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Musik<br />
033<br />
boards <strong>de</strong>r großen Popmusik. Timbaland und die Neptunes,<br />
klar, <strong>de</strong>ren jecke Songinstallationen fin<strong>de</strong>n selbst die<br />
schrägsten Indie-Vögel gut, das ist nicht neu. Mit <strong>de</strong>nen<br />
teilen Hot Chip auch ihre Vorliebe für minimale Soundgerüste<br />
und Equipment aus <strong>de</strong>m Antiquariat. Aber wo Timbaland,<br />
Timberlake und Konsorten zu <strong>de</strong>n coolen Klängen<br />
stets ihre dicken Eier raushängen lassen, singen Hot Chip<br />
immer aus <strong>de</strong>r Warte <strong>de</strong>r Schwachen und Komischen. Allein<br />
schon Alexis’ androgyne Stimme verkörpert im Prinzip<br />
das krasse Gegenteil von Machismo. Alex: »So klingt<br />
meine Stimme nun mal. Wenn du schon Androgynität ansprichst,<br />
gilt es, auch Prince als sehr wichtigen Einfluss<br />
zu nennen. Wobei ich mich natürlich nicht mit ihm vergleichen<br />
will. Er hat eine unglaubliche Stimme. Mir hat man<br />
auch schon öfter erzählt, ich wür<strong>de</strong> singen wie auf einer<br />
frühen Scritti-Politti-Platte, es scheint da tatsächlich Ähnlichkeiten<br />
zu geben, obwohl das eine Band ist, die ich erst<br />
viel später ent<strong>de</strong>ckt habe. Klar, ich bin sehr an Androgynität<br />
interessiert, daran, mit einer an<strong>de</strong>ren Gen<strong>de</strong>rperspektive<br />
zu spielen.«<br />
Androgynität als Strategie gegen die normative Macht<br />
von Geschlechterhierarchien. Ein Satz wie aus <strong>de</strong>m Judith-Butler-Proseminar.<br />
Ist natürlich alles nicht neu und<br />
hat in England durchaus Tradition. Man <strong>de</strong>nke nur an David<br />
Bowie, Placebos Brian Molko o<strong>de</strong>r Sue<strong>de</strong>s Brett An<strong>de</strong>rson,<br />
Mitte <strong>de</strong>r Neunziger Traummann aller, also geschlechtsunabhängig.<br />
Bei Hot Chip ist es jedoch die Musik<br />
an sich, dieser ganze Anti-Rockgestus, welcher Androgynität<br />
vermittelt, nicht irgen<strong>de</strong>ine Frisur o<strong>de</strong>r ein campy ≥<br />
Al Doyle<br />
Hot Chip & Matthew Dear<br />
MEHR FÜR SICH<br />
Der in Texas aufgewachsene Matthew Dear veröffentlicht<br />
unter zahlreichen Pseudonymen Techno- und Electronica-Platten<br />
auf renommierten Labels wie Ghostly International,<br />
M_nus, Spectral o<strong>de</strong>r Perlon. Sein letztes Album<br />
»Asa Breed« gehört zu <strong>de</strong>n wichtigsten Electronica-Alben<br />
von 2007. Im Februar wird er Hot Chip auf <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />
England-Tour begleiten. Die Briten ihrerseits vere<strong>de</strong>lten<br />
letztes Jahr Matthews Stück »Don And Sherri« durch<br />
einen ziemlich spektakulären Remix.<br />
Wie kam es eigentlich zu <strong>de</strong>m Hot-Chip-Remix von »Don<br />
And Sherri«, <strong>de</strong>r ja streng genommen eher eine Coverversion<br />
ist? Ich hatte unter meinem Pseudonym Audion<br />
mal einen Remix für sie gemacht zu <strong>de</strong>m Song »No Fit State«,<br />
so sind wir in Kontakt gekommen. Ja, du hast natürlich<br />
recht. Ihre Bearbeitung von »Don And Sherri« ist eigentlich<br />
mehr ein Cover, was ich aber sehr toll fin<strong>de</strong>. Das<br />
wäre für mich auch <strong>de</strong>r nächste konsequente Schritt, was<br />
Remixarbeiten für an<strong>de</strong>re Künstler angeht.<br />
Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen dir und Hot<br />
Chip bezüglich <strong>de</strong>s Songwritings. Ihr kombiniert bei<strong>de</strong><br />
Elemente aus <strong>de</strong>r minimal-elektronischen Musik mit<br />
klassischen, teils folkigen Popsongs. Ist es für dich von<br />
Vorteil, vollkommen alleine zu arbeiten und nicht ständig<br />
vier Leute um dich zu haben, die alle ihre eigenen<br />
I<strong>de</strong>en einbringen wollen? O<strong>de</strong>r brauchst du nicht auch<br />
manchmal jeman<strong>de</strong>n mit dir im Studio, gewissermaßen<br />
als Regulativ? Nein, ich glaube, ich bin mit meiner Arbeit<br />
alleine gera<strong>de</strong> ganz glücklich. Ich habe ja auch schon mit<br />
an<strong>de</strong>ren Leuten im Studio gearbeitet, damit aber nicht so<br />
tolle Erfahrungen gemacht. Ich kann mich so viel mehr<br />
auf bestimmte Details konzentrieren, ich arbeite präziser.<br />
Ich muss mich nicht um jeman<strong>de</strong>n kümmern, <strong>de</strong>r eine<br />
Hi-Hat an<strong>de</strong>rs gesetzt haben möchte o<strong>de</strong>r irgendwas<br />
gepitcht o<strong>de</strong>r umdisponiert.<br />
Was kann man von dir in naher Zukunft erwarten? Arbeitest<br />
du schon wie<strong>de</strong>r an einem neuen Album? Ich arbeite<br />
immer an neuer Musik, <strong>de</strong>mnächst soll wie<strong>de</strong>r eine<br />
Mini-LP erscheinen. 2008 wer<strong>de</strong> ich mich wie<strong>de</strong>r mehr<br />
meinem Audion-Projekt widmen, es sind auch einige Remixe<br />
angefragt wor<strong>de</strong>n. Und »Asa Breed« ist ja auch noch<br />
nicht richtig durch.