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Rundbrief 22 als PDF - Shop - Ausgestrahlt

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Vorbilder„Wir haben richtig Wind unter den Flügeln“Beate Gersbeck, 53, Ex-Naturkosthändlerin und Flugbegleiterin, klopft mit „Atomausstieg Groß-Gerau“ Politikern auf die Finger und baut mit einer Genossenschaft selbst an der EnergiewendeAnfang der 1980er gab es Pläne für eine WAA im Westerwald,in Merenberg. Da schossen die Bürgerinitiativenaus dem Boden. Wir haben Veranstaltungenund Infostände gemacht. Ein kleines Erdbebenkam uns zu Hilfe: Die Stimmung kippte, derStandort wurde fallengelassen. In den Jahrendanach habe ich mich mit anderen Themenbeschäftigt. Als aber die Laufzeitverlängerungbeschlossen werden sollte, hat es mich wiedergepackt, da musste ich dringend zur großenDemo nach Berlin und suchte einen Bus. So bin ichin die Gruppe hier reingerutscht.Wir sind 15–20 Aktive, jede/r bringt unterschiedlicheFähigkeiten mit. Unseren Newsletter verschicken wir an 180 Adressen.Seit 2010 machen wir jedes Jahr mehrere Veranstaltungsreihenmit Vorträgen, von „Lohnen sich PV-Anlagen auch 2013 noch?“über „Atommüll in Biblis“ bis zu „Wie radioaktiv ist meine Bank?“.Vorher und hinterher machen wir immer ordentlich Pressearbeit, soerreichen wir viel mehr Leute <strong>als</strong> mit der Veranstaltung an sich.Auch die Politiker kriegen so mit, dass da immer noch welche unzufriedensind und nicht locker lassen. Vor den Wahlen haben wirFragenkataloge an alle KandidatInnen verschickt, die Ergebnisseauf der Webseite dokumentiert. Die Zugriffe sind nachoben geschnellt.Wenn wir zu Biblis was machen, kriegen wir oft zuhören: „Das ist doch jetzt rum, der Ausstieg beschlossen,die Energiewende läuft.“ Da geht unsnatürlich der Kamm hoch. Das ist eine bewusst gestreuteF<strong>als</strong>chinformation. Dahinter stecken Lobbyistenetwa der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“,die massiv gegen die EnergiewendeStimmung macht.Vor einem Jahr haben einige von uns einen Anstoßeines Energieberaters zur Gründung einer Energiegenossenschaftaufgegriffen. Wir waren auf einen Schlag30 Leute. Nur drei Monate nach dem ersten Treffen haben wir gegründet,fast zeitgleich ging unsere erste PV-Anlage ans Netz. Inzwischensind wir bei der siebten, insgesamt knapp 200 KilowattSpitzenleistung, alles ohne Banken. Als nächstes wollen wir einBlockheizkraftwerk bauen, wir träumen von einem Windrad. Miteinem Kühlhausbetreiber sind wir im Gespräch wegen einer weiterenSolaranlage, der könnte den Strom gleich selbst verwerten. Auchzur Demo in Berlin am 30.11. werden wir einen Aufruf machen. Wirhaben richtig Wind unter den Flügeln. www.atomausstieg-gg.deFoto: privat„Wir wollen alles über jeden Riss erfahren“Jörg Schellenberg, 42, Projektleiter im IT-Bereich, streitet mit dem Aachener Aktionsbündnisgegen Atomenergie für die endgültige Stilllegung des rissigen Reaktors im belgischen TihangeFukushima war so ein Wendepunkt für mich: Dass mannicht mehr schweigen will, sondern sich engagierenmuss. ich bin zu den Demos und Montagsmahnwachengegangen, da hat sich das AachenerAktionsbündnis gegen Atomenergie gegründet.Ich habe den Fokus auf das AKW Tihange gelegt,65 Kilometer westlich von hier.In Tihange-2 und Doel-3 sind Risse gefundenworden, über 2.000, in Doel-3 über8.000. 2012 habe ich deswegen Kontakt zumAbteilungsleiter Reaktorsicherheit bei der belgischenAtomaufsicht aufgenommen und mich mitihm in Brüssel verabredet. Einen Tag später ruft er an:Das Treffen könne leider nicht stattfinden, er dürfe nicht mitDeutschen reden – Vereinbarung zwischen Belgien und Deutschland.Dagegen haben wir Protest eingelegt: Uns steht nach derAarhus-Konvention offener Zugang zu Informationen zu, unabhängigdavon, wo wir wohnen. Die Presse hat das aufgegriffen,das gab gehörigen Druck. Inzwischen haben wir einen Katalogvon 60 Fragen. Wir wollen die genaue Stelle jedes Risses undseine Ausdehnung erfahren, damit wir das mit eigenen Expertenbegutachten können. Bisher verweigert man uns das:„Firmengeheimnis“ von Electrabel. Wir überlegennun, wie wir dagegen klagen.Die Reaktoren sind im Juni wieder ans Netzgegangen. Mit dieser Kaltblütigkeit hatte ichnicht gerechnet. Es gibt einen vorläufigenund einen Abschlussbericht zu den Rissen. Inden Fakten unterscheiden sie sich fast nicht,nur in den Schlüssen: Der Abschlussberichtsagt auf einmal, dass man die Reaktoren dochweiterbetreiben könne. Kein Wunder: Es gab einenWechsel in der Leitung der Atomaufsicht. Dervorherige Leiter hatte der Presse gesagt: „Ich bin mirnicht sicher, ob das mit Kernenergie gepaarte Risiko heutenoch tragbar ist.“ Danach war er schnell weg vom Fenster. SeinNachfolger ist ein früherer Leiter des AKW Doel …Wir organisieren auch Straßenproteste. Im Zuge der Mahnwachensind Kontakte nach Belgien entstanden. Im September2011 haben wir die erste gemeinsame Demo in Tihange gemacht.Zum Fukushima-Jahrestag 2013 waren wir auch dort. Und gegendas Wiederanfahren haben wir mit 500 Leuten am Drei-Länder-Punkt in Aachen protestiert. Sehr symbolisch, denn Strahlungmacht an der Grenze nicht halt. www.anti-akw-ac.deFoto: privat14.ausgestrahlt

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