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HEUTE 059Prefab SproutDer sanftmütiGeKöniG Des PopPaddy McAloon ist äußerst scheu. In <strong>de</strong>n 26 Jahren, in <strong>de</strong>nen es seine Band Prefab Sprout mittlerweile gibt,hat er nur vereinzelt Journalisten empfangen. Bedingt durch ein schweres Augenlei<strong>de</strong>n und einen hartnäckigenTinnitus sind die Audienzen im letzten Jahrzehnt sogar noch rarer gewor<strong>de</strong>n. Anlässlich <strong>de</strong>s neuenAlbums »Crimson/Red«, <strong>de</strong>n ersten neuen Aufnahmen seit zwölf Jahren, stimmte er einem Treffen mit AlexMayor und Thomas Venker aber überraschend zu. In seiner nor<strong>de</strong>nglischen Heimatstadt Durham sprachendie drei über die Kunst <strong>de</strong>s Songwritings, das Leben auf einer einsamen Insel und wie man bei einer soschweren Erkrankung überhaupt noch Musik produzieren kann. Illustration: Henrietta HarrisPrefab Sprout... wur<strong>de</strong> von Paddy Mc-Aloon gemeinsam mitseinem Bru<strong>de</strong>r MartinMcAloon, Wendy Smith undDaniel James 1977 in Newcastle,England gegrün<strong>de</strong>t.Heute besteht die Band ausihm allein. Prefab Sprouthaben es in <strong>de</strong>n letzten26 Jahren auf neun Albengebracht: »Swoon«, »SteveMcQueen«, »From LangleyPark To Memphis«, »ProtestSongs«, »Jordan: TheComeback«, »AndromedaHeights«, »The GunmanAnd Other Stories«, »Let’sChange The World WithMusic« und ganz aktuell»Crimson/Red«.<strong>Als</strong> ich ein Kind war, träumte ich immer von <strong>de</strong>n Sternen,<strong>de</strong>r Unendlichkeit <strong>de</strong>s Universums und all <strong>de</strong>m, was diesfür unsere eigene Existenz be<strong>de</strong>utet. Ein Thema, das sichauch durch <strong>de</strong>in Werk zieht.Da ist was dran, man fin<strong>de</strong>t die Sterne in vielen meinerSongs. Ich schreibe oft phonetisch, arbeite gerne mit schönenVokalen. Die erste Zeile kann bei so einer Arbeitsweiseschon mal ein bisschen dümmlich sein, zum Beispiel »oh,the stars«. Zunächst will ich es verwerfen, da ich es so oftbenutze, aber dann gebe ich doch <strong>de</strong>m Impuls nach undschaue, wohin es mich führt.Schon als Teenager las ich alles über die Musik von PinkFloyd und Stockhausen, <strong>de</strong>r ja Musik als eine Konstellationvon Sternen beschrieben hat. Dieses Bild von Stockhausenhat sich in mir festgeschrieben. Die Sterne sind eng mitunserem Schicksal verknüpft, zumin<strong>de</strong>st wur<strong>de</strong> darüber vielphilosophiert, von <strong>de</strong>n alten Griechen bis zu Shakespeare.Die Sterne führen zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren großen Themenfel<strong>de</strong>rnvon Prefab Sprout: Religion und Liebe.Richtig. Mein Dreh ist, das Einfache mit <strong>de</strong>m ganz Großen zuverbin<strong>de</strong>n. Wenn man also eine Referenz an das Universumin seinem Song bringt, dann ist es reizvoll, sie in die eigeneUmgebung und das eigene Leben zu transformieren und soeinen Kontrast zu erschaffen. Das hat Tradition in <strong>de</strong>r Poetik,es ist das mo<strong>de</strong>rnistische Experiment, alles auf ein kleinesDetail herunterzuholen, sagen wir auf eine Schuhsohle,eine Zigarette o<strong>de</strong>r einen Aschenbecher. Eben die Welt alsMikrokosmos zu erschaffen. Es ist die Kunst, die quälen<strong>de</strong>nDinge greifbar zu machen.»Crimson/Red« ist nicht nur das erste Album mit neuenAufnahmen seit einem Jahrzehnt, es ist auch das erste Mal,dass du ohne die an<strong>de</strong>ren Bandmitglie<strong>de</strong>r gearbeitet hast.Wie fühlte sich das an?Ich bin gut darin, <strong>de</strong>n Eindruck zu erwecken, die Band seierledigt. Dem ist aber nicht so, die Ereignisse haben einfachdahin geführt. Die an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n von mir nicht verabschie<strong>de</strong>t,mein Bru<strong>de</strong>r berät mich noch immer viel, und ichhabe ein schlechtes Gewissen, dass er nicht aktiv am Albumbeteiligt ist. Aber da ich <strong>de</strong>n Sound einer ganzen Band nichtmehr verarbeiten kann, bastle ich ihn so zusammen. Da dieMusikindustrie nicht mehr dieselbe ist und wir nicht liveauftreten können, um dasBudget für die Aufnahmen»Ich bin wieRobinson cRusoe,<strong>de</strong>r ein vollfunktionstüchtiges16-Spur-Studioent<strong>de</strong>ckt hat.«einzuspielen, war ich ehrlichgesagt sehr froh, als Martinund Wendy an<strong>de</strong>re Jobs fan<strong>de</strong>n.Die Konsequenz mussich tragen. Vielleicht mussdas Album ein paar Abzügein <strong>de</strong>r B-Note akzeptieren,aber so ist das eben, wenn einauf <strong>de</strong>r Insel Gestran<strong>de</strong>terein Studio für sich ent<strong>de</strong>ckt.Ich bin wie Robinson Crusoe,<strong>de</strong>r ein voll funktionstüchtiges 16-Spur-Studio ent<strong>de</strong>ckt hat.Alles selbst einzuspielen ist also <strong>de</strong>r Weg?Es ging darum, zu sehen, ob man eine Band faken kann, ohnedabei nach Computer zu klingen. Meine Unzufrie<strong>de</strong>nheitresultiert dabei daraus, dass diese alten Maschinen undBoxen immer die gleichen Sounds liefern. Da frage ich michschon, wie lange ich das <strong>de</strong>n Hörern noch zumuten kann.Aber an<strong>de</strong>rerseits: Geht es <strong>de</strong>n Musikern nicht auch so?Spielen sie nicht auch immer Ähnliches ein? Auf meiner Inselist es nun mal so, dass ich diese Limitierungen habe, diesebeschränkte Farbpalette, aber das muss nichts Schlechtessein. Wie wir alle wissen, führen Limitierungen zu Form.

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