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Jens Halfwassen, Heidelberg HEGEL UND PLOTIN ÜBER ...

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5Bestimmtheit und Denkbarkeit darstellt, von dem die Entfaltung aller übrigen Bestimmungenihren Ausgang nehmen muß; Plotin orientiert sich dabei an der zweiten Hypothesis desPlatonischen Parmenides. 17 Das seiende Eine bringt nun alle Ideen dadurch hervor, daß essich in sich selbst unterscheidet in eine Vielheit von seienden Einheiten, welche die Ideensind. Diese Selbstunterscheidung in die verschiedenen Ideen aber vollzieht sich so, daß in ihrdas seiende Eine zugleich zu sich selbst als Einheit zurückkehrt und so mit sich identischeEinheit bleibt, obwohl es zur Vielheit wird. Diese Selbstunterscheidung und Selbsterfüllungdes seienden Einen in der Totalität aller Ideen aber ist wie die logische Entwicklung derKategorien bei Hegel kein zeitlicher Prozeß, sondern vollzieht sich prozeßfrei in zeitloserEwigkeit. Ihr Resultat ist der Nus, der ewig sich selbst als die Einheit aller Ideen anschaut undweiß. 18Der sich selbst wissende Nus ist dabei für Plotin genau wie die Idee für Hegel dasMovens der Selbstentfaltung des Seins in die Ideentotalität, denn der Geist ist das Zu-sichselbst-Kommenund Bei-sich-Sein der intelligiblen Totalität: “der Geist”, so schreibt Plotin,“fängt an als einfache Einheit, bleibt aber nicht, wie er anfing, sondern von sich selbstunbemerkt wird er zur Vielheit, wie schlaftrunken, er entfaltet sein Selbst, weil er Alles insich haben will”. 19 Hegel kommentiert: “Der νους ist das Sich-selbst-Finden seinerselbst”. 20 Die Entfaltung des Geistes aus unentfalteter Einheit gründet also im Sich-Selbst-Besitzen-Wollen des Geistes und damit in der Selbstbeziehung des Denkens, das nur durchseine Selbstentfaltung zu sich kommt. Dieses Zu-Sich-Kommen des Geistes ist unwillkürlichund absichtslos, weil der Geist dadurch allererst er selbst wird, seiner eigenen Entfaltung alsonicht als wollender Geist schon vorausgehen kann. Der Geist sieht seiner eigenenSelbstentfaltung in die Totalität aller Ideen gleichsam nur zu, weiß dabei aber zugleich sichselbst nicht nur als das Telos jener Entfaltung, sondern auch als ihren Grund, der sie initiiertund in allen ihren Stufen trägt.Konkrete Totalität als Grundstruktur denkender SelbstbeziehungWarum ist nun aber die Entfaltung des anfänglich unentfalteten Seins in die Totalität allerreinen Bestimmungen Geist und d.h. Denken seiner selbst, Sich-Wissen oderSelbstbewußtsein? Von der Beantwortung dieser Frage hängt für Hegel wie für Plotin einangemessenes Verständis dessen ab, was Geist überhaupt ist. Und beide beantworten diese17 Vgl. Platon, Parmenides 142 B ff.18 Vgl. dazu <strong>Jens</strong> <strong>Halfwassen</strong>, Plotin und der Neuplatonismus, München 2004, S. 68–84.19 Plotin, Enneade III 8, 8, 30–34.

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