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LETZTE HILFE

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<strong>LETZTE</strong><strong>HILFE</strong>Andreas Heller, IFF WienFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Ziel der Hospizbewegung:To die in dignity and character –Würde meinte doch, … die Unverfügbarkeit und Einmaligkeit einesMenschen wahrzunehmen einen Menschen bis zuletzt und über denTod hinaus zu „würdigen“ mit ihm in Beziehung zu sein und zubleiben.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I WienImpressionen aus dem St. Christoph Hospice, London,http://www.stchristophers.org.uk


To die in dignity and character –Character meinte doch, …Was heißt t das? die individuelle Lebensgeschichte einesMenschen, eben seinen Charakteranzuerkennen und anzunehmen, von der Individualität t eines Menschen inseiner Gesamtheit (bio-psychopsycho-sozial-spirituell) die Umsorge zu denken undintuitiv aufzunehmen und zu gestalten(Mäeutik).Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Hospiz meinte doch, … „Gastfreundschaft auf der letzten Reise“g Man ist eben kein Kunde, der sich Dienstleistungenaussucht und bezahlt.g Man ist kein „Patient“,, der geduldig darauf wartet, wasmit einem geschieht, wohin man „compliant“ geführtwird man ist Gastg Man ist einfach da und willkommen.g Man bringt sich mit und seine Geschichte.g Man findet respektvolle Achtung, wacheAufmerksamkeit, ein offenes Haus und ein hörendes hHerz,g und eine angemessene, abgestimmte Versorgung biszuletztFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Hospiz meinte doch, … Menschen nicht nur als autonomeMenschen zu sehen, die gerade in dergrößößten Bedrohung, in angstvollerAbhängigkeit ihre autonomsteEntscheidungen treffen sollen, sondern den Menschen, als radikal angewiesenenund verwiesenen Menschen zu sehen, derBeziehung braucht und nur in Beziehungenwürdig leben und sterben kann.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund Fortbildungend of life, in:Klagenfurt I Graz I WienHospiz meinte doch, … ein umsorgendes, bürgerschaftliches,bmitmenschliches Dasein, in Mitleidenschaft(Compathie)) und Mitverantwortung mit und für fMenschen in der Letzten Lebensphase, dasniemanden ausschließt. „FÜR R ALLE, DIE ES BRAUCHEN“ Menschenrecht mit Verfassungsrang dass man sich das gute Sterben nicht kaufenmuss und leisten können kmuss.Im Tod sind alle Gleich im Sterben gibt esUngleichheit, Ungerechtigkeit undBenachteiligung.Gott, M.; Seymour J., et al., Older people´s views about home as a place of care at theend of life, in: PallMed 18 (2000) 5: 460-467467


NotwendigkeitAlteDemenzerkrankteSozial &ökonomischSchwacheNotwendigkeitHospiz- undPalliativversorgungKonzentrationbisherPatientinnen mit mit eineronkologischen ErkrankungNeurologischErkrankteWohnsitzloseBehinderteMenschenNotwendigkeitChronisch KrankelebenslänglichVerurteilteNotwendigkeitKinderEthnischeMinderheitenFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Hospiz meinte doch, … eine basale Gerechtigkeit zu realisieren sich dort einzusetzen, wo es sich am wenigstenlohnt (Klaus Dörner), Dwo es nicht den Kosten-Nutzen-Kalkulationen der Wirtschaft entspricht. Man muss nicht zahlen, sich das würdige wSterbenzu verdienen. Man wird nicht ausgesteuert, wenn man nichtseinbringt Man wird aufgenommen und behandelt gerade weilMan als „austherapiert“ gilt, Man setzt sich dem „Wohlwollen“ und derMenschenliebe anderer aus.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I WienWoran orientiert sich Letzte Hilfe?Würde / Lebensqualität Artikel 1 der EU Grundrechtscharta: „DieWürde des Menschen ist unantastbar. Sieist zu achten und zu schützen.tzen.“ Unverfügbarkeit & Einmaligkeit vomMenschen Würde ist quantitativ nichtmessbar Würde kann gekränkt,verletzt, beeinträchtigt werden Die einseitige Orientierung der Versorgungan Lebensqualität t ist problematischger führt fzu einer quantitativenVerobjektivierungsillusion


Warum helfen?Compathie - Eine neue Ethik des HelfensSolidarisch helfen und Mitleidenschaft üben.(J.B. Metz)„Im Gesicht des anderensehe ich wie im Spiegelmich selbst(E. Levinas)Bildquelle: www.spip.univ-poitiers.frFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Warum helfen?„Antlitz (…)() dieser Sinn derArmut, der Unbeholfenheit,des dem TodeAusgesetztseins (…)) ist einImperativ: „Du sollst michnicht tötentten“, , und „Du sollstmich in meinem Sterbennicht allein lassen.“Levinas E. (2005): Humanismus des anderenMenschen. S 136Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Compathie meint,vom Anderen her denken und fühlen fund Grenzen überschreitenDer Barmherzige SamariterFerdinand Hodler. 1886,Öl Leinwand.Der Barmherzige Samariter.Rembrandt Harmensz. van Rijn:1632-1633, Öl auf Holz. London, Wallace Collection.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Helfen heißt Compathie Die Anerkennung des anderen um seiner / ihrer selbstwillen. Die Anerkennung der Autorität t der Leidenden und dasWissen darum, das Leiden Mitleidenschaft braucht Die Anerkennung, dass wir das Leiden nicht aus dieserWelt schaffen werden, es gemeinsam erträglicher gestaltenkönnen (es gibt kein leidfreies Leben und Sterben) Die Anerkennung, dass Solidarität t und Compassion unsereAutonomie und Selbstentwicklung bereichern und nichtbehindertFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Adam Smith (1723 – 1790)Begründer der klassischen liberalen Ökonomie„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Bauers,Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essenbrauchen, sondern davon, dass sie ihreeigenen Interessen wahrnehmen. Wir wendenuns nicht an ihre Menschen- sondern an ihreEigenliebe, und wir erwähnen nicht dieeigenen Bedürfnisse, sondern sprechen vonihrem Vorteil. Niemand möchte mweitgehendvom Wohlwollen seiner Mitmenschenabhängen, außer einem Bettler, und selbst derverlässt sich nicht allein darauf.“Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seinerNatur und seiner Ursachen, München:dtv1978, 17


Die Ökonomisierung des Sterbens im Gange„Die letzten Tage auf der Intensivstation, wenn derArzt schon weiß, dass ein Patient nicht überleben wirdund die Patienten schon selbst nicht mehr wollen: daist enormes Sparpotenzial drin. Das ist eine ganzdramatische, schwierige Situation, speziell für einLand wie Ö sterreich, weil es hier um die Frage eineslebenswerten Lebens geht. Trotzdem muss man dieDiskussion führen.“Standardinterview, das Bert Ehgartner mit dem GesundheitsökonomenChristian Köck, , Universität t Witten Herdecke, führt f(22.1.2007, S. 20)Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Die Ökonomisierung des Sterbens Hier ist noch die Scheu zu spüren, dieSpardiskussion mit der Frage nach demlebenswerten, historisch präziser, dem„lebensunwerten“ Leben, zu verknüpfen. Aber … Die Verbetriebswirtschaftlichung desSterbens ist in Gang. Die Sterbenden sind ein Kostenfaktor inder Bilanz des Systems.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Hospizarbeit als StudiengebührendienstZum unsäglichen Vorschlag der Regierung, …der funktionalisiert undinstrumentalisiertder im Bestreben sozialesEngagement zu fördern, fEhrenamtlichkeit entwertetder die Sterbenden instrumentalisiertder die Professionellen demotiviertFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Instrumentalisierung des Hospizlichender Kompetenz und Engagementverkenntder die Eigenlogik der Dienste undihren Koordinationsbedarf unterschätzttztder Sterbedienst als Einheit in dieBilanz der universitärenren ÖkonomieeinfügtFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Am Ende des Lebens rücken randere„Qualitätskriterien“ in den Mittelpunkt …„Wemust not forget thatall our patients areeventually going to dieand we must not somuch concentrate onquality of life up to dyingthat we forget the actualproblems oft the dying,the last days and weeks,the families, thebereavement an so on.“Aus einem Interview mit DameCicely Saunders am 16.3.2004 inLondon, in: Helfen am Ende desLebens, 2004, 29.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I WienFragen zur „standardisierten“qualitätsorientierten tsorientierten Lebensqualität:t: Werden Menschen zu Objekten derVersorgung, statt Subjekt der Mit-Sorgenzu bleiben? Interessiert mehr der „Befund“ als das„Befinden“? Werden „Symptome“ kontrolliert stattMenschen anzusehen? Werden Diagnosen angegangen undMenschen umgangen? Sind Patienten zu „führen“,, statt sie inihrem Weg zu unterstützen?tzen?


Pain is what the patient says hurtsSchmerz ist, was der Patient als Schmerz empfindetCicely Saunders (Foto von 1998 / Baden)Quelle: http://commtechlab.msu.edu/sites/cancerpain/CicelySaunders/CS_AB.html I started as a medical studentat the age of 33 to dosomething about pain becauseI thought it was real becauselistening to patients as a nurseand as a social worker, I wasvery aware that what they weretalking about was what theysaid hurt. I think that's probably the bestdefinition of pain that we canhave. Pain is what thepatient says hurts.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Was ist Schmerz?„Dagab es eine Patientin, , die ich bat: “Nun,Mrs. Hinson, erzählenSie mir doch einmaletwas überIhren Schmerz “ – das war andem Tag nachdem sie eingewiesen wordenwar, und sie sagte: “Alsoes fing im Rückenan, Frau Doktor, aber jetzt kommt es mir sovor, als ob mit mir überhauptnichts mehrstimmt.“ Sie erzähltevon einem oder zweiSymptomen und sagte dann: “Ichhättenachden Tabletten und den Spritzen schreienkönnen, aber ich wusste, dass ich das nichtdurfte.Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Was ist Schmerz?Niemand schien zu verstehen, wie es mirging, , und es hatte den Anschein, als ob dieganze Welt gegen mich wäre. Mein Mann undmein Sohn waren wunderbar, aber sie hättenvon der Arbeit weg bleiben müssenundhättendadurch Geld verloren, aber es ist soschön, sichlangsamwiedersicherzufühlen.”Das ganze Dilemma hat die Patientintatsächlichin der Antwort auf meine Frageverdichtet.”Interview mit Cicely Saunders für www.hospice-history.org.uk / Stand Juli 2004Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Das Konzept des „Totalen Schmerzes“(total pain) by Cicely Saunders-CULTURALFakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


„Wenn ich Schmerz erleide, dann istmir bewusst, dass damit eine Fragegestellt wird. ... Diese Frage ist demkörperlichen Schmerz ebensoeigentümlich wie die Einsamkeit desSchmerzes. Schmerz ist das Zeichenfür r eine fehlende Antwort; er weistauf etwas Offenes hin – etwas, dasmich veranlasst zu fragen: Was fehltmir? Wie lange noch? Warum muss,soll, kann ich leiden? Warum gibt esein solches Übel, und warum trifft esgerade mich? Beobachter, die für fdiesen hinweisenden Bezug desSchmerzes blind sind, haben nichtsals konditionierte Reflexe vor sich.Sie studieren ein Meerschweinchen,nicht einen Menschen.“1984, S 168


Spiritual Care„Allen ist klar, dass eineperfekte medizinische undpflegerische Betreuung amEnde des Lebens dürftig dbleibt, wenn sie das, was maneinmal die „Seele“ genannthat, unberücksichtigt lässt. lAber was soll da sein in einersäkularisierten Lebenswelt?Kann man den Seelenschmerzmanagen wie denKörperschmerz?


Widerspruch zur Reduktion des Menschen„Wird die Spiritualität t so zu einem Additivdas im Bedarf wie Morphiumwohldosiert eingesetzt werden kann? Istes denkbar, Spiritualität t so zuinstrumentalisieren, dass sie danneuropaweit und von allen lokalen undkulturellen Bezügen abgelöst,schließlich lich an Qualitätsstandardstsstandardsgemessen in Palliative Care alsDienstleistung einsetzbar ist“Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I WienReimer Gronemeyer, , Helfen am Ende des Lebens, 45.


Vorsorge für f r unser Lebensende,Freundschaft als Letzte HilfeUnser Morgen, erst recht unser Lebensendelässt sich nicht planen, kalkulieren oderrechtlich definieren und endgültig klären.„Ja, mach nur einen Plan, sei ein großes Licht.Und mach dann noch´nennen zweiten Plan,geh´n tun sie beide nicht.“B. Brecht, Das Lied von der Unzulänglichkeitnglichkeitmenschlichen Strebens, in: Die Dreigroschenoper,Frankfurt: Suhrkamp 1968, 77.)Bildquelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrechtBertolt/Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I Wien


Vorsorge für f r unser Lebensende,Freundschaft als Letzte HilfeWas ist Freundschaft?Verena Staggl, 2006Fakultät für Interdisziplinäre Forschungund FortbildungKlagenfurt I Graz I WienUnsere Zukunft ist unvorhersehbarund lässt lsich nicht im Fall, dass wirMöglichkeiten verlieren (Demenz,Wachkoma) bzw. andere auchgewinnen, mit Willensverlängerungenngerungenklären.Wir brauchen Menschen, der unskennt, achtet, versteht und in derLage ist auf neue Situationen,veränderte Rahmenbedingungen,dieses liebend-freundschaftlicheKennen anzuwenden unddurchzusetzen.Wir müssen muns riskieren Nähe, NVertrauen, Liebe und Freundschaftleben und was vielleicht schwerer ist- auch anzunehmen (n. J.Chr.Student)

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