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022 HEUTEWer zum Teufel ist eiGentlich …Jonnie SchulzVor 13 Jahren grün<strong>de</strong>te Jonnie Schulz in Hamburg St. Pauli mit drei Freun<strong>de</strong>naus <strong>de</strong>r links-alternativen Szene die Butch Meier Band. Sie spieltenCountry & Western, die seinerzeit uncoolste Musik <strong>de</strong>r Welt. Nun hatSchulz einen sehr lustigen Roman über die Misserfolgskarriere jener Bandgeschrieben. Die Story von vier Freun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Frage, wie weit man eineSchnapsi<strong>de</strong>e treiben kann, wenn man nur ganz fest an sie glaubt.Ihre Bühnenshows waren zerstörerisch, dasOutfit peinlich, die Klappe groß und die Musikmeist Coverversionen bekannter PunkundPoplie<strong>de</strong>r im Countrygewand. Das klingteigentlich wie die i<strong>de</strong>alen Voraussetzungen,um sich in <strong>de</strong>n spaßverliebten Nullerjahrenschnell zur ironischen Kultband hochzuspielen.Dennoch dümpelte die Butch Meier Band achtJahre lang lediglich als Geheimtipp im HamburgerUn<strong>de</strong>rground rum. Stets <strong>de</strong>platziert,in Westernkneipen genauso wie in besetzenHäusern. Schulz erinnert sich: »Wir waren totalunprofessionell und hatten darüber hinaus auchkeinen Bock, uns mit Marketingstrategien zubeschäftigen. Wir machten alles selbst, hattenkeine Plattenfirma o<strong>de</strong>r Booking-Agentur. Wirpressten Singles und verkauften sie auf Konzerten.Dazu gab es Merchandise wie Bohnen in<strong>de</strong>r Dose, Schnaps und Haargel.«Zwischen rühren<strong>de</strong>r Naivität und nicht unsympathischemGrößenwahn werkelten die Typenum Türsteher und Ex-Metzger Butch MeierKapitel für Kapitel an ihrer liebevoll kaputtenVersion einer Countryband, welche verstören,das Publikum aber <strong>de</strong>nnoch mitreißen sollte.Auch das eigene Scheitern wur<strong>de</strong> schnell Teil <strong>de</strong>sBandkonzepts: »Wir haben uns bei je<strong>de</strong>m Konzerthemmungslos selbst beweihräuchert unddie ganz große Show gerissen. Big City Nights.Wenn dann nur zehn Gäste vor <strong>de</strong>r Bühne stehen,hat das einen viel geileren Effekt, als wenndu im ausverkauften Stadion spielst. Du machst<strong>de</strong>in Scheitern nämlich nicht nur sichtbar, duschleu<strong>de</strong>rst es <strong>de</strong>n Leuten ins Gesicht.«Größter Fan <strong>de</strong>r Band bleibt Jonnies Oma Hil<strong>de</strong>,die sich freut, dass ihr musikalischer Enkelmal etwas an<strong>de</strong>res als »Hartchor« macht. Schulzbeschreibt die holprige Geschichte <strong>de</strong>r Band inseinem Buch anhand vieler Auftritte vom komplettenFlop bis hin zur ganz großen Bühnengalamit Grill und <strong>de</strong>r legendären »Senfkanone« ineinem fast kindlichen, staunen<strong>de</strong>n Tonfall. Dersteht <strong>de</strong>m Buch gut, <strong>de</strong>nn es ist kein arroganterWitz auf Kosten seiner Figuren und ihrer idiotischenI<strong>de</strong>en. Viel eher die halbauthentischeDokumentation einer Lebensphase Anfang bisMitte 20 im Mikrokosmos Bandfreundschaft.Mit so intensiven Erfahrungen, wie man sieeben nur einmal im Leben macht.Text: Benjamin Walter / Foto: Florian Schüppel— Jonnie Schulz »Kein Zutritt für Hinterwäldler– Die Geschichte <strong>de</strong>r Butch MeierBand« (Ventil / Audiolith)— Auf Lesereise vom 14. bis 23.11.

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