122 MORGENFestivalsOh LandAudio Invasion»Prinzipiell ist erst mal alles möglich«,sagte Jonas Fröbel, Gitarrist<strong>de</strong>r Leipziger Electro-Band Toy!,noch im letzten Jahr über dasKonzept <strong>de</strong>s Audio Invasion Festivals.Dieses Credo beherzigendie Veranstalter ganz offensichtlichweiterhin mit Freu<strong>de</strong>. Dort,wo normalerweise das LeipzigerGewandhausorchester und an<strong>de</strong>reKammermusikensembles ihre Konzertegeben, geht am 23. Novemberein äußerst eklektisches und erlesenesMusikprogramm über dieBühne. Die Macher <strong>de</strong>s Festivalshaben auch dieses Jahr weit überje<strong>de</strong>n Tellerrand hinausgeschautund <strong>de</strong>m nach guter Tradition sehroffenherzig kollaborieren<strong>de</strong>n GewandhausorchestergitarrenlastigeNewcomer-Bands und Bass-Musik-Pioniere zur Seite gestellt.So darf nach <strong>de</strong>r Eröffnung imgroßen Saal, bei <strong>de</strong>r das Hausorchesterunter <strong>de</strong>r Leitung vonAndrew Manze Stücke <strong>de</strong>s KomponistenBenjamin Britten zurAufführung bringt, im Men<strong>de</strong>lssohn-Foyerbis in die frühenMorgenstun<strong>de</strong>n getanzt wer<strong>de</strong>n.Hinter <strong>de</strong>n Plattenspielern fin<strong>de</strong>tman dabei illustre Gäste wieBloc-Party-Sänger Kele Okereke,<strong>de</strong>n UK-House-Shootingstar JulioBashmore o<strong>de</strong>r auch KanYe-West-Schützling und Produzenten-Wun<strong>de</strong>rkindHudson Mohawke. Dasergibt einen Twist, wie man ihnhierzulan<strong>de</strong> nur höchst selten zuhören bekommt.Text: Philip Fassing23.11. Leipzig — Abby, Andhim, Ben<strong>de</strong>r& Dahmar, Benjamin Grosvenor,Gewandhausorchester, HudsonMohawke, Julio Bashmore,Karocel, Kele Okereke, LakePeople, Oh Land, Reznik, Roosevelt,Versatile Noise TroopersBerGFestivalSchnee und Festivals – spätestens, seit<strong>de</strong>m Wintertrendsportarten wieSnowboarding o<strong>de</strong>r Trickski ihre Wettbewerbe in Skiregionen dies- undjenseits <strong>de</strong>r Alpen austragen, ist diese Kombination keine Seltenheitmehr. Das Bergfestival rückt <strong>de</strong>n Fokus mehr in Richtung <strong>de</strong>r Musik.Rock- und Popkonzerte vor, während undnach <strong>de</strong>r Pistengaudi <strong>de</strong>r Wintermonate sindschon lange keine Ausnahme mehr. Ob nunHardcore o<strong>de</strong>r HipHop, Punk o<strong>de</strong>r Crossover– viele bekannte Bands gaben sich schon inbekannten Skiregionen die Ehre und sorgtenfür eine bis dato unbekannte Konzertatmosphäre.Das Bergfestival treibt diese Entwicklungin diesem Jahr erstmals ein Stück weiter:Im beschaulichen Saalbach-Hinterglemm inÖsterreichs Kitzbüheler Alpen stellen die Veranstalter,die im Sommer für bekannte OpenAirs wie das Taubertal Festival o<strong>de</strong>r Rocco <strong>de</strong>lSchlacko verantwortlich zeichnen, für zwei Tageund elf Bands ihre Bühne auf. Die stilistischeSpannbreite reicht von Electro über Punk undHipHop bis hin zu Indie und Rock – vielfältigergeht es kaum. Erfahrene Skihasen wie die Donotso<strong>de</strong>r Guano Apes stehen im Line-up nebenBands, die man in diesem Kontext bisher nochKraftklubnicht erleben durfte, wie etwa die Monsters OfLie<strong>de</strong>rmaching.Nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tagesprogramms fin<strong>de</strong>t dasFestival in zwei Clubs seine Fortsetzung bistief in die Nacht hinein. Natürlich kann man,wenn man schon mal vor Ort ist, die Pistenrings herum für ganz ordinären Wintersportnutzen. Nur aufs gewohnte Camping müssengeneigte Festivalfans, und seien sie noch sohart im Nehmen, dabei verzichten. Statt<strong>de</strong>ssengibt es Unterbringungsmöglichkeiten für je<strong>de</strong>nAnspruch und Geldbeutel. Auch für die Anreiseist bereits gesorgt: Ein Busshuttle fährt ausvielen Städten in Deutschland und Österreich<strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Geschehens direkt an.Text: Henrik Hamelmann06.-08.12. A-Saalbach-Hinterglemm —Blumentopf, Donots, Evil Jared, Frittenbu<strong>de</strong>,Guano Apes, Kontrust, Kraftklub,LaBrassBanda, The Subways, Monsters OfLie<strong>de</strong>rmaching, Russkaja
MORGEN 123WorldtronicsImmer intensiver setzt die elektronische Musikszeneauch abseits <strong>de</strong>r westlichen Welt die Möglichkeiten<strong>de</strong>s World Wi<strong>de</strong> Web als Multiplikator für ihreKunst ein. Die Worldtronics bieten Blicke über <strong>de</strong>nTellerrand.Noch nie waren die Regionen <strong>de</strong>rWelt so stark vernetzt, noch niewar <strong>de</strong>r Austausch von Daten, Informationeno<strong>de</strong>r auch Musik soeinfach wie im WLAN-Zeitaltermit seinen sozialen Netzwerkenund Plattformen wie Soundcloud.Eigentlich erschreckend, wie sehr<strong>de</strong>r Einfluss westlicher Medien angesichtsdieser nicht erst seit gesternbestehen<strong>de</strong>n Möglichkeitendominiert. Das Festival Worldtronicshat sich genau dieses Themasangenommen und sich zur Aufgabegemacht, die eindimensionale musikalischeSozialisierung <strong>de</strong>r erstenWelt aufzubrechen und die Vielfaltelektronischer Musik darzustellen.Das Festival im Haus <strong>de</strong>r Kulturen<strong>de</strong>r Welt in Berlin lud seit seinemDebüt 2007 unter an<strong>de</strong>rem Electro-Acts aus Chile, Israel, Japan, Kongo,Mexiko, Neuseeland, Pakistan o<strong>de</strong>rRussland ein. Es gab Einblicke indie Tecnobrega-Szene Nordbrasilienso<strong>de</strong>r klärte über die Hür<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r jungen Popmusik in China auf.Das Thema <strong>de</strong>r diesjährigenWorldtronics-Ausgabe ist »Teams& Tools«. Das Festival widmet sich<strong>de</strong>n Phänomenen, die durch digitaleOptionen für die Musik weltweitgeschaffen wer<strong>de</strong>n könnten.Alternative Plattformen und kleineLabels haben sich nicht nur in unserenBreiten als beliebte Netzwerkeetabliert, wie das Label 100 Copiesaus Kairo o<strong>de</strong>r die Projekte Bor<strong>de</strong>rmovementund Soundcamp zeigen,mit <strong>de</strong>nen sich die Grün<strong>de</strong>r GerrietSchulz und die Brü<strong>de</strong>r Teichmannin südasiatische DIY-Netzwerkeeinklinken. DIY sind auch einige<strong>de</strong>r alternativen und experimentellenTools, also Musikmaschinen,von erfindungsreichen Konstrukteurenwie <strong>de</strong>m Franzosen PierreBastien, <strong>de</strong>r Katalanin Eli Gras o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>n Kairoern Sadat & Alaa Fifty.Begleitend zum Worldtronicsfin<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>s Jahr am Festivalsamstagauch <strong>de</strong>r Elektro-Fachmarkt imHaus <strong>de</strong>r Kulturen <strong>de</strong>r Welt statt,<strong>de</strong>r sich als Treffpunkt <strong>de</strong>r BerlinerElektronikszene wachsen<strong>de</strong>rBeliebtheit erfreut. Hier kann mansich zwischen Labelmachern, Plattenhändlern,Clubbetreibern, Instrumentenbauernund Produzentenkleine Konzerte o<strong>de</strong>r DJ-Setsanschauen o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>nvon Musikstudios und Verlagenstöbern.Text: Jenny Weser27.11.-01.12. Berlin — Bikya, Bosaina,Gebrü<strong>de</strong>r Teichmann, Lafifa,Mahmoud Refat, Monitor Lizards,Shruti Sonic feat. Talvin Singh,Sohrab, Solar Eyes, WetrobotsGebrü<strong>de</strong>rTeichmannLondon GrammarSonic VisionsLuxemburg als Hotspot? Häufig hört mandiese Charakterisierung nicht, außer vonBankiers o<strong>de</strong>r Großherzögen im letztenGroßherzogtum <strong>de</strong>r Welt. O<strong>de</strong>r man istGast beim Sonic Visions.In Luxemburgs zweitgrößter Stadt, Esch-sur-Alzette, liegtdie berühmt-berüchtigte Rockhal, für viele Musikfans auchaußerhalb <strong>de</strong>s Großherzogtums die beste Konzert-Locationweit und breit. Der Straßenname <strong>de</strong>r Rockhal ist schon soklischeebela<strong>de</strong>n, dass es fast langweilig wäre, ihn zu thematisieren.Aber eben nur fast. Die »Avenue du Rock’n’Roll«hält tatsächlich, was sie so vollmundig ankündigt. An<strong>de</strong>reStädte könnten sich ein Beispiel an <strong>de</strong>m Konzept nehmen,das hinter <strong>de</strong>r Rockhal und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>nsteht: Kostengünstige Proberäume, mo<strong>de</strong>rnste Bühnentechnikund ein eigenes Studio unterstreichen, dass man sichhier Gedanken gemacht hat, wie man die Rock/Pop-Kultursinnvoll för<strong>de</strong>rn kann. In diesem übersichtlichen Städtchenmit seinen gera<strong>de</strong> einmal 32.000 Einwohnern fin<strong>de</strong>t zumsechsten Mal das Sonic Visions Festival statt.Die Philosophie hinter <strong>de</strong>m Festival besteht darin, luxemburgischenNewcomerbands die Chance zu geben, sicheiner Öffentlichkeit zu präsentieren, die über die heimischehinausgeht. Gemeinsam mit internationalen Gruppen wieSigur Rós und Hurts ergeben sich ein äußerst homogenesLine-up und eine Veranstaltung, die als erfrischen<strong>de</strong> Mischungaus Branchentreffen und Musikfestival beschriebenwer<strong>de</strong>n kann. Rund um das Sonic Visions fin<strong>de</strong>t eineKonferenz statt, in <strong>de</strong>r die Vermarktung von Bands und dieDurchführung von Veranstaltungen im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen.Zusätzlich wer<strong>de</strong>n Workshops zu aktuellen Themen <strong>de</strong>rPopkultur angeboten. So eine Zusammenstellung mag nichtmehr völlig neu sein, sie bietet mit ihrer Ernsthaftigkeit undSpannbreite aber genügend Substanz, um das Festival alswichtigen Punkt im Jahreskalen<strong>de</strong>r zu markieren.Text: Philipp Maxrath22.-23.11. L-Esch-sur-Alzette — Alvin And Lyle, AntimatterPeople, Aufgang, Ben<strong>de</strong>r & Schillinger, Benjamin Clementine,Bottled In England, Colt Silvers, Dear Rea<strong>de</strong>r, DirtyCrows, Drenge, Frightened Rabbit, Fyfe, Girls In Hawaii,Hurts, I Break Horses, Leslie Clio, London Grammar, Lylac,Mighty Oaks, Mr. Yaz, Mutiny On The Bounty, Natas LovesYou, Nonono, OK KID, Owlle, Porn Queen, Seed To Tree, SigurRós, Synthesis, We Are Match