070 HEUTEKoChen mitTomahawkNach vier Jahren Auszeit ist es so weit: Wir erlösen euch von <strong>de</strong>n Untiefen <strong>de</strong>rFernsehkoch-Unterhaltung zwischen Tim Mälzer, Steffen Henssler und Frank Rosinund reaktivieren unser »Kochen mit«-Format. Dem Anlass gemäß lu<strong>de</strong>n wir die Noise-Rocker Tomahawk ein, die wegen ihrer personellen Überschneidungen mit Faith NoMore, Melvins, Helmet, Battles und The Jesus Lizard gerne als Super-Group tituliertwer<strong>de</strong>n. Thomas Venker versuchte sich mit ihnen an gutbürgerlicher <strong>de</strong>utscher Küche.Fotos: Jan Philip Welchering
HEUTE 071Duane Denison schaut skeptisch drein. Der Bandgrün<strong>de</strong>rvon Tomahawk ist nicht gera<strong>de</strong> das, wasman medienfreundlich nennt. Ganz früher, Anfang<strong>de</strong>r 90er-Jahre, als er und seine damalige Hauptband TheJesus Lizard es an <strong>de</strong>r Seite von Nirvana fast auch auf MTV-Dauerrotation geschafft hätten, guckte er bei Interviewsund auf <strong>de</strong>r Bühne oft so aggressiv, dass man ihm nichtnäher kommen wollte. Zumin<strong>de</strong>st das hat sich mittlerweilegeän<strong>de</strong>rt. Sehr höflich bedankt sich Denison für dasGlas Châteauneuf-du-Pape, mit <strong>de</strong>m er gefügig gemachtwer<strong>de</strong>n soll.Wir befin<strong>de</strong>n uns in <strong>de</strong>r hintersten Ecke <strong>de</strong>r Großküche<strong>de</strong>s Berlin Festivals. Hier entsteht unter <strong>de</strong>r entspanntenLeitung von Chefkoch Bill Scholz das Essen für die auf <strong>de</strong>mFestival auftreten<strong>de</strong>n Musiker. Freundlicherweise wird unstrotz <strong>de</strong>s offensichtlichen Stresses, <strong>de</strong>n das Bekochen vonKünstlern wie Casper, Blur und Pet Shop Boys mit sichbringt, nicht nur ein Tisch mit Herdplatte bereitgestellt,son<strong>de</strong>rn auch noch Hilfstätigkeiten wie das Schnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rZwiebeln und <strong>de</strong>s Knoblauchs abgenommen.Während wir noch auf seine drei Bandkamera<strong>de</strong>n MikePatton, John Stanier und Trevor Dunn warten, sprechen wirmit Duane Denison über die ausge<strong>de</strong>hnten Touraktivitäten,die das Quartett mit <strong>de</strong>m vierten Album »Oddfellows«schon absolviert hat. Das Konzert beim Berlin Festival ist<strong>de</strong>r letzte von 42 Auftritten im Jahr 2013. Er habe genug undsei sehr mü<strong>de</strong>, gesteht Denison. Aber das solle man bittenicht falsch einordnen, es habe nichts mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zutun o<strong>de</strong>r dass es ihm keinen Spaß mehr machen wür<strong>de</strong>. Essei nur so, dass man es in <strong>de</strong>n Vierzigern eben nicht mehrso leicht wegstecke, an einem Tag in Schwe<strong>de</strong>n und amnächsten schon in Indonesien auf <strong>de</strong>r Bühne zu stehen.Aber er wolle nicht jammern. <strong>Als</strong> er sich im Jahr 2000 mitMike Patton Tomahawk ausgedacht habe und sie zusammendie an<strong>de</strong>ren Bandmitglie<strong>de</strong>r ausgesucht hätten, da wäre esihnen vermessen vorgekommen, auch nur daran zu <strong>de</strong>nken,dass aus <strong>de</strong>m Projekt eine <strong>de</strong>rart konstante Band entstehenkönne. Zu gewichtig erschienen die an<strong>de</strong>ren Bands <strong>de</strong>r involviertenPersonen. Heute ist Tomahawk aber keineswegsmehr <strong>de</strong>r kleine Stiefbru<strong>de</strong>r von Battles, Fantômas und beiwas Mike Patton, John Stanier, Trevor Dunn und DuaneDenison <strong>de</strong>rzeit noch so spielen.Kaum sind die Namen seiner Bandkollegen gefallen, betretenmit John Stanier und Trevor Dunn auch schon zwei vonihnen die Küche. An ihrer Seite Tim Moss, seit jeher Managervon Faith No More und als solcher auch für alle weiterenProjekte und Bands von Mike Patton verantwortlich. Mosskündigt an, dass ebenjener sagenumwobene Patton auchgleich kommen wür<strong>de</strong>. Ein bisschen Son<strong>de</strong>rstatus musseben doch sein. Das kaum gesagt, checkt Moss als ErstesChâteauneuf-du-PapeSehr renommiertes Weingebietim Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Rhône-Tals, gelegen zwischen <strong>de</strong>nOrten Avignon und Orange,das bekannt ist für seinetrockenen, charaktervollenRotweine. Das Klima in <strong>de</strong>rRegion ist äußerst mild, was<strong>de</strong>r Konstanz <strong>de</strong>r Traubenqualitätzuträglich ist. Derhohe Eigenfruchtzuckergehalt<strong>de</strong>r Trauben machtdas nachträgliche Süßen <strong>de</strong>sWeins unnötig.