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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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Selbsteinschät<strong>zu</strong>ng schwankte zwischen dem Bewusstsein der Randständigkeit (wasMinderwertigkeitskomplexe erzeugte) <strong>und</strong> dem Selbstwertgefühl interkultureller Mehrwertigkeit(was das Bedürfnis nach Anschluss an das „Zentrum“, die Anerkennung im Ausland beförderte <strong>und</strong>nicht <strong>zu</strong>letzt die Ausreise vieler Autoren, begünstigte).Das Bestreben, ins Zentrum vor<strong>zu</strong>rücken, bei dem gleichzeitig dauerhaften Verdacht, mehrfachrandständig (<strong>zu</strong>r rumänischen <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r deutschen <strong>Literatur</strong>) <strong>zu</strong> sein, hat im genannten Zeitraum <strong>zu</strong>einer großen ästhetischen Anstrengung geführt, die sehr effizient war, weil sie von Autoren,Kritikern <strong>und</strong> auch einigen Verlagslektoren gleicherweise unternommen wurde. Durch diesenästhetischen Selektionsdruck bildete sich eine Elite rumäniendeutscher Autoren heraus <strong>und</strong> einehighbrow-<strong>Literatur</strong>, die segregierend auf andere Segmente des Systems wirkte. So wurden dieDialektliteratur <strong>und</strong> die Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur (KJL) <strong>zu</strong>nächst vollständig aus dem Bereichder „ernst<strong>zu</strong>nehmenden <strong>Literatur</strong>“ ausgeschlossen. Die Anfang der 1980er Jahre <strong>zu</strong>nehmendeGängelung der Autoren <strong>und</strong> Verlage durch die Zensur, die drastische Zurücknahme der Freiheiten<strong>und</strong> Ressourcen durch die politische Macht führten <strong>zu</strong> einer zeitweiligen Aufwertung dieserlowbrow-<strong>Literatur</strong>en, die – auch vom politischen System weniger beachtet – einigen Autoren mehrAusdrucksfreiheit versprachen.Mein Vortrag will das wechselvolle Geschick der rumäniendeutschen KJL nachzeichnen von der(im Sinne des sozialistischen Realismus) anerkannten Allgemeinliteratur (in den 1950er Jahren)über die gering geschätzte „kleine <strong>Literatur</strong>“ in den 1970er Jahre, <strong>zu</strong>r ästhetischen Aufwertung derKJL Anfang der 1980er Jahre <strong>und</strong> ihrer erneuten Abwertung in den letzten Jahren der Diktatur.Dabei wird die rumäniendeutsche KJL nicht nur als Teilsystem der rumäniendeutschen <strong>Literatur</strong>dargestellt, sondern auch in ihren Verflechtungen <strong>und</strong> Interaktionen mit dem politischen System,den kulturellen Institutionen (Schule, Verlage, Printmedien), den Referenzliteraturen (rumänische,sowjetische, DDR), anderen kulturellen Subsystemen (Bildende Kunst, Pädagogik, Lehre <strong>und</strong>Forschung).Dr. Michael Weitz, Universität Athen (Griechenland)Verfilmte <strong>Literatur</strong> bei Chris KrausZur kulturellen Logik der Trivialisierung durch Medienwechsel<strong>Literatur</strong>verfilmungen gelten oft als prekär. Für viele mag die Verfilmung literarischer Texte nur

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