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Ulrike Längle, Natalie Beer und Max Riccabona - Vorarlberg

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„Nun war es mein Chef, dem ich nicht gern widersprechenwollte. Also unterschrieb ich die Mitgliedschaft zur NSDAP,die ja nichts Nachteiliges sein konnte, wie ich damals dachte.Ich liebte meine Arbeit <strong>und</strong> kam ihr in Ordnung nach,mein Chef wußte, daß ich nebenbei schrieb. Alle hatten siemein Büchlein gekauft. Ein Zufall war, daß auch er in derKlaudiastraße wohnte, doch hatte ich seine Familie nie besucht.Er war ein bedächtiger, aber auch leicht zu begeisternderMensch. Das machte mich glücklich. Aber so, wieich veranlagt war, hätte ich dem Reich als Nichtparteigenossinebenso freudig gedient, wie ich es jetzt als solcheverpflichtet tat, eher noch mehr, weil es dann freiwilligenEinsatz bedeutet hätte. 25 Aber es war nicht zu ändern. Ichwar Parteigenossin. In Deutschland war mir kaum ein Parteiabzeichenuntergekommen. Darum vielleicht erschien esmir fremd. Aber alle anderen auf der Dienststelle trugen esauch. Und es waren rechtschaffene Leute. Gehörte ich nunauch zu den rechtschaffenen Leuten?“ 26Eine Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer bestreitet<strong>Beer</strong> im „Brennenden Rosenbusch“. Über die Situationnach Kriegsende schreibt sie dort:„Zwar fand ich meinen Namen nicht in der ‚schwarzen Liste’,die alle jetzt unbeliebten Schriftsteller aufführte, Leute mitberühmten Namen, auch einige meiner Fre<strong>und</strong>e, die abernicht wie ich bei einem Gauverlag veröffentlicht hatten. Siehatten der Reichsschrifttumskammer angehört, was bei mirnicht der Fall war. Dort war ich nie Mitglied gewesen, weilich dafür noch zu unbekannt gewesen war, wer hätte auchin Tirol nach Schriftstellern gefahndet? Niemals war ich beiden Einladungen des Dr. Goebbels ausersehen gewesen, diedie namhaften Dichter einige Tage lang durch die wiedergewonnenendeutschen Lande geführt hatten oder sie nachBerlin haben kommen lassen. Sie waren durch Einladungenzu Lesungen geehrt <strong>und</strong> damit dem ganzen Volke als vorbildlichhingestellt worden, berühmte Namen aus dem ganzenReich. Gewiß war für die Herausgabe von Büchern stetsals letzte Instanz die Reichsschrifttumskammer zuständig.Aber in Tirol bürgte der Gauverlag für seine Herausgaben,sie wurden, obwohl im ganzen Reich vertrieben, propagandistischnicht genug herausgestellt. Nun eben, die Rachederer, die die Zeit wieder heraufgespült hatte, machte sichbemerkbar, also in absehbarer Zeit gab es für die genanntenSchriftsteller keine Veröffentlichungen mehr.“ 27In Wirklichkeit hat sich <strong>Beer</strong> sehr wohl um Aufnahme in dieReichsschrifttumskammer beworben, <strong>und</strong> zwar am 15. September1938 (Berlin Document Center). Bei der RSK konnteman Vollmitglied oder befreites Mitglied sein, <strong>Beer</strong> wurdenach § 9 Zi. 3 (Gesetz der RSK) am 8. November 1939 befreit.Befreiung bedeutet Befreiung vom Mitgliedsbeitrag, der fürdamalige Zeiten ziemlich hoch war (fünf Reichsmark). Kriteriumfür eine Befreiung war meist geringe Publikationstätigkeit.Möglicherweise hat <strong>Beer</strong> den Bescheid, „befreit“ zusein, so aufgefasst, dass sie nie Mitglied war.Schon Jahre vorher, am 12. Juni 1934, also zu einer Zeit, alsvon außen kein Druck auf sie ausgeübt wurde <strong>und</strong> in Österreichder verhasste Ständestaat herrschte, hatte sie sichvon Rankweil aus um Aufnahme in den „ReichsverbandDeutscher Schriftsteller“ beworben <strong>und</strong> war mit der Nr. 5130Mitglied geworden, vermutlich, um in Deutschland publizierenzu können. Mit Schreiben vom 29. Oktober 1934 wurdesie jedoch informiert, dass der „Reichsverband DeutscherSchriftsteller E. V. […] nicht die Absicht [hat], in Österreich,entgegen vielfach verbreiteter Ansichten, einen selbständigenGau zu gründen. Nach dem Reichskulturkammergesetzwird kein deutsch-schreibender, österreichischer Schriftstellerbei der Herausgabe oder Verbreitung seiner Werke imReichsgebiet behindert. Eine Mitgliedschaft für österreichischeStaatsangehörige, soweit sie in Österreich wohnen, istdemzufolge beim Reichsverband Deutscher Schriftsteller E.V. nicht erforderlich.“In ihrem „eigenen Interesse“ wird <strong>Beer</strong> wieder aus derMitgliederliste gestrichen <strong>und</strong> gebeten, ihre Ausweise zurückzuschicken.28 In ihrem Aufnahmeantrag hatte <strong>Beer</strong> aufdie Frage „welcher Partei nahestehend“ geantwortet: „dernationalsocialistischen, die bei uns verboten ist.“ Auf dieSeite 225

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