13.07.2015 Aufrufe

Ulrike Längle, Natalie Beer und Max Riccabona - Vorarlberg

Ulrike Längle, Natalie Beer und Max Riccabona - Vorarlberg

Ulrike Längle, Natalie Beer und Max Riccabona - Vorarlberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1943 der Status des ersten Opfers nationalsozialistischerAggression zuerkannt worden war, zogen die vielfältigenAktivitäten auf kulturpolitischem Gebiet, anders als inDeutschland, keine inhaltliche Auseinandersetzung mit derLiteratur bzw. mit den AutorInnen <strong>und</strong> der Kulturpolitik desDritten Reiches nach sich. Da auch die Entnazifizierung derLiteratur von offizieller Seite eher halbherzig betrieben wurde,stand einer von der Politik angestrebten Reintegrationehemaliger NS-SchriftstellerInnen in das kulturelle Lebender Zweiten Republik bald nichts mehr im Wege. Anfang der50er Jahre publizierten die meisten der im Dritten Reich inErscheinung getretenen AutorInnen wieder, viele der inkriminiertenWerke wurden neu aufgelegt, in manchen Fällensogar ohne inhaltliche Korrekturen. Die Rechtfertigungsliteraturboomte, ehemals belastete Literaten gaben – von offiziellerSeite durch Preisverleihungen <strong>und</strong> andere Ehrungenunterstützt – den Ton an. Das Schlagwort von der ‚St<strong>und</strong>eNull’ hatte nur für kurze Zeit Gültigkeit gehabt; die Chanceeiner Neuorientierung war vertan worden.“Das alles gilt auch für <strong>Vorarlberg</strong> <strong>und</strong> <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong>. Die erstenJahre nach Kriegsende waren hart für die Autorin: EberhardTiefenthaler, der Gründer <strong>und</strong> langjährige Direktor der<strong>Vorarlberg</strong>er Landesbibliothek, umschreibt ihre Situationim Vorwort zu dem von ihm 1983 herausgegebenen Band„F<strong>und</strong>e am Lebensweg“ so:„Die Tätigkeit <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong>s in der Presseabteilung derGaufrauenschaft <strong>und</strong> die damalige zeitbedingt emotionelleInterpretation der oben erwähnten Romane [Schicksal aufVögin, Der Urahn, U.L.] waren die Ursache für ein nach demKriege ausgesprochenes Veröffentlichungsverbot. Bettelarm<strong>und</strong> von vielen verkannt, kehrte sie in die alemannischeHeimat zurück, die sie keineswegs mit offenen Armenaufnahm. Zurückgezogen lebte die Dichterin in den erstenNachkriegsjahren auf dem Ziegerberg im Montafon, gabNähkurse <strong>und</strong> leistete karitative Arbeit. “ 35Bald erhielt sie Arbeit bei der Dornbirner Messe, die in denAnfangszeiten ein Auffangbecken für alte Nationalsozialistenwar. Sie wurde Mitarbeiterin von Radio Dornbirn, wo sieunter dem Pseudonym Ursula Bengath arbeitete, veröffentlicheseit 1951 36 wieder in den „<strong>Vorarlberg</strong>er Nachrichten“,deren Chefredakteur der ehemalige Nationalsozialist FranzOrtner war, der im übrigen <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong> in einem Brief als„die Rose in <strong>Vorarlberg</strong>s Dichtergarten“ bezeichnete, 37 im„<strong>Vorarlberg</strong>er Volkskalender“ <strong>und</strong> in der Zeitschrift „DerWalser“ <strong>und</strong> publizierte, meist im Grazer Leopold-Stocker-Verlag, der noch heute ein aktiver rechter Verlag ist, eineAnzahl literarischer Werke, Gedichte <strong>und</strong> Prosa, darunter1964 den Bregenzerwälder Baumeister-Roman „Jubel derSteine“. <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong> war in der Nachkriegszeit gemeinsammit Eugen Andergassen zweifellos die repräsentative <strong>Vorarlberg</strong>erAutorin.Über ihre geistige Einstellung heißt es im Artikel der GrazerForschungsstelle:„Ihrer nationalen Gesinnung blieb sie auch nach 1945 treu:Sie stand dem Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes,einer Organisation des rechten Lagers, nahe. Jetzt erstlernte sie ehemalige Aushängeschilder des NS-Literaturbetriebeswie Mirko Jelusich, Josef Friedrich Perkonig, BrunoBrehm, Karl Springenschmid u. a. kennen <strong>und</strong> ‚trat mit denmeisten von ihnen […in] einen fre<strong>und</strong>schaftlichen Briefverkehr’,wie sie in ihrer Autobiografie Der brennende Rosenbuschschreibt.“Ein Markstein bei der Wiedereingliederung ehemaliger NS-Autoren ins österreichische Kulturleben stellt das Dichtertreffenin Pürgg in der Steiermark dar, an dem <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong>in den Fünfzigerjahren teilgenommen hat <strong>und</strong> bei dem wirauch einen anderen alten Bekannten, nämlich das nachwie vor weiße Lodenkostüm der Dichterin, antreffen. <strong>Beer</strong>teilt das Zimmer mit der Kärntner Lyrikerin Christine Lavant.In ihrer Autobiographie schreibt sie darüber:„Eines Tages nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt ich eineEinladung zu einem Schriftstellertreffen, das der SteirischeLandeshauptmann Josef Krainer von sich aus veranstaltenwollte. Sein Landeskulturamtsleiter Dr. Rainer sollte dasTreffen in die Wege leiten. Und so fuhr auch ich, die mitSeite 228

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!