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Gähnende Lehre

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Titelgibt es nicht“bei sind. Jan Fendler und seine Mitarbeiternehmen von jedem Teilnehmer eineVeranstaltung auf Video auf. Parallel dazulassen sie von den Studenten in jener VeranstalungFragebögen ausfüllen. Dannwertet er mit zwei Mitarbeitern des Projektesjedes Video und die Evaluationenaus und bespricht die Ergebnisse anhanddes Gefilmten. Später werden Sequenzenaller Teilnehmer zusammengestellt undder Gruppe gezeigt. Die Szenen aus derPraxis dienen so als Lern- und Diskussionsgrundlage.Dabei achtet Fendler darauf,dass die Teilnehmer nicht in misslungenenSituationen gezeigt werden. Die Mitarbeiterdes Universitätsprojektes wollen durchpositive Verstärkung zur Wiederholungermutigen und geben gleichzeitig Tipps,wie es noch besser gemacht werden kann.Vor allem scheint dem Team wichtig zusein, dass sie nicht jedem <strong>Lehre</strong>nden einenLehrstil aufdrücken, sondern dessen Vorgehensweiseso ausgebaut wird, dass er sichdamit sicher fühlt und lehren kann.Ratschlag <strong>Lehre</strong>Unabhängig von den Bemühungen derUniversität hat das soziologische Institutden internen Diskurs schon begonnen.Einmal im Jahr findet der „Ratschlag <strong>Lehre</strong>“statt. Dabei handelt es sich um eineVeranstaltung, „die sich mit der Lehrpraxisund dem Lernalltag beschäftigt“, erklärtFSR-Mitglied Jörg Hänold. Die Ideekam ursprünglich von den <strong>Lehre</strong>nden,jedoch schlief das Projekt ein und wurde2010 durch den FSR Soziologie wiederangestoßen. Nach langwierigen Vorbereitungenkonnten ungefähr 100 Studentenund knapp 30 Dozenten zur Teilnahmeanimiert werden. Jörg Hänold fasst denWunsch des FSR Soziologie zusammen:„Es erschien uns als wichtig, weil es immerwieder Vorurteile auf beiden Seiten gibt.“Für Studenten sei es immer wieder schwierignachzuvollziehen, warum Seminare soaufgebaut sind, wie sie es sind, oder warumReferate gehalten werden müssen. „Dabeihaben wir versucht, eine Gelegenheit zugeben, sich auch einmal in die Perspektivedes <strong>Lehre</strong>nden zu versetzen. Es sollte in angenehmerAtmosphäre auch mal den Dozierendenerklärt werden können, warumTexte nicht gelesen werden oder die Mitarbeitmanchmal schwierig ist.“ Das Ziel derVeranstaltung sollte das Aufbrechen dieserbeiden Fronten sein. Ein nützlicher Nebeneffektwar auch, dass die Dozenten untereinanderdarüber reden konnten, was dieKollegen eigentlich machen. „Es passiertganz selten, dass sich <strong>Lehre</strong>nde gegenseitighelfen oder beieinander hospitieren“,hat Jörg Hänold während der Veranstaltungfestgestellt. Allerdings, merkt er auchan, „kann man von einer zweistündigenVeranstaltung nicht erwarten, dass sie alleProbleme löst, aber zum Brückenbauenkann sie definitiv beitragen.“ Im Endeffekthabe man gemerkt, dass die an der <strong>Lehre</strong>Beteiligten diejenigen sind, die die Problemein die Hand nehmen müssen, unddass dann auch eine Verbesserung erwirktwerden kann.Meistens sind es schon kleine Hinweise,die eine Lehrveranstaltung verbessern können:Zum Beispiel ist es wichtig, dass dieZiele und Abläufe der Lehrveranstaltungtransparent sind. „Als Dozent muss manStille aushalten. Die meisten geben nach0,7 Sekunden auf – formulieren ihre Frageum oder geben dann sogar die Antwortvor“, merkt Fendler an. Aber Studentenmüssen Zeit zum Nachdenken haben.Durch die Videoaufnahmen ist außerdemklar geworden, dass „diese Angst vor Stillein Vorlesungen nachteilig ist: Wenn <strong>Lehre</strong>ndeetwas an die Tafel schreiben unddabei weiter reden, können nicht alle dasGesagte verstehen.“ Also sollten sie erstschreiben und danach reden. Natürlichmuss man respektvoll miteinander umgehen,„aber das ist an der Universität keinProblem. Man begegnet sich auf Augenhöhe“,sagt Fendler. Als Letztes weist erdarauf hin, dass Ironie nicht funktioniert:„Darauf muss man unter allen Umständenverzichten. Es ist einfach unnötig, so Missverständnissezu provozieren.“ Für die Mitarbeiterdes Universitätsprojektes Evaluationsteht fest, dass Dozenten am besten mitden Studenten ins Gespräch kommen sollten:„Wer ein Problem anspricht, hat aucheher die Chance auf eine Lösung.“Johanne BischoffZu große Teilnehmerzahlen schadender <strong>Lehre</strong>. Wenn 700 Leute in einerVorlesung sitzen, fällt es schwer ihr zufolgen. Zu große Teilnehmerzahlen schadender <strong>Lehre</strong>. Wenn 700 Leute in einerVorlesung sitzen, fällt es schwer ihr zufolgen.Eine Thematik muss konkret und lebensnahvermittelt werden. Ein Dozentnimmt seine Studenten mit, wenner alltägliche Beispiele einbezieht undeine positive Grundstimmung schafft.Sie entscheidet, ob sich Studenten beteiligenoder nicht.In meinem Fach gestalten Dichter undDichterinnen meist schon eine „verstandeneWelt“, sind also die wahrenWissensvermittler. Die Literaturwissenschaftist gefordert, zwischen Text undLeser zu vermitteln. Der <strong>Lehre</strong>nde wirdzum Interpreten.5

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