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114 Probefahrt<br />
Sprachlabor<br />
Richtig<br />
Four Music / SonyBMG / VÖ 08.02.<br />
Flucht unmöglich! Schweißperlen<br />
bil<strong>de</strong>ten sich auf <strong>de</strong>r<br />
pickligen Stirn! Damals im fiesen<br />
Sprachlabor erlebten<br />
Wessi-Kids ihr »Das Leben <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>ren«-<br />
Trauma. Doch es ging wohl auch an<strong>de</strong>rs.<br />
Wie es jetzt die <strong>de</strong>utsche Reimcombo<br />
Sprachlabor erneut unter Beweis stellt:<br />
geschliffene Reime, die pubertäres Gangsta-Geplapper<br />
o<strong>de</strong>r vulgäres Porno-Gestammel<br />
ganz weit rechts liegen lassen.<br />
Ihr eigentlicher Auftrag: <strong>de</strong>utschen Hip-<br />
Hop retten. Das gelingt Beatmac, Mikkanic<br />
und Tier Mobilux dank jahrelanger<br />
Mikrofonerfahrung mit elf neuen Songs.<br />
Die Beats bouncen, grooven, smoothen<br />
– habe ich noch eine Anglizismus-Plattitü<strong>de</strong><br />
vergessen? Ein Supereinstieg ins<br />
frische <strong>de</strong>utsche HipHop-Jahr. Die erste<br />
Messlatte für 2008 liegt damit ziemlich<br />
hoch.<br />
Uwe Buschmann<br />
Superpunk<br />
Why Not?<br />
Tapete / Indigo<br />
Ist das jetzt auch schon<br />
wie<strong>de</strong>r Jahre her, dass mit<br />
»Einmal Superpunk, bitte«<br />
die letzte Superpunk erschien?<br />
Und was seit <strong>de</strong>m alles geschehen<br />
ist! Knut wur<strong>de</strong> geboren, das Blue-<br />
Ray-System eroberte die Welt, die Mauer<br />
fiel und Wim Thoelke starb. All das hört<br />
man <strong>de</strong>m neuen Album zum Glück wie<strong>de</strong>r<br />
mal nicht an. Man hört ihm letztlich nur<br />
eins an: Superpunk. Und selbst wenn die<br />
Band um <strong>de</strong>n Parttime Northern-Soul-DJ<br />
und Fulltime Lebemann Carsten Frie<strong>de</strong>richs<br />
unverhohlen ihr Soundfundament<br />
aus eben jenem Genre zusammenge-<br />
Slut<br />
THEATERFREUNDE STILLER<br />
»All We Need Is Silence«? Von wegen! Schon die ersten kribbligen Töne von »Still #1«<br />
lassen ahnen, dass Slut eher mit einem Knall als mit Geflüster zurückkehren.<br />
D<br />
as darauffolgen<strong>de</strong> theatralische Klaviertremolo<br />
scheint dann endgültig die Pforten Gegensatz zum Vorgänger, wo wir alles in Etappen aufge-<br />
war auch schon alles fertig, als wir ins Studio gingen. Im<br />
für eine komprimierte Energie zu öffnen, nommen haben.« »Gegensatz zum Vorgänger« ist sowieso<br />
die auch noch sturzbachartig einen Haufen<br />
unerwartet instrumentierter Arrangements anspült.<br />
»Wir wur<strong>de</strong>n abgelenkt«, erklärt Chris Neuburger lapidar<br />
diesen wirklich neuen Sound, <strong>de</strong>r zwar immer noch nach<br />
Slut klingt, aber mit einem vollkommen an<strong>de</strong>ren Selbstverständnis<br />
unterfüttert ist. Abgelenkt hat die Band ihre Mitarbeit<br />
an <strong>de</strong>r »Dreigroschenoper« am Ingolstädter Theater<br />
(vergleiche <strong>Intro</strong> #140). Die Aufführung war über ein Jahr<br />
von Erfolg gekrönt, bis die Nachlassverwalter Kurt Weills<br />
merkten, dass das Singspiel im Slut-Gewand zu fortschrittlich<br />
klang, und weitere Inszenierungen gekonnt verhin<strong>de</strong>rten.<br />
Doch ein Jahr voller Zuhälterballa<strong>de</strong>n und Kanonensongs<br />
reichte offenbar aus, um unterschwellig die Voraussetzungen<br />
für einen großen Wurf zu schaffen. So beschreibt<br />
es je<strong>de</strong>nfalls Neuburger: »Während <strong>de</strong>r Arbeit am Theater<br />
hat sich dieser Riesendruck aufgebaut. Wir mussten nur<br />
noch zapfen.« Ein ganzes Album voller hochkarätiger Popsongs,<br />
ein gutes Stichwort: War <strong>de</strong>r noch voller brüchiger Emotionalität<br />
und unsicherer Fragezeichen, bekommt man jetzt<br />
Antworten geliefert. Das be<strong>de</strong>utete diesmal auch Kreuzberg<br />
statt Weilheim o<strong>de</strong>r Hamburg. Und man spürt in je<strong>de</strong>m<br />
euphorischen Detail <strong>de</strong>r Platte die Pausenlosigkeit dieses<br />
Stadtteils. Neuburgers Stimme hat zu<strong>de</strong>m ihre wehmütigen<br />
Färbungen fast vollkommen verloren. Wehmut, die,<br />
wie Neuburger fin<strong>de</strong>t, auf ohnmächtiger Wut basierte und<br />
die Band in eine musikalische Sackgasse führte. Die Lösung<br />
klingt einfach: »Bei <strong>de</strong>r letzten Platte wur<strong>de</strong> etwas<br />
ent<strong>de</strong>ckt, das nicht stimmt, und bei <strong>de</strong>r jetzigen Platte wur<strong>de</strong><br />
etwas erkannt, das nicht stimmt. Und das ist ein großer<br />
Unterschied.« Die Begeisterung, mit <strong>de</strong>r über diese Erkenntnis<br />
gesprochen wird, lässt spüren, wie überlebenswichtig<br />
die eigene Neuerfindung für Slut war. Folgerichtig ist »Still<br />
#1« ihr kraftvollstes und selbstbewusstestes Album bisher.<br />
»Früher gab es dauernd Fragen wegen <strong>de</strong>r Texte. Jetzt<br />
einfach so vom Fass? Doch wohl eher nicht? »Nein, erklärt die Musik alles von selbst.« Martin Riemann<br />
aber mehr <strong>de</strong>nn je. Dieses Mal gab es eine Dynamik, <strong>de</strong>r<br />
wir uns einfach angeschlossen haben. Dementsprechend Slut »Still #1« (Virgin / Emi)