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Rundbrief 22 als PDF - Shop - Ausgestrahlt

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<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> | Herbst 2013 | www.ausgestrahlt.deFoto: Malte Dörge / PubliXviewinGEnergiewende retten – AKW abschalten!30.11., Berlin: Bundesweite Demonstration und Umzingelung des KanzleramtsLiebe Freundinnen und Freunde,uns stinkt es gewaltig! Wir sind doch nichtdeshalb mit Hunderttausenden gegenAtomkraft auf die Straße gegangen, damitjetzt immer mehr schmutziger Braunkohlestromproduziert wird. Wir sehen nichtein, dass flexible Gaskraftwerke stillgelegtwerden, während hochgefährliche Atommeilermit voller Last weiterlaufen – selbstdann, wenn, wie immer öfter der Fall, Sonneund Wind schon einen großen Teil desStrombedarfs decken. Uns nervt es kolossal,wie die PR-Abteilungen der Stromkonzernees geschafft haben, dass nur nochüber Strompreise diskutiert wird statt überdie Kosten der Klimakatastrophe und desAtommüll-Desasters.Und jetzt soll es noch schlimmer kommen:Nach der Wahl, so klang es schon imWahlkampf aus allen Ecken, kommt diegroße Reform der Energiewende. Leiderdenkt die künftige Regierung dabei nichtan eine Beschleunigung des Atomausstiegs.Stattdessen droht ein Ausbremsender Erneuerbaren und ein „Weiter so“ beiKohle und Atom. Die Lobbyisten der Stromkonzernesind derzeit in Berlin so aktiv wielange nicht. Sie sehen die Chance, das Radzu bremsen oder gar zurückzudrehen.Nicht mit uns! Es ist an der Zeit, wiederauf die Straße zu gehen, um den Mächtigenin Wirtschaft und Politik klar zumachen, dass sie nicht damit durchkommenwerden, wenn sie die Erfolgsstoryvon Sonnen- und Windenergie abwürgenwollen. .ausgestrahlt hat gemeinsam mitder Kampagnen-Organisation Campact dieInitiative ergriffen und ist auf Umweltverbändeund Initiativen mit dem Vorschlagzugegangen, am 30. November in Berlineine bundesweite Demonstration fürdie Beschleunigung der Energiewende zumachen. Wir wollen die Kräfte der Bewegungenbündeln, die gegen Atomkraft,für den Klimaschutz, gegen Fracking, füreine Energiewende in der Hand der Bürgerinnnenund Bürger streiten. Bist Du dabei?Wir zählen auf Dich!Das .ausgestrahlt-Team16.11.: Luftballon-Aktion an sechs AKW-Standorten Seite 230.11.: Bundesweite Energiewende-Demo in Berlin Seite 3<strong>Rundbrief</strong> kostenlosabonnieren: Seite 12


Aktionen7deutsch-französischeAnti-Atom-Demosim OberheintalDemo inJülich8Demo vonKirchheim/Neckarbis zum AKWNeckarwestheim24925MÄRZMahnwachevor dem AKWNeckarwestheim26Vorschau 2014Kulturmeileam AKWBrokdorf2728APRILKleine Übersicht über bereitsgeplante Aktionen zumFukushima- und Tschernobyl-JahrestagAKW NeckarwestheimSo, 9. März: Demo von Kirchheim/Neckarbis zum AKWFr, 26. April, ab 20 Uhr: Mahnwache vordem AKWOberrheintalSo, 9. März: deutsch-französische Anti-Atom-Demos, u.a. für die Stilllegung desAKW Fessenheim, Menschenketten aufallen Brücken über den Rhein zwischenBasel und StraßburgJülichSa, 8. März: DemonstrationAKW BrokdorfSa, 26. April: „Protest- und Kulturmeile“mit Kundgebung am AKWAnzeigenWie weit kommt die Wolke?16.11.: Luftballon-Aktion an sechs AKW-Standortenmacht die Atom-Gefahr auch fernab vom Reaktor sichtbarGanze zehn Kilometer weit reicht dieEvakuierungszone um ein AKW in denamtlichen Katastrophenschutzplänen.Nicht erst Fukushima hat gezeigt, wierealitätsfremd das ist: Ein schwererAtomunfall kann weit größere Gebieteverstrahlen und unbewohnbar machen –einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutzzufolge sogar noch in 170 KilometernEntfernung vom AKW. Fast dreiJahre nach Beginn der Katastrophe inJapan steht das Thema nun auf der Tagesordnungder InnenministerkonferenzAnfang Dezember in Osnabrück – sieheauch Hintergrund-Infos auf Seite 10.Mit Luftballonstarts von sechs AKW-Standorten will ein Bündnis lokaler Anti-Atom-Initiativenmit .ausgestrahlt dieGefahren der noch laufenden AKW wiederins Bewusstsein rücken und zeigen, wieweit Luftballons (und <strong>als</strong>o auch radioaktivePartikel) im Zweifel treiben können.Dazu werden am Samstag, den16.11., um fünf vor zwölf an den AKWLingen/Emsland, Grohnde, Philippsburg,Neckarwestheim, Grafenrheinfeld undOhu/Isar jeweils 999 mit Helium gefüllte(Naturkautschuk-)Ballons starten. Diedaran befestigten Postkarten könnenzurückgeschickt oder ihre Findepositiononline eingegeben werden. Eine Karte imInternet wird dann für alle nachsehbardokumentieren, wie weit die Ballons geflogensind.Das kannst Du tun:• Weise Leute, die im 200-Kilometer-Umfeld um ein AKW wohnen, auf dieAktion hin und fordere sie auf, am16.11. und den Tagen danach auf gelandeteBallons zu achten.• Verteile Flyer, die über die Aktion informieren.Auf www.ausgestrahlt.de/shop findest Du zudem eine breitePalette an Verteil- und Aktionsmaterialienzum Thema Katastrophenschutz.• Informiere die Presse in Deiner Stadtüber die Aktion und über gefundeneBallons.Mehr Infos und Materialien:www.atomalarm.infowww.ausgestrahlt.de2.ausgestrahlt


Auf nach Berlin!Sa, 30.11.: Bundesweite Demonstration „Energiewenderetten“ mit Umzingelung des KanzleramtsNervt Dich der Verlauf der Debatte um dieEnergiewende auch so wie uns? Der Klimawandelund die Bedrohungen, die er fürMilliarden Menschen bedeutet – spielenkeine Rolle mehr! Das immense Atom-Risiko (Fukushima ist noch nicht mal dreiJahre her!): Ebenfalls kein Thema. Stattdessen:Schräge Debatten um Strompreise,flexible Gaskraftwerke, die reihenweisevom Netz gehen, Dörfer, die Braunkohlegrubenweichen sollen und Energiekonzerne,die massenweise Atomstrom insAusland verkaufen und jetzt auch nochauf Prämien für ihre Uralt-Meiler hoffen.Irgendwas läuft da gewaltig schief!Stellen wir die Debatte wieder vomKopf auf die Füße und reden darüber,worum es eigentlich geht: Wir wollenraus aus Kohle und Atom, weil die Gefahrenzu groß sind. Wir wollen hin zueiner dezentraleren Energieversorgung inder Hand von Bürgerinnen und Bürgern,damit die Energiekonzerne nicht immerweiter den Ton angeben (siehe Seite 7).Jetzt stehen konkrete Entscheidungen an,wie es energiepolitisch weitergehen soll.Die klare Mehrheit der Bevölkerung willDas kannst Du tun, damit der 30.11. ein Erfolg wird:eine beschleunigte Energiewende, dochihre Positionen werden öffentlich kaumsichtbar. Derweil lancieren die Energiewende-BremsermillionenschwerePR-Kampagnen, nehmen Einfluss, woes nur geht. Erste Maßnahmen gegenden weiteren Ausbau der erneuerbarenEnergien könnte der Bundestag schondiesen Herbst beschließen.Deshalb ist es höchste Zeit, aufdie Straße zu gehen. Unsere Idee:Alle gesellschaftlichen Kräfte, dieeine zügige, ökologische und dezentraleEnergiewende wollen, tunsich zusammen und demonstrierengemeinsam am 30. November inBerlin: lokale Energiegenossenschaften,Bürgerinitiativen gegen Fracking,Klima-AktivistInnen, Umweltverbände,Unternehmen der Erneuerbaren-Brancheund ihre Beschäftigten, AtomkraftgegnerInnen,Ökostrom-KundInnen, Initiativengegen Kohlekraftwerke und Tagebaueund viele andere mehr.Sicher, der November ist nicht dieschönste Jahreszeit, um sich mehrereStunden draußen aufzuhalten. Aber im• Sei dabei! Komm nach Berlin und demonstriere mit uns!• Sprich Menschen aus Deinem persönlichen Umfeld an und verabrede Dich zur gemeinsamenFahrt nach Berlin! Manche machen vielleicht gleich ein ganzes Berlin-Wochenende draus.• Verteile Flyer und klebe Plakate! Kostenloses Material kannst du auf S. 11 oderunter www.ausgestrahlt.de/shop bestellen.• Verbreite die Nachricht von der Demonstration per E-Mail und in sozialen Netzwerken!• Du bist in einer Gruppe/Organisation/Unternehmen, die/das sich für das Themainteressieren könnte? Dann mach die Demo dort bekannt und frage, ob sich die Organisationfür die Demo stark machen kann!• Du willst mehr tun? Dann gehe in Deiner Stadt/Region auf andere Akteure der Energiewendezu: Initiativen, Verbände, Unternehmen etc. und frage, ob nicht alle inihren Reihen mobilisieren und gemeinsam eine Fahrt nach Berlin organisieren wollen.• Organisiere einen Bus nach Berlin und trage ihn auf der Anreise-Seite unterwww.ausgestrahlt.de ein!• Unterstütze die Vorbereitung der Demonstration mit einer Spende an .ausgestrahlt!• Du bist BerlinerIn? Dann kannst Du die Zeit, die Du bei der Anreise sparst, in denWochen davor dafür einsetzen, möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu bewegen!Wäre doch toll, wenn ganze Belegschaften, Sport-Teams, Schulkassen oder Kita-Gruppen samt Eltern an der Demo teilnehmen …November 2010 haben 50.000 Menschenim Wendland gegen den Castor-Transportdemonstriert, weil es ihnen ein wichtigesAnliegen war. Auch jetzt, da dieEnergiewende auf der Kippe steht, gehtes um viel.Deshalb hoffen wir, dass Du Dich aufden Weg nach Berlin machst, dass Du andereansprichst und mitbringst, dass Dudazu beiträgst, am 30.11. eines öffentlichsichtbar zu machen: Wir meinen esernst mit der Energiewende und stellenuns all denjenigen entgegen, die weitermit den alten schmutzigen MethodenRiesengewinne einfahren wollen.Ablauf der Demonstration:13.00 Uhr: Auftaktkundgebung auf demWashingtonplatz vor demBerliner Hauptbahnhof14.00 Uhr: Demonstrationszug durchdas Regierungsviertel mitlautstarker Umzingelung desKanzleramts15.30 Uhr: Abschlusskundgebung undKonzert, Washingtonplatz16.30 Uhr: Ende der Veranstaltung<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 3


Interview„Eine wirtschaftliche Entscheidung“Dr. Felix Matthes, Energiewirtschaftsexperte, über ungewünschte und sinnvolle Kraftwerksstilllegungenund Möglichkeiten, die Abschaltreihenfolge zu beeinflussenHerr Matthes, die Energiekonzernefordern die Abschaffung der Brennelementesteuer:Ihre AKW würdenunwirtschaftlich. Wie groß ist dieChance, dass sie die Reaktoren baldabschalten?Felix Matthes: Das ist eine Drohkulisse. TrotzBrennelementesteuer verdienen die AKWimmer noch Geld, wenn auch nicht mehrsehr viel. In wirtschaftlicher Schwierigkeitsind dagegen Erdgaskraftwerke ohneKraft-Wärme-Kopplung und ältere Steinkohlekraftwerke.Deren fixe Betriebs-, Personal-und Reparaturkosten werden nichtmehr gedeckt.Gaskraftwerke legen die Betreiber bereitsreihenweise still. Ist das nicht absurd,aus Energiewendesicht?Was heißt absurd? Das hat eine klareökonomische Rationalität! Die derzeitigeSituation ist gekennzeichnet durch vergleichsweiseniedrige Stromnachfrage,hohe Erdgaspreise, niedrige Steinkohlepreiseund einen zusammengebrochenenEU-Emissionshandel. In dieser Kombinationsind Gaskraftwerke unattraktiv.Welche Rolle spielt der Preis für CO 2-Verschmutzungsrechte?Wenn der so hoch wäre, wie die EuropäischeKommission es einst erwartet hatte,<strong>als</strong>o etwa bei 30 Euro, stünde die Erdgasverstromungviel, viel besser da. Aber dader CO 2-Vorteil von Gaskraftwerken momentannicht zu ökonomischen Vorteilenführt, fliegen sie raus aus dem System.Die „Drohkulisse“ bauen die Betreiberja bei allen konventionellen Kraftwerkenauf. Wenn sich so viele Anlagen nichtrechnen – gibt es schlicht zu viele?Wir haben im Moment Überkapazitäten,das ist völlig unbestritten. Eine ganzeReihe von Kraftwerken sind schon zurStilllegung angemeldet, allerdings nichtAtom- oder Braunkohle-, sondern Gas- undSteinkohlekraftwerke. Bei denen ist es eineMischung aus einem realen ökonomischenProblem und einem Teil Drohkulisse.Wie groß sind die Überkapazitäten?Das hängt von vielen Rahmenbedingungenab. Momentan sind es aber deutschlandweitmindestens 5.000 Megawatt. Die eigentlicheHerausforderung besteht in derregionalen Ungleichverteilung.Und worin besteht dann die Drohung,wenn Kraftwerksbetreiber die Stilllegungeiniger Anlagen in den Raum stellen?Die Überkapazitäten, die wir heute haben,werden ja nicht unendlich anhalten. Dennwir haben ja auch noch neun Atomkraftwerke,die stillgelegt werden müssen. Undim Ausland werden Kraftwerke in einerähnlichen Größenordnung vom Netz gehen– überwiegend, weil sie die Luftreinhaltestandardsnicht einhalten können. Die Überkapazitäten,die wir heute haben, werden<strong>als</strong>o im Verlauf der nächsten Dekade verschwinden.Wir werden dann in eine Situationkommen, wo man Kraftwerke, die heutestillgelegt werden, möglicherweise wiederbraucht, oder neue Kraftwerke bauen, dieim heutigen Marktdesign gleich gar nichtwirtschaftlich sind. Das ist das Spannungsfeld,in dem die Energiepolitik heute steht.Wenn wir die Gaskraftwerke, dieheute von Stilllegung bedroht sind, ineinigen Jahren wieder brauchen, dieAKW dagegen, die heute noch laufen,laut Gesetz spätestens Ende 20<strong>22</strong>abgeschaltet werden müssen: Wäre esdann nicht viel sinnvoller, heute gleichdie Anlagen stillzulegen, die mansowieso loshaben will: <strong>als</strong>o die AKW?Ja – aber das Problem ist: Diese Stilllegungsentscheidungwäre zumindest imDr. Felix Christian Matthes,51, hat Elektrotechnikstudiert und in Politikwissenschaftpromoviert. Seit 2009ist er ForschungskoordinatorEnergie- und Klimapolitikbeim Öko-Institut e.V. inBerlin. 2011 rechnete er ineiner Kurzstudie für denWWF vor, dass 14 der dam<strong>als</strong> noch laufenden 17Reaktoren schon bis 2013 problemlos abgeschaltetwerden könnten, der Rest dann bis 2020.Foto: privatMoment keine politische, sondern einewirtschaftliche der Betreiber. Und nochverdienen AKW ja halbwegs Geld. Dasheißt, man müsste die Betreiber zwingen,die Anlagen stillzulegen, …Oder sie eben noch etwasunwirtschaftlicher machen.… und auf der anderen Seite müsste maneinen Mechanismus schaffen, mit dem manheute unwirtschaftliche Anlagen, etwaGaskraftwerke, im System halten kann.Die ökonomischen Rahmenbedingungenbestimmt die Politik. An welchenSchrauben könnte sie drehen?Man muss zwischen kurzfristig und langfristigwirksamen Maßnahmen unterscheiden.Den EU-Emissionshandel etwa werdenwir in jedem Fall reparieren müssen. Aberda ist so viel schief gelaufen, dass das fasteine Dekade brauchen wird.Was ist mit der Brennelementesteuer?Die Großhandelspreise für Strom liegenimmer noch bei 30–40 Euro die Megawattstunde,die Betriebskosten der AKW bei10–15 Euro. Selbst mit Brennelementesteuersind die immer noch wirtschaftlich– wenn auch in geringerem Maße.Die Steuer verteuert die Megawattstundeaktuell um 15 Euro, damit lägeAtomstrom bei 25 bis 30 Euro. Unddie SPD hat im Wahlkampf bereitsversprochen, den Steuersatz nochanzuheben. Setzt sie sich damit durch,würde das die Abschaltreihenfolgeder Kraftwerkstypen doch konkretbeeinflussen, oder?Das hängt von der Höhe des dann beschlossenenSteuersatzes ab. Wenn manda in die Nähe einer sogenannten Erdrosselungssteuerkommt, wird es aber auchrechtlich kompliziert.Erneuerbare Energien deckten im letztenJahr schon 23 Prozent des Stromverbrauchs.Welche Rolle spielt ihr weitererAusbau?4.ausgestrahlt


AnzeigeSchon heute sind wir in der Situation, dassim Prinzip kein konventionelles Kraftwerkmehr rund um die Uhr einfach durchlaufenkann. Steigt der Anteil des regenerativenStroms auf 30 Prozent, dann werden erstensSonne und Wind immer wieder auch überlängere Zeiträume den kompletten Strombedarfdecken – man braucht dann <strong>als</strong>o garkeine konventionellen Kraftwerke mehr; dasdrückt deren Wirtschaftlichkeit. Zweitensmachen die erneuerbaren Energien sichdann zunehmend selber Konkurrenz. Beidesführt dazu, dass wir den Rahmen für denBetrieb und die Investition in Kraftwerke– konventionelle wie erneuerbare – neu regelnmüssen. Je schneller die Erneuerbarenwachsen, desto größer ist der Druck.Etwa, den Strommarkt anders zugestalten?Genau. Das geht auch kurzfristig. Mankönnte etwa anfangen, das Zur-Verfügung-Stellen von Kraftwerkskapazität ökonomischzu honorieren, …… <strong>als</strong>o einen sogenanntenKapazitätsmarkt schaffen.Die Debatte läuft ja. Darum muss sich dieneue Regierung kümmern.Und die Stromkonzerne reiben sich schondie Hände, weil sie so zusätzliches Geldfür ihre Kohle- und Atomkraftwerkebekommen können?Wir müssen auf jeden Fall von der hypothesenbasiertenPolitik wegkommen. Sonstkönnen weiter irgendwelche Unternehmensagen „Es gibt da ein Problem“ und aufeinmal tauchen die irrsten Lösungsvorschlägeauf. Den Pilotfall haben wir ja geradein Nordrhein-Westfalen: Da will dannauf einmal der Wirtschaftsminister fossileKraftwerke einfach so aus dem Staatshaushaltsubventionieren. So ist dem LobbyismusTür und Tor geöffnet.Kapazitätsmärkte verhindern das?Die Frage, ob wir genügend Kraftwerkskapazitätenhaben, kann man mit ihnen hervorragendobjektivieren: Wenn zu viel Kapazitätda ist, gibt es kein Geld. Erst wennsie wirklich knapp wird – und nicht, wenndas einfach jemand behauptet! – stelltsich ein Preis heraus. Drohkulissen nützendann nichts mehr: Stattdessen konkurrierendann etwa Kraftwerke auch mitStromverbrauchern, die ihren Spitzenlastbedarfabsenken.In welcher Größenordnung bewegt sichdenn dieses Lastmanagement-Potenzial,nach unten und oben?Schätzungen zufolge ließe sich die Spitzenlastum bis zu zehn Gigawatt reduzieren.Um Erzeugungsspitzen abzufangen,müsste man die Nachfrage ausweiten– etwa über Speicher, die man füllt. Fürbeides sind aber Investitionen nötig, diesich refinanzieren müssen.Greenpeace und BUND lehnenKapazitätsmärkte explizit ab – zugroß sei die Gefahr, dass sie geradedie Anlagen rentabel halten, dieman loswerden will: Atom- undKohlekraftwerke.Die Frage aber bleibt: Auf welcher ökonomischenBasis sichern wir ab, dass dieerneuerbaren Energien, die immer mehrStrom erzeugen werden, bei Bedarf durchausreichend konventionelle Kraftwerkeund Lastmanagement und längerfristigSpeicher ergänzt werden? Die Antwort daraufsind die Kritiker der Kapazitätsmärktebisher schuldig geblieben.Sind, was den Strommarkt der Zukunftangeht, Kraftwerkskapazität und Kostendenn das allein Entscheidende?Nein. Aber man kann ja auch andere Kriterienda reinbringen, Umweltkriterien etwa,Flexibilität. Ich plädiere zum Beispiel dafür,dass zumindest neue Anlagen, die Zahlungenaus dem Kapazitätsmarkt erhalten,auch schnell regelbar sein müssen.Noch immer gibt es viele Akteure, diedie Energiewende am liebsten verzögernoder gegen die Wand fahren würden.Was wäre das Schlimmste, das passierenkönnte?Dass wir jetzt den Ausbau der erneuerbarenEnergien stoppen, wo wir sie geradeund mit hohem Aufwand billig gemachthaben, und stattdessen den konventionellenKraftwerkspark, der aus sich herausschon nicht mehr bestandskräftig ist, aufbeliebige Weise subventionieren. Das wäreein perspektivloses Rumreparieren, da hätteniemand was davon. Und die Zukunftschon gar nicht.Interview: Armin Simon<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 5


AnalyseAbschalten mit großer KoalitionHerausforderungen für die Anti-Atom-Bewegung nach der WahlMitte Oktober, während dieser Text entsteht,läuft in Berlin alles auf eine GroßeKoalition hinaus – Anfang November,wenn Du ihn liest, wird wahrscheinlichklar sein, ob es wirklich so kommt.Für uns AtomkraftgegnerInnen könntedas vier zähe Jahre bedeuten. Denn die Situationist in vielem vergleichbar mit derletzten Großen Koalition 2005 bis 2009.Dam<strong>als</strong> herrschte atompolitisch schlichtwegStillstand: Die Restlaufzeiten, dieder rot-grüne „Atom-Konsens“ den AKWzugestanden hatte, tastete Schwarz-Rotnicht an – weder in die eine, noch indie andere Richtung. Eon, RWE und Co.jedoch jonglierten so geschickt mit densogenannten Reststrommengen, dass alleReaktoren am Netz bleiben konnten. ImHintergrund bereiteten sie ihre Kampagnefür Laufzeitverlängerungen vor – die 2009gewählte schwarz-gelbe Bundesregierungsetzte diese dann um. Unterm Strich gingder 2000 von Rot-Grün groß proklamierte„Ausstieg“ in der Zeit der Großen Koalition<strong>als</strong>o keinen Schritt voran.Und heute? Laut Merkels Atomgesetz,dem 2011 im Bundestag auch FDP, SPDund Grüne zugestimmt haben, soll in derjetzt beginnenden Legislaturperiode nurein einziges AKW – Grafenrheinfeld Ende2015 – abgeschaltet werden. Die anderenacht Reaktoren werden, wenn allesso bleibt, auch bei der nächsten Bundestagswahlnoch am Netz sein und dafürsorgen, dass Deutschland wie heutezweitgrößter Atomstrom-Produzent in derEU sein wird. Wieder ist <strong>als</strong>o ein „Ausstieg“versprochen, der aber nicht dazuführt, dass tatsächlich AKW vom Netz gehen– und wieder droht eine Große Koalition,das einfach auszusitzen.Mehrheit der Bevölkerungwill schneller abschaltenDie große Mehrheit der Bevölkerunghingegen, das zeigt eine repräsentativeEmnid-Umfrage im Auftrag von .ausgestrahlt,will etwas völlig anders: 56 Prozentwollen, dass die AKW schneller vomNetz gehen, <strong>als</strong> es Merkels Atomgesetzvorsieht (alle Zahlen: www.ausgestrahlt.de/umfrage). Gegenüber Januar, wo wirdieselbe Frage schon einmal hatten stellenlassen, ist der Anteil der mit dem lahmenAusstiegstempo Unzufriedenen nocheinmal gestiegen: Dam<strong>als</strong> sprachen sich51 Prozent für ein schnelleres Abschaltender AKW aus. Das sind erstaunliche Zahlen,denn sie geben ja nicht den Anteilder AtomkraftgegnerInnen in der Gesellschaftwieder – das sind noch deutlichmehr! Nein, diese 56 Prozent wollenschneller abschalten, <strong>als</strong> es selbst die3%Grünen im Bundestag beschlossen haben!Selbst wenn man nur die AnhängerInnenvon CDU/CSU und SPD betrachtet, zeigtsich eine knappe schwarz-rote Mehrheitfür „Mehr Tempo beim Atomausstieg“.Wie gelingt es der gesellschaftlichenMehrheit, die einen schnelleren Ausstiegwill, Druck auf die Regierung auszuüben,damit sich da was bewegt? Welche Hebelhat die Anti-Atom-Bewegung, damit dieReaktoren, die zur Stromversorgung jagar nicht mehr benötigt werden, nichtnoch viele Jahre weiterlaufen?In den Koalitionsverhandlungen werden,so wie es derzeit aussieht, AKW-Laufzeiten keine Rolle spielen. Indirektjedoch könnte es durchaus auch um siegehen – etwa bei der Frage der Brennelementesteuer,die AKW unrentablermacht. Je weniger Gewinn ein Reaktorabwirft, umso größer ist die Chance,dass sich etwa eine Reparatur nicht mehrlohnt und der Betreiber die Anlage aufgibt.Auch höhere Haftpflichtprämien,kostspielige Nachrüstungen oder längereStillstände könnten für manchen Meilerso das Aus bedeuten.Bei der Energiewende denAtomausstieg nicht vergessenDie große Debatte über die Energiewendehat ebenfalls einen wichtigenAtomkraft-Teil: Je schneller und je mehrAKW vom Netz gehen, desto mehr Platz3%56% 41% 52% 45%GesamtbevölkerungIch will´s ...schneller <strong>als</strong> 20<strong>22</strong>nicht schnellerweiß nicht / keine AngabeAnhängerInnenvon CDU/CSU und SPDQuelle:Emnid-UmfrageOktober 2013ist – in den Leitungen wie im Markt – fürerneuerbare Energien und für Gaskraftwerke,die für das Gelingen der Energiewendeunverzichtbar sind (vgl. S. 4+5).Weitere Ansatzpunkte: Je älter dieMeiler werden, umso mehr Sicherheitsproblemewird es geben. Das ungelösteAtommüll-Problem wird immer drängender.Und bei den Atomfabriken inLingen und Gronau gibt es bisher nochüberhaupt kein Abschaltdatum.Interessant wird auch die Entwicklungauf parlamentarischer Ebene: WelchenEinfluss wird der ökologische Flügel derSPD auf die Regierungspolitik haben?Werden sich die Grünen atompolitisch vonMerkel emanzipieren und wieder stärkerfür einen schnelleren Ausstieg streiten?Wird die Linke ihre deutlichen Positionenin Sachen Atomkraft auch in politischesAgieren umsetzen? Wir werden sehen …und uns einmischen. Jochen Stay6.ausgestrahlt


HintergrundUmsteigen bitte!Alle reden über Strompreise – ein Ablenkungsmanöver. Hier steht, worum es wirklichgeht: Warum eine zügige, echte Energiewende nötig ist. Und warum wir dafür streitenGrund 1:Klimaveränderungen bremsenDurch die Verbrennung von Kohle, Öl oderErdgas steigt die CO 2-Konzentration derErdatmosphäre. Die Erde erwärmt sichwie ein Gewächshaus, die Folge sindschmelzende Polkappen, ein Anstieg desMeeresspiegels und unumkehrbare Veränderungenin nahezu jedem Ökosystemweltweit. Jüngst haben die WissenschaftlerInnendes Weltklimarates erneut unddeutlicher denn je ein sofortiges Umsteuernbeim Ausstoß von Klimagasen angemahnt,um die schlimmsten Folgen derKlimakatastrophe noch abzuwenden. Beiuns ist die Energieerzeugung mit Abstandder größte Verursacher von Treibhausgasemissionen.Dabei gibt es Alternativen:Bei Strom und Wärme aus erneuerbarenEnergien liegt der Klimagasausstoß nahebei Null. Der Klimakollaps lässt sich nurverhindern, wenn wir Kohlekraftwerkeund Ölheizungen schnellstmöglich durcherneuerbare Energien ersetzen und unserenEnergieverbrauch senken.Grund 2:Atomrisiko stoppenAtomkraft ist keine Alternative zu Kohle,Öl oder Gas. Ein schwerer Atomunfallgefährdet Leben und Gesundheit vonHunderttausenden – siehe Tschernobylund Fukushima. Schon bevor es zumSuper-GAU kommt, ist Atomkraft lebensgefährlich:Kinder im Umkreis von AKWerkranken deutlich häufiger an Krebs, derstrahlende Abfall aus den Reaktoren bedrohtnicht nur uns, sondern Zigtausendnachfolgende Generationen. Atomrisikostoppen heißt: Atomkraftwerke abschalten.Grund 3:Kohle und Atom sind ungerechtUnter den Folgen von Klimakatastrophe,Kohleabbau und selbst von Atomunfällenhaben die ärmsten Länder der Welt unddie jeweils ärmsten Teile der Bevölkerungam meisten zu leiden. Denn diese habendie wenigsten Möglichkeiten, Schädendurch Dürre, Überschwemmungen oderradioaktiven Fallout abzuwenden oder abzufedern.Solange wir weiter auf Technologiensetzen, die solche Schäden hinterlassen,leben wir auf Kosten der Ärmerenund verprassen dabei noch die Lebensgrundlagenunserer Kinder und Enkel. Geradedie industrialisierten Staaten, die mitihrem Energiehunger in der Vergangenheitbereits eine riesige ökologische Hypothekaufgenommen haben, müssen nun in Vorleistunggehen und eine nachhaltige Energieversorgungaufbauen.Grund 4:Großmonopolisten entmachtenWer entscheidet über unsere Energieversorgung?Im Moment besitzen wenigeGroßkonzerne Kraftwerke und Netze, dominierenden Markt und die energiepolitischenEntscheidungen, nicht zuletztdank ihrer finanzkräftigen Lobbyverbände.Anders sieht das bei erneuerbarenEnergien aus: Solaranlagen, Blockheizkraftwerkeoder Windräder gehören vielfachBürgerInnen oder BürgerInnengenossenschaften,LandwirtInnen oderKommunen. Die Energiewende sorgt füreine demokratischere Energielandschaft.Was angesichts der Bedeutung des Themasmehr <strong>als</strong> überfällig ist: Über unsereZukunft sollten wir selbst entscheidenkönnen, nicht einzelne Großkonzerne.Grund 5:Dieser Preis ist uns zu hochUnsere derzeitige Energieversorgung verschlingtUnmengen Ressourcen: Öl undKohle, Gas und Uran. Der Preis dafür istheute schon immens: gigantische Kohlegruben,strahlende Abraumhalden, Ölkatastrophen.Steigen wir nicht um, wird derDruck, weitere Lagerstätten auszubeuten,immer weiter wachsen – selbst wenn dasenorme Schäden verursacht: Fracking, uman Öl und Gas zu gelangen, Ölförderungaus Teersanden, im Meer und der Arktis,Uranminen, die ganze Regionen verseuchenund gigantische Kohlegruben, denenreihenweise Dörfer zum Opfer fallen.Welchen Preis wollen wir noch zahlen?Sind wir clever, steigen wir schnellstensum auf erneuerbare Energien. Die sindauch nicht einfach irgendwann aufgebraucht.Foto: valentin.dGrund 6:Die Sonne schickt keine RechnungDerzeit muss die Energiewende <strong>als</strong> Sündenbockfür steigende Stromkosten herhalten.Dass dies schon vom Grundsatzher nicht stimmen kann, liegt auf derHand: Im Gegensatz zu Kohle und Öl,Gas und Uran, deren Preis stetig steigt,weil ihre Förderung immer aufwändigerwird, kosten erneuerbare Energieträger –nichts. Die Sonne scheint kostenlos, wederWind noch Wasser stellen eine Rechnung.Eine echte Energiewende ist <strong>als</strong>oder beste Garant dafür, dass Strom auchin Zukunft noch bezahlbar bleibt.<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 7


RückblickAm und an der Steuer drehen.ausgestrahlt macht Druck für schnelleres Abschalten – vor und nach der WahlJULIGutachten zur Gefahr von Flugzeugabstürzen auf AKWWegen mangelhaften Schutzes gegen Flugzeugabstürze kassiertdas Oberverwaltungsgericht (OVG) Schleswig Mitte Juni dieGenehmigung des Zwischenlagers Brunsbüttel. Im Auftrag von.ausgestrahlt analysiert daraufhin Ex-Atomaufseher Dieter Majerin einer gutachterlichen Stellungnahme, wie flugzeugabsturzsichereigentlich die neun noch laufenden AKW sind.Sein erschreckendes Ergebnis: Kein einziges ist gegen den Aufpralleines Passagierflugzeuges ausgelegt; schon der Absturzeines Fliegers mittlerer Größe kann in jedem zur Kernschmelzeführen. Die Expertise findet breiten Widerhall in der Presse.www.ausgestrahlt.de/flugzeugabsturzAUGUSTAKW Brokdorf vs. Airbus A380Airbus A380McDonell F4 Phantom II50 mLanger Atem im Wendland24 Stunden lang umrunden rund 800 AtomkraftgegnerInnenam 24./25. August die Atomanlagen in Gorleben – zu Fuß, aufdem Rad, zu Pferde und mit Traktoren. „Wir haben den längerenAtem“, warnen sie all jene, die Gorleben via Endlagersuchgesetznun doch zur Atommüllkippe machen wollen. .ausgestrahlt istmit einem Infostand und den großen Info-Plakaten zu Gorlebenmit dabei.Fotos: Pauline GeyerSEPTEMBERVattenfall den Stecker ziehenParallel zur Bundestagswahl verpflichtendie HamburgerInnenihre Stadt in einem Volksentscheid,Vattenfall das Strom-,Gas- und Fernwärmenetz streitigzu machen, das jedes Jahrmillionenschwere Gewinne abwirft.Ein guter Auftakt auch für den Volksentscheid über die Rekommunalisierungdes Berliner Stromnetzes am 3. November..ausgestrahlt hat beide Initiativen unter anderem mit „TschüssVattenfall“-Aufklebern unterstützt. Diese sind weiterhin erhältlich:www.ausgestrahlt.de/shopAtommüllkommission – rein oder raus?Eine vom Bundestag eingesetzte Kommission soll in den kommendenzwei Jahren über Wege aus dem Atommüll-Dilemma diskutieren.So steht es im „Endlagersuchgesetz“, das der alte BundestagEnde Juni entgegen aller Proteste auch von .ausgestrahltverabschiedet hat. Ist es sinnvoll, nun trotzdem in der Kommissionzu sitzen und den Finger in die Wunde zu legen? Oderbesser, deren Arbeit nur von außen zu kritisieren? .ausgestrahltstartet hierzu am 20. August eine Umfrage innerhalb der Anti-Atom-Bewegung und dokumentiert die höchst unterschiedlichenEinschätzungen und Antworten im Internet. Auf der Atommüllkonferenzin Kassel, wenige Tage später, sowie in Diskussionenmit anderen Umweltverbänden ist diese Frage ebenfalls großesThema. Eine Entscheidung steht noch aus; die Besetzung derKommission insgesamt liegt wegen der Regierungsbildung derzeitauf Eis. www.ausgestrahlt.de/atommuellkommissionAtomausstieg im Wahlkampf-EndspurtWährend in Fukushima ein Strahlenleck dem anderen folgt, fordernAtomkraftgegnerInnen in Deutschland bei Wahlkampfveranstaltungenaller Parteien „Mehr Tempo beim Atomausstieg“..ausgestrahlt stellt dafür Plakate und Transparente zur Verfügung,außerdem Vordrucke, auf denen die KandidatInnen von SPD undGrünen die atompolitischen Forderungen aus dem Wahlprogrammihrer Partei unterschreiben sollen. Schon damit tun sich einigesehr schwer. Zudem unterstützt .ausgestrahlt die Sternfahrten,Umzingelungen und Demonstrationen in Grohnde, Biblis, Duisburg,Braunschweig und Metz gegen den Weiterbetrieb und fürden Rückbau von Atomanlagen. Insgesamt gehen dabei mehrereTausend Menschen auf die Straße.8.ausgestrahlt


Merkel am Atom-SteuerAlle tun so, <strong>als</strong> sei der „Atomausstieg“ abgehakt,tatsächlich aber passiert – nichts.Neun AKW sind noch immer am Netz,und in vier Jahren sollen es immer nochacht Meiler sein. „Sitzen wir im f<strong>als</strong>chenBus?“, fragt .ausgestrahlt und nimmtMerkels Bummel-Ausstieg in einem Trickfilmaufs Korn. Nach Merkels Wahlerfolgvom <strong>22</strong>. September ist der Clip, den esübrigens auch in einer Kinoversion gibt,umso aktueller. Schon gesehen?www.ausgestrahlt.de/f<strong>als</strong>cher-busStills: Kolja BurmesterZahlen, Zahlen, ZahlenImmer mehr Menschen haben den Eindruck, dass der Atomausstiegviel schneller gehen könnte. .ausgestrahlt bringt die Fakten,die das belegen, in drei Zahlen-Plakaten auf den Punkt:griffige Argumente, im Internet ergänzt durch Hintergrundinformationenund Quellenangaben. Alle drei Motive sind inzwischenauch <strong>als</strong> Postkarten mit kurzem Erklärtext auf der Rückseite erhältlich:www.ausgestrahlt.de/mehrtempo Seite 11OKTOBERSteuererhöhung jetzt!Gleich beim ersten Treffen der SPD-Spitze nach der Bundestagswahlzeigt .ausgestrahlt (Anti-Atom-)Flagge und erinnert an dasWahlversprechen der Genossen, die Brennelementesteuer zu erhöhen:Das nämlich könnte die AKW schlicht unrentabel machen.Kein Wunder, dass die Atomkonzernewenig später in dieOffensive gehen, um ebendieseSteuer zu kippen. .ausgestrahltbleibt dran. Foto: Tobias LangguthFoto: Jochen StayGroßplakate im RegierungsviertelEnergiewende verkehrt – Energiewende richtig. Während derSondierungsgespräche nach der Wahl prangert .ausgestrahlt aufGroßplakaten im Berliner Regierungsviertel, vor den Augen undKameras von Politik und Hauptstadtpresse, das lahme Abschalttempoan: Für die Energiewende dringend benötigte Gaskraftwerkewerden stillgelegt, während die Atomkraftwerke weiterlaufen– das darf nicht sein!1 ist nicht genug!Geht es nach dem, was Merkel 2011 ins Atomgesetz geschriebenhat, soll in den kommenden vier Jahren nur eine einziges derneun AKW vom Netz. Deutschland wäre so noch 2017 der zweitgrößteAtomstromproduzent in der EU. .ausgestrahlt findet: „1ist nicht genug!“ – und wird diese Forderung bei den Koalitionsverhandlungenmit Hilfe Tausender Protestpostkarten medienwirksaminszenieren. Weitere Aktionen sind in Vorbereitung.www.ausgestrahlt.de/nichtgenug<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 9


HintergrundDie Katastrophe wird größerInnenminister und Strahlenschutzkommission diskutieren über die Ausweitung derEvakuierungszonen um AKW. Das zeigt: Die Reaktoren sind nach wie vor gefährlichFast drei Jahre nach dem Super-GAU in Japangerät auch der atomare Katastrophenschutzin Deutschland in die Diskussion.Auf der Herbstkonferenz der Innenministervon Bund und Ländern vom 4. bis 6. Dezemberin Osnabrück steht nach Informationenvon .ausgestrahlt die Ausweitungder Katastrophenschutz-Zonen auf der Tagesordnung.Auch der Eingreifwert für einedauerhafte Umsiedlung soll sinken. Damitmüssten nach einem schweren Atomunfallauch nach offizieller Maßgabe deutlichmehr Menschen ihre Heimat aufgeben.Anlass ist eine Studie des Bundesamtsfür Strahlenschutz von 2012. In Simulationsrechnungenhatte die Behörde nachgewiesen,dass ein schwerer Atomunfallviel weiträumigere Folgen haben kann,<strong>als</strong> bisher offiziell angenommen. DerKatastrophenschutz, so das Fazit, sei daraufin keinster Weise vorbereitet.Zumindest in Ansätzen könnten dieMinister nun nachbessern. Geplant istoffenbar, den Radius der „Zentralzone“um das AKW von zwei auf fünf Kilometerzu erweitern. Diese Zone, künftig mehr<strong>als</strong> sechsmal so groß, soll im Katastrophenfallinnerhalb von sechs Stundenkomplett evakuiert werden. Auch die bisherin zwölf Sektoren eingeteilte „Mittelzone“soll von 10 auf 20 Kilometerwachsen; ihre Fläche würde sich dadurchvervierfachen. Sektoren in Windrichtung,so die Vorgabe, sollen innerhalb von 24Stunden evakuiert werden. Das würdebedeuten, dass unzählige weitere LandkreisePläne erstellen müssten, wie ihreBevölkerung aus dem Gefahrengebietgebracht und wo die Evakuierten dannunterkommen könnten. Die neu ausgearbeitetenKatastrophenschutzplänemüssten dann erneut öffentlich ausgelegtwerden.Langfristige Umsiedelungen sollenkünftig schon ab einer erwarteten jährlichenStrahlendosis von 50 Millisieverterfolgen; bisher gilt ein Wert von 100 Millisievert.Entsprechend größer würde diedauerhaft zu räumende Zone. In Japangelten Gebiete ab einer Jahresdosis vonAnlaufstelle für Atom-Flüchtlinge bei einer Katastrophen-Simulation ums AKW Grohnde am 9. März 20 Millisievert <strong>als</strong> unbewohnbar. In derBfS-Simulation eines Unfalls im AKW Philippsburgmüssten je nach Eingreifwertvon 100, 50 oder 20 Millisievert Gebieteim Umkreis von bis zu 25, 52 oder 170Kilometern dauerhaft geräumt werden.Jodtabletten bundesweitErst vor wenigen Jahren hatte die rotgrüneBundesregierung durchgesetzt,dass zumindest für Kinder, Jugendlicheund Schwangere auch im 100-Kilometer-Umkreisvon Atomkraftwerken Jodtablettenvorrätig sein müssen. Da dieBfS-Studie gezeigt hat, dass diese „Fernzone“auf mindestens 200 Kilometer ausgedehntwerden müsste, ist nun in derDiskussion, eine Jodtablettenversorgungfür Kinder, Jugendliche und Schwangereim gesamten Bundesgebiet vorzuschreiben.Ebenso müssten sich die Behördenkünftig im Umkreis von 100 Kilometernum alle Atomkraftwerke darauf vorbereiten,die Bevölkerung aufzurufen, sich inGebäuden aufzuhalten.Alle Änderungen müssen von derStrahlenschutzkommission verabschiedetwerden. Deren Empfehlungen müsstedann das Bundesumweltministerium billigen,die Rahmenrichtlinien zudem nochvon den Innenministern für verbindlichFoto: Jakob Hubererklärt werden. Deren Staatssekretäreund Staatsräte treffen sich am 19. und20. November zu einer Vorkonferenz inBad Pyrmont. Lokale Anti-Atom-Initiativenwollen zusammen mit .ausgestrahltDruck machen, dass die höheren Katastrophenschutzanforderungentatsächlichbeschlossen werden – siehe Seite 2.Weit schlimmere Unfälle denkbarViele Mängel im Katastrophenschutzhingegen werden auch dann noch bleiben.So ist bisher nicht davon die Rede,dass mehr <strong>als</strong> ein Viertel der Sektorenevakuiert werden muss – obwohl dieBfS-Studie gezeigt hat, dass der Windim Verlauf einer Katastrophe so oft drehenkann, dass alle Richtungen betroffensind. Ebenso könnte der Studie zufolgedie einmalige Einnahme von Jodtablettennicht ausreichen – ganz abgesehendavon, dass diese kaum rechtzeitig verteiltwerden können. Und schließlich hatdie BfS-Studie nur mit einer eher kleinenFreisetzung radioaktiver Stoffe gerechnet.Tatsächlich sind weit schlimmere Unfälleund ungünstigere Wetterlagen möglich.Wirklichen Schutz bietet nur eine Maßnahmen:Atomkraftwerke abschalten. Dassteht leider nicht auf der Tagesordnungder Minister. Tobias Darge10.ausgestrahlt


Bestellen.ausgestrahlt-<strong>Shop</strong>Weitere Anti-Atom-Materialien gibt es im Webshop auf www.ausgestrahlt.de.ausgestrahlt unterstützt Dich mit Materialien für dein Engagement gegen Atomkraft. Bestellen kannst Du mit Hilfe dieser Seite (einfachheraustrennen und nicht vergessen, auf der Rückseite deine Adresse einzutragen!) oder online unter www.ausgestrahlt.de/shop.Pro Bestellung fallen 4,50 Euro für Versand und Verpackung an.ENERGIEWENDE-DEMO AM 30. NOVEMBER______ PlakatDIN A2 – kostenlos K261MEHR TEMPO BEIM ATOMAUSSTIEG______ Transparent „Mehr Tempo beim Atomausstieg!“wetterfester Stoff, mit abgenähten Tunneln an beidenSeiten zum Einstecken von Stäben und mit Ösen anden Ecken zum Befestigen, 3 x 0,9 m – 25 Euro S 054______ FlyerDIN A5 – kostenlos K260______ Plakat „Mehr Tempo beim Atomausstieg!“DIN A2 – kostenlos S055ZAHLEN ÜBERZEUGENBestell und verteile die Postkarten –jeweils mit Informationstexten auf den Rückseiten.______ Postkarte „Von 9 AKW will Merkel in 4 Jahrennur 1 abschalten“ DIN A6 – kostenlos K257______ Postkarte „Genug Strom auch ohne Atom“DIN A6 – kostenlos K258______ Postkarte „21 Gaskraftwerke stillgelegt, 9 AKWnoch immer am Netz“ DIN A6 – kostenlos K259______ Anti-Atom-Fahne90 x 60 cm, aus wetterfestem Fahnenstoffmit abgenähtem Tunnel zum Einstecken einerFahnestange – 7 Euro S003STROMPREIS-DEBATTEHAUPTSACHE, DER STROM IST BILLIG? ______ Plakat A3 – kostenlos K163______ Postkarte A6 – kostenlos K164DIESER STROMPREIS IST ZU HOCH. ______ Plakat A3 – kostenlos K165______ Postkarte A6 – kostenlos K166SOLLEN UNSERE KINDER DIE STROMRECHUNG ZAHLEN? ______ Plakat A3 – kostenlos K167______ Postkarte A6 – kostenlos K168ALLES UNTER KONTROLLE?______ PlakatDIN A2 – kostenlos K244______ Plakat „Von 9 AKW will Merkel in 4 Jahrennur 1 abschalten“ DIN A2 – kostenlos K249______ Plakat „Genug Strom auch ohne Atom“DIN A2 – kostenlos K248______ Plakat „21 Gaskraftwerke stillgelegt, 9 AKWnoch immer am Netz“ DIN A2 – kostenlos K247______ FlyerDer Flyer klärt über die Machtlosigkeitdes Katastrophenschutzes auf undenthält Ideen, was jede/r tun kann, um das Abschaltenzu beschleunigen. DIN A6, vierseitig – kostenlos K184LUFTBALLON-AKTION AM 16.11.______ Flyer zur Aktion– kostenlos K262Mehr Materialien zum Thema Katastrophenschutzauf www.ausgestrahlt.de/shop<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 11


Ausgefüllten Bogen bitte per Post an .ausgestrahlt, Marienthaler Straße 35, 20535 Hamburg oder per Fax an 040/2531 89 44.ATOMMÜLL-LANDSCHAFT______ Landkarte mit allen AKW,Atommüll-Lagern, Atomfabriken,Forschungsreaktorenund stationiertenAtomwaffenHerausgegeben von derAtommüll-konferenzDIN A1 – 3 Euro K256______ „Atommüll - Eine Bestandsaufnahmefür die Bundesrepublik Deutschland“Sorgenbericht der Atommüll-Konferenz (Aug. 2013)Umfangreiche Bestandsaufnahme aller bekanntenOrte der Bundesrepublik, an denen Atommüll produziertwird oder lagert. Über 90 Standorte hatUrsula Schönberger von der ArbeitsgemeinschaftSchacht KONRAD in Form von Datenblättern abgebildetund so den Atommüll „sichtbar“ gemacht.DIN A4, 272 Seiten – 15 Euro B035.ausgestrahlt-RUNDBRIEF______ <strong>Rundbrief</strong>e – kostenlos B008WEIHNACHTSGESCHENKEGeschenkkarte für Spende an .ausgestrahlt mit eingedrucktemSpendenbetrag und Platz für einen persönlichen Gruß von Dir______ GeschenkkarteKlappkarte A6 –25 Euro F003______ GeschenkkarteKlappkarte A6 –50 Euro F004______ GeschenkkarteKlappkarte A6 –100 Euro F005______ Buch „Die Lieder, das Töten“Ein Super-GAU mitten in Europa.Der neue Roman von André Pilz – fesselndwie ein Thriller, erschreckend wie die Realität.André Pilz, 424 Seiten, Haymon 2012 –424 Seiten, 19,90 Euro L005Mehr Bücher auf www.ausgestrahlt.de/shop______ Cappuccino-SchabloneDiese Anti-Atom-Sonne toppt jedes(vor-)weihnachtliche Heißgetränk mitSchaumkrone: Schablone drüberhalten,Kakao drauf streuen, fertig!Aus spülmaschinenfestem Edelstahl, Ø 9,5 cm,Motivgröße 6 cm – 5,00 Euro S008______ StoffbeutelZeige auch beim Einkaufen, dass DuAtomkraftgegnerIn bist. Der Stoffbeutelmit der Anti-Atom-Sonne istfair produziert und gehandelt undbesteht aus 100% Baumwolle. Mitweißem .ausgestrahlt-Schriftzugauf der Rückseite und extra langenHenkeln – 5 Euro S 028Vor- und Nachname:Straße und Hausnr.:PLZ und Ort:E-Mail:Telefon für Rückfragen:Ich bestelle die Materialien wie eingetragen und bitte um Lieferung an oben angegebene Adresse. Es fallen zusätzlich 4,50 Euro fürVersand und Verpackung an. Ich überweise nach Erhalt der Lieferung und Rechnung.Bitte schickt mir regelmäßig kostenlos: per Post den .ausgestrahlt-<strong>Rundbrief</strong>; den E-Mail-Newsletter.Datum, Unterschrift:12.ausgestrahlt


AuslandOhne Atomkraft in DänemarkAuf dem Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien, aber …Der <strong>22</strong>. März 2012 ist ein Meilenstein inder dänischen Energiepolitik. An diesemTag beschloss eine breite Mehrheit im Folketinget,dem dänischen Parlament, dasZiel, bis 2020 die Hälfte des Strombedarfsdurch Windkraft zu decken. Bis 2050 sollder komplette Energiebedarf für Heizung,Strom, Industrie und Transport durch erneuerbareEnergien gedeckt werden. Unteranderem soll die Umstellung von Kohlekraftwerkenauf Biomasse forciert undBiogas mehr gefördert werden. Stück fürStück sollen zudem alle Öl-, später auchalle Erdgasheizungen verschwinden, zumGroßteil ersetzt durch Fernwärme aus denausgedehnten und weiter wachsendenWärmenetzen.Das Abkommen, dem nur die „LiberaleAllianz“ nicht zustimmte, die für Atomkraftist, sieht unter anderem den weiterenAusbau der Windkraft vor, die aktuell bereits30 Prozent des Strombedarfs deckt.Geplant sind 1.000 Megawatt offshore,zusätzlich 500 Megawatt „near-shore“, dasheißt vier bis 20 Kilometer vor der Küste,sowie weitere 500 Megawatt an Land. Leiderjedoch hat die Regierung beschlossen,alle Windparks im Meer, auch die ufernahen,per Ausschreibung zu realisierenanstatt über einen Einspeisetarif. SolcheAusschreibungen haben die Entwicklungder Offshore-Windkraft in Dänemark schonin der Vergangenheit verzögert und verteuert.Einsparziel für EnergieversorgerUm die Energieeffizienz zu erhöhen,hat die Regierung die Energieversorgerverpflichtet, Strom, Gas und Fernwärmeeinzusparen. Bei größeren Kunden sinddiese schon bemüht, den Energieverbrauchzu drosseln. Bei Haushaltskunden nichtso sehr – deren Beratung ist aufwändiger.Hausbesitzer können von den Energieversorgerneinen kleinen Zuschuss für eineenergetische Sanierung erhalten. Da vielejedoch davon erst erfahren, wenn sie dieSanierung schon beschlossen haben, entstehtdadurch kein zusätzlicher Anreiz.Als das Energie-Abkommen verhandeltwurde, gab es gerade einen dänischerSolar-Boom: Sinkende Preise drückten dieGrönlandNarsaq FjeldAmortisationszeit für Solaranlagen auf unterzehn Jahre, Otto-Normal-BürgerInnenbegannen, zu investieren. Den Strom, densie produzierten, konnten sie mit dem eigenenVerbrauch verrechnen. Bereits imHerbst 2012 jedoch schaffte die Regierungdas „net metering“ genannte Fördersystemwieder ab. Bis dahin hatten 60.000 FamilienFotovoltaik-Anlagen auf ihre Dächermontiert. Neue, zudem weniger günstigeFörderregeln verzögerten sich, weil dieEU zustimmen musste. Das ließ den Haushaltsmarktzusammenbrechen, währendnun Investoren versuchen, mit Großanlagendie neuen Regeln auszunutzen.Ein Problem für Dänemarks „Energiewende“ist der niedrige Preis für CO 2-Verschmutzungsrechte. Im Zusammenspielmit den sinkenden Kohlepreisen hat dasetwa die Umstellung einiger Kohlekraftwerkeauf Biomasse weiter verzögert. DemZiel, den Ausstoß von Treibhausgasen von1990 bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren,hat das Energieabkommen Dänemarkdeutlich näher gebracht. Aktuell läuft dieDiskussion darüber, wie die letzten sechsProzent erreicht werden sollen. Denkbarwäre ein weiterer Ausbau der Windkraftund mehr Energieeffizienz, aber auch eineDänemarkKopenhagenVerringerung des Methanausstoßes aus derLandwirtschaft etc. Ein Klimagesetz istebenfalls geplant.Die Erfindung der Anti-Atom-SonneIn den 1970ern, nach der Ölkrise,wollte auch Dänemark AKW bauen. Einestarke Protestbewegung – die auch dieweltberühmte Anti-Atom-Sonne erfand –verhinderte dies: 1985 entschied das Folketing,keine AKW zu bauen. Daraufhin wurdenauch die Planungen für Uranminen inGrönland gestoppt. 2009 erlangte die Inselgrößere Autonomie und kann nun auchüber ihre Bodenschätze entscheiden. ImMärz 2013 gewannen konservative Parteiendie Wahlen. Die neue grönländische Regierungunterstützt die Entwicklung eineskombinierten Abbaus von Uran- und seltenenErden in Kvanefjeld in Süd-Grönland.Ende Oktober wird das grönländische Parlamentüber die Abschaffung der Verordnungdiskutieren, die den Uran-Abbau untersagt.Falls die Entscheidung für den Abbau fällt,steht die dänische Regierung vor einerschwierigen Frage: Soll sie der Selbstverwaltunggestatten, Uran abzubauen, oderdies – unter Berufung auf sicherheitspolitischeErwägungen – untersagen?Gunnar Boye Olesen und Hans Pedersen,VedvarendeEnergiwww.ve.dk<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong> - Herbst 2013 13


Vorbilder„Wir haben richtig Wind unter den Flügeln“Beate Gersbeck, 53, Ex-Naturkosthändlerin und Flugbegleiterin, klopft mit „Atomausstieg Groß-Gerau“ Politikern auf die Finger und baut mit einer Genossenschaft selbst an der EnergiewendeAnfang der 1980er gab es Pläne für eine WAA im Westerwald,in Merenberg. Da schossen die Bürgerinitiativenaus dem Boden. Wir haben Veranstaltungenund Infostände gemacht. Ein kleines Erdbebenkam uns zu Hilfe: Die Stimmung kippte, derStandort wurde fallengelassen. In den Jahrendanach habe ich mich mit anderen Themenbeschäftigt. Als aber die Laufzeitverlängerungbeschlossen werden sollte, hat es mich wiedergepackt, da musste ich dringend zur großenDemo nach Berlin und suchte einen Bus. So bin ichin die Gruppe hier reingerutscht.Wir sind 15–20 Aktive, jede/r bringt unterschiedlicheFähigkeiten mit. Unseren Newsletter verschicken wir an 180 Adressen.Seit 2010 machen wir jedes Jahr mehrere Veranstaltungsreihenmit Vorträgen, von „Lohnen sich PV-Anlagen auch 2013 noch?“über „Atommüll in Biblis“ bis zu „Wie radioaktiv ist meine Bank?“.Vorher und hinterher machen wir immer ordentlich Pressearbeit, soerreichen wir viel mehr Leute <strong>als</strong> mit der Veranstaltung an sich.Auch die Politiker kriegen so mit, dass da immer noch welche unzufriedensind und nicht locker lassen. Vor den Wahlen haben wirFragenkataloge an alle KandidatInnen verschickt, die Ergebnisseauf der Webseite dokumentiert. Die Zugriffe sind nachoben geschnellt.Wenn wir zu Biblis was machen, kriegen wir oft zuhören: „Das ist doch jetzt rum, der Ausstieg beschlossen,die Energiewende läuft.“ Da geht unsnatürlich der Kamm hoch. Das ist eine bewusst gestreuteF<strong>als</strong>chinformation. Dahinter stecken Lobbyistenetwa der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“,die massiv gegen die EnergiewendeStimmung macht.Vor einem Jahr haben einige von uns einen Anstoßeines Energieberaters zur Gründung einer Energiegenossenschaftaufgegriffen. Wir waren auf einen Schlag30 Leute. Nur drei Monate nach dem ersten Treffen haben wir gegründet,fast zeitgleich ging unsere erste PV-Anlage ans Netz. Inzwischensind wir bei der siebten, insgesamt knapp 200 KilowattSpitzenleistung, alles ohne Banken. Als nächstes wollen wir einBlockheizkraftwerk bauen, wir träumen von einem Windrad. Miteinem Kühlhausbetreiber sind wir im Gespräch wegen einer weiterenSolaranlage, der könnte den Strom gleich selbst verwerten. Auchzur Demo in Berlin am 30.11. werden wir einen Aufruf machen. Wirhaben richtig Wind unter den Flügeln. www.atomausstieg-gg.deFoto: privat„Wir wollen alles über jeden Riss erfahren“Jörg Schellenberg, 42, Projektleiter im IT-Bereich, streitet mit dem Aachener Aktionsbündnisgegen Atomenergie für die endgültige Stilllegung des rissigen Reaktors im belgischen TihangeFukushima war so ein Wendepunkt für mich: Dass mannicht mehr schweigen will, sondern sich engagierenmuss. ich bin zu den Demos und Montagsmahnwachengegangen, da hat sich das AachenerAktionsbündnis gegen Atomenergie gegründet.Ich habe den Fokus auf das AKW Tihange gelegt,65 Kilometer westlich von hier.In Tihange-2 und Doel-3 sind Risse gefundenworden, über 2.000, in Doel-3 über8.000. 2012 habe ich deswegen Kontakt zumAbteilungsleiter Reaktorsicherheit bei der belgischenAtomaufsicht aufgenommen und mich mitihm in Brüssel verabredet. Einen Tag später ruft er an:Das Treffen könne leider nicht stattfinden, er dürfe nicht mitDeutschen reden – Vereinbarung zwischen Belgien und Deutschland.Dagegen haben wir Protest eingelegt: Uns steht nach derAarhus-Konvention offener Zugang zu Informationen zu, unabhängigdavon, wo wir wohnen. Die Presse hat das aufgegriffen,das gab gehörigen Druck. Inzwischen haben wir einen Katalogvon 60 Fragen. Wir wollen die genaue Stelle jedes Risses undseine Ausdehnung erfahren, damit wir das mit eigenen Expertenbegutachten können. Bisher verweigert man uns das:„Firmengeheimnis“ von Electrabel. Wir überlegennun, wie wir dagegen klagen.Die Reaktoren sind im Juni wieder ans Netzgegangen. Mit dieser Kaltblütigkeit hatte ichnicht gerechnet. Es gibt einen vorläufigenund einen Abschlussbericht zu den Rissen. Inden Fakten unterscheiden sie sich fast nicht,nur in den Schlüssen: Der Abschlussberichtsagt auf einmal, dass man die Reaktoren dochweiterbetreiben könne. Kein Wunder: Es gab einenWechsel in der Leitung der Atomaufsicht. Dervorherige Leiter hatte der Presse gesagt: „Ich bin mirnicht sicher, ob das mit Kernenergie gepaarte Risiko heutenoch tragbar ist.“ Danach war er schnell weg vom Fenster. SeinNachfolger ist ein früherer Leiter des AKW Doel …Wir organisieren auch Straßenproteste. Im Zuge der Mahnwachensind Kontakte nach Belgien entstanden. Im September2011 haben wir die erste gemeinsame Demo in Tihange gemacht.Zum Fukushima-Jahrestag 2013 waren wir auch dort. Und gegendas Wiederanfahren haben wir mit 500 Leuten am Drei-Länder-Punkt in Aachen protestiert. Sehr symbolisch, denn Strahlungmacht an der Grenze nicht halt. www.anti-akw-ac.deFoto: privat14.ausgestrahlt


„Die Suche endet hier“Christoph Hubrich, 25, Student in visueller Kommunikation in Weimar, sorgte mit seiner fiktiven„Bürgerinitiative Endlager Suhl“ für Aufsehen weit über die thüringische Kleinstadt hinausFür meine Bachelorarbeit der visuellen Kommunikationwollte ich was mit aktuellem Bezug machen,etwas, das die Leute erreicht. Anfang desJahres war oft das Endlagersuchgesetz in denNachrichten. Da war immer die Rede davon,dass die Bevölkerung mit einbezogen werdensollte. Ich habe mich gefragt, wer denn fürein Endlager sein soll und wie das aussehenkönnte. Also habe ich nach einer passendenStadt gesucht. Nicht zu groß, damit der Plakatieraufwandnicht so groß würde, aber auch nichtzu klein, damit die Sache nicht gleich auffliegen würde:Suhl. Vorteil war auch, dass es da lange Zeit Bergbaugab, nach der Wende viel zu Bruch gegangen ist und es auchkeine Unis oder so für junge Leute gibt. Diese schlechten Bedingungenqualifizierten die Stadt: Ist man in Suhl tatsächlichbereit, die von mir versprochenen neuen Arbeitsplätze und Geldgegen den Atommüll einzutauschen?Als nächstes habe ich mir eine Person ausgedacht, die eine„Bürgerinitiative Endlager Suhl“ initiieren könnte, und das getan,was diese vermutlich tun würde: ’neWebseite schalten, wo drinsteht, wer wirsind, was wir wollen und die Argumentenatürlich. Zwei Wochen später wurde diesedann mit Plakaten in Suhl beworben, mitverschiedenen Sprüchen drauf. So Sachenwie „Euer Müll ist unsere Chance“, „Zukunftgestalten, Müll verwalten“ oder „DieSuche endet hier“. Damit bin ich in Geschäfterein und habe gesagt: „Ich kommevon einer Bürgerinitiative, wir wollen,dass sich Suhl an der bundesweiten Endlagerdebattebeteiligt.“ In 90 Prozent derFälle durfte ich die Plakate sofort aufhängen.Später habe ich noch Transparenteüberall in der Stadt aufgespannt, auf denenfiktive Bürger zu der Idee Stellungnehmen, pro und contra – damit die Leutedenken, dass es ein echtes Thema istim Ort. Und schließlich habe ich noch'ne Menge Aufkleber hinter die Scheibenwischervon Autos geklemmt. Daraufhinhaben plötzlich viele Journalistenbei meinem Internet-Hoster angerufen,wollten wissen, was es mit der Bürgerinitiativeauf sich hat. Die Drohungen einesAnwalts haben mich schließlich dazu gebracht,dass ich das Rätsel auf der Websiteaufgelöst habe, damit das niemand mehrf<strong>als</strong>ch verstehen kann. Wobei ich michjetzt frage, was daran laut Endlagersuchgesetz undfreier Meinungsäußerung f<strong>als</strong>ch gewesen sein soll.Es ist ja so: Probleme, die mich nicht selbstbetreffen, sind mir schnurz. Holt man aberdas Problem dorthin, wo die Leute leben, undkonfrontiert sie damit, dann kann man mit’ner guten Idee auch schon mit so wenigenMitteln die Menschen zum Nachdenken anregen.Das Presseecho war echt enorm, im Webdiskutierten die Leute darüber, selbst das Bundesamtfür Strahlenschutz war an einem Erfahrungsaustauschinteressiert. Das war mir aber zu viel.Ich war nie Umweltaktivist; zwar schon immer gefühltgegen Atomkraft, hatte mich aber bis dahin nur wenig damitbeschäftigt. Mein Projekt zeigt ganz gut, dass sich unter den jetzigenBedingungen wahrscheinlich niemand bereiterklären wird,diesen Müll bei sich zu lagern. Im Vorfeld hatte ich in Suhl auchein paar Leute interviewt. Alle haben gesagt, sie hätten das Vertrauennicht, wenn da wirklich jemand käme. Da ist um Gorlebenherum zu viel Mist passiert. www.endlagersuhl.deFoto: privatAnzeige<strong>Rundbrief</strong> <strong>22</strong>15


Wenn Du umziehst, sende uns Deine neue Adresse! Der <strong>Rundbrief</strong>wird trotz Nachsendeantrag von der Post nicht weitergeschickt.Impressum.ausgestrahltMarienthaler Straße 3520535 Hamburginfo@ausgestrahlt.dewww.ausgestrahlt.deSpendenkonto.ausgestrahlt e.V.Nr. 2009306400 | BLZ 430 609 67GLS GemeinschaftsbankIBAN: DE 51 4306 0967 2009 3064 00BIC: GENODEM1GLSRedaktion: Jochen Stay, Stefan Diefenbach-Trommer | Mitarbeit: Armin Simon, Carolin Franta, ChristianeKnoppe, Gunnar Boye Olesen, Hans Pedersen, Luise Neumann-Cosel, Pauline Geyer, Tobias Darge, Ute BruckartLayout: www.holgermmueller.de | Druck: Vetters, Radeburg. Gedruckt auf Recyclingpapier | Auflage: 47.000V.i.S.d.P.: Jochen StaySpenden schenkenAbschalten, und das nicht nur zu WeihnachtenAlle Jahre wieder: Bald steht Weihnachtenvor der Tür, Du willst einem liebenMenschen etwas schenken. Nur hat deroderdiejenige schon so ziemlich alles,was man brauchen könnte. Und Du willstauch nichts Unnützes schenken. KennstDu das?Für diesen Fall bieten wir Dir jetzt eineAlterative an: Du „verschenkst“ eine Spendean .ausgestrahlt. Wie das geht? So: Du„kaufst“ Dir im .ausgestrahlt-<strong>Shop</strong> eine Geschenkkarteim Wert von 25, 50 oder 100Euro. Die „Kaufsumme“ ist die Spende. Mitder Karte kannst Du dem/der Beschenktenmitteilen, dass Du uns unterstützt, umihm/ihr eine Freude zu machen. Die Höheder Spende ist auf der Innenseite eingedruckt,daneben ist genug Platz für einenpersönlichen Gruß von Dir. Am Ende freutsich nicht nur der oder die Beschenkte,sondern wir alle: wenn das nächste AKWvom Netz geht. Die Karten gibt’s online inder Rubrik „Weihnachtsgeschenke“ unterwww.ausgestrahlt.de/shop – oder mit demBestellzettel auf Seite 12.Energiewende-Blog• Kohlelobby und Erneuerbare-Energien-Rekord• Wärmedämmung statt Atomkraft• Netzentscheid: Hamburg sagt„Tschüss Vattenfall“• Karlsruher Institut of Technology(KIT) auch weiterhin strahlend• Netzausbauplan rechnet mit enormerÜberkapazitätBewegungsmelder• Vattenfall will Geld für Pannen-AKW• Drei neue Studien: grenznahe AKWunsicher• Internationales Uranium Film Festival:Aus Rio de Janeiro nach München• AKW Gundremmingen: Spaltelementein Block B und C undicht?Wer ist .ausgestrahlt?.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation. Wir unterstützen AtomkraftgegnerInnen,aus ihrer Haltung öffentlichen Protestzu machen. Wir machen Aktionsangeboteund stellen Materialien und Hintergrundinformationenzur Verfügung. Mach mit!Regionalkontakt gesucht?Auf www.ausgestrahlt.de/regional findest DuAdressen von Gruppen, die gegen Atomenergieaktiv sind und die mit .ausgestrahlt zusammenarbeiten.Dort stehen auch Termine regionalerAnti-Atom-Aktionen. Du kannst EureTermine dort veröffentlichen.Warum wir Du schreibenWir meinen: Wer zusammen arbeitet, duzt sich.Meistens. Viele Aktive fänden ein „Sie“ sehrdistanziert. Also: Sei willkommen in der Anti-AKW-Bewegung!Unterstützung für Anti-Atom-InisOb zur Aktionsplanung oder für Gruppenprozesse:.ausgestrahlt vermittelt eurer Gruppeerfahrene TrainerInnen und ModeratorInnen.Willst Du eine neue Gruppe gründen,bieten wir Dir an, per E-Mail an Adressen inder Region eine Einladung zu verschicken..ausgestrahlt braucht FörderInnen1.815 Förderer und Förderinnen spenden bereitsregelmäßig für die Arbeit von .ausgestrahlt –vielen Dank! Wenn auch Du .ausgestrahlt regelmäßigunterstützen möchtest, klick auf www.ausgestrahlt.de/foerdererE-Mail-Newsletter für aktuelle InfosUm auf dem Laufenden zu bleiben und rechtzeitigvon neuen Aktionen, Materialien, Terminenund atompolitischen Entwicklungen zuerfahren, solltest Du auf www.ausgestrahlt.deden kostenlosen E-Mail-Newsletter von .ausgestrahltabonnieren.Atommüll-Blog• Heimlicher Atomtransport nachGorleben• Atommüll-Frachter wieder in HamburgFukushima-Blog• 40.000 gegen Atomkraft in Japan• Pflugbeil: „Die Wahrscheinlichkeit, dassdie Rettung gelingt, geht gegen Null“Mehr lesen: www.blogs.ausgestrahlt.de

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