052 Musik
Musik 053 Get Well Soon POP TRIFFT PA THOS Der Name verspricht Trost und Schulterklopfen, die Musik will einfach nur umarmen: Ausgerechnet ein junger <strong>de</strong>utscher Songschreiber lan<strong>de</strong>t mit seinem Debütalbum <strong>de</strong>n ersten großen Coup 2008. Peter Flore traf Get Well Soon alias Konstantin Gropper in Berlin. Foto: Christian Knieps. E s ist nicht die Vielzahl an I<strong>de</strong>en, die das, was Konstantin Gropper mit seiner Begleitband unter <strong>de</strong>m Banner Get Well Soon verwirklicht, so beson<strong>de</strong>rs macht, es ist die Umsetzung, die man so in diesen Breitengra<strong>de</strong>n bisher noch nicht gehört hat. Nahezu je<strong>de</strong>r Artikel, je<strong>de</strong> Konzertreview, die <strong>de</strong>r auch ohne ein Album schnell zum Indie-Geheimtipp avancierte Gropper über sich lesen durfte, lobte seine Kunst als wahlweise »herrlich un<strong>de</strong>utsch« klingend bzw. »von internationalem Format«. Im Gegenzug musste <strong>de</strong>r klassisch durch langjährigen Cellounterricht geschulte Songschreiber schon früh mit <strong>de</strong>m Etikett »<strong>de</strong>utscher Conor Oberst« leben. Darauf angesprochen, muss <strong>de</strong>r Wahlberliner lachen – wenngleich er <strong>de</strong>m musikalischen Vergleich durchaus etwas abgewinnen kann: »Bright Eyes, gera<strong>de</strong> die älteren Alben, sind mit Sicherheit ein Einfluss. Conor Oberst zählt für mich zu einer Bewegung junger Songwriter, die sich nicht scheuen, das Pathos zurück in <strong>de</strong>n Pop zu holen. Das ist auch mein Ansatz.« Gropper, Mitte 20 und Kopf und Motor von Get Well Soon, hat insgesamt vier Jahre an seinem Debütalbum mit <strong>de</strong>m sperrigen Titel »Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon« geschrieben und aufgenommen – jener Aufmunterung, die <strong>de</strong>r Bandname vorgibt, bedurfte es in <strong>de</strong>r Zwischenzeit allerdings nicht. Im Gegenteil: Gropper weiß, was er tut, und verzettelt sich nicht: »Rest Now ...« klingt trotz seiner wahrhaft eklektischen I<strong>de</strong>enfülle we<strong>de</strong>r überla<strong>de</strong>n noch konstruiert, was bei <strong>de</strong>n unweigerlich auftauchen<strong>de</strong>n Referenzen von Radiohead über Bright Eyes bis hin zu Titeln, die aus einem Morricone- Score stammen könnten, ohnehin schon einem großen Wurf gleichkommt. Die oben erwähnte Lei<strong>de</strong>nschaft, die große Geste, man hört sie in je<strong>de</strong>m Stück auf seinem Debüt. Mehr noch: Die klassische Sozialisation ist immanent, zumin<strong>de</strong>st im Aufbau <strong>de</strong>s Albums. Ein »Prelu<strong>de</strong>« eröffnet das Werk, eine »Coda« beschließt es. »Dass viele Leute da einen klassischen Ansatz sehen, liegt vielleicht an <strong>de</strong>r polyphonen Instrumentierung, weniger an einem konkreten Werkbezug. Meine Herangehensweise an Musik ist von einem gewissen Kunsti<strong>de</strong>al geprägt, an künstlerischem Gehalt liegt mir sehr viel. Ich mag es, wenn <strong>de</strong>r Musik eine konkrete I<strong>de</strong>e vorsteht.« Gropper spricht viel von »<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e«, besser noch <strong>de</strong>m »I<strong>de</strong>al« o<strong>de</strong>r »<strong>de</strong>m Konzept«, das seinem Album zugrun<strong>de</strong> liege. Er schreibt seine Musik allein, meistens am Rechner, baut Stein auf Stein und legt Wert auf je<strong>de</strong>s noch so scheinbar unwichtige Detail. Seine jauchzen<strong>de</strong>n Songs seien zwar »keine Liebeslie<strong>de</strong>r«, wohl aber Lie<strong>de</strong>r über geliebte Menschen. »I tried my very best to make this music loveable« prangt als Garantie und Aufrichtigkeits- Indikator auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Albums. Stichwort Aufrichtigkeit: Auf seine Zeit an <strong>de</strong>r berüchtigten Mannheimer Pop-Aka<strong>de</strong>mie angesprochen, reagiert er zurückhaltend: »Dieser aka<strong>de</strong>mische Gestus ist wahrlich nicht mein Ding. Die I<strong>de</strong>e, junge Musiktalente bestmöglich auf das Musikbusiness vorzubereiten, ist ein recht ökonomischer Ansatz und entspricht lustigerweise gar nicht <strong>de</strong>m, was ich im sogenannten Business bisher kennengelernt habe. Für mich ging es von Anfang an eher darum, die dortigen Infrastrukturen für mich zu nutzen. Ich konnte mich <strong>de</strong>n ganzen Tag mit Musik beschäftigen und hatte das nötige Equipment, um sie bestmöglich aufzunehmen. So gesehen war es also keine verschwen<strong>de</strong>te Zeit.« Überhaupt möchte Gropper jetzt am liebsten einfach nur weitermachen und die Gunst <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> nutzen: »Momentan <strong>de</strong>nke ich schon wie<strong>de</strong>r über ein neues Album nach. Zumin<strong>de</strong>st eine grobe I<strong>de</strong>e habe ich schon einmal. Dieses Mal habe ich ja vermutlich nicht wie<strong>de</strong>r vier Jahre Zeit, es zu schreiben. Das ist dann eine für mich völlig neue Herausfor<strong>de</strong>rung, aber ich freue mich drauf.« Man möchte ihm auf die Schulter klopfen und sagen: Das wird schon. Auf intro.<strong>de</strong>: Verlosung von Digipack und T-Shirts <strong>Intro</strong> empfiehlt Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon CD // City Slang / Universal Ennio Morricone Der italienische Star-Komponist und Dirigent ist das Nonplusultra, wenn es um klassische Filmmusik geht: Untrennbar mit <strong>de</strong>m Italo-Western-Genre verbun<strong>de</strong>n, hat Morricone allerdings weitaus mehr Filme vertont als »Spiel mir das Lied vom Tod« und »Für eine Handvoll Dollar«. Dennoch gelten gera<strong>de</strong> diese als Prototypen seiner Arbeit. Popaka<strong>de</strong>mie Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Zum Wintersemester 2003/04 nahm <strong>de</strong>r erste Studienjahrgang das Bachelorstudium im Bereich Popularmusik bzw. Musikbusiness auf. Zweigleisig wer<strong>de</strong>n in Mannheim Instrumentalisten und Songwriter bzw. Musikmanager ausgebil<strong>de</strong>t und vermeintlich auf das Haifischbecken Musikbusiness vorbereitet. Den aka<strong>de</strong>misch-muffigen Ruf konnte die Aka<strong>de</strong>mie trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen Gastdozenten wie Xavier Naidoo und Heinz Rudolf Kunze bis heute jedoch nicht ablegen.