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Ulrike Längle, Natalie Beer und Max Riccabona - Vorarlberg

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Landeshauptmann Herbert Keßler <strong>und</strong> Nathalie <strong>Beer</strong>von <strong>Vorarlberg</strong>, Dr. Herbert Keßler, in den Rücken gefallenist, indem sie sich noch 1983 ziemlich deutlich zum Nationalsozialismusbekannte, kann man auch als verkappteSelbsteinschätzung lesen. Sie wusste, dass ihre ErinnerungenÄrger machen würden. Am 5. Februar 1983 schrieb sieaus Rankweil an Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler:„Im Frühling wird mein neuer Roman, Lebenserinnerungenerscheinen, ein Buch, das ich mit Schmerzen geschriebenhabe, denn auch die Kriegszeit <strong>und</strong> meine damalige Einstellungmußte gestaltet werden. Entweder ist der Menschehrlich – oder er schweigt besser. Es kann sein, daß mancheLeser aufgestört sein werden. Aber, das muß ich ebenin Kauf nehmen.“ 6Rekapitulieren wir kurz die biographischen Fakten: <strong>Natalie</strong><strong>Beer</strong>, 1903 in Au als erstes von 13 Kindern als Tochter desKaufmanns Josef Anton <strong>Beer</strong> <strong>und</strong> dessen Frau Eugenie geboren,Volksschule, einjähriger Handelskurs für Mädchen inBregenz, zehn Jahre Arbeit im elterlichen Stoffgeschäft, das1924 nach Rankweil verlegt wurde, im Verkauf, der Buchhaltung<strong>und</strong> Korrespondenz. Nebenbei private Halbtagsschulefür schulentlassene Mädchen in häuslicher Näh- <strong>und</strong> Handarbeit.Nach dem Konkurs des väterlichen Geschäftes Arbeitim Hotelfach (Büffetbetrieb), als Verkäuferin in einemKolonialwarenladen in Feldkirch <strong>und</strong> Handarbeitsunterrichtin einer Mädchenschule in Meran.Damals begann auch ihre schriftstellerische Tätigkeit: 1930erschienen erste Gedichte im „Hol<strong>und</strong>er“, der Wochen-Beilageder „<strong>Vorarlberg</strong>er Landeszeitung“, weitere Gedichte<strong>und</strong> kleinere Prosaarbeiten folgten in den dreißiger Jahrenim „Feierabend“, in der „<strong>Vorarlberg</strong>er Landeszeitung“ <strong>und</strong>in der „Heimat“.Der Kontakt zu nationalsozialistischen Publikationsorganenwurde viel früher hergestellt, als man bis jetzt wusste:In einem <strong>und</strong>atierten „Lebenslauf“ im Nachlass, vermutlichaus dem Jahr 1939, schreibt <strong>Beer</strong>: „Im Jahre 1934 brachteder Völkische Beobachter zuerst meine Arbeiten, was auchmit ein Gr<strong>und</strong> war, dass ich aus meiner Heimat fortging.“ 7In der Wochenbeilage zum „Völkischen Beobachter“, „Diedeutsche Frau“, vom 10. April 1935 findet sich ein Gedicht„Frühling“ von <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong>, in dem die traditionelle Begrüßungdes Frühlings martialische Untertöne hat: „Kommt derFrühling licht ins Land / mit gelösten Schwingen, / wie einjunger Feuerbrand, / Blut <strong>und</strong> Blust zu zwingen“. 81932 erschien der Band „Bergfahrt“ im See-Verlag in Friedrichshafen(Lieder), 1934 der Gedichtband „Frühlicht“ inder <strong>Vorarlberg</strong>er Verlagsanstalt in Dornbirn. 1933 schriebsie den Text für eine Deutsche Messe, die von Odo Polzervertont wurde <strong>und</strong> Papst Pius XII. in Rom persönlich überreichtwurde. Über diese Romreise erschien eine Reihe von13 Beiträgen „Romfahrt im Heiligen Jahr“ vom 11. November1933 bis zum 1. Dezember 1933 im „<strong>Vorarlberg</strong>er Volksblatt“.Diese „Heilig-Jahr-Messe“ von Odo Polzer mit Textvon <strong>Natalie</strong> <strong>Beer</strong> erschien 1934 in Leipzig <strong>und</strong> New York, diezweite Auflage 1949 in München 9 .In dem erwähnten Lebenslauf schreibt <strong>Beer</strong> in eindeutigerpolitischer Einfärbung über die Jahre nach 1934:„Im Jahre 1934 habe ich Österreich verlassen, nachdemich in der Ausübung meiner schriftstellerischen Tätigkeitin Österreich aus Gesinnungsgründen gehindert war. 10 Imselben Jahr waren meine beiden Brüder nach Deutschlandgeflüchtet, da sie in der Ausübung politischer Funktionenstraffällig geworden waren. Bald darauf wurde unser elterlichesGeschäft zwangsverkauft, da der Boykott wegen dernationalen Gesinnung unserer Familie systematisch durchgeführtwurde.“ 11Es folgte ein kurzer Aufenthalt bei einer Leserin, die sie verehrte,in Aschaffenburg, dann arbeitete sie ein halbes Jahrin der Bildhauerwerkstatt eines ihrer Schwager in der Oberpfalz,<strong>und</strong> versuchte schließlich ein halbes Jahr in Münchenals freie Schriftstellerin zu überleben, was scheiterte, „weildie Voraussetzungen zum knappesten Lebensunterhaltnicht gegeben waren.“ 12 Eine einjährige Stellung als Haus-Seite 221

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