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Meinen Tochtern Anja und Juliaherzlich gewidmet


Bernhard Prillwitz<strong>SA6</strong>-LtJ UtJt> 6-<strong>LS</strong>


--------------------........ImpressumHerausgeber:Copyright:Umschlagbild:Stadt Вlumberg 2000HauptstraJЗe 97, D-78176 BlumbergBernhard Prillwitz und Renate ScheyAlle Rechte vorbehalten"Der Randengeist"Aquarell von Renate ScheyGesamtherstellung: Druckerei Konstanz GmbHVerlagsbetreuung und Vertriebsunterstйtzungdurch die SUDKURIER GmbH, Konstanz......... __ ________________ _


GrujЗwortWohl dem, der sich daran erinnern darf, als Kind auf dem Scho13 derGro13mutter sitzend, vоп ihr in die Welt der Geschichteп und Marcheпentftihrt worden zu sein. Es siпd uпvergessliche Momeпte eiпerverkliirteп uпd heileп Welt, welche unsere Phantasie anregteп uпdentwickelteп. Dem еiпеп oder aпderen siпd Marcheп, Sagen uпdGeschichteп noch iп Eriппeruпg, vielen jedoch Jangst dem Gedachtпiseпtflohen. Unsere Zeit, zu sehr auf die aktuelle Gegenwart uпd die naheZukunft konzeпtriert, hat kaum noch Platz ftir Sagen uпdgeheimпisumwitterte Geschichten, es sei denn in Form von Adventure­Serieп auf CD · s uпd Disketten. Der Computer hat offeпsichtlich dieGro13mutter abgelбst.Wir sollteп uns daraufbesiппeп, dass das Bewahreп von Marcheп, Sagenuпd Geschichteп еiп Teil uпserer Kultur uпd Tradition darstellt. Dies giltinsbesondere dапп, wenп sich diese beideп trageпden gesellschaftlicheпWerte auf ein raumlich begreпztes GeЬiet, die Heimat, beziehen.Wir diirfeп dankbar sein, wenn sich immer wieder Biirgerinnen uпdBi.irger finden, die engagiert Kultur uпd Tradition pflegen und mehren.So auch Bernhard Prillwitz, der mit viel Liebe und Herz seiп Buch"Blumberg- Sageп und Geschichteп" zusammengestellt hat und nun derOffeпtJichkeit prasentiert. Mit sеiпеп spannenden, geheimnisvollen,auch maпchmal lustigen Erzahlungeп entfйhrt es die Leser in diephantastische Zeit einer schon vergaпgeneп Welt.Hervorragend werdeп Buchstaben uпd Worte mit bunten Illustrationenvon Renate Schey begleitet und verЬindeп sich zu einem lebeпdigeп undaufregenden Lesestoff.5


Unsere Blumberger Heimat ist mit diesem Buch йЬеr Sagen undGeschichten erneut bereichert worden. Hierftir spreche ich meinen tiefenDank und meine Anerkennung aus.Es Ьleibt mir der Wunsch, dass dieses Buch Eingang in viele Hauser undFamilien findet und dass vielleicht die GroBmйtter ihre Enkel wiedereinmal auf den SchoB nehmen, um Sagen und Geschichten aus Blumbergvorzulesen.HerzlichstClemens StahlBйrgermeister6


__________________ ........InhaltsverzeichnisVon Burgen, Rittern und RaubernJunipeгus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Zwei йЫе Вгйdег . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Die Raubгitteгbuгg bei Aselfingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Die Ritteг von Haгdegg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Dег Haгdeggeг und dег goldene Stiefel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Dег Edle von Blumbeгg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Вшg Blumbeгg гettet die Вааг . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Eine folgenschweгe Veгwechslung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Kaiseг Maximilian besucht Вlumbeгg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Dег Gгaf vom Kummenгied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Dег Ebeгsbгunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Dег wilde Vogt von Вlumbeгg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Dег Ruinenfels von Blumegg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Die Bгautleute vom Lunzistein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Dег schlimme Vogt von Вшg Blumegg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Die Schone von Blumbeгg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Dег Кriemhildenweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Von Geistern, Drachen und Gespenstern4949505253535656Michel bekommt Schliige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Steffen und dег Randenpoppele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gefahгdete Fuhгleute beim Randen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dег Blaue Stein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Besuch in den Stallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Das Schelmenbгйnneli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Sigmund und sein Schnafelholz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dег seltsame Bгieftгageг . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7


Licht im Randenwald ................................ 57Das Hirtenlied .................................... . 57Der Hбlzligeist .. . ...... . ........................... 58Das Drachenloch .................................. . 60Das wilde Heer .................................. . .. 60Der Griinrock vom Randen ........................... 62Andere Randengeister ............................... 62Das Vohloch-Hannele und der Nachtvogel ............... 63Der Feuergeist vom Stadtle ..... . ................ . .... 64WuhrwieЬli und Wuhrkatz ............................ 66Geheimnisvoller Wannenweg .......................... 67Das Heidentier ... . ............................. . ... 68Von Kirchen, Gottern, Madonnen und WahnDas flammende Kreuz im Hochwald . . ......... . ........ 71Die zweifache Errettung Riedбschingens ....... . .. . ..... 71Die Muttergottes von Aitlingen ........... . ............ 72Wie die Fischers in Fi.itzen zu Meister wurden ............ 74Die wundersame Rettung der Kirche zu Hondingen ...... . . 75Das Кreuz beim Roten Bild in Hondingen ............... 76Das Gickelekreuz von Fi.itzen ......................... 78SpieJ3ruten im Mi.ihlбsch ............................. 80Ein geheimnisvolles Steinkreuz ....................... 82Die Gбttin von Hondingen .... . ....................... 84Aselfingen verliert seine kirchliche Selbstandigkeit ........ 87Ratselhafte Mauerreste in Aselfingen ................... 87Verhexte Milch in UЬerachen ......................... 88Das Wunder von St. Ottilien .......................... 88Hochnotpeinliches Verhбr im Schloss .................. 90Spuk im Schubis ................................... 92Von Ьбsеn Frauen ................................... 938


Von Dummheit, Angst und MordEin ungesegnetes Morgenbrot .Feinde im Land . . . . . .. .Der Miiller von der Mogeren-Miihle .Grenzschicksale . . . . . . . . . . . . . . .. .Morat aus der Hбhle . . . .Der Mord auf dem Liingeschloss . . .Das Geheimnis des "Wannentunnels" .Die Hebamme von Zollhaus .Der Wolf von N ordhalden .Das verwunschene Schloss .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99100102.. . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....1 . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108111..112.. . . . . . . .. . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 11004Об111Von bosen Buben, Bauern und StreitDer lange Schultisch . . . ... . . . . . . . . .. . . . . ..Heirat mit Gewehr . . . . . . . . .. . . . .. .Der Schwarze Stein . . . .. . . . .. .Dr. Geldner und der Gampen . . . . . . . . . . . . .. .UЬle Grenzgeschiifte .Josefund die wilde Sau . . . . . . . . . . . . ... .Zwei Zollhauser Spitzbuben . . . . . . . . . . .. .Schnoaken und Pimocken . . . . . . . . . . . . .. .Das Schinderbiirbe1e . . . . . . . . . . . . .. .Der "Schwarze Mann" .Der Funkensonntag und das Scheibenschlagen .Nordhalden in Not .Marten vom Ried .Der Schma1zhiind1er von Schaffhausen .Neun Laibe Brot . . . . . . . . . . .. . . .119120120. . . .. . . . ... . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . 121. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . 124. . . . . . . . . . .. . 125. . . . . . . . . . . . 126. . . . . . . . . . . . 127. . . . . . . . . . . . . . . . 128. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . ..130132. . . .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136. . . . . . . . . . . . . . . . 13. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1397Literaturverzeichnis9


Von Burgen,Rittern und Riiubern


JuniperusIn der Eckstube der Burg Neuenhewen wurde Gottfried vol}_Neuenhewen ...als Sohn eines rittermaBigen Dienstmannes derHohenhewener geboren. Schon fruh йЬtе er sich in den ritterlichenSpielen, die ihm sein Vater gerne nahe brachte. Als er aber so um achtJahre alt war, beriet man im Familienkreis uber seine weitere Erziehung.Da Gottfried genugend Bruder hatte, die ein Schlachtross fuhrenkonnten und er selber Zeichen eines wachen Verstandes vorwies, wurdeder Versuch gewagt, ihn in eine Кlosterschule zu geben. Sein Vaterbrachte den Knaben in das Кloster zu Rheinau am Rhein und ubergabihn АЬt Heinrich, den er gut kannte. Bald wurde aus dem Knaben einfleiBiger und guter Кlosterschйler, der kein anderes Ziel hatte, als mitden Jahren selber ein frommer Bruder zu werden. Sein Eifer war groB,und bald wurde er uberall "Juniperus" genannt, wegen seiner Vorliebezum Wacholderstrauch.Zu jener Zeit gewann er einen Freund, der mit ihm in Rheinau dieKammer teilte. Es war Diethelm von Blumegg, . der von der BurgBlumegg im Wutachtal ·stammte. Bald waren beide unzertrennlicheFreunde. In der Ferienzeit, wenn sie die Lehrsale verlie/3en undheimschwarmten, durfte Juniperus mit ihm hinuber zur Burg seinerVater reiten. Wie wohl ftihlten sie sich in dem felsengen Heimattal undbeim Forellenfangen im klaren Wutachwasser. Bei ihren Streifzugendurch das Wutachtal kamen sie oft zur "Alten Linde" von Achdorf.Immer kehrten sie dort ein, denn ein wackerer Vogt war dort Wirt. Dieserhatte eine Tochter mit lockigem Haar und lieЫichem Lacheln. Gernstellten die 15-jahrigen Junglinge ihre Angelruten аЬ und lieBen sich vonMarigutta, dem schonen Kind, verwohnen. Noch spater schwarmteGottfried in einer lateinischen Cantilena, die er seinem Freund sandte,von der wildschonen und weltabgelegenen Burg im Wutachtal und der"Alten Linde" in Achdorf:13


Aus des Schreibsaals dumpfem Giihnenfliegt zum Schwarzwald all mein Sehnenund das Herz strebt stark hinaus.Dort ein Falk in reinen Lйften,gleich ich hier der scheu in Kliifteneingeknaulten Fledermaus.Denkst du noch, о Lerngefahrte,wie mit freundlicher Geblirdedu dich oft dem Freund gesellt?Wie wir froh gefischt, geschwommenund dein Heimathaus erklommen,Blumenegg, das End der Welt?Um die Burg, um Schlucht und Wipfelund schneeferner Alpen Gipfelfloss der Sonne letzter Strahl:Unten tief durch Trйmmerschattenund durch tauig feuchte Mattensprang die Wutach wild zu Tal.Wenn wir dann durch Кluft und Schrundenkletternd uns bergabgewunden,denkst du noch des Abends Rest?Wohl umpflanzt von Haag und Baumenzeigt mit landlich schlichten RaumenAchdorf sich als Ausruhnest.Juniperus14


Sii/3 winkt dort Getrank zum Nippenund ein Schenk mit Rosenlippenlacht zum Scherz und Schiilerspa/3;aus der dichtverzweigten Linderufen wir dem schmucksten Kinde:Marigutta - spring mit dem Glas.Aber nicht Marigutta hatte es den beiden Jiinglingen angetan, sondernein anderes schones Kind mit Ьlitzenden Augen. Dieses brachte nochviel Leid iiber die beiden Freunde.Oftmals, wenn sie mit der Armbrust durch die Baar streiften, um zu jagen,kehrten sie beim altern Markwart von Almishofen ein, dessen Ritterhofmitten im Donauried stand. Dort trafen sie sich mit den Tochtern des altenRitters Luitgart: У rmgard und Rothraud. Besonders Letztere war es, diedurch das unergrйndliche Spiel ihrer gro/Зen dunklen Augen alle Mannerfaszinierte, sei es Bikk von Almishofen von der Burg NeuЬlumberg ander Gauchach oder Hug von Almishofen, sein Haus stand in Opferdingen.Alle drangten sich um Rothraud.So verbrachten sie etliche Sommerferien im Almishofener Ritterhaus,bis sie alle erwachsener wurden. Die Erinnerung an Rothraud nahmensie mit in den Кlosterschulsaal, und selbst ihr alter Lehrer merkte, dasssich die beiden Кnaben verandert hatten. Besonders Diethelm vonBlumegg litt sehr unter der Trennung, und eines Tages sprang er iiber dieКlostermauer und verlieJЗ die Rheinau. Da hielt es auch Gottfried nichtliinger bei den Кlosterherren aus. Auf dem selben Weg wie Diethelmmachte er sich auf den Weg nach Hause. Dort stieJЗ er auf ЬOsesKopfeschiitteln, aber sein Vater erlauЬte ihm schlieJЗlich, das ritterlicheHandwerk zu erlernen.Das Jungfraulein Rothraud war damals oft bei ihrer Tante auf der BurgLauffen, hoch iiber dem Rheinfall. Dort besuchte sie Gottfried eines16


Tages und sagte ihr, dass er nun kein Lateiner mehr sei, sondern denRittergiirtel zu erstreiten gedenke, um ein Heim ftir Weib und Kindergrйnden zu kбnnen. Doch Rothraud lachte ihn nur aus, denn am Tagezuvor war schon Diethelm mit dem gleichen Anliegen bei ihr gewesen.Nun brach fur beide, die bis dahin gute Herzensbrйder gewesen waren,eine harte Zeit an.Im Frйhling 1 188 wurde in Almishofen wie immer Fastnacht gefeiert.Viele Edle aus der Bertholdsbaar kamen zum Mummenschanz, natiirlichauch Gottfried und Diethelm. Wie immer war Rothraud, im langen,braunen Gewand, die Zбpfe mit Goldf


Diethelm von Blumegg. So konnte es nicht weitergehen, dass der La:ndfriededurch Gottfrieds und Diethelms Sache in Gefahr geriet.Kurze Zeit darauf sollte in Schaffuausen eine ritterliche Hochzeitgefeiert werden. Turniere waren angesagt, Rothraud war wieder auf derBurg am Rheinfall zu Besuch. Da wusste Gottfried, dass Diethelm beidiesem Feste nicht fehlen wйrde. Also ritt er, schwer gerйstet und zuallem entschlossen, ebenfalls aus. Als der Hohe Randen hinter ihm lagund der Munot von Schaffuausen schon zu sehen war, erspahte er aufeinem Waldweg einen Reiter. Er erkannte ihn sofort, es war derBlumegger. Sie riefen sich an, griffen zu ihren Lanzen und sprengten sokraftig gegeneinander, dass beide vom Pferd geschleudert wurden. Esfolgte ein unerbittlicher Schwertkampf. Am Ende trafen sie sichgegenseitig so hart am Kopf, dass sie besinnungslos in eine Ackerfurchesanken. Bauern fingen ihre Pferde ein und es dauerte lange, bis ihreWunden ausgeheilt waren. Sie erkannten, dass die Blutschuld amFreunde nicht Grundlage ihrer Minnewerbung sein konne. Der Rheinfallsolle йЬеr Tod und Leben entscheiden, dort, wo Rothraud im SchlossйЬеr den Кlippen ihren Soller habe.Als sie genesen waren, trafen sie sich in Schaffuausen, gingen beide zurBeichte in die Kirche des Кlosters Allerheiligen und machten ihrenFrieden mit Gott. Rothraud hatten sie vorher Bescheid gegeben.Die beiden Freunde umarmten sich, stiegen in ihre Boote und lieBen sichvon dem hochwasserftihrenden Strom dem Rheinfall zutreiben. Schonrissen die Wogen die Boote mit sich, da Ыickte Gottfried noch einmalhinauf zum Lauffenschloss. Dort stand Rothraud im braunen Кleid undschaute durch ein rotes Glasstuckchen, um das Spektakel farbiger zuerleben. Dann wurde er hinausgeschleudert in die milchweiB aufschaumendeSturzflut, fuhr kopfuber hinab zu Tale und verlor dasBewusstsein.Als er wieder zu sich kam, lag er in der Vorhalle des Кlosters Rheinau.Fischer hatten den Dahintreibenden in die alte Кlosterschulheimat18


gebracht. Vor ihm stand der Abt Heinrich von Wartenberg, bsprengteihn mit Weihwasser und sprach mit strenger Miene:"Gottfried von Neuenhewen, du hast gegen Gott gefrevelt. Ebenso deintoter Freund. Du sollst fortan nur noch gegen der Christenheit ErЬfeindWaffen tragen, beim nachsten Кreuzzuge dabei sein, zwei Jahre lang keinWort sprechen und deinen Namen vergessen innerhalb der Zeit der BuBe."1188-1190 nahm Gottfried von Neuenhewen als Кreuzfahrer amКreuzzuge Barbarossas teil, wurde beim Mauersturm des Turmes vonPtalemais schwer verletzt und zur Genesung auf den Berg Karmelgebracht. Seiner Schweigepflicht kam er gewissenhaft nach und erzahlteseinen Kampfgenossen erst nach zwei Jahren, wer er sei und warum ernicht habe reden diirfen.Zwei йЫе BrйderDie Besitzer der Ritterburgen Blumegg und Alt-Tannegg waren Briider.Beide Ritter stahlen und pliinderten. Oft iibten sie ihr bбses Handwerkgemeinsam aus, weil die groBeren Kaufmannsziige meist vonWaffenknechten geschiitzt wurden. Eines Tages herrschte einemissmutige, gespannte Stimmung auf Schloss Blumegg - die Briiderwaren sich beim Teilen nicht einig geworden. Schon griff der Blumeggerseinem Bruder nach der Gurgel, da meinte der Tannegger hinterhaltig:"Wir kбnnen die Beute nicht redlich teilen, ohne dass uns die Handlerihren Wert berichtet haben. So lasst uns sie befragen, dann wollen wirden Streit aus der Welt schaffen. Ja, mit einem Drittel will ich michbegniigen und dir den Rest briiderlich zuerkennen."Der Вlumegger war einverstanden, und schon eilten die beiden dieWendeltreppe hinab zum Verlies, wo die Gefangenen lagen. DerBurgherr entriegelte die schwere Bodentiire und klappte sie zur Seite.Die Gefangenen unten im finsteren Loch waren nicht zu erkennen, aber19


man horte Kettenklirren und Schreie. Der Blumegger kniete nieder,beugte sich weit vor und rief: "Hoiho, hoiho, ihr Handler vonSchaffhausen! Wie hoch stellt ihr die Kosten eurer Waren?" Doch ehe errecht ausgesprochen hatte, stie/3 ihn der andere von hinten in die Tiefeund hohnte dem sterbenden Bruder nach: "Da magst du feilschen mitden Кramerseelen, ich brauche dich zum Teilen nicht!" Dann raffte derTannegger alle Schatze und Wertsachen zusammen und entfiihrte denRaub. Nie mehr wollte er zur Bruderburg zuriickkehren.Doch der Untat folgte schnell die Strafe! Noch nicht zu Hauseangekommen, scheute sein Pferd an einer abschussigen Stelle, und Rossund Reiter sturzten in den Abgrund. Ein gro/3er Steinbrocken loste sichund fiel donnernd hinterher.Seither geistert die Seele des Ritters von Blumegg um den Burgplatz,bis der Geist seines Bruders ihn befreit. Doch dieser liegt eingekeilt untereinem FelsЫock. Erst wenn seine Tranen den Felsen ausgeh6hlt haben,kann er nach Blumegg ziehen, sich mit seinem Bruder versohnen undihn erlosen.Die Raubritterburg bei AselfingenAuf der Gemarkungsgrenze zwischen Mundelfingen und Aselfingen isteine kegelformige Anh6he, auf der friiher eine Burg gewesen sein soll. Alssie zerstort wurde, habe der Raubritter seinem Pferd die Hufeisen verkehrtaufgeschlagen, die Stollen nach vorne, um so seine Verfolger irrezufiihren.Die Ritter von HardeggNordwestlich von Aselfingen, fast genau auf der heutigen Gemarkungsgrenzezu Mundelfingen, liegen die noch deutlich sichtbaren20


Oberreste der Burg Hardegg. Es ist ein herausragender Hiige1, der mitWall und Doppe1graben umgeben ist und auf der einen Seite stei1 ins Та1abfcillt. Das war der Sitz des Rittergeschlechtes derer von Hardegg. Schonim Jahre 1111 tauchen sie a1s ein ziihringisches Dienstmannengesch1echtauf. Im Jahre 1499 wurde die Burg von den Schweizern zerstort.Von Heinrich und Werner von Hardegg, die um 1 108 n. Chr. 1eЬten, erziihltman sich noch heute, dass sie sehr verschiedenen Charakters waren. Dereine bewohnte das Schloss, welches im Herrengarten in Munde1fingenstand, der andere die oberhalb des Ta1es von Aselfingen ge1egene Burg.Wiihrend sich Heiшich durch eine gute Hauswirtschaft auszeichnete,woriiber er zu grol3em Reichtum ge1angte, aber ohne Leibeserben starb,iiber1iel3 sich Werner einer verschwenderischen und ausschweifendenLebensweise, die ihn all seines Vermogens berauЬte. In dieser Lage stahler nicht allein zu Heiшichs Lebzeiten die Friichte von dessen Feldern,sondern ver1egte sich, nachdem auch seine Erbschaft durchgebracht war,auf Raub und Wege1agerei. Noch heute zeugt davon der an das Schlossanstol3ende "Wachtbuck", auf we1chem er seine Кnechte und Raubgesellenaufgestellt hatte, um die voriiberziehenden Wanderer zu beobachten,auszuplйndern und - nicht selten - sich noch andere schiind1iche Hand-1ungen gegen sie zu er1auben. Seine Frau, das "Hardbiirbe1e" musste vorihm fliehen und suchte Schutz bei den Rittern von der Neuenburg.Gegeniiber der Neuenburg soll sie sich ein kleines Schlosschen erbauthaben. Tatsiichlich fand man an jenem Orte, "Hardbiirbeles Wiesle"genannt, Ende des 19. Jahrhunderts noch Spuren eines Hauses.Nachdem der Unhold lange Zeit genug sein Unwesen zum Schrecken derNachbarschaft getrieben hatte, verschwand er eines Tages pl0tz1ich, ohnedass man erfuhr wohin. Die Bewohner des Tales, die zu Lebenszeiten desRitters so mannigfache Unterdriickung erdu1det hatten, wussten sich nachseinem Tode dadurch zu riichen, dass sie ihm keine Ruhe gonnten, sondernseinen Geist in den verschiedensten Erscheinungen umherirren liel3en.21


Im unterirdischen Teil der ehemaligen Burg aber soll еш Schatzvergraben sein, der von einem schrecklichen Ungeheuer gehйtet wird.Schon viele suchten nach ihm, doch bis heute blieb er unentdeckt. Nurdie groJ3en Erdlocher in der Mitte der Burganlage beweisen den FleiJ3vieler Schatzsucher.Stammte nun der Minnesiinger "Hardegger", der auf Tafel 95 derManesse-Handschrift gezeigt wird, von der Burg bei Aselfingen unddem Geschlecht der dort beheimateten Hardegger, oder war er einMitglied des gleichnamigen Ministerialengeschlechts der Abte von St.Gallen aus der Niihe von Rebstein im Kanton St. Gallen? Vielleicht kanndiese Frage eines Tages gekliirt werden.Der Hardegger und der goldene StiefelEinst war ein Aselfinger Bauer drauJ3en auf dem Felde, nahe der BurgHardegg, um Heu zu holen. Da sei der wilde Hardegger auf seinemPferd vorbeigeritten. Der Bauer soll im SpaJ3 gerufen haben:"Hardegger, wirfmir einen goldenen Stiefel auf den Wagen!" Der Ritterzog daraufuin im Weiterreiten seinen rechten Stiefel aus und warf ihndem Bauern auf den Wagen. Nun sei der Bauer neugierig zum Wagengelaufen. Doch was lag auf dem Heu? Ein Stiefel, in dem ein RossfuJ3steckte.Den Bauern fand man tot nahe dem Wagen. Von dieser Zeit an wurdeder wilde Hardegger nicht mehr gesehen. Nach der Begegnung mit demBauern sei er lebendig in die Holle geritten und habe bis heute noch keineRuhe gefunden.Der Hardegger und der goldene Stiefel22


Der Edle von BlumbergUm 1250 tauchte in der Baar die ritterliche Fami1ie derer von Blumbergauf. Bald nannten sie beiderseits des Wutachta1es und in der Westbaaransehnlichen Besitz ihr Eigentum. Die Namen Blumberg, Blumegg undBlumenfeld erinnern noch heute an die Ritter, die allerdings um dieWende des 13. und 14. Jahrhunderts ihren Hauptsitz von Blumberg nachHtifingen verlegten. Ihre ritterliche Aufgabe war wohl vor allem dieeines Dienstmannes der Grafen von Ftirstenberg. In Kriegszeitengriffen die Landgrafen auf die Waffenhilfe der Вlumberger zurйck. ImJahre 1339 befand sich Rudolfvon Blumberg mit der ftirstenbergischenAbordnung in der Schweiz, um Herzog Albrecht von Osterreich imKampf gegen die Eidgenossen beizustehen. Vielleicht war Rudolf auchnicht ganz freiwillig mit bei diesem Feldzuge, hatte er doch kurz vorherseinen alten Todfeind, den Edlen von Tierstein, erschlagen. Tiersteinwar Villinger und die Stadt zu jener Zeit im Besitz der Osterreicher. Fastkam es zu einem Krieg zwischen Villingen und Hйfingen, der jedochin letzter Minute durch die Aussohnung zwischen Rudolf und A1brechtverhindert werden konnte. Rudolf von Blumberg hatte also etwasgutzumachen.Am 21. Juni 1339 kam es bei Laupen, in der Niihe von Bern, zu einerftirchterlichen Schlacht zwischen den Eidgenossen und denOsterreichern. 4000 waren am Ende gefallen, darunter 1500 adeligenGeschlechts, unter anderem 13 Grafen. Die Eidgenossen, die endlichdiese Schlacht, welche fйr die Bildung des Staates der Schweiz vongro/Зer Bedeutung war, gewonnen hatten, eroberten 27 Banner undFiihnlein. Die Niederlage der Osterreicher war vernichtend.Das Ende des Edlen von Blumberg erregte selbst bei seinen Feinden, denSchweizern, gro/Зe Hochachtung und wurde in ihren Chronikenfestgehal ten:24


Rudolfhatte die ganze Schlacht gut iiberstanden. Als er den Tag verlorensah, rief er seinem Кnappen zu, obwohl der Weg zur Flucht frei war: "I chwill nicht weiterleben, wenn so viele edle Herren und Кnechteumgekommen sind." Mit verblingten Ziigeln ritt er unter die Feinde undfand so seinen Tod.Nach Eintragungen im Anniversarium der St.-Blasius-Kaplanei inHiifingen soll Rudolf von Blumberg unteг der dortigen alten Kanzel,zusammen mit seineг Fгau Anna von Кlingenberg, beigesetzt wordensein. Die weite Entfernung zwischen Laupen und Hiifingen macht esjedoch wahгscheinlicheг, dass Rudolf auf dem Schlachtfeld, zusammenmit seinen adeligen Freunden, begraben wшde. Veгmutlich ware diesauch sein Wunsch gewesen.Burg Blumberg rettet die BaarDas Ende des 15. Jahгhundeгts wurde fйr unsere Gegend wieder einmaldurch einen, mit gгausameг Нагtе geftihrten Кrieg zum Priifstein fйr diegesamte Baar. Die Schweizer Eidgenossen wandten sich gegen dieSteuerplane Maximilians I., der einen "gemeinen Pfennig" zurUnterhaltung der Wehrkraft des Reiches und zur Ausbildung festangestellter Richter am neu eingerichteten Reichskammergerichteingeftihrt hatte.Die Schweizer wollten beides nicht anerkennen, und als Maximilian l.sie dazu zwingen wollte, brach im Jahre 1499 der so genannte"Schweizerkrieg" aus. Beide Parteien fielen abwechselnd infeindliches GeЬiet ein, tбteten, brandschatzten und pliinderten vieleGrenzorte. Die Schweizer marschierten in den Кlettgau ein, belagertenTiengen und erreichten durch falsche Versprechungen dieUbergabe des Stadtchens. Es wurde geplundert, verbrannt undgeschleift.25


Nicht viel besser sollte es Stiihlingen ergehen. Auch der StiihlingerKommandant vertraute gutgliiuЬig den gegebenen Versprechungen derSchweizer, die Stadt zu verschonen und allen freien Abzug mit НаЬ undGut zu garantieren. Aber auch hier ЫiеЬ es bei ЫоJЗеn Versprechungen.Kaum waren die Tore geбffnet, wurde jedes Haus gepliindert und zuletztStadt und Burg angeziindet.Diese schlechten Nachrichten waren natiirlich auch mit Windeseilenach Blumberg gelangt. Allen war klar, dass Blumberg das niichste Zielder Eidgenossen war. Umfangreiche Vorbereitungen zur Verteidigungder Burganlagen wurden getroffen. Der groJЗte Teil des Viehs wurde ingeheime, befestigte Wehranlagen in die Wiilder getrieben, dasDorfchen geriiumt und alle Habseligkeiten in die Burg geschafft .Jedem Wehrtiichtigen wurde auf den Mauern der Burg ein Platzzugew1esen.Der Aufmarsch der Schweizer lieJЗ nicht lange auf sich warten, und alsder erste Schweizer Haufen von der Wanne her die Hohe erreicht hatte,stand das Dorfchen Blumberg bereits in hellen Flammen. DieBlumberger hatten es selbst angeziindet, um dem Feinde keineUnterkunft zu Ьieten. Nach bewiihrtem Musterversuchten die Schweizerwieder, durch Drohungen und listigen Versprechungen die kampfloseUbergabe der Burg zu erreichen. Aber diesmal gelang dies nicht. BurgBlumberg musste also mit Gewalt bezwungen werden.Stundenlang toЬte der Kampf, aber die starken Mauern der Burg und diemutige Abwehr seiner Insassen widerstanden dem Angriff.In einer Kampfpause, so erziihlt man sich, soll der mutigeBurgkommandant einen waghalsigen, iiberraschenden Ausfall gewagthaben, der im Schweizer Heer groJЗe Verwirrung hervorgerufen habe undschlieJ3\ich zum Riickzug der Feinde fti hrte.26


Burg Blumberg war gerettet und hatte ihre Bewahrungsprobe alsGrenzfestung bestanden. Die Schweizer wagten daraufhin nicht mehr,sengend und raubend in die Baar einzudringen. Der Villinger ChronistHug lobt in seinen Aufzeichnungen die mutige Verteidigung der Burgmit den Worten: " ... und das war das erste Erwehren aufunserer Seite!"Sieg oder Niederlage waren jedoch wahrend des Schweizerkrieges nievorhersehbar. Den Kaiserlichen war klar, dass ein GroJЗteil der Bauernmit dem Feind gemeinsame Sache machen konnte, darum ftirchteten sieschon um die gesamte Baar.Wie viele letztendlich zu den Schweizern tibergelaufen sind, wurde nichttiberliefert. In einem Falle wissen wir jedoch davon:Matthias Huber aus Kommingen wurde in das Gefangnis des Grafennach Ftirstenberg gebracht, weil er auf der Seite der Schweizer gegenMaximilian gekampft hatte. Nachdem er Urfehde geschworen, alsogeloЬt hatte, nie wieder gegen seinen Herren zu kampfen, wurde er am15. Juni 1499 entlassen.So ganz ernst scheint er es mit seinem Schwur jedoch nicht gemeint zuhaben, denn nach seiner Entlassung lie/3 er "einige ungebtihrlicheSprйche" los, die der Obrigkeit vermutlich nicht gefielen. Es wurde ihmdaraufhin eine weitere BuJЗe von sechs Gulden auferlegt. BaaremerBauern waren eben noch nie einfach.Eine folgenschwere VerwechslungAuf der Gemarkung Mundelfingen hatten nicht nur die Brйder vonHardegg, sondern auch die Ritter von Grйnburg Landbesitz. Diesen wollteder Hardegger an sich reiJЗen, nachdem er schon seinen Bruderumgebracht und beerЬt hatte. Er wollte deshalb die Grtinburger tiberfallen.Da traf der heranreitende Trupp in der Gauchachschlucht zwei Jungen27


eim Forellenfangen; der eine war ein Sohn des Neuenburgers, der anderestammte von der Griinburg. Der Neuenburger rannte davon, den andernhielt einer fest und fragte nach seinen Eltern. Als der КnаЬе sagte, dass ervon der Griinburg komme, packten sie ihn und entfiihrten ihn nach SchlossHardegg. Das Kind gegen die Uindereien auszutauschen, schien ihneneinfacher als ein Waffengang. Die Herren von Griinburg erfuhren vomUЬerfall und griffen das Schloss des Entfiihrers an. Dort spielte indes dasSбhnchen des Hardeggers mit dem geraubten Jungen und vertrieb ihm dasHeimweh. Als der Ansturm der Griinburger immer drangender wurde, riefder Hardegger seinen brutalsten Waffenknecht und befahl ihm, im Falleder Niederlage den fremden Jungen zu tбten. Er selber machte sich durcheinen geheimen Gang davon in die Wutachschlucht. Als nun die erstenAngreifer schon йЬеr die Mauer kletterten und der Waffenlarm am Torzeigte, dass die Burg verloren war, verlieB der Кnecht seinen КampfPlatz,eilte ins Schloss, zerrte den Jungen aus dem Zimmer und erschlug ihn.Aber in der Eile des Gefechtes hatte er den falschen erwischt, den Sohndes Schlossherren. So konnte der Griinburger КnаЬе seinem siegreichenVater voller Freude um den Hals fallen und auf die Frage nach demSpielkameraden ahnungslos antworten: "Es muss ihm etwas Furchtbaresgeschehen sein, ich habe ihn so schreien hбren."Kaiser Maximilian besucht BlumbergDass Maximilian 1507 in Pfohren auf der Entenburg weilte, war keinGeheimnis geЬlieben. Nachrichten verbreiteten sich damals miterstaunlicher Schnelligkeit. Auch in Blumberg wusste man sich dieseNeuigkeit breit und ausfiihrlich zu erzahlen. Aber von einemKaiser Maximilian besucht Вlumberg28


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evorstehenden, weit wichtigeren Ereignis ahnte in der Bevбlkerungnoch niemand etwas.Als jedoch ganz unerwartet mehrere fremde, sehr vornehm gekleideteReiter von Hondingen her auf Blumberg zuritten und dann sofort indie Burg eingelassen wurden, erfuhr man bald, dass es Boten desKaisers gewesen waren und einen Besuch seiner Majestat fйr dennachsten Tag angekйndigt hatten. Mit der Schnelligkeit einesgaloppierenden Pferdes durchlief diese aufregende Nachricht denganzen Ort. Aus aller Munde war nur noch eines zu hбren: "Der Kaiserkommt nach Blumberg !"Der Burgherr lieB auf die kaiserliche Mitteilung hin unverzйglichumfangreiche Vorbereitungen treffen, um dem hohen Gast einenwйrdigen Empfang bereiten zu konnen. Diese bezogen sich nicht nur aufКйсhе und Keller. Die gesamte Einwohnerschaft sollte tatigen Anteilnehmen an dem einmaligen festlichen Ereignis. Alle Bauarbeiten warensofort einzustellen, und der Besuchstag wurde zum Feiertag erklart. Derganze Ort geriet bei der Vorstellung, die hochste Personlichkeit desReiches, die erhabene Kaiserliche Majestat zu sehen und zu empfangen,in helle Aufregung. Alt und Jung entfalteten unter der Anleitung des Vogtesalsbald eine fieberhafte Tatigkeit. Bis tief in die Nacht hinein wurdegearbeitet. Schon in der Frйhe des nachsten Morgens war alles wieder aufden Beinen. Am aufgeregtesten gehardete sich die Jugend. Als dann amVormittag der Burgherr Hans von Landau, gleichzeitig auch obersterSchatzmeister des Reiches, in stattlichem Festgewand wйrdig sein Rossbestieg, um mit seinem Obervogt und allen verfugbaren Кnechten demkaiserlichen Herrn Ьis an die Hondinger Grenze entgegenzureiten, daerreichte die Spannung der Blumberger ihren Hohepunkt. In den wenigenTag- und Nachtstunden hatten Burg und Stadtchen ein vollig neuesGesicht angenommen. Das Burgportal prangte in festlichem Schmuck.Alle Hauser waren mit frischen, grйnen Zweigen verziert. Vor dem30


Eingang des Stadtchens bot eine schmucke El1renpforte dem hohen Gastden ersten WillkommensgruJЗ. Und von hier bis zur Zugbriicke stand nunbereits die ganze Bevбlkerung in sonntaglicher Кleidung, beide Seitender StraJЗe saumend. Kinder, Burschen und Madchen trugen griineZweige, mit denen sie dem Herrscher zuwinken sollten.Wahrend der Vogt noch mit dem Ordnen der unruhigen Leute beschiiftigtwar, zerriss ein BiШerschuss die Stille des weiten Tales. Daraufhin gerietdie Menge in Aufregung, denn in diesem Augenblick musste der Kaiserdie Greпze Blumbergs uberschritten haben.Schuss auf Schuss folgte. Weпig spater war bereits das Trappeln derPferdehufe zu verпehmen. Die Reitersclыr konnte also пicht mehr weitseiп. Uпd ehe mап recht zur Besiпnuпg kam, bogen sie auch schon um dieEcke. Der groJЗe AugenЫick war gekommeп: D е r К а i s е r w а r d а!Welch prachtiger Zug! Voraus ritt stolz еrhоЬепеп Hauptes der Heroldmit der kaiserlicheп Staпdarte. Und danп erschien iп kurzem Abstanddie Majestat selber, Kaiser Maximiliaп 1., пеЬеп ihm Напs von Laпdau,dahinter ein gro/Зes Gefolge, lauter vornehm gekleidete Herren undRitter. Nun wareп die wartendeп Blumberger nicht mehr zu halteп."Hoch dem Kaiser! Hoch! Hoch! Vivat! Hoch!" so schallte es aus jungenund alten Kehleп dem Herrscher entgegen. Die Jugend schwenkte dabeibegeistert die griiпen Zweige. Die Alten aber fielen auf ihre Knie, umdem Kaiser in ehrfurchtsvoller Ergebenheit zu huldigen. Und immernoch drohnten die Boller. Der Kaiser ritt langsam, huldvoll nickte er nachrechts und nach links, аЬ und zu die Hand zum Gru/3 erhebend. Nachweпigen Minuten war leider die ganze Herrlichkeit vorbei. Die Bollerschwiegen. Der Kaiser hatte die Burg erreicht. Die gaffende Bevбlkeruпgsah пur nocl1 das Ende des Zuges, bis sci1lie/3lich auch dieseshinter den Burgmauern verscl1wundeп \var. Bald danach nahmeп auf derZugbrucke zwei Ritter Postenstellung ein, einer rechts, der andere links,um den Eingang der Burg zu bewachen. Auf dem Bergfried aber stiegdie kaiserliche Fahпe am Mast empor.31


Woher wir das alles wissen? Der Villinger Ratsschreiber Hug hat es uns1507 mitgeteilt. Viel kйrzer, ohne Ausschmйckungen und vor allemrichtig: Maximilian war zu jener Zeit namlich noch Kбnig und nanntesich erst ein Jahr spater, namlich 1508, "Erwahlter rбmischer Kaiser":"Im Jahr 1500 und 7 da kam der rбmische Kбnig her gen Fillingen undmit ihm viele groBe herren und fi.irsten ... und auf Sonntag hin ritten siehinweg gen Pforen; da Ьlieb er drei tag bei GrafWollfen im schloss undgab der Burg den namen Enthaburg. Danach raitt er gen Вlumberg, damacht man ain nuwe statt und schlos in seinem namen; ainr hies der vonLandow, das schlos macht man fasst, starck und gut."Der Graf vom KummenriedDie Kirche in Riedбschingen ist eine Martinskirche und darum wohlauch eine der Urkirchen der Baar. Schon 746 soll sie als Holzkirchebestanden haben. Um sie rankt sich folgende Sage:Seit der ersten Jahrtausendwende lebt im Volke die Sage fort, im GewannKummenried habe ein altes Schloss gestanden, dessen Graf sich auf eineЬlutige Auseinandersetzung mit seinen Feinden einlieB. Als man ihngefangen an der Riedбschinger Kirche vorbeifi.ihrte, hatte er seinen Hutabgenommen und da hinein sein Testament geschrieben:"Dir Martinus schenke ich meinen Hut,samt all mein Geld und Gut!"Dann hatte er den Hut йЬеr die Kirchhofmauer geworfen, um so dasGotteshaus zu seinem Erben zu machen.Nie hat тап jemals die Reste eines alten Schlosses im KummenriedDer Graf vom Kummenried32


gefunden. Aber Anfang der neunz1ger Jahre wurden mit Hilfe derLuftbildarcbliologie im Gewann "Unter Ried" imAitrachtal die Reste einerNiederungsburg sicher lokalisiert. Die Anlage ist rund, der Durchmesserdes iiuВeren, са. 4 Meter breiten Grabens betriigt etwa 100 Meter. In derMitte erhob sich urspriing1ich der Turmhйgel. Wahrscheinlich war er voneinem zweiten Graben umgeben. War dies die Burg der Herren vonAitlingen, deren Geschlecht seit 1297 urkundlich fassbar ist?Sollte unser Graf, dessen Schloss vom Volksmund vielleicht in dasKummenried verlegt wurde, einer jener Herren von Aitlingen gewesensein, oder waren es die Hiischer der Aitlinger, die einen ungenehmen"Kummenrieder" ausschalteten? Es wird ein Geheimnis Ьleiben.Unweit der alten Siedlung Ait1ingen jedoch, auf dem Hohenrйckenzwischen Juden- und Neuvertal, finden wir heute noch deutlicheUЬerreste mittelalterlicher Wehranlagen, die sicher mit denkriegerischen Auseinandersetzungen in vergangenen Jahrhunderten imAitrachtal in unmittelbarem Zusammenhang stehen.Der EbersbrunnenOberhalb des Ettenberges und unterhalb des Schwarzen Steines aufNordhalder Gemarkung liegt der Ebersbrunnen. Manchmal wird er auchEberhardsbrunnen genannt, weil er vermutlich einem Mann diesesNamens gehбrte oder von ihm angelegt wurde.Bereits 14 79 erfahren wir erstmals in einer Zeugenaussage des Erhardam Berge von Tengen etwas darйber. Dieser Brunnen wird auch inspiiteren Jahrhunderten bei Grenzverhandlungen immer wieder alsGrenzpunkt verschiedener HoheitsgeЬiete genannt. 1735 haben dieDeputierten von N ellenburg an diesem Brunnen graben lassen undSchaffhauser und Nellenburger Wappen als sichtbare Zeichen ihrerHoheitsgrenzen angebracht.34


Jakob Low, Vogt und Muller zu Bargen, hat dann einige Zeit spiiter knappneben dem Ebersbrunnen eine Wasserstube gegraben, eine gro13eSteinplatte dariiber gelegt und so dem Brunnen durch Griiben das Wasserentzogen. So kam es, dass die Quelle in spiiterer Zeit ungef


sei, der die Untertanen durch alle moglichen Schikanen beliistigt undzum Schaden des Grafen recht ubel gehaust habe. Durch eineBeschwerde der Riedoschinger Bauern beim Grafen ist uberliefert, wierйcksichtslos und selbstherrlich er seine Macht ausubte.Mitten in der Heuernte zwang er einmal die Leute, ihre Arbeit liegen zulassen und ihm mit ihren Wagen Brennholz ins Schloss zu fйhren.Furchterliche Strafen drohte er jenen an, die nicht folgen wollten. Kaumwar der sinnlose Auftrag durchgefйhrt, ging ein schreckliches Gewitternieder. Die Weiher, die das Tal damals vor Angriffen schйtzten, stiegenso rasch an, dass die Weiherdurchliisse geбffnet werden mussten. Dasabflie/Зende Wasser schwemmte einen Gro/Зteil des Heues weg, welchesdie Bauern vor dem Gewitter noch blitten heimbringen konnen. Diejammernden Bauern hбrten jedoch nur das Hohngeliichter des Vogtes.Ein andermal zwang er in betrunkenem Zustand zehn Manner, ihre Arbeitstehen und liegen zu lassen und ihm bei der Entenjagd auf den BlumbergerWeihern zu helfen. Sie mussten ihm mit Booten die Tiere zutreiben, sodasser keine Muhe hatte, reiche Jagdbeute zu machen. Anschlie/Зend nahm erdie Manner mit ins Schloss und zechte mit ihnen ma/3los. Vermutlich warendie 500 Weinfasser, die beim Kauf des Schlosses gezahlt worden waren,nicht alle leer und gehбrten ebenfalls unter Кrausens Obhut.Da sein unseliges Treiben mit der Zeit uberhand nahm und er auch nichtin der Lage war, eine ordentliche Abrechnung vorzulegen, wurde Кraus1548 seines Amtes enthoben und in Geisingen eingesperrt. Er nйtzte dieerste gunstige Gelegenheit zum Ausbruch und floh nach Florenz. Dortstarb er kurze Zeit darauf.Der Ruinerifels von BlumeggZu Blumegg vor den Felsen, wo steil das Tal einbricht,da steht von Kalkgesteine ein Felsklotz aufgericht.36


Auf seinem breiten Scheitel, die Wipfel weh'n im Windund graue Mauertrtimmer daraufverborgen sind.Dort stand vor alten Zeiten ein Schloss mit Turm und Тог,noch ragen starke Quader aus grйnem Moos hervor.Es hauste auf der Festung ein miichtiges Geschlecht,von Blumenegg die Herren und Ritter schlecht und recht.Hochangeseh'n im Reiche, gleich wie im Schwabenland,wie Chroniken und Sagen es bringen noch zur Hand.Lang, eh' ihr Stamm und Namen geschieden aus der Zeit,verlassen stand die Festung in ihrer Einsamkeit.Doch nicht vom Feind zerschlissen, nicht ausgeflammt von Brand -sieh hier den Кlotz von Blumegg und dort die Felsenwand!Man glaubt, dass aus der Hohe der Burgfels einstens wich,und, aufrechtstehend, senkte in die Tiefe sich.Nun stand der Bau zerrissen in Wetter da und Sturm;vor kurzem sank zur Tiefe der letzte Rest vom Turm.Geborst' ne Felsenwiinde, Steinmassen sturzzerschellt,die zeugen noch: zu Blumegg steht man am "End der Welt".Die Brautleute vom LunzisteinIn den Flйhen, nahe des Wutachstegs, tiber den der Fu/Зweg von Fйtzennach Blumegg ftihrt, ragt vor der stidlichen Wand des Felstales ein hoher,schlanker Kalkfels in die Ltifte, welcher, rundum abgetrennt von derUmgebung, ganz frei und isoliert dasteht und dadurch den Blick desWanderers schnell auf sich zieht.Der turmartig gestaltete Felsklotz, dessen obere Fliiche mehrere Meterweit vom Rande des Tales absteht, soll von jeher der Lunzistein ()der dieBrautfluh genannt worden sein, und es ging davon eine merkwtirdigeSage um, die heute fast vergessen ist. Sie wurde dem Herausgeber der37


"Randenschau" 1886 von einem Holzhauer erzahlt und soll jetzt voredgtiltiger Vegessenheit bewahrt werden.In dem liingst abgegangenen Thalerhof, der friiher im griinenWiesentalchen lag, dessen Wasser gegen Schleitheim hinabflieBt, haustevor langer, langer Zeit - so wird Ьerich1et - ein junger Freibauer, denman nur den Lunzi hieB. Er war ein starker Mann, entschlossen und vonkйhner Denkungsart und dabei ein geschickter Jiiger, tlef-dem-WaidwerkUlit -eidenschaft ergeben war. Seine Eltern waren friih gestorben, -er­.hatte weder Weib noch Kind; -dagegen gedachte er, seine Braut, dieJ schone Mechthilde aus Blumberg, im nachsten Winter heimzufUhren\ und zu seiner Ehefrau zu machen.Zu Blumberg im Schloss aber saB ein schlimmer Burgvogt, der stelltedem schonen Madchen nach und verfolgte es mit seinenLiebesantragen auf Weg und Steg. Nun begab es sich, dass derНochzeiter Lunzi einmal gerade dazukam, wie der Unhold seineschone Braut йberwiiltigen und kйssen wollte. Da geriet er in hellenZorn und warf den Zudringlichen mit einem einzigen gewaltigenF


Sie fanden ihn aber nicht, denn er hatte sich an einem Ort verborgen, woihn niemand vermutete. Aus dem frei aufsteigenden Felsenturm im tiefenWutachtal hatte er einen fast uneinnehmbaren Zutluchtsort gemacht.Durch Gebiisch verdeckt, flihrte ein Steg, von zwei Tannenstammenhergestellt, auf die Platte des mit Gehбlz bedeckten Felspfeilers hiniiber.Der Zugang war durch eine Schutzwehr aus spitzigen Pf


aus und stйrzte sich mit einem jahen Sprung iiber den Felsrand hinausin die Tiefe, wo ihre Leic'he spater gefunden wurde. Der verwundeteLunzi aber raffte sich wieder auf und spaltete dem in den Abgrundstarrenden Feind mit seiner Axt das Haupt. Dann rannte er iiber den Stegin den Wald, was niemand zu verhindern wagte. Man hat ihn seitdemnicht mehr gesehen.Der einsam dastehende Fels wird seither von den Leuten der Gegendgemieden. Manche nannten ihn den Lunzistein, manche die Brautfluh.Der Zahn der Zeit ist an dem porosen Kalkstein nicht untatiggeЬlieben; der Felspfeiler giЬt alljahrlich seinen Tribut an die TiefeаЬ, doch ragt er noch immer mit imposanter Machtigkeit aus waldigerTiefe in die Hohe. Einige WaldЬiiume beschatten den kleinergewordenen Gipfel, und ein einsam lebendes Raubvogelpaar hat dortseinen Horst gebaut.Ende einer anderen Version:Waffenlos wirft sich nun Lunzi wie ein Wilder auf den Vogt. Der wehrtmit dem Hirschfanger den Faustschlag des Bauern аЬ. Lunzi aber, inhochster Wut, achtet nicht auf die tiefe Wunde. Mit raschem GriffbeiderArme umfasst er den Gegner. Es sind zwei Starke, die hier auf schmalemTannenstamm iiber dem Abgrund ringen. Sie schwanken, sie straucheln,sie stйrzen fe st umklammert in die Tiefe.Als die Кnechte die beiden nach gefahrvollem Suchen endlich finden,sind die Leichname so ineinander verkrallt, dass man sie fast nicht zutrennen vermag.Was aus Mechthilde geworden ist, hat man nie erfahren. Mag sein, dassLunzis wackere Freunde sie gerettet haben. Noch heute ist dasGeschlecht der Lunzibauern verbreitet und angesehen, von Blasiwaldbis ins Fiirstenbergische hinein.40


Der schlimme Vogt von Burg BlumeggKonrad von Blumegg und Heinrich von Blumberg waren Briider und lebtenEnde des 12. Jahrhunderts aufihren Burgen im Wutachtal und in Blumberg.Sie hatten einen Halbbruder Dietrich, der aufgrund seiner vorehelichenHerkunft vonjedem Titel, natiirlich auch von der ErЬfolge, ausgeschlossenwar. Konrad von Blumegg hatte ihn als seinen Burgvogt eingesetzt.Ihn plagte der Neid und sein finsteres Wesen. Er wollte wenigstens inden Besitz einer der beiden Bruderburgen kommen. Jedes Mittel sollteihm recht sein. Bald bot sich ihm die Gelegenheit, wenigstens einenseiner Briider loszuwerden. In Opferdingen war ein Mann auf dem Wegnach Mundelfingen von einem Baren zerrissen worden. Beide Burgherren,die das Jagdrecht dort besaBen, wurden aufgefordert, dasgefahrliche Tier zu erlegen. Im heute noch so genannten "Barental" kames zu einem schlimmen Jagdunfall, bei dem Konrad von Blumegg voneinem Baren lebensgefahrlich verletzt wurde. Sein habsйchtiger HalbbruderDietrich hatte sich vermutlich nicht ganz so briiderlich verhaltenund bewusst zu spat in den Kampf eingegriffen.Doch Konrad wurde nach langer Кrankheit wieder gesund, und Dietrichsann weiter йЬеr sein boses Ziel nach.Eine lange Abwesenheit Konrads von Blumegg ermoglichte Dietrich einйЬlеs Komplott. Mit Hilfe fahrenden Volkes gelang es ihm, ein totes Kindgegen den einzigen Sohn von Konrad auszutauschen und einen todlichenAbsturz von den Wutachklippen vorzutauschen. Die Landfahrer abernahmen Konrads Sohn als einen der ihren mit. Damit war Dietrich seinemZiel, einmal Herr von Blumegg zu sein, ein gutes Stiick naher.Als sein Bruder Konrad als Ministeriale des Grafen von Fйrstenbergwegen einer Fehde zu den Waffen gerufen wurde, sah er seine nachsteMoglichkeit gekommen. Viele Edle fielen in der Auseinandersetzung,die hauptsachlich in der Nahe von Villingen und St. Georgen stattfand.Aber Konrad йberstand alle Kampfe gut. Spater erfuhr er von einem alten41


Landfahrer, dass sein Halbbruder Dietrich vor Jahren seinen Sohn gegenein totes Zigeunerkind ausgewechselt hatte. Sie hiitten das Burgherrenkindwie ihr eigenes aufgezogen. Aber in eben jener furchtbarenAuseinandersetzung bei St. Georgen sei der junge Mann todlichverwundet worden. Voller Wut und Emporung eilte der Burgherr heim,um seinen Halbbruder zur Rechenschaft zu ziehen.Aber er kam zu spiit. Ein Fйtzener Freibauer hatte Dietrich im Kampfeden Kopf gespalten, weil dieser seiner Braut in unzйchtiger Weisenachgestellt hatte.So wurde Konrad der schlimmen Rache an Dietrich enthoben. Da ihnaber das finstere Wutachtal mit seinen schlimmen Erinnerungen zu sehrbelastete, siedelte er bald darauf auf sein Schloss in Urach um. 1314 starber ohne miinnliche Nachkommen, und die Blumberger Linie йbernahmdie Blumegger Herrschaft.Die Schone von BlumbergIm 30-jiihrigen Кrieg wurde die Burg Blumberg zu einem wichtigenMittelpunkt der kriegerischenAuseinandersetzungen in unserer Gegend.Im August verlegte der kaiserliche Colonel Leo sein Hauptquartier indie Burg Blumberg. Vermutlich brachte er sich, aus Neustadt kommend,hier vor den Schweden in Sicherheit. GrafWratislaus von Fйrstenberg,damaliger Burgbesitzer, legte vergeЬlichen Protest beim Kaiser ein, hatteer doch die Zusicherung, dass seine Besitzungen vor Einquartierungenverschont Ьleiben sollten. Aber wer nahm damals noch auf kaiserlichePrivilegien Rйcksicht? Wie so viele andere Kriegsgruppen hatte auchunser neuer Burgkommandant Schwierigkeiten, die Versorgung derDie Schone von Blumberg42


......... ________________ _Truppe im Schloss aufrechtzuerhalten. Also griff er zur iiЬlichenSelbsthilfe und pliinderte bei St. Georgen. Der Ort gehбrte jedoch demКloster St. Georgen und dessen riihriger Abt Gaisser trat sofort inVerhandlungen mit der Leitung der kaiserlichen Horde im BlumbergerSchloss. Es kam zu Kontributsforderungen und geschicktenAbwehrverhandlungen des Mбnches. Er lieB es sich auch nicht nehmen,seinem Kontrahenten in Blumberg einen Besuch abzustatten. In seinenAufzeichnungen erziihlt der Abt von einer humorvollen Begebenheit, diesich wiihrend seinesAufenthaltes am 6. Juli 1642 in Blumberg ereignete:Eine schбne, junge Blumberger Biirgerstochter hatte zwei Soldaten,einem Villinger und einem Вlumberger, den Kopf verdreht und beidendie Heirat versprochen. Dass dies zu Komplikationen ftihren musste, warklar. Da keiner der beiden Bewerber freiwillig zuriicktreten wollte, kames - auch damals war das nicht anders - zu Wortgefechten, die aber auchnicht den gewiinschten Erfolg brachten. Deshalb sollte ein Duell dieSache kliiren. Vermutlich im heute noch so benannten Herrengarten kames zum Reiterzweikampf mit Lanze und Schwert. Burg-, Stadt- undDorfuevбlkerung stellten das PuЬlikum. Im Zweikampf wurde derVillinger am Arm verwundet. Er konnte sein Pferd nicht mehr halten undes ging mit ihm durch. Der stolze Blumberger sah damit den Kampf fiirsich entschieden und betrachtete sich als Sieger. ОЬ mit dem Turniersiegauch die ProЬleme des mutigen Blumberger Reiters mit seinerunschliissigen Braut gekliirt waren, hat uns Abt Gaisser nicht iiberliefert.Wir freuen uns jedoch iiber das gewonnene "Heimspiel" einesBlumbergers.Der KriemhildenwegIn den Jahren 1504 oder 1505 entschloss sich der damalige SchlossherrHans von Landau, das Aitrachtal durch zwei Stauseen zu iiberfluten.44


Dieser Plan konnte, so ungewohnlich er war, nur das Ergebniskriegsstrategischer Uberlegungen sein - also die Burg und das DorfВlumberg vor Angriffen aus Osten zu schйtzen.Bei der Durchfuhrung seines Planes nahm Landau wenig Rйcksicht aufdie lehnsherrlichen Rechte des Grafen Wolfgang von Fйrstenberg. Eskam zu ernsten Auseinandersetzungen, in denen sogar KaiserMaximilian eingeschaltet wurde.Die Begrйndung des Grafen fйr seine aЬlehnende Haltung war, dass derDamm und die damit verbundene Aufstauung des Wassers den sogenannten "Grйnhiltenweg" uberschwemme. Dieser sei aber einewichtige Nord-Sйd-Verbindung und fuge durch seine Unterbrechungdem Handel betrachtlichen Schaden zu.Der "Grйnhiltenweg" mйsste eigentlich "Kriemhildenweg" heiBen,wie er in anderen Urkunden auch genannt wird. Er йberquerte dasBlumberger Obere Ried - vermutlich in der Nahe der heutigenBundesstraBe 27 -, verlief zwischen Zol1haus, kleinem Buchberg undBйchel, vorbei am Galgenrain in Richtung Schweizer Randen. lneidgenossischen Urkunden wird dieser Weg bereits 1470 genannt.Kurz darauf, namlich 14 72, wird er in einer Grenzbeschreibung alsMundatsgrenze zwischen Bargen, Beggingen und Schleitheimerwahnt.Andere Quellen zeigen noch weitere Wegstrecken auf, die mit derBrautfahrt der Kriemhilde von Worms nach Wien im Nibelungenlied inBeziehung gesetzt werden. Bei Hйttisheim im Oberamt Ehingen und beiHerbertingen im Oberamt Saulgau tauchen auch "КriemhildenstraBen"auf. ОЬ diese Strecken eine Fortsetzung des Blumberger Kriemhildenwegessind, ist noch nicht erforscht.In einem KautЪrief der Landgrafschaft N ellenburg von 1 645 wird auchnoch von " ... dem Brunnen genannt zu dem Hagen" gesprochen. Auchdiese Nennung erinnert uns an die lange Reise einer burgundischenKonigstochter.45


Wiihrend der Hagenbrunnen sich heute noch lokalisieren liisst, ist der"Griinhiltenweg" aus dem Blumberger Flurnamenschatz Iangstverschwunden.Obrigens - Hans von Landau hat, wie alle Blumberger wissen, seineWeiherdiimme, trotz aller Einwiinde, doch gebaut.(Anmerkung: Die Mundat war ein von griiflicher Gewalt befreitesImmunitiitsgebiet, das urspriinglich als Wildbannbezirk durchSchenkung der Nellenburger an das Кloster Allerheiligen gekommenwar, im Verlauf des Spiitmittelalters aber an den Stadtstaat Schaffhausentiberging.)46


Von Geistern, Drachenund Gespenstern


Michel bekommt SchliigeDer Wirt Michel von Kommingen - er wurde um 1800 geboren - hatteeines Tages noch im Randenwald zu tun. Und wie er da so ging undWeiden zum Garbenbinden schnitt, wurde er plotzlich von unsichtbarerHand mit Ruten geschlagen, immerzu, bis er aus dem Walde war undfreies Feld gewonnen hatte. Anscheinend waltete der Randenmannweniger als neckender, denn als strafender Geist. Der Michel schnittseine Weiden sicher auf fremdem Eigentum. Diesen Frevel suchte derGeist zu verhindern und zu ahnden. In seinem Reich hiitete er dieOrdnung und das Recht.Steffen und der RandenpoppeleEs mogen nun schon hundert Jahre vergangen sein, da erhielt Steffen,welcher damals Polizeidiener von Kommingen war, vom Bйrgermeisterden Auftrag, einen Landstreicher nach Blumenfeld vor das Amt zubringen. Beide marschierten los, der "Hamperer" voraus und derPolizeidiener zwei, drei Schritte hinterdrein. Sie nahmen - weshalb istnicht recht klar - den Weg uber den Worberg. Frohlich pfeifend stapfteder Landstreicher, jedoch unlustigen Sinnes der Steffen den Weg entlang,denn es war Sommer und sehr warm. Doch siehe: die zwei hatten denBerg noch nicht ganz erstiegen, da verschwand der Streuner unversehensvor den Augen seines Begleiters. Kein Baum, kein Buscl1, kein Grabenund kein Rain, nichts befand sich in der Nahe, in welchem sich der Mannhatte verstecken konnen. Aber er war nicht mehr da. Steffen wundertesich, schaute umher und suchte da und dort, doch umsonst. Einige Tagedarauf begab es sich, dass Steffen frйhnюrgens, kaum dass dieDammerung eingesetzt, ins Gewann "Haiden" zum Mahen ging. Undals er so am Westtrauf der Waldung "Chrutgarte Hausli" hinaufschritt,49


sah er im Zwielicht auf einmal, nicht weit von sich, den Kerl, der ihn aufdem Worberg genarrt. Er saB auf einem Mehlbeerbaum: "So, diesmalentwischst du mir nicht!" dachte Steffen, ging auf den Baum zu undwollte den Streuner an den Beinen von dem Ast herunterziehen, auf demer saB. Aber auch jetzt sah er sich wieder an der Nase herumgefuhrt. Ergriff ins Leere, der Mann war nicht mehr zu sehen. Dem Steffen aberwurde es nun zur Gewissheit, dass er beide Male vom Randenpoppelezum Besten gehalten worden war.Gefiihrdete Fuhrleute beim RandenWenn ein Fuhrwerk, auf dem Weg von Randendorf nach Riedoschingenoder in umgekehrter Richtung fahrend, beim "Rebenwiesle", einemdicht bei der westlichen Steinrohre gelegenen Feldstiick, anlangte, dannhatte sich der Fuhrmann vorzusehen. Hier geschah es immer wieder, dassdie Rosse den Wagen, оЬ er nun beladen oder unbeladen war, plбtzlichnicht mehr vom Fleck brachten. Oder sie scheuten unvermittelt, sodassder Fuhrmann infolge des schnellen Wechsels der Gangart vom Wagenfiel und die Tiere allein durch die Nacht ihrem Stall zustiirmten. Odersie bockten einfach an der verrufenen Stelle und waren nicht mehr bereit,auch nur einen Schritt weiterzugehen. Manchmal verfingen sie sich undverwickelten sich in den Strangen und im йbrigen Geschirr, sodassstundenlange Mйhen erforderlich waren, die entstandenen Кnoten zulбsen. Und hier geschah es auch nicht selten, dass sich mit einem Malein Rad vom Wagen lбste und den Hang hinunter zum Kummenriedrollte. Lange suchte dann der Fuhrmann nach dem Rad, und viel SchweiBkostete es ihn, Ьis er es wieder an seinem Platz hatte. Doch nicht nur denGefiihrdete Fuhrleute beim Randen50


Fuhrleuten wurde das "Rebenwiesle" wegen des Randenpoppelegefahrlich, auch manchem einsamen FuBganger wurde der Ort zumVerblingnis. Plбtzlich erfasste ihn eine unsichtbare Macht und warf ihnzu Boden. Oft dauerte es Stunden, Ьis der so Misshandelte aufwachteund seinen Weg wieder fortsetzen konnte.Der Blaue SteinIn den Wiildern des Randen zwischen Kommingen, Riedбschingen undRandendorf scheint der "Randenmann" hauptsachlich gehaust undgewirkt zu haben. So um die Mitte des letzten Jahrhunderts war einmaleine Schar Komminger bis gegen Mitternacht im "Ochsen" beisammen.Einige МаВ guten Bieres hatten in ihnen den Mut zu allerlei bedeutendenTaten wachsen lassen. So brachen sie denn zuletzt, wohl 15 Mann stark,auf, um zu den "Steinrбhren" driiben im Randen zu marschieren unddort noch den "Randengeist" zu besuchen. Es war um die Zeit, als dasVolk zu lesen anfing und-unter dem Einfluss eines aus Bi.ichern, Zeitungenund einem aufklarerischen Schulunterricht kommenden Geistes - allmahlichdie uralte Glaubens- und Vorstellungswelt der Dбrfler langsamzerbrбckelte. Als jene aufgeklarte mutige Mannschaft bei der ersten"Steinrбhre" und schlieВlich vor dem nicht viel weiter entfernten Basaltklotzankam, war die Gruppe auf einen kleinen Rest zusammengeschmolzen.Der gr6Bere Teil der Helden war, einer nach dem anderen,zaghaft zuriickgeЫieben und heimgeschlichen. Fi.irchteten sich ausgewachseneManner vor 100 Jahren doch noch vor Geistern? Der Resttat so, als оЬ er sich im Vollbesitz seines Mutes befande und rief:"Randageischt - Chum!" Doch der Geist hielt sich an jenem Tag vorseinen Neckern verborgen, und der Wald verharrte in nachtlicher Ruhe.Ein uralter Geist lasst sich doch nicht durch eine Hand voll i.ibermйtigerKomminger provozieren. Durch diesen mitternachtlichen Ausflug wissen52


wir jedoch heute, wo der Randenmann seine Burg und sein Zuhausehatte: in den Basaltkliiften und -zinnen des "Blauen Steins" und in denumliegenden, vom Basaltabbau herriihrenden Kraterschliinden, imVolksmund "Steinrohren" genannt.Besuch in den StallenLudwig Maus aus Kommingen erziihlte noch im Alter von 83 Jahren, alser bereits auf dem Sterbebett lag, dass der "Randenpoppele", wie derRandenmann auch genannt wurde, nicht selten nachts in den Stiillen deran sein Reich angrenzenden Dorfer Besuch machte: In der Friihe sahdann der Bauer, dass der Geist die Кranz- und Schweifhaare der Rossezu Zopfen geflochten hatte.Das SchelmenbrйnneliIn alter Zeit gab es in Fiitzen ein Femegericht. Es bestand aus vier Biirgernund dem Pfarrer. Alle waren vermummt. Wenn einer etwas verbrochenhatte, stellte man ihn vor dieses Gericht. Wurde er verurteilt, lud man ihnauf einen Karren, wie das anderwiirts auch der Fall war, spannte ein Rossdavor und fiihrte ihn zum Ort hinaus, Grimmelshofen zu. BeimGiggelikreuz (Кreuz mit einem Hahn darauf) ful1r man den Verurteiltenden Seeweg hinauf zшn Briinneli. Dort hat man ihn noch einmal trinkenlassen, weswegen das Briinnele heute noch Schelmenbriinneli heif3t. Mannahm den Verurteilten vom Wagen, band ihn auf ein Brett, spannte einRoss davor und zog ihn so dеп Fuf3weg zum Galgeпbuck hiпauf. Dortwurde der Verbrecher geheпkt.Eiпmal geschah es, dass mап wieder еiпеп zum Tod Verurteilteп,пachdem ег am Briiппeli getruпkeп hatte, auf das Bгett gebuпdeп zur53


Richtstatte hinaufschleifen wollte. Als nun das Ross anzog, kam derKopf des Delinquenten unter einen groBen Stein zu liegen, der auf demBriinnele lag.Man brachte ihn nicht mehr hervor. Nun spannte man das Ross an dasandere Ende des Brettes. Aber dieses zog jetzt nicht mehr an. Es halfenkeine guten Worte und keine Schlage. Man holte aus dem Dorf noch dreiRosser. Aber alle vier Rosser zogen einfach nicht an. Man musste denKopf herausgraben. Von da an hat man kein Ross mehr vor das Brettgespannt. Man hat die Verurteilten zum Galgen hinaufgetragen.Das Schelmenbriinneli (Mundart)Vor viela Johrhunderta hot z'Fiiatza 's Vehmgricht sin Sitz gha in HusNummera viar. Hot oner а Verbrecha sich z'schulde cho lo, no het menvors Vehmgricht gstelld. Da Gricht het us viar Herra und ema Pfarrerbestande. Die Richter sind alli vermummt gsi. Isch oner verurtold wora,по hat men uf е zweiradriga Charre glade, hot е Ross vor de Charregspanne und isch mit em d'StroB gege Grimetzoffe gfahre. BimGigelechriz (Кreuz mit einem Hahn) isch me mit em de Seewegufgfahre. Bim Briinneli het me no emol mit em ikehrt und het en trinkelo. Derno het men vum Wagga abbegno, het en uf е lang Brett bunde undhet е Ross vor ihn hare gspanne. So isch me mit em de FuaBweg ufgfahreuf de Hoorbuck, an Galgebuck het men ghoBe. Da оьа sind emol dieVerbrecher ghenkt wore.Amol het me au wieder on use gfuhrt und het en bi dem Briinneli trinkolo. Ма het no wieder е Ross vor ihn hare gspanne. Derno wo's Ross zogehet, isch de Chopf unter da groB Ston untere cho, wo ufem Brunne lit,und me het en nit mehr une viire brocht.Das Schelmenbrйnneli54


Jetzt hiin si's Ross hinii hiire gspanna. No hets Ross gar kon Strick теhazoge. Jetzt hots ghoBe: "Ufa тuss er, теr holet nu то тehr Ross!" Nosind no dri Ross uf de Platz cho; aber alli vieri hont de Chiirli nuтте usebrocht. Sie hont alli vieri ken Strick теh azoge; те het en тissa usagraba.On dowiig het те ko Ross теh an en Verbrecher gspanne.Ме het alli uf de Galgabuckel na drot (getragen).Sigmund und sein SchniifelholzZwei Miinner gingen einтal zusaттen hiniiber in den Randenwald, uтein wenig Schnitzholz, "Schniifelholz", zu suchen. Da sie in dет ganzenRevier keinerlei Eigentuт besaBen, kат die Ausfuhrung ihrer Absichtebenfalls eineт Holzfrevel gleich. Alles ging zuniichst gut. Die beidenfanden, was sie suchten, schulterten es und тachten sich auf denHeiтweg. Schon brach die Diiттerung herein, als sie iт Begriffwaren,den Wald zu verlassen. Da stand auf einтal der Randenтann vor ihnenals feurige, glutrote Gestalt, wohl uт die Frevler zur Rechenschaft zuziehen. Zu Tode erschrocken, kauт fahig, noch das Кreuz zu schlagen,warfen die beiden das Holz von sich und flohen ins Freie, dетheiтatlichen Dorf zu.Der seltsame BrieftriigerFritz Dieter, der "Schiifer Fritz von Koттingen", iiberlieferte folgendeBegebenheit:Vor gerauтer Zeit lebte in Koттingen eine Frau, welche fur dieGeтeinde die GeiВen hiitete, uт so zu eineт kleinen Lohn zu kоттеn.RegelтiiBig trieb sie die Herde hinauf auf die so genannte "Нбhе", naheЬеiт Wald. Dort befand sich der fur die Тiere bestiттte Weideplatz.56


Wiihrend des Hi.itens setzte sich die Frau oft auf den Wegrain und strickte.Plбtzlich nahte sich ihr ein Mann, der wie ein Brieftriiger (!) gekleidet warund hinkend ging. Er setzte sich zu der Hirtin und sprach mit ihr allerlei.Weil sie aber ein Luder, eine Nichtsnutzige war, spuckte er sie schlief3lichan und verschwand wieder dem Walde zu. Als er ging, sah die Frau, dasser statt des einen FuBes eine Bocksklaue hatte und somit der Mann kein"Brieftriiger", sondern der Randengeist gewesen war.Licht im RandenwaldMarianne Fluck von Kommingen, deren Mutter aus Nordhaldenstammte, erziihlte folgende Geschichte:Zwei Frauen und ein Mann - sie sollen von Nordhalden gewesen sein ­gingen einstmals miteinander nachts, aus der Baar kommend, durch denRandenwald heim. Da, mitten im Wald, stand unversehens der Geist vorihnen, in gelbem Lichte scheinend. Die Frauen - und sicher auch derMann - erschraken fi.irchterlich. Doch fi.ihlte der Letztere die Verpflichtungin sich, furchtlos zu erscheinen, und drum stotterte er: "Ihrwered doch nit wege dem do verschrecke! Des ischt jo bloB on Holzschtock!"Sprach's und versuchte mit seinem Stecken, an der Erscheinungherumzustochern. Doch es gelang ihm nicht, sie zu erreichen.Kaum dass er den Arm ausstreckte, fuhr ihm ein Schmerz in diesen undin den Ri.icken, so sehr, dass er sich eine Weile nicht mehr regen undnachher den Weg nach Hause nur noch mit Mi.ihe zuri.icklegen konnte.Das HirtenliedNicht nur als polternder, strafender Geist zeigte sich der Randenmann,er hatte auch freundlichere Zi.ige. Einstmals hatte sich Sigmund von57


Nordhalden, nachdem er driiben im Randenwald tagsiiber Reisigwellengemacht, beim Heimgehen verspiitet. Und als er bei einbrechenderDunkelheit aus dem Wald trat und das Feldtal erreichte, welches sich vonRandendorf gegen Kommingen hinzieht, gesellte sich plOtzlich einBegleiter zu ihm, der nicht mehr von ihm wich, wie sehr er auch seineSchritte beschleunigte.Auf dem ganzen Weg vom Wald ins Tal, wieder hinauf in die "Haiden"und auf den Kamm des RuЬis Ьlieb er an seiner Seite und Ьlies die ganzeZeit iiber auf seiner Flбte ein "Hirtenlied", so sii/3 und wunderbar, wieSigmund noch nie eines gehбrt hatte. Dann, oben auf dem RuЬis, als derAbstieg ins Tal von Nordhalden begann, verschwand der Randenmann- denn der war die Erscheinung gewesen - wie er gekommen.Der HolzligeistLinks des Weges von Aselfingen nach Mundelfingen, noch vor derJungviehweide, liegt das Gewann "Hбlzli". In jener Gegend verliiuft dieGemarkungsgrenze. Bauern aus beiden Gemeinden haben da ihreGrundstiicke, und so wundert es nicht, dass immer wieder einmal einGrenzstreit entstand. Dort geht der "Hбlzligeischt" um und bii/3t daftir,dass er zu Lebzeiten die Geometer bestochen und sich bei derFeldvermessung unrechtmii/3ig bereichert hat. Schon mancher niichtlicheHeimkehrer hбrte ihn an den Grenzsteinen herumklopfen oder konnte seinTreiben beobachten. Andere behaupten, sein Aufenthaltsort sei der Wald,die Schluchten oder das Heckengestriipp. Er lockt die Menschen nachtsvom Weg аЬ, sodass sie in Schluchten fallen oder in Dornhecken, wo siesich Ьlutig kratzen. Hiimisches Geliichter begleitet ihr Ungeschick.Der Holzligeist5 8


Das DrachenlochBeim Katzensteig auf der Gemarkung Mundelfingen befindet sich eineBodensenkung, die von einem groBen Baum i.iberwachsen ist. Dichtdaran vorbei zieht der so genannte "Heerweg".In alter Zeit soll injener Vertiefung ein gewaltiger Drache gehaust haben,welcher der Schrecken der ganzen Umgebung gewesen sein soll. Hierwar der Eingang zur Drachenhohle. Eine Viertelstunde davon entfernt,beim "Bi.ichtenloch" am FuBe des Aubach-Wasserfalls bei Aselfingen,lag der Ausgang.Das wilde HeerErich und Marianne Fluck von Kommingen haben folgende Geschichtevon ihrer Mutter erzahlt bekommen:Einmal fuhrten die Geschafte einen Mann von Steppach herauf durchunsere Waldung. Fern jeder menschlichen Wohnung schritt er dahin, alsplotzlich die Stille der Einsamkeit, die um ihn gewesen, einer merkwi.irdigenUnruhe wich und eine unerklarliche Beklemmung sich auf seineBrust legte. Mit einem Mal erschien ein kleines Mannlein, welches sicherdas Randenmannli war. Es trug eine Kette in der Hancl, schi.ittelte dieseund rief mit schriller Stimme: "Ri! Ri! Ri!" Darauthin begannen Aste zubrechen, man hбrte Wiehern und Stampfen, Rosse brausten daher undverschwanden wieder, Rudel um Rudel und immer neue Scharen, alleunbemannt. Auf einem der letzten Tiere aber, einem roten Fi.illen, saB einReiter, dessen Fi.iBe auf dem Boden schleiften. Dieser hielt nun einenDas Drachenloch60


... /~ "~:(


AugenЬlick an und fragte unseren Mann: "Ist die Hochzeit schon vorbei?"Wahrenddessen schwang sich das Ketten tragende Mannlein auf dasallerletzte Ross und verschwunden war der Spuk.Der Grйnrock vom RandenAuf dem Randen gibt es eine verrufene Stelle, an der schon manchaberglauЬischem Fuhrknecht angst und bange wurde. Es gibt heute nurnoch wenige alte Leute, die den genauen Ort kennen. Fragt man sie nachihm, so wenden sie sich аЬ und schweigen.Vor iiber 100 Jahren erschien einem Fuhrmann ein Grйnrock, wie dieJager der Gegend gerne genannt werden. Der streckte, ohne eigentlichenGrund, den Arm aus und bot dem Fuhrmann Geld an. Erstaunt Ьlicktejener den Fremden genauer an und sah zu seinem Entsetzen diePferdefiiiЗe. Sie warnten ihn rechtzeitig vor dem Versucher. Hastig trieber seine Pferde an und verlieiЗ die geheimnisvolle Stelle.Ein anderer horte einmal, eben an diesem Platze, kurz nach Mitternachtdas Jagerhorn. Grauen iiberfiel ihn. Bald darauf sah er eine wildeReiterschar vom Randen her iiber die Berghohe jagen. Der Randen istvoller Geheimnisse.Andere RandengeisterZwischen Nordhalden und Kommingen, an der so genannten "Stieg",treiЬt das "Dohlemannli" sein Unwesen.Oberhalb von Nordhalden, am Winterhang des Tales, in der Nahe desDorfes ist das "HoЬilimannli" zu Hause.62


Zwischen Kommingen und Uttenhofen im verbindenden Та! wohnt das"Dahlmiinnli".Zwischen Uttenhofen und dem heutigen Hauhof liegt das Reich des"Wulterermiinnli".Ostlich von Kommingen, Talheim zu, haust das "Schlifferemiinnli".Alle diese Geistwesen leЬten in Gebieten, in denen sich Quellen oderderen AЬ!eitungen befinden. Mit groi3er Wahrscheinlichkeit gehen sieaufheidnisch-germanischen Volksglauben zuri.ick, der Quellen als Sitzeund Behausungen von gottlichen oder halbgottlichen Wesen ansah.Was diese Quellgeister fйr Taten, Aufgaben und Eigenarten haben, istnicht йberliefert. Nur der Glaube an ihr Sein ist geЬ!ieben.Das Vohloch-Hannele und der NachtvogelDas Vohloch ist ein Waldstйck in der Niihe der Epfenhofener Banngrenzegegen Zollhaus, am Vogelherd. Bereits 161 О wird dieses Gebieterstmalig in den Urkunden erwiihnt. Nach diesem Wald heii3t das"Hannele".Aber wer das Vohloch-Hannele von Epfenhofen wirklich ist, kannniemand genau sagen, jeder weii3 jedoch, dass es sie giЬt, und vielewollen sie auch schon gesehen haben. Man muss sich vor dem Hannelesehr in Acht nehmen, denn sie ist so etwas wie eine Нехе und man erziihltsich Schlimmes von ihr. Abends, wenn die Schatten liinger werden,taucht sie manchmal unerwartet aus dem Walde auf. Dann hat sie nichtsGutes im Sinn. Kinder, die abends zu spiit vom Milchholen nach Hausekommen, sind besonders gef


Nachtvogel, der beaлgstigend schreit und knapp iiber die Haupter derErschreckten hinwegfliegt und die Verspateten zu schneller Heimkehrbewegt.Der Feuergeist vom StiidtleEs giЬt in unserer Gegend kaum eine Gemeinde, die in den vergangenenJahrhunderten nicht ganz oder teilweise den Flammen zum Opfergefallen ist, wurde doch in allen Hausern mit offenem Feuer gekocht undgeheizt. Die Hauser waren zum iiberwiegenden Teil aus Holz, mancheDacher manchmal mit Schindeln gedeckt.Es ist deshalb verstandlich, dass die Bewohner in gro13er Furcht vorFeuersbriinsten lebten und diese auf alle Falle zu verhiiten suchten.Besonders schlimm wurde immer wieder das SHidtle in Blumbergheimgesucht. Die Gemeinde versuchte, flir die Bekampfung standigeFeuerreiter einzusetzen, die bei Gefahr Hilfe aus den Nachbargemeindenholen sollten. Bereits 17 42 wurde der Bauer Schaller aus Riedбschingenfur Blumberg zustandig und zum Feuerreiter ernannt.Aber trotz aller Vorsicht schlug das Unheil immer wieder zu. Am2. Dezember 1823 schlug aus Xaver Heyders und Martin Martis HausFeuer aus dem Dach, und in einer halben Stunde standen neun GeЬiiudein hellen Flammen.Man beauftragte daraufuin drei Nachtwachter, die, ausgeriistet mitDienstmiitze, Hellebarde und Feuerhorn, die Nachtruhe schiitzen sollten.Aber meistens waren nur zwei oder nur einer auf Streife, dazu kam, dassder eine schwerhбrig und au13erdem wegen Trunkenheit im Diensteschon bestraft worden war.Das Vo hloch-Hannele und der Nachtvogel64


1851 beschloss die Gemeinde, sollte das Feuer im Stadtle erneutausbrechen und auswartige Hilfe erforderlich sein, sollten Martin Wildnach Riedbohringen und zum Bezirksamt, Mattha Schalk nachEpfenhofen und Fiitzen, der Adlerwirt Schmid nach Hondingen undJacob Happle nach Riedoschingen reiten.Aber alle Vorsicht war vergebens. Am 16. August 1869 brannte dieBurgmiihle beim Stadtle аЬ, und vier Jahre spater, am 1. April 1873,fielen im Dorf und im Stadtle 31 Hauser den Flammen zum Opfer.Darunter waren auch die Zehntscheuer und das Rathaus. Viele alteUnterlagen wurden vernichtet.Den DorfЬewohnern wurden die haufigen Brande unheimlich, und manerzahlte sich unglauЬliche Geschichten: Vor jedem Brand im Stadtle sollnachts zwischen den Mauern eine weiВe, feurige Gestalt zu sehengewesen sein. Nie war sie zu fassen. Tags daraufbrach dann immer einboses Feuer aus.WuhrwieЬli und WuhrkatzFriiher erzahlte man sich von einem geisterhaften Wesen amWutachwehr zwischen Aselfingen und Achdorf, einem "WuhrwieЬli"oder auch einer "Wuhrkatz", das ist heute nicht mehr so genau bekannt.Die Leute hatten Angst - vor allem bei Dunkelheit - am Wehrvorbeizugehen. Einige berichteten, sie hatten ein Brummen und Fauchenvernommen und gliihende Augen gesehen. Manch einen nachtlichenWanderer hat die "Wuhrkatz" verleitet, den Weg zu verlassen, sodass ersich verirrte.Einmal machte sich dort ein Кnecht folgenden SpaB:Als sich spatabends ein Einwohner naherte, versteckte er sich hintereinem Busch, brummte und Ьlies gliihende Funken aus seшerTabakspfeife - der Erschreckte stob schreiend davon.66


Geheimnisvoller Wa nnenwegVon jeher bestand zwischen Zollhaus und Epfenhofen ешVerbindungsweg. Er ftihrt auch heute noch am Lindenbйhl vorbei undstreift den alten "Vogelherd" (in dieser Gegend wurden frйhervermutlich mit Leimruten Vogel gefangen) und ftihrt amgeheimnisvollen Bezirk "Galgenrain" vorbei. Hier stand in frйher Zeitder Galgen der Landgrafschaft Fйrstenberg. Das Amt Blumberg war vonden Grafen zur Richtstatte ftir alle Orte des Amtes eingerichtet worden.Das war schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts so. ZwischenLindenbuhl und Buchberg lagen auch drei kleinere Fischweiher, derenDiimme man heute noch sehen kann. Die Sage erziihlt, dass man hier dieLeichen der Gehiingten versenkt habe. Historisch ist dies jedoch nichtzu belegen, aber man weiВ, dass Hingerichtete auf dem Friedhof nichtbegraben werden durften.Es ist deshalb verstiindlich, dass der Weg von Zollhaus nach Epfenhofenftir die Bev6lkerung seit jeher beiingstigend und Furcht erregend war.Noch um die Jahrhundertwende erziihlte man sich in Epfenhofen diegeheimnisvolle Geschichte des "Schimmelreiters". Viele ftirchteten sichvor ihm und mieden in den Abendstunden und bei Nacht diese StraBe.Niemand wollte dem grausigen Reiter begegnen. Der Blick desSchimmelreiters soll starr und steif machen, und das Schnauben seinesRosses sei wie der Sturmwind. Wer ihm begegnet, sollte schnell zurAbwendung der Gefahr ein stummes Gebet sprechen. Der Schimmelreiteroder "der Wilde Jiiger", wie er auch genannt wird, soll ein ЬOserRitter auf der Randenburg gewesen sein, der sein Unwesen Ьis nachFйtzen, Epfenhofen und Randen hinein getrieben habe. Zur Strafe ftirseine Untaten muss er nun Ьis zum Jungsten Tage durch die Wiilder desRanden reiten.Oliva Merk aus Epfenhofen konnte sich noch gut erinnern und erziihlteeine andere Begebenheit:67


"Von der Zollhauser Wanne sei аЬ und zu ein Reiter, der keinen Kopfhatte, auf einem Schimmel sitzend, gegen das Dorf hinuntergerittensein."Die Geschichte vom Reiter ohne Kopf ist weit verbreitet. Man begegnetihr auf der Baar, im Schwarzwald, im Hegau und auf der Alb. Auf dem"Langen Randen" giЬt es sogar einen "Schimmelweg", der nach derGegend der "HeidenlOcher" sich hinzieht und an dem die alte Sage vom"Schimmelreiter" noch heute haftet.Das HeidentierWenn man von B1umbergs Ortsteil Opferdingen nach Mundelfingengeht, iiberschreitet man die so genannte Heidenbriicke. Hier haust dasHeidentier, das sich immer dann zeigt, wenn das Wetter umschlagt. Esmacht sich dadurch bemerkbar, dass es einen Laut ausstbl3t, derjedermann durch Mark und Bein dringt und dem Schrei eines erstickendenKindes gleicht. Es bewegt sich mit solcher Geschwindigkeit,dass es fast im g1eichen AugenЬlick hier und an einem anderen Ort, dereine ha1be Stunde davon entfernt ist, seine Stimme ertбnen liisst. Ebensokann es seine Gestalt beliebig andern, sodass man es ba1d als Pferd, baldals Kalb oder Hund sieht. In den meisten Fallenjedoch Ьleibt es unsichtbarund verrat seine Anwesenheit nur durch furchtbares Schreien.68


Vo n Kirchen, Gottern,Madonnen und Wa hn


........ ____________ _Das flammende Kreuz im HochwaldIn der Mitte des 16. Jahrhunderts, nach dem niedergeschlagenenBauernkrieg, als in den liindlichen Gebieten die Forderung nach sozialer,politischer und religiOser Erneuerung nicht enden wollte, war es auch inFiitzen sehr unruhig.Ein groBer Teil der Einwohner wollte vom alten katholischen Glaubenabfallen und wie die benachbarten Begginger eine evangelischeGlaubensgemeinschaft Ьilden. Die Bewegung fand viele Anhiinger, wardoch die katholische Pfarrei in Fiitzen aufgrund der Кriegswirren bereitsseit vielen Monaten verwaist. Es kam zu Streitigkeiten und offenenFeindseligkeiten. Man erziihlt sich noch heute, dass am Randenhangzwischen Fiitzen und Beggingen ein groBes Treffen der zerstrittenenkatholischen und protestantischen Bevбlkerung stattgefunden habe.Nachdem es zu keiner Einigung gekommen sei, wurde als Zeichen derreligiбsen Spaltung eine Fahne verbrannt. Offentlich bekannte man sichzu seiner Entscheidung: "Die einen gehen hierhin, die anderen dorthin."ОЬеr dem Hochwald sei anschlieBend ein "Flammendes Кreuz" zusehen gewesen, und nie wieder sei anjener Stelle ein Baum gewachsen.Man mied anschlieBend jenen Platz.War eine kurz daraufhin ausbrechende grausame Pest, die vieleTodesopfer forderte, der Grund daflir, dass sich in den folgenden Jahrenin Fiitzen keine protestantische Gemeinde Ьildete, oder sah man im"Flammenden Кreuz" iiber dem Hochwald einen Fingerzeig Gottes?Die zweifache Errettung RiedoschingensIn den Jahren 1777-1820 war Dekan Ignatius Lindau Pfarrer inRiedбschingen. Er erziihlt uns, dass in den ersten Jahren seines Wirkensin Riedбschingen fast die ganze Gemeinde von einer Seuche heim-71


------------------......gesucht worden sei. An einem Tag musste er йЬеr 100 Personen dieSterbesakramente spenden. In allen Шiusern habe er dann zum Betenaufgefordert und den heiligen Franz Xaver als Fйrsprecher vorgeschlagen.Sonderbarerweise starben nur sechs Personen, die anderenwurden alle wieder gesund.Im Jahre 1 796 zogen Franzosen und Osterreicher sengend und plйndernddurch das Kirchtal. Wiihrend in fast allen Ortschaften ringsum groJЗerSchaden angerichtet wurde, Ьlieb Riedбschingen erstaunlicherweiseverschont.Aus Dank fiir die beiden wundersamen Rettungen lieJЗ die Gemeinde eingroJЗes OIЬild vom Kunstmaler G. MeJЗmer aus Saulgau malen, welches1797 geliefert wurde und heute noch in der Riedбschinger Kirche hiingt.Die sechs Кreuze, die der Engel dem heiligen Franz Xaver entgegenhiilt,erinnern an die sechs Toten der Seuche, wiihrend im unteren Teil Riedбschingenim Jahr 1796 zu sehen ist, wie die Sбldner der бsterreichischenund franzбsischen Truppen an Riedбschingen vorbeiziehen.Die Muttergottes von AitlingenIm dem Jahr, als die Schweizer vor dem Blumberger Schloss zurйckgeschlagenwurden und vermutlich die Burg Hardegg zerstбrt wurde -niimlich 1499 - zogen die Eidgenossen auch in das Aitrachtal undzerstбrten das Dorf Aitlingen vollstiindig. Welche Ursache hierzu gefiihrthat, ist nicht bekannt. Die Bewohner bauten ihre vom Feinde verwйstetenHeimstatten nicht mehr auf, sondem siedelten nach Riedбschingen йЬеr.Noch zeigt man den Ort, wo die КареНе vonAitlingen stand, und die Sageerziihlt von einem Bilde der schmerzhaften Muttergottes, das sich heuteDie Muttergottes von Aitlingen72


in der Pfarrkirche zu Riedбschingen befindet. Es sei immer wieder an denfriiheren Ort, namlich an den Platz der КареНе zuriickgekehrt, Ьis es aufAnraten des Bischofs zuletzt in feierlicher Prozession in die Pfarrkirchegeleitet wurde. Seitdem schmiickt die Muttergottes das Кirchenschiff desRiedбschinger Gotteshauses, ohne weitere Ausfliige nach Aitlingen zuuntemehmen. Und das giitige Lacheln der Madonna liisst uns annehmen,dass sie auch dort Ьleiben will.Seit der Zerstбrung von Aitlingen ist Grund und Boden dieses Ortes einTeil der Gemarkung von Riedбschingen. Nur einige Gewannnamen wieAitlinger Feld, Aitlinger Hau erinnem noch heute daran, dass sich hiereinst eine alte Siedlung befand.Wie die Fischers in Fйtzen zu Meister wurdenIm Bauemkrieg hatten die Fiitzener sehr zu leiden, beteiligten sich aberandererseits kraftig an den Untaten dieser Zeit. Die Aufstandischenzogen zur бsterlichen Zeit des Jahres 1525 unter der Fiihrung von HannsMiiller von Bulgenbach und Hanns Penkler von Fiitzen aus in die Baar,veriibten grausame Morde und verursachten unsaglichen Schaden; dieBauern selbst aber iiberfielen aufgeregt das Schloss N euenburg, welchesJohann von Schellenberg zu Hiifingen gehбrte, eroberten und pliindertendasselbe, trieben das Vieh hinweg und verbrannten die ganzeVeste samt den Scheunen.Nach einer Ьis heute iiberlieferten Nachricht sollen damals die Einwohnerin zwei Parteien gespalten gewesen sein; die eine hielt es mit denAufstandischen und wollte vom alten Glauben nach dem Beispiele derBegginger aЬfallen, die anderen wehrten sich jedoch dagegen. DieSpannungen in der Gemeinde wurden so groB, dass sich die Gegenparteiennicht einmal mehr bei den бffentlichen Brunnen Wasser schбpfen lieBen.Eine Familie, man sagt, sie habe "Fischer" geheiВen, setzte sich fiir die74


Erhaltung des alten Glaubens besonders ein und soll nach errungenem Siegihren Namen in "Meister" geandert haben. Lange noch genoss diese Familieals kraftvolle Verteidigerin des Glaubens das Ehreшecht, bei den бffentlichenGottesdiensten auf dem ersten Кirchenstuhl Platz zu nehmen.Fiitzen ist auch der Geburtsort des Martin Meister, welcher nach demTode Caspars II. diesen 1596 in seinem Amt als Abt von St. BlasienaЬlбste. Sein Geburtshaus war der auBerste Bauernhof oberhalb deroberen Miihle. Der Sage nach war es das Stammhaus der alten Fischer,welche ihren Namen in Meister geandert hatten. АЬt Meister flihrtewirklich in seinem Wappen einen Fisch.Die wundersame Rettung der Kirche zu HondingenIm Jahre 1796 tobte in unserem GeЬiet der 1. Koalitionskrieg, den dieverbiindeten europaischen Machte gegen das revolutionare undnapoleonische Frankreich fiihrten. Die Franzosen drangen Ьis nachBayern vor, wurden aber von Erzherzog Karl, einem Bruder desбsterreichischen Kaisers, geschlagen. Nun strбmte das ganze Heerwieder zuriick, dem Rhein zu. Morceau, der franzбsische Heerfiihrer,versuchte, einer Umklammerung zu entgehen, und nahm den Weg iiberStiihlingen. Dabei bekamen auch Blumberg und Hondingen die Last derfeindlichen Einquartierung zu spiiren. Die Blumberger hatten sich mitihrem Pfarrer Honold rechtzeitig nach Achdorf in Sicherheit gebracht.Dies war auch notwendig, denn der Pfarrhof in Blumberg, welcher heutenoch an der Кreuzung HauptstraBe/Vogtgasse steht, wurde wie iiЬlichvбllig ausgepliindert und der gesamte Кirchenschatz geraubt. DerSchaden betrug an die 1000 Gulden. Drei Tage und Nachte iiberschwemmtendie franzбsischen Truppen auch Hondingen. Die Einwohnerwaren fast alle in den geheimen und teilweise befestigtenZufluchtsort auf dem Sissiberg gefliichtet, und kaum ein Mensch war75


noch zu sehen. Die Franzosen pliinderten den Ort fйrchterlich. OЪerall,wo sie auftauchten, hatten sie auch die Gotteshauser ausgeraubt, dieHeiligtйmer vernichtet, die Tabernakel eingeschlagen und natйrlichKelche und Kirchengeratschaften mitgenommen. Am HondingerPfarrhaus schlugen sie die Tiiren und Fenster ein, nahmen alleHabseligkeiten mit oder zerschlugen sie. Aber in die danebenstehendeKirche und die Kapelle ist kein pШndernder Franzose gekommen,obwohl mehrere Franzosen mit aller Gewalt gegen die altenKirchentiiren schlugen und sie aufzutreten versuchten. Mit deneinfachsten Werkzeugen hatte man jedoch die alten Пiren Offnen odereinschlagen konnen. Ein kranker Mann, Anton Happle, der an zweiКriicken ging, wollte sich ebenfalls in den Wald retten, aber er kam nurnoch bis zur Kirche. Er ging also auf den Kirchhof und verbarg sichschnell in dem bei der КареНе stehenden Beinhaus. Auch ihm geschahkein Leid, obwohl die Feindestruppen hin- und herliefen und immerwieder versuchten, in die Kirche zu gelangen. Er konnte alles mitansehen:weder der Kirche noch der Kapelle noch ihm, dem besagtenAnton Happle, geschah ein Leid. War dies nun ein Zufall oder derFiirbitte des Gnadenbildes in der Hondinger Kirche zu verdanken? N och1821 erzahlten viele aufgehangte Votivtafeln von den wundersamenErhorungen, die die Madonna verursacht haben soll.Das Kreuz beim Roten Bild in HondingenDort, wo vor dem Bau der neuen StraBe nach Fiirstenberg die StraBe nachdem Schacher abzweigte, steht ein Holzkreuz mit kleeЫattartigenКreuzendungen. Uber dem holzgeschnitzten Korpus befindet sich einMetallbaldachin. Der Platz, auf dem das Кreuz steht, heiBt eigen-Die wundersame Rettung der Кirche zu Hondingen76


artigerweise "Beim Roten Bild", sodass angenommen werden muss,frйher habe dort ein rot gemaltes Bild gestanden, vielleicht in einenBildstock eingelassen. Wer noch vor rund funfzig Jahren nachts amKreuz "Beim Roten Bild" vorbei musste, hatte es plбtzlich eilig, dennman erzahlte sich allerhand Ungereimtes йЬеr das, was dort schongeschehen sei und noch geschehen kбnne. GroBe Sunder soll derGekreuzigte mit eigener Hand und Кnuppel zum Schacher geprйgelthaben. Realistischer durften die Erzahlungen von Wegelagerern undRaubern sein, die an dieser Stelle auf nachtliche Wanderer lauerten, umsie ihrer НаЬе zu berauben. Vor allem Frauen huteten sich, bei Einbruchder Dunkelheit "Beim Roten Bild" vorbeizugehen, im Ernstfall wurdemannlicher Schutz angefordert.1870 warnt das Donaueschinger TageЬlatt ganz бffentlich vor diesergefahrlichen Straf3e: "Aile, welche diese Straf3e auf den so genanntenSchacher bei Nacht bereisen wollen, werden hiermit vor UЪerfallengewarnt. Unliingst verlief3en zwei Freunde, gebйrtig aus dem Orte L.,abends um neun Uhr Furstenberg und wurden auf genannter Straf3e vonzwei turcoahnlichen Individuen йberfallen, aber nach deutscher Manierordentlich zurйckgewiesen, sodass sie sich wahrscheinlich spater besinnenwerden, solche turcoartigen Geschafte nachzuahmen."Bem.: Turcos wurden die franzбsischen Kolonialsoldaten genannt, dieam Krieg 1870/71 teilnehmen mussten.Das Gickelekreuz von FйtzenWestlich von Futzen, knapp hinter dem Dorfausgang, steht an der altenLandstraf3e nach Grimmelshofen ein hбlzernes Doppelhochkreuz, dasdurch seine reichhaltige Ausstattung besonders auffallt. Den ornamentalverzierten Кreuzbalken zieren Leidenswerkzeuge wie Lanze und Helle-78


arde, Hammer und Zange, Kelch und Schwamm, Leiter und Wiirfel. DasAuffallendste ist jedoch der Hahn auf der Spitze des Kreuzes. Nach ihmbekam das Hochkreuz auch seinen Namen: "Gickelekreuz". In vielenFallen ist es sehr schwer, das Alter oder die Geschichte eines solchenKreuzes herauszubekommen. Meist ЫеiЬt es bei Schatzungen undVermutungen. Bei unserem Kreuz haben wir jedoch Gliick. Erhalten isteine Fotografie aus der Zeit um 1920, die den Vergleich zu heute erlauЬt:Der obere Кreuzquerbalken war friiher ohne Leidenswerkzeuge, denunteren, der heute leer ist, schmiickten damals Kanne und Kelch. DieLanzen waren im unteren Drittel angebracht. Darunter war in einerkleinen Aushohlung еше Figur eingelassen, vielleicht eineMariendarstellung. Der Gockel schaute damals nach Osten, heute in dieGegenrichtung. Trotz aller Veranderungen ЫiеЬ der Gesamtcharakter desKreuzes bis heute erhalten. Um 1920 wird das Кreuz schon als eines deriilteren der Baar beschrieben und der Zeit um 1850 zugeordnet. Damalsgab es aufFiitzener Gemarkung acht Kreuze aus Stein und funf aus Holz.Um 1920 noch in recht gutem Zustand, war 30 Jahre spater derVerwitterungszustand weit fortgeschritten, und man zweifelte, оЬ eineRenovierung geliinge. Das Kreuz wurde jedoch von Zimmermann JosefHapple vollkommen restauriert. Aus der alten Notkirche stiftete diePfarrei einen neuen Korpus. Kranzwirt Josef Rothenbacher bezahlteMaterialien und Arbeitslohn. Malermeister Benedikt Hotz trug dieGesamtverantwortung fur die Erneuerung. Im September 1952 wurde esvon Dekan Armbruster geweiht. Nach einem weiteren Vierteljahrhundertwar die nachste Renovierung fallig. Der alte Korpus war verschwunden,und die Leidenswerkzeuge fehlten fast vollstandig. Dem Pfarrgemeinderatund Zimmermeister Кring gelang die erneute Wiederherstellung.Wie lange ein Gickelekreuz an der Stra/3e nach Grimmelshofensteht und warum es vielleicht ausgerechnet dort steht, liisst eineMundartsage ahnen. Wenn wir auch den Ausdruck "Vor vielen Jahrhunderten... " nicht ganz so wortlich nehmen diirfen, liegt doch die79


Vermutung nahe, dass sich das Кreuz schon weit uber 200 J ahre an seinemjetzigen Platz befindet. Der Sage nach war unser "Gigelechriz" letztegeistliche Station vor der Hinrichtung: Bim Gigelechriz isch me mit emde Seeweg ufgfahre. Da obli sind emol die Verbrecher ghenkt wore."SpiejЗruten im MйhloschWer vomAitrachtal in Richtung Riedoschingen fahrt, kreuzt das Gewann"Muhlosch". Am Ende des vorletzten Jahrhunderts, so um 1797, solltedas damals brachliegende Feld zum Schauplatz einer furchtbarenExekution werden.Kaum eine andere Epoche unserer Geschichte war so von Кriegengeplagt wie die napoleonische und nachnapoleonische Zeit. Von 1792bis ins Jahr 1815 war fast pausenlos Кrieg. Nur kurze ErholungspausenЬlieben der leidgeprЩten BevOlkerung.Ein besonderes ProЬlem der Krieg fiihrenden Parteien war dieRekrutierung oder auch Nachrйstung der Armeen. Vor allem im Кrieg,aber auch in den kurzen Friedenszeiten reichte das Ergebnis derRekrutenwerber, die unentwegt durchs Land zogen, nicht aus. Oftmalswurden auch junge Burschen durch richterliche Urteile zur Bestrafungden Werbern ubergeben. Jede Landschaft hatte au/3erdem einebestimmte auferlegte Zahl von Rekruten aufzubringen. Manchmal Ьliebeiner Landschaft nichts anderes ubrig, als die zu stellende Mannschaftdurch das Los zu bestimmen. Erfuhren die jungen Miinner fruhzeitigvon ihrer Zwangsrekrutierung, so war es nicht selten, dass sie sich durchFlucht vor dem drohenden Schicksal in Sicherheit brachten.Es gab aber noch eine andere Moglichkeit, dem Kriegsdienst zuentgehen. Ignatius Lindau, um 1790 Pfarrer in Riedoschingen, Ье-80


ichtet, dass j edes Mal, wenn Aushebungen zum Militar bevorstanden,die Anzahl der Trauungen schlagartig anstieg, weil gewohnlich verheirateteManner von der Dienstpflicht ausgenommen Ьlieben.Es ist klar, dass auch viele junge Manner in den Heeren sich durchFahnenflucht der Militardienstpflicht zu entziehen suchten. Aber dieStrafen waren drakonisch. Fйr jeden wieder eingefangenen Deserteurwurden dem Fanger 24 Gulden als Belohnung gezahlt, damals eineMenge Geld. Damit aber noch nicht genug. Zum Exempel wurden dieFahnenflйchtigen drastisch bestraft.Am 13. Mai 1797 lagen in Riedoschingen osterreichische Truppen, unddie Oberen hielten Кriegsrat йЬеr zwei eingefangene Fahnenfluchtige.Der eine wurde zum Tode verurteilt, der andere zum SpieBrutenlaufen.Die Vollstreckung wurde auf vier Uhr nachmittags angesetzt. Damit sichauch der gewйnschte Abschreckungserfolg einstellen konnte, wurde dasganze in Riedoschingen liegende Regiment sowie drei in Blumberg,Hondingen und Riedbohringen befindliche Kompanien auf dem "Mйhlosch"versammelt. Der zum Tode Verurteilte wurde allen Soldatenvorgefйhrt und dann erschossen. AnschlieBend musste der zweiteFahnenflйchtige durch 200 Mann acht- Ьis neunmal SpieBruten laufen.Das kam einer Todesstrafe gleich.Bei dieser Art der Bestrafung wurde mit Soldaten eine etwa zwei Meterbreite Gasse geЬildet, welche der Ьis zum Gurtel entkleidete Verurteiltemit auf der Brust zusammengebundenen Handen durchschreiten musste.Um "sich den Schmerz besser zu verbeiBen", bekam er eine Bleikugelzwischen die Zahne. Bei langsamem Trommelschlag erhielt er nun vonjedem Soldaten mit einer Hasel- oder Weidenrute einen kraftigen Schlagauf den Rйcken. Wehe dem Soldaten, der zu milde zuschlug.Um den Verurteilten am schnellen Gehen zu hindern, schritt ein Unteroffiziervor ihm her, der ihm die Ьlanke Sabelspitze auf die nackte Brust81


drйckte. In den meisten Fallen iiberleЬten die Gequalten diese Torturnicht. Vom Ausgang dieser Exekution ist nur bekannt, dass der sograusam Bestrafte anschlieBend vom Regiment weggejagt worden sei.Wie hart das Leben der Rekruten zur damaligen Zeit war und wie wenigdie Abschreckung durch Tod und Lynchen niitzte, zeigt die Tatsache,dass wahrend der Exekution auf dem "Miihlosch" zwei andere Soldaten,die in Riedoschingen zur zurйckgeЬliebenen Hauptwache gehбrten,ebenfalls spurlos verschwanden.Ein geheimnisvolles SteinkreuzAm Kommenbach in Fiitzen, unweit der BundesstraBe 314 nachGrimmelshofen, finden wir auf einer Obstwiese ein einfaches, ausheimischem Stein grob gehauenes Кreuz. Im Sommer versinkt es fastim Gras und ist meist nur Ortskundigen bekannt. Die Fiitzener nennenes "Schwedenkreuz" und respektieren seinen Standort. Sie ahnen, dassan dieser Stelle frйher etwas Unheimliches geschah. Keine Urkunde,keine Eintragung im Kirchenbuch verrat uns den Grund seinerErrichtung. Man erzahlt sich im Dorf, dass hier im DreiВigjahrigen Kriegein Schwede erschlagen worden sei, aber man weiВ es nicht genau.Das wuchtige Steinkreuz schaut са. 90 cm hoch aus dem Boden, ist са.60 cm breit und 25 cm tief. In seinen MaBen erinnert es uns an dieLangenmaBe, die im Fiirstenbergischen Gebiet frйher iiЬlich waren(1 FuB = 30,375 cm). Das Kreuz ist also drei FuB hoch, zwei FuB breitund ungefahr einen FuB tief- eine harmonische Aufteilung.Aus vielen alten Gerichtsurkunden wissen wir, dass im Falle einesTotschlages das Urteil meist dreischichtig aufgebaut war: 1. Bestrafungund BuBe des Morders, 2. Sorge fur das Seelenheil des Opfers und 3.Vorsorge, dass nicht weiteres Unrecht geschah. Der Tater hatte zunachst82


eine genau festgelegte Entschiidigung an die Farnilie des Toten zu zahlen,war ihr doch rneist der Erniihrer genornrnen. Zudern rnussten ftir seinSeelenheil Kerzen, Messen und Jahrtagsiirnter gespendet und die Pfarrerdaftir entlohnt werden. Darnit rnan sich noch lange an den Getбtetenerinnerte, rnusste dort, wo dessen Farnilie wollte, ein Steinkreuz gesetztwerden. Darnit dieses nicht zu klein ausfiel, wurde die GrбBe genaufestgelegt und in FuB angegeben. Manchrnal rnusste es der Verurteilteselbst in die Erde graben, auf den Кnien "zu Кreuze kriechen", dazu eineLichterprozession spenden und sich so бffentlich derniitigen. Urn derRache der Farnilie des Toten zuvorzukornrnen, wurde er hiiufig noch aufeine Wallfahrt geschickt, die kostspielig war und rnanchrnal sehr langedauerte (z. В. bis nach Santiago di Cornpostela in Spanien). Oft war derPfarrer daftir verantwortlich, dass die Auflagen des Siihnevertrageserftillt wurden.Auch in unserer Gegend wurden Siihnekreuze erstellt. Dies beweist eineUrkunde irn F. F. Archiv II, 345 in Donaueschingen aus dern Jahr 1574:Der Blurnberger Forstrneister Ye singer wurde von zwei Miinnern,verrnutlich Wilderem, errnordet. Die Tiiter wurden ergriffen, es warenHeinrich Кrarner aus Miinchingen und Christian Heldin ausOpferdingen. Das Landgericht Fiirstenberg verkiindete folgendes Urteil:Innerhalb von 14 Tagen rniissen sie vorn geistlichen Richter dieAbsolution ernpfangen, innerhalb eines Monats in der Kirche nachAnweisung des Priesters Besserung schwбren. Die Witwe des Fбrstersrnuss vorher davon benachrichtigt werden. An diesern Tage rniissen sievon vier Priestern Messen und Arnter halten lassen ( die sie natiirlichbezahlen rniissen). Jeder Verurteilte rnuss dabei eine Kerze von einernVierling Wachs tragen und vier andere Miinner eine Kerze von '12Vierling Wachs. Dort, wo die Obrigkeit es befiehlt, rnuss ein Steinkreuzgesetzt werden, vier FuB hoch und drei FuB breit. Die beiden rniissen dieKosten des Landgerichtes zahlen, der Witwe als Entschiidigung fiir ihrenverlorenen Mann 125 Gulden und die gleiche Surnrne dern Grafen83


Heinrich zu Fiirstenberg fiir seine Ansprache beim Gerichtstermingeben. Vier Biirgen miissen fiir die Erfiillung des Urteilsspruches sorgen.Wir wissen heute nicht mehr, wo das Yesingerkreuz stand, aber einweiteres Steinkreuz wurde 1975 bei der StraBenerweiterung zwischenHondingen und Fiirstenberg gefunden und vom Mesner Eisele auf denКirchplatz von Hondingen gebracht. Im Kirchturm wartet es zur Zeitnoch auf einen neuen, wiirdigen Platz. Die Vermutung liegt nahe, dassdas Fiitzener Steinkreuz eine ahnliche Geschichte wie das Ye singerkreuzhat.Die Gottin von HondingenNach dem Ende des Heidentums auf der Baar soll die Pfarrkirche inHondingen von den ersten Christen des Ortes errichtet worden sein. DieBauweise der Kirche, besonders des Turmes, soll Beweis dafiir sein. Manerzahlt sich aber auch, dass schon die heidnische UrbevOlkerung hiereinen Tempel hatte und ihre "Abgotter" oder Gotzen dort aufstellte.Sicher sind auch die schon vorhandenen Gehaude von den Christengenutzt worden. Die Tempel der vorchristlichen Zeit waren neben einemOrt religioser Handlungen ganz besondere Zufluchtsorte. Jedem wurdedas Recht der Zuflucht zugesprochen, sei er verfolgt, gesucht oder selbstdes Totschlages angeklagt. Im Tempel fand er Ruhe und Sicherheit unddurfte nicht gefasst oder bestraft werden. Vor weltlicher Verfolgung warer sicher, und niemand durfte Hand an ihn legen. Die Tempel hatten einenbesonderen offenen Eingang, ohne Tor, sodass jeder zu jeder Zeit freienZutritt hatte. Dem HondingerTempel fcillt besondere Bedeutung zu, weilin keiner alten Handschrift der Gegend von anderen heidnischenDie GOttin von Hondingen84


Kultstatten die Rede ist. Bei einer Renovierung in Geisingen im Jahre1786 wurde eine alte Chronik gefunden, die aussagte: "Diesseits derLange war vormals ein beriihmter Gotzentempel, zu welchem dieHeiden ihre besondere Zuflucht hatten." Hier soll nach alterOberlieferung das Bild der schonen Gottin "Bittie" gestanden haben.Nun geschah es im Jahre 1706, dass das Dach der Hondinger Kirche neugedeckt werden musste. Sicher war dies Anlass, den Kirchendachstuhlgriindlich zu entriimpeln. Die Oberraschung war ungeheuerlich, als manein uraltes GotzenЬild fand, welches vielleicht einst den HondingerTempel zierte. Schwach war noch der Name "Bittie" zu erkennen. Hattenes alte Anhanger des Heidenglaubens einstmals an dem Ort versteckt,der ihnen am unverdachtigsten erschien: in der Kirche selbst? Sollte"Bittie" dort unter christlichem Dache und Schutz weiterleben? Oderwar es einfach nur Angst vor der Rache der einst verehrten Gottin, fallsihr Bild zerstбrt werden sollte? Fйr den damals amtierenden Pfarrer Auerwar dies sicher ein willkommener Anlass, seinen Dorfuewohnern denSieg des Christentums uber die alten Gotter deutlich zu machen. Eingro/Зes Dorffest wurde anberaumt, das GotzenЬild aus seinem Versteckgeholt, vom Dachboden hinuntergeworfen und 1706 in Gegenwart vielerZuschauer verbrannt. Schriftliche und mundliche Oberlieferungenbehaupten, die Dorfjugend sei dabei, erfreut йЬеr solch unerwarteteAbwechslung, altem Brauch entsprechend, uber das Feuer gesprungen.Wie schade, dass zu jener Zeit die Angst vor vorchristlichen Symbolennoch so gro/3 war. "Bittie" konnte uns vermutlich heute, wissenschaftlichexakt untersucht, viel iiber unsere Vorfahren in Hondingen und derUmgebung erzahlen.Wo friiher die Gottin "Bittie" stand, sollen die fruhen Christen dasBildnis der Jungfrau Maria aufgestellt haben, das heute noch verehrteGnadenЬild der Hondinger Kirche. Seit vielen Jahrhunderten ist esgleich schon und anmutsvoll, obwohl es keine Hinweise giЬt, dassmenschliche Hand in den vielen Jahren etwas verandert oder86


ausgebessert hat. 1353 erteilte Papst Innocent VI. der Kirche denheiligen AЬlass und legte so dеп Gruпdsteiп fiir еiпе jahrhuпdertelaпgeWallfahrt.Aselfingen verliert seine kirchliche SelbststiindigkeitAselfingeп war ursprtiпglich еiпе eigene Pfarrei und kirchlicher Mittelpuпktfiir die Orte Achdorf, Uberacheп, Eschach, Opferdiпgeп, Muпdelfiпgeпund Riedbohriпgen. Spiiter wurdeп die gr6I3eren Aпsiedluпgenzu selbststiindigeп Pfarrstelleп erhobeп, auch Achdorf. Aber schoп frйhhatten beide Nachbarorte wieder еiпеп gemeiпsameп Seelsorger, dеппim Jahre 1432 vereiпigte man die beiden Pfarreien. Warum es dazu kam,dass Aselfiпgeп seineп eigeneп Geistlicl1eп verlor und die Gliiubigenvon Achdorf aus betreut wurdeп, das erkliirt die Sage so:Iп Кriegs- uпd Hungerjahren reichten die Abgaben der GemeiпdenAselfingen und Achdorf nicht fur den U nterhalt vоп zwei Pfarrherren, j а,es kam ofters vor, dass in keiner der beiden Kirchen ein Gottesdienststattfand. Iп eiпem Frйhjahr schob sich пuп bei eiпem groiЗeп Haпgrutschап der Uberacheпer Seite die Erde bis zur Wutach vor uпd verursachte еiпеgroiЗe Uberschwemmuпg im Tal. Davoп wareп auch die Kirche, derFriedhof uпd wohJ auch das Pfarrhaus betroffeп. Aufgruпd dieserVerwtistungeп uпd um die Eiпktiпfte eiпes Pfarrers zu sicherп, hob mапdie Aselfiпger Pfarrstelle auf uпd betreute den Огt von Achdoгf aus.Riitselhafte Mauen·este in AselfingenBei Aselfiпgen im Gеwапп "Brйhl" auf dег kleiпen Anh6he hiпter demGemeiпdegebliude ( ehemals Faпenstall, heute Genosseпschaftsmosterei)stieiЗ mап vor Jal1ren auf Mauerreste uпbekannter Herkuпft.87


Es handelt sich uт eine ungewohnliche Bodenwбlbung, etwa 1 О т lang,4 bis 5 т breit und 0,5 т hoch. Als таn diese vor Jahren aЬtrug, weilsie Ьеiт Miihen hinderte, kaтen lauter Steinbrocken zutage, wie таnsie frйher zuт Mauerbau aus der Wutach oder in Steinbrйchen holte.Man benotigte viele Fuhren, uт den flachen Buckel einzuebnen. Heuteriitselt таn iттеr noch, uт was fйr ein Gebiiude es sich hier gehandelthaben konnte. Die einen verтuten, es konnte sich uт ein frйhes Кlosterhandeln, die anderen тeinen, die Sage weise auf eine fri.ihere AselfingerKirche oder auf das einstige Pfarrhaus hin.Verhexte Milch in OberachenAugust Burger, gebi.irtiger OЪerachener, erziihlte iт Alter von 87 Jahren,dass in seiner Jugend noch тanche alten Leute an Hexen glauЬten unddiesen Glauben auch auf die Jugend i.ibertrugen. Schon Ьеiт Butterтachenfing es an. Hatte таn geni.igend Rahт beisaттen, wurde er iтButterfass zu Butter gerйhrt. Manchтal dauerte dies etwas liinger, wenndie Sahne nicht die richtige Teтperatur hatte. Da gab es doch Leute, diesagten, der Rahт sei verhext. Einтal habe er in der Nachbarschaftтitgeholfen, als es keine Butter geben wollte. Der Grol3vater gingdaraufhin zuт Nachbarn in die Schтiede, holte ein gli.ihendes Eisensti.ickund stiel3 es in den Rahт. Daтit glaubte er, die Нехе vertriebenzu haben, denn es gab dann schnell Butter.Das Wunder von St. OttilienFi.ir die bewegte Vergangenheit Bluтbergs gibt es viele Zeugen: denSchlossbuck, die Weiherdiiттe, die Stadtkirche und vieles тehr. Nurwenigen di.irfte jedoch die uralte Geschichte des kleinen Kirchleins auf88


______________ ....... ...der Ottilienhohe bekannt sein. Hier stand bis 1831 eine Kapelle, derenUrsprung in die Zeit um 1462 f


Hochnotpeinliches Verhor im SchlossEines der traurigsten Kapitel des 17. Jahrhunderts war sicher derHexenglaube mit seinen ungeheuerlichen Auswirkungen. GanzDeutschland, also auch unsere Gegend, und gro/3e Teile Europas wurdenvon diesem Wahnwitz erfasst.Die Burg Blumberg muss schon seit dem 15. Jahrhundert ein geraumigesund gut befestigtes Kerkersystem gehabt haben, denn 1423 bekamRudolf von Blumberg die halbe Fischlizenz in der Wutach geliehen,wenn er die strafЬaren Leute von St. Blasien gegen 21/2 Pfund Hellerjahrlich im Turm der Burg gefangen halte. Das hatte sich vermutlich bis163 5 nicht gro/3 geandert, nur wurden jetzt die der Hexerei Verdachtigtender ganzen Gegend hier eingesperrt.Im Dezember sind es zunachst vier Frauen von LOffingen und eine Frauvon Rбtenbach, die wegen des Verdachts der Hexerei eingekerkertwurden. Im gleichen Monat noch sieben weitere Frauen aus Lбffingenund zwei Manner, der Sackpfeifer und der Salpetersieder vonGбschweiler, dann wiedei neun Frauen aus LOffingen und zwei ausReiselfingen. Sie alle standen vor dem "Malefizgeiicht" im Schlosse zuBlumbeig, wurden hiei befшgt und gemaitert und gaben endlich zu, mitihiem Buhlen oder mit dem Teufel zu nachtlichen Tanzen auf Stecken,Gabeln, Katzen odei GeiJ3Ь6cken durch die Luft auf den Alenbeiggeflogen zu sein, auch Haustieie veihext und gelahmt odei Unwetterherbeigeschworen und Gott und alle Heiligen verleugnet zu haben.Das Folteш wurde mit Unteibrechungen mehrmals, auch an mehieienTagen wiederholt und dabei noch verscharft, bis die Opfer durch diewahnsinnigen Schmerzen k6Ipeilich und geistig zerшiiibt und zeпiittetall das Unsinnige zugaben, dessen man sie beschuldigte. Sie verlangtenschlie/3lich nach dem Tod, nur um weiteien Qua!eieien zu entgehen. Aufdie Fiagen ihiei Peiniger antworteten sie das, was im Volke iiberZaubeieien und Hexentanze herumgesprochen wurde. Ober all diese90


Menschen wurde das Todesurteil gefallt. Sie wurden mit dem Schwertenthauptet, ihre Leichen wurden "zu Aschen" verbrannt.Im Januar 1636 folgte in Blшnberg ein weiterer Hexenprozess uber einenMann aus Loffingen, drei Frauen von Reiselfingen und drei Fraнen нnd einMadchen анs Loffingen. Diesmal wшden die zwei Frauen von Loffingenmangels genugender Beweise wieder auf freien Fu13 gesetzt, die anderenaber vernommen, gefoltert нnd mit dem Schwert hingerichtet. Im gleichenJahr ereilte sogar den Stabhalter des Baar-Furstenbergischen Landgerichts,Mathias Glunk, das Todesurteil, trotz verzweifelter Versнche, seine Unschuldzu beweisen. Er wшde gefoltert, gestand нnd wurde enthaнptet. Wogenaн diese Todesшteile vollstreckt wнrden, ist nicht klar uberliefert. Dochdie Folterнngen fanden alle im Blumberger Schloss statt. Blumberg unterhieltdamals einen Scharfrichter нnd besal3 ансh einen Galgen. Man wirdwohl die Verнrteilten nicht wieder in ihre Heimatorte zurйckgebracht haben.Obrigens - der Landgerichtsschreiber, der viele Niederschriften vonHexenprozessen anfertigte, war ein Blшnberger нnd hiel3 AndreasFricker. Im F urstenbergischen Archiv in Donaнeschingen liegt heute nochdas graнsige "Blutbuch", und wir konnen seine Protokolle nachlesen.Frau Margarete Muller, geb. Bohringer, wohnte bis 1936 im НанsHaнptstral3e 1 14, also in нnmittelbarer Nachbarschaft zнm alten Schlossberg.Sie erzahlte von diesem alten Gemaнer, das auch "die Вшg" oderdas "Weil3e Haus" genannt wшde, von Schie13scharten zum Gampen hin,grol3er Mauerstiirke und stuckverzierten Wohnzimmerdecken. Imнnteren Keller soll eine Hohle ins Erdreich gegraben gewesen sein, diemit einem Eisentor verschlossen war.In den 50er-Jahren wurde bei Umbaнarbeiten an diesem Haus ein unterirdischerGang angeschnitten. Ein altes Folterwerkzeug, eine Streckbank,soll zutage gekommen sein. Aнl3erdem fand man eine ganze Reihe vonArmbrнstbolzen, die anschlie13end ins Museнm nach Donaнeschingenkamen. Sollten die Werkzeuge der Blнmberger Hexenfolterkammerwirklich 350 Jahre uberdauert haben'?91


Spuk im SchubisSudlich vom Pfaffenh6lzle, im Gewann Schubis bei Riedoschingen, gibtes eine Wegkreuzung, die die Bauern mit ihren Wagen seit Jahrhundertenmoglichst mieden. Der Flecken war ihnen unheimlich, Ьlieben dochjedes Mal die Wagen samt den Zugtieren von alleine stehen und konntennicht mehr von der Stelle bewegt werden. Da half alles Schimpfen,Peitschen und selbst eigenes Schieben nichts.So erging es Ende letzten Jahrhunderts auch einem Waldbauern, der seinStammholz nach Hause fahren wollte. Sein Wagen Ьlieb stehen, wie vonunsichtbarer Hand gehalten. Verzweifelt setzte er sich an den Wegesrandund rief inbrunstig alle Machte um Нilfe an.Da war es ihm, als оЬ irgendjemand plбtzlich an seiner Seite sei, undeine leise Stimme flusterte ihm zu:"Nimm deine Axt und zerschlag eine Speiche,dass endlich der Fluch von dem Orte weiche!"Ungliiubig drehte sich der Mann nach allen Seiten, sah jedochniemanden und wunderte sich sehr, warum er sein Wagenrad zerschlagensolle. Da er jedoch schon alles Erdenkliche getan hatte, lief er ins Dorfhinunter, holte seine Axt und machte sich auf den Weg, um denunheimlichen Rat zu befolgen.Da offnete sich ein Fenster in einem Hause, und eine Frau schaute herausund rief dem uberraschten Bauern zu:"Lass Ьleiben, lass Ьleiben, zerschlag die Speiche nicht,ich kann's nicht dulden, dass das Rad zerbricht."Als der Bauer zu seinem Fuhrwerk zuruckkam, konnte er ohne groBe Muheseine Fahrt fortsetzen. Er bemerkte zwar das leise Zittern seiner Pferde,aber sonst war alles so, als оЬ er nur einen ЬOsen Traum gehaЬt habe.Von diesem Tage an hat man nie wieder gehort, dass im SchuЬis ein Radstehen geЬlieben sei. Der Bauer hat seither vermieden, an dem Fensterder geheimnisvollen Frau nochmals vorbeizugehen.92


Von bosen FrauenDer gesamte Lebensraum der Menschen unserer landlichen Ortsteile, ihrFiihlen, Denken und Handeln wurde jahrhundertelang vom Glauben andas Gute, aber auch an das Unheilvolle und Schaden Bringende mitgepriigt.Die Macht, die man Diimonen, Geistern oder den so genannten"bosen Frauen" zuschrieb, war grenzenlos. Sie bedrohten Haus und Hof,Mensch und Tier, Feld und Flur. Sie hatten Macht iiber Gewitter, Hagelund Ungeziefer. Jeder im Dorfe kannte die ЬOsen Frauen und suchte sichvor ihrer unheilvollen Macht zu schйtzen. Ein seit Generationeniiberliefertes sicheres Mittel war, bei einer nicht zu vermeidendenBegegnung in der Hosentasche oder hinter dem Riicken die Finger zuiiberkreuzen und an die Dreieinigkeit zu denken. So konnte nichts vonder ЬOsen Macht der Frau ausgehen. Es wurde erziihlt, dass die Frauennur Macht iiber jemanden bekiimen, wenn man sich vor ihnen flirchtete.Trat man dagegen mutig vor und sagte: "Du kannst mir nichts anhaben",so war man gefeit. Die Кraft, die von einem starken Menschen ausging,legte sich wie ein Schutzschild um diesen.Wie bekamen die unheilvollen Frauen aber Macht iiber einen anderen?Sie versuchten, von ihren Opfern irgendeinen Gegenstand zu bekommen.Durch diesen konnten sie ihr ЬOses Tun iibertragen. Manerziihlt noch heute, dass vorsichtige Frauen die ausgekiimmten Haare ausKamm und Biirste immer ins Herdfeuer warfen, damit sie nichtversehentlich in falsche Hiinde gerieten. Ein beliebtes Mittel war auch,jemandem etwas zum Essen zu schenken, einen Apfel oder ein StiickBrot. Das war sehr gefahrlich, denn so konnte die schlimme Machtiibertragen werden. Die bosen Frauen kamen auch manchmal ins Hausund wollten irgendetwas mitnehmen oder ausleihen. Da liefman Gefahr,in ihren Bann zu geraten. Genauso war es mit Gegenstiinden aus demStall. Sie durften nicht weggegeben werden, sonst konnte es ftir das Viehgefahrlich werden.93


Die bosen Frauen hatten es besonders auf die Sauglinge in denKinderwagen abgesehen. Oft genugte da schon ein ЬOser Blick derFrauen, um uber das Kind Macht zu bekommen. Man erzahlt, dassfurchtsame Mutter dann schnell dem Kind ein Tuchlein uber das Gesichtgelegt hatten. ln der Sorge um das Kind suchte man auch nach anderenMitteln. So legte man den Kindern oftmals ein geweihtes Medaillon oderKreuzchen ins Bett oder in den Kinderwagen. Kam dann eine ЬОsе Fraubeim Spazierenfahren auf den Wagen zu, um das Kind anzufassen,merkte sie sofort die Kraft der Weihe und zog die Hande zuruck.Einer ge6ffneten Schere, die so die Kreuzform annimmt, schrieb mangroBe Abwehrkrafte zu. So legte man sie oftmals unter das Sitzkisseneines Stuhles. Man sagte, dass sich keine bose Frau auf diesen Stuhlsetzen konne. Haushaltsscheren mit eingearbeitetem Кreuz waren fastin jedem Haushalt vorhanden und sollten vor Unheil schйtzen.Wo hatten diese Frauen aber ihr unheilvolles Wissen her? Man erzahlt,dass jeder im Dorfe wusste, in welchem Haus noch ein geheimnisvollesLehrbuch, das б. und 7. Buch Mosis, zu finden war. Die Besitzerinnenerkannte man daran, dass diese mehr konnten, dass ihnen die Arbeitleichter von der Hand ging und dass sie oftmals unverstandliche Wortemurmelten. Ging man nachts an ihren Hausern vorbei, sah manmanchmal unheimliche Feuer- und Lichtkreise. Da wusste man, dass dieBewohnerin wieder neue Dinge aus ihrem Buche ausproЬierte. Man tatgut daran, schnell weiterzugehen, um nicht in den Bannkreis der bosenFrau zu geraten.Man erzahlt auch, dass die Besitzerinnen eines solchen schwarzenMagiebuches nur dann sterben konnten, wenn sie eine andere Fraugefunden hatten, die ihr ЬOses Handwerk weiterfUhrte. Einer Frau wolltedies nicht gelingen. Sie flehte eine Nachbarin an, ihr doch das Buchabzunehmen, damit sie endlich sterben konne. Diese tat ihr auch denGefallen, soll aber das Buch nie ge6ffnet haben und sei so vor derfinsteren Macht des Buches verschont geЫieben.94


Die geflirchteten Frauen waren nur schwer zu entlarven. Trotz ihrerdiisteren Gedanken gingen sie eifrig zur Kirche. Sie nahmen stets dieheilige Kommunion und besuchten die Beichte. Nach dem Credokonnten sie allerdings die Kirche nicht mehr betreten.Von bosen Frauen und ihrem unheimlichen Tun erzahlt man sich nochheute in allen Ortsteilen.Naturgewalten und Кrankheiten sind jetzt vielfach beherrschbar oderzumindest wissenschaftlich erklarbar. In vergangenen Jahrhundertenwar man derartigen Gegebenheiten hilfloser als heute ausgeliefert undsuchte deshalb nach eigenen Erklarungen.95


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Vo n Dummheit,Angst und Mord


Ein ungesegnetes MorgenbrotZwischen den Randenorten Fiitzen und Schleitheim erstreckt sich eingroJ3er, schoner Wald, welcher der "Fiitzemer Wald" genannt wird. ImJahre 1486, am 18. Mai, kaufte ihn die Gemeinde Fiitzen als ein Zubehбrdes ehemaligen Thalerhofes von Ulrich Loffler fйr hundert und dreiGulden.In Fiitzen erziihlt man sich aber iiber den Erwerb dieses Waldes folgendeSage: Auf der hohen Randenburg bei Beggingen wohnte einst einschones Ritterfriiulein, das ebenso giitig gegeniiber seinen Talleuten wiefromm, tugendhaft und hiiuslich war. Zu ihren vielen Giitern undBesitzungen gehorte auch der holz- und wildreiche Bergwald zwischenFiitzen und Schleitheim, den beide Gemeinden gar zu gerne - jede fйrsich - als Eigentum erworben hiitten, da sie alle beide damals anWaldboden keinen Oberfluss hatten. Das Friiulein von der Randenburgaber kannte den Wunsch derer von Fiitzen und Schleitheim wegen jenesWaldes und wusste auch, dass beide Gemeinden ihn wohl gebrauchenkonnten, um ihr Bediirfnis an Brenn- und Zimmerholz besserbefriedigen zu kбnnen. Sie beschloss daher, den beiden Gemeinden eineWohltat zu erweisen und ihnen zu gleichen Teilen den Wald Ьillig zuverkaufen.Ort, Tag und Stunde des Aufgebots waren angesetzt, und die Vertreterbeider Orte machten sich zu friiher Stunde auf den Weg, um zeitig genugam Ort der Zusammenkunft einzutreffen. Die Abgesandten vonSchleitheim aber gedachten, vor Beginn der Kaufhandlung noch eingutes Morgenbrot einzunehmen, lieJ3en sich Wein kommen und eine fetteDiinne backen. Das ist ein Kuchen aus Brotteig mit Speck, Rahm undZwiebeln. Dabei verspiiteten sie sich so sehr, dass bei ihrer Ankunft derWald bereits verkauft und denen von Fiitzen ganz zugeschlagen wordenwar, denn das edle Friiulein hatte es ungern gesehen, dass von Schleitheimniemand zur anberaumten Zeit erschienen war.99


Also mussten die Abgesandten dieser Gemeinde unverrichteter Dingenach Hause zuriickkehren und von ihnen hieB es fortan, sie hatten ihrenAnteil "vermorgenbrбdelt".Feinde im LandSeit jeher waren es die liindlichen, bauerlichen Gebiete, die unter denvielen Кriegen am meisten zu leiden hatten. Da sich die umherziehendenHeere und Horden oftmals selbst verpflegen mussten, wurden die Dбrferwiederholt gepliindert, ausgeraubt, den Frauen Gewalt angetan und dieManner oftmals schwer misshandelt.Es ist deshalb verstandlich, dass sich die einzelnen Dorfgemeinschaftenan abgelegenen Orten, meist in den ihnen vertrauten heimischen Wiildern,Schanzanlagen bauten, in die sie sich beim Heranriicken der feindlichenHorden zuriickziehen konnten. Frauen, Kinder und auch das begehrte Viehkonnten so vor den Zugriffen der Soldaten besser geschiitzt werden. Nurungern suchten die Feinde in den ihnen unbekannten, geheimnisvollenWaldern und begniigten sich meist mit dem Ausrauben der verlassenenDбrfer. Diese Ьiiuerlichen Wehranlagen mussten schnell erreichbar undeinfach zu verteidigen sein. Deshalb lagen sie meist auf steilen Bergnasen,die von mindestens drei Seiten schwer zuganglich waren. Die vierte Seitewurde durch Wall und Graben gesichert. Wann diese Abschnittswalleurspriinglich angelegt wurden, kann heute nur ungef


gro/3en Abschnittswall auf der Uinge zwischen Juden- und Neuvertal.Auch die Bewohner des abgegangenen Dorfchens Stetten im Aitrachtaldiirften dort Schutz gefunden haben.Die RiedЬOhringer zogen sich auf den Biirglebuck zurйck. Diesefrйhhistorische Anlage wurde auch im Mittelalter noch als Zufluchtsstiittegenutzt. Auch findet man "Auf der Wart" Spuren mittelalterlicherSchanzen.Im Distrikt "Biirenholz", westlich des Кrottenbaches, hatte vermutlichder Flecken Eschach sich einen befestigten Zufluchtsort erstellt, und"Auf den Hohen" bei Opferdingen wird eine frйhneuzeitliche Schanzanlagevermutet. Die Epfenhofener Biirger bauten sich auf ihrem Hausbergim Gewann "Bohl" eine im Mittelalter genutzte Wehranlage, derenGrundziige noch heute gut sichtbar sind.In Nordhalden erziihlt man sich, dass wiihrend des SchwedenkriegesSoldaten ins Dorf eingefallen seien, einen Mann, vermutlich den Vogt,fesselten und ihn unter den Untergiissler Brunnen legten. Dort lie/3en sieihn mit Wasser volllaufen. Der pralle Leib wurde dann so lange mit Fii/3engetreten, bis der Gequiilte das Versteck seiner letzten Ersparnisse preisgab.Aufgrund solcher Vorf


Der Mйller von der Mogeren-MйhleWenn man von Achdorf auf dem unteren Weg an der Wutach entlangdurch die Fliihen in Richtung Grimmelshofen wandert, stbl3t man amUfer auf einen groJ3en Miihlstein. Er muss wohl schon lange dort liegen,denn durch das Achsloch ist bereits ein stattlicher Baum gewachsen. Erist ein letztes Zeichen der Mogeren-Miihle, die iiber 150 JalJ&e _aл dieserStelle stand.lд.us einer alten Urkunde wissen ;I; dass shon - .7l6 weiFiitzener Miiller, Antoni Meister und Antoni Zimmermann, an der Wutachim Gebiet Mogern eine Miihle und eine Sage errichtet hatten. Siewurde nбtig, da die Miihle oben in Fiitzen im Sommer nicht genugWasser hatte und die Bauern das ganze Jahr iiber mahlen und sagenwollten. Im Winter hatten die Mogerenmiiller groJ3e Miihe, damit ihnendie vorbeischwimmenden Eisschollen nicht das Miihlrad zerstбrten. lmJahп{ 1891 k am jedoch ein jahes Ende. Ein gewaltiges Hochwasser rissMiihle und Sage mit sich fort. Daraufhin baute man sie nicht mehr auf.Vom letzten Besitzer der Mogeren-Miihle erzahlt man sich noch heute- hinter vorgehaltener Hand und nur, wenn die Kinder bereits im Bettsind - folgende makabere Geschichte:Ein buckliger Miiller 1еЬtе allein und zuriickgezogen in dieser vonjeg1icher Nachbarschaft weit entfernten Miihle. Im Winter starb derMann, und eine Abordnung von Fiitzener Biirgern wurde 1osgeschickt,um den Miiller hochzuho1en und fiir das Begrabnis auf dem FiitzenerFriedhof vorzubereiten. Aufgrund seiner starken Verwachsung konnteder Miiller nicht ordent1ich in den Sarg gelegt werden, und beimSchlieJ3en des Deckels musste mап schoп etwas Gewalt апwепdеп.AuJ3erdem iibersaheп die пun schoп etwas verunsicherteп Sargtrager,dass der Deckel пicht richtig verschlossen war. Auf dem stei1eп Weg пасhDer Mйller von der Mogeren-Mйhle102


Fiitzen hinauf stolperte einer der Trager, und der Deckel des Sargesoffnete sich. Langsam richtete sich das tote Mannlein aufgrund seinerRiickenverformung im Sarge auf. Von Panik erfasst, lieBen die Tragerden Sarg fallen und rannten durch den Wald nach Hause. Man versichertaber, dass der Miiller doch noch ein ordentliches, christliches Begrabnisbekommen habe.(JrenzschicksaleFiir die Bewohner der Grenzgemeinden war die Versuchung schon immergroB, durch ungesetzliches Einfuhren von Waren die eigene Kasse zuschonen oder sich sogar durch Weiterverkauf zu bereichem. Aber nichtimmer nahmen diese waghalsigen Untemehmungen einen guten Verlauf.So in der Mitte des 19. J ahrhunderts zog ein durstiger N ordhaldener nachBargen, um sich eine Flasche Schnaps zu erstehen. Zu jener Zeit war dasGetrank in der Schweiz noch Ьilliger als in seinem Heimatdorf. Kaumhatte er jedoch auf dem Heimweg die Grenze im Wald iiberschritten, alser von einem Grenzer angerufen wurde. Der erkannte in der Flascheschon von weitem Schmuggelgut und beeilte sich, dieses pflichtgemaBeinzuziehen. Aber so einfach wollte sich der Grenzganger sein Getranknicht abnehmen lassen. Er setzte also die Flasche an und horte so langenicht auf zu trinken, Ьis kein Tropfen mehr iibrig war. Danach warf erdem Beamten die leere Flasche zu, torkelte noch 20 Ьis 30 Schritte weiterund brach dann zusammen. Der Grenzer eilte herbei und sah erschrocken,wie ein Schwall aus dem Munde des Besinnungslosen quoll.Er rannte ins Dorf, um Hilfe zu holen - aber zu spat. Als die Rettungsmannschafteintraf, war der Mann bereits tot.Ein anderer Grenzlaufer hatte seine zwei Pfund Kaffee in einemHolzbiindel versteckt, um so den harmlosen Waldarbeiter vorzutauschen.Westlich von Neuhaus traf er jedoch auf einen Grenzbeamten,104


der das Offnen des Holzbйndels verlangte. Darйber sehr erbost, nahmder Schmuggler dem Grenzer sein Gewehr аЬ, entlud es, wie er meinte,und warf es, so weit wie er konnte, weg.Dann verprйgelte er den Grenzer furchtbar und wollte sich daraufhin ausdem Staube machen. Aber er war noch nicht am Waldrand angekommen,als der Grenzaufseher mit angeschlagenem Gewehr ihn erneut anriefstehen zu Ьleiben. Der Grenzlaufer glaubte nicht, dass dieser mit demangeЬlich entladenen Gewehr gefahrlich werden kбnnte, lachte hбhnischund liefweiter. Ein Schuss lбste sich, und der Schmuggler sank tot nieder.Auch zwischen Fйtzen und Beggingen blйhte das Schmuggelgescblift.Die Fйtzener holten in der Schweiz Seife, Zucker, Mehl und spaterKaffee und Schokolade. Musste die Ware fйr einige Zeit verstecktwerden, so fand man im "Schбchle" im Hilegris ein geeignetes Versteck.Die Begginger Bauern erhielten im Tausch dafiir Pflйge und andereMaschinen.Wahrend des Ersten Weltkrieges kam es dann auch in Fйtzen zu einemschrecklichen Zwischenfall. Ein Grenzer erschoss seinen besten Freundund Skatbruder versehentlich, als sich dieser auf Schmuggeltour befandund auf Anruf nicht stehen Ьlieb. Dies geschah in der Nahe der UnterenMйhle. Die Kleider des Erschossenen wurden im Garten hinter demHaus vergraben.Auch der Randenhof soll schon im 18. Jahrhundert eine unrйhmlicheRolle im Schmuggelgescblift gespielt haben. Der damalige Besitzer desHofes musste seine Gaststube auf herrschaftliche Anordnung hinschliel3en, weil sie ein Unterschlupf fiir samtliche Strolche, Spitzbubenund Schmuggler geworden war, die sich hier nahe der Grenze aufhielten.Erst einige Jahre spater, nachdem die Stral3e renoviert und auch taglichberittene Streifen auf der Stral3e erschienen, besserte sich der Ruf desRandenhofes.105


Morat aus der HohleSudwestlich von Futzen liegt am Abhang zu den Wutach-Flйhen dasGewann Westerholz. Fruher soll dort ein stattlicher Wald gestandenhaben. Nur wenige wissen, dass das Wort "Wester" in seinerursprunglichen Bedeutung auf etwas Hohles und zugleich Finstereshinweist. Und tatsachlich finden wir in den Felsen der Wutach-Flйheneine ganze Reihe geheimnisvoller Hбhlen. Von der Reichehбhle erzahltman sich eine wundersame Geschichte. Die Hбhle soll um dieJahrhundertwende vom Westerholzabhang uber eine Leiter zuganglichgewesen sein und angeЬlich unter dem Westerholz durch Ьis in die Naheder unteren Muhle zwischen Fйtzen und Grimmelshofen gefuhrt haben.Ein Blumegger fluchtete vor dem 1. Weltkrieg in diese Hбhle, weil ernicht Soldat werden wollte. Lange Zeit versteckte er sich dort, lebte vonden Frйchten des Waldes und all dem, was er sich in Blumegg und Fйtzenzusammenstehlen konnte. Nach und nach bekam natйrlich sein AuBeresein Furcht erregendes Aussehen. Er hatte lange wilde Haare, einenstruppigen Vollbart, und seine Кleider starrten vor Schmutz. DasAuffallendste an ihm waren jedoch seine Fingernagel. Sie sollen soscharf und lang gewesen sein, dass er damit seine Kartoffeln schalenkonnte. Kein Wunder, dass sich in Futzen und Blumegg alle vor ihmftirchteten und die Polizei versuchte, ihn aufzuspuren. Lange jedochvergeЬlich. Aber jeder macht einmal einen Fehler - auch Morat. ln einerverschneiten Winternacht stahl er in Fйtzen einen Ballen Stroh ftir seinNachtlager. Die schnell herbeigerufene Polizei konnte so den"Strohspuren" folgen und den Mann verhaften. Gefesselt wurde er vonPolizisten stolz durch Blumegg geftihrt. Einer gaffenden Frau unter derTur soll er grinsend zugerufen haben: "Dein Gugelhupf, den ich vor einMorat aus der Hohle106


paar Tagen von der Fensterbank gestohlen habe, schmeckte sehr gut."Morat kam in Haft, saB seine Strafe geduldig аЬ und soll - so behauptetman - spater in Stuttgart Polizist geworden sein.Der Mord auf dem LiingeschlossSchaute man um 1840 von den Riedбschinger Schabelhбfen auf die Lange,konnte man an klaren Tagen noch das Langeschloss sehen. Es hatte vierTйrmchen, auf einem stand ein vergoldeter Hirsch, der bei sonnigem Wetterprachtvoll glanzte. Das Schloss wurde zu jener Zeit von einem Fбrsterbewohnt, der allgemein als "Langejager" bekannt war. Neben seinenAufgaben als fiirstlicher Jager betrieb er dort auch ein Wirtshaus. Auf derRiedбschinger Gemarkung "Im Gбren" hatte er zwei Grundstйcke, die denFйrstenbergern gehбrten, zu seinem Nutzen. Man nannte sie nur dieJagerwies und den Jageracker. Die Ertrage mussten Riedбschinger Bйrgerins Langeschloss bringen. Das Schloss hatte vier Eingangsportale - dasnбrdliche soll umjene Zeit noch erhalten gewesen sein. Auch eine Kapellegab es im Schloss. Ihr Altar kam nach Riedбschingen, als das Gehaudezerfiel und das Mauerwerk als Wegmaterial verwendet wurde. AmFronleichnamsfest wurde der Altar noch lange beim Baschi-Bauernhausaufgestellt. Ein Fйrstlich Fйrstenbergisches Wappen soll ihn geschmйckthaben. Vom Langeschloss in seiner dйsteren Einsamkeit ist uns aus demJahre 1779 folgende schaurige Geschichte йberliefert worden:Am 8. April erhielt die Tochter des Posthalters undAdlerwirtes in Hondingenvon ihrem Vater den Auftrag, in Hausen im Kirchtal eine noch rйckstandigeErbschaft von 100 Gulden abzuholen. Auf dem Rйckweg йЬеr die Langekehrte sie bei Mathaus Sorg, der in der Nahe des Langeschlosses wohnte undDer Mord ацf dem Uingeschloss108


eine Wirtschaft betrieb, ein und erzahlte der Ehefrau von der Erledigung ihresAuftrages. Ein "Bauemkerl", der im Langewald Holz machte und ebenfallsbei Sorg ein Glas Wein trank, wurde Zeuge des Gesprachs und verlieB dieWirtschaft. Um fiinfUhr machte sich das Madchen auf den Heimweg. Balddanach wurde sie von dem Burschen angefallen und beraubt. Mitdurchschnittener Kehle konnte sich die Schwerverletzte noch bis in dasSorg'sche Haus zuriickschleppen und den Tater anzeigen, dann brach sie totzusammen. Noch in derselben Nacht um 10.00 Uhr wurde dieser inRiedoschingen, wo er beim Baschi-Bauem gedient hat, aus dem Bett geholtund nach Blumberg zur Aburteilung gebracht.Das Ьlutige Messer und auch das Geld wurden bei ihm gefunden. Erhatte es vor dem Haus unter dem Ruhebankchen vergraben.Das Geheimnis des " Wa nnentunnels "In den Jahren 1887 bis 1890 erlebten die Talgemeinden Fiitzen undEpfenhofen wohl die lebhafteste Zeit ihrer Geschichte. Bis zu 4500Arbeiter, zum iiberwiegenden Teil Italiener, hatte man angeworben, umdie "Strategische Umgehungsbahn" von Weizen nach Immendingen zubauen. In einem Кriegsfall, so die Militarstrategen, konnte durch dieseneue Bahnlinie eine Ost-West-Verbindung aufrechterhalten werden, ohnedass Schweizer Gebiet befahren wiirde. Diese vielen Arbeiter musstenuntergebracht werden. Die Orte Grimmelshofen, Fiitzen und Epfenhofen,in denen die einheimische Bevёlkerung gegeniiber den Fremden in derMinderzahl war, erhielten durch die vielen Auslander ein etwas exotischesAussehen. Aber nicht nur das .A.uBere dieser Gemeinden andertesich, auch neue, raue Sitten sollen Einzug gehalten haben. Nicht alle der21 Todesfcille, die der Streckenbau forderte, waren Ungliicksfcille. Beieinigen, so erzahlt man, wurde kraftig nachgeholfen. Beim Bau desWannentunnels zwischen Zollhaus und Epfenhofen soll ein italienischer110


Vorarbeiter bei lebendigem Leibe eingemauert worden sein, weil er esnicht lassen konnte, seine Untergebenen pausenlos zu schikanieren. Esgibt auch heute noch Leute, die den Ort des Verbrechens genau kennenund das Stбhnen des Mannes deutlich gehбrt haben wollen.Die H-ebamme von ZollhausAus alten Blumberger Kirchenbйchern wissen wir, dass bereits 1712eine Hebamme in unseren Stadtteilen arbeitete. Im Allgemeinen warenHebammen angesehene Persбnlichkeiten und vonjedermann geschiitzt.Umso unverstiindlicher ist das Gerйcht vom furchtbaren Tod derHebamme von Zollhaus, das sich bis heute hartniickig erhalten hat.Um die Jahrhundertwende wurde sie eines Tages nach Epfenhofen zueiner anstehenden Geburt gerufen, die sich bis in die Nacht hin zog.Nachdem ihre Hilfe nicht mehr gebraucht wurde, machte sie sich uberdie "Wanne" auf den Heimweg. Aber sie kam nie an.Am Morgen wurde sie ermordet in der Niihe des Lindenbйhls aufgefunden.A uBerst fachkundig hatte der Mбrder der Frau die Gebiirmutter herausgetrennt.Ein Racheakt? Wir werden es nicht mehr erfahren.Der auf den Dorfarzt fallende Verdacht konnte nie erhiirtet werden, derMбrder wurde nie gefunden. Auch die Zeitungen berichteten eigentйmlicherweisenicht von dieser scheuВlichen Tat, die offensichtlichschnell vergessen werden sollte.Der Wo lf von NordhaldenEinst lebte ein Vorfahre der einheimischen Familie Sauter, ein gewisserMatthias Sauter, von BerufWeber, deshalb auch Weber Mathis genannt,in dem heute noch bestehenden Anwesen des Xaver Maier.111


Nebenberuflich war der Mathis noch Hausmetzger.So wanderte er eines Tages einmal von einem Schlachtfest in Oberbargeniiber den Wolfsbiihl nach Orthalden (heute Nordhalden) zuriick. AmWolfsbiihl wurde er von einem Wolf angefallen. Schnell riss der Metzgereine Wurst aus dem Rucksack, schnitt ein Stiick аЬ und warf es dem Wolfvor. Wahrend der Wolf die Wurst verschlang, fliichtete der Mathis. Aber baldwurde er wieder von dem gierigen Wolf eingeholt. Das Abwehrmanбverwiederholte sich so lange, Ьis keine Wurst mehr vorhanden war. SchlieШichwarf der pfiffige Metzger dem Tier sein Messer vor, welches noch nach derWurst roch, und konnte so wohlbehalten die schiitzende Haustiir erreichen.Das verwunschene SchlossAuf dem hбchsten Gipfel der Lange, dem Bergriicken des Randener Juraan der Schweizer Grenze, lag vorzeiten ein altes Jagdschloss, welchesdas Jahr hindurch vom Ruf der frбhlichen Jager widerhallte. Im We stengriiJЗt der alte Ffustenberg bei Hondingen. Im Osten recken Hohenhewenund Hohenstoffeln ihre steinernen Haupter. Obwohl von der einstigenSchloss- und Jagdherrlichkeit heute nichts mehr zu sehen ist, ist docheine wehmiitige Erinnerung daran erhalten geЬlieben. In der tiefenEinsamkeit des Waldes ruht seit hundert Jahren ein Geheimnis. Von demgeraumigen fiirstlichen Bau ist nichts mehr zu erkennen. Keine Ruineund keine SteinЬlбcke bezeichnen den friiheren Standort. Es geht dieSage um, dass das Schloss mitsamt den Bewohnern auf eine geheimni -volle Weise vor vielen Jahren versank.Im DreiJЗigjahrigen Кrieg kampfte der kaiserliche General Mercy gegen dieFranzosen und Schweden. Wahrend der Schlacht im Pfaffental verhinderteDer Wo lf von Nordhalden112


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er den Durchbruch der Schweden zum Oberrhein hin und eroberte ihreStellung. Eigene schwere Verluste musste er hinnehmen. ln hochsterLebensgefahr und als die Schweden die Schlacht schon gewonnen glaubten,versprach der tapfere Mercy der Madonna seinen wertvollen, mit Brillantenund einem unbezahlbaren Feuergranat geschmuckten Ring. DemReitergeschwader Mercys gelang es dann endlich, die Schweden aus demPfaffental zu vertreiben. Diese hatten gehofft, sich hier mit den Franzosenvereinigen zu konnen, da ihnen der Weg durch das Donautal durch groBekaiserliche Verblinde verwehrt war. ln der Hitze des Gefechts verlor Mercyseinen Ring, der auch nach der Schlacht nicht mehr zu finden war."Die Наш), die jemals im Geiz oder in boser Absicht nach meinem Ringgreift, verwйnsche und verfluche ich, denn er gehбrt der Madonna fti rmeine Rettung!" hatte der kaiserliche Reiterfiihrer vor seinemAufЬruchaus seinem Quartier in Leipferdingen gerufen. Dann zog er weiter nachFreiburg im Breisgau. Zeit seines Lebens hatte der General nichts mehrvon seinem Ring gehort.Etwa hundert Jahre spiiter geschah Folgendes:Im Pfaffental, unweit des Schlosses, lebte ein Holzhauer mit seiner Frau.Er hatte nur eine einzige Tochter, Dorothea, die als Magd im Dorf beiBauern arbeitete. Eines Tages hatte das Miidchen unglauЬliches Glйck,von dem sie nie zu triiumen gewagt hiitte. Im Mai fand Dorothea untereiner alten Buche, tief im Gras versteckt, einen kostbaren Ring mit demnoch deutlich erkennbar eingravierten Schriftzug "MERCY - 1630 ".Sie hielt einenAugenЬlick den Atem an, und es war ihr ganz wunderlichzu Mute, denn sie ahnte etwas von der Besonderheit und dem Zauberihres Fundes. ,,Ober hundert Jahre sind vergangen, seit der Ring hierverloren ging. Was fiir ein Glйck und was fiir eine Vorsehung fiihrt diesenRing in meine Hiinde? lch will auf dieses Кleinod stets gut achten",flusterte das Miidchen vor sich hin. Sie zeigte ihn dem Dorfschulzen unddem Pfarrer, die ihr den Ring einstweilen uberlieBen.114


Eines Tages - nach einer frбhlichen, anstrengenden Jagd - sah dasscharfe Auge des Langeschlossjagers durch das Gebi.isch einen hellleuchtenden, funkelnden Stein Ьlitzen. Er ging auf die Straucher zu undentdeckte des Holzf


sagte er barsch. "Nein, das tue ich nicht. Wie sollt ich es i.ibers Herzbringen, dieses Кleinod zu verschenken", entgegnete sie demSchatzhauser, der Steine und Gold suchte und kein lebendiges Herz. Indiesem AugenЬ\ick erkannte sie sein wirkliches Wesen und wollte sichendgi.iltig von ihm trennen. Sie waren schon ganz in der Niihe desSchlosses. Er sah sich durchschaut und sprach: "Du zweifelst an mir, anmeiner Treue und Liebe?" "Ja, ich Ьin mir jetzt gewiss, dass du alleinmeinen Schmuck willst, fUr mich interessierst du dich nicht", erwidertedas mutige Miidchen. Schatzhauser griff nach ihr. Es war nur ein kurzerKampf, Ьis Dorothea, nach verzweifelter Gegenwehr, von SchatzhausersJagdmesser zu Tode getroffen wurde. Leise tli.isterte sie noch: "EinemMorder und seinem Schloss bringt der Ring kein Gli.ick!" Der Jiiger tlohmit dem Ring, dessen Steine wegen des vergossenen Blutes noch hellererstrahlten als sonst, in das Dunkel des Waldes, dem Schlosse zu.Als der Jiiger mit dem funkelnden Ring an der Hand das Tor desLiingeschlosses beri.ihrte, versank dieses lautlos in der Tiefe und riss denMorder mit.Nichts mehr erinnert heute an das stolze Jagdschloss auf der Liinge, nurdie Schlossalleen weisen uns den Weg durch den Wald zu dem Ort desVerbrechens. Ein kleines Kreuz am Ende des Pfaffentalweges, von Grasund Striiuchern i.iberwuchert, zeigt uns auch heute noch, wo Dorotheaihre letzte Ruhe fand.116


Vo n bosen Buben,Bauern und Streit


Der lange SchultischZu Beginn des 19. Jahrhunderts ging es in unseren Landschulen noch rechtherzhaft zu. Meist wurde der Unterricht in der Wohnstube des Lehrersabgehalten. Von einem dieser Schulraume wissen wir, dass er etwa 18Quadratmeter groB und keine zwei Meter hoch war. Dieser kleine, niedereund vermutlich auch finstere Raum war natйrlich Шr die 43 Kinder ausheutiger padagogischer Sicht vbllig ungeeignet. Kein Wunder, dass diehartesten Zuchtmittel zur Aufrechterhaltung der Disziplin angewendetwurden. Verstandlich auch, dass die Schiiler, wenigstens kurzzeitig, durchregen Besuch der Toilette der qualvollen Enge des Raumes zu entfliehensuchten.Nun ist uns mйndlich йberliefert, dass in der Wohnstube eines Lehrersein langer Tisch stand. Auf der einen Seite saBen die Madchen und aufder anderen Seite die Buben. Man kann verstehen, dass den Lehrer daspausenlose Gerenne nach drauBen empfindlich storte, sodass er kurzerhandjeglichen weiteren "Austritt" untersagte. Das musste Folgenhaben!Nach einiger Zeit wurde der Drang bei einigen Jungen so stark, dass siesich nur dadurch zu helfen wussten, zielsicher unter dem Tisch in dieSchйrzen der gegenйbersitzenden Madchen zu pinkeln.Welche harten Strafen gegen die Sйnder ausgesprochen wurden, ist nichtйberliefert, aber eine belieЬte Bestrafung war das Кnien auf kantigenHolzscheiten. In dieser schmerzhaften Stellung sollten dann auch nochein paar Vaterunser gesprochen werden, welche jedoch sicherlich nichtdie Frommigkeit der Кnaben gestarkt haben.Oberliefert ist uns aber, dass sicl1 die Schйler пасh diesem Vorfall wiedeгdurch kurzes Verlasseп des Raumes, auch ohne "nachgewieseпes Bedйгfnis",erholeп durfteп.119


Heirat mit GewehrNachdem das Kloster St. Blasien die Herrschaft Blumegg iibernommenhatte, galten die Bestimmungen des sankt-ЬlasianischenGesetzes aus dem Jahr 1711 auch fiir Fiitzen. Fiir die Seelsorge wardie Standesherrschaft verantwortlich. Deshalb wurde auch besondersauf die Religionsregeln geachtet. Ein Andersgliiubiger hatte in derOrtschaft von vornherein keine Chance. Nicht nur, dass die Bewohnerzu strenger Einhaltung der Gottesdienstbesuche, der Fastentage undBeichtpflichten angehalten wurden, auch die Wahl des Schulmeistershing weitgehend von dessen Gliiubigkeit und Charakter аЬ. Mit hartenGeldstrafen hatte zu rechnen, wer zur Gottesdienstzeit die Wirtschaftbesuchte oder diese Stunde etwa auf der Gasse vergeudete, wer anSonntagen werktiigliche Arbeiten verrichtete oder freitags, samstagsund in Fastenzeiten Fleisch zu sich nahm. Mannern wurde eine Heiratnur gestattet, wenn sie zuvor der Gemeinde einen Feuerkiibel gestiftethatten und auBerdem den Besitz eines Unter- und Obergewehresnachweisen konnten. Dies war auch in Friedenszeiten existenziellnotwendig, denn viele Rauberbanden zogen iiber die Dбrfer undtrieben ihr riicksichtsloses Unwesen.Der Schwarze SteinAuf der Nordhaldener Gemarkung, im Rubis, stand jahrhundertelang einmachtiger Grenzstein. Noch 1810 zierte die eine Seite ein kaiserlicherAdler, auf der anderen waren der Schafthauser Widder und der Abtstabdes Кlosters Allerheiligen zu erkennen. 1839 wurde er allerdings angleicher Stelle bei einer Grenzbereinigung ausgetauscht. Um diesennбrdlichsten schafthausischen, also eidgenбssischen Grenzstein rankensich noch heute wilde Geschichten.120


Die Bewohner des in der Niihe liegenden Nordhalden bezeichnen ihn als"Blutstein". Die dбrfliche Oberlieferung erziihlt von einem Mann, derwegen einer Bluttat auf der Flucht war und seinen Verfolgern dadurchentrann, dass er den Schwarzen Stein und damit eidgenбssischesHoheitsgebiet erreichte, welches seine Hiischer nicht betreten durften.Seit jeher war dies auch die Stelle, an der Furstenberg und SchaffhausenGefangene und Straftiiter austauschten. Eine dieser Aktionen ist unsuberliefert worden.Im Jahre 1700 hatte sich der Untervogt von Balingen, Philipp FriedrichGoll, vermutlich wegen Veruntreuung von Geldern uber die Grenze nachSchaffhausen abgesetzt. AufWunsch der wurttembergischen Regierungsetzte ihn die Stadt gefangen und lieferte ihn am 5. August beim"Gatterstein", wie der Schwarze Stein auch genannt wurde, aus. EinLeutnant und 20 Grenadiere nahmen ihn in Empfang und brachten ihnanschlief3end ins Gef


der Arzt freie Wohnung und Garten. 1200 Mark bekam er zusatzlich vonder Gemeinde unter der Auflage, alle Ortsarmen, Dienstboten,Gewerbegehilfen und йberhaupt alle kranken Bйrger, flir welche dieGemeinde ersatzpflichtig war, unentgeltlich zu behandeln.Neben der arztlichen Versorgung der Blumberger Bevбlkerung wurden dieArzte auch in die umliegenden Gemeinden gerufen. Dies war oft mitbeschwerlichen Fahrten verbunden, war man doch auf Pferd und Kutscheangewiesen. Zu jener Zeit war auch der Gampenweg, der Blumberg mitAchdorf verЬindet, noch ein schmaler, steiler Feldweg, der dazu haufig vonErdrutschen verschйttet wurde. Dr. Geldner, zu einem Кranken nachAchdorf gerufen, geriet mit seinem Pferdegespann in eine dieserErdrutschungen und stйrzte mitsamt Pferd und Kutsche den Gampenabhanghinunter. Mit einem mutigen Sprung vom Bock konnte der Arztsich in letzter Sekunde retten. Er selbst Ьlieb unverletzt, das Pferd warj edoch tot und die Chaise kaputt. Beim anschlie/3enden Erholungsschoppenin einer Blumberger Gaststatte war er schon wieder recht poetisch und rief:Einmal muss geschieden sein!So der Dr. Geldner sprach,als das Rбsslein fiel in' Bach.Wann der arme Achdorfer seinen arztlichen Beistand erhielt, ist nichtйberliefert. Aber noch heute wird der Verkehr auf der Кreisstra/3e nachAchdorf manchmal durch gelegentliche Rutschungen der Opalinustonelahm gelegt.Immer noch ist das Andenken Dr. Geldners im Volk vorhanden, denn ernahm nur von den Reichen Geld, von den Armen wurde nie etwas verlangt.Im OЬrigen schrieb er nur Rechnungen, wenn er mal Geld brauchte.Dr. Geldner und der Gampen122


ЙЫе GrenzgeschafteDie unmittelbare Nachbarschaft unserer Gemeinden Fiitzen, Epfenhofen,Nordhalden und Kommingen zur Schweiz lief3 zu allen Zeiten denWunsch nach grenziiberschreitenden Handelsbeziehungen aufkommen.Leider wurden diese Bemiihungen durch die Interessen der jeweiligenLandesherren immer wieder gestort oder sogar verboten. ScharfeGrenzbestimmungen, Zolle, Kontrollen und Schlagbliume machten denfreien Handel fast unmoglich. Immer wieder gelang es aber findigenAbenteurern, die bestehenden Bestimmungen zu umgehen und dunkleGescblifte zu betreiben.Aus dem Jahre 1794 ist uns solch eine iiЬle Grenzgeschichte iiberliefert.Aufgrund des ersten Koalitionskrieges wurde Anfang Januar eine sogenannte "Fruchtsperre" verhiingt. Dies bedeutete, dass jeder Ort nurnoch eine bestimmte, vorgeschriebene Menge an Kernen und anderenLebensmitteln unter Vorlage eines Passes in die Schweiz bringen durfte.Ebenso wurde der Verkauf von Pferden und Rindern in die Schweizverboten. Ein Ьliihender Schmuggel mit diesen Tieren war die Folge.Man erziihlt, dass im Laufe der Zeit mehr als 40 000 Pferde heimlichiiber die Grenzen unserer Gemeinden gebracht worden seien. Einschmerzlicher Verlust, denn den eigenen Regimentern fehlte es an allem,vor allem an Pferden.Natiirlich war das Treiben an unseren Grenzen nicht unbemerktgeЫieben, und 1794 wurden zusiitzlich 1000 kaiserliche Husaren undInfanteristen den Grenzern zur Verstiirkung zugewiesen, um den grof3angelegten Schmuggel endlich zu unterbinden. Alle nahe der Grenzeliegenden Orte erhielten eine Besatzung. Der iibelste aller Kommandanten,ein Vizekorporal, nahm in Kommingen Quartier und wurdedurch seine Schurkereien bald zum Schrecken der Nachbarorte.124


Sein Meisterstйck ist uns йberliefert. Einmal versprach er mehrerenwйrttembergischen Bauern, ihnen behilflich zu sein, 32 Pferde in dieSchweiz zu schmuggeln, wenn sie ihm fйr jedes Tier drei franzбsischeTaler zahlen wйrden. Die Bauern vertrauten ihm, brachten die Pferdeund gaben bei der "Hohen Markt" auf Riedбschinger GeЬiet demKomminger Korporal die versprochenen 96 Taler. Darauf entfernte sichdieser unter dem Vorwand, auszuspahen, оЬ der Weg frei sei. InWirklichkeit aber benachrichtigte er seine Husarenkameraden, dass diePferdeschmuggler im Anmarsch seien. Fйr die Soldaten war es dann einLeichtes, die Bauern im Gewann "Brand" zu stellen und ihnen 28 Pferdeabzunehmen. Nur vier Pferde konnten die Wйrttemberger retten,vermutlich die, auf denen sie selber saJ3en.Derlei Streiche sollen fйr den Komminger Kommandanten "das taglicheBrot" gewesen sein. Man kann sich vorstellen, wie verhasst er bald inunserer Gegend war.Josef und die wilde SauIn Epfenhofen - wie in den anderen Dorfgemeinden-war es die Aufgabeder Kinder, allabendlich zur zentralen Milchsammelstelle zu gehen unddort fйr die Eltern Milch zu holen oder hinzubringen. Auch Josef Rбschmusste fur die Mutter eine Kanne Magermilch zur Zubereitung desSchweinefutters abholen, wie immer mit dem Leiterwagelchen.Aber wie es manchmal so geht, traf das Kerlchen auf dem Heimweg nochSpielkameraden, und ein kleines "Fangesspielchen" war fcillig. Derweilwartete die Mutter ungeduldig auf ihre Milch und beschloss, um demGetrбdele ftir alle Mal ein Ende zu bereiten, ihr Sбhnchen ein wenigeinzuschйchtern. Sie legte sich also in den StraJ3engraben und lauerteihrem Sprбssling auf. Als der Bub in ihre Nahe gekommen war, stieJ3 siewie eine Нехе fйrchterliche Schreie aus. Кlein Josef lieJ3 darauf in125


panischer Angst den Leiterwagen los, der die HauptstraBe hinunter unddie BahnhofstraBe hinauf raste und dort umkippte. Alle Milch floss aus.Er selber stiirzte zuriick ins Dorf.Mutter Rбsch musste dort ihren verstбrten Sohn abholen kommen, weildieser sich weigerte, alleine nach Hause zu gehen, und allen aufgeregterzahlte, im Graben saBe eine dicke, groBe, wilde Sau.Aus Angst vor weiteren Verwechslungen soll Frau Rбsch danach niewieder jemanden vorsatzlich erschreckt haben.Zwei Zollhauser SpitzbubenUm die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert herum war in Blumbergder Besuch der Sonn- und Feiertagsschule fur alle Kinder und JugendlichenPflicht. Aber seit es im Lande Schulen gab, versuchten immerwieder Gewitzte, der manchmal unbequemen oder als unnбtig angesehenenPflicht durch Fehlen zu entwischen.Wir kбnnen nur vermuten, dass die Schulschwanzerei in Вlumberg zujener Zeit iiberhand nahm und der Lehrer sich gezwungen sah, eindeutliches Zeichen zu setzen. Wenn im Allgemeinen auch milde mit denSaumigen und deren Eltern verfahren wurde, konnte jedoch in manchenFallen die Strafe sehr streng ausfallen.Zwei Burschen, der 18-jahrige Sohn Jacob des Scharfrichters AntonSeidel, der nahe bei Zollhaus wohnte, und Phillipp Ringling, ein Dienstjungedes Zieglers Johann Schmiden, ebenfalls aus Zollhaus, hattenlange Zeit die Sonn- und Feiertagsschule nicht besucht. Dafur wurdender Scharfrichter und auch Ziegler mit einer Geldstrafe belegt.Die jungen Burschen glauЬten nun vermutlich, dass damit die Sacheerledigt sei, und Ьlieben weiterhin der Schule fern. Aber nach erneuterAnzeige erhielten sie eine Vorladung zum Oberamt Blumberg. Ihre dortvorgebrachten Entschuldigungen lieB der Obervogt nicht gelten und126


verurteilte die beiden Burschen in Gegenwart des Vogtes Joseph Fallerzu einer Korperstrafe, d. h. zu Prйgel.Der fйrstliche "Contigents-Reiter" Scheu musste dem Seidel acht unddem Ringling fйnf Streiche mit dem Ochsenziemer verabreichen.Jacobs Vater fiel daraufhin nichts Besseres ein, als sich bei der fti rstlichenRegierung zu beschweren. Der Protest ЫiеЬ ohne Erfolg. Nach eingehendenErhebungen wies die Regierung die Beschwerde аЬ und erteiltedem Scharfrichter zudem noch einen nachdrйcklichen Verweis.Es kann davon ausgegangen werden, dass nach dieser drastischen Bestrafungzuniichst einmal kein Blumberger Schйler mehr dem Unterrichtunentschuldigt ferngeЬlieben ist.Schnoaken und PimockenNach der Stilllegung des Doggererzbetriebes 1942 und nati.irlich auch inder Nachkriegszeit herrschte in Blumberg unbeschreiЬliche Not. DieArbeitslosigkeit hatte Hunger und Verzweiflung im Schlepptau, und mannйtzte jegliches Mittel, die Not ein wenig zu lindem. Eltern schickten ihreKinder aufBettel-und Hamstertouren oder verdingten sie als Hirtenbuben,manchmal Ьis ins Allgiiu hinein. Oftmals kamen sie ein halbes Jahrйberhaupt nicht in die Schule, weil sie "auswiirts" beschiiftigt waren.So war es verstiindlich, dass die umliegenden Dorfer scharenweise vonbettelnden Kindem, die zum Teil erst zehn Jahre alt waren, durchzogenwurden. Zwischen der Blumberger und Epfenhofener Jugendentwickelte sich ein nicht gerade freundschaftliches Verhiiltnis. Manhiinselte und beschimpfte sich. In Epfenhofen nannte man dieBlumberger, die meist saarliindischer Abstammung waren, "ВlombergerSchnoake", wiihrend die Epfenhofener "Pimocken" genannt wurden.Treffpunkt der bettelnden Blumberger Jugend war die EpfenhofenerMilchzentrale, die im Erdgeschoss des Rathauses untergebracht war.127


Hier stand die groBe Milchzentrifuge, die aus Vollmilch Magermilch undSahne herstellte. Anschlie/3end mussten der gro/3e Tank und dieLeitungen mit Wasser gereinigt werden. Dieses Milch-Wasser-Gemischwurde den Kalbern und den Schweinen geftittert, und auch die"Schnoaken" bekamen manchmal eine Kanne davon. Wie gro/3 dieAbneigung der Epfenhofener Jugend gegen die Blumberger gewesensein mag, verdeutlicht ein Spottvers, der sich Ьis heute erhalten hat:Blomberger Schnoake, zieht net am Hoke,wenn se went uffi, oder wenn se went аЬikeiet se in Tifels SchieВloch аЬе!Das SchinderbiirbeleNoch Mitte des 18. Jahrhunderts gab es krasse Unterschiede zwischenso genannten ehrenhaften und unehrenhaften Personen oder, wie esdamals hie/3, zwischen "Menschen ehrlichen und unehrlichen Standes".So galt z. В. der Scharfrichter ein fur alle Mal als unehrlich, ganz gleich,оЬ er rechtschaffen war oder nicht. Auch seine Familie war und Ьliebunehrlich. Diese Leute standen au/3erhalb der Gesellschaft. Sie konntenzwar ein Handwerk erlernen, in eine Zunft wurden sie jedoch nie aufgenommen,denn die Zunfte waren "ehrsam". Auch war es sehr schwer,eine ordentliche Arbeit zu finden.Eine Mбglichkeit aber gab es, den Makel des unehrlichen Standesloszuwerden: Man konnte ihn durch den Landesherren tilgen lassen,vorausgesetzt, dass dieser im Besitz des "groBen Palatinats" war, einesvom Kaiser verliehenen Privilegs, was zur Legitimierung unehrlicherPersonen berechtigte.Auch die Scharfrichtertochter Barbara Ruoff von Blumberg wollte denMakel der Unehrenhaftigkeit loswerden und stellte uber den ObervogtEinberger am 14. 6. 1747 einenAntrag aufLegitimierung. Der Obervogt128


eschreibt das Madchen als 20 Jahre alt, ledig, schwachen Gesichts undGehбrs. Sie wolle sich bei ehrlichen Leuten einen besseren und "ohngescheutenZutritt verschaffen". Der Fi.irst, zur damaligen Zeit gerade inPrag, bewilligte am 9. September 1747 die Legitimation.Vielleicht durch diesen Erfolg ermutigt, hбren wir 1769 wieder von derScharfrichtertochter. Sie richtet an die Herrschaft ein Gesuch mit derBitte, ihr eine Pension zu gewahren und sie kostenlos in einem herrschaftlichenGeЬiiude in Blumberg unterzubringen. Sie habe sich Ьisherdurch Handarbeit notdiirftig durchgebracht, nun aber sei sie krank, dieBlindheit sti.inde ihr bevor, und sie kбnne kein Sti.ickchen Brot mehrverdienen. Die groBe Gefahr besti.inde, dass sie auf den Bettelkarrengeladen und im Land herumgefйhrt werde. Der Obervogt aber scheintdie Antragstellerin besser zu kennen und ist ihr nicht gewogen. SeineStellungnahme ist nicht nur AЫehnung, sondern er fiigt auch nochgrollend hinzu, dass sie, nachdem sie des Dienens und Arbeitensi.iberdriissig geworden sei, schon einige Jahre bei ihrem Schwager, demScharfrichter Seidel, wohne. Sie kбnne sich aber mit ihm nicht vertragen,sei i.iberhaupt noch nie friedlicher Natur gewesen, und man mбge siedeshalb anweisen, ihr schandloses Maul gegen Schwager und Schwesterim Zaum zu halten.Doch beim Fi.irsten findet sie wieder Gehбr. Ihr Gesuch wird mit einemAlmosen bedacht. Da sie es aber nur einmal erhiilt, verdachtigt sie denObervogt des Betruges, weil er - nach ihrer Meinung - die weiterenZahlungen fu r sich behalte und sich damit bereichern wolle. Man stellesich die Gesprache vor, die sie im Dorf pausenlos fiihrte!Dariiber hinaus ist sie dreist genug, im selben Jahre noch eine weitereBittschrift an den Fi.irsten einzureichen. Das wird nun dem Obervogt zuviel und er nennt sie in seinem Schreiben so, wie sie im Volksmund auchhieB: "SchinderЬiirbele".Dass inzwischen das Zusammenleben im Hause des Scharfrichters auchnicht besser, sondern eher schlechter geworden war, geht aus einer129


weiteren Bittschrift des gleichen Jahres hervor. Diesmal bettelt das"Schinderblirbele" nicht nur um ein Almosen, sondern sie verlangtauВerdem noch, dass man sie vor ihrem gewalttatigen Schwager schiitze,der sie nicht mehr in seiner Wohnung leiden wolle.Wie die Dinge ausgegangen sind, ist uns nicht iiberliefert. DasSchinderbarbele hat zum Schluss von ihrem verstorbenen Vetter eineErbschaft erhalten und ist fortgezogen. In Blumberg wird deshalb keineallzu groBe Trauer aufgekommen sein.Der "Schwarze Mann ''Am Eingang unserer Stadt steht seit 1940 das Denkmal zu Ehren derBergleute, die hier von 1935 Ьis 1942 unter Einsatz ihres Lebens inBlumbergs Gruben Eisenerz forderten. Aus Blumberger Erz gegossen,so wird behauptet, wurde das Denkmal 1940 in Anwesenheit des "Vatersdes Eisenerzabbaues", Kommerziernat Dr. Hermann Rбchling, eingeweiht.Jedoch schon vor Кriegsende wurden die Gruben geschlossen oderanderweitig verwendet. Der Zorn der Siegermachte lieB sich dann anihnen aus. Die Stolleneingange wurden gesprengt oder unzuganglichgemacht.Die Franzosen besetzten unsere Stadt und in den ersten Wochen derEinquartierung der franzбsischen Streitmachte standen iiberall Wachen.Auch am Bergmannsdenkmal war ein Posten aufgestellt. Vielleichtdurch die Niihe zur Schweiz und durch deren Nationalhelden WilhelmTell inspiriert oder auch nur aus Langeweile forderte der franzбsischeSoldat jeden vorbeikommenden Passanten auf, seine KopfЬedeckungDer "Schwarze Mann "130


dem "Schwarzen Mann" aufzusetzen. Sicher waren die Leute оЬ so vielMutwillens nicht begeistert, aber die Angst vor den Franzosen war groB.Mit einem KaraЬinerschuss feuerte der "Tell-Ersatz" dann die Нйtе derPassanten wieder herunter. Fйr die herumtollenden Kinder war dassicher eine schбne Belustigung, fur die Passanten wohl weniger.Einmal aber muss der schieBwйtige Franzose zu tief gezielt haben, denndie Kugel drang durch den Kopf des Denkmals. Nun wurde es den Bйrgemzu viel. Beschwerden йЬеr den Denkmalscblinder gingen noch in dergleichen Stunde beim Standortkommandanten in der TevesstraBe ein. DerPosten wurde auf der Stelle verhaftet und von zwei MilШirpolizistenabgefiihrt. Was mit ihm geschah, ist nicht йberliefert.Im Dezember 1992 wurde das Bergmannsdenkmal restauriert und dieEinschussstelle zugekittet. Мбgе der "Schwarze Mann" - mit oder ohneLoch im Kopf - das Ьleiben, was mit ihm beabsichtigt war: Mahnungund Erinnerung an eine schwere Zeit in unserer Stadtgeschichte.Der Funkensonntag und das Scheibenschlagen"Der Wald ist frei,das Holz herbeiund schichtet es zum Brande!Die Flamme lod're durch den Rauch!Begeht den alten, heil'gen Brauch,Allvater dort zu loben!Hinauf, hinauf nach oben!"Der erste Sonntag nach Fastnacht wird auch der "Funkensonntag"genannt, weil am Abend dieses Tages noch in verschiedenen Gegendendes badischen Oberlandes (im Breisgau, Wiesental, WutachgeЬiet) undan den Ufern des Bodensees auf denAnhбhen Feuer angezйndet werden,die man "Funken" nennt. Das Holz fйr die "Funken" wird tags zuvor von132


den Кnaben und ledigen Burschen von Haus zu Haus erbettelt ( d. h. esmuss geopfert sein) und dann unter allgemeinem Jubel auf einen Hйgeloder Berg in der Niihe des Dorfes gefiihrt. Das Anzйnden der "Funken"geschieht bei Einbruch der Dunkelheit, wenn die Abendglocke geliiutetwird. Es bietet von der Ferne ein malerisches Bild, wenn plбtzlich ausder Finsternis die hellen Feuer auflodern. Noch interessanter wird dasSchauspiel, wenn am Funkensonntag da und dort auch das "Scheibenschlagen"(Scheibenwerfen) gейЬt wird. In der Niihe des Feuers wirdein schriig gestelltes Brett (Schiibebock) befestigt, auf dem mit langenHaselstбcken brennende Scheiben in die Нбhе geschleudert werden. DieScheiben sind aus Buchenholz gefertigt, am Rande etwas dunner und inder Mitte durchbohrt, damit sie bequem auf die Spitze des Stockesgesteckt werden kбnnen. Ein Bursche hat oft zwanzig und mehrScheiben, die er an einer Schnur um die Schultern triigt. Beim Scheibenschlagenwird eine Scheibe nach der anderen an den Funkensteckengesteckt und ins Feuer gehalten, Ьis sie brennt. Darauf wird die brennendeScheibe einige Mal im Кreise geschwungen und dann mit einemkriiftigen Schlage vom Brett in die Нбhе geschnellt, damit sie mбglichstweit fliegt. Jede Scheibe gilt einer Person, deren Namen stets lautausgerufen wird, gewбhnlich mit den Worten: "Schiboh, Schiboh! Wemsoll die Schiibe go?" "Die Schiibe soll der ( dem) N. N. gelten."Weil der Flug der Scheibe von Bedeutung ist, wird stets noch beigefugt,sie solle der ( dem) Genannten "eben recht fahren", denn "fahrt sie nicht,so gilt sie nicht". Letzteres kommt bei ungeschickten Hiinden allerdingshiiufig vor. Die letzte Scheibe wird nicht geschlagen, sondern alsWahrzeichen mit nach Hause genommen. Sie muss noch glйhen, wennder Triiger daheim ankommt. Diese alten Briiuche, "der Funken" und"das Scheibenwerfen", stammen unzweifelhaft aus der heidnischenVorzeit. Die "Funken" wurden von unseren Vorfahren, den Germanen,dem nahenden Frйhling zu Ehren angezйndet. Die flammenden Scheibenaber sollen die hбher steigende Sonne versinnbildlichen. Мбgе dieser133


alte Brauch des germanischen Volkes als freudiges Zeichen der baldigenAnkunft des Friihlings noch recht lange fortleben.In Blumberg erinnert das Gewann "Scheibenrain" am Eichberg nochheute an diese alte Tradition und die Fastnachtsgruppe "Die Eichberggeister"haben sie seit 1990 wieder aufleben lassen.Nordhalden in NotIn Nordhalden erzahlt man, dass das Dorf friiher einmal eine rechtwohlhabende Gemeinde gewesen sei. Die Landwirtschaft brachte sohohe Ertrage, dass es jedem Bauern mбglich gewesen ware, seinen Pflugmit einer silbernen Pflugschar auszustatten.Dieser Wohlstand habe so lange angehalten, bis ein furchtbarer, sintflutartigerWolkenbruch die Flure verwiistet und deren fruchtbarenBoden weggeschwemmt habe. Der "Schleipfe-Osch", der aufgrund derdamals iiblichen Dreifelderwirtschaft gerade brachlag, wurde von denherabstiirzenden Wasserfluten blankgespiilt, sodass nur noch toter Bodeniibrig blieb.Der aufmerksame Betrachter kann die um fiinf Meter tiefen Graben amRande des Rubis und des Hitzebiihls, die schnurgerade und rechtwinkliggegen das Та! verlaufen, noch heute erkennen. Es bleibt aber unvorstellbar,welche Wassermassen zur damaligen Zeit gefallen sein miissen,um solche Graben aufzureii3en. Auch die Graben am nбrdlichenWinterberg werden mit dieser Katastrophe in VerЬindung gebracht.Vielleicht kann auch ein anderes Naturereignis aus dem Jahre 1336 mitdem Wegschwemmen des fruchtbaren Ackerbodens in VerЬindunggebracht werden. Heuschrecken fielen im August und September diesesJahres in ungeheuren Schwarmen ins Land, fraBen alle Pflanzen аЬ undverursachten eine drei Jahre dauernde Teuerung im Lande. Da die Heu-134


schrecken zu vielen Millionen starben und verwesten, verursachten sieansteckende Кrankheiten. In den beiden darauf folgenden Jahren uberfielendiese erneut unser GeЬiet. Der Hauptschwarm, so erzahlt mansich, soll eine Tagreise lang und sechs Meilen breit gewesen sein. AndereSchwarme verfinsterten die Sonne wie dichte Wolken.Ein nacktgefressener "Schleipfe-Osch" ware einem schrecklichen Wolkenbruchbesonders schutzlos ausgeliefert gewesen.Aber es war nicht eine einmalige Naturkatastrophe, die Nordhaldenseines guten Ackerbodens berauЬte, sondern eine erschreckend hoheAnzahl davon. АЬ 1725 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts konnenmindestens sechzehn schreckliche Unwetter nachgewiesen werden. Esscheint wie eine йЬ!е Laune der Natur, dass in dieser Zeit das NordhaldenerТа! bevorzugt von schreck1ichen Wo1kenbrйchen und Regenstйrmenheimgesucht wurde. Auch andere Orte wurden betroffen, aberwegen der besonderen Hanglage der Acker und Wiesen N ordha1dens gabes hier die schlimmsten Auswirkungen.In Riedoschingen toЬte am 8. April 1778 ein heftiges Gewitter. Dabeitotete der Blitz fli nf Pferde, welche im "Miihle-Osch" den Pflug zogen.Der Eigentiimer, der Bauer Otzeler, und sein Rossbub wurden zu Bodengeschleudert, aber schon anderntags erholten sie sich wieder.Auch von ungewohnlichen Schneefallen berichten uns die Chroniken. DerWinter im Jahr 1784 uberstieg alles, was man je erleЬt hatte. Man trafPiatze,wo der Schnee bis sechs Meter hoch aufgetiirmt lag. Am 8. und 9. ApriljenesJahres kam dann noch einmal eine entsetzliche Menge dazu. Mit 20 Pferdenmusste man in Riedoschingen den Schneepflug ziehen, und viele Ceutehalfen noch dabei. Dazu kam dann noch ein grof3er Mangel an Brennholz,da man die Walder nicht betreten konnte. Die Vogel verloren оЬ des Nahrungsmangelsdie naturliche Scheu und kamen Ьis an und in die Hauser.135


Aber immer wieder war es Nordhalden, welches die Unwetter amblirtesten traf. Wahrend 1788 Josef Sauters Haus von heransturzendenWassermassen unterspйlt und weggerissen wurde und ein kleines Kindgerade noch gerettet werden konnte, hielt sich der Hausbesitzer inRanden aufund kegelte - man glaubt es kaum - bei strahlendem Sonnenschein!Marten vom RiedSchon Mitte des 12. Jahrhunderts hбren wir zum ersten Mal in denUrkunden vom Blumberger Ried und dem dort gelegenen SteppacherHof. Eine einsame, geheimnisumwitterte Gegend, die jeder Ortsfremdemбglichst mied oder wo er sich fuhren lieB. Man erzahlt, dass somancher, der das schwankende Ried uberqueren wollte, nie sein Zielerreichte. Vermutlich versuchten schon die Rбmer, die gefahrlichenSumpflбcher mit Кnйppeldammen zu йberbrйcken, aber nach kurzerZeit versanken auch diese wieder in der feuchten Tiefe. Erst mit demBau des Oberen Weiherdammes Anfang des 16. J ahrhunderts wurde einesichere Oberquerung des Rieds moglich.Kein Wunder, dass dieser unwirtlichen Gegend geheimnisvolle Miichtezugesprochen wurden. Die Geister der Verstorbenen sollten dieWanderer vom einzig sicheren Wege weglocken, unerklarliche Lichterverfйhrten den Neugierigen zum Suchen und geheimnisvolle TonelieBen die Handler, die von Schaffhausen mit allerlei Waren in die Baarzogen, erschauern. Immer wieder horte man von schlimmen Ausgangennachtlicher Riedйberquerungen, vor allem dann, wenn die gefurchtetenNebel sich wieder йЬеr die Gegend gelegt hatten.Zu jener Zeit leЬte am Stoberg ein Kбhler namens Joseph Marten. Erbetrieb dort seine Holzkohlenmeiler. Rauchgeschwarzt an Handen undGesicht, mit wilder Haarmahne, im Winter mit Fellen gegen die136


klirrende Baarkiilte geschiitzt, sah er Furcht erregend aus. Sollte sich derscheue Mann schon mal in den kleinen Flecken Blumberg wagen, liefendie Kinder vor Angst schreiend davon. Deshalb zog er meist dieEinsamkeit des dem Sumpf gegeniiber gelegenen Stobergwaldes vor.Obwohl er so Furcht erregend aussah, hatte er ein freundliches undhilfsbereites Wesen. Horte er nachts die Hilferufe der im Ried vomrechten Wege abgekommenen Wanderer und Hiindler, hatte er schnellSeile und Geriitschaften bereit, um den in Not Geratenen zu helfen. Sogeheimnisvoll wie er auftauchte, verschwand er auch immer wieder. Niewollte er irgendwelchen Dank. Eine genaue Beschreibung von ihmkonnte kaum jemand geben. Nur an die wilde Haarmiihne und seinendichten Winterpelz erinnerten sich einige.Es ist nicht iiberliefert, wie vielen Menschen Joseph Marten aus iirgsterBedriingnis geholfen hat, aber bei abendlichen Erziihlungen anKachelбfen gedachte man seiner immer gern. Hier wurde er stets nur"Marten vom Ried" genannt.Der Schmalzhiindler von SchajjhausenIn Hondingen war bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts dieHauptzollstation zur Schweiz fiir den Raum der Baar. Erst als 1737auf Befehl der Fiirstlich Fiirstenbergischen Landesbehбrde die neueStraBe Behla-Riedbohringen gebaut wurde, musste die Zollstelle nachBlumberg-Zollhaus verlegt werden. Bis dahin fiihrte die alte HandelsstraBevon Schaffuausen noch iiber Bargen, Neuhausen, amSteppacher Hof vorbei nach Hondingen. Es wird wohl damals nocheine KniippeldammstraBe iiber das Ried gewesen sein, denn der"Untere Weiher" ostlich der heutigen В 27 wurde erst 1512 angelegtund dann die Dammkrone als Obergang iiber das sumpfige Gebietausgebaut.137


Um 1480 zog ein Schmalzhiindler von Schaffhausen her nach Hondingen,wurde dort an der Zollstelle einige Kreuzer los und zog unwillig undverdrossen uber die dauernden Abgaben weiter. Jener Schweizer Hiindlerwar sicher nicht ausreichend informiert, sonst hiitte er sich fur seine Reisein die Baar einen anderen Tag ausgesucht. Es war niimlich uralte Sitte imHondinger Tal, dass am Dienstag vor der so genannten "Pfaffenfastnacht"Кnechte und Кnaben "Freiheit und Gewalt" erhielten, das heiВt, sie konntenallerlei Unfug anstellen, ohne dafur bestraft zu werden. Man nannte siedann die "Esel". Jeder Haushalt musste ihnen sechs Heller Abgabe zahlenund natiirlich auch die Reisenden, welche die Landstraf3e daherzogen.Unser Schmalzhiindler war eine willkommene Beute jener ubermutigenjungen Miinner und wurde aufgefordert, die uЬliche Schatzung zubezahlen. Er aber verweigerte dies, vielleicht noch veriirgert uber diegerade erst erfolgte Zollschrбpfung. Vermutlich hiitte man ihnunbehelligt weiterziehen lassen, wenn er sich mit freundlichen Wortenlosgebeten hiitte. So aber kam es zu unschбnen Wortgefechten, an dessenEnde unserem Schweizer der Hut weggenommen wurde. Auch dieherbeigeeilten Leute, welche zu vermitteln suchten, wurden mitschweren Drohungen uberschiittet. So kam es, wie es kommen musste,unser Hiindler erhielt zum Schluss eine kriiftige Tracht Prugel.Damit war die Sache aber noch nicht beendet. Zu Hause fuhrte derSchaffhauser ernstliche Кlage wegen striiflichen Mutwillens derHondinger. Der Rat von Schaffhausen verlangte daher beim Grafen vonFurstenberg Entschiidigung und Bestrafung der Schuldigen.Als aber der wirkliche Hergang und vor allem die Sitte des "Eselns" denSchaffhauser Ratsherren erkliirt wurde, lief3en sie die Beschwerde fallen.Unser Schmalzverkiiufer soll jedoch in den folgenden Jahren amDienstag vor der Pfaffenfastnacht nie mehr die Zollstelle bei Hondingenuberschritten haben.138


Neun Laibe BrotZu den Besitzungen der Gemeinde Nordhalden gehбrten in friiherenZeiten gro/3e Waldgebiete wie der "Ettenberg" und der "Hohe Hengst".Jahrhundertelang schwelte der Streit um diesen Besitz zwischen demSpital in Schaffhausen und Nordhalden. 1532 wurde schon durch einenSchiedsspruch die Eigentumsfrage eindeutig zugunsten Nordhaldensgefcillt, aber im Lauf der Jahrhunderte gab es stiindig weitereZwistigkeiten und erneute Besitzanspriiche des Schaffhauser Rates.1826 ging durch Tauscl1 der stattliche Waldbesitz "Hoher Hengst"endgiiltig in das Eigentum der Stadt Schaffhausen iiber.Wie die Nordhaldener in den Besitz dieses Waldes kamen und unterwelchen Bedingungen sie ihn wieder verloren, erzahlt man sich nochheute in der Bevбlkerung:Es heii3t, dass in der Reformationszeit das WaldgeЬiet "Hoher Hengst"den Nordhaldenern von einem adeligen Friiulein - vermutlich einerRandenburgerin - zum Lohn dafiir geschenkt wurde, dass sie katholischЬlieben. Spater jedoch, wahrend einer gro/3en Hungersnot, habe dieGemeinde die Waldung fiir neun Laibe Brot dem Schaffhauser Spitalabgetreten.Man kennt den Namen der giitigen Randenburgerin nicht und kann iiberden endgiiltigen Erwerb auch keine genauen Aussagen machen. Abereines beweisen die vorhandenen Urkunden doch eindeutig: Der Waldwurde wahrend der Reformationszeit Nordhaldener Besitz. Vielleichtsto/3en wir irgendwann auch einmal auf den Namen der edlen Spenderin.139


Ich bedanke mich bei allen, die mir durch Erziihlungen, Hilfen undHinweise bei der Zusammenstellung und Herausgabe dieses Buchesbehiljlich waren:Glatz, Walter (Glatz, Anton), Blumberg; Gleichauf, A1fred VII,Fi.itzen; Gleichauf, Kurt, Blumberg; Gradinger, Rainer, Blumberg;Henckell, Ji.irgen, Blumberg; Joos, Erwin, Riedбschingen; Karwat,Brigitte, Blumberg; Kienzler, К.-Н., B1umberg; Ki.immerle, Emi1,Bonndorf-Brunnadern; Mirowsky, Helmut, B1umberg; MiШer,Margarete, Blumberg/Donaueschingen; Pietsch, Helmut,Donaueschingen; Prillwitz, Gudrun, B1umberg; Prillwitz, Anja, Berlin;Prillwitz, Dr. Julia, Freiburg; Reimer, Dietrich, Blumberg; Rбsch,Josef, Epfenhofen; Sauter, Werner, Neuhaus; Schey, Renate,Riedбschingen; Schwemmer, Martin, Aselfingen; Stahl, Clemens,Blumberg; Weimer, Adelheid, Ti.ibingen; und einigen anderen, dienicht genannt werden mбchten.141


Beniitzte Quellen:Almanach - 1 992 , 1 99 5, 1 997;Haus- Flur- undBader, Karl Siegfried - Die geschichtlichenvon Blumberg, 1 966 ;GelandenamenBader, Karl Siegfried - St. Ottilien bei B1umberg, 1 9 51;Band l, B ase1 1 908 ;Brennwald, Heinrich - Schweizerchronik,an Heimat und Jugend, Uberachen,Burger, August - ErinnerungenTyposkript 1 979;- (Nordha1den!Neuhaus);Chronik der RandenwolfeDas grojJe Palatinat des Hauses Fйrstenberg;Dorler, Franz Sales - Die Hondinger Wallfahrt, 1 869 ;Eiclzhorn, Ambrosius - Histarische N achrichten von der PfarreiFutzen, 1 883;im Schwarzwald-Baar-Kreis;Erfa ssung der KulturdenkmaleFrauenfe lder, Reinhard - Sagen und Legenden aus dem Kanton1 984;Schaffuausen,auf dem Randen,Frauenfe lder, Reinhard - N ibelungenk1angeМарре 1 968SchaffuauserFritz, О. - Badische Sagen, 1 938 ;des Sudkut1ec 1 9 86 ;Fйtzen - Sonderbei1agedes AЬtes, St. Georgen/Gaisser, Georg - AufzeichnungenVillingen, 1 642;HasenfujJ, К. - Chronik von LOffingen, 1 9 53;zum Stiftewahrend seiner ZugehOrigkeitHeim - RiedoschingenUnserer Lieben Frau zu Lindau, 1 931 ;Helming, Hedwig - Burgen und Schlosser der Wutachschlucht;Kiinzig, О, - Deutscher Sagenschatz, Badische Sagen, Leipzig-Gohlis1 923;Sagen, Jena 1 930 ;Kйnzig, J. - Schwarzwa1dKйrzel, А. - Der Amtsbezirk Bonndorf, Freiburg 1 86 1 ;1 42


Lauer, Н. - Kirchengeschichte der Baar, 1928;Lindau, Ignatius - Chronik im Pfarrarchiv Riedбschingen;Mйnzer, М. -Die Geschichte des Dorfes Hondingen, 1979;Pfarrfйhrer durch die Pfa rrgemeindeAchdorf, 1940;Pletscher, A. - Altes und Neues vom Randen, Schleitheim 1898;Pletscher, S. - Die Strategische Wutachtal-Randental-Donautalbahn,Bonndorf 1890;Pletscher, S. - Randenschau, 1886;Riedoschinger Wa llfahrts-Novene-Riedбschingen 1965;Sauter, Gottfried - Der Randenmann;Sauter, Gottfried - Kommingen auf dem Randen, Hegau-BiЬiiothek,Band 24, 1973;Sauter, Gottfried - Nordhalden - Die Geschichte eines Grenzdorfes,1982;Schajjhauser Magazin - 2/87 - Die Grenze;Scheffel, Victor von - Juniperus;Schelling, Friedrich - Geschichten aus dem Hegau, 1948;Schey, Alfred - Chronik der Fami1ien Schey, Riedбschingen 1950;Schmidt, Wilhelm - Вlumberg - eine Heimatgeschichte, Band 1-3,Typoskript 1972;Schmitt, J. - Sagen und Geschichten aus dem lieben Badnerlande, 1904,Band I-III;Schnetzler, August - Badische Sagen, Karlsruhe 1846;Strohmeyer, W. - Geschichten des alten Waldhuters, DonauboteNr. 136 vom 13. Juni 1914;Strohmeyer, Willibald - Freiburger Diбzesan-Archiv, Freiburg 1908;Vetter, August - Hufingen, 1984;Wa cker, Karl - Der Landkreis Donaueschingen, 1966;Wa ibel, J. - Sagen des Bodensees, des oberen Rheintales und derWaldstatte, Freiburg 1898;Willimski, Раи/ - Fйtzen im Laufe der Zeit, 1981;1 43


Wintermantel, Joseph - Kurze Geschichte der Wallfahrt zuHondingen, 1821;Zeitschrift fй r die Geschichte des Oberrheins - Band IV, Freiburg 1891144

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