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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Helmwart Hierdeis, Psychoanalytische Skepsis – Skeptische PsychoanalyseEinleitung 15what we say« (1957) unter Berufung auf Ludwig Wittgenstein darüberräsoniert, dass wir »mit jeder sprachlichen Äußerung etwasmeinen, ohne notwendigerweise Herr über die daran geknüpftenImplikationen zu sein« (Bronfen, 2009, S. 76; vgl. Cavells k<strong>und</strong>igeFreud-Kritik 2002). Das ist im Alltag so, aber da stört es in derRegel nicht, weil die Klärung entweder nicht für wichtig gehaltenwird oder mit Nachfragen ungefähr erreicht werden kann. Wohlaber ist die Differenz dort von Bedeutung, wo es darum geht, die»Implikationen« selbst in Augenschein zu nehmen <strong>und</strong> danachzu fragen, inwieweit Gesagtes <strong>und</strong> Intendiertes auseinanderfallen<strong>und</strong> was eine angemessene Übersetzung des Gemeinten insGesprochene stört oder verhindert. Dieser – der Psychoanalyseeigene – Suchprozess ist von der Beziehung her dialogisch (Loch,1986, S. 181 ff.), von der Methode her tiefenhermeneutisch (Lorenzer,1974), <strong>und</strong> er endet (vorläufig) bei einer »Wahrheit«, die »niemalsein solipsistisches, monadologisches Ereignis ist, sondernnotwendigerweise nur auf Gr<strong>und</strong> gegenseitiger Übereinstimmungzustande kommen kann« (Loch, 1986, S. 194).Von Odo Marquard stammt das Wortspiel, wonach »der Kernder Hermeneutik die Skepsis <strong>und</strong> die aktuelle Form der Skepsisdie Hermeneutik« sei (Marquard, 1981, S. 20; vgl. Marquard,1992/1995, S. 9 ff.). Übertragen auf den analytischen Prozess heißtdas: Die psychoanalytische Skepsis hat einerseits ein Interessedaran, sich selbst auszulegen, andererseits sorgt sie dafür, dass diedeutende Suche nach den Verzerrungen <strong>und</strong> Auslassungen <strong>und</strong>nach deren Sinn im jeweiligen »Text« niemals ganz abgeschlossenist, sondern immer wieder angestoßen wird.Skeptische Psychoanalyse: KulturkritikWeil das Leiden, das viele zum »Seelenarzt« führt, auf Zwängebei der Weitergabe <strong>und</strong> Sicherung der Kultur zurückzuführenist, gerät auch diese in den Fokus skeptischer Aufmerksamkeit.Unter Kultur versteht Freud in einem ganz unspezifischen, lexi-© 2013, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, GöttingenISBN Print: 9783525462577 — ISBN E-Book: 9783647462578

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