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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Helmwart Hierdeis, Psychoanalytische Skepsis – Skeptische PsychoanalyseEinleitung 9»Skepsis« in Alltag <strong>und</strong> PhilosophieDer Begriff »Skepsis« taucht in alltagssprachlichen wie in philosophischenZusammenhängen auf. Für das Alltagsverständnis von»Skepsis« <strong>und</strong> »skeptisch« finden sich im »Großen Duden« dieÜbersetzungen Zweifel, Zurückhaltung, Ungläubigkeit, Zweifelsucht;zum Zweifel neigend, zweiflerisch, misstrauisch, ungläubig;kühl <strong>und</strong> streng prüfend (1960, S. 596). Was die Herkunft von»Skepsis« angeht, so verweist die »Liste der griechischen Wortstämmein deutschen Fremdworten« bei »Wikipedia« auf denWortstamm »skep« <strong>und</strong> damit auf ein Wortfeld, das im Deutschenmit »sehen« zu tun hat: umherschauen, umherblicken, inden Blick oder in Augenschein nehmen. Das »Historische Wörterbuchder Philosophie« (Ritter u. Gründer, 1995) übersetzt »Skepsis«im Sinne der ersten Schule des Skeptizismus in Griechenland(Pyrrhon von Elis im 4.–3. Jh. v. Chr.) mit »eingehende Untersuchung«(Long, 1995, Sp. 938; vgl. Witte, 2011, S. 73 ff.) <strong>und</strong> engtden Begriff damit in Richtung eines methodischen Vorgehens ein.In diesem Sinne bleibt er der Philosophie bis heute erhalten – alsanspruchsvolle Denkhaltung (Löwith, 1956, S. 220), als Bezeichnungfür philosophische Schulen, als Synonym für philosophischesDenken allgemein, als Form eines speziellen Verhältnisseszur Welt <strong>und</strong> zu sich selbst (Long, 1995, Sp. 938 ff.) <strong>und</strong> als Kritikan der Behauptung von »letzten Wahrheiten«, wie sie Michelde Montaigne (1533–1593) lange vor Immanuel Kant formulierthat (vgl. Rath, 2008, S. 46 ff.). Passend dazu formuliert Odo Marquard,die Skepsis sei der »Abschied vom Prinzipiellen« (Marquard,1981, S. 17). Damit bewahre sie vor Dogmatismen ebensowie vor dem »Alleinregiment einer einzigen totalitären Diesseitszustimmung«<strong>und</strong> ermögliche »gerade dadurch individuelle Freiheit«(Marquard, 1992/1995, S. 11).In welcher Zeit auch immer: So weit geht die Skepsis nicht, dassder Skeptiker sein Weiterleben in Frage stellen würde. Stets praktizierter, im Alltag wie in der Wissenschaft, einen partikulären,das heißt nur auf bestimmte »Gegenstände« gerichteten Zweifeloder er gesteht sich ein, dass die skeptischen Klärungsimpulse nur© 2013, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, GöttingenISBN Print: 9783525462577 — ISBN E-Book: 9783647462578

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