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082 DVD ungeöffneten Box mit allen Folgen <strong>de</strong>r durchweg brillanten<br />
Kurz in Berlin<br />
Mit <strong>de</strong>m Kurzfilmprogramm-Gucken ist<br />
es wie mit <strong>de</strong>m Joggen: Erst muss man<br />
sich aufraffen – und danach ist man doch<br />
wie<strong>de</strong>r froh, es getan zu haben. Denn <strong>de</strong>r<br />
filmische I<strong>de</strong>enreichtum ist bei einem gelungenen<br />
Kurzfilmprogramm riesig. Die<br />
DVD »Kurz in Berlin« wur<strong>de</strong> zusammengestellt<br />
vom Berliner Festivalveranstalter<br />
und Verleih interfilm. Die Entstehungszeit<br />
<strong>de</strong>r Filme umspannt 30 Jahre. Gemeinsam<br />
ist ihnen – von <strong>de</strong>r quietschbunten<br />
DEFA-Doku »Berlin« bis zum minimalistischen<br />
Oscar-Preisträger »Schwarzfahrer«<br />
von Pepe Danquart – allein das<br />
Sujet. Dokumentarisches, Fiktives, Komisches<br />
und Tragisches wechselt sich<br />
ab: Die Englän<strong>de</strong>rin Ellie Land lässt in<br />
»Die an<strong>de</strong>re Seite« erwachsene Berliner<br />
in O-Tönen von ihren Kindheitsvorstellungen,<br />
was hinter <strong>de</strong>r Mauer liegen<br />
könnte, erzählen und begleitet die Aussagen<br />
mit treffen<strong>de</strong>n Animationen. Gerd<br />
Conradt filmte 1986 einen Tag lang über<br />
die Mauer von West nach Ost und gibt<br />
in »Ein-Blick« einen überraschend poetischen<br />
Eindruck vom Alltag im Grenzstreifen.<br />
Am beeindruckendsten ist aber<br />
<strong>de</strong>r anarchische Bastel- und Zappelfilm<br />
»Fliegenpflicht für Quadratköpfe« von<br />
Stephan Flint Müller, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Filmemacher<br />
und seine Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n urbanen<br />
Raum zum Spielplatz machen, Plakate<br />
umgestalten, Körperteile vor große Gebäu<strong>de</strong><br />
halten und mithilfe von Perspektivwechseln<br />
wahnwitzige Effekte erzeugen.<br />
Der Film ist dabei zugleich sein eigenes<br />
Making-of und Deleted-Scenes-<br />
Archiv. Selbstreferenziell und unkonventionell<br />
schließt er diese kleine Berlin-<br />
Schatzkiste. Bitte mehr davon.<br />
Philipp Jedicke<br />
Kurz in Berlin (D 2007; R: Pepe Danquart, Uwe Belz,<br />
Andreas Samland u. v. a.; D: Senta Moira, Paul<br />
Outlaw, Lutz Stückrath u. v. a.)<br />
WASSER, BROT<br />
UND MYTHEN-MIX<br />
Living in a box: Den Anime-Klassiker »Cowboy Bebob« gibt es jetzt als limitiertes<br />
Superluxus-Paket mit allem Drum und Dran. Anlass genug für Lars Brinkmann, sich<br />
mal prinzipielle Gedanken zu <strong>de</strong>n Sehgewohnheiten als Serien-Addict zu machen.<br />
B<br />
ereits die aufgeblasene Single-Box im 8-Inch-Format<br />
signalisiert Einzigartigkeit. Kategorie:<br />
das Präsent, das sich sogar <strong>de</strong>r Otaku<br />
nur zu beson<strong>de</strong>ren Gelegenheit gönnt.<br />
Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 129,95 Euro<br />
für neun DVDs ist die auf 2000 Stück limitierte »Cowboy<br />
Bebop Collectors Box« ein teures Vergnügen. Aber angesichts<br />
<strong>de</strong>r Tatsache, dass Fans schon für die relativ billig<br />
gemachten sechs DVDs mit <strong>de</strong>n insgesamt 26 Folgen<br />
<strong>de</strong>s Animes im Einzelkauf run<strong>de</strong> 120 Euro ausgeben müssen,<br />
ist das nur ein kleiner Aufpreis für eine Menge Bonus-<br />
Material, das natürlich keiner wirklich braucht. Aber was<br />
braucht man schon, um zu überleben? Wasser, Brot und<br />
eine Flatrate? Bestimmt keine DVD-Boxen, die ohnehin in<br />
<strong>de</strong>n meisten Haushalten und Jugendzimmern einen Großteil<br />
ihres Daseins als Bücherstützen und Regalfüller Staub<br />
ansammeln. Hat sich schon mal jemand öffentlich ein paar<br />
kluge Gedanken zu dieser Anti-Dynamik gemacht, die Boxsets<br />
mit sich bringen – dass gera<strong>de</strong> umfangreichere Gesamtwerke<br />
beim stolzen Besitzer nicht selten zu einer seltsamen<br />
Form von Ignoranz führen? <strong>Als</strong> hätte sich <strong>de</strong>r Fall<br />
mit <strong>de</strong>m Erwerb einer Box erledigt – o<strong>de</strong>r als neige man,<br />
vielleicht aufgrund <strong>de</strong>s Preises und <strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />
schlechten Gewissens, zur Verdrängung/Vermeidung.<br />
Ich bekenne mich z. B. zu einer selbst gekauften und<br />
Sixties-Kultserie »The Prisoner«.<br />
Weil ich manchmal ein gewissenhafter Kerl bin, habe<br />
ich mir in diesem Fall nur für euch (und für Wolfgang) alles<br />
angesehen, je<strong>de</strong>n Fitzel aufgesaugt, bis hin zu <strong>de</strong>n Audiokommentaren<br />
und einem nichtssagen<strong>de</strong>n zehnminütigen<br />
Interviewversuch mit <strong>de</strong>m Regisseur Shinichiro Watanabe<br />
und einem etwas längeren, aber unvergleichlich unterhaltsameren<br />
Geplau<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Komponistin Yôko Kanno. Fazit:<br />
Wie »The Prisoner« ist »Cowboy Bebop« ein mehr als<br />
nur unterhaltsames Werk, das bis heute in seinem popkulturell<br />
wertvollen Mythen-Mix mit Elementen aus Film<br />
Noir, Space Opera und Western als Ausnahmeerscheinung<br />
gelten muss. Drei Episo<strong>de</strong>n, hier »Sessions« genannt,<br />
wer<strong>de</strong>n durch die jeweiligen Audiokommentare von einem<br />
noch seltsameren Witz als für gewöhnlich beseelt – man<br />
sehe sich nur auf <strong>de</strong>r ersten Bonus-Disc die Session #17<br />
»Mushroom Samba« an: Wie es zu <strong>de</strong>m Samba im enigmatischen<br />
Titel kam, ist Watanabe bis heute ein Rätsel, während<br />
Kanno darauf besteht, nichts von Magic Mushrooms<br />
zu wissen, was wie<strong>de</strong>rum ... Ach, das muss man einfach<br />
gesehen und gehört haben. Nee, echt jetzt!<br />
Cowboy Bebop Collectors Box (J 1998; R: Shinichiro Watanabe; Nipponart)