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Probefahrt<br />
099<br />
<strong>Intro</strong>s liebste Platten<br />
Hot Chip<br />
SPALTER:<br />
DIE LETZTE BRILLE<br />
Je<strong>de</strong>r These ihre Anti-These, Und auch ein Konsens wie Hot Chip besitzt zwei Seiten.<br />
Selbst wenn man nach <strong>de</strong>r dunklen wirklich lange suchen muss...<br />
D<br />
ie Band, auf die sich alle Fraktionen einigen<br />
können. Warum eigentlich? Ich glaube,<br />
eine zentrale Rolle spielt dabei die Verknüpfung<br />
von Dancefloor-Elementen mit<br />
einer Befindlichkeitsästhetik, die eher im klassischen Indierock<br />
anzutreffen ist. Außer<strong>de</strong>m scheint alles, was Hot Chip<br />
anfassen, mit beiläufiger, cooler Geste realisiert. Allein <strong>de</strong>r<br />
Umstand, dass man auf eher schroffe Weise von <strong>de</strong>n ersten<br />
bei<strong>de</strong>n Stücken »Out At The Pictures« und »Shake A Fist«<br />
begrüßt wird, beweist Klasse. Nach dieser sperrigen, strukturell<br />
monotonen Einführung wirkt »Ready For The Floor«,<br />
einer <strong>de</strong>r großen Hits <strong>de</strong>s Albums, umso erfrischen<strong>de</strong>r. Hier<br />
offenbart sich exemplarisch das Talent <strong>de</strong>r Band, Schüchternheit<br />
mittels transparent arrangierten Electro-Pops umzusetzen.<br />
Es fällt einem bei diesem Album auch plötzlich<br />
auf, dass sich Hot Chip als neuzeitliche Version spleeniger<br />
Früh-Electro-Acts wie Korgis und Sparks verstehen lassen.<br />
Der quirlige, existenzialistische Humor dieser Bands (»I’m<br />
gonna hang myself from the family tree«, Sparks) war dabei<br />
stets eingebettet in unprätentiösen Gebrauchspop, <strong>de</strong>r<br />
sich auch in <strong>de</strong>n leicht zu erschließen<strong>de</strong>n Pop-Co<strong>de</strong>s und<br />
süßen Melodien auf diesem Album materialisiert. Dass es<br />
nicht zu süß wird, ist <strong>de</strong>m für Hot Chip typischen locker<br />
durchhängen<strong>de</strong>n statt gestrafften Songwriting geschul<strong>de</strong>t,<br />
das trotz pointierter Melodien Platz lässt für scheinbare<br />
Zufälle. Hot Chip bewegen sich stets in <strong>de</strong>r Nähe glitzern<strong>de</strong>r<br />
Oberflächen, etwaige Tiefendimensionen wer<strong>de</strong>n<br />
eher ange<strong>de</strong>utet als ausgelotet: etwa, wenn die Musik Bezüge<br />
zu Soul herstellen will (wie im Titelstück, das klingt, als<br />
wür<strong>de</strong> Todd Rundgren ein Stax-Stück covern). Man erkennt<br />
an, dass sich Pop auch immer schon über Trashästhetik mit<br />
gewollt geringer Substanz <strong>de</strong>finierte, vergisst dabei aber<br />
nicht, <strong>de</strong>n Songs eine umarmen<strong>de</strong> Qualität hinzuzufügen.<br />
Die Art, wie hier elektronische Musik in Szene gesetzt wird, Hot Chip »Ma<strong>de</strong> In The Dark« (Labels / Emi)<br />
hat nichts Kaltes o<strong>de</strong>r Abweisen<strong>de</strong>s – gera<strong>de</strong> gegen En<strong>de</strong><br />
wird die Platte leise und ein wenig beseelt –, und das macht<br />
Hot Chip so heutig und mo<strong>de</strong>rn.<br />
Mario Lasar<br />
Die Gegenre<strong>de</strong> aufs Album <strong>de</strong>s Monats zu verfassen, wenn<br />
Hot Chip dran sind - und das im nerdcoolen Popkultur-Knast<br />
zweiacht, na, viel Erfolg dabei. Einer dieser wenn auch inflationären<br />
Alles-richtig-Macher-Acts, die mit und nach ihrem<br />
letzten Album so aufstiegen, dass jetzt eh nur noch eingesammelt<br />
wird. Und trotz<strong>de</strong>m muss man kein Prophet sein,<br />
<strong>de</strong>r Verriss-Part fin<strong>de</strong>t sicher mehr Leser als vieles an<strong>de</strong>re<br />
im Heft. Warum? Schaulustigen-Crowd? Vielleicht – aber<br />
egal, und auch wenn ich garantiert ganz allein mit <strong>de</strong>r Meinung<br />
dastehe, ich sage: Der Konsens nervt – eine fette Brille<br />
allein funktioniert schon als Tra<strong>de</strong>mark für die Band?<br />
Haut mir ab damit. Und das Album dazu! Noch cleverer als<br />
vorher. Das heißt dann: Sperriger Umleitungspop zwischen<br />
Post-Dance-Kraut und Nickerchen. Wer dazu tanzt, hat sich<br />
wirklich einer amtlichen Selbsthypnose unterzogen. I want<br />
to believe! Ja, ist ja gut. Dem Rest sei gesagt, durch »Ready<br />
For The Floor«, das wegen <strong>de</strong>s Samples wie ein okayes<br />
frühes Egoexpress klingt, geht’s aufwärts. Danach muss<br />
man durch weitere Halb-Experimente durch, von 70s bis<br />
Heavy-Rock-Pomp. Der durchpflügte Grat zwischen geil<br />
Abliefern und genial Glänzen wirkt anstrengend. Von wegen<br />
leichte Hand. Geschlossen sei mit einem Zitat einer<br />
bekannten Hamburger Künstlerin, Name trotz<strong>de</strong>m vergessen:<br />
»Wenn das das Erste wäre, was ich von Hot Chip hören<br />
wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> es mich nicht kriegen.« Na, ist ja für alle zum<br />
Glück aber nicht so. <strong>Als</strong>o daher letztlich doch: Instant-Klassiker.<br />
Man kann eben nicht gegen alles sein. Bernd Sei<strong>de</strong>l<br />
01<br />
02<br />
Hot Chip<br />
Ma<strong>de</strong> In The Dark<br />
Justus Köhncke<br />
Safe And Sound<br />
03 Slut<br />
Still #1<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07 Xiu Xiu<br />
Women As Lovers<br />
08 Deadbeat<br />
Journeyman’s Annual<br />
09 Superpunk<br />
Get Well Soon<br />
Rest Now, Weary Head! You …<br />
Magnetic Fields<br />
Distortion<br />
Miss Kittin<br />
Batbox<br />
Why Not?<br />
10 Wu-Tang Clan<br />
8 Diagrams<br />
11 Hush Puppies<br />
Silence Is Gol<strong>de</strong>n<br />
12 F.S.K.<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Freiwillige Selbstkontrolle<br />
Cass McCombs<br />
Dropping The Writ<br />
Nada Surf<br />
Lucky<br />
Sons And Daughters<br />
This Gift<br />
Lesers liebste Platten<br />
01 Radiohead<br />
In Rainbows<br />
02 Die Ärzte<br />
Jazz Ist An<strong>de</strong>rs<br />
03 Tocotronic<br />
Kapitulation<br />
04 Amy Winehouse<br />
Back To Black<br />
05 Feist<br />
The Remin<strong>de</strong>r<br />
06 Kate Nash<br />
Ma<strong>de</strong> Of Bricks<br />
07 Bloc Party<br />
A Weekend In The City<br />
08 Justice<br />
†<br />
09 Arca<strong>de</strong> Fire<br />
Neon Bible<br />
10 Foo Fighters<br />
Echoes, Silence, Patience …<br />
11 Stars<br />
In Our Bedroom, After The War<br />
12 Beatsteaks<br />
.limbo messiah<br />
13 Interpol<br />
Our Love To Admire<br />
14 Wir Sind Hel<strong>de</strong>n<br />
Soundso<br />
15<br />
Maximo Park<br />
Our Earthly Pleasures<br />
Eure Top 10 an <strong>Intro</strong>, PF 19 02 43, 50499 Köln o<strong>de</strong>r<br />
an charts@intro.<strong>de</strong>. Verlosungsgewinne winken.