>. Dasselbe gilt für Louis<br />
Malles »Herzflimmern«, sein Meisterwerk schlechthin.<br />
Darin schil<strong>de</strong>rt er eine inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung<br />
so einfühlsam und beiläufig, als han<strong>de</strong>le es sich<br />
um einen Sonntagsspaziergang. Trotz einzelner Lücken<br />
bietet allerdings die Fellini-Box mit exklusivem Buch<br />
über Leben und Werk <strong>de</strong>s Regisseurs einen repräsentativen<br />
Einblick in das Schaffen eines Traumtänzers,<br />
über <strong>de</strong>ssen Frauenbild (»Stadt <strong>de</strong>r Frauen«) sich noch<br />
immer redlich streiten lässt, und <strong>de</strong>ssen Begeisterung<br />
für Zirkusclowns sowie die heilen<strong>de</strong> Allmacht <strong>de</strong>r Poesie<br />
<strong>de</strong>m pittoresken Kitsch à la »Amelie« wahrscheinlich<br />
erst Tür und Tor geöffnet hat. Dennoch bleibt Fellini<br />
einer <strong>de</strong>r ganz Großen. Seine Filme hat er stets als Artefakte<br />
kenntlich gemacht – z. B. »Achteinhalb« (1963).<br />
Neben Godards »Die Verachtung« han<strong>de</strong>lt es sich wohl<br />
um eine <strong>de</strong>r schönsten Reflexionen über das Kino und<br />
das Filmemachen.<br />
Mit »Louis Malle – 3 Gesichter eines Regisseurs« (3<br />
DVDs, Concor<strong>de</strong>) und <strong>de</strong>r »Clau<strong>de</strong> Chabrol Collection 2<br />
– Seine großen Frauenfilme« (4 DVDs, Concor<strong>de</strong>) wer<strong>de</strong>n<br />
Editionen von zwei Vertretern <strong>de</strong>r Nouvelle Vague<br />
fortgesetzt, die sich nie auf ein rein intellektuelles Autorenkino<br />
haben reduzieren lassen. Von Slapstick (»Zazie«)<br />
bis zum Film Noir (»Fahrstuhl zum Schafott«) hat<br />
Malle alle nur er<strong>de</strong>nklichen Genres ausprobiert. So darf<br />
er als <strong>de</strong>r amerikanischste Regisseur unter <strong>de</strong>n großen<br />
Franzosen gelten. Mit <strong>de</strong>n hier versammelten Filmen<br />
»Auf Wie<strong>de</strong>rsehen, Kin<strong>de</strong>r«, <strong>de</strong>m Thriller »Atlantic City<br />
USA« und <strong>de</strong>r Tschechow-Verfilmung »Vanya – 42. Straße«<br />
lässt sich die ganze Vielseitigkeit von Malle ent<strong>de</strong>cken,<br />
wobei »Auf Wie<strong>de</strong>rsehen, Kin<strong>de</strong>r« (1987) als Highlight<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n muss. Angesie<strong>de</strong>lt im von <strong>de</strong>n<br />
Deutschen besetzten Frankreich 1944, erzählt Malle<br />
von einem jüdischen Jungen, <strong>de</strong>n ein Pater im Kloster<br />
vor <strong>de</strong>n Nazis versteckt. Abgesehen von Truffaut, ist<br />
wohl keinem Regisseur dieser Zeit die Zusammenarbeit<br />
mit Kin<strong>de</strong>rn so überzeugend gelungen.<br />
Ganz und gar auf Erwachsene, nämlich auf die Tücken<br />
<strong>de</strong>r Ehe und das diffizile, bisweilen mör<strong>de</strong>rische<br />
Verhältnis von Mann und Frau, ist das Kino von Clau<strong>de</strong><br />
Chabrol zugeschnitten. Dass die Box mit »Die Hölle«,<br />
»Betty«, »Madame Bovary« und »Eine Familiensache«<br />
unter <strong>de</strong>m Banner »Seine großen Frauenfilme«<br />
verkauft wird, führt allerdings in die Irre. Denn es sind<br />
allesamt Beziehungsfilme, die zwar nie über heterosexuelle<br />
Muster hinausgehen, diese aber bereits als bürgerliche<br />
Vorhölle kenntlich machen – so etwa in <strong>de</strong>r radikalen,<br />
emotional unterkühlten Verfilmung von Flauberts<br />
»Madame Bovary«.<br />
Die Vorhölle – das war auch Berlin für <strong>de</strong>n frisch<br />
aus <strong>de</strong>r Haft entlassenen Franz Biberkopf. Döblins Roman<br />
»Berlin Alexan<strong>de</strong>rplatz« (2 DVDs, Kinowelt) erfuhr<br />
schon 1931, also lange vor Fassbin<strong>de</strong>rs Version, eine<br />
Verfilmung unter <strong>de</strong>r Regie von Phil Jutzi mit Heinrich<br />
George in <strong>de</strong>r Hauptrolle – nun in einer vorbildlichen<br />
Edition neu veröffentlicht.
Verlosungen auf www.intro.<strong>de</strong>/gewinne<br />
<strong>Intro</strong> verlost 3x: Ein Colt für alle Fälle Season 1 (USA 1981-86)<br />
Creator: Glen A. Larson; D: Lee Majors, Heather Thomas; Fox Home Entertainment<br />
Grusel-Expedition in<br />
Alaska:<br />
Wir velosen 5x »The Last<br />
Winter«, Sunfilm<br />
Neue steile Thesen zum<br />
Klimawan<strong>de</strong>l:<br />
Wir verlosen 5x »The<br />
Great Global Warming<br />
Swindle«, Sunfilm<br />
»Das Fenster zum Hof«<br />
updated:<br />
Wir verlosen 2x<br />
»Disturbia«, Paramount<br />
Mehr Extras und Rezepte<br />
als ihr an einem Abend<br />
verputzen könnt:<br />
Wir verlosen 2x<br />
Ratatouille auf Blu-ray Disc<br />
und Ratatouille Kochbuch<br />
AB 28. FEBRUAR IM KINO!<br />
Cool Comedies + Webcam<br />
Gegen die Winter<strong>de</strong>pression, die auch ohne Winter auskommt:<br />
Wir verlosen »Schnappt Shorty« und »Be Cool«,<br />
zwei Filme mit John Travolta aus <strong>de</strong>r Reihe »Cool Comedies«<br />
(13 Comedy-Blockbuster als Steelbook-Special<br />
bei Fox Home Entertainment). Und dazu gibt es noch<br />
eine Webcam von Speed-Link (www.speed-link.<strong>de</strong>).
086 Literatur<br />
GESTERN<br />
HEUTE MORGEN<br />
William Gibson, Altmeister <strong>de</strong>r Science-Fiction, liest in Köln aus seinem »Quellco<strong>de</strong>«.<br />
Genre-Shooting-Star Cory Doctorow kommt mit »Upload« zur Litcologne und spricht auch<br />
über die Zukunft <strong>de</strong>r Verwertungsrechte. Wolfgang Frömberg stellt bei<strong>de</strong> Marken vor.<br />
D<br />
ie Science-Fiction-New-Wave <strong>de</strong>r 60er-<br />
Jahre – von <strong>de</strong>n Konventionen <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />
SF-Magazine und <strong>de</strong>m Geruch<br />
<strong>de</strong>r Schundheftchen emanzipiert – entwickelte<br />
dank meisterhafter Romanciers wie J.G. Ballard<br />
(»Crash«) und Ray Bradbury (»Fahrenheit 451«) eine fantastische<br />
realitätsbezogene Energie, die man in manchem<br />
Werk <strong>de</strong>r so genannten General Fiction schmerzlich vermisst.<br />
Junge Autoren nutzten die steilen Vorlagen in <strong>de</strong>n<br />
80er-Jahren als Antrieb für die eigene literarische Verdichtung<br />
einer von technischen Innovationen mehr als sachte<br />
umformulierten Gegenwart. Massenweise Kids saßen<br />
schon vor ihrem C64, während die älteren Geschwister gegen<br />
Atomkraft <strong>de</strong>monstrierten. Der Kalte Krieg bestimmte<br />
die Nachrichten.<br />
William Gibson wur<strong>de</strong> damals mit seinem Debüt »Neuromancer«<br />
weltberühmt. Seit<strong>de</strong>m gilt er als Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Cyberspace und Cyberpunk, was heute noch darauf schließen<br />
lässt, dass er mit unkonventionellen – vor allem neuen<br />
– Mitteln irre Utopien aufs Papier brachte. Tatsächlich<br />
verhält sich seine Erzählweise in Ton und Tempo beispielsweise<br />
zu <strong>de</strong>n absur<strong>de</strong>n Storys von Philip K. Dick, <strong>de</strong>r neben<br />
ca. 40 an<strong>de</strong>ren Romanen bereits 1968 die Vorlage zu Ridley<br />
Scotts »Bla<strong>de</strong> Runner« verfasste, in etwa so wie <strong>de</strong>r Sound<br />
<strong>de</strong>r Sex Pistols zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Kinks. Gibson wur<strong>de</strong> wie die Kollegen<br />
Bruce Sterling o<strong>de</strong>r John Shirley bald als psychologisch<br />
oberflächlicher I<strong>de</strong>enliterat kategorisiert, <strong>de</strong>r allerdings<br />
die Zukunft zu antizipieren vermag wie die Prekogs,<br />
die wir aus Dicks »Minority Report« kennen. Und als seine<br />
Post-New-Wave-Generation vom Fortschritt eingeholt<br />
wur<strong>de</strong>, besann sich ihr Gottvater – welch brillanter Einfall!<br />
– eben scheinbar selbst auf <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Gegenwartsliteratur.<br />
So wur<strong>de</strong> sein Roman »Mustererkennung« aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2002 – es geht um rätselhafte Clips im Internet und<br />
eine Protagonistin, die als Werbelogo-sensibler Coolhunter<br />
arbeitet – gerne auch als Abgesang auf das SF-Genre rezipiert.<br />
Ganzheitlich zukunftsweisen<strong>de</strong>r schien am jenem<br />
Punkt bereits die Methodik <strong>de</strong>s Newcomers Cory Doctorow.<br />
Der legte mit »Down And Out In The Magic Kingdom«<br />
nicht bloß angeblich <strong>de</strong>n »besten Debüt-Roman seit William<br />
Gibsons Neuromancer» (Austin Chronicle) vor, son<strong>de</strong>rn<br />
verstand sich von Beginn an als Internet-Aktivist,<br />
stellte seine Bücher zum kostenlosen Download ins Netz<br />
– und betrieb damit sowohl Aufklärung über paranoische<br />
Copyrightpolitik als auch clevere Werbung in eigener Sache.<br />
Genau in diesem Spannungsfeld müssen Doctorows<br />
Bloggereien (www.craphound.com), Theorien und Romane<br />
auch gelesen wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Übersetzung<br />
<strong>de</strong>s Debüts mit <strong>de</strong>m Titel »Backup« steht jetzt »Upload«<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Formen auf <strong>de</strong>m Markt. Nur ganz<br />
böse Zungen wür<strong>de</strong>n behaupten, er habe seine Storys<br />
geschrieben, um zu beweisen, dass man sie irgendwann<br />
mal auf einem iPhone wird lesen können. Denen ließe sich<br />
entgegnen, dass es ja auch völlig egal ist, in welchem Kaff<br />
<strong>de</strong>r gute Homer sich einen Ast dichtete. <strong>Als</strong> »Quellco<strong>de</strong>«<br />
liegt gleichzeitig William Gibsons jüngster Roman pünktlich<br />
bei Erscheinen <strong>de</strong>s Autors auf <strong>de</strong>r Kölner Litcologne in<br />
<strong>de</strong>utscher Überbesetzung zum Studieren vor. Sein »Web<br />
2.0-Roman« dürfte sich prinzipiell ähnlich zur gegenwärtigen<br />
Welt voller Vernetzung und ohne Kalten Krieg, voller<br />
politischer Flausen und ohne konkrete Alternative verhalten<br />
wie die Bücher Doctorows und vieler an<strong>de</strong>rer Schriftsteller<br />
dieser Tage: Es gibt einstweilen kein Entkommen<br />
aus <strong>de</strong>m Jetzt, also schreiben wir uns fleißig ein.<br />
Cory Doctorow »Backup« (Heyne, 286 S., EUR 7,95)<br />
& »Upload« (Heyne, 350 S., EUR 7,95)<br />
William Gibson »Quellco<strong>de</strong>« (Klett-Cotta, 450 S., EUR 22,50)<br />
Die Litcologne<br />
... ist so was wie eine Popkomm für Literatur<br />
mit schlagen<strong>de</strong>m Publikumserfolg.<br />
Sie fin<strong>de</strong>t dieses Jahr bereits zum achten<br />
Mal statt und lässt selbst gestan<strong>de</strong>ne<br />
Schriftsteller wie Bret Easton Ellis staunen,<br />
wie viele Menschen ihren Hintern<br />
zum Besuch einer Lesung in Bewegung<br />
setzen. <strong>Intro</strong> empfiehlt 2008 die Lesung<br />
von Cory Doctorow am Freitag, <strong>de</strong>n 29.02,<br />
um 19:30 Uhr im Theaterhaus (am Tag zuvor<br />
liest er in Berlin) und <strong>de</strong>n Auftritt William<br />
Gibsons am Donnerstag, <strong>de</strong>n 06.03.,<br />
im Gloria. Karten unter www.litcologne.<br />
<strong>de</strong>. Ansonsten sind von Dietmar Dath bis<br />
Peter Hein mal wie<strong>de</strong>r Hinz und Kunz <strong>de</strong>r<br />
Literaturszene vom 29.02.-09.03. um <strong>de</strong>n<br />
Dom versammelt.
DJM-700<br />
Funktionalität und Design<br />
Der DJM-700 überzeugt in Form und Funktion und kombiniert<br />
mo<strong>de</strong>rnste Technologie mit einer leicht verständlichen Bedienung.<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>r mehrfach ausgezeichneten professionellen<br />
DJM-Reihe hat Pioneer mit <strong>de</strong>m DJM-700 einen Mixer entwickelt,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m DJ neue kreative Möglichkeiten bietet.<br />
Der DJM-700 setzt einen neuen Qualitätsstandard für Mixer <strong>de</strong>r<br />
Mittelklasse. Dieser digitale 4-Kanal-Mixer mit vollständig zuweisbarer<br />
MIDI-Funktion und enormem Funktionsumfang ermöglicht mitreißen<strong>de</strong><br />
DJ-Sets. Zu <strong>de</strong>n Highlights gehört ein völlig neuartiger DJ-Effekt-<br />
Frequenzfilter, mit <strong>de</strong>m Elemente <strong>de</strong>r Musik für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r 13 Beateffekte<br />
<strong>de</strong>s Mixers isoliert wer<strong>de</strong>n können. Darüber hinaus ist <strong>de</strong>r Mixer mit einem<br />
erstklassigen Filter ausgestattet, <strong>de</strong>r eine hervorragen<strong>de</strong> Highpass- und Lowpass-<br />
Frequenzkontrolle bietet. Und das alles in einem Format, das je<strong>de</strong>m DJ vertraut ist,<br />
<strong>de</strong>r schon einmal mit einem DJM gearbeitet hat.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
4-Kanal-Digitalmixer, 96 kHz/24 Bit<br />
Hi-Fi-32-Bit-Sound-DSP<br />
Neuer Effekt-Frequenzfilter<br />
Roll-Sampler<br />
13 innovative Beateffekte<br />
Vollständig zuweisbare MIDI-Funktion mit Ein/Aus-Schaltung<br />
Auch in Schwarz verfügbar<br />
WWW.PIONEER.DE
088 Literatur<br />
Teil <strong>de</strong>r Lösung<br />
Der Titel von Ulrich Peltzers Roman bezieht<br />
sich auf das berühmte Holger-<br />
Meins-Zitat: »Entwe<strong>de</strong>r du bist ein Teil<br />
<strong>de</strong>s Problems o<strong>de</strong>r ein Teil <strong>de</strong>r Lösung!«<br />
Dieser »Teil <strong>de</strong>r Lösung« ist Liebesgeschichte<br />
und politische Erzählung. Der<br />
in Berlin leben<strong>de</strong> freie Journalist Christian<br />
ist Mitte dreißig und ein typischer<br />
Vertreter <strong>de</strong>s sogenannten Medienprekariats.<br />
Ein Aka<strong>de</strong>miker, immer auf<br />
<strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n lukrativen Aufträgen,<br />
die es nicht mehr gibt. Statt<strong>de</strong>ssen<br />
muss er Gastronomietipps verfassen. Er<br />
verliebt sich in Nele, eine junge Stu<strong>de</strong>ntin,<br />
die, was ihm verborgen bleiben wird,<br />
Mitglied einer linken Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe<br />
ist, die kleine Sabotageakte verübt gegen<br />
die Privatisierung und Überwachung öffentlicher<br />
Räume. Damit ist Nele auch<br />
für <strong>de</strong>n Verfassungsschutz interessant.<br />
Während<strong>de</strong>ssen plant Christian seine<br />
große Story. Er knüpft Kontakte zu Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>r italienischen Roten Briga<strong>de</strong>n,<br />
die seit über 20 Jahren im Pariser<br />
Exil leben und nun von <strong>de</strong>r Abschiebung<br />
bedroht sind. Nach einem ewigen Katzund<br />
Mausspiel bekommt er schließlich<br />
ein Interview. Nele, die nach einem misslungenen<br />
Streich in Berlin nicht mehr sicher<br />
ist, begleitet ihn nach Paris. Eine<br />
Engführung bei<strong>de</strong>r Handlungsstränge<br />
fin<strong>de</strong>t jedoch nicht wirklich statt. Christian<br />
ist zu ego- und monomanisch, als<br />
dass er Neles prekäre Situation verstehen<br />
wür<strong>de</strong>. Just vor jenem Haus, in <strong>de</strong>m<br />
Gilles Deleuze, <strong>de</strong>r Prophet in Sachen<br />
Kontrollgesellschaft(en), seinem Leben<br />
durch einen Fenstersprung ein En<strong>de</strong><br />
setzte, kommt Nele zu einer Einsicht.<br />
In »Teil <strong>de</strong>r Lösung« schafft Peltzer<br />
es, sowohl jenes »Urbane Penner«-Milieu<br />
literarisch zu beleuchten, das nach<br />
Friebe/Lobo und Bunz in aller Mun<strong>de</strong><br />
war, als auch <strong>de</strong>n Überwachungsdiskurs<br />
in Zeiten von Onlinedurchsuchungen und<br />
biometrischem Reisepass gekonnt weiterzuspinnen.<br />
Wie weit dürfen wir gehen,<br />
wenn wir uns zur Wehr setzen wollen?<br />
Wie weit gehen die an<strong>de</strong>ren, wenn<br />
wir uns <strong>de</strong>nn zur Wehr setzen? Meins’<br />
manichäisches Weltbild erweist sich hier<br />
als ziemlich überholt.<br />
Sebastian Ingenhoff<br />
Ulrich Peltzer »Teil <strong>de</strong>r Lösung«<br />
(Ammann Verlag, 456 S., EUR 19,90)<br />
A&R PSYCHO<br />
Der schottische Schriftsteller John Niven karikiert in »Kill Your Friends« <strong>de</strong>n egomanisch<br />
beengten Blickwinkel eines überzeugten Ellbogenfighters im Musikbusiness<br />
während <strong>de</strong>r Hochphase von New Labour. In dieser Konstellation muss Blut fließen ...<br />
D<br />
ie<br />
Musikindustrie ist ein Tummelplatz kaputter<br />
Typen. Wer wüsste das besser als<br />
<strong>de</strong>r Redakteur eines Musikmagazins!<br />
Kaum verwun<strong>de</strong>rlich, dass John Nivens<br />
Roman über einen durchgeknallten A&R, <strong>de</strong>r bei seinem<br />
Arbeitgeber En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er <strong>de</strong>n blutigen Sanierer spielt,<br />
an dieser Stelle einen Ehrenplatz bekommt. Und es überrascht<br />
auch nicht, dass mit Stephan Glietsch ein erfahrener<br />
Popjournalist (<strong>Intro</strong>, Spex) <strong>de</strong>n Satansbraten für die<br />
Heyne-Hardcore-Reihe ins Deutsche übersetzt hat. Der<br />
schottische Autor selbst ist ebenfalls gezeichnet: Er hat<br />
lange Jahre als Scout bei einer Plattenfirma gearbeitet,<br />
weiß also aus erster Hand von <strong>de</strong>n Erfahrungswerten <strong>de</strong>rjenigen<br />
zu berichten, die fürs Casting von Hits und <strong>de</strong>ren<br />
Interpreten zuständig sind. Man kann nur hoffen, dass Niven<br />
persönlich nicht allzu viel mit <strong>de</strong>m aus überaus egozentrischer<br />
Perspektive erzählen<strong>de</strong>n Steven Stelfox, Protagonist<br />
von »Kill Your Friends«, zu tun hat. Der Menschenhasser<br />
rappt eine Hate Speech runter, die sich gewaschen<br />
hat. Entwe<strong>de</strong>r hat ihn seine privilegierte Position zu einem<br />
Lump verkommen lassen, o<strong>de</strong>r er ist gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen dort<br />
angekommen, weil er ein Fiesling ist. Eines scheint für Stelfox<br />
je<strong>de</strong>nfalls festzustehen: Wer durch Glück an <strong>de</strong>n ver-<br />
Propaganda<br />
meintlichen Hebeln <strong>de</strong>r Plattenindustrie sitzt, <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />
Kollegen und Vorgesetzte bald schon klar machen, dass er<br />
bloß die Griffe jener Ru<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Hand hat, mit <strong>de</strong>nen er die<br />
Major-Label-Galeere im Mainstream auf Kurs halten muss.<br />
Pech! Schön für uns, dass Stelfox nicht bloß gehässig ist,<br />
son<strong>de</strong>rn seine Verachtung in durchaus pointierte Charakterisierungen<br />
zu packen vermag, die vor allem – Achtung,<br />
Kniff <strong>de</strong>s Autors! – etwas über seine eigene verko(r)kste<br />
Persönlichkeit aussagen. Kostprobe: »Hastings ist dünn<br />
wie eine Gitarrensaite und nervös wie ein frisch entlassener<br />
Kin<strong>de</strong>rschän<strong>de</strong>r.« Noch eine? »Die Suite ist beinahe<br />
so geschmacklos-imposant wie Rudi selbst. In <strong>de</strong>n<br />
späten Vierzigern, das silberne Haar zum Pfer<strong>de</strong>schwanz<br />
zurückgebun<strong>de</strong>n, hat er das Gesicht eines gut genährten<br />
SS-Kommandanten.« Klar, dass <strong>de</strong>r »American Psycho«-<br />
Verweis nicht fehlen darf, sobald Popkultur und Blutrausch<br />
zusammenkommen. Für kaputte Typen wie uns erscheint<br />
die hier beschriebene Welt aber viel realer als die Börsenmakler-Gesellschaft,<br />
die Bret Easton Ellis 1991 schil<strong>de</strong>rte.<br />
Die war dagegen fast virtuell, gell?<br />
Wolfgang Frömberg<br />
John Niven »Kill Your Friends« (Heyne, 352 S., EUR 12)<br />
Mit seinem Praxis-Handbuch legte <strong>de</strong>r 1995 verstorbene<br />
Edward Lewis Bernays sechs Jahre nach Walter Lippmanns<br />
»Die öffentliche Meinung« ein Grundlagenwerk für die mo<strong>de</strong>rne<br />
politische Propagandaarbeit von Konzernen und Regierungen<br />
vor. Der zunächst skeptische Sigmund Freud<br />
schrieb, das Buch sei »klar, clever und verständlich«. Es<br />
beginnt mit <strong>de</strong>m Satz: »Die bewusste und zielgerichtete<br />
Manipulation <strong>de</strong>r Verhaltensweisen und Einstellungen <strong>de</strong>r<br />
Massen ist ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>mokratischer<br />
Gesellschaften.« Der titelgeben<strong>de</strong> Begriff, bis zum Ersten<br />
Weltkrieg nicht abwertend, son<strong>de</strong>rn neutral verwen<strong>de</strong>t,<br />
geht auf Papst Gregor XV zurück, <strong>de</strong>r angesichts <strong>de</strong>r Bedrohung<br />
eines sich ausbreiten<strong>de</strong>n Protestantismus 1622 ein<br />
Zentralorgan für die Belange <strong>de</strong>r Missionierung schuf, das<br />
Amt zur Verkündigung <strong>de</strong>s wahren Glaubens: Congregatio<br />
<strong>de</strong> Propaganda Fi<strong>de</strong>. Die <strong>de</strong>utschsprachige Erstausgabe<br />
nach knapp 80 Jahren ist <strong>de</strong>r Freiburger Orange Press zu<br />
verdanken, die neben weiteren Titeln zur Desinformationstheorie<br />
wie »Giftmüll macht schlank« auch die von Klaus<br />
Theweleit herausgegebene Reihe »absolute« publiziert.<br />
Zwischen Feyerabend, Flusser o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m »Sigmund Freud<br />
Songbook« fin<strong>de</strong>t sich im Programm <strong>de</strong>r Rea<strong>de</strong>r »Marken<br />
– Labels – Brands« mit Texten zur Werbung von Adorno,<br />
Barthes und Benjamin: für alle, die nach <strong>de</strong>r Lektüre noch<br />
mehr wissen wollen. »Propaganda wird niemals sterben«,<br />
so Edward Bernays. Ebenso wenig das Verlangen, ihre Produzenten<br />
und <strong>de</strong>ren Techniken verstehen zu wollen. Und<br />
wenn Bernays behauptet, »die Zeitschrift ist, an<strong>de</strong>rs als die<br />
Zeitung, kein Organ <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung, son<strong>de</strong>rn ten<strong>de</strong>nziell<br />
eher ein propagandistisches Medium im Interesse<br />
einer bestimmten I<strong>de</strong>e«, beginnen wir doch mit <strong>de</strong>r Frage:<br />
Welche I<strong>de</strong>e halte ich mit dieser Zeitschrift in Hän<strong>de</strong>n?<br />
Birgit Bin<strong>de</strong>r<br />
Edward Bernays »Propaganda. Die Kunst <strong>de</strong>r Public Relations«<br />
(Orange Press, 158 S., EUR 16,90)
Literatur<br />
089<br />
SCHWERTER ZU<br />
PFLUGSCHAREN<br />
Neue Fantasy mit Jasper Nicolaisen<br />
Science-Fiction ließ sich sowohl vor Liebhabern als auch<br />
vor Ahnungslosen immer schon als gesellschaftskritisches<br />
Genre verkaufen. Utopische Literatur halt. Was<br />
vielleicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb so bereitwillig akzeptiert wur<strong>de</strong>,<br />
weil die Kritik damit Sache <strong>de</strong>r Zukunft war. Fantasy<br />
hingegen gilt Schulmeistern und kritischen Hipstern<br />
gleichermaßen als kulturindustrieller Schund, weshalb<br />
man sie schon aus Bockigkeit lieben muss. Aber warum<br />
nicht auch mal <strong>de</strong>r Elfen-und-Drachen-Briga<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>n Zauberern und Schwertern kritisches Bewusstsein<br />
und emanzipatorisches Potenzial unterstellen? Schließlich<br />
geht’s in <strong>de</strong>n fantastischen Welten auch immer auf<br />
zum letzten Gefecht. <strong>Als</strong> Argumentationskrücke schlage<br />
ich vor, die neuere Fantasy als ernsthafte Überprüfung<br />
<strong>de</strong>r Entstehungsbedingungen unserer Gegenwart<br />
zu <strong>de</strong>uten. Sie als waschechte Archäologie <strong>de</strong>r Macht zu<br />
begreifen, die uns die Augen dafür öffnet, dass es auch<br />
ganz an<strong>de</strong>rs hätte kommen können und sollen. Statt<br />
Märchenmittelalter knallt uns da eine Frühmo<strong>de</strong>rne<br />
mit Dampfkraft, dreckigen Slums und <strong>de</strong>r ganzen Kapitalismuskacke<br />
in die Fresse. Die da oben haben mal<br />
wie<strong>de</strong>r die Magie.<br />
Gleich beim ersten Beispiel, »Greatwinter. Seelen<br />
in <strong>de</strong>r großen Maschine« (Klett-Cotta, 629 S., EUR<br />
19,90) von Sean McMullen, müssen wir als alte Dialektikfüchse<br />
<strong>de</strong>m Einwand begegnen, dass die Geschichte<br />
offensichtlich in <strong>de</strong>r Zukunft nach <strong>de</strong>r Apokalypse<br />
spielt. Doch wir verweisen darauf, dass diese Zukunft<br />
fatal an die Vergangenheit erinnert: Ein riesiger Computer,<br />
<strong>de</strong>ssen Schaltkreise wie in einer Manufaktur aus<br />
versklavten Menschen zusammengesetzt sind, wird<br />
von einer Herrscherkaste aus Wissenshütern dazu eingesetzt,<br />
die Gesellschaft auf <strong>de</strong>m Weg aus <strong>de</strong>m neuen<br />
Mittelalter Schritt für Schritt zu disziplinieren und zu<br />
unterwerfen. Die neuen Eisenbahnen wer<strong>de</strong>n mit Muskelkraft<br />
betrieben, und zusätzlich zum Fahrpreis muss<br />
man mitstrampeln. Typisch.<br />
Noch schlagen<strong>de</strong>r beweist »Aether« (Klett-Cotta,<br />
509 S., EUR 24,50) von Ian R. McLeod unsere schöne<br />
Ausgangsthese. Hier sind wir vollends in einem frühindustriellen<br />
England angekommen, wie es sich Dickens<br />
nicht schrecklicher hätte ausmalen können. Nur dass<br />
nicht <strong>de</strong>r Kohleabbau das Land verwüstet, son<strong>de</strong>rn die<br />
Äthergewinnung. Magie als natürliche und endliche<br />
Ressource befeuert hier Kapitalismus und schließlich<br />
Klassenkampf, von <strong>de</strong>m man erfreulicherweise auch<br />
erfährt, wie man ihn nicht führt.<br />
R. Scott Bakkers »Krieg <strong>de</strong>r Propheten«-Reihe<br />
(2 Bän<strong>de</strong>, Nr. 3 in Vorbereitung, Klett-Cotta, je EUR<br />
24,50) bringt uns etwas ins Schleu<strong>de</strong>rn. Dem Autor geht<br />
es gar nicht um Mo<strong>de</strong>rnisierung, son<strong>de</strong>rn um die Verquickung<br />
von Politik, Religion, Krieg und Magie vor einem<br />
eher antik-persischen Hintergrund. Aber auch da fällt<br />
uns ein wohlfeiler Zeitbezug sicher nicht schwer, zumal<br />
Bakkers Schil<strong>de</strong>rung politischer Intrige je<strong>de</strong>n Thriller<br />
schlägt. Und hey – Archäologie <strong>de</strong>r Macht, Zweistromland,<br />
Religionskrieg, da haben wir’s ja!<br />
Formal am ungewöhnlichsten und insofern astreines<br />
Rechtfertigungsmaterial ist sicherlich »Stadt <strong>de</strong>r Heiligen<br />
und Verrückten« (Klett-Cotta, 460 S., EUR 25)<br />
von Jeff Van<strong>de</strong>rMeer. Eine wahnwitzige, an Borges erinnern<strong>de</strong><br />
Textcollage. Durch Reiseberichte, wissenschaftliche<br />
Abhandlungen, historische Traktate und<br />
Bibliothekskataloge entsteht die Stadt Ambra. Van<strong>de</strong>rMeer<br />
erzählt nicht nur von Imperialismus und Versklavung.<br />
Sein Buch macht sinnfällig, wie Eroberung an<br />
Wissensproduktion und -vermittlung gekoppelt ist.
090 Spiele Ankh 3: Kampf <strong>de</strong>r Götter<br />
Mass Effect<br />
Die Welt ist ein Dorf – und das Universum<br />
auch, zumin<strong>de</strong>st im Jahr 2183. Die<br />
Menschheit hat die Fähigkeit erworben,<br />
mit Überlichtgeschwindigkeit durch <strong>de</strong>n<br />
Kosmos zu reisen, welcher zahllose außerirdische<br />
Lebensformen beherbergt.<br />
Natürlich sind sich die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Rassen untereinan<strong>de</strong>r nicht wohlgesonnen,<br />
und so kommt es, wie es kommen<br />
muss: Eine aggressive Spezies versucht<br />
die gesamte Galaxis zu unterjochen und<br />
muss schnellstmöglich in ihre Schranken<br />
verwiesen wer<strong>de</strong>n. Klingt alles ziemlich<br />
nach einem Abklatsch von »Raumschiff<br />
Enterprise« in Vi<strong>de</strong>ospielform, doch was<br />
die kanadischen Entwickler von Bioware<br />
hier abliefern, hat alles, was <strong>de</strong>n Rollenspielfan<br />
von heute begeistert: eine riesige<br />
zu erforschen<strong>de</strong> Welt, dramatische<br />
Handlungsverläufe, abwechselungsreiche<br />
Nebenmissionen, starke Charaktere,<br />
ausgereifte Dialoge und eine grandiose<br />
Musikuntermalung. Lediglich die<br />
grafische Umsetzung wirkt an <strong>de</strong>r einen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Stelle ein wenig <strong>de</strong>tailarm,<br />
was jedoch durch die beeindruckend gestalteten<br />
Gesichtszüge <strong>de</strong>r Charaktere<br />
locker wettgemacht wird. Zu<strong>de</strong>m besitzt<br />
»Mass Effect« einen extrem hohen Wie<strong>de</strong>rspielwert,<br />
da ein ausgeklügeltes Moralsystem<br />
<strong>de</strong>m Spieler die Möglichkeit<br />
gibt, sowohl zuvorkommend als auch<br />
aggressiv in Erscheinung zu treten. Die<br />
jeweilige Entscheidung beeinflusst dann<br />
eventuell <strong>de</strong>n gesamten Spielverlauf.<br />
Der Kampf- bzw. Schießanteil <strong>de</strong>s Titels<br />
ist übrigens, gemessen an han<strong>de</strong>lsüblichen<br />
Genrevertretern, recht hoch ausgefallen,<br />
was »Mass Effect« auch für weniger<br />
Rollenspiel-Erfahrene interessant<br />
machen könnte. Das Hauptgewicht liegt<br />
<strong>de</strong>nnoch auf <strong>de</strong>n Dialogen. Daher sollten<br />
ungeduldige Zeitgenossen und Fans von<br />
echten Shootern wie »Halo« o<strong>de</strong>r »Crysis«<br />
erst einmal antesten, ob ihnen die<br />
oft stun<strong>de</strong>nlangen Unterhaltungen nicht<br />
<strong>de</strong>n letzten Nerv töten. Allen an<strong>de</strong>ren<br />
sei gesagt, dass es sich bei »Mass Effect«<br />
vielleicht um das beste RPG bisher<br />
für die Xbox 360 han<strong>de</strong>lt. Wirklich<br />
genial.<br />
Simon Schmitz<br />
SUPER MARIO GALAXY<br />
Nintendo ohne Mario? Un<strong>de</strong>nkbar. Und so wur<strong>de</strong> auch das neueste Abenteuer <strong>de</strong>s<br />
Klempners für Nintendos Wii-Konsole zuletzt mit größter Spannung erwartet. Das lebhafte,<br />
mit einer Vielzahl I<strong>de</strong>en und Eigenzitaten gespickte Jump’n’Run beweist: Die<br />
Rente ist für <strong>de</strong>n Klempner noch lange nicht in Sicht.<br />
S<br />
tory: Die wohl niemals ruhen<strong>de</strong>n Bewohner man zuweilen von befreun<strong>de</strong>ten Charakteren innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Pilz-Königreichs sind außer Rand und <strong>de</strong>r Handlung geführt; ein Mentor ist, so man <strong>de</strong>nn nicht<br />
Band und in <strong>de</strong>n Vorbereitungen für die Party<br />
<strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts, im wahrsten Sinne. Denn nenkarte verrät, welche Galaxie bzw. welcher Planet noch<br />
selbst weiter weiß, <strong>de</strong>s Öfteren in Reichweite. Die Ster-<br />
alle hun<strong>de</strong>rt Jahre erscheint ein Komet am Himmel, <strong>de</strong>ssen zu bespielen ist o<strong>de</strong>r wo noch ein unent<strong>de</strong>cktes Geheimnis<br />
lauert.<br />
Ankunft mit <strong>de</strong>m Sternenstaubfest gefeiert wird. In diesem<br />
Jahr wirft <strong>de</strong>r Komet beson<strong>de</strong>rs viele Sternschnuppen ab, Was bleibt: Mario bleibt Mario – und betritt doch einmal<br />
die von <strong>de</strong>n fleißigen, pilzköpfigen Toads gesammelt und mehr Neuland. Die Weltraum-Thematik bietet es an: Die<br />
zu einem riesigen Powerstern verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Dumm Schwerkraft wird hier und da aus <strong>de</strong>n Angeln gehoben. Mal<br />
nur, dass mit Bowser und seinen Schergen auch ungela<strong>de</strong>ne<br />
Gäste zum Fest erscheinen. Mario erreicht <strong>de</strong>n Hof um von Stern zu Stern zu gelangen. Ein 360°-Jump’n’Run,<br />
steht das Spiel auf <strong>de</strong>m Kopf, mal nutzt man die Fliehkraft,<br />
leicht verspätet, kann aber immerhin noch beobachten, wie das vor allem durch seinen I<strong>de</strong>enreichtum und die herrlichen<br />
Selbstzitate begeistert.<br />
die hässliche Schildkröte zunächst Prinzessin Peach und<br />
dann auch noch <strong>de</strong>n Power-Stern mopst. Schon steckt <strong>de</strong>r Glanzlicht: Die drolligen, gleichsam gefräßigen Lumas,<br />
Klempner mitten im nächsten Abenteuer.<br />
kleine Sternwesen, die Mario durch das Abenteuer begleiten.<br />
Sie mampfen mit Vorliebe <strong>de</strong>n Sternenstaub, <strong>de</strong>n Ma-<br />
Handling: Der angeschlossene Nunchuk bestimmt Marios<br />
Laufrichtung, mit <strong>de</strong>r Wiimote sammelt man Sternenstaub<br />
und kann mit einfachen Mitteln handlungsabhän-<br />
zu futtern, blähen sie sich auf und verwan<strong>de</strong>ln sich mit viel<br />
rio während seiner Reise sammelt. Gibt man ihnen davon<br />
gig eine Vielzahl an Moves und Aktionen durchführen, von Tamtam und Gerassel in eine neue Galaxie, ein Sternentor<br />
<strong>de</strong>r Drehattacke (durch Schütteln <strong>de</strong>r Fernbedienung) zu o<strong>de</strong>r ein Hilfstool.<br />
Sprung-Kombinationen o<strong>de</strong>r Schwimm- und Flugbewegungen,<br />
beispielsweise, wenn man als »Bienen-Mario«<br />
Peter Flore<br />
durch die Luft brummt. Durch die einzelnen Aktionen wird Super Mario Galaxy (3-D-Jump’n’Run; Nintendo; Wii)<br />
Assil kommt nicht zur Ruhe: Auch im dritten Teil muss <strong>de</strong>r<br />
Ankhträger gemeinsam mit Freundin Thara wie<strong>de</strong>r einmal<br />
Ägypten retten. Der bösartige Gott Seth will in »Kampf <strong>de</strong>r<br />
Götter« die Herrschaft über das Land am Nil gewinnen und<br />
es ins Chaos stürzen. Zunächst ein wenig wi<strong>de</strong>rwillig stolpert<br />
<strong>de</strong>r Antiheld in ein neues Abenteuer. Angetrieben wird<br />
er dabei vom Ankh selbst, das in diesem Teil erstmals sprechen<br />
kann. Gott Horus wur<strong>de</strong> vor 1000 Jahren ins Ankh gebannt<br />
und versucht nun mit Assils Hilfe <strong>de</strong>n Wettstreit für<br />
sich zu entschei<strong>de</strong>n. Die Entwickler von Deck13 setzen dabei<br />
wie<strong>de</strong>r auf ihr bewährtes Konzept: schräge Typen, lockere,<br />
witzige Sprüche gepaart mit zahlreichen Rätseln.<br />
Die Aufgaben sind alle recht einfach zu lösen, richtige Kopfnüsse<br />
auch diesmal nicht dabei. So sind die sieben Kapitel<br />
<strong>de</strong>s klassischen Point’n’Click-Comic-Adventures in zehn<br />
Stun<strong>de</strong>n durchgespielt.<br />
Katja Griesenbeck<br />
Mass Effect (Rollenspiel; Microsoft; Xbox 360)<br />
Ankh 3: Kampf <strong>de</strong>r Götter (Point’n’Click-Adventure; bhv; PC)
Spiele<br />
091<br />
PIXEL<br />
STURM<br />
Endless Ocean (Nintendo; Wii)<br />
Entschleunigung für die Wii. Statt Gehopse und Gebrülle<br />
taucht man hier zur Musik eines Enya-Klons in <strong>de</strong>r Südsee<br />
ab, streichelt Fische und löst Unterwasser-Aufgaben.<br />
Die spielerische Abwandlung <strong>de</strong>s »Die schönsten Bahnstrecken<br />
<strong>de</strong>r Welt«-Prinzips. Schön: Per SD-Karte können<br />
auch eigene Songs ins Spiel eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ihre liebste<br />
Freizeitbeschäftigung ist zufällig die exakte Mischung<br />
aus »Ecco The Dolphin«, Brian Eno, Haschisch und einem<br />
gepflegten Nickerchen? Dann sind Sie hier richtig.<br />
Petz Katzenfreun<strong>de</strong> (Ubisoft; Wii)<br />
Ein Leben als Katze auf <strong>de</strong>r Katzeninsel – wer wünscht es<br />
sich nicht. Aber Vorsicht, das vermeintliche Paradies hat<br />
seine Tücken: Am Strand ist je<strong>de</strong>n Tag Schatzsuche, <strong>de</strong>r<br />
beste Katzenfreund trägt immer Hut und Halstuch, und<br />
man wohnt mit <strong>de</strong>n Katzeneltern in einer kleinen Hütte. Ein<br />
Spiel für 40 Katzenrassen, 60 Abenteuer und Freun<strong>de</strong> von<br />
»Und täglich grüßt das Murmeltier«. Für alle über 14 auf<br />
Dauer nur schwer zu ertragen – aber irgendwie süß.<br />
WipeOut Pulse (Sony; PSP)<br />
»WipeOut« – eine ganz schöne Erfolgsgeschichte, auch<br />
wenn sich im Prinzip nichts geän<strong>de</strong>rt hat seit Teil eins aus<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1995. Per Antigraviationsgleiter bewegt man sich<br />
auch 2008 zwischen Ban<strong>de</strong> und Gegner, Explosionsgeräusch<br />
und Techno sowie technischer Gegenwart und Zukunft.<br />
Denn noch immer ist die Schwerkraft so stark, dass<br />
<strong>de</strong>r Gleiter ten<strong>de</strong>nziell doch eher wie im Autorennen fährt<br />
als wirklich fliegt. Grafisch sehr ansprechend.<br />
Smarty Pants (EA; Wii)<br />
Da ist das zur Games Convention angekündigte »Streber-<br />
Quiz« endlich. Wieso »Streber«? Ganz einfach: In Multiple-Choice-Fragerun<strong>de</strong>n<br />
muss affig die Hand hochreißen,<br />
wer antworten will. Das war’s aber auch schon mit<br />
<strong>de</strong>m Innovationspotenzial. Der Aufgabenkatalog ist soli<strong>de</strong><br />
und macht Spaß, nervig sind nur die Actionzwischenspiele<br />
wie Tanzen o<strong>de</strong>r Tauziehen, die wenig am Spielgeschehen<br />
än<strong>de</strong>rn, dafür aber über Gebühr aus <strong>de</strong>m angenehm<br />
sedierten Spieltrott reißen. Wir sind immerhin Streber<br />
– keine Sportler.<br />
Mario & Sonic bei <strong>de</strong>n Olympischen Spielen (Sega; Wii)<br />
Besser als hier können die Olympischen Spiele in ein paar<br />
Monaten eh nicht wer<strong>de</strong>n. Und wem das Personal an Mario-<br />
und Sonic-Freun<strong>de</strong>n und -Fein<strong>de</strong>n als Spielfiguren<br />
nicht ausreicht, kann auch mit seinen eigenen Miis spielen.<br />
Der Rest ist wie »Summer Games« in aktueller Comic-<br />
Grafik. Hiermit dürfte <strong>de</strong>r chronische »Wii-Arm« auch weiterhin<br />
die medizinische Fachwelt in Atem halten ...<br />
Felix Scharlau<br />
Hellgate London (EA; PC)<br />
Mit »Hellgate London« haben EA und die Flagship Studios<br />
einen atmosphärisch dichten Mix aus Action- und Rollenspiel<br />
geschaffen, <strong>de</strong>r schon im Vorfeld von <strong>de</strong>r Presse hoch<br />
gehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Tat wartet »HL« mit allem auf, was<br />
aus einem Spiel einen Spielehit macht: eine fabelhafte Hintergrundstory,<br />
cineastische Zwischensequenzen und ein<br />
großartiges Gameplay. Und nebenbei wird eine apokalyptische<br />
Welt noch von allem Übel und Dämonen befreit. Hier<br />
wird das Beste aus »Diablo« und »Vampire« zu einem grandiosen<br />
Spielespaß gemixt – nur die Level gleichen einan<strong>de</strong>r<br />
oft zu sehr.<br />
Niels Kleimann<br />
Das Second Life<br />
Printmagazin<br />
Future pervers: Mit »Second Life«, <strong>de</strong>m<br />
millionenfach gefeierten und millionenfach<br />
begähnten Online-Gegenplaneten,<br />
befasst sich seit kurzem ausgerechnet<br />
ein neues Printmagazin. SLM heißt es<br />
und erscheint seit Dezember monatlich<br />
im Runway Verlag. Neben Tipps für ein<br />
besseres zweites Leben (aktuelle Wechselkurse<br />
für <strong>de</strong>n »Lin<strong>de</strong>n Dollar«, »Tattoos<br />
selbst gestochen« o<strong>de</strong>r »Die besten<br />
Haarshops«) fin<strong>de</strong>n sich darin auch größere<br />
Storys rund um das gol<strong>de</strong>ne Kalb<br />
Lin<strong>de</strong>n Labs und <strong>de</strong>ssen 2003 veröffentlichten<br />
Living-2.0-Mega-Erfolg. Zum Beispiel<br />
»Der kleine Second-Life-Knigge«<br />
(»Ein Gemächt ist nicht das erste Must-<br />
Have!«) o<strong>de</strong>r »Wie süchtig macht Second<br />
Life». Fazit: drollig und für Fans sicher<br />
nicht verkehrt. Wie viele <strong>de</strong>r Spieler <strong>de</strong>m<br />
medialen Bumerang von <strong>de</strong>r erfolgreich<br />
belebten Virtualität zurück in die banale<br />
Kiosk-Realität folgen wollen, bleibt freilich<br />
abzuwarten.<br />
Felix Scharlau<br />
www.slmagazin.com<br />
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092 Spiele<br />
Need For Speed:<br />
Pro Street<br />
Story: Was in <strong>de</strong>r Realität nicht erlaubt<br />
o<strong>de</strong>r machbar ist, war schon immer gerne<br />
Vorlage für ein Vi<strong>de</strong>ospiel. Im neuesten<br />
Teil <strong>de</strong>r »Need For Speed«-Autorennserie<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fokus ganz auf illegale<br />
Straßenrennen auf abgetrennten<br />
Strecken gelegt. Dabei tritt man in <strong>de</strong>n<br />
vier verschie<strong>de</strong>nen Disziplinen Grip-,<br />
Drift-, Drag- und Tempoläufe an. Vorbei<br />
die Zeiten, als es bei <strong>de</strong>n letzten Editionen<br />
»Most Wanted« o<strong>de</strong>r »Carbon«<br />
noch eine offene Welt gab, in <strong>de</strong>nen ein<br />
richtige Geschichte und unzählige Kombinationsmöglichkeiten<br />
herrschten.<br />
Handling: Lei<strong>de</strong>r konnten sich die Entwickler<br />
<strong>de</strong>r Firma Black Box nicht wirklich<br />
entschei<strong>de</strong>n, ob Autos wie <strong>de</strong>r Audi<br />
TT o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nissan GR-X nun wie in einer<br />
Simulation o<strong>de</strong>r in einem Arca<strong>de</strong>spiel zu<br />
fahren sind. Das Fahrgefühl bewegt sich<br />
in einer seltsamen Grauzone, und man<br />
braucht extrem lange, sich darauf wirklich<br />
einzustellen. Kleine Mini-Games wie<br />
das Durchdrehen <strong>de</strong>r Reifen kurz vor<br />
Rennantritt sind eine nette I<strong>de</strong>e, wirken<br />
nach einer Zeit und in <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung<br />
aber aufgesetzt.<br />
Was bleibt: Über die Autosculpt-Technologie<br />
ist möglich, die Fahrzeuge drastisch<br />
zu verän<strong>de</strong>rn, und in »Pro Street«<br />
bringt dies auch wirklich eine geän<strong>de</strong>rte<br />
Performance. So viele Freiheiten wer<strong>de</strong>n<br />
einem in an<strong>de</strong>ren Autorennspielen nicht<br />
gewährt. Auch <strong>de</strong>r Onlinemodus eines<br />
selbst angelegten Renntags, bei <strong>de</strong>m<br />
dann weltweit Teilnehmer einsteigen<br />
können, ist eine Bereicherung. Geblieben<br />
sind bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Konsolenvarianten<br />
<strong>de</strong>s Spiels die großen optischen<br />
Qualitätsunterschie<strong>de</strong>. Warum die PS3-<br />
Version im Gegensatz zur Xbox 360 <strong>de</strong>utlich<br />
schlechter aussieht, weiß man wohl<br />
nur in <strong>de</strong>n tiefen Kellern <strong>de</strong>r EA-Studios.<br />
Glanzlicht: In <strong>de</strong>r bösen Vorahnung<br />
<strong>de</strong>r nahen Zukunft darf man mit seinem<br />
grünen Gewissen wenigstens noch in<br />
diesem Spiel mit Highspeed über <strong>de</strong>utsche<br />
Autobahnen brettern. Keine Folge<br />
von »Cobra 11« kommt an diese qualmen<strong>de</strong>n<br />
Reifen und fliegen<strong>de</strong>n Karossen<br />
heran.<br />
Gregor Wil<strong>de</strong>rmann<br />
Need For Speed: Pro Street (Rennsimulation; EA;<br />
PC, PS3, Xbox 360, Wii, PS2, PSP, DS)<br />
UNCHARTED: DRAKES SCHICKSAL<br />
Wer erinnert sich noch an <strong>de</strong>n Pepsi-Test? Diesen PR-Stunt aus <strong>de</strong>n 80er-Jahren könnte<br />
man 2008 eigentlich noch mal neu für die Vi<strong>de</strong>ospielbranche auflegen.<br />
B<br />
ester<br />
Rockford in »Boul<strong>de</strong>r Dash«<br />
für C64<br />
(1984, First Star Software)<br />
»Boul<strong>de</strong>r Dash«, eins <strong>de</strong>r vielleicht besten Games aller<br />
Zeiten, ist geduldig fast 25 Jahre Vi<strong>de</strong>ospielgeschichte mitgegangen.<br />
Erlebte je<strong>de</strong> er<strong>de</strong>nkliche Hardware-Heimat (C64,<br />
Arca<strong>de</strong>-Automat, Amiga 500, PC, fast alle Konsolen) sowie<br />
etliche Reinkarnationen. Die prominentesten als »Emerald<br />
Mine« o<strong>de</strong>r »Diamond Caves«. Das Prinzip dieser Spiele war<br />
immer gleich einfach: Rockford sammelt unter Zeitdruck<br />
und -irdisch Diamanten. Dabei wirft er Gegnern so lange<br />
Steine auf <strong>de</strong>n Kopf, bis endlich, endlich eine Tür aufgeht,<br />
die ins nächste Level führt. »Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks!« für DS<br />
Kandidat für einen Augentest ohne<br />
Markenaufdruck wäre »Uncharted: Drakes<br />
Schicksal« von Sony, die damit einen ersten<br />
Playstation3-Titel vorlegen, <strong>de</strong>r wirklich für<br />
die Konsole gemacht zu sein scheint. Auch wenn man von<br />
<strong>de</strong>n vier Buchstaben <strong>de</strong>r besagten japanischen Elektronikfirma<br />
erst einmal nichts ahnte, wür<strong>de</strong>n die Komplimente<br />
zum Spiel nur so poltern. Die Dschungellandschaft sieht<br />
beeindruckend echt aus, die Fahr- und Schusssequenzen<br />
sind packend inszeniert, und momentan gibt es wohl in<br />
keinem Spiel so flüssige Charakteranimationen. Toll, super,<br />
bitte mehr davon. Doch ähnlich wie beim Pepsi-Test<br />
gibt es da diesen Nachgeschmack, <strong>de</strong>r dann einfach nicht<br />
zu ignorieren ist. Da wäre die Handlung, aus <strong>de</strong>r man so<br />
viel mehr hätte machen können: Nathan Drake hebt in karibischer<br />
Kulisse einen Sarkophag, in <strong>de</strong>m sich ein kleines<br />
Büchlein mit Hinweisen zu einem versteckten Schatz vom<br />
Ent<strong>de</strong>cker-Urahn Sir Francis Drake fin<strong>de</strong>t. Zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r Reporterin Elena Fisher macht sich Drake auf die Suche<br />
nach <strong>de</strong>m Goldschatz von Eldorado, <strong>de</strong>n sehr schnell auch<br />
noch an<strong>de</strong>re Schwerenöter in die Hän<strong>de</strong> bekommen wollen.<br />
Schon in dieser kurzen Beschreibung sind die geschielten<br />
Ähnlichkeiten zu Lara Croft etwas zu auffällig – doch daraus<br />
will man <strong>de</strong>m Spiel nicht unbedingt einen Strick drehen.<br />
Aber warum muss die Hauptfigur wie ein langweiliges<br />
Unterhosenmo<strong>de</strong>l von Bruno Banani aussehen? Warum<br />
muss die Blondinenbegleitung so wirken, als könnte<br />
sie direkt aus <strong>de</strong>m nächsten Sat.1-Movie-Movie-Film-Film<br />
stammen? Warum sind die Rätsel keine wirklichen Rätsel,<br />
warum sind die Hintergrundgeschichten so extrem dünn<br />
gestrickt, und warum wird die tolle Spiellandschaft nicht<br />
für ein echtes Abenteuer genutzt? Spätestens dann wür<strong>de</strong><br />
beim Pepsi-Test die Ban<strong>de</strong>role um <strong>de</strong>n Becher gelüftet, und<br />
man wüsste, warum es auf bestimmte Fragen manchmal<br />
nur eine Antwort gibt. Sony und Entwickler Naughty Dog<br />
haben lei<strong>de</strong>r alle Ecken und Kanten dieses Spiels glatt gefeilt<br />
und etwas geliefert, was in ihren Augen allen schmecken<br />
muss. Dabei wäre es, um beim Bild zu bleiben, gut gewesen,<br />
wenn sie 50 statt 34 Stück Zucker in die Mischung<br />
geworfen hätten. Der Kompromiss zum Kompromiss hilft<br />
einfach nicht weiter, und so ist »Drake’s Fortune« zwar ein<br />
sehenswertes, aber eben nicht unbedingt wichtiges Spiel.<br />
Und <strong>de</strong>n Durst löscht Sony damit noch lange nicht.<br />
Gregor Wil<strong>de</strong>rmann<br />
Uncharted: Drakes Schicksal (Action-Adventure; SCEE; PS3)<br />
Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks! Diese Mine ist nicht tot<br />
kann in diesem Minimalismus-Epos nur wenig falsch machen<br />
– tut dies aber lei<strong>de</strong>r: Rockford hat plötzlich zu viele<br />
neumodische Skills, die <strong>de</strong>n repetitiven Spielflow stören.<br />
Schießen o<strong>de</strong>r Steine ansaugen zum Beispiel. Manches<br />
Level wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m zu fleißig mit Vulkanen, Wassereinbrüchen<br />
o<strong>de</strong>r neuen Gegnern versehen. Aber <strong>de</strong>r Geist einer<br />
Zeit, als wenige Pixel noch die Welt be<strong>de</strong>uteten, ist erlebbar<br />
und fesselt auch 2008 noch die Hölle. Felix Scharlau<br />
Boul<strong>de</strong>r Dash Rocks! (Schürf’n’Run; EA / 10Tacle; DS)<br />
Rockford in »Boul<strong>de</strong>r Dash<br />
Rocks!« für DS<br />
(2008, EA / 10Tacle)
094 Technik<br />
Ein Bowling-Spiel, »Zoltar«, <strong>de</strong>r Wahrsage-Automat, und eine portable Trockeneis-Maschine - was braucht man mehr zum Glück?<br />
Hammacher Schlemmer<br />
Den Besuch <strong>de</strong>s<br />
La<strong>de</strong>ngeschäfts mit <strong>de</strong>m<br />
uncool klingen<strong>de</strong>n Namen<br />
Hammacher Schlemmer<br />
empfiehlt fast je<strong>de</strong>r New-<br />
York-Reiseführer. Nicht zu<br />
Unrecht: Hier war und ist<br />
Technikgeschichte in ihrer<br />
bizarren Ausprägung erlebund<br />
zugleich konsumierbar.<br />
Felix Scharlau hat sich<br />
mit leuchten<strong>de</strong>n Augen<br />
umgesehen.<br />
MUTTER ALLER<br />
GADGETS<br />
H<br />
ammacher Schlemmer ist so ein wenig<br />
<strong>de</strong>r Technik-Trash-Louvre von New York.<br />
Mit <strong>de</strong>m Unterschied, dass man hier, in<br />
schicker Shoplage (57. Straße nahe Central<br />
Park), die Kunstwerke mitnehmen kann. Noch an <strong>de</strong>r<br />
Tür grüßt schon das erste Highlight: <strong>de</strong>r finstere Zoltar,<br />
wun<strong>de</strong>rschönes und lei<strong>de</strong>r 9000 Dollar teures Remake eines<br />
elektromechanischen Wahrsager-Automaten. Zoltar<br />
spricht nach Einwurf eines Quarterstücks 16 unterschiedliche<br />
Weissagen und druckt diese bei Verlangen auch auf<br />
Karten aus. Faszinierend, absurd und wie zu vieles hier lei<strong>de</strong>r<br />
nicht zu bezahlen.<br />
Hammacher Schlemmer ist eigentlich ein klassisches<br />
Versandhaus. Und so betreibt man im Gegensatz zur großen<br />
US-Gadget-Konkurrenz The Sharper Image auch nur dieses<br />
eine repräsentative La<strong>de</strong>ngeschäft im Land. Der Hauptumsatz<br />
wird via Katalog und Internet gemacht. Das hat historische<br />
Grün<strong>de</strong>, wie die für Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche<br />
Carly Krug zu erzählen weiß: »Unsere Firma gibt es<br />
schon seit 1848. Ursprünglich war das nur ein Hardware-<br />
Store, <strong>de</strong>r dann Versand wur<strong>de</strong>. Damals gab es dort je<strong>de</strong>s<br />
er<strong>de</strong>nkliche Werkzeug, alle <strong>de</strong>nkbaren Nägel o<strong>de</strong>r Kabel<br />
zu kaufen. Bereits damals hatten wir <strong>de</strong>n Ruf, ein guter Ort<br />
zu sein, um Dinge zu kaufen, die an<strong>de</strong>rswo nur schwer zu<br />
kriegen sind. Und diese Reputation prägt bis heute unsere<br />
Warenauswahl.«<br />
Viele Produkte bei Hammacher Schlemmer ähneln sich<br />
dadurch, dass sie nur in einer kleinen, grellen Eigenschaft<br />
von bereits Bestehen<strong>de</strong>m abweichen. Auch durch jene Vertrautheit<br />
wirken sie bisweilen unwi<strong>de</strong>rstehlich. Wie <strong>de</strong>r automatische<br />
Wasserspen<strong>de</strong>r für Katzen. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sprachgesteuerte<br />
Einkaufszettel-Generator, <strong>de</strong>r 2.500 gerufene<br />
Produktnamen erkennt, listet und anschließend ausdruckt.<br />
O<strong>de</strong>r das durchsichtige Kanu, durch das man beim Pad<strong>de</strong>ln<br />
<strong>de</strong>n Meeresbo<strong>de</strong>n betrachten kann. Aber es gab und gibt<br />
auch echte, große Innovationen, die von hier um die Welt gingen<br />
und fest ins Leben von uns allen verankert sind.<br />
»Wir waren in <strong>de</strong>n letzten 150 Jahren immer sehr stolz,<br />
die Ersten zu sein, die eine brandneue Produktgattung anboten«,<br />
betont Carly Krug. »So geschehen beim ersten Toaster<br />
mit Brotauswurf, <strong>de</strong>m ersten Dampfbügeleisen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
ersten digitalen Anrufbeantworter. In <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
sorgten Produkte wie <strong>de</strong>r sprachgesteuerte R2D2, ein friedlicher<br />
Wecker, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schlafen<strong>de</strong>n langsam mit aromatherapeutischen<br />
Mitteln und Ambient-Musik weckt, o<strong>de</strong>r das<br />
USB-Gerät, das Dias und Filmnegative in digitale Positiv-<br />
JPEGs verwan<strong>de</strong>lt, für große Nachfrage.«<br />
Ein solch greller Produktzirkus zieht natürlich immer auch<br />
eins an wie die Fliegen: Stars. »Von arabischen Prinzessinnen<br />
bis zu Leuten wie Jim Carrey – Hammacher Schlemmer<br />
has seen it all«, schließt Krug im besten PR-Sprech.<br />
Bleibt die Gewissheit: Einer von ihnen wird sich <strong>de</strong>n zwei<br />
Meter hohen Zoltar-Automaten schon mit nach Hause genommen<br />
haben.<br />
www.hammacher.com<br />
Alle erwähnten und noch viel mehr Produkte wer<strong>de</strong>n auch nach<br />
Deutschland geliefert – allerdings teilweise mit horren<strong>de</strong>n<br />
Versandkosten. Es empfiehlt sich <strong>de</strong>shalb, parallel auch in europäischen<br />
Webshops nach etwaigen Fundstücken zu stöbern. Viele Gadgets wer<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>r Konkurrenz nämlich billiger angeboten.<br />
www.sharperimage.com
Technik<br />
095<br />
EEEPC –<br />
WHAT YOU SEEE IS WHAT<br />
YOU GET<br />
Wer sich noch vor einem Jahr auf die Suche nach einem Subnotebook machte, das<br />
schnell, zuverlässig und obendrein günstig sein sollte, wur<strong>de</strong> schnell enttäuscht. Asus<br />
schickt sich jetzt an, diese Wünsche wahr zu machen – zu einem Preis von 299 Euro.<br />
B<br />
eim Auspacken fallen zuallererst die wirklich gang funktioniert auch hier via Kabel o<strong>de</strong>r WLAN recht zügig.<br />
Surfen, E-Mails checken, Instant Messaging, (Vi<strong>de</strong>o-)<br />
kompakten Ausmaße <strong>de</strong>s Eee auf: nicht viel<br />
größer als eine DVD-Hülle und somit auch Telefonie per integriertem Mikrofon und Webcam, Onlinevi<strong>de</strong>os<br />
schauen – kurz, je<strong>de</strong> Standard-PC-Anwendung ist<br />
um einiges leichter als von mobilen Computern<br />
gewohnt. Die Inbetriebnahme gestaltet sich recht mit <strong>de</strong>m Eee möglich. Sehr erfreulich: Der Lüfter bleibt immer<br />
angenehm leise.<br />
einfach. In weniger als einer Minute ist das für Mac- und<br />
Windows-User leicht verständliche, auf Linux basieren<strong>de</strong> <strong>Als</strong> Spaßbremse erweist sich hingegen lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wirklich<br />
kleine Bildschirm (vergleichbar mit <strong>de</strong>m von tragbaren<br />
Betriebssystem hochgefahren, und die Arbeit mit einem<br />
<strong>de</strong>r zahlreich vorhan<strong>de</strong>nen Office-Programme kann beginnen.<br />
Zu<strong>de</strong>m bietet es sich an, seine digitalen Fotos auf man also besser Abstand nehmen und lieber zu Hause<br />
DVD-Playern). Von Grafikbearbeitung unterwegs sollte<br />
<strong>de</strong>m 7-Zoll-Bildschirm zu betrachten. Hierzu dienen sowohl o<strong>de</strong>r im Büro einen großen Monitor via VGA-Ausgang anschließen.<br />
Auch sollte man keine zu hohen Ansprüche an<br />
ein Slot für Speicherkarten sowie drei USB-Anschlüsse,<br />
die sich nicht nur für externe Datenträger eignen, son<strong>de</strong>rn die vorinstallierte Software stellen, <strong>de</strong>nn neue Programme<br />
auch eine externe Maus, Tastatur und an<strong>de</strong>res USB-Zubehör<br />
willkommen heißen. Der Entertainmentfaktor wird zu umständlich. Dies ist allerdings nicht allzu tragisch: Die<br />
zu installieren gestaltet sich für Otto Normaluser als viel<br />
ebenfalls nicht vernachlässigt: MP3s wie Vi<strong>de</strong>os lassen integrierte Flash-Festplatte erweist sich mit ihren 4 GB<br />
sich problemlos abspielen, und auch altbewährte Süchtigmacher<br />
wie »Solitär«, »Sudoku« und »Frozen Bubble« Nils Lin<strong>de</strong>nstrauß<br />
ohnehin nicht gera<strong>de</strong> als Speicherriese.<br />
bieten sich als willkommene Produktivitätskiller an. Früher<br />
o<strong>de</strong>r später ruft die weite Welt <strong>de</strong>s Internets. Der Zu-<br />
EeePC (ASUS, ca. EUR 300)<br />
Neues<br />
von <strong>de</strong>r CES 08<br />
Viva HD –<br />
Viva Las Vegas!<br />
Es gibt einen Ort auf dieser Welt, da lassen<br />
sich je<strong>de</strong>n Januar erwachsene Menschen<br />
freu<strong>de</strong>strahlend vor einem Fernseher<br />
fotografieren: Las Vegas. Der<br />
Grund: die International Consumer Electronics<br />
Show (CES), eine Art Glastonbury<br />
Festival <strong>de</strong>r Elektronikbranche. Was<br />
dort ausgestellt wird, darf oft von sich<br />
behaupten, das Wort Zukunft mit eingraviert<br />
zu haben. Dieses Jahr ist es erneut<br />
ein LCD-Fernseher, <strong>de</strong>n Panasonic<br />
beschei<strong>de</strong>n »Lifewall« nennt, <strong>de</strong>r in Garagentorgröße<br />
(150 Zoll = 3,81 m!) und<br />
bester HD-Auflösung in Mund- und Augenhöhle<br />
für Durchzug sorgt. Doch auf<br />
<strong>de</strong>r CES zählte nicht nur big, son<strong>de</strong>rn<br />
auch beautiful: Sony zeigte zwei Mo<strong>de</strong>lle<br />
von OLED-Fernsehern, <strong>de</strong>ren Farbbrillanz,<br />
Stromersparnis und Kontrastwert in<br />
Weltwun<strong>de</strong>rkategorien und für 2500 US-<br />
Dollar gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Und beim Anblick<br />
<strong>de</strong>s gera<strong>de</strong> mal noch 0,7 cm dünnen<br />
Displays wür<strong>de</strong> selbst Victoria Beckham<br />
neidisch wer<strong>de</strong>n. Pioneers 50-Zoll-LCD-<br />
TV unter <strong>de</strong>m Projektnamen »Kuro«, <strong>de</strong>r<br />
nächstes Jahr erhältlich sein soll, misst<br />
auch gera<strong>de</strong> mal noch 9 mm. Jetzt schon<br />
zu haben ist Hitachis LCD-TV mit einer<br />
Kontakt 3<br />
Native Instruments ist – »endlich« muss man sagen – mit<br />
Version 3 <strong>de</strong>s Software-Samplers Kontakt zurück. Kontakt<br />
war von Anfang an state of the art im Bereich Audiosampling<br />
auf Software-Basis. Intuitive Oberflächenstruktur,<br />
gute Klangbearbeitungstools, ein einfaches Dateimanagement<br />
und vor allem die penibel gepflegten und immer<br />
wie<strong>de</strong>r erweiterten Sound-Librarys machten Kontakt aus.<br />
Das einfache Handling sowie gute Einbindungsmöglichkeiten<br />
in gängige Sequenzer-Umgebungen läuteten eine<br />
neue Ära <strong>de</strong>s Sound<strong>de</strong>signs ein. Kontakt 3 besticht jetzt<br />
vor allem durch einen Pattern-Sequencer zum einfachen<br />
Setzen von Drum-Loops sowie durch <strong>de</strong>n stark erweiterten<br />
Wave-Editor. Letzterer ist in <strong>de</strong>r Lage, Grooves spielerisch<br />
in <strong>de</strong>ren Bestandteile zu zersetzen, sodass je<strong>de</strong>r Shot via<br />
MIDI einzeln angesteuert wer<strong>de</strong>n kann. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>n Filter-Sektionen gefeilt und <strong>de</strong>r Effektbereich durch<br />
zwei Amp-Simulator erweitert, sodass die anfangs etwas<br />
eingeschränkten Möglichkeiten zur Klangbearbeitung endlich<br />
vielseitiger ausgestattet wur<strong>de</strong>n. Groß.<br />
Hendryk Martin<br />
Kontakt 3 (Native Instruments, Vollversion ca. EUR 400)<br />
Tiefe von 1,5 cm. Fernsehen macht also<br />
auf schlank, während Flashspeicher auf<br />
dick macht: Speicherplatten mit rund 70<br />
Gigabyte, kaum Gewicht, null Hitzeentwicklung<br />
und minimaler Größe dürften<br />
bald völlig neu <strong>de</strong>signte Laptops möglich<br />
machen. Quasi unmöglich erscheint hingegen<br />
eine rosige Zukunft von HD DVD.<br />
Warner Bros. kündigte auf <strong>de</strong>r Messe an,<br />
<strong>de</strong>mnächst nur noch Blu-ray zu unterstützen.<br />
Und sonst? Beeindruckend war<br />
<strong>de</strong>r Steckcomputer von <strong>de</strong>r Firma Bug-<br />
Labs, Microsofts Multimediatisch namens<br />
»Surface« (siehe Bild), <strong>de</strong>r Laptop-<br />
Rucksack im 50-Cent-Schutzwesten<strong>de</strong>sign<br />
<strong>de</strong>r Firma Built o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r große, gebogene<br />
Gamerbildschirm von Alienware<br />
und NEC. Auch Samsungs Soundsystem<br />
in lila Trendfarbe und iMac-Design sowie<br />
DVD-Player in weißer o<strong>de</strong>r schwarzer<br />
Ovalform gefielen. Demnächst in einem<br />
La<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>iner Nähe ...<br />
Gregor Wil<strong>de</strong>rmann
096 Technik<br />
ELECTRIC DREAMS<br />
01 P<br />
02 P 03 P 04 P<br />
01 P Heul doch!<br />
Über das elektronische Instrument Theremin,<br />
das man spielt, ohne es zu berühren,<br />
wissen wir spätestens seit <strong>Intro</strong> #138<br />
alles. Jetzt auch, woher wir günstig eine<br />
<strong>de</strong>r Heulbojen bekommen – Elekit bietet<br />
einen Bausatz für unter 20 Euro an. Der<br />
Nachteil: Zusammenbauen ist selber.<br />
Wir empfehlen: Räucherstäbchen für die<br />
Ruhe beim Löten und Sake fürs Konzert<br />
danach. Zu bekommen in Akihabara, Tokio,<br />
unter www.elekit.co.jp o<strong>de</strong>r nach etwas<br />
Suchen auch bei Ebay.com.<br />
02 P Blau im TV<br />
Im DVD-Nachfolgeformat-Krieg Blu-ray<br />
gegen HD DVD steht es <strong>de</strong>rzeit (Stand<br />
Mitte Januar) 5:1, nach<strong>de</strong>m jüngst auch<br />
Warner Bros. als fünftes Studio zu Bluray<br />
umschwenkte. Entschie<strong>de</strong>n ist also<br />
nach wie vor nichts, Blu-ray-Standalone-Player<br />
rücken aber (neben <strong>de</strong>r Playstation3,<br />
die über Blu-ray verfügt) weiter<br />
ins Zentrum <strong>de</strong>s Interesses. So auch<br />
Samsungs BD-P1000 mit natürlich HDMI-<br />
Ausgang und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Ca. EUR 500. www.samsung.<strong>de</strong><br />
03 P W, A, S und D<br />
»Oh, ein neues Frisbee!« – Ach, du lieber<br />
Himmel, wem hier nichts Besseres in<br />
<strong>de</strong>n Sinn kommt, hat 15 Jahre Spielkultur<br />
verpennt. Die Gamer-Tastatur K1, die<br />
speziell für First-Person-Shooter entwikkelt<br />
wur<strong>de</strong>, vereinigt minimalistisch alle<br />
zentralen Befehle rund um die heiligen<br />
Buchstaben W, A, S und D. Der Hersteller<br />
Zykon verspricht eine Lebensdauer<br />
von 50 Millionen Tastenanschlägen –<br />
reicht also für circa eine halbe LAN-Party.<br />
www.zykon.com<br />
04 P Hardkore<br />
Kore ist das Super-Instrument aus <strong>de</strong>m<br />
Hause Native Instruments. Via externe<br />
Hardware lassen sich auch im brandneuen<br />
Kore 2 alle gängigen Software-<br />
Instrumente, z. B. das Softwarepaket<br />
Komplete 5, steuern. Das spart Rechnerkapazität<br />
und ermöglicht <strong>de</strong>n intuitiven<br />
Zugriff auf umfassen<strong>de</strong> Sound-Libraries.<br />
In Echtzeit und für ca. EUR 450.<br />
www.nativeinstruments.<strong>de</strong>
Technik<br />
097<br />
ABLETON LIVE 7<br />
Im November ist Version 7 von Abletons innovativer<br />
Sequenzer- & Live-Performance-Lösung Live<br />
erschienen. Nils Wiere sprach mit Robert Henke, <strong>de</strong>r<br />
nicht nur eine zentrale Rolle bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Software einnimmt, son<strong>de</strong>rn mit Monolake ebenso<br />
<strong>de</strong>ren Potenzial unter Beweis stellt.<br />
K<br />
annst du ein paar Sätze zu <strong>de</strong>inen Aufgaben bei Ableton sagen?<br />
Ich bin Teil <strong>de</strong>r Specification Group. Bevor auch nur eine<br />
Zeile Co<strong>de</strong> geschrieben ist, haben wir im besten Fall bereits<br />
das Verhalten eines neuen Features auf Papier durchdacht.<br />
Dort bin ich hauptsächlich mit <strong>de</strong>m Thema Instrumente, Effekte und Interface-Design<br />
beschäftigt. Und als kritischer Power-User bin ich so etwas wie<br />
<strong>de</strong>r größte anzunehmen<strong>de</strong> Nörgler in <strong>de</strong>r Firma. Ein Teil <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Software<br />
ist sicher auch das Resultat dieser kritischen Betrachtung.<br />
Was unterschei<strong>de</strong>t Live von an<strong>de</strong>ren Musikproduktionstools? Der Fokus<br />
klassischer Audiosoftware liegt auf <strong>de</strong>m Studiobereich. Professionalität wird<br />
dort eher mit <strong>de</strong>r Bereitstellung je<strong>de</strong>s er<strong>de</strong>nklichen Werkzeuges gleichgesetzt,<br />
was die Anwendung solcher Programme naturgemäß kompliziert<br />
macht. Unser Ansatz ist es, Software für Musiker zu machen – und die soll<br />
vor allem schnell und einfach zu bedienen sein, damit spontanes Umsetzen<br />
von I<strong>de</strong>en möglich ist. Viele Features von Live bieten sich gera<strong>de</strong>zu für die Live-Performance<br />
an, aber grundsätzlich gilt: Was auf <strong>de</strong>r Bühne gut ist, kann<br />
auch im Studio nicht scha<strong>de</strong>n. Schnell und angenehm arbeiten will je<strong>de</strong>r.<br />
Inwiefern hat Live <strong>de</strong>ine Herangehensweise beim Songwriting verän<strong>de</strong>rt?<br />
Früher war mein Studio eine große Sammlung von Hardware. Ich konnte nur<br />
an einem Stück zur gleichen Zeit arbeiten, und wenn ich mich einmal verrannt<br />
hatte, war alles für die Katz. Heute ist mein Studio ein Laptop mit Live,<br />
und ich kann je<strong>de</strong>rzeit Skizzen machen und speichern. Die alte Arbeitsweise<br />
erzeugte einen schönen Flow, aber oft zu wenig Än<strong>de</strong>rung innerhalb eines<br />
Stückes. Die Arbeit mit Live ermöglicht viel mehr Komplexität.<br />
Wo siehst du Innovationsbedarf im Bereich digitaler Musikproduktion &<br />
Live-Performance? Die Bedienung von Software und Computern wird intuitiver<br />
wer<strong>de</strong>n. Es muss irgendwann mal keinen mehr interessieren, ob ein File<br />
auf diesem o<strong>de</strong>r jenem Rechner liegt o<strong>de</strong>r welche Latenz eine Soundkarte<br />
hat. Es wird einfach so laufen, wie man es erwartet.<br />
Nils Wiere<br />
Neu bei Live 7: optimierte Audio-Engine, Beat-Production-Tool »Drum Rack«,<br />
neues Vintage-Kompressor-Mo<strong>de</strong>ll, Spektralanalyse-Tool »Spectrum«, neue<br />
MIDI-Engine, nahtlose Integration externer Hardware u. v. m.<br />
Live 7 (Ableton, ca. EUR 500)<br />
UFFIE & FEADZ<br />
PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG<br />
14.03. Augsburg, Ostwerk<br />
SUPERMAYER<br />
(MICHAEL MAYER & SUPERPITCHER LIVE)<br />
PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG<br />
26.03. Köln, Gloria<br />
27.03. Berlin, Maria und Josef<br />
28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />
29.03. Prag, Roxy Club<br />
ALLE INFOS, UPDATES UND TICKETS UNTER<br />
WWW.MELTFESTIVAL.DE/KLUB<br />
EMPFOHLEN VON<br />
CHICKS ON<br />
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BEGINN: 21.00 UHR<br />
ALLE INFOS: WWW.INTRO.DE/INTIM<br />
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+ Nur 25 Euro für 11 mal <strong>Intro</strong> plus Festivalgui<strong>de</strong>-Magazin<br />
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immer genau richtig<br />
+ 1 Prämie für je<strong>de</strong>n Abonnenten (siehe Auswahl unten)<br />
Bestellung<br />
unter www.intro.<strong>de</strong>/abo o<strong>de</strong>r persönlich: 0221/949930<br />
Sons & Daughters<br />
This Gift<br />
CD<br />
Hush Puppies<br />
Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />
CD<br />
Hot Chip<br />
Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />
CD<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head! You Will…<br />
CD<br />
Nada Surf<br />
Lucky<br />
CD<br />
SZ Cinemathek – Série Noire 02<br />
Die Blume <strong>de</strong>s Bösen<br />
DVD<br />
The Magnetic Fields<br />
Distortion<br />
CD<br />
Various Artists<br />
Kitsuné Maison 5<br />
CD<br />
Das Kleingedruckte<br />
Es steht ein begrenztes Kontingent an Prämien zur Verfügung. Wir garantieren nicht die Lieferung <strong>de</strong>r Wunschprämie. Der Versand <strong>de</strong>r Prämie erfolgt erst nach <strong>de</strong>m Veröffentlichungstermin<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Tonträgers. Das Abonnement kostet im Inland 25 Euro (inkl. Prämie), im Ausland 30 Euro frei Haus (ohne Prämie). Für <strong>de</strong>n Prämienversand ins<br />
Ausland erheben wir zusätzlich 7 Euro (optional). Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Jahrespauschale. Eine vorzeitige Kündigung bedingt daher nicht die Rückzahlung eines Restbetrages.<br />
Das Abo kann 10 Tage nach Bestellung wi<strong>de</strong>rrufen wer<strong>de</strong>n. Das Jahresabonnement verlängert sich automatisch, sofern wir keine Kündigung 6 Wochen vor Ablauf <strong>de</strong>r Jahresfrist<br />
erhalten. Dieses Angebot gilt bis auf Wi<strong>de</strong>rruf, spätere Erhöhungen sind nach Ablauf <strong>de</strong>s einjährigen Abonnements nicht auszuschließen. Bestellung und weitere Informationen<br />
unter www.intro.<strong>de</strong>/abo o<strong>de</strong>r persönlich am Telefon (0221/9499314).
Probefahrt<br />
099<br />
<strong>Intro</strong>s liebste Platten<br />
Hot Chip<br />
SPALTER:<br />
DIE LETZTE BRILLE<br />
Je<strong>de</strong>r These ihre Anti-These, Und auch ein Konsens wie Hot Chip besitzt zwei Seiten.<br />
Selbst wenn man nach <strong>de</strong>r dunklen wirklich lange suchen muss...<br />
D<br />
ie Band, auf die sich alle Fraktionen einigen<br />
können. Warum eigentlich? Ich glaube,<br />
eine zentrale Rolle spielt dabei die Verknüpfung<br />
von Dancefloor-Elementen mit<br />
einer Befindlichkeitsästhetik, die eher im klassischen Indierock<br />
anzutreffen ist. Außer<strong>de</strong>m scheint alles, was Hot Chip<br />
anfassen, mit beiläufiger, cooler Geste realisiert. Allein <strong>de</strong>r<br />
Umstand, dass man auf eher schroffe Weise von <strong>de</strong>n ersten<br />
bei<strong>de</strong>n Stücken »Out At The Pictures« und »Shake A Fist«<br />
begrüßt wird, beweist Klasse. Nach dieser sperrigen, strukturell<br />
monotonen Einführung wirkt »Ready For The Floor«,<br />
einer <strong>de</strong>r großen Hits <strong>de</strong>s Albums, umso erfrischen<strong>de</strong>r. Hier<br />
offenbart sich exemplarisch das Talent <strong>de</strong>r Band, Schüchternheit<br />
mittels transparent arrangierten Electro-Pops umzusetzen.<br />
Es fällt einem bei diesem Album auch plötzlich<br />
auf, dass sich Hot Chip als neuzeitliche Version spleeniger<br />
Früh-Electro-Acts wie Korgis und Sparks verstehen lassen.<br />
Der quirlige, existenzialistische Humor dieser Bands (»I’m<br />
gonna hang myself from the family tree«, Sparks) war dabei<br />
stets eingebettet in unprätentiösen Gebrauchspop, <strong>de</strong>r<br />
sich auch in <strong>de</strong>n leicht zu erschließen<strong>de</strong>n Pop-Co<strong>de</strong>s und<br />
süßen Melodien auf diesem Album materialisiert. Dass es<br />
nicht zu süß wird, ist <strong>de</strong>m für Hot Chip typischen locker<br />
durchhängen<strong>de</strong>n statt gestrafften Songwriting geschul<strong>de</strong>t,<br />
das trotz pointierter Melodien Platz lässt für scheinbare<br />
Zufälle. Hot Chip bewegen sich stets in <strong>de</strong>r Nähe glitzern<strong>de</strong>r<br />
Oberflächen, etwaige Tiefendimensionen wer<strong>de</strong>n<br />
eher ange<strong>de</strong>utet als ausgelotet: etwa, wenn die Musik Bezüge<br />
zu Soul herstellen will (wie im Titelstück, das klingt, als<br />
wür<strong>de</strong> Todd Rundgren ein Stax-Stück covern). Man erkennt<br />
an, dass sich Pop auch immer schon über Trashästhetik mit<br />
gewollt geringer Substanz <strong>de</strong>finierte, vergisst dabei aber<br />
nicht, <strong>de</strong>n Songs eine umarmen<strong>de</strong> Qualität hinzuzufügen.<br />
Die Art, wie hier elektronische Musik in Szene gesetzt wird, Hot Chip »Ma<strong>de</strong> In The Dark« (Labels / Emi)<br />
hat nichts Kaltes o<strong>de</strong>r Abweisen<strong>de</strong>s – gera<strong>de</strong> gegen En<strong>de</strong><br />
wird die Platte leise und ein wenig beseelt –, und das macht<br />
Hot Chip so heutig und mo<strong>de</strong>rn.<br />
Mario Lasar<br />
Die Gegenre<strong>de</strong> aufs Album <strong>de</strong>s Monats zu verfassen, wenn<br />
Hot Chip dran sind - und das im nerdcoolen Popkultur-Knast<br />
zweiacht, na, viel Erfolg dabei. Einer dieser wenn auch inflationären<br />
Alles-richtig-Macher-Acts, die mit und nach ihrem<br />
letzten Album so aufstiegen, dass jetzt eh nur noch eingesammelt<br />
wird. Und trotz<strong>de</strong>m muss man kein Prophet sein,<br />
<strong>de</strong>r Verriss-Part fin<strong>de</strong>t sicher mehr Leser als vieles an<strong>de</strong>re<br />
im Heft. Warum? Schaulustigen-Crowd? Vielleicht – aber<br />
egal, und auch wenn ich garantiert ganz allein mit <strong>de</strong>r Meinung<br />
dastehe, ich sage: Der Konsens nervt – eine fette Brille<br />
allein funktioniert schon als Tra<strong>de</strong>mark für die Band?<br />
Haut mir ab damit. Und das Album dazu! Noch cleverer als<br />
vorher. Das heißt dann: Sperriger Umleitungspop zwischen<br />
Post-Dance-Kraut und Nickerchen. Wer dazu tanzt, hat sich<br />
wirklich einer amtlichen Selbsthypnose unterzogen. I want<br />
to believe! Ja, ist ja gut. Dem Rest sei gesagt, durch »Ready<br />
For The Floor«, das wegen <strong>de</strong>s Samples wie ein okayes<br />
frühes Egoexpress klingt, geht’s aufwärts. Danach muss<br />
man durch weitere Halb-Experimente durch, von 70s bis<br />
Heavy-Rock-Pomp. Der durchpflügte Grat zwischen geil<br />
Abliefern und genial Glänzen wirkt anstrengend. Von wegen<br />
leichte Hand. Geschlossen sei mit einem Zitat einer<br />
bekannten Hamburger Künstlerin, Name trotz<strong>de</strong>m vergessen:<br />
»Wenn das das Erste wäre, was ich von Hot Chip hören<br />
wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> es mich nicht kriegen.« Na, ist ja für alle zum<br />
Glück aber nicht so. <strong>Als</strong>o daher letztlich doch: Instant-Klassiker.<br />
Man kann eben nicht gegen alles sein. Bernd Sei<strong>de</strong>l<br />
01<br />
02<br />
Hot Chip<br />
Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />
Justus Köhncke<br />
Safe And Sound<br />
03 Slut<br />
Still #1<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07 Xiu Xiu<br />
Women As Lovers<br />
08 Deadbeat<br />
Journeyman’s Annual<br />
09 Superpunk<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head! You …<br />
Magnetic Fields<br />
Distortion<br />
Miss Kittin<br />
Batbox<br />
Why Not?<br />
10 Wu-Tang Clan<br />
8 Diagrams<br />
11 Hush Puppies<br />
Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />
12 F.S.K.<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Freiwillige Selbstkontrolle<br />
Cass McCombs<br />
Dropping The Writ<br />
Nada Surf<br />
Lucky<br />
Sons And Daughters<br />
This Gift<br />
Lesers liebste Platten<br />
01 Radiohead<br />
In Rainbows<br />
02 Die Ärzte<br />
Jazz Ist An<strong>de</strong>rs<br />
03 Tocotronic<br />
Kapitulation<br />
04 Amy Winehouse<br />
Back To Black<br />
05 Feist<br />
The Remin<strong>de</strong>r<br />
06 Kate Nash<br />
Ma<strong>de</strong> Of Bricks<br />
07 Bloc Party<br />
A Weekend In The City<br />
08 Justice<br />
†<br />
09 Arca<strong>de</strong> Fire<br />
Neon Bible<br />
10 Foo Fighters<br />
Echoes, Silence, Patience …<br />
11 Stars<br />
In Our Bedroom, After The War<br />
12 Beatsteaks<br />
.limbo messiah<br />
13 Interpol<br />
Our Love To Admire<br />
14 Wir Sind Hel<strong>de</strong>n<br />
Soundso<br />
15<br />
Maximo Park<br />
Our Earthly Pleasures<br />
Eure Top 10 an <strong>Intro</strong>, PF 19 02 43, 50499 Köln o<strong>de</strong>r<br />
an charts@intro.<strong>de</strong>. Verlosungsgewinne winken.
100 Probefahrt<br />
PLATTEN<br />
VOR<br />
GERICHT<br />
Robyn<br />
Justus Köhncke<br />
Múm<br />
Örvar Þóreyjarson Smárason<br />
Weakerthans<br />
John K. Samson<br />
Ø 3,3<br />
Ø 10<br />
Ø 6,1<br />
Ø 8,45<br />
01<br />
Blood Red Shoes<br />
Box Of Secrets<br />
V2 / Universal<br />
Some more melodies, but it’s<br />
not my movement. I hear no<br />
differences between these<br />
bands. (3)<br />
Dringlich. (10)<br />
This is okay. It doesn’t bore<br />
me, but it sounds a bit like<br />
yoghurt. (5,5)<br />
Remarkable sound for two<br />
people. (8,25)<br />
02<br />
Yeasayer<br />
All Hour Cymbals<br />
We Are Free / Cargo<br />
It’s funny. I think, they’re into<br />
African music. But it’s not my<br />
cup of tea, I need melodies. (3)<br />
Eigenbrötlerisch. (10)<br />
Sounds a bit like the cousin<br />
boys. Not bad – maybe?! (7)<br />
It sounds interesting. I have to<br />
give it more thoughtful listening.<br />
(8,5)<br />
03<br />
The Most Serene Republic<br />
Population<br />
Arts & Crafts / Al!ve<br />
Aaaargh, that’s so boring. (2)<br />
Cinemascope. (10)<br />
I like the first song. It sounds<br />
like our drummer Samuli<br />
with chopsticks. But then it<br />
starts to bore me. But it’s still<br />
good. (7)<br />
It’s a cool name. (8,25)<br />
04<br />
The Magnetic Fields<br />
Distortion<br />
Nonesuch / Warner<br />
I love it. It’s indie, but has the<br />
space thing. It’s cool. (6)<br />
The Jesus And Mary Chain in<br />
schwul. (10)<br />
They sound a tiny bit like my<br />
favourite band Singapore<br />
Sling, and that’s never a bad<br />
thing. Probably not. (7,5)<br />
I think he’s one of the greatest<br />
living songwriters. (9)<br />
05<br />
Alec Empire<br />
The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of Heaven<br />
Digital Hardcore Recordings / Rough Tra<strong>de</strong><br />
The voice sounds like Lou<br />
Reed. It’s too less melody for<br />
me, but I like the sound. (3,5)<br />
New Wave. (10)<br />
I used to like ATR very much<br />
as a teenager, but I’m not sure<br />
about this grown up mature<br />
version of Alec Empire. (6)<br />
It’s nothing I ever listen to.<br />
But I like the timbre of the<br />
voice. (8)<br />
06<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now Weary Head You Will<br />
Get Well Soon<br />
City Slang / Universal<br />
It’s so <strong>de</strong>pressing. I can’t listen<br />
to it. But I like the title of<br />
the album, it’s cute. (2)<br />
Trostspen<strong>de</strong>nd. (10)<br />
I’m not sure what to think<br />
about this, his voice gives<br />
me herpes, but maybe that’s<br />
okay. (5)<br />
Beautiful sounding record.<br />
But I prefer German singers to<br />
sing in German. (8,5)<br />
07<br />
Kylie Minogue<br />
X<br />
Parlophone / Emi<br />
That’s boring. She stays pop,<br />
there’s no electro. (4)<br />
Stricherlokalkompatibel. (10)<br />
This is all very nice and clean.<br />
White bread with sugar. (5)<br />
I like the production of the<br />
first track, I was surprised.<br />
It’s pretty foreigned to what I<br />
listen to. (8)<br />
08<br />
Mattafix<br />
Rhythm & Hymns<br />
Virgin / Emi<br />
Where’s the funmusic? It’s all<br />
so <strong>de</strong>pressing. But the production<br />
is good. (2,5)<br />
Belanglos. (10)<br />
I like sirens. I think more<br />
songs should have sirens.<br />
Hmmm ... I imagine I am listening<br />
to snow. They were very<br />
professional. (5)<br />
Sounds great. I have to look<br />
into. It’s an unaffected British.<br />
Beats sounds really organic.<br />
(8,5)<br />
09<br />
Beach House<br />
Devotion<br />
Bella Union / Cooperative / Universal<br />
She sounds so much like Paul<br />
McCartney. I like the voice. I<br />
have to listen more to get into<br />
it. (4,5)<br />
Weihnachtlich. (10)<br />
This is quite beautiful. It’s like<br />
really colourful socks or like<br />
an aquarium. (8)<br />
So lovely accent. (8,75)<br />
10<br />
Delbo<br />
Gran<strong>de</strong> Finesse<br />
Loob Musik / Universal<br />
He has a nice voice. But I don’t<br />
like these weird tempo changes.<br />
(2,5)<br />
Komplex. (10)<br />
My elbow. I like the sounds of<br />
my elbow, but I am not sure<br />
about <strong>de</strong>lbo. (5)<br />
I think they sound like german<br />
Bands I really like, like Tomte.<br />
(8,75)<br />
All Time Faves<br />
Laurie An<strong>de</strong>rson<br />
Big Science<br />
Michael Jackson<br />
Thriller<br />
Prince<br />
Dirty Mind<br />
Beatles<br />
Bach<br />
DJ Pierre<br />
Mouse On Mars<br />
Iaora Tahiti<br />
Borko<br />
Celebrating Life<br />
Guns N’ Roses<br />
Appetite For Destruction<br />
–
Probefahrt<br />
101<br />
Empty Trash<br />
Max, Tim, Stefan, Julius, Jörn<br />
Kate Nash<br />
Kilians<br />
Gordian Scholz<br />
Thomas Bohnet<br />
Konzertveranstalter (Target)<br />
und DJ (Tour De France)<br />
snegurotschka<br />
<strong>Intro</strong>.<strong>de</strong>-User (Postings:<br />
18007)<br />
Amelie Schnei<strong>de</strong>r<br />
<strong>Intro</strong><br />
Ø 5,43<br />
Ø 5,83<br />
Ø 4,6<br />
Ø 4,7<br />
Ø 7,2<br />
Ø 7,4<br />
Ø<br />
T: So im Club abends sicher<br />
gut. M: Erweiterter Britpop.<br />
(7)<br />
They’re won<strong>de</strong>rful. As persons.<br />
As musicians. Their <strong>de</strong>but<br />
is great. And they’re a fantastic<br />
live-band. Come to<br />
their gigs when they’re in Germany<br />
– you won’t regret it. (9)<br />
Okay, Ähnlichkeiten zu <strong>de</strong>n<br />
White Stripes. Abgesehen davon<br />
merkt man, dass sie wissen,<br />
wo es langgehen soll in<br />
ihren Songs. Gut, allerdings<br />
von keinem Song gecatcht. (8)<br />
Neuester Hype aus GB.<br />
Schrammel, schrammel. In<br />
Hochglanzmagazinen wird<br />
so was als »<strong>de</strong>rbe rockt«<br />
gea<strong>de</strong>lt. Paar ganz okaye<br />
Songs. (4)<br />
Wohl keine Platte für die<br />
Ewigkeit, macht aber gute<br />
Laune. Bis zum nächsten<br />
Sommerhit lässt es sich damit<br />
prima tanzen, staubsaugen<br />
und fensterputzen. (9)<br />
Lärmig, grungig, jugendlich.<br />
(6)<br />
6,98<br />
M: New Yorker sind dafür bekannt,<br />
viel elektronischen Industrial<br />
in die Musik zu packen.<br />
T: Sehr afrikanisch. M:<br />
Africa meets New York, ...<br />
jetzt auch noch Indien. (5,8)<br />
–<br />
Gut gemacht ist die Musik<br />
schon, aber da fehlt mir <strong>de</strong>r<br />
Rhythmus, gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Art<br />
von Musik wür<strong>de</strong>n die Harmonien<br />
da noch besser funktionieren,<br />
glaube ich. (7)<br />
Aufgeklärte Menschen wissen<br />
schon länger, dass es<br />
auch Musik jenseits <strong>de</strong>s anglo-amerikanischen<br />
Kulturkreises<br />
gibt. Stichwort »Weltmusik«.<br />
Ganz gutes Album. (6)<br />
Hm, ein schwieriger Fall. Da<br />
geht mir eigentlich je<strong>de</strong>s<br />
Stück außer »2080« komplett<br />
auf die Nerven. Vielleicht<br />
2080 mal wie<strong>de</strong>r reinhören?<br />
(4)<br />
Sphärisch, neu, brillant. (9)<br />
6,70<br />
T: Irgendwie Interpol-mäßig.<br />
M: Ein Pluspunkt für das Experimentelle.<br />
(6,25)<br />
–<br />
Feine Musik, da würd ich<br />
noch mal länger reinhören. (5)<br />
Ambitionierter Orchester-<br />
Prog-Pop, mal opulent ansprechend,<br />
mal »progressiv«-<br />
anö<strong>de</strong>nd, wenn es mich dann<br />
zu sehr an »Großkünstler«<br />
wie Yes erinnert. (4)<br />
Huch, nichts für ungeduldige<br />
Skipper wie mich – hinter je<strong>de</strong>m<br />
<strong>Intro</strong> steckt tatsächlich<br />
noch ein ganzes kleines Märchen.<br />
Direkt bezaubernd! (9)<br />
Hymnisch, tragend, schön. (9)<br />
6,61<br />
M: [singt] Lollipop, Lollipop<br />
... Die wollen alt klingen, klingen<br />
aber einfach nur scheiße.<br />
Ju: Irgendwie Countrymäßig.<br />
(2)<br />
The lyrics in »California Girls«<br />
are brilliant. I hate them, too.<br />
The girls not The Magnetic<br />
Fields. »Too Drunk To Dream«<br />
should be a hit in England. (7)<br />
Seltsamer Sound, und die<br />
Musik klingt mir zu alt.<br />
Schlechter Highschool-<br />
Sound, reizt mich nicht. (2)<br />
Stephin Merritt auf <strong>de</strong>n Spuren<br />
von Jesus And Mary<br />
Chain. Distortion-Gitarren<br />
über feine Melodien, das Beste<br />
seit seinem Jahrzehnt-<br />
Werk »69 Love Songs«. (7)<br />
Ach herrje! Dachte, so ein<br />
Sound sei seit The Jesus And<br />
Mary Chain ausgestorben.<br />
Kann ich mich schwer wie<strong>de</strong>r<br />
dran gewöhnen. Sympathiepunkte<br />
wegen »früher«. (6)<br />
Fantastisch, lieb, plingpling.<br />
(9)<br />
6,56<br />
T: Wenn ich das abends im<br />
Club hören wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> ich<br />
ausflippen. M: Fast solche <strong>Intro</strong>s<br />
wie bei Scooter. Ein ganzes<br />
Album davon könnte ich<br />
aber nicht durchhören. (7,25)<br />
Sounds like a mixture of The<br />
Teenagers and Klaxons. A bit<br />
more tense I’d say. Though<br />
the artist would prefer »more<br />
angry«, I guess. They would<br />
do well in England. (7)<br />
Zu synthielastig, sehr anstrengend<br />
zuzuhören. (3)<br />
Dieses Werk überrascht,<br />
weil einmal nicht nur <strong>de</strong>r große<br />
Hammer rausgeholt wird.<br />
Klingt oft nach The Fall o<strong>de</strong>r<br />
Suici<strong>de</strong>, respektable Referenzen<br />
also ... (5)<br />
Oh, ist das erholsam! Fröhlicher<br />
Krach mit einfachen Texten.<br />
Lauter, lauter! (9)<br />
Holprig, düster, schwierig. (5)<br />
6,38<br />
T: Es dauert zu lange, bis <strong>de</strong>r<br />
Song losgeht. M: Langweilig.<br />
T: Vielleicht mit <strong>de</strong>r Freundin<br />
im Herbst gut zu hören. (4)<br />
They’re trying very hard to<br />
be the next Arca<strong>de</strong> Fire,<br />
don’t they? Seems as if they<br />
worked for months and<br />
months on that. It’s okay –<br />
but it doesn’t touch me. (5)<br />
Ziemlich viele Einflüsse verarbeitet,<br />
klingt nach Folk,<br />
Filmmusik, super auch das<br />
Akkor<strong>de</strong>on. Für Musikstu<strong>de</strong>nten<br />
bestimmt eine Klausur<br />
wert. (5)<br />
Erstaunliches Debüt mit einigen<br />
erschreckend guten<br />
Songs inklusive hübschem<br />
»Born Slippy«-Cover. Der<br />
<strong>de</strong>utsche Beck ohne Scientology-Hintergrund?<br />
(9)<br />
(Zu) gut gemacht! Herzergreifen<strong>de</strong>r<br />
Indiepop, <strong>de</strong>r über<br />
weite Strecken zu glitzernd<br />
für <strong>de</strong>n beinah banalen Begleitgesang<br />
ist. Extrapunkt<br />
für »Born Slippy«! (8)<br />
Bombastisch, emsig, brav. (6)<br />
6,25<br />
M: »2 Hearts« ist ihr Goldfrapp-Song.<br />
Jetzt ist’s typisch<br />
Kylie. S: Fettes Schlagzeug.<br />
Besser als die Beach<br />
House eben. (6)<br />
That’s rubbish. No – I mean, I<br />
don’t hate Kylie. At least she’s<br />
a nice person. But it doesn’t<br />
sound like anything I haven’t<br />
heard before. She could do<br />
better. (3)<br />
Ich mag die ja, für mich die<br />
bessere Madonna, gute<br />
Rhythmen. Von <strong>de</strong>r Musik ist<br />
nicht so die Ahnung vorhan<strong>de</strong>n,<br />
aber auf einer Party wür<strong>de</strong><br />
ich das mal auflegen. (6)<br />
Mir hat sie bislang als Leiche<br />
im Nick-Cave-Vi<strong>de</strong>o am<br />
besten gefallen. Gefälliger<br />
Quietsch-Pop mit gelegentlich<br />
nerven<strong>de</strong>r Piepsstimme.<br />
(2)<br />
Gott weiß, ich bin kein Kylie-<br />
Fan, aber: Fast einer Stun<strong>de</strong><br />
feinster Popmusik kann<br />
selbst ich mich nicht ohne<br />
Bewun<strong>de</strong>rung entziehen. Will<br />
ich auch gar nicht mehr. (10)<br />
Sexy, synthie, kylie. (8)<br />
6,20<br />
M: Die Single ist geil. Teilweise<br />
ist mir das zu sehr World Music,<br />
aber super angenehm zu<br />
hören. (8,5)<br />
When they started I really<br />
thought they’d bring a nice international<br />
touch into the UKcharts.<br />
But their second record<br />
sounds as if they don’t<br />
want that at all. (4)<br />
Klingt or<strong>de</strong>ntlich, gute Arrangements,<br />
mir zu viel Reggae<br />
und Weltmusik drin, nicht<br />
meine Musik, aber immerhin<br />
etwas, was sich von Standard-Reggae-Brei<br />
abhebt. (6)<br />
»Living Darfur«? Wie lässt es<br />
sich zu Katastrophen tanzen?<br />
– Pop-Rap-Reggae. Groovt<br />
ganz nett im Hintergrund,<br />
stört nicht groß, berührt aber<br />
auch nicht wirklich. (2)<br />
Vom Genre her nicht mein<br />
Fall, aber ich wür<strong>de</strong> dazu <strong>de</strong>n<br />
großen Hausputz machen.<br />
Kann nur gut sein! (8)<br />
Stimmig, frei, urban. (6)<br />
6,05<br />
M: Das klingt wie Weihnachtslie<strong>de</strong>r.<br />
Oh nee, furchtbar.<br />
Die Stimme ist ein Grauen.<br />
S: Uninteressant, zieht<br />
nicht mit. (3)<br />
–<br />
Da passiert ja nicht so viel,<br />
bleibt mir zu sehr auf einem<br />
Level. Soll man wahrscheinlich<br />
reinsinken, aber ich find<br />
hier keinen Zugang. (3)<br />
Hübsch. Wer<strong>de</strong>n gerne mit<br />
Mazzy Star und Galaxy 500<br />
verglichen, an die sie lei<strong>de</strong>r<br />
nie heranreichen – vielleicht<br />
ein bisschen langweilig<br />
manchmal ... (5)<br />
Ach, mein dauerlullen<strong>de</strong>s<br />
Sorgenkind! Bis zum vierten<br />
Stück sind Charme und Sympathie<br />
verzehrt, dann dröhnen<br />
traurig Orgel, Billigbeats<br />
und Hall. (3)<br />
Schwül, schlaff, dösig. (9)<br />
6,03<br />
M: Band- und Albumname<br />
machen sie schon unsympathisch.<br />
Klingt typisch<br />
<strong>de</strong>utsch. Typisch Prenzlauer<br />
Berg. Wie <strong>de</strong>r Soundtrack zu<br />
einem Kunstfilm. (4,5)<br />
–<br />
Furchtbar. Schon <strong>de</strong>r Text. (2)<br />
Arg angestrengter »Alternative-Piano-Rock«<br />
aus Berlin.<br />
Ambitioniert, gut gemeint.<br />
Bisschen verkrampft, eine Art<br />
Annäherung an Hamburger<br />
Schule. Nur langweiliger ... (3)<br />
Die Scheibe könnte reihenweise<br />
Herzen brechen; lei<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n eigenen Fans. Dazu starke<br />
Textallergie spätestens ab<br />
Stück #5. Ach, scha<strong>de</strong>! (6)<br />
Willkommen, sorglos, traut.<br />
(7)<br />
5,42<br />
Queens Of The Stone Age<br />
Songs For The Deaf<br />
Jimi Hendrix<br />
Are You Experienced?<br />
Slipknot<br />
Iowa<br />
Bikini Kill<br />
Pussy Whipped<br />
Cyndi Lauper<br />
alles<br />
Kate Bush<br />
Hounds Of Love<br />
Sting<br />
Bring On The Night<br />
Kula Shaker<br />
Kula Shaker<br />
Phoenix<br />
It’s Never Been Like That<br />
Serge Gainsbourg<br />
Gesamtwerk<br />
Jonathan Richman<br />
Gesamtwerk<br />
The Clash<br />
Gesamtwerk<br />
Neil Young<br />
Neil Young<br />
Neil Young<br />
Harvest<br />
Sandow<br />
Stationen einer Sucht<br />
Ada<br />
Blondie<br />
Out Hud<br />
Let Us Never Speak Of It Again<br />
New Or<strong>de</strong>r<br />
Technique
102 Probefahrt<br />
AGF<br />
Words Are Missing<br />
AGF Production<br />
Abstraktion als Waffe gegen<br />
<strong>de</strong>n Gleichklang: Zischen,<br />
Fiepen, Rattern und noch<br />
einmal die elektronischen<br />
Geräte gegen die Gebrauchsanweisung<br />
so erklingen lassen, dass nicht Funktionalität<br />
im Mittelpunkt steht, son<strong>de</strong>rn Lust<br />
an ungewohnten Klängen und Klangkombinationen.<br />
AGF, das ist Antye Greie aus<br />
Berlin, ehemals bei Laub aktiv und noch<br />
immer aktiv im all female Avant-Projekt<br />
Lappetites mit Eliane Radigue, Kaffe<br />
Matthews und Ryoko Kuwajima. Für<br />
»Words Are Missing« kommen tatsächlich<br />
keine Worte mehr zum Einsatz, höchstens<br />
noch Buchstaben, vokal eingesetzt<br />
wie rhythmisch strukturierte konkrete<br />
Poesie. Die Dekonstruktion von Sprache<br />
in ihrer Lautpoesie korrespondiert mit<br />
<strong>de</strong>r Dekonstruktion von Pop und elektronischer<br />
Musik: Drum’n’Bass, House sowie<br />
all das, was in <strong>de</strong>n Neunzigern mal unter<br />
<strong>de</strong>n Hilfsbegriff »Clicks’n’Cuts« gefasst<br />
wur<strong>de</strong>, kommt hier höchstens noch an<br />
<strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn vor, eigenartig <strong>de</strong>formiert,<br />
an<strong>de</strong>rerseits aber auch lustvoll aufgegriffen,<br />
<strong>de</strong>nn die stolpern<strong>de</strong>n, sich munter<br />
überschlagen<strong>de</strong>n Klangpartikel lassen<br />
je<strong>de</strong> Menge Spaß erkennen. Spaß beim<br />
Produzieren, <strong>de</strong>r sich auch aufs Hören<br />
überträgt: »Words Are Missing« erschöpft<br />
sich nicht im bloß Konzeptuellen, son<strong>de</strong>rn<br />
sucht vergleichbar mit Autechre nach einer<br />
Abstraktion, die auf eigenartige Weise<br />
»swingt«. Von dieser Leichtigkeit rückt<br />
AGF nur dort ab, wo es kontextuell Sinn<br />
macht: Auf »Presswehen« sind tatsächlich<br />
Presswehen, also ebenfalls nicht als<br />
Worte erkennbare Schreie zu hören – kein<br />
schön zu hören<strong>de</strong>s Stück, aber beste feministische<br />
Konfrontation auf ganzer Yoko-Ono-Linie.<br />
Ein durchweg empfehlenswertes<br />
Album.<br />
Martin Büsser<br />
Hush Puppies<br />
AJZ FRANKREICH<br />
Zweite Platte, die gar nicht so klingt, wie man es von Franzosen erwartet. Und,<br />
ähnlich wie <strong>de</strong>r Vorgänger »The Trap«, mit üppigem Indie-Pop begeistert, wie ihn<br />
die zahllosen Brit-Bands und -Hypes <strong>de</strong>r Zeit nicht hinbekommen hätten.<br />
A<br />
uf <strong>de</strong>r ersten Single singen sie im Refrain<br />
recht munter »I want my Kate Moss« zu<br />
Riffs, die natürlich auch vom Kollegen Doherty<br />
hätten stammen können. Auf ihrer<br />
Homepage wie<strong>de</strong>rum ist keine offizielle Biografie zu fin<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn ein Multiple-Choice-Fragebogen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Fans alles abverlangt. So auch die Herleitung <strong>de</strong>r musikalischen<br />
Einflüsse, die – mehrere Kreuze sind hier möglich<br />
– gar nicht mal so leicht zu bewerkstelligen ist. Einerseits<br />
verneigt man sich bei <strong>de</strong>n Großen <strong>de</strong>s frühen Britpop<br />
– The Kinks, The Who und vor allem The Small Faces<br />
–, und wenn man <strong>de</strong>m warmen Orgelspiel und <strong>de</strong>n harmonischen<br />
Gitarrenläufen folgt, so sind diese Vorbil<strong>de</strong>r wohl<br />
gewählt. An<strong>de</strong>rerseits erfreut man sich natürlich auch an<br />
<strong>de</strong>n Klängen von Queens Of The Stone Age und vor allem<br />
an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r skandinavischen Kollegen The Hives. All das<br />
wird mit viel Witz in zehn schöne, kurze, packen<strong>de</strong> Songs<br />
gegossen, wobei das Ganze doch recht gitarrenlastig und<br />
manchmal gar krachig ist, was <strong>de</strong>n Effekt hat, dass man<br />
<strong>de</strong>n bisweilen recht starken französischen Akzent nicht so<br />
Alaska In Winter<br />
Dance Party In The Balkans<br />
Regular Beat / Indigo<br />
Balkan, New Mexico, Alaska,<br />
Arabien. Wer Zach Condons<br />
Beirut-Projekt kennt<br />
und diesen bewusst klischeebela<strong>de</strong>nen<br />
Drahtseilakt aus Folklorismus,<br />
augenzwinkern<strong>de</strong>n Zitaten<br />
und unbekümmertem Drauflosmusizieren,<br />
wird einigermaßen präpariert sein für<br />
das hier, die verschärfte Form jenes Stil-<br />
Mischmaschs: In einer kleinen Holzhütte<br />
irgendwo in Alaska schrieb Brendan Bethancourt,<br />
<strong>de</strong>r in New Mexico lebt, diese<br />
Ungeheuerlichkeit, die so herrlich unbekümmert<br />
Indie-Herzschmerz, Balkan-<br />
Pop, winterliche Tristesse und arabische<br />
Ornamentalspielereien zu einer schwelgen<strong>de</strong>n<br />
Künstlichkeit zusammenführt.<br />
So kann man selbst wählen, ob man<br />
sich über die Absurdität dieses rekursiven<br />
Folklorismus amüsieren o<strong>de</strong>r lieber<br />
ganz unschuldigem Orchester-Electro-<br />
Pop-Tiefgang lauschen mag, <strong>de</strong>r genau<br />
so ist wie die Titel dieser Stücke: »Homeless<br />
And The Hummingbirds«, »Rain On<br />
Every Weekend«, »The Beautiful Burial<br />
Flowers Will Never See« usw. Man kann<br />
diesem kleinen schüchternen Wesen von<br />
einer Platte nur wünschen, dass es alsbald<br />
aus <strong>de</strong>m raumgreifen<strong>de</strong>n Schatten<br />
von Beirut und Zach Condon, <strong>de</strong>r hier übrigens<br />
Ukulele und Trompete spielt, heraustreten<br />
wird.<br />
Lutz Happel<br />
BMX Bandits<br />
Bee Stings<br />
(Stickman / Indigo)<br />
»Es berührt mein Herz, wenn<br />
ich in einem Raum mit Rachel<br />
bin und sie singt. Dieses<br />
Gefühl möchte ich für die<br />
Aufnahmen und die Hörer einfangen. Ich<br />
möchte Rachels Augen in <strong>de</strong>n Songs einfangen.«<br />
Duglas T. Stewart, Sänger <strong>de</strong>r BMX Bandits<br />
aus Glasgow, scheint es richtig erwischt<br />
zu haben. Ohnehin sei Liebe für ihn<br />
das wichtigste Thema in Musik, Kunst<br />
und Literatur, <strong>de</strong>nn »wir können zum<br />
Mond fliegen o<strong>de</strong>r Krankheiten heilen,<br />
aber wir wer<strong>de</strong>n nie vollständig das Mysterium<br />
und Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Liebe verstehen.«<br />
Benannt hatte sich die Band nach<br />
einem australischen Abenteuerfilm von<br />
1983 mit Nicole Kidman. Doch Stewart<br />
hat we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Film gesehen noch jemals<br />
auf einem Fahrrad gesessen. Nach<strong>de</strong>m<br />
die schottische Jangle-Pop-Institution<br />
bereits 20 Jahre zwischen Kummer und<br />
Romantik gepen<strong>de</strong>lt ist und an die Kraft<br />
<strong>de</strong>r Melodie glaubt, wird mit »Bee Stings«<br />
und <strong>de</strong>r neuen Sängerin Rachel (Ex-The-<br />
Attic-Lights) ein neues Harmonie-Kapitel<br />
aufgeschlagen. Was wohl die fünf Bandkollegen<br />
<strong>de</strong>nken, wenn ihr Bandlea<strong>de</strong>r<br />
betont, dass er sich erst jetzt vollständig<br />
und absolut lebendig fühle: »Es ist <strong>de</strong>r<br />
Traum eines je<strong>de</strong>n Künstlers, jeman<strong>de</strong>n<br />
wahrnimmt. Der nämlich wirkt sich hier und da etwas störend<br />
aus, auch wenn man etliche skandinavische Bands<br />
kennt, die mit einem ähnlichen Akzent wun<strong>de</strong>rbare Musik<br />
machen. Und <strong>de</strong>r vielleicht auch <strong>de</strong>r Grund dafür ist,<br />
dass man die Handbremse recht selten zieht. Was scha<strong>de</strong><br />
ist, <strong>de</strong>nn auf einem Song wie »Love Bandit« (blö<strong>de</strong>r Titel,<br />
ja, aber toller Song) beweisen die Hush Puppies, dass<br />
auch große Romantiker in ihnen schlummern. Schön auch<br />
die pathetischen Arrangements von »Down, Down, Down«,<br />
das sich zu einem richtigen Songmonster entwickelt, und<br />
natürlich das Neo-Wave-Feeling von »Bad Taste And Gold<br />
On The Doors« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Opener »A Trip To Vienna«. <strong>Als</strong>o<br />
ein äußerst gelungenes Album, das einen darauf aufmerksam<br />
macht, dass in Frankreich neben <strong>de</strong>n obligatorischen<br />
Chansons und <strong>de</strong>n vielen guten Elektronikbands auch die<br />
Indierock-Szene recht lebendig zu sein scheint ...<br />
Sascha Seiler<br />
Hush Puppies »Silence Is Gol<strong>de</strong>n« (Faith Records / Stereo Deluxe)<br />
zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r einen beim Singen immer<br />
wie<strong>de</strong>r inspiriert.« Und es kommt noch dicker:<br />
»Wenn ich Rachel sehe o<strong>de</strong>r höre,<br />
könnte ich Drachen erschlagen, wun<strong>de</strong>rschöne<br />
Sinfonien komponieren und<br />
die Welt erobern.« Doch selbst die BMX<br />
Bandits können nicht die kleinen Stiche<br />
<strong>de</strong>s Lebens verhin<strong>de</strong>rn, bereits stellvertretend<br />
verpackt im Songtitel »The Road<br />
Of Love Is Paved With Banana Skins«<br />
vom 2003er-Album »Down At The Hop«.<br />
Stewart stellt sich beim Songwriting die<br />
Stimme <strong>de</strong>r jeweiligen Partnerin vor, lässt<br />
sie im Kopf kreisen, um <strong>de</strong>ren Atmosphäre<br />
und Essenz wie<strong>de</strong>rgeben zu können. So<br />
schwebt feiner, teilweise zweistimmiger<br />
Gesang durch die Midtempo-Stücke »Take<br />
Me To Heaven«, »Elegant Lines« o<strong>de</strong>r »After<br />
I Ma<strong>de</strong> Love To You«. Apropos, noch<br />
einmal <strong>de</strong>r umnebelte Stewart: »Wenn<br />
Sex schön ist, ist er <strong>de</strong>r absolute, ungehemmte<br />
und wahre Ausdruck von Liebe.<br />
Zu lieben kann nichts überbieten – nicht<br />
einmal die BMX Bandits.« Henrik Drüner
Probefahrt<br />
103<br />
Beach House<br />
Devotion<br />
Bella Union / Cooperative / Universal<br />
»Devotion« kann man wahlweise<br />
mit »Andacht« o<strong>de</strong>r<br />
»Hingabe« übersetzen.<br />
Bei<strong>de</strong>s passt. Andächtig sitzen<br />
Victoria Legrand und Alex Scally aus<br />
Baltimore auf <strong>de</strong>m Cover ihres zweiten Albums<br />
von Kerzenlicht beschienen vor einer<br />
Torte, aber nach einer Party sieht das<br />
nicht aus. Eher so, als hätten sie gera<strong>de</strong><br />
ihren Hund namens Devotion im Garten<br />
verbud<strong>de</strong>ln müssen. Musikalisch fin<strong>de</strong>t<br />
die Stimmung ihre Entsprechung im halligen<br />
Shoegazer mit Orgel, Sli<strong>de</strong>gitarre,<br />
Percussion und Legrands Gesang. Hier<br />
kommt die Hingabe ins Spiel, <strong>de</strong>nn das<br />
Duo lässt sich ganz in diesem Dream-Pop<br />
fallen, hat das Tempo im Vergleich zum<br />
selbst betitelten Debüt nur minimal angezogen.<br />
Mazzy Star und Galaxie 500 sind<br />
weiterhin gültige Referenzen. Die Songs<br />
sind kaum unterscheidbar, fließen ineinan<strong>de</strong>r<br />
über in einem Strom nachtgetränkter<br />
Rotwein-Melancholie. Vor <strong>de</strong>r<br />
trunkenen Umarmung schützt sie aber<br />
die Entfernung durch <strong>de</strong>n Hall, <strong>de</strong>r ihnen<br />
ihre Wür<strong>de</strong> lässt. Johannes Mihram<br />
British Sea Power<br />
Do You Like Rock Music?<br />
Beggars / Rough Tra<strong>de</strong><br />
Wir haben 2008, und England<br />
fährt nicht zur WM. <strong>Als</strong>o haben<br />
auch British Sea Power<br />
mit »Waving Flags« lei<strong>de</strong>r<br />
nicht die Stadionhymne <strong>de</strong>s Jahres geschrieben<br />
– selbst wenn die zweite Single<br />
aus »Do You Like Rock Music?« mit<br />
<strong>de</strong>n markerschüttern<strong>de</strong>n Trommeln,<br />
hallen<strong>de</strong>n Chören und <strong>de</strong>m von Slavia-<br />
Prag-Fans inspirierten Text einen tollen,<br />
absur<strong>de</strong>n Stadiongrölsong abgegeben<br />
hätte (»Oh we won’t fail / Not with Czech<br />
Ecstasy«). Wenigstens ist damit bewiesen,<br />
dass das britische Quartett um die<br />
Brü<strong>de</strong>r Wilkinson auf seinem dritten Album<br />
<strong>de</strong>n sehr eigenen und exzentrischen<br />
Weg weitergeht. Auch musikalisch bleibt<br />
man sich treu und <strong>de</strong>r im Albumtitel gestellten<br />
Frage keine Antwort schuldig.<br />
(Die Antwort ist natürlich »yes«!) Produziert<br />
von Graham Sutton (Pulp) und Efrim<br />
Menuck (Godspeed You! Black Emperor),<br />
ergibt sich ein Sound zwischen Pop und<br />
Post-Pop – bisweilen sperrig und düster,<br />
aber nie ohne zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Melodie-I<strong>de</strong>e.<br />
Anne Westphal<br />
Los Campesinos!<br />
Hold On Now, Youngster ...<br />
Wichita / Coop / Universal<br />
Spaß machen und Spaß<br />
haben ist im heutigen Pop<br />
eine nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />
Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Wie leicht bewegt man sich mit solchen<br />
Intentionen an <strong>de</strong>r Grenze zum Kitsch<br />
o<strong>de</strong>r im uferlosen Meer schnö<strong>de</strong>r Banalität,<br />
ohne je dahin gewollt zu haben. Los<br />
Campesinos! aus Cardiff wissen um diese<br />
Gefahren und bedienen sich <strong>de</strong>r Tricks,<br />
die auch schon bei Achitecture In Helsinki,<br />
Tilly And The Wall und einigen Schwe<strong>de</strong>n<br />
so gut funktionierten: beständig rasantes<br />
Tempo, Lo-Fi-Getöse, Enthusiasmus<br />
bis zum Überschnappen und<br />
eine Menge tanzen<strong>de</strong> Bandmitglie<strong>de</strong>r.<br />
Ihre Songs sind knapp und melodiös, sie<br />
nutzen ihr breites Instrumentarium auch<br />
mal für schrägen Krach, ohne dabei die<br />
Grenzen <strong>de</strong>s bruchlos Hörbaren zu überschreiten,<br />
und kompositorische Exaktheit<br />
ist ihnen mehr als egal. Ihr Album »Hold<br />
On ...« ist eine super Partyplatte, die aber<br />
auch ein bisschen Raum zum Schwelgen<br />
und Anlehnen lässt, nahezu je<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Band kann singen, und wenn sich alle zum<br />
Chor vereinen, empfin<strong>de</strong>t man sich sicher<br />
auch im Publikum ganz vereinigt. Trotz<strong>de</strong>m:<br />
Diese Platte ist alles an<strong>de</strong>re als banal,<br />
und sie macht ausnahmslos großen<br />
Spaß. Damit sind die Eingangsherausfor<strong>de</strong>rungen<br />
bestan<strong>de</strong>n. Und die sind ja bekanntlich<br />
nicht zu unterschätzen.<br />
Christian Steinbrink<br />
Cat Power<br />
Jukebox<br />
Matador / Beggars / Indigo<br />
Es hat einige Alben gedauert,<br />
bis Scout Niblett letztens<br />
<strong>de</strong>n Schritt zu mehr<br />
klassischer Gangbarkeit<br />
im Song vollzog. Ein letzter Anstoß dazu<br />
dürfte die Entwicklung Cat Powers a.k.a.<br />
Chan Marshalls gewesen sein, <strong>de</strong>ren Karriere<br />
<strong>de</strong>r Nibletts ziemlich ähnelt und die<br />
die meisten Schritte immer ein paar Jahre<br />
vor Niblett durchgemacht hat. Marshalls<br />
Entwicklung gipfelte Anfang 2006 in <strong>de</strong>m<br />
überaus schönen Album »The Greatest«,<br />
das Verkaufszahlen erreichte, die inklusive<br />
Marshall selbst wohl niemand jemals<br />
erwartet hätte. Cat Power begegnet <strong>de</strong>r<br />
daraus resultieren<strong>de</strong>n Erwartungshaltung<br />
nun mit ihrem zweiten reinen Coveralbum.<br />
»Jukebox« wen<strong>de</strong>t sich dabei<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r reichen Geschichte <strong>de</strong>r traditionell<br />
amerikanischen Musikstile zu.<br />
An<strong>de</strong>rs als auf »The Covers Record« von<br />
2004 sind die ausgewählten Stücke aber<br />
allesamt in sehr klassischen und bruchlosen<br />
Arrangements aufgenommen. Fast<br />
ausnahmslos stellt Marshall <strong>de</strong>n Song in<br />
<strong>de</strong>n Fokus und nimmt ihre auf <strong>de</strong>n eigenen<br />
Alben öfter durchscheinen<strong>de</strong> expressive<br />
Künstlerpersönlichkeit zurück. Das<br />
ist scha<strong>de</strong>, eine mutigere Interpretation<br />
hätte einigen Songs gutgetan. Trotz<strong>de</strong>m<br />
verbin<strong>de</strong>n sich die Versionen von Sinatra-,<br />
Dylan-, Holiday- und Joplin-Originalen<br />
hier zu einem homogenen Ganzen, aus<br />
<strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>rs die bekannte interpretatorische<br />
Eleganz Cat Powers und die immer<br />
noch relativ sparsamen Instrumentierungen<br />
herausstechen. Wie schon bei<br />
»Covers Record« gilt auch hier: Schon<br />
schön, aber Cat Powers Alben mit eigenen<br />
Kompositionen sind besser.<br />
Christian Steinbrink<br />
Deadbeat<br />
Journeyman’s Annual<br />
~scape / MDM<br />
Nach <strong>de</strong>m clubbigen<br />
»Mecca«-Trip auf <strong>de</strong>m Wagon-Repair-Label<br />
kehrt<br />
Deadbeat für sein neues Album<br />
auf ~scape wie<strong>de</strong>r auf die Langstrekke<br />
zurück. Die Stücke auf »Journeyman’s<br />
Annual« rangieren zwischen Dubstep und<br />
<strong>de</strong>m dunklen Dancehall dieser Tage,<br />
gleichzeitig gibt es Verbindungen zum<br />
digitalen Dub <strong>de</strong>r 90er (à la Dub Syndicate<br />
o<strong>de</strong>r Black Star Liner). Das Ganze ist<br />
monoton angelegt, fließt metallisch und<br />
for<strong>de</strong>rt mit subsonischen Bässen Bewegung.<br />
Genau so funktionieren auch<br />
Deadbeats Livesets. Sessioncharakter<br />
hat auch dieses Album: Nicht nur Maschinen<br />
kommen zum Einsatz, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Gitarren und Streicher, dazu Spoken<br />
Word im Gangstastyle von <strong>de</strong>n Kollegen<br />
Bubbz (Bristol), Moral Undulations (Ontario)<br />
und Jah Cutta (Montreal). Da liegt<br />
Frost auf <strong>de</strong>r Welt, man muss davon erzählen.<br />
Reis, Kartoffeln, gute Laune? Auf<br />
kuschelige Wintermusik war Deadbeat<br />
noch nie abonniert, also besser Mütze<br />
auf. Gegen En<strong>de</strong> dreht sich alles ein wenig<br />
im Kreis, wird aber vom Bonustrack,<br />
Deadbeats klirren<strong>de</strong>m Remix von Saul<br />
Williams’ Stigma-Song »Black Stacey«,<br />
wie<strong>de</strong>r angeschoben. Hendrik Kröz<br />
Dear Euphoria<br />
Dear Euphoria<br />
Stereo Test Kit<br />
Ja, sicher, das tut man nicht.<br />
Man fragt einen Künstler<br />
nicht nach <strong>de</strong>r Entstehung<br />
seines Pseudonyms. Bei <strong>de</strong>r<br />
Schwedin Elina Johansson a.k.a. Dear Euphoria<br />
konnte ich mich aber nur schwer<br />
zurückhalten, <strong>de</strong>nn ihre Songs klingen<br />
alles an<strong>de</strong>re als euphorisch. »My heart,<br />
there’s a constant longing that makes me<br />
weak«, haucht sie, nur von ihrem Klavierspiel<br />
begleitet, ab und zu gesellen sich<br />
Kontrabass, Orgel und zarte Percussion<br />
dazu. Das Album veröffentlichte Johansson<br />
bereits 2005 in Eigenregie; längst<br />
vergriffen, wird es nun bei Stereo Test<br />
Kit remastert und um vier Songs erweitert<br />
regulär auf <strong>de</strong>n Markt gebracht. Eine<br />
Chance für diejenigen, die bereits die Musik<br />
von Tori Amos, Kate Bush, Cat Power<br />
und Anna Ternheim ins Herz geschlossen<br />
haben. Einmal wagt Johansson <strong>de</strong>n Ausbruch,<br />
doch die rockigen Klänge von »Not<br />
Meant To Have It« stehen ihr nicht, verschrecken<br />
nur im Rahmen <strong>de</strong>r vorherrschen<strong>de</strong>n<br />
Melancholie wie die schrillen<br />
Klänge einer Alarmanlage in <strong>de</strong>r Nacht.<br />
Johannes Mihram<br />
Delbo<br />
Gran<strong>de</strong> Finesse<br />
Loob Musik / Universal<br />
»Gran<strong>de</strong> Finesse« ist die<br />
vierte Parallelwelt <strong>de</strong>s Trios:<br />
flüssig, glasklar, zwischendurch<br />
verstörend, am En<strong>de</strong><br />
trotz<strong>de</strong>m versöhnt. Zu <strong>de</strong>n bekannten Referenzen<br />
von frühen Blumfeld bis Karate<br />
gesellen sich nun auch die Beach Boys.<br />
Moment, die Beach Boys? Was verbin<strong>de</strong>t<br />
die herzlichst verkopften Indierocker aus<br />
Berlin mit <strong>de</strong>n kalifornischen Surfpoppern?<br />
Gar nichts, möchte man meinen ...<br />
Aber: »Pet Sounds war damals eine große<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Beach Boys«, erklärt<br />
Gitarrist und Produzent Tobias Siebert.<br />
»Sie arbeiteten mit Sounds von Coladosen,<br />
Fahrradklingeln, Kirchenorgeln<br />
und so Sachen. Ich empfin<strong>de</strong> unsere Offenheit<br />
zu zusätzlichen Instrumenten als<br />
ähnliche Entwicklung.« Die Ergänzungen<br />
<strong>de</strong>r mäan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Gitarrenwelten sind bei<br />
Delbo etwas konventioneller gewählt,<br />
trotz<strong>de</strong>m sehr effektvoll: Streicher und<br />
Bläser setzen auf »Gran<strong>de</strong> Finesse« angenehm<br />
farbige Akzente. Ohne die luftigen<br />
Kompositionen zu verkleistern, ohne<br />
sich mit Pauken und Trompeten als Neuerfindung<br />
feiern zu müssen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m, dieses Album ist ein gefühlt<br />
großer Schritt für Band und Hörer. Nach<br />
<strong>de</strong>n ergebnisoffenen Anfängen am äußersten<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ausklingen<strong>de</strong>n Jahrtausends,<br />
nach <strong>de</strong>m ambitionierten »Innen/Außen«<br />
(2003) und <strong>de</strong>n verdichteten<br />
»Havarien« (2006) schmeichelt sich<br />
»Gran<strong>de</strong> Finesse« langsam ein, rammt lächelnd<br />
einen Fuß in die Tür und möchte<br />
über Nacht bleiben. Eine Momentaufnahme:<br />
»Das Album ist für unsere Ohren viel<br />
luftiger und auf leichteren Füßen unterwegs,<br />
offener und mehr aus <strong>de</strong>m Bauch<br />
heraus«, sagt Sänger und Bassist Daniel<br />
Spindler. »Das ist aber auch ein Gefühl,<br />
das sich durch die ganze Entstehungszeit<br />
zieht. Es ging dieses Mal viel einfacher<br />
von <strong>de</strong>r Hand.« Die Texte bleiben gewohnt<br />
gehaltvoll, aufgela<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r ersten bis<br />
zur letzten Zeile: »Du verirrst dich nach<br />
wie vor innen wie außen. Wie in <strong>de</strong>r Zeichnung,<br />
die sich Jahr um Jahr erschließt.<br />
Darin die Sehnsucht nach <strong>de</strong>n Punkten<br />
und <strong>de</strong>n Orten. Und die Angst, sie eines<br />
Tages zu verlieren«, heißt es in »Belve<strong>de</strong>re«,<br />
einem Stück, das die Buellebruecker<br />
Studiowelt vielleicht am meisten <strong>de</strong>hnt.<br />
Das sei »einfach nicht mehr zu bremsen<br />
gewesen«. Delbo haben offensichtlich<br />
profitiert von <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>s »Berliner<br />
Un<strong>de</strong>rgrounds«, von <strong>de</strong>r Beteiligung<br />
an an<strong>de</strong>ren Projekten, vom Austausch mit<br />
befreun<strong>de</strong>ten Bands, von Tobias Sieberts<br />
Produzentenarbeit für Indie<strong>de</strong>utschland.<br />
Da müsste doch jetzt richtig was gehen,<br />
o<strong>de</strong>r? »Ach, man kann nieman<strong>de</strong>n zu seinem<br />
Glück zwingen«, sagt die Band.<br />
Christian Wessels
104 Probefahrt<br />
Diverse<br />
Monika Bärchen: Songs For<br />
Bruno, Knut & Tom<br />
Monika Enterprise / Indigo<br />
Monika wird zehn Jahre alt<br />
und feiert mit einem »Best<br />
Of«-Sampler zum Son<strong>de</strong>rpreis.<br />
Die 15 Nummern geben<br />
einen repräsentativen Einblick in <strong>de</strong>n<br />
Labelkosmos, <strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>re als eng gesteckt<br />
ist. Er reicht von Electropop, House<br />
und Post-Wave bis zu Lo-Fi-Folk, Wohnzimmer-Lounge<br />
und aufgekratztem Gitarrengeschrabbel.<br />
Die hier vertretenen<br />
KünstlerInnen dürften <strong>de</strong>m <strong>Intro</strong>-Publikum<br />
größtenteils bekannt sein, darunter<br />
die Quarks, Gudrun Gut, Michaela Melián,<br />
Robert Lippok und Barbara Morgenstern.<br />
Und obwohl das Monika-Programm stilistisch<br />
weit gestreut ist, gibt es doch so<br />
etwas wie einen ungefähren Label-Sound,<br />
<strong>de</strong>r stets warm und freundlich zum Verweilen<br />
einlädt, aber in all <strong>de</strong>n Jahren nie<br />
falsche Kuschel-Bedürfnisse bedient hat.<br />
Wenn es in <strong>de</strong>n Weiten <strong>de</strong>r Popgeschichte<br />
je so etwas wie eine Stammband gegeben<br />
haben sollte, auf die sich wohl alle Monika-KünstlerInnen<br />
einigen können, dann<br />
dürften das die Young Marble Giants sein<br />
– eine Referenz, die <strong>de</strong>utlich macht, wie<br />
nahe Wohlfühl-Pop und Experiment, Minimalismus<br />
und Ohrwurm-Qualität bei Monika<br />
beieinan<strong>de</strong>r liegen. Doch noch etwas<br />
ganz an<strong>de</strong>res zeichnet das von Gudrun<br />
Gut gegrün<strong>de</strong>te Label aus: Monika betreibt<br />
seit zehn Jahren vorbildliche Netzwerk-Arbeit.<br />
Wie selbstverständlich (was<br />
aber lei<strong>de</strong>r längst nicht überall selbstverständlich<br />
ist) gibt Monika Künstlerinnen<br />
im noch immer von Männern dominierten<br />
Gewerbe eine Plattform – darunter jüngst<br />
erst <strong>de</strong>r großartigen Milenasong –, ohne<br />
dabei willkürlich vorzugehen (nicht das<br />
biologische Geschlecht zählt, son<strong>de</strong>rn<br />
die Qualität <strong>de</strong>r Musik) o<strong>de</strong>r männliche<br />
Künstler auszugrenzen. Dieser undogmatische,<br />
aber doch nach Außen hin klar erkennbare<br />
Ansatz macht Monika zu einem<br />
<strong>de</strong>utschen Pendant von Kill Rock Stars,<br />
zu einem unverzichtbaren Label, das hoffentlich<br />
noch mehr als weitere zehn Jahre<br />
durchhält!<br />
Martin Büsser<br />
The Mars Volta<br />
ALIEN VS. PREDATOR<br />
David gegen Goliath, Hörer gegen Mars Volta. Run<strong>de</strong> vier. Die Meinungsfront zu<br />
dieser Band scheint mittlerweile in <strong>de</strong>n Stellungskrieg übergegangen zu sein.<br />
D<br />
ie einen kapitulieren nachhaltigst vor <strong>de</strong>n<br />
größenwahnsinnig-redundanten Kompositionen<br />
von Superhirn Omar Rodriguez-Lopez,<br />
die an<strong>de</strong>ren geben nicht auf, es gut zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Daran wird auch »The Bedlam In Goliath« garantiert<br />
nichts än<strong>de</strong>rn, obwohl TMV ten<strong>de</strong>nziell wie<strong>de</strong>r etwas mehr<br />
nach dieser einen Vorgängerband aus <strong>de</strong>m Rock-Action-<br />
Keller klingen. Wie hieß die noch einmal? Na Prost. Je<strong>de</strong>nfalls<br />
interessant, dass sich selbst TMV bei ihrer scheinbar<br />
grenzenlosen Abgefahrenheit irgendwann im Kreise drehen.<br />
Natürlich ist es immer noch maßstabslos verkomplizierter<br />
Salsa-Prog mit orientalischem Setting und Alien-vs.-Predator-Soundscapes.<br />
Nur wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen überbor<strong>de</strong>nd viele<br />
Songi<strong>de</strong>en im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vorgängern konsequent<br />
durch straighte Rockelemente zusammengehalten,<br />
die einen während <strong>de</strong>s 76-minütigen Tollhauses tatsächlich<br />
atemlos fesseln. Richtig gehört: ROCK. Rodriguez-Lopez<br />
und Cedric Bixler schenken <strong>de</strong>n Rockfabriken landauf, landab<br />
mit »Wax Simulacra« sogar eine echte Single mit 2:40<br />
Minuten Spielzeit. Vielleicht ist an <strong>de</strong>m Promo-Märchen<br />
mit <strong>de</strong>m okkulten Hexenbrett, das <strong>de</strong>r Band angeblich die<br />
Lyrics zum Album diktiert und dafür die ganze Mannschaft<br />
mit Schikanen in <strong>de</strong>n Wahnsinn (ha!) getrieben hat, doch<br />
Diverse<br />
Tonangeberei.<br />
Songs für je<strong>de</strong>s Alter ab 3<br />
Trikont / Indigo<br />
»Won, two, srie, four!« zählen<br />
die Five Devils ein. Und<br />
eröffnen damit dieses »extra<br />
nicht pädagogisch wertvoll<br />
aufgewärmte« Album für Hörerinnen<br />
und Hörer im Alter von 3 bis 66. Viele <strong>de</strong>r<br />
zumeist in Berlin o<strong>de</strong>r Hamburg leben<strong>de</strong>n<br />
MusikerInnen auf diesem Album<br />
sind inzwischen selbst Eltern, wie auch<br />
Berna<strong>de</strong>tte La Hengst, die diese Compilation<br />
zusammengestellt hat und mehrfach<br />
vertreten ist (solo o<strong>de</strong>r mit ihrer alten<br />
Band Die Braut Haut Ins Auge und<br />
<strong>de</strong>m wun<strong>de</strong>rbaren Stomper »Schlechte<br />
Laune«). Zu hören sind 22 Lie<strong>de</strong>r und<br />
Hörspielcollagen, die wild durch sämtliche<br />
Musikrichtungen streifen und die<br />
Grenzen zwischen Erwachsensein und<br />
Kindlich’n’Kindischkeit zum Fließen bringen.<br />
Herausragend sicher »Neunmalklug«,<br />
ein Zweiteiler mit Heinz Strunk,<br />
»Eine Biene ist im Haus« von Knarf Rellöm<br />
With The Shi Sha Shellöms, bei <strong>de</strong>m kin<strong>de</strong>rliedartig<br />
drei Stimmen übereinan<strong>de</strong>r<br />
liegen und nur spärlich Instrumente hinzukommen.<br />
O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgeburtstag<br />
ältlicher Styler namens »Robag Wruhme<br />
feat. Helge Schnei<strong>de</strong>r, Rocko Schamoni,<br />
Lenja, Fina & Dorle«, die ein verrückt-flottes<br />
Jazz-Stückchen namens<br />
»Katze geil« aus <strong>de</strong>n Ärmeln schütteln.<br />
Housy kommt eine Zusammenarbeit von<br />
Chicks On Speed & Ted Gaier With A Scholar<br />
And A Physician daher. Dazu kann die<br />
ganze Familie gleich noch Home-Aerobic<br />
betreiben. Lustig auch Rocko Schamoni<br />
als »HipHop Daddy«, <strong>de</strong>r dabei mehr nach<br />
Dandy klingt. Ja, und Cow sollte ich noch<br />
erwähnen und natürlich die Lassie Singers,<br />
ach, muss man vielleicht doch alles<br />
besser selbst mal hören. Denn eine Compilation,<br />
die die gebeutelte Elternschaft<br />
für restlinke Stylerkreise so aktiv und beseelt<br />
unterfüttert, ist zumin<strong>de</strong>st eins: keine<br />
Stangenware. Barbara Schulz<br />
etwas dran. Da fragen wir am besten noch einmal bei Cedric<br />
nach, bevor wir Goliath mit einem gezielten Steinwurf<br />
gegen die Stereoanlage ausschalten und besiegen.<br />
Gab es einen Punkt, an <strong>de</strong>m ihr euch mit weltlichem Verstand<br />
nicht mehr erklären konntet, was das Hexenbrett<br />
mit euch angestellt hat? Ja. Für mich war es <strong>de</strong>r Nervenzusammenbruch<br />
unseres Toningenieurs, <strong>de</strong>r uns zuvor über<br />
vier Jahre begleitet hatte. Er war eine Person, die wusste,<br />
wie die Songs klingen mussten, ohne sich mit <strong>de</strong>n Inhalten<br />
auseinan<strong>de</strong>rsetzen zu müssen. Er beschuldigte uns in<br />
einem manischen Zustand, dass wir mit unserer Musik eine<br />
Art Höllenmaschine erzeugen wür<strong>de</strong>n.<br />
Sind auch wir bei zu intensivem Hören von »The Bedlam<br />
In Goliath« Gefahren durch das Hexenbrett ausgesetzt?<br />
Nein. Das Album ist das Gegengift, und das »Ouija-Brett«<br />
war die Schlange. Wenn du von <strong>de</strong>r Schlange gebissen wirst,<br />
brauchst du ein Serum. Das ist das Album: ein Heilmittel.<br />
Und was sagt ihr, wenn sich viele eurer jungen Fans jetzt<br />
solche Hexenbretter besorgen und ebenfalls durchdrehen?<br />
Das ist Rock’n’Roll.<br />
Christoph Dorner<br />
The Mars Volta »The Bedlam In Goliath« (Universal)<br />
Diverse<br />
Shots – 8MM Music 2002-2007<br />
8MM Musik / Cargo<br />
Die kleine 8MM-Bar aus Berlins<br />
Schönhauser Allee hat<br />
einfach mal gefragt. Ob einige<br />
<strong>de</strong>r Bands, die in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren durch <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n getaumelt<br />
sind, Lust auf eine Compilation<br />
hätten. Die vom hauseigenen Label 8MM<br />
Musik mussten natürlich sowieso. Aber<br />
auch Julia Hummer (»Freaks«), Tarwater<br />
(»Dreams Are For Those Who Sleep«) und<br />
Swearing At Motorists (»Mercury Poisoning«)<br />
haben sich für <strong>de</strong>n 15-Track-Sampler<br />
platzieren lassen. Dazwischen kieksen<br />
WG (vä-gä) mit weiblichem Doppelgesang<br />
zu rumpeligem Kellerbeat, Singapore<br />
Sling nehmen es in »Sugar« mit<br />
<strong>de</strong>n Jesus And Mary Chain auf, ET Tumason<br />
zelebriert gekonnt <strong>de</strong>n Delta-Blues,<br />
und Virgin Tongues zeigen, wie man Brian<br />
Jonestown Massacre und Ri<strong>de</strong> zu einem<br />
Cocktail mixt. Sympathische Sammlung<br />
also, die in ihrer Subjektivität nicht zwischen<br />
Tonstudio und Probekeller unterschei<strong>de</strong>t<br />
und geduldig <strong>de</strong>m huldigt, was<br />
man in Garagen außer Parken noch so alles<br />
anstellen kann. Klaas Tigchelaar
Probefahrt<br />
105<br />
The Dunes<br />
Socializing With Life<br />
&<br />
Grand PM<br />
Party In Your Basement<br />
Bei<strong>de</strong> Curve / Al!ve<br />
In amerikanischen Sitcoms<br />
gilt Frankreich gemeinhin<br />
als das Letzte, als <strong>de</strong>r Comic-Reflief<br />
für alles, was<br />
peinlich und doof rüberkommen soll.<br />
Ähnlich schlecht weg kommt nur noch<br />
<strong>de</strong>r ungeliebte Bru<strong>de</strong>r Kanada. Musikalisch<br />
ist diese South-Park’sche Schießbu<strong>de</strong>nhaftigkeit<br />
allerdings schon längst<br />
überwun<strong>de</strong>n. Kanada hat seine eigenen<br />
Fächer, hatte seinen Electro-Boom mit<br />
Akufen und seine Kollektiv-Wun<strong>de</strong>r von<br />
Broken Social Scene bis Arca<strong>de</strong> Fire. Und<br />
so strömten zuletzt immer neue Bands<br />
aus <strong>de</strong>m großen Landmassiv. Alle muss<br />
man sich nicht merken, mit The Dunes<br />
und Grand PM ist man allerdings (halb)<br />
auf <strong>de</strong>r sicheren Seite. The Dunes aus<br />
Toronto <strong>de</strong>bütieren ziemlich abgehangen<br />
auf »Socializing With Life«. Lässig<br />
britischer Gitarrenpop, <strong>de</strong>r die Oberfläche<br />
aber immer wie<strong>de</strong>r verlassen kann<br />
und tief abtaucht. Grand PM stammen<br />
ebenfalls aus Toronto und haben weit<br />
mehr Show Off als ihre Kollegen in ihren<br />
Sound eingebaut. Poser-Schlock-Rock<br />
mit einem leicht wavigen Keyboard, das<br />
<strong>de</strong>n Beat vorgibt. Bestenfalls klingt das<br />
nach The Killers o<strong>de</strong>r Bondage Fairies,<br />
mitunter aber auch bisschen cheap. Mit<br />
The Dunes ist <strong>de</strong>r Indie-Connaisseur in<br />
je<strong>de</strong>m Fall besser beraten als mit <strong>de</strong>m<br />
hemdsärmeligen Kollegen. Sandra Brosi<br />
Alec Empire<br />
The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of Heaven<br />
Eat Your Heart Out / Rough Tra<strong>de</strong><br />
Der revolutionäre Empire-Gestus<br />
und das Zelebrieren<br />
<strong>de</strong>r (Selbst-) Zerstörung<br />
scheinen vorbei zu<br />
sein. Auch wenn »The Gol<strong>de</strong>n Foretaste Of<br />
Heaven« zumin<strong>de</strong>st nominell Parallelen<br />
zu <strong>de</strong>m extrem Noise-lastigen Werk aus<br />
<strong>de</strong>m Jahre 1998 »The Curse Of The Gol<strong>de</strong>n<br />
Vampire« aufweist, ist diesmal alles<br />
an<strong>de</strong>rs auf Alec Empires neuestem Album.<br />
Denn spätestens, wenn man sich<br />
bei <strong>de</strong>m vierten Track »1000 Eyes« plötzlich<br />
an Velvet Un<strong>de</strong>rgrounds »Heroin« erinnert<br />
fühlt, weiß man: Es ist Rockmusik.<br />
Viele alte Fans wer<strong>de</strong>n sich verwun<strong>de</strong>rt<br />
die Augen reiben und ihren Ohren nicht<br />
trauen, aber hier geht es um die Neucodierung<br />
<strong>de</strong>s alten Bastards Rock’n’Roll.<br />
Das, was sonst Gitarrenriffs übernehmen,<br />
machen hier zumeist Synthies o<strong>de</strong>r<br />
die angezerrte 808 Bassdrum, hier und<br />
da ufert es ein wenig in Lärm aus, aber<br />
sehr reduziert. Natürlich ist dieser Ansatz<br />
nicht völlig neu, aber sehr gut umgesetzt.<br />
Hier reihen sich übersteuerte, aber echte<br />
Hits aneinan<strong>de</strong>r. Zumin<strong>de</strong>st Hits für die<br />
tanzbare Indie-Disco. »The Gol<strong>de</strong>n Foretaste<br />
Of Heaven« ist <strong>de</strong>r böse, dunkle<br />
Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Electroclash-Weichspüler-<br />
Fraktion.<br />
Thomas Bläsen<br />
Michael Franti<br />
Love Kamikaze<br />
O-Tone Music / E<strong>de</strong>l<br />
Nach Politik jetzt also Sex.<br />
Hatte sich Michael Franti,<br />
Rapper und Sänger <strong>de</strong>r<br />
Band Spearhead (und früher<br />
The Disposable Heroes Of Hiphoprisy),<br />
zuletzt auf Alben wie »Stay Human« und<br />
»Yell Fire!« eher von <strong>de</strong>r sozial engagierten<br />
Seite gezeigt, geht’s diesmal in erster<br />
Linie um Liebe und Liebemachen. Wobei<br />
»diesmal« natürlich nicht stimmt: Denn<br />
»Love Kamikaze« vereint, wie <strong>de</strong>r Untertitel<br />
»The Lost Sex Singles & Collector’s<br />
Remixes« schon verrät, zum Teil schon<br />
vor Jahren liegen gebliebenes Material,<br />
das aus diversen Grün<strong>de</strong>n nicht auf die<br />
Vorgänger-Werke draufkam. Musik, um<br />
Liebe dazu zu machen – inklusive sonorer<br />
Männerstimme und heavy Breathing<br />
von weiblicher Seite –, ist auch drauf, ist<br />
aber nicht alles. Es gibt Sozialkritisches<br />
wie etwa einen Remix von »Stay Human«.<br />
Wie oft bei Raritätenalben ist jedoch<br />
nicht alles von bester Qualität, nur<br />
Weniges kann sich mit <strong>de</strong>n Songs von<br />
»Yell Fire!« messen, mal ausgenommen<br />
<strong>de</strong>r drum’n’bassige Reggae »I Wish That I<br />
Could Be You« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r triphoppige Soul-<br />
Crooner »Ganja Babe«. Frank Schuster<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head! You Will<br />
Get Well Soon<br />
City Slang / Universal<br />
Man soll ja mit <strong>de</strong>m Ausdruck<br />
Wun<strong>de</strong>rkind geizen.<br />
Aus Rücksicht auf Wun<strong>de</strong>rkin<strong>de</strong>r,<br />
die wie Jahrmarktsäffchen<br />
in aller Öffentlichkeit mit ihren<br />
Kunststückchen vorgeführt wer<strong>de</strong>n, als<br />
wäre je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r halbwegs was draufhat,<br />
schon ein Mozart. Doch <strong>de</strong>r erst 25-jährige<br />
Konstantin Gropper, <strong>de</strong>r sich hinter<br />
<strong>de</strong>m Namen Get Well Soon versteckt, fällt
106 Probefahrt<br />
≥ unter diese Kategorie. Mit fünf spielte<br />
er Cello, mit 14 hatte er seine erste Band,<br />
und gleich sein Debüt ist ein kleiner Geniestreich,<br />
klingt so ausgereift und voller<br />
Bezüge in die Popvergangenheit und -gegenwart,<br />
dass man das Gefühl hat, <strong>de</strong>r<br />
junge Oberschwabe sei bereits ein alter<br />
Songschreiber-Hase. Referenzen in Groppers<br />
instrumentenreichem Klangkosmos,<br />
<strong>de</strong>n er fast alleine in seinem Heimstudio<br />
eingespielt hat, sind Leonard Cohen, Radiohead,<br />
Benjamin Biolay, Bright Eyes und<br />
vieles mehr aus <strong>de</strong>m nach<strong>de</strong>nklichen, melancholischen,<br />
angefolkten Crooner- und<br />
Heulsusen-Ressort. Niemals verfällt Get<br />
Well Soon jedoch <strong>de</strong>r bloßen Imitation. Es<br />
ist ein bewusstes, zitatenreiches Mitbauen<br />
am großen, seit Generationen entstehen<strong>de</strong>n<br />
»Tower Of Song«. Und dieser erhält<br />
mit »Rest Now, Weary Head!« einen<br />
wahrlich großen Stein. Frank Schuster<br />
Helen Love<br />
It’s My Club And I’ll Play What I<br />
Want To<br />
Elefant / Rough Tra<strong>de</strong><br />
Oh, wie süß! Endlich ein Album,<br />
das hält, was es verspricht.<br />
Schon auf <strong>de</strong>m Cover<br />
dieser CD tummeln sich<br />
niedliche Anime-Punks in einer bunten<br />
Discowelt; allen voran die rotschöpfige<br />
DJ-Frau im Ramones-T-Shirt. Das Universum<br />
<strong>de</strong>r Band, um die es hier geht, könnte<br />
kaum simpler gestrickt sein: ein wenig<br />
Sommer, Sonne und Surfen, viel Liebe,<br />
Disco und Jugend und ganz viel Joey Ramone<br />
– mehr braucht es in diesem Universum<br />
nicht. Eine Band zum Knud<strong>de</strong>ln,<br />
die wohl <strong>de</strong>n süßesten Bubblegum-Disco-Punk<br />
zurzeit macht. Textauszug gefällig?<br />
»She met him 1980 in a school disco<br />
/ He kissed her for the first time / On the<br />
last bus home / He said You’ll be Debbie<br />
Harry / I’ll be Joey Ramone.» Natürlich<br />
ist die Frage berechtigt, ob es eines solchen<br />
als Indie-Band getarnten Ramones-<br />
Fanclubs überhaupt bedarf. Die Antwort<br />
ist aber ebenso ein<strong>de</strong>utig. Denn so simpel<br />
das Ganze auch sein mag, so charmant<br />
ist es auch. Zumal Helen Love bereits<br />
seit <strong>de</strong>n frühen 90er-Jahren diese<br />
sympathisch ehrliche Fanattitü<strong>de</strong> vertreten<br />
– lange bevor Ramones-T-Shirts<br />
als Mo<strong>de</strong>accessoires bei H&M verkauft<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Manuel Czau<strong>de</strong>rna<br />
Miss Kittin<br />
HELLO MISS KITTY STRANGE<br />
Von wegen Sister of Mercy. Miss Kittin kennt keine Gna<strong>de</strong> mit Retro. Dank Witchcraft<br />
ravet sie auf <strong>de</strong>n Flügeln <strong>de</strong>r 80er durch Goth-Kathedralen ins Zentrum <strong>de</strong>r<br />
düsteren Gegenwart. »Emily«-Zeichner Rob Reger liefert die dazu passen<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r.<br />
T<br />
röstlich, dass eine Ära nach kollektivem,<br />
vom Markt diktiertem Revisiting auch wie<strong>de</strong>r<br />
brauchbar wird für ganz persönliche Gefühle<br />
in einer vom Allgemeinplatz überschatteten<br />
Nische. Die 60er, 70er und 80er kamen ja schon ein<br />
paar Mal zurück, Letztere allerdings nie so schön intensiv<br />
wie im Soundtrack zu Richard Kellys »Donnie Darko« (nicht<br />
umsonst ein Film über Zeitreisen, Liebe, Tod und Katzenjammer<br />
...). Im letzten Jahr hat Robyn mit ihren auf Herzschlag<br />
getunten Eighties-Collagen zwischen früher Madonna<br />
und Lisa Dalbello plus kühler Wave-Ästhetik ein Album<br />
hingelegt, das <strong>de</strong>m von manchem Hype gehörnten Autor<br />
dieser Zeilen die im Sinne <strong>de</strong>r Popweisheit verschwen<strong>de</strong>ten<br />
Lebensjahre rauschhaft durch die Glie<strong>de</strong>r trieb wie ein<br />
beflügelter Home-Run über eine Rolltreppe gegen die Laufrichtung<br />
– irgendwie passend, stellt doch eine Rolltreppe<br />
nach Hei<strong>de</strong>gger das lineare und kreisrun<strong>de</strong> Verstreichen<br />
<strong>de</strong>r Zeit gleichsam dar, wobei die Kreisbewegung im Verborgenen<br />
bleibt.<br />
Im Verborgenen <strong>de</strong>r Nacht bewegen sich auch gerne Miss<br />
Kittin und ihre Schwester, die von Rob Reger ans Licht <strong>de</strong>r<br />
Welt gesetzte Comicfigur »Emily The Strange«. Und sie kreisen<br />
um sich selbst, wie unangepasste Mädchen das eben<br />
gerne tun. Die bei<strong>de</strong>n haben sich aber insoweit vom Fleck<br />
gerührt, dass sie nun endlich bei Tage aufeinan<strong>de</strong>rtreffen<br />
Jackie-O Motherfucker<br />
Valley Of Fire<br />
Textile / Cargo<br />
»Sing your own song and<br />
play your own music. You<br />
are a natural born music<br />
maker and a chief musician<br />
of your life ... so lift your own voice and<br />
sing!« quäkt die immer hysterischer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Stimme von Eva Salens über eine<br />
hypnotische Klangfläche. Der Text, entliehen<br />
von einem Wan<strong>de</strong>rprediger in Virginia,<br />
ist ein weiteres Manifest <strong>de</strong>s Versuchs<br />
von JOMF, spirituelle Elemente<br />
personalisiert in Musik Raum zu geben.<br />
Analog dazu trifft im Opener »Sing« <strong>de</strong>s<br />
mittlerweile 13. Albums <strong>de</strong>r Free-Form-<br />
Impro/Free-Folk-Combo um Tom Greenwood<br />
Besen auf Snare, wird kurz weggeschlossen,<br />
um sich danach nur nachhaltiger<br />
zu befreien. Zusammen mit <strong>de</strong>m<br />
20-minütigen »We Are«, einer zunächst<br />
schillern<strong>de</strong>n, krautrockig wabern<strong>de</strong>n<br />
Improvisation mit Live-Charakter, die<br />
im weiteren Verlauf zunächst »entleert«<br />
und dann zunehmend von wuchern<strong>de</strong>n<br />
elektronischen Schichten überfrachtet<br />
wird, bil<strong>de</strong>t »Sing« die Klammer um<br />
das an<strong>de</strong>re En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Albums, zwei kurze<br />
Folksongs: <strong>de</strong>n Titeltrack, <strong>de</strong>r mit flächigem<br />
Keyboard überaus gesättigt daherkommt,<br />
und »The Tree«, das durch seine<br />
leichte Unexaktheit und schnarren<strong>de</strong><br />
Gitarrensaiten besticht. Nicht nur das<br />
Wechselspiel von Improvisaton/Struktur,<br />
Dynamik/Song, Fläche/Percussion<br />
ist sehr stimmig, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r bislang<br />
verfolgte Ansatz, Traditionals/Spirituals<br />
wie hier in »Sing« nur noch als Vocal-Element<br />
unmittelbar in Improvisatorisches<br />
einzubetten.<br />
Joachim Henn<br />
konnten. Reger zeichnet verantwortlich für die Fle<strong>de</strong>rmäuse<br />
auf <strong>de</strong>m Cover zu Miss Kittins zweitem Soloalbum »Batbox«,<br />
die Emily-Ästhetik ist unverwechselbar. Und die französische<br />
Chanteuse, DJ, Produzentin, Performerin Caroline<br />
Hervé haucht gleich im Opener was von schlafen<strong>de</strong>n Vampiren<br />
und Hexen, die die Macht übernehmen. Wer nicht sofort<br />
Trockennebel in gotischen Kathedralen riecht, <strong>de</strong>m sollen<br />
Scherenhän<strong>de</strong> wachsen. Beruhigend, dass wir es eher mit<br />
einem Komplementärstück zu Robyn zu tun haben, mit ausgefeilten<br />
tanzbaren Popstücken samt allen jetzt zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n Mitteln auf <strong>de</strong>r Basis tief eingeatmeter früher<br />
I<strong>de</strong>ale – und nicht etwa mit gepimptem EBM ohne Rückfahrkarte<br />
ins dritte Jahrtausend. Eiskalte Handclaps, Bässe<br />
wie Schläge ins Gesicht, Kick-Ass-Lyrics: »Batbox« verhält<br />
sich zu trashigem Electroclash wie die Violent Femmes<br />
zu <strong>de</strong>n Straßenkapellen auf <strong>de</strong>r Kölner Schil<strong>de</strong>rgasse. Und<br />
wenn im Song »Pollution Of The Mind« Anne Clark und Ofra<br />
Haza miteinan<strong>de</strong>r zu verschmelzen scheinen, ist es doch<br />
bloß eine sehr geistesgegenwärtige Miss Kittin, die sich die<br />
Pfötchen leckt und die Krallen ausfährt. Sicher nicht nur<br />
für mich die Platte <strong>de</strong>s Monats.<br />
Wolfgang Frömberg<br />
Miss Kittin »Batbox« (Nobody’s Bizzness / Groove Attack / VÖ 01.02.)<br />
Home Of The Lame<br />
Sing What You Know<br />
Grand Hotel Van Cleef / Indigo<br />
Hm, irgendwie etwas langweilig,<br />
aber ganz nett. Nee,<br />
kann ja nicht sein. Am besten<br />
noch mal von vorne hören.<br />
Ja, schon besser. Definitiv mehr als<br />
nett. Aber geht da noch mehr? Noch einmal<br />
von vorne. Yes, da ist es! Dass Felix<br />
Gebhard ein großartiger Singer- und Songwriter<br />
an <strong>de</strong>r Akustikgitarre ist, wussten<br />
wir ja dank Thees Uhlmann, <strong>de</strong>r ihn zuerst<br />
als Support für Tomte und dann für<br />
sein Grand-Hotel-Van-Cleef-Label verpflichtete,<br />
schon länger. Dass Felix Gebhard<br />
aber noch mehr draufhat als nur <strong>de</strong>n<br />
einsamen Wolf an <strong>de</strong>r Gitarre, konnten wir<br />
bisher nur erahnen. Die Gewissheit darüber<br />
gibt es jetzt – spätestens nach <strong>de</strong>m<br />
dritten Hören seines neuen Albums. Denn<br />
für dieses hat <strong>de</strong>r gebürtige Hannoveraner,<br />
<strong>de</strong>r mal in Schwe<strong>de</strong>n, mal in Hamburg<br />
anzutreffen ist, eine Band um sich<br />
versammelt. Und die steht ihm richtig<br />
gut. Home Of The Lame sind jetzt auch
Probefahrt<br />
107<br />
Alex Böll (Bass), Christian Hake (Schlagzeug)<br />
und Ingo Schrö<strong>de</strong>r (Gitarre). Zusammen<br />
spielen sie lupenreine Popsongs, die<br />
im Gegensatz zum einsamen Vorgänger<br />
»Here, Of All Places« auch mal rocken<br />
dürfen. In Kombination mit <strong>de</strong>r aufwendigeren<br />
Produktion ergeben sich so spätestens<br />
nach ein paar Rotationen sehr<br />
schöne und radiotaugliche Hits, wie zum<br />
Beispiel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Sixties Respekt zollen<strong>de</strong><br />
Opener »Old Songs« o<strong>de</strong>r das radioskeptische<br />
»The Radio«. Das Ganze klingt dabei<br />
immer noch so angenehm amerikanisch,<br />
wie es wohl sonst keine <strong>de</strong>utsche Band<br />
hinbekommt. Ein Album, <strong>de</strong>tailverliebt instrumentiert,<br />
mit viel Raum zum Ent<strong>de</strong>kken.<br />
Ihr seid dran. Manuel Czau<strong>de</strong>rna<br />
Jeru The Damaja<br />
Still Rising<br />
Ashenafi / Indigo<br />
Gero <strong>de</strong>r Zermatscher ist<br />
wie<strong>de</strong>r da! Und unter ästhetischen<br />
Gesichtspunkten<br />
geht es tatsächlich noch<br />
immer aufwärts mit <strong>de</strong>m Propheten aus<br />
Brooklyn. Technisch, inhaltlich und überhaupt<br />
– <strong>de</strong>r MC treibt es auf »Still Rising«<br />
in seiner Disziplin zu nichts Geringerem<br />
als echter Meisterschaft. Ob es um die<br />
Geschichte <strong>de</strong>r Ausbeutung Afrikas, um<br />
Quantensprünge, seine eigenen Ehrfurcht<br />
gebieten<strong>de</strong>n Kompetenzen o<strong>de</strong>r<br />
eine sarkastische Entschuldigungsarie<br />
an <strong>de</strong>n (hoffentlich fiktiven) Sohn geht,<br />
Jerus erzählerisches Talent ist noch größer<br />
als sein Ego, voll Witz und so stringent,<br />
dass man keine Sekun<strong>de</strong> auch nur<br />
daran <strong>de</strong>nkt, <strong>de</strong>n Skipknopf zu berühren.<br />
Gleichzeitig ist Luis »Sabor« Tineos<br />
Produktion ein Musterbeispiel für Effizienz<br />
und Stilsicherheit. Keine millionenschwere<br />
Schießbu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn Beats, die<br />
so auf <strong>de</strong>n Solar Plexus drücken, dass du<br />
dich bald fühlst wie <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>n sie<br />
Pferd nannten. Volle Punktzahl. Lang<br />
lebe HipHop! Frie<strong>de</strong>. Martin Riemann<br />
Joe Lally<br />
Nothing Is Un<strong>de</strong>rrated<br />
Dischord / Southern / Al!ve<br />
Ein Fotobuch. Immerhin etwas,<br />
das zum 20-jährigen<br />
Bühnenjubiläum Fugazis im<br />
September letzten Jahres<br />
einigermaßen autorisiert veröffentlicht<br />
wur<strong>de</strong> (und zwar von Glen E. Friedman und<br />
zu beziehen über Dischord). Abgesehen<br />
davon müssen wir uns seit <strong>de</strong>r bis dato<br />
letzten Fugazi-Show 2002 weiter mit Nebenprojekten<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
besten Postcore-Band aller Zeiten begnügen,<br />
auch wenn die es in aller Regel in sich<br />
haben. So auch »Nothing Is Un<strong>de</strong>rrated«,<br />
das Zweitwerk <strong>de</strong>s Bassisten Joe Lally.<br />
Der hat sich mittlerweile vollständig von<br />
»-core« im Sinne von »hart« abgewandt.<br />
Seine neue Platte ist ein ungewöhnlicher<br />
Twist aus sehr reduzierten Folk-Songs,<br />
fragmentarisch klingen<strong>de</strong>n, vertrackten<br />
Mathrock-Nummern und einem gehörigen<br />
Jazz-Vibe. Der Grundton <strong>de</strong>r Platte<br />
ist ein leiser, natürlich nicht, ohne <strong>de</strong>n Hörer<br />
mittels vielschichtiger Arrangements<br />
und Strukturen herauszufor<strong>de</strong>rn. Lallys<br />
beson<strong>de</strong>re Qualität liegt – ganz typisch<br />
für einen Bassisten – in seiner sehr variantenreichen<br />
Dynamik und – typisch für<br />
Fugazi – in <strong>de</strong>n so <strong>de</strong>utlichen wie politisch<br />
engagierten Texten. Aber auch ab davon<br />
ist »Nothing ...« beson<strong>de</strong>rs, nämlich gesegnet<br />
mit <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rsamen Ambivalenz,<br />
zu gleichen Teilen ein gekonntes Songwriter-<br />
und ein entspanntes und dynamisch<br />
variables Jazzalbum gewor<strong>de</strong>n zu sein.<br />
Selbst wenn statt<strong>de</strong>ssen ein neues Fugazi-Meisterwerk<br />
herausgekommen wäre<br />
– auf »Nothing ...« wollte man dafür nur<br />
schwerlich verzichten.<br />
Christian Steinbrink<br />
Justus Köhncke<br />
Safe And Sound<br />
Kompakt<br />
Für Justus Köhnckes voriges<br />
Album, »Doppelleben«,<br />
musste aufgrund <strong>de</strong>s hohen<br />
Textanteils eigens ein neues<br />
Genre namens »Schlagertechno« erfun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Dem Nachfolger »Safe And<br />
Sound« dagegen kann man gut und gerne<br />
<strong>de</strong>n »For Club Use«-Stempel verpassen.<br />
Nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Job <strong>de</strong>s Disco-Troubadours<br />
an sein Alias Kinky Justice abgegeben<br />
hat, präsentiert Justus Köhncke<br />
auf seinem neuen Album unter eigenem<br />
Namen eine facettenreiche Ansammlung<br />
meist instrumentaler Tracks für die Tanzfläche.<br />
<strong>Als</strong> programmatisch für dieses<br />
62-minütige Song-Paket könnte man<br />
<strong>de</strong>n Titel <strong>de</strong>s dritten Stücks, »Love And<br />
Dancing«, sehen, benannten so doch seinerzeit<br />
The Human League ihr Instrumental-Album.<br />
Und wo wir schon beim Thema<br />
Vergangenheits-Bezüge angelangt<br />
sind: Natürlich bleibt <strong>de</strong>r Kölner Produzent<br />
und DJ auf »Safe And Sound« seinem<br />
stark referenziellen und zitatreichen<br />
Ansatz treu. So erfährt nicht nur Grace<br />
Jones (bzw. ihr Produzent Trevor Horn)<br />
mit <strong>de</strong>m Titel »Yacht« eine grandiose ≥
Das UK #1 Album „The Trick To Life“<br />
inkl. <strong>de</strong>r Hit-Single „Worried About Ray“<br />
Ab <strong>de</strong>m 25.01.2008 erhältlich.<br />
Mehr Infos:<br />
www.thehoosiers.<strong>de</strong><br />
Auch als Musicbon<br />
zum Downloa<strong>de</strong>n und<br />
Streamen <strong>de</strong>s Albums verfügbar.<br />
Mehr Infos zum neuen Musikformat unter:<br />
www.musicbon.<strong>de</strong><br />
≥ technoi<strong>de</strong> Huldigung, auch <strong>de</strong>m in letzter Zeit wie<strong>de</strong>r<br />
stark ins Clubber-Bewusstsein gerückten Krautrock<br />
setzt er mit <strong>de</strong>m Cover von Michael Rothers »Feuerland«<br />
ein (weiteres) zeitgemäßes Denkmal. Genau wie auf <strong>de</strong>r<br />
»Feuerland«-12-Inch dominieren auf <strong>de</strong>m Album die stilistischen<br />
Kontraste: Es bedarf schon <strong>de</strong>r Unerschrokkenheit<br />
eines Justus Köhncke, <strong>de</strong>n »Rock-Impressionismus«<br />
von »Feuerland« auf <strong>de</strong>n eingängigen und hitverdächtigen<br />
funky Sample-House von »Parage« prallen<br />
zu lassen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m entspannten »(It’s Gonna Be) Alright«<br />
<strong>de</strong>n düster-enigmatischen Detroit-Kracher »$26«<br />
gegenüberzustellen. Sein typischer Sound erfährt also<br />
eine willkommene Erweiterung, die weniger irritierend<br />
wirkt als einst <strong>de</strong>r eingangs erwähnte Schlager-Touch.<br />
Dass wir es bei alle<strong>de</strong>m immer noch mit einem sehr nach<br />
Kompakt klingen<strong>de</strong>n Album zu tun haben, ist nicht zuletzt<br />
<strong>de</strong>n drei ruhigeren, teilweise ganz vom Beatkorsett<br />
befreiten Stücken (man könnte sie »Pop-Ambient« nennen)<br />
zu verdanken. Einzig einen Über-Hit wie »Timeco<strong>de</strong>«<br />
bleibt uns <strong>de</strong>r bärtige Discoteer diesmal schuldig. Trotz<strong>de</strong>m:<br />
Justus Köhncke ist immer noch <strong>de</strong>r vielseitigste<br />
und schillerndste Pop-Recycler dieses Disco-Universums<br />
– und bleibt es hoffentlich auch in Zukunft.<br />
Roland Wilhelm<br />
Little Annie & Paul Wallfisch<br />
When Good Things Happen To Bad Pianos<br />
Durtro Jnana / Southern / Cargo / VÖ 01.02.<br />
Das »little« in Little Annie ist ein lupenreiner<br />
Euphemismus, je<strong>de</strong>nfalls, wenn man vom<br />
Referenzkosmos, <strong>de</strong>n ihre Stimme eröffnet,<br />
ausgeht. Der Vergleich zur »besten Sängerin<br />
ohne Stimme«, Hil<strong>de</strong>gard Knef, passt zwar nicht ganz,<br />
<strong>de</strong>nnoch ist Annie in Revue o<strong>de</strong>r Chanson sehr passend<br />
aufgehoben. Auf »When Good ...« singt sie ausdrucksstark<br />
und wie vom Leben gezeichnet und hinterlässt einen<br />
klaren Eindruck von mit Rauchschwa<strong>de</strong>n und violettem<br />
Licht umgebenem Glamour. Interpretinnen mit<br />
<strong>de</strong>m Wissen um solche Aura singen mit Vorliebe Coverversionen,<br />
und Annie macht da keine Ausnahme. Zusammen<br />
mit ihrem Kollaborateur Paul Wallfisch, bekannt<br />
von Rockbands wie Firewater und Botanica, hat sie sich<br />
ohne falsche Beschei<strong>de</strong>nheit zehn Stücke ausgesucht,<br />
die fast allesamt Hits ihrer AutorInnen waren. Die Versionen<br />
von Sinatra-, Aznavour- und Brel-Songs, aber auch<br />
von Heulern von Tina Turner und U2 klingen durchgehend<br />
so, wie man sich Chanson-Interpretationen einer Diva<br />
eben vorstellt, mit viel Piano und Dramatik. Dass Annie<br />
ihre Ambition so in Konventionen verkümmern lässt, ist<br />
ein wenig scha<strong>de</strong>. Wer aber die ereignisreiche und 25<br />
Jahre währen<strong>de</strong> Karriere von Little Annie und ihre Be<strong>de</strong>utung<br />
für Punk und Dub kennt und schätzt, wird diese<br />
Platte sicherlich als neue Facette einer außergewöhnlichen<br />
Künstlerin zu lesen wissen.<br />
Christian Steinbrink<br />
Cass McCombs<br />
Dropping The Writ<br />
Domino / Indigo / VÖ 08.02.<br />
Über <strong>de</strong>n jungen Mann namens Cass Mc-<br />
Combs ist wenig bekannt. Es heißt, er sei<br />
1977 in Concord, Kalifornien geboren und<br />
habe vor seiner Musiker-Karierre in einem<br />
Kino gejobbt. Zwei Platten gehen bis dato aus sein Konto,<br />
»A« aus <strong>de</strong>m Jahre 2003 und »Prefection« von 2005.<br />
Selbst Gerüchte gibt es kaum. Unter Musiker-Kollegen<br />
gilt er als Exzentriker und Genie und in <strong>de</strong>r Presse als interviewscheu.<br />
Sicher ist, dass jetzt sein drittes Studioalbum<br />
mit <strong>de</strong>m Titel »Dropping The Wit« über Domino<br />
Records in Deutschland veröffentlicht wird – eine sehr<br />
schöne Platte und zugleich einziger Hinweis auf die Natur<br />
ihres Autors. Der schmal und zerbrechlich aussehen<strong>de</strong><br />
Mythos Cass McCombs sitzt in persona angespannt in<br />
<strong>de</strong>n Büroräumlichkeiten <strong>de</strong>r Plattenfirma in Nord-Prenzlauer<br />
Berg und sucht recht verkrampft nach Worten, die<br />
ihn und seine Musik <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Hörer etwas näher<br />
bringen und geläufiger machen sollen. Entgegen<br />
<strong>de</strong>n kalifornischen Höflichkeitsfloskeln bleibt »Just listen<br />
to the record« <strong>de</strong>r trotzige Unterton eines je<strong>de</strong>n<br />
Satzes aus McCombs’ Mund. Ein Ratschlag, <strong>de</strong>n man<br />
angesichts einer so hörenswerten Platte gern weitergeben<br />
möchte. Musikalisch zeichnet er sich zunächst<br />
durch einen sehr charakteristischen, flüchtigen Sound<br />
aus, <strong>de</strong>r irgendwo zwischen flirren<strong>de</strong>n Shoegazer-Gitarren<br />
und Craig-Armstrong’esker Dichte beheimatet und<br />
zwischendurch über diverse Hall-Effekte und Crooner-<br />
Platten gestolpert ist. Inmitten dieses dichten, eigenwilligen<br />
Tongebil<strong>de</strong>s wohnt sein kaum weniger komplexes,<br />
aber fassbareres Songwriting. »Dropping The Wit« beheimatet<br />
mit »That’s That« und »Pregnant Pause« Songs<br />
von tragischer Schönheit und erschrecken<strong>de</strong>r Fragilität.<br />
Doch bei McCombs liegen Hymnen und strukturloser Anti-Pop<br />
oftmals nur einen Skip-Tasten-Klick voneinan<strong>de</strong>r<br />
entfernt. »Die Platte klingt nach Michigan, dort habe ich<br />
sie nämlich aufgenommen«, erklärt er kurz. »I’m middle<br />
class til the day I die« ist die letzte Textzeile <strong>de</strong>s rhythmisch<br />
wi<strong>de</strong>rwillig-sperrigen Album-Openers »Lionkiller«.<br />
»Ich bin kein Wild-Boy, son<strong>de</strong>rn eher ein bisschen langweilig,<br />
glaube ich«, erklärt er prompt. Meinungen lehne<br />
er generell ab, die seien schließlich konstanter Verän<strong>de</strong>rung<br />
unterworfen. »Ich habe keine Meinungen«, sagt er.<br />
Seine Platten und Songs verleihen <strong>de</strong>m Mann, <strong>de</strong>ssen<br />
Persönlichkeit nach eigenem Bekennen so viel Charisma<br />
wie ein nasses Betttuch hat, aber glücklicherweise eine<br />
<strong>de</strong>utliche Stimme von eigener Schönheit und Stimmigkeit,<br />
auch wenn er selbst gar nichts zu sagen hat.<br />
Miriam Stein<br />
Mur<strong>de</strong>r<br />
Stockholm Syndrome<br />
DevilDuck / Indigo<br />
Es gibt sicher eine Unmenge von Dingen,<br />
die man auf dieser Platte begeistert hervorheben<br />
könnte. Manchmal muss man sich<br />
aber entschei<strong>de</strong>n, und in diesem Fall wähle<br />
ich: die Stimme. Bei Mur<strong>de</strong>r singt ein Typ namens Jacob<br />
Bellens. Seine Stimme klingt zunächst einmal düster bis<br />
dumpf, man könnte sie auch als facettenarm bezeichnen.<br />
In <strong>de</strong>n Grenzen dieser technischen Limitierung hat<br />
Bellens aber eine tonale Ausstrahlung, die zutiefst wür<strong>de</strong>voll<br />
und erhaben wirkt und als Referenzen nur absolute<br />
Größen wie Johnny Cash und Stuart Staples zulässt.<br />
Bellens gibt <strong>de</strong>n Songs von Mur<strong>de</strong>r eine emotionale<br />
Kraft, die zuweilen atemberaubend wirken kann.<br />
Auch ab davon sind die Low-Speed-Folksongs <strong>de</strong>r Dänen<br />
reduziert, aber wun<strong>de</strong>rvoll ausgewählt instrumentiert.<br />
Zumeist genügen gezupfte Saiteninstrumente, manchmal<br />
kommen weitere Stimmen, Piano o<strong>de</strong>r kleines Geläut<br />
dazu, fast nie benutzen Mur<strong>de</strong>r Schlagzeug, und bei<br />
je<strong>de</strong>r Platte, die man nach »Stockholm Syndrome« hört,<br />
wirkt jegliche Perkussion wie ein fa<strong>de</strong>nscheiniges Alibi.<br />
Mur<strong>de</strong>r haben mit ihrem Zweitwerk etwas erreicht, das<br />
nicht hoch genug zu bewerten ist: Sie haben einer tradierten<br />
Stilart wie<strong>de</strong>r neues Leben eingehaucht, allen<br />
Free- und Anti-Folk-Trends o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Etablierung<br />
<strong>de</strong>r Genre-Krücke Alt. Country zum Trotz. Ihre Platte ist<br />
ein erstes Newcomer-Highlight <strong>de</strong>s Jahres.<br />
Christian Steinbrink
TANZEN<br />
Eleganz ist Geschichte. Nun, keine Neuigkeit, <strong>de</strong>nn das<br />
Label ist ja schon seit fünf Jahren auf Pausemodus. Neu<br />
ist aber, dass es mit <strong>de</strong>m Sublabel Haseland / Eleganz<br />
nun wie <strong>de</strong>r Phoenix aus <strong>de</strong>r Asche aufsteigt und wie<strong>de</strong>r<br />
loslegt. Finanziert wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Release aus <strong>de</strong>n<br />
Einahmen <strong>de</strong>r »Anklang«-Partys in Osnabrück, gehostet<br />
von einem Fünfer-Kollektiv aus Jürgen Frost, Holger<br />
Schwetter, Jens Hoffmann, Stephan Meyer und Holger<br />
Risse. Letzterer dürfte als Artdirector dieses Magazins<br />
bekannt sein und sitzt heute bei uns zum Frühstücks-Tanzen.<br />
Mit dabei hat er die erste Maxi <strong>de</strong>s neuen<br />
Hauses: eine EP von Tompson & Kuhl, die nahtlos an <strong>de</strong>n<br />
Qualitätsstandard <strong>de</strong>s Backkatalogs mit Leuten wie Jean<br />
Michel, Elektrotwist und Nothingface anschließt.<br />
The World Domination »F**machine« (Lucious Sounds<br />
/ Intergroove) – Risse: Fürchterlich. Venker: Das ist so<br />
ein Sound, <strong>de</strong>r einen komplett kalt lässt, obwohl er so<br />
im Raum steht, dass er einen eigentlich nicht kalt lassen<br />
kann. Und <strong>de</strong>r Text ist ‘ne echte Frechheit: »I’m not<br />
a man, I’m a fuckmachine.« Danke. Und weg. R: Probieren<br />
wir noch <strong>de</strong>n Adam-Sky-Mix. Nee, nee. V: Ich hab<br />
Probleme mit diesen modulierten, dunkel abgemischten<br />
Stimmen, das soll ach so böse klingen ...<br />
Why »The Hollows« (Tomlab / Indigo) – V: Das Album,<br />
das im März kommt, konnte ich gestern zum ersten<br />
Mal hören: toll. Auch das erste Stück hier, aber genau<br />
genommen nichts für die Kolumne, da Indie-Romantic.<br />
R: Man <strong>de</strong>nkt immer, es wird zu kitschig, und dann<br />
geht es doch wie<strong>de</strong>r in eine an<strong>de</strong>re Richtung. V: Warten<br />
wir mal <strong>de</strong>n Boards-Of-Canada-Mix ab. Klingt auch<br />
nach Indierock, halt <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen mit Beats und Geräuschen.<br />
R: Ich wür<strong>de</strong> mir die Stimme rauswünschen.<br />
V: Ja, ja, das mutet an, als ob William S. Burroughs mit<br />
noch nicht ganz so alter (also ungeilerer) Stimme eine<br />
Kurzgeschichte vorträgt.<br />
Animal Collective »Peacebone« (Domino / Indigo) –<br />
R: Mit Pantha-Du-Prince-Mix. V: Ich mag, dass sich seine<br />
Stücke immer erst langsam und dann überraschend ins<br />
Tanzbare wen<strong>de</strong>n. Zuerst mutet das wie eine verlangsamte<br />
Moodymann-Nummer an, die auf Melancholie als<br />
das einzig Wahre setzt. Und dann geht es los. R:<br />
Da macht die Hihat viel aus dabei,<br />
gera<strong>de</strong>,<br />
weil sie am En<strong>de</strong> so zermatscht wird.<br />
Flug 8 »Taunus« (Smaul / Doxa / ???) – R: Oh, ein Acid-<br />
Pauli-Mix. Den mag ich ja, da seine Sachen immer so<br />
einfach sind. V: Wobei er ja sonst lauter ist, hier klingt<br />
er sehr minimal und abgefe<strong>de</strong>rt. R: Ja, eher ungewöhnlich.<br />
V: Schön, aber hat man dann auch schon 40 Mal<br />
im Regal. R: Viel zu brav für ihn. V: Und auch die bei<strong>de</strong>n<br />
Originale sind gut in ihrer Sanftheit, aber ohne was<br />
Beson<strong>de</strong>res.<br />
Mathias Schaffhäuser »Gott ist tot« (Ware / Kompakt<br />
/ MDM) – V: Mit <strong>de</strong>r Platte will Mathias ja ein bewusstes<br />
Zeichen für eine Rückkehr zu <strong>de</strong>n Inhalten in<br />
Techno setzen. Auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Covers gibt es Zitate<br />
von Michael Schmidt-Salomon und Buchtipps zum<br />
Thema Religion in unserer mo<strong>de</strong>rnen Zivilisation. R: Ich<br />
weiß nicht, politischer Techno, wie soll <strong>de</strong>nn das abseits<br />
<strong>de</strong>r textlichen Ebene funktionieren? Ich wür<strong>de</strong> es unterschwelliger<br />
einbringen als mit so einem drübergelegten<br />
Sample. V: <strong>Als</strong>o, ich fin<strong>de</strong> das dann doch eher banal. Aber<br />
Religion ist ja auch nicht mein Thema. R: Ich mag aber<br />
das Vor<strong>de</strong>rgründige <strong>de</strong>s Stückes selbst.<br />
Still Going »On And On« (DFA / Emi) – R: Das ist so<br />
ein Sonnenaufgangsding, <strong>de</strong>r Pianotrack. V: Ja, so ein<br />
Stück, wo man nicht viel drüber sprechen will, es aber<br />
gut ist, dass es da ist. R: Und es geht einem nicht mehr<br />
aus <strong>de</strong>m Kopf.<br />
Tomboy »Flamingo« (Gomma / Groove Attack) –<br />
R: Die habe ich dir neulich mal vorgespielt. Es geht um<br />
<strong>de</strong>n Rodion-Remix. V: Super. Auch so ein Fall von einmal<br />
im Kopf, immer im Kopf. R: Zieht alle Register. V:<br />
Vom catchy Melodie-Electro bis in <strong>de</strong>n Bunker. R: Und<br />
dann ist da noch <strong>de</strong>r Trentemøller-Mix, nicht ganz so verschossen,<br />
trotz<strong>de</strong>m ein Monster.<br />
Jörg Burger »Polyform 2« (K2 / Kompakt) – R: Fand<br />
<strong>de</strong>n Burger in letzter Zeit ja nicht so super, aber das ist<br />
richtig toll. Passiert wenig, ist aber sehr dicht.<br />
Diverse »Tuning 5« (Boxer / Kompakt) – R: Lies mal<br />
das Info. V: Aha, die Boxenlu<strong>de</strong>r-Motoröl-Reihe aus <strong>de</strong>m<br />
Hause Boxer, diesmal mit Remixen von Marek Herman<br />
und Paul Nazca. Und or<strong>de</strong>ntlich Schub. R: Der Nazca ist<br />
sehr gut, auch wenn er das En<strong>de</strong> verkackt. V: Da wartet<br />
man lei<strong>de</strong>r vergeblich auf die Klimax.<br />
Tanzen wird gehostet von Tomsche und Venker<br />
© 2008 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
Nada Surf<br />
Lucky<br />
City Slang / Universal<br />
Es ist zu hoffen, dass »Lucky«<br />
die gleiche Wendung<br />
nimmt, die aus <strong>de</strong>m »Let<br />
Go«-Album das »Let Go«-<br />
Meisterwerk wer<strong>de</strong>n ließ. Zu Beginn als<br />
mediokres Popalbum abgetan, strahlten<br />
<strong>de</strong>ssen Songs, anstatt irgendwann abzuschlaffen,<br />
immer heller, makelloser und<br />
unfassbarer. Beim fünften Album vertrauen<br />
Nada Surf weiterhin ihrer Stärke,<br />
aus gewöhnlichen Song-Elementen ungemein<br />
Größeres zu schöpfen. Ganz gleich,<br />
ob bei Arrangements, Harmonien o<strong>de</strong>r<br />
Texten – Sänger und Gitarrist Matthew<br />
Caws, Bassist Daniel Lorca, <strong>de</strong>r es im<br />
Gegensatz zum Bandchef hartnäckig<br />
verhin<strong>de</strong>rt, als Sympathieträger zu gelten,<br />
sowie Schlagzeuger Ira Elliot verstehen<br />
es, sich i<strong>de</strong>ntifikationsstiftend zwischen<br />
Americana, Pop und Indie zu verorten.<br />
Der Arbeitstitel hörte noch auf <strong>de</strong>n<br />
Namen »Time For Plan A«, doch letztendlich<br />
überwog doch Plan B »Lucky«, für das<br />
Gäste wie Ben Gibbard, Ed Harcourt, Juliana<br />
Hatfield und weitere namhafte Kollegen<br />
gewonnen wer<strong>de</strong>n konnten. Ein famoser<br />
Doppelpack läutet das Album ein:<br />
»Weightless« und die orgelgeschwängerte<br />
Single »Whose Authority« mit <strong>de</strong>r ominösen<br />
Zeile »There’s a feeling I get when I<br />
look to the west«, die schon Robert Plant<br />
bei Led Zeppelins »Stairway To Heaven«<br />
verkün<strong>de</strong>te. Doch ab »Beautiful Beat«<br />
kommt eine Phase mit ebenjener schönen,<br />
netten, aber etwas seichten Wirkung.<br />
Die Referenzen zu Tom Petty und<br />
Elliott Smith schmälern nicht <strong>de</strong>n Höreindruck,<br />
doch Nada Surf können und wollen<br />
mehr. »The Fox«, getragen von düsteren,<br />
schweren Streichern, führt wie<strong>de</strong>r<br />
in experimentelleres Fahrwasser,<br />
und »See These Bones« ist möglicherweise<br />
einer <strong>de</strong>r Anwärter auf »bester Albumausklang<br />
<strong>de</strong>r Popgeschichte«. Es ist<br />
nicht zu leugnen: Eine an<strong>de</strong>re Band wür<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>n »Lucky«-Songs eine ganze Karriere<br />
basteln.<br />
Henrik Drüner<br />
Nadja<br />
Radiance Of Shadows<br />
Alien8 Recordings / Cargo / VÖ 01.02.<br />
Was auch immer Post-Metal<br />
sein soll: Hier isser. Mittlerweile<br />
kaum überraschend<br />
zum Genre geronnen, wie es<br />
einst <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e von Post-Rock erging – wer<br />
will, darf das gerne wikifizieren, wie man<br />
heute sagt. Zugegeben, ich übertreibe.<br />
Denn mit Neurosis, Pelican und Isis –<br />
um die herum <strong>de</strong>r Begriff in diesem Sinne<br />
aufkam – hat das hier wenig zu tun. Klar<br />
ist immerhin, dass Nadja auf etwas rekurrieren,<br />
das ganz klar Metal ist, weiterverarbeitet<br />
von Bands wie <strong>de</strong>n Melvins,<br />
Godflesh o<strong>de</strong>r Swans, dass sie es analytisch<br />
zerlegen und ergreifend neu zusammensetzen,<br />
überwältigend in seiner<br />
Intensität, ohne – wie Heavy Metal – ehrlich,<br />
authentisch o<strong>de</strong>r sonst was sein zu<br />
wollen. Nadja geht es wie Sunn O))) und<br />
Jesu um einen Klang, in <strong>de</strong>m die Grenzen<br />
zwischen Genres, Tönen und Klängen<br />
verschwimmen, was sie zugleich in<br />
die Nähe von Elektronikern wie Fennesz<br />
und Drone-Artisten wie Troum rückt, mit<br />
<strong>de</strong>nen sie auf Tournee waren.<br />
Andreas Schnell<br />
Neigungsgruppe Sex, Gewalt<br />
Und Gute Laune<br />
Goodnight Vienna<br />
Trikont / Indigo<br />
Der Wiener an sich gilt ja eher<br />
als granteliges Geschöpf,<br />
das große Freu<strong>de</strong> daran<br />
hat, sich schlecht zu fühlen.<br />
Selbstmitleid, Selbstmord und Sarkasmus<br />
gehören zu <strong>de</strong>n Lieblingsgenres<br />
<strong>de</strong>s Wiener Lebensgefühls. Die Neigungsgruppe<br />
Sex, Gewalt Und Gute Laune, bestehend<br />
aus vier Mo<strong>de</strong>ratoren <strong>de</strong>s hocherfreulichen<br />
österreichischen Radiosen<strong>de</strong>rs<br />
FM4, möchte diesem Gemüt mit ihrem<br />
Debütalbum musikalisch Ausdruck<br />
verleihen und knüpft dabei an eine vergessen<br />
geglaubte Tradition an: das Wiener<br />
Lied. Zur Hälfte han<strong>de</strong>lt es sich dabei<br />
um Eigenkompositionen, die an<strong>de</strong>re<br />
Hälfte besteht aus Coversongs, eingewienerte<br />
Versionen ten<strong>de</strong>nziell <strong>de</strong>pressiver<br />
(Indie-) Pop-Klassiker von <strong>de</strong>n Bright<br />
Eyes, Nine Inch Nails o<strong>de</strong>r Nick Cave. Die<br />
Instrumentierungen sind eher schlicht<br />
gehalten, gezupfte und geschrammelte<br />
Gitarren zu programmierten Schlagzeugbeats,<br />
die dank verhallter Rim-Shots<br />
klingen wie aus einem Früh-Neunziger-<br />
Alleinunterhalter-Keyboard. Lustig, wie<br />
da zum Beispiel das verzweifelte »Lua«<br />
von <strong>de</strong>n Bright Eyes zum waschechten,<br />
lakonischen Wolfgang-Ambros-Austropop-Schlager<br />
wird. Und auch »Fuck Forever«<br />
von <strong>de</strong>n Babyshambles muss dran<br />
glauben: »G’fickt für immer« erweist sich<br />
bei <strong>de</strong>r Neigungsgruppe als trotzige Arbeitslosenhymne.<br />
Gut, dass die Neigungsgruppe<br />
prinzipiell schon mit Ernst<br />
an die Sache geht, so entfaltet sich <strong>de</strong>r<br />
skurrile Humor sozusagen erst auf <strong>de</strong>r<br />
Metaebene.<br />
Seht ihr euch eher als Stadtmusikanten,<br />
o<strong>de</strong>r wollt ihr <strong>de</strong>n Wiener Dialekt zurückbringen<br />
in ein, sprachlich gesehen,<br />
gesamt<strong>de</strong>utsches Pop-Bewusstsein?<br />
Wir wollten unsere Heimatstadt<br />
abbil<strong>de</strong>n mit allen Klischees, die im Falle<br />
von Wien meistens auch alle stimmen.<br />
Wien ist wie ein Abbild <strong>de</strong>r Welt. Wien ist<br />
eine einzige Pose <strong>de</strong>r Intensität. Ein Drama<br />
und ein Festspiel, eine Manifestation<br />
<strong>de</strong>s schönen Scheiterns. Dazu war <strong>de</strong>r<br />
Wiener Dialekt unerlässlich. Aber wir sind<br />
keine Sprachfetischisten. Der Dunst <strong>de</strong>r<br />
Stadt ist <strong>de</strong>r eigentliche Hauptdarsteller<br />
<strong>de</strong>r Platte.<br />
≥
Probefahrt<br />
111<br />
DAS SIND ALLES WIR<br />
Diverse »Smashits« (Shitkatapult / MDM) – Shitkatapult,<br />
das gute Label von Marco, <strong>de</strong>m Styler, hat Geburtstag.<br />
Es wird zehn Jahre alt. Deshalb gibt man dort eine<br />
Compilation mit »elf Trinklie<strong>de</strong>rn« heraus. Eine bahnbrechen<strong>de</strong><br />
Zusammenstellung, immerhin hat man neben<br />
Labelacts u. a. Deichkind, Helge, Rainald Grebe und<br />
Studio Braun bewegen können. Wenn nur dieser grausam<br />
explizite wahlhedonistische Überbau nicht wäre.<br />
Aber so sind sie halt.<br />
Diverse »Disco Not Disco« (Strut / Al!ve) – Man hätte<br />
<strong>de</strong>nken können, dass die historische Aufarbeitung <strong>de</strong>r so<br />
sagenumwobenen No-Wave/Post-Funk/Whatever-Szene<br />
New Yorks En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Siebziger endgültig abgeschlossen<br />
sei – aber nichts da! Strut, eines <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utsamsten<br />
Labels mit diesem Auftrag, ist unter <strong>de</strong>n Fittichen von<br />
!K7 wie<strong>de</strong>r aktiv gewor<strong>de</strong>n und startet mit <strong>de</strong>m dritten<br />
Teil seiner »Disco Not Disco«-Reihe. Klar, diese Musik<br />
wird nie schlecht. Und dank Soul Jazz und Strut selbst<br />
wissen wir mittlerweile, was wir verpasst haben.<br />
Diverse »We Are Punks 2« (Datapunk / Intergroove) –<br />
Anthony Rother bläst seine CD-Veröffentlichungen immer<br />
so auf, dass man <strong>de</strong>nken könnte, es ginge um einen<br />
visionären next big step <strong>de</strong>s Genres, eine ultimative<br />
Anthologie o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>ine an<strong>de</strong>re Weltherrschaft. Dabei<br />
han<strong>de</strong>lt es sich »nur« um eine schnö<strong>de</strong> Labelcompilation.<br />
Immerhin ist die Zukunft von Techno bzw. Datapunk<br />
mit drauf. Da hat man beim Kauf an<strong>de</strong>ren also<br />
was voraus.<br />
Diverse »Exit Music – Songs with Radio Heads«<br />
(Rapster / Al!ve) – Ist diese Zusammenstellung von Radiohead-Covern<br />
nicht zwei Jahre alt? Erscheint die jetzt<br />
immer wie<strong>de</strong>r, wenn Yorke und Co. Schlagzeilen machen?<br />
Wäre ja eigentlich mal eine Ansage. Mit Mark Ronson,<br />
RJd2, Matthew Herbert etc.<br />
Diverse »Kitsuné Maison 5« (Kitsuné / Intergroove)<br />
– Sicher wer<strong>de</strong>n Kitsuné noch ein bisschen mehr vom<br />
Ed-Banger-Fame abbekommen, dafür sind sie gut genug.<br />
Die Franzosen können aber noch viel mehr, das beweist<br />
dieser Sampler ohne je<strong>de</strong> stilistische Scheuklappe.<br />
Große Namen wie Digitalism und M.I.A. neben heißen<br />
Newcomern wie Does It Offend You, Yeah? und Friendly<br />
Fires. Und sehr geschmackvoll gemischt.<br />
The Teeth »You’re My Lover Now« (Park The Van /<br />
Cargo) – Das klingt schon alles sehr launig und sehr<br />
alt, was diese Band aus Phila<strong>de</strong>lphia spielt. Nach<br />
Rock’n’Roll, <strong>de</strong>r Geschichten erzählen will, wie es Jonathan<br />
Richman o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r elektrische Dylan taten. Und<br />
Beatles-Harmonien haben sie auch drauf. Live könnte<br />
das Spaß machen. Mal sehen.<br />
Kat Frankie »Pocketknife« (Solaris Empire / Broken<br />
Silence) – Jüngst begeisterte Clara Luzia, nun schafft<br />
die Australierin Kat Frankie schon wie<strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>res<br />
im Bereich <strong>de</strong>s Folk mit weiblichem Gesang. Mit zurückgenommenen<br />
Arrangements und einer so lei<strong>de</strong>nschaftlichen<br />
wie undurchdringlichen Stimme, die von<br />
Tori Amos, Fiona Apple und Ani DiFranco gleichermaßen<br />
etwas hat. Nur die rockigeren Passagen fallen eher unangenehm<br />
ins Gewicht.<br />
Graf Tati »Lind« (Apricot / Rough Tra<strong>de</strong>) – Ein Superalbum<br />
<strong>de</strong>utschsprachiger Popmusik vom ehemaligen<br />
Panamaformat-Bonvivant mit schickem Halstuch. Wie<br />
die stilvollen<strong>de</strong>te Version PeterLichts, die auch die altersweise<br />
Gelassenheit von Erdmöbel ganz richtig einzuschätzen<br />
weiß. Das ist zwar noch nicht ganz Prefab<br />
Sprout, aber sicher schon ziemlich nah dran.<br />
Rotifer »Coach Number 12 Of 11« (Wohnzimmer /<br />
Broken Silence) – Robert Rotifer ist ein Österreicher<br />
aus Canterbury und Freund vom Ex-Hefner Darren<br />
Hayman. Das kann man nicht nur lesen, das hört man<br />
auch, schließlich sind bei<strong>de</strong> Indie-Songwriter und klingen<br />
ziemlich ähnlich. »Coach ...« ist humorvoll, melodiös,<br />
voll sympathisch und wie für die Lieblings-Eckkneipe<br />
gemacht. Es gibt halt Musik, die ist we<strong>de</strong>r aufsehenerregend<br />
noch erfolgversprechend, kann aber auch nur<br />
ohne das funktionieren. Nur Popstar sollte man damit<br />
nicht wer<strong>de</strong>n wollen.<br />
Christian Steinbrink
112 Probefahrt<br />
DasneueAlbum:<br />
Abjetzt<br />
SlutLive:<br />
27.02.08 | A-Innsbruck | Weeken<strong>de</strong>r<br />
28.02.08 | A-Graz | PPC<br />
29.02.08 | A-Aigen | Kikas<br />
07.03.08 | Bern | ISC<br />
09.03.08 | Erlangen | E-Werk<br />
10.03.08 | Frankfurt | Mousonturm<br />
11.03.08 | Essen | Zeche Carl<br />
12.03.08 | Hannover | Musikzentrum<br />
13.03.08 | Dres<strong>de</strong>n | Beatpol<br />
14.03.08 | Regensburg | Kulturspeicher<br />
15.03.08 | Bielefeld | Forum<br />
17.03.08 | Saarbrücken | Roxy<br />
18.03.08 | Stuttgart | Röhre<br />
19.03.08 | München | Backstage<br />
20.03.08. | Basel | Kaserne<br />
21.03.08 | Zürich | Abart<br />
www.slut-music.com<br />
www.myspace.com/slut<br />
≥ Und seid ihr nun also die Retter <strong>de</strong>s Wiener Lieds?<br />
O<strong>de</strong>r doch eher <strong>de</strong>s Austropop? O<strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>rs?<br />
Retter <strong>de</strong>s Wiener Lieds? Schön! Es ist uns gelungen,<br />
einem alternativen Publikum ein wenig die Furcht und<br />
die Scham vor <strong>de</strong>r eigenen I<strong>de</strong>ntität, die sich ganz einfach<br />
so immens in <strong>de</strong>r Sprache manifestiert, zu nehmen.<br />
Wir machen im Grun<strong>de</strong> das, was Nick Cave nun<br />
auch schon seit hun<strong>de</strong>rt Jahren tut. Wir nehmen uns<br />
alter Folklore an, peitschen sie ins neue Jahrtausend.<br />
Wir machen Blues.<br />
Dann nennt uns doch bitte noch drei wienerische Platten,<br />
die man kennen sollte. Helmut Qualtinger »Qualtingers<br />
böseste Lie<strong>de</strong>r« – eine Wiener-Lied-Sammlung, die<br />
von <strong>de</strong>r Stimmung her Slipknot wie Kin<strong>de</strong>rjausenclowns<br />
aussehen lässt. Des Weiteren: Falco »Einzelhaft«. Auf<br />
Falco zu verzichten geht nicht. Seine erste Platte atmet<br />
auch 25 Jahre nach <strong>de</strong>r Erscheinung das konzentrierte<br />
Wien. Und Hermann Nitsch »Komposition für Orgel«.<br />
Stellvertretend für all die Narren und Verrückten, die<br />
in und um Wien so schön ihre Wurzeln schlagen können<br />
und dürfen. Und die nur in Wien so liebevoll gehasst<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Oliver Minck<br />
Raz Ohara And The Odd Orchestra<br />
Raz Ohara And The Odd Orchestra<br />
Get Physical Music / Rough Tra<strong>de</strong><br />
Wir erinnern uns: Raz Ohara war nie greifbar,<br />
son<strong>de</strong>rn zappelig, gera<strong>de</strong>zu unausgegoren.<br />
Techno, HipHop, House und Indie-Pop – alles<br />
war drin und soll <strong>de</strong>m Wahlberliner aus<br />
Dänemark bereits <strong>de</strong>n Vergleich mit Beck eingebracht<br />
haben. Nun aber scheint er es leid zu sein, sich ständig<br />
neu zu erfin<strong>de</strong>n, und liefert ein höchst homogenes Album<br />
ab, das zwar kaum mehr für <strong>de</strong>n Dancefloor geeignet<br />
ist, aber bestens dafür, zu Hause <strong>de</strong>n Kamin neu zu<br />
bestücken und sich beim Prasseln entspannt zurückzulehnen.<br />
Angereichert mit anschmiegsamen Streichern<br />
und ein paar <strong>de</strong>zenten Latin-Elementen, legt Ohara eine<br />
bitterzarte Songwriter-Pop-Platte vor, die an <strong>de</strong>n Kosmos<br />
<strong>de</strong>s späten Tim Hardin anknüpft. Soll heißen: keine<br />
Berührungsängste mit Easy Listening, doch das stört<br />
keineswegs, <strong>de</strong>nn die melancholische Grundstimmung<br />
verhin<strong>de</strong>rt jeglichen Fahrstuhl-Effekt. Abgerun<strong>de</strong>t mit<br />
einer Spur Soul und R’n’B, ist ein Album entstan<strong>de</strong>n, das<br />
in besseren Zeiten und Welten durchaus kommerzielle<br />
Chancen gehabt hätte.<br />
Die stilistische Offenheit war lange Zeit eines <strong>de</strong>iner<br />
Markenzeichen, doch das neue Album klingt sehr in<br />
sich geschlossen. Hast du sozusagen <strong>de</strong>inen Stil gefun<strong>de</strong>n,<br />
o<strong>de</strong>r ist das nur eine Etappe? Nein, ich habe<br />
we<strong>de</strong>r meinen Stil noch mich selbst gefun<strong>de</strong>n. Dass das<br />
Album so kohärent ausgefallen ist, liegt daran, dass die<br />
Songs allesamt auf Gitarre o<strong>de</strong>r Piano von mir geschrieben<br />
und aufgenommen und von Oliver Doerell sehr ausgedacht<br />
weiterproduziert wur<strong>de</strong>n – immer mit <strong>de</strong>m Gedanken,<br />
sich nicht zu verlieren.<br />
Das neue Album ist sehr warm, verträumt, schön. Verstehst<br />
du dich als Romantiker? Ja, ich bin Romantiker.<br />
Ich glaube, dass ich so geboren bin. Es ist aber ein sehr<br />
vorbelastetes Wort. Ich mag daher nicht, es in <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />
mit meiner Musik zu benutzen. Was ich<br />
darunter verstehe, geht tiefer.<br />
Sind dir Kontraste wichtig, also zum Beispiel das Zusammenspiel<br />
von Avantgar<strong>de</strong>-Elementen und lupenreinem<br />
Pop? Ich wür<strong>de</strong> gerne nur Avantgar<strong>de</strong>-Musik machen.<br />
Aber sobald ich anfange zu singen, wird es Pop.<br />
Ich wür<strong>de</strong> gerne mit Oliver Doerell instrumentale Musik<br />
machen – wie er es sonst auch tut –, aber darauf<br />
hat er keine Lust. Er macht mit mir nur Musik, wenn ich<br />
singe. Ich je<strong>de</strong>nfalls möchte irgendwann Avantgar<strong>de</strong>-<br />
Musiker sein. Und kein Romantiker. Die Ruhe fin<strong>de</strong>n und<br />
das Selbst.<br />
Martin Büsser<br />
Pascow<br />
Nächster Halt gefliester Bo<strong>de</strong>n<br />
Plastic Bomb / Broken Silence<br />
Auf <strong>de</strong>m Fliesenbo<strong>de</strong>n liegt es sich ungemütlich.<br />
Kalt und kein Stück kuschelig,<br />
statt<strong>de</strong>ssen blank bis zur Sterilität o<strong>de</strong>r<br />
wahlweise von Humanfettablagerungen<br />
und sonstigen ekligen Ab- und Ausscheidungen patiniert<br />
– wie soll man da zur Ruhe kommen? Aber das Leben<br />
ist nun mal kein auf Körpertemperatur geheiztes Wasserbett,<br />
und Vitalität auszukosten heißt eben manchmal<br />
auch, mit <strong>de</strong>m Kopf neben <strong>de</strong>r Kloschüssel zu pennen.<br />
Da kann man sich mal wie<strong>de</strong>r richtig spüren und<br />
die Wut und so Kram nähren, auch wenn’s sich scheiße<br />
anfühlt. Ist halt alles irgendwie dumm diffus, da unten<br />
auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n zwischen Verlorenem und altem Gekrabbel.<br />
Schön, wenn dir dann so nette Krawall-Heroes<br />
wie Pascow die Hand reichen. Langsam aufstehen, bisschen<br />
Luft holen und über <strong>de</strong>n ganzen Mist, <strong>de</strong>r dich sonst<br />
zum Heulen bringt, auch mal lachen, das tut gut. O<strong>de</strong>r<br />
schreien. Ist ja bei<strong>de</strong>s nah beieinan<strong>de</strong>r. Egal, <strong>de</strong>nn hier,<br />
bei Pascow, sind wir unter Freun<strong>de</strong>n. Die Rachut’eske<br />
Dringlichkeit <strong>de</strong>r Musik und die hysterische und dabei<br />
immer gebrochen upliften<strong>de</strong>, zwischen Boxhamsters,<br />
Dackelblut und ruppigeren Muff Potter oszillieren<strong>de</strong> Power<br />
machen es leicht, dieses Quartett aus <strong>de</strong>m Saarland<br />
zu lieben. Abgehangenes Punkrock-Pathos und die eine<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Plattitü<strong>de</strong> tun zwar manchmal etwas weh,<br />
än<strong>de</strong>rn aber nichts daran, dass Pascow mit ihrem dritten<br />
Album einen Soundtrack zum Leben in progress geschaffen<br />
haben, einen musikalischen Begleiter, <strong>de</strong>r vielen,<br />
vielen jungen Menschen rettend ins Steuer greifen<br />
könnte. Hoffentlich! Denn das hier ist wahre Liebe, und<br />
manchmal muss man wohl ins Schleu<strong>de</strong>rn geraten, um<br />
<strong>de</strong>n Weg zu fin<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r halt auf <strong>de</strong>m Fliesenbo<strong>de</strong>n liegen<br />
bleiben.<br />
Ulf Imwiehe<br />
Prosumer & Murat Tepeli<br />
Serenity<br />
Ostgut Ton / Kompakt<br />
Einer <strong>de</strong>r besten Resi<strong>de</strong>nt-DJs <strong>de</strong>r Berliner<br />
Panoramabar legt sein erstes ganzes<br />
Album vor. Und dann auch noch mit einem<br />
solchen Stargast. Murat Tepeli. Wow. Na ja,<br />
ehrlich gesagt habe ich <strong>de</strong>n Namen Murat Tepeli noch<br />
nie gehört, dabei kommt <strong>de</strong>r sogar wie <strong>Intro</strong>’n’ich aus<br />
Köln. Und eigentlich kennt man in <strong>de</strong>m kleinen Dorf am<br />
Rhein ja je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r einen Housecomputer einigermaßen<br />
gut bedienen kann. <strong>Als</strong> Gastsängerin wur<strong>de</strong> sich bei<br />
manchen Tracks Elif Bicer dazugeholt. Die junge Frau arbeitet<br />
bei Ostgut Ton, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Panoramabar zugehörigen<br />
Label, als Bookerin und kann nebenbei auch noch singen.<br />
So spart man sich das Geld für prominentere Gastsänger.<br />
Jetzt aber genug <strong>de</strong>r Floskeln. Denn natürlich<br />
ist Prosumer nicht nur ein toller DJ, son<strong>de</strong>rn auch einer<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit interessantesten Houseproduzenten hierzulan<strong>de</strong>,<br />
wie man spätestens seit <strong>de</strong>m auf Playhouse<br />
erschienenen Hit »The Craze« und seinen Veröffentlichungen<br />
auf Mobilee weiß. Das Album geht in eine ähnliche<br />
Richtung. Elif und Prosumer wechseln sich beim<br />
Singen ab, die Stücke bleiben <strong>de</strong>m klassischen Chicagohouse<br />
verpflichtet, sind soulig und warm, aber stets<br />
minimal. Dass House wie<strong>de</strong>r stark im Kommen ist, weiß<br />
man ja nicht erst seit Âme und Marcus Worgull. Die Leute<br />
in <strong>de</strong>n Clubs wollen nach Jahren kalten Klackertech-
nos endlich wie<strong>de</strong>r Leben. Wie<strong>de</strong>r was spüren. Wer kann<br />
es ihnen ver<strong>de</strong>nken? Ich glaube, es geht wie<strong>de</strong>r was los,<br />
Leute. Und wer Murat Tepeli ist, was <strong>de</strong>r so macht, was<br />
er liebt, was seine größten Wünsche, Hoffnungen und<br />
Ängste sind, das habe ich spätestens bei <strong>de</strong>r nächsten<br />
Veröffentlichung auch herausgefun<strong>de</strong>n, so viel sei schon<br />
mal versprochen.<br />
Lea Raminuwicz<br />
Jens Rachut<br />
Der Seuchenprinz Teil II. Joe<br />
Nobistor / Indigo<br />
»Der Seuchenprinz Teil II« ist <strong>de</strong>r zweite<br />
Teil von Jens Rachuts Hörspieltrilogie,<br />
wobei <strong>de</strong>r erste als »Teil III« und <strong>de</strong>r dritte<br />
als »Teil IV« firmiert (Letzterer erscheint<br />
ebenfalls dieser Tage). »Teil I« wur<strong>de</strong> nicht vergeben. Volumezahlenmystik,<br />
als könne die allgemeine Unübersichtlichkeit<br />
nur noch durch launige Gegen-Unübersichtlichkeit<br />
erzählt wer<strong>de</strong>n. Dabei ist das Storyboard doch<br />
vergleichsweise klar: Nicht näher spezifizierte Außerirdische<br />
schaffen in einer Art Abschlussarbeit im Rahmen<br />
einer nicht näher spezifizierten Ausbildungssituation<br />
die Er<strong>de</strong> inkl. Leben und Formenvielfalt. Heißt: Der<br />
Schöpfungsakt vollzieht sich nicht mehr im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
alten Männerfantasie »Gott«, <strong>de</strong>r als Mischung aus Albert<br />
Speer und Jackson Pollock sein Werk in sechs Arbeitstagen<br />
ganz aus sich selbst heraus hingeschlonzt<br />
haben soll. Vielmehr ist ein unüber- und -durchschaubares<br />
Unternehmen am Werk, an <strong>de</strong>m min<strong>de</strong>stens genauso<br />
vieles unklar, vage und unbestimmt bleibt wie an<br />
und in je<strong>de</strong>m beliebigen kontrollgesellschaftlichen Unternehmen<br />
circa <strong>de</strong>r Gegenwart. »Der Seuchenprinz«<br />
aktualisiert damit die uralte und kernpatriarchalische<br />
Vorstellung von Gott als Frühkapitalisten und erstem<br />
FDP-Wähler in genau <strong>de</strong>r Weise, wie klassische Expropriateur-zentrierte<br />
Vorstellungen vom Kapitalismus und<br />
von Kapitalist und Kapitalistin zumin<strong>de</strong>st oberflächlich<br />
obsolet gewor<strong>de</strong>n sind. Im Rahmen dieser Schöpfungsmaßnahme<br />
geht dann natürlich etwas spannungsstiftend<br />
schief, wegen trial and error und weil Lehrjahre ja<br />
schließlich keine Herrenjahre sein können, was sich im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s zweiten Teils (<strong>de</strong>r vierte und letzte ist soeben<br />
erschienen, liegt mir aber genauso wenig vor wie<br />
<strong>de</strong>r dritte) allerdings nicht vollständig erschließt. Diese<br />
I<strong>de</strong>e wür<strong>de</strong> sich vielleicht als OberschülerInnen-Geistesblitz<br />
dahinschleppen, lieferte sie nicht eine weitere und<br />
zum überwiegen<strong>de</strong>n Teil gut geeignete Folie für jenen<br />
spezifischen Weltekel, wie ihn Rachut bereits auf zahllosen<br />
Platten mit Angeschissen, Blumen Am Arsch Der<br />
Hölle, Dackelblut, Kommando Sonne-Nmilch und Oma<br />
Hans kultiviert hat: In <strong>de</strong>r Welt zu sein heißt, grob gesagt,<br />
sich durch zahlreich zur Verfügung stehen<strong>de</strong>, aber<br />
stets unpraktikable I<strong>de</strong>en von Wür<strong>de</strong> und Humanität zu<br />
scheitern. An<strong>de</strong>rs aber als die meisten serienmäßigen<br />
Camus’schen Ekelpakete – zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Umkreis<br />
<strong>de</strong>r Social-Beat-Literatur – verliert Rachuts Horror<br />
so gut wie nie die Ursache-Wirkungs-Verstrickungen<br />
eines solchen Scheiterns aus <strong>de</strong>m Blick. Er verteidigt<br />
damit die nicht immer einfache und selten ein<strong>de</strong>utige<br />
Einsicht, dass die spezifische Wi<strong>de</strong>rwärtigkeit und Unerträglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Lebensweisen wie <strong>de</strong>r Beziehungen<br />
und Beziehungsformen Produkte einer bestimmten gesellschaftlichen<br />
Praxis sind. Sie sind eben keine ontologische<br />
Konstante im Sinne eines allgemeinmenschlichen<br />
überhistorischen Schicksals – Vorstellungen, die<br />
fast immer aus <strong>de</strong>r kulturkonservativen, sprich: rechten<br />
Ecke kamen (o<strong>de</strong>r an sie anschlussfähig waren). Sie halfen,<br />
die eigene gesellschaftliche Praxis zu <strong>de</strong>cken (meistens<br />
stammten ihre ApologetInnen aus <strong>de</strong>m Umfeld<br />
<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Oberschicht) und zu verklären<br />
qua Verdrehung <strong>de</strong>r Tatsachen ins Menschlich-Allzumenschliche.<br />
Rachut setzt gegen erkenntnisfaule Lebensekel-<br />
und Weltverachtungsroutine die Frage, wie<br />
sich die Verhältnisse in <strong>de</strong>n in ihnen produzierten Lebensweisen<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln, selbst wo konkrete Lebensweise<br />
und die Allgemeinheit <strong>de</strong>r sie umschließen<strong>de</strong>n Verhältnisse<br />
es hinkriegen, unauflöslich zu erscheinen. Und<br />
das funktioniert hiermit also auch in Form eines Sci-<br />
Fi-Trash-Hörspiels, das sich allerdings als postmo<strong>de</strong>rnes<br />
Durchschnittshörspiel präsentiert, sich nämlich erstaunlich<br />
treuherzig und bie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Hörspiel-Stateof-the-Art<br />
einreiht: <strong>de</strong>n FM-Einheits-Brei. Dafür ist die<br />
außerirdische Unternehmenshymne, die irgendwo ca.<br />
hörspielmittig gesungen wird, ein ein<strong>de</strong>utiger Fall für die<br />
Jahrescharts 2007. Na, bisschen spät jetzt schon ...<br />
Frank Apunkt Schnei<strong>de</strong>r<br />
Vic Ruggiero<br />
Something In My Blindspot<br />
Moanin / Al!ve<br />
Wie das schon losgeht. Eine Indie-Country-Version<br />
von Bachman Turner Overdrive,<br />
o<strong>de</strong>r was? »Taking Care Of Business«<br />
klampft und frohlockt ein Steel-Guitar-Sound-A-Like.<br />
Ist das ein Witz, ein Versehen, eine<br />
Persiflage? Nee, das einfach nur grundsympathisch. Vic<br />
Ruggerio war in einem früheren Leben Sänger <strong>de</strong>r New<br />
Yorker The Slackers. Jetzt zieht er als Part-Time-Berliner<br />
an<strong>de</strong>re Saiten auf. Lebensbejahen<strong>de</strong> Lagerfeuermusik,<br />
humorvoller Anit-Folk – alles super auf <strong>de</strong>n Punkt und<br />
trotz<strong>de</strong>m leicht daneben. Eine schillernd skurrile Platte,<br />
die Spaß macht. So einfach ist das.<br />
Helmar Becker<br />
Sons And Daughters<br />
This Gift<br />
Domino / Indigo<br />
Aus <strong>de</strong>m Bandlager <strong>de</strong>r so herrlich grimmigen<br />
Schotten hörte man im Vorfeld<br />
Schreckliches: Man wolle ein Pop-Album<br />
aufnehmen. Und man habe einen neuen<br />
Produzenten für dieses Vorhaben: Ex-Sue<strong>de</strong> Bernard<br />
Butler. Da hatte man das Endprodukt schon im<br />
Ohr: Streichsalbengitarren, Sängerin A<strong>de</strong>le Bethel als<br />
Säuselöse, und Scott Paterson, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r frühen Single<br />
»Johnny Cash« genau wie ebendieser in jungen Tagen<br />
klingen wollte, wird zum Duettbediener <strong>de</strong>gradiert.<br />
»This Gift«, das zweite Album <strong>de</strong>r Glasgow-Combo, erteilt<br />
diesen Befürchtungen allerdings schnell eine Abfuhr<br />
und stellt schon im Opener klar, was man gera<strong>de</strong><br />
fühlen sollte: einen »Gilt Complex«. Es mag richtig sein,<br />
dass die Catchiness Einzug gehalten hat in diese zwölf<br />
Songs, dass man oft »Nananana«-Chöre im Hintergrund<br />
hört, aber die morbi<strong>de</strong> Grundstimmung <strong>de</strong>r Songs, die<br />
bluesdramatischen Lyrics und die hörbaren Americanaund<br />
60s-Einflüsse sind ihnen geblieben. Scheint also,<br />
als hätten Butler und Band einen guten Mittelweg gefun<strong>de</strong>n.<br />
Dabei zeigen die Sons And Daugthers ein Hitpotenzial,<br />
das man ihnen gar nicht so recht zugetraut<br />
hätte. »Gilt Complex«, »Rebel With A Ghost«, »Flags«,<br />
»Chains« – allesamt Singlekandidaten. So bleibt als einziges<br />
Manko, dass Paterson nur noch selten ans Mikro<br />
darf – und das ist scha<strong>de</strong>, war es doch gera<strong>de</strong> das vokale<br />
Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, das die Sons And Daughters<br />
so beson<strong>de</strong>rs machte. Anyway, auch als Daughters<br />
And Sons schlagen sie sich mehr als gut.<br />
Daniel Koch<br />
HOT<br />
CHIP<br />
MADE IN THE DARK<br />
NEW ALBUM<br />
CD (DIGI PACK), CD & DVD, 2LP<br />
LIVE<br />
08.03. HA<strong>MB</strong>URG<br />
UEBEL & GEFÄHRLICH<br />
09.03. BERLIN<br />
POSTBAHNHOF<br />
10.03. MÜNCHEN<br />
ELSERHALLE<br />
11.03. KÖLN<br />
GLORIA<br />
www.hotchip.co.uk<br />
www.myspace.com/hotchip
114 Probefahrt<br />
Sprachlabor<br />
Richtig<br />
Four Music / SonyBMG / VÖ 08.02.<br />
Flucht unmöglich! Schweißperlen<br />
bil<strong>de</strong>ten sich auf <strong>de</strong>r<br />
pickligen Stirn! Damals im fiesen<br />
Sprachlabor erlebten<br />
Wessi-Kids ihr »Das Leben <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>ren«-<br />
Trauma. Doch es ging wohl auch an<strong>de</strong>rs.<br />
Wie es jetzt die <strong>de</strong>utsche Reimcombo<br />
Sprachlabor erneut unter Beweis stellt:<br />
geschliffene Reime, die pubertäres Gangsta-Geplapper<br />
o<strong>de</strong>r vulgäres Porno-Gestammel<br />
ganz weit rechts liegen lassen.<br />
Ihr eigentlicher Auftrag: <strong>de</strong>utschen Hip-<br />
Hop retten. Das gelingt Beatmac, Mikkanic<br />
und Tier Mobilux dank jahrelanger<br />
Mikrofonerfahrung mit elf neuen Songs.<br />
Die Beats bouncen, grooven, smoothen<br />
– habe ich noch eine Anglizismus-Plattitü<strong>de</strong><br />
vergessen? Ein Supereinstieg ins<br />
frische <strong>de</strong>utsche HipHop-Jahr. Die erste<br />
Messlatte für 2008 liegt damit ziemlich<br />
hoch.<br />
Uwe Buschmann<br />
Superpunk<br />
Why Not?<br />
Tapete / Indigo<br />
Ist das jetzt auch schon<br />
wie<strong>de</strong>r Jahre her, dass mit<br />
»Einmal Superpunk, bitte«<br />
die letzte Superpunk erschien?<br />
Und was seit <strong>de</strong>m alles geschehen<br />
ist! Knut wur<strong>de</strong> geboren, das Blue-<br />
Ray-System eroberte die Welt, die Mauer<br />
fiel und Wim Thoelke starb. All das hört<br />
man <strong>de</strong>m neuen Album zum Glück wie<strong>de</strong>r<br />
mal nicht an. Man hört ihm letztlich nur<br />
eins an: Superpunk. Und selbst wenn die<br />
Band um <strong>de</strong>n Parttime Northern-Soul-DJ<br />
und Fulltime Lebemann Carsten Frie<strong>de</strong>richs<br />
unverhohlen ihr Soundfundament<br />
aus eben jenem Genre zusammenge-<br />
Slut<br />
THEATERFREUNDE STILLER<br />
»All We Need Is Silence«? Von wegen! Schon die ersten kribbligen Töne von »Still #1«<br />
lassen ahnen, dass Slut eher mit einem Knall als mit Geflüster zurückkehren.<br />
D<br />
as darauffolgen<strong>de</strong> theatralische Klaviertremolo<br />
scheint dann endgültig die Pforten Gegensatz zum Vorgänger, wo wir alles in Etappen aufge-<br />
war auch schon alles fertig, als wir ins Studio gingen. Im<br />
für eine komprimierte Energie zu öffnen, nommen haben.« »Gegensatz zum Vorgänger« ist sowieso<br />
die auch noch sturzbachartig einen Haufen<br />
unerwartet instrumentierter Arrangements anspült.<br />
»Wir wur<strong>de</strong>n abgelenkt«, erklärt Chris Neuburger lapidar<br />
diesen wirklich neuen Sound, <strong>de</strong>r zwar immer noch nach<br />
Slut klingt, aber mit einem vollkommen an<strong>de</strong>ren Selbstverständnis<br />
unterfüttert ist. Abgelenkt hat die Band ihre Mitarbeit<br />
an <strong>de</strong>r »Dreigroschenoper« am Ingolstädter Theater<br />
(vergleiche <strong>Intro</strong> #140). Die Aufführung war über ein Jahr<br />
von Erfolg gekrönt, bis die Nachlassverwalter Kurt Weills<br />
merkten, dass das Singspiel im Slut-Gewand zu fortschrittlich<br />
klang, und weitere Inszenierungen gekonnt verhin<strong>de</strong>rten.<br />
Doch ein Jahr voller Zuhälterballa<strong>de</strong>n und Kanonensongs<br />
reichte offenbar aus, um unterschwellig die Voraussetzungen<br />
für einen großen Wurf zu schaffen. So beschreibt<br />
es je<strong>de</strong>nfalls Neuburger: »Während <strong>de</strong>r Arbeit am Theater<br />
hat sich dieser Riesendruck aufgebaut. Wir mussten nur<br />
noch zapfen.« Ein ganzes Album voller hochkarätiger Popsongs,<br />
ein gutes Stichwort: War <strong>de</strong>r noch voller brüchiger Emotionalität<br />
und unsicherer Fragezeichen, bekommt man jetzt<br />
Antworten geliefert. Das be<strong>de</strong>utete diesmal auch Kreuzberg<br />
statt Weilheim o<strong>de</strong>r Hamburg. Und man spürt in je<strong>de</strong>m<br />
euphorischen Detail <strong>de</strong>r Platte die Pausenlosigkeit dieses<br />
Stadtteils. Neuburgers Stimme hat zu<strong>de</strong>m ihre wehmütigen<br />
Färbungen fast vollkommen verloren. Wehmut, die,<br />
wie Neuburger fin<strong>de</strong>t, auf ohnmächtiger Wut basierte und<br />
die Band in eine musikalische Sackgasse führte. Die Lösung<br />
klingt einfach: »Bei <strong>de</strong>r letzten Platte wur<strong>de</strong> etwas<br />
ent<strong>de</strong>ckt, das nicht stimmt, und bei <strong>de</strong>r jetzigen Platte wur<strong>de</strong><br />
etwas erkannt, das nicht stimmt. Und das ist ein großer<br />
Unterschied.« Die Begeisterung, mit <strong>de</strong>r über diese Erkenntnis<br />
gesprochen wird, lässt spüren, wie überlebenswichtig<br />
die eigene Neuerfindung für Slut war. Folgerichtig ist »Still<br />
#1« ihr kraftvollstes und selbstbewusstestes Album bisher.<br />
»Früher gab es dauernd Fragen wegen <strong>de</strong>r Texte. Jetzt<br />
einfach so vom Fass? Doch wohl eher nicht? »Nein, erklärt die Musik alles von selbst.« Martin Riemann<br />
aber mehr <strong>de</strong>nn je. Dieses Mal gab es eine Dynamik, <strong>de</strong>r<br />
wir uns einfach angeschlossen haben. Dementsprechend Slut »Still #1« (Virgin / Emi)
Probefahrt<br />
115<br />
klaut hat, klingt sie <strong>de</strong>nnoch so eigenständig<br />
wie kaum eine an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Band. Und das macht sie so begehrt.<br />
Okay, vielleicht gab es eine Übersättigung<br />
nach <strong>de</strong>m letzten Album, vielleicht<br />
war das auch nicht ganz so gut wie<br />
<strong>de</strong>r Trash-Brecher »A bisserl was geht immer«<br />
und <strong>de</strong>r Prä-Prekariats-Hitcontainer<br />
»Wasser Marsch!« Man muss aber auch<br />
sagen, die zwei Scheißdinger waren auch<br />
nicht zu toppen. Und sind es auch 2008<br />
nicht. Dennoch schlägt sich »Why Not?«<br />
richtig gut. Der wie<strong>de</strong>r erstarkte Bock auf<br />
die Band und <strong>de</strong>n Sound merkt man vor<br />
allem <strong>de</strong>n beteiligten Cracks an und zu<strong>de</strong>m<br />
ist man gera<strong>de</strong> auch textlich wie<strong>de</strong>r<br />
ein Stück an »Wasser Marsch!« herangerückt.<br />
Alle Einwän<strong>de</strong> bleiben so Nuancen,<br />
<strong>de</strong>nn das hier ist im Ganzen einfach Styler-Macht.<br />
Das ist Toto, Lotto, Rennquintett,<br />
das ist ein Pfund. Wer mal wie<strong>de</strong>r<br />
will, <strong>de</strong>r kriegt. Und zwar reichlich.<br />
Martina Hergenröther<br />
Tacks, The Boy Disaster<br />
Oh, Beatrice<br />
Ark Recordings / Rough Tra<strong>de</strong><br />
Rezensenten im World Wi<strong>de</strong><br />
Web überschlagen sich bereits<br />
vor Begeisterung.<br />
»Austin ist das neue Kanada!«<br />
schreibt einer angesichts dieser texanischen<br />
Band rund um Evan Jacobs,<br />
<strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem bereits bei Polyphonic<br />
Spree und Midlake spielte. Die texanische<br />
Hauptstadt gleich mit einem <strong>de</strong>r<br />
größten Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu vergleichen<br />
ist so großmäulig unhaltbar wie <strong>de</strong>r ganze<br />
vermeintlich jenseits aller kommerziellen<br />
Interessen und Seilschaften verlaufen<strong>de</strong><br />
Internet-Hype, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren zielsicher stets nur die mittelmäßigsten<br />
Indie-Bands erfahren haben,<br />
nämlich jene, die immer schon auf<br />
Konsens abonniert waren. Auch Tacks,<br />
The Boy Disaster müssen erst mal auf<br />
ein »ganz gut« runtergeköchelt wer<strong>de</strong>n,<br />
um überhaupt eine vernünftige Kritikbasis<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Der leicht wehmütige Gesang<br />
wie auch die Klavier- und Bläserbegleitung<br />
zu an sich konventionellem Indie-<br />
Rock sind stilsicher, aber eben auch kein<br />
bisschen mehr. Alles plätschert selbstmitleidig<br />
dahin, ohne Dringlichkeit erkennen<br />
zu lassen. Wenn <strong>de</strong>r Existenzgrund<br />
einer Band nicht sofort vernehmbar wird,<br />
wenn also die Erträglichkeit einer Musik<br />
das Einzige ist, was sich attestieren<br />
lässt, muss eine Band sich die Kritik gefallen<br />
lassen, noch nicht reif für ein Album<br />
zu sein. Und wenn Rezensenten im Netz<br />
Songzeilen wie »Forget me not, forget me<br />
not my love« als großartigen Kampf gegen<br />
das Vergessen anpreisen, fragt man sich,<br />
was beknackter ist: dieser lyrische Standard-Sülz<br />
o<strong>de</strong>r die Bereitschaft, ihm etwas<br />
Beson<strong>de</strong>res abgewinnen zu wollen.<br />
Diese Band scha<strong>de</strong>t so wenig, wie man<br />
sie braucht.<br />
Martin Büsser<br />
These New Puritans<br />
Beat Pyramid<br />
Domino / Indigo<br />
Die vier Teenies aus<br />
Southend-on-Sea legen einen<br />
strammen Ritt hin zwischen<br />
Dance-Punk und all<br />
<strong>de</strong>m schön melancholischen 80er-Revival-Post-Punk,<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
für volle Clubs sorgte. So weit, so gewöhnlich.<br />
Doch eine ganz so sichere Konsensnummer<br />
wie die Editors o<strong>de</strong>r Interpol ist<br />
das Debüt <strong>de</strong>r vier ambitionierten Briten<br />
nicht. Dafür ist »Beat Pyramid« bei aller<br />
Spannung, die dieser zerklüftete Brocken<br />
von einem Album entwickelt, auf<br />
die Dauer zu anstrengend. Kein großes<br />
schönes Lei<strong>de</strong>n in groß ausgebreiteten,<br />
gefälligen Popsongs. Son<strong>de</strong>rn repetitiver,<br />
blecherner Sprechgesang, grobe<br />
Beats, dissonante Gitarrenakkor<strong>de</strong> und<br />
gelegentliche New-Wave-Harmonien,<br />
aneinan<strong>de</strong>rgereiht zu Collagen, die nicht<br />
selten nah an die Schmerzgrenze gehen.<br />
Für eine Einladung von Dior-Designer<br />
Hedi Slimane, einen 15-Minüter für<br />
die Präsentation seiner Herbstkollektion<br />
2007 zu schreiben, hat das schon mal gereicht.<br />
Immerhin.<br />
Till Stoppenhagen<br />
Vive La Fête<br />
Jour De Chance<br />
Uncivilized World / Al!ve<br />
Das belgische Electropop-<br />
Duo Vive La Fête versucht es<br />
fast je<strong>de</strong>s Jahr aufs Neue.<br />
Mit <strong>de</strong>r neuen Hausnummer<br />
hier mittlerweile zum siebten Mal.<br />
Man gibt sich betont sexy. Sie mit weißen<br />
Strumpfhosen, blondiertem Haar<br />
und Coco-Chanel-Kleid. Er in Schwarz<br />
mit Sisters-Of-Mercy-Frisur. Man spielt<br />
weiterhin fleißig auf Mo<strong>de</strong>schauen. Berühmte<br />
Designer wie Karl Lagerfeld sind<br />
immer noch Fans <strong>de</strong>r Band. Die Musik<br />
ist betont postmo<strong>de</strong>rn-zitathaftig. Man<br />
bedient sich bei DAF, <strong>de</strong>n Talking Heads,<br />
Devo, Stereo Total, Birkin & Gainsbourg.<br />
Es gibt sogar ein Cover <strong>de</strong>s mittlerweile<br />
beinahe in Vergessenheit geratenen<br />
Songwriters Michel Polnareff. Das ist ja<br />
alles toll und wäre im Prinzip auch gar<br />
nicht so verkehrt, wenn die Verweise einigermaßen<br />
<strong>de</strong>zent gehalten wären. Sprechen<br />
wir es doch mal aus: Die Songs <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n sind einfach nicht gut. Man hört<br />
die Platte durch, aber kein einziges Stück<br />
bleibt wirklich hängen. Es groovt fröhlich,<br />
die Bässe pumpen, <strong>de</strong>r Gesang ist sogar<br />
schön. Man kann sich noch nicht mal beschweren,<br />
dass die Musik zu glatt produziert<br />
wäre. Sie ist nur einfach uninteressant.<br />
Es gibt keine wirklichen Melodien,<br />
die man sich merken müsste, keine<br />
Aussagen. Jeglicher eigenständige Ansatz<br />
geht in diesem unendlichen Zitatbrei<br />
unter. Der einzige <strong>de</strong>utschsprachige Song<br />
auf <strong>de</strong>r Platte bringt es irgendwie auf <strong>de</strong>n
<strong>Intro</strong> empfiehlt 02.08<br />
Je<strong>de</strong>n Monat neu: hier die Tipps <strong>de</strong>r Redaktion,<br />
die <strong>de</strong>n Sticker »empfohlen von <strong>Intro</strong>« tragen.<br />
Sons & Daughters<br />
This Gift<br />
Domino/Indigo<br />
Hot Chip<br />
Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />
EMI Labels<br />
Hush Puppies<br />
Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />
Faith Records/Stereo Deluxe<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head!<br />
You Will…<br />
Cityslang/Universal<br />
Tolle Plattenlä<strong>de</strong>n<br />
Various Artists<br />
Kitsuné Maison 5<br />
Kitsuné/Intergroove<br />
Nada Surf<br />
Lucky<br />
Cityslang/Universal<br />
Nicht nur aus Solidarität für <strong>de</strong>n<br />
Tonträgerhan<strong>de</strong>l, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />
<strong>de</strong>r Überzeugung, dass es nirgends<br />
bessere Beratung und ein <strong>de</strong>rart gutes Gefühl<br />
beim Shoppen gibt. Nachfolgend eine Auswahl<br />
unserer Favoriten, bei <strong>de</strong>nen es natürlich auch<br />
das aktuelle <strong>Intro</strong> zu haben gibt.<br />
Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenla<strong>de</strong>n Ahrensburg:<br />
Musiccorner An<strong>de</strong>rnach: Musikla<strong>de</strong>n Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop, Echobeat Augsburg:<br />
Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad Kreuznach: Engelmayer Aktiv<br />
Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen: Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck<br />
Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis<br />
Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records, Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment,<br />
Dense Records, Dig A Little Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef,<br />
Freak Out, Freizeitglauben, Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look<br />
54 Records, Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen, Noisy<br />
Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records, Rotation,<br />
Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultra<strong>de</strong>, Sound & Drumland, Space Hall, Space Honda,<br />
Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach: G-Point Records Bielefeld: Audio Art,<br />
Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic<br />
Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Bran<strong>de</strong>nburg: D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Ripti<strong>de</strong> Bremen:<br />
Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz:<br />
Smile Records Büdingen: Ram Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Un<strong>de</strong>rworld Records Coburg:<br />
Tontopf, Toxic-Toast Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s<br />
Musikland Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records,<br />
Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dres<strong>de</strong>n: Black Sheep, Der Plattenla<strong>de</strong>n, Drop-Out-Records, Fat Fen<strong>de</strong>rs,<br />
Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg: Garageland, Red Rose<br />
Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipsi<strong>de</strong>, Hitsville Eitorf: CD & Music Corner Em<strong>de</strong>n: 96records<br />
Ems<strong>de</strong>tten: Music & Vi<strong>de</strong>o Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store, Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann,<br />
Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen: Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore<br />
Finsterwal<strong>de</strong>: Aktiv Discover, Top Skin Records Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium<br />
Records, Freebase, Musikla<strong>de</strong>n, Pro Vinyl Frankfurt/O<strong>de</strong>r: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd<br />
Music, Flight 13, Mono Freu<strong>de</strong>nstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen<br />
Gera: Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenla<strong>de</strong>n<br />
Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: An<strong>de</strong>rs Hören, Burnout,<br />
Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos Plattenkiste, Lado, Michelle<br />
Records, Otaku, Pop-Musik Und Mo<strong>de</strong>, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse, Ruff Tra<strong>de</strong> Records, Scratch Records,<br />
Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne, Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv<br />
Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl Welt Hei<strong>de</strong>lberg: Crazy Diamond, Down Town Records,<br />
Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express<br />
Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn: Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr.<br />
Music Kaiserslautern: Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die<br />
SchallPlatte Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love<br />
Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel Records,<br />
Schallhan<strong>de</strong>l, Un<strong>de</strong>rdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music GmbH Krefeld: Rille<br />
Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone, Freezone, Mad Flava, Ohrakel,<br />
Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück, Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich<br />
Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool<br />
Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar Records, Sito Music Mag<strong>de</strong>burg: Beat Boutique Hot Rats,<br />
Unique Mainz: Discover SchallPlatten, Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten,<br />
Teenage Wasteland Mannheim: CDpost.<strong>de</strong>, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die<br />
Scheibe, Music Attack München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records,<br />
Resonanz SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm: Musicline<br />
Nordhorn: Georgie‘s LP&CD La<strong>de</strong>n Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks Offenbach: Main<br />
Records, Recordstation Öhringen: Music Store Ol<strong>de</strong>nburg: Mts-City-Sound, Scheibenkleister Osnabrück: JPC,<br />
Kuhhan<strong>de</strong>l, Shock Records, Zukunftsmusik Pa<strong>de</strong>rborn: Unger Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim:<br />
Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb 7 Records, Silverspeedrecords Raste<strong>de</strong>: CD-Corner Regensburg:<br />
Eldorado Records Rheine: Ohrwurm Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform,<br />
Pressezentrum, Pressezentrum, Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art,<br />
Rex Rotari Saarlouis: Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig:<br />
Klangwelt Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record<br />
Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record Express, Sound<br />
Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3 Waren/Müritz: Amm Top 10<br />
We<strong>de</strong>mark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer Wien: Black Market, Substance<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg: Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten<br />
: Bus Stop Records Worms: Heaven Records Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream<br />
Zeitz: Best Of Music Zittau: CD Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte<br />
Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen fin<strong>de</strong>n sich unter:<br />
www.intro.<strong>de</strong>/auslagestellen<br />
≥ Punkt. Denn <strong>de</strong>ssen Refrain geht so:<br />
»Was soll das hier mit <strong>de</strong>m Quatsch? Ich<br />
weiß es nicht.« Der Satz wird ganz monoton<br />
zwanzigmal am Stück wie<strong>de</strong>rholt.<br />
Den prägt man sich tatsächlich ein. Das<br />
ist das, was hängen bleibt.<br />
Sebastian Ingenhoff<br />
Wu-Tang Clan<br />
8 Diagrams<br />
Wu Music Group / Bodog Music<br />
&<br />
Ghostface Killah<br />
The Big Doe Rehab<br />
Def Jam / Universal<br />
»Manno. Das ist mein Datum.<br />
Die Blödmänner vom Wu-<br />
Tang Clan können doch nicht<br />
am gleichen Tag ihr Album<br />
rausbringen. Ich bin voll sauer auf <strong>de</strong>n einen<br />
da, echt jetzt, <strong>de</strong>n könnte ich killen«<br />
(Zitat Ghostface Killah, subjektive Übersetzung).<br />
Diese spezielle Mischung aus<br />
Kin<strong>de</strong>rgartenlogik und Gangsterdrohgebär<strong>de</strong><br />
hat immer Sinn gemacht im Dunstkreis<br />
<strong>de</strong>r Truppe aus Staten Island.<br />
Erinnern wir uns kurz: In <strong>de</strong>r ersten<br />
Schaffensperio<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> heftig jongliert<br />
mit Shaolin-Gedankengut, Schach-Theorien,<br />
wirren Interpretationen von Einstein-<br />
I<strong>de</strong>en – und all das umgesetzt auf (zwei)<br />
wahrlich revolutionären Band-Alben. In<br />
<strong>de</strong>r zweiten Phase differenzierte man<br />
sich aus, fast je<strong>de</strong>r MC wur<strong>de</strong> von RZA<br />
mit einer Soloplatte versorgt, die Qualität<br />
begann zu schwanken. In <strong>de</strong>r Spätphase<br />
quengelte je<strong>de</strong>s Mitglied parallel über<br />
Ignoranz <strong>de</strong>r Medien, Abzocke von Wu-<br />
Kollegen, mangeln<strong>de</strong> Labelunterstützung.<br />
Wo jahrelang auf die Integrationskraft <strong>de</strong>r<br />
Wu-Familie gepocht wor<strong>de</strong>n war, wer<strong>de</strong>n<br />
nun zunehmend Grabenkämpfe ausgefochten.<br />
Im Sperrfeuer momentan: Produzent<br />
RZA. Schon im Vorfeld <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />
<strong>de</strong>r mittlerweile fünften (und<br />
ich vermute mal: letzten) Wu-Tang-Platte<br />
wur<strong>de</strong> diese von Raekwon (»<strong>de</strong>n Vibe<br />
find ich voll doof«) und Ghostface (»hab<br />
ich eigentlich nüscht am Hut mit«) unterminiert.<br />
Tja, es gibt tatsächlich so gut wie<br />
keine klassischen Wu-Banger auf »8 Diagrams«,<br />
statt<strong>de</strong>ssen viel Psyche<strong>de</strong>lica,<br />
zurückgenommene Melancholie, Studio-<br />
Trickserei. Wie RZA mit Samples arbeitet,<br />
sie schichtet, <strong>de</strong>konstruiert, schlingern<br />
lässt und wie<strong>de</strong>r abfängt – ist schlicht<br />
überwältigend. Durch diesen Fokus auf<br />
<strong>de</strong>n Sound wer<strong>de</strong>n die MCs naturgemäß<br />
etwas vernachlässigt. Dagegen ist »The<br />
Big Doe Rehab« natürlich eine One-Man-<br />
Show. Mit unnachahmlicher Souveränität<br />
macht sich Ghostface Fremdmaterial zu<br />
eigen, kaum bearbeitet laufen die Loops<br />
im Hintergrund, während er seine Skizzen<br />
von Verfolgungsjag<strong>de</strong>n und Drogenverschacherei<br />
ins Mikro presst. Spätestens<br />
seit »The Pretty Toney Album« von 2004<br />
hat er so eine gewisse Formel für sich entwikkelt,<br />
die tatsächlich zuverlässig funktioniert.<br />
Innovationen wer<strong>de</strong>n allerdings<br />
mittlerweile woan<strong>de</strong>rs durchgesetzt. Insofern<br />
muss man RZAs Mut bewun<strong>de</strong>rn,<br />
im fortgeschrittenen HipHop-Alter <strong>de</strong>n<br />
Tra<strong>de</strong>marksound eines <strong>de</strong>r größten Namen<br />
im Biz so radikal umzugestalten. Allein:<br />
Mit diesem Entwurf wird er im <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Klima wohl allein dastehen.<br />
Heiko Behr<br />
Xiu Xiu<br />
Women As Lovers<br />
Kill Rock Stars / Cargo<br />
Ist Jamie Stewart nicht<br />
schwul? Warum nennt er<br />
dann das neue Xiu-Xiu-Album<br />
»Women As Lovers«?<br />
Doch genau das zeichnet Xiu Xiu als<br />
queere Band aus, nämlich als Band, die<br />
sämtlichen sexuellen Zuschreibungen<br />
misstraut und schwulen Klischees ebenso<br />
wie Heteronormativität aus <strong>de</strong>m Weg<br />
geht. Queer meint in ihrem Fall, ständig<br />
die Perspektive zu wechseln und sich<br />
einer klaren I<strong>de</strong>ntität zu verweigern.<br />
Dies gilt nicht nur auf sexueller, son<strong>de</strong>rn<br />
auch auf musikalischer Ebene: Obwohl<br />
dank Stewarts gehetztem, ständig<br />
in die Höhe getriebenem Gesang unverkennbar,<br />
misstraut die Band einer klaren<br />
musikalischen Linie. Unentwegt nehmen<br />
sie neue Alben auf, um sich ständig neu zu<br />
erfin<strong>de</strong>n und diesen Entwurf sofort wie<strong>de</strong>r<br />
zu verwerfen. Auf »Women As Lovers«<br />
durchzieht diese Unruhe das komplette<br />
Album, kein Stück gleicht <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren,<br />
und doch ist Xiu Xiu unter Pop-Gesichtspunkten<br />
<strong>de</strong>r bislang größte Wurf gelungen.<br />
Noch immer gibt es je<strong>de</strong> Menge Störfaktoren<br />
– harsche Polyrhythmik, Free-<br />
Jazz-Bläser und blecherne Industrial-Referenzen<br />
–, doch immer wie<strong>de</strong>r lugt Tante<br />
Pop durch das Chaos. Stücke wie »f.t.w.«<br />
und »The Leash« klingen wie Bright Eyes<br />
auf sexy und machen klar, was Conor<br />
Oberst fehlt: kompromisslose Zerrissenheit,<br />
die beim Absturz keine Country-Standards<br />
als Auffangnetz benötigt.<br />
Zusammen mit Michael Gira von <strong>de</strong>n<br />
Swans als fabelhaftem Gastsänger wird<br />
selbst noch »Un<strong>de</strong>r Pressure« von Queen<br />
mit einer Theatralik abgefackelt, die Freddy<br />
Mercury mit Stolz erfüllt hätte. Xiu Xiu<br />
können eben bei<strong>de</strong>s: zauberhaften Pop<br />
und vor <strong>de</strong>n Kopf stoßen. Angst vor faulen<br />
Kompromissen muss man bei dieser<br />
Band wohl auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />
nicht haben.<br />
Martin Büsser<br />
Bitte kommen!<br />
Hercules And Love Affair same<br />
Why? Alopecia<br />
The B52's Funplex<br />
Adam Green Sixes And Sevens<br />
Vampire Weekend same<br />
Alben für März.<br />
Heute schon gehört. Demnächst mehr.
music pool europe gmbh<br />
präsentiert:<br />
Probefahrt<br />
117<br />
UNTEN<br />
Jakobinarina »The First Crusa<strong>de</strong>« (12Tonar / Cargo) –<br />
Ganz junge Jungs aus Island, <strong>de</strong>nen man <strong>de</strong>n Appeal auf<br />
Massen <strong>de</strong>utlich anhört. Schließlich haben sie schon auf<br />
Tour mit <strong>de</strong>n Kaiser Chiefs Blut lecken dürfen. Trotz<strong>de</strong>m<br />
ist ihr Debüt angenehm schroff geraten, mit Anleihen<br />
an <strong>de</strong>n rauen Punk Clashs und die extrovertierte Ansprache<br />
Art Bruts, aber auch mit <strong>de</strong>r Eingängigkeit ihrer<br />
britischen Impresarios. Und wer diese wettergegerbte<br />
Stimme hört, wür<strong>de</strong> niemals glauben, dass diese Typen<br />
fast noch schulpflichtig sind. Auf »I’ve Got A Date With<br />
My Television« haben sie übrigens auch einige <strong>de</strong>utsche<br />
Zeilen einfließen lassen. Wieso auch nicht, hat bei Franz<br />
Ferdinand schließlich bestens funktioniert.<br />
Ovo »Miastenia« (Load / Cargo) – Das Gegenteil von<br />
Jakobinarina, auch wenn sie ähnlich laut sind. Denn Ovo,<br />
ein italienisches Duo, sind mit ihrem groben Noise und<br />
Stefania Pedrettis stets heiser krächzen<strong>de</strong>r Stimme so<br />
schräg und unwägbar, wie man als Load-Act nur eben<br />
sein kann. Und auch die blechern klingen<strong>de</strong> Produktion<br />
hat nicht eben Zigtausen<strong>de</strong> von Euro verschlungen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m: aufregend irgendwo zwischen Deerhoof und<br />
Wolf Eyes, woan<strong>de</strong>rs sagt man Sludge dazu.<br />
Des Ark »Loose Lips, Sink Ships« (TCWTGA / X-Mist)<br />
– Wie amerikanische DIY-Kultur heute klassischerweise<br />
klingt, hat unlängst schon Marnie Stern vorgeführt.<br />
Der steht Des Ark a.k.a. Aimee Argotes mit ihrem verschleppten<br />
Postcore ziemlich nahe. Phasenweise ist<br />
ihr Songwriting so vertrackt und undurchsichtig, dass<br />
sie, auch gesanglich, als eine Art HC-PJ-Harvey durchgehen<br />
könnte.<br />
Richmond Fontaine »$87 And A Guilty Conscience<br />
That Gets Worse The Longer I Go« (Decor / Indigo) – Wer<br />
einen so langen Albumtitel wählt, kann nicht auch noch<br />
eine lange Kritik erwarten. Auch wenn <strong>de</strong>r Folk auf dieser<br />
Mini-LP nach all <strong>de</strong>m Krach zuvor äußerst angenehm<br />
und stilvoll wie selten im Genre wirkt.<br />
The Spill Canvas »One Fell Swoop« (Infest / Pias /<br />
Rough Tra<strong>de</strong>) – US-Emo, eher 3+ als 3-, also nicht ganz<br />
auf die einfache Karte »Melodie« setzend. Klingt, wie <strong>de</strong>r<br />
heutige Teenie-Mainstream eben so klingt.<br />
Rhesus »The Fortune Teller Said« (Pias / Rough Tra<strong>de</strong>)<br />
– In Frankreich gibt es nicht nur Chanson und Elektronik,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Musik, <strong>de</strong>r man nicht mal anhört, dass sie<br />
aus Frankreich kommt. Rhesus sind so ein Fall, und das ist<br />
vielleicht auch <strong>de</strong>r Fehler, <strong>de</strong>r die Platte folgenlos macht.<br />
Indie/Wave/Pop/Rock ohne große Vorkommnisse.<br />
Sambassa<strong>de</strong>ur »Migration« (Labrador / Broken Silence)<br />
– Dagegen lobe ich mir doch Sambassa<strong>de</strong>ur. Denn<br />
bei Labrador-Bands weiß man ja immer, was man bekommt:<br />
sonnigste und melodieseligste Popmusik. Aber<br />
halt, was soll <strong>de</strong>nn dieser ewige Hall? Na ja, egal, im<br />
Vergleich zum karg instrumentierten Debüt haben die<br />
Schwe<strong>de</strong>n zwar etwas vollere Arrangements gewählt<br />
und ihre Effektgeräte aufgedreht, toll und erhellend sind<br />
ihre Songs aber noch immer.<br />
The Winnebago Orchestra »Born In The Sun« (Tuition<br />
/ BB*Island / Al!ve) – Irgendwie hatte ich das Winnebago<br />
Orchestra folkiger in Erinnerung. Auf »Born ...« ist<br />
zwar noch warmer Pop, sodass ich fast an Texas <strong>de</strong>nken<br />
muss, aber immer wie<strong>de</strong>r webt die Band artifizielle<br />
Kniffe in ihren Sound ein, <strong>de</strong>r in Kombination mit <strong>de</strong>r<br />
Stimme Caroline Trettines auch an Kate Bush erinnert.<br />
Und auch hier: die Vertonung eines Brecht-Gedichtes,<br />
auf Deutsch. Scharf an <strong>de</strong>r Grenze zwischen verblüffend<br />
und überambitioniert.<br />
It’s Not Not »Bound For The Shine« (Defiance / Cargo)<br />
– Die Spanier aus <strong>de</strong>m BCore-Umfeld geben sich hier<br />
noch spielerischer und zitathafter als zuvor schon. Ob<br />
nun Wavepunk, Oldschool-, NY- o<strong>de</strong>r Post-HC, alles min<strong>de</strong>stens<br />
einmal vertreten, wie aus <strong>de</strong>r Lostrommel ausgewählt<br />
und trotz<strong>de</strong>m durchgehend gut gelungen.<br />
La Fleur Fatale »Night Generation« (Killer Cobra /<br />
Cargo) – Diese Schwe<strong>de</strong>n starten auf ihrem Debüt furios,<br />
nämlich mit drei unwi<strong>de</strong>rstehlichen Nummern aus<br />
einem Hauch von Manchester Rave, <strong>de</strong>m Psyche<strong>de</strong>lisch-<br />
Verschwommenen von Shoegaze/Dream-Pop und paradoxerweise<br />
blitzsauberer Sixties-Westcoast-Melodiösität.<br />
Danach flacht das Ganze zugunsten von leicht<br />
unklarer Pop-Eindimensionalität etwas ab und en<strong>de</strong>t<br />
in schwer verdaulichem Doors-Gehabe. Aber <strong>de</strong>r Start<br />
lohnt die Anschaffung eigentlich schon.<br />
Christian Steinbrink<br />
LIVE TOUR MÄRZ 2008<br />
4.03.08 - FRANKFURT<br />
13.03.08 - HA<strong>MB</strong>URG<br />
‘AS I AM’ NEW ALBUM OUT 19TH NOVE<strong>MB</strong>ER INCLUDING<br />
THE HIT SINGLE 'NO ONE'<br />
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02.04.08, Stuttgart - Porsche-Arena<br />
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04.04.08, Leipzig - Arena<br />
08.04.08, Berlin - Max-Schmeling-Halle<br />
09.04.08, Hamburg - Color Line Arena<br />
21.04.08, Frankfurt - Festhalle<br />
02.05.08, Oberhausen - Königs-Pilsener-Arena<br />
New album<br />
'UNBREAKABLE'<br />
out now<br />
17.04.08, BERLIN - TACHELES<br />
18.04.08, KÖLN - UNDERGROUND<br />
17. JUNI<br />
WUHLHEIDE<br />
BERLIN<br />
18. JUNI<br />
ISS DOME<br />
DÜSSELDORF<br />
Sambassa<strong>de</strong>ur<br />
Lightspeed Champion<br />
PRESENTED BY:<br />
MUSIC POOL BY ARRANGEMENT<br />
WITH WILLIAM MORRIS AGENCY<br />
Karten an <strong>de</strong>n bekannten Vorverkaufsstellen<br />
Bun<strong>de</strong>sweite Tickethotline: 01805 - 9 69 00 00*<br />
(*14 Ct./Min. Mobilfunkpreise können abweichen)<br />
Tickets im Internet: www.kartenhaus.<strong>de</strong> • www.music-pool.com
118 Heimspiel<br />
Bombee+<br />
Bombee+<br />
Home Sweet Home / Poor Dog<br />
Das ist ja das Schöne an diesem<br />
Band-Ding: dass einzelne<br />
Musiker ihre mitunter<br />
wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n musikalischen<br />
Vorlieben unter einen Hut bekommen<br />
müssen. So ist das natürlich auch im<br />
Fall von Bombee+. Da gibt es zum einen<br />
die hörbare Vorliebe für Jack Johnsons<br />
Gitarre in ihren jazzigeren Augenblicken.<br />
Dazu gesellt sich ein Gesang, <strong>de</strong>r offenbar<br />
einem Eddie Ved<strong>de</strong>r nacheifern will.<br />
So weit, so wertneutral, vielleicht gibt es<br />
ja auch Leute, die sich nichts Besseres<br />
als diese Kombination vorstellen können.<br />
Man könnte aber auch behaupten,<br />
sie klängen wie eine Ton gewor<strong>de</strong>ne SB-<br />
Bäckerei am Hei<strong>de</strong>lberger Hauptbahnhof,<br />
<strong>de</strong>ren herausragendste Qualität das Le<strong>de</strong>rimitatsofa<br />
von Ikea darstellt. Ziemlich<br />
mittelmäßig also.<br />
Mick Schulz<br />
Caretta Caretta<br />
We Can Not Speak This Language<br />
Coraille<br />
Es ist gewagt, zu dritt in<br />
klassischer Rockbesetzung<br />
Instrumentalmusik zu machen.<br />
Aber es funktioniert<br />
– zumin<strong>de</strong>st auf klanglicher Ebene: Peter<br />
Heinrich, Johanna Jäger und Philipp<br />
Mahlmeister beherrschen ihr Handwerk<br />
und erzeugen eine beeindrucken<strong>de</strong> Dichte,<br />
was nicht zuletzt am dynamischen<br />
Schlagzeugspiel Mahlmeisters liegt. Die<br />
Musik von Caretta Caretta aus Würzburg<br />
ist äußerst komplex, und man kann ihr<br />
anhören, dass die Synkopierungen und<br />
Breaks in stun<strong>de</strong>nlangen Jams erarbeitet<br />
wur<strong>de</strong>n. Das Debüt ist zwar eine vielversprechen<strong>de</strong>,<br />
kompromisslose Umsetzung<br />
einer gemeinsamen künstlerischen<br />
Vision, die angenehm unangestrengt und<br />
trendfern ausfällt, doch noch fehlen die<br />
dramatischen Höhepunkte, die <strong>de</strong>n Zuhörer<br />
über längere Zeit fesseln können.<br />
Philipp Jedicke<br />
Ceil<br />
Pri<strong>de</strong> Of Creation<br />
Ruuf Records<br />
Man kennt die Situation:<br />
Zufällig trifft man gute alte<br />
Bekannte ausm Dorf wie<strong>de</strong>r,<br />
na so was, haben uns ja seit<br />
Ewigkeiten nicht gesehen, hast dich gar<br />
nicht verän<strong>de</strong>rt! Und alles ist sofort wie<strong>de</strong>r<br />
so wie früher. Eben <strong>de</strong>swegen ist<br />
es auch immer wie<strong>de</strong>r erfreulich, aus<br />
längst verschollen geglaubten Subgenres<br />
o<strong>de</strong>r -kulturen plötzlich und unerwartet<br />
überaus vitale Signale zu empfangen.<br />
Da klopft dann nämlich gleich dieser geile<br />
Zeitreiseeffekt an die Tür, hinter <strong>de</strong>r man<br />
all die längst verdrängten Erinnerungen<br />
abgela<strong>de</strong>n hat. Im konkreten Fall klopfen<br />
also Ceil, drei Anfang-20er, die mit großer<br />
Präzision Schlagzeug, Bass und Gitarre<br />
bearbeiten, an die Pforten <strong>de</strong>r Wahrnehmung.<br />
Hey, Crossover, was geht so bei<br />
dir? Du klingst ja immer noch so knackig<br />
und spritzig wie bei unserem letzten Treffen<br />
damals in, wo war das noch mal? Und<br />
wann? H-Blockx in Günzburg kurz vor <strong>de</strong>m<br />
Abi o<strong>de</strong>r doch beim ersten Foo-Fighters-<br />
Konzert in Memmingen? Ach, ist auch<br />
egal. Mit <strong>de</strong>n zeitgereisten Powerchords<br />
von Ceil ist ab sofort eben immer Crossover.<br />
Gib mir doch <strong>de</strong>ine Handynummer.<br />
Na dann, wir hören uns, bis bald!<br />
Nora Steinhardt<br />
Er France<br />
Ex Saint<br />
Lolila<br />
4 Experimentelle Die Nur 2 Sind<br />
UNKNWON PLEASURES<br />
In unserer aktuellen »Control«-Gesellschaft wer<strong>de</strong>n die neuen Ian Curtisse in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Monaten ja nur so aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n sprießen.<br />
M<br />
it einem kantigen Abklatsch <strong>de</strong>s<br />
»Unknown Pleasures«-Covers ist<br />
<strong>de</strong>rzeit im Rattenrennen <strong>de</strong>r Originalität<br />
also bestimmt kein Blumentopf zu<br />
gewinnen. Macht auch nichts, <strong>de</strong>nn 4 Experimentelle Die<br />
Nur 2 Sind – die wollen wirklich so heißen und sind in echt<br />
sechs Musiker aus <strong>de</strong>r oberösterreichischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt<br />
Linz – fin<strong>de</strong>n ihre Inspiration weniger im Manchester<br />
<strong>de</strong>r End-70er als vielmehr in einer einige Jahre später auf<br />
<strong>de</strong>m Kontinent florieren<strong>de</strong>n Tradition, die Pop als brachliegen<strong>de</strong>s<br />
Experimentierfeld komplett neu beackern wollte:<br />
Songstruktur brechen, Klangbild erweitern, Kakofonie als<br />
Glam um<strong>de</strong>uten, eben Post-Punk’sche, <strong>de</strong>utsch texten<strong>de</strong><br />
Wi<strong>de</strong>rborstigkeit, you name it. Wenn eine Band wie die 4 Lustigen<br />
2 Die Nur 6 Sind dann stolz auf eine über zehnjährige<br />
Geschichte zurückblicken kann und mit »Typewriter«<br />
ihr bereits sechstes Album vorlegt – in Linz sind sie längst<br />
Legen<strong>de</strong> –, hat sich natürlich einiges an musikalischen<br />
Lieblingsskurrilitäten angesammelt. Da ist <strong>de</strong>r atemlose<br />
Sprechsingsang von NDW, da rumpeln die kantigen Rhythmen<br />
von No Möchtegern New York, Männerchöre erinnern<br />
an selige Hardcore-Zeiten, die Bläsersätze tröten erst in<br />
Richtung Palais Schaumburg und quäken dann verhalten<br />
Er France präsentieren sich<br />
auf ihrem zweiten Album<br />
»Ex Saint« als locker-flokkige<br />
Popband – nicht viel<br />
mehr, aber auch nicht viel weniger. Zwischen<br />
<strong>de</strong>m vielen Pop lassen die bei<strong>de</strong>n<br />
Wahl-Düsseldorfer André Tebbe und Isabelle<br />
Frommer es aber auch hin und wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>zent krachen. Besungen wird <strong>de</strong>r<br />
charmante Indiesound dabei mit <strong>de</strong>utschen,<br />
französischen und englischen<br />
Texten <strong>de</strong>r Chanteuse Isabelle Frommer.<br />
Ein paar schöne musikalische Momente<br />
haben die bei<strong>de</strong>n dabei geschaffen,<br />
zumeist sind diese allerdings recht<br />
harmlos. In <strong>de</strong>n etwas wil<strong>de</strong>ren Songsequenzen<br />
french’n’rollt es dann aber ganz<br />
schön, scha<strong>de</strong>, dass es nicht mehr davon<br />
gibt. So sind Er France auf »Ex Saint« eher<br />
Mittelmaß als Überflieger. Vielleicht benötigen<br />
die bei<strong>de</strong>n Musiker einfach noch<br />
ein bisschen mehr Zeit, um dann aber so<br />
richtig super zu wer<strong>de</strong>n. Mal schauen.<br />
Vielleicht ist es ja schon auf <strong>de</strong>m nächsten<br />
Album so weit.<br />
Tine Plackmann<br />
»Free Jazz!« – eine ganze Bibliothek <strong>de</strong>s Experimentiergeists<br />
in Pop wur<strong>de</strong> da angelegt, aus <strong>de</strong>r sich die Band um<br />
Songwriter David Lipp nach eigenem Gutdünken bedient.<br />
Das so Exzerpierte wird dann von Klampfe über Bassklarinette<br />
bis Geige reich instrumentiert und arrangiert, ganz<br />
ohne Angst, die Lücken zwischen <strong>de</strong>n Referenzen auch mal<br />
mit Banalem zuzukleistern. Der Rahmen für kulturkritische<br />
Essay-Lyrik ist damit also bestens abgesteckt. Der alte<br />
Standard <strong>de</strong>s Schriftverkehrs (Brief! Schreibmaschine!)<br />
wird hymnisch besungen, die Mobiltelefonie kommt im Vergleich<br />
dagegen eher schlecht weg. Ist das noch Rückwärtsgewandtheit<br />
o<strong>de</strong>r schon die neue Nachhaltigkeit? »Hier bei<br />
uns ist das so«, antwortet lapidar <strong>de</strong>r Linzer »Hausbrauch«.<br />
Über die, nun ja, etwas uncharismatische Stimme von Sänger<br />
David Lipp braucht dabei niemand zu mäkeln, solange<br />
sich Zeilen wie »auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich die 0<br />
und du die 11« abgreifen lassen. Wäre Ian Curtis ein etwas<br />
simpler gestrickter Popexperimentler gewesen, hätte er<br />
ein Lied über schiefe Liebesverhältnisse vermutlich in genau<br />
dieselben Worte gepackt.<br />
Arno Raffeiner<br />
4 Experimentelle Die Nur 2 Sind »Typewriter« (CD // Pumpkin Records)<br />
Guts Pie Earshot<br />
Revolt Against EP<br />
Rookie Records / Broken Silence<br />
Wütend, virtuos, heftig. Was<br />
das Duo Guts Pie Earshot an<br />
musikalischen Ergüssen abliefert,<br />
könnte man als Arabesk-Techno<br />
beschreiben, ausschließlich<br />
von Hand eingespielt – Computer<br />
und Sampler müssen aus konzeptmäßiger<br />
Überzeugung draußen bleiben, die<br />
bei<strong>de</strong>n sind echte Mucker –, mit flotten<br />
Exkursen zu Hyper-Break-Beats und feisten<br />
Schwermetallgitarren. Dazu gibt’s<br />
noch eine Ecke Grindcore, und das Cello<br />
wird immer schön durch <strong>de</strong>n Verzerrer<br />
gejagt. Das hat so was Tröstliches<br />
von seligem Punk- und Hardcore-Spirit.<br />
Wie sehr »Revolt Against« zu einer hohlen<br />
Floskel verkommen ist, wissen natürlich<br />
auch die bei<strong>de</strong>n bestens im linken Kontext<br />
und in bewährten Punkstrukturen einge-
Heimspiel<br />
119<br />
bun<strong>de</strong>nen Musiker von Guts Pie Earshot.<br />
Die große Ohnmacht <strong>de</strong>s Aufbegehrens:<br />
Sie wird eben in alle Ewigkeit <strong>de</strong>r Stoff für<br />
Poprebellentum bleiben. Guts Pie Earshot<br />
halten daran fest, trotz aller Wi<strong>de</strong>rsprüche.<br />
Und sie zetteln ihre Revolte in ziemlich<br />
wahnwitzigen Arrangements an, die<br />
selbst bei <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n EP mit gera<strong>de</strong><br />
mal drei Stücken <strong>de</strong>n Eindruck hinterlassen,<br />
man hätte gera<strong>de</strong> eine komplette<br />
Drum’n’Bass’n’Rock-Oper miterlebt.<br />
Daniel von Thülen<br />
Hungry, Hungry Ghost<br />
Sleeping English<br />
Wi<strong>de</strong>rheim<br />
In Sachen Pathos hat sich<br />
schon so manche junge<br />
Band verhoben. Da will man<br />
ein packen<strong>de</strong>s Debüt hinlegen,<br />
<strong>de</strong>n Sturm, <strong>de</strong>n Drang, die Euphorie<br />
auf Platte bannen, will <strong>de</strong>nen nacheifern,<br />
die man als Idole im MySpace-<br />
Profil verankert hat, <strong>de</strong>n Magnetic Fields,<br />
<strong>de</strong>n Eels, <strong>de</strong>n Wilcos. Und wo man gera<strong>de</strong><br />
dabei ist: Warum nicht auch <strong>de</strong>n Reeds<br />
und Bowies? Tja, und dann? Fährt man’s<br />
entwe<strong>de</strong>r vor die Wand, jault <strong>de</strong>n Leuten<br />
überambitioniert, aber rumpelnd die<br />
Ohren voll – o<strong>de</strong>r man macht so was wie<br />
»Sleeping English«. Freilich muss man<br />
sich ein wenig an Alex Haagers Gesang<br />
gewöhnen, <strong>de</strong>r manches Mal wie ein verschnupfter<br />
Wainwright (Rufus) klingt,<br />
aber ist dieser Schritt überwun<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>t<br />
sich im besten Sinne pompöser Indiepop,<br />
<strong>de</strong>r sich schnell im Herzen festbeißt.<br />
Hungry, Hungry Ghost scheuen sich dabei<br />
nicht vor Bläser- und Glockenspieleinsatz,<br />
wie in <strong>de</strong>m fast hittigen »Seldom Am<br />
I«, können aber auch mal nerdig vor sich<br />
hin pluckern (»Bonhauser Allee«) o<strong>de</strong>r<br />
schön die Verzerrer schräbbeln lassen<br />
(»Blind«). Dazu die schon erwähnte Pathoskelle,<br />
ein stimmig illustriertes Artwork<br />
– und am En<strong>de</strong> fragt man sich fast<br />
ein wenig, warum für diese Platte nicht<br />
ein größeres Label als das kleinfeine Berliner<br />
Wi<strong>de</strong>rheim drin war. Daniel Koch<br />
I Might Be Wrong<br />
It Tends To Flow From High To Low<br />
Sinnbus / Al!ve<br />
<strong>Als</strong> Berliner hat man zwei<br />
lange Jahre auf das Debütalbum<br />
von I Might Be Wrong<br />
gewartet. Auf ihren raren<br />
Konzerten verliebte man sich heimlich<br />
in Sängerin Lisa von Billerbeck und ihren<br />
Bubikopf. Sofort kaufte man für sich<br />
und alle Freun<strong>de</strong> die selbstgebrannte<br />
Mini-CD <strong>de</strong>r Band und wartete auf weitere<br />
Lebenszeichen. Jetzt ist es endlich<br />
so weit: Mit »It Tends To Flow From High<br />
To Low« geht Berlins Lieblingsband endlich<br />
richtig in die Startlöcher. Die Zeit <strong>de</strong>s<br />
Wartens hat sich gelohnt: Die lebhaften<br />
Songs zerren einen auf eine bunte Indie-<br />
Spielwiese aus Klatschen, Singen und<br />
Tanzen. Wür<strong>de</strong> von Billerbeck ihre elfenzarte<br />
Stimme nicht über die pluckern<strong>de</strong>n<br />
und klopfen<strong>de</strong>n Sounds legen, klängen<br />
I Might Be Wrong zwar wie <strong>de</strong>r Soundtrack<br />
zu einem Super-Mario-Spiel, doch<br />
schon nach wenigen Takten fin<strong>de</strong>t man<br />
sich in <strong>de</strong>r elektronisierten Fantasiewelt<br />
<strong>de</strong>r Band wie<strong>de</strong>r. Den Spaß an ihrer Musik<br />
hört man bei je<strong>de</strong>m Beat und je<strong>de</strong>m<br />
Trommelschlag. Auch wenn <strong>de</strong>r Bandname<br />
von Selbstzweifeln spricht: Diese<br />
Band macht <strong>de</strong>finitiv alles richtig.<br />
Julia Gudzent<br />
The Lonesomes<br />
This Is Cow-Fi<br />
Loaf<br />
Kennt ihr <strong>de</strong>n schon: Was<br />
macht <strong>de</strong>r Cow-Fi im Refrain?<br />
Muh! Wie bitte, nicht<br />
lustig? Na ja, ist ja eigentlich<br />
auch gar kein Witz, son<strong>de</strong>rn nichts als<br />
die reine Wahrheit. Denn das schlichtweg<br />
Umwerfen<strong>de</strong> an The Lonesomes’ zweitem<br />
Album ist, dass es zu scheppern<strong>de</strong>n Becken,<br />
Gitarrengrummeln und <strong>de</strong>m Fiepen<br />
billiger Keyboards wirklich immer wie<strong>de</strong>r<br />
laut Muh! und Mäh! und Bööh! macht.<br />
Eine Platte, die alles auf einen <strong>de</strong>rartigen<br />
Novelty-Effekt setzt, müsste sich<br />
eigentlich allerschnellstens verschlissen<br />
haben. Witz kapiert, zweimal gelacht und<br />
tschüss. Noch absur<strong>de</strong>r und besser als<br />
das Gemuhe ist an »This Is Cow-Fi« aber,<br />
dass sich das Album überhaupt nicht abnutzt,<br />
son<strong>de</strong>rn immer noch toller wird. Die<br />
Frage, ob das nun komplett dada, ein radikales<br />
Konzept <strong>de</strong>r Sinnverweigerung<br />
o<strong>de</strong>r nur totaler Schmarrn ist, wäre damit<br />
schnell beantwortet. Das ist schlichtweg<br />
großartigster, wun<strong>de</strong>rbarster Unsinn,<br />
verpackt in zauberhafte Kin<strong>de</strong>rmelodien-<br />
Elektronik, Country-Songs und Leichtes-<br />
Hören-Schmalz. Von <strong>de</strong>m Gemöpe kann<br />
man kaum genug bekommen. Muh!<br />
Malte Carli<br />
Missent To Denmark<br />
A Clue, A Hint, A Love<br />
Eigenvertrieb & Motor Digital<br />
Drei junge Menschen schließen<br />
sich für zwei Wochen im<br />
bayrischen Heimatkaff Deggendorf<br />
in einem Haus ein<br />
und proben <strong>de</strong>n Ernstfall »Debütalbum«.<br />
Bei so einem Experiment wäre in <strong>de</strong>n frühen<br />
Siebzigern wahrscheinlich ein zugedröhntes<br />
Stück Musik rausgekommen,<br />
weil man mehr mit Kiffen, Pilzefressen<br />
und <strong>de</strong>m Ausloten sexueller Tabuzonen<br />
beschäftigt gewesen wäre. Heutzutage<br />
sind junge Menschen allerdings diszipliniert,<br />
entschlossen und zielstrebig. An<strong>de</strong>rs<br />
ist nicht zu erklären, warum sich auf<br />
diesem Album ein gelungener Popsong an<br />
<strong>de</strong>n nächsten reiht. Kein zielloses Rumgejamme,<br />
son<strong>de</strong>rn Vierminüter, die sitzen.<br />
Und auch wenn das Album laut Booklet<br />
im »Wohn- und Musikzimmer« <strong>de</strong>r Familie<br />
<strong>de</strong>s Drummers abgemischt wur<strong>de</strong>, hört<br />
es sich an, als hätte zum Beispiel O.L.A.F.<br />
Opal zumin<strong>de</strong>st sein Equipment zur Verfügung<br />
gestellt. Man könnte höchstens<br />
bemängeln, dass die drei ihren Vorbil<strong>de</strong>rn<br />
ein wenig zu durchsichtig nacheifern: im<br />
pluckern<strong>de</strong>n Notwist-<strong>Intro</strong>, im <strong>de</strong>ath-cabbigen<br />
»Weatherforcasts Will Lead Us«,<br />
im Radiohead-Falsett in »The Secret<br />
Street«, im elbowigen Pathos in »Open<br />
Book«. Aber wen stört’s, wenn sie all das<br />
gar selbstverständig hinbekommen. Bitte<br />
<strong>de</strong>mnächst wie<strong>de</strong>r einschließen.<br />
Daniel Koch<br />
Ohne Fronten Crew<br />
Mosaik<br />
Al Dente Records<br />
Die Warnschuss-Beats von<br />
HipHop zielen jetzt also gegen<br />
Krieg, o<strong>de</strong>r wie? So von<br />
wegen »ohne Fronten«. Tatsächlich:<br />
Die Crew setzt auf Integrationspower<br />
und Völkerverständigung durch<br />
Rap. Neun MCs haben sich in <strong>de</strong>r Crew<br />
zusammengeschlossen und legen mit<br />
»Mosaik« das erste gemeinsame Album<br />
vor. Representing Hanau, Mühlheim, Offenbach<br />
– das ist Rhein-Main international<br />
in Deutsch, Türkisch, Italienisch und<br />
Französisch. Kann man sich ungefähr wie<br />
eine genuin multikulturelle Ausgabe <strong>de</strong>s<br />
Wu-Tang Clan vorstellen. So mosaikmäßig<br />
halt: »Verschie<strong>de</strong>ne Typen, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Styles, das Ergebnis ist eins.« Blut, Drogen,<br />
Bitches, Gangsta-Klischees? Nee,<br />
danke. Bei <strong>de</strong>r Crew gibt’s nur jugendfreien<br />
Optimismus auf die Beats. Während<br />
irgendwelche Wirtschaftsweisen die<br />
Wachstumsraten immer wie<strong>de</strong>r nach unten<br />
korrigieren wollen, wer<strong>de</strong>n auf Hessens<br />
Straßen Durchhalteparolen ausgegeben:<br />
»Auch wenn keiner dran glaubt, es<br />
geht weiter bergauf.« Gute Nachrichten<br />
für Deutschland, schlechte für <strong>de</strong>n hessischen<br />
Lan<strong>de</strong>sfürsten. Falls <strong>de</strong>r zufällig<br />
mal auf einem Ohne-Fronten-Jam lan<strong>de</strong>n<br />
sollte, wird er sich grün und braun ärgern.<br />
Denn wenn HipHop noch ein Weilchen so<br />
weitermacht, ist es schnell mal Essig mit<br />
weiterem Wasser auf Roland Kochs Wahlkampfmühlen.<br />
Christoph Arber<br />
Red<strong>de</strong>lört<br />
Red<strong>de</strong>lört<br />
Cobretti<br />
Mit Sounds zu punkten,<br />
die sich irgendwie verbieten,<br />
ist nie ein Spaziergang.<br />
Viele empfin<strong>de</strong>n es als obszön,<br />
wenn <strong>de</strong>r Kanon, was geht und was<br />
nicht geht, auf <strong>de</strong>n Kopf gestellt wird.<br />
Schon die ersten Sekun<strong>de</strong>n Red<strong>de</strong>lört<br />
dürften also Zurechnungsfähigkeitswächtern<br />
Schmerzen zufügen. Cheesy<br />
Großraumrave-Beats – vielleicht Mayday<br />
1995 o<strong>de</strong>r Dune o<strong>de</strong>r bestenfalls<br />
Scooter –, dazu billige Keyboard-Einstellungen<br />
wie »Trumpet« o<strong>de</strong>r »Horn«,<br />
die eine verknappte eingängige Melodie<br />
du<strong>de</strong>ln. Techno, <strong>de</strong>ssen schäbigstes Signum<br />
wäre: »So uncool, dass es schon<br />
wie<strong>de</strong>r cool ist.« Aber es muss zum Glück<br />
heißen: »So durch, dass klassische Coolness-Kategorien<br />
untergehen und es tatsächlich<br />
Spaß macht.« Die Band kommt<br />
übrigens aus Schleswig-Holstein und wird<br />
gemischt von Arni von Plemo. Passt.<br />
Linus Volkmann<br />
Red Tape Para<strong>de</strong><br />
Red Tape Para<strong>de</strong><br />
redtapepara<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Es gibt Dinge, die sich nie än<strong>de</strong>rn<br />
wer<strong>de</strong>n und allen Fortschritt<br />
vereiteln. Eine <strong>de</strong>r<br />
unverrückbaren Konstanten<br />
ist das Interesse <strong>de</strong>r Linken an irrwitzigen<br />
Partikularproblemen: Tierschutz,<br />
die Unterdrückung von Homosexuellen in<br />
Kuba und natürlich dieser Mumia-Abu-<br />
Jamal-Quatsch. Beson<strong>de</strong>rs putzig anzusehen<br />
ist diese Themenfolklore traditionell<br />
in <strong>de</strong>r Hardcore-Szene. Red Tape<br />
Para<strong>de</strong> halten sich dort auf und begrüßen<br />
einen auf <strong>de</strong>r Internetseite dann auch<br />
gleich mit <strong>de</strong>n wesentlichen Statements:<br />
Die Musiker, bekannt durch Aktivitäten in<br />
<strong>de</strong>n Formationen Static 84, Driving The<br />
Salt, John Deere u. a., sind »pro-gay« und<br />
setzen sich auch für die Belange antirassistischer<br />
Punkbands ein. Dafür sei ihnen<br />
an dieser Stelle mein ganz persönlicher<br />
Glückwunsch übermittelt. Ferner tritt die<br />
Band für Religionsausübung fern von Kirchenstrukturen<br />
ein, was angesichts <strong>de</strong>r<br />
Tatsache, dass es keinen Gott gibt, ihm zu<br />
Ehren aber noch allerlei bewaffnete Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
abgehalten wer<strong>de</strong>n,<br />
hochgefährlicher Schwachsinn ist. Musikalisch<br />
allerdings: einwandfrei.<br />
Boris Fust<br />
Sankt Otten<br />
Wun<strong>de</strong>n gibt es immer wie<strong>de</strong>r<br />
Hid<strong>de</strong>n Shoal Records<br />
Man kennt das: Filme, die<br />
vor lauter Opulenz und Ornament<br />
und Selbstverliebtheit<br />
in ihrer Bildgewalt<br />
erstarren. Irgen<strong>de</strong>ine Be<strong>de</strong>utung hinter<br />
<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn, so was wie Subtext, Verweiskraft,<br />
metaphorische Ebene: alles Fehlanzeige.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen purer ästhetischer<br />
Genuss. Sankt Otten alias Stephan Otten<br />
und Oliver Klemm aus Osnabrück haben<br />
mit ihrem dritten Album »Wun<strong>de</strong>n gibt es<br />
immer wie<strong>de</strong>r« natürlich keinen solchen<br />
Film gedreht. Doch ihre Musik wür<strong>de</strong> sich<br />
darin bestimmt ganz gut machen. Der Vergleich<br />
drängt sich auf: Sankt Otten wollen<br />
cinematisch klingen, sie liefern einen Ohrenschmaus<br />
für das innere Auge, <strong>de</strong>r natürlich<br />
diese klischeehafte Soundtrack-<br />
zu-einem-Film-<strong>de</strong>r-nie-gedreht-wur<strong>de</strong>-<br />
Qualität vor sich her trägt. Dabei ist ihr erhaben-instrumentales<br />
Dröhnen Balsam<br />
auf die im Titel genannten »Wun<strong>de</strong>n«. ≥
120 Heimspiel<br />
≥ Der Schmerz wird fast bis zur Deka<strong>de</strong>nz<br />
luxuriös orchestriert o<strong>de</strong>r mit Michael-Rother-Kitsch<br />
gelin<strong>de</strong>rt. Die Zeitlupen-Hypnose<br />
kriegen Otten und Klemm<br />
dabei nicht ganz so plausibel hin wie potenzielle<br />
Vorbil<strong>de</strong>r, beispielsweise Bohren<br />
& Der Club Of Gore. Eine gewisse existenzielle<br />
Leere scheint hie und da durch. Aber<br />
vielleicht ist ja gera<strong>de</strong> die für die Wun<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>n süßen Weltschmerz <strong>de</strong>r Ästheten<br />
verantwortlich. Arno Raffeiner<br />
Schwefelgelb<br />
Zehn Schuss, kein Treffer EP<br />
schwefelgelb.<strong>de</strong><br />
1, 2, 3 – und los geht’s mit<br />
<strong>de</strong>m Electroclash-Workout!<br />
Wir tanzen <strong>de</strong>n Plastische-Chirurgie-Step,<br />
wir<br />
verzerren uns <strong>de</strong>n Gute-Laune-Muskel,<br />
wir schweinigeln zu Disco-Trash.<br />
Puh und wow – Schwefelgelb, das riecht<br />
nach Hauptstadt, Wodka pur all over<br />
your Schnauze, Jungsschweiß und verschmiertem<br />
Kajal, vollgekotzten Feinrippunterhem<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Als</strong>o mal ganz ohne<br />
Umschweife gesagt: echt geil. Das ist<br />
so Sound of Now. Sie nennen die bei<strong>de</strong>n<br />
schwefelhölzchenheißen Jungs Sid und<br />
Eddy, live gibt’s noch die Tänzer Nyx und<br />
Hal obendrauf. Was Produktion und Songschreiberei<br />
angeht, steckt aber hauptsächlich<br />
ein gewisser Jonas Förster dahinter.<br />
Der hat nachweislich ein Studium<br />
<strong>de</strong>r Deutsch-Amerikanischen Freundschaft<br />
hinter sich (abgeschlossen mit<br />
Auszeichnung), darf sich Postgraduate<br />
in Punkolectro nennen und ist vermutlich<br />
seit Jahren als Un<strong>de</strong>rcover-Reporter<br />
in Fitnessstudios und Schönheitskliniken<br />
unterwegs. Sein eigenes Handwerk<br />
steht <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Skalpellmeister in nichts<br />
nach. Da sitzt je<strong>de</strong> Verzerrung am rechten<br />
Fleck, Beats und Synthies sind in<br />
tausendun<strong>de</strong>iner Kompressor-Schlaufe<br />
in Sachen Sound echt crisp aufgebrezelt.<br />
»Zehn Schuss, kein Treffer« – wenn ihr<br />
mich fragt: superkrasse Ausbeute!<br />
Bernd Toben<br />
Situation Leclerq<br />
Situation Leclerq<br />
myspace.com/situationleclerq<br />
The Rapture, !!!, Zoot Woman<br />
und Chikinki auf <strong>de</strong>m<br />
Indietanzflur – und irgendwo<br />
dazwischen Situation<br />
Leclerq. Nur eben frischer, aus Hannover<br />
und Hamburg statt aus UK o<strong>de</strong>r USA<br />
und ungesignt. Letzteres vergisst man<br />
schnell, <strong>de</strong>nn das selbst betitelte Demo<br />
kommt mit Future-Hits wie »Shiny Boots«,<br />
»Freaks« und »Read My Lips« ziemlich zackig,<br />
makellos produziert und mit schikkem<br />
Artwork daher. Und überhaupt machen<br />
Shaun Hermel, Nils Nordmann, Robert<br />
Witoschek und Sascha Cammarota<br />
nicht nur intelligente, tanzbare Popmusik,<br />
son<strong>de</strong>rn auch einiges richtig: Mit Zoot<br />
Woman, Robocop Kraus, Jeans Team und<br />
Ratatat teilte man schon Publikum und<br />
Backstageraum, 2006 gewann man <strong>de</strong>n<br />
Lado-Nachwuchswettbewerb. Eigentlich<br />
wusste man es ja immer schon: Hannover<br />
hat doch ein bisschen mehr zu bieten als<br />
die gleichnamige Industriemesse, Klaus<br />
Meine und eine Expo-Brache.<br />
Christine Franz<br />
Slon<br />
Jelenka EP<br />
12rec<br />
Auch wenn es an dieser Stelle<br />
schon das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Mal geschah – man<br />
kann die geschmackvolle<br />
und innovative Arbeit <strong>de</strong>s Dortmun<strong>de</strong>r<br />
CDR- und Netlabels 12rec nicht oft genug<br />
hervorheben. Zum einen ist <strong>de</strong>ssen<br />
Veröffentlichungspolitik so logisch wie<br />
wegweisend, zum an<strong>de</strong>ren sind die Releases<br />
von durchweg hoher Qualität. So<br />
auch diese kleine CD <strong>de</strong>s Wiener Quartetts<br />
Slon. Auf fünf Stücken wird instrumentaler<br />
Post-Rock präsentiert, <strong>de</strong>r<br />
leicht und zurückhaltend wirkt und sich<br />
trotz eines breiten Soundspektrums sehr<br />
nachvollziehbar und stimmungsvoll entfaltet.<br />
Und das, obwohl selbst innerhalb<br />
eines Songs schon mal die Stilanleihen<br />
von freiem Geplänkel über Jazz-Grooves<br />
bis hin zu Mathrock reichen. Eine EP, die<br />
<strong>de</strong>m Hörer sofort klar macht, dass man<br />
nur einen Bruchteil <strong>de</strong>s Facettenreichtums<br />
<strong>de</strong>r Band kennengelernt hat. Jetzt<br />
bitte das Album!<br />
Christian Steinbrink<br />
Sober<br />
She Will Be Mine<br />
sober-online.<strong>de</strong><br />
Da passt einfach alles: erst<br />
einmal die teure Verpackung<br />
mit abgerun<strong>de</strong>ten Kanten,<br />
dann die druckvolle, gera<strong>de</strong>zu<br />
kristalline Produktion, <strong>de</strong>r löblich<br />
nach Stimmbildung klingen<strong>de</strong> Gesang <strong>de</strong>s<br />
Frontmanns, die perfekt ausgeklügelten<br />
Strukturen <strong>de</strong>r zeitlosen Rocksongs, die<br />
brillant du<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Gitarrensoli immer am<br />
rechten Fleck ... Gääähn, hab ich noch irgendwas<br />
ähnlich Wichtiges an dieser so<br />
perfekt wie unbe<strong>de</strong>utend klingen<strong>de</strong>n<br />
Band namens Sober vergessen? Ist es<br />
nicht seltsam – o<strong>de</strong>r um mal Klartext zu<br />
re<strong>de</strong>n: eine Frechheit –, dass scheinbar<br />
immer noch so viele Jungs überzeugt davon<br />
sind, ihre wie ein Leistungssport betriebene<br />
Hobbyband müsste so zuhörtechnisch<br />
auch noch jemand an<strong>de</strong>ren<br />
interessieren als die Sportler selbst? Ihr<br />
habt doch eh immer schon gewonnen!<br />
Nein, besser als ihr kann das keiner. Ihr<br />
seid min<strong>de</strong>stens die neuen Status Quo<br />
und seht noch dazu besser aus als Oasis.<br />
Daher besten Dank auch für die vorbildlich<br />
ausgeleuchteten Bandfotos!<br />
Dieter Zank<br />
Die Gewinnersingles <strong>de</strong>r Coca-Cola<br />
Soundwave Discovery Tour<br />
Im vergangenen Jahr startete Coke <strong>de</strong>n bis dato größten <strong>de</strong>utschen Bandnachwuchswettbewerb.<br />
aVid*, Pink’s Not Red und Fathead konnten sich bei<br />
<strong>de</strong>r großen Finalshow vor <strong>de</strong>m Bran<strong>de</strong>nburger Tor als Siegerbands behaupten.<br />
Sie gewannen eine professionelle Studioproduktion, <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />
man ab Februar exklusiv bei iTunes erwerben kann. Wir stellen die drei Songs<br />
vor und berichten direkt aus <strong>de</strong>n Studios.<br />
aVid* »Fallen«<br />
Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover<br />
Produzent: Fabio Trentini<br />
Man kann sich drüber streiten, ob dieser aufdringliche Stimmeffekt im <strong>Intro</strong><br />
von »Fallen« hätte sein müssen, aber davon mal ab hat Trentini, <strong>de</strong>r schon<br />
die H-Blockx und die Donots produzierte, ganze Arbeit geleistet. Die Band<br />
aus Wesel bringt hier die gewollt große Geste <strong>de</strong>s Refrains mit groovigen Zwischenparts<br />
zusammen, in einem Song, <strong>de</strong>n aVid* selbst als »melancholisch,<br />
aber hoffnungsvoll« beschreiben. Die Band zeigte sich im Studio begeistert<br />
und entschlossen. »Keine halben Sachen« habe es bei Trentini gegeben. Und:<br />
»Er hat uns perfektioniert.« Das hört man auch <strong>de</strong>m Song an, <strong>de</strong>r nun so gar<br />
nicht nach »Fallen« klingt – eher wie ein Höhenflug.<br />
Pink’s Not Red<br />
Pink’s Not Red »Witchcraft«<br />
Aufgenommen im Tritonus Studio Berlin<br />
Produzent: Philipp Hoppen<br />
»Wir haben entschie<strong>de</strong>n, dass Schlaf erst mal unwichtig ist – völlig überbewertet.«<br />
So fasste Sänger Doelke die Arbeitsmoral im Studio zusammen.<br />
Das hört man auch ihrem Song »Witchcraft« an, einem beatsteaksähnlichen<br />
Kracher, <strong>de</strong>r einen mit Gaspedal und Handbremse schier in <strong>de</strong>n Wahnsinn<br />
treibt. Hoppen, <strong>de</strong>r noch kurz zuvor mit <strong>de</strong>m Mastering von »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«<br />
<strong>de</strong>r Ärzte beschäftigt war, hat <strong>de</strong>m Track einen rauen Sound verpasst, <strong>de</strong>r<br />
die Ecken und Kanten eher spitzfeilt <strong>de</strong>nn glattschleift. Genau das wollte<br />
die Band. »Wir liegen da voll auf einer Wellenlänge«, so Gitarrist Joe. Hört<br />
man. Das berlinbedingte Schlaf<strong>de</strong>fizit scheint also eine gute Droge zu sein.<br />
Weiterrocken, bitte.<br />
Fathead »The Only Thing That’s Real«<br />
Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover<br />
Produzent: Arne Neurand<br />
Fett, was da aus <strong>de</strong>n Boxen ballert. Es mag harmlos anfangen. Schmeicheln<strong>de</strong>r<br />
Gesang, E-Gitarrenzupfen, weiter mit einem tollen Ved<strong>de</strong>r-Grunge-Knurren,<br />
<strong>de</strong>r Sound wird rauer – und dann kommt <strong>de</strong>r Refrain. Nur ein kurzer Arschtritt,<br />
aber <strong>de</strong>r sitzt: Breitbeingitarren im besten Sinne und ein stimmgewaltiges<br />
Jaulen. Fett, halt. Fathead. Der noch junge Produzent Neurand, <strong>de</strong>r schon<br />
Kun<strong>de</strong>n von Punk (ZSK) bis Mainstream (Elli) hatte, gibt <strong>de</strong>m schon stark geschriebenen<br />
Song »The Only Thing That’s Real« noch mal eine or<strong>de</strong>ntliche Ladung<br />
Kraftfutter. Ein Prozess, <strong>de</strong>n auch die Band schätzte. »Superinteressant,<br />
wie <strong>de</strong>r Song wächst und ge<strong>de</strong>iht«, gab sie begeistert zu Protokoll.
Da geht’s<br />
121<br />
BAND OF HORSES<br />
29.02.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
THE MARS VOLTA<br />
08.03.08 · Köln, Live Music Hall<br />
TEGAN & SARA<br />
10.03.08 · Köln, Gloria<br />
STATE RADIO<br />
18.03.08 · Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
WIR SIND HELDEN<br />
28.03.08 · Bochum, Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />
THE WO<strong>MB</strong>ATS<br />
29.03.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
GET WELL SOON<br />
09.04.08 · Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
MADSEN<br />
15.04.08 · Bochum, Zeche<br />
THE BREEDERS<br />
22.04.08 · Köln, Luxor<br />
BLACKMAIL<br />
30.04..08 · Bochum, Zeche<br />
AREA4 FESTIVAL<br />
29.-31.08.08 · Lüdinghausen, Flugpl.<br />
Sa. 02.02. Efterklang (DK)<br />
+ Kom (D)<br />
+ Our Broken<br />
Gar<strong>de</strong>n (DK)<br />
Fr. 08.02. The Toyotas (D)<br />
+ Press Gang (D)<br />
+ Betasurfers (D)<br />
Sa. 09.02. Minor Majority (NOR)<br />
+ Jock Watson<br />
& Die Anonymen<br />
Melancholiker (D)<br />
AUSVERKAUFT !!!!<br />
Mo. 11.02. Shantel & Bucovina<br />
Club Orkestra (D)<br />
Mi. 13.02. Rocky Votolato (USA)<br />
+ A Reel Gallery (D)<br />
Sa. 16.02. Blood Red Shoes (UK)<br />
Sa. 23.02. Jakobinarina (ISL)<br />
+ Gavin Portland (ISL)<br />
+ Petur Ben (ISL)<br />
Mo. 25.02. Cococoma (USA)<br />
+ Headache City (USA)<br />
Fr. 29.02. Mr. Irish Bastard (D)<br />
www.infectious.<strong>de</strong><br />
06.02. MOUSONTURM/<br />
STUDIO 21.00<br />
JACQUES PALMINGER<br />
10.02. MOUSONTURM 21.00<br />
STARS<br />
13.02. MOUSONTURM 21.00<br />
JANE BIRKIN<br />
13.02 COOKYS 21.00<br />
BLOOD RED SHOES<br />
14.02. BROTFABRIK 20.00<br />
15.02. QUADRO NUEVO<br />
18.02. MOUSONTURM 21.00<br />
PERE UBU<br />
19.02. COOKYS 21.00<br />
BRITISH SEA POWER<br />
24.02. BROTFABRIK 20.00<br />
DEVON SPROULE<br />
24.02. MOUSONTURM 20.00<br />
JENS LEKMAN<br />
28.02. BROTFABRIK 20.00<br />
COSTO RICO<br />
29.02. BROTABRIK 20.00<br />
MICHELLE SHOCKED<br />
04.03. BROTFABRIK 20.00<br />
SUSHEELA RAMAN<br />
05.03. MOUSONTURM /<br />
STUDIO 21.00<br />
SUPERPUNK<br />
Mo. 11.02. • Gloria • Köln<br />
special guest:<br />
APOSTLE OF HUSTLE<br />
STARS<br />
Do. 14.02. • Live Music Hall • Köln<br />
special guest:<br />
CIRCUS MAXIMUS<br />
SYMPHONY X<br />
Mi. 20.02. • Luxor • Köln<br />
THE CINEMATICS<br />
Fr. 22.02. • E-Werk • Köln<br />
JUSTICE<br />
Fr. 22.02. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />
BRITISH SEA POWER<br />
So. 24.02. • Live Music Hall • Köln<br />
THE MISSION<br />
Mo. 25.02. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />
YEASAYER<br />
Mi. 27.02. • LIve Music Hall • Köln<br />
NADA SURF<br />
So. 02.03. • Weststadthalle • Essen<br />
Fr. 07.03. • Stollwerck • Köln<br />
MONEYBROTHER<br />
Di. 04.03. • Live Music Hall • Köln<br />
PANIC! AT THE DISCO<br />
So. 09.03. • Luxor • Köln<br />
GALACTIC<br />
Mi. 26.03. • Gebäu<strong>de</strong> 9 • Köln<br />
PATRICK WATSON<br />
Mo. 31.03. • Luxor • Köln<br />
ZOOT WOMAN<br />
Mo. 11.02. • Stollwerck • Köln<br />
JÄGERMEISTER ROCK:LIGA<br />
BIFFY CLYRO • DÚNE • PORTUGAL.THE MAN<br />
So. 17.02. • Luxor • Köln<br />
BLACK FRANCIS<br />
Do. 21.02. • Live Music Hall • Köln<br />
ANTI-FLAG<br />
Fr. 22.02. • Luxor • Köln<br />
MXPX<br />
So. 24.02. • Luxor • Köln<br />
OUTMATCH<br />
Di. 26.02. • Stollwerck • Köln<br />
special guest:<br />
REID PALEY<br />
Mo. 25.02. • Luxor • Köln<br />
THE BRANDOS<br />
KULA SHAKER<br />
Mi. 27.02. • Luxor • Köln<br />
LOS CAMPESINOS!<br />
So. 02.03. • Un<strong>de</strong>rground • Köln<br />
BLOODLIGHTS<br />
Di. 04.03. • Luxor • Köln<br />
NYLON<br />
Di. 11.03. • Gloria • Köln<br />
HOT CHIP<br />
Do. 27.03. • E-Werk • Köln<br />
DROPKICK MURPHYS<br />
plus<br />
special guest<br />
Mo. 07.04. • Live Music Hall • Köln<br />
COHEED AND CA<strong>MB</strong>RIA<br />
UFFIE & DJ FEADZ<br />
(ED BANGER):::<br />
:::STEREO MCs and friends:::<br />
STEREO MCs (DJ SET):::<br />
FR 8.2.08 ab 22h MARIA AM OSTBAHNHOF<br />
An <strong>de</strong>r Schillingbrücke / Stralauer Platz 33/34, 10243 Berlin<br />
Sa. 02.02.<br />
DAMNASTY &<br />
SONIC AVALANCHE<br />
Double CD Release<br />
Fr. 08.02.<br />
DHALIA`S LANE<br />
Celtic Dreams & Dances<br />
Sa. 09.02. 21:00 Uhr<br />
80`S PARTY<br />
Mit: DJ HEIKO<br />
Party mit <strong>de</strong>n Kulthits <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />
Fr. 15.02. 19:00 Uhr<br />
EMERGENZA -<br />
FESTIVAL<br />
local heroes<br />
Veranstalter: Eurotime Media Marketing GmbH<br />
Sa. 16.02.<br />
WISHBONE ASH<br />
Twin Guitars | Support: DAVID GOGO (TRIO)<br />
Fr. 22.02.<br />
THEY MIGHT BE<br />
STARS - FESTIVAL<br />
local heroes<br />
Mit: INNER CIRCUS, FIRE ON DAWSON &<br />
FOUNTAIN OF YOUTH<br />
Sa. 23.02. 21:00 Uhr<br />
DISCO30<br />
DIE Ü30 PARTY | Party-Classics mit DJ H20-Lee<br />
Fr. 29.02.<br />
JÄGERMEISTER<br />
ROCK:LIGA - GRUPPE C<br />
Mit: ESKOBAR, MONEYBROTHER & THE CINEMATICS<br />
Sa. 01.03. 21:00 Uhr<br />
80`S PARTY<br />
Mit: DJ HEIKO<br />
Party mit <strong>de</strong>n Kulthits <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />
Preview:<br />
07.03 EMERGENZA - FESTIVAL.<br />
08.03. EMERGENZA - FESTIVAL<br />
14.03. EMERGENZA - FESTIVAL<br />
19.03. TURISAS<br />
26.03. AS I LAY DYING<br />
28.03. YAKUZI (CD-Release Party)<br />
16.04. ELÄKELÄISET<br />
18.04. POTHEAD<br />
02.05. SCHANDMAUL (Festhalle Durlach)<br />
Einlass: 20 Uhr (falls nicht an<strong>de</strong>rs vermerkt)<br />
Tel. 0721/377274 · www.substage.<strong>de</strong><br />
E-Mail: info@substage.<strong>de</strong><br />
06.03. BROTFABRIK 20.00<br />
AMERICAN MUSIC<br />
CLUB<br />
08.03. BROTFABRIK 20.00<br />
AMSTERDAM<br />
KLEZMER BAND<br />
11.03. MOUSONTURM 21.00<br />
BAND OF HORSES<br />
14.03. BROTFABRIK 20.00<br />
TOMMY EMMANUEL<br />
15.03. BROTFABRIK 20.00<br />
LOU RHODES<br />
17.03. MOUSONTURM 20.00<br />
CHARLOTTE ROCHE<br />
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18.02. American Music Club<br />
19.02. Olli Schulz:<br />
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mit Olli Schulz«<br />
20.02. Pere Ubu<br />
22.02. British Sea Power<br />
23.02. Kompott präsentiert:<br />
Haydamaky (Ukraine)<br />
24.02. Sons & Daughters<br />
25.02. Yeasayer<br />
29.02. Band of Horses<br />
Clubbing Highlights:<br />
02.02. Pathfin<strong>de</strong>r Carnival<br />
09.02. Basswerk Session<br />
15.02. Balkan Express<br />
16.02. Gogo Crazy<br />
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26.03. Patrick Watson<br />
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Der Rockpalast im Februar im WDR Fernsehen<br />
11.02.2008 l 00:45 bis 03:00<br />
Sinéad O‘Connor, Dobacaracol Aufzeichnung <strong>de</strong>r Leverkusener<br />
Jazztage am 06. & 09.11.07<br />
18.02.2008 l 00:45 bis 02:15<br />
The Brandos<br />
Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />
24.02.2008 l 00:15 bis 03:15<br />
Robben Ford, Snowy White, Raul Midon, Sandy Dillon<br />
Aufzeichnung <strong>de</strong>r Leverkusener Jazztage am 05. & 09.11.2007<br />
25.02.2008 l 00:45 bis 02:30<br />
Gods Of Blitz<br />
Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />
Crossroads: Emmerhoff & The Melancholy Babies<br />
Aufzeichnung vom März 2006 in Bonn<br />
Vorschau auf März<br />
03.03.2008 l 00:45 bis 2:45<br />
Eurosonic/Noor<strong>de</strong>rslag Festival 2008<br />
09.03.2008 l 0:15 bis 3:15<br />
The Quireboys , The Pretty Things, The Cynics<br />
Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />
10.03.2008 l 0:45 bis 2:15<br />
Cuba Missouri, Rainravens<br />
Aufzeichnung <strong>de</strong>s Crossroads Festivals 2007 in Bonn<br />
17.03.2008 l 0:45 bis 2:15<br />
Visions Party<br />
Aufzeichnung aus <strong>de</strong>r Werkstatt, Köln von 2008<br />
Boozed heißt Rock<br />
w w w . r o c k p a l a s t . d e<br />
PROGRAMM<br />
SCHWIM<strong>MB</strong>AD<br />
-musik-club.<strong>de</strong><br />
Fr.<br />
01.<br />
Sa.<br />
02.<br />
Mi.<br />
06.<br />
Do.<br />
07.<br />
Fr.<br />
08.<br />
Do.<br />
21.<br />
Fr.<br />
22.<br />
Sa.<br />
23.<br />
Do.<br />
28.<br />
Fr.<br />
29.<br />
FEBRUAR 08<br />
DISCO : PARTYHITS<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: UNITED PICS<br />
PARTY House<br />
DISCO : DANCEFLOOR<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: DEPECHE<br />
MODE PARTY<br />
THE WEDNESDAY<br />
IS BACK!<br />
DISCO : INDEPENDENT MUSIC<br />
BLUE FISH: GOTHIC · DARK WAVE<br />
LIVE CLUB: EISHEILIG<br />
DISCO / BLUE FISH:<br />
HOLIDAY PARTY NIGHT<br />
DISCO : PARTYHITS<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: LOS BANDITOZ<br />
Sa. DISCO : DANCEFLOOR<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
09.<br />
LIVE CLUB: SHEE ROCKS<br />
Do.<br />
DISCO : 14.<br />
STUDI-PARTY*<br />
DISCO : PARTYHITS<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: RAW RYTHM<br />
JUDAS PRIESTER<br />
Fr.<br />
15.<br />
Sa.<br />
16.<br />
DISCO : DANCEFLOOR<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: UPTOWN<br />
SKANKIN’<br />
JAMROCK HIFI & Guests<br />
DISCO : STUDI-PARTY*<br />
DISCO : PARTYHITS<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: SHAKRA<br />
Ü30-PARTY<br />
DISCO : BEST OF MUSIC<br />
BLUE FISH: PARTYHITS<br />
& Ü25-SPECIAL<br />
LIVE CLUB: X-TO-<br />
PRACTICE<br />
DISCO : STUDI-PARTY*<br />
DISCO : PARTYHITS<br />
BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />
LIVE CLUB: HIMMELS-<br />
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Ostbahnhof<br />
Clara Luzia<br />
26.01. A-Wien, Frauencafé<br />
09.02. A-Wien, Porgy & Bess<br />
12.02. Flensburg, Volksbad<br />
19.02. A-Wien, Fluc<br />
Coke DJ-Culture!<br />
mit DJ Qbert, DJ Rafik, DJ Scratch<br />
14.02. Köln, Studio 672<br />
15.02. Hamburg, Neidklub<br />
16.02. Berlin, Icon<br />
22.02. Leipzig, Bounce 87<br />
23.02. München, Ampere<br />
Ticketverlosung auf S. 121<br />
Culcha Can<strong>de</strong>la<br />
16.02. Cottbus, Glad-House<br />
17.02. Flensburg, Max<br />
19.02. Ol<strong>de</strong>nburg, Kulturetage<br />
20.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
21.02. Schmallenberg, Stadthalle<br />
22.02. Krefeld, Kulturfabrik<br />
23.02. Montabaur, Monstarock<br />
25.02. Darmstadt, Centralstation<br />
26.02. Stuttgart, LKA-Longhorn<br />
27.02. CH-Bern, Bierhübeli<br />
28.02. Tuttlingen, Alte Festhalle<br />
29.02. CH-Zürich, Tonimolkerei<br />
Geht weiter!<br />
Lydia Daher<br />
26.01. Hamburg, Gol<strong>de</strong>n Pu<strong>de</strong>l<br />
Club<br />
Dirk Darmstaedter<br />
01.02. Kiel, Prinz Willy<br />
08.02. Dortmund, Subrosa<br />
09.02. Münster, Amp<br />
12.02. Düsseldorf, Pretty Vacant<br />
13.02. Frankfurt / Main, Das Bett<br />
15.02. Schwerin, Speicher<br />
Geht weiter!<br />
Datarock<br />
mit Ungdomskulen*<br />
19.02. München, Atomic Café*<br />
20.02. Düsseldorf, Zakk*<br />
21.02. Hamburg, Uebel &<br />
Gefährlich<br />
22.02. Berlin, Lido<br />
23.02. Köln, Studio 672<br />
24.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />
Karlstorbahnhof<br />
25.02. Frankfurt / Main,<br />
Nachtleben<br />
Chris De Luca<br />
vs Phon.O<br />
31.01. A-Wien, B72<br />
02.02. Berlin, Maria am<br />
Ostbahnhof<br />
08.02. Hamburg, Hafenklang<br />
09.02. Darmstadt, 603qm<br />
Der Tante Renate<br />
29.01. Halle, Unikum<br />
30.01. Hamburg, Grüner Jäger<br />
31.01. Bremen, Tower<br />
01.02. Darmstadt, Gol<strong>de</strong>ne Krone<br />
02.02. CH-Rorschach, Mariaberg<br />
04.02. A-Innsbruck, Weeken<strong>de</strong>r<br />
07.02. Buchloe, Hirsch Lin<strong>de</strong>nberg<br />
08.02. CH-Winterthur, Kraftfeld<br />
Geht weiter!<br />
Die Kassierer<br />
15.02. München, Backstage<br />
16.02. A-Wien, Planet Music<br />
DJ Krush<br />
07.02. München, Rote Sonne<br />
08.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />
09.02. Berlin, Maria am Ostbhf.
Das geht<br />
125<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Die Türen<br />
21.02. Dres<strong>de</strong>n, Groove Station<br />
22.02. Halle, Klub Drushba<br />
23.02. Cottbus, Chekov<br />
26.02. Düsseldorf, Pretty Vacant<br />
27.02. Oberhausen, Druckluft<br />
28.02. Hamburg, Hafenklang<br />
29.02. Bremen, No Ok<br />
Geht weiter!<br />
Agentur: Buback Konzerte<br />
DJ Phono<br />
26.01. A-Wien, Ba<strong>de</strong>schiff<br />
Geht weiter!<br />
Donna Regina<br />
23.02. Köln, St. Aposteln<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Dragon & Vestal<br />
Party Zur Ispo<br />
mit Kandi Co<strong>de</strong>d<br />
29.01. München, Atomic Café<br />
Dúné<br />
mit Pete Blume*<br />
08.02. Flensburg, Volksbad*<br />
09.02. Bremen, Tower*<br />
10.02. Hamburg, Knust*<br />
11.-15.02. Jägermeister<br />
Rockliga (siehe S. 127)<br />
16.02. Osnabrück,<br />
Glanz & Gloria*<br />
Dynamite Deluxe<br />
06.02. Lüneburg, Vamos-<br />
Kulturhalle<br />
07.02. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />
08.02. Münster, Skater’s Palace<br />
09.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />
10.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />
12.02. Darmstadt, Centralstation<br />
13.02. Erlangen, E-Werk<br />
14.02. München, Muffathalle<br />
16.02. Rottweil, Kraftwerk<br />
21.02. Würzburg, Soundpark Ost<br />
22.02. Lindau, Club Vau<strong>de</strong>ville<br />
23.02. Stuttgart, Wagenhalle<br />
26.02. Essen, Weststadthalle<br />
27.02. Hannover, Musikzentrum<br />
28.02. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
29.02. Berlin, Postbahnhof<br />
Steve Earle<br />
07.02. Hamburg, Fabrik<br />
08.02. Berlin, Columbia Club<br />
Eels<br />
19.02. Köln, Tanzbrunnen<br />
20.02. Berlin, Volksbühne<br />
(ausverkauft)<br />
21.02. Hamburg, Kampnagel<br />
www.tickets.<strong>de</strong><br />
Favez<br />
28.02. Frankfurt / Main,<br />
Nachtleben<br />
29.02. Bielefeld, Forum<br />
Geht weiter!<br />
Flowerpornoes<br />
14.02. Jena, Rosenkeller<br />
Alec Empire<br />
& The Hellish Vortex<br />
31.01. Nürnberg, Hirsch<br />
01.02. Hannover, Musikzentrum<br />
02.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
03.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />
04.02. München, Ampere<br />
06.02. Stuttgart, Die Röhre<br />
07.02. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
08.02. Bochum, Riff<br />
09.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
10.02. NL-Den Haag, Bazart<br />
12.02. Bremen, Tower<br />
13.02. Hamburg,<br />
Uebel & Gefährlich<br />
18.02. Rostock, Mau Club<br />
21.02. A-Wien, Flex<br />
Georgie James<br />
26.01. Köln, Studio 672<br />
07.02. Würzburg,<br />
Jugendkulturhaus Cairo<br />
08.02. Fulda, Kulturkeller<br />
09.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
10.02. A-Wien, B72<br />
11.02. Stuttgart, Schocken<br />
Geschmeido<br />
mit Der Tante Renate*,<br />
Samba**<br />
26.01. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube **<br />
27.01. Hannover, Spandau Proj.<br />
28.01. Hamburg, Grüner Jäger<br />
29.01. Göttingen, Nörgelbuff<br />
30.01. Aachen, Raststätte<br />
01.02. CH-Aarau, Jugendkulturhaus<br />
Flösserplatz<br />
02.02. CH-Rorschach,<br />
Mariaberg*<br />
Max Goldt (Lesung )<br />
28.01. Halle, Neues Theater<br />
29.01. Dessau, Bauhaus-Theater<br />
08.02. Cottbus, Weltspiegel<br />
20.02. Recklinghausen,<br />
Ruhrfestspielhaus<br />
Alex Gopher<br />
15.02. Augsburg, Ostwerk<br />
Ghost Of Tom Joad<br />
01.02. Bielefeld, Forum<br />
02.02. Köln, Die Werkstatt<br />
Hanoi Rocks<br />
18.02. Hamburg, Knust<br />
19.02. München, 59to1<br />
21.02. Frankfurt, Batschkapp<br />
22.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
23.02. Berlin, White Trash<br />
Fast Food<br />
Hundred Reaons<br />
29.01. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
30.01. Berlin, Magnet Club<br />
31.01. Hamburg, Molotow<br />
Ich + Ich<br />
29.01. Hamm, Maximilian-Park<br />
30.01. Bielefeld, Ringlokschupp.<br />
31.01. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />
01.02. Hamburg, Grünspan<br />
03.02. Berlin, Columbiahalle<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Icke & Er<br />
26.01. Berlin, Frannz<br />
Agentur: Four Artists<br />
Idaho<br />
11.02. Weinheim, Cafe Central<br />
12.02. Leipzig, Conne Island<br />
13.02. München, Orangehouse<br />
14.02. A-Wien, B72<br />
15.02. Erlangen, E-Werk<br />
16.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
17.02. Hamburg, Knust<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
<strong>Intro</strong> DJ-Team:<br />
Schlank Und Beliebt<br />
Durch Voodoo<br />
26.01. Köln, Pegel<br />
23.02. Köln, Pegel<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
<strong>Intro</strong> Intim Fashion<br />
Against Aids<br />
mit Chicks On Speed<br />
07.02. Berlin, Maria am Ufer<br />
Iron & Wine<br />
28.01. Frankfurt / Main,<br />
Mousonturm<br />
29.01. Bielefeld, Forum<br />
30.01. Berlin, Passionskirche<br />
Jägermeister Rockliga<br />
Saison 07/08 Gruppe B<br />
mit Biffy Clyro, Dúné, Portugal.<br />
The Man<br />
11.-15.02. Alle Infos siehe S. 127<br />
Jägermeister Rockliga<br />
Saison 07/08 Gruppe C<br />
mit Eskobar, Moneybrother,<br />
The Cinematics<br />
25.02. Rostock, Mau Club<br />
26.02. Hamburg, Grünspan<br />
27.02. Mag<strong>de</strong>burg, Factory<br />
28.02. Nürnberg, Hirsch<br />
29.02. Karlsruhe, Substage<br />
Jakobínarína<br />
21.02. Bielefeld, Forum<br />
23.02. Münster, Gleis 22<br />
Jeans Team<br />
09.02. A-Wien, Fluc<br />
15.02. Berlin, Maria am Ostbhf.<br />
22.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />
23.02. Eggenfel<strong>de</strong>n, Club<br />
Platinum<br />
Jimmy Eat World<br />
29.01. Köln, Live Music Hall<br />
30.01. Hamburg, Gr. Freiheit 36<br />
31.01. Berlin, Huxley’s<br />
02.02. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
07.02. Bremen, Aladin Music H.<br />
09.02. München, Muffathalle<br />
10.02. A-Wien, Gasometer<br />
14.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />
15.02. Nürnberg, Löwensaal<br />
Justice<br />
21.02. Berlin, Huxley’s<br />
22.02. Köln, E-Werk<br />
23.02. Hamburg, D-Club<br />
Kilians<br />
01.02. Oberhausen, Druckluft<br />
02.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />
15.02. Wittlich, Haus <strong>de</strong>r Jugend<br />
16.02. München, Tonhalle<br />
17.02. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
20.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />
21.02. Regensburg, Suite15<br />
22.02. Künzelsau, Kokolores<br />
23.02. Neunkirchen,<br />
Stummsche Reithalle<br />
28.02. Ol<strong>de</strong>nburg, Ama<strong>de</strong>us<br />
29.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
Geht weiter!<br />
King Khan<br />
& The Shrines<br />
19.02. Hamburg, Molotow<br />
Kissogram<br />
22.02. Berlin, Rosi’s<br />
K.I.Z.<br />
22.02. Berlin, SO36<br />
Christian Kjellvan<strong>de</strong>r<br />
21.02. Kiel, Weltruf<br />
22.02. Rostock, Mau Club<br />
23.02. Höxter, Tonenburg<br />
24.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
25.02. Berlin, Babylon<br />
26.02. Hamburg, Knust<br />
27.02. Erlangen, E-Werk<br />
28.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />
Karlstorbahnhof<br />
29.02. München, 59to1<br />
Geht weiter!<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Kleinstadthel<strong>de</strong>n<br />
01.02. Lilienthal, Altes<br />
Amtsgericht<br />
Agentur: Extratours<br />
Kommando<br />
Sonne-Nmilch<br />
01.02. Wiesba<strong>de</strong>n, Schlachthof<br />
02.02. Leipzig, Zoro<br />
03.02. Dres<strong>de</strong>n, Groove Station<br />
Kool Savas<br />
26.01. Rostock, Mau Club<br />
27.01. Gießen, MuK<br />
29.01. Flensburg, Max<br />
30.01. Bremen, Mo<strong>de</strong>rnes<br />
31.01. Hannover, Capitol<br />
01.02. Mag<strong>de</strong>burg, Factory<br />
02.02. Münster, Skater’s Palace<br />
03.02. Hamburg, Grünspan<br />
05.02. Amberg, Jugendzentrum<br />
06.02. Leipzig, Werk 2<br />
07.02. Berlin, Columbia Club<br />
Korn<br />
27.01. Köln, Palladium<br />
15.02. Berlin, Columbiahalle<br />
16.02. Leipzig, Haus Auensee<br />
17.02. München, Zenith<br />
Kula Shaker<br />
21.02. München, Georg-Elser-H.<br />
25.02. Frankfurt, Batschkapp<br />
26.02. Köln, Bürgerhaus<br />
Stollwerck<br />
Geht weiter!<br />
Lacrosse<br />
06.02. Hamburg, Grüner Jäger<br />
07.02. Göttingen, Nörgelbuff<br />
08.02. Leipzig, Ilses Erika<br />
09.02. Berlin, Magnet Club<br />
14.02. Augsburg, Schwarzes<br />
Schaf<br />
Berna<strong>de</strong>tte La Hengst<br />
29.02. Dessau, Kurt-Weill-Zentr.<br />
Laura Imbruglia<br />
14.02. München, Backstage<br />
15.02. Fulda, Kulturkeller<br />
16.02. Köln, Blue Shell<br />
18.02. Berlin, Lido<br />
19.02. Halle, Objekt 5<br />
20.02. Hamburg, Grüner Jäger<br />
24.02. A-Wien, B72<br />
Jens Lekman<br />
16.02. Berlin, Lido<br />
23.02. München, Atomic Café<br />
24.02. Frankfurt / Main,<br />
Mousonturm<br />
Tom Liwa<br />
26.01. Potsdam, T-Werk<br />
28.01. Hamburg, Haus 73<br />
29.01. Leipzig, Moritzbastei<br />
Geht weiter!<br />
Jack Daniel’s<br />
Legendary Mash<br />
Wie sähe wohl die Musikwelt ohne <strong>de</strong>n<br />
legendären Tennessee-Whiskey aus?<br />
Zumin<strong>de</strong>st wäre es eine Welt ohne<br />
Motörhead – aber es fallen einem sicher<br />
noch an<strong>de</strong>re Bands ein, die das Kultgetränk<br />
hin und wie<strong>de</strong>r als Inspirationsquelle<br />
nutzen. Auch in diesem Jahr lädt<br />
Jack Daniel’s wie<strong>de</strong>r zum dreitägigen<br />
Exklusivfestival ins heimatliche Lynchburg,<br />
Tennessee. Rund 360 Gäste wer<strong>de</strong>n<br />
vom 10. bis 13. April mit Barbecue,<br />
Führungen und Live-Musik verwöhnt.<br />
Im letzten Jahr spielten dort zum Beispiel<br />
The Rapture und die Kaiser Chiefs<br />
– man kann also davon ausgehen, dass<br />
das streng geheim gehaltene Line-up in<br />
diesem Jahr ähnlich hochkarätig ausfallen<br />
wird. Wer mit will, kann sich ab <strong>de</strong>m<br />
01. Februar auf www.jack-lives-here.<strong>de</strong><br />
bewerben. Viel Glück!<br />
Verlosung:<br />
Coke DJ Culture<br />
Die Coke DJ Culture holt wie immer nur<br />
die absoluten Virtuosen an die Plattenteller:<br />
QBert und Rafik als Altmeister<br />
und Jungstar plus DJ Scratch – eine Ikone<br />
<strong>de</strong>s Club- und Band-DJings. Wer einmal<br />
mit eigenen Augen lernen will, dass<br />
DJ zu sein weit mehr be<strong>de</strong>utet, als Platten<br />
aufzulegen, kann sich vor Ort davon<br />
überzeugen. Wir verlosen 3x2 Tickets für<br />
je<strong>de</strong> Station <strong>de</strong>r Tour. Einfach eine Mail<br />
mit vollem Namen und Wunsch-Stadt<br />
an verlosung@intro.<strong>de</strong>.<br />
Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.<strong>de</strong><br />
14.02. Köln, Studio 672 » 15.02. Hamburg, Neidklub »<br />
16.02. Berlin, Icon » 22.02. Leipzig, Bounce 87 » 23.02.<br />
München, Ampere
126<br />
Das geht<br />
<strong>Intro</strong>-Sputnik<br />
Magazin<br />
Außer<strong>de</strong>m auf Tour<br />
F<br />
ebruar, dieser kratzbürstige,<br />
dunkle Monat, <strong>de</strong>r aber<br />
schon langsam in Richtung<br />
Frühling zeigt, ist ja immer<br />
auch ein toller Release-Monat. Zum Beispiel<br />
für Hot Chips neues Album »Ma<strong>de</strong><br />
In The Dark« (sic!), das wir parallel zu unserer<br />
ausufern<strong>de</strong>n Titel-Story natürlich<br />
auch im Radio ausführlich beleuchten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Und mit dabei auch diesmal wie<strong>de</strong>r:<br />
die Song-Battles <strong>de</strong>s Monats. Der Song,<br />
<strong>de</strong>r beim Voting auf intro.<strong>de</strong> gewinnt,<br />
wird in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Sendung gespielt.<br />
Und hier sind sie:<br />
07.02. Katzen<br />
The Weakerthans »Plea From<br />
A Cat Named Virtute« vs. Katze<br />
»Ich Katze du Hund«<br />
14.02. LoveLoveLove<br />
The House Of Love »Shine On« vs.<br />
Locas In Love »Mabuse«<br />
21.02. Chips’n’Drinks<br />
Hot Chip »Ready For The Floor«<br />
vs. Iron & Wine »White Tooth<br />
Man«<br />
28.02. Name – Mein! Name!<br />
Eminem »My Name Is« vs. The<br />
Ting Tings »That’s Not My Name«<br />
Das <strong>Intro</strong>-Sputnik Magazin: je<strong>de</strong>n Donnerstag<br />
und Sonntag 21h bis 22h auf<br />
MDR Sputnik. Unter www.intro.<strong>de</strong>/sputnik<br />
auch als Podcast abonnierbar und<br />
via Player im Stream zu hören.<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Little Dragon<br />
»Ich sehe unsere Musik als<br />
träumerisch an, aber nicht<br />
immer auf eine angenehme<br />
Art«, sagt Sängerin Yukimi.<br />
Genau so klingt es, wenn die<br />
Schwe<strong>de</strong>n luftige Swingsounds,<br />
knistern<strong>de</strong> Elektronik, einen<br />
schweren Bass und Yukimis<br />
wun<strong>de</strong>rbare, am Jazz geschulte<br />
Stimme zusammenbringen.<br />
13.02. Hamburg, Knust<br />
15.02. Berlin, Roter Salon<br />
16.02. Dortmund, Pauluskirche<br />
19.02. Köln, Stadtgarten<br />
20.02. München, Ampere<br />
21.02. Hei<strong>de</strong>lberg, Karlstorbhf.<br />
Agentur: Electric Chair<br />
Los Campesinos<br />
27.02. Köln, Prime Club<br />
28.02. Berlin, Lido<br />
29.02. München, Atomic Café<br />
Geht weiter!<br />
Mando Diao<br />
26.02. Stuttgart, Lie<strong>de</strong>rhalle<br />
28.02. A-Wien, Stadthalle<br />
29.02. München, Zenith<br />
Geht weiter!<br />
Mardi Gras BB<br />
02.02. Dortmund, Domicil<br />
Mega<strong>de</strong>th<br />
10.02. Berlin, Columbiahalle<br />
11.02. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
Geht weiter!<br />
Mimmis<br />
26.01. Kassel, K 19<br />
01.02. Solingen, Cobra<br />
02.02. Neuss, Okie Dokie<br />
03.02. Köln, Sonic Ballroom<br />
06.02. Stuttgart, Zwölfzehn<br />
15.02. Berlin, Clash<br />
16.02. Mag<strong>de</strong>burg, Sackfabrik<br />
29.02. Flensburg, Volksbad<br />
Minor Majority<br />
02.02. Hamburg, Knust<br />
03.02. Berlin, Roter Salon<br />
04.02. Hannover, Béi Chéz Heinz<br />
05.02. Halle, Objekt 5<br />
06.02. Jena, Volksbad<br />
07.02. Stuttgart, Lan<strong>de</strong>spavillon<br />
08.02. Marburg, KFZ<br />
09.02. Münster, Gleis 22<br />
Barbara Morgenstern<br />
16.02. Berlin, Kleisthaus<br />
Mouse On Mars<br />
02.02. Berlin, Maria am<br />
Ostbahnhof<br />
Múm<br />
28.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
Geht weiter!<br />
Nada Surf<br />
27.02. Köln, Live Music Hall<br />
28.02. Hamburg, Grünspan<br />
29.02. Berlin, Columbia Club<br />
Geht weiter!<br />
Nylon<br />
24.02. Hamburg, Knust<br />
Geht weiter!<br />
One-Two<br />
29.01. Berlin, Roter Salon<br />
Geht weiter!<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Oh No, Oh My!<br />
13.02. Hamburg, Hafenklang<br />
14.02. Berlin, Bang Bang Club<br />
16.02. Münster, Amp<br />
Agentur: Un<strong>de</strong>r The Stars, Me!<br />
Jacques Palminger<br />
mit Rica Blunck, Viktor Marek<br />
06.02. Frankfurt / Main,<br />
Mousonturm<br />
07.02. Oberhausen, Druckluft<br />
08.02. Hannover, Faust<br />
09.02. Göttingen, Junges Theater<br />
10.02. Hamburg, Polittbüro<br />
Paul Dimmer Band<br />
11.02. Hamburg, Schmidts Tivoli<br />
14.02. Köln, Stereo Won<strong>de</strong>rland<br />
15.02. Stuttgart, Keller Klub<br />
16.02. Aachen, Raststätte<br />
20.02. Berlin, Schokola<strong>de</strong>n<br />
21.02. Göttingen, Nörgelbuff<br />
22.02. Frankfurt / Main, Das Bett<br />
Pere Ubu<br />
18.02. Frankfurt / Main,<br />
Mousonturm<br />
19.02. Berlin, Quasimodo<br />
20.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
23.02. Weinheim, Cafe Central<br />
24.02. München, Feierwerk<br />
PeterLicht<br />
16.02. Mülheim / Ruhr,<br />
Ringlokschuppen<br />
Phoneheads vs The<br />
Düsseldorf Symphonic<br />
Orchestra<br />
19.02. Düsseldorf, Tonhalle<br />
Pitchtuner<br />
31.01. Berlin, Bang Bang Club<br />
01.02. Hannover,<br />
Indiego Glocksee<br />
02.02. Dres<strong>de</strong>n, Scheune<br />
11.02. A-Wien, B72<br />
13.02. Rosenheim, Reflax<br />
16.02. Augsburg,<br />
Schwarzes Schaf<br />
29.02. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />
Geht weiter!<br />
Plain White T’s<br />
mit The Spill Canvas<br />
14.02. München, Georg-Elser-H.<br />
15.02. Berlin, Postbahnhof<br />
16.02. Hamburg, Grünspan<br />
18.02. Köln, Live Music Hall<br />
Planetakis<br />
15.02. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube<br />
Geht weiter!<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Pop am Rhein<br />
präsentiert: Further!<br />
Die Kreuzfahrt<br />
mit Air Liqui<strong>de</strong>, Irmin Schmidt<br />
& Kumo, Jörg Burger, Justus<br />
Köhnke, Ralph Christoph, Uli<br />
Sigg, Von Spar<br />
16.02. Köln, MS Rheinenergie<br />
Pothead<br />
16.02. Hamburg, Markthalle<br />
Portugal. The Man<br />
16.02. Reutlingen, Cafe Nepomuk<br />
17.02. Leipzig, Moritzbastei<br />
18.02. Bremen, Römer<br />
25.02. Ludwigshafen, Das Haus<br />
26.02. Hannover, Cafe Glocksee<br />
28.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />
29.02. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
Pristine<br />
23.02. Schwerin, Dr. K<br />
Geht weiter!<br />
Queens Of The<br />
Stone Age<br />
20.02. Düsseldorf, Tonhalle<br />
21.02. A-Wien, Gasometer<br />
23.02. Hamburg, Große<br />
Freiheit 36<br />
Rhesus<br />
12.02. Hamburg, Knust<br />
13.02. Berlin, Lido<br />
15.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
16.02. München, Atomic Café<br />
Saalschutz<br />
mit Egotronic<br />
26.01. Bayreuth, Glashaus<br />
28.01. Konstanz, Kantine<br />
29.01. Saarbrücken, Garage<br />
30.01. Stuttgart, Schocken<br />
31.01. Darmstadt, 603qm<br />
01.02. Chemnitz, AJZ Talschock<br />
02.02. Berlin, Festsaal<br />
Kreuzberg<br />
Samba<br />
26.01. Pa<strong>de</strong>rborn, Cube<br />
Agentur: Tapete<br />
Rocko Schamoni<br />
(Lesung)<br />
10.02. Oberhausen, Druckluft<br />
11.02. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />
Karlstorbahnhof<br />
12.02. Stuttgart, Schocken<br />
13.02. Buchloe, Hirsch<br />
Lin<strong>de</strong>nberg<br />
Geht weiter!<br />
Olli Schulz<br />
19.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
20.02. Frankfurt / Main,<br />
Nachtleben<br />
21.02. München, Muffathalle<br />
22.02. Berlin, Roter Salon<br />
23.02. Hamburg, Uebel &<br />
Gefährlich<br />
SDNMT<br />
29.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
Geht weiter!<br />
Senore Matze Rossi<br />
& Band<br />
14.02. Bremen, Spedition<br />
22.02. Leipzig, Flower Power<br />
23.02. Berlin, Magnet Club<br />
26.02. Siegen, Vortex<br />
27.02. Hil<strong>de</strong>sheim, Kulturfabrik<br />
Löseke<br />
28.02. Hamburg, Headcrash<br />
29.02. Münster, Amp<br />
Geht weiter!<br />
Shit And Shine<br />
30.01. Berlin, Maria am<br />
Ostbahnhof<br />
Shout Out Louds<br />
28.01. Stuttgart, Die Röhre<br />
29.01. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
31.01. Bielefeld, Forum<br />
01.02. Bremen, Schuppen 2<br />
02.02. Potsdam, Waschhaus<br />
Sixnationstate<br />
04.02. Stuttgart, Schocken<br />
05.02. München, Atomic Café<br />
06.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
07.02. Berlin, Magnet Club<br />
08.02. Bielefeld, Kamp<br />
09.02. Hamburg, Molotow<br />
10.02. Köln, Blue Shell<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Roni Size<br />
mit Reprazent<br />
Drum-and-Bass-Legen<strong>de</strong> Roni<br />
Size spielt <strong>de</strong>n Klassiker »New<br />
Forms« aus <strong>de</strong>m Jahr 1997 –<br />
exklusiv und nur in Berlin. »New<br />
Form«, das Size mit <strong>de</strong>m<br />
Kollektiv Reprazent einspielte,<br />
wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m renommierten<br />
britischen Mercury-Preis<br />
ausgezeichnet.<br />
27.02. Berlin, Columbia Club<br />
Agentur: Target<br />
Smashing Pumpkins<br />
31.01. A-Wien, Stadthalle<br />
21.02. München, Olympiahalle<br />
22.02. Frankfurt / Main,<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />
23.02. Berlin, Arena<br />
24.02. Oberhausen, König-<br />
Pilsener-Arena<br />
26.02. Hamburg, Color Line Arena<br />
Patti Smith<br />
08.02. Berlin, Passionskirche<br />
Sons And Daughters<br />
22.02. Hamburg, Molotow<br />
23.02. München, Muffathalle<br />
24.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
Stars<br />
mit Apostle Of Hustle<br />
07.02. Hamburg, Knust<br />
10.02. Frankfurt / Main,<br />
Mousonturm<br />
11.02. Köln, Gloria<br />
12.02. Berlin, Kesselhaus<br />
Stereophonics<br />
22.02. Hamburg, Markthalle<br />
23.02. Berlin, Postbahnhof<br />
25.02. Köln, Gloria<br />
27.02. München, Backstage<br />
Studio Braun<br />
26.02. Düsseldorf, Zakk<br />
27.02. Braunschweig, Brunsviga<br />
28.02. Berlin, Volksbühne<br />
29.02. Hamburg, Fabrik<br />
Geht weiter!<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Superpunk<br />
28.02. Kiel, Hansastrasse 48<br />
29.02. Flensburg, Kühlhaus<br />
Geht weiter!<br />
Agentur: Tom Produkt<br />
The Charlatans<br />
14.02. Frankfurt / Main,<br />
Batschkapp<br />
15.02. Hamburg, Grünspan<br />
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir 3x2 Tickets
Das geht<br />
127<br />
Jägermeister<br />
Rockliga<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
SXSW – South By<br />
Southwest<br />
Texas mag uns <strong>de</strong>n Bush-Clan<br />
eingebracht haben, aber da<br />
kann man locker drüber wegsehen,<br />
wenn man sich wie <strong>de</strong>r<br />
Rest <strong>de</strong>r internationalen Liveund<br />
Musikbranche im März auf<br />
<strong>de</strong>m SXSW in Austin einfin<strong>de</strong>t.<br />
Showcases von spannen<strong>de</strong>n internationalen<br />
Acts, die vielleicht<br />
nur noch einen Sommer vom<br />
Durchbruch entfernt sind, gibt’s<br />
hier zuhauf. Oft wird dafür auf<br />
<strong>de</strong>m SXSW <strong>de</strong>r Grundstein gelegt.<br />
Infos: sxsw.com.<br />
12.-16.03. USA-Austin,<br />
diverse Locations<br />
The Animal Five<br />
04.02. Hamburg, Grünspan<br />
05.02. Berlin, Columbia Club<br />
06.02. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
07.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
08.02. München, Backstage<br />
09.02. Bochum, Matrix<br />
The Cinematics<br />
19.02. Berlin, Magnet Club<br />
20.02. Köln, Prime Club<br />
21.02. Freiburg, Jazzhaus<br />
22.02. München, Atomic Café<br />
23.02. Stuttgart, Schocken<br />
The Cure<br />
mit 65 Days Of Static<br />
15.02. Hamburg,<br />
Color Line Arena<br />
16.02. Berlin, Arena Berlin<br />
25.02. München, Olympiahalle<br />
Geht weiter!<br />
The Dog & Pony Show<br />
mit Louis Lament, Mother<br />
Tongue, The Animal Five,<br />
The Strange Death Of Liberal<br />
England<br />
04.02. Hamburg, Grünspan<br />
05.02. Berlin, Columbia Club<br />
06.02. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
07.02. Köln, Live Music Hall<br />
08.02. München, Backstage<br />
09.02. Bochum, Matrix<br />
The Fashion<br />
22.02. Berlin, Magnet Club<br />
23.02. Leipzig, Ilses Erika<br />
24.02. Hamburg, Prinzenbar<br />
26.02. Hannover,<br />
Kulturpalast Lin<strong>de</strong>n<br />
27.02. Münster, Amp<br />
28.02. Dortmund, Bakuda<br />
29.02. Frankfurt / Main,<br />
Sinkkasten<br />
Geht weiter!<br />
The Heavy<br />
10.02. Hamburg, Molotow<br />
16.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
The Mars Volta<br />
17.02. Hamburg, D-Club<br />
24.02. Berlin, Huxley’s<br />
The Michelles<br />
29.01. Hei<strong>de</strong>lberg, Zum Teufel<br />
02.02. Stuttgart, Keller Klub<br />
23.02. Hamburg, Kir<br />
The Mission<br />
mit Dead Guitars<br />
21.02. Hamburg, Fabrik<br />
22.02. Berlin, Columbia Club<br />
23.02. Dres<strong>de</strong>n, Beatpol<br />
24.02. Köln, Live Music Hall<br />
The Spill Canvas<br />
mit Mikroboy<br />
11.02. Frankfurt / Main,<br />
Nachtleben<br />
13.02. Stuttgart, Schocken<br />
The Von Bondies<br />
01.02. Bielefeld, Forum<br />
02.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
03.02. Hamburg, Molotow<br />
Tiefschwarz<br />
16.02. Freiburg, Alter<br />
Güterbahnhof<br />
Turbonegro<br />
mit Sexy Sexsters, Year Long<br />
Disaster<br />
27.01. München, Georg-Elser-<br />
Halle<br />
Geht weiter!<br />
Turntablerocker<br />
08.02. Berlin, Weekend<br />
09.02. Ludwigshafen, Loft Club<br />
22.02. Freiburg, Stinnes Areal<br />
23.02. Konstanz, Die Blechnerei<br />
Geht weiter!<br />
Uffie & DJ Feadz<br />
mit Stereo Mcs*<br />
08.02. Berlin, Maria am<br />
Ostbahnhof*<br />
09.02. Hamburg, Uebel &<br />
Gefährlich*<br />
21.02. Köln, Gloria<br />
22.02. Konstanz, Die Blechnerei<br />
Geht weiter!<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Un<strong>de</strong>rworld<br />
Nach <strong>de</strong>r Absage <strong>de</strong>r<br />
Europadaten im Oktober vergangenen<br />
Jahres präsentieren<br />
Un<strong>de</strong>rworld nun endlich auch live<br />
ihr aktuelles Album »Oblivion<br />
With Bells«, das nicht nur die<br />
Kritiker größtenteils überzeugte,<br />
son<strong>de</strong>rn auch viele alte<br />
Fans wie<strong>de</strong>r an Bord holte.<br />
28.01. Köln, Palladium<br />
02.02. München, Tonhalle<br />
04.02. Hamburg, D-Club<br />
05.02. Berlin, Columbiahalle<br />
Geht weiter!<br />
Agentur: Target<br />
Ungdomskulen<br />
mit Datarock*<br />
09.02. Mannheim, Alte<br />
Feuerwache<br />
10.02. Köln, Un<strong>de</strong>rground<br />
13.02. Hamburg, Molotow<br />
14.02. Berlin, White Trash Fast F.<br />
15.02. Stuttgart, Manufaktur<br />
19.02. München, Atomic Café*<br />
20.02. Düsseldorf, Zakk*<br />
Oliver Uschmann<br />
(Lesung)<br />
31.01. Marburg, KFZ<br />
07.02. Saarbrücken, Universität<br />
<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />
09.02. Lingen, Alter Schlachthof<br />
Sven Väth<br />
16.02. Hannover, Capitol<br />
John Van<strong>de</strong>rslice<br />
18.02. Berlin, Bang Bang Club<br />
19.02. Nürnberg, K4<br />
20.02. München, Atomic Café<br />
21.02. A-Wien, Arena<br />
24.02. Freiburg, White Rabbit<br />
Geht weiter!<br />
Visions Indoor<br />
mit Baroness, Blackmail,<br />
Danko Jones, Kylesa<br />
16.02. Köln, Palladium<br />
Rocky Votolato<br />
11.02. Berlin, Bassy Cowboy Club<br />
12.02. Köln, Rex am Ring<br />
13.02. Münster, Gleis 22<br />
14.02. Bremen, Spedition<br />
15.02. Erlangen, E-Werk<br />
16.02. München, Orangehouse<br />
17.02. A-Wien, B72<br />
19.02. Karlsruhe, Nun<br />
22.02. Gießen, MuK<br />
23.02. Braunschweig, Nexus<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Wedding Dress #2<br />
Die Zweitauflage <strong>de</strong>s »Festival<br />
Of Urban Fashion And Arts« bevölkert<br />
vom 25. Januar bis zum<br />
10. Februar wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Berliner<br />
Stadtteil Wedding. Das »urban«<br />
im Namen ist in diesem<br />
Fall auch mal treffend, <strong>de</strong>nn<br />
die präsentierte junge Mo<strong>de</strong>,<br />
Kunst und Musik wird sich in<br />
<strong>de</strong>r ganzen Brunnenstraße<br />
ausbreiten.<br />
Infos: www.weddingdress2.<strong>de</strong>.<br />
25.01.-10.02. Berlin,<br />
Brunnenstraße,<br />
diverse Locations<br />
P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />
Yeasayer<br />
Das Quartett Yeasayer begeistert<br />
auf seinem Album<br />
»All Hour Cymbals« (We Are<br />
Free / Cargo) mit ausufern<strong>de</strong>r<br />
Psyche<strong>de</strong>lic, ungewöhnlichem<br />
Ethno-Einschlag und hypnotischen<br />
Popsongs. »Weltmusik«,<br />
sagt da mancher – aber bitte im<br />
besten Wortsinn.<br />
25.02. Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
26.02. Berlin, Lido<br />
Agentur: FKP Scorpio<br />
Neil Young<br />
24.02. Frankfurt / Main,<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rthalle<br />
26.02. Berlin, ICC<br />
Zivilisation Der Liebe<br />
mit DJ Geo, DJ Klaus Fiehe,<br />
Donna Regina, Krill.Minima,<br />
Popnoname<br />
21.02. - 23.02. Köln, St. Aposteln<br />
Die<br />
kommen,<br />
die Touren:<br />
Barra Head<br />
01.-14.03.<br />
Editors<br />
14.-23.03.<br />
Moneybrother<br />
02.-14.03.<br />
DJ Shadow<br />
& Cut Chemist<br />
16.03. Hamburg, Uebel &<br />
Gefährlich<br />
Lichter<br />
März bis April<br />
Pop-Abo<br />
mit Polarkreis 18<br />
29.03. Dortmund, Konzerthaus<br />
(Pop Up<br />
22.-25.05. Leipzig, diverse<br />
Locations<br />
Robyn<br />
26.-29.03.<br />
Rock im Saal<br />
mit Kula Shaker, Los<br />
Campesinos, Killians<br />
01.02. Rees-Hal<strong>de</strong>rn, Gasthof<br />
Tepferdt<br />
Charlotte Roche<br />
(Lesung)<br />
21.03. Köln, Wartesaal<br />
Tegan & Sara<br />
07.-17.03.<br />
Tunes On Screen 3<br />
15.03. Bonn, T-Mobile-Forum<br />
Vi<strong>de</strong>o Games Live<br />
(Konzert)<br />
20.08. Leipzig, Arena (Games<br />
Convention)<br />
Patrick Watson<br />
26.-30.03.<br />
Yelle & Trash Fashion<br />
26.-29.03.<br />
Zoot Woman<br />
22.03.-01.04.<br />
Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.<strong>de</strong><br />
W<br />
er hätte gedacht, dass<br />
Sparta in <strong>de</strong>r Gruppe<br />
A die irischen Indie-<br />
Hitlieferanten Ash und<br />
die Schweineriff-Rockerinnen The Donnas<br />
an die Wand spielen wür<strong>de</strong>n. Aber so ist die<br />
Jägermeister Rockliga nun mal: hart, fair<br />
und immer für eine Überraschung gut. Ab<br />
<strong>de</strong>m 11.02. wird nun die Gruppe B durch<br />
die Lan<strong>de</strong> touren und in halbzeitlangen<br />
Sets um die Gunst <strong>de</strong>s Publikums kämpfen<br />
– <strong>de</strong>nn das entschei<strong>de</strong>t am En<strong>de</strong> per<br />
Applausometer, wer <strong>de</strong>n Führungstreffer<br />
schießt.<br />
Die jungen Dänen Dúné bringen mit<br />
ihrem ungestümen, aber coolen New-<br />
Wave-Pop sicher die Menge zum Tanzen.<br />
Wackelig wird’s da nur, sollten sich<br />
die Leute an diesem Hype-Sound inzwischen<br />
satt gehört haben. Portugal.<br />
The Man (Foto) kriegen einen weniger<br />
mit zackig rausgespielten Hits als mit<br />
atmosphärischen Riffs, Sounds und<br />
Songs, die sich langsam auf die Sinne legen<br />
und einen dann gar nicht mehr loslassen.<br />
Die Favoritenrolle fällt ein<strong>de</strong>utig<br />
Biffy Clyro zu, die ihre Karriere mit fast<br />
prog rockigen Epen begannen, mit ihrem<br />
letzten Album »Puzzle« aber plötzlich<br />
die Eingängigkeit für sich ent<strong>de</strong>ckten –<br />
und damit in England wie in Deutschland<br />
einen Karriereschub son<strong>de</strong>rgleichen<br />
erlebten.<br />
Die Gruppe C startet dann bereits<br />
am 25.02. und packt die Schwe<strong>de</strong>nschwelger<br />
Eskobar, <strong>de</strong>n alten Soulschwe<strong>de</strong>n<br />
Moneybrother und die Schottenschmonzer<br />
The Cinematics in <strong>de</strong>n<br />
Mannschaftsbus.<br />
11.02. Köln, Bürgerhaus Stollwerk » 12.02.<br />
Aschaffenburg, Colos-Saal » 13.02. Bochum, Zeche<br />
» 14.02. Chemnitz, AJZ Talschock » 15.02. Cottbus,<br />
Glad-House
128 <strong>Intro</strong> Intim <strong>Intro</strong> Intim November, 15.11.07, Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
Oben: Frank-Spilker-Drummer Matthias »Tex« Strzoda (siehe auch Andreas<br />
Dorau, Rocko Schamoni, Ex-Studio Braun…) hat immer noch <strong>de</strong>n<br />
geilsten Oberlippenbart. Rechts: Maurice Summen von Die Türen testet,<br />
ob es wie in <strong>de</strong>n Räumen seines Berliner Labels Staatsakt von <strong>de</strong>r<br />
Decke tropft. Foto: Marc Seebo<strong>de</strong><br />
EULICH<br />
EIM INTRO<br />
NTIM<br />
<strong>Intro</strong> Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
Rechts: Backstage-Elefantentreffen von<br />
MIT und Robyn. Lei<strong>de</strong>r nicht mehr auf <strong>de</strong>m<br />
Bild: Tamer öffnet zu Robyns Begeisterung<br />
<strong>de</strong>ren Bier mit <strong>de</strong>n Eckzähnen.<br />
Foto: Katharina Poblotzki<br />
<strong>Intro</strong> Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäu<strong>de</strong> 9<br />
Unten: Does It Offend You, Yeah? und MIT hören gera<strong>de</strong> das Wort<br />
»ausverkauft« im selben Satz wie »Euer Konzert ist«. Daneben:<br />
Robyn will heute Abend nur geben, geben, geben.<br />
Fotos: Marc Seebo<strong>de</strong> (links), Katharina Poblotzki (unten)
<strong>Intro</strong> Intim<br />
129<br />
INTRO INTIM FEBRUAR:<br />
FASHION AGAINST AIDS<br />
I<br />
ntro Intim against Aids: In Zusammenarbeit mit H&M und <strong>de</strong>r<br />
Vereinigung »Designers Against Aids« wird am 07.02. in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Maria für einen guten Zweck gefeiert. Dabei wird das gesamte<br />
Eintrittsgeld zugunsten <strong>de</strong>r Initiative »Designers Against<br />
Aids« (siehe Kasten) gespen<strong>de</strong>t. Mit dabei sind die an <strong>de</strong>r Kampagne ohnehin<br />
beteiligten Ex-Münchnerinnen und Jetzt-WeltbürgerInnen Chicks<br />
On Speed. Das Frauen-Kollektiv biegt dieser Tage via »Art Rules« endlich<br />
wie<strong>de</strong>r mit einer neuen Single um die Ecke. Kathi Glas, Anat Ben David,<br />
A.L. Steiner, Melissa Logan und Alex Murray Leslie richten im gleichnamigen<br />
Song zusammen mit <strong>de</strong>m Künstlerkollegen Douglas Gordon ihre<br />
ganze Energie und Wut gegen die Spekulationsblase Kunstmarkt. Verpackt<br />
in beste Floorkiller-80er-Synthie-Sounds.<br />
07.02. Berlin, Maria am Ufer (mit Chicks On Speed)<br />
Tickets: EUR 5 (wird komplett gespen<strong>de</strong>t!)<br />
Beginn: 21:00 Uhr<br />
FASHION AGAINST AIDS<br />
So heißt auch eine Kollektion, die in Zusammenarbeit<br />
von H&M mit »Designers Against Aids«<br />
und zahlreichen namhaften Künstlern entstand.<br />
Ziel ist es, bei Jugendlichen wie<strong>de</strong>r vermehrt vor<br />
<strong>de</strong>n Gefahren von HIV/Aids zu warnen. Immerhin<br />
schnellen Infektionszahlen <strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r in<br />
die Höhe – alle 15 Sekun<strong>de</strong>n infiziert sich ein Jugendlicher<br />
zwischen 15 und 24 Jahren mit <strong>de</strong>m<br />
tödlichen Virus. An <strong>de</strong>r Kollektion beteiligten sich<br />
unter an<strong>de</strong>rem Rihanna, Chicks On Speed, Rufus<br />
Wainwright, Scissor Sisters, The Cardigans, Tiga<br />
und Timbaland. Die Kollektion wird ab diesen<br />
Monat bei H&M Divi<strong>de</strong>d erhältlich sein.<br />
www.<strong>de</strong>signersagainstaids.com
130<br />
All the next<br />
Katz & Goldt<br />
All The Next No. 158 ≥ 25.02.08<br />
THE B-52’S, HERCULES & LOVE AFFAIR,<br />
WHY?, COSMIC DISCO, TEGAN AND<br />
SARA, THE KILLS, VAMPIRE WEEKEND,<br />
ADAM GREEN, RUMMELSNUFF …
—Kitsuné presents—<br />
autoKratz<br />
Available as 2 X 12”<br />
& Digital<br />
„Tarantino hat<br />
die Serie sicher<br />
geliebt“<br />
stern.<strong>de</strong><br />
Erstmals alle 22 Episo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Staffel 1 jetzt auf DVD!<br />
www.foxtv.<strong>de</strong><br />
TM<br />
TM<br />
EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE SEASON 1 © 1981-1982 Twentieth Century Fox Film Corporation. Alle Rechte vorbehalten. © 2007 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC.<br />
„Twentieth Century Fox“, „Fox“ und ihre Logos sind Eigentum von Twentieth Century Fox Film Corporation und wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>ren Erlaubnis genutzt.