024 HEUTEIm zweiten AnlaufDanny BrownNicht nur wegen seines schiefen Lächelns, <strong>de</strong>r Tra<strong>de</strong>mark-Zahnlücke und <strong>de</strong>r seltsamen Frisur gehört<strong>de</strong>r Detroiter Rapper Danny Brown zu <strong>de</strong>n schillerndsten Persönlichkeiten <strong>de</strong>r mit charismatischenEgozentrikern gespickten Ami-Rap-Szene. <strong>Als</strong> Bonus-Feature hat er auch noch eine Karriere alsDrogenhändler und -konsument hinter sich.Wer Daniel Brown richtig verstehen will,muss bei seiner Kindheit in Detroit beginnen.Hier fin<strong>de</strong>n sich die Wurzelnseiner Rap-Karriere. Gesetzt durch seine Mutter,die ihm die Gedichte <strong>de</strong>s amerikanischen Autorsund Cartoonisten Theodor Seuss Geisel am Bettvorgelesen hat. Angeregt durch <strong>de</strong>ssen reimartigenStil, beginnt <strong>de</strong>r kleine Danny, die nächstenJahre nur noch in ebensolchen zu sprechen. Fürdie Beats zu <strong>de</strong>n Reimen zeichnete <strong>de</strong>r Vaterverantwortlich: »Mein Dad war House-DJ«,erzählt Danny Brown. »Er brachte mir immerdie Musik mit nach Hause, die ihm gera<strong>de</strong> ambesten gefiel. So kam ich neben House auchfrüh mit <strong>de</strong>m HipHop von Wu-Tang Clan, LLCool J und A Tribe Called Quest in Berührung.«<strong>Als</strong>o <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Nährbo<strong>de</strong>n für eine Traumkarriere.Wäre da nicht das <strong>de</strong>struktive Potenzial<strong>de</strong>s Künstlers. Im März 2010 hatte Brownes geschafft, an die Wand zu fahren, was nacheiner hoffnungsvollen Rap-Laufbahn mit seinerBand Rese’voir Dogs aussah: Er war nach einemGefängnis-Aufenthalt wegen Drogenhan<strong>de</strong>lswie<strong>de</strong>r zu Hause bei Mutter und Vater gelan<strong>de</strong>t.»Den Biggie-Spruch ›Don’t get high onyour own supply‹ habe ich nie berücksichtigt«,kommentiert <strong>de</strong>r heute 32-Jährige lakonischseine Gangstertage. Allerdings än<strong>de</strong>rte die Zeithinter Gittern sein Verhältnis zu Musik: »Nach<strong>de</strong>r Zeit im Knast habe ich angefangen, dasMusikmachen wirklich ernst zu nehmen. Ichdachte mir: jetzt o<strong>de</strong>r nie!«Im April 2010 veröffentlicht Danny sein Album»The Hybrid« mehr o<strong>de</strong>r weniger in Eigenregieüber das Web-Label Rapper’s I Know.Der bekennen<strong>de</strong> Rock-Fan verbin<strong>de</strong>t daraufHipHop-Traditionalismus mit Gitarrenrock undUK-Grime. Inhaltlich überspitzt Danny Browndabei so gna<strong>de</strong>nlos, dass sich <strong>de</strong>r Zuhörer häufigin einer Rap-Version von Quentin Tarantinos»Pulp Fiction« wähnt. Die charismatische Reibeisenstimme<strong>de</strong>s bekennen<strong>de</strong>n White-Stripes-Fans tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert.Danny geht Free-Download-Platin, min<strong>de</strong>stens.Schließlich holt DJ A-Trak <strong>de</strong>n DetroiterRapper auf sein Electro-Hop-Label Fool’s GoldRecords. Für an<strong>de</strong>re ein großes Ereignis, fürBrown ein pragmatisches: »Ich mag die Musik-Industrie nicht, eigentlich wollte ich nie beieinem Label unterschreiben«, gibt er zu verstehen.»Mein Plan war, Musik immer kostenloszu veröffentlichen und von <strong>de</strong>n Konzerten zuleben. Aber bei Fool’s Gold hatte ich das Gefühl,dass sie nur die Musik veröffentlichen, auf diesie Lust haben, und dass die Chemie zwischenuns passt.«Geschickt platzierten sie gemeinsam mit»XXX« ein weiteres Gratis-Mix-Tape in <strong>de</strong>rHipHop-Community. Die Strategie geht auf:Positionierte ihn sein Solo<strong>de</strong>büt noch in engenSzenezusammenhängen, so rückt er nun nebenA$AP Rocky, Kendrick Lamar und ActionBronson,die an<strong>de</strong>ren jungen Wil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s US-HipHop.Mit »Old« steht nun <strong>de</strong>r erste physischeTonträger an. Danny Brown gibt sich draufstellenweise gereifter, sowohl was die Beatsals auch die Texte angeht. »Auf <strong>de</strong>m Albumhabe ich meine musikalischen Einflüsse aufeinem neuen Level gebün<strong>de</strong>lt«, kommentierter die Verän<strong>de</strong>rungen. Was er nicht selbst sagt:Musiker wie A-Trak, Purity Ring, Oh No undRustie haben ihm dabei geholfen. Da sollte nunaber wirklich nichts mehr schiefgehen.Text: Julian Gupta / Foto: Tim Bruening— Danny Brown »Old« (Rykodisc / Warner)
Fotos: Bartosz LudwinskiPresented by:Der Helga® Festival Award 2013verliehen von Festivalgui<strong>de</strong> und Reeperbahn FestivalWir sagen Danke! an alle, die am 26. September im Imperial Theater auf St. Pauli mit uns waren undan alle, die uns dabei unterstützt haben. Eins ist sicher: Helga® ist gekommen, um zu bleiben. Und dieGewinner <strong>de</strong>r ersten Verleihung <strong>de</strong>s unabhängigen Festival Awards sind:Hal<strong>de</strong>rn Pop (Feinstes Booking, Schönster Zeltplatz)MS Dockville (Kreativstes Rahmenprogramm)Melt! (Bestes Gewissen)Macklemore & Ryan Lewis (Überraschendster Live-Auftritt)Tomorrowland (Tollstes Festival International)Nature One (Bestes Festival National – Publikums-Award)Ein Award von:Weitere Infos auf www.festivalgui<strong>de</strong>.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>rhelgaUnterstützt von: