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Jens Halfwassen, Heidelberg HEGEL UND PLOTIN ÜBER ...

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8darum in sich selbst schon den Charakter geisthafter Selbstbeziehung; sie ist alsSelbstvermittlung des Seins ein seinshaftes, im Sein selbst ausgesprochenes Denken, dasPlotin eine οσιδης νησις nennt. 26 Das erfüllte Sein ist in sich selbst Denken und Geist,weil es nur so es selbst und d.h. die sich tätig zu sich selbst vermittelnde Fülle der Ideen ist.Geist als triadische EinheitVon dieser Plotin und Hegel gemeinsamen Bestimmung des geistigen Seins als einer All-Einheit aus, die sich in der durchgängigen Relationalität ihrer Momente zu sich selbstvermittelt, wird nun auch einsichtig, wieso sich das Denken in seiner Beziehung auf seineGehalte immer schon zugleich auf sich selbst bezieht und wie dabei die Einheit seinerdenkenden Selbstbeziehung, sein Selbstbewußtsein, zustande kommt. Denken ist für Plotinnämlich genau wie für Hegel gerade kein Akt eines zunächst fürsichseienden Subjekts, dassich darin auf ein von ihm getrenntes, ihm nur gegenüberstehendes Objekt bezieht, so daßunbegreiflich bleiben muß, wie es sich in dieser Beziehung zugleich auf sich selbst beziehenkann; eine solche am Modell der Sinneswahrnehmung orientierte Ansicht bleibt dem sich aufsich beziehenden Denken vielmehr prinzipiell unangemessen. Das, worauf das reine Denkensich ursprünglich richtet, ist kein von ihm getrenntes Objekt, sondern die Einheit desnoetischen Seins; diese ist aber das seiende Eine, das in seiner Selbstentfaltung zu sichzurückkehrt und darum in sich selbst schon denkende Selbstbeziehung ist. Darum erkennt dasDenken im Erfassen der Einheit der Ideen sich selbst als Denken, und zwar als reines Denkenseiner selbst; der Nus steht den Ideen also nicht als ein von ihnen verschiedenes Subjektgegenüber, sondern er ist mit dem ideenhaften Sein als sich zu sich selbst vermittelnder All-Einheit identisch.Für Plotin besitzt darum das Denken seiner selbst, die Noesis Noeseos, keinezweipolige, sondern eine dreipolige Struktur: “Er unterscheidet im νος das Denken (νος),das Gedachte (νοητν) und den Gedanken (νησις), so daß der νος Eins und zugleich Allesist; die νησις ist aber die Einheit der Unterschiedenen”, 27 so paraphrasiert Hegel diese“Grundidee” Plotins. Der Denkakt, die Noesis, ist darum das vereinigende Dritte, weil sowohlder denkende Geist als auch das Gedachte, die Viel-Einheit des intelligiblen Seins, jeweils insich selbst Denkvollzug ist. Denn Denken ist nichts anderes als diejenige selbsttätigeEntfaltung der Einheit in die Vielheit, in deren Vollzug die Einheit zugleich zu sich selbst26 Plotin, Enneade V 3, 5, 37. Vgl. dazu Werner Beierwaltes, Selbsterkenntnis und Erfahrung der Einheit.Plotins Enneade V 3, Frankfurt a. M. 1991, S. 197 ff.27 Hegel, Vorlesungen, a.a.O. (Anm. 12), Theorie-Werkausgabe, Band 19, S. 453. Hegel zitiert hier verkürzendPlotin, Enneade V 3, 5, 43–48.

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