054 Musik Gildas Loaëc und Masaya Kuroki besteigen Der Mo<strong>de</strong>-La<strong>de</strong>n von Kitsuné <strong>de</strong>n Montmartre
Musik 055 Kitsuné Sie sind die Style-Apostel <strong>de</strong>s DIE KLASS New Rave. Mit Kitsuné haben Gildas Loaëc und Masaya Kuroki aus Musik, Mo<strong>de</strong> und Grafik ein Pop-Universum erschaffen. IK DER Arno Raffeiner hat <strong>de</strong>r exklusiven Boutique <strong>de</strong>r Hitsammler und Mo<strong>de</strong>hipster im Herzen von OBERF Paris einen Besuch abgestattet. Fotos: Nathalie Genet LÄCHEN Gildas Loaëc Gildas kam mit 20 aus <strong>de</strong>r französischen Provinz nach Paris und eröffnete kurz danach <strong>de</strong>n Plattenla<strong>de</strong>n Street Sounds. Dort lernte er nicht nur die Jungs von Daft Punk kennen, für <strong>de</strong>ren Plattenfirma Roulé er nach wie vor tätig ist, son<strong>de</strong>rn auch Masaya. Im Zeichen <strong>de</strong>s Fuchses Masaya: »Kitsuné ist Japanisch und be<strong>de</strong>utet Fuchs. Es gibt viele Märchen über Füchse, in <strong>de</strong>nen sie immer verschie<strong>de</strong>ne Gesichter haben. Da wir sechs Leute sind, aus verschie<strong>de</strong>nen Kulturen kommen und uns in verschie<strong>de</strong>nen Formen wie Musik, Grafik, Mo<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Events ausdrücken, war <strong>de</strong>r Fuchs das perfekte Tier, um all das in einem Logo zu repräsentieren.« Masaya Kuroki In Japan geboren, zog Masaya im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich. Nach <strong>de</strong>r Schule absolvierte er ein Architekturstudium und arbeitete als Architekt in Paris. Das Schnei<strong>de</strong>rn von Couture brachte er sich später autodidaktisch bei. E rstes Arrondissement in Paris, Samstagnachmittag. Mein Weg führt mich weg vom goldverzierten Opernhaus in Richtung <strong>de</strong>r Seine, vorbei an einem japanischen Restaurant neben <strong>de</strong>m nächsten, an kleinen Lä<strong>de</strong>n, die Antiquitäten o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rrahmen anbieten. Der Geruch von altem Gemäuer, Bae<strong>de</strong>ker-Reiseführern und dicken Brieftaschen liegt in <strong>de</strong>r Luft. An <strong>de</strong>r Ecke zur beschaulichen Rue Thérèse sitzt Dichterfürst Molière auf seinem Denkmal und schaut etwas finster auf diesen Erlebnispark bie<strong>de</strong>r-bürgerlich angestaubter Konsumkultur herab. Links davon befin<strong>de</strong>t sich die Anlage <strong>de</strong>s Palais Royal, gera<strong>de</strong>aus weiter wäre man in einer Minute beim Louvre. Keine zwanzig Meter entfernt von Molières Thron, eingezwängt zwischen diesen Repräsentativbauten imperialer Macht, liegt in <strong>de</strong>r Rue Thérèse ein unscheinbarer Eingang. Kein Schriftzug, noch nicht mal ein kleines Logo weisen darauf hin, dass sich hier eine <strong>de</strong>r zentralen Schaltstellen <strong>de</strong>s Pophipstertums <strong>de</strong>r vergangenen Jahre befin<strong>de</strong>t. Kitsuné macht weltweit in <strong>de</strong>n Clubs viel Krach, bei sich zu Hause aber mag man’s e<strong>de</strong>l. Stün<strong>de</strong> vor diesem Eingang nicht ein 60er-Jahre-Yves- Saint-Laurent mit blon<strong>de</strong>r, wogen<strong>de</strong>r Haarpracht und schwarzer Hornbrille, <strong>de</strong>r mich freundlich in Empfang nimmt, man könnte ihn glatt übersehen. Maxime Souverain, PR-Assistent bei Kitsuné Music, versorgt mich so lange mit Fakten rund um das Label, bis jemand mit einem Schlüssel auftaucht. Denn <strong>de</strong>r Kitsuné-Shop ist noch geschlossen. Auf das Samstagsgeschäft wird offenbar gerne verzichtet, und überhaupt kann hier nur nach Vereinbarung eingekauft wer<strong>de</strong>n. Nach Maximes Zusicherung, dass sich auch die neue Kitsuné-Boutique, die noch im Februar eröffnen soll, ebenfalls im ersten Arrondissement, direkt neben <strong>de</strong>m Palais Royal, kommt auch schon Masaya Kuroki als Sesamöffnedich um die Ecke. Der Mo<strong>de</strong>-Chef von Kitsuné streift sich sorgfältig die Schuhe ab, bevor er <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>ssen geschätzten acht Quadratmetern dunkelblauem, samtgleichem Teppichbo<strong>de</strong>n betritt. Das Kitsuné-Schmuckkästchen in <strong>de</strong>r Rue Thérèse wirkt von innen besehen ebenso klein wie aufgeräumt. Rechts hängen an Klei<strong>de</strong>rhaken einige Stücke <strong>de</strong>r aktuellen Kollektion, links sind auf einem schmalen Mauervorsprung ein paar Compilations und neue Maxis aufgereiht. An <strong>de</strong>r Rückwand führt hinter weiß bemalten Holzbalken eine Wen<strong>de</strong>ltreppe hinauf zum Büroraum <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>abteilung. Hier stehen die zwei blitzblank leer geräumten Schreibtische von Masaya und seinem Assistenten, weitere Klei<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>r und Regale. Alles in gera<strong>de</strong>zu extremer Ordnung und Übersichtlichkeit. Nach <strong>de</strong>m vielfältigen, gera<strong>de</strong>zu ausufern<strong>de</strong>n Roster <strong>de</strong>r bisherigen Kitsuné-Platten hätte man durchaus an<strong>de</strong>res erwarten können. »Ich hasse Chaos«, kommentiert Masaya nüchtern. Und schließlich gäbe es im quirligen Stadtteil Montmartre ja noch ein zweites, größeres Büro für die Musikabteilung, die sein Partner Gildas Loaëc verantwortet. Gildas und Masaya sind sozusagen die bei<strong>de</strong>n Chefi<strong>de</strong>ologen <strong>de</strong>r Kitsuné-Schwerpunkte Musik und Mo<strong>de</strong>. Komplett ist die Truppe jedoch erst mit <strong>de</strong>m vierköpfigen Grafikteam åbäke aus London, das für das charakteristische Artwork zuständig ist. Seit 2002 wil<strong>de</strong>rt das Pariser Label mit seinen »Kitsuné Maison«-Compilations und einer frechen Lizenzierungspolitik in so ziemlich allen Genres von Rock bis zu Stadion-Techno – nennt es <strong>de</strong>n Neuen Rave –, gewann damit oft genug <strong>de</strong>n Kampf um die heißesten MySpace- Ent<strong>de</strong>ckungen und lan<strong>de</strong>te dreiste A&R-Coups. Kitsuné übertrug so die Regeln <strong>de</strong>r im Internet ausgebil<strong>de</strong>ten neuen Aufmerksamkeitsökonomie konsequent auf das alte Konzept Plattenlabel. Die Energie wur<strong>de</strong> vorrangig in <strong>de</strong>n Aufbau eines starken Images und in Marketingstrategien gesteckt, die grelle Durchschlagskraft <strong>de</strong>r Musik erledigte <strong>de</strong>n Rest. Eigene Signings gab es erst <strong>de</strong>ut- ≥