092 MORGENhat <strong>de</strong>r König mit »Darkness« dann noch eineFallgrube aus Blues und Gospel installiert. EinAusflug in höllische Tiefen, <strong>de</strong>r nicht unberührtlässt. Auch in <strong>de</strong>iner Seele herrscht Dunkelheit!King Khan & The Shrines führen dich ans Licht!Bastian KüllenbergCass McCombs»Big Wheel And Others«Domino / IndigoLiebe / Tod / Teufel»Satan Is My Toy«, »TheBurning Of The Temple,2012«, »Sooner CheatDeath Than Fool Love«– Songtitel wie diese sagenschon alles über <strong>de</strong>nalttestamentarischen Größenwahnvon Cass McCombs’ neuem Doppelalbum.Etwa zeitgleich mit seinen Singer/Songwriter-Kollegen Grant Hart, <strong>de</strong>r zuletztmit »The Argument« eine Bearbeitung von JohnMiltons Vers-Epos »Paradise Lost« veröffentlichte,und Joseph Arthur, <strong>de</strong>r die sich über zweiCDs erstrecken<strong>de</strong> »Ballad Of Boogie Christ«sang, legt nun auch McCombs ein ambitioniertesLangwerk vor, das voller Religion steckt,aber nicht religiös ist. Und auch er kratzt dieKurve, schrammt am Last Exit Bombast vorbei,schafft ein Doppelalbum, das trotz allem 70er-Jahre-Konzeptalbum-Geist und über 70 MinutenSpielzeit kaum Längen aufweist. Was auchdaran liegt, dass die Songs ein weites Spektrumab<strong>de</strong>cken: Steel-Gitarren-Americana, Boogie-Glam, düstere Psyche<strong>de</strong>lia, schleppen<strong>de</strong>r Blues,Früh-Pink-Floyd, schwitzen<strong>de</strong>r Funk. Ein Albumvoller Kunstwille, doch angenehmerweisewenig prätentiös, eher offenherzig, persönlich,intim. Feine kleine Wohnzimmeroper.Frank SchusterSpektakelMichaela Melián»Monaco«Monika / IndigoMelancho / Memoryloop / MunichNach »Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n« und »Los Angeles« folgtmit »Monaco« nun also die dritte Station vonMichaela Meliáns musikalischer Reise. Instrumentaleund ambiente Stücke, die zum Teilaus ihren künstlerischen Arbeiten stammen,werfen einen düsteren Blick auf die GlitzerweltMonacos. Einzige gesangliche Ausnahme ist dasfast schon obligatorische Cover <strong>de</strong>r MünchnerKünstlerin: Diesmal zerlegt sie David Bowies»Scary Monsters« in ein Anti-Rock-Stück. Daraufsingt sie stoisch und mit hartem Akzent wieeine bayrische Version von Nico die berühmtenZeilen »Scary monsters, super creeps / Keep merunning, running scared«, dass einem das Blutin <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rn gefriert. Dennoch hüllen einen diegewobenen Klangteppiche auf »Monaco« immerwie<strong>de</strong>r sanft ein, man fühlt sich jedoch nichtgeborgen, son<strong>de</strong>rn (allein) gelassen mit sich undseinen Gedanken. Harte Klavieranschläge treffenimmer wie<strong>de</strong>r auf charmante Dissonanzenund schaffen so eine melancholische Grundstimmung.Die vielfältige Instrumentierung<strong>de</strong>r Tracks mit Violoncello, Synthesizer, Gitarre,Glockenspiel o<strong>de</strong>r Zither – die Melián alleSIGUR ROSHURTSGIRLS IN HAWAII LESLIE CLIO NONONO FRIGHTENED RABBITMUTINY ON THE BOUNTY OK KID LONDON GRAMMAR AUFGANGDEAR READER FYFE PORN QUEEN OWLLE COLT SILVERS NATAS LOVES YOUSYNTHESIS ALVIN AND LYLE ANTIMATTER PEOPLE BOTTLED IN ENGLAND DRENGEBENJAMIN CLEMENTINE MIGHTY OAKS I BREAK HORSES DIRTY CROWS WE ARE MATCH ALVIN AND LYLEAND MANY MOREwww.sonicvisions.luwww.sonicvisions.lu
MORGEN 093selbst eingespielt hat – fin<strong>de</strong>t ihre Ergänzungin einem Mellofon, gespielt von GastmusikerChing Ying Hsieh. Ein weiterer Kollaborateurist <strong>de</strong>r Drummer Carl Oesterhelt, <strong>de</strong>r zusammenmit Melián bei <strong>de</strong>n Avantgar<strong>de</strong>-Göttern F.S.K.spielt. Die Melián’sche Melancholie fin<strong>de</strong>t auf»Monaco« zur Perfektion, die filmmusik artigenSequenzen und Loops schaffen Schleifen von Erinnerungenund Interpretationen, die zuweilendurch bedrohliche Lynch’eske Untertöne gestörtwer<strong>de</strong>n: Willkommen in einer nicht ein<strong>de</strong>utigenWelt – und heißt München auf Italienisch nichteigentlich auch Monaco?Kerstin KratochwillMidlake »Antiphon«Bella Union / Pias / Rough Tra<strong>de</strong> / VÖ 01.11.13Plätschern / Verluste / FlüsseSeit ihrem 2010er-Album»The Courage Of Others«hat sich bei Midlake vielgetan. Nach <strong>de</strong>r Tour zurPlatte verschwan<strong>de</strong>n sieins Studio, kamen abernicht wirklich auf einenNenner. Dann verließ Sänger Tim Smith En<strong>de</strong>2012 die Band, was dazu führte, alle neuen Songskizzenwie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Haufen zu werfen.So entstand »Antiphon« innerhalb von sechsMonaten mit Eric Pulido an <strong>de</strong>n Leadvocals. DasErgebnis: Psyche<strong>de</strong>lic statt Folk. Die I<strong>de</strong>e stehtMidlake durchaus, nur hapert es lei<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>rUmsetzung. Große Teile <strong>de</strong>r Platte plätschernso durch, nerven nicht, bleiben aber eben auchnicht im Ohr. Dass Midlake gute Songs schreibenkönnen, zeigt sich an Stücken wie »The OldAnd The Young«, wo alles im Fluss ist, stattnur zu plätschern, und man an <strong>de</strong>r Story dranbleibt. O<strong>de</strong>r in »Corruption«, einem Song, in<strong>de</strong>m all <strong>de</strong>r Hall und Raum das Stück nichtausfransen, son<strong>de</strong>rn genau richtig viele weißeFlecken vorhan<strong>de</strong>n sind. Bleibt zu hoffen, dassdie Band diesen Weg auf <strong>de</strong>m nächsten Albumkonsequenter weitergeht.Anke van <strong>de</strong> WeyerNo Ceremony »No Ceremony«Pias / Rough Tra<strong>de</strong>Anonym / Chillwave / Auto-TuneKeine PR, keine Nachnamen,keine Anekdoten,keine Historie, keine Gesten,kaum Vi<strong>de</strong>os, vereinzelteKonzerte, eine HandvollRemixe. No Ceremony(eigentlich geschrieben mitdrei Slash-Zeichen /// – aber hey, das nervt) sin<strong>de</strong>in Mysterium und verdammt konsequente(Nicht-)Selbstdarsteller. Die Musik soll für sichsprechen. Alter Hut, <strong>de</strong>n man sich immer wie<strong>de</strong>rgerne aufsetzt. Wir wer<strong>de</strong>n ihrem Wunsch nachkommen.Die Bio ist schnell zusammengefasst.Geburt: 2011. Erste Single im Mai 2013 (»Hurtlove«,file un<strong>de</strong>r: James Blake meets Auto-Tune).alt-J-Remix im Juli (»Breezleblocks«). Debütalbumim September (self-titled). Problem nur:Bei all <strong>de</strong>m konzeptorientierten Minimalismusim PR-Bereich ist irgendwo das Komponierenfür Albumlänge flöten gegangen. Ohne Scheiß:Dieser Auto-Tune-meets-Chillwave-meets-Piano-Kram ist ja momentan unantastbar, aberein bisschen mehr Harmonieführung und einbisschen weniger Auto-Tune wür<strong>de</strong>n das Albumarg bereichern. Wenn die einzige gute Melodieauf <strong>de</strong>m Album von einem Nicht-Bandmitgliedstammt (Joey Santiago von <strong>de</strong>n Pixies spieltGitarre bei »Heartbreaker«), dann sollte mansich Gedanken machen. O<strong>de</strong>r einfach – wiegelernt – <strong>de</strong>n Mund halten.Holger WendtVISIONARY COLLECTIVE PRESENTSVISIONARY COLLECTIVE PRESENTS28.10. MünchenTheaterfabrik29.10. FrankfurtGibson Club30.10. BerlinAusverkauftC-Club1.11. HamburgDocksVerlegt vom Gruenspan2.11. KölnKantineVISIONARY COLLECTIVE PRESENTS07.11. UlmRoxy08.11. LörrachAltes Wasserwerk19.11. BonnHarmonie20.11. OsnabrückGlanz & Gloria21.11. BerlinQuasimodoDAS NEUE ALBUM„TATTOOS“JETZT ÜBERALLERHÄLTLICH!Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.<strong>de</strong> / www.kb-k.com131016-Anzeige-INTRO-Vis-November-89x122mm.indd 1 17.10.13 17:42