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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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ihrer Heimat beraubte. Insbesondere die Vertriebenenschicksale haben zahlreiche Schriftsteller <strong>zu</strong>rliterarischen Aufarbeitung des Themas bewegt, oft im Rahmen von rekonstruierterFamiliengeschichte: Aus den Erfahrungen der Großeltern, die Krieg <strong>und</strong> Vertreibung bewusstmiterlebt haben, versuchen die Jüngeren für die eigene Identitätskonstruktion relevanteAnhaltspunkte <strong>zu</strong> gewinnen.Als einschlägige Titel wären hier Romane von Autoren <strong>zu</strong> nennen, die in den 1950er Jahren geborenwurden: u. a. Reinhard Jirgl, "Die Unvollendeten” (2003); Stephan Wackwitz, "Ein unsichtbaresLand" (2003); Thomas Medicus, "In den Augen meines Großvaters" (2004), aber ebenfalls vonsolchen, deren Geburtsdatum noch in den Zweiten Weltkrieg fällt, wie Christoph Hein,“Landnahme" (2004), oder auch – aus einer gänzlich anderen Perspektive – W. G. Sebald,"Austerlitz” (2001). Auch die Novelle des Kriegsteilnehmers Günter Grass, "Im Krebsgang" (2002),darf in diesem Kontext nicht vergessen werden.Parallel <strong>zu</strong>r literarischen Produktion nehmen sich auch eine Reihe von Verfilmungen, <strong>zu</strong>meistFernseh-Produktionen, des Vertriebenenthemas an. Bekanntestes Beispiel dürfte der Zweiteiler "DieFlucht" (2007) sein, aber auch Filme wie "Der Untergang der Gustloff" (2008), "Die Kinder desSturms" (2009) oder auch "Eine Liebe in Königsberg" (2006) wären hier <strong>zu</strong> nennen.Insbesondere der literarischen Produktion wurden mitunter Oberflächlichkeit <strong>und</strong> Trivialisierungvorgeworfen. Die Darstellung der Problematik als nur ein Teil einer zeitlich viel weiter gefasstenBetrachtung werde der Tragweite des Themas <strong>und</strong> dem durch Vertreibung verursachten Leidennicht gerecht. In diesem Beitrag soll einerseits überprüft werden, ob der Vorwurf derOberflächlichkeit im Einzelfall gerechtfertigt ist. Andererseits soll untersucht werden, wie hochkünstlerischer <strong>und</strong> ästhetischer Wert der Ergebnisse fiktionaler Vergangenheitsaufarbeitung imgenannten thematischen Zusammenhang an<strong>zu</strong>setzen sind, ob die Produkte qualitativ einer kritischenPrüfung standhalten oder ob sie eher <strong>zu</strong>m Niveau trivialer Unterhaltung tendieren.M.A. Simone Sauer-Kretschmer, Universität Bochum (Deutschland)Nieder(e)Schriften – Bordellromane <strong>und</strong> Dirnenbiographien als <strong>Literatur</strong> von ganz Unten?Bücher <strong>und</strong> Dirnen kann man mit ins Bett nehmen, schrieb Walter Benjamin in seiner (ganze dreizehnUnterpunkte versammelnden) Auflistung über die Gemeinsamkeiten von käuflichen Frauen<strong>und</strong> Büchern. Doch was geschieht, wenn die einstige Bettgenossin sich aufschwingt <strong>und</strong> selbst <strong>zu</strong>rFeder greift, um ihre Lebenserinnerungen auf<strong>zu</strong>zeichnen?

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