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020 Monitor<br />

Mein Plattenla<strong>de</strong>n<br />

A&O aus Düsseldorf<br />

Wann wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n gegrün<strong>de</strong>t? Wie<br />

viele Leute leben davon bzw. damit? Wir,<br />

also Marc Meyer und Carsten Wien, haben<br />

<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n im Dezember 2004 gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Plus einige freie Mitarbeiter.<br />

Bestverkaufte fünf Alben ever (gefühlt)<br />

und aktuelle fünf Top-Seller? Ever: Amy<br />

Winehouse »Back To Black«, Ayo »Joyful«,<br />

Franz Ferdinand »You Could Have It<br />

So Much Better«, Charlotte Gainsbourg<br />

»5:55«, Katie Melua »Piece By Piece«.<br />

Aktuell: Ärzte »Jazz ist an<strong>de</strong>rs«, Kate<br />

Nash »Ma<strong>de</strong> Of Bricks«, Robert Plant &<br />

Alison Krauss »Raising Sand«, Wombats<br />

»Proudly Present ...«, Phoneheads »Live<br />

At Tonhalle«.<br />

Wie erreicht euch die und wie reagiert<br />

ihr auf die Krise <strong>de</strong>s Tonträgerhan<strong>de</strong>ls?<br />

<strong>Als</strong> wir beschlossen haben, A&O zu eröffnen,<br />

war überall in <strong>de</strong>r Branche Totengräberstimmung<br />

angesagt, die Krise ist daher<br />

unser Normalzustand. Um trotz<strong>de</strong>m<br />

erfolgreich zu sein, haben wir von Anfang<br />

an sehr hohen Aufwand betrieben.<br />

Dies beginnt mit <strong>de</strong>r Sortimentsauswahl,<br />

die ergänzt wird durch weltweite Importe<br />

aller Formate (CD, LP, Single, DVD). Wir<br />

legen viel Wert auf ein gutes »an<strong>de</strong>res«<br />

Filmsortiment zwischen Kult und Kultur.<br />

Das alles verbun<strong>de</strong>n mit einer authentischen<br />

Ansprache und kompetenten,<br />

engagierten Mitarbeitern. Und natürlich<br />

mit viel Humor und Spaß.<br />

Welche an<strong>de</strong>ren Plattenlä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>iner<br />

Stadt kannst du noch empfehlen? Erst<br />

mal Hitsville, da habe ich sieben Jahre<br />

hinter <strong>de</strong>r Theke verbracht. Generell<br />

aber alle überleben<strong>de</strong>n Unabhängigen,<br />

die was Beson<strong>de</strong>res versuchen, also z. B.<br />

Voices & Flipsi<strong>de</strong>.<br />

Die Antworten gab Carsten Wien<br />

Anschrift: A&O : Medien, Schadow Arka<strong>de</strong>n<br />

1. Etage, Schadowstr. 11, 40212 Düsseldorf,<br />

www.aundo-medien.<strong>de</strong><br />

ICH LIEBE F.S.K.!<br />

F.S.K. ist die wichtigste <strong>de</strong>utsche Band. Ohne F.S.K. keine Hamburger Schule, ohne<br />

F.S.K. keine eigene <strong>de</strong>utsche Popsprache. Ganz einfach: Ohne F.S.K. kein Diskurspop in<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik. Eine O<strong>de</strong> von Türen-Frontbollerwagen Maurice Summen<br />

I<br />

ch traf Thomas Meinecke anlässlich <strong>de</strong>s neuen einem Club buchen. Lesereise und DJ-Set: In diesem nur<br />

Albums »Freiwillige Selbstkontrolle« in München. scheinbar wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Tätigkeitsspektrum fin<strong>de</strong>n<br />

Unser Gespräch habe ich nicht aufgezeichnet. seit einigen Jahren auch die Alben <strong>de</strong>r Freiwilligen Selbstkontrolle<br />

statt. So wur<strong>de</strong> Discomusik nach einer aus-<br />

Thomas Meinecke mag keine bemühte Authentizität.<br />

Den Block, auf <strong>de</strong>m ich mir mit <strong>de</strong>m Kugelschreiber ge<strong>de</strong>hnten Americana-Phase zum zentralen Thema im<br />

Notizen gemacht hatte, hab ich später einfach in <strong>de</strong>n Altpapiercontainer<br />

geworfen. Alles eine Typfrage.<br />

<strong>de</strong>m 2004er-Album »First Take Than Shake«. Eine tanzbare<br />

F.S.K.-Diskurspop. Das Ganze fand seinen Höhepunkt auf<br />

Das Angenehme an Meinecke ist seine Pop-besessene,<br />

aka<strong>de</strong>misch-künstlerische Einstellung – gepaart mit te von Düsseldorf und Detroit, von Kraftwerk und Techno,<br />

Doktorarbeit <strong>de</strong>r Technomusik: In ihr swingt die Geschich-<br />

seiner gutbürgerlichen »Hier vorne gibt es ausgezeichneten<br />

Schweinebraten!«-Art. Ich sitze also keinem Mysti-<br />

Das aktuelle Album »Freiwillige Selbstkontrolle« wur-<br />

von Bebob zu HipHop.<br />

ker gegenüber, son<strong>de</strong>rn jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r durch das genaue <strong>de</strong> im von Mense Reents und Ted Gaier gemeinsam betriebenen<br />

»Art Blakey«-Studio in Hamburg aufgenommen.<br />

Be obachten und Vermitteln von Pop-Phänomenen immer<br />

wie<strong>de</strong>r neue Höhepunkte <strong>de</strong>r Musikgeschichte schafft. Es ist nicht nur ein Album für eingefleischte F.S.K.-Fans,<br />

In ihrer ersten Phase, Anfang <strong>de</strong>r 80er-Jahre, produzierten<br />

F.S.K. etwas, das man retrospektiv mit <strong>de</strong>m »Col-<br />

Spannungsfeld von »Kapitulation« und Justice aufgehal-<br />

son<strong>de</strong>rn für je<strong>de</strong>n Popliebhaber, <strong>de</strong>r sich im Jahr 2007 im<br />

losal Youth«-Album <strong>de</strong>r Band Young Marble Giants vergleichen<br />

kann: Die zu Drumcomputer-Geplocker gespielten hedonistische Club-Szene. Mit <strong>de</strong>m Besten, was die Geneten<br />

hat. F.S.K. bringen eine Art Loriot-Humor in die kühle,<br />

Songs, angesie<strong>de</strong>lt irgendwo zwischen Heroin-Blues-Chic ration Opa/Oma im Reclam-Reimlexikon hinterlassen hat,<br />

(Velvet Un<strong>de</strong>rground) sowie <strong>de</strong>m ersten geschliffenen Diamanten<br />

<strong>de</strong>r Popgeschichte (Roxy Music) und Bierbauch- Funk für die lakonische »Wo schleifst du mich heute hin?«-<br />

texten sie spitzbübisch. Das Ergebnis: stampfen<strong>de</strong>r Wave-<br />

Folklore (Bayern), passten in keine Schubla<strong>de</strong>. Im Secondhand-Popland<br />

Deutschland verstand das damals so gut die Yuppie-Privatfahrt im Firmenwagen von Club zu Club in<br />

Generation im Opener »Nokturn«, Stadtautobahnfunk für<br />

wie niemand. Auf <strong>de</strong>n Konzerten, bei <strong>de</strong>nen F.S.K. mit an<strong>de</strong>ren<br />

NDW-Bands spielten, empörten sich alle: Was soll namhafte Mo<strong>de</strong>labels zu <strong>de</strong>n Königshäusern <strong>de</strong>r Jetzt-<br />

»Coupe« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Discostampfer »Vogue Vogue«, in <strong>de</strong>m<br />

das <strong>de</strong>nn sein? »So mitreißend wie angebrannte Kohlrabi«,<br />

haben Drechsler und Shunt mal schön in einer uralten in Deutschland mehr so kühl mit <strong>de</strong>m Reiz <strong>de</strong>r Schönheit,<br />

zeit ernannt wer<strong>de</strong>n. Seit Kraftwerk hat sich keine Band<br />

Spex-Ausgabe geschrieben.<br />

<strong>de</strong>m Glamour von Pop auseinan<strong>de</strong>rgesetzt, wie F.S.K. es<br />

Längst wühlt die Proto-Indie-Band von einst, die so auf diesem Album tun. Danke Justin, Michaela, Wilfried,<br />

hübsch verzweifelte Songs wie »Eingeschlagene Schaufenster«<br />

o<strong>de</strong>r »Was kostet die Welt?« hervorgebracht hat, Text: Maurice Summen<br />

Carl und Thomas!<br />

in <strong>de</strong>r DJ-Kiste und sucht nach schwarzen House-, 2Step- Foto: Katja Ruge<br />

o<strong>de</strong>r Techno-Perlen. Thomas Meinecke ist nämlich nicht<br />

nur Autor und Musiker, son<strong>de</strong>rn auch DJ. Wenn er auf Lesereise<br />

unterwegs ist, lässt er sich gerne später noch von Akt. Album F.S.K. »Freiwillige Selbstkontrolle« (CD // Buback /<br />

Der Autor ist Musiker bei <strong>de</strong>r Berliner Band Die Türen!<br />

Indigo)

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