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Musik<br />
051<br />
ANHATTAN<br />
tenz, dann war sie schon immer genauso spannend und<br />
relevant wie Artschool-Visionen. Und dann kann man sich<br />
ihr auch nicht entziehen. Im Schlimmen sieht man das am<br />
Medienspektakel um abgleiten<strong>de</strong> Künstler wie Pete Doherty<br />
und Amy Winehouse; wobei dabei das wirklich Wichtige,<br />
die aus <strong>de</strong>m dringlichen, kompromisslosen Lebensstil<br />
resultieren<strong>de</strong> Kunst – bei bei<strong>de</strong>n genannten schlichtweg<br />
großartige –, ja außer Acht gelassen wird. Insofern: Nicht<br />
unbedingt gesün<strong>de</strong>r, aber irgendwie stimmiger im vermittelten<br />
Bild wird es, wenn Künstler und Rezipienten das Milieu<br />
teilen. So wie eben Gun Club in einer Zeit am Rand <strong>de</strong>s<br />
Abgrunds tänzelten, als dies weltweit eine gewisse Szene<br />
tat, als mit Indie noch was an<strong>de</strong>res als nur die Musik gemeint<br />
war. Denn dann geht es vor allem um die Artefakte<br />
und nicht um Starmania. Aber genug <strong>de</strong>s Exkurses. Und<br />
<strong>de</strong>s Einklagens von zugeschriebenen Erwartungen, zumal<br />
es – zugegebenermaßen – viel angenehmer ist, mit <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Sons & Daughters in Brooklyn bei Soja-Lattes über<br />
ihre Musik zu sprechen, statt in einem abgefuckten Backstageraum,<br />
während sie sich einen Druck setzen.<br />
Konzentrieren wir uns auf <strong>de</strong>n musikalischen Link: A<strong>de</strong>le<br />
sieht <strong>de</strong>n gemeinsamen Nenner vor allem in <strong>de</strong>r mit Jeffrey<br />
Lee Pierce geteilten Debbie-Harry-Obsession. Bei Gun<br />
Club führte diese ja zu einer Kollaboration. Und wenn man<br />
A<strong>de</strong>les Gesicht bei letzterem Satz sieht, dann steht da in<br />
großen Buchstaben <strong>de</strong>r Traum, auch mal gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>r Blondie-Sängerin auf <strong>de</strong>r Bühne zu stehen.<br />
»This Gift« hat ein an<strong>de</strong>rer Prominenter produziert:<br />
Sue<strong>de</strong>-Gitarrist Bernard Butler. Erscheinen wird es auf<br />
Domino. Musikalisch hat sich aber einiges getan. Die Songs<br />
scheinen teilweise sehr hell, für die Verhältnisse <strong>de</strong>r Band.<br />
Interessanterweise geht dieser Hang zum Aufreißen <strong>de</strong>r<br />
Songs, zum abholen<strong>de</strong>ren Gestus, einher mit einer viel<br />
spontaneren Aufnahme. Und man muss attestieren: Experiment<br />
gelungen. Man fühlt sich sofort angekommen,<br />
wenn die Band <strong>de</strong>n Opener »The Bell« ansetzt, <strong>de</strong>n ewigen<br />
Klang <strong>de</strong>r Glocken hymnisiert. O<strong>de</strong>r wenn »Gilt Complex«,<br />
<strong>de</strong>r Hit <strong>de</strong>s Albums, beschwingt aggressiv alle Ohren<br />
<strong>de</strong>r Welt einfor<strong>de</strong>rt, sich bereit zeigt, uns alle in Stücke<br />
zu reißen mit seinen schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gitarren, wenn wir uns<br />
nicht hingeben wollen. Im Kontrast fin<strong>de</strong>n sich auch auf<br />
»This Gift« wie<strong>de</strong>r diese Balla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hoffnung, vorgetragen<br />
mit Ratschlägen, <strong>de</strong>nen man anmerkt, dass sich die<br />
Vortragen<strong>de</strong>n selbst nicht ganz sicher sind, und die sie –<br />
nicht zuletzt in Zeiten neoliberalistischer Kampfansagen<br />
aus <strong>de</strong>r Politik und Wirtschaft – genau <strong>de</strong>swegen so ehrlich<br />
und sympathisch wirken lassen; und wenn das jetzt relativ<br />
authentisch anmutet, dann soll es auch so sein.<br />
Domino<br />
Bereits <strong>de</strong>r Vorgänger »The Repulsion<br />
Box« erscheint auf <strong>de</strong>m Glasgower Label.<br />
S: Bevor wir bei Domino unterschrieben<br />
haben, <strong>de</strong>m besten Label <strong>de</strong>r Welt, waren<br />
wir schon Fans von Bands wie Smog,<br />
die in Europa dort veröffentlichen. Das<br />
Beson<strong>de</strong>re bei Domino ist, dass sich die<br />
Bands dort untereinan<strong>de</strong>r beeinflussen.<br />
Je<strong>de</strong>r übernimmt was von je<strong>de</strong>m. Laurence<br />
Bell, <strong>de</strong>r Chef von Domino, ist einer<br />
dieser exzentrischen Plattenfirmentypen,<br />
<strong>de</strong>r hat so viel Lei<strong>de</strong>nschaft für Musik und<br />
kümmert sich um die Bands, sodass sich<br />
alle wohlfühlen.