24 | 25GrundsatzentscheidungVerlust- oderGewinnprogression?Schon im Rahmen des Spiels auf Einfache Chancen ist es unerlässlich, sich mit der sehr grundsätzlichenFrage der Progression auseinanderzusetzen.Foto: iStockphotoies hat seinen Grund darin, dassDdie Tendenz des Ausgleichs sich innerhalbder Einfachen Chancen amdeutlichsten zu erkennen gibt undhier auch am ehesten ihre Bestätigung findenkann.Daher sind die meisten Roulette-Theoretiker derAuffassung, dass man bei einem Spiel auf EinfachenChancen ohne Progression nicht auskommenkann. Man gelangt sehr bald zu der Einsicht,dass Spiele mit gleichbleibendem Einsatzzwar weniger Einsatzstücke erfordern, dafüraber oft tagelang keinen Gewinn abwerfen.An dieser Stelle ist auch eine zweite sehr wichtigeBehauptung anzusprechen. Weit verbreitet istdie Ansicht, dass jede Progression unweigerlichzum Ruin führen müsse, allein schon wegen derverheerenden Auswirkung der Zero, die kleinewie hohe Sätze gleichermaßen trifft. Nimmt mandiese beiden Grundüberzeugungen zusammen,so kommen viele logisch denkende Spieler zudem Schluss, dass auf den Einfachen Chancen„nichts zu holen sei“. Wenn aber vielleicht doch,dann nur unter Aufwand maßloser Geduld undunter Einsatz von Stücken beachtlicher Grösse.Was ist überhaupt eine Progression?Während der Marsch die Art und Weise festlegt,wie und wann im Verlauf des Spiels die Einsätzeplatziert werden, weist eine Progression andereKriterien auf. Eine Progression ist dadurchgekennzeichnet, dass sie zunächst mit einembestimmten Ausgangssatz beginnt und dassim Verlauf des Spiels die Anzahl der gesetztenStücke in Abhängigkeit von Gewinn und Verlusterhöht oder erniedrigt wird.Man unterscheidet Verlust- und Gewinnpro-gressionen, wobei bei den Verlustprogressionen der Satz nach Verlust gesteigertund nach Gewinn reduziert wird, während bei einer Gewinnprogressionumgekehrt verfahren wird.Wenn ein Anfänger das Stichwort „Progression“ hört, denkt er zunächstan die Verdoppelung der Einsätze nach jedem Verlust. Viele, viele Roulette-Neulingemussten mit dieser Progressionsform, die Martingale genanntwird, ihre ersten schmerzlichen Erfahrungen in der Spielbank machen.Diese mörderische Progression, die nach jedem Verlust den Einsatzverdoppelt, ist eigenartigerweise die populärste, aber zugleich auch ruinösesteForm aller Satzsteigerungen. Denn der Spieler kann – was leiderimmer noch nicht allgemein bekannt ist – niemals mehr gewinnen als dieHöhe seines ersten Einsatzes.Schon vor mehr als 250 Jahren hatten sich Mathematiker mit Formender Satzsteigerungen befasst – jedoch nur mit Satzsteigerungen im Verlust.Einer der ersten war der französische Mathematiker Jean Le Rondd’Alembert (1717–1783), der die nach ihm benannte d’Alembert-Progressionerfand. Die Idee, die hinter dieser einfachen Progression steht, ist bestechend:Der Ausgangssatz ist 1 Stück, der so lange beibehalten wird, bisein Verlust eintritt. Dann wird der Satz nach jedem Verlust jeweils um 1Stück erhöht und erst nach Gewinn jeweils um 1 Stück gesenkt. Sobald dieHöhe des Ausgangssatzes von 1 Stück wieder erreicht ist, hat man pro gesetzemCoup ½ Stück gewonnen. Allerdings ist diese Progression in ihrerOriginalform nicht spielbar, weil zum einen der komplette Ausgleich fürden angestrebten Gewinn erforderlich ist, was in der Regel die Ausnahmebleibt. Und zum anderen die Zero unbarmherzig die Einsätze, gleich welcherHöhe, trifft.Eine andere, schon sehr alte Progressionsform, die „Amerikanische Abstreichprogression“,war bereits vor dem ersten Weltkrieg bei den Engländernin Monte Carlo sehr beliebt. Sie wurde lange für unfehlbar gehalten,hat sich aber später als sehr gefährlich für den Spieler herausgestellt. DieseProgression, auch „Labby“ (von Labouchère) genannt, braucht nicht denabsoluten Ausgleich zwischen zwei Einfachen Chancen wie die d’Alembert,sondern ihr Merkmal ist es, dass sie mit einem Gewinn zwei Verluste tilgt.Die Gefahr bei der Labouchère besteht darin, dass ihre Einsätze lawinenartigansteigen können, wenn das angestrebte Verhältnis von einem Gewinnsatzzu zwei Verlustsätzen nicht erreicht wird bzw. nur ein Gewinn
STRATEGYRoulette-systemeoder zwei Gewinne fehlen, um sie erfolgreich abzuschließen. Dann kanndie Labouchère im Extremfall zu einer Martingale mutieren, d. h. die Einsätzehaben sich in diesem Fall so zusammengeschoben, dass nur nocheine Verdoppelung der Sätze eintritt.Diese Erfahrung mussten vor Jahren auch die Anwender des „Johnson-Tepperwein-Systems“ machen, das in Wirklichkeit nur eine Form der„Amerikanischen Abstreichprogession“ war. Es gab zwar längere Gewinnpassagen,aber die nicht seltenen schlechten Tage schluckten die vorherangesammelten Gewinne und dazu noch das eingesetzte Kapital.Das Grundprinzip aller Progressionen besteht doch darin, dass man durchdie Variation der Einsätze versucht, die niedrigen Einsätze zu verlierenund die hohen Einsätze zu gewinnen, doch ist diese Aussage ein Paradoxonan sich.Wenn das gelingen würde, bräuchte man nur die niedrigeren Sätze wegzulassenund nur noch die höheren Sätze im Gleichsatz zu spielen. Das wäredann aber schon wieder ein Marsch, also ein Widerspruch in sich.Im Laufe der Zeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass mit Verlustprogressionenohne einen überlegenen Marsch nichts zu gewinnen war. Dielogische Folgerung daraus war der Umkehrschluss, dass dann mit Gewinnprogressionender sichere Gewinn möglich wäre.Selbstverständlich hat der Einsatz einer Progression auch dann eineBerechtigung, wenn es gelingt, durch eine ausgeklügelteSatztechnik den Schwankungsverlaufdes Saldos gering zu halten.In den nächsten Ausgaben des <strong>CasinoClub</strong>s-<strong>Magazin</strong>s werden wir sowohl zu der allgemeinenProblematik als auch zu speziellen ProgressionenStellung beziehen.Interessant ist auch die übergreifende Möglichkeit,Progressionen auf anderen Spielen alsRoulette einzusetzen.