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Jens Halfwassen, Heidelberg HEGEL UND PLOTIN ÜBER ...

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7gesteigert wird. Auf diese Weise ist die Idee die Totalität aller Bestimmungen und als solchewahrhaft unendlich.Wie sehr Plotin diese selbstbezügliche Struktur der konkreten Allgemeinheitvorwegnimmt, beweist eine eindrucksvolle Stelle, auf die schon Hegel hingewiesen hat, undan der Plotin die Frage erörtert, in welchem Sinne das seiende Eine der Grund der Ideen ist:“Vielleicht darf man gar nicht sagen, das seiende Eine sei der Grund (ατιον) der anderenIdeen, sondern man muß diese gleichsam als seine Momente (μρη) und gleichsam als seineElemente (στοιχεα) auffassen und das Ganze als eine einheitliche Wesenheit, die nur durchunser begriffliches Denken (πνοια) gleichsam zerteilt wird, während es selbst durch seinewunderbare Kraft Eines in Allem ist und als Vieles erscheint und zu Vielem wird, wenn essich gleichsam bewegt, und diese Vielfältigkeit seiner Wesenheit bewirkt, daß das Eine nichtEines ist. Wir heben gleichsam Teile von ihm heraus, setzen sie als je besondere Einheit undnennen sie Idee, ohne zu wissen, daß wir nicht das Ganze in eins und zumal erblickt haben,sondern nur einen Teil herausheben und die Teile dann wieder verknüpfen, da wir sie nichtlange Zeit festhalten können; denn sie streben zu sich selbst zurück. Deshalb entlassen wir siewieder in das Ganze und lassen sie wieder Eines werden, vielmehr Eines sein”. 23Daß die Einheit des seienden Einen im Vollzug ihrer Selbstentfaltung in die Vielheitder Ideen nicht verschwindet, sondern sich als Einheit durchhält und in der entfaltetenVielheit zu sich selbst zurückkehrt, dies begründet Plotin damit, daß jede einzelne Idee in sichselbst zugleich das Ganze aller Ideen enthält, also selbst die Einheit des Seins ist, und nurvom diskursiven Denken, nicht aber vom Nus selbst künstlich von diesem Ganzen abgetrenntwird: “im Geist ist das Einzelne ewig aus dem Ganzen, es ist Einzelnes und Ganzes ineins”. 24Darum bleibt das seiende Eine in seinen Unterschieden auch mit sich selbst identisch. DieIdeen sind also die artikulierenden Momente des Nus genau in dem Sinne, in dem Hegel vonden Momenten des Begriffs spricht, von denen jeder selbst das Ganze des Begriffs ist. 25Damit aber wird die Identität von Sein und Denken, die der Nus ist, durchsichtig: Dasseiende Eine, die Einheit des Seins, ist selbst Denken und Nus, weil es sich in die Ideenentfaltet und durch diese Selbstentfaltung so zu sich selbst zurückkehrt, daß es alle entfalteteVielheit in seiner Einheit im Hegelschen Sinne zugleich aufhebt und bewahrt; so ist das Seinerfüllte All-Einheit. Die Selbstentfaltung des seienden Einen in die Totalität der Ideen hat22 Hegel, Enzyklopädie, a.a. O. (Anm. 1), § 163 Zusatz.23 Plotin, Enneade VI 2, 3, 20–32. – Hegel, Vorlesungen, a.a.O. (Anm. 12), Theorie-Werkausgabe, Band 19, S.451 f verweist auf diese Stelle bei Plotin.24 Plotin, Enneade V 8, 4, 22 f.25 Vgl. Hegel, Enzyklopädie, a.a.O. (Anm. 1), § 160.

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